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Full text of "Forschungsberichte aus der Biologischen Station zu Plön."

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A. AGASSIZ. 


HARVARD UNIVERSITY. 


EIBRARY 


OF THE 


MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. 


Yu 


GIFT OF 


ALEX. AGASSIZ. 


Vdareıs ma 1a NEIL 


R. Friedländer & Sohn in Berlin. 


In unserem Verlage erschien 1893: 


Forsehungsberichte 


aus der Biologischen Station zu Plön. 
Von Dr. Otto Zacharias. 
Theil I. Ein Heft in gross-8. mit 1 Tafel in-4. 
Preis Mark 2,50. 


Zoologischer Jahresbericht für 1892. 
Herausgegeben von der Zoologischen Station zu Neapel. 
Redigirt von Prof. Paul Mayer, Neapel. 

V u. 619 Seiten in Gross-Oktav. — Preis 24 Mark. 


Inhalt: 
Protozoa. (Ref. Dr. P. Schiemenz in Neapel.) 
Porifera. (Dr. Vosmaer in Utrecht.) 
Coelenterata. (Prof. P. Mayer in Neapel und Dr. A. v. Heider in Graz.) 
Echinoderma. (Prof. H. Ludwig in Bonn.) 
Vermes. (Dr Th. Pintner in Wien und Prof. H. Eisig in Neapel.) 
Bryozoa und Brachiopoda. (Dr. P. Schiemenz in Neapel.) 
Arthropoda. (Dr. W. Giesbrecht in Neapel und Prof. P. Mayer in Neapel:) 
Mollusca. (Dr. P. Schiemenz in Neapel.) 
Tunicata. (Prof. Della Valle in Modena.) 
Vertebrata. (Dr. M. v. Davidoff in München, Prof. C. Emery in Bologna, 
Dr. E. Schoebel in Neapel und Dr. R. v. Seiller in Wien.) 
Allgemeine Biologie und Entwickelungslehre. (Prof. P. Mayer in 
Neapel.) 
Autorenregister und Berichtigungen. 


Preisherabsetzung für die Reihe der ersten 7 Jahrgänge. 


Jahrgang I—VIl: Jahresbericht für 1875—1885. Statt des bisherigen 
Ladenpreises von 232 Mark: 116 Mark. 


Einzelne Jahrgänge und Abtheilungen werden nur zum Ladenpreise ab- 
gegeben. Der Preis der Jahrgänge VII—XIII: Jahresbericht für 1886—1891 
bleibt unverändert mit je 24 Mark bestehen. 


Dr. Adolf Marcuse 
Die Hawaiischen Inseln. 


Ein Band von IV und 186 Seiten in gross-Octav mit Titelbild (Lavasee 
des Kilauea) in Farbendruck, 39 Tafeln (Landschaftsbilder), 2 Karten, 
6 Abbildungen und 2 Kraterprofilen im Text. 


—— Preis geheftet 9 Mark, in Leinwand gebunden 10 Mark. =— 


Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. 


MAR 5 1895 


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Forsehungsberiehte 
aus der Biologischen Station zu Plön. 


Theil 5. 


ORTEN 


Von 


Dr. Otto Zacharias, 


Direktor der Biologischen Station. 


LIEHTLIETTLEEITTTEDTTEIETTTTTITTEDTTTEETLLTTITEETDILLELLTEETLLEETLLLDTTTETLITLLLLTTELLELTELLTLDLLLDTLLLLLLLLLLLTELLTTLDLLEEULLELLLLTLLLLEELLUSTTTTEPDLLTELTLLLDLDLLELLLELDLLLLTTLLETTULRTELLTLTLLIDLTLEULLLELTLTDLILELTTLLLLITLUTLLLILLIDTLDILLIDLILTDLTGELLLLTLILLLUDLEETDTLTTDDLELTLLIDALLTTLTETTLLLTTELEILIEEDDLTLLLTELLTITETTITTDEITLLITTELTTITETTTEELTTTELTTTEETLTTDTILEELIIETLIPTTLLSETTTLLLILTETTTLELTTT 


Mit 2 lithograph. Tafeln, 17 Abbildungen im Text und 3 Periodicitätstabellen. 


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BERLIN. 
R. Friedländer & Sohn. 


II 


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. 1895. 
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Forsehungsberiehte 


aus der Biologischen Station zu Plön. 
Theil 3. 


Mit 2 lithogr. Tafeln, 17 Abbildungen im Text 
und 3 Periodicitätstabellen. 


Von 


Dr. Otto Zacharlas; 


Direktor der Biologischen Station. 


Mit Beiträgen von Dr. H. Klebahn (Bremen), E. Lemmermann (Bremen), 
Graf Fr, Castracane (Rom), Dr. S. Strodtmann (Plön), Dr. E. Walter (Cöthen), 
Dr. H. Brockmeier (Gladbach) und Dr. A, Garbini (Verona). 


BERLIN. 
R. Friedländer & Sohn. 
1895. 


IV. 


V. 


v1. 


VII. 


Inhalt 


Vorwort 

Dr. H. Klebahn: ? De mener Charakter der Eilanzenwelt 
der Plöner Seen 

E. Lemmermann: 2. ehe Kor in ner Umsepend von 
Plön gesammelten Algen 

Dr. H. Klebahn: Verzeichniss einiger in der sahne von 
Plön gesammelter Schmarotzerpilze 3 

Graf Fr. Castracane: Nachtrag zum Verzeichniss ir Diato- 
meen des Gr. Plöner Sees & 

Dr. Otto Zacharias: Faunistische Mebkelungen: 
Acanthocystis tenuispina n. Sp. 
Psilotricha fallax n. sp. . 


Ueber eine emarezerkrnkheil bei Eudorina ua 


Chrysomonas radians . 
Ueber den Bau der Monadon und anskonsiche von 
Uroglena volvox . 
Beiträge zur Histologie von Bspidogader eo 
Dr. Otto Zacharias: Ueber die wechselnde Quantität des 
Plankton im Grossen Plöner See 
Dr. Otto Zacharias: Ueber die horizontale ai ar enk 
Verbreitung limnetischer Organismen . 
Dr. Otto Zacharias: Fortsetzung der Be anlagen über 
die Periodieität der Planktonwesen 


VII. Dr. S. Strodtmann: Bemerkungen über die eben era 


18€ 


X. 


nisse des Süsswasserplankton A 

Dr. E. Walter: Eine praktisch - elle, Methode zur 
quantitativen Bestimmung des Teichplankton 

Dr. H. Brockmeier: Ueber Süsswassermollusken der U 
bung von Plön. 3 

Dr. A. Garbini: Die Flohkrebse German) is Gen 
Plöner Sees $ ? : 

Verschiedene Mittheilungen . 


namm 


na 


V—-VL 
1-17 
18-67 
68-70 
71-72 
73—74 
75—76 
76—77 
77 —78 
78-83 
83—96 
97—117 

. 118-128 
129—144 

. 145 —179 
. 180 -187 
. 188 — 204 
. 205 — 206 
. 207 —209 


Vorwort. 


Das vorliegende (3.) Heft der „Forschungsberichte“ dürfte ebenso 
wie die beiden vorhergehenden den Beweis dafür liefern, dass unsere 
heimathlichen Süsswasserbecken dem Zoologen und Botaniker nıcht 
minder interessante Probleme zur Lösung darbieten, als das wogende 
Meer, für dessen Erforschung in den jüngstverflossenen Jahrzehnten 
so ausserordentlich viel von wissenschaftlicher und staatlicher Seite 
her geschehen ist. Die über Millionen von Quadratmeilen sich aus- 
dehnenden Flächen der Oceane imponiren schon durch ihre über- 
wältigenden Grössenverhältnisse, ganz abgesehen von der überraschen- 
den Fülle und Mannichfaltigkeit der Organismen, die sie in ihrem 
Schoosse beherbergen. Dem grossartigen Eindrucke der Meeresweite 
vermag sich Niemand zu entziehen, und darum haben die geheimnis- 
vollen Tiefen der Salzfluth von jeher einen unwiderstehlichen Reiz 
auf das Menschengemüth ausgeübt. Für die beschreibende sowohl 
wie für die vergleichende Naturforschung bildet das Meer nach wie 
vor die ergiebigste Fundstätte für interessante Objekte aus dem Thier- 
und Pflanzenreiche, welche uns immer wieder aufs Neue den erstaun- 
lichen Gestaltenreichthum der marinen Lebewelt vor Augen führen. 
Ist nun das Meer von diesem Gesichtspunkte aus unstreitig als die 
hohe Schule des Naturforschers zu betrachten, so gilt dies nicht in 
gleichem Maasse für andere Zweige unserer Wissenschaft, insbesondere 
nicht für die Biologie im engern Sinne. Denn wenn es sich beispiels- 
weise darum handelt, das quantitative Verhältniss festzustellen, in 
welchem die wasserbewohnenden Lebensformen zu einander stehen, 
und eine detaillirte Vorstellung von dem Naturhaushalte zu gewinnen, 
welcher uns in dem regelmässigen Wiederersatz der absterbenden oder 
andern zur Nahrung dienenden Organismen durch periodisch neu- 
erzeugte Individuen entgegentritt, so wird sich — meines Erachtens 
— diese complicirte Aufgabe für einen Süsswassersee mit seinen 
beschränkteren Dimensionen viel leichter in Angriff nehmen und lösen 
lassen, als für eine grosse oceanische Provinz, wo die Bedingungen 
des Zusammenlebens ‚unvergleichlich verwickelter sind, als in jedem 


BT 


noch so grossen Wasserbecken des Binnenlandes. Ich denke hierbei 
hauptsächlich an die neuerdings in den Vordergrund getretene Er- 
forschung des Plankton, welcher sich immer mehr jüngere Kräfte 
zu widmen beginnen. 

Man hat zwar zu Gunsten des Meeres angeführt, dass dort die 
Lebensverhältnisse innerhalb sehr weiter Flächenbezirke ausser- 
ordentlich gleichförmig seien, weil die Einwirkung der Küsten und 
des Grundes dabei in Wegfall kommen. Dieses Argument klingt 
überzeugend, erweist sich aber bei näherer Betrachtung als nicht 
stichhaltig, da zu den Lebensbedingungen offenbar nicht bloss die 
von aussen einwirkenden physikalischen und klimatischen Factoren 
gehören, sondern auch der wechselseitige Einfluss, den die einzelnen 
Bestandtheile der planktonischen Flora und Fauna selbst auf einander 
ausüben. Dr. F. Schütt!) charakterisirt das Gesammtleben im Meere 
sehr treffend in folgenden Worten: „Dasselbe ist ein Product aus 
sehr vielen Factoren. Diese sind aber nicht selbständig und unab- 
hängig von einander, die einzelnen Verhältnisse laufen nicht ohne 
Beziehungen neben einander her, es handelt sich also nicht um die 
einfache Summe der Erscheinungen im Meere, sondern um ein Product, 
in welchem jeder einzelne Factor alle übrigen beeinflusst, um eine 
Funktion von sehr vielen Factoren, die alle unter einander in Wechsel- 
beziehung stehen und die sich gelegentlich ergänzen, bedingen und 
in einander greifen, wie die Räder in einem Uhrwerk.“ 

Wenn nun das Meer, wie es ja thatsächlich der Fall ist, ein 
viel artenreicheres Plankton enthält, als die Binnengewässer, so würde 
es nach der obigen Darlegung ein starker Fehlschuss sein, anzunehmen, 
dass dieser Umstand die Erforschung des Haliplankton eher zu fördern 
geeignet sei, als ihr Schwierigkeiten zu bereiten. Mir scheint viel- 
mehr die umgekehrte Folgerung logischer zu sein, wonach die lim- 
netische Organismenwelt (das Limnoplankton) leichter nach allen 
ihren physiologischen Beziehungen zu erforschen sein müsse, weil 
sie aus relativ wenig Componenten, d. h. aus nur etwa 80 Arten von 
verschiedenen liebewesen besteht. Ich gebe hiermit nicht nur einer 
persönlichen Ansicht Ausdruck, sondern habe die Gewissheit, dass 
eine Anzahl namhafter Forscher die gleiche Meinung hegt. Ein 
schweizerischer Kollege hat sich unlängst über diesen Punkt wie 
folgt ausgesprochen: „Gewiss sind im Süsswasser alle Grenzen enger 
gesteckt, alle Verhältnisse bescheidener als im Meere; aber gerade 
deshalb gewinnen die biologischen Vorgänge an Klarheit und Über- 


!} Analytische Planktonstudien, 1893. 


vu 


sichtlichkeit, sodass wir hoffen dürfen, am Süsswasser rascher und 
leichter die grossen biologischen Gesetze zu erkennen, als am un- 
begrenzten Ocean.“ Und ein anderer fasst sein Urtheil über den- 
selben Punkt in folgendem Satze zusammen: „Die Süsswasserstationen 
dürfen mit bester Aussicht in den Wettbewerb mit den marinen 
Schwesteranstalten eintreten, denn das Forschungsgebiet der letzteren 
‚ ist nahezu unerschöpflich und bietet so viele und so complicirte 
Verhältnisse Jar, dass hier die Schwierigkeiten der Lösung weit 
grösser sind als in dem engeren Rahmen der ersteren.“ 

Unter solchen Umständen halte ich es den immer zahlreicher 
in’s Leben tretenden Süsswasserstationen gegenüber für geboten, es 
unumwunden auszusprechen: dass diese Institute ganz unentbehrlich 
zur Gewinnung der Grundlagen für eine wissenschaftliche Planktologie 
sind, weil in unseren Landseen und Teichen die biologischen Wechsel- 
beziehungen der Wasserbewohner einfacher, das Ineinandergreifen der 
einzelnen Factoren durchsichtiger und letztere selbst viel weniger 
zahlreich sind, als im Meere. Im Übrigen müssen, wie in allen 
solchen Dingen, die Ergebnisse abgewartet werden. Denn es lässt 
sich schliesslich doch nur auf dem Wege der Forschung und Erfahrung 
entscheiden, ob wir am Meere oder am Süsswasser rascher zu einer 
befriedigenden Einsicht in die hydrobiologischen Grundgesetze gelangen 
werden. Und hieraus folgt, dass im wissenschaftlichen sowohl wie 
im praktischen Interesse eine vollkommene Gleichberechtigung beider 
Forschungsrichtungen zu statuiren ist, bezw. dass die eine ebensoviel 
staatliche Förderung erhalten muss, als die andere. Das zeitgemässe 
Wort des preussischen Cultusministers Dr. Bosse, dass die Wissen- 
schaft sich nicht knechten lasse, darf auch für den aufstrebenden Zweig 
der Süsswasserbiologie in Anspruch genommen werden. Diese Dis- 
ciplin hat Jahre lang um ihre Anerkennung kämpfen müssen, bis 
endlich wenigstens so viel erreicht worden ist, dass ihr Niemand mehr 
die Existenzberechtigung abspricht. Dies kann aber nur als der erste 
Schritt aus den Banden der Knechtschaft angesehen werden. Eine 
freie und gedeihliche Entwickelung der biologischen Seenforschung, 
von welcher nicht bloss Zoologie und Botanik, sondern auch das 
praktische Fischereiwesen werthvolle Aufschlüsse zu erwarten hat, 
ist lediglich unter ausreichender Beihilfe des Staates möglich, die ja 
auch anderen gemeinnützigen Bestrebungen zu Theil wird. 


Plön, im December 1894. Dr. Otto Zacharias. 


1E 


Vorarbeiten zu einer Flora 
des Plöner Seengebietes. 
Von Dr. H. Klebahn u. E. Lemmermann. 


1. Allgemeiner Charakter der Pflanzenwelt der Plöner Seen. 
Von Dr. H. Klebahn (Hamburg). 


Die Biologische Station am Plöner See soll eine Heimstätte für 
das Studium der im süssen Wasser verbreiteten Lebewesen sein. 
Wenn sie auch, wie ihr Name andeutet, in erster Linie solchen 
Fragen ihr Interesse zuwenden will, die mit der Biologie in engerer 
Beziehung stehen, so kann sie doch die Systematik, die Faunistik 
und die Floristik schon aus dem Grunde nicht ausser Acht lassen, 
weil die genaue Feststellung der in den Gewässern der Umgegend 
verbreiteten Organismen geradezu eine Vorbedingung für jedes weitere 
Studium ist.!) Ein Forscher, der die Station behufs Vornahme irgend 
welcher anatomischer, entwicklungsgeschichtlicher oder biologischer 
Untersuchungen aufsucht, muss im Voraus wissen, welche Organismen 
er finden wird und welche nicht, wenn er planmässig arbeiten will. 
Die Aufstellung einer Flora des Seengebietes, insbesondere einer 
Algenflora, ist daher eine der notwendigen Vorarbeiten, deren Aus- 
führung die Station zunächst in Angriff zu nehmen hat. 

Einer an mich ergangenen Aufforderung des Begründers der 
Station, des Herrn Dr. O. Zacharias, zum Zwecke einer algologischen 
Durchforschung des grossen Plöner Sees und der benachbarten Seen 
meine Ferien in Plön zuzubringen, leistete ich um so lieber Folge, 
als ich als der erste Botaniker, dem es vergönnt war, mit den Hilfs- 
mitteln der Station das Seengebiet zu durchsuchen, erwarten konnte, 
manchen bisher ungehobenen Schatz zu finden. Ein wiederholter 
Aufenthalt in Plön wurde mir durch ein Stipendium, für das ich 
der Kgl. Akademie der Wissenschaften in Berlin zu Dank verpflichtet 
bin, ermöglicht. 


') Vergl. den von Zacharias aufgestellten Arbeitsplan der Station im 
2. Hefte dieser „Forschungsberichte‘, 1894. (Red.) 


1 


Das bereits bekannt gewordene Vorhandensein einiger besonders 
interessanter Organismen im Plöner See, der Wasserblüte Glosotrichia 
echinulata (Engl. Bot.) P. Richter und der noch wenig bekannten 
Phaeophycee Pleurocladia lacustris A.Braun, veranlasste mich allerdings 
von vornherein, gemäss der bisherigen Richtung meiner botanischen 
Studien, Einzelbearbeitungen dieser Algen in anatomischer und bio- 
logischer Hinsicht vorzunehmen }). Gleichzeitig aber konnte ich die 
floristische Aufgabe dadurch ihrer Lösung entgegenführen, dass ich 
zahlreiche Excursionen in die verschiedenen Gebiete des grossen 
Plöner Sees, sowie nach den benachbarten Seen unternahm und das 
gesammelte Material zur späteren Untersuchung conservierte. In Herrn 
E. Lemmermann in Bremen, der bereits auf meine Anregung die 
Algenflora in der Umgebung dieser Stadt durchforscht und eine 
reichhaltige Liste der dort vorkommenden Algen veröffentlicht hat), 
fand ich einen geübten und eifrigen Bearbeiter für das gesammelte 
Material. Um den Fortgang der Arbeit thunlichst zu fördern und 
schon für das vorliegende III. Heft der Forschungsberichte eine 
möglichst vollzählige Übersicht der bei Plön verbreiteten Algen zu 
erhalten, veranlasste Herr Dr. Zacharias Herrn Lemmermann, 
selbst auf einige Tage die Station zu besuchen. 

Wenn nun auch infolge meines längeren Aufenthaltes in Plön 
der grösste Teil der Algen von mir gesammelt ist, so ist es doch 
Herrn Lemmermann’s Eifer zu danken, dass schon jetzt das Material 
im wesentlichen bearbeitet vorliegt und bereits eine über 200 Arten 
zählende Algenliste gegeben werden kann. Die Hauptmasse der 
verbreiteteren und für den Gesamtcharakter der Algenflora von Plön 
bestimmenden Formen dürfte damit zusammengebracht sein. In- 
dessen konnte ich noch bei weitem nicht alle Lokalitäten, insbesondere 
nicht alle die vereinzelten kleineren Gewässer, die Plön ausser den 
grossen Seenbecken besitzt, und die vermutlich noch eine Reihe 
von Organismen beherbergen, welche den grösseren Seen fehlen, auf- 
suchen oder genügend durchforschen. Zum Teil liegt dies an den 
bisher noch nicht für alle Zwecke ausreichenden Einrichtungen der 
Station. Auf manchen der kleineren Gewässer sind entweder gar 
keine Fahrzeuge zu haben, oder doch nur so mangelhafte, dass man 
dieselben nicht ohne die Gefahr, mit dem nassen Element noch nähere 
Bekanntschaft zu machen, besteigen kann. Bei weiteren Studien 


1) Die Veröffentlichung dieser Arbeiten, deren Vollendung durch meine im 
October d. J. erfolgte Übersiedelung nach Hamburg auf längere Zeit unterbrochen 
wurde, soll, sobald es möglich sein wird, an anderer Stelle erfolgen. 

2) Abhandl. naturwiss. Verein Bremen, XI, p. 427—550. 


EV N 


3 


und in die fernere Umgebung gerichteten Ausflügen, namentlich wenn 
die Station mit der Zeit in den Besitz eines transportabelen Bootes 
kommt, wird es daher zweifellos gelingen, noch zahlreiche bis jetzt 
nicht angetroffene oder übersehene Organismen zu finden. 

Im Folgenden gebe ich zunächst die allgemeinen Eindrücke 
wieder, die ich bei der Beobachtung der Seenflora gewonnen habe. 
Ich betrachte diese Studie nicht als eine abgeschlossene und vollendete 
Arbeit, sondern nur als einen Versuch oder eine Anregung zu dem, 
was in dieser Hinsicht etwa geleistet werden könnte. Mögen spätere 
Forschungen die etwaigen Fehler beseitigen, die Lücken ergänzen ! 

An meine Einleitung wird sich dann die von Herrn Lemmer- 
mann bearbeitete systematische Aufzählung der bis jetzt gefundenen 
Algen anschliessen. 


Die Vegetation der Seen umfasst Pflanzen aus ziemlich allen 
grösseren Gruppen des Pflanzenreichs. Unter den Phanerogamen 
sind namentlich die Monocotylen in mehreren Familien und in 
grosser Massenentfaltung in den Seen vertreten, auch eine Anzahl 
Dicotylen hat ihre Wohnsitze im Wasser aufgeschlagen, dagegen 
fehlen völlig die Gymnospermen. Unter den Pteridophyten giebt es 
mehrere Gruppen, deren eigentliche Heimat die Gewässer sind, wenn 
auch von ihnen bei Plön bisher nichts weiter als Eqwisetum gefunden 
wurde. Die sonst Feuchtigkeit liebenden Moose finden sich nur in 
spärlichen Vertretern, die eigentlichen Lebermoose scheinen ganz zu 
fehlen. Unter den Thallophyten hat ein grosser Teil der Algen seine 
ureigensten Wohnsitze in den Wasserbecken; ein kleiner Teil der 
Pilze schliesst sich ihnen an, während die Mehrzahl der letzteren, 
trotz ihres hohen Feuchtigkeitsbedürfnisses doch die allzunassen 
Wohnplätze vermeidet. 

Sehr zweckmässig lässt sich die Vegetation der Seen danach 
in zwei Gruppen teilen, die der höheren und zugleich grösseren 
Gewächse und die der niederen Kryptogamen; die Kluft zwischen 
diesen Gruppen wird durch die kleineren Phanerogamen, wie Elodea 
canadensis Rich. in Mich., Lemna trisulca L., von der einen, die 
grösseren Kryptogamen, wie die Characeen, von der andern Seite 
her überbrückt. 

Die Phanerogamen bekleiden ausschliesslich die seichten Ufer- 
regionen; nur die Wasserpest (Zlodea), die in keinem der Seen fehlt, 
dringt bis in etwas grössere Tiefen vor. Den äussersten Saum, an 
den flachsten Stellen, nehmen gewöhnlich verschiedene Carex-Arten 
(acutiformis Ehrh. u. a.) ein; allerdings habe ich dies mehr an den 

11% 


4 


kleineren Seen beobachtet als an den grösseren. Daneben siedeln 
sich Seirpus paluster L. (KEdeberg-See), Phalaris arundinacea L., 
Lysimachia vulgaris L. (Keller-See), Menyanthes trifoliata L. (gr. und 
kl. Uklei-See, Plus-See), gelegentlich auch Equisetum limosum L. und 
andere in der flachen Uferregion an; mitunter bleibt dieselbe auch 
frei von Pflanzen. 


Die Hauptmasse der Ufergewächse wird von Phragmites com- 
munis Trin. gebildet. Die Pflanze scheint in dem Plöner Seengebiet 
eine gewisse Tiefe dem flachen Wasser im allgemeinen vorzuziehen. 
Das Rohr erreicht daher an denjenigen Stellen, wo das Land sehr 
allmählich abfällt, gewöhnlich erst in einer gewissen Entfernung vom 
Ufer seine grösste Dichte; die zwischen den dichten Rohrwiesen und 
dem trockenen Lande liegende flache Zone, die oft eine Breite von 
mehreren Metern erreicht, bleibt nicht selten, wie schon erwähnt, 
mehr oder weniger frei von Pflanzenwuchs; mitunter trägt sie 
kümmerliche Phragmites-Exemplare, zuweilen auch andere der oben 
genannten Gewächse. Die Tiefe, bis zu welcher Phragmites vordringt, 
kann 1!,—1°/, m betragen. !) 


Mit einer gewissen Regelmässigkeit, wenn auch nicht überall, 
schliesst sich an die Phragmites-Wiesen nach der Seeseite zu Scirpus 
lacustris L. an. Diese Pflanze dringt daher im allgemeinen bis zu 
noch etwas grösseren Tiefen vor, doch erreicht sie wohl kaum die 
Tiefe von 2 m.?) Gewöhnlich bilden Phragmites und Seirpus deutlich 
getrennte Wiesen; nur selten wachsen sie durcheinander. Von einer 
Regel ohne Ausnahme kann indessen nicht die Rede sein; mitunter 


!) Diese sowie die im Folgenden vorkommenden Tiefenangaben sind durch 
eine grössere Anzahl von Lotungen gewonnen, bei denen ich mich der gütigen 
Unterstützung des Herrn Dr. S. Strodtmann erfreute. Auch an dieser Stelle 
spreche ich demselben dafür meinen Dank aus. 

2) Aehnliche Verhältnisse, wie die im Nachfolgenden für die höheren Pflanzen 
geschilderten, hat bereits Magnin, Recherches sur la vegetation des lacs du Jura. 
Revue generale de Botanique V, p. 303 besprochen. Ich entnehme Näheıes darüber 
aus Bruyant, Bibliographie raisonnee de la Faune et de la Flore limnologiques 
de l’Auvergne. Paris 1894. Diese Autoren unterscheiden dieselben Regionen, die 
im Folgenden für die Plöner Seen nachgewiesen werden, die sie als Carigaie, 
Phragmitaie, Scirpaie, Nupharaie, Potamogetonaie und Charagaie bezeichnen, 
Erheblich abweichend scheinen aber in den von Bruyant untersuchten Seen 
der Auvergne die Tiefenverhältnisse zu sein. Im Gegensatze zu meinen im Texte 
gegebenen Zahlen fand Bruyant für Phragmites und Scirpus die Tiefengrenzen 
von 3 m, für Potamogeton die von 8 m, für die Characeen und Fontinalis die 
von 12—13, selbst 15 m; es wird dabei allerdings besonders darauf aufmerksam 
gemacht, dass das Wasser jener Seen sehr klar sei. 


d 


fand ich Sceirpus auch an ganz flachen Stellen, z. B. in nur !/, m 
Tiefe, und am Keller-See hatte ich sogar Gelegenheit, neben der 
gewöhnlichen Anordnung von Phragmites und Scirpus, bei welcher die 
letztere Pflanze sich auf der Seeseite befindet, auch die umgekehrte zu 
beobachten. Ich vermag jetzt nicht zu entscheiden, wieweit andere 
ähnliche Arten, z. B. Sc. pungens Vahl, an der Zusammensetzung 
und Verteilung der Scirpus-Vegetation beteiligt sind; künftige Unter- 
suchungen werden darauf Rücksicht zu nehmen haben. Welches die 
tieferen Gründe für diese Verhältnisse sind, wieweit die letzteren auf 
specifischen Eigentümlichkeiten der Pflanzen beruhen und wieweit sie 
durch äussere Factoren, Bodenbeschaffenheit, Wellenschlag und dergl. 
bedingt werden, das sind Fragen, die sich meiner Beurteilung entziehen, 
die aber wohl einer weiteren Verfolgung wert wären. 

Stellvertretend für Scirpus und Phragmites oder auch neben 
denselben kommen mitunter die Zypha-Arten vor, z. B. in der 
Bucht am Schlossgarten westlich der gr. Insel und im Bischofs-See; 
ferner ist daneben Equwisetum limosum vertreten. An seichteren 
Stellen findet man Ranumnculus Lingua L. zwischen Phragmites. 

Auf die Seirpus-Region folgt nach der Seeseite hin eine Region 
der schwimmenden und untergetauchten Wasserpflanzen. Unter den 
schwimmenden spielen Castalia alba Woodville et Wood, Nymphuea 
lutea L. und Potamogeton natans L. die Hauptrolle. Diese finden 
sich allerdings mehr in den kleineren Seen oder in ruhigen Buchten 
der grösseren, nicht an Stellen, wo der Wellenschlag einen höheren 
Grad erreicht, Potamogeton z. B. im kleinen Plöner See, die Seerosen 
im sog. Helloch (Schlossgartenbucht, westlich von der grossen Insel), 
im Vierer-See, gr. und kl. Uklei-See, Schöh-See u. s. w. 

Wo die Pflanzen mit Schwimmblättern fehlen, finden sich aus- 
schliesslich einige bis auf ihre Blüten ganz untergetauchte Gewächse, 
die aus einer Tiefe von 1 bis mehreren Metern senkrecht nach oben 
streben und dadurch ein sehr eigenartiges Bild gewähren. Sie ertragen, 
wie es scheint, einen gewissen Grad von Wellenschlag. Als die 
hauptsächlichsten dieser Pflanzen sind Datrachtum divaricatum W immer, 
Potamogeton lucens L. und perfoliata L. zu nennen. BDatrachium 
divaricatum kommt meist in kleinen Trupps gesellig vor; es sendet 
seine dünnen, mit den gespreizten Blättern besetzten Stengel aus 1 
bis über 2!/, m Tiefe gedrängt und fast parallel senkrecht nach oben 
zum Wasserspiegel, wo die Blumen zur Blütezeit kleine weisse Wiesen 
bilden. Die Individuen von Potamogeton lucens wachsen zwar auch 
gesellig, aber in ziemlich grossen Entfernungen von einander; sie 
streben mit ihren grossen, hellschimmernden Blättern oft aus bedeuten- 


6 


der Tiefe, bis 4 m !), empor und erheben die blütentragende Spitze ihres 
nach oben dicker werdenden Stengels eben über die Wasserfläche. In 
noch grössere Tiefen, bis 5 oder sogar 6 m, dringt mitunter Potamo- 
geton perfoliata vor; dann aber erreicht die Pflanze den Wasserspiegel 
nicht mehr und vegetirt nur in der Tiefe. In geringeren Tiefen, (1 
—3 m) findet man noch einige schmalblätterige, weniger auffällige 
Potamogeton-Arten, wie P. pectinata L. und obtusifolia Mert. et Koch. 
Auch Myriophyllum spicatum L. reiht sich hier an, das allerdings 
nicht immer blühend angetroffen wird, das man vielmehr meist nur 
in der Tiefe als grüne Flocken sieht, die sich erst beim Herausziehen 
als Myriophyllum zu erkennen geben. 

Während die genannten Pflanzen gewöhnlich schon vom Boote 
aus bemerkbar und auch im wesentlichen zu bestimmen sind, ist 
noch eine Reihe weiterer untergetauchter Gewächse zu nennen, die 
man meist erst beim Heraufholen mit der Grundharke findet, und die 
sich nur dann eher zu erkennen geben, wenn sie gelegentlich in 
flacherem Wasser wachsen. Hier würden zu erkennen sein Cerato- 
phyllum demersum L., Hottonia palustris L., Hippuris vulgaris L., 
Stratiotes aloides L. (Schöh-See, in der Tiefe wachsend), Lemna trisulca 
L. und Elodea canadensis Rich. in Mich. Die letztere Pflanze, die 
fast nirgends fehlt, kommt ausser in ganz flachem Wasser, 1/,—1 m 
Tiefe, wo man sie mitunter massenhaft blühend findet (Kanal nach 
dem sog. Helloch), auch noch in bedeutender Tiefe, bis zu 6 m, vor; 
sie scheint die einzige Phanerogame zu sein, die bis in diese Tiefen 
vordringt. Als besonders bemerkenswert erscheint auch das Vorkommen 
von Hippuris vulgaris, wohl der Form ß fluviatilıs Roth, mit verlängerten, 
schmalen diehtgedrängten Blättern, in ca. 1 m Tiefe bei der Insel 
Alesborg. 

Aus der Gruppe der Moose habe ich nur Fontinalis antipyretica 
L. zu erwähnen. Am Ufer des kleinen Sees westwärts von Plön fand 
ich es in ganz flachem Wasser; im Schluen-See aber erhielt ich es 
aus 6-8 m Tiefe. Ob es in solchen Tiefen weiter verbreitet ist, 
vermag ich nicht anzugeben. 

Von den Thallophyten sind die Characeen diejenigen, die durch 
ihre Grösse besonders auffallen, und die zugleich durch die Massen- 
haftigkeit ihres Vorkommens einen wesentlichen Bestandteil der 
Küstenvegetation ausmachen. In dem flachen Wasser ausserhalb der 
Phragmites-Region finden sich dieselben gewöhnlich nur in kümmer- 


') Durch Lotung und Messung der Pflanzen nachgewiesen. Exemplare von 
4 m Länge erhielt ich von der Küste in der Nähe der Station, 


lichen Exemplaren, wenigstens pflegt sich Chara aspera Deth.t) nicht 
selten an solchen Stellen anzusiedeln. Wohl entwickelt fand sich 
dagegen Ch. fragilis Desv. (longibracteata tenuifolia) in ganz flachem 
Wasser am Rande des Plus-Sees. In der Regel zeigen die Chara- 
ceen erst in einer gewissen Tiefe eine üppigere Entwicklung, dann 
bilden sie oft ausgedehnte Wiesen, die meist aus einer einzigen, 
mitunter auch aus zwei Arten von ähnlichen Vegetationsverhältnissen 
bestehen und mit der Tiefe in der Zusammensetzung wechseln. Es 
dürfte nicht ohne Interesse sein, die Verteilung der Arten nach den 
Tiefen und deren Abhängigkeit von äusseren Bedingungen genauer 
zu verfolgen; ich kann bis jetzt nur eine kleine Zahl von Beob- 
achtungen mitteilen. Die geringeren Tiefen, °/, bis höchstens 2 m, 
scheint von den verbreiteteren Formen Chara aspera Deth. zu bevor- 
zugen. Sie bildet meist Wiesen von bedeutender Ausdehnung, die 
sie gewöhnlich allein zusammensetzt. In etwas grösseren Tiefen pflegt 
sie sich aber mit den durch die geringere Haarbekleidung zu unter- 
scheidenden Arten Ch. fragilis Desv. und contraria A. Br. zu mischen 
oder ihnen das Feld zu überlassen. Diese bilden ähnlich ausgedehnte 
Wiesen. In einer Tiefe von 4 m oder etwas darüber verschwinden 
endlich auch sie, und nun finden sich Nitella flexilis (L.) Ag. oder 
Lychnothannus stelliger (Bauer) A. Br., die bis in Tiefen von etwas 
über 5 m zu gehen scheinen. Ob sie in ähnlicher Massenentfaltung 
vorkommen, ist schwer zu entscheiden. Während die oben ge- 
nannten Chura- Arten eine sehr allgemeine Verbreitung im Grossen 
Plöner See und auch wohl sonst zu besitzen scheinen und namentlich 
auch die Stellen mit bewegterem Wasser nicht vermeiden, kommen 
dagegen einige andere, grössere Formen mehr in den kleineren Seen 
oder in den ruhigeren Buchten der grösseren vor. So fand ich Oh. 
ceratophylla Wallr. im kleinen Plöner See und im Bischofs-See, hier 
in geringer Tiefe weite Rasen bildend, ebenso ausgedehnte Rasen 
von Oh. rudis im Helloch und in der Schlossgartenbucht, sowie im 
Schöh-See (?/, m). 

Gegenüber den Characeen, die als die Riesen unter den das 
süsse Wasser bewohnenden Thallophyten bezeichnet werden müssen, 
gehören die übrigen, die hier zu betrachten sind, die eigentlichen 
Algen, durchweg zu den kleineren und kleinsten Lebewesen. Für 
das unbewaffnete Auge werden die meisten von ihnen daher in der 


!) Herr Dr. Chr. Sonder in Oldesloe hatte die Güte, die von mir gesam- 
melten Characeen zu bestimmen, wofür ich demselben meinen besten Dank ausspreche. 
Die Liste der aufgefundenen Arten folgt unten, 


8 


Regel nur bemerkbar, wenn sie sich in gewaltigen Mengen ansammeln 
und dann, grüne Matten oder Flocken bildend, an der Oberfläche 
schwimmen oder als braune oder grüne Überzüge die Steine und 
andere Gegenstände am Ufer bedecken, oder wenn sie, in zahllosen, 
einzeln nicht sichtbaren Individuen im Wasser verteilt, diesem eine 
bestimmte Färbung verleihen. Erst das Mikroskop belehrt über die 
wahre Natur dieser winzigen oder unscheinbaren Wesen und lässt 
eine Fülle von Formen in ihnen erkennen, die an Zierlichkeit und 
Mannichfaltigkeit die der höheren und grösseren Ufergewächse bei 
weitem übertrifft. 

Der weitaus grössere Teil der Algen, wenigstens soweit die 
Zahl der Gattungen und Arten in Betracht kommt, ist in bezug auf 
sein Vorkommen und die Möglichkeit des Gedeihens, wie die Phane- 
rogamen, an die Uferzone gebunden. Die Steine am Ufer, Pfähle 
und andere Gegenstände, die sich zufällig im Wasser befinden, 
namentlich aber alle Wasserpflanzen, sind in ihren untergetauchten 
Teilen dicht mit Algenkrusten bedeckt, ja selbst die grösseren Arten 
aus dieser Welt der Kleinen dienen wieder noch kleineren zum 
bequemen Unterschlupf. 

Ganz anders verhält sich ein zweiter Teil der Algen. Diese 
haben vermöge besonderer Eigentümlichkeiten ihrer Organisation das 
Vermögen, frei im Wasser umherzuschwimmen oder zu schweben. 
Sie sind daher in ihrem Vorkommen nicht an die Uferzone gebunden, 
sondern finden sich, innerhalb gewisser Grenzen, gleichmässig durch 
die gesamte Wassermasse, wenigstens in den oberen Schichten, verteilt. 

Von den festsitzenden Algen machen sich im gr. Plöner 
See die Oladophora-Arten sowohl durch ihre Grösse, wie durch die 
Massenhaftigkeit ihres Vorkommens dem blossen Auge am meisten 
bemerklich. In langen Flocken bekleiden sie die Stengel von Phrag- 
mites, mit dichten flockigen Polstern überziehen sie Muschelschalen 
oder die Steine des Grundes oder des Ufers, selbst an Stellen, wo 
ein starker Wellenschlag das Gedeihen aller höheren Pflanzen hemmt. 
In ähnlicher Weise von den Wellen bespült fand ich an einzelnen 
Stellen die durch ihre lebhaft grüne Farbe ausgezeichnete Hormiscia 
zonata (Web. et Mohr.) Aresch. auf den Steinen am Ufer. 

In demselben, vielleicht in noch höherem Masse durch ihre 
Massenhaftigkeit ausgezeichnet sind von den Algen des grossen Plöner 
Sees die Diatomeen. Zwar dem einzelnen Individuum nach sind sie 
dem blossen Auge verborgen, aber in weisslichen oder hellbräun- 
lichen schleimigen Überzügen, die namentlich aus den auf Gallert- 
stielen festsitzenden Gomphonema-Arten und den in Gallertröhren 


9 


eingeschlossenen Encyonema- Arten neben einer Reihe von andern 
(Cocconeis, Epithemia etc.) bestehen, bedecken sie in gewaltigen 
Mengen die untergetauchten Pflanzenteile, Rohr- und Binsenstengel, 
Stengel und Blätter von Batrachium, Myriophyllum u. s. w. bis 
herab zu den Cladophoren. Sehr häufig sind letztere, sowie besonders 
die Characeen so dicht mit ihnen bedeckt, dass es kaum möglich 
ist, die anatomischen Verhältnisse der grösseren Pflanze zu erkennen. 
Die Diatomeen des gr. Plöner Sees haben im Grafen Castracane 
bereits einen Bearbeiter gefunden, und es kann an dieser Stelle daher 
auf die bereits publicierten Listen !) verwiesen werden. 

Neben den bisher erwähnten Algen, die bei der Entnahme von 
Algenmaterial aus dem See fast an allen Stellen zuerst in die Augen 
fallen, mag nun an dritter Stelle eine Alge genannt sein, die zwar 
weniger auffällig, aber nicht minder durch den ganzen See verbreitet 
und durch ihre systematische Stellung von besonderem Interesse ist. 
Es ist Pleurocladia lacustris A. Br., eine der wenigen Phaeophyceen, 
die sich dem Leben im süssen Wasser angepasst haben. Diese Alge 
ist ausser im grossen Plöner See auch in einer Reihe der andern 
Seen, insbesondere, wie es scheint, in allen, die mit dem Schwentine- 
lauf in Verbindung stehen, verbreitet, und zwar meist in grosser 
Menge, so dass sie für diese Gegend als eine der charakteristischen 
Formen betrachtet werden kann. Nachgewiesen habe ich sie ausser im 
gr. Plöner See und dessen als Vierer-See und Bischofs-See bezeichneten 
Ausbuchtungen im kleinen Plöner-See, Diek-See, Gr. Madebröken- 
See, Schöh-See, Schluen-See, Plus-See. Von diesen stehen die drei 
letzten mit dem Schwentinelauf nicht, oder nicbt mehr, in Verbindung. 
Nicht gefunden wurde sie in dem völlig isolierten, von Wald um- 
gebenen kl. Uklei-See, sowie im sog. Klinkerteich. Die I—2 mm 
grossen braungefärbten und daher leicht zu erkennenden, in den 
unteren Teilen stark verkalkten Polster dieser Alge finden sich sowohl 
auf Steinen (Plus-See, Schluen-See), wie auch, und zwar mit besonderer 
Vorliebe, auf den Stengeln von Phragmites und Seirpus, mitunter 
auch auf Chara und andern Wassergewächsen. 

Aus der grossen Masse der übrigen festsitzenden Algen möchte 
ich als solche, die durch ihre Grösse oder die Menge ihres Vor- 
kommens irgendwie auffallen und sich dadurch leichter als andere 
bemerklich machen, die Arten von Gloöotrichia, Rivularia, Coleochaete 
und Chaetophora nennen. Die bräunlich-gelbgrünen Kugeln von 
Grloiotrichia Pisum (Ag.) Thur. und natans (Hedw.) Rabenh., sowie 


!) Forschungsberichte aus der Biolog. Station zu Plön, Heft 2 und 3. 


10 


die blaugrünen von Rivularia radians Thur. sind auf Rohr- und 
Binsenhalmen, Charen und dergl. im Hochsommer geradezu gemein; 
Coleochacte seutata Breb. fehlt gleichfalls fast auf keinem Rohrstengel, 
man erhält diese Alge und eine sehr ähnliche, Uhaetopeltis minor 
Möb., übrigens leicht und in grossen Mengen, wenn man die vor- 
jährigen Rohr- und Binsenstengel einige Wochen lang in Wasser 
bringt und in letzteres Glimmerplättchen hineinhängt. Auch Chae- 
tophora-Arten, namentlich Ch. Cornu-Damae (Roth) Ag., machen sich 
mitunter schon dem blossen Auge durch ihre Grösse und ihre leb- 
hafte hellgrüne Farbe kenntlich (Vierer-See); im Plöner-See fand ich 
diese Algen nicht gerade in auffälliger Massenentfaltung; dagegen 
will ich ein Vorkommen der Ch. Cornu-Damae am Ufer des Schluen- 
Sees, wo sie im ganz flachen Wasser zwischen Steinen wucherte, als 
bemerkenswert hervorheben. 

Weniger auffällig als die genannten, Algen treten im eigentlichen 
tebiete des gr. Plöner Sees die Arten der Gattungen Oedogonium, 
Bulbochaete, Draparnaldia, Spirogyra, Mougeotia und Zygnema 
hervor. Dennoch fehlen die drei erstgenannten Gattungen fast 
nirgends zwischen den die grösseren Pflanzen bedeckenden Algen- 
überzügen, und auch die drei andern sieht man hie und da. Zu 
einer gewaltigen Entfaltung aber bringen es die drei letzteren in den 
ruhigen Buchten des Sees oder auch in den kleineren geschützteren 
Seen, und es ist offenbar, dass ihre Entwickelung hier durch das 
rubigere Wasser mehr befördert wird. Nicht selten lösen sie sich 
von den grösseren Pflanzen, an denen sie ursprünglich festsitzen, ab 
und treiben dann, wohl wesentlich durch die bei der Assimilation 
abgeschiedenen Gase getragen, an der Oberfläche, gewöhnlich mehr 
oder weniger zwischen den Uferptlanzen festgehalten und dadurch 
am Forttreiben gehindert. 

Einen ähnlichen Übergang vom ursprünglichen Festsitzen zum 
späteren freien Schwimmen zeigen noch zwei weitere Algen, die 
schon genannte Gloiotrichia natans und Nostoc verrucosum Vauch. 
Beide bilden in älteren Zuständen oft mehrere Centimeter grosse 
(tallertkugeln, die in ihrem hohlen Innenraume Gas abscheiden und 
dadurch an die Oberfläche des Wassers gehoben werden; entfernt 
man die Gasblase, so sinken sie unter. Auch Oscillaria princeps 
Vauch., die in schwarz aussehenden, 1—2 cm grossen Büscheln nicht 
selten im grossen See (Helloch) treibend angetroffen wurde, dürfte 
zu den ursprünglich festsitzenden und erst später aus irgend einem 
Grunde zum Schwimmen gelangenden Algen gehören; wahrscheinlich 
wird auch sie durch Gasblasen oben gehalten, denn die einzelnen 


11 


Fäden, in Wasser gebracht, sinken unter. Zu den schwimmenden 
Ufer- Algen gehört auch die im Helloch mehrfach angetroffene Ien- 
teromorpha intestinalis (L.) Link; sie enthält Luftblasen im Innern 
des röhrenförmigen Thallus. Ob auch Hydrodictyon reticulatum (L.) 
Lagerh., das ich aus der als Bischofs-See bezeichneten Bucht des 
grossen Plöner Sees erhielt, zu den schwimmenden Formen gehört, 
habe ich nicht ermittelt. 

Neben und zwischen den Fäden der bisher betrachteten Algen, 
teils daran festgewachsen oder sogar in dieselben eindringend, teils 
sie nur als Stützpunkt benutzend, lebt noch ein ganzes Heer kleinerer 
und kleinster Algenformen, bezüglich deren auf die nachfolgende 
systematische Liste verwiesen werden muss. 

Der Flora der festsitzenden oder sich nur gelegentlich loslösenden 
und nur selten auf das freie Wasser herausgelangenden Algen stehen, 
wie bereits oben bemerkt, diejenigen gegenüber, die infolge ihrer 
Organisation, von den bei manchen eintretenden Ruhezuständen 
abgesehen, ein ständig schwimmendes Leben führen. Dem 
Spiele der Wellen überlassen, werden sie mehr oder weniger gleich- 
mässig durch die gesammte Wassermasse verteilt, und wenn sie sich 
auch in der Nähe des Ufers gerade so gut finden, wie auf denı freien 
Wasser, so gelangen sie doch auf letzterem, und daher besonders in 
den grösseren Seen, zu einer besonders reinen Entfaltung. Das beste 
Verfahren, oder, richtiger gesagt, das einzige Verfahren, diese Algen 
jederzeit zu erhalten, besteht in dem Fischen mit dem Planktonnetze; 
denn nur vereinzelte von ihnen kommen gelegentlich in so grossen 
Mengen beisammen vor, dass es mit einfacheren Hilfsmitteln gelingt, 
sie in genügenden Quantitäten zu erbeuten. Man bekommt die 
Planktonalgen dann allerdings mit der Tierwelt des Planktons, in 
der die niederen Orustaceen und die Rotatorien die Hauptrolle spielen, 
gemischt. 

Diese Flora der schwimmenden Algen, die dem Besucher der 
Seen ein besonderes Interesse abzunötigen weiss, und das nicht blos 
deshalb, weil sie nur in den grösseren Wasserbecken zu einer der- 
artigen Entfaltung kommt, setzt sich aus Vertretern der Chlorophyceen 
(Volvox, Pediastrum), der Cyanophyceen(Gloiotrichia, Anabaena) und 
der Phaeophyceen (Uhrysomonas, Uroglena), denen sich noch die 
Peridineen (Ceratium) und die Diatomeen (Fragilaria, Asterionella) 
anschliessen, zusammen. Für biologische Zwecke scheint es geeignet, 
eine Einteilung derselben nach ihrer Schwimmfähigkeit zu treffen. 

Eine erste Gruppe bilden diejenigen, welche sich in völlig ruhigem 
Wasser zufolge ihres sehr geringen speeifischen Gewichts nach kurzer 


12 


Zeit an der Oberfläche ansammeln, während sie sich im bewegten 
Wasser infolge der Wellenbewegung bis zu einer gewissen Tiefe 
mehr oder weniger gleichmässig verteilen. Es sind dies die gelegentlich 
eine sogenannte Wasserblüte verursachenden Algen. Die Mehrzahl 
von ihnen gehört in die Gruppe der Phycochromaceen (Cyanophyceen). 
Als die im Gebiete der Plöner Seen sowohl durch ihre Grösse wie 
durch die Massenhaftigkeit ihres Vorkommens auffälligste ist Glovotri- 
chia echinulata (Engl. Bot.) P. Richter zu nennen. Dieselbe dürfte 
sich in den meisten der mit dem grossen Plöner See durch den 
Schwentinelauf in Verbindung stehenden Wasserbecken finden, während 
sie in den übrigen wahrscheinlich meistens fehlt. Gefunden habe ich 
sie ausser im grossen und kleinen Plöner See in den Verbindungen 
zwischen Höft-See, Edeberg-See und gr. Madebröken -See (woraus 
zu schliessen ist, dass sie ausser in diesen Seen auch im Behler- 
See vorkommt), ferner spärlich in dem mit dem grossen See nicht 
in Verbindung stehenden Schöh-See. Dagegen wurde sie im Schluen- 
See (10. Aug.), Plus-See (12. Aug.), kl. Uklei-See und im Klinkerteich, 
die sämtlich isoliert liegen, vermisst. Ausser Gloiotrichia habe ich 
eine Reihe von weiteren hierher gehörenden Algen in den Seen 
aufgefunden: die weitverbreitete Anabaena Flos-aquae Breb. (gr. 
Plöner See, Schluen-See etc), Clathrocystis aeruginosa Henfr. (gr. 
Plöner See), Coelosphaerium Kützingianum Näg. (kl. Uklei-See, Plus- 
See), ferner zwei neue Formen, die ich Anabaena (Trichormus) ma- 
crospora und Trichodesmium lacustre nenne, und eine nicht genauer 
bestimmbare Anabaena, die ich wegen der schönen Schrauben- 
windungen ihrer Fäden vorläufig als A. spiroides bezeichnet habe. 

Alle diese Algen haben die gemeinsame Eigentüm- 
lichkeit, dass sie mit Gas gefüllte Vacuolen in ihren Zellen 
besitzen. Diese „Gasvacuolen“ bilden scheinbar rote Körner, 
dieselben, die von P. Richter in seiner Bearbeitung der Gloiotrichia 
im II. Bde. dieser Forschungsberichte für „Schwefel“ angesprochen 
wurden. Ich werde mich an einer andern Stelle über diese Vacuolen, 
denen die Algen ihr Steigvermögen verdanken, eingehender äussern 
und zugleich genauere Beschreibungen der erwähnten neuen Formen 
liefern.!) Die, wie es scheint, einzige Alge aus einer andern Gruppe als 


') Da die Vollendung und Publication der Bearbeitung der oben im Text 
erwähnten Gegenstände sich aus dem bereits zu Anfang dieses Aufsatzes erwähnten 
Grunde verzögert, so gebe ich hier die vorläufigen Beschreibungen der neuen Arten, 
Die Begründung der Ansicht über die „Gasvacuolen“ bedarf einer aus- 
führlichen Erörterung. Ich will noch erwähnen, dass ich die Untersuchung über 
diese Vacuolen zum Teil gemeinsam mit Herrn Dr. Strodtmann vorgenommen 


13 


der der Phycochromaceen, die ein ähnlich ausgeprägtes Auftriebs- 
vermögen besitzt, ist Dofryococcus braun Kütz.; ich habe noch nicht 
ermitteln können, auf welcher Ursache (vielleicht Fett) dasselbe bei 
dieser Alge beruht. 

Die zweite Gruppe der Planktonalgen sind die infolge des Be- 
sitzes von Cilien mit Eigenbewegung begabten, die daher im Stande 
sind, sich an beliebigen Stellen im Wasser schwebend zu erhalten. 
Schon dem blossen Auge erkennbar ist Volvox aureus Ehrenb., ein 
zwar regelmässiger, wenngleich nicht sehr häufiger Bestandtheil des 
Planktons im grossen See; daran reihen sich die kleineren Volvo- 
caceen, besonders Eudorina elegans Ehrenb. und Pandorina Morum 
(Müll) Bory. Ferner kommen hier die Peridineen in betracht, von 
denen Ceratium hirundinella ©. F. M. im Plöner Gebiete der häu- 
figste und interessanteste Vertreter ist, sowie eine Reihe anderer mit 
braunen Chromatophoren versehener Wesen, die zwar noch von ein- 
zelnen Autoren zu den Tieren gestellt werden, die aber doch wegen 
ihrer mit dem Besitze von Chromatophoren zusammenhängenden 
Ernährungsweise wohl richtiger ihren Platz im Pflanzenreiche finden, 
wie Uroglena Volvox Ehrb., Uhrysomonas-Arten, vielleicht auch Dino- 
bryon.!) 


habe; daher erklärt es sich, dass in dem weiter unten folgenden Berichte dieses 
Herrn derselbe Gegenstand berührt wird. ; 

Anabaena (spiroides nom. ad int.) Die mit einer dicken schwer sichtbaren 
Gallerthülle umgebenen Fäden bilden ziemlich regelmässige Schrauben von 2—13, 
meist 3—5 Windungen und 45—54 « Windungsweite. Zellen fast kugelig, 6,5 — 
7,5 a, Heterocysten fast kugelig, 6,5 « dick. Sporen (noch unreif) 14 « dick, kugelig, 
neben der Heterocyste, 

Anabaena (Trichormus) macrospora n. sp. Fäden gerade gestreckt, mit 
dicken schwer sichtbaren Gallerthüllen. Zellen annähernd kugelig, 5—6,5 « dick, 
Heterocysten kugelig oder kurz elliptisch, von gleicher Dicke. Sporen zuletzt bis 
26 « lang und bis 17 « dick, cylindrisch-elliptisch, einzeln oder zu zweien, Epispor 
glatt und ziemlich dick. 

Trichodesmium lacustre n. sp. Bildet Bündel ungleichlanger, annähernd 
paralleler Fäden. Bündel bis 0,2 mm dick, bis 1 mm lang. Fäden gerade, ohne 
Sporen, ohne Heterocysten. Gallerte nur in minimaler Menge vorhanden, 
Zellen abgerundet cylindrisch bis fast kugelig, 5—6 « dick, meist 5—7 lang, oft 
auch kürzer (2,5); Endzellen mitunter bis 12 « lang, ohne convexe Kappe, — Es 
bleibt zu untersuchen, ob nicht doch etwa zu andern Jahreszeiten Heterocysten 
und Sporen gebildet werden und die Alge dann nähere Beziehungen zu der Gattung 
Aphanizomenon aufweist, der sie äusserlich ähnlich ist. Von Aph. flos-aquae 
Ralfs ist Tr. lacustre durch die dickeren und kürzeren, stark gerundeten Zellen 
und die derbere Beschaffenheit sicher verschieden. 

!) Auch F. Schütt weist diesen Organismen in seinem „Pflanzenleben der 
Hochsee“, Kiel und Leipzig 1893, ihren Platz unter den Pflanzen an, 


14 


Die dritte Gruppe der Planktonalgen entbehrt sowohl einer aus- 
geprägten Eigenbewegung, wie des Steigvermögens. Hierher gehören 
zunächst die planktonischen Diatomeen, wie Fragilaria crotonensis Edw. 
und Asterionella gracillima Grun., welche die Hauptmenge dieser Algen 
im Plankton des Plöner Sees ausmachen, sowie die selteneren und 
äusserst zierlichen Arten Atheya Zachariasi J.Brun und Stephanodiscus 
Zachariasi J. Brun, die aus dem Plankton des Plöner Sees zuerst be- 
kannt wurden. Ferner ist hier vielleicht eine Reihe von Grünalgen- 
formen zu nennen, wie Pediastrum duplex Meyen und FP. Doryanum 
(Turp.) Menegh., sowie Staurasirum gracile Ralfs. Diese Algen besitzen 
zwar durchweg Hilfsmittel, die ihnen das Schweben erleichtern !), wie 
sie in ähnlicher Weise bereits früher von marinen Arten beschrieben 
wurden ?2); auch scheint ihr specifisches Gewicht durch zarten Bau, 
sowie einen gewissen Gehalt an Fett?) thunlichst verringert zu sein. 
Immerhin aber bleiben sie specifisch schwerer als das Wasser; we- 
nigstens sinken die Diatomeen, wenn sie mit dem Planktonnetz ge- 
fangen sind und in Glasgefässen ruhig hingestellt werden, nach einiger 
Zeit zu Boden. 

Es entsteht daher die Frage, auf welche Weise die Algen 
der dritten Gruppe es ermöglichen, sich dauernd im Wasser 
schwebend zu erhalten. Erfüllen die erwähnten Schwebevorrichtungen 
vielleicht besser ihren Zweck, wenn sich die Algen einzeln verteilt 
und nicht wie in den Fängen, in grösserer Menge zusammengedrängt 
finden, oder wird das Schweben durch bestimmte Lebensvorgänge 
unterstützt, die nach dem Fange aufhören ? Zweifellos erscheint es 
mir, dass der Wellenschlag für das Schweben dieser Algen eine Be- 
deutung hat, wie es nachweislich für die Algen der ersten Gruppe 
der Fall ist; während er diese, die das Bestreben haben, den Wasser- 
spiegel zu erreichen, immer wieder in die Tiefe befördert, und sie 
dadurch in den oberen Wasserschichten gleichmässiger vertheilt®), 
dürfte er auch die specifisch schwereren Algen am völligen Versinken 
hindern. Eine längere Windstille würde dann die Folge haben müssen, 
dass diese Wesen in den‘ oberen Wasserschichten seltener werden 
oder ganz verschwinden; dasselbe müsste in ruhigen Buchten der 

ı) Vergl. die gleichzeitig in diesen Forschungsberichten erscheinende Arbeit 
von Dr. S. Strodtmann. 

2) ein Schutt,l.c. 

°®) Fragilaria und Asterionella enthalten Tröpfchen, die sich mit Osmium- 
säure schwärzlich färben. 

4) Dies geht aus Beobachtungen hervor, die ich gemeinsam mit Herrn Dr. 


S. Strodtmann gemacht habe. Letzterer hat darüber im Zusammenhang mit 
seinen Zählungen der Planktonorganismen ausführlicher berichtet. 


15 


Fall sein. Weitere Beobachtungen werden leicht entscheiden können, 
ob diese Vermuthung zutrifft oder nicht; allerdings sind dabei 
Zählungen der Planktondiatomeen bei ruhigem und bewegtem Wasser 
und in verschiedenen Tiefen unerlässlich. Sollte sich ergeben, dass 
die Diatomeen selbst bei andauernd ruhigem Wasser sich oben halten, 
so muss ein bisher übersehener Factor in ihrer Organisation gesucht 
werden, der ihnen das Schweben ermöglicht. Jedenfalls verdienen 
diese Fragen, für deren Lösung die Station in Plön ein besonders 
geeigneter Ort ist, weitere Beachtung. 

Es erübrigt nun noch, einen kurzen Blick auf die anderen Ge- 
wässer der Umgegend von Plön zu werfen. Die meisten Seen dieser 
äusserst wasserreichen Gegend werden von der Schwentine durch- 
flossen oder stehen doch damit in mehr oder weniger direkter Ver- 
bindung (Keller-See, Diek-See, Behler-See, gr. und kl. Plöner-See — 
Trammer-See, Vierer-See, Madebröken-See, Edeberg-See), andere haben 
vielleicht in früherer Zeit eine Verbindung gehabt (Schöh-See, Schluen- 
See (?) u.a.). Es ist daher nicht zu verwundern, dass der Charakter 
dieser Gewässer dem des grossen Plöner Sees im allgemeinen ent- 
spricht, um so mehr, je grösser sie sind. Die kleineren dagegen 
zeigen mannichfache Abweichungen, namentlich, wenn sie infolge 
geschützter Lage einen ruhigeren Wasserspiegel haben. Am meisten 
trifft dies für die ausser Zusammenhang mit dem Schwentinelauf 
stehenden Gewässer zu (Schluen-See (?), Plus-See, kl. Uklei-See, 
Klinkerteich. Die Zeit meines Aufenthalts war zu kurz, und die 
Aufmerksamkeit, die ich den verschiedenen Seen zuwenden konnte, 
noch zu gering, um Abschliessendes darüber sagen zu können. Immer- 
hin sind im Voraufgehenden bereits einige Andeutungen über das 
Vorkommen oder Fehlen bestimmter Pflanzenformen in den verschie- 
denen Gewässern gemacht worden, mehr noch wird die nachfolgende 
Algenliste ergeben; doch muss ich ausdrücklich bemerken, dass die 
Nichterwähnung gewisser im grossen See vorkommender Algenformen 
bei anderen Seeen noch nicht deren unbedingtes Fehlen in diesen 
bedeuten kann; eher schon trifft das Umgekehrte zu, dass Algen, 
die für den grossen See nicht erwähnt sind, in diesem wirklich fehlen, 
da der grosse See aus naheliegenden Gründen bisher am meisten 
durchsucht wurde. 

Als in ihrem Charakter von dem Grossen See mehr oder weniger 
abweichend möchte ich den Schöh-See, den Schluen-See und besonders 
den Plus-See, den kleinen Uklei-See, sowie den Klinkerteich nennen. 
Im Schöh-See waren zur Zeit meines Besuchs (3. Aug.) Glovotrichia 
echinulata und Pleurocladia lacustris nur spärlich vorhanden, im 


16 


Schluen-See (10. Aug.) war zwar Pleurocladia in reichlicher Menge, 
aber Gloiotrichia fehlte ganz und wurde durch Anabaena- Arten 
ersetzt. Der Plus-See und der Kl. Uklei-See sind ganz von Wald 
umgeben und ihr Wasser dürfte durch das hineinfallende Laub in 
in seiner chemischen Natur geändert werden ; letzterer scheint ausserdem 
etwas moorigen Grund zu haben. Hierdurch erklären sich jedenfalls 
die Abweichungen in ihrer Flora. Pleurocladia ist im Plus -See 
vorhanden, ausserdem eine an Coleochaete scutata erinnernde Phaeo- 
phycee mit zahlreichen Chromatophoren, deren eingehendere Unter- 
suchung ich später auszuführen gedenke!), Von dem Plankton des 
Sees konnte ich in Ermanglung eines Bootes nicht viel erhalten; ich 
fand nur eine Anabaena-Art, ferner Staurastrum gracile Ralfs, Coe- 
losphaerium Kützingianum Näg. und namentlich Botryococeus Drauniti 
Kütz. Noch abweichender ist der kleine Uklei-See. Pleurocladia 
scheint ganz zu fehlen; andere grössere Algen waren sehr spärlich 
vorhanden, dagegen fand Herr Lemmermann eine grössere Anzahl 
Desmidiaceen. Im Plankton war ausser einer spärlichen Anabaena 
namentlich Coelosphaerium Kützingianum Näg. vorhanden. Der 
Klinkerteich liegt dicht bei der Stadt Plön, ist nur klein und erhält, 
wie es scheint, allerhand Abwässer und zu beseitigende Gegenstände 
von den angrenzenden Häusern. Infolge dessen ist sein Wasser 
trübe, der Grund enthält modernde Stoffe und ist schlammig. Die 
Algenflora des Teichs, die ich jedoch nur im Mai beobachten konnte, 
ist aber wohl gerade infolge dieser Umstände besonders reich, und 
zwar an den verbreiteteren und derartige Gewässer liebenden Arten. 
Die Planktonalgen habe ich nicht untersucht. 

Ausser den genannten grösseren Gewässern ist noch eine grosse 
Anzahl kleinerer und kleinster in der Umgebung von Plön vorhanden, 
auf deren Untersuchung zunächst verzichtet wurde. Nur aus einem 
an der Bahn nach Gremsmühlen gelegenen Tümpel, von welchem der 
Stationsdiener im Mai Material besorgt hatte, sind die Algen berück- 
sichtigt worden. Ausserdem wurde das zwischen dem kl. Made- 
bröken-See und dem Suhrer-See gelegene Moor, das die von Moor- 
gewässern bekannten Eigenthümlichkeiten zeigt und namentlich die 
Liste der Desmidiaceen um eine Reihe von Arten vermehrte, durchsucht. 

Zu einem vollständigen Bilde der Algenflora gehören endlich auch 
noch die an der Luft lebenden Algen, wenngleich dieselben bei der Be- 
trachtung der Vegetation der Seen eigentlich auszuschliessen sind. Zu 
erwähnen habe ich von diesen zunächst nur die Gattung Trentepohlia. 


!) Herr Lemmermann hat dieselbe vorläufig als Phaeocladia prostrata 
Grau (?) bezeichnet. 


17 


Mit dem Vorstehenden und der nachfolgenden Liste dürfte dem 


die Station in Plön aufsuchenden Algologen eine vorläufige Orien- 
tierung über das gegeben sein, was er dort zu erwarten hat. Möge 
die reiche Algenflora der Gegend bald gründlicher erforscht werden 
und zu weitergehenden Studien Veranlassung geben! 


Characeae. 
(Bestimmt von Dr. Chr. Sonder, Oldesloe.) 


Nitella flexilis (L. ex p.) Ag. forma elongata Schöhsee. 
Lychnothamnus stelliger (Bauer) A. Br. = Tolypellopsis stelligera 
(Bauer) Migula. Unterseeischer Berg westlich der Grossen Insel. 
Ohara contraria A. Br. forma subinermis A. Br. brevibracteata 
microteles; Kleiner Plöner See; forma subinermis A. Br. brevi- 
bracteata condensata; Grosser Plöner See. forma subinermis A. 
Br. brevibracteata. Helloch. 

Chara ceratophylla Wallr. forma macroteles et macroptila A. Br. 
Bischofssee; forma brachyteles et microptila A. Br. Kleiner Plöner 
See. 

Chara foetida A. Br. forma subinermis macroptila lazxior A. Br. 
Schluen -See; forma subinermis microptila A. Br. Grosser See 
bei der Insel Alsborg; forma subinermis microptila A. Br. incru- 
stata. Bischofssee. 

Chara rudis A. Br. forma micracantha A. Br. und forma me- 
cracantha macrophylla brevibracteata. Helloch und Schlossgarten- 
bucht. Schöhsee. 

Chara aspera Desv. forma longispina A. Br. Sehr verbreitet. 
Helloch und Schlossgartenbucht, Bischofssee, Schöhsee, Schluen- 
see, grosser Madebröken-See. 

Chara fragilis Desv. forma brevibracteata valde inerustata. Kleiner 
Plöner See. forma brevibracteata longifolia A. Br. incrustata. 
Grosser Plöner See. elongata Schluensee. forma brevibracteata 
brevifolia A. Br. clausa. Im Kanal, der durch die grosse Insel bis 
zum Helloch führt. inerustata Schöhsee; valde incrustata, Helloch; 
forma longibracteata A. Br. tenuifolia, Plus-See. . 


2. Verzeiehnis der in der Umgegend von Ploen 
gesammelten Algen. 
von 
E. Lemmermann (Bremen). 
Mit 15 Abbildungen. 


Das Material zu nachstehender Arbeit wurde im Sommer dieses 
Jahres (1894) teils von Herrn Dr. H. Klebahn, teils von mir in der 
Plöner Gegend gesammelt. Einen Teil habe ich, Dank der Güte des 
Herrn Dr. Otto Zacharias, während eines mehrtägigen Aufent- 
haltes in der „Biologischen Station“ noch frisch untersuchen 
können; der Rest wurde in Alkohol konserviert.!) 

Leider ist es mir nicht gelungen, in der mir zur Verfügung 
stehenden kurzen Spanne Zeit alle aufgefundenen Algen so zu unter- 
suchen, wie ich es wohl gewünscht hätte; es ist das der Grund, dass 
eine Reihe von Arten noch mit einem Fragezeichen versehen werden 
musste. Doch hoffe ich, früher oder später noch auf einzelne der 
aufgeführten Algen wieder zurückkommen zu können. 

Die Bestimmung geschah mit Hülfe folgender Werke: 1) De 
Toni: Sylloge Algarum I. u. Il. 2) Hansgirg: Prodromus 
der Algenflora von Böhmen I u. Il. 3) Kirchner: Algen 
von Schlesien. 4) Bornet et Flahault: Revision des Nosto- 
cacdes heterocyst&es. 5) Gomont: Monographie des Oscil- 
lariees u.a m. 

Dass ich auch eine Reihe von Organismen mit aufführe, welche 
in der Regel von den Zoologen für das Tierreich in Anspruch ge- 
nommen werden, darf nicht Wunder nehmen; besitzen doch alle die 
aufgezählten Formen deutlicheChromatophoren, sind also imstande, 
mit Hülfe des Assimilationsprocesses die unorganische Kohlensäure 
in ofganische Stoffe, z. B. Stärke, umzuwandeln. Vom Standpunkte 
der Botanik aus müssen daher diese Organismen unbedingt dem 
Pflanzenreiche einverleibt werden. Wenn sich einige derselben, wie 
z.B. Chromulina flavicans Ehrenb., auch ausserdem in tierischer 


!) Ein Teil wurde von Herrn Dr. H. Klebahn versuchsweise auch in Formol 
gebracht, 


19 


Weise ernähren, so ist das immerhin noch kein triftiger Grund, sie 
deshalb zu den Tieren stellen zu müssen. Bekanntlich ist ja auch 
von vielen höheren Pflanzen (ich erinnere nur an Drosera, Pin- 
guicula, Utricularia, Sarracenia, Nepenthes u. a. m.) in 
neuerer Zeit nachgewiesen worden, dass sie imstande sind, mittels 
sinnreich konstruierter Fangvorrichtungen kleine Tiere zu .erbeuten 
und zu verdauen. Wer wollte sie aber deshalb dem Tierreiche zu- 
zählen? Dass ich mit dieser Ansicht nicht allein stehe, wird jeder 
wissen, der die neueren Algerwerke aufmerksam durchgesehen hat. 
Sogar Bütschli giebt in seiner trefflichen Bearbeitung der Masti- 
gophoren!) vollkommen zu, dass vom Standpunkte der Botanik 
eine ganze Reihe von Formen zu den Algen gestellt werden könnten. ?) 
„Wir müssen demnach voll anerkennen, dass die Zusammenziehung 
der Phytomastigoden mit den einzelligen Algen vom Standpunkt der 
Botanik aus gerechtfertigt erscheint, denn sie sind sicher durch ge- 
netische Bande mit denselben verknüpft.“?) „Es ist schon genügend 
bekannt, dass namentlich die Familien der Chlamydomonadinen u. 
Volvocinen von den Botanikern sehr allgemein unter die Algen auf- 
genommen und in die Ordnung der Protococcoideae eingereiht werden, 
in welcher beide Familien gewöhnlich zu einer einzigen verschmolzen 
erscheinen. Dass meist nur die beiden erwähnten Familien aufgeführt 
wurden, zahlreiche nächstverwandte Formen dagegen keine Aufnahme 
fanden, beruhte wohl nur auf der geringen Kenntnis derselben und 
bei einer Revision des Systemes würde wohl kein Botaniker Anstand 
nehmen, unsere gesammte Abteilung der Phytomastigoda, und auch 
wohl die Familie der Cryptomonadinen den Protococcoideae zuzu- 
rechnen.“3) Ähnlich sprechen sich Wille, Hansgirg*) und Schütt 5) 
aus. Ersterer sagt in der 40. Lieferung der natürlichen Pflanzen- 
familien auf S. 36 gelegentlich der Besprechung der Volvocaceen: 
„Hymenomonas und Chrysomonadina, ausserdem auch Dinobryina, 
bilden eine eigene Serie von braunen Formen, welche mit den Vol- 
vocaceen parallel geht und zu den braunen Algen dieselbe Stellung 
einnimmt wie die Volvocaceen zu den grünen.“®) Hansgirg schreibt in 
dem 1. Teile seines Prodromus der Algenflora von Böhmen auf S. 30 
folgendes darüber: 


') Bronn, Klassen u. Ordnungen des Tierreiches 2. Aufl. 1. Bd. II. Abteilung. 

2), |. ce. pag. 804. 

®) 1. c. pag. 803. 

4) Prodr. I. Teil pag. 30. 

5) Das Pflanzenleben der Hochsee. 

) Siehe auch: Schmitz, die Chromatophoren der Algen. 
D 9# 


20 


„Dass die olivenbraunen Cryptomonaden, die braunen Dinobryinen 
und Chrysomonaden Stein’s mit demselben Rechte wie die Volvocineen 
und Chlamydomonaden unter die Algen aufgenommen werden müssen, 
hat zuerst Schmitz „Die Chromatophoren der Algen 1882 p. 13“ 
behauptet. Auch Bütschli hat diese Organismen „wegen ihrer 
holophytischen Ernährungsweise“, sowie deshalb, dass sie „die innigsten 
Beziehungen zu einer Reihe einzelliger Algen darbieten“ von anderen 
Flagellaten separiert, und sie zu der Gruppe der Pflanzen - Flagel- 
laten „Phytomastigoda“ vereinigt (vergl. Bütschli’s „Flagellata“ in 
Bronn’s Klassen und Ord. des Tierreiches, 1884 p. 832). 

Auch den, braune Farbstoffträger (Chromatophoren) enthaltenden 
Siisswasser-Peridineen, welche Klebs „Die Peridineen des süssen 
Wassers, 1883“ und Warming (in Vidensk. Medd. Kopenhagen, 1875) 
für Pflanzen erklärt haben, wäre folgerichtig unter den Phaeophyceen 
und zwar neben den Öhrysomonadinen der Platz anzuweisen.“ !) 

Das dürfte, denke ich, wohl genügen, um die Einreihung der 
in Frage kommenden Flagellaten in das Algensystem vollständig zu 
rechtfertigen. 

Zum Schluss spreche ich allen Herren, welche mich bei meinen 
Studien mit Rat und That unterstützt haben, meinen besten Dank aus. 


I. Kl. Phaeophyceae. 
1. Ord. Syngeneticae. 


I. Fam. Chrysomonadina. 


Gatt. Chromulina Cienkowski. 
1. Ch. flavicans Ehrenb. 
Abbild.: Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 55. t. 18 f. 5a-c. 
Fundort: Gr. See, Moor zwischen kl. Madebröken -See und 


Suhrer-See. ?) 
Gatt. Dinobryon Ehrenb. 


2. D. sertularia Ehrenb. 
var. divergens Imhof. 
Abbild.: ? Beschrieben im Jahresber. d. Graubündener naturf. Ges. 
XXX. Jahrg. pag. 134 (nach gütiger Mitteilung des Herrn 
Dr. OÖ. Zacharias!) 
Fundort: Gr. See. 


ı) Bezüglich der Peridineen siehe auch: Frank, Lehrbuch der Botanik II. Teil 
pag. 69. 
*) Hier fand ich auch die gallertumhüllten Ruhezustände, 


el 


3. D. sertularia Ehrenb. 
var. angulatum Seligo. 
Abbild.: Forschungsber. d. Biol. Stat. z. Plön Teil II. t.1 £. 3b. 
Fundort: Gr. See. 


4. D. sertularia Ehrenb. 
var. undulatum Seligo. !) 
Abbild.: Forschungsber. d. Biol. Stat. z. Plön Teil II t. 1 £. 3c. 
Fundort: Gr. See. 


5. D. stipitatum Stein. 
Abbild.: Bronn, Kl. u. Ord. d. Tierreiches Bd. I. Abt. II. t. 
41 £. 10.2) 
Fundort: Gr. See. 


Gatt. Mallomonas Perty. 


6. M. acaroides Zacharias. 
Abbild.: Forschungsber. d. Biol. Stat. z. Plön Teil I. t.1f. 13. 
Fundort: Gr. See. 


7. M. acaroides Zacharias. 
var. producta (Seligo) Zacharias. 
Abbild.: Forschungsber. d. Biol. Stat. z. Plön Teil II. t. 1 f. 6. 
Fundort: Gr. See. 


Gatt. Synura Ehrenb. 


8. uvella Ehrenb. 
Abbild.: Stein, Organismus der Infusionstiere III. Teil 1. Hälfte 
t. 13 f. 24—28; t. 14 f. 1—17. 
Fundort: Gr. See. 


Gatt. Uroglena Ehrenb. 


9. U. volvox Ehrenb. 
Abbild.: Stein, Organismus der Infusionstiere III. Teil 1. Hälfte 
t. 13 £. 20—22. 
Fundort: Gr. See. 


!) Ein Dinobryon undulatum wird übrigens auch von Klebs in d. 55. Bande 
d. Zeitschr. f. wiss. Zool. auf pag. 414 neu beschrieben u. auf Tafel 18 f. 10 a u. 
b abgebildet. 

2) Siehe auch: Forschungsber. d. Biol. Stat. z. Plön. Teil II. pag. 114 u. t. 
19ER: 


22 


3. Fam. Peridinida. 


Gatt. Peridinium Ehrenb. 


10. P. tabulatum Ehrenb. 
Abbild.: Bronn, Kl. u. Ord. d. Tierreiches. Bd. I. Abt. II. t. 52 
1.26: 
Fundort: Gr. See. 


Gatt. Ceratium Schrank. 


11. ©. hirundinella ©. F. Müll. 


Abbild.: Bronn, Kl. u. Ord. d. Tierreiches. Bd. I. Abt. II. t. 53 
1.920) 
Fundort: Gr. See. 


12. ©. cornutum Ehrenb. 
Abbild.: Flora 1891 t. 8 f. 8—22; t. 9 f. 21—23; t. 10 5 26. 
Fundort: Gr. See, gr. Madebröken-See. 


Gatt. @lenodinium Ehrenb. 


13. G. acutum Apstein. 
Abbild.: Biol. Centralbl. 1892 Bd. XII (nach Angabe des Herrn 
Dr. O. Zacharias). 
Fundort: Gr. See. 


2. Ord. Phaeozoosporeae. 


1. Fam. Lithodermaceae. 
Gatt. Phaeocladia Gran. 


14. Ph. prostrata Gran. 

Abbild.: Christ. Vidensk. Selsk. Forhandl. 1893 No. 7 f. 9—11. 

Fundort: Plus-See, auf Steinen dünne braune Lager bildend, 
welche lebhaft an die Scheiben von Coleochaete scutata Breb. 
erinnern. Ich führe diese Form nur vorläufig unter obiger Be- 
zeichnung auf; eine genaue Untersuchung wird erst darzulegen 
haben, ob die Plöner Alge mit Ph. prostrata Gran, welche bis 
jetzt nur in dem Tonsbergfjord gefunden wurde, identisch ist oder 
ob wir es mit einer neuen Alge zu thun haben.?) 


!) Siehe auch: Forschungsber. d. Biol. Station. II. Teil pag. 114 ff. 

2) Möglicherweise ist es auch Phaeodermatium rivulare Hansg. Prodr. II. Teil 
pag. 207; doch glaube ich das vorläufig noch nicht, es müssten denn die aufge- 
fundenen Exemplare Jugendstadien dieser Alge sein. 


23 


2. Fam. Ectocarpaceae. 


15. Pleurocladia lacustris A. Braun. 

Abbild.: Flora Europaea Algarum Ill. pag. 394. 

Fundort: Gr. u. Kl. See, Vierer-See, Bischofssee, Diek-See, gr. 
Madebröken-See, Schöh-See (an Scirpus), Schluen-See, Pluss-See (auf 
Steinen) — häufig. 


II. Kl. Chlorophyceae. 
1. Ord. Confervoideae. 
1. Fam. Coleochaetaceae. 


Gatt. Voleochaete Breb. 
Sect. 1. Eucoleochaete Hansg. 
16. ©. pulvinata A. Braun. 

Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. II t. 2 £ 1. 

Fundort: Gr. Madebröken-See, an Scirpus — sehr vereinzelt — 
17. CO. divergens Pringsh. 

Abbild. Pringsh. Jahrb. £ wiss. Bot. U t If 1,6, IR 2 

Fundort: Kl. See, Drecksee, Schöhsee, gr. Madebröken-See, an 
verschiedenen Wasserpflanzen festsitzend -- vereinzelt — 

18. ©. divergens Pringsh. 
var. minor Hanse. 

Fundort: Im Lager von Schizochlamys gelatinosa A. Braun 
(Verbindungsgraben zwischen Höft-See u. Gr. Madebröken-See), von 
Gloiotrichia natans Rabenh. (Kl. See), von Chaetophora ele- 
gans (Roth) Ag (Helloch). Man findet immer nur einzelne Exem- 
plare; eine grössere Anzahl fand ich im Lager von Schizochlamys, 
diese waren aber stets steril. 


Sect. 2. Phyllactidium (Kütz.) Hansg. 

19. C©. orbicularis Pringsh. 

Abbild.: Pringsh. ‚Jahrb. f..wiss. Bot U ft. If. 5; 1. HE T:6 u. 

“tr 01. 1eu. 2. 

Fundort: Helloch, Kl. See, Schöhsee an verschiedenen Wasser- 
pflanzen — vereinzelt. 
20. ©. scutata Breb. 

Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. II t. If.4; t. If. 3 u. 

EENEVEERS,: 

Fundort: Überall häufig; an allen möglichen Wasserpflanzen 
schon mit blossem Auge erkennbare grüne Scheiben bildend. 


24 


21. ©. irregularis Pringsh. 
Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. IL t. 1-f. 6; t. 6 f. 39. 
Fundort: Drecksee, Schöhsee, gr. Madebröken-See, Verbindungs- 
graben zwischen Höft-See und gr. Madebröken-See, Höftsee an Wasser- 
pflanzen — ziemlich selten — 


22. C. soluta Pringsh. 
Abbild.: Pringsh. Jahrb. t. wiss. Bot. IIt.1f.2u.3; t.4f.1u.2. 
Fundort: Schöhsee, Kl. See an Scirpus — sehr selten — 


Gatt. Chaetopeltis Berthold. 


23. Oh. orbieularis Berthold. 
Abbild.: Acta Acad. Leop. Car. t. 4 f. 6—14. 
Fundort: Gr. Madebröken-See an Scirpus (1 Exemplar!). 


24. Ch. minor Moeb. 

Abbild.: Ber. d. deutsch. bot. Ges. VI t. XII. 

Fundort: Kl. See, Helloch, Gr. Madebröken-See, Gr. See u. a. 
a. O. an Seirpus, Myriophyllum, Potamogeton, Chara etc. — ziemlich 
verbreitet — 


Gatt. Myxzochaete Knut-Bohlin. 


25. M. barbata Knut-Bohlin. 

Abbild.: Bihang till k. Svenska Vet.-Akad. Handlingar Bd. 15. 

Afd. 3 Nr. 4. 

Fundort: Kl. Uklei-See — nur 1 Exemplar an einem Oedogo- 
nium-Faden gesehen. Ich führe die Alge aber doch mit an, um 
andere Forscher darauf aufmerksam zu machen, denen es vielleicht 
gelingen wird, mehr Material davon aufzufinden und die Entwicklungs- 
geschichte dieser interessanten Art genauer zu studieren, und darzu- 
legen, in welchem Verhältnisse sie zu Chaetopeltis Berthold steht. 


2. Fam. Oedogoniaceae. 


Gatt. Bulbochaete Ag. 


Sect. 1. Eubulbochaete Hansg. 
26. B. intermedia De Bary. 
Abbild.: De Bary, Über die Algengatt. Oedogonium u. Bul- 
bochaete t. 4 f. 1—7. 
Fundort: Gr. See, Kl. See, Schöhsee an Sceirpus — vereinzelt — 


25 


27. B. intermedia De Bary. 
var. depressa Wittr. 
Abbild.: Nov. Act. Reg. Soc. Sc. Ups. ser. 3 vol. 9 t. III f. 18. 
Fundort: Helloch, an Scirpus beim Schlossgarten — selten — 


28. B. crenulata Pringsh. 
Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. I t. 6 f. 4. 
Fundort: Schöhsee, an Scirpus (1 Exemplar gesehen !). 


29. B. polyandra Cleve. 
Abbild.: Nov. Act. Reg. Soc. Sc. Ups. ser. 3 vol. 9 t. IILf. 19 u. 20. 
Fundort: Kl. Uklei-See an Equisetum — sehr vereinzelt — 


30. B. setigera (Roth) Ag. 

Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. I t. 6 f. 3. 

Fundort: Schöhsee, gr. Madebröken-See, an Scirpus — sehr 
vereinzelt — 


Sectio 2. Ellipsospora Hansg. 


31. B. minor A. Braun. 
Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. It. 6 f. 8. 
Fundort: Kl. See, Helloch, an Scirpus — nicht selten — 


32. D. reticulata Nordst. 
var. minor nob. 

Cellulis vegetativis 16 w crassis, 30 # longis; cellulis 
suffultoriis dissepimento superiore praeditis; oogoniis 
ellipsoideis, erectis, sub cellulis vegetativis vel sub 
androsporangiis sitis, 30 w crassis, 43 « longis; episporio 
reticulato denticulato. 

Die typische Form ist abgebildet: 

Oefv. af K. Vetensk. Akad. Förhandl. 1877 t. III f. 16. 

33. B. rectangularıs Wittr. 
Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 51 f. 17. 
Fundort: Kl. See, Schöhsee an Scirpus — nicht selten — 


34. B. anomala Pringsh. 

Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. I t. 6 £. 6. 

Fundort: Schöhsee, an Seirpus u. Phragmites — nicht selten — 

Die Fäden einiger Bulbochaete-Arten aus dem Schöh-See sind 
nicht selten mit kleinen Rädertieren besetzt, welche bei eingezogenem 
Räderapparat eine geradezu frappante Ähnlichkeit mit den länglich- 
elliptischen Oogonien der Bulbochaete-Spezies aus der Abteilung der 
Ellipsospora haben, so dass bei oberflächlicher Betrachtung eine 
Verwechselung beider nicht ausgeschlossen ist. Wer überall nach 


26 


biologischen Erklärungen sucht, könnte geneigt sein, die Ähnlich- 
keit der Rädertiere mit den Oogonien als ein interessantes Beispiel 
von Nachäffung (Mimicry) anzusehen, wie deren ja so viele aus dem 
Tierreiche in den letzten Jahren bekannt geworden sind. 


Gatt. Oedogonium Link. 
Sect. 1. Euoedogonium Hansg. 


35. Oed. curvum Pringsh. 
Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. I t.5 £. 3. 
Fundort: Schöhsee, an Seirpus — selten — 


36. Oed. oblongum Wittr. 
Fundort: Helloch, an Chara — selten — 


37. Oed. Richterianum nob. fig. 1—3. 


Fig. 1. Fig. 2. Fis-3. 


Oogoniis singulis vel binis, ellipsoideis vel ovifor- 
mibus vel globosis, poro superiore apertis; oosporis ellip- 
soideis vel globosis, oogonia complentibus vel non com- 
plentibus; membrana oosporarum maturarum subtilissime 
costata; cellulis suffultoriis tumidis; antheridiis 1—6 cel- 
lularibus; antherozoidiis binis, divisione recta ortis; cell. 


ar 


veg. 12—18 u crassis; 59—86 u longis; cellulis suffultoriis 
18—26 u crassis, 64—88 u longis; oog. 39—48 u crassis, 
48—62 u longis; oospor. 38—43 u crassis; 43—56 u longis; 
cell. anther. 12—13 u crassis; 6—10 u longis. 

Habitat: Kl. See. 

Species Oed. paludosum (Hass?) Kütz. proxima est. 

Für diese noch nicht beschriebene Art erlaube ich mir, zu Ehren 
des rühmlichst bekannten Algologen, P. Richter in Leipzig, den 
Namen Oed. Richterianum vorzuschlagen. 


Sect. 2. Androgynia (Wood) Hanssg. 
38. Oed. acrospermum De Bary. 
forma connectens W ittr. 

Fundort: Kl. Ukleisee, an Equisetum — nicht selten — 

De Toni (Sylloge Algarum vol. I sect. 1) giebt auf Seite 59, 
von dieser Alge an: „gynandrospora (et idioandrospora?). 
Er scheint also noch im Zweifel zu sein, ob die Androsporen nicht 
doch auch in besonderen unfruchtbaren Fäden gebildet werden 
können. Durch meine Beobachtungen dürfte diese Ansicht noch ver- 
stärkt werden. Ich habe eine ziemliche Menge Material durchmustert, 
aber fast durchweg nur rein weibliche Fäden gesehen, welche an der 
Spitze die bekannten elliptischen Oogonien trugen; nur in einigen 
wenigen Fällen (2—3 Mal) fanden sich unterhalb der Oogonien 1—2 
zellige Androsporen. Die Zwergmännchen, welche sonst der etwas 
angeschwollenen Stützzelle aufsitzen, waren in diesem Falle auf der 
Zelle unterhalb der Androsporen mit langen 2-zelligen Stielen befestigt. 
Woher stammen aber die vielen Zwergmännchen? Aus den wenigen 
Androsporen, welche ich zuweilen an weiblichen Fäden sah, dürfte 
sich eine solche Menge nicht entwickeln können! Es bleibt daher 
nur übrig, anzunehmen, dass sie ‘in den Androsporen besonderer 
unfruchtbarer Fäden gebildet werden, oder mit anderen Worten, dass 
dieses Oedogonium auch idioandrospor ist. Gesehen habe ich 
freilich solche Fäden noch nicht; das schliesst aber nicht aus, dass 
sie doch vorhanden sind. Jedenfalls ist diese Frage aufs neue einer 
genauen Prüfung zu unterziehen. 


Sect. 3. Pringsheimia (Wood) Hansg. 
39. Oed.? inversum Wittr. 
Abbild.: Oefv. af K. Vet. Akad. Förhandl. 1876 t. XIII. 
Fundort: Schöhsee, an Scirpus — sehr selten — 


28 


40. Oed. Klebahnii Lemmermann. }) 
Abbild.: fig. 4—5. 


Fig. 4 und 5. 


Fundort: Trammer See, kl. Ukleisee, an Wasserpflanzen — selten 
— Ich habe auch hier stets nur weibliche Exemplare gefunden. 


41. Oed. Pringsheimii Cramer. 

Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 46 f. 16. 

Fundort: Bischofssee, Helloch, gr. See, an Sceirpus — nicht 
selten — 
42. Oed.? Landsboroughii (Hass.) Kütz. 

var. gemelliparum (Pringsh.) De Toni. 

Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. I. t. 5 f. 10. 

Fundort: Schöhsee, an Scirpus und Phragmites — nicht selten — 

Ich stelle die aufgefundene Alge nur vorläufig hierher, da 
sie in manchen Teilen nicht mit der Diagnose übereinstimmt. 


Species non satis notae. 
43. Oed. spiro-granulatum Schmidle. 
Abbild.: Flora 1894 Bd. 78 1. 7 £.1. 
Fundort: Kl. See, Schöhsee, Moor zwischen kl. Madebröken- 
See und Suhrer See, an Wasserpflanzen mit einer halbkugeligen, 
punktiert-gestreiften Fusszelle festsitzend. 


ı) Abhandl. d. naturw. Ver. z. Bremen. Bd. XII pag. 509. 


29 


3. Fam. Ulvaceae. 


Gatt. Enteromorpha Link. 
44. E. intestinalis (L.) Link. 
Abbild.: Flora Europaea Algarum III p. 289 f. 88. 
Fundort: Kl. See, Trammer See, Drecksee, Helloch — nicht 
selten — 
4. Fam. Ulotrichiaceae. 


1. Unterfam. Ulotricheae. 
Gatt. Hormiscia Fries, 
Sect. 1. Euhormiscia De Toni. 
45. H. zonata (Web. et Mohr) Aresch. 
Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. X t. 31—38. - 
Fundort: Gr. See (bei Bosau), auf Steinen in der Nähe des 
Ufers. 
Sect. 2. Ulothrix (Kütz.) De Toni. 


46. H. rivularis (Kütz.) De Toni. 
var. minor nob. 

Laete viridis; hince inde ramulos breves laterales 
emittens; cellulis 5—7 u crassis, diametro aequalibus vel 
duplo longioribus vel duplo brevioribus; ad septa saepe 
constrictis. 

Fundort: Kl. Uklei-See — ziemlich häufig — 


2. Unterfam. Chaetophoreae. 
Gatt. Chaetosphaeridium Klebahn. 
47. Oh. Pringsheimii Klebahn. 
forma typica Klebahn. 
Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. XXIV t. 4 f. 1—7 u. 9—16. 
Fundort: Helloch, auf Coleochaete scutata Breb. — nicht häufig — 
18. Ch. Pringsheimü Klebahn. 
forma conferta Klebahn. 
Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. XXV t. 14 £. 11. 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen (auf Sp. 
maxima (Hass) Wittr.), Kl. See (auf Mougeotia spec?), Helloch 
(an Potamogeton natans L.) Schöhsee (an Scirpus, Nuphar, 
Bulbochaete spec, Epithemia), gr. Madebröken-See (an Dicho- 
trix Bauriana (Grun.) Born. et Flahault, im Lager von Coleochaete 
und Pleurocladia), Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer 
See (an Menyanthes trifoliata L.), Kl. Uklei-See (an Equisetum). 


30 


Gatt. Aphanochaete A. Braun. 
49. A. repens A. Braun.!) 
Abbild.: Kirchner, Pflanzenwelt t. 2 f. 23. 
Fundort: Überall, an verschiedenen Fadenalgen, besonders Cla- 
dophora festsitzend. 
Die Zellen sind bald mit einer, bald mit mehreren Borsten 
versehen. 
Gatt. Chaetophora Schrank. 
50. Ch. pisiformis (Roth) Ag. 
Abbild.: Nova Acta Acad. Leop. Car. 1878 Bd. 40 t. XVII £. 
6,812; 1 -XVHISHT. 
Fundort: Kl. See, Helloch, kl. Uklei-See, gr. Madebröken-See 
Höftsee, Verbindungsgraben zwischen dem gr. Madebröken-See und 
dem Höftsee an Wasserpflanzen. 


5l. Ch. elegans (Roth) Ag. 

Abbild.: Nova Acta Acad. Leop. Car. 1878 Bd. 40 t. XVILf.5 
und 7. 

Fundort: Gr. See, Kl. See, Drecksee, Bischofssee, Helloch, Schöhsee 
etc. ziemlich weit verbreitet; diese Art ist jedenfalls häufiger als die 
vorige. 


52. Oh. Oornu-Damae (Roth) Ag. 
var. genwina De Toni. 

Abbild.: Hassall, Brit. Freshw. Alg. vol. II t. 9 f 1 und 2. 

Fundort: Vierer See, Helloch, gr. See, kl. See, Schluensee. Die 
Alge kommt immer bloss einzeln vor; nur im Schluensee finden sich 
grössere Mengen. Oft ist sie ganz mit Kalk incrustiert, so z. B. im 
Gr. See. 

Gatt. Draparnaldia Ag. 


53. Dr. plumosa Ag. 

Abbild.: Wolle, Freshw. Alg. of the United States t. 94 f. 1 und 
2 (cit. nach De Toni). 

Fundort: Gr. See (nur einmal gefunden!) 
54. Dr. glomerata Ag. 

Abbild.: Nova Acta Acad. Leop. Car. 1878 Bd. 40 t. 16 f. 6— 
107una rt 17 1% und +2, 

Fundort: Klinkerteich, vereinzelt. 


ı) H. Klebahn: „Zur Kritik einiger Algengattungen“ Pringsh. Jahrb. f. wiss, 
Bot. XXV p. 278. 


3l 


Gatt. Stigeoclonium Kütz. 


55. St. tenue (Ag.) Rabenh. 

Abbild.: Lyngb. Tentamen Hydrophytologiae t. 52 B. 

Fundort: Gr. See, an Steinen in der Nähe des Bahnhofes — 
häufig — 


Gatt. Endoclonium Szym. 


56. E. polymorphum Franke. 
Abbild.: Cohn, Beitr. z. Biol. d. Pfl. 1883 t. XVII. 
Fundort: Kl. See, an Lemna trisulca L. 


Gatt. Chaetonema Nowak. 


57. Ch. irregulare Nowak. 
Abbild.: Ann. des Scienc. nat. 7. Ser. Tome 16 PI. XII. 
Fundort: Schöhsee (im Lager von Nostoc), Verbindungsgraben 
zwischen Höft-See und gr. Madebröken -See (im Lager von Schizo- 
chlamys und Chaetophora). 


Gatt. Endoderma Lagerh. 


58. E. spec.? ob Jadinianum Huber! 

Fundort: Helloch, Kl. See, Drecksee u. a. a. O. an und in Cla- 
dophora. 

Ich habe leider noch keine Zeit gehabt, diese interessante Alge 
näher zu untersuchen, doch hoffe ich später darauf zurückkommen 
zu können, da das von mir im Helloch gesammelte Material in meinen 
Kulturgefässen ganz gut gedeiht und auch reichlich Schwärmsporen 
entwickelt. Die Bildung derselben scheint durch einen plötzlichen 
Wasserwechsel beschleunigt zu werden. Einige Büschel einer aus 
den Kellersee stammenden Oladophora, welche frei von epiphytischen 
Algen war, wurden mit frischem Wasser in das Kulturgefäss gebracht, 
in welchem sich Endoderma befand. Nach einigen Tagen waren 
viele Zellen der Cladophora schon mit keimenden Schwärmsporen 
der epiphytischen Alge besetzt, welche in ähnlicher Weise in die 
Zellwand einzudringen versuchten, wie es von J. Huber in seiner 
Arbeit: „Contributionsälaconnaissance des Ohaetophorees 
epiphytes et endophytes et de leur affinites“ (Ann. d. sc. 
nat. 7. ser. tome 16) auf Tafel 15 von Endoderma Jadinianum 
Huber abgebildet wird. Die Cladophora-Fäden sind oft vollständig 
mit der Alge bewachsen und erhalten dadurch ein ausserordentlich 
typisches Aussehen, so dass man schon mit blossem Auge erkennen 


32 


kann, ob die Cladophora mit Endoderma besetzt ist oder nicht. 
Ich habe die Alge bisher nur an Cladophora glomerata (L.) Kütz. 
gefunden. 

Eine ähnliche Form fand ich an den Byssusfäden von Dreissensia 
im Drecksee. Ob sie mit der vorigen identisch ist, müssen spätere 
Untersuchungen lehren. 


Gatt. Klebahniella nob. '!) 


Fig. 6. Fig. 7. 


Thallus disciformis vel pulvinatus, laete viridis, 
modo epiphyticus modo endophyticus, e filamentis irregu- 
lariter ramosis, ad septa fragilibus (fig. 6) compositus; 
rami diversi, alii rhizoides, simplices vel ramosi, plerum- 
que unicellulares, in mucum gelatinosum algarum non- 
nullarum penetrantes (fig. 7) alii pluricellulares, erecti, 
in pulvinulos minutos cumulati; chlorophora parietalia. 

Propagatio zoogonidiis piriformibusin cellulisramo- 
rum terminalibus ortis. 


59. Kl. elegans nob. 


Characteres generis; cellulis ramorum disci 15—36 
w crassis, 15—55 a longis; ramis rhizoideis torulosis, 
plerumque unicellularibus 7—11 u crassis, circa 340 u 
longis; cellulis ramorum erectorum 7—10 u crassis, 41— 
125 u longis. 

Habitat in Nostoc verrucosum Vauch. Gr. Madebröken-See. 


1) Zu Ehren meines hochverehrten Lehrers, des Herrn Dr. H. Klebahn, dem 
ich zu grossem Danke verpflichtet bin. 


33 


Vorstehende Diagnosen bitte ich nur als vorläufige zu betrachten, 
da sie noch sehr der Vervollständigung bedürfen. Ich gedenke in 
nicht allzuferner Zeit wieder darauf zurückzukommen. 


3. Unterfam. Conferveae. 


Gatt. Conferva L. 


60. C. bombyeina (Ag.) Lagerheim. 
Abbild.: Oefvers. af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1881 t. 9 
f. 41—43; t. 10 f. 51— 54. 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen, einzeln 
zwischen anderen Algen. 


Gatt. Microspora Thur. 


Abbild.: Ann. d. sc. nat. 3. ser. vol. 14 t. 17 f. 4—7, 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen, aber sehr 
vereinzelt. 


5. Fam. Chroolepidaceae. 


Gatt. Trentepohlia Mart. 


62. T. umbrina (Kütz.) Born. 
Abbild.: Engl. und Prantl Lief. 46 f. 66. 

Fundort: Rinde verschiedener Laubbäume, Holzwände. 

Während diese Alge in der Umgegend von Bremen die Pappeln 
za bevorzugen scheint, kommt sie bei Plön an allen möglichen Laub- 
bäumen vor, ohne gerade eine Sorte derselben besonders häufig zu 
besetzen. Ich fand sie auf der Chaussee nach Gremsmühlen an 
Pirus malusL., Pirus communisL., Alnus glutinosa Gärtn., 
Quercus, Acer, Ulmus und Aesculus, sowie an der Scheune 
des Wirtshauses „Zur Fegetasche;“ an der Chaussee nach 
Lütjenburg an Pirus malus L. und Fagus silvatica L.; an 
Populus in der Nähe der „Holsteinischen Schweiz“; an Crataegus 
bei der Rott’schen Badeanstalt. 

Wie in meiner Algenflora von Bremen !) habe ich auch hier die 
Varietät quereina Rabenh. mit der typischen Form vereinigt, da 
es mir faktisch unmöglich ist, die beiden von einander zu unterscheiden. 
Man vergleiche nur einmal die Diagnosen bei De Toni! Darnach sollen 
die Zellen bei der typischen Form eine Dicke von 14—27 u erreichen, 


!) Abhandl. d. naturw, Ver. z. Bremen Bd. XII pag. 518. 
3 


34 


die der Varietät dagegen eine solche von 16 u. Wo ist da der Unter- 
schied?! Auch eine ungleiche Beschaffenheit des Lagers habe ich 
meinerseits noch nie bemerkt; ich habe im Gegenteile sowohl an 
Populus, Alnus, Aesculus etc. wie auch an Quercus rötliche und 
rotbraune Lager gesehen. 

Dass die Alge nicht auch an Pinus wächst, mag vielleicht darin 
seinen Grund haben, weil sich die Rinde im Laufe des Jahres in 
Form von Schuppen loslöst. 

Bringt man einen Teil des Lagers in frisches Wasser, so ent- 
wickeln einzelne Zellen nach kurzer Zeit reichlich Schwärmsporen, 
welche mit einander kopulieren und kugelige Zygoten bilden. Die 
Weiterentwicklung derselben ist noch nicht kekannt. Die Bildung 
der Schwärmsporen dürfte in ähnlicher Weise in der freien Natur 
durch das in den zahllosen kleinen und kleinsten Ritzen und Rillen 
des Stammes herabrieselnde Regenwasser hervorgerufen werden. Man 
findet daher auch die ersten Anfänge der Lager in diesen Rissen. 
Eine Weiterverbreitung von Baum zu Baum könnte unter anderem 
auch durch allerhand Tiere (Vögel, Käfer, Fliegen etc.) bewirkt werden. 

In neuerer Zeit ist durch K. Deckenbach versucht worden, 
Trentepohlia umbrina längere Zeit zu kultivieren, wobei sich 
ergab, dass sich die Alge nach und nach in Trentepohlia aurea 
(L.) Mart. und Tr. lagenifera (Hildebr.) Wille umwandelte.!) K. 
Deckenbach hält sich deshalb für berechtigt, die drei Arten: Tr. 
umbrina, aurea und lagenifera mit einander zu vereinigen und 
schlägt dafür die Bezeichnung Tr. polymorpha Deckenbach vor. 
Eine Wiederholung und genaue Prüfung dieser Kulturversuche dürfte 
wohl am Platze sein, und hoffe ich, demnächst darüber berichten zu 
können. 


Gatt. Gongrosira Kütz. 
63. @. De-Baryana Rabenh. 


Abbild.: Engl. und Prantl. Lief. 46 f. 65. 
Fundort: Helloch, an Scirpus (nur einmal gefunden!). 


Gatt. Microthamnion Näg. 
64. M. Kützingianum Näg. 
Abbild.: Hansg. Prod. I. Teil pag. 91 f. 43. 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen, Moor zwischen 
kl. Madebröken-See und Suhrer See — einzeln — 


35 


6. Fam. Cladophoraceae. 


Gatt. Cladophora Kütz. 
65. Ol. glomerata (L.) Kütz. 

Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 83 f. 36. 

Fundort: In allen Seen in verschiedenen Varietäten an Steinen, 
Wasserpflanzen, Schnecken ete. festsitzend und oft ziemlich lange 
Büschel bildend, welche entweder ein braunes oder grünes Aussehen 
haben, je nachdem sie mit Diatomaceen besetzt sind oder nicht. 

66. Cl. glomerata (L.) Kütz. 
var. ornata nob. 


Fig. 8. 


Filamentis ad 87 u crassis, ramis primariis 41— 47 u 
crassis, 225—300 u longis; ramis secundis 30—33 u crassis, 
191—236 u longis; membrana cellularum distincte plicata 
et transversaliter subtilissime striata. 

Fundort: Gr. Madebröken-See und Keller-See an Steinen. 

67. Cl. canicularis (Roth) Kütz. 
var. Kützingiana (Grun.) Rabenh. 
Abbild.: Kütz. Tab. phycol. IV t. 36 (eit. nach De Toni). 
Fundort: Höftsee, an Limnaeus stagnalis L. 
68. Cl declinata Kütz. 
var. pumila (Bail.) Kirchner. 

Fundort: Gr. See an Steinen, auf der Schale von Dreissensia 
polymorpha Pallas — nicht selten — 

3% 


36 


Die aufgefundenen Exemplare stimmen mit dem Exsiccat der 
Rabenhorst’schen Dekaden überein. Dass die dunkle blaugrüne Farbe 
durch kleine Phycochromaceen z. B. Chamaesiphon incrustans Grun. 
hervorgerufen wird, wie Hansgirg !) meint, kann ich für die Plöner 
Form nicht bestätigen. Ich habe trotz eifrigen Suchens.niemals eine 
Spur von Phycochromaceen gesehen, vielmehr waren die Fäden stets 
reiner als die der übrigen Oladophora-Arten. 

Die Alge wächst noch ganz üppig in einer Tiefe von 5—10 
Metern. 

Es ist hier wohl der Ort, einer merkwürdigen Erscheinung zu 
gedenken, welche meiner Ansicht nach noch lange nicht genug Be- 
achtung bei den Forschern gefunden hat; ich meine das Vorkommen 
einer Reihe von Algenarten auf den Schalen und Gehäusen mancher 
Muscheln und Schnecken. Schon in meiner Algenflora von Bremen 
habe ich auf einen interessanten Fall dieser Art hingewiesen. 2) Es 
sei mir gestattet, darauf kurz zurückzukommen. Mehrere Arten und 
Varietäten der sogenannten Froschlaichalge (Batrachospermum), 
welche ich in den Plöner Seen sehr eifrig, wenn auch bis jetzt ver- 
geblich gesucht habe, sind bei Bremen nicht selten in grösseren 
Mengen auf den Gehäusen lebender Wasserschnecken (Limnaeus, 
Planorbis, Paludina) zu finden. „Die kleine Planorbis mar- 
ginatus Drap. war oft mit einer so üppigen Algenvegetation 
besetzt ®), dass man von der Schale des Tieres keine Spur erkennen 
konnte und erst dann das Vorhandensein der Schnecke bemerkte, 
wenn man den bläulichgrünen Algenklumpen in einem Glase be- 
obachtete. ®) 

Desgleichen sind auch häufig die aus dem Sand oder Schlamm 
hervorstehenden Schalenenden der Maler- und Teichmuscheln (Unio 
und Anodonta) mit dichten Cladophora-Büscheln besetzt bei Bremen 
anzutreffen. 

Es war mir daher sehr interessant, auch in den Plöner Seen 
Beispiele solchen Zusammenlebens von Algen und Tieren kennen zu 
lernen. Im sogenannten Drecksee, im gr. Madebröken-See und ver- 
einzelt auch an anderen Orten habe ich nicht selten Exemplare von 
Limnaeus stagnalis L. aufgefunden, deren Schalen mit Cladophora- 
Rasen von mehreren Centimetern Länge dicht besetzt waren., Ebenso 


!) Prodromus der Algenflora von Böhmen I. Teil pag. 84 Anmerk. 1. 

2) Abhandl. d. naturw. Ver. z. Bremen Bd. 12 pag. 502. 

®) Dieselbe bestand aus Batrachospermum moniliforme var. confusum forma 
setigera Lemmermann. 

4) ]. c, pag. 502 und 503. 


37 


wächst Cladophora declinata var. pumila (Bail.) Kirchner in solcher 
Üppigkeit auf den Schalen von Dreissensia polymorpha Pallas, dass 
die Muscheln in dem dichten Gewirre von Algenfäden überhaupt 
nicht mehr zu erkennen sind. 

Einem denkenden Beobachter werden sich angesichts vorste- 
hender Thatsachen mit unbedingter Notwendigkeit die Fragen auf- 
drängen müssen: Wie kommt es, dass sich die Algen auf den Ge- 
häusen und Schalen angesiedelt haben, und in welchem Verhältnisse 
steht die üppige Algenwucherung zum Leben des Tieres. Wenden 
wir uns zunächst der zweiten Frage zu und versuchen wir, so gut 
es geht, zu ihrer endlichen Lösung einen, wenn auch nur bescheidenen 
Beitrag zu liefern. „Dass in diesem Falle das Zusammenleben von 
Alge und Schnecke der letzteren im Kampfe ums Dasein einen nicht 
zu unterschätzenden Vorteil bietet, leuchtet ein“; so schrieb ich schon 
1893 in meiner Algenflora von Bremen. In der That gewähren die 
auf den Schalen der Muscheln wachsenden Algen den betreffenden 
Tieren gar manchen Nutzen. Einmal werden die Algenbüschel eine 
Menge kleiner und kleinster Organismen anlocken, welche sich dort 
einen sicheren Unterschlupf suchen wollen. Durch die fortwährende 
Strömung, welche bei der Atmung der Muschel entsteht, 1) werden 
die Tierchen mitgerissen und in den unersättlichen Schlund geführt. 
Dasselbe ist der Fall mit den zahllosen Schwärmsporen, welche in 
den einzelnen Zellen durch fortgesetzte Teilung des Inhalts zu vielen 
entstanden sind; auch sie müssen zum grossen Teile mit fortgerissen 
werden. Daraus folgt, dass es auch den herumschwärmenden Sporen 
einer Reihe epiphytisch lebender Algen nur selten gelingen wird, 
sich an den Büscheln festzusetzen, welche die Muschelschalen bedecken. 
Das ist wohl der Grund, weshalb in den Plöner Seen die auf Dreis- 
sensia wachsenden Cladophora-Fäden verhältnismässig rein von 
epiphytischen Algen sind. 

Schliesslich übernimmt aber auch der Algenwald eine Art Schutz 
gegen allerhand Feinde. Dass dies bei Anodonta in der That der 
Fall ist, kann ich durch eigene Beobachtungen bestätigen. In einem 
kleineren Gewässer bei Bremen, in welchem Anodonten nicht 
selten zu finden sind, lebt auch der Bitterling (Rhodeus amarus 
Bl.), jener höchst merkwürdige Fisch, welcher bekanntlich mittels einer 
besonderen Legeröhre seine Eier in lebende Flussmuscheln bringt. ?) 


!) Die Strömung lässt sich leicht sichtbar machen, wenn man die Muschel 
in ein Wasserglas bringt und in dasselbe fein pulverisierte Kohle schüttet. 

2) Siehe die ausführliche Arbeit von A. Olt: „Lebensweise und Entwicklung 
des Bitterlings.‘“ Zeitschr, f, wiss. Zool. Bd. 55 pag. 543-575. 


38 


Ich habe das seltene Glück gehabt, den Vorgang des Laichens in der 
freien Natur mehrere Male mit aller Musse beobachten zu können. 
Die fast ganz im Sande vergrabenen Anodonten wurden eifrig 
von den Tierchen aufgesucht und reichlich mit Eiern beschenkt. 
Einige Muscheln waren dagegen mit Cladophora sehr üppig bewachsen, 
ragten auch viel weiter aus dem Sande hervor. Trotzdem 
wurden sie von den Bitterlingen gar nicht beachtet; keines der 
Tierchen machte auch nur den Versuch, in die Muscheln Eier zu 
legen. Es liegt daher sehr nahe, anzunehmen, dass in diesem Falle 
die Anodonten es einzig und allein den Algen zu verdanken hatten, 
dass sie nicht auch hinterlistigerweise mit Eiern beschenkt wurden. 
In ähnlicher Weise dürften auch die übrigen Muscheln und Schnecken 
durch die Algenrasen geschützt werden. Es ist thatsächlich oft un- 
möglich, die mit Cladophora - Büscheln besetzten Schnecken von den 
an der Oberfläche schwimmenden Algenmassen, welche von Seirpus, 
Phragmites etc. durch den Wellenschlag losgerissen wurden, zu 
unterscheiden. Durch die Algenbüschel vollständig verdeckt, können 
sich die Tiere ungestört. ihrer Hauptbeschäftigung, dem Aufsuchen 
von Nahrung, hingeben. Den Muscheln wird aber auch der Algen- 
besatz noch dadurch zum Vorteile gereichen, dass letzterer ihnen den 
durch den Assimilationsprozess frei werdenden Sauerstoff zuführt, 
während dagegen die Pflanzen die von den Muscheln ausgeatmete 
Kohlensäure begierig aufnehmen werden. 

Dass also die Algenvegetation für das Leben der Wirtstiere von 
einigem Nutzen ist, dürften vorstehende Mitteilungen gezeigt haben. 
Eine andere, viel schwierigere Frage ist jedoch die: Wie kommen 
die Algen gerade auf die Schalen und Gehäuse? Es ist zunächst 
wohl von vornherein anzunehmen, dass in gar vielen Fällen der 
Zufall seine Hand dabei im Spiele haben wird. Doch dürften meiner 
Ansicht nach auch folgende Betrachtungen nicht ganz von der Hand 
zu weisen sein. Bekanntlich vermehren sich sehr viele Algen, unter 
anderen auch die Cladophora-Arten, durch Schwärmsporen, welche 
durch Aufreissen der Zellhaut aus der Mutterzelle ausschlüpfen und 
eine gewisse Zeit im Wasser herumschwärmen, wobei sie in der Regel 
stets dem Lichte, also der Wasseroberfläche zustreben und sich dann 
an irgend welchen Körpern festsetzen, um zu neuen Pflanzen aus- 
zuwachsen. Man findet deshalb auch an fast allen an der Oberfläche 
schwimmenden Wasserpflanzen Algen. In der Nähe derselben 
halten sich aber auch viele Schnecken auf, und es ist daher gar nicht 
zu verwundern, dass auch sie gelegentlich mit Schwärmsporen besetzt 
werden, umsomehr, da letztere ja häufig in unmittelbarer Nähe der 


39 


Schnecken entstehen. So liesse sich wohl das Vorkommen der Algen 
an Schneckengehäusen erklären, nicht aber das Festsitzen derselben 
an den auf dem Grunde lebenden Muscheln. Hier verhält sich die 
Sache wahrscheinlich etwas anders. Zunächst kommt dabei wesent- 
lich der Umstand in Betracht, dass die auf Muschelschalen wachsenden 
Algen meist, oder ich will lieber sagen häufig, auch in grösseren 
Tiefen noch gedeihen können, und dass daher die von ihnen gebil- 
deten Schwärmsporen nicht erst nach unten zu eilen brauchen, um 
auf die Muschelschalen zu gelangen. Ferner dürfte noch folgendes 
zu berücksichtigen sein. Bei gar vielen Schalen von Unio, Ano- 
donta und Dreissensia ist an manchen Stellen die lederartige 
Oberhaut verletzt und dadurch die darunter befindliche glänzende Schale 
blosgelegt worden. Die dadurch entstandenen hellen Stellen rufen im 
Wasser eigentümliche Lichtreflexe hervor, so dass man häufig daran 
schon vom Boote aus die Muscheln erkennen kann. Es lässt sich 
wohl denken, dass auch die Schwärmsporen, angelockt durch den 
hellen Schimmer, diesen Stellen zueilen werden und sich dann an 
den Schalen festsetzen. Möglich ist aber auch, dass die Sporen 
durch die Atemströmung fortgerissen werden, und dass es einigen von 
ihnen gelingt, auf den Schalen noch rechtzeitig Platz zu nehmen. 
Haben sich die Algen erst einmal angesiedelt, so wird es ihnen 
natürlich auch gelingen, nach und nach die ganzen Schalen zu über- 
wuchern. 

Ähnliche Beispiele des Zusammenlebens von Algen und Tieren 
sind auch im Meere nicht selten aufzufinden. Ich erinnere nur an 
manche Krebsarten, deren Schalen oft so dicht mit Algen bewachsen 
sind, dass man sie nicht leicht darunter zu erkennen vermag. 

Es liegt durchaus nicht in meiner Absicht, diesen Gegenstand 
hier in seinem ganzen Umfange besprechen zu wollen; vorstehende 
Betrachtungen haben nur den Zweck, zu weiteren Beobachtungen 
auf diesem Gebiete anzuregen. 


2. Ord. Siphoneae. 


1. Fam. Vaucheriaceae. 
Gatt. Vaucheria D. C.!) 


69. V. terrestris Lyngb. 
Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. V. t. 13 f. 18 und 19. 


1) Siehe auch die interessante Arbeit von Klebs: „Zur Physiologie der Fort- 
pflanzung von Vaucheria sessilis.“ Verhandl, d. naturf, Ges. z, Basel X p. 45-72, 


40 


Fundort: Nordöstliches Ufer des gr. Madebröken-Sees — auf 
feuchter Erde — 


3. Ord. Protococeoideae. 


1. Fam. Volvaceae. 
1. Unterfam. Volvoceae. 


Gatt. Volvox (L.) Ehrenb. 
70. V. aureus Ehrenberg. 


Abbild.: Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. XX t. 10 £. 4 und 5; 

t. 11 met 12. 

Fundort: Gr. See, im Plankton — verbreitet — 

Die Aufzählung von Volvox globator (L.) Ehrenb. im I. 
Teile dieser Berichte scheint auf einem Irrtum zu beruhen. Ich habe 
thatsächlich nur V. aureus Ehrenb. gesehen u. zwar fruktifi- 


zierende Exemplare mit den bekannten braunen Oosporen mit 
glatter Membran. 


Gatt. Eudorina Ehrenb. 

71. E. elegans Ehrenb. 

Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 102 f. 48. 

Fundort: Gr. See, Kl. See, Drecksee, Vierer-See etc. im Plankton 
— verbreitet — 

Gatt. Pandorina Bory. 

72. P. Morum (Muell.?) Bory. 

Abbild.: Engl. u. Prantl Lief. 40 f. 17. 


Fundort: Plankton des Gr. Sees, Drecksees, Vierer-Sees etc. 
— verbreitet — 


2. Unterfam. Haematococceae. 
Gatt. Phacotus Perty. 
73. Ph. lentieularis (Ehrenb.) Stein. 
Abbild.: Engl. u. Prantl Lief. 40 f. 15. 
Fundort: Gr. See. 


2. Fam. Palmellaceae. 


1. Unterfam. Coenobiae. 
Gatt. Hydrodictyon Roth. 
74. H. retieulatum (L.) Lagerheim. 
Abbild.: Engl. u. Prantl Lief. 41 f. 42. 


41 


Fundort: Kl. See, Gr. See, Drecksee; schwimmend oder an 
Wasserpflanzen, meist Potamogeton-Arten festsitzend. Die Exemplare 
im Drecksee erreichen oft eine bedeutende Länge; ich fand eins, 
welches circa 40 cm lang war. 

Über die Abhängigkeit der geschlechtlichen und ungeschlecht- 
lichen Fortpflanzung von äusseren Ursachen wie Licht, Nährlösungen 
frisches Wasser etc. sind in neuerer Zeit von G. Klebs interessante 
Versuche gemaeht worden, deren Resultate er in mehreren höchst 
wichtigen Arbeiten niedergelegt hat. !) 


Gatt. Scenedesmus Meyen. 

75. Se. bijugatus (Turp. Kütz. 

Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 114 f. 61. 

Fundort: Klinkerteich, Drecksee, Gr. See; einzeln zwischen 
anderen Algen. 
76. Se. aculeolatus Reinsch. 

Abbild.: Journ. of the Linn. Soc. vol. XVI t. VIf. 1-2. 

Fundort: Helloch, kl. Uklei-See ; einzeln zwischen anderen Algen. 
77. Sc. quadricaudatus (Turp.) Breb. 

Abbild.: Näg. Einzellige Algen . 5A f. 2. 

Fundort: Überall, aber immer nur vereinzelt zwischen anderen 
Algen. 
78. Se. obliquus (Turp.) Kütz. 

Abbild.: Näg. Einzellige Algen . 5A £. 3. 

Fundort: Mit voriger zusammen an vielen Stellen. 


Gatt. Coelastrum Näg. 


79. ©. microporum Näg. 
Abbild.: Wolle, Freshw. Alg. of the United States. t. 156 f. 1 
—4. (eit. nach De Toni). 
Fundort: Klinkerteich, Gr. u. Kl. See, Vierer-See, Drecksee u. 
a. a. Ö. — immer vereinzelt — 


Gatt. Pediastrum Meyen. 


80. P. foreipatum (Corda) A. Braun. 
Abbild.: Corda, Almanach de Carlsbad 1839 t. II £. 7. (eit. nach 
De Toni.). 
Fundort: Drecksee — sehr selten — 


!) „Über den Einfluss des Lichtes auf die Fortpflanzung der Gewächse*. 
Biol. Centralbl. 1893. ‚Über die Bildung der Fortpflanzungszellen bei Hydrodic- 
tyon utrieulatum.“ Bot. Zeit. 1891. „Über die Vermehrung von Hydrodictyon utri- 
culatum ; ein Beitrag zur Physiologie der Fortpflanzung.“ Flora 48. Jahrg. S. 351-410, 


42 


81. P. Boryanuım (Turp.) Menegh. 

Abbild.: Näg. Einzellige Algen t. 5 B£. 1. 

Fundort: Helloch, Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen, 
Trammer See, Kl. u. Gr. See, Bischofssee u. a. a. OÖ. — vereinzelt — 


82. P. Boryanım (Turp.) Menegh. 
f. longicorne Reinsh. 

Abbild.: Reinsch, Algenflora des mittleren Teiles von Franken. 

Nürnberg 1867 t. 7 f. 6. 

Fundort: Gr. Madebröken-See — sehr selten. 

83. P. Doryanum (Turp.) Menegh. 
f. granulatum (Kütz.) A. Braun. 

Abbild : Öfvers. af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1882 t. 2 £.11. 

Fundort: Gr. u. Kl. See, Helloch, gr. Madebröken-See, Drecksee, 
Vierer-See u. a. a. O. — vereinzelt — 

84. P. Boryanum (Turp.) Menegh. 
var. undulatum Wille. 

Abbild.: ? 

Fundort: Kl. Uklei-See — ziemlich häufig — 

Die Coenobien sind meist 16- oder 32-, seltener 64-zellig. Die 
Randzellen haben eine Breite von 11--24 u und sind in der Mitte 
der Innenwand mit einem zapfenartigen Vorsprunge versehen, welcher 
in eine entsprechende Vertiefung der daranstossenden Zellen passt. 
Alle Wände besitzen ausserdem noch wellenartige Krümmungen, 
wodurch natürlich der Zusammenhang der Zellen untereinander ein 
sehr fester wird. Die Oberfläche des Coenobiums scheint eine netz- 
artige Struktur zu haben, eine genauere Untersuchung habe ich aus 
Mangel an Zeit noch nicht vornehmen können; ich hoffe aber später 
darauf zurückzukommen. Ob alle oben angegebenen Merkmale für 
die Wille’sche Varietät passen, vermag ich leider nicht anzugeben, 
da mir die betreftende Arbeit!) nicht zugänglich war. De Toni?) 
giebt nichts weiter an als „parietibus cellularum undulatis“. 
Möglicherweise ist die aufgefundene Form als eine ganz neue Spezies 
zu betrachten, für welche vielleicht der Name Ped. mirabile vor- 
zuschlagen wäre. 

P. duplex Meyen. 

Abbild.: A. Braun, Algarum unicellarum t. 6. 

Fundort: Gr. u. Kl. See, Verbindungsgraben zwischen Edeberg- 
See u. Höft-See u. sonst hier u. da zwischen anderen Algen. 


!) Ferskvandsalger fr, Novaja Semlja, 
2) Sylloge Algarum vol, I, sect. 1 pag. 577, 


43 


86. P. duplex Meyen. 
f. reticulatum Lagerheim. 
Abbild.: Öfvers. af Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1882 
bailE 1. 
Fundort: Gr. u. Kl. See, Vierersee, Drecksee, Helloch etc. 
— ziemlich häufig im Plankton — 
87. P. Tetras (Ehrenb.) Ralfs. 
Abbild.: A. Braun, Algarum unicellularium t.5 H f. 1—4. 
Fundort: Gr. u. Kl. See, Drecksee, Tümpei an der Bahn nach 
Gremsmühlen, Vierersee etc. — einzeln zwischen anderen Algen — 


2. Unterfam. Pseudocoenobieae. 
Gatt. Sciadium A. Braun. 
88. Sc. Arbuscula A. Braun. 
Abbild.: A. Braun, Algarum unicellularun t. 4. 
Fundort: Kl. Uklei See — nur einmal zwischen anderen Algen 
flüchtig gesehen — 
3. Unterfam. Eremobieae. 
Gatt. Ophioeytium Näg. 
89. O. parvulum (Perty) A. Braun. 


Abbild.: Perty, klein. Lebensf. t. 16 f. 6. (cit. nach De Toni.) 
Fundort: Drecksee (nur 1 Exemplar gesehen!) 


Gatt. Raphidium Kütz. 
90. R. polymorphum Fresenius. 
Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 119 f. 65. 
Fundort: Gr. und Kl. See, Drecksee, Helloch u. a. a. ©. — 
vereinzelt. — 


Gatt. Selenastrum Reinsch. 
91. 8.? graecile Reinsch. 
Abbild.: Reinsch, Algenflora des mittleren Teiles von Franken. 
t.4f.3 a-b. 
Fundort: Klinkerteich — ziemlich häufig — 


Gatt. Tetraödron Kütz. 
92. T. minimum (A. Braun) Hansg. 
Abbild.: Notarisia 1888 t. 4 f. 2 b und £. 
Fundort: Vierer See, gr. Uklei See — selten — 
93. T. caudatum (Corda) Hansg. 
f. ineisum Reinsch, 


44 


Abbild.: Notarisia 1888 t. 4 f. 9b. 
Fundort: Helloch — selten — 

94. T. lobulatum (Näg.) Hansg. 
Abbild.: Näg. Einzellige Algen. t. 6 Bf. 4. 
Fundort: Helloch — selten — 


Gatt. Eremosphaera De Bary. 


95. E. viridis De Bary. 

Abbild.: De Bary, Conjugaten t. 8 f. 26 und 27. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See 
— vereinzelt — A 


Gatt. Characium A. Braun. 


96. Ch. minutum A. Braun. 
Abbild.: A. Braun, Algarum unicellularum t. 5 F. 
Fundort: Klinkerteich, Helloch, Drecksee an Cladophora. 


97. Ch. minutum A. Braun. 
var. disculiferum Wittr. 

Fundort: Schöhsee, an Fadenalgen — einzeln — 
98. Ch. acutum A. Braun. 

Abbild: A. Braun Algarum unicellulagrum t. 5 ©. 

Fundort: Kl. Uklei See — selten — 

99. Ch. longipes Rabenh. 

Abbild.: A. Braun, Algarum unicellularum t. 5 D. 

Fundort: Klinkerteich, Helloch, Gr. und Kl. See an Oladophora 
— ziemlich häufig — 

Die Alge bedeckt nebst vielen Diatomaceen ganze Zellfäden von 
Cladophora. Der hyaline Stiel erreicht oft eine bedeutende Länge; 
bei den meisten Exemplaren war er doppelt so lang wie die Zelle. 
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese aussergewöhnliche Ver- 
längerung des Stieles mit der Ausbildung der ziemlich dicken Di- 
atomaceen-Kruste, welche die Cladophora Fäden bedeckt, im direkten 
Zusammenhange steht. Der Inhalt der einzelnen Zellen wird durch 
fortgesetzte Zweiteilung in eine Reihe zweiwimperiger Schwärmsporen 
geschieden, welche nach dem Aufplatzen der Mutterzellhaut frei 
werden und eine zeitlang im Wasser umherschwärmen. Geraten sie 
dann an einen Qladophora-Faden, so setzen sie sich an demselben 
fest, umgeben sich mit einer Membran und wachsen zu einer neuen 
Zelle aus. Wird hierauf die Stelle des Fadens mit Diatomaceen besetzt, 
so beginnt die junge Characium-Zelle ein um so längeres, hyalines 


45 


Stielchen zu entwickeln, je dicker mit der Zeit die durch die Diatomaceen 
gebildete Kruste wird. Man findet daher an inkrustierten Fäden die 
mit den längsten Stielen versehenen Individuen, während an ziemlich 
reinen Fadenalgen, welche freilich in den Plöner Seen selten an- 
getroffen werden, die Stiele verhältnissmässig viel kürzer sind. Es 
ist das ein interessanter Fall von Anpassung, auf den ich nicht ver- 
fehlen will, besonders hinzuweisen. 


Gatt. Chlorochytrium Cohn. 
100. Ohl. Lemnae Cohn. 
Abbild.: Bot. Zeit. 1881 t. 3 f. 1—10. 
Fundort: Gr. und Kl. See, in Lemna trisulca L. 


Gatt. Endosphaera Klebs. 


101. E. biennis Klebs. 
Abbild.: Bot. Zeit. 1881 t. III f. 17—28. 
Fundort: Kl. See, in Blättern von Potamogeton — selten — 


Gatt. Centrosphaera Borzi. 


102. E. Facceicolae Borzi. 
Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 124 f. 71. 
Fundort: Helloch, Kl. See, Plus-See — selten — 


4. Unterfam. Tetrasporeae. 


Gatt. Schizochlamys A. Braun. 


103. Sch. gelatinosa A. Braun. 

Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 128 f. 75. 

Fundort: Graben zwischen Höftsee und gr. Madebröken-See. 

Im Lager dieser Alge wuchsen eine Reihe kleinerer Formen, 
wie z. B. Coleochaete divergens Pringsh. var. minor Hansg., 
Calothrix fusca (Kütz.) Born. et Flahault, Chaetonema irre- 
gularis Now., Gloeochaete bicornis Kirchner, Epithemia 
gibba Kütz.; letztere mit sehr schönen Auxosporen, während einige 
Formen von Bulbochaete und eine winzige Mougeotia sehr lange, 
fast unverzweigte hyaline Haftorgane in die Gallertmasse gesandt 
hatten, um sich darin zu befestigen 


Gatt. Kirchneriella Schmidle. 


104. K. lunata Schmidle. 
Abbild.: Ber. d. naturf. Ges. z. Freiburg i. B. Bd. VII t. II f. 1—3. 
Fundort: Drecksee — vereinzelt — 


46 


Gatt. Palmodactylon Näg. 
105. P. subramosum Näg. 
Abbild.: Näg. Einz. Alg. t. 2 B. f. 3. 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen, Moor zwischen 
kl. Madebröken-See u. Suhrer See — vereinzelt — 


Gatt. Apiocystis Näg. 

106. A. Brauniana Näg. 

Abbild.: Näg. Einz. Alg. t. 2 A. 

Fundort: In fast allen Seen, an verschiedenen Fadenalgen fest- 
sitzend. 

Gatt. @eminella Turpin. 

107. @. interrupta (Turp.) Lagerheim. 

Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 129 f. 77. 

Fundort: Höftsee — vereinzelt unter anderen Algen — 


Gatt. Staurogenia Kütz. 


108. St. rectangularis (Näg.) A. Braun. 

Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 130 f. 78. 

Fundort: Kl. u. Gr. See, Helloch, Bischofssee, Drecksee, Vierer- 
See, kl. Uklei-See, Moor zwischen kl. Madebröken-See u. Suhrer See 
etc. — nicht selten — 


5. Unterfam. Dietyosphaerieae. 
Gatt. Dietyosphaerium Näg. 


109. D. pulchellum W o.0d. 
Abbild.: Wood, Freshw. Alg. t. 10 f. 4. 

Fundort: Gr. See, Drecksee, Vierer-See, Plus-See u. a. a. Orten 
nicht selten — 

R. H. Franc& vereinigt diese Art mit D. globosum Richter 
zu D. Ehrenbergianum var. globulosum France. !) 

In neuerer Zeit haben George Massee °) und Zopf°) sich 
mit der Entwicklungsgeschichte der Gatt. Dietyosphaerium Näg. ein- 
gehender beschäftigt, und möchte ich hier auf die diesbezüglichen 
Arbeiten besonders hinweisen. 


1) „Über einige niedere Algenformen“ Oester. bot. Zeitschr. 1893 Nr. 7, 8,10u.11. 

2) „Life History of a Stipitate Freshw. Alga“. Journ, of the Lin. Soc. vol. 
XXVI pag. 457. 

3) „Über die eigentümlichen Strukturverhältnisse und den Entwieklungsgang 
der Dictyosphaerium-Kolonien. Referiert Bot. Zeit. 1894 Nr. 6 pag. W. 


47 


Gatt. Selenosphaeria Cohn. 


110. S. Hathoris Cohn. 

Abbild.: Engl. u. Prantl. Lief. 41 f. 37 B. 

Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen. 

Diese äusserst zierliche Alge ist meines Wissens bis jetzt 
nur aus Afrika u. Brasilien bekannt geworden, und dies ist das 
erste Mal, dass sie in Europa aufgefunden wurde. Ich habe zwar 
nur ein einziges Exemplar gesehen, welches mir noch dazu leider 
bei Anfertigung eines Präparates verloren ging, zweifle aber nicht, 
dass sich die Alge an dem oben angeführten Orte, wenn auch nur 
vereinzelt, einsammeln lassen wird. Eine genaue Untersuchung der 
Entwicklungsgeschichte derselben wäre wünschenswert, da über die 
Art u. Weise der Vermehrung noch nichts bekannt zu sein scheint. 


6. Unterfam. Nephrocytieae. 
Gatt. Oocystis Näg. 
110. O. Nägeli A. Braun. 


Abbild.: ? 
Fundort: Vierer-See, Gr. u. Kl. See, Drecksee — vereinzelt — 


111. O. Nägeli A. Braun. 
var. incrassata nob. 


Fig. 9, 


Familiis 4-cellularibus, globosis, 465—50 u crassis; 
cellulis elliptieis, 16 uw crassis, 32 u longis; membrana 
tegumenti communi 2,74—5,48 u crassa. 

Habitat: Schöh-See, Drecksee, Vierer-See — selten -— 

112. O. solitaria Wittr. 

Abbild.: Wittr. et Nordst. Alg. aqu. dule. exs. f. 1—5. 

Fundort: Gr. und Kl. See, Drecksee, Vierer-See, Moor zwischen 
kl. Madebröken-See und Suhrer See, kl. Uklei-See, Schöh-See u. a. 
a. OÖ. — nicht selten — 


48 


7. Unterfam. Palmelleue. 
Gait. Gloeocystis Näg. 


113. @. gigas (Kütz.) Lagerheim. 
Abbild.: Bot. Zeit. 1865 t. 1f. 1—9. 
Fundort: Helloch, kl. Uklei See, Plus-See — vereinzelt — 


114. @. botryoides (Kütz.) Näg. 
Abbild.: Cooke, Brit. Freshw. Alg. t. III £f. 3 (cit. nach De Toni!) 
Fundort: Kanal nach dem Helloch, an Balken. 


Gatt. Urococeus Hassall. 


115. U. insignis Hassall. 

Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 144 f. 89. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken -See und Suhrer See 
an Sphagnum — vereinzelt — 


Gatt. Dotryococcus Kütz. 


116. B. Braun Kütz. 

Abbild.: Engl. und Prantl. Lief. 40 f. 25. 

Fundort: Gr. und Kl. See, Drecksee, Schöhsee, Vierer See, Plus- 
See, Schluen-See, Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer 
See. — vereinzelt, nur im Plus-See in grösserer Menge — 

Die Zellen haben eine ei- oder auch keiltörmige Gestalt 
und sind nicht selten etwas gekrümmt. Sie stecken mit den spitzen 
Enden in einer ziemlich konsistenten Gallerte, aus welcher nur die 
abgerundeten Enden eben hervorragen. Die einzelne Zelle ist also 
vollkommen von einem Gallertmantel eingehüllt. Häufig befinden 
sich jedoch zu beiden Seiten der Zelle noch hyaline, stark licht- 
brechende, an der Spitze nicht selten keulig verdickte Hervorragungen, 
welche mitunter auch mit kleinen, farblosen Stäbchen (vielleicht Bak- 
terien ?!) besetzt sind. 

Die einzelnen Familien sind durch hyaline Gallertstränge mit- 
einander verbunden. Bringt man sie in ein Glasgefäss, so steigen 
sie mit ziemlicher Geschwindigkeit nach oben uud sammeln sich an 
der Oberfläche an. Berührt man hierauf das Gefäss, so beginnen sie 
(wohl infolge der stattgehabten Erschütterung) sofort zu sinken, 
steigen aber nach kurzer Zeit wieder empor.!) Wodurch wird dieses 


1) Ich habe auf diese Erscheinung schon früher aufmerksam gemacht. Siehe 
E. Lemmermann „Algologische Beiträge.“ Abhandl. d. naturw. Ver. z, Bremen. 
Bd, XII pag. 148, 


49 


Steigen bewirkt? Das ist eine Frage, welche noch ihrer Lösung harrt 
Vielleicht (??) spielen die oben beschriebenen Hervorragungen dabei 
eine Rolle, da man dieselben an Exemplaren aus Gräben und kleinen 
Tümpeln der Umgegend von Bremen viel seltener beobachtet. Übrigens 
habe ich in einem Tümpel bei Bremen die Familien auch auf dem 
Grunde festsitzend gefunden und zwar ohne jegliche Spur 
von Hervorragungen. Eine im September 1894 im Hollersee bei Bremen 
beobachtete ungewöhnlich dichte Wasserblüte, über welche ich an 
anderer Stelle zu berichten gedenke, hervorgerufen durch Aphani- 
zomenon flosaquae Ralfs, Anabaena spec?, Öoelosphaerium 
Kützingianum Näg. und andere Algen, enthielt auch Kolonien von 
Botryococcus Braunii Kütz., welche dagegen sehr reichlich ent- 
wickelte Hervorragungen besassen. Vielleicht sammelt sich aber auch 
Luft im Innern der Gallertkugel oder zwischen den verbindenden 
Gallertsträngen an, (??) wodurch das Aufsteigen bewirkt wird. Alle 
diese Fragen würden sich erst durch zweckentsprechende Versuche 
endgültig lösen lassen. 


Eine weitere auffallende Erscheinung bei dieser Alge ist der 
allmähliche Farbenwechsel. Junge Kolonien haben eine schöne grüne 
Farbe; diese verschwindet jedoch wie es scheint mit zunehmendem 
Alter, so dass die Kolonien schliesslich ein gelbbraunes Aussehen 
besitzen. 


Gatt. Stichococceus Näg. 


117. St. bacillaris Näg. 


Abbild.: Hansg. Prodr. I pag. 139 f. 85. 
Fundort: Feuchte Mauer im Keller der „Biologischen Station.“ 


Gatt. Pleurococcus Menegh. 


118. Pl. vulgaris Menegh. 


Abbild.: Näg. Einz. Alg. t. 4 E. £f. 2. 
Fundort: Rinde der verschiedensten Bäume, feuchte Mauern 
und Planken — sehr verbreitet — 


Gatt. Protococcus Ag. 


119. P. viridis Ag. 


Abbild.: Näg. Einz. Alg. t. 3 E. 
Fundort: Feuchte Mauer im Keller der „Biologischen Station.“ 
4 


50 
S. Unterfam. Euglenidae. 
Gatt. Euglena Ehrenb. 
120. E. viridis Ehrenb. 


Abbild.: Ehrenberg, die Infusionstierchen als vollkommene Orga- 


nismen t. 7 f. 9. 
Fundort: Klinkerteich, Helloch, kl. Uklei-See — vereinzelt — 


Gatt. (olacium Ehrenb. 


121. E. vesiculosum Ehrenb. 
Abbild.: Stein, Organismus der Infusionstierchen Ill. Teil 1. Hälfte 


t. 21 £. 17—34. 
Fundort: Gr. See — vereinzelt — 


Gatt. Phacus Nitzsch. 
122. Ph. pleuronectes Du). 


Abbild.: Stein, Organismus der Infusionstierchen III. Teil 1. Hälfte 


t. 19 f. 58—66. 
Fundort: Gr. See, Helloch — sehr vereinzelt — 


IvV. Ord. Conjugatae. 
1. Fam. Zygnemaceae. 

l. Unterfam. Nesocarpeae. 
Gatt. Mougeotia Ag. 


123. M. scalaris Hassall. 
Abbild.: Hass. Brit. Freshw. Alg. vol. II t. 42 £. 1. 
Fundort: Bischofssee --- vereinzelt — 


124. M. robusta (De Bary) Wittr. 
Abbild.: De Bary Conjug. t. 2 f. 16. 
Fundort: Klinkerteich — vereinzelt — 


125. M. genuflexa (Dillw.) Ag. 


Abbild.: De Bary Conjug. t. 3 f. 14—17. 
Fundort: Schöhsee, Helloch, gr. Madebröken-See etc. — ziemlich 


häufig, aber immer steril!) — 


!) Ausserdem wurde noch eine Reihe steriler und deshalb unbestimmbarer 
Formen aufgefunden. 


51 


2. Unterfam. Zygnemeae. 


Gatt. Zygnema Ag. 


126. Z. pectinatum (Vauch.) Ag. 

Abbild.: Hansg. Prodr. I. Teil pag. 155 f. 96. 

Fundort: Kl. See, Bischofssee, Helloch, Drecksee, Höftsee — 
ziemlich häufig — 

Die Zellen sind von einer dicken hyalinen Gallerthülle umgeben. 
Bei einer Form aus dem Helloch habe ich folgende Masse beobachtet: 
Vegetative Zellen mit Gallerthülle 45,21 «, ohne dieselbe 39,73 u 
dick, eirc. 46,58 u lang. Zygoten habe ich niemals gesehen. 
127. Z. ericetorum (Kütz.) Hansg. 

Abbild.: De Bary Conjug. t. 8 f. 18 und 19. 

Fundort: Höftsee — vereinzelt —!) 


Gatt. Spirogyra Link. 


1. Untergatt. Euspirogyra (Link) Hansg. 


Sect. 1. Conjugatae (Vauch.) Hansg. 


128. Sp. porticalis (Müll.) Cleve. 
Abbild.: Petit, Spirogyra des environs de Paris t. 5 f. 4 und 5. 
Fundort: Bischofssee — vereinzelt — 


129. Sp. porticalis (Müll.) Cleve. 
var. Jürgensii (Kütz.) Kirchner. 
Abbild.: Petit, Spirogyra t. 5 f. 6 und 7. 
Fundort: Bischofssee — vereinzelt — 


130. Sp. varians (Hassall) Kütz. 
Abbild.: Petit, Spirogyra t. 4 f. 1—8. 

Fundort: Gr. See, Klinkerteich, Drecksee, Trammer-See etc. — 
nicht selten — 

Die Kopulationsfortsätze dieser Alge sind ziemlich lang; gelingt 
es ihnen nicht, mit denen eines benachbarten Fadens zusammen- 
zutreffen, so beginnen sich die Fortsätze nicht selten in vielfach 
verzweigte Haftorgane umzuwandeln.2) Überhaupt habe ich bei den 
Zygnema-, Mougeotia- und Spirogyra-Arten der Plöner Seen sehr oft 


1) Ausserdem wurde noch eine Reihe steriler und deshalb unbestimmbarer 
Formen aufgefunden. 

2) Ähnliche Bildungen hat W. West F. L. S. in seiner Arbeit: „Sulla 
conjugazione delle Zignemee“ in der Notarisia 1891 von Spirogyranitida 
(Dillw.) Link und Sp. bellis (Hassall) Crouan beschrieben und abgebildet. 

4* 


52 


gesehen, dass sie mit reichlich verästelten Haftorganen an verschie- 
denen Wassergewächsen festsassen, eine Erscheinung, welche man 
in den ruhigen Gewässern der Bremer Gegend nur sehr selten zu 
beobachten Gelegenheit hat. Offenbar hängt die Ausbildung stärkerer 
Haftorgane mit dem verhältnissmässig heftigen Wellenschlage der 
Seen zusammen.) 


131. Sp. condensata (Vauch.) Kütz. 
Abbild: Petit, Spirog. t. 9 f. 6—8. 
Fundort: Bischofssee — vereinzelt — 
132. Sp. decimina (Müll.) Kütz. 
Abbild.: Petit, Spirog. t. 8 f. 1—3. 
Fundort: Kl. See — vereinzelt — 
133. Sp. mazxima (Hassall) Wittr. 
Abbild.: Petit, Spirog. t. 12 f. 1 und 2. 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen. 


134. Sp. gracilis (Hassall) Kütz. 
Abbild.: Petit, Spirog. t. 3 f. 7 und 8. 
Fundort: Drecksee — vereinzelt — 


135. Sp. polymorpha Kirchner. 
Fundort: Bischofssee — vereinzelt — 


Sect. 2. Salmacis. 


136. Sp. tenuissima (Hassall) Kütz. 

Abbild.: Petit, Spirog. t. 1 f. 1—3. 

Fundort: Klinkerteich, Bischofssee, Helloch, Schöhsee — nicht 
selten — 


137. Sp. Weberi Kütz. 
Abbild: Petit, Spirog. t. 1 f. 10-12. 
Fundort: Drecksee — vereinzelt — 
138. Sp. Grevilleana (Hassall) Kütz. 
Abbild.: Petit, Spirog. t. 2 f. 1—6. 
Fundort: Schöhsee, Höftsee -- vereinzelt — 


139. Sp. insignis (Hassall) Kütz. 
Abbild.: Petit, Spirog. t. 3 f. 1 und 2. 
Fundort: Drecksee, Bischofssee — sehr vereinzelt — 


!) Siehe auch: O. Borge, „Ueber die Rhizoidenbildung bei einigen faden- 
förmigen Chlorophyceen “. 


53 


2. Untergatt. Sirogonium (Kütz.) Wittr. 
140. Sp. stietia (Engl. Bot.) Wille. 


Abbild.: Petit, Spirog. t. 7 f. 6—8. 
Fundort: Bischofssee — sehr selten — !) 


2. Fam. Desmidiaceae. 
1. Unterfam. Eudesmideae. 
Gatt. Desmidium Ag. 


141. D. Swartzii Ag. 

Abbild.: Engl. und Prantl Lief. 40 f. 9 FE. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See 
— nur einmal gesehen — 


Gatt. Hyalotheca Ehrenb. 


142. H. dissiliens (Smith) Breb. 

Abbild: Engl. und Prantl Lief. 40 f. 9 K. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See 
— vereinzelt — 


Gatt. Sphaerozosma Corda. 


143. Sph. pulchellum (Archer) Rabenh. 

Abbild.: Flora Europaea Algarum III p. 105 f. 58a. 

Fundort: Helloch, Moor zwischen kl. Madebröken-See und 
Suhrer-See — vereinzelt zwischen anderen Algen — 


Gatt. Gymnozyga Ehrenb. 


144. @. moniliformis Ehrenb. 
Abbild.: Engl. und Prantl Lief. 40 f. 9 J. 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See 


— häufig — 
2. Unterfam. Didymioideae. 


Gatt. Spirotaenia Breb. 


145. Sp. condensata Breb. 
Abbild.: De Bary, Conjug. t. 5 f. 12. 
Fundort: Kl. Uklei-See — selten — 


!) Ausserdem wurden noch mehrere sterile Formen gefunden, welche nicht 
bestimmt werden konnten, 


Gatt. Oylindrocystis Menegh. 
146. ©. Brebissonii Menegh. 
Abbild.: De Bary Conjug. t. 7 E. 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See 
— vereinzelt — 


Gatt. Olosterium Nitzsch. 
147. Ol. acerosum (Schrank) Ehrenb. 
Abbild.: Schrift. d. Physik. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX 
tal 2.06; 
Fundort: Kl. Uklei-See — selten — 
148. Ol. striolatum Ehrenb. 
Abbild.: Schrift. d. Physik. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX 
2 A: 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See. 
149. Cl. Lunula (Müll.) Nitzsch. 
Abbild.: Focke, Physiol. Stud. I: t. 3 £. 13. 
Fundort: Kl. Uklei-See — nicht selten — 
150. Cl. Dianae Ehrenb. 
Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX 
t. 1 f. 13 a—g. 
Fundort: Kl. Uklei-See — vereinzelt — 
151. Cl. Venus. Kütz. 
Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX 
a ae Ace; 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See 
— vereinzelt — 
152. Cl. montiliferum (Bory) Ehrenb. 
Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, t. 1f. 4 c. u. d. 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen — sehr 
selten — 
153. Cl. Leibleinii Kütz. 
Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, t. 1 f. 7. 
Fundort: Drecksee -— sehr selten — 
154. Ol. pronum Breb. 
var. longissima nob. 
Cellulis angustissimis, leniter curvatis;  circ. 5 u 
crassis; 400 u longis; membrana levi. 
Fundort: Vierer-Ssee — sehr selten — (ich habe nur einige 
wenige Exemplare gesehen). 


55 


Gatt Penium Breb. 


155. P. Digitus (Ehrenb.) Br£b. 

Abbild.: Näg. Einz. Alg. t. 6 f. D. 

Fundort: Kl. Uklei-See, Moor zwischen kl. Madebröken -See 
und Suhrer-See — nicht selten — 


Gatt. Tetmemorus Ralfs. 
156. T. Brebissonii (Menegh.) Ralfs. 
Abbild.: Hassall, Brit. Freschw. Alg. vol. II t. 89 £. 5. 
Fundort: Kl. Uklei See — vereinzelt — 
157. T. granulatus (Breb.) Ralfs. 
Abbild.: Hassall, Brit. Freshw. Alg. vol. I t. 89 £. 6. 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See 
— vereinzelt — 
Gatt. Docidium Breb. 
158. D. Baculum Breb. 
Abbild.: Engl. und Prantl Lief. 40 f. 6 H. 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See 
— selten — 
Gatt. Disphinctium Näg. 
159. D. pseudamoenum (Wille) Schmidle. 
Abbild.: Ber. d. naturf. Ges. z. Freiburg i. B. Bd. VIL t. IV £. 
4 und 5. 
Fundort: Kl. Uklei-See, Moor zwischen kl. Madebröken - See 
und Suhrer See — nicht selten — 
160. D. palangula (Breb.) Hansg. 
Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX 
.3,6..8 b—d. 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See 
— vereinzelt — 
161. D. quadratum (Ralfs?) Hanse. 
Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX 
k> Bub LA: 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See 
— vereinzelt — 
Gatt. Pleurotaenium Näg. 
162. Pl. coronatum (Breb.) Rabenh. 
Abbild.: Wolle, Desmids of the United States t. 11 f. 9—10 (eit. 
nach De Toni). 


Fundort: Kl. Uklei-See — nicht selten — 

Ich stelle die aufgefundene Form nur vorläufig hierher, da sie 
nicht ganz mit der Diagnose übereinstimmt. Jedenfalls steht sie dem 
Pleurotaenium nodulosum (Breb.) De Bary sehr nahe. 


Gatt. XKanthidium Ehrenb, 


163. X. armatum Breb. 

Abbild.: Engl. und Prantl Lief. 40 £. 7 E. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See. 
164. X. faseieulatum Ehrenb. 

Abbild.: Hedwigia II t. XIL f. 2; t. XIX £. 4. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröcken-See und Suhrer-See 
— sehr selten — 


Gatt. Cosmarium Corda. 


165. ©. granatum Breb. 

Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX 

t. Il 23, 24 und. 26, 

Fundort: Schöhsee, Helloch — selten — 

166. ©. bioculatum Breb. 

Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX 

t. III f. 43, 44, 46 und 47. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See. 
167. Ü. Meneghini Breb. 

Abbild.: De Bary Conjug. t. 6 f. 33— 46. 

Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen, Helloch, 
Verbindungsgraben zwischen Höftsee und gr. Madebröken-See, kl. 
Uklei-See, Plus-See — einzeln zwischen anderen Algen — 

168. ©. Meneghini Breb. 
var. rotundata Jakobs. 
Abbild.: Ber. d. deutsch. bot. Ges. Bd. XI t. 28 f. 4. 
Fundort: Helloch — selten — 
169. ©. Meneghini Breb. 
var. Braunii (Reinsch) Hansg. 

Abbild.: Reinsch, Algenfl. d. mittleren Teiles von Franken t. X 

fe 8. 

Fundort: Helloch — selten — 

170. ©. Naegelianum Breb. 

Abbild.: Näg. Einz, Ale. AM 8. 

Fundort: Helloch, Kl. See, Schöhsee, gr. Madebröken-See, gr. 
Uklei-See, Plus-See — einzeln zwischen anderen Algen — 


57 


171. ©. erenatum Raltfs. 
Abbild.: Wolle, Desmids of the United States t. 49 f. 31 und 
32 (cit. nach De Toni). 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen, Helloch — 
vereinzelt — 
172. ©. difficile Heimer!. 
Abbild.: Verhandl. d. k. k. zool.-bot. Ges. i. Wien Jahrg. 1892 
28 1.3. 
Fundort: Schöhsee — selten — 
173. C©. substriatum Nordst, 
var. minus Schmidle. 
Abbild.: Ber. d. naturf. Ges. zu Freiburg i. B. Bd. VILt. V f.10. 
Fundort: Schöhsee — selten -— 
174. ©. depressum (Näg.) Lund. 
Abbild.: Näg. Einzell. Alg. t.7 C £. 2. 
Fundort: Drecksee — selten — 
175. ©. pyramidatum Breb. 
Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX 
2 3uE 18, 
Fundort: Kl. Uklei-See, Plus-See — vereinzelt — 
176. ©. margaritiferum (Turp.) Menegh. 

Abbild.: Schrift. d. Phys. Oek. Ges. z. Königsberg, Jahrg. XX t. 3. 

Fundort: Helloch, Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen, gr. 
Madebröken-See — vereinzelt — 

177. C. Botrytis (Bory) Menegh. 

Abbild.: De Bary, Conjug. t. 6 f. 1—24. 

Fundort: Trammer-See, Helloch, Kl. See, Bischofssee, Schöhsee, 
gr. Madebröken-See, Verbindungsgraben zwischen Edeberg-See und 
Höftsee — einzeln zwischen anderen Algen — 

178. ©. botrytis (Bory) Menegh. 
var. emarginato-constrietum nob. 


58 


Cellulis longioribus quam latis, 94:54 u; isthmo eirc. 
13 u lato; sinu lineari, angustissimo, non ampliato; semi- 
“cellulis basi rectis, tumidis; ad latera apicem versus 
leviter sinuatis; in apice distinctissime emarginatis; mem- 
brana aequaliter verruculis ornata. 

Fundort: Schöhsee — vereinzelt zwischen anderen Algen — 


179. ©. reniforme (Ralfs) Archer. 
Abbild.: Wolle, Desmids of the United States t. 14 f. 10 und 
11 (eit. nach De Toni). 
Fundort: Helloch — selten — 


Gatt. Euastrum Ehrenb. 


180. E. pectinatum Breb. 
Abbild.: Ralfs Brit. Desmid. t. XIV f. 5 (eit. nach De Toni). 
Fundort: Gr. Madebröken-See — selten — 


181. E. binale (Turp.) Ralfs. 

Abbild.: Nae, Einz. Ale. ’t. 7 D. 1.2. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See — 
vereinzelt — 


182. E. oblongum (Grev.) Ralfs. 
Abbild.: Kirchner, Pflanzenwelt t. 3 f. 81. 
Fundort: Kl. Uklei- See — selten — 


183. E. humerosum Ralfs. 
var. mammosa Schmidle. 
Abbild.: Ber. d. naturf. Ges. z. Freiburg i. B. Bd. VII t. 6 
2.9 a: 10. 
Fundort: Kl. Uklei-See — nicht selten — 


184. E. Didelta (Turp.) Ralfs. 
var. sinuatum Gay. 
Abbild.: Gay, Essai Monogr. Conjug. t. 1 f. 11 (cit. nach De Toni). 
Fundort: Kl. Uklei-See — vereinzelt — 


Gatt. Micrasterias Ag. 


185. M. truncata (Corda) Breb. 
Abbild.: Näg. Einz. Alg. t. 6 H. f. 3. 


59 


Fundort: Kl. Uklei-See, Moor zwischen kl. Madebröken -See 
und Suhrer See — ziemlich häufig — 
Alle Zellen sind deutlich punktirt! 


186. M. rotata (Grev.) Ralfs. 
Abbild.: Focke, Physiol. Stud. It. 1 f. 15; t. 2 f. 1—7. 
Fundort: Gr. See (im Plankton), kl. Uklei-See, Moor zwischen 
kl. Madebröken-See und Suhrer See — vereinzelt — 


Gatt. Staurastrum Meyen. 


187. St. dejectum Breb. 

Abbild.: Hassall, Brit. Freshw. Alg. vol. II t. 84 f. 8. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See 
— vereinzelt -— 


188. St. Hystrix Ralfs. 
Abbild.: Ber. d. naturf. Ges. z. Freiburg i. B. Bd. VII t.6 £. 5. 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See — 
einzeln — 


189. St. echinatum Breb. 
Abbild.: Ralfs Brit. Desm. t. XXXV f. 24 (cit. nach De Toni). 
Fundort: Kl. Uklei-See — selten — 


190. St. orbiculare (Ehrenb.) Ralfs. 
var. depressum Roy et Bisset. 
Abbild.: Journal of Botany vol. XXIV t. 269 f. 14. 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See 
— vereinzelt — 


191. St. punctulatum Breb. 
Abbild.: Delponte Specim. Desm. subalp. t. XI f. 33—38. 
Fundort: Kl. Uklei-See, Moor zwischen kl. Madebröken-See und 
Suhrer See — vereinzelt — 


192. St. gracile Ralfs. 

Abbild.: Ann. of Nat. Hist. 1845 t. XI f. 3. 

Fundort: Gr. See (Plankton), Helloch, Drecksee, Vierer See — 
ziemlich häufig — 


193. St. furcigerum Breb. 

Abbild.: Kirchner, Pflanzenwelt t. 3 f. 79. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See — 
vereinzelt — 


60 


II. Klasse Phycochromaceae. 


1. Ord. Coccogoneae. 
1. Fam. Chamaesiphoniaceae. 
Gatt. Chamaesiphon A. Braun et Grun. 
194. Oh. confervicola A. Braun. 
Abbild.: Hansg. Prodr. II. Teil pag. 123 f. 37b. 
Fundort: Drecksee — an Oedogonium spec. — 


2. Fam. Chroococcaceae. 
Gatt. Allogonium Kütz. 
195. A. Wolleanum Hansg. 
Abbild.: Hansg. Prodr. II. Teil pag. 131 f. 43. 
Fundort: Gr. u. Kl. See, Helloch, Drecksee, Schöhsee, Höftsee 
— nicht selten an verschiedenen Fadenalgen festsitzend — 


Gatt. @loeochaete Lagerheim. 
196. @. bicornis Kirchner. 
Abbild.: Kirchner, Pflanzenwelt t. 5 f. 146. 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen (an ver- 
schiedenen Fadenalgen), Verbindungsgraben zwischen Höftsee u. 
gr. Madebröken-See (im Lager von Schizochlamys) — vereinzelt — 


Gatt. Gloeothece Näg. 
197. Gl. linearis Näg. 
Abbild.: Näg. Einzell. Ale. t. 16. £. 2. 
Fundort: Gr. Madebröken-See -— selten zwischen anderen Algen — 


Gatt. Zachariasia nob.!) 
Cellulae oblongae vel ellipticae vel e pressione mutua 
parum angulatae, distincte vaginatae; quaternae in tegu- 
mento communi dispositae; chlorophora stellata. 


198. Z. endophytica nob. fig. 11. 


Fig. 11. 
') Zu Ehren des Begründers und Leiters der Plöner Forschungsanstalt. 


61 


Cellulis distinete vaginatis; 5—6 w crassis; 7—8 u 


longis; tegumento communi 18:22 u, stilo hyalino prae- 
dito; eytoplasmate pallide aerugineo. 


Habitat in pulvino Rivulariae radiantis Thuret „gr. 


Madebröken-See. 


192. 


200. 


201. 


202. 


203. 


204. 


205. 


Gatt. Aphanothece Näg. 


A. mieroscopica Näg. 
Abbild.: Näg. Einz. Ale. t. 1 H. £. 1. 
Fundort: Gr. See, Drecksee, kl. Uklei-See — vereinzelt — 


Gatt. Merismopedium Meyen. 


M. elegans A. Braun. 

Abbild.: Kirchner, Pflanzenwelt t. 5 f. 149. 

Fundort: Kl. Uklei-See — selten — 

M. glaucum (Ehrb.) Näg. 

Abbild.: Näg. Einz. Alg. t. 1 f.D. 

Fundort: Klinkerteich, Helloch — einzeln zwischen Oscillarien — 


Gatt. Coelosphaerium Näg. 
©. Kützingianum Näg. 
Abbild.: Hansg. Prodr. II. Teil pag. 143 f. 53. 
Fundort: Gr. See, Drecksee, Vierer-See, kl. Uklei-See, Plus- 
— vereinzelt, nur im kl. Uklei-See ziemlich häufig — 


Gatt. Gomphosphaeria Kütz. 


G. aponina Kütz. . 
Abbild.: Hansg. Prodr. II. Teil pag. 144 f. 54. 
Fundort: Drecksee — selten — 


Gatt. Polyeystis Kütz. 


P. elabens (Breb.) Kütz. 
f. ichthyoblable (Kütz.) Hansg. 
Abbild.: Römer, Alg. Deutschl. f. 280 (schlecht!) 
Fundort: Gr. See, Vierer-See, Drecksee — vereinzelt — 
P. aeruginosa Kütz. 
Abbild.: Kirchner, Pflanzenwelt t. 5 f. 152. 
Fundort: Gr. See, kl. Uklei-See, Vierer-See, Drecksee — nicht 


selten — 


62 


Gatt. Chroococcus Näg. 

206. Ch. macrococcus (Kütz.) Rabenh. 

Abbild.: Flora Europaea Algarum Il pag. 3 £. 3. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See — 
vereinzelt — 
207. Ch. turgidus (Kütz.) Näg. 

Abbild.: Flora Europaea Algarum II pag. 3 f. 1. 

Fundort: Helloch, Vierer-See, Drecksee — einzeln zwischen 
anderen Algen — 
208. Ch. minutus (Kütz.) Näg. 

Abbild.: Kütz. Tabulae phycol. I t. 5 (cit. nach Hansg.). 

Fundort: Klinkerteich, gr. Madebröken-See, Vierer-See, Dreck- 
see — einzeln zwischen anderen Algen — 
209. Ch. helveticus Näg. 

Abbild.: Näg. Einz. Alg.t. TA. 3. 

Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer See — 
selten — 


2. Ord. Hormogoneae. 


1. Unterord. Homocysteae. 


1. Fam. Oscillariaceae. 
Sect. Lyngbyeae. 
Gatt. Lyngbya C. Ag. 
210. L. rigidula (Kütz.) Hansg. 
Abbild.: Kütz. Tab. phycol. I t. 59 (cit. nach Hansgirg). 
Fundort: Klinkerteich, Gr. u. Kl. See, Vierer-See, Helloch, gr. 
Madebröken -See, Schöhsee etc., an Cladophora und anderen Faden- 
algen sitzend. 
211. L. major Menegh. i 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. ser. 7. tome 16 pl. 3 £. 15. 
Fundort: Bischofssee, Helloch -- vereinzelt — 
212. L. Lagerheimii Gomont. 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. sör. 7 tome 16 pl. 4 f£.6 w 7. 
Fundort: Kl. See — einzeln an Enteromorpha — 


Gatt. Phormidium Kütz. 
213. Ph. Corium Gomont. 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. sör. 7 tome 16 pl. 5 f. 1 u. 2. 
Fundort: Kl. Uklei-See — nicht selten — 


63 


214. Ph. papyraceum Gomont. 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. ser. 7 tome 16 pl. 5 f. 3 u. 4. 
Fundort: Drecksee — vereinzelt — 

215. Ph. autumnale Gomont. 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. ser. 7 tome 16 pl. 5 f. 23 u. 24. 
Fundort: Klinkerteich — selten — 


Gatt. Trichodesmium Ehrenb. 


216. Tr. lacustre Klebahn. 
Fundort: Gr. See, Schluen-See — ziemlich häufig im Plankton — 


Gatt. Oscillatoria Vauch. 
217. O. princeps Vauch. 

Abbild.: Ann. d. sc. nat. s6r. 7 tome 16 pl. 6 £. 9, 

Fundort: Helloch — nicht selten — 

Nach den Angaben von R. Lauterborn !) sollen alle Oseillarien 
mit einer Gallertscheide versehen sein, welche sich durch Anwendung 
von Tuschelösung leicht sichtbar machen lässt. Es war mir daher 
interessant, zu untersuchen, wie weit diese Behauptung für recht 
grosse Arten zutreffend ist. Die Faden von Öse. princeps, welche 
man schon mit blossem Auge unterscheiden kann, wurden zu dem 
Zwecke am 30. Juli in eine Lösung chinesischer Tusche gebracht. 
Man sah dann zwar einen äusserst dünnen hyalinen Rand an den 
Zellfäden, doch war dieser so minimal, dass schlechterdings nicht 
zu unterscheiden war, ob man es mit einem wirklichen Gallertsaume 
zu thun hatte oder ob derselbe bloss durch Lichtreflexe hervorgerufen 
worden war. Bei Färbung mit Vesuvin wurde das Bild etwas deut- 
licher, so dass dann in der That ein sehr schwacher Gallertsaum zu 
unterscheiden war. 

218. O. proboscidea Gomont. 

Abbild. Ann. d. se! nat._ser. 7 tome, 16pl..6 £. 10) u.: II: 

Fundort: Gr. Uklei-See — nur einige wenige Fäden gesehen — 
219. O. limosa Ag. 

Abbild.: Ann. d. sc. nat. sr. 7 tome 16 pl. 6 f. 13. 

Fundort: Klinkerteich — einzeln zwischen anderen Algen — 
220. O. curviceps Ag. 

Abbild.: Ann. d. sc. nat. ser. 7 tome 16 pl. 6 f. 14. 

Fundort: Gr. See, in der Nähe von Bosau. 

221. O. tenuis Ag. 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. ser. 7 tome 16 pl. 7 f. 2 u. 3. 


!) Ber. d. deutsch, bot. Ges. 1894 Heft 3. 


64 


Fundort: Klinkerteich, Vierer-See, Helloch (auf Chara) — nicht 
selten — 
222. O. amphibia Ag. 
Abbild.:. Ann. d. se. nat. ser.. 7. tome 16 pl. 7 ft u, 5 
Fundort: Helloch — nicht selten zwischen anderen Oscillarien — 
223. O. splendida Grev. 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. ser. 7 tome 16 pl. 7 £.7 u. 8. 
Fundort: Helloch — vereinzelt — 
224. O. chalybea Mertens. 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. ser. 7 tome 16 pl. 7 £. 19. 
Fundort: Klinkerteich, Drecksee -- vereinzelt — 


Gatt. Arthrospira Stitzenberger. 
225. A. Jenneri Stitzenberger. 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. ser. 7 tome 16 pl. 7 f. 26. 
Fundort: Klinkerteich — vereinzelt — 


Gatt. Spirulina Turpin. 
226. Sp. subtilissima Kütz. 
Abbild.:: Ann. d. se.-nat. ser. 7 tome 16 pl. 7’f. 30. 
Fundort: Klinkerteich — einzeln zwischen Arthrospira Jenneri 
Stitzenberger — 
227. Sp. abbreviata nob. 


Fig.12, 
2.2NS/ 0: ES Fig. 13. 


u ) > Fig. 15, 


Trichomata pallide aeruginosa, curvata vel leviter 
flexuosa; circ. 3 u crassa; apicibesus 20—36 u inter se 
distantes. 

Habitat: Helloch, in consortio Oscillariae tenuis. Ag. 


2. Unterord. Heterocysteae. 
1. Fam. Rivulariaceae. 
Gatt. Glovotrichia J. Ag. 
228. G. pisum (Ag.) Thuret. 
Abbild.: Wood Freshw. Alg. t. 2 £. 9. 
Fundort: Gr. und Kl. See, Helloch, Drecksee — ziemlich häufig — 


65 


229. G@. natans (Hedw.) Rabenh. 

Abbild.: Kirchner, Pflanzenwelt t. 4 f. 126. 

Fundort: Gr. und Kl. See, Helloch, Drecksee, Bischofssee — 
ziemlich häufig. 

Die Alge bildet an Scirpus, Phragmites und anderen Wasser- 
gewächsen festsitzende braune Kugeln, welche später im Innern hohl 
werden, sich loslösen und dann vermittels der in dem hohlen Raume 
befindlichen Luft auf dem Wasser schwimmen. 

Die in den Plöner Seen vorkommenden Exemplare gehören 
zum grössten Teile der var. gigantea (Trent.) Kirchner an. 
230. G. echinulata (Engl. Bot.) P. Richter. 

Abbild.: Forschungsber. d. Biol. Stat. z. Plön Teil 2, pag. 39 f. 

1—8. 

Fundort: Gr. und kl. See, Verbindungssee zwischen Höftsee 
und Edeberg-See, gr. Madebröken-See, Schöhsee. 

Ruft während der Sommermonate in den Plöner Seen die Er- 
scheinung einer sogenannten Wasserblüte hervor. Über die genauen 
Einzelheiten vergl. die Arbeit von P. Richter: „Gloiotrichia 
echinulata, P. Richt., eine Wasserblüte des grossen und kleinen 
Plöner Sees.“ 


Gatt. Rivularia (Roth) Ag. 

231. R. minutula (Kütz.) Born. et Flahault. 

Abbild.: Hansg. Prodr. II. Teil pag. 46 f. 14. 

Fundort: Gr. und Kl. See, Helloch, Schöhsee, Bischofssee, Schluen- 
See — nicht selten an Charen und anderen Pflanzen als blaugrüne 
Kugeln festsitzend — 
232. R. dura Roth. 

Abbild.: ? 

Fundort: Trammer-See, an Steinen — ziemlich selten. 
233. R.? haematites Ag. 

Abbild.: Hansg. Prodr. II. Teil pag. 47 f. 15. 

Fundort: Plus-See, auf Steinen — nicht selten. 


Gatt. Calothriz Ag. 
234. ©. parietina Thuret. 
Abbild.: Kütz. Tab. phycol. II t. 48 (cit. nach Hansgirg). 
Fundort: Kl. See, an Balken in dem Kanal, welcher die beiden 
Teile des Sees mit einander verbindet — ziemlich selten. 
G. fusca (Kütz.) Bornet et Flahault. 
Abbild.: Hansg. Prodr. II. Teil pag. 51 f. 16. 


oT 


66 


Fundort: Gr. und Kl]. See, Helloch, Drecksee, Schöhsee, gr. 
Madebröken-See, Verbindungsgraben zwischen Höftsee und gr. Made- 
bröken-See, Höftsee — nicht selten im Lager verschiedener Algen, 
wie Gloiotrichia, Nostoc, Rivularia, Gomphonema, Schizochlamys, 
Pleurocladia u. a. 


Gatt. Dichothrix Zanardini. 
235. D. Bauriana (Grun.) Born. et Flahault. 


Abbild.: Rabh., Flora Europaea Alg. II pag. 20 f. 1. 
Fundort: Gr. Madebröken-See — nicht selten auf Chara. 


2. Fam. Scytonemaceae. 
Gatt. Tolypothrix Kütz. 
236. T. distorta Kütz. 
Abbild.: Hassall, Brit. Freshw. Alg. vol. II t. 69 £. 9. 
Fundort: Helloch (auf Chara), Schluen-See, Plus-See — nicht 
selten. 
237. T. lanata (Desv.) Wartmann. 
Abbild.: Hansg., Prodr. II. Teil pag. 37 f. 8. 
Fundort: Helloch, Schöhsee — nicht selten. 
238. T. pygmaea Kütz. 
Abbild.: Kütz. Tab. phycol. II t. 31 f. 2 (cit. nach Rabenhorst). 
Fundort: Gr. Madebröken-See, Tümpel an der Bahn nach Grems- 
mühlen, Plus-See — nicht häufig. 


3. Fam. Nostocaceae. 
Gatt. Nostoc Vaucher. 
239. N. entophytum Born. et Flahault. 
Abbild.: Born. et Thuret, Notes algologiques II t. 31 (eit. nach 
Hansgirg). 
Fundort: Schöhsee — nicht selten an der Unterseite der Blätter 
von Nuphar. 
240. N. sphaericum Vaucher. 
Abbild.: Kirchner, Pflanzenwelt t. 5 f. 142. 
Fundort: Trammer-See, Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen 
— nicht häufig. 
241. N. verrucosum Vaucher. 
Abbild.: Ann. d. sc. nat. ser. 3 tome 2 1. 9 f. 1—5. 
Fundort: Gr. Madebröken-See — selten. 


67 


Ich habe nur eine einzige Kugel von circa 4 Centimeter Durch- 
messer aufgefunden. Dieselbe enthielt im Innern einen mit Luft 
gefüllten Hohlraum, vermittels dessen sie im Wasser zu schwimmen 
vermochte. Als ich behufs Untersuchung einer in dem Thallus 
lebenden epiphytischen Alge ein Stück aus der Kugel herausge- 
schnitten hatte, füllte sich der Hohlraum allmählich mit Wasser, 
worauf die Alge sofort zu Boden sank. Schon nach drei Tagen war 
sie indessen wieder an der Oberfläche, trotzdem die Kugel noch fast 
ganz mit Wasser erfüllt schien. Bei näherer Prüfung erst entdeckte 
ich einige wenige Gasblasen, welche das Aufsteigen bewirkt hatten. 
Auffälligerweise war später die braune Farbe fast ganz verschwunden; 
die Kugel sah beinahe blaugrün aus. 


Gatt. Anabaena Bory. 


242. A. variabilis Kütz. 
Abbild.: Hansg. Prodr. II. Teil pag. 67 f. 22. 
Fundort: Klinkerteich. 

243. A. macrospora Klebahn. 

Fundort: Gr. See, Schluen-See, im Plankton, als regelmässige, 
aber an Menge sehr zurücktretende Begleiterin der A. Flos aquae. 
244. A. (spiroides) Klebahn. 

Fundort: Gr. See, Schluen-See, wie vorige neben A. Flos aquae; 
Plus-See, hier ohne dieselbe. | 
245. A. Flos aquae (Lyngb.) Breb. 

Abbild.: Ann. and Mag. of Nat. Hist. ser. II vol. 5.8 f. 2. 

Fundort: Gr. und kl. See, Schöhsee, Schluen-See — häufig. 
246. A. catenula (Kütz.) Born. et Flahault. 

Abbild.: Ann. and Mag. of Nat. Hist. ser. II vol.5t.9 f.1u. 4. 

Fundort: Kl. Uklei-See, Moor zwischen kl. Madebröken - See 
und Suhrer-See — einzeln. 


Gatt. Oylindrospermum Kütz. 


247. C©. stagnale (Kütz.) Born. et Flahault. 
Abbild.: Kütz., Tab. phycol. II t. 97 (cit. nach Hansg.) 
Fundort: Moor zwischen kl. Madebröken-See und Suhrer-See 
— nicht selten. 


Gatt. Nodularia Mertens. 


248. N. spumigena Mertens. 
Abbild.: Rabenh. Flor. Europaea Alg. II pag. 15 f. 39. 
Fundort: Tümpel an der Bahn nach Gremsmühlen — selten. 


5* 


I. 


Verzeichnis einiger in der Umgegend 
von Plön gesammelter Schmarotzerpilze. 


Von Dr. H. Klebahn (Hamburg). 


Im Nachfolgenden erlaube ich mir, diejenigen Schmarotzerpilze 
aufzuzählen, die ich während meines Aufenthaltes zu Plön im Sommer 
1894 beobachtet habe. Da die Pilze sämtlich nur ganz gelegentlich 
auf Spaziergängen oder auf Excursionen, die anderen Zwecken dienten, 
notiert wurden, macht die Liste auf irgend welche Vollzähligkeit 
selbstredend keinerlei Anspruch. Sie soll nur zu weiteren Forschungen 
auf diesem Gebiete, das den Aufgaben der Biologischen Station 
allerdings etwas ferner liegt, eine Anregung geben. 


Puccinia graminis Pers. 1. auf Berberis vulgarıs L. Lange’s 
Anlage. II. III. auf Triticum repens L. Chaussee nach Lütjenburg. 

P. coronifera Kleb. II, III. auf Avena sativa IL. epidemisch; auf 
Lolium perenne L. und Holcus lanatus L. beim Parnass und an 
der Chaussee nach Lütjenburg. Dort gleichzeitig ein Pilz auf 
Dactylis glomerata L., der vielleicht mit P. coronifera identisch ist. 

P. Rubigo-vera D.C. I. auf Anchusa arvensis Marsch. v. Bieb. 
Lange’s Anlage. Zwischen dem Grossen See und dem Schöh-See. 

P. Poarum Nielsen. I. auf Tussilagoe Farfara L. Schlossgarten 
am Gr. See; Insel; Plus-See, Keller-See und auch sonst mehrfach. 
II. III. auf Poa sp. Schlossgarten am Gr. See neben vorigem. 

P. Phragmitis (Schum.). I. auf Rumex sp. Kleiner Plöner See. 
II. III auf Phragmites communis Trin. Ufer des Gr. Sees und 
auch sonst sehr verbreitet. 

P. Digraphidis Sopp. I. in wahrscheinlichen Resten auf Polygo- 
natum multiflorum All. II. in der Nähe auf Phalaris arundi- 
nacea L. Gehölz am Trammer See (Parnass). 


69 


Puccinia suaveolens (Pers). Auf Cirsium arvense Scop. Bei 
Plön an der Chaussee nach Lütjenburg. 

P. Adoxae DC. Auf Adoxa Moschatellina L. Lange’s Anlage. 

P. Malvacearum Mont. Auf Malva sp. Schlossgarten. 

Phragmidium violaceum (Schultz). II. III. auf Rubus sp. Chaussee 
nach Lütjenburg (Parnass). 

Phr. Rubi-idaei (DC.). II. III. auf Rubus Idaeus L. Chaussee 
nach Lütjenburg (Parnass). 

Phr. subcorticium (Schrank). II. Ill. auf Rosa canina L. und culti- 
vierten Arten. Lange’s Anlage; auf R. canina L. Fegetasche, 
Stadthaide. 

Melampsora farinosa (Pers.). Il. auf Salix cinerea L. Chaussee 
nach Lütjenburg; auf $. Caprea L. am Keller-See. 

M. epitea (Kze. et Schm.). II. auf Salix viminalis L. Am Grossen 
See bei Plön. 

M. Tremulae Tul. II. auf Populus tremula L. Stadthaide. 

Pucciniastrum Circaeae (Schum.). II. auf Circaea lutiana L. 
Im Holm am Dieck-See. 

Coleosporium Senmecionis (Pers). II. auf Senecio vulgaris L. 
Lange’s Anlage; auf $. silvaticus L. Stadthaide. 

C. Tussilaginis (Pers.). II. auf Tussilago Farfara L. Chaussee 
nach Lütjenburg in der Nähe des Plus-Sees. Am Ufer des 
Grossen Sees bei Plön. 

C. Sonchi (Pers.). II. III. auf Sonchus arvensis L. Chaussee nach 
Lütjenburg; auf 8. oleraceus L. Zwischen dem Schöh-See und 
dem Grossen See. 

©. Euphrasiae (Schum.). II. III. auf Alectorolophus major Reichenb. 
und minor Wimm. et Grab. Schlossgarten am Gr. See; am 
Keller-See. 

O©. Melampyri (Rebent.) II. III. auf Melampyrum pratense L. Wald 
beim Parnass. 

C. Campanulae (Pers.). Il. auf Campanula rotundifolia L. Chaussee 
nach Lütjenburg beim Plus-See. Chaussee nach Eutin beim 
Edeberg-See. 

Uredo Symphyti DC. II. auf Symphytum offieinale L. Bei der 
Brücke am Helloch (Dr. Strodtmann). 

Ustilago Avenae (Pers.). Auf Avena sativa L. Bei Lange’s Anlage. 

U. receptaculorum Fr. Auf Tragopogon pratensis L. Plön. 


70 


Exoascus Tosquinetii (Westend.) Sadeb. Auf Alnus glutinosa 
Gärtn. Insel im Grossen See. Stadthaide. 


E. epiphyllus Sadeb. Auf Alnus glutinosa Gärtn. Stadthaide. 


Taphrina Sadebeckii Johans.. Auf Alnus glutinosa Gärtn. 
Stadthaide. 


T. aure«a (Pers.) Fries. Auf Populus nigra L. Stadhaide. 


Erysiphe Umbelliferarum de Bary. Auf Heracleum Sphondylium 
L. Zwischen Plön und der Fegetasche. 


Epichloö typhina (Pers.). Auf Gräsern. Schlossgarten am Grossen See. 

Rhytisma salicinum (Pers). Auf Salix aurita L. Zwischen 
Fegetasche und Stadthaide. 

Albugo candida (Pers.) O. Kze. Auf Capsella Bursa pastoris Mönch. 
Chaussee nach Lütjenburg. 

Phytophthora infestans (Mont). Auf Solanum tuberosum L. 
Anfang August sehr verbreitet. 


LER 


Nachtrag zum Verzeichniss der Diatomeen 
des Grossen Plöner Sees. 


Vom Grafen Francesco Castracane (Rom). 


Aus der Biologischen Station zu Plön sind mir auch in diesem 
Jahre regelmässige Sendungen von Diatomeen-Material zugegangen. 
Bei Durchmusterung desselben habe ich noch folgende Arten und 
Varietäten aufgefunden, welche als eine Ergänzung der vorjährigen 
Liste!) zu betrachten sind. 

Cocconeis Sp. 

Bis jetzt habe ich diese Species noch nicht sicher bestimmen 
können. Sie tritt im Gr. Plöner See zwischen den übrigen Dia- 
tomeen ziemlich häufig auf und ist von nur geringer Grösse. Im 
Umriss stellt sie ein vollkommenes Oval dar; die nicht sehr zahl- 
reichen Längsstreifen auf derselben bestehen aus glänzenden Körnchen. 
Eine ähnliche Form habe ich auch in italienischen Seen gefunden 
und zwar speciell in dem von Albano. 

Cyclotella comta (Ehrb.) Kg., var. radiosa Grun. 
Meneghini Kg. 
— rotula Kg. 

Cymatopleura elliptica (Breb.) W. Sm., granulata n. v. 

Diese Varietät zeichnet sich durch eine durchgängige Körnelung 
der gesammten Panzerfläche aus; im übrigen stimmt sie aber voll- 
ständig mit ©. elliptica überein. 

Cymatopleura solea (Breb.) W. Sm. ploenensis n. v. 

Von der gewöhnlichen Form unterscheidet sich diese neue 
Varietät durch ihre schnabelartig zugespitzten Enden. Ausserdem 
besitzt sie eine doppelte Streifung (eine grobe und eine feine), welche 
von den beiden Mittelpunkten der Schalenverbreiterung ausgeht. Ich 
habe diese Varietät nach ihrem Fundorte benannt. 


1) Vergl. Forschungsberichte, 2. Theil. 1894. S. 48-51. 


12 


des Gr. Plöner Sees festgestellt. 


Oymbella ceymbiformis Ehrb. 
— pusilla Grun. 
= tumida Breb. 
Fragilaria elliptica Schumann, forma minor Grun. 
? pacifica Grun. 
_ virescens Ralfs. 
Gomphonema constrictum Ehrb. 

_ intricatum (Ehrb.) Ralfs, var. dichotoma. 
Melosira granulata (Ehrb.) Ralfs, var. Jonensis Grun. 
Navicula amphigomphus Ehrb. 

u gracilis Kg. Grun. 

— lanceolata Kg., forma curta Grun. 
Synedra amphicephala H. L. Sm. 
Tabellaria fenestrata Kg. 


Somit sind bis jetzt gerade 100 Formen aus der Diatomeenflora 
Es ist aber kaum nöthig, hervor- 
zuheben, dass bei fortgesetzter Bestimmungsarbeit sich noch zahl- 
reiche weitere Species und Varietäten aus dem vorliegenden Material 


ergeben werden. 


IV. 


Faunistische Mittheilungen. 
(Mit Tafel I und II.) 


Von Dr. Otto Zacharias (Plön). 


Da meine diesjährigen Forschungen fast ganz ausschliesslich 
dem Limnoplankton gewidmet waren, so fand ich daneben nur wenig 
Zeit zur Anstellung von faunistischen Beobachtungen. Trotzdem 
aber bin ich in der Lage, einen kleinen Nachtrag zu der im 2. Theile 
dieser „Forschungsberichte“ veröffentlichten Thier-Liste zu geben. 
Bei Durchsicht der täglichen Planktonfänge constatirte ich von bereits 
bekannten, aber für den Gr. Plöner See noch nicht nachgewiesenen 
Arten die folgenden: 

* Ohrysamoeba radians Klebs 
Lagenella (Trachelomonas) euchlora Ehrb. 
Cothurnia imberbis Ehrb. 
Floscularia appendiculata Leydig 
Polyarthra platyptera Ehrb., var. euryptera Wierz. 
* Polyarthra aptera Rousselet 

Die mit einem * bezeichneten Organismen sind als grosse Selten- 
heiten zu betrachten. Ausserdem glückte mir noch die Auffindung 
dreier bisher nicht bekannter Species, von denen ich in Nachstehenden 
eine kurze Charakteristik gebe, die in Verbindung mit den Abbil- 
dungen ein Wiedererkennen derselben möglich macht. 


1. Acanthoeystis (?) tenuispina Zach., n. sp. 
(Taf. 1 Fig. 4.) 


Der Körper dieser Form besteht aus einer doppelt-contourirten 
Kugel von scharfem Umriss und gelblicher Färbung, welche von 
einer zarten, aber skelettartig festen Hülle umgeben wird. Mit letzterer 
zusammen besitzt das gleich noch näher zu beschreibende Wesen 
einen Durchmesser von 56 u. Von der etwa 15 » dicken Umhüllung 
gehen nach allen Seiten hin äusserst feine und kurze Stacheln aus, 


74 


die man aber nur bei recht starker Vergrösserung deutlich erkennt. 
Einzelne dieser Gebilde sieht man aus dem Innern der Acanthocystis 
hervorkommen; denn stellt man genau darauf ein, so zeigt sich, dass 
dieselben zunächst nur mit einer Hälfte äusserlich hervorragen, 
während die andere noch in der peripherischen Plasmaschicht des 
Heliozoen-Weichkörpers steckt. Dieser Befund macht ganz den Ein- 
druck, als ob die Stacheln im Ektosark der letzteren gebildet und 
dann durch die Kugelschale nach aussen vorgedrängt würden. Den 
Kern vermochte ich an dem vorliegenden Exemplare nicht zu entdecken, 
weil dasselbe von einer grossen Menge bräunlicher Nahrungsobjekte 
erfüllt war. Aus dem gleichen Grunde dürften sich auch die schwerlich 
fehlenden Vacuolen meiner Wahrnehmung entzogen haben. Hin- 
sichtlich der eigenthümlich beschaffenen Skeletthülle und der nur 
schwer sichtbaren Stacheln hat die in Rede stehende Art eine 
unleugbare Aehnlichkeit mit der von Hertwig und Lesser ge- 
schilderten Heterophrys marina. !) Aber dennoch glaube ich, kein 
Mitglied dieser Gattung, sondern eine Acanthocystis vor mir zu 
haben, zumal da Leidy ?) von den Heterophrys-Arten als von „Acti- 
nophrys-like animals“ spricht, was bezüglich der von mir beobachteten 
Form keinesfalls zutreffen würde. Weit eher scheint mir die merk- 
würdige schwammige Hülle der fraglichen Species mit derjenigen 
übereinzustimmen, welche ich bei Acanthocystis lemani, var. plonensis 
vorgefunden habe.°) Diese löst sich bei starker Vergrösserung (Immer- 
sion) in lauter kleine Kelche oder Trichter auf, wogegen sie, mit 
schwachen Linsen betrachtet, ein Aussehen zeigt, für welches die 
Bezeichnung „spongiös“ am besten passen würde Und genau so 
sieht auch die Umhüllung der vorliegenden Species aus, nur dass es 
nicht gelingt, bei ihr ebenfalls eine Zusammensetzung aus trichter- 
ähnlichen Gebilden nachzuweisen. Daran ist aber vielleicht nur die 
Unzulänglichkeit unserer optischen Hilfsmittel schuld; denn auch 
bei Acanthocystis lemani gelingt ihre Wahrnehmung nur bei aus- 
gezeichneter Beleuchtung; ein weniger geübter Beobachter würde sich 
aber auch dann vergeblich abmühen, sich dieselben zur Anschauung 
zu bringen. Unter solchen Umständen bleibt die in Fig. 4 abgebildete 
Art hinsichtlich ihrer systematischen Stellung zwar noch etwas pro- 
blematisch; jedenfalls aber scheint sie dem Genus Acanthocystis näher 
zu stehen, als der Gattung Heterophrys. 


ı) Vergl. Archiv. f. mikroskop. Anatomie. X. B. (Suppl.) 1894. S. 213 und 
Ki. IV: ‚auf ‚Taf. «IV. 

2) J. Leidy: Freshwater Rhizopods of North America, 1879, S. 143. 
») Vergl. „Forschungsberichte,‘“ Theil 2. Taf. I, Fig. 2, a und Text S. 70. 


75 


2. Psilotricha fallax Zach., n. sp. 
(Taf. I, Fig. 3.) 

Am 9. Mai 1894 kamen mir in den frischen Planktonpräparaten 
einige Infusorien zu Gesicht, welche äusserst rasch und unstät umher- 
schwammen, sodass es schwierig war, sie im Auge zu behalten. Erst 
nach Lähmung derselben mittels Cocainlösung war eine genauere 
Beobachtung möglich. Äusserlich glichen sie in auffallender Weise 
einem grösseren Peridinium, sodass sie leicht mit einem solchen zu 
verwechseln gewesen wären. Dies um so eher, als sie durch zahlreich 
aufgenommene Nahrungskörper auch ungefähr die Färbung solcher 
Dinoflagellaten angenommen hatten. Die Thiere besassen eine Länge 
von 80 « bei einer Breite von 70. Ich unterschied eine Rückenseite 
von starker und eine Bauchseite von schwacher Wölbung. Auf 
letzterer befindet sich das bis über die Körpermitte hinausreichende 
Peristom, dessen Ränder von zahlreichen und dicht stehenden Wimpern 
umsäumt werden (Fig. 3, b.). Im Übrigen ist der starre, panzer- 
artig glatte Körper vollständig wimpernfrei. Nur auf dem gerade 
abgestutzten Vorder-Ende desselben inseriren sich 8 sehr kräftige 
Borsten, welche am lebenden Thier in beständig flirrender Bewegung 
sind. In ihnen hat man die Hauptlokomotionsorgane dieser ausser- 
ordentlich schnell schwimmenden Infusorien zu erblicken. Nach 
Zuführung von etwas Essigcarmin trat an einem der Thiere in der 
hinteren Körperhälfte ein schöner, runder Kern mit grossem Nucleolus 
hervor (Fig. 3, a). Bald darauf platzte das gefärbte Exemplar 
und zerfloss. 

Die systematische Einordnung dieser Form scheint zunächst 
auf Schwierigkeiten zu stossen. Nach aufmerksamer Prüfung findet 
man jedoch, dass sie am nächsten der Oxytrichinen-Gattung Psilotricha 
(Stein) verwandt ist und derselben wohl auch angeschlossen werden darf. 
Denn gerade für diese Gattung sind ein starrer, gepanzerter Körper, 
ein weit hinabreichendes und tief ausgehöhltes Peristom, sowie eine 
Anzahl kräftiger Wimperborsten am Vorder-Ende charakteristisch. !) 
Es scheint deshalb als unwesentlich und nebensächlich, dass bei 
Psilotricha acuminata, (auf welche einzige Species Stein 1859 die 
neue Gattung gegründet hat) das Peristom hakenförmig nach rechts 
gebogen ist und die Bauchfläche des betreffenden Infusors noch eine 
geringe Anzahl von Wimpern trägt. Die Anzahl der übereinstim- 
menden Charaktere ist jedenfalls grösser als diejenige der unter- 


!) Vergl. F. Stein, der Organismus der Infusionsthiere, 1. Abtheil. 1859. 
S. 181 und Tafel XII, Fig. 21—24, 


76 


scheidenden Merkmale, und was letztere anbelangt, so scheinen diese 
das Maass von specifischen Differenzen nicht zu überschreiten. Ich 
stelle deshalb das von mir aufgefundene neue hypotriche Infusorium 
in die Gattung Psilotricha, für welche dann freilich anstatt der von 
Stein gegebenen folgende erweiterte Diagnose aufzustellen ist: „Körper 
kurz und gepanzert, platt gedrückt oder gewölbt, Stirn- und After- 
wimpern fehlend; Bauchwimpern spärlich in 2 Reihen angeordnet 
oder überhaupt nicht vorhanden.“ — 

Am 29. Mai d. J. fand ich noch einige Exemplare von Psilotricha 
fallax; dann aber begegnete mir keins mehr, woraus zu schliessen 
ist, dass das Vorkommen dieses Infusoriums im Plankton ein zeitlich 
sehr beschränktes sein muss. 


3. Ueber eine Schmarotzerkrankheit bei Eudorina elegans. 
(Taf. I, Fig. 5, a und b.) 


Die kugeligen Flagellaten-Colonien von Eudorina elegans fand 
ich im August dieses (und auch schon des vorigen) Jahres sehr 
häufig von einem Schmarotzer bewohnt, welcher zweifelsohne zu den 
Chytridiaceen gehört. Derselbe ist von rundlicher Gestalt und hat 
einen halsartig verlängerten, vorn zugespitzten Fortsatz, sodass er im 
Allgemeinen die Körperform eines Geisselinfusoriums besitzt. Die 
Färbung ist mattgrau und im Innern des Parasiten gewahrt man 
zahlreiche hellglänzende (ovale) Körner (Fig. 5, a), welche äusserlich 
die grösste Aehnlichkeit mit den Paramylonschollen der Euglenen 
darbieten. Diese Körner sind durchschnittlich 4 a lang und 1,5 u 
breit. Bei manchen Exemplaren tritt auch der Kern ziemlich deutlich 
hervor; er ist bläschenförmig und mit einem grossen Nucleolus aus- 
gestattet. Der stets im Mittelpunkte der Eudorina-Colonie befindliche 
Schmarotzer ist 24 bis 32 u lang und circa 20 a dick. Er ernährt 
sich augenscheinlich auf Kosten des protoplasmatischen Inhalts der 
Eudorina-Zellen, in die er pseudopodienartige Saugarme hineinschickt. 
Gewöhnlich sind dieselben in der Anzahl von 3—5 vorhanden. Man 
kann deutlich beobachten, wie der feinkörnige, farblose Zellinhalt 
langsam in den Pseudopodien aufsteigt; aber niemals gelangt auch 
nur eine Spur von Chlorophyll mit in den Parasitenkörper hinein. 
Allgemach leert sich die Zelle fast vollständig und fällt zusammen. 
Inzwischen hat dann auch der darin zurückbleibende Inhalt ein 
hell- oder dunkelbraunes Colorit angenommen. Ausser den röhren- 
artigen Pseudopodien besitzt der Eudorina-Vernichter auch noch eine 
andere Art von Körperfortsätzen, die gleichfalls in Fig. 5, a dargestellt 


Ti 


sind. Dieselben haben das Aussehen starrer Protoplasmafäden und 
scheinen Tastorgane zu sein. Dies möchte ich wenigstens aus den 
eigenthümlichen, oscillirenden Bewegungen schliessen, welche sie fast 
ununterbrochen, wenn auch mit grosser Langsamkeit, ausführen. 

Gelegentlich sah ich auch eine Eudorina-Kugel (Fig. 5, b), 
worin nicht mehr der Schmarotzer selbst, sondern nur noch dessen 
leere, glasartige Hüllhaut (Cuticula) enthalten war, welche einen 
dünnen Beleg von Protoplasma auf der Innenseite zeigte. Der 
eigentlich lebendige Körperinhalt hatte sich dagegen in eine cysten- 
artige Erweiterung zurückgezogen, die noch in unmittelbarem 
Zusammenhange mit der entleerten Parasitenhaut stand. Höchst- 
wahrscheinlich stellt dieser Befund das Stadium der Dauercysten- 
bildung dar, welches seinem Abschlusse nahe war, als ich die 
Zeichnung entwarf. Denn, wie aus der Figur zu ersehen ist, haben 
wir eine kugelige Kapsel mit derber, granulirter Schale vor uns, die 
im Begriff ist, sich von der leblosen Hülle abzulösen. 


Neue Beobachtungen an bereits bekannten Arten. 


a. Chrysamoeba radians Klebs 
und ihr Vorkommen im Limnoplankton. 


Von den Chrysomonadinen sind die Dinobryen, Uroglena volvox, 
Synura uvella und Mallomonas längst als Mitglieder der limnetischen 
Örganismenwelt bekannt. Aber die in Fiy. 1 (Taf. I) dargestellte 
Chrysamoeba !), deren erste Entdeckung wir Klebs verdanken, ist 
eine neue Erscheinung in der Gruppe der Planktonwesen. Ich fand 
zahlreiche Individuen dieser Species in einem Fange vom 7. Aug. 
(Gr. Plön. See). Dieselben hatten (ohne die Pseudopodien) einen 
Durchmesser von 10 bis 16 «u, was mit der Angabe von Klebs 
(12 bis 15 u) ziemlich genau übereinstimmt. Die Bewegung dieser 
Chrysamoeben ist eine äusserst langsame; die Geissel macht dabei 
sehr lebhafte Schwingungen, trägt indessen, wie es scheint, nichts 
zur Beschleunigung der Ortsveränderung bei. Im Innern des 
Amöbenkörpers liegen 2 Farbstoffplatten, die aber nicht immer von 
gleicher Grösse sind. Contractile Vacuolen beobachtete ich nicht; -» 
dagegen constatirte ich in jeder dieser Chrysamoeben die Anwesenheit 
von 1—2 stark lichtbrechenden Bröckchen, die das Aussehen von 


1) G. Klebs: Flagellatenstudien. Il. Theil. Zeitschr. f, wiss. Zoologie, 
LV. B. 1892, S. 407. Taf. XVII, Fig. 1. 


78 


kleinen Massen einer krystallinischen Substanz besassen. Das Vor- 
kommen dieser Species im Plankton erstreckte sich über 5 Tage, vom 
7.—13. August. Dann war dieselbe wie mit einem Male verschwunden. 
Auf einen eigenthümlichen Umstand, welcher von Klebs nicht erwähnt 
wird, glaube ich noch hinweisen zu sollen. Ich fand nämlich, dass 
die Chrysamöben in dem frischen Präparate nicht einzeln und regelios, 
sondern fast immer zu vieren (!) in einer Reihe (oder in einem 
flachen Bogen) zu liegen kamen!). Wenn dies in Dutzenden von 
Präparaten sich wiederholt, so kann der Zufall sein Spiel nicht mehr 
dabei haben, sondern es muss irgend etwas vorhanden sein, was das 
nahe Beieinanderbleiben der Amöben verursacht. Und dies geschieht, 
wie ich glauben möchte, durch eine äusserst zarte, gemeinsame 
Gallertumhüllung, die ich zwar direkt nicht wahrgenommen habe, 
deren Existenz aber mit grösster Wahrscheinlichkeit vorauszusetzen 
ist, wenn man sieht, dass wieder und immer wieder 4 Exemplare 
der betreffenden Wesen, als ob sie jedes Mal genau abgezählt worden 
wären, in einer Gruppe zusammen erscheinen. Gleichzeitig möchte 
ich die Vermuthung aussprechen, dass diese Amöben möglicher Weise 
keine selbstständige Species repräsentiren, sondern in den Ent- 
wickelungscyklus einer andern Chrysomonadine gehören, bezüglich 
welcher ich freilich noch keinen bestimmten Verdacht aussprechen kann. 


b) Ueber den Bau der Monaden und Familienstöcke 
von Uroglena volvox. 


(Tai. Big! 2, ae.) 


Die kugelförmigen oder ellipsoidischen Flagellaten-Colonien von 
Uroglena volvox Ehrb. bilden von Anfang Mai bis Ende August im 
Gr. Plöner See einen sehr ansehnlichen Bestandtheil des Plankton. 
Es bot sich darum auch in der hiesigen Biologischen Station eine 
gute Gelegenheit dazu dar, den Bau der Einzelwesen sowohl als auch 
den der Familienstöcke dieser Species genauer zu untersuchen. Es 
schien dies umsomehr geboten, als bis auf den heutigen Tag die 
trefflichsten Beobachter in ihren Ansichten über Uroglena (namentlich 
über die Beziehungen der Monaden zu einander und zu der ganzen 
Colonie) sehr weit auseinandergehen. Es dürfte überhaupt als ein 
seltener Fall in unserer Wissenschaft zu betrachten sein, dass ein 
halbes Jahrhundert hat verfliessen können, ohne dass man hinsichtlich 


1) Hierauf machte ich auch den damals in der Station arbeitenden Botaniker 
Dr. H. Klebahn aufmerksam und zeigte ihm diese Anordnung mehrfach unter dem 
Mikroskop. 


79 


des feineren Baues der Uroglena-Kugeln ein abschliessendes Urtheil 
zu gewinnen im Stande war. 

Ehrenberg, der erste Entdecker dieser rotirenden Flagellaten- 
Colonien, giebt an, dass jedes der zahlreichen Einzelwesen, aus denen 
sich der Familienstock zusammensetzt, einen langen schwanzartigen 
Fortsatz am hinteren Ende besitze und dass alle diese „Schwänze“ 
sich mit einander im Mittelpunkte der Colonie vereinigen.'!) 

Dem gegenüber stehen die Beobachtungen von Stein?) und 
Bütschli°), wonach die Hunderte von Individuen jedes Uroglena- 
Stockes in die oberflächliche Schicht einer gemeinsamen Gallertkugel 
radial eingebettet sein sollen. Von schwanzähnlichen Fäden oder 
sonstigen Körperfortsätzen wollen beide Protozoenforscher nichts be- 
merkt haben. Das hintere Ende der Monaden ist nach Bütschli 
einfach zugespitzt oder manchmal auch abgerundet. Eine Vereinigung 
von Schwanzfäden im Centrum der Öolonie hält derselbe Beobachter 
für unwahrscheinlich. 

Dies ist nun aber gerade der Punkt, auf welchen S. Kent‘) 
zurückkommt, indem er die frühere Wahrnehmung Ehrenbergs an 
Osmiumsäure-Präparaten von Uroglena bestätigt findet. Gleichzeitig 
behauptet er, dass die fadenartigen Fortsätze, welche man schon an 
lebenden Colonien deutlich unterscheiden könne, contractil seien. 


Ich habe nun in diesem Sommer meinerseits Untersuchungen 
über den Bau der Uroglena- Stöcke angestellt und dabei gefunden, 
dass Ehrenberg und Kent der Wahrheit am nächsten gekommen sind, 
insofern sie wenigstens die vom hinteren Ende der Einzelwesen aus- 
gehenden Fäden wirklich gesehen und bis ins Innere der Gallertkugel 
hinein verfolgt haben. Im Irrthum waren aber beide Forscher mit 
der Meinung, dass es sich um einfache, radial verlaufende Schwänze 
in jenen Fortsätzen handele. Das ist unrichtig. Denn färbt man 
die lebenden Uroglenen mehrere Stunden lang mit sehr verdünntem 
und alaunarmem Hämatoxylin,’) so treten schliesslich die den Farb- 


1) Ehrenberg, Die Infusionsthiere als vollkommene Organismen. 1838. 

2) F. v. Stein, Der Organismus der Infusionsthiere. III. Der Organismus 
der Flagellaten oder Geisselinfusorien. 1. Hälfte. 1878. 

»s) OÖ. Bütschli, Beiträge zur Kenntniss der Flagellaten und verwandten 
Organismen. Zeitschr. f. wiss. Zoologie. XXX. 1878. — Ferner derselbe in Bronn’s 
Classen und Ordnungen. 1. Band: Protozoa. 1889. 

*) S. Kent, Manual of the Infusoria. Vol. I. 1880-81. S. 414. 

5) Nach meiner Erfahrung geschieht dies am Besten, indem man eine grössere 
Anzahl von Uroglenen in einem Uhrschälchen mit Wasser isolirt und das Hämato- 
xylin tropfenweise zusetzt, wobei man aber viertelstündige Pausen macht. 


80 


stoff intensiv in sich aufnehmenden Fäden in tiefblauem Colorit 
hervor, wogegen die Gallerte zwar ebenfalls blau, aber bedeutend 
blässer sich tingirt zeigt. Nunmehr aber bemerkt man, dass die 
Fäden nicht etwa direct vom Mittelpunkte zur Peripherie laufen, 
sondern gewahrt, dass sie innerhalb der Gallertkugel ein dichotomisch- 
verzweigtes System bilden, welches vom Centrum derselben ausstrahlt 
und nach allen Richtungen hin bis zur Kugeloberfläche sich fortsetzt 
(Fig. 2, a). Diese Verhältnisse habe ich hier in der Station den 
Herren Professoren Wille (Ohristiania) und Alex. Brandt (Charkow) 
zu deren voller Ueberzeugung demonstrirt. Die Enden der Fäden 
treten dann mit den birnförmig gestalteten Monaden in Verbindung, 
und dadurch erhalten letztere ganz von selbst eine radiäre Stellung 
in der Gallertmasse. Eine Messung dieser Einzelwesen ergab, dass 
ihre Länge 14—18 a, ihre Breite 10—12 u beträgt. 

Was den feineren Bau dieser winzigen Organismen anbelangt, 
so herrscht darüber gleichfalls noch keine Einhelligkeit. Alle bis- 
herigen Beobachter sagen, dass dieselben zwei (!) gelbbraune (oder 
auch goldgelbe) Chromatophoren besitzen. Ich kann hingegen bei 
der überwiegenden Mehrzahl der Uroglena-Monaden nur eine einzige 
solehe Endochromplatte entdecken, welche sich (vergl. Fig. 2, d) der 
Innenseite der zarten Körperhülle (Cuticula) eng anschmiegt und 
dabei einen leicht spiraligen Verlauf zeigt. Eben dadurch erhält 
man vielfach den Eindruck, als ob zwei dergleichen Farbstoffträger 
vorhanden seien. Allerdings muss ich betonen, dass zwischen den 
übrigen Monaden sich auch immer einige grössere mit zwei deutlich 
wahrnehmbaren Chromatophoren auffinden lassen. In diesen entdeckt 
man dann aber immer auch zwei röthliche Augenflecke (Stigmen), 
sodass diese Individuen als Verschmelzungsstadien (Fig. 2, c), 
welche der Zygoten-Bildung vorhergehen, anzusehen sein dürften. 
Darauf deuten auch schon deren beträchtlichere Grössenverhältnisse hin. 

Jede Monade besitzt an ihrem vorderen Ende zwei Geisseln: 
eine kürzere von 15—18 u und eine längere von 30—35 a. Durch 
die im gleichen Sinne ausgeführten Schwingungen dieser Organe er- 
halten die Uroglena-Stöcke eine rotirende Bewegung, womit gleich- 
zeitig auch eine Örtsveränderung im Wasser verbunden ist. Un- 
mittelbar an der Geisselbasis liegt das halbmondförmige Stigma, 
welches — mit der homogenen Immersion angesehen — aus einer 
hellen, stark lichtbrechenden Grundmasse besteht, die von winzig- 
kleinen rothen Körnchen umgeben ist. 

Bei Anwendung der Lebendfärbung mit Hämatoxylin wird 
auch der Kern in jeder Monade gut sichtbar. Derselbe hat einen 


81 


Durchmesser von nur 2 u. In Fig. 2, d ist er nicht gezeichnet. 
Man hat ihn sich in der Mitte des Monadenkörpers, aber etwas ex- 
centrisch liegend, zu denken. 

Betrachtet man die im Innern der Uroglena-Colonie sich ver- 
zweigenden Fäden bei recht starker Vergrösserung, so erscheinen sie 
doppelt-contourirt und machen den Eindruck, als ob sie eine röhren- 
förmige Beschaffenheit hätten. Dabei sind sie allseitig von der 
Gallertmasse umgeben und mit dieser verwachsen. Aus letzterem 
Grunde zweifle ich auch daran, dass ihnen das von Kent zugeschriebene 
Contraktionsvermögen innewohnt. Es dünkt mich vielmehr, dass 
ihnen, wie bei den Dendromonadinen, die Aufgabe zufällt, den 
Zusammenhalt der Einzelindividuen zu fördern und ‘der ganzen 
Colonie Festigkeit zu verleihen. Denn ohne ein solches Balkenwerk 
würden die weichen und leicht zerstörbaren Uroglena-Kugeln wohl 
keinen langen Bestand haben, zumal da deren Gallerte so empfind- 
lich ist, dass sie häufig schon im abstehenden Wasser zerfliesst. Im 
Vergleich dazu ist die Gallertsubstanz von Pandorina und Eudorina 
bedeutend widerstandsfähiger. Eine Uroglena-ÖOolonie wird beim ge- 
ringsten Drucke in Stücke zertrennt, wogegen ein Familienstock von 
Pandorina morum ziemlich stark gepresst werden kann, ohne Schaden 
zu leiden. 

Zu den Zeiten, da Uroglena reichlich in den hiesigen Seen ge- 
funden wird, sind auch stets viele in Theilung begriffene Colonien 
dazwischen anzutreffen. Es war dies heuer besonders am 27. und 
29. Juli der Fall. Ich fand an diesem Tage neben den kugeligen 
auch viele ellipsoidische Stöcke. Letztere zeigten fast stets eine 
ringförmige, monadenfreie Zone in der Mitte, welche als ein Symptom 
für die bald vor sich gehende Trennung der beiden Colonienhälften 
anzusehen ist. Die thatsächliche Theilung solcher Stöcke wurde so- 
wohl von mir als auch von Dr. S. Strodtmann im Laboratorium der 
hiesigen Anstalt mehrfach beobachtet. An mit Hämatoxylin gefärbten 
Dauerpräparaten von ellipsoidischen Colonien machte ich stets die 
Wahrnehmung, dass sie in ihrem Innern zwei Systeme von verästelten 
Fäden besassen, deren Mittelpunkte so, wie ich es in Fig. 2,b ver- 
anschaulicht habe, durch einen geraden (d. h. nicht verzweigten) 
Faden mit einander verbunden waren. Die Theilung ist somit in 
jedem solchen Falle schon innerhalb der Gallertkugeln vorbereitet, 
so dass es nur der Lösung des Verbindungsfadens bedarf, um die 
Mutterkolonie in zwei Tochterstöcke zu zertrennen. 

Wenn Bütschli in seinem Protozoenwerke zugesteht, dass eine 
Vermehrung durch Theilung bei Uroglena „nicht unwahrscheinlich“ 

6 


82 


sei, so bin ich nunmehr in der Lage, jeden Zweifel über diesen Punkt 
zu heben, weil ich 1) die vor sich gehende Selbsttheilung unter dem 
Mikroskop direkt gesehen habe und 2) im Stande gewesen bin, an 
Dauerpräparaten den Mechanismus nachzuweisen, durch den die 
Verdoppelung der ursprünglich einfachen Monaden-Colonien bewirkt 
wird. In einzelnen Fällen tritt sogar eine Dreitheilung der Uroglena- 
Kugeln ein, welche, wie ich an gut aufgehellten Objekten sah, darauf 
beruht, dass sich das innere Fadensystem anstatt bloss in zwei, in 
drei Gruppen zerlegt, von denen jede ihren eigenen Mittelpunkt besitzt. 

Zu gewissen Zeiten tritt bei Uroglena volvox auch Cysten- 
bildung ein, worüber ich zum Schluss noch einige Mittheilungen 
machen will. Ich habe diesen Vorgang im Mai und im Juli be- 
obachtet. Die meisten Colonien waren damals mit Cysten versehen 
und ich zählte bei den grösseren Kugeln oft 10 bis 12 Stück davon. 

Mit der Entstehung derselben verhält es sich so, dass zwei 
benachbart gelegene Einzelwesen der Colonie sich nach Abwerfung 
ihrer Geisseln dicht an einander schmiegen (Fig. 2, c) und in dieser 
Stellung eine beiden gemeinsame Hülle ausscheiden, die zunächst 
noch die Beschaffenheit der gewöhnlichen Cuticula hat, wie sie jede 
Monade vor ihrer Verschmelzung mit der anderen besass. Wie sich 
nun weiter aus dieser primären Zygote die endgültige Uyste ent- 
wickelt, vermag ich nicht zu sagen. Ich kann nur constatiren, dass 
sich die beiden Monaden nach erfolgter Conjugation vollkommen 
kugelig abrunden und dann von einer dicken, aber durchsichtigen 
Panzerhülle sich umschlossen zeigen, die einen kurzen röhrenförmigen 
Ansatz trägt, welcher seinerseits wieder mit einem cylindrischen 
Kragenstück umgeben ist (vergl. Fig. 2, e). Die Cyste hat einen 
Durchmesser von 14 bis 16 a; der äussere Kragen eine Höhe von 
4 u bei Su Weite, und der innerhalb desselben befindliche Ansatz 
am oberen Ende eine Oefinung von 3 u Durchmesser. In der so 
beschaffenen und sich nun äusserlich nicht mehr verändernden Cyste 
kann man immer noch die rothen Augenflecke der beiden Monaden 
und auch deren Farbstoffplatten unterscheiden. Beim Zerfall der 
Gallertkugeln sinken diese Oysten auf den Grund des Sees und 
scheinen hier ein langes Ruhestadium durchmachen zu müssen, ehe 
sie sich zu neuen Colonien entwickeln können. Wie die Hervor- 
bildung junger Monadenstöcke aus diesen Uysten erfolgt, ist bis jetzt 
unbekannt. Die kleinsten Colonien, die mir vor Augen gekommen 
sind, hatten einen Durchmesser von 40 u; sie waren mithin schon 
4 Mal so gross als eine Öyste. Wie aus meinen oben dargelegten 
Befunden ersichtlich ist, hat Saville Kent die Uroglena-Cysten un- 


83 


richtig abgebildet.!) Er hat merkwürdiger Weise weder das Ansatz- 
stück noch den Kragen gesehen, obgleich beide Gebilde mit stärkeren 
Linsen leicht zu erkennen sind. Dagegen hat er die Dauercysten 
ihrer Natur nach ganz richtig als Zygoten bezeichnet, wie ich zu 
bestätigen in der Lage bin. 


c) Beiträge 
zur Histologie von Aspidogaster conchicola Baer. 
(Taf. II, Fig. 1-11.) 


Das erste Untersuchungsmaterial verdankte ich Herrn Dr. H. 
Brockmeier, welcher zahlreiche Exemplare von Aspidogaster bei 
seinen Molluskenuntersuchungen im Herzbeutel von Anodonten vor- 
gefunden hatte. Die betreffenden Muscheln entstammen dem Unteren 
Ausgrabensee in der Nähe von Plön. Später verschaffte ich mir 
selbst Material von daher und war erstaunt, in mancher Muschel 
mehr als ein Dutzend grosser Exemplare des in Rede stehenden 
Trematoden zu finden. Gelegentlich lieferte mir sogar eine einzige 
6 cm lange Anodonta 33 Stück Aspidogaster von verschiedener Grösse. 
Auf einigen der Würmer, welche ganz frisch ihrer Wohnstätte im 
Innern der Muschel entnommen worden waren, fand ich Trichodina 
pediculus Ehrenberg, eine Thatsache, welche für die Kenntniss der 
Verbreitung dieses parasitischen Infusoriums von Interesse ist. Ferner 
enthielten fast sämmtliche Anodonten zahlreiche Exemplare von Con- 
chophthirus und einige davon erwiesen sich auch mit Hydrachniden- 
Brut (Atax intermedius Könike) behaftet, welche zahlreich zwischen 
den Kiemen sich umhertummelte.?) 

Es lag nicht in meiner Absicht, den Aspidogaster einer um- 
fassenden Untersuchung zu unterziehen, zumal dies neuerlich durch 
Alfred Voeltzkow geschehen ist, welcher eine sehr eingehende Arbeit 
über diesen merkwürdigen Wurm veröffentlicht hat.) Durch diese 
Publikation sind auch bereits die in mancher Beziehung irrthümlichen 
Angaben von H. Aubert‘), der dem Aspidogaster vor langen Jahren 
ein eingehendes Studium widmete, richtig gestellt worden. 


!) Vergl. Manual of the Infusoria, III. B. 1880-1882. Taf. XXIII, Fig. 9. 

2) Herr F. Könike (Bremen) hat die Freundlichkeit gehabt, diese kleinen 
Wassermilben, welche ich ihm in conservirtem Zustande übersandte, zu bestimmen, 

®) Vergl. Arbeiten aus dem Zoologisch -zootomischen Institut im Würzburg. 
VII. B. 1888. 

*) H. Aubert: Ueber das Wassergefässsystem, die Geschlechtsverhältnisse, 
die Eibildung und Entwickelung von Aspidogaster conchicola. Zeitschr. f, wiss. 
Zoologie. VI. B. 1855. _ 


6* 


84 


Die nachstehenden Bemerkungen möchte ich lediglich als Nach- 
träge zu Voeltzkow’s Abhandlung aufgefasst wissen. Ich glaube 
nämlich letztere in einigen Punkten ergänzen zu können, weil ich 
die Färbung der lebenden Objekte mit Methylenblau vor- 
nahm, welche bisher noch nicht auf Aspidogaster angewandt worden 
zu sein scheint. Diese Methode hat einige recht interessante Re- 
sultate ergeben, welche namentlich das Parenchym und die dasselbe 
durchziehenden Muskeln betreffen. Ausserdem wurden aber noch 
Beobachtungen hinsichtlich anderer Theile der Organisation gemacht, 
wie die nachstehenden Mittheilungen zeigen. 

Methode und Zeitdauer der Lebendfärbung. — 100 ccm 
gewöhnliches Brunnenwasser werden mit 1 ccm einer gesättigten 
Lösung von Methylenblau (in destillirtem Wasser) vermischt und 
hierauf dem Ganzen eine Messerspitze Kochsalz zugesetzt. In dieser 
Färbungsflüssigkeit müssen die Objekte 24 bis 36 Stunden verbleiben, 
um die für die Beobachtung erforderliche Abstufung in der Blau- 
färbung zu erlangen. Lässt man sie länger in der Anilinfarbstoff- 
lösung, so sterben sie ab und werden diffus tiefblau tingirt, sodass 
nicht mehr viel von histologischem Detail an ihnen zu sehen ist. 
Die mikroskopische Untersuchung der lebenden Aspidogaster geschieht 
am Besten unter Zusatz eines Tropfens der Färbeflüssigkeit bei leicht 
aufgedrücktem Deckglase. 

Cuticula. — Die feinkörnige, ziemlich dicke Hautschicht, welche 
den Körper des Aspidogaster auf allen Seiten umgiebt, bleibt, selbst 
bei tagelangem Verweilen der Objekte in Methylen-Lösung, ungefärbt. 
Dagegen nehmen zahlreiche winzige Körnchen innerhalb der Cuticula 
den Farbstoff begierig auf und tingiren sich schon binnen 10 bis 
12 Stunden lebhaft damit. Diese chromophilen Granula liegen dicht 
bei einander; ich zählte bei Einstellung des Mikroskops auf die Seiten- 
fläche des Wurms in einem 100 Quadrat-Mikra grossen Bezirke ihrer 
25 bis 30 Stück. Es kommt aber auf die Höhe der Cuticula (von 
8 u) mindestens die dreifache Anzahl dieser Körnchen, sodass der 
angegebene kleine Flächenraum 75 bis 100 Stück davon enthalten 
dürfte. Mithin käme auf den Quadratmillimeter bereits die stattliche 
Menge von etwa einer Million dieser chromatophilen Körnchen, sodass 
die Rolle, welche sie in der Zusammensetzung der Cuticula spielen, 
keineswegs gering anzuschlagen ist. Die Dicke der letzteren ist 
übrigens nicht allerwärts am Körper des Aspidogaster die gleiche. 
Ich fand sie auf der Bauchseite des Wurmes nur halb so stark als 
am Rücken, nämlich 4 u. Am freien Rande des Mundsaugnapfs ist 
sie noch schwächer entwickelt; dort beträgt ihre Dieke sogar nur 3 u. 


85 


Mit der homogenen Immersion (Zeiss: „,) angesehen, entdeckt man 
in ihr eine äusserst feine (senkrechte) Strichelung, wie sie auch bei 
anderen Trematoden beobachtet worden ist. Bei solchen Exemplaren 
von Aspidogaster, welche 3—4 Tage in der Farbstofflösung gelegen 
hatten und darin abgestorben waren, bemerkte ich, dass sich ein 
zartes Häutchen in grösseren Fetzen von deren Cuticula ablöste. 
Dasselbe war vollkommen glashell und es liess sich nicht die geringste 
Andeutung von zelliger Struktur daran wahrnehmen. Trotzdem machte 
es genau den Eindruck eines epithelialen Ueberzugs und erinnerte an 
das sogenannte „Cercarienhäutchen“, mit dem es vielleicht auch in 
Homologie zu bringen ist. Diese Begrenzungshaut habe ich nicht 
nur ein Mal, sondern verschiedentlich bei Aspidogaster gesehen, so- 
dass ich ihr Vorhandensein mit absoluter Sicherheit zu constatiren 
vermag. 

Parenchym. — Die bindegewebige Substanzmasse, welche das 
Körper-Innere von Aspidogaster erfüllt, besteht vorwiegend aus grossen 
Blasenzellen von gelblichem Aussehen, welche dicht an einander 
gedrängt sind und sich auf solche Weise polyedrisch abflachen. Diese 
Zellen hat zuerst Leuckart!) als einen Hauptbestandtheil des 
Trematoden-Parenchyms erkannt. Sie enthalten eine klare Flüssigkeit 
und ihre Wandungen besitzen einen hohen Grad von Elasticität. In 
den meisten davon gewahrte ich einen hellen Kern von 6 u Durchmesser 
und innerhalb desselben einen scharf hervortretenden Nucleolus. 
Um den Kern herum befand sich stets ein Hof von feinsten, staub- 
ähnlichen Körnchen. Diese Parenchymzellen sind sehr verschieden 
gross; ich fand bei meinen Messungen einige, welche 60 bis 90 u 
lang und 20 bis 40 u breit waren. Bei manchen dieser Zellen ver- 
misste ich aber den Kern vollständig und an der Stelle desselben 
befand sich nur eine kleine Vacuole. Ferner bemerkte ich da und 
dort zwischen den eigentlichen Blasenzellen solche, die anstatt des 
wasserhellen Inhalts ein durchaus körniges Protoplasma besassen. 
(Taf. II, Fig. 6). Diese färbten sich ziemlich kräftig in der Methy- 
lenblaulösung, wogegen die anderen keine Spur des Farbstoffs in 
sich aufnahmen.?) Häufig gewann ich auch den Eindruck, als ob noch 
ein Maschennetz zwischen den blasigen Parenchymzellen ausgespannt 


!) Vergl. dessen Meisterwerk: Die Parasiten des Menschen, 2. Aufl. 1886 
II. Abtheil. S. 13 und ff. 

2) Es scheinen mir das dieselben parenchymatischen Elemente zu sein, welche 
von vielen Autoren unter dem Namen der „grossen Zellen“ beschrieben worden 
sind und deren nicht ganglionäre Natur neuerdings von A. Looss (Beiträge zur 
Kenntniss der Trematoden, Zeitschr. f, wiss, Zoologie. XLI. B.) erwiesen worden ist. 


86 


wäre; doch konnte ich hierüber durch Beobachtung an lebenden 
Thieren nicht in’s Klare kommen. Mit Sicherheit unterschied ich 
aber zahlreiche, blassblau gefärbte Drüsenzellen (Fig. 2, a und b) 
in den oberflächlichen Schichten des Parenchyms. Dieselben besitzen 
Kerne von derselben Beschaffenheit und Grösse (6 u) wie die Blasen- 
zellen, sind aber mit einem körnigen Secrete angefüllt, welches durch 
einen Ausführungsgang nach der Haut geleitet zu werden scheint. 
Wir haben es in diesen Gebilden höchstwahrscheinlich mit einzelligen 
Schleimdrüsen zu thun. Dieselben sind oft von ansehnlicher 
Grösse; so z. B. messen die beiden zusammenhängenden Zellen in 
(Fig. 2, a) 200 u; die andere (Fig. 2, b), an der man den Aus- 
führungsgang deutlich sieht, 90 u. Doch variirt die Anzahl und 
Massenhaftigkeit dieser hypothetischen Drüsenorgane sehr bedeutend, 
je nach dem Alter und der Grösse der zur Untersuchung gelangenden 
Individuen. Dicht unter der Haut gewahrte ich ausserdem noch bei 
allen Aspidogastern, die ich daraufhin besichtigte, lange Züge von 
zusammenhängenden und unter einander anastomosirenden Zellen, 
die ebenfalls ein granulirtes Protoplasma und helle Kerne enthielten 
(Fig. 4). Bei einzelnen habe ich den Ausführungsgang aufs deutlichste 
gesehen. Es gelingt dies namentlich leicht vorn am Saume des 
Mundsaugnapfs, wo ich denselben bis zur Basis der Cuticula zu ver- 
folgen im Stande war. In Fig. 4 bei c habe ich die betreffende Stelle 
markirt. Bei genauerem Zusehen fand ich dieses Netz einzelliger 
Drüsen über die gesammte Körperoberfläche verbreitet; doch schien 
es mir, als ob dieselben am zahlreichsten im Halstheile des Wurms 
(dicht unter dem Hautmuskelschlauche) angehäuft seien. Voeltzkow 
(l. ec. S. 261) erwähnt gleichfalls „flachgedrückte, drüsenartige Gebilde,“ 
die aus „lappenförmigen Zellen mit körnigem Protoplasma“ bestehen 
sollen und dicht unter der Haut der Saugscheibe gelegen seien. Es 
ist wohl kaum zu bezweifeln, dass er mit dieser Beschreibung die 
nämlichen Zellenzüge gemeint hat, die mir an allen Aspidogaster- 
Exemplaren aufgefallen sind, deren peripherische Pärenchymschichten 
ich bei starker Vegrösserung daraufhin untersuchte. 

Mit diesen Angaben wird aber die Mannichfaltigkeit der histo- 
logischen Zusammensetzung des Parenchyms von: Aspidogaster con- 
chicola noch keineswegs erschöpft. Es wäre vielmehr noch gewisser 
flacher Lamellen zu gedenken, die sich mehrfach zwischen den inneren 
Organen ausspannen und die oft so reich mit Vacuolen ausgestattet 
sind, dass ich ihr Aussehen als schaumartig bezeichnen möchte. 
Ferner sehe ich in der Umgebung der grösseren Excretionsgefässstämme 
und auch vielfach in Verbindung mit den charakterisirten vacuolen- 


87 


reichen Lamellen andere Parenchympartien, die aus feinkörnigen 
compakten Plasmamassen bestehen und zahlreiche Kerne (6 u gross) 
enthalten, ohne dass man das Vorhandensein eigentlicher Zellen zu 
constatiren vermag. Zwischen diesen syncytiumartigen Partien und 
den schaumigen Lamellen giebt es noch zahlreiche Übergänge, woraus 
zu folgern ist, dass die letzteren aus der ersteren hervorgehen, indem 
die Kerne sich zurückbilden, der Auflösung anheimfallen und mit 
Flüssigkeit erfüllte Hohlräume an deren Stelle treten. Eine derartige 
intracelluläre Entstehung von Vacuolen ist wahrscheinlich auch für 
die grossen Blasenzellen des Parenchyms anzunehmen, welche vielfach 
ohne jeden Rest eines Kernes (vergl. S. 85) von mir angetroffen 
wurden. E. Walter, der die Organisation einer grösseren Anzahl 
von Trematoden analysirt und genau beschrieben hat,!) spricht daher 
nicht mit Unrecht von einer „Tendenz zur Vacuolenbildung,“ die 
der mannichfaltigen Gestaltung des Parenchyms dieser Würmer zu 
Grunde liege und den Charakter dieses Gewebes im Einzelnen bedinge. 


Nerven-System. — Aubert erklärt in seiner Abhandlung 
über Aspidogaster (]. c. S. 352), dass diesem Wurme das Nervensystem 
fehle. Voeltzkow hingegen hat es aufgefunden und ziemlich ein- 
gehend geschildert. Die centrale Partie desselben besteht, wie ich 
bestätigen kann, aus einem schmalen Bande von Fibrillen, welches 
quer über das vordere Ende des Pharynx hinzieht. Nach vorn zu 
verläuft jederseits ein feiner Strang, dessen terminale Verzweigungen 
sich im Mundtrichter verbreiten. Ein geschlossener Schlundring ist 
nicht vorhanden, wenigstens nicht in Gestalt eines überall gleich 
breiten Bandes; es schien mir jedoch, dass eine aus einem zarten 
Geflecht bestehende Commissur die scheinbare Lücke ausfüllt und 
so den Bogen schliesst. Nach hinten hin ziehen auf beiden Seiten 
zwei starke (sogen.) Längsnerven, die von den Ecken des centralen 
Bandes ihren Ursprung nehmen. Bei Anwendung der Lebendfärbung 
sieht man deutlich, dass diese Längsnerven im hinteren Körperende 
des Aspidogaster sich begegnen und in einander übergehen. Die 
Commissur ist aber nicht schmäler als die Nerven selbst. An besonders 
gut durch Methylenblau tingierten Individuen gewahrt man ausserdeni 
noch, dass beide Längsnerven in ihrer ganzen Erstreckung durch 
zahlreiche Ausläufer, die einen förmlichen Plexus bilden, mit einander 
verbunden sind und dass einzelne Fibrillen aus diesem Geflecht 
mehrfach an die dorsoventralen Muskelfasern herantreten. 


!) Untersuchungen über den Bau der Trematoden (Doktordissertation der 
Universität Halle), 1893. S. 17. 


88 


Die Nervenfibrillen selbst werden durch den Farbstoff nicht 
tingiert. Bei Besichtigung mit der homogenen Immersion constatirt 
man indessen, dass sie zahlreiche minimale Anschwellungen in ihrem 
ganzen Verlaufe besitzen, die in kurzen Abständen auf einander 
folgen. Diese Knötchen nehmen sich wie blaue Perlen aus, die auf 
einen weissen Faden gereiht sind. Jede solche Auftreibung ist von 
spindelförmiger Gestalt und von der nächstfolgenden, bezw. der 
vorhergehenden 10—12 u weit entfernt. Zum Unterschiede von der 
Fibrille selbst sind die Varicositäten für das Methylenblau leicht em- 
pfänglich. Im Übrigen liegen diese Structurverhältnisse an der Grenze 
des mikroskopischen Sehens und sind nur schwer zu erkennen. 

Parenchym-Muskeln. — Während die contractilen Elemente 
des Hautmuskelschlauches bei der Lebendfärbung mit Methylenblau 
garnicht oder doch nur sehr blass gefärbt werden, sind die Parenchym- 
Muskeln im Gegentheil für diesen Farbstoff äusserst empfänglich. 
Nach 20—24stündiger Einwirkung kann man diese langen Fasern 
in ihrem ganzen Verlaufe, d. h. auf Strecken von 800-900 u, aufs 
Bequemste verfolgen. In (Fig. 7, a bis d) habe ich mehrere dieser 
vorherrschend in dorso-ventraler Richtung den Körper des Aspido- 
gaster durchziehenden Muskelfäden veranschaulicht. Die Mehrzahl 
dieser Fäden ist nur 1—1,5 u breit. Jeder einzelne stellt eine stark 
verlängerte Zelle dar, an welcher sich (Vergl. Fig. 1, b) ein kern- 
führender Plasmarest und ein faserartig verlängerter Muskeltheil 
unterscheiden lassen. An letzterem kann man deutlich eine dünne 
Scheide wahrnehmen, welche die eigentlich contractile Substanz 
innig umschliesst. Am klarsten ist diese Umhüllungsschicht zu er- 
kennen, wenn sich in alternden Muskelfasern der Inhalt stellenweise 
verdichtet und von dem Begrenzungshäutchen zurückzieht (Fig. 1, a). 
Auch kommen nicht selten einzelne Fasern vor, deren contractile 
Substanz geschwunden ist; dann hat man die Scheide ganz allein in 
Gestalt einer strukturlosen Hülle vor sich. Das obere sowohl wie das 
untere Ende der Muskelfäden spaltet sich gewöhnlich in 3 bis 4 dünnere 
Ausläufer, mit denen die Befestigung an der Cuticula erfolgt. Träten, 
wie E. Walter beobachtet zu haben glaubt,!) diese Ausläufer wirklich 
in die Cuticula hinein („in die anscheinenden Porenkanälchen der- 
selben,‘) so müssten sie sich mit Hülfe der Methylenblaufärbung 
deutlich verfolgen und erkennen lassen, da ja die kleinsten Körnchen 
innerhalb der Cuticula, wenn sie für den Farbstoff empfänglich sind, 
denselben in sich aufnehmen. Ich halte es deshalb nicht für erwiesen, 


ı)]. ce. 8. 22. 


89 


dass den Muskelfibrillen die von Walter behauptete Befestigungs- und 
Endigungsweise zukommt, sonst hätte bei der Lebendfärbung eine 
Spur davon zu Tage treten müssen, was aber in keinem meiner 
zahlreichen Präparate der Fall gewesen ist. Im Anschluss hieran 
will ich gleich bemerken, dass sich an allen Parenchymmuskelfasern 
eine sehr zarte Längsstreifung constatiren lässt. An blässer tingierten 
Fibrillen ist dieselbe deutlicher zu sehen, als an tiefblau gefärbten. 

In zahlreichen Fällen sah ich zum Plasmatheil dieser dorso- 
ventralen Muskelzellen ein feines Fädchen treten, welches aber immer 
nur eine kurze Strecke weit zu verfolgen war. Erst neuerdings 
ist es mir gelungen, an einem sehr günstig tingierten (lebenden) 
Exemplar von Aspidogaster nachzuweisen, dass diese Fäden Nerven- 
fibrillen sind, denn ihr Zusammenhang mit einer oder der anderen 
Längsnerven-Verzweigung war unzweifelhaft zu erkennen. Ich machte 
ferner die interessante Wahrnehmung, dass manche Muskelfäden mit 
ihrem Plasmatheil nur noch durch einen dünnen Fortsatz in Ver- 
bindung stehen; hierdurch erklärt es sich, dass gelegentlich auch 
Muskelfäden ohne ansitzenden Plasmatheil gefunden wurden, da 
augenscheinlich eine völlige Abtrennung des letztern aus den- 
selben Ursachen erfolgen kann, durch welche schon die theilweise 
Loslösung bewirkt wird. An derartigen Muskelfäden machte ich eine 
Beobachtung, die mir histologisch bemerkenswerth erscheint. Ich 
sah nämlich Zellen — in denen ich nichts anderes als die losge- 
lösten Plasmatheile der betreffenden Fäden zu erkennen vermochte 
— durch äusserst feine Fibrillen mit letztern und mit Ausläufern 
der Längsnerven in Verbindung stehen, woraus ich schliessen möchte, 
dass die ehemaligen Myoblasten jetzt zu einem integrirenden Theile 
der Nervenleitung, resp. zu einer Art Ganglienzellen geworden sind, 
welche die vom Nervensystem ausgehenden Impulse auf die contrac- 
tile Substanz der Muskeln übertragen. (Fig. 1, c und d). Dass dies 
keine unwahrscheinliche Voraussetzung ist, ergiebt sich aus der 
Ueberlegung, dass der an der Muskelfaser noch festsitzende Myoblast 
ja auch bereits die Innervation derselben vermittelte. Warum sollte 
also ein mit dem Muskeltheil in Zusammenhang gebliebener fibrillärer 
Fortsatz des im Uebrigen völlig abgetrennten Myoblasten diese 
Funktion nicht ebenfalls auszuüben vermögen ? 

Als wirkliche Ganglienzellen (von sternförmigem Typus) glaube ich 
die im Mundsaugnapf zahlreich auftretenden und in einer ringförmigen 
Zone angeordneten Elemente betrachten zu sollen, von denen ich in 
Fig. 3. eine Abbildung gebe. Diese Zellen-Vereinigung scheint mir 
ein motorisches Centrum für den höchstbeweglichen halsartigen Vorder- 


90 


theil des Aspidogaster-Körpers abzugeben. Wer aufmerksam beob- 
achtet hat, wie sich der saugnapfähnliche Mund des Aspidogaster 
bald trichterähnlich erweitert, bald wieder so eng zusammenfaltet, 
dass nur eine zweilippige enge Öffnung übrig bleibt; wer an dem 
frei auf dem Objekträger kriechenden Thiere auf die beständig vor 
sich gehenden Verkürzungen und Verlängerungen des umhertastenden 
Halstheils geachtet hat, der wird zur Erklärung der zweckmässigen 
Coordination dieser mannichfaltigen Gestaltveränderungen das Vor- 
handensein eines sehr wirksamen Nervenapparats voraussetzen müssen, 
und als einen solchen glaube ich jene ringförmige Zone von (multi- 
polaren) Ganglienzellen in Anspruch nehmen zu sollen, welche sehr 
bald unter dem Einflusse des Methylenblaus im Umkreise des Mund- 
trichters sichtbar wird. Ueberhaupt ist der Mund (im weiteren Sinne) 
diejenige Körperregion bei Aspidogaster, welche sich bei längerer 
Dauer der Lebendfärbung am intensivsten bläut. 

Hervorheben möchte ich schliesslich noch, dass die Parenchym- 
muskelfibrillen nicht ausnahmslos dorsoventral verlaufen, wenn dies 
auch im Allgemeinen so der Fall ist. Ich habe mehrfach auch Muskel- 
fäden beobachtet, die am hinteren Körper-Ende angeheftet waren und 
bis weit nach vornhin zogen, wo sie dann im Innern des Parenchyms 
einen Befestigungspunkt zu finden schienen. 

Die Methylenblau- Färbung enthüllt uns übrigens auch noch 
ein System von feinen Diagonalmuskel-Fasern, welches dicht 
unter dem Hautmuskelschlauch liegt und namentlich in der hintern 
Körperhälfte reich entwickelt ist. 

Zuletzt muss ich aber nochmals betonen, dass das Parenchym 
und seine Muskulatur von Individuum zu Individuum (und wohl 
auch nach den Alterszuständen der Thiere) erhebliche Verschieden- 
heiten aufweist, so dass sich kein überall zutreffendes Schema für 
dasselbe aufstellen lässt. Die vorstehende Analyse konnte darum 
auch nur das berücksichtigen, was am augenfälligsten ist und was 
im Bau der meisten Exemplare wiederkehrt. 

Das Excretionssystem. — Die Zusammensetzung desselben 
aus contractilen und nichteontractilen Gefässen ist schon von Aubert 
(l. ce. S. 354 u. ff.) befriedigend geschildert worden und eine noch 
genauere Beschreibung davon, die sich auch auf das histologische 
Detail erstreckt, hat Voeltzkow in der schon mehrfach citirten Ab- 
handlung geliefert. Dieser sonst scharf beobachtende Autor macht 
jedoch ganz unzutreffende Angaben über die „Flimmerläppchen“, 
welche — mit Ausnahme eines gewissen Abschnitts des Gefäss- 
verlaufs — in allen zuleitenden Canälen bis in deren feinste 


91 


Verzweigungen hinein gefunden werden. Voeltzkow sagt darüber: „Es 
sind, soweit ich erkennen konnte, keine Lappen, sondern solide Stäbe 
von in die Länge gezogener Kegelform, die mit ihrer Basis festsitzen 
und eine von hinten nach dem freien Ende zu verlaufende Torsions- 
wellenbewegung wahrnehmen lassen.“ Es ist mir vollständig un- 
erfindlich, wie Dr. Voeltzkow dazu kommen konnte, die in Rede 
stehenden Flimmerorgane mit „soliden, kegelförmigen Stäben“ zu 
vergleichen, wenn er sie nur ein einziges Mal mit der homogenen 
Immersion betrachtet hat. Bei starker Vergrösserung lässt sich 
nämlich sofort die Wahrnehmung machen, dass man es in diesen 
Gebilden weder mit Lappen noch mit Stäben, sondern mit 
flachen Bündeln sehr langer und feiner Wimperhaare zu thun hat 
(Fig. 5, b), welche äusserst rasche Schwingungen in einer und der- 
selben Ebene ausführen. Von einer „Torsionswellenbewegung“ der- 
selben ist nichts zu spüren. In Fig. 5, « habe ich den Abschnitt 
eines Gefässes von 14 w Durchmesser dargestellt, in welchem sich 
3 Bündel von Flimmerhaaren befinden. Jedes derselben hat eine 
Länge von 30 u und der Abstand zwischen ihnen beträgt etwa 
ebensoviel. Um genaue Beobachtungen über diese Organe anstellen 
zu können, muss man deren flackernde Bewegung durch vorsichtig 
angebrachten Druck erheblich verlangsamen oder, was noch besser 
ist, nur absterbende Thiere zur Untersuchung wählen. 

An frischen Würmern ist die Bewegung der Cilien-Bündel eine 
äusserst lebhafte. Nach meiner Beobachtung machen die grösseren 
(in den Gefässen von 12 bis 14 u Durchmesser) 200 Schwingungen 
in der Minute; die mittleren (in den Gefässen von 8—10 u) 280 
und die kleinen (in den nur 4 „ weiten Capillaren) sogar 320 bis 
350 Schwingungen in dieser kurzen Zeit. Es wird somit im Laufe 
eines einzigen Tages ein unglaubliches Quantum mechanischer Arbeit 
von jenen zarten Härchen geleistet. 

Sieht man die Bündel nur von ihrer schmalen Seite an (sozu- 
sagen en profil), so machen sie allerdings den Eindruck von elastischen 
Stäben. Aber eine solche unzulängliche Beobachtung bedeutet keinen 
Fortschritt in der Erkenntniss.. Von der Fläche angesehen stellen 
sie sich, wie schon gesagt, unzweifelhaft als eine Vereinigung parallel 
zu einander liegender, feinster Fäden dar, die genau in demselben 
Tempo mit einander schwingen. Ich versuchte an einem anomal 
grossen Bündel (von 70 u Länge die einzelnen Cilien zu zählen und 
kam auf etwa 200. Eine solche Zählung ist in annähernder Weise 
ganz gut ausführbar, da die Fäden, welche sonst dicht zusammen- 
gedrängt eine Breite von nur 3 bis 5 « einnehmen, beim Absterben 


92 


divergirend auseinanderweichen und das ganze Gefässlumen ausfüllen. 
Aus dieser Thatsache schliesse ich übrigens auch, dass sie im Leben 
nicht durch eine besondere Kittsubstanz, sondern lediglich durch 
ihre absolut übereinstimmende Schwingungsweise zusammengehalten 
werden, etwa wie eine Colonne Soldaten, die nach gleicher Richtung 
und im gleichen Schrittmaass dahinmarschirt, als ob es ein einheit- 
licher Körper wäre. 

Der Abstand der Flimmerbündel von einander ist bei Aspido- 
gaster durchweg sehr gering; er variirt zwischen 30 und 40 u in 
den verschiedenen Gefässen. Bei recht schneller Undulation derselben 
vermag man oft kaum zu unterscheiden, wo das eine Bündel endigt 
und das nächste beginnt. 

Nach Darlegung meiner eigenen Beobachtungsergebnisse über 
den feinern Aufbau dieser Organe glaube ich noch von einer ab- 
weichenden Wahrnehmung Leuckarts Notiz nehmen zu sollen, welcher 
in seinem Parasitenwerke!) über die Flimmerapparate gewisser Trema- 
toden Folgendes sagt: „Dieselben erscheinen weniger als einzelne Haare 
oder unter der Form eines Bündels feiner Fäserchen, sondern machen 
mehr den Eindruck eines langgestreckten Saumes, der in ganzer 
Ausdehnung (38 «) der Gefässwand aufsitzt und mit seinem freien 
Rande in fortwährender mehr oder minder rascher Undulation be- 
griffen ist, die nach der Excretionsöffnung hin gerichtet erscheint.“ 
In Bezug auf Aspidogaster, den ich sehr genau hinsichtlich dieses 
Punktes untersucht habe, muss ich das Vorbandensein von undu- 
lirenden Säumen in den Gefässstämmen in Abrede stellen. Ich habe 
immer nur breite Bündel von schwingenden Cilien gesehen, die mit 
ihrer Schmalseite stets quer (!) zur Längsrichtung des Excretions- 
canals an der Innenwand des letzteren befestigt waren. Flimmer- 
trichter, wie sie sich bei vielen anderen Trematoden beobachten 
lassen, habe ich ebensowenig wie Voeltzkow bei Aspidogaster zu 
entdecken vermocht. 


Das primitive Ei. — Der Inhalt des birnförmig gestalteten 
Ovariums besteht aus hüllenlosen Zellen von verschiedener Grösse. 
Die am weitesten vom Ausführungsgange (der Tuba Fallopii) entfernten 
sind die kleinsten und dieselben drängen sich so dicht zusammen, 
dass man fast nur ihre Keimbläschen und die darin eingeschlossenen 
Keimflecke sieht. Ersteres hat einen Durchmesser von 12 u; letzteres 
einen solchen von 4 u. Mehr nach der Mitte des Eierstockes zu 
werden die Keimbläschen schon grösser (16 u) und auch das um- 


1) 1. B. 3. Lief. Abtheil. 2, S. 39, 


93 


gebende Protoplasma tritt mehr hervor, sodass die einzelnen Eier 
bereits deutlich von einander unterschieden werden können. In der 
Nähe des Ausführungsganges haben sie dann ihre endgültigen Dimen- 
sionen erlangt (Fig. 7, d und e), d. h. sie besitzen an dieser Stelle 
einen Durchmesser von 35 bis 38 u, ein Keimbläschen von 20 u 
und einen Keimfleck von 6 u. Mit diesen Grössenverhältnissen haben 
sie nun auch das Stadium der Reife erlangt und können durch die 
ihnen im Fächergange der Tuba begegnenden Spermatozoen befruchtet 
werden. Das sind aber nur die mehr äusserlichen und leicht con- 
statirbaren Vorgänge am Aspidogaster-Ei. Es gehen daneben noch 
weniger auffallende Veränderungen am Keimbläschen vor sich, welche 
wir jetzt näher ins Auge fassen wollen (Vergl. Fiy. 7, a bis e). 

1) ist zu bemerken, dass von Anfang an nicht einer, sondern 
zwei Keimflecke im Keimbläschen der primitiven Eier vorhanden 
sind. Dieselben sind aber von verschiedener Art. Der grössere von 
beiden ist scharf contourirt, dunkelrandig und im Innern mit 2—3 
kleinen Vacuolen versehen. Der andere, bei weitem kleinere, hingegen 
besitzt ein mattglänzendes Aussehen und ein scheinbar homogenes 
Wesen (Fig.7, a). Leydig!) hat am Spinnen-Ei (Tetragnatha) und 
auch bei Nephelis gleichfalls einen solchen blassen „Nebenkeimfleck“ 
vorgefunden, wonach derselbe als ein Bestandtheil der Eier sehr ver- 
schiedener Thiere anzusehen ist. 

2) An den jüngsten noch mit wenig Plasma umgebenen Eiern 
des Aspidogaster gewahrt man sehr häufig bisquitförmige Theilungs- 
stadien des „Hauptkeimflecks“ (Fig. 7, b), während das blasse 
Körperchen sich unverändert erhält. Wir können leicht einige Eier 
auffinden, in denen die Zweitheilung schon vollendet ist und die, 
anstatt des früheren einzigen, nunmehr zwei grössere Keimflecke in 
ihrem Keimbläschen enthalten (Fig. 7, ec). 

3) Einer von diesen secundären Hauptkeimflecken fällt alsbald 
der Auflösung anheim, wobei er eine verschwommene, sternförmige 
Gestalt annimmt (Fig. 7, d). Und in demselben Maasse, wie er 
dahin schwindet, treten in dem vorher ganz hellen Dotterplasma 
kleinste, staubähnliche Körnchen hervor, sodass die Schlussfolgerung 
sich aufdrängt, es müsse eine äusserst feinzertheilte Substanz aus dem 
Keimbläschen (Eikorn) in das Dotter übertreten. Durch einen Ver- 
gleich der Zustände benachbart liegender Eier gelangt man notwendiger 
Weise zu dieser Vorstellung und auch Leydig ist auf Grund seiner 


1) Beiträge zur Kenntnis des thierischen Eies im unbefruchteten Zustande. 
Zool. Jahrbücher, 3. B. S. 304. Taf. XI. 


94 


eingehenden Forschungen am unbefruchteten Thier-Ei zu der Ansicht 
gelangt, dass die verschiedentlich zu beobachtenden Binnenkörper des 
Dotters dem Innern des Keimbläschens entstammen. Das Ei von 
Aspidogaster liefert, soviel ich urtheilen kann, eine starke Stütze für 
jene durch zahlreiche Thatsachen gerechtfertigte Annahme des berühmten 
würzburger Histologen.!) 

4) Der andere aus der Zweitheilung hervorgegangene sekun- 
däre Keimfleck vergrössert sich nach der erfolgten Auflösung seines 
Partners von 4 auf 6 „ und wird zum Hauptkeimfleck des reifen 
befruchtungsfähigen Eies (Fig. 7, e). Der mattglänzende Neben- 
körper zeigt auch jetzt noch dasselbe Aussehen und die gleiche Grösse 
wie vorher, so dass er bis zu diesem Zeitpunkte als ein sehr conser- 
vatives Element des Organismus der Eizelle betrachtet werden kann. 
Was späterhin mit ihm wird, lässt sich nicht feststellen, weil sich 
das Ei sofort nach seinem Hervortritt aus der Tuba mit den undurch- 
sichtigen Ballen des Nahrungsdotters umgiebt und bald darauf von 
einer gelblichen Schale umkleidet wird, was beides zusammen die 
genauere Beobachtung eines so kleinen Gebildes, wie der Nebenkeim- 
fleck ist, zur Unmöglichkeit macht. 

Embryonalentwickelung. — Das befruchtete, mit Dotterkügelchen 
ausgestattete und von einer starken Schale umschlossene Ei besitzt 
jetzt eine Länge von 120 wu und einen Breitendurchmesser von 50. 
Die darin sich abspielenden Furchungserscheinungen und die weitere 
Entwickelung der jungen Aspidogaster bis zur Ausbildung des Bauch- 
und Mundsaugnapfs, sowie das gleichzeitige Sichtbarwerden des Schlund- 
kopfes — das Alles ist von Voeltzkow aufmerksam verfolgt und 
in einer Reihe von Abbildungen veranschaulicht worden. 2). Ich 
kann hierzu nur einige Ergänzungen liefern. 

So sehe ich z. B. in dem auch von V oeltzkow abgebildeten Stadium 
(Vergl. meine I]. Taf., Fig. 8), wo der Embryo gekrümmt im Ei liegt und 
das Hintertheil (nebst Bauchsaugscheibe) nach vorn zu umgeschlagen 
hat, 2 Paar einzellige Drüsen (dr) von denen das eine am Rande 
der Oberlippe, resp. im Mundtiichter auszumünden scheint, wogegen 
das andere in der Gegend des Ursecretionsorgans («) liegt und seine 
Ausführungsgänge nach dem Bauchsaugnapf (sgs) hin richtet. Letzteren 
sieht man deutlich in Fig. 9, welche den Embryo von der Ventral- 
seite darstellt. Diese Drüsenpaare sind von äusserst schwachen 
Umrissen und nur bei der Tinktion mit Methylen-Blau heben sie 

1]. ce. 8. 321. 

2) ], c. 8. 272—279, Taf. XVII bis XX. 


95 


sich etwas deutlicher hervor, wobei sie einen feinkörnigen Inhalt 
erkennen lassen. Das vordere Paar würde man, wenn es am er- 
wachsenen Aspidogaster vorfindlich wäre, ohne Zögern als Speichel- 
drüsen auffassen. Ihr Vorhandensein beim Embryo scheint mir 
jedoch eine andere Deutung zu rechtfertigen, nämlich die: dass in 
diesen beiden Drüsenpaaren die Anlage des vielfach verzweigten und 
den ganzen Körper des Aspidogaster durchziehenden Systems von 
Hautdrüsen (Vergl. oben S. 29) zu erblicken ist, die auch bei an- 
dern Trematoden zahlreich vorkommen, bei den Embryonen aber noch 
nicht entwickelt sind. Ob ich mit dieser Erklärung das Richtige treffe, 
mögen erfahrenere Trematoden - Untersucher entscheiden. Jedenfalls 
ist das Vorhandensein dieser Drüsenpaare, welche in den Abhand- 
lungen von Aubert und Voeltzkow nicht erwähnt werden, von 
hohem entwickelungsgeschichtlichen Interesse. 

Schliesslich habe ich noch einige Bemerkungen über das Ur- 
secretionsorgan des Embryo zu machen. Nach Voeltzkow 
besteht dasselbe aus einem einzigen blasenförmigen Hohlraum mit 
zwei das Licht stark brechenden Concretionen, welcher dicht am 
Bauchsaugnapf in der Mittellinie des Körpers gelegen ist. Hiergegen 
habe ich zu bemerken, dass nach meinen Beobachtungen das 
betreffende Organ nicht aus einem, sondern aus zwei (|) 
blasenförmigen Hohlräumen besteht, welche vollständig von 
einander getrennt sind (Fig. 10, a) und von denen jeder einen licht- 
brechenden Körper enthält. So ist wenigstens der Befund an den 
jüngsten Embryonen. Im Verlaufe der Entwickelung rücken jedoch 
die beiden Bläschen immer mehr an einander und verschmelzen (Fig. 
10, b und c) zuletzt, sodass dann die zwei Concretionen in einer 
einzigen grösseren Blase zu liegen kommen (Fig. 10, ec). Die Ver- 
schmelzung findet oft erst spät statt und daher erklärt es sich, dass 
man oft schon weit in der Ausbildung fortgeschrittene Embryonen 
beobachten kann, bei denen immer noch eine Scheidewand zwischen 
den beiden Hohlräumen besteht (Fig. 9, «), obgleich letztere bereits 
mit einander verwachsen sind. Manche Embryonen besitzen an Stelle 
von zwei, nur einen (!) lichtbrechenden Körper im Excretionsorgane 
welcher dann durch seine beträchtlichere Grösse auffällt (Fig. 10, f.) 
Der Fall jedoch, dass keine Concretionen in der Blase enthalten 
wären, kommt überhaupt nicht vor. 

Die weitere Entwickelung des Excretionssystems habe ich nicht 
verfolgt; dies ist seinerzeit durch Voeltzkow geschehen, wie aus dessen 
mehrfach citirter Arbeit zu ersehen ist. Nach diesem Autor entsteht 
jederseits der sogenannte „Expulsionsschlauch“, welcher keine Flimmer- 


96 


organe besitzt, zuerst, und erst später die anderen mit Cilienbüscheln 
ausgestatteten Theile des überall im Körper sich verzweigenden Canal- 
netzes. Hierzu möchte ich eine Beobachtung mittheilen, welche ich 
an einem noch unausgeschlüpften jungen Aspidogaster gemacht habe. 
Derselbe zeigte nämlich (Fig. 11) zwei nach vorn führende und kurz 
vor dem Pharynx (ph) wieder nach hinten umbiegende zarte Gefässe 
ohne Flimmerung (d.h. die bereits entwickelten Expulsionsschläuche); 
gleichzeitig sah ich aber an der Stelle, die ich mit einem Kreuz 
in der Figur bezeichnet habe, ein winziges Flimmerläppchen, ohne 
dass ich die Contouren des Canals, in dem es eingeschlossen war, 
zu erkennen vermochte. Ich führe diese Thatsache nur an, um 
Voeltzkow gegenüber zu betonen, dass die flimmernden Gefässe 
bereits im Embryo und gleichzeitig mit den Expulsionsschläuchen 
zur Ausbildung kommen. Es entsteht also kein Theil des Wasser- 
gefässsystems vor dem andern, sondern dasselbe nimmt als ein Ganzes 
seinen Ursprung und tritt auch als ein solches in Wirksamkeit. 


V. 


Ueber die wechselnde Quantität des Plankton 
im Grossen Plöner See. 
Von Dr. Otto Zacharias (Plön). 


Jedem, der sich mit Plankton -Studien befasst, drängt sich die 
Wahrnehmung auf, dass die Quantität des sogenannten pelagischen 
Auftriebs, d. h. des im Wasser schwebenden Materials an pflanz- 
lichen und thierischen Organismen einem periodischen Wechsel unter- 
worfen ist. Dies gilt vom Plankton des Meeres sowohl wie von dem 
unserer Süssswasserseen. Die riesigen Gefilde des Oceans bieten in 
dieser Hinsicht keine anderen Verhältnisse dar, als die im Vergleich 
dazu winzigen Seebecken des Binnenlandes. Wir wissen aus Er- 
fahrung, dass heute und morgen — ja wochenlang — die reichlichsten 
Fänge mit dem Planktonnetz gemacht werden können, wogegen man 
zu einer späteren Zeit nicht einmal die Hälfte oder das Drittel von 
dem zu erbeuten im Stande ist, was sich früher in kürzester Frist 
und mit Leichtigkeit auffischen liess. 

Angesichts eines solchen Wechsels in der Menge der im Wasser 
schwebenden Organismen taucht naturgemäss der Wunsch auf, zu 
wissen, in welchen Grenzen sich die Zu- und Abnahme des Plankton 
bewegt, bezw. wie oft und in welchen Perioden ein Maximum oder 
Minimum desselben eintritt. Hinsichtlich der Binnenseen käme ausser- 
dem noch in Frage, ob hier die Flächengrösse und Tiefe von Einfluss 
auf die durchschnittliche Planktonproduction ist, und in welchem 
Maasse sich der Einfluss dieser Faktoren bemerkbar macht. 

In der hiesigen Biologischen Station, wo man Gelegenheit hat, 
das Plankton eines grossen See’s täglich in Bezug auf Qualität 
und Quantität zu kontrolieren, musste die grosse Veränderlichkeit 
desselben nach beiden Richtungen hin alsbald deutlich hervortreten. 
In Folge dessen kam ich zu dem Entschlusse, den Planktongehalt 
einer und derselben Wassersäule in bestimmten Zwischenräumen zu 


nm 


d 


y8 


wiegen, so dass hierdurch vergleichbare Zahlenangaben gewonnen 
wurden, vermöge deren man sich ein annäherndes Bild von dem 
periodischen Wechsel der Plankton-Quantität machen kann. Ich be- 
gann mit diesen Wägungen am 24. Januar d. J. (1894). Sämmtliche 
Fänge sind mit einem und demselben Netz ausgeführt worden. Dieses 
wurde stets in die nämliche Tiefe (40 m) hinabgelassen und dann 
langsam in senkrechter Richtung wieder emporgezogen. Nachdem 
nun das aufgefischte Plankton sorgfältig gesammelt und möglichst 
gut auf Fliesspapier abgetrocknet worden war, brachte ich es jedes- 
Mal im noch frischen und feuchten Zustande auf die Wage. Ich 
erhielt auf solche Weise das Gewicht desselben in Milligrammen. Die 
so erhaltenen Ziffern entsprechen einer Öffnung des kegelförmigen 
Netzaufsatzes von 63,6 Quadratcentimetern (= 7! Quadratmeter). 
Wir haben also die Gewichtszahlen immer mit 157 zu multipliciren, 
um die Planktonmenge zu berechnen, welche sich unter 1 Quadrat- 
meter Seefläche (bis zu einer Tiefe von 40 Metern hin) thatsächlich 
vorfindet. Am 24. Januar ergab die Wägung 34,3 Milligramm. So- 
mit waren an jenem Tage 157, 34,3 Milligr., d. h. 5,385 g Plankton 
in der betreffenden Wassersäule (von 1 Quadratmeter Querschnitt 
und 40 Meter Höhe) vorhanden. 

Bei diesem Verfahren wird jedoch das Gewicht jedes Fanges 
um einen gewissen Betrag niedriger angenommen werden müssen, 
weil es unmöglich ist, alle Feuchtigkeit vom Wäge-Material durch 
Abtrocknen zu entfernen. Und zwar wird jener Betrag bei reich- 
lichen Fängen grösser sein als bei spärlichen. Ich veranschlage die 
in der breiartigen Planktonmasse zurückbleibende Feuchtigkeit im 
Durchschnitt auf ein Viertel vom Gesammtgewicht derselben. In 
diesem beständig sich einmischenden Wägefehler liegt zweifellos eine 
Mangelhaftigkeit meines Verfahrens, aber trotzdem lässt sich auf die 
angegebene Weise die Veränderlichkeit des Plankton hinsichtlich 
seiner Quantität besser beurtheilen, als auf Grund blosser Schätzungen. 
Nach dem Augenschein kann man wohl z. B. sagen, dass jetzt in 
einem Fange weit mehr Plankton enthalten sei, als vor einer Reihe 
von Wochen oder Monaten; aber man ist völlig ausser Stande an- 
zugeben, um ein Wievielfaches die jetzige Menge die damalige über- 
steigt. Gewichtsermittelungen sind deshalb, auch wenn sie keinen 
Anspruch auf Exaktheit machen können, immerhin werthvoll, insofern 
sie die Subjektivität bei der Beurtheilung von Quantitätsverhältnissen 
ausschliessen und objectiv gültige Angaben an die Stelle trügerischer 
Schätzungen treten lassen. Ausserdem kommt aber noch hinzu, dass 
wir durch die Methode fortgesetzter Wägungen auf die einfachste 


99 


Weise ein klares Bild von den Schwankungen der Planktonmenge 
während der aufeinanderfolgenden Jahreszeiten erhalten und so über- 
haupt erst zu bestimmteren Vorstellungen über die Periodieität limne- 
tischer Organismen, wie sie jahraus jahrein in unseren Binnenseen 
stattfindet, gelangen. 

Zu der Zeit, als ich mit meinen Wägungen begann, enthielt 
jeder Planktonfang eine sehr grosse Anzahl von Bacillariaceen. Graf 
Francesco Castracane, der die Güte hatte, sich die einzelnen 
Vertreter dieser Algengruppe in dem damals aufgefischten Material 
näher anzusehen, konstatirte die Anwesenheit von etwa 20 Arten. 
4 davon, der Gattung Melosira angehörig, traten in überwiegender 
Menge auf, nämlich M. lineolata Grun., M. varians Ag., Melosira 
distans Kg. und M. laevissima Grun. Letztere, die übrigens nur als 
eine stärker granulirte Varietät von M. distans Kg. zu betrachten 
ist, gewann allmählich die Oberhand über ihre Gattungsgenossen und 
auch über die anderen Bacillariaceenspecies, sodass das Plankton 
gegen Ende Februar vorwiegend nur aus den gelblichen Fädchen 
dieser üppig vegetirenden Melosiree bestand. Die im Nachstehenden 
mitgetheilten Wägeergebnisse sind deshalb vom Beginn des März- 
monats ab in erster Linie auf diese Kieselalge zu beziehen, da Krebse, 
Räderthiere und Protozoen nur ganz vereinzelt zwischen der unge- 
heuren Menge der im Wasser schwebenden Fäden anzutreffen waren. 

Im Laufe desselben Monats (März) steigerte sich die Zunahme 
der Melosira laevissima noch weiter, um endlich in den ersten Tagen 
des April ihren Höhepunkt zu erreichen. Ein Fang aus 40 m Tiefe 
ergab am 16. März 125 Milligramm, am 24. März 547 und am 
28. März 618. Das Mittel aus den Fängen vom 4., 5. und 7. April 
lieferte aber den Höchstbetrag von 1042 mg, welcher ganz beispiel- 
los unter den übrigen Gewichtsnotirungen dasteht. Soweit sich letztere 
auf die alljährlich im Gr. Plöner See zu beobachtende Melosira-Vege- 
tation erstrecken, giebt die nachfolgende Tabelle über dieselben de- 
taillirtte Auskunft. Auch ist bei jedem Fange die 1 Fuss unter der 
Oberfläche gemessene Wassertemperatur angegeben. 


1894. 

Tag: Monat: Temp. Gewicht: eo 2 
(Cels.) (mg.) 3 Se 
DT. Februar 22 40 ae 
9. März 2,8 16 35# 
16. r 2,8 125 ne 
24. ’ 3,7 547 28% 

28. n 3,8 618 Re 


* 


7 


100 


Tag: Monat: Temp. 6Gewieht: 


(Cels.) (mg ) 2 
29, f 4,0 re - 
1 April 4,8 586 3 
4. 5 5,0 1050 © 
a n 5,2 960 2 8 
T. R 5,2 1116 = = 
11. x 6,5 629 Er 
14. x 6,5 407 So 
16. R 6,8 140 wu 
17. A 7,4 108 PB 
18. 4 7,0 ei = 
21. > 02 20 © 
23. 7,0 12 = 


Bezüglich obiger Zusammenstellung muss bemerkt werden, 
dass man in den angeführten Gewichtszahlen Mittelwerthe vor sich 
hat, welche stets aus je 3 Fängen genommen wurden. Die Milligramm- 
Bruchtheile sind weggelassen worden, wenn sie !/, oder noch weniger 
betrugen; grössere Bruchtheile hingegen wurden gleich 1 gesetzt 
und der Gewichtsziffer zugezählt. Auf diese Weise erklären sich die 
abgerundeten Zahlen unserer Tabelle. 

Vergleicht man die an den Fangtagen herrschenden Wassertem- 
peraturen mit den erhaltenen Gewichtsergebnissen, so scheint daraus 
hervorzugehen, dass Melosira laevissima am üppigsten vegetirt, wenn 
die Erwärmung des Wassers eine solche ist, die zwischen 4 und 
5° Cels. liegt. Wird diese Temperatar überschritten, so geht — wie 
die Tabelle ausweist — der Gewichtsbetrag der Fänge rasch und 
erheblich zurück, so dass binnen 16 Tagen (in der Zeit vom 7. bis zum 
23. April) eine Verminderung der Algenmenge um das 87fache eintrat, 
worauf alsbald ein nahezu gänzliches Verschwinden der Melosirafäden 
aus dem Plankton erfolgte. Es wurde bei dieser Rückgangsberechnung 
der Mittelwerth des Maximums von 1042 Milligramm zu Grunde gelegt. 

Vertikale Verbreitung. — Um über die Vertheilung der in 
Rede stehenden Bacillariacee in grösseren und geringeren Tiefen 
Klarheit zu erlangen, wurden Stufenfänge gemacht, welche am 
7. April folgende Resultate ergaben: 

1) Aus 2,5 Meter Tiefe 132 Milligr. 


2) „ 5 „ „ 157 „ 
3) „ 10 » weils: 
4) „ 15 %„ }h) 392 ,„ 


5) „ 20 » „ 431 ” 


101 


6) Aus 30 Meter Tiefe 625 Milligr. 
il) 4 elle yee., 

Die Gewichte sind hier ebenfalls nur in abgerundeten Zahlen 
angegeben. Aus denselben ist zu entnehmen, dass die Melosira- 
Fäden in den verschiedenen Tiefen sehr ungleichmässig vertheilt 
waren, obgleich ihre massenhafte Gegenwart in allen Wasserschichten 
leicht nachgewiesen werden konnte. In der Nähe der Oberfläche 
zeigten sie die grösste Dichtigkeit des Vorkommens, denn der Fang 
aus 2,5 Metern ist der reichste. Ein Netzzug aus doppelter Tiefe 
(5 m) brachte nur 25 mg mehr herauf. Vergleichen wir hiermit den 
Melosira-Gehalt der Schicht zwischen 10 und 15 m, so lieferte dort 
die Durchfischung von 2,5 m ein bei weitem günstigeres Ergebniss, 
nämlich en —=%6 Milligramm. Man findet diesen Betrag ganz einfach 
so, dass man die Gewichtsergebnisse der Stufenfänge aus 10 und 
15 m von einander subtrahiert und durch 2 theilt. Letzteres muss 
geschehen, weil die Schicht, deren Planktongehalt ermittelt werden 
soll, die doppelte Höhe der Oberflächenschicht besitzt, welche der 
Vergleichung zu Grunde liegt. Auf die nämliche Art berechnet man, 
dass zwischen 15 und 20m ein Netzzug durch 2,5 m an jenem Tage nur 
19,5 mg ergeben haben würde, wogegen ein solcher zwischen 20 und 
30 m für dieselbe Strecke 48,5 mg geliefert hätte. Am nächstreichlichsten 
nach der Oberflächenschicht würde sich aber die zwischen 30 und 40 m 
gelegene erwiesen haben, denn für diese ergiebt sich rechnungsmässig 
ein Planktongewicht von 122,7 mg auf die Fangstrecke von 2,5 Meter. 

In der hier folgenden kleinen Tabelle sind diese Ergebnisse 
nochmals übersichtlich zusammengestellt: 


1 Sehieht (0- 25m)... 132 Milligr. (für 2,5 m) 
oe), Zn E 
SR RE Sat. f 
ER N %6 h 
De ee 29:00, ß 
I EEE ln 1 RE Us : 

{R EA m)... 12a 


2) ” 

Mithin waren die Bacillariaceen am 7. April sowohl an der 
Oberfläche als auch in der Nähe des Grundes am dichtesten zusammen- 
geschaart, während sie in den mittleren Wasserschichten in weit 
geringerer Menge auftraten. 

Diese Vertheilungsverhältnisse sind aber sehr veränderlich, wie 
das umstehende Wäge-Protokoll zeigt, welches sich auf den 11. April 
bezieht. Es ergaben sich an jenem Tage: 

1) Aus 2,5 Meter Tiefe 52 Milligramm. 


102 


2) Aus 5 Meter Tiefe 72 Milligramm. 


3) ” 10 ” „ 207 „ 
Ama nn 0 » 
9) » 20 u m 862 » 
a » 
7) er) 40 2] „ 629 e}) 


Hieraus lassen sich die Unterschiede in der verticalen Ver- 
theilung wie folgt berechnen. Dieselbe Fangstrecke lieferte in der 


1. Sehicht (0 2,5°m)? 22. m: 52 Milligr. (für 2,5 m) 
2. nr 25 — Sn) re 20 h 

3. a LER in) en 67 n. F 

4. a 0 LE 130 1) a 46 x 5 

5. „ - d5-20'm) 2%. 3l ie ” 

6. „= 120—30:M)- % ... ». 27 a; m 

2: „80-40 m) ..... 43 


Für den 14. April zeigt dieselbe Geranüiberstelleng Folgendes: 


l) Aus 2,5 Meter Tiefe 50 Milligramm 

2) p}) 5 ”„ ” 87 „ 

a N a » 

4) >) 15 ” ” 217 ” 

5) ” 20 ” ” 240 ” 

6) » 30 ” ” 292 ” 

{9) ” 40 » ” 407 ” 
1. Schicht (025m). ..... 50 Milligr. (für 2,5 m) 
2 a II. Mm) era 37 z 5 
3a or all meer 20 a + 
er LE 45 ss " 
5 se ee 11 “ Re 
BE 21 Ey ee 13 * R 
1.0. 7 \80- Mem es 28 4 


Am 16. April, wo schon nach dem losen Augenschein eine 
beträchtliche Abnahme der Melosira zu constatiren war, ergaben sich 
folgende Gewichtszahlen für obige beiden Tabellen: 


1) Aus 2,5 Meter Tiefe 15 Milligramm 


2 ” 5 p>] ” 23 ” 
3) „ l 0 ” ” 33 ” 
4) „ 1 5 BD) bD] 52 ” 


 » 20 „ „ 65 
6) „ 30 „ » 110 
) 40 „ » 140 


103 


1. Schicht (0—25 m)...... 15 Milligr. (für 2,5 m) 
2 a N ee : 
RN ee IN ee Dale a: BR 
Bee (LO ID m)... Oan: y 
5 la 20a)... nr Oy zz " 
60 7.22.2030 m)... ine ; a 
ran (30-40. m)... Ban. ii 


Eine bestimmte Gesetzmässigkeit bezüglich der verticalen Ver- 
theilung ergiebt sich, wie ein Vergleich dieser Protokolle zeigt, aus 
den mitgetheilten Gewichtszahlen nicht. Nur das Eine geht ganz 
unzweifelhaft aus derselben hervor, dass die Melosira-Fäden zur Zeit 
ihrer lebhaften Vegetation ganz nahe der Oberfläche des Sees am 
zahlreichsten zu finden waren, was sich ohne Schwierigkeit verstehen 
lässt, da ihre Assimilationsthätigkeit, ihr Wachsthum und ihre Ver- 
mehrung an eine gewisse Intensität der Beleuchtung geknüpft sind, 
die sich ihnen natürlich nur in den oberen Wasserschichten darbietet. 


Hierfür sprechen die Befunde vom 7., 14. und 16. April ganz 
deutlich, und wenn dem gegenüber die Gewichtszahlen vom 11. April 
zu beweisen scheinen, dass auch in grösseren Tiefen ansehnliche 
Mengen von Melosira vorhanden sein können, so ist dies darauf 
zurückzuführen, dass es bei einer üppigen Vermehrung auch immer 
eine grosse Anzahl alternder und absterbender Fäden geben wird, 
die ihre Schwebfähigkeit eingebüsst haben und deshalb auf den Grund 
sinken. Dies wird, wie mir scheint, besonders durch die Thatsache 
erhärtet, dass am 7. April —- also zur Zeit des Höhepunktes der 
Vermehrung — nahe am Grunde des Sees fast eben so viele Melo- 
sira-Fäden zu finden waren, wie dicht unter der Oberfläche. Dies 
findet seine Erklärung, wie ich meine, einfach darin, dass mit der 
maximalen Zunahme der betreffenden Bacillariaceen auch ein Ab- 
sterben und Untersinken der durch die vegetative Vermehrungs- 
thätigkeit erschöpften Fäden verbunden sein muss. Wie es scheint 
erfolgt aber das massenhafte Herabrieseln der schwebunfähig ge- 
wordenen Melosiren nicht continuirlich, sondern in grösseren Zwischen- 
räumen. Dies dürfte man aus dem Umstande zu schliessen berechtigt 
sein, dass bis zu den grössten Tiefen hin Wasserschichten von stärkerem 
und schwächerem Bacillariaceen-Gehalt mit einander abwechseln, wie 
durch meine Wägeversuche festgestellt wird. 


Mit Bezug auf diesen Punkt verdient namentlich das Protokoll 


vom 17. April in Betracht gezogen zu werden. Dasselbe liefert 
folgende Zahlen: 


104 


l) Aus 2,5 Meter Tiefe ? Milligramm 

ns. 2 A 

3), See) “ ann: n 

4) '„ 35 a ine! - 

5). 420 ie NET. > 

6), 30 3 1) Mi 

a . ERLOS z 
= Ba E = 0212 Milligr. (für 2,5 m) 
3. R (a- 10 mia. 10 = 
Ann, nd Lin mjer. 0 12: Fe, m 
5 x a ZU er 23 n 
6 : 20 305m) 9 S n 
T e (30—-40.m)....0..:. 2 i 


Die Melosiren hatten vom 16. bis zum 17. April (also binnen 
24 Stunden) so stark abgenommen, dass das Wägematerial selbst 
aus grösseren Tiefen nur knapp bemessen war. Von besonders 
geringer Ergiebigkeit erwies sich die Fangstrecke von 5 m bis zur 
Oberfläche, welche dieses Mal nur 2 Milligramm lieferte. Die Melo- 
siren waren an diesem Tage hauptsächlich zwischen 15 und 20, 
sowie zwischen 30 und 40 m angehäuft, was mit Berücksichtigung 
der minimalen Produktion an der Oberfläche darauf hindeutet, dass 
wir es hier lediglich mit absterbenden und zu Boden sinkenden Fäden 
zu thun gehabt haben. 


In dieser Annahme werden wir noch bestärkt, wenn wir aus 
dem Fangergebnisse vom 21. April ersehen, dass an diesem Tage 
alle Schichten über 20 m noch viel weniger Melosiren enthielten als 
vier Tage zuvor. Am 21. April lieferte nämlich ein Fang aus 20 m 
bloss 13 Milligramm und einer aus 30 m nicht mehr als 15. Hiernach 
kommen innerhalb der 10 m hohen Zwischenschicht auf die den früheren 
Vergleichen zu Grunde liegende Fangstrecke von 25 m nur 0,5 
Milligramm. Zwischen 30 und 40 m ergiebt sich für dieselbe Strecke 
1,25 Milligramm, also auch nur ein sehr kleiner Gewichtsbetrag, wenn 
man ihn mit dem entsprechenden vom 17. April in Parallele stellt. 
Das besagt aber nichts Anderes, als dass in den zwischenliegenden 
4 Tagen fast alle früher noch an der Oberfläche flottirenden Melosiren 
zu Boden gesunken sind, dass ein kleiner Theil derselben noch im 
Sinken begriffen ist und nur der Rest sich noch schwebend erhält. 
Am 23. April, zu welcher Zeit die Melosiren bis zu 20 m Tiefe nur 
noch in ganz geringer Dichtigkeit vorkamen und überhaupt fast 


105 


verschwunden waren (Vergl. die Tabelle auf S. 100) lieferte die Ver- 
gleichsstrecke zwischen 20 und 30 m nur 0,25 Milligramm, wogegen 
sich zwischen 30 und 40 m für dieselbe 2 Milligr. ergaben. Auch 
dieser Befund bestätigt das fortgesetzte Herabsinken der Melosiren, 
d. h. ihre Anhäufung in den unteren Wasserschichten, während die 
oberen beinahe schon ganz frei davon waren. 

Nach meinen Versuchen im Labatorium braucht ein abgetödteter 
Melosira-Faden (von der gewöhnlichen Länge und Zellenzahl) 50 
Minuten, um 1 m tief in völlig ruhigem Wasser zu sinken. Somit 
sind über 33 Stunden erforderlich, um absterbende Melosiren von 
der Oberfläche des Seespiegels bis in 40 m Tiefe gelangen zu lassen. 
Da nun aber der Wärmeaustausch der über einander lagernden 
Wasserschichten nothwendigerweise zahlreiche und sich mannichfaltig 
durchkreuzende Strömungen erzeugt, so dürfte dadurch das Herab- 
sinken der schwebunfähig gewordenen Fäden in den meisten Fällen 
sehr verzögert werden und vielleicht 3 bis 4 Mal so viel Zeit in 
Anspruch nehmen als in der unbewegten Wassersäule des Experimentir- 
Cylinders. 

Horizontale Verbreitung des Melosiren-Planktons. — 
Betreffs derselben ist zu bemerken, dass sie immer eine sehr gleich- 
förmige war und dass die Zu- und Abnahme der Algen an jeder 
beliebigen Stelle des Sees durch Stichproben nachgewiesen werden 
konnte. Es begreift sich dies leicht aus dem Umstande, dass die 
Bedingungen für die Assimilation überall in den hellbeleuchteten 
obersten Wasserschichten gegeben waren; es hätte im Gegentheil 
überraschen müssen, wenn die Verbreitung der Melosiren in bestimmten 
Bezirken des Sees grösser und in anderen geringer gewesen wäre. 

Annähernde Berechnung des Melosiren-Quantums. — 
Diese gleichförmige Vertheilung giebt uns nun auch die Möglichkeit 
an die Hand, das Gesammtgewicht der Melosiren-Fäden, deren Anzahl 
am 7. April für den Gr. Plöner See ein Maximum erreichte, inner- 
halb gewisser Fehlergrenzen festzustellen. Nehmen wir zu diesem 
Behufe die durchschnittliche Tiefe des Sees zu nur 10 m an (was 
aber eher zu niedrig gegriffen sein dürfte), so entfällt auf jeden 
Netzzug aus dieser Tiefe laut der oben (S. 100) mitgetheilten Tabelle 
200 Milligramm. Multipliciren wir nun diese Ziffer mit 157 (wofür 
im Eingange dieses Capitels der Grund angegeben worden ist), so 
erhalten wir diejenige Planktonmenge, welche am genannten Tage 
unter 1 Quadratmeter vorhanden war, nämlich 31400 Milligramm. 
Für den Kilometer Fläche (= 1 Million Quadratmeter) ergiebt das 
ein Melosiren-Gewicht von ebensoviel Kilogrammen, bezw. von 628 


106 


Centnern. Für den ganzen Plöner See also, welcher 32 Quadrat- 
kilometer Fläche besitzt, berechnet sich auf diese Weise das Gesammt- 
quantum des Plankton vom 7. April 1894 auf etwa 20000 Centner. 

Hiervon muss nun freilich noch ein Abzug gemacht werden, 
weil in den 200 Milligramm, welche der Netzzug aus 10 Meter Tiefe 
lieferte, auch ziemlich viel Feuchtigkeit mitgewogen wurde, deren 
Betrag ich auf mindestens den 4. Theil des Wägeergebnisses schätze. 
Danach würden aber immer noch circa 15000 Centner Melosiren- 
Plankton an jenem Tage im Gr. Plöner See vorhanden gewesen sein. 

Für den 17. April, als die Melosira schon bedeutend im Rück- 
gange begriffen war und auch die übrigen limnetischen Organismen 
bloss äusserst spärlich vorkamen, ergab die Wägung eines Fanges 
aus 10 m Tiefe einen Gewichtsbetrag von 12 Milligramm. Das macht 
für den Quadratmeter 157 X 12 — 1884 Milligramm. Für die ge- 
sammte Seefläche somit etwa 900 Centner, wenn man — wie schon 
oben geschehen ist — die mittlere Tiefe zu 10 Meter in Ansatz bringt 
und behufs Eliminirung des Wägefehlers vom Multiplikationsergebnis 
ein Viertel abzieht. Innerhalb des Zeitraumes von nur 10 Tagen 
(7. bis 17. April) war hiernach also eine Verminderung in der Plankton- 
Quantität um ungefähr 14000 Oentner eingetreten. Den ganzen Mai- 
monat hindurch liessen ‚sich ebenfalls nur ganz niedrige Gewichts- 
zahlen verzeichnen und erst zu Beginn des Juni nahm die Plankton- 
produktion wieder einen ersichtlichen Aufschwung. Ein Netzzug aus 
10 m lieferte z. B. am 19. Juni wieder 100 Milligramm, was auf 
den ganzen See berechnet (incl. Abzug) etwa 7500 Centner ausmacht. 

Dass man es in diesen Angaben nur mit Annäherungswerthen 
zu thun hat, ist schon hinlänglich betont worden. Aber trotzdem 
kann keine noch so übelwollende Kritik die wissenschaftliche Be- 
deutung solcher Gewichtsermittelungen herabdrücken. Denn gleich- 
viel, ob es sich in den angeführten Beispielen um die durch Wägung 
und Rechnung gefundenen Quanta selbst oder um etwas geringere 
Beträge handelt —, feststeht auf jeden Fall, dass wir durch derartige 
Ermittelungen zum ersten Male eine einigermassen zutreffende Vor- 
stellung davon erhalten, wie gross die Menge der lebenden Substanz 
sein kann, welche, auf zahllose mikroskopisch-kleine Organismen ver- 
theilt, in der Wassermasse eines grossen Binnensee’s sich schwebend 
zu erhalten vermag. Ich bin der Ueberzeugung, dass die im Jahres- 
laufe vielfach wechselnde Quantität des Plankton durch die Ver- 
gleichung von Gewichtszahlen leichter vorstellig wird, als dadurch, 
dass man die einzelnen gleichartigen Bestandtheile der Fänge ge- 
wissenhaft durchzählt und deren oft bis in die Millionen gehende 


107 


Summationsziffern tabellarisch geordnet einander gegenüberstellt. Die 
Bedeutung der Zählungen liegt meines Erachtens auf einem ganz 
anderen Gebiete, nämlich dort, wo es darauf ankommt, den Antheil 
der einzelnen Species an der Zusammensetzung des Plankton festzu- 
stellen, bezw. die horizontale und verticale Verbreitung bestimmter 
Gattungen und Arten zu ermitteln. Im nächsten Abschnitt werde 
ich die Resultate einiger derartiger Zählungen, welche sich auf Ver- 
theilungs- und Verbreitungsverhältnisse einer Anzahl von Species 
beziehen, vorlegen. 

Ich habe übrigens seinerzeit mittelst einer Zählung constatiert, 
dass auf 1 Milligramm etwa 6000 Melosira-Fäden gerechnet werden 
können, wovon jeder 0,3—1 mm lang und 150 bis 175 w dick ist. 
Nehmen wir nun an, dass jeder einzelne Faden aus 20 aneinander 
gereihten Zellen besteht, so ergiebt dies 120000 für das Milligramm. 
Der Netzzug vom 7. April, welcher aus 10 m 132 Milligramm lie- 
ferte, enthielt somit 15,840,000, d. h. nahezu 16 Millionen Melosira- 
Zellen. Dies ist eine Menge, von der wir uns keine Anschauung 
mehr bilden können, weil unsere alltäglichen Erfahrungen von Zahl 
und Quantität hier garnicht heranreichen. Vergegenwärtigen wir 
uns aber, dass das damalige Fangergebniss ungefähr den 7. Theil 
eines Gramms wog, so verbinden wir mit dieser Gewichtsangabe 
einen klaren Begriff und können dieselbe ohne Schwierigkeit mit 
anderen solchen Angaben vergleichen. Ob es sich dagegen um 16, 
18 oder 20 Millionen Zellen handelt, ist für unsere Auffassung so 
ziemlich gleich, weil wir diese Abstufung in der Vorstellung nicht 
realisiren können und in allen 3 Fällen nur den allgemeinen Eindruck 
gewinnen, dass damit ungeheure Mengen bezeichnet werden. 

Vergleich der Produktivität des Wassers mit dem 


Ertrage des cultivirten Landes. — Wenn wir an der Hand 
der auf S. 99—100 publieirten Tabelle festzustellen in der Lage sind, 
dass — vom 9. März beginnend — die Planktonproduktion bis zum 


7. April (incl.) von 126 Milligramm auf 1100 anstieg, so spricht das 
für eine zu manchen Zeiten des Jahres eintretende ausserordentliche 
Produktivität des Wassers, die, wie wir wissen, im vorliegenden 
Falle namentlich auf die staunenswerthe Vermehrung einer Bacilla- 
riacee zurückzuführen ist. Innerhalb 29 Tagen hatten also die Melo- 
sira-Fäden dem Gewichte nach um das 9fache zugenommen. Auf 
den Quadratmeter Seefläche macht das eine Mehrproduktion von 
974x157, d. h. 153 Gramm aus, was für den Hektar eine Zunahme 
von mehr als 30 Centnern ergiebt. Nach landläufiger Schätzung 
erzeugt nun ein Ackerboden von derselben Fläche und von mittlerer 


108 


Güte (4. Classe) in Ostholstein 30 bis 32 Centner Roggenkörner und 
gleichzeitig noch 40 bis 50 Centner Stroh. Wenn man nun auch 
nicht ohne Weiteres trockenes Getreide und dürre Halme mit der 
wasserreichen Zellsubstanz und den Kieselhüllen der Bacillariaceen 
in Vergleich stellen kann, so ist trotzdem aus den mitgetheilten Zahlen 
ersichtlich, dass die Production des Wassers nicht in dem Maasse 
hinter derjenigen des cultivirten Landes zurücksteht, als man bei 
oberflächlicher Schätzung anzunehmen geneigt ist. Und wenn wir 
ferner bedenken, dass jene ungeheure Menge von Bacillariaceen binnen 
Monatsfrist erzeugt wurde, während das Wachsthum und Heranreifen 
des Roggens die 4fache Zeit in Anspruch nimmt, so kommen wir 
einer richtigen Würdigung der Fruchtbarkeit des Wassers schon 
näher. Dazu muss indessen noch die Erwägung kommen, dass wir 
im Obigen ausschliesslich nur die Bacillariaceen in Betracht gezogen 
haben, während es doch auch noch zahlreiche andere Planktonwesen 
giebt, die sich gleichfalls in starker Progression fortpflanzen und zu ge- 
wissen Zeiten massenhaft auftreten. Nehmen wir Alles dies zusammen, 
so dürfte die Produktivität des Wassers schwerlich geringer sein, 
als diejenige einer gleich grossen Ackerfläche bester Qualität; ja 
möglicher Weise würde der Vergleich dann sogar zu Gunsten des 
Wassers ausfallen, wie auch schon V. Hensen hinsichtlich der 
Meeresproduktion wahrscheinlich gemacht hat.!) Uebrigens geht aus 
dem Umstande, dass eine so riesige Gewichtsmenge von Bacillariaceen 
in der kurzen Zeit eines einzigen Monats erzeugt werden kann, auch 
hervor, dass die lebendige organische Substanz, aus welcher der Zell- 
inhalt der einzelnen Melosira-Fäden besteht, viel leichter durch Stoff- 
aufnahme von aussen neu zu bilden sein muss, als die Körpersubstanz 
der höheren Pflanzenformen, zu denen ja auch der Roggen gehört. 


Einfluss der Planktonmenge aufdie Durchsichtigkeit 
des Wassers. — Dass kleine mineralische Theilchen, welche im 
Wasser suspendirt sind, eine starke Trübung desselben hervorzurufen 
vermögen, wenn ihre Anzahl beträchtlich genug ist — das weiss 
Jedermann. Dieselbe Wirkung, aber in weit geringerem Grade, bringen 
auch die im Wasser schwebenden Planktonorganismen hervor und 
je nach der Menge, in der sie in einem See auftreten, ist die Trübung 
desselben mehr oder weniger augenfällig. Als Maassstab für den 
Grad der verminderten Durchsichtigkeit kann uns eine weisse Scheibe 
dienen, die an einem in ihrem Mittelpunkte befestigten Faden langsam 
in die Tiefe hinabgelassen wird. Es muss dann, wenn wir die Scheibe 


') Vergl. Ueber die Bestimmung des Plankton. Kiel 1887. S. 96-97. 


109 


aufmerksam beobachten, der Augenblick kommen, wo ihre Umrisse 
verschwimmen und sie bald darauf völlig für uns unsichtbar wird. 
Bei welcher Tiefe das geschieht, lässt sich ohne weiteres durch Nach- 
messung des zum Hinablassen benutzten Fadens feststellen. Die von 
mir für diese Zwecke verwendete Scheibe hat einen Durchmesser 
von 34 Centimetern. Dieselbe verschwand am 21. April, also kurz 
vor dem gänzlichen Erlöschen der Melosira im Plankton, bei einer 
Tiefe von 6,25 Metern. Am 7. April dagegen, zu welchem Zeitpunkte 
die genannte Bacillariacee am üppigsten vegetirte, wurde dieselbe 
bereits bei 4,75 Metern unsichtbar. Dies ergiebt einen Unterschied 
von 2,25 Metern und zeigt, in welchem Maasse die massenhaft im 
Wasser vorhandenen Melosira- Fäden dessen Durchsichtigkeit beein- 
trächtigen. Am 1. December d. J. sprach sich die beträchtliche Ver- 
minderung des Planktons, welche im Winter regelmässig einzutreten 
pflegt, auch in einer sehr grossen Klarheit des Wassers aus, welche 
die weisse Scheibe noch bei 8,75 Meter wahrzunehmen gestattete. 
Es besteht also zwischen den Zeiten grossen und geringen Plankton- 
reichthums ein Unterschied in der Durchsichtigkeit, welcher in der 
Fadenstrecke von 4 Metern seinen Ausdruck findet, was man kaum 
erwarten sollte, wenn man erwägt, dass es doch nur ganz winzige 
und keineswegs völlig opake Wesen sind, welche diese Wirkung 
hervorbringen. Zu erwähnen bleibt noch, dass die Gesammt- 
färbung des Wassers zur Zeit, da die Melosira am reichlichsten 
vorhanden war, die Mitte zwischen Gelb und Grün hielt, während 
sie sonst vielmehr zwischen Grün und Blau liegt. 

Zur näheren Kennzeichnung der Melosira laevissima. 
— Der belgische Diatomeenforscher H. van Heurck hat auf Tafel 
LXXXVI seiner „Synopsis“ (1885) in Fig. 24 diese Form naturgetreu 
abgebildet, im Text sich aber auf keine specielle Beschreibung der- 
selben eingelassen. Im Grossen und Ganzen stimmt M. laevissima 
mit M. distans Kg. überein, d. h. die Frustel ist cylindrisch, hat 
dicke Wandungen und besitzt ein nicht granulirtes Mittelstück. 
welches von 2 tiefen Ringfurchen begrenzt wird. Eine feine Linie, 
welche diese mittlere Partei in zwei gleiche Hälften theilt, deutet 
die Stelle an, an der die Gürtelbänder bei der Zellvermehrung aus- 
einander weichen. Im ganzen Umfange jedes der beiden granulirten 
Frustelabschnitte zählte ich 70 bis 75 Längsreihen dicht bei einander 
stehender Punkte oder, richtiger gesagt, kleinster Buckel. Bei schräger 
Beleuchtung sieht man diese kleinen Erhebungen der Oberfläche sehr 
deutlich. Die Zellen sind durchschnittlich 25 bis 30 # lang und 12 
bis 16 u breit. Im Innern derselben entdeckt man zahlreiche rund- 


110 


liche Plättchen von grünlichgelber Färbung, welche dicht unter der 
Kieselhülle liegen. Das sind die Chromatophoren. Färbt man 
die Melosira-Fäden intensiv mit Pikrolithiumcarmin (oder Grenacher- 
schem Boraxcarmin) so tritt bei nachfolgender Behandlung derselben 
mit Salzsäure- Alkohol und entsprechender Aufhellung in jedem 
Chromatophor ein kernähnliches Gebilde hervor, sodass man unwill- 
kürlich an den Bau der Pyrenoide bei den Desmidiaceen und Con- 
jugaten (Spirogyren) erinnert wird. Ich zählte in den Zellen der 
M. laevissima meistentheils S—10 solcher Endochromplättchen und 
bei aufmerksamer Betrachtung gut gefärbter Objekte mittels der 
homogenen Immersion (Zeiss: Y/;;) schien es mir, als ob dieselben 
unter sich durch Protoplasmabrücken verbunden seien. Der wirk- 
liche Kern der Melosira-Zelle ist sehr klein und zeigt einen scharf- 
umschriebenen, kreisrunden Nucleolus. Auch vom Kern sah ich nach 
verschiedenen Richtungen hin zarte Protoplasmafäden nach dem Zell- 
Innern ausstrahlen. Im Uebrigen ist letzteres mit zahlreichen kleinen 
und grösseren Fettropfen erfüllt, deren Anwesenheit es begreiflich 
macht, dass die relativ langen Fäden eine so andauernde Schweb- 
fähigkeit besitzen. Ich zählte in mancher Zelle gegen 50 solcher 
glänzenden Tröpfchen. Die grössten davon hatten einen Durchmesser 
von 6 u. Bringt man frisch aufgefischte Melosira-Fäden auf 10—15 
Minuten in eine 0,5 procentige, wässerige Lösung von Methylenblau, 
so treten zwischen und neben den Tropfen in jeder Zelle jene eigen- 
thümlichen sich tiefblau tingirenden Körner hervor, die auch schon 
bei einer grossen Anzahl anderer Bacillariaceen beobachtet worden 
sind. Die grössten dieser kugeligen Zelleinschlüsse haben einen 
Durchmesser von 4 u, die meisten jedoch nur einen solchen von 
1—2 u. 

Gegen das Ende der Vegetationsperiode unsererer Melosira (19. 
April d. J.) beobachtete ich an einzelnen Zellen zahlreicher Fäden 
ein völliges Ausbleichen der Chromatophoren ; dieselben zeigten zwar 
noch ihre pyrenoidenähnliche Struktur, ermangelten aber gänzlich des 
gelben Farbstoffs, der ihnen sonst eigen ist. Eine Verfärbung ins 
Grünliche bildete den Uebergang zu diesem Farbstoffverluste, der 
offenbar eine Erscheinung des beginnenden Absterbens war. Die- 
selben Zellen enthielten auch nur noch sehr wenig Fetttropfen. 

Auxosporenbildung. — Durchmustert man ein Melosiren- 
präparat, welches mehrere Hunderte von Fäden enthält, so fällt der 
sehr verschiedene Durchmesser derselben auf. Es giebt da Fäden 
von 6, 8, 12 und 16 # Dicke. Stets aber sind es nur die dünneren, 
an denen die Bildung der Auxosporen auftritt. Ich beobachtete die- 


ul 


selbe lediglich an Fäden von 6 bis 10 a Durchmesser. Und zwar 
scheint immer der Inhalt von zwei endständigen Zellen des näm- 
lichen Fadens in eine derartige Spore einzugehen; wenigstens fand ich 
die zwei unmittelbar hinter der kugeligen Auxospore befindlichen 
Melosira-Zellen meistentheils leer. Diese eigenthümlichen der Fort- 
pflanzung dienenden Gebilde hat E. Pfitzer!) (der sie bei Melos. 
varians genauer beobachtete) mit Recht eine „Übergangsgeneration “ 
genannt, denn sie stellen ein Verbindungsglied zwischen den dünneren 
und den dickeren Fäden dar, insofern sie ihren Ursprung den ersteren 
verdanken und die letzteren aus sich hervorgehen lassen. Die weitere 
Entwickelung der zuerst kugelrunden Auxospore beginnt damit, dass 
sie sich verlängert und auf diese Weise die Form eines Oylinders 
annimmt, welcher an seinen beiden Enden ein halbkugeliges Endstück 
trägt. Der Durchmesser des so entstandenen walzenartigen Gebildes 
von 26-28 u ist genau so gross wie derjenige der kugeligen Auxo- 
spore selbst, da es ja eigentlich nichts anderes vorstellt, als eine 
durch Einschaltung von ringförmigen Zonen bewirkte Verlängerung 
der letzteren, welche sich gewöhnlich auf 150 bis 180 « beläuft. 
Auf der Oberfläche der cylindrisch gewordenen Auxospore entdeckt 
man bei starker Vergrösserung eine Aufeinanderfolge von granulirten 
und glatten Abschnitten. Die beiden terminalen Hohlkugelhälften 
zeigen auf ihrer Oberfläche ebenfalls eine deutliche und in Reihen an- 
geordnete Granulirung. Wie nun diese Glieder, welche fast doppelt so 
dick sind, als wie die gewöhnlichen mittelstarken Melosira-Fäden, zu 
diesen letzteren sich fortentwickeln, habe ich nicht beobachten können. 
In einigen meiner Präparate sah ich indessen mehrfach mit den Längs- 
seiten fest verschmolzene Melosira-Fäden, die sich weder durch Ver- 
schieben des Deckglases noch durch Druck auf dasselbe trennen 
liessen. Diese Zwillingsfäden machten mir bei genauer Beobachtung 
den Eindruck, als ob hier eine Längstheilung eines dickeren 
Fadens in zwei dünnere stattfinde, obgleich dies ein bei den Dia- 
tomeen ganz ohne Parallele dastehender Fall wäre, der deshalb 
mannichfachen Zweifeln begegnen muss. Trotzdem registrire ich ihn 
hier und bemerke, dass eine Täuschung durch zerdrückte Fäden nicht 
vorgelegen hat, weil ich mich hiervon ganz sicher überzeugen konnte. 
Es bliebe also immerhin, wenn man den betreffenden Befund nicht 
als Längstheilung gelten lassen will, die Thatsache des Vorkommens 
einer Verschmelzung von Melosira-Fäden bestehen, deren Zustande- 


ı) Vergl. dessen Untersuchungen über Bau und Entwickelung der Bacillaria- 
ceen 1871. 


112 


kommen aber nicht um ein Haar weniger räthselhaft wäre, als die 
supponierte Längstheilung. Ich gedenke beim Wiederauftreten der 
Melosira laevissima im Gr. Plöner See diese Verhältnisse eingehender 
zu untersuchen — Zum Schluss möchte ich noch besonders erwähnen, 
dass ich Auxosporenbildung bei der genannten Spezies hauptsächlich 
in der Zeit vom 1. bis 16. April beobachtet habe. 


Im Monat Mai war das Plankton nach dem Verschwinden der 
Melosira so spärlich, dass eine Wägung desselben nicht mehr mit ge- 
nügender Sicherheit ausgeführt werden konnte. Ich wartete deshalb 
mit Fortsetzung meiner Gewichtsermittelungen bis zum Anfang des 
Juni, wo eine entschiedene Zunahme der limnetischen Organismen zu 
bemerken war. Aus der beigefügten Tabelle ist zu ersehen, wie es 
mit den quantitativen Verhältnissen des Plankton in der Zeit vom 
2. Juni bis zum 24. September 1894 bestellt gewesen ist. Der Juni- 
monat erscheint dabei als ziemlich planktonarm, wogegen der August 
in Folge der üppigen Entfaltung einer Wasserblüthe eine Anzahl 
sehr ins Gewicht fallender Beträge geliefert hat. 


Tag: Monat: Temp.: Gewicht: 


(Cels.) (mg. % 
2, Juni 13,5 1 Ay 
12. R 14,0 125 = 
19. x 15,3 125 & 
25. , 15,5 90 = 
I. Juli 19,5 69 © 
8. e 20,8 80 & 
15. . 185 sa. = 
32 A 17,2 257 5 
28. : 18,7 178 S 
6. August 18,7 400 e= 
19, R 17,8 218 3 
17. e 16,9 540 7 
2 % 16,0 180 3 
27. R 16,2 205 ® 
31. RL, 15,8 265 = 
24. September 14,0 270 


Die in der Zeit vom 12. bis zum 19. Juni deutlich hervortre- 
tende grössere Planktonmenge ist namentlich auf eine massenhafte 
Vermehrung der Bosminen und Räderthiere, sowie auf eine gerade 


113 


zu dieser Zeit stark gesteigerte Zunahme von Dinobryon stipitatum, 
Ceratium hirundinella und der Coloniestöcke von Uroglena volvox 
zurückzuführen. Am Beginn des Juli waren die Dinobryen, Uroglena 
und auch die Rotatorien lange nicht mehr so häufig, sodass die zeit- 
weilige Verminderung der Gesammtmasse des Plankton eine hinläng- 
liche Erklärung findet. Die in der Zeit zwischen dem 15. und dem 
22. Juli hingegen wieder eintretende Gewichtsvermehrung rührt von 
der massenhaften Vegetation einer in sonnenförmigen Colonien auf- 
tretenden Alge (Gloiotrichia echinulata Richt.) her, die im Gr. Plöner 
See während der beiden wärmsten Sommermonate alljährlich die be- 
kannte Erscheinung einer Wasserblüthe im grossen Maasstabe her- 
vorruft.!) Die ersten Exemplare dieser flottirenden Schizophycee 
können zwar schon um die Mitte des Juni häufig in den Plankton- 
präparaten beobachtet werden, aber trotzdem dauert es noch bis weit 
über die Mitte des Juli hinaus, ehe sich die Colonien durch fortgesetzte 
Selbsttheilung bis zu dem Grade vermehrt haben, dass sie einen 
stark hervortretenden Bestandtheil des Plankton bilden. Dann aber 
schweben sie in ungeheurer Anzahl in den oberen Wasserschichten 
und man kann die millimetergrossen gelblichgrünen Kügelchen auch 
schon mit blossem Auge sehen, wenn man vom Boote aus einen 
Blick ins Wasser thut. Der massenhaften Anwesenheit dieser Gloio- 
trichia, die alljährlich um dieselbe Zeit auftritt, sind darum auch 
die grossen Gewichtsbeträge vom 6. und 17. August zu verdanken 
gewesen, welche an die im März und April d. J. erhaltenen erinnern. 
Untersucht man die verticale Verbreitung der in Rede stehenden 
Alge mit Hülfe von Stufenfängen genauer, so tritt aufs Klarste hervor, 
dass sie gewöhnlich nur bis in eine Tiefe von 10 Metern verbreitet 
ist. Das Maximum der Dichtigkeit ihres Vorkommens liegt aber — 
wie die sorgfältigen Ermittelungen des Dr. Strodtmann beweisen 
— der Oberfläche noch viel näher, und es ist in Betreff dieses Punktes 
die Abhandlung des Genannten (VIII. Abschnitt) im Speciellen nach- 
zusehen. ’ 

Ich selbst theile hier zunächst die Resultate eines Stufenfanges 
vom 22. Juli mit, welcher folgende Gewichtszahlen lieferte: 

Aus 10 Meter Tiefe 183 Milligramm 
„ 20 „ „ 206 „ 
„ 40 ” „ 257 „ 

Während also die Fangstrecke von 10 Metern dicht unter der 

Oberfläche 183 mg ergab, brachten die nächsten 10 m nur 23, und 


ı) Vergl. hierüber den II. Forschungsbericht von 1894. S. 31-47, 
8 


114 


die gleiche Strecke zwischen 20 und 40 m erwies sich mit 25 mg 
auch nicht als reicher. 

Am 12. August verhielten sich die Ergebnisse der einzelnen 
Stufenfänge zu einander wie folgt: 

Aus 10 Meter Tiefe 133 Milligramm 
20 ” ” 160 ” 
» 40 „ „ 218 „ 

Auch hier tritt sofort der bei weitem grössere Gehalt der Ober- 
flächenschicht an Gloiotrichia hervor, wogegen die tiefer gelegenen 
Schichten nur mit 27 und 24 Milligramm Plankton in Vergleich 
damit zu stellen sind. Die Vegetation der Gloiotrichia verleiht somit 
der bis zu 10 Meter gehenden obersten Wasserschicht eine über 
5 Mal grössere Plankton-Gewichtsmenge, als sie die darauf folgenden 
Schichten von gleicher Höhe besitzen. 

Weiterhin (17. August), als die Dauersporenbildung bei 
Gloiotrichia echinulata eintrat und die Colonien in Bezug auf ihre 
Anzahl das Maximum erreicht hatten, ergab der bezügliche Stufen- 
fang nachstehende Verhältnisse: 

Aus 10 Meter Tiefe 282 Milligramnı 
20:05; 1675 nr 
” 40 „ ” 540 ” 

Hiernach war an diesem Fangtage die Schicht zwischen 10 und 
20 m die an Gloiotrichien reichste, denn sie lieferte 393 Milligramm, 
wogegen die gleich hohe Wasserschicht zwischen 30 und 40 m nur 
67 Milligramm unter den gleichen Bedingungen ergab. Die grössere 
Verbreitung der Gloiotrichien nach der Tiefe zu, welche für den 
17. August durch die obigen Befunde festgestellt wird, dürfte da- 
durch zu erklären sein, dass die mit zahlreichen Dauersporen aus- 
gestatteten Colonien spezifisch schwerer werden und dadurch an 
Schwebfähigkeit einbüssen, resp. allmählich hinab auf den Grund 
sinken. Diese Annahme, die in sich selbst wahrscheinlich ist, findet 
ihre volle Bestätigung durch die Stufenfänge vom 31. August, zu . 
welcher Zeit die Gloiotrichien schon sehr bedeutend abgenommen 
hatten und ihrem gänzlichen Erlöschen nahe waren. Die damals 
ausgeführte Wägung besagt Folgendes: 

Aus 10 Meter Tiefe 50 Milligramm 
2027 „ol 00: 06 
” 40 „ „ 265 ” 

Aus diesen Gewichtszahlen wird sofort die zwischen 20 und 40 m 
angehäufte Planktonmenge ersichtlich, welche für die Fangstrecke 
von 10 m 87 Milligr. ergab, wogegen die Schicht zwischen 10 und 


” 


” 


”„ 


115 


20 m nur 40 lieferte. Diese starke Abweichung in dem Verhältniss 
der Stufenfänge zu einander, die durch die Zahlen 50, 40 und 87 
illustrirt wird, ist — da sich zu jener Zeit in der sonstigen Zusammen- 
setzung des Plankton nichts geändert hatte — nur auf die unter- 
sinkenden und dem Grunde zustrebenden Gloiotrichien zurückzuführen. 
Dieselben waren von nun ab nur noch in ganz geringer Häufigkeit 
zu finden und am 5. September constatirte ich in dem der Station 
zunächst gelegenen Seetheile bloss noch vereinzelte Exemplare. Im 
Ascheberger Theil hingegen (vergl. die dem II. Hefte der Forschungs- 
berichte beigegebene Karte) konnte Dr. Strodtmann zur nämlichen 
Zeit (6. Septbr.) noch einen ansehnlichen Bestand an flottirenden 
Gloiotrichien nachweisen, woraus hervorgeht, dass das Erlöschen 
dieser Species keineswegs in allen Regionen des Gr. Plöner Sees 
gleichzeitig erfolgt. — Am 24. Septbr., nachdem die Gloiotrichia 
längst aus dem Plankton verschwunden war, einige Krebs- und 
Räderthierspecies aber in recht erheblichen Individuenmengen auf- 
traten, betrug das Gewicht eines Fanges aus 40 m Tiefe 270 Milli- 
gramm, also etwa ebensoviel als zu der Zeit, da die Gloiotrichia in 
starker Vermehrung begriffen und etwa 12 Tage von ihrem ersten 
Maximum entfernt war. Diese Gewichtssteigerung trat übrigens schon 
am Schlusse des Augustmonats ein und ist, wie bereits hervorgehoben 
wurde, namentlich auf die Zunahme gewisser Krebs- und Räderthier- 
Arten zurückzuführen. Mit dem 24. September stellte ich meine 
Wägungen ein, um die bisher erzielten Ergebnisse derselben an dieser 
Stelle veröffentlichen zu können. 

Die mitgetheilten Gewichtsangaben sind offenbar gut dazu ge- 
eignet, uns eine klare Vorstellung von der Menge der lebendigen 
Substanz zu verschaffen, welche in unseren Landseen in Gestalt von 
Algen, Infusorien, Räderthieren und Crustaceen vorhanden ist, und 
gleichzeitig machen sie uns mit dem Wechsel in der Gesammtquan- 
tität dieser schwebenden Organismen, welche das Hauptmaterial für 
die Ernährung der jugendlichen Fischfauna bilden, in einer für 
praktische Zwecke ausreichenden Weise bekannt. Dass es sich dabei 
nur um annähernd zutrefiende Angaben handeln kann, wurde schon 
mehrfach von mir hervorgehoben, soll aber hier nochmals aus- 
drücklich betont werden, um den Kritikern und Gegnern der Wäge- 
methode keinen Anlass zu überflüssigen Bemerkungen zu geben. 
Für Hinweise zur Verbesserung des von mirin Anwendung gebrachten 
Verfahrens werde ich jedoch stets sehr dankbar sein. 

Vergleichende Untersuchungen über Planktonquan- 
tität im Vierer See. — Mit Hülfe der Wage habe ich auch fest- 

g* 


116 


stellen können, wie sich die Planktonproduktion des Vierer Sees, 
einer grössern Bucht des grossen Plöner Seebeckens, zu derjenigen 
dieses letzteren verhält. Beim blossen Anblick der am 19. Juni nach- 
mittags gemachten Fänge konnte man bereits urtheilen, dass in der 
Bucht (von 1,34 Quadratkilometer Fläche und 3 bis 12 m Tiefe) weit 
mehr Plankton erzeugt werde, als im See selbst. Aber erst durch 
Wägung liess sich ermitteln, dass bei gleicher Höhe (10 m) und 
gleichem Querschnitt der Wassersäule (63,6 gem) die Bucht 228 Milli- 
gramm, der See aber nur 100 zu jener Zeit lieferte. Am 25. Juni 
wurde der Vergleich wiederholt, wobei sich ergab, dass die Produk- 
tion in beiden Gewässern zwar abgenommen hatte, aber im Vierer 
See doch auch jetzt noch bedeutender war (150 Milligr.) als im Gr. 
Plöner (90 Milligramm). Die Temperatur erwies sich an beiden 
Fangtagen um 1 Grad höher als im Hauptbecken, nämlich 16,5° Cels. 
Zwei und einen halben Monat später (10. Septbr.) war der Vierer See 
ausserordentlich planktonreich und ergab über 1000 Milligramm, 
wogegen der Gr. Plöner See zur selbigen Zeit nur mit 123 Milligr. 
in Parallele zu stellen war. Dieses starke Missverhältniss wurde haupt- 
sächlich durch die üppige Wucherung zweier limnetischer Algen- 
gattungen (Clathrocystis und Microcystis) verursacht, deren grünliche 
Flocken das ganze Wasser des Vierer Sees in grosser Dichtigkeit 
erfüllten. Vier Tage später schien die Algenvegetation in der Bucht 
schon etwas im Rückgange befindlich zu sein, denn das Gewicht der 
auf gleiche Art gewonnenen Planktonmenge war für den Vierer See 
785 Milligramm, für den Gr. Plöner dagegen 135 Milligramm. Aus 
der letztgenannten Gewichtsziffer ist indessen nicht ohne weiteres 
der Schluss zu ziehen, dass die Planktonquantität im Grossen See 
wieder etwas zugenommen habe, während sie drüben in der Bucht 
zurückging. Denn da die mitgewogene Feuchtigkeit nicht jedes Mal 
von gleich grossem Betrage ist, so erklärt es sich hinlänglich, dass 
Unterschiede von 10 bis 12 Procent beim Abwiegen derselben Plankton- 
mengen leicht vorkommen können. Um dies im vorliegenden Falle 
zu controliren, stellte ich für alle 4 Fänge die Volumina fest und 
erhielt folgendes Ergebniss: 


Vierer See (10. Septbr.) ...... 7,0 ccm 
Gr. Pl. See (10. Sepitbr.) 72... 0.) 
Vierer See (14. Septbr.) ..... 5,0 ccm 
Gr. Pl.’See (14. Septbr) =... 0:5: 


Hieraus geht nun mit völliger Bestimmtheit hervor, dass die 
Planktonmenge thatsächlich im Vierer See binnen 4 Tagen erheblich 


Ta 


abgenommen hatte, wogegen sie im Grossen See während dieses 
Zeitraums unverändert geblieben war. Ausserdem ersieht man an 
diesem Beispiele, dass die Wägemethode in demselben Maasse un- 
sicherer wird, als die abzuwiegenden Planktonbeträge kleiner aus- 
fallen, während sie beim Abwiegen grösserer Fangergebnisse die 
Differenzen zwischen denselben ziemlich scharf hervortreten lässt und - 
damit ganz gute Dienste leistet. Eine grössere Genauigkeit bei der 
Gewichtsermittelung kleinerer Planktonmengen kann man natürlich 
dadurch erzielen, dass man 3 oder 4 derartige Fänge zunächst einzeln 
wiegt und das Mittel aus den erhaltenen Gewichten nimmt. Dann 
wiegt man alle 3 oder 4 Fänge (die natürlich auf dieselbe Tiefe sich 
beziehen müssen) zusammen und berechnet hieraus das Mittel noch- 
mals. Addirt man nun die so erhaltenen beiden Durchschnittszahlen, 
so wird das zum dritten Male genommene Mittel dem wirklichen 
Thatbestande am nächsten kommen. Dieser Weg ist freilich zeit- 
raubend, kann aber doch in manchen Fällen (z. B. im Winter, wenn 
das Plankton sehr spärlich ist) kaum umgangen werden. 


VI. 


Ueber die horizontale und verticale 
Verbreitung limnetischer Organismen. 
Von Dr. Otto Zacharias (Plön). 


Dass manche Planktonwesen mehr die oberen, andere die mittleren 
und einige Arten sogar die tiefsten Wasserschichten bevorzugen, ist 
schon seit längerer Zeit bekannt. Aber es fehlte bisher an genaueren 
ziffernmässigen Nachweisen über die nähern Verhältnisse dieser 
verticalen Vertheilung der einzelnen Formen. Ich habe nun in 
dieser Hinsicht bezüglich des Gr. Plöner Sees jüngsthin Unter- 
suchungen angestellt, deren Ergebnisse ich im Nachstehenden mit- 
theilen werde. Auch in Betreff der horizontalen Verbreitung 
limnetischer Organismen kann ich bestimmtere Angaben machen, als 
bisher vorlagen. Aus denselben ist zu entnehmen, dass man bei 
der Planktonvertheilungsfrage zu unterscheiden hat 
zwischen dem Plankton als Masse und den einzelnen Spe- 
cies von schwebfähigen Pflanzen und Thieren, aus denen 
sich dieselbe zusammensetzt. In letzterer Beziehung findet, 
wie meine Nachweise ergeben werden, keine gleichförmige Vertheilung 
statt, sondern während einzelne Species mehr an der Peripherie des 
Sees zu finden sind, worunter aber keineswegs die Uferregion ver- 
standen werden soll, bevorzugen wieder andere die centralen Partien 
und sind nur weit draussen ‘und sehr fern vom Lande in grösseren 
Individuenzahlen anzutreffen. Das Plankton als Masse hingegen ist 
ziemlich gleichförmig vertheilt, d. h. verticale Netzzüge-aus derselben 
Tiefe, und Oberflächenfänge von derselben Zeitdauer liefern auch an- 
nähernd dieselben Volumina und Gewichtsmengen, sodass Unterschiede 
im Betrage von mehr als 25 Prozent selten zu verzeichnen sind. 
Nichts deutet darauf hin, dass es vollkommen planktonleere oder 
anderntheils von limnetischen Wesen übervölkerte Stellen an der 
Oberfläche oder in der Tiefe eines Seebeckens gebe. Es herrscht 


119 


vielmehr überall mannichfaltiges Leben in annähernd gleicher 
Massenertheilung. Freilich gilt das aber stets nur von den Bezirken 
gleicher Tiefe und übereinstimmender Beschaffenheit des Seegrundes, 


sonst ergeben sich — wie Dr. S. Strodtmann durch Entnahme von 
zahlreichen Stichproben in den verschiedenen Regionen des Gr. Plöner 
Sees gezeigt hat — sehr bedeutende Differenzen, welche bis zur 


Vervierfachung des Planktonvolumens hinaufgehen können.!) Solche 
Unterschiede sind es denn auch gewesen, welche mir im Sommer 
1893 starke Zweifel an der gleichförmigen Vertheilung des Limno- 
plankton erregten, denen ich im II. Hefte der Forschungsberichte (S. 
126 u. ff) unumwundenen Ausdruck gegeben habe. Diese da und 
dort im See hervortretenden Ungleichförmigkeiten finden jetzt ihre 
Erklärung durch die Thatsache, dass die Planktonmenge in 
Binnenseen von grosser Flächenausdehnung in unmittel- 
barer Abhängigkeit von den Tiefenverhältnissen steht. 
Ein Wasserbecken wie der Grosse Plöner See zeigt demnach so viele 
Verschiedenheiten in der Massenvertheilung des Plankton als er Ein- 
senkungen und Erhebungen des Grundes besitzt, und deren sind 
nicht wenige, wie Dr. W. Ule durch seine fleissigen Lotungen nach- 
gewiesen hat.?2) In den Binnenseen sind also die wechselnden Tiefen 
von sehr grossem Einflusse auf die Planktonvertheilung und man 
kann deshalb sehr leicht zu der Ansicht kommen, dass das Limno- 
plankton an einzelnen Stellen stark verdichtet sei, wenn man nicht 
durch anderweitige Forschungsarbeiten darauf geführt worden ist, 
dass hier eine immer wiederkehrende Gesetzmässigkeit vorliegt, die 
man bei Beurtheilung der biologischen Verhälnisse von Binnenseen 
nicht ausser Acht lassen darf. Nur in einem idealen Wasserbecken, 
welches — vom Uferrande aus gerechnet — in gleichen Abständen 
von seiner Peripherie auch überall gleiche Tiefen besitzt, würde man 
eine fast vollkommen gleichförmige Vertheilung und Dichtigkeit des 
Plankton erwarten dürfen. Bei anderer Sachlage hingegen, werden 
es nur die Bezirke von annähernd gleicher Tiefe sein, welche die 
wenigste Ungleichförmigkeit in derselben Hinsicht darbieten. 
Hieran ist noch folgende Bemerkung in Betreff der Vertheilung 
zu knüpfen. Ist diese, wie wir gesehen haben, in gleichtiefen Bezirken 
thatsächlich annähernd gleichförmig, so ist dies doch nicht so zu ver- 
stehen, als ob das an verschiedenen Stellen des Sees gewonnene 


ı) Hierüter sind die genauen Angaben des VIII. Abschnittes nachzusehen, 
welche sich auf diesjährige Untersuchungen gründen. 

2) Vergl. W. Ule: Geologie und Orohydrographie der Umgebung von Plön 
im II. Hefte der „Forschungsberichte“. S. 1-10. 


120 


gleiche Volumen auch immer aus der nämlichen Anzahl von Arten 
bestehen müsste oder — wenn dies wirklich gelegentlich vorkommt 
— als ob jede Art dann immer durch übereinstimmende Individuen- 
zahlen vertreten wäre. In beiden Beziehungen können vielmehr 
beträchtliche Abweichungen vorkommen, wenn es auch gewisse 
dominirende Species giebt, wie Hyalodaphnia kahlbergensis, Bosmina 
longirostris, Ceratium hirundinella u. s. w., die durch alle Regionen 
des Gr. Plöner Sees verbreitet und daher in jedem Fange zu con- 
statiren sind, wenn die Zeit ihres Erscheinens herbeigekommen ist. 
Im Gegensatz zu diesen giebt es aber auch Gattungen und Arten, 
die nur ein sporadisches Vorkommen zeigen, insofern sie entweder 
in spärlicher Individuenzahl auftreten und deshalb relativ selten mit 
aufgefischt werden, oder insofern sie auf gewisse Partien des Sees 
beschränkt zu sein scheinen, wo ihnen die Lebensbedingungen besonders 
zusagen. — 


Nach diesen mehr allgemein gehaltenen Bemerkungen gehen 
wir zur Darlegung der speciellen Ergebnisse über, welche auf Grund 
von Zählungen gewonnen worden sind. Diese betreffen zunächst: 


a) Horizontalfänge. — Eine Bootsfahrt in der Richtung 
nach der Insel Alsborg (wobei das Netz in 2 m Tiefe ging) ergab 
am 14. Sept. 1894 nach 2,5 Minuten ein Planktonquantum von 2,5 
ccm. Hierauf wurde das Boot gewendet und die Rückfahrt ausge- 
führt. Diese ging in weitem Bogen dem Ausgangspunkte wieder zu 
und dauerte 5 Minuten. Das jetzt aufgefischte Planktonquantum 
betrug 4,6 ccm, war also — wie auch erwartet werden konnte — 
nahezu doppelt so gross als das zuerst erbeutete. Dieser Befund 
spricht also deutlich zu Gunsten einer gleichförmigen Vertheilung 
der limnetischen Organismen in den oberflächlichen Wasserschichten 
des betreffenden Seebezirkes. 


Dieses Ergebniss fand seine volle Bestätigung durch die später 
ausgeführte Zählung. Zu diesem Behufe wurden beide Plankton- 
quanta in je 100 ccm Flüssigkeit (schwache Chromsäurelösung) 
gebracht und davon gleiche mit der Hensen’schen Stempelpipette 
entnommene Beträge (nämlich 3x0,5 ccm) unterm Mikroskop ge- 
wissenhaft durchgezählt. Die nachfolgende Gegenüberstellung enthält 
die aus 3 Zählungen gewonnenen Mittelwerthe für jeden der beiden 
Horizontalfänge. Freilich handelt es sich hier nur um Verhältniss- 
zahlen, da die wirkliche Menge des durchfiltrirten Wassers für diesen 
Fall nicht bekannt ist. Die spärlicher vorkommenden Formen wurden 
bei der Zählung unberücksichtigt gelassen. 


121 


14. Septbr. 189. 


(morgens) 
I. Fang (2,5 Min.), II. Fang (5 Min.) 

Hyalodaphnia kahlberg. . . . . 5 Stück 14 Stück 
Bnsmina lonpirostrise."7 20, ET 
Gyelops.oithonoides '. . „7. . 67° „ 140 ,„ 
Diaptomus graciloids . . .. 3, AN, 
Synchaeta peclinata . .». . . . 27 „5 46, 
Balyarthra' platyptera .". .. 0. 16 5 he 
Ceratium hirundinella Ns UrmeN 

Die erste Fahrt (nach Alsborg hin) beschrieb, wie schon ange- 
deutet, eine gerade Linie — sagen wir eine Sehne; die andere den 


betreffenden Bogen dazu. Es wurden also auf der Rücktour ganz 
andere Wassermassen durchfiltrirt, als vorher. Trotzdem stimmt aber 
das Verhältniss zwischen Fahrzeit und Stückzahl für beide Fänge sehr 
gut überein, zumal wenn man in Erwägung zieht, dass der 2. Fang 
etwas weniger als das doppelte Volumen des 1. geliefert hat. 

Am Nachmittage desselben Tages (14. Septbr.) wurde nochmals 
ein Horizontalfang von 2,5 Minuten Zeitdauer gemacht. Dieses Mal 
begann aber die Fangstrecke erst weit hinter der Insel Alsborg 
und war querüber nach dem jenseitigen Ufer gerichtet. Das auf 
dieser Fahrt erlangte Plankton entstammte also einer mehr central 
gelegenen Region des nördlichen Seetheils und ergab, der dort herr- 
schenden grösseren Tiefe entsprechend, nur 1,5 ccm an Volumen, 
obgleich das Netz ebenfalls 2 Meter unter der Oberfläche, genau so 
wie am Morgen, gefischt hatte. Es zeigte sich hier auch eine ganz 
andere Artenvertheilung wie diesseits von Alsborg, und die Zählung 
ergab in Betreff der Individuenmengen, was folgt: 


14. Septbr. 1894, 13,9% Cels. 


(nachmittags) 
III. Fang (2,5 Min.) 

Hyalodaphnia, kahlberg.......... 00.1.) 280 u. 21 Stück 
Boswimianlongirostrise sun. ete 4000 ee Bin 
POSTEINALCORERON an en. ee 
Burlopssoitkongtdens hr ct ln er ar 
Synehaata, peelinata: Ir 3. era 4% ea aussen 
Eolvazrthra,platyplera:ni. 4420 8, es karte DEN 
Eeratam. hirundinella ner... 2 0 ee 


Auch im vorliegenden Falle sind bloss die häufiger wieder- 
kehrenden Arten in das Zählprotokoll aufgenommen worden. Vergleicht 


122 


man nun diesen 3. Horizontalfang in Bezug auf Volumen und Zu- 
sammensetzung mit dem vorher specificirten von gleicher Zeitdauer, 
so kann man sich ein ungefähres Bild von der sehr abweichenden 
Vertheilung des Plankton und seiner Componenten in unmittelbar 
benachbarten Seetheilen machen, sobald dabei verschiedene Tiefen- 
verhältnisse in Betracht kommen. Diesseits von Alsborg lothet man 
durchschnittlich nur 20—25 m, wogegen jenseits dieser etwa 800 m 
vom Lande gelegenen Insel alsbald Tiefen von 35—38 m zu con- 
statiren sind. Dieser Unterschied prägt sich auf das Klarste auch in 
den bezüglichen Oberflächenfängen aus, die nicht bloss dem Volumen 
nach, sondern auch hinsichtlich der Individuenzahlen, womit die 
nämlichen Arten sich an der Composition des Plankton betheiligen, 
stark von einander abweichen. Hierzu kommt noch, dass gewisse 
Räderthiere (Anuraea longispina, A. cochlearis und Bipalpus) hinter 
Alsborg viel zahlreicher angetroffen wurden als davor, und dass 
notorische Tiefenformen, wie Mastigocerca capucina und Triarthra, 
die in den diesseitigen Fängen überhaupt nicht zu finden waren, 
weiter draussen in ziemlicher Häufigkeit auftraten. Umgekehrt schienen 
der zierliche Volvox minor und Rhaphidiophrys pallida in weit grösserer 
Anzahl vor (!) Alsborg, als jenseits dieser Insel im Plankton ver- 
treten zu sein. 

b) Verticalfänge. — Senkrecht zur Wasseroberfläche ausge- 
führte Netzzüge bieten den grossen Vortheil dar, dass wir hier stets 
das Verhältniss der erbeuteten Plankton-Quantität für eine ganz 
bestimmte Wassersäule, nämlich für eine solche von der Länge der 
Fangstrecke und dem Querschnitt der Netzöffnung, feststellen können. 
Ausserdem geben uns Verticalfänge, welche an derselben Stelle im 
See, aber in verschiedenen Tiefen gemacht werden, die Möglichkeit 
an die Hand, Einblicke in die Vertheilungsverhältnisse des Plankton 
in der Richtung von der Oberfläche bis zum Grunde zu thun. 
Das Verfahren hierbei ist ganz einfach und besteht darin, dass die 
Ergebnisse der aufeinander folgenden Stufenfänge einer genauen 
Durchmusterung und Vergleichung unterzogen werden. Auf diese 
Weise muss nothwendig das, was einer bestimmten Stufe eigen- 
thümlich ist, klar hervortreten; ebenso das, worin sie sämmtlich 
übereinstimmen. Verbinden wir hiermit auch noch Zählungen, so 
sind wir nicht bloss im Stande, zu sagen, welche Arten von Orga- 
nismen in den verschiedenen Fängen vorhanden sind, sondern auch 
wieviele von einer gewissen Sorte jeder einzelne Fang enthält. Auf 
diesem Wege ergiebt sich dann ganz von selbst eine klare Vor- 
stellung von der verticalen Verbreitung des Plankton und seiner 


123 


diversen Bestandtheile, wovon nun im Nachstehenden specieller die 
Rede sein soll. 

Das mittels solcher Fänge gewonnene Material wird direkt aus 
dem See in ein hinreichendes Quantum von Conservirungsflüssigkeit 
(1/,-prozentige Chromsäure) gebracht und 4—5 Stunden darin belassen. 
Hiernach beginnt die Laboratoriumsarbeit, welche zunächst darin 
besteht, das gehärtete Material auf einem Filter zu sammeln und 
möglichst gut auszuwaschen. Nunmehr schreitet man zur „Ver- 
dünnung“ desselben, d. h. man vertheilt jeden einzelnen Fang in 
ein bestimmtes Quantum Alkohol, Formolwasser oder dergleichen. 
Je nach der Menge des Materials können dies 50, 100 oder 200 cem 
sein. Hieraus werden jetzt — nach erfolgter gleichmässiger Mischung 
des so verdünnten Fanges durch Umrühren mit einem Glasstabe — 
mit Hülfe einer geaichten Pipette Stichproben im Betrage von 0,1, 
0,5 oder 1 ccm entnommen, auf einer liniirten Glasplatte ausgebreitet 
und wirklich unterm Mikroskop durchgezählt.!) Gesetzt nun, man 
hätte im Mittel von 3 derartigen Zählungen für 0,5 cem neben den 
Vertretern verschiedener anderer Gattungen auch 15 Stück Oyelops 
erhalten, so würde bei gleichmässiger Mischung des Zählmaterials 1 
ganzer Cubikcentimeter 30 Stück davon geliefert haben. Mithin kämen 
auf den gesammten Fang, welcher — wie wir annehmen wollen — 
in 100 cem vertheilt wurde 100%30 — 3000 Cyelops- Exemplare. 
Selbstverständlich sind es nur annähernd zutreffende Angaben, welche 
auf solche Weise rechnungsmässig gewonnen werden, aber immerhin 
sind dieselben für eine Vergleichung der Planktonproduction ver- 
schiedener Seen oder zur Ermittelung der im Jahreslaufe hervor- 
tretenden Unterschiede im Planktongehalt des nämlichen Sees völlig 
hinreichend.?2) Ebenso können sie zu einer Feststellung der verticalen 
und horizontalen Verbreitung des Planktons, resp. der verschiedenen 


1) Hierzu ist selbstredend ein nach den Coordinaten bewegbarer Zähltisch 
erforderlich, der in einer sehr handlichen und sich gut bewährenden Construction 
vom Universitätsmechaniker Herrn A. Zwickert in Kiel hergestellt wird. Der Preis 
desselben beträgt je nach der Grösse 55 bis 65 Mark. — Der Genannte liefert auch 
die geaichten gläsernen Pipetten mit eingeschliffenem Metallstempel. 

2) Figentlich muss bei den quantitativen Ermittelungen auch der sogenannte 
„Netzcoöfficient“ mit berücksichtigt werden, d. h. jener Bruchtheil des filtrirten 
Wasserquantums, der beim Hinaufziehen des Netzes über den Ring desselben abfliesst, 
weil die engen Maschen der Seidengaze dem durchgehenden Wasser einen gewissen 
Widerstand entgegensetzen. Dieser Bruchtheil schwankt je nach der Geschwindig- 
keit des Aufzugs und der Maschenweite des Netzzeugs. Ueber die Specialitäten der 
Methode vergleiche man: V, Hensen: Die Bestimmung des Plankton, 1887, S, 3 
bis S, 33, 


124 


Bestandtheile desselben dienen, wie sogleich an einigen Beispielen 
gezeigt werden soll. 
Am 19. Aug. d. J. untersuchte ich 3 Verticalfänge aus je 10 
m Tiefe, von denen der eine in der Bucht des Plöner Schlossgartens, 
der zweite in 300 Meter Entfernung davon vor Alsborg, und der 
dritte noch 300 Meter weiter unweit der Rott’schen Handelsgärtnerei 
gemacht worden war. Die damalige Zählung erstreckte sich auf nur 
4 Formen und ergab folgende Individuenzahlen für jeden der drei 
Fänge: 
19: Aug: .1894.,016,5.0,@els. 
Tiefe: 10 m Gloiotriehia: Hyalodaphnia: Copepoden: Bosm. coregoni: 


Schlossgarten: 450 630 720 150 
Alsborg: 630 540 840 150 
Rott’s Gärtn.: 1080 540 810 150 


Auf der 600 Meter langen Strecke zeigten also die Kruster eine 
sehr gleichförmige Verbreitung und nur die als Wasserblüthen-Alge 
auftretende Gloiotrichia macht davon eine Ausnahme, die sich aber 
dadurch erklärt, dass der damals vorherrschende westliche Wind die 
sehr oberflächlich schwebenden und nur passiv treibenden Gallert- 
kügelchen in jener östlichen Ecke des Sees zusammenschaarte Un- 
tersuchen wir nun, wie dieselben 4 Formen sich hinsichtlich ihrer 
Verbreitung in verschiedenen Tiefen verhalten. Stufenfänge aus 10, 
20 und 40 m lieferten folgende Individuenzahlen zur Entscheidung 
dieser Frage: 

19, Aug7 158947 21659,Gels. 
Tiefe: Gloiotriehia: Hyalodaphnia: Copepoden: Bosm. coregoni: 


10 m 630 540 840 150 
20 m 810 510 1350 100 
40 m 600 660 1620 100 


Für Gloiotrichia geht aus dieser Zahlenzusammenstellung deren 
auf die oberen Wasserschichten beschränkte Verbreitung auf’s Klarste 
hervor; denn sonst hätte die Fangstrecke aus 40 m bedeutend mehr 
hinzu liefern müssen, anstatt dasselbe oder noch weniger zu ergeben, 
als die Fänge aus 10 und 20 Meter. Da übrigens der Fang aus 
40 m dieselbe Strecke naturgemäss mit durchstreicht, welche der 
20 m-Fang für sich allein abfischt, so muss die Zahl 810 falsch und 
dadurch entstanden sein, dass zufällig einmal etwas mehr Gloio- 
trichien in die Stempelpipette hineingerathen sind, als gewöhnlich. 
Diese Alge ist, wie aus den speciell darauf gerichteten Zählungen 
Dr. Strodtmanns ersehen werden kann, nur ziemlich nahe der Ober- 
fläche zahlreich verbreitet. Für Hyalodaphnia kahlbergensis hingegen, 


125 


sowie für die Copepoden, beweisen die oben mitgetheilten Zahlen 
auch eine ansehnliche Verbreitung nach der Tiefe zu, bis über 20 m 
hinab. Und zwar kommt auf diese unteren Wasserschichten etwa 
ein Drittel des Hyalodaphnia-Bestandes, welcher innerhalb der obersten 
10 m zu finden ist — soweit hierfür die Befunde des 19. Aug. als 
maassgebend angenommen werden können. In betreff der Copepoden 
stellt sich das Verhältniss der Tiefenverbreitung noch klarer heraus; 
es beträgt nämlich für dieselben ein reichliches Drittel. Bosmina 
coregoni hingegen zeigte sich an jener Fangstelle nur in der ober- 
halb 10 m gelegenen Wasserzone verbreitet. 

Aus den angegebenen Verbreitungszahlen lässt sich ausserdem 
noch entnehmen, dass jene 4 Formen ihrer Hauptmenge nach in der 
obersten Wasserschicht zu finden sind, und wie wir noch sehen 
werden, gilt das auch vom Plankton im Allgemeinen, nicht bloss 
von den hier angeführten wenigen Mitgliedern der limnetischen Or- 
ganismenwelt. In der Zeit vom 19. August bis zum 31. war Gloio- 
trichia um etwa das 20-fache an Zahl zurückgegangen. Derselbe 
Fang aus 10 m, welcher damals 600 Stück dieser kugeligen Algen- 
colonien lieferte, ergab jetzt nur noch 30. Dagegen hatten die 
Copepoden sich in dieser kurzen Spanne Zeit erheblich vermehrt, denn 
aus den 3 Stufenfängen vom 31. August gewann ich folgende Zahlen 
speciell für Cyclops oithonoides: 


AUsllrmm Derr 690 Exemplare 
RB 2190 5 
AAN ne 3510 Pr 


Hinsichtlich der verticalen Vertheilung lässt sich aus dieser 
Angabe ersehen, dass die Kruster gelegentlich massenhaft in grössere 
Tiefen hinabsteigen, denn die Öberflächenschicht (bis zu 10 m) be- 
herbergte am 31. Aug. noch nicht einmal die Hälfte der zwischen 
10 und 20 m vorfindlichen Cyclopen, welche sich übrigens auch sehr 
stark bis in noch grössere Tiefen verbreitet zeigten, wie aus obigen 
Zahlen unmittelbar hervorgeht. Zu allen diesen Fängen wurde ein und 
dasselbe Planktonnetz benutzt, sodass die Ergebnisse durchweg 
vergleichbar sind. Einige schweizerische Seenforscher wollten die 
Beobachtung gemacht haben, dass die Planktonwesen und besonders 
die limnetischen Kruster in dunklen Nächten aus den unteren und 
mittlern Wasserschichten zur Oberfläche emporsteigen, um bei Anbruch 
des Tages allmählich wieder in die Tiefe hinabzusinken. Am Plöner 
See konnte ich das nicht bestätigt finden, obgleich ich zu verschiedenen 
Malen mit Rücksicht hierauf Tag- und Nachtfänge verglichen habe. 
In diesem Jahre (1894) bin ich nochmals auf diese Frage einge- 


126 


gangen und habe dieselbe auf Grund von Zählungen für den Grossen 
Plöner See dahin zum Entscheid gebracht, dass in diesem Wasser- 
becken kein Aufsteigen planktonischer Kruster und 
Räderthiere während derdunkelsten Abendstundenerfolgt. 
Meine Ermittelungen beziehen sich auf den 17. September, wo zwar 
Mondschein im Kalender stand, der Himmel aber thatsächlich stark 
bewölkt war, sodass nahezu vollkommene Finsterniss herrschte. Die 
Zählungen ergaben für die 4 Vergleichsfänge nachstehend verzeich- 
netes Resultat: 


Tagfänge (morgens 9 Uhr): 16. Septbr. 94. 


Eagle ls 2. 

& =. 50 50 85 | ee e 
2 I = 7 7 &0 3 =) Bi S © = 
= a een | = 
Eee | = 
lee 

10 m 8 6 - HI — 47 —|14|13|19 
40 m 19 | 40 141.\.:5:| 22,31.44.1.28 216%) 1021518 

Nachtfänge (abends 10 Uhr): 16. Septbr. 94. 
10 m | 10-7. 1.281064 | 3 |.2: 178% — | 452032207094 


40 m 25-1766) 4711139) 2717477795) 172,202 208 


Die Ziffern stellen hier Mittelwerthe dar, welche aus einer drei- 
maligen Durchzählung von je 0,5 ccm des mit 50 ccm verdünnten 
Fangertrags gewonnen wurden. Dieselben wären also zunächst zu 
verdoppeln und dann mit 50 zu multiplieieren, wenn es sich um die 
Ermittelung der thatsächlich aufgefischten Individuenmengen handelte. 
Darauf kommt es hier aber nicht an; sondern aus obiger Zusammen- 
stellung soll nur hervorgehen, dass die Vertheilung des Plankton in 
den späten Abendstunden des 16. Septbr. an der Oberfläche sowohl 
wie in der Tiefe keine andere war, als 13 Stunden vorher bei hellstem 
Tageslichte. Dies hatte ich früher schon mehrfach für andere nord- 
deutsche Seen nachgewiesen, mich dabei aber immer nur auf den 
Augenschein verlassen. Nunmehr wird jedoch auch durch Zählung 
der Individuen festgestellt, dass ein Tagfang und ein Nachtfang aus 
oberflächlichen Wasserschichten sich hinsichtlich ihrer Individuen- 
menge nicht stärker von einander unterscheiden, als zwei Tagfänge 


127 


oder zwei Nachtfänge unter sich, die in demselben See gemacht 
wurden. Das namentlich von F. A. Forel (Morges) in den Alpen- 
seen beobachtete nächtliche Aufsteigen der Crustaceen und deren 
massenhafte Ansammlung an der Oberfläche konnte ich hinsichtlich 
des Gr. Plöner See nicht constatiren; diese Erscheinung steht also 
vielleicht mit gewissen physikalischen Eigenthümlichkeiten der sub- 
alpinen Wasserbecken in Zusammenhang, deren Einfluss auf das 
Leben der planktonischen Organismen noch nicht näher erforscht ist. 

Es erübrigt uns jetzt noch zu untersuchen, wie sich wohl 
Verticalfänge, die in sehr grosser Entfernung von einander, dabei 
aber in gleicher Tiefe gemacht werden, in Bezug auf ihre Zusammen- 
setzung verhalten. Um in diesem Bezug einen Vergleich anzustellen, 
wählte ich zwei Verticalfänge aus 40 m Tiefe, von denen der eine 
dem Seetheile zwischen Alsborg und der Biologischen Station, der 
andere aber der sehr tiefen Stelle zwischen Löja und Schloss 
Nehmten entstammte. Zwischen beiden Fangorten ist ein Abstand 
von ungefähr 6 Kilometern in nordsüdlicher Richtung. In dem 
einen Falle (vor Alsborg) erreicht das Loth schon bei 40 m den 
Grund, in dem andern (bei Nehmten) beträgt aber die volle Tiefe 
66 m, sodass der betreffende Verticalfang hier in 25—26 m Ent- 
fernung über dem Grunde begann. Das durch Zählung der Indivi- 
duen ermittelte Verhältniss zwischen beiden Fängen stellt sich wie 
folgt dar: 


20. September 1894. 14,8° Cels. 
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‘ Hieraus ergiebt sich für 8 Species die annähernd gleichmässige 
Verbreitung in zwei sehr weit von einander entfernten Seetheilen 
und für 3 Species (Bosm. longirostris, Cycl. oithonoides und Triarthra 
longiseta) eine grössere (fast die doppelte) Individuenzahl für die 
nördliche Region des Gr. Plöner Sees. Diese Befunde sprechen also 
ebenso sehr zu Gunsten einer ziemlich gleichmässigen Massen- 
vertheilung des Plankton in Bezirken von übereinstimmender Tiefe, 


128 


als auch anderntheils für die schon mehrfach hervorgehobene That- 
sache, dass eine und dieselbe Art in verschiedenen Seetheilen durch 
sehr von einander abweichende Individuenmengen vertreten sein 
kann. Es ist offenbar von Wichtigkeit, dass durch die continuir- 
lichen Forschungen im Gr. Plöner See über diese beiden Punkte 
vollständige Klarheit erlangt worden ist, denn damit ist gleichzeitig 
auch eine feste Grundlage für alle ferneren Untersuchungen auf dem 
Gebiete der Süsswasserplanktologie gegeben, die uns bisher nicht in 
dem Maasse zu Gebote gestanden hat. 


VIE 


Fortsetzung der Beobachtungen über 


die Periodieität der Planktonorganismen. 
(Vergl. „Forschungsberichte,“ II. Th., 7. Abschnitt.) 


Von Dr. Otto Zacharias (Plön.) 


Für den grossen Plöner See ist die zweitmalige tägliche Con- 
trole des Limnoplankton am 1. Oktober 1893 von mir begonnen und 
bis zum 15. Oktober 1894 ohne Unterbrechung fortgesetzt worden. 
Es liegt somit wiederum eine vollständige Serie von Beobachtungen 
über die Zusammensetzung des Limnoplankton in den aufeinander- 
folgenden Jahreszeiten vor, und wir sind nun in der Lage, die heurigen 
Ergebnisse mit den vorjährigen in Betreff der einzelnen Gattungen 
und Arten mit einander zu vergleichen. Dabei zeigt sich ein hoher 
Grad von Uebereinstimmung in Betreff des ersten Auftretens, der 
Maximalentfaltung und des zeitweiligen Erlöschens der für das Plank- 
ton characteristischen Species, sodass hinsichtlich dieses Wechsels eine 
ganz unleugbare Gesetzmässigkeit zu Tage tritt. Dieselbe kommt 
auch darin zum Ausdruck, dass die nämlichen Arten, welche schon 
im vorigen Beobachtungsjahre im Vergleich zu anderen eine gössere 
Permanenz erkennen liessen, sich auch heuer wieder so verhielten, 
obgleich der Temperaturgang des Wassers ein etwas anderer war, als 
1892/93. Eine Gegenüberstellung der mittleren Oberflächentempera- 
turen des Gr. Plöner Sees zeigt das Maass der Verschiedenheit in den 
beiden Jahren: 


1892—93. ° Celsius. 1893 — 94. 
BO AND. JE DENE Oktober "217 E20 4915077, 10:8 
OEM ZTERS November. HEBEN NIT 
AO NEED BED AG December. ua La IE 
ORGEL TE-IE IE ABSREI ITS Januar DUNST URL YES 
BI UND AE ATI THEDrUar er N VE SG 


130 


1892 —93. 0 Celsius. 1893 — 94. 

Be al kart ae es YIMARZE a Ser uhr Eee 

Di En N ZADAR 
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IS ee U ee ae 
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10,0 Oktober? — Er 11,4 


Meine diesjährigen Periodicitätstabellen bestätigen vor Allem 
wieder, dass die limnetischen Protozoen zu ihrer Entfaltung Wärme 
nöthig haben. Vom Oktober an bis zum März, wo sich die Wasser- 
temperatur wieder hebt, ist das Plankton arm an Urthieren und 
nur Pandorina morum ist in einiger Häufigkeit zu finden. In etwas 
minderem Grade werden die Rotatorien von dem Sinken der Wasser- 
wärme beeinflusst, doch verschwinden schon im Herbst eine gewisse 
Anzahl von Arten gänzlich, während andere sich bei schwacher 
Individuenzahl bis zum Beginn des Februar fortfristen. Nur einige 
wenige Species sind in den Wintermonaten ziemlich zahlreich vor- 
findlich, wie z. B. Synchaeta tremula und Polyarthra platyptera. Wie 
für die Krebse, so scheint aber auch für die Räderthiere der Monat 
März der ungünstigste des ganzen Jahres zu sein, denn er ist in 
Betreff beider Gruppen nicht nur arm an Individuen, sondern auch 
an Arten. Wie ein Blick auf die Tabellen lehrt, ist das planktonische 
Thierleben während der Sommermonate (incl. September) am reichsten 
und mannichfaltigsten; dann geht dasselbe in qualitativer und quan- 
titativer Hinsicht zurück, wie eine Vergleichung von Oktoberfängen 
mit solchen aus dem September oder August aufs deutlichste 
erkennen lässt. Nur einige Krebsgattungen (Cycelops, Diaptomus, 
Eurytemora und Bosmina) verleihen dem Wasser bis zum Januar 
hin noch eine gewisse Belebtheit. Von da ab macht sich aber auch 
unter diesen ausdauernden Mitgliedern der limnetischen Fauna eine 
starke Abnahme bemerklich, wenn auch einzelne Individuen der 
betreffenden Species, wie es scheint, stets im Plankton erhalten bJeiben. 
Nur Bosmina coregoni scheint in dieser Beziehung eine Ausnahme 
zu machen, da dieselbe im Februar und März bei Durchmusterung 
der täglichen Fänge bisher niemals beobachtet werden konnte. 

Vom April an aber nimmt mit der steigenden Wassertem- 
peratur (die dann 5— 7° Cels. beträgt) auch das Thierleben an Mannich- 
faltigkeit wieder zu und einige Species erlangen im Mai (bei 10 
—12 ° Cels) bereits maximale Individuenzahlen. Auch einige 


131 


Bacillariaceen (Asterionella, Frag. crotonensis und Diatoma tenue) 
kommen zu dieser frühen Jahreszeit zu sehr üppiger Mengen -Ent- 
wickelung, wie aus unserer 3. Tabelle (für 1893 und 1894) zu 
ersehen ist. 

Nach der zwei volle Jahre hindurch fortgesetzten Controle des 
im nördlichen Theile des Gr. Plöner Sees vorfindlichen Plankton bin 
ich in der Lage zu urtheilen, dass nicht Zufälligkeiten, sondern Regel 
und Gesetz die wechselnde Zusammensetzung desselben während des 
Jahreslaufes beherrschen. Dies schliesst nicht aus, dass gelegentlich 
einmal das Erscheinen einer Art ganz ausbleibt, oder dass sie in 
weit geringerer Individuenzahl auftritt, als in einem anderen Jahre. 
Ein solches Ausbleiben liess sich für diesen und den vorigen Sommer 
für das Räderthier Pompholyx sulcata constatiren, welches ich 1892 
recht zahlreich im Plankton des Gr. Plöner Sees beobachtet hatte. !) 
Umgekehrt fehlte damals das coloniebildende Infusorium Epistylis 
lacustris, wogegen ich es in den letztverflossenen beiden Sommern 
immer in Menge angetroffen habe. Ferner kann es vorkommen, dass 
eine bisher im Plankton des betreffenden Sees nicht beobachtete Art 
zu verzeichnen ist, wie das heuer mit Floscularia appendiculata Leyd. 
der Fall war, die sich in den vorhergehenden 3 Jahren niemals in 
den täglichen Fängen gezeigt hatte. Dass manche Species zu Zeiten 
durch grössere Individuenmengen vertreten sind, als in anderen Jahren, 
lässt sich in diesem Sommer bezüglich des Phacotus lenticularis und 
einer noch näher zu bestimmenden Chlamydomonas constatieren, welche 
1893 zwar auch als Planktoncomponenten zur Beobachtung gelangten, 
aber den übrigen Formen gegenüber nicht in Betracht kamen. Heuer 
dagegen waren beide Species ausserordentlich häufig. Ein sehr zahl- 
reiches Vorkommen im Vergleich zu anderen Jahren zeigte auch 
Dileptus trachelioides in diesem Sommer. 

Bezüglich der anderen Arten, welche in den 3 Periodieitäts- 
tabellen aufgeführt sind, habe ich eine Reihe von kurzen Aufzeich- 
nungen gemacht, welche ich der Mittheilung für werth halte, weil 
sie zur biologischen Charakteristik der betreffenden Planktonformen 
beitragen können. 

A. Protozoa. 


Rhaphidiophrys pallida. — Dieses von Fr. Eilh. Schulze 
entdeckte und eingehend beschriebene Heliozoon ?) ist eine Herbst- 


') Im Vierer-See, der als eine grössere Bucht des Gr. Plöner Sees zu be- 
trachten ist, war Pompholyx auch in diesem Sommer (19. Juni 94) zu finden. Im 
Hauptbecken dagegen fehlte diese Species, 

2) Vergl. Archiv f. mikr. Anatomie. X. B. 1874. S. 377—385. 


9* 


132 


erscheinung im Plankton. Im Gr. Plöner See tritt es einzeln und 
in Colonien namentlich im September auf; doch finden sich auch in 
der ersten Dekade des Oktober noch mehrfach Exemplare davon vor. 
Durch Zählung ergaben sich am 17. September für einen Vertical- 
fang aus 10 m Tiefe 500 Stück; unter Berücksichtigung der Netz- 
öffnung von 63,6 qem macht dies für den Quadratmeter Seefläche 
über 78000 Stück. In demselben Fange war Bosmina longirostris 
in nicht viel grösserer Anzahl, nämlich in 94000 Individuen ver- 
treten. In den Rhaphidiophrys-Colonien sind oft eine bedeutende 
Menge einzelner Kugeln enthalten und von einer gemeinsamen Hülle 
umschlossen. Am 26. August d. J. fand ich ein solches Convivium 
von 80 Stück. 


Acanthocystis lemani. — Hiervon bemerkte ich das erste 
Exemplar am 30. Juni. In der ersten Hälfte des Juli kam es dann 
recht häufig vor; in der zweiten etwas weniger häufig. Während 
des Monats August sah ich es ein oder zwei Mal ganz vereinzelt, 
im September garnicht und erst am 7. Oktober wieder in einer 
kleinen Anzahl von Exemplaren. Im Ganzen trat aber dieses 
Heliozoon in diesem Jahre nicht so zahlreich auf als im vorigen. 


Dinobryon divergens und D. stipitatum. — Beide Arten 
kamen vom April ab bis Ende August in fast gleicher Häufigkeit 
vor. Auch fielen die Maxima ihres Vorkommens beinahe in dieselbe 
Zeit. D. stipitatum verschwand aber schon gegen den Beginn des 
September, wogegen D. divergens in einzelnen Colonien noch bis in 
die 2. Dekade des Oktober zu finden war. Cystenbildung trat bei 
D. divergens schon am 19. Mai ein. — Am 8. desselben Monats 
beobachtete ich im Plankton auch einige Colonien des D. bavaricum 
Imh., welches mir aber keine selbständige Art, sondern nur ein 
D. stipitatum mit besonders lang ausgezogenem Gehäuse zu sein 
scheint. 


Uroglena volvox. — Diese kugelförmigen Flagellaten-Colo- 
nien, welche während der Sommermonate einen ganz vorherrschenden 
Bestandtheil des Limnoplankton bilden, verschwanden heuer schon 
gegen Ende Juli. Im vorigen Jahre dauerten sie weit länger aus, 
sodass man sie in geringer Häufigkeit noch zu Beginn des September 
finden konnte. Was ich an neuen Beobachtungen über den Bau der 
Einzelthiere und der Familienstöcke dieser Flagellatenspecies mitzu- 
theilen habe, wolle man aus dem IV. Abschnitt ersehen. Dort wird 
auch das Nähere über Cystenbildung bei dieser Planktonform be- 
richtet, welche am 22. Mai zu beobachten war. Die kleinsten von 


133 


mir gesehenen Uroglena-Kugeln hatten einen Durchmesser von 40 u, 
die grössten einen solchen von 290 u. 

Synura uvella. — Diese Species habe ich heuer nur ein 
einziges Mal (am 31. März) wahrgenommen. Voriges Jahr trat sie 
ziemlich häufig auf und war den ganzen Mai hindurch in Plankton 
sichtbar. 

Mallomonas acaroides. — Auch diese Art trat heuer in 
viel geringerer Individuenzahl auf, als 1893. Bloss im August, und 
zwar in der 1. und 3. Dekade dieses Monats, war sie einigermassen 
häufig. Im September war sie nur noch vereinzelt zu finden. Um 
dieselbe Zeit des Vorjahres hingegen war sie massenhaft und in 
schwarmartigen Schaaren anzutreffen. Einzelne Individuen kamen 
sogar noch bis Ende Oktober vor. 

Pandorina morum. — Diese Flagellatenstöcke fehlen in keinem 
Monat des Jahres ganz und sie gehören mit gewissen Crustaceen- 
species zu dem permanenten Plankton. Am spärlichsten zeigte sich 
Pandorina während der Monate Februar und März. 

Eudorina elegans. — Die schönen und relativ grossen Colo- 
nien dieser Flagellatenspecies habe ich erst neuerdings (Juli 1894) 
im Plankton des Gr. Plöner Sees entdeckt und namentlich im August 
häufig gesehen. Aber auch zu Beginn des Oktober sind mir noch 
einzelne Exemplare derselben zu Gesicht gekommen. 

Volvox minor. — Die ersten Exemplare dieser kleineren 
Volvox-Art traten Ende Juni im Plankton auf. Die grösseren davon 
hatten einen Durchmesser von 240 bis 320 u. Am 28. August fand 
ich mehrere Kugeln, in denen männliche Sprossstöcke (d. h. Sper- 
matozoen-Bündel) mit Parthenogonidien zusammen vorkamen. Am 
2. September beobachtete ich Colonien mit 4 braunrothen Dauersporen 
im Innern. Die eigentliche Spore (das Endospor) besass einen Durch- 
messer von 56 u; die etwas davon abstehende Umhüllungshaut (das 
Exospor) einen solchen von 64 u. Eine Zählung der Individuen 
ergab am 17. September für den Quadratmeter 7850 Stück bei einer 
Höhe der Wassersäule von 10 Metern. Rhaphidiophrys war in dem- 
selben Fange etwa 4 Mal zahlreicher vertreten. 

Diplosiga frequentissima. — Diese kleinen Choanoflagellaten 
(Vergl. Taf. I, Fig. 4 des II. Hefts der „Forschungsberichte“, 1894), 
welche zu 4 bis 6 auf den Frusteln von Asterionella gracillima zu 
sitzen pflegen, waren heuer im Juli und August am häufigsten, wo- 
gegen sie sich im vorigen Sommer schon Mitte Juni zeigten und im 
August garnicht mehr zur Beobachtung kamen. Ihr Maximum fiel 
1893 in den Juli; dieses Jahr in den August. 


134 


Gymnodinium fuscum.!) — Im Gr. Plöner See ist diese 
winzige Peridinee zuerst von Apstein aufgefunden worden. Ich 
beobachtete dieselbe heuer vom Ausgange des Winters ab bis zum 
Beginn des Mai. Als sehr häufig war ihr Vorkommen nur in der 
1. Dekade des April zu registriren. — Das 1891 von Apstein neu 
entdeckte Glenodinium acutum?) habe ich in diesem Sommer nur 
ein einziges Mal gesehen (11. Juli). 

Peridinium tabulatum. — Diese Art bildete im Juli und 
August eine sehr häufige Erscheinung im Plankton. Sogar in den 
ersten Septembertagen waren noch zahlreiche Individuen in den 
Fängen anzutreffen. Im vorigen Jahre erschienen diese Dinoflagel- 
laten 6 volle Wochen früher und man konnte sie bereits um die 
Mitte des Maimonats recht häufig finden. Dabei war aber 1893 die 
mittlere Wassertemperatur des Mai um 2° kühler als in diesem Jahre. 

Ceratium hirundinella. — Am 9. März kamen mir die 
ersten diesjährigen Exemplare von dieser allbekannten limnetischen 
Peridinee zu Gesicht. Vom Ende April ab trat sie dann in ihrer 
gewöhnlichen Häufigkeit auf, welche aber zu manchen Zeiten in Folge 
einer raschen Zu- oder Abnahme der Individuen innerhalb bestimmter 
Grenzen variirt. Trotz aufmerksamster Beobachtung zahlreicher In- 
dividuen gelang es mir niemals, eine schwingende Geissel in der 
Querfurche wahrzunehmen. Die Längsgeissel hingegen konnte ich 
mir mit demselben Immersions-Objektiv (Zeiss: !/,) an denjenigen 
Ceratien, welche sie ausgestreckt hatten, mit Leichtigkeit zur Ansicht 
bringen. Sie besitzt, wie ich durch Messung feststellte, die volle 
Länge des linken (hinteren) Hornes und verjüngt sich nach dem 
vordern Ende zu. Viele Exemplare bemerkte ich, welche die lange 
Geissel eingezogen oder abgeworfen hatten. Dies hinderte aber nicht 


!) Vergl. J. Schilling: Die Süsswasser-Peridineen, 1891 [Doktordissertation], 
Taf. III, Fig. 9. — Dass ich die Peridineen hier mit unter den Protozoen an- 
führe, erklärt sich hinlänglich aus der schwierigen Umgrenzung dieser Organismen- 
gruppe, welche bekanntlich auch Formen enthält, die sich in rein thierischer Weise 
ernähren. Ausserdem berufe ich mich dabei auf ein Wort von Bütschli, welcher 
in betreff desselben Punktes sehr richtig sagt: „Die gleichen Gründe, welche uns 
bei den Flagellaten bestimmten, die zu entschiedenen Pflanzen hinneigenden Formen 
von den übrigen nicht zu sondern, müssen uns auch veranlassen, die in ihrer 
überaus grossen Mehrzahl sich holophytisch ernährenden Dinoflagellaten unter den 
Protozoen zu belassen.“ Die gleiche Erwägung hat mich auch bestimmt, die Vol- 
vocaceen und Chrysomonadinen als zoologische Objekte zu betrachten, Es liegt 
lediglich in der schwankenden, systematischen Stellung dieser Wesen selbst, wenn 
Botaniker sowohl wie Zoologen den nämlichen Anspruch auf deren Erforschung 
zu haben behaupten, 


135 


dass sie Drehungen und Wendungen ausführten, sowie ihren ganzen 
Körper ziemlich schnell vor- oder rückwärts bewegten. Die Längs- 
geissel scheint demnach nur eine die Fortbewegung unterstützende 
Thätigkeit auszuüben, für die Locomotion aber nicht unbedingt er- 
forderlich zu sein. 


Die Ceratien vermehren sich während des Sommers ausschliesslich 
durch schiefgerichtete Quertheilung, deren Einzelnheiten von dem 
schweizerischen Forscher L. Blanc genau beschrieben worden sind. !) 
Auf diese Weise können sie sich unter günstigen Umständen ganz 
ausserordentlich vervielfältigen, wie ein Fang vom 5. Septbr. aus 
dem nahe bei Plön gelegenen Trammersee beweist. Hier befanden 
sich an dem genannten Tage in einer Wassersäule von 10 m Höhe 
und 1 qm Querschnitt 81,954,000 Ceratien, wogegen sich im Gr. 
Plöner-See am 9. Septbr. unter den gleichen Umständen nur 376,800 
feststellen liessen. Somit enthielt damals der kleine Trammersee eine 
ungefähr 217 Mal grössere Menge von Oeratium hirundinella als der 
Grosse Plöner-See, welcher eine mehr als 18 Mal grössere Fläche besitzt 
als jener. Am 17. Septbr. ergab die damalige Zählung, dass der 
Grosse See zu dieser Zeit nur noch 149,150 Ceratien für den qm 
Fläche bei 10 m Tiefe enthielt. Es hatte somit binnen 8 Tagen eine 
Verminderung dieser Dinoflagellatenspecies um mehr als die Hälfte 
der Individuen stattgefunden. Dagegen zählte ich im Vierer-See, 
der als eine Bucht des Gr. Plöner-Sees anzusehen ist, am 14. Septb. 
immer noch über 3!/, Millionen Exemplare von Öeratium unter dem 
Quadratmeter. Etwa der 8. Theil davon zeigte eine von dem gewöhn- 
lichen Ceratium hirundinella abweichende Gestalt, insofern seine 
Hinterhörner eine mehr parallele Stellung zu einander einnahmen 
und das Vorderhorn beträchtlich verlängert war. Auf solche Weise 
kommt eine frappante Aehnlichkeit zwischen dieser Form und dem 
marinen Ceratium furca zu Stande, wodurch der finländische Zoolog Dr. 
Levander veranlasst worden ist, dieselbe als eine Varietät (furcoides) 
von dem eigentlichen Ceratium hirundinella zu unterscheiden. Der 
Genannte hat sie mehrfach auch in den Seen seiner nordischen Heimath 
vorgefunden und, nach einer Abbildung von P. Pavesi zu urtheilen, 
dürfte dieselbe auch in Italien vorkommen. 2) Die Länge eines Oe- 
ratium hirundinella beträgt 198 u; die der var. furcoides 252 u. 


1) Note sur le Ceratium hirundinella, sa variabilite et son mode de repro- 
duction, 1884, 

2) P, Pavesi: Altra Serie di Ricerche e Studii sulla Fauna dei Laghi 
italiani, 1883. 


136 


Am 10. Oktober hatte ich Gelegenheit, nochmals einen 10-Meter- 
Fang aus dem Trammer See zu untersuchen, wobei ich durch Zählung 
ermittelte, dass die Menge der Ceratien in diesem Wasserbecken seit 
dem 5. September von nahezu 82 Millionen (für den qm) auf 15700 
herabgesunken war. 


Didinium nasutum. — Dieses leicht kenntliche (holotriche) 
Infusorium habe ich während des Sommers nur gegen Ende Mai in 
einiger Häufigkeit angetroffen. 1893 kam es auch noch in der 
1. Dekade des Juni im Plankton vor. Bisher habe ich es aber nie 
wieder so häufig gesehen, als im Sommer 1892, wo es in den 
Monaten Mai und Juni massenhaft auftrat. Im Gr. Plöner See war 
es in seinem Vorkommen auf diese beiden Monate beschränkt. 
Lauterborn hingegen hat es auch den ganzen Winter über in 
mehreren Teichen der Umgebung von Ludwigshafen vorgefunden.!) 


Dileptus trachelioides. — In Betreff dieses grossen plank- 
tonischen Infusors habe ich nur zu bemerken, dass es heuer namentlich 
im Juli und August, im Vorjahre hingegen schon weit früher (April 
und Mai) in grösserer Anzahl vorkam. In vereinzelten Exemplaren 
war es allerdings auch im Winter (Januar, Februar) anzutreffen. 

Codonella lacustris. — Hiervon sah ich nur in der ersten 
Dekade des August (1894) eine grössere Menge von Individuen. 
1893 zeigte es sich aber auch in anderen Monaten, besonders im 
Januar. 

Carchesium polypinum. — Die vielfach verzweigten Stöcke 
dieses peritrichen Infusoriums traten im laufenden Jahre viel seltener 
auf, als im vorigen. Während es 1893 vom Mai bis Juli fast immer 
zahlreich in den Fängen gefunden wurde, fand ich es bei der dies- 
jährigen Controle nur in der 1. Dekade des Mai ziemlich häufig. 

Epistylis lacustris. — Diese gleichfalls stockbildende Species 

war noch bis Mitte Oktober im Plankton zu sehen. Ihr Haupt- 
vorkommen fiel aber in die Monate August und September. Im 
vorigen Jahre war sie aber auch schon den ganzen Juli hindurch 
sichtbar. 
Staurophrya elegans. — Diese mit 6 langen Tentakelbüscheln 
ausgerüstete, frei im Wasser schwebende Acinete trat heuer sehr 
spärlich auf, und nur in der letzten Dekade des April wurde sie 
häufiger. 1893 hingegen war sie während der ganzen Dauer des- 
selben Monats recht zahlreich in den Fängen vertreten. 


1) Vergl. dessen Abhandlung: Ueber die Winterfauna einiger Gewässer der 
Oberrheinebene. Biol. Centralblatt, 14. B. 1894. 


137 


B. Rotatorien. 

Hinsichtlich der Räderthiere würden sich ganz ähnliche Be- 
merkungen zusammenstellen lassen, wie in Betreff der Protozoen. 
Auch von diesen Mitgliedern des Limnoplankton traten einige heuer 
in weit geringeren Individuenzahlen auf, als im vorigen Jahre. Dies 
war namentlich der Fall bei Ascomorpha testudo, Mastigocerca capu- 
cina, Anuraea longispina, Notholca striata und N. acuminata. Ueber 
die mehr oder weniger starken Abweichungen in der Periodieität der 
verschiedenen Arten geben die auf zwei auf einander folgende Jahre 
sich erstreckenden Tabellen hinreichende Auskunft. Speciellere Studien 
an den einzelnen Rotatorien-Formen habe ich bisher nicht gemacht. 
Dagegen bin ich in der Lage, einige Zählresultate aus dem September 
mitzutheilen, welche sich auf bekannte limnetische Räderthiere be- 
ziehen. Polyarthra platyptera, welche den ganzen September über 
sehr häufig war, besass am 17. September eine Mengenziffer von 
392 500 unter dem Quadratmeter. Die Tiefe des Netzzugs ist dabei 
immer zu 10 m angenommen. Im Vergleich dazu waren Anuraea 
cochlearis und Synchaeta pectinata in etwa 100000 Exemplaren vor- 
findlich; Conochilus volvox hingegen in nur 7850 Colonien von je 
3—5 Individuen, d. h. in einer Anzahl von etwa 30000 Stück. 
7 Tage zuvor war Polyarthra mehr als doppelt so zahlreich gewesen 
(863500 Stück), Synchaeta pectinata aber etwas weniger häufig 
(94200 Stück). Da sich diese Zahlen auf denselben Flächenbezirk 
des Gr. Plöner Sees beziehen, d. h. auf den nördlichen (bei der 
Station gelegenen) Theil desselben, so sind sie unmittelbar mit 
einander vergleichbar und zeigen uns, wie manchmal schon 
wenige Tage hinreichen, um die Häufigkeit einer Species 
erheblich zu steigern und die einer andern in demselben 
Maasse herabzudrücken. Diese Ermittelungen sollen von mir 
und meinen Mitarbeitern planmässig fortgesetzt und in einem der 
nächsten Forschungsberichte veröffentlicht werden. 


C. Crustaceen. 

Die kleinen Krebs-Arten (Hyalodaphnien, Bosminiden und 
Copepoden) bilden den nach Masse und Individuenzahl vorherrschenden 
Bestandtheil des Limnoplankton. Im Gr. Plöner See ist es von den 
Spaltfusskrebsen unbedingt Cyelops oithonoides, der die grösste 
Häufigkeit besitz. Am 17. Septbr. betrug seine Anzahl unter dem 
Quadratmeter über 400000 Stück. Bosmina longirostris zählte zur 
selbigen Zeit nur 47000 und Hyalodaphnia kahlbergensis 62000. 
Im August waren die Cyclopen noch lange nicht so häufig; ich zählte 


138 


am 23. des genannten Monats nur 140000 Exemplare. Hyalodaphnia 
hingegen wies damals eine stärkere Individuenmenge auf als jetzt, 
nämlich 94000. Ganz besonders schwach war aber Bosmina longi- 
rostris in der letzten Dekade des Augustmonats vertreten. Die Zählung 
ergab am 23. davon nur 14000 Stück. In Betreff der Hyalodaphnia 
Kahlbergensis machte ich zu Beginn des Oktober aufs Neue die Wahr- 
nehmung, dass der schwertförmige Kopftheil bei den meisten Exem- 
plaren schon hochgradig reducirt war. Diese im Herbst eintretende 
Gestaltveränderung beobachtete ich bereits 1882 und 93; sie ist 
namentlich bei Hyalodaphnia cristata auffallend, an der ich sie auch 
zuerst entdeckt habe. Erst gegen den Sommer hin tritt bei den 
Hyalodaphnien die längere Kopfform wieder auf. Vom Beginn des 
heurigen Frühjahrs ab richtete ich mein besonderes Augenmerk auf 
diesen Punkt und constatirte, dass im Juni noch kein vollständig 
ausgebildeter „Kopfhelm‘ aufzufinden war. Erst um die Mitte des 
Juli traf ich wieder Exemplare an, die der von Schödler !) gegebenen 
Abbildung von Hyalodaphnia vollständig entsprachen. 

Am 17. Juli erhielt ich aus einer Bucht des Gr. Plöner See- 
beckens (dem sog. Bischofssee) Planktonmaterial mit Hyalodaphnien, 
welche fast sämmtlich eine herabgebogene Kopfseite zeigten, sodass sie 
einen Uebergang zu der früher (1886) in Westpreussen (Müskendorfer 
See) von mir aufgefundenen und von S. A. Poppe näher beschrie- 
bene Hyalodaphnia procurva darstellen. ?) 

Mit Rücksicht auf die nur zeitweilig im Herbst bei unserer 
Hyalodaphnia kahlbergensis eintretende Kopfverkürzung ist es von 
Interesse zu vernehmen, dass Prof. A. Birge im Tomahawk- und 
Twin-See (Wisconsin) eine permanent kurzköpfige Form derselben 
Species entdeckt hat, welche er als var. breviceps bezeichnet.°) 


') Die Cladoceren der frischen Haffs. 1866. Taf. I, fig. 1. 

2) Vergl. Zeitschr. f. wiss. Zoologie, 45. B. 1887. S. 280 u. Taf. XV. fig. 1. 

®) A. Birge: Notes on Cladocera II. Trans. Wis. Acad. Sci, IX. 1892, — 
In einer unlängst erschienenen Publikation (On postembryonal Development of the 
Daphnids, 1894) hat jetzt auch der schwedische Zoologe Rud. Lundberg meine 
Beobachtungen über das Vorkommen von Hyalodaphnien mit verkürzten Köpfen 
bestätigt. Er betrachtet diese Formen aber nicht als Herbsttypen, sondern meint, 
dass es noch nicht vollständig ausgebildete, jugendliche Exemplare seien, die dieses 
Merkmal tragen. Dem gegenüber muss ich mich auf eine dreijährige Beobachtungs- 
zeit und auf die Thatsache berufen, dass ich die Kurzköpfe niemals im Sommer, 
sondern ausschliesslich im Herbst und während des Winters angetroffen habe und 
zwar ohne die Beimischung irgendwelcher langköpfiger Exemplare. Hiernach kann 
ich also garnicht umhin, die Kopfverkürzung als eine periodische, ursächlich mit dem 
Eintritt der kalten Jahreszeit in Zusammenhang stehende Erscheinung aufzufassen. 


139 


Schliesslich habe ich noch zu bemerken, dass ich Bosmina cor- 
nuta, die ich in der vorjährigen Periodieitätstabelle, dem Beispiele 
der Systematiker folgend, als besondere Art aufführte, nicht mehr als 
solche gelten lassen kann. Ich habe mich vielmehr veranlasst ge- 
sehen, dieselbe mit B. longirostris zu vereinigen, nachdem sich bei 
meinen Planktonuntersuchungen herausgestellt hatte, dass zwischen 
beiden Species die verschiedensten Übergangsformen vorhanden sind. 
Wenn man eine gewisse Anzahl solcher Bosminen aufmerksam durch- 
mustert, ist es ganz unmöglich, cornuta von longirostris zu trennen. 
Ebenso ist die von Schödler aufgestellte Bosmina curvirostris lediglich 
als eine extreme Form der Varietät cornuta zu betrachten. Prof. W. 
Lilljeborg, dem ich die im Plöner See auftretenden Zwischenformen 
in conservirten Exemplaren übersandte, schrieb mir, dass diesen ganz 
ähnliche auch in Schweden vorkämen. Dieser erfahrene Bosminiden- 
Kenner ist gleichfalls der Ansicht, dass wir es in den beiden Formen 
cornuta und longirostris nur mit individuellen oder periodischen 
Variationen einer und derselben Species zu thun haben. In der That 
kommen beide, wie es scheint, stets an derselben Lokalität und mit 
einander gemischt vor; auch beobachtet man, dass bald die eine, 
bald die andere numerisch vorherrscht. Die Familie der Bosminen 
liefert somit schlagende Beispiele für die weitgehende Variabilität der 
niederen Crustaceen, mit der uns schon die Hyalodaphnien bekannt 
gemacht haben. 


D. Algen. 


Von den planktonischen Pflanzenwesen habe ich nur eine ge- 
ringe Anzahl leicht unterscheidbarer Formen in ihrer Periodieität 
beobachtet und dabei gefunden, dass sie in ähnlicher Weise wie die 
thierischen Organismen zu bestimmten Zeiten des Jahres erscheinen, 
an Zahl zunehmen, den Höhepunkt ihrer Entfaltung erreichen und 
dann wieder eine Verminderung in ihrer Individuen- oder Colonien- 
menge erfahren, welcher alsbald gänzliches Verschwinden folgt. Auch 
unter den Algen giebt es Species, die nur zu gewissen Jahreszeiten 
im Plankton zu finden sind, wogegen andere, wie z. B. Asterionella 
gracillima und Fragilaria crotonensis fast das ganze Jahr über vor- 
kommen, wenn auch in sehr verschiedenen Mengen. 

Meine Wägeversuche (vergl. den V. Abschnitt) haben gezeigt, 
welche bedeutende Rolle gewisse Melosira-Arten während der Monate 
Februar und März in der Zusammensetzung des Plankton spielen; 
dasselbe ist mit Gloiotrichia echinulata Richt. im Juli und August 
der Fall. Anabaena flos aquae und Clathrocystis aeruginosa bilden 


140 


zwar gelegentlich auch einmal eine Wasserblüthe während des 
Sommers; aber sie erstreckt sich bei diesen Species immer nur auf 
wenige Tage und ist nie so ausdauernd, als diejenige von Gloio- 
trichia. Diese Phykochromacee- ist alljährlich mehr als 10 Wochen 
lang ununterbrochen im Gr. Plöner See zu finden, wenn auch die 
Anzahl ihrer kugeligen Colonien eine mehrfach wechselnde ist. Am 
23. August, also zu einer Zeit, wo sie das Maximum ihrer Vermehrung 
schon hinter sich hatte, entfielen immer noch über 120000 Stück 
auf den Quadratmeter. Dabei sind die Gallertkügelchen, worin die 
einzelnen Algenfäden in radiärer Anordnung eingeschlossen sind, 
durchschnittlich 1 Millimeter dick, sodass es sich hier um ziemlich 
grosse und schon mit blossem Auge gut sichtbare Körperchen handelt. 

Diatoma tenue. — Es ist hiermit die var. elongatum Lyngbye 
gemeint, deren Frusteln in langen, zickzackförmigen Ketten zusammen- 
hängen. Dieselben wurden von Ende März bis zum Beginn des Juni 
häufig im Plankton gefunden, namentlich aber waren sie den ganzen 
Mai hindurch zahlreich in den täglichen Fängen bemerkbar. 

Fragilaria crotonensis. — Die Frusteln dieser Species sind 
zu breiten und auch ziemlich langen Bändern vereinigt, welche eine 
grosse Schwebfähigkeit besitzen. In einem solchen Bande von 0,9 mm 
Länge zählte ich 225 einzelne Frusteln. Jede derselben war 110 u 
lang und im Mitteltheile 4 w breit. Die Länge der Frusteln variirt 
je nach den verschiedenen Seen, denen sie entstammen, nicht un- 
bedeutend. Gegen den Herbst hin zerfallen die längeren Bänder in 
kürzere Fragmente, welche höchstens aus 50—80 Frusteln bestehen. 
Dies tritt etwa im Oktober ein, und ich habe in 3 aufeinanderfolgenden 
Jahren regelmässig diese Zerstückelung beobachtet. Im September 
geht, wie die III. Tabelle ausweist, die Bänderzahl der F. erotonensis 
sehr stark zurück; ich zählte im Gr. Plöner See am 10. des ge- 
nannten Monats nur noch 125600 Stück unter dem Quadratmeter 
bei 10 m Tiefe. Im Vierer See hingegen kamen am gleichen Tage 
auf dieselbe Flächeneinheit 3925000. Am 18. Oktober, wo ich 
nochmals eine Zählung vornahm, waren jedoch nur noch 251000 Stück 
unter dem Quadratmeter vorhanden, sodass in den zwischenliegenden 
5 Wochen die Menge der Fragilaria crotonensis sich etwa um das 
Fünfzehnfache im Vierer-See vermindert hatte. 

Fragilaria capucina. — Diese Art ist fast zu allen Jahres- 
zeiten, aber mit sehr wechselnder Häufigkeit im Plankton vertreten. 
Nur im Juli d. J. habe ich sie vollständig vermisst. Besonders 
zahlreich kam sie dagegen im Monat Mai vor. Am 22. Mai fand 
ich in meinen Control-Präparaten Bänder von dieser Fragilaria, welche 


141 


2, 3, 5 und 7,2 mm lang waren. Das letztere bestand aus nicht 
weniger als 320 Frusteln. Auch am 2. Septbr. d. J. fand ich noch 
ein Band von 5,7 mm Länge. 


Melosira-Fäden. — Im grossen Plöner See sind bisher 
folgende Melosira-Species von Brun und Castracane festgestellt 
worden: Melosira distans Ktz.; Melosira distans, var. laevissima Grun.; 
Melosira binderiana Ktz., Melosira varians Ag., Melosira granulata 
(Ehrb.) Ralfs; Melosira tenuis Ktg.; Melosira lineolata Grun.; Melosira 
Zachariasi Castr. und Melosira arenaria Moore. Die Häufigkeitszeichen 
in der Tabelle beziehen sich vom Januar an ausschliesslich auf M. 
laevissima, welche von da ab bis gegen Ende April im Plankton 
dominirte, sodass die Fänge fast lediglich aus diesen üppig vegeti- 
renden Bacillariaceen bestanden. Das Nähere darüber ist aus dem 
V. Abschnitt zu ersehen. 


Synedren. — Aus der Gattung Synedra sind ausser der ge- 
wöhnlichen S. ulna, besonders auch deren langgestreckte Varietät 
(longissima) und die zarte, nach beiden Enden hin fein zugespitzte 
Synedra delicatissima W. Sm. im Plankton vertreten. Besonders 
zahlreich pflegt zu manchen Zeiten (April 1894, Mai 1893) die letztere 
Species vorzukommen; nach 8 bis 10 Tagen ist sie dann aber bloss 
noch vereinzelt anzutreffen. Sie gehört somit zu denjenigen lacustri- 
schen Organismen, deren alljährliches Erscheinen im Plankton nur 
von sehr kurzer Dauer ist. 


Rhizosolenia und Atheya. — Das Nämliche lässt sich von 
diesen beiden Gattungen sagen, und es ist deshalb erklärlich, dass 
die Entdeckung der Anwesenheit dieser hochinteressanten limnetischen 
Bacillariaceen der 1892 von mir in Angriff genommenen continuirlichen 
Durchforschung des Gr. Plöner Sees vorbehalten blieb. Späterhin 
hat dann A. Seligo deren Vorhandensein auch in mehreren west- 
preussischen Seen festgestellt. Rhizosolenia longiseta fand ich heuer 
überhaupt nur in wenigen Exemplaren in der letzten Dekade des 
Juni; Atheya Zachariasi häufig vom Ende Juli ab bis Mitte August. 
Ueberraschender Weise traf ich auch noch im September d. J. eine ver- 
einzelte Atheya bei Durchsicht der Controlpräparate an. Weiterhin 
aber sah ich sie nicht mehr. 


Chroococcaceen. — Aus dieser Algengruppe sind es haupt- 
sächlich Clathrocystis (Polyeystis) aeruginosa und eine Species von 
Microcystis, welche zu Zeiten sehr massenhaft im Gr. Plöner See 
vorkommen. Gewöhnlich ist dies der Fall zu Ende des August- 
monats und zu Beginn des September. Doch werden vereinzelte 


142 


Clathroeystis-Flöckchen auch zu anderen Jahreszeiten im Plankton 
gefunden. Eine auffällig starke Entwicklung von Qlathrocystis-Micro- 
cystis habe ich heuer im grossen See nicht wahrgenommen; dagegen 
ergaben die Fänge aus dem schon mehrfach zum Vergleich heran- 
gezogenen Vierer-See für den 10. Septbr. 1894 eine Anzahl von 
14,287,000 unter dem Quadratmeter (bei 10 m). Nach Verlauf von 
nur 4 Tagen hatte sich diese Menge, wie eine weitere Zählung ergab, 
auf 17,144,400 Flocken gesteigert. Am 25. Septbr.aber waren diese Algen 
bereits wieder in der Verminderung begriffen, denn ich zählte nur 
noch 12,151,800 davon. Am 18. Oktober hatte ihre Anzahl noch 
mehr abgenommen; sie belief sich an diesem Tage nur auf 7,725,000. 


Die kleinen Flocken sind etwa 140 u lang und 60 „ breit. 
Die Zahl der einzelnen Zellen, die sie enthalten, beträgt dann 160 
bis 180 Stück. Doch giebt es auch grössere Flocken von 500 bis 
600 u Durchmesser mit 900 bis 1000 Zellen. Die obigen Ziffern re- 
präsentiren somit eine ganz unermessliche Menge von Einzelwesen. 


Im Vierer-See war gleichzeitig mit der Wasserblüthe von 
Clathrocystis-Mierocystis auch eine Species von Melosira massenhaft 
vorhanden, deren gelbliche Fädchen 600 -—700 u in der Länge nur 
4 w in der Breite massen. Es war M. tenuis Ktz. oder möglicher 
Weise auch M. tenuissima Grun. Am 10. Septbr. stellte sich deren 
Anzahl auf 37,366,000 und am 4. desselben Monats bereits auf 
77,746,400. Für den 25. Septbr. dagegen war ein Rückgang dieser 
Species auf 22,608,000 Fäden zu verzeichnen und für den 18. Oktober 
ein weiterer auf 13,816,000, woraus zu entnehmen ist, dass hier Zu- 
nahme sowohl als Verminderung viel rascher und nach grössern 
Procentsätzen erfolgte, als bei den oben genannten beiden Chroococ- 
caceen-Arten. 


Vorstehend mitgetheilte Zahlenangaben beziehen sich auf eine 
Algenmenge, welche in 10 Cubikmeter Wasser enthalten zu denken 
ist. Für Clathrocystis-Mierocystis erhielt aber Apstein aus Fängen 
die im Dobersdorfer- und Molfsee gemacht worden waren, noch weit 
grössere Maximalziffern, als sie der Vierer-See geliefert hat.!) Der 
Genannte konnte für jene in der Nähe von Kiel gelegenen Wasser- 
becken (Septbr. 1893) 115 und 600 Millionen Algenflocken in 20 Qubik- 
meter Wasser nachweisen, welche Zahlen also halbiert werden müssen, 
wenn sie mit den meinigen in Vergleich gebracht werden sollen. 


') C. Apstein: Vergleich der Planktonproduktion in verschiedenen hol- 
steinischen Seen. Berichte der Naturf, Gesellsch. zu Freiburg i. Br. 1894, 


143 


Diese reichen Befunde an jenen beiden Algenspecies gaben 
Apstein seinerzeit Veranlassung dazu, gewisse Seen als Chroococ- 
caceenseen zu bezeichnen und ihnen die Dinobryonseen gegen- 
überzustellen. Die ersteren sollen durch das Vorwiegen von Qlathrocy- 
stis-Microcystis, die anderen durch ein nicht minder starkes Hervortreten 
der Dinobryen in der jährlichen Planktonproduktion characterisirt 
sein. Zu der zweiten Kategorie wird von Apstein auch der Gr. Plöner 
See gerechnet. Gerade dieses Wasserbecken jedoch, dessen Verhält- 
nisse mir am meisten bekannt sind, scheint als Beweis gegen die 
Durchführbarkeit der von Apstein vorgeschlagenen Seen-Eintheilung 
in’s Feld geführt werden zu können. Denn, wie meine Wägungen 
zeigen, spielen die Melosireen in der Jahresproduktion des Gr. Plöner 
See’s eine viele hundert Mal grössere Rolle als die Dinobryen, und 
diese werden — als Gesammtmasse betrachtet — auch noch ganz 
bedeutend von der über 21/, Monate sich erstreckenden Vegetation 
von Gloiotrichia echinulata übertroffen, welche ebenso wie die üppige 
Wucherung von Melosira jedes Jahr regelmässig wiederkehrt. Selbst 
zahlreiche Millionen von Dinobryon-Colonien können es unter solchen 
Umständen nicht rechtfertigen, dass ihnen eine Meistbegünstigung 
vor den Melosiren und Rivulariaceen bei Benennung des Gr. Plöner 
See’s eingeräumt werde. Denn mit demselben und noch grösserem 
Rechte müsste grade diese eigenartige und massenhafte Algenproduk- 
tion zur Berücksichtigung kommen, wenn es sich um eine natürliche 
Gruppirung der Seen handelt. Schon dieses einzige Beispiel zeigt 
uns, dass manche Seebecken dem Apstein’schen Eintheilungsprincip 
sich nicht fügen, insofern in ihrer Jahresproduktion weder die Chroo- 
coccaceen noch die Dinobryen so stark vorherrschen, dass sie alle 
sonstigen Planktonbestandtheile überwiegen. 


Nostocaceen. — Gleichzeitig und neben Gloiotrichia echinu- 
lata bildet aus dieser Familie auch noch Anabaena flos aquae ein 
ziemlich häufiges Vorkommniss im Limnoplankton. Am 1. Juli d.J. 
(bei 21° Cels.) entstand sogar eine Wasserblüthe in Folge der starken 
Vermehrung dieser Species, die aber über Nacht wieder verschwand. 
Trotzdem konnte ich für die 1. Dekade des erwähnten Monats immer- 
fort noch die Anwesenheit sehr zahlreicher Fadenknäuel derselben 
constatiren. Die Vegetationsperiode dauerte überhaupt bis gegen 
das Ende des August; dann folgte die Produktion der Dauersporen 
und in Verbindung damit das allmählige Absterben und Untersinken 
der Fäden, ähnlich wie bei Gloiotrichia. Das gilt aber nur von der 
überwiegenden Mehrzahl derselben, denn in geringer Menge fand ich 


144 


Anabaena auch noch in der 3. Dekade des September, wie aus der 
III. Tabelle zu ersehen ist. 

Zwergformen planktonischer Organismen. — Am Schlusse 
dieses Abschnittes möchte ich noch die Aufmerksamkeit auf das 
gelegentliche Vorkommen ein- und mehrzelliger Zwerge richten, d. 
h. von abnorm kleinen Exemplaren aus den Gruppen der Räder- 
thiere und Infusorien. Am 12. Jan. 1894 sah ich Individuen 
von Synchaeta pectinata, welche nur halb so gross waren als ge- 
wöhnlich und doch Eier producirten. Am 1. Mai beobachtete ich 
auch dergleichen Zwerge von Synchaeta tremula. Im zeitigen Früh- 
jahr (April) zeigten sich sehr häufig ganz kleine Exemplare von Stentor 
coeruleus im Plankton, die weiterhin nicht mehr in den täglichen 
Fängen vorkamen. Derartige Thatsachen sind auch schon von Perty?) 
berichtet worden. Dieser Forscher fand gelegentlich ausserordentlich 
winzige Exemplare von Stentor polymorphus und Kerona pustulata. 
Ganz neuerdings hat auch A. Gruber?) eine längere Notiz über 
Zwergformen bei Stentor coeruleus und St. polymorphus veröffent- 
licht, sodass über das öftere Vorkommen derselben an den ver- 
schiedensten Localitäten kein Zweifel zu hegen ist. 


') Zur Kenntniss kleinster Lebensformen. Bern, 1852. S. 90 u. ff. 
2») Vergl. Festschrift f. Rud. Leuckart, 1891. 8. 74—76. 


VII. 


Bemerkungen über die Lebensverhältnisse 
des Süsswasserplankton. 
Von Dr. S. Strodtmann (Plön). 


Während in früherer Zeit das Ufer mit seinen Wasserpflanzen 
und der Boden des Sees die wichtigste Fundgrube für den Natur- 
forscher war, hat man jetzt der Seenmitte sorgfältigere Aufmerksamkeit 
geschenkt und die pelagisch lebenden Organismen in den Kreis 
der Beobachtung gezogen. Unter diesen hat man nun nicht gerade 
viele neue Arten entdeckt, denn, wie Zacharias!) richtig hervorge- 
hoben hat, kommen die in der Mitte wohnenden Tiere und Pflanzen 
durchgängig auch an den Küsten vor; es grenzt sich die „limnetische 
Region“ nicht scharf gegen die „litorale* ab, wohl liegen aber für 
beide die Lebensverhältnisse verschieden. Die Küstenbewohner 
halten sich entweder stets auf festem Untergrunde auf, oder falls sie 
schwimmen können, haben sie doch die Gelegenheit sich beliebig 
zum Ausruhen niederzulassen, ferner werden sich an den einzelnen 
Stellen je nach den Pflanzen, die dort wachsen, oder nach der Boden- 
beschaffenheit, verschiedene Organismen ansammeln. Anders dagegen 
die freilebenden. Diese müssen Vorrichtungen haben, die ihnen den 
stetigen Aufenthalt im Wasser, ohne ein Ruhebedürfnis aufkommen 
zu lassen, ermöglichen; ferner sind für die ganze Fläche des Sees 
die Lebensbedingungen ungefähr dieselben. Am ausgeprägtesten wird 
natürlich der Gegensatz zwischen Küsten- und pelagischer Fauna 
und Flora bei ausgedehnten Wasserflächen, wie z. B. beim Ocean, 
auftreten; Schütt?) und Brandt?) haben auch auf eine ganze Reihe 
von Anpassungserscheinungen hingewiesen, die die einzelnen Hoch- 
1) Zacharias, Forschungsberichte aus d, biologischen Station zu Plön. Theil l. 

2) Schütt, Pflanzenleben der Hochsee, in den lirgebnissen der Planktonex- 
pedition Bd. I. A. 

®) Brandt, über Anpassungserscheinungen u. Art der Verbreitung bei Hoch- 
seetieren, in den Ergebnissen der Plauktonexpedition B, I, A. 

1) 


146 


seeorganismen auszeichnen. Ganz interessant ist nun die Frage, 
ob sich im Süsswasser Ähnliches findet, oder ob dies nicht der Fall 
ist, da doch die Küsten in verhältnismässig geringer Entfernung sich 
befinden und daher eine direkte Anpassung der Lebewesen an den 
stetigen freien Aufenthalt im Wasser nicht unbedingt notwendig 
erscheint. Ich habe mich im Laufe dieses Frühjahrs und Sommers 
ausschliesslich mit dem Plankton und zwar mit dem des Grossen 
Plöner Sees und der benachbarten Seen beschäftigt und namentlich 
diesen Fragen meine Aufmerksamkeit zugewandt. Ich werde im 
folgenden einige vorläufige Beobachtungen über die Lebensverhältnisse 
des Süsswasserplankton mittheilen. 

Vor allen Dingen muss festgestellt werden, was man unter 
Süsswasser-Plankton versteht. Ich nenne alles dasjenige „Plankton“, 
was sich freischwimmend im See findet und nicht ausgesprochen zur 
Uferfauna gehört. Der Unterschied zwischen litoraler und limnetischer 
Fauna ist allerdings vielfach sehr schwer. Wenn Hensen!) selbst 
mitten auf dem Ocean eine Einwirkung der Küsten wahrgenommen 
hat, wenn selbst hier kein gänzliches Fehlen von Küstenorganismen 
stattfindet, so ist das natürlich noch viel mehr der Fall bei unseren 
Binnenseen, denn dieselben sind viel zu klein und grösstenteils auch 
viel zu wenig tief, als dass nicht bei jedem heftigen Winde eine grosse 
Anzahl Uferpflanzen und Thiere in die Mitte des Sees getrieben werden 
sollten. Manchmal entfernen sich Uferthiere mit kräftiger Eigen- 
bewegung auch selbständig weiter von den Küsten. Wir finden deshalb 
mehr oder weniger oft beim Fischen des Planktons eine Anzahl von 
Organismen, die ihrem ganzen Habitus und ihrer Lebensweise nach 
auf das Ufer angewiesen sind — es sind dies nach Pavesi’s und 
Apsteins?) Ausdruck „tychopelagische Organismen“. Bei zweifel- 
haften Organismen wird man am besten auch nach Apsteins Vorschlag 
verfahren, nur diejenigen zum Plankton zu rechnen, die in grösserer 
Menge oder regelmässig sich im offenen Wasser vorfinden. 

Ausser den Anpassungserscheinungen ist bei Besprechung der 
Lebensverhältnisse der Planktonorganismen auch die Verbreitung der- 
selben über die Fläche eines Sees zu berücksichtigen. Über diesen Punkt 
ist in letzter Zeit vielfach gestritten worden. Einerseits hält Apstein °) 

1) Hensen, Einige Ergebnisse der Expedition, in den Ergebnissen der Plank- 


tonexpedition Bd. I A. 

2) Pavesi, Altra Serie di Ricerche e Studii sulla Fauna pelagica dei Laghi 
italiani, Padova 1893. 

s) Apstein, Quantitative Planktonstudien im Süsswasser, im Biologischen 
Centralblatt Bd. XII, No. 16, 17, 


147 


auf Grund seiner Untersuchungen des Dobersdorfer Sees die Ver- 
theilung des Planktons für eine recht gleichmässige, Schwärme von 
Thieren für nur ausnahmsweise vorkommend, während Zacharias!) 
für den Plöner See constatirt, dass Schwärme und locale Zusammen- 
schaarungen einzelner Planktonspecies des Süsswassers wirklich vor- 
kommen und nicht bloss als rasch vorübergehende Erscheinungen, son- 
dern als Vorgänge, welche Tage hindurch der Beobachtung sich darbieten 
und auf grössere Strecken hin eine erhebliche Verdichtung wahr- 
nehmen lassen. Deshalb findet er „eine durchgängige Gleichförmigkeit, 
wie sie Hensen und seine Schüler behaupten, nicht bestätigt.“ Diese 
Ansichten, die scheinbar im Gegensatz zu einander stehen, scheinen 
mir aber keineswegs unvereinbar zu sein. Apstein ist sich keines- 
wegs unklar darüber, dass der gleichmässigen Vertheilung des Plankton 
im Süsswasser mancherlei Hindernisse im Wege stehen; spricht er 
doch selbst seine Verwunderung darüber aus, dass er bei seinen 
quantitativen Fängen an den verschiedenen Stellen des Sees fast 
dieselbe Menge Plankton erhielt, auch leugnet er das Vorhandensein 
von Schwärmen keineswegs, wenn er vielleicht auch ihre Bedeutung 
unterschätzt. Ich glaube daher auch nicht, dass er mit seiner Be- 
hauptung, das Plankton sei gleichmässig vertheilt, eine Regel für alle 
Süsswasserseen aufstellen wollte ohne Berücksichtigung der 
besonderen Verhältnisse. Denn dass das Plankton des Ploener 
Sees z. B. weder an Quantität noch an Qualität gleichmässig vertheilt 
ist, in dieser Beziehung kann ich die Beobachtungen von Zacharias 
bestätigen. So zeigten sich im Plankton des westlichen Theils des 
Gr. Plöner Sees, des sogenannten Ascheberger Theils und dem des 
bei der Station gelegenen, Abweichungen sowohl betreffs der Quantität 
als auch der Qualität. Dasselbe gilt von dem diesseits und jenseits 
der Insel Alsborg gelegenen Theil des Grossen Plöner Sees. Trotzdem 
habe ich aber gegen die theoretische Annahme einer gleichmässigen 
Vertheilung nichts einzuwenden; nur muss man auch alle Faktoren 
in Rechnung ziehen, die dieser hindernd in den Weg treten. Gehen 
wir zunächst von der Annahme aus, ein See sei kreisrund, die Tiefe 
nehme gleichmässig auf allen Seiten zu, die Bodenbeschaffenheit 
sei überall die gleiche, auch Zuflüsse seien gleichmässig vertheilt oder 
ganz fehlend.. Wenn nun nicht gerade ein heftiger Wind den See 
aufwühlt, so dürfen wir auf allen Peripheriepunkten des vom Mittel- 
punkte aus gezogenen Kreises eine gleichmässige Vertheilung des 
Plankton annehmen. Je mehr sich ein See diesem Ideal nähert, 


!) Zacharias, Forschungsberichte aus der biologischen Station zu Plön B, II, 1894. 
10* 


148 


um so mehr nähert er sich auch dieser Gleichmässigkeit. Sobald 
jedoch in der einen oder anderen, oder in mehreren Beziehungen 
Abweichungen eintreten, um so geringer oder grösser werden auch 
die Ungesetzmässigkeiten sein. Nehmen wir z. B. an, die Boden- 
beschaffenheit sei verschieden, die eine Seite eines Sees eigne sich 
gut zum Besiedeln mit der Muschel Dreissensia polymorpha, während 
die andere gar nicht dazu passe, dann wird natürlich auch die Larve 
derselben in der jener Seite zugekehrten Hälfte des See wenig- 
stens in den Anfangsstadien ihrer Entwicklung weit häufiger sein 
als in der anderen. Oder ein See sende Buchten in das Land hinein, 
so ist natürlich die Beschaffenheit des Planktons in jeder Einbuchtung 
wegen des beiderseits nahen Landes eine andere, als an einem Punkte, 
der auf der Peripherie desselben vom Seemittelpunkte aus beschriebenen 
Kreises liegt, der aber sich frei im See befindet. Ein anderer Fall 
ist der, wenn sich mitten durch den See eine Sandbank oder eine 
Reihe von Inseln hindurchzieht. So führt Zacharias an, dass im 
Grossen Plöner See an demselben Tage auf der einen Seite der 
Insel Alsborg die Flagellate Mallomonas sich gar nicht gefunden habe, 
während sie auf der anderen in grossen Mengen vorhanden gewesen 
sei. Nach meiner Ansicht ist das nicht so wunderbar, als es im 
ersten Augenblicke scheint, denn gerade in der Richtung der Insel 
Alsborg ist eine von Osten nach Westen sich quer über den See 
erstreckende und nur durch einige tiefe Stellen von wenigen Metern 
Breite unterbrochene Bodenerhöhung des Sees vorhanden, so dass 
der nördliche und südliche Theil fast vollständig getrennt sind. In 
diesem Falle muss man jeden der beiden Theile als selbständigen See 
auffassen. Ähnliche Erfahrungen habe ich auch in diesem Sommer 
gemacht. Der Grosse Plöner See ist durch eine andere von Norden 
nach Süden verlaufende Halbinsel und eine davor liegende Inselreihe in 
zwei Theile getheilt, deren Verbindung nur durch einige seichte Wasser- 
becken vermittelt wird. Nun fand ich in dem westlichen, dem 
Ascheberger Theil, in der Regel ein Plankton, welches sowohl der 
Qualität als auch der Quantität nach bedeutend abweichend von dem 
des östlichen, des Bosauer Theils war. Bisweilen traten im ersteren 
Tier- und Pflanzenformen auf, die in letzterem schon verschwunden 
oder noch nicht aufgetreten waren, und auch wenn die Arten die- 
selben waren, so waren doch die Mengenverhältnisse, in denen die 
einzelnen Species vorkamen, wesentlich verändert. Die näheren 
Einzelheiten folgen erst später, wenn meine Zählungen beendet sein 
werden. Ich erwähne nur, dass im Juni sich noch Mastigocerca capucina 
und Asplanchna helvetica im Ascheberger Theil zahlreich fanden, 


149 


während ich erstere im Bosauer Theil noch garnicht gefunden hatte 
und letztere schon fast ganz verschwunden war. In ähnlicher Weise 
trat im September Gloiotrichia echinulata im Ascheberger Theil noch 
recht zahlreich auf, während im anderen sich nur noch einzelne 
Exemplare vorfanden. Auch die Abweichungen in der Quantität 
waren recht bedeutend. Ich gebe die Volumina einiger im September 
gemachten Fänge an: 


Datum Tiefe Volm. in ccm 
Ascheberger Theil dar 0, 10 m 1.1 ccm 
Nördlicher Theil Dad: 10 m 0,4 cem 
Ascheberger Theil 19. 9. 10 m 1,3 ccm 
Nördlicher Theil 19.9: 10 m 0,3 ccm 


Wie man sieht, finden ganz bedeutende Abweichungen statt. 
Diese Ergebnisse sind keineswegs etwa zufällige, da ich mich nicht 
mit der Abmessung eines Fanges begnügt habe, sondern aus beiden 
Theilen habe ich mehrere Fänge (zum Theil von verschiedenen Stellen) 
geprüft. Es ist also in der That die Gesamtplanktonmenge 
des Ascheberger Theils um das Mehrfache grösser als die 
des Bosauer Theils. 

Weiter kommen bei Beurtheilung des Planktons auch noch 
die Zuflüsse in Betracht. Wenn ein Fluss, der möglicher Weise 
einen anderen See, der ganz abweichende Lebensbedingungen darbietet, 
durchflossen hat, sich in einen zweiten See ergiesst, so wird er 
natürlich vermöge der mitgeführten Organismen wenigstens in der 
Nähe seiner Mündung das Plankton beträchtlich modificiren. 

Endlich ist noch der Wind als Mitwirker an der Veränderung 
des Plankton in Betracht zu ziehen. Das gilt namentlich, wenn 
der See durch Inseln und Sandbänke in mehrere Theile zerfällt. 
In jedem dieser Abschnitte entwickeln sich bei ruhigem Wetter die 
Organismen in verschiedener Weise. Wenn nun ein heftiger, längere 
Zeit seine Richtung beibehaltender Wind sich erhebt, wird das 
Plankton über die seichten trennenden Stellen hinweg aus dem 
einen in den andern Theil getrieben. Auf diese Weise kann es 
sich innerhalb kurzer Zeit ändern und besonders werden die Mengen- 
verhältnisse dadurch beeinflusst, d. h. eine Thier- oder Pflanzenart, 
die bisher nur selten war, wird plötzlich sehr zahlreich, weil sie in 
dem anderen Theil, worin sie günstigerer Lebensbedingungen halber 
sehr häufig war, hinübergetrieben worden ist. Namentlich werden 
die in den oberen Schichten lebenden Organismen von den Einflüssen 
des Windes berührt. Ich habe dieses näher bei den Wasserblüthe 
bildenden Algen, den Oyanophyceen beobachtet. Bei glattem 


150 


Seespiegel sammeln sie sich in grossen Mengen an der Oberfläche 
an, um bei leisem Luftzuge in mehr oder weniger breite Streifen 
angeordnet zu werden. Wenn man bei solcher Gelegenheit den See 
durchfährt, kann man schon von weitem sehen, wann eine solche 
Ansammlung kommt, da sie sich durch die hellere Farbe den anderen 
Stellen des Wassers gegenüber abhebt. Trotz dieser sofort auch 
jedem Laien in die Augen fallenden Unregelmässigkeit in der Ver- 
theilung wird man doch bei näherer Untersuchung über die Quantität 
des in jenen Streifen vorhandenen Plankton und des ausserhalb 
befindlichen wenig Unterschied bemerken, da diese Ungleichmässig- 
keit sich nur auf die oberste Schicht erstreckt; sobald man aber 
einen Verticalzug aus etwa 10 m Tiefe macht, kommt die obere 
Ansammlung kaum in Betracht. Bedeutendere Veränderungen treten 
aber auf, wenn der Wind längere Zeit in gleicher Richtung weht. 
Dann sammeln sich an den Ufern, nach denen hin der Wind steht, 
die Algen in so ungeheuren Mengen, dass man sie mit dem Löffel, 
ja mit dem Eimer abschöpfen kann. Besonders habe ich das bei 
der hier im Wasser häufigen Gloiotrichia echinulata Richt. 
bemerkt. An solchen Tagen können z. B. die Anwohner am Kleinen 
Plöner See, die ihren Wasserbedarf aus diesem zu entnehmen pflegen, 
überhaupt kein brauchbares Wasser aus dem See erhalten. Sobald 
aber der Wind sich ändert, sind auch diese Ansammlungen ver- 
schwunden. Sehr gut konnte ich diese Erscheinung am 21. August 
d. J. beobachten. Wir hatten einige Tage vorher starken südlichen _ 
Wind gehabt, an jenem Tage aber flaute er etwas ab. Des Nach- 
mittags etwa um 3 Uhr konnten wir eine Unmenge von Gloiotrichia 
gerade am Ufer bei der Station abschöpfen, eine Gelegenheit, die wir 
auch benutzten, um zwecks einer chemischen Untersuchung eine 
grössere Anzahl zu gewinnen. Darauf machten wir eine kleine Ex- 
cursion auf dem Plöner See und als wir zwischen 5 und 6 Uhr 
zurückkehrten, hatte sich ein leichter NW. erhoben. Wie wir unser 
Boot wieder bei der Station anlegten, war zu unserer Verwunderung 
keine Spur einer Gloiotrichien-Ansammlung mehr zu entdecken. So ist 
es auch leicht verständlich, dass bei starkem West ein Verticalzug aus 
5 m an der westlichen Seite des Sees am 13. August über 1100 Gloio- 
trichien lieferte, während am 14. bei demselben Winde an der östlichen 
Seite bei einem Verticalfang aus 10 m nur reichlich 400 erbeutet 
wurden. Man sieht also, dass auch der Wind bei der Vertheilung 
des Plankton eine Rolle spielt, nur darf man seine Bedeutung nicht 
überschätzen; ausser bei den Gloiotrichien habe ich seinen directen 
Einfluss nicht erkennen können. 


151 


Wenn man also die Verbreitung der Organismen in einem 
Süsswassersee feststellen will, muss man mit allen diesen Faktoren 
rechnen und grade beim Plöner See treffen alle zusammen. Hier 
finden wir tiefer ins Land hineingehende Buchten, Inseln, Sand- 
bänke, Zuflüsse u.s. w. Es ist daher vorauszusehen, dass man auf 
eine ganz gleichmässige Vertheilung des Planktons nicht rechnen 
kann, und soweit ich bis jetzt übersehen kann, ist sie auch nicht 
vorhanden. Betrachtet man aber die einzelnen Theile nur insoweit, 
als in ihnen dieselben Bedingungen herrschen, so muss man Apstein 
Recht geben, dass die Vertheilung eine recht gleichmässige ist. 
Dass Schwärme bisweilen vorkommen, wird auch von allen An- 
hängern der Hensen’schen Methode zugegeben. Dieselben können 
auf zwei verschiedene Arten entstehen. Entweder durch Zusammen- 
schaarung der einzelnen Individuen oder durch dieschnelle Vermehrungs- 
weise einer Species. Die erste Art wird sich namentlich bei Thieren mit 
geschlechtlicher Fortpflanzung finden und Apstein glaubt sie bei 
Diaptomus constatirt zu haben. Die zweite Art wird eintreten, wenn 
Species, die eine schnelle Vermehrungsfähigkeit besitzen, sich an 
einer für sie günstigen Stelle befinden. Sie werden sich hier sehr 
schnell vermehren und können dann den Eindruck von Schwärmen 
hervorrufen, da geraume Zeit darüber hingeht, bis sie über den 
ganzen See verbreitet sind. Dass sich einzelne Organismen sehr 
schnell vervielfältigen können, hat Zacharias selbst constatirt; er 
führt dafür an Synedra delicatissima, Melosira, Gloiotrichia echinulata, 
Dileptus trachelioides, Dreissensia polymorpha u. a. Bei einigen 
trat schon nach wenigen Tagen eine Veränderung auf von ver- 
einzeltem Vorkommen bis zum massenhaften Erscheinen. Ich habe 
gleichfalls in diesem Jahre dies beobachten können beim Auftreten 
einer durch Anabaena flos aquae verursachten Wasserblüthee Nach 
wenigen heissen Tagen erreichte sie am 1. Juli eine solche Grösse, 
dass eine dicke Schicht auf dem Wasser lag und man selbst in 
grösserer Entfernung vom Ufer einen unangenehmen Geruch verspürte, 
der von der raschen Zersetzung dieser Alge herrührte. Ebenso schnell 
wie sie kam, verging sie auch; nach 1—2 Tagen war sie wieder auf 
ihre gewöhnliche Zahl redueirt. 


Soviel über die Verbreitung der Organismen in einem und 
demselben See. Wie verhalten sich nun aber verschiedene Seen zu 
einander? Schon daraus, dass das Plankton in einem See an Quan- 
tität und Qualität verschieden sein kann, wird man schon ohne weiteres 
folgern dürfen, dass dasselbe auch bei mehreren Seen eintreten wird. 


152 


In der That hat schon Apstein!) hierauf hingewiesen. Ihm zeigten sich 
wesentliche Verschiedenheiten zwischen dem Dobersdorfer, Passader, 
Selenter See, obgleich jeder von denselben mit dem vorhergehenden in 
Verbindung steht. Er meint die Existenzbedingungen müssten wohl 
zu verschiedenartig sein, sodass nicht alle drei Seen die gleiche Be- 
wohnerschaft haben könnten. Er fand auch die Quantität des Plankton 
verschieden. So war der Dobersdorfer See stets bedeutend reicher an 
Plankton, sowohl um dieselbe Zeit als auch an den Tagen mit der- 
selben Wassertemperatur. Er schliesst daraus, dass die Temperatur 
allein nicht massgebend für das Planktonvolumen ist. 

Er meint, dass „namentlich die Entwicklung der Ufer in Betracht 
komme und das Maass der Abfälle, welche sie entweder aus ihrem 
Pflanzenbestande oder durch menschliche Ansiedlungen erhalten.“ 
Auch ich fand das Plankton ganz nahe gelegener und mit einander 
in Verbindung stehender Seen sehr verschiedenartig. Ich gebe hier 
die Volumina?) der Fänge aus den verschiedenen Seen, muss aber 
dasselbe hervorheben, wie Apstein, dassman auf diese Weise nament- 
lich bei kleineren Mengen nur annähernde Resultate erhält, dass aber 
eine genauere Übersicht über die wirklichen Massenverhältnisse erst 
sich durch eine Zählung ergiebt. Den Plöner See habe ich in 2 
Theile getheilt; den westlichen, Ascheberger und den östlichen, Bosauer, 
und letzteren wieder in einen nördlichen (N. T.) und einen mittleren 
(M. T.) und einen südlichen Theil (S. T.. Am nördlichen Theil des 
Bosauer Bezirkes ist die Station gelegen. 


See Dat. Tiefe Vol. Temp. 

Kl. Plöner See a 30/V1l 10 m 3,2 220 
„ „ „ b „ DE) 2,2 
Gr. Plöner See 19,5° 
a. Bosauer Theil N.T.| 1/VIII 10 m 1,4 

b. „ „ RS) „ „9 1,9 
Schöh-See 3/V1Il 10 m 0,7 19,8 
Gr. Plöner See 1 
a. Bosauer T. M. T. T/NEIL.) =100m 129 

b. n SEME@R: n A 2,0 

c. ® N e 10 m 1,6 

d. E N: R ehe, 1:0 


1) Apstein, Quantitative Planktonstudien, ferner Planktonproduktion in verschied. 
holst. Seen und Ber. d. Naturforsch. Ges. z. Freiburg 1894. 8. Bd. 

2) Da es mir vorläufig nur auf eine Vergleichung der Planktonproduetion 
ankommt, gebe ich nur die Rohvolumina ohne jede Correction, Mein Netz hatte 
eine Oeffnung von !/ıes qm. 


153 


See Dat. Tiefe Vol. Temp. 
Gr. llöner See 17° 
BOSTANST. 13/VIII 10 m 1,0 
Trammer-See 14/VIIl bs 3,4 
Kl. Plöner See 5/IX Ft 15 15,29 
Trent-See L ter 2,9 
Trammer-See a er 4,0 
Edeberg-See 5 er 1.9 
Gr. Plöner See 
a4Bos: 1. M. T. a 5/IX SER 0,5 
b>.Bes T. N: T. b 5 u 0,4 
c. Ascheberg. T IX dern 1 15,2° 
de=Bos T N. T.d 10/X EIRENT 0,5 
ee Bons. M. Ich = u, 0,5 
Vierer-See 6,9 15° 
Gr. Plöner See 
a. Ascheberger T. 19/IX a 13 14,6° 
br-Bos-T. M. T.d e ne 0,7 
7 .B08. TEN T b „ KREnn, 0,3 
Bas... T. „ RN 0,3 
Gr. Plöner See 
Bosauer Theil 
ION. ’T a 24/IX Auer 0,2 14" 
SENLET.Ch fi len 0,3 
3aNT. € : RE: 0,3 
4.N.T.d 2 Ber 0,4 
se MAT a 4 RL 0,5 
MET. bh MH en 0,3 
TU ME =: c x IRA; 0,6 
8.M. T.d n u: 0,5 
Diek-See 28/1X A 0,6 13,6° 
Suhrer-See r re bt 
Behler-See A ae 
a ” MS 1,0 
b „ See) 1,0 
c ” 2 1,3 


Sämmtliche hier aufgezählte Seen gehören zum sogenannten Schwen- 


tinegebiet. 


Die Schwentine fliesst der Reihe nach durch Diek-, 


Keller-, grossen Plöner, kleinen Plöner See. Mit dem Behler stehen 


Suhrer- und Edeberg-See in Verbindung; in den Grossen Plöner See 


154 


ergiesst sich der Abfluss des Vierer-Sees, und mit dem Kleinen Plöner 
See hängt der Trent- und Trammer-See zusammen. Der Schöh- 
See steht dagegen mit keinem in Verbindung. Wenn an einem Tage 
mehrere Fänge aus demselben See oder Seetheile verzeichnet sind, 
so sind dieselben an verschiedenen Stellen gemacht, ich habe deshalb 
in der Liste die Buchstaben a, b, c u. s. w. gewählt, um die einzelnen 
verschiedenen Orte zu bezeichnen. Bei dem Grossen Plöner See wird 
dadurch auch die Lage angedeutet: a bedeutet den Osten, b und c 
die Mitte, d den Westen des betreffenden Theil. Es heisst also Bos. 
T. N. T. a.: Der Fang wurde im östlichen Abschnitte des nördlichen 
Theiles des Bosauer Bezirkes gemacht. Die vorstehende Tabelle 
giebt nur eine Übersicht der Planktonproduktion für den August 
und September. Der verhältnismässig ärmste See ist der Grosse 
Plöner See, namentlich der nördliche bei der Station gelegene Theil, 
auch der Diek-See ist nicht sehr reich, während der Behler-See, der 
etwa dieselbe Tiefe hat, wie der Diek-See, ein bedeutend grösseres 
Planktonvolumen aufweist. Ebenfalls viel reichhaltiger sind die 
kleineren Seen. Man vergleiche nur z. B. am 5. September den 
Kleinen Plöner See mit 1,5 cem, den Trent-See mit 2,9 ccm, den 
Trammer-See mit 4,0 ccm, den Edeberg-See mit 1,2 ccm mit den an 
demselben Tage gemachten Fängen aus dem grossen Plöner See von 
0,5 und 0,4 ccm. Auch der Suhrer-See hat 1,1 cem am 28 September, 
während am 24. d. M. im Gr. Plöner See nur 0,2—0,5 ccm sind. Im 
grössten Gegensatz stehen aber die unmittelbar in Verbindung be- 
findlichen Seen, der Vierer- und Gr. Plöner See, am 10. September 
mit 6,9, beziehungsweise 0,5 ccm Plankton, also im ersteren Falle 
ungefähr mit der l4fachen Menge. Im Grossen und Ganzen kann man 
sagen, dass grosse Seen verhältnissmässig arm, kleinere dagegen reicher 
an Planktonmenge sind. Doch die Flächengrösse eines Sees allein 
ist hier nicht von Einfluss; es sprechen hier noch eine Reihe anderer 
Faktoren mit, die sich theilweise der Klarstellung entziehen. Apstein 
meint, dass vielleicht die Mövenansiedlungen ein reicheres Plankton 
bewirkten. Dass glaube ich nicht, denn die Abfälle von 5 bis 10 
Tausend Möven kommen bei grösseren Wasserbecken kaum in Betracht. 
Fliessen doch hier in den Plöner viel mehr Abfälle in den See aus 
der Stadt, als die zehnfache Mövenanzahl hervorbringen würde und 
doch ist der hier an der Stadt gelegene Theil äusserst arm an Plankton. 
Nach meiner Ansicht haben sich umgekehrt die Möven da nieder- 
gelassen, wo es für sie reichlichere Nahrung giebt, abgesehen 
natürlich von anderen mehr zufälligen Umständen. Eine grosse Rolle 
spielt, wie ich glaube, die Tiefe des Sees. Je steiler ein See ab- 


155 


fällt, je geringer die Flächenausdehnung im Verhältniss 
zur Tiefe ist, desto ärmer ist der See. Darum ist im Bosauer 
Theil des grossen Plöner Sees weniger Plankton als im Ascheberger, 
darum ist der kleine Schöhsee so arm und auch die geringe Quantität 
des Selenter-Sees spricht dafür, überall haben wir steil abfallende 
Ufer, die Bodenentwicklung ist daher äusserst gering. Das Gegen- 
theil haben wir beim Kleinen Plöner, beim Behler-See, ebenso beim 
Ascheberger Theil. Hier finden wir wohl auch tiefe Stellen, aber 
grosse Strecken sind äusserst flach, daher ist hier das Plankton 
viel reichlicher. Meiner Ansicht hängt das damit zusammen, dass 
viele auch von den freischwimmenden Organismen einen Theil der 
Entwicklung auf dem Boden durchmachen; dies glaube ich wenigstens 
bestimmt von den meisten Cyanophyceen annehmen zu dürfen.!) Es ist 
natürlich, dass diese in einem See mit ausgedehnten flachen Stellen, 
zu denen reichlich Licht und Wärme dringen kann, besser gedeihen 
als in einem abschüssigen, tiefen See. Damit sind aber keineswegs alle 
Schwierigkeiten gehoben, denn auch unter den kleineren Seen kann 
man wieder zwei Abstufungen unterscheiden, wovon die einen plankton- 
reicher, die anderen ärmer daran sind. Apstein?) theilt die Seen 
allgemein in zwei Abtheilungen: 
I. Chroococcaceen-Seen. II. Dinobryon-Seen. 


Chroococcaceen zahlreich selten 
Dinobryon fehlend oder selten zahlreich 
Chydorus pelagisch litoral 
Plankton reich arım 
Wasser trübe (durch Organismen) klar 


Darnach würde der Vierer-See, wenigstens für den September, aus- 
gesprochen zu den Chrococcaceen-Seen gehören, denn alle angegebenen 
Eigenschaften stimmen vollständig. Die Seltenheit von Dinobryon 
ist allerdings für ihn keine specifische Eigenthümlichkeit, da auch in 
den anderen (den sogenannten Dinobryonseen) Dinobryon zu dieser 
Jahreszeit nur spärlich vorkam. Im Sommer fand ich allerdings auch 


1) Betreffs der Eier eines limnetischen Räderthiers (Bipalpus vesiculosus), 
welche mit einer dicken Gallerthülle umgeben sind und sich lange Zeit schwebend 
erhalten können, hat Zacharias nachgewiesen, dass sie ihre Schwebfähigkeit nach 
einiger Zeit einbüssen und auf den Grund sinken, wo sie dann in grossen Mengen 
bei einander liegen. Wie es scheint, verbleiben diese Eier auch den ganzen Winter 
über am Seeboden, denn die ersten Exemplare von Bipalpus erscheinen (nach den 
Periodieitätstabellen von Zacharias) erst wieder gegen Ende April oder Anfang Mai 
und in der Zwischenzeit ist man niemals in der Lage, ein schwebendes Bipalpus- 
Ei in den Planktonfängen zu constatiren. 

2) Apstein, Vergl. d. Planktonproduktion. 


156 


im Vierer-See diese Flagellate häufig, doch bin ich vorläufig noch nicht 
imstande, eine nähere Kritik über diese Eintheilung zu üben. 
Schwierigkeiten macht dagegen die Einreihung des Trammer-Sees. Er 
gehört, wie Apstein selber untersucht hat, zur zweiten Seengattung, 
dennoch finden wir hier ein recht reiches Plankton (zehnmal mehr 
als im Plöner See), hervorgerufen durch eine gewaltige Menge Ceratien 
und Fragilarien. An und für sich würde das der Klassification aber 
noch nicht widersprechen. Denn auch andere Dinobryonseen, die 
sonst im Laufe des Jahres nur wenig Plankton enthalten, entwickeln 
zeitweilig eine grosse Masse, wenn auch meistens nur für kurze Zeit. 
Wir können diese Zeit auch als Hauptvegetationsperiode bezeichnen, 
denn die grosse Planktonmenge wird natürlich hervorgerufen durch 
eine starke Überproduktion an Pflanzen. Solcher Perioden können 
wir beim grossen Plöner See zwei unterscheiden, die eine im Früh- 
jahr zur Zeit der Melosiren und eine geringere im Juli und August 
zur Zeit der Wasserblüthe durch Gloiotrichia; im Trammer-See eine 
Periode im September hervorgerufen durch Ceratien und im Trent- 
See eine im Anfang Oktober durch Melosiren bewirkt. In allen Fällen 
erreicht das Plankton das 6—10fache, bisweilen noch mehr seiner ge- 
wöhnlichen Produktion. Die zuletzt erwähnten Seen sind alle benach- 
bart und stehen direkt oder indirekt mit einander in Verbindung, trotz- 
dem herrschen in den einzelnen ganz andere Verhältnisse, das Volumen 
des Planktons schwankt unter dem Einfluss der verschiedensten Com- 
ponenten. Etwas anders liegt die Sache bei den Chroococcaceen-Seen. 
Hier findet eigentlich während des ganzen Jahres eine starke Über- 
produktion von Pflanzen immer derselben Art statt, so dass die Kurve 
der Planktonvolumina mit „derjenigen, welche die Produktion der 
Chroococcaceen ergiebt, übereinstimmen wird.“ !) 

Schon dieser kurze Überblick zeigt, dass wir über die Plankton- 
produktion mehrerer Seen keinen zuverlässigen Aufschluss durch 
Messen der Volumina enthalten. Die Zusammensetzung ist zu mannich- 
faltig, bald überwiegt der eine, bald der andere Bestandtheil. Gewisse 
Organismen sind sperrig und geben ein verhältnissmässig grosses 
Volumen, andere drängen sich dicht zusammen und haben nur ein 
geringes Maass.?) Ich glaube z. B. nicht, dass die Chroococcaceen von 
grosser Bedeutung für den Nutzwerth eines Gewässers sind, d. h. in 
letzter Linie für die Erzeugung vieler Fische. Denn als eigentliche 
Fischnahrung kommen sie wohl kaum in Betracht, und auch die 


\) Abweichend verhält sich der Vierer See. Hier war Ende November eine zweite 
Hauptvegetationsperiode, ausschliesslich aus Melosiren gebildet (f, 7 cem Rohvolumen 
aus 10 m Tiefe). 

2) Vergl. Schütt, Analytische Planktonstudien, 1893, 


157 


Crustaceen, vielleicht mit Ausnahme von Chydorus sphaericus, ziehen 
andere Pflanzen vor. Kommen ferner doch auch die Cyanophyceen 
vielfach in solchen Gewässern massenhaft vor, die als direkt schädlich 
für Fische erkannt sind. Ein grosses Planktonvolumen giebt uns 
also noch nicht das Recht, auf eine bedeutende Ertragsfähigkeit der 
Gewässer zu schliessen. Wir müssen also auch hier, wie Hensen es 
bezüglich der Meeresthiere gethan hat, zu den Zählungen greifen. 
Nun würde aber eine genaue Zählung, wie Apstein schon solche 
veröffentlich hat, praktisch gar nicht durchführbar seien, weil dazu 
viel zu viel Zeit gehört und ausserdem wissenschaftliche Kenntnisse. 
Ich möchte daher einen Ausweg vorschlagen. Man misst zunächst 
die Volumina und zählt dann die Crustaceen und vielleicht auch die 
grösseren Räderthiere, die jedenfalls als Fischnahrung die wichtigsten 
Vertreter des Plankton sind, selbstverständlich ohne die Arten zu 
unterscheiden (vielleicht nur durch Grössenangabe geschieden, klein, 
mittel, gross). Nehmen wir ein Beispiel: .Der Suhrer und Aschen- 
berger See hatten am 28/IX. bez. 5/IX. dieselben Rohvolumina, näm- 
lieh 1,1 ccm (Netzöffnung !/,,; qm), an Crustaceen waren aber im 
Suhrer See nur 700000 und 500000 Rotatorien, (dagegen 15000000 
Diatomeen und 1600000 Ölathrocystis); in Ascheberger Theil waren 
1700000 Crustaceen und 2100000 Rotatorien (aber nur 250000 Diatomeen 
und 150000 Chroococcaceen) alles unter einem Quadratmeter Fläche 
und 10 m Tiefe. Trotzdem die Volumina also ungefähr gleich waren, 
ist das Plankton des Ascheberger Theils doch nahrhafter als das des 
Suhrer Sees. Wenn auf ähnliche Weise für das ganze Jahr Tabellen für 
die verschiedenen Seen aufgestellt würden, könnte man vielleicht einen 
ziemlich genauen Schluss auf den Nutzwerth eines Gewässers ziehen. 

Auf die Periodicität des Auftretens der einzelnen Organismen 
kann ich mich vorläufig nicht näher einlassen; ich verweise vielmehr 
auf die diesbezüglichen Arbeiten von Apstein und Zacharias. Wie 
schon vorhin bemerkt wurde, ist die Zeit des Erscheinens und des 
Verschwindens einer Art keineswegs für alle Seen dieselbe Ich 
habe vielfach die Beobachtung gemacht, dass manche Arten bisweilen 
in kleineren Becken recht zahlreich vorhanden sind, während sie in 
den benachbarten grösseren fehlen. So trat Mastigocerca capucina 
im Grossen Plöner See etwa einen Monat später auf als im Vierer 
See. Genauere Resultate können natürlich auch hier erst die Zäh- 
lungen ergeben. Ob dies vielleicht mit der schnelleren Erwärmung 
der kleineren Seen zusammenhängt, lässt sich noch nicht übersehen. 

Zum Schluss möchte ich noch einige Bemerkungen über die 
vertikale Verbreitung der Organismen hinzufügen. Dass hier 


158 


keine solche Gleichmässigkeit möglich ist, wie bei der horizontalen, 
versteht sich wohl von selbst. Die pflanzlichen Organismen werden 
sich namentlich in den oberen Regionen aufhalten, um ihr Bedürfniss 
nach Licht befriedigen zu können, auch sind in den grösseren und 
tieferen Seen wenigstens im Sommer die Temperaturunterschiede zu 
gross, als dass alle Organismen in jeder Tiefe ihre Lebensbedingungen 
erfüllt erhalten könnten. So haben auch die Untersuchungen von 
Apstein ergeben, dass in der That eine grosse Unregelmässigkeit in 
der verticalen Verbreitung existiert. In der Regel ist die Oberfläche 
stets mehr belebt als die unteren Schichten, je weiter man nach 
unten gelangt, um so spärlicher wird vielfach auch das Plankton. 
Doch giebt es auch Ausnahmen hiervon. In manchen Fällen ist die 
mittlere Schicht die ärmste und in den unteren findet sich wieder 
reicheres Plankton. Wie ist das zu erklären? Eigentliche Tiefen- 
Organismen, das heisst solche, die sich ausschliesslich in der Tiefe 
aufhalten und vermehren, kennt man, wenigstens in unseren hol- 
steinischen Seen, so gut wie gar nicht. Leptodora!), von der be- 
hauptet wurde, sie bevorzuge die grösseren Tiefen, findet sich nach 
den neueren Untersuchungen äusserst häufig auch in flachen Seen 
und namentlich auch in der Uferregion; dasselbe gilt von Bytho- 
trephes, den ich nicht selten in dem flachen Vierer See gefunden habe. 
Aber wenn es auch wirklich einige Organismen giebt, die aus- 
schliesslich in grösseren Tiefen leben, so sind sie doch viel zu wenig 
zahlreich, als dass sie die Quantität der Fänge wesentlich beein- 
flussen könnten. In der That sind auch die Stufenfänge in der 
Hauptsache qualitativ. gleich, wenn auch die Mengenverhältnisse oft 
von einander abweichen. So fand Apstein®) im Dobersdorfer See 
bei 20 m Tiefe verhältnissmässig viel Melosiren. Nun ist es denkbar, 
dass diese Algen eine bestimmte Temperatur haben, bei der sie be- 
sonders gut gedeihen. Steigt nun die Oberflächentemperatur, wird 
die Hauptentwicklung in einer tieferen Schicht vor sich gehen und 
allmählig wird sich dann bei grösserer Wärme die Hauptmenge in 
einer dem Boden nahen Region vorfinden, da hier die niedrigste 
Temperatur zu finden sein wird. Unterstützt wird diese Annahme da- 
durch, dass die Melosiren (nach den diesjährigen Ermittelungen von 
Zacharias, vergl. den V. Abschnitt dieses Heftes) in den oberen 
Schichten des Plöner Sees ihre stärkste Entwickelung haben bei einer 
Wasserwärme von 5—6°. Die grössere Quantität in der oberfläch- 


!) Vergl. Apstein, Quantitative Planktonstudien 1892. 
2) Vergl. Apstein, Vergl. d. Planktonproduktion. 
®) Apstein, Quantitative Planktonstudien. 


159 


lichen Schicht entsteht im Allgemeinen dadurch, dass sich hier auch 
andere Organismen in grosser Anzahl finden, die nur wenig in die 
Tiefe steigen. Beim Dobersdorfer See waren es die Chroococcaceen. 

Es ist aber auch sehr wahrscheinlich, dass wir in den nahe am 
Grunde angehäuften Melosiren die absterbenden Reste einer früheren 
Generation zu erblicken haben. Wie Zacharias’!) Untersuchungen 
in diesem Frühjahr ergeben haben (vergl. V. Abschnitt), sind allerdings 
die Melosiren in der Hauptperiode ihres Wachsthums namentlich in 
den oberen Schichten vertreten. Wenn nun aber bei ihnen ein Still- 
stand in der Vermehrung eintritt, werden auch die Stoffwechsel- 
producte, die ihnen das Schweben im Wasser ermöglichten, allmählich 
abnehmen und sie werden langsam zu sinken beginnen. Auf diese 
Weise können sich in den unteren Schichten noch grosse Mengen 
finden, während die oberen von diesen Algen fast ganz entleert sind.2) 
Möglicherweise mag hier auch noch die verticale Wasserströmung 
ein Factor sein, der das Niederlassen auf den Boden verhindert. Der 
Doberdorfer. See z. B. ist nur verhältnissmässig flach; da das Wasser 
sehr diatherman ist, werden die Sonnenstrahlen leicht bis auf den Boden 
dringen und diesen erwärmen. Hierdurch wird auch die Temperatur der 
unteren Wasserschichten erhöht und diese werden so weit und so 
lange nach oben steigen, bis ein Ausgleich der Temperatur erfolgt ist. 
Durch die so entstehenden Wirbel werden die Algen jedenfalls an 
einer ruhigen Ablagerung verhindert. 

In dem vorliegenden Fall wurden nun die Melosiren durch 
massenhaftes Auftreten anderer Pflanzen, der Chroococcaceen, in den 
oberen Regionen ersetzt. Nun fand aber Zacharias bisweilen in 
diesem Frühjahr (1894), dass sowohl in der oberen als auch in der 
unteren Schicht eine grössere Menge Melosiren sich befand, während 
die Mitte verhältnissmässig leer war. Auch hierfür scheint mir eine 
Erklärung nicht sehr schwierig. Die Perioden des starken Wachs- 
thums sind natürlich nicht immer ganz gleichmässig.. Wenn nun 
gelegentlich infolge schlechter Witterung oder anderer ungünstiger 
Einflüsse ein Stillstand eintritt, werden sich erst die oberen und 
dann die mittleren Regionen von den absterbenden Melosiren ent- 
leeren; hören nun die hemmenden Ursachen auf, wird sich oben 
wieder eine kräftige Vegetation bilden. Inzwischen haben die Melo- 


1) Vergl. Abschnitt V, S. 103 und die dort mitgetheilten Gewichtszahlen. 

2) Dies ist durch die Wägungen von Zacharias ebenfalls klargestellt worden 
und ich verweise hinsichtlich der ziffernmässigen Angaben hierüber auf S. 101—105 
dieses Heftes. 


160 


siren aus der früheren Periode aber noch nicht den Boden erreicht, 
sondern schweben noch in den grösseren Tiefen. Möglicherweise 
mag auch hier die Temperatur eine Rolle spielen, jedenfalls sind die 
täglichen Schwankungen auch für die verticale Verbreitung von 
Bedeutung. Ich werde nach Anstellung weiterer Untersuchungen 
noch auf diesen Punkt zurückkommen.!) Soviel ich weiss, hat man 
bis jetzt hierauf bezüglich der Verbreitung wenig oder gar kein 
Augenmerk gerichtet, obgleich sowohl die verticalen als auch die 
horizontalen durch die Temperaturunterschiede hervorgerufenen, für 
das Auge nicht sichtbaren Strömungen von Wichtigkeit sind. Man 
kann sich schon auf eine sehr einfache Art veranschaulichen, wie 
kleine Temperaturänderungen die Bewegung der Organismen be- 
einflussen. Ich füllte einen etwa 30 cm hohen und 5 cm weiten 
Glaseylinder mit Wasser und that dann eine grössere Menge Chroo- 
coccaceen hinein. Stellte man das Gefäss an einen ruhigen Ort und 
in den Schatten, so sammelten sich die noch lebenden Algen alle in 
der oberen Schicht an, in der Mitte und unten war nichts von ihnen zu 
sehen; umfasste man aber den unteren Theil des Gefässes mit der Hand, 
so entstand infolge der Wärmeerhöhung ein Strom, der nach ein bis 
zwei Minuten das ganze Glas mit Organismen füllte. Machte man 
dasselbe Experiment mit Algen, die nicht ganz lebenskräftig waren, 
sondern das Schwimmvermögen verloren hatten und daher zu Boden 
sanken, wurden auch diese durch die Strömung in die Höhe gerissen 
und stiegen beträchtlich empor. In derselben Weise wird auch in 
einem Wasserbecken die durch Erwärmung des Bodens entstehende 
Wasserbewegung die sich senkenden Melosiren wieder nach oben 
reissen; natürlich wird dies nur in den unteren Regionen vor sich 
gehen, bis zu der Höhe nämlich, bis zu welcher ein Ausgleich der 
Temperatur erfolg. Manche Erscheinungen, die sonst schwer zu 
erklären sind, werden mit Berücksichtigung der verticalen Wasser- 
strömungen leichter fassbar. Ich führe hier nur die Beobachtungen 
an, die Brun?) bezüglich der Diatomeen an den Schweizer Seen 
gemacht hat. Er berichtet darüber, was folgt: 

„In der That ist die Erklärung dafür schwierig, wie diese 
mikroskopischen Algen mit ihrer starken und schweren Kieselschaale 


1) Ueber die Temperaturverhältnisse der holsteinischen Seen vergl. Ule, 
die Temperaturverhältnisse in den baltischen Seen in Verhandl. d. X. Deutschen 
Geographentages in Stuttgart 1893 und Ule, die Tiefenverhältnisse der ost- 
holsteinischen Seen im Jahrbuch der königl. preuss. geolog. Landesanstalt 1891. 

2) Brun, Vegötations pelagiques et microscopiques du Lac de Geneve, aus 
3. Bullet. de la Societe botanique de Genöve, Juni 1884. 


161 


an die Oberfläche des Sees gelangen und sich dort aufhalten, um 
daselbst zu leben. Findet ein Aufsteigen dieser Lebewesen jeden Tag 
vom Grunde des Sees aus statt? Fernere Untersuchungen werden 
es vielleicht erklären können, aber schwierig. Dass sie übrigens aus 
den Tiefen des Sees emporsteigen oder vom Ufer her sich im Wasser 
verbreiten, ist erstaunlich bei ihrer Kleinheit. 

Die schnellste Bewegung, die ich unter den pelagischen Arten 
beobachtete, fand bei Nitzschia palea statt. Sie war 15 bis 18 a in 
der Secunde. Der See, in dem ich sie gefangen habe, hat im Mittel 
12 m Tiefe an dieser Stelle. Es würde ein acht- bis neuntägiges 
Aufsteigen nöthig sein, damit sie vom Grunde an die Oberfläche 
gelangt, vorausgesetzt, dass ihre Bewegung beständig in derselben 
Richtung stattfindet, was bei dieser Art nicht der Fall ist. Nun 
verschwindet sie des Abends, um bisweilen den nächsten Tag am 
Morgen oder gegen Mittag zu erscheinen. Es giebt also eine andere 
treibende Kraft, als ihre Eigenbewegung, die sie zur Oberfläche führt. 
Ich habe in dem Wasser keine inneren Ströme feststellen können. 
In jedem Falle war diese Strömung nicht dem Auge wahrnehmbar 
und das Wasser erschien auffallend ruhig.“ 

Nach meiner Ansicht ist dies Erscheinen und Verschwinden 
einerseits durch die täglichen Temperaturschwankungen, andererseits 
durch die schnelle Vermehrungsfähigkeit zu erklären. Die tägliche 
Temperaturveränderung in den Schweizer Seen ist nun sehr be- 
deutend — bisweilen 2 bis 3° Celsius. Es wird also am Abend 
und in der Nacht ein heftiger Strom entstehen, der die am Tage an 
der Oberfläche reich vegetirenden Algen in die Tiefe reisst, am 
anderen Morgen wird namentlich an den flacheren Stellen ein Auf- 
steigen der unteren Schichten stattfinden, ausserdem vermehren sich 
die Diatomeen in den oberen Schichten sehr schnell, so dass in der 
Nähe der Oberfläche sich eine reichliche Flora entwickelt. 

Für das Auge sichtbar sind alle diese Strömungen nicht, die 
Oberfläche des Wassers kann vollständig ruhig erscheinen. Thiere 
mit kräftiger Eigenbewegung werden natürlich durch die Wasser- 
bewegung nur wenig beeinflusst, die Wirkung derselben wird wohl 
hauptsächlich auf die an Schwere dem specifischen Gewichte des 
Wassers fast gleichkommenden Pflanzen beschränkt sein. Aehnlichen 
Einfluss wie die täglichen Temperaturschwankungen wird natürlich 
auch die jährliche auf die verticale Verbreitung ausüben. 

Wie ich schon mehrfach wiederholt habe, sind die meisten der 
vorhin ausgesprochenen Ansichten nicht das Resultat eingehender 
Untersuchungen, es sind vielmehr nur theoretische Auseinander- 

1l 


162 


setzungen, deren Richtigkeit ich im Laufe des nächsten Jahres zu 
prüfen hoffe. Im folgenden werde ich noch einige Bemerkungen 
über die Anpassungsverhältnisse der Süsswasserorganismen an 
das pelagische Leben machen und zwar werde ich mich vorläufig 
auf die Diatomeen und Cyanophyceen beschränken. 


A. Diatomeen. 


Nachdem Schütt!) in seiner eingehenden Abhandlung im 
ersten Bande des Planktonwerkes die Lebensverhältnisse der Meeres- 
diatomeen so vorzüglich geschildert hat, bleibt mir im Grossen und 
Ganzen nichts anderes übrig, als die Ergebnisse seiner Forschungen 
auf die Diatomeen des süssen Wassers anzuwenden. Die Diatomeen 
bilden einen bedeutenden Bestandtheil des Plankton ; bisweilen 
überwiegen sie sogar an Masse alle anderen Organismen; sie bilden 
dann „monotones‘“ Plankton. Gänzlich verschwinden sie überhaupt 
nicht im Laufe des Jahres, wenn sie zu Zeiten auch durch andere 
Pflanzen zurückgedrängt werden. Wie im Meere, gehören die in 
unseren Seen freischwimmenden Diatomeen meistens der nahtlosen 
Klasse an. Die mit einer Naht versehenen Diatomeen, welche sich 
im Plankton finden, sind vielfach durch Wind und Wellen vom 
Boden aufgewirbelte Grundformen, und sollten einige davon wirklich 
echte Planktonorganismen sein, so tritt ihre Zahl doch den nahtlosen 
Kieselalgen gegenüber bei weitem zurück. Die Hypothese Schulzes, 
dass die Naht den Grunddiatomeen deshalb eigen sei, damit sie durch 
dieselbe das Protoplasma herausstrecken und eine kriechende amöben- 
artige Bewegung ausführen können, um sich aus den zu Boden 
fallenden Theilchen an das ihnen nöthige Licht retten zu können, hat 
etwas Wahrscheinlichkeit für sich.2) Doch muss man wiederum be- 
denken, dass eine grosse Anzahl von Naht-Diatomeen, wie Oymbella- 
oder Gomphonema-Arten, auf Stielen festsitzen, andere wieder, wie 
Encyonema prostratum, in Gallertschläuche eingebettet sind. Beide 
sind Grund-Diatomeen und für beide ist die Naht von keinem grossen 
Belang, da ihnen Eigenbewegung nicht gestattet ist; befreit man sie 
jedoch von ihrer Gallerthülle, so sind auch sie ebenso wie die anderen 
im Stande, sich fortzubewegen. 

Weiter finden wir darin eine Parallele mit der Hochsee, dass 
auch im Süsswasser die in Gallerte eingebetteten Diatomeen nicht im 
Plankton vertreten sind. Diese Erscheinung ist sonderbar genug, 


1) Schütt, Pflanzenleben der Hochsee. 1893. 
2) Vergl. dagegen die Untersuchungen von Lauterborn. 


163 


da die Gallerte doch sonst vielfach bei Planktonorganismen benutzt 
wird, um ihr Volumen zu vergrössern und das specifische Gewicht 
zu verringern. Die Gründe, die Schütt dafür anführt, sind meiner 
Ansicht nach nicht hinreichend. Er meint, dass Einzelzellen im 
Kampfe ums Dasein in freiem Wasser besser fortkommen, als Colo- 
nien, aber die meisten pelagischen „Einzelzellen“ schliessen sich zu 
Ketten zusammen, und ich sehe nicht ein, weshalb für einen Faden 
von. Encyonema prostratum die Lebensbedingungen ungünstiger 
sein sollten, als für eine ebenso lange Fragilariakette. 

Wie können sich nun die Planktondiatomeen -schwebend er- 
halten? Warum sinken sie nicht zu Boden, da sie im Wesentlichen 
doch ebenso zusammengesetzt sind, wie die Grunddiatomeen, aus 
einem Panzer von kieselsäurehaltiger Substanz und Protoplasma, 
beides wenigstens in getrocknetem Zustande schwerer als Wasser? 
Schütt führt dafür eine Reihe triftiger Gründe an. Wenn diese 
meistens auch für die Süsswasserdiatomeen in Betracht kommen, so 
liegt die Sache doch hier noch etwas anders und schwieriger, da das 
specifische Gewicht des Seewassers höher ist, die auftreibenden Kräfte 
hier also nicht so gross zu sein brauchen, als beim Süsswasser. 

Zunächst sind die Planktondiatomeen bedeutend zierlicher ge- 
baut, namentlich ist die Schale derselben weit dünner. Allerdings 
suchen auch die Grunddiatomeen mit möglichst wenig Material eine 
möglichst starke Schale zu bilden; daher finden sich bei ihnen die 
starken Leisten, die unterbrochen sind von schwächeren Stellen, aber 
ihre Umhüllung muss stärker sein, da sie dem Druck der Wellen 
grösseren Widerstand entgegensetzen müssen. Anders die Plankton- 
diatomeen! Sie folgen dem Schlage der Wellen, ihre Schale braucht 
nur zart zu sein, muss es sogar, damit sie nicht durch ihre Schwere 
das Schweben unmöglich macht. Man vergleiche nur den verhältniss- 
mässig dicken, stark gerieften Panzer einer den Boden bewohnenden 
Cymbella mit der zarten glashellen Schale einer Atheya und der 
Unterschied wird einem sofort in die Augen fallen. 

Eng mit dem zarten Aufbau der Schale zusammenhängend 
ist die Volumenvergrösserung der Zelle. Indem letztere an räum- 
licher Ausdehnung gewinnt, ihre Trockensubstanz aber nicht in 
gleichem Maasse wächst, wird sie ein geringeres specifisches Gewicht 
erlangen. Diese Erscheinung findet sich hauptsächlich bei den 
Meeresdiatomeen. Die einfachste Form ist dort die Ausbildung zum 
sogenannten „Trommeltypus“. In gewisser Weise ist dieser auch 
bei Stephanodiscus und den Süsswassercyclotellen zu erkennen und 
auch Melosira arenaria hat eine ihm ähnliche Form. 
117 


164 


Aber trotz dieser Hülfsmittel bleibt doch immer noch ein ge- 
wisses Uebergewicht der Diatomeen bestehen. Dieses nun aufzuheben 
ist nach Schütt’s Meinung die Aufgabe der Stoftwechselproducte. 
Unter diesen kommt in erster Linie das Fett in Betracht. Da dieses 
leichter als Wasser ist, ist es „wohl denkbar, dass lebhaft assimilirende 
Planktonpflanzen allein durch reichlich producirtes Fett an die Ober- 
fläche getrieben werden und dadurch die sogenannte Wasserblüthe 
bilden“. Als weiteres Stoffwechselproduct, das zur Erleichterung 
des specifischen Gewichtes dient, sieht Schütt den wässerigen Zell- 
saft an. Dieser würde nicht nur als Auftriebsmittel dienen, wenn 
er aus reinem Wasser bestände, sondern auch als wässrige Lösung 
würde er in vielen Fällen specifisch leichter sein als Meerwasser. 
Dieser letzte Punkt wird vielleicht zur Erhöhung der Schwebfähigkeit 
der Hochseediatomeen beitragen, für die im Süsswasser lebenden ist 
er aber ohne Belang, da selbst reines Wasser so gut wie gar nicht 
specifisch leichter ist als das umgebende Medium. Es würde zur 
Compensation des Uebergewichtes also ausschliesslich das Fett dienen, 
und dieses findet sich auch, z. B. in den Melosira-Zellen, in einer 
grossen Anzahl kleiner Tröpfchen. 

Schütt hat bereits darauf hingewiesen, dass jedenfalls der Stoff- 
wechsel eine Änderung des specifischen Gewichts zur Folge habe, 
so dass damit auch ein Sinken oder Steigen stattfinden würde Nun 
kann aber ein schnelles Steigen sowohl als auch ein schnelles Sinken 
für die Diatomeen nur schädlich sein; ersteres, weil sie dann bald 
in die Tiefe gelangen würden, die ihnen wegen Lichtmangel und aus 
anderen Gründen zur weiteren Entwickelung hinderlich ist, letzteres, 
weil alle in gleichem Zustande befindlichen Diatomeen sich direkt 
an oder unter der Oberfläche in grösserer Masse ansammeln und so 
leicht den Feinden zum Opfer fallen würden. Dazu kommt noch, 
dass sie in den oberen Schichten den Einflüssen des Windes und 
Wetters ausgesetzt sind, und auf dem Meere würde auch Änderung 
der Concentration des Meerwassers durch fallenden Regen viele zum 
Absterben bringen. Mit Ausnahme des letzteren gelten die angeführten 
Gründe auch für die Lebensverhältnisse der Süsswasserdiatomeen. 
Wir finden deshalb auch bei ihnen Einrichtungen, die ein schnelles 
Sinken oder Steigen verhindern, und zwar sind sie in ähnlicher Weise 
ausgebildet wie bei den Hochseediatomeen. Zu diesen Mitteln gehört 
die schon vorhin erwähnte Volumen- und Oberflächenvergrösserung, 
wie bei Oyclotella die Ausbildung des Panzers zu münzenförmigen 
Scheiben, ferner bei Synedra die Verlängerung des Körpers in der 
Richtung der Querachse, beiRhizosolenia ebenfalls die langgestreckte, 


165 


stäbchenartige Form. Bei letzterer Gattung finden sich noch besondere 
Schwebeinrichtungen in Gestalt von je einer langen Spitze an den beiden 
Enden des Körpers, die nicht in der Mittellinie, sondern tangential an 
den entgegengesetzten Seiten angebracht sind; bei Atheya Zachariasi 
Brun ist der Panzer beiderseits zu 2 Spitzen ausgezogen. Diese 
Vorrichtungen haben auch noch einen anderen Nutzen: sie dienen 
zur Abwehr pflanzenfressender Thiere, die beim Versuche, sie zu 
überwältigen, sich leicht an den scharfen Spitzen beschädigen werden. 
Ein eclatantes Beispiel hierfür bildet auch der von Brun im 2. Theile 
dieser Forschungsberichte (1894) beschriebene Stephanodisceus Za- 
chariasi. Die auf solche Weise geschützten Diatomeen-Gattungen 
haben übrigens auch ihre Vertreter im Meere. 


Sehr allgemein finden wir auch bei den Süsswasserdiatomeen 
die Vereinigung der Individuen zu Ketten, wodurch ebenfalls eine 
erhöhte Schwebfähigkeit erzielt wird. Auch hier geschieht die Anord- 
nung nicht nach einer geraden Linie, sondern es wird eine bogenförmige 
oder ziekzackförmige Anreihung vorgezogen, weil in dem Fall, wenn 
die Kette grade ist und sie zufällig senkrecht zum Wasserspiegel zu 
stehen kommt, ein zu schnelles Hinuntersinken stattfinden würde. 
Der Nachtheil, der durch die Verringerung der Oberfläche infolge 
des Aneinanderheftens entsteht, wird, wie Schütt bemerkt, reichlich 
durch die auf diese Weise erreichten Vortheile aufgehoben: die Ketten 
sinken viel langsamer als die einzelnen Individuen und werden auch 
nicht so leicht von kleineren Thieren gefressen, da sie zum Verschlingen 
zu ausgedehnt sind, namentlich von der Breitseite aus — sind doch 
die Ketten von Fragilaria capucina bisweilen über !/, cm lang. 


Ferner ist auch die Anordnung der Individuen verschieden. Die 
im Süsswasser ausserordentlich häufigen Melosira- Arten zeigen eine 
einfache Aneinanderreihung der cylindrischen Frusteln mit der Schalen- 
seite zu einer gekrümmten Kette. Die Fragilarien sind in der Richtung 
ihrer Längsachse zusammengewachsen; auch hier sind die Ketten 
nicht gerade, sondern zeigen Krümmungen, bisweilen sind sie sogar 
spiralig gewunden. Ausser der Kettenform finden sich auch noch 
anders gestaltete Vereinigungen. So bildet Asterionella gracillima 
zierliche Sternchen, die in der Regel aus 8 Individuen zusammen- 
gesetzt sind, deren Zahl sich aber durch Theilung oft auch verdoppelt. 
Interessant ist zu beobachten, wie viele Diatomeen die Verminderung 
der Oberfläche, die durch die Kettenbildung entsteht, möglichst zu 
beschränken suchen, indem sie die Berührungsfläche möglichst klein 
machen. So hängen die einzelnen Individuen von Asterionella nur 


166 


mit ihren Ecken zusammen, ebenso verhalten sich die zickzackförmigen 
Diatomeenverbände und die Frusteln von Fragilaria crotonensis, 
welche sich auch nur an einer kleinen Fläche in der Mitte des 
Körpers berühren. 


B. Cyanophyceen. 

Eine wichtige Rolle in den Lebensverhältnissen des Meeres 
und des Süsswassers spielt die Gruppe der Oyanophyceen. Nach der 
gebräuchlichen Eintheilung zerfällt sie in drei Hauptfamilien: in die 
Chroococcaceen, Oscillariaceen und Nostocaceen. Die Familie der 
Öscillariaceen ist namentlich für die Hochsee von Bedeutung; nach 
den Ergebnissen der Planktonexpedition !) findet sie sich sehr zahl- 
reich in den wärmeren Theilen des Oceans und vertritt hier theil- 
weise die im Norden so häufigen Diatomeen. Für das Süsswasser- 
plankton kommt sie kaum in Betracht. Forel?) berichtet allerdings 
über das Auftreten einer Wasserblüthe, die zu den Oscillariaceen 
gehört. „Im Frühjahr färbt sich das Wasser des Morat-Sees bisweilen 
rot durch die Erscheinung einer Oscillarie, Oscillatoria rufescens 
De Candolle“ Dagegen sind die Chroococcaceen eine überall häufige 
Erscheinung. Sie namentlich bilden in manchen Seen im Sommer 
und Herbst den wesentlichsten Bestandtheil der pelagischen Organismen, 
sie bewirken, dass die Planktonmenge so überaus reich erscheint. 
Sie bedecken häufig die Oberfläche ruhiger Gewässer mit einer grün- 
spanartigen oder rötlichen Schicht, ein Vorkommniss, das man mit 
dem Namen Wasserblüthe belegt. In den holsteinischen Seen sind 
namentlich Polyeystis, Microcystis, OClathrocystis, Anabaena 
und Gloiotrichia häufig; seltener finden wir Coelosphaerium, 
Merismopedia, Aphanizomenon. Bei diesen Gattungen zeigen 
einzelne Arten ein physiologisch abweichendes Verhalten. Während 
nämlich die einen sich unter dem Wasser befinden, am Boden oder an 
Wasserpflanzen festsitzen und specifisch schwerer als das Wasser sind, 
leben die anderen besonders an der Oberfläche, sie haben ein specifisch 
geringeres Gewicht als das Wasser. Die letzteren müssen in ihren 
Zellen irgend einen Bestandtheil haben, der ihnen das Schweben er- 
möglicht; denn Zellstoff und auch Protoplasma sind schwerer als 
Wasser, und da ihnen Bewegungsorgane ?) fehlen, müssen sie noch 


!) Schütt, Pflanzenleben der Hochsee. 1894. 

2) Forel, la Faune profonde des lacs Suisses. 1884. 

®) Manche Oscillarien und Nostocaceen können allerdings spontan ihre Fäden 
bewegen, doch genügt dieser Umstand nicht, um eventuell das Schweben zu 
erklären. 


167 


einen anderen Stoff producieren, der sie specifisch leichter als das 
Wasser macht. Ich habe diese Verhältnisse im Laufe des Sommers 
eingehender bei der Gattung Gloiotrichia studiert, da diese im 
Plöner See sehr häufig vorkommt, und ich gebe im Folgenden kurz 
die Resultate meiner Untersuchungen. 

Die im Plöner See vorkommende und einen wesentlichen Be- 
standtheil des Plankton bildende Gloiotrichia ist die von P. Richter!) 
im vorigen Forschungsbericht näher beschriebene und bestimmte G|. 
echinulata. Schon aus ihrer Gestalt würde man schliessen, dass sie 
wahrscheinlich zu den freischwimmenden Organismen gehört. Die 
einzelnen Fäden sind strablenförmig angeordnet; an ihrer unteren 
Hälfte sind zur Vergrösserung der Oberfläche mit Gallerte umhüllt 
und ihre oberen Enden sind zu langen äusserst dünnen Fäden 
ausgezogen. Im Falle nun Zellmembran, Protoplasma und Gallerte 
nicht wesentlich schwerer sind als Wasser, lässt sich schon aus der 
äusseren Form schliessen, dass ein Sinken der Alge auch ohne andere 
Hilfsmittel verhältnissmässig langsam vor sich gehen würde Nun 
finden wir, dass die Gloiotrichien bei ruhigem Wasser vielfach an der 
Oberfläche des Wassers schwimmen, sie müssen also specifisch leichter 
sein. Das können wir auch constatiren, wenn man eine Anzahl der 
Algen in ein Gefäss mit Wasser thut und dieses an einen ruhigen Ort 
hinstellt; dann sammeln sie sich alle an der Oberfläche. Eine geringe 
Erschütterung genügt allerdings, um wenigstens einen Theil sofort 
wieder in tiefere Wasserschichten zu bringen. Um das Steigen der 
Gloiotrichien besser zu beobachten, füllte ich einen etwa 35 cm langen 
Glaseylinder mit Wasser, stellte ihn umgekehrt in eine pneumatische 
Wanne und liess ihn eine Zeitlang ruhig und zwar an einem schattigen 
Orte stehen, um die Strömung des Wassers, die eventuell durch 
ungleichartige Erwärmung infolge direkter Bestrahlung durch die 
Sonne entstehen könnte, zu vermeiden. Darauf brachte ich unter- 
halb der Cylinderöffnung vorsichtig mit einer Pipette einige Gloiotri- 
chien hinein und beobachtete ihr Verhalten. Einige waren schon nach 
2 Minuten oben angelangt, hatten also 35 cm zurückgelegt, das würde 
für eine Stunde eine Steigungsgeschwindigkeit von 10 m ergeben. 
Die meisten brauchten allerdings längere Zeit, doch waren nach Verlauf 
einer halben Stunde alle Individuen oben angelangt. Da sie nun 
specifisch leichter als das Wasser sind, müssen sie sich auch im See 
ausschliesslich direkt an der Oberfläche vorfinden. Das würde auch stets 
der Fall sein, wenn das Wasser des Sees immer vollständig ruhig wäre; 


1) Richter, Gloiotrichia echinulata, eine Wasserblüthe des grossen und kleinen 
Plöner Sees in d. Forschungsber. a. d. biol. Stat. zu Plön. Bd. II. 


168 


da das aber fast nie geschieht, finden sie sich nicht nur an der Ober- 
fläche, sondern auch in etwas tieferen Schichten. Um nun die Tiefe 
ihres Vorkommens näher zu erforschen, habe ich eine Reihe von Unter- 
suchungen vorgenommen, bei denen mich der ebenfalls auf der hiesigen 
Station arbeitende Dr. Klebahn freundlichst unterstützte. Da mir kein 
Schliessnetz zur Verfügung stand, musste ich mich in anderer Weise 
behelfen. Ich liess mir eine Meyersche Flasche konstruieren, diese 
versenkten wir in abgemessene Tiefen, öffneten sie dann und zogen 
sie, nachdem sie vollgelaufen, hinauf, filtrierten den Inhalt der Flasche 
durch einen mit Müller-Gaze bespannten Filter und untersuchten 
dann den Rückstand auf die Häufigkeit der Gloiotrichien. Ganz 
exact ist die Methode freilich nicht, da beim Hinaufziehen immerhin 
das eine oder andere Individuum aus höheren Schichten in die 
Öffnung der Flasche geraten kann, wie uns auch angestellte Versuche 
bewiesen; ferner ist das geschöpfte Wasserquantum reichlich klein, 
aber es lassen sich doch einige Schlüsse daraus ziehen. Am 25. Juli 
Vormittags unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Grossen Plöner 
See und zwar beschränkten wir uns auf den bei der Station gelegenen 
Theil zwischen dem nördlichen Ufer und der Insel Alsborg. Das 
Wetter war, wenigstens in der ersten Stunde fast windstill, während 
sich nachher eine leichte Brise erhob und das Wasser etwas in 
Bewegung setzte. Schon der erste Blick auf die Wasserfläche zeigte, 
dass eine Menge Gloiotrichien bei ruhiger See direkt auf der Ober- 
fläche schwamm, während sie in tieferen Schichten nur als einzelne 
helle Pünktchen sichtbar waren. 

Ich gebe zunächst das Resultat der von uns gemachten Fänge. 
Die erste Reihe giebt die fortlaufende Nummer, die zweite die Tiefe 
in Metern, in der die Flasche geöffnet wurde, die dritte die Zahl 
der Gloiotrichien, die sich in dem Inhalt der Flasche (?/, Liter) fanden. 


Sa Zahl Br Zahl | n Zahl 
127102020 | 7274 2 alla, Se ie 
25 0 Se 3 11a.) 15 1206 
3890 1 lee 
A 76 0=.1220.] 219 =n6,, 31216. Na nz 
5. 6 0°.) 12] 2.9209 1,47.7[70.21.4050 
Bm a a 


Wir finden also in der Tiefe von 6 m schon so gut wie gar 
keine Gloiotrichien mehr. Denn die eine im Fang 3 kann eventuell 


169 


auch zufällig hineingekommen sein. In den 4 m-Fängen ist sie schon 
regelmässig, wenn auch nur in wenigen Exemplaren; häufiger findet 
sie sich erst von etwa lm an und an der Oberfläche (etwa bis zu 
/, em Tiefe). kommt sie in gewaltiger Menge vor (über 4000 in 
3/, Liter Wasser!)). 

Anders gestaltet sich das Bild bei bewegtem Wasser. Dann 
verschwindet die rahmartige Bedeckung des Wassers und die Gloio- 
trichien vertheilen sich mehr auf die oberen Schichten. Ich lasse 
hier eine Anzahl Fänge folgen, die bei windigem Wetter zwei Tage 
später, am 27. Juli, gemacht worden sind. Voraus will ich noch 
die Bemerkung schicken, dass man an einem solchen Tage noch 
mehr Gefahr läuft, bei einem Zuge aus grösserer Tiefe einige Gloio- 
‚trichien aus dem oberen Schichten in die Flasche zu bekommen, da 
man die Leine infolge des Wellengangs nicht so ruhig und so genau 
senkrecht emporziehen kann, wie bei ruhigem Wetter. 


Tiefe |) Zahl Tiefe | Zahl | | Tiefe | Zahl 
Fer Ta 0 1227.06 2 28 4 8 
zu -t2 1 13276 1 24 03 10 
3 0 14.16 2 DD EZ 165) 
2 1 1a 11 26.2 19 
De 3 KB az 13 ZUM 10 
BHO 0 TEN 8 280 01 16 
2.10 1 Kell 2. 6 29= E25 8 
8 8 6 Ir 8 SUR EL. 14 
) 8 1 20. | 4 4 31. =, | 1112 
10 8 1 ale! 15 3241.07 13-14 
11 6 1 22 5 33. | 0 22 


Ich stelle nochmals die Ergebnisse der einzelnen Fänge dem 
Durchschnitte nach zusammen. (Bei entstehenden Brüchen nehme 
ich 0,5 und darüber =1; weniger als 0,5 wird nicht berücksichtigt. 


Tiefe [25/VII avi] Tiefe a5 vi 27/vII 


1412| ae 

12-10 a ee ee 

10-8514,0 hl 20 > 

8-6 1 | Oberfl. | 4080 | 18 
3 | 


6—4 0 


170 


Man sieht, dass die Gloiotrichien bei bewegtem Wasser weit 
tiefer steigen, deshalb sind auch die Zahlen bis etwa 1 m Tiefe be- 
deutend grösser (s. die letzte Columne), während in Bezug auf die 
Oberfläche die auffällig grosse Zahl 4080 der verhältnissmässig kleinen 
18 gegenübersteht. 

Wenn nun auch die Menge der Gloiotrichien in diesen Tagen 
auch etwas abgenommen haben mag, so ist der Unterschied in der 
Gesammtzahl doch nicht so bedeutend, wie er auf den ersten Blick 
erscheinen könnte. Denn die Schicht, in der unsere Alge das Wasser 
bei Windstille in so ungeheurer Menge bedeckt, ist nicht mehr als 
etwa !/, cm dick, es würden also in dem Falle sich auf dem Quadrat- 
meter Wasseroberfläche reichlich 25 200 finden, bei bewegtem Wasser 
hingegen nur 240. Würden aber die Algen, die im letzteren Falle 
nach den Durchschnittszahlen in den grösseren Tiefen von 12—2 m 
mehr sind als im ersteren, an die Oberfläche steigen, so würden 
auch am 27. Juli sich noch beinahe 19000 an der Oberfläche be- 
finden, also ist die Abnahme nicht so bedeutend, wie es zuerst scheint. 

Ausser dem Winde wird bei der verticalen Vertheilung der 
Gloiotrichien auch noch aus den im vorigen Theil angegebenen Grün- 
den die Temperatur eine Rolle spielen. Die dadurch entstehenden 
Strömungen genügen, um die leichten Algen bald nach oben, bald 
nach unten zu bewegen. Die Empfindlichkeit derselben gegen jede 
Wasserbewegung kann man sehr gut in einem Gloiotrichien ent- 
haltenden Gefässe beobachten. Wie schon vorhin erwähnt wurde, 
sammeln sie sich bei vollständiger Ruhe alle in den oberen Schichten an. 
Erschüttert man aber das Gefäss oder bewegt die Oberfläche des 
Wassers, so gehen sie in die unteren Schichten. Stellt man jetzt das 
Gefäss in die Sonne, so steigen die der Sonne zugekehrten Gloio- 
trichien wieder in die Höhe, während auf der anderen ein Fallen zu 
beobachten ist, dreht man das Gefäss um 180°, tritt nach Kurzem die 
entgegengesetzte Erscheinung ein — ein Zeichen, dass diese sonst 
dem Auge nicht wahrnehmbaren Strömungen behufs Ausgleichung 
der Temperatur genügen, um diese kleinen Organismen in Bewegung 
zu setzen. 

Aus der vorhergegangenen Schilderung kann man ohne weiteres 
schliessen, dass das specifische Gewicht der Gloiotrichien dem des 
Wassers nicht nur gleichkommt, sondern sogar noch geringer ist. 
Bewegungsorgane, wie sie sich bei manchen Palmellaceen in Gestalt 
von Geisseln finden, gehen ihnen ab, auch die Anordnung der langen, 
spitz ausgezogenen Fäden sowie die Verbindung durch Gallerte ver- 
mag vielleicht das specifische Gewicht der Pflanzen zu verringern, 


171 


namentlich das Sinken verlangsamen, aber das Übergewicht über das 
Wasser aufheben kann sie nicht. Denn auch Gallerte ist schwerer 
als Wasser, sind doch gerade festsitzende Organismen oft reichlich 
mit ihr ausgestattet: die Gallertdiatomeen sind ausschliesslich Boden- 
bewohner und auch die anderen Gloiotrichia- und Rivularia-Arten 
leben, trotz ihrer verhältnissmässig noch stärkeren Gallerthülle, unter 
dem Wasser, festgeklebt an Wasserpflanzen. Es müssen also bei 
Gloiotrichia echinulata andere Hilfsmittel vorhanden sein, mittels 
deren sie befähigt ist, sich bis an die Oberfläche des Wassers zu 
erheben. Am natürlichsten war der Schluss, dass bei ihr das Fett 
eine ähnliche Verwendung findet wie bei den Diatonıeen. Meine 
Untersuchung war daher auch zuerst nach dieser Seite hin gerichtet 
und ich fand auch in den mit grünlich-gelbem Protoplasma erfüllten 
Zellen eine Anzahl heller Körner, die dem Aussehen und ihrem 
optischen Verhalten nach wohl als Fett gedeutet werden konnten. 
Nun sind aber auch in den Zellen der festsitzenden Gloiotrichia-Arten 
diese hellen Körner und womöglich in noch grösserer Menge vor- 
handen; es wurde dadurch unwahrscheinlich, dass hier der Grund 
für die Schwebfähigkeit von Gl. echinulata zu suchen sei. Nun 
ergab auch ein Überführen der Algen durch Alkohol in Chloroform, 
dass die Körner in dieser sonst das Fett auflösenden Flüssigkeit nicht 
verschwanden. Dadurch wurde obige Annahme hinfällig. Bei dieser 
Untersuchung fiel mir ein Unterschied in der Struktur zwischen den 
festsitzenden und freischwimmenden Arten auf. Während nämlich 
sonst der Bau genau der gleiche ist, hat Gloiotrichia echinulata in 
den Zellen rötliche, vacuolenähnliche Gebilde von unbestimmtem 
Umriss, die sich bei den anderen Arten nicht finden. Diese sind auch 
von Richter bemerkt worden; er schreibt darüber: „Die älteren Fäden 
unserer Gloiotrichia — zeigen einen Stich ins Rote von eingelagerten, 
meist wenig scharf umschriebenen, kleinen, roten Körnchen, die hier und 
da eng aneinandergereiht sind, dass man kleine rote Balken oder Splitter 
zu sehen meint.“ Da dies die einzige Eigenthümlichkeit war, die 
nach meiner Beobachtung nur Gl. echinulata besass, kam ich auf den 
Gedanken, dass die Ursache der Schwebfähigkeit vielleicht in diesen 
roten Körnern zu suchen sei. Meine Untersuchungen, die ich in 
dieser Hinsicht anstellte, machten in der That meine Voraussetzung 
wahrscheinlich. Sobald ich die roten Körner aus den Algen durch 
geeignete Mittel entfernt hatte, verloren diese ihre Schwimmfähigkeit, 
sie sanken ebenso zu Boden wie ihre verwandten Arten. Ehe ich 
auf Beschreibung meiner einzelnen Versuche eingehe, möchte ich 
noch eine Erklärung vorausschicken. Während ich meine Versuche 


172 


über die Schwebfähigkeit der Gloiotrichia machte, untersuchte Dr. 
Klebahn, (welcher gleichzeitig mit mir in der Station anwesend war), die 
Natur der roten Körner, da ihm die Deutung, welche Richter davon 
gegeben, nicht wahrscheinlich schien. Als ich nun gefunden hatte, 
dass das Schwebevermögen der Alge an das Vorhandensein der roten 
Körner gebunden war, vermengten sich unsere eigentlich weiter 
auseinandergehenden Arbeiten und wir haben deshalb eine Reihe von 
Versuchen gemeinschaftlich unternommen. Auch bei meinen Stufen- 
fängen ist, wie ich schon erwähnt habe, Herr Dr. Klebahn mir in 
liebenswürdiger Weise behülflich gewesen, wofür ich ihm an dieser 
Stelle meinen besten Dank ausspreche. Über die einzelnen Versuche 
die der Genannte theils allein, theils mit mir zusammen angestellt 
hat, um die Zusammensetzung der roten Körner zu ergründen, wird 
derselbe an anderer Stelle näher berichten; ich theile sie nur mit, 
soweit sie unmittelbar auf mein Thema Bezug haben. 

Die „roten Körner“ verschwinden, wie Dr. Klebahn schon 
vor unseren gemeinschaftlichen Versuchen festgestellt hatte, durch 
längeres Liegen in Alcohol, Chromsäure, Glycerin, auch durch 
starken Druck auf das Deckglas.. Das einfachste Mittel aber, sich 
eine grössere Anzahl Gloiotrichien ohne rote Körnchen zu verschaffen, 
ist folgendes: Man fülle ein Präparatengläschen bis an den Rand mit 
Gloiotrichienhaltigem Wasser, verschliesse es mit einem Korke und 
übe einige heftige Stösse auf den Stöpsel aus. Wenn man hiernach 
die Algen näher untersucht, findet man bei allen gleichmässig gelb- 
grünes Protoplasma in den Zellen mit den glänzenden Körnern, 
die roten dagegen sind verschwunden. Zugleich mit diesen ist auch 
die Schwebfähigkeit!) verloren gegangen; sie sinken fast mit derselben 
Schnelligkeit zu Boden, wie ihre festsitzenden Verwandten. Dass 
09) Wie ich durch mündliche Mittheilung von Herrn Dr. Schwarze erfuhr, 
hat Herr Ahlborn in Hamburg gefunden, dass durch ein derartiges Verfahren 
eine Wasserblüthe bildende Alge Aphanizomenon flos aquae die Schwimmfähigkeit 
verlor. Nach Abschluss meiner Arbeit erhielt ich durch Herrn Dr. Zacharias einen 
Ausschnitt aus dem „Hamburger Correspondenzblatt,‘“ in dem über die Sitzung des 
naturwissenschaftlich. Vereins am 11. Februar berichtet wurde. Soweit es nach 
dieser dürftigen Mittheilung möglich ist und es das Vorliegende betrifft, gebe ich den 
Inhalt wieder: „Der Vortragende verbreitete sich hierauf des Näheren über die 
Ursachen der schon früher mitgetheilten merkwürdigen Erscheinung, dass die Algen 
momentan untersinken, wenn man auf den Kork eines mit Alsterwasser vollgefüllten 
Gefässes einen Druck ausübt. Der normale Druck einer 8 m hohen Wassersäule 
genügt nicht, den Untergang herbeizuführen, während schon bei 1m Niveauhöhe 
ein leiser Stoss dazu ausreichte.“ 

Andere Quellen betreffs der Ahlborn’schen Experimente standen mir leider 
nicht zur Verfügung. 


173 


die Schwimmfähigkeit nicht etwa auf der Lebensthätigkeit beruht, 
sondern eine rein physikalische Erscheinung ist, lässt sich leicht 
konstatiren. Tötet man nämlich die Algen durch ein Reagens ab, 
welches die rothen Körner nicht zerstört, so sinken sie nicht zu Boden. 
Lässt man concentrierte Sublimatlösung einige Minuten einwirken und 
bringt die Algen dann in reines Wasser, so fallen sie zunächst, steigen 
dann aber nach einiger Zeit oder halten sich schwebend, um sich 
schliesslich wieder zu senken. Die Erklärung hierfür ist meiner 
Ansicht nach nicht schwierig. Das zuerst stattfindende Sinken wird 
dadurch hervorgerufen, dass die Algen mit der specifisch schwereren 
Sublimatlösung durchtränkt sind; sobald diese durch das Wasser 
ausgelaugt ist, steigen sie wieder, da die Körner noch unversehrt 
sind; das spätere Fallen wird vielleicht durch Incrustation des noch 
übriggebliebenen Sublimat verursacht oder vielleicht wird ein Theil der 
Körner durch Wasser absorbiert. Ähnlich verhält sich Osmiumsäure. 
Während der ersten Minuten blieben die meisten Gloiotrichien oben, 
selbst nach einer mehr als 20 minütigen Einwirkung der 1°/, Lösung 
sanken nicht alle. Am besten eignet sich nach meiner Erfahrung 3 
—4°/, Formalinlösung. Ich habe Wasserblüthen wochenlang in diesem 
Reagens stehen lassen, und fast alle erhielten sich schwebend. Um 
zu beobachten, wie ein theilweiser Verlust der rothen Körner auf die 
Schwimmfähigkeit wirkt, haben wir die Algen ganz kurze Zeit mit 
Reagentien behandelt, die sonst diese Struktur zerstören. Wir haben 
auf einem Filter liegende Gloiotrichien mit kochendem Wasser, Uhrom- 
säure, Pikrinsäure, Essigsäure übergossen und dann die Algen wieder 
in ein Gefäss mit frischem Wasser gethan. In diesem schieden sie 
sich in 2 Theile. Der eine stieg nach oben, der andere senkte sich 
und bei näherer Untersuchung schien die Zahl der roten Körnchen 
bei den am Boden liegenden erheblicher abgenommen zu haben als 
bei den oben schwimmenden, wenngleich sie auch bei ersteren noch 
vorhanden waren. Wenn man mit solchen untergesunkenen, aber noch 
einen Theil der rothen Struktur besitzenden Algen Schwimmversuche 
anstellte und sie mit solchen Algen verglich, bei denen die rothen 
Körner ganz fehlten, so zeigte sich, dass die letzteren meistens 3—4 
Mal schneller sanken als die ersteren. Aus allen diesen Versuchen 
glaube ich nun folgern zu dürfen, dass in der That die Schweb- 
fähigkeit der Gloiotrichia echinulata von dem Vorhandensein der rothen 
Körnchen abhängig ist. Wenn dieselben ganz schwinden, sinken die 
Algen sicher zu Boden, eine Abnahme jener kann jedenfalls nur bis 
zu einer gewissen Grenze ertragen werden; sobald diese überschritten 
ist, verlieren die Gloiotrichien auch ihre Schwebfähigkeit. 


174 


Die Zusammensetzung der rothen Körner zu ergründen, stösst 
auf manche Schwierigkeiten. Sie sind unverhältnissmässig klein und 
daher nur mit stärkeren Linsen zu beobachten und ihr Verhalten ist 
so verschiedenartig den Reagentien gegenüber, dass man zu einem 
völlig entscheidenden Urtheil schwer gelangen kann. Richter glaubt 
in ihnen Schwefel zu erkennen; er hat sie bei verschiedenen Wasser- 
blüthe bildenden Algen gefunden, Polycystis aeruginosa, Polycystis 
prasina, «Aphanizomenon flos aquae. „Es scheint, dass alle Wasser- 
blüthe bildenden Algen, zu derauchGloiotrichia echinulata gehört, 
eine besondere physiologische Gruppe wegen ihres Schwefelgehaltes 
bilden.“ Er stützt seine Ansicht darauf, dass eine Schwefelunter- 
suchung bei Polycystis aeruginosa ein positives Resultat hatte, und 
er glaubt, dass bei der vorliegenden Algengruppe ähnliche Verhältnisse 
vorhanden sind wie bei den Schwefelbakterien (Beggiatoa u. a... Wenn 
aber die Schwebfähigkeit von den rothen Körnern abhängig ist, kann 
diese Erklärung nicht richtig sein, denn Schwefel ist specifisch schwerer 
als Wasser. Zu derselben Ansicht, dass die Richtersche Annahme 
unwahrscheinlich sei, war unabhängig von mir auch Dr. Klebahn 
gekommen: das Verschwinden der rothen Körner in Alkohol, Chrom- 
säure und Glycerin spricht gegen das Vorhandensein von Schwefel. 
Auch kochendes Wasser und Druck würde den Schwefel nicht so 
vollständig zum Verschwinden bringen. 

Dem Aussehen nach zu urtheilen würde man die rothen Körner 
am ehesten für wasserhaltige Vacuolen halten. Doch würde daraus 
sich keine Erleichterung des specifischen Gewichtes ergeben können. 
Auch ist dagegen einzuwenden, dass die Körnchen im kochenden 
Wasser verschwinden, während sie in starken Salz- und Zucker- 
lösungen, sowie nach anhaltendem trockenem Erhitzen bis fast zum 
Verkohlen unverändert bleiben. 

Sehr gut dagegen würde es mit der Verringerung des specifischen 
Gewichtes in Einklang zu bringen sein, wenn sich die Körner als 
Öle oder Fette ausweisen würden. Sollten sie aber ein ätherisches 
Öl sein, müssten sie bei trackenem Erhitzen verschwinden, und wenn 
sie aus fettem Öl beständen, würde sie kochendes Wasser und Druck 
nicht vertreiben; auch Osmiumsäure müsste sie schwärzen, was aber 
nicht geschieht. Auch optische Gründe wirken dieser Ansicht entgegen. 
Fett ist stärker lichtbrechend als das umgebende Plasma, die Körner 
müssten also in heller, glänzender Farbe erscheinen, während sie in 
Wirklichkeit schwächer lichtbrechend sind. 

Mir kam nun unmittelbar nach dem Druckversuch im Präparaten- 
gläschen der Gedanke, dass man es hier vielleicht mit einem gasförmigen 


175 


Stoffwechselproduct zu thun habe, und, soweit sich die Ergebnisse der 
angestellten Versuche übersehen lassen, scheint mir diese Ansicht 
noch als die wahrscheinlichste. Es würden sich also in den einzelnen 
Zellen Gasblasen finden, die von einer feinen Protoplasmahülle um- 
geben sind und die beim Stoffwechsel in den einzelnen Zellen ent- 
standen sind. Auf diese Weise würde sich der Zusammenhang der 
rothen Körnchen mit dem Schwebvermögen der Algen ohne jeden 
Zwang erklären lassen. Solange das Gas noch in genügender Menge 
in den Gloiotrichien vorhanden ist, bleiben sie oben, entfernt man 
es ganz oder theilweise, so sinken sie, je nachdem, schneller oder 
langsamer. Auch das Verschwinden der rothen Bestandtheile in 
Alkohol und in kochendem Wasser würde mit meiner Voraussetzung 
übereinstimmen, sowie das Unverändertbleiben in Salz- und Zucker- 
lösungen und beim Austrocknen. Vor Allem spricht auch das optische 
Verhalten für das Vorhandensein einer luftförmigen Substanz. Die- 
selbe rothe Farbe entsteht stets, wenn man schwächer lichtbrechende 
Substanzen !) in stärker lichtbrechende in fein vertheiltem Zustande 
hineinbringt. Auf diese Weise ist die rothe Farbe der Körner zu 
erklären. Dieselbe Erscheinung zeigt sich, wenn man Diatomeen, 
wie Fragilarien und Melosiren, eintrocknen lässt; dann ist ebenfalls 
die in den Zellen befindliche Luft von röthlicher Farbe. Ganz über- 
zeugend wirkte ein von Dr. Klebahn angestellter Versuch. Wenn 
man diese mit röthlichen Luftblasen erfüllten Fragilarien zusammen 
mit getrockneten Gloiotrichien, die ja auch ihre rothen Körner un- 
verändert besitzen, unter das Mikroskop bringt und dann einen 
Tropfen Karbolsäure zufliessen lässt, dann werden sowohl die Luft- 
blasen der Diatomeen als auch die rothen Körner der Algen allmählich 
immer kleiner, um schliesslich ganz zu verschwinden. Directes Aus- 
treten von Luftblasen habe ich bis jetzt nicht wahrnehmen können. 
Bei dem vorhin beschriebenen Druckversuche habe ich allerdings 
wiederholt Luftblasen aufsteigen sehen, namentlich beim Nachlassen 
des Druckes, auch wenn ausgekochtes Wasser dazu benutzt wurde; 
doch muss hervorgehoben werden, dass daraus nicht ohne weiteres 
zu schliessen ist, dass das Gas aus den Gloiotrichiazellen stammt, 
da es sehr wohl möglich ist, dass in den Haaren einiger Algen sich 
mechanisch kleine Luftbläschen, wie ich sie sonst auch beobachtet 
habe, befanden und dann nach dem Drucke sich losrissen und an 
die Wasseroberfläche stiegen. 


1) Ueber diesen Punkt hat Herr Dr. Klebahn eine Anzahl eingehender Ver- 
suche angestellt. 


176 


Ich sehe übrigens nicht ein, warum die Luft oder ein Gas 
nicht auch bei diesen Algen die Erleichterung des specifischen Ge- 
wichtes übernehmen sollte. Finden wir sie doch bei so vielen Pflanzen, 
wie bei Tangen, Nymphaeen u. a., in hydrostatischer Beziehung wirk- 
sam. Es ist nur der Unterschied vorhanden, dass hier die Luft in 
den Intercellularräumen auftritt, während sie bei Gloiotrichia inner- 
halb der Zellen selbst befindlich ist. Doch ist diese Erscheinung 
auch nicht allein dastehend. Wenn auch nicht bei Pflanzen, so finden 
wir doch bei Protozoen Gasvacuolen von Protoplasma umschlossen?) 
die „gewissermassen als Schwimmblasen zur Erhebung und zum 
Schwimmen im Wasser“ oder „zur Veränderung der Lage‘ dienen. 
So finden sich bei Arcella 2—5, bisweilen sogar 14 Luftbläschen, 
und wenn sie sich auch insofern abweichend verhalten, dass sie 
verhältnissmässig rasch entstehen und vergehen (5—10 Minuten), so 
sind sie doch ein Beispiel dafür, dass Gasvacuolen im Protoplasma 
selber keine ganz ungewöhnliche Erscheinung sind. 


Über die Natur des Gases vermag ich noch keine bestimmten An- 
gaben zu machen. Dass es Kohlensäure ist, wie solche nach Bütschli’s 
Ansicht in den Arcella-Vacuolen vorhanden ist, glaube ich nicht; 
ich halte es für das Wahrscheinlichste, dass der bei der Kohlensäure- 
assimilation enstehende Sauerstoff nicht nach aussen hin abgegeben 
wird, sondern in den Zellen verbleibt. 


Zum Schluss führe ich noch einige Bemerkungen über die weitere 
Entwicklung der Gloiotrichia echinulata an. Wie Richter schon in 
seiner Abhandlung richtig bemerkt hat, beginnt die Sporenbildung 
etwa Anfang August. Hierbei zeigt sich nun eine bemerkens- 
werthe Eigenthümlichkeit. Während nämlich im Rivularienzustande 
alle Zellen mit Einschluss der Heterocyste die röthlichen Vacuolen 
besitzen — und nicht etwa, wie Richter meint, nur die äusseren 
Zellen der Fäden —, fehlen diese gänzlich in der Spore. Hier findet 
sich allerdings ein „homogener stahlblauer oder graublauer Inhalt“, 
in den die vorhin beschriebenen hellen Körnchen eingebettet sind. 
Je grösser die Spore wird, um so schwerer wird auch die Gloiotrichia- 
kugel werden, da ein grosser Theil von ihr der erleichternden rothen 
Körnchen entbehrt. Es wird daher selbstverständlich erscheinen, 
dass die Algen in diesem Stadium tiefer gehen, und in der That wird 
dies auch durch mehrere Versuche bestätigt. Ich theile hier die 


!) Bütschli, in Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thierreichs, B. 1. S. 101. 
Vergleiche dort auch die Litteratur. 


177 


Durchschnittszahlen von 35 von Dr. Klebahn und mir gemachten 
Zügen mit, welche mittels der Meyerschen Flasche gemacht wurden: 


Tiefe in m [Zahl in /, 1.| Tiefe Zahl 
20-15 2 a 25 
15—10 2 | 31 
10—8 8 an 30 

86 15 0 35 
67 22 


Die Fänge fanden bei verhältnissmässig ruhigem Wetter statt. 
Wenn nun im Vergleich zu früheren Tabellen die Zahlen überhaupt 
zugenommen haben, so sind dieselben doch für die tieferen Schichten 
proportional viel höher. Immerhin sind auch in den oberen Re- 
gionen noch die meisten Gloiotrichien und man findet bei diesen 
in den anderen Zellen die Vacuolen sehr gross. Zum Vergleich 
theile ich noch einige Stufenfänge mit, die mit einem Hensen’schen 
Netz von 10 cm grossem oberem Durchmesser am 20. August ge- 
macht worden sind: 


No. | Tiefe Zahl | Durchschnitt 
I. 10 m 1150 
I. 10 m 1164 1198 
111. 10 m 1280 
IV. 5m 760 
ve 5m 724 749 
VI: 5m 763 
VI. 2m 346 
MIR: 2m 364 3öl 
IX. 2m 345 


Ebenso am 21. d. M. an einer andern Stelle: 


No. | Tiefe | Zahl 


T! 10 m 2146 
Il. 5m 1346 
III. 2m 708 


Wir fanden, dass sich die Gloiotrichien nicht mehr ausschliess- 

lich auf die obere Schicht beschränkten, sondern sich mehr vertheilten. 

Hand in Hand mit der Ausbildung der Sporen geht ferner die 

Abstossung der feinen Spitzen. Während man im Juni und Juli 
12 


178 


fast alle Gloiotrichien mit langen Fäden antrifft, sind Ende August 
deren Spitzen fast sämmtlich abgefallen — jedenfalls auch ein Mittel, 
um das Sinken nicht aufzuhalten. In der That verschwinden die 
Gloiotrichien nach der Reife der Sporen sehr schnell, am 27. August 
ergab ein Fang aus 5 m Tiefe 40, aus 10 m 71 Gloiotrichien, demnach 
in 6 Tagen eine Abnahme bis auf etwa den dreissigsten Theil! Unsere 
Algen verbringen also als Spore den Winter auf dem Boden der 
Gewässer, um erst im Frühjahr sich weiter zu entwickeln. Sie sind 
demnach nicht rein limnetisch, da sie nicht alle Entwicklungsstufen 
freischwimmend im Wasser durchmachen; für eine bestimmte Zeit 
ihres Lebens sind sie an den Boden gebunden. 


Das spontane Sinken der Gloiotrichienkugeln kann man auch 
sehr gut direct beobachten. Thut man nämlich die Ende August 
gefangenen Algen in einen Glascylinder, so fällt ein grosser Theil 
schon im Laufe des ersten Tages zu Boden, während man sie im 
vorigen Monat tagelang im Glase halten konnte, ohne dass auch nur 
ein Exemplar sich senkte. Untersuchte man die auf dem Boden 
liegenden näher, so fand man Exemplare mit reifen Sporen, denen 
fast sämmtliche Fadenspitzen fehlten; auch zeigte sich ein Theil der 
Zellen ohne die rothen Körnchen. 


Von anderen Cyanophyceen kommen in den holsteinischen Seen 
Anabaena flos aquae, Microcystis ichthyoblabe und Polycystis aerugi- 
nosa häufig vor. Auch bei ihnen finden sich die röthlichen Vacuolen, 
während sie z. B. bei der festsitzenden, hier vorkommenden Anabaena 
variabilis fehlen. Ferner sind sie bei Coelosphaerium Kützingianum 
und, wie Richter constatirt hat, bei Polycystis scripta Richter, Poly- 
cystis prasina Wittr., Aphanizomenon flos aquae vorhanden, lauter 
freischwimmenden Formen. Mit den zuerst genannten Algen habe 
ich dieselben Versuche angestellt wie mit Gloiotrichia echinulata; 
alle ergaben dieselben Resultate. Entfernt man die roten Körner, so 
sinken die Algen zu Boden; sobald jene aber in genügender Zahl 
vorhanden sind, bleiben letztere schwebend. So habe ich jetzt (Ende 
Oktober) eine Menge von Polycystis und Microcystis schon ungefähr 
8 Wochen in einer vierprocentigen Formalinlösung stehen und noch 
immer befinden sich fast alle oben. Ich glaube übrigens, dass auch 
diese Oyanophyceen, ebenso wie Gloiotrichia, eine gewisse Zeit ihrer 
Entwicklung auf dem Boden des Sees zubringen werden, obgleich ich 
noch keine näheren Untersuchungen darüber habe anstellen können. 
Dadurch wäre vielleicht zu erklären, dass sie nur in flachen Seen 
zu einer sehr bedeutenden Entwicklung kommen können, weil hier die 


#79 


Sonne leicht auf den Boden dringen und die Keime zu neuem Leben 
erwecken kann. 

Ich wiederhole noch einmal kurz die Ergebnisse meiner bis- 
herigen Untersuchungen. 

1. Die rothen Körner, die sich, soweit mir bekannt 
ist, bei allen Wasserblüthe bildenden Chroococcaceen und 
Nostocaceen finden,sind jedenfalls die Ursacheder Schweb- 
fähigkeit derselben. 

2. Diese Körner sind bestimmt kein Schwefel, 
sondern höchst wahrscheinlich Vacuolen, die ein gasför- 
miges Stoffwechselproduct einschliessen. 

Ich hoffe im nächsten Jahre noch weitere Untersuchungen 
hierüber anstellen zu können. Sollten sich meine Ansichten be- 
stätigen, so haben wir hier eine ebenso einfache wie bemerkenswerthe 
Anpassung an das pelagische Leben. Beim Mangel der Vacuolen ent- 
behren alle der Schwebfähigkeit, sie sind daher auf ein verhältnissmässig 
enges Gebiet beschränkt. Ein Ort, an dem sie sich niederlassen können, 
ist ihnen unentbehrlich und auch das Licht dürfen sie nicht ver- 
missen, es bleibt ihnen also nur das Ufer mit seinen Wasserpflanzen 
als Verbreitungsbezirk und hier wird bald infolge ihrer grossen Ver- 
mehrungsfähigkeit eine Übervölkerung eintreten. Eine weitere Aus- 
dehnung der Grenzen ist aber unmöglich, denn die weiter in den 
See hinaus gerathenden Individuen sinken schnell zu Boden und gehen 
aus Lichtmangel zu Grunde. Da erwirbt sich ein Theil der Gruppe, 
vielleicht durch das einfache Mittel, den bei der Assimilation ge- 
bildeten Sauerstoff nicht wie die anderen abzuscheiden, sondern in 
Vacuolen bei sich zu behalten, die Fähigkeit, sich freischwimmend 
in den oberen Schichten des Wassers aufzuhalten; nunmehr ist ihrer 
Verbreitung kein Ziel gesetzt, sie sind im Stande, die ganze Fläche 
des Sees sich nutzbar zu machen. Das Merkwürdige ist, dass nicht 
ganze Familien sich in dieser Weise absondern, sondern dass einzelne 
Arten sich von ihren Verwandten trennen und sich zusammenschliessen 
zu einer „physiologischen Familie.“ 


12* 


IX. 


Eine praktisch-verwerthbare 
Methode zur quantitativen Bestimmung 
des Teich-Planktons. 

Von Dr. Emil Walter (Cöthen). 


Im verflossenen Sommer hatte ich Gelegenheit, in systematischer 
Weise eine grosse Anzahl von Fischteichen zu untersuchen. Der 
Einladung eines der bedeutendsten Fischzüchter, des Herrn Victor 
Burda in Bielitz, sowie dem Entgegenkommen des Fürsten von 
Hatzfeld-Trachenberg und des Grafen von Maltzan-Militsch 
habe ich es zu danken, dass meine Untersuchungen sich auf ein 
Teichareal von über 13000 Morgen erstrecken konnten. Mein Haupt- 
augenmerk war von Anfang an auf praktische Dinge gerichtet; es 
ergab sich aber bald, dass eine Förderung vieler noch dunkler teich- 
wirtschaftlicher Probleme nur durch eine mehr wissenschaftliche 
Beobachtung und Untersuchung — welche beide auf dem Gebiete 
der Teichwirtschaft noch so gut wie neu sind — möglich sei. Unter 
anderem drängte sich mir die Überzeugung auf, dass eine quantitative 
Bestimmung des Teichplanktons ein ganz unschätzbares Hülfsmittel 
bei den Untersuchungen sei, denen ich meine Zeit widmete.!) 


1) In welcher Beziehung das Plankton zur Praxis der Teichwirtschaft steht, 
kann ich hier nicht erörtern, ebenso wenig will ich mich in Details über den 
Begriff, die Zusammensetzung und Vertheilung des Teichplanktons einlassen, Da 
ich erst im Mai meine Untersuchungen begann und erst im Juni das Plankton 
volumetrisch zu bestimmen in der Lage war, so darf die Reihe meiner Beobachtungen 
noch nicht als eine vollständige bezeichnet werden. Die Untersuchungen werden 
jedoch fortgesetzt werden, und es ist vom schlesischen Fischerei-Verein die Gründung 
einer teichwirtschaftlichen Beobachtungs- und Versuchs-Station in Trachenberg für 
das Jahr 1895 in Aussicht genommen, wozu Fürst von Hatzfeld - Trachenberg in 
dankenswerthester Weise verschiedene Hülfsmittel zur Verfügung gestellt hat. 


181 


Das Plankton zu wiegen, wäre mir schon aus dem Grunde 
unmöglich gewesen, weil mir keine chemische Waage zu Gebote 
stand. Ich schlug infolge dessen das einfachere Verfahren der volu- 
metrischen Bestimmung ein. Bevor ich jedoch auf dasselbe zurück- 
komme, muss ich die Ausführung der Planktonfänge einer ein- 
gehenden Besprechung unterwerfen. 

Die Mehrzahl der Leser dieser Zeilen wird mit den Eigenschaften 
von Fischteichen kaum näher vertraut sein; es sei deshalb nur be- 
merkt, dass ein Teich!) ein Gewässer ist, dessen Wasserstand beliebig 
geregelt werden kann, und dessen Wassertiefe durchschnittlich 1 m 
nicht überschreitet. An den meisten Stellen ist der Teich noch flacher 
als 1 m; an wenigen tieferen Stellen, ferner in den Gräben und 
Abzugskanälen erreicht er eine Tiefe bis zu2 m. Wir werden deshalb 
die durchschnittliche Höhe des Wasserstandes auf 1 m angeben 
können. Auf diese flachen Wasserbecken, die aber zuweilen eine 
bedeutende Fläche einnehmen — ich selbst kenne Teiche von 1200 
Morgen, und es giebt deren von 3500 Morgen Wasserfläche, — ist 
der Begriff des Planktons nicht mehr ganz in seiner ursprünglichen 
Form anzuwenden, er erleidet einige Modifikationen, die hier nicht 
des näheren erörtert werden sollen. 

Soll nun mit Hülfe von Planktonnetzen das Teichplankton 
quantitativ genau gemessen werden können, so müssen zwei Bedin- 
gungen erfüllt sein: erstens muss das Plankton horizontal und zweitens 
vertical ganz gleichmässig vertheilt sein. Beides ist aber in 
Teichen bestimmt nicht der Fall. Innerhalb der horizontalen 
Richtung ist sowohl die qualitative alsauch die quantitative Vertheilung 
des Planktons eine ungleichmässige — wenigstens bis zu einem gewissen 
Grade. Hierüber hat mir die volumetrische Methode ganz deutliche 
Auskunft ertheilt. Es ergaben sich zur Evidenz Unterschiede in der 
Masse und Unterschiede in der Zusammensetzung des Teichplanktons. 
Über die Gründe dieser Erscheinung werde ich in einer späteren 
Arbeit Aufschluss zu geben versuchen, einer derselben wird jedoch schon 
weiter unten Erwähnung finden. Dass ich auch verticale Vertheilungs- 
differenzen sowohl quantitativer als auch qualitativer Art beobachtete, 
kann nicht Wunder nehmen: die verticalen Wanderungen gewisser 
planktonischer Organismen sind ja bekannt; es fehlt uns nur noch 
an einer einheitlichen Erklärung derselben. Wahrscheinlich sind 
diese Wanderungen aber das Resultat verschiedener Faktoren, 

') Meine Untersuchungen erstreckten sich vorläufig nur auf“ stagnierende 


Karpfenteiche, In den kleinen Forellenteichen mit beständigem Durchfluss liegen 
natürlich ganz andere, noch völlig unerforschte Verhältnisse vor, 


182 


die hier, je nachdem sie mit einander kombiniert sind, je nachdem sie 
neben oder nach einander wirken, ganz verschiedene Folgen hervor- 
rufen können. 

Müssen wir aber deshalb auf eine quantitative Bestimmung 
des Teichplanktons überhaupt verzichten ? Auf die vollständige Exaktheit 
solcher Bestimmungen sicher. Diese ist nicht erreichbar. Aber kam es 
mir denn für meine hauptsächlich praktischen Zwecken dienenden Unter- 
suchungen auf eine absolute Genauigkeit an? Durchaus nicht, ich war 
vollkommen zufrieden und hatte schon Nützliches erreicht, wenn es 
mir gelang, Resultate von annähernder Richtigkeit zu erzielen. Und 
in der That, eine Genauigkeit, die für praktische Zwecke genügt, 
ist erreichbar, und zwar dadurch, dass man nach Möglichkeit die 
angedeuteten Ungleichheiten in der Vertheilung des Planktons 
berücksichtigt und durch besondere Methoden die vorhandenen Mängel 
korrigiert. Das fällt denn auch durchaus nicht schwer. Was zunächst 
die Unregelmässigkeiten in der verticalen Verbreitung des Planktons 
betrifft, so ergeben sich hieraus zwei Notwendigkeiten in der Art 
und Weise des Planktonfanges. Erstens dürfen nur verticale 
Netzzüge gemacht werden, denn jeder horizontale Zug filtrirt ja 
nur oder doch zum grössten Theil das Wasser ein und derselben 
horizontalen Schicht. Zweitens muss jeder verticale Zug immer auf 
die ganze Wassersäule vom Grunde bis zur Oberfläche 
ausgedehnt werden, damit alle Schichten des Wassers gleichmässig 
zu dem Resultat beitragen. 

Aber auch die ungleichmässige horizontale Vertheilung des Plank- 
tons kann nach Möglichkeit durch die Untersuchungsmethode ausge- 
glichen werden. Man könnte einen oder mehrere längere Horizontal- 
züge machen, wenn man so grosse Netze besässe, dass alle Schichten des 
Wassers vom Grunde bis zur Oberfläche gleichmässig filtrirt würden. 
Da das aber nicht angeht, so muss man sich damit helfen, dass man 
möglichst viele verticale Netzzüge (in der eben angedeuteten 
Weise) an möglichst vielen und verschiedenen Stellen der zu unter- 
suchenden Gewässer ausführt. Je umfassender diese Stichproben- 
methode angewandt wird, desto mehr wird das Resultat den wirklichen 
Verhältnissen entsprechen. Durch diese Methode kann man dann 
auch einen genauen Überblick über die Differenzen der Vertheilung 
gewinnen. Diese Differenzen sind durchaus nicht so bedeutend, dass 
sie approximative Bestimmungen unmöglich machten. Ich gab schon 
vorhin an, dass die horizontale Vertheilung des Planktons in einem 
und demselben Gewässer nur bis zu einem gewissen Grade eine 
ungleichmässige ist, d. h. innerhalb eines planktonreichen Teiches 


183 


findet man nicht etwa ganz planktonarme Stellen und ebenso um- 
gekehrt. Mittels der Stichprobenmethode konnte ich feststellen, dass 
die Volumendifferenz des Planktons an den abweichenden Stellen eines 
Teiches kaum jemals das Doppelte oder die Hälfte des Durchschnitts- 
volumens übertraf. War also der Durchschnitt von 10—20 Proben 
3,3 cem., so waren es schon Ausnahmeverhältnisse, wenn einzelne 
Proben nach oben 6,6 oder nach unten 1,65 cem. erreichten. Es 
spricht also immer noch die grösste Wahrscheinlichkeit für die 
Erreichung einer approximativen Richtigkeit — wenn bei der Unter- 
suchung die Stichprobenmethode zur Anwendung gelangt. 

Noch eines. Sollen wir die Anzahl der Netzzüge oder die 
Höhe des filtrirten Wassers zur Grundlage unserer Berechnungen 
machen? Zunächst müssen wir die Frage beantworten, ob verticale 
Netzzüge aus verschiedenen Tiefen (desselben Gewässers) — vor- 
ausgesetzt immer, dass dieselben die ganze Wasserschicht vom Grunde 
bis zur Oberfläche filtrirt haben — den gleichen Planktongehalt 
aufweisen. In Seen und Meeren, wo die Tiefendifferenzen ganz 
bedeutende sind, zweifellos nicht. Für die seichten Teiche habe ich 
aber die Beobachtung gemacht, dass in der Hauptsache nicht 
die Wassermasse, sondern die Grösse der Bodenfläche für 
die Production des Planktons maassgebend ist, sofern näm- 
lich das letztere zum grössten Theil aus stickstoffreichen animalischen 
Elementen besteht.) Man findet also in einem Netzzug von 1 m 
Höhe (vom Grunde bis zur Oberfläche) keineswegs nur die Hälfte 
von dem Plankton, welches in einem Netzzuge von 2 m Höhe vor- 
handen ist. Der Inhalt des ersten Zuges nähert sich vielmehr dem 
des zweiten. Kleine Differenzen sind allerdings vorhanden: auch hier 
bildet der Wellenschlag ein gewisses Corrigens, das in annähernder 
Weise eine gleichmässige Vertheilung des Planktons zu Wege bringt. 
Der Wellenschlag ist aber in flachen und kleinen Wasserbecken sehr 
gering, und so wird schon aus diesem Grunde niemals eine absolute 
Gleichmässigkeit in der horizontalen Vertheilung erreicht werden 
(es kommen aber ausserdem noch andere Gründe in Betracht). Es 
ist also zu beachten, dass in flachen Teichen die Menge des Planktons 
mit der Tiefe des Teiches zwar zunimmt, aber lange nicht in dem 
Verhältniss, wie es eine absolut gleichmässige Vertheilung voraus- 
setzen würde: die Menge des Planktons ist in einem einer 


1) Meine Ansichten über die Gründe dieser Erscheinung sollen später ver- 
öffentlicht werden, sobald ich Gelegenheit haben werde, darüber genauere experi- 
mentelle Studien zu machen, 


184 


seichten Stelle entnommenen Kubikmeter Wasser eine 
grössere, als in einem Kubikmeter, welcher aus tieferen 
Stellen stammt.!) 

Daraus ergiebt sich nun die Schwierigkeit, dass wir weder die 
Anzahl der Netzzüge noch die Höhe des filtrirten Wassers zur 
Grundlage unserer Berechnungen machen können. Es giebt nur ein 
Mittel, um die vorliegende Schwierigkeit zu beseitigen: wenn wir 
uns fragen, wo denn die durchschnittliche Dichtigkeit in der 
horizontalen Vertheilung des Planktons zu suchen sei, so sind das 
jedenfalls die Stellen, welche der durchschnittlichen Tiefe des Teiches 
entsprechen. Demnach wären in Teichen mit einer durchschnittlichen 
Tiefe von 1 m die verticalen Stichproben an solchen Stellen zu ent- 
nehmen, die eben jene Durchschnittstiefe von 1 m besitzen. Nun ist 
man freilich häufig nicht in der Lage, sich auf solche Stellen zu 
beschränken; es giebt aber auch hier einen Ausweg, welcher die 
Entnahme von Stichproben aus verschieden tiefen Stellen ermöglicht: 
man suche die Differenz eines Netzzuges von der Durchschnittstiefe 
eines Gewässers bei einem nachfolgenden Zuge wieder auszugleichen, 
so zwar, dass nach Beendigung der Untersuchung so viel mal die 
Durchschnittstiefe erreicht ist, als Netzzüge gemacht wurden. Da 
ich also als Durchschnittstiefe immer 1 m annehmen musste, so habe 
ich immer so viel Meter Wasserhöhe filtrirt, als ich Netzzüge machte. 
Beispiel: ich untersuche einen Teich mittels Stichproben, beginne mit 
drei Proben zu 1 m Höhe, nehme dann eine zu 1!/, m und zwei zu 
1'/, m Höhe; alsdann bin ich, um das Gleichgewicht wieder herzu- 
stellen, gezwungen, eine Probe von °®/, m und zwei Proben von !/, 
m Höhe (immer vom Grunde des Wassers bis zur Oberfläche) zu 
nehmen; Summa: 9 Proben von zusammen 9 m Höhe.?) — Das ist 
meines Erachtens das beste Mittel, um die Schwierigkeiten, welche 
sich durch die ungleichmässige Vertheilung des Teichplanktons an 
verschieden tiefen Stellen darbieten, nach Möglichkeit zu beseitigen. 
Es giebt aber auch noch andere Momente als die Unzugänglichkeit 


!) In welchem Grade das noch auf tiefere Seen Anwendung findet, vermag 
ich nicht anzugeben. Jedenfalls liegt die Möglichkeit vor, dass bei Nichtberück- 
sichtigung dieses Umstandes ganz bedeutende Rechnungsfehler entstehen können, 
— Man vergleiche übrigens hinsichtlich der horizontalen und verticalen 
Vertheilung des Planktons die Untersuchungsresultate von Dr. O. Zacharias im 
VI. Abschnitt dieses Heftes, welche sich auf den Gr. Plöner See beziehen. 

?) Die Ausführung kann man sich dadurch sehr erleichtern, dass man an 
der Leine des Planktonnetzes Knoten von !/, zu ), m Höhe (vom Netzrand aus 
gerechnet) anbringt. 


185 


des Wellenschlages, welche eine ungleichmässige Vertheilung des 
Planktons bedingen; z. B. liefern oft gleichtiefe Stellen desselben 
Teiches verschiedene Planktonmengen. Diese Differenzen können 
eben nur durch die möglichst grosse Anzahl der Netzzüge aus- 
geglichen werden. 

Die 5—10—20 Stichproben (je nach ‚der Grösse des Teiches) 
sollen nun zusammen gemessen werden. Ich bediente mich hierzu 
der üblichen Methode der volumetrischen Bestimmung, indem ich 
den Planktonfang in ruhig stehenden kleinen Messcylindern sich 
absetzen liess. Das in wässeriger Formollösung befindliche Plankton 
setzt sich in diesen Messcylindern, die 10 ccm. Inhalt fassen, inner- 
halb einiger Stunden zu Boden. Innerhalb der nächsten Stunden 
verringert sich sein Volumen noch beständig; nach 24 Stunden habe 
ich jedoch niemals mehr eine merkliche Verringerung wahrnehmen 
können.!) Ich nahm also immer nach 24 Stunden dieV olumenbestimmung 
vor, indem ich die Anzahl der ccm und deren Bruchtheile von der 
Skala ablas, und mit der Anzahl der Netzzüge (in diesem Falle gleich- 
bedeutend mit der Anzahl der Meter der filtrirten Wasserhöhe) in 
die erhaltenen Cubikcentimeter und deren Bruchtheile dividierte. Dieses 
Dividieren oder Zurückführen auf die Einheit von einem Meter oder 
einem Netzzug ist nötig, weil man nicht immer die gleiche Anzahl 
von Netzzügen macht und deshalb eine Einheit haben muss, welche 
einen Vergleich unter den Resultaten aus verschiedenen Teichen ge- 
stattet. Diese Einheit betrug in unserem Falle bei einem Öffnungs- 
durchmesser des Planktonnetzes von 20 cm und einer Einheitshöhe 
des Netzzuges von 1 m immer cc. 31400, rund 30000 cem filtrirten 


1) Diese Bestimmung des „Rohvolumens,“ wie es Schütt (Analyt. Plankton- 
studien, S. 42, 1892) nennt, hat ihre Mängel, aber sis genügte für meine, praktische 
Ziele verfolgenden Untersuchungen vollkommen. Im nächsten Jahre sollen aber 
noch vergleichende Bestimmungen des „dichten Volumens‘‘ angeschlossen werden. 
— Ich muss hier allerdings bemerken, dass wenigstens einige Planktoncomponenten bei 
Anwendung dieser Methode sich der volumetrischen Bestimmung entziehen und 
zwar dadurch, dass sie nicht untersinken, ‚sondern sich an der Oberfläche ansam- 
meln. Das sind nach meinen Erfahrungen die Larven einer Corethra, die ich 
fast immer in einigen Exemplaren in meinen Planktonzügen vorfand, ferner gewisse 
Nostoc-Arten und einige Wasserblüthen-Algen. Ich habe aber niemals grössere 
Mengen dieser leichteren Planktoncomponenten angetroffen, auch nicht der Wasser- 
blüthen; es handelte sich immer nur um Bruchtheile eines !/,, ccm, die gegenüber 
der Masse der schwereren, zu Boden gesunkenen Bestandtheile gar nicht in Betracht 
kamen. Ich konnte für meine praktischen Zwecke diesen geringfügigen Verlust, 
der sich bei Anwendung leichterer Medien, etwa des Alkohols, vielleicht noch etwas 
verringert hätte, leicht verschmerzen, 


186 


Wassers. Es lag mir fern, den Kubikmeterinhalt des Planktons für 
jeden einzelnen Teich zu berechnen, obgleich das nach Kenntnissnahme 
des Wasserkubikinhaltes leicht ausführbar gewesen wäre: es war für 
meine Zwecke sogar vortheilhafter, mich mit dieser Ziffer zu begnügen, 
welche direkt einen Vergleich des Planktongehaltes eines Teiches mit 
dem der andern gestattet. 

Was die auf solche Weise erzielten Resultate betrifft, so besitze 
ich darüber eine grosse Reihe von Aufzeichnungen, die aber aus 
einem eingangs erwähnten Grunde erst vervollständigt werden sollen; 
hier will ich nur bemerken, dass ich vom Frühjahr gegen den Herbst 
hin eine starke Tendenz des Planktonvolumens zum Abnehmen con- 
statiren konnte, sowie dass die Schwankungen des Planktonvolumens 
sich je nach der Jahreszeit und der Qualität der verschiedenen Teiche 
zwischen 0,02 und 2 ccm pro Einheit (= 30000 ecm), oder 0,64 
und 64 ccm pro Kubikmeter Wasser!) bewegten, dass sich also 
die Extreme wie 1:100 verhielten. 

Ich wiederhole kurz die beschriebene Methode der volumetrischeu 
Planktonbestimmung von Teichen. Es dürfen nur verticale Netzzüge 
gemacht werden; diese müssen immer die ganze Höhe des Wassers 
vom Grunde bis zur Oberfläche filtriren. Je grösser die Anzahl 
dieser verticalen Stichproben ist, desto näher kommt das Resultat 
der Wirklichkeit. Die Gesammthöhe des durch die verschiedenen 
Netzzüge filtrirten Wassers muss so viel mal die Einheit der Durch- 
schnittstiefe des zu untersuchenden Gewässers betragen, als Netzzüge 
gemacht wurden. Die Gesammtmenge des Planktons wird in einem 
Messcylinder gemessen und in die Anzahl der gefundenen ccm 
(und deren Bruchtheile) mit der Anzahl der Netzzüge (oder der 
Durchschnittstiefeneinheiten) hineindividiert. Hieraus ergiebt sich 
die zu Vergleichen zwischen verschiedenen Gewässern erforderliche 
Einheit, aus der man mit leichter Mühe den Planktongehalt eines 


!) Ich halte es für angebracht, den Planktongehalt immer pro Kubikmeter 
zu berechnen, schon aus dem Grunde, weil nur auf diese Weise ein müheloser 
Vergleich zwischen den Resultaten anderer Forscher, welche sich verschiedener 
Netzgrössen bedienen, ermöglicht wird. Allerdings muss bei der Berechnung dieser 
idealen Kubikmetereinheit immer das berücksichtigt werden, was oben über die 
Ausführung der Planktonfänge hemerkt wurde. So würde z. B. jede Berechnung 
der Kubikmetereinheit fehlerhaft sein, welcher solche Netzzüge zur Grundlage dienten, 
die nicht die ganze Höhe vom Grunde bis zur Oberfläche des Wassers filtrirt 
hätten. Ich fand in diesem Falle die Kubikmetereinheit, indem ich meine primäre 
Einheit (= 31400 eubem) mit 32 multiplizierte. Wenn man die gefundene Ziffer 
mit dem Wasserkubikmeterinhalt des Teiches multipliziert, erhält man den Gesammt- 
planktongehalt des letzteren. 


187 


cubm Wassers berechnen kann. — Ich muss schliesslich nochmals 
bemerken, dass ich weit entfernt bin, der in Rede stehenden Methode 
vollkommene Exactheit zuzuschreiben. Auf solche kann sie keinen 
Anspruch erheben, ebenso wenig wie andere Methoden zur Bestimmung 
des Süsswasserplanktons, von dem es fest steht, dass sowohl seine 
horizontale, als verticale, sowohl seine quantitative als qualitative 
Vertheilung eine nicht absolut gleichmässige ist. Es genügt für 
meine praktischen Zwecke, wenn mir diese Methode annähernd richtige 
Resultate, solche, welche der Wirklichkeit nahe kommen, sichert. 
Ich will an dieser Stelle noch erwähnen, dass Privatdocent Dr. Hofer- 
München mir mittheilte, dass er sowohl Planktonmessungen als 
Planktonwägungen seit einiger Zeit ausführe. Die Wägungen habe 
er, um Fehlerquellen zu vermeiden, mit der Trockensubstanz des 
Planktons vorgenommen. Er sei jedoch dahin gekommen, dass er 
die Messungen den Wägungen entschieden vorziehe.!) 

Vielleicht ist es möglich, noch andere Instrumente zur volu- 
metrischen Bestimmung des Planktons zu construiren, welche an 
einem Tage eine Untersuchung möglichst vieler kleiner Gewässer 
gestatten. Ich werde im nächsten Jahre Versuche mit einem neuen 
Instrumente machen, welches bestimmt ist, die volumetrische Unter- 
suchung des Planktons binnen ganz kurzer Zeit an Ort und Stelle 
des Gewässers selbst zu ermöglichen. 


!) Anmerkung des Herausgebers: Wenn es sich um nahezu monotones 
und massenhaft auftretendes Plankton handelt, so scheint mir der Nutzen von Wä- 
gungen, selbst wenn dieselben keine ganz exacten Resultate liefern, doch augen- 
scheinlich zu sein. Ich gestatte mir in dieser Beziehung auf den V. Abschnitt 
dieses Heftes zu verweisen, worin ich die Ergebnisse meiner Gewichtsermittelungen 
in Betreff der Melosira laevissima publieirt habe. 


Xu 


Ueber Süsswassermollusken der Gegend 
von Plön. 
Von 
Dr. Heinr. Brockmeier (München-Gladbach). 


Die geologischen und orohydrographischen Verhältnisse der 
Umgebung von Plön sind in dem vorigen Jahresberichte der Bio- 
logischen Station zu Plön von Herrn Dr. Willi Ule in anziehender 
Weise geschildert worden. Auf einen Punkt dieser Arbeit möchte 
ich hier aber näher eingehen. Es heisst dort auf Seite 5: 

„Wahrscheinlich übt nun der Grundwasserstrom auch auf die 
Gestaltung des Landes einen Einfluss aus. Derselbe entzieht dem 
Boden alle löslichen Bestandtheile und führt dadurch zu Erdfällen 
oder Senkungen. Vielleicht sind manche jener kleinen Wassertümpel, 
der sogenannten Sölle oder Pfuhle, welche zahlreich im baltischen 
Höhenrücken anzutreffen sind, auf diese Weise entstanden.“ 

Gegen diese Erklärung würde ein Einwand kaum zu erheben 
sein, wenn Kalkstein, Dolomit, Gyps oder Steinsalz in erheblicher 
Menge am Aufbau des ostholsteinischen Hügellandes betheiligt wären. 
Dies ist aber nicht der Fall. Sand, Grand und die grossen Gerölle 
eruptiver Gesteine, denen man auf Schritt und Tritt begegnet, be- 
günstigen das Entstehen von Erdfällen durchaus nicht. Dasselbe 
gilt für die thonigen Bestandtheile des Bodens. 

Während meines Aufenthaltes in Ostholstein haben die trichter- 
förmigen Vertiefungen auf dem Rücken mancher Hügel mein be- 
sonderes Interesse erregt. Was für diese gilt, wird auch wohl für 
manche der tiefer gelegenen Wassertümpel zutreffend sein. Die 
Bildung derselben denke ich mir in der folgenden Weise. Durch 
die diluvialen Gletscher wurden die Schutt- und Geröllmassen zu- 
sammengeschoben und an den Seiten der Gletscher emporgedrückt. 
Bei dieser Gelegenheit sind Gletscherstücke mit emporgehoben worden 


189 


und gelangten auf die Hügel, oder wurden darin eingebettet. Später 
schmolz das Eis und entsprechende Vertiefungen oder Bodensenkungen 
waren die Folge, von denen die tiefer gelegenen sich bald mit Wasser 
füllten. 

Mir kam es in Plön besonders darauf an, die Mollusken aus 
grösseren Seen genauer zu beobachten, und dieselbe Art von ver- 
schiedenen Stellen zu sammeln, um die Wirkung der Lebens- 
bedingungen auf die Ausbildung der Gehäuse kennen zu lernen. 
Ein Verzeichniss der bei dieser Gelegenheit von mir gefundenen 
Arten werde ich weiter unten folgen lassen. 

Untersucht man den Strand der grösseren Seen, so wird man 
an gewissen, manchmal eng begrenzten Plätzen eine reiche Sammlung 
von Schalen ausgelegt finden. An solchen Muschelplätzen, wie ich 
diese Stellen kurz nennen will, kann man sich schon einen ziemlich 
guten Ueberblick über die in dem See vorkommenden Arten ver- 
schaffen; man ist aber noch nicht in der Lage, die eine oder andere 
derselben als selten oder sehr selten zu bezeichnen. Manche Formen 
habe ich am Strande nur in wenigen Exemplaren gefunden, im See 
jedoch gehören sie an den ihnen zusagenden Stellen zu den häufigsten 
Erscheinungen. Dies gilt z. B. für Amphipeplea glutinosa und für 
Physa fontinalis. Die dünnen Gehäuse der genannten Schnecken 
werden bald aufgelöst oder durch den Wellenschlag zerstört. Limnaea 
stagnalis, L. auricularia, L. ovata, L. palustris, Planorbis corneus, 
Pl. carinatus, Paludina vivipara, Bythinia tentaculata, Neritina fluvia- 
tilis und Valvaten sind wohlerhalten und in grösserer Menge am 
Strande zu sammeln, trotz der mehr oder weniger weiten Seereise, 
welche manches Stück zurückzulegen hatte. In den gestrandeten 
Limnaeen und Planorben habe ich manchmal noch die lebenden 
Tbiere angetroffen. Die ziemlich widerstandsfähigen Schalen der 
Dreissenia polymorpha sind sehr häufig am Ufer, aber auch dem 
weniger festen Sphaerium corneum begegnet man nicht eben selten. 
Die ungleich stärkeren Schalen der Najaden habe ich nur ganz ver- 
einzelt vorgefunden. Die Erklärung hierfür ist einfach. 

Einige Zeit nach dem Absterben der Schnecken und Muscheln 
entwickeln sich im Innern derselben allerlei Gase, welche die Schalen 
mit den verwesenden Thieren zur Wasseroberfläche emporheben, wo 
sie dann durch den Wind der Küste zugetrieben werden. Dies trifft 
für Lungen- und für Kiemenschnecken zu. Die gedeckelten Kiemen- 
schnecken sind für derartige Seereisen besonders geeignet. Sphaerium 
corneum wird leicht auf diese Weise weiter befördert, weil diese 
Muschel gern an Pflanzen emporkriecht. Die beiden Schalen des 


190 


todten Thieres werden durch die Schliessmuskeln noch eine Zeit lang 
zusammengehalten. Anders verhält es sich mit den Najaden. Diese 
stecken zum nicht geringen Theile im Boden, und der durch die 
Zersetzungsgase entstehende Auftrieb wird nur selten ausreichend 
sein, um die Schalen der Wasseroberfläche zuzuführen und damit 
dem Einflusse des Windes zu unterwerfen. Die in Flüssen lebenden 
Muscheln werden bei Hochwasser leicht ans Ufer geworfen. Wer 
einmal nach einer Hochfluth die Ufer eines Flusses abgesucht hat, 
wird gefunden haben, dass man auch hier, und in diesem Falle mit 
noch grösserem Rechte, von Muschelplätzen reden kann. Die Ursache 
ist hier eine andere. Durch die starke Strömung des Wassers erfahren 
die Sand- und Kiesbänke eine Umlagerung, und die darin steckenden 
Muscheln können dann leicht fort- und angespült werden. In Seen 
wird dieser Fall bei starken Stürmen vorkommen; die in der Nähe 
einer flachen Küste lebenden Thiere werden dann leicht fortgeführt. 


Die Lage der Muschelplätze ist abhängig von der Gestalt des 
Sees und von der Windrichtung, die an denselben zu machende 
Ausbeute wird nach der Jahreszeit eine verschieden reiche sein. 
Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, gleich nach Beendigung 
des Winters grössere Seen zu untersuchen, ich vermuthe aber, dass 
zu dieser Zeit die Muschelplätze reichlich beschickt sein werden. 
Der Winter wird unter den altersschwachen Individuen am meisten 
aufräumen, weil dann die Lebensbedingungen für dieselben am un- 
günstigsten sind. Sobald dann die Eisdecke verschwunden ist, über- 
nimmt der Wind die Weiterführung der an der Wasseroberfläche 
treibenden Leichen. Den Teich im botanischen Garten zu Marburg 
habe ich eine Reihe von Jahren genauer beobachtet und stets ge- 
funden, dass nach der Eisschmelze verwesende Limnaeen, Planorben 
und Paludinen in grösserer Menge an der Wasseroberfläche umher- 
trieben. Am 28. März 1887 z. B. zählte ich vom Ufer aus 186 Ge- 
häuse der Limnaea stagnalis. In den meisten Schalen befanden sich 
noch die todten Thiere. Die letzten Reste des Eises waren an diesem 
Tage noch auf dem Wasser. 


In grösseren Seen werden nicht alle Schalen den Strand er- 
reichen; ein Theil sinkt schon vorher zu Boden und kommt unter 
Umständen an einer Stelle zur Ablagerung, die lebende Vertreter 
der Art kaum aufzuweisen hat. So erkläre ich es mir, dass ich in 
mehreren Schlammproben des Grossen Plöner Sees, aus 18—20 m 
Tiefe, zahlreiche Gehäuse von Lungen- und Kiemenschnecken vorfand, 
ohne lebende Schnecken dort anzutreffen. 


191 


Die Berücksichtigung dieser Verhältnisse kann für den Geologen 
interessante Ergebnisse zur Folge haben. Ist beispielsweise die Aus- 
dehnung einer diluvialen Süsswasserablagerung bekannt, sind Auf- 
schlüsse in hinreichender Menge vorhanden, um über die Vertheilung 
der Versteinerungen in den einzelnen Schichten einen Ueberblick 
zu gewinnen, so wird man Angaben über Luftströmungen während 
der Diluvialzeit machen können. 

Nachdem ich mir durch Untersuchung des Ufers einen Ueber- 
blick über die im See vorkommenden Arten verschafft hatte, kam es 
mir vor allen Dingen darauf an, die Weideplätze der Thiere auf- 
zufinden. Hierbei haben mir die Hilfsmittel der Station gute Dienste 
geleistet. Zunächst wäre hervorzuheben, dass das manchen Muschel- 
plätzen benachbarte Wasser eine auffallende Armuth an Mollusken 
erkennen lässt. Dies gilt z. B. für eine Stelle am Westufer der 
sogenannten „Grossen Insel.“ Am Ufer ganze Haufen der ver- 
schiedensten Schalen, auf den zahlreichen Geröllen des benachbarten 
Wassers ist aber nur Dreissenia polymorpha und Neritina fluviatilis 
in grösserer Menge zu finden. Zuweilen trifft man daselbst einige 
Lungenschnecken an, z. B. Limnaea palustris und L. ovata, welche 
wahrscheinlich dort angetrieben wurden, und zwar mit Pflanzen 
zusammen oder an der Oberfläche des Wassers kriechend. Treibende 
Pflanzen mit darauf befindlichen Schnecken sah ich am 23. August 
1894 in der Nähe der Insel Alsborg im Grossen Plöner See. Anfangs 
September 1894 fand ich im Grossen Madebröken-See eine an der 
Wasseroberfläche dahinkriechende Limnaea palustris. Sie war schon 
einige Meter von der an Pflanzen reichen Westküste entfernt und 
konnte leicht unter Mitwirkung des Windes der Ostküste des Sees 
zugeführt werden, welche weniger günstige Ernährungsbedingungen 
darbietet. Werden solche Stücke an ihren neuen Weideplätzen ge- 
sammelt, so können sie leicht die Veranlassung zu falschen Schluss- 
folgerungen werden. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einmal auf das Kriechen 
mancher Schnecken an der Oberfläche des Wassers eingehen. Ich 
habe bereits im Nachrichtsbl. der deutschen malakozool. Ges. (Jahrgang 
1887, Seite 111— 117) eine Erklärung hierfür gegeben. Ich bin der 
Ansicht, dass die Thiere an der obersten Wasserschicht entlang 
kriechen. In der 6. Auflage des Lehrbuches der Physik von Reis 
heisst es auf Seite 183: „Obermayer (1880) erkannte, dass die 
Zähigkeit der Flüssigkeiten in der Nähe der Oberfläche allmählig 
zunimmt, und dass bei Wasser und wässerigen Lösungen in der 
Oberfläche selbst die Zähigkeit plötzlich noch sehr stark wächst.“ 


192 


Diese oberste, besonders zähe Schicht, das sogenannte „Flüssigkeits- 
häutchen,“ bildet für die Schnecken das Gewölbe, an dem sie entlang 
kriechen, wie an einem festen Körper. Im Laufe der Zeit habe ich 
eine Reihe von Thieren an der Wasseroberfläche beobachten können, 
wobei ich bemerke, dass diese Turner am Wassergewölbe ihre Uebungen 
im reinen Leitungswasser, beziehungsweise im frisch eingefüllten See- 
wasser auszuführen hatten. Unsere Lungenschnecken des Süsswassers 
sieht man häufig an der Wasseroberfläche kriechen. Sie kommen 
dorthin, um zu athmen, lernen bei dieser Gelegenheit die in Tümpeln 
so häufige Verunreinigung der obersten Wasserschicht kennen und 
lecken diese ihnen zusagende Masse mit Behagen ab. Es ist klar, 
dass sie den einmal kennen gelernten Weideplatz gern wieder auf- 
suchen werden. Eine Limnaea ovata beobachtete ich am 21. Januar 
94 dabei, wie sie im Aquarium die Verunreinigung der Flüssigkeits- 
haut von vorn dem hinteren Theile der Fusssohle zuschob. Während 
dieser Zeit blieb sie an derselben Stelle und leckte nur hin und 
wieder. Sobald sich aber auf den Fusse eine genügende Menge des 
begehrten Futters angesammelt hatte, wurde der ganze Vorrath im 
schnelleren Tempo weggeleckt. Dasselbe Verhalten zeigt Limnaea 
stagnalis, wie ich das schon früher anderwärts mitgetheilt habe. 
Unsere Kiemenschnecken kommen nicht zur Athmung nach oben, 
sie können auch nicht senkrecht im Wasser emporsteigen. Für sie 
wird sich also seltener die Gelegenheit bieten, die Wasseroberfläche 
mit ihren Herrlichkeiten kennen zu lernen. Hierauf führe ich es 
zurück, dass sie sich so selten dem Flüssigkeitshäutchen anvertrauen. 
Bringt man sie aber in kleine Behälter, so bietet sich den Thieren 
schon häufiger die Gelegenheit, am Wassergewölbe entlang zu kriechen, 
und thatsächlich wird diese Gelegenheit auch öfter benutzt. Dies 
gilt z. B. für Valvata piscinalis. Ganz junge Paludinen können sich 
ganz vorzüglich an der Oberfläche bewegen, und auch ausgewachsene 
Bythinien (tentaculata und ventricosa) habe ich hin und wieder 
daselbst gefunden. Rissoa octona L. kriecht mit Leichtigkeit am 
Wassergewölbe Die Sphaerium- und Pisidiumarten, sowie kleine 
Exemplare von Mytilus edulis vertrauen sich der Wasseroberfläche 
an. In einer Arbeit über die Bewegung tropischer Mollusken und 
Ophiuren nennt ©. P. Sluiter noch 2 Nacktschnecken des Meeres, 
welche dasselbe Verhalten zeigen. Es sind: „Casella philippensis 
und Placobranchus ocellatus. Ich bin überzeugt, dass sich die Zahl 
der an der Oberfläche kriechenden Kiemenschnecken noch leicht ver- 
mehren liesse. Schwarze, etwa 1 cm lange Käferlarven habe ich 
ebenfalls an der Oberfläche frisch eingefüllten Trinkwassers sich 


193 


bewegen sehen. Sogar ein kleiner Asterias rubens (6 cm) versuchte 
einmal an der Wasseroberfläche sein Heil. Mit 2 Armen hielt er 
sich noch am Glase fest, die Füsschen der drei anderen Arme waren 
zum grossen Theile am Wassergewölbe befestigt, welches überall da 
leicht eingesenkt war, wo eine Anheftung stattgefunden hatte. Schliess- 
lich erwähne ich noch, dass auch Luftblasen an der obersten Wasser- 
schicht entlang gleiten, was man schön in grösseren Aquarien beobachten 
kann, welche durchlüftet werden, und wer gelegentlich einen Spring- 
brunnen aufmerksam betrachtet, wird finden, dass zahlreiche Wasser- 
tropfen auf der Oberseite des Wassergewölbes dahinrollen. 

H. Simroth giebt für das Kriechen mancher Schnecken an der 
Wasseroberfläche eine andere Erklärung. In der Zeitschrift für 
wissensch. Zoologie (Jahrg 1882, Seite 28) schreibt er: „ Die wahre 
Ursache liegt in der Beschaffenheit eines Schleimbandes, das vom 
Fusse abgesondert wird und wie ein langes Tuch, das am Vorder- 
rande des Thieres sich stetig um dessen Weg verlängert, auf der 
Oberfläche schwimmt und völlig bewegungslos vom Erzeuger zurück- 
gelassen wird, und dieses Schleimband ist die Lamelle zwischen 
Wasser und Luft. Der Schleim ist leichter als Wasser und mischt 
sich mit diesem nicht im geringsten“. Ich habe mich von der Trag- 
fähigkeit des Schleimbandes nicht überzeugen können und mache 
nur auf folgenden Versuch aufmerksam. Stellt man eine leere Por- 
zellanschale eine Zeit lang frei hin, so wird sich bald eine dünne 
Staubschicht darin ansammeln. Nachdem man dann Wasser hinein- 
gegossen hat, lässt man eine Schnecke über den Boden kriechen. 
Das Schleimband tritt dann deutlich hervor und kann mit Leichtigkeit 
mit Hülfe einer Pincette vom Boden abgelöst werden. Sobald dies 
geschehen, steigt es aber nicht zur Wasseroberfläche empor, sondern 
bleibt am Boden liegen. Wird es emporgehoben, so fällt es wieder 
herunter. Die Schleimmasse vermag also nicht einmal die feinen 
Staubtheilchen zu heben; es dürfen ihr also grössere Leistungen nicht 
zugemuthet werden. — Das eben geschilderte Kriechen gewisser 
Schnecken an der Wasseroberfläche begünstigt die Weiterverbreitung 
der sonst so langsamen Thiere. Auch auf losgelösten Pflanzen werden 
Schnecken und deren Laich entfernteren Gebieten zugeführt. Am 
24. Aug. 1894 untersuchte ich den Grossen Plöner See zwischen der 
Insel Hankenburg und der Badeanstalt der Kadetten. Er ist dort 
20—30 m tief. Aus dieser Tiefe zog ich einen noch grünen Üera- 
tophyllumzweig hervor, der mit Süsswasserpolypen, mit Glocken- 
thierchen und mit Schneckenlaich besetzt war. Ich vermuthe, dass 
der Laich schon auf der Pflanze war, ehe sie in diese Tiefe gelangte. 

13 


194 


Die Molluskenfauna der einzelnen Seen der Plöner Gegend ist 
ziemlich übereinstimmend. Es ist dies nach dem oben Ausgeführten 
leicht zu erklären, wenn man berücksichtigt, dass die Schwentine 
eine Reihe der grösseren Seen mit einander in Verbindung setzt, 
und dass eine grössere Anzahl anderer Seen durch Kanäle mit diesem 
System verbunden ist. 

Sehr häufig trifft man: 

Dreissenia (Dreissensia) polymorpha Pallas. 
Sphaerium corneum L. 
Neritina fluviatilis L. 
Valvata piscinalis Müll. 
Vivipara vera v. Frauenf. 
Bythinia tentaculata L. 
Planorbis corneus L. 

5 carinatus Müll. 
Limnaea stagnalis L. 

„ auricularia L. 

„ ovata Drap. 

„  Ppalustris Drap. 

Für diese Mollusken erscheint mir die Aufzählung von Fund- 
orten überflüssig, wobei jedoch bemerkt sein mag, dass ich die sonst 
so häufigen Arten im kleinen Uklei-See (bei Stadthaide) nicht ge- 
funden habe. Für den Rest der von mir gesammelten Arten werde 
ich die Fundorte angeben, weil die betreffenden Thiere von anderen 
Beobachtern entweder gar nicht erwähnt, oder als selten bezeichnet 
werden. 

Ich machte eben auf die Ausnahmestellung des kleinen Uklei 
Sees aufmerksam. Er liegt mitten im Walde zwischen Fegetasche 
und Nieder-Qleveez. Sichtbare Zu- und Abflüsse hat er nicht. In 
etwa 5—10 Minuten kann man ihn bequem umwandern. Ich fand 
Tiefen bis zu 14 m. Der Boden des Sees wird von vermodernden 
Zweigen und Blättern gebildet und früher soll man hier Torf ge- 
wonnen haben. Die Ufer sind mit verschiedenen Pflanzen ausge- 
kleidet (z. B. Rohrkolben, Equisetum, Nymphaea alba und Menyanthes 
trifoliata). Mehrere Stunden habe ich der Untersuchung dieses Sees 
gewidmet; die Ausbeute an Weichthieren bestand aber nur aus 
einigen Pisidien und einer unausgewachsenen Limnaea palustris. 
Leere Schalen oder Schalenstücke habe ich nicht angetroffen.. Es 
wäre wünschenswerth, darauf zu achten, wie lange dies Verhältniss 
bestehen bleibt, da bekanntlich künstlich hergestellte Tümpel durch 
Vögel etc. bald mit Mollusken besiedelt werden. 


195 


Ueber Schnecken des Grossen Plöner Sees hat Herr Dr. C. Ap- 
stein (1893) in verschiedenen Zeitschriften Mittheilungen gemacht. 
Herr Pfarrer Schröder in Itzehoe und Herr Dr. Zacharias machten 
mich darauf aufmerksam. 

Dr. Apstein schreibt: 

„Es wurden bisher im Gr. Plöner See nach Friedel, Zacharias 
und meiner Sammlung folgende Arten gefunden, wobei ich hinter 
jeder Art durch F. = Friedel, Z. = Zacharias und A. = Apstein den 
Sammler dieser Art kennzeichne. 

Neritina fluviatilis L. sehr häufig. F. Z. A. 
Velletia lacustris L. Z. 
Valvata antiqua Sow. häufig. F. A. 
„ piseinalis Müll. häufig. A. 
Vivipara vera v. Frauenf. häufig. F. 2. A. 
= fasciata Müll. -F. 
Bythinia tentaculata L. häufig. F. Z. A. 
Planorbis corneus L. sehr häufig. F. Z. A. 
s carinatus Müll. sehr häufig. F. Z. A. 
R vortex L. seltener. F. A. 
e contortus L. selten. A. 
x nitidus Müll. selten. A. 
albus Müll. selten. A. 
Sinnen stagnalis L. sehr häufig. F. Z. A. 
h palustris Drap. häufig. F. Z. A. 
R ovata Drap. sehr häufig. F. 2. A. 
ni auricularia L. häufig. F. 2. A. 
truncatula L. F. 
enler glutinosa Müll. selten. F. A. 

Ich habe mich vom 19. Aug. bis zum 16. Sept. 1894 in Plön 

aufgehalten und fand während dieser Zeit die folgenden Arten: 


I. Schnecken. 


. Neritina fluviatilis L. 

. Acroloxus (Ancylus) lacustris L. 

. Valvata piscinalis Müll. 

5 cristata Müll. 

. Paludina vivipara Lam. — Vivipara vera v. Frauenf. 
. Bythinia tentaculata L. 

„ ventricosa Gray. 

. Planorbis corneus L. 

y carinatus Müll. 


SQoaounpummr 


13* 


196 


10. Planorbis marginatus Drap. 


1 * vortex L. 
12. n spec. (vorticulus Trosch. ?) 
13. contortus L. 


nitidus Müll. 

15. 4 albus Müll. 

16. Physa fontinalis L. 

17. Amphipeplea glutinosa Müll. 

18. Limnaea stagnalis L. 

19: N auricularia L. 

20. . ovata Drap. 

2la. z palustris Drap. 

21b. ” truncatula Müll. = minuta Drap. 


II. Muscheln. 


22. Sphaerium (Cyclas) corneum L. 
23. 5: lacustre Müll. 
24. Pisidium amnicum Müll. 
25. Anodonta cellensis Schröt. 
26. . piscinalis Nilss. 
27. Unio pictorum L. 
„  tumidus Retz. 
29. Dreissenia polymorpha Pall. 

Bemerkungen zu einzelnen Arten: 

Neritina fluviatilis L. findet sich häufig auf Steinen und Ano- 
donten. Sie kann kräftigen Wellenschlag vertragen, kriecht aber auch 
im ruhigen Wasser an Pflanzenstengeln empor. 

Aecroloxus lacustris L. Fundorte: Ascheberg (1 leere Schale); 
auf Pflanzen und Anodonten im „Dreck See“, im südlichen See bei 
Ruhleben (zwischen dem Vierer See und dem Gr. Plöner See), im 
Unteren Ausgraben-See und im Moortümpel am Trammer-See, hinter 
dem Aussichtsthurm. Auf diesen durch Torfgewinnung entstandenen 
Moortümpel, welcher Abfluss zum Trammer See hat, machte mich 
Herr Dr. Zacharias aufmerksam. 

Valvaia piscinalis Müll. Meine Exemplare passen zu der Ab- 
bildung in dem Werke von Adams (The genera of recent Mollusca). 

Valvata ceristata Müll. Fundorte: „Dreck-See“, Ascheberg, 
Grosses Hell-Loch, Moortümpel am Trammer-See. 

Paludina vivipara Lam. Diese Art erscheint zuweilen ohne 
Binden (Fegetasche, Suhrer-See). Von den vielen Fundorten erwähne 
ich nur den Kanal, welcher den Grossen Madebröken-See mit dem 


197 


Höft-See verbindet. Hier kriecht diese Art in grosser Menge auf 
dem schlammigen Grunde umher. Am 4. Sept. öffnete ich 2 Weibchen 
von dieser Stelle. Beide hatten gleich viel Umgänge (5/,); im 
Fruchthalter des einen Thieres waren 14, in dem des anderen 19 Em- 
bryonen von verschiedener Grösse. Die mir wohlbekannte Paludina 
fasciata Müll., welche von Friedel für den Gr. Plöner See angegeben 
wird, habe ich nicht entdecken können. 

Bythinia ventricosa Gray. Fundorte: Gr. Plöner See (Hoher 
Berg und Gr. Hell-Loch), Dreck-See, Moortümpel am Trammer-See, 
(leere Schalen), Kl. Plöner See, Nordspitze (leere Schalen), Suhrer- 
See, Nord- und Ostküste (leere Schalen). 

Planorbis marginatus Drap. Fundorte: Fegetasche (leere 
Schalen), Gr. Hell-Loch, Dreck-See, S.O. Ufer des Suhrer-Sees (leere 
Schalen), Diek-See bei Gremsmühlen, in der Kossau bei Altmühlen. 
Die Bahn von Plön nach Eutin schneidet vom westlichen Theile des 
Schöh-Sees einen etwa 45 m langen und einige Meter breiten Tümpel 
ab, der diesen Planorbis in grosser Menge enthält. 

Planorbis vortex L. Fundorte: Gr. Hell-Loch, Dreck-See, Kl. 
Plöner See (Nordspitze), Klinker-Teich, Moortümpel am Trammer-See, 
Suhrer-See, Schöh-See, Diek-See bei Gremsmühlen, Unterer Aus- 
graben-See, Schluen-See, Graben bei Schwartau (Lübeck). 

Planorbis spec. Fundorte: Moortümpel am Trammer-See, Gr. Hell- 
Loch, Dreck-See. Als ich den ersten Vertreter dieser Art fand, glaubte 
ich einen halbwüchsigen Plan. vortex vor mir zu haben; die hell- 
graue Färbung des Thieres bestimmte mich aber, eine grössere Anzahl 
davon zu sammeln. Die grössten Exemplare haben 5 Umgänge, sind 
5 mm dick und nicht ganz 1 mm hoch. Die Windungen sind deutlich, 
aber nicht scharf gekielt. Die Schale ist fast glatt und schon dadurch 
leicht von Pl. vortex zu unterscheiden. Ich halte diese Art für den 
Plan. vorticulus Trosch., muss aber hervorheben, dass meine Exem- 
plare eine häutige Berandung des Kieles nicht aufzuweisen haben. 

Planorbis contortus L. Fundorte: Ascheberg (leere Schalen), 
Gr. Hell-Loch, Drecksee, Kl. Plöner-See (Nordspitze), Moor -Tümpel 
am Trammer-See, Trammer-See, Tümpel am Schöh-See, Schöh-See 
(Westufer), Suhrer-See (leere Schalen), Altmühlen (Kossau). 

Planorbis nitidus Müll. Fundorte: Ascheberg (leere Schalen), 
Gr. Hell-Loch, Dreck-See, Kl. Plöner See (Nordspitze), Suhrer-See, 
Schöh-See (leere Schalen). 

Planorbis albus Müll. Fundorte: Ascheberg (leere Schalen), 
Gr. Hell-Loch, Drecksee, Kl. Plöner See, (Nordspitze, leere Schalen), 


198 


Suhrer-See, Moortümpel am Trammer-See, Tümpel am Schöh-See, 
Altmühlen (in der Kossau). 

Physa fontinalis L. Fundorte: Ruhleben, Gr. Hell-Loch, Dreck- 
See (massenhaft auf der Wasserpest), Kl. Plöner See (Nordspitze), 
Moortümpel am Trammer-See, Schöh-See, Suhrer-See, Gr. Madebröken- 
See, Diek-See bei Gremsmühlen, Altmühlen (in der Kossau). 

Amphipeplea glutinosa Müll. Fundorte: Gr. Hell-Loch (auf 
Pflanzen), Dreck-See (auf Pflanzen), SO-Ufer des Suhrer-See (aufSteinen). 


Limnaea stagnalis. 


199 


Limnaea stagnalis L. Von dieser Art besitze ich eine ganze 
Reihe von Varietäten, von denen einige hier abgebildet sind.) Die 
Abbildungen sind 2—-3 mm zu kurz geworden. Die Reihen sind von 
oben nach unten, die Figuren in denselben von links nach rechts 
gezählt. 

No. 1 in der 1. Reihe stammt aus dem Tümpel am Schöh-See. 

No. 2in der 1. Reihe fand ich am Westufer des Schöh-Sees; nur der 
Eisenbahndamm trennt die beiden Gewässer; der Tümpel war also früher 
ein Theil des Schöh-Sees. Nach der Abgliederung haben sich die Lebens- 
verhältnisse für Mollusken in beiden Gewässern verschieden gestaltet. 
Der Tümpel ist jetzt reich an lebenden und verwesenden Pflanzen, 
unter denen zu nennen sind: Nymphaea, Nuphar, Potamogeton, 
Elodea, Lemna trisulca und zahlreiche Algen. Auf den Geröllen des 
benachbarten Schöh-Sees ist die Nahrung nur spärlich vertreten. Hier 
ist die Temperatur ziemlich gleichmässig, dort aber ist sie im Laufe 
des Tages nicht unbeträchtlichen Schwankungen unterworfen. Aus 
den Abbildungen ist zu ersehen, welchen Einfluss diese Factoren 
auf die Ausbildung des Gehäuses gehabt haben. 

Nr. 3 der 1. Reihe sammelte ich an einer pflanzenreichen und 
ruhigen Stelle des Dreck-Sees. 

In der 2. Reihe ist Nr. 1 ein Vertreter aus einer ruhigen und 
“pflanzenreichen Bucht des Gr. Plöner Sees (Grosses Hell -Loch). 

Stellenweise ist der Boden des Gr. Plöner Sees mit Characeen 
dicht bedeckt. Characeenwiesen sind beispielsweise im Osten der 
Insel Alsborg, in 1—2 m Tiefe, gut zu beobachten. Dies war der Weide- 
grund der 2, in der Mitte der 2. Reihe abgebildeten Formen. An 
manchen Muschelplätzen habe ich diese Varietät mit Characeen in 
grösserer Menge vorgefunden. Sie zeichnen sich alle durch ein 
festes Gehäuse aus, und die rechte Mundlippe ist in der Gegend der 
Athemöffnung in auffälliger Weise zurückgebogen. Wahrscheinlich 
verlassen diese Thiere ihren Weideplatz nicht, und der für die 
Athmung nöthige Sauerstoff wird dem kühlen und darum sauerstoff- 
reichen Wasser entzogen. Recht häufig werden sie aber das Bedürf- 
niss haben, ihre Lunge mit frischer Luft zu füllen. Zu dem Zwecke 
wird dann die Umgebung der Athemöffnung weit vorgestülpt. Die 
Luft wird damit allerdings nicht erreicht, für die Athmung ist aber 
diese Haltung trotzdem günstig, weil die im Wasser athmende Ober- 
fläche des Thieres dadurch vergrössert wird. Es wird sich also dieser 


ı) Diese und die weiter unten folgenden Abbildungen sind nach Photo- 
graphien angefertigt, welche Herr Kaufmann Ed. Lange in M. Gladbach in überaus 
entgegenkommender Weise für mich anfertigte, 


200 


Vorgang häufiger wiederholen, und eine natürliche Folge ist die 
oben erwähnte Ausbuchtung der rechten Mundlippe. Ich habe mich 
durch einen Versuch überzeugt, dass die Limnaea stagnalis der 
Characeenwiesen längere Zeit unten im Wasser ausharren kann. So- 
bald der See mit einer Eisdecke versehen ist, kann für die mit Lungen 
versehenen Wasserschnecken eine direkte Luftathmung nicht mehr 
erfolgen. Es ist klar, dass das Bedürfniss hierzu am grössten sein 
wird, wenn die Temperatur des Seewassers am höchsten ist, also im 
August und September. Am 3. September 1894 brachte ich 2 Lim- 
naeen (Reihe 2, Nr. 2 und 3) mit Pflanzen zusammen in einen Draht- 
kasten und befestigte denselben im Grossen Plöner See so, dass er 
sich etwa 1 m unter der Wasseroberfläche befand. Die Temperatur 
des Wassers betrug an diesem Tage 15,75° C. und war während 
der Dauer des Versuchs nennenswerthen Schwankungen nicht unter- 
worfen. Am 15. September, also 12 Tage später, holte ich den Kasten 
wieder herauf und fand beide Thiere wohlerhalten in demselben vor. 
Sie wurden sofort in ein Glas mit Seewasser gesetzt, in welchem sie 
langsam umherkrochen und an der Glaswand leckten. Bald darauf 
erfolgte auch eine Entleerung des Darmkanals. Bei einer Schnecke 
konnte ich 27 Herzschläge in der Minute beobachten. Zwei Stunden 
nach der Einsetzung war ein Exemplar an der Wasseroberfläche und 
athmete. 

Nr. 4 der 2. Reihe ist eine Varietät aus einem ruhigen und 
pflanzenreichen Theile des Dreck-Sees. Besonders auffällig ist bei ihr 
die stark nach aussen umgeschlagene rechte Mundlippe, wie dies auch 
die var. rhodani Kobelt zeigt (Fig. 1238 in Rossmässler’s Iconographie 
der europäischen Land- und Süsswassermollusken). Hin und wieder 
habe ich diese Form auch in anderen Seen gefunden. 

Nr. 1 der 3. Reihe ist aus dem bei Westwinden ruhigen Wasser 
an der Ostseite der Grossen Insel. 

Nr. 2 und 3 der 3. Reihe sind 2 Vertreter von einem Muschel- 
platze am Westufer der Grossen Insel; ohne Zweifel lebten sie auf 
einer Characeenwiese. 

Von Limnaea auricularia L. lieferte mir ein Muschelplatz am 
nördlichen Ufer des Kleinen Plöner Sees ein leider beschädigtes 
Stück mit eingesenktem Gewinde. 

Limnaea palustris Drap. Am 12. September 1894 machte ich 
eine Beobachtung, welche mich zu den umstehend gegebenen Ab- 
bildungen bestimmte. 

Am flachen und steinigen Westufer des Schöh-Sees fanden sich 
zahlreiche von Kühen ausgetretene Vertiefungen. Hierin hatten sich 


201 


die feineren Bodenbestandtheile der Nachbarschaft angesammelt, und 
auf diesem kümmerlichen Weidegrunde kroch eine grosse Menge 
kleiner Schnecken umher. In manchen dieser Löcher war kein 
Wasser mehr enthalten, und die Gehäuse der darin befindlichen 
Thiere waren mit einer Lehmschicht bedeckt. Die in den beiden 
oberen Reihen abgebildeten Exemplare stammen dorther; auch 
die kleinsten derselben haben 41/, —5 Umgänge. Im benachbarten 
Seewasser sind Formen vertreten, welche den grössten derselben 
entsprechen. Eine Besiedelung der Löcher ist offenbar vom See aus 
erfolgt; die eingeschwemmten Individuen setzten dann ihren Laich 
ab, aus dem sich unter den obwaltenden Verhältnissen die kleinen 
Hungerformen entwickelten. 

Die 4 in der folgenden Reihe abgebildeten Vertreter der 
L. palustris sind von pflanzenarmen und sandigen Stellen des Suhrer- 


8 9 6 9 


Limnaea palustris. 


Sees, und die drei in der untersten Reihe fanden sich in einer 
stillen und pflanzenreichen Bucht des Dreck-Sees. Die Abbildungen 
stellen die Gehäuse in der natürlichen Grösse dar. Durch die ganze 


202 


Reihe wird der Einfluss der Nahrung auf die Grösse der Schnecken 
veranschaulicht. 

Ferner wäre hervorzuheben, dass die Hungerformen der L. 
palustris in auffallender Weise der Limn. truncatula Müll. (minuta 
Drap.) gleichen. Ich besitze 4 Exemplare dieser Art von meinem 
verstorbenen Lehrer, dem Geh. Bergrath Dunker und kann 
zwischen diesen Stücken und den Hungerformen der Limnaea palu- 
stris einen Unterschied nicht herausfinden. Die Gegend von M. 
Gladbach ist reich an kleinen Wassergräben, die im Laufe des Sommers 
längere Zeit trocken sind. Auch die hier gemachten Beobachtungen 
führen mich dahin, die Limnaea truncatula Müll. für eine in 
schlechten Verhältnissen lebende L. palustris zu halten. 

Sphaerium lacustre Müll. findet sich in grösserer Menge im 
Moortümpel am Trammer-See. 

Von Pisidium amnicum Müll. erhielt ich 2 Exemplare aus 
der Fegetaschen-Bucht des Grossen Plöner Sees. Sie befanden sich 
in Schlammproben, welche aus einer Tiefe von 18 m heraufgezogen 
wurden. Auch die Kugelmuschel kommt lebend in dieser Tiefe vor. 
Leere Schalen von P. amnicum lieferte mir ein Muschelplatz am 
Nordufer des Kleinen Plöner Sees. 

Kleine Arten der Erbsenmuschel besitze ich noch aus ver- 
schiedenen Seen, doch verzichte ich einstweilen auf eine Bestimmung 
derselben, bis mir durch Züchtung der Thiere ein besseres Urtheil 
möglich ist. 

Anodonta cellensis Schröt. Der schlammige und pflanzenreiche 
Boden des Moortümpels am Trammer-See muss ganz gespickt sein 
mit dieser Muschel, denn eine kleine Stelle desselben lieferte mir 
am 6. Sept. eine grosse Anzahl dieser Anodontenform. Nur 12 
Exemplare nahm ich mit, und davon waren 7 mit Eiern in den 
äusseren Kiemen versehen. Die grösste und die kleinste dieser 7 
Muscheln haben folgende Dimensionen: 


Länge Höhe Dicke 
132 cm “ 62 em 4,5 cm 
9,8 „ 4,3 ” 3,2 7) 


Andere Fundorte für diese Anadonta sind der Kleine Madebröken- 
See und der südliche See bei Ruhleben (zwischen dem Vierer-See 
und dem Gr. Pl. See). In beiden Gewässern ist der"Boden ungemein 
pflanzenreich. 

Anodonta piscinalis Nilss. ist häufig in den Seen der Piöner 
Gegend und wird im Alter ziemlich dickschalig. Sie verschmäht 
sandigen Boden nicht. Am 30. August sammelte ich im Dreck-See 


203 


34 Thiere, von denen 24 mit Eiern versehen waren. Die Schalen 
des grössten Exemplares sind 10,5 cm lang, 5,9 cm hoch und 4,1 
em dick. 

Am Nordufer des Unteren Ausgraben-Sees fand ich ein nur 
4,6 cm langes, 2,7 cm hohes und 1,7 cm dickes Exemplar, welches 
aber schon reichlich Eier beherbergte. Das freigelegte Herz dieser 
Muscheln zog sich in 1 Min. 25—30 mal zusammen. Eins derselben 
zeigte 23 Stunden nach der Freilegung noch 12 Herzschläge in der 
Minute und eine Stunde später waren noch schwache Zusammen- 
ziehungen wahrzunehmen. Bei diesen Beobachtungen fand ich im 
Herzbeutel der Anodonten aus dem Unteren Ausgraben-See einen 
kleinen Wurm, Aspidogaster conchicola Baer, der in manchen Muscheln 
wohl 10—12 mal vertreten war. Herr Dr. Zacharias hat Näheres 
über denselben auf S. 83—96 berichtet. 

Unio pietorum L. habe ich im Unteren Ausgraben See ange- 
troffen. 

Unio tumidus Retz. lebt in grösserer Menge im nördlichen 
Theile des Vierer Sees. Exemplare mit stark angefressenen Wirbeln 
und mehr oder weniger verkümmerten Schlosszähnen sind in dem 
südlichen See bei Ruhleben, zwischen dem Vierer See und dem Gr. 
Pl. See. — Der Verdauungskanal der Najaden ist eine wahre Fund- 
grube für niedere Organismen, unter denen besonders Diatomeen und 
Desmidiaceen hervorzuheben sind. Aus der Untersuchung des Darm- 
inhaltes geht hervor, dass die Muscheln bei der Gewinnung ihrer 
Nahrung sich nicht auf die im Wasser schwebenden Thiere und 
Pflanzen beschränken. Es ist mir aufgefallen, dass viele Algen, 
welche den Darm der Muschel passirt hatten, ein auffallend frisches 
Aussehen zeigten; sie können also für die Ernährung der Thiere nur 
von geringem Werthe gewesen sein. Abgestorbene Thiere und Pflanzen, 
welche der Bodenschlamm in grösserer Menge darbietet, werden 
jedenfalls besser ausgenutzt. Diese können durch die vordere Mantel- 
spalte, also auf dem kürzesten Wege, zur Mundöffnung gelangen. 
Dass dort ein Einströmen erfolgt, habe ich direct beobachtet. 

Dreissenia polymorpha Pallas findet sich im stark bewegten 
Wasser der Küste, scheint sich aber auch in der Tiefe auf schlam- 
migem Grunde wohlzufühlen. Im Gr. Plöner See erhielt ich ver- 
schiedene Gruppen dieser Muschel aus 19 m Tiefe. 

Den Schluss meiner Arbeit mag eine Bemerkung über Land- 
schnecken bilden. Am 23. Aug. besuchten Herr Dr. Strodtmann 
und ich die Burg-Insel (Alsborg) im Grossen Plöner See. Wir fanden 
dort eine grosse Anzahl von Landschnecken. Als besonders häufig 


204 


wären hervorzuheben: Arion empiricorum, Helix pomatia und Helix 
nemoralis. Ein genaueres Nachsuchen würde wahrscheinlich noch 
mehr Arten ergeben haben. Es ist sehr gut möglich, dass die Be- 
siedelung der Insel durch Anschwemmen ausgewachsener Thiere er- 
folgte. Durch Versuche habe ich mich überzeugt, dass Hel. pomatia 
H. nemoralis und Hel. hortensis 24 Stunden im Wasser aushalten 
können, ohne zu sterben. Während eines solchen Zeitraumes können 
die Thiere schon eine weite Reise im Wasser zurückgelegt haben. 


Il. 


Die Flohkrebse (Gammarus) 
des Gr. Plöner Sees. 
Von Dr. Adriano Garbini (Verona). 


Im Laufe des verflossenen Sommers bekam ich von Dr. Otto 
Zacharias ausser einigen sehr interessanten Planktonproben, auch 
eine Anzahl von Flohkrebsen welche dem Gr. Plöner See entstammten, 
zugesandt. Bei Untersuchung der letzteren machte ich sofort die 
Wahrnehmung, dass mehrere davon eine ausgesprochene Varietät des 
Gammarus fluviatilis R. darstellten, welche ich nachstehend beschreibe 
und zu Ehren meines Collegen als var. Zachariasi bezeichne. 

Die empfangenen Exemplare von Gammarus beliefen sich auf 
42 Stück. Von diesen gehörten 39 zu der typischen Species G. flu- 
viatilis und 3 zu der erwähnten Varietät. 

Die typische Art besitzt genau dieselben Merkmale wie der 
norwegische Gammarus fluviatilis, welcher so meisterhaft von 6, O. 
Sars unter dem Namen Gammarus neglectus beschrieben worden ist. 
Wir haben es hier mit einer scharf abgegrenzten Species zu thun, 
welche dem Norden Europas eigenthümlich ist. Dieselbe wird durch 
die vollständige Entwickelung des Endopodits an den Uropoden des 
letzten l’aares characterisirt. 

Die Varietät Zachariasi des Gammarus fluviatilis unterscheidet 
sich von der typischen Art durch zwei deutlich hervortretende 


Eigenthümlichkeiten: 
1) reicht das Telson bei ihr bis zum halben Exopodit des 3. 
Paares der Uropoden (Springfüsse). — Bei allen andern Exemplaren 


des Gammarus fluviatilis, welche ich aus verschiedenen Ländern 
erhalten und untersucht habe (z. B. aus Schweden, England, Russland 
und Italien), ragt das Telson nie über das Basalglied der Spring- 
füsse hinaus. 


206 


2) Der Exopodit des 3. Paares der Springfüsse ist nahezu 
ceylindrisch, entbehrt gänzlich der gefiederten Borsten und ist mit nur 
wenigen Dornen versehen. — Bei den Individuen von Gammarus 
fluviatilis, welche ich von anderen Lokalitäten her kenne, besitzt der 
Exopodit eine ziemlich abgeflachte Gestalt und ist stets mit langen 
gefiederten Borsten ausgestattet, welche eine förmliche Zierde dieses 
Körpertheils bilden. 


27. November 1894. 


XL. 
Verschiedene Mittheilungen. 


Die Frequenz der Biologischen Station zu Plön war 
im Sommersemester 1894 eine ziemlich lebhafte. Es arbeiteten 9 Prak- 
tikanten daselbst während der Monate Juli, August und September, 
welche sich auf die verschiedenen Nationalitäten, wie folgt, vertheilen: 
4 Deutsche, 2 Engländer, 2 Franzosen und 1 Russe. — Ausserdem 
wurde die Anstalt von zahlreichen Fachgenossen auf der Durchreise 
besucht. Gelegentlich ihres Sommerausflugs stattete auch die Greifs- 
walder Geographische Gesellschaft der Station in corpore einen Besuch 
ab und zwar unter Führung ihres Nurlzenden, des Herrn Prof. 
R. Credner. — 

Die zoologische und biologische Untersuchung der 
Binnenseen wird hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen und practischen 
Bedeutung immer mehr gewürdigt. Die Anzahl der Fachleute, welche 
sich derartigen Arbeiten widmen, vermehrt sich von Jahr zu Jahr. 
In neuester Zeit sind es namentlich folgende Herren gewesen, deren 
Spezial-Forschungen auf dem Gebiete der Hydrobiologie und la- 
custrischen Zoologie zu Ergebnissen von allgemeinerem Interesse ge- 
führt haben: A. Fritsch, W. Vavrä und J. Kafka (Prag), A. Wier- 
zejski (Krakau), D.v.Daday und R. France (Budapesth), F. Zschok- 
ke (Basel), O. Imhof und J. Heuscher (Zürich), A. Garbini (Verona), 
J. de Guerne und J. Richard (Paris), R. Lauterborn (Heidelberg), 
W. Kochs (Bonn), W. Weltner (Berlin), ©. Knauthe (Schlaupitz), 
A. Seligo (Königsberg), C. Apstein (Altona), R. Lundberg (Stock- 
holm), A. Jaegerskiöld (Upsala), OÖ. Nordquist und H. Levander 
(Helsingfors. — Auch die Anzahl der Biologischen Süsswassersta- 
tionen ist immer mehr im Zunehmen begriffen. Ausser der am 
Müggelsee (b. Berlin) begründeten teichwirtschaftlichen Forschungs- 
anstalt werden wir im nächsten Jahre (1895) ab ein Institut von ähnlicher 
Art auch in Schlesien functioniren sehen. Seinen Standort wird 
dasselbe inmitten der fürstlich-hatzfeldischen Karpfenzucht-Distrikte 
zu Radziunz erhalten. Vor Jahresfrist ist auch in Frankreich (zu 


208 


Besse in der Auvergne) ein Süsswasserobservatorium begründet 
worden; ferner projectirt Dr. Luigi-Morenos für Italien ein solches 
in der Nähe von Chioggia. Prof. Alex. Brandt in Charkow hat 
gleichfalls die Absicht, ein kleines Institut für lacustrisch-biologische 
Untersuchungen an einem geeigneten Punkte Südrusslands zu errichten 
— lauter Thatsachen also, aus denen hervorgeht, dass die von mir 
und Prof. Fritsch (Prag) zuerst verwirklichte Idee allgemeinen 
Anklang findet. 

Verpflanzung von Flundern in den Gr. Plöner See. — 
Um in Erfahrung zu bringen, ob sich der Elbbutt (Pleuronectes 
flesus, var. leiurus) in einem Süsswasserbecken, dessen Wasser viel 
Chlornatrium enthält, akklimatisiren würde, setzte Herr Cand. med. 
G. Duncker am 15. Oktober 1893 fünf Hundert Exemplare dieser 
Plattfisch-Art nahe bei der Biologischen Station in den Plöner See. 
Herr Fischereizüchter Köhn hatte die Gefälligkeit, Herrn Duncker 
bei diesem Vorhaben zu unterstützen. Am nächsten Tage (16. Oktober) 
wurden 65 Stück der Fische vollständig frisch und lebend in einem 
Aalfang gefunden, der einen halben Kilometer von der Stelle entfernt 
ist, wo die Aussetzung erfolgt war. Selbstredend wurden die Thiere 
sofort wieder freigelassen. Nach 2 Wochen (ungefähr) trafen die 
auf dem See beschäftigten Fischer zahlreiche todte Elbbutt auf dem 
Wasser treibend an und dies führte naturgemäss zu der Annahme, 
dass der Versuch missglückt sei, zumal lebende Exemplare dis dahin 
nicht wieder beobachtet worden waren. In diesem Sommer hat denn 
auch Herr Duncker in No. 2/3 der „Zeitschr. f. Fischerei“ (1894) be- 
richtet. Er spricht sich dort sehr resigniert über das entmuthigende 
Ergebniss seines Verpflanzungsversuchs aus und meint, dass sich 
eine Wiederholung des Experiments nicht verlohnen würde. 

Hiergegen ist nun aber zu bemerken, dass noch am 21. Juli 
1894, also nach Ablauf von vollen 9 Monaten, ein kräftiges und 
munteres Exemplar des Elbbutts von einem Fischer des Herrn Köhn 
erbeutet wurde, der es alsbald nach dem Fange in die Biologische 
Station brachte. Hier wurde es besichtigt, gemessen und sogleich 
wieder in den See gesetzt. Es war 24 cm lang und 14 cm breit. 

Dieser Fund ist von grossem Interesse, weil er zeigt, dass 
der Dunckersche Versuch bis jetzt noch nicht als gescheitert zu 
betrachten ist. Denn offenbar ist nicht dieser einzige Butt als über- 
lebend anzusehen; höchstwahrscheinlich hat er noch zahlreiche 
Akklimatisationsgenossen, die nur nicht aufgefunden werden können, 
weil 500 Stück Flundern in einem Seebecken von über 30 Quadrat- 
kilometer Fläche sich erklärlicherweise sehr zerstreuen müssen. 


209 


Nach meiner Ansicht sollte das nämliche Experiment mit 2000 
—3000 Flundern baldmöglichst wiederholt werden; denn wenn es 
gelänge, dem Süsswasser einen neuen, schmackhaften Nutzfisch zu- 
zuführen, so wäre das eine grosse Eroberung für die gesammte 
binnenländische Fischerei. 

Sehr gespannt darf man sein, ob der Zufall es fügen wird, dass 
gelegentlich eine junge Flunder den Fischern in’s Netz geräth. Träte 
dieser Fall wirklich ein, so würde der Beweis erbracht sein, dass 
der Elbbutt einer Gewöhnung an das Süsswasser fähig ist und dann 
dürfte es sich empfehlen, den Duncker’schen Versuch auch anderwärts 
(aber mit einer grösseren Anzahl Buttfische) zu wiederholen. 

Formol als Conservirungsflüssigkeit. — Nach den Er- 
fahrungen, welche wir hier in der Station mit 5 und 10 procentigen 
(wässerigen) Lösungen dieses antiseptischen Mittels gemacht haben, 
eignet sich dasselbe — wie auch anderwärts constatirt worden ist 
— ganz vorzüglich zur Aufbewahrung von Fischen, Amphibien, 
Wasserinsekten und auch für die Conservirung des Plankton. Zu 
letzterem Zwecke leistet eine 10 procentige Lösung Alles, was man 
nur wünschen kann und dieselbe vermag die Osmiumsäure beinahe 
zu ersetzen. Zur Färbung der in Formol gefärbten Objekte eignet 
sich besonders das Beale’sche Carmin; Boraxkarmin (nach Grenacher) 
tingirt dieselben weniger gut. 


NN 


Berichtigungen. 


. 147, Z. 10 v. u. statt: gegen die theoretische Annahme lies: an und für sich 
gegen die Lehre. 


. 150, Z. 3 v. u, statt: des Plankton — lies: des Plankton in der Nähe des Ufers. 
. 156, 2. 3 v. o. statt: Schwierigkeiten lies: Anscheinend Schwierigkeiten, 
. 157, Z. 10 v. o. statt: wissenschaftliche Kenntnisse lies: mehr Kenntnisse als 


man von einem Laien erwarten kann, 

. 158, Anm. 1 statt: Apstein, Quantitative Planktonstudien lies: Apstein, Über das 
Vorkommen von Cladocera Gymnomera in holst. Seen in: Schrift d. 
Naturwiss. Ver. f. Schleswig-Holstein B. X. Heft 1. 


S. 162, Anm. 2 statt Vergl. dagegen Lauterborn lies: Vergl. dagegen Bütschli (Mittheil., 


üb. Beweg. der Diatomeen in Verhandl. d. Naturhist. Med. Vereins 
zu Heidelberg N. F. Bd. IV 5. Heft 1892) u. Lauterborn (Bericht der 
deutsch. botan. Ges. Jahrg. 1894, Heft 3), 


Druck von Otto Dornblüth in Bernburg. 


I 1893 — 94. | 


Raphidiophrys pallida | 
Acanthoeystis lemani |+- 


Dinobryon divergens 
Dinobryon stipitatum 
Uroglena volvox 
Synura uvella 
Mallomonas acaroides 
Pandorina morum 
Eudorina elegans 
Volvox minor 
Diplosiga frequentiss. 
Gymnodinium fuscum 
Peridinium tabulatum 
Ceratium hirundinella 


Didinium nasutum 
Dileptus trachelioides 
Codonella lacustris 
Carchesium polypin. 
Epistylis lacustris 
Staurophrya elegans 


Periodieitäts- Tabelle No. I (Protozoen). 


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SOLO) 


Oktober. | Novmbr. | Decmbr. | Januar. | Hebruer 
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O = vereinzelt. © = wenig zahlreich. 


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— = häufig, zahlreich. 


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+++ 4+14 + 
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+ — sehr zahlreich, massenhaft. 


März. | April. | Mai. | Juni. | au | Ausust | Sptmbr. | Oxtoter 


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Periodieitäts- Tabelle No. II (Räderthiere, Krebse, Dreissenia). 


| Juli. E August. | sptmr - Oktober. 


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OO, O 


Januar. | Februar. Juni. 


Novmbr. | Decmbr. 


I. 1893—94. Oktober. 


Floscularia mutabilis [+ + + 
Asplanchna helvetica |+ +I® ol++!+I1+ ı © 
Ascomorpha agilis + | 
Ascomorpha testudo |—+- 
Synchaeta tremula =E 


ei 

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Synchaeta pectinta ++ +10 10|0|+/© 

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Synchaeta grandis 
Polyarthra platyptera |+ 
Bipalpus vesiculosus 
Mastigocerca capucina | + 
Anuraea longispina |-+ ®l® 
©) 


Anuraea cochlearis |-+ OBTOEKOJ LO) 
Hudsonella pygmaea 


Notholca striata 
Notholca acuminata oler 
Conochilus volvox 


©. 705 
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OSLO OT SIE. 
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Diaphanosoma brandt. 
Hyalodaphnia kahlbg. |+ 
Hyalodaphnia cristata 
Ceriodaphnia pulchella 
Bosmina longirostris 


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Bosmina coregoni 1 
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Leptodora hyalina 

Cyelops oithonoides 
‚Dioptomus graciloid. 
Eurytemora lacustris |—+- 


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Dreissenia polymorph. |—+ 
(Larven). 


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O = vereinzelt. © = wenig zahlreich. — = häufig, zahlreich. + — sehr zahlreich, massenhaft. 


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Periodieitäts-Tabelle No. III (Planktonische Algen), 
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1II. 1893— 94. | Oktober Novmbr. | Decmbr. | Januar. | Webrur März. | Anni | Mai. | am | Juli. Oktober. 
Asterionella gracillima |]+1®©/®I|8|)0|0/0|00|0|0|0[+1® o[0/++4+!+/0[0/+J+1+/++1+!+!o[olelel+!-+ 
Diatoma tenue +++ #/+|#|#]+ 
Fragil. erotonensis +!0!0|8|0|0 Or) @ SNK Se o/0|+!+J+/#|#[+1+810/0|0|0|® 
Fragil. capucina ++ © [OSKOJTOJ KO) +++ @ Kor Kol lo. ++1+1® 6) 
Melosira-Fäden ole/elo + H+/+/+HF)#F/#F#|+ #|#+|+ 0 |O/® 6) o/o| [E10 
Synedra ulna @) 0) [®) 

Synedra longissima + o|-+-+ oO 6) 

Synedra delicatissima (©) olo|o|+ @N® 6) 

Rhizosolenialongis. etc. (0) 

Atheya Zachariasi ook ® 
Anabaena flos aquae @) ++1+/o/+J@|+/+ 6) 
Clathrocystis aerugin. |+- ©/©1|© © Ol® @ ©) &.l®@ O,@I® © o!+l+lololole 
Gloiotrichia echinulata + +lo|#+!+#/+#|+[4J80 


Lith Anst. luliusKlinkhardt Leipzig 


Verla&w.R Friedländen & Sohn Berlin. 


E 0 Zacharias del. 


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Lith.Anst. Julius Klinkhar dt. Leipzig. 


Verla&v.R Friedländer & Sohn, Berlin. 


0. Zacharias del. 


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