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DAS GYMNASIUM ZU ST. MARIA MAGDALENA BEBAUT I.J. 1710.
1
OjuuJ. . ji . /Xf
I
Festschrift
zur
250jährigeii Jubelfeier
i
des
Gpasiiis zn St laria Magdalena
ZU Breslau
am SO. April 1893.
Herausgegeben
von dem
Lehrerkollegium der Anstalt.
Breslau.
Druck der Breslaner Genossensehafts-Buchdrackerei, e. O. m. n. Hr
1893.
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VA.-''>^A.-CL
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Inhalts -Verzeichnis.
I. Teil.
Beiträge zur Geschichte des Gymnasinnis zu St. Maria Magdalena.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister 1
II. Teil.
Bektor Manso im Xenienkampfe. Vom Oberlehrer Dr. Julias Troeger 1
U im Nachsatz bei Herodot. Vom Oberlehrer Dr. Sagawe 27
Uriel Acosta. Eine Skizze von Oberlehrer Dr. Walter YoUnnann • . 55
Meletius und Orion. Vom Professor Dr. Albert Winter 91
^ De Senecae tragoediarum nulgari lectione (A) constituenda. scripsit
R. Peiper 125
Über einen neuen Inhaltskörper der Siebröhren einiger Leguminosen.
Von Carl Staritz 181
•c^N^-
Beiträge zur Geschichte
des Gymnasiums zu 8t. Maria Magdalena.
Vom
Professor Dr. Ferdinand Meister.
V
1. Zur Vorgeschichte des Gymnasiums.
IVlit der Neugrtindung Breslaus zu deutschem Rechte in der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vollzieht sich in den inneren und
äusseren Verhältnissen der Stadt ein bedeutsamer Umschwung.*) Die
Kaufmannschaft, ebenso wie der Adel und die Geistlichkeit im wesent-
lichen aus den von Westen her eingewanderten Deutschen hervorge-
gangen, überlässt das Kaufhaus der Deutschen, welches an dem Markt-
platz der alten Stadt an der Stelle, wo jetzt das Oberlandesgerichts-
gebäude steht, gelegen war, dem Herzog Heinrich HI. und dieser
weist ihr zur Entschädigung den Platz an, welcher jetzt den ßing,
den Mittelpunkt der Stadt, bildet. In weitem Umfang erheben sich
nun die drei-, vier- und fünfstöckigen, zum Teil mit Malereien ver-
zierten Häuser, die zu ebener Erde liegenden Räume sind gewöhnlich
vergittert, die Keller dienen zu Speichern und Kaufgewölben; hinter
dem Ringe befinden sich nur die Hinterhäuser mit schmalen Gassen.
Von dem Ringe getrennt wird der Salzring, der heutige Blticherplatz,
angelegt; derselbe ist hauptsächtich für die polnischen Fuhrleute be-
stimmt, welche der Stadt das Salz aus Wiliczka zuführten. Fast
unmittelbar an dem Ringe stand die vielleicht noch vor 1241 gegrün-
dete Kirche zu St. Maria Magdalena, und nicht lange währte es, so
erhob sich an der nordwestlichen Ecke des Ringes die Kirche zu
St. Elisabeth Breslau war bereits ein ansehnlicher Handelsplatz ge-
worden; hier machten deutsche Kauf leute gern halt und waren erstaunt,
mitten unter Slaven eine deutsche Kulturstätte zu finden; dies war
der äusserste Punkt, bis zu welchem sie sich vorwagten, was dahinter
lag, war ihnen unbekannt und was sie davon hörten, konnte sie nicht
reizen, es aufzusuchen. Sie waren froh, wenn sie hier ihre Waren
niederlegen und verkaufen durften. In ähnlicher Lage befanden sich
die Kaufleute des Ostens. So wurden die Produkte des Ostens und
*) Grünhagen, Geschichte Schlesiens, 1884 I. S. 58 ff.
4 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Westens in grossen Massen in Breslau aufgestapelt, die Breslauer
Kaufleute tibernahmen die Vermittelung und den Vertrieb der Waren
und knüpften zu diesem Zwecke persönliche Beziehungen in Nürnberg,
in Venedig, in Krakau und anderen grossen Handelsplätzen an. Sie
waren mit den Verhältnissen und Bedürfnissen der Käufer genau be-
kannt; alles, was ihnen zugeführt wurde, konnten sie, ohne sich in
gewagte Spekulationen einlassen zu müssen, gut verwerten. Je mehr
der Handel sich erweiterte, desto mehr stieg auch der Wohlstand der
Stadt und die Kaufleute rechneten zum Teil mit grossen Summen, beson-
ders in späterer Zeit, als ein Privilegium Herzog Heinrichs IV. der Stadt
das alleinige Recht der Niederlage verliehen hatte. An dem Wohlstande
nahmen alle Klassen der Bevölkerung teil, besonders der Stand der
Handwerker, welche sich zu Innungen zusammengeschlossen hatten
und ihren Vorteil gut zu wahren verstanden. Aber die Bürgerschaft
ging nicht auf in der Sorge für Erwerb und Gewinn oder in behag-
lichem Oenuss, sondern in der Überzeugung, dass ohne Religion das
Leben keinen Wert habe, dass das glücklich Errungene nur durch
Bildung erhalten und vermehrt werden könne, gründete sie zugleich
Kirchen und Schulen, welche auf das engste mit einander verwachsen
waren. Es war bisher in Breslau nur eine einzige Schule und zwar
auf dem Dome. Dieselbe genügte so lange, als die Stadt auf den
bisherigen Umfang beschränkt war, mit der Neugründung der Stadt
änderte sich dies und bald stellte sich das Bedürfnis nach einer Schule
in der Nähe der neuen Ansiedelung heraus. Rat und Bürgerschaft
wandten sieh an den Kardinal Guido, welcher gerade in Breslau
anwesend war, um an einer Synode der polnischen Bischöfe teil zu
nehmen*), und trugen diesem ihr Anliegen vor. Sie baten um die Er-
laubnis, bei der Kirche zu St. Maria Magdalena eine Schule errichten
zu dürfen, und begründeten ihre Bitte damit, dass der Schulweg bis
zu der vor dem Thore gelegenen Domschule zn weit, bei dem starken
Verkehr in den engen Strassen und auf den schmalen, baußtlligen
Oderbrücken besonders für die jüngeren Schüler nicht nur beschwer-
lich, sondern geradezu lebensgefährlich sei. Der Kardinal ging be-
reitwilligst auf das Gesuch ein, in vollem Einverständnis mit dem
Bischof und dem Domkapitel gab er zu der Gründung der Schule
seine Zustimmung und knüpfte nur die Bedingung daran, dass der
Leiter derselben von dem Domscholasticus ernannt werden solle; er
^) Vgl. Markgraf : Ȇber die Legation des Guido tit. St. Laurentii in Lucina
presbyter cardinalis, 1265—1267« in der Zeitschr. d. Ver. f. Geschichte und Alter-
tum Schlesiens Bd. V S. 81—106.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 5
stellte eine Urkunde unter dem 12. Februar 1267 aus, welche in dem
städtischen Archive unter M. 1^* aufbewahrt wird und folgenden
Wortlaut hat: Frater Guido miseratione diuina titul. sancti Laurentii in
Lucina presbyter cardinalis. apostolice sedis legatus, dilectis in Christo
filiis, consulibus et ciuibus Vratislauiensibus universis, salutem in
domino. Ad nostrum spectat officium, ut quorunlibet subditorum
nostrorum et precipue devotorum quieti et tranquillitati prouidere,
et eorum incommodis precauere, quantum cum deo et justicia possu-
mus, studeamus. Sane in nostra proposnistis presentia constituti, quod
pueri uestri et maxime paruuli frequentantes scolas extra muros ci-
uitatis Vratislauiensis, dum ad easdem scolas accedunt, tum propter
locorum distantiam ac passus et aecessus difficiles, qui sunt in ponti-
bus strictis et fractis super flumina, tum etiam propter multitudinem
hominum, curruum et equorum per predictos pontes et uiam frequenter
et assidue transeuntium, multa dispendia et incommoda substinent,
non sine magno propriarum periculo personarum. Quare nobis humi-
liter supplicastis, ut uobis et pueris uestris paruulis in posterum pro-
uidere et contra predicta incommoda salubre remedium adhibere
patema sollicitudine dignaremur. Nos igitur uestris deuotis precibus
fauorabiliter inclinati, uenerabilis patris Thome Yratislauiensis episcopi,
Nicholay decani, Gerlay scolastici, totinsque Yratislauiensis ecclesiae
capituli, quos predictum tangebat negotium, assensu super hoc expres-
sius requisito, plenius et obtento, cum eisdem episcopo, decano, scola-
stico et eapitulo Yratislauiensi ita duximus ordinandum scilicet, ut infra
muros ciuitatis Yratislauiensis juxta ecclesiam sancte Marie Magdalene
scole fiant, in quibus pueri paruuli doceantur et discant alphabetum
cum oratione dominica et salutationem beate Marie uirginis, cum symbolo
psalterio et Septem psalmis, discant etiam ibidem cantum, ut in ecclesiis
ad honorem dei legere ualeant et cantare. audiant etiam in eisdem
scolis Donatum, Gathonem et Theodolum ac regulas pueriles. Qui
predicti pueri si maiores libros audire uoluerint, ad scolas sancti
Johannis in Castro Yratislauiensi se transferant uel quocunque uoluerint
et eis uidebitur expedire. Hoc autem omnino uolumus obseruari, quod
scolasticus ecclesiae cathedralis, qui erit pro tempore, rectorem in
predictis scolis ciuitatis utilem et aptum pueris instituat et prefigat.
Nulli ergo omnino hominum liceat hanc paginam nostre ordinationis,
concessionis uel constitutionis infringere, uel ei ausu temerario con-
traire. äi quis autem hoc attemptare presumpserit, indignationem
omnipotentis dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eins se no-
nerit incursurum. Datum Yratislauiae II. Idus Februar, pontificatus
domini Glementis pape quarti anno secundo.
6 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Wie wir aus dieser Urkunde ersehen, soll in der neuen Schule
Tor allem Lesen und Schreiben, das Vaterunser, das Avemaria, der
Rosenkranz und die sieben Busspsalmen gelernt werden. Die Kirche
legte Wert darauf, dass sich die Kinder die Gebete, welche ein ge-
meinsames Kleinod der gesamten Christenheit waren und ihr Leitstern
für das ganze Leben sein und bleiben sollten, im zartesten Alter an-
eigneten, dass ihre Mahnungen bestimmenden Einfluss auf Geist und
Herz der Gläubigen ausübten, sie legte aber auch Wert darauf, dass
in der Schule der Gesang gepflegt wurde, damit durch ihn der Gottes-
dienst gehoben wtlrde, sie sorgte ferner dafür, dass die Schüler so
weit vorgebildet wurden, um den Priester zu unterstützen und, wie
es vielfach üblich war, der Gemeinde von dem hohen Chore der Kirche
einzelne Psalmen vorzulesen. Daneben wurden auch die Anfangs-
gründe der lateinischen Sprache gelehrt; die Hilfsmittel, deren man
sich bediente, die Schulbücher, waren recht dürftig. Das erste, Dona-
tus, ist erwachsen aus den gelehrten, zur Einführung in die lateinische
Sprache wenig geeigneten Schriften des Donatus, eines Grammatikers
des 4. Jahrhunderts; es hat sich lange in der Gunst der Schule be-
hauptet und besonders nach Erfindung der Buchdruckerkunst eine
weite Verbreitung gefunden. Das zweite, Cato, ist eine im Mittel-
alter entstandene Sammlung von poetischen und prosaischen Denk-
sprüchen des Dionysius Cato de moribus, welche den Kindern, wenn
sie einige Kenntnis des Lateinischen erlangt hatten, von dem
Lehrer vorgesagt, von den Schülern nachgesprochen und auf diese
Weise gelernt wurden. Auch dieses Buch hat sich lange in den
Schulen erhalten. Das dritte ist Theodulus, eine im 10. Jahrhun-
dert von einem Unbekannten verfasste Sammlung von 350 Hexame-
tern, deren letzte Silbe sich auf die Arsis des dritten Versfusses reimt.
In der Manier der Darstellung sich an Virgils Eklogen anlehnend,
zeigt dies Gedicht den Einfluss der Zeit, in der es entstanden; es
enthält neben dem mythischen und dem geschichtlichen Stoff eine
Darstellung alttestamentlichen Lebens. So dürftig sein Inhalt auch
war, so vererbte es sich doch von einem Geschlechte zum andern.
Der ungenaue Titel desselben »Egloga theoduli vel theodori vel para-
disi« zeigt, wie wenig Wert jene Zeit auf die Feststellung des Ver-
fassers legte. Mit den regulae pueriles endlich ist vielleicht
das in Hexametern abgefasste Doctrinale des Minoriten Alexander de
Villa Dei aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts gemeint, welches u.
a. auch an der Schule in Liegnitz eingeführt war. Auffallend ist es,
dass das Rechnen nicht als ünterrichtsgegenstand erwähnt wird, wahr-
scheinlich wurde es, ebenso wie das Schönschreiben, durch Privat-
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 7
Unterricht gelernt. In der Stiftangsnrkunde war ausgesprochen, dass
diejenigen Schüler, welche mit diesen Elementarkenntnissen sich nicht
begnügen wollten, die Schule auf dem Dome oder auch eine andere
besuchen sollten«
Auf der Rückseite der Urkunde steht, von sehr alter Hand ge-
schrieben: Nil valet, was Schönborn, ^) dessen Ausführungen ich
folge, auf die letzten Sätze bezieht, in dem Sinne, dass die daselbst
ausgesprochene Bedrohung machtlos und ohne Bedeutung sei. Der
Kardinal Guido hatte allerdings auch den Fall vorgesehen, dass der
neuen Schule irgend welche Hindemisse in den Weg gelegt wurden,
und dem Rate der Stadt eine zweite Urkunde tibergeben M. 1*, welche,
bis auf Anfang und Schluss mit ersterer wörtlich übereinstimmend,
die Schule unter den besonderen Schutz des jeweiligen Bischofs von
Meissen stellt und ihn ermächtigt, gegen denjenigen, welcher wagen
würde, die Stiftung irgendwie anzutasten, mit kirchlichen Strafen ein-
zuschreiten; der Rat hat aber niemals Veranlassung gehabt, von diesem
Schutzbriefe Gebrauch zu machen.
Der Platz, wo die neue Schule stehen sollte, war von vornherein
bestimmt, nämlich nördlich der Magdalenenkirche an der Ecke der
Albrechts- und Altbüsserstrasse. Das Schulhaus enthielt zwei Lehr-
zimmer, eins zu ebner Erde mit 1 1 grossen Fenstern, deren jedes bei-
nahe 200 runde Scheiben hatte, für die unteren Klassen, und ein klei-
neres mit zwei niedrigeren Fenstern für die erste Klasse im oberen
Stockwerk, wo sich auch die Wohnung des Rektors und der Unter-
lehrer befand. Die Wände der Schulzimmer wurden später mit
Sprüchen in deutscher und in fremden Sprachen ausgestattet und
sogar die Aussenwand der Schule mit einer Sonnenuhr und mehreren
Inschriften versehen.
Der Leiter der Schule, der Schulmeister, welcher dem geist-
lichen Stande angehörte, wird von dem Domscholasticus immer nur
auf ein Jahr ernannt, der Rat der Stadt hatte sich aber ausserdem
innerhalb des Jahres vierteljährliche Kündigung vorbehalten; dieser
wählt und entlässt seine Gehilfen (Gesellen, Socii, Signatores, Audi-
tores, Hypodidascali, Locati u. a.) nach seinem Belieben, sobald es
ihm gut scheint. Infolge dessen machte nicht leicht jemand die an-
strengende Thätigkeit an der Schule zu seiner Lebensaufgabe, son-
dern betrachtete sie nur als einen Durcbgangspunkt, die er gern,
') Beiträge zur Geschichte der Schule und des Gymnasiums zu St. Maria
Magdalena in Breslau in dem Programm von 1843 S. 1.
8 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
wenn sich ihm die Gelegenheit darbot, mit einer auskömmlichen Stel-
lung in einem geistlichen Amte vertauschte.
Über die Zahl der Schüler fehlt jeder Anhaltspunkt , man darf
annehmen, dass die Schule sich allmählich füllte und bei dem weiteren
Wachstume der Stadt immer mehr zunahm; vor Überfällung bewahrte
sie die Gründung neuer Schulen, der bei der Kirche zu St. Elisabet
1293, bei der Kirche zum heiligen Kreuz 1298 und einer dritten,
wahrscheinlich vor 1338 , bei dem Sandstifte — aber sichere Nach-
richten fehlen für die ersten hundert Jahre vollständig und erst in
Urkunden aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts,*) welche
kirchliche Stiftungen, Testamentsvollstreckungen u. a. betreflFen, wird
gelegentlich des Rektors, der Lehrer, des Schulhauses gedacht. Auch
im 15. Jahrhundert fliessen die Nachrichten recht spärlich, unter an-
derem wird für 1426 M. Nicolaus Küchenmeister, 1461 M. Nicolai,
1480 M. Benedict als Rektor genannt.
Ein mildthätiger Bürger, namens Nicolaus Scheyteler,*) stiftete in
seinem Testamente vom 5. Mai 1410 sein Haus zum Krankenhaus fUr
die Schüler von St. Maria Magdalena, St. Elisabet und Corpus Christi.
Demselben fielen in der Folgezeit viele Geschenke zu; daraus ent-
stand 1453 das städtische Hieronymispital für kranke Schüler, in
welchem sich 1502 nicht weniger als i-O kranke Schüler befanden,
so dass der Rat sich veranlasst sab, das Hospital durch Ankauf des
Nachbarhauses zu erweitern.^)
Ein Schöppenbrief vom 18. April 1449 (Archiv der Magdalenen-
kirche N. 125d) zeigt, wie sehr die Schüler durch kirchliche Dienst-
leistungen, besonders durch das Singen an Sonn- und Festtagen, so-
wie bei Begräbnissen in Anspruch genommen waren. Die Schule
hatte sich den Anordnungen der Kirche unbedingt zu fügen, der Un-
terricht erlitt häufige Störung und Unterbrechung, aber der Schaden,
welcher daraus erwuchs, kam nicht in Betracht gegenüber dem Segen,
welchen die Kirche für die ihr geleisteten Dienste spendete, besonders
bei der allerdings sehr anstrengenden Thätigkeit zur Feier des Fron-
leichnamsfestes: denn abgesehen von den kirchlichen Gebühren, ge-
währte der Bischof denen, die mit zerknirschtem Herzen gebeichtet,
die Messen und Hören nach Vorschrift gesungen, für jede Messe oder
Hora, an der sie teilgenommen, oder wenn sie wenigstens beim Sin-
gen zugegen gewesen waren, fünf Vaterunser und ebensoviel Ave-
') Schönborn a. a. 0. S. 17 ff und 1844 S. 1 ff.
*) Schönborn a. a. p. 1844, S. 11.
*) Nicolaus Pol, Jahrb. der Stadt Breslau, herausg. von Büsching II, 178.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 9
maria für das Wohl der ganzen Kirche und der Diöcese gebetet hätten,
einen vierzigtägigen Ablass. Aus einer Urkunde von 1459 sehen wir,
dass Schüler im Alter von 20 Jahren in ziemlich grosser Zahl vor-
handen und, ohne die Universität besucht zu haben, notdürftig zum
Empfang der geistlichen Weihen vorgebildet waren. Bei der Menge der
Messen, welche täglich gelesen wurden, bei den vielen Vermächtnissen,
welche gestiftet waren, hatten die anspruchslosen Schüler ihr gutes
Auskommen, sie blieben gern in den ihnen lieb gewordenen Verhält-
nissen und fühlten keinen Drang in sich, einen bürgerlichen Beruf zu
ergreifen, der an ihre Arbeitskraft höhere Anforderungen stellte. Dazu
kam ein anderer Umstand eigentümlicher Art. Das Vagantentum
unter den Schülern, welches seit dem 13. Jahrhundert in Aufnahme
gekommen war, stand noch in voller Blüte. Fahrende Schüler, die
Bacchanten mit ihren Schützen, zogen in die Welt hinaus, um auf be-
rühmten Schulen ihre Studien zu machen. Aus niedrigen Verhältnissen
hervorgegangen, traten sie, häufig ohne alle Mittel, die Reise an, in
Städten und Dörfern zogen sie umher und nahmen die Mildthätigkeit
frommer Menschen in Anspruch, nicht selten aber trieb sie auch die
Not zu Betrügerei und Diebstahl, und lehrte sie, die Leichtgläubigkeit
und den Aberglauben der Leute zu ihrem Vorteil auszubeuten. So
wurden viele von ihnen, die ihren eigentlichen Zweck mehr und mehr
aus den Augen verloren, dem Laster erbarmungslos in die Arme ge-
trieben. Ein wenig erfreuliches, um nicht zu sagen widerliches Bild
von diesen Zuständen erhalten wir aus der Selbstbiographie des
Schweizers Thomas Platter, geb. 1499, welcher 1516 oder 1517
die hiesige Elisabet- Schule besuchte; er schildert mit sichtlichem Be-
hagen das wüste Treiben, welches damals unter den Schülern ge-
herrscht habe, er berichtet, dass etliche tausend Bacchanten und
Schützen zu gleicher Zeit in der Stadt gewesen sein sollen, die sich
alle von milden Gaben nährten, und fasst die Erfahrungen, welche er
hier gemacht, mit den wenigen Worten zusammen: »Summa, da war
Nahrung genug, aber man studierte nicht viel.«*) Wenn wir auch
annehmen können, dass seine Schilderungen übertrieben sind und
hauptsächlich das Thun und Treiben der vagabundierenden Schüler
kennzeichnen, so lässt sich doch nicht in Abrede stellen, dass auch die
einheimischen, über welche das Auge des Vaters und der Mutter
wachte, durch das schlechte Beispiel nicht völlig unberührt blieben.
Bedenkt man aber, dass nicht wenige von diesen jungen Leuten be-
rufen waren, dereinst als Seelsorger und als Lehrer thätig zu sein,
*J Vgl. Gustav Freytag, Ges. Werke Bd. IX, S. 20, 21.
10 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
dass sie, ohne ein geordnetes Familienleben und gate Sitte kennen
gelernt zu haben, in kurzem der Aufgabe gegenüberstanden, Geist
und Seele der Jugend zu bilden, so wird man zugeben müssen, dass
Kirche und Schule übel beraten waren, und sich nicht wundern, dass
beide, unzertrennlich mit einander verbunden, tiefer und tiefer in Un-
wissenheit und Roheit versanken.
Einen neuen Aufschwung nahm das Schulwesen im 15. Jahr-
hundert in dem Westen Deutschlands durch die Brüder des ge-
meinsamen Lebens, die Hieronymianer. Eine ihrer berühm-
testen Schulen war in Lüttich, auf welcher u. a. der Strassburger
Bektor Johannes Sturm den Grund zu seiner nachmaligen Grösse
legte (1473 besuchten sie die Söhne von 9 Königen, 24 Herzögen,
19 Grafen, vielen Baronen und Adligen): nach ihrem Vorbilde waren
u. a. eingerichtet die Schulen in Deventer, Uetrecht, Herzogenbusch,
Brüssel, Löwen, auf deutschem Boden in Wesel, Köln, Trier, Münster,
Osnabrück, Herford, Magdeburg, Kassel. Eigentümlich war ihnen das
streng geregelte Klassenlehrersystem und die Jahreskurse, die feier-
lichen Versetzungen und Schulprämien, die hohe Wertschätzung des
klassischen Altertums und die Anlehnung an Italien, vor allem aber
die wohlwollende und freundliche Behandlung der Schüler. Der Ruf
dieser Schulen drang auch nach dem fernen Osten, der Name des
Thomas a Kempis, Kanonikus in dem Kloster auf dem Agnesberg bei
Zwoll, und der seiner Schüler, besonders des Rudolf von Langen,
Rudolf Agricola und Alexander Hegius, hatte auch dort einen guten
Klang, ihre Schulen und die in ihnen gebildeten Männer, wir nennen
nur Erasmus von Rotterdam, Johann Murmelius, Nicolaus Cleonardus,
Cornelius Crocus, Johann Sapidus, Conrad Celtes, Wilibald Pirck-
heimer, wurden auch dort mit Achtung und Verehrung genannt.
Ausserdem waren aber ganz bestimmte persönliche Beziehungen gerade
in Breslau vorhanden: nämlich der apostolische Protonotarius in Rom,
Hermann Dwerg, hatte an der Schule in Herford 12 Freistellen,
darunter zwei für Breslau, gegründet und diese Stiftung ist sicherlich
von Breslauern öfters benutzt worden,*) nachweislich auch von Anton
Pauss, einem Sohne des Stadtschreibers gleichen Namens in Breslau.
Im Jahre 1510 ging derselbe nach Herford und von da stiftungs-
gemäss nach Köln, wo er 1517 die Würde eines Baccalaureus und
Magisters erlangte, 1520 kehrte er in seine Geburtsstadt zurück und
wurde Lehrer und bald darauf Rektor der an den Rat der Stadt
*) Z. B. 1473 von Georg Goltberg, späteren Protonotar in Köln. Ss. rer. Sil.
XIII. S. 121.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 11
verpfändeten Schule der Corporis-Christi-Kirche. Er richtete dieselbe
nach dem Master der Westphälischen und Niederländischen Schulen
ein und brachte sie so in Aufnahme, dass sie 1523 dreihundert
Schüler zählte. Zwar vertauschte Pauss in demselben Jahre seine
Stelle mit einer ähnlichen in Olmütz, aber die Amtsgenossen, welche
er sich erwählt hatte, Andreas Winkler und Bonaventura Rösler,
die lebendigen Träger des neuen Geistes, blieben den Schulen der
Stadt erhalten (der eine wurde 1525 Bektor der Elisabetschule und
zugleich mit Moiban Schulinspektor, der andere etwas später Lehrer
bei Elisabet) und pflanzten die Anregung, die sie empfangen,
weiter fort.
Die Reform der Kirche und Schule vollzog sich in Breslau
in schonender Weise: der Rat nimmt das Recht, die Pfarrer und,
worauf es uns hier ankommt, die Rektoren seiner Schulen selbst zu
wählen, f\lr sich in Anspruch und bringt dies durch Berufung des
Johann Hess an die Magdalenenkirche und des Dr. Ambrosius
Moiban an die Elisabetkirche öfifentlich zum Ausdruck. Von Amts-
wegen lag die Leitung des Schulwesens in der Hand des Rates und
zwar in der Hand des gelehrten Dr. Joh. Metzler, welcher sich
durch die Abfassung einer griechischen Grammatik, die 1529 erschienen
und wiederholt in Breslau, Leipzig, Hagenau aufgelegt ist, einen
Namen gemacht hat. Neben ihm wirkten Moiban und Win kl er als
Schulinspektoren an der Umgestaltung des hiesigen Schulwesens: der
eine mehr einer idealen Richtung huldigend, der andere einer prak-
tischen, beide von hohem sittlichen Ernst erfüllt, so ergänzten sie
sich vortrefflich und entwickelten eine vielseitige, erfolgreiche Thätig-
keit. Moiban verdankte seine erste Bildung der Magdalenenschule,
von dieser war er auf die Schule in Neisse, von da auf die Universität
übergegangen, hatte nach kurzer Lehrthätigkeit an der Magdalenen-
schule seine Studien weiter fortgesetzt und war bald darauf in seine
einflussreiche Stellung als Pastor bei St. Elisabet und Schulinspektor
berufen. Wir dürfen annehmen, dass die Kirchen- und Schulordnung
von 1528, durch welche er sich grosse Verdienste um die Stadt erworben
hat, sein eigenstes Werk ist. Durch dieselbe wird bestimmt, dass
an jeder Schule ausser dem Rektor drei Baccalaurien, ein Signator
und zwei Auditores angestellt werden mit der Verpflichtung, den
Weisungen des Rates und seiner Vertreter in allen Stücken Folge zu
leisten. Der Rektor bezieht einen jährlichen Gehalt von 40 Mark
und ein Holzdeputat, nimmt aber ausserdem mit den Lehrern an den
Einnahmen aus dem Schulgeld, welches die auswärtigen Schüler
zahlen, teil; die einheimischen sind vom Schulgeld befreit. Der
12 Beitrage zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Privatunterricht; zu dessen Erteilung die Erlaubnis des Rektors ein-
geholt werden muss, ist nur unter der Bedingung zulässig, dass der
öflfentlicbe Unterricht nicht darunter leidet, und darf nur vor Beginn
des Vor- und Nachmittagsunterrichts erteilt werden. Die Namen
der Schüler werden bei der Aufnahme in eine Liste eingetragen, der
Schul- und Kirchenbesuch ist streng zu überwachen Die Primaner
und Sekundaner dürfen in der Schule nur lateinisch sprechen. Das
Betteln und Singen vor den Häusern ist verboten. Dem Rektor und
den Lehrern wird unter Androhung von Strafe, zugleich aber auch
unter Zusage des Schutzes den Anmassungen der Eltern gegenüber
auf das ernsteste zur Pflicht gemacht, gewissenhaft ihres Amtes zu
warten, im Strafen Mass zu halten, »zu solcher geziemenden und
gebührenden Strafe sollen fortan die Kirchenväter beider Pfarreien
die Ruten kaufen«.
Wer diese Schulordnung bei der Magdalenenschule durchzuführen
berufen war, lässt sich nicht mit völliger Sicherheit nachweisen, nach
der gewöhnlichen Annahme war der erste Rektor (oder genauer
Moderator) nach der Reformation Job. Chilo aus Wiedekop in
Hessen, bis 1560. Der Mangel an bestimmten Nachrichten spricht
allerdings nicht gerade zu Gunsten der Schule und ihrer Leistungen,
jedenfalls stand sie hinter der Elisabetschule weit zurück. An dieser
wirkte, wie schon erwähnt, M. Andreas Winkler, ausgezeichnet
ebenso durch vielseitiges Wissen, als durch ungewöhnliche Rührigkeit;
derselbe erhielt 153b die Erlaubnis, in Breslau eine dritte Buch-
druckerei anzulegen, und zugleich das Privilegium, die gangbarsten
Schulbücher (aber keine Parteischriften) in Breslau allein zu drucken
und zu verkaufen; er entfaltete eine ganz erstaunliche Thätigkeit,
sicherlich mit besserem Erfolg als der oben genannte Rektor Johannes
Sturm, welcher wenige Jahre vor seiner Berufung nach Strassburg
in Löwen eine Druckerei für lateinische, griechische und hebräische
Bücher begründet hatte. Aus den Schriften, welche in diesem Verlage
erschienen sind, unter denen sich auch eine kleine Auswahl aus den
Briefen des Erasmus von Moiban befand, kann man auf den Umfang
des Unterrichts in der Elisabetschule, mit einiger Einschränkung auch
auf den in der Magdalenenschule, schliessen, kein einziges Buch ist
von einem Lehrer der letzteren verfasst, erst 1565 begegnen wir
einer kleinen, von dem Rektor der Magdalenenschule Martin Helwig
zusammengestellten Sammlung moralischer Sentenzen, welche vorzüg-
lich dazu dienen sollte, den Vokabelschatz der Schüler zu mehren.
Die meisten Bücher betreffen den Unterricht in den Sprachen, be-
sonders in der lateinischen; denn diese war so sehr der Mittelpunkt
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 13
des Unterrichts, dass dagegen andere Gegenstände kaum in Frage
kamen. Dies entsprach im allgemeinen den Ansichten und Forderungen
der Reformatoren, welche das Studium der Sprachen um des Evange-
liums willen auf das wärmste befürworteten, und in der Wertschätzung
des Lateinischen stimmten die bedeutendsten und einflussreichsten
Lehrer jener Zeit, so sehr sie sonst in ihren Ansichten aus einander
gingen, tiberein; Trotzendorf in Goldberg, Neander in Ilfeld,
Sturm in Strassburg beurteilten im wesentlichen ihre Schüler nach
den Fortschritten, welche sie in dieser Sprache gemacht, nach der
Fertigkeit, welche sie in dem mündlichen und schriftlichen Gebrauch
derselben erlangt hatten, und schreckten vor keinem Mittel zurück,
welches zur schnelleren Erlernung derselben geeignet zu sein schien.
Toxi t es, Rektor des Pädagogiums in Tübingen, findet in seiner
Schrift über die Verbesserung der Schulen (1555) die Quelle alles
Unheils, das über die Schulen hereingebrochen sei, darin, dass man
Cicero aus der Schule verbanne, ja es so gewissenlos treibe, dass
man nicht einmal mehr den Gebrauch der Muttersprache in der
Schule verbiete. »So kann freilich nichts herauskommen. c Wie
sehr sich aber die Gelehrten um die Gunst der Ratsherren bemühten
und dadurch auf das Schulwesen in weiteren Kreisen Einfluss ge-
wannen, lehrt uns das Beispiel Michael Neanders, welcher seine
Erotemata sanctae linguae Hebraeae 1556 D. Praefecto ac Senatoribus
in inclyta Vratislauia, suis dominis atque patronis widmete. Das
Anschreiben führt auf die Vermutung, dass er zu den Leitern des
Schulwesens in Breslau in näherer Beziehung stand, eine Vermutung,
welche durch einen in griechischer Sprache abgefassten Brief an den
Dr. der Theologie Simon Musaeus, seit 1555 Kirchen- und Schul-
Inspektor, und durch ein lateinisches Gedicht an Johann Morenberger,
Mitglied des Rates und bis 1567 Schulpräses, bestätigt wird.
Weniger Gewicht wurde auf das Griechische und Hebräische, sowie
auf die Realien gelegt, das Hebräische wurde erst 1 547 durch Moiban
unter die Unterrichtsgegenstände aufgenommen, aber schon vorher
hatten die Schüler und ganz besonders die Schüler der Magdalenen-
schule zur Erlernung desselben Gelegenheit. Als nämlich Joh. Hess
durch anhaltende Krankheit am Predigen verhindert war, hielt er
(1545) im Lectorium der Magdalenenkirche vor einem kleinen Kreise
Vorlesungen über den Prediger Salomo, das fünfte Buch Moses,
Jesaias und die Psalmen, bei denen es ihm allerdings nicht sowohl um
die Sprache, als vielmehr um den Inhalt zu thun war.
Indessen verlief die Umgestaltung des Schulwesens in Breslau
doch nicht so glatt, wie man gehofft hatte, im Gegenteil, der Rat
14 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
der Stadt wurde oft von schwerer Sorge bedrückt: er hatte das
Patronat tiber die Kirche und Schule übernommen, in der sicheren
Erwartung; dass ihm auch das Eirchenvermögen und die ansehnlichen
Stiftungen zufallen würden, er hatte das Schulgeld abgeschafift, um
auch den Ärmeren eine höhere Bildung zu ermöglichen, und die gegen
sonst bedeutend vermehrten Ausgaben der Kämmereikasse zugewiesen,
aber er hatte nicht vorausgesehen, dass die neue Zeit auch eine Ände-
rung in den Einnahmen herbeiführen werde. Diese minderten sich sofort
in bedenklicher Weise. Die reichen Spenden, welche die Gläubigen
bisher im Drange ihres Herzens gegeben, fielen weg. Die Altäre
standen leer, die frommen Stiftungen, welche zum Teil gegenstandslos
geworden waren, kamen den umgestalteten Kirchen nicht zu gute,
sondern blieben vorläufig in den Händen des Domes; der damalige
Bischof Jakob von Salza war zwar bereit, einen Teil der Stiftungen
herauszugeben, es wurden lange Verhandlungen gepflogen, Vorschläge
und Gegenvorschläge gemacht, aber ein Jahr nach dem andern ver-
ging, ohne dass eine Einigung zu stände kam. Während dieser Zeit
kam die Stadt wiederholt in Verlegenheit, die Bürger, welche vorher
der freien Schule entgegengejubelt hatten, fühlten jetzt nur das
Drückende der neuen Einrichtung, man fragte, was nun eigentlich
durch die Neuerung gewonnen sei, und konnte einen handgreiflichen
Nutzen nicht entdecken,^) man tadelte, und in diesem Tadel ver-
einigten sich viele, deren Ansichten sonst recht weit auseinander
gingen, dass jetzt in den Schulen die heidnischen Schriftsteller,
Cicero und Terenz, mit Vorliebe gelesen wurden.*) Lehrer und
Schüler, welche mit Lust und Freudigkeit gearbeitet, an deren Kraft
viel höhere Ansprüche, als je zuvor, gestellt wurden, fingen an miss-
mutig und kleinlaut zu werden, sie verloren die Lust, unter Mühen
und Sorgen, unter Entbehrungen jeder Art nach idealen Gütern zu
ringen, deren Besitz ihnen doch nicht zu einer angesehenen Stellung
im Leben verhelfen konnte. Endlich im Jahre 1545 setzte es der
Rat der Stadt durch, dass durch kaiserliche Vollmacht der Kirche
und Schule alle Zinsen, die zu guten Werken gestiftet waren, über-
wiesen wurden, und diese gewährte, wie sich aus ihren Rechnungen
ergiebt, in den Jahren 1555 — 1562 einen jährlichen Zuschuss von
148 Mark zu 32 Weissgroschen (etwa 600 Mark), während die Stadt
zwei Stoss Holz für die Schule und anderthalb Stoss für die Lehrer-
wohnungen lieferte. Aber dabei liess es der Rat in seiner Fürsorge
*) Melanchthon, Vorrede zu der gr. lat. Grammatik, 1540.
*) Moiban, Vorrede zu der Ausgabe des Terenz von Winkler, 1540.
Vom Professor Dr. FerdiDand Meister. 15
und in seinem Wohlwollen gegen die Schule nicht bewenden, sondern
richtete auch unausgesetzt sein Augenmerk darauf^ dass Übelstände
und Missbräuche, die sich aus alter Zeit vererbt oder immer von
neuem wieder eingeschlichen hatten, beseitigt und die Schüler im Geiste
der neuen Zeit herangebildet und befähigt wurden, im bürgerlichen
Leben als Kaufleute und Handwerker ihre Stellung auszufüllen oder
als Geistliche, Lehrer, Ärzte, Juristen der Stadt erspriessliche Dienste
zu leisten.
Im Jahre 1558 wurde das Schulhaus umgebaut; wahrscheinlich
über dem Haupteingang wurde folgende Inschrift angebracht: Funda-
mentum totius reipublicae adolescentum recta educatio. Nicostrata,
quam veteres Itali Carmentam dixere, literas prima in Latium attulit
ante natum Messiam CIOCCXXXI, ante urbem conditam CCCCLXXX.
Has demum nobis attulit Urbanus Episcopus Smogrensis pat. Rom.
anno Christi CICCCCLXXX qui et praeceptoribus et libris ex Italia
secum advectis primas in Silesia scholas constituit. Haec autem schola
a Fraesidibus exaedificata denuo et picturis exomata est anno salutis
CIOICLIIX reverendissimo Praesule D. Balthasare a Promnitz. B(ona-
ventura) R(ösler) S. S. S.
Der zweite Rektor war M. Martin Helwig, der von 1561 bis
zu seinem am 26. Januar 1574 erfolgten Tode die Schule leitete.
Dieser Mann war nicht nur durch seine gründliche Kenntnis der
alten Sprachen und der Mathematik ausgezeichnet, sondern hat sich
auch durch die Herausgabe der ersten Landkarte von Schlesien in
vier Blättern, welche grosse Verbreitung gefunden und 200 Jahre lang
den Ansprüchen genügt hat, sowie durch die Herausgabe von populären
astronomischen Berechnungen^) bekannt gemacht. Während seiner Amts-
führung wütete eine furchtbare Pest in Breslau, die Sterblichkeit war
sehr gross, die Furcht vor Ansteckung und Weiterverbreitung der
Krankheit veranlasste den Rat zu der Anordnung, dass die Familien,
in denen ein Krankheitsfall vorkam, sofort die Stadt verlassen oder
sich einer vierzigtägigen vollständigen Absperrung unterziehen mussten.
Die öffentlichen Schulen blieben vom 15. Juli 1568 bis zum 7. Fe-
bruar 1569 geschlossen, die auswärtigen Schüler verliessen die Stadt
und setzten ihre Studien anderwärts fort, während die einheimischen,
deren Eltern nicht in der glücklichen Lage waren, ihnen Privatunter-
*) Von allerley Stundenzeigern etc. ein kurtzer Bericht, item acht newe
Tafeln auff alle Zeiger halb und gantz die recht zu stellen, mit Auffgang und Nid er -
gang, Mitternacht, Tag und Nacht lenge, sampt dem gantzen lauff der Sonnen
durch die zwölf Zeichen auff alle Tage über das ganze Jar — gerechnet auff die
Höhe 51 Grad. Breslau 1570.
16 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
rieht erteilen lassen zu können, in dieser langen Zeit tlberhaupt keinen
Unterricht hatten. Der Mangel an Beschäftigung, an Aufsicht und
Zucht wirkte nachteilig auf die Jugend , die schweren Verluste,
welche viele Familien betroffen hatten, lähmten ihren Eifer und ver-
nichteten ihre Spannkraft. Gerade in dieser Zeit tibernahm M. Peter
Vincentius, geb. 1521 in Breslau, als Nachfolger Winklers, die
Leitung der Elisabetschule, welche seit 1562 zum Gymnasium erhoben
war; sein vielseitiges Wissen und seine reiche schulmännische Er-
fahrung schienen ihn ganz besonders zu dieser Stelle, mit welcher
die Aufsicht über die Schulen verbunden war, zu befilhigen. Er er-
öffnete seine Thätigkeit 1570 durch eine von Schönborn ^) ausführlich
besprochene und gebührend gewürdigte Schulordnung, welche zwar
zunächst für die von ihm geleitete Schule bestimmt war, aber auch
den andern Schulen zur Richtschnur diente.
Auf der hiesigen Stadtbibliothek B. 1827, 1828, 1830, 1835,
1836 befinden sich Sammlungen lateinischer Musteraufsätze aus den
Jahren 1597 bis 1609, die von hiesigen Lehrern abgefasst sind. Aus
diesem im allgemeinen sehr spröden, aber für die Beurteilung der Be-
handlung des wichtigsten Unterrichtsgegenstandes ungemein lehrreichen
Stoffe teilt Schönborn manches mit,^) was uns über damalige Sitten
und Unsitten der Schüler aufklärt. Wir entnehmen daraus, dass die
älteren Schüler häufig wegen Unfleiss, Unpünktlichkeit, Schulver-
säumnis, wegen Unkenntnis und Hochmut u. s. w. getadelt wurden,
dass sie »mit hoch aufgestrichenen Kolben, mit lang zu beiden Seiten
herunterhängenden Haarlocken oder vielmehr Loden, mit grossen weit
ausgebogenen Halskollern und Kragen, mit hochbreiträndigen Spitz-
hüten, mit grossen Schuh- und Kniebändern und was dergleichen
Affen werk mehr sein mag, einhergehen, auch wohl einen Kröten-
stecher hinter dem Rücken tragen, welches Alles traun einem Hof-
schranzen, Fechter oder Landsknecht mehr als einem Schüler oder
Studenten anstehn und geziemen will.«
Auch Sammlungen von Aufgaben zur Behandlung eines aus den
verschiedensten Gebieten entnommenen Stoffes in gebundener Rede,
hauptsächlich in Hexametern und Distichen, sind uns noch erhalten
und weisen eine leidliche Fertigkeit in der Handhabung der Technik auf.
Die folgenden Rektoren waren M. Nicolaus Steinberger 1574
bis 1578, welcher 1577 vom Kaiser zum Dichter gekrönt wurde, und
M. Kaspar Pridmann 1578 — 1598, welcher trotz seines unansehn-
n-i
') a. a. 0. 1848. III. S. 2 tf.
») a. a. 0. IIL 39.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 17
liehen Äusseren bei den Sehülern in grossem Ansehen stand. Unter
seinem Rektorate kam es zwischen dem Rate und dem Bischof 1591
zn scharfen Auseinandersetzungen wegen der Jesuiten, welche 1581
nach Breslau gekommen waren, die man beschuldigte, dass sie junge
Leute, unter ihnen auch Schüler der Magdalenenschule , an sich ge-
zogen und dieselben wider den Willen ihrer Eltern ihrem Glauben
abspenstig gemacht hätten.
Auf Fridmann folgte M. Johannes von Höckelshofen 1598
bis 1616, dem man nachrühmte, dass er sich der Schüler, zu denen
auch Martin Opitz von Boberfeld 1614—1617 gehörte, mit grossem
Eifer angenommen und ihre Fortschritte sorgfältig überwacht habe.
Unter seinem Rektorat fand, soviel sich nachweisen lässt, zum ersten
Male eine dramatische Aufführung durch Schüler statt. Seinem Ein-
fiuss ist es zuzuschreiben, dass der Rechtsgelehrte Matthias Vier-
ling ein Legat (von 500 Thalem) stiftete, dessen Zinsen dem Lehrer
der griechischen Sprache zustehen sollten, mit der Verpflichtung, am
Matthiastage zum Andenken an ihn und an seinen Vater eine Rede
in griechischer Sprache zu halten. Die erste Rede hielt Höckelshofen
am 29. Februar 1616. Die Rede war in der Folge der Mittelpunkt
des Redeaktus, bei dem die Schüler der oberen Klassen mit selbst-
gefertigten Arbeiten, hauptsächlich in lateinischer Sprache, auftraten;
der Rat unterstützte diese Redeübungen seit 1617 durch Verleihung
von Prämien und Medaillen.
Nach dem kurzen Rektorate des Michael Poll (geb. in Breslau
1577) von 1618—1621 folgt M. Jeremias Tschonder (ebenfalls in
Breslau geboren 1597) 1621 — 1637, auf ihn M. Heinrich Klose
(geb. in Waidenburg 1583) 1637—1643.
Im Archiv des Gymnasiums befindet sich das Aufnahmebuch
(Matrikel), in welches die Namen der vom Mai 1617 bis April 1652
und vom Januar 1657 bis Dezember 1666 aufgenommenen Schüler
von dem Rektor eingetragen sind. Ausser den Namen der Schüler
sind auch die der Lehrer bei Elisabet, Magdalena und Bernhardin in
den Jahren 1622, 1623, 1627, 1631, 1633, 1651 und der Geistlichen bei
Elisabet, Magdalena, Bernhardin, Ghristophori, Elftausend Jungfrauen
und Barbara im Jahre 1623 aufgezeichnet. Dieses bald in deutscher,
bald in lateinischer Sprache abgefasste Schriftstück erhält, abgesehen
davon, dass wir aus ihm die Frequenz der Schule, Namen und Stand
der Eltern, ihre Wohnung oder Wohnort, Bezeichnung der Gewerbe,
Namen der Strassen, die früher besuchte Schule u. a. kennen lernen,
durch die Randbemerkungen des Rektors Tschonder einen nicht zu
2
18 Beiträge zur GeBchichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
unterschätzenden Wert. Aus diesen ersehen wir, dass die Aufnahme
nicht an bestimmten Terminen, sondern zu jeder beliebigen Zeit statt-
fand, am stärksten aber im April war, dass das Einschreibegeld ^)
12 gl. und das Schulgeld mehr, als an der Schule in der Neustadt,
betrug.
Indessen waren Rektor und Kollegen auf die Mildthätigkeit der
Eltern^) und des Rates') angewiesen und nahmen die von ihnen dar-
gebotenen Geschenke dankbar an. Die Schüler werden nicht selten
von einem älteren Schüler beaufsichtigt und treten in diejenige Klasse
ein, welcher der pädagogus oder pädagogillus angehört, auswärtige
wohnen bei Bürgern der Stadt, einige bei Geistlichen, dem Rektor
und Lehrern der Schule. Hin und wieder bemerkt Tschonder bei
einzelnen Schülern, was später aus ihnen geworden ist, und hält mit
seinem Urteil über Personen durchaus nicht zurück. Lehrreich ist
*) 1624 N. 390. Dieser schikte mier 6 gl. einschreibe geldt, (do ich 12 gL
begeret hatte), eh das er auch was mehrers hinach geben solte, wolte er lieber
seines sohnes Nahmen ausgeleschet haben Und ihnen widerumb in die deutsche
Schulen schiken.
*) 1623 N. 229. »Dieser gutte Man verehrete zum Neuen Jhar einem idwedem
Praeceptori einen dickpfennig.« — neben 243 ff. »verehrte einem idwedern CoUega
ein stük gülden Thl. und mier als dem Rectori ein stük reichsthaler , Desgleichen
sol er auch in der andern schule gethan haben. Gott vergelte es ihm widerumb«
und gleich darauf »verordnete den CoUegis der Schule alhir 300 Thl. an vir und
zwanziger groschen geringer münze auszutheilen, als auf einen idwedem 12 thl.
18 gl. Gott vergelte es ihm widerumb«. zu 253 »einen dutke« 254 »nihil« 255
»2 Vir und Zwanziger«, neben 279 ff. »verehrte H. Stenzel einem idwedem Prae-
ceptori aller Schulen ein Schöffel Korn«. »verehrte die Frau Tilischer einem
idwedem Praeceptori zu Maria Magdalena einen Schöffel mehl.« neben 348 ff.
»den 25. Augusti verehrte Herr Ernst Pförtner Hathsfreundt einem idwedem Prae-
ceptori alhir zu St. Maria Magdalena einen schöffel Korn wurde auf einen reichs-
thaler gewürdiget« • »Den 22. Augusti verehrte Herr Tilisch Landschöppe den acht
Praeceptoribus hundert schlechte Thaler, drey Vir und Zwanziger groschen so Vor-
löfig auf zwen Thaler gerechnet« u. s. w. 1624 N. 508 »Ab eo tempore quo ego
servivi scholis (servio autem ultra annum 14) nullus parens ita gratum se exhibuit
erga me Praeceptorem, ac hie Dn Georgius Strobel, Scripsi 13. Martii Anni 1625.
M. Jeremias Tschonder Seh. Magdaleneae Eector et antehac PraeceptorStius inclu-
sive a Rectore Elisabetano.«
*) 1623 »Den 29. Augusti am tage S. Johann enthauptung überreichte ein
Ehrbar Rath einem idwedem Praeceptori in allen dreien schulen, so wohl einem
idwedern Praedicanten in unsren Luthrischen Kirchen acht reichsthaler zu hülffe
seiner aufenthaltung, weil alles so in teurem werth muste bezahlet werden, wegen
der heillosen münze, als der Vir und Zwanziger groschen, deren doch ein id weder
in gemein nur auf Zwen weissgroschen oder auf drey Creuzer von den Verkauffem
geschätzet ward.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 19
auch folgende Aufzeichnung aus späterer Zeit: Am 12. Mai 1641
kommt ein aus Trautenau gebürtiger Schuhmachergeselle im Alter von
ungefähr 28 Jahren und schon neun Jahre auf der Wanderschaft, in
Begleitung von drei hier in Arbeit stehenden Schuhmachergesellen in
die Schule und bittet den Kektor Klose um Aufnahme: »er will
deutsch lernen, lesen und schreiben.« Der Bektor nimmt ihn unbe-
denklich auf und »adjungirt ihn den Frimanis«.
Schulferien werden in dem Aufnahmebuch zwar nicht ausdrück-
lich erwähnt; jedoch aus dem Umstände, dass die Aufnahme sich im
Juli auf ein ganz geringes Mass beschränkt, können wir scbliessen,
dass die Hundstagsferien in die zweite Hälfte dieses Monats fielen.
Dagegen lesen wir wiederholt von langer Unterbrechung des Unter-
richts, welche durch die entsetzlich wütende Fest veranlasst wurde,
so 1613, vom 11. August 1625 bis 18. Januar 1626, 25. Juli 1633
bis 9. März 1634, während welches Zeitraums weit über 18 tausend
Menschen gestorben sein sollen.
Das Schuljahr begann damals am Montag nach Trinitatis, die
Stunden waren so verteilt, dass drei auf den Vormittag 7—10 Uhr,
drei auf den Nachmittag 1—4 Uhr fielen, am Donnerstag und Sonn-
abend Nachmittag war Schreiben und Schönschreiben. Selbstverständ-
lich besuchten die Schüler der beiden oberen Klassen an Sonn- und
Feiertagen (früh sieben Uhr) den Hauptgottesdienst, während die
anderen zu derselben Zeit eine Schulandacht hatten.
Wie schwerfällig aber der Unterricht war, wie beschwerlich für
Lehrer und Schüler, davon können wir uns heutzutage kaum eine
Vorstellung machen. Das Griechische wurde z. B. nach der 1618
erschienenen Grammatik Tschonders gelernt, in welcher die Syntax
auf 260 Seiten in gr. 8 abgehandelt ist und in einundftinfzig Tabellen
Deklination und Konjugation »übersichtlich und leicht fasslich« zu-
sammengestellt sind.
Schulgesetze, in knapper Form abgefasst, lateinisch mit gegen-
überstehender deutscher Übersetzung, erschienen 1625 und wurden
den Schülern in die Hände gegeben. Die Strafen sind milder ge-
worden: an die Stelle der Rute ist das Auswendiglernen einiger
Briefe Ciceros, von 30 — 40 Versen aus Virgil, die Anfertigung einer
Rede oder eines Gedichtes getreten, schwere Vergehen werden mit
ein- oder mehrtägiger Karcerstrafe bedroht.
Die grosse Einseitigkeit und Massenhaftigkeit des Unterrichts, in
dem das Lateinische durchaus vorherrschend war, erkennen wir deutlich
aus folgendem Lektionsplan des Elisabet- Gymnasiums (Fascikel 56
der Stadtbibliothek) für Prima aus dem Jahre 1620,
20 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Exercitia prosae orationis emendata ,
Exercitia ligatae orationis emendata.
Etymologia latina
Syntaxis latina
Cicero ,
Terentius
Virgilius vel Horatius
Horatius .
Grammatica graeca
Etymologia graeca
Syntaxis graeca
Theognis, Hesiodus aut Homeriis
Novum testamentum
Evangelia graeca dominicalia . .
Melanchthonis Examen theolog. .
Lectio Sacra Pastoris Elisabetani
Hebraea
Dialectica
Rhetorica .
Musica . .
Aritbmetica
Zahl der
St
unden
1617
1620
2
2
2
2
1
—
1
—
2 Epistolae
2
P-
p. Milone
Marcello
1
2
1
2 Theognis
1
1
1 ep. ad
Romanos
;2 tres Comoed.
! priores
2 Aeneis
1 Odae
1
1
2 Hesiodi opera
et dies
1 Evang.
Mattbaei
1
1
1 Confess.
Augustana
3 Proph. Micha
deindefundam.
linguae Hebr.
2 Dialectica
Philippi
2
1
3 Arithmet.
absoluta
Synopsis
Geometriae et
Sphaericae
Als M. Heinrich Klose 1637 sein Amt übernahm^ fand er nur
sechs Primaner vor; die Bede, welche er bei seiner feierlichen Ein-
fähmng am 9. Jnli 1637 hielt, liegt uns gedrackt vor. In derselben
spricht er die Grundsätze aus, welche ihn bei seiner Amtsführung
Lehrern und Schülern gegenüber leiten sollen, Wohlwollen und liebe-
volles Entgegenkommen treten uns aus jedem Worte entgegen und in
der Folge zeigte sich's, dass es nicht leere Redensarten waren, dass
er unter den Mühen und Beschwerden seines Amtes sein Ziel unver-
rückt vor Augen behalten hat. Unter seiner Leitung nahm denn auch
die Schule einen bedeutenden Aufschwung, bis Ende 1643 nahm er
823 Schüler auf. Die Zahl der Schüler, welche in dem unteren
Klassenzimmer von flinf Lehrern zu gleicher Zeit unterrichtet wurden.
3 Dialectica
Melanchthonis
2
1
1
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 21
stieg auf zweihundert, erst 1642 wurde zwischen Quinta und Quarta,
Sekunda und Tertia eine Scheidewand gezogen, dieselbe reichte aber
nicht bis zur Decke.
Dass aber auch die Leistungen der Schule sich hoben, schliessen
wir mit einiger Sicherheit aus den uns in den Programmen vorliegen-
den Redeübungen, bei deren einer im Jahre 1640 ein Gönner der
Anstalt silberne vergoldete Münzen als Preis für den Sieger ausgesetzt
hatte, und aus der Anerkennung, welche ihr gezollt wurde. Es wurde
nämlich beschlossen, sie zum Gymnasium zu erheben und in allen
Stücken, namentlich auch in der Zahl und Besoldung der Lehrer, dem
Elisabet-Gymnasium gleich zu stellen. Am Nachmittag des 30. April
1643 versammelten sich in dem Klassenzimmer der Prima die Schul-
vorsteher, der Ober- Syndikus Dr. Pein, die Schul -Inspektoren, die
Lehrer beider Anstalten und viele angesehene Männer der Stadt. Der
Ober- Syndikus verkündigte den Beschluss des Kates und die Ge-
nehmigung des Kaisers. Zugleich wurde die neue Schulordnung mit-
geteilt. Der bisherige Moderator Klose wurde zum Rektor und Pro-
fessor, Kleinwächter zum Prorektor und Professor, Stier zum dritten
Professor ernannt; zwei Lehrer des Elisabet- Gymnasiums wurden an
das neue Gymnasium versetzt. Mit einer Dankrede des Rektors
scbloss die Feier.
2. Zur Geschichte des Gymnasiums.
So war das lang ersehnte Ziel erreicht, die Schule war zum
Gymnasium erhoben und trat mit der Schwesteranstalt zu St. Elisabet
in einen rühmlichen Wettstreit. Der neue Rektor stand im 58. Lebens-
jahre. Vorher Conrektor und Professor am Elisabet-Gymnasium und
seit 6 Jahren Moderator der Magdalenen-Schule, verstand er es, dem
Gymnasium die Stellung, die er ihm verschafft hatte, auch zu erhalten.
Die Änderung des Namens hatte sofort eine starke Zunahme der Schüler
zur Folge: vom Mai bis Ende des Jahres wurden 109 Schüler aufge-
nommen. Das folgende Jahr eröffnete der Rektor in seinem Auf-
nahmebuche mit dem frommen Wunsche:
Christe, jube nostros Discentum crescere coetus
Crescendi vires Tu dare solua habes.
Und seine Bitte wurde erhört, denn im Laufe des Jahres traten 150
Schüler ein, ziemlich ebenso viele in jedem der nächstfolgenden Jahre.
In der Schule herrschte ein reges Leben: wir können dies aus
den vielen Redeübungen mit einiger Sicherheit schliessen, welche in
22 Beitr&ge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maiia Magdalena.
lateinischer Sprache gehalten wurden. Im Jahre 1644 erschienen
nicht weniger als 7 Programme, 2 von Klose, 3 von dem Prorektor
Kleinwächter, je eine von M. Schultz und Wolfg. Stier. Klose han-
delte über den >Scholasticus inter Scholasticos«, »De utilitate et
necessitate eloquentiae«, Kleinwächter über »Philosophia est meditatio
mortis*«, »Imperator sui ipsius« und »Academiae Atticae encomia et
ornamenta«, Schultz über »syncrisis curae ac culturae pastoritiae et
scholasticae« und Stier über »Ortus Christo proprius universo hominum
generi prosperus«. So mannigfaltig erscheinen auch die Gegenstände,
welche in den nächsten Jahren von den Schülern unter Anleitung
eines Lehrers besprochen werden, sie sind vorzugsweise dem Christen-
tum und dem Altertum entnommen, hin und wieder beschäftigte man
sich auch mit der Geschichte der Stadt, wie Klose im Jahre 1643
die »Überschrifft des Stad-Thores und Pastei in der Neustad« zum
Gegenstand seiner Untersuchung machte. Im Jahre 1645 besprach
derselbe »Tristitiae et laetitiae« und »Encomia miscellanea uon
tam nominum gentilitiorum quam personarum et rerum« , Klein-
wächter »Amphitheatrum prosperorum et adversorum«, »Amor Christia-
norum crucifixus« und »Obedientia deo et hominibus debita«, Stier
»Solemnis festi Michaeli sacri intimatio« und Scholtz »Gaudium cum
Christo Servatore nato natum.« Sehr reich ist auch das folgende .lahr
1646. Klose behandelt in seinen Programmen »Claudi Claudiani Epi-
gramma VI de sene Veronensi«, »Tria nobilis viri ornamenta«, »Exer-
citia Sacro-profana« und »Laboremus«, Kleinwächter »Characterismus
bonae mentis e Senecae epistola XXXIX. « »Pythagoras Moralium Pro-
fessor«, »Adolescentia bene morata«, »Actus parasceuasticus ad instans
solemnissimum Christiauorum festum« und »Spectaculum in Coelo.«
Um den Wetteifer der Jugend anzuregen, wurde 1648 nach dem
Vorgange von Nürnberg bezw. Altorf den strebenden Jünglingen eine
Denkmünze verliehen, deren eine Seite einen Jüngling mit hochgeho-
bener Rechten zeigt und die Aufschrift führt: Diligentia sursum, wäh-
rend die Linke durch schwere Gewichte niedergedrückt wird, mit der
Umschrift: Ignavia deorsum: die andere Seite stellt die Stadt Breslau
dar und trägt die Unterschrift: Ita publicos scholarum Actus Senatus
Vratislaviensis decorabat A. 1648.
Im Jahre 1651 starb der verdienstv^oUe Rektor Klose, seine Nach-
folger waren Valentin Kleinwächter, geb. 1607 zu Leutmannsdorf,
1651—1661, Johann Fechner, geb. 1604 zu Fraustadt, 1661—1686,
Verfasser der Sylva Elysia s. Deliciae Silesiae inferioris, Christian
Gryphius, Sohn des Dichters Andreas Gryphius, geb. 1629 zu Frau-
Btadt, 1686 — 1706; derselbe schrieb u. a.: Entwurf von Geist- und
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 23
Weltlichen Ritter-Orden, de Poetis purpuratis, Poetische Wälder, Reden^
so er nach der Communion neben dem Altar in der Kirche gehalten,
Gottfried Kupfender, geb. 1653 zu Oels, 1706—1717.
Die Schule und der Unterricht bewegte sich Jahrzehnte hindurch
in denselben Bahnen: die lateinische Sprache herrschte unumschränkt^
und die Schüler wurden in aller Strenge angehalten, in ihr sich
fleissig zu üben, sie schriftlich und mündlich anzuwenden; nur selten
wagt sich die deutsche Sprache schüchtern hervor, so enthält »Denck-
und Danck-Mahl« 1653 deutsche Gedichte adeliger Schüler zur Feier
der Heidenbekehrung und »Festa laurus M. Val. Kleinwechtero sacra«
ausser lateinischen und griechischen Gedichten auch deutsche zum
Namenstage des Rektors; im Laufe der Zeit tritt sie stärker hervor^
1656 verherrlicht Kaspar Kretschmer »Der edlen Singe-Kunst Ursprung«
u. s. w. in einem deutschen Gedichte, und zwei Jahre später Teutsch-
mann »das Hermannische Jahrhundert« 1558—1658 in Lob-, Ehr- und
Dank-Gedichten.
Aber bei diesen rednerischen Übungen hatte es nicht sein Be-
wenden; unmöglich konnten sie auf die Dauer das Publikum befrie-
digen; eine »Historiae universalis synoptica repetitio«, wie sie 1656
durch den Rektor Klein Wächter veranstaltet wurde, war auch nicht
im Stande, eine besondere Zugkraft zu üben, die Sitte der Zeit drängte
mit aller Macht auf dramatische Darstellung hin; in Breslau aber
vollzog sich dieser Vorgang anders, als an andern Orten. Anderwärts
waren es die Komödien des Plautus und Terenz, welche von den
Schülern dargestellt wurden; davon findet sich am Magdalenen-
Gymnasium kaum eine Spur, die ältesten Dramen sind in deutscher
Sprache verfasst, ihre Helden gehören der Weltgeschichte an. Der
Inhalt^ Namen der auftretenden Schüler und ihre Rollen wird in dem
vorher ausgegebenen Programm kurz mitgeteilt. Im Jahre 1660 wurde
»Artaxerxes Mnemon oder Unglückseliger Vater, Trauer-Spil, durch
die Studirende Jugend bei dem Gymnasio zu St. Maria Magdalena in
Breslau auf öffentlichen Schauplatz vorgestellet«, im Jahre 1662 »Der
Bestrafte Geiz oder Hingerichte Mauritius Kaiser zu Konstantinopel.«
1666 »Johann Christian Hallmann's Verführter Fürst oder entseelter
Theodoricus. Trauer-Spiel« und desselben »Pastorella fida oder Sinn-
reiche Urania. Lust-Spiel«, 1669 »Sophonisbe Trauerspiel« und »An-
tiochus und Stratonica oder Merkwürdige Vater-Liebe. Trauer-Freuden-
Spiel«, 1677 »Die zerstörte Armensul oder das von Heyden- zum
Christen-thum bekehrte Sachsenland, der Gesamten Hochlöblichen Frucht-
bringenden Gesellschaft insonderheit Deme zu Hall in Sachsen regie-
renden Durchlauchtigsten Herrn, Herrn Wohlgerathenen, jetzigem Ober-
24 Beitrfige zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Mafi^dalena.
haupte, von M. Georg Wende, in obgedachter Gesellschaft der
Pflanzende. «
Über den Lehrplan nnd die Handhabung desselben sind wir wenig
unterrichtet; wir dürfen annehmen, dass derselbe nicht geändert wor-
den ist, dass die Erhebung zum Gymnasium nur die Anerkennung
eines schon lange Zeit bestehenden Zustandes und die vollständige
Gleichstellung mit dem Elisabet-Gymnasium bedeutet. Die Schulpläne
von 1643,^) 1670 und 1707 weisen eine bewundernswürdige Überein-
Stimmung auf, in ihnen hat das Lateinische sein entschiedenes Über-
gewicht bewahrt, von 26 wöchentlichen Lehrstunden kommen ihm in
Prima 10, in Sekunda 14, in den anderen Klassen noch mehr Stunden
zu gute. Neben dem Lateinischen behauptete die Religion eine bevor-
zugte Stellung; die übrigen Lehrgegenstände, Griechisch und Hebräisch,
Ethik, Politik, Logik, Metaphysik, Geschichte, Arithmetik, Physik und
Sphärik treten in den Hintergrund. Zweck und Ziel des Unterrichts
lief mit der Zeit auf die Vorbildung zum Studium der Theologie hinaus,
welche ihren Einfluss auf alle Wissenschaften auszudehnen vermocht
hatte; natürlich konnte es nicht ausbleiben, dass diese einseitige Rich-
tung, welche die Schule eingeschlagen hatte, in vielen Kreisen flir
unzweckmässig gehalten wurde. Im Jahre 1655 sprach sich der
Schulpräses Christian Hofmann von Hofmannswaldau, das Haupt
der zweiten Schlesischen Dichterschule, in einem im Archiv des Elisabet-
Gymnasiums befindlichen Gutachten in diesem Sinne aus, und 1666
reichte die Bürgerschaft eine Beschwerdeschrift*) ein, in welcher sie
eine »bessere Übung lateinisch zu reden« verlangte. Die Opposition
kehrte sich gegen den Betrieb des Unterrichts, gegen die spezifisch
theologische Richtung und steigerte sich so sehr, dass man den Plan,
das Magdalenen-Gymnasium wieder in eine gewöhnliche Lateinschule
zu verwandeln, in ernste Erwägung zog. Da sich dies aber aus kon-
fessionellen Rücksichten nicht empfahl, so wandte sich der Groll der
Unzufriedenen gegen die herrschende Methode: man tadelte die bis-
herige Lehrweise, man wies auf die Fortschritte hin, welche andere
Anstalten aufzuweisen hatten, und verlangte Abstellung der zutage
getretenen Übelstände. Der Magistrat holte das Gutachten von Sach-
verständigen ein, die Sache wurde in Kommissionen ernstlich erwogen,
endlich entschloss man sich 1670 zu einer Vermehrung der lateinischen
Schulstunden, wenigstens in den drei unteren Klassen. Überhaupt
^) Designatio Lectionum publicarum pro Scholis Vratislaviensibus Elisabetana
et Maria Magdalenea secundum dies et horas distributarum. A. 1643.
*) Martin Hanke, Anmerkungen von dem Latein -Reden der studirenden
Jugend zu Breslau. Caput I in dem Programm des Magdal.-Gymn. 1853, S. 16.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 25
wurde dem Schulwesen grosse Auftnerksamkeit geschenkt, die Schul-
bücher werden nach Bedürfnis geändert, die Janua des Comenius
und das Yestibulum ianuae waren längst eingeführt und damit eine
bedeutsame Änderung, nämlich eine grössere Betonung der Realien,
angebahnt; Comenius hatte schon 1637 seine Schrift über das Studium
der lateinischen Sprache durch Vorhof, Thor, Halle und Schatzkammer
unter dem 22. Dezember dem Rate von Breslau gewidmet, später
fand auch sein Orbis sensualium pictus in unseren Schulen Eingang;
eine Ausgabe desselben ist in Breslau 1667 gedruckt. Die Schul-
inspektoren tiberwachen sorgsam den Unterricht, namentlich ver-
anstalten sie zu Ostern und Michaeli, unmittelbar vor der Versetzung,
eine Prüfung, welche anderthalb Tage dauerte, bei der sie »mit
Pauken und Trompeten und musikalischen Konzerten empfangen und
geleitet«, bestimmen, »worüber in jeder Stunde soll examiniret werden,
wie denn auch das Thema in der letzten Stunde zur Elaboration
eines Exercitii oratorii extemporanei von ihnen proponiret wird«. An
die Herbstprüfung schloss sich in der Regel eine dramatische Auf-
führung und an diese eine feierliche Prämiierung von 12 Primanern
und 8 Schülern der andern Klassen. Im Jahre 1690 stiftete der
Kirchenvorsteher Johann Kretschmer einen deutschen Redeactus,
welcher aber nach einiger Zeit wegen der grossen Unkosten, die er
verursachte, eingeschränkt und seitdem nur alle zwei Jahre ab-
gehalten wurde.
Indessen verstummten die Klagen über die mangelhaften Leistungen
im Lateinischsprechen nicht. Im März 1706 beschwerte sich die Bürger-
schaft nach gehaltener Aufrechnung, dass die Jugend 8, 10 bis 12 Jahre
Lateinisch treibe, ehe sie einen lateinischen Schriftsteller verstehen,
geschweige denn, dass sie solche höchst nötige Sprache sprechen
lerne; das komme grösstenteils daher, dass die alte und schwerfällige
Methode, die doch in vielen andern Orten abgeschafft sei, noch immer
beibehalten werde. Während der Rektor des Elistbet-Gymnasiums
Martin Hanke*) diese Angriffe als ungerechtfertigt zurückwies und
in einem sorgfältigen Gutachten seine eigenen Ansichten niederlegte,
wiederholte die Bürgerschaft im nächsten Jahre ihre Klage, sprach
sich aber deutlicher aus und beschränkte den Vorwurf eigentlich
darauf, dass auf diejenigen, die nicht studieren, sondern Kaufleute
oder Handwerker werden wollten, nicht die gebührende Rücksicht
genommen werde: »Sintemalen ein Knabe, welcher Etwas mit aus
der Schule gebracht, bei Erlernung aller Professionum davon sehr
») a. a. 0. S. 28 ff.
26 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
viel profitiren und in allen Ämtern als einen sittsamen und ge-
schickten Btlrger sich zeigen und durch die Lateinische Sprache bei
allen Nationibus im Kaufen und Verkaufen und anderen Gelegenheiten
sich expliciren und helfen kann.« Man sieht daraus^ wie sehr auch
die bürgerlichen Kreise von der Notwendigkeit, recht viel Lateinisch
zu lernen, durchdrungen waren und meinten, dass das Lateinische wie
eine lebende Sprache behandelt und durch Sprechen erlernt werden
mttsse. Der Magistrat kam diesen Wünschen auf Grund des Hanke-
schen Gutachtens nach Möglichkeit entgegen.
Das Schulhaus auf der Älbrechtsstrasse genügte durchaus nicht
mehr, lange genug waren die schreienden Missstände ertragen, an die
man sich gewöhnt hatte, »vor den ersten ordinem deren Lernenden
war ein ziemlich geraumes Zimmer gewidmet, die andern 5 ordines
aber steckten alle beisammen in einer einzigen Stube, in welcher die
darinnen docirenden Herrn Collegen von dem Staube der vermoderten
alten Wände, von dem Gerumpel der auf der anstossenden Gasse
vorüber rennenden Wägen und von dem Gewimmel der ganz gedrange
beisammen steckenden Knaben, redlich und zur Genüge geplagt
worden«.^) Auch ist es sehr begreiflich, dass die Aufmerksamkeit
öfters durch Mutwillen und jugendlichen Übermut gestört wurde und
etwaige Unruhe leicht von einer Klasse zur andern sich fortpflanzte.
Nach reiflicher Überlegung entschied man sich für Verlegung des
Schulgebäudes; unter der Leitung des Kirchenvorstehers Johann
Kretschmer, eines reichen Kauf- und Handelsherrn, welcher einige
tausend Beichsthaler zu dem Neubau beisteuerte, wurde das neue
Gebäude an der Stelle, wo es noch jetzt steht, wo bisher das soge-
nannte Almosenhaus gestanden hatte, errichtet und in anderthalb
Jahren vollendet: am 26. Juni 1710 fand die Einweihung statt.') In
feierlichem Zuge gingen die Lehrer mit den Schülern in die nahe
Kirche, um an geweihter Stätte Gott zu danken, und nachdem sie
das Lied: Herr^Gott, dich loben wir, gesungen, in die Schule. Hier
fand in dem grossen Auditorium der Prima unter zahlreicher Be-
teiligung der hohen Behörden, der Geistlichen und Lehrer die feier-
liche Übergabe durch den Kämmerer Herrn von Biemberg und die
Übernahme durch den Bektor Kupfender statt. Eine von dem
Prorektor Stieff »auf hohen Obrigkeitlichen Befehl verfertigte, von
Herrn Koch aber in die Noten künstlich gesetzte Musikalische Freudens-
-) Solemnia bei öffentlicher Inauguration und Einföhrung der Schuljugend
in das neu erbaute Gymnasium zu St. Maria Magdalena, 1710. S. 7.
') Kundmann, Die Hohen und Niederen Schulen Teutschlandes in Müntzen,
Bresslau 1741. S. 33 ff.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 27
Bezeugung« schloss die Feier. Einige Tage später, am 1., 2. und
3. Juli, fand der deutsche dramatische Schulaktus statt, bei welchem
der Rektor der Verdienste gedachte, welche sich das Haupt des
Stadt-Magistrats und der Schnl-Präses, Herr von Haunold, um die
Schule erworben, und die Schüler in gebundener und ungebundener
Rede die Gönner der Schule und ganz besonders den Herrn Eretschmer
feierten. An dem Portal des Einganges wurden die Wappen von
Haunolds und der Kirchenvorsteher von Hoffmannswaldau und
Joh. Eretschmer und eine Inschrift angebracht, welche also lautete:
D(eo) O(ptimo) M(aximo) S(acrum). Seminarium ecclesiae ac reipublicae
decreto Senatus Wratislaviensis cura adiacentis s. aedis aedilinm in
pietatis emolumentum literarum incrementum urbis ornamentum e
yicinia hnc transplantatum. A(nno) o(rbis) r(edemti). MDCCX.
Ausserdem liess Eretschmer auf seine Eosten eine Denkmünze
von Silber schlagen, eine sogenannte Elippe (auf der einen Seite
befindet sich ein Bild des neuen Schulhauses, darunter das Bres-
lauer Wappen, in den vier Ecken steht: Deo, Caesari Patriae
Wratislaviae Sacrum, auf der andern befindet sich folgende Inschrift:
Novus gymnasio Mar. Magdalenaeo locus datus anno MDCCX, quae res
bene atque feliciter eveniat Omnibus) und verehrte sie sämtlichen
Mitgliedern der städtischen und kirchlichen Behörden, sowie seinen
Freunden und Gönnern und den Primanern.
In dem neuen Schulhause befanden sich ausser den Elassen-
zimmern die Wohnungen des Rektors und der beiden Professoren.
Eonnte sich dasselbe auch nicht mit den grossartigen Bauten messen,
welche damals in Breslau aufgeführt wurden, z. B. der Universität
(1709), dem Matthias- Gymnasium (1720), der Eirche der barmherzigen
Brüder (1715 — 1725), so zeigte es doch einen bedeutsamen Fortschritt
in der Baukunst und entsprach vortrefflich seiner Bestimmung. Länger
als hundertundftlnfzig Jahre hat es gestanden und ist von einem
grossen Teile der noch jetzt lebenden Schüler besucht worden; wir
freuen uns, ihnen die beigegebene Abbildung des Gebäudes bieten zu
können, welche Herr Ernst Fuchs, ein früherer Schüler, jetzt in
London, nach einer Photographie angefertigt und in treuer Anhäng-
lichkeit der Anstalt, welcher er seine Ausbildung verdankt, als
Jnbiläumsgabe verehrt hat.
Am 4. November 1717 starb der Rektor Eupfender. Sein
Nachfolger, Christian Stieff, ging 1734 an das Elisabet-Gymnasium
über, ebenso dessen Nachfolger, Gottlieb Wilhelm Eeller, unter
dessen Leitung das Gymnasium das hundertjährige Jubiläum feierte,
1751, und, um das gleich vorweg zu nehmen, Johann Easpar Arlt
28 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
(Arletius), Rektor 1755— -1761; dagegen haben Christian Weinisch,
geboren zu Breslau 1694, Rektor 1761—1755, und Ernst Ludwig
Böhm, geboren 1712 zu Breslau, Rektor 1761 und 1762, dem
Magdalenen-Gymnasium bis zu ihrem frtihzeitig erfolgten Tode vor-
gestanden.
Von den vielen deutschen Dramen, welche in den nächsten Jahren
im Gymnasium zur Aufführung kamen, nennen wir nur die folgenden:
»Die Geissei der Welt, der glückselige Tyrann Attilac 1713, Marbod
der Marckmänner und Quaden König in Böhmen 1720, Davids Vater-
thränen über den Untergang Absalons 1721, Des durch den rebellischen
Fhocam erbärmlich hingerichteten Gonstantinopolitanischen Kaysers
Mauritii Mordgeschichte 1727, und im Jahre 1739 feierte Arletius
das hundertjährige Gedächtnisfest der durch M. Opitz verbesserten
deutschen Poesie.
Im Jahre 1736 erliess der Rat der Stadt Breslau einen neuen,
verbesserten Lehrplan und zugleich auch eine Instruktion, durch
welche dem Rektor, den Professoren und Kollegen ganz genaue Ver-
haltungsmassregeln gegeben werden.
Aus den Geboten und Verboten erkennen wir, dass ziemlich allge-
mein, wie es scheint, in den beiden Gymnasien Unsitten eigener Art ein-
gerissen waren, dass der Unterricht unregelmässig besucht wurde,
dass die Schüler die Klasse verliessen, wenn ihnen ihre Arbeit
korrigiert zurückgegeben war; beides wird auf das strengste unter-
sagt, die Zuwiderhandelnden sollen, im Notfall durch die Behörde,
zur Ordnung und zu regelmässigem Schulbesuch angehalten werden.
Alle Schüler, nicht bloss diejenigen, welche Theologie studieren
wollen, haben an dem griechischen und hebräischen Unterricht teil
zu nehmen, ausser wenn sie glaubwürdig darthun, dass sie diese
freien Stunden zu andern nützlichen Studien benutzen.
In den Schulstunden der oberen Klassen ist der Gebrauch der
deutschen Sprache nur in so weit gestattet, als es zur Verständigung
nötig ist. Gelesen wird im 1. Jahre Ciceros Officia, im 2. der Plinius
Panegyricus, im 3. Curtius »ohne diffuse Weitläuftigkeit mit
Hinweglassung aller Critischen und Philologischen Sub-
tilitäten«, in den Exercitien sollen die Phrasen aas dem bisher
erklärten Pensum des Schriftstellers zur Anwendung kommen. Ferner
sind die Elementa oratoria in anderthalb Jahren abzuschliessen,
Perioden, Tropen und Figuren durchzunehmen, ausgewählte Stellen
aus Cicero und Quintilian zu wiederholen und passende Übungen
anzustellen. Ähnlich ist bei dem Lesen der Dichter zu verfahren,
gelesen werden Virgils Eklogen, Senecas Tragödien und die Oden
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 29
des Horaz. Es würde zu weit führen, die übrigen Lehrgegenstände
Religion, Geschichte, Philosophie, Griechisch, Hebräisch, Mathematik
(einfache und angewandte in wöchentlich 6 Stunden) eingehend zu
besprechen, nur die eine Bemerkung möge hier Platz finden, dass das
Griechische wesentlich zum Verständnis der Heiligen Schrift gelernt
wurde, dass von den Profanschriftstellern nur Plutarchs Opuscula
moralia und die Analogia Graecitatis gelesen wurde, »um die Auditores
durch die darinnen befindlichen Moralien zu einem Gustu Graecorum
Auctorum zu bringen«, dass aber, da die öfi'entlichen Stunden zur
Bewältigung des Materials nicht ausreichten, »in genere allen und
jeden Rectoribus und Professoribus die fieissige Haltung derer Privat-
Stunden und Lesung besonderer Collegiorum über die in eines jeden
Sphäram einschlagende Materien und Disciplinen hiermit ein vor alle-
mahl nachdrücklich empfohlen wird«. Namentlich waren auch Vor-
kehrungen getrofi'en, dass jede ausgefallene Lectio realis nachgeholt
wurde. Bei der Aufiiahme und Versetzung ist darauf zu halten, dass
jeder Schüler der seinen Kenntnissen entsprechenden Klasse zuge-
wiesen werde.
In dieser Schulordnung treten schon die realistischen Fächer,
namentlich Mathematik, Geographie, Astronomie und Physik, mehr als
in irgend einer früheren hervor, demnächst aber bereiteten sich noch
viel tiefer eingreifende Veränderungen vor. So sehr sich das Gym-
nasium bemühte, den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden^
welche aus den Kreisen des Bürgertums an dasselbe gestellt wurden,
so hatte es dabei doch seinen ursprünglichen Charakter der allge-
meinen Forderung entsprechend gewahrt, und wenn es auch denen,
die sich einem gelehrten Studium, besonders der Theologie, widmeten,
eine mühsam errungene, wertvolle Vorbereitung gab, so sorgte es
dagegen wenig oder gar nicht für die grosse Zahl derjenigen, welche
aus einer mittleren Klasse abgingen, um sich einem bürgerlichen
Berufe zuzuwenden. Jetzt schlug man einen Weg ein, von dem man
sich eine gründliche Heilung aller Schäden versprach. Um diese Zeit
nämlich errichtete J. J. Hecker, Geistlicher an der Dreifaltigkeitskirche
in Berlin, eine »ökonomisch -mathematische Realschule«, in welcher
nach dem Organisationsplan von 1747 Religion, Deutsch, Lateinisch,
Französisch, Rechnen, Schreiben, Zeichnen, Geschichte und Geographie
mit dem Hauptsächlichsten aus Geometrie, Mechanik und Architektur
die Hauptfacher waren. Diese Realschule fand nicht nur in Berlin,
sondern auch anderwärts grossen Anklang; Schlesien blieb um so
weniger davon unberührt, als es bereits seine Blicke nach Berlin zu
richten und sich als ein Glied des Preussischen Staates zu fühlen
30 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
gelernt hatte. Das Presbyterium der evangelisch-reformierten Gemeinde
in Breslau begründete mit sehr bescheidenen Mitteln, die zum Teil
durch öffentliche Sammlungen aufgebracht waren, die erste Realschule
nach dem Muster der Berliner und eröffnete sie am 24. Januar 1765,
dem Geburtstage des Königs, mit 26 Schülern.^) Bald darauf taucht,
auf Betreiben des Ministers für Schlesien von Schlabrendorf, der
Plan auf, auch mit dem Magdalenen Gymnasium eine Realschule zu
verbinden, und nach vergeblichem Sträuben veröffentlichen die Direktoren,
Bürgermeister und Rat am 2. Januar 1766 eine »Kurzgefasste Nach-
richt von der unter Allerhöchster Eönigl. Approbation eingerichteten
und mit dem Evangelisch -Lutherischen Gymnasio bey St. Maria
Magdalena verbundenen Real- Schule«. Dieselben suchen die be-
teiligten Kreise über die neue Schöpfung aufzuklären und für dieselbe
zu gewinnen, sie halten sich für verpflichtet, nicht bei dem stehen zu
bleiben, was die Vorfahren eingerichtet, sondern mit der Zeit fort-
zuschreiten, »die Lehrart leichter, fasslicher und angenehmer einzu-
richten und die Unterweisung der Jugend für alle Stände des Bürger-
lichen Lebens nützlich zu machen«. Das rühmliche Beispiel ihrer
Vorgänger ist »eine beständige Aufforderung für sie, die Vortheile
unsrer aufgeklärtem Zeiten zum Besten unsrer muntren und hoffnungs-
vollen «Tugend anzuwenden. Nur in dieser redlichen Absicht haben
wir nach reifer Überlegung und mit Allerhöchster Königl. Genehmigung
das Maria Magdalenäische Gymnasium darzu ausersehn, dass in selbigen
nicht allein Theologie, gelehrte Sprachen, Philologie, Rede- und Dicht-
kunst, Alterthümer, Philosophie und alle andere Theile der eigent-
lichen Gelehrsamkeit, sondern auch ausser der reinen Teutschen
Sprache, die Französische, Pohlnische, Englische und Italienische
Sprachen gelehret, im Rechnen, Schönschreiben, Zeichnen, practischen
Mathematik, Feldmessen, Krieges- und Civil-Baukunst, in der Historie,
Geographie, Wappenkunst und Genealogie, in der Moral, Naturlehre,
Landwirthschaft, im Buchhalten und andern nützlichen Wissenschaften,
Unterricht und Anleitung ertheilet werden sollen«. Mit der neuen
Schule wollte man ein Pensionat für auswärtige Schüler und
eine höhere Töchterschule verbinden. Am 21. April 1766 erschien
ein «Femerweitiges Avertissement«, in welchem die Zweckmässig-
keit des Fachsytems, welches jetzt zur Anwendung kommen sollte,
verherrlicht wird. Nichts aber ist geeigneter, die Hast, mit welcher
man der Jugend allerhand nützliche Kenntnisse beibringen wollte,
zu bezeichnen, als die vielleicht auf Comenius zurückzuführende
^) Dieselbe wurde 1812 wieder in ein Gymnasium verwandelt.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 31
Abschaffung aller Schulferien, eine Massregel, welche bei dem Publi-
kum auf den entschiedensten Widerstand stiess und nach einigen
Jahren zurückgenommen werden musste; man versprach »die Anzahl
der Docenten durch geschickte Maitres zu vermehren« und verfügte
doch nur über mittelmässige Lehrkräfte, man sagte Vermehrung
der öffentlichen Lehrstunden zu und verbot den Lehrern das Erteilen
von Privatunterricht, während es ihnen früher zur Pflicht gemacht
war. So sprang man von einem Extrem in das andere, man
wollte das Beste, aber es fehlte an Einsicht und Erfahrung, und vor
allem an Geld. Um dasselbe zu beschaffen, griff man zu den ge-
wohnten Mitteln, man erhöhte das Schulgeld, forderte zu freiwilligen
Beiträgen auf und verschmähte es nicht, die Becken vor den Kirch-
thüren aufzustellen und milde Gaben einzusammeln. Der damalige
Bektor, Johann Christian Leuschner, seit 1762 im Amte, hatte
sich mit schwerem Herzen in die Umgestaltung gefligt; in der Ein-
ladungsschrift zu der feierlichen Eröffnung der Realschule (24. April
1766) spricht er sich über diejenigen Punkte aus, welche zu mannig-
fachen Bedenken Veranlassung gegeben hatten. »Es sei ferne von
uns«, schreibt er, »dass wir die Gelehrsamkeit aus dem Gymnasio
Maria-Magdalenaeo gleichsam verweisen oder dessen bisherigen Glanz
verdunkeln wollen. Nein! derWerth des Gymnasii Maria-Magdalenaei
soll keineswegs vermindert, sondern erhöhet und dessen Ruhm eben
durch die Verbindung mit einer Real- Schule noch mehr verbreitet
werden«. »Es soll keine Handwerks-Schule daraus gemacht werden,
sondern alle Theile der Gelehrsamkeit mit vollkommener Ordnung
und Gründlichkeit darinnen getrieben werden.« Der Unterricht dauert
früh von 7 (im Winter von 8) bis 12, nachmittags von 2 bis 5,
daneben wird auch »die Musik, das Tanzen und Glasschleifen geübet«
und »Sollten auch junge Cavaliers sich im Fechten üben wollen, so
soll es nicht an einem geschickten Fechtmeister ermangeln«. Unter
den Schülern wird kein Unterschied gemacht, »jedoch sollen Adeliche
Personen und die Kinder angesehener Eltern den kleinen Vorzug
haben, dass ihnen die ersten Tische und Bänke bey der Gatheder
eingeräumt, und an selbiger die Plätze nach ihrem Fleiss und Auf-
führung angewiesen werden sollen«.
Ln folgenden Jahre waren die Vorbereitungen zur Eröffnung des
Pensionats getroffen, welches in dem früheren Schulhause auf der
Albrechtsstrasse untergebracht wurde. Das Magdalenäum führt fortan
den Namen Realgymnasium, die französische Sprache erscheint in
den öffentlichen Redeübungen gleichberechtigt mit der lateinischen.
Aus den Abhandlungen der Programme, welche von jetzt ab kleines
32 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Quartformat angenommen haben, fühlt man die Gegensätze, welche
innerhalb des Kollegiums obwalteten, heraus: während der Prorektor
Enger in dem Programm von 1767 »Einige vermischte Anmerkungen
über Realschulen« in seiner offenen und ehrlichen Art von der Be-
schaffung grösserer Geldmittel flir die Realschule, »von der Vorbildung
der Lehrer, von der Heranziehung ordentlicherer, fleissigerer und lern-
begierigerer Schüler handelt, sucht Hermes sich und das Publikum
über vorhandene übelstände hinwegzutäuschen, und indem er die
Miene eines strengen Richters annimmt, überhäuft er Schule und
Schüler mit unverdientem Lobe. In der »Ausführlicheren Nachricht
von dem jetzigen Zustande des Magdalenäischen Realgymnasii und
der gesammten mit demselben verbundenen Erziehungsanstalt« 1769
kann er es »nicht unterlassen, ein in Schulen seltenes Phänomenen
anzuführen, welches wir seit einem Jahre mit inniger Freude ange-
sehen haben«. Professor Bräss machte mit Schülern, »die schon bisher
guten Grund gelegt, den Versuch, die algebraischen Wissenschaften
anzufangen. Natürlicherweise verminderte sich die Anzahl der Zu-
hörer sehr bald; denn wer noch nicht hinlänglich guten Grund gelegt
hatte, der konnte auch bey einer solchen Beschäftigung nicht fort-
kommen. Indessen hielten doch manche den Sommer über aus;
aber im Winter, da die Tage kürzer und also der Lectionenstunden
weniger wurden, kam es darauf an, ob der Fleiss gross genug sein
würde, die Unbequemlichkeiten des Schulbesuches in der Frühstunde
von 7 bis 8 und die Reize des Schlafs zu überwinden. Und da fand
sich dieser schöne Trieb bey Vieren, die ich mit dem grössten Ver-
gnügen zum schönen Beyspiel für andre nennen muss«. Und nun
nennt der Verfasser Namen und Heimat der vier wackeren Jünglinge,
»welche die Liebe zu dieser Wissenschaft täglich um 7 Uhr bey aller
Beschwerlichkeit des Weges von entlegenen Wohnungen und dem
weichen Wetter dieses Winters versammelte«.
Die neue Schule, getragen und gehoben durch die lebhaftesten Sym-
pathieen des Bürgertums, vermochte ziemlich viel Schüler heranzuziehen^
zumal da dieselben den Vorzug genossen, nach ihrem Belieben das,
was sie am meisten interessierte, zu kosten. Der Magistrat stattete
die Schule mit Sammlungen der verschiedensten Art aus, sorgte durch
Umbau dafür, dass die nötigen Klassenräume für die mannigfachen
Lehrgegenstände vorhanden waren, und richtete trotz der grösseren
Opfer, welche er für das Schulwesen bringen musste, doch auch noch
die höhere Töchterschule^) ein, welche am 1. Juni 1767 mit 2 Klassen
*) Dieselbe wurde 1834 von dem Gymnasium losgelöst: aus ihr ist die
Augustaschule hervorgegangen.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 33
eröflfnet wurde. Im April 1768 erhielt die Schule geschenk weise die
Gemäldesammlung des Herrn Albrecht von Sebisch, welcher 1748
als Präses des Rats - Kollegiums und des städtischen evangelischen
Konsistoriums verstorben war, von welcher der spätere Direktor Manso, ^)
dem wir ein sachverständiges Urteil zutrauen können, sagt, dass sie
weder an Umfang noch an Wert mit den grösseren Sammlungen anderer
deutschen Städte zu vergleichen sei, aber doch zu den Kleinodien
Breslaus gehöre und vorzüglich die Beachtung der Landschaftsmaler
verdiene. Diese Sammlung, welche jetzt dem Museum der bildenden
Künste einverleibt ist, nahm allein vier grosse Zimmer in Anspruch,
für die Schüler hatte sie geringen Wert.
In den wissenschaftlichen Abhandlungen der Programme werden
Fragen über Unterricht und Erziehung zeit- und sachgemäss erörtert,
einzelne beschäftigen sich mit den Klassikern, z. B. Enger liefert von
1779 — 1787 wiederholt Beiträge zur Erklärung des Horaz, und Hermes
ergeht sich in längerer Auseinandersetzung 1776 über den Ausspruch
Wielands im Teutschen Mercur (10. Oktober .1773) »Kann man ein
Heuchler seyn, ohne es selbst zu wissen?«
Die Programme bringen mehr und mehr auch Schulnachrichten,
1769 wird, soviel ich weiss zum ersten Mal, der feierlichen Entlassung
der zur Akademie übergehenden Jünglinge gedacht und 1774 erscheint
eine »Anzeige sämtlicher Lehrer, Lehrstunden und Lehrbücher für das
Winterhalbjahr 1774—1775«.
Eine Keihe von Jahren hatte die Schülerzahl zugenommen und
1779 den höchsten Stand erreicht, von da an ging sie wieder zurück
und sank von 384 immer tiefer herab. Diese Wendung der Dinge
hatte ihren Grund teils in den Personen, teils in dem Lehrplan. Was
den letzteren anbelangt, so musste früher oder später ein Bückschlag
eintreten, »so absichtlich, man möchte sagen, so gröblich ward hier
des goldenen Spruches: „Non multa, sed multum!'' gespottet«.')
Drechseln und Glasschleifen konnten auf die Dauer noch weniger als
englisch und italienisch befriedigen, und die Vorlesungen über Ana-
tomie,^) denen 1769 angehende Chirurgen und Hebammen beiwohnten,
wurden in kurzem wieder beseitigt. Dazu kam, dass es nicht gelang^
geeignete Lehrkräfte der Anstalt dauernd zu erhalten, dass fortwährend
Uneinigkeit unter den Lehrern, und infolge dessen Zuchtlosigkeit unter
den Schülern herrschte. Der Rektor Leuschner, welcher lange Jahre
*) üeber die Gemähide -Sammlung zu Maria-Magdalena im Progr. von 1825.
') Manso, über die Verfassung des Magdalenäums seit dem Jahre 1710 in dem
Progr. von 1810 S. 14.
*) Hermes, im Progr. 1769 S. 23.
3
34 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
die Last des Amtes getragen und der aufreibenden Thätigkeit nicht
mehr gewachsen war, sehnte sich nach Ruhe: als im Jahre 1790 Joh.
Kasp. Friedrich Manso von dem Gymnasium in Gotha an Engers
Stelle zum Prorektor berufen wurde, musste er sofort die Bektorats-
geschäfte übernehmen. Er fand die Schule in trostlosem Zustande:
die Schülerzahl war unter 90 zurückgegangen, das Pensionat im Aus-
sterben, die Schulkasse leer, die Mitarbeiter zu bequem, als dass sie
den jungen Rektor hätten kräftig unterstützen können. Mit rastlosem
Eifer begann dieser seine Thätigkeit, unterrichtete selbst mit, auch in
den unteren Klassen, und besserte mit weiser Vorsicht die vorhandenen
Schäden. Wiewohl er durch den Schulplan von 1788, welcher den
von 1766 so gut wie beseitigt hatte, freie Hand hatte, hütete er sich
gleichwohl davor, alles, was ihm missfiel, mit einem Schlage umzu-
stossen, er beseitigte zunächst nur Fächer wie die Heraldik und Bau-
kunst, welche nicht zu den allgemeinen und notwendigen Kenntqissen
gehören; die Handlungsklasse oder das Buchhalten liess er bestehen.
Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die Gewinnung tüchtiger Lehr-
kräfte, mit ihrer Hilfe gestaltete er allmählich. Schritt ftar Schritt, um und
nur seinem zielbewussten Vorwärtsschreiten ist es zu danken, dass die
Anstalt 1810 den Namen Gymnasium wieder annehmen und mit Ehren
tragen durfte. Der Unterricht im Griechischen blieb noch lange fakul-
tativ, erst seit 1855 wurde niemand mehr von demselben dispensiert.
Wenngleich nun dieser Beformversuch, hauptsächlich darum, weil er
mit unzulänglichen Mitteln unternommen wurde, vollständig gescheitert
war, so ist er doch far die Zukunft nicht fruchtlos gewesen; in
immer weiteren Kreisen brach sich die Ansicht Bahn, dass das Gym-
nasium bei seiner dermaligen Einrichtung nicht ftir alle Berufsklassen
eine geeignete Vorbereitung gewähre, Manso ^) selbst spricht seine
Überzeugung dahin aus, dass ftlr Kaufleute, Künstler und unterge-
ordnete Staatsdiener am besten gesorgt sei, wenn da, wo mehrere
gelehrte Anstalten beständen, eine far diese besonders eingerichtet
werde, in welcher die alten Sprachen ganz wegfielen, oder auf ein
geringes Mass beschränkt, dafllr aber deutsch und französisch recht
gründlich betrieben würden, ausserdem Naturgeschichte und Techno-
logie, Mathematik und neuere Geographie und Geschichte (selbst-
verständlich auch Schreiben und Zeichnen) die Hauptgegenstände des
Unterrichts bildeten.
Die dramatischen Aufnihrungen waren schon lange nicht mehr
üblich: die Mühe, welche sie verursachten, stand in keinem richtigen
*) In dem Progr. von 1808 S. 4—11.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 35
Yerhälinis zu dem Nutzen, welchen die Schule, welchen der Schüler
daraus zog. Freilich lässt sich nicht bestreiten, dass sie ihm ein
gewisses Selbstvertrauen verschafiten, dass sie ihm auch äussere Ge-
wandtheit und Sinn für das Schöne verliehen, dass sie seinen Gesichts-
kreis erweiterten und sein Wissen vertieften, indessen litten sie an dem
grossen Fehler, dass sie dem Hauptzweck der Schule, durch ernste
geistige Anstrengung erziehend einzuwirken, nicht entsprachen. An
ihre Stelle tritt der freie Vortrag in den oberen Klassen, über
welchen Manso in der Programmabhandlung von 1811 vortreffliche
Winke giebt Die Themata der Beden, welche von den Gymnasiasten
nach der Osterprüfung gehalten wurden, hauptsächlich aus der Ge-
schichte und deutschen Litteratur, sind sehr zweckmässig gewählt.
Im Jahre 1813 unterblieben diese Bedeübungen infolge von Krieg
nnd Krankheiten,^) dasselbe geschah 1815, wo 17 von 32 Primanern
dem Bufe des Vaterlandes gefolgt waren.*)
Ein bedeutsamer Fortschritt zum Besseren vollzieht sich um. diese
Zeit auf dem Gebiete des höheren Schulwesens, dessen Leitung mehr
und mehr der Staat übernimmt. So gross der Segen ist, welchen die
Städte in früheren Zeiten durch Gründung und Erhaltung von höheren
Schulen gestiftet haben, die Zeiten sind vorüber, wo das Gymnasium
nach dem Willen Einzelner geleitet werden kann, jedes Jahr stellt
neue Aufgaben, die veränderten Lebens- und Verkehrsverhältnisse
greifen tief in die Schule ein, eine einheitliche Leitung wird notwendig.
In Breslau wurde unter dem 4. Dezember 1809 eine Wissen-
schaftliche Deputation für den öffentlichen Unterricht eingesetzt, am
19. Februar 1813 ein pädagogisches Seminar ftlr gelehrte Schulen,
zur Leitung desselben wurde Manso ausersehen. . Diese Einrichtung
wurde in den weitesten Kreisen als ein guter Anfang mit Freuden
begrüsst, in der Folgezeit hat das pädagogische Seminar bis auf den
heutigen Tag vielen jungen Lehrern neben der wissenschaftlichen Fort-
bildung auch eine praktische Unterweisung im Unterrichten gewährt
und ist auch dem Magdalenäum vielfach zu gute gekommen.
Nach einer Verfügung des Ministeriums vom 25. September 1824
werden die Programme einheitlich geordnet, auch eine Abteilung ftir
Schulchronik und Schulstatistik in denselben anbefohlen, eine ganz
vortreffliche Einrichtung, welche uns heutzutage einen tieferen Einblick
in die inneren Verhältnisse der Schulen jener Zeit gestattet. Manso
wollte zwar aus Sparsamkeitsrücksichten das Oktavformat beibehalten.
') Progr. 1813 S. 30.
») Progr. 1815 S. 32.
36 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
doch sträubte er sich yergeblicb, drei Jahre später erscheint das Pro-
gramm Yorschriftsmässig in Quart.
Die wichtigste und für das Magdalenäum heilsamste Massregel
war die Einführung des Klassensystems statt des Fachsystems. Manso
fügte sich auch hierin nur ungern; bei aller geistigen Regsamkeit war
er doch für das Alte und Erprobte zu sehr eingenommen, als dass er
das Neue freudig begrtlsst hätte. So sehr er den hohen Behörden
für ihr Eingreifen seine Anerkennung ausspricht, so ist es ihm doch
mit der Zeit unbequem geworden, den Anordnungen des Ministeriums
unterworfen zu sein; er ruft zwar die Hilfe des Staates an und ver-
langt, dass derselbe als Normalzahl für jede Klasse nicht über 30
Schüler^) feststellte, aber er höhnt »die Ultra' s, die pädagogischen
Tausendkünstler, die das Grösste wie das Kleinste mit bewunderns-
würdiger Leichtigkeit ausfuhren und keine Verfügung im Schulwesen
ideal genug finden, c
Eine neue Zeit ist angebrochen, welche sich vornehmlich bei der
Jugend äussert, für welche den Alten ^aber vielfach das Verständnis
fehlte. »Mit der alten Bakel-Zucht«, sagt Manso ^) (»Schaffet, dass
ihr gelehrt werdet mit Furcht und Zittern«, hallte es vormals in allen
unseren Schulen wieder, und die häusliche Erziehung, rauher denn
jetzt, stimmte damit zusammen), »ist nicht mehr auszukommen, die
Freiheits- und Gleichheits-Ideeen, Töchter der französischen Revolution,
haben in das ganze Leben, bis in die untersten Stände herab gewirkt.«
Die gymnastischen Übungen haben nicht nur Eingang gefunden, son-
dern werden sogar begünstigt, aber wenn ein Mann wie Manso über
ihre Begünstigung bedenklich den Kopf schüttelt, so dürfen wir uns
auch nicht wundern, wenn viele Lehrer für die neue Zeit nicht das
richtige Verständnis hatten und über »Widerspenstigkeit, Zuchtlosig-
keit und Ausschweifung« der Jugend klagten, die sie zu beherrschen
unfähig waren.
Der Andrang zum Studium war und blieb, zu Mansos Leidwesen^
sehr gross, die Zahl der Schüler in den 7 Klassen (Tertia war in
Gross- und Klein-Tertia geteilt) betrug Michaelis 1825 415, davon
109 auswärtige, 96 Freischüler. Im Jahre 1825 wurde eine Elementar-
klasse errichtet und mit dem Gymnasium eng verbunden, welche
30 Schüler zählte.
In demselben Jahre erschienen »Schulgesetze für die beiden
evangelisch- lutherischen Gymnasia zu Breslau,« welche sich mehr als.
') Progr. 1825, S. 62.
») Progr. 1826, S. 48.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 37
billig auf Einzelnheiten einlassen und einen Strafcodex für die ge-
wöhnlichsten Vergehungen der Schüler enthalten.
Manso starb den 9. Juni 1826. Ausgezeichnet durch sein reiches
und vielseitiges Wissen, von ungewöhnlicher Schärfe des Geistes, ein
offener, ehrlicher Charakter, besass er in hohem Grade die Gabe,
seine Schüler durch den Unterricht für sich zu gewinnen und sie fUr das
Ideale zu begeistern. Einer von ihnen lebt noch unter uns, der ihm das
treueste Andenken bewahrt, Dr. Cäsar Albano Eletke, welcher noch
unter seinem Rektorate 1 823 die Abiturientenprüfung bestanden, als Kan-
didat des höheren Schulamts und Mitglied des pädagogischen Seminars
von Ostern bis Michaeli 1828 an dem Gymnasium, dem er seine Bil-
dung verdankte, unterrichtet, dann als Lehrer am Gymnasium in Oels
und dem hiesigen Elisabetan, besonders aber als Direktor der Real-
schule am Zwinger vierzig Jahre hindurch von 1836 — 1876 eine reich-
gesegnete Thätigkeit entfaltet hat. Die nächst ältesten noch lebenden
Schüler des Gymnasiums sind der Landgerichtsdirektor a. D. und
Geh. Justizrat A. ßosenberg und der emeritierte Hauptpastor an der
Elftausend Jungfrauen- Kirche Weingärtner, beide in Breslau.
Nach Mansos Tode übernahm Friedrich Wilhelm Kluge 1826
das Rektorat und leitete bis 1833 das Gymnasium, am 7. April 1834
fand die Einführung Carl Schönborns statt. Derselbe ist am
18. März 1803 zu Meseritz in der Provinz Posen geboren und erhielt
seine Ausbildung hauptsächlich auf der Landesschule zu Pforte Ostern
1817—1822, studierte in Breslau Philologie und wurde 1826 zum
Doktor promoviert. Am Tage nach der Promotion reiste er nach
Guben, um sein Amt als Prorektor an dem dortigen Gymnasium an-
zutreten. 1830 wurde er Direktor des Gymnasiums in Schweidnitz,
vier Jahre später wurde er an das Magdalenäum berufen. Anfangs
trat er mit einer rücksichtslosen Strenge auf, durch welche er sich
viele Feinde machte, nach einigen Jahren jedoch, als er seinen nächst-
liegenden Zweck erreicht und die gesunkene Zucht und Ordnung wieder-
hergestellt hatte, schlug er einen milderen Weg ein und wusste sich
die Zuneigung seiner Schüler und in immer gesteigertem Masse das
Vertrauen der Eltern zu gewinnen. Streng gegen sich selbst, uner-
müdlich thätig in seinem Berufe, stellte er auch an die Arbeitskraft
der Schüler hohe Anforderungen und verstand es, denselben jederzeit
Nachdruck zu verschaffen. Von einnehmenden Formen, liebenswürdig
und gefällig gegen seine Mitarbeiter, gelang es ihm, ihre Arbeitsfreu-
digkeit immer rege zu erhalten. In die früheste Zeit seiner Amts-
thätigkeit fiel das 200jährige Jubiläum des Gymnasiums am 30. April
1843. Obwohl an diesem Tage wegen eines grossen Umbaues eine
38 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Feier nicht stattfinden konnte, so legte doch die Kirche, das geist-
liche Ministerium und die Lehrerkollegien der hiesigen höheren Schalen
ihre Teilnahme auf mannigfache Weise an den Tag; die eigentliche
Feier fand erst am 6. November statt und bestand hauptsächlich in
einem Dankgottesdienst in der Magdalenenkirche und einem Redeactus
in der Schule; Prorektor Dr. Elossmann setzte in einer lateinischen
Bede die Gründe auseinander, welche zu der Hoffnung berechtigen,
dass die Humanistischen Studien in den Gymnasien niemals werden ver-
mindert werden, zwei Schüler trugen ihre selbstgefertigten lateinischen
und deutschen Gedichte vor und der Direktor hielt die Jubelrede.
Am Abend vorher hatten die Schüler der drei oberen Klassen einen
Fackelzug veranstaltet und dem Direktor durch eine Deputation ihre
Glückwünsche dargebracht.
Um die Eltern und Angehörigen der Schüler über Betragen,
Fleiss und Fortschritte zu unterrichten, wurden alle sechs Wochen
ausführliche Gensuren gegeben, welche der Direktor selbst in den ein-
zelnen Klassen austeilte: die Gensurprädikate wurden, wie aus den
Konferenzprotokollen ersichtlich ist, öfters abgeändert, die Lage der
Ferien wurde ebenfalls in der Konferenz festgesetzt, doch so, dass
eine Einigung zwischen den verschiedenen Anstalten stattfand, die
grossen Ferien begannen den örtlichen Verhältnissen entsprechend
in der Mitte des Juli. Eigentümlich war das Verfahren bei der Ver-
setzung. Der Ordinarius reichte seine Versetzungsvorschläge ein,
darauf hielt der Direktor in allen Klassen eine schriftliche und münd-
liche Prüfung ab, an welcher sich auch diejenigen Schüler, welche
nicht vorgeschlagen waren, beteiligen durften, korrigierte sämtliche
Versetzungsarbeiten und verschaffte sich so ein selbständiges Urteil
über die Leistungen der Vorgeschlagenen. Auf diese Art war es
möglich, dass ausnahmsweise auch solche Schüler, welche nicht zur
Versetzung vorgeschlagen waren, dieselbe doch erreichten. Der Direktor
machte von seiner Befugnis, zu versetzen, den seltensten Gebrauch,
sondern überliess die Entscheidung dem gewissenhaften Urteil der
betreffenden Lehrer. War aber die Entscheidung getroffen, so blieb
es dabei, eine nochmalige Prüfung oder Nachversetzung war schlechter-
dings unmöglich.
So sehr diese und ähnliche Direktorialgeschäfte, besonders auch
die regelmässig wiederkehrenden Beden zur Feier des Geburtstages
des Königs und bei der Entlassung der Abiturienten, die Zeit und
Kraft in Anspruch nahmen, so schwer die Korrektur der deutschen
und lateinischen Aufsätze auf ihm lastete, so fand er dennoch Müsse,
an geselligem Verkehr und gemeinnützigen Bestrebungen lebhaften
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 39
Anteil zu nehmen, auch einzelne Schüler in seine Familie aufzunehmen.
Seit Anfang 1836 war er Vorsteher der Singakademie, seit 1857 Vor-
sitzender des Schlesischen Kunstvereins, ferner General- Sekretär der
Schlesischen Gesellschaft fttr vaterländische Kultur, einige Jahre
Direktor der wissenschaftlichen Prüfungskommission, lange Zeit Vor-
sitzender der städtischen Schulendeputation und Direktor des Blinden-
Instituts. Diese unermüdliche vielseitige Thätigkeit, welche ihn mit
den angesehensten Persönlichkeiten der Stadt und der Universität in
nächste Berührung brachte, kam mittelbar dem Gymnasium zu gute.
Schönborn gewann sich und der von ihm geleiteten Schule in allen
Kreisen unbedingtes Vertrauen ; die angesehensten Familien der Stadt
und der Provinz führten ihr mit Vorliebe ihre Söhne zu; Schüler des
Magdalenäums zu sein oder gewesen zu sein, galt für eine besondere
Empfehlung. Schönbom, selbst stolz auf seine Erfolge, wurde nicht
müde, die Herzen der Schüler mit Stolz auf die Anstalt zu erfüllen
und sie zu mahnen, durch Fleiss und sittliches Betragen sich der Ehre,
dieser Anstalt anzugehören, würdig zu zeigen. Die Zucht war streng,
ohne Härte; eigentümlich war ein für die jüngeren Schüler bestimmter
Carcer, welcher sich bis zur Mitte der fünfziger Jahre erhalten hat.
Die Schule nahm immer mehr an Umfang zu, die Normalzahl in den
Klassen war weit tiberschritten, infolge von Überfüllung wurde 1854
die Sekunda, 1857 die Prima geteilt, aber die unteren Klassen
schwollen in geradezu unheimlicher Weise an, im Sommerhalbjahr
1860 waren in Sexta 82, in Quinta 81, in Quarta 99, in Unter-Tertia
80 Schüler. Es gehörte eine aussergewöhnliche Begabung dazu, diese
Massen mit Erfolg zu unterrichten, und eine bewundernswürdige Arbeits-
kraft verlangte die unter solchen Umständen für gedeihliche Fort-
schritte der Schüler unbedingt notwendige Korrektur der wöchentlichen
Arbeiten im Deutschen, Lateinischen, Französischen und Griechischen.
Aber auf die Dauer waren solche Zustände unhaltbar. Es musste
Abhilfe geschaffen, es mussten Parallelklassen errichtet werden. Dies
geschah 1861, es wurden Parallelklassen zu Sexta, Quinta, Quarta,
Ober- und Unter-Tertia, 1866 zu Unter-Sekunda, 1870 zu Ober-Sekunda,
1871 zu Unter-Prima errichtet. Die drei vorhandenen Vorscbulklassen
wurden auf sechs erhöht. Das Gymnasium hatte nicht Raum genug,
alle Schüler aufzunehmen, sechs Klassenzimmer wurden in ein in der
Nähe gelegenes Haus, No. 10 der Altbüsserstrasse, verlegt; aber mit
der Eröffiaung der neuen Klassen stieg die Schtilerzahl und über-
flügelte sämtliche höhere Lehranstalten Breslaus, welche ebenfalls
überfüllt waren. Ostern 1866 hatte das Elisabet- Gymnasium (555 +
209 =) 764 Schüler, das Friedrichs -Gymnasium 336, das Matthias-
40 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Gymnasium (624 -f- 70 =) 694, die Realschule zum heiligen Geist
(480 -J- 203 =) 683, die Realschule am Zwinger 677, das Magdalenen-
Gymnasium 1063. Denn die Neugrttndung höherer Schulen hatte mit
dem Wachstum der Stadt nicht Schritt gehalten, von 1834 bis 1864
war die Einwohnerzahl von 91401 auf 163 919, also um 72518 ge-
stiegen, die Schülerzahl hatte sich mindestens verdoppelt und doch
waren nur die beiden genannten Realschulen zu den bisherigen vier
Gymnasien neu hinzugekommen. Doch wurde um dieselbe Zeit das auf
der Paradiesstrasse gelegene Johannes-Gymnasium gebaut; als es fertig
gestellt war, wurde es zuerst von dem Magdalenäum benutzt, welches
Michaeli 1866 mit seinen 21 Klassen, in denen 33 Lehrer wirkten,
dahin übersiedelte und die für das Gymnasium und eine Mittelschule
bestimmten Räume vollständig für sich in Anspruch nahm. Das alte
Scliulhaus auf dem Magdalenenkirchhofe, welches seit 1710 gestanden
hatte, wurde im Frühjahr 1867 abgebrochen und an derselben Stelle
das neue emchtet. Auch dieses Gebäude ist ebenso wie das frühere
(vergl. S. 27) durch eine Denkmünze in Spillenform, welche ein her-
vorragender Numismatiker und Freund des Gymnasiums, der Kaufmann
Georg Pniower, zur bevorstehenden 250jährigen Jubelfeier des Gym-
nasiums als ein Praemium diligentiae für die sechs besten Schüler der
Prima und Sekunda hat schlagen lassen, verewigt worden, mit der
Umschrift: Principium sapientiae timor dei; im Abschnitt, d. h. unter
der Gebäudeansicht, befinden sich Embleme und Symbole (Globus,
Eule u. s. w.). Die Rückseite trägt die Inschrift: Gymnasium ad
aedem St. Mariae Magdalenae conditum MDCXLIII Wratislaviae quin-
quagesimum lustrum feliciter peractum die XXX. m. Aprili MDCCCXCIII
celebrat. In dem Abschnitt der Rückseite befindet sich das Breslauer
Wappen. — Der Bau des neuen Schulhauses wurde rasch gefördert
und in zwei Jahren vollendet. Der Raum in demselben war vortreflFlich
benutzt, eine prachtvolle Aula für die Schulandachten und Schulfeste
geschaffen, leider sind nur die Lichtverhältnisse in einigen Klassen-
zimmern, besonders im Erdgeschoss, so ungünstig, dass dieselben den
Anforderungen, welche die Gesundheitspflege heutzutage mit Recht
stellt, nicht mehr entsprechen. j.
Zum Andenken an die Gründung der Schule (12. Februar 1267)
wurde 1867 am 13. Februar (am 12. fiel der Unterricht wegen der
Wahlen zum Landtage aus) eine Gedenkfeier veranstaltet, in welcher
der Direktor den Schülern die Geschichte der Gründung der Schule
und ihre weiteren Schicksale erzählte.
Michaeli 1869 kehrte das Gymnasium in die alte Stätte am Mag-
dalenenkirchhof zurück, einige Klassen fanden in der Predigergasse
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 41
(No. 8/9 der Altbüsserstrasse) Unterkommen; leider war es dem Manne,
welcher an dem Neubau den regsten Anteil genommen hatte, nicht
vergönnt^ in das ihm so teure Heim zurückzukehren. In den Oster-
ferien 1869 erkrankte er so bedenklich, dass seine Vertretung durch
den trefflichen Prorektor Be inert angeordnet werden musste, er starb
am 9. August in Bad Landeck; die Kunde von seinem Ableben rief
bei den tausenden seiner Schüler, bei seinen Amtsgenossen, Freunden
und Verehrern die schmerzlichste Trauer über den unersetzlichen
Verlust hervor. Das lebensgrosse Bildnis des Verstorbenen, von dem
Maler Grün in Berlin trefflich ausgeführt, wurde in der Aula am
18. März 1870 aufgehängt und eine Stiftung für Witwen und Waisen
der Lehrer des Magdalenäums, die den Namen Schönbornstiftung
trägt, begründet.
Zu Ostern 1870 übernahm Dr. Otto Heine, geboren den
13. Januar 1832 in Eisleben, das Direktorat, die Anstalt zählte in
15 Gymnasial- und 6 Vorschulklassen 1127 Schüler. Im Sommer des
Jahres brach der Krieg gegen Frankreich aus, an welchem die
Kollegen Guhrauer, jetzt Direktor des Gymnasiums in Wittenberg,
und Seyler, gegenwärtig Professor am hiesigen Johannes Gymnasium,
sowie eine grosse Anzahl damaliger und früherer Schüler teil ge-
nommen haben. Die Begeisterung, mit welcher Lehrer und Schüler
den grossen Ereignissen folgten, welche ihren Gipfel erreichte, als die
Nachricht von der Übergabe von Sedan in die Räume des Gymnasiunis
drang, wird allen, die es durchlebt haben, unvergesslich bleiben. Im
folgenden Jahre wurde in einem feierlichen Actus am 2. September
eine geschmackvoll ausgestattete grosse Tafel in der Aula des
Gymnasiums aufgehängt, auf welcher die Namen derjenigen früheren
Schüler, welche flir das Vaterland gestorben sind, aufgezeichnet
werden. Es sind folgende:
Erdmann Baron, Einj.-Freiwilliger im 3, Garde-Gren.-Regiment.
Hugo Baumm, Lieutenant im 84. Regiment
Ha,ps Burghart, Unteroffizier im 12. Regiment.
Hermann Büttner, Unteroffizier im 50. Landw.-Regiment.
Richard von Daum, Prem.-Lieutenant im 2. Garde-Regiment.
Alfred David, Vice-Feldwebel im 47. Regiment.
Georg Dechend, Lieutenant im 50. Regiment.
Arthur Diltheyj Lieutenant im 35. Regiment. (Eisernes Kreuz.)
Paul von Ebertz, Lieutenant im 11. Regiment.
Paul von Eichhorn, Portep.-Fähnrich im 2. Garde-Regiment.
; Georg Frey, Lieutenant im 50. Regiment.
Berengar von Haugwitz, Lieut. im Gardeschütz.-Bat. (Eisernes Kreuz).
42 Beiträge zur Geacliichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Otto von Hindergin, Lieutenant im 2. Garde-Grenadier-Regiment.
Paul Knappe, Lieutenant im 83. Regiment
Arthur yon Koppy, Lieutenant im 52. Regiment.
Robert Frhr. von Lachmann-Falckenau, Lieutenant im 16. Husaren-Reg.
Eugen Lange, Einj. -Freiwilliger im 3. Garde-Grenadier-Regiment.
Ernst Lindig, Einj .-Freiwilliger im 3. Garde-Grenadier*Regiment.
Benno Littauer, Unteroffizier im 11. Regiment.
Georg Nohr, Lieutenant im 95. Regiment (Eisernes Kreuz).
Max von Ohlen-Adlerskron, Lieutenant im 6. Husaren-Regiment.
Ferdinand von Paczensky-Tenczin, Lieutenant im 3. Garde-Gren.-Reg.
Max Regehly, Lieutenant in der 6. Artillerie-Brig.
Richard Röpell, Frem.-Lieutenant im 45. Regiment.
Hermann Rosenbaam, Vice-Feldwebel im 50. Regiment.
Louis Schander, Vice-Wachtmeister im 1, Kürassier-Regt.
Philipp Silberstein, Vice-Wachtmeister im 1. Kürassier-Regt.
Adolf von Tepper-Laski, Portep.-Fähnrich im Gardeschützen-Bataillon.
Paul Tietze, Lieutenant im 19. Regiment.
Paul Troplowitz, Einj.-Freiwilliger im 3. Garde-Grenadier-Regiment.
Wolfgang Graf York von Wartenburg, Lieutenant im 4. Garde-Regt.
Paul Winckler, Lieutenant im 50. Regiment.
Arnold von Wissel, Frem.-Lieutenant im 50. Regiment.
Die bisherigen Einrichtungen, unter welchen das Gymnasium
seine höchste Schülerzahl erreichte, blieben im ganzen und grossen
auch für die Folgezeit in Geltung. Eine eigentümliche Sitte, nach
welcher der Rektor und die beiden Professoren nach der Wahl in
diese Stelle sich durch eine Schrift und eine Rede habilitierten, kam
zum letztenmal in Anwendung im Jahre 1881, als dem Professor Dr.
Palm das Prorektorat übertragen worden war. Die Überftillung der
Klassen wurde durch die Eröffnung des Johannes -Gymnasiums zu
Michaeli 1872 gemildert; infolge der dahin übergehenden Schüler
konnte eine Unter-Prima, eine Ober-Sekunda und drei Vorschulklassen
aufgehoben werden; die Gesamtzahl der Schüler betrug Ende März 1873
777 und stieg in den nächsten Jahren wieder, über 800, die Ober-
Sekunda war dauernd so stark besucht, dass 1879 eine Teilung der-
selben notwendig wurde; die gesetzlich zulässige Zahl wurde in den
meisten Klassen überschritten.
Zwei sehr wichtige Änderungen traten Ostern 1873 ein: die Ver-
legung der wissenschaftlichen Unterrichtsstunden auf den Vormittag
und die Einführung der jährigen Pensen an die Stelle der halb-
jährigen, sowie der Wechselcöten in den Klassen von Sexta bis
Ober- Sekunda.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 43
Michaelis 1883 yerliess der Direktor Heine die Anstalt, um die
Leitung der Ritter- Akademie zu Brandenburg zu tibernehmen; die
interimistische Leitung tibemahm Prorektor Professor Dr. Beinling
bis zum Eintritt des jetzigen Direktors Professor Dr. Moller, welcher
im Juli 1884 erfolgte. Es ist hier nicht der Ort, von den tief ein-
schneidenden Veränderungen auf dem ganzen Gebiete des höheren
Schulwesens zu reden, welche im Jahre 1892 den Anordnungen von
1882 gefolgt sind. Das Gymnasium zu St. Maria Magdalena hat unter
wohlwollender Fürsorge des Rates dieser Stadt das Glück gehabt,
eine zahllose Menge junger Leute zu bilden; es hat sie erzogen in
Gottesftircht und in Liebe zu König und Vaterland, es hat sie, soviel
in seiner Macht stand, mit den Kenntnissen ausgerüstet, welche sie
befähigten, im späteren Leben in der ihnen beschiedenen Stellung ihre
Pflicht zu thun, es wird sich auch für die Zukunft, eingedenk der
Mahnung Sr. Majestät, unseres allergnädigsten Kaisers, den neuen
Aufgaben, die seiner warten, mit aller Treue und Hingebung widmen.
Chronologisches Terzeichnis der Direktoren und Lehrer
Ton 1843—1893.
1. Direktoren.
Karl Schönborn, geb. den 18. März 1803 zu Meseritz, gebildet
1816—1822 auf dem Pädagogium in Züllichau und in Schulpforta,
studierte Philologie und Geschichte in Breslau, Job. 1826 Prorektor
des Gymnasiums in Guben, 1830 Direktor des Gymnasiums in Schweid-
nitz, 1834 Direktor des Magdalenen-Gymnasiums, gest. den 8. August
1869. Schriften: Dissertation: De authentia declamationum, qnae Gorgiae
Leontini nomine extant. Vrat. 1826; — üeber die Aechtheit der Verse 895 bis
906 in der Antigene des Sophokles, im Progr. des Gymnasiums zu Guben
von 1827; — üeber das Verhältniss, in welchem Piatons Menexenos zu dem
Epitaphios des Lysias steht, ebenda 1830; — Bede, gesprochen am Stiftungs-
feste des Gymnasiums zu Schweidnitz, im Progr. von 1831; — Commentatio
de codicibus duobus ex bibliotheca J. Petri de Ludwig in gymnasii Suidni-
censis bibliothecam translatis, Vrat. 1835; — Ueber »Lorinser, zum Schutz
der Gesundheit in der Schule c, im Progr. des M.-G. von 1837; — Zur Ver-
ständigung über Goethe*s Faust, 1838; — Bede zum Andenken an das
200j&hrige Bestehen des Magdalenen-Gymnasiums in Breslau, 1843, — Bei-
träge zur Geschichte der Schule und des Gymnasiums zu St. Maria Magda-
lena: I. Von 1266—1400 im Progr. von 1843, II. Von 140Q— 1570 im
Progr. von 1844, III. Von 1670—1616 im Progr. von 1848, IV. Von
1617 — 1643 im Progr. von 1857; — Anmerkungen von dem Latein-Reden
44 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
<ler studirenden Jagend zu Breslau, ein Gutachten des 1709 verstorbenen
Rectors zu St. Elisabeth Martin Hanke ^ im Progr. zum Jubiläum des
Rectors C. H. Anton in Görlitz 1853; — Friedrich von Gentz Briefe an
Chr. Garve (1789 — 1798) Breslau 1757; — Ueber die Schul- und Kirchen-
ordnung des Rathes von Breslau vom Jahre 1528, im Progr. zum 25jährigen
Jubiläum des Prorectors Prof. Dr. Lilie und des Professors Dr. Sadebeck 1860.
Otto Heine, geb. den 13. Januar 1832 zu Eisleben, gebildet auf
dem dortigen Gymnasium, studierte in Halle und Berlin 1850 — 1854,
promoviert 1854, Probekandidat am Gymnasium zum grauen Kloster
in Berlin, 1855 Adjunkt in Schulpforta, 1860 ordentlicher Lehrer am
Gymnasium in Posen, 1862 Professor am Ernst-Gymnasium in Weimar,
1868—1870 Direktor des Gymnasiums zu Hirscbberg, 0. 1870 bis
M. 1883 Direktor des Magdalenen-Gymnasiums, seitdem Domherr und
Direktor der Ritter- Akademie zu Brandenburg. Schriften: Dissertation:
De Ciceronis Tusculanis disputationibus Halis 1854; — Cicero de ofQciis,
Leipzig 1857, 6. Ausg. 1890 ; — Ciceronis Tusculanarum disputationum libri V,
Leipzig 1864, 4. Aufl. 1892; — Ciceronis orationes selectae, Halis 1867,
3. Ausg. 1892; -— Stoicorum de fato doctrina, im Progr. von Schulpforta
1859; — Quaestionum Tullianarum specimen, im Progr. des Fr. Wilhelms-
Gymnasiums in Posen 1862; — De fontibus Tusc. disputationum, im Progr.
des Gymnasiums zu Weimar 1863; — Stobaei eclogarum loci nonnuUi ad
Stoicam philosophiam pertinentes emendantur, Progr. des Gymnasiums in
Hirschberg 1869; — Ueber Celsus aXirj-dTjc Xc5yo<;, Beitrag zu den philologischen
Abhandlungen zu Ehren des 70. Geburtstages von Martin Hertz, Berlin
1888; — Aufsätze in dem Philologus, in den Jahrb. f. Phil. u. Paedag.,
in den Göttinger Gelehrten Anzeigen.
Adolf Moller, geb. den 26. August 1840 zu Chur im Kanton
Graubünden, gebildet auf dem Gymnasium zu Göttingen, studierte
daselbst 1860—1864, promoviert 1865, Probekandidat und Hilfslehrer
^n dem Gymnasium zu Minden 1864, ordentlicher Lehrer an dem
Gymnasium zu Potsdam 1865 — 1871, dann am Gymnasium zu Danzig,
zuerst als ordentlicher Lehrer, dann als Oberlehrer und Professor,
1875 Direktor des Gymnasiums zu Tilsit, 1884 Direktor des Magda-
lenen-Gymnasiums. Schriften: Dissertation: Die reduplicierenden Verba
im Deutschen als abgeleitete Verba,* 1865; — Der Instrumentalis im Heliand
und die homerischen Formen auf cp{ im Progr. des Gymnasiums zu Dänzig
1874; — ' Bedeutung und Wirksamkeit der Vorschulen, in den Verhandlungen
der 10. Direktoren- Versammlung der vereinigten Provinzen Ost- und West»
Preussen, 1882; — Die höhere Einheitsschule im Progr. des M.-G. 1888; —
Aufsätze und Becensionen in Zeitschriften.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 45-
2. Oberlelirep.
Johann Friedrich Klossmann, geb. in Glatz den 11. Juni
1794, gebildet auf dem dortigen Gymnasium und auf dem Elisabet-
Gymnasium in Breslau , studierte in Breslau von 1812 an Theologie
und Philologie, promoviert 1819, Michaelis 1819 Lehrer und 1833
Professor, 1834 Prorektor am Magdalenen- Gymnasium, gest. den^
26* Januar 1849 an der Cholera. Schriften: Dissertation: Prolegomena
in dialogum de oratoribus claris, qui Tacito vulgo adscribitur, Breslau 1819;
— De ratione atque usu enuntiatorum hypotheticorum linguae Graecae, im
Progr. von 1830; — Prolegomena in Dialogum de oratoribus, im Progr. von
1833; — Observationes de vi atque usu temporis sermonis Hebraici, im
Progr. von 1836; — Zur Charakteristik des Thucydides, im Progr. von 1847.
Samuel Gottlieb Rüdiger, geb. in Breslau den 15. Januar
1788, gebildet auf dem Magdalenen-Gjannasium, studierte 1807 — 1810
in Leipzig und Göttingen, kurze Zeit Lehrer am Gymnasium in.
Göttingen, Hauslehrer im Ausland bis 1818, in Göttingen zum Doctor
promoviert, angestellt am Magdalenen -Gymnasium im Januar 1819,
Professor 1833, Ausserdem Lektor der französischen Sprache an der
hiesigen Universität und Dolmetscher bei dem Appellationsgericht.
Pensioniert 1853, gestorben den 20. Januar 1865 zu Tannhausen.
Schriften: De Curialibus imperii Bomani post Cönstantinum Magnum, im.
Progr. von 1837; — De cursu publico imperii Romani, im Progr. von 1846.
Peter Samuel Schilling, geb. den 10. April 1773 in Julius-
burg, gebildet auf dem Gymnasium zu Hirschberg, studierte in Halle
bis 1795 Theologie, dann Philologie, 1795 — 1797 Lehrer an der Pensions-
Anstalt zu Bunzlau, 1798 an dem Magdalenischen Real -Gymnasium^
zu Breslau, pensioniert 1843, gest. den 15. Dezember 1852. Schriften l
Das Mikroskop zur Verbreitung menschlicher Kenntnisse, 1803; — Emil, oder
belehrende Unterhaltungen für die Jugend, mit Kupfern, 1801 — 1806,
zwölf Bände; — Der Schlesische Kinderfreund, 2 Bändchen, 1810; — Aus-
führliche Beschreibung und Abbildung der zu Wien und Breslau im Monat
August 1821 angeblich aus der Luft gefallenen Insekten, 1821 ; — Lustreise
in die Grafschaft Glatz, 1830; — ^ Museum der Natur, 1834 und 1835; —
Grundriss der Naturgeschichte für Gymnasien, 1838, 4 Auflagen; — Aus-
führliche Naturgeschichte des Thier-, Pflanzen- und Mineralreichs in 5 Bdn.,^
1836—1841; — Der Jugendfreund, 1840—1841.
Friedrich August Nösselt, geb. zu Halle am 18. Mai 1781^
gebildet auf dem Pädagogium daselbst, studierte Theologie und Päda-
gogik seit 1804, Mich. 1804 Lehrer an dem Friedrich Wilhelms-
Gymnasium- zu Berlin, 1806 Eonrektor an dem Gymnasium in Küstrin,..
46 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
1809 Vorsteher einer Privatschule in Breslau, 1814 Kollege am Magda-
lenen-Gymnasinm, 1833 Professor. Ausserdem leitete er eine Mädchen-
schule. Pensioniert 1846, gestorben den 11. April 1850. Schriften:
Anleitung zum Uebersetzen aus dem Deutschen ins Lateinische, 1808; —
Abriss der allgemeinen Weltgeschichte, 1814; — Eine Kriegsgeschichte aus
den Jahren 1818/14, 1815; — Geschichte unsrer Zeit, 1816; — Lehrbuch
der Weltgeschiehte für Töchterschulen in 8 Bdn., 1822; — Ein Auszug
daraus 1823 (beide in zahlreichen Auflagen); — Lehrbücher der Welt-
geschichte für Bürgerschulen, zwei Lehrbücher der Mythologie, zwei der
Geographie für Töchterschulen, Geschichte der Deutschen, Lehrbuch der
deutschen Litteratur für das weibliche Geschlecht in 3 Bdn.
Hans Ernst Klopsch, geb. den 18. Oktober 1790 in Gross-
Ologau, vorgebildet auf dem Gymnasium daselbst, studierte in Halle
1810—1812 Theologie, dann Philologie in Breslau, 1816 Kollege am
Magdalenen- Gymnasium, pensioniert 1851, gest. den 5. Januar 1853.
Schrift: Beschreibung einer Beise nach Wien und Bügen, 1834.
Franz Adrian Köcher, geb. den 6. Februar 1786 zu Prag, ge-
bildet auf den Schulen und seit 1803 auf der Universität daselbst,
studierte Philologie und Pädagogik, dann Theologie in dem Piaristen-
Kollegium zu Schlackenwerth, darauf Mathematik und Physik, promo-
viert 1815, Lehrer an mehreren Gymnasien Böhmens und Mährens,
Professor am Lyceum zu Nickolsburg, Vorsteher einer Privatschule in
Reichenbach i. SchL 1816, evangelisch geworden 1817, Lehrer am
Friedrichs - Gymnasium in Breslau 1818, Kollege am Magdalenen-
Gymnasium 1825, Professor 1840, Docent an der Universität 1826
bis 1839, gest. den 9. Januar 1846. Schriften: Elementa algebrae,
Neo-Boleslaviae 1815; — Dissertatio physica de identitate lucis et caloris,
Vrat. 1820; — Trigonometrie und Polynome trie, wie auch analytische ebene
Trigonometrie, Leipzig 1821; — Die Kombinationslehre und ihre Anwendung
auf die Analysis, Leipzig 1822; — Dissert. math. sistens soliditatem ungula-
rum circularium, eliiptioarum, parabolicarum et hyperbolicarum taliumque
cuneorum et conidum, ope geometriae element. in calculum vocatam, et
calculo integrali denuo comprobatam, Vrat. 1826; — Körperliche Geometrie
nebst einer Erweiterung derselben und sphärische Trigonometrie, Breslau
1838; — Die Theilung des geradlinigen Winkels in drei gleiche Theile, Bredau
1835; — Lehrbuch der Arithmetik und niederen Algebra, Breslau 1838; —
Darstellung der mathem. Geographie für die oberen Gymnasialklassen, in dem
Progr. von 1839; — Grundzüge der ebenen Trigonometrie, Breslau 1843,
Friedrich Wilhelm Lilie, geb. am 31. August 1808 in Soldau
in Ost-Preussen, gebildet auf dem Gymnasium in Neisse, studierte in
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 47
Breslau 1828—1831 Theologie, dann Philologie, Probekandidat 1833
am Magdalenen- Gymnasium, dann Kollege, promoviert 1838, 1849
Prorektor und Professor, gest. den 21. Oktober 1865. Schriften:
Dissert. de Horatiana ad Fisones epistola 1838; — De hominum vita et
moribus, quales sint apud Homerum, im Progr. von 1841; — De Hesiodi
operibus et diebus ebenda 1849; — De Telluris deae natura Vrat. 1855.
Moritz Sadebeck, geb. zu Reichenbach i. Schi, den 1. Februar
1809, gebildet auf dem Magdalenen-Gymnasium, studierte 1829—1833
in Breslau Mathematik, Probekandidat am Magdalenen-Gymnasium
1833, Kollege 1834, promoviert 1837, Professor 1853, beurlaubt 1866
bis 1868, dann angestellt bei der Europäischen Gradmessung in Berlin,
wissenschaftliche Reisen behufs derselben 1867 — 1882, 1879 Geh.
Regierungsrat, schied 1884 aus dem Staatsdienst und starb den
16. Oktober 1885 zu Potsdam. Schriften: Dissertation: De curvis, in
quibus sectiones duarum curvarum seeundi gradus, si lege quadam moven-
tur, sese ezcipiunt; — Die Strehlener Berge, im Progr. von 1850; — Trian-
gulation der Stadt Breslau, 1855; — Die Seehöhe von Görlitz und der Lands-
krone, Zwei Vorträge über die Scbneekoppe, Breslau 1864; — Höhen-
angabe des Eulengebirges in Schlesien; — Entwicklungsgang der Grad-
messungsarbeiten und gegenwärtiger Stand der europäischen Gradmessung,
Berlin 1876; — Ueber die Seehöhe von Berlin, Berlin 1869; — üeber
eine neue Methode, die Ausdehnung von Maassstäben zu bestimmen, Halle
1883; — Aufsätze in Zeitschriften, besonders in den Astronomischen Nach-
richten und in den Arbeiten des geodätischen Institutes in Berlin; —
Sadebeck u. Blankenburg, Monographie der Strehlener Berge (für forstliche
Leser umgearbeitet und ergänzt) in Verh. Schles. Porstver., 1850; —
Der Zobtenberg u. s. Umgebungen, eine Monographie (Nova acta Ac. Leop.
Car. XXV 2).
Johann Traugott Tzschirner, geb. 1810 in Tzschime bei
Bunzlau, gebildet auf dem Gymnasium in Lauban, studierte seit 1832
in Breslau, 1836 Lehrer am Magdalenen-Gymnasium, 1853 Oberlehrer,
1854 Professor, 1855 Direktor des Gymnasiums in Cottbus, 1859 in
Landsberg a. W., 1863 P'rovinzial-Schulrat in Berlin, gest. daselbst
den 3. September 1866. Schriften: De Panyasidis vita et carminibus,
Vrat. 1836; — Panyasidis fragm. coli., Vrat. 1842; — Graeca nomina in co
exeuntia im Progr. 1851, II im Progr. von Gottbus.
Joh. Karl Heinrich August Bartsch, geb. den 6. Oktober
1810 in Armenruh bei Goldberg, besuchte das Gymnasium zu Hirsch-
berg, studierte Philologie in Halle und Breslau seit 1831, promoviert
1837, Probekandidat an der Ritter-Akademie in Liegnitz, 1838 am
48 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Magdalenen-Gymnasiam, 1853 Oberlehrer, gest. deu 11. Jannar 1854.
Schriften: Dissert.: De Euripide Ipbigeniae Aulidensis anctore 1887; — '
De Chaeremone poeta tragico im Progr. von 1843; — Entwicklung des
Charakters der Medea in der Tragödie des Euripides im Progr. von 1852; —
Register zu Hegels Vorlesungen über die Aesthetik n. s. w. Mainz 1844 ;
— Einige Recensionen in philologischen Zeitschriften.
Wilhelm John, geb. den 9. Dezember 1795 zu Schweidnitz,
Lehrer an der Magdalenäischen Töchterschule 1818, Eollaborator am
Magdalenen- Gymnasium 1822—1870, gestorben den 21. Juli 1875.
Karl Friedrich Moritz Eisner, geb. den 20. November 1809
zu Kortnitz im Sprottauer Kreise, gebildet auf dem Gymnasium in
Hirschberg, studierte in Breslau Naturwissenschaften, promoviert 1839,
Probekandidat am Magdalenen- Gymnasium 1841, Kollege 1843, 1851 aus
dem Amte entlassen, einige Jahre in London, dann Redakteur in Breslau
und Stadtverordneter. Schriften: Flora von Hirschberg und dem angrenzen-
den Riesengebirge, Breslau 1837; — Synopsis florae Cervimontanae, 1839;
— Dissertation: Eine gegen Hegel gerichtete Anklage des Hochverrats, aus
dessen Schriften beantwortet, Breslau 1889; — DiflFerenz der empirischen
Naturforschung und der Naturphilosophie, im Progr. von 1845; — Schillings
Grundriss der Naturgeschichte, fünfte Ausgabe, 1853 das Mineralreich, später
auch das Pflanzenreich und das Thierreich ; — Die kleine Naturgeschichte, als
kleine Ausgabe von Schillings Grundriss, in wiederholten Auflagen ; — Atlas
(in Holzschnitten) des Mineralreichs, des Pflanzenreichs und des Thierreichs
in 3 Ausgaben ; — Bemerkungen über den naturgeschichtlichen Unterricht
in höheren Lehranstalten; — Zur Feier des 150jährigen Bestehens des
Gymnasiums in Hirschberg, Breslau 1862.
Albert Beinert, geb. den 16. September 1818 zu Oels, gebildet
anf dem Gymnasium daselbst, studierte in Breslau Philologie, promo-
viert 1842, Probekandidat an dem Gymnasium zu Oels 1843, dann
Hilfslehrer daselbst und an dem Magdalenen-Gymnasium, Kollege 1846^
Oberlehrer 1854, Prorektor und Professor 1866, gest. den 23. Januar
1881. Schriften: Dissertation: Symbolae ad genuinum Laconicorum Pau-
saniae contextum restituendum, Oelsnae 1842; — Disputatio de locis qoi-
busdam ex Pausaniae Eliacis prioribus, im Progr. von 1853.
Hermann Palm, geb. den 16. Februar 1816 zu Grünau bei
Hirschberg, gebildet auf den Gymnasien zu Hirschberg und Schweid-
nitz, studierte 1836—1840 in Breslau Philologie und Theologie, 1843
Probekandidat an dem Friedrichs-Gymnasium zu Breslau, beschäftigt
am Magdalenen-Gymnasium seit Michaelis 1845, Kollege 1847, Ober-
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 49
lehrer 18Ö6, Professor 1868, zum Doctor phil. honoris causa durch
die philosophische Fakultät der Uimersität Breslau promoviert den
17. Mai 1871, Prorektor 1881, pensioniert 1883, gestorben den 26. Juni
1885. Schriften: Ausgaben von Andreas Gryphius, das yerliebte Gespenst
and die geliebte Dornrose, Breslau 1855; — Rebhuns Dramen, Stuttgart
1859; — Der Veter Buoch, Stuttgart 1863; — Vier Bände Acta publica,
Verhandlungen der schlesiscben Fürsten und Stände; — Christian Weise,
im Progr.Ton 1854; — Eine mittelhochdeutsche Historienbibel, in dem Progr.
von 1867; — Gryphius' Werke, Berlin und Stuttgart (s. a.); — Mehrere
Ausgaben von Pischons Leitfaden zur Geschichte der deutschen Litteratur.
Karl Julius Schuck, geb. zu Breslau den 17. Oktober 1819,
gebildet auf dem Elisabet- Gymnasium, studierte 1839 — 1845 da-
selbst Philologie, promoviert 1845, Probekandidat am Magdalenen-
Oymnasium, Kollege 1848, Oberlehrer 1856, Prorektor am Johannes-
Gymnasium Michaelis 1872, Professor 1875, pensioniert 1885. Schriften :
Dissertation: De scholiis ad Piatonis civitatem pertinentibus, 1845; —
Oommentarii «epl iStj^oD? argumentum, im Progr. von 1855; — Zur Cha-
rakteristik der italienischen Humanisten des 14* und 15. Jahrhunderts,
Breslau 1857; — Aldus Manutius und seine Zeitgenossen in Italien und
Deutschland, Berlin 1862; — üeber die Sklaverei bei den Griechen, im
Progr. von 1875; — Aufsätze in den Jahrbb. f. Phil, und Pädag.
Paul £duard Cauer, geb. den 18. August 1823 zu Berlin, ge-
l)ildet in Gharlottenburg und Schulpforta, studierte seit 1841 Geschichte
in Berlin und Heidelberg, promoviert 1846, Probekandidat am Elisabet-
Oymnasium in Breslau, Privatdocent an der Universität 1847, Kollege
am Magdalenen- Gymnasium 1851, Oberlehrer 1857, in Potsdam 1863,
Direktor des Gymnasiums in Hamm 1868, in Danzig 1871, Stadt-
Schulrat in Berlin 1876, gestorben den 29. September 1881. Schriften:
Dissertation: De Karolo Martello, Berol. 1846; — Quaestionum de fontibus ad
Agesilai historiam pertinentibus pars prior, Vrat. 1847; — üeber die Ur-
form einiger Rhapsodien der Ilias, Berlin 1850; — Herausgabe der früher
ungedruckten Jugendarbeit Wilhelms von Humboldt: »Ideeen zu einem
Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen«, Breslau
1851; — Geschicbtstabellen, Breslau 1854, 31. Auflage 1893; — lieber die
daesares des Kaisers Julianus Apostata, im Progr. von 1856: — Friedrich
der Gr. und das klassische Altertum, Breslau 1863; — Gratulationsscbrift
an Friedrich Haase, Friedrichs d. Gr. Gedanken über die fürstliche Ge-
walt, Berlin 1863; — üeber die Flugschriften Friedrichs d. Gr. aus der Zeit
des siebenjährigen Krieges, Potsdam 1865, — Zur Geschichte der Worfcbe-
<leutungen in der deutschen Sprache, Progr. des Gymnasiums zu Hamm
4
50 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
1870; — Karl Gottlob Schönbom, Ausgewählte Schalreden nebst einen»
Lebensabriss, Breslau 1872; — Friedrichs des Gr. Grundsätze ttber Erziehung^
und Unterricht, im Progr. des Gymnasiums zu Danzig 1878; — Die höhere
Mädchenschule und die Lehrerinnenfrage, Berlin 1878; — Zum Andenken
an Gotthold Ephraim Lessing, Berlin 1881; — Aufsätze in Zeitschriften für
Geschichte; — Nach dem Tode des Verfassers ist erschienen: Zur Geschieht»
und' Charakteristik Friedrichs des Gr.; Vermischte Aufsätze von Eduard
Gauen Mit einer Lebensbeschreibung des Verfassers von Ernst Hermann.
Breslau 1883.
Theodor Berthold Beinling, geb. den 2. September 1825 in
Breslau, gebildet auf dem Magdalenen- Gymnasium, studierte in Breslau
1845 — 1850 Mathematik und Naturwissenschaften, promoviert 1850^
Probekandidat am Magdalenen- Gymnasium 1850 und an der höheren
Bürgerschule zum heiligen Geist, Kollege am Magdalenen Gymnasium
1852, Oberlehrer 1862, Professor 1875, Prorektor 1883. Schriften:
Dissertation: De Smilacearum structura, 1850; — Ueber die geographische
Verbreitung der Goniferen, im Progr. von 1858.
Hermann Eönigk, geb. den 14. April 1827 in Falkenberg,,
gebildet auf dem Gymnasium in Brieg, studierte in Breslau und Halle
Theologie, dann Philologie in Breslau, Probekandidat am Friedrich-
Werderschen Gymnasium in Berlin 1851, zugleich Eleve der Central-
Turnanstalt, wissenschaftliche Beise nach Frankreich, Kollege an»
Magdalenen-Gymnasium 1853, Rektor der höheren Töchterschule m
Liegnitz 1859, Oberlehrer am Magdalenen-Gymnasium 1861, Regie-
rungS' und Schulrat in Magdeburg 1864, später in Stettin Geh. Reg.-
Rat. Schrift: Geschichte des Turnens in Breslau, im Progr. von 1859.
Friedrich Gustav Georg Sorof, geb. den 23. April 1829 za
Quallwitz Er. Ohlau, gebildet auf dem Matthias- Gymnasium in Breslau,,
studierte seit 1847 Philologie in Breslau und Königsberg i. Pr., pro-
moviert 1851, Probekandidat am Friedrich- Werderschen Gymnasiun»
in Berlin 1852, Eollaborator an dem Elisabet-Gymnasium in demselben
Jahre, 1854 Kollege am Magdalenen-Gymnasium, 1858 Oberlehrer am^
Gymnasium in Potsdam, 1866 Direktor des Gymnasiums in Puttbus,.
1882 in Goeslin. Schriften: Dissertation: De augmento in trimetris tra-
gicis abjecto, 1851; — De Ciceronis pro C. Murena oratione commentatio-
critica, im Progr. des Gymnasiums zu Potsdam 1861; — Vindiciae
Tullianae, ebenda 1868; — Ciceronis disput, Tusculanae, Ausgabe von
Tischer, 4. Aufl. 1863 bis zur 8. 1887; — Cicero de oratore in 3 Teilen^
1875, das 1. Buch in 2. Auflage 1882; — Chrestomathie aus Xenophons^
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 51
Anabasis und Hellenika. Mit erklärendem Kommentar und syntaktischem
Anhang, Berlin 1893, 2 Bde.; — Becensionen und Abhandlungen^ zumeist
über Cicero, in philol. Zeitschriften.
Richard Ludwig Freiherr von Eittlitz, geb. den 22. Februar
1829 zu Goldberg, gebildet auf dem Magdalenen-Gymnasium, studierte
seit 1848 Philologie in Breslau, promoviert 1852, Probekandidat am
Gymnasium zu Schweidnitz, 1854 EoUaborator am Magdalenen-Gymna-
sium in Breslau, 1855 Civil-Inspektor und 1859 Oberlehrer an der
Ritter-Akademie in Liegnitz , gestorben den 24. Dezember 1867.
Schriften : Dissertation : De auguribns potentiae patriciorum quondam custo-
dibus, 1852; — Naturbilder aus der griechischen Lyrik , im Progr. der
Ritter- Akademie 1867; — Schleiermachers Bildungsgang, Leipzig 1867.
Carl August Friede, geb. den 25. April 1827 zu Berlin, ge-
bildet auf dem Gymnasium zu Gottbus 1836 — 1841 und zu Pforte bis
1846, studierte Theologie und Philologie in Breslau, Probekandidat
am Elisabet-Gymnasium 1853, Kollaborator am Elisabet-Gymnasium
1854, am Magdalenen-Gymnasium 1855, Oberlehrer 1862, 1866 Direktor
des Gymnasiums zu Schweidnitz, gest. 1889. Schriften: De carmine
Horatiano duodetricesimo libri primi, im Progr. von 1860; — Die neu-
testamentliche Lehre von der Kirchenzucht, im Progr. des Gymnasiums zu
Schweidnitz 1867; — Eine Schulrede, ebenda 1868; — Rede über Begriff
und Wesen der Bildung, 1871; — Die Reform der höheren Schulen, ins-
besondere der Gymnasien, 1875; — Verzeichnis der in der Gymnasial-
bibliothek befindlichen Handschriften und älteren Druckschriften, 1877; —
Wesen und Begriff des Tragischen und Komischen 1881; — üeber Wesen
nnd Begriff des Humoristischen, 1882; — Renaissance und Bococo 1884.
Eugen Gustav Otto Simon, geb. den 29. März 1822 zu Grott-
kau, gebildet auf den Gymnasien zu Brieg und Schweidnitz, studierte
von 1841 Philologie in Breslau, längere Zeit Hauslehrer und Soldat^
(Hauptmann), Probekandidat 1854 am Elisabet-Gymnasium, Kollabo-
rator am Elisabet-Gymnasium und Magdalenen-Gymnasium 1855, Ober-
lehrer 1873, pensioniert 1887, gest. den 29. April 1892. Schriften:
Friedrich der Grosse in den Jahren 1760 und 1761, im Progr. von 1861;
— Viele Ausgaben der E. von Seydlitzschen Geographie.
Ludwig August Riemens, geb. den 5. August 1830 zu Glatz^
gebildet auf dem dortigen Gymnasium, studierte seit 1850 Philologie
in Breslau, promoviert 1854, Probekandidat am Gymnasium zu Batibor,
1857 Kollaborator am Magdalenen-Gymnasium, 1859 Oberlehrer am
Gymnasium zu Stolp, dann am Louisenstädtischen Gymnasium in Berlin,,
4*
52 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Marita Magdalena.
Michaelis 1882 Direktor derselben Anstalt, gest. 1883. Schrift: Disser-
tation: De fatnri optativo 1854.
Karl Wilhelm Ferdinand ProU, geb. zu Kosten den 13. Ja-
nuar 1833, gebildet auf dem Magdalenen-Oymnasium zu Breslau, stu-
dierte seit 1853 in Breslau Philologie, 1858 Probekandidat am Elisabet-
Gymnasium, 1859 Kollaborator am Magdalenen-Gymnasium, promoviert
1859; gest. den 12. September 1860. Schrift: Dissertation: De formis
antiquis Lucretianis, 1859.
Gustav Lindner, geb. den 23. Januar 1833 in Breslau, gebildet
auf dem Magdalenen-Gymnasium, studierte in Breslau Philologie 1851
bis 1855, promoviert 1855, Probekandidat, dann ordentlicher Lehrer
am Pädagogium in ZüUichau, Kollege am Magdalenen-Gymnasium
1859, 1867 Prorektor und 1870 Direktor des Gymnasiums in Hirsch-
berg, 0. 1893 in den Ruhestand getreten. Geheimer Begierungsrat in
Breslau. Schriften: Dissertation: De M. Porcio Latrone commentatio, 1855;
— De L. Gestio Pio, im Progr. von Züllichau 1860; — De Arellio
Fusco, im Progr. von 1862; — De Gaio Albucio Silo, Gratulationsschrifb
des Magdalenen-Gymnasiums zum 50jährigen Jubiläum der Universität
Breslau, 1861; — De Julio Gallione, im Progr. des Gymnasiums zu Hirsch-
berg 1868; — Eine handschriftliche Chronik von Hirschberg, ebenda
1874; — Kritische Bemerkungen zum Text einiger Schulscbriftsteller,
ebenda 1886; — Griechische Formenlehre, Breslau 1863; — Griechische
Syntax, Breslau 1862, 5. Auflage, Freiburg i. B. 1881.
Walther Boseck, geb. den 2. November 1827 zu Sagan, ge-
bildet auf dem Gymnasium zu Glogau, studierte in Halle Philologie
seit 1846, promoviert 1851, Probekandidat an dem Gymnasium in
Sagan 1852, Hilfslehrer an der Bealschule in Rawitsch 1852, an der
in Landeshut 1853, Kollaborator an der Schola latina in Halle 1855,
ordentlicher Lehrer an dem Gymnasium in Mühlhausen 1857, Kollege
am Magdalenen-Gymnasium 1861, Oberlehrer 1866, Professor 1883.
Schrift: Allgemeine Einleitung in das Alte Testament, im Progr. von 1864.
Paul Hermann Stürmer, geb. den 4. September 1831 in Pol-
nisch-Hammer, gebildet auf dem Gymnasium in Lissa, Prov. Posen,
studierte seit 1851 Mathematik und Naturwissenschaften in Breslau,
Probekandidat 1855 an der Realschule in Posen, 1857 Kollaborator
an der Realschule am Zwinger, 1861 Kollege am Magdalenen-Gymna-
sium, 1864 ordentlicher Lehrer an der Realschule in Görlitz, gest.
daselbst den 15. November 1868.
Karl Heinrich Liersemann, geb. den 15. September 1835 in
Breslau, gebildet auf dem Elisabet-Gymnasium, studierte von 1854 in
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 53
Breslau Mathematik, promoviert 1859, Probekandidat an der Real-
schule am Zwinger, 1860 ordentlicher Lehrer an der Realschule zu
Landeshuty 1861 am Magdalenen-Gymnasium, 1863 Rektor der höhe-
ren Bürgerschule in Ohlau, 1866 Oberlehrer am evangelischen Gymna-
sium zu Glogau, 1868 Direktor der Realschule zu Reichenbach i. Schi.,
seit 1880 Direktor des Realgymnasiums in Rawitsch. Schriften:
Dissertation: Diäquisitiones variae circa superficies secundi gradus uno
centro praeditas, 1859; — Der Becbenunterricht an wissenschaftlichen
Schulen, im Progr. von Ohlau 1864; — Bericht ttber die Gründung der
König Wilhelmsschule, im Progr. von Reichenbach 1869; — Chronologie
der Heiligen Schrift, ebenda 1871; — Lehrbuch der Mathematik und
Algebra, Leipzig 1871; — F. Joachimsthal, Anwendung der Differential-
und Integralrechnung auf die allgemeine Theorie der Flächen und der
Linien doppelter Krümmung, Leipzig 1872; — Verwendung der Geometrie
zum Beweise arithmetischer Lehrsätze, im Progr. von Reichenbach 1872;
— Planimetrische Constructionen, ebenda 1873; — OelOOO, eine mathe-
matische Studie, ebenda 1878; — Excurse dazu 1879; — Maxima und
Minima, analytisch- geometrisch beleuchtet, im Progr. von Rawitsch 1886,
1887; — Drei Eaiserreden, ebenda 1889.
Ferdinand Otto Meister, geb. den 29. November 1828 zu
Eisenach, gebildet auf dem dortigen Gymnasium, studierte seit 1846
in Jena und Leipzig Philologie, promoviert 1853, Lehrer an der Stoy-
schen Erziehungsanstalt in Jena 1850, Hilfslehrer am Gymnasium in
Eisenach 1855, in Weimar 1857, Civil-Inspektor an der Ritter- Akademie
in Liegnitz 1858, Kollege am Magdalenen-Gymnasium 1861, Ober-
lehrer 1868, Professor 1883. Schriften: Quaestiones Quintilianeae im
Progr. der Bitter- Akademie zu Liegnitz 1860, zweiter Teil im Progr. des
Magdalenen- Gymnasiums von 1865; — Ueber Dares von Phrygien de excidio
Troiae historia, im Progr. von 1871; — Dictys Cretensis ephemeridos
belli Troiani libri sex, Leipzig 1872; — Daretis Phrygii de excidio Troiae
historia, Leipzig 1873; — Sammlung deutscher Gedichte für höhere Lehr-
anstalten, Leipzig 1873; — M. Fabii Quintiliani inst. orat. liber decimus.
Erklärt von B. Bonneil, 5. Auflage, Berlin 1882; — M. Fabii Quintili-
ani inst. orat. libri duodecim, 2 Bde., Leipzig und Prag 1886 und 1887.
Sonderausgabe des 10. Buches, ebenda 1887; — Beiträge zur Geschichte
des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena in Breslau in der Festschrift
von 1893; — Aufsätze und Becensionen in philologischen Zeitschriften.
Wilhelm Suckow, geb. den 18. September 1830 zu Grtinhartau,
gebildet auf dem Gymnasium zu Schweidnitz, studierte in Breslau seit
1851 Theologie und Philologie, war längere Zeit Hauslehrer, Probe-
54 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
kandidat am Magdalenen-Gzmnasiam 1860, EoUaborator 1861, Kollege
1864, Oberlehrer 1874. Schrift: Oriechische Bchreibvorschriften, als erste
Stufe des griechischen Unterrichts, Breslau 1875. 11. Ausgabe 1893.
Kudolf Samuel Peiper, geb. den 16. Januar 1834 zu Hirsch-
berg, gebildet auf dem dortigen Gymnasium, studierte seit 1852 Phi-
lologie in Breslau, Probekandidat, zugleich Hilfslehrer an dem Gymna-
sium zu Liegnitz 1858, Kollege am Magdalenen-Gymnasium 1861,
Oberlehrer 1874, zum Dr. phil. honoris causa von der philosophischen
Fakultät der Universität Breslau promoviert 1883, Professor 1890.
Schriften: Aeschyli Supplices v. 776 — 909, zum Jubiläum des Hirsch-
berger Gymnasiums, 1862; — Observatorum in Senecae tragoediis libellus
im Progr. von 1863; — L. Annaei Senecae tragoediae rec. R. Peiper et
G. Richter, Leipzig 1867; — Walter von Chatillon, Breslau 1869; —
Praefationis in Senecae tragoedias supplementum im Progr. von 1870;
— Boetii Philosophiae consolationis libri, Leipzig 1871; — Ekkehardi
primi Waltharius, BeroUni 1873; — Dracontii Orestes tragoedia, Wratisl.
1875; -— Q. Valerius Catullus, Beiträge zur Kritik seiner Gedichte, Breslau
1875; — Aulularia 8. Querolus Theodosiani aevi comoedia, Lipsiae 1875;
— Gaudeamus, carmina vagorum selecta, Lipsiae 1877, ed. rep. 1879; —
Die handschr. Ueberlieferung des Ausonius, Leipzig 1879; — Alcimi Ecdicii
Aviti opera, Berol. 1883 (= Monum. German. histor., auct. antiquiss. t. VI, 2);
— Decimi Magni Ausonii opuscula, Lipsiae 1886; — Cypriani Gaili poetae,
Heptateuchos ( = Corpus Script orum ecclesiasticonim vol. XXIII), Vindobonae
1891; — De Senecae tragoediarum vulgari lectione constituenda, in der
Festschrift von 1893; — Abhandlungen und Becensionen in philologischen
und historischen Zeitschriften.
Gustav Dzialas, geb. den 2. November 1836 in Wilkau, ge-
bildet auf dem Gymnasium in Oels, studierte in Breslau Philologie
seit 1857, promoviert 1860, Probekandidat am Magdalenen-Gymnasium
1862, Oberlehrer am Johannes - Gymnasium 1873, gestorben 1887.
Schriften: Dissertation: Quaestiones Rutilianae, Vrat. 1860; — Bhetorum
antiquorum de figuris doctrina. Pars prior, im Progr. von 1869; —
Griech. üebungsbuch, 1876, 2 T.
Hermann Oberdieck, geb. den 14. Oktober 1822 zu Bardowik
bei Lüneburg, gebildet auf dem Lyceum zu Hannover, studierte seit
1841 in Göttingen und Berlin, Kollaborator an der Bealschule zu Lüne-
burg 1851, von 1857 Hauslehrer in Paris und London, 1861 Kollege
am Magdalenen-Gymnasium, 1872 Oberlehrer, 1887 Professor. Schriften:
Göttinger Preispredigt, 1845; — Englische Tabellen, 1857; — Etymologie
von Obstnamen, im Progr. von 1866.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 55
Johannes Friedrich Schnitze, geb. den 2« Juni 1839 zu Triebsees,
:gebildet auf dem Gymnasium zu Greif swald, studierte seit 1858 in
"Oreifswald und Breslau Philologie, promoviert 1862, Probekandidat
^m Gymnasium zu Greifswald 1862, KoUaborator an der Realschule
^m Zwinger in Breslau 1863, in demselben Jahre am Magdalenen-
Oymnasium, dann ordentlicher Lehrer, gest. den 18. Februar 1878.
Schriften: Dissertation: Quaestionum Lydianarum pars I, Gryphisw. 1862;
— Die Tarquinischen Könige in Rom, im Progr. von 1873; — üeber
Tiationale Erziehung, eine Rede, 1877.
Rudolf Wilhelm Alexander Tardy, geb. den 15. Januar 1839 zu
fiussinetz bei Strehlen, gebildet auf dem Friedrichs -Gymnasium zu
Breslau, studierte in Breslau seit 1857 Philologie, Probekandidat 1863
^m Friedrichs-Gymnasium und, zugleich als Hilfslehrer, am Magdalenen-
-Gymnasium, 1864 KoUaborator, dann Kollege, Oberlehrer 1881, Pro-
fessor 1890. Schrift: Ueber Goethes Verhältnis zu Vaterland und Staat,
im Progr. von 1874.
Gustav Eitner, geb. den 9. Oktober 1835 zu Fraustadt, gebildet
^uf dem Gymnasium in Schweidnitz, studierte in Breslau Philologie
«eit 1856, promoviert 1860, 1861 Probekandidat und 1862 KoUabo-
rator an der Realschule zum heiligen Geist, Kollege am Magdalenen-
Gymnasium 1865, Direktor des Gymnasiums in Wohlan 1873, 1881
in GörUtz, 1884 zugleich des Real- Gymnasiums daselbst. Schriften:
Dissertation: De Sphaeristica apud Oraecos et Romanos, Vrat. 1860; —
Jakob Baldes Leben und Charakter, im Progr. der Realschule zum heiligen
Geist 1868; — Jnstini historiarum libros edid. Domke et Eitner, Breslau
1865; — Job. Chr. Günthers Biograph Dr. Steinbach von Breslau und
4ie Gottschedianer, im Progr. des Magdalenen-Gymnasiums von 1872; —
Ausgewählte Sinngedichte von Friedrich von Logau, Leipzig 1870; —
T'riednchs von Logau sämtliche Sinngedichte, Stuttgart und Tübingen 1872;
— Scenen aus dem altrömiscben Leben, in dem Progr. des Gymnasiums
2VL Wohlau 1874; — Die Künstlerschule zu Rhodus, ebenda 1880; —
Luther und das deutsche Haus, Görlitz 1883; — Sulpicius Maximus, ein
-elfjähriger Dichter, im Progr. des Gymnasiums zu Görlitz 1884; — Die
Realschule zu Görlitz unter Kaumanns Rektorat, Görlitz 1887; — Die
Jugendspiele in Görlitz, 1889; — Gretchen in Goethes Faust, Festschrift
zur Begrüssung der 40. Philologenversammlung in Görlitz, 1889; — Die
Jugendspiele, 8. Auflage, Leipzig 1890.
Albert Winter, geb. den 26. Januar 1840 zu Sprottau, gebildet
auf dem Gymnasium zu Görlitz, studierte seit 1859 in Leipzig und
56 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Breslau Philologie, promoviert 1865, Probekandidat am Magdalenen-
Gymnasium 1865, Kollege 1866, Oberlehrer 1881, Professor 1893.
Schriften: Dissertation: De modornm in ennnciatis condicionalibns apud
tragicoB graecos nsn, Vraiisl. 1865; — Alkmene und Amphitryon, im
Progr. von 1876; — Meletius und Orion, in der Festschrift von 1893.
Karl Friedrich Theodor Mayhoff, geb. den 20. Februar 1841
zu Neustrelitz, gebildet auf dem dortigen Gymnasium, studierte seit
1859 zu Jena und Breslau Philologie, promoviert 1865, Probekandidat
an dem Friedrichs-Gymnasium, 1866 am Magdalenen-Gymnasium, danD
ordentlicher Lehrer, 1869 Oberlehrer und 1872 Professor am Vitzthum-
schen Gymnasium zu Dresden, 1884 Bektor des Nicolai-Gymnasium»
in Leipzig, 1890 wegen angegriffener Gesundheit aus dem Amte ge-
schieden, lebt seitdem privatisierend in Dresden. Schriften: Lueubra-
tionum Plinianarum capita tria, Neustrel. 1865; — De Bhiani Gretensi»
studiis Homericis, Dresden 1870; — Commentariolum in Platonem, Demo-
sthenem, Sophoclem, Dresden 1870 (Festschrift des Yitzthnmschen Gymna-
siums zu Rektor Frankes Jubiläum); — Novae lucubrationes Plinianeae.
Dresden 1874; — Neubearbeitung der v. Janschen Ausgabe von Pliniu»
naturalis historia, Leipzig, Bd. II 1875, Bd. III 1890; — Pliniana,^
Beitrag zu den »Philologischen Abhandlungen c zu Ehren von Martin Hertz^
Berlin 1888; — Ausserdem kleinere Aufsätze.
Wilhelm Guttmann, geb. den 13. April 1837 zu Batibor, ge-
bildet auf dem dortigen^ Gymnasium, studierte seit 1855 Philologie in
Breslau, promoviert 1862, Probekandidat 1865 am Magdalenen-Gymna-
sium, 1867 ordentlicher Lehrer, 1868 Bektor des Progymnasinms zu
Ohlau, 1872 Prorektor des Gymnasiums zu Schneidemühl, 1873 kom-
missarischer Dirigent und 1875 Direktor des Gymnasiums zu Schrimmt
1877 zu Bromberg. Schriften: Dissertation: De Olympionicis apud
Mynae Philostratum, 1862; — Schulgeschichtliche Beiträge in den Progr»
des Progymnasiums in Ohlau und des Gymnasiums in Bromberg; —
Schulreden u. a.
Bichard Förster, geb. den 2. März 1843 zu Görlitz, gebildet
auf dem Gymnasium daselbst, studierte Philologie in Jena und Breslau
1861 — 1866, promoviert 1866, Lehrer am Magdalenen- Gymnasium 1866^
1868 zu einer Studienreise beurlaubt, 1873 ausserordentlicher Professor
an der Universität in Breslau, 1875 ordentlicher Professor in Bestock^
1881 in Kiel, 1890 in Breslau, Geheimer Begierungs-Bat 1893.
Schriften: Dissertation: De attractionis usu Aeschyleo, Vrat. 1866; —
Die Hochzeit des Zeus und der Hera, Progr. zum Winckelmanns-Feste 1867;
— Ueber die ältesten Herabilder nebst einem Excurs über die Olaubwttr-
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 57
digkeit der kunstgeschichtlichen Angaben des Athenagoras, im Progr. von
1868; — De attractione enuntiationum relativarum quaestiones gramma-
ticae et historicae, Berolini 1868; — Der Eanb und die Rückkehr der
Persephone, Stuttgart 1874; — De antiquitatibus et libris manu scriptis
Gonstantinopolitanis, Rostockii 1877; — De Libanii libris manu scriptis Upsa-
liensibus et Lincopiensibus, ßostockii 1877; — Francesco Zambeccari und
die Briefe des Libanios, Stuttgart 1878; — Libanii bi^p töv bpyrpxiÄv
oratio recensuit, Rostockii 1878; — Farnesina-Studien, Rostock 1880; —
De Aristotelis quae feruntur pbysiognomonicis recensendis, Kiliae 1882; —
Das Portrait in der griechischen Plastik, Kiel 1882; — Analekten zu
den Darstellungen des Raubes und der Rückkehr der Persephone , Göttin-
gen 1884; — De translatione latina physiognomonicorum quae feruntur
Aristotelis, Kiliae 1884; — Die Physiognomik der Griechen, Kiel 1884; —
De Polemonis Pbysiognomonicis, Kiliae 1886; — Die klassische Philologie
der Gegenwart, Kiel 1886; — Lucian in der Renaissance, Kiel 1886; — De
Apulei quae fertur physiognomonia recensenda et emendanda, Leipzig 1887;
— De Aristotelis quae feruntur secretis secretorum, Kiliae 1888 ; — Rede
zur Feier des Gedächtnisses weiland Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm^
Kiel 1888; — Quaestiones physiognomonicae, Kiliae 1890; — Die Kunst
in Schleswig-Holstein, Kiel 1890; — Duae Choricii orationes nuptialea
primum ed., Vratislaviae 1891; — Duae Choricii in Brumalia Justiniani
et de Lydis orationes prim. ed., Vratislaviae 1891; — Eduard Lübbert,
Berlin 1892; — Choriciana Miltiadis oratio prim. ed., Vratislaviae 1892.
Alwin Täschner, geb. den 6. Dezember 1840, gebildet auf dem
Gymnasium zu Lauban, studierte in Breslau seit 1860 Mathematik
und Physik, promoviert 1872, Probekandidat an der Realschule zum
heiligen Geist 1865 und am Magdalenen- Gymnasium, Kollege 1867,
Oberlehrer 1883, Professor 1893. Schriften: Dissertation: üeber die all-
gemeinen Principien der Statik, 1872; — Abriss der Arithmetik und
Algebra, Breslau 1874; — Einiges aus dem Gebiete der Dynamik, im
Progr. von 1875.
Hugo Bltimner, geb. den 9. August 1844 zu Berlin, gebildet
auf dem Friedrichs-Gymnasium zu Breslau, studierte seit 1862 Philo-
logie in Breslau, Berlin und Bonn, promoviert 1866, Probekandidat
am Elisabet- Gymnasium 1867, KoUaborator am Magdalenen-Gymnasium
in demselben Jahre, 1870 Privatdocent an der Universität, 1875 Pro-
fessor extraord. flir Archaeologie an der Universität in Königsberg,
Winter 1876/77 Studienreise nach Italien, 1877 o. Professor an der
Universität Zürich, 1888—1890 Eektor der Universität Schriften:
Dissertation: De locis Luciani ad artem spectantibus , Berol. 1866; —
Archäologische Studien zu Lucian, Breslau 1867; — Die gewerbliche Thä-
38 Beiträge zur Geschiclite des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
tigkeit der Völker des klassischen Altertnms, Leipzig 1869; — De Vulcani
in veteribns artium monumentis figora, Vrat. 1870; — Dilettanten, Kunst -
liebhaber und Kenner im Altertum, Berlin 1873; — Technologie und
Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern, Leipzig
1874 — 1888, 4 Bde.; — Lessings Laokoon, herausg. und erläutert, Berlin
1876, 2. Auflage 1880; — Technische Probleme aus Kunst und Gewerbe
der Alten, Berlin 1877; — Die archäologische Sammlung im eidgen. Poly-
technikum zu Zürich, Zürich 1887; — Laokoon-Studien, 2 Hefte, Frei-
burg i. B. 1881, 1882; — K. Fr. Hermanns Griech. Privataltertümer, neu
bearbeitet, Freiburg 1884; — Winckelmanns Briefe an seine Züricher
Freunde, Freiburg 1882; — Das Kunstgewerbe im Altertum, 2 Bde«, Leipzig
und Prag, 1884; — Lessings Laokoon, Stuttgart 1886; — Lessings anti-
quarische Briefe: Wie die Alten den Tod gebildet, Stuttgart 1886; —
Leben und Sitten der Griechen, 3 Bde., Leipzig und Prag 1887; — Le-
bens- und Bildungsgang eines griechischen Künstlers, Basel 1887; — Tech-
nologisches (Schwefel, Alaun und Asphalt) im Altertum, Zürich 1887; —
üeber die Bedeutung der antiken Denkmäler als kulturhistorische Quellen,
Zürich 1888; — Studien zur Geschichte der Metapher im Griechischen,
1. Heft, Leipzig 1891; — Die Farbenbezeichnungen bei den römischen
Dichtern, Berlin 1892; — Der bildliche Ausdruck in den Beden des Für-
sten Bismarck, Leipzig 1891; — Zum schweizerischen Schriftdialekt,
Zürich 1892; — Aufsätze und Becensionen in archäologischen, philologi-
schen, litterargeschichtlichen u. a. Zeitschriften.
H. 6. Adolf Engler, geb. den 25. März 1844 zu Sagan, gebildet
auf dem Magdalenen-Gymnasium, studierte seit 1863 in Breslau Natur-
wissenschaften und Mathematik, promoviert 1866, Probekandidat am
Magdalenen-Gymnasium 1866, dann ordentlicher Lehrer, 1871 Gustos
an dem botanischen Garten in München, Frivatdocent daselbst 1872,
1878 ordentlicher Professor und Direktor des botanischen Gartens in
Kiel, 1884 in Breslau, 1889 in Berlin, Correspondierendes Mitglied der
Linnean Soc. in London, der Botanical Soc. in Edinburgh etc., seit
1887 im Vorstand der botanischen Abteilung der Leop. Karol. Akademie
der Naturforscher, seit 1889 Mitglied der Königlich preussischen Aka-
demie der Wissenschaften. Schriften: Dissertation: De genere Saxifraga,
1866; — Monographie der Gattung Saxifraga, Breslau 1872 ; — Versuch einer
Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt, Leipzig 1879 u. 1882, 2 Bde.;
— Begründer und Herausgeber der »Botanischen Jahrbücher c (1881 bis
1892, 16 Bde.) und des Werkes: die natürlichen Pflanzenfamilien, von dem
78 Lieferangen erschienen sind; — Aufsätze aus dem Gebiete der Entwicke-
lungsgeschichte, der Morphologie und Systematik.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 59
Wilhelm Wegehaupt, geb. den 13. Februar 1845 zu Breslau,
gebildet auf dem Magdalenen-Gymnasium, studierte in Breslau und
Leipzig Philologie seit 1863, Probekandidat an der Realschule am
Zwinger und am Magdalenen-Gymnasium 1868, EoUaborator 1869,
dann ordentlicher Lehrer, Oberlehrer in München -Gladbach 1878,
Direktor des Gymnasiums zu Neuwied 1881, zu Kiel 1890, zu Ham-
burg 1892. Schriften: M. Caetius Rufus, im Progr. von 1878; —
F. Cornelius Dolabella, im Progr. des Gymnasiums zu M.-Oladbach 1880;
— Lat. Vokabularium, M.-Gladbach 1881.
Wilhelm Pohla, geb. den 15. Januar 1845 in Breslau, gebildet
auf dem Magdalenen-Gymnasium, studierte in Breslau Geschichte seit
1863, promoviert 1868, Probekandidat an der Realschule zum heiligen
Geist 1869, Kollaborator am Magdalenen-Gymnasium 1869, dann ordent-
licher Lehrer, pensioniert 1886, gestorben 1886. Schrift: Dissertation:
De dynastis Caricis, Vratisl. 1868.
Heinrich Guhrauer, geb. den 13. März 1844 zu Breslau, ge-
bildet auf dem Elisabet-Gymnasium, studierte in Breslau Philologie
seit 1862, Probekandidat am Magdalenen-Gymnasium 1868, ordent-
licher Lehrer 1870, machte den französischen Feldzug als Lieutn. d. R.
mit und wurde mit dem eisernen Kreuz dekoriert, Prorektor in Waiden-
burg i. Schi. 1877, Direktor in Lauban 1882, in Wittenberg 1890.
Schriften: Der pythische Nomos, eine Studie zur griechischen Musik-
geschichte, Leipzig 1876; — Zur Geschichte der Aulodik bei den Griechen,
Progr. von Waidenburg 1879; — Musikgeschichtliches aus Homer, Progr.
von Lauban 1886; — Zur Frage der Mehrstimmigkeit in der griechischen
Musik. Beitrag zu den »Philologischen Abhandlungen« zu Ehren von
Martin Hertz, Berlin 1888; — Bemerkungen zum Eunstunterricht auf
dem Gymnasium, Pro^r. von Wittenberg 1891.
Ferdinand Seyler, geb. in Charlottenbrunn den 14. April 1845,
gebildet auf dem Gymnasium zu Hirschberg, studierte in Breslau und
Berlin seit 1863 Philologie, Probekandidat an der Bealschule am
Zwinger 1869, Kollaborator am Magdalenen-Gymnasium 1870, machte
den Feldzug von 1870/71 mit, Oberlehrer am Johannes - Gymnasium
1874, Professor 1892. Schrift: Aufgaben zum üebersetzen ins Lateinische,
im Progr. von 1889.
Emil Adolph Samuel Beblo, geb. den 17. Juni 1841 zu Oppeln,
gebildet auf dem dortigen Gymnasium, studierte in Breslau seit 1861
Mathematik und Naturwissenschaften, promoviert 1867, Probekandidat
an der Realschule zu Görlitz 1868, ordentlicher Lehrer daselbst 1869,
60 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
am Magdalenen-Gymnasium 1871, gest. den 12. Juli 1886. Schriften:
Dissertation: De nonnnllis qai in remm natura inveniuntur flnosalibus^
1867; — üeber den Einfluss der Alkalien und alkalischen Erden auf das
PolarisationsvermÖgen einiger Zackerarten, im Progr. der Realschule zu
Görlitz, 1869; — Materialien für den methodischen Unterricht in der Mi-
neralogie auf Gymnasien. Erstes Heft, Breslau 1885.
Ernst Johannes Alexander Nather, geb. den 11. Januar
1846 zu Breslau, gebildet auf dem Matthias-Gymnasium, studierte seit
1865 Philologie in Breslau, promoviert 1869, Probekandidat an der
Bealschule am Zwinger 1870, 1871 Hilfslehrer an derselben Anstalt,
1872 am Magdalenen-Gymnasium, ordentlicher Lehrer 1872, Oberlehrer
1887, Professor 1893. Schriften: Dissertation: De vetnsta Graecorum
arte plastica, Vratislav. 1869; — Etnde sur T^tendue de Tinflnence classique
dans la poösie de Mathnrin Regnier, im Progr. von 1889; — Geschichten
in Prosa von Fran9ois Coppäe, Deutsch von Emil Bürger und Ernst Nather,
Breslau 1889.
Julian Reichelt, geb. den 7. Januar 1845 zu Bernstadt i. Schi.,
gebildet auf dem Magdalenen-Gymnasium, studierte in Breslau Ge-
schichte seit 1863, machte den Feldzug von 1870/71 mit, Probekan-
didat am Magdalenen-Gymnasium 1872, ordentlicher Lehrer 1873,
gest. den 20. Februar 1884.
Gottwald Ernst Ferdinand Struve, geb. den 16. Januar 1846
zu Görlitz, gebildet auf dem dortigen Gymnasium, studierte seit 1865
zu Breslau, Probekandidat an der Waisen- und Schulanstalt zu Bunzlau
1870, ordentlicher Lehrer daselbst 1871, 1873 an der höheren Bürger-
schule zu Striegau, in demselben Jahre an dem Magdalenen-Gymna-
sium, 1876 an dem Gymnasium zu Gleiwitz, dann Pfarrvikar in Borsig-
werk, Pastor in Conrads waldau, in Meffersdorf, jetzt in Neudorf
Er. Liegnitz.
Julius Tröger, geb. den 29. Dezember 1849 zu Cottbus, ge-
bildet auf dem dortigen Gymnasium, studierte in Berlin und Tübingeo
seit 1867, promoviert 1875, Probekandidat am Gymnasium zu Waiden-
burg 1875, 1876 ordentlicher Lehrer daselbst, 1877 am Magdalenen-
Gymnasium, 1892 Oberlehrer. Schriften: Der geschichtliche Christus
und die Ritschl'sche Theologie in der Schule, im Progr. von 1892; —
Rektor Manso im Xenienkampfe, in der Festschrift von 1893.
Hermann Stender, geb. den 7. Februar 1849 zu Plön, gebildet
auf dem dortigen Gymnasium, studierte seit 1868 Philologie in Leipzig
und Kiel, nahm an dem Feldzug von 1870/71 teil und erhielt das
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 61
eiserne Kreuz 2. Klasse, promoviert 1874; Probekandidat am Magda-
lenen-Gymnasium 1876, ordentlicher Lehrer 1877, Professor in München-
Oladbach 1881. Schriften: De Argonantarum ad Colchos usque expedi-
tione fabulae historia critica, Kiel 1874; — Beiträge zur Geschichte des
griechischen Perfects I und II, im Progr. des Gymnasiums zu M.- Gladbach
1883, 1884.
Friedrich Benedict, geb. den 8. Dezember 1850 zu Breslau,
gebildet auf dem Elisabet-Gymnasium daselbst, studierte seit 1868
Philologie in Breslau und Bonn, promoviert 1871, Probekandidat am
Elisabet-Gymnasium 1872, 1875 Hilfslehrer, 1876 ordentlicher Lehrer
an demselben und am Gymnasium in Görlitz, 1878 am Magdalenen-
Oymnasium, 1892 Oberlehrer. Schrift: Dissertation: De oraculis ab
Herodoto commemoratis quaestiones, Bonn 1871.
Konrad Robert Berthold Sagawe, geb. den 27. März 1853
zu Winzig, Kr. Wohlau, gebildet auf dem Elisabet-Gymnasium in
Breslau, studierte seit 1872 in Jena und Bonn, promoviert 1876, Probe-
kandidat am Gymnasium in Eisenach 1877 und am Magdalenen-Gymna-
sium, ordentlicher Lehrer 1878, Oberlehrer 1892. Schriften: Ueber den
Gebrauch des Pronomens InaoTog bei Herodot, im Progr. von 1891; —
di in apodosi bei Herodot, in der Festschrift von 1893.
Wilibald Körber, geb. den 27. Mai 1854 zu Breslau, gebildet
auf dem Elisabet-Gymnasium, studierte seit 1872 in Breslau und Wien,
promoviert 1877, provisorischer Hilfslehrer an dem Stadtgymnasium in
Stettin 1877, Probekandidat am Magdalenen-Gymnasium 1878, ordent-
licher Lehrer 1879, Oberlehrer 1892. Schrift: Dissertation: De Grae-
comm hymenaeis et epithalamiis, Vrat. 1877.
Friedrich Wilhelm Böttner, geb. den 12. Oktober 1852 zu
Seehausen i. A., gebildet auf dem dortigen Gymnasium, studierte seit
1873 Philologie in Halle, promoviert 1877, Probekandidat 1878 an
der lateinischen Hauptschule, Hilfslehrer am Magdalenen-Gymnasium
1879, ordentlicher Lehrer 1880, Oberlehrer 1892. Schriften: Disser-
tation: De Quintiliano grammatico, Halis Saxonum 1877.
Walther Volkmann, geb. den 1. Januar 1857 in Stettin, ge-
bildet auf dem Gymnasium zu Jauer, studierte seit 1876 zu Halle,
promoviert 1879, Probekandidat am Gymnasium zu Ratibor 1880, zu-
gleich Hilfslehrer, 1881 ordentlicher Lehrer am Magdalenen-Gymnasium,
1892 Oberlehrer. Schriften : Dissertation : Qaaestionum de dialecto Aeolica
capita duo 1879; — Quaestionum de Diogene Laertio cap. I: De Diogene
62 Beiträge zur Geschiebte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Laertio et Saida, im Progr. Yon 1890; — Zu Diogenes Laertius I, Sosi*
crates II, Die Schriften des Timon von Phlius, Festschrift des Gymnasiums
in Lissa 1890; — üriel Acosta, in der Festschrift von 1893; — Auf-
sätze nnd Becensionen in Zeitschriften.
Max Alexander Sartorius, geb. den 21. März 1854 zu Neu-
markt, gebildet auf dem Friedrichs-Gymnasium zu Breslau, studierte
seit 1874 Philologie in Breslau, promoviert 1883, Probekandidat am
Magdalenen- Gymnasium 1881, ordentlicher Lehrer 1882, Oberlehrer
1892. Schriften: Dissertation: Die Entwicklung der Astronomie bei den
Griechen bis Anaxagoras und Empedokles, 1883; — Abhandlungen in
philosophischen Zeitschriften.
Carl Bohlmann, geb. den 18. Februar 1857 zu Hannover, ge-
bildet auf dem Gymnasium zu Glogau, studierte seit 1876 in Breslau
Philologie, promoviert 1882, Probekandidat am Magdalenen-Gymnasium
und am Gymnasium zu Brieg, Hilfslehrer daselbst, 1883 ordentlicher
Lehrer am Magdalenen-Gymnasium, 1892 Oberlehrer. Schriften:
Dissertation: De attractionis usu et progressu, qualis fuerit in enuntiationi-
bus relativis apud Herodotum, Antiphontem, Thucydidem, Andocidem,.
Lysiam, Vrat. 1882.
Paul Erich Ealkoff, geb. den 17. August 1858 zu GöUeda,,
gebildet in Schulpforta, studierte in Berlin und Strassburg seit 1877
Germanistik, Geschichte und Geographie, promoviert 1883, Probe-
kandidat am Gymnasium zu Gotha 1883, ordentlicher Lehrer am
Magdalenen-Gymnasium 1884, Oberlehrer 1892. Schriften: Wolfger
von Passau, 1190 — 1204, eine Untersuchung über den historischen Wert
seiner Reiserechnungen, Weimar 1882; — Die Depeschen des Nuntius
Aleander vom Wormser Beichstag 1521, übersetzt und erläutert, Halle 1886.
Julius Jelinek, geb. den 8. August 1856 in Pitschen, Kreis^
Ereuzburg, gebildet auf der Bealschule am Zwinger in Breslau, Ma-
turitätsprüfung auch an dem Johannes-Gymnasium, studierte 1875 be-
sonders neuere Philologie, einschliesslich Germanistik in Breslau und
Leipzig, Probekandidat an dem Gymnasium zu St. Thomas in Leipzig
1883, etatsmässiger Hilfslehrer an demselben 1884, zu einer wissen-
schaftlichen Reise ins Ausland auf ein Jahr beurlaubt, ordentlicher
Lehrer am Magdalenen-Gymnasium 1888, Oberlehrer 1892.
Paul Hörn, geb. den 23. April 1855 zu Petschkendorf, Kreis
Lüben, gebildet auf dem Gymnasium in Liegnitz, studierte seit 1875
in Berlin Mathematik und Physik, war einige Jahre Hauslehrer, Probe-
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 63"
kandidat am Gymnasium zu Waidenburg 1884, 1886 am Gymnasium
zu Bunziau beschäftigt, in demselben Jahre ordentlicher Lehrer an
dem Magdalenen - Gymnasium, gestorben den 28. April 1892. Schrift:
Zeichenhefte für den propädeutisch - geometrischen Unterricht in Quinta^
Breslau 1888.
Karl Staritz, geb. den 19. August 1859, gebildet auf dem^
Kealgymnasium zum heiligen Geist, studierte seit 1877 in Breslau
Mathematik und Naturwissenschaften, Probekandidat am Magdalenen-
Gymnasium 1885, ordentlicher Lehrer 1886, Oberlehrer 1892. Schrift i
Über einen neuen Inhaltskörper der Siebröhren einiger Leguminosen, in
der Pestschrift von 1893.
3. Probekandidaten, Schulamtskandldaten und Mltgrlieder
des pädagrogflsehen Seminars,
mit Ausnahme derjenigen, welche an dem Magdalenen-Gymnasium angestellt worden
sind, unter Beifügung der späteren oder jetzigen Lebensstellung und des Wohnortes..
1843 Dr. Platen, Professor an der Bitter- Akademie in Liegnitz. f
Dr. Brix, Prorektor an dem Gymnasium in Liegnitz. f
Dr. Petermann, Prorektor an dem ev. Gymnasium in Glogau. -j^
1844 Dr. Finger, Beg.- und Schulrat a. D. in Breslau.
Idczikowski, Lehrer an dem Matthias-Gymnasium in Breslau, f^
Ho ff mann, Lehrer an dem Friedrichs-Gymnasium in Breslau, f
Neide, Oberlehrer a. D. an dem Elisabet-Gymnasium in Breslau^
1846 Tschackert, Geh. Beg.- und Provinzial-Schulrat in Breslau.
Dr. Purmann, Direktor des Gymnasiums in Cottbus, f
Dr. Steiner, Lehrer an der Bauschule in Breslau, f 1848.
Dr. Kergel, Lebensstellung nicht ermittelt.
1847 Dr. Tagmann, Direktor des Gymnasiums in Tilsit, f 1866.
Dr. Schottky, Oberlehrer a. d. Bealschule a. Zwinger in Breslau^
t 1868.
1848 Dr. Kuschel, Lehrer an dem Matthias-Gymnasium in Breslau, f^
Dr. Baum, ordentlicher Lehrer an der K. Bauschule in Breslau^
t 1864.
1849 Dr. Berger, Kandidat des höh. Schulamts an dem Magdalenen-
Gymnasium, f 1850.
Dr. E. Gammler, Oberlehrer a. D. in Wittstock.
Dr. Beimann, Direktor des Bealgymnasiums zum heiligen Geist
in Breslau.
Dr. Speck, Kollege an dem Elisabet-Gymnasium. f
1850 PaulScholz, KoUega II an dem Gymnasium in Hirschbergj f 1 856^
Dr. Wittiber, Professor in Glatz. f
64 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maiia Magdalena.
1851 Prifich, Oberlehrer an dem Gymnasium in Brieg, f 1878.
1852 Dr. 0. Kubier, Direktor des Wilhelms -Gymnasiums in Berlin.
1856 Rudolf Schmidt, Professor an dem Realgymnasium zum hei-
ligen Geist in Breslau.
1859 Dr. Karl Lanbert, Direktor des Realgymnasiums in Frank-
furt a/0.
1860 Gleditsch, Professor an dem Wilhelms-Gymnasium in Berlin.
1866 Schlegel, Oberlehrer an dem Wilhelms-Gymnasium in Berlin.
Dr. H. Zimmermann, Oberlehrer an dem Realprogymnasium
in Limburg a. d. Lahn.
1870 Dr. C. Ohlert, Regierungs- und Schulrat in Breslau.
Dr. Meissner, Oberlehrer an dem Gymnasium in Schwerin, f
Krause, Professor an dem Gymnasium in Strehlen.
1871 Dr. Haussding, Professor an der Oberrealschule in Breslau.
1872 Paul Friedrich, Professor an dem Gymnasium in Wohlau.
1873 Jenetzky, Schulrat in Marienwerder.
Wiesner, Oberlehrer an dem Gymnasium in Bromberg.
1874 Dr. Thiessen, Lebensstellung nicht ermittelt.
Dr. Neugebauer, Oberlehrer an der kath. Realschule in Breslau.
1875 Dr. Scholtz, Oberlehrer an dem Gymnasium in Hirschberg.
Snay, Dr. phil. in Breslau, f
1876 Hanke, Oberlehrer an dem Gymnasium in Königshütte.
Dr. Sommerbrodt, Direktor des Gymnasiums in Lauban.
Reimann, Oberlehrer an dem Gymnasium in Graudenz.
Dr. Ostmann, Konrektor an der höh. Knabenschule in Gollnow
(Pommern).
Dr. Bordelle, Oberlehrer an dem evang. Gymnasium in Glogan.
1877 Dr. Jonas, Kreisschulinspektor in Konitz.
1878 Dr. Regell, Oberlehrer an dem Gymnasium in Hirschberg.
1879 Dr. Strauss, Oberlehrer an der ev. Realschule No. 2 in Breslau.
H. Warmuth, Oberlehrer an dem Realgymnasium in Landeshut.
1880 Malberg, Oberlehrer an dem Johannes-Gymnasium in Breslau.
Dr. H. Reim, Oberlehrer an dem Gymnasium in Schweidnitz.
Dr. Seidel, Oberlehrer an dem Realprogymnasium in Franken-
stein.
Dr. Heine, Oberlehrer an dem Gymnasium in Kreuzburg O/S.
1881 Dr. Breucker, Oberlehrer an dem Gymnasium in Neuwied.
1882 Fr. Wimmer, Standesbeamter in Breslau.
Reinh. Brückner, Oberlehrer an dem Gymnasium in Detmold.
G. Rösener, Oberlehrer an dem Gymnasium in Schweidnitz.
1883 Dr. A. Bohlmann, Oberlehrer a. d. Ritter- Akademie in Liegnitz.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 65
1883 Dr. Neufert, Oberlehrer an der Realschule in Charlottenburg.
Röhrich, Oberlehrer an der Ritter- Akademie in Liegnitz.
1884 Dr. Selige, Oberlehrer an dem Gymnasium in Oels.
A. Jonetz, Oberlehrer an dem Gymnasium in Brieg.
1886 P. Guny , Kandidat des höh. Schulamts an dem MagdaL-Gymnasium.
E, Altmann, Kandidat des höh. Schulamts in Breslau.
Dr. Fischer, Oberlehrer an dem Johannes- Gymnasium in Breslau.
M. Karger, Lehrer an der Privatschule in Myslowitz.
Dr. vonMonsterberg, Oberlehrer an dem König Wilhelms-Gymna-
sium in Breslau.
1886 Dr. M Osler, Hilfslehrer an dem Gymnasium in Pless.
Dr. L. Volkmann^ Oberlehrer an der Oberrealschule in Breslau.
Dr. Kühn au, Oberlehrer an dem Gymnasium in Patschkau.
G. Hoffmann, Hilfslehrer an dem Realgymnasium in Tarnowitz.
Greilich, Kandidat des höh. Schulamts in Görbersdorf.
1887 Dr. Staats, Oberlehrer an der ey. Realschule 11 in Breslau.
Dr. Krüger, Oberlehrer an dem Gymnasium in Pless.
Dr. Gumpert, Kandidat des höh. Schulamts an dem Magdalenen-
Gymnasium.
1888 Dr. Plischke, Oberlehrer an dem Gymnasium in Ratibor.
Eiden, Seminarlehrer in Münsterberg.
V. Petzoldt, Hilfslehrer an dem Hagdalenen-Gymnasium.
Dr. Hille, Oberlehrer und Inspektor an der Ritter- Akademie in
Liegnitz.
1889 Dr. Rndkowski, Lehrer an dem Kadettencorps in Lichterfelde.
Lamm er t, Hilfslehrer an dem Gymnasium in Brieg.
1890 M. Keil, Kandidat des höh. Schulamts in Breslau.
1891 E. Schirmer, Kandidat des höh. Schulamts an dem Magd.-Gymn.
1892 Dr. Aust, etatsm. Hilfslehrer an der Oberrealschule in Breslau.
Dr. Schindelwick, Kandidat des höh. Schulamts an dem Magda-
lenen-Gymnasium.
0. Kögler, Kandidat des höh. Schulamts an dem Magdalenen-
Gymnasium.
4. Lehrer der Vorschule.
Carl Seltzsam, geb. den 12. Februar 1805 zu Breslau, von 1826
bis 1869. t
Louis Seltzsam, geb. den 26. Oktober 1809 zu Breslau, von 1831
bis 1845. t
Julius Blümel, geb. den 28. Juli 1821 zu Landeshut i. Schles.^
von 1842 bis 1846- t
5
66 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St Maria Magdalena.
Leopold Wilhelm Köhler, geb. den S.Dezember 1817 zu Militsch,
von 1845-1869. f
Friedrieh Sturm, geb. den 24. Januar 1824 in Breslau, von 1846
bis 1882, emer. in Breslau.
Gustav Liewald, geb. den 16. April 1823 zu Holzkirch bei Lauban,
1860 — 1872, jetzt an dem Johannes-Gymnasium.
Gotth. Joachim, geb. den 5. Mai 1831 zu Dalkau bei Glogau, 1860
bis 1872, jetzt an dem Johannes-Gymnasium.
Karl Jäkel, geb. den 6. Februar 1823 zu Ober-Bielau, Kr. Görlitz,
1861-1864. t
Ernst Kramer, geb. den 23. Juli 1828 zu Schönbach, Kr. Neumarkt,
1862—1886. t
Richard Strauwald, geb. den 29. April 1840 in Sprottau, 1865 bis
1872, seit 1883.
Friedrich Kappel, geb. den 28. Juni 1825 in Breslau, 1870—1871. f
Julius Walter, geb. den 18. Februar 1844 in Koben, 1870—1884,
jetzt an dem Elisabet-Gymnasium.
Adalbert Opitz, geb. den 7. Dezember 1853 in Goldberg, seit 1874.
Wilhelm Missalek, geb. den 23. Februar 1857 in Dammer, Kreis
Namslau, seit 1886.
6. Zeichenlehrer.
Professor Herrmann, geb. den 25. April 1791 zu Oppeln, 1834
bis 1845. t
Robert Eitner, geb. den 21. Juni 1808 in Herrnstadt, 1845—1883.1
Hermann Nährig, geb. den 6. März 1841 zu Landeshnt, seit 1883.
6. Gesangriehrer.
Kantor Kahl, 1828-1864. f
Musikdirektor Schönfeld, 1864-1892.
Musiklehrer Thomale, Lieutenant der Reserve, seit 1893.
Das Lehrer -Kollegrium bilden gregrenwärtig: folgrende
Mitgrlieder:
Direktor Professor Dr. Moller.
Prorektor Professor Dr. Beinling.
Professor Dr. Roseck.
Professor Dr. Meister.
Professor Oberdieck.
Professor Dr. Peiper.
Professor Tardy.
Professor Dr. Winter.
Professor Dr. Täschner.
Oberlehrer Suckow.
Professor Dr. ^father.
Oberlehrer Dr. Tröger.
Oberlehrer Dr. Benedict.
Oberlehrer Dr. Sagawe.
Oberlehrer Dr. Körber.
Oberlehrer Dr. Böttner.
Yom Professor Dr. Ferdinand Meister.
67
Oberlehrer Dr. Voikmann.
Obierlehrer Dr. SartoriuB*
Oberlehrer Dr. Bohlmann.
Oberlehrer Dr. Kalkoff.
Oberlehrer Jelinek.
Oberlehrer Staritz.
VorschuUehrer Strauwald.
Vorschullehrer Opitz.
Yorschallehrer Missal ek.
Qesanglehrer Thomale.
Zeichenlehrer Maler Nährig.
Kath. Religionslebrer, Domvikar
Opperma^nn.
Jüd. Beligioaslefarer Dr. Freaden -
thal.
Die Abiturienten
von Ostern 1843 bis Ostern 1893.*)
•Ostern 1fl43, Vorsitzender: Konsistor.- und Reg.-Rat Michaelis.
Moritz Gnttentag, Dr. med.^ Sanitätsrat in Ems. f
<7eorg Schneider, Dr. med., Arzt in Breslan. f
Onstav Neugebauer, Staatsanwalt a. D. in Breslan. f
Emil Rechner, Senior an der Magdalenenkirche in Breslan. f
Edaard Meyer, Dr. med., Arzt in Berlin, f 1884.
Anton Schreiber, Rechtsanwalt in Breslau, f
Robert Sturm, Stadtgerichtssekretär in Breslau, f 1891.
Theodor Hennige, Amtsgerichtsrat a. D. in Strehlen.
Karl Hahn, Ober-Tribunalsrat in Berlin, f
August Meitzen, Geh. Reg.-Rat, Prof. an der Universität in Berlin.
Arthur von Teichmann, Kammergerichtsassessor, Berlin» f
Michaeli 1843. Vorsitzender: Konsistor.- und Schulrat Dr. Vogel.
Hugo Heinke, Gerichtsassessor in Breslau, f
Otto Maske, Kreisgerichtsrat in Waidenburg, f
Paul Piglosiewicz, Student der Medizin in Breslau, f
Karl Igel,. Militär Intendant a. D. in Lorch am Rhein.
*} Nur durch die Unterstützung vieler früherer Schüler ist es möglich ge-
wesen, die Lebensstellung und den Wohnort der im folgenden verzeichneten 1219
Abiturienten festzustellen; für etwaige Ungenauigkeiten oder Fehler, die sich
trotz aller Vorsicht eingeschlichen haben mögen, bitte ich um gütige Nachsicht.
— Zu den S. 37 genannten ältesten Schülern sind noch nachzutragen: Heinrich
Böhmer, Abiturient 0. 1831, Pastor emer. von Conradswaldau bei Stroppen, lebt
in Obemigk, und Eduard Meydam, Abiturient Mich. 1889, Oberbürgermeister
.a. J>. in Landsberg a. W. Dem ältesten von ihnen, dem Direktor Dr. Kletke,
sollte es nicht vergönnt sein, die Jubelfeier des Gymnasiums zu erleben: er ist
Am. 5. April gestorben.
5*
68 Beitr&ge zur Geschichte des Gymnasiums zu St Maria Magdalena.
Ostern 1844. Vorsitzender: Konsistorial- und Schulrat Menzel.
Oskar von KosdieUki, Rittergatsbesitzer auf Ponoschan i. Schi, f
Moritz PasBOw, Dr. med., Sanitätsrat in Alt-Reetz. f
Bernhard Hnndrich, Jnstizrat in Reichenbach n. E., f 1892.
Oskar Milieski, ^Rechtsanwalt in Trachenberg. f
Heinrich Abegg, Dr. med., Geh. Sanitätsrat, Medizinalrat im KönigU
Medizinalkolleginm von Westpreassen in Danzig.
Emil Langner, Dr. med., Sanitätsrat in Breslau, f
Wilhelm von Prittwitz, Kammerherr anf Eawallen bei Trebnitz.
Eugen Laur, Schriftsteller, f
Stanislaus von Podczaski, Rittergutsbesitzer in R.-Polen. f
Ernst Leuschner, Geh. Oberbergrat und Abgeordneter in Berlin, f
Max Graf Rittberg, Kammergerichtspräsident in Berlin.
Reinhold Berger, Dr. phil., Kandidat des höh. Schulamts an dem
Magdalenen- Gymnasium, f 1850.
Heinrich Lewald, Rechtsanwalt in Breslau, f
Ferdinand Cohn, Dr. phil., Geh. Reg.-Rat, Prof. a. d. Univ. in Breslau,
Bernhard von Tschepe, Oberbergrat a. D. in Breslau, f 1891.
Georg Graf Henckel von Donnersmarck, Rittergutsbesitzer auf
Kaulwitz.
Michaeli 1844. Vorsitzender: Derselbe.
Paul von Salisch, Landrat des Kreises Trebnitz, f 1883.
Konstantin Schulze, Amtsgerichtsrat in Stolp. f
Eduard Philippi, Student der Rechte in Breslau, f
Ostern 1845. Vorsitzender: Derselbe.
Albert Schummel, Privatgelehrter in Breslau.
Richard Geisler, Konsistorialrat in Oppeln.
Wilhelm Deetz, Dr. med., Geh. Medizinalrat in Homburg v. d. H.
Romuald von Podczaski, Rittergutsbesitzer in R.-Polen. f
Viktor von Ohlen. f
Hugo von Garnier, Rittergutsbesitzer auf Eckersdorf, Kr. Namslau.
Gustav Stenzel, Dr. phil., Prof. am Realgymnasium a. Zwinger, Ober-
lehrer a. D. in Breslau.
Adolf Kaulfuss, Musiklehrer in Warschau, f
Karl Hoff gen, Eisenbahn-Sekretär in Breslau, f
Hermann Schulz, Assessor a. D. f
Gustav Sobirey, in den sechziger Jahren Dirigent des Akademischen
Gesangvereins in Breslau.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 69
Michaeli 1845. Vorsitzender: Derselbe.
Wilhelm Heinke, Partikulier in Breslau.
Adolf Rachner, Oberlandesgerichtsrat in Breslau« f
Theodor Beinling, Dr. phil., Professor und Prorektor an dem Magda-
lenen-Gymnasium.
Friedrich Grauer, Justizrat in Neisse.
Eugen Schleusner, Dr. med. in Breslau, f
Heinrich Beling, Fabrikdirektor, f
Ostern 1846. Vorsirzender: Derselbe.
Hugo Sauge, f
Erwin Leutloff, Referendar a. D., f 1883.
Richard Schmidt, Geh. Regierungsrat in Breslau.
Michaeli 1846. Vorsitzender: Derselbe.
Julius Milde, Dr. phil., Professor an der Realschule zum heil. Geist, f
Julius König, Oberlandesgerichtsrat in Posen, f 1876.
Richard Moosbach, Privatgelehrter in Breslau, f
Albrecht Graf von Stosch, Rittergutsbesitzer, f
Julius Kraft, Pastor emer. in Berlin.
Adalbert Altmann, Stadtrat in Breslau, f
Edwin Kade, Rechtsanwalt in Breslau, f
Ostern 1847. Vorsitzender: Derselbe.
Paul Kellner, Pastor in Schwirz, Kr. Namslau, f 1881.
Cäsar Stenzel, Kreisbauinspektör in Gleiwitz, f 1890.
Viktor Masuch, Regierungsrat. f
Emil Sommer, Dr. phil., Privatdocent an der Universität in Halle, f
Egmont Websky, Geh. Kommerzienrat, Fabrikbesitzer in Wüste-
waltersdorf.
Ottokar Menzel, Lebensstellung nicht ermittelt.
Oswald Treutier, Kreisgerichtsrat in Weissstein bei Waidenburg, f
Michaeli 1847. Vorsitzender: Derselbe.
Otto Pfeiffer, Senior an der Gnadenkirche in Sohweidnitz.
Friedrich Sabarth, Dr. med., Kreisphysikus in Lötzen.
Albert Pavel, Pastor in Gränowitz bei Liegnitz, f 1889.
Siegfried Schönborn, Student der Rechte, f in Salzbrunn 1848.
Arthur von Salisch, Rittergatsbesitzer auf Kratzkau. f
Albert Mensel, Dr. med., Arzt in Meseritz.
Konstantin Prinz von Hohenlohe-Schillingsfürst, Geh. Rat und
Kämmerer, Erster Oberhofmeister, General d. Kavallerie in Wien.
70 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Ostern 1848. Vorsitzender: Derselbe.
Ernst Schmidt, Oberlehrer a. D. in Breslau, f 1893. - ^
Heinrich Weidner, Dr. med., Arzt in Hirsohberg.
Julius von Wissmann, Generallieutenant in Berlin.
Bichard y on Ei ttlitz, Dr. phil., Oberlehrer a. d.Bitterakad. in Liegnitz. f
Karl We igelt, Ober-Ronsistorialrat in Breslau«
Michaeli 1848. Vorsitzender: Derselbe.
Guido von Pannewitz, Offizier a. D.
Emil Leonhard, Justizrat ini Berlin, f.
Wilhelm Grützmacher, Dr. phil, Bibliothekar in Berliü^ • *
Georg Lewald, Dr. med., Stadtverordn.-Vorsteher in Bveslaiu f .
Ostern 1849. Vorsitzender: Derselbe.
August Schulz, Amtsgeriohtsrat in Görlitz.
Israel Michael Rabbinowicz, Dr. med., Priyatgdehrter in Pitris.:
Isidor Guttentag, Dr. phil, Lehrer an dem Gymnasimn in Aamu,
bis Michaeli 1892.
Ludwig eisner, Dr. phil., Prof. au der Wöhlerschule in Frankfurt a. M.
Heinrich Hahn, Dr. phil., Professor an dem Louisenst. Bealgyninasiiim
in Berlin.
Hermann Mehrländer, ßechtsanwalt a, D. in Berlin. -
Albert Süszenbach, Pastor in Mocker, Kreis Leobschtttz.
Heinrich Weigelt, Generaldirektor in Pless. f
Hugo Paur, Amtsgerichtsrat in Görlitz, f
Klemens Stenzel, Amtsgerichtsrat a. D. in Breslau.
Wilhelm Kienlin, Lebensstellung nicht ermittelt.
Siegfried Fraustädter, Justizrat in Breslau, f
{Michaeli 1849. Vorsitzender: Derselbe.
Gideon Bernstein, Dr. med. in Ternate auf den Sundainseln. f
Julius Wittich, Pastor in Neudorf, Kr. Liegnitz, f 1882.
Hermann Wolter, Dr. med., Arzt in Breslau, f 1854.
Ostern 1850. Vorsitzender: Derselbe.
Eduard Wendel, Amtsgeriohtsrat a. D. in Grtinberg.
Emil Grundmann, Dr. med. in Zabrze. f
Rudolf Schmidt, Prof. an dem Realgymn. z. heil. Geist in Breslau.
Philipp Schmieder, Oberlandesgerichtsrat in Breslau.
Hugo Tietze. Amtsgerichtsrat in Breslau, f
Adolf D essmann, Landgerichtsrat in Breslau.
Oskar Hahn, Oberverwaltungsgerichtsrat in Berlin.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 71
Michaeli 1850. Vorsitzender: Derselbe.
Fedor Reisewitz, Kreisgerichtsrat in Neurode, f
Wilhelm Förster, Dr. phil., Geh. Regierungs-Rat, Professor an der
Universität, Direktor der Sternwarte in Berlin.
Viktor von Stutterheim, Student der Rechte, f
Konrad Ltlke, Konsistorialrat in Breslau.
Waldemar Passow, Oberlehrer in Stralsund, f
Ostern 1851. Vorsitzender: Derselbe.
Ferdinand Ludwig, Assessor a. D. in Berlin.
Oskar Stegmann, Student der Rechte, f
Theodor Gaupp, Justizrat und Notar in Elbing.
Gustav Lindner, Dr. phil., Gymnasialdirektor a. D., Geh. Reg.-Rat-
in Breslau.
Ferdinand Franck-Lindheim, Amtsvorsteher in Seitendorf, Kreis
Landeshut.
Ernst Matzke, Rittergutsbesitzer auf Sapratschine. f
Adalbert Regenbrecht, Farmer in Austin-Country-Peters in Texas.
Louis von Wäcker-Gotter, a. o. Gesandter und bevollmächtigter
Minister des Deutschen Reiches am Hofe von Serbien in Belgrad.
Julius Baron, Dr. med., Arzt in Breslau, f
Julius Baum, Justizrat, Rechtsanwalt und Notar in Erfurt.
Adolf Cohn, Dr. phil , Professor der Geschichte in Göttingen, f
Michaeli 1851. Vorsitzender: Derselbe.
Otto Ulrich, Professor an dem Elisabet-Gymnasium in Breslau.
Gustav Stier, Offizier, f
Paul Hensel, Stadtgerichtsrat a. D. in Breslau.
Bernhard Regenbrecht, Dr. med., Oberstabsarzt a. D. in Bromberg.
Paul Rau, Amtsgerichtsrat in Sagan.
Heinrich John, Pastor in Zobten a. B.
Karl Fuchs, Dr. jur.. Geh. Justizrat, Professor in Jena, f 1893.
Heinrich Fuss, Gerichtsassessor in Breslau, f 1864.
Otto Schenkemeyer, Bürgermeister a. D. in Sprottau.
Ferdinand Graf Harrach, Maler und Rittergutsbesitzer auf Tief-
Hartmannsdorf.
Karl Harpeck, Dr. med. in Breslau, f
Gustav Krieger, Fabrikdirektor in Böhmen, f
Ostern 1852. Vorsitzender: Derselbe.
Heinrich Lange, Pastor emer. in Breslau.
Rudolf vonSalisch, Rittergutsbesitzer auf Kadlau, Kr. Neumarkt, f 1869.
72 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Wilhelm Abegg, Dr. jur., Kommerz- und Admiralitätsrat a. D., Bank-
direktor in Berlin.
Theodor Du da, Oberlehrer in Brieg, f 1890.
Theodor Schulz, Justizrat, Rechtsanwalt und Notar in Landeshut.
Heinrich KöUing, D. theoL, Superintendent in Roschkowitz. f
Reinhold Meitzen, Geh. Regierungs- und vortragender Rat im Reichs-
kanzleramt in Berlin, f 1892.
Michaeli 1852. Vorsitzender: Derselbe.
Karl Pauly, Privatsekretär in Berlin, f
Hugo Heuflich, Kandidat der Theologie in Breslau, f 1855.
Paul Ulimann, Geh. Regierungsrat im Handelsministerium in Berlin.
Mannheim Lande, Dr. med., Sanitätsrat in Nakel.
Wilhelm Sehepky, Pastor in Ober-Glogau, f 1873.
Ostern 1853. Vorsitzender: Derselbe.
Adolf Klopsch, Oberprediger und Kreisscbulinspektor in Lassau in
Pommern.
Friedrich Koch, Rechtsanwalt in Glatz.
Alexander Uhden, Gutsbesitzer.
Julius Res sei, Dr. med., Arzt in Pless. f
Reinhold Matusch, Rektor, f
Rudolf Fritsch, Oberlandesgerichtsrat in Breslau.
Karl Anders, Geh. ObeiTegierungsrat in Berlin, f 1890.
Karl Lunge, Dr. jur., Amtsgerichtsrat in Breslau, f 1893.
Michaeli 1853. Vorsitzender: Derselbe.
Gustav Thomas, Pfarrer in Wenig-Nossen bei Mtinsterberg, f 1892.
Gustav Ger lach, Amtsgerichtsrat a. D. in Breslau.
Moritz Berndt, Tierarzt in Breslau, f
Adolf Kämpffer, Professor an dem Gymnasium in Neubrandenburg.
Adolf Scholz, Referendar a. D., gefallen als Lieutenant im Nord-
amerikanischen Bürgerkriege.
Paul Reinisch, Landesältester in Schweidnitz.
Hermann Brückner, lutendanturbeamter. f
Karl Proll, Dr. phil, Kollaborator an dem Magd. -Gymnasium, f 1860.
Ludwig Wachler, Oberstaatsanwalt in Berlin.
Otto Westphal, Student der Rechte, f in Schmiedeberg 1854.
Max Heimann, Dr. phil., Rittergutsbesitzer auf Wiegschtitz, Kr. Kosel.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 73
Ostern 1854. Vorsitzender: Derselbe.
Karl Lindheim, Landgerichtsrat in Breslau, f
Oswin Jüttner, f in Amerika.
Theodor Lang, Ober- und Korpsauditeur in Magdeburg.
Otto Schlutius, Student der Rechte in Breslau, f
Julius Brückner, Stadtrat in Breslau, f 1878.
Michaeli 1854. Vorsitzender: Derselbe.
Philipp Steuer, Dr. med., Stadtrat in Breslau.
Heinrich Göppert, Geh. Oberregierungs- und vortragender Bat im
Ministerium in Berlin, f
Paul Graf York von Wartenburg, Majoratsherr auf Kl.-Öls, Kreis
Ohlau, Hauptmann ä la suite der Armee, erbliches Mitglied
des Herrenhauses.
Rudolf Scholtze, Kreisgerichtsrat in Bunzlau. f
Fritz Otto, Landgerichtsdirektor in Glatz.
Justus von Websky, Dr. phil., Rittergutsbesitzer auf Schwengfeld.
Oskar von Nolte, Offizier.
Gustav Schneider, Amtsgerichtsrat in Oppeln.
Paul Kleinert, Dr. theol.. Geh. Oberkonsistorialrat, Professor an der
Universität in Berlin.
Karl Heinemann, Dr. med., Arzt in Tehuantepek in Mexiko.
Ostern 1855. Vorsitzender: Derselbe.
August Senckel, altl. Prediger in Berlin in den sechziger Jahren.
Paul Gottwald, Licent, Superintendent, Schlosspred. in Heinrichau.
Oskar Bülow^ Dr. jur., Geh. Hofrat, Professor an der Universität
in Heidelberg.
Ernst Höpfner, Dr. phil.. Geh. Oberregierungs- und vortragender
Rat im Kultusministerium in Berlin. ^
Richard Matthies, Kammergericbtsrat in Berlin.
Adolf Neugebauer, Kreisrichter in Wohlau. f
Paul Kletke, Stadtrat in Breslau.
Hermann Bedau, Landgerichtsrat iu Schweidnitz.
Johannes von Wallenberg, Reg.-Referendar a. D. in Dresden, f
Eugen Quaas, Pastor in Beuthen, f 1874.
Salo Eisner, Dr. med., Medizinalrat in Berlin, f
Michaeli 1855. Vorsitzender: Reg.- und Prov.-Schulrat Scheibert.
Robert Matthaeus, Kreisrichter, t
Hugo Tschentscher. f
Rudolf Dröscher, Dr. phil, Schriftsteller in Breslau, f
74 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Franz Eggel, Dr. med., Arzt in Berlin, f
Jalins Bräuer, Gymnasiallehrer in Jauer, f 1888.
Theodor von Schleinitz, Oberforstmeister in Liegnitz.
Max von Ysselstein, Bürgermeister in Breslau.
Reinhold Carstädt, Landeshauptkassenrendant in Breslau, f 1891.
Fritz von Oeynhausen, Rittergutsbesitzer in Westfalen.
Siegfried Thilo, Dr. med., Stabsarzt in Neisse. f
Emil Wendroth, Referendar, f
Wilhelm Behrends, Major, t
Reinbold Döring, Diakonus an der Bernhardinkirche in Breslau, f 1882.
Paul Franck, Hauptmann im 6. Rhein. Infl-Regiment Nr. 68.
Fritz von Ysselstein, Oberstlieuteuant. f
Bertbold Heintze, Lebensstellung nicht ermittelt.
Paul Bergmann, bei dem Sturm auf Düppel 1864 als Offizier gefallen.
Ostern 1856. Vorsitzender: Derselbe.
Georg Lunge, Dr. phii., Professor am Polytechnikum in Zürich.
Gustav Dewitz von Woyna, Offizier, f
Wilhelm Sander, Dr. med., Medizinalrat in Dalidorf bei Berlin.
Karl Werner, Pastor in Röhrsdorf bei Bolkenhain.
Ernst Teller, Pastor in Jägerndorf, Kreis Brieg.
Hugo Sackur, Dr. phil., Fabrikdirektor im Ei*zgebirge.
Adolf Frief, Regierungs- und Gewerberat in Breslau.
Heinrieb Schöpke, Bergassessor, f
Michaeli 1856. Vorsitzender: Derselbe.
Wilhelm Zimansky, Kaufmann in Hirschberg.
Rudolf Fränkel, Dr. med., Arzt in Newvork.
Louis Dieterich, Dr. med., Medizinalrat in Königsberg i. Pr. f
Nestor Stenzel, Kandidat der Philologie in Breslau, f 1869.
Ostern 1857. Vorsitzender: Derselbe.
Karl Gawanka, Lebensstellung nicht ermittelt.
August Höffgen, Lebensstellung nicht ermittelt.
Christian Berndt, Pastor in Beddingen (Braunschweig).
Friedrich Hirsch, Lebensstellung nicht ermittelt.
Hugo Bartsch, Erster Staatsanwalt in Bromberg.
Viktor Schor, Gerichtsassessor, f in Warmbrunn 1866.
Max Lilie, Landrat in Orteisburg, f
Emil von Schleinitz, Major a. D., zu Gut Lodesbain, Post Triftern
in Niederbaiern.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 75
Hermann Cohn, Dr. med., Profegsor an der Universität in Breslau.
Philipp Immer wahr, Dr. phil., Direktor der Tracheaberger Zucker-
fabrik, Bittergutsbesitzer in Breslau.
Johannes Nagel, Superintendent in Alt-Strehlen.
Michaeli 1857. Vorsitzender: Derselbe.
Hugo Üoffmann, Oberpostdirektionssekretär. f
Ferdinand Meyer, höherer Httttenbeamter in Königshtitte, f 1887.
Paul Lewatd, Berg^verksdirektor in TepHtz.
Euno Söhwerk, l^astor in Hllnem, Kreis Trebnitz.*
Georg Wink 1er. f
Adelhärd von Koöll. f
Ph'ifipfp Schrller, Bergwerksbesitzer in Mariaschein bei TepHtz.
Isidor Krause, Dr. phil., Lehrer an dem Friedrichs- Gymnasium in
Breslau, t 1880.
Rudolf Reisner, Kaufmann in Berlin.
Reinhold Klewe, Pastor in Luckow, Kreis ückermtinde.
Karl Böhm, Oberregierurigsrat in Colmar i. E
Eh-hst He 11 mich, Realschüllehter in Rawitsch. f
Fritz Zastrau, Geh. Baurat und vortragender Rat im Ministerium
der öffentlichen Arbeiten in Berlin.
Gustav Fritsch, Dr. med., Professor an der Universität in Berlin.
Ostern 1858. Vorsitzender: Derselbe.
Rudolf Grundig, Bergwerksdirektor in Jawomo (Galizien).
Julius Rosenbaum, Gutsbesitzer in Jakobsdorf, Kreis Jauer.
Karl Schönborn, Dr. med.. Geh. Medizinalrat, Hofrat und Professor
an der Universität in Wtirzburg.
Wilhelm Kölling, D. theol., Superintendent in Pless.
Leopold Graf Harrach, Landrat a. D. in Breslau.
August Büttel, t
Emil Stern, Dr. med., Sanitätsrat in Breslau.
Alwin Schultz, Dr. phil., Professor an der Universität in Prag.
Karl von Ysselstein, Student der Rechte in Breslau, f
Karl Freiherr von Funck, Oberst in Saargemtind.
Wilhelm Lilie, Dr. phil., Professor an dem Gymnasium in Jauer.
Adolf von Deb schütz, Rittergutsbesitzer und Rittmeister a. D. auf
Senditz, Kreis Trebnitz.
Wolfgang Graf York von Wartenburg, Gerichtsassessor, gefallen
1870 bei St. Privat.
76 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Michaeli 1858. Vorsitzender: Derselbe.
GuBtay Dieterich, Oberregienmgsrat in Königsberg, f 1886.
Karl Scheibert, Pastor in Lampersdorf. f
Hermann Löwenfeld, Bankdirektor in Berlin, f
Ostern 1859. Vorsitzender: Derselbe.
Hermann Zimmermann, Dr. phil., Professor an dem Bealprogymna-
sinm in Limburg a. d. Lahn.
Johannes Schmeidler, Pastor an der Jerusalemer Kirche in Berlin.
Kart Lilie, Dr. phil., Professor an dem Humboldt-Gymnasium in Berlin.
Adolf Teuber, Landgerichtsdirektor in Beuthen O.-S.
Rudolf Zimmermann, Pastor in Kotzen bei Nennhausen (Brandenburg).
Konstantin Mehnert, Dr. phil., Professor an dem Realgymnasium
in Wolgast
Hermann Büttner, Oberforstamtskandidat in Spillendorf, Kr. Neumarkt,
gefallen 1870.
Fedor Pniower, Amtsgerichtsrat in Berlin, f
Adolf Friedrich, Lebensstellung nicht zu ermitteln.
Konstantin von Üchtritz, Assessor bei der Staatsanwaltschaft in
Ratibor, f 1874.
Wilhelm Freiherr von Fircks, Generalmajor in Breslau.
Johannes Klewe, Lieutenant im 2. Pomm. Pionier-Bataillon, f 1863.
Karl Pickel, Magistratsbeamter in Breslau, f
Friedrich Engels, Forstmeister in Wtelno bei Bromberg.
Michaeli 1859. Vorsitzender: Derselbe.
Paul Scholtz, Pastor in Riemberg, f 1875.
August Degen, Dr. phil., Professor an dem Realgymnasium in Aachen.
Bruno Buhr, Pastor in Gr.-Saul, Kreis Guhrau.
Richard Sadebeck, Dr. phil., Professor der Botanik in Hamburg.
Paul Heinrich, Dr. med. in Wiesbaden.
Hugo Hertel, Dr. med., Stabsarzt a. D., Arzt in Vluyn bei Krefeld.
Paul Pochhammer, Oberstlieutenant a. D. in Obernigk.
Robert Hahn, Oberlehrer an der Augustaschule in Breslau.
Heinrich Jacobi, Regierungs- und Baurat in Cassel.
Rudolf Sturm, Dr. phil., Professor an der Universität in Breslau.
Ostern 1860. Vorsitzender: Derselbe.
Robert Rösler, Dr. phil., Direktor des Realgymnasiums in Sprottau,
t 1883.
Hermann Schneider, Dr. med., Stabsarzt a. D. in Schweidnitz.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 77
Georg Wegner, Dr. med., Arzt in Stettin.
Ernst Boye, Diakonus in Landsberg a. W., f 1874.
Max Böpell, Regierangsrat in Breslau.
Michaeli 1860. Vorsitzender: Derselbe.
Hugo Schildbach, Gymnasiallehrer in Ereuzburg, f 1878.
Bichard Otto, Oberlehrer a. d. landwirthschaftl. Schule inDahme, f 1890.
Arnold Lissa, Dr. med., Sanitätsrat in Berlin.
Moritz Fliegel, Landrichter in Beuthen O.-S., f 1887.
Emil Sperlich, Lieutenant der Reserve, gefallen 1866 bei Königgrätz.
Berthold Kresse, Pastor in Gr.-Weigelsdorf, Kr. Öls.
Julius Kirschner, Hauptmann a. D., Versicherungsbeamter in Breslau.
Otto Müller, Amtsgerichtsrat in Trebnitz.
Julius Schneider, Hauptm. a. D., Regierungsbibliothekar in Gassei.
Bernhard von Prittwitz u. Gaffron, Reg.-Referendar a. D. in Breslau.
Moritz B lasche, Lebensstellung nicht ermittelt.
Ostern 1861. Vorsitzender: Derselbe.
Heinrich von Seidlitz, Landrat. f
Xaver Kern, Student der Rechte in Breslau, f 1863.
Reinhold Köhler, Dr. med., Sanitätsrat, Kreisphysikus in Landeshut.
Bolko Graf Hochberg, General-Intendant der Königl. Schauspiele in
Berlin, Excellenz.
Julius Klewe, Professor an dem Gymnasium in Beigard.
Karl Bock, Dr. med., Arzt, f
Theodor Eichborn, Rentier in Breslau.
Hermann Ostmann, Dr. med., Kreisphysikus in Rybnik.
Hermann Zuckertort, Schachspieler, f
Michaeli 1861. Vorsitzender: Derselbe.
Georg Kallenbach, Oberpostsekretär in Breslau.
Georg Lilie, Student der Philologie, f
Hermann Mühlichen, Pastor in Wangten, Kreis Liegnitz.
August Sehe che, Major a. D. in Breslau.
Otto von Richthofen, Rittergutsbesitzer aufPlohe, Kreis Strehlen. f
Friedrich Rauthe, Amtsgerichtsrat in Bemstadt.
Hermann Reichel, Pastor in Gnichwitz, Kreis Neumarkt.
Hermann KöUing, Pastor in Pitschen.
Albert Müller, früher Regierungsassessor in Breslau, lebt in Berlin.
Alexander von Massow, Oberst und Abteilungschef im grossen
Generalstab in Gharlottenburg.
• 6 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Ostern 1862. Vorsitzender: Derselbe.
Bruno Saul, Rechtsanwalt in Berlin.
Eugen Dietrich, Oberstlieutenant in Coblenz.
Karl Schmidt, Dr. phil., Oberlehrer am Seminar in Osnabrück.
Leo Frhr. von Tscbammer-Osten, Oberstlieutenant a. D. in Potsdam.
Alexander Sadebeek, Professor- an der ümyerskät in Kiel, f
Hermann Gelinek, Major a. D:, Direktor der AHgemeinen Berliner
Omnibus-Aktien-Gesdlschaft in Berlin.
Hugo Oppler, Chemiker in Nürnberg.
Max SchoHz, Dr. phil., Priyatdocent an der technist'heii Hochschule
zu Karlsruhe i.' B. • .:.-..;.. .i
Paul Störmer, Lehrer an der htiheren Mädchenschule iü Wöissenburg.
Max Grttttner, Amtsgerichtsraf in 'Breslau. . . .:;.i.. .
Alfred Kreutzer, Kreisrichter in Waidenburg, f : »•
Paul Laffert, Pastor in Sosenbach bei Frankenstein; f 1870."
Paul Nagel, Major z. D., Telegraphendirektor in €k)ttbus. -
Michaeli .1862. Vorsitzender: Derselbe.
» •
Richard Hoppe, Student der Philologie in Breslau, f
Karl Bardt, Dr. phil., Direktor des JoachimthalscheA Gymnasiums in
. Berlin. .
Wilhelm, Richter,. Dr. phil., Direktor der ev. Realschule I in Breslau.
Karl Weigert, Dr. med., Professor in Frankfurt ^. .M. .
Oskar Riegner, Dr. med., Sanitätsrat in Breslau.
Hugo Nolcke, Pastor in Tentschel, Kr. Liegnitz.
Emil Sandberg, Amtsrichter a. D. in Breslau.
Julius Klose, Amtsrichter in Marklissa.
Albert Neuman, Dr. phil., Professor an dem Realgymn. am Zwinger.
Ostern 1863. Vorsitzender: Derselbe.
Wilhelm Pohla, Dr. phil., Lehrer an dem Magdal. Gymnasium, f 1^86.
Ludwig Gottwald, PÄstof in Hohenfriedeberg. f
Hermann Schwartz, Subsenier an 4er' Magdalenenkirche in Breslau.
Viktor Sebmieidler, ©r; med., Sanitä^srat in -Breslau.
Wilhelm Alter, Dr. med., Sanitäfsrat,' Direktor der Prov.-Irrenanstalt
»••,,,■ , .
-'' ■" ■••'in Leubüs.-'''- •* ••" '• ■--' '•--'<' •• •♦ ■ ■' *
Wilhelm W e geh a ü*{Wr, GymöäsiäldirefctaF in- Hamburg*. •
Hugo Fri^denthäly- Kamigftfei%eWchtokt W Berlin. ^ '• ' •
Adolf Engler, Dr. phil., Profe^^öt* an« dfti»- Universität in Berlin;
Lttdi?^g LichtfeeiA, ©r. ^medi, Pityf. a. d." Universität in Köhigsberg.
Hugo Buchwia-M, I>r; med., ArztnÄ Filehiie (Pösen)^
Albert Teichmann, Dr. jur., Professor afa der ühiversität in Basel.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 79
Michaeli 1863. Vorsitzender: Derselbe.
Ludwig CohD, Dr. jur., Rechtsanwalt und Notar in Breslau.
Karl Görlitz, Professor an dem Gymnasium in Gross-Strehlitz.
Wilhelm Dames, Dr. jur., Professor an der Universität in Berlin.
Leontin Naumann, kath. Mönch in Osterreich.
Arnold Hirt, Verlagsbuchbändler in Leipzig.
Martin Kirschner, Bürgermeister in Berlin.
Wilhelm Büttner, Dr. phil, Professor am Gymnasium in Schweidnitz.
Julian Beichelt, Lehrer an dem Magdalenen-Gymnasium, f 1884
Ernst Kramer, Dr. med., Partikulier in Beuthen O/S.
August Albert Burchard, Dr, med., Sanitätsrat in Breslau.
Georg Wandel, Pastor in Langenau, Kr. Löwenberg.
Paul Refaorst, Amtsrichter in Hermsdorf u. K. f
Max Bock, Dr. phil., Fabrikbesitzer in Breslau.
Robert von Lachmann-Falckenau, Lieuten. im 16. Husaren-Regiment,
gefallen 1870.
Ostern 1864. Vorsitzender: Derselbe.
Wilhelm Liebich, Diakonus in Zibelle, Kr. Rothenburg O.-L.
Otto Kolisch, Landgericbtsrat in Lissa (Posen).
Heinrich Süss, Professor am Gymnasium in Strehlen.
Hermann Wolff, Dr. phil., Privatdocent an der Universität und
Bürgerschuldirektor in Leipzig.
Arthur Freiherr von Lekow, war Offizier.
Friedrich Dierig, Fabrikbesitzer in Langenbielau.
Richard Jacob, Refereüdar in Breslau, f 1871.
Paul Pistorius, Pastor a. D. in Breslau.
Friedrich Graf Schweinitz, Student der. Rechte, f in Dresden.
Adolf Dieterich, Dr. med., Oberstabsarzt in Colberg.
Otto Lorenz, Lebensstellung nicht ermittelt,
Friedrich Jacob, Dr. med., Stabsarzt in Durlach.
Paul Schmidt, Dr. phil, Professor an dem Realprogymnasium in
Spremberg.
Asmüs Kreis, Dr. med., Arzt in Schmiedeberg, f
Gustav Kempe, Hauptmann und Batteriechef in Po3en. f
Heiinatm Nitschke, Student der Me(|izin in Breslau, t 1865.
Emil Tietze, Dr. phil., Professor an der Universität in Wien.
Michaeli 1864. Vorsitzender: Derselbe.
Oskar Volkmann, Amtsgerichtsrat in Berlin.
Georg Köhlisch, Major und Bezirks-Kommandeur in Kattowitz.
Benno Littauer, gefallen 1870.
80 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums su St. Maria Magdalena.
Ernst Nagel, Pastor in Woiselwitz, Kr. Strehlen.
Friedrich Büttel, f
Richard Feyerabend, Eisenbahnbauinspektor in Lissa (Posen).
Wilhelm Reche, Rechtsanwalt in Breslau.
Hermann Cöster, Dr. med., Kreisphysikus in Goldberg.
Philipp Deckart, Superintendeut, Pastor in Giersdorf, f 1890.
Theodor Weitz, Dr. med., Stabsarzt in Posen.
Julius Grossmann, Dr. phil., Archivrat am Königl. Hausarchiy in
Berlin.
Stanislaus Gless, Student der Philologie, f
Paul Frosch, Hauptmann der Artillerie, f zu Prausnitz 1887.
Hermann Matthias, Partikulier in Breslau.
Ostern 1865. Vorsitzender: Derselbe.
Kurt von Ohlen, Landrat a.D., Rittergutsbes. auf Osseg, Kr. Grottkan.
Hermann Schmidt, Dr. phiL, Lehrer an dem Elisabet-Gymnasium in
Breslau, f 1885.
Hermann Rosenbaum, Reg.- Baumeister, gefallen 1870.
Hermann Lucas, Geh. Oberjustiz- und vortragender Rat im Justiz-
ministerium in Berlin.
Wilhelm Müller, Professor am Elisabet-Gymnasium in Breslau.
Moritz Friebe, Dr. phil., Direktor des Real-Gymnasiums in Fraustadt.
Louis Kiepert, Dr. phil., Prof am Polytechnikum in Hannover.
Max Gäde, Lebensstellung nicht ermittelt.
Friedrich Otto, Dr. med., Kreisphysikus in Neurode.
Paul Czarlay, Pastor in Falkenberg O/S., f 1880.
Friedrich Krug, Rechtsanwalt und Notar in Breslau, f
Lothar Kluge, Pastor in Bemstadt in Schi.
Karl von Wallenberg-Pachaly, Rittergutsbesitzer auf Schmolz Er.
Breslau.
Max Sohr, Dr. phil., Prof. an dem Kadettencorps in Lichterfelde.
Michaeli 1865. Vorsitzender: Derselbe.
Konrad Schmeidler, Tonkünstler in Dresden.
Anton von Wallenberg, Major im Husaren-Regiment König Wilhelm L
No. 7 in Bonn.
Albert Seidelmann, Geh. exped. Sekretär im Reichspostamt in Berlin.
Sigismund Suckow, Gymnasiallehrer in Görlitz, f
Robert Pohlmann, Lebensstellung nicht ermittelt.
Wilhelm Döhring, Pastor in Grossburg, Kr. Strehlen.
Gotthard Scholtz, Student der Theologie in Breslau, f 1866.
Paul Kreis, Oberlandesgerichtsrat in Posen.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 81
Kadolf Eichstädt, Dr. med., Sanitätsrat in Berlin.
Angnst Eolde, evang. Pfarrer nnd Ereisschulinspektor in Lissa bei
Görlitz.
Ludwig Gentz, Landgerichtsdirektor in Gnesen.
Paul von Yssel stein, Reg.- und Baarat in Berlin.
Heinrich von Salisch, Pr.-Lient. a. D., Bittergatsbesitzer auf Postel
Er. Militsch.
Bernhard Wandel, Referendar in Berlin, f 1877.
Ostern 1866. Vorsitzender: Derselbe.
Hubert von W ei gel, Rittergntsbes. auf Fauljoppe bei Vorderhaide.
Paul Elingke, Student der Theologie in Halle, f 1868.
Hermann Haselow, Baurat in Gleiwitz.
Paul Richter, Professor an dem Johannes-Gymnasium in Breslau.
Ulrich Alter, Geh. Revisor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten
in Berlin.
Theophil Behrens, Amtsgerichtsrat in Neustadt O/S.
Emil Snay, Dr. phil. in Breslau, f
Hans Burghart, gefallen 1870.
Earl Etthne, Lebensstellung nicht ermittelt.
Georg Eger, Dr. jur., Regierungsrat in Breslau.
Richard Wedemann, Professor an dem Domgymnasium in Magdeburg.
Axel Rumler, Student der Rechte in Breslau, f
Paul Grossmann, Dr. med. in Amerika.
Alfred Arendt, Major und etatsmässiger Stabsoffizier im Drag.-Reg.
No. 7 in Saarbrtlcken.
Juni 1866. Vorsitzender: Direktor Dr. Schönborn.
Bruno Berthold, Superintendent und Pastor in Pontwitz, Er. Gels.
Wolfram von Haugwitz, Rittmeister in Namslau.
Eberhard von Haugwitz, Major in Frankfurt a. 0.
Paul von Ebertz, Lieutn. im 11. Reg., gefallen 1870.
Wolf Frhr. von Amstetter, Major im 1. Bad. Feld-Art.-Reg. No. 14
in Earlsruhe (Baden).
Gustav Leitzmann, Dr. med., Arzt in Breslau.
Michaeli 1866. Vorsitzender: Schulrat Scheibert.
Albrecht Arlt, Oberlehrer an dem Gymnasium in Wohlau.
Earl Wernicke, Dr. med., Medizinalrat und Prof. an der Universität
in Breslau (nach Wien berufen).
Georg Schneider, Dr. phil., Professor am Gymnasium in Görlitz.
Eugen Neustadt, Referendar in Breslau, f
6
82 Beiträge zur Geechichte des QymiUMiams zu St. Maria Magdalena.
Max Stock, Eammergerichtsrat in Berlin.
Max von Ohlen und Adlerskron, Lieat. ini4. Has.-Reg., gef. 1870.
Hennann Moriz-Eichborn, Dr. jur., Gutsbes. in Egghoff bei Botzen.
Karl von Ferentheil-Grnppenberg, Lieufen. im 3. 6arde-Beg. z. F.
in Berlin, f 1878.
Philipp Meyer, Postsekretär, f
Gustav Yon Hauteville, Begiernngsrat in Cassel.
Karl von Prittwitz-Gaf fron, Erster Staatsanwalt in Brannsberg 0/Pr.
Ostern 1867. Vorsitzender: Derselbe.
Ottomar Gottwald, Major im Nebenetat d. gr. Generalstabs, Berlin.
Bobert Klose, f
Ortwin Goldmann, Pastor prim. an der 11000 Jungfrauen-Kirche in
Breslau.
Bichard Pischel, Dr. phil., Prof. an der Universität in Halle.
Oskar Kariowa, Dr. phil, Oberlehrer am Gymnasium in Pless.
Adalbert Heimann, Dr. med., Arzt in Breslau.
Gustav Lübeck, Dr. phil., Oberlehrer an dem Friedrich- Werderschen
Gymnasium in Berlin.
Oskar von Bohrscheidt, Major im Kais.-Alex.-Gren.-Beg. in Berlin.
Ernst Bemak, Dr. med., Privatdozent an der Universität in Berlin.
Max von Sack, Major im 80. Begiment in Wiesbaden.
Max Conrat, Dr. phil., Professor an der Universität in Amsterdam.
Friedrich Pinoff, Staatsanwalt in Köln.
Max Hiller, Kaufmann in Breslau.
Paul Frenkel, Dr. med. in Breslau, f im Anfang der 70er Jahre.
Albert Friedberg, Bittmeister und Eskadronchef im Husaren-Begi-
ment König Wilhelm I. No. 7 in Bonn.
Bobert von Hellmann, Major im Husaren-Begiment König Wilhelm I.
No. 7 in Bonn.
Michaeli 1867. Vorsitzender: Derselbe.
Alexander von Steun, Major a. D. in Berlin.
Lothar Maske, Hauptmann in Bastatt.
Georg Bordell6, Dr. phil., Oberlehrer andemev. Gymnasium in Glogau.
Konrad Brachmann, Pastor in Heldrungen, f 1892.
Oskar Büchler, Dr. med., Kaufinann in Breslau.
Alexander Ermel, Lebensstellung nicht zu ermitteln.
Ferdinand Gohn, Bechtsanwalt in Berlin.
Bichard Eger, Bauinspektor in Berlin.
Georg Oaro, Dr. jur., Kaufmann in Berlin.
Vom Professor Dr. FerdinaDd Meister. 83
Ostern 1868. Vorsitzender: Derselbe.
Richard Scheer, Geh. Kriegs- und Vortrag. Rat im Kriegsministe-
rium in Berlin.
<jlastav Baumm, Landgerichtsrat in Schneidemühl.
Richard Maske, Dr. med., Arzt in Görlitz.
Hermann Frhr. yon Schnckmann, Reg. -Referendar, Erbherr auf Auras.
<7eorg Nissle, Dr. med., Knappschaftsarzt, f
Oeorg Asser, Dr. phil., Oberlehrer an dem Gymnasium in Ohlau.
Hugo Michael, Dr. phil., Direktor des Gymnasiums in Jauer.
Johannes von Rheinbaben, Dr. jur., Oberlandesgerichtsrat in Breslau.
Alfred Witschel, Schulvorsteher in Breslau.
Oskar Schulz, Hauptmann im Schlesw. Fuss-Art.-Reg. No. 9 in Cöln.
Karl Hintze, Dr. phil, Professor an der Universität in Breslau.
Alfred Cusig, Forstmeister in Kuhbrttck bei Frauenwaldau, Reg.-
Bezirk Breslau.
Wilhelm Unger, Staatsanwalt in Berlin.
Jakob Eger, Dr. med., Arzt in Berlin.
Waldemar Dyhrenfurth, Staatsanwalt in Liegnitz.
August Nitschke, Major in Mülhausen im Elsass.
Albrecht Romann, Diakonus in Liegnitz.
Fritz von Paczensky, Major, Kommandeur der Unteroffizierschule in
Wohlau.
Michaeli 1868. Vorsitzender: Derselbe.
Erhard Handel, Pastor in Gross-Beuster bei Seehausen in d. Altmark.
Hugo Bernhardt, Dr. phil, Oberlehrer am Progymnasium in Striegau,
t 1893.
Alfred Pringsheim, Dr. phil, Professor der Mathematik an der
Universität in München.
Paul Arlt, Dr. med., Arzt in Penzig bei Görlitz.
Armand Hanke, Oberlehrer am Gymnasium in Königshütte.
Alfred Kattner, Hauslehrer in Russland.
Oskar Neumeister, Dr. med., Arzt in Breslau.
Georg David, Lehrer an der Landwirtschaftsschule in Geisenheim. f
Xonrad Palm, Dr. phil, Archivar in Hannover, f
Waldemar Wendriner, Oekonom geworden, f 1885.
Gustav Bauch, Dr. phil., Oberlehrer an der Realschule H. in Breslau«
Georg Stetter, Dr. med., Privatdozent in Königsberg.
Ostern 1869. Vorsitzender: Derselbe.
<jeorg Fröhlich, Bürgermeister a. D. in Kulm (Westpr.).
Oskar Kirchner, Dr. phil, Professor in Hohenheim.
84 Beiträge zur Qeschicfate des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
JaliuB Webskj, Licentiat der Theol.» Redakteur in Berlin.
Karl Reiter, Referendar in Breslan, f 1885.
Heinrich Tietze, Amtsgerichtsrat in Sagan.
Friedrich Elias, Regiemngsrat in Ratibor.
Max Moschner, Kaufmann in Breslau, f 1876.
Hugo Rosenow, Dr. phil, Realschuldirektor in Berlin«
Paul von Rohrscheidt, Major in Berlin.
Hugo Behuneck, Dr. phil., Realprogymnasiallehrer in Havelberg,.
t 1891.
August Schultz, Dr. phil., Oberlehrer au dem Gymnasium in Hirsch-
berg, t 1889.
Karl Bauch, Pastor in Schawoine, Kr. Trebnitz.
Hugo Hetschko, Arzt in Breslau.
Heinrich Graeger, Landesrat in Breslau.
Viktor Deutsch, Amtsgerichtsrat in Waidenburg i. Schi.
Gustav Baier, Dr. phil., Kreisschulinspektor in Samter.
Reinhold Schöner, Dr. phil., Schriftsteller in Rom.
Max Schidlower, Rechtsanwalt in Köpenik.
Berengar von Haugwitz, Lieuten. im Garde-Schützen -Bat, gefallea
1870 bei Le Bourget.
Michaeli 1869. Vorsitzender: Derselbe.
Georg Widebnrg, Dr. med., Arzt in Dresden.
Paul Huth, D.r med., Stabsarzt in Flensburg.
Max Salzmann, Dombaumeister in Bremen.
Hans von Schweinich en, Regierungsrat in Stralsund.
Fritz Dietrich, Hauptmann im Magdeburger Füsilier-Regiment Nr. SS
in Halle.
Georg Reim an n, Oberlehrer an dem Gymnasium in Graudenz.
Max Kalbeck, Schriftsteller in Wien.
Hans Dechend, Hauptmann im 1. Nassauischen Infanterie-Regiment
Nr. 87 in Mainz.
Julius Hähne, Staatsanwalt in Stolp. f
Eugen Schlesinger, Dr. med., Arzt in Dresden.
Elimar Grube, Dr. phil., Privatgelehrter in Dresden, f
Ostern 1870. Vorsitzender: Derselbe.
Konrad von Wedeil, Rittmeister a. D. in Berlin.
Heinrich Scholz, Organist in Breslau.
Ernst Baron, Dr. phil., Direktor der Realschule in Görlitz.
Friedrich Löwig, Fabrikbesitzer in Goldschmieden bei Breslau« f
Paul Manasse, Amtsrichter in Goldberg.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 85
Adolf von Tepper-Laski, Portep.-Fähnrich im Garde-Schützen-Bat^
gefallen 1870.
Fritz Schottky, Dr. phiL, Professor an der Universität in Marburg.
Hngo Fränkel; Dr. med., Stabsarzt in Schweidnitz.
Heinrich Braehmann, Superintendent in Berlin.
Ernst Lindig, Student der Rechte, gefallen 1870.
Heinrich Fränkel, Bankier in Berlin.
Wilhelm Ballhorn, Amtsgerichtsrat in Saalfeld (Ostpreussen).
Wilhelm Heine, Dr. phil., Direktor des Realprogymnasiums in Solingen.
Panl Wagner, Staatsarchivar in Aurich.
Wilhelm Göring, Dr. phil., Oberlehrer an dem Neustadt. Realgymnasium
in Dresden.
Walter Dyhrenfurth, Assessor a. D., Rittergutsbesitzer in Jacobsdorf
bei Eostenblut, Er. Neumarkt.
♦
Otto Janicke, Dr. med., Sanitätsrat in Breslau.
Karl Oaro, Dr. jur., Schriftsteller in Breslau, f
Oskar Caro, Kaufmann und Fabrikbesitzer in Gleiwitz.
Paul Troplowitz, Student der Rechte, gefallen 1870.
Kurt von Tepper-Laski, Lieutenant a. D., Rennstallbesitzer und
Herrenreiter in Berlin.
8. August 1870. I. Prüfung. Vorsitzender: Direktor Dr. Heine.
Hans Tülff, Hauptmann a. D. in Amerika.
Paul Scholz, Dr. phil, Oberlehrer an dem Gymnasium in Hirschberg.
Karl Hädrich, Privatschulrektor in Grätz (Posen).
Max Zimmer, Rittmeister und Eskadronchef im Kürassier-Regiment
von Seydlitz Nr. 7 in Quedlinburg, f 1892.
Felix Meyer, Schriftsteller, f
Karl Jan icke, Stadtrat in Breslau.
Emil Kurth, Magistratsbeamter in Breslau.
Alfred Trierenberg, Regierungsrat in Magdeburg.
Hermann Kirsch, Postpraktikant in Breslau bis 1877.
Arthur Zimmer, Hauptmann und Kompagniechef im Inf.-Regiment
Nr. 21 in Thom.
Friedrich Schäfer, Dr. med., Arzt in Breslau.
Albrecht Schneider, Postsekretär in Metz^
Siegfried von Ende, Hauptmann im Elisabet-Garde-Regiment Nr. 3
in Charlottenburg.
Paul Priem er, Dr. phil., Oberlehrer an dem Gymnasium in Weilburg.
86 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
18. August 1870. II. Prüfung. (Primaner aus dem 3. Semester.)
Vorsitzender: Derselbe.
Otto von Dchtritz, Hauptmann im Elisabet-Garde-Begiment Nr. 3 m
Charlotteoburg.
Karl Nemitz, Dr. pbil., Kreisschnlinspektor in Wreschen«
Kurt Willert, Landrat in Namslan.
Gerhard Plenz, Pastor in Friedland (in Mecklenburg).
Engen Pavel, Lieutenant im Scbles. Füsilier -Regiment Nr. 38 in
Schweidnitz, f 1874.
Julias Müller, Landrieb ter in Benthen O.-S.
Oskar Schulz, Rechtsanwalt und Notar in Strehlen.
Michaeli 1870. Vorsitzender: Schulrat Dr. Scheibert.
Viktor Weichart, Maler in München.
Julian Kempner, Amtsrichter in Königshütte O.-S.
Ostern 1871. Vorsitzender: Derselbe.
Emil Grzeschik, Lebensstellung nicht ermittelt.
Georg Friedländer, Dr. jur., Amtsrichter a. D., Direktor der Nord-
deutschen Grundkreditbank in Berlin.
Eugen Jacob, Diakonus an der Bernhardinkirche in Breslau.
Hermann Viol, Landrichter in Magdeburg.
Adolf Remmy, Pastor in Simmenau, Kr. Kreuzburg.
Bruno Weiss, Dr. phil., Pastor in Bremen.
Ludwig Worthmann, Dr. phil., Oberlehrer in Schweidnitz.
Hugo Treutier, Ör. phil., Oberlehrer in Guben.
Paul Adam, Dr. med., Arzt in Nieder-Hermsdorf, Kr. Waidenburg.
Julius Goldschmidt, Amtsrichter in Bernstadt
Michaeli 1871. Vorsiezender: Derselbe.
Georg Beyer, Amtsrichter in Kolmar (Posen).
Bruno Hoffmann, Staatsanwalt in Hannover.
Oskar Knoll, Student der Philologie in Göttingen, f
Paul Rosen er, Pastor in Altenburg (Nordamerika).
Alfred Grattenauer, Landrichter in Hirschberg.
Alwin Schmundt, Hauptmann im Jäger-Bataillon in Kolmar |(Elsass).
Oskar Langendorf, Dr. med., Professor an der Universität in
Königsberg.
Ewald Jäschke, Kaufmann in Brüssel.
Ludwig Friedenthal, Student der Rechte in Heidelberg, f 1872.
Ludwig Felsmann, Dr. jur., Amtsrichter in Breslau.
Arthur von Studnitz, Schriftsteller in Berlin.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 87
Ostern 1872. Vorsitzender: Derselbe.
Hermann Jänicke, Dr. phil., Gymnasial-Direktor in Krenzbnrg O.-S.
Oskar Seidelmann, Dr. med., Arzt in Breslau.
Konrad Lewald, Privatmann in Berlin.
Georg Bust, Dr. med., Stabsarzt in Frankfurt a. 0.
Adolf Schnieber, Pastor in Glogau.
Theodor Friedmann, ßechtsanwalt in Berlin.
Paul Ehrlich, Dr. med., Professor an der Universität in Berlin.
Helmut von Schuckmann, Amtsrichter in Krefeld, f
Oskar Woite, Maler, Direkt, d. Kunst- u. Handwerksschule in Danzig.
Hans Ulrich, Hauptmann a. D. in Posen.
Georg Schubert, Staatsanwalt in Breslau.
Albert Neisser, Dr. med., Professor an der Universität in Breslau.
Arthur Jänicke, Dr. med., Arzt in Breslau.
Oskar Poppe, Kechtsanwalt in Breslau.
Johannes Gluck, Amtsrichter in Perleberg.
Ernst Firle, Dr. med., Arzt in Bonn.
Johannes Grüger, Hauptmann im Pionier- Bataillon Nr. 16 in Metz.
Viktor von Roberti, Bittergutsbesitzer auf Baumgarten bei Pitschen.
Max Beyer, Amtsrichter in Soldau, Ostpreussen.
Theodor Berliner, Dr. med., Assistenzarzt in Breslau, f 1878.
Ludwig Noack, Gen.-Landsch.-Syndikus a. D., Bankdirektor in Breslau.
Oskar Base, Lebensstellung nicht ermittelt.
Michaeli 1872. Vorsitzender: Derselbe.
Paul Weiss, Oberpostkassierer in Breslau.
Alwin Jan seh, Ratssekretär in Breslau.
Erich Tülff, Hauptmann im Infanterie-Regiment Nr. 46 in Posen.
Eugen Riedel, Dr. med., Arzt in Wernigerode.
Georg Froböss, Pastor in Schwirz, Kr. Namslau.
Max Friedländer, Kaufmann in Berlin.
Max Steinfeld, Dr. jur., Rechtsanwalt in Breslau.
Eduard Traut wein, Amtsrichter in Goldberg.
Eugen Schumacher, Dr. phil., Kaiserl. Landesgeologe bei der geol.
Landes-Untersuchung von Elsass- Lothringen in Strassburg.
Eberhard Gothein, Dr. phil., Professor an der Universität in Bonn.
Heinrich Maschke, Dr. phil., Professor an der Universität in Chicago.
Ostern 1873. Vorsitzender: Derselbe.
Reinhold Plenz, Pastor in Potsdam.
Fedor Wogkittel, Hauptmann a. D., Direktor der Elektricitätswerke
in Petersburg.
88 Beiträge cur Qeschichte des Gymnasioma eu St. Maria Magdalena.
Adolf Nenmann, Postsekretär in Breslau.
Johann Jänicke, Dr. med., KreisphyBikus in Templin.
Georg Grattenauer, Referendar, f
Felix Wocke, Dr. jar., Rechtsanwalt und Notar in Frankenstein.
Paul Lewysohn, Amtsrichter in Grttnberg. f
Bernhard Friedmann, Rechtsanwalt in Berlin.
Max Preuss, Rechtsanwalt in Eöpenik bei Berlin.
Felix Auerbach, Dr. phil., Professor an der Universität in Jena.
Max Fuchs, Rechtsanwalt in Berlin.
Ferdinand Lobe, Rechtsanwalt in Berlin.
Wilhelm Brachmann, Dr. med., Arzt in Altona.
Paul Kleinschmidt, Landwirt in Wrzosse bei Erenzburg O.-S.
Otto Jäschke, Regierungsrat in Magdeburg, f
Kurt Grüttner, Regierungsrat in Breslau.
Georg Schüler, f in Berlin Ende der siebziger Jahre.
Ernst Isenbiel, Dr. jur., Rechtsanwalt in Breslau.
Albert Aron, Dr. med., Arzt in Wttstegiersdorf. f
Emil Garo, Student der Naturwissenschaften in Breslau, f
Max Freiherr von Reibnitz, Dr. jar., Rittergutsbesitzer in Kochanietz,
Kreis Eosel.
Themistokles Gluck, Dr. med., Professor an der Universität in Berlin.
Hermann von Ghappuis, Geh. Regierungsrat im Kultusministerium
in Berlin.
Hermann Schröter, früher Gutsbesitzer bei Breslau.
Michaeli 1873. Vorsitzender: Stadtschulrat Thiel.
Paul Friedländer, Dr. med., Arzt in Berlin.
Paul Vollert, Amtsrichter in Neisse.
Paul Mahlberg, Dr. phil., Oberlehrer an dem Johannes-Gymnasium
in Breslau.
Emil Nitschke, Oberlehrer an dem Gymnasium in Brieg.
Hermann Oelsner, Rechtsanwalt in Frankfurt a. M.
Max Hörn, Schauspieler, Näheres unbekannt.
Heinrich Leonhard, Dr. phil., Oberlehrer an dem Gymnasium in Bochum.
Paul von Ravenstein, Maler in Karlsruhe (Baden).
Ostern 1874. Vorsitzender: Schulrat Dr. Sommerbrodt.
Johannes Strauss, Dr. med., Arzt in Löwenberg.
Leo Mugdan, Stadtrat in Berlin.
Gustav Pringsheim, Bergrat in Tamowitz.
Johannes Meuss, Diakonus in Reichenbach O.-L.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 89
Albert Winter feldt, Intendantnrassessor.
Philipp Kringel, Regiemngsrat in Eattowitz.
Richard Masins^ Oberlehrer an dem evang. Gymnasium in Glogau.
ßndolf Primker, Student der Rechte in Breslau, f
Heinrich Unverricht, Dr. med., Professor, Direktor des Kranken-
hauses in Magdeburg.
Nikolaus Reymann, Rentier.
Kurt Trewendt, Amtsrichter in Militsch.
Adolf Bogatsch, Dr. med«, Arzt in Breslau.
Karl Scholz, Dr. med., Stabsarzt in Hirschberg.
Michaeli 1874. Vorsitzender: Derselbe.
Max Westram, Amtsanwalt in Kosel.
Wilhelm Rother, Amtsrichter in Stuhm.
Georg von Uchtritz, Rittmeister im Hannöv. Ulanen-Regiment Nr. 13
in Hannover.
Franz Neugebauer, Dr. med., Spezialarzt für Frauenheilkunde in
Warschau.
Walther Brachmann, Dr. phil., Oberlehrer in Dresden.
August Weingärtner, Dr. phil., Chemiker in Chicago.
Georg Kempner, Dr. jur., Rechtsanwalt in Breslau.
Bruno Schubert, Steuerbeamter, f
Arthur Henry, Dr. med., Arzt in Breslau.
Oskar Mandowsky, Rechtsanwalt in Landeshut.
Heinrich Schröter, Landrat in Pless.
Heinrich Martins, Landrichter in Beathen O.-S.
Ostern 1875. Vorsitzender: Direktor Dr. Heine.
Hermann Prausnitz, Gerichtsassessor in Rotenburg a. F.
Ewald Friedberg, Amtsrichter in Winzig.
Georg Schröter, früher Gutsbesitzer in Giogau.
Walther Ernst, Regierungsrat in Königsberg (Ostpr.).
Paul Schwartz, Gerichtsassessor in Berlin, f 1882.
Alfred Bähnisch, Oberlehrer an dem evang. Gymnasium in Giogau.
Hugo Lucas, General-Landschafts- Syndikus in Breslau.
Theodor Heine, Dr. phil., Oberlehrer an dem Gymnasium in Kreuzburg.
Alfred Heinke, Regierungsrat, Hilfsarbeiter im Finanzministerium
in Berlin.
Max Bleisch, Dr. med., Kreisphysikus in Kosel O.-S.
August Matschke, Hauptmann und Lehrer an der Kriegsschule
in Giogau.
90 Beiträge zur Gescfaichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Otto Palm, Postinspektor in Hamburg.
Max Frank el, Bankier in Berlin.
Robert Lebfeldt, Dr. jur., Rechtsanwalt in Berlin.
Max Richter, Hauptmann im Generalstab.
Karl Lindig, Regierungsrat in Erfurt.
Ernst Mugdan, Gerichtsassessor in Stendal.
Michaeli 1875. Vorsitzender: Schulrat Dr. Sern m erb ro dt.
Oskar Juliusburger, Dr. med., Anstaltsarzt in Kolditz in Sachsen.
Max Dobers, Bergrat in Tarnowitz.
Egon von Poser, Hauptmann im Garde-Ftisilier-Regiment in Berlin.
Ignaz von Still fr ied-Rattonitz, Reichsbankbuchhalter in Breslau.
Paul Barth, Dr. phil, Privatdozent an der Universität in Leipzig.
Paul Keller, Dr. med., Arzt in Berlin.
Martin Hahn, Amtsrichter in Niesky.
Hans von Hellmann, Landrat in Lissa (Posen).
Kurt Rei nicke, Staatsanwalt in Gleiwitz.
Ostern 1876. Vorsitzender: Derselbe.
Bruno Rosen er, Dr. phil., Oberlehrer in Schweidnitz.
Ludwig Fla tau, Dr. jur, Rechtsanwaltljin Berlin.
Karl Graf Ptickler, Legationssekretär in München.
Fritz Remak, Dr. jur., Gerichtsassessor a. D. in Berlin.
Otto Gradenwitz, Dr. jur., Professor an der Universität in Berlin.
Eduard Windmüller, Regierungsrat in Minden.
Robert Kahl, Dr. phil. in Breslau.
Oskar Galleiske, Regierungsrat in Breslau.
Georg Schübe, Amtsrichter in Reinerz.
Michaeli 1876. Vorsitzender: Direktor Dr. Heine.
Georg Blas che, Polizeiassessor in Köln.
Friedrich Erdmann, Hauptmann der Artillerie in Frankfurt a. 0.
Max Nohr, Landrichter in Breslau.
Emmo Legal, Dr. med., dirig. Arzt des Krankenhauses in Kaiserswerth.
Heinrich Schäfer, Dr. jur. in Breslau.
Richard Dierig, Regierungsrat in Frankfurt a. 0.
Georg Sprösser, Referendar in Breslau, f
Max Semrau, Dr. phil., Privatdozent an der Universität in Breslau.
Hermann Reitzenstein, Amtsrichter in Breslau.
Paul Reichel, Dr. med., Privatdozent in Wtirzburg,
Vom. Professor Dr. Ferdinand Meister. 91
Otto fiossbach, Dr. phil., Professor an der Universität in Kiel.
Ernst Mamroth^ Dr. jur., Bechtsanwalt in Breslau.
Kurt Hoffmann, Landrat in Stallnpönen (Ostpr.).
Bernhard Beder, Student der Philologie in Breslau, f
Hermann Adam, Gerichtsassessor in Breslau, f
Max Bechmeier, Regierungsrat in Frankfurt a. 0.
Paul Schröter, Landrat in Gleiwitz.
Ostern 1877. Vorsitzender: Schulrat Dr. Sommerbrodt.
Gustav D estner, Kandidat der Theologie in Breslau.
Otto Kurnik, Bechtsanwalt in Liebau (Schles.).
Ernst M anasse, Bechtsanwalt in Berlin.
Theodor Hasse, Kandidat des höheren Schulamts.
Georg Werner, Dr. med., Arzt in Breslau.
Andreas Galle, Dr. phil., Assistent an dem geodät. Institut in Potsdam.
Paul Caro, Musikschriftsteller in Gleiwitz.
Paul Heimann, Dr. jur. in Breslau.
Max Mas ins, Dr. med., Arzt in Potsdam.
Bichard Wellmann, Prem.-Lieut, Brigade-Adjutant in Saarbrücken.
Sigismund Marx, Bechtsanwalt in Frankfurt a. M.
Ernst Schultz, Archidiakonus in Fürsten walde.
Gotthard Frhr. von Stillfried-Battonitz, Staatsanwalt in Beuthen 0.-8.
Erich Kern, Amtsrichter in Zehdenick.
Hermann Granier, Dr. phil, Prem.-Lieut. a. D. in Berlin.
Michaeli 1877. Vorsitzender: Derselbe.
Ernst Horwitz, Dr. jur., Assessor in Breslau, f 1887.
Hans Hoppe, Begierungsassessor in Berlin.
David Silbermann, Gerichtsassessor in Trebnitz.
Alfons Hey er, Dr. phil. in Breslau.
Paul Honigmann, Dr. jur., Bechtsanwalt in Breslau.
Arthur Hoffmann, Dr. phil, Hilfslehrer a. d. Bealgymnas. in Tarnowitz.
Max Grapow, Dr. med., Arzt in Hamburg.
Walther Kern, Begierungsbaumeister in Berlin.
Karl Keferstein, Dr. phil., Oberlehrer an dem Gymnasium in Batibor.
Otto Schmeidler, Bechtsanwalt in Liegnitz.
Alfons Marck, Dr. jur., Bechtsanwalt in Breslau.
Georg Dittrich, Begierungsrat in Liegnitz.
Heinrich von Korn, Dr. jur. in Breslau, f
Bichard Wimmer, Student der Naturwissenschaften in Wien, f
Max Grimm, Student der Bechte in Breslau, f
92 Beiträge sur (beschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Ostern 1878. Vorsitzender: Direktor Dr. Heine.
Paul Beindke, Stndent der Rechte in Breslau, f
Theodor Schübe, Dr. phil., Oberlehrer am dem Realgymnasium am
Zwinger in Breslau.
Eonrad Neumann, f 1886 in Gräfenberg.
Friedrich Thal, Dr. jur., Regierungsassessor in Berlin.
Konrad Strähler, Gerichtsassessor in Berlin.
Paul Berthold, Schauspieler in Berlin.
Kurt Schmidt, Dr. med., Arzt in Jüterbogk.
Karl von Prittwitz und Gaffron, Premier-Lieutenant in Berlin.
Hermann Freund, Dr. med., Privatdozent an der Universität in
Strassburg.
Otto Pringsheim, Dr. phii. in Berlin.
Fritz Weinhold, Dr. med., Arzt in Breslau.
Guido Bodländer, Dr. phil., Dozent an der Bergakademie in Klausthal.
Michaeli 1878. Vorsitzender: Schulrat Dr. Sommerbrodt,
Ernst Heilborn, Dr. phil. in Berlin.
Karl Schmidt, Gerichtsassessor in Kottbus.
Leopold Goldschmidt, Gerichtsassessor in Breslau.
Georg Ben da, Student der Rechte in Breslau, f
Hax Lewald, Landrat in Ra witsch.
Georg Galle, Dr. med., Arzt in Zillerthal (Erdmannsdorf).
Otto Miller, Dr. phil., Oberlehrer an dem Friedrichs -Gynmasium
in Breslau.
Heinrich Meuss, Dr. phil., Oberlehrer an dem Gymnasium in Hirschberg.
Richard Friedländer, Dr. med., Arzt in Dietenmühl bei Wiesbaden.
Ludwig Juliusberg, Gerichtsassessor in Breslau.
Emil Kern, Intendanturrat in Graudenz.
Franz Striller, Dr. phil., Lehrer an der Privatschule in Gttnshoven
bei Geilenkirchen (Rheinprovinz).
Anton Lübbert, Dr. med., Stabsarzt in Dresden.
Wilhelm Ebstein, Rechtsanwalt in Guben.
Viktor Henry, Gerichtsassessor in Breslau.
Ostern 1879. Vorsitzender: Derselbe.
Günther vonWoyrsch, Rittergutsbesitzer auf Schwanowitz bei Brieg.
Viktor Neumann, Rechtsanwalt in Breslau.
Georg Kauffmann, Dr. phil., Fabrikbesitzer in Tannhausen.
Julius Friedländer, Dr. med., Arzt in Frankfurt a. M.
Richard Reitzenstein, Dr. phil., Professor an der Universität iuGiessen.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 93
Gerhard Schultz, Dr. phil., Oberlehrer an dem Gymnasium in Steglitz.
Max Salomon, Dri med., Arzt in Hirschberg.
Friedrich Staats, Dr. phil., Oberlehrer an der evang. Bealschule II
in Breslau.
Felix Skutsch, Dr. med., Professor an der Universität in Jena.
Hermann Gumpert, Dr. phiL, Kandidat des höh. Schulamts in Breslau.
Siegfried Czapski, Dr. phil., Leiter eines optischen Instituts in Jena.
Heinrich Bettig, Maler in München.
Wolfgang Heine, Dr. jur., Bechtsanwalt in Berlin.
Melchior Tallert, Bechtsanwalt in Berlin.
Gustav Neisser, Dr. jur., Bechtsanwalt in Breslau.
Wilhelm Prausnitz, Dr. med., Privatdozent in Mtlnchen.
Michaeli 1879. Vorsitzender: Direktor Dr. Heine.
Alfred Hirschfeld, Dr. jur., Kaufmann in Militsch.
Kurt Plüschke, Begierungsbaumeister in Breslau.
Max Futtig, Landrichter in Beuthen O.-S.
Paul Scholim, Dr. phil., Oberlehrer a. d. Gymnasium in Kreuzburg O.-S.
Fritz Freund, Assessor in Berlin.
Karl Lichten feldt, Dr. phil., Schulamtskandidat in Breslau.
Albert von Puttkamer, Landrat in Kolberg.
Heinrich Graf Yorck, Dr. jur., Beg.- Assessor in Königsberg i. Pr.
Max Buchwald, Student der Bechte in Breslau, f 1881.
Oskar Methner, Forscbungsreisender im Auslande.
Bobert Heuatsch, Amtsrichter in Gleiwitz.
Eugen Geisler, Dr. phil., Hilfslehrer an dem Gymnasium in Batibor.
Max Ficus, Dr. phil., Kandidat des höheren Schulamts in Breslau.
Alfred Sehe che, Begierungsassessor in Zabrze.
Budolf von Salisch, Kammerjunker, Landesältester, Prem.-Lieut. der
Landw.-Gavallerie, Majoratsherr auf Koschnöwe b. Prausnitz.
Hans Heinrich Prinz von Pless, Prem.-Lieut. ä la suite der Armee,
bei der Gesandtschaft in London.
Johannes Neuling, Student der Geschichte in Breslau, f 1883.
Fritz Hei mann, Dr. jur., Begier ungsassessor in Königsberg i. Pr.
Otto Mugdan, Dr. med., Arzt in Berlin.
Ostern 1880- Vorsitzender: Schulrat Dr. Sommerbrodt.
Felix Block, Dr. med., Arzt in Hannover.
Friedrich Brachmann, Dr. phil, Oberlehrer a. d. Gymnasium in Altena.
Max Dietrich, Kandidat des höheren Schulamts in Hirschberg.
Bruno Schäfer, Dr. med., Arzt in Berlin.
94 Beitr&ge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Georg Honigmann, Dr. med., Privatdozent an der Universität in
Giessen.
Ernst Zenker, Rechtsanwalt in Potsdam.
Hermann Blasias, Dr. phil., Oberlehrer a. d. Gymnasium in Banzlaa.
Robert Asch, Dr. med. in Breslau.
Richard Weber, Dr. med., Arzt in Breslau.
Hermann Methner, Gerichtsassessor in Breslau.
Hermann Traube, Dr. phil., Privatdozent in Berlin.
Erich Herrmann, Dr. med., Arzt in Breslau.
Michaeli 1880. Vorsitzender: Derselbe.
Alfred Schultze, Dr. jur., Privatdozent an der Universität in Breslau.
Hugo Hille, Dr. phil., Oberlehrer an der Ritterakademie in Liegnitz.
Wilhelm Perls, Dr. med., Arzt in Breslau.
Franz Puder, f ii^ Amerika.
Paul Trewendt, Regierungsassessor in Bromberg.
Theodor Schellmann, Ziegeleibesitzer in Militsch.
Karl Mücke, Gerichtsassessor in Peiskretscham.
Hermann Schacht, Referendar in Berlin, f
Felix Brieger, Dr. med., Arzt in Breslau.
Rudolf von Oppen, Prem. -Lieutenant in Koblenz.
Ostern 1881. Vorsitzender: Direktor Dr. Heine.
Ernst Jacobsohn, Dr. med., Arzt in Berlin.
Hermann Sitte, Kandidat des höheren Schulamts in Breslau.
Karl Bruchmann, Dr. phil., Oberlehrer an dem König Wilhelms-
Gymnasium in Breslau.
Arthur Fuhrmann, Gerichtsassessor in Breslau.
Karl von Rothkirch, Lieutenant im Garde-Kür.-Regiment in Berlin.
Franz Mattersdorf, Rechtsanwalt in Berlin.
Richard Preis er, Kandidat des höheren Schulamts, f
Oskar Brieger, Dr. med., Ohrenarzt in Breslau.
Eduard Legal, Postassistent^ f 1882.
Alfred Grapow, Dr. jur., Regierungsassessor in Magdeburg.
Georg Weingärtner, Gerichtsassessor in Breslau.
Alfred Geissler, Rechtsanwalt in Breslau.
August von Cramon, Prem.-Lieut. im Leib-Ktir.-Regt. und Brigade-
Adjutant in Glogau.
Heinrich Körber, Dr. med., Arzt in Rankau, Kreis Nimptsch.
Emil Rachner, Intendanturassessor in Karlsruhe (Baden).
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 95
Georg Snay, Rechtsanwalt in Gr.-Strehlitz.
Alfred Friedländer, Dr. med., Arzt in Berlin.
Hermann Überschär, Regierangsassessor in Hannover.
Michaeli 1881. Vorsitzender: Scbulrat Dr. Sommerbrodt.
Max Brasch, Dr. med., Arzt in Berlin.
Friedrich Gtinsburg, Dr. med., Arzt in Breslau.
Fritz Giehne, Lieutenant in Sprottau. f
Willy Landau, Dr. phiL, Chemiker in Berlin.
Georg Kobra k, Dr. med., Arzt in Breslau.
Kurt von Kessel, Prem.-Lieut. im Garde du Korps-Regt. in Potsdam.
Wilhelm Heine, Gerichtsassessor in Brandenburg.
Richard Althans, Berginspektor in Saarbrücken.
Karl Lange, Pastor in Kl.-Bresa, Kreis Neumarkt.
Wilhelm Lischke, Kandidat der Chemie in Heidelberg.
Ernst Witte, Dr. jur., Regierungsassessor in Öls.
Waldemar Graf Schwerin, Reg.-Ref. a. D., Rittergutsbesitzer auf
Malczewo, Kreis Wiltrowo (Posen), per Zydowo.
Paul Beinling, Kandidat der Medizin in Breslau.
Adolf John, Redakteur in Hamburg.
Fritz von Wichelhaus, Rittergutspächter in Schönwitz, Kr. Falken-
berg O.-S.
Johannes Ltike, Forstassessor und Feldjäger in Breslau.
Georg Köp stein, Dr. med., Arzt in Lichterfelde bei Berlin.
Berthold Lasch, Dr. phil., Kandidat des höheren Schulamts in Berlin.
Ostern 1882. Vorsitzender: Direktor Dr. Heine.
Max Schmidt, Regierungssekretär in Breslau.
Ernst Strehlitz, Dr. med., Arzt in Berlin.
Robert Mamrot, Dr. med., Arzt in Berlin.
Hans Klenze, AMkareisender und Schriftsteller in Berlin.
Paul Enke, Gerichtsassessor in Breslau.
Paul Landsberg, Dr. med., Arzt in Breslau.
Oskar Fischer, Gerichtsassessor in Breslau.
Paul Eckardt, Dr. med., Arzt in Breslau.
Karl Schwindt, Rechtsanwalt in Berlin.
Ernst Türcke, Lebensstellung nicht ermittelt.
Karl Görcki, Dr. phil., Chemiker in Breslau.
Konrad Althans, Kandidat der Theologie in Breslau, f 1885.
Otto Winter feldt, Regierungsassessor in Posen.
Ernst Sackur, Dr. phil., Privatdozent in Strassburg i. E.
96 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu 8t. Maria Magdalena.
Wilhelm Zimmer, Dr. jur., Gerichtsassessor in Breslau.
Oswald Martins, Dr. med., Arzt in Breslau.
Hasso Graf Torck, Begierungsreferendar in Berlin.
Emil Cohn, Gerichtsassessor in Breslau.
Robert Methner, Gerichtsassessor in Breslau.
Michaeli 1882. Vorsitzender: Schulrat Dr. Sommerbrodt.
Ludwig Friedländer, Gerichtsassessor in Breslau.
Wolfgang Meuss, Lieutenant im 51. Regiment in Brieg.
Georg Baron, Dr. med., Arzt in Norenberg (Pommern).
Eugen Galewsky, Dr. med., Arzt in Dresden.
Richard Stern, Dr. med., Privatdozent in Breslau.
Hans Schmidt, Kandidat des höheren Schulamts in Breslau.
Ernst Barth, Dr. med., Stabsarzt in Metz.
Felix Eörber, Dr. phil., Hilfslehrer an dem Gymnasium in Schöne-
berg bei Berlin.
Willy Sachs, Dr. med., Arzt in Mülhausen i. £.
Paul Goldmann, Dr. jur., Journalist in Brttssel.
Alfred Sachs, Dr. med., Arzt in Mülhausen i. E.
Arthur Muszkat, Dr. med., Arzt in Berlin.
Wolfgang Moriz-Eichborn, Dr. jur., Gerichtsreferendar a. D. und
Rittergutsbesitzer auf Pischkowitz bei Glatz.
Franz Thiel o, Regierungsassessor in Tilsit.
Anton Schönawa, Referendar, Fabrikbesitzer in Ratibor-Hammer.
Viktor von üthmann, Regierungsreferendar in Liegnitz.
Ostern 1883. Vorsitzender: Direktor Dr. Heine.
Robert Heinz, Dr. med., Privatdozent an der Universität in Jena.
Hugo Fischer, Dr. phil, Assistent an dem botanischen Institut der
Universität in Tübingen.
Theodor Röder, Rentier in Neumarkt.
Walther Jordan, Referendar in Breslau.
Rudolf Besuch, Student der Medizin in Breslau, f
Moritz Werther, Dr. med., Arzt in Breslau.
Adolf von Seidlitz, Regierungsreferendar.
Eugen Hill er, Dr. med., Arzt in Stroppen.
Georg Sternberg, Gerichtsassessor in Breslau.
Hans Francke, Pastor in Bemstadt.
Georg Jedzek, Pastor in Lublinitz O.-S.
Ludwig Jaff6, Assessor in Breslau.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 97
Ernst Julius Graf von Seidlitz-Sandretzki, Majoratsbesitzer auf
Langenbielau.
Franz Mauve, Lieutenant zur See.
Michaeli 1883. Vorsitzender: Schulrat Dr. Sommerbrodt.
Fritz Oels, Pastor in Würgsdorf, Kr. Bolkenhain.
Karl Goldscbmidt, Referendar, f
Wilhelm Schepky, Pastor in Zawadzki, Er. Gr.-Strehlitz.
Alfred Steinberg, Intendanturassessor in Strassburg i. E.
Wilhelm von Prittwitz u. Gaf fron, Dr.jur.^BegierungsassessorinBerlin.
Fritz Olbricht, Postsekretär in Dresden.
Ernst Rohnstock, Lebensstellung nicht zu ermitteln.
Joseph Friedländer, Dr. med., Arzt in Breslau.
Georg Silber, Dr. med., Arzt in Breslau.
Paul Franz, Pastor in Alt-Warthau, Kr. Bunzlau.
Heinrich Mehrländer, Dr. phil., Chemiker in Hamburg.
Georg Vollradt, Dr. med., Arzt in Kammin.
Nathan Forell, Dr. phil., Chemiker in Hamburg, f
Konrad Graf von Wartensleben, Majoratsherr auf Minkowsky, Kr.
Namslau.
Ostern 1884. Vorsitzender: Derselbe.
Fritz Iwand, Gerichtsreferendar in Kolmar.
Erik von Löbbecke, Referendar in Danzig.
Ludwig Meyer, Dr. jur., Kaufmann in Breslau.
Walther Alt bans, Student der Rechte in Breslau, f
Ernst Wehlau, Student der Rechte in Breslau, f
Richard Schnitze, Assessor in Breslau.
Ernst Hancke, Dr. jur., Assessor in Breslau.
Alfons Pilzecker, Dr. phil. in Göttingen.
Franz Seh 1er, Referendar in Breslau, f
Albert Beyer, Referendar in Breslau.
Max Cobn, Dr. med. in Berlin.
G. P. Hugo John, Eand. der Philologie in Breslau.
Georg Giehne, Referendar in Breslau.
Otto Lasch, Dr. med., Arzt in Breslau.
Ludwig Strähler, Dr. med. in Breslau.
Karl Hoff mann, Kandidat der Theologie in Breslau, f
Otto Graumann, Referendar in Breslau.
Max Freudenthal, Dr. med., Arzt in Breslau.
Max Landsberg, Dr. phil., Chemiker in Kattowitz.
98 Beiträge zur Geachichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Hans Alexander, Dr. phil. in Berlin.
Wilhelm Tranbe, Dr. phil. in Berlin.
Joseph Günsburg, Dr. med., Arzt in Breslau.
Michaeli 1884. Vorsitzender: Derselbe.
Heinrich Abicht, Posteleve in Liegnitz, f 1893.
Arthur Bergemann, Referendar in Breslau.
Samuel Freudenthal, Dr. med., Arzt in Breslau.
Paul Götsch, Regierungsreferendar in Breslau.
Ernst Gottwald, Regierungsassessor in Breslau.
Karl Hentschel, Kandidat der Medizin in Breslau.
Fritz Kauffmann, Student der Naturwissenschaften, f
Adolf Linke, Pastor in Dinkelsbtlhl (Bayern).
Johannes R ahn er, Referendar in Breslau.
Walther Schönermark, Pfarrvikar in Salzbrunn.
Hans Schmieder, Assessor in Breslau.
Paul Wagner, Assessor in Breslau.
Max Weighardt, Referendar in Breslau, f
Harry Wendt, Dr. phil., Kustos an der Stadtbibliothek in Breslau.
Ostern 1885. Vorsitzender: Direktor Dr. Mo Her.
Rudolf Blasius, Kandidat der Theologie in Breslau.
Franz Böthke, Referendar in Breslau.
Eugen Eberhard, Dr. phil. in Breslau.
Fritz Engel, Dr. phil., Journalist in Berlin.
Siegfried Freund, Dr. jur., Referendar in Breslau.
Richard Fuchs, Student der Medizin in Mttnchen. f
Ludwig Hamburger, Referendar in Breslau.
Ernst Jordan, Pfarnrikar in Waidenburg.
Eberhard Klausa, Referendar in Breslau.
Siegmund Marcus, Dr. med., Arzt in Breslau.
Louis Milch, Dr. phil., Privatdocent in Breslau.
Berthold Oberdieck, Forstassessor in Breslau.
Richard Rive, Dr. jur., Referendar in Breslau.
Hugo Rohr, Dr. phil., Kandidat des höh. Schulamts in Breslau.
Richard Sachs, Dr. med., Arzt in Berlin.
Gustav Tschirn, Prediger der freireiig. Gemeinde in Breslau.
Rudolf Voltolini, Lieutenant a. D. in Berlin.
Heinrich Weber, Dr. med., Arzt in Sachsen.
Richard Welz, Assessor in Breslau.
Wilhelm Werckmeister, Kaufmann in Berlin.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 99
Michaeli 1885. Vorsitzender: Geb. Reg.-Rat Dr. Sommerbrodt.
Karl Alexander, Dr. med. in Berlin.
Friedrieh Beyersdorf, Lienten. im Feld-Art.-Reg. Nr. 86 in Danzig.
Hermann Biermer, Dr. med. in Breslau.
Kichard Gohn, Dr. med., Arzt in Breslau.
Max Francke, Bergreferendar in Breslau.
Paul Galewsky, Dr. phil., Chemiker in Tostedt bei Lüneburg.
Wilhelm Grotefend, Referendar in Altena.
Georg Grundmann, Dr. phil., z. Z. Einjährig-Freiwilliger in Breslau.
Bruno Jordan, Bauführer in Breslau.
Karl Eirehner, Dr. jur., Beg.-Beferendar in Breslau.
Georg Klepper, Pastor in Beuthen a. 0., Kr. Freistadt
Arthur Kretsehmer, Kandidat der Medizin.
Paul Müller, Dr. med., Arzt in Breslau.
Paul Bossa, Dr. med., Arzt in Breslau.
Paul Saekur, Dr. med., Arzt in Breslau.
Ostern 1886. Vorsitzender: Derselbe.
Robert Böthke, Lieutenant in Glogau.
Fritz Dobsehall, Student der Rechte in Breslau.
Fritz Dockhorn, Referendar in Breslau.
Richard Ehrlich, Reg.-BaufÜhrer in Breslau.
Hermann Florschütz, Reg.-Referendar in Wiesbaden.
Egmont Frey, Juwelier in Breslau.
Siegmund Günsberg, Dr. med. in Breslau.
Rudolf Hentschel, Kandidat der Theologie in Lissa bei Görlitz.
Emil Honigmann, Kaufmann in Berlin.
Hans Horter, Pastor in Wendisch- Ossig bei Görlitz.
Emil Kunisch, Student der Chemie in Breslau, f
Ernst Lim an, Referendar in Berlin.
Paul Manasse, Dr. phil. in Berlin.
Felix Priebatsch, Dr. phil. in Breslau.
Hugo Schlesinger, Dr. med., Arzt in Gleiwitz.
Konrad Schubert, Dr. med., Arzt in Probsthain.
Felix Graf Stosch, Reg.-Referendar in Liegnitz.
Max Teichmann^ Dr. med., Arzt in Berlin.
Micliaeli 1886. Vorsitzender: Derselbe.
Kurt Frankenstein, Referendar in Breslau.
Alfred Goldenring, Dr. phil., Chemiker in Breslau.
Hans von der Hardt, Lieutenant im 20. Feld-Art.-Regiment in Posen.
100 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Philibert Heymann, Dr. phil., Chemiker in Breslau.
Richard Hischer, Predigtamtskandidat in Breslau.
Georg Eissling, Kaufmann in Breslau.
Franz Leonhard, Referendar a. D., Kaufmann in Breslau.
Alfred Mausolff, Predigtamtskandidat in Breslau.
Hugo von Oheimb, Lieuten. im Leib-Kttrass.-Regt., z. Z. in Hannover.
Bruno Oppler, Dr. med. in Breslau.
Valer Pol eck, Referendar in Breslau*
Johann Graf Potworowski, Rittergutsbes. auf Porzenczew (Posen).
Paul Schneider, Kandidat der Pharmacie in Breslau.
Ernst Schubert, Student der Theologie in Breslau, f
Max Schultz, Referendar in Berlin.
Rudolf Uberschär, Referendar in Breslau.
Georg Winterfeldt, Lieutenant im 20. Feld-Art.-Regiment in Posen.
Ostern 1887. Vorsitzender: Derselbe.
Franz Heilborn, Dr. med., Arzt in Breslau.
Fritz Lasch, Ingenieur bei der AUg. Elektricitätsgesellschaft in Berlin.
Siegfried Martins, Kandidat der Rechte in Breslau.
Richard Michael, Dr. phil. in Breslau.
Oskar Rahner, Student der Pharmacie in Breslau.
Max Rösler, Kandidat der Rechte in Breslau.
Kurt Reichel, Dr. phil. in Breslau.
Hermann Schmidt, Alumnats Inspektor am Paulinum in Berlin.
Rudolf Schreiber, Dr. phil. in Berlin.
Michaeli 1887. Vorsitzender: Direktor Dr. Moller.
Adolf Guttentag, Dr. med., Arzt in Breslau.
Heinrich Hedicke, Referendar in Patschkau.
Karl Hennig, Referendar in Breslau.
Martin Hertz, Student der Geschichte in Breslau, f
Franz Honigmann, Dr. med. in Breslau.
Otto Juliusburger, Kandidat der Medizin in Breslau.
Jakob Molinari, Kaufmann in London.
Heinrich Neusch, Referendar in Hermsdorf u. K.
Felix von Schlebrügge, Feldjäger, Fostreferendar in Kreuzburger-
Hütte O.-S.
Paul Wackernagel, Predigtamtskandidat in Breslau.
Karl Werckmeister, Kaufmann in Berlin.
Ostern 1888. Vorsitzender: Provinzial-Schulrat Hoppe.
Friedrich Auerbach, Dr. phil. in Breslau.
Richard Bielschowsky, Dr. jur., Referendar in Breslau.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 101
Karl Eckardt, Kandidat der Medizin in Leipzig.
Bichard Fliege! , Referendar in Breslau.
Bndolf Förster, Kandidat des Baufachs in Breslau.
Rudolf Hassenpflug, Referendar in Breslau.
Heinrich Kionka, Assistent am pharmakolog. Institut in Breslau.
Budolf Lummert, Reg.-Bauführer in Breslau.
Friedrich Milch, Dr. jur., Referendar in Breslau.
Faul Oppler, Kandidat der Medizin in Breslau.
Wilibald Plitt, Hauptzollamtsassistent in Hamburg.
Faul Schottländer, Dr. phil. in Breslau.
Otto Stenzel, Kandidat der Medizin in Würzburg.
Julius Werther, Elektrotechniker in München.
Michaeli 1888. Vorsitzender: Direktor Dr. Moller.
Faul Askenasy, Dr. phil. in Heidelberg.
Robert Guny, Kandidat der Theologie in Breslau.
Wolf von Flotow, Lieutenant im 8. Dragoner-Regiment in Oels.
Ernst Lewald, Lieutenant im 2. Rhein. Hus.-Reg. Nr. 9 in Trier.
Waldemar Lewy, Kandidat der Medizin in Breslau.
Louis Linke, Referendar in Steinau a. 0.
Oskar Naumann, Lieutenant in Brandenburg a. H.
Max Graf von Potworowski, Lieutenant im 2. Husaren -Regiment
in Posen.
Felix Reinsch, Kandidat der Rechte in Breslau.
Ernst Schmidt, Lieutenant im Ulanen-Regiment in Saarlouis.
Hans Scupin, Kandidat der Geologie in Berlin.
Richard Späth, Kandidat der Rechte in Breslau.
Richard Störmer, Student der Chemie in Rostock.
Ostern 1889. Vorsitzender: Schulrat Hoppe.
Georg Graf Arco, Lieuten. im Garde-Schtitzen-Bataill. in Lichterfelde.
Walter Boas, Student des Forstfachs in Ebers walde.
Erhard Kittner, Predigtamtskandidat in Breslau.
Richard Leonhard, Drd. der Geschichte in Breslau.
Wilhelm Luke, Kandidat des Predigtamts in Breslau.
Martin Mugdan, Kandidat der Chemie in Breslau.
Georg Preuss, Kandidat der Geschichte in München.
Max Püschel, Kandidat der Rechte in Breslau.
Paul Riebe, Kandidat der Theologie in Breslau.
Philipp Seuffert, Kandidat der Rechte in München.
Hermann Seydel, Kandidat der Rechte in Breslau.
Jakob Sttsskind, Kaufmann in Berlin*
102 Beiträge znr Geschichte des Gjmnaainms eu St. Maria Magdalena.
Martin T hie mich, Kandidat der Medizin in Breslau.
Arthur Weese, Kandidat der Kunstgeschichte in Bom.
Michaeli 1889. Vorsitzender: Direktor Dr. Moller.
Gustav Dock hörn, Lieutenant in Strassburg in Westpreussen.
Adolar Eberhard, Lieutenant im 25. Feld-Art.-Begiment in Darmstadt
Ernst Heymann, Beferendar.
Georg Kassel, Beferendar in Zobten a. B.
Erich Opitz, Kandidat der Medizin in Wttrzburg.
Peter Stapelfeld, Lieutenant im 31. Feld-Art.-Beg. in Hagenau L £.
Ostern 1890. Vorsitzender: Schulrat Hoppe.
Erich Himml, Lieutenant im 6. Grenadier-Begiment in Posen.
Hugo Humbert, Lieutenant in Bromberg.
Max Landsberg, Kandidat der Medizin in Breslau.
Waldemar Beymann, Kandidat der Medizin in Breslau.
Eduard Schmidt, Student der Theologie in Breslau.
Siegfried Schultz, Student der Theologie in Halle.
Max Staats, Kandidat der Bechte in Berlin.
Otto Wagner, Kandidat der Medizin in Breslau.
Michaeli 1890. Vorsitzender: Direktor Dr. Moller.
Paul Gohn, Kandidat der Medizin in Breslau.
Paul Ehrlich, Student an der Bauakademie in Berlin.
Fritz Gradenwitz, Student der Bechte in Breslau.
Emil Grotefendt, Kaufmann in Breslau.
Arthur Guderley, Kandidat der Medizin in Breslau.
Franz Hancke, Kaufmann in Breslau.
Egon Hennig, Kandidat der Bechte in Breslau.
Fritz Juliusberg, Student der Medizin in Breslau.
Max Kittner, Student der Philologie in Breslau.
Walter Laqueur, Student der Medizin in Strassburg.
Viktor Löwe, Student der Geschichte in Berlin.
Erwin Pol eck, Kandidat der Medizin in Breslau.
Marcell von Bappard, Student der Bechte in Göttingen.
Walther Techow, Kandidat der Chemie in Berlin.
Walther Weidemann, Lieutenant in Gr.-Glogau.
Gustav Leipziger, Student der Medizin in Berlin.
Ostern 1891. Vorsitzender: Schulrat Hoppe.
Georg Dürr, Student der Theologie in Breslau.
Bernhard Grund, Student der Bechte in Bonn.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister. 103
Eberhard Eraker von Schwarzen feld, Lieutenant im Leib-EttrasBier-
Begiment in Breslau.
John Lappe, Student der Medizin in Breslau.
Pritz Markgraf, Student des Baufachs in Gharlottenburg.
Wilhelm Mattersdorf, Student der Technik in Gharlottenburg.
Hans Moller, Eandidat der Medizin in Berlin.
Arthur Neu mann, Student der Technik in Gharlottenburg.
Eurt Freiherr von der Beck, Student des Forstfachs in Eberswalde.
Fritz Bibbeck, Student der Bechte in Breslau.
Michaeli 1891. Vorsitzender: Direktor Dr. Moller.
Fritz Gohn, Student der Bechte in Breslau.
Walther Freund, Student der Medizin in Freiburg i. B.
Wilhelm Irgahn, Student der Bechte in Berlin.
Alfred Eraft, Student der Theologie in Breslau.
Bichard Euntze, Student der Bechte in Breslau.
Max Philippsthal, Student der Bechte in Berlin.
Oeorg Bumler, Student der Bechte in Würzburg.
Eurt Schindler, Student der Bechte in Breslau, f 1892.
Yiktor Schmeidler, Student der Medizin in Breslau.
Ernst Sontag, Student der Bechte in Breslau.
Alfred Stern, Student der Ghemie in Breslau.
Johannes Thiemich, Student der Naturwissenschaften in Breslau.
Ludwig Werner, Student der Bechte in Breslau.
Ostern 1892. Vorsitzender: Schulrat Hoppe.
Fritz Burchard, Student der Medizin in Breslau.
Max Fliegel, Student der Theologie in Breslau.
Ottfried Förster, Student der Medizin in Eiel.
Walther Fünfsttick, Student der Medizin in Breslau.
Paul Juliusburger, Student der Technik in Gharlottenburg.
Fritz Lennert, Eaufmann in Breslau.
Eonrad Biedel, Eaufmann in Breslau.
Wilhelm Schm|eidler, Student der Bechte in Breslau.
Paul Schottke, Student der Theologie in Breslau.
Eberhard Schwarz, Student der Bechte in Breslau.
Bernhard Treuen fels, Student der Bechte in Breslau.
Michaeli 1892. Vorsitzender: Direktor Dr. Moller.
Oskar Anwand, Student der Bechte in Breslau.
Oeorg Breit, Student der Mathematik in Breslau.
104
Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums za St. Maria Magdalena.
Paul Dreist, Stadent der Rechte in Breslau.
Erich Eckert, Stadent der Medizin in Breslao.
Georg Goldschmidt, Stadent des Maschinenbanfac hs in Breslan*
Georg Erotoszyner, Stadent des Maschinenbanfac hs in Breslau.
Karl Löwe, Stadent der Technik in Berlin.
Reinhard Schön er mark, Stadent der Rechte in Breslau.
Siegmund SUssbach, Student der Naturwissenschaften in Breslau.
Alfred Weese, Student der Medizin in Breslau.
Hermann Weese, Kaufmann in Breslau.
Ostern 1893. Vorsitzender: Schulrat Hoppe.
Ernst Gohn, Student der Medizin in Breslau.
Viktor Falk, Student der Theologie in Breslau.
Gotthard Fliegel, Student der Philologie in Breslau.
Robert Graden witz, Student der Medizin in Breslau.
Hermann Jantzen, Student der Philologie in Breslau.
Friedrich Kayssler, Student der Philosophie in München.
Erwin Kobrak, Student des Baufachs in Breslau.
Ernst Küster, Student der Naturwissenschaften in München.
Eberhard Otto, Student des Maschinenbaufachs in Breslau.
Erich Paul, Student der Rechte und Staatswissenschaften in Breslau.
Otto Pros kauer, Student der Rechte in Berlin.
Walther von Reisswitz, Avantageur in Breslau.
Jacques Schäfer, Student der Rechte in Breslau.
Fritz Töplitz, Student der Medizin in Wtlrzburg.
Die gregrenwärtigren Schüler.
Kurt Anwand.
Fritz Baron.
Fritz Beblo.
Eduard Eichhorn.
Wilhehn Förster.
Wolfgang Förster.
Eduard Freund.
Felix Friedenthal.
Erich Grund.
Alfred Guttmann.
Ober- Prima.
Robert Hedicke.
Eugen Herdt.
Wilhelm Hoppe.
Max Juliusberg.
Hermann Kallenbach.
Rudolf Katz.
Alfred König.
Paul Kriebel.
Max Landeck.
Erhard Möcke.
Franz Petiskus.
Fritz Reche.
Alfred Renner.
Kurt Singer.
Ludwig Tottmann»
Fritz Wiedermann.
Adolf Wollenberg.
Karl Zimmer.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister.
105
Fritz Gallomon.
Friedrich Droge.
Hans Eckhardt.
Gart Eichhorn.
Eudolf Freund.
Hans Fromm.
Joseph Gellin.
Enrt Gellin.
Paul Goldstein.
Fritz Grünbaom.
Willi Bänsch.
Wilhelm Fantini.
Edgar Frank.
Walther Hannes.
Friedrich Huber.
Richard Klepper.
Ekkehart Klopsch.
Heinrich Baum.
Franz Berka.
Max Gallomon.
Arthur Dach.
Max Faulhaber.
Kurt Frankenstein.
Jakob Glaser.
Martin Hepner.
Otto Buddenberg.
Georg Dehnel.
Arthur Mang.
Adolf Ramm.
Walter Reche.
Georg Baumann.
Franz Breit.
Wilhelm Brück.
Unter- Prima.
Fritz Hantelmann.
Otto Heilborn.
Anton Jauernik.
Wilhelm Kindel.
Waldemar Lange.
Gurt Mende.
Oscar Meyer.
Friedrich Moller.
Gurt V. Reisswitz.
Georg Sandberg.
Ober-Sekunda I.
Franz Kramer.
Franz Laqueur.
Hans Löweustein.
Hans Moral.
Georg Moskiewicz.
Alfred Pennrich.
Hugo Scholz.
Ober-Sekunda 2.
Walter Herda.
Josef Kremski.
Bruno May.
Arnold Meyer.
Karl Mittelhaus.
Armin Moes.
Georg Muschner.
Rudolf Muschner.
Unter- Sekunda I.
Friedrich Schiller.
Hans Schmeidler.
Alfred y. Schuckmann.
Kurt Seidler.
Adolf Stosch.
Unter- Sekunda 2.
Wolfram V. Garnap.
Friedrich Dobermann.
Karl Eberle.
Bruno Sklarek.
Max Sperlich.
Paul Urbanek.
Rudolf V. Watzdorf.
Richard Willner.
Paul Winkler.
Georg Zadig.
Paul Zimmer.
Alexander Söhngen.
Fritz Täschner.
Alexander Trompke.
Martin Willner.
Max Zimmer.
Günther Promnitz.
Edmund Rosenthal.
Kurt Sandberg.
I^edor Schiefer.
Walter Sietze.
Oskar Vogt.
Richard Wolfheim.
Ernst Strauss.
Gotthold Tottmann.
Richard Wiener.
Gotthard Willner.
Kurt Zahn.
Hans Eras.
Wilhelm Feldt.
Erich Gottschling.
106 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena»
Kurt Grttttner.
Leopold Guttmann.
Franz Kobrak.
Walter Lange.
Richard Ledermann.
Georg Lehmann.
Richard Alexander.
Otto Boden.
Edgar Burchard.
Fritz Delank.
Otto Fanty.
Egmont Grüttner.
Panl Gnttmann.
Walther Guttmann.
Erwin Härtel.
Werner Bauch.
Lothar Berger.
Paul Binder.
Kurt Born.
Horst y . Bültzingslöwen.
Robert Cohn.
Emmo Delahon.
Ernst Dyhrenfurth.
Arthur Elias.
Herbert Eras.
Erhard Fliegel.
Karl Förster.
Ernst Fuchs.
Franz Beerel.
Ernst Beissenherz.
Walter Brück.
Amdtv.Btiltzingslöwen.
Ewald Garliczek.
Wilhelm Dunkel.
Siegmund Marck.
Kurt Malier.
Hans y. Oesterreieb.
Edgar Pillet.
Siegfried Samelson.
Karl Sander.
Ober -Tertia I.
Kurt Kriebel.
Alexander Lange.
Fritz Markus.
Paul y. Mutius.
Konrad Nagel.
Emil Panke.
Fritz Pniower.
Karl Pototzky.
Kurt Prescher.
Ober- Tertia 2.
Hans Heimann.
Lothar Heintze.
Walter Just.
Fritz Katz.
Erich Klemperer.
Ernst Koch.
Walter Kuntze.
Alfred Leyy.
Alfred Mahn.
Fritz yon Merkel.
Otto Peiper.
Hans Riesenfeld.
Felix Schmidt.
Unter -Tertia I.
Max Gambcke.
Gerhard Jancke.
Alfred Koller.
Arthur Kretschmer.
Alfred Krömer.
Alfred Oschinsky.
Johannes Seidler.
Paul Suckow.
Max ülbricb.
Arthur Walter.
Erich Woltersdorf.
Paul Zingel.
Arthur Purmann.
Adolf y. Randow.
Arthur y. Randow
Bernhard Schlesinger.
Erich Tschecb«
Walther Vierlinge
Kurt Wiens.
Erich Schönfeld.
Edgar Sporleder.
Walter Sternberg.
Julius Sturm.
Gustay Teschke.
Alfred Thal.
Walter Treuenfels.
Max Tschepke.
Fritz Wendeler.
Karl y. Wienskowski.
Georg Wiesner.
Kurt Zimmer.
Oswald y. Pannwitz.
Rudolf Rösler.
Waldemar Sandmann.
Albert Scheft.
Philipp Schlesinger.
Eduard Schrottky.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister.
107
Enrt Seifert
Fritz Seydel.
Enrt Speer.
Alfred Altmann.
Robert Arndt.
Hans Berndt.
Enrt Boden.
Hngo Bohnemann.
Richard Brade.
Fritz Brübach.
Arnold Bnddenberg.
Berthold Ghaffak.
Theodor Christiani.
Siegfried Gohn.
Georg Dieterich.
Gerhard Eckert.
Ekkehard Back.
Max Bnnk.
Edwin Delahon.
Walter Frendenthal.
Hermann Freund.
Max Freund.
Alfred Gansert.
Samuel Goy.
Walter Heinrich.
Heinrich v. d. Heyde.
Ernst Jablonsky.
Adolf y. Ealckreuth.
Max Eolker.
Georg Breslauer.
Paul Dach.
Herbert v. Dalwig.
Julius Döhring.
Max Döleke.
Alfred Ficus.
Erich Unger.
Arthur Vogt.
Bruno Vogt.
Unter -Tertia 2.
Jaques Friedmann.
Otto Friedrich.
Waldemar Fromm.
Willy Gräbsch.
Fritz Heftner.
Ernst Heimann.
Gotthard Herzog.
Ludwig Kalischer.
Thilo Easper.
Johannes Eüntzel.
Ernst Laqueur.
Earl Markus.
Fritz Mtmtner.
Quarta I.
Arthur Krakauer.
Bruno Kuhls.
Walter Liess.
Martin Manasse.
Arthur Proskauer.
Eurt Püschel.
Herbert Richter.
Max Rosenstock.
Leopold Rothe.
Arthur Sandberg.
Walter Schiott.
Bernhard Schmidt.
Rudolf Schmidt.
Quarta 2.
Gotthold Friedrich.
Martin Fuchs.
Hans y. Garssen.
Hermann Gühne.
Hans Hollburg.
Willi Iwand.
Kurt V. Wienskowski.
Viktor V. Wunsch.
Eurt V. Oesterreich.
Bruno Olbrich.
Ernst Pasch.
Heinrich Peters.
Eurt Pohla.
Oskar Proskauer.
Armin Rieger.
Arthur Sandberg.
Eurt Schädrich.
Franz Schlanzky.
Eurt y. Schuokmann.
Alfred Schweitzer.
Friedrich Strohö.
Erich Schottländer.
Walter Schüler.
Eonstantin Sommer.
Erich Sternberg.
Hans Süsskind.
Otto Trebitz.
Moritz Unger.
Eurt Volmar.
Oskar Weidner.
Franz Weiss.
Fritz Weisstein.
Walter Wende.
Alfred Ealischer.
Erich Earfunkelstein.
Earl Eegel.
Hans Eoch.
Joseph Eomäromy.
Werner Liedke.
108 Beiträge zur Geschichte des Gymnasinms zu St. Maria Magdalena
Fritz Lipsius.
Erich Mandel.
Oskar Maretzky.
Kurt Matthes.
Georg Matz.
Karl Möller.
Wolfgang Möcke.
Paul Nagel
Ernst Buddenberg.
Gerhard Deatschmann.
Walter Dietrich.
Hans Dobermann.
Heinrich Eras.
Lothar Eossack.
Erwin Kröker.
Fritz Bädeker.
Felix Bahr.
Siegmand Böhm.
Leo Braun.
Hermann Friedrich.
Wolfgang Geisler.
Fritz Heimann.
Fritz Justrow.
Benno Krause.
Hugo Löwenstein.
Kurt Becher.
Erich Boden.
Kurt Breslauer.
Wolf V. Bttltzingslöwen.
Kurt Bunk.
Viktor Chaffak.
Budolf Dobermann.
Georg Friedrich.
Otto Gellin.
Karl Neumann.
Heinrich y. Nostitz.
Werner Olbrich.
Heinrich Oesterlink.
Botho Pomme.
Hans Pototzky.
Erwin Riegner.
Budolf Röhricht.
Quinta I.
Fritz Kuhls.
Kurt Mattersdorf.
Erich Meyer.
Walter Schirmacher.
Max Schmidt.
Arthur Sorge.
Max Sorge.
Quinta 2.
Erich Missalek.
Hans Müntnen
Waldemar Neugebauer.
Emil Peters.
Erich Peuker.
Harald Plüddemann.
Max Pniower.
Walter Raschkow.
Fritz Rosenthal.
Wilhelm Schreiber.
Sexta I.
Richard Hepner.
Georg Kober.
Harry Kober.
Otto Krakauer.
Herbert Lange.
Kurt Neumann.
Kurt Nowak.
Otto Ogrowsky.
Erich Rosenberg.
Fritz Scheider.
Erwin Schmeidler.
Hermann Stanjek.
Walther Tietze.
Felix Tilgner.
Leopold Trusen.
Erich Werner.
Wilhelm Späing.
Kurt Steinbach.
Günther Tietze.
Gerhard Tilgner.
Georg Töplitz.
Hans Yiemeier.
Wilibald Seidel.
Erich Sembach.
Paul Stern.
Adolf Thiel.
Hans Trusen.
Otto Warnstorflf.
Fritz Wohl.
Erich Zenker.
Hans Zimmermann.
Felix Zingel.
Ernst Schwarz.
Walter Stern.
Georg Täschner
Walter Trappe.
Walter Tröger.
Martin Weber.
Max Wichura.
Harry Zenker.
Vom Professor Dr. Ferdinand Meister.
109
Georg Angenheister.
Hans Aronsohn.
Karl Bender.
Ludwig Böhm.
Otto Freund.
Eugen Friedmann.
Robert .Glaser.
Robert Gäbelö.
Sexta 2.
Kurt Kayser.
Fritz Kühne.
Hans Manasse.
Edmund y. Manstein.
Karl Moser.
Fritz Pototzky.
Max Sachs.
Berthold Sagawe.
Gerhard Schirmacher.
Martin Schottländer.
Martin StrieboU.
Fritz überschär.
Richard Wagner.
Ludwig Weiss.
Arnold Werner.
Fritz Witschel.
Willi Altmann.
Karl Bock.
Carl Brodziak.
Max Brunke.
August Christiani.
Martin Friedländer.
Adolf Friedmaun.
Harry Grünbaum.
Siegfried Hepner.
Georg Hettmann.
Erich Janus.
Fritz Kassel.
I. Vorschulklasse.
Karl Klimm.
Fritz Koch.
Hubert Kolker.
Ernst Krotoszyner.
Ernst Löwy.
August Lübbert.
Kurt Manasse.
Paul Muschner.
Ernst Ohlmann.
Fritz Perschke.
Ernst Petersen.
Arthur Pfennig.
Conrad Pohla.
Manfred Rosenbund.
Paul Sachs.
Rudolf Scheft.
Herbert Schottländer.
Max Sprung.
Hans Thiel.
Arthur Tschech.
Richard Vogt.
Karl Walter.
Kurt Weiss.
Hans Wolfheim.
Max Bädeker.
Erich Barber.
Fritz Boden.
Alfred Böhm.
Richard Braun.
August Feist.
Max Friedmann.
Herbert Friedrich.
Hans Tmmerwahr.
Hans Jakobsohn.
2. Vorschulklasse.
Richard Köbner.
Fritz Krakauer.
Hans Kretschmer.
Hermann Kretschmer
Albert Krotoschiner.
Herbert Lewy.
Dankmar Lisser.
Herbert Lübbert.
Walter Manasse.
August Matter.
Kurt Müller.
Willi Ogrowsky.
Friedrich Profe.
Siegbert Rosenbund.
Paul Simon.
Conrad Tilgner.
Erich Weinhold.
Erich Wiele.
Max Zimmermann.
110 Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena.
Hans Bohlmann.
Egon Deutschert.
Kurt Eifert.
Heinrich Friedländer
Heinrich Fuchs.
Jean Gaebelö.
Kurt Hoferdt.
Walter Jakobi.
Otto Jakobsohn.
3. Vorschulklasse.
Kurt Immerwahr.
Fritz ELabierske.
Walter Kamm.
Erwin Lipschiitz.
Felix Löser.
Ernst Löwenstein.
Wilhelm Missalek.
Paul Neustadt.
Fritz Partsch.
Walter Bosenbaum.
Kurt Sorge.
Arthur Teubert.
Kurt Töplitz.
Paul Walter.
Arthur Weiss.
Martin Weissenberg.
Georg Wiehle.
Otto V. Wobeser.
;je-=«[ä&Cc->:^-
Berlchtlgrungren :
S. 62 Z. 2 des Gymnasiums in Jauer.
S. 70 Z. 4 Julius von Wissmann, General der Infanterie z. D. in Brotzen, Kreis
Rummelsburg.
S. 73 Z. 17 Oskar von Nolte, Oberstlieutenant a. D. in Bensheim in Hessen.
Druck der Breslaoer Oenossenschaftsbachdrackerei, E. G. m. u. H., Ursullnerstr l.
Rektor Manso im Xenienkampfe.
Von
Dr. Julius Tröger,
Oberlehrer.
Als im Anfange des 16. Jahrhunderts die klassische Bildung
und Hand in Hand mit ihr der Geiist der Reformation von Erfurt und
Wittenberg her in Schlesien und Breslau einzogen, erblühte auch
die alte Lateinschule zu Maria-Magdalena zu neuem Leben, Unter dem
gelehrten Bürgermeister Johann Metzler, <ler selbst über griechische
und lateinische Klassiker las, machten sie Ambros. Moiban, den
der Bat an die Magdalenenschule berief und der später erster eVan-
gelischer Pastor an der Elisabetgemeinde wurde, und sein Genosse im
evangelischen Kirchen- und Schuldienste, der Prediger Joh. Hess an
der Magdalenenkirche , gleich der Schule zu Elisabet zur Pflanzstätte
der Wissenschaften und zugleich des Evangeliums. Als solche hatte
die Anstalt ihren Anteil an dem Ruhme gelehrter Bildung, den Schlesien
seit Valentin Trotzendorf nach dem Zeugnisse Melanchtons genoss;
sie hat daher auch ihr Gedenkblatt in der Geschichte der seh le-
sischen Dichtung, wie sie auf dem Boden der gelehrten Bildung
erwuchs und im 17. Jahrhundert der deutschen Dichtung nach Inhalt
und Form ihr Gepräge gab. Das Haupt der schlesischen Dichter-
schule, M. Opitz, hat zwar in seiner Vaterstadt Bunzlau den ersten
gelehrten Unterricht genossen, besuchte aber dann die Magdalenen-
schule, wo er sich unter seinen Mitschülern so auszeichnete, dass ihn
ein angesehener Arzt, Dan. Rindfleisch, als Lehrer seiner Söhne in
sein Haus nahm. Noch als Schüler der Anstalt wagte er sich mit
seinen lateinischen Jugendgedichten an die Öffentlichkeit (sie erschienen
zum Anfange des Jahres 1616 als strenae, d. h. Neujahrsgeschenke),
ehe er auf dem akademischen Gymnasium zu Beuthen a/0. seine
klassische Vorbildung abschloss. Sein Geist übertrug sich nach seinem
frühen Tode auf drei Schlesier, den ernsten A. Gryphius, den lüsternen
Weltmann Hofmann v. Hofmannswaldau und den schwülstigen
Schauspieldichter Kaspar v. Lohenstein. Beide letztere, im späteren
Leben Breslauer Ratsherren und kaiserliche Räte, sind Schüler der
4 Rektor Manso im Xenienkampfe.
Anstalt, and zwar erlebte Lohenstein bald nach seinem Eintritte al9
8 jähriger Schüler die Umwandlung der Schule in ein Gymnasium,
welche der Bat der Stadt im Jahre 1643 unter dem letzten Grollen
des 30jährigen Krieges vollzog und deren 2ö0jährige8 Gedächtnis
diese Festschrift feiert.
Die späteren Schicksale des Gymnasiums, seine Erweiterung zum
Realgymnasium im Sinne des Zeitalters der Aufklärung, sowie seine
Bückkehr zum ursprünglichen Gepräge einer klassischen Lehranstalt
zur Zeit der inneren Erhebung Preussens vor den Freiheitskriegen
und zugleich der Verlegung der Frankfurter Hochschule nach Breslau
gehören an eine andere Stelle der Denkschrift, in die Geschichte der
Anstalt. Hier nur die Bemerkung, dass mit dieser Bückkehr zu ge-
sunderer Verfassung und damit zu neuer Blüte der Name des Mannes
eng verbunden ist, dem diese Zeilen gelten und der zugleich als Ge-
lehrter, Schriftsteller und Dichter den Buf der Anstalt hob. Zu Ostern
des Jahres 1790 kündigte ein lateinischer Anschlag am Gymnasium
und an den Thüren der Magdalenenkirche die Einführung Job. Kaspar
Friedr. Mansos als Prorektors und Professors an, wobei er eine
lateinische Bede über die Notwendigkeit des Studiums der alten
Sprachen für alle Gelehrten hielt. Man sieht schon daraus, dass er
gegenüber der Zersplitterung des Unterrichts in allerhand Bealfächer,
welche er vorfand, als gleichmässige gediegene Grundlage der
Bildung die klassische der alten Sprachen erkannte, neben denen er
aber auch der deutschen Litteratur ihr gutes Becht wahrte. Drei
Jahre später ward er nach dem Tode des Bektors Leuschner im Mai
1793 — also gerade vor 100 Jahren — durch den Konsistorialrat
und Schuleninspektor Gerhard als Bektor eingeführt und konnte nun
selbständig nach diesen Grundsätzen seines Amtes walten. »Seine
liebsten Lektionen«, sagte Prorektor Glocker bei der Gedächtnis-
feier Mansos im Saale des Gymnasiums in ciceronischem Satzgefüge^
»waren die in der Bhetorik, Ästhetik und deutschen Litteraturgeschichte,
an welchen nicht allein die Zuhörer der ersten Klasse — wir sagen
heute Primaner — mit grösster Freude hingen, sondern welche auch
von Studierenden der hiesigen Hochschule mit seiner Genehmigung
öfters besucht wurden. Für die Läuterung des Geschmacks der Jüng-
linge waren diese Vorträge von unverkennbarem Werte, und eine vor-
zügliche Wirksamkeit mussten sie dadurch erhalten, dass er seinen
Schülern nicht blosse Theorieen gab, sondern in der prosaischen
Schreibart wie in der poetischen ihnen stets als Muster vorleuchtete.«
Studenten in der Prima des Magdalenen - Gymnasiums zu Mansos
Füssen, das beweist am besten, wie sehr er als Kenner deutscher
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 5
Geisteswerke wie als Schriftsteller und Dichter geschätzt war.
Von dieser letzten Seite fassen wir den vielseitigen Mann hier ins
Auge, um seinen Namen der schnell lebenden und vergessenden Gegen-
wart wenigstens für den Kreis der feiernden Anstalt, die er über
dreissig Jahre geleitet hat, ins Gedächtnis zu rufen. Manso war eine
Grösse, aber keine bleibende, sondern nur eine Zeitgrösse; seine Werke,
die Dichtungen nicht nur, auch die gelehrten Arbeiten über griechische
Göttersage, über Dichter des Altertums und der Neuzeit, über Ge-
schichte der Völker und Staaten sind vergessen. Sein Name aber
lebt fort, weil er aus der glänzendsten Zeit deutscher Dichtung,
wo Göthe und Schiller auf der Höhe ihres Schaffens standen, unter
den Trompetenstössen erbitterten Kampfes zu uns herübertönt. Manso
spielt in dem Xenienkampfe eine der Hauptrollen, zuerst als An-
gegriffener neben dem Berliner Aufklärer Nicolai dem Musiker und
politischen Schriftsteller Beichhardt, dem Sprachreiniger Campe, dem
christlich gläubigen Fr. Stolberg und wie die Empfanger der über
400 bitteren, mit »Pfeffer und Wermut« gewürzten Gastgeschenke alle
beissen, dann aber als Vorkämpfer in der Beihe der sich ihrer Haut
Wehrenden als »dankbarer Gaste mit seinen (und seines Freundes,
des Magisters und Verlegers Dyk in Leipzig) galligen »Gegenge-
schenken an die Sudelköche in Jena und Weimar«.
«
Manso war kein Schlesier; er stammte aus Blasienzelle bei Gotha,
hatte in Jena studiert und am Gothaer Gymnasium schon als Professor
unterrichtet, als er 30 Jahre alt in das Prorektoramt des Magdalenen-
Gymnasiums berufen ward. Aber mit Becht weist ihm Aug. Kahlert
in seinem Buche »Schlesiens Anteil an deutscher Poesie« einen ehren-
vollen Platz an. Denn Breslau ward seine neue Heimat; hier hat er
35 Jahre, den grösseren Teil seines Lebens, als Mann und Greis seines
Amtes gewaltet, hier ward er »bald nach seiner Ankunft der Mittel-
punkt eines beneidenswerten wissenschaftlichen Verkehrst mit dem
Breslauer Philosophen Garve, den Professoren der Hochschule
Schneider, Stenzel, Passow,^) hier sind neben seiner Amtsthätig-
keit die meisten Werke seiner Muse und seines Fleisses entstanden,
auch seine Beiträge zur Geschichte der schlesischen Dichter, sodass
ihn Schlesien mit Becht zu den Seinen zählen kann. Aus seiner
^) Dieser widmete in der Einladuugsschrift der Hochschule zu Königs Ge-
burtstag des Jahres 1826 kurz nach Mansos Tode dem Leben und Wirken des
Dahingeschiedenen einen ausfuhrlichen lateinischen Nachruf mit einer Abbildung
des klassischen Kopfes nach einer Büste des Breslauer Bildhauers ünger, von der
sich Gipsabgüsse im Lesezimmer der Stadtbibliotbek und im Magdalenen-Gjmnasium
befinden.
6 Rektor Manso im Xenienkampfe.
thüringischen Heimat brachte er den Ruf eines geschmackvollen Über-
setzers der antiken Dichter mit (der vier Bücher Virgils über die
Landwirtschaft; des Tibull, des Bion und Moschus, des Königs Odipus
von Sophokles), den er auch durch eingestreute metrische Über-
setzungen in den anmutig geschriebenen Abhandlungen über die
Hören und Grazien bewährte. Was er in der Breslauer Zeit bis zum
Erscheinen der Xenien geschrieben, wird bei diesen seine Erwähnung
finden.
1. Die Herausforderung zum Xenien-
kampfe.
Wodurch reizte der »Schulmeister von Breslau« den Zorn der
Weimarer Dioskuren? Göthes und Schillers Xenien sind herausgeboren
aus dem Ärger über die üble Aufnahme, welche Schillers Hören seit
dem Jahre 1795 erfuhren. Göthe, der sich als Mitarbeiter und Ver-
bündeter seines Freundes mitgetroffen fühlte, schlug diesem ein ge-
meinsames Strafgericht über die Gegner vor. Schiller griff den Ge-
danken mit seinem Feuereifer auf und arbeitete im Bunde mit Göthe
an der »poetischen Teufelei«, dem »wilden Bastarde« seiner Geistesebe
mit Göthe, den sein Musenalmanach vom Jahre 1797 ans Licht
brachte. In demselben Jahre schrieb nach dem Erscheinen der »Gegen-
geschenke« Mansos der grosse Philologe Fr. Jacobs, sein ehemaliger
Amtsgenosse am Gymnasium zu Gotha (an Prof. Schütz in Jena, den
Herausgeber der Jenaer Litteraturzeitung und zugleich den vom Ver-
leger der Hören Cotta bezahlten (!) Beurteiler der Hören in seiner
Zeitung): »Seit einem halben Jahre schlägt von Jena und Weimar
aus alles auf den armen Manso los, als ob er der elendeste Stümper
wäre. Und warum? Weil er über die Hören gesprochen hat, wie er
denkt« (s. Boas: Schiller und Göthe im Xenienkampfe). Und als
Schiller in seinem Briefe (vom 1. Nov. 1795) an Göthe dem Freunde
die feindliche Streiterschar wider die bedrängte ecclesia militans der
Hören aufzählte, nannte er neben »Wolfs schwerer Cavallerie« und
»des Berliners Nicolai derben Angriffen«, neben den »Völkern, die
Herr Jacob in Halle kommandiert«, auch die, welche »Manso in der
Bibliothek der schönen Wissenschaften hat ausrücken lassen«.
Er meint ohne Zweifel die ausführliche Besprechung in der (Leipziger)
»neuen Bibl. d. seh. W. und der freien Künste« (im 55. Bande vom
Jahre 1795) auf fast 50 Seiten. Der lange Aufsatz trägt zwar ebenso
wenig wie die übrigen Beurteilungen eine Namensunterschrift; doch
sah man allgemein unsern Manso, den Mitarbeiter an der Zeitschrift
und Freund ihres Verlegers Dyk, als Verfasser an, und er hat dieser
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 7
Annahme keinen Widerspruch entgegengesetzt. Aach spricht Mansos
Geist, wenn man zu den äusseren Zeugnissen nach inneren sucht und
seine übrigen Schriften vergleicht, deutlich genug aus diesem Aufsatze.
Hiev haben wir also das Denkmal seiner Versündigung an Schiller,
um deswillen er von den Weimarer Götterbuben, wie sie Wieland
nannte, mit den anderen Schachern in den Xenien abgethan wurde.
Werfen wir einen Blick hinein. Der Beurteiler kann den Aufsätzen
(im ersten bis vierten Stück der Hören) nicht »die ausgezeichnete
Vortrefflichkeit zugestehen, die ihnen hier und da beigelegt worden
ist«, und tadelt zunächst an Schillers Briefen über die ästhetische
Erziehung mit einem Seitenblicke auf seine geschichtlichen Aufsätze
seinen Stil, diese »widerliche Mischung gelehrt aussehender abstrakter
und schöngeisterischer Phrasen, eine lange Beihe rhetorischer Künste-
leien und ermüdender Antithesen«, hinter denen »man immer neue
Weisheit und seltene Entdeckungen vermute«, um die man sich aber
betrogen sehe, wenn man dem Gedanken sein schimmerndes Kleid
ausziehe. Auch Schiller gehöre zu den Nachbetern Kants, die,
wenn sie seine »Manier«, seine »ungewöhnliche Sprache« nachahmen,
seinen Geist getroffen zu haben meinen.^) Und mitten unter diesen
Figuren und Bildern, welche spitzfindige, kaum zu fassende Ab-
stractionen — ein würdiges Gegenstück zu dem tiefsinnigen Satze,
den wir neulich in einem berühmten Journal lasen: »Das Ich ist, was
es ist und weil es ist, ftlr das Ich« (ein Hieb auf Fichte, der es
seinem Freunde Schiller »in der Abenteuerlichkeit der Schreibart um
ein grosses zuvorthut«).
Hart, werden wir sagen, gegen Schillers klassischen Prosastil,
ungerecht gegen seine philosophische Selbständigkeit bei aller Ab-
hängigkeit von Kant, treffend aber gegenüber dem Spiele mit ab-
geblassten, schattenhaften Begriffen, das damals die kritische Philo-
sophie begann, gegen die der nüchterne Manso auch sonst für die
alte Wolfische Schule Partei nahm. Noch eine andere Bemerkung in
der Horenbeurteilung verrät Mansos Anschauungen. Schiller erörtert
in den so hart mitgenommenen ästhetischen Briefen den Einfluss der
*) Denselben Vorwurf erhebt eins der Gegengeschenke mit der Überschrift:
Plünderung. Schiller lässt in den Xenien den Meister Immanuel Kant gestohlene
Sachen aufbieten:
Zwanzig Begriffe wurden mir neulich diebisch entwendet!
Leicht sind sie kenntlich; es steht sauber mein I. K. darauf.
Manso— D^k geben Schillern diese Anklage auf geistigen Diebstahl zurück:
Immer noch plünderten andre gescheiter. Mit Kantischem Stoffe
Kamen sie wieder, und du stahlst dir die leidige Form.
8 Rektor Manso im Xenienkampfe.
ästhetischen Bildung anf die Sittlichkeit, sollte doch nach seinem
Lieblingsgedanken der Mensch durch das Schöne zum Wahren nnd
Guten gebildet werden, wobei er sich denn auch mit der wider-
sprechenden Erfahrung abfinden muss, »dass man beinahe in jeder
Epoche der Geschichte, wo die Künste blühen und der Geschmack
regiert, die Menschheit (sittlich) gesunken findet« (im 10. Briefe).
»Verlohnt es sich auch,« fragt Manso dagegen, »die Feinde und Ver-
leumder der schönen Künste zu bestreiten?« Zwar wissen wir aus
der Geschichte mit Zuverlässigkeit, dass der Beichtum und Überfluss
stets die schönen Künste geboren haben; aber Weichlichkeit und Ent-
nervung sei weniger die Folge dieser als ihrer Erzeuger, des Beich-
tums und Überflusses. Damit stimmt ganz eine Stelle in Mangos
Epistel an seinen Freund Garye ȟber die Verleumdung der
Wissenschaften«, um deren willen ihn dieselbe Bibl. d. seh. Wiss.
als »würdigen Nachfolger Horazens und Popens« pries. Diese Epistel
widerlegt denselben Vorwurf gegen Künste und Wissenschaften an
Athens und Borns Geschichte mit denselben Gründen, ein stillschwei-
gendes Zeugnis mehr, dass Manso die Besprechung der Hören ge-
schrieben. ^)
Man kann sich denken, wie sehr sich der reizbare Schiller über
diese Abkanzelung ärgerte. Was half es dem armen Manso, wenn
er versicherte, er habe ohne Parteilichkeit geschrieben: »Wir erkennen
und ehren Herrn Schillers Verdienste und haben es in dieser Be-
urteilung mehr denn einmal laut und lebhaft gesagt.« In der That
hat unser Tadler das Lob nicht vergessen; unbeschränkte Anerkennung
zollte er im Gegensatze zu den ästhetischen Briefen Schillers früherer Ab-
handlung über Anmut und Würde, sowie seiner »Belagerung der Stadt
Antwerpen« als Beilage zur Geschichte des Abfalls der Niederlande.
Aber doch können wir ihn von Parteilichkeit nicht freisprechen.
^j Als Probe des inhaltsreichen, aber trocknen Lehrgedichts folgen hier
einige Verse aus der besprochenen Stelle. Von Athen und Rom heisst es:
»Zwar blühte mit Geschmack und Witz zugleich in beiden
Pandorens seuchenschwang'res Chor;
Doch neben ihnen nur und nicht durch sie empor.«
In Athen hatte, als das Licht der Künste und Wissenschaften aufging, schon
»das Gold aus Xerxes Land«, in Rom die Schätze Korinths, Karthagos und des
Königs Attalus
»Des Überflusses Strom in Stadt und Flur ergossen,
Da herrschten schon in voller Kraft
Die Habsucht und der Drang nach Schimmer und Vergnügen
Und zwangen Kunst und Wissenschaft,
Sich unter die Gewalt der Üppigkeit zu schmiegen.«
Vom Oberlehrer Dr. Trösrer.
O'
Während alle übrigen Teile der Hören kurz abgefertigt werden, auch
Göthes »Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten«, die mit halbem
Lobe als »leichte, aber nicht uninteressante Lekttlre« wegkommen,
kehrt sich das schwere Geschütz des Eunstrichters gegen Schiller als
Schriftsteller und Philosophen. Dieser stand in jeder Beziehung
hoch über Manso; war dieser zu beschränkt, den Qenius des einzigen
Mannes in der Eigenart seines Geistes wie seiner Sprache zu ver-
stehen, oder fühlte er die Überlegenheit des Stärkeren und konnte er
sein Talent gegen den Genius nicht anders als durch kleinlichen
Widerspruch behaupten? Vielleicht litt er an beiden Schwächen;
wenigstens fühlt man ihm hier und sonst seinen Unwillen über
die überwiegende Anerkennung ab, die Schiller trotz aller An-
feindungen fand.
Auch als Dichter fand, fügen wir hinzu und wundern uns
billig, warum Manso den Dichter Schiller nicht ebenso mitnahm wie
den Philosophen, obgleich die besprochenen Stücke der Hören einige
der philosophischen und eigentümlichsten Gedichte Schillers brachten,
wie »Das Reich der Schatten« (später Ideal und Leben), die »Elegiec
(später Spaziergang), »Natur und Schule« (später Genius). Fehlte
ihm der Kaum dazu oder sollten diese auf die eingehende Be-
sprechung des Schillerschen Musenalmanachs von 1796 aufgespart
bleiben (im 58. Bande der Bibliothek von demselben Jahre), welche
den Beisteuern der Göthischen Muse das wärmste Lob spenden, da-
gegen mit Schillers Gedichten aufs unbarmherzigste ins Gericht gehen.
Mit Peinlichkeit werden hier in der »Macht des Gesanges«, in »den
Idealen«, in der »Würde der Frauen« allerhand Fehler in Gedanken, dichte-
rischen Bildern und im Ausdrucke nachgewiesen, wie sie der Lehrer
beim Durchsehen eines Schüleraufsatzes anstreichen muss; dann führt
der strenge Kunstrichter einen nachträglichen Hieb auf Schillers
erhabenstes Gedicht, das Reich der Schatten aus den Hören, »die
seltsamste Missgeburt, die jemals aus dem Gehirne eines Dichters
hervorgegangen ist.« Überhaupt sei Schiller unglücklich als philo-
sophischer Dichter, wenn er »die Tiefe der Kantischen Philosophie
durch die Fackel Apolls erhellen« wolle; aber freilich »solche ab-
gezogenen Begriffe mit einem poetischen Körper bekleiden heisst das
Unmögliche flir möglich halten.«')
^) Ähnlich spotten die »Gegengeschenke« über das Reich der Schatten:
Nun was denkt ihr vom Reiche der Schatten? Es »chattet und schattet,
Dass man vor Schatten umher nichts von den Schatten erkennt.
Der Doppelvers trifft allerdings die Schwäche des Gedichts, dessen Ideale aus dem
blossen Widerschein der Gedanken, aus wesenlosen Schemen bestehen; auf der
10 Rektor Manso im Xenienkampre.
Nun folgt eine herbe Verurteilung von Schillers Dichter-
sprache, ebenso herb wie die seiner philosophischen Prosa in der
Horenbesprechung. Wo er in anderen Gedichten glücklicher in Ge-
danken und Erfindung sei, verderbe er alles durch seine »rätselhafte,
schwankende Sprache, wenn er eine übel angebrachte Metaphysik
unter die schönsten Gemälde und Bilder mischt und den Pfad des
Wahren und Natürlichen alle Augenblicke verlässt und in das Gezierte,
Kostbare und Schwülstige fällt.« Er zeigt sich mit einem Worte »zwar
oft als Mann von Genie, aber ebenso oft als Dichter von verderbtem
Geschmacke, so dass man seine Stücke zwar stellenweise nicht ohne
Vergnügen und Teilnahme lesen, aber wenige ohne Verdruss durch-
lesen kann«! Ganz in demselben Tone spottete auch Nicolai über
die »philosophischen Querköpfe und Eantischen Poeten«; bei diesen
kritischen Thorschreibern an der Pforte des guten Geschmacks fand
Schiller weder als Philosoph noch als Dichter Gnade, weil sie seinen
Geist weder in diesem noch in jenem Gewände verstanden. Dennoch
müssen uns zur Ehre für den Geschmack des deutschen V^olkes diese
missgünstigen Krittler den Beweis liefern, dass Schillers hoher Geist
und die erhabene Schönheit seiner Dichtung schon damals bei den
Urteils- und Begeisterungsfähigen genug bewundernde Lobredner hatte.
Boshaft bemerkt unser Almanachbeurteiler, wenn man wie Schiller
(in den Hören) sich zu monatlichen Spenden an die Lesewelt an-
heischig mache, habe man freilich keine Zeit zum Prüfen und Ver-
bessern, überdem »haben unsere kritischen Sprecher nichts unter-
lassen, um Herrn Schiller in dem Wahne, alles, was er mache, sei sehr
gut, zu erhalten. Sie haben nicht wie denkende Kunstrichter über
ihn geurteilt, sondern wie begeisterte Seher über ihn gedichtet und
seine poetische Sprache zum Vorbilde ihrer Prosa genommen.« Besten
Dank, so rufen wir dem übelwollenden Tadler zu, für die Bemerkung
und Preis den wackeren Verehrern und Jüngern des grossen Dichters!
2. Der XenienangrifT.
Wir haben dem Beurteiler des Almanachs neben Mansos Anzeige
der Hören das Wort gegeben, obgleich wir seinen Namen nicht
kennen, auch nicht wissen, ob Schiller noch vor Thoresschluss, d. h.
vor dem Drucke der Xenien für den Musenalmanach des Jahres 1797,
andren Seite aber fehlte es den Gegnern an Verständnis für das Ergreifende des
Gedichts mit seinem erhabenen Verzichte auf »Sinnenglück«, mit seiner tiefen
Sehnsucht nach »Seelenfrieden«, nach reinem, ungetrübten Glücke, die erst in dem
christlichen Glauben, in der Hoffnung einer wirklichen Weitverklärung ihr rechtes
Ziel findet.
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 11
«
diesen Ausfall auf seine Dichtung gelesen hat. Indes wir mussten
ihn kennen leraen, um zu wissen, wie man in der »Leipziger
Geschmacksherberge« (eben der »neuen Bibliothek«), deren eifriger
Genosse Manso war, über den ganzen Schiller, den Dichter wie
Prosaiker dachte. Mag Manso diese zweite Sünde wider Schiller be-
gangen haben oder nicht, sein Geist spricht daraus, was manche
Anklänge in den »Gegengeschenken« beweisen. Manko war nur ein
Jahr älter als Schiller und hatte als Jüngling seine dichterische
Nahrung bei den Meistern des vergangenen Geschlechts gefunden, bei
Wieland und den Anakreontikern. Diesem Geschmacke blieb er
auch nach Göthes Jugenddichtungen getreu; noch weniger konnte er
sich in den stürmischen Geist der Schill er sehen Dichtung finden.
Mansos Zierlichkeit und Schillers hoher Schwung standen zu weit von
einander ab. Während daher der Dichter des Wert her über den
Tadel der Leipziger Geschmacksrichter erhaben war, ward der neben
ihm aufstrebende jüngere Dichter der Räuber von Manso und der
ganzen alten Schule rücksichtslos bekämpft. Daher hat sich auch
Schillers Groll, wie über Manso, über die ganze Zeitschrift ergossen.
Zwar sind die Xenien der beiden grossen Dichter gemeinsames
Werk; doch hat, wie natürlich, Schiller als der Verletzte den
Angriff gegen beide Seiten fast allein geführt. Von ihm ist auch die
ganze Gruppe mit dem Titel »Litterarischer Zodiakus«, von Göthe
besonders geschätzt. Der Dichter führt seine Xenien durch die
Schrecken dieses Tierkreises:
Jetzo, ihr Xenien, nehmt euch zusammen; es thut sich der Tierkreis
Grauend euch auf; mir nach, Kinder, wir müssen hindurch.
Nun folgen unter den Bildern des Tierkreises vom Widder bis
zu den Fischen eine Reibe von Zeitschriften, Schriftstellern und
ihren Werken:
Auf den Widder stosst ihr zunächst, den Führer der Schafe ;
Aus dem Dykischen Pferch springet er trotzig hervor.
Da haben wir den Herausgeber der Leipziger Bibliothek im
Dykschen Verlage; er eröffnet den Reigen, und Freund Manso be-
Bchliesst ihn unter dem Zeichen des Fisches:
Neckt euch in Breslau der fliegende Fisch? Erwartet's geduldig;
In sein wässriges Reich zieht ihn Neptun bald hinab.
Wie der fliegende Fisch nach kurzem Fluge ins Wasser zurtlck-
föllt, so wird auch Manso nach schwächlichen Versuchen als Dichter
bald in sein Element als Gelehrter und Jugendbiidner zurücksinken.
Die Weissagung ging, wie wir sehen werden, in Erfüllung.
12 Rektor Manso im Xenienkampfe.
Damit sind wir in die Xenien geraten, die unseren Manso
betreffen. Es ist eine ganze Ladung, gerade ein Dutzend, nach Boas'
Zählung die Nummern 33—42; sodann das eben erwähnte vom
fliegenden Fische (89) und ein ganz verlornes (335); dazu kommen
noch zwei nicht in den Almanach aufgenommene, welche Boas nach-
träglich aus der von Eckermann überkommenen Xenienhandschrift ver-
öffentlicht hat (Boas-Maltzahn : Schillers undGöthes Xenien-Manuskript).
Beginnen wir mit der Hauptladnng, den ersten 10; sie sind bis auf
eins (39) sämtlich von Schiller. Sie nehmen Bache fär Mansos harte
Beurteilung der Hören durch herben Spott auf seine eignen Leistungen
als Dichter und Schöngeist. Unter seinen mythologischen » Versuchen c
finden sich die erwähnten Abhandlungen über die Hören und die
Grazien.^) Im Anfange der zweiten wünscht er sich, um das Ange-
nehme mit dem Nützlichen zu verbinden, die Gunst der Huldgöttinnen
selbst, die sie Wielanden, »dem ersten ihrer deutschen Lieblinge, so
vorzüglich verleihen, das Glück, Weisheit mit Witz und Anmut zu
paarenc. Auf diesen dem Verfasser selbst »verwegen« erscheinenden
Wunsch geht das Xenion: Manso von den Grazien.
Hexen lassen sich wohl durch schlechte Sprüche zitieren;
Aber die Grazie kommt nur auf der Grazie Euf.
Im folgenden spottet Schiller mit derselben Schärfe über Mansos
Übersetzung des befreiten Jerusalem, herausgegeben im ersten
Jahre seines ßreslauer Wirkens, aber nach der Vorrede »die Früchte
jener goldnen Tage, die ich in dem Schosse meines Vaterlandes und
in dem Zirkel der liebenswürdigsten Freunde verlebte«.^) Das Buch
giebt nach einer Inhaltsangabe aller 20 Gesänge eine Einleitung über
Stoff und Entstehung der Dichtung. Beides, Einleitung wie Über-
setzung, ist gewandt geschrieben, wie Manso immer nach Wielands
Muster glatt und zierlich schreibt, so dass sich die Übersetzung
getrost ihren damaligen Genossinnen an die Seite stellen kann. Sie
blieb aber bei den ersten fünf Gesängen stehen, sie verlief im Sande
oder versumpfte, wie das Xenion gröber sagt:
Ein aspbaltiscber Sumpf bezeichnet hier noch die Stätte,
Wo Jerusalem stand, das uns Torquato besang.
*) Die Abhandlung über die Hören wird rühmend erwähnt in einer boshaften
Schmähschrift auf die Xenien: »Trogalien (d. h. Nachtisch) zur Verdauung
der Xenien«:
Schrecklich haben uns die in Weimar und Jena geschändet;
Doch verschmerzen wir's leicht, Manso, weil du uns geehrt.
') Zu Torquato Tassos Dichtung fühlte sich Manso auch darum hingezogen,
weil er, wie Passow erzählt, dessen Lebensbeschreiber und Ausleger, den Italiener
Manso, für seinen Ahnen hielt.
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 13
Die folgenden Xenien treffen die Dichtung Mansos, die sich
unter seinen übrigen Werken wie ein Satyrstück zwischen ernsten
Spielen ausnimmt, seine »Kunst zu lieben«. Was Ovids ars
amandi fttr die Römer, was des » geschmackvollen c Abb6 Bernards
Dichtung für die Franzosen war, das wollte er seinen Landsleuten
in ihrer Sprache geben und dabei das »nur in einzelnen Teilen vor-
treffliche Gedicht des Bömersc durch ein »vollkommenes Ganze« (!)
überbieten. So zeigt er im ersten und zweiten Buche der Männer-
welt, wie Liebe erworben und erhalten wird, im dritten den Frauen,
wie sie ihre Reize ins vorteilhafteste Licht stellen. Am Schlüsse
dankt er seiner Führerin Venus für die freundliche Begleitung durch
ihr holdes Reich:
Dir dank* ich's, wenn im Buch der Zeiten, durch mein Lied
Verewigt neben Götz und Bernard und Ovid,
Mein Name künftig prangt, und Deutschlands holde Schönen
Mit ihrem Lobe mich und meine Laute krönen.
Eitle Hoffnung und gerechte Nemesis: das Gedicht, von dem der
Dichter seine Unsterblichkeit im Reiche Anakreons erhoffte, lebt fort,
aber nur in den Stachelversen der Xenien. Diese sind sämtlich keine
Urteile vom Stuhle des strengen Sittenrichters; sie treffen bloss den
schlechten Dichter und »Pedanten«, der ebenso wenig von Dichtkunst
wie von Liebe verstehe. Nehmen wir das zahme Xenion aus Göthes
Feder mit der Überschrift »Das Unverzeihliche« vorweg:
(39) Alles kann misslingen, wir können's ertragen, vergeben;
Nur nicht, was sich bestrebt reizend und lieblich zu sein,
anklingend au das Wort im »Tasso«: »Man merkt die Absicht, und
man ist verstimmt« , so haben wir nun die schneidigen Spottverse
Schillers vor uns, der auch in den Xenien schärfer in Liebe und
Hass war, als der behaglichere Göthe:
(35) Auch zum Lieben bedarfst du der Kunst? unglücklicher Manso,
Dass die Natur auch nichts, gar nichts für dich noch gethan!*)
' (86) Der Schulmeister in Breslau.
In langweiligen Versen und abgeschmackten Gedanken
Lehrt ein Präceptor uns hier, wie man gefallt und verfüjirt.
^) Vergl. die anzügliche Gegenwehr zur Verteidigung Mansos in den »Dornen-
stücken« eines unbekannten Xeniengegners :
Die Kunst zu lieben.
Beim Lieben können wir die Kunst entbehren! —
Hochweise Herrn, erbost euch darum nicht!
Des Sängers Unterricht — soll ja Profane nur belehren;
Nur wen'ge kommen der Natur
So früh, wie ihr, von selber auf die Spur.
14 Rektor Manso im Xenienkampfe.
Die Überschrift des 37. Doppelverses »Amor als ScbnlkoUegec
entspricht dem Titelbilde der »Kunst zu lieben«: es zeigt einen Amor
mit brennender Fackel, Bogen und Köcher aus dämmernder Laube
heraustretend. Das Schlussbild zeigt den Gott mit verbundenen Augen,
wie er, von Gänsen und Tauben umgeben, auf eine dumme Gans
zutappt. Das Xenion lautet:
Was das Entsetzlichste sei von allen entsetzlichen Bingen?
Ein Pedant, den es juckt, locker und lose zu sein,
die Übersetzung des obigen zahmeren von Göthe (39) in Schillers
schärfere Tonart.
Den deutschen Ovid hatte Manso spielen wollen; so verspottet
ihn Schiller als »den zweiten Ovid«, mit Unterstreichung der an-
klingenden Namen Naso und Manso. Hätte der derbere Ovid so
zierlich und fein geschrieben wie Manso, er wäre nicht vom römischen
Hofe nach Tomi verbannt worden:
(38) Armer Naso, hättest du doch wie Manso geschrieben!
Nimmer, du guter Gesell, hättest du Tomi gesehn.
Dem 40« Xenion gab der Almänach die allgemeine Überschrift
»Prosaische Reimer«, mit Abbrechung der persönlichen Spitze wie
auch bei anderen Xenien. Es führt aber in der Xenienhandschrift
die Bezeichnung »Mansoische Seimerei« und ist also ursprünglich auf
unseren Manso gemünzt:
Wieland, wie reich ist dein Geist! das kann man nun erst empfinden,
Sieht man, wie fad und wie leer dein caput mortaum ist.
c. m. ist in der Chemie der tote Rückstand bei Verdampftmgen,
wenn Kraft und Saft ausgezogen sind; so sind Mansos Dichtungen
solche Abkochungen aus Wielandischem Stoffe, denen des Meisters
Geist entflohen ist. Wieland, »der Liebling der Grazien«, war, wie
wir gesehen haben, Mansos Vorbild in seiner Prosa. Er war es ebenso
in seiner Dichtung, zumal in der »Kunst zu lieben«. Das Yersmass
des Oberon, Oktaven in freien Jamben und Reimverbindungen, die
geschmeidige Sprache, der allegorische Gebrauch der griechischen
Götter- und Heldensage, zu deren Erläuterung Manso mehr gefallige
als gründliche Anmerkungen macht, die ernsthaft belehrende Miene
des erfahrenen Mannes, hinter welcher der Satyr schalkhaft lächelt,
alles das lässt in Manso den Nachahmer Wielands erkennen.^)
') »Mit unwiderstehlichem Zauber«, sagt Kluge, Mansos Amtsnachfolger,
in den schles. Provinzialblättern, >wirkte auf unseren Freund, sowie überhaupt auf
die Zeitgenossen Wieland durch die vielseitigen Produkte seiner reichen Muse,
unter denen die erotischen nicht die sparsamsten waren. — Die Zeitgenossen haben
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 15
Wie konnte aber Manso, der würdige Schulrektor nnd tüchtige
Gelehrte, seine Muse in ein so leichtfertiges Gewand kleiden, dass
sein alter Freund Prof. Garve an des Dichters Mutter schrieb, er
wundere sich, dass ein Fleiss wie der Mansos neben solchen Aus-
schweifungen bestehen könne. £s waren ohne Frage Ausschweifungen,
aber — so dürfen wir annehmen — nur seiner Einbildungskraft und
Dichtung^ nicht seines Lebens. Sie sollen damit nicht entschuldigt
werden; denn auch der Dichter hat nach Schillers ernstem Worte in
den »Künstlern« der Menschheit sittliche Würde zu wahren; sonst
zieht er sie, statt sie zu heben, ins Gemeine hinab. Aber wie Ovid
selbst sein Leben und Dichten scheidet: Vita yerecunda est, Musa jocosa
mihi, wie Wieland trotz seiner schlüpfrigen Dichtungen der würdige
Prinzenerzieher und ehrbare Familienvater blieb, so dürfen wir auch
bei Manso, der nur in diesem einen Werke der leichten Muse den
Zügel schiessen Hess und vorher wie nachher als Dichter, Übersetzer
und Gelehrter seine Kraft den würdigsten Stoffen zuwandte, den
Menschen und den Dichter scheiden. Er beruft sich in der Vorrede
auf seinen Aufenthalt »an mehreren ansehnlichen Orten Deutschlands,
besonders in Wien und Berlin, wo er, mit dem göttlichen Homer
zu reden, viele Menschen und Sitten gesehen hat; besonders im Ber-
liner Tiergarten und unter den Linden („im kühlen Hain, um den die
Spree sich schlingt, und unterm Dach der Linden^O niacht er im
ersten Gesänge seine Beobachtungen.«^) Mit der lehrhaften Form des
Gedichts sei es auf keine Weise ernstlich gemeint; des Satyrs Laune
und Schalkheit lausche äberall im Hinterhalte. Er hofft von der Linie
des Feinen und Wohlanständigen in keinem seiner Gemälde abgewichen
zu sein und habe keinen härteren Vorwurf verdient, als dass er lachend
dieses Gedicht mit grossem Beifall aufgenommen, und in öffentlichen Blättern
wurde es den trefflichsten Werken der Wielandschen Muse an die Seite gesetzt«.
Wie anders urteilt unser Xenion über Manso als Nahahmer Wielands! Schiller
mass beide nach ihrer dichterischen Gestaltungskraft, diese »Zeitgenossen« nach
ihrer Sprache und Form.
^) Er meint hier die Ferienreisen, die er von Breslau aus zur Erholung und
— gern in Begleitung eines seiner gelehrten Freunde — zur Belehrung machte.
£r hatte dazu um so eher Zeit und Mittel, weil er unverheiratet bliebe In jüngeren
Jahren gewandter Gesellschafter und Tänzer, setzte er, wie Passow erzählt, in
Breslau den wohlmeinenden Batschlägen seiner Freunde zum Heiraten hartnäckigen
Widerstand entgegen. So ist wohl auch die Sehnsucht nach »Röschen« in der
»Kunst zu lieben« mehr dichterisch als wirklich empfunden:
Wer zeigt dem trunknen Blicke
Am fernen Ziel den längst gewünschten Preis,
In meines Röschen Hand der Liebe Myrtenreis?
16 Rektor Manso im Xenienkampfe.
die Wahrheit gesagt. Auch Kahlert, sein jüngerer Breslaner Zeitgenosse,
spricht von »erkünstelter Leichtfertigkeit, die seinen Pedantismus nur
notdürftig yerstecke«. So fasste es aach Schiller selbst auf in jenem
abgesonderten Xenion (335), in welchem Manso mit seinem Gedichte
einen nachträglichen Hieb bekommt. Es gehört zu der Nekromantie,
dem Totengerichte, in welchem Schiller zu den Manen hinabsteigt,
»um verstorbene Autoren und hier und da auch die lebenden zu
plagen, c Wie Äneas beim Hinabsteigen in die Unterwelt (Aeneid.
VI 251) der Hekate = Proserpina eine gelte Kuh opfert (sterilemque
tibi; Proserpina, yaccam), so Schiller der keuschen Göttin Mangos
jungfräuliche Muse:
Hekate, Keusche, dir scblachV ich die Kunst zu lieben von Manso;
Jungfer noch ist sie, sie hat nie was von Liebe gewusst.
Wir sind zu Ende mit den Xenien, welche unsern Manso unmittelbar
treffen; es folgen noch drei als Nachlese, in denen er nur mittelbar
berührt wird. Gleich an Xen. 40, das Mansos Gedicht als Wielands
Caput mortuum geisselt, schliesst sich eins an Jean Paul.
(41) Hieltest du deinen Reichtum nur halb so zu Rate, wie jener
Seine Armut, du wärst unserer Bewunderung wert.
Trefflich wird hier Jean Pauls Stärke und Schwäche gezeichnet,
seine Überfülle von Gedanken, aber zugleich auch seine künstlerische
Mass- und Formlosigkeit. Sein Gegenstück, der arme Mann, der aber
mit seinem kärglichen Gute Haus zu halten versteht, ist wieder
Manso. Das beweist schon das folgende Xen. 42, das nach der Xenien-
handschrift auf »den Lobredner Mansos« geht.^) Boas sucht diesen
Lobredner mit Recht in dem ungenannten und unbekannten Verfasser
einer rühmenden Anzeige der »Kunst zu lieben« in der neuen Biblio-
thek, in der Manso gegen Schillers Hören gesündigt hatte; man könnte
ebenso an den Lobredner seiner mythologischen Versuche (mit der
Abhandlung über die Grazien) im ersten Stücke des 55. Bandes denken.
Auf dasselbe Freundespaar geht ohne Zweifel auch das nur in der
Handschrift befindliche, nicht in dem Almanach aufgenommene Xenion,
welches sich unmittelbar an die »Mansoische Keimerei« (40) an-
schliesst, mit der Überschrift: Auf zwei Sudler, die einander loben:
Nicht 80, nicht so, ihr Herren. Wollt ihr einander zu Ehren
Bringen, muss vor der Welt einer den andern verschrein.
Denselben Ton verletzenden Spottes schlägt endlich der letzte eben-
falls nur handschriftliche Doppelvers »Alte Jungfern und Manso« an:
Niemand wollte sie trein, ihn niemand lesen;
So sei denn jede Ehe verwünscht, jedes gelesene Werk.
^) Meinst du, er werde grösser, wenn du die Scbultern ihm leihest?
Er bleibt klein wie zuvor; Du hast den Höcker davon.
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 17
Schiller that recht daran, diesen Pfeil gegen Manso nicht zu ver-
senden. Man mag ihn für eitel halten, weil er ohne Apollos Gunst
Dichter sein wollte, auch fUr kleinlich in seiner Parteinahme gegen
Schillers Dichtergrösse; es war doch zu hart, seine Angriffe gegen
diesen aus dem blossen und blassen Schriftstellerneide herzuleiten,
zumal er sich, wie wir aus Zeugnissen der Zeitgenossen wissen, über
Mangel an Anerkennung nicht zu beklagen hatte.
3. Mansos Gegenwehr.
»Kaum war der Almanach erschienen — das heisst im Oktober
1796 — , so brausten plötzlich wie aus einer geöffneten Schleuse die
Erwiderungen, Rezensionen und Angriffe hervor, in Versen und
Prosa, von namhaften Schriftstellern oder von anonymen Nachteulen;
Journalartikel, Flugblätter und ganze Bücher, Beleidigte und Nicht-
beleidigte zogen in hellen Haufen gegen die beiden Dichter daher und
suchten sie schonungslos zu verunglimpfen« (Boas). Übergeben wir
das Geplänkel der Zeitungsartikel, »der journalistischen Feldjäger c^
und mustern wir gleich die Hauptmasse des xenienfeindlichen Heeres,
so schreitet Manso mit seinem Freunde Dyk mit den »Gegenge-
schenken an die Sudelköche in Jena und Weimar von einigen
dankbaren Gästen« 1797 (ohne Verlagsort) an der Spitze der
Feinde. £r hatte eine scharfe Abfertigung verdient; aber wir können
ihm nicht verdenken, dass er sich als »Schulmeister von Breslau«,
als »pedantischer Präceptor«, als »Amors Schulkollege«, als »fliegender
Fisch« persönlich gekränkt fühlte und mit ihm sein Gesinnungs-
genosse Dyk, der Herausgeber der mitverdammten neuen Leipziger
Bibliothek. Was Dyk oder gar noch andere Freunde zu den Gegen-
geschenken beigetragen, wissen wir nicht; kein Zweifel aber, dass
Manso ihr eigentlicher Küchenmeister war. Seine näheren Freunde,
zumal der alte Garve in Breslau, hielten ihn für den Hauptverfasser,
und er selbst nahm die Verantwortlichkeit dafür auf sich. Sehen wir
uns die Gegengaben etwas näher an. Boas hat einen Auszug daraus
gegeben; aber die Tischkarte der 7 Dutzend Doppelverse ist gross
genug, dass wir eine wesentlich andere Auswahl treffen können.
Als »Echo« geben sie sich, als satyrischer Wiederhall der
Xenien, aber — das hören wir bald heraus — im Tone doppelter Grob-
heit.*) Wie der »ästhetische Thorschreiber« vor der Stadt des guten
Geschmacks die lustigen Gestalten der Xenien anhält, nach ihrem
Passe fragt und ihr Reisegepäck untersucht, ob sie keine Schmuggel-
*) Wie die Stimme der Wald empfangt, so giebt er sie wieder;
Nehmt denn, wir bitten, ihr Herrn, nehmt mit dem Echo vorlieb.
2
18 Rektor Manso im Xenienkampfe.
wäre, nichts Staats- und Eirchengefährliches in ihren Koffern tragen,
so eröffnen die Gegengeschenke anmutig den Blick auf den Pamass,
an dessen Pforten Schiller mit seinem Xenien-Almanach anklopft
Die »Schildwachec ruft den »Yisitatorc zur Untersuchung herbei.
»Wer da?« Der Kärrner aus Jena. »Was bringt er?« Xenien bringt er,
Ganz was Neues vom Jahr. »Her, Visitator, beschau^s.« .
Darauf der Visitator:
Xenien nennt ihr das? Das nennen wir schlechte Gedanken.
Damit, armer Apoll, hat er dich oft schon bedient^)
Apollo blättert im Almanach und fragt, warum Schiller denn so
unbändig schimpfe, worauf dieser weinerlich erwidert:
Ja doch, die Kerls da unten, die wollen mich gar nicht mehr loben;
Und was ich schreibe, ist doch alles im neusten Geschmack.
Selbst mein liebes Journal, das Cotta so trefflich bezahlet,
Wird in der Bibliothek schöner Scienzen geschimpft.')
Der Herrscher des Parnass spricht dem Herausgeber des Alma-
nachs sein Urteil:
Armer Schlucker, du wähnest, du habest den Eossbach getrunken;
Was in dir sprudelt und braust, ist hippokrenischer Schaum.')
Eine Muse nimmt dem Gotte den Almanach aus der Hand und
blättert in den Xenien, die sich selbst als »Küchenpräsente« mit
»Pfeffer und Wermut« bezeichnen, findet sie aber »aus Salz und Galle
bereitet« :
Aber die Gall* ist so dick, aber das Salz ist so dumm,
worauf die Xenien sich also rechtfertigen:
Wir versichern auf Ehre, wir sind so witzig als möglich;
Denn es hat laut der Papa, als er uns machte, gelacht.
Nun folgt ein Doppelhieb auf die Hören und den Musenalmanach.
Mit hellem Glockentone hatten sich die Hören angekündigt. »Wohl-
anständigkeit und Ordnung, Gerechtigkeit und Friede,« verhiess Schiller,
»werden der Geist und die Regel dieser Zeitschrift; sein; die drei
schwesterlichen Hören, Eunomia, Dike und Irene werden sie regieren«.
Sie brachten im ersten Jahrgange neben Schillers ästhetischen Briefen
') Der Kärrner aus Jena ist Schiller im Wiederhalle seines bekannten Xenions
(83) als Kants Schüler:
Wie nur ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung
Setzt; wenn die Könige baun, haben die Kärrner zu thun.
*j S. oben Mansos Beurteilung der Hören in der neuen Bibliothek der schönen
Wissenschaften.
*) Wie Kästner in seinem hübschen Sinngedichte dem eingebildeten Franzosen
den Musenquell Hippokrene in Eossbach übersetzt, so deutet hier der gleiche
Name auf Schillers Jena an der Saale hin.
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 19
und seinen oben erwähnten philosophischen Gedichten auch Beiträge
minder erhabenen Gepräges, Göthes römische Elegieen und seine
»Unterhaltungen«. Nicht anders begann der Musenalmanach ernst
und sittsam mit lyrischen Gedichten der verschiedensten Verfasser;
dann folgten die gehaltvollen »Votivtafeln«, der Blumenkranz für die
Weimarer Frauen mit der Überschrift »Vielen«, die Gaben der Liebe
fUr die »Eine«, kurz die »unschuldigen« Gastgeschenke, dann aber
die boshaft satirischen, unter dem Titel: Xenien. Diese Doppelnatur
geisselt Manso (Dyk) witzig und treffend:
Hier sind Damen vom Stand; da thun wir sittsam. Doch hinten
Ist ein Stübchen für uns, wo man vom Zwang sich erholt.
Allmählich gehen die Gegengeschenke zu derben Angriffen auf
die Dioskuren über. Mit der Überschrift: Ne sutor (ultra crepidam)
wird Schiller vor »der schweren Kritik« gewarnt, d. h. nach Hilde-
brands Nachweis im damaligen Sprachgebrauche vor der Ästhetik,
Göthe vor dem Gebrauche des Distichons, das ihm die Muse versagt
habe,^) und beide grob und unverschämt Pfuscher geschimpft, (vgl.
Xen. 121):
Aber da meinen die Pfuscher, wenn etwa die Muse von hinten
Ihnen sich zeiget, sie sahn immer das holde Gesicht.
Genug der Lästerung, denken wir; aber es kommt noch derber,
persönlich verletzender. Unter der Überschrift »Trauriger Irrtum«
erscheint Schiller als der vom Tode erstandene Jacobiner Marat:
Wie man sich irrt! Wir glaubten den Marat tot und begraben;
Siehe, da lebet der Schuft wieder am Saalgestad* auf.
bald darauf als »Kants Affe in Jena«:
«
Was das verächtlichste ist von allen verächtlichen Dingen?
Wenn sich ein Affe bemüht, würdig und wichtig zu sein.
das gröbere »Echo« des obigen Xenions 37.
Nun werden Schillers Schriften von den Räubern an bis zu den
Briefen über ästhetische Erziehung schonungslos durch die Gasse ge-
jagt. Nicht besser kommt der Geschichtsschreiber des Abfalls der
^) Den bekannten Spott auf die nachlässige Behandlung des Distichons in
den Xenien:
In Weimar und Jena macht man Hexameter wie der;
Aber die Pentameter sind noch viel excellenter.
hat nicht Manso verbrochen, sondern der Verfasser der oben erwähnten Trogalien,
Fulda, Lehrer am Pädagogium in Halle; doch wandte man diesen Spiess gegen
Manso (mit Anspielung auf seinen Namen): In Breslau macht man so Hexameter
wie der u. s. w.
2*
20 Bektor Manso im Xenienkampfe.
Niederlande weg; »das Ding von Geniec, der »kecke Phantastc weiss
alles, als hätte er im Rate der Fürsten gesessen (ein hämischer Aas-
fall anf Schillers pragmatische , den inneren Zusammenhang der Er-
eignisse erforschende Geschichtsschreibung), biete aber statt wirklicher
Geschichte »leere Träume und abgeschmackte Tiraden« und rerstehe
seine lateinische Quelle (Strada de hello Belgico) nicht Ein halbes
Dutzend der Stachelgedichte ist den Hören gewidmet. Schiller hat
sie zum Tanze herausgefordert; aber sie weisen ihn ab:
Meinst du, wir tanzen sogleich, weil ein lederner Hofrat den Spieltrieb
In sie];! verspürt und uns pfeift? Pfeife, wir kommen dir nicht. ^)
Man sieht, die Gegengeschenke mit ihren Stacheln sind im Ein-
zelnen, wie im Ganzen das treue »Echo« der Urgeschenke nur, wie
beim Schimpfen üblich, das gröbere. Der Schulmeister von Breslau
gab den ledernen Hofrat zurück, und alle drei Hören rufen entsetzt
über den Grobian, der die Widerstrebenden packt:
Mächte des Himmels! Er fasst, er würgt, er bepackt uns, der Wütrich!
Göttinnen sind wir, und er schaffet zu Eseln uns um.
d. h. zu Packeseln für seine elende Ware. Mit seinen ästhetischen
Briefen will der selbst nicht erzogene Knabe Schiller dem deutschen
Volke gute Sitten beibringen:
Wie? Teutonisches Volk, so weit ist's mit dir gekommen,
Dass sich Fritzchen sogar dich zu erziehen erkühnt?
Zu seiner Heilung wird der Geisteskranke in die Pflege der
neuen Bibliothek gebracht, die im 46. Xenion als Verpflegungsstätte
für schlechte Dichter gegeisselt worden war:
Invaliden Poeten ist dieser Spittel gestiftet;
Gicht und Wassersucht wird hier von der Schwindsucht gepflegt.
Der Wiederhall der Gegengeschenke lautet:
Komm nur herein in den Spittel! Wir heilen noch andre Gebrechen.
Nieswurz spenden wir dir für dein verstopftes Gehirn.
Während Schiller im Spittel mit Nieswurz behandelt wird, ruft
eine »Stimme von aussen« um Hilfe:
Wen purgieren sie denn? Hilf Himmel! Der niest ja gewaltig.
Lasst, ihr Arzte, nicht ab, stirbt er euch unter der Kur.
Der Leidende stirbt wirklich unter dieser Behandlung, und der
Prosektor hält sein Messer bereit, um den »Kadaver« zu zerlegen.
^) Den »Spieltrieb« hatte Schiller in den ästhetischen Briefen als Keim
der Kunstthätigkeit bezeichnet.
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 21
Nun kommt Göthe an die Reihe. Früher hatten ihn Manso und
Genossen als Ennstrichter gertthmt oder doch geschont; jetzt wird er
als Schillers Mitschuldiger mitgeopfert, zunächst als »stössiger Bock
aus Weimar«, der »dem Hammel in Jena« geholfen.
Göthe hat sich als Hofmann mit dem Adelsbriefe, als Weltmann
von feinen Sitten in den Xenien ganz verleugnet:
Emsig sucht' ich in euch den Hofinann, ihr Xenien, fruchtlos.
Überall sah der Student und der Philister heraus.
Jungenhaft nahm er sich immer, der Göthe, und wird sich so nehmen.
Fünfzig ist er und noch wirft er die Leute mit Kot.
Nun müssen seine Werke ähnlich wie vorher die Schillers Spiess-
ruten laufen, und jedes bekommt seinen derben Streich, die Xenien
selbst folgenden:
Zur BefÖrdrung ästhetischer Sitten hat Wolfgang von Göthe,
Eat und Poet und Hanswurst, uns Epigramme verfasst.
Seine wissenschaftlichen Liebhabereien haben ihn längst
dem Gelächter der »Mineralogen, Botaniker, Ärzte und Künstler«
preisgegeben; nun lacht auch Apoll über ihn, nachdem er seine Muse
entweiht Der letzte und gröbste Hieb trifft noch einmal das Dichter-
paar; aber wir müssen leider gestehen, es war nur der Wiederhall
der eigenen Grobheit In den Versen des schon öfter angeführten
Tierkreises wird unter dem Zeichen des Stieres Prof. Jacob in Halle,
Herausgeber der philosophischen Annalen, als »hallischerOchs« be-
titelt; die Gegengeschenke geben den Titel im Doppelklange zurück:
Besser stossen, das ist gewiss, zwei Ochsen als einer.
Somit wisst ihr, warum Göthe sich Schillern verband.
Mit diesem Eraftspruche yerabschieden sich Manso -Dyk von den
Empfängern der Gegengaben:
Hiermit befohlen, ihr Herrn! Schimpft ihr, so schimpfen wir wieder.
Macht ihr Verse auf uns, machen wir Verse auf euch.
Auch wir verlassen gern die Tafel dieser galligen Gerichte,
verlassen sie mit gemischter Empfindung. Schärfe und Witz, wenn-
gleich nicht Anmut, haben die Gegner von den Angreifern gelernt, an
Orobheit sind sie ihnen über. ^) Sie gehören zu dem Besten, was die
^) Die geschmackrolle Bezeichnung als Bock ist das derbere Gegengeschenk
für die auch nicht feine Nicolais im »Tierkreise« (X. 84): »Im Vorbeigehn stutzt
mir den alten Berlinischen Steinbock.«
«) Schillers Urteil (an Göthe 6. Dez. 1796) über Grobheit und Geist der
Schrift ist daher in Bezug auf das Zweite anfechtbar: »Beinlicher konnte die
Grobheit und die Beleidigung von dem Geist und dem Humor nicht abdestilliert
22 Rektor Manso im Xenienkampfe.
Xeniengegner geleistet haben; auch Mango ward in dieser Bltttezeit
des deutschen Epigramms, welche die Xenien bezeichen, aas Ärger
znm Dichter, zum glücklichen Schöpfer satirischer Stachelverse. Aber
indem uns ihr Witz zam Lachen reizt, staanen wir über das Mass der
Grobheit, des persönlich Verletzenden, das die Verfasser aus der Fülle
ihres verzeihlichen, aber masslosen Grolles öffentlich ausschütteten.
Der alte Garve, Mansos ehrlicher Freund, hatte recht, wenn er über
die Gegengeschenke schrieb: Hätte mein Freund Manso mich zu Rate
gezogen, so hätte er sie unterdrückt Der Unwille, nicht die Muse
hat sie ihm eingegeben.
4. Nachklänge und Friede.
Im November 1796 wanderten die in Leipzig gedruckten Gegen-
geschenke nach Weimar und Jena, und der Briefwechsel Göthes
und Schillers giebt uns ein lebendiges Bild des Eindruckes, den
die Schmähschrift auf sie machte. Die Wirkung musste peinlich sein,
um so peinlicher, da sie kein ganz gutes Gewissen hatten. > Hätten
die Götterbuben«, schrieb Wieland, »nicht voraussehen sollen, dass
man beschmutzt wird, wenn man sich zum Spass mit Gassenjungen
herumbalgt?€ Göthe zog sich zwar in die »unzugängliche Burg«
seiner Erhabenheit zurück und wollte sich über diese » Menschenart «
mit ihrer »schalen, leeren und gemeinen Gesinnungc nicht ärgern.
Ein Jahr später schloss er ftlr immer mit diesem Eindrucke ab.
Schiller hatte ihm Garves Briefe geschickt, in denen »der arme alte
kranke Mann« als »Sittenrichter« den Xeniendichtem die Wahrheit
sagte und seinen Freund in Schutz nahm. Göthe fand es zu viel
verlangt, dass ein Schriftsteller sich geduldig verkennen, »necken,
hänseln und hudeln c lasse und dabei »seiner hohen Würde eingedenk
mit über einander geschlagenen Händen wie ein Ecoe homo dastehe,
nur damit Herr Manso und Seinesgleichen auch in ihrer Art als
Dichter passieren können. — Doch genug von diesen Armselig-
keiten! Lassen Sie uns auf unseren Wegen immer beständig und
rascher fortschreiten. € Der lebhaftere und reizbare Schiller kam nicht
so leicht über den Arger hinweg. Er schalt über bösen Willen und
Roheit, wie sie nur in Deutschland möglich sei, und wünschte sogar
das Eingreifen der Polizei, um die schamlosen Sünder durch Furcht
werden, als hier geschehen ist, und die gaaize Dyksche Partei sieht sich nun in
jdem Naditeil, dass sie gerade in dem Einzigen, was sie nns allenfalls hä^ yor-
werfen können (d. h. in der Grobheit!), unendlich weiter gegangen ist.€
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 23
im Zügel zu halten! Doch hielt er es unter seiner und Göthes Würde^
»auf so etwas zu erwidern,« und war nur begierig, ob sich nicht
einige unparteiische Stimmen fttr die Xenien erheben würden. Aus
einer S. 6 angeführten Stelle eines Briefes von Jacobs ersehen wir,
dass Schillers Wunsch in Erfbllung ging.^) Auch für Manso erhoben
sich Stimmen wie die oben ans den Domenstücken und den Trogalien
angeführten.
Wie aber dachte Manso selbst über sein Werk, und wie war ihm
nach dessen Veröffentlichung zu Mute? W. v. Maltzahn hat darüber
ein untrügliches Zeugnis ermittelt, ein Selbstzeugnis Mansos an seinen
Berliner Freund Nicolai (vom 30. Januar 1797): »Dass ich aus den
Gegengeschenken die Hälfte der Distichen ausmerzen würde, werden
Sie von selbst vermuten. Indes bin ich hier nicht der einzige
Schuldige, und überdem sagen alle: es wäre besser, wenn ich es nie
geschrieben hätte, aber verdient hätten die Herren die Behandlung
allerdings; und so will ich mich nur nicht darüber grämen. Man
wird auch dies, wie so vieles andere in der Welt vergessen.« Er
verwand, trotzdem die Angriffe noch eine Zeit lang fortdauerten, den
Arger über die Gegner und über sich selbst und schrieb zur Sühne
in edler oder wenigstens kluger Selbstüberwindung eine gerechte und
unparteiische Besprechung des »Wilh. Meister« in die von Nicolai
begründete neue allgemeine deutsche Bibliothek.') Noch mehr; er be-
^) Unter anderen Schildknappen beider Dichter gab der unbekannte Verfasser
der »Berlocken an den Schillerschen Musenalmanach« seiner Freude über die
Abfertigung Mansos, des Neiders der Weimarer »Lieblinge«, etwas plumpen
Ausdruck:
Pfoi, wer kommt mir in Weg, indem ich die Lieblinge nenne?
Manso ist es, der Neid treibet ihn keuchend herbei.
Bravo, bravo, dass man dir endlich das Böckchen zerrissen,
Manso! Nun sieht man's doch gleich, von was Gelichter du bist.
Die Gegengeschenke selbst werden also abgefertigt:
Nehmet zurück, was ihr Schillern gäbet und Göthen. Geschenke
Von so bettliger Hand nehmen die Beichen nicht an.
') Ebenso wollte er in der Leipziger Bibliothek den berüchtigten Musen-
Almanach in seiner »gewöhnlichen Manier«, unparteiisch in Lob und Tadel, be-
urteilen und dabei die Xenien in durchaus »spasshaftem Tone abfertigen«, wie er
kurz nach dem Erscheinen der Gegengeschenke (Dezember 96) an Nicolai schrieb:
»Bei dem allen glaube ich, dass es am besten ist, den ganzen Angriff als Bagatell
zu behandeln, ohne Hohn mit Hohn, Grobheit mit Grobheit zu vergelten, und so
zu zeigen, dass man den Ausfall für das nimmt, was er in Wahrheit ist — für
Studenten -Mutwillen. Ernsthaft dabei zu thun, würde mich wenigstens nicht
24 Rektor Manso im Xenienkampfe.
folgte den sehr y erständigen Rat des » Publikums c am Schlüsse seiner
Gegengeschenke:
Aber was wird denn zuletzt aus diesem Zanken und Scbimpfen?
Setzt euch ruhig und schreibt etwas Gescheites fürs Volk.
Der Xenienstnrm hatte auch sein Gutes; er entlud die schwülen
Wolken versteckter Feindschaft im Gewitter des offenen, ehrlichen
Kampfes und reinigte den litterarischen Himmel. Wie die Weimarer
Dichter unter und nach dem Gewitter zu ihrem eignen Gebiete zu
schönen eifreulichen Geistesschöpfungen für das deutsche Volk zurück-
kehrten, Göthe zu Hermann und Dorothea, Schiller zum Wallenstein^
so suchte auch Manso dnrch. tüchtige Leistungen den widrigen
Streit vergessen zu machen und seinen geschädigten Ruf wieder-
herzustellen. Und zu diesen Leistungen wählte er sich nunmehr das
«einer Begabung gewiesene Feld. Der Jenaer Prof. Schütz beurteilt
ihn in der Antwort auf den oben angeführten Brief von Fr. Jacobs
gewiss richtig, wenn er ihn nicht sowohl für einen Dichter als einen
witzigen (wir würden sagen geistreichen) Kopf erklärt. Was
Lessing so bescheiden von seiner dichterischen Begabung bekennt, er
fühle die lebendige Quelle, die frei schaffende Einbildungskraft,
die allein den Dichter macht, nicht in sich, sondern verdanke seine
Dichtungen der Kritik, d. h. wie oben bemerkt, der Ästhetik, der
bewussten Anwendung der Kunstregeln und zugleich der Arbeit des
denkenden, beobachtenden Verstandes, das gilt mit grösserem Rechte
von Manso. Er war kein Dichter im klassischen VoUsinne des Worts,
und seine Schwäche bestand darin, dass er als Dichter und Schön-
geist gelten wollte, wenn er wie Wie 1 and reimte und schrieb. Zwar
machte er noch auf seinem letzten Krankenlager deutsche und latei-
nische Verse; aber seine Lorbeeren pflückte er nach dem Xenien-
kampfe nicht mehr am Pamass, sondern auf dem Felde der Ge-
schichte, und grössere Werke, wie über die Verfassung Spartas,
über das ostgotische Reich, über Constantin den Grossen und endlich
eine freimütige Geschichte des preussischen Staates vom Frieden zu
Hubertsburg durch die Jahre des Sinkens, Fallens und Auferstehens
»bis zur zweiten Pariser Abkunft«, geben Zeugnis von dem staunens-
werten Fleisse, mit dem er sich neben seiner amtlichen Thätigkeit
der wissenschaftlichen Forschung widmete. So tilgte er seine Ver-
kleiden, und Stillschweigen die Herren überreden, sie hätten ihre vermeintlichen
Feinde ganz unterdrückt, oder sie zu fortgesetzten Neckereien verleiten.« Dieser
zweite löbliche Vorsatz kam nicht zur Ausführung. (S. Boas-Maltzahn, Xenien-
Manuskript.)
Vom Oberlehrer Dr. Tröger. 25
irmngen im Haine Apollos mit diesen Gaben der Klio; ein un-
genannter Verehrer widmete nach Mansos Tode dem durch die Xenien
verdunkelten Verdienste des Dahingeschiedenen das versöhnende
Xenion :
Was einst unsere Brüder gesündiget, wollen wir sühnen;
Elios Palme sei dir dankbar gelegt auf die Gruft.
Schlusswort zur Festfeier.
Manso, als Rektor hochgeschätzt von seinen Amtsgenossen und
Mitbürgern^ als Lehrer verehrt von seinen Schülern, deren 26 ihn
auf seinem letzten Krankenlager Tag und Nacht abwechselnd pflegten,
als Gelehrter und Schriftsteller seiner Zeit im ganzen Vaterlande
bekannt, gehört zu den Grössen der Breslauer Vergangenheit.
Noch steht sein Denkstein auf dem alten Kirchhofe an der Friedrich-
Wilhelm-Strasse mit lateinischer Inschrift und dem von ihm gedich-
teten Distichon:
Adscriptus terrae cavi gravis esse cuiquam;
Sis, quem nunc condis, sis mihi terra levis.
(Er schrieb in seinem Vermächtnisse: quem mox condes.) So ist
Glockers Wunsch in seiner Gedächtnisrede in ErftlUung gegangen:
»die Stätte, wo seine sterbliche Hülle ruht, bezeichnet zu sehen, damit
nicht der späte Wandrer vergebens danach frage, wie dies leider bei
(seines Freundes) Garves Grabe der Fall ist«. Heute aber neigt
sich der Stein bedenklich, die Urne ist herabgestürzt, der
eiserne Zaun halb vermorscht; die Gedächtnisfeier . der
Anstalt Mansos wäre ein schöner Anlass, durch Wieder-
herstellung dieser Grabstätte sein Andenken zu ehren und
der Nachwelt zu erhalten.
Si im Nachsatz bei Herodot.
Von
Dr. Sagawe,
Oberlehrer.
Über 8^ im Nachsatz bei Herodot hat Th. Gomperz, Sitzungs-
berichte der Philosophischhistorischen Klasse der Eaiserl. Akademie
der Wissenschaften zu Wien, 103. Band (1883) S. 543—553 gehandelt.
Er macht darauf aufmerksam, dass S^ im Nachsatz bei Herodot sich
immer an ein Personalpronomen, oder den als solches (das heisst
doch nur als Pronomen bezw. Demonstrativpronomen, und es musste
o5to<; erwähnt werden) gebrauchten Artikel anlehnt, und teilt die
Gesamtheit der Fälle in 3 Gruppen, nämlich A) Wiederholung des
apodotischen 8i aus dem Vordersätze (19 Stellen, an denen einer
Periode mit 8d im Vorder- und Nachsatz keine entsprechende Periode
vorangeht), B) Auftreten desselben in Nachsätzen einer Doppelperiode,
deren beide Hälften jedoch nicht stets gleichmässig ausgeftihrt sind
(29 Stellen), C) Eigentlicher anakoluthischer, durch begrifflichen Gegen-
satz motivierter Gebrauch des 8^ = einem iXXA (7 Stellen, an 5 steht
nichts im Vordersatz, an 2 ein 8^, einmal, VIII, 22, geht ^)^ vorher).
Zu B ist zu rechnen VI, 30 in., zu C III, 108. IV, 189. A und C
sind nach Gomperz »Spezialfälle allgemeinerer weit umfassenderer
Sprachphänomene — der Wiederholung oder Epanalepsis einerseits,
die ja ebenso bei anderen Partikeln (wie eben hier bei (Jidv) und
desgleichen bei anderen Wortarten und ganzen Satzgliedern auftritt
und bei 8d selbst auch ausserhalb der Apodosis — der ebenso ge-
linden als wohlmotivierten Anakoluthie andrerseits, die bei Schrift-
stellern, welche nicht Herodots Vorliebe fttr die Voranstellung des
Personal-Pronomens teilen, durch ein die Konstruktion kaum störendes
äXXdt bewirkt wird (sl [iy] Trpdxepov, aXXa vöv). So bleibt denn als
etwas Eigentümliches und der Erklärung Bedürftiges nur B zurück,
oder genauer gesprochen — denn das 6^ im Nachsatz der zweiten
Periode kann, streng genommen, auch als ein Spezialfall von A gelten —
30 U im Nachsatz bei Herodot.
jene 19 Fälle (es sind aber 21, da auch III, 133. IX, 70 bezeichnet
werden mnssten), die wir durch ein Sternchen ausgezeichnet haben.
Über diese ist einfach zu sagen, dass unser Autor aus der ungleich *
weiteren, aber freilich auch nicht unbegrenzten Gebrauchssphäre
Homers diesen Best der ursprünglichen Parataktik als ein Eunst-
mittel übernommen hat, welches dazu dient, eine Doppelperiode durch
scharf pointierende Hervorhebung ihrer einzelnen Bestandteile inner-
lich zu gliedern. €
An Stellen fehlen bei Gomperz nur zu A IV, 172, 21 (auch
VII, 153, 13 musste erwähnt werden, da hier die von G. bevorzugten
Handschriften SVB xoöxo 6^ bieten), zu B IV, 123, 2 und III, 49, 3
(= VI, 30) (auch I, 191, 18 musste Palms Konjektur, die alle Aus-
gaben im Text haben, erwähnt werden). Doch ändern diese Stellen
nichts an der Beurteilung der Sache. Wegfallen müssen von den
durch G. angeführten Stellen unter A II, 120, 13. I, 138, 2, unter
B VII, 160, 11, unter C IV, 189, 6. Der Bereich des Nachsatzes
beginnt II, 120 schon mit iicü noWoi, und tootcdv % toiootcdv aojißai-
vövTcov ist nur Zusammenfassung des sTrel — aTrdOvTjoxov und selbst als
eine Art Vordersatz (Wiederholung des Vordersatzes im engeren Sinne)
zu betrachten; zu I, 138 ist vorläufig nur zu bemerken,* dass Sä nur
in V steht-, zu IV, 189, und das triflft auch für VII, 160, ist Gomperz'
Erklärung, dass hier der Artikel als solcher und nicht pronominal
gebraucht ist, bedenklich. Dafür dass diese Stellen auszuschliessen
sind, werden sich später noch andere Gründe ergeben; auch III, 108.
IV, 204. VII, 103, 9. 167, 17 sind, wie sich später zeigen wird, aus-
zuschliessen.
Was die Anordnung der Stellen unter drei Gruppen anbelangt,
so gehört I, 163, 13 nicht zu A, da Ss im Nachsatz mit (i^xa 8ä vor
dem Vordersatz nichts zu thun hat; VII^ 157 gehört besser zu B, da
akfiQ |iiv Yap 7evo(iiv7] Tcdtaa fj 'EXXag so gut wie ein kondizionaler
Vordersatz ist; VIH, 22. IX, 60 gehören, äusserlich betrachtet, zu A,
da 8i auch im Vordersatz steht, doch hat hier wohl G. verschiedene
Beziehungen der beiden S^ angenommen; die Angliedernng von
HI, 108. IV, 189 an C ist bedenklich, da unter C nur Imperativ-
stellen angeführt sind.
Gegen die Beurteilung des 8^ in Nachsätzen von Doppelperioden,
oder genauer gesagt im ersten Nachsatz von Doppelperioden — denn
8i im zweiten Nachsatz gehört, wie G. selbst sagt, eigentlich unter A
und ist epanaleptisch — lässt sich nichts einwenden; doch ist das
Verhältnis der beiden Perioden zu einander, sowie Grenze und Be-
dingung dieses Gebrauchs noch genauer zu bestimmen. An den
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 31
Stellen unter A geht der Periode mit doppeltem 8i teils |jiv, teils
niehts vorher. Auch hier ist das Verhältnis der Periode zum Vorher-
g^ehenden zu beachten und sowohl nach der Natur des ersten §e, als
auch nach dem Grunde der Epanalepse zu fragen. Wenn 6. endlieh
bei den Fällen unter G von einem durch begrifflichen Gegensatz
motivierten Gebrauch des 8ä spricht, so denkt er, wie der Vergleich
dieses 8i mit aXXdc, das Beispiel sl jit] Trpöxepov, aXXa vöv und der
Vergleich von IX, 42, 2 zu I, 112 zeigen, an Gegensatz des Nach-
satzes gegen den Vordersatz ; dieser Gegensatz muss also auch VIII, 22*
IX, 60 vorhanden sein, da 8ä im Nachsatz hier nicht epanaleptisch
sein soll. Doch auch an allen Stellen unter C muss das Verhältnis
der Periode bezw. des Nachsatzes zum Vorhergehenden erwogen
werden, und es wird sich zeigen, dass es sich nicht um eine Ent-
gegensetzung des Nachsatzes gegen den Vordersatz handelt. Die
Stellen sind sämtlich Imperativisch und müssen zusammen mit den
Imperativstellen unter A und B behandelt werden.
Schliesslich muss an mehreren Stellen auf die Handschriftenfrage
näher eingegangen und gefragt werden, ob unter den ftlr §^ im
Nachsatz erforderlichen Bedingungen dieses 8i auch immer gesetzt
worden ist.
Über Se in apodosi bei Herodot hat unter Berücksichtigung etwa
der Hälfte der einschlägigen Stellen, aber auch unter Erwähnung von
Stellen aus anderen Schriftstellern gehandelt Werfer, Acta philo-
logorum Monacensium I (1812), S. 88 — 98. Nach Hinweis auf die
kopulative Verwendung von ^ und 5^ (Her. VI, 77. 124) und auf
den korrespondierenden Gebrauch von ^v und M in Vorder- und
Nachsatz (Hymn. in Apoll. 157) wird 1) 8^ im Nachsatz mit ausge-
lassenem [jiv im Vordersatz ftlr kopulativ erklärt V, 40, VII, 51. 103.
2) Bei derartiger Gegenüberstellung zweier Perioden, dass je Vorder-
und Nachsatz einander entsprechen, stehen zwei [tdv in erster, zwei
Si in zweiter Periode H, 26. 42. 102. I, 171 (doch gehört dies zu 5).
3) Nur im Vordersatz der ersten Periode steht \ijh I, 196. VH, 159.
4) Es geht vor Si 8§ eine entsprechende Periode vorher, sie kann
aber wegen ihres Verhältnisses zum Vorhergehenden nicht (liv haben
IV, 66. 5) Es geht der Periode mit 8^8^ nur ein Satz mit (liv voraus,
es lässt sich aber eine entsprechende Periode herstellen H, 61 (hier
ist aber |iiv zu tilgen). VI, 16. VIII, 22. 6) Vor 8^8^ steht kein
^"^j es lässt sich aber eine entsprechende Periode bilden H, 141.
Vni, 115. IX, 60. 7) Die erste Periode hat \ijt^ \ijh, die zweite nur
8s im Vordersatz III, 108. VII, 6. III, 75. 8) Quum autem jxdv et 8i
etiam in Protasi et Apodosi ponantur neque oppositionem ubivis
32 U im Nachsatz bei Herodot.
efficiant, fit, ut in priori Periodo in locum repetitae particulae (iiv
snccedat vocnla 8^ II, 39. IV, 126. IX, 48. 9} In erster Periode steht
|iiv 8^, in zweiter nnr im Vordersatz 86 IV, 65. VII, 188. IV, 68.
III, 36. V, 1. 73. VII, 160. IX, 63. 70 in. 10) Auf eine Periode mit
^ 8d folgt ein Satz mit 8i VI, 30. 11) Denique etiam simplici modo,
si 8i aat (liv in Protasi praecessit, eadem particula in Apodosi iterata
band raro reperitnr. (Für |jiv t^ wird angeführt Isoer. Paneg. 2,
p. 11 Edit. Mor.) I, 146. UI, 37. IV, 99. VI. 68.
8d fügt nach Werfer den Nachsatz an den Vordersatz an; von
einer Entgegensetzung des Nachsatzes gegen den Vordersatz spricht
W. nirgends. Bei Doppelperioden der Form |iiv 86 : 86 86, oder ^
86 : 86 — bezieht sich wohl *^^ nach W. nur auf 86 des zweiten
Vordersatzes; denn wenn er auch unter 1) darauf hinweist, dass ]ij^
und 86 Vorder- und Nachsatz verbinden, so meint er dies nicht mit
Beziehung auf Herodot und bemerkt unter 8), dass 86 im Nachsatz
der ersten Periode an Stelle des zweiten [liv tritt; es ist also dem ersten
^y gleichzuachten und tritt ihm nicht gegenüber. Von den Stellen,
wo vor 86 86 kein (i6v steht, findet W. das erste 86 adversativ unter
4) IV, 66 und unter 6) II, 141. VIII, 115. IX, 60, adjunktiv unter
11) I, 146. m, 37. IV, 99. VI, 58; jedenfalls wird unter 11) das
Verhältnis der Periode zum Vorhergehenden gar nicht beachtet, und
doch ist es auch hier notwendig.
Endlich hat Buttmann in der zweiten Ausgabe der Midiana
(1823) im zwölften Exkurs, S. 147—160 über 86 in apodosi im all-
gemeinen, natürlich mit besonderer Berücksichtigung Herodots und der
Arbeit Werfers gehandelt. Er betrachtet in vier Abteilungen unter I
und II Fälle von je einer Periode, unter III und IV von Doppel-
perioden, und zwar unter I diejenigen Stellen, an denen 86 den Nach-
satz dem Vordersatz, welcher S^, oder keine Partikel (einmal Hymn.
in Apoll. 157 »167) hat, gegenüberstellt, bezw. anschliesst (aus Herodot
7, 103. 5, 40. 2, 32, wo jetzt anders gelesen wird. 3, 37. 4, 99),
unter II Stellen mit 86 im Vorder- und Nachsatz, wo zweites 86 Wieder-
holung des ersten ist (4, 204. 6, 58), unter HI Doppelperioden der
Formen jiiv jiiv : 86 86 (2, '42, 102. 26), [liv — : 86 86 (aus Herodot
keine Stelle), {i6v [i6v : 86 — (3, 108), und endlich nur 86 86 ohne
vorhergehendes |i6v, wo aber Periode mit [jl6v zu ergänzen ist (4, 66.
2, 111. 8, 115), endlich unter IV Doppelperioden der Form lijt^ 86:
86 86 (4, 126. 2, 37) und [i6v 86 : 86 — (1, 13, 6. 5, 73. 6, 52, 27).
Unter I führt B. aus, dass zu den Zeiten der Parataxe [i.6v und 86
dazu dienten, zwei Sätze, sei es in adversativem Sinne, sei es auch
nicht, zu verknüpfen, dass später mit dem Entstehen des Relativ-
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 33
pronomens and der Eonjanktionen doch jene Partikeln pleonastisch
and anakolathisch beibehalten wnrden. So findet sich pi^ im Vorder-
satz, 8e im Nachsatz häufig in der epischen Poesie, neque sive adest,
sive deest particula S^, quicquam in sensu discriminis apparet. Auch
die Jonische und Attische Prosa hat diesen Gebrauch beibehalten,
ubicunque inter protasin et apodosin eiusmodi intercederet per sensum
oppositio, quam intellectu audientium per 5^, sive etiam per [iA'^ et
6e disertius offerre operae pretium videretur.
An den aus Herodot angeführten Stellen findet B., dass §8 VII,* 103
signat oppositionem satis apertam (natürlich gegen den Vordersatz)^
während an den übrigen Stellen hie usus parum recedit ab illo Epi-
corum (also 8i nur kopulativ bezw. adjunktiv ist). Dasselbe Verhält-
nis wie unter I findet B. unter IV bei den Doppelperioden der Form
jiiv 8s : 6s 8d und |iiv Ss : 8s — zwischen Vorder- und Nachsatz der
ersten Periode; nicht als ob \ijh zu Si des Nachsatzes Beziehung
hätte, sondern wie an Her. 4, 126 gezeigt wird, kaon jede Periode
für sich genommen 8^ im Nachsatz haben. Fügt man sie zusammen^
so zeigen ^^ und 8^ der Vordersätze den Gegensatz der Perioden im
Ganzen an, 8d im Nachsatz fugt nur diesen dem Vordersatz an, wie
an den Stellen unter I, ubi simul obseryayimus lones ea (sc. relatione
inter protasin et apodosin) uti etiam cum vera inter protasin et apo-
dosin oppositio nuUa est, sed iuxta positio tantum, qualis sufficit
structurae per solum SL Auch am Ende des Exkurses, wo mit Xen«
An. ö, 7, 6 Her. 5, 73 verglichen wird, macht B. darauf aufmerksam^
dass die erste Periode für sich allein nicht lauten dürfte el \i£)^ —
6 6^—, nuUa enim omnino, ut recte observabat Werfer, in hoc
sermone est oppositio, sed potius naturalis consequentia, quae num-
quam per ^ et 8d, sed per 8s solum effertur. Haec autem particula
apud lones quidem in mera quoque apodosi locum habet: ita ut pro-
positio illa per se sola in alio contextu recte enuntiari potuerit hoc
modo: sl oov 8t8oöot — 6 8^ — .
Dass unter IH 8d im Nachsatz der zweiten Periode iterativ ist,
wird daraus gefolgert, dass in erster Periode ^ im Nachsatz wieder-
holt wird. Es werden unter HI drei Stellen aus Herodot mit 8d 8^
ohne vorhergehendes \ijb angeführt, wo aus klar liegenden Gründen
|jiv ausgelassen ist, und auf Grund dieser Stellen wird die Behauptung
unter H gestützt, dass auch unter II 8^ im Nachsatz iterativ ist.
Ubicunque enim duplex huiusmodi 8s legimus, ibi menti duplex aliqua
etiam relatio offertur, quae duplici quoque [i^ signato praecedere
poterat. Der Gegensatz musste doch an den Stellen unter II, wo er
nicht sogleich zu finden ist, aufgewiesen werden, und dann konnten
3
34 U im Nachsatz bei Herodot.
die Fälle unter II alle unter III am Ende bebandelt werden. Aach
unter I führt B. zwei Stellen mit 8^ U ohne vorhergehendes [jl^ an
(III, 37. IV, 99); Werfer hält auch hier das 8d für iterativ, B. ist
dagegen, quod l^d) 8i in his locis diversa est persona a praecedente
8(; 8L Doch ist dieser Grund nicht stichhaltig; auch diese Stellen
mussten unter III aufgeführt, und es musste gesehen werden, ob sich
nicht vorher ein ^^^ ergänzen lässt. Ferner ist doch wohl auch unter
IV Si des zweiten Nachsatzes wie bei 11 und III iterativ; wir hätten
also in einer Doppelperiode (4, 126. 2, 37) ein adjunktives und ein
iteratives SL
Fragen wir, wie Herodot in seinem Stil das aus den Zeiten der
Parataxe stammende Sk in apodosi verwendet, so ist mit Ausdrücken
wie iterativ und adjunktiv nicht viel gewonnen. Von den Stellen mit
di §£ sind namentlich die ohne vorhergehendes \ih näher zu betrachten,
und es ist nach dem Grunde der Wiaderholung zu fragen. An den
Stellen unter I (im Vordersatz nichts, im Nachsatz 5£), dient, wie wir
sehen werden, das ursprünglich gewiss adjunktive 8£ nicht dazu,
den Nachsatz dem Vordersatz, sei es per oppositionem, sei es ohne
eine solche anzuschliessen, ebensowenig wie an den Stellen unter IV
in erster Periode; denn wenn B. auf letztere Stellen bezüglich sagt,
beide Perioden könnten, ohne Partikel im Vordersatz, mit S£ im Nach-
satz für sich allein stehen, so ist das nicht richtig; weder V 37 d
StSoöoi — 6 8i — , noch IV, 126 el Sox&tc — oo 84 sind für Herodot
möglich; ein Vergleich mit den Stellen unter I trifft nicht zu. Viel-
mehr ist die Doppelperiode Bedingung ftlr Si im Nachsatz nach (liv
im Vordersatz.
Die Stellen sollen zunächst nach folgender äusseren Ordnung an-
gefllhrt werden: 1) \d)f ^w : Si 8i II, 26, 6. 42, 7. 102, 15. 174, 12.
2) ^^ —: 8i 8k I, 196, 14. HI, 69, 15. IV, 61, 8. VH, 159, 7.
3) [iiv : 8i 8i I, 171, 29. V, 37, 11. VI, 16, 3. IX, 85, 13. 4) ^ih:
8i 8i : 8i 8i VHI, 22, 8 und 12. 5) v^^ 8i : 8i III, 49, 3. VI, 30, 2.
6) ^ 8i : 8i 8i H, 39, 8 und 10. IV, 126, 5 und 7. IX, 48, 19 und 21.
7) ^^ 8i : 8s — I, 13, 6. 173, 9. 11, 149, 20. HI, 36, 23. 133, 4.
IV, 3, 15. 65, 4. 68, 14. 94, 10. 123, 2. 165, 2. V, 1, 8. 73, 12.
VI, 52, 25. VII, 188, 12. IX, 6, 3. 63, 5. 70, 7. 8) — : 8i 8£ H, 50, 9.
61, 6. 111, 20. IV, 66, 7. 172, 21. 99, 22. VI, 58, 19. VIII, 115,8.
IX, 60, 15. 63, 3. 9) — : — 8^ I, 112, 9. 163, 13. HI, 68, 18. V,
40, 4. VII, 51, 2.
Später sind zu behandeln I, 138, 2. 191, 18. II, 154, 18. III,
37, 7. 108, 15. IV, 81, 11. 189, 5. 204, 3. VH, 103, 9. 153, 13.
157, 17.
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 35
Bekannt ist, dass bei Herodot 8i im Nachsatz nur nach einem
Pronomen stehen kann. 27 mal steht es nach dem demonstrativ ge-
brauchten Artikel, 15 mal nach ootoc;, 13 mal nach dem persönlichen
Pronomen. Die Pronomina stehen (4 Subjektsakkusative eingerechnet)
45 mal im Nominativ; das persönliche Pronomen steht ausschliesslich
im Nominativ; 8 mal finden sich casus obliqui des Demonstrativs, doch
nie von einer Präposition abhängig; 2 mal steht 8i nach dem Orts-
adverb TaÖT-ig (II, 26. IX, 63). Abgesehen von diesen beiden Stellen
und von II, 149, wo i^ §e sich auf den Mörissee bezieht, bezeichnet
das Pronomen stets Personen, ooto^ Se steht nur dann, wenn im
Vordersatz Sl mit einem Relativum gleicher Beziehung steht, daher
hat Krüger IX, 85 mit Becht oacov bezw. oooc^ vermutet, und täv 8i
äXXcov 2o(it)V ist gleich ogcdv Sk aXXa)v. 6 Si steht 22 mal nach \ih, 4 mal
nach 8^ im Vordersatz, Imal (I, 163) geht weder |iiv noch Si vorher;
ferner steht es 24 mal nach konjunktionalem, 2 mal nach kondizional-
relativem, Imal nach relativem Vordersatz. Das persönliche Pronomen
(l^d) IV, 99, 00 I, 112. III, 68. 69. IV, 126, 5 und 7. V, 40. VH,
51. 159, %st(; IX, 48, ü|xsi(; VIII, 22, 8 und 12. IX, 60) steht stets
in imperativischem Nachsatz (denn auch IV, 99 ist lyo) S^ STjXcoao) als
Aufforderung' des Schriftstellers an sich selbst zu betrachten). Der
Vordersatz ist 9 mal kondizional^ 4 mal kausal (lU, 68 ist el \yfi =
ItcsI oh); es geht im Vordersatz 8 mal §e, 4 mal (in kausalem Vorder-
satz) nichts vorher.
Es sollen nun die Fälle mit \iAy Se : 8e, sodann die Doppel-
perioden nach der Art der Vordersätze gesondert, dann die Fälle mit
[ijky : 81 8£, — : 8i 8i besprochen werden. Hiervon aber werden sämt-
liche indirekte und direkte Befehlsstellen abgesondert und zuletzt in
Verbindung mit den Fällen, wo nur Si im Nachsatz steht, behandelt
werden.
Auf eine irreal -hypothetische Periode mit (i£v vov im Vordersatz,
ot 8£ bezw. 6 8^ im Nachsatz folgt ein Satz mit vöv 8i III, 49. VI, 30.
Die irreale Bedingung findet ihren Gegensatz in der durch vöv 8^ an-
gedeuteten realen Ursache, die irreale Folge in der realen.
Auf eine Periode mit sooc;, ii^xpt, oaov xpövov im Vorder-, 6 8i im
Nachsatz folgt eine Periode mit ax;, kmizs, knel (Schema (jiev 8i : 8i — )
I, 173. m, 133. IV, 123. 165. IX, 6. 63. 70. 4mal steht im zweiten Nach-
satz o5t(o 8t], Imal Jv^aöta 8i(], je Vorder- und Nachsatz sind einander
entgegengesetzt. An Stelle dessen, was eine Zeit lang unter gewissen
Voraussetzungen der Fall war, tritt infolge des Eintritts entgegengesetzter
Vorausßsetzungen auch Entgegengesetztes ein. IV, 70, über welche
Stelle später noch zu sprechen sein wird, gehört auch der folgende
36 U im Nachsats bei Herodot.
Satz t£Xoc 8i noch zum Bereich des Gegensatzes. Anzuschliessen ist
IV, 3, wo die erste Periode mit lo>c \ä;v noch der Vergangenheit an-
gehört, die zweite aber, weil das Eintreten entgegengesetzter Voraus-
setzungen erst erfolgen soll, kondizional und futurisch ist.
An 6 Stellen sind die beiden Vordersätze kondizional (4 mal
rein, Imal iTcsdv, Imal ö? ? äv), |jiv 8i : Si — II. 149. IV, 65.
68. 94, (liv 81 : 81 81 n, 39, (liv — : 8£ 86 IV, 61. Die beiden
Perioden enthalten wiederholte Fälle, bezw. Handlungen. Die
Vordersätze sind entgegengesetzt, 1 — 3 sind die Gegensätze Herans-
und Hineinfliessen, Arm und Beich, Verurteilen und Freisprechen^
4 — 6 ist der zweite Vordersatz gleich negiertem ersten. Auch die
Nachsätze sind entgegengesetzt. II, 149 ist hervorzuheben, dass
der Mörissee beim Einfliessen des Wassers aus dem Nil nur den
dritten Teil Ausbeute an Fischen liefert, wie innerhalb derselben Zeit
beim Herausfliessen. IV, 65 beginnt im zweiten Nachsatz der Gegen-
satz erst mit lacodev SL FV, 68 enthält noch nicht der zweite Nach-
satz den Gegensatz zum ersten, sondern der Nachsatz der folgenden
dritten Periode; der zweite Nachsatz und der dritte Vordersatz sind
dem Gedanken nach als zum zweiten Vordersatz gehörig zu betrachten:
»Wenn auf das Leugnen des Angeklagten gegenüber den ersten Weis-
sagern die dann herbeigerufenen Weissager denselben lossprechen
und dann noch die Mehrzahl der nach und nach hinzugezogenen, so
stirbt nicht der Angeklagte, sondern die ersten Weissager sterben.«
IV, 94 müsste der zweite Nachsatz dem ersten entsprechend genau
lauten: »so erscheint ihnen der Gott ungnädig«; daftlr tritt die Folge
ein: »sie schieben die Schuld der Ungnade des Gottes auf den Boten«.
II, 39 streicht Krüger ydpooai, weil es die Konstruktion zerstöre, und
das erste oi S£, als infolge der Einfalschung des ^Ipcoat entstanden;
doch wird ^ipmai von Stein genügend gerechtfertigt. Bekker und
Abicht schreiben statt des ersten ol 8i: ol \ih. Zur Rechtfertigung
dieser an sich ungerechtfertigten Vermutung könnte nur VII, 6, 21
(el \iAy — Töv ^y) angeführt werden, sonst heisst es in erster Periode
stets ooTog ^v (nach vorausgegangenem Relativ) oder 6 Si. IV, 61
endlich beruht der Gegensatz in zweiter Periode nur auf !(; xac
7aaTepa(; loßotXXovtsc, da das oTcoxafooat ra öaxla auch in erster Periode
geschieht.
An 6 Stellen sind die beiden Vordersätze rein relativisch, \iAv Si :
8i — VII, 188, jjiv [jiv : Sl 8^ II, 26. 42. 102. 174, [ilv — : 8£ 8e I, 196.
Der zweite Vordersatz ist dem Sinne nach gleich negiertem ersten,
und auch die Nachsätze sind gegensätzlich aufzufassen. Man beachte
n, 42 im ersten Nachsatz das oicov aTre^^öjjLsvot, im zweiten das al^wy
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 37
a7re)(ö(i6voc, II, 26 sind die beiden Relativsätze Vordersätze eines
mebrgliedrigen irrealen Bedingungsvordersatzes; im übrigen ent-
halten die Perioden wiederhojte Handlungen der Gegenwart II,
42, der Vergangenheit I, 196. EL, 102. 174. Das in der ersten
Periode Enthaltene ist VII, 188 als einfache Thatsache, das in der
zweiten Periode Enthaltene als wiederholtes Vorkommnis aufzufassen.
II, 102 beginnt der Gegensatz im zweiten Nachsatz erst mit xal
8y) xaL Sesostris bedenkt die feigen Völker ebenso wie die tapferen,
nur durch das itpoosYYpAcpstv der alSota Yovatxöc erhalten die Inschriften
ftir die feigen Völker höhnenden Sinn. Es ist an dieser Stelle sicher
mit Bekker für xata zahza zu schreiben xdc ts ahzA (was van Herwerden
in den Text aufgenommen hat), wie folgende Erwägung ergiebt.
xal 8f^ xaC verbindet Nominales und Verbales; an 37 Stellen verbindet
es Nominales und nur einmal fehlt zk bezw. xat vorher, I, 30, 1. An
den 17 Stellen, wo ^v Sä Si] xai und Iv 8k xaC Nominales verbindend
wie xal S'^ xaC gebraucht werden, geht stets t^ oder xai oder |jiiv xa(,
einmal [jiv vorher. Darum ist höchst wahrscheinlich auch I, 30 !(; te
At7t>7rcov oder !<; Aiyotttöv xe zu schreiben (man vergleiche namentlich
VIII, 132, 10). Verbindet xal 8^ xaf Verbales, so geht meist t^ oder
xat vorher, es kann aber auch fehlen. Der Unterschied ist wohl der,
dass bei vorhergehendem t^ oder xal die Darstellung mehr auf das
nach xal Sy] xat Folgende hindrängt, während ohne t^ oder xai das
vor xal S-^ xal Erwähnte als selbständiger und dem Folgenden gleich-
bedeutend erscheint. Es ist darum mehr als wahrscheinlich, dass
II, 102, wo die Darstellung nach dem Gegensatz hindrängt, z6l ts
abxA zu schreiben ist.
Je ein Satz und eine Periode sind durch |i£v und 8e 8i entgegen-
gesetzt I, 171. V, 37, VI, 16. IX, 85. An erster und letzter Stelle
fasst der Satz mit \iAy das Vorhergehende zusammen, damit der
folgende Gegensatz hervortritt; V, 37 steht \ih im Partizipialsatz, es
findet Übergang zum Verbum finitum statt. Dass keine Periode mit
[ub vorhergeht, hat äussere Gründe; es lässt sich überall eine solche
bilden. Der Vordersatz mit [i£v ist im Vorhergehenden schon gegeben
I, 171 So viele xaoiYVY]Tot der Karer sind (die Myser und Lyder),
die haben Anteil an dem alten Heiligtum des Earischen Zeus in
Mylasa. (3oot 8h — ^y^vovto gegen tootoioi ^y 8ii) IX, 85 Soweit
Lazedämonier die Gräber anlegten, wurden diese alle voll (xwv 8i
äXXcov — z&rpoi gegen tofexwv |i^v Siij). Oder der Vordersatz mit Si er-
giebt, unter welcher Voraussetzung bezw. Beschränkung das Vorher-
gehende aufzufassen ist, also fbr den vorhergehenden Satz mit [i.£v
den Vordersatz. V, 37 Soviele Tyrannen nicht mit nach Naxos ge-
38 ^6 im Nachsatz bei Herodot.
fahren, sondern in ihren Städten waren, die vertrieb Aristagoras.
Vi, 16 Soyiele Chier noch tangliche Schiffe hatten, entflohen nach
Hause.
An den Stellen, wo einer Periode mit Se 8e kein \ih vorhergeht,
lägst sich überall eine gegensätzlich entsprechende Periode mit \dyf
ergänzen. Der Inhalt dieser Periode ist vor 5£ 8i völlig gegeben:
II, 111 Durch deren Frauen Harn Pheros das Augenlicht nicht wieder-
gewann, die Hess er verbrennen. II, 50 (der Vordersatz ergiebt sich
aus Tivo) Sä xa X^^odoi aotol AlY&imot) Von welchen Göttern die
Ägypter behaupten die Namen zu kennen, die sind, glaub' ich, von
den Ägyptern benannt worden, in Ägypten einheimisch, von da nach
Griechenland gekommen. Oder der Vordersatz mit 8i ist entgegen-
gesetzt einer zum vorhergehenden Satz zu machenden Voraussetzung,
IV, 1 72 ist zu Ix zffi xetpö«; — irtvet zu ergänzen r^v \i£'^ xt ^•/((ü'si u^pöv,
VIII, 115 zu TÖv xooTCöv xapJTÖv ap:raCovxsg Jotx^ovxo: sl ^"j xiva
xapTTÖv eupotev. Diese Voraassetzungen auszusprechen, ist überflüssig,
während z. B. IV, 61 r^v |i^ Tr/owt ^xovxe? der Sachlage nach wohl
weniger überflüssig zu bemerken ist. Der Nachsatz der zu ergänzen-
den Periode ergiebt sich durch Zusammenfassung des Vorhergehenden,
der Vordersatz aus dem Vordersatz mit Si IX, 63, 4 Wo Mardonius
nicht war, da ging es so zu, da hatten die Perser Unglück. Vor der
Periode mit 8i 8i wird das Allgemeine angegeben, das was von den
meisten in Betracht kommenden Personen bezw. Göttern gilt, die
Periode mit Si 8i giebt das Besondere. Fast alle Götter sind aus
Ägypten nach Griechenland gekommen ; alle Frauen werden verbrannt,
ausser einer; fast überall, nur nicht da, wo Mardonius war, hatten
die Perser Unglück. Oder (IV, 172. VIH, 115) vor 8i 8i wird das
ausgesagt, was unter natürlichen, wünschenswerten, in erster Linie in
Betracht kommenden Bedingungen geschieht oder geschah, die Periode
mit 8i 8i enthält das, was unter besonderen Bedingungen, im Notfalle
geschieht oder geschah. Das Allgemeine, die Regel wird, wie natür-
lich, beziehungslos hingestellt, das Besondere, die Ausnahme aber
dazu durch doppeltes 8i in kräftigen Gegensatz gebracht.
An den 5 bisher behandelten Stellen ist der Gegensatz aus-
schliessend; anders steht es mit dem Gegensatz II, 61. VI, 58 (Hier
gehört noch die folgende Periode sTueav 8k ^atl^oat — i^jiiipac; zum
Gegensatz), insofern das vor 8i 8i Ausgesagte von allen überhaupt in
Betracht kommenden Personen gilt, also auch von denen, deren in
relativem Vordersatz mit 8i besondere Erwähnung geschieht. Auch
die Karer klagen beim Isisfest in Busiris; auch die im Kriege ge-
fallenen Könige erhalten die vorher erwähnten Totenehren. Der
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 39
Gegensatz beruht hier darin, dass die Karer etwas thun, was die
übrigen das Fest Feiernden, die einheimischen Ägypter, nicht thun,
dass die im Kriege gefallenen Könige die Ehren erhalten, welche die
im Frieden gestorbenen nicht erhalten. Es sind aber deswegen nicht
entgegengesetzt die Karer den einheimischen Ägyptern, die im Kriege
gefallenen den im Frieden gestorbenen, sondern es sind gegensätzlich
zu denken in den Vordersätzen mit 81 die Karer, bezw. die im Kriege
gefallenen Könige gegen alle das Isisfest Feiernden, gegen sämtliche
gestorbenen Könige, bei denen sie also mit inbegriffen sind. Doch
treten sie zu der Gesamtheit wegen des von ihnen im Nachsatz aus-
gesagten Besonderen in Gegensatz.
II, 61 fehlt [jlIv nach TOTrcovxac nur in PR, und Krtiger, Abicht,
Callenberg, Stein in der kleineren krit. Ausgabe, Holder, van Her-
werden haben es im Text. Man kann id^^ zunächst auf das nächste
Si in TÖv S^ TÖ^rcovrat beziehen, dann mtisste durch [liv ^äp und Se
das vorhergehende £tp7]Tat ^pöxepöv |iot erläutert sein. Nun ist aber
c. 40 nur vom Wehklagen die Rede, von der Persönlichkeit der Gott-
heit nicht; übrigens zeigt die ganze Form des Satzes mit 81, dass
wir es mit einer parenthetischen Bemerkung zu thun haben, wie sie
ähnlich 11, 46, 8. 47, 10. 62, 8. 81, 9 zu finden ist Auf Si nach
oaoi und ohzoi kann sich ^y auch. nicht beziehen, da ja alsdann auch
des Inhalts der Periode mit 5i 8i im c. 40 Erwähnung geschehen sein
müsste. Abgesehen hiervon ist die Stellung des [i£v bei TüTUTOvTat
unpassend, da ja das vynxs'id-ai an sich keinen Gegensatz findet,
sondern das ^rdvTs? xal Tcaoat (xoTrcovxaO; alle wehklagen, die Karer
thun noch etwas Besonderes. Es ist nur das xoTCTea^at vorher er-
wähnt, eine Beziehung zum Folgenden findet nicht statt, und ]sAv ist
zu streichen.
Es bleibt noch eine Stelle besonderer Art übrig, wo einer Periode
mit Se Si kein [liv vorhergeht, IV, 66. Hier haben wir es mit drei
Perioden zu thun. 1) die Skythen, welche Feinde getötet haben,
trinken von dem Wein, den der Oberste ihres Bezirkes jährlich ein-
mal mischt, 2) die keinen Feind getötet, bekommen nichts von dem
Wein, 3) die sehr viele Feinde getötet haben, trinken aus zwei
Bechern zugleich. Werfer sagt: Quo loco particula Se (im zweiten
Vordersatz), quae necessaria fit propter praecedentia ocok; Sy) avSpeg
Äo)i{itot apatpTr]|j.£voc l'coai voculam (ilv arcuisse videtur. Doch sind alle
drei Glieder zusammen zu betrachten. Im ersten Glied steht, um
einen äusseren Grund anzuführen, \iA\^ nicht im Nebensatz, weil dieser
dem Hauptsatz folgt. Die erste und zweite Periode befinden sich
inhaltlich in vollem Gegensatz; aber deshalb ist [j,£v in der ersten
40 U im Nachsatz bei Herodot.
nicht notwendig. Die Notwendigkeit dazu läge nur dann vor, wenn
es im zweiten Nachsatz ol Si oo Ysuovtai hiesse, dann wäre die Periode
aber anders (mit oaoi [isv xtX. als Vordersatz) angelegt worden. Die
Sache^ um die es sich an unsrer Stelle handelt, ist offenbar von
vornherein dreigliedrig gedacht, die erste Periode enthält im Verhält-
nis zur dritten das Allgemeine, sie handelt von allen Skythen, die
Feinde getötet haben, zu denen auch die im dritten Vordersatz er-
wähnten gehören. Die besondere Aaszeichnung, welche diese ge-
messen, wird in der dritten Periode der Ehre entgegengesetzt, welche
allen Skythen widerfährt, die Feinde getötet haben. So ist ^y in
der ersten Periode wegen der dritten nicht am Platze. Zwischen der
dritten und zweiten Periode ist natürlich voller Gegensatz vorhanden;
aber piv ist in der zweiten wegen deren Beziehungen zur ersten un-
möglich.
Wir kommen nun zu den Imperativstellen, Stellen, an denen in
direkter oder indirekter Rede ein Befehl, Bescheid, Rat, Beschluss
mitgeteilt wird. IV, 99 haben wir eine Aufforderung des Schrift-
stellers an sich; VI, 52 ist, obgleich beide Nachsätze futurisch sind,
zu den Befehlsstellen zu rechnen, da beide Futura mittelbar Bat-
schläge ergeben. Die indirekten Stellen sind I, 13. III, 36. V, 1. 73.
VI, 52, an ihnen steht 8i nur im ersten Nachsatz. An direkten
Imperativstellen sind mit diesen zu verbinden IV, 126. III, 69« IX,
48 ; hier, wie an allen direkten Imperativstellen mit Doppelperiode, hat
der zweite Nachsatz immer §£, daneben auch der erste IV, 126. IX,
48. An den angeftihrten Stellen haben wir je zwei kondizionale
Vordersätze; es sind je Vorder- und Nachsatz einander entgegen-
gesetzt, 6mal ist der zweite Vordersatz, Imal der zweite Nachsatz
ausdrtlcklich die Verneinung des ersten, sonst kann man immer den
zweiten Vorder- bezw. Nachsatz so gestalten, dass durch ihn der
erste ausdrücklich verneint wird. Es wird eine Alternative gestellt;
unter entgegengesetzten Bedingungen soll Entgegengesetztes geschehen.
VIII, 22 (statt des zweiten üixstc Se haben PRz o[jl61c ts) folgen auf
einem Imperativsatz mit [laXiaxa [liv zwei Imperativperioden mit kon-
dizionalen Vordersätzen, jede mit §e 8i. Man kann den ersten Satz
sich so zerlegen sl [liv ojxlv Tcoifpaa 5üvaTÖv loxt, oTusp i^jitv fjStoxöv ioTi,
h\izl<; 5k 7C{jb(; r^(ii(i)v yivsoO-s, dann hätten wir drei Perioden, von denen
die zweite der ersten, die dritte der zweiten und ersten in Vorder-
und Nachsatz entgegengesetzt wäre. Doch sachlich betrachtet, setzt
der Vordersatz sl 8e o{i.iv laxi toöto [iy) Sovaxöv Tcoif^aat die Unmöglich-
keit der Erfüllung der ersten Aufforderung, er ist also insofern dem
ersten Aufforderungssatz unmittelbar entgegengesetzt. Die erste Auf-
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 41
fordening findet ihren Gegensatz 1) im Vordersatz, insofern ihre
Voraussetzung, die Möglichkeit der Ausführung, verneint wird, 2) im
Nachsatz, insofern eine zweite Aufforderung ihr entgegen und an ihre
Stelle tritt« Ebenso ist das Verhältnis der letzten Periode zum vor-
hergehenden Nachsatz und zum ersten Satz. An den vorhergehenden
Stellen hatte der zweite Vordersatz mit dem vorhergehenden Impera-
tivsatz nichts zu thun, er war nur dem Vordersatz desselben ent-
gegengesetzt. Es findet ferner ja auch an unsrer Stelle ein Gegen-
satz der Aufforderungen statt; denn eine Nichtbeteiligung am Kampf
seitens der Joner ist keine unmittelbare Verbindung mit den Griechen,
lässiges Kämpfen ist weder Nichtbeteiligung am Kampf, noch un-
mittelbare Verabredung mit den Griechen des Mutterlandes. Aber
alle drei Aufforderungen haben etwas Gemeinsames, insofern ein übles
Verhalten gegen die Perser gefordert wird. Der Redende stellt
zuerst diejenige Fordeining, die er am liebsten erfüllt sähe, alsdann
mindert er seine Forderungen herab; aber doch ist auch ein Gegen-
satz vorhanden, insofern die folgende Forderung die vorhergehende
beseitigt und an ihre Stelle tritt. An den vorhergehenden Stellen
war ein Gradunterschied in der Möglichkeit der Erfüllung nicht vor-
handen; dort hiess es einfach entweder — oder; VIII, 22 wenden
wir bei der zweiten bezw. dritten Forderung in der Übersetzung ein
»wenigstens« an. So wie hier verhält sich die Sache auch IX, 60,
wo wir nur eine Periode mit 8£ Ss und kondizionalem Vordersatz
ohne vorhergehendes ^)/ haben. Der Vordersatz setzt die Unmöglich-
keit der Erfüllung der vorhergehenden Aufforderung, bei welcher auch
{tdXiaxa \ih stehen könnte, wenn es nicht durch die Form der Dar-
stellung ausgeschlossen wäre. Die zweite Forderung ist der ersten
entgegengesetzt, sie ist leichter zu erfüllen. Mit VIII, 22. IX, 60
kann man IV, 172. VIII, 115 insofern vergleichen, als in beiden
Fällen der Vordersatz mit di die stille Voraussetzung zum vorher-
gehenden Satz verneint.
Etwas abweichend ist VII, 159. Diese Stelle gleicht den ersten
acht Imperativstellen, insofern sie zwei Vordersätze mit [liv und 8£
hat, und insofern die zweite Forderung im Sinne des Redenden gegen
die erste nicht herabgemindert ist; sie gleicht den letzten beiden
Stellen, insofern der zweite Vordersatz die Unmöglichkeit der Er-
ftlllung der ersten Forderung setzt, also dem ersten Nachsatz, nicht
dem Vordersatz entgegengesetzt ist, die beiden Vordersätze haben
nichts miteinander zu thun. Wenn man die erste Periode umdrehte,
sl [i^ St)caiot(; apj^so^at hizb zm Aa%s8at(iov(ö)v, ßonj-ftet, so erhielten wir
eine Doppelperiode mit vollem Gegensatz, «ilv ist wohl durch den
42 U im Nachsatz bei Herodot.
änsserlich gleichen Bau beider Perioden gerechtfertigt, oder insofern,
wenn auch nicht die ganze Periode, so doch der Nachsatz, auf dem
der Ton liegt, seinen Gegensatz findet. Si im zweiten Vordersatz
kann nur ganz äusserlich, etwa wie in einer Aufzählung zu \d^f be-
zogen werden, sachlich betont es den Gegensatz des Vordersatzes
gegen den vorhergehenden Nachsatz, bezw. seine Voraussetzung, und
für uns kommt es hauptsächlich auf die Rechtfertigung der beiden
8k an. Wir haben hier eine Alternative, entweder unter dem Befehl
der Lazedämonier helfen, oder bei mangelndem Willen dazu gar
nicht helfen.
An den folgenden Stellen I, 112. III, 68. V, 40. VII, 51 findet
sich Si im Nachsatz, ohne dass [ib, oder im Vordersatz 5i vorher-
geht. Es wird überall vorher erzählt, dass einer Auflbrderung nicht
entsprochen worden ist; nun stellt der Fordernde eine zweite Forde-
rung mit 8£, welche im Vordersatz (2 mal mit eTrsl xoivov, Imal iiz^ize,
Imal el jlt] = knd oo) dadurch begründet wird, dass die erste Forde-
rung nicht erfüllt wird, oder werden kann. Dies ist VII, 51 noch
genauer zu zeigen. Ende des c. 47 sagt Artabanos zu Xerxes, dass
er immer noch voll Besorgnisse sei, und dass besonders zwei Um-
stände dem Könige feindlich wären. Xerxes fragt, welche das wären,
ob ihm etwa Heer und Flotte zu schwach schienen, da könne man
ja aufs Schnellste noch ein Heer sammeln. Artabanos erwidert, dass
gerade durch Vermehrung von Heer und Flotte die beiden Gefahren
noch schlimmer würden. Diese beiden Feinde seien Land und Meer.
Die Auseinandersetzung der Gründe schliesst Artabanos mit den
Worten (c. 49, 19): avYjp Ss — O-paao«; soj. Diese Worte enthalten eine
entsprechend den Umstand, dass sie an einen König gerichtet sind,
in angemessene Form gekleidete Aufforderung ßooX£oö(jL£vov öpptoS^stv
d. h. den Zug zu unterlassen. Xerxes erwidert, dass dem Ent-
schlossenen die Welt gehöre, und widerlegt die Befürchtungen des
Artabanos; er zeigt damit, dass er der Mahnung desselben nicht zu
folgen gedenkt. Darauf entgegnet Artabanos: & ßaotXeö, IttsCts 6ppü)-
5£siv ooSsv ^c 'i:pf^'^\L(x, ab Se jieo ooaßooXcVjV sv5eSai, nimm wenigstens
die Joner nicht mit in den Krieg wider ihre Väter. Wir haben es
also hier wie an den anderen drei Stellen mit einer zweiten Auf-
forderung zu thun, die weniger verlangt, als die erste, aber erst nach
erfolgter Ablehnung der ersten gestellt wird. Nehmen wir an, dass
der Fordernde beide Forderungen zusammenstellt, indem er unmittel-
bar nach der ersten voraussetzt, dass ihre Erfüllung auf Schwierig-
keiten stossen könnte, so erhalten wir dieselbe Form wie VIII, 22
bezw. IX, 60, es hiesse z. B. I, 112 ([^aXioia (xsv) jit) exde<; töv TcaiSa'
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 43
et Sä {17] &)vaTÖv aot toöxo Trotf^oat, oder sl 8^ TtäooL av^Y^Tj Ix&etvat,
Gt> §8 ü)8e TToiiQGov. Liessc es andrerseits die Geschichte zu, so könnten
Vni, 22, IX, 60 die Form unsrer Stellen erhalten. Setzen wir z. B.
VIII, 22 voraus, dass Themistokles zuerst nur die erste Forderung stellt
Äpöc ii^iü'j 7ivso0"6, und dass diese Forderung abgelehnt wird, so
konnte Herodot ihn sagen lassen ind to^vov ou 36va[jL(xc o[xa(; tüs^^iv,
5[tei(; Sä bc too [liaoo i^ijliv i^so^e. Es ist klar, dass auch an den
zuletzt behandelten 4 Stellen die zweite Forderung der ersten ent-
gegengesetzt zu jienken ist, dass an einen Gegensatz des Nachsatzes
gegen den Vordersatz nicht zu denken ist, und dass bei der Ent-
gegensetzung der Vordersatz ganz aus dem Spiele bleibt. An die
Imperativstellen ist anzuschliessen I, 163, 13. Gegen eine Beziehung
des Sl im Nachsatz zu 8i in [tsta §s &(; und \dy in xa (liv Tcpcora ist
zunächst formal einzuwenden, dass es nicht ü<: 8i heissen könnte;
denn Si im Vordersatz steht, wenn Si im Nachsatz folgt, nur nach
deklinierten Relativformen, und nach el und y]v. xa (liv irpwxa und
(lexa 8i zählen nur die beiden Beweise der Zuneigung des Argantho-
nios gegen die Phokäer auf. Auch hier handelt es sich der Sache
nach um zwei Forderungen des Arganthonios, 1) sie sollen in seinem
Lande wohnen, 2) sie sollen Geld zum Bau einer Mauer für ihre
Stadt nehmen. Die erste Forderung wird abgelehnt. Der Unterschied
von den vorhergehenden Stellen ist nur der, dass die zweite Forderung
in erzählender Form wiedergegeben wird. Herodot hätte den Argan-
thonios auch selbst sagen lassen können: ItcsI xoivov i){iä(; oo §6va[jLai
'jceid^y (olxTjoai h rg ^[jlscöüxoö X^P*?))? o|jl£1(; Sk XPW^"^^ 8iia(39-5 xet^oc
weptßaXecj^at, oder yjpii\LazaL 8s$i[jLevot xsi^oc TcsptßaXso^ xy]v ludXtv, und
angenommen Arg. stellte beide Forderungen unmittelbar neben einan-
der, so konnte es heissen ((liXtaxa jiev) oixijoaTs t^(; l[ie(ooxo5 X^P'']^
0X00 ßoöXso^, sl 8k [lY] Süvaxöv loxt toöxo irofriaai, 6[i6i<; 8i xxX. Die
zweite Forderung ist gegen die erste herabgemindert; offenbar ist
auch hier der Nachsatz mit 8i dem IxeXeoe olx'^ooi entgegengesetzt,
und in der erzählenden Form ergab sich als Träger des den Gegen-
satz anzeigenden S^, wie sonst in der Erzählung, der demonstrativ
gebrauchte Artikel. Man kann natürlich unter den entsprechenden
Voraussetzungen auch den vorher behandelten 4 und 2 Imperativ-
stellen die Form von I, 163 geben, was näher auszuführen nicht
erforderlich ist.
Am Ende ist noch IV, 99 zu erwähnen. Herodot vergleicht das
Verhältnis von Taurien zu Skythien mit dem Verhältnis des Sunischen
Vorsprungs zu ganz Attika, ein Vergleich, der, wie H. sagt, noch
mehr zuträfe, wenn den Sunischen Vorsprung ein andres Volk be-
44 8t im Nachsatz bei Uerodot.
wohnte, als die Athener. Da kommt dem Schriftsteller der Gedanke,
dass ein Teil seiner Leser die Küste Attikas nicht entlang gefahren
sein könnte, und er sagt 8(; Sk xffi 'Azv,Y.ffi xaöxa |xy] irapaic^TiXcoxe, i^o)
Sä SXkiü<: Sir)Xd)a(o. Diese Stelle hat etwas von allen bisher behandelten
Fällen Abweichendes. Der Gegensatz des Vordersatzes beruht darin,
dass die vorhergehende Erklärung die Kenntnis der Küste Attikas
voraussetzt, der des Nachsatzes darin, dass der Schriftsteller sich zu
einer neuen, von der vorhergehenden ganz abweichenden Erklärung
auffordert, welche fUr einen Teil der Leser an die Stelle der ersten
ihnen unverständlichen tritt. Der Nachsatz ist nicht einem ersten
Befehl entgegengesetzt, sondern als Aufforderung zu neuem, einen
zweiten Teil der Leser befriedigenden Thun dem vorherigen in dieser
Beziehung erfolglosen Thun. Die Erfolglosigkeit, schon vorhandene
oder vorausgesetzte, war es auch, die an den Imperativstellen zur
zweiten Forderung mit 8i ftihrte. Jedenfalls ist auch an dieser Stelle
S£ im Vorder- wie Nachsatz gegensätzlich aufzufassen, mag man sich
nun den Gegensatz zurechtlegen, wie man will.
Was sich bei Krüger (Di 50, 1, 11 vgl. Gr. Spr. 69, 16, 4) und
bei Kühner, Ausftthrl. Gramm, d. Gr. Spr. 2. Aufl. § 533 (S. 816—819)
über §e im Nachsatz findet, giebt keinen Grund zu weiterer Be-
sprechung. Von Herausgebern des Herodot bemerkt Stein (4. Aufl.
IbSl) zu II, 39 unter Anführung zahlreicher Beispiele: »bei zwei
einander gegenübergestellten kondizionalen, temporalen oder relativen
Vordersätzen (el [jiv — el Se, oxs |j£v — oxs 5£., 8<; \i^y — Bi; 8£) hat
entweder auch der Nachsatz des ersten |iiv, des zweiten §£, oder der
eine von beiden ist ohne Partikel, oder endlich beide Nachsätze haben
81. € (hier durften aber nicht IX, 6, wo der zweite Nachsatz mit ootco
Sil beginnt, und VII, lö8, wo der zweite Nachsatz in xÄi; (i^v — tac
Si zerfällt, angeführt werden). Ferner zu I, 112 (5. Aufl. 1883):
»Wie Homer (II. t 300) liebt es Herodot, nach kondizionalen^ tempo-
ralen und relativen Vordersätzen dem Nachsatz, zumal einem Impera-
tivischen, dadurch einen lebhaften Nachdruck zu geben und zum
Inhalt des Vordersatzes in Kontrast zu setzen, dass er dessen Sub-
jekt voranstellt (Iyw Se, oö Si, 6 51), selbst wenn beide Sätze einerlei
Subjekt haben (es folgen 11 Stellen). Selten in diesem Falle aXXd
(IX, 42, 11. 48, 17). Häufig entspricht im Vordersatz (liv oder 8i«
Über das Verhältnis der beiden Nachsätze einer Doppelperiode zu
einander spricht sich Stein nicht aus. Nach der Bemerkung zu I, 112
(bei welcher auch zwei Beispiele einer Doppelperiode angefahrt sind
IV, 123 \ih Si : Si — , VII, 159 ^v - : Si Si) stellt also Si des Nach-
satzes diesen dem Vordersatz gegenüber und entspricht häufig einem
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 45
^v oder 8i im Vordersatz. Danach hätte ]iA)f doppelte Beziehung,
erstens zu 8i des Nachsatzes, zweitens zu Sl des zweiten Vordersatzes/
femer sollte 8i im zweiten Nachsatz diesen dem Vordersatz gegen-
überstellen nnd doch dem Si desselben entsprechen.
Abicht bemerkt (3. Aufl. 1874) zu I, 112: *8i in apodosi lässt
anakoluthisch den Nachsatz als einen adversativ beigeordneten Satz
des Vordersatzes erscheinen, hebt aber den Gedanken des logischen
Nachsatzes ausdrücklich hervor. So namentlich in der Anrede, bei
Ermahnungen und Aufforderungen. c Femer zu T, 13: >8i entspricht
keineswegs dem \iA'j (r^v (liv), sondern ist vielmehr das di in apodosi,
dessen Gebrauch bei Herodot ein sehr ausgedehnter ist. Ursprüng-
lich dazu dienend, den durch eingeschobene Zwischensätze vom Vorder-
satz zu weit entfernten Nachsatz mit grösserem Nachdruck hervorzu-
heben (so V, 23 (?) und öfter), findet es sich auch in dem Nachsatz
kürzerer Sätze. Es giebt dieses Si ÄTroSoTixöv namentlich in solchen
kürzeren Sätzen dem Satzgeftlge etwas anakoluthisches, da es den
logischen Nachsatz zu einem dem Vordersatz beigeordneten Satz ge
staltet, der freilich eben durch 8i einen besonderen Nachdruck er-
hält.« Dass SI des Nachsatzes ursprünglich dazu gedient hat, den
durch eingeschobene Zwischensätze vom Vordersatz zuweit entfernten
Nachsatz mit grösserem Nachdruck hevorzuheben, davon findet sich
bei Herodot wenigstens keine Spur; denn der Nachsatz folgt stets
unmittelbar auf den Vordersatz, und Vorder- und Nachsatz sind ausser-
dem meist sehr kurz. Leitet man, wie natürlich, 8i in apodosi aus
der Parataxe her, so bedarf es einer solchen Erklärung überhaupt
nicht. Die Aufgabe des §e in apodosi im Stil des Herodot besteht
darin, den Inhalt des Nachsatzes als gegensätzlich anzuzeigen. Geht
im Vordersatz kein [ilv oder 8i vorher, so ist der Inhalt des Nach-
satzes einem vorhergehenden Gedanken entgegengesetzt, und der
Vordersatz hat nichts mit dem Gegensatz zu thun. Hat der Vorder-
satz 8i und steht im Vorhergehenden {ilv, sei es in einem Satz oder
einer Periode, so zeigt 8i im Nachsatz ausdrücklich den Gegensatz
des Nachsatzes an. Ebenso ist es nach 8i im Vordersatz, wenn kein
|ilv vorhergeht. In diesem Falle zeigt meist erst das zweite 8i, dass
die Periode gegensätzlich zu fassen, welcher Art das erste 8i ist, das
man, allein genommen, auch als die Rede fortführend betrachten
könnte. Mag man 8k im Nachsatz nach Se im Vordersatz epanalep-
tisch nennen, man muss auch erklären, welchen Zweck die Epanalepse
hat. Der Gegensatz soll durch zwei 8i kräftig betont werden. Die
Bedingung für 8i im Nachsatz nach \ih im Vordersatz ist, dass sich
eine Periode mit ein oder zwei Se unmittelbar anschliesst. Ist die
46 U im Nachsatz bei Herodot.
Periode mit |iiv 8i irrealhypothetisch, so folgt nur ein Satz mit vöv
od, in dem vüv Si einen kausalen Vordersatz vertritt. Dass [liv des
ersten Vordersatzes nur zu Se des zweiten Vordersatzes Beziehungen
hat, ist von Buttmann undGomperz hervorgehoben worden. 8i im
ersten Nachsatz ist auch in diesem Falle Zeichen des Gegensatzes.
Zwar folgt das Entgegengesetzte erst im zweiten Nachsatz; aber der
Gegensatz steht schon fertig im Geist des Schriftstellers da, für den
Leser bezw. Hörer ist er durch ^v des ersten Vordersatzes bereits
angekündigt, und Se soll noch für den Nachsatz seinen gegensätzlichen
Charakter, bezw. dass der Gegensatz kommen wird, anzeigen. In der
Regel steht in der Doppelperiode nur in einem Nachsatz 8i. Darüber
bemerkt Buttmann: Quare particulae huius in altera apodosi vel positae
vel neglectae ratio, quae minutissima ubique et in loquentis sensu
sita est, auxie non est inquirenda.
Nun sollen die Stellen besprochen werden, an denen 8i im Nach-
satz anzuzweifeln ist, vorher aber noch eine Stelle, an der sich aus
dem über den Gebrauch von 8e im Nachsatz Entwickelten für einen
der Doppelperiode vorhergehenden Satz eine Änderung ergiebt IX, 70, 5.
Stein bemerkt: »xöv AaxsSat(iovt(ov wohl nur verschrieben für xwv
'A-d-Tjvaiwv. Der Inhalt dieses Satzes wiederholt sich Z. 9f.« Abicht be-
merkt, man erwarte vielmehr töv 'A^Yjvaiwv, und van Herwerden hat
es in den Text aufgenommen. Ist es schon nach dem Inhalt der Periode
s(ö? (jiv schwer zu glauben, dass der Mauerkampf zwischen Barbaren
und Lazedämoniern ipp(ü[i£vsoTlp7] gewesen sei, so wird das durch die
folgende Periode «x; Si völlig ausgeschlossen. Der Gegensatz zweier
Perioden mit 8i im Nachsatz ist stets ausschliessend, was in der
zweiten erzählt wird, gilt für die erste gar nicht. Also kann der
Mauerkampf in Abwesenheit der Athener, d. h. so lange nur die
Lazedämonier da waren, auch nicht im Geringsten Ippco^iivr) oder
lo/opT] gewesen sein; die Lazedämonier haben weder lange noch
unausgesetzt gekämpft. Es ist xöv 'A^Yjvatcov zu schreiben und zu
übersetzen: Aber erst als die Athener kamen u. s. w. Vielleicht ist
T(bv AaxeS. absichtlich geändert von einem, der meinte, nach dem
vorhergehenden Trplv t] 'zob(; AaxsSatjiovfooc aTrtxea^at und vor &(; 8^ oyt
Ol 'A^Yjvaioi TTpoa^XO-ov müsse auch die Ankunft der Lazedämonier und
was nach derselben geschah, erwähnt werden.
VII, 103, 9 fehlt Se in PRz, doch haben die Herausgeber keinen
Anstoss genommen. Der Zusammenhang der Stelle ist folgender:
Xerxes erwidert auf die Behauptung des Demaratos, dass auch
tausend Lazedämonier es mit den Persern aufnehmen würden, ironisch:
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 47
»Da bist ja, wie Du sagst, der Lazedämonier König gewesen. Wirst
Da nun gleich aaf der Stelle mit zehn Mann kämpfen wollen?« Die
Worte »Du bist ja ihr König gewesen« sollen hier nichts weiter be-
sagen, als »Du bist einer von ihnen gewesen«. Da denkt Xerxes
daran, dass bei den Lazedämoniern die Könige manches doppelt ge-
gemessen, er schliesst ironisch von doppelten Ehren auf doppelte
Leistungen und sagt: »Doch wenn es bei Euch im Staate durch-
gängig so ist, wie Du sagst, d. h. wie ich's von Dir die Auszeichnung
der Könige betrefifend weiss, so musst Du als ihr König (jetzt fallt
auf das Wort der Ton) es nach Euren Gesetzen mit der doppelten Zahl
aufnehmen. Wenn nämlich jeder gewöhnliche Spartiat zehn Persern
gewachsen ist, musst Du zwanzig gewachsen sein.« Die Periode el
YÄp — avxd&ov giebt die nähere Ausführung des vorhergehenden
Nachsatzes mit der schon der vorhergehenden Frage zu gründe ge-
legten Annahme, dass ein Lazedämonier gleich zehn Persern sei. In
dieser Periode ist thatsächlich der Nachsatz dem Vordersatz gegen-
übergestellt. Diese Gegenüberstellung erfolgt aber bei Herodot nicht
durch 81, sondern wie hier nur durch 7s, oder durch oXXd (II, 172, 18.
IV, 120, 20. V, 39, 7. VII, 11, 11. IX, 27, 25. 42, 10. 48, 16).
8e Ye findet sich übrigens sonst nur noch an zwei Stellen neben-
einander, VII, 59, 7 und 60, 26 (wo xat in R fehlt). Von einem
Gegensatz des Nachsatzes gegen Vorhergehendes kann nach der
vorhin erfolgten Erläuterung des Zusammenhanges keine Kede sein.
Bestände ein Gegensatz gegen das Folgende, so müsste der Vorder-
satz [jl£v haben, und ein solcher Gegensatz ist, wie aus %al outco \ijky
hervorgeht, auch nicht vorhanden. 8i findet sich sonst im Nachsatz
nur nach dem Nominativ des persönlichen Pronomens und in direkten
Befehlssätzen, hier ist es zu tilgen.
IV, 189, 6 steht weder (jiv noch 5£ in einem Vordersatz, wie er
sonst überhaupt nicht vor 8e im Nachsatz zu finden ist; ferner steht
8i nach dem Artikel als solchem und nicht als Pronomen (worin
Gomperz allerdings nur eine leichte Anomalie findet), ta äXXa endlich
ist völlig unpersönlich, ein Gegensatz des Nachsatzes gegen vor oder
nach der Periode Ausgesagtes ist nicht vorhanden, wohl aber ein
Gegensatz des Nachsatzes gegen den Vordersatz. Diesem Gegensatz
wird Steins Vermutung xa ^e äXXa gerecht. Es liegt aber eben so
nahe ta te äXXa zu vermuten; dann wären die beiden Beweismittel
daftir, dass die Hellenen die Gewandung und die Ägide an den
Athenebildem von den Libyschen Frauen genommen haben, nämlich
1) die Obereinstimmung in der Kleidung mit Ausnahme des Stoffes
und der Troddeln der Ägide und 2) die Übereinstimmung des
48 U im Nachsatz bei Herodot.
Namens, auf die dann das Hauptgewicht fiele, enger mit einander
verbunden.
III, 108, 15 fehlt [jl£v bezw. Si in kondizionalem Vordersatz, sonst
fehlt es nur in kausalem Vordersatz vor imperativischem Nachsatz.
Femer bezeichnet 6 8i keine Person, was immerhin trotz II, 149. 26.
IX, 63 zu beachten ist; endlich findet sich weder vor, noch nach der
Periode ein Gedanke, dem der Nachsatz entgegengesetzt sein könnte.
Weder das friedfertige Verhalten des Hasenembryo, noch das Weiter-
vordringen im Zerkratzen der Gebärmutter seitens des Löwenembryo
bietet, abgesehen davon, dass die formalen Bedingungen fehlen, einen
Gegensatz. Nach meiner Meinung ist 6 8i zu tilgen; es kann leicht
durch Dittographie aus der letzten Silbe des vorhergehenden und der
ersten des folgenden Wortes og und e entstanden sein. Auch im
folgenden ist a64ö|xsvöc t£ S-q falsch, was sich hier nicht näher aus-
ftihren lässt, Sk Sn^, was Stein vermutet, ist auch unmöglich, es kann
nur TS oder Si allein heissen. Man kann an unsrer Stelle einen Gegen-
satz des Nachsatzes gegen den Vordersatz annehmen: »Wenn der Embryo
sich erst zu bewegen anfängt, zerkratzt er trotzdem schon, weil er
die schärfsten Erallen von allen Tieren hat, die Gebärmutter « Nur
an dieser und den beiden vorhergehenden Stellen kommt de als den
Nachsatz gegen den Vordersatz setzend in Betracht, und an dieser
Stelle sind die Bedenken gegen 8i am geringsten. Erkennt man die-
selben nicht an, so steht meines Erachtens die Stelle immer noch so
vereinzelt da, dass man zweifeln muss.
VII, 157, 17 ist, da aX7j(; (liv ^ap Ysvojjivr] Tcäoa i^ 'EXXd? einem
kondizionalen Vordersatz gleich erachtet werden kann, eine Doppel-
periode der Form \iJky — : 8^ 8i mit gehörigem Gegensatz vorhanden.
Doch wird oüxo<; 81 sonst nur nach entsprechendem 8<; 8i des Vorder-
satzes gebraucht; 8^, welches den Nachsatz Vorhergehendem gegen-
überstellt, also zurückweisend ist, steht hier neben dem aufs Folgende
hinweisenden toöxo. Giebt man ferner auch zu, dass deklinierte
Formen des Demonstrativpronomens vor 8i im Nachsatz auch Nicht-
persönliches bezeichnen können, wenn nur das Unpersönliche als
thätig gedacht wird (II, 149 wird der Mörissee als beisteuernd in
die Königliche Kasse gedacht; II, 26. IX, 63 t^ 8e, TaoTij] Si kommen
nicht in Betracht), so lässt sich auch dies von toöxo hier nicht sagen.
Vielleicht kann man auch die Frage aufwerfen, ob nicht hier, wo der
Gegensatz nicht bloss durch \i£y und 81, sondern auch noch durch 84
im zweiten Nachsatz angezeigt wird, eine deutlich kondizionale
Fassung der ersten Periode mit 7]v \ih am Platze wäre. Es ist wohl
ferner eine Bedingung flir 84 im Nachsatz, dass der Gegensatz scharf
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 49
und kurz gefasBt ist. Meistens sind die Vordersätze sehr kurz und
haben nur ein Verbum finitum, zwei Verba finita finden sich ohne
Subjektswechsel I, 191. II, 42, mit Subjekts Wechsel n, 39. III, 36.
Vn, 188. Vni, 22. IX, 6. Nur an unsrer Stelle ist der zweite Vorder-
satz dreiteUig mit zweimaligem Subjektswechsel. Notwendig ist Si
nicht, da sich, wie wir später sehen werden, auch Doppelperioden
mit ordentlichem Gegensatz ohne SI im Nachsatz finden. Endlich zeigt
die Überlieferung, dass hier etwas nicht in Ordnung ist; denn in
RV steht Toöxo 8-?] ^8y], in S toöto ^jStj. 81 im Nachsatz halte ich fttr
kaum möglich, S^i ^87] ist nicht möglich, sondern man schreibt ent-
weder TooTo i]87], oder, was empfehlenswerter ist, Tö8e ^Stj, das too vor
TöSs kann durch Dittographie der letzten Silbe des vorhergehenden
Wortes rON entstanden sein.
Zu rV, 99 ist zu vergleichen III, 37, 7. IV, 81, 11. An erster
Stelle vergleicht Herodot das Bild des Hephästos in Memphis mit
den Phönizischen Pataiken und ßlhrt fort: 8<; 8ä to6too<; |xy] Sitcdtcs,
ifot) 8^ (TTjjiavIü)' TTOYjxafoo av8p&<: [jLf(t7]otc laxt; an zweiter sagt Herodot,
in der Gegend zwischen Borysthenes und Hypanis stehe ein ehernes
Gefäss, sechsmal so gross wie der von Pausanias an der Mündung
des Pontus geweihte Mischkrug. 6c 8^ [i7j et8£xa) toötov, &8e 87]Xa)<3tt>*
ISaxoofooc oL^tpopioLc; sÖttst^öx; )^(op&t t& Sv Sxo^ot )jaXxTjiov, Tcdj^oc 8^ xtX.
(An diesen beiden Stellen wird also eine unmittelbare Erläuterung
gegeben, während IV, 99, wie natürlich, ein neuer Vergleich gezogen
werden muss). III, 37 steht lifo) 81 in PRz, und so schreibt Stein in
der grossen Ausgabe, Gallenberg, Krüger, Abicht fügen nach der
Aldina noch ol hinzu. &Ss steht in ABC, und so schreibt Stein in der
kleinen Ausgabe; Ifo) 8^ &Se vermutet van Herwerden, und Holder
hat es im Text. IV, 81 vermutet Gomperz iif^ ^ ^^s. Eine sichere
Entscheidung lässt sich nicht treffen, da eine Notwendigkeit 81 im
Nachsatz zu schreiben, nicht vorhanden ist. Man kann nur sagen,
dass, wo Si im Nachsatz sicher überliefert ist, der Schriftsteller eine
Entgegensetzung des Vorder- und Nachsatzes beabsichtigt, dass aber,
wo Si unsicher ist, oder fehlt, Si im Vordersatz nur weiterführend,
oder nur den Vordersatz entgegensetzend sein kann, dass eine Ent-
gegensetzung des Nachsatzes nicht beabsichtigt ist. Man kann
vielleicht zu Gunsten des h^<A Si III, 37 anführen, dass Herodot 7 mal
Ifd) aif][iav£a) gegen Imal aY][jLav£a> sagt (im Relativsatz nnmittelbar
nach dem Relativum I, 76, 2. VI, 39, 6. VII, 77, 3. 213, 11, im
Nachsatz I, 209, 14. FV, 127, 6. V, 54, 4, ohne i^<A III 9, 8), und
dass bei der Neigung des Schriftstellers zu Iy<^ a7)[iav§a) das ly^ <)bne
Weiteres als Träger des entgegensetzenden Si sich darbot.
4
50 ^ im Nachsatz bei Herodot.
IV, 204) 3. c. 201 berichtet von der Eroberong von Barke durch
die Perser, 202 wird erzählt, dass Pheretime diejenigen Barzäer, die
sie nicht ihrer Bache opferte, den Persern ttberliess, mit Ausnahme
der unschuldigen Battiaden, denen sie die Stadt überliess. 203, 1
heisst es tooc o>v Si] Xoiirooc zm Bapxa(o>v ol Uipoai ivSpo7coStad|xevot
aTn^taav ötcCoco, dann wird 16 Zeilen von dem Heimzug der Perser
nach Ägypten gesprochen bis 204, 1. ooxoc 6 nepa£a>v axpatö<; ttjc
AtßÖTjc kiMLOt&xiü i<; E5sa«6p(8ac "^Xds, worauf dann folgt too^ Sfe -^ivSpa-
lüoStaovco TÄv Bapxaicov, xooxooc 8^ ^ xfjc AI76ÄX00 ivaoÄÄoxooc htoirpa\
9C8pl ßaai>ia. 8k des Vordersatzes kann unmöglich entgegensetzend
sein, es knüpft an 203, 4 wieder an; der Nachsatz kann nirgends
einen Gegensatz finden. Die Periode wäre, aber auch in etwas
anderer Fassung in 202 am Platze gewesen, wenn das bessere
Schicksal derer, die Pheretime den Persem überliess, dem Schicksal
derer, die sie ftlr sich behielt, hätte entgegengesetzt werden sollen.
8i ist zu beseitigen.
II, 154, 19 ist anzuführen, weil Stein und Abicht in allen ihren
Ausgaben und van Herwerden die Vermutung von Eltz Iv xoöxocai 8i
statt Sil ^^ "^^^^ haben. Sl im Vordersatz knüpft nachträglich an
änotxias Ic M^pL^iv eine Bemerkung an. Weder für den Vordersatz,
noch ftlr den Nachsatz lässt sich ein Gegensatz finden, Si im Nach-
satz steht sonst nie bei einem obliquen Casus eines Pronomens, wenn
er von einer Präposition abhängig ist; endlich ist auch die Beziehung
des ^v xooTOtGi Si auf x<>>p<i>v bedenklich. Aus ganz denselben Gründen
ist auch VII, 153, 13 Si nach xoöto (welches in ABC fehlt, von Stein
in beiden Ausgaben, Callenberg und Holder im Text gegeben wird),
und I, 138, 2 Si nach xaoxa (welches nur im Vindobonensis steht und
von Gomperz gehalten wird) zu verwerfen. Ein Se im Nachsatz ist
natürlich unmöglich an folgenden Stellen, wo jetzt anders geschrieben
oder erklärt wird II, 120, 13 tooxwv Si, 32, 25 8teSsX*övxac S^, 134, 17
'US^o\fo<; 8e, III, 26, 15 äpioxov Si, IV, 72, 21 xAxcüdev 81, 76, 6 TcJicov
Si, VI, 86, 3 ol 8' 'AÖTivatoi, VE, 160, 11 (wo neben Gomperz auch
Sitzler, Ausgabe des 7. Buches Gotha Perthes, Si im Nachsatz an-
nimmt; doch vergl. VH, 5, 9. 235, 3. VHI, 62, 3), VIH, 135, 7
iTTsadai 8^ OL.
Es fragt sich nun, ob es bei Herodot Stellen giebt, wo die Be-
dingungen für Si im Nachsatz vorhanden sind, ohne dass Si steht
Da nun Si nur nach einem Pronomen steht, so können natürlich nur
solche Stellen in Betracht kommen, wo 8s am Anfang eines Nach-
satzes nach einem bereits vorhandenen Pronomen, oder mit einem
Pronomen ohne Änderung der Konstruktion eingefügt werden kann,
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 51
da man annehmen kann, dass der Schriftsteller an solchen Stellen
nötigenfalls Se gesetzt hätte. Es sollen hierbei auch diejenigen Stellen
berticksichtigt werden, wo das gesetzte oder zu ergänzende Pronomen
sachliche Beziehungen hat.
Vorausschicken möchte ich einige Stellen, wo der Gegensatz ein
rein äusserlicher, nur im Ausdruck, nicht in der Sache beruhender
ist. Durch ^v und Si werden das Erwähnte und das zu Erwähnende
n, 9, 7. 147, 1. IV, 14, 2. V, 65, 19, das zu übergehende und zu
Erwähnende I, 5, 11. 177, 4 III, 103, 3. VI, 55, 4 (wo \ih aus
äusseren Gründen fehlt) gegenübergestellt; man vergleiche auch
I, 183, 13. Nur die Erwähnung des Wichtigeren wird angekündigt,
ohne dass der Übergebung des minder Wichtigen in einem Satz mit
(jiv Erwähnung geschähe, und Si ist weiter führend II, 70^ 3. 155, 12.
175, 10. ÜI, 6, 1. IV, 47, 6. So könnte man, um Beispiele anderer
Art anzuführen, I, 133, 14 (zb 8' av SS-q xtX.) IV, 172, 19, wo Si im
Vordersatz nur fortführend is|, auf den ersten Blick hin meinen, dass
8i nach dem Pronomen am Anfang des Nachsatzes eingefügt werden
könnte.
Si steht im Nachsatz einer irrealen hypothetischen Periode, wenn
der Vordersatz ^)f hat und das Beale mit vuv Si folgt. An einer
Stelle, wo diese Bedingungen erfüllt sind, I, 191, 18, geben alle
Herausgeber Palms Konjektur ol 8' av (o&8' 3Ev ABCP, oo fi/iv Ez.
Schweighäuser hat o6x äv vermutet). So wahrscheinlich die Ver-
mutung Palms ist, so ist sie doch nicht über jeden Zweifel erhaben,
da es noch eine Stelle giebt, wo alle Bedingungen f)ir 6 8^ vorhanden
sind, ohne dass es gesetzt ist, in, 25, 16. An folgenden Stellen,
m, 21, 11. 79, 11. V, 45, 8. 48, 3. Vffl, 93, 5, könnte man im
Nachsatz 6 Si bezw. ol 8^ anfügen; aber es fehlt entweder ^ im
Vordersatz, oder das Beale mit 8£.nach der Periode, oder beides.
Stellen, wo zwei Perioden mit relativem Vordersatz durch ^y
und Si der Vordersätze einander entgegengesetzt sind und im ersten
Nachsatz ouxoc [liv oder ö 8£, im zweiten ootoc 8^ stehen könnte, sind
I, 199, 21. III, 125, 11. VIII, 10, 8 (H, 6, 5 haben wir 4 Perioden,
aber mehr eine Aufzählung, als eine Entgegensetzung). An einer
Stelle, wo es sich nicht um Personengegensatz handelt, III, 108, 6,
steht im ersten Nachsatz Taöia id^^^ im zweiten nichts. Der zweite
Nachsatz besteht nur aus einem Wort, öXiYÖYOva sc. 7ce7ro[Y]xs, doch
vgl. III, 69, 15. Im zweiten Nachsatz könnte IV, 9, 22 entsprechend
dem ToöTOv \ii)^ im ersten toötov Si stehen, doch verlangt der Impera-
tiv lxTO(wte ein oo Si, und dies ist wieder wegen toötov (liv nicht
möglich.
52 Zi im Nachsatz bei Herodot.
Stellen, wo ooxoc ^si^^ einem Belativ mit |iiv im Vordersatz ent-
spricht, giebt es 11, von denen 6 bereits angeführt sind, [liv (liv : S£ 8£
II, 26. 42. 102. 174. [ih \dy : 8i — III, 108. IV, 9. III, 158, 7.
(liv {t£v : Si I, 113, 4. II, 121, 7. III, 65, 25. 75, 5; el jiiv — täv fh
mit folgendem 6 5£ heisst es VII, 6, 28. xaöta |iiv ninmit IX, 43, 9,
da iaxl Z. 4 mit Schweighänser zu streichen ist, nur das xa [liv ?ceirocY]-
{i£va anf. III, 150 wäre im zweiten Nachsatz ootoi fi£ nicht am Platze,
da das Verhalten der beiden Teile der Lazedämonier nnr eine Zeit-
lang entgegengesetzt ist (vgl. U 8 S*}] xxX.) II, 42 geben die Hdschr.
ausser PB(dz) im ersten Nachsatz vov nach ooxot |iiv. Stein bemerkt:
»piv (lov in der Apodosis hier anffillliger als I, 85, 12. VII, 129, 12«
(wo absolute Genetive vorhergehen), vov ist gewiss mit Recht von
Gobet, Callenberg, Holder, van Herwerden getilgt. Es kann \ih vov
nur ausschliesslich aufs Folgende hinweisend gebraucht werden, nicht
so, dass \ih daneben noch einem (jiv des Vordersatzes entspricht.
TU, 158 bieten nur RSV ^y nach oorot, was Stein in der kleinen
Ausgabe, Callenberg, Holder, van Herwerden gewiss mit Recht auf-
genommen haben. Nach einem Relativ mit [liv im Vordersatz steht
im Nachsatz entweder outo^ \ijh, oder gar nichts. So fehlt odxoc ^y,
wo es des Gegensatzes wegen, in dem die Periode zum folgenden
Satze steht, ganz am Platze wäre VIII, 69, 2, so auch, wo im zweiten
Nachsatz ouxoc 8i steht I, 196, 12.
Stellen, wo zwei Perioden mit* kondizionalen Vordersätzen durch
piv und 8i einander entgegengesetzt sind und im ersten oder zweiten
Nachsatz 8i stehen könnte, sind I, 133, 16. IV, 196, 9 (wo allerdings
der Inhalt des zweiten Nachsatzes durch das folgende ol S^ — h 8 Sv
TTsfd'coat zeitlich beschränkt ist). II, 65, 21 ist im zweiten Nachsatz
6 8i wohl kaum möglich, da zwar die Vordersätze entgegengesetzt
sind, der Gegensatz der Nachsätze aber nur darin besteht, dass die
a£xovxs<; nicht den Tod erleiden; doch auch sie werden bestraft.
VI, 109, 21 sind die Vordersätze entgegengesetzt (im zweiten ist in-
haltlich schon der erste Nachsatz berücksichtigt), und auch die Nach-
sätze, insofern das Eintreten des im ersten Nachsatz Erwarteten den
Untergang der Athenischen Sache nach sich zieht; aber weder ist im
ersten Nachsatz I7Ü) Se, noch im zweiten %et? 8i möglich, da persön-
liche Pronomina nur in Imperativsätzen stehen. VI, 109, 15 ist
Periodengegensatz vorhanden, insofern das im ersten Vordersatz Aus-
gesagte der Erniedrigung Athens gleichkommt; aber weder ist -f^iitv 8i
im ersten Nachsatz als obliquer Casus des persönlichen Pronomens,
noch 1^ 8i im zweiten möglich, da es unmittelbar nach dem bezüg-
lichen Wort {ii uoXk;) stände. Im Folgenden sollen die Stellen, an
Vom Oberlehrer Dr. Sagawe. 53
welchen S£ im Nachsatz zunächst in Frage zn kommen scheint, aber
ans diesen oder jenen Gründen nicht möglich ist, nar noch angeführt
werden, ohne Angabe dessen, was fQr und gegen 8i spricht.
Stellen von zwei Perioden mit lax; ^, imi bezw. Iitetxs S£, ooto)
St] bezw. fev^öxev '^Syj, wo ol 8£ im ersten Nachsatz eingefügt werden
kann, sind IX, 23, 5 (wo Krüger mit richtigem Gefühl ol Si ver-
mutet). 102, 7. I, 62, 8 und wohl auch III, 25, 20 (zu den beiden
letzten Stellen vergl. IV, 165, 1). Nicht möglich ist 8^ V, 84, 5.
VII, 161, 8. In einer Doppelperiode mit Ttplv (liv und iitsiSY) 8i kann
8i im ersten Nachsatz stehen II, 2, 2. VI. 119, 4; doch kommen
Doppelperioden dieser Art mit Si im Nachsatz überhaupt nicht vor.
Für |jiv : 8i 8i kommt nur in Betracht II, 178, 13^ doch vergl.
I, 171, 29. Für —iSiSi vergleiche man I, 165, 18. IV, 145, 22.
V, 102, 13. n, 3, 10. 62, 7. 65, 23. IV, 64, 3. T, 130, 10. 210, 6. 9.
VII. 9, Y, 6; überall sind Gründe gegen Si vorhanden.
Imperativstellen mit Periodengegensatz, |jl£v und 8i in den Vorder-
sätzen, wo Si im Nachsatz stehen kann, giebt es zwei, eine indirekte,
Vn, 163, 11, und eine direkte IX, 87, 9, wo Krügers Vermutung
%ei<; 8i sehr wahrscheinlich ist, da sich i^^U als Träger bezw. Stütze
des 8i darbietet. Man vergleiche sonst an indirekten Stellen IX, 86, 5.
IV, 81, 18, an direkten I, 207, 10. HI, 62, 14. 72, 25. VIII, 100, 17
(IV, 9 ist schon oben erwähnt). III, 71, 20. VI, 9, 20. VII, 235, 15.
I, 206, 11. IX, 111, 10. I, 212, 11. VIII, 100, 23. V, 106, 20.
IX, 45, 14. Zu I, 206 möge noch bemerkt werden, dass von Z. 3
Tcaöoot oTceoSoöv xtX. bis Z. 8 ^ips (löx^ov (liv xxX. zwei Forderungen
gestellt werden; die Ablehnung der ersten wird durch einen Haupt-
satz vorausgesetzt o5x wv SdeX-njostc xtX. Daher ist ao Si Z. 7, wenn
es auch nicht im Nachsatz steht, richtig am Platz (Stein hat ob S-q
vermutet), die zweite Forderung wird der ersten entgegengesetzt.
Uriel Acosta.
Eine Skizze
von
Oberlehrer Dr. Walther Volkmann.
I.
der guten Stadt Amsterdam scheint es sich recht behaglich
gelebt zu haben zur Zeit, als man ungefähr das erste Viertel des
siebzehnten Jahrhunderts hinter sich hatte. Wenigstens schrieb Kene
Descartes damals an seinen Freund Balzac: »Ich rate Ihnen, kommen
Sie nach Amsterdam. — Hier ist alle Welt ausser mir mit dem
Handel beschäftigt, und ich kann leben, ohne dass jemand mich
kennt Ich wandle alle Tage durch das dichte Gedränge der Menschen
so ruhig, wie Sie es in Ihren Alleen nur können. — Wenn Sie mit
Freude die Frttchte in Ihrem Garten wachsen sehen, die Ihnen reiche
Ernten versprechen, glauben Sie da, es mache mir weniger Vergnügen,
wenn ich alle jene Schiffe hier landen sehe^ welche die Produkte
Europas und Indiens herbeiftihren? An welchem Ort in der Welt
finden Sie leichter wie hier alles, was den Geschmack ergötzen und
der Eitelkeit schmeicheln kann? Giebt es ein Land, wo man mehr
Freiheit hat^ wo man ruhiger schläft, wo man weniger Gefahren zu
fürchten hat, wo die Gesetze besser gegen Verbrechen wachen, wo
Gift, Verrat, Verleumdung weniger gekannt sind? wo man mehr
Spuren findet von dem Glück und der Kühe früherer unschuldiger
Zeiten ?€^) »Das kleine Jerusalem« nannten die Juden die Stadt^
denn sie wurden in ihr gar liebreich und freundlich gehalten.^) Um 1606
hatte man ihnen die gastlichen Thore geöfihet; infolge dessen waren
sie in nicht unbedeutender Anzahl zunächst aus Portugal gekommen.
In diesem Reiche war 1497 von dem Könige Emanuel der scharfe
Befehl ausgegangen, alle Juden sollten an einem bestimmten Tage
bei Verlust ihrer Güter und ihrer Freiheit die Grenzen seines Gebietes
*) Ren^ Descartes' philos. Werke, übersetzt u. s. w. von J. H. von Eirchmanni
Berün 1870. S. 7.
') Schndt, Jüdische Merckwürdigkeiten Franckfurt und Leiptzig, 1714. I, 271.
Für das folgende vergl. ebenda I, 182 ff. IV, 116 ff. ,
58 üriel Acosta.
verlassen oder zum Christentum übertreten. Viele empfingen die
Tanfe, die meisten aber beschlossen, ihre Habe auf die ihnen znr
Yerfligung gestellten Schi£fe zu bringen und dem ungastlichen Gestade
den Rücken zu kehren. Da erschrak der König, denn er sah es nicht
gern, dass eine so grosse Menge Menschen mit solchem Reichtum ans
seinen Landen ziehe, welche hinftir sein würden wie ein tiefes Wasser,
darinnen keine Fische sind. Er nahm seine Anordnung zurück und
versuchte die Bekehrung der ungläubigen teils durch Überredung,
teils durch Gewalt. Man verfuhr sehr hart. Den Juden wurden alle
ihre Kinder, die das vierzehnte Lebensjahr noch nicht erreicht hatten,
genommen, damit sie von Christen erzogen und in dem allein selig
machenden Glauben unterwiesen würden. Hierbei geschah es, dass
ein jüdisches Weib sich demütig zu den Füssen des Pferdes warf,
auf dem der König ritt, und flehentlich bat, er möge ihr von den
sechs entrissenen Söhnen doch nur den jüngsten zum Trost wieder-
geben; aber vergeblich. Doch verbot er seinen Trabanten, sie übel
zu behandeln, als sie mit Klagen und Weinen nicht aufhörte, und be-
fahl, sie in Frieden zu lassen, weil sie einer Hündin gleich sei, die
ihre verlorenen Jungen mit Winseln beklage. Mit Hilfe der Folter,
mit Feuer und Schwert, den Grundfesten der Religion, brachte man
es denn auch bald dahin, dass sich alle Juden öffentlich zum Christen-
tum bekehrten, aber heimlich pflanzten sie den Glauben ihrer Väter
von Geschlecht zu Geschlecht auf die Kinder fort. Noch 150 Jahre
später traute man, obwohl die Scheiterhaufen nicht aufgehört hatten
zu rauchen^ diesen sogenannten neuen Glaubensbrüdern oder Marranen
keineswegs; ohne besondere königliche Erlaubnis, die natürlich viel
Geld kostete, durften sie das Land nicht verlassen; immer noch galt
es ftor einen grossen Vorzug, einem alten christlichen Stamme ent-
sprossen zu sein. Die Folgen, die ein solches Vorgehen haben musste,
liegen auf der Hand. Hören wir darüber den Arzt Orobio, welcher
ebenfalls ein Marrane gewesen, aber den Händen der Inquisition
glücklich entronnen war (f 1687), bei Limborch de veritate religionis . . .
amica collatio cum erudito Judaeo, Goudae 1687. S. 102 heisst es
ungefähr: »Was soll ich über Spanien und Portugal sagen? Dort
stammen fast alle Edlen, Vornehmen und Stadtleute von abgefallenen
Juden ab; dies ist eine so allgemein anerkannte Thatsache, dass an
ihr niemand zweifelt. Zwar müssen sie, um Adel und Würden, be-
sonders kirchliche, zu erhalten, das Judentum abschwören und Belege
dafür beibringen, dass sie nicht von Juden abstammen: dies gelingt
ihnen aber leicht vermittelst falscher Zeugen und Aufwendung von
Geld. Deshalb sind Mönchs- und Nonnenklöster voll von Juden.
Vom Oberlehrer Dr. Volkmann. 59
Kanoniker, Inquisitoren und Bischöfe gehen in Menge aus der Juden-
schaft hervor. Nicht wenige sind im Herzen Juden und erheucheln
wegen zeitlicher Güter das Christentum: andere gehen in sich und
entfliehen, wenn sie können. In unserer Stadt (Amsterdam) und in
anderen Gegenden haben wir Leute, welche früher Augustiner, Fran-
ziskaner, Jesuiten und Dominikaner waren, jedoch den Götzendienst
verworfen haben, c
Aber welch betrübendes und zugleich beschämendes Beispiel
menschlicher Verblendung und Thorheit geben gerade diese Juden von
Amsterdam! Die Männer, welche die furchtbaren Folgen religiöser
Unduldsamkeit an ihrem eigenen Fleisch und Blut erfahren hatten,
waren jetzt, wo sie volle bürgerliche Freiheit besassen, wo sie alle
Streitigkeiten in Glaubenssachen vor einem von ihnen selbst gebildeten
Gerichtshofe zum Austrag bringen durften, keineswegs gewillt, die
Schwachheit ihrer Brüder liebevoll zu tragen, die Zweifelnden mit
Langmut zu stützen, friedlich und einträchtiglich mit einander zu
wohnen. Nicht nur war die noch immerhin kleine Gemeinde in ver-
schiedene Teile zerspalten, sondern es wurde auch jedes Aufflackern
freier Forschung, jeder Versuch, die Fittiche des Geistes zu kühnerem
Fluge zu lüften, gehemmt und erstickt. Ja die Männer von Amster-
dam waren eifrige Hüter der Buchstaben des Gesetzes, wie es ihre
Väter einst gewesen waren zu Christi Zeiten. Dies wurde Spinoza
klar, der stolz und kalt seinem Volke den Kücken kehrte, dies erfuhr
Uriel Aeosta, der unglückliche Dulder, welcher, von seinen Glaubens-
genossen geschlagen und getreten, die Kühe der Seele, um die er sein
ganzes Leben hindurch gerungen, erst im Tode fand. Nun behauptet
zwar der bekannte Geschichtsschreiber des Judentums H. Graetz in
seiner >Geschichte der Judenc X^ S. 139, dass das Übermass der
über Aeosta verhängten Büssungen nicht dem inneren Wesen der
jüdischen Keligion entspreche. Jeder billig und gerecht Denkende
wird ihm ohne weiteres beipflichten. Wenn er aber hinzufügt, dieses
Vorgehen sei nicht der Verfolgungssucht oder gar dem Rachegefühl,
sondern religiöser Skrupulosität und der Nachäfferei katholischer
Formen entsprungen, so wird man gegen eine derartige unerwiesene
Behauptung Verwahrung einlegen müssen. Der Geist des alten
Pharisäertums war wieder lebendig geworden.. Schildert doch eben-
derselbe Geschichtskenner den berühmtesten und bedeutendsten
Prediger der Gemeinde von Amsterdam in damaliger Zeit, den Rabbi
Menasseh Ben-Israel, als einen dem Wahnglauben ergebenen Mann, der
zähe am überkommenen Judentume, nicht bloss an dem rabbinischen
Wesen, sondern auch an der Kabbala festhielt, der jedes Wort im
60 Uriel Acosta.
Talmad und Sohar als eine tiefe, überschwengliche Wahrheit be-
trachtete. (Ebenda S. 13. Vgl. 125, 129.)')
Die Gerechtigkeit erfordert die Bemerkung, dass die Christen
nicht besser waren. Wenn in Gutzkows bekanntem Trauerspiel
»Uriel Acosta« der jüdische Arzt de Silva sagt:
»Wenn hier die freie Bepublik
Von Holland unser Volk nicht hasst, —
So ist es, denk* ich, erstens, weil ein Volk,
Das so wie hier zu Land die Bibel ehrt
Und aus dem Urquell seinen Glauben schöpft, —
In uns die Hüter der Verheissung ehrt,
Die Söhne Davids ehrt, aus deren Stamm
Sein Heiland, der ein Jude war, entsprossen —
und dann fortfährt:
Andemteils spricht immer noch für uns
In diesem Dünenland das Blut, aus dem
Die junge Freiheit der Provinzen sprosste.
Denn junges Volk, das selbst erfahren hat.
Wie weh die Knechtschaft thut, wird Brüder nicht
Aus einem blinden Vorurteil verfolgen.
Der Niederländer schuf aus seinen Ketten Schwerter —
Und aus den sieggekrönten Schwertern wieder
Für andre Dulder Sklavenketten schmieden.
Das wahrlich thut kein edeldenkend Volk —
SO ist dies dichterisch schwungvoll gesprochen, aber leider geschicht-
lich unrichtig. Die Amsterdamer Kaufherren waren kluge Rechner;
sie wussten wohl, weshalb sie den Juden eine Freistatt gewährten.
Dem Könige von Portugal waren prächtige Goldfische aus seinen
Gewässern entwischt, sollte man rahig zusehen, wie sie in anderer
Leute Teiche schlüpften? War es nicht besser, selber rasch die
Schleussen zu öffnen und sie samt und sonders in die eigenen Fluten
zu locken, damit sie sich in ihnen nach Herzenslust tummelten und
den glücklichen und weitsehenden Besitzern reichen Nutzen brächten?
In Religionsfragen war man damals empfindlich, aber noch empfind-
licher in Handels- und Geldsachen. Reiche und in kaufinännischen
') Derselbe Menasseh sagt zwar in seiner Schrift »Vindiciae Judaeorum«
1656, S. 32: The Spanish Inquisitions, with all their torments, and cruelties,
cannot make any Jew, that falls into their power, become a Christian« For
unreasonable beasts are taug^ht by blowes, but men are taught by reason. Nor
are men perswaded to other opinions, by torments, but rather, on the contrary,
they become more firm, and constant in their Tenet; seine Amsterdamer Amts-
genossen aber haben Acosta gegenüber nicht nach diesen Grundsätzen gehandelt.
Menasseh selbst war an dem Verfahren nicht beteiligt, da er zur Zeit in
England weilte.
Vom Oberlehrer Dr. Yolkmann. 61
Dingen erfahrene Hitbürger konnte man sehr gut brauchen, deshalb
duldete man die Juden. Freilieh zitterte die Aufregung, die sich
aller in der grossen Zeit des Ringens gegen die spanische Tyrannei
bemächtigt hatte, in den Gemtltern noch nach, aber dieser Kampfes-
stimmung bedurfte man den christlichen Glaubensbrüdem gegenüber»
Gab es nicht da noch abweichende Lehrea und Meinungen genug,
die es wert waren, dass man sich um ihretwillen die Köpfe ein-
schlug? In jenen Tagen war die christliche Bevölkerung Amsterdams
bis in die tiefsten Schichten durch den Streit der Arminianer oder
Remonstranten und der Contra-Remonstranten aufgeregt. Es haudelte
sich hauptsächlich um die Lehre von der Praedestination. Hat Gott
von Ewigkeit her die Menschen bestimmt, welche selig werden sollen,
oder nicht? Darüber waren beide Parteien einig, dass eine solche
Auswahl stattgeftmden, nur meinten die Remonstranten, Gott habe be-
sagten Beschluss unter der Bedingung gefasst, dass alle an Jesum
Christum Glaubenden das Himmelreich ererben sollten. Die An-
sichten gingen auseinander, was Grund genug war, sich gegen-
seitig bis zur Vernichtung zu verfolgen. Curcellaeus erzählt in der
Vorrede zu den theologischen Schriften des berühmten Arminianers
Simon Episcopius (Amsterdam 1650) einige Beispiele solcher Unduld-
samkeit, welche ich als Gegenstücke zu den Unbilden, die Uriel
Acosta erfahren musste, hier erwähnen will. Genannter Episcopius
geriet bei der Taufe seiner Nichte mit dem contra-remonstrantisch ge-
sinnten Prediger, welcher die heilige Handlung leitete, in einen Wort-
wechsel. Beim Verlassen des Gotteshauses wurde er infolgedessen
von einem Pöbelhaufen auf das gröblichste bedroht und beschimpft.
Als er nicht lange nach diesem Vorfalle friedlich auf der Strasse
wandelte und bei einer Schmiede vorbeikam, stürzte plötzlich der
biedere Meister mit einer eisernen Stange, die er gerade auf dem
Ambosse bearbeitete, ihm nach und versuchte, den Arminianer, den
Zerstörer der Kirche, wie er ihn nannte, zu Boden zu schlagen. Nur
mit Mühe rettete sich der Angegriffene. Weit übler erging es dem
älteren Bruder des Episcopius, Rembertus. Am 19. Februar 1617
hatte sich das Gerücht verbreitet, es seien in seinem Hause eine
Anzahl Remonstranten versammelt. Alsobald lief eine Menge fana-
tischen Gesindels herbei. Die Fenster fielen unter einem Hagel von
Steinen in Trümmer; die verschlossene Hausthür wurde mit einem
Hebebaume eingestossen und die hereinflutende Masse raubte, plünderte^
schlug alles, was sie nicht mitnehmen konnte, in Stücke. Der un-
glückliche Besitzer rettete sich nur durch die Flucht auf den Boden
des Hauses. Hätte er nicht die zu diesem emporführende Leiter
62 üriel Acosta.
heraufgezogen, wäre er zweifellos von der entmenschten Meute zer-
rissen worden. — Bald mischte sich noch der herrschsüchtige Statt-
halter Moritz von Oranien in diese Händel und benutzte sie klüglich
zur Erreichung seiner politischen Ziele. Auf seinen Befehl musste
1619 der greise Jan von Oldenbarneveldt, der Freund und Gönner
der RemonstranteUy das Blutgerüst besteigen, um unter den Händen
des Henkers seine edle, freidenkende Seele auszuhauchen.
Man ersieht aus alledem, dass die von mir oben angeführten
begeisterten Äusserungen Descartes' einer starken Einschränkung be-
dürfen. Wahrscheinlich urteilte auch er anders, als er nicht gar lange
darauf selbst erfuhr, wie wehe es thut, um religiöser Ansichten willen
verfolgt zu werden.*)
In dieser religiös überhitzten Zeit lebte Uriel Acosta. Er war in
Oporto als Sohn eines vornehmen und reichen Marranen geboren, der
aus innerster Überzeugung dem katholischen Glauben anhing. Die
Seele aber des zum Grübeln neigenden und um sein dereinstiges Heil
tief bekümmerten Jünglings hatte in dieser Art des Gottesdienstes den
heiss ersehnten Frieden nicht gefunden. So war er nach dem Tode
des Vaters in Begleitung seiner Mutter und Geschwister heimlich nach
Amsterdam entflohen. Hier hoffte er die alten Satzungen seiner Vor-
fahren in ursprünglicher Keinheit und Heiligkeit bekennen zu dürfen,
um in ihnen zu leben und zu sterben. Welche Enttäuschung musste er
notwendiger Weise erfahren, welche Qual und Bitternis erwartete ihn !
Statt Liebe fand er Hass, statt Trost und Erlösung Verzweiflung und
Tod. Die erste Nachricht über ihn verdanken wir Johannes Müller,
welcher in seinem Buche »Judaismus oder Jüdenthumb«, Hamburg
1644, Seite 71 also schreibt: »Gewiss ist es, dass unter den Hispa-
^) Wenn Spinoza sich in seinem Tractatus theologico-politicus (Hamburg 1670)
ähnlich äussert und S. 3 der praefatio sagt: Cum itaque nobis haec rara foelicitas
contigerit, ut in Bepublica vivamus, ubi unicuique judicandi libertas integra, et
Deum ex suo ingenio colere conceditur, et ubi nihil libertate charius, nee dulcius
habetur — und S. 232 hinzufugt: in hac florentissima republica et urbe praestan-
tissima, omnes c^juscunque nationis et sectae homines, summa cum concordia
vivunt, et ut alicui bona sua credant, id tantum scire curant, num dives an
pauper sit, et num bona fide an dolo solitus sit agere: Caeterum Beligio vel secta
nihil eos movet; qaia haec coram judice ad justificandam vel damnandam causam
nihil juvat; et nulla omnino tam odiosa secta est, cujus sectarii (modo neminem
laedant et suum unicuique tribuant honesteque Yivant) publica magistratuum
authoritate et praesidio non protegantur — so ist zu berücksichtigen, dass diese
Worte fünfzig Jahre später geschrieben wurden, zu einer Zeit, wo der Sieg der
Gontra-Bemonstranten endgiltig entschieden war und die Gegensätze eine mildere
Form angenommen hatten. (Vgl. v. Kirchmann: Erläuterungen zu Spinozas theoL-
pol. Abhandlung, S. 114.)
Vom Oberlehrer Dr. Volkmann. 63
nischen Juden noch Saddaceer seyn. Bekant ist Uriel Jurista Hebraeus,
welcher geschrieben in Spanischer Sprache Examen Traditionum
Pharisaicaram Collatarum cum lege scripta, gedruckt zu Ambsterdam
durch Paul von Ravenstein. Im selbigen Buch vertheidiget er mit vielen
Argumenten und Sprüchen, dass die Seele sterblich sey : wider welchen
geschrieben ein ander Jude, Namens Samuel de Sylva, ein Buch de
Immortalitate animae, auch zu Ambsterdam gedrucket, bey Paul von
Kavenstein. — Als vorgedachter Uriel Jurista, ein Sadduceer, dieses
Ortes sich auffgehalten, haben die andern Juden, als welche der
Phariseischen Secte zugethan seyn, ihn eyferig verfolget. Zu Ambster-
dam ist er von der Synagoga excommuniciret und in Bann gethan,
dass er bey sieben Jahren unter die andern Jtlden nicht kommen
dörffen. Endlich ist er auff Bitte wieder aufgenommen, und öffent-
lich in der Synagoga gegeisselt worden, darüber er in solche
Traurigkeit gerahten, dass er Anno 1640 im Monat April sich selber
entleibet, und ein klägliches Schreiben hinter sich gelassen, welches
mir zu banden kommen, darinne er hefftig klaget über der Juden
grosse Freyheit, dass wo Jesus von Nazareth noch auf Erden ginge,
und wider ihre Satzungen predigte, würden sie ihn noch einmal
geissein.« Aus diesen Angaben lässt sich die Lebenszeit Acostas mit
ziemlicher Sicherheit feststellen. Er selbst berichtet, dass er sieben
Jahre im grossen und unmittelbar vorher fünfzehn Jahre im kleinen
Banne gewesen sei. Da letzterer ihn bald nach seinem Übertritt zum
Judentum ereilte, kam er ungefähr um das Jahr 1617 nach Amsterdam.
Ausserdem erzählt er, er habe noch im Alter von fünfundzwanzig
Jahren in seiner Heimat Oporto an der Stiftskirche das Amt eines
Schatzmeisters bekleidet. Berechnet man die Zeit seiner Flucht aus
Portugal und seiner Übersiedelung nach Holland mit zwei Jahren,
80 ergiebt sich als Geburtsjahr ungefähr 1590.^)
Neben seiner Leiche fand man die von ihm selbst verfasste Be-
schreibung seines Lebens, »exemplar humanae vitae« betitelt. Eine
Abschrift davon kam in die Hände des eben genannten Hamburger
Predigers Johannes Müller, eine andere in die des auch schon er-
wähnten arminianischen Theologen Episcopius, aus dessen nach-
gelassenen Papieren sie Philipp von Limborch in seinem Buche: »De
veritate religionis Christianae etc.c Goudae 1687, S. 341 — 354, zum
erstenmale bekannt machte.^) Ich würde dem Leser das Interesse
^) Zu demselben Resultat gelangt Graetz a. 0. S. 441.
*) Weitere Ausgaben: Thomas Whiston, The remarkable Lite of Uriel Acosta
an eminent Freethinker, London 1740 habe ich nicht erlangen können. Über-
64 üriel Acosta.
an der von mir im folgenden wieder veröffentlichten Biographie
Aeostas rauben, wollte ich weiter auf seine Erfahrungen und Schick-
sale eingehen. Doch kann ich es mir nicht versagen, die schönen
Worte Herders herzusetzen^): »Mit Schauder lieset man Aeostas Er-
zählung. — Der arme Jude, von Zweifeln ttber seine Religion er-
griffen, gab alle Verhältnisse seiner edlen Geburt, seines Glückes
und Standes auf, suchte Ruhe hie und dort, fand an seinen nächsten
Verwandten die ärgsten Feinde, und endigte damit, dass er als ein
Neuaufgenommener in der Synagoge seiner Glaubensgenossen, schimpf-
lich entblösst, mit Füssen getreten, gepeitscht, verspeiet, es nicht
länger ertragen zu dürfen glaubte und sich selbst den Tod gab.
Die Aufschrift seines Urlaubes aus dem Leben, exemplar humanae
vitae rührte mich von jeher; und o möchte ein jeder, der von
Menschen aus der Welt gedrängt, zuletzt noch einige Worte ftir
Menschen zu schreiben, guten Willen und KrafI; hat, sein Exemplar
des menschlichen Lebens dem Exemplar des Acosta hinzufügen.«
Indes Graetz sagt'): »Acosta war wederein theoretischer Denker^
noch ein praktischer Weiser, noch ein mannhafter Charakter.« Dies
sind drei schwere Beschuldigungen, von denen ich jede einzelne auf
ihre Stichhaltigkeit hin prüfen muss, will ich nicht Gefahr laufen, die
Teilnahme an Aeostas Geschick erkalten zu sehen. »Acosta war kein
theoretischer Denker.« Soll dies heissen, seinem Hirn entsprang kein
wirklich neuer, schöpferischer Gedanke, so enthalte ich mich des
Widerspruchs. Jedoch nur wenige auserwählte Geister segnet die
gütige Gottheit dergestalt, dass sie es vermögen, die Menschheit auf
dem Gebiete philosophischer Erkenntnis fruchtbringend zu fördern; un-
zählige aber widmen Jahr aus Jahr ein ihre Kraft und ihre Fähig-
keiten dem Studium der Philosophie und erheben doch wohl mit
Recht Anspruch darauf, unter die theoretischen Denker gerechnet zu
werden. Meint aber der Verfasser der Geschichte der Juden, Acosta
habe nicht auf der Höhe der philosophischen Bildung seiner Zeit
gestanden, so ist die Unrichtigkeit dieser Behauptung nicht schwer
nachzuweisen. Acosta verwirft jede sich auf Offenbarung stützende
Religion und setzt an ihre Stelle die natürliche. Seine Ansichten
Setzung von J. G. Müller: Bekenntnisse merkwürdiger Männer. Bd. 2. 1793.
U. A. Selbstbiographie, Lateinisch und deutsch. 2. Aufl. Leipzig 1849, ohne
Angabe des Herausgebers. Der unten angefügte Text schliesst sich an die Ver-
öffentlichung Limborchs an; nur in der Interpunktion habe ich mir einige
Änderungen erlaubt.
*) Briefe zu Beförderung der Humanität. 39.
»3 X. S. 141.
Vom Oberlehrer Dr. Volkmann. 65
lassen sich in folgenden Sätzen zusammenfassen f Allen Menschen ist,
eben weil sie Menschen sind, ein gewisses natürliches, angeborenes
Gesetz gemeinsam. Dasselbe lehrt sie sittlich leben, unterscheiden
zwischen gerecht und ungerecht, zwischen gut und böse. Neben
diesem dem Menschen innewohnenden und ihn, falls er auf seine
Stimme hört, stets richtig leitenden Gesetze ist jedes andere auf
religiöser Grundlage ruhende entbehrlich und überflüssig, da es eben
auch nichts weiter lehren kann, als das Naturgesetz. Was schreibt
Moses in den zehn Geboten bezüglich des Verhaltens der Einzelnen
zur Gesamtheit vor? Er ermahnt uns, die Eltern zu ehren, nicht
fremdes Gut zu rauben, sei dies das Leben, die Ehre oder sonstiges
Eigentum unseres Nächsten. Wozu aber sind solcherlei Offenbarungen
nötig, da wir infolge des in unserem Innern haftenden Vemunftgesetzes
den in ihnen aufgestellten Forderungen von selbst nachkommen? Oder
ist etwa die Liebe zwischen Eltern und Kindern, Kindern und Eltern,
zwischen Brüdern und Freunden nicht naturgemäss? Naturgemäss
wollen wir alle unser Wohlsein und hassen diejenigen, welche unsern
Frieden stören, welche uns unser Gut durch List oder Gewalt zu ent-
reissen suchen. Dieser natürliche Wille zeitigt in uns die Erkenntnis,
selbst nicht das zu thun, was wir an anderen verurteilen. Denn wenn
wir andere verurteilen, die uns irgendwie schädigen, so verurteilen
wir damit auch uns, wenn wir andere schädigen. Freilich ist nicht
zu leugnen, dass, trotzdem jedem Menschen dies Naturgesetz ein-
geprägt ist, dennoch auf Erden Hass, Neid und Missgunst regieren;
aber hieran sind die Menschen selber schuld, sie hören nicht auf die
Stimme ihres Innern; liessen sie sich durch dieselbe leiten, würden
sie sich gegenseitig lieben, sich trösten, ihren Kummer erleichtern;
keiner würde dem andern wehe thun. — Mit anderen Worten, Acosta
trägt ungefähr die von dem englischen Lord Eduard Herbert of
Cherbury (1581 — 1648) zunächst in seinem Hauptwerke: Tractatus de
veritate, prout distinguitur a revelatione etc., Paris 1624, begründete
Lehre des Deismus vor. Herberts Ansichten fanden zu jenen Zeiten,
namentlich in Amsterdam, zahlreiche und gewichtige Anbänger; ich
nenne nur, um andere zu übergehen, G. J. Yossius, 0. Barlaeus und
S. Episcopius. Daher können zwar Acostas Meinungen auf Originalität
keinen Anspruch erheben, sie sind auch zum grössten Teile unrichtig,
indessen dürfte es nicht ohne Interesse sein, etwas länger bei ihnen
zu verweilen. Die Verfechter der natürlichen Religion gehen von der,
wie sie meinen, ausgemachten Thatsache aus, dass in der mensch-
lichen Seele gewisse Grundsätze vorhanden sind, welche dieselbe im
Augenblicke ihres Entstehens erhält und mit auf die Welt bringt.
5
66 Uriel Acosta.
Solche Urbegriffe sind iiebeq^ unzähligen anderen die Begriffe Gott,
Gerechtigkeit, Eltern-, Kindes-, Brader- and Freundesliebe. Weil
jedermann zugiebt, dass Gott verehrt und Gerechtigkeit geübt werden
muss, dass es Pflicht der Eltern ist, ihre Kinder zu lieben und um-
gekehrt, ebendeshalb sind die entsprechenden Begriffe von Anfang an
der Seele aller Menschen eingeprägt; die Anerkennung dieser Wahr-
heiten von Seiten aller ist das sicherste Zeugnis ftlr ihre Ursprüng-
lichkeit, ihr Angeborensein. — Wäre dies richtig, so bedürften die
Menschen allerdings keines religiösen Sittengesetzes, denn wenn auch
der oder jener die innere Stimme betäuben and zum Schweigen
bringen könnte, die Gesamtheit als solche würde ihr unbedingt Folge
leisten. Indessen hat schon vor zweihundert Jahren John Locke in
dem ersten Buche seiner berühmten Schrift: »Versuch über den
menschlichen Verstand« die ganze Haltlosigkeit besagter Theorie
schlagend dargelegt. Ich muss alle diejenigen, welche eine nähere
Belehrung hierüber wünschen, auf Lockes vortreffliche Ausführungen
verweisen und gehe nur auf den von Acosta hervorgehobenen Satz,
dass Eltern- und Kindesliebe angeborene Gesetze seien, näher ein.
Locke spricht über diesen Punkt im zwölften Paragraphen des dritten
Kapitels (S. 65 der Übersetzung von v. Kirchmann). Er sagt un-
gefähr: »Ist irgend eine Regel von Natur eingeprägt, so hat keine
mehr Anspruch darauf als die, dass Eltern ihre Kinder schützen und
lieben sollen; diese Regel ergiebt sich am unmittelbarsten aus der
Vernunft, sie stimmt mit den natürlichen Neigungen der meisten
Menschen, nur wenige Völker haben sie frech verleugnet oder un-
bedachtsam bezweifelt. Übertreten sie einzelne, so ist dies noch kein
Beweis dafür, dass sie unbekannt ist, wird aber irgendwo die Über-
tretung allgemein zugelassen, so beweist dies, dass sie nicht an-
geboren ist. Was soll es nun heissen, wenn man sagt, diese Regel
sei angeboren? Entweder ist sie dann ein angeborener Grundsatz,
der bei jeder Gelegenheit das Handeln jedermanns bestimmt und
leitet, oder sie ist eine Wahrheit, die in jedermanns Seele eingeprägt
und deshalb gekannt und gebilligt wird. Aber weder in diesem noch
in jenem Sinne ist sie angeboren. Denn erstens bestimmt sie nicht
das Handeln aller Menschen. (§ 9.) Hat es nicht ganze Völker,
selbst in den gebildetsten Erdteilen, gegeben, bei denen das Aussetzen
der Kinder, die man auf dem Felde dem Hungertode oder wilden
Tieren überliess, eine Sitte war, die so wenig verdammt oder ver-
dächtigt wurde, wie die Erzeugung derselben? Wird nicht in manchen
Ländern das neugeborene Kind in dasselbe Grab mit der Mutter ge-
legt, wenn sie bei der Niederkunft gestorben ist? und schafft; man es
Vom Oberlehrer Dr. Volkmann. 67
nicht auf die Seite, wenn ein vermeintlicher Sterndeuter erklärt, dass
die Sterne ihm ungünstig seien? Giebt es nicht Gegenden, wo die
Eltern, wenn sie alt geworden, ohne alle Gewissensbisse ausgesetzt
oder getötet werden? In einem Teile Asiens werden die Kranken,
sobald man an ihrem Aufkommen verzweifelt, schon vor ihrem Tode
hinausgetragen und auf die Erde gelegt, wo man sie, dem Winde und
Wetter preisgegeben, ohne Mitleid oder Hülfe umkommen lässt. Unter
den Mingreliern, einem das Christentum bekennenden Volke, ist es
Sitte, die Kinder lebendig zu begraben, ohne dass man sich darüber ein
Bedenken macht; an anderen Orten werden die eigenen Kinder verzehrt.
Die Caraiben pflegten ihre Kinder fett zu machen und dann zu ver-
speisen. (§ 12.) Ebenso ist es zweitens falsch, dass dieser Satz
eine angeborene Wahrheit sei, die alle Menschen kennen. Diese
Regel, dass Eltern ihre Kinder schützen und ernähren sollen, ist nicht
bloss keine angeborene, sondern überhaupt keine Wahrheit; denn es
ist ein Gebot und kein Lehrsatz, und daher kann sie weder wahr
noch falsch sein. Um eine Zustimmung zu ihr als eine Wahrheit zu
erlangen, müsste sie in einen Lehrsatz, etwa der Art umgewandelt
werden: »Es ist eine. Pflicht der Eltern, ihre Kinder zu erhalten.«
Allein was eine Pflicht ist, kann ohne Gesetz nicht eingesehen werden,
und ein Gesetz giebt es nicht ohne Gesetzgeber, oder ohne Lohn und
Strafe. Daher kann weder dieser noch ein anderer praktischer Grund-
satz angeboren sein, d. h. der Seele als eine Pflicht eingeprägt sein,
wenn nicht auch die Begriflfe von Gott, Gesetz, Verbindlichkeit, Strafe
und einem jenseitigen Leben angeboren sind. Denn die Strafe folgt der
Übertretung dieser Regel nicht in diesem Leben, und deshalb ist klar,
dass sie in Ländern nicht die Kraft eines Gesetzes haben kann, wo
die allgemein zugelassene Sitte dagegen geht. Jene Begriffe, die
sämtlich angeboren sein müssten, wenn es so etwas wie eine Pflicht
geben soll, sind aber so wenig angeboren, dass sie weder bei allen
fleissigen und denkenden Menschen, und noch weniger bei allen
lebenden Menschen klar und deutlich bestehen. Dies gilt selbst für
den Begriff, der noch am meisten als angeboren angenommen werden
könnte, nämlich den Begriff von Gott.« — So weit Locke. Heutzu-
tage wissen wir, dass die Vernunft, deren Besitz den Menschen vom
Tiere unterscheidet, überhaupt an sich keinen Inhalt hat, sondern nur
eine reine Form unseres Erkennens ist.^) Wir bringen weder an-
geborene Begriffe noch Grundsätze mit auf die Welt. Die Vernunft
*) Schopenhauer: Über die vierfache Wurzel des Satzea vom zureichenden
Grunde. 3. Aufl. S. 115.
70 Uriel Acosta.
Religion; als ihn seine Hoffnung auf Ruhe und Frieden des Herzens
betrog; erwartete er Rettung von der Philosophie. Mit kühner Hand
unternahm er es, den Schleier zu lüften, mit welchem Gott die jen-
seitige Welt bedeckt und unsern Augen entzogen hat. Jeder Versuch
aber, mit dem blossen Denken die tiefen Geheimnisse der Religion
begreifen und ergründen zu wollen, ist bisher gescheitert «und wird in
alle Ewigkeit scheitern. Denn Philosophie, wie alle Wissenschaft, und
Religion sind zwei ganz verschiedene Dinge. Jene sucht die Wahr-
heit, soweit sie überhaupt dem Menschen zugänglich ist, und dieses
Gebiet ist nicht gross, sie verlangt Gründe und Beweise, diese bedarf
nicht der Argumente, denn sie besitzt die ganze Wahrheit vermittelst
der Offenbarung, die nicht mit dem Verstände begriffen, sondern mit
gläubigem Sinne aufgenommen werden will. Ich gebe zu, Acosta
gleicht nicht dem Spinoza. Dieser war ein bewährter Jünger und
Meister der Philosophie, mit der Religion fand er sich ab, soweit es
ihm gut schien; Acosta besass keinen kräftig schöpferischen Geist,
aber die Religion war ihm Herzenssache. Zwar trägt er seine Lehre
vom Naturgesetz mit scheinbarer Überzeugung und Begeisterung vor,
indes durch alle seine Ausftlhrungen klingt leise hindurch die Klage
des Verzweifelnden.
Endlich: »Er war kein mannhafter Charakter.« Um des Glaubens
willen verliess er seine Besitztümer, seine Heimat, sein Vaterland,
flüchtete nach Amsterdam und wurde Jude. Hier hoffte er den Hoch-
bildern edel denkender, gerecht und mitleidig fühlender Männer, wie
sie ihm seine lebhafte Einbildungskraft vorspiegelte, zu begegnen; er
suchte gottbegeisterte, wahrheitsglühende Heilige und fand schwache,
buchstabenverknöcherte Menschen. Diese Erkenntnis warf ihn zu
Boden. Zweiundzwanzig Jahre lang kämpfte er männlich, litt und
duldete er unsäglich. Endlich brach er zusammen, widerrief und
liess die grausamsten Demütigungen über sich ergehen. Dann eilte
er nach Hause und verfasste in leicht begreiflicher Erregung seine
Lebensbeschreibung. Bald umhüllten die dunklen Schwingen des
Wahnsinns seine gequälte Seele.
Urielis Acosta^ exemplar humanae vitae.
Natus sum^) ego in Portugallia, in civitate ejusdem nomiuis')
vulgo Porto. Parentes habui ex ordine nobilium, qui a Judaeis ori-
ginem trahebant, ad Ghristianam Beligionem in ilio regno quondam
per vim coactis.*) Pater mens vere erat Christianus, vir honoris ob-
servantissimus, et qai honestatem plarimi faciebat. In domo eins fui
ego honeste edneatas. Servi non deerant nee in equili equus nobilis
Hispanus ad equestrem exercitationem, cujus pater mens erat peritissi-
mus; et ego ejus vestigia a longe imitabar. Aliquibus artibus tandem
instructus, quibus solent honesti pueri, Jurisprudentiae operam dedi.
Quod ad ingenium et naturales affectus attinet, eram ego naturaliter
yalde pius et ad misericordiam ita propensus, ut, si quando alienae
calamitatis narrabatur eventus, nuUo modo possem lachrymas continere.
Pudor mihi adeo erat innatus^ ut nihil magis timerem quam ignomi-
niam. Animus nuUo modo ignobilis nee ab ira destitutus, si occasio
justa postulabat. Itaque superbis et insolentibus, qui per contemptum
et vim solent aliis injuriam inferre, vere eram contrarius, infirmorum
partes adjuvare cupiens et illis potius me socium adjungens. Circa
religionem passus sum in yita incredibilia. Institutus fui, quemad-
modum mos est illius regni, in religione Christiana Pontificia; et cum
jam essem adolescens ac valde timerem damnationem aeternam, cupi-
ebam exacte omnia observare. Vacabam lectioni Evangelii et aliorum
librorum spiritualium, Summas confessariorum percurrebam, et quo
magis istis incumbebam, eo major difficultas mihi oriebatur. Tandem
*) Der Name Acosta, auch d'Acoste, de Costa, wohl von der Ortsbezeichnung
Costa herzuleiten, war unter den Juden in Amsterdam nicht selten.
«) Um 1590. vgl. S. 9.
') Die Stadt hiess ursprünglich Portus Cale = Portugal. Nach ihr wurde
später das Reich benannt.
♦) vgl. S. 3 f.
72 Uriel Acosta.
incidi in inextricabiles perplexitates, anxietates et angustias. Moerore
et dolore consninebar. Impossibile mihi visom est peccata confiteri
more Romano, ut dignam possem absolutionem impetrare et omnia im-
plere, quae postulabantur; et per consequens de salnte desperavi, si
illa talibus canonibns paranda erat. Quia vero difficile religio poterat
deseri, cni a primis incunabalis assuetus fueram et qnae per fidem
altas jam radices egerat, in dnbiam voeavi (accidit hoc mihi circa
yigesimum secundum aetatis annum) possetne fieri, ut ea, quae de
altera yita dicebantur,^) minus vera essent, et utrum fides talibus data
bene cum ratione conveniret, siquidem ipsa ratio multa dictabat et
perpetuo insinuabat in aurem, quae valde erant contraria. Hoc in
dubium vocato, animo quievi et quicquid esset tandem statuebam me
non posse tali via incedendo salutem animae assequi Per hoc tempus
Juris, ut dixi, studio vacabam, et cum annum agerem yigesimum quin-
tum oblata occasione impetrayi beneficium Ecclesiasticum , nempe di-
gnitatem thesaurarii in collegiata Ecclesia.
Cam yero in Christiana Beligione Pontificia quietem non inyenis-
sem et cuperem alicui inhaerere, sciens magnam esse inter Christianos
et Judaeos contentionem, percurri libros Mosis et Prophetarum, ubi
aliqua inyeni, quae noyo Foederi non parum contradicebant, et minus
habebant difficultatis ea, quae a Deo dicebantur.^) Praeterea yeteri
Foederi fidem dabant tam Judaei quam Christiani; Noyo autem Foederi
soli Christiani. Tandem Mosi credens judicayi me debere Legi parere,
quandoquidem ille omnia se accepisse a Deo asserebat, simplicem se
internuncium declarans, ab ipso Deo ad id munus yocatum aut potius
coactum') (ita decipiuntur paryuli).*) Posita hac deliberatione, quia
non erat liberum praedictam religionem in illo regno aliquo modo
profiteri,^) cogitayi de mutando domicilio, proprios et natiyos relin-
*) Diese Worte zielen nicht auf die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele.
Erst später kam Acosta dazu, die Wahrheit derselben zu bestreiten. Ich beziehe
«ie auf den Glauben an das Fegefeuer. Catech. Born: Est purgatorius ignis, quo
piorum animae ad definitum tempus cruciatae expiantur, ut eis in aetemam
patriam ingressus patere possit, in quam nihil coinquiuatum ingreditur. Durch
gute Werke im diesseitigen Leben kann die Zeit des Fegefeuers abgekürzt werden.
*) Gemeint ist die Lehre von der Dreieinigkeit.
^) Exodus m, IV.
*) Acosta hielt später die 5 Bücher Mosis für unecht.
*) ,Die Portugiesische Inquisition ist die strengste in der Welt und weit
schärffer als die Spanische, dahero die heimliche Juden desto grössere Vorsichtig-
keit gebrauchen müssen. — Weil sie stets besorgen, der Inquisition unter die
Hände zu gerathen, welche sie lebendig verbrennen last, so gehen sie niemahls
durch die Stadt, ohne einen grossen Eosen-Krantz oder Pater Noster in der Hand,
und besuchen die Kirche aus Politic/ Schudt, Jüd. Merck Würdigkeiten I, 188.
Exemplar hmnanae vitae. 73
qnendo Lares. Ad eum fioem non dübitavi beneficium illud Ecclesia-
sticum in fayorem alterins resignare, nihil carans ntilitatem vel hono-
rem ex ea provenientem secundum morem gentis illius. Pulchram
etiam domum reliqni in optimo civitatis loco positam, quam pater
mens aedificaverat. Itaque navem adscendimns non sine magno peri-
cnlo (non licet Ulis, qni ab Hebraeis originem ducunt, a regno di-
scedere sine speciali Regis facnltate) mater mea et ego cum fratribus
meis, quibus ego fraterno amore motus ea communieaveram, quae mihi
snper religione risa fuerant magis consentanea, licet super aliquibus
dubitarem: quod qnidem in magnum malum meum poterat recidere,
tantum est in eo regno periculum de talibus loqui. Tandem peracta
navigatione Amstelodamum appulimus, ubi invenimus Judaeos libere
agentes; et ad implendum Legem praeceptum de circumcisione statim
implevimus.!)
Transactis pancis diebus expertus sum mores et ordinationes Jn-
daeorum minime convenire cum eis, quae a Mose praecepta sunt. Si
yero Lex observanda erat pure, quod et ipsa petit,^) male qui dicuntur
Judaeorum sapientes tot invenerant a Lege omnino abhorrentia.^)
Itaque non potui me contiuere, imo gratam rem Deo me facturum
putavi, si libere Legem defenderem. Sapientes isti Judaeorum, qui
nunc sunt et mores suos ac ingenium malignum adhuc retinent, pro
secta et institutionibus detestandorum Pharisaeorum strenue certantes.
') ,Eine Jaden-Freyheit in Holland ist es, dass in Holland, sonderlich zu
Amsterdam, die Christen öffentlich und ohne Scheu den Jüdischen Glauben an-
nehmen und sich beschneiden lassen, welches im Bömischen Reich nicht gelidten,
sondern am Leben gestrafft wird.* Schudt, Jüd. Merckw. I, 272.
») Deuteron. XXVII, 26. Levit. XXVI, 14 etc.
^) Les Rabbins modernes sont Fharisiens: [Menasseh ben Israel de term. vitae
8. 19: secta Pharisaeorum, ex qua nos esse lubenter agnoscimus.] ils ont Studie
les Sentimens de leur Maitres; ils les suivent encore. — Ils tomboient dans une
Oontradiction sensible; car, non contens des Pr^ceptes de la Loi, ils y ajoutoient
des Oeuvres de Sur^rogation, des Jeunes, des Abstinences, et des Ddvotions tres
mortifiantes, ausquelles ils donnoient un grand Prix. — Cependant, k la faveur de
ce Z^le apparent ils se rendoient venerables au Peuple. On leur donnoit le Titre
de Sages, par Excellence. — Ils soutenoient qu'outre la Loi donnäe sur le Sinai,
6t graväe dans les Ecrits de Mo'ise, Dieu avoit confid verbalement k ce Lägislateur
un grand Nombre de Rites et de Dogmes, qu'il avoit fait passer k la Posterit^
sans les ^crire. Hs nommoient les Personnes, par la Bouche desquels ces Traditions
8*ätoient conserv^es: ils leur donnoient la mgme Autorit^ qu' k la Loi. L'Ent^te-
ment pour les Traditions a passä des Pharisiens anciens aux modernes. Ils sou-
tiennent, que celui qui rejette la Loi Orale, devient Apostat; qu'il m^rite la Mort
isans aueune Forme de Proc^. — Basnage, Histoire des Juifs. II, XVIII, VIII;
XVllI; ni; XIX, XIV. vgl. Josephus Antiqu. XUI, 10. 6; Bell. Jud^ II, 8. 14.
74 üriel Aoosta.
DOD sine spe proprii lucri, et quemadmodnm Ulis alias bene fait im-
putatum, nt primas cathedras in templo, primas saintationes in foro
habeant,^) nallo modo passi sunt, nt nee in minimis rebns ab illis
diseederem, sed per omnia vestigia eornm inviolabiliter seqaerer;
Sin minus, minati sunt separationem a eongregatione et eommuniea-
tione omnium tam in divinis quam in humanis. Quia vero minime
decebat, ut propter talem metum terga verteret ille, qui pro libertate
natale solum et utilitates alias eontempserat, et suecumbere homini-
bus, praesertim juris-dictionem non habentibus,') in tali causa nee
pium nee virile erat, decrevi potius omnia perferre et in sententia per-
durare. Itaque excommunicatus fui per illos ab omnium communicatione,
et ipsi fratres mei, quibus ego antea praeceptor fueram, me transibant
nee in platea salutabant propter metum iliorum.')
His ita se habentibus deliberavi librum scribere, in quo justitiam
eausae meae ostenderem et aperte probarem ex ipsa Lege vanitatem
eorum, quae Pharisaei tradunt et obseryant, et repugnantiam, quam
cum Lege Mosis traditiones et institutiones eorum habent. Post
caeptum opus accidit etiam (oportet omnia plane et vere, quemad-
modnm evenerunt, enarrare), ut cum resolutione et constanti delibe-
ratione accederem sententiae illorum, qui legis veteris praemium et
poenam definiunt temporalem et de altera vita et immortalitate ani-
morum minime cogitant, ,eo praeter alia nixus fundamento, quod prae-
dicta Lex Mosis omnino taceat super his et nihil aliud proponat obser-
yantibus et transgressoribus, quam praemium aut poenam temporalem/)
Valde laetati sunt bestes mei, simulatque intellexerunt me in talem opi-
nionem deyenisse, existimantes se satis amplam defensionem apud
^) Lucas XI, 43: Vae vobis pharisaeis, quia diligitis primas cathedras in
synagogis et salutationes in foro. vgl. XX, 4G. Matth. XXIII, 6. 7. Marc. XII,
38. 39.
') Die Juden hatten die Befugnis, religiöse Streitigkeiten vor einem Ton
ihnen selbst aus ihrer Mitte erwählten Gerichtshofe zum Austrag zu bringen.
Sonst unterstanden sie der christlichen Obrigkeit.
') Zunächst traf ihn der kleine Bann (Nidui). Dies fand statt in dem Jahre
1617 — 1618, in welchem Joseph Pardo Haupt-Chacham war. Grätz a. a. 0. Bd. X,
S. 441. — Der Excommunicierte est privä actuellement de toute Sociötd; il n'y
a que sa Femme et ses Enfans qui puissent Tapprocher. Les autres sont obligez
de s'en äloigner d'une Toise. Basnage VI, XXII.
*) Dies war die Ansicht der Sadducaeer. (Josephus Bell. Jud. II, 8, 14:
4^0X7]? xe SiafJLov*r]V xal x&? xaO-' "AtSoü tipapia^ xal tt{xäc{ dvaipoöotv.) Ils pouvoient
vivre autrefois dans une mgme Eglise, et dans un meme Temple avec les Juifs;
mais ils sont devenus si odieux et si mäprisables par leur petit Nombre, qu'on
ne les tolere plus. (Menasseh ben Israel de Resurr. S. 4 nennt sie animamm et
Exemplar humanae vitae. 75
«
Christianos per hoc solum adeptos fuisse, qni ex special! fide in lege
Euangelii fandata, abi expre8se mentio fit de aeterno bono et supplicio,
animae immortalitatem et credunt et agnoscnnt. Hac intentione ducti
et nt mihi os in caeteris obtararent ac odiosum redderent inter ipso»
Christianos, anteqnam über iste mens, quem scripseram, typis manda-
retnr, libellum in lacem ediderunt opera cujusdam Medici, cui in-
scriptio erat: De Immortalitate Animamm.^) In hoc libello Medicns
iste copiose me lacerabat, quasi Epicuri^) partes tuentem (Per hoc
tempus male ego de Epicuro sentiebam et contra absentem et inaudi-
tum ex aliorum iniqua relatione sententiam temere proferebam, post-
qnam vero aliquorum veritatis amantium de illo Judicium et doctrinam
ejus ut erat intellexi, doleo qnod aliquando talem virum amentem et
insanum pronunciavi, de quo etiam nunc non possum plene ju-
dicare, cum eins scripta mihi sint incognita);') qui enim immortali-
tatem animarum negabat, parum aberat, quin Deum abnegaret. Pueri
istorum a Babbinis et parentibus edocti turmatim per plateas con-
yeniebant et elatis vocibus mihi maledicebant et omnigenis contu-
meliis irritabant, haereticum et defectorem inclamantes. Aliquando
etiam ante fores meas congregabantur, lapides jaciebant et nihil in-
tentatum relinquebant, ut me turbarent, ne tranquillus etiam in domo
propria agere possem. Postquam libellus ille contra me fuerat editus^
parayi me ego statim ad defensionem et alium libellum huic con-
trarium scripsi, immortalitatem impugnans omnibus viribus, aliqua
obiter eorum percurrens, in quibus Pharisaei a Mose recedunt. Simu-
rerum publicarum pestes.) U n'y a donc que quelques Libertins et quelques Esprits
forts, qui nourissent en secret ces Erreurs, et qui entretiennent par la la Succession
du Sadduc^isme. Basnage II, XV, XXI.
Spinoza Tractatus theol. polit. S. 56: In quinque libris, qui Mosis vulga
dicuntur, nihil aliud promittitur, quam haec temporanea foelicitas, nempe honores,
sive fama, victoriae, divitiae, deliciae, et valetudo. — Das Gesetz lehrt auch nichts
über die Unsterblichkeit der Seele.
*) vgl. S. 9. Es erschien 1623.
') »Schon sehr alt ist die Verallgemeinerung der Begriffe , Epikureer* und
«Epikureismus** im Sinne des Gegensatzes schlechthin gegen die transcendente
Gotteslehre und die ascetische Dogmatik. Während die epikureische Schule unter
allen Philosophenschulen des Altertums das bestimmteste Gepräge und den ge-
schloasensten Zusammenhang aller Lehren bewahrte, bezeichnet schon der Talmud
Sadduceer und Freidenker überhaupt als Epikureer.« — Lange: Geschichte des
Material. I^ 209. Anm. 14.
') Eine Sammlung und Sichtung der Fragmente dieses hochbedeutenden
griechischen Philosophen (342 — 270 vor Chr.) verdanken wir H. üsener. »Epicurea«,
Lips. 1887.
76 Uriel Acosta.
latque libellus iste in lucem prodiit,^) convenere Senatores et Magi-
stratns Judaicns') et de me accusationem proposuerunt apnd Magi-
Stratum publicum: dicentes me talem librnm scripsisse, in quo immor-
talitatem animorum negabam nee solum illos laedebam, sed etiam
Ghristianam religionem convellebam. Ex bac eorum delatione fui ego
^) Dieses Buch erschien 1624 in 8. zu Amsterdam nnter dem Titel: Examen
das tradicoems Phariseas conferidas com a Lej Escrita por Uriel Jorista Hebreo,
com reposta a hum Semuel da Silva seu falso Calumniador. vgl. Adelung, Fort-
setzung und Ergänzung zu Jöchers Gelehrtenlexico. Es ist gegenwärtig äusserst
selten, auch mir nicht zu Gesicht gekommen. Ich glaube nicht, dass Acosta in
seinen Ausführungen hervorragend selbständig war. Höchst wahrscheinlich bediente
er sich derselben Beweismittel wie die übrigen Sadducaeer. Über diese giebt der
Rabbi Menasseh Ben Israel in der 1636 veröffentlichten Schrift: De la resurrecdon
de los muertos S. 25 ff. hinreichenden Aufschluss. Daselbst heisst es ungefähr:
1. Die Sadducaeer sagen, dass die Seele des Menschen der Lebensgeist ist,
durch den man lebt, dass derselbe im Blute liege, durch welches man lebt und seine
Handlungen verrichtet, und dass es zwischen der Seele des Menschen und der des
Tieres keinen anderen Unterschied gebe, als den, dass die des Menschen mit Ver-
nunft begabt, die des Tieres ohne dieselbe sei, dass aber die Entstehung des Lebens
und der Tod durchaus gleich seien.
2. Es steht nicht im Gesetz, dass die Seele des Menschen unsterblich ist. Ein
zufälliges Nicbterwähnen dieses Punktes anzunehmen, ist bei der grossen Wichtig-
keit der Sache vollständig unmöglich.
3. Die Verheissungen und Segnungen für die, welche die Gebote halten, sind
rein weltlicher Art; man findet nichts, was dem jenseitigen Leben vorbehalten ist,
sei es Strafe oder ewige Seligkeit. Sogar Isaak segnete Jacob, seinen Sohn, mit
irdischen Gütern, und doch ist wohl anzunehmen, dass, wenn er geglaubt hätte,
es gebe ein Leben nach dem Tode, er grösseren Wert auf die geistigen Güter ge-
legt haben würde.
4. Selbst die Propheten meinten, dass die Seelen sterblich seien. David sagt
über den Tod des Kindes der Bath-Seba 2. Samuel. XU. 24: Nun es aber tot ist,
was soll ich fasten? Kann ich es auch wiederum holen? Ich werde wohl zu ihm
fahren; es kommt aber nicht wieder zu mir.
vgl. ausserdem Psalm VI, 6; XXX, 10; LXXXVIII, 11; CXV, 17; LXXVIII, 39.
5. Salomo, sein Sohn, folgt gleichfalls dieser Meinung, denn er sagt (Prediger
in, 19 ff.): Denn es gehet dem Menschen, wie dem Vieh; wie dies stirbt, so stirbt
er auch; und haben alle einerlei Odem; und der Mensch hat nichts mehr, denn das
Vieh; denn es ist alles eitel. (20.) Es fahret alles an Einen Ort; es ist alles von
Staub gemacht, und wird wieder zu Staub. (21.) Wer weiss, ob der Geist der
Menschen aufwärts fahre, und der Odem des Viehes unterwärts unter die Erde
fahre? vgl. ebenda IX, 5 und 10.
6. Hauptsächlich ergeht sich Job in der Ableugnung der Unsterblichkeit.
Hieb XIV, 10: Wo ist aber ein Mensch, wenn er tot und umgekommen und dahin
ist? (11.) Wie ein Wasser ausläuft aus dem See, und wie ein Strom versiegt und
vertrocknet: (12) So ist ein Mensch, wenn er sich legt, und wird nicht aufstehen
und wird nicht aufwachen, so lange der Himmel bleibet, noch von seinem Schlaf
erwecket werden, vgl. III, VII, 7 ff.
^) Chaque Synagogue considerable älit tous les Ans trois Personnes k la
Pluralit^ des Voix pour en faire ses Juges, et on prend ordinairement les plus
Exemplar humanae vitae. 77
ad carcerem vocatus, et cum ibi fuissem per dies octo aut decem
solutus fui sub cautione: Mulctam enim Praetor a me postulabat, et
tandem condemnatus sum, ut Uli solverem florenos trecentos^) cum
amissione librorum.«)
Post haec temporis decursu, cum experientia et anni multa pate-
faciant ac per consequens mutent hominis Judicium (liceat, ut dixi^
libere loqui, quare enim non liceret el, qui quasi testamentum conficit^
ut hominibus relinquat vitae rationem et humanarum calamitatum
exemplum verum, saltem in morte vera enarrare?) in dubium vocavi^
utrum Lex Mosis deberet pro Dei lege haberi ; multa enim erant, quae
contrarium suadebant aut potius cogebant dicere. Tandem statui legem
Mosis non esse sed tantum inventum humanum, quemadmodum alia
innumera in mundo fuerunt: Multa enim pugnabant cum lege naturae^
et non poterat Dens autor naturae contrarius esse sibi ipsi, et esset
sibi contrarius, si contraria naturae hominibus facienda proponeret,
cujus autor dicebatur.') Hoc ita apud me definito dixi mecum: Quae
utilitas (utinam nunquam talis cogitatio subiisset in animum meum)^
si usque ad mortem in hoc statu durem, separatus a communione
Patrum istorum et populi istius, maxime cum advena sim in his
regionibus nee familiaritatem cum civibus habeam, quorum etiam ignoro
sermonem? Satius erit in communionem eorum venire et eorum sequi
vestigia quemadmodum volunt, simiam, ut ajunt, inter simias agendo.*)
riches et les plus v^n^rables. — On diatingue aujourd*hui les Juges des Docteurs.
n y a dans chaque Synagogue un, ou plusieurs Rabbins — et outre cela il y a une
Cour de Justice, ou de Senat, compos^ de quelques Principaux de la Nation. Au
lieu que Tancien Senat se formoit de Docteurs de meme rang et de meme ordre,
qui enseignoient la Nation, et qui jugeoient les Controverses naissantes, on a
depuis s^parä ces deux Charges. On apelle quelquefois le Rabbin dans le S^nat;
mais, on ne le fait que quand on veut lui faire Honneur, ou que la Controverse
roule sur quelque Article de la Loi. Le Rabbin est aux Gages des Pasteurs,
appellez Pamassim; mais, ces derniers se contentent de la Distinction attach^ k
leur Charge. Le Rabbin enseigne, et les Pamassim jugent. Basnage VI, IE, XI;
IV, XIII.
^) = 420 Mark.
*) Sie wurden öffentlicli verbrannt.
^) Hiermit greift Acosta die Lehre von der göttlichen Inspiration der Bücher
des Alten Testamentes an. Spinoza versuchte (a. a. 0. p. 103 ff.) den Beweis zu
fahren, dass die fflnf Bücher Mosis nicht von diesem selbst verfasst worden seien.
S. 108: Ex his omnibus luce meridiana clarius apparet, Pentateuchon non a Mose,,
sed ab alio et qui a Mose multis post saeculis vixit, scriptum fuisse. — Die Frage,
ob er in allen Stücken recht hat, ist von der Wissenschaft noch nicht entschieden..
*) Bei dem Komiker Apollodorus heisst es in den 'ASsXcpot (Stobaeus ed.
Meineke IV, 115):
ev '8'Y]ptot(; hh xal wiO-fiTtot? ovta Sal
etvai TCt^Yjxov, a> TaXaincupou ßioü.
78 üriel Acosta.
Hac motus consideratione redii in communionem istomm, dicta mea
retractans et illoram placitis subBcribeDS, annis quindecim jam trans-
actis, qüibus ab illis separatus egeram. Fait antem velnt intenrnntius
hujus concordiae quidam amitinns mens.
Transactis diebns aliquot delatus fni per quendam pneram, filiiun
Bororis meae, quem domi habebam, super cibis, modo parandi,') et
aliis, ex quibus apparebat me Judaeum non esse. Propter haue dela-
tionem nova et acerba bella exorsa sunt. Nam amitinus ille meus,
quem internuntium dixi concordiae fuisse, existimans in opprobrium
illius recidere factum meum, cum superbus valde esset et arrogans,
imprudens admodum et admodum etiam impudens, bellum contra me
iipertum exorsus est et post se ducens omnes fratres meos nihil
reliquit intentatum, quod ad destructionem et dissipationem honoris
mei, facultatum et per consequens vitae possit aliquid opis conferre.
Iste impediTit nuptias, quas jam jam eram contractnrus, hoc enim
tempus orbatus eram uxore. Is fecit, ut frater quidam mens retineret
bona mea, quae in manibus habebat, et commercium, quod inter nos
erat, pervertit; quod mihi adeo nocuit propter statum, in quo tunc res
meae erant, ut vix dici possit. Nunc satis sit dicere hunc mihi fuisse
infestissimum bestem contra honorem, contra vitam, contra bona.
Praeter hoc bellum domesticum, ut ita dicam, aliud erat publicum
bellum, nempe Rabbinorum et populi, qui novo odio me odisse cae-
perunt et multa impudenter in me commiserunt, quos ideo merito
fastidiebam. Inter haec accidit adhuc aliud novum: Nam forte
fortuna sermonem habui cum duobus hominibus, qui ex Londino in
hanc civitatem venerant, Italo uno, altero vero Hispano, qui Ghristiani
•cum essent nee ex Judaeis originem ducerent, inopiam indicantes
Konsilium a me postularunt super ineunda cum Judaeis societate et
transeundo in religionem illorum. His ego consului, ne tale quid
facerent, sed potius ita manerent: nesciebant enim quäle jugum suis
cervicibus imponebant. Interim monebam eos, ne Judaeis aliquid meo
nomine indicarent; quod et illi promiserunt. Maligni homines isti,
intenti ad turpe lucrum, quod inde se percepturos sperabant, gratiarum
loco omnia aperuerunt Pharisaeis, charissimis amicis meis. Tunc
congregati sunt Principes Synagogae, exarserunt Babbini et petulaDS
turba clamavit voce magna, crucifige, crucifige cum.*) Vocatus sum
^) Er hatte dies am Sabbath gethan. Deswegen wurde er auch, wie es weiter
unten heisst, propter violationem Sabbathi angeklagt Nach dem Gesetz (Numeri XY,
32 etc.) verdient derjenige, welcher am Sabbath Werkeltagsarbeit verrichtet, den Tod.
') Lucas XXIII, 21. Johannes XIX, 6. Auch im folgenden bedient sich
Acosta vielfach biblischer Reminiscenzen: z. B. malitia abundes Psalm XLIX, 19;
Exemplar humanae vitae. 79
ad consilium magnum, proposuerunt ea, quae contra me habebant sab-
missa et tristi yoce, quasi de vita ageretnr, et tandem pronantiarunt
debere me, si Jadaeus eram, illornm exspectare et implere Judicium:
quod si noD, excommunicandus iterum eram. egregii judices, qui
quidem judices estis, nt mihi noceatis, si vero ego indigeam judicio
vestro, ut me liberetis ab alicujus violentia et illaesum servetis, tunc
judices non estis, sed servi vilissimi, alieno subjecti imperio; quod
est vestrum Judicium, cui vultis ut ego paream? Tunc praelectus est
libellus, in quo continebatur debere me veste lugubri indutum Syna-
gogam intrare, cereum nigrum in manu tenentem et certa quaedam
verba, per illos scripta, foeda satis, palam coram concione evomere^
quibus iniquitates istas, quas commiseram, usque in coelum efferebant
Post baec debebam pati publice in Synagoga flagellari coreaceo
flagello ceu ligaculo, deinde in ipsius Synagogae limine me proster-
nere, ut omnes super me transirent, et certis insuper diebus jejunare.
Perlecto libello exarserunt viscera mea et interius ira fiagrabam
inextinguibili. Continens tamen me simpliciter respondi non posse
talia implere. Audito responso deliberarunt me iterum a communione
separare,^) nee eo content! multi eorum transeunte me in platea
coece Fharizaee Matth. XXIII, 26; ut gravissimum et detestandum jugum tuum
super cervices hominum imponas Act. XY, 10; timendum est, ne onus super alios
imponere volueritis Matth. XXUI, 4; malae bestiae Epist. ad Titum I, 12 etc.
^) Dieses Mal, 1633, wurde der verschärfte Bann (Cherem) über ihn verhängt.
Er wurde »ausgerottet aus seinem Volke (Genes. XVII, 14). L'extirpation impli-
quait h la fois la mort, l'expulsion de la communaut^, Texil, un träpas solitaire
et mysterieux. Tuer Tapostat, le blasphämateur, frapper le corps pour sauver
Tarne, devait paraitre tout legitime. B^nan, Les apötres. S. 88. Bekanntlich
versuchte ein jüdischer Fanatiker den gebannten Spinoza in den Strassen von
Amsterdam mit einem Dolche niederzustechen. Der gegen Acosta ausgesprochene
Bann wird ähnlich gelautet haben, wie der gegen Spinoza erlassene, in welchem
es heisst: Mit dem Beschlüsse der Engel und dem Spruch der Heiligen bannen*
trennen, verfluchen und verwünschen wir Baruch de Espinoza mit Zustimmung des
gebenedeiten Qottes und dieser heiligen Gemeinde vor den heiligen Büchern der
Thora mit ihren 613 Vorschriften, die darin geschrieben sind, mit dem Banne,
mit dem Josua Jericho gebannt, mit dem Fluche, mit dem Elisa die Knaben ver-
flucht hat, und mit allen Verwünschungen, welche im Gesetze geschrieben sind.
Verflucht sei er am Tage und bei Nacht, verflucht beim Niederlegen und Aufstehen,
beim Ausgehen und Einkehren. Adona'i wolle ihm nicht verzeihen, es wird seine
Wut und sein Eifer gegen diesen Menschen entbrennen und auf ihm liegen alle
die Flüche, welche im Buche dieses Gesetzes geschrieben sind. Adona'i wird seinen
Namen unter dem Himmel auslöschen und ihn trennen zum üebel von allen
Stämmen Israels, mit allen Flüchen des Firmaments, die im Gesetzbuche geschrieben
sind. Und ihr, die ihr festhaltet an Adona'i, eurem Gotte, ihr seid heute alle
lebend. — Wir warnen, dass niemand mit ihm mündlich oder schriftlich ver-
80 üriel Acosta.
spuebant, quod etiam et pueri illorum faciebant ab iliis edocti;
tantum non lapidabar, quia facultas deerat. Dnravit item pngna ista
per annos Septem, intra quod tempas incredibilia passus som. Duo enim
agmina, ut dixi, pugnabant contra me, agmen nnom popali et alteram
propinquorum, qni ignominiam meam quaerebant, ut vindictam de me
sumerent. Isti non quievernnt, donec me a statu priori dejicerent.
Dixerunt enim inter se, non faciet quicquam nisi coactus et debet
cogi. Si aegrotabam, solus aegrotabam. Si aliquod aliud onus in-
cumbebat, hoc inter sibi valde optata expetebant. Si dicebam, ut
esset aliquis judex ex medio ipsorum, qui inter nos judicaret, nihil
minus. Agere coram Magistratu de talibus rebus, quod etiam caepi
tentare, res erat valde molesta. Longa enim erat via lites perseqni
in judicio, cui praeter multa alia onera tot dilationes et procrastina-
tiones inhaerent. Dixerunt isti saepius, subjice te nobis, omnes enim
patres M sumus nee putes aut timeas nos tecum foede acturos. Die
jam semel paratum te esse omnia implere, quae nos tibi imposuerimus,
et tunc relinque nobis exitum rei, nos enim omnia faciemus quemad-
modum decet. Ego, licet super hoc ipso quaestio vertebatur et talis
subjectio et acceptio per vim extorta mihi erat valde ignominiosa,
tamen, ut rem usque ad finem perducerem et exitum ejus oculis com-
probarem, meipsum devici, constanter deliberans omnia, quae vellent,
acceptare et experiri. Si enim foeda mihi imponerentur et inhonesta,
causam meam contra ipsos magis justificabant et palam faciebant,
quinam illorum erga me erat animus, quae fides in ipsis. Et tandem
palam fiebat, quam foedi et execrandi sint hujus gentis mores, qui
honestissimis hominibus quasi vilissimis mancipiis ita foede abntuntur.
Ergo dixi, omnia implebo, quaecunque mihi imposueritis. Nunc
animum mihi praebete quicunque honesti, prudentes et humani estis
et defixis mentis oculis iterum atque iterum expendite, quäle Judicium
isti in me exercuerunt, particulares homines, alienae postestati subjecti,
sine uUo peccato meo.
Intravi Synagogam^^) quae hominibus et mulieribus plena erat,
convenerant enim ad spectaculum, et quando tempus fnit adscendi
kehren, noch ihm eine Gunst erweisen, noch unter einem Dache, noch innerhalb
4 Ellen mit ihm weilen, noch eine Schrift lesen darf, die von ihm gemacht oder
geschrieben wäre.« Grätz a. a. 0. X. S. 445.
*) Dies war ein Ehrentitel der Rabbinen. Basnage VI, IV, XVI: C'eat une
de leurs Maximes, que si on est obligä par la Loi d'honorer et de craindre son
Pere, on est encore plus oblig^ d^avoir la meme Däference pour ses Maitres.
') Bis 1639 gab es drei Synagogen in Amsterdam. In diesem Jahre wurden
sie zu einer vereinigt, welche den Namen Thalmud Thora erhielt. Schudtl, 279:
Exemplar humanae vitae. 81
snggestnm ligDenm, qnod est in medio Synagogae ad concionandum
et alia officia, et clara voce perlegi scripturam ab Ulis exaratam, in
qua continebatnr confessio me scilicet dignnm esse millies mori
propter ea, qnae commiseram, nempe violationem Sabbathi, fidem non
servatam, quam in tantnm violavi, ut etiam aliis suasissem, ne Jnda-
ismnm intrarent, et pro quornm satisfactione illorun) ordinationi parere
volebam et ea implere, qnae mihi essent imposita, promittens de
reliquo in similes iniqnitates et scelera non reincidere. Peraeta
lectione descendi a suggestn et accessit ad me sacratissimus praeses,^)
snsnrrans mihi in aurem, ut diverterem ad angalum qnendam Synagogae.
Contuli me ad angnlnm, et dixit mihi janitor, nt me nndarem. Nndavi
corpus ad cincturam usque, linteum capiti subligavi, calceos deposui
et brachia erexi, manibus tenens quandam quasi columnam. Accessit
janitor ille et manus meas ad columnam illam quadam fascia coUigavit.
His ita peractis accessit praecentor et accepto corio percussit latera
mea triginta et novem percussionibus secundum traditionem: nam
Judicium Legis est, ut numerus quadragenarium non excedat,^) et cum
Diese beschreibt Philipp von Zesen, in Beschreibung der Stadt Amsterdam p. 191
also: Die Portugiesische Synagog ist aus zwey Häusern gemacht, und mit zwey
Eingängen versehen, und p. 192 thut er hinzu : Vor dieser Judenkirche findet man
im Ünter-Gebäu ein Handfass mit einem Hand-Tuche, da die Juden, ehe sie zum
Gottes-Dienst gehen, ihre Hände zu waschen pflegen. Von dannen gelanget man
zu beyden Seiten, durch eine breite Treppe hinauf in die Kirche; Da in gläsernen
Lampen allzeit, und an hohen Fest-Tagen auf sehr kostbahren silbernen Eronen-
Leuchtem, Licht gehalten wird.
*) Grätz a. a. 0. S. 139, Note 2, versteht hierunter den ersten Rabbiner
Saul Morteira, was ich nicht für richtig halte. Acosta bezeichnet mit sacratissimus
praeses den Vorsteher des RichtercoUegiums, der Pamassim. Den Rabbiner nennt
er einige Zeilen später concionator ceu sapiens.
') n. Corinther XI, 24: »Von den Juden habe ich fünf Mal empfangen
vierzig Streiche weniger eins.« V. Mose XXV, 2, 3: »und so der Gottlose Schläge
verdienet hat, soll ihn der Richter heissen niederfallen, und sollen ihn vor ihm
schlagen, nach dem Maass und Zahl seiner Missethat. Wenn man ihm vierzig
Schläge gegeben hat, soll man ihn nicht mehr schlagen, auf dass nicht, so man
mehr Schläge gibt, er zu viel geschlagen werde, und dein Bruder scheuslich vor
deinen Augen sei.« Basnage, Histoire des Juifs VI, XXI, XVUI: Pendant qu'on
punissoit le Coupable, le President lisoit quelques Textes (Deut. XXVIH, 58, 59:
Wo du nicht wirst halten, dass du thust alle Worte dieses Gesetzes, die in diesem
Buch geschrieben sind, dass du färchtest diesen herrlichen und schrecklichen
Namen, den Herrn, deinen Gott: So wird der Herr wunderlich mit dir umgehen,
mit Plagen auf dich und deinen Samen, mit grossen und langwierigen Plagen,
mit bösen und langwierigen Krankheiten u. s. w.) de l'Ecriture; le second Juge
comptoit les Coups, et le troisieme exhortoit le Bourreau ä faire son Devoir. La
Lecture devoit finir avec les Coups, et les Coups avec la Lecture, et on prenoit
ses Mesures pour proportionner Tune k Tautre.
82 Uriel Acosta.
yiri isti adeo religiosi et observantes sint, cayent sibi, ne contingat,
ut peccent excedendo. Inter percatiendam Psalmas decantabatur.
Hoc impletar, humi sedi, et accessit concionator cen sapiens (qaam
ridicnlae sunt res mortalium), qui me ab excommnnicatione absolvit,^)
et ita jam porta coeli mihi erat aperta, qaae antea fortissimis seris
claasa me a limine et ingressu excludebat. Post baec indui vestes
et abii ad limen Synagogae, prostravi me, et castos ipsias sustentabat
Caput meum. Tanc omnes, qui descendebant, transibant super me,
scilicet elevabant pedem unum et transibant ad inferiorem partem
crurum meornm; quod omnes tam pueri quam senes fecerunt: (nuUae
sunt simiae, quae actiones magis absonas aut gestus magis ridendos
bominum oculis possint exbibere) et peracto opere quando jam nuUus
restabat, surrexi e loco et mundatus a pulvere per illum, qui mihi
assistebat (nemo jam dicat istos me non honorasse, si enim me flagro
percusserunt, lugebant tamen et demulcebant caput meum), domum
me contuli. ! impudentissimi omnium hominum. ! patres execrandi,
a quibus non erat timendum foedum quidquam! Hoc te percutiemus?
dicebant, absit hoc cogitare. Judicet nunc qui haec audierit, quäle
esset spectaculum, videre hominem senem, sortis non abjectae, naturaliter
verecundum super onmem modum, in concione publica coram omnibus
tam viris quam mulieribus et pueris nudatum et flagro caesum ex
mandato judicum, et talium judicum, qui seryi potius abjecti quam
judices sunt. Consideret, qualis dolor cadere ad pedes infestissimorum
hostium, a quibus tot mala, tot injuriae acceptae sint, et se concul-
candum prosternere. Cogitet (quod majus est et miraculum porten-
tosum ac monstrum horrendum, cuius intuitum et foeditatem exhor-
rescas et fugias dici merito potest) fratres naturales et uterinos, ex
eodem patre et matre genitos, in eadem domo simul educatos, in
hunc finem omnem operam impendisse, oblitos dilectionis, qua a me
fuerunt perpetuo dilecti, mihi enim erat hoc proprium et nativum, et
oblitos multorum beneficiorum, quae per me in vita acceperant, quorum
loco pro retributione habui ignominiam, damnum, mala, tot foeda et
nefanda, ut referre pudeat. ^
Dicunt nunquam satis detestandi osores mei se ad aliorum ex-
emplum juste de me poenas sumpsisse, ne deinceps aliquis audeat se
opponere ipsorum placitis et contra sapientes scribat. sceleratis-
simi mortalium et totius mendacii parentes! quanto justius possem
ego de istis poenas sumere ad exemplum, ne deinceps talia auderetis
^) L' Absolution qu'on donne, est fort simple. On ddclare que le P^cheur est
deliä de rExcommunication. Basnage a. a. 0. XXII.
Exemplar humanae vitae. 83
impadenter contra yiros veritatis amantes, osores fraudum, totias humani
^eneris indifferenter amicos, cujus vos communes hostes estis, cum
•omnes gentes pro nihilo aestimetis et inter bestias numeretis, vos autem
soIos in coelum usque efferatis proterve, vobis ipsis mendaciis blandi-
«ntes, cum nihil habeatis, de quo vere gloriari possitis ; nisi forte gloria
vobis est exulare, ab omnibus contemni et odio haberi propter ridiculos
€t exquisites vestros mores, quibus a caeteris hominibus separari vultis.
Si enim de simplicitate vitae et justitia gloriari velitis, vae vobis, qui
non obscure multis inferiores in bis apparebitis. Dico igitur, potuisse
me juste, si vires adessent, de istis sumere vindictam pro gravissimis
malis et atrocissimis injuriis, quibus me repleverunt, et propter quae
vitam meam exosus sum. Quis enim honesti amans libenter sustineat
vitam vivere ignominiosam? Et ut aliquis bene dixit, aut bene vivere
aut honeste mori ingenuum decet.^) Tanto autem justier est causa
mea causa istorum, quantum veritas praecellit mendacio. Isti pro
mendacio contendunt, ut homines capiant et servos faciant: ego vero
pro veritate et naturali hominum libertate, quos magis decet a falsis
superstitionibus et ritibus vanissimis liberos vitam agere hominibus
non indignam. Fateor magis ex re mea fiiisse, si a principio tacuis-
43em et agnoscens ea, quae in mundo fiunt, potius silerem; ita enim
«xpedit iis, qui inter homines acturi sunt, ne a multitudine ignara vel
it tyrannis injustis opprimantur, ut fieri solet: Unusquisque enim com-
modis suis consulens veritatem studet opprimere et laqueos parvulis
tendens justitiam sub pedibus terit; tamen postquam incautus a vana
religione deceptus in arenam cum istis prodii, satius est cum laude
occumbere vel saltem sine dolore mori, qui turpis fugae aut ineptae
patientiae in honestis hominibus comes est. Solent isti pro se allegare
multitudinem. Tu unus nobis, qui multi sumus, debes cedere. Amici,
utile quidem est, ut unus multis cedat, ne ab illis lanietur; sed non
omne, quod utile est, pulchrum statim est. Pulchrum profecto non
•est cum ignominia discedere ac violentis et injustis trophaeum re-
linquere. Debetis igitur fateri virtutem esse laude dignam superbis
resistere, quantum fieri possit, ne male facientes et utilitatem ex ma-
litia capientes indies magis superbiant. Pulchrum quidem est et viro
pio ac generöse dignum cum parvulis parvulum esse, cum ovibus ovem ;
stultum autem, ignominiae et reprehensioni obnoxium cum leonibus in
^onflictu mansuetudinem ovis induere. Quod si inter res pulcherrimas
liabetur pro patria pugnare usque ad necem, quia patria est aliquid
*) Wen Acosta im Sinne hat, ist mir nicht bekannt. Die Sentenz ist selbst-
verständlich sehr alt. Sophocl. Electra 989; C'^v alayifibv aia-^pihq xölq naktbc; itecpoxooiv.
6*
84 Uriel Acosta.
nostrnm; quare palchram non esset pro propria honestate, qaae pro-
prie nostra est et sine qua bene vivere non possumns, nisi forte tan-
quam porei foedissimi volutemur in foedissimo lato Incri. Sed dicant
nefarii illusores mei, totum jus suam in mnltitadine constituentes^
quid tu nnus contra tarn maltos posses? Fateor et lageo me a mal-
titudine vestra oppressam esse: tarnen propter cogitationes istas et
sermones vestros aestaat magis ira in praecordiis meis et clamat im-
piam esse erga impios, saperbos, contamaces et perseverantes pietate
ati! Unum dixi, desant vires.
Scio adversarios istos, ut nomen meam eoram indoeta plebe
dilanient, solitos esse dicere, iste nallam habet religionem, Judaeas
non est, non Christianas, non Mahometanus. Vide prius, Pbarisaee,
qaid dicas; eaecas enim es, et licet malitia abandes, tarnen sicnt caecos
impingis. Qaaeso, die mihi, si ego Christianas essem, qaid faisses
dictaras? Planam est dicturam te foedissimam me esse idolatram et
cum Jesu Nazareno Christianorum doctore poenas vero Deo solnturum,.
a quo defeceram. Si Mahometanus essem, norunt etiam omnes, quibus
me honoribus fuisses cumulaturus: et ita nunquam linguam tuam possem
evadere, unicum hoc effugium habens nempe ad geuua tua procumbere
et foedissimos pedes tuos, tuas inquam nefarias et pudendas institn-
tiones osculari. Nunc, precor, doceas me, aliamne noveris religio-
nem praeter illas, quarum meministi et quarum duas ultimas tu
pro adulterinis habens non tam religiones vocas, quam a religione
recessum. Jam audio te fatentem unam te adhuc noscere religionem,.
quae vere religio est et cujus medio homines possunt Deo placere.
Si enim gentes omnes exceptis Judaeis (oportet ut vos semper ab aliis^
separemini nee cum plebeis et ignobilibus conjungamini) servent prae-
cepta Septem, quae vos dicitis Noam servasse et alios, qui ante Abra-
hamum fuerunt, hoc illis satis est ad salutem.^) Jam ergo est aliqua
^) Episcopius Opp. theol. II, 18: Dicunt quidem Hebraei Septem praecepta
Adamo et Noacho circa haec mundi primordia data fuisse, quibus omnes Adae
ac Noachi posteri obstricti semper faerunt, hodieque adhuc obstricti vivunt, adeo
arcte, ut qui ea aut nescirent, aut eorum observationem noUent recipere inter
pacis leges, gentiles hoc interficere in hello, atque ex communione hominum
tollere, tamquam belluas aut barbarie et immanitate efieratos homines Israelitae
postmodum iussi sint. Ea autem haec esse; I. Ne idola colerent. IL Ne Deo aut
sancto nomini eins maledicerent. III. Ne furta aut rapinas exercerent. IV. Ne
multiplicato mox genere humano incoestis se nuptiis foedarent. VI. Ut iudices
crearent, qui iura dicerent secundum haec praecepta. Haec dicunt Adamo data
fuisse et Noacho repetita additumque VII. Ne membrum vivi animalis come-
derent, sive ut in Genesi cap. IX. dicitur, carnem cum anima eins, quae est san-
guis eins, ne ederent. Haec, inquam, praecepta data a Deo fuisse dicunt, ut üs-
Exemplar humanae vitae. 85
religio per tob ipsos, cui ego possam inniti, etiamsi a Jadaeis origi-
nem dncam: preeibus enim a vobis impetrabo, at patiamini rae cum
alia turba misceri, yel si uod obtineam apnd vos per me licentiam
8umam. 0! coece Pharizaee, qui oblitus illius legis, quae primaria
est et a principio fnit et erit semper, tantummodo mentionem facis alia-
ram legum, qnae postea esse caeperant et quas tu ipse damnas, tua
excepta, de qua etiam, velis nolis, alii judicant secundnm rectam ratio-
nem, quae vera norma est illius naturalis legis, quam tu oblitus fuisti
et quam libenter vis sepelire, ut gravissimum et detestandum jugum
tunm super cervices hominum imponas et eos a sana mente deturbes
ac insanientibus similes reddas. Sed quando in ista venimus, libet
bic aliquantulum immorari et laudes hujus primariae legis nun omnino
tacere. Die igitur hanc legem omnibus hominibus esse communem et
innatam eo ipso quod homines sunt. Haec omnes inter se mutuo
amore colligat, inscia divisionis, quae totius odii et maximorum ma-
lorum causa et origo est. Haec magistra est bene vivendi, discernit
inter justum et injustum, inter foedum et pulchrum.^) Quicquid opti-
regeretur gens mortalium donec Abrahamo posita lex de circumcisione fait. Sed
«nim, si duo praecepta ista excipias, quae manifeste constat Noae a Deo tradita
«sse ex ipsa Scriptura, videlicet de non fundendo humano sangnine, Genes. IX, 4.
5. 6. et de non comedendo membro vivi animalis Genes. IX, 7 praecepta caetera
data a Deo ^isse non nisi per traditionem ab usque Mosis seculo per Cabbalicam
quandam doctrinam constare ipsi fatentur. — Acosta giebt die Ansicht der jüdi-.
sehen Schriftgelehrten nicht genau wieder. Über sie belehrt uns Maimonides (bei
Spinoza a. a. 0. S. 65): omnis, qui ad se suscipit Septem praecepta, et ea dili-
genter exequutus feerit, is ex piis Nationum est, et haeres futuri mundi; videlicet
si ipsa susceperit et exequutus fuerit, propterea, quod Dens ea in lege praece-
perit, et quod nobis per Mosen revelaverit, quod filiis Noae eadem antea prae-
cepta fuerunt; sed si ea a ratione ductus exequutus fuerit, hie non est incola,
nee ex piis, nee ex scientibus Nationum.
') Episcopius Opp. theol. II, 17. cap. VIII. Naturalis religio est, quae
rectam solam rationem pro regula ac mensura habet; cuius actus primus est
discrimen recti a pravo, honesti ab inhonesto, decori ab indecoro, facere : non
qnod rectum aut honestum aliquid fiat aut fit, quia recta ratio id tale esse
judicat, sed quia recta ratio necessario praecedere debet, ut id quod rectum atque
honestum est a voluntate amari possit. Prius enim est aliquid rectum atque
honestum, quam ratio id tale esse judicat. Sed id quod honestum est et rectum,
non potest a voluntate appeti ut tale, nisi a ratione atque ab intellectu tale iu-
dicatum aut monstratum sit. Objectiva itaque bonitas, quae in re ipsa est, ea
mensura quidem est rationis rectae, sed ratio recta est mensura voluntatis. Quo-
circa bonitas et rectitudo ab intellectu et ratione recta apprehensa, ipsa naturae
lex vocatur, quia ea vim praecipiendi et obligandi habet, quatenus homo ratione
recta utens eam sibi positam esse judicat.
86 Uriel Acosta.
mnm est in Lege Mosis, vel quacumque alia, hoc totam perfecte in se
continet lex naturae; et si tantisper ab hac natnrali norma declinatar^
statim oritur contentio, statim fit animoram divisio nee qaies inveniri
potest. Si vero multam declinatnr, quis satis erit ad recensenda mala
et monstra horrenda, quae ab hoc adnlterio originem snamtrahunt et
incrementa? Quid habet Optimum lex Mosis, vel qnaecnmqne alia^
quod respiciat societatem humanam, ut homines inter se bene vivant
et bene conveniant? Profecto primum est parentes honorare, deincep»
aliena bona non invadere sive hoc bonnm positam sit in vita sive in
honore sive in bonis aliis ad yitam condacibilibas.^) Quid, quaeso^
hornm in se non continet lex naturae et norma recta mentibus inhaerensV
Naturaliter filios diligimus et parentes fiiii^ frater fratrem, amicu»
amicnm. Naturaliter volnmus omnia nostra salva esse et odio habemu»
illos, qui pacem nostram tnrbant, qui ea, quae nostra sunt, a nobi»
aut vi aut fraudibus auferre volunt Ex hac voluntate nostra natu-
rali sequitur apertum Judicium scilicet non debere nos ea committere,.
quae in aliis damnamus. Si enim alios damnamus, qui nostra inva*
dunt, jam nos ipsos damnamus, si aliena invaserimus. Et ecce, jam
facile habemus quidquid praecipuum est in quacumque lege. Quod
attinet ad cibos, hoc Medicis relinquamus; illi enim nos satis apposite
docebunt, quis cibus sit salutaris, quis per contrarium noceat. Quod
yero ad alia ceremonialia, ritus, statuta, sacrificia,') decimas (insignia
iraus, ut quis alieno labore fruatur otiosus) heu, heu, ideo ploramus,^
quia in tot labyrinthos conjecti sumus • ex malitia hominum. Agno-
scentes hoc veri Christiani magna laude digni sunt, qui ista omnia ia
exilium migrare fecerunt, retinentes solum ea, quae ad bene yivendum
moraliter spectant.') Non bene vivimus, quando multas vanitates
observamus, sed yivimus bene, quando rationabiliter yiyimus.
Dicet aliquis legem Mosis yel Euangelicam aliquid altius et per-
fectiuB continere, nempe ut inimicos diligamus, quod lex naturalis non
^) Das Gesetz Mosis zerfällt in zwei Teile, in die Gebote der pietas und in
die der probitas. Von ersteren übergeht Acosta natürlich die auf die Verehrung
Gottes bezüglichen und nennt nur das vierte: ,Du sollst deinen Vater und deine
Mutter ehren", die übrigen sechs fasst er sachgemäss zusammen in den Worten:
deinceps aliena bona non invadere etc.
') Auch Spinoza behauptet, dass die Juden nach der Zerstörung Jerusalem»
nicht mehr an die Gebräuche gebunden seien. Tractatus theol. pol. 58. Er fügt
hinzu: Quod autem Fharisaei post amissum imperinm eas (ceremonias), aut saltem
magnam earum partem retinuerint, id magis animo Christianis adversandi, quam
Deo placendi fecerunt.
') Er meint die Anhänger des reformierten Bekenntnisses.
Exemplar hmnanae vitae. 87
agnoscit. ^) Huic respondeo, quemadmodum snperins dixi : Si a natura
declinamn» et aliqnid majas volamns invenire, statim oritar contentio,
tarbatar qnies. Quid prodest, si mihi imperentnr impossibilia, quae
ego implere non possim? Nnllnm aliud bonum inde sequetur, quam
animi tristitia, si ponimus impoBsibile esse naturaliter inimicum dili-
gere. Quod si non omnino impossibile sit naturaliter inimicis bene-
facere (hoc citra dilectionem accidere potest), quia homo ad pietatem
et misericordiam, generaliter loquendo, naturalem habet propensionem,
jam non debemus negare absolute talem perfectionem in lege naturae
comprehendi.
lUud nunc videamus, nempe quae mala oriantur, quando a na-
turali lege plurimum declinatur. Diximus inter parentes et filios,
patres et amicos naturale esse amoris vinculum. Tale vinculum
dissolvit et dissipat lex positiva, sive illa sit Mosis sive cujuscumque
alterius, quando praecipit, ut pater, frater, conjux, amicus filium,
fratrem, conjugem, amicum occidat vel prodat Religionis ergo,') et
aliquid vult talis lex majus et superius, quam ut possibile Eiit per
homines impleri; et si impleretur, summum esset contra naturam
scelus: illa enim talia horret. Sed quid jam ista memorem, quando
in tantum vesaniae homines devenerunt, ut proprios filios idoliS; quae
vanissime colebant. pro holocausto obtulerint, a naturali illa norma
adeo discedentes et naturales patemos affectus adeo maculantes.')
Qnanto dulcius foret, si mortales inter naturales limites se cohibuissent
et inventa adeo foeda nunquam invenissent? Quid dicam de terroribus
et anxietatibus grayissimis, in quos hominum malitia alios conjecit, a
quibus unusquisque liber erat, si naturam tantum audiret, quae talia
omnino nescit. Quot sunt, qui de salute desperant? qui martyria
') Es könnte scheinen, als ob Acosta mit Unrecht das Gesetz Mosis and das
Evangelium nebeneinander stelle. Ersteres fordert nur die Liebe des Nächsten, des
Glaubensgenossen, nicht des Feindes, dieses aber selbst letztere. (Matth. V, 43 ff.)
Indes die Gegner des natürlichen Gesetzes behaupten, dass nach ihm auch die Er-
füllung der mosaischen Vorschrift unmöglich sei, wenn nämlich der Nächste mein
Feind ist. — Was von den Ausführungen Acostas zu halten sei, ist in der Ein-
leitung S. 10 ff. auseinandergesetzt.
*) Deuteron. XIII, 6 sq. Si tibi voluerit persuadere frater tuus filius matris
tuae, aut filius tuus vel filia, sive uxor quae est in sinu tuo, faut amicus quem
diligis ut animam tuam, clam dicens, Eamus, et serviamus düs alienis, quos
ignoras tu, et patres tui — non acquiescas ei, nee audias, neque parcat ei oculus
tuus ut miserearis et occultes eum, sed statim interficies: sit primum manus tua
super eum, et postea omnis populus mittat manum. cf. XVIE, 2 sq.
') Jeremias XIX, 5. (Haec dicit Dominus exercituum, Dens Israel): aedifica-
verunt excelsa Baalim ad comburendos filios suos igni in holocaustum Baalim : quae
non praecepi, nee locutus sum, nee ascenderunt in cor meum.
88 Uriel Acosta.
varÜB imbuti opinionibas subeant? qoi vitam omnino miseram sponte
agant, corpus misere macerantes, solitadines et recessus a commimi
aliornm societate qnaerentes, intemis craciatibus perpetuo vexati,
qoippe qni mala, quae futnra timent jam tanqnam praesentia lagent.
Haec et alia mala innnmera falsa religio, ab hominibus malitiose in-
yenta, mortalibus addnxit.^) Nomie ego ipse unns sam ex multis,
qni per tales impostores valde deceptas fai et illis credens me pessmn-
dedi? Loqnor tanqnam expertns. At dicnnt, si non alia sit lex qnam
natnrae lex nee homines ex fide habeant alteram restare vitam et
timeant poenas aetemas, qnid est, cnr non perpetuo malefaciant? Yos
talia inventa excogitastis (fortassis aliqnid amplins latet, timendum
est enim, ne propter ntilitates vestras onns snper alios imponere vo-
Ineritis) in hoc similes illis, qni nt infantes terrefaciant, larvas fingnnt
yel aliqna nomina atrocia excogitant, donec pneruli metn perculsi
eomm volnntati acqniescant, volnntatem propriam captivantes cum
taedio et maerore. Sed prosant ista quidem, quamdiu infans infans
est; qnamprimnm tamen oculos mentis aperit, ridet irandem nee jam
laryam timet. Sic vestra ista ridicnia snnt, quae solum infantibus
aut bardis possnnt timorem injicere; alii autem, qui vestra norunt, vos
rident. Mitto nunc de jnstitia fraudis hujns disserere; cum vos ipsi,
qui talia fingitis, inter juris regulas habeatis non esse facienda mala,
ut veniant bona. Nisi forte inter mala non numeratis mentiri in grave
aliorum praejudicinm, occasionem pusillis dantes insaniendi. Quod
si vel umbra Religionis verae aut timoris in vobis esset, procul dubio
non modice timere debuissetis, quando tot mala in orbem terrarum
induxistis: tot dissidia inter homines excitastis: tot iniqua et impia
instituistis, adeo ut parentes contra filios, et filios contra parentes
impie incitare non dubitaveritis.
Unum vellem a vobis interrogare, nempe, si quando ista fingitis
*) Ebenso unbillig urteilt Spinoza über die Religion. Tractatns theol. polit,
praef. S. 4. Non ergo mirum, quod antiquae Religionis nihil manserit praeter
ejus extemum cultum (quo vulgus Deum magis adulari, quam adorare videtur)
et quod fides jam nihil aliud sit, quam credulitas et praejudicia: at quae praeju-
dicia? quae homines ex rationalibus brutos reddunt, utpote quae omnino impediunt,
quouiinus unusquisque libero suo judicio utatur, et verum a falso dignoscat, et
quae veluti ad lumen intellectus penitus exstinguendum , data opera excogitata
videntur. Pietas, proh Dens immortalis, et Religio in absurdis arcanis consistit,
et qui rationem prorsus contemnunt, et intellectum tanquam natura corruptum re-
jiciunt, et aversantur, isti profecto, quod iniquissimum est, divinum lumen habere
creduntur. Sane si vel luminis divini scintillam tantum haberent, non tam süperbe
insanirent, sed prudentius Deum colere discerent, et ut jam odio, amore contra
reliquos excellerent; nee tam hostili animo eos, qui cum ipsis non sentiunt, perse-
querentur, sed eorundem potius (siquidem ipsorum saluti, et non suae fortunae
timent) misererentur.
Exemplar humanae vitae. 89
propter homiDum malitiam, at illos fictis terroribus in officio contineatis^
alioquin male victnros, subit vobis in mentem vos similiter homines
esse malitia repletos^ qni nihil boni potestis praestare, nihil nisi
malnm perpetno exeqni, aliis nocere, in neminem misericordiam exer-
cere? Video jam yos mihi irasei^ qni tale quidqnam ansns sum a
vobis interrogare, et nnnmqaemqne vestrum strenue contendere pro
jnstitia actionnm snarnm. Nnllus est, qni non dicat se esse pinm,
misericordem, veritatis et justitiae amantem. Ant igitur falsa loquimini
talia de vobis annunciantes, ant falso accusatis omninm hominnm malitiam,
cni vestris larvis et fictis terroribus mederi yultis; contumeliosi in
Deum, quem tanquam cmdelissimum carnificem et horribilem tortorem
oculis hominum exhibetis; contumeliosi in homines, quos ad tam deplo-
randam miseriam natos esse yultis, quasi illa satis non sint, quae cuique
in yita accidunt Sed esto, quod magna sit hominum malitia, quod et
ipse fateor, et yos ipsi mihi testes estis, cum sitis extreme malitiosi,
alioquin talia commenta comminisci non yaleretis; quaerite remedia effi-
cacissima, quae citra majorem laesionem morburik hunc ab hominibus
Omnibus generaliter expellant, et deponite laryas, quae tantum contra
infantes et stolidos yim habent. Si yero morbus hie in hominibus
insanabilis est, desistite a mendaciis nee tanquam inepti medici pro-
mittatis sanitatem, quam non potestis praestare. Contenti estote inter
yos leges justas et rationabiles stabilire, bonos praemiis omarC; malos
digno supplicio afficere: eos, qui yim patiuntur, a yiolentis liberate,
ne clament justitiam non fieri in terra, nee esse qui infirmum eripiat
a manu fortioris. Profecto si homines rectam rationem sequi yellent
et yiyere secundum naturam humanam, omnes se mutuo diligerent,
omnes sibi mutuo condolerent. Unusquisque alterius calamitatem,
quantum posset, subleyaret, yel saltem nuUus alium gratis offenderet
Quae contra fiunt, contra humanam naturam fiunt; et multa fiunt, quia
homines diyersas leges a natura abhorrentes sibi inyenerunt et alius
alium irritat malefaciendo. ') Multi sunt, qui ficte ambulant et se ex-
treme religiöses simulant et incautos decipiunt, tegumento Reiigionis
ad capiendos, quos possint, abutentes; qui recte comparari possunt
furi nocturno, qui somno sopitos nee tale quid cogitantes per insidias
^) Viel verständiger äussert sich Spinoza a. a. 0. S. 59: Jam si homines a
natura ita essent constituti, ut nihil nisi id, quod vera ratio indicat, cuperent,
nullis eane legibus indigeret societas, sed absolute sufficeret, homines vera docu-
menta moralia docere, ut sponte integro et liberali animo id, quod vere utile est,
agerent Verum longe aliter cum humana natura constitutum est; omnes quidem
suum utile quaerunt, at minime ex sanae rationis dictamine, sed perplurimum ex sola
libidine, et animi affectibus abrepti res appetunt, utilesque judicant. Eine fit, ut
nulla societas possit subsistere, absque imperio, et vi, et consequenter legibus, quae
hominum libidinem, atque effraenatum impetum moderentur, et cohibeant.
90 Uriel Acoeta.
adoritur. Hi in ore solent habere, Jndaeas sum, Christianas sum, crede
mihi, non te decipiam.
0! malae bestiae: ille, qai nihil hornm dicit et se tantum hominem
profitetnr, multo melior vobis est. Si enim ei tanqaam homini non
vultis credere potestis cavere; vos antem quis cavebit, qni amicti
fieto pallio sanctitatis fictae tanqaam far noctamas ineaatos et donni-
entes per foramina invaditis ac misere strangalatis?
Unara inter malta miror et vere mirandam est, qaomodo possant
Pharizaei inter Christianos agentes ati tanta übertäte, ut etiam jadicia
exerceant: et vere dicere possam, qaod si Jesas Nazarenas, qaem
Cbristiani adeo colant, hodie concionaretur Amstelrodami et placeret
Pharizaeis illam denao flagris caedere, propterea qaod traditiones
illoram impagnaret et hypocrysim^) objiceret, hoc libere facere possent.
Gerte hoc ignominiosam est et qaod tolerari non debait in ciyitate
libera, qaae profitetar homines in libertate et pace taeri et tarnen non
taetar a Pharizaeoram injariis: et qaando qais non habet defensorem
aut vindicem, nil ifiirum, si ipse per se qaaerat se defendere et
injarias acceptas vindicare. Habetis vitae meae historiam veram, et
quam personam in hoc mandi vanissimo theatro ego egi, in vanissima
et instabilissima vita mea, exhibai vobis. Nanc jaste jadicate, filii
hominam, et sine allo affectu libere secandam veritatem jadiciam
proferte: hoc enim inprimis viris dignam est, qai vere viri sant.
Qaod si aliqaid inveneritis, qaod vos ad commiserationem rapiat,
miseram hominam conditionem agnoscite et deplorate, cajas et ipsi
participes estis. Ne hoc etiam desit, nomen meam, qaod habai in
Portagallia Ghristianas, Gabriel Acosta, inter Jadaeos, qaos atinam
nnnqaam accessissem, paacis matatis UriäP) vocatus sam.')
») Matth. XXIIl, 14—29 etc.
*) Beim Übertritt zum Judentum e wurde der Name geändert. Man wählte
aus nahe liegenden Gründen in diesem Falle den Namen des im apocryphischen
vierten Buche Esra genannten Engels Uriel.
') Limborch de veritate religionis Christ, p. 344: Autor, ut ex fine Script
liquet, fuit Gabriel, postea inter Judaeos vocatus Uriel Acosta. Qua occasione
illud Bcripserit, ipse satis indicat. Titulum illi praefixit, quem praefixum vides,
Exemplar humanae vitae. Paucis ante mortem suam diebus, et cum jam mori
decreverat, scriptum hoc exarasse videtur. Etenim vindicta aestuans primo fratrem
(alii dicunt amitinum) a quo se maxime laesum credidit, deinde seipsum trajicere
statuit: itaque in fratrem, seu amitinum, aedes suas praetereuntem, sciopetum
vibravit; sed cum frustrato ictu non exploderetur, se dbtectum videns, subito
domus suae janua clausa alterum, eum in finem paratum, in se sciopetum explositf
ac seipsum miserandum in modum trajecit. in defuncti aedibus scriptum hoc
fuit repertum, cujus apographum proavunculo meo Simoni Episcopio ab eximio
quodam hujus civitatis viro communicatum ego inter scedas ejus reperi.
Meletius und Orion.
Vom
Professor Dr. Albert Winter.
Auf die Beziehungen, die sich zwischen dem Buche des Meletius
Tcepl xfi<; TOD avä'pa)7roo xaxaox60Yj(;^) und dem Etymologicon des Orion*)
finden^ näher einzugehen wurde ich veranlasst durch folgende Beob-
achtung. Tn seiner Ausgabe des Etymologicon Magnum (Oxford 1848)
ftlhrt Gaisford zu den meisten Artikeln, die Bezeichnungen von Teilen
des menschlichen Körpers etymologisch erklären, Parallelstellen aus
Meletius an. Diese kommen oft nach Inhalt und Form jenen sehr
nahe, manche stimmen fast bis aufs Wort ttberein. Für einige dieser
Artikel wird im E. M. als Quelle bezeichnet £a)pavö(;, für andere lässt
sich ebendieser Soran durch das Etymologicum Gudianum oder da»
Lexicon des Zonaras, am häufigsten aber durch das Etymologicum des
Orion als solche nachweisen. Dass sowohl E. M. als E. G. als Zon.
einen grossen Teil ihres Stoffes dem Orion entnommen haben, ist aus-
gemacht. Dass namentlich alles, was in den ersten beiden auf Soran
zurückzuführen ist, aus Orion herstammt, hat RitschP) gefunden und
Kleist^) bestätigt. Wenn sie daneben nicht auch Zonaras nennen, so
kommt das wohl nur daher, weil er ihnen für die Überlieferung de&
Soran weniger Bedeutung zu haben schien. Es wird sich von ihm
dasselbe behaupten lassen. Wir besitzen also in allen diesen Werken
eine einzige Überlieferung für Soran, die zurückgeht auf Orion.
Dass dieser Soran der berühmte Arzt ist, der nach Suidas erst in
Alexandria lebte und dann in Kom unter Traian und Hadrian wirkte^
*) ed. Cramer, Anecdota Graeca, vol. III p. 1 — 157. Oxonii 1836.
') ed. Sturzius, Lipsiae 1820.
») De Oro et Orione, Vratislav. 1834. p. 29.
*) De Philoxeni grammatici Alexandrini studiis etymologicis, Gryphisw..
1865. p. 29.
94 MeletiuB und Orion.
und der zahlreiche Werke gehrieb, haben Osann und Haeser^) über-
zeugend nachgewiesen. Haeser') nennt Soran einen der bedeutendsten
Ärzte des Altertums und sagt von ihm'): Vix uUum invenies ex
amplissimo medicorum numero Sorano Ephesio et doctrinae firmitate,
amplitudine et ingeniosa quasi agendi dexteritate parem, superiorem
nuUum. Non enim anatomen solum, sed praxin quoque medicam,
chirurgicam et obstetriciam ita non coluit tantum, sed excoluit quoque,
ut nesciam, de qua egregius meruerit
Das Werk, in welchem Soran, von dem Gebiet der Medicin ab-
schweifend, sich auf das der Grammatik begab und die Namen der
Körperteile etymologisch zu erklären unternahm, werden wir nach
Or. 34, 9. 131, 4 und 159, 18 betiteln müssen: Tcepl ixo^Xo^im to5
Ga>(iaTO(; too ivd-pcoirou.^) Auf dasselbe gehen die Angaben sowohl des
Meletius als des Orion zurück. Orion hat es im Original vorgelegen
(Kleist S. 17). Ob auch dem Meletius, das ist die Frage.
') Osann, de Heraclide Homeri caxminum diorthota, Grissae 1853. p. 12. n. 12.
Haeaer, de Sorano Ephesio, Jenae 1840. p. 6. Siehe ausserdem Scheele, de Sorano
Ephesio medico etymologo, Argentor. 1884. p. 3.
') Geschichte der Medicin, Jena 1875. Bd. 1. S. 804.
') De Sorano Ephesio p. 6.
^) Das Zeugnis des Orion scheint mir in diesem Punkte unverwerflich. Auch
lassen Ritschi (S. 28) und Kleist (S. 17) es gelten. Ermerins (Scopavoö E<psaioo i»pt
Yuvaixeimv icad-ü>v, Traiecti ad Rhenum 1869. Praef. p. X) führt danehen noch zwei
andere Titel an. Zunächst citiert er aus den Scholien zu BuAis icepl &vopLaoux<; mv
xo5 äv^pcuicoo fi.opiu>y : ^0 S& 2^(i>pay6^ hv T(j> irtpl &vo)xaoiu>v fi.ovoßißXü> (Daremberg-Buelle,
Oeuvres de Rufus d':ßphfese Paris 1879. S. 135. Z. 9.) Aber hier übertr> der
Scholiast wohl die Bezeichnung des Werkes, das er kommentiert, auf das, welches
er citiert. Am liebsten möchte Erm. sich entscheiden für: Ilepl xaTttoxROY]? too
ävd^(uicoo xal ^vofJLaoiou; icdyrmv tu»v p.eXü>v xal xmv oxoi^^eicuv. Dies ist die Überschrift des
167. Kapitels von Sorans wepl fovatxetwv fca^Av. (ed. Dietz, Regim. 1838. p. 298.) Er
will hieiin nicht die Überschrift dieses Kapitels, sondern den Titel des Werkes sehen,
das wir mit Orion überschreiben: nspl exupioXoYKJuv xou a(u[i.axog tou &v^pa»icoo. Auch
diese Annahme steht auf schwachen Füssen. Dieses Kapitel ist in einer Schrift icspt
füvaixeiüiv icad-u>v ebensowenig unterzubringen wie Kapitel 45: i^epi (puosu>^ xal d^aeux;
&vd>pa>noo xal ayfyiui'zoq Ifißpücu. Und wie dieses letztere in seinem ersten, grösseren
Teile nachweisbar ausgeschrieben ist aus Meletius (6, 23 — 10, 5), so schwebt auch
die Annahme, dass die Überschrift des ersteren sich auf ein Werk Sorans beziehe,
in der Luft. Davon, dass Soran icepl xataoxeoT)^ tou avO-pcoicoo geschrieben, berichtet
niemand. Und der Beweis, welchen Voigt (Sorani Ephesii liber de etymologiis
corporis humani quatenus restitui possit. Gryphisw. 1882. p. 32) für eine breitere
Grundlage des Werkes irepl iTOfxoXoY'.Av xxX. zu erbringen versucht, ist verfehlt.
Die Stellen des Meletius, auf die er sich stützt, hat dieser aus Galen entnommen,
nicht aus Soran, wie wir später zeigen werden. Scheeles Ansicht aber (S. 17), das
Werk Sorans sei auf das Zeugnis von Meletius hin (1, 22) itspl (p6oeu>^ äv^pu>icot) zu
benennen, hoffen wir später als unhaltbar zu erweisen.
Vom Professor Dr. Winter. 95
Es sind der Möglichkeiten mehrere. Entweder hat Meletius den
Soran selbst eingesehen, oder er hat eine abgeleitete Quelle benutzt,
die auf einem anderen Wege auf Soran zurückgeht als die Über-
lieferung durch Orion, oder seine Kenntnis stammt unmittelbar oder
mittelbar aus Orion. Hierüber Gewissheit zu erlangen, unternahm ich
eine Vergleichung des Meletius mit Orion und den übrigen Etymologen
und gewann dadurch die Überzeugung,
1. dass Meletius nicht einen medizinischen Schriftsteller, sondern
ein etymologisches Werk benutzt haben muss, und
2. dass dieses Werk kein anderes ist, als das Etymologicum des
Orion.
Mit diesen Behauptungen trete ich in den schärfsten Gegensatz
zu zwei jungen Gelehrten, Paul Voigt und Ludwig Scheele, die in
den letzten Jahren über Soran geschrieben haben.') Mit ihnen werde
ich mich zunächst auseinanderzusetzen haben.
Beide gehen aus von der Angabe, die Meletius 1, 21, wo er
seine Quellen nennt, selbst macht: Scoxpdryjc Sh ivy^oko^latz [loXXov
(lopicDV xai övo(xdtTö)v iv T<j) Tuepl (p6asü)(; ooYzii'^^zi a&xoö wg 7pa(ntaTt%ö<;
7] ö)<; (ptXöaoyo^ aovexaSaTO.
Diese Worte fasst Voigt (S. 8 a. E.) so auf, Meletius habe nicht
das Buch des Soran selbst benutzt, sondern den Auszug eines gewissen
Socrates.
Scheele dagegen (S. 19) will für Sa)xpdTT]c schreiben Scofiavöc, und
nimmt an, dem Meletius habe das Werk des Soran im Original vor-
gelegen.
Beide stellen am Schluss ihrer Arbeit die Etymologien, welche
sie auf Soran zurückführen, alphabetisch geordnet zusammen. Das
Verzeichnis des letzteren ist um einige Nummern reicher als das des
ersteren. Jener beschränkt sich auf Anführung der erklärten Worte,
dieser schreibt auch die Erklärungen aus und bringt so auf 37 Seiten
ein stattliches Verzeichnis von 268 Nummern auf, welches alles, was
uns aus dem etymologischen Werke des Soran erhalten ist, umfassen
soll. Beide berufen sich (ersterer S. 4, letzterer S. 19) auf die
Autorität von Diels, der seiner Dissertation: De Galeni historia philo-
sopha (Bonnae 1870) unter No. V folgende These beigegeben: Sorani
medici über Tuspt ItojioXoycöv xoö (3a)[iaT0(; xoö ivd-pcoTtoD, cuius non
pauca fragmenta extant in Orionis etymologici mediis capitibus, paene
^) Die Titel ihrer Schriften siehe S. 4 Anm. 1 und 4.
96 Meletius und Orion.
integer ex Meletii monacbi libro itepl xfi(; tod av^pc&icou xaxaoxeoY^c
restitui potest
Diels ist durch seine Stadien auf anderem Gebiet gelegentlich
auch auf Meletius geführt worden und hat bei ihm Etymologien in
Menge geftinden, die sicher auf Soran zurückgehen und von denen
eine Anzahl teils vollständiger, teils richtiger bei ihm überliefert sind
als bei Orion. Die Frage aufzuwerfen, wie sie aus Soran zu Meletius
hinübergelangt seien, mochte er keine Veranlassung haben. Voigt
nun und Scheele werfen sie auf und unternehmen es, das Buch des
Soran zu rekonstruieren. Aber sie gehen dabei nicht bedachtsam
genug zu Werke.
Voigt ist die Übereinstimmung zwischen Meletius einerseits und
Orion und den übrigen Etymologen andererseits, wie sie sich in den
einzelnen Artikeln sowohl als in der Anordnung derselben findet, nicht
entgangen (S. 31 u. 34), aber wenn er sie (S. 41) darauf zurückführt^
dass beide denselben Auszug aus Soran, den er seinem Socrates zu-
schreibt, benutzt hätten, so geht er fehl. Ein solcher Auszug ist in
keiner Weise bezeugt. Ist es deshalb schon misslich, ihn als Grund-
lage für Meletius anzusehen, so wird erst recht niemand geneigt sein,
das Werk des Orion auf so fehlerhaftem Fundamente aufzubauen.
Das eben macht uns den Orion wertvoll, dass er, so trümmerhaft
sein Werk auch überliefert ist, doch aus den ursprünglichen Quellen
geschöpft hat. Dass er das wirklich gethan, daran hat noch kein
Mensch gezweifelt. Wer diesen Glauben erschüttern wollte, müsste
die gewichtigsten Argumente dagegen aufbringen, dürfte nicht eine
solche Behauptung aufstellen, ohne auch nur den Beweis dafür zu
versuchen.
Scheeles Ansicht, dem Meletius habe nicht ein Auszug aus
Soran, sondern dieser selbst vorgelegen, hat ebensowenig innere Wahr-
scheinlichkeit. Um nämlich die vielfachen Fehler und Versehen, die
bei Meletius in die Augen fallen, zu erklären, sieht er sich zu der
Annahme veranlasst, diesem habe nur ein bereits verkürztes, ver-
stümmeltes, mit Fehlern übersätes Exemplar des Soran (S. 21) zu
Gebote gestanden. Nun finden wir aber bei Orion zum Teil dieselben,
zum Teil noch schlimmere Fehler wie bei Meletius, und doch können
wir uns hier, wie eben gezeigt, nicht mit der Annahme helfen, auch
er habe ein verdorbenes Exemplar des Soran benutzt.
Erweist sich so schon die eine Annahme unhaltbar wie die
andere, so halten sie erst recht nicht stand, wenn man den Meletius
im einzelnen durchmustert und ihn mit Orion vergleicht. Eine solche
Musterung wird neben der Widerlegung der gegnerischen Ansichten
Vom ProfessQr Dr. »Winter. 97
11^8 .xpgleich Beweise ftir die Bicbtigkeit unserer eigenen Beh^upt^ng
.li^i^rp. Um dieselbe init;£i;fqlg zu nnternehipen, .müssen wir auf^die
;£|pri«htuQg dQs Werkes von Orion .eingehen, wie K}eist sie n^cb^ßist.
Als die Yorzügliobsten Quellen des Orion giel^t er (S. 25) an:
1. Diehter-Sßholien.
2. Soran, ^epl eTT)|ioXoYi(x)v toö ocbjiaxog to5 äy&pdb^oo.
3. Herodian, ^pl ^pd^o^pa^Cag und 9tepl na^m,
4. Heraclides Ponticus, ^epi STOjioXoYtwv.
5. Philoxenus, jrepl (tovoooXXdcßcov piQtiixcov, ^pl avaSi7cXa(3taa[ioö, Tcepl
T^c IdSo? StaX^TOü, Tcepl xf^c xöv Tcojiatwv StaXeTcxoo.
6. Herodiap, cD{i3röaiov und i^i[i.epia[io{.
.Diese Ordnung, die innerhalb der einzelnen Buchstaben ursprünglich
festgehalten .^ein pochte, ist in der Pariser Handschrift, welche Sturz
herausgegeb^P) die. uns den Orion keineswegs in seiner ursprünglichea
Gesielt zei^ zwar vielfach gestört, aber doch sicher zu erkennen
(Kleist S. 25), und gerade die Fragmente des Soram heben sich bei
ihrer durchgängigen Beziehung auf den menschlichen Körper am
deutlichsten heraus (Kleist S. 17). Nun haben aber Voigt und Scheele
eine nicht geringe Anzahl von Etymologien (mehr als 20), für die
teils Scholiasten, teils Philoxenus, teils Heraclides als Quellen be-
zeugt sind, in ihre Übersicht der soraneischen Gelehrsamkeit auf-
genommen. Das rechtfertigt Voigt (S. 39) also: Oft hat Orion Ety-
mologien, die er in den Quellen des Soran gefunden und an ihrem
Platze eingetragen hatte, wenn er sie bei diesem selbst gleichfalls
vorfand, nicht zum zweiten Male aufgeftlhrt. Quellen des Soran
nennt er jene Schriftsteller, weil ihre Angaben bei Meletius erhalten
sind und er der Meinung ist, alles, was sich dort finde, stamme aus
Soran. Der Zeit nach lebten Philoxenus und Heraclides vor Soran,
ersterer unter Augustus und Tiberius, letzterer unter Claudius und
Nero (Kleist S. 9 ui^d 22), es hätte daher Soran sie sowohl als die
Schollen ausschreiben können. Und er hat wirklich die Grammatiker
flei^sig benützt. Er führt gern von demselben Wort mehrere Ab-
leitungen, die von verschiedenen Gewährsmännern stammen, neben-
einander an. Aber muss man deshalb annehmen, dass er, der volle
drei Jahrhunderte vor Orion lebte'), gerade auf dieselben Quellen
verfiel, wie dieser? Das ist an sich nicht glaublich, und direkt da-
gegen sprechen folgende Wahrnehmungen.
Gerade ein Teil der Stellen, welche er nach Voigt und Scheele
den Scholiasten und Grammatikern entlehnt haben soll, bietet, wie
^) Diesen setzen Ritschi S. 7 und Kleist S. 15 in die Mitte des 5. Jahrh. n. Chr.
7
98 MeletiuB und Orion.
wir unten sehen werden^ von dem zu belegenden Worte so weit ab-
liegende Gitate, dass wir den Arzt Soran eines schlechten Geschmackes
zeihen mttssten, wenn er sie sollte ttbemommen haben. Wir werden
yielmehr umgekehrt den Schluss ziehen müssen, Meletius hat weder
die Citate, noch die Etymologien selbst aus Soran geschöpft.
Dagegen hat Soran Autoren eingesehen, die Orion nicht zu Ge-
bote standen, und wenn dieser sie trotzdem anführt, so ist seine
Kenntnis durch Soran vermittelt Soran hat dem Cratylus des Plato,
»dem ältesten der uns erhaltenen griechischen Werke auf dem Ge-
biete der Sprachwissenschaft,«^) entnommen, was für seinen Zweck
verwendbar war. Ihm haben die Werke der Stoiker Chrysipp und
ApoUodor vorgelegen, welche zuerst Untersuchungen über den Ursprung
(gTO{jLov) der einzelnen Wörter angestellt hatten,') auch das des Apion,
ferner des Aristoteles Tierkunde, vielleicht auch Hippocrates.')
Hat Soran so in Bezug auf das Alter seiner Quellen vor Orion
viel voraus, so werden wir auch nicht annehmen dtlrfen, dass er
jede spätere Quelle, die Orion benutzt, auch seinerseits zu Rate ge-
zogen habe.
Und betrachten wir nun die Sache von der anderen Seite. Hat
denn Orion mit solcher Umsicht gearbeitet, dass er sich bei jedem
Artikel, den er irgendwoher herbeitrug, den Überblick über das ganze
Werk stets wahrte? Und bildet Soran so sehr den Kern- und Angel-
punkt seiner Thätigkeit, dass er auf ihn alles, was er ausschrieb,
bezog? Auch das müsste erst bewiesen werden. Und geradezu un-
^) Benfej, Über die Aufgabe des platonischen Dialogs: Kratylos. Abb. d. Eönigl.
Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingen. Bd. 12. S. 255.)
■) Christ, Gesch. d. griech. Litt. Nördlingen 1889. S. 566.
») Auf Plato gehen zurück: äv^poiico^; Or. 16, 10 (Kleist S. 17). p^^ 39, 19.
ou>f«x 144, 24. ^oyr^ 167, 10 (Crat. 399 C. 414 A. 400 B. 399 E);
auf Chrysipp: a^xiov Or. 17, 9. omdu\L-ri 130, 7. iwxpSta 80, 17 (vgl. Galen
5, 328, der Chrysipp irepl «J^ü/yj? 1. Buch citiert). Auch Äptotepa E. G. 77, 11 und
E. M. 143, 24 cod. Sorb. werden durch Soran und Orion vermittelt sein;
auf ApoUodor nepl Itojj.oXoYiuiv (Müller fragm. bist. Graec. Paris. 1853 p. 465 sq.):
x8(paXYi Or. 81, 12—14 (vgl. E. M. 507, 6). öocpoc 116, 22. ww-fcov 129, 13. x«P««
163, 26. (Müller citiert nach E. M., nicht nach Or. Dort ist dsw Zeugnis für
ApoUodor bei x^^P^*? ausgefallen, x^^P^^ fehlt deshalb bei ihm.) wta 168, 23 u.
170, 3 (Kleist S. 30). Auch xopcr/j E. M. 530, 48 u. ^x^ E. M. 702, 43 dürften
durch Soran und Orion hierher gelangt sein;
auf Apion: xpoxacpoi E. M. 541, 21. xoXa(piCu> £. G. 333, 36;
auf Aristoteles, Tierkunde 1, 13, 54: iacpö«; Or. 116, 21;
auf Hippocrates: fapYapewv Or. 82, 4. (Die entsprechende SteUe habe ich in
der Ausgabe von Kühn nicht gefunden.)
Vom Professor Dr. Winter. 99
möglich gemacht wird eine solche Annahme darch Stellen wie die
folgende :
Or. 98, 22 wird mit den Worten: ootax; 'HpaxXstöir)^. 6 8^ Swpavö^
Tj^ei geschieden zwischen den Ansichten dieser beiden Männer. So
konnte Orion unmöglich schreiben, wenn er andeaten wollte, er habe
den ersten Autor vom zweiten citiert gefunden. Vielmehr erkennen
wir aus dieser und ähnlichen Stellen, dass Orion bisweilen, die ur-
sprüngliche Anordnung seines Werkes unterbrechend, der bereits
niedergeschriebenen Etymologie des einen Grammatikers die eines
zweiten, ja wohl auch eines dritten (Or. 166, 31) beigiebt. Wo er
andeuten will, er habe von ders^ben Quelle noch einen zweiten Autor
zitiert gefunden, da lässt er es durch die Form des Citates deutlich
erkennen. $o finden wir z. B. unter soraneischem Besitz Or. 116, 21.
^Oo^ö<; . ü)<; 'AptoTOx^XY]<: . . . . üx; Se 'ATcoXXöSwpog .... Vgl. 129, 13.
130, 7. 144, 24. 163, 26. auch 168, 23. 170, 3.
Nun sind aber beide Etymologien, sowohl die des Heraclides als
die des Soran, von Meletius 84, 19 angeführt. Und wenn dieser,
was er aus Heraclides citiert, bei Soran nicht vorfand, wo hat er es
da hergenommen? Offenbar hat er nicht Soran selbst eingesehen,
«ondern Orion. Hier fand er alles bequem nebeneinander.
Umgekehrt wird Or. 100, 28 drei Ableitungen von [lao^AXif], die
Soran entnommen sind, eine des Heraclides entgegengestellt durch:
ootoD Scopavöi;. 6 8ä 'HpaxXei5Y)<;. Aber zwei von den ersteren und die
letztere giebt Meletius vereint (119, 9).
Oder wenn unter vielen Erklärungen von (xaoTot, Or. 101,3, eine:
-5) ÄTTÖ TOD OTTO xÄv 'dTjXaCofiivoDv JTctoTcaod-at. durch E. 6. 381, 37 und
E. M. p. 1635/36 durch die Überlieferung des cod. Havn. 1971 flir
Soran bezeugt ist mit den Worten: 6 S^ Swpavöc cpTjoiv, ist es da
erlaubt anzunehmen, dass auch die vorausgehenden von Soran selbst
zusammengetragen seien? Und doch bringt sie Mel. 9, 19 in der-
selben Reihenfolge.
Eine andere Art von Bedenken müssen folgende Stellen wecken:
Or. 38, 6 findet sich unter dem Lemma yoovÖ(; aXco-^g auch eine
Etymologie von ifövo. Man wird sie auf ein Scholion zurückfuhren
müssen. Eine zweite liest man Or. 39, 15. Sie dürfte von Kleist
(S. 17) richtig Soran zugeteilt sein. Mit welchem Recht kann man
hier behaupten, Soran habe sich auch die Auslegung des Scholion
angeeignet? Dennoch sind Mel. 129, 4 — 6 beide verbunden.
Ferner bietet Orion zwei Etymologien von ö[i(paXö(; (115, 14 u.
116^24), die letztere aus Soran, für die erstere ist der Gewährsmann
100 'Meletius und Orion.
ans den Etymologicis nicht za ermitteln. Mel. 8, 20 hat aber gerade
diese, und nur sie allein. Wie soll man das erklären?
Alle Bedenken sind sogleich gehoben, jede Schwierigkeit ist
fainweggeräomt, wenn wir annehmen, Meletins : habe nicht Soran selbst
eingesehen, sondern ihn nur mittelbar aus Orion kennen gelernt.
Dort fand er alle die Zntbaten aus Heraclides und anderen in der-
selben Anordnung, in welcher er sie bringt.
Doch die bis jetzt geäusserten Bedenken sind bei weitem nicht
die schwersten. Voigt und Scheele haben in ihr Verzeichnis auch
Artikel aufgenommen, för die uns Gewährsmänner bezeugt sind wie
der Attieist Irenaeus und der grosse tsxvixö? Herodian. Der erstere
lebte ungefilhr gleichzeitig mit Soran, der letztere aber unter -Marc
Aurel. Soran konnte also den einen schwerlich, den andern unmdg-
Höh eitleren.
Or. 168, 11 wird flir f^bj] Irenaeus als Quelle angegeben mit de»
Worten: oocax; ElpTjvato^ Sv zC^ «epl Tt^<; ^AXe^avSp^cov StaXdxxoo, ^) Den
Irenaeus aber setzt Haupt in die Zeit des Hadrian.^) Sonach hätte
Soran, der unter »Traian und Hadrian filUt, aus einem Zeitgenossen,,
noch dazu einem Zeitgenossen, der eher jünger denn äUer sein müsste
als er selbst, ausgeschrieben. Denn Mel. 92, 11 stimmt wörtlich mit
Or. 168, 11 überein. Das glaube wer will.
Auf Irenaeus führt nur diese eine Stelle, auf Herodian mehrere.
So schreibt z. B. Mel. 109, 18: Xa^wv 8k Tcapa zb Xtjyü), ent-
sprechend Or. 108, 27. Hier aber führt Orion an: 'HpwStavö«; iv
'OpdoYpa(piq}.
Und so stammt auch yaivirj von yaYstv, Mel. 83, 9, aus dem
SojjLTTÖotov des Herodian, wie Or. 162, 18 bezeugt.
Ferner heisst es Mel. 119, 20: Trapa 8s vb xp^etv, o loxtv 'tffBl'^r
xepxU IxXf^ä-T]. Die Erklärung von xspxfg ist in dem Sturzschen Orion
nicht erhalten, wohl aber E. M. 505, 57. Zon. 1190. E. G. 316, 62
u. 35. An letzterer Stelle wird bezeugt irspl Tca^öv, natürlich des
Herodian.
Von r^TTap, Mel. 102, 26, wird auch die Ableitung von 7J8(i) für
Herodian in Anspruch zu nehmen sein. Das Zeugnis 6 §s ^HpcoSiav&c
Zon. 1001, und 6 8^ 'HpcoStavöc ^v T(j) SojjiTroaitj) Or. 68, 4 wird nicht
nur für die Herleitung von iTtdcipso^at, sondern auch für die von ^8»
gelten.
*) Vgl. Miller, M^langes de litt^rature grecque, Paris 1868. p. 314.
*) Haupt sagt Opusc. II p. 435: Irenaenm aetate supparem fuisse C. lulio
Vestino, qui Hadriano ab epistulis fuit. Gerade auf diese Angabe beruft sich
Voigt (p. 1 n. 1), lässt aber trotzdem Irenaeus um das Jahr 100 n. Chr. leben.
Vom Professor' Dr, Winter. 10 ll
My)|EiÖ(; hat Voigt in sein YerzeicboiB der Fragmente Sorans. auf*
genommen, Scheele läBst es weg^ und das mit Recht, denn, es gehört
Herodian, nur fragt man dann, wie e» in das^ Buch, des Meletius ge-
kommen ist. Ftlr die Ableitung des [tYjpö«; von [j£f>(Coi>, Mel. 12.7, 2d,
ist bezeugt 'Hpco&dvöc durch den Auszug von Eoes aus den b^den
Pariser Codices 2610 und 464 (Or. 180, 14), vollständiger 'Hpa>§&av&i;
iv Tot(; 'E7rt|tept(3(iolc durch E. G. 392, 45 und Or. 187, 17 (Auszug von
Soes aus dem Pariser Codex 2630).
Bei einigen anderen Stellen liegt die Sache minder einfach. Ich
bin daher genötigt, sie eingehender zu behandeln, und werde auch
hier Gelegenheit finden, auf die Fäden, welche von Meletius zu Orion
hinüberfahren, hinzuweisen.
Von XüTCTj giebt Mel. 43, 12 folgende Ableitung: TcapaYetat 8^ Xotctj
izapä TÖ Xosiv Too^ (OTcac d<; SAxpoa, xal Xojiaivsodai to6toö<;* Xocoth) n<;
•oooa* X6ot(; ^ap tfic; ^X^fi ^^'^^ '^^ 'Kä^o<; zb XoTnjpöv. Hier bietet sich
uns eine reiche Überlieferung zur Vergleichung, doch fuhren wir nur
die best erhaltene Fassung an: E. M. 571, 51. Aottt]: Ilapa xb Xostv
filc SAxpoa Tooc (OTca«;, Xoüötcyj tk; oooa* TJ Sia tö Xt)|ia(vs(3^at 8t' aöiöv
Tooc a):ra^. Ootod S(opavö(;' 6 8k *Hpö>8tavö(; Ttapa x6 X6<o, Xotj* xal
^Xsovaajito xoö tu, Xoth)* Xöok; ^ap ^^x^^ '^^ Trd^oi; tö XoTTYjpöv.
Offenbar hat Orion drei Ableitungen von Xotty] zusammengestellt.
Es ist nach ihm entstanden entweder
1. aus Xueiv und (OTcac, durch Zusammenziehung, oder
2. aus Xojiafvsod-ai und coTra«;, oder
3» aus dem blossen X6(o, durch Pleonasmus des tc.
Die ersten beiden stammen von. Soran, di^ letzte von Herodian.
Und; was macht Meletius? Er wirft die ersten beiden zusammen,
indem er statt tj, 8ia zb XiDjiocivsG^ai schreibt xal Xo{i.aiv8ad'at. Ferner
llbersiebt er, dass Xostv Toog cüicoc und Xöotc x-^t; ^oy(ffi zwei ver-
schiedene Dinge sind, dass das letztere nicht das erstere begründet
Wie aber hätte er eine solche Verwirrung zu stände bringen können^
h&tte ihm nicht eine Zusammenstellung verschiedener Ansii^hten vor-
Ifelegen dec Art, wie sie, nach Ausweis des £. M., Orion Ursprünge
lieh geboten hat? Nur so lässt sie sich erklären. Dann lässt sich
aber auch das Zeugnis des Herodian nicht abweisen.
Wir lassen Mel. 54, 5 — 10 folgen und stellen ihm gegenüber
2 Stellen aus Orion:
Mel. 54, 5. TÖ 8^ STrio^ev
tviov, otTco TOD iy rg xaxdcßaasi (rg Or. 76, 3. 'Ivfov. anb zob Jv z^i
inb B) zii<; xopoy^c xdtxö) t£vaf t] a:rö xaxaßAost t^ ätcö vfi<; xopo(p'^<; %dz<A
102 Meletias und Orion.
Toö IvxefVi^sv Äp^eo^ai tag Tvac, Uvaf yj a«ö xoö Svreö^v Äp^eoftat
•^oüv TÄ veöpa* T&c Ivac, xotyc^ott xa veöpa*
at & Ivsc xoö eivaf te xal oo- Or. 77, 14. oi Ä Ive(; x(j) etvot
veaxdvai Trapi^ooot X(j) o(J)[tatf xal ooveoxdvat «api^jooot X(j) oübjjLatt,
iTcetSTjffsp levtat Sta xoö o(«)|JLaxo<;* Or. 76, 5. kn^iSifpcep tsxot (lie&
Totoöxov 8£ ioxt xal tö 7svxat) Sta xoö aa>[taxoc' totoöxov 8^
xal TÖ
ob Y^P ^'^^ odpxt^ Tt xal ^aiia Iva^ o& y^P ^ o^pxag xt xal ioTsa Ivec
Sowohl xoö slvai als xij) slvai ist falsch, zu lesen ist x6 eivoi mit
E. M. 470, 313. E. G. 279, 23 u. 290, 11. Vor äp/so^at ist offenbar
aasgefallen: ?ea^at xal. Sonst ist die Übereinstimmung yoUständig»
Wir besässen also, hätte Orion sowohl wie Meletius den Soran selbst-
ständig ausgeschrieben, ein ttbereinstimmendes doppeltes Zeugnis ftlr
des Soran ursprünglichen Text. Schade nur, Or. 77, 14 steht mitteo
unter Entlehnungen aus Herodian, wird sich also diesem nicht ab-
sprechen lassen.
Schliesslich sei noch erwähnt Mel. 112, 18: tcoox^ [liv 8ta x6 oiov
^TTixsia^at xal Tcpooe^a^at Soxetv, zu berichtigen nach E. 6. 477, 16:
Tcdo'&Tf), xö alSotov, xapa xö Trpoxsto^at xal Tcpoxe^sto^ai. Diese Ableitung^
geht auf Herodian zurück nach E. M. 684, 56: 6 d§ 'Hp(i>8iav6(; Tcpöa^
7pdl(p6L Ilepl Iladcbv. Dieses Zeugnis wird auch nicht erschüttert
durch die Schollen zu Rufus, Bibliothek des Vatikan, Sammlung
Colonna No. 12, aus denen Daremberg-Ruelle (S. 240) eitleren: ttoo^*
'0 aoxöc (d. i. Scüpavöc) . o!ovsl Tcpöo^r^, Sta xö eTrtrpoxsiodai. Dass diese
Schollen zu einem Schriftsteller, der im 2. Jahrh. n. Chr. lebte,
grösseren Anspruch auf Glaubwürdigkeit besässen als Orion und die
Etymologen, die auf diesem fussen, wird niemand behaupten wollen*
Ja gerade die Verwechslung des Herodian mit Soran stützt wesent-
lich die Vermutung, auf welche man auch durch die Vergleichung
anderer Stellen geführt wird, das der Scholiast, ebenso wie Meletius,
nicht Soran selbst, sondern einen Etymologen eingesehen hat.
Ich will nicht unterlassen anzuführen, dass auch ein so gewich-
tiger Gewährsmann wieLentz^) alle die hier behandelten Etymologien
flir Herodian in Anspruch nimmt.*)
*) Herodiani technici reliquiae, Lips. 1867 — 1870.
2) XaYttJV II, 418, 6. cpdxvf]: II, 906, 6. xepx^: II, 386, 13. V«p: H» 905, 4.
|i.7|p6(;; I, Praef. XXV No. 18. Xütctj: II, 291, 7. Ive?: II, 625, 27 adn. tc6o0^yj:
II, 297, 31.
Vom Professor Dr. Winter. 103
Wird es nach dieser Darlegung noch erlaubt sein anzunehmen,
dem Meletius habe das Werk des Soran Tcepl Ix!>[jloXo7iG)v toö oc&jiatoi;
xoö av*pa)7roü im Original vorgelegen? Ich behaupte: Nein. Dagegen
fände manche auffallende Erscheinung leicht ihre Erklärung, wenn
wir annähmen, Meletius habe ein lexikalisches Werk ausgeschrieben,
welches die etymologischen Arbeiten vieler umfasste. Dafür sprechen
anch folgende Gründe.
Meletius braucht erstens mehrfach Worte in einer übertragenen
Bedeutung, wie die medizinische Wissenschaft sie ihnen gegeben, er-
klärt aber die ursprüngliche Bedeutung, die sie im gewöhnlichen
Leben haben, etymologisch. So z. B. sahen wir oben (S. 10), dass
er schreibt: Tcapa 8^ zb xp^xetv, 8 äoxiv •Jjxetv, xspxl^ IxXn]^. xspxfc ist
ihm die Speiche des Unterarms, der radius, die Etymologie aber
passt auf diesen nicht, denn von ihm lässt sich das xplxeiv oder Yj^eiv
nicht behaupten, sie passt auf xepxtg, den Stab, mit welchem man am
Webstuhl die Fäden des Gewebes festschlug. Nach ihm hat man den
radius benannt wegen der Ähnlichkeit in der Gestalt, nicht wegen
der Ähnlichkeit des Tones, den sie hervorbringen. Die Gedanken-
losigkeit, welche in dieser Art zu eitleren liegt, eines Soran und
jedes bedachten Fachmannes unwürdig, fällt auf Meletius zurück.
Ihm hat eben nicht ein medizinisches Werk vorgelegen, sondern ein
etymologisches. Dass er bei dessen Benutzung so wenig Überlegung
braucht, erweckt nicht die günstigste Vorstellung von seiner schrift-
stellerischen Befähigung.
Auch für 'd-dXa|i.o<;, wie er das Innere des Auges nennt, fuhrt
Meletius die Etymologie von 'd'dXa|iO(; Brautgemach an. Die Etymo-
logica kennen nur die letztere Bedeutung und erklären sie allein.
Bemerkenswert ist, dass er schreibt (63, 1): Tcapa ^ap "cö MXtüsiv vivetat
ddXira[iO(; xal ^6LkciL\io<;' ü oo xal oi veoi '8'aXa(i£üov'cat • 8st focp ^XXovra
zcL a(b|jLaxa Ix^viac si<; aotöv (B. C.) aovtevai, xal [xi] oiTceoßTjxöxac (so ist
zu schreiben statt (iTcoßeßirjxöxac). Er leitet also •d'dXajioc ab von MXtco),
erklärt es aber durch 'd'dXXo). Wie kommt er dazu? Schreibt er
etwa auch hier urteilslos aus seiner Quelle ab? , Gewiss. Wir be-
sitzen zwar nicht das direkte Zeugnis des Orion, wohl aber das des
E. G. 253, 27. Hier findet sich derselbe Fehler. Da nun das E. G.
später anzusetzen ist als Meletius lebte, haben offenbar beide dieselbe
Quelle, den Orion, ausgeschrieben, und in den Handschriften beider
musste dieselbe Verwirrung bereits vorhanden sein.
KodXö^ ferner kennen die Lexica nur in der Bedeutung »Lanzen-
schaft«, nicht in der übertragenen des Meletius, und doch führt er
(112, 26) ihre Etymologie an.
10$ Meletius und Orion.
Die Vertiefangen im Zahnfleisch , in denen die Zähne sitzen,
nentit er (83, 8) (patvc&jiaxa oder f&v^cc, giebt abei' dazu die EtymÖlogii^
von ydcTvT], Krippe.
Einer geradezu nnsihnigen Verwechselung, die bei Beüutzilüg'
eines medizinischen Buches unmöglich gewesen wäre, mUssten' wir
ihn zeihen, hätte er wirklich (68, 30) geschrieben: iXt] dt (Xi^ovrot of
6(pd>aX[iol) heb xijc elXn^asox; xal xfjg inl xa xdto) ^opäc. Sie liesse silÜi'
nui' so erklären, dass sein Auge abgeschweift wäre auf eine Er-
klärung von IXif], Rotte. Doch würden wir ihm mit diesem VorWurf
Uürecht thun. Die Lexica leiten zwar iXy], Rotte, von elXslaftot ab,
bieten aber durchweg nicht das Substantivum etXiQaK;, sondern die
verbale Form, die ihn zur Verwechselung nicht so leicht verldteh'
konnte, und, was die Hauptsache ist, Nicolaus Petreius, der ilih inis'
Lateinische übersetzt hat (Venetiis 1552), bietet (65, 16 u. IT) iXXot
und XKkoi, Das Wort iXXoi aber, das wir einzusetzen haben, verdankt,
wie Passow (Handwörterb. d. griech. Spr. unter lXXo<;) richtig bemerkt,
ahscbeinend seinen Ursprung bloss etymologischen Versuchen alt^r
Grammatiker. Und dass Petreius auf Grund grammatischer Ötudifen
den Text seines Originals verbessert habe, lässt sich nicht annehmen;
Er hätte sonst z. B. auch folgende Stelle richtig herstellen könhen^
während ei* zur Konjektur gegriffen hat.
Meletius sagt (93, 17) von dem Darmfell oder Netz: xöv Sä toö*
8tÄypdY(iaToc ojiiva TrepiTCSTrXov XI^odoi* 8id zb TreptetXeio^at ctmbv xotc
o7rXAY5jvotc. Petreius 90, 17 macht aus dem irsp(ite:tXo(; des Melefia«
einen TuspfTrXooc. Das richtige ist TrepiTrsXo^, von TrspiTuJXsa^at, und die
Ableitung geht zurück auf Epaphroditus durch Orion 125', 22 (Vgl.
E. M. 661, 43. E. G. 460, 18. Zon. 1528, an Welöh letzterer St6M
sich allein noch' die Form TtepCTrsTcXo«; findet). Die Etymologen* ei^klÄt^erf
abier alle die Herkunft von TdicXo»; im Sinne von Gewand. Die Übfei*
tragung auf das Netz stellt Meletius so her, dass er statt: 6 Trepl xöv
<popoövta 7rspt7rsXö|i6VO(; xal 7teptetXo6[i£vo(; schreibt: 8ia tb ÄsptetXsioÖ'a^
ÄÖxöv xoi<; oTtXdtYXvoK;. Hier göht er selbständig zu Werke. Einen
Mediziner schreibt er nicht aus. Denn er setzt gleich darauf d^m'
TiitXo^ synonym 7rdxo<;. Dieses höchst seltene dichterische Wort (eär
findet sich ausser in einem Oitat aus Callimachus, das MdetiiiB sdbs^
ahaftihrt, nur noch einmal bei Hesychius in der Bedeutung von »Ge-
wand«) hat gewiss kein Arzt in die Sprache seines Faches heriiflxei^-
genommen. Das entstammt einem Grammatiker. Vermittelt ist Si€
Keihtnift desseltreü dem Meletius durch ein Etymologicum.
Dass er ein solches benutzt habe, dafür spricht zweitens aucK
noch folgender Umstand. Meletius handelt von Teilen des men86h-
Vom Professor Dr. Winter. 105
liehen Körpers, führt aber, ttm' ihre Namen zu bdegen, einzelne Wörtiei^
und ganze Stdl^n an, die auf das zu beilegende Wort gar keinen, oder
doch nur ganz äusseriich Bezog haben. Er eitiert^) zu
jüaatof (9, 19): (^"»j^P« |J^atO{iivY) xso^cöva. [laia,
iirfl (68, 24): ^eöö 8' lizoicltiso (if^vtv.
3rapstd (77, 12): Sr/ßo^ "c^ t'-^v stXe TrapstA?. xpoö<; ä(ievat av8po[iiao.
Tcdtvtec 8' iv ypot 7c^5('&ev.
ooXov (82, 29): ö^Xt]. t6 OYtaod^ Tpa5|ia. oo)i te xa[ [li^a X^^P^*
ooXat = Tpi/ec. o&Xa{ =• xptfl-af. GoXo^oxai. ooXoc
6 iXS-d-ptoc;. ÄXoiTo xetVoc ^6 ivSjiöv.
^axv(b{iaTa (83^ 8): jJLiijxaiva' irocreiTot. KaTcotov ^a 4>aXT0v (Meineke:
yaxvaiov) Aia. iitb 8s (l)0)(if]v Ixazoooev.
^^po^S (84, 5): koji'ßeoos (pdptp. a^apov ^apööwtv.
<3T^0'O(; (89, 14): OTsöxaC xtc Xcdß^aot os.
^(bpoc^ (89, 22): Xtjlöv ^cbpYjStg Xöst. iXö^^ T^oxk ^(opTQ^^lc Itcsc/sv
äXXotp^. TTop Saiev oLitb xpatöc xs xal &|i.o)v.
^rXsopai (93, 28): Fata 81 tot Tcpwxov |iiv lYstvaxo loov iowrg Oopovö/
aotepösvxa* Tva (itv repl Tuavxa xaXoTrxTQ. 8(; (loi X'^irov
e^st 7roXo8£v8psov syst 8i xs xiovat; a&xo^ (laxpac;.
XaTüdpa (109, 14): {Jifav TiöXtv ^SaXaTcd^at.
xöXov (111, 28): TcdXX' a?)Ta)(; Iv ^stpl xöXov Söpo.
^aXA(i7] (121, 4): irdXXs 81 rspujvtoc iTCTröxa Nsoxwp.
oxaid (124, 2): axat6(; äv^po)7ro<;.
Offenbar findet Meletius am Citieren grosses Gefallen u|;id glaubt
seineu Lesern um so gelehrter zu erscheinen, je mehr Citate er an-
briigt. Dass er aber diese Art von Citaten bei Soran gefunden, der
Müe etymofogischen Forschungen auf die Namen der Körperteile be-
si^hränkt, ist ati' sich nicht glaublich. Und gerade von einem Teil
der Abschnitte, zu denen diea^ö Citate gehören, von ötctj, ooXat, ooXoc,
öäXo/orai (unlier ooXov), xätctj (unter ydxvta), ydpo^S, XaTrdpa, oxaid,
Ailtnmt au<^h Voigt (S. 39) ati, dass sie teils aus Scholien, teils aus
Philoxenus, teils aus Heraclides herführen. Allerdings hat sie nach
ihln' Soran in sein Werk berübergenommen. Wir haben gegen diese
Ansicht schon oben (S. 7) Verwahrung eingelegt, und wir werden
üni' so mehr gewillt sein, diese Anführüiigen des Meletius auf ein
etymologisches Werk, wJe das orionische, ztrr&ekzAftth'ren, wenn ^ir
firnden, dass sich einige der oben gegebeÄen Citafe bei Orion finden,
Ääriilicb: 7rdvxs<; 8" Iv xpöi :r^x^=v 16^> 23*. ooXai = xptysc; 113, 14;
*) Ich fabre der Übersichtlichkeit wegen die Stellen ohne Angabe der Autoren
an, die Fehler nur soweit ausgebessert, als das Verständnis es fordert.
106 Meletius und Orion.
6 §•}] |jLii^x(ova TcatetTat 162, 22. Fata jidv xot icpcotov xxX. 118, 31. oc
(lot xijirov l^ei 7co)jD8lv8peov 58, 30. 6 oxatö<: Svdpa>iroc 141, 15, und die
Mehrzahl der übrigen sich durch die Etymologica nachweisen lässt,
zum Teil unter anderem Lemma, so inoni^&o unter iic(Csadac, ,&yip6<: t£
|itv etXe Trapeidg unter tt)XpO(;, y(fob<: $|isvai avSpojji^oto unter XP^^« °^^^ *
(]ä)X'^v sxdTüDOoev unter xAtty], S^ apov ^apöcoat unter f>ap(o, xöXov Söp»
unter x^^^^» icAXXsv & fspf^vioc; i7t;cöxa NioTwp unter ireffAXax^. Meletius
nimmt die Gitate, wo er sie findet, in der Umgebung des zu belegen-
den Wortes oder von Synonymis. Von (paTvwjiata z. B. gerät er nicht
blos auf die Etymologie von (pdttvYj, sondern auch auf die von xdin],
die Ableitung des ^dTvirj von xdTCY] ist sogar seine eigenste Leistung.
Dass einige Citate durch die Etymologica nicht überliefert sind, nur
durch Meletius, nämlich KaTcaiov Tjxot 4>AXtov A(a. axeötat zk; Xcoß^oai oe.
Xt(iöv ^(opTj^K; Xoet. Sx^t ?£ xe xtova(; a&TÖ(; iioxpac. (ifav 7:6Xtv l£aXa7cd£au
darf uns nicht wunder nehmen, wir müssen es vielmehr als einen
glücklichen Zufall ansehen, dass uns auf diesem Wege einiges aus
Orion erhalten ist, was uns sonst völlig verloren wäre. Denn wenn
wir auch diese Citate nicht alle unbesehen für sein Eigentum nehmen
dürfen, so haben sie doch in erster Reihe die Vermutung für sich
ihm anzugehören.
Wir würden für die Beurteilung des Wertes von Meletius schrift-
stellerischer Thätigkeit an Sicherheit ausserordentlich gewinnen,
könnten wir ermitteln, in welcher Weise er seine sonstigen Quellen
benützt. Und wirklich, es steht uns die Vergleichung einer Quelle
zu Gebote, die Meletius einen nicht unbedeutenden Teil seines Stoffes
hergegeben bat, ich meine das Werk des Nemesius, des Bischofs von
Emesa, Tteyl (pöoscog av^pcoTüoo. Schon Matthaei in seiner Ausgabe des
Nemesius (Halle 1802) führt in der Vorrede (S. 23) aus der Oxforder
Ausgabe an, Meletius habe wie andere, die er namhaft macht, aus
des Nemesius Werk nicht nur viele Sätze, sondern ganze Seiten und
Blätter in sein Buch aufgenommen.*) Eine eingehende Prüfung der
Art und Weise, wie Meletius hierbei verfahrt, wird uns von seiner
Ein- und Umsicht eine hohe Meinung allerdings nicht geben. Seine
Thätigkeit erscheint vielmehr als eine höchst untergeordnete. Er hat
offenbar das Buch hergenommen und es von Anfang bis zu Ende
durchflogen, um allen Stoff herauszuschneiden, der sich für seine
eigene kompendiarische Arbeit verwerten Hess. Wert für ihn haben
*) Vgl. Diels, Doxographi graeci, Berol. 1879. p. 50. — Voigt, S. 7, Anm. 20.
S. 21, Anm. 34.
Vom Professor Dr. Winter,
107
nur die Angaben, in denen NemesiuB die Ergebnisse seiner Forschung
zusammenfasst, für eine Begründung derselben hat er keinen Raum.
Und auch die Widerlegung fremder Ansichten berücksichtigt er nur
so weit, als er ihr irgend welche positiye Angabe entnehmen kann.
Ganze Seiten des Nemesius hat nun zwar Meletius im Zusammen-
hange selten ausgeschrieben/) wohl aber sind ganze Seiten bei ihm
angefallt mit Sätzen, die er aus Nemesius zusammenträgt. Sein Ver-
fahren hierbei ist für seinen wissenschaftlichen Standpunkt, wenn
man bei ihm von einem solchen reden darf, und für seine Neigung
höchst bezeichnend. Er zerstückt nämlich stellenweise den Text des
Meletius förmlich und fügt die einzelnen Stücke, zum Teil in Ter--
änderter Reihenfolge, in einander, liefert so eine wahre Mosaikarbeit.
Der Zusammenhang und das Verständnis des Ganzen kann auf diese
Weise natürlich nur getrübt werden, zumal wenn jemand so flüchtig
arbeitet und mit so wenig Einsicht verfilhrt, wie ein Meletius. Sein
Verfahren zu kennzeichnen dürfte eine Gegenüberstellung und ein
Vergleich von Mel. 166, 19 — 32 mit den betreffenden Stellen des
Nemesius geeignet sein, wie er hier folgt:
Nemesius. Meletius.
280, 11. ßooXsootc (i^v Y^p iazi ßoöXrjOK; Si laxt Ci^tTjoK; Tuepl töv
CiijTyjotc; Trepl xwv abz^ TrpaxtÄv.
286, 13. Trepl toötwv [i.6v(ov ßoo-
288, 9. loTt 8^ l7r(oY](; IvSs/ö-
(levov, 8 aoTÖ ts SovÄfxs'd'a >tal zb
ävTtxei[JL6vov aäxcj).
288, 6. Ittiotjc 8^ tö TreptTcar^oai
xal (iTj TTepiTüat'^oat, xal a^rXcoc irpa^af
Tt xal |JL7] npäiai. Trepl tootwv oov,
zm Ittiotjc Sv8e)(0(iiv(öv, [lövov ßoo-
Xet>d|ie'&a.
281, 1. TupoatpeTÖv 8^ zb Ix Z7i<;
ßooXeoaecoc irpoxptddv.
281, 5. Soxtv oov ('fi Trpoatpeatc)
(jLixxöv u Sx ßooX^<; xat xpCae(0(; xal
281, 12. Trpoatpsxöv y^^P ^^xt zb
Sxepov TTpö kdpoü atpexöv. oöSslc 8^
aoxoTTpdtxxwv.
ßoüXö{is^at Y&p Trepl tcbv iTufoTjc
lv8e70jjiv(ov.
loxt 8s inlariq lv8exö|X£vov 8 a&xö
xs SovÖL^e^a Trotelv xal zb avuxef-
(levov aäxcj).
otov zb nBpncazrjGou. xal \Lf^ Tuept-
irax'qoat' xö TrXeöoat xal [jly) TrXeöaaf
IttI xoüX(ov Yap xal xtbv 6(io(cov ii
ßooXYjotc.
xö 8* Ix zfi(; ßooXf^aeox; Trpoxpt^^
Trpoatpetov Trotoofis^a.
loxtv oov 1^ 7rpoa[p£0t(; (xtxxöv xt
7rpa7|xa' Ix ßooXii^^eftx; xal xplas()t)(;
xal 6p£4£OD(;.
TTpoatpsxöv 7(Äp loxi xö Sxspov Trpö
Ixipoü a?pexöv ohSü<z 8s TrpoxpCvst
Die längsten Stücke sind 138, 19 — 139, 11 = Nem. 339, 16 - 342, 4
(Matthaei) und 148, 15 - 149, 1 = Nem. 132, 3 — 135, 3.
108' Meletius und Orion.
icpoxp[v6t Tt [17] ßot)X£t>oau.6VO<; ooSI Tt {i*^ ßooX6DOd|ievo<;, 06 Sä odpsixext
alpeixot (it) xpCvag. pi'}) «pfvoEC.
282, 2. röte icpoaipsGic xal Kpo- tdce oov' icpoa(psGi(; oiot itpoaxp&cbv
atperöv Y^vetai xö TupoxpiO^ H xfjg 7(vexai xö icpoxpt^v ix x^<; ßouXTJ-
ßooXiJ/;, oxav TtpooXdßio div üpsfitv. (3ca>c, oxav «pooXdßijj X7]v 8pe$iv.
282, 5. GovdY&tat St] Ix xodxcov, (suviYS'cai Sk i% xootcov, iroaipsoty
irpoa(psocv elvai Spe^tv ßooXeottX'ijv slvat Sps^^v ßooX6DXix'))y xfi>v 1^^ lijiiitv*
xfi)v ä^' i^iiiv, t) ßGoXeooiv ipsxxix'Jiv toö ^ap icpoxpt^^o^ 6x x-^c ßoo^ß
xcbv if ^ i^[JLtv. TOÖ Y^P Tcpoxpidivxoc l^t^e^ 7rpoatpo6[ievoi.
ix xffi ßooX-^c l^tifie'&a icpoo(tpo6[i.£voi«
Die Schreibart des Meletio» aotoirpdxtiov verdient den Vorzug
vor dem aotcp icpdixxcov des Nemesius, aber er bat die Form nicht
selbst gebildet^ er verdankt sie der Handschrift, die er benutzte. Wie
hier stimmt auch sonst sein Text oft il berein mit dem eines Dresdner
€od^x, den Maithaei mit D 1 bezeichnet. Wenn er aber ßooXTjoK; ein-
setzt statt ßooXi^, so handelt er nicht ini' Sinne seines Gewährsmannes.
Denn dieser braucht ßooXTj stets im Sinne von ßooXeootc. Der ßooXTjOK;
entspräche das Verbum ßo6Xo{i/xt, welches Meletius auch sogleich ein-
setzt statt ßooXeoojjLai, zum Schaden des Sinnes und der Konstruktion.
Hernach behält er ßooXeDO|xai stets bei, setzt aber statt ßouXii] weiter
ßooXirjaic, nur am Schluss taucht ßouXif^ einmal auf. Auch sonst hat
der Gegenstand durch die Umstellung und Zusammenziehung an
Übersichtlichkeit und Klarheit gar sehr verloren. Was Meletius selbst-
ständig beibringt, ist nichtssagend, wie: xal tG>v 6tJLo{a>v, oder eben-
falls dem Nemesius entnommen, wie: zb TcXsöaai xal (it) TcXeöaai. (Nem.
284, 2. 306, 4.)
Ich beschränke mich darauf, dies eine Beispiel anzuftlhr^n.
Weitere Entlehnungen finden sich bald vereinzelt, meist aber zu
grösseren Gruppen vereint unregelmässig über das ganze Buch ver-
teilt. Sie machen ungefähr den achten Teil desselben aus.
In ähnlicher Weise wie den Nemesius hat Meletius aber auch
den Galen ausgenutzt, und zwar das unbezweifelt ächte Werk sepl
^GTCüv^) und das dem Galen abgesprochene opoc laxpcxoi.^) Aus ersterem
hat er das hauptsächlichste S. 31 a. E. u. 32. und S. 127, 128 u. 130
neben einander gestellt, einzelnes auch angebracht S. 53, 54, 81^
82, 91, 92, 111. Die aus letzterem ausgeschriebenen Abschnitte
haben meist sehr geringen Umfang und sind tiberall verstreut. Am
verwendbarsten waren für ihn die S. 358 u. flF. gegebenen Definitionen
*) Kühn, Galeni opera, Lipa. 1821. 2, 732—778. Vgl. Voigt, S. 21, Anm. 34.
*) Kühn, 19, 346—462.
Vom Profetiser Dr. Winter. 109
der einzelnen 'Bestandteile des Körpers. Sie bat er denn auch aus-
giebigst benutzt und gewissenbaft jede an ibrem Platze eingetragen. ^)
Doiih bat er aucb andere Teile des ^Werkes ' eingesehen.
Auch auf des Aristoteles Tiergeschichte gehen sichtbar' manche
seiner Angaben zurück, aber diese Abschnitte sind so wesentlich um-
gestaltet, dass sich bei der Weise, wie Meletius sonst arbeitet, der
Schluss aufdrängt, er habe nicht den Aristoteles selbst eingesehen^
sondern seine Kenntnis sei durch ein Mittelglied erworben.
Wie er die Kirchenväter benutzt^ darein wird ein flüchtiger Ein-
blick genügen. Schon daraus ersieht man, dass er mit ihnen ebenso
yerfährt, wie mit den Profanschriftstellern, nur mit dem Unterschiede,,
dass er diese niemals anführt, jene aber bisweilen namentlich citiert.
Ob in der Mehrzahl der Fälle, das bleibe weiterer Untersuchung vor-
behalten. Diese wird dadurch erleichtert, dass er hier gern längere
Abschnitte ausschreibt. So ist z. B. Mel. 16, 19 — 17, 7, also mehr
als anderthalb Druckseiten, fast wörtlich ausgeschrieben aus de&
Gregor von Nyssa Tcepl xaTa(3xeo'^(; av^pwitoo,*) nur die Aufzählung der
Bestandteile des Körpers hat Meletius erweitert, um doch wenigsten»
etwas eigenes beizubringen. Dass er ganz von Gregor abhängig ist^
verschweigt er wohlweislich. Auch S. 116 führt er diesen erst Z. 25
als Quelle an, während das Citat nach Cramers Ausgabe schon Z. 18,
in Wirklichkeit aber Z. 11 beginnt. Hier liegt dieselbe Schrift des
Gregor, zu Grunde, aber Meletius hat in gewohnter Weise verschiedene
Abschnitte vereint. Mel. 116, 11 — 26 ist gleich Gregor 1, 144, B— C,
aber 116,26—117,20= 148 C — 149 A. Woher die folgenden Zeilen
stammen, vermag ich nicht anzugeben, aber die Worte: oxt x'fi<; Xo^tx-^c
^öoeox; 6'pYavov tStov ai x^^P^C ivaTrsynjvaot (Z. 27) sind noch aus Gregor
149 A herübergenommen.
Sehen wir aber von den Kirchenvätern und von Aristoteles ab und
zählen zusammen, was Meletius dem Nemesius und Galen verdankt,
und nehmen alles hinzu, was offenbar aus einem etymologischen
Werke herrührt, so ergiebt sich, dass er mehr als den vierten Teil
seiner ganzen Schrift geradezu abgeschrieben hat. Ich glaube sogar^
*) Die bereits oben (S. 4 Anm. 4) erwähnten Stellen, aus denen Voigt (S. B2
und 33) glaubt einen Schluss ziehen zu können auf die Anlage und den Umfang
von dem Werke des Soran, gehen sämtlich nicht auf diesen zurück, sondern auf
die Spot IttTptxot des Galen. Die Definition von l'^v.if^akoq, Mel. 52, 19, ist = Galen,
19, 358, die von p-ü^a 52, 19 = 365, 6<p^aXji.oc 68, 4 = 358, -{X&acia 79, 15 = 359,
cpdpofS schol. laurent. Daremberg-Ruelle p. 240 = 359, doch liest man bei Galen
XdpoYS«
*) Gregorii Nysseni opera ed. J. P. Migne, Paris 1863. 1, 252 B — 253 A.
110 Meletius und Orion.
wenn man seine Quellen alle verfolgen wollte und könnte, wtlrde als
sein Eigentum wenig übrig bleiben. Das eine Ergebnis aber haben
wir aus der Vergleichung mit Nemesius und Galen sicher gewonnen:
Meletius liebt es seine Quellen wörtlich auszuschreiben, mit geringen
Veränderungen im Ausdruck, wie sie seiner Laune oder seiner Fassungs-
kraft entsprechen. Was er etwa eigenes hinzuftigt, hält sich ganz
auf der Oberfläche. Wir können mit Sicherheit annehmen, dass er
in der Benutzung des Etymologicum, welches ihm vorgelegen hat,
ebenso verfahren ist.
Dass er aber, was die verschiedenen Quellen ihm bieten, in eins
verarbeitet, oder wie er sich ausdrückt, das in verschiedenen Werken
zerstreute zusammenträgt, das dort gebotene ergänzt und gleichsam
zu einem Ganzen verwebt, gerade auf diese Thätigkeit thut er sich
etwas zu gute. Er sucht dafür stets neue Ausdrücke und häuft die-
selben, als könne er gar nicht den bezeichnendsten finden. Er sagt
1, 5: SjcovKJftr] xal odvsX^yt] xal ooverl^. 2, 5: ta o5v Steaicapjiiva, &<;
iv xaCc ro6x(öv ßfßXotc i'('^i\Le>^a^ a&töc ixXaßa>v xö ;rapöv &(; Iviv aovsoxT]-
oAftTQv 6y] o6Y7pa[ijxa. 2, 12: o6& ^ap Tudatv wc oi(JLat eoXiQicxa slatv wSs
ta oüvtaY^vta, aXka xal icoWfiq zä TcoXXa xoic woXXoic 8eö[isva tfi<; aov-
xdi4£(i><;. 2, 17: loxtv ouv i^ Tcaaa icpaY|iaT6[a IS &icap)jY](; oovtjvcotiivr) xal
c3ov868s[i£v7] xal otov SiTjpö-pcojiivTj. 2, 32: iTustSav 8^ ooxax; f^ oirö^saic
ivaitXTjpo)^ xal otov cjovu^avö^. 5 in der Überschrift: 7r6vT]|ia Iv aovö(|>st
TTgpl (piyoeiü^ av^p(t>?coo Ifepavta^ xal oovxe^v. und nochmals 139, 15:
oovKJvwxai xal csoXXfeXextat xal aovtid'eizau xal oiov oovoyAv^ xal oovTjp-
Gegen die Verteilung des Stoffes Hesse sich recht viel einwenden.
Meletius ist eben gar zu sehr abhängig von der Anordnung, die er
zufällig in seinen Quellen vorfand. Das zeigt sich vor allem bei
einem Vergleich mit Nemesius. Seine ganze Art der Behandlung ist
ein so geist- und gedankenloses Compilieren, wie man es nur von
einem Byzantiner erwarten kann, dessen Lebenszeit in die »trostlose
Öde« fällt, die etwa von der Mitte des 7. Jahrh. bis ebendahin im
9. Jahrb., »den zwei dunkelsten Jahrhunderten des Mittelalters,«
herrschte.^) üngeföhr in diese Zeit (inter saecula septimum et nonum)
setzt ihn Voigt (S. 16).
Haben wir Meletius bisher als einen beschränkten Menschen
kennen gelernt, so hatten wir doch keine Veranlassung, an seiner
*) Krumbacher, Geschichte der byzant. Litteratur S. 223.
Vom Professor Dr. Winter. 111
Ehrlichkeit zu zweifeln. Unser Verdacht wird erweckt, sobald wir
an die Prüfung seiner Quellenangaben herantreten. Er nennt 1, 15
an erster Stelle den Hippocrates. Schon dass er diesen also einflihrt:
'O jiBv 7ap 'Iintoxpinjc, und dann fortfährt: '0 ^ap FaX-^vot;, fällt auf.
Fast möchte man glauben, er habe ursprünglich Hippocrates gar nicht
genannt, habe ihn erst nachträglich beigefügt und aus Unachtsamkeit
das Yap vor FaXr/^oc nicht getilgt.
Und von diesem Hippocrates sagt er: '0 |x^ ^ap 'iTcicoxpatTjc irspl
<p6o6(o<; jratStoo xal ivSpöc YpA^ac iXqa ttva xal SoaMYVCöoxa ooSäv Tcspl
Toö xa^öXoo av^ptoTuot) l|i.vT]|iöv6t)oev, t] töv fev a^Tcj) &v(i(isü)v, t] IvepYStöv,
Y] tG)v toö a(t>|juxToc (iopia>v. Also einiges wenige, noch dazu schwer zu
unterscheidende, d. h. doch wohl schwerverständliche, hat Hippocrates
über die Natur des Kindes und des Mannes geschrieben, ein Werk
aber, das den Menschen im allgemeinen behandelt, giebt es nicht von
ihm. So ungenau und so falsch hätte Meletius sich gewiss nicht
ausgedrückt, hätte er die Werke des Hippocrates selbst eingesehen.
Ein Buch icepl (poaeox; av5p6(; hat Hippocrates überhaupt nicht verfasst,
wenigstens führt weder Kühn (in der Vorrede zu Hipp.), noch Scholl
(Gesch. d. griech. Litt. 1, 542 flf.) ein solches an, wohl aber wird
ihm TTspl (pöaioc av^poöicot) zugeschrieben, doch finde ich bei Meletius
keine Spar von einer Benutzung dieses Werkes. Den Gegenstand
aber, den Hippocrates in Tr&pl (pootoc TcaiSiou behandelt, fasst Meletius
auf das knappste und weicht gerade in den Angaben, in welchen
trotz des verschiedenen Umfanges die Übereinstimmung sich zeigen
müsste, von Hippocrates ab. Man vergleiche Mel. 8, 22 mit Hipp.
1, 390, 14 (Kühn). 8, 25 mit 391. 9, 4 mit 414, 18. 9, 16 mit 402, 8.
Wenn in einigen anderen Punkten, über welche die Ärzte kaum ver-
schiedener Ansicht sein konnten, sachliche Übereinstimmung vorhanden
ist, wie zwischen Mel. 8, 18 und Hipp. 1, 388, 3 u. 415, 8, zwischen
9, 9 u. 416, 18, so wird man daraus bei der verschiedenen Fassung
dieser Sätze auf eine Entlehnung aus Hippocrates nicht schliessen
dürfen. Ein Kompilator wie Meletius nützt seine Quellen ganz
anders aus.
Und was sagt er von Galen, von dem er doch, wie wir oben
(S. 18) gezeigt haben, zwei Schriften ausgiebig geplündert hat? '0
^ap raX'^vo(; Tcepl <p6(3ea>c ^opliüv [ivTrja^lc xal irspl xpdoecov ev ooSepit^
X(bv 7cpaY(iaTeiü>v aoxoö yafvetat xotaoTTjv öXoxXTfjpcöi; ottöO-soiv avaYpd(|)a<;.
Jene beiden Schriften nennt er nicht, aber nach einer Abhandlung
Tcepl (pöoeox; av&pd)7toi) hascht er, und sie findet er auch bei Galen
nicht, wohl aber eine Tuepl rpixssiAi; iiopicov. In Wahrheit ist sie betitelt
jcspl xpeioLc; Töv iv ivS-poöTcoo acbfiau [lopicov. Aber weder mit dieser
112 Meletius und Orion.
Schrift noch mit der Tcspl xpdoecov finde ich irgendwelche Oberein-
stiipmung bei Meletius.
Und nun kommen wir zu der Angabe des Meletius, auf welche
hin Scheele eine direkte Benutzung des Soran, Voigt die Vermittelung
durch einen Grammatiker Namens Socrates annimmt, von dessen Vor-
handensein wir sonst nichts wissen. Ich schreibe sie nochmals ans:
SwxpAxTjc 8k lv:>\i6ko'^ia(Z (laXXov (iopC(ov xal övo|iitcov Iv T(p irspl ^&asa>c
avdpcoTCOO ai)VTa7[iaTt aoroö ax; Ypa[i(i.aTixö? tj wc rpiköiotpo^ ooveTaSaro.
Also Socrates schreibt mehr als Grammatiker denn als Philosoph?
So spricht Meletius von dem Arzt oder dessen Excerptor? Denkt er
nicht vielmehr an den grossen Philosophen des Altertums?
Man könnte auf die Vermutung kommen, er sei einer Andeutung
begegnet, dass Socrates in dem platonischen Dialoge Cratylus als
Etymologe eingeführt ist. Aber ein a6vTa7|ia Tcepl ^oaecoc avO-ptbiroo ist
doch dieser Dialog nicht, und von den dort behandelten Etymologien,
die in diesen Bereich fallen, finden sich bei Meletius nur die von
avd-pcoTcoc, XoTTT], Ot)(i.ö(;, die ersten beiden durch Soran bezw. Orioa
vermittelt (s. S. 8).
Diese Annahme ist also abzuweisen. Vielmehr wird ScoxpdxiQc;
wirklich durch Miss verstand entstanden sein aus £a>pavö(;. Damit i«t
aber für die Benutzung des Soran durch Meletius der Beweis keines-
wegs geliefert, und ebensowenig für den Titel seiner Schrift fcepl
.(p6oea)<; av&p(x>icoi). Die Angaben des Meletius über diesen Socrates-
Soran sind ebenso unzuverlässig wie die vorausgehenden über Hippo-
. erstes und Galen. Der Titel Tuepl (p^oeox; av^pcoTroo ist so wenig
richtig, wie der ^epl ^oaecix; avSpö? des Hippocrates, und Trepl (pooeox;
(lopuov des Galen. ITepl f^oascoc av^pcoirou betitelt Meletius sein eigenes^
.Buch, und obgleich er in der Oberschrift zu der offenbar später an-
gefügten Einleitung dafür einsetzt Tcspl xffi xoö av^pwicoo xatacxeoT)«;,
wendet er doch im Text überall an Tuspl ^oasox; avd-pd)7roo. Zu Tcepl
9&G$a)(; av^pu>7coo wird ihm auch jede Schrift, die in das Gebiet seiner
Thätigkeit hineinreicht. Hätte er Sorans Buch selbst benutzt, wie
käme er denn dazu, diesen in erster Reihe als Philosophen zu be-
zeichnen? Er selbst hat geschrieben Sa)%pdTY](;, sei es, dass er das
Versehen bereits vorfand, sei es, dass er es selbst machte. Wir glauben
erwiesen zu haben, dass er nicht Soran selbst ausgeschrieben hat,
sondern ein Etymologicum. Dort fand er den Namen Soran oft genug^
angegeben. Hätte er nun an unsrer Stelle nicht gelesen Socrates,
sondern Soran, er müsste, so wenig Gedanken er sich auch machte
doch auftnerksam geworden sein darauf, dass diese beiden NMänner
Vom Professor Dr. Winter. 113
identisch seien oder sein könnten. Dann aber hlltte er sich gewiss
gehütet seine Quelle zu verraten.
Er nennt weder Soran, wo er ihn bei Orion erwähnt fand, noch
Heraclides, noch Herodian, noch einen anderen Etymologen, ebenso-
wenig wie Orion selbst, aber auch nicht Nemesins sepl ^oaecog ävd-p(i)-
voo oder des Galen Schriften mpl doxc^v and 2poc laxpixoi. Man sieht,
es ist Methode in seinem Verschweigen. Gerade die Schriften, die
er ausbeutet, htttet er sich zu erwähnen, während er durch Anftlhrung
anderer, die er mit keinem Auge eingesehen hat, die Meinung zu er-
wecken sucht, er sei anch in ihnen belesen.
Ein wunderbares Spiel hat der Zufall getrieben. Meletius hat
den Soran nicht zu Gesicht bekommen, aber ein grosser Abschnitt
seiner eigenen Schrift (6, 23 — 10, 5) ist als Interpolation in eine
Schrift des Soran, nicht ^rspl iTO[i.oXoifta)v, aber uepl YOvaixeCwv Tuadöv,
geraten. ^) Ermerins in seiner Ausgabe ^) dieses Werkes macht darauf auf-
merksam, dass dieser ganze Abschnitt ein Fragment ist, das sich bei
Meletius an der angegebenen Stelle findet, und dass jedermann einsehen
müsse, dass es dem Soran nicht angehören könne. Wie aber, wenn
jemand die Behauptung aufstellte, der Interpolator des Soran und Meletius
hätten beide das Stück aus einem dritten abgeschrieben? Sie wäre
unhaltbar. Das Stück trägt den Stempel der Urheberschaft des
Meletius so deutlich an der Stirn, dass jeder Zweifel darüber aus-
geschlossen ist. Er schreibt erst Nemesius aus (6, 23 — 7, 2), dann
Basilius, den er auch sonst öfter anführt, wie wir bald sehen werden,
und über den ganzen Abschnitt sind Etymologien aus Orion verteilt.
Als er [laaToi behandelt, fügt er die Etymologie von (Jliijttip und (jiaia
bei, letztere mit dem fernabliegenden Citat [iaio[iivY) xeu^|ia>va, alles in
der oben (S. 15) gekennzeichneten Weise.
Wie steht es aber um die übrigen Gitate aus Ärzten und Philo-
sophen, die sich bei Meletius zahlreich finden? Er hat keinen von
ihnen in der Hand gehabt. Das lässt sich durch Yergleichung des
Nemesius erweisen. Meletius citiert je einmal Ammonius, Gronius,
Dinarchus, Jamblichus, Porphyrius, Pythagoras, Xenocrates, die Epi-
curäer, die Manichäer, sämtlich nach Nemesius.^)
*) Ausgabe von Dietz, Königsberg 1838, S. 90—93.
') Traiecti ad Rhenum, Praef. p. LI.
») A. Mel. 144, 16 = Nem. 69, 13. C. 147, 3 = 117, 1. D. 145, 3 = 82, 15:.
J. 147, 4 = 117, 5. Po. 147, 3 = 117, 4. Py. 146, 31 = 102, 3. X. 146, 32 =
68, 1. E. 71, 8 = 179, 13. M. 146, 33 = HO, 6. — Aus 'Ap.fiü>vtoü xoö StSaaxdXoü.
nXfuxtvou xal Noo[j.Y]viov toö TCO^aifoptxoö macht er fälschlich ; 'A|JUMVtoü xoö izo^a'^opiv.ob^
— Ganz verkehrt ist, was er über Xenocrates sagt: SevoxpdTf](; U xal äpt^jAÖA^ oüvex'^l.
8
114 Meletias und Orion.
Von 9 Citaten aus Plato finden sich 6, von 5 aus Aristoteles 4,
von 3 ans Galen 2, von 6 ans Hippocrates 1 bei Nemesins.^)
Die Citate von Dichtern kommen hier nicht in Betracht, sie hat
Meletins ans dem Etymologicnm herttbergenommen.
Aber wie er in Bezng auf die Kirchenväter verfilhrt, bedarf der
Erwähnung. Er schreibt (S. 1): ol 81 £7101 xal t^<; ^xXYjoCac SiS&axakoL,
olov 6 (liifat; BaafXeto^, 6 iSeXyöc a&toö rpijiföptoc Noaoirjc*), 6 ypoooXöYOc
XpDoöaTO(io<; xal ö ira{i{JL0cxdpiaTOc KoptXXoc» xal SXkoi tcoXXoC, erwähnt
aber nur Basilius öfter, Gregor von Nyssa nnr einmal (116, 25), ein-
mal 6 ao<pa)Taxo<; rptjYÖpto? (10, 18), öfter 6 OeoXöyoc rp7]7öpio<; oder
nur 6 OeoXöYoCi d. i. Gregor von Nazianz, den er nicht aufgeführt hat^
wogegen er Chrysostomus und Cyrillus, die er aufgeführt hat, nicht
citiert. Einmal (53, 181) sagt er: erpYjtai xtat xöv noLxkptüv.
Für unsem besonderen Zweck wird des Meletins Arbeit dadurch
wertvoll, dass er mechanisch Wort für Wort ausschreibt. Läuft ihm
auch bei seiner Unwissenheit manches grobe Missverständnis unter,
so bietet er doch auch reichen Stoff zur Berichtigung, Ergänzung
und Erweiterung des Textes des Orion, wie ihn die Sturzsche Aus-
gabe und die Etymologica überliefern. Seine Vorzüge rühmen auch
Voigt (S. 24) und Scheele (S. 28). Wir führen dieselben natürlich
xal äva^ojjLtaatv xoö Kavzb^ (kk^mv xyjV ^oyfyyf). Der erste Satz ist in sein Gegenteil
gewendet. Nemesius schreibt (103, 9) : oöx Spa apt^jjiö^ 4j ^o^h' ^^^ ^^^ zweite
rührt gar nicht von Xenocrates her, sondern von Heraclit (Nem. 67 a. £.)» und ist
schülerhaft miss verstanden. — Statt Aeivap^o^ schreibt Matthaei nicht nnr hier,
auch 68, 11 u. 69, 6 Acxatap^o«; nach eigener Korrektur.
*) Plato: 27, 27 = 223, 8. 29, 11 = 202, 4. 49, 23 = 176, 9. 71, 12 =
180, 14. 147, 2 = 112, 8. 150, 13 = 37, 7.
Aristoteles: 29, 9 = 202, 2 (wie cod. D 1. siehe S. 18. Matthaei schreibt
'öptYlv^iO. 71, 9 = 179, 14. 146, 30 = 92, 11. 150, 7 = 37, 1.
Galen: 71, 12 = 180, 14. 145, 12 = 86, 11.
Hippocrates, von Galen citiert: 145, 13 = 87, 4.
Plato wird ausserdem von Meletius citiert: 60, 16. 144, 27. 149, 12. Aristoteles:
82, 21. Galen: 111, 24. Hippocr.: 18, 24. 89, 28. 101, 3. 101, 14. 115, 21.
Yon diesen letzten 5 Citaten aus Hipp, sind 3 den Aphorismen, 2 dem Buche icepl
Tpo^-Yjc; entnommen. Auf eine Benutzung dieser Schriften durch Meletius wird man
daraus nicht schliessen dürfen.
*) Aus dieser Erwähnung des Gregor von Nyssa darf man nicht folgern,
Meletius habe auch das Buch des Nemesius icepl (puoeux; avd'pwTcoo unter dem Namen
des Gregor von Nyssa vorgelegen, unter dem es lange Zeit gegangen ist. So eifrig
er dieses Buch ausgeschrieben hat, er macht bei den Citaten daraus nirgends eine
Angabe über seine Quelle.
Vom Professor Dr. Winter. 11&
auf eine andere Ursache zurück als sie, nämlich auf die bessere Be-
schaffenheit der Orion-Handschrift; die Meletius zur Benutzung vorlag.
Diese mochte aber neben ihren Vorztlgen auch Fehler enthalten, die
Jene Oberlieferung nicht kennt Wir schliessen dies aus folgendem.
Henricus Stephanus erzählt in seiner Vorrede zum Dictionarium
medicum, das 1564 in Paris erschienen ist, er habe die Herausgabe
desselben sechs Jahre hinausgeschoben, weil ihm irgendwoher (alicunde)
ein Hoffnungsschimmer gekommen sei, ein zweites bis dahin noch
nicht gedrucktes griechisches Lexicon zu erlangen, das er dem
Erotian beigeben könnte. Aber nachdem er alles in Bewegung ge-
setzt, um es zu erhalten, habe er einen Lexicographen gefunden, der
fast nur läppisches Zeug (nugas) schreibe, wie diese: EipiQy'cat 8^
icXsopal Zzi xXnjpeic elal [loeXwv. y] otov TCoXoeopaC, ox; TcXatstai xal /(bpav
^oXXtjv StaLY.aziy(pooai. yJ TcXscopal ooaai, &<; ^.uXdaaoDaai xal Tcept^j^oooat
TÖv i:ve{)(i.ova xal rr]v xapSCav xal ttiv Yotot^pa, a^cö xoö &peiv xal pXaooetv.
Ferner: Sia^övec Xi^oviat oxt oeCovxat 7cspiaYÖ|isvai xal oDVÄYovcot Iv T(j>
io-O-Utv i^|ia(;. t] oxt otY(b(iev aoxöv xexXeia[jiva>v. Aber besser beweise
schon folgendes allein seine Unwissenheit: MoxxY]ps<; §^ &9cb xoö (ioxxt)-
piCeiv i^iLäQ ooc 8ia7ra[Co{j^v. Hätte uns Stephanus mehr von diesen
nugae verraten, wir würden ihm dankbar sein, in ihnen bewegt sich
die ganze Kunst der Etymologen, mit denen wir es zu thun haben.
Aber auch diese wenigen Zeilen sind uns wertvoll.
Zunächst sei bemerkt, dass sie auffallend übereinstimmen mit
Meletius 93, 27 — 94, 2. 74, 12—14. 72, 25, so auffallend, dass
man auf den ersten Blick glauben möchte, dieser sei Stephanus zu
Händen gekommen. Aber dagegen spricht erstens, dass das Buch
des Meletius kein Lexicon ist, wie Stephanus seine Quelle nennt, und
zweitens enthält Meletius einige Zuthaten, die aus dem Original
stammen dürften, nicht von ihm selbst. Er bietet hinter p?Xa)v noch
ava|jio)jö)xot (Or. 131, 6 falsch a[iüxa>xot, denn es wird ein dem TrXTjpstc
verwandter Begriff gefordert), hinter ^v x(p lo^tstv i^jjiac noch ri 6[itXeiv,
das heisst doch wohl : oder beim Umgang mit anderen, in der Unter-
haltung mit ihnen. In wpelv t^yoov yoXdxxstv ist ^yoov richtiger als xa(,
aber upeiv ist zu ändern in a)peiv. Sonst weichen Stephanus und
Meletius nur darin von einander ab, dass Meletius schreibt TroXocopaf,
nicht TcXewpai, und dass er dem xsxXst(3|x^vü>v ein Svxcov beigiebt.
Welches sind nun die Quellen beider? Es müssen doch wohl
2wei nahe verwandte Handschriften des Orion sein. Unsere Annahme
gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn wir die Überlieferung durch die
Etymologen zur Vergleichung heranziehen. IlXeopaf ist behandelt
Or. 131, 6. E. M. 674, 53. Zon. 1554. E. G. 469, 52 u. 41. In
8*
IIÜ Meletius und Orion.
ihnen allen ist verloren (uosX&v, ferner xal y^pay iroXX-^iv Siaxati^ooGoo^
ferner xal neptl^otxsai, femer xal r?)v xap5(av xal t^jv ^aotlpa' anö to5>
a)pslv %oov f oXdoasiv. Statt iroXtxDpaC (Petr. 90, 29 füoXsaipaO hat £. M«.
und Zon. icXecopal (wie Steph.), Orion aber das richtige icXeoiiovcopoi.
Das Wort ist gebildet nach Analogie von xigiccopöc, ^pcopöi;, wie
Meletius selbst angiebt. In der letzten Erklärung des Orion: r\ do^
^IXopoi, ü>c ^Xatsioi konnte man versucht sein eine vierte Etymologie
zu finden, von irlXeiv und e&p6c, wenn man vergleicht E. M. 674, 5&
und E. G. 469, 41: fcapd zh icIXeiv eopi> 4jyodv icXato, aber die Fassung:
des Orion hat soviel Ähnlichkeit mit des Mel. und Steph. olov ^oXo«>paL
a><; TcXoxsiai, dass ein Verschreiben wahrscheinlicher ist. Meletius hat
die zweite und dritte Ableitung nur deshalb umgestellt, weil er an
7rXeD(tov(0pö(; ähnliche Bildungen anfllgen wollte, wie xY)7co>pö(; und
dopcopöc Wollen wir hiernach den ganzen Abschnitt so herstellen,,
wie er ursprtlnglich gelautet haben mag, so dtlrfen wir den Text dea-
Meletius zu Grunde legen und nur statt ^oXtKopaf einsetzen 9cXeo|uova>poC^
oder vielmehr icX8t>{jLova>pa(, und etwa noch hinter TroXosipa^ ein ooaat^
vor xoXocopai ein olov einfügen.
In Bezug auf oiaYÖvec gehen Meletius und Stephanus einerseits,,
andrerseits die Etymologen (Or. 145, 4. E. M. 711, 54. Zon. 1Ö44>
zusammen. Die letzteren bieten drei Ableitungen. Die dritte, voa
attta oder otxa äyvoo^oi fehlt bei jenen. Die erste findet sich bei
Mel. und Steph. vollständiger, die zweite minder vollständig. Ol 84,
womit Orion die zweite Etymologie einführt, dürfte das ursprüngliche
sein; iv xc]> IoWeiv %d(; t) 6|wXeiv ist bei allen Etymologen ausge-^
fallen, oovdfovTat nur im Or. erhalten; oS, slotv oTcoxAxa) xffi y^vooc^
was Orion hinzufügt, ist verderbt.*) Eine üngenauigkeit liegt aber
auch in der Fassung des Meletius. Auf das ojicXeiv passt nur das-
oovafso^ai, das irsptÄYeoO-at kann sich nur auf la^fetv beziehen. Die
zweite Ableitung lautet bei Orion: ol 8^ Trapa zb otfav aic ioxl ocifäv
xal X^ifsiv avot70[iivat(;. Hier muss man hinter aic lau otYav aus Meletius^
und Stephanus ergänzen xexXscafiivaic;, das bei den Etymologen durch-
weg ausgefallen ist. Hier liefern also beide Reihen von Quellen
wertvollen Stoff zur Herstellung des ursprünglichen Textes, und die
Handschriften des Meletius und Stephanus erweisen sich als gar nicht
zu verachtende Hilfsmittel.
Um so auffallender ist es, dass sie auch in einer solchen Ver-
derbtheit einig sind, wie die, (iijxx'^peg abzuleiten von airö xoö [lox'njptCet)^
^) Man vergleiche Aristoteles Tierkunde 1, 11, 50: ''Ett II otaYÖVB(; Soo* tookov
Vom Professor Dr. Winter. 117
^(idc ooc Sta7ca(Co(A.ev. Dagegen gehen Or. 100, 20 mehrere Etymologien
Ton pxxTjp voraus und dann wird fortgefahren: o^ev xal itoxxTjptCetv
^0(isv Too<; h T(p StaTcaiCetv xivag Toötö ttwc to [j.dpo<; lÄtoffwvia«;. Hier
ist also [iDXTiQptCeiv als Ableitung von *ioxtiijp, noch dazu in übertragener
Bedeutung^ deutlich gekennzeichnet.
Es ist zu bedauern, dass Henricus Stephanus über die Herkunft
«eines Codex uns so ganz im ungewissen lässt. Worauf sich das
^licnnde beziehe^ darüber konnte ich auch durch Einsicht der Lebens-
beschreibungen der Stephani von Almeloveen und Benouard keine Aus-
iLunft gewinnen. Vielleicht gelingt es in unserer Zeit, in welcher das
Interesse der Philologen sich lebhaft der Geschichte der Grammatik zu-
gewendet hat, handschriftliche Quellen aufzudecken, die uns über den
ursprünglichen Umfang und die Gestalt des Werkes von Orion neuen
Aufschluss geben. Schon die glücklichen Funde, die Reitzenstein ^)
in der Bibliothek des Vatikan gemacht hat, versprechen ftir Orion
reiche Ausbeute. Er gedenkt das echte exo(ioXoYix6v [li^a herzustellen
4tU8 einem von ihm selbst aufgefundenen vatikanischen Codex aus
dem 10. Jahrb., der nicht nur vereinzelt neue Dichtercitate, sondern
vor allem Hunderte von bisher unbekannten Quellenangaben enthält,
-and in dem die Glossen nach ihren verschiedenen Quellen gesondert
bei einander stehen, und aus dem ebenfalls im 10. Jahrh. geschriebenen
Florentiner Codex No. 304, aus dem Miller in seinen Melanges de
litt6rature grecque (Paris 1868) S. 11 — 318 einen Auszug giebt. Wir
^dürfen hoffen, dass von den Quellenangaben sowohl als von den
Dichtercitaten ein nicht unbedeutender Teil dem Orion zu gute
J^ommen wird. Können wir doch jetzt schon nachweisen, dass die
Etymologica vieles erhalten haben, was im Sturzschen Orion ausge-
fallen ist.
Aber noch ist uns diese Fundgrube, die so ergiebig zu werden
Terspricht, nicht erschlossen, und wenn sie es auch sein wird, werden
wir doch auch die anderen Hilfsmittel prüfen müssen, welche uns die
Kenntnis des Orion vermitteln. So wird uns auch Meletius selbst
•die Handschrift ersetzen müssen, aus der er geschöpft hat. Aller-
dings müssen wir hierbei mit der grössten Vorsicht zu Werke gehen.
Denn er hat die ursprüngliche Anordnung des Stoffes vollständig
4tufgehoben, hat die Etymologien des Orion, der alphabetischen
Reihenfolge entnommen, an den verschiedensten Stellen seines
Buches bald einzeln, stellenweise aber auch in Masse einge-
*) Reitzenstein, Das echte etofioXoYtxov fii^a» Verh. der 40. Vers, deutscher
Philol. und Schulm. in Görlitz vom 2.-5. Okt. 1889 S. 403—408.
118 Meletias und Orion.
tragen. Um den Zusammenhang herzustellen musste er nattirlicb
Änderungen im Text oder wenigstens in der Konstruktion der ein-
zelnen Sätze vornehmen. Er veränderte auch wohl willkQrlich einen
Ausdruck, bildete selbst einen Satz oder fügte einen solchen au»
einem anderen Schriftsteller ein. Auch manches Missverständnis lief
ihm unter. Allmählich mochte er selbst Gefallen finden am Etymo-
logisieren und sich selbständig darin versuchen. Fand er doch auch
bei anderen Autoren als Orion Etymologien, wie z. B. in den Spot
laTptxoi des Oalen. Auch sie hat er herttbergenommen. Aber die
Hauptmasse des etymologischen StofiPes ist dem Orion entlehnt. Wa&
sich davon im Sturzschen Orion nicht findet, ist zum grössten Teil
in den übrigen Etymologicis erhalten. Die Ableitung dieser Ab-
schnitte aus Orion, sollte sie selbst aus inneren Gründen wahr-
scheinlich sein, erhält da, wo sie nicht ausdrücklich bezeugt ist, durch
Meletius die erwünschte Bestätigung.
Ausser dem E. M., E. G. und Zon. sind noch einige von Sturz
seinen Ausgaben des Orion und des Etymologicum Gudianum beige-
gebene Auszüge zur Yergleichung heranzuziehen. So wenig umfang-
reich sie sind, ausser acht darf man sie doch nicht ganz lassen..
Über sie will ich mich noch äussern, ehe ich an die Vergleichung
des Meletius mit Orion im einzelnen herangehe.
Dem Orion schliesst Sturz, S. 18ö — 192, einen Auszug an, den
Koes aus dem Pariser Codex 2630 gemacht hat. Dieser Codex mag^
nach Reitzenstein am Anfang des 13. Jahrh. geschrieben sein. Er
giebt das von Calliergus, dem ersten Herausgeber unseres jetzigen
iTi)|ioXo7txöv (li^a als iToiioXoYtxov äXXo bezeichnete, nicht vor Beginn
des 11. Jahrh. anzusetzende Werk, welches zusammen mit dem echten
Ito|i. aXXo Beitzensteins die Hauptbestandteile geliefert hat zu des
Calliergus lxo|i. ^-^a. Dieses ^ti){Ji, äXXo hat Reitzenstein in 20 Hand-
schriften gefunden. Eine derselben ist der Pariser Codex 2630, eine
andere der Sorbonicus, dessen Lesarten im E. M. in die Anmerkungen
verwiesen sind, eine dritte der codex Gudianus.
Dass auch der andere Auszug von Koes aus zwei Pariser Codices^
No. 2610 und 464, den Sturz Or. 173—184 abgedruckt hat, auf eine
Handschrift des lTt)[xoXo7txöv äXXo zurückgeht, lässt sich nicht ver-
kennen. Diese Erkenntnis wird zwar dadurch erschwert, dass der
Auszug durch noch gröbere Schreibfehler und Auslassungen entstellt
ist, als das E. G., aber sie ist doch unabweisbar. Wenn er manche»
enthält, was sich in letzterem nicht findet, so kann das von fremd
Vom Professor Dr. Winter. 119
her eiDgedrungen sein. Aber das E. G. ist nach Reitzenstein nur ein
Anszng ans einem uns auch vollständiger und besser, erhaltenen
Werke, und auch die Lesarten des Sorboniens hat Gaisford offenbar
nur mit Auswahl aufgenommen, es lässt sich deshalb annehmen, dass
sich einiges wenigstens als dem iv^ SkXo angehörig erweisen wird.
Eine Vergleichung dieses Auszuges mit dem erst besprochenen
ergiebt nur ein geringes Resultat. Koes hat dort augenscheinlich
zuerst Stellen zusammengetragen, die den Namen eines Grammatikers
oder eines von diesem citierten Schriftstellers boten, und von da ab,
wo er im Alphabet neu beginnt, Stellen mit den Namen 'Qp{a)v und
^Qpoc, und der Zufall hat es gefügt, dass diese uns keine wesentlichen
Abweichungen bieten. Wohl aber enthält der Artikel ve^^co (Or. 181, 10
u. 187, 20) am Schluss in beiden Auszügen einige Sätze mehr als
im E. G. (404, 48). Im Anfange dieses Artikels hat unser Auszug
den Vorzug vor dem ersten Auszuge und dem £. G., dass er allein
das richtige v^o^ev 6 [liaoc 7capax6C[jLevo(; erhalten hat. Sonst hat er,
auch vor dem E. G., des richtigen wenig voraus.
Ungleich wichtiger als diese beiden Auszüge ist für die Ver-
gleichung mit Meletius das "Qpicovoc xoö Oifjßatoü betitelte Lexicon, das
Sturz als Anhang zum E. G., S. 611—617, aus einem Darmstädter
Codex herausgegeben hat. Den Wert dieses knappen Auszuges hat Sturz
richtig erkannt (Vorrede zu Orion S. V u. VI). Er will nichts dagegen
einwenden, wenn man ihn zur Ergänzung und Vermehrung seines
Orion verwenden wolle. Sein Urteil lässt Ritschi (S. 22) nicht voll
gelten, nimmt vielmehr an, es stamme nur ein Teil dieser Etymologien
aus Orion, anderes sei anderen Etymologicis entnommen. Da ich
glaube das Ganze als Excerpt des Orion erweisen zu können, und
da hierdurch auch einige Etymologien, die Meletius bietet, und die
dem Sturzschen Orion fehlen, einen Belag erhalten, möge eine Würdi-
gung dieses Auszuges hier folgen.
Ritschi (S. 22) giebt an, dieser Auszug enthielte nur övö|iaTa, die
p7^(i.aTa dagegen seien ausgelassen. Und gewiss war es die Absicht
des Abschreibers, nur 6vö|iaTa aufzunehmen, doch sind ihm in seiner
Unachtsamkeit einige Verbalformen untergelaufen, nämlich 611, 22
a|xytaßT^xeiv. 612, 1 i^aoAiievot. 612, 2 aY)fstv. 613, 25 YXij^eo^at. 614, 31
X6p8a(veiv. 614, 54 XtTcapeiv, auch zwei Adverbia: 611, 37 ayvco und
615, 3 Ul
Der ganze Auszug umfasst etwas mehr als 250 Artikel. Von
diesen gehen fast vier Fünftel auf Orion direkt zurück, wie eine Ver-
gleichung mit der Ausgabe von Sturz sicher ergiebt. Der Excerptor,
welcher sein Büchlein in den bescheidensten Grenzen hielt, beschränkt
120 Meletios und Orion.
sich meist darauf, von mehreren Etymologien desselben Wortes nar
eine anznfllhren. Gewöhnlich greift er nach der ersten in der Reihe,
wie z. B. von apXTjpta, t^ö^^c, Sdxpucv. Er wählt aber anch die letzte,
wie von ßX^pa, y^voc» ^ö(iot, I4öc, von Svdpomoc die letzten beiden.^)
Bei den mehr als 190 Etymologien, die mit Orion ttbereinstimmen,
hat sich aber auch fast durchweg die Reihenfolge des Orion erhalten.
Aus dieser treten in den späteren Buchstaben nur heraus: Uöc, Zpxo<;^
dxvoc, Saicpiov, TCfioxöc, ofövSoXoc, axiap, ^Gok;, aber im Buchstaben A
ist die Reihenfolge mehrfach verändert. Hier ist der Eifer des Ex-
cerptors noch frisch gewesen. Als er mit aopa auf Seite 14 unseres
Orion angelangt ist, . greift er mit S,y(p<; noch einmal zurttck auf Seite 4
und verfolgt die Reihe bis ixoc. Dann folgen S^vcd, iaipdfaXoc, aooc,
Sv^pco^coc, ävfip, von denen nur ioipdc^aXoc, £vd-po>icoc« avmjp in einer
Reihe liegen. Von hier ab ist die Folge nur noch gestört durch
Öfter haben zwei Artikel die Stellung neben einander gewahrt,
die sie bei Orion einnahmen, nämlich aipex^c und aiifioßTjtstv, avta und
axpißnjct a[ißpoa{a und aY^eiov, ßpaSog und ßdipa^oc, T^P^ ^^^ tvö^oc,
xanjfsta und xo^eXXov, Xinapeiv und XcottoSottjc, Xd4 und XöifX'V]« p^^ö^ QO^d
(i6a)(|^, (iivo<; und (lo/Xöc, vCxpov und vexpöc (Or. 107, 28 falsch vsäpöc),
vsupov und voö(; (Or. 109, 15 ist von veöpov nur das Lemma, von yooc
nur die Erklärung erhalten), 6pe{>(; und 6\Llyrkri, ntinfi und icXo6atoc.
c^övSoXo«; und axdap, St)p(a und airÖY^oc, (pX^7|ia und ^aXaxpöc» x^*^^^ ^^^
XopSi^. Mehrmals finden sich auch drei in derselben Reihenfolge,
nämlich ^övo, ^iXa, torfi, ferner Sdxpoov, SixtuXoci Ss£t&, und |i/zxdpio?,
jiaxtpa, [liXwoa, einmal sogar vier: vf)0Ti<;, ve^pot, vdyoc, vtJäioc.
Anzuschliessen sind diesem sicheren orionischen Besitz zunächst
xaXö(; E. 6. 614, 38, wofQr xXoiöc zu lesen.
4opö<; 615, 45, dessen Etymologie nur in einer anderen Abschrift
des Darmstädter Codex, dem alter codex von Sturz, erhalten ist.
^oX^i 617, 22. Hier ist ^byjiü verschrieben aus ^ö^oc, und Or.
167, 7 ist zu lesen: ^oyii, Tcapd zb ^by(o^ o iau ?rve5(i/x, nach E. M.
819, 31.
Auch diese 5 Abschnitte ftlgen sich in die Reihenfolge des Orion.
*) Von Y<>vTi (613, 21] glaubt er nur eine Etymologie zu geben, in Wirklich-
keit sind es zwei (siehe Or. 36, 19). Ebenso steht es mit ooo^ (611, 39); die Ab-
leitungen von 5a> und von amu sind noch dazu bei Orion an verschiedenen Stellen
untergebracht. Von ä^Xad (611, 40) sind zwei Ableitungen, von aX'^'kfi und dtr^&Xkui,
in einander geraten. Von äxoXaaTo^ endlich (612, 33) haben ihm beide Etymolo-
gien des Orion (21, 2 — 4) vorgelegen, das verrät das am Ende eingefügte: xöpu»«
Vom Professor Dr. Winter. 121
^pc4 614, 4, dessen Ableitung von dipo<;, ^epCC«) Or. 165, 17 unter
X^c erwähnt und auf Philoxenus zurtickgefbhrt wird, kann wohl von
Orion auch selbständig behandelt gewesen sein und in den Excerpten
seinen richtigen Platz einnehmen.
Von den übrigen 55 Artikeln findet sich die reichliche Hälfte
sowohl im £. M., als im E. G., als im Zon.^), mehr als ein Viertel
im E. M. und E. G., andere nur im E. M. und Zon., einige wenige
im E. G. allein. Wir werden sie alle ebenfalls auf Orion zurück-
führen dürfen.
Ausser der sachlichen Übereinstimmung haben sich aber auch
einzelne direkte oder indirekte Zeugnisse fUr Orion erhalten. So
wird fttr
xiTTY]«; £. G. 616, 40 (durch Itacismus xdTtK; geschrieben) durch
E. M. 746, 6 ausdrücklich als Quelle bezeugt "Qpim, ftlr
axptßij^ durch E. M. 52, 55 'fiptcov xal Xoipoßooxöc. Hier sind
zwei Etymologien neben einander gestellt, die sich einzeln finden die
erste E. G. 612, 11, die zweite Or. 18, 8. An letzterer Stelle heisst
es: 'Axpißi5<;, ttvs<; Trapa zb a/pt xal ßotdv. Ttv^c weist darauf hin,
dass eine andere Ableitung vorausging, und das ist eben die der
Excerpte, die E. M. 52, 55 (auch Zon. 100) voransteht. Vgl. Lentz,
Herod. II, 367, 31 Anm.
Xlcöv wird, wie E. G. 614, 49, so auch in den übrigen Etymolo-
gicis abgeleitet von Xdo). Choeroboscus (Gramer Anecd. Oxon. 2, 235, 32)
führt diese Etymologie auf ^Qpo<; zurück, wofür zu lesen ist 'Qpuov.
Or. 134, 10 bietet eine einzige Etymologie von 7cap^vo<;, einge>
fllhrt durch &<; tivec. Das lässt auf den Ausfall einer, vielleicht auch
mehrerer anderen schliessen. Eine findet sich E. G. 616, 2. — E. M.
654, 40 aber vereint deren vier, an erster Stelle die unsrer Excerpte,
an letzter die des Orion, mit einem Zeugnis für Heraclides. Da hier
nun auch die dritte für Philoxenus bezeugt ist, also mittelbar für
Orion, unterliegt es keinem Zweifel, dass auch die erste, die unsrer
Excerpte, mitsamt der zweiten, i^r Orion in Anspruch zu nehmen ist.
Hier zeigt es sich klar, welche Vorzüge die Überlieferung des E. M.
stellenweise besitzt, im Vergleich zu der des Sturzschen Orion. Es
ist nicht nur unvergleichlich reicher im Text, sondern hat auch
Quellenangaben erhalten, die dort verloren sind.
*) Von Ikko<;, das E. G. 614, 18 in Übereinstimmung mit diesen dreien er-
klärt wird durch tso^at tot? icoot, ist im Orion durch Unachtsamkeit des Ab-
schreibers die Erklärung ausgefallen. Er hat ltzKO(; zuHammengeworfen mit Iico<;,
Mäusefalle, das auch im E. M. dem Xnnoq vorausgeht.
122 Meletius und Orion.
Für xpöpov, £. G. 614, 41, als Eigentum des Orion bietet die
Übereinstimmung mit E. M., E. G. und Zon. im Text, und das aus-
drückliche Zeugnis des E. G. (348, 26) ftlr Heraclides sichere Gewähr.
ipiatspi (E. G. 612, 21) stimmt zur Überlieferung des cod. Sorb.
£« M. 143, 24 und des E. G. 77, 11. Durch ersteren wird Soran
bezeugt, indirekt also Orion.
Den Ableitungen von aldota, E. M. 30^ 57 kommt das Zeugnis:
ouTox; "Qplcov beiden zu gute. Die zweite findet sich auch Or. 15, 22,
die erste Gud. 611, 44.
Auch von vmjTTtoc werden wir beide Ableitungen E. G. 615, 33,
die auch im E. M., E. G., Zon. erhalten sind, dem Orion zuteilen
dürfen, wenn sich auch bei ihm (108, 11) nur die zweite findet, die
nach E. G. 408, 48 auf Philoxenus zurückgeht, zumal da yfpciO(; in
den Excerpten die Reihenfolge des Orion innehält.
Ebenso die Erklärung von ^Ipic als Regenbogen E. G. 614, 14
neben der Erklärung als Botin der Götter Or. 77, 9. Beide sind
vereint im E. M. und E. G.
Wenn von al^a E. G. 612, 38 eine andere Etymologie zu lesen
ist als Or. 16, 7, und von ämi E. G. 611, 4 eine andre als Or. 16, 16,
und diese beiden Artikel in den Excerpten eine andre Stellung ein-
nehmen, als sie Orion entsprechend haben müssten, wenn femer beide
in den Etymologicis sich finden, die erstere auch Mel. 133, 20, ge-
trennt von der des Orion, die Mel. 37, 5 angebracht ist, so wird die
Annahme gerechtfertigt sein, dass sie Artikeln des Orion entstammen,
deren Platz dem ihren entsprach, die aber verloren gegangen sind.
Erwähnen will ich zum Schluss noch, dass der Verfasser des
E. M. einzelne Etymologien des Orion, wie die Excerpte sie bieten,
und fbr die wir uns auf den Sturzschen Orion nicht berufen können,
entweder ausdrücklich verwirft oder stillschweigend durch andere
ersetzt.
So z. B. leitet E. G. 612, 8 in Übereinstimmung mit E G. 22, 53
alo^pöc ab von aloxi^pöc, er dagegen sagt 39, 53: Oo fap a^rö tod
aiay(7ip6(; ao^xlTcoirrat. Damit bekämpft er doch wohl sonst niemand
als Orion.
ai^p leiten sowohl E. G. 612, 18 als 16, 56 und Zon. 67 ab
von atdso^at, mit der Begründung: 7ri)pa)87]^ '^äp 6 töäoc. Dagegen
schreibt der Verfasser des E. M., nach Reitzenstein ein sehr belesener
und gewandter Grammatiker, 33, 3: Alö^p: Ilapa zb asl detv xoKXoyo-
pi%ä)(;* ^Tjolv 'AptotoxIXTjc TTspl Köo[ioo. Aristoteles aber sagt ic&pl
Köo|iOD Kap. 2: oopavoö & xal aoxpcov o6otav (liv aldlpa xaXoö[U£y, 06/
Sg xivsc 8ta x6 ro)pa)87j ooaav ai^so^at — , ctXka Sia zb äst -^iv xoxXoyo-
Vom Professor Dr. Winter. 123
poDiAivTjv. Der Etymologe verwirft also, auf Grund seiner eigenen
Kenntnis des Aristoteles, wenn aueh nicht ausdrücklich, so doch still-
schweigend die Etymologie des Orion.
Von &X6(m(Ap geben, übereinstimmend mit E. G. 612, 14, der Sorb.
zu E. M. 57, 26 und das E. G. 32, 35 zwei Erklärungen. Beide
flihren als Quelle Herodian an, wir dürfen also diesen Artikel dem
Orion zuweisen. Der Verfasser des E. M. hat ihn verschmäht und
einen umfangreicheren aus dem Xe^ixöv ^Tjxopixöv aufgenommen, mit
dem nach seiner Angabe auch Methodius in einzelnen Punkten (elc
Tiva) übereinstimmt. Dass sich die sachlichen Angaben des Orion
hier, wenngleich in veränderter Gestalt, wiederfinden, kommt ftir
uns nicht in Betracht.
ah^ft^ wird Or. 17, 1 in Zusammenhang gebracht mit ahyhüy
E. G. 612, 24 aber mit £7]p6(;, also mit dem von den Etymologen oft
verwendeten aoco xö ^iQpoifva). Diese beiden Etymologien finden sich
E. G. 95, 1 und 187, 29 getrennt, E, M. 174, 19 im cod. Sorb. ver-
eint. Vielleicht waren sie ursprünglich auch Or. 17, 1 vereint,
wenigstens folgt E. G. 612, 25 (i^poitvCa, das seinen Platz bei Orion
auf Seite 18 hat, also in der beobachteten Reihenfolge liegt. Im
Text des E. M. ist Orion verdrängt durch Methodius, sachlich stinmien
aber beide auch hier überein.
Je näher wir den unscheinbaren, durch Schreibfehler arg ver-
derbten Auszug ins Auge fassen, umsomehr gelangen wir zu der
Überzeugung, dass das Original, auf welches er im letzten Grunde
zurückgeht, eine Handschrift des Orion gewesen sein musS; die vor
unserem Orion mancherlei voraus hatte.
Erstens bot sie von einzelnen Wörtern mehr Ableitungen als
dieser.
Zweitens zählte sie eine Menge Etymologien mehr, und diese
mögen, einzelne Verwirrungen nicht ausgeschlossen, bei Orion selbst
denselben Platz eingenommen haben, den sie hier wahren.
Femer erkennen wir, dass die Erklärung minder geläufiger Aus-
drücke durch erläuternde Synonyma häufiger war, als der Sturzsche
Orion vermuten lässt. Und wenn unser Auszug auch in diesem
Punkte wenig oder nichts bieten sollte, was sich nicht auch durch
die übrigen Etymologica feststellen Hesse, so fällt es doch bei seiner
Knappheit besonders ins Auge.
Weiter hat er grammatikalische termini gewahrt, wo sie in ein-
zelnen oder selbst in sämtlichen Etymologicis verloren oder verderbt
sind. TpoTcg z. B. oder xaxd xpoTn^v zähle ich elfinal, zweimal (613, 4
und 614, 30) hat er es allein erhalten, zweimal ausser ihm (611, 7
124 Meletias und Orion.
und 614, 49) nnr Orion (6, 22 and 89, 25). Mehrfach ist es in den
anderen Lexicis verwandelt in das falsche osxadioet oder xaxdL puscd-
•^aiv, einmal (613, 17) bietet er sogar allein das richtige xporg.
Einmal (xdiiCK;, 616, 41) hat er das falsche iietadioet, übereinstimmend
mit E. M., Zon. n. E. G. Im Orion ist diese Etymologie ganz ausge-
fallen. Hier mag sich die Verderbnis in den ursprünglichen Text
früh eingeschlichen haben, wenn nicht das Versehen von Orion selbst
begangen ist Einmal (613, 10) schreibt er richtig liexad^aei in Über-
einstimmung mit allen Etymologen, nur dass E. G. 115, 14 dafür
setzt: Iv o?cepßißaa(jL(j).
Citate sind bis in diesen Auszug sechs gelangt. Von diesen
finden sich nur zwei im Orion (615, 21 = 103, 7. 616, 25 = 144, 23),
drei bei den anderen Etymologen (613, 2. 615, 38 und 59), eins
(613, 26) aus Oppians 'AXtetirtxdi 1, 683 nur an dieser Stelle.
Auch sonst ergänzen einzelne Satzteile und kleine Sätze hier und
da den Orion.
Wer also künftig den Orion zu rekonstruieren unternimmt, wird
an diesem Auszuge nicht yorObergehen dürfen.
Auf der Grundlage, die wir so geschaffen haben, dürfen wir
hoffen, durch eingehende Vergleichung der etymologischen Abschnitte
im Meletius einiges zur besseren Gestaltung des Textes von Orions
Etymologicum beitragen za können.
\
De Senecae tragoediarum uulgari
lectione {Ä) constituenda.
scripsit
R. Peiper.
Uuod olim diximas, tametsi summa esset libri Laurentiani s.
Etrusei (E) auctoritas, eos tamen uehementer erratnros esse, si qni
careri posse libris ualgaribus anderent affirmare, ipsias Friderici Leo
exemplo egregie confirmatnr, qai cum nostrae sententiae obloqueretnr,
tamen Laurentiani libri menda plurima uulgarinm librorum ope sustnlit
Longius etiam progrediendum esse multoque plus auctoritatis tribuen-
dum esse nouiciis istis codieibus plerique censent, qui bis annis
Senecae tragoediis operam nauarunt. quorum si uera est sententia,
cui nos quoque fauemus, certius fundamentum quaerendum erit quam
quod lectiones A littera notatae in exemplaribus Lipsiae Berolinique
impressis praebent Quam litteram nos, qui inopia sat bonorum eins
ordinis librorum laboraremus, in honorem Hieronymi Auantii, qui
primus a. 1517 tragoedias istas seuerioris artis legibus constituerat,
Auantianis lectionibus adposuimus, quae quidem libris manu scriptis
deberentur, litteram graecam a tantum eis reseruantes, quae non ex
codieibus fluxisse uiderentur, sed siue ipsius editoris siue alius uiri
docti ingenio esse natae: FLeo, qui Italorum eodicum accuratam
notitiam sibi parauerat, hanc litterae A notionem eis tantum lectionibus
eoncessit, quas praeberent libri non interpolati neque Etrusei lectioni-
bus neque Italorum coniecturis, quique uere alterius recensionis testes
essent. Quod cum optimo iure profiteretur, tamen ne ipse satis dili-
genter persequeretur, prohibitus est opinione, qua prae Etrusco libro
ceteris nihil omnino auctoritatis tribuendum esse apud se constituerat.
Itaque iterum edituris Senecae tragoedias quantum fieri potest
lectionibus A rectius constituendis opera danda erit eligendique erunt
inter libros iam conlatos, qui sint purissimi uulgaris recensionis testes,
quaerendaeque eins generis nouae copiae. Qua in re gratiam meruit
non paruam idem FLeo, quod uni ex fabulis, Octauiae dico, singulorum
et librorum et ordinum lectiones subscripsit, quamquam uehementer
128 de Senecae trag. lectione uulgata.
erranit in eis diiadicandis; nam principes diiit, qui sunt \xAm iyw
optimos, uel quod est nerins optimum, minimi fecit; neque eiiim ü\i
quam, qui paulo attentius atque diligentius quaegiuerit, fogiet Mim
inter omnes, quorum lectiones proposuit, deberi libro MalateBtian
(D) ordiniB 11, quocum artissimo cognationis uinculo cobaeret ouem
parissimam dadnm ex meis esse intellexi, RehdigeranuB 10 hum
lat. 118.*) qui tarnen lectionibns infra app. I notatis inter «e uariaüt
si qnidem eis locis, ubi de D uel [I lectione siletur, lectionem iii
contextn positam (uneino dextrorsum apposito significaui) libri D esse
recte sumimus. uidentur tarnen non pauea Friderici Leo ocu\ob
fttgisse scaenarumque inscriptiones, quamquam in eis ordiniB tni-
bati indicia grauia inesse uidentur, consulto neglectae esse. Sublaüa
igitnr in hae tabula singularibus singulorum librornm mendis quae
nullius sunt niomenti,') grauiora discrimina restant perpauca, qnae
coniecturis Italonim s. XIV in antiqniorem textum inlatis orta sunt,
uelut quod est u. 651 scelerum in D pro socerum A'^ hoc antem male
interposita Cko. nota natum esse mihi persuasi ex soror o, quod
nescio an fnerit Treuethiano libro traditum/)
Nee desunt quae libros DR^° ex optimis esse confirment. Testes
enim sunt scripturae qua utebantur Itali homines s. XIII ex. et s. XIV in.
Jeremias de Montagnone Paduanus (1301),^) Johannes Bocca-
tius,^) Louatus poeta Paduanus (1240—1309) Musati ^) praeceptor^
quorum primus in Hercule furente miram istam rationem sequitur,
quam in R^^ deprehendimus, qua u. 874 in duos uersicnlos est
discerptus:
Pritna que uitam
Dedit hora carpsit,
') FLeo II 341: »Si contra S4>L in n uel singulis libris praeter istos nouem
uerum extabit, id utique Italorum coniecturis deberi iudicabimus.« rectius iudicauit
p. 340 classis 11 libros satis puram et incolumem uulgaris leciionis iznagmem
reddere.
*) Quod FLeo fl 339 n. 1 scripsit: >inter Richten Codices nuUus erat, qua
prae nouis subsidiis non posset careri«, non scripsisset, si diligentius inspexisset
lectiones a Richtero subscriptas.
■) uelut 918 oUata D pro ahlata, 661 apectare B^^ pro sperare al.
*) plane eodem modo Senecae Thy. 342 in Lactantii Placidi commentana
Statiano perperam legitur ne sie horotis pro eo quod est nescitis (uid. Nordmey^r
de Octauiae fabula p. 263).
*) uid. appendix V.
®) uid. app. VII.
') uid. app. IV. In ipsius Musati fabula Ecerinide edita a. 1314 plures quidem
locos ex Seneca petitos agnoui quam W. Cloetta II 51 sqq., nuUum qui noBtns-
usibus inseruiret.
E. Peiper. l^
Idem H 353 poase ad inuidiam tradit ut R'% omiserant alii cum E
pfaepositionem; neque agnoscit ille actaoin dispositionem — qu^m
Micolaus Treneih Anglus ^) primos institait — atqne feibalas, quo faeilius
seotentias exoerptas citaret, distribnit in capita, caios dispositionis
uestigia quaedam Lobkouitianus Über seruaait ad Hercnlis an. 1, 124^
205, 524, 879.
Alter in Hereule u. 218 s. cum Rehdigerano sie disposuit:
igneos serpenHum oculos
Bemisso pectore ac pladdo intuens.
Tertius in eadem fabula priorem primi cantici partem, qua ex
meis libris 8oli Behdigerani B'^ et R^* carent, non nouit
Nicolai Treuethi mentionem fecimns, qui obsecatus, ut ait, im-
periis Nicolai Alberti (s. de Albertinis) de Prato, episcopi Spoletani,
postea ab a. 1303, 18. Dec. sedis Ostiensis unitae cum Velitrensi,
Senecae tragoedias amplis commentariis illustrauit uno, ut ip^e non
«emel dicit, libro adiutus.^) Episcopus ille cum epistulam 8uam ad
Treuetbum dederit Yalentia d. 14. m. Aprilis nescio cuius anni, »ed
certe ex Auenionensi exilio quod ortum est a. 1308, obieritque Avenione
ipsa eodem, quo Dantius, anno 1321, 1. Apr.,') Treuetbum statim
post a. 1308 quinquagenarium (natus erat c. a. 1259, obiit c. a.
1329), certe aatis longo spatio ante a. 1321 commentarios Annaeanos
scripsisse et perfecisse crediderim. Nam ubi primum potuerit epis-
eopo oboedientiam cum praestitisse atque ad operam ae accinxisse
uiuoqne adseripsisse absolutum librum inde, quod episcopi epistulam
cum response suo praemisit, recte concluditur. Et conuenit cum hoc
tempore, quod Annales Piantagenistarum ab a. 1135 absoluisse eiom
constat circa annum 1307,^) quos iam Nicolai episcopi epistula docemur
celebrium aliquot in ueteres auctores commentariorum seriem, sc.
Boetianae consolationis et Senecae patris declamationum, praecessisse.
Textum autem qv,em mdcum habuit qualetncumque (i. e. satis corruptnm,
quod non tarn lectiones quam omissi uersus atque folia, ut Oed.
420—471 demonstrabant) non ei commodauit Italus ille:'^) in Francia
') uid. app. VI 3.
') uid. app. VI 1.
') lud. praeter alios Qudtif , Bibl. Dominicanor. I. 547 Fabxicius - Mansi,
Bibl. lat. med. et inf. aet. V 103; Garns, Series episcopor. Batisbonae 1873 p. V.
*) Pauli, Gesch. Englands III 889 s. Hardy, Descriptive Catalogue vol. III
London 1871 p 270 n. 530 ad a. 1307.
") Italorum hominum studia in Senecam conlata ante Treuethi tempora Italo
quidem illi innotuisse non uidentur, ne Louati quidem, qui magis sibi quam aliis
uiueret (aliter WGloetta II 5). multo post in Italia exstitit qui txagoedias
inlustraret Dionjsius de Burgo Petrarcae amicus.
9
130 de Senecae trag, leictione uulgata.
hand dubie inuenit; Angliae emm in bibliothecaram catalogis ante
ipsum Trenethnm tragoediarnm über occarrit nnllus:^) in Francia
g. XTTT med. exemplar, uel etiam exemplaria, uulgatae recensionis
fhisse Richardns de Fourniual Cancellarias ecclesiae Amienensis
testis est satis locnples, qni in Biblionomiae tabula XI 129 hunc profert
titulum: Ludi Annei Senece Cordubensis Über iragediarum et sunt numero
decemj sciKcet Hercules furens^ TkyesteSj Thebays^ YpoUtuSj EdippuSy
TroaSj Medea, Agamemnon ^ Octauia et Hercules Etheus.*) Qain etiam
ante illud tempus tragoediarnm exemplaria Gallig innotnisge Vin-
centing Bellonacensis (s. Xlllmed., obiita. 1264) eo indicat quod,
qnag Seneeae sententiag suig übrig ingernit, eag non de soüdo tra-
goediarnm corpore hangit, ged ex Florilegio quodam uetngtiore qnod
coUectnm fherat ex codice, in quo tragoediarnm ordo aeqne fnit tnr-
batng atqne in eo, quo oüm nsng erat Aldhelmng (ob. a. 709).')
Deniqne non dnbinm nidetnr, quin eadem Galüa orinndi fnerint libri,
nnde Lngdnnengeg eclogae, qnag Leo ex codice g. XIY scripto
edidit, et Florileginm Parigini libri 8049 g. XIII, ^) qnod infra
ex Woelfflini theganrig exbibebo, deriuata gnnt. Quog librog omnes
inter ge egge cognatog, alienog ab Italig, gatig multig exemplig probari
potegt: nunc nnum proferam Medeae n 166, quem Itaü habent lau-
datque Jeremiag, non habet Trenethng neqne agnogcunt Yincentinae
Lngdnnengegqne gententiae.
Jam statnendum erit, mnlto ante g. XIII med. tragoediarnm codicem
aüqnem ex Italia in Galliam translatnm egge ibiqne archetypum exti-
tigge alteriug cningdam ordinig, qni, licet gna progennerit nitia, nbi
congentit cum Italig übris/ nerae lectionig nnlgarig graniggimng erit
tegtis; nbi di£Eert, nonnumqnam Italornm mendig medelam afferre
poterit. Gning ordinig cum nnum tantum golidum exemplar sematnm
Sit, Treuethi dico, meüores codiceg Treuethiani circnmgpiciendi erunt
atqne comparandi. Hac de canga codicig Urbinatis 355, qni et
pulcherrimig imaginibug, qnag S. d'Aginconrt tab. LXXIV degcripsit,^) et
epistulig Nicoiaorum praemissis^) textum nere Treuethiannm praegtatumm
ge gponderet, ad Octauiam lectioneg cum textu Weidmanniano conferri
*) Nam titulus catalogi codicum Burgi S. Petri (Peterborough) s. XII scripti
' »Epistolae Senecae cum Senecis in uno uolumine« profecto tragoedias non indicat;
in eiusdem bibliothecae catalogo post a. 1321 scripto »tragoediae Senecae« non
dubito quin Treuethiannm aliquod exemplar fuerint. (G. Becker, catalogi n. 116,37.
Serapeum XII Int. Bl. 18, XIII Int. Bl. 1.)
') LDelisle, le cabinet des manuscrits II 514 s.
') nid. FLeo, Anecdoton Lugdunense p. 41, et infra app. Vlll.
*) nid. app. IV".
*) nid. etiam Platner-Bunsen, Beschr. d. Stadt Rom II 2 p. 357.
*) quas Oudinus quoque in aliquot codicibus Parisinis inuenit. III 694.
B. Peiper. 181
iussi. Sed hie quoque confirmatum nidi, quod olim expertus eram,
<^ommentarios qaidem Treuethianos iterom itemmque aut plene
«xaratos fuisse aut in breuius redactos et uerbis poetae adscriptos,
ised ita ut Italo textui attexerentnr non interpolato Gallici textus
lectionibus: ipsum textum Treuethiani libri rarissime inueniri
neque ab nllo amquam homine accuratins ad hoc tempus esse inda-
^atam. Nam Urbinas iste cognatus cum Rehdigerano 12 (nunc 120)
ordini 4> potius, quem Leo constitnit, adnmnerandas erit neqne pro-
fecto Treaethi librnm repraesentat. Treuethianus antem Über quem
domi babeo, Rehdigeranus li (nunc 122)^ et satis reeens est et in
Medea subsistit. Tarnen hanc necessitate impulsus diligentius ex-
aminani, textnmqae et commentarios cnm respondere inter se primns
itdspectns docuisset nee scatere uitiis nt solent eins saeculi ehartacei
<^odiees, sed eornm paene expertes esse: operam non fagi atqae,
pericalnm nt facereni; in Hercnle farente quid di£Eerrent Italorum
optimas R^^ et Treuethianus B^* cum inter se, tum a contextu quem
FLeo constituit, exploraui; tum quotquot elicere potui Treuethianas
lectiones, ex commentariorum latebris apposui, mirumque et consensum
textus cum Treuethi uerbis^) dissensumque utriusque ab Itala lectione
deprehendi. Jam igitur repertam Treuethi lectionem cum Sehdigerano
meo composui dubiisque in uerbis in auxilinm uocatis aut aliis Italis libris,
ut R^^j aut ipso sensu, A recensionem quam inuenisse mihi uidebar
Herculis fabulae, in appendicis parte altera proposui. Ceteras omnes
lectiones aut librariorum esse errores aut Italorum coniecturas nullius
plerasque pretii persuasum habeo neque etiam praeter archetypum
«um ex quo libri IIx fluxerint alium fontem uulgatae lectionis fuisse.
Hanc autem tabulam doleo uehementer quod pluribus illustrare
uetor et temporis et chartarum angustiis atque inprimis ostendere,
^uae lectiones cum Laurentiano concordent, quae sint Laurentiano
praeferendae, denique ut melior recensio E post Eugenii tempora noua
contraxerit uitia, ita Italam A tum cum archetypus Florilegiorum atque
Treuethiani libri in Galliam migraret, aliquante meliorem fuisse quam
-qnalis nouiciis libris traditur. at solabuntur restituentque damnum
atque soluendis bis aliisque quaestionibus et criticis et litterariis uiam
munient tradita in appendice documenta, quae ad tragoediarum historiam
studiaque eis dicata per mediam aetatem pertinent.
') praeter errores satis raros librarii. Orthographiam quidem suam nonnum-
quam librarius — uel qui ante eum fuerunt librarii — Treuethi uerbis intrusit,
quo etiam pertinet nominum ex mythologia petitorum scribendi ratio uelut
siphüus uel aisiphus pro Sipylo: quin etiam Ämphion pro Ophione quod habuisse
«idetur Treueth.
»*
182
de Senecae trag, lectione uulgata.
Appendix.
I.
Index locortim Octaniae ubi R^^ diseedit ab 2>.
D
B
10
D
R
la
1 OCTAVIA]
deest
805 Tnllial
tnlia
10 pandiönias]
pandonias
807
profecta]
profecto
88 NVTRIX]
d0$8t
858
ferre aux.]
ferre et anx.
88 claadi]
clandii: sie 4Uam
860 credent]
crednnt
152 ingenii
879
granins]
granis
802 lucretü
882
ooreici rnpee]
rapes corsici ord(^
488]
restitutue m.pr^
601
impeirii
411
ealamo leui]
calamo ant leni
790j
412
&m.
dec. nol. crate jhü
45 nati]
gaati
ealamo aut leni
57 in8cr. deest]
OCTAVIA. NV-
482
impietas]
inpietas
TRIX
446
adolescentia] adoloscentia
69 solamen]
solamem
488
PREFEC-
PRE. praefix.
75 76 dtmetri
75 76 mmam. dim.
TVS]
duo]
et fHonom,
467
abBenünm]
absentnm
80 omnia
omina
471
patrem
fratrem
108 mis. luctu]
mis. et luctn
497
una]
uiua
117 fessa]
flexa
507
sparsos (qne
sparsit qne (it of.-
148 SilamiR]
Sillanns
om.)
in ras.)
175 non ömJ]
non nires
517
qne om.
nirosqne
179 labantem
kbentem
581
ferre]
ferro
181 ezpectat
expectee
586
opprimetnr]
opprimeretnr
182 dira]
dura
598
Antigona.Ot-
• inser. om.
186 respiciet]
respicit
taYia.80cietac
\
196 monimenta]
monumenta
Romanorum
284 bootes
boetes
621
quis et]
qnis (et om.)
252 est]
et
646
Octania]
OCTAVIA. OHO^
254 uiolenti]
niolenta
RVS
263 stigios
stigio' (s (d. 88)
649
snm in sim
sim
278 CH0RV8]
CH0RV8 ROMA-
eorr.
NORVM
661
scelemm
socemm
290 euo]
seno
sperare]
spectare
805 tarqnino
tarqn
inio
669
CHORVS]
CHO. praef.
R. Peipei?.
13a
D
«690 trepida]
697 genitrix]
703 horrens
707 theün
712 POPPAEA]
7^1 turbamm
terribilem]
735 786 om.
744 monent]
757 litare]
772 dampne
778 iactent
784 temere om.
785 qnid
trepide (ura o/. 88^
genitvizqfie
herens
tfaeüm
P(X praef,
tub. ex tarb. j»r. m.
teribilam
non dee8t
monent
littare
daphne
iactet
non dee8t
qnis (al'quid^.A^.)
D
801 sedem]
885 cormpta]
847 restitenrnt]
851 quid]
894 miseram]
895 posaunt]
896 contenta]
809 OCTAVIA
inscr.
918 oblata
959 f. et m.
973 lenes
RtO
sedem (aP edem
88, pr.)
ooroptata
restituerant
car (al' quid 88,)
miseriam
possis
contenta (al* otecta
ul* otepta^. mg.)
.Oc. praefix,
ablata
f. et ad m.
lenes
II.
Lectio ^ ex i2 et T constitnitar in Hercule furente.^)
8 tepenti
72 mediusqne
12 fera coma h. ezterret
73 ceruix] (ceruice x)
18 anreas
76 iam lacera
18 gnosiace
79 titanas] (titanes x)
19 uetera sero (o
(83—89 om. x)
(19^—21» om. z)
123 ante u. 90
:20 noribQs sparsa tellus
90 ferox
21 asceodat
95 imo e regno ditis
^4 ortu
96 uel ueoiat. ut. inuisum (^eniet B)
31 aer] (ether t)
100 incite
^6 patrem probauit. inde qna lacem
101 borrendnm] (horridum x)
premit
104 uiolate
^7 aperitque thetis. qua ferend titan
107 animum
diem
108 uobis] (nobia x)
^8 tingit (D (tangit t)
109 furit
etbiqpas E\ (ethiopes t)
112 iam odia
48 quo
1 16 me pariter
ioBsa
119 manum
queant] (queunt x)
123 ante 90
49 perit] (petit x)
124 deeet
^2 uinetum] (uictum x)
125—161 desunt
■57 ille] (iste x)
162 CHORVS
58 anperbifica] (superbica x)
Turbine magno spes solicite
62 tetra
Vrbibus errant etc.
68 expenso (expresao x)
meri dimetri praeter 195* et 197^
*) lectionem a Friderico Leo receptam uncino] seporaui, falsas lectiooes
Behdigerani 10 et Treuethi (B, x) lineolis arcuatis inclusi. m =■ EA
134
de Senecae trag, lectione uulgata.
166 hie] ac a>
171 tollit] (uoluit R)
183 fertur
188 ordine (mc Eel.)
208 Megera (E)
204 Tardusque senio graditnr
Aleide pareDS.
205 Megera. Ampbitrion. Licns
211 exeat
212 datnr
218 apprime (apprima B)
218 reptauit
218s. serpentam ocnlos | BemiBSO
pectore {idem Boeeatiua)
228 praeferens] (referens x? per-
ferens Ä")
225 gemalt lac. pressus
282 cart(h)e8ii
287 abmpto a>
288 edam
289 adortus] (adorsas x)
244 petiit
248 aügei] (angei R)
251 terris a>
255 gnatos o)
256 ipsum] (impiam t)
257 capitis
258 satis Thebas] (fatis tbebis x)
259 tremit
268 Opbioninm genns] ophioninscinis
(0 (amphionis ciuis »amphion
grece, latine serpens dicitarc t)
269 quo reeidistis
ignaram (o (sie etiamR^^inuerbis,
ignarmm in comm,)
272 confregit
277 hospes (Ä''^ mg, pr. m. aFsospes)
tnis
279 MEGABA om.
depulsas
380 netito
881 elausnm
883 dirutis] (diruptis x)
385 steti&ti (fecisti R)
387 cecidit a>
896 nnde] (unum x)
397 dextram
300 potens (arparens pr. 88. R)
301 multa
802 Eleasin o> (eleusim R elensis x)
iaotabo
809 scaena eontinuatur: Anp. uersm
praef,
315 amoaeri {eUam Ecl. Florü.)
316 Megarae datur
timori {sie etiam Jer. Vinc. EeL
Florü.)
817 Meg am.
321 abiit
327 (tarn om. Ed. Fhrü.)
328 (casus quem Florü. propter
ordinem)
832 Lic. om.
336 ismos (B) uel hismos (t)
343 tenetnr
347 megera
dncet genere
852 fastam (etiam Jer,)
353 posse ad inuidiam (sie Jer,, ad
om, Ecl, ut E)
355 tristis
862 agent (non agant)
370 sociemus animos
380 patriam (o
ultra est] est om.
384 ex ista
885 uictor w {sie Ed. Florü.)
397 efifei-atas] (effrenatas R)
400 regam] geram
403 modum] (domnm aPmodnm S)
406 iUe] (iste x)
418 tremisco
420 protrahatar] (protrahitur R)
423 supema
427 thalamis q. n. potias co
430 sceptroqne o) (sceptroqs S)
potior e. famulns
435 nirtntis] (uirtus x, sie Ecl^
438 penetrat
440 mee he (hee x)
450 faerant] (fnerant x)
453 mater terra (mater matri cum gl.
terre R tellns in textu R^*)
errantem dedit
454 Non m. senas
456 s. Lic. et Anp. am. co
460 exese (aridee 88. R^^)
475 barbaricnm
B. Peiper.
135
478 Euryii] (euritis, anom. eurites, x)
605 post patent punctum
480 (Anp. Ipsins bec s. o.
612 uici CO
§ Non n. 0. Ä)
redii
485 obnins a>
614 tarn
486 aat geriones
615 quid
490 dabis o)
617 noua scaena: Ampbitryon. Hercu-
495 lapdaci
les. Theseus
498 egieti (^sed recte interpretatur x)
619 ille
(iste x)
500 deest (deest u. n. D. | e. n.
Ä«)
621 ille
(iste x)
501 (qnoniam om. R)
622 et (0
507 iniecta] (Victa x)
628 Venimne cemo corpus? an fallor
508 rogns] locus (o
uel tua uidens
510 deceat] (decet x)
629 regnaque
511 morte] (mortis x)
possedit] (possidet x)
512 irroga (sie EcQ
632 uidet
515 rogem
634 bostis (o
516 uis] (ai x)
The. Hanc f. u. n.?
516 pro] oro (ora x)
637 Her. Theseu resiste
528 est est] (en est x)
644 quoque est] est am.
528 exagitet] (inagitet, al.' exaggeret
646 lapsis x lassis (O
pr. mg. K)
654 alto pectore (in am.)
529 ferocia (O
659 tota 0)
536 mutis x (multis (o)
irrita] (eruta x)
538 tenderant
ethna a>
543 aur. r. i. b.] (ow, x)
662 nobile] (nobilem x)
543 (anreo B)
663 trenarus
546 snscipiens
664 innisi] (inuicti x)
561 bello] (bella x)
671 tale non dubie solet
peteres] peterent (dubitat Treueth,
674 mersum Ä pereat (o
utrum peteret (sie E) an pete
rent)
679 immenso sinu
nestoriam (dub. nestorias
an
6838. incerta . . unda
nestoriam x)
687 (lucifer R)
566 tristis et inf.
690 taxo imminente quam (o
571 recipit
691 (rabido R)
572 anes] (amnes x, aVaues mg.
R'^)
691 iacens (o
575 et 576 (desunt x, mg. add.
R'^)
693 funus co
577 post 580 {sie x, 577
deest
697 tenax
prorsus R)
698 germinant] (germinat R)
579 nimis] (minis x)
707 ille] (iste x)
580 (arexcruciant mg. pr. Ä)
709 secessu
583 et uade
711 imo
587 trenari
hinc] (huic R)
590 cantibns
722 punctum past recentes
593 flammifero] (flammigero x)
deo
594 letis
723 specimen co
597 secreta
726 aspectus] sie E x (aspectum Jß)
celestinm (E)
733 Auditur
601 metuens pollui
742 animeque o) Ed. (animoque td
604 inssit] uexit
uid.
X, R'')
^
13&
de Senecae trag. lectione nolgata.
7448. punctum post loca, tum post
840
mit] currit
fiitani8 {sie etiam Ed,)
842
noctis
747 nostra: sie Ecl, (uestra x ut Ef)
845
(frequentant R)
•
749 nincnlis
846
Seite (sciti x)
751 sisiphea (o
849
gradiens (gradis: tur rec, s3, R)
753 abluit
853
nobis
756 ütios
869
inerti] (meriti R)
757 danaides] (danaide t)
874 Prima que uitam | Dedit hon
fenmt
carpsit Rj Turonensis, eademque
768 stnpente ubi iinda
est disposiiio Jersmiae.
765 gestat o>
874
carpsit {sie Jer. Ed*)
767 lacent
880
(consent: n tn s corr. reo. R)
768 conto p. longo
886
abluitur
769 nacnns
890 redit] (rediit R)
puppim
895
Hercules. Thesens. Amphitrjon.
770 undas
Megera
775 eimba
895 Vltrice (Vltrici x)
776 sedit co
aduersam
777 leihen] (lethea t)
902 sacrifico (saxifico: x in ras. lUt. er,
titnbato
rec, w. JB)
778 tnnc uasta
903
ligurgi o>
779 lapbiteqne
904
uirenti
mnlto bella (in om.)
915
The. Dii
786 colnbrae] (colubri x)
916
Zetbi] ceti (theci x)
790 Hubiecta
dirces aquas
793 Et uterque ü>
917
colis
794 mnta]
(multa x)
918
.Her. Dato thura flammis.
797 feros]
ferox (0
.Anp. Nate m. p.
799 clepit
920
cruorem
808 lassas] (lapsns t)
924
tUUS ü)
805 uterque] (utrumque x)
928
aequor] ether od
806 petenti] (potente x)
937
etiam* num] (nunc ex num rac.
807 tunc
corr. R etiam nunc x)
813 trenari
948
ignes] (ingens sc. pro uulgari
814 bonos
scriptura ingnens, R)
815 uinctus
rutilat {cum puncto post iactans)
821 diem] ethera
950
gelido frigida] (gelida frigido i)
825 aciemque a>
951
uerni] (iterum x)
826 tum] (cum x)
953
huc et illuc
hercalea
961
(redit R)
Caput] (cupit x)
973
(peruenit: iet al. corr. R)
827 abscondit] (abscondi x)
973
Anp. Infandos p. a. s.
umbra
Pectoris s. p.
832 deerat
.Magni tarnen etc.
834 est
973
auerte] (aduerte x)
836 silua m. nigra
976
pestifera
8368. punctum post silua, non post
977
titius
turba
979
pallene
840 qualii
3 (0
980
roarcentque
R. Peiper.
137
981
982
984
988
990
991
993
995
996
997
999
1000
1001
1002
1005
1006
1009
1010
1012
1018
1020
1021
1023
1029
1032
1038
1043
1045
1047
1051
1059
1064
1065
1068
1072
1077
1077
horrendnm] (horrende B)
minans (O (punctoposUopast erinis)
flammifera] (flammigera x)
thesiphone
Lyci] (licet jB, alibi lici m^.m. ree,)
nerans] (Herour ü, al. nernus
mg, rec.)
inuergit
stridit
emat: (exnat R al. am pf\ ss.)
que am.
ciclopea o)
aula (A
disiecto
rnmpat que] (t ex corr, al., litt.
nt erasiSy al'am pr, 88. R)
columen
procumbat
gnatnm cd
dextra precantem] (dextram
precantis x)
at
Megera, 16 Megeram (utrcbique
megara: a in ra8. R^^)
e (e ex, ex ut uitL R)
et 1012 Herc. et Amph. om.
latebras
teneo] (renuo r)
auferam
fandes] (fundens t)
erip. timor] rapuit puer
istum c. monstrorum a>
The. quo te i. (x) genitor Ä
dabit] (dabis R dabimus x)
meror (memor: m ras. in r
corr, al. iJ, 8ic E)
fessa] (flexa x)
portus
mari] (manet R aV mari pr. ss.)
grauis
fugas] (fagas: s in ras. al. ut
uid. R)
rectam a>
tuque d.] (tu qnoque d.
Boccat. tuqs o d. R^^)
uolncer (o et sie Boccat. (nolacre x)
pater o rernm cd
ante 1075 {sie Boccat,)
loue] {sie Boccat,)
76 mortem tt> {sie Boccat,)
78 denietnm ü) {sie Boccat,)
10 medius] melius
aer] ether
07 graues] leues
23 seuo
25 fl. forti fortes
27 scitici 1. coriti
34 — 36 Patriusq. f. ite inf.
Genus o p. n. p. i. t. laboris
36 noti] (no B)
3 7 {om., in mg. add.pr, ut uid, m* JB)
38 Hercules. Anphitrion. Thesens.
et) {de X non Uquet)
43 prostrata. domo o»
46 oculos t. f. meos
49 est
51 abiit tegmen
57 uictor
58 incesta
63 hismeni
65 dardanii] (dardani B)
70 gerionis
79 distinctio non poat fundit, aed
post malis.
80 potens
81 Lyci] michi
85 quis domum fudit
91 tuae] ne (non x)
95 lernea nece? (est om,) a>
97 dextra
98 recedentem] (re del, R^* in textu)
1205 et om, poat que (et al. m. aa, R)
bic et ille] Chine et illinc x)
1208 paretur
1212 distendat] (distentat x)
1216 congesto] (coniecto x)
1^19 attonitum caret
1221 saeuit] (furit x)
1223 si] et si
1225 huc
1229 ensem o)
1232 ac tuis
1235 infausta
1237 The. Quis
unquam {sie Ecl.)
1237 addidit cd, sie Ecl, (errori addit,
ri ex ris ras. R)
1239 The. Nunc
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
138
de Senecae trag, lectione uulgata.
1248
1247
1257
1259
1263-
1264
1266
1270
1280
1288
1284
1284
1285
1287
1291
1292
1298
1298
1294
1295
reddi] (redde x)
antorem o> (aP altorem 88. gl. Ry
altorem ex auct R^*)
früctnm tni] (frnctumque tni B
fmctamque, 8ed ami880 qnepoat
tactum R^^)
nichil o>
amisi] (admisi t)
—65 The. {non Anp.)
docni (decnit t)
peto
tdolate
saeanmqne et i.] (qne et om, t)
ignaue o>
panidasqnematres (pauidamqne
matrem ERy 8ed in R m in
ras. al. pro s)
dentur
ezcidam] (excindam i2)
cremabo ant tota x aut om. tu,
8ed quaai glossa sa. pr. R
moenia] (media x^
premar] premor R
qnod] qua (qno t)
mundüs
dirimit] (dirimam x)
Bedde a. {Heretdia est)
Anp. Vox
1297 Anp. om.
emisit
1299 corpnsqne m
1300 Herc. et Anp. om.
1301 Her. om. o)
1802 Anp. om. a>
13038. N. p. 8. t Bolus mihi Thesen
Ipse necdnm ete. {aed Tesea
proprio uerau x)
1304 nee tu] nee dum
1308 hanc] (hanc nunc x)
1309 quassam
1812 letale] (al' letali mg. äl. R^^)
impressum, aic ü'^ (impresso x)
1216 herculeos] (herculeas By ob ear
US iJ« cf. E)
1817 alleua] (eleua: e pro 3,1 in ras.
al R)
1819 hanc ego manum
1320 hanc ego adm.
1322 obruam
1326 quoniamque] quique
1340 restitue ü)
1342 illuc
restituit] (resiituei x)
illa] (ista x)
III.
Eugenius Vulgarius Senecae expilator.^)
Ad Sergium papam metrum aaphicum {p. 141)
Conierens tecnm decus omne priscnm. P. 741
Pulcrior tantu/n tua forma Incet, 748
DelioT [Delius Duemmler, cZarior Seneca] quanto nitet orhe pleno 744
Foebtt^ et ipse.
Hoc deus fecit, pietas magiatra. T 561 cf. 549
Oceidat crebro fnribundus ictu, 556
Ducat ad pacem grauiisks nefandos [l. negantes] 559
Jurgia pulsa. 550
') scripsit s. X in. Neapoli ut uid.; eius carmina et epistalas ex cod
Bambergensi P ill 20 s. X ex. in inferiore Italia scripto ed. EDuemmler
(Auxilins und Vulgarius . . . Leipzig 1866, p. 139 sqq.). £ugeniu8 utebatnr
exemplari recensionis E cui nondum adiuncta erat Octauia.
R. Peiper. 139
Jana silet murmnr litui fragoris p. strepentis], T 574 8.
Alta pax arbi reaocata, eantat 576'
Psdltria plectro feriente cordas, Tr 833 cf. T 578
AUeluianum resonant et atdae
Carmen ubique,
Rupia j iamdudum nona pompa morti, [/. Bapta] 127
NullvLS ad manes properatar ordo; 128
Vnde sini laudes, honor ac potestaSj
Gloria Christo.
Eiusdem ad eundetn metrum parhemiacum (p, 142)
Fortuna quidem rotat aUa. cf. P 1124 sqq. T 618
Epistolae superscriptio (p. 142 sqj
Lucida dam cnrrent annosi sidera mundi, 508
Candida, aancte, tui, Sergi, nenerabimnr ora. 508
Epistöla ad eundetn (p. 143),
• . . \cutn\ te dominum, immo deum meque pulicem eonsideraasem et sie
ftium me appellasae legisBem, expaui et contabui, Quippe ^)patri8 magnxxm
est nomen nimium^« potens; nostros hnmilins nomeu affectns decet, aeruum
nel famultim nocare .... Quod uero repromiseam legi, recordatus fui, quia
')ne8cia est mens bominam fati sortisqne fntnrae. ')0 quam miserum
est nescire mori! Idem autem quod diuinttas uestra mihi tarn uili et
squalenti scUutem mandare bonaque promittere dignata est, ^)pauet animus,
borridus quassat artus tremor, ac, ut ^)liceat impnne loqui, ')metao deos
nimium fauentes. ^)E8t enim regis alti spiritum regi dare simtU et negare,
^)'Rotaki igitur omne fatum: nemo tarn dinos babuit fabentes, crastinum ut
sibi posset polliceri. Rex dens nostras celeri citatas turbine uersat.
^)Piroprium quidem boc miseros sequitur numquam rebus credere laetis;
licet redeat felix fortuna, tamen dubios gaudere piget. Et quidem ^)peior
est bello timor ipse belli. Certe ^) maiora ueris monstra uix capiunt fidem.
')Non est, inquam^ ad eaelum mollis e terra uia: ^)fata enim, si miseros
iuuant, ferunt salutem, si negant, sepulcrum. ^)quanti calus bnmana
rotant, langueseit mundtts, labor undique durus; ®)uenit imperii sitis.
^uenenum in auro bibitur, ^)nulla umquam lux secura füllet; finis
alteriuB mali gradus est futuri, ac sie ^)inter ruinas orbis et semper
nouas ^^)iactum est eaelum nooens. Ob id ^^)pectora tantis obsessa malis
non sunt ictu fer[i]enda leui. üno planctu tria regna sonant; ^')lacrimi8
lacrimas miscere iuuat, ^^)noua enim suspiria cau^^a ministrat. ^^)Implere
enim lacrimis, fletus erumnam est leuare. ^^)Periere namque mores, ius,
decus, pietas, fides; ^®)periere cuncta; occidit regni staius, ^'')creuit
Ingenium malis, ^®)nullam posteritas inueniet fraudis, Quocirca pro dolor
P 609-11. «) Vergil. A x 501. ») A 610. *) Tr. 167. *) Hf 661.
«) Tr 262. Tr 3278. «) T 618—22. (Rex Senecae R^o al., leg. Res) •) T 938—41.
M T 572. >) Tr 168. «) Hf 437. *) Tr ölOs. (misero ^ *) P 1123. •) P 542.
') T'463. ") Hf 2078. •) 32. ") 36. ^») Hf 1112—14. »») A 664. ") Tr 78.
»*) Tr 765. **) A 112. »«) M 879. *0 M 910. **) T 192 fac quod nuUa pos-
teritas probet.
140 de Senecae .trag, lectione nulgata.
^^)caiicta expanesco meque non credo mihi, etquod uolo nolo quodque nunc
mU> id est quod ucio. '®) Detar idcirco, pastuh, qaieti tempas, nt aomno graai
ttis niota morfoi peetas oppressnm leoet. '^)Aniinam mim aenilmn moUis
exsolait läbor, '*)t6nui8 etiam anima uinonio mihi pendet leui, unde
'')iner8 tarn senectas adinaat bacalo gradum. Virgintbua itaqtie ptidar,
consulUnM ehquentia, magistris grauitaa, Omnibus honoribus suf fielt proprium:
sufficiat st mihi exotieo msa exiguitas. Ecce enim '^)angaln8 mens mihi
placet paupertinusque recessus. *^)Qaie8 namque miserias lenit, '^)pectora
quoque pauper secnra gerit. '^)Nouit igitur paucos aecara qnies: 'Valium
multis gloria terriä garrula landet, alins carru sublimis eat, me mea tellus
lare secreto tatoque tegat. ^^Liceat itaque, oro, in media mihi, liceat,
latere tnrba, pälatinum cultum msus refugit squalor, st dum, inquam, sim
fsdus, turpis, hebes, ignobüis, tardus et improuidus, non ms talsm curia
rsquirit. Romana snim spsctaeula non ialia poseunt, '^)0 dnlce pignas,
Aommtitn dsus, patrivM decn8: ts uiusnts Borna bsata, ts obsunte usrsa
fortuna quas sit nsscitur futura . • .
Eiusdem ad Vitakm spiseopum (p. 145)
. . , ut ^) pndet fateri , paneo. Ne8cio qnod mihi , neecio qnod animns
grande praesagit piaeuinm. ')0b8cnra loqnor noatrae nerba fortnnae.
. . . non snim sst opus nobis Bomam irs, inuidias nonnüUorum pati, quae
nonnumquam nusquam desunt, prassertim cum ')ip6a morte peior a»^
mortis locns. Inuidia quippe et luis labss ^)non sernant modnm, nee
temperari facile nee reprimi stricti eDais ira potest ^)8ic ergo
statntto, qaicqnid stataeriVis, ut cansam usstrtkm*
IV.
Senecae tragoediarum loci ex Florilegio codicis Parisini 8049.
Codicis Parisini lat. 8049 »in nltimis dnodeuiginti foliis homo
aliqnis doctns s. fere Xni [nel XIV quod censet QuiL Meyer] ex
Senecae potiBsimnm dialogis epistulis tragoediis, ex contronersiis
Senecae patris, ex libro de moribns, ex Caecilio Balbo, ex Catonis
monosticbis, denique ex Pnblilio ingentem sententianim farraginem
corrasit easque ad ordinem alphabeti dige8sit.€ EWoelffiin, Pnblilii
Syri sententiae Lips. 1869 p. 19. Sententiae ex tragoediis snblatae
singularnm litteraram in fine positae sunt secundum uulgarem
tragoediarum ordinem, unde statim ex tragoediarum codice inlatas
esse eas in hanc collectionem patet. Litterae B et H tragoediarum
locis prorsus carent, cum non desint quae buc pertineant: non
»•) 027. »«) Hf 10518. *') 788. ") Tr 952. ") Hf 696. »*) an angalos
iste placet paupertinusque recessus? ") M 559. *•) HO 652. ") Hf 174.
") Hf 192. 194». 195 1> -197. (itaque 193 post 194 legebatur ut in E,) ") T 583.
") Tr 766.
*) Hf 1147 s. «) Phoen. 123. ») Hf 706. *j Hf 403 s. *) Hf 1306.
R. Peiper. 141
igitar, qaod etiam cernitur ex corrnptiB lectionibns omissisqne nerbi«
necessariis atque tnrbato sententiarain ordine codex Parismas prirnnm
est exemplar, sed apographon matilnm et aitiatam. Ex Ootaaia et
Hercnle Oetaeo nullns apparet locus: decuttatns igitor fait
Senecae 'Über qno anctor florilegii utebatnr. Codex qaia lectn est
difficillimnSy non omnes errores librariis tribaendos uideri Woelfflinas
confitetar, ego cum ex Woelfflini apographo tragici sententias sele-
gebam, apertissimos tantam corrigendos putaui.
f. 2^ col. 2. Alieno in loco sta hau stabile regnum est H 344 8.
• • •
Anctorem scelus repetit sncque premittitur exemplo H 735 8.
nocens*
f. 4^ col. 1. Cedendam est maus. Tr 508
Casus quem sepe transit aliquando inuenit. H 328
Credula est spes inproba. T 295
Capi non poterat nisi et capere uellet T 288 s.
Cecus est ignis stimulatus. ira nee tegi curat M 591 — 93
patitnrue frenos. hau timet mortem.
Ceca est temeritas quae petit casum dncem. A 145
Qui ultima sors est quide' dabium timet. A 1 46
f. 5' col. 1. Dediscit animns sero quod didicit diu. Tr 633
Deponat iusta qui reges timet P 428 s.
Durus et ueri insolens ad recta flecti regius non P 136 s»
uult tumor.
f. 5"^ col. 2. Dubia pro certis solent timere reges. 699 — 703
Qui pauet uanas metus ueros fatetur.
Qnisquis in culpa fuit dimissus omne odit quod
dubium putat sie hodiosa ßunt.
Qui sceptra duros seuus imperio regit timet timentis 705 s»
metus in auctorem redit.
Det ille ueniam facile cui uenia opus est. A 267
f. 5' col. 2. [Eripere telum non dare irato decet. Syr. 157 W.
Excelsis multo facilius casus nocet. Syr. 162 W. cf. P 1123
Eo ipso quod omnia licent multa non licent.] cf. Tr 386
f. 5^ col. 2. Ego esse quicquam sceptra putem nisi uano fulgere. Tr 271— 73
rectum nomen et falso comam uinculo decentem.
Casus h' rapit breuis.
Est quidem iniustus rerum extimator dolor. Tr 545 s.
Est miser nemo nisi comparatus Tr 1023
Et ferrum et ignis sepe. medicine loco est. A 152
142 de Senecae trag, lectdone ualgata.
f. 6^ ool, 1. Fortana fortes metoit ignaaos premit M 159
Fortuna inq raro maximis parcit uirtotibus H 325 8.
col. 2. Fortune inflaentis dona quis abnnit. Expertus T 536 8.
quicumque est quam facile effluant.
Fortuna belli semper ancipiti in loco est. Phoen 629
Fortana opes auferre. opes non animum potest. M 176
f. 7' col. 1. Oraue illum pondus quem magna nobilitas premit. Tr 491
Grauia quisqnis uulnera patiente et equo animo A I5l — 54
motus pertulit ira que tegitur nocet professa
per dunt odia uindicte locum. Idomitum A 604 — 10
bellum perrumpit omne solus contemptor
leuium deorum qui uultus acherontis atri
Qui stiga tristem non tristis uidet. audetque
uite ponere finem. par ille regi par superis
erit. quam miseriam est nescire mori.
(Sequuntur Ktterae H initio Septem uersus
ab »Heu quarac indpientes, ex Senecae
tragoediis nullus tota littera H)
f. 8^ col. 1. Ingenium indocile non potest flecti frangi potest. T 200
Instat nautis fera tempestas dum sine uentis trän- T 959 s.
quilla manet.
Instruitur omnis fraude feminea dolus. P 828
Quid sinat inausum femine preceps furor. P 824
In paruis minor furtuna furit leuius ferit leuiora deos. P 1124 s.
Ignota sunt tibi iura regnorum nobis maligni iudices A 269 s.
equi sibi.
Id esse regni maximum putant si quicquid non licet A 2718.
aliis soP licet.
f. 9 col. ]. Leuis est dolor qui capere consilium potest. M 155
Licet arma uacent cessuntque doli, fidunt ipso A 86 — 91
pondere magna, ceditque honori fortuna suo.
Yela secundis inflata notis uentos nimium
timuere suos.
f. 10^ col 1. Malus est minister regii imperii pudor. P 430
Meliora mente concipe atque animum excita. H 311 — 13
aderit profecto qualis ex omni labore solet maior.
Malorum sensus accrescit die. T 306
Miseris leue est ferre, perferre graue. T 307
Minimum decet libere cui multum licet. Tr 336
Miserum est timere cum speres nichil. Tr 425
Modicis rebus longius euum est. A 102
. f. 12^ col. 2. Nemo se tuto diu periculis offerre crebris potest. U 326 s.
Nunquam pauere destiti, dum excelsus steti. atque T 447 — 49
ipsum mei ferrum timere lateris.
R. Peiper. 143
quantum bonnm est obstare nuUi capere T 449 — 5 1
secnrias dapes hami iacentem.
Negata est magis sceleribus semper fides. P 161
Nescisse capies nosse que nimiam cupis. 514
Non ezpedit concntere felicem statnm. 833
NoBcere bic primum decet. facere qnid aictor Tr 256 — 64
debeat nictns pati niolenta nemo imperia
continuit diu [f, 13^ c. 1] moderata dorant«
Quoqne fortana alt'ins enexit ac lenanit ha-
manas opes hoc se magis snpprimere felicem
decet.
Varios casus tremere metnentem deos nimiiim
fauentcA. Magna momento obrui uincendo
didici.
Necessitas plns posse qnam pietas solet. Tr 581
Nallnm tempas angustnm est malis ad nocendam M 292
Non intrat nnqaam reginm limen fides opibas A 285 — 87
merebor ut fidem pretio obligem. pretio
parata pretio nincitor fides.
Nil ratio et usus audet in magnis malis. A 507
Nnlla longi temporis felicitas. A 928
f. 13^ coL 2. Omne deponat ex animo decus qui regi seruit. P 428 s.
Omne sab regno grauiore regnam est. T 612
f. 14' col. 2. Pacem redaci aelle uictorie ezpedit aicto necesse est. H 368
Praemiam incertum petis certnm scelas. Phoen. 632 s.
Potens nemo aggredi tatas potest. M 430
Perlacet omne uitiam regie domus. A 148
Prospera animos efferent ael efferant. A 252
f. 15^ col. 1. Quos cogit metus laudare eosdem reddit inimicos T 207 — 10
metns at qni fauoris gratiam aeri petit anime
magis qaam uoce laadari petit.
Qaicqaid a nobis minor extimescit. maior hoc T 610 s.
aobis dominus minatur. Quotiens necesse Phoen. 493 s.
est f allere quam falli a suis patiare potius
ipse quam facias scelus.
Quidnam beate deesse fortune potest quod res 693 s.
secunde non habent unquam modum.
Quicquid in altum fortuna tulit ruitura leuat.
Quo plura possis patienter feras.
Qui non uetat peccare cum possis iubet.
Quosque te lapsum altius superbi leuarunt.
boc minus lapsos preme.
Qui nichil potuit sperare desperet nichil.
Quod ratio non quit sepe sanauit mora.
Quod metuit äuget qui scelere scelus obruit.
Quem penitet peccasse pene innocens est.
A
101
Tr
254
Tr
291
Tr
695 s.
M
163
A
130
A
151
H
243
144 de Senecae trag, lectione uolgata.
C.15^col.2. Qui nimis miseri uolunt hoc facile crednnt H 813 — 15
immo quod metuunt nimis nnnqaain
ainoueri posse nee toUi putant.
Qui genus iactat snom aliena laadat. H 340 s»
Quicunque miserum uideris hominem scias H 463 s»
quemcunqne fortem uideris miserum neges.
Quod quisque fecit patitur. Quod subitum hoc H785H952
malum est.
Quisquamne segnis mala tolerauit mala. Maiora H 1188 s»
quisquam timuit.
Que furat durum pati meminisse dulce est. H 656 s»
Quicquid excessit modum pendet instabili loco 909 s»
Quicunque rego fidit et magna potens dominatur Tr 1 — 6 s»
aula nee leues metuit deos animumque rebus
credulum letis dedit me uideat et te troya.
non unquam tulit documenta sors maiora
, quam fragili loco starent superbi. Ille tot Tr 54 — 56
regum parens caret sepulcro priamus et
flamma indiget ardente troya.
f. 16'col. 1. Begium scelere omnibus sunt exiliis grauiora. Pboen. 624 b»
Begna iniqua nunquam perpetuo manent. M 196
Bara rat in domino iusta licentia. M 109
Bedire nescit cum perit pudor per sceiera sce A 113. 115
//. 16^ c. 2] leribus tutum est iter. Begina A 259
socium ferro nee tede sciunt.
f. 16^co1. 1. Seelera intrant casas. Superbos sequitur uietor T451H385
a tergo deus. Seeleratum uiram a tergo
seq eusio. Serum est cauendi tempus in T 487
mediis malis.
Sepe uindicta obfuit. H 1187
Sie statue quicquid statuis ut causam tuam H 13068»
famamque in arecto et ancipiti stare scias.
SimxQ ista mundi conditor posuit deus. odium Phoen. 655 &
atque regnum.
f. 17' col« 2. Sanitatis qars uelle sanari fuit. F 249
Scelus uliqua tutum nulla seeurum tulit P 164
Simulata uerba amoue non facile est tibi decipere Tr 468 s»
ulixem.
f. 17^ col. 2. Timori semper in peius prona est fides. H 316
Tempus fecit erumpnas leues. T 305
Tacere multis discitur uite malis. T 319
Tutus mensa capitur angusta cibus. T 452
Tuto mouetur quicquid extreme in loco est. 834
Tempori apta decent. M 175
R. Peiper. 145
f. 18' col. 2. Venenum in auro bibitur. uetera sero qnerimar. T 453 H 19
Venit ad pigros cana senectus. humilique loco H 198 — 201
sed tnta iacet. Sordida parue fortuna domns.
Alte uirtas animosa cadit.
Virtutis est domare que enncti pauent. imperia H 435. 483
dura tolle, uirtas qai erit. non est ad astra H 437
mollis e terris uia.
Virtas potest molta opera lazari solet, H 476
Yt nemo doceat frandis et scelerum uias T 312 8.
regnum docebit.
Volat ambiguis mollis aliis hora nee uUi prestat P 1141 — 43
uelox fortnna fidem. stragemque quam nox 5 — 7
feeit ostendit dies quisquamne regno.
Gaudet fallax bonum quantum malornm
fronte quam blanda tegis.
Victor timere quid potest. quod non timet. A 799
V.
Jeremias iudex de Montagnone Paduanus.
»Incipit comp^ndium moralium notabilium compositum per Hiere-
miam iudicem de montagnone Paduanum ... (in calce:) Yenetiis Im-
pressum Anno MDÜ Petrus Liechtensteyn.«
über in 4®, foU. 146 numerata (inter f. 64 et 65 temio non numeratis
foliis HH); praefixa sunt 11 folia non numerata cum praefatione etin-
dicibus. usus sum exemplari quod possidet bibliotheca regia et
uniuersitatis Wratislauiensis.
Exemplari manu scripto multo meliori typographus usus est quam qui
nobis praesto erant tres Codices chartacei s. XY bibl. reg. et uniu. Wratisl.
I F. 129, scr. c. a. 1436/46, deterioresque I F. 246 et IV F. 50. meliores
lectiones, quas codex 129 dabat, recepi, uncinis includens excusi libri
falsam lectionem; consensum uitiorum excusi libri cum eo codice
(F dixi in notis) cursiuis q. d. litteris indicaui.
Jeremiae multi sunt Codices in Italia Komae Florentiae al. nee
desunt in Germania ut Darmstadiensis scr. a. 1410, Cizensis (Stifts-
bibliothek, philos. 8 Chart.) scr. Paduae 1422.
De auctore agitur in Daumii et Beinesii epistulis 78 — 81, Scar-
deonius mortuum dicit a. 1300. uid. Fabricius-Mansi 1. YIII (t III. 245).
Jeremias integrum uulgaris recensionis nondum interpolatae librum
adhibuit: anapaeäticorum uersnum dispositionem non mutatam inde
transcripsit (quae in cod. Wratisl. I F. 129 turbata est). Is liber cum
nondum in actus diuisas haberet fabulas, auctor singulas scaenas atque
10
146 de Senecae trag, lectione uolgata.
cantica pro capitibus numeranit, caias dinumerationis uestigia etiam
cod. Lobkovitianam 6. Raudensem seraasse in Hercule fhrente supra
p. 5 memoraui.
es ^ Numeri
u X a Grononlani
S £ 9 o (ed. FLeo).
I ly 27 f. lO'* Senecae tragoediaram in agaoienone capitolo 4 A 243
Quem penitet peccaase pene est innocens.
I 1, 28 f. in herculehereoc26etfi, HO 1983—88
Nanqnam stigias fertor ad ymbras Inolyta
virtns niuite fortes [in yite fbriis]. Nee
letheos sena per amnes üos fata trahent:
sed cam snmmas Eziget horas consampta
dies: Iter ad snperos gloria pandet.
I 1, 42 f. 14^ Octania c. 19 et fi.
Begitnr fatis mortale genns Oct. 924
I 1, 42 f. 14^ Trooa. ca. 6 Tr 407 a.
QneriB qno iaeeas post obitnm loco. Quo
non nata iacent.
12, 2 f. 15^ Otania*) c 10. Oct. 454
Id facere laus est quod decet non quod licet.
12, 3 f. 16"" Medea c. 8 M 161
Nanqnam potest non esse nirtnti locns.
12, 5 f. 18^ Hercnle fnrente c. 2 H 174, 177-81
Nonit pancos secnra qnies.
Dnm fata sinnnt
Uinite leti: properat cnrsn
üita citato volncriqne die
Rota precipitis vertitnr anni.
Tieete cap. 4 T 391—93
Stet qninnqne yolet potens Aale calmine Inbrico«
Me dalcis sataret qnies.
Agamenone. cap, 2 A 60 8.
Nnnqaam placidam sceptra qaietem.
Certomne sai tennere diem.
Ferant celsos fnlmina coUes. A 96 8.
Corpora morbis maiora patent
Modicis rebas longins eaam est. A 102
12, 17 f. 28^ Thieste c. 3 T 309
Peiora inaenes facile precepta aadinnt.
Troa, c. 4 Tr 250
Jnaenile nitinm est regere non posse inpetnm.
*) Ottauiano ut saepe V.
R. Peiper. 147
n 1, 4 f. 26^ 8eiieoaetragoedianimmEdipo^)c. 14etfiBali O lOld
Nemo fit fato Bocens.
Hercnle heiheo c. 8 HO 886
Hand est nocens qnicnnqne non sponte est
nocens.
II 1, 10 f. 28^ Troa. c. 4 Tr 291
Qni noA uetat peecare cum possit iabet.
II 1, 12 f. 29' Troa. c. 4 Tr 258
Yiolenta nemo imperia continuit diu.
Octaoia c. 10 Oct 458
Quicqnid exprimitar graue est.
111, 13 f. 29' Edipo ca. 14 et fi. 1019
Nemo fit fato noceDS.
Hercule etheo c 8 HO 983
Error a culpa uacat.
n 1, 14 f. 30' Hercule furentec. 5') H 735 8.
Quod quisque fecit patitur: auctorem scelus
repetit: suo premitur exemplo nocens.
Thieste c. 3 T 311
Sepe in magistrum scelera rediemnt sua.
II 1, 14 f. 30^ _ Hercule hetheo c. 3 HO 889
Nocens uideri q petit mortem cupit.
112, 1 f. 31' Edipo ca 10 850
Quid uerba queris: ueritas odit moras.
Agamenone c. 4 A 287
II ? ? ? Precio parata uineitnr precio fides.
112, 19 f. 86' Med. c. 3 M 156
Magna non Isdent mala.
II 3, 8 f. 86^ Thieate c. 7 T 549
NuUa uis maior pietate uera est.
II 3, 4 f. 38' Hercule furente H 1315^
c. 11 et fi.
Perfer imperium patris.
II 3, 7 f. 39' Agamenone ca. 4 A 259
Nee regna socium ferre nee tede sciunt.
II 4, 2 f. 43^ Hercule furente c. 3 H 352 8.
Innidia fastum ac sermo popularis premet.
Arx primi [ars primus F] regni est posse
ad inuidiam [sie V, excusus liber ab
inuidia] pati.
*) epido hie et saepiua V,
") c 6 F.
10*
148 de Senecae trag, lectione uulgata.
II 4y 12 f. 46' Senecae tragoediaram in Hercnle forente c, 8 H 368 s.
Pacem redaci uelle nictori ezpedit: meto
necesse est.
116, 1 f. 47' Hypolito c. 6 P 593 8.
Qui timide rogat: docet negare.
II 6, 6 f. 49^ Octaaia^) c. 4 Oct. 177
üince obseqnendo potios Tnütt^r« nimm.
Hercnle etheo c. 5 HO 375
Merita nincnnt et malos.
II 6, 2 f. 53^ Octania c. 4 Oct. 185
Yis magna populi est.
Octauia c 19*) etfi. Oct. 877—81
fanestus moltis popnli
Dirns [Diras] que fanor: qni cum fiatn
Uela secnndo ratis implenit:
üezitqne procnl l&nguidos. idem
Deserit alto seuoque mari.
II 6, 3 f. 54 Thieste c. 3 T 216—18
Vbi non est pudor
Nee cnra iuris: sanctitas pietas fides:
Instabile regnum est.
Medea c. 8 M 168
Rez timendns est.
Medea c. 4 M 195
Eqnnm atqae iniquum regis imperinm feras.
Agamenone c. 10 A 148
Perlucet omne regle nitium domus.
Octania c. 10 Oct. 456 s.
Fermm tnetur principem: Melius fides.
Decet timeri cesarem: At plus diligi.
Male imperatur cum regit uulgus duces. Oct. 579
Octauia c. 18 Oct. 866
Quis regere dementes ualet?
II 6, 4 f. 55^ Troa. c. 4 Tr 258
Violenta nemo imperia continuit diu.
Medea c. 4 M 196
Iniqua nunquam regna perpetuo manent
116, 8 £ 57' Medea c. 4 M 199 s.
Qui statuit aliquid parte inaudita altera:
Equum licet statuerit haud equus fuit.
n 6, 12 f. 58' Medea c. 4 M 195
Equuiri atque iniquum regis imperinm feras.
*) Senece trag, quoa populus occidit in Ottauia V.
*) c. 11 F.
i
TL Peiper. 149
n 6, 14 f. 58^ Senecae tragoediarnm in Thieste c. 8 T 635 s.
Heret in nnltn trucis imago facti. ^)
II 6, 17 f. 59^ Hercule furente H 1187
c. 11 et fi.
Sepe nindicta obfuit.
III 1, 6 f. 62' troa. ca. 7 Tr 688
Dediscit animos sero qnod didicit diu.
m 1, 7 f. 62^ Edipo c. 3 208 s.
übi leta dum mizta in ambigno iacent.
Inoertns animns: scire cnpiat timet.
Agamenone c. 6 A 419 s.
Glades scire qui refagit snas:
Granat timorem: dubia plus torquent [tor-
quet] mala.
m 1, 10 f. 63' Tieste c. 8 T 685 8.
Heret in uultu trucis: imago facti.
m 2, 18 f. (70') Hercule furente c. 2 H 147
Nonit paucos secura quies.
Hercule furente c. 3 H 238
Quem sepe transit casus aliquando inuenit.
in 8, 9 f. 70' Troa. c. 7 Tr 633
Dediscit animus sero quod didicit [didici:] diu.
in 5, 8 f. 77' Hypoüto c. 9 P 876
Alium silerc quod uoles prius sile.
m 6, 18 f. 78"" Medea c. 8 M 153
Iraque tegitur nocet.
IV 1, 1 f. 85^ Hercule furente c. 3 H 403^—5»
Arma non seruant modum
Nee temperari facile nee reprimi potest
Stricti ensis ira.
Troa. c 4 Tr 259
Moderata durant.
IV 1, 2 f. 86^ Hercule etheo c. 6 HO 675 s.
Quisquis medium defugit iter
Stabili nunquam tramite curret.
IV 1, 6 f. 87^ Medea c. 3 M 175
Tempori aptari decet«
IV 1, 8 f. 88' Epido«) c. lO; 850
Quid uerba queris: ueritas odit moras.
^) tnargo al* fati V.
') 8ic etiam F.
l'M de Senecae tra^. Ißctione uulgata.
IV 1, ^ f. 88' Seneeae tra^oediarnm ia Thieete [iiMte].e. 5 T 487
Serum est canendi tempas in medik malis.
IV 2, 2 f. 90^ Hercule hetheo c 6 HO 648— &0
ai pateant pectora ditum.
Qaantos intus snblimis agit
Fortuna inetus.
Pectora pauper secura gerit. 90 652
Nee sibi pauper lelix habetur: HO 678 s.
Nisi falices oecidisse uide[re]t.
IV 2, 8 f. 91' itemmq« 92^: Heronk «theo c 2 HO 170 s«
Commoda dadibvs
Magnk magsa patent.
IV 3, 1 f. 96' Medea c. 6 M 430
Nemo potentes jaggredi tvtus potest.
IV 3, 2 f. 97' Tyeste c. 6 T 471s.
Nee abnuendnm est si dat Imperium deus.
Nee appetendum,
Agamenone c. 3 A 259
Nee regna socium ferre nee tede sciunt.
IV 3, 3 f. 97^ Troha. c. 4 Tr 259—61
Quo fortuna altius
Euexit ac leuauit humanas opes:
Hoc st magis supprimere felicem decet.
Ociaaia c 4 Oct. 177
Vince obsequendo potius imitem uirum.
Hercule füren te c. 3 H 253
Opprimit leges timor.
Octauia c. 10 Oet 457
Decet timeri cesarem; At plus di%i«
IV 8, llf. 100' Herculefurentec.3 H 340s.
Qui genus iactat suum: Aliena laudat.
IV 4, 5 f. 105^ Horoal6furentaÄ.2 H 177—80
Dum fata sinunt
Viuite leti: properat cursu
Vita citato: uolucrique die
Rota preeipitis uertitur anni.
IV 4, 10 f. 106^ Octauia c. 8 Oct. 823
Querit leti sibi quisque fngam.
IV 5, 1 f. 109^ Hyppolito c. 5 P 461s.
Truculentus et siluester: et uite inscius
Tristem iuuentam uenere deserta coli«.
IV 5, 4f, Ul^ Octauia c. 10 Oct. 501—68
Vis magna mentU blandte^ a^^imi calor
Amor est: iuuenta [viuente] gignitur
luxu: ocio
Nutritnr inter leta fortune bona.
R. Peiper. 151
IV 5, 5 f. 112"^ Senecae tragoediarum in Hyppolito c. 10 P 981
Vincit sanctos dira libido.
Octatiia c. 9 Oct. 428
Luxaria pestis blanda.
OctauiacapitulolO Oct, 561 — 64
Vis magna mentis blandte^ animi calor
Amor est. Innenta gignitnr Inxa ocio
Nutritar inter leta fortnne bona.
Quem ei fonere atqne alere desistas cadet.
IV 6, 10 f. 113^ Octania c. 9 Oct. 428
Luxuria pestis blanda.
IV 6, 11 f. 114' Hjppolito c. 2 P 132—85
Quisqais in primo obstitit.
Pepulitque amorem: tutns ac uictor fnit.
Qni blandiendo dulce nutriuit ma]um.
Sero recusat ferre quod subiit iugum.
Octauia c. 10 Oct. 561—64
iprorsus et supra f, 112''^ sed cadit lib.
impressua et V.)
IV 6, 2 f. 114^ Hyppolito c. 7 P 824
Quid sinat inausnm femine preceps furor.
IV 6, 6 f. 1 15^ (err. typ. 114) Agamenone c. 4 A 257 s.
Ultimum est malum
Palam mariti possidens pelex domum.
IV 6, 6 f. 1 15^ Hercule etheo c^ 5 HO 233 s.
quam cruentns feminam stimulat dolor:
Cum patuit una peliei et nupte domus.
VI, 1 f. 117^" (err. typ. 120) Hercule furente c. 3 H 464
Quemcunque fortem uideris : miserum neges.
Medea c. 3 M 159 et 176
Fortuna fortes metuit: ignauos premit.
Fortuna opes aufferre: non animum potest.
VI, 1 f. 117^ Troha c. 4
Quo plura possis plura patienter feras. Tr 254
Medea c. 4
Equum atque iniquum regis Imperium feras. M 195
VI, 7 f. 121^ Hercule furente c. 3 H 403—5
Arma non semant modum
Nee temperari facile: nee reprimi potest
Stricti ensis ira.
Thieste c. 7 T 552 s.
Ira cum magnis agitata causis
Gratiam rumpit generatque^) bellum.
*) genuitque V 129 (id quod Cornelhsen coniedt) rupit cecinitqne w.
152 de Senecae trag, lectione unlgata.
VI, 7 f. 121^ Senecae tragoediarum in Hyppolito c 2 P 178 et 265
Furor cogit
Semper peiora. Siste foribandnm impetnm.
Hyppolito c. 7 P 824
Quid sinat inansüm femine preceps faror.
Troa. c. 4 Tr 250
Innenile moiam est regere nonposseimpetam.
Troa. c. 7 Tr 675
Dabit ira uires.
Medea c. 3 M 153
Ira que tegitnr nocet.
Medea c 7 M 494
Granis ira regam est semper.
VI, 8 f. 122^ flercule furente H 1187
c. 11 et fi.
Sepe nindicta offuit.
Thebaide c. 5 et fi. Phoen. 659
Qai nnlt amari languida regna^ mann.
Agamenone c 4 A 267
Det ille neniam facile cni est opus uenia.
V 1, 10 f. 124' Hercule furente c. 3 H 316
Prona est timori semper in peius fides.
Agamenone c. 3 A 145
Oeca [certa V] est temeritas que petit casum
ducem.
V 2, 3 f. 125^ Tbebayde c. 5 etfi. Phoen. 629
Fortuna belli semper ancipiti in loco est.
V 3, 1 f. 136^ Thyeste*) c. 7 T 615 s.
Nemo confidat nimium secundis.
Nemo desperet meliora lapsis.
Edipo c. 6 515
Iners malorum remedium ignorantia est.
Troa.c.ll*)etpenul.Tr 1029—31
Equior casum tulit et procellas
Mille qui ponto pariter carinas
Obrui uidit.
Agamenone c. 4 A 252
Prospera animos efferunt.
Hercule etheo c. 2 HO 170 s.
Commoda cladibus
Magnis magna patent.
Hercule etheo c. 6 HO 648 — 50
si pateant pectora ditum.
Quantos inter sublimis [-mes] agit
Fortuna metus.
Hercule etheo c. 8 HO 1021
Mors sola portus dabitur erumpnis.
') tigesto V. «) c. 12 V,
R. Peiper. 153
T 3, 2 f. 137^ Senecae tragoedianim in Hyppolito c. 10 P 978—80
Bes humanas ordine nullo.
Fortuna regit: spargitque inanti.
Mnnera ceca.
Medea c. 3 M 176
Fortuna opes auferre: non animum potest.
T 3, 3 £• 138^ Thyeste c. 7 T 596 — 98
Nulla sors longa est: dolor atque uoluptas (om. 597*)
Inuicem cedunt.
Ima permutat leuis hora summis.
Nemo confidat nimium secundis T 615 8.
Nemo desperet meliora lapsis.
Rotat omne fatum. T 618
Res deus nostras celeri citatas T 621 s.
Turbine uersat,
Agamenone c. 2 A 60 s.
Nunquam placidam sceptra quietem.
Certumue sui tenuere diem.
Feriunt celsos fulmina colles. A 96 s.
Corpora morbis maiora patent.
Agamenone c. 13 et p. A 928
nulla longi temporis felicitas.
Octauia c. 10 Oct. 471
Quidquid excelsum est^) cadet.
Octauia c. 19 et f. Oct. 925—28
Nee sibi quisquam spondere potest
Firmum: et [est] stabile per qa (quid) casus
Voluit uarios: semper nobis
Metuenda dies.
Hercule etheo c. 6 HO 691
Male pensantur magna ruinis.
T 3, 5 f. 139^ Hyppolito c. 5 P 446
Etate fruere: mobili cursu fugit.
Hyppolito c. 7 P 7748.
Dum licet utere.
Tempus te tacitum subruit.
Troa. c. 5 Tr 400
Tempus nos auidum [auidum nos] deuorat.
T 3, 6 f. 140"^ Hyppolito c. 4 P 404
Non leuat miseros dolor.
Edipo c. 3 208 8.
Vbi lecta, duris mizta in ambiguo iacent:
Incertus animus scire cum cupiat timet.
') est excusum exemplar om,, add, V,
154 de Senecac trag, lecidone uulgata.
V 3, 6 f. 140' Senecae tragoediainim in Edipo c. 12 et Tr 1012 et
pennlt* 1019 s.
Dnlce merenti popnlus dolentum^)
Ferre quam sortem patiuntor omnes:
Nemo recusat,
Agamenone c« 6 A 419 s,
Clades scire qui refagit snaa.
Oranat timore: dubia plus torquent mala.
Hercule etheo c 6 HO 648—50
8i pateant pectora ditum
Quantos intus sublimis agit [agis]
Fortuna metns.
V3, 7 f. 141' Thyesteclletpe. T 953
Flendi miseris dira cupido eet,
Hyppolito c 9 P 404
Sed pone questus: non leuat miaeros dolor.
Hyppolito c. 5 P 441 s.
At si quis nitro se malis offert uolens
Seque ipse torqnet: perdere est dignus bona.
Troa. c. 9 Tr 765
Fletus erumnas leuat.
Medea c. 8
Leutor est dolor qui capere consilium potest M 155 s.
Et clepere sese.
Agamenone c 7 A 665 s.
Magis exurunt que secrete lacerant eure.
Hercule etheo c. 2 HO 105 s.
Mortis habet uices:
Lente cum trahitur uita gemi^ibns,
V 3, 8 f. 14P' Thieste c. 11 T 988—41
Proprium hoc miseros sequitur uicium.
Nunquam rebus crede letis.
Beddere felix fortuna licet.
Tarnen afSictos gaudere piget.
Flendi miseris dira cupido est. T 953
Troa. c. 12 et pen. Tr 1018 s.
Nemo se credit miserum: sit licet.
Tolle felices.
V 4, 1 f. 143' Hyppolito c. 9 P 9188.
uita fallaz: abditos sensus geris.
Animisque pulchram turpibus faciem induis.
Hercule etheo c. 8 HO 1021
Mors sola portus dabitur erumnis.
V 4, 3 f. 143^ Hercule furente c. 7 H 874
Prima que uitam
Dedit hora carpsit.*)
^) dulce dolenti p. merentum V.
*) uno uersu V,
R. Peiper. 155
V 4, 3 f. 143'' Senecac tragoediarum in Troa. c. 5 Tr 400
Tempus nos aui4um denorat.
V 4, 4 f. 144'" Thebayde c. 1 Phoen 151*
übique mors est. Eripereuitam nemo non 152 8.
homini potest. At nemo mortem: mille
[nulle] ad hanc aditus patent.
V4, et 144^ Hjppolito c. 9 P OlSs
uita fallaz: abditos sensus geris.
Animisque palcbram tnrpibus faciem indnis.
V4, 8 f. 145'" Hercule etheo c. 2 HO 105 s;
Mortis babet nices: Lente cnm trahitur
uita gemitihus,
V4, 9 f. 145' Hercule furente c, 2 H 177—80
Dum fata [facta] sinnnt
Viaite leti: properat cursu
Vita citato: uolucrisque die
Bota precipitis uertitur anni.
Hyppolitü c. 5 P 446
Etate fruere: mobili cursu fugit.
Hyppolito c. 7 P 774 s.
Dum licet utere:
Tempus te tacitum subruit.
VI.
Euidentia Tragediarum Senece tradita Magro Marsilio
philosopho paduano, ab Albertino Musato paduano poeta.^)
. Nterpelasti me dum persepe in diuersoriis de moralium metbodorpm
generibus inter nos sermo intercederet, Marsili, nostri temporis Longo-
bardorum pbilosophe, ut de Tragidiarum materiis quicquam tibi traderem^
quibus precipue Aneus Seneca, Neronis preceptor, Volamine uno still
sublimiSy per metra ab Latinorum usu sequestrata celebre opus studiose
composuit, seu puto ut te pbilosopbie naturalis frequentia obuersantem
studia plerunque refociliares. Seu ut omne sub quoquam descriptum
gramate, oculis tuis subiectum, ad mare tue auiditatis accederet« Et
babuit quippe quod me uerentem, hesitantemque faceret, tua hec postulatio,
dum locuplex aurum in uiridi queris arbore. Vel in me non minus
moliarisy quam oleum munctnrus ex lapide. Verum ut prorsus nicbil
abnegemua quod tua quoque deposcit instancia, nonnulla a Louato
paduano uate^) decerpsi, que sue rei monumenta, que diu cum eo
') Descripsi ex cod. Wratisl. Behdigerano S I 6, 11 nunc 119 seniata
quantum fieri potuit distinctione librarii. excerptum buius eoidentiae quod est in
cod. Yaticano membr. 1769 (N littera significauit Fr. Leo de 'Sen. tr. obss.
crit. p. 6) 8. XIV edidit Franciscus Nouati, Giorn. stör. d. lett. it. VI 192 adn. 1,
unde prima et ultima uerba exhibuit WCIoetta Beitr. II 7.
') Louatus de Louati, iudex Patauinus, natus c. a. 1240, obiit 1309.
156 de Senecae trag, lectione uulgata.
trutinata, mee tandem adhesere memorie. Ex qnibns aliisqne hinc inde
•congestis, et ego snb nnias quasi Tragedie fignlaris ymagine, Ecerinidem
sab ea temeritate conscripsi, qna et hec plenitudini tae Antoritatis efifiin-
-dam. Inqait Louatus.
Tragedie caiusqne subiectum est, Euersi regni caiaspiam, sab deplo-
ratione descriptio | M • . .^) ut Vbi?*)
Lo. , Testante Boetio :Qmd aliud Tragediarum clamor deflet, ni»
fortunam indiscreto ictu felicia regna uertentem? Mu. Assen tio! Sed
«de Tragediarnm ordines earumque Epigramata. Lo. Tragedias decem
<3onscrip8it Aneus ille Seneca, Vir admirabilis, pondere sententiarum
sublimes, Stilo graui, ore florido, Venustate uerborum .s. Herculem
fortem. Octauiam. Troadem. Medeam. Tpolitam. Thebaydem. Thiesteam.
Ddippam. Agamenoniam. et herculem Oetheum. Mu. Distingue cuiuslibet
Metrorum genera, nam id mee inquisitionid est. Lo. Harum cuiuslibet
contextus, uariis metrorum generibus, uarias redd^t auribus intendentium
concinitates, iuzta modorum loquendi prolationes multifarias, quarum
coior') est deploratio, seu lamentatio. Et harum aliarumque Tragediarum
materia principalior est, De Infortuniis conquestio, tota querulosa narratio,
Metris Jambicis descripta est, Quorum principale genus est, Trimetrum
metrum, yambicum, Archilocum, Achetfaeleticum. Et constat sex pedibus
vnusquisque versus. Mu. Quare ergo dicitur Trimetrum, cum habeat sex
pedes? Lo. Quia vnus solus pes non est mensura metrorum huiuemodi.
Sed saltem duo pedes simul iuncti. Non enim cognoscitur plerumque
unus quis sit, nisi per adiunctionem alterius. Sicut cum dico, Soror^
pes iste esset pyrichius, propter duas sillabus breues, sed propter adiunctionem
secundi pedis, fit yambus. ut Soror Tonantis, [H IJ Sunt ergo in
sex pedibus tres mensure. et ideo dicitur Trimetrum, quia tres habet
sonoritates, quia tres corda tactus. Mu. Quare Archilocum? Lo.
a nomine auctoris, quem sie uocatum ferunt .s. Archilocum. Mu. Quare
Achetheleticum? Lo. puto a loco. Mu. Quare yambicum? [Fol. uU. coL IJ
Lo. A pede predominante .s. Yambo in hac materia. Pes siquidem
yambus turbate mentis passionem, in materia querulosa consonantior
depromit. Mu. ut ubi hoc. Lo. Archilocum proprio rabias armauit yambo.
Mu. Quis hunc pedem huius modulationis inuenit? Lo. Ignoro. Ipsa
enim ignorauit antiquitas. dielt enim Aristo) ies, in traditione artis poetice,
quod quis eum adinuenerit ignoratum est. Et quia elegantissimus pes
iste, et sono, et materie congruentior, est, in omni Tragediarum contextu
predominatur. Et quotiens Autor narrat Istorias uel Fabulas, hoc metro
utitur regulariter.
Quandocunque igitur transgressiones facit, tunc per alia metrorum
genera, ea que Intendit, alia uocum, et pedum, mutatione, depromit.
Et notabis, quod in transgressionibus regulariter etiam utitur metro
Anapestico stante quattuor pedibus, quia pes anapestus in eo predominatur.
Verum interserit alia metrorum genera, de quonim singulis tibi certitudinem
') I M tenuissime scriptum (Musati nomen cum primis uerbis exddü, Ictcuna
relicta 8—9 litt.)
*) post Vbi tenue punctum cum lineola in fine uersus; proximus uersus incipit
a uoce »Testante«, sed Lo. tenuissimis litteris in marg. praefigitur.
•) commimior?
R. Peiper. 15T
traditums sum* In nariatione qnidem materiarum Tariantnr Melodie.
Exdamant quandoqne Traijci: Si deus inquit est, vnde malaf Bona uera
wnde, si non est deusf [Boet. com. I 4, 96 J Et alibi: Itaque Übet
exdamare: stellaferi condüor orbis etc. [Boet. I 4, 160; c. 5, l.J
Qnod metrum anapesticum est. Sepins qnoque per dyalogos, Tralagos,
Tetralogos et deinceps personarum introdnctarum gemitus, eiulatus^
planctus, Melodias, ceterosqne mentis affectus, per metra diuersis distincta
pedibus, edit, vt materie singnla metra conueniant. De quibus omnibus
o
noticias attendenti tradam, Musate mi« Mn. Incipe qneso primi metri
yambici, Trimetri ordinem, dicque seriatim qualis quisne sit pes primns,,
nt nnnquam me fallat ordo. Inde qnis qualisue sit secundus, et sie de
singulis, ueque ad sextum. Sicque talis texendi carminis '-ignarus [mg.
pr. m. /gnams] fiam. Lo. Optime inquis, Attende ergo. Primus pes
potest esse yambus, sicut possunt esse omnes alii pedes huius metri»
excepto qninto. Vt ecce in principio prime Tragedie, HercuHs furentis/)
Soror tonantis etc. Est spondens, nt in eodem: Nomen relictum est etc.^
[H 2] potest esse anapestus qui contrarius est Datilo. Constat enim ex
tribus sillabis, duabus breuibus et ultima longa, ut in eadem: Tyrie per
wndas uector etc. [H 9] potest esse Datilus qui tibi notus est. Vt in
eadem, Sed uetera querimur [H19] etc. potest esse Tribacus qui ex tribus
breuibus constat. ut in Medea, Eemedia quotiens etc. [M 433], Potest
esse procelematicus, qui ex quattuor breuibus constat. ut [col. 2] in
eadem, Pauet animus horret etc. [M 670] haben s primi pedis posicionem.
Mu. patenter habeo. fallit (t ea? s pr.f) ne unquam? Lo. Non memini.
Mu. procede ad Tragedie secundi pedis mensuram, pedumue qualitatem.
Lo. Secundus semper yambus est uel Tribacus. et nunquam fallit yam-
bus. ut in hercule, Soror Tonantis etc. [H 1], Tribacus ut in eadem,
hinc clara gemini etc. [H 14]. Mu. Die de tercio. Lo. Tercius pes potest
esse Yambus. vt Soror Tonantis hoc enim etc. [H 1] potest esse Spon-
deus ut in eadem, Nomen relictum est semper etc. [H 2] potest esse
Datilus. ut in eadem, lUinc tremendum^) ratibus etc. [H 10] vel potest
esse Anapestus. ut in eadem, [H 368] Pacem reducere^) uelle etc. Potest
esse et Tribacus. ut in eadem, Archadia quatere nemora etc. [H 229].
Mu. Die de quarto. Lo. Quartus pes potest esse yambus. ut Soror Tonantis-
hoc enim solum etc. [H 1], Potest esse Tribacus. ut in eadem, Nomen
relictum est semper alienum [H 2] etc. Mu. Die de quinto. Lo. Quintus»
Spondeus. ut Soror Tonantis etc. Vel Anapestus. ut in eadem, Et^y
templa summi uidua deserui etheris [H 3]. Vel Datilicus. ut in eadem,.
Non causa, sed non^) pereat [H 408], Mu. Die de sexto. Lo. Sextus
semper yambus, vel perichius est, qui constat duabus breuibus. Yambus»
ut in eadem Herculis, Locumque celo etc. [H 4],
Eabesne metri trimetri yambici, ordinem, mensuram que Musate? Mu»
Habeo equidem, et tibi gratias ago magister bone. Cumque habeank
*) farentis om. N.
^) Est spond. — rel. est etc. om. cod., add. N.
*) timendum N,
*) sie etiam N (atque idem in contexiu tragoediarum S>.
*) et] ac N.
®) nunc N.
1Ö8 de Senecae trsbg» lectione uulgata.
narrationis operis Tragediamm principalem fonnain edendornm eanninnm
ut sursum assernisti, qne tota hoc trinietro coasistit: Trade iain alteram
inetri Anapestici regnlam, quam in transgressionibns obeernatam prinei*
paliter asseruisti. Lo. Faciain inquit libenter tui eausa. Video nanque
quod ordini huius capesoendi tractatus iiienteni appUcag. Anapestieum
Carmen quattuor constat pedibus^) Turbine magno spes sölidte [H 162].
In prima transgressione dactylus nt Turbine.^ Potest esse Anapestus nt
in eadem transgressione: Collit ac nullo fine beatas [H 166] ete. Mu«
Die de secundo pede. Lo. Potest esse spondeus ut in eadem, Turbine
magno, vel Anapestus frequentissime, ut in eadem, DurasqiLe fores exper9
somni [H165], Mu. Die de tercio. Lo. Potest esse spondeusy ut in eadem;
Turbine magno spes solidte. Vel potest esse Anapestus, ut in eadem: Ille
swperbos Aditus regum, [H16i] uel dactilus. ut in eadem: Collit ac nullo
fine beatas [H 166], Mu, Die de quarto et ultimo. Lo. quartus potest
esse spondeus, ut in eadem: Ille svperbos aditus regum [H 16i]. Vel
Trocbeus, ut in eadem: Secura quies, quös uelocis, [H 175] [uel ana-
pestus ut urbibus en*ant trepidique metus] ^) [H 163.] Mu. Certe bene
habet, peractum est opus ut asseris principale, et quod totum bis duobus
generibus perficitur. Cum alia interseri genera predixeris, Efflagito illa
scire: que illa, qualiane sint, distingue precor. Lo. Plus me quidem,
quam te, oblectat, cum te sie attentum inspicio. Dicam ea quanto magis
ipse meminerim. Vtitur Saphico, ab Autore sie uocato metro, magne con-
cinitatis. Quäle illud Boecii est: Nouimus quantas etc. [Boet. II c, 6,]
Mu. £x quot quibusque constat pedibus istud Saphicum? Lo. £x
quinque secundum unam scansionem, quam ego probo. Alii aliter com-
mensurant,*) Dieo ego quod ex qainque, primo Trocheo, secundo Spon^eo,
Tercio, Dactilo, Quarto Trocheo [Fol. ult. uerso col. 1], Quinto Trocheo
uel Spondeo, et sunt semper immutabiles pedes hi, ut in eodem hercule,
Natus Euristeus properante partu, lussei^at mundi penatrare fwndum
[H 830 sj etc.
8unt quidam sicut etiam in hoc opere comperies qui in fine sexti uel
octaui carminis addunt caudam bipedem, s. dactili, et spondei, ac Trochei,
ut, Tristis Erinis [ex Oct. 913]. Sed istud ad libitum est versificantis.
Vtitur etiam metro Asclepiado. Mu. Asclepiado? Sed quid est Asclepiadum?
Vnde sie dictum? Lo. Metrum est quattuor pedum ab Autore Asclepio
sie dictum, Constat enim quattuor pedibus nunquam mutabilibus primo
spondeo, secundo coriambo, qui habet quattuor sillabas primam et ultimam
longas, et medias breues, Tertio Dactilo, et ultimo Pyrichio, uel Yambo.
Et est Venustum et assonum genus metri. Quäle illud horatii [I Jj Is]
Mecenas attauis edite regibus. 0, et presidium^ et dulce decus meum etc.
Et Seneca hie in Trohade coro, Longe*) Verum estj an timidos fäbuh
decepitf Vmbras corporibus mvere conditisf ete. [Tr 371 sJ. Vtitur
etiam Oliconico, ab Autore Gliconico. Mu. Gliconicum quäle metrum est?
') constat pedibus al m. in marg. add., pro eo quod est in textu contis.
^) dact. ut Turbine om.y al. in marg. add.
*) uel-metus al, m. in marg.
*; Qmnfarant cod.
^) leg. loquente ut infra.
R. Peiper. 159
Lo. Metrum est trium pednm dnntaxat, Constat enim primo Spondeo,
Secnndo Coriambo, et tercio Pyrichio, uel Tambo. Nee nnquam Variatnr.
Yt in coro loqnente, Vicit Virgineus decor lange eicropias nurus [M 75s J,
Et in Boetio IIV c. 3/ Vela Naridi dum. et vagus pelago rates etc.
Nee memini plura metrornm genera in hoc opere innenisse. Verum in
Oedippo et hercule Oetheo,^) Variat quedam modica metrornm genera.
Que ab ipsis pedibus et commensurationibus facile agnosces. Amen.^)
VII.
NICOLAI TKEVETHI
1. Epistulae
(descriptae ex codice Vrbinate 355).
Beligioso uiro fratri Nicholao Treueth ordinis predicatorum,
amico carissimo, frater Nicholaus, permissione diuina Ostiensis et
Yelletrenensis Episcopus, salutem et sincere dilectionis affectum. Licet
quorumcumque Studium, quos audiuimus ad opera uirtuosa conari, ex
caritatis officio nos delectet, nos potissime tamen fratrum, et eorum maxime,
quorum in nobis perseuerat sodalitatis iam antiquate memoria, et probi-
tatis experte noticia eos nobis nexu sincere dilectionis fecit asstrictos,
mentem nostram in eiusmodi gaudio uehementiori letificat. Sic scriptum,
quod super Cbristianissimum philosophum Boecium de consolatione
Philosophie scripsistis, ad nos perueniens studiose ac attente perlectum
inextimabilem nobis consolationem adduxit. Perpendimus enim uos in
eiusdem libelli expeditione, quem et nos a iuuenilibus annis habuimua
familiärem, (qui sicut uniuersos sua dififbrmi sed suaui modulatione semper
letificat, sie quam plures non suo Stridore, quo penitus caret, sed hebetioris
intelligentie prepediente tarditate contristat), ^m succincte tamque lueide
proeessisse, ut et breuitas gratam faciat ipsius lectionem') peritis, et claritas
blandiatur indoctis, ac utrosque uenustas texture demulceat. Huius rei
odore sumus allecti, ut petamus a uobis comunicari nobis, ^) si qua alia
obscura per uigilancie uestre Studium in lucem producta sunt, et exbor»
temus uos ad inuestigandum , que imbecillioribus uidentor obscnra. £a
propter cum intellexerimus uos iam scripsisse super declamationibus
Senece, petimus, ut eiusdem modi et cuiuscumque alterius uestri laboris
«t egregii, ut firmiter credimus, operis uelitis facere copiam et eins nobis
exemplaria destinare. Tragediarum autem eiusdem memorandi niri liber
tantis est obscuritatibus^) plenus, tantis connexus latebris, tantisque con-
textus est implexua fabellis, ut statim temptantem se legere obscuritate
sua deterreat. Quem si facultas uobis suppetit, rogamas ut faciatis
nobis domesticum, et omnibus, qui tarn quam teterrimam pelagus ipsum
fugitant, natabilem peruiumque reddatis. Datum Valenc? die XIIIL^
aprilis.
') immo Agamemnone.
') add. librarius: Scripsi velociter die dominico. XII.® mensis Febr. M^CCCCI)®.
Ind.' X.a eiqs (vide ed. nostrae praef. p. XXXIV.)
*) cod, Vrbinas: lectionis *) uobis *) obscuritatis
160 de Senecae trag, lectione uulgata.
Venerabile patri et domino omni Binceritatis cultu honorando domino
Nicholao dei gratia ostienensi et uelletrenensi episcopo frater
Nicholans Treneth. In celestibus regnis etemo indici considere. Endis
adolescencie nouella tyrocinia poetarnm gignasiis illastrium ^) Boecin»
de scolarium disciplina multiplicato Mercurii interaallo precipiens
ezerceri Senecam tamqnam omnium principem in capite ceterorum pre-
Bcribit, doctrinamque eins inter alias, qaas propriis epitetis singnlis attribnit
landes, designatam') traditioni appellat, ipso uocabnlo anctoritatem insignia
didasculi^) amplectandam et utilitatem posteris insinnans commendandam.
ipse eins distributione nature, qoa dona sapiencie aliis alia, non singnlia
cnncta perfecte peraeniont, philosophie moralis prerogatiuam sortitus, narie
humanorum ingeniorum capacitati se contemperans, nunc planis nndisqae
praeceptis simplicinm erudiens indolem, nnnc domestica ezemplornm mann-
dnctione nestitis fastidiosornm tollens segniciem, nunc breaibns obscnrisqne
sentenciis studioso exercicio memoriam afficiens, documenta eiusdem explicat,
omnibas sollicito prodesse labore desiderans, nt inxta Piatonis ealogimn
se non sibi soli, set toti mundo doceat esse natum. Guius doctam maturi-
tatem in arduo uirtutum culmine obuersantem ad scribendum tragedias
reor inclinatam, ut more prudencium medicorum, qai amara antidota,^)
melleo inuoluta dulcore, gustu inoffenso ad bumorum purgamentum et
sanitatis fomentum transmittunt, ethica documenta fabularum oblectamentis
inmersa cum iocunditate mentibus infirmis ingereret, per que eruderatis
uiciis uberem uirtutum segetem iniectis seminibus procrearet. Verum quia
in modernorum studiis calor tepuit Pierius plausueque scenici seriia
cessere negotiis et, ut uerbis utar Fulgencii in mithologie sue exordio,
iam non fame insistitur poetice, sed pocius fami consulitur domestice^
quidquid leporis satirici ad Philologie ornatum mater sua Fronesis ab-
straxerit, uidetur nostri seculi hominibus, quibus fontis Pegasei scaturigo
in abditum se contraxit, barbariam personare. Ne tamen memorati uiri
labor, quem scribendis tragediis non inutiliter creditur impendisse, que iam
multorum studia sua obscuritate fngant et fugiunt, dum caliginosa fabu-
larum nube inuolute aciem intuentium ad sui intima non admittunt, penitus
obsoleret, uestre dominationis^) placuit excellencie, que mentis applicatione
assidua uerba sapientium et eorum enigmata perscrutatur, mihi pre-
cipere, ut easdem exponerem"^) illustratas inspicientibus peruias lectori-
busque omnibus redderem Inculentas. Vestris itaque cupiens imperiis totis,
ut teneor, parere conatibus, quamuis parce de laticibus Eliconis hauserim,
praesumpta tamen audacia musarum camenis me quamtocius licuit immis-
cui, et de textu quem unicum habui qualemcumque sensuum ex-
planationem ^) exculpsi. Quam dei adiutorio ad finem perductam uestre
reuerende discretionis examini praesentandam transmitto. In qua etsi
omnibus defectibus meam nequeam negligentiam insciam excusare, me tamen
in parte defendit textus corruptio,^) ut locis nonnullis notatum est, in parte
prolixitas operis, quam ut uitarem, fabularum integumenta ad plenum sum^)
minime prosecutus. dominationem uestram uenerandam ad honorem ecclesie
sue perpetuum conseruet dominus ihc x.
*) illustru *) laudes öm., designatas ^) didastuli ^) anticoda ^) dominationi
g
®) expone ') explanationi *) oumto ®) suum
R. Peiper, 161
2. Argumenta fabnlarum
(deßcripta ex ß^^).
T. Hercules farens.
. . • argumentum prime est tale, quod Hercules filius fuit Alcmene
uxoris Amphitrionis, ut fiogitur, ex loue. quem Inno multis uexatum
periculis tan dem iussit adire in infernum cum Theseo. Hercules autem
duxerat preter alias uxores Megeram uel Meram, ut alibi dicitur, de qua
habuit plures fllios. Hercule autem existente in inferno Licus, quem
quondam Hercules in exilium egerat, Thebas cepit et regem Creontem
patrem Megere interfecit et fratres eins, et ipsam Megeram petiuit in
coniugium. quam, dum reniteretur, cum filiis disposuit occidere. Hercules
uero emergens ab inferno interfecit Licum et filios. Euno non bene ferens
reditum Herculis ab inferis, dum post sacrificium oraret, egit eum in
furorem, in qua tam filios quam uxorem propriam interfecit. Super quo
ad se reuersus inconsolabiliter doluit. Hoc consonat multum huic tragedie.
tamen alii dicunt, quod Hercule absente filii sui prostituere matrem. Vnde
Hercules rediens iratus interfecit eos. Super quo indignata Megera et
irata in uirum conuersa est in' canem. Vnde YII^ methamorphoseos
[362] dicitur: »Et quas Mera nouo latratu terruit urbes.« qnamuis aliqui
ut credo minus bene exponant de Hecuba uxore Priami. Sed quomodo-
cunque sit de hoc notandum est, quod Megera secundum quod est nomen
furie producit mediam, secundum [nomen] quod est nomen uxoris Herculis
corripit mediam, ut metrum infra docet.
IL Thyestes.
Secunda tragedia Senece est de Thieste, cui pro argumento premitten-
dum est, quod Atreus et Thiestes fratres eraut. Thiestes aatem adulterium
comisit cum uxore Atrei, propter quod Atreus in odium Thiestis uehementer
exarsit. et non suffecit ei, quod occupato regno fratrem egit in exilium.
Sed uolens in eum crudelius deseuire finxit se ei uelle reconciliari. Et
acceptis ab eo filiis in obsides partitus est cum eo regnum. quem postea
uocauit ad conuiuium. Et interfectis filiis, quos habuit obsides, dedit eos
patri ad comedendum, commiscens cruorem eorum cum uino, quod dedit
ei bibere. Super quo scelere indignatus sol aufugit et astra se absconderunt.
finito conuiuio presentauit patri capita filiorum, nuntians ei, quod residuam
partem comederat. et sie patet materia huius tragedie.
lir. Thebais.
Tertia tragedia est Thebais. cui pro argumento premittendum est^
quod Edipus, qui patrem occiderat et matrem duxit in uxorem et ob scelera
se ipsum excecauerat, ut patebit infra tragedia quinta, duos filios genuit
ex matre et uxore sua, s. Ethioclen et Polinicen, et filiam antigonen. filii
adulti patrem expulerunt et inter se sie diuiserunt regnum, quod unus
regnaret uno anno et alius alio, illo qui non regnaret exulante. forte
autem primo regnauit Etbiocles, et ultra temporis pactum tenuit regnum.
Frater exul accepit uxorem filiam regis Adrasti. a quo accepto auxilio
uoluit expugnare fratrem. Cecideruntque in hello mutuis uulneribus
secundum quod de hoc hello scripsit Statins. Sed Seneca in hac tragedia
non prosequitur finem belli sed tantum preambula.
11
162 de Senecae trag, lectione uulgata.
IV. Hippolybus.
Quarte tragedie, qne est de Tpolito, loco argumenti premittendum est,
quod Ypolitus filius erat Thesei ex regina Amazonum nomine Anthiope.
quem Phedra nouerca, uxor Thesei, adamauit. qui dum recusaret cognoscere
eam, accusatus est a nouerca falso, quod uoluit eam opprimere ui. Super
quo pater Theseus indignatus misit illum in exilium. qui cum cnrrum
suum ageret iuxta mare, equi territi mostro marino precipitauerunt currum
et ipsum inter saxa, inter que dilaceratus est et mortuus: Phedra uero
hoc audito ex dolore se ipsam interfecit.
V. Oedipus.
Quinta tragedia dicitnr Edipus. cui pro argumento promitti potest
quod cum Laycus rex Thebanorum ex uxore locasta haberet filium, de
quo oraculo Phebi instructus erat, quod interficeret patrem et raatrem
acciperet uxorem, filium natum in monte quodam Oitheron nomine exposuit
perforatis plantis ignito ferro, quem pastorum princeps inueniens dedit
cuidam seni Corinthio, qui puerum dedit ad reginam, que adoptauit eum,
et educatus in domo Polibi regis putauit se filium Polibi regis et Meropis
regine. Adultus, audito, quod occisurus erat patrem et ducturus matrem
in uxorem, sponte subiit exilium. in quo casu quodam ignoranter occidit
patrem uerum. Postea lapsu temporis reginam Thebarum uiduatam marito
duxit uxorem nesciens quod esset mater sua. Cum autem pestilentia
tam homines quam bestias regni sui depasceret, consuluit Creontem fratrem
locaste coniugis sue. qui dixit ei oraculum Phebi esse, quod regnum
pur gare tur exilio illius, qui interfecit regem Laycum. Cum autem nesciret
se ipsum illum esse, adiit uatem Tiresiam. Qui consulens deos infernales
audiuit Edipum esse, qui Layum interfecerat et matrem duxerat. Sed
non credens uati, tandem certificatus est per indicia quedam uxoris de morte
Laij et insinuationem senis Corinthi, cui pastor ipsum, cum expositus
fuisset, dederat. Vnde in se ipsum deseuiens manibus propriis oculos sibi
eruit. locasta uero mater et uxor hoc uidens se ipsa gladio peremit.
VI. Troas.
Sexta Tragedia, que Troas dicitur, tali innititur argumento. Troia
euersa et decennali belle expleto cum uellent Greci ad propria remeare,
detenta est classis eorum uento eis contrario. Apparuit autem Achilles
de nocte Calcibio arguens Grecos, quod redire uolebant, inferiis debitis in
honore sepulcri sui nondum solutis, precepitque, ut Polixena filia Priami
et Heccube occideretur ad tumulum suum. quam cum Pirrhus Achillis
filius peteret ab Agamenone Rege, Rex se difficilem exibuit, eo quod
optauerat eam sibi in concubinam. Tandem Calchas uates super detentione
Graie classis consultus dixit et Polixenam ymolandam Achilli et Astianatem
paruum filium Ethoris et Andromache occidendum. quem a matre abscon-
ditum reddi compulit Vlixes et matre in captiuitatem ducta filium Hectoris
de altissima turri precipitauit et occidit. Pirrhus uero Polixenam de
gremio matris sue Heccube similiter captiuitate raptam et ad patris
tumulum ductam occidit.
K. Peipen 163
VII. Medea.
Tragedie septime que est de Medea premittendum est pro argumento,
qoud lason, suadente patrno sno Peleo, parata naui et collecta societate
adiit Colchos pro querenda pelle aurea arietina. quem Medea filia regis
Colchorum adamauit, cuius auxilio et consilio deuictis multis periculis
obtinuit pellem predictam lason. quem relictis patre et patria secuta est
Medea et eidem nupta. Creon autem rex Grecorum, uolens filiam suam
tradere lasoni, Medeam ob malefitia sua iussit occidi. Sed interueniente
lasone commutata est mors in exilium. Medea obtentis induciis exilii sui
ad spatium unius dici, Creuse filie Creontis iam desponsate lasoni pallam
quandam ueneno tinctam et carminibus consecratam dedit. quam dum
tractaret Oreusa, accensus ea ignis Creusam cum patre et palatio regio
consumpsit. nee boc contenta est Medea, sed filios proprios, quos genuerat
lasoni, in conspectu patris interfecit sicque aufugit.
VIII. Agamemnon.
Octaue tragedie, que Agamemnon dicitur, pro argumento premittere
possumus, quod Thyestes et Atreus fratres fuerunt. Atreus autem genuit
Agamemnonem et Menelaum. qui acceperunt in uxores duas sorores fiiias
Tindari et Lede. Vxor Agamemnonis dicta est Clitemestra, uxor uero
Menelaij Helena. Habuit Agamenon ex uxore sua Clitemestra filium
Horestem et filiam Electram nomine. Agamemnon autem dux et rex
Grecorum erat contra Troianos. cum autem profectus esset ad bellum
Troianum, Clitemestra adamauit Egistum, quem Thiestes ex filia sua
genuerat * * et finito bello Troiano Cassandram filiam regis Priami coniugem
accepit. Vnde indignata Clitemestra et concitante eam Egisto macbinata
est in mortem Agamenonis. quem, dum exueret se uestibus, Egistus
uocatus in adiutorium cedis gladio perfodit. Cumque nondum mortuus in
uindictam . anhelaret, Clitemestra securi arrepta Caput eius amputauit.
uolebat etiam filium Horestem occidere, sed Electra ipsum subtraxit et
cuidam Stropbio ipsum custodiendum tradidit. Clitemestra filiam Electram
carceri mancipauit et Cassandram interfici iussit.
IX. Octauia.
None Tragedie que octauia dicitur potest pro argumento premitti
quod Claudius Imperator ex uxore sua Messalina, quam postea occidit,
filium habuit Britanicum dictum et filiam nomine Octauiam. Cum autem
postea Agrippinam uxorem [leg, filiam] fratris sui sibi uuptialiter copulasset,
Octauiam Neroni priuigno suo dedit uxorem, quem post se suggerente
Agrippina regnare constituit, Britanicum filium suum exortem imperii
faciens. Nero uero post Claudium imperans repudiauit Octauiam et
accepit aliam uxorem nomine Popeam. Postea uero suscitato tumultu
populi, eo quod non approbaret repudium Octauie, Nero in populum
deseuit et Octauiam relegauit et in exilio tandem interfici precepit.
X. Hercules Oetaeus.
Decima et ultima tragoedia est de Hercule Oetheo sie dicto ab Oethea
silua, in qua mortuus est. Huic autem tragedie pro argumento premitten-
11*
164 de Senecae trag, lectione uulgata.
dum est quod Earithus rex Etholie filiam habnit lolein, quam Hercules
adamauit et a patre eam petiit, quo denegante eam terras eins inuasit et
ipsum patrem occidit et lolem secum adduxit et plus qaam uxorem
propriam Deianiram dilexit. quod cum audisset Deianira, misit Herculi
pallam quandam intinctam sanguine Nessi centauri, quem Hercules
uulnerauerat sagittis tozicatis. Nessus autem cum pallam sanguine suo
tinxisset, dixit Deianire, quod, si unquam auerteretur Amor Herculis a se^
mitteret ei pallam, et inductus ea reuerteretur ad amorem eins. Hercules
autem inductus palla predicta, statim correptus peste ueneni est, ita ut
carnes eius ab ossibus auellerentur, et palla etiam ita adhesit cuti, quod
abstrabi non potuit nisi cum cute et carne. Vnde nimio dolore agitatus
solo terrore interfecit Lycam qui pallam ei portauerat. Interim uero
Deianira, audito dolore Herculis, se ipsam interfecit, Hercules aut«m dans
Philocteti armiger o suo arcus et sagittas sibi ipsi in Oetba silua piram
parauit, in qua positis pelle leonis et claua, complorata morte se ipsum
superposuit. Vbi consumpto, quod in eo erat mortale, in celum trans-
actas est.
3. Prooemium, actuum dispositio, metrorum descriptio
(excerpta ex R^*).
Incipiunt tragedie Senece glosate per fratrem Nicolaum traueth
ordinis predicatorum, que sunt decem. Quarum prima nuncupatur
hercules furens. Secunda tbiestes, Tertia tbebais, Quarta ipoUtus, Quinta
ßdippus, Sesta troas, Septima medea, Optaua Agamenon, Nona octauia,
Decima hercules Oetheus. Que tragedie tantis sunt obscuritatibus plene,
tantis connexe latebris, tantis implexe fabellis, ut statim temptantem legere
obscnritate sua deterreant. ^) Vt quelibet ergo clare pateat 1® argumenta
cuiuslibet premictuntur. Quarum argumentum prime est tale.
Quod hercules filius fuit alchimene uxoris Amphitrionis (sequitur argu-
mentum paene ad uerbum consentiens cum JfJ'9.
I. Hercules furens,
Soror tonantis.] In prima tragedia Senece, cuius materia est ftiria
herculis, sunt quin que actus^ quorum primus est querimonia lunonis de
Hercule, secundus est de Lico Megeram destitutam persequente. Et incipit
ibi: Magno. Tertius est reuersio Herculis, et incipit ibi: lucis.
Quartus est de furia Herculis et incipit ibi: ultrice. Quintus est de
reuersione Herculis. s. ad sensum suum et incipit ibi: Quis hie locus.
Cura primum duo facit, quod primo inducit lunonem conquerentem
et in ultionem de Hercule infernalis furias incitantem, secundo corum de
gestis herculis uulgariter concinentem, ibi: Turbine. [Et nota, quod
tragoediae et comoediae solebant in theatro hoc modo recitari: Theatrum
erat area semicircularis, in cuius medio erat parua domuncula, quae scena
dicebatur, in qua erat pulpitum, super quo Poeta carmina pronuntiabat,
extra uero erant mimi, qui carminum pronuntiationem gestu corporis
effigiabant, per adaptionem ad quemlibet, ex cuius persona loquebantur.
*) uid. supra Nicolai epistulam.
R. Peiper. 165
Vnde cum hoc primum Carmen legebatnr, mimus efßgiabat lunonem con-
querentem et inuocantem farias infernales ad infestandnm Herculem.
Scribitur autem hoc Carmen metro archiloico, qnod constat trimetro iam-
bico. Et nota qnod in metris iambicis et anapaesticis dno pedes compu-
tantnr pro uno metro. Et diuiditur Carmen hoc in duas partes] ^) 1*^ ind.
quia primo fauorem louis in Herculem conquerendo deplorat, secundo
contra Herculem furias incitat, 2* ibi: perge ira 1* ind, quia primo
conqueritur pellices honoratas et se contentam, secnndum plangit furorem
exibitum herculi 2% ibi: que bella. Adhuc 1^ ind. quia primo plangit
se contentam et pellices honoratas in generali, secundo ponit exemplum
in speciali 2% ibi: hinc arthos. Nota quod Satumus genuit ILIl filios
louem lunonem Neptunum et Plutonem. luppiter accepit lunonem in
uxorem et ita erat soror et coniunx; sed nomen coniugis uidebatur ami-
sisse eo quod luppiter ea relicta adulterabatur cum diuersis pellicibus,
unde dielt Juno Soror tonantis, supple dicor ego et nominor (hoc enim
solum nomen relictum est mihi, quia nomen coniugis per adulteria
louis uidetur perisse). unde subdit uidua, s. ego uiduata, deserui
louem alienum .i. alienatum semper a me ac templa summi etheris
• i. celum in quo tamquam in templo solebam coli* pulsaque .i. ego
depulsa celo locum dedi pellicibus .i. concubinis louis, qui deberet
esse coniunx mens, tellus colenda est mihi .1. inhabitanda. pellices
celum tenent etc.
Turbine magno.] Qaia ut prius dictum est, ad poetam trahicum
pertinet describere luctuosos casus magnorum nirorum, solent autem de
talibus multi esse rumores in populo et diuersa ferri iudicia, ideo Seneca
in suis tragediis ad representandum tales rumores et talia indicia populi
interpellatim introducit corum de talibus canentem. Et accipitur hie corus
pro corea. cuius Carmen describitur metro pindarico dimetro anapestico, et
sicut mos est poetis liricis, interponit quandoque uersus precisos .i. non
completos, qui compleant sensum uersus longioris. Scribit enim Seneca
tragedias uariatis metris quod est proprie poetarum liricorum etc.
fortuna] . . . scribitur metro coriambico et asclepiadeo, quod
constat spondeo duobus coriambis et pirrichio.
Natns euristeus] . . . dnplici metro quornm primum est saphicum,
quod constat trocheo spondeo datilo et duobus trocheis. secnndum est
gliceum, quod constat spondeo coriambo piriceo, et incipit ibi hoc Carmen
Thebis leta.
Lugeat ether] . . . metro pindarico dimetro anapestico.
Qnis hie locus] . . . metro iambico archilotico.
IL Thyestes.
Quis me furor.] Gontinet autem hec tragedia quinque actus,
quorum primus est incitatio fratrum ad scelus et discordiam. Secundus
est deliberatio Atrei cum seruo de scelere cominictendo in fratrem. Tertius
est reditus Thiestis in patriam et receptio eins a fratre Atreo. Qnartus
est occisio filiorum Thiestis et preparatio eorum in cibos. Quintus est de
conniuio facto Thiesti et oppositione suorum.
*) [Et nota — partes] Haec ex ed. Basileensi a. MDL et cod. Bemensi 321
addidi, non habent libri Rehdigerani.
166 de Senecae trag, lectione uulgata. .
Argos de superis] . . . metro archipiandeo, quod constat duobus
coriambis et pirictbeo, caius metrnm est istnd santorum meritis inclita
gaudia . . .
Tandem regia] . . . metro gliconio Iprimo pede epondeo, secundo
coriambo, tertio piriteo . . .
Credat hie] . . . metro saphico, de quo habitam est carmine VI.
prime tragedie.
Quo terrarum] . . . metro pindarico dimetro anapestico.
Pectora longis] . . • metro pindarico dimetro anapestico.
///. ThebcUs.
Continet aatem hec tragedia actus quatuor, quorum primus nertitur
inter Edippum mortem suam dessiderantem et Antigonen hoc patri dissaa-
dentem. Secundus uertitur inter nuntium, patrem ad sedandum bellum
inuitantem, et patrem negantem, et matrem plan gen tem, et nuntium ipsam
inuitantem. ibi: regia stirpe edite. Tertius inter Antigonen et matrem ^
ut filios pacificaret, rogantem et matrem annuentem. Qnartus inter locastam
matrem filio Polllnici bella dissuadentem et filium PoUinicem pertinaciter
reluctantem.
IV. Hippolytus.
Continet autem hec tragedia VI actus, primus est Ipoliti hortantis
et disponentis socios ad uenandum. Secundus est Phedre exponentis nutrici
affectum suum, et nutricis consilium dantis. Tertius est, quo modo crimen
impositum est Ippolito innocenti. Quartus est accusatio apud patrem.
Quintus adnuntiatio mortis Ippoliti. Sestus est plantus Thesei et dolor
Fedre ipsam interficientis.
Primus actus ponitur in primo carmine quod scribitur metro pindarico
dimetro anapestico.
Diua non miti] . . . metro duplici, cuius prima pars scribitur metro
saphico, secunda dimetro anapestico pindarico.
Vidit Perses.
Fugit insane
saphico, medium asc
Istud quod sequitur scribitur pindarico.
in carmine quinto, cuius princlpium describitur metro
epiadeOy quod constat spondeo et duobus coriambis et
pirricchio. ibi: Et tu tirsigera liber ab india. finis uero trimetro
lambico ut ibi: Quis sinat inausum f. p. f.
magna parens] in carmine sexto quod preter duos Ultimos uersus
scribitur metro Pindarico, de quo supra habitum est.
Quanti casus.] In carmine nono quod scribitur metro triplici, quod
l^ scribitur metro Pindarico, 2^ metro Saphico, ibi: Pallas astree,
3^ metro archilothico, ibi: Que uox, ponitur actus sextus huius tragedie.
F. Edippas,
Continet ergo hec tragedia VI actus quorum primus est plantus
pestilentie, que contigit in regno Thebanorum. Secundus actus est inqui-
sitio remedii contra pestem, que contigit facta per auruspicem. tertius
est, quod Creon rediens a Tirresia indicat Edippo responsum esse, quis
debeat penas soluere regi Laie. Quartus est quo modo Edippus per inqui-
sitiones alias inuenit se esse reum mortis regis Laii. Quintus est quo
R. Peiper. 1G7
modo Edippus feibi oculos eruit propter conscientiam scelerum. Sextus est
de morte locaste quo modo excecato Edippo pre dolore se ipsam interficit.
Occidis cadmi] . . . metro Saphico.
Effusam redimite] . . . primi duo uersus scribuntur metro daptilico
exametro . . .
lucidam] ponit nunc metrum iambicum, nunc coriambicum, nunc
gliconicum, nunc asclepiadeum, nunc Saphicum, nunc Pindaricum, nunc
uersus ponit intercisos et alia metra diuersa commiscet nt patet intuenti.
Non tu tantis] rdhil de metro dicitur,
Pata si liceat] metro gliconico coriambo, posito frequenter pro
secundo pede, qui deberet esse coriambus, moloso, qui est pes constans
tribus sillabis longis, et iste equatur coriambo non in sillabis, sed in
temporibus.
Fatis agimur] metro Pindarico anapestico dimetro.
VI. Troas.
In hoc ergo tragedia sunt actus VII, quorum primus plantus est
Eceube et chori et Troianorum de euersa Troia. cetera desunt,
Non rüde uulgus] metro pindarico dimetro anapestico.
Quam longa.] Secundus actus . . . relatio somnij Taltibii, in quo
apparuit ei Acchilles petens Polisenam ei immolari ad tumulum suum.
Cum leta] actus tertius: condemnatio Polisene et Astianactis ad
mortem.
Verum est] in carmine V quod scribitur metro asclepiadeo, quod
constat ex spondeo et duobus coriambis et parrichio, ponitur actus quartus
buius tragedie, et est cantus chori de statu animarum post mortem . . .
Quid mesta.] In carmine YI , . . ponitur quintus actus huius tra-
gedie. Et est quo modo Ulisses Astianactem filiam hectoris estorsit a
matre Andromeca.
Huc e latebris] metro Pindarico.
Que uocat] metro Saphico.
Quicumque hymen.] VI actus de occisione Polisene ad tumulum
Achillis.
Dulce merere] metro Saphico.
dura fata.] VII et ultimus actus . . et est denumptiatio mortis
Pollisene Astinacis filii Hectoris.
VIL Medea.
Continet hec tragedia actus quin que quorum primus est turbatio
Medee orta pro noua sponsa lasonis, secundus est expulsio Medee a
rege Creonte. Tertius est furiosus actus Medee post eins in exilium con-
dempnationem. Quartus est executio sceleris uindicte in nouam sponsam
et patrem eins. Quintus et ultimus est occisio filiorum lasonis et Medee.
Ad regum thalamos] metro uario, primo asclepiadeo, secundo
gliconeo, ibi: vicit uirgineus, tertio iterum asclepiadeo, ibi: hec
tum uirgineo, quarto ex metro herroico, ibi: Candida tirsigeri.
Audax nimium] metro Pindarico.
Nu IIa uis] inde ab hoc uersu commenta Treuethiana desinunt in
R^*y cetera suppleui ex R^^,
168 de Senecae trag, lectione uolgata.
VIII. Agamemnon,
108 Quid segnis anime] Actus II et est deliberatio clitemestre in mortem
Agamenonis. et post concitat se ad scelus perpetrandnm.
310 Canite o pnbes] Actns III et est applausns chori de reditu Aga-
menonis et innitatio eiusdem ad inuentam Orecorum ut ezerceat
saltationes ad honorem Phebi.
412 Delubra et aras] Actus IV et est narratio de reditu Agamenonis«
589 Heu quam dulce] Actus V et est furor et uaticinium Cassandre.
308 Argos nobilibus] Actus VI et est laus ciuitatis Argos.
867 Bes agitur intus] Actus VII et est narratio mortis Agamenonis.
IX. Octauia,
377 Quid me potens] Secundus actus, in quo Seneca corrigit Neronem.
593 Tellure rupta] Tertius actus, in quo Agripina mater Neronis plangit
coniugium fili sui cum Popea facti.
780 Quicumque tectis] Quartus actus, et est seditio populi contra Neronem et
primo agit de furore populi uolentis uindicare Octauiam, secundo
de ira Neronis in populum. ibi: o lenta [820]
846 Populi furorem] Quintus actus, et est de exilio et morte Octauie.
Ä^ Hercules Oetaeus,
Actus primus, in quo conqueritur Hercules quod nondum celo potitus est,
licet fecerit multa magnalia.
104 Par ille est] Secundus actus, et est planctus chori Ethalicarum mulierum
de mutabilitate fortune.
233 quam cruentus] Tertius actus, et est deliberatio Deianire cum sua
nutrice de Hercule interfieiendo.
706 Vagus per artus] Quartus actus, et est planctus Deianire et decretum
mortis propter necem Herculis.
1131 Conuerte Titan] Quintus actus, et est lamentatio siue planctus Her-
culis de sua peste.
1606 Effare casus] Sextus actus, et continet ea que gesta sunt in morte
Herculis, quia ista gesta redambulant in laudem sui.
1940 Qiud me tenentem] Septimus actus, in quo continetur deificatio
Herculis.
YIII.
Recensus locorum quos laudant Petrarca et Johannes
Boccatius.
1. Petrarca:
Oratio coram rege Francogallorum habita T 607 — 22
(Memoires pres. p. divers savants ä Tacademie des
inscriptions ... 2. S6r. T IE. Paris 1854 p. 220.)
Epist. Var. liber (p. 1121 ed. Basil.) T 612
R. Peiper. 169
de auctore tragoediarum.
Famil. IV 2 (ad Dionysium da Borgo San Sepulcro T 344—349 et
scr. a. 1339, p. 697 ed. Basil.) 380—388
Famil. IV (p. 708 ed BasiL) . . .
Famil. XXIV 5 (ad Senecam) . . .
Praef. Famil. (ad Socratem) ....
Famil. DI (p. 673 ed. Basil.) . . . . (M. 379) de Thule insula.
Rer. memorand. m (p. 493 ed. Basil.) . S. reditam ex exilio in quadam
tragoedia [Thyeste ?] deplorat.
2. Boccatins:
<7. D. Oenealogia deornm. nsus som ed. Veneta impr. per Angastinum
de Zannis de Portesio a. 1511.
€. D. II comento di Giovanni Boccaccio sopra la commedia . . .
per cura di Gaetano Milanesi, voll. II Firenze 1863 (scripsit
auctor commentom illud m. Octobri a. 1373). in hoc autem
libro Senecae uersus non qnales Boccatins scripsit, sed ad
exemplar nescio qnod impressnm editi snnt neqne mihi praesto
fuit exemplar Neapoli, nel potins Florentiae, inpressam a. 1724,
repetitum a Montier, Raccolta delle Opere volgari del Boccaccio.
Locos tragoediarnm a. Boccatio citatos ante me collegerat Hortis,
Stndij salle opere latine del Boccaccio p. 405, qni cnm alia Genealogiae
«ditione usns sit, illius quoqne editionis paginam adscripsi.
Ceternm de Petrarca et Boccatio uid. Cloetta, Beiträge II 86 s.
«X Hercule:
G. D. I c. 31 f. W [p. 23] H 1065^—78 de Somno.
G. D. V c. 30 f. 45^ H 262 s. de Amphione.
G. D. XIII c. 1 f. Qö'* et ^ [p. 323 s.] H 215-21, 2418., 228s., 222 bis
24, 243 s., 230, 226, 273 s.,
239 8., 231—34, 245 s. de
Hercnle.
C. D. lect. I p. 98 H 813 8. ^
C. D. lect. XI p. 293
C. D. lect. XXIX p. 85 H 782—88.
«X Troadibus:
G. D. VI c. 21 f. 49^ [p. 155] de Polyxena.
G. D. VI c. 25 f. 50' [p. 157] de Astyanacte.
«X Medea:
G. D. X c. 34 f. 77' [p. 254] M 256-61.
G. D. XIII c. 63 f. 99^ [p. 346] M 510—12
170 de Senecae trag, lectione uulgata.
ex Phaedra (Hippoljto):
G. D. IV c. 10 f. 80^ [p. 84] P 154 de Paaiphe.
G. D. IV c. 16 £ 32'' [p. 89] de Diana triformi.
G. a IX c. 4 f. 68' et ^ [p. 222] P 294-301, 195-97 de Cupidine.
G. D. X c. 50 f. 78' [p. 259]
C. D. lect. XX p. 481 P 294—301.
ex Oedipo:
G. a I c. 5 f. 9^ [p. 7 8.] \ ^ 080-94
C. a lect. XXXVl p. 178 / ^ ^^" ^*'
ex Agamemnone:
G. D. VI c. 16 f. 49' Lp. 154] de Cassandra.
G. D. XII c. 18 f. 88^ [p. 297] de Electra Ag. filia (Strophüas
Phocensis c. 18 et 20).
ex Thyeste:
G. D. XIE c. 5 et 8 f. 87^ [p. 29388.] T 225-33, 7178., 726s., 738-42
C. a lect. XXXIV p. 147 T 344-52, 380-82, 388.
ex Hercule Oetaeo:
G. D. XIII c. 1 f. 95^ [p. 325] de Hercule in caelum suscepto.
ex Octania:
G. D. IX c 4 f. 68' [p. 221 8.] Oct. 557—60 de Cupidine.
de auctore tragoediarum Marco Annaeo Seneca, qui minor natu fnerit
quam moralista Lucius Annaeus S*: C. D. XVI p. 396 s.
IX.
Florilegiorum collatio.
Eclogae Lugdune as es ex cod. bibl. Lugduno-Batauae 191 B
(Geelii catal. p. 79 n. 322) s. XIV f. 136'— 167^ ed. Fr. Leo in
Commentationibus in hon. Fr. Buecheleri H. Useneri editis a societate
philologa Bonnensi 1873 p. 43—60.
Flores tragoediarum, quosVincentiusBellouacensis s. XIII
in speculi historialis 1. IX c. 113 et 114 et 115 passimque per
speculum doctrinale et naturale citauit, idem Leo ibid. p. 38—40
coUegit atque eclogarum Lugdunensium locis subscripsit, usus exemplari
Eobergeriano a. 1485. Ex Vincentii speculo historiali IX 113 sq.
transcriptae sunt sententiae in Gualteri Burlaei (1275 — 1337) librum
de uita et moribus philosöphorum, cuius ego exemplar Nurembergense
a. 1497 Friderici Creußners adhibui, ubi leguntur f. 65^ et 66';
omisit eas H. Enust in editione Tubingensi a. 1886.
De Florilegii cod. Parisini lat. 8049 s. XIII uel XIV et
Jeremiae (f 1300) compendio supra dictum est p. 140 et 145.
B. Peiper.
171
Eclogae
Lngdtinenses
YincentiiiB Bell.
(B = Gnalt BurlaeaB)
Florileg.
Paris.
Jeremias
de Montagnone
Hercules I]
98
174—184
188 — 190
198—201
313—316
825—328
340 s.
353
368 8.
885
404 8.
409 8.
425
426
433
435
437
462—464
476
511—513
524 8.
588
656 8.
706
735 8.
739—747
865—874
922—924
952
1098 8.
1187
1220
3138. l (Leo p. 48 et
816 ( 39) B
326—328 (L 48. 39)
425 (L 49. 39) B
435 (L 49. 39) B
437 (L 49. 40)
463 (L 49. 40) B
476 (L 49. 40) B
588 (LT40) B
6568. (L 49. 40) B
19
198—201
311—313
313—315
316
325 8.
326 8.
328
340 8.
344 8.
368 8.
385
438
435
437
463 s.
476
656 8.
735*
735^ 8.
952
1187
1188 8.
174 bis
177—180
177—181
253
316
328
340 8.
352 s.
368 8.
403—405 bis
464
735 8.
874
1187
172
de Senecae tng. lectione uulgata.
Eclogae
VincentiaB Bell.
Florileg.
Jeremiaa
Lugdunenses
(B = Gnalt. Burlaeos)
Paris.
de Montagnone
Hercnles 1]
1237 8.
1261 8.
1267
1306 8.
1815
1818 8.
Troades]
1—6
54—56
162 s.
168
250
260 (L 57. 89) B
250 bis
254
258—262
25^8. } (^ "• 8Ö) «
254
256—264
258 bis
259
259—261
271—273
271—278
291
291 (L 57. 89) B
291
291
332—336
836 (L 57. 39) B
336
897—399
400 bis
407 8.
407 8.
425
425
489 8.
491
495
497
508
515
536
545 8.
545 s.
568 s.
574 8.
581
581
587
614
633
633
633 bis
675
.
695 s.
710 8.
765
765
786
B. Peiper.
173
Eclogae
Vincentius Bell.
Florileg.
Jeremias
Lngdunenses
(B 3= Gualt. Bnrlaeiis)
Paris.
de Montagnone
Troades]
869
869 (L 58. 39) B
903—905
912 s.
954
1009—1031
/
1023
1018 8.
1029—1031
Medea]
109
109
151—155
Jg^ } (L 58. 40) B
151—154
155
153 bis
155 s.
156
159—161
159
159
163
163
161
168
175 8.
175
175
176
176 bis
195 bis
194—196
196
196
198—200
199 8.
222—225
292
292
416
428
430
430
430
494
494
503 8.
530 (L 38. 40) B
,
579—582
591—594
591 — 593
603
881 8.
901
Phoenissae]
98—100
102
151—153
151«. 152 s.
188—199
300
385 8.
442
493 s.
493 8.
174
de Senecae trag, lectione uulgata.
Eclogae
YincentiuB Bell.
Florileg.
Jeremias
Lugdunenses
(B = Gualt. Borlaeos)
Paris.
de Montagnone
Phoenissae]
598
624 8. (L 38. 40) B
624 s.
629
629
632 s.
654—660
659 (L 57. 40)
655 s.
659
664
Phaedra]
132—135
136 s.
132—135
137
139—141
144
161
161
168 8.
164
178
195—197
204—207
209—215
219—221
240
249
249
263
265 s.
269
281 8.
428 s. bis
404 bis
430
430
440—443
441s.
446
■
446 bis
453
4618.
593 8.
593 8. (L 53. 40) B
593 s.
598
598 (L 53. 40)
607
619
625 8.
634 (L 38. 40)
722
735
761—763
773 (L 45. 40) B
P. Peiper.
175
•
Eclogae
Yincentius Bell.
Florileg.
Jeremias
Lugdnnenses
(B = Gualt. Burlaeufl)
Paris.
de Montagnone
Phaedra]
771—774
774 s. bis
820 s.
824
824 bis
828
828
842 s.
876
876 (L 53. 40)
876
878
918—922
918 8. bis
978—980
981
982
986 s.
1114—1116
1118—1120
1123-1129
1124 s.
1132 s.
1136»— 40 (L 46. 40)
B (om. 1140)
1138-1140
1141-1143
•
1188 s.
Oedipus]
5—7
6—11
25 8.
58 8.
82—86
204
208 s.
,
208 8. bis
213
242 s.
295
331
1
386
386 (L 54. 40) B
514 (L 40)
514
515
515 (L 54. 40)
515
517
517 (L 55. 40) B
520
523—529
682—684
686
693 8.
694
176
de Senecae trag, lecidone uolgata.
Rclogae
Vincentius Bell.
Florileg.
Jeremias
Lngdunenses
(B = Gnalt. Borlaeus)
Paris.
de Montagnone
Oedipufi
699—706
699—703
705 s.
817 s.
820 s.
826 8.
829
833 s.
833
850
850 (L 55. 40) B
834
850 bis
909 (910)
909 8.
934
948
948 (L 56. 40) B
1019
1019
Thjesbes]
195 s.
199 b.
200
205—217
207—210
216— 21S
219 s.
288 8.
295
295
305
306 8.
307 (L 51. 39) B
306 s.
309
309
311—313
312 8.
311
317 — 319
319
330—332
342—352 Com. 346)
(L 44. 39) B
344—346
348—352
365—368
365 8. (L 44. 39) B
380
f388
1390
391—393
401—403
446—449 (L 51)
404
446
446—454 (om. 453^)
441s.
(L 39)
447—449
449—453
449 451*
R. Peiper.
177
Eclogae
Lugdnnenses
Vincentras Bell.
(B = Gualt. Burlaeus)
Jeremias
de Montagnone
Thyestes]
454
468—472
487
536 s.
549—551
572
596 8.
605—622
882
924-926
938—941
952 s.
957—960
1052 s.
1107
Agamemnon]
57—63
71—76
86-89
92. 93
100—103
113
115
144—146
150—152
154
202
242 s.
449 )
452
454
(L 51)
I (L 44. 39) B
549
551
572 (L 44. 39) B
6218. (L 45. 39)
881— 884 (L 45.39) B
J[5-^^^}(L59.40)B
240s
243
• I (L 60. 40) B
451^
452
453
487
536 8.
610 s.
612
959 s.
86—91
101
102
113
115
130
145 s.
148
151
152
243
471s.
487
549
562 8.
596—598
615 8. bis
618
6218.
635 8. bis
938—941
953 bis
60 s.
96. 96 8.
97
102
148
243
12
178
de Senecae trag, lectione aulgata.
Eclogae
Lugdunenses
Agumenon]
252
OctaDia]
Vincentius Bell.
(B = Gualt. Burlaeus)
Hercules Oetaeus]
267 (L 38. 40) B
11^^ ] (L 38. 40) B
589 8. (L 40) B
610 (L 38. 40) B
995 (L 38. 40) B
427
43a s.
I
(L 39) B
111 (L 38. 39) B
Florileg.
Paris.
Jeremias
de Montagnone
252
259
267
269 s.
271s.
285—287
507
604—610
799
928
252
257 s.
259
267
287
419 s. bis
665 s.
928
177 bis
185
323
428 bis
454
j456
)457 bis
458^
471
561—563
561—564 bis
579
865^
877—881
924
925—928
105 8. bis
107 s. ter
233 s.
B. Peiper.
179
Eclogae
Vincentius Bell.
Florileg.
Jeremias
Lugdnnenses
(B = Gualt. Burlaeus)
Paris.
de Montagnone
Hercvles Oetaens]
358 1 (^ 3«- 3«) «
575
602—615
631
646 s.
648—650 ter
652—654
652
657
673 s.
673 s.
675 s.
690
691
697
886
889
983
1021 bis
1983-1988
-«^
p, 129 ima deleantur uerba qualemcumque et i. e.
p. 138 ima l. nefandos;
p, 139 minima distinguatur post fragoris.
12
*
I
/
über einen neuen Inhaltskörper der
Siebröhren einiger Leguminosen.
Von
Carl Staritz.
Einleitung.
Devor ich zu der Mitteilung der nachsteheDden Untersuchungen
tibergehe, sei es mir gestattet, einige Worte über die Entstehung
dieser Arbeit vorauszuschicken.
Als ich mich vor nahezu einem Jahre entschloss, einen Beitrag
zu der vorliegenden Festschrift zu liefern, war es mir von vornherein
klar, dass meine Wahl auf einen botanischen Gegenstand fallen
wtirde, da ich mich schon als Student mit Vorliebe mit der Anatomie
und Physiologie der Pflanzen beschäftigt hatte. Durch meine Berufs-
thätigkeit jedoch schon seit Jahren den rastlosen Fortschritten der
Wissenschaft ferner stehend, glaubte ich mir in diesem Punkte fach-
männischen Rat suchen zu müssen und ich ging deshalb mit meinem
Anliegen an den damaligen Direktor des Königl. botanischen Gartens
hierselbst, den vor wenigen Wochen allzu früh verstorbenen Professor
Dr. Karl Prantl, heran.
Ich fand für die Erfüllung meiner Bitte liebenswürdigste Bereit-
willigkeit. Aus einer Reihe mir vorgelegter, bearbeitungswerter
Fragen traf ich meine Wahl und entschloss mich zu einer Unter-
suchung der »Milchröhren und Sekretbehälter der Leguminosen«,
welche bisher einer eingehenden Bearbeitung entbehrten. Als Material
flir den Ausgang der Untersuchungen wurde mir von Prof. Prantl
Apios tuberosa empfohlen, dessen Stengel auf dem Querschnitt in
einer ringförmigen Zone in der Nähe der Peripherie einen weissen
Milchsaft austreten lassen. Mit beispielloser Liebenswürdigkeit suchte
Prof. Prantl mich beim Zusammentragen der notwendigen Litteratur
zu fördern, und was die Universitäts-Bibliothek oder die Bibliothek
des botanischen Gartens nicht bieten konnten, stellte er mir aus
seinem eigenen reichhaltigen Bücherschatze zur Verfügung. Die tech-
nischen Hilfsmittel des Instituts standen mir in weitestem Umfange
184 über einen neuen Inhaltskörper der Siebröhren einiger Leguminosen.
ZU Gebote und wurden meinen Wünschen entsprechend ergänzt^ kurz,
meine Bestrebungen fanden eine Förderung, wie ich sie nicht entfernt
zu hoffen gewagt hatte. Als im Herbst vorigen Jahres meine Beob-
achtungen eine andere Richtung annahmen, war es wieder Prof. Prantl,
■
der mich zur weiteren Verfolgung des neuen Gegenstandes anspornte.
Zwischen Weihnachten und Neujahr trat der hochverehrte Mann zum
letztenmale an meinen Arbeitstisch. Ich wusste wohl, dass er schwer
krank war, doch ich ahnte nicht, dass er nie mehr in seinen Wirkungs-
kreis zurückkehren würde. Mehrmals noch durfte ich den Leidenden
besuchen und stets war es sein grösster Schmerz, dass er zur Un-
thätigkeit verdammt war und nicht lehren und raten konnte, wie er
es für seine Pflicht hielt. Als meine Arbeit weiter und weiter gedieh,
wünschte er von den Fortschritten derselben Kenntnis zu nehmen,
aber die überhand nehmende Schwäche gestattete ihm nur noch die
Besichtigung weniger Präparate. Wenige Wochen später begleiteten
wir ihn auf seinem letzten Wege.
Prof. Prantl hatte den Wunsch geäussert, dass ich meine Unter-
suchungen im nächsten Sommer erweitem und dann in neuer Be-
arbeitung in den »Arbeiten des Breslauer botanischen Gartens«, welche
er herausgab, veröffentlichen sollte, und ich hoffte mit der Erfilllung
dieses Wunsches eine Schuld der Dankbarkeit einzulösen. Durch den
Tod des verehrten Mannes ist es ungewiss geworden, ob jene Ver-
öffentlichungen nochmals erscheinen werden, und man wird es ent-
schuldbar finden, wenn die Hochachtung vor dem Gelehrten, die Ver-
ehrung fUr den freundlichen, hilfsbereiten Berater und die Neigung
flir den edlen und geraden Charakter mir den Mut geben, an dieser
Stelle dem Verstorbenen den Dank zu zollen, den ich ihm selbst
nicht mehr aussprechen durfte.
Untersuchungsmethode.
Den ersten Teil meiner Beobachtungen stellte ich an Hand-
schnitten an, so die erste Orientierung über die Lage der Milchsaft-
gefässe bei Apios auf Querschnitten. Später benützte ich ein grosses
Mikrotom von Schanze in Leipzig mit Messern von Walb in Heidel-
berg. Bei der Einbettung des Alkohol -Materials folgte ich den Vor-
schriften von Zimmermann, indem ich dasselbe zunächst in ein Gemisch
von Xylol und Alkohol, darauf in reines Xylol, in eine Mischung von
Xylol und Paraffin und endlich in reines Paraffin brachte. Li jeder
Substanz verblieben die Stengelteile ungefähr 24 Stunden. Um flir
Von Carl Staritz. 185
die vollständige DurebdringUDg die Mischung von' Xylol and Paraffin
sowie das reine Paraffin flüssig und letzteres auf einer konstanten
Temperatur zwischen 60 und 65 ^ Geis, zu erhalten, bediente ich mich
mit Vorteil eines Paraffinofens^ wie er nach den Vorschriften von
Zimmermann angefertigt worden war.
Die endgültige Einbettung des Materials in Paraffin wurde in
Uhrgläsern vorgenommen, welche zuvor, um das Loslösen des er-
starrten Paraffins zu erleichtern, mit Glycerin eingerieben worden
wraren. Der ganze Paraffinblock wurde darauf in kleine Würfel zer-
schnitten.
Die Paraffinwürfel wurden dann auf den Tisch des Mikrotoms
aufgekittet, indem durch erhitzte Nadeln das Paraffin an der Basis
zum Schmelzen gebracht wurde. Beim Schneiden mit dem Mikrotom
liatte ich anfangs häufig darunter zu leiden, dass die einzelnen
Schnitte sich aufrollten. Um sie wieder zu strecken, wurden die-
selben mit Erfolg auf einen Tropfen Wasser gebracht und dieser
schwach erwärmt. Später gelangen mir ziemlich regelmässig auch
Serien von Schnitten, und wenn einmal wieder das lästige Rollen ein-
treten wollte, so suchte ich dasselbe sofort zu verhindern, indem ich
während des Schneidens auf den Paraffinblock einen feinen Pinsel
auflegte, sodass derselbe den Schnitt schwach auf die Fläche des
Messers aufdrückte.
Zum Aufkleben der Schnitte auf den Objektträger verwendete
ich die vielfach empfohlene 5prozentige CoUodiumlösung, welche
jedoch anscheinend sehr sorgfältig und häufig frisch bereitet werden
muss. Ich habe die üble Erfahrung gemacht, dass eine Lösung,
welche allerdings viele Wochen im Gebrauche war, nicht mehr ihre
Schuldigkeit that, sodass bei einer Doppelfärbung und dem damit
verbundenen häufigen Auswaschen sich die Schnitte ablösten und so
verloren gingen. Andererseits bewirkte aber eine angeblich flinf-
prozentige CoUodiumlösung beim Überstreichen einen so dicken Über-
zug, dass derselbe beim Färben in störender Weise gleichzeitig
Parbestoff aufnahm.
Zur Entfernung des Paraffins wurde der Objektträger mit den
aufgeklebten Schnitten der Reihe nach in vier cylindrische Bottiche
gebracht, welche Xylol, ein Gemisch von Xylol und Alkohol, absoluten
Alkohol und 50 7o Alkohol enthielten. Ein Aufenthalt von wenigen
Minuten in jedem Gefässe genügte, um das Paraffin vollständig zu
entfernen.
War eine rasche Beobachtung notwendig, so wurden die Präparate
in Glycerin unter das Deckglas gebracht. Nach vorhergegangener
186 über einen neuen Inhaltskörper der Siebröhren einiger Leguminosen.
Färbung folgte eine Behandlung mit Xylol und Nelkenöl, um die
Schnitte endgültig in Ganadabalsam einzuschliessen. Die letztere Be-
handlung machte häufig die Präparate so durchsichtig, dass eine
genaue Beobachtung der Zellwände unmöglich wurde. Daher hielt
ich es vielfach für notwendig, auch die gefärbten Schnitte in Glycerin
einzuschliessen, trotzdem dadurch in kurzer Zeit sich die Färbungen
verloren.
Als Färbungsmittel wurden bei den Untersuchungen der mark-
ständigen Sekretbehälter von Apios mit Vorteil Gougerot, Jod und,
als Reagens auf Gerbsäure, Eisenchlorid angewendet. Später, wo es
sich um die Inhaltskörper der Siebröhren handelte, bediente ich mich
des Säurefiichsin nach Weigert, welches nach den Vorschriften von
Zimmermann angefertigt wurde. Um etwaige Beziehungen dieser
Inhaltskörper zum Zellkerne zu beobachten, wurden Doppelfärbungen
erzeugt mit Fnchsinsäure nach Weigert und Haematoxylin (meist das
Delafieldsche) oder Fuchsinsäure und Methylenblau (auch Methyl-
violett).
Endlich möchte ich hier noch erwähnen, dass ich auch vorüber-
gehend Versuche gemacht habe, Mikrotomschnitte mit dem Gefrier-
Apparate, wie ihn die Mediziner vielfach brauchen, herzustellen. Ich
war nicht in der Lage, ein grösseres Opfer an Zeit zu bringen, um
mich auf diese Methode einzuarbeiten, doch da ich selbst ziemlich
gute pflanzliche Schnitte auf diesem Wege anfertigen sah, so habe
ich die Überzeugung gewonnen, dass man sich auch in der Botanik
mit Vorteil des Gefriermikrotoms bedienen kann, wenn es sich darum
handelt, die Weitläufigkeiten der Paraffineinbettung zu vermeiden.
Es ist mir nicht bekannt geworden, dass die Botaniker sich bereits
diese Methode angeeignet hätten.
Zur Beobachtung der Präparate diente mir in den meisten Fällen
ein ausgezeichnetes Mikroskop von Zeiss in Jena. Die Zeichnungen
sind mit Objectiv F und dem Oberhäuserschen Zeichen- Apparat an-
gefertigt, zeigen also das Präparat in ungefähr tausendfacher Ver-
grösserung. Erwähnen möchte ich noch, dass der grössere Teil der
Beobachtungen im Winter gemacht worden ist und dass ich bei der
künstlichen Beleuchtung das Licht einer Gaslampe durch eine soge-
nannte Schusterkugel, deren wässriger Inhalt mit Methylenblau schwach
geßlrbt war, konzentrierte und zugleich milderte. Das Verfahren ist
nicht neu, aber vielleicht nicht so verbreitet^ wie es dasselbe seiner
Vorteile wegen verdient.
Von Carl Staritz. 187
Spezieller Teil-
Wie aus der Einleitung schon hervorgeht, war die ursprünglich
mir vorliegende Aufgabe eine Untersuchung der Milchgefässe und
Sekretbehälter der Leguminosen und es diente als erster Gegenstand
der Beobachtung Apios tuberosa. Wenngleich auch nach dem Titel
dieser Arbeit dieselbe sich vornehmlich mit einem neuen Inhaltskörper
der Siebröhren einiger Leguminosen beschäftigen will, so wird es
wohl doch gestattet sein, den vollständigen Gang der Untersuchungen
anzugeben, und ich will daher kurz erwähnen, was ich über die
Sekretbehälter von Apios zu bemerken habe.
Die ersten Querschnitte durch den Stengel von Apios tub. er-
gaben die schon längst bekannte Thatsache, dass hier zwei durch
Lage und Inhalt verschiedene Arten von Sekretbehältem vorhanden
sind, nämlich markständige und solche im Siebteil, welche letztere
offenbar den auf einem Stengelquerschnitt austretenden Milchsaft
liefern. Auf Längsschnitten Hessen sich die markständigen Behälter
leichter beobachten als diejenigen des Siebteiles und daher war mein
Augenmerk zunächst auf jene gerichtet.
Tr^cul erwähnt in einer seiner Arbeiten über das Tannin in den
Leguminosen, dass diese Beobachtungen auch für Apios von älteren
Anatomen angestellt worden seien, doch war es mir unmöglich, die-
jenigen französischen Werke über Anatomie und Physiologie zu er-
halten, in denen ich Nachrichten hierüber vermutete.
Auf jedem Längsschnitte, welcher das Mark berührt, fallen die
mit einem gelblichen Inhalt angefüllten Schläuche auf. Das Mark-
gewebe ist lose und weitmaschig und zwischen den Zellen desselben
liegen jene Schläuche, welche deutliche Querwände zeigen. (Fig. 1.)
In ausgewachsenen Stengelteilen beträgt die Länge eines solchen
Schlauches das Fünf- bis Sechsfache der benachbarten Markzellen.
An einzelnen Stellen erfüllt der Inhalt die Schläuche vollständig, an
anderen erscheint er stark kontrahiert und hat sich dann entweder
nur von den Seitenwänden zurückgezogen, liegt aber beiderseits den
Querwänden noch an, oder er ist auch von den letzteren zurück-
getreten, so dass man die Überreste der Querwände deutlich beob-
achten kann.
Die Loslösung der Inhaltsmassen zweier aufeinander folgender
Schlauchzellen von den Querwänden scheint von der Peripherie nach
der Mitte zu vorzuschreiten, wenigstens erschienen sie nach dem
Rande zu bereits losgelöst, während sie innen noch zusammenhingen.
188 über einen neuen Inhaltskörper der Siebröhren einiger Leguminosen.
Vielleicht stehen diese Inhaltsmassen auch durch die Querwand hin-
durch mit eineinder in Verbindung. Die kontrahierten Massen zeigen
in. kleinerem Massstabe die Umrisse der Nachbarzellen genau nach-
geahmt.
Nicht immer zeigte sich der Zellinhalt fest und bernsteingelb,
«ondem vielfach erschien er in eine feine mehr oder minder gleich-
massige Masse aufgelöst. An solchen Stellen konnte nun besonders
deutlich beobachtet werden, dass die Querwände durchbrochen sind
und der Inhalt des einen Schlauches in den Nachbarschlauch übertritt
{Fig. 2 u. 30 Übrigens scheint dieser Wechsel in der Beschaffenheit
des Inhalts nicht in unmittelbarem Zusammenhange mit den Funktionen
des betreffenden Stengelteiles zu stehen, denn es konnte beobachtet
werden, dass eine Schlauchzelle mit einer gelblichen, feinkörnigen
Masse dicht geflillt erschien, während die nur durch eine (nicht durch-
bohrte) Querwand getrennte Nachbarzelle mit einer hellen gelben,
wandständigen, schleimigen Masse ausgekleidet war. In eigen-
tümlicher Weise stiess in diesem Falle die Zelle mit granuliertem
Inhalte in die benachbarte Zelle mit homogenem Inhalte mützenartig
die Querwand vor. Dieser Befund war nicht vereinzelt. Dieselbe
Verschiedenheit zeigt sich natürlich noch häufiger in parallel neben-
einander verlaufenden Schläuchen.
Die Länge dieser Sekretschläuche ändert sich, je nachdem der
betreffende Stengelteil noch in Streckung begriffen ist oder nicht.
In der Nähe der Knoten zeigten sich die einzelnen sekretführenden
Zellen weniger gestreckt, nur vielleicht zwei* bis dreimal so lang als
die Markzellen; der Inhalt ist dunkler gelb, mehrfach gebrochen und
zeigt eine unregelmässige, muschlige oder diagonale Streifang. In
den jüngsten Sprossen erscheint das Sekret in kurzen, cylindrischen,
in Reihen angeordneten Massen, die einzelnen Zellen sind nahezu
isodiametrisch.
Bis in die Nähe des Vegetationspunktes hinauf lassen sich diese
Bildungen bis in ihre ersten Anfänge verfolgen. Hier zeigte es sich
deutlich, dass es kein Fehler des Präparates ist, wenn eine solche
Schlauchreihe plötzlich aufhört, sondern man sieht, dass diese aus-
gezeichneten Zellen in mehr oder minder kurzen Reihen hintereinander
angelegt sind. An einer Stelle, wo eine Differenzierung in die ver-
schiedenen Gewebsschichten noch nicht zu beobachten ist, bemerkt
man in einzelnen Zellen, die ihrer Lage nach dem künftigen Mark-
gewebe angehören müssen, einen gelblichen, stärker lichtbrechenden
Inhalt. Diese Zellen treten in kurzen Reihen, bestehend aus ungefähr
4 bis 5 Zellen, auf und setzen sich nicht in derselben Richtung, etwa
Von Carl Staritz. 189
nur durch wenige andersartige Zellen getrennt, fort, sondern seitlich
um ein oder zwei Zellreihen gegen sie verschoben zeigt sich eine
neue Folge von Sekretzellen. Der gelbliche, stark lichtbrechende
Stoff erscheint zunächst wandständig, später den ganzen Raum der
Zelle ausfüllend. Wenn diese Umwandlung vor sich gegangen ist, so
erscheinen stabfbrmige Körper in das Mark eingelagert, welche aus
einzelnen, ttber einander liegenden Stücken zusammengesetzt sind, ent-
sprechend den einzelnen Zellen, als deren Ausfüllung sie entstanden
sind. In j fingeren Schlauchzellen, deren Inhalt schon vollständig ver-
ändert erschien, konnte der Zellkern vielfach deutlich beobachtet,
werden, während er in späteren Zuständen fehlte.
In ältesten Stengelteilen, dicht über dem Erdboden (Material im
September gesammelt), erscheinen die Schläuche leer, zusammen-
gedrückt und die Querwände halten gleich einer Stütze die Seiten-
wände auseinander.
Das Rhizom in der Nähe der Knolle zeigt sich nach der Be-
handlung mit Xylol ausserordentlich brüchig und nur schwer waren
leidlich gute Mikrotomschnitte zu erhalten. Auch hier zeigen sich die
starken, markständigen Schläuche mit massigen Einschlüssen jener
bernsteingelben Massen, welche hier am Ende knochenfOrmig ver-
dickt sind.
Aus einer Reihe mikrochemischer Reaktionen, welche ich anstellte^
am über die Natur des Sekretes Aufschluss zu erhalten, habe ich
wenig positive Resultate erhalten. Ich erwähne hier nur: Mit Kupfer-
oxydammoniak erhielten die Inhaltsmassen eine grünbranne Färbung;
unter dem Einflüsse von Eisenchlorid wurden sie stets tief schwarz.
Mit Sicherheit ist also, wie schon seit langer Zeit bekannt war^ nur
der Gerbsäuregehalt der Schläuche nachgewiesen.
Übrigens trugen die Gerbsäurereaktionen sehr wesentlich dazu
bei, über die Beschaffenheit der Querwände Gewissheit zu verschaffen.
Namentlich in solchen Schläuchen, in welchen der Inhalt bereits in
der Auflösung begriffen war, hoben sich die ungefärbt bleibenden
Zellwände deutlich von der dunklen Masse des Inhalts ab. Da, wa
die Schläuche vollständig leer und zusammengedrückt erschienen,
zeigte die Behandlung mit Eisenchlorid, dass ein Gehalt an Gerbstoff
noch vorhanden war.
190 über einen neuen Inhaltskörper der Siebröhren einiger Leguminosen.
Als ich mich nach diesen Ergebnissen der Betrachtung der Se-
kretbehälter im Siebteile zuwendete, wurde ich von dem Gange meiner
Untersuchungen abgelenkt, als ich
einen merkwürdigen Inhaltskörper In den SiebrShren
beobachtete, dessen Studium nunmehr meine besondere Aufmerksam-
keit in Anspruch nahm.
Aplos tuberosa
zeigt nämlich in seinen Siebröhren stets einen spindelförmigen Inhalts-
körper, welcher an beiden Enden durch feine Fäden aufgehängt er-
scheint. (Fig. 4 u, 50 Die Enden der Fäden zeigen sehr häufig
einen Übergang in die Schleimmasse, welche die Siebplatte bekleidet,
so häufig, dass ich mich zu der Annahme berechtigt glaube, dass dieser
Zusammenhang stets vorhanden ist, wenn er auch auf einzelnen Prä-
paraten nicht deutlich zum Ausdruck gelangt. In welcher Richtung
auch der Längsschnitt gemacht wurde, stets zeigten die Körper eine
Form, so dass sie als walzenrund -spindelförmig bezeichnet werden
müssen. Nicht selten zeigen diese Körper kleine Abweichungen in
der Gestalt. So finde ich sie manchmal an den Enden schwach ge-
bogen, die Fäden nicht in der Längsrichtung des Körpers, sondern
unter mehr oder minder spitzem Winkel zu derselben verlaufend, so
dass sie sich nach oben und unten zu an die gegenüberliegenden
Wandungen der Siebröhre anlehnten. Da die ersten Beobachtungen
an verhältnismässig jungem Material angestellt wurden, so konnte
es anfangs noch zweifelhaft sein, ob diese Körper nur den Siebröhren
oder allgemein den den Siebteil bildenden Elementen angehörten. Doch
bei sehr zahlreichen und an Material verschiedensten Alters ange-
stellten Untersuchungen zeigten sie sich stets nur in den Siebröhren,
während die benachbarten Zellen zwar spindelförmige Zellkerne be-
sassen, die jedoch durch ihre körnige Struktur und unregelmässigere
Form sich von den fast vollständig homogenen Spindelkörpern unter-
schieden.
Der Ort der Aufhängung in der Siebröhre ist nicht stets derselbe.
Teils finden sie sich in der Mitte zwischen den aufeinander folgenden
Siebplatten, verhältnismässig weit von denselben entfernt, teils nähern
sie sich den letzteren so, dass der der Siebplatte zugekehrte Auf-
hängungsfaden in die Schleimansammlung an der Siebplatte verläuft.
Diese Schleimmassen zeigten eine körnige Struktur und gerade diese
Von Carl Staritz. 191
Körnchen erschienen von gleichem Lichtbrechungsvermögen, wie die
Inhaltskörper selbst. In einzelnen Fällen war der Körper vollständig
mit einem Ende in diese Belegung der Siebplatte hineingeschoben, so
dass er in dieselbe überzugehen schien.
Die Form der Körper ist nicht immer regelmässig. An den
Enden, da wo die Aufhängungsfaden sich ansetzen, finden sich kleine
Vertiefungen, so dass die Fäden aus dem Innern herauszukommen
scheinen. Die äusseren Umrisse verlaufen nicht immer gleichmässig,
sondern es zeigen sich rechtwinklige Knickungen, so dass die Linien
sich weiter in dieser Richtung, aber parallel verschoben, fortsetzen.
Es macht diese Erscheinung den Eindruck, als ob die Körper durch
schalenförmige Anlagerung neuer Stoflfteile gewachsen seien und dass
diese Schalenbildung nicht gleichmässig über den ganzen Spindel-
körper vor sich gegangen ist. Diese Ansicht wurde noch bestärkt, als
ich einzelne solche Körper fand, welche ofiFenbar zerbrochen waren
und welche an der Bruchfläche dieselbe Erscheinung zeigten.
Die Substanz der Körper scheint, wie schon früher bemerkt,
homogen zu sein. Ungleichmässigkeiten in der Lichtbrechung, welche
sich bei einzelnen der Körper zeigten, will ich nur hier erwähnen,
doch halte ich dieselben, weil sie nur selten auftraten, für unwesent-
lich und vielleicht auf Täuschungen beruhend. Beachtenswerter er-
scheint es mir, dass die Körper auch in veränderten Formen auf-
traten. Zunächst sind sie nicht selten kürzer und dicker, sodass sie
mehr als tonnenförmig bezeichnet werden müssen. Endlich wird ihre
Gestalt unsymmetrisch, es treten auch drei und mehr Aufhängungs-
fäden auf, und ihre Form nähert sich derjenigen eines Rhizopods.
Die Frage, ob dies ein früheres oder späteres Stadium der spindel-
förmigen Körper bezeichnet, ob aus ihm die spindelförmigen Körper
entstehen oder dieselben sich in einen solchen Zustand auflösen,
konnte ich nicht beantworten. Der erste Fall jedoch scheint mir
nahezu ausgeschlossen, da ich, wie noch später erwähnt werden wird,
in den jüngsten Pflanzenteilen bereits diese spindelförmigen Körper
beobachten konnte.
Sehr charakteristisch zeigte sich die Einwirkung des in dem Ab-
schnitt über die Untersuchungsmethoden näher bezeichneten Fuchsins.
Das Präparat wurde einmal auf Ya Stunde in eine Fuchsinlösung ge-
bracht, das andere Mal 5 bis 10 Minuten, dabei aber schwach er-
wärmt. In beiden Fällen fand nachher ein sorgfältiges Auswaschen
mit Pikrinsäure statt und ein Nachwaschen mit abs. Alkohol, bis
das Präparat farblos erschien. Unter dem Mikroskop zeigte sich nun,
dass die Gewebsmassen den roten Farbstoff vollständig abgegeben
192 über einen neuen InhaltskOrper der Siebröfaren einip^er Leguminosen.
hatten, die spindelförmigen Inhaltskörper der Siehröhren rot gefärbt
geblieben waren und ausser ihnen nur die Kernkörperehen der Zell-
kerne and kleine randliche Mengen der Schleimmassen, welche die
Siebplatten überzogen, den Farbstoff behalten hatten. Ich darfte hier-
aus schliessen, dass ich es hier mit ProteKnkörpern zu thun hatte.
Diejenigen Inhaltskörper, welche die unregelmässige Rhizopoden
ähnliche Gestalt hatten, färbten sich nicht vollständig, wenigstens hatte
nur ein kleinerer, innerer Teil nach dem Auswaschen die Färbung^
behalten. Die Aufhängungsßlden hatten mehrfach, doch nicht immer^
die Farbe angenommen. Das mikroskopische Bild gewann noch wesent-
lich an Deutlichkeit, wenn nach der Fuchsinfärbung noch eine zweite
Färbung mit Methylenblau vorgenommen wurde. Es färbten sich dann
die Zellmembranen, der plasmatische Inhalt und der Zellkern blau,
während die Inhaltskörper und die Kemkörperchen ihre rote Farbe
beibehielten.
Haematoxylin ergab eine grau-violette Färbung der Zellkerne und
Kemkörperchen, doch blieben die Inhaltskörper der Siebröhren unge-
färbt. Bei einer Nachfärbung mit Fuchsin und nachherigem Aus-
waschen mit Pikrinsäure wurde mit dem Fuchsin auch die Haema-
toxylinfärbung entfernt und es blieben nur die Inhaltskörper rot ge-
färbt. Daher änderte ich nachher die Reihenfolge der Färbungen
und erhielt die spindelförmigen Körper rot gefärbt, während Plasma
und Zellkern durch Haematoxylin grau- violett gefärbt waren.
Dieselben Färbungen wurden nun auch an ganz jungem Material
angewendet. Ein Präparat, welches einen Längsschnitt durch einea
jugendlichen Knoten des Stengels mit Blattstiel und Achselspross ent-
hielt, zeigte die spindelförmigen Körper, wenn auch bedeutend kleiner,
in Zellen, welche zwar noch nicht als Siebröhren kenntlich waren,
die aber einer Region angehörten, aus welcher später unzweifelhaft
die Siebröhren hervorgehen mussten.
Schiesslich wurden noch Sprossenden in der Nähe des Vege-
tationspunktes untersucht. Die Mehrzahl der Zellen, der Markteil und
das Rindengewebe sind in lebhafter Teilung begriffen, die einzelnen
Zellen isodiametrisch, Spiralgefässe noch nicht vorhanden oder
wenigstens erst im Entstehen begriffen. Beiderseits im Bilde be-
findet sich nach dem Rindengewebe zu eine Zone von Zellen, welche
nicht in derselben Weise an der Teilung teilnehmen und daher lang-
gestreckt und verhältnismässig schmal sind, das spätere Phlo^m. In
diesem Teile konnten bis in die jüngsten Regionen hinauf die Inhalts-
körper nachgewiesen werden. Es empfiehlt sich hierbei, nur die
Von Carl Staritz. 193
Färbung mit Fuchsin vorzunehmen, weil bei einer zweiten Färbung
mit Methylenblau oder Haematoxylin der Inhalt der jugendlichen Zellen
sich so stark färbt, dass die Übersichtlichkeit der Bilder bedeutend
darunter leidet.
Nach diesen Untersuchungen glaube ich annehmen zu dürfen, dass
bei Apios tuberosa diese spindelförmigen Inhaltskörper ein charak-
teristisches Merkmal für die Siebröhren bilden, auch da, wo dieselben
sich noch nicht durch das Vorhandensein der Siebplatten als solche
erkennen lassen.
Es wurde nun die Frage aufgeworfen, ob und in welcher Be-
ziehung diese Körper zu dem Zellkern der Siebröhren stehen. In
der Litteratur über die Siebröhren ist, soweit ich dieselbe wenigstens
kennen gelernt habe, nirgends erwähnt, wie lange in den Sieb-
röhren der Zellkern bestehen bleibt, beziehungsweise wann der-
selbe sich auflöst. In älteren Siebröhren ist jedenfalls kein deutlicher
Zellkern mehr vorhanden. Bei der Untersuchung jüngster Zustände
wurde vielfach, wie schon oben bemerkt, die Übersicht durch die
Doppelfärbung beeinträchtigt, doch fanden sich die spindelförmigen
Körper in mehreren Fällen dem Zellkern ausserordentlich genähert,
aber es Hess sich nicht endgültig entscheiden, ob beide Elemente der-
selben Zelle angehörten, da die Zellmembran durch den Ganadabalsam
ausserordentlich aufgehellt war; es empfahl sich daher für spätere
Fälle die Aufbewahrung dieser jugendlichen Präparate in Glycerin.
Später Hess ich im Warmhause einige Knollen von Apios antreiben,
löste die ganze Pflanze unverletzt aus der Erde, um alle durch Ein-
schnitte hervorgerufenen Strömungen oder Veränderungen zu ver-
meiden, und fixierte das Material durch kurzes Kochen. Das Ergebnis
der Untersuchungen war sehr wechselnd. In einzelnen, an beiden Enden
geschlossenen Siebröhren zeigte sich wohl jener spindelförmige Körper,
doch fehlte der Zellkern, wenn nicht etwa eine wandständige, körnige
Plasmamasse als solcher aufzufassen ist. In anderen Präparaten
(Fig, 18) zeigte sich wieder unzweifelhaft neben dem Inhaltskörper
ein deutlicher Zellkern. Dass derselbe einer etwa darunter liegenden
anderen Zelle angehört habe, scheint deshalb ausgeschlossen, weil
grössere Zellen in der Umgebung der Siebröhren nicht vorkamen,
sondern nur die schlanken Geleitzellen, deren eine die Figur zeigt.
Es scheint mir deshalb nicht notwendig, anzunehmen, dass die spindel-
förmigen Körper aus dem Zellkern hervorgehen, sondern sie entstehen
neben demselben.
Da die spindelförmigen Inhaltskörper mit dem Alter der Zellen
wachsen und da dieses Wachstum durch Anlagerung von aussen her
13
194 Über einen neuen Inhaltskörper der Siebröhren einiger Leguminosen.
stattfindet, wie die schalenartige Struktur ihres Baues zeigt, so glaube
ich, dass diese Körper durch Aufspeicherung der in den Siebröhren
sich bewegenden Proteinstoffe entstehen.
Im September vorigen Jahres habe ich eine Reihe von Legumi-
nosen in Alkohol gelegt und dieses Material nun weiter auf diese
merkwürdigen Inhaltskörper der Siebröhren untersucht. Zu meiner
grossen Überraschung fand ich dieselben, allerdings in sehr ver-
schiedenen Formen, überall wieder. Ich lasse hier eine kurze Dar-
stellung der Ergebnisse folgen. Ausser den hier aufgeführten Pflanzen
sind noch einige andere untersucht worden, doch waren die Präparate
nicht so gelungen, dass ich den Befund hier mitteilen möchte. Eine
erneute Untersuchung wurde durch die drängende Zeit unmöglich ge-
macht. Ich bemerke aber ausdrücklich, dass auch in diesen Fällen
die Inhaltskörper der Siebröhren beobachtet worden sind.
Erythrina Crista QalU. (Fig. 6.)
Das Zellgewebe ist sehr weitmaschig; die Siebröhren weit, von
bedeutender Grösse, die Siebplatten sehr deutlich zu sehen. Auf den
letzteren ein Schleimbelag und über demselben mächtige tonnenförmige
Körper, welche oben und unten mit unregelmässigen Flächen enden.
Auch ohne Färbung springen die Inhaltskörper durch ihr gelbliches
Aussehen überraschend in die Augen. In einzelnen Siebröhren zieht
sich ein Schleimsack von dem der Siebplatte abgewendeten Ende des
Körpers durch die ganze Zelle. Die Lage in der Siebröhre ist ver-
schieden; oft in der Mitte derselben hängend, oft den Siebplatten von
beiden Seiten her genähert, ja sogar so, dass sie mit breiter Basis auf
denselben aufsitzen.
Rliynohosia preeatoria. (Fig 9.)
Ungefärbt ; das zarte Markgewebe vollständig angefüllt mit Stärke-
körnern; der Siebteil stark entwickelt und von Sekretschläuchen durch-
zogen. Die Siebröhren sehr deutlich zu erkennen, allerdings weniger
mächtig als bei Erythrina. An den Siebplatten Schleimbelag in der
ganzen Breite, welcher sich nach dem Innern der Zelle zu trichter-
förmig verengert. In diese Schleimmassen meist eingesenkt unregel-
mässig eiförmige Inhaltskörper, welche wieder die Aufhängungsföden
deutlich zeigen. Lage der Körper wechselnd an die Siebplatten ge-
nähert oder mehr nach der Mitte des Zellraumes zu.
Von Carl Staritz. 195
BaptiBla auBtralls. (Fig. 7.)
Stark verholzt, das Zellengewebe engmaschig; ebenso die Sieb-
röhren sehr schlank und dünn und erst nach vorhergegangener Färbung
deutlich zu sehen. Die Inhaltskörper den Verhältnissen der Siebröhren
entsprechend sehr wesentlich kleiner als die in den bisher betrachteten
Pflanzen, aber durch Fuchsin sehr intensiv gefUrbt. Meist in der Mitte
der Siebröhren, eine regelmässige Aufhängung nicht deutlich zu er-
kennen. Form eirund, an den Enden etwas abgeplattet und mit einer
Vertiefung versehen. Häufig den Siebplatten genähert und mit dem
Schleimbelag derselben verbunden; der letztere, wie häufig auch in
anderen Fällen beobachtet wurde, teilweise gleichfalls durch Fuchsin
gefärbt.
Qenlsta siblrlca. (Fig. 8.)
Ein stark entwickeltes, schwammiges Rindenparenchym mit weiten
Lufträumen; der Siebteil wenig entwickelt im Vergleich zum Holzteile.
Die Inhaltskörper sind abgestumpft eirund und befinden sich zumeist
in der Nähe der nur undeutlich erkennbaren Siebplatten. Deft* Schleim-
belag der Platten mit dem Inhaltskörper durch einzelne Schleimstränge
verbunden. In diesem Falle wurde ich durch das Vorhandensein der
stärker lichtbrechenden Inhaltskörper erst auf die Siebröhren auf-
merksam.
Cytlsus Laburnum, subsp. Jacquinlanus. (Fig. u)
Die Siebröhren zart; die Inhaltskörper meist stumpf spindelförmig,
gewöhnlich in einiger Entfernung von der Siebplatte; zuweilen eiförmig.
Die Körper befinden sich stets in einem deutlich zu verfolgenden
Schleimschlauche. Oft rücken sie bis dicht an die Siebplatten heran
und gehen dann mit verbreiterter Basis in den Schleimbelag der-
selben über.
Cytisus candicans. (Fig. lO.)
Der Holzkörper im Vergleiche zum Bast sehr stark entwickelt.
In unmittelbarer Nachbarschaft von Krystallschläuchen die Siebröhren;
ziemlich zart, doch deutlich die Inhaltskörper zeigend. Die Form der
letzteren sehr wechselnd. Zwei Siebröhren, welche nur durch eine
Geleitzelle von einander getrennt sind, zeigen Inhaltskörper, welche
in der einen Zelle spindelförmig sind (wie bei Apios), in der anderen
cylindrisch, mit Einbuchtungen an den Enden (wie später bei Galega
und Desmodium beobachtet) versehen. Zwischen beiden Formen finden
sich Übergänge. Die Körper sind meist in der Mitte der Siebröhre
an Fäden aufgehängt, seltener der Siebplatte genähert.
13*
196 Ober einen neuen Inhaltskörper der Siebröhren einiger Leguminosen.
Hallmodendron argrenteum. (Fig. le.)
Der Siebteil stark entwickelt und infolgedessen sehr reich an
Inhaltskörpern. Dieselben sind nicht spindelförmig, sondern kurz
tönnchenförmig, in der Endigung beiderseits unregelmässig, meist
ohne deutliche Aufhängnngsßlden; vielfach an die Querwand mit ver-
breiterter Basis angelegt und dadurch meist schief gestaltet.
Ononls hirclna. (Fig, ii.)
Der Siebteil stark entwickelt, dabei sind die Siebröhren zart,
enthalten jedoch regelmässig Inhaltskörper. Auch ist die Lage der-
selben verschieden, teils in der Mitte der Siebröhre in einem Schleim-
schlauch hängend, teils den Siebplatten genähert und mit dem Schleim*
belag derselben zusammenhängend. Die Form dürfte als stumpfspindel-
förmig oder gestreckt tonnenförmig bezeichnet werden dürfen. In der
Endigung sind die Körper wieder unregelmässig.
Dorycnlum BufiPruticoBum. (Fig. 12)
Inhaltskörper der Siebröhren reichlich vorhanden. Sie zeigen
meist mehrere Aufhängungsfäden. Häufig sind sie an die Siebplatten
angelegt. Die seitlichen Fäden scheinen einem Schleimschlauche an-
zugehören, in welchem die Körper aufgehängt sind. Hängen die
Körper frei im Zellraume, so haben sie entweder regelmässige
Tönnchengestalt oder sind von mehr oder minder unregelmässiger.
Form, wobei sich dann auch gewöhnlich die Zahl der Aufhängungs-
fäden vermehrt und die Gestalt sich der eines Rhizopods nähert.
Neben den Siebröhren laufen häufig Krystallschläuche.
Desmodlum penduUflorum. (Fig 13.)
Die Siebröhren sind eng und zeigen die Inhaltskörper in sehr
merkwürdiger Form. Dieselben sind nämlich kurz cylindrisch, von
nahezu quadratischem Umriss. Sie zeigen sich meist stark der Sieb-
platte genähert und mit dieser durch einen Schleimsack verbunden.
Am entgegengesetzten Ende sieht man wieder den Aufhängungsfaden,
doch befindet sich an diesem ein kleinerer Anhangs körper, durch
dessen Achse der Faden anscheinend hindurchgeht. Diese letzteren
Körper sind einer stumpfen Pfeilspitze ähnlich und zwar sind sie
so aufgehängt, dass das breitere Ende nach dem grösseren cylindrischen
Inhaltskörper zu gerichtet ist. An anderen Stellen, wo der Inhalts-
körper mitten in einer Siebröhre liegt, zeigen sich solche Anhangs-
körper nach beiden Seiten hin. Sind die letzteren stark abgestumpft,
so gewährt es den Anblick, als ob mehrere solcher Inhaltskörper dicht
Von Carl Staritz. 197
übereinander gestellt wären. Die Färbung durch Fuchsin zeigte sich
hier besonders vorteilhaft.
Galegra offidnalls. (Fig. ii.)
Ich konnte hier die Inhaltskörper in den sehr schmalen Sieb-
röhren nur an die Siebplatten angelegt beobachten. Sie bildeten dort
einen allerdings ziemlich mächtigen Belag, welcher sich mit Fäden
an einen Schleimschlauch anschloss. Eine Doppelförbung mit Fuchsin
und Methylenblau machte die Verhältnisse besonders deutlich.
Astragalus ftilcatus. (Fig. U)
Die Siebröhren sind ziemlich eng. Die in denselben frei auf-
gehängten Inhaltskörper sind cylindrisch, gestreckt, ungeföhr doppelt
so lang als breit. Häufig sind die Körper wieder an die Siebplatte
angelegt und mit dem die Siebröhre erfüllenden Schleimschlauche
durch mehrere Fäden verbunden.
Die Ergebnisse meiner Untersuchungen fasse ich dahin 'zusammen:
Die von mir untersuchten Leguminosen zeigen in den Siebröhren einen
auffallenden Inhaltskörper. Sein Verhalten gegen Tinctionsmittel lässt
denselben als einen Protel'nkörper erscheinen. Derselbe ist meist an
Fäden in einem die Siebröhre ausfüllenden Schleimschlauche auf-
gehängt^ oft auch rückt er an die Siebplatten heran und liegt dann
mit verbreiterter Basis auf denselben auf. Da wo die Körper frei
aufgehängt sind, erscheinen sie durch schalenartige Anlagerung regel-
naässig um eine Längsachse ausgebildet; sie verlieren diese Form in
gewissem Grade, wo sie an die Siebplatten heranrücken. Wenn
die Form der Körper auch innerhalb derselben Pflanze gewissen
Schwankungen unterworfen ist, so ist sie doch stets für bestimmte
Pflanzen eine wesentlich eigentümliche und charakteristische. Die
Körper sind bereits frühzeitig in denjenigen Zellen vorhanden, welche
zu Siebröhren werden sollen. Schon 4 mm unter dem Scheitel des
Sprosses sind sie durch Fuchsinförbung bei Apios nachgewiesen
worden. Vielleicht sind diese Körper geeignet, die Untersuchung der
Entstehung der Siebröhren zu fördern, da sie die Siebröhren in ihren
jugendlichsten Zuständen kennzeichnen. Es bleibt zu untersuchen, ob
dieser Inhaltskörper der Siebröhren noch anderen, vielleicht allen
Leguminosen eigentümlich ist, ob er auch bei den Angehörigen
anderer Pflanzenfamilien vorkommt.
Litteratur.
De Bary: Anatomie der Vegetationsorgane.
Zimmermann: Botanische Mikrotecbnik.
Alfred Fischer: Über den Inhalt der Siebröhren in der unverletzten
Pflanjce.
— — Studien über die Siebröhren der Dicotjlenblätten
Scfawendener: Einige Beobachtungen an Milchsaftgefftssen.
Zimmermann: Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pflanzenselle.
Bliesenick: Über die Obliteration der Siebröhren.
David: Über die Milchzellen • der Euphorbiaceen, Moreen, Apocyneen und
Asclepiadeen.
Haberland t: Zur physiologischen Anatomie der Milchröhren.
Russow: Über den Bau und die Entwiokelung der Siebröhren (Dorp.
naturforsch. Gesellschaft 1881, 82).
Wilhelm: Beiträge zur Kenntnis des Siebröhrenapparates der dicotylen
Pflanzen,
von Höhnel: Anatomische Untersuchungen über einige Sekretionsorgane
der Pflanzen.
Wakker: Ein neuer ^ Inhaltskörper der Pflanzenzelle,
von Haustein: Milchsaftgefässe.
Tröcul: du tannin dans les Legumineuses. (Ann. des sc. nat. Bot. Serie
V. T. IV. 1865 u. comptes rendus LX. 1865.)
des laticiföres (Comptes rendus LX. 1865).
Van Tieghem: Mömoires sur les canaux säcr^teurs des plantes.
(Ann. des sc. natur. V. B6r. XVI. T. 72.)
( n n n n »II, „ I. 85.)
Meyen: Sekretionsorgane der Pflanzen.
Erklärung der Figuren.
Fig. 1. Apios tuberosa, markständiger Sekretbehälter; Zellinhalt von den
Seiten wänden losgelöst, an der Querwand anliegend.
Fig. 2, Apios tub., markständiger Sekretbehälter, Inhalt teilweise aufge-
löst, Vacuolenbildung, Beste einer Querwand sichtbar. Gefällt
durch Eisenchlorid.
Fig. 3. Apios tub., markständiger Sekretbehälter, Inhalt sehr stark auf-
gelöst, beide Zellen stehen durch eine Öffnung in der Querwand
in Verbindung.
Fig, 4 und 5, Apios tub., Siebröhren mit den spindelförmigen Inhalts-
körpern.
Fig. 6 bis 18. Siebröhren mit Inhaltskörpern.
Fig. 6 bei Erythrina Crista Galli.
Fig. 7 * Baptisia australis.
Fig. 8 * Genista sibirica.
Fig. 9 * Rhynchosia precatoria.
Fig. 10 s Cytisus candicans.
Fig. 11 '• Galega officinalis.
Fig. 12 * Dorycnium suffruticosum.
Fig. 13 f Desmodium penduliflorum.
Fig. 14 s Cytisus Laburnum.
Fig. 15 ' Astragalus falcatus.
Fig. 16 ' Halimodendron argen teum.
Fig. 17 • Ononis hircina.
Fig. 18. Apios tuberosa, Siebröhre mit Inhaltskörper und Zellkern ; benach-
bart eine Geleitzelle.
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