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Full text of "Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen 31.1923-24"

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Über dieses Buch 


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Fortschritte 


auf dem Gebiete der 


'Röntgenstrahlen 


Publikationsorgan der Deutschen Röntgen-Gesellschaft 
begründet von rs 


Heinrich Albers-Schönberg, 


unter Mitwirkung von 


Prof. Dr. v. Bergmann in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Deneke in Hamburg, Prof. Dr. Deycke in Lübeck, 
Prof. Dr. Drüner in Quierschied, Prof. Dr. 6. Forssell in Stockholm, Prof. Dr. Forster in Bern, Prof. 
Dr. Eugen Fraenkel in Hamburg, Prof. Dr. L. Freund in Wien, Prof. Dr. Gocht in Berlin, Privatdozent ' 
Dr. &roedel in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Haenisch in Hamburg, Prof. Dr. Holthusen in Hamburg, 
Prof. Dr. Holzknecht in Wien, Prof. Dr. Kienböck in Wien, Prof. Dr. Klieneberger in Zittau, Prof. Dr. 
Alban Köhler in Wiesbaden, Prof. Dr. Kölliker in Leipzig, Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Krause in Bonn, 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kümmell in Hamburg, Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Küttner in Breslau, Stabsarzt a. D. 
Lambertz in Berlin, Prof. Dr. v. Laue in Berlin, Prof. Dr. Levy-Dorn in Berlin, Prof. Dr. J. E. Lilienfeld 
in Leipzig, Prof.Dr. Lorey in Hamburg, Prof. Dr. Ludloff in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Hans Meyer 
in Bremen, Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Oberst in Halle, @. E. Pfahler, M. D. in Philadelphia, Prof. Dr. 
H. Rieder in München, Prof. Dr. Rumpf in Bonn, Privatdozent Dr. H. R. Schinz in Zürich, Prof. Dr. 
F. Schultze in Bonn, Hofrat Prof. Dr. Sick in Hamburg, Obergeneralarzt Dr. Stechow in Berlin, Geh. 
Med.-Rat Prof. Dr. Tillmanns in Leipzig, Prof. Dr. Walter in Hamburg und Prof. Dr. Wintz in Erlangen 


herausgegeben von 


Professor Dr. Rudolf Grashey in München | 


Einundreißigster Band 


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Lucas Gräfe & Sillem 
(Edmund Sillem) 


1925 —1924 


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Alle Rechte vorbehalten 


Alphabetisches Verzeichnis der Originalarbeiten in Band XXXI. 


Heft 1 umfaßt Seite 1—164. - Heft 4 umfaßt Seite 573—578. 
„a 2/8 , „ 165—372. a 56, „ 579—831. 


Altmann, V., D. Rochlin und E. Gleichgewicht, Über den EE A und ent- 
wicklungshemmenden Einfluß der Röntgenstrahlen . Ber u at : 

Altschul, W., Die Geschwüre des Magenausganges 

 Altstaedt, E., Sensibilisierung von Tuberkulin durch Röntgcnstrehlen: ; 

Amelung, W., Läßt sich durch das Röntgenbild der sichere Nachweis einer Arthritis urica er- 
bringen? (Tafel III, Fig. 1 und Tafel IV, Fig. 2—4) . : 

Attinger, E., Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler und schräker Durchleuchtung 

Bauermeister, W., Zehn Jahre Citobaryumpraxis 

Beck, H., Kastietischer Beitrag zur Diagnose der Dirodenalstenose (Tafel XXV, Fie. 13). 

Bilfinger, O., Die Deutung der Magenform . ee ie ee an ae ia 

Bilfinger, O., Die Durchleuchtung des Duodenums . . 

Borak, J., Die Harnsäureausscheidung nach Böntgenbestrählung normaler: Individuen. i 
Borak, J., Die prognostisch® Bedeutung der Harnsäureausscheidung nach Röntgenhestrahlung 
von Tumoren und Exsudaten i l E E Sa gi 

Bornhardt, F., Die Coolidge Hochleistuinge Röhre 
Brief aus Rußland. 2 
Chania, J., Über die Stereoskopie mit ne Berüeksichtieung dei Stereogrammetrie bei Be- 
nützung des Hasselwanderschen Stereoskiagraphen . : 
Czepa, A., Experimenteller Beitrag zum Problem der wachstumsteigernden Wirkung dei Rönt- 
genstrahlen auf normales menschliches Gewebe y 
Dessecker, C., Eine Neukonstruktion des Wechselrahmens von Berg für Bulbüsahthahmen i 
Duken, J., Zur Röntgensymptomatologie des kindlichen Mediastinum (Bemerkung zu der gleich- 
namigen Arbeit von Wimberger [Band XXXI, Heft 1]) 
Dünner, L. und A. Calm, Die Röntgenologie der Gefäße, bisbeäondere Lungengefäße am lebenden 
Menschen (Tafel XXVI, Fig. c) . 
Engelmann, G., Ein Fall von kongenitalem Fomurderekt it postnataler Entwicklung das 
Knochens (Tafel iXII, Fig. a, b,c). . ee en ee s g 
Esau, Mediane Nasenspalte bei angeborenem Dermoid (Tafel XI, Fig. 2). 
v. Falkenhausen, Frhr. M., Über die klinische Brauchbarkeit der Bestimmung der Lungonspitzen- 
felder nach Kröning und Goldscheider (Tafel X, Fig. a u. b). s 
Fedder, L., Ostitis deformans mit sekundärer Rundzellensarkomatose (Tafel XV, Fig. =, 
Fleischner, F., Gehört die Patella ee zum Kreis der een juvenilis? 
(Tafel VIII, Fig. 1—3) . 
Fleischner, F., Multiple Epiphysenstörungen an den Händen (Tafel VII Fig. D: 
Fraenkel, E., Über Spina ventosa (Tafel XVII u. XVIII) 
Fritz, O., Zum röntgenologischen Nachweis von Askariden im Magendarmtr akt (Tafel XXVII, 
Fig. a und b) ne D e E A 
Gaßmanın, Fr., Eine, Serienblende für 6 Aufnahmen ae eine s Platte 13X18. 
Gaßmann, Fr., Erfahrungen über kurzzeitige Magenaufnahmen mit der Glühkathodenröhre . 
Goldstein, W., Zur Diagnose maligner, durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse komplizierter 
Lungentumoren (Tafel XXVI, Fig. a und b) ; 
Groedel, F. M., und H. Lossen, Über R Maßnahmen: idi dem Gebiete der Indian. 
| schen Röntsenkunde: 
Haas, L., Über die Antiperistaltik dés Magens- 3 
Halberstaedter, L., Die Gefahren der Kehlkopfschädigung Asch Rontzenst ahlen : 
Haudek, M., Veränderungen des Ösophagus bei Lymphosarkom und Lymphogranulom des Mediasti- 
~ nums (Tafel XV, Fig. 1, 2 u. 3J). .. boe e an dns 
v. Hecker, H., Ausgedehntes „Panzerherz“ als Zufallsbefund (Tafel XIL Fig. 1—3). 
Passen Hermann Heinecke t (mit Porträt) j u 


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Seite 


51 
640 
134 


44 

62 
761 
608 
458 
462 
298 


Alle Rechte vorbehalten 


Alphabetisches Verzeichnis der Originalarbeiten in Band XXXI. 


Heft 1 umfaßt Seite 1—164. ‘ Heft 4 umfaßt Seite 573—578. 
„ 23 „ „165 — 372. | a 5/6. 3 „a 579—831. 


Altmann, V., D. Rochlin und E. Gleichgewicht, Uber den entwieklungsbeschleunigenden und ent- 
N ER Einfluß der Röntgenstrahlen . u 

Altschul, W., Die Geschwüre des Magenausganges 

Altstaedt, E., Sensibilisierung von Tuberkulin durch Röntsensti shlen: À 

Amelung, W., Läßt sich durch das Röntgenbild der sichere Nachweis einer Arthritis urica er- 
bringen? (Tafel III, Fig. 1 und Tafel IV, Fig. 2—4) . 

Attinger, E., Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler ir Echräger Durchleuchtung 

Bauermeister, W., Zehn Jahre Citobaryumpraxis 

Beck, H., Kasuistischer Beitrag zur Diagnose der Düodenalstenose (Tafel XXV, Fi 1—3) . 

Bilfinger, O., Die Deutung der Magenform . e a e N e . 

Bilfinger, O., Die Durchleuchtung des Duodenums . i 

Borak, J., Die Harnsäureausscheidung nach Ronigenbesttahlune normaler Individüen.. . 

Borak, J., Die prognostisch® Bedeutung der Harnsäureausscheidung nach Röntgenbestrahlimg 
von Tumoren und Exsudaten . . 

Bornhardt, F., Die Coolidge- Hochleistinge Röhre : 

Brief aus Rußland. 

'Chania, J., Über die Stereoskopie mit besonderer Berieksichtigung der Sici ammetrie bei Be- 
nützung des Hasselwanderschen Stereoskiagraphen . A 

Czepa, A., Experimenteller Beitrag zum Problem der wachstumssteigernden Wirkung der Rönt- 
genstrahlen auf normales menschliches Gewebe ; f 

Dessecker, C., Eine Neukonstruktion des Wechselrahmens von Berg für Bulbuskufnehmen i 

Duken, J., Zur Röntgensymptomatologie des kindlichen Mediastinum (Bemerkung zu der gleich- 
namigen Arbeit von Wimberger [Band XXXI, Heft 1])- 

Dünner, L. und A. Calm, Die Röntgenologie der Gefäße, is besondere Lündengeräße am jebenden 
Menschen (Tafel XXVI, Fig. c) 

Engelmann, G., Ein Fall von kongenitalem Femürdefekt mie postnataler Entwicklung des 
Knochens (Tafel iXII, Fig. a,b, c). ’ 

Esau, Mediane Nasenspalte bei angeborenem Der nord (Tafel XI, Fig. aj: 

v. Falkenhausen, Frhr. M., Über die klinische Brauchbarkeit der Bestimmung da Lungenspitzen- 
felder nach Krsnıne und Goldscheider (Tafel X, Fig. a u. b). . 

Fedder, L., Ostitis deformans mit sekundärer Rundzellensarkomatose (Tafel XV, Fig. P 

Fleischner, F., Gehört die Patella u zum Kreis der ÖOsteochondr Es juvenilis? 
(Tafel VIII, Fig. 1—3) . ei De E 

Fleischner, F., Multiple Epiphysenstörungen an doi Händen (Tafel VII, Fig. D 

Fraenkel, E., Über Spina ventosa (Tafel XVII u. XVIII) 

Fritz, O., Zum röntgenologischen Nachweis von Askariden im Magondarmtrakt (Tafel XXVI, 
Fig. a und b) j Be a ne a 

Gaßmann, Fr., Eine Serienblende für 6 Aufnähnen: aiie eine e Platte 13X18. 

Gaßmann, Fr., Erfahrungen über kurzzeitige Magenaufnahmen mit der Glühkathodenr öhre . 

Goldstein, W., Zur Diagnose maligner, durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse komplizierter 
Lungentumoren (Tafel XXVI, Fig. a und b) N 

Groedel, F. M., und H. Lossen, Über Dan Maönshmeh züt dem Gebiete de medini. 

| schen Röntsenkunde.. 

Haas, L., Über die Antiperistaltik de Magens 

Halberstaedter, L., Die Gefahren der Kehlkoptschadieing durch Rödtrensränlem: 

Haudek, M., Veränderungen des Ösophagus bei Lymphosarkom und Lymphogranulom des Mediasti- 
nums (Tafel XV, Fig. 1, 2 u. 3). FIRE a n ae A 

v. Hecker, H., Ausgedehntes „Panzerherz“ als Zufallsbefund (Tafel XII, Fig. 1 1—3) . 

Professor Hermann Heinecke t (mit Porträt) i a 


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IV Alphabetisches Verzeichnis der Originalarbeiten in Band XXXI. 


Herrnheiser, G., Kostomediastinale Schwarten (Tafel VI). : 

Herzog, F., Über das „Coecum mobile“ und ähnliche Erkrankungen . 

Hitzenherger, K. und L. Reich, Ein Beitrag zur nn 

Holzknecht, G., Kein Reizverzug des Röntgenlichtes ; 

Max emslmenn f, mit Titelbild . 

Jaeckel, G., Über die photographische Intensiietemessung äse Röntgenstrahlen und ihre Verwend- 
barkeit für die Dosierung (Tafel XXIII) 3% ET a e a 

Kautz, F., Isolierte Epiphysenkernfraktur am Finger (Tafel iV, Fig. au. b) . . 

Kautz, Fr., Zur isolierten Malazie des Os naviculare carpi (Tafel XI, Fig. 1—7) . 

Kautzky-Bey, A., Ein seltener Fall von Knochengeschwulst (Tafel XXVI, Fig. d) 

Knipping, H. W. und H. L. Kowitz, Über die Einwirkung der Bean auf die Eiweiß- 
körper des Plasmas 

Konjetzny, G. E., Zur Frage der Beben Mägendivertikel (kurze Bemerkung zu den Mitteilung von 
L. Rothbart in Bd. XXX, H. 5/6) . 

Kottmaier, J., Neue De über die nat der Allvemeinrsaklion bei der Röntgen- 
sterilisierung 

Kraft, F., Das Blasendivertikel‘ im Röntgenbild . 

Krause, P. und K. Käding, Die Anwendung des Baryum sulfuri icum in dr Medizin, besondere in 
der Röntgenologie mit Berücksichtigung der Toxikologie der Baryumsalze . x 

iwandau, W., Neurogene Schluckstörung mit Einlaufen von Kontrastmittel in die Luttwege im 
Röntgenbild (Tafel VII, Fig. a, b, c). : 

Lenk. R., Zum röntgenologischen Nachweis von nicht schattengehönden Freindkörpern“ im Osounk: 
gus (Tafel XXIV, Fig. a) Er TR. ee 

Max Levy-Dorn zu seinem 60. Geburister: a ee 

Levy-Dorn, M., Zum Verhalten des Magens bei hinfälligen Leüten 

Lorey, A., Bemerkungen zu der Arbeit Fleischners „Lobäre und interichäre Lungenprozeisen 
in Band XXX, Heft 3/4 u. 5/6 dieser Zeitschrift . Ä 

Loose, G., Die Fortschritte der Röntgentherapie seit meiner Arcistentänzeit bei la Dorn 5 

Mau, C., Die röntgenologischen Veränderungen bei der angeborenen Schulterlähmung unter beson- 
derer Berücksichtigung der sogenannten Lateralverschiebung der oberen Humerusepiphyse 

Mayer, E. G., Beitrag zur röntgenologischen Untersuchung des Ohres (Tafel I, Fig. a u. b). š 

Melnikoff, A., Über Untersuchung der Gefäße nn Organe mit Röntgenstrahlen 
(Tafel XX und XXa) ; : 

Nägelsbach, E., Ein tödlich verlaufener Fall von 1: allsemeiner Ostitis fibrose mie Innersekreiori- 
schen Sorgen (Tafel III, Fig. 13) . Be , 

: Nemenow, M., Unsere Gesichtspunkte bei der Strahlentherapie der Hiponhy ssntimoren š 

Nishikawa, Y., Über die röntgenographische Darstellung der Venenkanäle des Schädels (Tafel 
XXI, XXII, XXIII, XXIV, Fig. g und h). ; I dr ae en 5, ie et 

Oberndorfer, Spondylitis tabica (Tafel XXVII, Fig. c) 

Odermatt, W., Experimentelle Untersuchungen über die primäre Wirkung der Höntsenstrahlen 
auf die Gefäße ; 

Pokorny, Lilly, Rönteenolegische Untersuchungen über die Wirkung: von Tierkohle bei Meteo- 
rismus (Tafel VIII, Fig. 1—4) . 

Pokorny-Weil, Lilly, Zur Kenntnis der srobknotigen Form der Preumonskonioss (Tafel I, Fig. a) 

Pordes, F., Der Mechanismus der Röntgenwirkung . . ar a S ang 

Regnier, E., Die Invaginatio ileocoecalis im Röntgenbilde (Tafel XXVII, Fig. 1—3) 

Rehbein, M., Beiträge zur Perthesschen Krankheit (Tafel X, Fig. 1—6) . i 

Reich, L., Ein Fall von Karies der Symphyse als Osteosarkom N (Tatel NXVL 
Fig. 1 und 2) Kar ae ae 3, . de a l 

Reimann, G., Zur F r ik schen Sichtbar imächuns der Limngenspiisen.. 

Röna, A., Die Verwendung plastischer Abdeckmasse in der Röntsentherapie;, 

Rothbart, L., Zur Physik der Magenblase 

Rotky, H. und G. Herrnheiser, Untersuchungen zur yelo logischen Diekdarmlage und zur Frage 
der Koloptose 

Sachs, H., Ein Aneurysma der Aorta descendens mit pulsierender Vorwölbung unterhalb der linken 
Skapula 

Schinz, H. R., Variationen der Halswirbelsäule und dee inarenzenden Gebiete (Tafel XIX) 

Schmoller, G., Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren (Tafel XVI, Fig. 1—4) . ; 

Schranz, H., Uber einen geheilten Fall von Luxationsfraktur des I. und II. Halswirbels (Tafel 
XXV, Fig. a und b) 


Alphabetisches Verzeichnis der Originalarbeiten in Band XXXI. 


Schulhof, E., Über eine Lumineszenzerscheinung am Durchleuchtungsschirm . 

Schütze, J., Zum Studium der pylorischen und Duodenalgegend bei der Röntgendurchleuehtung 
(Beschleunigung der Eröffnung des Pylorus) 

Schwarz, G., Czepa und Schindler, Zum Problem der wachstumztördeinden Reizwir künt det Rönt- 
genstrahlen .bei höheren Pflanzen A 

Simons, A., Röntyum, ein neues re Astimrttel zur Darstellung dos Magen Darnikanals 
(Tafel V) ; 

Simons, A., Zur Röntgénbehándiüng von Tumöfeni im Mediestinum und am Lungonhilus (Taf. XIV) 

Sommer, J., Beitrag zur Diagnostik der Speiseröhrentumoren . i 

Strauß, O., Uber verschiedenartige Empfindlichkeit gegen Röntsenstrahlen.. 

Szegö, E., Untersuchungen über das Röntgenstrahlengemisch bei Änderung einiger Bötriehsbe- 
‚dingungen beim Transformatoren-Betrieb Bi 

' Teschendorf, W., Beiträge zur Röntgenologie der Fehler des goditen Horzens G zur Diato dës 
Aortenaneurysmas (Tafel XIII, Fig. 1, 2 u. 5, 6). f N 

Vogt, E., Röntgenuntcrsuchungen der Harnblase nach Profixation des Ur us “ind bei Totalpe an 

Wacker, B., Intensität und Härte der Strahlen verschiedener Glühelektronenröhren . 

Walter, F., Ein Fall von Ulkus-Nische an der a Kurvatur am . operierten Magen (Tafol I, 


Fig. 1 u. 2). | 
Weber, E. und H. Prelinger, Eugen nd. Kalwi ten aus der Rönteenprs axis Siet die Ursachen les 
in Körperfalten bisweilen auftretenden Röntgenerythems. — Ist das .Str ahlenfeld der Coo- 


lidge-Therapieröhren hinsichtlich der Intensitätsverteilung symmetrisch? — Die Bedeutung 
der Beekenknechen als Filter und Streuer bei Theapiebestrahlungen 
Wehefritz, E., Die Röntgenbestrahlung der Hypophysentumoren 
Weinstein, S., Zur Röntgenuntersuchung der Pars descendens duodeni (Tafel XII, Fig. a u. b) . 
Weiß, K., Über den Halbseitentypus des Su Chondromes (Tafel XXIV, Fig. 1—6) . 
(Tafel XVI, Fig. a u. b). 
' Wernscheid, H., Das gemeinsame Vor kanien von Dimsertüberkilose und. Ulcus entieum au 
Grund äutoptischer und röntgenologischer Befunde . 


Wernscheid, H., Die Beziehungen zwischen chronisch adhäsiven ind kiberkulösen LUED 


zessen, Asthma bronchiale und Emphysem auf Grund des Röntgenbildes und ai 
Befunde 
Wimberger, H., Zur Röntsensymplomatolegıe 1% kindlichen Mediasfnuiie: (Tafel IL, Fig. 1—3) 


Wohlauer, F., Doppelseitige Erkrankung des Os lunatum und Zyste in einem Os naviculare manus | 


Zeitlin, A., Einige röntgenologische Kleinigkeiten . i 
Ziegelroth, Über leicht herzustellende und gut dosierbare Röntgenfilter 


- Ziegler, J., Eine neue Rotationsblende zur Abschirmung der Sekundärstrahlen . 


Zollinger, F., Isolierte Frakturen der Dornfortsätze der unteren Hals- und oberen Brustwiirbel 
durch Muskelzug (Tafel IX, Fig. 1 u. 2). 


Vereins-undKongreßberichte: 


Röntgenverceinigung zu Berlin: 8. 2. 23. 22. 2. 23, Heft 1, S: 99, Vorträge Mosen- 
thal,von Bere: 25. 10. 23, 28. 6. 23, S. 479, Vorträge Levz-Dorn, Behnken, 
Schütze, Reimann, Gassmann; 22. 11. 3, Vorträge Rother, Reyher, 


S. 764. 


Bonner Röntgenvercinigung: 29. 1. 23, Vortrag Krause. — 15. 4. 23, Vor- 


träge Nägeli, Krause, Prym. H. 2/3, x 312. 


Frankfurter Röntgengesells chaft: 21. 3. 22, Vorträge Tlesch-Thebesius, 
Desseeker, Holfelder. — 30. 5. 22, Vortråge Götze, Berg, Cramer. — 
27. 6. 22, Vorträge Holfelder,Kauffmann,Katsch,Flesch-Thebesius. 
25. 7. 2, Amelung, Strasburger, Adler. — 31. 10. 22, Vorträge Kauff- 
mann,Goetze,Alwens,Hirseh. — 28. 11. 22, Vorträge Groedel, Lossen. 


— 19. 12. 22, Vorträge Weber, Lossen, Kahl, Berg, H. 4, S. 487. 


Vercin deutscher Arzte Prag: 2. 3. 23, Vorträge Jaksch-Wartenhorst, 


Heiner, H. 1, S. 193. — 11. 5. 23, Jaksch-Wartenhorst, Altschul, Spitz, 
Ghon. H. 2/3, S. 317. — 8. 6. 23, Wagner. — 27. 6. Raab. — 2.11.Schönhot, 


A. 5/6, S. 767. 


VI | Inhaltvserzeichnis von Band XXXI. 


Moskauer Röntgenologen-u. Radiologenvercinigung: 3.1.23, Vorträge 
Eisenstein, Zeitlin. — 20. 2. 23, Vorträge v. Holst,Fraenkel, H.1, S. 105. 

Münchener Röntgenvereinigung: 18. 10. 23, Vorträge Voltz, Lange, H. 5/6, 
S. 765. 

Arztl. Verein München: 19. 12. 23, Vorträge Voltz, Simon, H. 5/6, S. 765. 

Wiener Röntgen-Gesellschaft: 4. 6. 23, Vortrag Haudek. — 2. 7. 23, Vortrag 
Hołzknecht, H. 5/6, S. 788. 


Deutsche Röntgen-Gesellschaft: Sitzung der Kommission zwecks Schaffung 
eines Standard-Instrumentes für die Röntgenstrahlenmessung 21. 10. 23 in Göttingen. 
Vorträge Küstner, Holthusen,H.4, S. 483. 


Deutsche Röntgen-Gesellschaft: Vortragszyklus am 26. und 27. Mai in Hei- 
delberg, H. 1, S. 150. i 


4. Versammlung der Deutschen Ges. für Chirurgie in Berlin am 4. bis 
7. April 1923, H. 1, S. 101. 

Gynäkologen-Kongreßin Heidelberg. Strahlentherapeutische Vorträge am 
23. 5. 23, H. 1, S. 148, 

Ss. Tagung der Vereinigung bayerischer Chirurgen am 7. 7. 3 in 
‘München, H. 2/3, S. 317. 

IL. Tagung der Deutschen Röntgenologen und Radiologen in der 
tschechoslowakischen Republik in Prag am 3. u. 4. 11. 23, H. 5/6, S. 769. 

Italienischer Reisebericht (zugleich Kongreßhericht von Dr. Fr. 
Kraft, Wien-Lainz, H. 5/6, S. 791. 

Kongreßverhandlungenin Zeitschriften, welche hier besprochen sind: 
Pädiaterkongreß 1922 in Mschr. f. Kindhlk. 24, 4—5 (ref. Fortschr. dieser Band, S. 324 ff.). 
Gynäkologenkongreß 1922 in Arch. f. Gynäk. 117 (hier, S. 324 ff.). 

Gynäkologenkongreß 1923 in Arch. f. Gynäk. 120 (hier, S. 794 ff.). 

Orthopädenkongreß 1922 in Zschr. f. orthop. Chir. 44, 1—2 (hier, S. 324 if.). 

Laryngologenkongreß 1922 in Zschr. f. Hals-Nasen-Ohrenkr., 3. Bd. (hier, S. 3324 ff.). . 

Pathologenkongreß 1923 im Zbl. f. allg. Path. usw. 33, Nr. 21 (hier, S. 324 ff.) (ausführlich 
in „Verhandlungen der D. path. Ges.“). 

Bücherbesprechungen:S. 96, 321, 476, 763. Attilj, Tuberkulosether., S. 476. — Alberti., 
Ital. Rö.-Literatur, S. 96. — Germak, Röntgenstrahlen, S. 96. — Drüner. Messung 
des Rö.-Bildes, S. 321. — Gräff u. Küpferle, Lungenphthise, S. 476. — Grashev. 
Normalatlas, 4. Aufl, S. 96. — Hausmann, Lichtbiologie u. -pathologie. S. 321. —- 
Kerley u. Le Wald, Verdauungskrankh. beim Kind, S. 477. — Kienböck. 
Diagnost. Rö.-Skizzen d. Brustkorbs, S. 321. — Küpfer u. Sehinz, Skelettentwick- 
lung b. Hausrind, S. 763. — Leix, Einführung in die zahnärztl. Röntg., S. 477. — Lu- 
dewig, Physikal. Grundl. d. Induktorbetriebs, S. 96. — Martius, Gynäk. Strahlen- 
tiefenther., 2. Aufl., S. 322. — Marx, Rö.-Strahlen, Radium u. Materie, S. 322. — 
Nägeli, Einführung in die chir. Rö.-Diagnostik, S. 323. — Pohle u. Jarre., Ro.- 
Tiefenther. vom physik. Standpunkt, S. 4785. — Salzmann, Rö.-Ther. innerer Krankh.. 
S. 323. — Schmidt-Heßmann, Kompendium d. Rö.-Ther. 6. Aufl. S. 478. — 
Scitz, Rö- u. Radiumbe handlung, S. 478. — v. Sceuffert, Lehrbuch d. Strahlen- 
tiefenther., S. 478. — Sonnenkalb u. Beyer, Rö.-Diagn. von Ohr, Nase usw., 
S. 323. — Stewart, Diathermie (Pneumonie), S. 764. — Vieweg., Elektrotechnik. 
S. 764. — Wetterer, Handb. d. Röntgen- u. Radiumther., 4. Aufl., S. 97. 


Auszüge ausZeitschriftendesIn-u. Auslandes: S. 107, 324, 498, 794. 
Mitteilungen: Tarifeder Röntgen-Gesellschaft usw., S. 146, 362, 563, 821. 


Autorenverzeichnis: S. 155, 364, 566, 823. 

Sachverzeichnis:S. 158, 368, 571, 827. 

Tafel I —XXVII. 

Kongreßheft zu Band XXXI der „Fortschritte“ — Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesell- 
schaft, Bd. XIV. XIV. Kongreß am 16. bis 18. April in München (mit Namen- und Sach- 
verzeichnis). : 


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En neinischen Klinik der Universität Würzburg (Direktor: Prof. Dr. Morawitz). 
Über das „Coecum mobile“ und ähnliche Erkrankungen. Di 


Von Ti 
Dr. Fritz Herzog, Assistent der Klinik. \ 
Von den als chronische Appendizitis bezeichneten Erkrankungen wurde von verschiedenen 4 


ren. (Wilms, Klose, Hausmann, Fischler, Stierlin u. a.) eine Gruppe von Fällen A 
a gesondert, bei denen We Ursache des Leidens nicht in einer Affektion der Appendix zu suchen ali 
ist, sondern bei welchen das Coecum selbst den Sitz der Erkrankung bildet. 


= Hausmann und Wilms stellten fest, daß das Coecum mobile, das heißt das abnorm tiefstehende 
ae a Mehr bewegliche Coecum, in einer großen Anzahl von Fällen typische Beschwerden macht, die klinisch 
à mw esentlichen in einer hartnäckigen Obstipation und in zeitweise auftretenden Schmerzattacken, hervor- 
gerufen durch Zerrungen am Mesenterium des Coecum und Appendix infolge spastischer Kontraktionen, 
ı äußern. Klose glaubt insbesondere, daß eine habituelle Torsion des Coecum ascendens an der Flexura 


É D epatica die Ursache der Erkrankung sei, Dieser Entstehungsmodus wird auch von Graser für nicht { k. 
biy ten gehalten. ® 
=) In einem gewissen Gegensatz zu dieser Annahme, daß das Coecum mobile in Verbindung mit N 
og pastischen Zuständen in erster Linie die Ursache der ran zung sei, steht Fischler, der das Krank- EN 

A — heitsbild der Typhlatonie aufstellt, — auf einem gleichen Standpunkt drehen Volker, E E. —; Wi 

at ie Atonie führt zur Erweiterung des Coecums, ähnlich der Distensio von Obrastzow und Singer. Die 4 

PONE kli inischen Symptome sind: Der nachweisbare Tumor von luftkissenartiger Konsistenz in der rechten W 

ST nteren Bauchgegend, Obstipation und zeitweise auftretende Schmerzen. Als Ursache der Atonie sieht Y 

Fischler entzündliche Veränderungen am Coecum, wie sie von Klemm und Haberer beschrieben wurden, g 
an, er selbst beobachtete verschiedentlich Schleimabgang im Stuhl. Es kämen weiter in Betracht Folge- 

i zustände einer Pericolitis, auf die besonders Bittorf die Aufmerksamkeit lenkte, die allerdings auch iA 

A durch Spangenbildung und Verwachsungen rein mechanische Hindernisse bilden kann. Auch Duvval y ar 
fi and bei seinen Fällen, die klinisch gut mit den Fischlerschen übereinstimmen, entzündliche Ver- y 
änderungen am REA und Ascendens bis zur rechten Flexur. : | A 

Y = Was die Einschätzung der allen diesen Krankheitsbildern gemeinsamen Obstipation betrifft, so Er 
En Wilms, daß die Obstipation primär vorhanden ist und sich daraus die Krankheit MOUA EA 
Wiemann, der sonst Wilms Standpunkt einnimmt, vermutet als Folge der primären Obstipation eine. 2 


_ Typhlitis stercoralis. Auch Bittorf kennt die Bedenen der Kotstauung als Ursache entzündlicher Me 
£ _ Darmyeränderungen an. Dagegen hält Fischler für primär die entzündlichen Darmwandaffektionen, K 
während die Obstipation sich sekundär anschließt. Die Beurteilung ist also nicht einheitlich. Von Be- 
x de eutung sind ferner die Untersuchungen Stierlins und Hedingers, die bei chronischer Obstipation in 
nn Darmwand weniger entzündliche, als degenerative Veränderungen der Schleimhaut und Muskulatur 
istologisch nachweisen konnten. Sie zeigen, daß bereits bei der einfachen Obstipation in der Darmwand 
"nachweisbare Veränderungen auftreten können. Die Frage, ob diese primär sind, ist allerdings damit 
a uch Beh nicht entschieden. | 


M N: Auf die Wichtigkeit der Röntgenuntersuchung beim Coecum mobile hat Wilms besonders 
hing gewiesen. Stierlin verdanken wir eine eingehende Untersuchung dieser Frage. Der erste 
Punkt, von Wichtigkeit für die Erkennung der Erkrankung nach Stierlin, ist die abnorme 
Grü Be Coecum und der abnorme Tiefstand desselben, der zweite Punkt ist die weitgehende 
Beweg glichkeit, die besonders bei Lagewechsel (l. Seitenlage) hervortritt und drittens eine ver- 


= te Entleerung, nach 24 und 48 Stunden ist das Coecum noch voll, Dazu kommt bisweilen 
j: or riachzitto ad. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. | | u AnI ; 


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Nr A RT S NGS Far. a NAU AR i RN 


2 Herzog. | XXXI, 1. 


noch eine verlangsamte Entleerung des Dünndarms. Diese Symptome stimmen im ganzen über- 
ein mit der von der von ihm später aufgestellten Obstipationsform dem sog. Aszendenstyp. Was 
die Form des Coecums und Ascendens anbelangt, so ist von ihm neben dem Tiefstand auch bei 
dem einen der Teile eine Erweiterung durch Atonie der Darmwand angenommen worden. In 
einem anderen Teile der Fälle findet er eher Zeichen einer Hyperperistaltik, ferner spastische 
Dauerkontraktionen im Anfangsteil des Querkolons, ähnlich dem beim Tier normal vorhandenen 
Spasmus im ersten Drittel des Transversums, der nach Böhm auch beim Menschen in der 
Regel vorhanden sein soll; letztere Form kann in die erste atonische übergehen. Auf einen 
weiteren wichtigen Punkt ist von Faulhaber aufmerksam gemacht worden. Normalerweise 
vermischt sich der flüssige Inhalt des Coecums, so daß sich der Kontrastbrei binnen kurzen 
gleichmäßig homogen verteilt.” In den Fällen von Obstipation vom Aszendenstyp ist der Inhalt 
im Coecum eingedickt. Im Röntgenbild erkennt man dies an der ungleichen Füllung des Coecums 
Ascendens mit Kontrastbrei. Grödel und Dietlen haben weiterhin bei diesen Krankheits- 
zuständen, die sie allgemein auf Perityphlitis zurückführten, auf die Insuffizienz der lleocoecal- 
klappe hingewiesen, die zu Störungen des Förderungsmechanismus im Coecum führt und so eine 
weitere Ursache der Obstipation ist. 

Wir konnten eine, wenn auch beschränkte, Zahl von Fällen beobachten, die klinisch und 
röntgenologisch eine weitgehende Ähnlichkeit mit den eben mitgeteilten Dickdarmerkrankungen 
besitzen. 


` Gruppe 1. 
Tabelle I. 
St.0 1 2 3 5 7 10 24 27 29 34 48 51 53 58 72 
. Magen +++++ 
Dünndarm ++ +++ 
Coecum Ase ++++++++++ 
Querkolon. Desc. +++++++++ 
Sigmoideum. + en AR X 
Ampulle. re a u nn 


Fall I. Max.W. Tabelle I. Lie Entleerung des Coecum ist beträchtlich verzögert, nach 53 Stunden 
‚ist noch Kontrastbrei im Coecum nachweisbar. Die Passage des Dünndarms ist etwas verzögert, die des 
übrigen Dickdarms erfolgt ohne längere Pausen. Das Coecum steht sehr tief, reicht bis ins kleine Becken 
und verschiebt sich in linker Seitenlage bis über die Mittellinie hinaus und zwar in der Weise, daß das 
untere Coecumende am stärksten nach der Mitte zu pendelt Die Verteilung des Kontrastbreies im untersten 
Coecum ist ziemlich gleichmäßig, dagegen im Ascendens sehr wechselnd. Das Coecum ist erweitert. 

Klinisch: Seit zirka 1 Jahr Beschwerden im Leib und angehaltener Stuhl. Bei längerer Ver- 
stopfung werden die Beschwerden heftiger und konzentrieren sich in die rechte Bauchgegend. Stuhl 
hart, aber sonst ohne Befund. Kommt wegen einer Angina-Plaut-Vincenti in Behandlung. 


Fall II. B. Friederike, s. Tabelle II. 

Beträchtliche Verzögerung der Entleerung des Coecum ascendens — 96 Stunden. Die Passage des 
Dünndarms und die des übrigen Dickdarms ist ebenfalls verzögert. Form: Das Coecum reicht bis ins 
kleine Becken herab und ist erweitert. (Ausgesprochene Atonie.) Verschieblichkeit bis zur Mittellinie 
ist vorhanden. | 

Klinisch: Stuhl seit längerer Zeit angehalten. Vor 3 Wochen plötzlich mit Erbrechen und saurem 
Aufstoßen, Schmerzen in der Bauchgegend erkrankt. Magenbefund: Säurewerte herabgesetzt. Trypsinprobe 
im Stuhl ergab keine Verdauung. Mehrere kolikartige Schmerzanfälle in der rechten Bauchgegend. 


Cholelithiasis. 
Tabelle II. Tabelle IlI. 

St. 0 5 10 24 34 48 72 96 120 St. 0 3 5 10 24 72 
Magen ++ Magen ++ 
Dünndarm ++ Dünndarm ++ 
Coecum Asc. ++++-++ Coecum Asc. +++ 
Querkolon Desc. ++++++ Querkolon Desc. + 
Sigmoid. +++ $ + + Sigmoid. + 
Ampulle. ++++ +  Ampulle. ++ 


XXxJ 1. Über das „Öoecum mobile und ähnliche Erkrankungen. 3 
Fall III. D. Emma, s. Tabelle II. | 
Beträchtliche Verzögerung der Entleerung des Coecums Der übrige Darm entleert sich ohne 

weiteren Aufenthalt. Coecum steht aber tief, bis weit ins kleine Becken, zeigt aber nur emo mäßige 

Verschieblichkeit. 

Klinisch: Seit 1 Jahr häufig Magenschmerzen mit Erbrechen, und angehaltenem Stuhl. Soll früher 
ein Magengeschwür gehabt haben. Kreuz- und Rückenschmerzen. Magenuntersuchung: normale Säure- 
werte, röntgenologisch ohne Befund. Im Stuhl mehrfach Schleim. 


Fall IV. S. Maria, Tabelle IV. 

Verzögerung der Coecumentleerung. Tiefstand des Coecum, das weit ins kleine Becken herein- 
hängt, ebenso Tiefstand der rechten Flexur, die über handbreit unter dem rechten Darmbeinkamm liegt. 
Linke Flexur findet sich an normaler Stelle. Beweglichkeit des Coecums samt der rechten Flexur in 
Seitenlage ist beträchtlich. Das Coecum sinkt über die Mittellinie hinüber. 

‘ Klinisch: Obstipation mit Bauchschmerzen bei länger andauernder Verstopfung. Im Stuhl soll 
nichts Besonderes bemerkt worden sein. Leichte Druckempfindlichkeit des Coecums, das sich vergrößert 
luftkissenartig anfühlt. 


Tabelle V. 


Tabelle IV. 

St. 0 5 10 24 48 58 St. 0 3 5 10 24 48 52 
Magen ++ Magen + + 
Dünndarm + Dünndarm ++ | 
.Coecum Asc. ++++ Coecum Asc. +++ 
Querkolon Desce. +++ Querkolon Desc. ++ 
Sigmoid. ++ Sigmoid. +++ 
Ampulle. + + Ampulle, + + 


Fall V. E. Hamer, s. Tabelle V. 

. Verzögerung der Entleerung des Coecums, ferner auch des Dünndarms. Das Coecum ist deutlich 
erweitert, geringe Haustrenzeichnung. Bei Seitenlage verschiebt sich das Coecum fast. bis zur Mittellinie. 
Das untere Ende des Coecum reicht weit ins kleine Becken. Mangelhafte Mischung im Coecum. 

Klinisch: Seit Jahren Obstipation mit Schmerzanfällen in der rechten Bauchgegend, besonders 
beim Gehen oder bei stärkeren Bewegungen auftretend. 


Diese Fälle entsprechen im wesentlichen dem von Wilms als „Coecum mobile* bezeich- 
neten Krankheitsbild. Typisch ist für sie das stark verlängerte Coecum, das meist auch eine 
vermehrte Beweglichkeit zeigt. In Fall IV war außerdem damit noch ein Tiefstand der rechten 
Flexur verbunden. 


Gruppe 2. 


Fall VI. 5. Elsa, 20 Jahre, s. Tabelle VI. 

Stark verzögerte Entleerung des Coecums. Der übrige Darm zeigt normale Förderung. Das Coecum 
steht in normaler Höhe, projiziert sich mit dem unteren Ende oberhalb des Hüftgelenkes. Verschieblich- 
keit in Seitenlage ist gut, erfolgt ausgiebig auch nach oben zu. Mangelhafte Mischung im Coecum ist 
erkennbar. | 
Klinisch: Seit !/, Jahr häufig Übelkeit mit Erbrechen und Kopfschmerzen. Stuhl angehalten, 
Periode regelmäßig, Druckempfindlichkeit der rechten Bauchgegend. Säurewerte des Magens etwas erhöht. 


Tabelle VI. | Tabelle VII. 

St. 0 3 5 10 24 29 34 48 53 68 72 Std. 0 3 5 10 24 48 58 72 
Magen ++ o “Magen ++ 
Dünndarm ++ i Dünndarm +++ 
Coecum Asc. +++ ++++ Coecum Asc. ++ ++ 
Querkolon Desc. +++++ Querkolon Desc. +++ 
Sigmoid. Per Signoid. ++ 
Ampulle, +-+-+-+-+ Ampule. ++ 

Fall VII. Z. Berta, s. Tabelle VII. 


Starke Verzögerung der Coecumentleerung, Dünndarmentleerung ebenfalls deutlich verzögert, 
- Coecum steht in normaler Höhe, ist erweitert, ohne besondere Beweglichkeit. Mischung im Coecum ist 
schlecht, 

/ 1* 


4 Herzog. XXXI, 1. 


Klinisch: Seit langer Zeit Stuhl angehalten. Seit mehreren Wochen Schmerzen im Leib, „Magen- 
schmerzen“. ' Magensaft: Erhöhte Werte. Freie HCl 38; Ges.-A. 64. In der Coecumgegend flache 
luftkissenartige Resistenz. 


Fall VIII. D. Minna, s. Tabelle VIII. 

Verzögerte Entleerung des Coecums, Dünndarmentleerung ebenfalls verzögert, ebenso ist die Passage 
auch im übrigen Dickdarm verzögert. Das Coecum steht an normaler Stelle und ist von mäßiger Be- 
weglichkeit. 

Klinisch: Mehrfach Magenblutungen. Seit 13 Jahren Schmerzen in der Magengegend, Meist ist 
der Stuhl angehalten. Magen: Säurewerte herabgesetzt. Ulcus ventriculi. 


Tabelle VIII. Tabelle IX. 

St. 0 5 10 24 48 72 96 120 144 St. 0 5 10 24 84 48 52 58 
Magen ++ Magen ++ 
Dünndarm .. ++ Dünndarm + 
Coecum Asc. ++++ Coecum Asc. ++++++ 
Querkolon Desc. +++ + Querkolon Desc. +++ 
Sigmoid. + + Sigmoid. + + 
Ampulle. + + Ampulle ++ 


Fall IX. Sch. Karl, s. Tabelle IX. 

Verzögerte Entleerung des Coecum ascendens; verzögerte Entleerung des Dünndarms. Atonie des 
Coecums, geringe Haustrieruug. Coecum steht an normaler Stelle, uhne besondere Beweglichkeit bei 
Lagewechsel und normaler Palpation. Mangelhafte Mischung. 

Klinisch: Seit vielen Jahren magenleidend. Stuhlgang wechselnd oft anrehalten, in letzter Zeit 
auch mehrfach Durchfälle. Magen: Carcinoma ventriculi. 


Fall X. B. Maria, 52 Jahre, s. Tabelle X. 

Mangelhafte Entleerung des Coecum Ascendens. Mangelhafte Entleerung des Dünndarms. Coecum 
Ascendens in gewöhnlicher Höhe, ohne besondere Beweglichkeit, Mangelhafte Mischung. 

Klinisch: Chronische Obstipation mit zeitweise auftretenden Schmerzen im Leib. Coecum palpabel, 
als flacher, weicher Tumor. Magensaft: Freie HCl 12; Ges-A. 40. 


Diese Fälle 5.—10. unterscheiden sich von der Gruppe I in der Hauptsache durch die 
Form des Coecums, während dort ein stark vergrößertes und abnorm bewegliches Coecum ascen- 
dens sich feststellen ließ, waren hier die Lageverhältnisse annähernd normal. 

Es folgen nun einige Fälle von Tiefstand des Coecum ascendens, bei denen die Förderungs- 
fähigkeit eine nur mäßige Störung aufweist. 


; Gruppe 3, 
Tabelle X. Tabelle XI. 

St. 0 3 5 10 24 36 48 72 St. 0 5 10 48 72 
Magen +++ Magen ++ 
Dünndarm +++ Dünndarm + 
Coecum Asc. + +++ Coecum Asc. +++ ' 
Querkolon Desc. ++ Querkolon Desc. -+ 
Sigmoid. -+ Sigmoid. + 
Ampulle. + Ampulle. + 


Fall XI. J. Gertrud, s. Tabelle XI. 

Das Coecum steht sehr tief, zeigt eine Verschieblichkeit bei Lagewechsel bis zur Mittellinie. Die 
Entleerung des Coecum Ascendens ist leicht verzögert, ebenso die des Dünndarms. Leichte Stagnation 
in der Ampulle recti. Mischung ohne Befund. 

Klinisch: Seit mehreren Jahren Magenschmerzen mit saurem Aufstoßen. Normale Säurewerte des 
Magens, leichter Husten seit einer Grippenerkrankung 1918. Chronische Obstipation. 


Fall XII. R. Marianne, s. Tabelle XII. 

Coecum Ascendens stehen tief. Die Entleerung des Coecums ist verzögert, ebenso die Dünndarm- 
entleerung. Die Passage im übrigen Dickdarm bis zum Sigmoideum beschleunigt, hier mäßige Stagnation. 
Mischung im Coecum ohne Befund. | 

Klinisch: Seit 2 Jahren Schmerzen im Leib, links (Leibschneiden),. Magensaft: Freie HCl 15, 
Ges.-A, 33, Sigmoideum palpabel. 


XXXI, 1. Über das „Coecum mobile? und ähnliche Erkrankungen. 5 
Tabelle XII. Tabelle XIII. 
St. 0 5 10 48 58 72 St. 0 3 5 10 24 29 34 48 53 58 72 
Magen ++ Magen + 
Dünndarm ++ Dünndarm +++ 
Coecum Asc. SP Coecum Asc. ++ ++++ | 
Querkolon Desc. ++++7+ Querkolon Desc. Ä ++ ++++ 
Sigmoid. ++ Sigmoid. +++ + 
Ampulle. + + Ampulle. + + 


' Fall XIII. Z. Wilhelmine, s. Tabelle XIII. 

Coecum Ascendens und die rechte Flexur stehen sehr tief. Die Entleerung des Coecums ist leicht 
verzögert; ebenso die des Dünndarms. Auch die Passage im übrigen Dickdarm erfolgt verhältnismäßig 
"langsam. Die Mischung im Coecum ist schlecht. 

Klinisch: Vor 1 Jahre Blutbrechen und schwarzer Stuhl, mäßige Obstipation. 
sind erniedrigt. Freie HCl 7, Ges.-A. 17. Ulcus ventriculi. 


Fall XIV. G. Gertrud, 20 Jahre, s. Tabelle XIV. 

Außerordentlicher Tiefstand des Ooecums, das überdies sahr beweglich ist. 
verzögerung, Mischung gut. 

Klinisch: Abgelaufene Cholelithiasis. 


Die Magensaftwerte 


Leichte Entleerungs- 


Stuhl unregelmäßig, Druckempfindlichkeit der Ooecumgegend. 


An diese Gruppe sei eine weitere Anzahl von Fällen angeschlossen, ohne deutliche Zei- 
chen eines verlagerten oder abnorm verlängerten und beweglichem Coecum ascendens mit mäßiger 
Verzögerung der Coecumentleerung. 


Gruppe 4. 
Tabelle XIV. Tabelle XV. 
St. 0 3 5 10 24 29 48 St. 0 3 5 10 24 29 34 48 53 58 72 
Magen 4+- + Magen ++ 
Dünndarm +++ Dünndarm ++ 
Coecum Asc. +++ Coecum Asc. ' ++++++ 
Querkolon Desc. +++ Querkolon Desc. + 
Sigmoid. ++ Sigmoid. + ++ 
Ampulle. ++ du Ampulle. + ++ 
Fall XV. M. Eduard, s. Tabelle XV. 


Coecum in normaler Höhe, nicht auffallend beweglich. Entleerung etwas verzögert. 
ohne Befund. 
Klinisch: Stuhlgang angehalten. Seit 4 Jahren Magenschmerzen mit Druckempfindlichkeit der 
rechten Bauchgegend. Magen: Anacididät; Coecum als flacher Tumor palpabel, luftkissenartige Resistenz. 


Fall XVI. H. Hermann, 43 Jahre, s. Tabelle XVI. 

Coecum in normaler Höhe. Beweglichkeit nach der Mitte mäßig. Coecum Ascendens erweitert. 
Entleerung etwas verzögert, Mischung nicht sehr gleichmäßig. 

Klinisch: Seit 2 Jahren Verstopfung. Seitdem Magenbeschwerden. 
Epigastrium. Magen: Säurewerte freie HCI 38, Ges.-A. 50. (Ulcus duodeni?) 


Mischung 


Druckempfindlichkeit im 


- | | Tabelle XVI. Tabelle XVII. 
Ä St. 0 3 5 10 24 29 34 48 53 58 72 St. 0 5 10 24 48 2 
Magen ++ Magen ++ 
Dünndarm ++ Dünndarm — 
Coecum Asc. +++++++ Coecum Asc. ++ 
Querkolon Desc. +++++ Querkolon Desc. ++ 
Sigmoid. -+++++ Sigmoid. ++ 
Ampulle. + +++ Ampulle. + + 


Fall XVII. B. Wilhelmine, s. Tabelle XVII. 
Coecum in normaler Höhe, verzögerte Entleerung des Coecums 


Mischung schlecht. 


Klinisch: Stuhl angehalten, Druckempfindlichkeit der Coecumgegend. Anacididät, Trypsin nicht 
nachweisbar bei der Verdauungsprobe im Stuhl, (nach Groß). 


Fall XVIII. U. Otto, 62 Jahre, s. Tabelle XVIII. 


Coecum an normaler Stelle. 
Mischung ohne Befund. 


Beweglichkeit ohne Befund. Entleerung des Coecums verzögert, 


Herzog. | ' XXXI, 1. 


Klinisch: Stuhlgang unregelmäßig. Seit mehreren Jahren Druckgefühl in der unteren Bauchgegend. 


Magen: Anacidität; kein okkultes Blut im Stuhl. 


Tabelle XVIII. 


St. 0 5 10 24 34 48 72 


Tabelle XIX. 
St. 0 5 10 24 34 48 


Magen ++ Magen ++ 

Dünndarm + Dünndarm ++ 

Coecum Asc. ++++ Coecum Asc. +++ 
Querkolon Desc. ++ Querkolon Desc. + + 
Sigmoid. +++ Sigmoid. ++ 
Ampulle. +++ Ampulle. +++ 


Fall XIX. K. Georg, 45 Jahre, s. Tabelle XIX. 
Lage des Coecum ohne Befund. Entleerung desselben und Dünnndarmentleerung verzögert. Mischung 


ohne Befund. 
Klinisch: Obstipation seit mehreren Wochen. Obere Bauchgegend druckempfindlich. Magen: 


Säurewerte freie HCl 34, Ges-A. 66. Ulkus mit Nische an der kleinen Kurvatur nachweisbar. Magen- 
entleerung in normalen Zeiten. 

Fall XX. A. Else, 16 Jahre, s. Tabelle XX (s. folgende Seite). 

Coecum erweitert, atonisch, sonst ohne Befund. Entleerung des Coecums etwas verzögert. Mischung 


ohne Befund. 
Klinisch: Vor 1 Jahre Durchfall. Seitdem hat Patientin abwechslungsweise Durchfälle und festen 


angehaltenen Stuhlgang. Coecum als weicher, leicht gespreiter Tumor palpabel. 

Die Röntgenuntersuchung unserer Fälle ergab folgendes: Die Form des Coecums zeigte, 
wie die Gruppierung der Fälle erkennen läßt, recht beträchtliche Unterschiede. Es ist bekannt, 
daß das Coecum eines der variabelsten Organe der Bauchhöble ist. Man kann aber wohl das 
Orthodiagramm, das Schwarz in seinem Buch „Die klinische Röntgendiagnostik des Dick- 
darms“ Seite 19 gibt, im Durchschnitt als normal bezeichnen, wobei allerdings zu beachten 
ist, daß nur wesentliche Abweichungen davon als pathologisch gewertet werden können. Solche 
fanden sich ausgesprochen bei den in Gruppe l und III besprochenen Fällen. Das Coecum 
reichte hier bis weit ins kleine Becken hinein, ähnelte also dem Befund, den Brosch als Dy- 
stopia coeci pelvica bezeichnet. Besonders ausgebildet war diese Verlagerung in den Fällen I—IV 
(Gruppe I), weniger hochgradig in Gruppe II (Fall XI—XVI), in den übrigen Fällen dagegen 
war keine wesentliche Abweichung der Lage vom Normalen vorhanden. Dagegen fanden sich 
auch bei diesen Fällen mehrfach ziemliche Erweiterungen (Fall XX, XVI, X). Von den tief- 
stehenden Formen des Coecums zeigten diese Anomalie besonders die Fälle I bis V. Es ist 
naheliegend, diese Erweiterung auf eine Atonie der Wand zurückzuführen, wie sie besonders 
von Fischler auf Grund des palpatorischen Befundes angenommen wurde und von Stierlin 
röntgenologisch beschrieben und als Endstadium der Coecum ascendens-Obstipation betrachtet 
wurde. Es ist von Wichtigkeit hierbei festzustellen, daß dieser Zustand ein dauernder ist, da 
Erweiterungen des Coecums auch vorübergehend sein können. (Siehe Fall K. unten.) 

Neben der Form ist auf die Beweglichkeit des Coecums großer Wert gelegt worden, man 
hat, um ein gewisses Maß zu haben, angenommen, daß man von einem Coecum mobile spre- 
chen kann, wenn in linker Seitenlage das Coecum sich handbreit nach der Mitte zu verschiebt. 
Bei den tiefliegenden Formen des Coecums fanden wir gewöhnlich eine über das Normale 
hinausgehende Beweglichkeit bei Seitenlage. Eine Ausnahme machte Fall Ill. Im Stuhl war 
hier mehrfach Schleim in größerer Menge zu beobachten, so daß die Möglichkeit entzündlicher 
Prozesse mit Verwachsungen besteht. Bei den übrigen Fällen (Gruppe II und IV) konnte eine 
abnorme Beweglichkeit des Coecums nicht festgestellt werden bis auf Fall VI; hier bestand 
gleichzeitig noch ein abnormer Tiefstand des Querkolons, der an eine Glenardsche Ptose den- 
ken ließ, obwohl das Coecum sich in normaler Höhe vorfand. Neben der Verschieblichkeit 
nach der Mitte zu, findet sich in der Regel bei diesen Fällen eine abnorme Beweglichkeit des 
Coecums nach oben zu. Diese kommt sowohl bei normaler Palpation wie auch bei Seitenlage 
zum Vorschein. In einzelnen Fällen beobachten wir eine richtige Pendelbewegung des ganzen 


XXXI, 1. Über das „Coecum mobile“ und ähnliche Erkrankungen. 7 


Coecums (Fall I) um die rechte Flexur als festen Punkt. Abgesehen von dem Tiefstand des 
Coecums waren in einzelnen Fällen auch noch andere Dickdarmabschnitte in einer abnormen 
Lage. Der abnorme Tiefstand des Querkolons in Fall VI ist schon erwähnt worden. In Fall 
IV und XIII fand sich dann noch ein Tiefstand der rechten Flexur, die auch bei Seitenlage 
eine vermehrte Beweglichkeit zeigte. In diesen Fällen ist also die abnorme Beweglichkeit auch 
auf die rechte Flexur ausgedehnt; es ähneln diese Fälle den Befunden, die sich beim Mesen- 
terium commune coli nachweisen lassen. 

Fassen wir die Ergebnisse bezüglich Form und Beweglichkeit zusammen, so müssen wir 
feststellen, daß wir keine einheitlichen Resultate erhielten, bei einem Teil ist ein Befund vor- 
handen, der die röntgenologischen Symptome für Coecum mobile aufweist, also den Wilmschen 
Forderungen entsprechen würde, jedoch läßt der andere Teil diese Befunde vermissen. Erwei- 
terungen des Coecums trafen wir sowohl bei dem einen wie dem anderen, sie dürften, wie auch 
Stierlin betont, zur Beurteilung dieses Darmabschnittes von Wichtigkeit sein, doch muß diese 
Erweiterung (Atonie) dauernd nachweisbar sein. Daß der Tiefstand mit Ausnahme der wenigen 
oben erwähnten Fälle auf das Coecum Ascendens beschränkt ist, weist darauf hin, daß allge- 
meine Ptose nicht ohne weiteres zu diesen mit Obstipation einhergehenden Krankheitsbildern 
zu führen braucht, wie ja auch beim abnorm tiefstehenden Coecum, typischer Dystopia coec 
pelvica, die Förderung ganz normal sein kann. 

Wir kommen zu dem wichtigen röntgenologischen Symptom der verzögerten Entleerung 
des Coecum ascendens (dem Aszendenstyp der Obstipation nach Stierlin vollkommen entspre- 
chend). Nach Faulhaber soll die Coecumfüllung 3 Stunden nach der Kontrastbreimahlzeit 
beginnen, der Dünndarm soll frühestens 4, spätestens 8 Stunden nach der Mahlzeit leer sein. 
Die Verweildauer im Coecum ascendens ist nicht ganz gleichmäßig (rund 10 Std.). Jedenfalls 
muß nach 48 Stunden spätestens der gesamte Darm frei von Kontrastbrei sein. | 

Wie aus unserer Einteilung hervorgeht, finden sich in Gruppe I und II die stärksten 
Verzögerungen der Coecumentleerung (58—96 Std.), weniger auffallend waren Gruppe Ill und 
IV betroffen, doch ließ sich auch hier die Verzögerung ohne weiteres erkennen. Aus den Ent- 
leerungszeiten der verschiedenen Darnıabschnitte in den Tabellen läßt sich ablesen, ob noch 
andere Darmteile eine verzögerte Entleerung zeigten. Es war in erster Linie der Dünndarm, 
der sehr häufig beteiligt war. Wir fanden unter den 20 Fällen elfmal eine verzögerte Dünn- 
darmentleerung, dabei fielen auf Gruppe II allein 4 Fälle. Es liegt am nächsten, diese Füllung 
der unteren Dünndarmschlingen als eine Art Stauung vor dem angefüllten Coecum aufzufassen, 
doch müssen, bisweilen wenigstens, auch andere Momente, mangelhafte Peristaltik, eine Rolle 
spielen, da wir auch in Fällen, wo nur leichtere Verzögerung der Coecumentleerung vorlagen 
(Fall IL, XII, XIII, XIX), die Füllung des unteren Dünndarms noch spät (nach 10 Std.) be- 
obachten konnten. In Betracht käme hier auch eine Insuffizienz der Valvula ileocoecalis. In 
diesem Zusammenhang sei kurz ein Fall angeführt, bei dem wir eine verzögerte Entleerung 
der letzten Dünndarnischlingen beobachteten, ohne daß die Coecumentleerung verzögert war. 


K. Frieda, 30 Jabre. Seit ihrer Jugend Obstipation, später zeitweise auftretende Schmerzen in der 
rechten Bauchgegend. Mit 20 Jahren Blinddarmoperation. Doch stellten sich die Schmerzen im Bauch 
auch jetzt wieder ein, die Obstipation blieb ebenso hartnäckig wie früher. Sie kommt wegen dieser 
Beschwerden in die Klinik. 

Die Entleerungszeiten zeigt die Tabelle XXI. 


Tabelle XX. Tabelle XXI. 
| St. 0 3:10 2£ 48 72 | St. 0 3 5 10 12 24 48 72 
Magen ++ Magen ++ 
Dünndarm — Dünndarm +++ 
Coecum Asc. +++ Coecum Asc. +++ 
Querkolon Desc. Querkolon Desc. + 
. Sigmoid. ++ Sigmoid. +++ 
Ampulle. +++  Ampulle. +++ 


8 | a Herzog : XXXI, į; 


Der Dünndarm ist nach 12 Std. noch nicht entleert. Das Coecum Ascendens entleert sich 
‚rechtzeitig, dagegen tritt im Sigmoideum und in der ‚Ampulle eine langdauernde Stagnation 
ein (Dyschezie). Dabei erscheint das Coecum, das an normaler Stelle liegt und eine gute Be- 
weglichkeit nach oben zu aufweist, zeitweise ziemlich stark erweitert (atonisch), besonders nach 
Kontrastbreieinlauf. Trotzdem ist die Entleerung rechtzeitig. Es wurde angenommen, daß hier 
neben der Dyschezie im untersten Dünndarm ein Passagehemmnis besteht, ohne daß es jedoch 
zu typischen Stenosenerscheinungen (Spiegelbildung, Darmsteifungen) gekommen ist. Der Fall 
zeigte klinisch eigentlich sehr ähnliche Erscheinungen, wie die Erkrankungen Typhlatonie, 
 Coecum mobile. Die röntgenologischen Befunde ergaben aber doch ganz andere Verhältnisse. 
Ähnliche Erkrankungen sind von Lane (Lanes Kınk) durch Abkniekung der untersten Darm- 
schlinge, hervorgerufen durch abnorme Senkung des Coecums, erklärt worden. In unserem Fall 
trifft das nicht zu. Dagegen wird wohl die Ansicht von de Querverin und Stierlin, die 
eine Passagehemmung infolge entzündlicher Verwachsungen, bei ihren Untersuchungen fanden, 
auch in diesem Fall zu Recht bestehen. Die Ileocoecalklappe, die von den beiden Autoren in 
diesen Fällen insuffizient gefunden wurde, war auch in unseren Fällen, wie der Kontrastbrei- 
einlauf zeigte, schlußunfähig. Daß bei unseren obigen Fällen mit tiefstehendem Coecum die 
Abknickung der untersten Darmschlinge für die Entleerung des Dünndarms eine ursächliche 
Rolle spielt, wird dadurch unwahrscheinlich, daß wir ebenso häufig bei hochstehendem Coecum 
eine mangelhafte Dünndarmentleerung fanden, wie bei Tiefstand desselben. 

Die Entleerung des übrigen Dickdarms erfolgte nach Einrechnung der Verzögerung im 
Coecum ascendens rechtzeitig, bis auf Fall VIII und XII. Im ersten Fall findet sich eine 
gleichmäßige Verlangsamung der Fortbewegung im ganzen übrigen Dickdarm, so daß erst 
nach 144 Std. der Dickdarm frei: von Kontrastbrei ist. In Fall XII erfolgte die Förderung 
bis zum Sigmoideum verhältnismäßig rasch; schon nach 10 Std. reicht das vordere Ende der 
Kontrastbreisäule bis zum Sigmoideum, um aber dann hier zu stagnieren, und erst nach 72 Std. 
ist das Deszendens bis auf kleinere Reste leer. In diesem Falle muß man an die Möglichkeit 
= denken, daß es sich um spastische Zustände im Sigmoideum handelt, die auf die Coecument- 
leerung zurückwirken, wofür die Anamnese mit den zeitweise auftretenden Schmerzen der linken 
. Bauchseite sprechen würde. Ob spastische Zustände, insbesondere die von Böhm normaler- 
weise im Transversum angenommenen Spasmen, auf die Stierlin bei der Entstehung der As- 
zendensobstipation besonderen Wert legt, bei unseren Fällen ursächlich eine Rolle spielen, 
konnte nicht erkannt werden. Daß aber ausgesprochene Spasmen im Transversum nicht mit 
Entleerungsverzögerungen verbunden sein brauchen, konnte an einem Falle von Hydrops der 
Gallenblase, Frau B., konstatiert werden. 

Die, Gallenblase reichte bis zum Querkolon, und dieses legte sich in seinem rechtep= 
schnitt in einem Bogen um den Tumor. herum. Beim Kontrastbreieinlauf trat nach hfäng- 
licher guter vollständiger Füllung Entleerung des Aszendens und Querkolon bis zumf linken 
Ende des erwähnten Bogens ein. Dabei war hier ein völliger Abschluß vorhanden, so d$b auch 
im Stehen der flüssige Inhalt, der im linken Kolon bis zur hochstelienden linken Flexurfreichte 
(bier Spiegelbildung), nicht in den rechten Abschnitt des Querkolons und das Aszendens purück- 
floß. Beim Verfolgen der Kontrastbreimahlzeit war die Strecke des in der Nähe der 
blase liegenden Querkolons nur vorübergehend gefüllt, trotzdem war eine Verzöger 
Aszendensentleerung, die vermutet wurde, in keiner Weise festzustellen. Man muß anı | 
daß durch die Nähe der Gallenblase ein Reiz auf das Querkolon ausgeübt wurde, der Ẹ 
stischen Kontraktionen führte, jedoch ohne die Förderung merklich zu beeinflussen. 


der Peristaltik eintritt und daß die Futteraufnahme eine mächtige Anregung der Peristaltik, Fi 
Antiperistaltik, mit Überwiegen der ersteren, herbeiführt Wir untersuchten mit Hilfe der Röntgen ze 


Ne [| 


XXXI, 1. Über das „Coecum mobile“ und ähnliche Erkrankungen. | ĝ 


diesen EinfluB beim Menschen, indem wir fulgeudermaßen vorgingen. Mit dem Frühstück um 7 Uhr 
bekommt der zu Untersuchende 50 ccm ziemlich konzentrierten Kontrastbrei, dann mußte der Patient bis 
4 Uhr nachmittags sich jeder Nahrungszufuhr enthalten und bekam um 4 Uhr ein tüchtiges Essen. Man 
‚ kann dann ziemlich sicher sein, daß die kleine Kontrastbreimenge im Coecum liegt. Wenn man nun die 
Fortbewegung des Kontrastbreies vor und nach dem Essen verfolgt, so wird man bemerken, daß normaler. 
weise in den folgenden 2 Stunden eine beschleunigte Förderung im Coecum bis Querkolon zu beachten 
ist. Läßt man an einem 2. Untersuchungstag wieder um 7 Uhr 50 ccm Kontrastbrei geben, dabei aber 
die gewöhnliche Kost geben, so konnten wir doch in der Regel eine viel raschere Vorwärtsbewegung 
des Kontrastbreies feststellen, wie an den Hungertagen. 


Beispiel: Pat. Pf. (Bronchitis). 


1. Hungertag. 2. Tag mit gewöhnlicher Kost. 
Tabelle XXII. Tabelle XXIII. 
o S 0 8 5 9, 10 10%, 113), 12 24 St. 0 31), 41, 9 11 24 
Magen - ++ Magen + + 
Dünndarm ++ Dünndarm + 
Coecum + + + + ++ Coecum - + +++ 
Ascendens + + + + + Ascendens + +++ 
Querkolon r. Abschn. | + + + Querkolon r. Abschn. + + ++ 
l. Abschn. | | l. Abschn. + ++ 
Descendens Descendens +++ 
Sigmoideum Sigmoideum 
Ampulle. | + Ampulle. + 


Man muß aber dabei beachten, wann die Stuhlentleerungszeiten sind, insbesondere ob diese regel- 
mäßig sind, da der Defäkationsreiz auf die Darmperistaltik EinfluB hat (große Kolonbewegungen). Es 


ist nötig natürlich die gleiche Kost, vielleicht nach dem Vorschlag Faulhabers Schmidtsche Probekost 
zu geben. 


Es war von vornherein zu erraten, daß man eine große Zahl von individuellen Schwankungen 
erhalten würde, die sich nicht ohne weiteres erklären lassen, bei denen wohl der Tonus des sympathischen 
und des parasympathischen Systems eine Rolle spielt. Im allgemeinen entsprechen aber die Befunde 
den experimentellen Ergebnissen. Was den Einfluß des Hungerzustandes auf die Darmbewegung betrifft, 
so könnten wir die Ansicht von Schwarz, daß Hungerzustand auf die Förderung im Coecum keinen 
Einfluß habe, nicht für die Allgemeinheit bestätigen. Vielleicht ist die von Schwarz angewandte sehr 
große Menge von Kontrastbrei für diese Zwecke ungünstiger wie die kleinen Portionen, die hier ange- 
wendet wurden. Wir kamen zu dem Ergebnis, daß im Hungerzustand sowohl die Dünndarm-, wie die 
Dickdarmpassage verlangsamt ist. Nahrungsaufnahme dagegen übt eine beschleunigende Wirkung auf 
die Förderung im Coecum ascendens, Querkolon (der Abschnitt wurde von uns besonders untersucht) 
`- normalerweise aus. Traf dies nicht zu, so konnten wir gewöhnlich ermitteln, daß der Patient unregel- 
mäßigen angehaltenen Stuhlgang gehabt hat. Es ist vielleicht für manche Fälle von en Coecum- 
erkrankungen vorteilhaft, diese Untersuchungsform anzuwenden. 


Um wieder zu unseren Fällen zurückzukehren, so konnten wir in allen Fällen eine, wenn 
auch verschieden lange Stagnation des Kontrastmittels feststellen, wir müssen also eine Insuffi- 
zienz der Förderung im Coecum ascendens annehmen, wie sie auch von den übrigen Autoren 

' Stierlin usw. gefunden wurde. 

Wir kommen nun zu dem von Faulhaber betonten Symptom der mangelhaften Durch- 
mischung des Coecuminhaltes. Dieses Symptom war bei den ersten beiden Gruppen mit starker 
Verzögerung der Entleerung häufig erkennbar (7 Fälle), vielfach bietet hier die Untersuchung 

in linker Seitenlage Vorteile gegenüber der aufrechten Stellung. In den beiden folgenden 
Gruppen trafen wir es seltener. Allerdings waren nicht regelmäßig Aufnahmen gemacht wor- 
den, sondern nur Durchleuchtungen, die ja Schwierigkeiten in der Beurteilung der Schatten- 
intensität bieten. Es ist von Faulhaber auf die Wichtigkeit dieses Symptomes hingewiesen 
worden. Man kann den Schluß ziehen, daß in solchen Fällen eine frühzeitige Eindickung des 
Kots ‚statt hat, wodurch die gleichmäßige Mischung erschwert ist. Wenn ein solcher Vorgang 
im Coecum sich vollzieht, so ist die erschwerte Förderung verständlich, da feste Gegenstände 


im Coecum anscheinend nur mit Schwierigkeiten fortbewegt werden. Man kann bei ver- 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 2 


10 au | Herzog. ‚ zXxL1. 


 schluckten Fremdkörpern 'häufig ein längeres Liegenbleiben im Coecum beobachten. Es sei 
auch hier die Beobachtung Rosensteins angeführt. Bei einem Artisten, der 8 große Fremd- 
körper 6—10 cm lange und bis 2 cm breite Eisenstücke verschluckt hatte, blieben diese im 
Coecum liegen, nachdem sie den ganzen Dünndarm ohne besondere Schwierigkeiten durchwan- 

dert hatten. Die beim freien leicht beweglichen Dünndarm mögliche Bewegungsweise, daß sich 
das Darmstück durch Verkürzung der Längsmuskulatur sozusagen über den Fremdkörper hin- 
wegschiebt, ist bei dem Dickdarm erschwert, erstens wegen der geringen Beweglichkeit, zwei- 
tens, weil der Dickdarm keine gleichmäßig verteilte Längsmuskelschicht aufweist (Stöhr). Die 
Längsmuskulatur ist beim Dickdarm im Bereich der Tänien entwickelt, dazwischen aber äußerst 
dünn. Zwischen den Tänien buchten sich die Haustren des Dickdarns vor. Aus diesen rein 
anatomischen Beziehungen ist es verständlich, daß die Förderung von festen, oder in unserem 
_ Falle eingedickten halbfesten Massen eine viel schwierigere ist, wie im Dünndarm. Über die 
Insuffizienz der Ileocoecalklappe bei unseren Fällen konnten wir keine sicheren Ergebnisse er- 
zielen, da Kontrastbreieinläufe, die allein eine Entscheidung geben können, nicht ausgeführt 
wurden. 

Wenn wir unsere röntgenologischen Befunde kurz zusammenfassen, so ist das 
 Hauptsymptom die verzögerte Entleerung, an zweiter Stelle ist die mangelhafte Durchmischung 
zu bezeichnen. Die Lageanomalien haben eine weniger wichtige Bedeutung. Beachtenswert 
ist die Erweiterung des Coecum ascendens. 

Über den die Funktionsstörungen bedingenden pathologischen Prozeß können wir aus Mangel 
an Obduktionen oder Operationen kein sicheres Urteil gewinnen. Die Eindickung des Coecum- 
` inhaltes spielt jedenfalls für die Verlangsamung der Förderung eine wichtige Rolle. Ob durch 
diese Stagnation gleichzeitig auch Tiefstand mit abnormer Beweglichkeit des Coecums hervor- 
‚gerufen wird, wie Wilms annimmt, ist sicher nicht in allen Fällen zutreffend, da, wie ja in 
Gruppe II und .IV unserer Fälle, solche Zustände auch ohne Senkung des Coecums eintraten. 
Eine gewisse Erweiterung des Coecum ascendens dagegen dürfte wohl bei genügend langer 
Dauer sich ziemlich regelmäßig einstellen. 

Die klinischen Symptome entsprechen im allgemeinen den Beschreibungen, wie sie in der 
Einleitung angeführt sind. Im Vordergrund steht die Obstipation, die gewöhnlich längere Zeit 
besteht, oder schon früher einmal beobachtet wurde. Dazu kommen Klagen über Schmerzen 
im Leib, die oft nach längerer Stuhlanhaltung, auch bisweilen bei lebhafteren Bewegungen 
auftreten. Das Fischlersche Symptom der Atonie des Coecum, die luftkissenartige Resistenz, 
in der rechten unteren Bauchgegend war häufig, allerdings nicht regelmäßig erkennbar, auch 
fand sich lleocöecalgurren nicht selten. 

In der Mehrzahl unserer Fälle ist die Erkrankung des Coecums nicht isoliert vorhanden, 
sondern mit Abdominalerkrankungen verschiedener Art kombiniert. Die Symptome sind in 
diesen Fällen natürlich mehr verwischt. 

‘In Gruppe I und Il, die die ausgesprochensten Erscheinungen von seiten des Coecum 
darbieten, trat die Erkrankung nur viermal isoliert auf. In den’ übrigen Fällen waren gleich- 
zeitig andere Organe mitbetroffen. Besonders häufig war gleichzeitig der Magen miterkrankt, 
einmal ließ sich ein Ulcus ventriculi (Fall VIII) gleichzeitig feststellen, ein zweites Mal ergab 
die Anamnese, daß früher ein Ulkus vorhanden war (Fall III). In zwei weiteren Fällen waren 
im Magen die Säurewerte erhöht. In Fall IX wurde ein Magenkarzinom festgestellt. 

In Gruppe II und’Ill fanden sich ebenfalls zwei sichere Ulcus ventriculi, ein wahrschein- 
liches Ulcus duodeni mit Hyperazidität des Magensaftes, dreimal Anazidität des Magensaftes. 

Erkrankungen des Darmkanals waren in Fall XII und XX angegeben. In letzterem 
waren anamnestisch Durchfälle (Ruhr?) vorhanden gewesen, in Fall XII deuteten die Befunde 
auf ein Mitbefallensein der unteren Dickdarmteile hin. Ferner fand sich in Fall XIV eine 
zurzeit erscheinungslose Cholelithiasis und in Fall II eine Cholelithiasis mit schweren Attacken 
unter Mitbeteiligung des Pankreas. 


XXXI, i. Über das „Coecum mobile“ und ähnliche Erkrankungen. 11 


Es wurde neuerdings von Wangk die Ansicht geäußert, daß das „Coecum mobile“ im 
Zusammenhang mit einer Reihe von Erkrankungen des Abdomens (Magens, Duodenums, Gal- 
lenblase, rechte Niere) zu bringen sei. In der Tat, wenn man unsere Fälle überblickt, möchte 
man geneigt sein, einen Zusammenhang zwischen der Coecumerkrankung und den übrigen 
anzunehmen. Ob allerdings dabei das primäre die Coecumerkrankung, wie Wangk annimmt, 
sein muß, erscheint fraglich, da in einem Teil der Fälle die Begleiterkrankung doch weiter 
zurückliegt (Fall III). Es wäre. wohl ebenso denkbar, daß zahlreiche Abdominalerkrankungen 
das Coecum Ascendens in Mitleidenschaft ziehen können, und hier ist in erster Linie an Magen- 
Darmerkrankungen zu denken, die ja besonders leicht zu veränderten Resorptions- und Sekre- 
tionsverhältnissen führen können, deren Folgen eine mangelhafte Darmtätigkeit sein kann. 
So kommt Superazidität schon häufig gleichzeitig mit Obstipation vor, wobei aber auch Obsti- 
pation zu Absonderung eines hyperaziden Magensaftes führen kann. Wie unsere Beobachtungen 
- zeigen, ist die Obstipation häufig in solchen Fällen durch eine Funktionsstörung des Coecums 
bedingt. Die Befunde weisen jedenfalls darauf hin, daß das Coecum bei Erkrankungen des 
Magen-Darmtraktus sehr häufig mitbeteiligt werden kann. 


Literatur. 


v. Bergmann und Katsch: Zitiert bei Faulhaber s. u. MONE endag nontik der Darmkrankheiten. 
Seite 19. 

2. Bittorf: Mitteil. a. d. Grenzgebieten der Med. u. Chir., Bd. XX, S. 150. 

8. Böhm: D. Arch. f. klin. Med., Bd. 102. 

4. Brosch: Zit. bei Schwarz, Klinische Röntgendiagnostik des Dickdarms, 1914, S. 18. 

5. Faulhaber: Die Röntgendiagnostik der Darmkrankheiten 1919. 

6. Fischler: Mitt. aus d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., Bd. XX, S. 663, 1909. 

7. Graser: Deutsch. Z. f. Chir. Festschr. f. Rosental 1906. 

8. Grödel: Fortschr. d. Röntg., Bd. 20. 

9. Dietlen: Fortschr. d. Röntg., Bd. 21. 

10. Haußmann: Berl. kl.:W. 1904, Nr. 44. Mitteil. : aus den Grenzgeb. d. Med. u. Chir., Bd. 26. 

11. Haberer: Arch. f. Chir., Bd. 76. 

12. Klemm: Mitt. aus d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., 1906, Bd. 16. 

13. Klose: Centr. f. Chir. 1911. Bericht über d. Verh. d. deutsch. Gesellschaft f. Chir. 

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ert 
. 


. Lane: Zit. nach ABmann. Die klinische Röntgendiagnostik der inneren Krankheiten, S. 565, 1922. 
. Rosenstein: Deutsche m. W. 1921. Nr. 37. 

. Obrastzow: Zit. nach Fischler, s. o. 

. Schwarz: Klinische Röntgendiagnostik des Dickdarms, 1914. 

. Stierlin: Ergebnisse d. inn. Med. u. Kinderh. Bd X, 1913, S. 383. Deutsche Z. f. Chir. 1910, Bd. 106. 
. Stöhr: Lehrbuch der Histologie 1912. 

. Sonnenburg: Centralbl. f. Chir. 1911. Bericht über d. Verh. d. deutsch. Gesellsch. f. Chir. 

21. Singer: Zit. nach Fischler, s. o. | 

22. Voltzer: Centralbl. f. Chir. 1911. Bericht über d. Verh. d. deutsch. Gesellschaft f. Chir. 

23. Wangk: Brit. Journ. of Surg. B. 7., Nr. 27, 1920, zit. Kongreßzentralbl. f. inn. Med. 1921. 

24. Wilms: Centralbl. f. Chir. 1911. Bericht über d. Verh. d. Deutsch.' Ges. f. Chir. 

25. Zandek: Arch. f. Verd.-Kr. 1920, Bd. 27. 

26. Duval et Roux. Arch. d. mal. de app. dig... . B. 16, Nr. 12, S. 705, 1920. 


2% 


18 | | Mayer. XXXI, 1. 


Aus dem Zentral-Röntgenlobaratorium des Allg. Krankenhauses in Wien 
(Vorstand Prof. Dr. G. Holzknecht). 


Beitrag zur röntgenologischen Untersuchung des Ohres. 
Von 
Dr. Ernst 6. Mayer. 
(Hierzu Tafel I, Fig. a u. b.) 


| Die im folgenden beschriebene Aufnahme des Gehörorganes soll eine brauchbare Über- 
sicht über Gehörgang, Antrum und Paukenhöhle ergeben. 


A. Zweck der Aufnahme. 

Zur Darstellung gelangen: | 

1. Der äußere Gehörgang in seiner ganzen Längsausdehnung. Die geringe Schichtdicke 
der oberen und unteren Begrenzungswand desselben bedingt, daß pathologische Ver- 
änderungen in dieser Projektion gut erkennbar sind. 

. Die laterale Wand des Recessus epitympanicus. 

. Das Antrum. 

. Die Paukenhöhle. 

. Das ganze pneumatische System mit Ausnahme der Spitze des Processus mastoideus, 
die durch den Pyramidenschatten verdeckt wird. 

6. Der Sulcus sigmoideus. 


ann DD 


B. Technik. 


1. Plattengröße, Adjustierung und Stellung: 13/18 mit Folie, Hochformat. 

2. Lagerung des Patienten: Rückenlage, Kopf um 45 Grad | gegen die zu untersuchende 
Seite gedreht. 

8. Kopfstütze: Sandsack, 

4. Lage der Platte: oberer Plattenrand 3 Querfinger über dem Meatus acusticus ext, 
unterer Plattenrand ergibt sich von selbst. Rechter und linker Plattenrand sind gleich 
weit vom Proc. mast. entfernt. 

5. Fixierung: Schlitzbinde. 

6. Zentralstrahlindex: Ende des Index 1 1 Querfinger vor dem Bregma; er zielt gegen den 
äußeren Gehörgang. 

7. Blende: Kastcheniris. 

8. Es empfiehlt sich die Betrachtung der Bilder durch die Lupe. 

Durch diese Anordnung der Aufnahme wird bewirkt, daß die Pyramide, abgesehen von 

der Spitze, keine wesentliche Verzerrung zeigt und der größte Teil der lufthältigen Hohlräume 
des Felsenbeines zur Darstellung gelangt. 


C. Normales Bild 
vom Skelett und vom Lebenden. 
(Siehe Tafel I, Fig. a u. b.) 
Legende (gemeinsam für a u. b): 
1. Pyramide. | 3. Temporale Wurzel des Jochbogens, 
2. Kiefergelenk, | ‚4. Äußerer Gehörgang. 


XXXI, 1. š Beitrag zur röntgenologischen Untersuchung des Ohres. | 13 


5. Paukenhöhle - | 9. Foramen jugulare. 

6. Antrum. 10. Meatus acust. int. 

7. Pneumatische Zellen des Schläfebeins. 11. Sutura tempora-oceipitalis. 

8. Sulcus sigmoideus. 12. Bleimarke am ovalen Fenster. 


Pr 


D. Pathologische Fi älle. 


Fall I. Kiinischer Befund: Chronische Mittelohreiterung links. Senkung der hinteren oberen 
Gehörgangswand. 
Engere Fragestellung: Tumor des Mittelohres ?. Defekt der oberen hinteren Gehörgangswand ?. 
Antrum ?. Ä ° 
Röntgenbefund: Erbsengroßer, fast knochendichter Tumor, der von hinten her das Lumen des 
äußeren Gehörganges einengt. Scharfbegrenztes, glattwandiges, von einer dünnen Schicht sklerosierten 
Knochens umgebenes Antrum. Aufgehobene Peumatisation. 


Fall II. Klinischer Befund: Höckeriger Tumor im äußeren Gehörgang. 

Engere Fragestellung: Defekt der lateralen Attikuswand. 

Röntgenbefund: Vollkommene Sklerosierung der Pars mastoidea des Schläfebeins. Antrum ohne 
Pneumatisation, scharf begrenzt und glattwandig. Hirsekorngroßer Defekt an der lateralen Wand des 
Recessus epitympanicus. 


Fall II. Klinischer Befund: Exostose im äußeren Gehörgang. 
Engere Fragestellung: Ausdehnung der Exostose ?. Sonstige Veränderungen im Mittelohr ?. 
‘ Röntgenbefund: Große Exstose, die von der vorderen Wand’ des Gehörganges ausgeht und fast 
das ganze Lumen des (Gehörganges einnimmt. Hochgradige Pneumasation des Schläfebeines. 


Zu Fall I, der ebenso wie Fall II wegen seines klinischen Interesses demnächst in einer otologischen 
Zeitschrift ausführlicher besprochen werden wird, sei hier nur bemerkt, daß die parietotemporale Auf- 
nahme des Gehörganges keine Veränderungen erkennen ließ. Es beruht dies wohl darauf, daß bei letzterer 
Einstellung der Zentralstrahl nicht mit der Längsachse des äußeren Geßörganges zusammenfällt und sich 
infolgedessen Veränderungen, die sich in den tieferen Teilen des Gehörganges, insbesonders im hinteren 
oberen Anteil desselben, abspielen der röntgenologischen Darstellung entziehen können. 


‚ Die Brauchbarkeit der im vorhergehenden beschriebenen Aufnahme wird durch die Demon- 
stration der Fälle nachgewiesen. Sie soll die so außerordentlich schwierige Erkennung patho- 
logischer Veränderungen im Bereiche des Schläfebeines bei Erkrankungen des Ohres erleichtern. 


14 | Walter. | XXXI, 1. 


Aus dem Röntgeninstitut des Allgemeinen Krankenhaus St. Georg in Hamburg 
(Oberarzt: Dr. Holthusen). 


Ein Fall von Ulkus-Nische an der großen Kurvatur am operierten Magen. 
Von 
Dr. Fritz Walter, Hamburg. 


(Hierzu Tafel I, Fig. 1 u. 2.) 


Der Lieblingssitz der Ulcera des Magens ist die kleine Kurvatur oder deren nähere Um- 
gebung, vor allem nach der Hinterwand des Magens zu (v. Redwitz). Geschwüre, die ihren 
Sitz an der großen Kurvatur haben, gelten allgemein als Seltenheiten (Lieblein). Nach 
Finsterer und Glaeßner, die eine umfassende Sammıelstatistik operativ behandelter Magen- 
geschwüre der großen Kirau bringen, haben eine ganze Reihe von Autoren mit zum Teil 
großen Beobachtungsreihen überhaupt kein Ulkus der großen Kurvatur gesehen. Insgesamt 
konnten diese Autoren aus der Literatur bis 1914 36 Geschwüre der großen Kurvatur zusammen- . 
stellen. Auch in Kummers Statistik von 1910—1917 über 862 bioptisch und autoptisch 
kontrollierte Fälle von Magengeschwüren finden sich nur 14 Ulcera der großen Kurvatur, 
d. h. 1,6%,,. 

Unter diesen Umständen darf es nicht wundernehmen, daß auch der Röntgenologe nur 
äußerst selten ein Ulkus an der großen Kurvatur zu Gesicht bekommt. Tatsächlich finden sich 
darüber auch nur ganz vereinzelte Angaben in der radiologischen Literatur. So berichten 
Groedel und Levi über einen Fall von doppeltem kallösen Ulcus ventriculi, von denen eines 
in die Milz, das zweite in die Leber perforiert war. Finsterer und Glaeßner beobachteten 
ein in die Milz penetrierendes Ulkus der großen Kurvatur, welches durch die Röntgenunter- 
suchung festgestellt urid operativ bestätigt wurde. Schlesinger beschreibt in seiner Röntgen- 
diagnostik der Magen- und Darmkrankheiten zwei Fälle von röntgenologisch beobachteten 
Ulcera der großen Kurvatur. In einem Falle a) handelt es sich um eine Nische dicht vor 
dem Pylorus, in dem zweiten Falle b) um ein „intramurales Divertikel® der großen Kurvatur 
ausgehend von einem Ulkus. — Kraft beobachtete eine Nische an der großen Kurvatur des 
Korpus, die von einem Ulkus gebildet war, welches nach der histologischen Untersuchung sich 
als karzinomatös erwies. | | 

Es erscheint deswegen gerechtfertigt über einen von uns beobachteten Fall mit der 
gleichen abnormen Lokalisation seines Ulkus einen kurzen Bericht zu geben. 

Es handelt sich um einen 30 jährigen Mann, der am 14. 3. 1921 zum erstenmal das Allgemeine 
Krankenhaus St. Georg aufsuchte. Er klagte über krampfartige Schmerzen in der rechten Oberbauch- 
gegend, die nach seinen Angaben periodisch seit 1915 bestanden. Die Form ihres Auftretens, die 
Superazidität, erweckten klinisch den Verdacht auf ein Duodenalgeschwür, obwohl keine okkulten Blutungen 
bestanden. Bei der Röntgenuntersuchung am 23. 3. 21 wurde denn auch ein Ulcus duodeni festgestellt 
und durch die eine Woche später vorgenommene Operation bestätigt. Außer einem typischen Ulkuskrater 
am Duodenum wurden am Magen selbst keine weiteren Ulcera bemerkt. Es wurde eine Pylorusaus- 
schaltung nach Eiselsberg und eine hintere Gastroenteroanastomose angelegt. Am 23. 4.21 wurde der 
Patient entlassen. Zu Hause war er zunächst völlig beschwerdefrei. Am 5. 8. bekam er plötzlich Blut- 
brechen und Blutabgang durch den Darm und hatte dabei heftig ziehende Schmerzen in der Magengegend. 
Bei seiner Wiederaufnahme ins Krankenhaus wurde mit Wahrscheinlichkeit ein Ulcus pepticum ange- 
nommen. Er machte eine Ulkuskur durch und wurde am 26. X. gebessert entlassen. Am 9. 11. 21 kam 
der Patient abermals ins Krankenhaus. Er klagte über Erbrechen und Schmerzen eine Viertelstunde 
nach dem Essen. Okkultes Blut wurde jetzt mehrfach festgestellt. Der am 17.11.21 von uns erhobene 
Röntgenbefund lautete: | 


Der Patient trinkt nur ?/, Mahlzeit. Der Magen zeigt sich voll Nüchternsekret. Dementsprechend 
entfaltet sich die obere Hälfte des Magenstumpfs leicht. An der Stelle, wo die G. E. sitzt, bietet der 


>. 
r 


. . einer Stunde beendet. Die G. E. zeigt somit gute Funktion. 


G. E. freigelegt. Dieselbe funktioniert gut. Für ein Ulcus L 
T pepticum kein Anhaltspunkt. Am 11.11. 22 kommt der un 7 A 


g XXXI, Lo -Ein Fäll v von Ulkus-Nische an der großen Kurvatur a am operierten- Magen. rn ‚15 
Ber & | ur ' 


Stumpf dem Durchtritt von Barium einen gewissen Widerstand. Die 
G. E. funktioniert erst nach einigen. Minuten. Der oberste Teil - 
_ der Schlinge füllt sich ziemlich prall, dagegen ist der weitere 
_ Transport ins J ejunum' entschieden erschwert. Nach 2 Stunden ist 
‚der Magen trotzdem leer. Auf den Platten (s. Skizze 1) sieht man die 
- Übergangsstelle wenig typisch. Auf 3 Platten findet sich hier ein 
'zerklüfteter Schatten, der viel Ähnlichkeit mit einer Nische hat. 
Hierbei ist jedoch zu bedenken, daß geringe Bariummengen, die eine - 
solche vortäuschen können, auch in der zuführenden Schlinge liegen 
` können. 
` Bei- der Derting des Röntgenbefundes konnte man somit zwi- 
schen der Annahme einer Ulkusnische und einer -Art strangförmiger 
` Abschnürung eines Teils des Jejunums schwanken, welche den Abflug i = 
‚behinderte und den Dünndarm prall aufgefüllt hielt. ` ` / Ment Pert, Zi 
= Trotzdem wurde bei der am 23. 11. 2L vorgenommenen Operation, 
‚bei. der die, Übersicht durch Verwachsungen sehr erschwert wurde, ein 


Skizze 1. | A 7 


Ulkus nicht gefunden. Auch diese Operation, bei der man sich auf Lösen von Verwachsungen und > 


Resektion eines Teils des ‚Netzes beschränken mußte, schaffte dem, Kranken nur Bene Er- 
leichterung. 

-Nach etwa s), jährigem Wohlbefinden kam der Patient am 30. 10. 22 wiederum ins Krankenhaus. 
‚Er klagte erneut über Schmerzen im Leib nach dem Essen. Die Magensaftuntersuchung ergab erhöhte 
_Säurewerte. .Am 1. 11. 22 wurde bei der Röntgenuntersuchung folgender Befund erhoben: 

. Der Magenstumpf entfaltet sich normal; er enthält kein Nüchternsekret. Sofort nach voller Auf- 
“tallung tritt eine hintere G. E. in Funktion, die in Schüben kleinere Mengen entleert. ‚Der Pylorus ist 


nicht ‚durchgängig. Die Platten zeigen die bereits früher be- 


. obachtete Ausstülpung in der Nähe der G. E. (s. Skizze 2), RANN 
"Dieselbe ist etwas größer geworden. Die Entleerung war nach ERSSRTON. N N, 


Möglicherweise handelt es sich um eine divertikelartige Aus- 
»rülpung einer oberen Dünndarmschlinge. 

‚Am folgenden Tage wird die Relaparotomie vorgenommen. 
Nach Exzision der Narbe und Lösen von zahlreichen Ver- 
'wachsungen zwischen Magen, Därmen und Bauchwand wird die 


ON ER RL 
Po N SL, 


an einer Pneumonie ad exitum. NW W 
Bei der Sektion wurde am Magen irendi Befund er- AUG AL N. 


hoben: _Der Pylorusteil ist reseziert. Die Gastroenterostomie- Y H n 


‚stelle ist völlig reizlos, auch der. zu- und abführende Schenkel 


zeigen keinerlei Besonderheiten. Einige Zentimeter oralwärts 20.0. Skizze’ 2. 
von der G. E.-Stelle an der großen Kurvatur findet sich ein i u 
` fünfmarkstückgrößes scharfrandiges Geschwür, dessen mehrere Zentimeter tiefer Grund zum kleineren 
Teile aus knolligem grauen Gewebe, zum größeren Teile aus der Rückwand des Colon transversum be- 
steht. Das Zentrum des Geschwürsgrundes zeigt eine bleistiftdicke Perforationsöffnung, die mit dem 
Colon transversum kommuniziert. Die Umgebung des Geschwürs. besteht aus einem derben fibrösen 
Gewebe. Die genaue histologische Untersuchung des Geschwürsrandes ergibt nirgends einen Anhalte- 
punkt für eine karzinomatöse Degeneration. | 


i 


Es handelt sich also um ein großes penetrierendes, in das Colon transversum perforiertes 
 Geschwür der großen Kurvatur, in der Nähe der Gastroenteroanastomose. Es kann keinem 
Zweifel unterliegen,- daß der Röntgenbefund schon bei der Untersuchung am 17. 11. 21 mit 
der eigentümlichen. Ausstülpung im Füllungsbilde des Magens, der mit einer Nische verglichen 
wurde, durch das Ulkus hervorgerufen war; daß das Geschwür also schon damals bestand. Die. 
Skizze 1 sowie Fig. 1 auf Tafel I gibt den damaligen Röntgenbefund wieder. Direkt in Deckung 


mit der G. E.-Stelle geht von der großen Kurvatur eine Nische aus, deren Kontur auf der einen 
' Platte nur auf der linken Seite scharf war, im übrigen aber mit Jejunumschlingen in Deckung 


lag. Auch der ein Jahr später erhobene Röntgenbefund vom 1.11. 22 (s. Fig. 2 auf Tafel I) 
zeigt einen. gestielten, der groben, Kurvatur auhlingenden Schatten. Jedoch ist der Röntgen- 


46 | | | Walter. | XXXI, 1. 


befund ‘selbst nach Kenntnis des Sektionsbefundes recht schwer zu deuten. Die Nischenkontur 


.. geht beiderseits ihres Stieles in größeren Schattenflecken unter, die keine Dünndarm-Fiederung 


zeigen und nachträglich als partielle Füllung des Colon transversum aufgefaßt werden, obwolıl 
eine haustrale Segmentation fehlt. Zur direkten Diagnose eines Ulkus der großen Kurvatur 
konnten wir uns aber wegen der Ungewöhnlichkeit dieser Lokalisation und auch deswegen nicht 
entschließen, weil die Deutung der Röntgenbilder operierter Mägen stets durch die gesetzten 
Veränderungen außerordentlich erschwert ist. 

Auch in diesem Falle handelt es sich ähnlich wie in den anderen vier radiologisch be- 
obachteten Ulcera der großen Kurvatur um perforierende Geschwüre. Die Neigung dieser 
Ulcera zur Perforation wird auch von Finsterer und Glaeßner hervorgehoben. | 

Zur Klärung der Frage, ob die klinischen Erscheinungen des Ulkus der großen Kurvatur 
‚Ihr eigenes Gepräge haben, läßt sich der vorliegende Fall nur mit Einschränkungen verwenden, 
da hier die von der Operation als solcher herrührenden Beschwerden (Verwachsungen!) das 
Bild verwischten. Der erste auf‘ ein Ulkusrezidiv hinweisende Befund war das Blutbrechen, 
die krampfartigen Magenschmerzen und ein umschriebener Druckpunkt links neben dem Nabel. 
Für die pylorusfernen Ulcera der kleinen Kurvatur betont Geilinger diesen sehr heftigen und 
scharf begrenzten Druckschmerz über der Nabelhorizontalen in der Medianlinie oder links 
davon, aber nie rechts. In diesem Falle entsprach der Druckpunkt genau der Lokalisation des 
Ulkus. Die klinische Bedeutung des periodischen, intermittierenden Auftretens der Beschwerden 
beim Geschwür des Magenkörpers, auf die in letzter Zeit besonders hingewiesen ist, sehen wir 
auch bei unserem Ulkus der großen Kurvatur bestätigt. 

Was die Entstehungsursache des Geschwürs in diesen speziellen Falle anbelangt, so sind 
wir nur auf Vermutungen angewiesen. Bei der Nachbarschaft zwischen der Gastroentero- 
anastomose und dem Geschwür liegt es natürlich nalıe, an einen ursächlichen Zusammenhang 
beider zu denken. Diese könnte man einerseits in dem operativen Eingriff als solchem sehen. 
Heyrowsky (zit. nach v. Redwitz) weist auf die Gefahr eines Ulkusrezidivs bei der Gastro- 
enteroanastomie hin, wenn dieselbe am gastritisch veränderten Magen angelegt ist; und v. Red- 
witz empfieblt nicht auf der Höhe der Schmerzattacke zu operieren, damit die Resektion nicht 
an einem derart veränderten Magen vorgenommen wird. In unserem Falle wurde die Eisels- 
berg:Operation gleichsam in einem solchen Reizstadium ausgeführt, da der Patjent wegen 
ständig starker nächtlicher Schmerzanfälle zum Eingriff drängte. 3!/, Monate später traten 
einwandfreie Ulkussymptome auf. Man könnte andererseits aber auch an mechanische Schäden 
denken, die durch die Nähe der G. E. hervorgerufen wurden, oder an eine Störung der Er- 
nährung dieses Teils der Magenwand. Doch müssen es Bedingungen sein, die nur diesen einen 
Fall betreffen, da es sich hier um einen besonderen Ausnahmefall handelt. 


~ 


A 


Literatur. 


\ Finsterer und Glaeßner, Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., Bd. 27, S. 126. 
Geilinger, Schweizer med. Wochenschr., Jahrg. 51, Nr. 2, S. 25 - 33. 
Groedel und Levi, Zeitschrift f. Röntgenkunde, Bd. 14 1912, S. 121. 
Kraft, Fortschr. a. d. Gebiete d. Röntgenstr., Bd. 27, S. 632. | 
Kummer, zit. nach Geilinger. 
Lieblein und Hilgenreiner, Dtsch. Chir., Lief. 46c. 
v. Redwitz, Beitr. z. kl. Chir:, Bd. 122, H. 2, S. 305. 
Schlesinger, Röntgendiagnostik der Magen- u. Darmkrankheiten 1917. a) 5. 144, b) S. 123, 


XXXI, 1. =~ Ein Beitrag zur Röntgenkymographie. 17 


Aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien (Prof. K. F. Wenckebach). 


Ein Beitrag zur Röntgenkymographie. 
r | Von 
Dr. Karl Hitzenberger und Dr. Leo Reich. 


Die von Gött und Rosenthal!) geschaffene Röntgenkymographie hat bisher keine 
neuen Erkenntnisse gefördert; denn die von den Erfindern der Methode angekündigten physio- 
logischen Arbeiten sind noch nicht erschienen. Diese Methode sollte der Registrierung der 
Pulsationen röntgenographisch darstellbarer innerer Organe dienen; Gött und. Rosenthal ver- 
öffentlichten ausschließlich Pulskurven des Herzens und der großen Gefäße; da diese hinter den 
mit anderen Methoden (Rußkurven, Elektrokardiogramm usw.) gewonnenen Kurven: hinsicht- 
lich Detailreichtums weit zurückstehen, wurde die Röntgenkymographie wiederum verlassen. 

Unseres Erachtens ist der Wert der Röntgenkymographie in der Möglichkeit gelegen, mit 
ihr Pulsationen von tief im Körperinnern gelegenen Organen, die sonst keiner Registriermethode 
zugänglich sind, deren Pulsationen uns nur von der Schirmdurchleuchtung bekannt sind, 
graphisch zu registrieren. | 

Die Röntgenkymographie soll also nicht eine Konkurrenz der oben genannten besseren 
' graphischen Methoden sein, sondern ausschließlich dort benützt werden, -wo es keine andere 
Möglichkeit der objektiven Registrierung gikt. 

'Um nun zwei oder mehrere in verschiedenen Richtungen pulsierende Organe gleichzeitig 
kymographieren zu können (z. B. den von rechts nach links pulsierenden linken Ventrikel 
und die von oben nach unten pulsierende Leber), mußten wir den Kymographen von Gött und 
Rosenthal umkonstruieren, da mit dem von diesen angegebenen Apparat mehrere Pulsationen 
nur dann gleichzeitig registriert werden können, wenn die Pulsationsrichtung in allen Fällen 
die gleiche ist. l 


Gött und Rosenthal verfuhren folgendermaßen: Im Rücken des zu Untersuchenden befindet 
sich die Röntgenröhre; dicht vor ihm ein Bleischirm, der in der Höhe der linken Brustwarze einen 3,5 mm. 
breiten horizontalen Schlitz trägt. Das Spaltbild wird nun auf einer vertikalen von unten nach oben 
bewegten Platte photographiert. Sie erhielten so auf der Platte ein wellenförmiges Schattenbild des Herz- 
teiles, auf welchen der Spalt eingestellt war. Sie verfertigten so Kurven des linken Ventrikels, rechten 
Vorhofes, der Aorta und Arteria pulmonalis; alle diese Herzteile pulsieren in transversaler Richtung und 
wurden demgemäß mit horizontalem Spalt auf einer vertikal bewegten Platte geschrieben. 

Um nun Pulsationen in verschiedenen Richtungen gleichzeitig registrieren zu können, brauchen 
wir teils horizontale, teils vertikale Spalte, vor denen Platten in jeweils auf die Spaltrichtung senkrechter 
Bewegung vorbeigeführt werden. Um Synchronität der Bewegung und damit Vergleichbarkeit der Kurven 
zu erzielen, wird nur eine einzige Antriebskraft benützt, die Platten hintereinander .an einer Schnur be- 
festigt; leitet man diese Schnur über mehrere sinngemäß angebrachte Rollen, so kann man damit ver- 
schiedene Bewegungsrichtung der Platten erzielen. 

Unser Apparat (Abb.) besteht aus einem großen rechteckigen Bleischirm (67 ><47‘ cm) in einem 
Holzrahmen und ist mit Fournierholz unterlegt, sein längerer Durchmesser steht horizontal. In der Mitte, 
nahe dem unteren Rande, befindet sich ein vertikaler Spalt (v. S.), der 6 cm lang, 3'/, mm breit ist. Ein 
zweiter kleinerer Bleischirm (60 > 29 cm) befindet sich von der Röhre aus gesehen links (auf der Abb. 
rechts) und ist an der Hinterseite des großen Schirmes durch Scharniergelenke um seine längere Kante 
aufklappbar befestigt. Sein längerer Durchmesser steht senkrecht, sein oberer Rand in derselben Höhe 
wie der obere Rand des großen Schirmes, während ihn sein unterer Rand um 13 cm überragt. Der 
kleine Schirm trägt einen horizontalen Spalt (h. S.), welcher 33 cm vom oberen, 27 cm vom unteren, 
12 cm vom rechten, 10 cm vom linken Rand entfernt, 6 cm lang und 3!/, mm breit ist. 

Demnach beträgt die Entfernung der Spaltmitten in horizontaler Richtung 21, in vertikaler 4 cm. 
Diese Abmessungen sind nach unserer Erfahrung für verschieden gebaute Menschen optimal brauchbar, 


1) Münchn. med. Wochenschr. 1912, Nr. 38, Seite 2038. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 8 
i ; 


18 Hitzenberger und Reich. | XXXI, 1 


während die äußeren Dimensionen des Schirmes dem Wenckebach Stativ angepaßt sind, in dessen Platten- 
hälter der Apparat einfach eingeschoben wird. In Ermangelung des Universalstatives von Wenckebach 
benötigt man einen einfachen Ständer für den Apparat. 


CEL EEEN a LSIIIIG ALAIA = IR IHÄSICTIES SIEB STITT EI ES ERS LEG ILS GE LÄÄS TIL LER GL - 
am _ = je 


An dem horizontalen Spalt wird eine 18 >< 24 cm Kassette (K1) in vertikaler Richtung, an dem 
vertikalen Spalt eine (X2) in horizontaler Richtung vorbeigezogen. Zu diesem Zwecke besitzt jede Kassette 
an einer Längsseite 2 Haken, welche auf einer in der Bewegungsrichtung angebrachten Führungsstange 
(F1, F2) gleiten. Die Zugschnur ist an der oberen Schmalseite der vertikal bewegten Kassette be- 
festigt, zieht senkrecht nach aufwärts, läuft über eine Rolle (R1), welche auf dem oberen Rande des 
kleinen Bleischirms befestigt ist, zieht von dort horizontal bis zum linken Ende des Schirms, dort über 
eine zweite Rolle (R2) am großen Bleischirm senkrecht nach abwärts. In der Höhe der horizontalen 
Führungsstange (F2) bfiendet sich eine dritte Rolle (R3). Über diese läuft die Schnur nunmehr in 
horizontaler Richtung und spannt sich vom linken bis zum rechten Ende des großen Bleischirmes.. Am 
rechten Ende des letzteren kann die Schnur mittels Kurbel und Zahnradübersetzung auf einer Welle (W) 
aufgewunden werden. In ihrem horizontalen Verlaufsstück kann die Schnur mittels einer Klammer (KU) 
an der Längsseite der horizontal bewegten Kassette befestigt werden. 

Wird die Schnur auf der Welle aufgewunden, so bewegen sich beide Kassetten, die eine in ver- 
tikaler, die andere in horizontaler Richtung, gleichzeitig, gleichmäßig und gleich weit. Der Antrieb wird 
bei unserer Vorrichtung manuell bewerkstelligt; dadurch kommt wohl manchmal eine Ungleichförmig- 
keit der Bewegung zustande, indem man bald schneller, bald langsamer dreht. Diese Ungleichförmigkeit 
stört aber nicht, weil beide Kurven gleichsinnig betroffen sind, daher trotzdem von den Ausgangspunkten 
gleich weit entfernte Punkte synchron sind. 


Eine wesentliche Erleichterung der Röntgenkymographie bedeuten die doppel® begossenen 
Röntgenfilms, da sie mit doppeltem Verstärkungsschirm bei der kurzen Expositionszeit (ca. !/,, Se- 
kunde) noch recht kontrastreiche Kurven liefern. Ein weiterer Vorteil der Filme ist, daß man 
sie vor Gebrauch in passende Streifen schneiden kann. Die mit diesen armierten Kassetten 
werden nur so schnell bewegt, daß sich eine Herzrevolution auf einem ca. 2 cm langen Weg- 
stück abbildet. Bei schnellerer Bewegung werden die Kurven zu flach. Die Röhre leuchtet 
durch.8—10 Sekunden bei voller Belastung wie für Thoraxmomentaufnahmen. Die Exposition 
der Filme wird so durchgeführt, daß zuerst die Röhre eingeschaltet wird, dann beginnt 
die Bewegung der Filmstreifen, und erst wenn diese wieder einige Augenblicke in Ruhe sich 
befinden, wird die Röhre ausgeschaltet. Auf diese Art werden Anfang und Ende der Kurven 
scharf markiert und dadurch die Isochronen zur Ausmessung der Kurven vorgezeichnet. 

Zweck dieser Mitteilung ist, die technische Seite der Röntgenkymographie zu verbessern. 
Die damit gewonnenen Ergebnisse, die wir über die Pulsationen der Leber und des Hilus ge- 
wannen, erscheinen an anderem Orte. 


e a o a a mm a e 


. XXXI, 1. | Einige röntgentechuische Kleinigkeiten. 19 


Einige röntgentechnische Kleinigkeiten. 
Von 
Dr. med. A. Zeitlin 


(Dozent an der II. Moskauer Universität, Leiter der Röntgenabteilungen des Mosk. 
Tuberkulose-Instituts und des Mosk. Klinischen Instituts). 


1. Einfaches Fokometer. Einige Autoren haben Fokometer beschrieben, bestehend aus einem 
auf verschiedener Höhe angebrachten Drahtnetz oder treppenförmig angeordnetem gespannten Draht. Die 
Röntgenaufnahme eines solchen Fokometers zeigt verschiedene Schärfe des Drahtes. Je schärfer der 
_ Röhrenfokus ist, desto schärfere Linien bekommen wir auf der Platte. Meine Modifikation besteht aus 
einem Kartonkagel, dessen Durchmesser an der Basis 7 cm beträgt und der 14 cm hoch ist. Auf dem 
Kegel sind Drahtringe angebracht ',, mm dick. Die Distanz zwischen je 2 Ringen beträgt 1’/, cm. Zur 
Prüfung der Schärfe einer Röhre genügt eine Platte von 8><8 cm. Dank der konzentrischen anordnung 
der Ringe ist es sehr leicht, die relative Schärfe der erhaltenen Linien zu vergleichen. 


2. Lichtstrahlzentriervorrichtung. In der Mitte eines niedrigen Zylinders aus Pappe oder 
Holz, der gerade in die Öffnung eines Tubus paßt (Albers-Schönberg-Blende, Lambertzstativ usw.) ist 
Senkrecht zu seinem Boden eine Metallröhre angebracht, welche etwa 
= 17—18 cm lang und 2 cm breit ist. Durch eine seitliche Öffnung (Fig. 1) 
wird in das Innere dieser Röhre ein Taschenlaternenlämpchen eingeführt, 
das mittels eines Schnürchens mit einer kleinen Batterie verbunden ist- 
Das obere und untere Ende dieses Metallroßres wird durch ein in der 
Mitte durchbohrtes Stück Papier verschlossen. Da das Metallröhrchen 
in der Längsachse des Tubus steht, so muB der Lichtstrahl aus dem 
Lämpchen mit dem Zentralstrahl der Röntgenröbre zusammenfallen. An 
dem Spiegel der Antikathode seben wir einen kleinen runden Lichtpunkt. 
Durch Hin- und Herbewegen der Röhre können wir dieselbe so einstellen, 
daß dieser Lichtpunkt gerade auf den Röhrenfokus fällt, der leicht auf 
dem Plattenspiegel kenntlich ist. Gleichzeitig bekommen wir einen zwei” 
ten runden Lichtfleck aus der unteren Öffnung des Metallrohrs, der auf 
das Zentrum der Platte, oder wenn der Patient darauf liegt, auf die 
Mitte des aufnehmenden Feldes einzustellen ist. Der Vorteil dieses 
Apparates besteht darin, daß die ganze Einstellung nicht bei arbeitender 
Röntgenröhre zu erfolgen hat, sondern bei gewöhnlichem Licht durch 
führbar ist. Besonders bequem ist diese Vorrichtung bei Vertikalauf- 
nahmen, wenn der Tubus horizontal stehen muß und kein Lot anzubringen 
ist. Dabei wird gleichzeitig die Röhre: zentriert und das Aufnahmefeld richtig eingestellt. 


3. Ein einfacher Filmhalter für Aufnahmen der Zähne des Unterkiefers. Die intra- 
orale Aufnahme der Zähne des Unterkiefers stellt große Forderungen an den Arzt sowie an den Patienten 
wegen der Schwierigkeit der völligen Ruhestellung des Unterkiefers bei offenem Munde und des Fest- 
haltens des Films während der Aufnahme. Dazu dienen mehr oder minder komplizierte Filmhalter. Ich 
habe ein Blechplättchen anfertigen lassen, etwa 3><4 cm groß mit abgerundeten Ecken, welches an einer 
Seite mit einer dünnen Bleischicht belegt ist. An der oberen Längsseite des Blechstückes sind zwei kleine 
Drahthäkchen vertikal zur Plattenebene angebracht. Außerdem ist die Platte mit einem kleinen Hand- 
griff, welcher ebenfalls aus Draht hergestellt ist, versehen. Die Häkchen sind links für rechtsseitige 
und rechts für linksseitige Zahnaufnahmen bestimmt. An diese Häkchen wird ein Stück Kork befestigt. 
An die Bleiseite des Filmhalters legt man ein passend zugeschnittenes Stück Film in schwarzer Papier- 
packung und wickelt das Ganze nochmals in Pergamentpapier ein. Mittels des Handgriffs wird der 
Filmhalter leicht an die nötige Stelle gebracht und durch Zubeißen des Korls festgehalten. Dadurch 
wird völlige Ruhigstellung des Unterkiefers erzielt. Die Plättchen können selbstverständlich ihrer Billig- 
keit wegen in verschiedener Größe und Form angefertigt werden. Sie sind leicht auf der Spiritusflamme 
-zu sterilisieren und der Kork wird nach jeder Aufnahme gewechselt. 


4. Ovale Blenden. Die meisten Stative sind mit runden Blenden versehen. Für längliche Ob- 
jekte ergibt sich dabei ein zu kurzes und zu breites Gesichtsfeld. Daher hat Albers-Schönberg für 
3* 


Me Sma e 7, Rönn. m -XXXL 


TE Aufnahmen seine Kasteriblende konstruiert. Sie ist 'sehr bequem und praktisch für Glieder- 
untersuchungen, -aber bei Kompressionsaufnahmen wie z. B. der Lendenwirbel, Ureteren u. a. wirken die 
Ecken störend. In allen solchen Fällen gebrauche ich eine Blende in Form eines Längsovals, deren 
Längsdurchmesser etwa 18 cm und Querdurchmesser 11,5 cm beträgt. ' Diese’ Blende deckt allen 
eine Platte 18><24 und auf einer Platte 24><30 bekommt man leicht zwei parallele Aufnahmen, wie z. B. 
ein Unterschenkel ventrodorsal und lateral. 


7 Eine der häufigsten und billigsten. Blenden für Durchleuchtungszwecke ist die Sommersche 


Hängeblende nach Holzknecht. Ihre Vorteile bestehen in ihrer leichten Beweglichkeit und Hand- - 


‚habung. Ihr: Nachteil ist- zu kleine Fokusobjektdistanz und die damit verbundene Vergrößerung des 
Bildes. Ich habe einen Bleitubus anfertigen lassen, der an die Häkchen des Kreuzorthodiagraphs be- 
festigt wird.‘ Die Beweglichkeit der Blende wird dadurch keinesfalls gestört. Die Entfernung der Blende 
von der Holzstützwand kann nach.Belieben durch Ansatz eines passenden Kartons oder dünnen Holzstücks 
noch vergrößert werden. Die Bilder auf dem Schirm (oder auf der Platte) dank dem Tubus fallen selbst- 
verständlich viel schärfer aus, und da die Fokusschirmdistanz verlängert ist, wird die Verzeichnung des 
Bildes auch geringer. Bei dieser Anordnung erziele ich gleichzeitig die Vorteile eines Tubusstativs mit 
einer leichtbeweglichen Blende mit leichter Diaphragmierung. 


6. An die Hängeblende kann auch ein pneumatischer Zeichenapparat angebracht werden, wie 


beim Moritzschen Orthodiagraph. . Das Papier, auf welches der Stift zeichnet, spanne ich an die hintere - 


- Fläche der Stützwand. Um nicht verkehrte Bilder zu bekommen, muß das Papier durchsichtig‘ sein und 


` "von der Rückseite betrachtet werden, oder noch besser mit Kopierpapier unterlagert werden. Diese Vor- 


richtung kann den Osthodisgraph selbstverständlich nicht ersetzen, ist jedoch für Massenuntersuchungen 
sehr geeignet. | 


7. Ein unentbehrliches Hilfsmittel bei Röntgenaufnahmen sind die Sandsäcke. Nun gebrauche ich 


dazu noch Mehlsäckchen verschiedener Größe. Bei denjenigen Aufnahmen, wo das Objekt nicht fest 


an der Platte. anliegen kann, wie z. B. bei verschiedenen Ankylosen, Verkrümmungen, Krallhand usw. 
und wo sich dadurch über der Platte ein größerer Luftraum bildet, sind diese Mehlsäckchen verwendbar, 
um den leeren Raum auszufüllen. Da die Strahlen im Mehl etwa ebenso absorbiert werden wie im Körper- 
gewebe, so-werden die Aufnahmen durch die sekundären Strahlen weniger beeinflußt als bei Vorhanden- 
sein eines leeren Luftraumes. Die Bilder fallen .daher viel schärfer aus, wie man sich leicht an Ver- 
- gleichsaufnahmen: überzeugen kann. Dabei liegen die kranken, oft 'geschwollenen und schmerzhaften 
Glieder auf weicher gleichmäßiger Mehlunterlage viel bequemer und ruhiger als ohne sie. 


8. Es wäre sehr wünschenswert, auch in der Dunkelheit‘ beim Durchleuchten. seine Meßapparate l 


kontrollieren zu können. Ein Licht, wie klein es auch sei, wirkt immer störend. Deshalb möchte ich 
.den Wunsch aussprechen!), die Meßinstrumente: Milliamperemeter, Voltmeter, Bauer-Qualimeter mit leuch- 
‚tenden Ziffern und Zeigern zu versehen, wie es an den bekannten leuchtenden Taschenuhren der 
Fall ist. Es wäre damit gleichzeitig auch ein gutes Mittel zur Kontrolle der Dunkeladaption gegeben. 


l 


 Mikeilung aus dem I. Zentral- Röntgen-Institut an der Universität Budapest. 
Direktor: Prof. Dr. Bela Kelen.) 


- Die Verwendung von plastischer Abdeckmasse in der Röntgentherapie. 
er | Von 
ee Dr. Alfred Röna ?). 


Bei Röntgenbestrohlung pflegt man gewöhnlich die benachbarten Hautpartien durch Auflegen von 
bleihaltigen Gummiplatten während der Bestrahlung zu schützen. Diese Schutzmaßnabme ist an flachen 
. Körperteilen wie Bauch, Brustkorb usw. leicht durchführbar. Schwieriger ist dies, wenn es sich um den 
Schutz von: -Körperteilen handelt, ‘wo Erhöhungen und Vertiefungen vorkommen, wie z. B. am Gesicht. 

Diese Aufgabe wird durch den Umstand erschwert, daß für die zu schützenden Hautpartien haupt- 
sächlich bei Kankroiden und Lupus faciei, die von ganz verschiedener Form und Größe sind, Gummi- 
platten für jeden einzelnen Fall eigens zugeschnitten werden müssen. Infolge ihrer mangelhaften Schmieg- 


u 3) Dieser Wunsch. ist bereits erfüllt, siehe „Holzknecht und J ahoda, Dench ken": „Fort- 
schritte“, Éd. XXIX, Heft 4, S. 501. Schriftleitung. 
| 9 hii gehalten im SPa Arzte-Verein im Dezember 1922. 


t l 1 
t 


XXXI, 1. Die Verwendung von Ne Abdeckmasse in der Röntgentherapie. 21 
samkeit legen sich diese Gummibeläge nicht genau an, und verschieben sicb leicht. Das ganze Verfahren 
ist überdies kostspielig. 

Diese Nachteile werden aufgehoben durch Anwendung einer plastischen. Masse, die Herr Prof. 
Dr. Kelen jm Jahre 1922 auf dem Berliner Röntgenkongreß demonstriert hat. 

Die Herstellung dieser Abdeckmasse geschieht folgendermaßen: 1 Gewichtsteil Minium und 1 Ge- 
wichtsteil fein pulverisierter Bildhauerton werden gleichmäßig vermengt und mit einer '/, proz. Sublimat- 
lösung zu einer plastischen Masse 'verknetet. Minium, auch Bleisuperoxyd (Pb, O,) genannt, ist ein 
scharlachrotes Pulver mit einem Bleigehalt von 91], 

Die fertige Masse enthält 40°], Blei: eine 1 cm starke Schicht derselben entspricht demnach einer 
4 mm starken Bleiplatte und ist für Röntgenstrahlen praktisch undurchdringlich, Die Konsistenz dieser 
Abdeckmasse gleicht dem plastischen Bildhauerton: sie kann deshalb mit den Händen leicht. geknetet 
und modelliert werden, schmiegt sich jeder Oberfläche gut an, haftet gut, ohne klebrig zu werden. Die 
Masse kann gut sterilisiert, kann des öfteren benützt werden und ist, in einem geschlossenen Gefäß mit 
. einem nassen Tuch bedeckt, unbegrenzt haltbar. Sollte die Masse mit der Zeit doch eintrocknen, so 
kann sie durch gründliches Durchkneten mit Wasser leicht wieder gebrauchsfähig gemacht werden. 

In folgendem berichte ich über unsere Erfahrungen, die mit dieser Masse auf unserer Abteilung 
gemacht wurden. 

Die Versuche haben wir mit (dem Radio-Silex-Apparat bei großer Intensität, extrem harter Strah- 
lung ausgeführt. (90 KV Effektiv, 8 MA, ', mm Zn. + ja mm Al-Filter, äußerste Wellenlänge der 
Röntgenstrahlen 0-1 Ä, 32 °| ` Tiefendosis bei 30 cm Haut-Fokus-Distanz.) 

Zunächst wurden a Messungen mit miniumhaltiger Abdeckmasse und Bleigummiplatten 
vorgenommen, welche folgende Mittelwerte ergaben: 

1’/, mm starke Bleigummiplatten ließen 17°/, der Strahlungsenergie durch. Dieselbe Durchlässig- 
. keit haben wir bei tj cm dicker Abdeckmasse beobachtet. Eine 2 mm starke beidseitig mit Leder be- 
deckte Bleigummiplatte hat ungefähr '/,°/, der Strahlung durchgelassen. Eine 1 cm starke Schicht der 
 Abdeckmasse hat keine meßbaren Strahlen mehr durchgelassen. Die Messungen wurden mit dem neuen, 
sehr empfindlichen Intensimeter von Fürstenau vorgenommen. 

Die Abdeckmasse haben wir in der Praxis bei 34 Patienten in 58 Fällen angewendet. Die Patienten 
stehen nun schon seit sechs Monaten unter Kontrolle und bei keinem wurden Haarausfall oder ander- 
weitige sekundäre Veränderungen beobachtet. 

Wenngleich die plastische Abdeckmasse den bedeckten Hautpartien vollkommen Schutz gewährt, 
so vermögen sie naturgemäß nicht zu verhindern, daß die bedeckten Teile von den bestrahlten Nachbar- 
stellen her sekundäre Streustrahlung erhalten, doch haben unsere Beobachtungen gezeigt, daß die Sekundär- 
strahlen nie einen so hohen Grad ee daß sie an den bedeckten Teilen ne bewirken 
können. 

` Die sekundären Sireustrahlängen kaben wir dürch Meßversuche kontrolliert. Diese Versuche haben 
wir mit einem Wasserphantom mit 20><20 cm ÖOberflächendurchmesser durchgeführt. Die Selenzelle 
des Intensimeters wurde umgedreht, so, daß die zu bestrahlende Fläche der Wasseroberfläche zugeweridet 
war, und wurde durch Auflegen einer 3 cm starken Abdeckmasseschicht vor der direkten Bestrahlung 
geschützt. Hierauf wurde das Wasser aus einer Entfernung von 10 cm bestrahlt, so daß die Zelle nur 
sekundäre Strahlen erhielt. Naturgemäß liefert härtere Strahlung. einen größeren Prozentsatz von Sekun- 
därstrahlen. 

Mit. verschiedenen Filtern ergaben sich hierbei folgende Werte: Mit !/, mm Zinkfilter, die Zelle 
mit 3 cm Abdeckmasse bedeckt, betrugen die Sekundärstrahlungen 9-8°/, der Gesamtstrahlung, mit 5 mm 
Al-Filter 7°8°/,, ohne Filter 5°4°/,. Diese Werte wurden auch durch die Praxis bestätigt, besonders in 
Fällen, wo wir aus vitalen Indikationen über die Haut-Einheits-Dosis hinausgegangen sind. So sind 
. wir in drei Fällen, wo ein Karzinom fast die Hälfte des Gesichtes zerstört hatte, bis zu 120°), über die 
HED gegangen und in keinem dieser Fälle haben wir sekundäre Veränderungen an den von der Abdeck- 
masse bedeckten Teilen wahrgenommen, 


22 Pokorny-Weil.  XXXL1. 


(Aus dem Röntgenlaboratorium der mediz. Universitätsklinik Jaksch-Wartenhorst in Prag.) 


Zur Kenntnis der grobknotigen Form der Pneumonokoniose. 
Von 
Dr. Lilly Pokorny-Weil. 
(Hierzu Tafel II, Fig. a.) 


Jaensch (1) beschrieb vor einiger Zeit drei Fälle einer bisher im Röntgenbilde nicht- 
beobachteten Form von Pneumonokoniosen, die er als die „grobknotige* Form bezeichnet. Die . 
Fälle zeigen neben der Tüpfelung beider Lungenfelder, wie sie bereits A. Weil(2), Entin (8), 
Staub-Oetiker(4), Aßmann(5) und zuletzt auch Böhme (6) beschrieben haben, hühnerei- 
bis apfelgroße, ziemlich intensive, unregelmäßig, aber scharf begrenzte, tumorähnliche Schatten 
im Lungenfelde. Atiologisch kamen verschiedene pathogene Staubarten in Betracht. 

Im folgenden möchte ich im Auftrage meines Chefs, Professor Jaksch, einen Fall mitteilen, 
welcher wohl als eine Kombination der grobknotigen mit der bekannten feinfleckigen Form 
der Pneumonokoniose aufzufassen ist. 


| Franz R, 60 jähriger Eisengießer, sucht im Dezember 1921 wegen Atembeschwerden die Ambulanz 
der Klinik Jaksch auf. Auf Grund des bei ihm erhobenen Röntgenbefundes, der später mitgeteilt werden 
soll, wird er auf die Klinik aufgenommen. 

Anamnese: Familienanamnese o. B. Früher nie krank gewesen. Seit 1916 Schmerzen im Nacken, 
Mattigkeit, leichte Ermüdbarkeit bei der Arbeit. Nach einiger Zeit Atembeschwerden, Husten, gelegent- 
lich Hämoptysen. Im Jahre 1918 machte er eine Grippe durch, ohne daß nachher eine Verschlechterung 
in seinem Zustand aufgetreten wäre. Während der ganzen Zeit fieberfrei. 

Status praesens: Patient ist mittelgroß, von kräftigem Knochenbau und mäßig entwickelter Mus- 
kulatur. Gewicht: 57 kg. Blaß. Panniculus adiposus gering. Keine Ödeme. keine Exantheme. 

Kopf: o. B. Hals: Keinerlei Drüsen. Thorax: Lang, mäßig, gewölbt.e Lungen: Atemfrequen? 
nicht erhöht. Perkussion: Rechts in der Fossa supraspinata bis zum Dornfortsatze des ersten Brust- 
wirbels eine Dämpfung, sonst o. BB Auskultation: In- und exspiratorisches Rasseln über beiden 
Lungen. Pektoralfremitus: Nicht verstärkt. Herz: In normalen Grenzen, keine Geräusche, zweiter 
Aortenton akzentuiert. Puls: Gut gefüllt, rhythmisch, 68 in der Minute. Abdomen: Unterhalb des 
Thoraxniveaus. Extremitäten: o. B. Patellarsehnenreflexe: Auslösbar. Blutbefund: Erythro- 
zyten 4920000. Leukozyten 9000. Davon: Lymphozyten klein 19. Lymphozyten groß 3. Große mono- - 
nukleäre 3. Übergangszellen 1. Polynukleäre eosinophile 4. Polynukleäre neutrophile 70. 

Röntgenuntersuchung: 31. Į. 1921 (siehe AnbulgUDg a, Tafel II). 

Zwerchfell: Beiderseits gut beweglich. 

Lungenfelder: In beiden Lungenfeldern zahllose hirsekorn- bis linsengroße, ziemlich intensive 
und scharf begrenzte Schattenfleckchen. Im rechten Oberfeld erscheinen diese disseminierten Fleckchen 
nur spärlich, Rechts etwa an der Grenze von Ober- und Mittelfeld ein mehr hinten gelegener, etwa 
hühnereigroßer, ziemlich intensiver Schatten, der scharf und nahezu eckig begrenzt ist. An der unteren 
Grenze des Mittelfeldes und im Unterfelde je ein ähnlicher ca. kirschgroßer, intensiver, aber etwas weniger 
scharf begrenzter Schatten. Im Mittelfeld außerdem stark vermehrte Strangzeichnung, speziell zwischen 
den zwei kleinen Schatten. Links: in den unteren Partien des Oberfeldes ein mehr vorn gelegener, 
über mandelgroßer Schatten, außerdem im Mittelfeld und zum Teil im Unterfeld stark vermehrte Strang- 
zeichnung. 

Spitzen: Frei. 

‚Hilus: Keine sicheren pathologischen Veränderungen. Verkalkung sämtlicher Rippenknorpel. 

Verlauf: Temperatur während des fünfwöchentlichen Aufenthaltes an der Klinik stets normal. 
Die wiederholt vorgenommene probatorische Tuberkulin-Injektion (A.-T. K. bis 5 mg!) zeigte weder Stich-, 
Herd- noch Allgemeinreaktion. Im Sputum (wiederholt untersucht) keine säurefesten Stäbchen nach- 
weisbar. 

Im Hinblick darauf, daß der Mann seit 47 Jahren Eisengießer ist und als solcher konstant in einer 
eisenstaubreichen Atmosphäre, die gleichzeitig viel Sandsteinstaub enthält, arbeitet, wurde eine Pneu- 
monokoniose diagnostiziert und der Patient unter dieser Diagnose vom Chef der Klinik, Prof. Jaksch, 


XXXI, 1. ° Zur Kenntnis der grobknotigen Form der Pneumonokoniose. 28 


in der Vorlesung vorgestellt. Welche Unterart vorliege, ob Siderosis oder Chalikosis oder eine Kombi- 
nation beider, war nicht möglich zu entscheiden. Der Patient war schon damals dem Betrieb seit Mo- 
naten fern; daher war es nur leicht begreiflich, daß die Berlinerblau-Rektion mit Ferrozyankalium zum 
Nachweis des Eisens im Sputum (7) negativ ausfiel. Die Untersuchung des Sputums auf Kieselsäure 
(SiO,) wies diese in minimalen Spuren nach, einen Befund, den wir jedoch nicht zu hoch gewertet wissen 
wollen, nachdem bisher nichts darüber bekannt ist, ob Kieselsäure nicht auch im Sputum des Gesunden 
vorkommt und — falls dies der Fall ist — in welchen Mengen. Versuche mit dem Sideroskop, wie sie 
A. Weil(2) in einem von ihm beschriebenen Fall unternommen hat, wurden nicht ausgeführt, da wir 
uns von diesem Verfahren von vornherein keinen Erfolg versprachen. 

Der Patient wurde hierauf entlassen mit der Weisung, die Arbeit in der ihn so gefährdenden 
Atmosphäre nicht mehr aufzunehmen. Er fand sich in kurzen Intervallen immer wieder zur Untersuchung 
bei uns ein; die Beobachtung erstreckt sich bereits auf einen Zeitraum von 13 Monaten und der Verlauf 
scheint unsere — per exclusionem gestellte — Diagnose zu bestätigen. Dem Patienten geht es relativ 
gut, so daß er wiederholt bei uns vorsprach mit der Bitte, wieder arbeiten zu dürfen. Subjektiv klagt 
er über Nackenschmerzen und leichte Ermüdbarkeit, objektiv sind Symptome einer leichten Bronchitis 
vorhanden. Kein Fieber, keine Nachtschweiße, guter Ernährungszustand. Die wiederholt vorgenommene 
Röntgenuntersuchung der Lunge zeigt konstant dieselben Veränderungen. Die tumorartigen Schatten 
sind gleich groß geblieben, ihre Begrenzung unverändert. Die disseminierten Schattenflecke haben weder 
an Größe, noch an Zahl und Schattenintensität zugenommen. 


Der Fall erscheint durch die schwierige röntgenologische Differentialdiagnose bemerkens- 
wert; denn es sind zwei differente Veränderungen vorhanden: 


1. Die großen, intensiven, scharf, aber zackig begrenzten Schatten. 
2. Die kleinen zahllosen Schattenfleckchen, mit denen beide Lungenfelder übersät sind. 


Es handelt sich nun um die Frage, ob diese beiden Veränderungen durch eine Ätiologie 
erklärt werden können. Letzteres wäre bei der Tuberkulose möglich. Die kleinen Schatten- 
. flecke wären dann jenen Veränderungen gleichzusetzen, wie sie Aßmann(8) und NetouSek (9) 
bei der miliaren Form der Tuberkulose beschreiben. Gegen Tuberkulose spricht jedoch rönt- 
genologisch das Freibleiben der Spitzen und nach Entin(3) die gleichmäßige Beteiligung 
beider Lungen, wie dies bei der Tuberkulose in so vorgeschrittenem Stadium nicht der Fall 
ist, Eine zweite Erklärung könfften die Veränderungen durch die Annahme Tumor finden. 
So bezeichnet Otten (10) solche regellos in den Lungenfeldern lokalisierte, in größerer Anzahl 
vorhandene, mehr oder weniger scharf umrandete Herdschatten als für Tumormetastasen 
charakteristisch. Die kleinen Flecke entsprechen den Veränderungen, wie sie von A. Weil(11) 
bei der miliaren Karzinose oder — wie sie jetzt richtiger von Lorenz (12) genannt wird — 
der „lymphogenen Lungenkarzinose* beschrieben worden sind. Dieses gleichzeitige Vorkommen 
‘ scheint röntgenologisch noch nicht beobachtet worden zu sein. Ferner könnte man an Lues 
denken. Grödel(13) beschreibt ähnliche Schatten bei frühsekundären Formen; das Lungen- 
feld ist aber dabei vollkommen frei. Pathologisch-anatomisch sind Formen von Lues bekannt, 
die den kleinen Schattenfleckchen 2utsprechen könnten, in vivo jedoch noch nie diagnostiziert 
= worden sind. Echinokokken zeigen ein vollkommen freies Lungenfeld, die Schatten sind auch 
‚größer und runder. Ev. könnten die verkalkten Blasen von Helminthen ähnliche Schatten 
hervorrufen. Von pathologisch-anatomischer Seite wurde auch die Meinung ausgesprochen, 
daß verkalkte Enchondrome das anatomische Substrat für die beschriebenen Veränderungen 
abgeben könnten. Röntgenologisch erscheint diese Annahme unwahrscheinlich, da bei ihnen 
inhomogene Schatten zu erwarten wären, wie mans so einst bei verkalkn Knorpelmassen im 
Röntgenbilde zu sehen gewohnt ist. 

 Röntgenölogisch war eine sichere Entscheidung nicht zu treffen. Klinisch erschien die 
Diagnose Tuberkulose unwahrscheinlich. Der fieberfreie Verlauf, der negative Ausfall der 
probatorischen Tuberkulininjektion, der Mangel an säurefesten Stäbchen im Sputum und nicht 
zuletzt das krasse Mißverhältnis zwischen der Geringgradigkeit der Beschwerden und der kli- 
nischen Symptome einerseits und dem vorhandenen Röntgenbefunde andererseits sprachen da- 
gegen. Die Annahme eines Tumors wurde durch den Umstand, daß ein Primärtumor nicht 


34 , . Pokorny-Weil. \ \ | | XXXI, i. 
nachzuweisen war und ana das Fehlen von Kachexie, die\ bei einem so gadaas 
Prozeß gewiß zu gewärtigen gewesen wäre, aiwalschealidh; Gègen Lues sprach der negative 
Ausfall der Wassermann-Reaktion und der Mißerfolg einer eingeleitxten antiluetischen Kur. Das 
Blutbild widerlegte die Vermutung, daß es en hier um (un Bianka oder oder andere Helminthen 
handeln könnte. 

Nach der von Staub-Vetiker (4) gegebenen Einteilung untersch üdet man drei Stadien 
bei Pneumonokoniosen: 

. 1. Das der Hilusvergrößerung und der strangartigen Schatten nach dien Unterlappen. 


2. Das mit netzartigem Charakter der Bildzeichnung. \ 
3. Das Stadium der zahlreichen Schattenflecke. 
‚, Die für das dritte Stadium charakteristischen Schattenflecke waren auch in dem von uns 
beobachteten Falle vorhanden. | \ ' 


Was das Zustandekommen der letztgenannten Veränderungen- in Se line 
Lungen so sind von ee ‚anatomischer Seite die verschiedensten 


die Alveolarepithelien finden sich zum Teil mit Staub beladen. Durch den Reiz kann)eine echte 
Entzündung in den Alveolen hervorgerufen werden, die sich in seröser Exsudation|, sowie in 
Desquamation und reichlicher Proliferation des Epithels äußert, also einen desquamativen Pro- 
zeß darstellt. Hierdurch kann schließlich das Epithel verloren gehen, worauf Kollapsit duration 
‚auftritt. Man kann diese kleinen Entzündungsherdchen zuweilen auch als miliare S 


bezeichnen.“ Diese Entzündungsherdchen — bindegewebig umgewandelt — sind es (wohl, die 
die zahllosen Schattenflecke verursachen, die man im Röntgenogramm der Pneumonokoniose 
sieht, und nicht — wie früher angenommen wurde — das pathogene Agens selbst. ' 


Für die grobknotige Form von Jaensch (1) steht eine Erklärung noch aus. Vielleicht, 
daß der infolge der Staubeinwirkung oder durch Druck von dem bindegewebig orgerisierten = 


Entzündungsherdchen her geschädigte Lymphapparat insuffizient wird und seine Aufgabe — 
nämlich die Abwehr — nicht mehr voll erfüllen kann, so daß leicht eine Infeltion Platz 
greifen kann. Ebenso wie pneumonokoniotische Lungen — insbesondere die sider@ischen — 


infolge der: bereits eingetretenen pathologischen Veränderungen häufig an Tuberkulose 
so kann es auch bei den Staubinhalationskrankheiten zu einer unspezifischen Mmtzündung je 
kommen. Es treten Bronchopneumonien auf oder — wie der von Ribbert (15|! 


Größe jener bereits erwähnten intensiven Schatten im Röntgenbilde erklären könnte, şi 
zackige Begrenzung dieser Schatten durch das Fortschreiten der Entzündung auf deli 
wege zu erklären wäre. Nach Ribbert (15) wäre „im allgemeinen an die Art de | Infektion 
oder an frühere Iymphgefäßverlegende Entzündungen zu denken, oder am ehesteniian einen f 
Mangel an fibrinlösenden Fermenten der Leukozyten“. Bei der Stauinhalation wäre d t Gedanke A 
an die Verlegung der Lymphgefäße durch den eingedrungenen Staub als ursächlich pn Grund Ali 
am naheliegendsten. | | 


Betrachten wir nun rückblickend diesen differentialdiagnostisch so wichtige Fall, so ? 
finden wir von den für Pneumonokoniosen charakteristischen Symptomen vorhanden :jj | 


1. Das gleichmäßige Befallensein beider Lungenhälften (manche Autoren nehme 
die Erkrankung früher rechts auftrete und dort etwas stärker ausgeprägt sei — 
mehr gestreckten Verlaufes des rechten Bronchus — was auch in geringem Grade fi 
Fall zutrifft). 


2. Das Freibleiben der Spitzen. Welche Partien besonders befallen werden $ dariber 
gehen die Meinungen noch auseinander., Entin (3) und Jaensch (1) haben dies besfhu.r. + 


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2. A. Weil: Die Siderosis ‚der Lunge im Röntgenbilde. Ebenda, 1916, XXIV, Ss 111.. 
:8. Entin: Über Pneumonokoniosen. ‚Ebenda, 1915, XXIII, S. 19. ^ Bere 
"4, Staub-Oetiker: .Über die Pneumonokoniosen der Metallarbeiter. Deutsch. Ach: f. klin. Mediz. 
| 1916. CXIX, 8. 469. | a | | 
5. AßBmann: Die- Klinische. Böntgendisenöntlk dor inneren Erkrankungen. Verlag F. ©. W. Vogel, 
Leipzig 1922, 7! cn EL 
- 6. Böhme: Zur: Kenninik des Röntgenbildes der. Lungenanthrakose F. a. d. G. d. R., 1922, AXIX, 
S. 301. | 
7. Vgl. Jaksch: Klinische Diagnöstik innerer Krankheiten, Verlag Urban und Schwarzenberg Berlin- 
a Wien, 6. Aufl, S. 200. | 
-- 8 Aßmann: Zum radiolögischen Nachweis der Miliartuberkulose Verhandlg. d. deutschen m Ä 
£ gesellschaft 1911, VII, S. 49. 
-: 9. NetonSek: Diagnose ` der Miliartuberkulose. F. a. d. G. d. R. 1918, XXV, $. 191. 
: 10.. Otten: Die Röntgendiagnose der. Lungengeschwülste. Ebenda, 1910, XV, S. 1.. 
l 11.. A. Weil: Die Miliarkarzinose im Röntgenbilde. Ebenda, 1918, XXV, S. 420. | 
2. Lorenz: Lymphogene: Lungenkarzinose. 'Ebenda, 1922, XXVIII, S. 430. | ie en 
| 13. Grödel: Röntgendiagnostik in der inneren Medizin und den Be "Lehmanns Verlag, 
| : München’ 1921, IH. Aut — s l 
\ 14. Kaufmann: Lehrbuch der speziellen Pathologischen Anatomie. Berlin u. Leipzig 1922, VII. Aufl. 
| 15. Ribbert: Lehrbuch der allg. Pathologig und der. pathologischen Anatomie, F. 0. w. Vogel, 
y Leipzig 1921. 5 
; 16. Strauß: Röntgenologische. Feststellbarkeit der Staublunge. Verhandiangen der deutschen Bönigen- 
| 1 1922, XIII, 8. 62. | 
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XXXI, 1. 


Zur Kenntnis der grobknotigen Form der Pneumonokoniose 


_ Oberlappen beobachtet, Staub- Oetiker(#) hingegen in seinen Fällen in den unteren und mitt- 
leren Partien des Unterlappens. 
3. Hämoptysen. — : Ä $ 
4. Das Mißverhältnis von "klinischem ind a Befund. 
Es fehlt hingegen: MEN 


1. Das Bäumlersche Symptom, jene parasiornalö Dämpfung, wali Ar pathogno: o 


monisch für Pneumonokoniosen angesehen, wurde und auch in den von Entin(8) beschriebenen 


Fällen beobachtet worden ist. 


. Gri ippe. 


2. Der chemische. Nachweis der pathogenen Staubart im Sputum. | 
3. Eine Verschlechterung sämtlicher Symptome (J aensch, Fall 4) nach überstandener 


Der fieberfreie Verlauf, der a Ausfall dei Taberkulinreaktion and das Ersibleiben: | 
der Spitzen auf der. Röntgenplatte berechtigen wohl zu der Auffassung, daß hier vielleicht 


. einmal eine reine, unkomplizierte Form vorliegt,. während im allgemeinen pneumonokoniotische 
IE — wie bereits oben erwähnt — zur Infektion mit Tuberkulose disponieren. 


Pathologisch-anatomisch - ‚sind die Pneumonokoniosen keine Seltenheit; der Röntgenologe: 


sieht sie seltener, wie dies O. Strauß(16) erst vor: kurzem wieder bestätigen ‘konnte, der ein- 
`. gehende Untersuchungen an61: Arbeitern der Porzellanindustrie angestellt hat. 


Das tumor- 


“artige Bild ist- bisher; hur von. Jaensch beobachtet und von diesem, als „grobknotige“ Form 


‘beschrieben worden. 


‚Da. die Kenntois dieser Form. vor schweren diagnostischen Irrtümern 


(besonders quoad prognosim) schützen kann, haben wir uns berechtigt gesehen, über ‚unseren 
Fall ausführlicher zu berichten. 


_— 


- 


Literatur. | 


1. 


Jaensch: Über das Röntgenbild der. Pneumonokoniosen, Insbesondere ihre grobknotige Form. F.a, 
d. G. d. R. 1922, XXVIII, S. 299, 


5 Te RR : i | : : í R i ; i 
Fortschritte a. d, Gebiete d, Röntgeustrehlen. XXXI. 


4 


Ber 3 


26 En Sommer. XXXI, 1. 


Aus der Röntgenabteilung des Krankenstifts zu Zwickau. 


Ein Beitrag zur Diagnostik der Speiseröhrentumoren. 
ai > | Von | 
Dr. Johannes Sommer, Oberarzt der Abteilung. 


Sowohl in der Diagnostik als auch in der Pathologie der Speiseröhrentumoren ist fast nur 
von den Karzinomen die Rede, alle anderen Geschwülste finden im günstigsten Falle eben nur die 
Erwähnung ihrer Möglichkeit, weil sie außerordentlich selten vorkommen. 

Das Karzinom, das als infiltrierender, wandständiger oder stenosierender Tumor auftritt, 
zeigt röntgenologisch das allbekannte Bild des zerklüfteten Füllungsdefektes oder der Stenose 
mit unregelmäßiger, oft zapfenförmiger Abschlußlinie. 

Ein ganz anderer Röntgenbefund kann sich bei einer Geschwulstform finden, die klinisch 
fast die gleichen Erscheinungen der rasch zunehmenden Stenose der Speiseröhre bietet. 

Ein vor kurzem zur Beobachtung gekommener Fall eines KarzinosarkomsdesÖso- 
phagus rechtfertigt seiner Seltenheit und auch des charakteristischen ‚Röntgenbefundes wegen 
wohl die Beschreibung. 


Hermann H. 65 Jahre alt. Aufnahme ins Krankenstift am 8. I. 23. | ` 

Vorgeschichte: Frühjahr 1922 die ersten Beschwerden, Nachlassen des Appetits und Drük- 
ken im Magen. Immer mehr zunehmende Verschlechterung der N ahrungsaufnahme, Abneigung gegen 
das Essen, stärkere Schmerzen. Schließlich kann nur noch flüssige Kost genossen werden. Etwa 
10 Minuten nach dem Essen Erbrechen mit schleimigen Beimischungen. 

Untersuchungsbefund: Patient mit kräftiger Muskulatur aber geringem Fettpolster. 
Innere Organe im übrigen o. B. Sonde stößt im Ösophagus in 27 cm Entfernung von der Zahnreihe 
auf Widerstand. 

Röntgenbefund: 

Bei der Durchleuchtung im I. schrägen Durchmesser unter Darreichung eines nicht allzu dicken 
Zitobariumbreies zeigt sich der in Skizze 1, die einer genauen n entspricht, dargestellte 
Befund. 

. Etwa bis zur Höhe der Bifurkation füllt sich die Speiseröhre in der Breite von 2!/; cm und bleibt 
in dieser Füllung sehr lange Zeit sichtbar. Von da aus sieht man ganz dünne Bariumstreifen zu beiden 
Seiten einer oben und unten leicht zugespitzten, marmorierten Aufhellungszone herabziehen und sich 
kurz vor dem Eintritt in den Magen zu einem dreieckigen Schattenzipfel vereinigen. 

Im oberen Drittel der aufgehellten Zone ist an einer Stelle die Speiseröhre leicht eingeschnürt. 

Die Diagnose wurde auf Ösophagusstenose gestellt. Der Befund war aber so von dem gewöhn- 
lichen Bild abweichend, daß über die Beschaffenheit des Hindernisses keine Klarheit erzielt wurde. 
Nach Kenntnis des Sektionsbefundes ist nachträglich die Deutung eine leichte. 

| Wegen der starken Behinderung der Nahrungsaufnahme wurde am 10. II. 23 eine Magenfistel 
nach Kader angelegt. Ein anderer Eingriff war bei dem Allgemeinzustand ausgeschlossen. 

Am 10. II. 23 kam der Kranke zum Exitus. 

Sektionsbefund: _ 

Kleiner Gangränherd im Unterlappen der linken Lunge mit Empyem der linken Pleurahöhle. 
Fibrinöse Perikarditis. Braune Atrophie von Hera, Leber und Hoden. Atherosklerose der Aorta und 
der größeren Gefäße. Cholelithiasis. 

Die Speiseröhre wird in der üblichen Weise von hinten aufgeschnitten. In ihrem unteren Teil 
findet sich eine 14cm lange, ganz wie eine Wurst aussehende Geschwulst von ziemlich weicher Kon- 
sistenz, mit im ganzen glatter, nur wenig seichte Furchen zeigender Oberfläche. Oberer wie unterer 
Pol sind abgerundet. Im Bereiche des unteren Drittels ist der Tumor von blauroter Farbe, im übrigen 
ist er blaß und graugelb, mit einigen bräunlich-schwarzen Stellen. Bei näherer Untersuchung zeigt sich, 
daß die Geschwulst an der Vorderseite rechts festgewachsen ist. Der Stiel oder besser die Basis ist sehr 
schmal, erstreckt sich von der Höhe der Teilungsstelle der Luftröhre 5 cm gerade nach abwärts und 
erreicht nur in ihrem oberen Drittel die Breite von kaum 1/2 cm. Sie ist ganz niedrig, so daß ihr der 
Tumor knapp aufsitzt. ‚Der Durchmesser der Geschwulst beträgt ca. 3 cm in allen Höhen. Das Lumen 


a XXXI, 1. E ; = i | Ein Beitrag zur Diagnostik dar Speiseröbrentumoren. | | k 97 


| des Osophagus wird vollständig und gleichmäßig ausgefüllt. Im, Bereiche des Tumors ist ao Öso- 
; phagus etwas erweitert, seine Muskulatur etwas hypertrophisch. 


Metastasen lassen sich bei sorgfältiger makroskopischer und mikroskopischer PETE RA der 


i regionären. Lymphdrüsen an der Teilungsstelle der Luftröhre und am Halse und auch sonst nicht finden. 


| Die histologische Diagnose wurde auf K arzinosarkom des Ösophagus mit Pigment- und 
 Muskeleinsprengungen en Ä | 


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Skizze 1. 


Skizze 2. 


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Im Röntgenbild erscheint also der polypöse Tumor als fast obturierendes Hindernis für den | 
Bariumbrei. Die Kontrastmasse zwängt sich langsam an den Seiten desselben vorbei und macht 


- so durch Ausfüllung der noch vorhandenen Lichtung der Speiseröhre deren Wand und die Ober- 
| fläche der Geschwulst sichtbar. Die Einziehung der Ösophaguswand im oberen Teil dürfte wohl 
‚durch den Zug der Geschwulst am' Ansatz des Stieles und. einen‘ gleichzerng dadurch 'dusgelösten 


Spasmus erklärt werden. 
Der typische Befund des polypösen . Tumors ist das Zurücktreten. der Wandveränderung 


Dy gegenüber dem ins Lumen vorspringenden, fast allseitig von Kontrastmittel abgegrenzten Schat- 


tendefekt. Wenn man an dieses Moment denkt, sani man aus dem Röntgenbefund mit ziemlicher 


3 Sicherheit die Diagnose stellen. , 


In einer zusammenfassenden Arbeit hat v. Hacker (Mitteilungen a aus den Grenzgebieten 
der Medizin u. Chirurgie, Bd. 19, S. 396) 21 Fälle von Ösophagussarkom zusammengestellt und 
über den‘ ‚klnischen. und pathologischen Befund dieser seltenen Erkrankung berichtet. Über 


den pathologisch- -histologischen Befund unseres Falles ist durch Dr. Heilmann eine ausführ- 
liche Darstellung im Zentralblatt für allgemeine Pathölogie und pathologische m J ahi 


gang 1923, TE a4 


a Ur ee iu sa 


- 


Aus dem n Zentral-Röntgen Institut ja Kiarkenkiiss der Stadt Wien in fang 
- | (Prim. Dr..A. Schönfeld). 


Er Das EINER im Röntgenbild. ae 
ee Von = 
Dr. Friedrich Kraft, Assistenten des Instituts. 


' Die Höntpenunfersuchung der Blase bei Divertikelbildung hat zweifachen Wert, erstens, 

um abaini die Diagnose der Blasenerkrankung zu ermöglichen, und dann, um durch das 3 
. Röntgenbild Angaben über die Größe, Anzahl und Lage der Divertikel zu erhalten. 

Der erste Punkt spielt eine mehr untergeordnete Rolle, insoferne als durch das Zystoskop 

3 = die Diagnose. meistenteils schon sichergestellt ist; nur in manchen Fällen, wọ die Zystoskopie 
nicht durchzuführen. ist (Harnröhrenverengerungen, hochgradige Schrumpfblasen u. a.) erlangt 

. ‘die Röntgenmethode eine-für die Diagnose überragende Bedeutung, die durch kein anderes Ver- 
fahren auch nur annähernd erreicht werden kann. Doch gibt es auch außerdem bisweilen Fälle, 

. wo die Röntgenuntersuchung sicheren und: schnellen Aufschluß gibt, während das Zystoskop 
irregeleitet hat. So lautet z. B. in einem Falle der zystoskopische Befund folgendermaßen: Die 
ganze Blasenschleimhaut ist verschwollen und mit Eiter- und Fibrinfetzen bedeckt; so viel zu er- 

| Ä kennen ist, -scheint die ganze rechte Bläsenhälfte und die rechte 
Hälfte der Hinterwand von einem Tumor eingenommen zu sein. 
Die am folgenden Tage ausgeführte Kontrastfüllung der Blase 
und anschließende Röntgenuntersuchung ergab eine kleine ge- 
schrumpfte Blase, der rechts ein großes gedoppeltes Divertikel 
angelagert ist; von einem Tumor ist röntgenologisch nichts zu 
sehen (siehe Bild 1). Diese auffallende Verschiedenheit zwischen 
zystoskopischem und radiologischem Befund läßt sich anschei- 
` nend nur durch die Trübung des Blaseninhaltes erklären, welche 
ein genaues Sehen im Zystoskop nicht ermöglichte, denn einige 
‚Zeit später nach Verweilkatheter und öfteren täglichen Blasen- 
‚spülungen konnte auch zystoskopisch die Divertikelöffnung im 
| . Winkel zwischen Blasengrund, rechter Hinterwandhälfte und 
rechter. Jarani ee werden, auch die nachfolgende Operation bestätigte diesen Befund. 
. Der zweite Punkt ist im allgemeinen von größerer Bedeutung, da die Röntgenuntersuchung u 
Anhaltspunkte für die einzuschlagende Therapie abgeben soll. 
_ Wird für den ersteren Zweck überhaupt nur die Därstellung des Divertikels verlangt, so er- ` 
fordert der andere Pünkt die möglichst vollständige Sichtbarkeit des ganzen Divertikels. Die 
"Aufgabe, welche damit dem Röntgenologen gestellt wird, ist ja nach den besonderen Umständen 
des . Falles verschieden groß; sie kann sehr leicht sein, andererseits aber sehr große Schwierig- 
keiten setzen, welche nur mit dem Rüstzeug der modernen Technik und unter Anwendung .ver- 
schiedener Kunstgriffe‘; in befriedigender Weise gelöst werden können. Die Schwierigkeit für den 
- Röntgenolögen liegt nieht in der Deutung des Bildes, da ja das Divertikel solch ein charakteristi- 
sches Bild im Kystogramm aufweist, daß es kaum mit einem anderen Zustande verwechselt wer- 
den kann;. dazu ist aber natürlich seine Darstellbarkeit und Sichtbarkeit erforderlich; man sieht 
dann neben! dem Blasenkavum eine mehr oder minder große, meist rundliche, manchmal ovoide 
Höhle angelagert, ‚welche gleichfalls mit Kontrast gefüllt ist und durch ein gewöhnlich schmales | 
Verbindungsstück, den sog. Divertikelhals, mit dem Blaseninneren kommuniziert; manchmal 
-` -ist dieser Verbindungsgáng nicht. sichtbar, so daß die Divertikelhöhle durch einen schmalen 
Zwischenraum von der Blase abgesetzt ist. Es ist einleuchtend, daß man solche Bilder auf der 


Bild 1. 


XXXI, il Das Blasendivertikel im Röntgenbild. | 29 


Platte nur dann erhält, wenn die Divertikelbildung nicht in der Richtung des Strahlenganges, 
sondern in einer annähernd senkrechten dazu geschieht, d. h. auf der gewöhnlichen anteroposte- 
'rioren Aufnahme erscheint ein Divertikel nur dann auf der Platte, wenn es randbildend ist, ge- 
wöhnlich der seitlichen Blasenwand aufsitzend. Liegt aber ein Divertikel der Hinterwand vor, 
was ziemlich oft der Fall zu sein pflegt, so ist das Divertikel bei dem oben angeführten Strahlen- 
gang entweder überhaupt nicht sichtbar, wenn es ganz vom Kontrastschatten der Blase verdeckt 
wird, oder es erscheint als mehr oder minder großes Kreissegment diesem Blasenkontur angelagert, 
. dem es benachbart ist und welchen es infolge seiner Ausdehnung und Größe überragt. 

Das Bestreben der Röntgenologen war nun darauf gerichtet, auch diese Divertikelbildungen 
womöglich in ihrer Gänze dem Auge sichtbar zu machen. Zwar hat schon der erste Versuch, das 
Blasendivertikel anschaulich zu- machen, indem man einen schattengebenden Ureterkatheter in 
das Divertikel einführen ließ (Tilden Brown), wo er sich infolge seiner Elastizität aufrollt 
und an die Wand anschmiegt, eine Methode für diese infolge ihrer Lage sonst so schwer darstell- 
baren Divertikelbildungen an die Hand gegeben, doch zwangen mehrere Umstände dazu, nach 
anderen besseren und weniger umständlicheren Verfahren zu suchen; denn diese Art der Darstel- 
lung des Divertikels ist erstens nur dann möglich, wenn das Zystoskop in die Blase eingeführt 
werden kann, weil sonst das Einführen des Ureterkatheters in das Divertikel illusorisch wird, im 
gegenteiligen Fall mußte man von vorne herein darauf verzichten, ein Bild des Blasendivertikels. 
der Hinterwand durch Kontrastfüllung der Blase allein zu erhalten; die Röntgenmethode findet 
hier wie das Zystoskop ihre Grenze. Der zweite Umstand, welcher als unangenehm empfunden 
wurde, ist die hiebei notwendige Assistenz und Abhängigkeit vom Urologen. 

Die Röntgenologie hat sich bei den übrigen Körpergegenden — besonders bei Beurteilung 
eines Frakturverdachtes — sehr bald das Prinzip zunutze gemacht, diese verdächtige Partie durch 
mehrere Aufnahmen von verschiedenen Seiten aus darzustellen, um so ein mehr räumliches Bild 
davon zu erhalten. Dadurch war es ihr geglückt, pathologische Veränderungen, welche sonst bei 
nur einer Aufnahme verborgen geblieben wären, aufzudecken, und sie konnte dadurch in man- 
chen Fällen wahre Triumphe feiern. Die Anwendung dieses Prinzipes auch für die Blasengegend ` 
— wohl vielfach in den einzelnen Laboratorien und Instituten versucht, jedoch ohne Erfolg — 

schien zuerst nicht durchführbar; die Beckengegend von der Seite aus zu radiographieren, mußte 
l ja bei der kolossalen Breite des aufzunehmenden Objektes, welches einer Kompression nicht zu- 
gänglich ist und zudem noch die ziemlich dichten Knochenschatten der Darmbeine störend hin- 
zukommen, als ziemlich aussichtslos gelten; die Exposition, welche dazu notwendig ist, ist bei 
den älteren Röhrentypen nur mit der Gefähr des Zugrunderichtens der Röhre verbunden infolge 
der überaus langen Zeit, welche für den Patienten auch bereits gefährlich zu werden beginnt. 
Erst mit der fortschreitenden Besserung in der Röhrentechnik, welche widerstandsfähige Typen 
hervorbrachte, konnte man daran denken, die Versuche, die Blase auch in anderer als in der sagit- 
. talen Projektion darzustellen, wieder aufzunehmen. 

Sgalitzer, der sich mit der Ausarbeitung dieser Technik beschäftigte, suchte zunächst 
‚auf anderem Wege als durch seitliche Projektion der Hinterwand der Blase sichtbar zu machen 
und benützte dazu einen annähernd vertikalen Strahlengang. von oben ( Kephal) kaudalwärts. 
Er vermied dabei die störenden Knochenschatten des Beckens und fand für diese Strahlenrichtung 
bereits eine Technik vor, die von Lilienfeld zur sog. axialen Darstellung der Symphysis 
ossium pubis ausgearbeitet worden war; lange vorher hatte schon Forssell einen ähnlichen 
Strahlengang, der. durch Kippen der Röhre erreicht werden kann, zur Darstellung von Prostata- 
konkrementen angegeben. Sgalitzers Verdienst bleibt es immerhin, mit Nachdruck auf diese 
Möglichkeit der Darstellung der Blase hingewiesen zu haben.. Diese sog. axiale Blasenaufnahme 
erfüllte aber noch nicht das Ideal, das man erreicht zu haben gehofft hatte, da nicht die ganze 
Blasenhinterwand zur Darstellung gelangte; denn die Röhre, welche dem Abdomen des Patienten 
aufgepreßt wird, läßt sich gewöhnlich nicht in dem gewünschten Maße als erforderlich kippen, 
so daß eigentlich nie eine axiale Aufnahme der Blase auf der Platte erscheint, sondern der Strah- 


80 - oo A ` Kraft. | BE 545% 7 
‘lengang ist mehr oder weniger schräg, bei dickeren Patienten oft ziemlich weit von der „axialen“ 
Richtung entfernt, und bringt so nur das dem Blasenscheitel benachbarte Stück der Hinterwand 
' zur Ansicht, die mehr kaudalwärts gelegene Partie der Hinterwand, wo gewöhnlich die Blasen- 

divertikel sitzen, wird durch den Kontrastschatten der übrigen Blasenpartien, vornehmlich der 
dem Scheitel nahe gelegenen Abschnite verdeckt. Das Ergebnis der Röntgenuntersuchung ist da- 
her auch, ‚bei solchen Fällen vielfach nicht zufriedenstellend, wenngleich zugegeben werden muß, 
daß die Divertikeldiagnose durch den Röntgenologen jetzt öfter gestellt werden konnte als vorher, 
indem nämlich Divertikelbildungen auch der mehr kaudalwärts gelegenen Abschnitte der Blase 
durch ihre, wenn auch nur teilweise Sichtbarkeit erkannt werden konnten. 

Es ist.deshalb nicht verwunderlich, wenn schon kurze Zeit später wieder von Sgalitzer 
| im Verein mit Hryntschak ein neues Verfahren angegeben: wurde, um die Hinterwand der 
Blase zur Ansicht zu bringen. Es ist die sog. seitliche Blasenaufnahme. In Anlehnung an die 
Aufnahmetechnik Lilienfelds zur Darstellung des Hüftgelenkes in seitlicher Projektion 
läßt Sgalitzer.den Zentralstrahl senkrecht auf einen Punkt der Plattenfernen seitlichen Bek- 
kenwand einfallen, welcher 2 Fingerbreiten ventral und kranialwärts von der Spitze des Trochan- 
ter major entfernt ist. Man erhält auf diese Weise ein annähernd seitliches Bild der Blase. Diese 
Methode hat aber verschiedene große Nachteile, von denen: besonders die lange Expositionszeit, 
welche nach den Angaben der Autoren mehr als das Sechsfache einer okzipito-frontalen Schädel- 
aufnahme beträgt, und die hiezu notwendige Röhrerfhärte, welche größer wie für obige Schädel- 
aufnahme gewählt werden muß, erschwerend ins Gewicht fallen, so daß für eine solche Aufnahme 
— wie die Autoren selbst angeben — „nur leistungsfähige, gut trainierte Röhren in Betracht 
kommen können“; weniger leistungsfähige Röhren sind gar nicht imstande, eine solche 
` Aufnahme durchzuführen, ja es besteht sogar die große Gefahr, daß sie bei dieser großen Be- 
. lastung irreparablen Schaden leiden können. Aus diesem Grunde allein ist diese Technik wenig 
geeignete allgemeine Anwendung zu finden, zudem kommt noch hinzu, daB die Orientierung auf 
der Platte nicht sehr leicht ist und bei nicht sehr gut durchgearbeiteten Photographien oft über- 
“ haupt kaum möglich wird; aber auch auf guten Platten gehen schon viele Details verloren. 

Immerhin ist uns durch die Bereicherung der Technik. durch Sgalitzer ein Mittel in 
die Hand gegeben, in vielen, vielleicht der Mehrzahl der Fälle zu einem befriedigenden Resultat 
zu kommen und die allgemeine F Forderung, womöglich ein räumliches Bild der Blase zu erhalten, 
in genügender Weise der Lösung zugeführt, ‚was bereits in mancher Hinsicht fruchtbringend 
gewirkt hat. | 

Kurz zu streifen ist auch die Durchleuchtung der kontrastgefüllten Blase — die Zysto- 
radioskopie nach Bluni, Eisler, Hryntschak — ein Verfahren, das aber gerade bei der 
Divertikeldarstellung infolge der störenden Knochen- und Weichteilschatten, welche eine feinere 
Differenzierung unmöglich machen, oftmals versagt. Ein Versuch, vielleicht mit dieser Method» ` 
zum Ziele zu gelangen, kann gelegentlich wohl gemacht werden. | 

Haben die angeführten Methoden zum Ziele gehabt, die verschiedenen Wände, hauptsäch- 
_ lich die Hinterwand der Blase, dem Auge sichtbar zu machen und bedeuteten sie einen Fortschritt 
für die Divertikeldarstellung, so hat die jetzt näher zu schildernde Methode, welche an unserem 
Institut noch vor Sgalitzers Publikationen ausgearbeitet und erprobt wurde, nur den Zweck 
' verfolgt, allein die Divertikelbildung, gleichgültig an welcher Stelle der Blasenwand sie sich 
etabliert hat, darzustellen und für diese Darstellung die Projektionsverhältnisse außer acht zu 
lassen. Wir hatten die Erfahrung gemacht, daß manchmal ein Divertikel bei der gewöhnlichen 
. Kontrastfüllung der Blase (ca. 150 ccm) nicht sichtbar ist, da es vom Kontrastschatten der Blase 
verdeckt wird, während es bei geringerer Füllung oder nach Ablassen eines Teiles der Kontrast- 
flüssigkeit infolge der Verkleinerung des Bläsenvakums durch Randbildung deutlich zu erkennen 
ist. Auf diesem Prinzip der geringeren Füllung baut sich unsere Methode — die Methode 
der partiellen Blasenfüllung — auf. Die Strahlenprojektion bleibt die gewöhnliche. 
wir benützen mit Vorliebe eine Aufnahme mit etwas gekippter Röhre, doch nie so stark gekippt, 


t 


XXXI, 1. Das Blasendivertikel im Röntgenbild. N 31 


daß eine „axiale“ Aufnahme resultiert. Der Patient liegt auf dem Rücken. Die Blase wird zuerst 
wie gewöhnlich mit der Kontrastflüssigkeit angefüllt und in der Regel gleich im Anschluß daran 
eine Aufnahme ausgeführt. Danach läßt man den Patienten einen Teil der Kontrastflüssigkeit 
ausurinieren oder entleert die Blase teilweise mittelst Katheter, worauf die zweite Aufnahme an- 
geschlossen wird. Das Divertikel, dessen Füllung durch leichte Massage der Blasengegend zur 
Überwindung des sogenannten Sphinkter diverticuli schon vor der ersten Aufnahme er- 
folgte, bleibt so auch während der zweiten Photographie gefüllt, Eeine Entleerung des Di- 
vertikels während der Miktion ist nach den heute geltenden Theorien nicht möglich, denn 
nach Blum uriniert ja der Kranke in sein Divertikel hinein, es käme demnach nur um so 
besser durch die stärkere Füllung zur Darstellung, nach der Ansicht von Praetorius bilden 
den sog. Sphinkter des Divertikels an seinem Eingang nur Fasern des Detrusors, welcher sich be: 
der Miktion kontrahiert und auf diese Weise ein Ausströmen der Kontrastflüssigkeit aus dem 
Divertikel verhindert. Durch das Abfließenlassen eines Teiles des Blaseninhaltes zieht sich die 
sonst verdeckende Kontrastschicht kulissenartig von dem Divertikel ab und dasselbe erscheint nun- 
wnehr auf der Platte. Die.Füllung der Blase kann auch schon von vornherein in weniger starker 
Weise vorgenommen werden, doch empfiehlt sch diese Methode weniger gut, da hiebei auch das 
Divertikel weniger mit Kontrast gefüllt wird und daher auch leichter übersehen respektive noch 
zu einem großen Teil verdeckt werden kann. Bild 2 zeigt eine Blase mit Divertikelbildung nahe 


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Bild 2. Bild 8. 


den Seitenpolen, wobei bei stärkerer Füllung das kleinere durch den Blasenschatten, welcher sich 
darüber wie eine Kulisse hinwegschob, verdeckt wurde; erst nach Ablassen eines Teiles der Kon- 
trastflüssigkeit erschien die kleine Divertikelbildung, welche von der Hinterwand ausging. Diese 
Methode der teilweisen Blasenfüllung hat dabei den großen Vorteil, daß sie ökonomisch ist, und 
auch ohne allzugroße Inanspruchnahme der Röhren bei sonst gleichbleibender Technik im Gegen- 
satz besonders zu der sog. seitlichen Blasenaufnahme Sgalitzers ausgeführt werden kann und 
außerdem die Deutung und Orientierung auf der Platte schnell und sicher erfolgt. | 

Das Problem der Divertikeldarstellung im Röntgenbilde ist damit aber noch nicht erschöpft. 
Wir sind bisher immer von der Annahme ausgegangen, daß in lem betreffenden Fall nur ein 
Divertikel sich auf derselben Blasenhälfte etabliert hat. Nicht selten trifft man aber mehrere 
Divertilkelbildungen der gleichen Blasenseite an. Sind diese Divertikel noch klein, so daß 
sie nebeneinander zu liegen kommen und sich nicht aufeinander projizieren, so ist die Aufgabe 
des Röntgenologen noch leicht; er braucht nur die oben angeführte Technik der partiellen Blasen- 
füllung anzuwenden, um zu seinem Ziele zu gelangen. Sehr schwierig und durch den Röntgenolo- 
gen allein nicht aufzulösen gestaltet- sich aber dann die Aufgabe, wenn es sich um große, hinter- 
einanderliegende Höhlen handelt, welche sich zum Teil oder fast gänzlich decken; er erhält dann 
in einem solchen Falle auf der Platte neben dem Blasenfüllungsbilde einen großen mehr ovalen 
Schatten, welcher wie ein einziges großes Divertikel aussieht. So zeigten sich in einem Falle — 
bereits auf den V. Urologenkongreß in Wien 1921 demonstriert — bei der zystoskopischen Blasen- 


l 
i 


BÈO OOo cr: ei Kraft, u XXXI, 1. 


untersuchung zwei ungefähr ein Zentimeter voneinander entfernte Divertikelöffnungen am linken _ 
Horn des Tirgonum. Vor der Röntgenaufnahme und vor der Kontrastfüllung wurde in die eine 
Divertikelöffnung ein schattengebender Katheter eingeführt. Das nun angefertigte Kystogramnı 
ließ links von der Blase eine große kontrastgefüllte Höhle erkennen, in welcher anscheinend frei - 
der Katheter lag (Bild 3). Wir stellten anfangs trotz des zystokopischen Befundes die Diagnose 
auf nur ein, dabei sehr großes, Divertikel. Die später erfolgte Operation gab uns aber unrecht und 
deckte zwei nebeneinanderliegende Divertikel auf. Eine nochmalige Durchsicht der Platte zwang 
_ uns nun nachträglich, an dem ganz eigentümlichen Verhalten des Katheters im Divertikel, wel- 
cher sich nicht wie sonst infolge seiner Elastizität ganz an die Wand desselben angeschmiegt hat, 
die zuerst gestellte Diagnose zu verifizieren. 

Nicht immer aber ist die Feststellung, ob es sich um eine mehrfache Divertikelbildung der- - 
selben Blasenseite handelt, so schwierig wie in obigem Falle, wo der Kontur des einen Divertikels 
` unmerklich in denjenigen des anderen überging und auch kein nennenswerter Unterschied i in der 
Schattendichte vorhanden war. Viel öfter sieht man in ähnlichen Fällen entweder einen gekerbten 
' Verlauf der Konturen dieser vermeintlich einzigen großen Höhle oder man kann durch die 
Schattensummation der sich deckenden Teile der beiden Divertikel den Schluß ziehen, daß zwei 
hintereinander liegende und sich deckende Divertikelbildungen vorliegen; eine genauere Angabe 
aber über die Lage und Größe der Aussackungen, was den Urologen am meisten interessiert, ist 
gewöhnlich nicht zu machen. In solchen Fällen versagt auch die Anwendung einer anderen Auf- 
nahmstechnik allein, weiter zu kommen, und man ist genötigt, wie im obigen Falle die Unter- 
 stützung des Urologen heranzuziehen, welcher vor der Aufnahme in das eine Divertikel eine 
_ echattengebende Sonde einzuführen hat. Da diese sich infolge ihrer Elastizität ganz an die 
- Wand des Divertikels anlegt, sie in manchen Fällen sogar etwas ausbuchtet, kann man auf der 
. nachfolgenden Photographie die Größe und Lage des Divertikels, in dem sich der Katheter be- 

findet, abschätzen. Die vor der Röntgenographie ausgeführte Kontrastfüllung der Blase hat beide 
Divertikel gefüllt und die Differenzierung ist durch die in das eine Divertikel eingeführte Sonde 
‚außerordentlich erleichtert. Zur Entscheidung, welches von den Divertikeln mehr nach hinten 
gelegen ist, braucht man nach Ablassen der Kontrastflüssigkeit nur die Luft- resp. Sauerstoff- 
füllung des Divertikels, in welchem der Ureterkatheter sich befindet, auszuführen und man wird 
aus dem Verhalten des eingeblasenen Gases, welches stets nach oben zustrebt, leicht erkennen, ob 
. das Divertikel nach hinten, d. h. bei dem auf dem Rücken liegenden Patienten nach unten zu ge- . 
richtet ist, da in diesem Falle das Gas aus dem Divertikel entweicht und sich in der Blase an- 
_ sammelt, in gegenteiligem Fall bei der Lage des Divertikels nach vorne, d. h. oben zu bleibt die 
Luft i in dem Divertikel und bildet dasselbe deutlich auf die Platte ab. 
So fanden wir in einem Falle bei zweifacher Divertikelbil- 
dung auf der rechten Blasenseite, wovon das eine mit Kontrast, 
das andere durch den neben dem Zystoskop eingeführten Ureter- 
katheter mit Luft gefüllt worden war, daß die Luft aus dem 
Divertikel bei der Aufnahme entwichen war und sich in der Blase 
. angesammelt hat (siehe Bild 4y; daraus konnten wir schließen, 
daß dieses Divertikel nach hinten (unten) sich ausdehnte, was 
auch autoptisch bestätigt wurde. 

Fassen wir zum Schlusse unsere Ausführungen kurz zu- 

sammen, so kommen wir zu folgenden Ergebnissen: 

1. Zweck der Röntgenuntersuchung bei Divertikelbildung 
der Blase ist gewöhnlich nicht die Diagnosestellung, vielmehr 
| Ä ' die Bestimmung der Lage und Größe der Ausstülpung, welche . 

oft bei der üblichen E NN Aufnahme nicht vollständig oder überhaupt nicht ausge- 
führt werden kann, ‚wenn nämlich das Divertikel an der Hinterwand sitzt. | 

2. Die von Sgalitzer angegebene Technik der „axialen“ und seitlichen Blasenaufnahme ° 


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Bild 1 


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XXXI, 1. - Zur Röntgensymptomatologie des kindlichen Mediastinum. 33 


sowie die Zystoradioskopie Blum-Eisler-Hryndschak haben diesem Übelstande abzu- 
helfen gesucht und bedeuten eine Bereicherung der Röntgenologie in dieser Hinsicht; die Kost- 
spieligkeit und Schwierigkeit der Technik einerseits sowie die oft erschwerte Orientierungsmög- 
lichkeit andererseits bilden aber ein Hindernis zur allgemeinen Durchführung. 
. 3. Sehr gute und vollauf befriedi gende Resultate erhält man mit der Methode der par Ban 
Blasenfüllung. | i TEE 
4. Dur Differenzierung von zwei größeren Divertikeln auf derselben Blasenseite ist die Ein- 
führung von schattengebendem Katheter in ein Divertikel unerläßlich, nachträgliche Gasfüllung 
dieses Divertikels ermöglicht die Lage desselben genauer anzugeben. 


Literatur. 


V. Blum, Zur Theorie des Residualharnes, W. kl. W., 1916, Nr. 39. | 
Blum-Eisler-Hryntschak, Zystoradioskopie, W. kl. W., 1920, Nr. 31. 
Tilden Brown, The cystoskop and urcter catheter in the diagnosis of surgical diseases of kidney 
and ureter. Med. News, 1905. | 
Eisler, Röntgenologische Fortschritte der Physiologie, Pathologie und Diagnostik der Harnorgane. 
l Fortschr. XXIX, H. 1, 1922. 
G. Forsell, Röntgenologie der endogenen Prostatakonkremente. Schwed. ärztl. Ges., 29. IX. 1908, 
Fortschr. XIII. 
Friedrich Kraft, Urologisch-radiologische Demonstrationen. Verh. d. V. Kongr. der Deutschen 
' Ges. für Urologie in Wien 1921. 
Leon Lilienfeld, Anweisung zur Ausführung der gangbaren Aufnahmen usw. in Holz- 
knechts Röntgenologie II. Band, Heft I, Urban & Schwarzenberg, 1920. 
G. Praetorius, Fall von Vesica bipartita; nebst Bemerkungen zur Pathogenese und Therapie der 
Divertikelblase. Ztschr. f. Urol., Band XV, H. 10, 1921. 
AugustSchönfeld, Jodkali-Füllungsmethode bei Blagenerkrankungen. W. m. W., 1921, Nr. 11. 
M.Sgalitzer, Röntgenuntersuchung der Blase in axialer Richtung. W. m. W., 1921, Nr. 11. 
M. Sgalitzer und Th. Hryntschak, Die Röntgenuntersuchung der Blase in seitlicher Rich- 
tung. Ztschr. f. Urol, Band XV, Heft 10, 1921. 


Aus der Universitäts-Kinderklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. Cl. Pirquet). 
‘Zur Röntgensymptomatologie des kindlichen Mediastinum. 


Von 
Dr. Hans Wimberger, Assistent der Klinik. 
(Hierzu Tafel II, Bild 1—3.) > 
I. 


Ä a sie 

e A E im Mediastinum scheinen im Kindesalter häufiger als beim Erwach- 
senen vorzukommen. Die Luft gelangt entweder vom Hals, nach abwärts vordringend, oder aus 
der Lunge in das Mittelfellgewebe. Der erste Weg ist vom pathologischen Anatomen und Kliniker 
bei Erkrankungen der Luftwege mit erschwerter Exspiration, Larynxdiphtherie mit und ohne 
T'racheotomie, sowie Pertussis oft beobachtet worden (Bartels, Fr. Müller, Leiner). Den 
Ausgangspunkt in der Lunge bildet ein interstitielles Emphysem, das nach Ribbert eine be- 
sonders dem Kindesalter eigene Erkrankung darstellt. Es findet sich bei Larynxkroup, Pertussis, 
Pneumonie, Tuberkulose und wandert entweder zwischen den lobulären Septen bis unter die 
Pleura oder längs des peribronchialen Gewebes über den Lungenstiel in das Mediastinum, wo es 
bis zu höchstgradiger Blähung führen und weiter sich auch im Perikard und aufwärts steigend 
im Unterhautzellgewebe des Halses ausbreiten kann. 


Fortschritte a. à. Gebiete d. Röntgonstrahlen, XXXI | 5 


34 | | | 7 | Ea -o n Wimberger. | i | XXXI, 1. 
Die Klinik des Krankheitsbildes reicht in der Literatur bis auf D u pu ytren zurück, der 
1837 bei einem 10 Monate alten Säugling ein Mediastinalemphysem diagnostizierte, das durch 
= die Obduktion bestätigt wurde. :Die Symptome beim Erwachsenen sind durch die Arbeiten von 
Bartels, Petersen, Schotten, Fr. Müller, Fr. A. Hoffmann, E. Bergmann 
gut bekannt. Viel weniger ist in der Literatur über das mediastinale Emphysem im Kindesalter 
zu finden (Rauchfuß, Fehr). Am eingehendsten bespricht Leiner an neun Fållen die 
Diagnostik der Krankheit bei tracheotomierten Kindern. 
Das wichtigste klinische Symptom ist ein mit der Herzaktion synchrones feinblasiges 


u Knistern, das bisweilen über dem ganzen Sternum, nach rechts bis in die Parasternallinie, nach 


links bis in die Mamillarlinie reicht. Gleich den Angaben anderer Kliniker findet Leiner oft 
ein teilweises oder völliges Verschwinden der Herzdämpfung, an deren Stelle lauter, sonorer 
‚Perkussionsschall hörbar wird. Die Herzdämpfung kann aber bei mediastinalem Emphysem 
auch unverändert bleiben. „In der Mehrzahl der Fälle war das feinblasige Knistern entlang dera 
linken und rechten Sternalrand auch mit der Respiration, namentlich bei tiefen Atemzügen hör- 
har“ (Leiner). Am nächsten liegt die Diagnose des mediastinalen Emphysems, wenn die Luft 
.nach aufwärts in das Unterhautzellgewebe des Halses vordringt. 

Das interstitielle Lungenemphysem, aus dem die mediastinale Blähung im Kindesalter 
hervorgehen kann, macht selbst keine besonderen klinischen Symptome (Fehr), erst mit der 
Überwanderung einer größeren Luftmenge auf das Mittelfell kommt es dort durch Kompression 
und Verdrängung von Lunge und Herz zu Atem- und Zirkulationsstörungen und.den anderen 
beschriebenen physikalischen Symptomen. 

Über die.röntgenologischen Zeichen des Krankheitsbildes beim Kinde ist außer 
einer Mitteilung ‚bei Aßmann nichts beschrieben. Aßmann findet bei mediastinalem Em- 
physem helle Streifen „entlang den Rändern des Mittelschattens‘“ bzw. „Aufhellungen innerhalb 
der Weichteilschatten“. Bergmann beschreibt einen in der Klinik Kraus beobachteten Fall 

‘beim Erwachsenen eines über dem rechten Zwerchfell stehenden, paravertebralen hellen Drei- 
` eckes, das er als mediastinalen Pneumothorax auffaßt. Ich würde nach dem Röntgenogramm in 
Mohr-Staehelins Handbuch (Bd. 2, S. 188) mit Rücksicht auf das spitze Zulaufen des lateralen 
Dreieckwinkels und nach der Formanalogie zu mediastinalen Ergüssen auch an die Möglichkeit 
eines wahrscheinlich durch pleurale Adhäsionen an, der weiteren Ausbreitung verhinderten, 
paramediastinalenechten Pneumothorax denken, soweit man überhaupt aus dem 
Bilde ohne klinische Untersuchung urteilen kann. 
| Daß die Diagnose des mediastinalen Emphysens bei Fehlen von Hautveränderungen be- 

sonders im Säuglingsalter oft nur durch die röntgenologische Beobachtung. gesichert werden 
‘© kann, soll folgender Fall zeigen, dessen klin. Beobachtung ich H. Doc. Dr. E. Nobel verdanke. 
= O.R,2 Monate, mit Ke ratoma lazie in schlechtem Ernährungszustande aufgenommen am 
6. IX, 1922. | í 
| Anamnese: Achte normale Geburt, drei Wochen Brust, dann künstliche Ernährung mit 
' Milch — Reiswasser — Zucker. Seit drei Wochen nur Nestle in Wasser gekocht. Am 26. VIII. an 
Durchfall und Erbrechen erkrankt. Aus den Augen, die geschlossen gehalten werden, eitriges Sekret. 
' .Waschungen mit Kalium permangan-Lösung. 4. IX. Augen werden spontan geöffnet, zeigen kerato- 
malazische Geschwüre an beiden Augen. 

' Decursus: Ausheilung unter Lebertranbehandlung mit beidseitigen Narbentrükungen der 
Hornhaut. Glatte Rekonvaleszenz bis 

12. X. Die Gewichtslinie fällt, schlechte Nahrungsaufnahme, Blässe, Erbrechen. Ä 
| 28.X. Dyspnoe mit kurzen Inspirationszügen, zunehmende Erschwerung der Exspiration. Kein 

Husten. Auskultation der Lunge negativ. Bauch aufgetrieben. . 

‚30. X. Zunahme der Atembeschwerden. Tympanitischer Klopfschall über dem oberen Sternuın 
und Me beiderseits. Interskapulare Dämpfung, darüber Bronchophonie und Bronchialatmen 
'mit vereinzeltem Rasseln, auch über.den basalen Lungenteilen. 

31. X. Oberer Sternalbereich aufgewölbt. Links hinten oben intensive Dämpfung ohne deut- 


liches Bronchialatmen. Vorne oben beiderseits und rechts hinten unten reichliches KRISE bzw. 
kleinblasiges Rasseln. 


1 


"XKXI, 1. | Zur Röntgensymptomatologie, des kindlichen Mediastinum, a de gg 


' , 


1 XI "Dänptung links hinten dhei noch intensiver, links unten reichlich kleinblasiges: Rasseln. 


_ Über. den abhängigen Lungenteilen beiderseits vesikuläres Atmen. ‚Heller Perkussionsschall über dem’ 


Sternum und parasternal rechts, bis in die Mamillarlinie. Herzdämpfung reicht weit links; dort Kom- 
.`pressionsatmen. Konstante Gewichtsabnahme. | 
8. XI: Physikalische Lungensymptome im allgemeinen unverändert. . Atmung sehr in ertenet 


k mit ‚kaum: wahrnehmbarer Exspiration des stark geblähten ‚Thorax. Unter zunehmender Dyspnoe Ä 


Exitus letalis. Zu i 


Die röntgenologische Untersuchung ergab schon. am 30. X. oleada inter- 
Gate. Befund: Sa gittales Bild (Textbild): Auffallend großer, wie 'aufgetriebener 
Thorax. Rippen in Inspirationsstellung. Atmung fast: rein diaphragmal. Die überhelle laterale 
. Hälfte des rechten. Lungenfeldes geht medialwärts in ein feinsträhniges Schattengeflecht über, 
; dem medial eine paravertebrale ne helle Zone anliegt. v 


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Das Herz ist als Ganzes in das linke aigentelä verlagert, so daß nur der trübe phrenikoko- 


g stale Winkel, sowie das abnorm helle obere Lungendrittel, sichtbar ist, das lateral scharf gegen 
einen wandständigen homogenen Schatten abschneidet. 


Das nach links ausgebogene Mittelfell ist beiderseits ganz verschonen konturiert ind 
von unregelmäßigen Aufhellungen durchsetzt, die ventrodorsal noch deutlicher u. dorsoventral 


j zum Ausdruck kommen. | 


Das frontale B ild (Tafel ii, Fig. 1) zeigt mächtige „kropftaubehähnliche“ Aufwöl- 
bung der vorderen Thoraxwand. Der retrosternale Raum ist. sehr groß, ‚ungemein hell, das Herz 
nach hinten und abwärts gedrängt. | e fa F | | 

Die röntgenologische | Diagnose schwankte anfangs zwischen. Pneumothorax und mediastina: 
lem Emphysem, neigte'aber bald letzterem zu. Dafür sprach\der. abnorme Luftgehalt i im Bereiche 


des fleckig. aufgelösten Mediastinalschattens, dessen unscharf zerfließende Ränder und die Ver- 


drängung des Herzens, für Emphysem der Lungen die, wenngleich abnorm verteilte, überhölle 
aber sichtbare Lungenzeichnung.. Ä | 
-Das Bild änderte sich röntgenologisch bis zum Tode derart, daß die Linksverlagerung des. 


Mediastinums und Herzens etwas zurückging, die homogene Verschattung über dem lateralen . 
‘ Teil des linken Oberlappens verschwand und die äußeren Lungenfelder trüber wurden, während 


die paramediastinale und mediastinale fleckweise Aufhellung bestehen blieb. 
Der Obduktio usbefund (Dr. Löf fler) ergab: Interstitielles Emphysem åer rech- 


ten Lunge mit besonders reichlichen, bis haselnußgroßen Bläschen an der Mediastinalseite, von 
` wo sie sich’ kontinuierlich i in das vordere und dann weiter. in das rückwärtige Mediastihum fort- 


setzen, nach. oben bis in die Höhe der Thyrėoideà, nach ‘unten bis zur Zwerchfellkuppe reichend: 
Die mediastinalen Emphysembläschen gehen nach links bis in die Pleurahöhle, wodurch die ganze 
"linke. Lunge verdrängt und die P un all, nach. abwärts gedruckt erscheint. 

e ' ; us ö* 


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i 


- 


36 nm Wimberger.- XXXI, 1. 


Teilweise konfluierende lobulärpneumonische Herde in beiden Unterlappen und an der 
Basis beider Oberlappen. 

Die Röntgendiagnose erhielt demnach ihre autoptische Bestätigung. Die physikalische 
Untersuchung des Thorax sprach nach der Dämpfung links hinten oben, dem kleinblasigen Ras- 
seln über einzelnen Teilen des Thorax für Pneumonie mit starker Blähung der vorderen Lungen- 
partien. Für ein mediastinales. Emphysem bestanden keine sicheren klinischen Symptome. Die 
Kritik des Röntgenbefundes nach der Obduktion zeigt die Übereinstimmung bezüglich der ab- 
“normen Helligkeit über dem rechten Lungenfeld infolge pathologischen Luftgehaltes. Dasselbe 
gilt für den hellen, keilförmigen Bezirk über dem linken Oberlappen; die lateralwärts davon ge- 
legene Verschattung entsprach einem, durch das Emphysem des Mittelfells komprimierten Teil 
des linken Oberlappens. Dieselbe Ursache führte auch zu der Verlagerung des Herzens. Daß 
die pneumonische Infiltration unvollkommen nachweisbar war, ist durch den großen Luftgehalt 
des interstitiellen Emphysem leicht zu erklären. Die vor dem Tode aufgetretene Trübung der 
Lungenfelder ist als Zunahme der Lobulärpneumonie zu deuten. 

Röntgensymptomatologisch ist also folgendes aus dem Fall abzuleiten: Die abnorme Hellig- 
keit des ungleichmäßig strukturierten rechten Lungenfeldes sprach für Lungenemphysem. Das 
ınediastinale Emphysem zeigte eine hellfleckige Zeichnung des Mittelschattens, wobei mir beson- 
ders charakteristisch der zwischen rechtem Hilusund Wirbelsäule gelagerte, 
paravertebrale Lichtstreifscheint, wodurch der Lungenstielohnezen- 
trale Verbindung gleichsam freiimrechten Lungenfelde schwebt. 

Endlich die Verdräöngungserscheinungen von Lunge und Herz, die in 
solchem Grade durch Emphysem nur im frühen Kindesalter vorzukommen scheinen. 


IL 


Pneumomediastinum. 


Im Anschluß an das beschriebene mediastinale Emphysem soll ein ganz eigenartiger Fall 
einer umschriebenen Luftansammlung im oberen Mediastinum mitgeteilt werden, die einer klini- 
schen Diagnose unzugänglich, im Röntgenbild von ihrer Entstehung bis zum Exitus zu ver- 
i folgen war. 

Es handelte sich um einen 17 Monate alten Knaben, der am 31. III. 1922 an der un auf- 
genommen wurde. 

Anamnese: Brustkind, bis zur jetzigen Erkrankung immer gesund. Kränkelt seit fünf 
Wochen, Appetit nimmt ab. Nachtschweiße, Fieber, zunehmender Husten, starke Abmagerung. Fami- 
lienanamnese auf Tuberkulose negativ. 

Status praesens: Sehr abgemagertes Kind, leicht zyanotisch. An der Glutaealgegend zwei 
Tuberkulide. Lockerer Husten. Perkutorischer Lungenbefund negativ. Auskultatorisch über der Basis 
beider Lungen verschärftes Atmen und etwas trockenes Rasseln. Pirquet-Reaktion 10:10 mm, stark 
geschwollen und gerötet. 

Röntgenoskopischer Befund: 4. IV. 1922. Dichteste Aussaat gleichartig feiner 
Schatteufleckchen über beiden Lungenfeldern. Vom linken Lungenstiel zieht sich paravertebral 
eine Aufhellung von fleckigem Charakter bis ins Spitzenfeld, die lateral durch einen ziemlich 
 distinkten, nach oben und außen bis an die Thoraxwand reichenden Schattensaum begrenzt ist. 

Röntgendiagnose: Akute miliare Tuberkulose. Umschriebene Luftansammlung, 
wahrscheinlich innerhalb des Mediastinums. 

Die Frage nach der Ursache der paravertebralen Aufhellung rechts war zunächst rötgeno- 
logisch nicht zu entscheiden. In erster Linie konnte man an Emphysem denken oder richtiger an 
eine zirkumskripte Blähung, wie solche im Säuglingsalter in nächster Umgebung von Infiltra- 
tionen der Lunge, z. B. besonders Bronchopneumonien sehr rasch zur Entwicklung kommen. Eine 
solche Aufhellung kann bei scheinbar guter Begrenzung so hohe Grade erreichen, daß die Lungen- 


XXXI, Loo Zur Röntgensymptomatologie des kindlichen Mediastinum. , 37 


iruki vollkommen væschwindet und das Bild eines Pneumothorax vorzuliegen scheint. Be- 
_ sonders der epidiaphragmale Bereich weist diese Veränderung nicht selten auf. 

Das Kind magerte immer weiter ab, remittierendes Fieber zwischen 38 und 39°; das 
klinische Bild der miliaren Lungentuberkulose war ausgesprochen. Währenddessen veränderte 
sich die fragliche paravertebrale Aufhellung links folgendermaßen: | 

‚ Röntgenbefund am 20. IV.: Die linksseifige paravertebrale Aufhellung nimmt so- 
wohl medial- als lateralwärts allmählich an Größe zu, sieht dabei einer wohl abgegrenzten, ovalen 
Luftblase immer ähnlicher und scheint durch ihre frontale Ausdehnung einerseits das Mittelfell, 
andererseits den linken Oberlappen zu komprimieren. | u 

Das Bild der miliaren Aussaat unverändert. 

Klinisch fiel mit der zunehmenden Verschlechterung und der Zyanose des Kindes eine 
Dyspnoe auf, die man nach dem folgenden Röntgenogramm wohl zum Teil auf eine beginnende 
. Trachealstenose beziehen mußte: 

- Röntgenbefundam 21. IV.: Der paravertebrale Luftraum links hat Rigröße erreicht, 
isti im medialen Anteile strukturlos, lateral von einem scharfen Schattenrand eingefaßt und bringt 
durch Kompression die pulmonalen Fleckenschatten der miliaren Tuberkulose zum Konfluieren. 
Die apikalen zwei Drittel des Mittelschattens sind um etwa 2 cm in die rechte Thoraxhälfte 
‚gedrängt. (Tafel II, Fig. 2 u. 3.) | 

` Nun konnte man die Möglichkeit eines Emphysems fast mit Sicherheit ausschließen und 
es blieb nur noch die Frage: „Luftraum zwischen Pleura pulmonalis und mediastinalis“ oder 
„Luftraum intramediastinal“ offen. 

Am 23. IV. starb das Kind. 

Die Obduktion (Dr. Föderl) ergab einen seltenen Befund: Der Primärherd, fast 
walnußgroß, findet sich in der Spitze des linken Ohrlappens, ist kavernös zerfallen, in dem 
Pleuraraum perforiert mit konsekutivem linksseitigem Pneumothorax. Die dem Primärherd ent- 
sprechenden bronchialen und mediastinalen Lymphdrüsen sind verkäst und zerfallen. Es resul- 
tiert auf diese Weise eine im vorderen Mediastinum gelegene, fast hühnerei- 
große Zerfallshöhle, welche nach links vorne von der Pleura mediastinalis begrenzt ist. 
Diese Zerfallshöhle reicht nach totaler Verlötung zwischen Pleura mediastinalis und pulmonalis 
ein Stück in das Lungenparenchym hinein und kommuniziert mit einem tuberku- 
1ös-käsig zerfallenen Bronchusundenthältdaher neben Detritus Luft. 
Subakute Miliartuberkulose der Lungen, der Leber, der Milz und Nieren. Ganz junge ulzeröse 
Darmtuberkulose. Peritonitis tuberculosa. Verkäsung der rechtsseitigen zervikalen und supra- 
klavikularen Lymphdrüsen. Fettleber. Schwere trübe Schwellung der parenchymatösen Organe. 
Gehirn o. B. Es 

Es liegt also hier der käsige Zerfall und Durchbruch einer paratracheal gelegenen Drüse 
des Mediastinums durch die verwachsenen Pleurablätter des Mediastinums und der Lunge in 
eine ‚Zerfallshöhle des linken Oberlappens vor. Die Kommunikation zwischen beiden Höhlen 
. war eben für eine Sonde passierbar und führte von der Lunge in eine große, von derbem Binde- 
gewebe begrenzte, intramediastinale Kapsel, die bei der Obduktion nach Austritt der Luftfüllung 
schlaf? zusammenfiel. Die mediale Begrenzung des Hohlraumes entsprach zum Teil der alten 
Drüsenkapsel, die laterale Begrenzung bestand aus der außerordentlich gedehnten, verlöteten 
Pleura mediastinalis und pulmonalis. 

Der bei der Obduktion vorgefundene Pneumothorax der linken Brusthälfte hat zur Zeit der 
letzten Röntgenaufnahme, drei Tage ante exitum, noch nicht bestanden und kann erst nachher 
aufgetreten sein. | | 

. Die Frage nach dem Zustandekommen der Luftfüllung, die den käsigen Inhalt der zerfalle- 
nen Drüse allmählich substituiert hat, ist jedenfalls am ehesten durch Ansaugen von Luft aus der 
Lunge in der Inspiration durch die pleurale Lücke zu erklären, während dem exspiratorischen 
Entweichen.der Luft wahrscheinlich eine Ventilwirkung entgegenstand, wodurch es im Laufe der 


Ba i a Omaa o’ RIIT 


“2otägigen ‘öntgenologischen Beobachtung zu der hochgradigen Auftreibung des intran pauatis 
nalen Raumes kam, für die mir die richtigste Bezeichnung „Pneumomediastinum“ 

scheint. Damit ist im Gegensatz zum Emphysem des Mediastinum ein vereinzelter, größerer, 
wohl umschriebener Luftraum im Mittelfellgewebe gemeint. 


E o „Literatur. 
= ABmàn n, H, Röntgendiagnostik der inneren Erkrankungen. 
Bartels,D. Arch. £. klin. M., 1867, 2. 
-Bergmann,E,in Mohr-Stächelin, Handb. der inneren Medizin. 

'” Feer, in Pfaundler- Schloßmann, Handb. der Kinderkrankheiten. 
Hoffmann, F. A. in. Nothnagel, Specielle Pathologie u. Therapie 13. 
Leiner, C., Jahrbuch f. Kinderheilk., 58, 1902. 

 Mülle i F r., Berl. klin. Woch., 1888. 
. Petersen‘, Berl. klin. Woch., 1884. 
Rauchfuß,in Gerhardts Handb. der Kinderkrankheiten 3. 
Ribbert, Pathol. Anatomie des Kindesalters von Brüning-Schwalbe. 
Schotten, Berl. klin. Woch., 1886. | 


’ 


Ueber die Stereoskopie‘) 
mit besonderer Berücksichtigung der Stereogrammetrie bei Benützung des 
Hasselwanderschen Stereoskiagraphen. 
un, Von 
| ‚Dr. Josef Chania, Lemberg 
ehem. Assist. der Chir. Univ.-Klinik Prof. Dr. H. Schramm. 


_ Diese Arbeit, die ich heute veröffentliche, wurde bereits im Mai 1921 geschrieben, konnte jedoch 
‚aus von mir unabhängigen Gründen bis jetzt nicht publiziert werden. 

' Die jüngst i in Nr. 13/14, Bd. 56 v. 1. Febr. 1923 des „Anatomischen Anzeigers“ erschienene Arbeit 
von Friedrich Bechert: „Über den Grad der Genauigkeit von Messungen an stereoskopischen Rönt- 
genbilderf nach der Methode von Hasselwander“ hat mich dazu bewogen, meine Arbeit zu ver- 
öffentlichen. 

Die Gesichtsempfindungen Be auf einer Erregung unzähliger. Endigungen ie Sehnerven 
in der Netzhaut. Jeder dieser Punkte ruft, infolge des Lichtreizes, eine ganz bestimmt in den entspre- 
chenden Nervenzentren lokalisierte Erregung derselben hervor. Die Summe dieser Erregungen trägt 
| zum Entstehen des Gesichtsbildes bei. Um also genaue Gesichtsempfindungen zu erhalten, ist erforder- 
lich, daß die Bilder der einzelnen Punkte des gesehenen Gegenstandes, auf die entsprechenden Punkte 
. der Netzhaut fallen. Diesem Postulate entspricht der optische Bau des normalen Menschenauges. 

Das Netzhautbild eines gesehenen Gegenstandes ist 
. naturgemäß’ verkleinert und verkehrt, trotzdem sehen wir 
die Gegenstände in ihrer wirklichen Lage. Diese richtige 
Beurteilung ist das Ergebnis der, durch den Muskelsinn 
. (hauptsächlich der Handmuskulatur), den Tastsinn und die 
Beobachtung (Kritik) angeeigneten Erfahrung. Durch sie 
~. erhalten erst die a a den Wert von Ge- 
| sichtsvorstellungen. 
| Die Größe des Netzhautbildes steht in direktem Ver- 
‚ hältnis zur Größe des pesheni Gegenstandes und ist vom Sehwinkel « abhängig (Abb. 1). 
. Zwei verschieden große Gegenstände, die wir unter demselben Schwinkel sehen, entwerfen gleich 
"große. Netzhautbilder, -folglich ist‘ die Beurteilung der Größe vom Standpunkte des Schwinkels nur _ 
eine scheinbare. Trotzdem sind wir imstande, die Größe zweier verschieden großer Gegenstände, die 
wir unter demselben Sehwinkel in einer endlichen Entfernung vom Auge sehen, gewissermaßen zu 
beurteilen. Wir betrachten diesen Gegenstand als den kleineren, den wir erst bei stärkerer Anstren- 
| gung der Akkomodation. Beau imstande zu seneu sind. un 


Abb. 1 


} 


1) XI. Vortrag, gehalen am 26. Mai 1921 i in der wissenschaftlichen Sitzung der „Gesellschaft der 
Freunde der U a zu Lemberg. 


XXXI, 1. | | Über die Stereoskopie. 99 


Die Hauptrolle in der Beurteilung der Größe der Gegenstände spielt die Stellung der Augäpfel. 
Die Lage eines mit beiden Augen gesehenen Gegenstandes verlegen wir nämlich dahin, wo sich die 
beiden Achsen der Augäpfel schneiden. Den Winkel, den sie einschließen, nennen wir den Gesichts- 
winkel B (Abb. 2). 


Abb, 2. 


Bei gleicher Größe des Netzhautbildes beurteilen wir den Gegenstand also desto kleiner, je größer 
der Gesichtswinkel ist. Somit hängt die Beurteilung der Größe der mit beiden Augen gesehenen 
Gegenstände vornehmlich vom Kontraktionszustande der sich bei der Konvergenz und Akkomodation 
betätigenden Augenmuskeln ab. Die richtige Beurteilung ist eine durch Erfahrung erworbene 
Fähigkeit. 

- Die Fähigkeit, die Netzhautbilder eines mit beiden Augen geschenen Gegenstandes in eins zu 
vereinigen, beruht teilweise darauf, daß diese Bilder auf den sog. korrespondierenden Netzhautstellen 
entstehen. | 

Aus rein, optischen Gründen können in beiden Augen immer nur je zwei Punkte der Netzhäute 
miteinander korrespondieren. Dies darf man jedoch nicht so auffassen, als ob ihre Lage auf den Netz- 
häuten immer symmetrisch wäre. 

Bei einer Art vom Schielen, die auf angeborener Verkürzung eines der Augenmuskeln beruht, 
sieht der Schielende mit beiden Augen einfach, trotzdem die Achsen der Augäpfel um einen gewissen 
Winkel von der normalen Stellung abweichen. Dieser Winkel ist aber in jeder Lage der Augen stets 
der gleiche, wodurch die Netzhautbilder immer im gleichen Verhältnis zueinander bleiben. Nach Aus- 
führung eines entsprechenden operativen Eingriffes, und nachträglichem Richtigstellen der Augäpfel, 
sieht der Operierte anfangs doppelt, und erst später stellt sich das Einfachsehen ein. Wir können daher 
die Relation der einzelnen Punkte auf den Netzhäuten nicht als eine angeborene ansehen; sie ist durch 
Erfahrung angeeignet. Angeboren ist nur das Verhältnis zwischen der Innervation der Augäpfel in 
gegebenem Falle und jener, bei der Grundstellung der Augen, bei welcher die Achsen parallel zueinan- 
der verlaufen. Durch den Muskel- und Tastsinn lernen wir unsere Gesichtsempfindungen analysieren 
und kommen zur Erkenntnis, daß die auf beiden Netzhäuten entstandenen Bilder zu ein und demselben 
Gegenstande gehören. 

Die Fähigkeit, beide Bilder in einem zu vereinigen, ist eine rein psychische Funktion. 

Die Fähigkeit des räumlichen Sehens, d. i. die Beurteilung der Entfernung, der in der Richtung 
der Sehlinie gelegenen Gegenstände untereinander, verdanken wir dem beidäugigen Sehen. 

Gewissermaßen können wir auch mit einem Auge räumlich sehen, und zwar nur unter Berück- 
sichtigung ganz bestimmter Momente: der Akkommodation, Konvergenz und des Sehwinkels. 

Bei der Bestimmung der Entfernung spielt die Akkommodation und Konvergenz nur dann eine 
Rolle, wenn die Gegenstände sich in einer verhältnismäßig geringen Entfernung vom Auge befinden, 
und falls uns deren Größe bekannt ist. Deshalb erkennen wir diesen Gegenstand, auf welchen wir 
stärker akkommodieren müssen, als näher gelegen und umgekehrt. 

Der Schwinkel ist nur dann für die Bestimmung der Entfernung der Gegenstände maßgebend, 
wenn uns deren Größe bekannt ist. Von zwei gleich großen Gegenständen erscheint uns der, als der 
weiter entfernte, welchen wir unter einem kleineren Winkel sehen (welcher uns kleiner erscheint). 
(Abb. 3.) . 


Abb, 8. 


t 
i 
. 
> 


ay a a a 2 N RR 


| Wir wissen aus s Erfahrung, daB wir. mit- beiden Augen weitaus besser und leichter die räumliche 
Lage der Gegenstände, und deren. ‚Verhältnis zueinander zu bestimmen imstande‘ Sind, als bloß mit 


. einem Auge. 


‘Die Ursache liegt darid, daß wir den Gesenstand ne dee der ne Augen unter einem Win- 
kel sehen; "Mit dem rechten Auge sehen wir den Gegenstand mehr von seiner rechten Seite, mit dem f 
linken von seiner linken. Dieser: Winkel ist eine Funktion der Entfernung der. Augen voneinander | 
| "o R : (Pupillendistanz) und der Entfernung: des Gegen- 


A u .g A > 3, standes von den Augen. Infolgedessen - ‚erhalten 
wir auf der Netzhaut des rechten Auges ein etwas 


verschiedenes Bild, von dem auf der Netzhaut des . 
linken entstandenen. Trotz Verschiedenheit der _ 


u | = beiden Bilder vereinigen wir dieselben zu einem 


einzigen plastischen Bilde. Zur Erläuterung die- ` 


ser Erscheinung diene folgendes Beispiel: Wenn 
wir.von oben auf einen Pyramidenstumpf, wel- 


c l F/ C, sis steht, mit beiden Augen schauen, erhalten wir 
| 0 N) Per o den Eindruck eines plastischen Gegenstandes. Be- 
trachten wir nun denselben Gegenstand st mit dem rechten, einmal mit dem linken Auge, so sehen 
wir jedesmal ein anderes Bild (Abb. 4). 

Fig. A entspricht dem Bilde des linken Auges, Fig. B dem des rechten. Wenn wir nun die Lage 


der Punkte zueinander, aus denen diese Figuren gebildet sind, näher betrachten, so en wir zu 


on Jez ObErZeUBUNG: daß: 


: de Punkte A | se Aı 
= B gleich." weit entfernt sind von den Punkten B, um ncm 
e AE ri T i Cı 
| Be ı Be oo. . D; 
die Punkte a E ' a: 
= S ar z obo » o». » » „ 33 -3 bı » n-m cem 
S < y nn c | 7 | Cı 
z d | dı 
Osır i E u Odit E i i Die Punkte ABCD und A, BıCı Dı liegen 


alle in einer Ebene, die weiter vom Auge entfernt 
ist. Die Punkte abcd und au bıcıdı ebenfalls 
alle in einer Ebene, doch ist diese dem Auge näher 
gelegen. Daraus folgt (Abb. 5): 
1. Schauen wir einen Gegenstand mit beiden 
Augen an, so erscheinen alle Punkte dieses 


ten gleich weit voneinander entfernt sind, in 
einer Ebene. 

2. Ist die Entfernung: dieser Punkte untereinan- 
der kleiner als die Entfernung anderer Punkte 


Auge näher gelegenen Ebene, ist sie größer, 
in einer entfernteren. ; € 
2. Die Punkte, die längs der Kante Aa, Bb, Cc, 
f Dd und Aıaı, Bibi, Cici, Dida liegen, zum Bei- 


5D d spiel die Punkte E und Eı, e und e,, sind von- - 


l Abb, 5 l einander verschieden weit entfernt (die Ent- 
fering EE, ist größer als eeı), infolgedessen erscheinen sie in verschiedenen Ebenen, das ist in ver- 
‚schiedenen Entfernungen von dem Auge. ` 


Die Ursache liegt, wie bereits erwähnt, darin, daß wir beim Schauen mit peiden Augen das i 
- Bild des Gegenstandes dorthin verlegen, wo sich die Augenachsen kreuzen. 


Verfertigen wir von einem Gegenstande zwei Bilder (gewöhnlich Photogramme) von zwei Punk- 
ten aus, die um eine bestimmte Entfernung (Basis) voneinander verschoben sind, so bilden wir da- 
= durch ähnliche Verhältnisse, wie sie beim binokulären Sehen stattfinden. 


Solche Bilder heißen Stereogramme. Schauen wir die Stereogramme in einem Stereoskope an, so 


gewinnen wir den Eindruck eines räumlichen Bildes. 
. Die von einem Gegenstande verfertigten Stereogramme sind Projektionsbilder dieses Gegen- 


i 


2 cher auf einer Ebene (Tischplatte) mit seiner Ba- ` 
i € 


Gegenstandes, deren Bilder auf den Netzhäu- . 


untereinander, so liegen sie in einer, dem < 


>06 9 E E | Über die Stereoskopie. | 41 


. stahdes auf eine zur Projektionsrichtung senkrechte Fläche von zwei Punkten aus, die um eine be- 
stimmte Entfernung gegeneinander verschoben sind (Basis). Infolgedessen sind die einzelnen Punkte 
des Gegenstandes auf der Bildfläche um eine gewisse, ständige, der Basis proportionelle Entfernung, 
` zueinander verschoben (stereoskopische Parallaxe). | 
. Das Verhältnis der Verschiebung der Bildpunkte auf der Bildfläche (photographischen Platte) 
zu ihrer natürlichen Entfernung von derselben, verhält sich nach denselben Regeln, von denen wir bei 
dem räumlichen binokulären Sehen gesprochen haben, d. i. | | 
1. alle korrespondierenden Punkte, die auf den Stereogrammplatten gleich weit voneinander ent- 
fernt sind liegen in einer und derselben Ebene; 
2. jene die weiter voneinander entfernt sind, näher dem betrachtenden Auge und umgekehrt. 

Die Lösung der Aufgabe, zwei Stereogramme zu einem Raumbilde zu vereinigen, beruht auf dem 
Gebrauche von Prismen oder Spiegeln, die derart angebracht sind, daß die durch beide Stereogramme 
(das linke und das rechte Bild) auf den Netzhäuten entstandenen Bilder, im Kreuzungspunkte der 
Augenachsen zu einem Raumbilde vereinigt werden. Diesen Zweck erreichte Brewster mit Hilfe 
von zwei Prismen. Das Brewstersche Stereoskop eignet sich jedoch nur für kleine Plattenformate. 
(Abb. 6.) 


Abb. 6. Abb. 7. 


Wheatstone benützt zwei Spiegel, die zueinander unter 90° geneigt sind. Die seitlich an- 
gebrachten und beleuchteten Platten entwerfen, durch Reflexion von den Spiegeln, ihre Bilder auf die 
Netzhäute des Beschauenden. Im Kreuzungspunkte der Sehachsen entsteht das räumliche virtuelle Bild. 

Auf einem ähnlichen Prinzipe beruht das Stereoskiagraph von Hasselwander (Abb. 7). 

Statt der Spiegel befinden sich in seinem Apparate zwei Kristallwürfel, von denen jeder aus 
zwei zusammengekitteten Prismen besteht. Außerdem befindet sich am Apparate eine sehr sinnreiche 
Vorrichtung, die uns erlaubt, vermittels eines Lichtpunktes, unmittelbar mit mathematischer Genauig- 
keit, die Entfernungen der einzelnen Ebenen des Raumbil- 
des voh Auge des Beobachters zu bestimmen. Ich unter- 


lasse die genaue Beschreibung des Apparates. Dieselbe Pe: RER 
ist den Arbeiten Hasselwanders zu entnehmen B 0 2> 
(Abb. 8). / 


Bestimmen wir die Entfernung des Punktes A— AA, 
= Y von der Platte PP.. f 
Aus der Ähnlichkeit der Dreiecke AA,O, und 
ONA folgt: 
AA,:ON=A0,:04 
OO Y:(F— Y)=40,:0A 
AO,:0A=aa,:BB, 
| =d:D 
TE er 
YıF-Y)+Y=d:D+d 


Y:F=d:D-+d 
Fa 
T Lo D e D . . D . . 1 
x Dfa m Abb. 8. 


Pottschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. 6 


j 


Aa, wa nz R Ghania. P ga PRG Ei XXXI, 1. 


ER opera von H a ss e 1 w an de er können wir Y unmittelbar ee Sein Wert, ent- 


ea spricht dem. tatsächlichen, wenn D der Pupillardistanz, F der Fokusplattenentiernung ‘gleich sind. 


| Wenn wir die stereographischen Platten derart im stereoskopischen Apparate aufstellen, daß 
z ihre Entfernung von. dem Auge genau der Fokusplattenentfernung bei der Aufnahme entspricht, und ^ 
wenn die Basis bei der Aufnahme gleich der. Pupillendistanz ist, bekommen wir im stereoskopischen 


‚..- Raumbilde Verhältnisse, die den tatsächlichen EDEL Das Raumbild ist zu den Stereogramm- a“ 


bildern kongruent. | 
Ist die Entfernung der- Stereogr: amme -von Hein: Auge anders als die fekado bei der Auf- É 
nahme, so ist das stereoskopische Raumbild den Bildern auf den Platten ähnlich, und zwar a 
. wenn die Augenplattenentfernung größer ist und umgekehrt. 
 Nächdem ‚wir die Stereogramme i im Stereoskope mit beiden Augen, deren Entfernung voneinan- 
der, der Pupillardistanz gleich ist, anschauen, müssen: wir, um ganz analoge Verhältnisse zu bekommen, 
die Stereogrammaufnahmen von zwei Pünkten aus machen, deren Verschiebung. zueinander gleich der ` 
= Pupillendistanz ist (ca. & 2—6.7 em). Dann ist die Parallaxe bei der Aufnahme gleich der Parallaxe bei 
der Beobachtung. Zr ? 
l Stellen wir die Platten i im Stereoskope um eine halbe Entfernung näher dem Auge, so ist die Be-. 
un obachtungsparallaxe doppelt so groß wie die Aufnähmeparallaxe und umgekehrt. 
E Die Plastik des stereoskopischen - Raumhildes hängt von der Parallaxe ab. 
- Entspricht die Aufnahmeparallaxe der Pupillardistenz des Beobachters, so erhalten wir omde 
Plastikverhältnisse, die wir gleich 1 setzen. 
-© Ist die Aufnahmö-Parallaxe. doppelt so groß (z. B. Basis — 12.4), so orveh ieh auch die Pla- 
- stik des Raumbildes = 2. 
| - Wenn wir nun eine bessere Plastik des Raumbildes erreichen wollen, so können wir entweder 
die Stereogrammaufnahme aus einer geringeren Fokalentfernung nn oder die Aufnahmebasis 
vergrößern. Ds ; 
l Die Verminderung der Fokusplattendistanz bei der Kalnai ist mit unvermeidlicher Störung 
-in der Bildschärfe verbunden, hingegen hat die Vergrößerung der Aufnahmebasis keinen störenden 
. Einfluß in dieser- Beziehung. Die Grenze des Verhältnisses zwischen F und D ist 4:1. Eine Ver- 


.größerung der Basis über diese Grenze ruft die Unmöglichkeit der Vereinigung der Stereogramme zu 


einem Raumbilde hervor. 
Die Verfertigung der Aufnahmen und das Anschauen der Stereogramıne unter nor malei Ver- 
‚hältnissen (Basis — der Pupillardistanz, Entfernung der Stereogramme vom Knotenpunkte des Auges 
' = der Fokusplattendistanz) stellen die einfachsten Verhältnisse dar. Nicht immer ist es aber mög- 


lich die Basis gleich der Pupillardistanz zu nelmen, oder die Stereogramme aus einer Entfernung, 


die gleich der Fokusplattendistanz bei der Aufnahme ist, im: Stereoskope zu betrachten. 
Aufnahmen größerer Organe (Lungen, Darm, Becken)" insbesondere Teleaufnahmen, erfordern . 
‚eine größere‘ Fokusplattendistanz, was eine bedeutende Vergrößerung der Basis erfordert. 
\ Wenn wir nun solche Stereogramme i im Stereoskope unter ganz anderen Bedingungen (als bei der 
Aufnahme) anschauen, erhalten wir zwar ein einfaches plastisches Raumbild, jedoch entsprechen 
. die einzelnen. Entfernungen der Ebenen im Raumbilde nicht den tatsächlichen Werten. Sie müssen 
| umgerechnet werden. | 
Bu; habe. ich auf folgende Weise durchgeführt (Abb 9): l r 
| ER Die Aufnahme wurde aus einer Fokal- | 
R | D | 2 Zu entfernung — OF, = F, verfertigt mit einer 
-A e 2: ' Basis B B, — D. Die tatsächliche Entfernung l 
des Punktes A von der Platte PP, = 
AA =Y. i 
Die zwei Stereogramme, auf denen der 
Punkt' A um aa — d verschoben ist, werden 
im Stereöskope aus einer Entfernung von dem 
‚Auge = OF; = f, mit“einer Pupillardistanz . 
bbı = Dı angeschaut. Dann entspricht die 
Entfernung des Punktes A von der Platte 
AuAu=y. 
Der Wert für y ist ähnlich dem Werte für 
Y ee | zu ermitteln und ist gleich: 


I= ee ee ee oy (2) 


XXXI, i. 


zurechnen, wenn die Bedingungen bei der Aufnahme und Betrachtung des Bildes verschieden sind. 


Über die Stereoskopie. 


Y:(F— Y)=d: 
A e AENA 
Y D 
d A 
d yo; 
(f—-y) 


Pe EEE ee EEE 


RER 1 
F-Y (f—y)- 
YD(f—y)=yD,(F— Y) 


YDf— YDy=yD,F—yD, Y 


YDf— YDy+-yb,Y=yD,F 
Y(Df—-Dy+yD)=yD,F 
y= —_ yD,F 

Df — Dy +yD, 


48 


(3) 


Nachdem wir die Entfernung y im Raumbilde mit dem Lichtpunkte leicht zu bestimmen im- 
stande sind, und die Werte D, D,, F und f bekannt sind, ist damit auch die wirkliche Entfernung des 
Punktes A von der Platte gegeben. 
Auf diese Art sind wir imstande die wirkliche Datemi eines Punktes im Raumbilde aus- 


In der Formel — — — — 3 haben wir lediglich nur einen Punkt berücksichtigt, der in der 
Ebene des Zentralstrahles liegt. Die Verhältnisse sind jedoch YOlkpmmen dieselben, wo auch im 
Raume der betreffende Punkt liege (Abb. 10). 


X 


Abb, 10. 


Aus der Ähnlichkeit der Dreiecke BAB, und aAa, folgt: 
BB,:aa = B,4: Aa, 


ebenso 


D : d =DB4:Aa aus DB,AA, und B aa, 
B,A:Aa, =B, 4,:A,d, aus B,4, 0, und 0,4,0, 


BA, : A,d, = 4,03: 4,0, 


REEE =F-Y:Y 
D: d =F-TY:Y 
YD 
F— Y 
d = 


DıY für die Basis D, und Entfernung f. 


r 


6% 


44 | | e =. Amelung. | a "OO XXXL1. 


' Vergleichen wir die letzten zwei Gleichungen, so ergibt sich: 
yD,F 

Df—Dy+yD 

Der Wert der Röntgenstereoskopie ist praktisch von eminenter beian Keine andere 
‚Methode ist derart genau, wenn es sich um die Lokalisation von Fremdkörpern handelt. Der Chirurg, 
wern er die Verhältnisse im Raumbilde sieht, kann sich eine genaue Vorstellung von der: Lage, den 
Beziehungen des Fremdkörpers zu den wichtigen Organen in dessen Umgebung bilden und den Opera- 
tionsplan auf Grund dessen entwerfen. | 

Die Röntgenstereoskopie hilft uns oft über die Schwierigkeiten bei der' Differentialdiagnose 

unter Aneurysma und Mediastinaltumor hinweg. Die Bestimmung des Transversaldurchmessers der 

Aorta kann mit Leichtigkeit durchgeführt werden. 

Wir wissen mit was für Schwierigkeiten man zu kämpfen hat, wenn es sich um die Differential- 


Y = - 


| u diagnose zwischen Nephrolithen, Phlebolithen oder verkalkten Mesenterialdrüsen handelt. Auch in 


diesen Fällen ist uns die Stereoskopie sehr behilflich. Bei der Lokalisation von Lungenabszessen, 
bronchiektatischen Kavernen, überhaupt bei Lungenherden, die einen chirurgischen Eingriff be- 
nötigen, ist die Stereogrammetrie unübertroffen. Bei Frakturen und Luxationen ermöglicht uns die 
 Stereoskopie die Beurteilung der Interposition von Weichteilen und der Lage der Splitter. 

Damit man jedoch mit dem Apparate von Hasselwander zuverlässige Resultate bekomme, 
ist das mathematisch genaue Einhalten der optischen Regeln bei der Aufnahme und Beobachtung 
und der normale eventuell vollkommen korrigierte Refraktionszustand der Augen des Beobachters eine 
 unbedingte Forderung. 

‚Ich habe durch zahlreiche Vergleichsmessungen an Geometrisenen Figuren. und deren Raum- 


bildern im Stereoskiagraphen von Hasselwander feststellen können, daß die Unterschiede Zehn- 
'telmillimeter beträgen. 


Die Vorwürfe, die man hie ung da dem Apparate stellt, beruhen eben auf Mangel an präziser Ein- 
haltung der Grundregeln. 
Lemberg, März 1928. 


‚Aus der Medizinischen Universitäts-Poliklinik Frankfurt a. Main. 
(Direktor: Prof. Dr. Strasburger). 


Laßt sich durch das Röntgenbild der sichere Nachweis einer Arthritis urica 
erbringen?) | 
| | | Von | 
` Dr. med. Walther Amelung, Assistenzart der Poliklinik. 
(Hierzu Tafel III, Fig. 1 und Tafel IV, Fig. 2—4.) 


Auf Grund der Arbeiten von Hoffa und Wollenberg, His, Schüller, Umber 
"u. a., die auf ausgedehnten klinischen und anatomischen Untersuchungen beruhen, pflegen wir 
jetzt die primären chronischen Erkrankungen der Gelenke in die Periarthritis destruens (pri- 
märe,chronische, progressive Polyarthritis), deren primäre Veränderungen in 
der Synovia sitzen, und in die Osteo-Arthritisdeformans, die von Knorpel und Kno- 
chen selbst ausgeht, einzuteilen. Von der primären chronischen Polyarthritis, jener unter Be- 
vorzugung des weiblichen Geschlechts, vielleicht auf innersekretorischen Störungen beruhenden, 
langsam, schubweise progredienten Krankheit sind die im Anschluß an einen akuten Gelenk- 
rheumatismus entstandenen chronischen Gelenkerkrankungen (sog. sekundärer chroni- 
scher Gelenkrheumatismu 8) nosologisch 'streng zu sondern; sie sind jedoch in ihrem Í 
klinischen Bild der primären Polyarthritis sehr ähnlich und röntgenologisch von ihr kaum zu - 
trennen, so daß man beide Krankheiten als chronische Polyarthritis zusammenfaßt. 

Wie anatomisch und klinisch, was hier nicht weiter ausgeführt werden soll, lassen sich auch 
röntgenologisch sichere Unterschiede zwischen der Arthritis deformans und der Polyarthritis 
chronica hervorheben. Die erstere zeichnet sich im Röntgenbild durch starke Wucherungen am 


1) Nach einem Vortrag, gehalten’ in der Frankfurter Röntgengesellschaft am 20. III. 1928. 


XXXI, 1. Läßt sich durch das Röntgenbild der sichere Nachweis einer Arthritis urica erbringen ? 45 


Knochen und Knorpel mit zahlreichen Gelenkkörpern aus; dabei kommt es bei der A. d. so gut wie 
nie zur Ancylosenbildung und nur zu einer geringen Atrophie des Skeletts. ` Dagegen finden wir 
bei P. ch. zunächst eine Verdickung der Kapsel und der periartikulären Weichteile, dann eine 
häufig schon frühzeitig einsetzende, oft hochgradige porotische Knochenatrophie mit ausge- 
sprochener Neigung zur Ancylosenbildung; Wucherungsprozesse treten aber bei ihr erheblich in 
den Hintergrund. In späteren Stadien kann es allerdings auch bei der P. ch. zu deformierenden 
Prozessen kommen, so daß dann die Differentialdiagnose große Schwierigkeiten hat. 

Zu den eben geschilderten Gelenkerkrankungen treten die bei der Gicht, jener durch 
Anhäufung von Harnsäure in den Geweben und im Blute charakterisierten Stoffwechselerkran- 
kung, vorkommenden Gelenkstörungen. Nachdem H uber?) 1896 zuerst als für Gicht typische 
Gelenkveränderungen beschrieben hatte, haben A. Köhler?), Jacobsohn?), Drinberg‘*), 
Brugsch’), Wollenberg®) u. a. darauf hingewiesen, daß gewisse, im Röntgenbild zu er- 
kennende Veränderungen mit Sicherheit die Diagnose einer Arthritis urica gestatten. Als solche, 
eine Gicht beweisenden Veränderungen gelten ovaläre oder kreisrunde, lichtdurchlässige Fleck- 
chen, die, von einem deutlichen, z. F. scharf umrandeten Saum umgeben, die Größe einiger Milli- 
meter bis zu einem Zentimeter erreichen und sowohl in den Epiphysen wie in den Diaphysen oft 
zu mehreren nebeneinander vorkommen. Daneben sollen anfangs oft nur stecknadelkopfgroße, 
kleine Eindellungen an den Gelenkenden und Knochenkanten, die in halb- bis dreiviertelkreis- 
förmige Knochendefekte übergehen können und die dann wie mit einem Locheisen ausgestanzt 
erscheinen, nur für Gicht typisch sein und. besonders die Frühdiagnose ermöglichen. Nur 
Krebs”) vertritt die Ansicht, daß die eben geschilderten, lichtdurchlässigen Fleckchen nicht 
nur bei Gicht, sondern auch bei anderen chronischen Gelenkerkrankungen vorkommen. Bei fort- 
schreitender. Erkrankung nehmen die Gelenkdefekte größere Partien ein, so daß endlich ganze 
Gelenkteile fehlen und stärkere Verunstaltungen sichtbar werden. Auch die im Inneren der 
Knochen gelegenen Herde können die Kortikalis durchbrechen und so zu deutlichen Deformierun- 
gen führen. Andere bei der Gicht sich noch findende, röntgenologisch nachweisbare Veränderun- 
gen gelten als weniger beweisend; auf sie wird weiter unten eingegangen werden. 

Bei der Betrachtung unserer Röntgenaufnahmen von Kranken mit chronischen Gelenk- 
erkrankungen fiel mir auf, daß sich unter ihnen einige fanden, die die oben geschilderten, allge- 
mein als sicherer Beweis einer Gicht geltenden Veränderungen aufwiesen, bei denen jedoch auf 
Grund des klinischen Befundes und bestimmter röntgenologischer Symptome eine Gicht auszu- 
schließen und eine Polyarthritis chronica, bzw. eine Arthritis deformans anzunehmen war. Im 
Laufe der Zeit konnte ich 11 derartige Fälle sammeln. Einige der Krankengeschichten mit den 
dazu gehörenden Bildern werden im folgenden im Auszug gebracht 8). 


1. M. Maria. 52 Jahre. In ärmlichen Verhältnissen. Seit etwa 14 Jahren reißende Schmerzen 
in beiden Händen; langsam einsetzende Schwellungen der Finger. Allmählicher Übergang auch auf 
andere Gelenke. Zur Zeit der Röntgenuntersuchung stärkere Schwellung fast sämtlicher Finger- und 
der Handgelenke. Ulnare Abduktion der Finger. Atrophie der Interossei. Fast sämtliche Körper- 
gelenke mehr minder befallen; infolge Erkrankung des Kiefergelenks Mundöffnen erheblich erschwert. 
Durch sehr große Dosen Radium (bis 1 000 000 M. E. tgl.), die reaktionslos vertragen werden, sichtliche 
Besserung. Handaufnahme ergibt: Hochgradige Atrophie des gesamten Skeletts, am ausgeprägtesten 


1) Huber, D. M. W., 1896, Nr. 12. 

23 A. Köhler, B. K1. W., 1911, Nr. 27. 

3) Jacobsohn, Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., Bd. 20, S. 757 u. f. u. Bd. 26, S. 530 u. f. 

© Drinberg, Diss., Berlin 1911. 

5% Brugsch, B. K1. W., 1912, Nr. 34 und Kapitel „Gicht“ i inKraus-Brugsch: Spez. Patho- 
logie und Therapie innerer Krankheiten I, 1, S. 167 u. f. 

©) Wollenberg, Ztschr. f. orthop. Chir., Bd. 34, 1914, S. 171. 

7) Krebs, Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahlen, Bd. 25, 1917. 

s) Anmerk. bei Korrektur: Die Zahl der Bilder wurde auf Wunsch der Schriftleitung 
beschränkt. rn 2 


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46 Eee A We i: OO Aimelung, | 2 XXXI, 1. 


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“im. Bereiche der Metacarpi did der Handwourgeiknechen. Gelenkspalten Sehr minder deutlich ver- 
schmälert, teilweise vollkommen verödet. Die einzelnen Handwurzelknochen sind stark aneinander 


gepreßt, so daß man den Eindruck einer fast einheitlichen Knochenmasse hat, die Köpfchen der Me- - 
'tacarpi erscheinen verbreitert. In der Radiusepiphyse links sieht man drei dicht nebeneinander liegende, 
etwa t/z cm große, ovaläre Knochensubstanzlücken mit einem dichten, die ‘Lücken vollständig um- 
gebenden Randsaum.- Ähnliche Fleckchen zeigt die Basis der linken Metakarpus I und — nicht ganz 
so schön — die Basis der rechten Grundphalanx II. An der Kante des linken Multangulum maius findet 
sich ein halbdreiviertelkreisförmiger scharfrandiger Defekt, der wie mit einem Locheisen ausgestanzt 
erscheint.. Das Köpfchen des linken Metatarsus V und die Basis des rechten Daumens zeigen ähnliche 
Eindellungen. (Vgl. Tafel IIL Fig. 1.) 

. Diagnose: Primäre chronische Polyarthritis. 


` 2 K. Amalie. 45 Jahre. Seit 4 J ahren allmählich beginnende, anfangs mit geringen Gelenk- 


| schwellungen einhergehende Bewegungseinschränkung in den Fingergelenken, später auch in den 


 Handgelenken. Allmählicher Fortschritt des Leidens. Atrophie der kleinen Handmuskeln. Starke 
-Anschwellung und Bewegungseinschr änkung der Hand- und Fingergelenke. Guter Erfolg der Radium- 
trinkkur mit hohen Dosen (1000000 M. E.) ohne irgendwelche Reaktionen. Handaufnahme ergibt: 
Deutliche Atrophie des, Skeletts. Verschmälerung zahlreicher Gelenkspalten. Kreisrunde Knochen- 
substanzlücken mit deutlichem Randsaum im rechten Os naviculare und im Köpfchen der rechten 
Metacarpus IV’ Eine dreiviertelkreisförmige, scharfumsäumte Knochenausstanzung am lateralen 
‚Rand der Grundphalanx des rechten Daumens. 


: ! 
‚Diagnose: Primäre chronische Polyarthritis. 


3.:B. Katharina. 28 Jahre. Keine erbliche Belastung. Arberterfeau. ‚Seit einigen Monaten An- u 


schwellung der Hand- und Fingergelenke beiderseits unter heftigen Schmerzen; übrige Gelenke frei. 
 Handaufnahme ergibt: Verschmälerung der Gelenkspalten zahlreicher Interphalangealgelenke und 
 Metakarpo-Phalangealgelenke. Kreisrunde, scharf umrandete Aufhellungen im Köpfchen der rechten 
_ Grundphalanx V und der linken Grundphalanx III; stecknadelkopfgroße, feinumsäumte, lichtdurch- 
 lässige Fleckchen an der Basis der linken Grundphalanx III und im Köpfchen der r. Grundphalanx II. 
'Scharfe Ausstanzungen der Knöchenkonturen im Köpfchen der rechten Grundphalanx III und der 
linken Daumenphalanx; stärker entwickelte Knochendefekte zu beiden Seiten des Köpfchens des rech- 
‚ten Metakarpus IV. (Vgl. Tafel IV, Fig. 2.) 
‚Diagnose: u. chronica. 


4. G. Paula: 49 J ahre. Arbeiterin. Seit etwa 8 Jahren Schmerzen in den Füßen; später auch in. 
Händen und. Knieen. Gang wurde immer schlechter. Seit 3 Jahren Menopause. Mehr minder starke 


Bewegungseinschränküngen und Schwellungen der Finger-, Zehen-, Hand-, Fuß-, Knie-, Ellenbogen- 


. und Schultergelenke. Harnsäure in 100 cem Blut 2,0 mgr. Handaufnahme ergibt: Geringe, aber deut- 
liche Atrophie des Skeletts. 'Verschmälerung zahlreicher Gelenkspalten. Die 2.—5. Finger stehen 


beiderseits’in deutlicher ulnarer Abduktion mit Subluxation und starker Verkrümmung i in den Finger- 
'gelenken. Fußaufnahme ergibt: Zackenbildungen an den -Grundphalangen beider großen Zehen. Sub- 


 ‚luxation der 4. und 5. Zehe links in ihren Grundgelenken. Verödung des Gelenkspalts des 4. Metatar- 


sophalangealgelenkes rechts. Scharf umschriebene Ausstanzung am Köpfchen des rechten Meta- 
tarsus IV.. Destruierung des Köpfchens des r. Metatarsus III. (Vgl. Tafel IV, Fig. 3.) 
. Diagnose: Primäre chronische Polyarthritis. mit sekundärer Arthritis deformans. 


5. M. Helene. 30 Jahre. Erblich nicht belastet. Häufig Anginen (Tonsillektomie). Seit 4 J ahren 
Gelenkschmerzen 'i in, den Gelenken der oberen Extremitäten und in den Füßgelenken; später Übergang 


_ auf. andere Gelenke. Deutliche Schwellungen der Hand- und Fußgelenke. Purinreiche Kost ohne Be- 


schwerden vertragen. Normale Harnsäurewerte. Auf Radium (1000000 M. E. in Ölemulsion) keine 
' Reaktion. Handaufnahme ergibt: Am medianen Rand der linken Grundphalanx II eine halbkreisför- 


mige Ausstanzung mit scharfem Rand; sonst am Handskelett nichts Besonderes. (Vgl: Tafel IV, Fig. 4.) 


.Fußaufnahme ergibt: Verschmälerung zahlreicher Gelenkspalten. Bläschenförmige Aufhellungen mit 
scharfem Schattenrand in den Köpfchen der Metatarsi I, U, III und V und in der Basis der Grund- 


` phalanx des rechten Fußes. Dreiviertelkr eisförmiger Knochendefekt mit em Schattenrand an 


der inneren Kante des Köpfchens der ersten linken Grundphalanx. 
fA Diagnose: Primäre chronische Połyarthritis. i 


6. W: Martha. 37 Jahre. Sommer 1921 cahende Schmerzen in Finger-, Hand-, Zehen- und ` 
= Kniegelenken. Parästhesien in den Fingern. Vorübergehende geringe Schwellungen einiger Finger- 
 gelenke. Handaufnahme: An der lateralen Ecke dor Basis der linken Grundphalanx II eine zackige 
Auffaserung der Gelenkkontur.. An der gleichen Stelle der linken und rechten Grundphalanx III 
et sich eime Eiabundelkenienoee ng Ausnagung des Knochenrandes. Herbst 21 Ra- 


XXXI, 1. 'Läßt sich durch das Röntgenbild der sichere Nachweis einer Arthritis urica erbringen? 47 


diumtrinkkur bis 300000 M. E. tgl., ohne Reaktion vertragen. Frühjahr 22 erneuter Schub, diesmal 
deutliche Schwellungen fast aller Gelenke, beginnend in Finger- und Fußgelenken. Wiederholt Rück- 
fälle. Zweite Radiumkur (bis 1000000 M. E. in Ölemulsion) von ausgezeichnetem Erfolg, ohne Be- 
 schwerden vertragen. Seit ?/, Jahren Zustand im wesentlichen stationär. Geringer Erguß in beiden 
Kniegelenken mit geringer Exostosenbildung. Harnsäure wiederholt bestimmt; stets normale Werte. 
Diagnose: Primäre chronische Polyarthritis mit sekundärer Arthritis deformans. | 


7. M. Rufine. 29 Jahre. Hausmädchen. Seit !/2 Jahr sprungweises Auftreten von Gelenkschwel- 
lungen, besonders in Finger- und Zehengelenken. Radiumtrinkkur bis 1000000 M. E. mit gutem Er- 
folg, ohne Reaktion. Röntgenbild (Fußaufnahme) ergibt: deutliche Atrophie des Skeletts. Gelenk- 
spalten zwischen den einzelnen Fußwurzelknochen verstrichen. Das Köpfchen des fünften Metatarsal- 
knochens links ist von mehreren lichtdurchlässigen, deutlich umrandeten Fleckchen erfüllt; die laterale 
Partie des Köpfchens zeigt eine annähernd dreiviertelkreisförmige Eindellung. Gelenkspalt zwischen 
lk. fünften Metatarsus und Grundphalanx verödet. 

Diagnose: Primäre chronische Polyarthritis. 

Bei jedem dieser Kranken, zehn Frauen und einem Mann, war nach dem klinischen Bild 
mit aller Sicherheit die Annahme einer Gicht abzulehnen. Natürlich schließt das Fehlen regu- 
lärer Anfälle keineswegs das Vorkommen einer irregulären Gicht (chron. progressive, de- 
struierende Arthritis urica) aus. Aber auch eine torpid verlaufende Gicht war höchst unwahr- 
scheinlich. (Keine erbliche Belastung, geringer Fleischgenuß, fast durchweg ärmliche häusliche 
Verhältnisse, keine Alkohol- und Bleischädigung, keine Gichttophie, keine Ekzeme, keine 
. Neuralgien, keine Dupuytrensche Fingerkontraktur, keine Tarsalgien, keine erhöhten Harn- 

säurewerte im Blut, prompte Ausscheidung der exogenen Harnsäure auf nukleinreiche Ernährung 
und keine Reaktion im Sinne einer Verschlimmerung des Zustandes auf sie.) Gegen Gicht sprach 
auch noch das fast ausschließliche Vorwiegen des weiblichen Geschlechts und der Beginn des 
Leidens in mehreren Fällen bereits im 3. Lebensjahrzehnt, während nach Brugsch nur 3°/, der 
Gichtkranken bereits vor dem 30. Lebensjahr erkrankt. Dagegen boten unsere Kranken größten- 
teils das klassische Bild der primären chronischen Polyarthritis dar, mit ihrem langsam ein- 
setzenden, schubweisen Verlauf, der Bevorzugung des weiblichen Geschlechts, dem Beginn schon 
in jugendlichem Alter oder im Klimakterium und der deutlichen Atrophie der kleinen Hand- 
muskeln. 

Weiterhin ist differentioldiagnostisch sehr wertvoll die Reaktion unserer Kranken auf die 
Radiumbehandlung. Strasburger!) ebenso wie die Hissche ?) Schule haben gezeigt, daß 
Gichtkranke fast durchweg schon auf kleine Dosen Radium mit stärkeren Beschwerden und 
plötzlichem Auftreten von Gichtanfällen reagieren, wenn auch an sich Radium bei Gicht günstig 
wirkt, so daß man kaum mehr als 1000 M. E. einem Gichtiker tgl. geben kann. Dagegen erhielten 
zahlreiche unserer Kranken die von Strasburger?) eingeführten hohen Radiumdosen (bis 

. 1000 000 M. E. tgl.) ohne irgendwelche Beschwerden, so daß auch schon dadurch die Annahme 
einer Gicht unwahrscheinlich erscheint. 
| Auch die Röntgenaufnahmen selbst unserer Kranken zeigen eine Reihe von Veränderungen 
an Knochen und Gelenken, die an sich gegen eine Gelenk-Gicht sprechen. Wohl kommt es auch 
bei der Gicht bisweilen zu ancylotischen Prozessen, dann zeigen aber diese Ancylosen noch die 
ineinandergeschobenen Knorpelreste und nicht jene schlanken, geradlinigen, spongiosaähnlichen 
"Verbindungen der Polyarthritis chronica, wie sie gerade bei einigen unserer Bilder sehr schön 
sichtbar sind. Auch zeigen unsere Platten stellenweise die für die P. ch. charakteristische deut- 
liche Verkleinerung (bzw. Verschwinden) des Gelenkspalts, während nach Oudin und Bar- 
thölemy*t) Brugsch,Kraus°) Matthes‘) u.a. gerade das Erhaltensein des Gelenk- 


1) Strasburger, Radiolog. Mitteilungen, Kreuznach, 1912. 
2) Literatur bei Gudzent. Grundriß zum Studium der Radiumtherapie, 1919. 
s, Vaternahm;, Med. Klinik, 1922, Nr. 47. 
+4 Oudin und Barthélemy, zitiert nach Jacobsohn,].c. 
ò) Kraus in Krehl-Mering, Lehrbuch d. inn. Medizin, 12. Auflage, 1922, S. 229, II. Band. 
©\ Matthes, Differentialdiagnose innerer Krankheiten 3. Auflage, 1922. 


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| 48 sa 3 K | ; DE 2 > = Amelung. | ne * S ar a | XXXI, 1. 


EE i spalts, ja sogar sein Klaffen für Gicht fypisch sein soll.. Dagegen entsprechen die Knochenlücken 


und Randdefekte unserer Fälle in Größe, Anordnung, Lage und sonstiger Beschaffenheit genau 


E ‘der: ‚Beschreibung und den Bildern. typischer. Gichtfälle, wie sie in zahlreichen Arbeiten nieder- 
a gelegt sind, und wie wir sie selbst bei echter Gicht gesehen haben. _ 
es In: der Literatur der: chronischen Gelenkerkrankungen" fand ich nur eine Aigat daß die l 


Knóchenlücken und. Substanzdefekte sich nicht nur bei Gicht, sondern auch bei anderen Gelenk- 


: erkrankungen: finden. Zwar hatte schon Finkelnbur g.') einen Fall von rheumatoider 
~. Arthritis bei einem '22jährigen Manne demonstriert, bei dem klinisch eine Gicht sehr unwahr- - 
or scheinlich war und bei dem die 'Röntgenaufnahme das Vorhandensein zahlreicher scharf um- 

. sehriebener, rundlicher Aufhellungen des Knochenschattens von fast sämtlichen Phalangen er- 

. geben hatte. Wegen dieses Röntgenbildes aber schloß Finkelnburg nicht die Diagnose einer 

| Gicht. aus. In einer 1917 erschienenen Arbeit über die Osteoarthritis deformans hat dann Krebs, - 

E wie bereits kurz erwähnt, darauf hingewiesen, daß die scharf umrandeten, lichtdurchlässigen 

| Hohlräume, die bisher ‘als nur bei Gicht vorkommend ‚galten, nichts für die Arthritis urica | 
Charäkteristisches und Beweisendes haben, sondern daß sie allgemein als Begleit- bzw. als Folge- 
ver scheinung der Arthritis deformans und der primären und sekundären chronischen Arthritis an- . 


gesprochen werden müssen. 
Unsere Erfahrungen scheinen ganz diese Beobachtung von Krebs zu bestätigen, wenn 


p a ih auch im Gegensatz zu Krebs besonderen Nachdruck auf die Tatsache lege, daß die Knochen- 


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J lücken ‘mehr der: chronischen ‚Polyarthritis, insbesondere der primären Form zukommen und 

‘weniger’ der. eigentlichen Arthritis deformans, und auch noch hervorheben möchte, was Krebs - 

"© nicht so betont, daß die Eindellungen und Ausstanzungen der Knochenränder auch noch bei 
_ anderen Gelenkerkrankungen als der Arthritis urica zu finden sind. 


Die so überaus wichtigen und verdienstvollen Untersuchungen von Krebs sind wenig be 


_ achtet, geblieben. Nur Aßmann?) erwähnt den von Krebs erhobenen Befund, gibt aber. an, 


bis jetzt bei nichtgichtischen Gelenkerkrankungen noch nicht derartige Fälle gesehen zu haben. 


A, Köhler‘) Kraus, Ledderhoset). Matthes, MunkP) u.a. gehen auf die Ar- 
‚ beit von Krebs nicht ein und sehen die geschäldetten, lichtdurchlässigen. Fleckchen weiterhin 
. als Gicht beweisend an. > 


Sicherlich bieten die Knscheniieken, Wwornüf. auch schon J ac ob sohn inzewissen: hatte, 


manche. Ähnlichkeit mit den Bildern von Enchondromen und von Ostitis fibrosa. Diese Krank- 
| heiten: kommen aber in unseren Fällen nach dem ganzen Krankheitsbild nicht in Frage. Und die 
von Brugsch erwähnten zystischen Erweichungen | der Ecchondrosen und Exostosen bei der 


primären chronischen Arthritis können mit den. von’ uns gebrachten Bildern nicht verwechselt 


| werden, da die Knochenlücken in unseren Fällen an den verschiedensten Stellen, wo keinerlei’ 

Ä Wucherungen sich finden, anzutreffen sind. Munk hat in seiner Studie über die Heberdenschen 
"Knoten darauf ‚hingewiesen, daß bei diesen merkwürdigen Gebilden, wenn auch selten, die 
. "Gichtlücken: vorkommen. ‚Bei den Heberdenschen Knoten sollen die Fleckchen aber regelmäßig 
- im Innern der Epiphyse in der Nähe des Gelenks sich finden und ausschließlich auf die den be- 


troffenen. Gelenken zugehörigen Phalangen beschränkt sein, während sie bei der Gicht ganz 


j regellos, bald direkt am Gelenkende, bald am Knochenschaft, bald randständig, bald mehr im 
$ Innern der’ Knochensubstanz hervortreten, genau so wie es bei unseren Bildern der Fall ist. 


A Die Aunelliägen in "den Knochen werden anch heute noch allgemein aui Harnsäure- 


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[i 


' 1) Finkelnburg, D. M. wW, 1917, S. 414. 
23) Aßmann Röntgendiagnostik i innerer Erkrankungen, 2. Aufl., 1922, S. 766/67. 


a. TEA AK öhler in „Grenzen des Normalen und zatnolöıschen im nn 3. Aufl., 1920 
und im "Atlas Groedel, 3. Auflage, 1921, S.'798. l 


4 Ledderhose, „Die chron. Gelenkerkrankungen“ in Ergebnissen a Chirurgie und Ortho- 


| pädie, Bd. 15, 1922, S. 250. 


D Munk, D. M. W. '1919, Nr, 29 u, Nr. 34. 


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XXXI, 1 Isolierte Epiphysenkernfraktur am Finger. 49 


4 


einlagerungen bezogen, da der harnsaure Kalk der Gichtniederschläge achtmal durchlässiger für 

"Röntgenstrahlen ist als der phosphorsaure Kalk des Knochens. Aber nach Brugsch sind diese 
hellen Fleckchen Resorptionsherde, die dadurch entstehen, daß gleichzeitig mit der Aufsaugung 
der in das Mark der. Knochen eingelagerten Urate auch eine solche von Kalksalzen einhergeht. 
M unk führt diese in den Knochen auftretenden Schattenlücken auf osteomyelytische Prozesse 
zurück, bedingt durch den Reiz der in die Marksubstanz eingelagerten Harnsäure. Die Erklärung, 
die Krebs der Enstehung der Knochenlücken gibt, daß sie durch trophische Störungen, durch 
fleckweise Resorption der Kalksalze bedingt seien, erscheint durchaus verständlich. Kennen doch 
die pathologischen Anatomen !) das Auftreten von Zysten bei chronischen Gelenkerkrankungen 
und bewerten sie sie als Einschmelzungsprodukte, und nach Kienböck°) kommt es gerade bei 
den entzündlichen Gelenkerkrankungen, wie z. B. der Polyarthritis chronica nicht selten zu einer 
fleckigen Aufhellung der spongiösen Gebiete. Es ist so nicht einzusehen, warum auch nicht ohne 
den Niederschlag von harnsauren Salzen die Resorption von Kalksalzen eintreten soll. Die Ent- 
stehung. des Randsaums dürfte auf sekundäre, vom Knorpel und vom Endost ausgehende Wuche- 
rungsprozesse zu beziehen sein; ist doch die Kombination von atrophischen und hypertrophischen 
- Prozessen nichts ungewöhnliches. Die Eindellungen an den Knochenrändern entstehen wohl aus 
kleinen, am Rand gelegenen, geplatzten Zysten. 

Haben wir so den Nachweis erbracht, daß die Knochenlücken und Eindellungen nichts für 
Gicht Charakteristisches haben, so lassen sich auch eine Reihe der in der Literatur niedergelegten 
Fälle, die auf die Röntgenuntersuchung hin als Gicht angesprochen waren, obwohl klinisch eine 
Gicht sehr unwahrscheinlich erschien, zwanglos als chronische Arthritiden erklären (der Fall 
Finkelnburgs und einige Fälle von J a c o b s o h n — Röntgenogramm 3 und 9—undandere). 

Muß man schon im allgemeinen damit zurückhalten, nur auf Grund des Röntgenbefundes 
eine Diagnose zu stellen, die dem klinischen Befunde widerspricht, so ist es unter allen Umständen 
zu fordern, daß weiterhin nicht mehr bei Fehlen sämtlicher klinischer Gichtsymptome nur auf 
Grund des Vorkommens von Schattenlücken und Knocheneindellungen im Röntgenbild eine 
Arthritis urica angenommen wird. 


Zusammenfassung. 
e An Hand eingehnd untersuchter Fälle sicher nichtgichtischer Gelenkerkrankungen wird ge- 
zeigt, daß die scharf umschriebenen Aufhellungen der Knochensubstanz und Knochendefekte, die 
nach der Ansicht fast aller Autoren eine Gicht beweisen, kein ausschlaggebender Beweis für das 
Bestehen einer Arthritis urica sind, sondern ebenso bei der chronischen Polyarthritis und bei der 
Arthritis deformans vorkommen. 


Aus dem Institut für Röntgendiagnostik und Strahlentherapie 
(Dr. F. Kautz, Hamburg)?) ° 


- Isolierte Epiphysenkernfraktur am Finger. 
Von 
Dr. Friedrich Kautz. 
(Hierzu Tufel 1V, Fig. a u. b.) 
Die Verletzungen der kindlichen Epiphyse galten bis zur Einführung der Röntgenstrahlen 


in die Unfalldiagnostik als sehr seltene Veränderungen des Skelettsystems. An dem seitdem erfolg- 
ten großen Aufschwung der genaueren i EnSENIE nimmt en Nachweis von Ver- 


1) Z.B.: M.B.Schmidtin Aschoff, Lehrbuch der pathol. Anatomie. 
3 Kienböck, Wien. Med. Woch., 1922, Nr. 40. 
3; Nach einer Demonstration im Arzt. Verein, Hamburg. 


"Fortschritte a. d. Gebiete d. Böntgenstrablen. XXXI. 7 


50 ar u N, a Kauta a T 


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5 letzungen. im Pati ii Bop einen großen Anteil. Es häuften sich. die Beobachtungen: 
über derartige Veränderungen, wie überhaupt die Anschauungen : über das Wachstum des kind- 
lichen, Knochens, Anlage, ’Entwicklungsstadien der Epiphysenkerne und endgültige knöcherne 

= Vereinigung mit der Diaphyse die wertvollsten Klärungen und. Deutungen neben der‘ ‚Wandlung 

| ‚manches bis dahin als feststehend angenommenen erfuhren. Normale Anatomie, Physiologie und 
Patholögie haben in gleicher Weise. von der fortschreitenden diagnostischen Erkenntnis Nutzen 
i gezogen. So haben sich. dem Beobachter mannigfaltige Verletzungen an den Epiphysen erschlos-. - 
sen, deren Nachweis vorher am Lebenden sehr schwierig, wenn nicht überhaupt unmöglich war. 

. Als typische Verletzungen sind so die reinen Epiphysenlösungen ohne weitere Verletzung von 


Knochensubstanz, Kombinationen mit Frakturen benachbarter Epiphysen- resp. Diaphysenab- | 


schnitte und ‘Frakturen des: Epiphysenkernes mit gleichzeitigem Abbruch am entsprechenden 


= Diaphysenende bekannt geworden. Isolierte Verletzungen der Epiphysenkerne ohne gleichzeitige 


Lösungen i in:der Wachstumslinie sind in der Literatur kaum erwähnt. Auf dem D. Röntgenkon- 
greß 1912 berichtete Gräßne r über einige Fälle von Frakturen der Epiphysenkerne der Meta- 


| tarsen und Phalangen des Fußes, des. Malleolus ext. und.int., der unteren Femurepiphyse, der 
: Epiphyse des unteren  Radiusendes, der Trochlea und Eminentie capitata humeri;.zu diesen Fäl- -- 


ten kommen noch einige wenige an den Phalangealepiphysen des Fußes hinzu, die Gräßner 


_ seitdem beobachtete. Der eine: dieser Fälle, eine Querfraktur des Epiphysenkernes der Grund- 
. phalanx der Großzehe wurde von Luze mbourg veröffentlicht; eine weitere Beobachtung über 
. -isolierte Fraktur der unteren Radiusepiphyse : findet sich bei Grashey. Da hiermit die Kasuistik | 


erschöpft ist, scheint der Bericht. über einen weiteren Fall von isolierter Epiphysenfraktur an 


einem Fingerglied als Beitrag zu dieser seltenen Verletzung angebracht zu sein. 


Ein 13jähriges Schulmädchen wurde während des Turnunterrichtes von einer Mitschülerin so 


.. gegen die zur Abwehr ‚erhobene rechte Hand gestoßen, daß diese eine Stauchung des Ringfingers er- 


litt. Bald nach dem Unfall: traten Schwellung, Schmerzen und geringe Bewegungsbehinderung im 
Fingermittelgelenk auf. Weitere direkte Zeichen einer Knochenverletzung oder. Luxation waren nicht 
vorhanden. Die am folgenden Tage vorgenommene Röntgenuntersuchung (Tafel IV, Fig. a) ergab fol- 
genden Befund: der 4. ‚Finger steht in normaler Haltung, die Epiphysenscheiben, dem Alter entsprechend, 
noch nicht mit der Diaphyse knöchern vereinigt, die Epiphysen selbst normal angelegt, in normalem Ent- 


"wieklungsstadium, die Wachstumslinien von normaler Weite. Quer durch die Mitte der basalen ’Epi- 
‚physe des Mittelgliedes zieht eine schmäle, spaltförmige Unterbrechung des Knochens vom Gelenk- 
spalt bis zur Epiphysenzone. Die radiale Hälfte des Kernes ist etwas distalwärts gegenüber der ulnaren 


verschoben, und, der Weite der Kontinuitätstrennung entsprechend, ragen die seitlichen Kanten der 


l  Epiphyse etwas über die Kanten der Diaphyse heraus. Dee Epiphysenkernfraktur des 
4. Fingermitelgliedes. 


> Nach ca. 2—3 Wochen war ein Rückeang der klinsechen Verstumestälgen renin so daß 
der Finger wieder zu gebrauchen war. In der späteren Zeit traten nun wiederholt bei stärkerer In- 


_ ansprüchnahme der rechten Hand Schmerzen und auch nach kurzer Z eit vorübergehende Anschwellung 
',‚der Gelenkkapsel auf. Eine Röntgenuntersuchung 3 Monate nach dem Unfall ergab eine Konsolidie- 
‚rung der Fraktur bei noch leichter ‘Verschiebung der. Epiphysenhälften gegeneinander. Lupenbetrach- 


tung ließ, der. Frakturlinie entspr echend, eine Zone vermehrter Paka ABrEUNE als. Ausdruck von Frak- 


turheilungsvorgängen erkennen. 


Eine nach 1 Jahr vorgenommene. Nachuntersuchung ke folgeriden Befund: Das Kind klagt 


| noch über mitunter auftretende Schmerzen und eine gewisse Schwäche im Ringfingermittelgelenk, die 


sich. besonders nach gröberen Arbeiten und bei Witterungswechsel bemerkbar machen. Außerlich 


. bietet der Finger keine Besonderheiten. Alle Bewegungen sind vollständig ausführbar. Die Gelenk- 


kapsel des Mittelgelenks scheint jedoch noch etwas verdickt zu sein, und Bewegungen lösen eine stär- 


. kere Spannung der.:Kapsel aus. Im Röntgenbild (Tafel IV, Fig. b) erweist sich die Fraktur als nun- 


mehr völlig geheilt, die Knochenränder sind überall glatt und scharf, die Struktur des Kernes as 


', . mäßig. 


| Durch die inzwischen klinisch erfolgte Bessere der nach dem Unfall eingetretenen Er- 
scheinungen und die wiederholte Röntgenkontrolle wurde somit der Beweis erbracht, daß es sich 
im vorliegenden Fall um eine isolierte Fraktur eines Epiphysenkernes gehandelt hat. Hatten 


schon die am Re nach dem Unfall orgenommenp Röntgenuntersuchung und das stattgehabte 


- 


Be 


XXXI, 1. Über den entwicklungsbeschleunigenden u. entwicklungshemmenden Einfluß d. R.-Str. 51 


Trauma die Wahrscheinlichkeit einer solchen vermuten lassen, so konnte durch den weiteren Ver- 
lauf mit Sicherheit die differentialdiagnostisch in Frage kommende Doppelung eines Epiphysen- 
kernes ausgeschlossen werden. Auf das Vorkommen solcher doppelten Kernanlage hatten bereits 
anläßlich der Demonstration von Gräßner auf dem Röntgenkongreß Hänisch, Preiser, - 
Biesalskiu.a. hingewiesen; es ist einleuchtend, daß auch trotz eines unmittelbar un 
genen Traumas hierdurch Fehldeutungen zustande kommen können. 

Aus den wenigen in der Literatur vorliegenden Beobachtungen geht hervor, dab die isolier- 
ten Frakturen der Epiphysenkerne wie im übrigen die anderen Epiphysenverletzungen im allge- 
meinen auch eine gute Prognose geben. Aber auch unser Fall lehrt durch die noch während eines 
_ ganzen Jahres p. t. vorhandene Schmerzhaftigkeit und vorübergehende Weichteilschwellung im 
Bereich der Gelenkkapsel, daß frühzeitige statische Belastung vermieden werden muß. Es muß 
angenoinmen werden, daß die bei dem Trauma ebenfalls eingetretenen Gefäßverletzungen und 
lokalen Zirkulationsstörungen in der Nachbarschaft des Gelenks und des wachsenden Knochens 
eine längere Heilungsdauer beanspruchen als das Knochengewebe selbst. Hieraus erfährt die 
bereits von Gräßner u. a. erhobene Forderung nach längerer Schonung und Vermeiden funk- 
tioneller Überhelastung von Gelenken, in deren Nähe Epiphysenverletzungen NOTE haben, 
eine weitere Stütze. 


Aus dein Zentralröntgenlaboratorium der Favusheilaktion für Osteuropa in Warschau. 


Über den. entwicklungsbeschleunigenden und entwicklungshemmenden Einfluß 
der Röntgenstrahlen. 


| . Von | 
Dr. V. Altmann, | Dr. D. Rochlin, E., Gleichgewicht, 
dz. Leiter der Favusröntgenheil- Warschau. Assistentin des botan. Universitäts- 


aktion des American Joint Institutes in Warschau. 
Distrib. Committee in Osteuropa. l 


Gegenwärtig bewegt die Frage, ob die Röntgen- und Radiumstrahlen ebenso wie die anderen 
biologisch wirksamen Agentien dem sogen. „Arn dt schen biologischen Grundgesetz“ unterwor- 
fen sind, lebhaft die forschende Strahlentherapie. Das rege Interesse ist verständlich. Denn mit 
der Feststellung dieser Tatsache müßten wir unsere bisherige Auffassung über die Art der Heil- 
wirkung der Strahlen in mancher Hinsicht revidieren und die Richtung der therapeutischen Do- 
sierung wäre f ür verschiedene Prozesse different. Gewebsvernichtung und Funktions- bzw. Wachs- 
tumsreiz stehen sich diametral gegenüber. Während z. B. bei den malignen Neoplasmen eine zu 
geringe Dosierung, die in das Gebiet der reizenden Dosen fallen würde, eine direkte Gefahr wäre, 
hätten wir auf der anderen Seite den Indikationsbereich der röntgentherapeutischen Eingriffe 
um ein mächtiges neues Gebiet erweitert. Die Röntgenreiztherapie wäre eine ärztliche Waffe ganz 
im Sinne der'zeitlichen Medizin, die — von der Immunotherapie angeregt — gerne natürliche Ab- 
wehrvorgänge und unterwertige Funktionen durch medikamentöse Provokation erhöht. Zu Ende 
ändert diese Tatsache unsere bisherige Auffassung von der Art der Strählenwirkung auf eine 
ganze Reihe pathologischer Prozesse, bei denen die günstige Beeinflussung schon lange als Tat- 
sache vor uns steht, z. B. auf die Tuberkulose, indem sie als Provokation des Abwehrgewebes auf- 
gefaßt wird. Die Dosierung bekommt hierdurch selbstverständlich eine andere Richtung als bis- 
her. Tatsächlich schreitet bereits die Röntgentherapie rüstig auf die praktische Ausgestaltung 
dieses Gebietes aus. Obwohl durch die Forschung diese Tatsache an sich sowie ihre Wirkung bei 
einzelnen Prozessen noch lange nicht ausreichend klargelegt ist, hat sich in der neueren Röntgen- 
‚literatur diese Auffassungsweise eingebürgert in den therapeutischen Forderungen und in der 
Nomenklatur. Sogar in den weiteren — nicht fachlichön — Ärztekreisen erfreut sich die Rönt- 


gen-Reiztherapie heute schon einer gewissen Popularität und Nachfrage. 
| 7* 


92. < i | E | ei Altmann, Rochlin und Gleichgewicht. | XXXI, 1. 


J 


Wie steht es nun mit der Begründung dieser therapeutischen Richtung? Man geht auf 


zwei getrennten Wegen mit der Herbeischaffung von Studien- und Beweismaterial an die Frage 
heran: den klinisch-empirischen Versuchen und dem biologischen Experiment. Wenn man nun 
die experimentell-biologischen Resultate sichtet, auf Grund deren die klinischen Versuche ange- 


stellt wurden, kann man. — ohne ihnen selbst nahezutreten — nicht umhin, sie als ungenügend . 


"ausgearbeitet zu erklären, um Grundlage klinischen Vorgehens zu sein. Man kann es nun der 
klinisch-empirischen Medizin sicher nicht vorhalten, wenn sie nicht Erst den wissenschaftlichen 


. Ausbau des Gebietes durch die experimentelle Forschung abwartet, das hat sie nie getan und wir 
P verdanken dem praktischen Spürsinn der suchenden Ärzte mehr Heilmittel, als dem Laborato- 


rium. Aber, abgesehen von der großen Schwierigkeit, die am Kranken gewonnenen empirischen 
Resultate richtig zu beurteilen, wozu vor allem die Sanımlung einer großen kritisch gut durchge- 
arbeiteten Kasuistik gehört, wird die Klinik die Richtlinien ihrer Handlungsweise immer den Re- 
sultaten der experimentell-biologischen Forschung anpassen müssen. Wieviel zweckmäßiger wen- 
den wir das Chinin bei der Malaria an, seit wir den Entwicklungsgang des Parasiten kennen! 

Die überwiegende Mehrzahl der bisherigen biologischen Experimente bezog sich auf das 
Pflanzenwachstum. Es wurden in Entwicklung sich befindende Pflanzen bestrahlt. Als beweisend 
für die Reizwirkung galt den Autoren!), wenn die mit bestimmten Strahlenınengen bestrahlte 
Pflanze nach einiger Zeit in der oder jener Richtung Größenunterschiede gegenüber den nichtbe- 
` „strahlten aufwies. Ein großer Teil der Autoren meint aus ihren Resultaten die Reizwirkung der 
Strahlen annehmen zu dürfen und einige übertragen diese Resultate direkt auf pathologische Vor- 
gänge und setzen sie in pathologisch-klinische Begriffe um. Diese Arbeit hat es sich nicht zum 
- Ziele gesetzt, die experimentell-biologischen Resultate an sich auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen. 
Der Anfang zu einer solchen kritischen Sichtung wurde neuerdings durch’ Schwarz, Czepa 


', und Schindler gemacht und in einer kurzen Ankündigung?) der nachfolgenden Publikation 


| "bekanntgegeben. J eder, der mit Nutzpflanzen, besonders Bohnen, größere Versuchsserien gemacht 
hat, muß diesen Autoren recht geben, wenn sie Resultate, die mit ganz kleinen Versuchsreihen 


(3—6 Exemplare) unternommen wurden, prinzipiell ablehnen. Die primären Wachstumsdifferen- 


zen dieser Pflanzen sind zu groß. Ob dagegen Schwarz, Czepa und Schindle r recht be- 
halten werden, wenn sie das Vorhandensein einer Reizung durch Strahlen negieren, wird man 
erst nach Publikation ihrer Arbeitsmethodik besser beurteilen können und nach Prüfung der Re- 
sultate eventuell unter veränderten Bedingungen. Jedenfalls wollen wir hier gleich hervorheben, 
' daß es leichter und sicherer zu entscheidende Objekte gibt, als das Pflanzenwachstum,: wie die 
‘schönen Untersuchungen Hoffmanns?) an wachsenden Knochen zeigen, und wir fassen un- 
‚sere eigenen an demselben Material; nämlich wachsenden Pflanzen, gewonnenen Resultate nur als 
bescheidenen Beitrag, dessen Folgerungen wir nur sehr vorsichtig auf die Klinik anwenden möch- 
ten. Gleichviel, das wollen wir vorausschicken, haben auch wir aus unseren Resultaten den Ein- 
_ druck gewonnen, daß eine vorübergehende Aufpeitschung des Entwicklungsvorganges der Pflanze 
in gewissem Sinne (siehe unten) durch Strahlen möglich ist, und diese Resultate Sewannen ent- 
schieden an Boden durch unsere histologischen Untersuchungen. 

Zur exakten Ausführung eines biologischen Experimentes gehört vor allen die präzise 
biologische Fragestellung. Das bisher von fast allen Autoren gewählte Objekt war das Pflanzen- 
wachstum, wohl der instruktiven 'Augenscheinlichkeit und der. im metrischen System für jeden 
leicht ausführbaren Meßtechnik der Resultate wegen. Im Begriffe des Wachstums liegt jedoch 
schon eine Schwierigkeit: Er ist zweifach. Es kann gemeint sein die Wachstumsgröße des Indivi- 
duums und. die a E t). Jedes Individuum hat einen Wachstumsab- 


1) Wir glauben in Anbetracht der Literaturverzeichnisse, die in allen einschlägigen . Arbeiten 


vorhanden, hier auf Literaturhinweise verzichten zu können. 

2) Fortschr. a. d. Geb. d. BORD, Bd. X. az E 
3) Strahlentherapie, . | 

14) Das u schon Step han richtig en Strahlenther., Bd. XI, Heft 2. 


XXXI, 1. Über den entwicklungsbeschleunigenden u. entwicklungshemmenden Einfluß d. R.-Str. 58 


schluß. Dieser ist bei Tieren ein exakter; die Pflanzen wachsen wohl ständig, sozusagen bis zum 
Beginne der Involution, aber das augenscheinliche, rasche Wachstum bis zum Erreichen des Mit- 
telmaßes der Art, d. h. bis zur Reife des Individuums kann man doch auch bei Pflanzen als Ent- 
wicklungsperiode auffassen. Ein während der Entwicklungsperiode gesetzter Wachstumsreiz kann 
nun eine tiefer greifende, andauernde Erhöhung der Wachstumsgröße hervorrufen. Das End- 
produkt des Wachstums wäre in diesem Falle ein über die Norm der Art großes Individuum. Wenn 
aber die Reizwirkung nur in einem vorübergehenden, kurzdauernden Aufschießen besteht, das sich 
bald ausgleicht und sogar von einer nachfolgenden Hemmung gefolgt wird, dann ist die Wachs- 
tumsgröße gar nicht erhöht, sondern nur die Wachstumsgeschwindigkeit, das Tempo der Entwick- 
lung. Wenn man einen tieferen Einblick in die Vorgänge beim Wachstum erhalten will, muß man! 
annehmen, daß das wachsende Keimgewebe die Bestimmung der endgültigen Größe des Indivi- 
duums präformiert in sich enthält, eine Größe, die durch Änderung der Lebensbedingungen wohl 

nach unten zu drücken ist, ob sie aber über ein Optimum hinaus durch zielbewußte Förderung er- 

höht werden kann, ist zweifelhaft und bisher noch nicht bewiesen. Wenn durch Änderung der 

physikalischen und chemischen Lebensbedingungen als Endprodukt des Wachstums ein größeres 
Individuum resultiert, so heißt das nur, daß man die Lebensbedingungen des biologischen Objek- 

tes näher zu jenem Wachstumsoptimum gerückt hat, welches jedes wachsende Individuum not- 

wendigerweise in sich trägt, denn Sonne, Licht, Nahrung, Luft etc. sind solche in ihrer Menge 

and Güte in der Natur wechselnde Lebensbedingungen. Die Röntgen- und Radiumstrahlen. ge- 

hören nicht zu diesen elementaren Lebensbedingungen der Organismen. Wenn folglich die Strah- 

len imstande sind, eine (dauernde) Erhöhung des Wachstums hervorzubringen, dann ist damit 

durchaus ein Novum in die Biologie eingeführt, das auch große Bedeutung für die ärztliche Aus- 
wertung hätte. 

Der Entwicklungsvorgang der Organismen hat also zwei voneinander unabhängige Größen: 
die endgültige Größe des Individuums und die Entwicklungsgeschwindigkeit. Die zweite hat 
keine Einwirkung auf die erste; sie bedeutet nur die Zeit, in der das Wachstum seinen Abschluß 
findet. Zwei Kugeln rollen auf einer Ebene nebeneinander einem gesteckten Ziele entgegen: einer 
Bretterwand. Die eine erhält im Laufe einen Stoß in der Richtung der Bewegung, also eine Be- 
schleunigung; sie wird, wenn die Bewegungswiderstände die Beschleunigung nicht ausgleichen, 
die Bretterwand früher erreichen, als die andere, über das Hindernis hinaus wird keine können. 

Diese Fragestellung muß klar gestellt sein, bevor die Anordnung der Versuche getroffen 
wird. Wir haben sie bei unseren Versuchen als Leitpunkt betrachtet und die Anordnungen so 
gestaltet, daß sie die Beantwortung obiger Fragestellung nach Möglichkeit gut'gestatten. Noch. 
wichtiger ist sie dann bei der ärztlichen Auswertung der Resultate. Auf diesen Punkt wollen wir 
nach Mitteilung unserer Resultate zurückkommen. | | 

Folgende Einzelfragerf sollten durch unsere Versuche zu entscheiden gesucht werden: 

1. Können wir die Befunde der Autoren, die eine Reizwirkung feststellen, bestätigen? 

2. Ist diese Reizwirkung eine dauernde oder eine vorübergehende? Welche näheren Gesetz- 
mäßigkeiten lassen sich dabei feststellen? 

3. Gibt es’eine gestaffelte Reizung in dem Sinne etwa, daß eine nach Ablauf der ersten Reiz- 
wirkung folgende zweite Bestrahlung wieder eine Reizwirkung hervorrufen kann, die sich even- 
tuell auf die erste staffelt? 

‚4. Durch histologische Untersuchungen suchten wir: 

| a) den makroskopischen Resultaten eine sicherere Grundlage zu schaffen, 
b). über die feineren dabei sich abspielenden Prozesse zu informieren. 

Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen. Die bisher gewonnenen Resultate berechtigen 
uns jedoch — so meinen wir —, diese in der folgenden vorläufigen Mitteilung bekannt zu geben. 

1. Als Versuchsmaterial wurden Bohnen genommen und zwar die gewohniiche 
Bohne, faseolus vulgaris. 

Wir wiederholen, daß wir uns bewußt waren, ein ungünstiges Versuchsmaterial zu haben, 


E 54 u i z E Ta 3 Altmann, Rochlin und Gleichgewicht, u | XXXI, r. . 


u. das in sich viele Fehlerquellen trägt. Da wir adoh unsere Versuche im Anschluß an Unter- 


| suchungen anderer Autoren unternahmen, wollten wir für den Beginn ihr eigenes Versuchs- 
. material beibehalten. Der faseolus vulgaris wurde absichtlich gewählt, eben wegen seiner geringe- 


ren Strahlenempfindlichkeit gegenüber anderen Abarten. Wir hofften dadurch die Distanz der - 


Reizungs- zur Schädigungszone in der Dosierung möglichst zu vergrößern, ein Vorteil, der uns 
davor schützt, daß geringe Differenzen in der verabreichten Serahlenmenge große Folgen, etwa das 
Ubersçhreiten der Grenze nach sich ziehen. 


Bei der Wahl der Individuen acer wir: . 
1. auf die Zugehörigkeit zur selben Ernte. 
m: soweit wir auf Zuverlässigkeit unserer Lieferanten bauen konnten, auf „reine Linie“. 

3. auf absolut gleiches Gewicht der Individuen. Zu diesem Zweck wurden die.Bohnen auf einer 
henenen Präzisionswage gewogen und von vielen Bausengen nur ‚absolut gleich schwere Exemplare 
zu den Versuchen herangezogen. 


Bei Einhaltung dieser ‚und anderer (im fölgenden esiluldärten) Kautelen sahen wir Eich tat- 


sächlich i im primären Wachstum der Bohnen keine zu sehr ins Gewicht fallenden Differenzen. 


2. Die Versuchsanordnung. 

Es wurden bestrahlt: 
a) trockene Bohnen, 
b) 36 Stunden i in Wasser Fennöllens Bahnen, 
c) 36 Stunden in Wasser gequollene Bohnen, die nach der Quellung auf 48 Stunden in feuchtem 

Sägemehl gekeimt waren (die Länge des Keimlings betrug dann 15—18 mm). 

- Jede dieser 3 Gruppen enthielt 48 Exemplare, und zwar 5 Gruppen zu je 8 Exemplaren für Be- 
str ahlung mit abgestuften Dosen und eine Kontrollgruppe auch zu 8 Exemplaren. 
E Die ganze Anordnung wurde bereits dreimal wiederholt, und zwar — das wollen wir gleich 
| vorwegnehmen — mit demselben Resultat. 

Die Bohnen wurden nach der Bestrahlung in vierwandige Glasgefäße eingesetzt, die 40 cm ‚lang, 

40 cm. breit .(tief) und 20 cm hoch waren. Die Gefäße wurden mit Sägemehl ausgefüllt, das ständig 
feucht gehalten wurde, Zwischen Glaswand und Sägemehl wurde eine doppelte Lage Filtrier- 


j 


papier gelegt, so daß ersteres die Glaswand nirgends berührte. Die Bohnen wurden nun zwischen das 


- Filterpapier und die Glaswand eingesetzt, so. daß sie ihre Feuchtigkeit nur durch Vermittlung des 
Filtrierpapieres erhielten, also gleichmäßig verteilt. Die Lage der eingesetzten Bohnen war in einer 
Reihe nahe dem oberen Glasrand, die Wurzeln nach unten gerichtet. 

Im Verlaufe. des Wachstums wurde darauf geachtet, die Lebensbedingungen der Bouemi mög- 
'lichst gleichmäßig zu halten. Es. wurde auf folgende Faktoren geachtet: 

". 1. Temperatur. Zimmertemperatur; sie wurde stets kontrolliert und gleichmäßig gehalten. 

2. Wasserzufuhr (siehe oben). 
3. Lichtmenge. Jeden Tag wurde eine andere Seite des vierseitigen Gefäßes dem Fenster zuge- 

wendet, bei Witterungswechsel die Entfernung vom euster gewechselt. 


3. Bestrahlungstech nik. 

Als Hochspannungsquelle diente ein Ganen Taiversalanparkt Zur Bestrahlung wurde immer 
dieselbe genau ausgeaichte und gut bekannte: Boolidge-Therapierröhre der AEG. herangezogen. Sie 
wurde mit 2 mA belastet bei einer Sekundär-Spannung von 83 kV. Es wurde durch 1 mm Al. gefiltert. 
i Die. Dosimetrie war eine dreifache: 

1. nach Sabouraud-Holzknecht, indem stets zwischen die bestrahlten Bohnen eine Meßtablette 
in.derselben Fokusdistanz wie diese gelegt wurde. 

2. Kontrolle mittels eines Fürstenau-Intensimeters (neue Ausführung). | 

3. wir verglichen stets die zur Erreichung der Ausschläge an den beiden erstgenannten Strahlen- 
messern nötigen Zeiten, die stets konstant dieselben blieben, was wir ja schon vorher von dem uns gut 
bekannten Instrumentarium wußten. | 

Die gewählte Fokus-Distanz der Objekte betrug 22 cm. 

Ein besonderes’ Augenmerk wurde der Lagerung der Bohnen ee um auch goringste Doia: 


differenzen zwischen den einzelnen Exemplaren durch unexakte Lagerung auszuschließen. Es ist ein 


. grober Fehler, die Versuchsexemplare in einer Reihe nebeneinander zu lagern. Denn auf einer planen 
Fläche kann nur ein Punkt (d. h. eine Bohne) dem Fokus der Röhre zunächst liegen. Die Fokusdistanz 
‚aller anderen Bohnen nimmt mit der Entfernung von dieser Bohne zu. Diese kleine Differenz spielt 
‚auch. bei großer Fokusdistanz des. Bestrahlungsfeldes eine große Rolle in Anbetracht der mit dem 
Quadrate der Entfernung von der Strahlenquelle abnehmenden Intensität. Wir lagerten deshalb die 


1 
i 


r 
XXXI, 1. Über den entwicklungsbeschleunigenden u. entwicklungshemmenden Einfluß d. R,-Str. 55 


Bohnen auf dem Bestrahlungsfelde in einem Kreise (von 8 cm Durchmesser; der Durchmesser ist jedoch 
an sich gleichgültig). Der Zentralstrahl der Röhre wurde genau in das Zentrum dieses Kreises gerichtet. 
Die Meßtablette kam in dem Kreis zwischen die Bohnen zu liegen. Bei dieser Anordnung haben alle 
Rohnen absolut gleiche Distanz vom Fokus, ebenso die Tablette, erhalten also absolut gleiche Strah- 
lenmengen. Außerdem wurde darauf geachtet, daß nicht nur die ganzen Bohnen, sondern sogar ihre 
Keime die gleiche Distanz zum Fokus haben. 

Die während der Bestrahlung durch Wärmeemission der Röhre entstehende Erhöhung der Tem- 
peratur in der Umgebung der Bohnen wurde durch ein einem Thermostat entnommenes Thermometer 
gemessen. Sie stieg von ca. 18° auf 24° C. Um diesen Fehler auszuschließen, legten wir für die Dauer 
der Bestrahlung über die Bohnen eine doppelte Lage leicht angefeuchteten Filtrierpapieres. Die Tem- 
peratur unter diesem stieg während der Bestrahlung höchstens um 1° bis 1!/ C. Die Meßtablette wurde 
vor Anfeuchtung geschützt. 

-Wir wollen im nachfolgenden die Dosengrößen i in Einheiten der Holzknechtskala (H) ausdrücken. 
Die Zeitangaben und die Ausschläge am Fürstenauintensimeter, welche dem stets parallel liefen, wollen 
wir hier weglassen. 

Die Abstufungen, welche die einzelnen Untergruppen der Versuchs erhielten, waren: 

1 H, 3 H, 6 H, 12 H und 20 H. 


4, DasTagebuch. 

Alle Beobachtungen an den wachsenden Bohnen wurden genau in einem J un geführt. Die 
Beobachtungen bezogen sich: 

1. auf das Datum und die Reihenfolge des Durchbruches der ReImnES bei trockenen und vorge- 
quollenen (nicht gekeimten) Bohnen. 

. auf die Länge der Wurzeln. | 

.„auf das Datum und die Reihenfolge des Auftretens der Seitenwurzeln. 
. auf den Reichtum der Seitenwurzeln. 

. auf das Auftreten der Blätter. 

. auf die Höhe des Stammes. 

. auf die Größe und Stellung der Blätter. 

Alle diese Daten wurden in Tabellen und Kurven eingetragen, um einen augenscheinlichen Ver- 
gleich leicht zu ermöglichen. Leider ist die Wiedergabe dieser Kurven sowie der Einzelheiten des Tage- 
buches wegen Raummangels und Reproduktionsschwierigkeiten unmöglich. Es werden im folgenden 
nur Resultate in groben Zügen mitgeteilt werden können. 


192 8m 


’ Im Laufe unserer Beobachtungen stellten wir — wie im nachfolgenden berichtet wird — 
deutliche Differenzen in der Reihenfolge des Auftretens resp. in der Größe der einzelnen oben ge- 
nannten Faktoren bei den verschiedenen Gruppen fest. Wir, legten nun besonderen Wert darauf, 
festzustellen, ob sich diese Verschiedenheiten auf alle Faktoren gleichsinnig beziehen, ob also ein 
gewisser Parallelismus der Kurven besteht, d. h. ob Gesetzmäßigkeiten hinter den Beobachtungen 
stehen. Ferner, ob die von früheren Beobachtern meist verzeichnete Tatsache, daß die. Unter- 
_ schiede sich nach einiger Zeit ausgleichen, „die Reizung abklingt,“ eine Regel bildet und ob der 
Reizung bei weiterer Beobachtung nicht etwa eine Lähmung folgt. Die histologischen Unter- 
suchungen mußten ‚endlich — falls wirkliche Gesetzmäßigkeiten hinter den Tatsachen stehen — 
mit den Beobachtungen an den Entwicklungskurven in Einklang gebracht werden können. 


5 Die Resultate sind hier in 3 Gruppen geteilt, entsprechend den 3 Suppen der Ver- 
suchsanordnung: 
: 1. trockene | Ä 
| 2. vorgequollene | Bohnen. 

3.vorgequollene und vorgekeimte 

Die folgenden Zahlenangaben beziehen sich auf die letzte der drei Wiederholungen der gan- 
zen Versuchsanordnung. Bie weichen von den Ergebnissen der beiden ersten Versuche nicht er- 
wähnenswert ab. 


A. Trockene Bohnen. . Zr 


15. XI. 1922 bestrahlt, 
17. XI. 1922 eingesetzt. 


6 = Altmann, Rochlin und Gleichgewicht, XXL, 1. 


Reihenfolge des Auftretens der Kenong: 


| Datum | Konigien ıH | sH|6H |12 z| 20 H 

29. 11 o :0o|o|ılı)]3 
Fa 801. 6 4 6 7 7 5 | 
| 9. 12. 6 g 7 7 7 5 

14. 12, 7 siı|l8|l?7]5 


Eines der von der Gruppe „20 H“ ausgekeimten Exemplare wurde nach 8 Tagen braun und starb 
- ab. Alle übrigen zur Komplettierung der Zahl 8 (Zahl der eingesetzten B.) fehlenden Pxeimpiare an 
nicht ausgekeimt. , 


Aus dieser Tabelle allein ist es gewagt, eine auch es Schlußfolgerung zu ziehen. 
‘ Nur im Vergleich mit den übrigen Tabellen kann man es als auffallend finden, daß die Kuppe der 
 . Kurve der ersten Reihe (20.IX.) bei der am stärksten bestrahlten Gruppe (20 H), 10 Tage später 
bei der Mittelgruppe zu finden ist. Weitere 10 Tage findet ein Ausgleich statt (nur Gruppe „20 H“ 
bleibt jetzt zurück), es schiebt sich sogar der leicht überragende Kuppengipfel noch eine Gruppe 
weiter zu den kleineren Dosen (1 H). Das würde dann heißen: je stärker eine Gruppe bestrahlt 
worden ist, um so rascher zeigt sich die Keimung, aber um so eher bleibt sie später gegenüber dem 

‚ schwächer bestrahlten zurück. i 
R Etwas auffallender wird schon diese Beobachtung, wenn sie sich auch bei Verzeichnung der 

| übrigen Faktoren aufdrängt. 
Reihenfolge des Auftretens: der Seitenwurzeln: 


Zu | Datum | K ım |s m |en |12 8|2 8 


| Hier wieder im Beginne ein oie der Mittelgruppe (12 H), nach 10 Tagen wieder 
ein Ausgleich. | 
Dieselbe Tatsache auch bei der Reihenfolge des Auftretens der. ersten Blätter; 


Datani | K |ıa|salsealemjonm 


Nach einigen weiteren Tagen auch hier ein deutlicher Ausgleich. 

Die Länge der Wurzeln, der Reichtum der Seitenwurzeln, die Höhe des Stammes und die Größe 
der Blätter zeigen im Beginne ein (etwa 1/3 des Gesamtmaßes betragendes) Überwiegen der Mittelgruppe 
ı (6 H und besonders 12 H). \ 

. Am 2. I. beobachtet man schon einen deutlichen Ausgleich. Die Gruppe „12 H“, im Beginne die | 
stärkst entwickelte, ist an diesem Datum vielleicht sogar etwas hinter der Kontrollgruppe zurückge- 
blieben, während die Gruppe „6 H“ noch deutlich über die übrigen Gruppen dominiert. An diesem Da- 
tum wurden die Bohnen dem Gefäß entnommen, BENOBESDIIEN und zwecks histologischer Unter- 
- suchung in Fixierflüssigkeit gelegt. 

Die Gruppe 20 H zeigt in allen Faktoren ein gleichmäßiges Zurückbleiben. 


\ 


2 B. Gequollene Bohnen. 
1. XII. bestrahlt. | | 


En 25 2a 2 2 ne 


XXXI, 1. Über den entwicklungsbeschleunigenden u. entwicklungshemmenden Einfluß d. R.-Str. 57 


Reihenfolge des Auftretens der Keimung: 
O SEE EE ER GE PEEFER BEE ERBEN E BEER 


Datum | K |ıH su |6H 12 H|20H 


7.12. 7 4 2 3 8 1 
9. 12. 8 7 5 8 8 4 
10. 12. 8 8 6 8 8 4 


13.12. | 8 8 |7 s | 8 4 


Wenn man hier die Kontrollgruppe vorläufig ausscheidet, so fällt im Beginne ebenso wie bei der 
Serie der trockenen Bohnen, ein Überwiegen der Gruppe „12 H“ auf und ein nach den Gruppen der - 
kleineren Dosen mit der Zeit fortschreitender Ausgleich. Die Gruppe „20 H“ bleibt hier von vorn- 
herein zurück. 

Die Reihenfolge des Auftretens der Seitenwurzeln: 


Datum K 1H|)|3H|6H |? H 20 H 
0.2.1412 1 1 :| 6 0 
18. 12. | 7 8s | 6 8 8 4 


Also auch hier dasselbe Verhalten. 

Das gleiche Bild bietet die Reihenfolge des Auftretens der ersten Blätter. 

Die Länge der Wurzeln, der Reichtum der Seitenwurzeln, die Höhe des Stammes und Größe der 
Blätter zeigen wohl im Beginne ein leichtes Überwiegen der Mittelgruppe, ähnlich dem Verhalten der 
vorigen Serie, in toto ist jedoch bei den gequollenen Bohnen von Anbeginn eine ziemliche Empfin- 
dungslosigkeit gegenüber Unterschieden der empfangenen Strahlenmengen zu verzeichnen, mit Aus- 
nahme der stark schädigenden Wirkung, die auch hier deutlich ausgesprochen ist. 

Im ganzen ist jedoch aus den vorliegenden Resultaten das Verhalten der vorgeqauollenen Bohnen 
nicht geklärt. Die: Wirkung der Quellung auf Strahlenempfindlichkeit ist auch schon von anderen 
Autoren untersucht worden und hat z. T. zu konträren Resultaten geführt (Holthusen, Petri). 
Wir werden es versuchen, durch veränderte Versuchsbedingung der Tatsache im Rahmen unserer Ver- 
suchsanordnung näherzukommen. 


C. Gekeimte Bohnen. 


In dieser Serie enthielt jede Gruppe der letzten SENSE ENGINE nur je 6 Exemplare. 
9. XII. zur Quellung auf 36 Stunden in Wasser gelegt. 
11. XII. auf 48 Stunden zwecks Keimung in feuchtes Sägemehl (Temp. 18° C) gelegt. Die Keimlinge 
hatten nach der Entnahme aus diesem eine Länge von 15—18 em. 
13. XII. bestrahlt. 
Die Reihenfolge des Auftretens der Seitenwürzeln: 


Datum ı K | 1H|3H TELE 


Reihenfolge des Auftretens der ersten Blätter: 


D EEETS- na Rn EETEEEEEEEEnEEEEETEEEereasenensonnen 
Datum | K ES:SER:SEH-SEZIEE: 


28, 12. 3 4 4 1 0 0 
2. 1. 6 5 6 ðo l 0 


Die Angaben über die vorhergehenden Tage fehlen leider in unserem Journal, was zu bedauern 
ist, da an den ersten von uns verzeichneten Tagen des Durchbruches der Seitenwurzeln und der Blätter 
scheinbar schon ein Ausgleich begonnen hat, der in den folgenden Tagen zunimmt. Jedoch ist hier die 
Kuppe der Kurve übereinstimmend über der Gruppe der kleinen Dosen (1 H und 3 H) zu finden. 

Die Länge der Wurzeln, der Reichtum der Seitenwurzeln, die Höhe des Stammes, die Größe der 
Blätter zeigen hier die bei der Gruppe der trockenen Bohnen verzeichneten Differenzen nur in viel 

Fortschritte a, d. Gebiete d. Röntgenstrahblen. XXXI. 8 


58 | | "Altmann, Rochlin und Gleichgewicht. = XXXI, 1. 


äusgesprochenerem Maße. Gegenüber jenen zeigt hier is übereinstimmend mit den obigen Beobachtun- 
gen — die Gruppe der kleinen Dosen (1 H und 3 H) als dominierend, während 12.H deutlich geschädigt 
erscheint und 6 H andeutungsweise. — Gegen den 1. I. haben die Gruppen 1.H und 3 H etwa doppelt so 
hohen Stamm und so mächtige Wurzeln wie die Kontrollgruppe. 6 Tage später hat schon der Ausgleich 
begonnen. Die Differenz der Gruppe „83 H“ beträgt an diesem-Datum nur noch etwa +/+, die der Gruppe 


„1 H“ 1/, gegenüber der Kontrollgruppe. Bei dieser Versuchswiederholung wurden die Bohnen an die- | 


sem Datum ihrem Keimbeet entnommen, photographiert und dann zwecks histologischer Untersuchung 
in 90%. Alkohol’ gelegt. Es konnte also keine weitere Beobachtung über die Wachstumsvorgänge statt- 
finden. Aus früheren länger beobachteten Versuchsanordnungen wissen wir jedoch, daß auch hier später 
ein deutlicher Ausgleich erfolgt. Es schien uns sogar in einigen Fällen, daß in weiterer Folge bei den 
anfänglich rascher wachsenden ein leichter Rückschlag’ erfolgt. Diese Beobachtung gründet sich jedoch 
auf einer zu kleinen -Anzahl. von Objekten und muß in Zukunft genauer untersucht werden. . 

| Die Gruppe „20 H“, soweit diese Bohnen überhaupt ausgekeimt waren, zeigte nach 14 Tagen voll- 
ständigen Wachstumstillstand. Die Gruppe „12 H“ entwickelte sich zwar weiter bis zur Einlegung in 
Alkohol, blieb jedoch deutlich hinter der Kontrollgruppe zurück; am 6. I. waren die Exemplare dieser 
Gruppe genau so groß wie die Kontrollbohnen : am 28. XII., also am 27. Tag so wie jene am 18. Tag. Von 
einer Nekrose einzelner Teile, ‚Atrophie_ oder sonstigen Organschädigung konnte hier bei makroskopi- 
scher Beobachtung niehts festgestellt werden, ebensowenig — wir greifen vor — bei der mikroskopi- 
schen. Die geschädigten Bohnen dieser Gruppe zeigten nur eine langsamere Entwicklung. Mit anderen 
Worten: ganz große Dosen töten die wachsende Pflanze; wahrscheinlich gibt es auch hier — das ist noch 


nicht untersucht— graduelle Sensibilitätsdifferenzen wie beim tierischen Gewebe. Mittlere Dosen - 


(12 H) greifen elektiv eine Funktion des wachsenden Organismus an: seine Entwicklungsgeschwindig- 
keit. — Das Gegenteil von diesem Verhalten zeigte die „gereizte Gruppe“. Am 6. I. war die Kontroll- 
gruppe ebenso.groß wie die gereizten Bohnen am 1. I. waren, sonst zeigten diese beiden Gruppen, wenn 
man Pflanzen gleicher Größe (ohne Rücksicht auf die verschiedenen Zeiten, in denen sie diese erreich- 
ten) untersuchte, weder makroskopisch, noch histologisch Unterschiede. | 


Abb. 1. 


Am 6. I. wurde die ganze Serie der vorgekeimten Bohnen photographiert (sieheFiguriund2) 
und in 90°, Alkohol gelegt. 

| Wenn man zum Schlusse der makroskopischen Beobachtung des Wachstums dieser Versuchs- 
bohnen die Berechtigung zugibt, Toren Be Schlüsse zu ziehen, so wird man folgende Resultate 
feststellen: 
71, Es läßt sich bei stüfenweiser Dosierung an Bohnen mit kleineren Strahlenmengen eine 
vorübergehende Entwicklungsbeschleunigung erzielen. 

2. Einige Beobachtungen ließen sich eventuell in dem Sinne verwerten, daß diese Entwick- 
lungsbeschleunigung den Keim einer nachfolgenden Hemmung i in sich trägt, die um so größer 
ist, je kleiner und kürzer dauernd die Beschleunigung war. 

3, Die „Reizdosis“ wechselt mit dem Entwicklungsstadium: sie lag in unseren Versuchen 
für trockene Bohnen etwa zwischen 6 und 12 H, bei 2 Tage gekeimten zwischen 1 und 3 H; 


wahrscheinlich wird sie bei späteren Entwicklungsstadien mit diesen jeweilig wechseln. Eine Tat- 


` 7 i . . 3 i $ B 
t fa’ P : . s 
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N . ® ï - è 
33 
Pag . 


a 


A p 1. Über den entwicklungsbeschleunigenden u. entwieklungshemmenden Einfluß d. R.-Str. 59 Be 


iR ‚wenn Sie auch für Heredi Gewebe ‚festgestellt wird, die ein schweres Hindernis einer 
exakten Dosierung i in der „Beiztherapie“ wäre. j = air 


4 
» 


. Ä . 


E : >O Abb. 2. | | 

ee Abb. 1 und 2, Vorgekeimte Bohnen 24 Tage nach der Bestrahlung. Die Bohnen- 
_ gruppen’ (je 6 Exemplare). sind in der Reihenfolge von links und rechts nach ex 
“ Dosen angeordnet. ei: : o a .. 

4: Die Wirkung der Quellung auf .die BerrahlungH in abgestiikten Dosen ist aus unserer Ver- 

| ‚suchsanordnung nicht geklärt; sie scheint in einer Verminderung der Sensibilität der Bohnen zu 

| gegen „Reizung“ ung a = des Wachstums zu bestehen. | 


u 2 


. \ F 2. la -- 


en | | : D. ‚Di histologischen Resultaten). g 
Untersucht. ‚wur den: | 

-1 dfe Wurzel, 2.der ar 3. die Blätter. 

= adhil. Wurzel. Über den iohtigstan Teil, die Wurzel, sind die W een leider. 

‚noch nicht abgeschlossen: ‘Schon ünsere Beobachtungen am Wachstum der Bohnen zeigten, daß es 

. sich þei der fraglichen. Röntgenwirkung um eine vorübergehende Beschleunigung des normalen 

Wachstums handelt. Diese müßte einen: Niederschlag i im histologischen Bilde-finden. Die raschere 

3 Entwicklung, ihr Tempo ist sichtbar, man sieht sozusagen aus seinem "histologischen Bilde, wie 

- rasch. ein Gewebe ‚wächst. “Die ‚Zahl der :im ‚Fortpflanzungsstadium befindlichen. Zelle, ihre | 

Form und Alter. lassen sich einigermaßen beurteilen... Und da ‘die ‚Pflanze ihre vornehmliche 

- Wachstumszone in der Wurzel hat, sollten diese Vorgänge. hier am deutlichsten zu sehen sein. Die 

diesbezüglichen Untersuchungen sind schwierig und erfordern eine unständliche und hochdifte- | 

'renzierte Technik. Sie befinden sich im Laufenden. 8 
‚.ad2. S t amm. Es differenziert sich der Stamm i in eine leitbündelfreie Runde, die durch 

‘eine Epidermis gegen die Außenwelt abgeschlossen ist, und in den von ‘der Rinde umgebenen Zen- 

tralzylinder. Die Rinde "besteht aus englumigen Parenchymzellen. Am Zentralzylinder scheidet | 

“ sehr ‘früh das innere Mark aus, indem die Zellen i im innersten ereich absterben und ausfallen, 

Ä wodurch der hohle’ Zentralraum- entsteht. Nur im jugendlichen Alter ist dieser noch von Zellen 

| ausgefüllt. : Der. ‚periphere Anteil des Zentralzylinders bleibt bestehen und wird.zum Träger der Ge- 

- fäßbündel, die in ihm von der Wurzel zu den Blättern aufsteigen. Dieser wichtigste Teil des Stam- 

mes dient dem ‘Nahrungstransport der Pflanze und zerfällt in das (nach innen gelegene) Xylem 

i oder die Gefäßbündel und das (nach maie gelegene) Phloëm oder den Biel Die Gefäße füh- 


u 3 Die se histplogischen Resultate beziehen sich auf die Serie der vorgekeimten Bohnen; 
- wò alle Erscheinungen am déutlichsten ausgesprochen waren. Aber die hier`angeführten Tawnchen 


lassen sich auch bei den. übrigen Serien gut verfolgen.. 
| g* 


d aart j ž š . i 
$ pou rops r ` r 


Du | u >. Altmann, Rochlin und Gleichgewicht. en Ze 0.64 


ren Wasser und Salze von der Wurzel den Blättern. zu; das Phlo&m dient in der Hauptsache dem 
Transport organischer Stoffe von den Blättern in die'ganze Pflanze. Sehr häufig findet man noch 
' ein Gewebe vor, das Sklerenchym, das aus verholzten Zellen besteht und ein mechanisches Stütz- 
gewebe bildet. Es ist zirkulär zwischen der Rinde und dem ‘Zentralzylinder gelegen und inselför- 
mig angeordnet. Es ist Produkt späterer Entwicklungsstadien. | E 
Wir. untersuchten alle Gruppen und fanden (nicht ganz einen Monat nach Beginn der 
Keimung): | | Zn | | | 
-= ' Beiden Gruppen „1 H“ und besonders „3 H“ das mechanische Stützgewebe zu einem zusam- ` 
menhängenden, dichten, meist zweireihigen Ring ausgebildet, während die Kontrollpflanzen noch 
kein Stützgewebe enthielten oder nur in vereinzelten kleinen Inseln ausgebildetes.. Auch sonst’ 
zeigten die erstgenannten Gruppen. ganz das Bild späterer Entwicklungsstadien, kenntlich in der 
Anordnung der Schichten und der Größe der Gefäße (siehe Abbildung 3 und 4). 


I 


iR, Abb. 8. 0 Abb, 4. | Abb. 6. | 
Abb..3 und 4. Ausschnitt des Stammes aus dem Ausschnitt des Stammes. 
Grenzbereich zwischen Zentralzylinderund Rinde. Links aus dem Grenzbereich zwi- 
‚von einer Kontrollpflanze, rechts von einer Pflanze der Gruppe schen Zentralzylinder und 
'.3 H" (vorgekeimte Serie) stammend. . - | Rinde. Von einer Pflanze der 
Zu Ber Gruppe „12 H* (vorgekeimte Serie) 
stammend. l 


"Abbildung 5 zeigt einen Querschnitt der Gruppe „12 H“. Hier fanden wir den, Zentral- 
zylinder noch ganz von Zellen ausgefüllt, also keinen Markhohlraum ausgebildet, während die 
‚Kontrollgruppe einen solchen schon deutlich ausgebildet hatte. Auch sonst fanden wir Anzeichen, 
daß die Pflanze infantil geblieben war: die Anordnung der Schichten und die Kleinheit der Ge- 
fäße zeigte das. Auf Abb. 5 sind die kleinen dick umrandeten Kreise nicht etwa verholzte Zellen 
| (Stützgewebe), sondern Gefäße, die auf beiden übrigen Abbildungen wegen ihrer Größe auf dem 

Ausschnitt gar nicht Platz fanden. Mechanisches Stützgewebe fehlt vollends bei diesen. 

~ Nirgends fanden wir —. soweit eben die feineren histologischen Strukturuntersuchungen 

vorgeschritten sind — eine N ekrose oder eine andere ernste Gewebsschädigung. 

Die hier angeführten Befunde waren so auffallend und regelmäßig, daß sie-diese vorzeitige 
Publikation der nicht abgeschlossenen Untersuchungen veranlaßten. Während wir selbst die An- 
zahl unserer Versuchsobjekte (von Anbeginn im ganzen gegen 400) als ungenügend für bleibende 
Schlußfolgerungen betrachteten, waren die histologischen Differenzen zwischen bestrahlten und 
nichbestrahlten Pflanzen so auffallend und konstant, daß wir keine Zweifel an einer zugrunde- 
liegenden Regel mehr hatten: Ein Blick in das Mikroskop genügt, um die Zugehörigkeit der 
Schnitte zu der einen oder anderen Gruppe zu entscheiden. | | | 

.. ad 3.das Blatt. Vom Aufbau des Blattes ist es genügend zum Verständnis unseres Er- 
_ gebnisses, folgendes zu wissen: Allseits wird däs Blatt von einer Epidermis umschlossen. Das 
von dieser. umschlossene, zwischen den Rippen liegende Gewebe ist ein Parenchym und heißt Meso- 


' 


XXXI, 1. Über den entwicklungsbeschleunigenden u. entwicklungshemmenden Einfluß d. R.-Str. 6 


phyl. Unter der Epidermis liegen auf der Blattseite senkrecht zur Oberfläche gestreckte zylind- 
rische Parenchymzellen — die sogen. Pallisadenzellen. Sie sind besonders chlorophylreich, bilden 
also ein exquisites Assimilationsgewebe. Der übrige, darunter liegende Teil des Mesophyls wird 
von runden, weniger chlorophylreichen Zellen gebildet — dem Schwammparenchym. 


Abb. 7. - 


Abb. 6. l 
Abb. 6 und 7. Querschnitt des Blattes. Links von einer Kontrollpflanze, rechts von einer 
Pflanze der Gruppe „3 H“ (vorgekeimte Serie) stammend. 


Unsere Untersuchungen ergaben: bei der Gruppe „1 H“ und „3 H“ regelmäßig das Vorhan- 
densein einer zweiten Schicht Pallisadenzellen, und zwar schon sehr früh an jungen Blättern. Bei 
den Kontrollpflanzen war die zweite Pallisadenschicht fast nie ausgebildet. Abb. 6 und 7 zeigen 
diese Verhältnisse. l | 

Auch hier dieselbe Regelmäßigkeit und Konstanz der Befunde wie äm Stamm. 


Auch diese Befunde zeigen — ebenso wie die makroskopischen Beobachtungen der Wachs- 
tumsvorgänge, daß die Reizung in einer durchaus vorübergehenden, mäßigen Beschleunigung des 
Entwicklingsvorganges besteht. Denn die histologischen Bilder der gereizten Gruppen gleichen 
ganz den Bildern nicht bestrahlter Pflanzen, wenn diese erst ihre Größe erreichen, die der stark 
bestrahlten Bohnen (Gruppe „12 H“) ganz dem Bilde der normalen Pflanzen eines früheren Ent- 
wicklungsstadiums. — Der instruktiven Augenscheinlichkeit halber bemühen wir uns jetzt, histo- 
logische Bilder verschiedener Gruppen von (Kontroll-, geförderten, gereizten) Pflanzen herzustel- 
len, die gleiche Größe erreicht haben (natürlich in verschiedenen Zeiträumen), um zu zeigen, daß 
diese Bilder untereinander übereinstimmen und nicht voneinander zu unterscheiden sind. 

Die weiteren Untersuchungen werden uns mit den folgenden Einzelfragen beschäftigen: 

1. sie werden die Entwicklung der bestrahlten Pflanzen bis zu ihrem Reifestadium, also bis 
zur Fruchtbarkeit verfolgen. l | 

2. der Vollständigkeit halber wird noch versucht werden, bei „gereizten‘“ Pflanzen nach Ab- 
lauf der Wachstumsbeschleunigung eine neuerliche Verabreichung einer dem späteren Entwick- 
lungsstadium entsprechenden Reizdosis zu versuchen. ‘Wird eine neue Propagation des Entwick- 
lungsvorganges erfolgen oder wird sie vielleicht das Gegenteil zeitigen? 

3. es werden die histologischen Untersuchungen der Wurzelspitzen zu Ende geführt. 

4. es werden feinere histologische (Protoplasma)-Untersuchungen unternommen. 

Die an Pflanzen gewonnenen Resultate sind nicht ohne weiters auf menschliche normale 
und pathologische Prozesse zu übertragen. Die im folgenden Kapitel gezogenen Schlüsse 
sind daher auch nur mit dieser Reserve aufzunehmen, auch dann, wenn die hier festgestellten Tat- 
sachen durch weitere Untersuchungen eine Festigung erfahren. Daher müssen dieselben Fragen 
auch für pathologische Prozesse im einzelnen verfolgt werden. Uns werden demnächst die malig- 
nen Neoplasmen interessieren. Die oberflächlich gelegenen flächenhaften Hautkarzinome geben 


~ 


TE ne  Attinger. ` ee XXXI, 1. 


-hier ein dankbares Untersuchungsmaterial. Sie sind leicht in mehrere Quadranten zu teilen, die 
‚man durch verschiedene Abstufungen von Strahlenmengen beschicken kann. Bei Einhaltung ge- 


wisser Kautelen (Streustrahlenschutz der einzelnen Quadranten bei Bestrahlung der anderen) 
wird sich dann die Wirkung verschiedener A Dreg iungeN der Strahlenmenge an einzelnen Nun 


‚ten studieren lassen. 


7. Schlußfolgerung e n: Zur. Stützung TA Röntgenreiztherapie geben die berichte- 


“ten Beobachtungen leider wenig Grundlage. Die gefundene Reizwirkung besteht in einer vorüber- 


gehenden, die Vitalität der Gewebe scheinbar sogar angreifenden Entwicklungsbeschleunigung. 


Für welche Krankheitsprozesse käme eine solche Therapie in Betracht? Für Tuberkulose kaum. 


Denn, abgesehen von der kaum zu ermittelnden nötigen Strahlenmenge, ist es sehr zweifelhaft, 
daß eine derartige Reizwirkung einen dauernden günstigen Einfluß auf die Abwehrgewebe aus- 
üben sollte, vorausgesetzt, daß die Strahlenwirkung auf diese in Parallele zu setzen ist der von uns ` 
ander Pflanzenentwicklung gefundenen. Ebenso wird es sich mit allen anderen Prozessen verhal- 


ten, wo die Wachstumsprovokation eines vorhandenen oder sich bildenden normalen oder patholo- 


gischen Gewebes erwartet wird.. Wird es vor allem möglich sein, eine erfolgreiche Dosierung zu 
finden, da doch diese mit dem Entwicklungsstadium so stark wechselt? 

Über die Möglichkeit der Reizung anderer als des Entwicklungsvorganges sagt uns das 
biologische Experiment noch gar nichts, denn von allen normalen und pathologischen Lebens- 
funktionen wurde nur der Entwicklungsvorgang untersucht. Ist es überhaupt möglich, ein in 
seiner Entwicklung beendigtes Gewebe zu einer Erhöhung seiner Funktionen oder gar zu neuem 
Wachstum zu provozieren, wie die Reizversuche das z. B. von Drüsen mit\äußerer und innerer 
Sekretion verlangen? Y 

Bei der Karzinomtherapie bringen uns unsere Resultate eine gewisse Beruhigung. Denn i im 
Lichte dieser Untersuchungen erscheinen uns, die Befürchtungen über Reizmöglichkeit durch 
unterwertige Strahlenmengen zumindestens’ übertrieben. Andererseits nehmen sie den Theorien, 
welche den Schwerpunkt der a der Strahlen auf rn des Bindegewebes legen, 
viel von ihrer Stichkraft. 

Wir wiederholen jedoch, daß wir diese Schiebräigerengen mi dem Vorbehalt machen, daB 


die gefundenen Gesetzmäßigkeiten sich auch für die malignen Neoplasnien und die übrigen in 


. Frage kommenden Prozesse als gültig erweisen. 


“Die Interpretation des hintern Herzrandes in frontaler und schräger 
Durchleuchtung. 
a Von Ä 
. Dr. E. Attinger, Stein a. Rhein (Schweiz). 
Unter den ersten Beobachtern, die systematisch obige Durehleuchtungstichtungen am Her- 
zen studierten, sind Bordet und Vaquezzu nennen. 
Zur Deutung ihrer P Ee SEE Befunde en sie sich an grobanatomische Über- 
legungen. i | 
Am Sagittalschnitt. des Herzens Ss der Bea Teil des Herzumrisses in den unteren 
Partien vom linken Ventrikel, in den obern vom linken Vorhof gebildet. Also, sagten sie sich, muß 
bei frontaler Durchleuchtung der hintere Umfang der Herzsilhouette unten den linken Ventrikel, 
eben. den linken Vorhof umreißen. Infolgedessen finden wir: Bei Vorhofsvergrößerung links 
(z. B. Mitralstenose) verstärkte Vorwölbung der obern Teile, bei Vergrößerung von linkem Vor- 


| hof und Ventrikel dagegen vermehrte Ausbauchung beider Komponenten des hintern Herzrandes. 


Diese’ Ansichten gingen, um weniges verändert, in ‘die Begriffe späterer Beobachter über. 
So schreibt zum- Beispiel Munk in seinem Grundriß der gesamten Röntgendiagnostik innerer 


a . , i 


XXXI, 1. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. 63 


Krankheiten (2. Auflage, 1922) wörtlich: So sehen wir z. B. den linken Vorhof im mittleren 
Drittel des hintern Bogens schon bei mäßiger Vergrößerung deutlich hervortreten. Diese Aus- 
sage betrifft den Befund im ersten schrägen Durchmesser; denselben Befund hätte er aber auch, 
was den linken Vorhof anbetrifft, bei frontaler Durchleuchtung erheben müssen. Aßmann (Die 
klinische Röntgendiagnostik der innern Krankheiten, 1922) dagegen nimmt an, daß bei fron- 
taler-Durchleuchtung der hintere Umriß der Herzfigur in der Hauptsache vom linken Vorhof 
gebildet werde. Nur direkt oberhalb des Zwerchfells sei die Vena cava inferior auf ein kurzes 
Stück randbildend. Im Gegensatz zu Bordet und Vaquez soll nach Aßmann in dieser 
Durchleuchtungsrichtung der linke Ventrikel am hintern Umfange der Herzfigur nicht rand- 
ständig sein. Ä 

Die Mehrzahl meiner eigenen Durchleuchtungsbefunde am normalen wie am pathologisch 
veränderten Herzen, ebenso meine Sektionsbefunde ergaben Differenzen zu beiden obgenannten 
Interpretationsvarianten. Daß dieses Gebiet weiterer Klärung bedarf, ist auch von andern Be- 
obachtern herausgefühlt worden. Dies ergibt sich z. B. aus folgender Bemerkung Aßmanns 
- über die Beobachtung des Herzens in den schrägen und frontalen Durchmessern. Er sagt wört- 
lich: „Es ist hier aber sowohl im allgemeinen ein eingehender Ausbau dieser Untersuchungs- 
methoden, als auch die Aneignung einer großen persönlichen Erfahrung notwendig.“ 

Dies waren die Gründe, die mich zu den nachfolgenden Untersuchungen über den hintern 
Umriß der Herzsilhouette in obgenannten Durchmessern bewogen. 

Mein gesamtes Beobachtungsmaterial hätte ich gerne in folgende vier Kategorien geordnet: 

1. Normale Anatomie. 

2. Pathologische Anatomie. 

3. Durchleuchtungsbefunde am normalen Herzen. 

4. Durchleuchtungsbefunde am pathologischen Herzen. 

Ich muß aber zu meinen Beweisführungen des öftern Beobachtungen aus allen 4 Gruppen 
rücksichtslos nebeneinander stellen, so daß eine geordnete Einteilung nach obigen Prinzipien 
nicht angängig ist. 

Die technischen Schwierigkeiten der sorgfältigen Abtrennung des hintern Herzumrisses 
vom Wirbelsäulenschatten waren bei normalen Fällen oft schon große. Um so mehr bei pathologi- 
schen Herzn mit starker Verbreiterung des sagittalen Querdurchmessers. Durchleuchtungsbe- 
funden mußte, der Multiplizität der Beobachtungen, wie auch der dabei zu verfolgenden Pulsa- 
tionsphänomene wegen, gegenüber der Photographie der Vorzug gegeben werden. 


Die normale Anatomie lehrt, daß der Holzknechtsche Raum in Herzhöhe eine sehr schmale 
Bindegewebsplatte ist, die von einer Reihe von Organen durchsetzt wird. (Aorta, Pulmonal- 
arterien und Venen, Ösophagus, Bronchien, Lymphdrüsen usw.) Einen guten Eindruck dieses 
Raumes gibt untenstehende Figur aus W. Braunes topogr.-anatom. Atlas (Figur 1). 

Ganz entsprechend diesen anatomischen Verhältnissen finden wir bei frontaler Durchleuch- 
tungsrichtung und normaler Atmung den Holzknechtschen Raum meist auf 2 schmale retrokar- 
diale Dreiecke reduziert, die unter- und oberhalb der dorsalen Ausbauchung der Herzsilhouette ge- 
legen sind. Die hintere Umgrenzung des linken Vorhofs selbst ist also bei normaler Atmung selten 
genügend vom Wirbelsäulenschatten abzutrennen, da, wie oben gesagt, die dorsale Ausbauchung 
(in welcher der Vorhofschatten enthalten ist) meist nur sehr undeutlich vom Wirbelsäulenrande 
sich absetzt. 

Der bei normaler Atmung sehr oft röntgenologisch teilweise virtuelle Retrokardialraum 
wird erst reell, wenn wir die frontale Durchleuchtung im tiefen Inspirium vornehmen. 

Aus diesen kurzen normalanatomischen und röntgenologischen Betrachtungen geht hervor: 

Dem linken Vorhof steht bei normaler Respirationsstellung des Thorax ein nur sehr 
schmaler Raum zur Vergrößerung und Ausdehnung nach rückwärts gegen die Wirbelsäule hin 
zur Verfügung. 


64 | Attinger. | `. XXXI 1. 


Fig. 1. 
Horizontalschnitt durch die Brust in Höhe des 8. Brustwirbels. 


Der Schmalheit des Holzknechtschen Raumes wegen kann sich der pathologisch vergrößerte 
linke Vorhof bei normaler Atmungsstellung des Thorax kaum weiter nach rückwärts ausdehnen, 
als der normale. Ä Ä 

Es wäre nun aber möglich, daß der pathologisch erweiterte, schlappe Vorhof bei tiefem In- 
spirium, also bei Verbreiterung des Retrokardialraumes, sich isoliert stärker in denselben vor- 
wölben würde. Dies muß in folgendem untersucht werden. | i 


1 


Ramus sin. A. pulm. 
Bronchus sin. 


A. pulm. 


Venae pulm. Aorta 


`- Diaphragm 


f 


, Fig. 2. 
Brustraum von links nach Entfernung der l. Lunge und eines Teiles der Pleura mediastinalis. - 


J 


Br En TE EEE TE Mn une FT E 
í Š d e: à 


l 


\ 


. XXXI, 1. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. 65 


Vorerst aber sind noch einige weitere normalanatomische Begriffe klarzustellen: 

Der normale Aufbau des hintern Herzschattenumrisses bei frontalem Strahlendurchgang 
ist sehr verschieden dargestellt worden. 

Anatomisch stellt er sich ziemlich genau so dar, wie auf hier reproduzierter Figur aus 
Cornings Lehrbuch der topographischen Anatomie (Figur 2): 

Ich will beifügen, was ich bei zahlreichen Autopsien gefunden habe: 

Der linke Vorhof beginnt ungefähr 2—2!/, Querfinger oberhalb des Zwerchfells. Von da 
an nach aufwärts bildet er etwas mehr als das mittlere Drittel des hintern Herzrandes; der 
untere Teil des hintern Herzrandes wird auf eine Höhe von 2 Querfingern (vom Zwerchfell weg 
nach aufwärts gerechnet) vom linken Ventrikel gebildet. Es ist dies auch auf obiger Figur, die 
den genauen anatomischen Verhältnissen entspricht, sehr deutlich sichtbar. Genau das Gleiche 
finden wir auch röntgenologisch am Normalherzen. In den wenigen Fällen, wo der hintere Herz- 
rand bei frontaler Durchleuchtung und normaler Atmung sichtbar ist, bildet der linke Ventrikel 
ungefähr das untere Drittel bis Viertel desselben. (Erkennbar an den systolischen Kontrak- 
tionen.) 

Anders im, tiefen Inspirium, also bei der Stellung, die wir regelmäßig benötigen, um einen 
sichern Umriß des Herzschattens bei frontaler Durchleuchtung zu erzielen. 

In dieser Stellung ist regelmäßig die ungefähre untere Hälfte des hintern Herzrandes durch 
den linken Ventrikel gebildet (Figur 3). 


Vom Zwerchfell weg bis hieher Ventrikel- 
kontraktionen sehr deutlich sichtbar 


Hinterer Herzrand 


Fig. 8. 
Frontaldurchleuchtung in tiefem Inspirium, Beobachter auf der linken Seite des Kranken. 


Da bisher der hintere Herzrand meist einfach mit dem hintern Rande des linken Vorhofes 
identifiziert wurde, muß ich auf obigen, der Anatomie schon immer geläufigen Befund besonders 
hinweisen und auf folgendem bestehen: Beim Normalherzen und bei normaler Atmung wird das 
untere Drittel bis Viertel des hintern Herzrandes vom linken Ventrikel gebildet. Bei tiefem Inspi- 
rium wird die untere Hläfte des hintern’ Herzrandes vom linken Ventrikel geformt. 

Das obere Drittel bis Viertel des hintern Herzrandes im Röntgenbild wird nach meinen rönt- 
genologischen und autoptischen Befunden ebenfalls nicht vom linken Vorhof selbst gebildet. Dieser 
Teil des Herzrandes wird geliefert von einem, den linken Vorhof in seinem hintern obern Teile 
überlagernden Bindegewebsraum, welcher die großen Lungengefäße, die Bronchien, Lymphdrüsen 
usw. enthält und seitlich in den Lungenstiel ausläuft. Diese großen Gefäße werden in einem Teil 
ihres Verlaufes orthoröntgenograd getroffen. Deshalb auch die intensive Schattenbildung und Ab- 
grenzung dieses oberen Drittels bis Viertels obgenannter Linie. Als Beweis siehe 1. Figur 2, wo 
die orthoröntgenograd getroffenen Gefäße deutlich zu sehen sind, mitsamt ihrer Bindegewebs- 
scheide. Die Überlagerung des linken Vorhofs nach oben und hinten durch diese Gebilde ist sehr 

` deutlich zu erkennen. 2. Möge nachstehende: Figur 4 als Beweis dienen (Figur 4). 

In diesem Falle war, wie in Figur 4 eingezeichnet, die systolische Expansion der Arteria 
pulmonalis (genau synchron mit der Expansion der Aorta) in etwas mehr als dem oberen Viertel 
des hintern Herzrandes einwandfrei zu konstatieren. 3. Daß die Lungenarterie im obern ‚Teil des 

Fortachritte à: d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 9 


66 S B | | Attinger. . 5 l i . XXXI, 1 
ausgebauchten hintern Herzrandes randbildend wirkt, ist für jeden aufmerksamen Beobachter 
schon aus der Form dieser Ausbauchung zu entnehmen. Fällt einem doch ohne weiteres auf, daß 
bei einer Mehrzahl von Fällen der hintere obere konvexe Rand der Ausbauchung ohne jede Mühe 
.. in gleichmäßig fortlaufender Biegung mit dem am vordern Umfange der Herzsilhouette sich ab- 
zeichnenden Conus pulmonalis verbunden werden kann. Mehr noch, ich konnte diese Verbindung 
. des hintern obern Herzrandes mit der Randlinie des Conus pulmonalis in oben erwähntem Falle 

l (Fig. a direkt nachweisen. ‚Der obere Rand des Pulmonalisstammes ließ sich vom Rande des 


l BOT A - Systolische Expansion der Aorta 
Systolische Expansion genau in’ 4 Bi 
gleicher Zeitphase wie bei Aorta ` 


| | bis hieher . 
| sehr deutlich sichtbar 


a SER ziemlich scharfer Rand der A. pulm, 


` Während Systole deutlich dunklere 
Welle sichtbar 


Vom Zwerchfell weg bis 
; ' hieher EEE E 
in etwas ai frontaler Durch- 
' leuchtungsrichtung systolische 
| Ventrikelkontraktionen sichtbar 


E | Fig. 4. l 
ee i I. sizs Durchleuchtungsrichtung (70 -759). 


t 


Konus weg auf dem Durchgang durch den Aortenschatten als ganz deutlich stärker schatten- 
bildende horizontale Abgrenzung weiter verfolgen, um hinterhalb der Aorta in die oben beschrie- 
. bene pulsierende Randlinie der hintern Ausbauchung überzugehen. 

Der Teil des hintern Herzrandes, der nach Abtrennung der (schwachen) untern Hälfte 
( Ventrikelteil) sowie nach Abrechnung des guten obersten Viertels noch übrig bleibt, also ein 
schwaches Drittel; wird vom linken Vorhof selbst gebildet. Dies konnte ich auch röntgenologisch | 
feststellen an einem Falle von extremer Transparenz des Thorax. Die präsystolischen Vorhofs- 
kontraktionen ließen sich dabei genau feststellen und in ihrer Ausdehnung ermitteln (Figur 5). 


l präsystolisch sich kontrahierender 
|? Teil des hinteren Herzrandes 


systol.. Kontraktionen 


°- 
e” 
.r 
Cd 


Frontale Durchleuchtung | 


Fig. 5.. 


Sogar bei er Atmungsstellung des Thorax konnte die untere Gii der Vorhofs- 
kontraktionen festgelegt werden. Sie lag etwa 2 Querfinger oberhalb des Zwerchfells. 
Nach Besprechung des anatomischen Aufbaus des hinteren Herzrandes muß die durch- 
schnittliche Normalform desselben festgelegt werden. Diese Normalform kann ohne weiteres 
dem anatomischen Befunde entnommen werden. Röntgenologisch muß sie in tiefem Inspirium 


A 


XXXI, 1. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. 67. 


beobachtet werden, da sie nur in dieser Stellung regelmäßig in ihrer ganzen Ausdehnung festge- 
stellt werden kann. 

Anatomisch und röntgenologisch stellt dieser Hinrere Herzrand je nach der Größe des sagit- 
‚ talen Herzquerdurchmessers (der auch bei normalen Herzen verhältnismäßig großen Schwankun- 
gen unterworfen ist, also bei 2 verschiedenen Normalherzen kaum je gleich groß ist) eine stärker 
oder schwächer dorsalkonvexe Linie dar. Ist der sagittale Herzquerdurchmesser groß, so ist die 
Biegung des hintern Herzrandes stark, ist der Durchmesser klein, so ist die Biegung flach (Fi- 
gur 6a, Figur 6b). 

Dabei zeigt sich oft eine leichte Einkerbung ungefähr in Mitte Höhe des hintern Herz- 
randes (bei tiefem Inspirium). Diese Einkerbung entspricht der Grenze zwischen Vorhof und 
Ventrikel, wie aus dem 'Pulsationstypus ohne weiteres geschlossen werden kann. Bei weniger: 
tiefem Inspirium sitzt die Einkerbung entsprechend tiefer, bei normaler Atmung etwa 2 Quer- 
finger oberhalb des Zwerchfells (Figur 6 e). 

Sehr oft ist auch vom Zwerchfellansatz an bis zu einer Höhe von 1 bis 2 Querfingern der 
hintere Herzrand von einer Geraden, nämlich dem hintern Rande der Vena cava inferior gebildet. 

Der hintere Rand des linken Ventrikels läßt sich aber dabei wegen seiner größern Schatten- 
tiefe innerhalb der Herzsilhouette regelmäßig abgrenzen. (Punktierte Linie Figur 6.d.) 


m 
— 
~ 
m 


w 


Fig. 6a. Fig. 6b. Fig. 60. Fig. 6d. 
Frontale Durchleuchtungsrichtung. 


Die röntgenologische Feststellung des hintern Herzumrisses wird in meist genau frontaler 
Durchleuchtungsrichtung vorgenommen. Oft bedient man sich aber mit Vorteil einer Rechts- 
drehung über die Frontale hinaus, also über 90 Grad hinaus, bis zu 100—105 Grad. Dabei ist 
die Abtrennung des Herzschattens von der Wirbelsäule oft sicherer zu bewerkstelligen als bei 
genauem Frontaldurchgang der Strahlen. 

Zur Ergänzung der Vorstellungen über den hintern Umriß der Herzfigur ist mit Vorteil die 
Durchleuchtung im ersten Schrägdurchmesser anzuschließen. Meist ist dabei, wie Aßmann zu- 
erst vorgeschlagen hat, eine Linksdrehung um etwa 70 Grad viel instruktiver, als eine schwächere 
Drehung von 45—50 Grad. Es muß selbstverständlich bei jeder Durchleuchtung im ersten 
Schrägdurchmesser (wie übrigens auch in allen andern Durchleuchtungsrichtungen) individuali- 
siert werden, d. h. der Drehungswinkel herausgesucht werden, der die beste Durchsicht ergibt. 

Bei einer ungefähren Drehung von 70 Grad ergibt sich für den hintern Herzrand als Durch- 
schnitt eine ziemlich ähnliche Zeichnung, wie bei frontaler Durenlenchtung: Als Normalfigur 
kann folgender Umriß gelten (Figur 7): 

Wir sehen die obern ?/, des hintern Herzrandes von einer ziemlich ausgeprägten, dorsal- 
wärts gerichteten Konvexität eingenommen (linker Vorhof und seine Gefäßüberlagerung), wäh- 
rend das gute untere Drittel von einer beinahe senkrechten Geraden gebildet wird (hintere Be- 
grenzung der Vena cava inferior). 

9% 


y F r 
- a arena s. 


Ba i n o e : Attinger. XXXI, 1.. 


Es gibt nun seltenere Normalherzen, die eine weniger ausgeprägte dorsale Konvexität auf- 
weisen. In ganz seltenen Fällen zeigt sich in dieser Durchleuchtungsrichtung ein fast völlig ge- 
rader Verlauf des hintern Herzrandes. (Ohne dafür,eine Erklärung geben zu wollen, fand ich letz- _ 
teres hauptsächlich bei älteren Individuen mit Emphysem oder Arteriosklerose, ohne daß dabei - 
weitere Veränderungen. der Herzsilhouette, auch in den andern TVOrChmesBern, zu konstatieren 
wären (Figur P 


Fig. 7. | 
I. schräge Durchleuchtungrictung © 
(Linksdrehüng von 70—75°). = | Fig. 8. 


Sehr oft hingegen findet sich bei völlig normalen Fällen eine sker konvexe Ausladung 


‚der obern ?/, des hintern Herzumrisses, als sie in obiger Figur Nr. 7 dargestellt ist. (Insbesondere 
bei größerem sagittalemm Herzquerdurchmesser.) 


Als Kuriosum sei hier beigefügt, daB es Fälle gibt, bei denen die Vena cava inf. ait eine 


| | Länge: von 1—2 Querfingern völlig isoliert vom Herzschatten zu verfolgen ist (Figur 9). 


Prinzipiell viel wichtiger ist folgende Beobachtung: Es gibt einen verhältnismäßig großen 
Prozentsatz von Fällen, bei denen die dorsalkonvexe:- Ausbauchung des hintern Herzrandes sich 
wie oe zeichnet (Figur 10): 


í 


scharfe 
Grenze 


E 'Fig.:-9. 
L schräge Durchleuchtungsrichtung (ca. 60%). Gering- 
gradiger Mitralfehler, verstärkte Vorwölbung der Conus- 
gegend. 


Fig. 10. 


Die Ausbauchung zeigt sich als inene, mit scharfer Grenze vom kompakten Herz- 


schatten. abtrennbares Gebilde, von deutlich geringerer Schattenintensität. Wenn man mit diesem 
sehr. häufigen. Befunde Fig. 2 vergleicht, so liegt der Gedanke sehr nahe, daß bei dieser Ab- 


weichung von der frontalen Strahlenrichtung (70 Grad statt 90 Grad) nicht mehr der linke 


` Vorhof die dorsalkonvexe Ausbauchung erzeugt, sondern: daß diese gebildet wird von dem Ge- 


DALE PD PEONEE U N NE welches den Lungenstiel repräsentiert. Die großen’ 


` 


‘ 


XXXI, 1. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. 69 


Gefäße dieses Paketes werden zum Teil ortöröntgenograd getroffen, bei dieser Richtung des 
Strahlendurchganges. Daß der obere Teil dieser Ausbauchung durch die Lungenarterie gebildet 
wird, wurde schon weiter oben festgelegt, dadurch, daß die Pulsation dieser Arterie direkt verfolgt 
wurde. Wahrscheinlicher ist doch immerhin die alte, bisherige Ansicht, daß die dorsalkonvexe ' 
derselbe das, in Fig. 10 ersichtliche, linsenförmige Gebilde von deutlich reduzierter Schatten- 
intensität, bildet (immer mit der Enschränkung, daß der obere Teil dieses Gebildes die Lungen- 
arterie repräsentiert). 

Anfügen möchte ich noch eine kurze röntgentopographische Beobachtung. In Figur 20 
sehen wir im Aortenfenster (Aortenbogen nicht eingezeichnet) direkt oberhalb des linken Vor- 
hofes am hintern Rande der Herzsilhouette eine eigenartige, ungefähr halbrunde Ausbuchtung 
von geringem Radius. Munk bringt in der zweiten Auflage seines Grundrisses der gesamten 
Röntgendiagnostik innerer Krankheiten in Abbildung 26 ein sehr ähnliches Photogramm. End- 
lich finden wir auf Tafel 7 des Atlas der Anatomie des Mediastinum im Röntgenbilde von 
F. A. Hoffmann einen analogen Befund. Munk nimmt an, es handle sich um eine Aus- 
buchtung des linken Vorhofes, Hoffmann glaubt allerdings, daß es sich um die Lungen- 
arterie handle, analysiert die Sache aber nicht weiter. Ich habe diesen eigenartigen Schattenauf- 
satz oberhalb des linken Vorhofes mehreremal beobachtet und zwar meistens bei Stauung im 
Lungengefäßsystem. Auch bei Munk handelte es sich um ein doppeltes, schweres Mitralvitium. 
Ich ınuß folgendes annehmen: Die in zweiter, schräger sowie auch frontaler Durchleuchtungs- 
richtung (Beobachter links, Röhre rechts)- sichtbare rundliche Vorwölbung im Winkel-zwischen 
hinterem Rand der Aorta und hinterm obern Rand des linken Vorhofsgebietes kann nur der 
ortoröntgenograd getroffene rechte Hauptast der Lungenarterie sein. (Direkt nach der Tei- 
lung des Stammes der Lungenarterie.) Siehe Figur 2. | 
arterie.) Siehe Figur 2. | 

Folgendes sind die Gründe: 

1. Bei gestautem Lungengefäßsystem, also bei verstärkter Blutfüllung der Lungenarterie 
ist dieser Schattenaufsatz besonders gut sichtbar. 

2. Auf Tafel 7 des obgenannten Hoffmannschen Atlasses der Anatomie des Mediastinums 
zeigt das Bild sichere große Lungenarterienäste direkt von diesem Schattenaufsatz abzweigend 
(und nach abwärts verlaufend). . 

3. Bei Durchleuchtung hat man beim Drehen des Patienten aus der sagittalen Durchleuch- 
tungsrichtung bis zur frontalen den Eindruck, man könne die Hilusgefäßschatten direkt verfol- 
gen, wie sie bei fast frontaler Durchleuchtungsrichtung in obgenannten Schattenaufsatz über- 
gehen. ' 

Das was F. A. Hoffmann in obgenanntem Röntgenogramm als „Lungenarterie‘“ kurz- 
weg bezeichnet, nämlich ein starkes Gefäß, das von obgenanntem rundlichem Schatten im Aorten- 
fenster weg nach rückwärts schwach ansteigend bis gegen den Wirbelsäulenschatten hin zu ver- 
folgen ist, kann hingegen nur der linke Hauptast der Lungenarterie sein. 

Erst nach inhaltlicher Fertigstellung dieser Arbeit war H. Dietlen, „Herzund@Ge- 
Täßeim Röntgenbild“ im Buchhandel erhältlich. = 
| Dietlen hat darin, was den Aufbau des hintern Herzumrisses betrifit, mit den meinigen 
= fast völlig übereinstimmende Angaben gemacht. Insbesondere läßt er den linken Ventrikel eben- 
falls beinahe die untere Hälfte dieses Umrisses bilden. (Siehe Fig. 28 obigen Werkes.) 

An Hand dieser Beobachtungen und Schlußfolgerungen möchte ich nun die Befunde am 
pathologischen Herzen analysieren. | 

Zuerst einige typische Autopsiebefunde: 

1. Schwere Dehnungsinsuffizienz (funktionelle, relative Insuffizienz) bei 
arteriosklerotischer Myodegeneratio cordis. Mitralis für mehr als 3 Finger 
durchgängig. Typische Dämpfungsfigur mit starker Verbreiterung nach links (bis vordere Axil- 
larlinie) und aufwärts (links vom Sternum), ebenso etwas nach rechts (Figur 11). 


To | Ä Zu Dan Attinger. an XXXI, 1. 


Bei der Autopsie erwies. sich genau, wie Aßmann in sorgfältigen Untersuchungen zuerst fest- 
gestellt und gegen ältere, irrige Ansichten vertreten: Die Verbreiterung der Herzdämpfung nach auf-. 
wärts (links vom Sternum), sowie die Ausladung des zweiten und dritten linken Bogens bei dorso- 
ventraler Durchleuchtungsrichtung (Typus bei Mitralstenose) ist bedingt durch das Nachaufwärts- 
und besonders Nachauswärtsrücken des Konus und Stammes der Arteria pulmonalis. Ich persönlich 
glaube; daß neben der Vergrößerung der rechten Kammer (insbesondere im senkrechten Durchmesser) 
speziell die infolge dieser Vergrößerung eintretende Drehung des Herzens um seine Längsachse (von 
der Spitze aus gesehen im Sinne des Uhrzeigers) so wirkt, daß Konus und Stamm der Pulmonalis 
nach auswärts rücken (Figur 12). 


Fig. 12. 


Das linke Herzrohr war in der.Ansicht von vorn kaum so stark sichtbar, wie normal. Die Vor- 
wölbung des dritten linken Bogens im Röntgogramm ist also unbedingt nur Folge der Verbreiterung 
-und Verlagerung des Konusgebietes der Pulmonalis, nicht aber des linken Vorhofes, wie dies heute noch 
oft behauptet wird. 

In der Ansicht von vorn überrakt der linke Vorhof am rechten Herzrandin der Höhe des 
obern Teiles des rechten Vorhofs den letztern um ein Geringes nach rechts (ähnliche Befunde 
von Marchand, ABmann etc.) (Figur 13). 


E S 3 Vorhof Arraffint 
Fig. 18. 


Wichtiger für die in dieser Arbeit vertretene Anschauung ist, daß der gleiche linke Vorhof (der 
nach rechts in obigem Maße erweitert ist) nach oben, nach unten und speziell nach hinten nur geringe 
Verbreiterung aufwies.. 

Der Abdruck, den die dorsalen Herzteile in dem vom Surietälsn Perikard überzogenen Retro- 
kardialraum bilden, und der nach Entfernung des Herzens genau studiert werden kann, ist durch den 
linken Vorhof kaum stärker als normal dorsalwärts ausgebaucht. ` 

Auch die Distanz ` vom Zwerchfell zum untern Rande des linken Vorhofs ist 2 Querfinger, also 
normal. 


4 


XXXI, 1. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. 71 


Die Valbreiterıne des als stark gedehnt sich erweisenden linken Vorhofs wirkt sich also wenig 
uach aufwärts, wenig nach abwärts und hinten, wohl aber stark nach rechts und sicher auch nach vorn 
aus. Und dies einfach deshalb, weil genügend Raum nur in diesen Richtungen, also nach rechts und 
nach vorn vorhanden war. Nach rückwärts liegt das Herz in Höhe des linken Vorhofs ja normal schon 
ziemlich eng der Wirbelsäule an (nur getrennt von ihr durch den schmalen Retrokardialraum). Nach 
abwärts wird der linke Vorhof vom gleichnamigen Ventrikel begrenzt, welch letzterer sich ebenfalls 
kaum, verdrängen läßt. 

Marchand führt allerdings seltene autoptisch festgelegte Fälle an, wo der linke Vor hof den 
rechten Herzrand bis zu seiner Basis hin bildet, wo also der linke Vorhof auch nach abwärts sich in 
solchem Grade erweitert, daß er bis aufs Zwerchtell herunter reichte. Einmal muß es sich dabei um 
extreme Fälle gehandelt haben, denn daß der linke Vorhof die ganze rechte Herzgrenze bildet, ist auch 
röntgenologisch nur sehr selten nachgewiesen worden (Dietlen gibt das Orthodiagramm eines sol- 
chen Falles, den er nach Aßmanns Ansicht allerdings falsch interpretiert, nämlich als Aneurysma 
des rechten Vorhofs gedeutet hat). 

Es ist dabei sehr wahrscheinlich, daß sich diese starke Verbreiterung nach unten nur in den 
hinter dem rechten Vorhof gelegenen Partien des linken Vorhots findet. Denn da, wo der linke Vorhof 
sich’ über dem soliden Unterbau des linken Ventrikels befindet, ist eine starke Ausdehnung nach ab- 
wärts kaum möglich, da eine Verdrängung des massiven Sockels (Ventrikel) durch den schlaffwandigen 
‘ Oberbau (Vorhof) nicht wahrscheinlich erscheint. 

Eine starke Annäherung des untern Randes des linken Vorhofes an das Zwerchfell (und zwar 
bis auf eine Distanz von ungefähr 1 Zentimeter) fand ich bei einer schweren muskulären 
Mitralinsuffizienz. Beide Vorhöfe waren extrem gedehnt. Dabei existierte Aszites und Me- 
teorismus mit sehr ausgesprochenem Zwerchfellhochstand. Dies bewirkte einerseits intensive Verkür- 
zung des vertikalen Thorax- und Herzdurchmessers, andererseits Drehung des Herzens um seine Längs- 
achse im Sinne des Uhrzeigers (von Herzspitze aus gesehen). So kam die Hinterfläche des Herzens mehr 
nach unten, die Unterfläche mehr nach vorn zu liegen. Durch diese beiden Faktoren (Verkürzung des 
vertikalen Herzdurchmessers und Drehung des Herzens im obigen Sinne), nicht aber durch die starke 
Erweiterung des Vorhofes selbst, kam die Annäherung des untern Vorhofrandes an das Zwerchfell 
zustande. 
| Hieran möchte ich die Röntgenologischen Befunde der pathologischen 


Fälle anreihen. 


Isolierte Erweiterung des linken Ventrikels. 


1. Fall. Aortenstenose. Röntgenologisch charakteristisch ist die langsame und kräf- 
tige Kontraktion des linken Ventrikels (Figur 14, Figur 15). 


Hinterer Herzrand 
nicht völlig 
abtrennbar von 
Wirbelsäule 


-s 


Fig. 15. 
I. schräge Durchleuchtungsrichtung (709). 
Fig. 14. i 
Antero-posteriore Durchleuchtung. 


Fig. 15 stellt den Durchleuchtungsbefund im ersten schrägen Durchmesser bei einer Drehung von 
70 Grad dar. | 

Beigefügt muß werden, daß der zweite Pulmonalton nicht akzentuiert und der Hilusgefäßschat- 
ten nicht verbreitert war. Es kann also aus dem ganzen Befund mit Sicherheit eine Rückstauung auf 
den linken Vorhof ausgeschlossen werden. Trotzdem finden wir in erster Schrägstellung genau den 
Befund, der bisher als Zeichen der Vergrößerung des linken Vorhofs angesehen wurde, nämlich: Eine 
starke Vorbauchung der obern *hs des hintern eRZrauneR. 


Ui are = 72 o ian ia re Attinger, `, Fe XXXI, 1 


o TER Een - Trotzdem klinisch mit aller Sicherheit festgestellt werden kann,-daß nur der- linke Ventrikel 
FE vergrößert ist, so wird röntgenologisch i im schrägen und frontalen Durchmesser die Herzfigur in ihrer 
oe ganzen Höhenausdehnung, also von oben bis unten, verbreitert gefunden. Es ist dies nur so zu erklären: 
2 eo 0 Ze Der obere, in unserm Fall speziell der hintere obere Herzteil nimmt an der Verbreiterung des Herz- 
a = ya - umrisses nur deshalb, und zwar rein passiv, teil, weil er, auf den soliden Sockel des linken Ventrikels 
= = E T aufgesetzt, demselben in seinen Bewegungen folgen muß (Figur 16). 

I a Diese Figur stellt den Befund obigen Falles in frontaler Durchleuchtung dar: 


oee n 2. Fall. Beginnende Degeneratio myocardii iut deutlicher D und mäßiger Di- 
T 00 latationdes-linkeņn Ventrikels. , 
| . Patient ist Schwerarbeiter und Potator. Bei. Auskultation und Perkussion era Befund. Bei 
T u Röntgenosköpie in ‚sagittaler: Richtung ist linker Ventrikelbogen etwas stärker gerundet als nor- 
7? | wu mal, ungefähr so, wie wir dies bei einem Sportherzen zu sehen gewohnt sind. Verbreiterung, speziell 
T 5 . nach links, bestand in diesem Durchmesser nicht. Auch hier möchte ich besonders anführen, daß weder 
er ‚... ‚der Hilusgefäßschatten verbreitert, noch der zweite Pulmonalton akzentuiert war. Also auch hier keine 
e Te a Bacrauuns an den linken' Vorhof (Figur. 17). 


o ognan ri mg, = | | Fig. 17. 
ee r a | 4 | = ` L schräge I Durehleuehtungsrichtung (759). 


en | l . Trotzdem bestand erster schräger Durchleuchtung eine Biarke Ausbauchung der obern ?/s des 

ne | | , hintern Herzrandes, kombiniert mit einer Verbreiterung der ganzen Herzsilhouette. (Siehe Figur 17.) 
eo | Figur 18 zeigt den frontalen Durchleuchtungsbefund, der eine mächtige dorsalkonvexe Vorwöl- 

bung des hintern. Herzrandes aufweist (ebenfalls mit Gesamtverbreiterung der Herzsilhouette). 


` Hilus- 
t- schatten 


Sian | E AE T i m Fig. 19. 


Seg A E aa ` Frontale Durchleuchtungsrichtung. a Anteroposteriore Durchleuchtung i 
i a ET ng 
7 TA E | Also‘ auch in. diesem Fall trotz Bee "linken Vorhofs eine mächtige dorsalkonvexe Aus- 


l s; ae S Pa bauchung des hintern Herzrandes in frontaler und erster schräger Durchleuchtungsrichtung,. 


er, | 3. Fall.  Myodegeneratio cordis auf arteriosklerotischer Basis. Gänsegurgelarterien, 
0 'Arhythmia perpetua.’ Dabei in dorsoventraler , Durchleuchtungsrichtung mächtige Verbreite- 
a y rung des linken Ventrikels (Fig. 19). 


De a 5 * ; 
; . ; R D 
wT , 


* è - 


1 ; d j } 


XXXI, 1. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. 718. 


Mäßige Verbreiterung auch nach rechts, sowie starke Verbreiterung des Hilusschattens, also 
der Hilusgefäße. Die Stauung hat also via linker Vorhof auf das rechte Herz übergegriffen, was auch 
durch die Ödeme und die Lebervergrößerung dokumentiert wird. Was den Fall interessant macht, ist, 
daß wir bei frontaler Durchleuchtung die systolischen Ventrikelpulsationen am hintern Herzrand bis 
zum Kulminationspunkt der mächtigen dorsalkonvexen Vorwölbung hinauf beobachten 
(Figur 20). 


wahrscheinlich Pulmonalis X 


S NS 
Hius 
verbreitert... / 
“-—-- bis hieher 
systolische Ventrikel- | 
Frontal kontraktionen sicht- | _____ 
bar v” 
$ r . y 
Fig 2p: | Fig. 21. 


Also bis beinahe halbe Höhe des hintern Herzrandes hinauf reicht der linke Ventrikel. Dies be- 
zeugt unwiderruflich, daß die Vorwölbung bis zu ihrem Gipfelpunkt (im untern Teil) vom linken Ven- 
trikel gebildet wird. Der Fußpunkt des linken Vorhofs wird dadurch rein passiv, deshalb, weil er auf 
den linken Ventrikel aufgesetzt ist, ebenfalls so weit dorsalwärts vorgeschoben. Die Beteiligung des 
linken Vorhofs am Aufbau der verstärkten dorsalkonvexen Wölbung des hintern Herzrandes ist nach 
obigem nur eine passive. 


Der Angelpunkt dieser drei Beobachtungen liegt darin, gezeigt zu haben, daß in diesen 
Fälen der linke Ventrikel die „Ursache“ der Verstärkung der Dorsal- 
konvexität (des hintern Herzrandes) ist. 

Für obige Fälle ist damit bewiesen, daß die verstärkte dorsale Ausbauchung nicht, der alten 
Auffassung entsprechend, durch einen vergrößerten linken Vorhof gebildet wird. 

Entsprechende Fälle von Vergrößerung des rechten Ventrikels (ohne 
Vergrößerung des linken Vorhofs) möchte ich anschließen. 

1. Fall. Vorwiegende Pulmonalsteno se, kombiniert mit Ventrikelseptumdefekt oder 
Ductus Botalli persistens (Figur 21). 


Aus der Silhouette entnehmen wir eine starke Verbreiterung nach rechts, eine mäßige nach 
links. Hilusschatten etwas verbreitert. Die 10jährige Patientin zeigt sarke Zyanose, leidet sehr viel 
unter Bronchitis, hat stark herabgesetzte Leistungsfähigkeit und ist von reduziertem Ernährungs- 
zustand. Deutliche Voussure über 2., 3., 4. und 5. Interkostalraum links. Systolische Pulsationen (nach 
auswärts gerichtet) im 2., 3., 4. und lateralen Teil des 5. Interkostalraumes links, innerhalb der Herz- 
dämpfung. Systolische Einziehung im 5. Interkostalraum im ganzen Gebiete zwischen Parasternal- 
und Mamillarlinie. Dämpfung und systolisches Geräusch verhalten sich so, wie auf Figur 22 sichtbar. 
Geräusch maximal hörbar im zweiten Interkostalraum links vom Sternum, doch ist es ziemlich inten- 
siv wahrnehmbar im ganzen schraffierten Gebiet. Das Geräusch klingt eigenartig weich und etwas 
‘hohl, mäßig stark. Über linker Lunge, in Axilla und hinten kaum wahrnehmbar, in großen Gefäßen 
gar nicht. Zweiter Pulmonalton leicht verstärkt, verdoppelt. (Gegen Mitralaffektion spricht Bestand 
der Zyanose seit Geburt und Fehlen jeglicher Ätiologie eines erworbenen Herzfehlers.) Blutdruck = 
82 mm Hg. . 

Für Pulmonalstenose (also gegen reinen Septumdefekt) spricht: Seit Geburt bestehende Zyanose, 
das stark reduzierte Allgemeinbefinden, und auch die Ausbreitung und das Maximum des Geräusches 
in den oberen Interkostalräumen. 

Für Ventrikelseptumdefekt (neben bestehender Pulmonalstenose) spricht: Verbreiterung des 
‚ linken Ventrikels, Verstärkung des zweiten Pulmonaltons und Verbreiterung des Hilusgefäßschattens. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 10 


74 


doppelt schraffiert = Maximum von 
Geräuschen 


einfach schraffiert — Geräusch, 
punktiert = systolische Auswärts- = 
pulsation ` 


Dämpfung bis zur Clavicula hinauf- 
reichend 


systol sche Einziehu ng 


Fig. 22. 


Gegen offenen Ductus Botalli spricht, daß der zweite oder Pulmonalisbogen links nicht ver- 
breitert ist, und daß das Geräusch sich nicht in die großen Halsgefäße fortpflanzt. Für Ductus Botalli 
persistens wäre zu verwerten: Die Form der Dämpfung und die in diesem Falle beobachtete auffallend 
intensive Pulsation des zweiten- oder Pulmonalisbogens links. 

Handle es sich nun um Pulmonalstenose und Septumdefekt oder um Pulmonalstenose und Ductus 
Botalli persistens, für uns ist vor allem wichtig zu wissen, daß der Fall eine intensive Hypertrophie 
und Dilatation des rechten Ventrikels, ohne jede Veränderung des linken Vorhofs aufweist. Daß da- 
neben eine mäßige Verbreiterung auch des linken Ventrikels besteht, tut den folgenden Überlegungen 
keinen großen Abbruch, um so mehr als die Veränderung des linken Ventrikels gegenüber der mäch- 
tigen Vergrößerung -des rechten ganz in den Hintergrund tritt. 

In beinahe frontaler Durchleuchtung (Beobachter rechts, Röhre links) läßt sich auch im tiefen 
Inspirium der hintere Herzrand nur im obersten Teile von der Wirbelsäule trennen (der starken Ver- 
breiterung des sagittalen Herzdurchmessers wegen) (Figur 23). 


Wirbelsäule --- - 
«--- vorderer Herzrand 


Abtrennung von Wirbelsäule _ 
sozusagen unmöglich 


I. schräge Durchleuchtung (beinahe frontal). 
Fig. 28. 


Wie speziell aus der Verschmälerung des Retrosternalraumes zu schließen ist, wird die Verbrei- 
terung des sagittalen Durchmessers hauptsächlich bedingt durch die Erweiterung des rechten Ven- 
trikels. Auch die Ausbreitung der sicht- und fühlbaren Pulsationen, sowie die Verbreiterung der 
Dämpfung nach rechts sprechen dafür. F 

Noch instruktiver bezüglich Gestaltung des hintern Herzrandes bei Vergrößerung des rechten 
Ventrikels ist folgender Fall, bei dem es sich, dem Alter sowie dem klinischen und röntgenologischen 
Befunde nach, um vorwiegenden Ventrikelseptumdefekt mit geringgradiger Pulmonalstenose han- 
deln muß. | 


XXXI, ł. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. ‚75 


.2. Fall. 41jähriger Fabrikarbeiter, blaß, etwas mager, sozusagen ohne- Zyanose. Als Säugling 
durfte wegen Atembeschwerden nicht gebadet werden, in Schule nicht so ausdauernd im Springen und 
Aufwärtsgehen, von Militär wegen Vitium cordis dispensiert. Jetzt arbeitet er so ziemlich alles, aus- 
genommen schwere Arbeit. Hat rascher Atemnot als andere beim Aufwärtsgehen. Dabei fehlt jede 
Ätiologie für einen erworbenen Herzfehler. Interessant ist auch, daß seine 16jährige Tochter ebenfalls 
. ein Vitium cordis, kongenitalen Ursprungs und von gleicher Form wie der Vater, aufweist. 

Blutdruck 120 Hg. Ansatz zu Trommelschlägelfingern. Kein Schwirren über Herzgegend. 
Systolisches Blasen nur mäßig stark (mittelstark), maximal in drittem Interkostalraum links und auf 
angrenzendem Teil von Sternum. Zweiter Pulmonalton eher etwas verstärkt, dabei in eine ganze Reihe 
von Tönen zerlegt, so daß der Eindruck von Klappern oder „Rätschen“ entsteht. 

Alles übrige betreffs Geräusch, Dämpfung usw. siehe in Figur 24. 


Í 
Spitzenston Leirht 
vrbmwiink 
Fig. 24. 


Bei dorsoventraler Durchleuchtung findet sich deutliche Verbreiterung der Herzfigur nach 
rechts, nur geringfügige nach links. Der rechte Herzrand zeigt dabei’ starke systolische Pulsationen, 
im gleichen Sinn wie der linke Ventrikel. | | 

Hilus deutlich verbreitert (Figur 25). 


Hilus stark 
verbreitert 


starke systolische 

Pulsationen gleich- 

sinnig wie am |. 
Ventrikelrand 


Fig. 28. 


10* 


. í ' yt A> E. w Yy 
Attinger. _ IAA = { 


| Bei “Drehung um etwa 75 Grad finden wir im ersten schrägen Durchmesser eine sehr aus gespro: 
chene Vorwölbung des rechten Ventrikels (besonders Konusteil) nach vorn in den Retrosterr alra ur 
hinein. Dabei starke Verbreiterung des ganzen Herzquerschnittes, wobei wiederum die dors alkonve 
Ausbauchung der obern ?/s des hintern Herzrandes in die Augen springt. (Figur 26) ausgezogene Lir er 
| Bei frontaler Durchleuchtung zeigt sich eine starke Verbreiterung des gesamten Quers :hnittes 
(siehe Fig. 27). EZ 


Der 


% 


| \ 
IL schräg | Frontal. 


- Fig. 26. | Fig 27. 


j 
4 u 


` Daß in diesem Fall ein kongenitaler Herzfehler vorliegt, läßt sich schon aus der Anamnese, ¢ ann 
auch daraus entnehmen, daß bei der Tochter des Patienten ein gleichgearteter und dabei to 
geborener (weil seit Geburt beobachteter) Herzfehler vorhanden ist. Auch der klinische Befund, < pe- 
ziell die Art und Lokalisation, sowie Ausbreitung des Geräusches, sprechen gegen ein erw ınd 
für ein angeborenes Vitium. nr 

Für Pulmonalstenose spricht: Die starke Hörbarkeit des Geräusches weit oben, im zwe ten 

Interkostalraum (siehe Figur 24). Noch sicherer aber zeugt dafür die Veränderung des zweiten Pul- 
 _monaltones, den ich als ratternd oder klappernd bezeichnet habe. Diese Veränderung des zweiten P ul- 
monalklappentones setzt ja eine Veränderung der ihn erzeugenden Pulmonalklappen voraus. hri. 
Daß die Pulmonalstenose aber mit einer andern Anomalie kombiniert ist, ist schon aus dem Alte: 
des Patienten (41 Jahre), dann auch aus der Verbreiterung der Hilusgefäßschatten und der (allerdiı gs 
sehr geringgradigen) Verstärkung des zweiten Pulmonaltones zu entnehmen. 

Diese zweite Anomalie ist ziemlich sicher ein Ventrikelseptumdefekt. Dafür spricht das zierlict 
tief sitzende Geräuschmaximum (dritter Interkostalraum), die (wenn auch geringradige) Verstärk ng 
des zweiten Pulmonaltons, die Verbreiterung der Hilusschatten, die beidseitige Verbreiterung € er 
-Herzfigur bei Durchleuchtung und Perkussion und auch das in diesem Falle deutlich nachweisbare 
De ne kesche Symptom der starken systolischen Pulsation des rechten Herzrandes. 

` Gegen Ductus Botalli apertus zeugt das Fehlen des kaminartigen Dämpfungsaufsatzes und de er 
Sn ide des Pulmonalisbogens. 

Daß, im Gegensatz zu Fall 1, hier der Septumdefekt gegenüber der Pulmonalstenose N: 
schend ist, wird durch das relativ hohe Alter und die gute Leistungsfähigkeit des Patienten bewiesen, 
sowie durch das Fehlen von Zyanose und häufigern katarrhalischen Erscheinungen. N. 

Dieser Fall zeigt aufs deutlichste, daß die Vergrößerung des rechten Ventrikels eine N ke 
Verbreiterung der Herzsilhouette bei erster schräger und frontaler Durchleuchtung bedingt. Die e 
speziell intensive Vorwölbung des Konusgebietes, wie sie hierbei die Regel ist, läßt den obern Teil 
der Herzşilhouette als besonders mächtig imponieren. Daraus entsteht ohne weiteres auch das Ge- 
fühl der verstärkten dorsalen Ausbauchung dieses Teiles des Herzschattens. | i, 5 

Rechnen wir aber z. B. bei Figur 26 die starke Gesamtverbreiterung weg, so sehen wir, daß 
uns die dorsale Ausbauchung kaum mehr als mittelmäßig erscheint. Siehe Fig. 26 punktie te 
Linie. | Be. 

Die so mächtig erscheinende Ausbauchung der obern zwei Drittel des hintern Herzrand oS 
ist also eine optische Täuschung, bedingt ae die starke Verbreiterung der Herzsilhouet te, 
speziell in ihren oberen Partien. Ni "3 

Bei diesen pathologisch-anatomisch einfachen Fällen der isolierten Ventrikelvergrößen ng 
glaube ich Folgendes bewiesen zu haben: 

Et t 


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XXXI, 1. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. 77 


Die verstärkte dorsalkonvexe Ausbauchung des hintern Herzran- 
des (bei frontaler und erster schräger Durchleuchtung) ist Funktion und Folge der 
Gesamtverbreiterung der Herzsilhouette im sagittalen Querdurch- 
messer, nicht aber das Zeichen linksseitiger Vorhofsvergrößerung. Denn hier existiert kein 
vergrößerter linker Vorhof. | 

Versuchen wir in den folgenden komplizierteren Fällen zu erfahren, ob ob- 
genannte Schlußfolgerung auch da zu Recht besteht. | 

Ich gehe hiermit über zu den pathologisch-anatomisch komplexeren Fällen von Mi t ral- 
stenoseundMitralinsuffizienz, also Fällen, bei denen infolge veränderter Strömungs- 
verhältnisse zwei und mehr Herzhöhlen ihre Dimensionen ändern. 

1. Fall. Starke, aber kompensierte Mitralinsuffizienz (Figur 28). 


Im ersten schrägen Durchmesser fällt taupisschlich die sagittale Verbreiterung des ganzen 
Herzens auf. Siehe Figur 29. 


 Hilus deutlich ...... / 


j; 


verbreitert 


Drehung =70° 


Fig. 28. Fig. 29. 


Der Retrosternalraum ist etwas verschmälert. Die dorsale Begrenzungslinie der Herzfigur zeigt 
ungefähr die normale Ausbauchung der obern zwei Drittel. Von einer Verstärkung dieser Aus- 
bauchung ist nicht zu sprechen, obschon sie wegen der Verbreiterung der gesamten Herzfigur vielleicht 
etwas mehr in die Augen springt. Auf alle Fälle ist die Ausdehnung dieser Ausbauchung bei oben an- 
geführten Fällen ohne Vorhofsvergrößerung, also z. B. bei der Aortenstenose (siehe Fall 1 der rönt- 
genolog. Beobachtungen am patholog. veränderten Herzen) sehr viel ausgesprochener, als in diesem 
Falle von starker Mitralinsuffizienz, wo unbedingt eine Vergrößerung des linken Vorhofs one) 
| vorhanden sein muß. 


Ich konstatiere in diesem Falle wiederum: Es geht die Stärke der dorsalkonvexen Aus- 
bauchung (der obern zwei Drittel) des hintern Herzrandes durchaus nicht parallel mit der Größe 
des linken Vorhofes. 


In frontaler Durchleuchtungsrichtung ist der hintere Herzr jnd auch bei tiefem Inspirium nur 


sehr schwer vom Wirbelsäulenschatten zu trennen (Figur 30). 
/ 


Hilus stark BR 
verbreitert 


--. bis hieher 
-systolische _ 
| Ventrikel- 
Fontal | kontraktionen 


Fig. 80. Fig. 81. 


. 78. S zo p =: n oon AN RERE Pa i | i Be 1. 


"Der hintere: Terzrand ist in diesem Dirim er wenig gewölbt, dabei zeigt. er bjs in halbe 
Höhe hinauf deutlich systolische Ventrikelkontraktionen. 


Von einer Auswirkung der linksseitigen Vorhofsvergrößerung ‘als Verstärkung der Wölbung des 


-hintern Herzrandes ist auch in diesem Durchmesser absolut nichts zu finden. 


- 


2. Fall. Ausgeprägte Mitralstenose und Insuffizienz. 


Zweiter und dritter linker Bogen stark ausgeprägt. Hilus stark. verbreitert (Figur 31). In fol- 


gender Figur, die in erster schräger Durchleuchtung bei einer. Drehung von etwa 75 Grad aufgenommen ` 


wurde, zeigt sich ein sehr starke Verbreiterung der ganzen Herzfigur (Figur 32). 


` 


‚I schräg 


Frontal | | 
Fig. 82. b z Fig. 88. Fig 34. 


N 


Dabei ist die Könukgezent noch besonders vorgewölbt. Retrosternalraum verschmälert. Nur sehr 
mäßige Vorwölbung der obern zwei Drittel des hintern Herzrandes. oo. 

Die Figur 33 gibt den frontalen Durchleuchtungsbefund. ' 7 

Der hintere Rand ist nur sehr mäßig gewölbt. Der Ventrikel ist deutlich gegen den Vorhof ib 
gesetzt. Die Abtrennung des hintern Herzrandes vom Wirbelsäulenschatten war in diesem Falle 
' schwierig wegen der starken Verschmälerung des Holzknechtschen Raumes. Diese Verschmäle- 
rung ist selbstverständlich die Folge der Verbreiterung des sagittalen Herzquerdurchmessers. Da der 
ganze hintere Herzrand (und zwar von Höhe des oberen Randes des linken Vorhofs weg bis hinunter zum 
Zwerchfell) fast völlig zusammenfiel mit dem vordern Rande des Wirbelsäulenschattens, der ganze 
hintere Herzrand der Wirbelsäule also schon maximal genähert war, so war es in diesem Falle ganz 
unmöglich, daß der linke Vorhof noch eine spezielle Vorwölbung bilde. Dazu wäre einfach kein Platz 
vorhanden gewesen. 0. 


3. Fall. Stark vorwiegende Mitralstenose mit geringer Mitralinsuffizienz.. 


. Herzdämpfung deutlich nach aufwärts, nicht aber nach links verbreitert (Figur 34). 


. Starke Vorwölbung des zweiten und dritten Bogens links, mäßige Verbreiterung der Spitze i 


nach links. 
In erster schräger Durchleuchtung findet sich eine Gesamtverbreiterung der Herzfigur, speziell 
der Konusgegend. Die obern zwei Drittel des hintern Herzrandes sind nur mäßig gewölbt. 
| ' Bei frontaler Durchleuchtung ist hinterer Rand der Herzfigur mäßig gewölbt, bis in halbe Höhe 
hinauf sind an demselben ventrikuläre Kontraktionen deutlich sichtbar. Von spezieller VOrWBlDUnE 
des linken Vorhofs keine Spur; Siehe Fig. 35. - 


“vom Zwerchfell bis 
‚hieher Pulsation 
des 1, Ventrikels 


Frontal 


! 


FE | Fig. 8b. 


XXXI, 1. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. 79 


4. Fall. Sozusagen reine Mitralstenose. Damp mng reicht hoch hinang, ist aber nach 
links kaum normal breit (Figur 36). 


Herz nach links nicht verbreitert. Steiler linker Herzrand; fehlende Herztaille, weil zweiter 
und dritter linker Bogen, weiter vorstehend, dieselbe ausfüllen. Rechter Vorhof hochstehend und deut- 
lich nach rechts verbreitert. Hilusgefäße etwas verbreitert. Aortenbogen (erster Bogen links) nur 
wenig ausgeprägt, da der zweite Bogen hoch oben (und deshalb auch weit lateral) am ersten Bogen an- 
setzt, der untere Teil des ersten Bogens also im zweiten untergeht. 


Fig. 86. Fig, 36a. 


In Figur 37 zeigt sich die enorme Verbreiterung des Herzschattens in erster schräger Durch. 
leuchtungsrichtung, und zwar Verbreiterung von oben bis unten. Konusgegend sehr stark gewölbt. Die 
obern zwei Drittel des hintern Herzrandes sind dabei nicht mehr als der allgemeinen Verbreiterung 
der Herzsilhouette entsprechend vorgewölbt. Was an gleichmäßig verschärfter Wölbung von 
Vorder- und Hinterrand der Herzsilhouette vorhanden ist, ist Folge der (durch die Vergrößerung des 


= rechten Ventrikels bedingten) Verbreiterung des sagittalen Herzquerschnittes. Von einer spe- 


ziellen Vorwölbung der obern zwei Dritteldeshintern Herzrandes (also 
des linken Vorhofsgebietes) ist keine Rede. 

Noch viel deutlicher zeigt folgende Figur, daß der hintere Herzrand ZPR spezielle Vorwöl- 
bung aufweist (Figur 38). 


Frontal 


: Fig. 89. 
Fig. 87. Fig. 88. II. schräge Durchleuchtungs- 
richtung (70°). 


Im Gegenteil, die Wölbung des hintern Herzrandes erscheint außerordentlich bescheiden gegen- 
über der gewaltigen Ausbauchung des vordern Herzrandes, besonders im Konusgebiet. Man muß den 
Befund sogar eher als eine Abflachung, Abplattung des hintern Herzrandes gegen die Wirbelsäule 
auffassen, um so mehr, als auch, das Verschwinden der untern Hälfte des Retrosternalraumes einen 
Raummangel (infolge starker Verbreiterung des Herzens) nahelegt. 

Diese Vergrößerung des rechten Ventrikels ist sehr deutlich auch in zweiter schräger Durch- 
leuchtungsrichtung von etwa 70 Grad zu verfolgen, wo der sich deutlich systolisch kontrahierende vor- 
dere Umriß der Herzfigur außerordentlich stark in den Retrosternalraum vorspringt (Figur 39). 

Auch in diesem Falle war es wiederum die Verbreiterung der Ventrikelmasse (rechter Ventrikel), 
die sämtliche Biegungen des Herzumrisses im sagittalen Herzdurchmesser verstärkte. 


80 | 5 ' E 3 i Attinger. . XXXI, l.; 


ae 


. In dieser Arbeitist algo. Folgendes nachgewiesen worden: 

Um uns ein genaues Bild des hintern Umrisses der Herzfigur zu machen, müssen wir den 
zu beobachtenden Thorax in tiefe Inspirationsstellung bringen. In dieser Stellung muß min- 
destens bei erster schräger und bei frontaler Durchleuchtungsrichfung beobachtet werden. 

Dabei baut sich. der hintere Umriß der ee in frontaler Durehleuchtungsrichtung 
folgendermaßen auf: 

Die schwache untere Hälfte desselben sindy vom linken Ventrikel geliefert, das gute oberste 
Viertel von dem früher beschriebenen Gefäßbindegewebspaket, und nur was dazwischen noch vom 
hintern Herzrand übrigbleibt, wird vom hintern Umriß des linken Vorhofs selbst gebildet. 


Schon durch diese Richtigstellung der anatomischen Verhältnisse allein muß die prominie- 


rende Rolle in Frage gestellt werden, die dem linken Vorhof bisher in der Formbestimmung des 
‚hintern Herzrandes beigemessen wurde. 


Es wurde nun festgelegt: Die ‚„‚durchschnittliche‘ dorsalkonvexe Wölbung des hintern Herz- 


 umrisses (in erster schräger und in frontaler Durchleuchtungsrichtung) ist beim Normalherzen 


stärker, als sie bisher angenommen wurde. Speziell bei kurzer, breiter und tiefer Thoraxforın 
kann bei völlig intaktem Herzen der hintere Umriß der Herzsilhouette (in obigen Durchmessern) 


um ein Bedeutendes stärker gewölbt sein, als bisher noch als normal angesehen wurde. Einfach 
deshalb, weil das Herz, sich der geringeren Höhe, aber größeren Tiefe (anteroposterior) anpassend, 


ebenfalls eine Verbreiterung seines Tiefendurchmessers (Sagittaldurchmessers) erfährt. 
| ‚Denn in der Tat wurde in allen obigen Beobachtungen weiter festgestellt: Es ist nicht die 


- Größe des linken Vorhofs, sondern der Durchmesser der Ventrikelmasse, der die Stärke der Wöl- 


bung des hintern Herzrandes bedingt. Die Stärke dieser Wölbung hängt also ab von der Größe 
des Herzquerdurchmessers im Sagittalschnitt. 


' Man kann.sich diege vollständig neue ETA an einem Vergleiche leicht klarlegen: 

Das Herz stellt im sagittalen Durchmesser eine ungefähr flaschenförmige Figur dar. Der 
“Hals der Flasche wird durch den Gefäßanteil repräsentjert. Der Gefäßanteil bleibt sich in unsern 
‘ Fällen ziemlich gleich, der Durchmesser.des Flaschenhalses ändert also kaum, während der breite 
Teil der Flasche, beim Herzen also die eigentliche Herzmasse, den Durchmesser verändert. Wenn 


© nun bei gleichbleibender Halsbreite die übrige Flasche sich verbreitert, so ist es selbstverstänıl- 


lich, daß die Biegung, die vom Bauche der Flasche zu deren Hals überleitet, sich verstärken muß 
` (bei ass; 'Flaschenlänge) ( Figur 20). 


‚Fig. 40. 


Ganz den Backen Vorgang finden v wir bei vergrößertem Querdurchmesser im Sagittalschnitt 
des Herzens. 
Ich möchte nochmals: betonen: Eine spezielle, einseitige Verstärkung der Konv exität des 


_ alleinigen hintern Herzrandes habe ich nie beobachtet. Wenn diese-Konvexität verstärkt war, so 


war dies immer. und in jedem meiner Fälle mühelos auf die anteroposteriore Verbreiterung der 
; Ventrikelmasse (linker oder rechter Ventrikel), also auf die Vergrößerung des Herzquerschnittes 
in der: Nagittalebene. zurückzuführen. | 

' Bei der röntgenologischen Feststellung einer linksseitigen. Vorhofsvergrößerung (auf Grund 


A 


XXXI, 1. Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler u. schräger Durchleuchtung. 81 


einer beobachteten, angeblich einseitigen, verstärkten Vorwölbung des 'hintern Herzrandes) sollte 
also sorgfältiger vorgegangen werden, als dies bisher geschen. 

Es sollte nicht bei jeder Verstärkung der Dorsalkonvexität des hintern Herzrandes „ohne 
weiteres“ eine Vergrößerung des linken Vorhofes diagnostiziert werden. 

Es sind mir bisher auch mit einer unten zu besprechenden Ausnahme noch keine zuverlässi- 
gen Reproduktionen anderer Autoreır bekannt, bei denen eine angebliche linksseitige Vorhofsver- 
größerung in erster schräger oder frontaler Duchleuchtungsrichtung nicht auf einen andern Ur- 

. sprung zurückzuführen gewesen wäre. 
Eine gute Reproduktion einer angeblichen linksseitigen Vorhofsvergrößerung im ersten 


schrägen Durchmesser gibt A B mann in der zweiten Auflage seiner Klinischen Röntgendiagno- 


stik.der innern Erkrankungen auf Figur 44. 

Die Stärke der dorsalen Vorwölbung übersteigt aber (auf der betreffenden Figur) in keiner 
Weise das, was ich an Hunderten von Normalherzen in dieser Durchleuchtungsrichtung gefunden 
habe.‘ Es mag sich also in betreffender Figur um eine Mitralstenose (wie angegeben) handeln, 
allerdings in dieser Durchleuchtungsrichtung noch ohne merkbare Vergrößerung des rechten Ven- 
trikels; um eine isolierte Vergrößerung der dorsalen Vorwölbung handelt es sich sicher nicht. 

Auf Figur 46 des gleichen Buches bringt A B mann den frontalen Durchleuchtungsbefund 
einer Mitralstenose. Was ich aus der Figur mit Sicherheit ablesen kann, ist die Verbreiterung der 
Ventrikelmasse, und zwar, wie mir scheint (die Reproduktion ist in betreffendem Punkte nicht 
ganz einwandfrei), speziell des rechten Ventrikels (Verschmälerung des Retrosternalraumes). 
Daß durch die Verbreiterung der Ventrikelmasse auch der hintere Umfang der Herzfigur stärker 
gewölbt wird, ist selbstverständlich, wenn man bedenkt, daß dieser hintere Umfang bis in halbe 
Höhe vom linken Ventrikel gebildet wird (die Figur ist, wie deutlich ersichtlich, in tiefer Inspi- 
rationsstellung aufgenommen). Also: Es mag sich auch in diesem Fall um eine Mitralstenose 
handeln (dafür spricht die Vergrößerung des rechten Ventrikels), um eine isolierte Verstärkung 
der hintern Herzrandwölbung, und damit øm eine isolierte Vorwölbung des linken Vorhofes, han- 
delt es sich’aber nicht; denn erstens ist auch der vordere Herzrand stärker gewölbt, als normal, und 
zweitens ist die Verstärkung beider Randkonvexitäten einzig und allein die Folge des auf diesem 
_ Schnitt vergrößerten Herzquerdurchmessers. 

Ich will mit dieser Arbeit nun nicht behaupten, daß eine isolierte Vorwölbung des linken 
Vorhofsgebietes nach hinten nicht vorkomme oder absolut unmöglich sei. 

Ich möchte aber unterstreichen, daß ich dies selbst nie einwandfrei beobachtet, und daß, wie 
zu Beginn dieser Arbeit ausgeführt, auch anatomisch sich gewisse Schwierigkeiten dieser An- 
nahme entgegenstellen. 

Die einzige, mir bekannte Reproduktion einer scheinbar einseitigen Verstär kung der Dorsal- 
konvexität des hintern Herzrandes ist Fig. 73 in „Herz und Gefäße im Röntgenbild“ (H. Diet- 
len. 1923). Aber auch hier ist nehen einer tatsächlich sehr starken Vorwölbung der linken Vor- 
hofsgegend, eine intensive Verbreiterung der Ventrikelmasse, nämlich des rechten Ventrikels vor- 
handen (trotz atrophischen linken Ventrikels). Ob nicht hier der linke Vorhofsbogen durch die 
starke Verbreiterung des Herzquerdurchmessers zum Teil rein passiv nach hinten „herausge- 
rückt“ wird? Denn auch der vordere Umriß der Herzfigur ist infolge der Verbreiterung der Sil- 
houette nicht nur nach vorn stärker konvex, sondern durch den Gegendruck der vorderen Brust- 
wand sogar abgeplattet. Ein Beweis für die extreme Verbreiterung der Herzmasse im Sagittal- 
schnitt. 

Das Hintenherausgedrücktwerden des linken Vorhofes durch den vergrößer ten rechten 
Ventrikel steigert sich in obiger Figur durch die Atrophie des linken Ventrikels noch vollends 
zur Karikatur. | 

Wenn die Abbildung aber wirklich einem Photogramme und nicht einem Schema entspricht. 
so muß trotz aller obiger Einwände in diesem Falle eine sichere, röntgenologisch bei Frontaldurch- 
leuchtung feststellbare Vergrößerung des linken Vorhofs nach hinten angenommen werden. 

Fortschritte a~ d. Gebiete d. Röntgenstrahllen XXXI. | 11 


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320.00 ö zz Nägelsbach. _ XXXLL 


‚Damit möchte ich diese Studie beenden, dabei aber noch bemerken, daß sämtliche reprodu- 
zierten Figuren genaue Abbilder der röntgenoskopischen Befunde sind. Sie sind also nicht mit 
‚halb- oder ganzschematischen Wiedergaben zu verwechseln. 

Sämtliche röntgenologischen Arbeiten wur den mit dem Veifa-Heliodor-Diagnostik-Röntgen- 
instrumentarium und mit Veifa-Klinoskop ausgeführt. o . 


- Literatur. _ 


AB mann, Klinische Röntgendiagnostik der innern Erkrankungen (2. Auflage). 
Abelmann, Diagnose und Prognose der angeborenen Herzfehler. (Ergebnisse der inner n Medizin 
und Kinderheilkunde.) Band 12, 1916. 
- Braune, Topographisch-anatomischer Atlas. . 
Corning, Lehrbuch der topographischen Anatomie. 
HansDietlen, Herz und Gefäße im Röntgenbild, 1923. 
Groedel, Über Form der Herzsilhouette bei den angeborenen Herzkrankheiten. Deutsches Arch. für 
klin. Med., Bd. 103. 
Hoffmann, Lehrbuch der funktionellen Diagnostik und Therapie der SEEN des Herzens 
| und der Gefäße, 1920. 
F.A. Hoffmann, Atlas der Anatomie des Mediastinum im Röntgenbilde, 1909. 
Munk, Grundriß der gesamten Röntgendiagnostik innerer Krankheiten, 1922. 
Romberg, Krankheiten des Herzens und der Blutgefäße, 1921. 
VaquezundBordet, Herz und Aorta. Klinisch-radiologische Studien, 1916. 


| | Aus der chirurgischen Abteilung des Freiburger: Diakonissenhauses 
_ (Chefarzt: ‚Professor Dr. Hosemann). 


Ein tödlich verlaufener Fall von allgemeiner Ostitis fibrosa mit ` 
| innersekretorischen Störungen. 
er. Von = 
Dr. E. Nägelsbach. 
(Hierzu Tafel III, Fig. 1—3.) 


Als Recklinghausen?) 1891 den Begriff der Ostitis fibrosa aufstellte, da ver- 
stand er darunter eine proliferierende Entzündung, die ihren Sitz im Knochensystem, an einer 
oder mehreren Stellen, hat. Er stellte indessen von Anfang an die Krankheit in eine gewisse Ver- 
' wandtschaft zur Osteomalazie; und in seinem nachgelassenen Werke?) klassifiziert er sie als 

„metaplastische Form der Osteomalazie“ , ohne aber seine ‚Auffassung von der 
entzündlichen ‚Natur des Krankheitsvorganges ganz fallen zu lassen. Er nimmt dabei Osteo- 
_ malazie nicht als ätiologisch differenzierten Krankheitsbegrifl, s sondern nur als „pathologisch- -ana- 
tomischen Zustand“. Aus den‘ bisherigen Beobachtungen ergeben sich zweifellos Momente, welche 
die Ostitis fibrosa in die Nähe der puerperalen Osteomalazie rücken: Häufung in den gleichen 
Gegenden, Zusammenhang mit Genitalstörungen, Bevorzugung des weiblichen Geschlechtes, 
wenigstens für die generalisierte Form, und Einfluß der Gravidität (Lotsch?®). Der Fall, der 
bier beschrieben wird, ist geeignet die Grenzen noch unklarer erscheinen zu lassen als bisher, da 
‚sich bei ihm schwerste. Allgemeinstörungen innersekretorischer Art, wie sie sonst wohl bei der 
eigentlichen Osteomalazie beobachtet werden, mit dem histologischen und röntgenologische n Bild 
der Ostitis fibrosa vereinen. | , 


I 


4 1) V. Reekli ng 3 ausen, Die fibröse oder deformierende Ostitis, die Osteomalazie und die 
nleonlastische 'Karzinose. Festschr. d. Ass. für Virchow. Berlin 1891. 

= Ņ}y, Recklinghausen, Untersuchungen über Rachitis uhd Osteomalazie. G. Fischer, 
Jena, 1910. 
| 3) Lotsch, Uber generalisierte Östitis fibrosa zii Tumoren und Zysten. Arch. f. klin. Chir., 
Bd. 107, H. 1, 1916. 


i 


XXXI, 1. Tödlich verlauf. Fall von allgem. Ostitis fibrosa mit innersekretorischen Störungen. , 83 


Die Unterscheidung nachdem histologischen Bild ist die allein mögliche. 
Danach wird eine umschriebene oder allgemeine Erkrankung im Knochensystem, bei der ohne 
bekannte Ursache an die Stelle des Knochenmarks und der Knochensubstanz fibröses Gewebe ge- 
treten ist, als Ostitis fibrosa bezeichnet. Daß sich neben dem fibrösen Ersatzgewebe auch Säume 
kalkloser osteoider Substanz finden, darf die Diagnose nicht umstürzen; dagegen wird man nicht 
zubilligen können, daß auch bei der Osteomazalie (im engeren Sinn) fibröse Umwandlung des 
Knochens vorkomme, wie Pommer') angibt. Die Ostitis deformans (Pagetsche Krankheit) ist 
als eine Unterart der Ostitis fibrosa anzusehen, bei der das an Stelle des Knochengewebes getretene 
fibröse Gewebe nicht zur Zystenbildung, sondern zu tumorartiger Hyperplasie neigt. Die rein 
histologische Begrenzung der Krankheit behält freilich immer etwas Mißliches, ne wir über 
Natur und Ursache der Umwandlung gar nichts wissen. 

Es muß daher die Behauptung Christellers?) wichtig erscheinen, der angibt, nur 
beiOstitis fibrosa besteheein vermehrter Abbau des Knochens, bei Osteo- 
malazie und Rachitis dagegen sei nur der Aufbau gestört, der Abbau normal. Dies stellt, wenn 
es sich bestätigt, ein einwandfreies Merkmal dar. 

Der Kliniker denkt an Ostitis fibrosa, wenn das Skelett im Röntgenbild eine oder mehrere 
Zysten erkennen läßt, ohne daß parasitäre Ursache oder Tumor in Frage kommt. Er sieht die 
Diagnose als sicher an, wenn histologische Untersuchung der Zystenwand Fasergewebe ergibt. 
Die Zysten scheinen in keinem Fall von Ostitis fibrosa zu fehlen, und anderseits nur da vorzu- 
kommen, wo bindegewebige Umwandlung des Knochens vorliegt. Da indessen ihre Eutstehung 
ebenso unklar ist wie die des HABETREWEDER, so stellen auch sie kein voll befriedigendes Unter- 
scheidungsmerkmal dar. | 

Nach sonstigen klinischen Merkmalen läßt sich das Krankheitsbild in keiner Weise sb 
grenzen; es bestehen da die größten Unterschiede. Bekannt sind dem Chirurgen die Fälle, wo ein 
kräftiger junger Mann in vollster Gesundheit plötzlich ohne Gewalteinwirkung einen Arm oder 
ein Bein bricht, weil eine Zyste, die er nicht bemerkt hatte, den Knochen aufs äußerste verdünnt 
hat. Nach Auskratzung heilt der Knochenbruch mit gutem periostalen Kallus, der Mann bleibt 
lınge Zeit oder dauernd gesund. Das andere Extrem stellt der hier beschriebene Kranke dar, bei 
demvonAnfanganschwerste Störungen desvegetativen Nervensystems 
das Bildbeherrschten, währenderst allmählichdie Erkrankungaller 
KnocheninErscheinungtrat,unddernach mehrjährigem Krankenlager 
durch FEinsinken deserweichten Brustkorbes starb. Diese Gegenüberstellung 
zeigt das Unbefriedigende der vorläufig allein möglichen Abgrenzung der Ostiffis fibrosa nach 
pathologisch-anatomischen Gesichtspunkten. ! 

Der in Frage stehende Fall soll in folgendem nach seiner klinischen und röntgeno- 
logischen Seite dargestellt werden. Über den pathologisch-anatomischen Befund 
wird Westhuesin Zieglers Beiträgen zur pathologischen Anatomie berichten. 

F. M., 25 Jahre alt, Sceoffizier, mußte sich im Juni 1918 krank melden wegen plötzlich aufge- 
tretonen allgemeinen Schwächegefühls. Bald stellte sich Erbrechen ein, zeitweise sehr heftig, so daß 
yar nichts im Magen blieb, gleichzeitig Durchfälle. Dabei quälender Hunger und unstillbarer Durst, 
Trockenheit im Hals. Er wurde nacheinander in verschiedenen Marinelazaretten und Krankenanstal- 
ten, auch in einer medizinischen Universitätsklinik behandelt, ohne daß eine bestimmte Diagnose ge- 


stellt werden ‘konnte. Er selbst beobachtete, daß er im Sommer 1919 bis zu 13 Liter Urin am Tag 
ausschied. 

Seit Anfang 1919 bemerkte der Kranke ein Schiwächegefühl im rechten Oberschenkel, bald auch 
Schmerz, besonders bei rechter Seitenlage. 

Am 4. Februar 1920, also über 1t/2 Jahre nach Beginn der Krankheit und 1 Jahr nach Beginn der 
örtlichen Schmerzen im rechten Oberschenkel, fiel M. morgens am Waschtisch plötzlich zu Boden. Es 

1) Pommer, Untersuchungen über Osteomalazie und Rachitis. Leipzig 1885. 

9 E. Christeller, Vergleichend-Pathologisches zur Rachitis, Osteomalazie und Ostitis 
fibrosa. Berl. klin. Wochschr., Jg. 57, S. 979, 1920. 

11° 


84 . er ee | Nägelebach, | | 0000 XKKL, 1. 


war ihm, „als sei das rechte Bein plötzlich ausgekugelt“. Er würde zu uns in die ireas Abteilung 
` des Freiburger Diakonissenhauses gebracht. Auf Grund des Röntgenbildes (Bild 1) und des elenden 
| Allgemeinzustandes wurde zunächst 'ein Sarkom vermutet, aber ‚wegen des schlechten Befindens, das 
auf weitere. Ausdehnung schließen ließ, zunächst nicht operiert. Im Mai 1920 wurde der inzwischen 
an der Fraktürstelle prall aufgetriebene Femur punktiert: klare seröse Flüssigkeit. Bald darauf wurde 


u von Prof. Hosemann die Zyste ausgekratzt unter Schonung des Periostes und, um den sehr elenden - 
` Patienten zu schonen, ein sterilisiertes Tibiastück vom Kalb eingepflanzt. Aseptischer Verlauf. "Aber 


das alloplastische Material heilte nicht ein, und das Periost, das sonst bei der Ostitis fibrosa gesund 
bleibt und sogar oft gesteigerte knochenbildende Kraft zeigt, blieb gänzlich untätig. Wegen unerträg- . 
-licher Schmerzen mußte im September 1920 der rechte Oberschenkel hoch amputiert werden. -Die Nar- _ 
. kose wurde dazu benutzt, von verschiedenen Knochen Röntgenaufnahmen zu gewinnen. Es zeigte sich 
das ganze Skelett sehr kalkarm. Am linken Oberschenkel sieht man einenf Querbruch des linken 
Femur mit eigentümlicher Einbiegung der Kortikalis; der Bruch war beim bloßen Anheben des nar- 
kotisierten Patienten aus dem Bett erfolgt. An der linken Fibula (Bild 2) sind mehrere kleine Zysten 
und fleekenweise gänzliche, Entkalkung zu erkennen. Damals wurde festgestellt, daß die Becken- ° 
kncchen weich und zusammendrückbat waren, die Rippen dagegen noch ziemlich fest. 
Durch histologische Untersuchung des ausgekratzten Knochens im pathologischen Institut der 
Univer sität wurde die Diagnose: Ostitis fibrosa bestätigt. Das gleiche Ergebnis brachte die Unter- 
suchung des 3 Monate später amputier ten Beines. 


1 = n- % À 4 


Vom Januar 1921 an wird der fortschreitende Charakter des Leidens im klinischen Bild deutlich. 
Der linke Radius krümmt sich, auch die rechte Hand kann kein Buch halten. Das rechte Schlüsselbein 
bricht, das linke ist aufgetrieben. Das Becken wird ganz nachgiebig. Der Schädel geht der Rücken- 
Jage entsprechend in die Breite, die Stirnhöcker und die Jochbeine sinken ein. 

Im Februar 1921 beginnt der Brustkorb zusammenzusinken, und zwar sind es die kaseherisn 
-Rippen die nachgeben und nacheinander einbrechen; die Rippenknorpel bleiben unverändert. Ende 
März bricht bei eihem heftigen- Singultus das Brustbein. N 

Am 10. April 1921 mußte der I. Molar l. u. wegen schmerzhafter Karies extrahiert werden: Bei 
der Injektion an der Lingula drang die Nadelspitze fast ebenso leicht in den Knochen ein als in die 
 Weichteile. Bei der Extraktion folgte der dem Zahn benachbarte Kiefer den Bewegungen der Zange 
"wie Kautschuk, doch gelang es den Zahn ohne Fraktur herauszubekommen. Der Zahn — das erscheint 
wichtig — war durchaus hart wie normal. Seine Wurzel war von einer 1 mm starken Schicht spongiösen 
Knochens bedeckt, die Lösung war also innerhalb der Knochensubstanz cingetreten. Sad 
= Am 14. Mai 1921, drei Jahre nach Beginn des Leidens, starb der Kranke dadurch, daß Atmung 
und Herzarbeit durch das Einsinken des Brustkorbs immer mehr beeinträchtigt wurden. 
-Das Textbild'gibt ein Lichtbild der ganzen Leiche. Es sei bemerkt, daß alle Frakturen schon wäh- 


XXXI, 1. Tödlich verlauf. Fall von allgem. Ostitis fibrosa mit innersekretorischen Störungen. 85 


rend des Lebens entstanden sind. Man sieht deutlich die vollständig erhaltenen Rippenknorpel, während 
der knöcherne Teil des Brustkorbs ganz zusammengesunken ist. Wie die Sektion ergab, waren sämt- 
liche Rippen ungefähr in der hinteren Axellinie eingebrochen. 

Bild 3 zeigt den vielfach gebrochenen linken Arm der Leiche. Die Wirbelsäule war verhältnis: 
"mäßig kalkreich, während Rippen und Beckenknochen kaum einen Schatten warfen. 

Die Veränderungen am Knochensystem beherrschten aber — und das zeichnet diesen Fall aus — 
durchaus nicht allein das klinische Krankheitsbild. 

Während der ganzen Krankheit und lange bevor sich Symptome von seiten der Knochen zellen; 
“wurde über große Trockenheit im Hals und häufiges Erbrechen geklagt. Nur durch regelmäßige Mor- 
fingabe vor der Mahlzeit konnte das Erbrechen überwunden werden. In den letzten Monaten traten 
heftige Durebhfälle hervor, auch bei vorsichtigster Diät. Von Anfang an herrschte großer Durst; die 

Urinmenge wär immer vermehrt, in den letzten 1!/; Jahren vor dem Tod meist 2 bis 3!/2 Liter bei niedri- 
gem spezifischem Gewicht, vorher aber bis zu 13 Liter. 

Seit Ende 1920 stellten sich eigentümliche Krisen ein: Er st í Tag lang seoed Durst, danu 

3 Tage.unstillbares Erbrechen und quälender Singultus. Im Erbrochenen fehlte freie Säure. 

Das Blut erwies sich in jeder Hinsicht als normal. 

Im Juli 1920 war rechts eine akute Orchitis mit Fieber bis 37.8 aufgetreten, danach Schrumpfung 
des rechten Hodens. Wohl ohne Zusammenhang mit der Hauptkrankheit. 

"Therapeutische Versuche mit Adrenalin, Phosphor und verschiedenen Organpräparaten waren 
ganz erfolglos. | 

'Es handelt sich also, wie nach der Sektion durch histologische terib verschiedener 
Knochen.bestätigt wurde, um eine fortschreitende fibröseUmwandlungdesgan- 
zen Knochensystems mit Zystenbildung an einzelnen Stellen, wobei der Tod 
durch das Weichwerden des Brustkorbes herbeigeführt wurde. Die Zähne 
hatten nicht Teil an der Erkrankung, das stimmt gut zu Christellers Lehre vom über- 
stürzten Knochenabbau. Da der Zahn nicht wie der Knochen während des Lehens umgebaut wird 
— er enthält keine Osteoklasten —, so kann die allgemeine Steigerung des Knochenabbaues den 

Zähnen nichts anhaben. PE | 

| Neben der Knochenerkrankung waren schwere innersek retorische Störun- 
gen vorhanden, die in der Hauptsache einen schwächeren Tonusdesparasympathi- 
schen Systems erkennen ließen. Auf eine Ursache dieser Störungen in einer bestimmten 
inkretorischen Drüse ließ sich während des Lebens kein Schluß ziehen. Die Hypophyse, die wegen 
der Polyurie etwas angeschuldigt werden konnte, erwies sich auf dem Röntgenbild als nicht ver- 
größert; auch die spätere mikroskopische Untersuchung dieses Organs brachte nichts Pathologi- 
sches zutage. Jedoch deckte die Sektion einen walnußgroßen Tumor deslinken obe- 
ren Epithelkörperchens auf, der histologisch nach Westhues’ (s. 0.) Untersuchung 
das Bild der reinen Hypertrophie darstellt. Dieser Befund ist ‘auch sonst bei Ostitis 
fibrosa erhoben. worden, auch bei puerperaler Osteomalazie er rdheim'). Immer war es nur 
1 Epithelkörperchen, das vergrößert war. | | 

Ob hier die Ursache der Umstimmung des Körpers zu suchen ist, oder ob es sich vielmehr 
um Kompensation gegen eine anderswoher kommende krankmachende Ursache handelt, das 
bleibt noch immer ein Rätsel. Wer sich über diese Frage unterrichten will, der sei auf West- 
hues’ Bearbeitung dieses Falles und auf die kürzlich erschienene Arbeit von Strauch (s. u. 
Nr. 22) verwiesen. 

Das Schrifttum zur Ostitis fibrosa und Osteomalazie ist in den letzten: Jahren stark an- 
gewachsen. Von den oben im Text zitierten Arbeiten und den ausgezeichneten Schriften von 
Looser aus den Jahren 1908 und 1920 abgesehen bringen die z. T. umfangreichen Arbeiten 
nichts zur Klärung des Problems. Um so wertvoller bleiben die kasuistischen Mitteilungen. Da 
ich nirgends eine Zusammenstellung des neueren Schrifttums gefunden, führe ich die Arbeiten 
der Jahre 1921 und 1922 hier auf. Die älteren Arbeiten finden sich verzeichnet bei Frangen- 
heim (s. u. Nr. 8). Eine Zusammenstellung von 63 Fällen gibt Morton (s. u. Nr. 15). 


YE rdheim, Über Epithelkörperchenbefunde bei Osteomalazie. Sitzber. Wiener Akad. Math.- 
Naturw. Klasse, Bd. 11, Abt. 3, S. 311, 1907. 


ha S 


[4 


86 = A a a Schulhof. | | > N XXXI, 1. 


| Literatur der Jahre 1921 und 1922. 
. B üchi, Uber Ostitis deformans (Paget). Schweizer Med. Wochschr., Jg. 51, S. 1066. 
. Caan, Zur Frage des Wesens und der Pathogenese der Ostitis fibrosa. Bruns’ Beitr., Bd. 125, S. 212. 
. Del ah aye, Osteite fibreuse kystique localisée des os longs. Gaz. des hôpit. civ. et milit., Jg. 94, 
S, 1125. = 2 , - 
E o Ban Über die kaime Erislshune von Knochenzysten. Fortschr. a. d. Geh. d. Rönt- 
-genstr. Bd. 28, Heft 2, S. 158. 
ö. Eisler, Ein seltener Fall von Pagetscher Knochenerkrankung. Fortschr. Röntgenstr., Bd. 29, 
Der "Heft 3, S. 311. | 
Er | 6 Flörcken, ‚Ein Beitrag zur Ostitis fibrosa generalisata. Med. Klinik, Jg. 17, S. 1171 
Ze 7. Flörcken, Ostitis fibrosa cystica generalisata. Zbl. f. Chir., Jg. 48, S. 1875. 
& Frangenheim, Ostitis deformans Fager und Ostitis fibrosa v. Recklinghausen. Ergebn. d. 
| - Chir. u. Orth, Bd. 14, 8.1. 
= 9. Frangenheim, Angeborene Ostitis fibr osa als Ursache einer intrauterinen Unterschenkelt rak- 
| tur. ‚Langb. Arch., Bd. 117, S. 22. E 
10. Günther, Über Epithelkörperchentümoren bei den multiplen Riesenzellensarkofiän (braunen 
: Tumoren) des Knochensystems. Frankf. Zeitschr. f. Pathol., Bd. 28, H. 1/2, S. 295. 
11. Hirsch, Bemerkungen zur Ostitis deformans. Allg. mediz. Zentralztg., Jg. 91, S. 205. 
12. Johannessen ,Ostitis 2 Ref.: Z. O. Chir. XIV, H. 6, S. 291. 
| 13. Lang, Beiträge zu. den mik DERSDEEDER Befunden bei Knochenzysten. D. Zeitschr. f. Chir, 
u Re Bad. 172, S. 193. 
14. Lewin, Osteitis deformans (Paget’s dissate), Journ. of bone and joint surgery, Bd. 4, S. 45. 
‘15. Morton, The generalized type of osteitis fibrosa cystica. :Arch. of surgery, Bd. 4, S. 534. 
16. Naumann, Über Osteomalazie und Ostitis fibrosa. D. Ztschr. f. Chir., Bd. 164, S. 1. 
17. Painter, Osteitis fibrosa. Ref.: Z. O. Chir. XV], H. 5, S. 299.. 
' 18. Pe arson, A case of fibrocystic disease of the tibia. Ref.: Z. O. Chir. XX, H. 8, S. 415. 
1. Reichenbächer, Zur Kenntnis der Ostitis fibresa und ihrer Beziehung zur Lues, Dermat, 
f Zschr., Bd. 36, S. 337. 
20. Sauer, Über Ostitis fibrosa. D. Zschr.-f. Chir., Bd. 170, S. 95. | 
21. Stettner, Ostitis deformans oder. Enchondrom? Bruns’ Beitr., Bd. 124, S. 414. 
22. Str auch, Über Epithelkörperchentumoren und ihre Beziehungen zu den osteomalazischen 
Knochenerkrankungen. Frankf. Ztschr. f. Pathol., Bd. 28, H. 1/2, S. 319. 
23. S trohmann, Zur Frage der Spontanfrakturen bei Osteomalazie und ósteomalazicähnlichen Er- 
3 ‚krankungen. Fortschr. Röntgenstr., Bd. 27, H. 5, S. 529. 
- 24, wW ieland, Über: Ostitis (richtiger Osteodysplasia) fibrosa cystica congenita. Arch. f. Kinder 
heilk., Bd. 71, S. 241. , 


WI 


"Aus deim Röntgeninstitut dende Arzt: Prof. Levy- Dorn) des Rudolf- Virchow- 


| f Krankenhauses, Berlin. N 
i a über. eine Lumineszenzerscheinung am Durchleuchtungsschirm‘). 


o | Von 
E g gi a | ~ Dr, Edmund Schulhof. 
. Wenn ’'man nach Bestrahlung. eines Teiles des Durchleuchtungsschirmes mit der Hand über 
die nachleuchtende Fläche streicht, werden die Spuren.der Finger auch außerhalb bestrahlten 
_ Gebietes sichtbar, als hätte man die Phosphoreszenz verbreitert. 

Nachdem ich in der mir zugänglichen Literatur nichts über die Entstehungsweise' dieser 
Erscheinung fand, versuchte ich mit den zu Verfügung stehenden Mitteln der Sache näher zu 
kommen. | u 
/ ` Diè bei‘ den Verknehen; gewonnenen Ergebnisse kann ich im folgenden zusammenfassen: 

| Das abklingende Nachleuchten des Durchleuchtungsschirmes wird durch Berühren der 
Bleiglasdeckplatte, an der berührten Stelle wieder angefacht, ohne den ganzen Verlauf des Nach- 
' leuchtens ‘zu beeinflussen, denn diese Exazerbation der Lumineszenz dauert nur ganz kurze Zeit, 
und nachher ist! die betastete Stelle von der übrigen bestrahlten Fläche nicht zu unterscheiden. 
_ Wenn nach Ausschalten des’ Apparates einige Minuten verstrichen sind, kann die Erscheinung 


1) Vortrag, gehalten auf der Sitzung der Berliner Röhtgen-Vereinigung am 22. III. 23. 


PE 


XXXI, 1. Über eine Lumineszenzerscheinung am Durchleuchtungsschirm, i 87 


nur durch etwas kräftigeres Reiben mit Leder, Seide, Wolle, aber nicht mit der bloßen Hand, her- 
vorgerufen werden. Nach Reiben mit diesen Stoffen kann man auch die Verbreiterung der Lu- 
mineszenz in das nichtbestrahlte Gebiet beobachten. Ä 

Man konnte nun feststellen, daß eine Lumineszenz durch Reiben mit den genannten Stoffen 
. auch dann erzeugbar ist, wenn man zuerst nicht in das bestrahlte Gebiet greift oder wenn seit der 
Bestrahlung mehrere Stunden verflossen waren. In letzterem Falle war die Lumineszenz erst nach 
bedeutend kräftigerem Reiben zu sehen als knapp nach der Bestrahlung. Seit mehreren Monaten 
nicht bestrahlte oder gar nicht gebrauchte Durchleuchtungsschirme zeigten ähnliches Verhalten. 

Es wurden Bleiglasscheiben ohne Fluoreszenzschirm auf dieselbe Weise untersucht und ge- 
funden, dal diese durch Reiben auch zu. Lumineszenz gebracht werden können. Allerdings konnte 
man bei diesen keinen deutlichen Unterschied im Verhalten des bestrahlten und nichtbestrahlten 
Gebietes nachweisen, und man fand auch keine Abweichung bei der Untersuchung einer Röntgen- 
strahlen noch nie ausgesetzten Bleiglasplatte. Dagegen zeigte es sich deutlich, daß die Bleiglas- 
platten selbst erst nach viel stärkerem Reiben lumineszierten als wenn der Leuchtschirm dabei 
war. Wenn die Bleiglasplatte an einer Stelle gerieben und sogleich ein Stück eines Fluoreszenz- 
schirmes an die andere Seite der Scheibe herangebracht wurde, leuchtete der Schirm an der ent- 
sprechenden Stelle in grünlichem Lichte auf. 

Die bei allen diesen Untersuchungen auftretenden Lichteffekte sind außerordentlich bwah 
und es braucht nicht weiter betont werden, daß es einer sehr guten Dunkeladaption bedarf, sie be- 
obachten zu können. Die untersuchten Platten müssen gut isoliert werden und die Luft soll mög- 
lichst trocken sein. An einem Tage, an welchem der Fußboden und die Tische des Untersuchungs- 
raumes gewaschen wurden, konnten die Platten, welche an den Tagen vor und nachher gut reagier- 
ten, nicht zum Aufleuchten gebracht werden. 

Aus dem bisher Gesagten erscheint es als wahrscheinlich, daß es sich hier um elektrische 
Erscheinungen handelt. Beim kräftigen Reiben der Bleiglasplatten ist das Mitwirken einer 
Thermolumineszenz nicht von vornherein auszuschalten, aber das einfache Berühren des bestrahl- 
ten Leuchtschirmes kann keinesfalls zur Erregung einer Lumineszenz ausreichende Wärmemengen 
erzeugen. 

Sowohl durch Reiben von Glas wie durch Bestrahlung mittels Röntgenstrahlen und Betrieb 
“der Röntgenapparatur werden elektrische Aufladungen produziert. Es ist nun fraglich, ob das 
Vorhandensein des durch elektrische Aufladung bedingten elektrostatischen Feldes an und für 
sich ausreicht, oder ob eine Entladung der Elektrizität notwendig ist, die Lumineszenzerscheinung 
hervorzurufen. 

Zur Entscheidung dieser Frage wurden alleinstehende Bleiglasplatten und ein System von 
Bleiglas und Fluoreszenzschirm an korrespondierenden Stellen ihrer beiden Seiten mit Stanniol- 
hlättern belegt und mittels des Hochspannungsgleichrichters sowohl einpolig wie zweipolig auf- 
geladen. Dabei konnte keine Lumineszenz beobachtet werden, aber sobald man durch Betasten mit 
den Fingern eine Entladung hervorrief, wurde sie sichtbar und auch außerhalb des Bereiches 
der Stanniolblätter hinterließen die Finger leuchtende Spuren, wie nach der Bestrahlung. 

Aus diesem Versuche glaube ich schließen zu dürfen, daß das Vorhandensein elektrischer 
Aufladungen nicht ausreicht, sondern daß zur Entstehung der Erscheinung eine Entladung 
zwischen Fluoreszenzschirm und Bleiglasplatte notwendig ist. Diese Ansicht unterstützen auch 
die Beobachtungen, daß einerseits der an die geriebene Bleiglasplatte herangebrachte Fluoreszenz- 
` schirm erst bei Berührung aufleuchtet und andererseits das Nachleuchten des Leuchtschirmes 
durch Herandrücken an die Bleiglasscheibe und so hergestellten Kontakt angefacht wird. 

Alles zusammenfassend ist man wohl zur Folgerung berechtigt, daß die am Anfang dieser 
Ausführungen geschilderte Erscheinung eine Elektrolumineszenz ist. Die zu ihrer Er- 
zeugung notwendige Aufladung wird während des Betriebes durch die Röntgenstrahlen und durch 
die Apparatur selbst bewirkt, bei vorher lange oder gar nicht bestrahlten Schirmen muß sie erst 
durch kräftigeres Reiben erzeugt werden. 


Bet Bormhard. o | = XXXI, 


t 


‚Aus dem Laboratorium der Veifa-Werke A.-G., Frankfurt a. M. 
© Die Coolidge-Hochleistungs-Röhre. | gr f 
| | ie Von 2 ` | 
. Fritz Bornhardt. 


Die letzten zwei Jahre haben eine hervorragende Entwicklung der Coolidge-Röhre (Elektronen- 
' Entladungs-Röhre) gezeitigt. Die Röhren haben nicht nur ihren Weg zur erheblichen Ausschaltung ; 
der Gasröhren in der Therapie mit Spannungen bis über 200000 Volt gefunden, sondern sie sind auch 
in der Diagnostik heute führend.. Es ist nicht zu verkennen, daß es anfangs sehr schwierig war, bei. 
Vergleichen von Aufnahmen, die mit Gasröhren und Ooolidge-Röhren gemacht wurden, die Resultate 
mit der Coolidge- „Röhre denjenigen der Gasröhre gleichzustellen. Ein genaues Studium aller derjenigen 
Teile, welche an der Strahlungsausbeute der Coolidge-Röhre mitwirken, hat es im Laufe der Zeit er- 
möglicht, dieselbe so zu bauen, daß 'die mit ihr hergestellten Aufnahmen ohne weiteres heute den Ver- 
+- gleich mit jeder Aufnahme einer Gasröhre .bestehen können. Die Coolidge-Röhre hat gegenüber der 
 Gasröhre den großen Vorteil, daß, wie bekannt, vom Reguliertisch aus die Härte durch Änderung der 
Ä Spannung und die‘ Intensität durch Änderung des Heizstroms und der Milliamperezahl direkt einstellbar 
ist. . Bei der Coolidge-Röhre ‚gelingt es, den Fokus außerordentlich fein zu machen. Beobachtungen haben 
gezeigt, daß dieser Fokus auf der Anode bei verschiedenen Belastungen’ nicht wandert oder sich verzerrt, 
was bei den Gasröhren eine bekannte Erscheinung ist, 
` Seither beherrschte die Gasröhre noch ein Gebiet, welches die Coolidge-Röhre erst jüngst reide 
Dies sind die Kurzzeitaufnahmen mit sehr hohen Milliamperezahlen (über 100), welche von Lunge, Herz 
und allen beweglichen Körperteilen zur schärfsten Definition gemacht werden. Das entstehende Gemisch 
ist spektral sehr breit und setzt sich nur aus weich®n Strahlen zusammen mit einer Minimum-Wellen- 
‘länge von å = 0.4 Å. 
-= Ferner sind es die recht schwierigen Schwangerschaftsaufnahmen, die neuerdings unter dem Titel 

„Weichstrahlaufnahmen“ oft in der Literatur erwähnt werden. Diese Aufnahmen erfordern von je- 
her viel Platten- und 'Röhren-Material, weil infolge der außerordentlich schwierigen Einstellbarkeit der 
 Gasröbre auf das richtige Vakuum und recht weiche Strahlung, nicht jede Aufnahme voll gelingt. Das 
Nichtgelingen vieler Aufnahmen hat bei dem immer teurer werdenden Material dazu daB man, 
` häufig von diesen wichtigen Aufnahmen Abstand nehmen mußte. 

Es würde versucht, dieses Übel mit‘. Hilfe der Coolidge-Röhre abzustellen, und ist es gelungen, 
eine Coolidge-Röhre herzustellen, welche die schwierigsten Aufnahmen der Diagnostik und die Schwanger- 
schaftsaufnahmen mit einer erstaunlichen Regelmäßigkeit auszuführen gestattet. Die Röhre wird von 
.den „Phönix-Röntgenröhrenfabriken, A.-G.“ in Rudolstadt gebaut und ist im Zusammenarbeiten mit dem 
Laboratorium der Veifa-Werke, A.-G., Frankfurt a. M., entstanden und durchgebildet. Eine kurze Be- 
schreibung der Röhre, sowie der Technik der Hochleistungs-Aufnahmen dürfte heute von größtem Inter- 
esse sein, weil‘ bei richtiger Entwicklungstechnik praktisch keine Fehlaufnahmen vorkommen und die 
Röhre dabei einer merklichen Abnutzung nicht unterwoffen scheint. 

' Die Hochleistungs- Coolidge-Röhre, die für‘ diese Aufsahnietechnilr normalisiert ist, ist ein Wasser- 
kühl-Modell mit einer. Kupfer-Anode und einem darin besonders verschmolzenen,. aus hochschmelzbarem 
Metall bestehenden ‚Anodenspiegel. Die Kathode hat die für Coolidge- Röhren charakteristische Glüh- 
spirale. Der Vorgang bei der Coolidge-Röhre ist allgemein bekannt, doch/hat man bei der Ausbildung 
` des Fokus dieser Röhre besonders vorgehen müssen. Zur Erreichung der notwendigen Schärfe durfte 

der Fokus nicht zu groß werden. Die hohe Erhitzung wurde durch ringförmige Ausbildung des Fokus 
vermindert, also eine Wärmeableitung nach aussen, sowie nach innen des bei Belastung hoch erhitzten - 
‚Ringes‘ ereicht Die Ringform des Fokus gestattet eine viel kleinere Fläche hoch zu belasten. Eine 
besondere Anordnung der Wasserkühlvorrichtung ermöglicht, die Röhre dauernd mit 10 MA. bei 
| Durchleuchtungen zu betreiben. Unmittelbar anschließend können durch entsprechendes Einstellen. der 
- Spannung und des Heizstromes Aufnahmen mit 100-125 MA. gemacht werden. 

"Zum Betrieb der Röhre ist jeder Apparat verwendbar, der 100 MA. oder höheren Hibin hiten 
. Wechselstrom liefert. Der „Ideal-Apparat“, der sogenannte „Weichstrahl-Apparat* und der „Heliopan- 
| Gleichtrichter- -Apparat“ sind weit verbreitet und ohne weiteres für die‘ Technik der Hochlelstunge- 
Coolidge-Röhre zu verwenden. Dieselben sind mit Stufentransformator für die Spannungseinstellung ver- 
sehen. Die Aufnahme-Technik "mit diesen Apparaten ist ende bei einer Lungenaufnahme ist eine 


/ 


XXIX, I. Die Coolidge-Hochleistungs-Röhre. 89 
Härte entsprechend einer Parallel-Funkenstrecke von etwa 5!/,—6 cm erforderlich. Die Einstellung der 
MA.-Zahl, die etwa mit 75—100 gewählt werden kann, erfolgt bei kleineren Spannungen, die über dem 
Sättigungsstrom liegen. Bei eingestellter Funkenstrecke erhöht man jetzt durch die Regulierkurbel die 
Spannung, bis ein Überschlag an der Funkenstrecke erfolgt. Dabei bemerkt man, daß die voreingestellte 
Milliamperezahl konstant bleibt. Bei der Aufnahme selbst wird die Funkenstrecke auseinandergeschoben. 
Für weitere gleiche Aufnahmen kann die Einstellung des Heizstroms, sowie die Kurbelstellung am Regulier. 
tisch, resp.:die Kilovoltmeter-Einstellung gemerkt bzw. notiert werden. Eine Kontrolle über die Rich- 
tigkeit der Einstellung gewährt ein vor die Röhre gestellter Leuchtschirm, der bei ganz kurzem Ein- 
schalten der Röhre (etwa !/,„—!/,; Sekunde) hell aufblitzen muß. 

Die mit einer Härte entsprechend einer Parallel-Funkenstrecke von 51/,—6 cm gewonnenen Lungen- 
aufnahmen zeigen eine vollkommene, mit jeder Gasröhren- Aufnahme zu vergleichende, weiche Durch- 
bildung aller Einzelheiten. Will man, um festzustellen, wie weit die Lunge verkalkt ist, eine harte Auf- - 
nahme machen, so genügt eine Vergrößerung der Parallel-Funkenstrecke um etwa !/, cm, was bei Stufen- 
transformatoren-Regulierung einer Erhöhung der Sekundärspannung um etwa 120 Volt entsprechen 
dürfte. Die jetzt erzielte Aufnahme zeigt ein ganz schwaches Bild der Wirbelsäule durch das Herz hin- 
durch sichtbar und ein Hervortreten der Kalkbildung gegenüber dem mit einer weicheren Strahlung 
aufgenommenen ersten Bild. In der beliebigen Einstellbarkeit der Härte liegt eben der größte Vorteil 
der Coolidge-Röhre. | | 

Bei Schwangerschaftsaufnahmen ist die Technik folgende: Das Strahlengemisch kann weicher, oder 
ungefähr gleich dem für Lungenaufnahmen genommen werden. Zwecks Abkürzung der Expositionszeit 
nimmt man die Höchstleistung der Röhre. Man stellt etwa 100 MA. ein und erhöht die Spannung 
bis zu 6 cm Parallel-Funkenstrecke. Dies entspricht dem Strahlengemisch, welches für eine 8—9 monat- 
liche Schwangerschaft das richtige Bild gibt. Bei 60 cm Fokus-Platten-Abstand und normalem Fall, 
wird die Aufnahme mit einem Verstätkungsschirm in 3—4 Sekunden gemacht. Die Röhre kann ohne 
Unterbrechung, auch heiß, diese Belastung vertragen- Es gelingt auch mit großer Regelmäßigkeit Auf- 
nähmen mit 80 cm Entfernung mit 5—6 Sekunden Expositionszeit herzustellen. Eine ca. 6 monatliche 
Schwangerschaft. wird mit einer Parallel-Funkenstrecke von 5'/, cm und ewta gleichen Expositionszeiten 
wie oben aufgenommen. Auf den Platten ist in diesem Falle meistens die Placenta deutlich sichtbar. 

. Nach den gemachten Erfahrungen ist für Darmaufnahmen eine Parallel-Funkenstrecke von 7 cm 
vollkommen ausreichend. Eventuelle Verschleierung der Platte durch Streustrahlung zeigt deutlich, daß 
die gewählte Spannung zu hoch und die Strahlung zu hart ist. Bei recht dicken Patienten können 
7 cm Funkenstrecke bereits eine Verschleierung der Platten durch Streustr&hlung hervorrufen. 

Solange man die obigen Parallel-Funkenstrecken einhält, spielt die Charakteristik des Apparates, 
Segmentlänge usw., für das Gelingen der Aufnahmen keine Rolle. Bei einer richtigen Einstellung des 
Gleichrichter-Organs sieht man bei diesen hohen Belastungen einen stark nachziehenden Flammenbogen, 
der erheblich dazu beiträgt, ein an verschiedenen Härten sehr reiches Strahlengemisch ‚herzustellen, denn 
der Lichtbogen stellt weiter nichts dar, als einen Flammenwiderstand, welcher durch die Entfernung der 
Segmente sich erhöht bis zum Auslöschen und somit die Spannung an der Röhre von dem höchsten 
Wert abklingen läßt, wobei für jede Spannungsänderung eine Änderung des Gemischs an Strahlung 
eintritt. | | 

Zusammenfassung: Die Hochleistungs-Coolidge-Röhre ist für alle schwierigen Kurzzeit- und 
Schwangerschaftsaufnahmen sehr gut verwendbar. Sie hat dabei gegenüber den Gasröhren die Vorteile, 
daß man durch die Einstellbarkeit der Härte und Intensität vom Reguliertisch aus auf die unbedingt 
gewünschten Faktoren das gewünschte Strahlengemisch, welches so strahlenreich wie bei der Gasröhre 
ist, erhält und die Platten richtig exponiert. Die Verwendung der Hochleistungs - Coolidge- Röhre er- 
fordert keine Übung Durch die Einstellbarkeit der Härte ist eine Gewähr gegeben, daß stets alle Auf- 
nahmen mit dem gleichen Gemisch. hergestellt werden und somit untereinander verglichen werden können. 
Bei zweckmäßiger Behandlung der Röhre ist keine Abnutzung erkennbar. Durch die Sicherheit des 
Betriebs mit Coolidge-Röhren wird das Plattenmaterial gut ausgenutzt. | | 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 12 


X ? . 


Ee a a Simons: ` 2 XXXI, 1. 


\ 


S ! N 


Aus der Röntgenabteilung des raene Krankenheims i in Berlin 
| | (Leiter: Dr. J. Tugendreich). u 


Röntyum, ein neues  Rüntgenkontrastmitte zur Darstellung des 
Magen- -Darmkanals. 
| we Von | 
Ze a Dr. Albert Simons. Ea 
| (Hierzu Tafel V.) | | 


Der. kamand den die Röntgendiagnostik der Magen-Darmkrankheiten in der neueren Zeit er- 
fahren. hat, hat die Röntgenuntersuchung zu einer höchst wertvollen und unentbehrlichen Methode auf 


‚ diesem Fachgebiet erhoben. Dem Bestreben des-Klinikers, auch die feinsten Einzelheiten des Röntgeno- 


grammes. symptomatisch auszuwerten, muß der Röntgenologe durch genaueste und schärfste Darstel- 


; lung der zu untersuchenden Organe Rechnung tragen. Die Bedeutung, die zur‘ Erreichung dieses Zieles 


dem zur Verwendung &elangenden. Kontrastmittel zufällt, liegt auf der Hand. Wenngleich wir über 


ausgezeichnete und praktisch bewährte Präparate dieser Art verfügen, dürfte doch jede Verbesserung 


auch auf diesem Gebiete dankbar zu begrüßen sein: Ein uns von der Firma C.A.F.Kahlba um Che- 
mische Fabrik G. m. b. H., Berlin-Adlershof, zur Prüfung übergebenes Präparat „Röntyum“ stellt offen- 


bar eine Verbesserung gegenüber den bisher gebräuchlichen Mitteln dar, so daß wir uns berechtigt 
| glauben, an. dieser- Stelle kurz auf sęine: Vorzüge hinweisen zu müssen. Das Präparat enthält 94°/o 


Baryumsulfat, daneben 6%). eines Sehutzkolloides als schleimigen Zusatz und geringe Mengen verschie- 
dener Geschmackskorrigentien. Das wesentliche an dem Präparat ist der enorm hohe Gehalt an Ba- 


',.. ryumsulfat in außerordentlich feiner Ausmahlung. Diese Eigenschaften bewirken eine Verstärkung 
| und Homogenisierung des Schattens, Deshalb lassen sich bei Verabreichung des Präparates in halb- 


flü S siger Form bereits intensive Schattenbilder erzielen, die man mit den bisherigen Kontrastmit- 
teln nur erhält, wenn man sie zu einem dicken Brei anrührt. ‚Diese Tatsache ist besonders wichtig für 
die Untersuchung des.Ösophagus. Zur Orientierung über die vorzügliche Kontrastwirkung (es „Rön- 


‚tyum“ fügen wir die Diapositive einiger Ösophagusröntgenogramme bei. Abbildungen 1 und 2 geben 


ein Osophagus-Karzinom wieder. Die beiden Aufnahmen stammen von demselben Kranken. Bild 1 
zeigt Füllung mit einem von uns bisher verwendeten Baryumpräparat (ca. 60%/ Baryumgehalt). Bild 2 
Füllung mit „Röntyum“. Die Aufnahmebedingungen waren im übrigen bei beiden Bildern dieselben. 


| 'Man sieht, daß die Stellen, die wenig Brei enthalten (Stenosen), bei der Füllung mit „Röntyum“ deut- 


licher zur Darstellung gelangt sind als bei der Füllung mit dem anderen Präpar at. Abbildung 3 gibt 


einen (Ösophagospasmus i im untersten Ösophagusanteil wieder. Abbildung 4 zeigt eine Speiser öhrenver- 
n engerung, die, auf Kompression durch einen extraösophagealen Tumor beruht. Füllung bei 3 und 4 
et mit „Röntyum“. 


Zum Schluß mag noch erwähnt werden, daß wir Ban einer Shen Anzahl von Kranken die Kon- 


trastfüllung mit „Röntyum“ angewendet haben, ohne daß wir je irgend eine nachteilige Wirkung be- 


obachten konnten. i i 


XXXI, 1. Bemerkungen zu der Arbeit Fleischners „Lobäre u. interlobäre Lungenprozesse*. 91 


Bemerkungen zu der Arbeit Fleischners „Lobäre und interlobäre Lungenprozesse“ 
in Bd. XXX, Heft 3/4 und 5/6 dieser Zeitschrift. | 


Von 
Dr. Alexander Lorey. 


In einer Anmerkung zu der zitierten Arbeit (pag. 469) bezweifelt Fleischner, daß es sich bei den 
in meiner Arbeit (Die abgesackte Pleuritis im Röntgenbild, d. Zeitschrift, Bd. XXIX, H. 6) wieder- 
gegebenen Fällen 12—15 um im mittleren Interlobärspalt abgesackte Exsudate gehandelt habe. Leider 
gibt ihm in den Fällen 12, 14 und 15 ein bedauerlicher Irrtum ein gewisses Recht dazu. In diesen Fällen 
ist vom Zeichner der Herzschatten verkehrt eingezeichnet worden, so daß diese Exsudate auf der linken 
Seite zu liegen scheinen. Es war mir dies leider entgangen. Es ist selbstverständlich, daß die Schatten 
im rechten Lungenfeld waren, wie auch schon aus der Unterschrift „Pleuritis interlobaris media“ 
hervorgeht. Im übrigen sind die Fälle 12, 13 und 15 durch Punktion und Nachuntersuchung bestätigt. 
Es liegt also kein Grund vor an der Diagnose zu zweifeln. Daß lappenmäßig begrenzte Infiltrationen 
der Lunge ein ganz ähnliches Bild liefern können, besonders häufig, wie das in Abbildung 14 wieder- 
gegebene, ist mir wohl bekannt. Ich habe darauf ja auch auf Seite 696 meiner Arbeit hingewiesen. (Es 
muß hier natürlich heißen, im unteren Teil des „Oberlappens‘“ nicht „Unterlappens‘“.) l 

Warum es unrichtig und anatomisch-physikalisch unverständlich sein soll, daß ein in der Haupt- 
spalte abgesackter Erguß eine scharfe konvexe untere Begrenzungslinie zeigt, wenn nicht gleichzeitig 
ein Erguß im freien Pleuraraum vorhanden ist, vermag ich nicht einzusehen. Da der Interlobärspalt 
infolge seiner propellerartigen Krümmung im unteren Teil nicht bis an die seitliche Brustwand heran- 
reicht, muß zwischen dem Schatten eines in ihm befindlichen Ergusses und der seitlichen Brustwand in 
den unteren Partien ein heller Spalt gut durchleuchteten Lungengewebes vorhanden sein, und ebenfalls 
wegen der propellerartigen Krümmung wird der äußere Rand des Ergusses in den unteren Partien eine 
leicht konvex gebogene Linie abgeben müssen. Ist nun, wie in allen von mir beschriebenen Fällen der 
unterste Teil des Interlobärspaltes verklebt, so daß die untere Grenze nicht im Zwerchfellschatten 
untertaucht und infolgedessen gut abzugrenzen ist, so wird er diese Spalte mit nachgiebigen Wänden 
auseinanderdrängen; das untere Ende des Ergusses muß daher bei kleinen Ergüssen eine konische, bei 
größeren eine kugelige Gestalt haben. Dadurch ist die kugelige charakteristische Gestalt bei im mitt- 
leren und oberen Teil der Hauptspalte abgesackten Exsudaten durchaus erklärlich. Vor Verwechslung 
‚mit einem wandständig abgesacktem Exsudat schützt, abgesehen von dem klinischen Befund, die 
Durchleuchtung in den verschiedenen Durchleuchtungsrichtungen. Die von mir beschriebenen und die 
sonst noch beobachteten Fälle waren sämtlich metapneumonische Empyeme, mit Ausnahme des Fal-. 
les 20, bei dem es sich um einen in den Interlobärspalt durchgebrochenen Gangränherd gehandelt hat. 
Sie sind außerdem alle durch die Operation bestätigt. Damit erledigt sich auch die von Fl. auf Seite 446 
ausgesprochene Vermutung, daß alle derartig massigen nach unten scharf bogig begrenzten Exsudate 
aus einem anfangs freien Hydropneumothorax hervorgegangen seien. Übrigens glaube ich auch aus 
der Abb. 5; Tafel XX der Arbeit Fl. die bogenförmige Begrenzungslinie erkennen zu können. 

Daß die Abb. 1, a—c, meiner Arbeit ganz eindeutig ein dorsal wandständiges oder wandständig 
mediastinales Exsudat zeigt, kann ich nicht zugeben. Daß dasselbe in den medianen Pleuraspalt hin- 
einragt, ist durch die zweite Untersuchung widerlegt, bei der sich zwischen dem Exsudatschatten und 
dem Mittelschatten ein schmaler Spalt hell durchleuchteten Lungengewebes erkennen ließ, Daß das- 
selbe dorsal wandständig lag, dagegen sprach neben dem Fehlen einer größeren ausgesprochenen 
Dämpfung vor allem die Form des Schattens bei der frontalen Durchleuchtung. Es wäre gar nicht zu 


verstehen, warum ein solches dorsal wandständiges Exsudat in den oberen Partien weiter in das Lungen- 
12* 


ee ee ee T Konjetzuy. | 00... XXXL 


u feld hineinragen solite, wie in ı den unteren. Gerade das Gegenteil wäre zu erwarten, da sich die Haupt- 


` masse des Exsudates infolge seiner Schwere in den unteren Partien ansammelt. In dem beschriebenen 


Fall könnte das Exsudat vielleicht zum Teil dorsal wandständig gewesen sein, muß aber in die Haupt-. 
j spalte hieingeragt haben. $ : 

ß Betreffs der Bemerkungen Fl. über Hilustuberkulose muß die in Aussicht gestellte ausführliche 
"Ar beit abgewartet werden. Soweit es sich um Erwachsene handelt, gebe ich FI. vollkommen recht, daß 
eine vom Hilus aus radiär sich in das Lungengewebe ausbreitende Tuberkulose ein äußerst seltenes Er- _ 
eignis ist. Bei Kindern wird die Hilustuberkulose jedoch häufig beobachtet. (Vergleiche meine Aus- 
E führungen in dem Abschnitt „Das Röntgenverfahren zur Diagnose der Lungentuberkulose“ in Hand- 
buch der Tuberkulose von Brauer, Schröder und Blumenfeld, 3. Aufl., 1923.) | 


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Zur - Frage der echten Magendivertikel. > pii È 


(Kurże Bemerkung z zu der Mitteilung von L. Rothbart in Fortschr. XXX, Plb; S. 563.) -. 
Von 


Professor Dr. Georg Ernst nE (Kiel). 


Sene za Mitteilung beschließt Rothbart mit den Worten: „Nachalldem Ge- 

sagten glaube ich mich berechtigt, den durch mich beobachteten Fall 

als erstes und A echtes Divertikel der ganzen Litera- 
tur zu betrachten.“ 

Dieser Satz ist nach zwei Seiten aare Erstens ist Rothbart auf Grund des. mit- 
geteilten. kurzen Röntgenbefundes, der durch einen Autopsiebefund nicht ‘gestützt ist, keines- 
wegs berechtigt, seinen Fall mit so überraschender Sicherheit als echtes M agendivertikel zu be- 
zeichnen. Die Ableugnung des ‚Vorkommens spastischer Divertikel (Schlesinger; de 
Quervain), oder besser gesagt, spastischer divertikelähnlicher Ausbuchtungen der Magen- 

wand wird jeden überraschen, der über ein großes Magenmaterial verfügt. 
; ° Zweitens hat Rot hbart sich in der Literatur nicht genügend umgesehen, sonst würde er 
seinen noch dazu fraglichen Fall nicht als „in der Literatur erstes und alleinstehendes echtes 
Magendivertikel“ bezeichnen können.‘ | ' 
. Die Frage des Vorkommens echter Magendivertikel ist von den Höngenologen wenig be- 
= aclitet worden, trotzdem aber für sie von Leichtigkeit. Ich möchte daher kurz erinnern, daB 
echte kongenitale Magendivertikel zwar selten, aber doch in einer ganzen Anzahl von Fällen 
sicher nachgewiesen worden sind. Es sind hier die Namen von Handtm ann, Nau- 
werck, Falconer, Ko njetzny zu nennen. Das Zusammenfassende über diesen Punkt | 
mit Berücksichtigung eines eigenen Befundes findet sich in meiner Darstellung des Kapitele: 
< „Kongenitale Magendivertikel‘“ in der Monographie: Anschütz-Konjetzny: Die Ge- 
-© schwiülste des Magens, Deutsche Chirurgie, Lfg. 46 f. I. Hälfte, I. Teil, Stuttgart 1921. 


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XXXI, 1. | | Professor Hermann Heineke +. 93 
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Professor Hermann Heineke. 


Bei dem Rückblick auf das zu Ende gegangene Jahr ist für unsere Wissenschaft der Tod 
von Professor Hermann Heineke in Leipzig als besonders schmerzlicher Verlust zu verzeich- 
nen. Heineke starb am Ostersonntage 1922 in der Chirurgischen Klinik zu Tübingen, wo er 
wegen eines qualvollen Magenleidens operative Hilfe gesucht hatte. Mit ihm verliert die deutsche 
Röntgenforschung einen ihrer erfolgreichsten Arbeiter. 

Geboren am 14. Oktober 1873 als Sohn des bekannten Erlanger Chirurgen erhielt er seine 
ärztliche Ausbildung zunächst an der Leipziger Medizinischen Klinik unter Curschmann. Seine 

_ Arbeit über die Blutdrucksenkung als entscheidende Todesursache der Perforations- Peritonitis gab 
schon damals einen schönen Beweis seiner wissenschaftlichen Arbeitskraft. 1900 wurde er Assi- 
stent der Leipziger Chirurg. Univ.-Klinik und damit Schüler von F. Trendelenburg. 1910 er- 
hielt er die Stelle als Direktor des Leipziger Chirurg. Poliklinischen Instituts. Es ist hier nicht 
der Ort, seine wertvollen chirurgischen Leistungen zu beleuchten. Als Beispiel seiner biolo- 
gischen Arbeitsrichtung und der bescheidenen Form, mit der er die Früchte mühevoller Arbeit 
veröffentlichte, sei nur die ebenso kurze wie interessante Mitteilung über die Möglichkeit einer 
direkten Neurotisation des Muskels durch einen eingeleiteten Nerven angeführt. Der Haupt- 
treffer seines wissenschaftlichen Lebens war die Entdeckung der Wirkung der Röntgen- und 
Radiumstrahlen auf die weißen Blutzellen und die blutbildenden Organe. Wohl war schon be- 

kannt geworden, daß Versuchstiere durch allgemeine Bestrahlungen mit Radium getötet werden 
können, aber erst Heineke fand 1903, daß dabei ein geradezu explosionsartiger Zerfall der 
weißen Blutzellen stattfindet, daß die deletäre Wirkung den Röntgenstrahlen ebenso zukommt, 
wie den Radiumstrahlen, und daß sie im Körperinnern schon bei Intensitäten beobachtet wird, 
die an der Körperoberfläche noch keine erkennbare Spur ihrer Wirkung hinterlassen. Es ist 
bekannt, welche Bedeutung diese Funde gehabt haben, in theoretischer Beziehung für die Frage 
der elektiven Strahlenwirkung, in praktischer für die Strahlenbehandlung von Krankheiten der 
blutbildenden Organe, sowie für die Erklärung und Verhütung: gewisser Röntgenschädigungen. 
Heineke drang selbst weiter vor in dem von ihm betretenen Neuland, zog die Folgerungen 
für die moderne Tiefentherapie und kam weiter zu einem Erklärungsversuch für die Latenz der 
Strahlenwirkung. Die wunderbar große Empfindlichkeit der Zellen der blutbildenden Organe 
gegenüber den Röntgenstrahlen wurde von ihm in einer ganzen Reihe von Arbeiten gründlich 
studiert. Ein hinterlassenes Manuskript beweist, daß sein wissenschaftliches Interesse gerade 
dann der Biologie der Röntgenstrahlen in besonderem Maße zugewendet war, als der Tod weitere 
Erfolge auf diesem Gebiete unmöglich machte. 

- In Heinekes wissenschaftlicher Arbeit spiegelt sich sein Charakter. Feind allen Scheines 
brachte er nichts heraus, was nicht durch sorgfältigste Untersuchung fest begründet war, inner- 
lich vornehm, aber bescheiden und zurückhaltend, in seinem Auftreten wie in seinen Veröffent- 
lichungen, ein deutscher Geistesarbeiter, wie er sein soll. Am frohesten sah man ihn, wenn er 
auf mühsam erklommener Bergeshöhe weit hinausblicken konnte in sonniges Alpenland. Auch 
in der Wissenschaft ward ihm das hohe Glück zuteil, durch eigene Kraft Höhen zu erklimmen, 
weit vorauszuschauen und ein Pfadfinder zu sein. Perthes, Tübingen. 


Verzeichnis 
der Arbeiten Heinekes auf dem Gebiete der Biologie der Röntgen- und Radiumstrahlen: 


Über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf Tiere. Münchner Med. Wochenschr. 1903, 
Nr. 48. — Über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf innere Organe. Ebenda 1904, Nr. 18. 
- — Zur Kenntnis der Wirkung der Radiumstrahlen auf tierische Gewebe. Ebenda 1904, Nr. 31. 
— Experimentelle Untersuchungen über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf innere Organe. 
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie, Bd. 14, 1904. — Experimentelle 
Untersuchungen über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf das Knochenmark nebst einigen 
Bemerkungen über die Röntgentherapie der Leukämie und Pseudoleukämie und des Sarkoms. 
Deutsche Zeitschr. für Chirurgie, Bd. 78. — Wie verhalten sich die blutbildenden Organe bei 
‚der modernen Tiefenbestrahlung? Münchner Med. Wochenschr. 1913, Nr. 48. — Über die bio- 
logische Wirkung der Radiumstrahlen, insbesondere über die Strahlenbehandlung von bösartigen 
Geschwülsten. Naturwissenschaftl. Wochenschr. 1914, Nr. 20. — Zur Theorie der Strahlenwir- 
kung, insbesondere über die Latenzzeit. Münchner Med. Wochenschr. 1914, Nr. 15. — Zur Frage 
der Einwirkung der Röntgen- und Radiumstrahlen auf innere Organe, insbesondere auf die Milz. 
Deutsche Med. Wochenschr. 1914, Nr. 26. 


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Er? u E a | Brief aus Rußland, | XXL 


a Brief. aus: Rußland. 


Durch eine Reihe von Briefen, welche in der letzten Zeit in verschiedenen deutschen medizini- 


t 


schen Zeitschriften erschienen sind, sind die enorm schweren Zustände, unter denen wir Ärzte und mit: 


uns unsere Wissenschaft während der letzten Jahre in Rußland zu leiden hatten, in Deutschland ge- 
nügend bekannt geworden, so daß sich jede weitere Erörterung darüber erübrigt. Mit am schwersten 


= war für uns das völlige Abgeschnittensein vom Westen und speziell von Deutschland, wo viele von 


uns ihre medizinische Bildung, die meisten ihre ärztliche Fortbildung in früheren Jahren gesucht und 


- gefunden haben, zu ertragen. Natürlicherweise mußte sich dieses völlige Fehlen jeder Verbindung mit 


Deutschland am empfindlichsten’ bei uns. Röntgenologen fühlbar machen, nicht nur, weil der Fort- 


\ schritt auf diesem unserem Spezialgebiete stets zum weitaus größten Teile aus Deutschland kam, son- . 


dern auch, weil wir gewöhnt waren, allen unseren Bedarf an Apparaten und Zubehör aus Deutschland 
zu beziehen. Wohl haben wir während des Krieges einzelne Apparate und ziemlich reichlich Röhren; 
vielfach auch Platten aus England und Amerika erhalten, aber besonders wertvoll war das erhaltene 
Material nicht, auch reichte es lange nicht aus, um unseren, besonders während des Krieges stark ge- 


. stiegenen Bedarf einigermaßen zu decken. Vor dem Kriege wurde in Rußland selbst so gut wie 
. nichts an Röntgenapparaten und Röhren hergestellt, während des Krieges mußte sich dieser Zweig 


der Industrie natürlich entfalten und es wurden auch. tatsächlich in großer Zahl Röntgenapparate, 
hauptsächlich Induktorien, ferner Röhren, Verstärkungsfolien und Durchleuchtungsschirme herge- 
stellt. Es muß anerkannt werden, daß alle diese Apparate und Zubehörteile im ganzen einen durchaus 


. gehügenden Grad der Vollkommenheit erreicht hatten, natürlich reichten sie aber bei weitem nicht 
"an:die bekannten deutschen Fabrikate heran. Vor allem war an ihnen eine gewisse Unzuverlässigkeit 


zu bemängeln, derart, daß von zwei gleichen Apparattypen oder Röhren der eine sich als vorzüglich, 


der andere als ‚kaum ‚brauchbar erweisen konnte, doch kann dieses bei der Neuheit der Industrie und 
‚bei der Unerfahrenheit der Hersteller weiter nicht wundernehmen. Aber auch diese ganze Industrie 


und die Zufuhr aus dem Auslande kam mit dem Ausbruch der Revolution zum Stillstande, so daß wir 
gezwungen waren, jahrelang von unseren alten Vorräten zu leben. Unter welchen kaum glaublichen 


Bedingungen wir ‘daher oft zu arbeiten hatten, läßt sich kaum schildern. In vielen Kabinetten war 


der Röhrenvorrat bis auf eine einzige Röhre zusammengeschrumpft, mit der sämtliche röntgenolo- 
gische Arbeiten verrichtet werden mußten, ein: Kunststück, welches um so schwieriger war, als auch 
die meist seit Jahren überlasteten und abgebrauchten Apparate durchaus mangelhaft arbeiteten: das 
Plattenmaterial, durchwegs russisches Fabrikat, war fast unbrauchbar und sehr wenig lichtempfind- 


lich, so daß wir ausschließlich mit Verstärkungsfolien, die auch schon längst ihre Kraft eingebüßt 


hatten, zu arbeiten gezwungen waren. Von Röntgentherapie, zumal Tiefentherapie, konnte unter die- 
sen Umständen natürlich keine Rede sein, was z. B. wegen der enormen Verbreitung, welehe die 
Triehophytie und der Favus in letzter Zeit gefunden haben, besonders zu bedauern war. 

| Nicht besser stand es mit, der wissenschaftlichen Literatur: im Laufe vieler Jahre haben wir ja 
nichts Neues auf unserem Gebiete lesen können, denn erst 1921 trafen die ersten Zeitschriften aus 


| - Deutschland hier ein. Bei dem ganz kolossalen Fortschritte, den gerade die Röntgenologie während 


der Kriegsjahre in Deutschland gemacht hat, kann es da nicht, wundernehmen, daß die ersten mit 
Jubel begrüßten- Zeitschriften, es war das die Fortschritte, später erst die Strahlentherapie, auf uns 
Röntgenologen einen eigenartigen. Eindruck ausübten: wir standen nämlich der neuesten Literatur 
völlig verständnislos gegenüber, mit dem Gefühl, als wenn wir jeden Boden unter uns verloren hätten 

und in unserer Wissenschaft vollständig zurückgeblieben waren; man bedenke, daß für uns Dinge, die 


“in den verschiedenen Aufsätzen als selbstverständlich bekannt vorausgesetzt waren, wie z. B. Kupfer- 


und: Zinkfilter, enorme Tiefendosen; : Streustrahlung, stundenlange Bestrahlungen, mit einem Wort 


die ganze moderne Tiefentherapie, völlig unbekannt und neu waren. Erst allmählich mußten wir 
uns in die neuen Begriffe und Tatsachen hineinarbeiten und dieses war in der orsten Zeit schr er- 


schwert, da die Zeitschriften anfangs nur in sehr beschränkter Anzahl durch Vermittlung des Kom- 
missariats für Volksgesundheit hier eintrafen und beim allgemeinen Heißhunger auf medizinische 


` Literatur, nur äußerst schwer zu bekommen waren. Es war das Deutsche Rote Kreuz und seine je- 


weiligen Leiter, Prof. Mühlens und: Dr. Zeiß, die speziell uns Moskauer Röntgenologen später 


$ ‚den. Bezug unserer Zeitschriften ermöglicht haben, so daß wir jetzt schon seit einem J ahr regelmäßig 


unsere Literatur aus Deutschland erhalten. 
Es ist verwunderlich, daß trotz aller dieser Schwierigkeiten, die Röntgenologie i in Rußland nie 


a ‚ganz zum Suede gekommen ist, sondern daß auch in den schwersten Zeiten, wenigstens in don 


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l 


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XXXI, 1. | Brief aus Rußland. ` | - 95 


größeren Zentren fast überall, wenn auch in sehr beschränktem Maßstabe, weitergearbeitet worden 
ist, ja daß sogar größere Neugründungen geschaffen werden konnten. Eine solche Neugründung ist 
das staatliche Institut für Röntgenologie und Radiologie in St. Petersburg, welches von Prof. Ne- 
menoff im Jahre 1919, also gerade in der schwersten Zeit, geschaffen wurde, und über ein sehr 
reiches Material an Apparaten und technischem Zubehör verfügt. Das Institut ist mit einer klinischen 
Abteilung verbunden und stellt sich außer rein praktischen Zielen auch die Aufgabe der wissenschaft- 
lichen Forschung und der Ausbildung von Röntgenologen. Eine besondere, in letzter Zeit selbständig 
gewordene Abteilung, unter Leitung von Prof. Joffe, widmet sich speziell der Aufgabe der Erfor- 
schung der Röntgenstrahlen in physikalischer Hinsicht. Prof. Nemenoff war einer der ersten, dem 
es gelang nach Deutschland zu reisen und sein Institut mit mehreren der neuesten Apparate, sowie 
mit einem reichlicehen Röhren- und Plattenvorrat und der Literatur der letzten Jahre zu versehen, 
so daß dieses Institut wohl in technischer Beziehung als zurzeit auf der Höhe stehend anzusehen ist. 
Ein zweites Institut dieser Art, seinerzeit vom verstorbenen Dr. Grigorjeff ins Leben gerufen, ist 
die sog. Röntgenakademie in Charkoff. Dieses Institut ist materiell nur äußerst mangelhaft ver- 
sorgt, leistet dafür aber in wissenschaftlicher Beziehung unerwartet viel; die Zahl der in kurzer Zeit 
aus diesem Institut ‚hervorgegangenen Arbeiten und kurzen Mitteilungen beläuft sich auf einige 40—50. 
In letzter Zeit ist es auch Dr. Eisenstein in Moskau gelungen, den Kliniken der zweiten Universi- 
tät ein spezielles Röntgeninstitut anzugliedern, welches ebenfalls mit mehreren modernen Röntgen- 
apparaten versehen ist und sich hauptsächlich der Röntgentiefentherapie widmet. Das Institut wurde 
vor kurzem in feierlicher Weise eröffnet. Auch das Krebsinstitut in Moskau hat eben neue Apparate 
aus Deutschland erhalten, welche zurzeit aufgestellt werden (Leiter der Röntgenabteilung 
Dr.S.Fraenkel). Damit ist aber auch die Zahl der bis jetzt in Rußland vorhandenen Tiefentherapie- 
apparate erledigt. | 

Ganz vor kurzem ist nun auch eine Reihe von Apparaten modernsten Typs für diagnostische 
Zwecke, sowie eine große Anzahl von Röhren aus Deutschland eingetroffen, die vom Kommissariat für 
Volksgesundheit, dank den Bemühungen des Leiters der Röntgensektion, des Akademikers P. Lasa- 
reff, verschrieben worden sind und jetzt unter den staatlichen Instituten und Kabinetten verteilt 
werden, so daß wir hoffen können, bald wieder den ungewohnten Anblick neuer Apparate und neuer 
Müller- und Gundelachröhren genießen zu können. 

Natürlich mußte unter allen diesen technischen Schwierigkeiten auch unsere wissenschaftliche 
Arbeit leiden, aber erstorben ist sie nicht, das beweist eine ganze Reihe von z. T. wertvollen Arbeiten, 
die in letzter Zeit erschienen sind. In St. Petersburg wird vom Leiter des Röntgeninstitutes, Prof. 
Nemenoff, eine spezielle Röntgenzeitschrift herausgegeben, welche in einzelnen Bänden erscheint 
und eine Reihe von wertvollen, mit ausgezeichneten Abbildungen versehenen Arbeiten gebracht hat. 
Die Zeitschrift erscheint auch in deutscher resp. französischer oder englischer Sprache und ist auch 
in Deutschland im Handel zu haben. Auch der Chirurgenkongreß, welcher im September vorigen Jah- 
res in St. Petersburg tagte, brachte eine Reihe von Vorträgen aus dem Gebiete der Röntgenologie. Als 
Jetzter Fortschritt auf diesem Gebiete ist die Begründung der Moskauer Röntgenologen- und Radio- 
logenvereinigung zu verzeichnen, welche im Dezember vorigen Jahres erfolgte und im Januar dieses 
Jahres eröffnet wurde, wobei die Eröffnungssitzung dem Andenken Albers-Schönbergs und 
Krönigs gewidmet war. Die Röntgenvereinigung hält einmal im Monate ihre Sitzungen ab, die bis 
jetzt, allem Anschein nach, in ärztlichen Kreisen Anklang gefunden und eine recht stattliche Zahl von 
Besuchern vereinigt haben. Der Verein zählt bereits über 60 Mitglieder. Über alle diese Arbeiten und 
Sitzungen wird in besonderen kurzen Referaten berichtet werden. 

= Wir Röntgenologen Rußlands haben enorm schwere Zeiten durchmachen müssen, sind aber allem 
Anscheine nach jetzt über das Schwerste hinüber und hoffen jetzt auch wieder in wissenschaftlicher 
Beziehung nach langem Ruhestadium unseren Kollegen jenseits der Grenze und besonders in Deutsch- 
land, würdig an die Seite treten und, wie in alten Zeiten, einen regen Gedankenaustausch mit Deutsch- 
land in die Wege leiten zu können. Der erste Schritt hierzu ist dadurch getan, daß wir hier in dieser 
Zeitschrift über unsere Arbeiten und wissenschaftlichen Sitzungen berichten können. 


Dr. med. L. v. Holst (Moskau). 


Büc ücherbesprechungen. 


` 107 Seiten. _ = | Ro > 


Nu un haben auch die lalensı ihren „Gocht“, eine Zusammenstellung der ersten 15 Jahre italieni- 
scher Röntgenliteratur: 1866 Nummern, geordnet nach Physik, Diagnostik und Therapie mit entspre- 
chenden Unter abteilungen, in deren jeder die Titel alphabetisch nach den Autornamen ausgeführt 
sind. Dazu am Schlusse noch ein Autorenregister mit Zusammenstellung der zu jedem Namen gehörigen 


' Nummern aus den verschiedenen Kapiteln des Hauptwerks. Die Riesenarbeit und ihre große Bedeu- 
tung für die Wissenschaft hat Perussia, der Herausgeber der „Radiologia Medica“, deren. Ergän- 
| zungsband dieses Literaturwerk darstellt, in einem Vorwort entsprechend gewürdigt. . Gr. 


—. 


‘ 


OP. Getae ` (Gießen): Die Röntgenstrahlen. | Leipzig 1923. -Verlag Joh. Ambr. en 


130 Seiten.. 112 Textabb. 
‚ Es ist sehr- zu begrüßen, daß Vert. : seine im Graetzschen Handbuch der Elektrizität und des 


E Magnetismus enthaltene Darstellung der Physik der 'Röntgenstrahlen gesondert herausgegeben und so 
‘einem größeren Kreis von Röntgenologen bequem zugänglich gemacht hat. Hier findet sich alles Wis-- 
'senswerte über Erzeugung. der Röntgenstrahlen, ihre Eigenschaften, die Methoden der Röntgenspektro- 


skopie, die Ionisierungsvorgänge, Bremsstrahlung, Intensitätsverteilung, Sekundärstrahlung, Absorp- 
tion usw. Auch über die chemischen und biologischen Wirkungen sind Abschnitte eingefügt. Die Dar- 
stellung. ist stellenweise gedrängt, aber doch sehr klar und flüssig. Zahlreiche Abbildungen von Röhren, 


ia Spektren, sowie Tabellen und Kurven kommen dem Verständnis zu Hilfe. Gr 


1’ i , \ 


— R. Grash ey: Atlas typischer. Röntgenbilder vom normalen Menschen. Lehmanns med. 


Atlanten Band V. Vierte, -verbesserte Auflage. J. F. Lehmann, München 1923. Geb. 
M. 20.— mal Teuerungszahl. 
Wieder nach Ablauf von fünf. Jahren legt uns eine Neuauflage des trefflichen Normalatlas vor, 


© čin Beweis. seiner Unentbehrlichkeit.. Es ist wohl stets das erste Buch, welches man dem Anfänger in 


der Dijägnostik-i in’die Hand gibt. und zum eingehenden Studium empfiehlt. Aber auch der ältere Rönt- 


. ‚genologe‘ wird immer mal wieder i in die Lage kommen, in diesen und jenen Fragen den Atlas zu Rate 


zu ziehen. Die Tafelabbildungen wurden vermehrt, einige ersetzt (Tab. 24 u. 25 hätte Ref. gern erneuert 


geschen), ebenso 84 Textfiguren neu eingefügt. Zu begrüßen sind die Skizzen in den Schrägaüfnahmen 


der Brustwirbelsäule und die neuen Bilder des wachsenden Knochensystems. Außerst geschickt und 
übersichtlich ist die'neue nach ‘den Literaturangaben zusammengestellte Ossifikationstabelle. ausge- 
arheitet; das Institut des Referenten wird nicht das einzige sein, in dem S. 48 reproduziert zum regel- 
mäßigen’ Gebrauch zur Hand DALE Der Phyeikalache Teil ist den Neuerungen entsprechend ai 
worden. 


Das ‚Grasheysche Werk ist nicht nur zum Nachschlagen bei den Fragen der täglichen Praxis | 


urientbehrlich, sondern es enthält eine solche Unsumme von wissenswerten und interessanten Einzel- 


heiten, so daß auch das systematische Durcharbeiten der einzelnen Abschnitte auf das dringendste 


empfohlen werden kann. Die einführenden Kapitel haben sich zu einem kleinen Lehrbuch ausgearbei- 


tet, “welches auf Seinen 91 Seiten erstaunlich viel enthält. 


Einer besonderen Empfehlung bedarf das allgemein bekannte und beliebte Buch nicht, für on 


| Anfänger ist es einfach nicht zu entbehren, der Erfahr enere wird’ immer wieder etwas daraus lernen und 


es‘ nie ohne Nutzen i in die Hand nehmen. er Haenisch (Hamburg), 


PD. Ludewig (Freiberg i i. Sa); Dio physikalischen Grundlagen des Betriebes von Röntgen- 


röhren mit, dem Induktorium. VII. Sonderband zu „Strahlentherapie“. Berlin— Wien 
1923. Verlag Urban & Schwarzenberg, 138 Seiten. 152 Figuren. | 


. L. gibt eine eingehende physikalische Darstellung, die in erster Linie für den Ingenieur ge- 


96. = K Poin ur E - Bücherbesprechungen. va ur en XXXI, 1. 


| u T 7 Aue 
OS Alberti (Brescia): La Letteratura Radiologica Italiana. Indice Bibliographico `“ 
A dei lavori italiani di as del. 1895 al 1920. Ems) 1922; Tıpogzasa E. Zerboni. 


-> 


> sehrieben-ist, aber auch ‚dem Röntgenarzt viel Wissenswertes vermittelt. Wenn derselbe an'die ihm 


XXXI, 1, Vereins- und Kongreßberichte (Röntgen-Vereinigung zu Berlin). 97 


bekannten elementaren Dinge anknüpft, kann er in erwünschter Weise tiefer in die Materie eindrin- _ 
gen, wie es notwendig ist, um die in sein Fach einschlägigen physikalischen Abhandlungen besser zu 
verstehen. Insbesondere die Kapitel über die Vorgänge in der Röntgenröhre, die Wickelungen und 
Schaltungen der Induktorien, die Unterbrecher verdienen ein genaueres Studium. Gr. 


Wetterer: Handbuch der Röntgen- und Radiumtherapie. IV. Auflage. Keim & Nem- 
nich, Leipzig—München 1922. 


Daß nach einem Zeitraum von 8t/2 Jahren das rühmlichst bekannte Handbuch i in neuer Auflage, 
dessen erster Band nunmehr vorliegt, erscheinen mußte, ist ein Zeichen für die Beliebtheit dieses Wer- 
kes. Giebt es doch auffallenderweise in der Literatur kein anderes Handbuch, welches sich dem 
Wetterer an die Seite stellen könnte. Es ist daher unentbehrlich für jeden, der sich mit Röntgen- 
therapie befaßt. Das Werk ist zu bekannt, als daß es nötig wäre, den Inhalt desselben ausführlich zu 
besprechen. In der Einteilung des Stoffes sind, abgesehen von kleinen Umgruppierungen, keine grund- 
legenden Änderungen getroffen. Die einzelnen Kapitel sind dem heutigen Stand der Wissenschaft an- 
gepaßt, neue Forschungsergebnisse berücksichtigt, neu entstandene Apparate, Röhrentypen usw. be- 
 sehrieben. In der Aufstellung der für die Röntgentherapie geeigneten Krankheiten ist eine teilweise 
Umgruppierung eingetreten, insofern als eine ganze Reihe von Erkrankungen aus der II. und 
III. Klasse in die I. versetzt und einige neue Indikationen hinzugekommen sind. 

Das Werk ist ausgezeichnet ausgestattet, zahlreiche Skizzen und Abbildungen im Text sowie 
farbige Tafeln erläutern den Text und erleichtern das Verständnis. Lorey. (Hamburg). 


Vereins- und Kongreßberichte. 


Röntgen-Vereinigung zu Berlin. 


I. Sitzung: 8. Il. 23, 


Posisi aune anläßlich des 25jährigen Bestehens der Vereinigung 
im Institut des Begründers, M. Immelmann. 


Der derzeitige Vorsitzende — Professor Dr. Lev y-D orn- Berlin — führte in seiner Ansprache 
i . ER: . u FE ii 
folgendes aus: ne ee bri Mi. £ salat 
Meine Damen und Hereni 


Der vada fciert heute scinen 25. Geburtstag und wir danken von Herzen seinem Begründer, daß 
er uns seine gastlichen Pforten, wie einst bei der Geburt des Vereins, geöffnet hat. Allerdings sind es 
nicht dieselben Räume, welche die konstituierende Versammlung am 16. III. 1898 umschloß. Damals 
befand sich die Immelmannsche Anstalt nicht weit von hier, in Blumeshof 9. Es dürften einige Daten 
über unsern Verein aus der damaligen Zeit heute interessieren. 

Der erste Vorsitzende war der Physiker, Professor Dr. Walter Wolff. Herr Immelmann 
wurde zugleich zum Schriftführer und Kassenwart gewählt. Die erste wissenschaftliche Sitzung fand 
am 4. IV. statt. | 

Die Tagesordnung lautete: 

Herr Professor Oberbeek-Tübingen: „Die Wirksamkeit des Induktionsapparates.“ 

Herr Dr. Gustav Schütz- Berlin: „Verrenkung der Mittelhand.“ 

Herr Dr. M. Immelmann- Berlin: „Aneurysma arcus aortae, Coxa vara und Coxitis tbe.“ 

Herr Dr. Biesalski-Berlin: „Das Skiameter.“ 

‘ Damals waren schon 2% Jahre nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen vergangen, aber der 
Rausch der ersten Begeisterung noch nicht erloschen. Die sich überstürzenden Errungenschaften der 
Technik regten immer von neuem an, zu versuchen, Dunkeles aufzuklären, insbesondere die dem Arzte 
sich zeigenden Rätsel zu lösen. Viel Land lag noch brach, das mit Aussicht auf Erfolg bearbeitet wer- 
den konnte und mit Ungeduld erwartete man die Fortschritte der Technik und Methodik, die ermög- 
lichten, tiefer und immer tiefer zu schürfen und auch die Täuschungen, zu denen die Röntgenstrahlen 
leicht führen können, zu vermeiden. 

- Gar manches, mit dem man heute, als wie mit etwas Selbstverständlichem rechnet, war noch un- 
bekannt. So wußte man noch nichts von dem Einfluß der Röntgenstrahlen auf die Geschlerhtsdrüsen. 
Die bahnbrechende Arbeit von Albers-Schönberg— über ihren Einfluß auf den Hoden — erschien 

Fortschritte a. d. Gebiete à. Röntgenstrahlen. XXXI. | 18 


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‘im letzten Vierteljahr 1903. DerNutzen der Strahlen bei Leukämie wurde von S enn 1903 besehrieben:- 
die Blutveränderungen genauer von Hein e k e 1903 studiert. Die Therapie wurde zwar schon 1896 von: 
Freund inauguriert, verschaffte sich aber nur allmählich Bahn. Nicht einmal die Frage war ent- 
schieden, ob in den biolögischen Wirkungen der Bestrahlung eine unmittelbare Folge der Strahlen 


oder anderer Phänomene, insbesondere elektrischer, zu sehen sei, die sich bei Stromdurchgang durch 
die Röhre i in, beziehungsweise an ihr abspielen. Die direkte Dosimetrie wurde erst 1901/2 von Holz- 
knech t angegeben. Die Hautschäden ‚waren schon bekannt und ich hatte bereits 1897 die ersten 


98 l en Vereins- und Kongreßberichte (Röntgen-Vereinigung zu Berlin). XXXI, 1. 


Schutzapparate konstruiert. Gleichwohl sollten noch viele Jahre vergehen, ehe sich der methodische 


Schutz Eingang verschaffte. "Auf dem Gebiete der Diagnostik fehlte ebenfalls noch vieles Wichtige. 


der 1904 beschrieben wurde. Die! Physik hatte noch nichts Wesentliches gebracht, was über das von 
Ri öntgen selbst Geleistete hinausging. Erst1912 wiesen von Laue, Friedrich und Knipping 


den Gleichrichtern,!noch nicht die Blendentechnik, um nur'weniges zu nennen, geliefert. 
-Meine Damen und Herren, gerade wenn wir überschauen, was seit 1898 alles geleistet wurde, 


tete. Die Arbeiten zahlreicher Forscher und Praktiker hatten bereits eine solche Fülle von Material 


geschaffen, daß eine übersichtliche Zusammenfassung des allenthalben Zerstreuten geboten war. 


Albers-Schönber g hatte in richtiger Erkenntnis dieses Bedürfnisses „die Fortschritte auf 


5 Erinnert sei nur an die moderne Methode zur Untersuchung des Verdauungskanals, welche von Rie- 


‚die Beugung und Interferenz der R-strahlen an Kristallen nach und noch später Bragg, Vater A; | 
Sohn. die regelmäßige Reflexion der Strahlen, die weiterhin zur Möglichkeit führten. cinwandfreie 
 Röntgenspektra:herzustellen. — Die Technik hatte noch nicht die Hochspannungstransformatoren mit 


empfindet man am besten, was sich in der Zeit regen mußte, wo sich vieles Bedeutungsvolle vorberei- u 


a Gebiete der Röntgenstrahlen“ 1897 geschäffen. Ein ähnliches Ziel erstrebte unser Verein. Er. 


. sollte vorerst in Berlin alle, welche die Röntgenkunst treiben und fördern wollten, zusammenfassen, 


damit von Person zu Person Aussprache gehalten und damit ldhrreiche Demonstrationen stattfinden 
könnten. . Im melma nn hat das Verdienst, den Stein ins Rollen gebracht zu haben. Später bildeten 
sich. noch andere Vereine mit denselben Zielen in verschiedenen Städten und vornehmlich für das 
ganze Reich die Deutsche Röntgen-Gesellschaft. Diese entstand durch das Verdienst unseres Vereins 


auf dem ersten Röntgenkongreß, den er 1905 ins Leben gerufen. Auf dem Kongreß, der sich eines 


außerordentlichen Zuspruchs erfreute, stellte der derzeitige Vorsitzende, unser leider so früh verstor- 
bener Eberlein, folgendes Programm auf: „Es soll ein kritischer Rückblick auf die Errungenschaf- 


' ten verflossener Zeiten geworfen, sowie eine Aussprache über den derzeitigen Stand der Rönt genologie 
und darüber herbeigeführt werden, in welcher Weise die weitere Entwicklung dieser Spezialwissen- 
‚schaft für die Zukunft den weitgehendsten Erfolg verspricht.“ 


-Wenn auch die Berliner Röntgen-Vereinigung, die Mutter der Deutschen Röntgen- Gesellschaft, 


| ihre Tochter an Großzügigkeit nicht erreichen kann, so bildet doch eine über das ganze Reich zerstreute 
Gesellschaft, besonders in der heutigen Zeit, ein zu schwerfälliges Instrument, um die lokalen Vereine 
- überflüssig erscheinen zu lasen. Ja, viele Aufgaben, die früher auf den Kongressen erledigt wurden, `’ 
. werden heute bei den erschwerten Verkehrsmöglichkeiten die lokalen Vereine übernehmen müssen. 


Der Vortragende schloß seine Ausführungen mit dem Wunsche, daß die Röntgen-Vereinizung zu 


‚Berlin immer blühen und gedeihen möge. | 


2 Dar auf engel der Schriftführer M. Immelmann das Wort:. 


i ' Meine Damen und Herren! Be! 


Von Herzen. danke ich unserm Vorsitzenden für seine Begrüßung. Es ist für mich ein erheben- 
des Gefühl, heute, nach 25 Jahren, die Röntgen-Vereinigung zu Berlin wieder in meinem Institut ver- 
sammelt zu sehen. Leider sind von den damaligen 14 Gründern nur noch 3 am Leben. Wir wollen die 


| Heimigegangenen durch Erheben von unsern -Sitzen ehren. Vor 25 Jahren sandten wir Professor 


` 


Röntgen folgendes Telegramm: „Die heute zum ersten Male zu gemeinsamer wissenschaftlicher Ar- 


beit versammelte Röntgen-Vereinigung entbietet dem genialen Forscher und dem geistigen Urheber 


"ihrer Bestrebungen ehrerbietigsten Gruß.“ — Ich darf wohl Ihre Zustimmung dazu erbitten, heute 


wiederum Röntgen durch ein Telegramm zu begrüßen: „Die Röntgen-Vereinigung zu Berlin sendet 
dem hochverehrten Schöpfer der X-Strahlen bei Gelegenheit ihres 25jährigen Gründungstages ihren 


‚ehrerbietigsten Gruß.“ 


Unser Verein ist in den 25 Jahren seines‘ Bestehen zu stattlicher Größe angewachsen. Alles, 
was im ‚Anfang unsere Gemüter auf röntgenologischem. Gebiet bewegte, haben wir durch Vorträge und 


| ‘Aussprachen. erörtert. Wir haben an der Ausgestaltung der Röntgendiagnostik mitgearbeitet und die 


Erfahrungen der Physiker und Techniker verwertet; wir haben die ersten Anfänge der Röntgen-- 


in ihrer vollsten Blüte vor uns. ' Unsere Vereinigung kann mit Stolz von sich behaupten, daß sie mit Er- 


. „therapie erläutert bekommen. und deren Weiterentwicklung miterlebt. Heute steht die Röntgenologie 


XXXI, 1. Vereins- und Kongreßberichte (Röntgen-Vereinigung zu Berlin). 99 


folg hierzu beigetragen hat. Voll Vertrauen wollen wir in das zweite Vierteljahrhundert hincingehen, 
in der sichern Erwartung, daß auch wir mitwirken werden an der höchsten Vollendung dieser einzig 
dastehenden Aniarekung. 


IR Sitzung: 22. II. 23. 


1. A. Mosenthaäal-Berlin: Vererbte Versteifung der Fingergelenke. 

Die vorliegende Mißbildung betraf Vater und Tochter, und zwar in Gestalt der Versteifung der 
unteren Gelenke des 2.—4. Fingers; äußerlich und funktionell die gleiche Behinderung. Das Röntgen- 
bild des Vaters zeigte vollkommenes Verschmelzen der proximalen und mittleren Phalangen. Beim 
Studium der Röntgenaufnahme der Tochter sieht man an einzelnen Fingern noch eine schmale Ge- 
lenklinie, und man kann das allmähliche Verwachsen der distalen Epiphysen mit der proximalen 
Phalange beobachten. Das Gelenk ist also primär vorhanden; es scheint für die endgültige Mißbil- 
dung das Fehlen des Gelenkknorpels verantwortlich zu sein. 


2. Dr. Fr. vom Berg: Atombau und Röntgenstrahlen, 

Schon im 6. Jahrhundert v. Chr. haben einige Philosophen gelehrt, daß die an und für sich un- 
veränderliche Materie aus unzerstörbaren, in unaufhörlicher Bewegung befindlichen Körnchen be- 
stehe, aus Atomen, die der Zufall im Laufe der Zeiten zu den uns geläufigen Formen und Stoffen grup- 
piert hat. Näheres über diese ersten Theorien ist uns nicht bekannt. Was hat eigentlich dazu geführt, 
selhst Stoffen, die, wie z. B. das Eisen, vollkommen homogen erscheinen, diskontinuierliche Struktur 
zuzuschreiben? Aus der Tatsache, daß sich alle Körper bei tiefen Temperaturen zusammenziehen, also 
einen kleineren Raum einnehmen, hat man schon frühzeitig geschlossen, daß die Materie den Raum, 
den es einnimmt, nicht lückenlos ausfüllt. Allerdings sind diese Lücken, die in den scheinbar homo- 
genen Körpern existieren, sehr klein, und zwar so klein, daß man sie selbst bei der schärfsten mikro- 
skopischen Vergrößerung, die wir heute anwenden können, nichts von ihnen erkennen. 

Bis vor einigen Jahrzehnten wurden die Atome der einzelnen Stoffe als unveränderliche, unteil- 
bare Körper angesehen, wie ja auch ihr Name (a-tomos) augsagt. Dieser Annahme haben sich nun 
schon lange eine Reihe von Schwierigkeiten entgegengestellt, welche ihrer wirklichen Einfachheit und 
Unteilbarkeit widersprachen. In erster Linie kommen optische Erscheinungen: in Betracht. 

Läßt man das Licht irgend einer Lichtquelle durch ein Prisma fallen, so wird es in seine Farben, 
in sein Spektrum zerlegt. Dabei zeigt sich nun, daß alle glühenden festen Körper ein kontinuierliches 
Spektrum aussenden, dagegen alle glühenden gasförmigen Körper ein diskontinuierliches Spektrum, ein 
Linienspektrum. Diese Linien haben ihren Ursprung im Atom; denn es ist gleichgültig, ob man ein 
reines Metall oder ein Metallsalz, z. B. an Stelle des Natriums Natriumchlorid, Natriumnitrit oder 
Natriumsulfat verwendet, stets werden die charakteristischen Linien des Natriums auftreten. Da nun 
das Licht aus Schwingungen besteht und jeder Farbe eine bestimmte Schwingungszahl entspricht, so 
folgt daraus, daß ein Atom eines Körpers unter Umständen Schwingungen von verschiedener Schwin- 
gungszahl ausführen kann. Daraus folgt weiter, daß die Atome nicht einfache Körper sein können, 
sondern aus kleineren Teilen zusammengesetzt sind. Unter den vielen Atommodellen, die im Laufe der 
Jahre konstruiert wurden, nahm längere Zeit das von J. J. Thomson erdachte Modell eine bevor- 
zugte Stellung ein. Nach Thomson sollte das Atom aus einer elektrisch positiv geladenen Hohlkugel 
vom Radius 10-8 cm bestehen, in deren Innerm die negativen Teile, die Elektronen, im stabilen Gleich- 
gewicht ruhen. 

Die Versuche von Geiger ind Mar sd en über die Ablenkung von «-Strahlen beim Durch- 
gang durch Metallfolien, veranlaßten Rutherford,dem Thomsonschen Modell ein neues Modell 
entgegenzustellen. Nach diesem Rutherfordschen Atombild ist der elektrisch positive Teil 
des Atoms auf einen äußerst kleinen Raum, den sogenannten Kern zusammengedrängt. Um diesen 
Kern beschreiben die negativen Elektronen Kreis- bzw. Ellipsenbahnen. Setzt man die Kernladung des 
Wasserstoffs gleich 1, so zeigt sich, daß bei den anderen Atomen die Kernladungszahl ungefähr die 
Größe des halben Atomgewichtes beträgt: Also Helium mit dem Atomgewicht 4 zeigt eine positivo 
Ladung des Kerns gleich 2, Kohlenstoff mit dem Atomgewicht 12 eine solche von 6 usw. 

Wir können die Elemente nun nach steigender Kernladung ordnen, wie es im periodischen 
System geschehen ist. Dabei ist man nun so vorgegangen, daß chemisch verwandte Elemente untereinan- 
der zu stehen kommen. Es folgt nun unmittelbar: Die Ordnungszahl im periodischen System der 
Elemente ist gleich der positiven Ladung des Kerns, oder mit anderen Worten: Die Zahl der positiven 
Elementarladungen, welche der Kern besitzt, bestimmt seine Ordnungszahl im periodischen System, 
bestimmt also, auch sein Atomgewicht. Was nun nach dieser neuen Rutherfordschen Auffas- 
sung ein Atom vor allen andern unterstreicht, ist also der Kern, d. h. die positive Ladung, die der 
Kern besitzt. $ | 

.13* 


100 Vereins- und Kongreßberichte (Röntgen-Vereinigung zu Berlin). XXXI, 1. 


Dieses R uther fo rdsche Atommodell hat nun zur Aufklärung einer sehr großen Anzahi von 
physikalischen’ Erscheinungen beigetragen. Zunächst die Ablenkung von a-Teilchen beim Durchgang 
durelı Metallfolien. Während das Thomson sche Modeil die starken über 90° betragenden Ablen- 
= kungen nicht erklären konnte, gibt uns das Ru ther for d sche Modell voll und ganz Aufschluß über 
‘die bei diesen Versuchen auftretenden Erscheinungen. Die glänzendste Bestätigung des Ruther- 
fo r d schen Kernmodells ist jedoch durch die. Spektrallinien und Röntgenstrahlen erbracht worden. 

Betrachtet man: das Linienspektrum des Wasserstoffes, so findet man, daß innerhalb einer Serie 
die Differenz der Schwingungszählen zweier aufeinander folgender Linien nach großen Schwingungs- 
zahlen hin — d.h. nach kürzeren Wellenlängen hin — sich systematisch dem Wert Null nähert. Bal- 
mer hatte 1885 für das Wasserstoffspektrum auf empirischem Wege folgende Formel aufgestellt: 


ETA i n ae, 
2 — Wellenlänge, v — Schwingungszahl P 
EE: | N = eine Konstante | 


i =- _ m= die Reihe der ganzen Zahlen von 3, 4. 


1913 stellte der däinische Physiker Niels Bohr das Rutherfordsche Atommodell in den Dienst 
der Serienspektren. Bei Annahme von drei Grundhypothesen konnte Bohr auf rein mathematischem 
Wege die; von Balmer empirisch aufgestellte Formel ableiten. Bei seinen Betrachtungen geht Bohr 
von der von Pla nck 1900 aufgestellten „Quantentheorie“ aus und ordnet durch drei kühne Hypo- 
thesen das Ruthe rford sche Atommodell der Planckschen Theorie unter. 


E Das Elektron beschreibt um den Kern konzentrische Bahnen, deren Radien sich wie die Quadrate 
' der ganzen Zahlen verhalten, also wie 1:4:9:16:. 


2. Nur diese Bahnen, die man als Quantenbahnen ee sind erlaubt und Sätionan d. h. bewegt 
. sich ein Elektron in diesen Bahnen, so wird keine Energie nach außen ausgestrahlt. 


3. Geht das Elektron aus/einer erlaubten Quantenbahn mit der Energie W2 i in eine andere erlaubte 

 Quantenbahn von niedrigerer Energie W, über, so wird das bei diesem Prozeß freiwerdende Energie- 

quantum W:—W, in Form von monochromatischer Strahlung ausgesandt, und die ausgesandte 

W — W 
WwW 


-Lichtwelle hat die Schwingungszahl V = » wo W eine Konstante, das P lan ck sche 


Wirkungsquantum bedeutet. 


So kühn und seltsam auch die drei B o h r schen Hy pothesen erschienen, so Demio waren 
ihre Erfolge, dafür nur ein Beispiel aus dem Gebiete der optischen Spektren. Für die in der empirischen 


'>`. Formel. von B almer auftretende Konstante N, die sogenannte Rydbergsche Zahl gilt nach 


Rydberg der empirische Wert 3,2910'5. Bohr findet auf Grund seiner Theorie den Wert 3,27 ..1015. 
Diese schlagende Übereinstimmung und die Zurückführung der empirischen Rydbergschen Zahl 
auf universelle Konstanten stellt eine der Hauptleistungen der Bohrschen Theorie dar und bildet 
ein starkes Argument für ihre innere Kraft. Man kann demnach sagen, daß nach Bohrs ursprüng- 
licher Theorie die einzelnen Linien der Wasserstoffserie emittiert werden, wenn das Elektron yom. ` 
83., 4, 5.,... Kreis in den 2. ‚springt. Mit dieser Feststellung ist jedoch die Leistung des Bohr- R u- 
therfor s dachen Atommodelles nicht erschöpft. Wenden wir uns nun dem Röntgengebiet zu. Auch 
hier unterscheiden wir, wie im sichtbaren Gebiet, ein kontinuierliches Spektrum und ein Linienspek- 
trum. Die im kontinuierlichen Spektrum auftretenden Wellenlängen sind nur von der angelegten Röh- - 
rcnspannung abhängig. Auf rein thcoretischem Wege hat Einstein diese Abhängigkeit mathematisch 
formuliert. Auf Grund des Rutherford-Bohrschen Kernmodelles kommt er zu der Gleichung 
eV — hy (e Ladung eines Elektrons, V Röhrenspannung, h Planeksche Wirkungsquantum, v Frequenz). 
Setzt man für die Konstanten die entsprechenden Werte ein, so ergibt sich A = 12,3, wobei A in Ang- 
| ström-Einheiten und V in Kilovolt gemessen wird. Es gilt also der Satz: Je höher die Spannung, um 
so kurzwelliger die resultierende Strahlung. Das Linienspektrum dagegen ist allein eine Funktion des 
. verwandten Antikathodenmaterials: Je höher die Kernladungszahl des Metalles der Antikathode, um 
. so küurzwelliger das Linienspektrum, wenn man jedesmal eine bestimmte Linie in einer bestimmten 

Serie ins Auge faßt. - 
| Für das Zustandekommen der Ainseinen Linien gelten analoge Gesetze wie im sichtbaren Gebiet. 

Hier wird die Energie des auftreffenden Kathodenstrahles dazu verwandt, um das Elektron von einer 
niederen.Bahn auf eine höhere Quantenbahn zu heben. Beim Zurückfallen wird dann die freiwerdende 
Energie in Röntgenstrahlen von entsprechender Wellenlänge umgesetzt. Ein großer Unterschied be- 
steht jedoch, zwischen den Vorgängen im sichtbaren Spektrum und dem Röntgenspektrum. Dort gehen 
die Quantensprünge in aer äußersten Peripherie des Atoms vor sich, hier in allernächster Nähe des 
K ernes. 


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| 


XXXI, 1. Vereins- und Kongreßberichte (Röntgenolog. von d. 47. Vers. d. Deut. Ges. für Chirurgie). 101 


Es würde zu weit führen, wenn wir noch weiteres Beobachtungsmaterial für die Existenz der 
Bohrschen Kerntheorie berichten würden. Überall in der Physik ‚wurde das’ Atommodell mit sei- 
nem Kern. und kreisenden Elektronen bestätigt, und zwar nicht nur qualitativ, sorfdern auch quantitativ. 

Überblicken wir zum Schluß noch einmal kurz die Entwicklungsgeschichte des Atoms: Zunächst 
bildet das Atom den unteilbaren Baustein der Materie, dann wurde das Atom unterteilt in Kern und 
Elektronen und heute geht man daran, auch den Kern zu unterteilen. Auf Grund der Erscheinungen 
der Radioaktivität nimmt man an, daß die gesamte Materie aufgebaut ist aus Wasserstoffkernen und 
Elektronen. Wenn es also gelingen würde, auf den Bau des Kernes einzuwirken, etwa durch Abspaltung 
einiger seiner Ladungen, dann sind die Zeiten nicht mehr fern, wo wir durch unser eigenes Zutun ein 
Element in ein anderes umwandeln können. Jedoch stellen sich diesem Versuch noch unüberwindliche 


experimentelle Schwierigkeiten in den Weg, so daß nach wie vor der Wunsch der Alchimisten nicht zu 
erfüllen ist. | 


Röntgenologisches von der 47. Versammlung der Deutschen Gesellschaft für Chirargie 
in Berlin vom 4. bis 7. April 1923. 


Während auf dem vorjährigen Kongresse die Röntgendiagnostik und Therapie einen preiei 
Raum der Verhandlungen einnahm, traten sie in diesem Jahre gegenüber den anderer Verhandlungs- 
gegenständen zurück. Es waren eigentlich nur wenige Vorträge, die hierher gehören: 


Fischer (Frankfurt a. M.): Über die Röntgenuntersuchung des piekiar ms 
mit Hilfe einer neuen Methode (Kontrasteinlauf und Lufteinblasurg). ; 

Eine Verbindung eines Kontrasteinlaufes mit Lufteinblasung gibt ein bedeutend besseres Bild 
der Darmkonturen. Man kann die einzelnen sich überlagernden Darmschlingen sich deutlich abzeich- 
nen sehen. Ebenso werden die im Darminnern vorhandenen Schatten deutlicher sichtbar, die Ver äride- 
rungen der Darmwand, etwaige Tumoren sind gut zu erkennen, wie an einer Anzahl von Bildern ge- 
zeigt wird. 


Rahm (Breslau): Beitrag zur Lösung des homogenen Strahlenproblems. 

1. Vorrichtung zur Konvergierung von Röntgenstrahlen: Der Intensitätsverlust infolge Licht- 
absor ptioh i im Gewebe wird durch einen Intensitätsgewinn infolge Konvergenz der Strahlung innerhalb 
gewisser Grenzen aufgehoben; 2. Einheitskörper zur Bestrahlung des Zungenkarzinoms und zur Be- 
strahlung von Extremitätenerkrankungen (Paratffinblock, sich den Körperformen gut anschmiegeni, 
wegen großer Teuerung evtl. durch eine Art Wasserkissen zu ersetzen); 3. Vorrichtung zur Aufhebung 
des seitlichen Intensitätsausfalls.. Durch Demonstration von Lichtbildern werden die Vorrichtungen 
erläutert. 


Lehmann (Rostock): Knochenregeneration nach Sarkomheilung dureh 
Röntgenbestrahlung. 

Im Röntgenbilde wird die fast tadellose Regeneration des Oberarmkopfes vorgeführt, nachdem 
das dort vorhanden gewesene Sarkom durch Röntgenbestrahlung zur Heilung gebracht war 


Nußbaum (Bönn): Die Anatomie der Knochenarterien und Knochen- 
kapillaren, ihre Beziehungen zur Entstehung der Gelenkmäuse, der Tu- 
berkuloseundder Osteomyelitis. | 

In trefflichen Röntgenbildern führt Redner den Verlauf der Knochengefäße vor. Er zeigt, wie 
die Gefäße in der Knochenepiphyse keine Endarterien sind, sondern daß zahlreiche Anastomosen zwi- 
schen Epi- und Diaphysengefäßen bestehen. Während aus dem Verlaufe der Gefäße die Sequester- 
bildung bei Tuberkulose und Osteomyelitis verständlich wird, lehnt Redner im Gegensatz zuAxhau- 
sen die embolische Entstehung der Gelenkmäuse ab. Es müßten viel größere Gefäße sein, welche = 
artige Nekrosen hervorrufen. 


Willich (Jena): eserimantelles zur Pseudarthrosenbildunse. 
An zahlreichen aus Tierexperimenten gewonnenen Röntgenbildern sucht Redner die mecha- 
nische Theorie der Pseudarthrosenbildung zu erhärten: | 


Mau (Kiel): Kyphosis dorsalis juvenilie. 

Bericht über 14 Fälle und Demonstration von Röntgenbildern, welche zeigen, wie der Prozeß 
sich im wesentlichen an der Epiphysenlinie abspielt. Die aus den verschiedenen Stadien gewonnenen 
Bilder zeigen die allmähliche Restitution des Leidens. — 

Aus dem Kapitel über Gallensteinchirurgie sei erwähnt, daß Enderlen (Heidel- 
berg) die prophylaktische Röntgenbestrahlung bei cholämischen Kranken zur Herabminderung der 


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102 | Vereins- und K ongrelbarichtë (Röntgenolog. ı von d. 47. Vers. d. Deut. Ges. für Shirer XXXI; 1. 


. Blutung autgerelen. hat. Hosemann (Freiburg) zeigte an Röntgenbildern 3 Übertreten des 
| Speisebreis i in die Gallenwege nach Verbindung der Gallenblase mit dem Duodenuni. 


In den Verhandlungen über Nierentuberkulose erwähnte K ü m mell (Hamburg), da 
man unter Umständen aus dem vergrößerten Nierenschatten im Bontgenbilge schließen könne, wel-. 


ches die: erkrankte Seite sei. 


Freude nberg (Berlin) zeigte an Röntgenbildern, wie die Blase zwar keine kreisrunde Ge- 
stalt zeige, doch aber gewisse Regelmäßigkeiten aufweise. Eine durch die Mitte gezogene Linie ist 
gleich’ weit von den Seiten der Blase entfernt. Eine Verschiebung findet bei Blasentuberkulose statt. 


- .Hieraus,-d. h. aus dem unregelmäßigen Näherrücken der einen Seite an die Mittellinie, kann man 
‚schließen, daß diese. die erkrankte Seite sei. | 


E Joseph (Berlin) wies in seinem Vortrage über die Schwierigkeiten in der Be- 


urteilung chirurgischer Niereninsuffizienz auf den Wert der Pyelographie hin. 


In den Verhandlungen über die unblutige Behandlungder Knochenbrüche trat 
die Umwandlung, welche durch die Entdeckung Röntgens auf diesem Gebiete hervorgerufen und 
die Bedeutung, welche die Röntgenstrahlen für die’ Diagnostik und Therapie der Knochenbrüche ge- 
wonnen haben, deutlich erneut zutage. Die frühe genaue Reposition, welche Lexer (Freiburg) als 
die Vorbedingung für eine güte Bruchheilung bezeichnete, ist nur mit Hilfe des Röntgenbildes oder 
-Schirms möglich. Die funktionelle Bewegungsbehandlung, welche nach Böhler (Gries b. Bozen) 
in der vollkommenen Ruhigstellung der eingerichteten Bruchstücke bei gleichzeitiger aktiver Be- 
wegung möglichst vieler oder aller Gelenke unter Vermeidung jeden Schmerzes besteht, ist ohne wieder- 
holte Röntgenkontrolle gar nicht. möglich. Ebenso war schon von Port (Würzburg) in seinem ein- 
leitenden Referate zu. diesem Thema die Wichtigkeit der Röntgenuntersuchung für die Extensions- 
behandlung betont. Die Kontrolle der Kallusbildung: ist durch das Röntgenbild gegeben. Eden 
(Freiburg) zeigte an einer Reihe von Röntgenbildern den günstigen Einfluß von Einspritzung von se- 
kundärem Natriumphosphat auf die Kallusbildung sowohl im Tierversuche, wie auch in einzelnen 


‚Fällen am Menschen. Auch in der Debatte über die Arthritisdeformans und über die Zuge- 
| hörigkeit der Köhlerschen Krankheit, der Osteochondritis coxae juvenilis (P er th es), der Malazie 
‘ des Os lunatum zu ihr, welche Axhausen (Berlin)'als ossale Form der Arthritis deformans im 


Gegensatz zu der gewöhnlich als Arthritis deformans bezeichneten chondralen Form doch zu ihr ge- 
rechnet wissen will, spielte das Röntgenbild neben dem durch Resektion oder Operation gewonnenen 
Präparat-eine große Rolle. Besonders die von u B b a u m (Bonn) und Per thes (Tübingen) gewon- 
nenen Röntgenbilder, welche die Restitution der Osteochondritis und ihr einer Ausheilung gleichkom- 
mendes Endstadium im Gegensatz zu der ein dauerndes Fortschreiten zeigenden senilen oder pr äsenilen 
eigentlichen Arthritis deformans stellen, waren neben den Bedenken vom pathologischen Standpunkte, 

diœ Aschoff (Fr eiburg) zum Ausdruck brachte, der Hauptbeweis, der gegen die A xha us en sche 


- Annahme, 'daß beide Prozesse ein einheitliches Krankheitsbild darstellten. 


Schließlich spielte in dem letzten der Hauptthemata des Kongresses, der Milzchirurgie., 
die Rei zbestrahlung.der Milz eine nicht unwesentliche Rolle. de la Camp (Freiburg) wies 


- in seinem einleitenden Vortrage über Folgen der Reizung und Ausschaltung der Milz 
darauf hin, daß bei der Röntgenbestrahlung der Milz die verschiedenen Teile verschieden reagieren. 


Der Stützapparat ist weniger radiosensibel als die Follikel. Es gibt keine Milz-Bantidosis, wie es eine 
Karzinomdosis gibt. Auch muß daran gedacht werden, daß bei der Milzbestrahlung die Nachbarorgane 
und 'vor allem das Blut selbst durch die Röntgenstrahlen verändert wird. Eine Milzreizliestrahlung. 


. wirkt ähnlich, wie ein Aderlaß. Was die Konkurrenz der Milzexstirpation mit der Röntgenbestrah- 


lung betrifft, so betonte er die guten Erfolge der Milzexstirpation beim hämolytischen Ikterus, bei 
Banti im ersten und zweiten Stadium, während er bei der perniziösen Anämie, wo die Resultate der 
Exstirpation weniger gut ‚sind, die Wichtigkeit der Vor- und Nachbehandlung mit Röntgenstrahlen 
hervorhob.. Auch bei essentieller Thrombopenie ist die Milzexstirpation indiziert, wenn die Resultate 
auch nicht so gut sind, wie bei dem hämolytischen Ikterus. Bei Leukämie ist die Röntgenbestrahlung . 
indiziert.. Treten nach derselben, wie es mitunter vorkommt, Verschlimmerungen .auf, ist die Milz- 
exstirpation zu versuchen. Bei der essentiellen Polyeythämia rubra ist eine energische Röntgen- 
therapie indiziert. Die prophylaktische präperative Milzbestrahlung zur Beförderung der Blutgerin- 


~ nung nach Step han wurde bereits bei den cholämischen Blutungen gestreift. Levy-Dorn und 
; Schulhof haben gezeigt, daß die Milz nicht das einzige Organ sei, welches auf die Blutgerinnung 


wirkte. Die prophylaktische Milzbestrahlung hat nicht den erhofften Erfolg gezeigt. Bei Hämo- 


philen ist sie jedoch nach der Ansicht des Redners zu versuchen. Eine Bestrahlung der -Milz bei malig- 


nen Tumoren neben der Bestrahlung des Tumors ist von verschiedenen Seiten versucht; ein abschließen- 
des Urteil läßt sich in ‚dieser Angelegenheit noch nicht geben. Noch skeptischer steht Redner gegen- 
über der Binpienidug der Bestrahlung der Milz bei Tuberkulose. In der sich anschließenden Aus- 


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Er S pT u =) 


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XXXI, 1. Vereins- und Kongreßberichte (Verein deutscher Ärzte in Prag). 108 


sprache betonte Stephan (Frankfurt), daß durch Darstellung des Ferments der Beweis erbracht sei, 
daß Milzreizung die Gerinnungsfähigkeit des Blutes verstärke. , In der Milzvene wurde ein Vielfaches 
des proteolytischen Ferments von dem in der Arterie nachgewiesenen gefunden. 


H. Stettiner (Berlin). 


Verein deutscher Ärzte in Prag. 
Sitzung: vom 2. März 1923. 
R. Jaksch-Wartenhor st: Gedächtnisrede für W. C. Röntgen. 
Wir leben im Jahre der Erinnerungen. Mendels, Jenners, Esmarchs wurde an dieser 
-Stätte vor kurzem gedacht. Aber mit Röntgen sind diese großen Männer nicht in Parallele zu 
stellen. Wir fciern in Röntgen den größten Naturforscher des 19. und 20. Jahrhunderts. 
Einem Vergleich mit seiner Bedeutung kann vielleicht nur noch Mendel standhalten. Über 
Röntgens Jugend im väterlichen Kaufmannshause, über seine Familienverhältnisse ist nichts 
Näheres bekannt. Meist wirkt die Umgebung bestimmend auf den Menschen. Röntgen hat 
sich von seiner Umgebung in der bergischen Kleinstadt Lennep vollständig emanzipiert. Sein 
Werdegang ist der der üblichen akademischen Laufbahn: Student am Züricher Polytechnikum, 1869 
promovierte er in Zürich zum Doktor der Philosophie. Assistent und Dozent unter Kundtin Straß- 
burg. 1875: Berufung an die landwirtschaitliche Akademie in Hohenheim; 1876: Prof. ex. in Straß- 
burg; 1879: Prof. o. in Gießen; 1888: Würzbur&; 1899: München. Aus seinen damaligen Arbeiten ist' 
Röntgens Bedeutung wohl noch nicht zu ersehen. Sie sind in weiten Kreisen unbekannt, doch hat 
der große Physiker Kundt die besonderen Anlagen seines Schülers wohl erkannt, als er ihn aus 
Hohenheim 1876 zu sich zurückberief! Auch die Arbeiten Röntgens als Ordinarius in Gießen und 
Würzburg waren zunächst nicht überragend, bis Röntgen zuerst im Dezember 1895 im kleinen 
Kreise, dann in der denkwürdigen Sitzung im Würzburger physikalisch-medizinischen Verein am 28. Ja- 
nuar 1896 mit seiner genialen Entdeckung hervortrat, die ihn mit einem Schlage zum weltberühmten 
Manne machte. In dieser Sitzung wurden auch die X-Strahlen, wie Röntgen sie nannte, von Köl- 
liker in Röntgenstrahlen umgetauft. Die Fama hat Röntgens Verdienst schmälern wollen, als sie 
von einem Zufall sprach, weit gefehlt! Röntgen hatte gewiß Vorläufer: Hittorff, Herz, 
Lenardu.a. Vortragender bespricht die vor R ön t g e n s Entdeckung angestellten Versuche des aus- 
. gezeichneten Physikers an der Prager deutschen techn. Hochschule P u lu j, welche dieser anstellte, um 
Lenards Untersuchungen über die Kathodenstrahlen nachzuprüfen und zu ergänzen. Er zeigt eine 
Kopie des Originals der von P ulu j konstruierten phosphoreszierenden Lampe, welche in ihrer Form 
den heutigen gashaltigen Röntgenröhren schon sehr nahe kommt und in welche Puluj unbewußt 
zu andern Zwecken schon eine Art Antikathode eingebaut’ hatte. Vortr. zeigt eine Reihe von Skelett- 
aufnahmen, die Puluj über Wunsch des Vortr. auch schon von Kranken im Januar und Februar 
1896 ınit dieser primitiven Röhre angefertigt hat. Röntgens Entdeckung ist — wie schon oben er- 
wähnt wurde — kein Zufallstreffer. Sie ist, wie Röntgens Publikationen hervorgeht, das Ergeb- 
nis konsequenter jahrelanger, zielbewußter Arbeit. Lenard, Puluj haben bereits mit X-Strahlen zu 
tun gehabt, aber weil Röntgen das Problem der Kathodenstrahlen am intensivsten durchdachte und 
am besten beobachtete, war ihm der Erfolg bestimmt. Die berühmten Mitteilungen Röntgens über 
die neuentdeckten Strahlen bringen mit ihrer klassischen mustergültigen Kürze fast alles, was bis 
Laues hervorragenden Untersuchungen im Jahre 1912 über diesen Gegenstand bekannt geworden 
ist. Ein Bild zeigt Rö ntgen um das Jahr 1896 als einen energischen, kraftvollen Menschen, ohne 
viel über seine Persönlichkeit herauslesen zu lassen. Mehr verraten seine Schriftzüge. Vortr. demon- 
striert einen in seinem Besitz befindlichen Brief Röntgens. Die Schriftzüge erinnern Vortr. an 
die Schrift seines Lehrers Huppert,der mit Röntgen wohl viel Ähnlichkeit haben mochte. Aber 
während Huppert zahlreiche Schüler hatte, als deren bedeutendster nur Hofmeister genannt 
sei, war es eine Tragik im Leben Röntgens, daß er keinen großen Schüler fand oder suchte. Vortr, 
nimmt an, daß Röntgen eine exklusive wenig mitteilsame Natur war, daß er bei seinen Versuchen 
mit der größten Peinlichkeit sich nur auf sich selbst verließ und daß er, um bei seinen Arbeiten nicht 
gestört zu sein, sich gegen jedermann abschloß. Diese Tragik im Leben Röntgens führte es herbei, daß 
- die letzte Auswertung seiner Entdeckung, der Nachweis der strahlenden Energie in der Natur, den 
Franzosen zufiel. Röntgen hat sich gewiß selbst gesagt, daß die Erscheinungen, die er im Labora- 
toriumsversuch beobachtete, auch in der Natur auftreten würden, ja müssen. Es war ja schon nahezu 
ein Jahrhundert lang bekannt, daß von Uransalzen gewisse Strahlungserscheinungen ausgehen. 
J. Beequerel betont auch in seiner ersten Publikation ausdrücklich, daß er durch Röntgens 
Entdeckung zu seinen Versuchen angeregt wurde, welche dann durch Schmiedtund Currie, Be- 
mont,Debiere u. a. zur Entdeckung der radioaktiven Substanzen führten. Es ist aufs tiefste zu 


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1 


| | 104 \ EE ' Vereins- und Kongreßberichte (Verein deutscher Ärzte in’ a A XXKT, E 


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5 en daß die Hommage Setepreiehische Regierung Diänpeshörshlende waggonweise Bach Frank- 
reich schaffen ließ. Unsere zeitgenössischen österreichischen und. deutschen Physiker hätten, fußend 3 

~ aufRöntgens Genie, diese Fragen bei Beistellung des nötigen Materials auĉh gelöst; vielleicht hät- - 

: ten sie dann auch die. durch den ausgezeichneten englischen Physiker, Rutherford aufgestellte 


Desintegrationstheorie aufgefunden, die das Werk Röntgens krönte. Es zeigen wiederum diese Tat- 


sachen, wie wichtig es ist, daß die wissenschaftlichen Institute mit entsprechenden wissenschaftlichen 
-Behelfen ausgestattet werden. Im reichen Deutschland des Jahres 1895 klagt ein Röntgen,daßihm ° 


: kein entsprechendes Photometer zur Verfügung steht! Nicht in ihrer Bedeutung für die Medizin, 
. so wichtig und segensreich sie auch ist, nicht.in ihren Leistungen für die Technik liegt die. Größe 


i von Rönt gens Entdeckung. Ihre überragende Bedeutung besteht in der vollständigen Umwälzung 


unserer physikalischen. Begriffe, die Lehre von der Unteilbarkeit des Atoms ist gestürzt; ein Unter-: 


. schied zwischen organisierter und nicht organisierter Materie besteht nicht. Das Atom ist eine fest- ` 
~  gepanzerte Burg von Elektronen, die: bisher nur die Natur, nicht der Mensch zerstören kann. Alles 

“Sein leitet, sich von einem Urkörper — wie Prout schoe vor 100 Jahren vermutete —, also vom 
Wasserstoff zum Uran auf oder ab! Nicht Materie, sondern Energie, demnach Bewegung ist das 
‚ Leben. Die Natur entwickelt bei Sprengung der Atome ganz enorme Kräfte; früher oder später wird 


es dem Menschen gelingen, das Atom zu sprengen und dann wird man mit einer Hand z. B. von Schwe- 


fel ganze Länder mit der nötigen. Energie (Kraft, Wärme etc.) versorgen können, Kohle wird entbehr- 


lich; große Ausblicke von fast unfaßbarer Bedeutung, fußend auf Röntgens Forschungen, dem 


‚größten Naturforscher des 19. und 20. Jahrhunderts. Nur ein dem Röntgen -Ebenbürtiger-ist zu er-- 
‚warten: Das Genie, das kongenial Ri öntgen, dem es gelingt, die Festung Atom zu erstürmen und zu 
zertrümmern. l 


Prof. S chlof fer Asnonsiriart einen Fall von schwerer Röntgengangrän in der Kreuzbein- 
gegend nach einer anderwärts vorgenommenen Tiefenbestrahlung. Soweit sich dieses eruieren läßt, 
ist auch ein guter Teil’des Kreuzbeins in die Nekrose einbezogen. ö 

P o.r g e's weist auf die guten Erfolge hin, die Busen Umspritzung: ähnlicher Röntgengeschwüre 


- mit Kokain-Adrenalin erzielt wurden. 


Wagner berichtet über zwei an der deutschen Frauenklinik beobachtete schwere Verbrennun- 
gen. In dem einen Falle war an der gleichen Anstalt wie der vorgestellte Fall behandelt worden war, 


F nach Vorangehen der Radiumbehandlung, darauf erfolgter Uterusexstirpation wegen eines Karzinonıs, 


Röntgenbehandlung durchgeführt worden. Es war trotzdem ein Rezidiv entstanden, das Rezidiv weiter 


mit Röntgenstrahlen Ohne nachweisbaren Erfolg bestrahlt worden, nach der letzten Bestrahlung Auf- 
treten eines die beiden kleinen Labien in kurzer Zeit zerstörenden, äußerst schmerzhaften, typischen 
‚Röntgengeschwüres. Der zweite Fall ist deswegen interessant, weil hier zwischen der letzten Bestrah- 
. lung und dem Auftreten des Röntgengeschwüres der Bauchhaut ein Zeitraum von 4 Jahren verstrichen 
| war. Es war: wegen Menorrhagien bei myormatösem Uterus in einer auswärtigen Krankenanstalt vom 


Frühjahr 1916 bis zum Sommer 1918 alle 3 Wochen eine Bestrahlung, und zwar in einer Woche drei- 


. mal je 5 Minuten, durchgeführt worden. Seit Sommer 1918 keine Strahlenbehandlung mehr. August 


1922 unterhalb. des Nabels sich rasch bis zu Handtellergröße entwickelndes Ulkus, um das die ganze 
Bauchhaut bis zur Symphyse infiltriert und in typischer Weise‘ ‚gerötet ist. | 
R. Jaksch-Wartenhorst bemerkt, daß auch nach seinen Erfahrungen Röntgenbestrah- 
lungen von sehr kurzer Dauer bei empfindlichen Individuen, z. B. bei: Basedowkranken zu Schädigun- 
gen der Haut führen können, welche sich in langdäuernden, juckenden, lästigen: Erythemen kundgeben. 
Derartige Schädigungen sind bei Verwendung entsprechender Blenden sicher zu vermeiden. 
' Dr. Max Heiner (St. Joachimsthal): Die Radiumbehandlung und ihre Indikationen. Vortr. 
spricht: über die verschiedenen Anwendungsarten der Radiumemanation und des Radiums in Substanz 
und trifft mit Rücksicht auf die Besprechung der Indikationen die Einteilung in die balneotherapeu- 


tische Anwendung der Emanation (in den ausgesprochenen Radiumkurorten wie St. J oachimsthal) 
und in die lokale Anwendung des Radiums und seiner Emanation (meist identisch mit Bestrahlung); 
doch ist die Trennung praktisch nicht so scharf durchführbar, da bei vielen chronischen Leiden außer: 
' der Balneotherapie auch Bestrahlungen angezeigt sind. . Bezüglich der Leistungsfähigkeit der Radium- 


therapie muß man sich immer vor Augen halten, daß man es meist mit chronischen oder zu Rezidiven 
neigenden Krankheiten zu tun hat, so daß nur in den seltensten Fällen eine wirkliche Heilung erwartet 


‘ werden ‘darf und in der Regel mit einer Wiederholung der Radiumkur zu rechnen ist, zumal die bei 
. derselben Erkrankung nötige Dosis individuellen Schwankungen untetliegt und zu starke Reaktionen 
| vermieden ‚werden müssen. „Lieber eine Kur, die -noch nicht zum vollen Erfolge geführt hat, in ent- 


sprechenden Intervallen wiederholen, als auf einmal alles verderben.“ Deshalb soll man-mit geringeren 


Dosen beginnen und dieselben individuell steigern; für Badekuren verwendet man 30 000 bis 150 000 
Mache-Einheiten pro Bad, für Trinkkuren 50 000-bis 200 000 pro Tag. Auch die Radiumbestr ahlungen 


‚sollen so Built sn daß die gerade wirksame Dosis nicht zu sehr überschritten wird, da sonst 


XXXI, 1. Vereins- und Kongreßberichte (Moskauer Röntgenologen- und Radiologenvereinigung. 105 


‚leicht früher oder später Schädigungen eintreten, die durch zeitgerechte Wiederholung (nach 4—12 
Monaten) der mäßigen Bestrahlung zu vermeiden sind. Als Indikation der Emanations-Balneotherapie, 
= wie sie in St. Joachimsthal geübt wird, sind zu nennen: subakuter und chronischer Muskel- und Ge- 
lenksrheumatismus, sekundäre Polyarthriden (ausgenommen Lu und Tbc, harnsaure Diathese, deform. 
Arthritis, Atheromatosis und Hypertonie, Anämie, Chlorose, Neurasthenie, Neuralgien, Neuritiden, 
Lähmungen, chronische Krankheiten des Rückenmarks, der äußeren Haut und der serösen Häute. Als 
Indikation für die Radiumbestrahlung gibt Vortr. an: Dupuytrensche Kontraktur, chron. Empyem der 
Stirn- und Kieferhöhle, chron. adhäsive Prozesse, Neuralgien, Morbus Basedowi, Amenorrhoe und 
. Menorrhagie, periniziöse Anämie, Polyglobulie, Leukämie, Lymphome, Lymphogranulomatose, Psoria- 
sis, Lupus ertyhem. und vulgaris, Leukoplakie, Sklerom, Aktinomykose, Sklerodermie, Keloide, Naevi 
pigment. et flammei Haemangiom, Lymphangiom, Epitheliom, tuberkulöse Erkrankung der Haut, 
. Schleimhaut und Knochen, Prostatahypertrophie, Prostatatumoren, Induratio Penis, Sarkome, Karzi- 
nome. Zur Erklärung der Radiumwirkung und ihrer Vielseitigkeit (sind doch auch ganz entgegen- 
gesetzte Krankheitsbilder als indiziert genannt), führt Vortr. aus, daß es sich nicht um „elektive“ 
'Strahlenwirkung, nicht direkt um Reizwirkungen, Steigerung der Regeneration, der Resorption etc., 
sondern um die Beeinflussung der Ionisation und der kolloiden Struktur des Protoplasma durch die 
Strahlung, also um biochemische und lonisationsvorgänge handelt, wobei die Beeinflussung der Kal- 
zium-Ionen von hervorragender Bedeutung ist. Vortr. verweist in diesem Zusammenhang auf Arbeiten 
von Bechhold in Frankfurt, Michaelis in Berlin, Ostwald in Leipzig, Schade in Kiel, 
Berg und Ellingerin Heidelberg, Strauß in Berlin. Ionenänderung führt zur Veränderung der 
Phagozystose, Änderungen in der kolloiden Struktur können bis zum Zelltod ohne mikroskopische Ver- 
änderung führen; die Radiosensibilität der Zellen ist um so größer, je höher der Dispersionsgrad der 
Kolloide ist, die hochdisperse Phase kann durch die Bestrahlung in eine grobdisperse umgewandelt wer- 
den. In diesem Sinne dürfte es in absehbarer Zeit gelingen, die Radiumwirkung und damit auch die 
Dosierung im einzelnen Falle genau zu präzisieren. 


Moskauer Röntgenologen- und Radliologenvereinigung. 


1. Sitzung. 

Am 23. Januar 1923 fand die Eröffnung der genannten Gesellschaft, welche im Dezember vorigen 
Jahres begründet worden war, statt. Die Vereinigung hat sich aus einem kleinen Kreise von Röntgeno- 
logen, welcher sich schon seit längerer Zeit in Privathäusern zusammenfand, entwickelt. Die Sitzung 
‚ist dem Andenken der verstorbenen Professoren Albers-Schönberg und Kroenig gewidmet. 
Vorsitzender Budinoff, Schriftführer Liberson. Budinoff eröffnet die Sitzung mit einer 
kurzen Ansprache, in welcher die Bedeutung, welche die Röntgenologie heutzutage für weiteste Ärzte- 
kreise erlangt hat, geschildert und über die Entstehungsgeschichte der Röntgenologenvereinigung 
berichtet wird. Zeitlin hält die Gedächtnisrede für Albers-Schönberg, v. Holst für 
Kroenig. Beide Redner skizzieren die wissenschaftliche Bedeutung der Verstorbenen für die Rönt- 
genologie und widmen ihren rein menschlichen Eigenschaften kurze, warm empfundene Worte. 

Eisenstein bringt einen Überblick über den heutigen Stand und die Errungenschaften der 
modernen Röntgentherapie, welche, zumal auf dem Gebiete der Behandlung malgner Geschwülste, zu 
den besten Hoffnungen berechtigt. 

Zeitlin spricht über die Röntgendiagnostik der Tumoren des Bructrammes: Während nach 
den Angaben der Pathologen die Zahl der zur Beobachtung kommenden Mediastinal- und Lungen- 
tumoren fast unverändert geblieben ist, wird in der Klinik in den letzten Jahren eine bedeutende Zu- 
nahme dieser Erkrankung konstatiert, was sich dadurch erklärt, daß unsere Kenntnis der Sympto- 
matologie dieser Tumoren und unsere diagnostischen Hilfsmittel bedeutend bessere geworden sind. 
Eine nicht unwesentliche Rolle spielt hierbei die Röntgenuntersuchung. Nach der Art ihres Vordrin- 
gens lassen sich die Tumoren in infäiltrierende und verdrängende einteilen, ferner lassen sie sich auch 
nach topographischen Grundsätzen klassifizieren, doch ergeben sich in den verschiedenen Wachstums- 
perioden fließende Übergänge dieser Formen. Von größter Wichtigkeit für die Diagnose ist die fort- 
laufende Beobachtung des Wachstums der Tumoren im Röntgenbilde, was dem Vortr. in einigen Fällen 
gelungen ist. Vortr. verfügt über ein Material von 26 Fällen, welches er zum Teil demonstriert. In 
einem Falle handelte es sich um ein gutartiges Chondrom, welches von den Rippen ausging, in 9 Fällen 
um Metastasen von Karzinomen, Sarkomen und Hypernephromen und in 16 Fällen um primäre Tu- 
moren. In 13 von diesen Fällen konnte die Diagnose durch die Sektion nachgeprüft und bestätigt wer- 
den. Da die Tumoren im Anfangsstadium das Bild der Lungentuberkulose bieten, sollen alle tuber- 
kuloseverdächtigen Patienten mit fortschreitender Kachexie der Röntgenuntersuchung unterworfen 
werden. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 14 


iR Fu EDEN Bu 


Er 
u, 


x 


106 Vereins- und Kongreßberichte (Moskauer Röntgenologen- und Radiologenvereinigung. XXXI, 1. 


Fraenkel bringt einen kurzen Bericht über die Arbeiten der Röntgensektion des 100. Natur- 


forscher- und Arztetages in Leipzig. 


Kanabejewski berichtet über die mit Hilfe der Röntgenstrahlen örzieltsR Erfolge auf deih 


Gebiete der modernen Atomtheorie. 


2. Sitzung am 20. Februar 1923. 
Wonende Bu di inoff, Schriftführer Karlin. Budinoff macht der Versammlung Mit- 


| teilung vom Ableben Röntgens. Zu seinem Gedächtnis wird auf Vorschlag der Röntgenvereinigung _ 
eine vereinigte Sitzung aller ärztlichen Vereine Moskaus geplant. Das Andenken des Verstorbenen 


wird durch Erheben von den Plätzen geehrt. 


Wulff berichtet über seine, durch die Unmöglichkeit neue Röhren und anderes Röntgen- 
material zu erhalten, diktierten Versuche, alte Röhren auszubessern und auszupumpen und Durchleuch- 
tungsschirme herzustellen. In beiden Fällen sind seine Arbeiten von Erfolg gekrönt worden. Noch im 


 Versuchsstadium befinden sich seine Versuche zwecks Herstellung von Verstärkungsfolien. 


v. Holst: Die Behandlung der Tuberkulose mit Röntgenstrahlen. 
Vortr. berührt nur kurz die allgemein bekannten Erfolge auf dem Gebiete der tuberkulösen Er- 
krankungen der Haut, wobei im Gegensatze zu der meist in der Literatur vertretenen Ansicht über gute 


| Erfolge bei der Behandlung des Lupus erythematodes berichtet wird. Bezüglich der chirurgischen 
- Tuberkulose schließt sich Vortr. der Ansicht an, daß die Röntgenbehandlung bei tuberkulösen Lym- 


phomen als Methode der Wahl anzusehen ist. Bei Knochen- und Gelenktuberkulose können schöne Er- 
folge erzielt werden; Vortr. hält die konservative chirurgische Behandlung, kombiniert mit der Rönt- 
gen- (oder Sonnen-)bestrahlung für der rein chirurgischen Behandlung überlegen. Vortr. selbst konnte 
nur bei Erkrankungen kleiner Knochen und Gelenke Heilungen und gute Erfolge erzielen. Die Er- 


' folge sind schlechter, wenn die Knochentuberkulose mit Tuberkulose der Lungen kompliziert ist, auch 


‚Erkrankungen der Haut weichen in diesem Falle weniger leicht der Behandlung. Über die Behandlung 
der tuberkulösen Peritonitis, der Tuberkulose des Kehlkopfes, des uropoetischen Systems, sowie über 
die Behandlung der Lungentuberkulose berichtet Vortr. an der Hand der einschlägigen Literatur. Im 
ganzen hält Vortr. die Röntgenbehandlung für ein enorm wertvolles Hilfsmittel bei der Behandlung 


‘der Tuberkulose, das freilich noch nicht genügend erforscht ist. Die Sonnenbestrahlung mag ihm über- 


legen sein und ergibt auch inder Ebene und selbst im Norden gute Resultate, doch muß gerade im 
russischen Norden, wegen der geringen Zahl der Sonnentage, die Röntgenbehandlung mit herangezogen. 
werden. Daher sollte in Rußland der Röntgenbehandlung mehr Aufmerksamkeit zuteil werden, zumal 
da sie sich auch mit Hilfe der vorhandenen alten Apparate gut durchführen läßt. 

Aussprache: Eisenstein hebt hervor, daß die Technik der Bestrahlung bei Tuberkulose 
äußerst sorgfältig ausgearbeitet werden muß, was bisher noch nicht in genügender Weise geschehen 
ist. Die Dosen dürfen jedenfalls nur klein sein, da jede zu starke Reaktion schädlich wirken muß. 

Krasnobajeff: Nicht der tuberkulöse Herd, sondern der tuberkulöse Organismus muß be- 


| handelt werden, daher kann die lokale Röntgenbehandlung allein wohl kaum den gewünschten Erfolg 


haben. Die Röntgenstrahlen sind nur ein Hilfsmittel bei der Behandlung der chirurgischen Tuber- 
kulose, besonders bei vereiterten Lymphdrüsen und bei gewissen Formen der Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose. Drüsen mit hochgradigen fibrösen Verwachsungen, sowie kaseös entartete Drüsen sollen 
operativ entfernt werden. Das Hauptgewicht darf bei der Behandlung der chirurgischen Tuberkulose 
nicht auf die Aktinotherapie gelegt werden, da außer der Sonne, welche Redner allein anwendet, Ruhe, 
Luft, Ernährung und orthopädische Maßnahmen eine sehr große Rolle spielen. Kurzer Bericht über 
die ausgezeichneten Erfolge, welche Redner mit dieser Behandlung in 2 in der Nähe von Moskau ge- 


 legenen Sanatorien erzielt hat, und welche den Erfolgen, über welche Kisch aus Hohenlychen be- 


richtet, nicht nachstehen. 

Fraenkel ergänzt den ‚Bericht des Vortr. dahin, daß auch bei umschriebenen Herden der 
Zungenschleimhaut gute Erfolge erzielt werden. l 
| Zeitlin vermißt:in den statistischen Berichten der Autoren Angaben darüber, wieviele von 
den Pat. ambulant und wieviele stationär behandelt worden and: da er diesem Umstande eine nicht ` 
geringe Bedeutung zumessen zu müssen glaubt. 

v. Holst (Schlußwort). Die vorhandenen statistischen DRRR sind bis jetzt nur gering, die Be- 
obachtungszeit ist nur kurz, doch lassen auch diese wenig zahlreichen Berichte schon jetzt zwełfellos 


orkennen, daß die Einführung der Röntgen- und Sonnenbestrahlung cine wesentliche Be reicherung. 


unserer therapeutischen Hilfsmittel bedeutet, selbstverständlich stellt sie aber nur ein Nilfsmittel 
dar, während die Allgemeinbehandlung keineswegs vernachlässigt werden darf. 


XXXI, 1. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 107 


Fraenkel: Über Metastasen bösartiger Geschwülste in die Wirbelsäule. 

Vortr. gibt einen Überblick über die einschlägige Literatur und berichtet über einen Fall eigener 
Beobachtung. Pat. wird in das Moskauer Krebsinstitut mit Druckerscheinungen auf das Rückenmark 
eingeliefert. In der Nackengegend eine faustgroße Geschwulst, unbeweglich, mit der Haut nicht ver- 
wachsen. Röntgenbefund: Zerstörung des Körpers des ersten, teilweise auch des zweiten Halswirbels, 
Luxation des ersten Wirbels. Innere Organe ohne Besonderheiten. Diagnose: Sarkom der Wirbel- 
säule. Die Sektion ergibt ein Hypernephrom der Niere mit Metastase in die Wirbelsäule. Geschwulst- 
metastasen in der Wirbelsäule äußern sich oft nur durch sehr starke Schmerzen. Die Diagnose wird 
in diesen Fällen durch die Röntgenuntersuchung wesentlich gefördert, daher stellt Vortr. die Forderung, 
auf, in allen Fällen mit Schmerzen in der Wirbelsäule ohne klare Ursachen derselben eine Röntgen- 
untersuchung vorzunehmen. 

Aussprache. Zeitlin: Metastasen in die Wirbelsäule sind nicht selten; durch Verbesse- 
rung der augenblicklich in Rußland darniederliegenden Technik der Röntgenaufnahme wird es ge- 
lingen, solche Metastasen häufiger zur Darstellung zu bringen. Bericht über eine Metastase eines 
Myeloms in die Brustwirbelsäule. 

Krasnobajeff und Braitzeff berichten ebenfalls über einige von ihnen beobachtete 
Fälle von. Metastasen in die Wirbelsäule und das Kreuzbein. L. v. Holst, Moskau. 


Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 


The Amer. Journ. of Roentg. Dez. 1922 (Ref.: W in tz- Erlangen), Jan.-Febr. 1923 (Salzmann-. 
Bad Kissingen). — Archiv f. Derm. u. Syph. 142, 1—3. — Arch. f. Gyn. 118, 1—2. — Arch: f. Kinderheilk. 
72, & — Arch. f. klin. Chir. 122, 3—4; 123; 124, 1. — D. Arch. f. klin. Med. 142, 1—2. — Arch. f. Ohren-, 
Nasen- u. Kehlk.-Kr. 110, 4. — Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 21, 2. — Archives d’Electr. med. Nov. 
 22—März 23 (Chr. Müller - München). — Beitr. z.Klin. d. Tuberk. 54, 3. — Beitr. z. klin. Chir. 128, 2—3; 
129, 1. — Beitr. z. path. Anat. 71, 2. — Biochem. Zschr. 135, 4—6. — Der prakt. Arzt 20, 3—4. — Derma- 
tol. Wschr. 1923, 14—18. — D. med. W. 1923, 6—16 (L or ey- Hamburg). — D. Zschr. f. Chir. 177, 1—6; 
178, 1—4. — D. Zschr. f. Nervhk. 75, 6; 77, 1—6. — Gazette méd. d’Orient, Jan.-Febr. 1923. — Jahrb. f. 
Kindhk. 101 [51], 1—2. — Jahresk. f. ärztl. Fortb., Jan. 23. — Journ. de Radiol., Jan—März 1923 
(Klieneberger-Zittau). — Journ. of Radiol., Jan.-Febr. 1923 (Salzmann). — Klin. Monbl. f. 
 Augenhk. Bd. 70. — Klin. Wochenschr. 1923, 8—21 (Sokolowski - München). — Med. Klinik 1923, 
4-15 (Klieneberger). — Mitteil. Grenzgeb. 86, 1—2. — Monschr. f, Kindhk. 25. — Moskowski Med. 
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schaften, die, Bd. 11 (W alter- Hamburg). — Nederl. Tijdschr. voor geneesk. 1922, II (Lossen- 
' Frankfurt). — Pflügers Arch. 196, 5—6. — Sitzungsber. d. preuß. Akad. d. Wiss. 1922 (Walter- 
Hamburg). — Strahlenther. 14, 4; 15, 1(Klieneberger). — Virchows Arch. 240, 3; 241. — Wiener 
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43, 1—2 (Ha e ni sc h). — Zschr. f. Stomatol. 1922, 9—11. — Zschr. f. Tuberk. 37, 5. — Zentralbl. f. Chir. 
1923, 7—19 (Klieneberger). — Zbl. f. Gyn. 1923, 7—19. — Zbl. f. Haut- u. Geschl.-Kh. VII, 7. — 
Zbl. f. Herz- u. Gefäßkr., Jg. 15, Nr. 4. 


Physik und Technik. 


Chassard u. Lapine: Röntgenuntersuchung des Schambogens bei der Gravida. (Journ. de 
Radiol. et d’Electrol.,, März 1923, S. 113.) Die Beurteilung der Maße des Beckens im Röntgenbild ver- 
langt kritische Vorstudien am Röntgenbild des skelettierten Beckens. Bei der Photographie am Le- 
benden soll die Gravida im Reitsitz die Beine gespreizt, den Körper nach vorne geneigt sitzen. Die Platte 
muß quer unter die Vulva geschoben werden, der Blendentubus steht vertikal, vordere Kante in der 
Höhe des Lumbalteiles, hintere Kante mit der os coceygis-Vertikalen abschneidend. Gemessen wird der 
intrapubische Winkel und die Entfernung der tubera ossium ischii. Die Maße sind mit den festgeleg- 
ten Normalmaßen zu vergleichen. Diese Maße reichen aus, um genau die untere Beckenenge zu bce- 
stimmen und geben zusammen mit den Röntgenmaßen der oberen Beckenenge eine klare Übersicht 
über dab enge Becken. s 

W. Denk (Wien): Über die Gefahr der lumbalen Enzephalographie bei Hirntumoren. (Zbl. f. 
Chir. 1923, Nr. 12, S. 471.) W. Denk hat bereits 1922 darauf hingewiesen, daß die Luft- oder Sauer- 
stoffeinblasung in die Gehirnhöhlen nicht ungefährlich ist und nur dann angewendet werden soll, wenn 
durch dieselbe wichtige Aufschlüsse ‚für Diagnose und Therapie erwartet werden können. In einer 
ausführlichen Arbeit wurde bereits auf die Möglichkeit hingewiesen, daß zwei Todesfälle der Klinik 
durch die Lumbalpunktion zum Zweck der Sauerstoffinjektion zu erklären sein dürften. Ein weiterer 

14* 


- 


| 108 - Auszüge aus FASChEiNED des In- und Auslandes (Physik, Technik). XXXI, 1. 


_ Todesfall hat diese Annahme zur Gewißheit werden’ lassen. K asuistik: Bei angenommenem Tumor 
der hinteren Schädelgrube zweimalige Punktion der Vorderhörner mit negativem Ergebnis; 
daher Annahme eines Großhirntumors. Um die Seite des Tumors zu erfahren, . Versuch der 
lumbalen Sauerstofffüllung (4 ce zu 4 ce). Die Röntgenaufnahme zeigt keinen Sauerstoff in den 
Hirnhöhlen. Eine halbe Stunde nach der Lumbalpunktion Apathie, zunehmender Verfall und, „Exitus. 
Bei der Autopsie erweichtes Gliom des li. Schläfenlappens, mit Verdrängung des Linsenkernes und 


Kompression des Vorderhornes. Die durch die Punktion bedingten Druckschwankungen werden auch ; 
bei vorsichtigem Ersatz der Luft durch Sauerstoff offenbar nicht ausgeschaltet. Vor der lumbalen 


Sauerstoffeinblasung bei Hirntumoren wird dringendst gewarnt. Bei Indikation evtl. nur direkte 
Ventrikelpunktion. | 
D.Gosteru.G.v.Hevesy: Über das Element mit der Atomzahl 72. (Die N aturwissenschaften, 
Bd. 11, S. 133, 1923.) Aus der Bohrschen Theorie des Atombaues schlossen die Verf., daß das in der 
Reihe des periodischen Systems der chemischen Elemente noch fehlende Element mit der Atomzahl 72 
nicht, wie man bisher meistens angenommen hat, zu den seltenen Erden gehört, sondern ein vierwer- 
tiges Element und homolog mit dem Zirkon ist. Sie suchten deswegen das neue Element auf röntgen- 


‚spektroskopischen Wege in Zirkonmineralien und fanden hierbei tatsächlich Linien, die nach der 


Größe ihrer Wellenlänge nur von dem gesuchten Element hervorgerufen sein können. Aus der rela- 
‚tiven Stärke der Linien ließ sich ferner ein Schluß auf den Gehalt der verschiedenen Mineralien an 


` dem neuen Element ziehen; und es wurde auf diese Weise gefunden, daß in allen käuflichen Zirkon- 


präparaten über 1°/, des neuen Elementes, in einem sogar etwa 5°/o vorhanden waren. Es gelang den 
Verf. ferner auch durch die in der Chemie zur Trennung vierwertiger Elemente üblichen Methoden 
. Präparate zu’ erhalten, welche 50° des neuen Elementes enthielten. Für dasselbe wird von ihnen der 
Name Hafnium vorgeschlagen. 


Ludwig Fedder (Berlin): Idrabaryum, ein neues Kontrastmittel. (Med. Kl. 1928, Nr. -9, 


S. 279.) Idrabaryum (Riedel) ist eine pulverförmige Baryummischung, die nur mit Wasser angerührt zu 
werden braucht. Sedimentierung erfolgt erst nach Stunden bis Tagen, der Geschmack ist angnehnı, 
der Preis beträgt ?/a bis ?/s ähnlicher Präparate anderer Firmen. 100 — 120 g + 500 Wasser (gleiche 
Teile kalten + kochenden Wassers) Worden für die Breimahlzeit, 200 g + 1000 Wasser für den Kontrast- 
 cinlauf benötigt. 

=~ André Feil (Paris): Die Röntgenaufnahme der Halswirbelsäule. beim Verdacht einer Ano- 
malie. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., März 1923, S. 125.) Bei Bildungsanomalien der Halswirbel- 
säule sind jeweils drei Röntgenaufnahmen erforderlich: 1. im Decubitus dorsalis bei Kopfdrehung 
nach rechts bzw. nach links (evtl. Aufnahmen bei beiden Drehungen), Zentralstrahl senkrecht auf den 


fünften Halswirbel;,2. Aufnahme im Liegen mit Hyperextension des Kopfes, Zentralstrahl auf den 


ersten Brustwirbel gerichtet (Untersuchung der ersten Rippen und ihrer Beziehung zu den Schlüssel- 
beinen); 3. Seitenaufnahme mit erhobenem Kopfe, mit möglichst starker, Abschiebung der Achseln, 
‚Zentralstrahl durch das Oberläppchen. — Mißbildungen der obersten Wirbel erkennt man auf einer 
Röntgenaufnahme vom offenen Munde aus. — Die Schädelbasis röntgenographiert ınan nach Lupo, 
‚Röhre über dem Scheitel, Platte unter mn Kinn, gegen den Hals angestemmt, so daß Basisebene und 
"Plattenebene parallel verlaufen. 

H.Fischeru. M.Sga litzer: Roateemintera uneen des ‘Gehörorgans. (Vortrag in d. Ges. 
d. Ärzte in Wien 16. 2. 28; Bericht W. m. W. 1923, Nr. 9, S. 448.) 
Hickey: Der Einfluß des Krieges auf die Entwicklung der Röntgenologie. (The Amer. Journ. 
of Roentg., Jan. 1923.) Der Krieg brächte auch der amerikanischen Röntgenologie große Anregungen. 
- Es standen gute Apparate in Menge zur Verfügung. Bevorzugt wurden Coolidgeröhren und Coolidge- 


apparate, die ausgezeichnete und gleichmäßige Aufnahmen ermöglichten. Schon bei der Aushebung 


wurde reichlicher Gebrauch von der Röntgendurchleuchtung gemacht, besonders zur Sicherung von 
Herz- und Lungenbefund. Im Feld selbst wurde ausgedehntester Gebrauch von den zahlreichen und gut 
eingerichteten Röntgenstationen gemacht. Freimdkörperentfernung geschah meist mit Hilfe des 
Fluoroskops. Es entstanden während des Krieges eine Anzahl neuer Röntgenverceinigungen und Rönt- 
genzeitschriften, welche auch jetzt im Frieden das Interesse an der Röntgenologie wachhalten und zu 
ihrer Förderung beitragen sollen. Amerika hat verstanden, sich von den europäischen Zeitschriften 
unabhängig zu machen, | 

H. Koch (Eßlingen): Raumersparnis bei Anlage von Röntgenräumen für mittelgroße Kranken- 


= anstalten. (M. m. W. 1923, Nr. 13, S. 399.) Dreiteilung: 1. Maschinenraunı, 2. in der Mitte Bestrahlungs- - 


‚raum, 3. Diagnostikraum, zugleich als Schutzhaus für das bestrahlende Personal gebaut, mit Bleiglas- 
fenster — also’ein „Schutzhaus- Diagnostikzimmer“. 
A. Leb (chir. Kl. Graz): Langenembolie nach Fistelfüllung mit Beckscher Wismutpaste. (Beitr. 


= z. klin. Chir. 128, 2, S. 515.) In die socben ausgekratzte Fistel einer Strumektomienarbe wurden 10 cem 


einer 30°%/0. Beckschen Wismurarbonutpaste injiziert Kollaps. Röntgendurchleuchtung zeigt klein- 


XXXI, 1. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Physik, Technik). | 109 


bohnengroße schollige Einlagerungen im Schatten des r. Hauptastes der A. pulmonalis, im 
 untern Lungenfeld beiderseits Tüpfelung bzw. feine netzförmige Zeichnung. Nach einigen Tagen dop- 
pelseitiges Pleuraexsudat; Erscheinungen gehen zurück, auch die Bi-Flecken bis auf geringe Reste 
(Rö.-Skizze). 

Bernh. Nikolo (Cleveland, Ohio): Die wesentlichen Punkte der Technik der Röiieeninter: 
suchung der Harnorgane. (Amer. Journ. of Roentgenology, Jan. 1923.) In allen Fällen sollen die ge- 
samten Harnwege untersucht werden, nicht nur ein Teilabschnitt, da häufig mehrere Steine in ver- 
schiedenen Abschnitten der Harnwege gefunden werden. Die Einführung eines strahlenundurchlässigen 
Katheters in die Urethra kann weder Lage noch Charakter eines im Harnleiter gelegenen Schattens 
bestimmen, es müssen außerdem Urethrogramme gemacht werden. Bei Nierenbeckenaufnahmen soll 
der Patient sich in horizontaler Lage befinden, da sonst die schattengebende Lösung abfließt. Ein 
Spezialuntersuchungs- und -Aufnahmetisch wird empfohlen. 

Schönbauer: Extensionstisch mit Röntgenuntertischeinrichtung. (Vortrag in d. Freien a Ver- 
einigung d. Chir. Wiens 9. 11. 22; Bericht W. m. W. 1923, Nr. 8, S. 408.) Dient zur Einrichtung von Frak- 
turen mit Extensionsklammern unter Röntgenkontrolle. 

Staunig: Zur Meßgenauigkeit der spektrometrischen Methode von March, Staunig und Fritz. 
(Deutsche med. W. 1923/16.) St. beschreibt die neuen Verbesserungen, die an dem Spektrometer der 
obengenannten Verfasser angebracht sind. Vor allem ist es jetzt auch möglich, mit dem ADDTAUAI 
spektrographische Aufnahmen zu machen. 

Stum pf (München): Die Übertragung von Röntgenschirmbildern in vorkédrucktie Schemata 
mittels des Zeichenapparates „Parvograph“. (M. m. W. 1923, Nr. 15, S. 470.) 

J. Szabó (II. chir. Kl. Budapest): Die Pyelographie. (Beitr. z. klin. Chir. 128, 2, S. 433). Keine 
Gefahr bei vorsichtiger Technik: Am Vortage mildes Laxans, einige Stunden vor Untersuchung 
Klysma; 1 bzw. 2 Ureterkatheter (höchstens Nr. 5), die nicht bis ins Nierenbecken zu reichen brauchen. 
Messung des abfließenden Urins unter Beachtung etwaiger reflektorischer Polyurie (farbloser Urin). 
Aus Glasirrigator oder 20 cem-Rekordspritze erfolgt vorsichtige Injektion von 20°/, Bromkalilösung 
mit einigen Tropfen Indigkarminlösung, um sogleich zystoskopisch den Rückfluß der eingespritzten 
Lösung beobachten zu können. Nach der Aufnahme Ablassen der Flüssigkeit, Auswaschung des Nieren- 
beckens mit sterilem Wasser. Bei starker Harnverhaltung dürfen nicht mehr als 30—35 cem einge- 
spritzt werden. Bei Blutungen oder Verletzung soll Pyelographie unterbleiben. Sie ist wertvoll bei 
Erkrankungen nicht nur des Urogenitalsystems, sondern auch der Umgebung. 

Timmer: Die Entwicklung der Röntgenplatten. a) Die Faktorentwicklung nach Watkins. 
(Kongreßbericht in Nederl. Tijdschr. voor geneesk. 1922, II, Nr. 22, S. 2429.) Der Watkinsche Faktor 
errechnet sich aus dem Quotienten der Anentwicklungszeit und der Gesamtentwicklungsdauer. Er ist 
für jeden Entwickler konstant und erlaubt den Rückschluß auf korrekte Belichtung. b) Entwicklung 
bei gelbem Licht. ce) Neo-Röntgenplatte. 

Uspenskiu. Konobejewski: Untersuchung mikrokristallinischer Strukturen mit Hilfe 
von Röntgenstrahlen. (Aus den Vhdlgen. d. Röntgenol. u. Radiol. Inst. in Petrograd, Berlin 1922.) 
Analyse von Röntgenbildern von Aluminiumblech, Kupfer, Platin, Eisen u. a. nach den Gesetzen der 
Reflexion und Analogie der Röntgenbilder rotierender Kristalle. 

K. W. Wagner: Der physikalische Vorgang beim elektrischen Durchschlag von festen Isola- 
toren. (Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissensch. Berlin, 1922, S. 438.) Nach 
Ansicht des Verf. erfolgt der elektrische Durchschlag eines festen Isolators dadurch, daß das Material 
an einzelnen Stellen eine etwas größere elektrische Leitfähigkeit besitzt als an anderen, und daß in- 
folgedessen durch die ersteren Stellen unter dem Einfluß der angelegten elektrischen Spannung ein 
stärkerer Strom hindurchfließt und sie daher auch stärker erwärmt. Durch diese Erwärmung wächst 
dann aber wieder die elektrische Leitfähigkeit und hierdurch wieder die Erwärmung usw., kurz: sowohl ` 
Leitfähigkeit wie Temperatur der betr. Stellen wachsen lawinenartig an, bis der Durchschlag erfolgt. 
Man kann diese Auffassung, die übrigens durch zahlreiche Versuche unterstützt wird, auch so aus- 
drücken,'daß der Durchschlag eines festen Isolators durch das Verbrennen des Materials längs ciner 
fadenurtigen Linie infolge von Überlastung dieser Linie mit elektrischem Strom bewirkt wird. — Nach 
Ansicht des Referenten dürfte diese Auffassung zwar in vielen Fällen, zumal bei brennbaren Stoffen, 
zutreffen; in anderen Fällen dagegen, z. B. beim Glas, erscheint es ihm aber doch richtiger, anzunehmen, 
daß hier der Durchschlag infolge einer stärkeren Ionisation längs gewisser fadenförmiger Linien 
durch das Material hindurch bewirkt wird, wie es ja beim Durchschlag gasförmiger Substanzen zwei- 
fellos der Fall ist. | | 

W antz (Chicago): Grundsätzliches über stereoskopisches Sehen. (The Journ. of Radiol., Jan. 
1923.) Perspektivisches und stereoskopisches Sehen sind nicht als Synonyma zu brauchen: Wenn von 
2 in gleichem Abstande vom Beobachter angebrachten Lichtkörpern der eine verdunkelt wird, so ent- 
fernt der dunklere sich scheinbar vom Beobachter, während der hellere sich scheinbar dem Beobach- 


u = 110 | ee Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. E XXXI, 1., 


ofe ~ ter nähert, es wird also eine Perspektive vorgetäuscht. Die Nutzanwendung für dic Beobachtung von 
= | stereoskopischen Röntgenbildern ist, daß die beiden Platten gleichmäßig beleuchtet werden müssen, 
R ~ wenn nicht eine falsche Perspektive hervorgerufen werden soll. Die Lichtquellen im Stereoskop dürfen 
© a nicht zu grell sein, da sonst die Retina und der Sehnerv gegen stereoskopisches Schen abgestumpft 
CUT F i werden. Außerdem muß die Lichtverteilung im Stereoskop der Verteilung der Röntgenstrahlenintensi- 
‘tät auf den Platten, die von.der Mitte nach den Rändern zu abnimmt, entsprechen. Verf. konstruierte 
| = einen allen diesen Anforderungen genügenden Apparat. i 
a ko o H. Wörner (Weißenfels a. S.): Gasembolie nach Sauerstoffeinblasung. ` (Beitr. z. Klin. d. 
n | | Tuherk. 54, 3, S. 296.) Nach Nachfüllung eines künstlichen Pneumothorax tödliche Embolie infolge 
| Anstechens der zungenförmig an der Thoraxwand adhärenten, infiltrierten Lunge. 
TR |  H. Zerner (Berlin): Die Röntgendurchleuchtung des Magendarmkanals mit Röntyum. (Med. 
a K]. 1923, Nr. 4, S. 115.) „Röntyum“, OC. A. F. Kahlbaum, enthält 96% Baryumsulfat, 4°/, eines 
er .  Sehutzkolloids als schleimigen Zusatzstoff und geringe Mengen Vanillin und Saccharin als Geschmacks- 
u | :  korrigentien. Wesentlich bei dem Präparat ist die außerordentlich feine Mahlung des Baryumsulfats. 
| Packungen zu 200 g kommen in den Handel: Durch Rühren des Röntyums mit Wasser entsteht der ge- 
brauchsfertige Brei. Infolge der feinen Verreibung und großen Viskosität haftet das Röntyum ziem- 
lich lange an den Wänden der Organe, so daß man z. B. auch nach dem Einnehmen noch länger die 
Konturen der Speiseröhre betrachten kann. Magenveränderungen geringeren Grades, wie kleine 
ln.  Füllungsdefekte waren deutlich sichtbar. Als normale Entleerungszeit des Magens sind 2 Stunden an- 
fr zusehen. Schädliche Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Der Preis von Röntyum ist als ver- 


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I, N 


ee | K hältnismäßig billig zu bezeichnen. 


I | E Diagnostik. 
: f | 2. Anatomie, Physiologie. 
EIE | A. E. Barklay (Manchester, England): Über die Funktion der Magenmuskeln. Einige iek 
eh Zr trische Experimente. (The Amer. Journ. of Roentg., Dez. 1922.) Verf. fordert, daß die Physiologie des 
a 2 i Magens genauer studiert wird. Er lehnt das Wort Hypotonie und Hypertonie für dis Magenfunktion 
- ab. Da die Muskelfasern lebende Zellen sind, ist das Wort Atonie ebenfalls nicht brauchbar. Verf.. 
. schildert kurz die Charakteristik des atonischen Magens und der Gastroptose. Die elektrische Erreg- 
Be, | barkeit des Magens wurde von ihm während der Laparotomie geprüft: Indifferente Elektrode breit 
Ä l auf den Rücken gelegt, olivförmige Elektrode direkt an die Magenwand gebracht. Möglichst leichte 
Narkose. Sinoidaler Strom gab gute Ausschläge. Bei Berühren der vorderen Wand und der großen 
' Kurvatur gab es eine peristaltische Welle und eine typische Einziehung in dem Sinne, daß die große 
Kurvatur nach der kleinen Kurvatur zu gezogen wurde (Ringschichtverkürzung). Bei Berührung der 
kleinen Kurvatur und des unteren Drittels keine Kontraktionen, nur eine Tendenz der Längsstreckung 
-des Magens. Bei Berührung der kleinen Kurvatur im oberen Drittel wurde der ganze Magen nach oben. 
gezogen (Kontraktion des Obliquus, der isoliert arbeitete). Der peritoneale Überzug bei einem Duode- 
| nalulkus wurde gereizt: lokal keine Reaktion; dafür aber eine Einschnürung im unteren Drittel des 
E pa Magens, ähnlich dem Bilde eines Sanduhr-Magens bei Duodenalulkus. Die Untersuchungen Bark- 
l a y s lassen eventuell den Schluß zu, daß die verschiedenen Muskelzüge des Magens isoliert zu arbeiten 
TES imstənde sind. Gastroptose könnte demnach als eine Verlängerung des Obliquus angesehen werden, 
ae a Zr Hypotonus oder’ Atonie des Magens dürfte auf eine Schwächung, Dehnung und Verlängerung der zir- 
k: | | kulären und longitudinalen Schichten zurückzuführen sein. Oblique Schicht trägt die Last des Magens. . 
M 2 Zirkulär- und Longitudinal- Schicht sind die Peristaltikmuskeln und geben ihm seine charakter istische 
Stellung. | 
L. Delherm u. Rob. Chaperon: Anatomische Röntgenstudie des medianen Herzgetä- 
schattens bei postero-anteriorer Durchleuchtung. (J ourn. de Radiol. et d’Electrol. Bd. 7, Nr. 1, Jan. 19% 
. 8.1.) Untersuchungen an 14 Leichen, mehr als 175 Röntgenaufnahmen, ohne Thoraxeröffnung R 
ı: Verwendung von Bleizeichen und Baryt-Milch-Injektionen (mit einer schematischen Zeichnung und 
acht Röntgenogrammen). An dem Herzgefäßschatten der rechten Seite lassen sich 4 Teile abgren- 
a zen: 1. oben der venöse Truncus brachio-cephalicus, mit Verlauf nach innen und unten; 2. der meist 
S | vertikal, mitunter leicht konvex verlaufende Rand der Vena cava sup., deren Beginn unten durch eine 
| Nische abgesetzt ist; 3. anschließt der rechts konvexe rechte Vorhof, an dessen unterer Grenze durch 
eine Nische abgesetzt sich 4. der kurze Vertikalrand der Vena cava inf. ansetzt. — An dem linken 
' Herzgefäßschatten lassen sich 5 Abschnitte festlegen: 1. zuoberst — vertikale Linie — projiziert sich 
der Sternovertebralschatten, in der Länge vom Aszensus des Aortenbogens abhängig 2, der horizontale 


XXXI, 1. | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 111 


Endteil des Aortenbogens; 3. der vertikal bzw. schräge Anfangsteil der Aorta ascendens (1 bis 2 cm 
Breite: bis 5 enı Breite bei Aorta senilis!); 4. die Arteria pulmonalis (bei Querherz und Vorhofserweite- 
rung kann der erweiterte linke Vorhof über das Pulmonalisprofil hinausragen); 5. der linke Ventrikel. 
— Bei Zugrundelegung der- anatomischen Studien ließ sich feststellen, daß die Vena cava sup. beim 
Lebenden fast ständig sichtbar oder darstellbar ist. Häufig ist auf 2 cm Ausdehnung auch die Cava inf. 
sichtbar. Der Aortenschatten überragt normaliter nicht den Cavaschatten, die Aszendens ist also bei 
der frontalen Durchleuchtung nicht sichtbar. Daß sich an den Aortenhalbkreis ein kleines Segment 
der Deszendens anschließt, muß bei Messungen berücksichtigt werden. Bei der gewöhnlichen Messung 
in Frontaldurehleuchtung mißt man nicht die Aortenbreite allein, sondern die gesamten sich darstel- 
lenden Gefäßschnitte der Aorta. 

Gösta Forssell (Stockholm): Studien über den Bewegungsmechanismus der Schleimhaut 
der Verdauungsorgane. (Journ. of Roentg. X, 2, Febr. 1923). Die im 3. Kongreßheft des 30. Bandes der 
„Fortschritte“ (1922), S. 54 skizzierte Arbeit, mit außergewöhnlich instruktiven und schönen Ab- 
bildungen. _ 

E. Kratzeisen (Mainz): Über die Magenform. (Beitr. z. path. Anat., 71, 2, S. 361.) Studie an 
frisch mit einlaufender 30proz. Formalinlösung (30° C) fixierten Leichenmägen. Verf. unterscheidet: 
Fornix — Sulcus superior — Corpus — Sulcus medianus — Vestibulum pyloricum (Volkmanns 
„Fundus‘“) — Sulcus intermedius od. inferior — Canalis pyloricus. Die Formalinlösung fixiert die 
schon vorhandene Form, verstärkt höchstens die vorhandenen Einschnürungen geringgradig. In fast 
allen gut gehärteten Mägen war im Corpus, in Höhe des Sulcus medianus, ein mehr oder weniger 
breiter Gürtel zu sehen (Asch offs „Isthmus“). Es ließen sich nicht etwa eine Anzahl anatomischer 
_ Grundformen, sondern nur verschiedene funktionelle Erscheinungsformen des Magens feststellen. Im 
Röntgenbild geht die „Magentaille“ u. a. deshalb verloren, weil sich der Magen in der Regel um die 
kleine Kurvatur als Achse nach vorne dreht, so daß die große Kurvatur der vorderen Bauchwand an- 
liegt. Die normale Höhenlage des Pylorus und der Kardia schwankt, letztere entspricht dem 12. BW, 
1. oder 2. LW. Am normalen Magen wird Pylorus und kleine Kurvatur von der Leber völlig bedeckt. 
Eine exakte Trennung von typischer normaler und pathologischer Lage des Magens ist nicht durchzu- 
führen, man muß stets das gegenseitige Verhältnis zwischen Leber und Magen in Betracht ziehen. 

l Riha (Innsbruck): Radiographische Dentitionsbilder als Index für die Altersbestimmung von 
Föten und Neugeborenen. (Ztschr. f. Stomatologie 1922, Heft 11.) Für Bestimmung des 6.—9. Embryo- 
nalmonats geben die „‚„Zahnscherbehen“ auf Röntgenbildern sichere Hinweise, welche forense Be- 
deutung haben. Das Alter eines Fötus und eines Neugebornen bis zum 3. Lebensmonat läßt sich mit 
großer Wahrscheinlichkeit — in gewissen Grenzen — bestimmen. Für späteres Alter ist die Schwan- 
kungsbreite der einzelnen Formen noch zu ermitteln. 

K. Sick (Stuttgart): Die Rolle der Muscularis mucosae bei der Magenentleerung. (Klin. W, 
1923, Nr. 7, S. 293.) Bei der Entleerung des Magens sind neben der gewöhnlichen, in ringförmigen Ein- 
schnürungen fortschreitenden Magenperistaltik und dem Mageninnendruck noch kleinere Bewegungen . 
der Magenschleimhautfläche wirksam, die durch Bewegungen der Muscularis mucosae vermittelt wer- 
den können. Bei:vorgeschrittener Magenentleerung, wenn nur noch geringe Mengen im Magen vor- 
handen sind und die große Peristaltik nachläßt, können diese kleinen Wellen bei der Durchleuchtung 
besonders deutlich hervortreten, die die letzten Reste des Mageninhalts gewissermaßen hinauskehren. 
Es mag sein, daß sie auch bei der Mischung des Mageninhalts eine Rolle spielen (Abbildungen). (Vgl. 
Forssell, „Fortschritte“ XXX, Kongreßheft 3.) j 


3. Fremdkörper, Konkremente. 


E. Bircher u. Berger (Aarau): Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung der 
Spitzgeschosse. II. Teil. (Beitr. z. klin. Chir. 129, 1, S. 193.) Mit zahlr eichen Skizzen, Skelett- und 
Röntgenbildern. 

v. Eieken (Berlin): Über diagnostische und therapeutische Fortschritte bei Fremdkörpern der 
Speiseröhre. (Med. Kl. 1923, Nr. 12, S. 371.) Die Kenntnisse und Behandlung der Speiseröhren-Erkran- 
kungen haben sich seit der Röntgenuntersuchung und Ösophagoskopie grundlegend geändert. Vor den 
Extraktionsversuchen und dem Hinabstoßen wird dringend gewarnt (Kunstfehler). 10°% aller Fremd- 
körper bleiben im Hals in der Speiseröhre stecken, die meisten geraten erst durch ärztliche Hilfe 
tiefer. Sicher beweisend für stattgehabte Perforation ist das Auftreten von Emphysem. — Dieses be- 
sonders wichtige und sichere Zeichen stattgehabter Perforation läßt sich gelegentlich in der Röntgen- 
aufnahme, in Form einer scharf sich abhebenden Schattenaussparung, in den Weichteilen der hinteren 
Rachen- und Speiseröhrenwand zur Darstellung bringen. Je früher mit Sicherheit Durchdringen von 
Luft durch die Speiseröhrenwand festgestellt wird, um so besser für den Kranken, weil da frühzeitige 
Freilegung erfolgen und der so überaus gefährlichen periösophagealen Phlegmone vorgebeugt werden 


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112 u oe Ge | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Kuslanden = XXXI, 1. 


| kann. Bei dem geringsten Verdacht einer Perforation ist das Röntgenbild unter allen Umständen zur 
Kontrolle heranzuziehen. f 

= Pfuhh: Skelettfreie iurant des vorderen Bulbusabschnittes zur Beting sehr 
kleiner intraokularer Fremdkörper. (Augenärztl. V. in Leipzig 18. 2. 23; Bericht Klin. Mbl. f. Aughk. 
Bd. 70, S. 398.) Das von Vogt angegebene kombinierte horizontale und vertikale Aufnahmeverfahren 
bewährte sich in 3 Fällen, in welchen die gewöhnliche Technik versagt hatte (u. a. ein hinter der Iris 
sitzender Eisensplitter dargestellt, Größe 0,75 mm, Gewicht 0,1 mg). 

Hinz: Pankreassteine. (Vortr. in d. Berliner Ges. f. Chir. 8. 1. 23; Bericht D. m. W. Nr. 6, 
D. 205.) Mit Aussprache über die differentialdiagnostischen Schwierigkeiten (Uretersteine, verkalkte 
Mesenterialdrüsen). 

~ Hohlweg (Duisburg): Zur Diagnose der Nierensteine, speziell mit Hilfe der Pyelographie. 
(Vortrag Med. Ges. Gießen 5. 12. 22; Bericht M. m. W. 1923/10, S. 315.) 

Janssen (Düsseldorf): Demonstration einiger Röntgenbefunde des Harnsystems und der Nash. 
barorgane. (Vortr. in d. Vereinigg. Niederrheinisch-Westfäl. Chir. 4. 11. 22; Bericht Zbl. f. Chir. 1923, 
Nr. 8, S.,819.)'a) Doppelseitiger Ureterstein, 1 cm von der Wistnutnreterensönde entfernt liegend! 
b) Wiederholt an gleicher Stelle oberhalb der Blase röntgenographisch festgestellter Ureterstein glei- 
tet während der Operation (Beckenhochlagerung, Erschlaffung der Harnleitermuskulatur in Narkose!) 
ins Nierenbecken hinauf. c) rechtsseitiger vermuteter Pelvisstein lag in der Gallenblase, wäre aber mit 
‚.. Pyelographie wohl richtig gedeutet worden. d) Zackiges Kalkkonkrement im untern Nierenpol, da- 
neben 5 ringförmige Gallenblasensteine. 
~ Riese: Kalkgeschwulst der Finger. (Berliner Ges. f. Chir. 8.1. 23; Bericht RI. Wi 1923, Nr.10, 
S. 468.) Eas 

G. Schwarz: Röntgenbilder eines Falles von Cholelithiasis (V ortrag in d. Ges. d. Ärzte in 
Wien 23. 2. 23; Perio W. m. W. 10 Nr. 10, S. 408.) eo 


4. Knochen- und Gelenkkrankkeilen; Mißbildungen. 


` Aubry u. Pitzen (München): Zur Diagnose des spondylitischen Abszesses im Röntgenbild. 
(Zschr. f. orthop. Chir. 43, 2, S. 247.) Besprechung der Symptome in den verschiedenen Abschnitten der 
Wirbelsäule, Differentialdiagnose, Röntgenskizzen. Der Umfang der Zerstörung an der Wirbelsäule 
_ ist röntgenologisch nicht immer sicher festzustellen. Die scheinbare Vermehrung des Kalksalzgehalts 
in dern tuberkulösen Wirbeln ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. 
| Augeet Ali nat: Ein Fall von Heptadaktylie. (Arch. d’Electr. med. et de Physiother. Nr. 485, 
Febr. 1923, S. 49.). In dem kleinen Aufsatz wird eine kongenitale Deformität beschrieben. Bei einem 
Soldaten fanden sich 7 Zehen, wovon 6 wie die normalen am Fuße saßen und die 7. zwischen der 3. und 
4. Zehe ansetzte, ähnlich der großen Zehe. Die Röntgenuntersuchung wies nach, daß auch die über- 
zähligen Metatarsien vorhanden waren. Der andere Fuß war. normal. l 
 Axhausen: Die Köhlersche Krankheit der Metatarsalköpfchen. (Berliner Med. Ges. 7. 3. 23: 
Bericht M. m. W. 1923, Nr. 11, S. 346.) Verf. nimmt Nekrosen, Ernährungsstörungen infolge mykoti- 
- scher Embolien, dann Regeneration von der Metaphalanx aus an. Aussprache in Nr. 13, S. 411. 
'G.Axhausen (Berlin): Der Krankheitsvorgang bei der Köhlerschen Krankheit der Metarsal- 
köpfchen und bei der Perthesschen Krankheit des Hüftkopfes. (Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 14, S. 553.) Nach 
A. ist die Grundlage des Köhlerschen Krankheitsvorganges eine aseptische Nekrose der gesamten . 
Knochen-Epiphysen der distalen Metatarsalenden. In diesem Frühstadium fehlt jede Zusammenhangs- 
trennung der Knochen. Das Röntgenbild ist demnach ohne jede Veränderung. Erst im weiteren Vor- 
lauf — oberflächliche Impressionsfraktur der breiten Epiphysen — zeigt das Röntgenbild zunehmend 
| bemerkenswer te Veränderungen. Der Endausgang — Spontanfraktur kann häufig als. Folge auftreten 
.- — ist eine ausgesprochene Arthritis deformans. Röntgenologisch stimmt die Köhlersche Krank- 
heit mit der Perthesschen Krankheit des Hüftkopfes überein. Danach und nach bestehendem Be- 
funde usw. ist kaum zu bezweifeln, daß beide Kränkheiten auch ursächlich übereinstimmen. Der ana- 
‚tomische Krankheitsvorgang beider Erkrankungen läßt sich aus den histologischen Bildern ablesen, 
‚nicht aber die ‚Ursache der ursprünglichen Ver änderungen. Sicherlieh scheidet eine traumatische Ein- 
wirkung im Sinne einer Zusammenhangstrennung innerhalb der Epiphyse als Ursache aus. 
= M. Backhaus (Düren): Beobachtungen mit der Enzephalographie zur ln 
eines Hydrocephalus internus gegenüber Metastase nach intraokularem Tumor. (Klin. Mon.-Bl. 
Aughk,, Bd. 70, März 1923, S. 330.) Bei 5!/sjähr. Kind wurde die Diagnose Hydroceph. int. che | 
- durch Enzephalogramme, welche deutlich erweiterte Seitenventrikel mit UBSIERe1lespiegchn und 
' median gestelltes Septum pellucidum zeigten. 
Bartenwer fer (Berlin-Dahlem): Destruktive Epiphysenerkrankung bei 2 Kindern von. mon- 
 goloidem Aussehen. (Zschr. f. orthop. Chir. 43, 2, S. 201.) Neben rachitischen Diaphysenverkrümmungen 


XXXI, 1. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. | 118 


fanden sich schwere Veränderungen an den Epiphysen mit entsprechend hochgradigen Deformitäten 
namentlich der Hüftgelenke, verursacht wohl durch eine zunächst noch unbekannte endokrine Stö- 
rung; im einen Falle war auch Lues congenita mit im Spiel. 

J. Belotu. Francois Lepennetier: Die Knochenveränderungen am oberen Humerus- 
ende., (Journ. de Radiol. et d’Electrol., März 1923, S. 97.) Zur sicheren Erkennung von Veränderungen 
des oberen Humerusendes ist eine genaue Röntgenuntersuchung unerläßlich. Die Röntgenunter- 
suchung gestattet häufig erst den Nachweis unerwartet vorhandener, teilweise erfolgter Fraktur. Die 
Aufnahmestellung wird sehr oft von der Gelenkbeweglichkeit abhängen müssen. Wenn möglich kom- 
men Aufnahmen in stärkster Innen-, in Außen-Rotation und in Halbpronation des Unterarmes in Be- 
tracht. Die Röntgenuntersuchung ist für Erkennung von Anlageveränderungen, von Frakturen, akuten 
und chronischen Infekten, von Neubildungen gleich wichtig. Frühdiagnosen hängen mitunter von der 
frühzeitigen Anwendung des Röntgenverfahrens ab. Die Deutung der Röntgenogramme erfordert 
Kenntnisse der Literatur und persönliche Erfahrung. Mitunter wird man sich zur mehrfachen Auf- 
. nahme entschließen müssen, um ein endgültiges Urteil fällen zu können. 

Bloodgood: Eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte der Diagnose und Behandlung 
von Knochenerkrankungen. (Am. Journ. of Roentg., Jan. 1923.) Kurze Angaben zur Differential- 
diagnose zwischen Sarkom und gutartigen Knochen- und Periosterkrankungen (zwecks Vermeidung 
unnötiger Amputationen). Die gutartigen Erkrankungen des Periostes und Knochens, die zu Ver- 
wechslungen mit dem Sarkom Anlaß geben, sind: traumatische, infektiöse, syphilitische und tuber- 
kulöse Periostitis, ferner Exostosen und seltene Formen der Osteomyelitis non suppurativa. In zweifel- 
haften Fällen ist histologische Untersuchung notwendig. Die Amputation ist nur dann vorzunehmen, 
wenn die internen Mittel, Radium- und Röntgenbestrahlung, versagen. 

Bloodgood (Baltimore, Maryland): Knochenzysten (Ostitis fibrosa deformans) und deren 
Varietät: polyzystische Ostitis fibrosa, eine entzündliche Erkrankung des Knochenmarkes und der 
Knochenwand mit vorausgehender Ossifikation, der Epiphyse. (Journ. of Radiol., Jan. 1923.) Beschrei- 
bung von 5 Fällen,von gutartigen Knochenzysten, die meist in den Epiphysen beginnen, zu Frakturen 
führen können, und häufig Anlaß zur Annahme von sarkomatöser Erkrankung geben. Die Therapie be- 
steht in gründlicher Auskratzung der Zysten und bei Verdacht auf Sarkom in Röntgen- und Radium- 
bestrahlungen. Die mikroskopische Untersuchung muß über den Charakter der Neubildung entscheiden. 

M.Budde (chir. Univ.-Kl. Köln-Lindenburg): Zur Frage der abortiven Form der Chondrodystro- 
phia foetalis. (D. Zschr. f. Chir. 177, 5—6, S. 378.) Verf. berichtet über 2 Fälle von umschriebener prä- 
maturer Synostose, die er als chondrodystrophisch auffaßt. Er glaubt, daß auch Fälle von Madelung- 
scher Deformität und von angeborner Coxa vara und bei weiterer Fassung des Begriffs Chondrodystro- 
phie auch Fibula-, Ulnadefekte u. a. hierhergehören. 

Budde: Zur Pathologie des Proc. trochlearis calcanei. (Wissensch.-ıned. Ges. an d. Univ. Köln 
2. 2. 23; Bericht M. m. W. 1923, Nr. 11, S. 348.) Abnorme Entwicklung, dazu Hyperostose durch Reiz 
eines chron. Ule. varicos. am äußern Knöchel. Ä | | 

P. Caan (chir. Kl., Augustahosp. Köln): Die Schafttuberkulose der langen Röhrenknochen. 
(Beitr. z. klin. Chir. 128, 3, S. 691.) Warum diese Erkrankung so selten ist im Vergleich zu den andern 
Osteomyclitiden, bzw. warum die Tuberkulose die Gelenkenden bevorzugt, ist unklar. Für die primäre 
Schafttuberkulose nimmt Verf. kongenitale Zirkulationsanomalien an. In der Hauptsache erkranken 
Jugendliche; am häufigsten wird die Tibia befallen, dann folgen, Ulna, Radius, Humerus, Femur, und 
zwar die Metaphyse. Die Zerstörung ist mehr weniger ausgedehnt; je oberflächlicher der Herd, desto 
lebhafter die Periostwucherung. Es kommt flaschenförmige Auftreibung, Abszeß- und Sequesterbil- 
dung vor. Der Verlauf ist in der'Regel fieberfrei und fast schmerzlos. Sekundär kann die Diaphyse 
vom Gelenk oder der Epiphyse her erkranken (infiltrierende progressive Tuberkulose). 

Cahen-Brach (Frankfurt a. M.): Zur Ätiologie der Köhlerschen Metatarsalerkrankung. 
(Arch. f. klin. Chir. 124, 1, S. 144.) Bericht über einen resezierten und genau untersuchten Fall: 13jähr. 
Mädchen; erste Beschwerden im Anschluß an Umknicken beim Hochsprung; Erörterung der strittigen 
Fragen, Literatur. 

Max Coh n: Schulterblatthochstand. (Berl. Orthopäd. Ges. 27. 2. 23; Bericht Kl. W. 1923, Nr. 21, 
S. 998.) Mit Ausspr. 

Darling: Kann eine Norm für die Behandlung von Infektionsherden an Zähnen aufgestellt 
werden? (Journ. of Radiol., Febr. 1923.) Umfrage bei 200 Zahnärzten über Behandlung der Wurzel- 
eiterungen, der Alveolarpyorrhoe und über die Bedeutung der Röntgenaufnahmen bei Wurzeleiterun- 
gen. 75°/o der befragten Zahnärzte bedienten sich zu diagnostischen Zwecken der Röntgenaufnahmen. 

Dürig (Wilhelmshaven): Beitrag zur Atiologie der Köhlerschen Krankheit. (M. m. M. 1923, 
Nr. 12, S. 362.) 21jähriger Signalmatrose zeigte die Erkrankung am 2. Metarsale, mit sekundärer Arthri- 
tis deformans. Im Resektionspräparat fanden sich 2 freie Gelenkkörper, bestehend aus Knochenstück- 
chen mit fibrösem Mark und knorpeligem Überzug. Da Trauma, Lues, Tuberkulose fehlte, dagegen das 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. i 15 


114 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). XXXT, 1, 


vordere Fußgewölbe eingesunken war — Pes transversoplanus, deutlich an Querschnitten durch Ab- 
drücke des abrollenden Fußes in Glaserkitt —, nimmt Verf. mit Baensch einc statische Genese des 
Leidens an, welche auch durch die Beschäftigung des Mannes erklärlich war: Überlastung des 2. Me- 
tatarsalköpfchens wie bei der „Marschfraktur“. 

Fleischner: 3 Fälle von Ostitis deformans Paget. (Vortrag in d. Ges. f. innere Med. u. Kin- 
derheilk. in Wien 25. 1. 23; Bericht W. m. W. 1923, 7, S. 345.) 

Fleischner: Multiple Epiphysenstörungen an den Phalangen der Hände. (Gcs. f. innere Mel. 
u. Kindhk. in Wien, 8. 2. 23; Bericht W. m. W. 1923, 14, S. 667.) Osteochondropathia juvenilis, in die 
Gruppe der Köhlerschen, Perthesschen usw. Erkrankung gehörig. 
| S. Fraenkel: Die Röntgendiagnostik der Akustikustumoren. (Moskowski Medizinski Journal, 
Jg. 2, Nr. 5—6, 1922.) Nach dem Vorschlage von Henschen hat Autor in 4 Fällen von Akustikustu- 
moren Röntgenaufnahmen des Schädels in sagittaler Richtung gemacht, wobei vergleichsweise so- 
wohl die gesunde, wie die kranke Seite untersucht wurde. In allen 4 Fällen ergab sich eine Erweiterung 
des Meatus acusticus internus, in drei von diesen Fällen kam es zur Sektion, wobei die Diagnose Akusti- 
kustumor bestätigt werden konnte. Autor kommt zum Schlusse, daß in allen Fällen, wo ein Verdacht 
auf Akustikustumor vorliegt, 2 seitliche Röntgenaufnahmen gemacht werden müssen, da die Diagnose 
dadurch bedeutend gefördert werden kann und evtl. auch auf Grund der Aufnahme dic Art des opera- 
tiven Eingriffes näher bestimmt werden kann. 

v. Gaza (Göttingen): Über Leontiasis ossea und Ostitis fibrosa (beides kombiniert). (25. Tagung 
d. Vereinig. nordwestd. Chir. 5.—6. 1. 23 Hamburg; Bericht Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 16, S. 660.) 
| Hackenbroch (Köln): Olliersche Wachstumsstörung — Chondromatose des Skeletts. (Arch. 
Í. orthop. u. Unfallchir. 21, 2, S. 206.) Beschreibung von 3 Fällen, deren Röntgenbefund in den 
„Fortschr.“ Bd. 30, Heft 5/6, S. 432 abgehandelt ist, nebst kurzer Mitteilung eines 4. Falles. 

Hackenbroch (Köln): Beitrag zur Atiologie und Pathologie der Osteochondritis deformans 
en juvenilis. (Arch. f. orthop. u. Unf.-Chir. 21, 2, S. 191.) 15 Fälle: 3 „idiopathische“, ohne charakte- _ 
ristische Anamnese, 5 mit erheblichen Traumen, 3 mit kongenitaler Luxation verbunden, 4 unmittel- 
bar nach bakterieller Infektion aufgetreten. 2 Fälle waren mit Coxa vara rachitica verbunden, davon 
einer doppelseitig nach Behandlung mit Abduktionsverbänden. Veränderungen an der Pfanne waren 
fast in allen, auch frischen Fällen sichtbar. Je nach Art der Behandlung (Belastung) änderte sich die 
Form und Struktur des Femurkopfes. 

Hackenbroch (Köln): Zur kongenitalen Wirbelsäulenverkrümmung. (Arch. f. orthop. u. 
Unfailehir. 21, 2, S. 223.) 1. Säugling; die Wirbelanomalien werden als sekundär, bei mechanischer 
Raumbeengung infolge Fruchtwassermangels aufgefaßt; 2. 7monat. Mädchen, Spaltbildung in den 
Bögen fast aller Brustwirbel, Verschmelzung mehrerer Rippen; 3.—5. rein exogen bedingte Fälle. 

Häbler: Knochenbildung in der Laparotomienarbe. (Vereinsvor trag Würzburg: Bericht s. 
M. m. W. 1923, Nr. 13, S. 410.) | 

J. Haß (Wien): Die Entstehung der sogen.. Belastungsdeformitäten im Lichte neuerer For- 
schungen. (W. m. W. 19283, 5, S. 229.) Der normale Knochen erfährt bei verstärkter Inanspruchnahme 
eine Kräftigung infolge funktioneller Anpassung. Zur Entstehung einer Deformität ist also noch 
eine prädisponierende Allgemeinerkrankung notwendig (infantile Rachitis — Rachitis tarda — Hem- 
mung der aktiven Wachstumsvorgänge des Knochens). Bei der Coxa vara adolescentium ist der Hypo- 
genitalismus das Primäre, Trauma spielt höchstens eine auslösende Rolle. An der Tibiametaphyse 
und am Schenkelhals entstehen im Bereich von Looserschen Aufhellungszonen oft Fissuren als Aus- 
gangspunkt für die Verbiegung. Die Skoliose beginnt mit Abschrägungen der Wirbelkörper infolge 
mangelhafter Epiphysenverkalkung. Nur der Plattfuß scheint infolge Überlastung allein entstehen 
zu können. Röntgenskizzen. 

O. H citzmann u. H. En g el (Berlin): Epiphysenerkrankungen im Wachstumsalter. (Klin. 
Wschr. 1923, Nr. 9 u. 10.) An 20 Fällen von Osteochondritis hat sich ätiologisch kein sicherer neuer 
Gesichtspunkt gewinnen lassen. Familiäres Vorkommen im Sinne einer angeborenen Disposition, einer 
mangelhaften Keimanlage, ist kaum wahrscheinlich. Demnach ist kein Zusammenhang dieser epi- 
physären Störungen mit sonstigen Ossifikationsstörungen am jugendlichen Skelett anzunehmen. Für 
‚Folgen innersekretorischer Störungen sowie für spätrachitische Genese haben sich keine Unterlagen 
gefunden. Der Verlauf der Krankheit dürfte sich in drei Phasen abspielen: Im Beginn Abflachung und 
Entrundung des Gelenkkopfes, in schweren Fällen vollständiger Zusammenbruch und Aufteilung des 
-Epiphysenkerns, schließlicher Ausgang in die bekannte Walzenform. Pathologisch-anatomisch be- 
. stehen die Folgen einer teilweisen oder völligen Nekrose in der Epiphysenspongiosa des wachsenden 
“Knochens. Unter der statischen Belastung plattet sich die erweichte Eiphyse ab, der Knorpelüberzug 
schmiegt sich der Form an, ohne erheblich zu leiden. Die Epiphysenlinie fängt an zu wuchern. Repa- 
ratorische Vorgänge, beginnende Wiederbelebung und Knochenneubildung der Nekrosen erklären die 
weitere Zersprengung der Epiphysenlinie und die Bildung von Knorpelinseln. Ostitis fibrosa liegt 


- XXXI, 1. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). f 115 


nient vor. Primäre Knorpelschädigungen im Sinne Axhausens waren nicht nachweisbar. Es er- 
scheint berechtigt, die juvenile Form der Arthritis deformans mit der Osteochondritis zu identifizieren. 
Echte arthritische Veränderungen lassen sich an den Randwulstungen und an den Pfannen- und Kap- 


selveränderungen nachweisen. 
Th. Hoffa (Barmen): Über zwei seltene Mißbildungen des Skelettsystems. (Jb. f. Kindhk. 101 
[51], 1—2, S. 105.) 1. Dysostosis eleidocranialis hereditaria; 2. Akrokephalosyndaktylie. 


Th. Hoffa (Barmen): Beitrag zur Osteogenesis imperfecta (Vrolik). (Jb. f. Kindhk. 101 [51], 
1—2, S. 101.) Zwei Fälle, die jetzt beide das 3. Lebensjahr vollendet haben: der eine kombiniert mit 
einer später manifest gewordenen Rachitis und einem pathogenetisch zu letzterer gehörigen Hydro- 
zephalus. 

Murk J ansen: Über Coxa plana. (Kongreßbericht in Nederl. Tijdschr. voor geneesk. 1922, 
II, Nr. 14, S. 1588.) An Hand von Röntgenskizzen schildert Vortr. ausführlich die zunehmende Abplat- 
tung des Schenkelkopfes und die rechte Winkelstellung des Halses auf Grund der vorliegenden mecha- 
nischen Prinzipien. Er macht darauf aufmerksam, daß darüber hinaus — das sei den bisherigen Unter- 
suchern entgangen — sich regelmäßig ganz charakteristische Pfannenveränderungen finden. Der Pfan- 
nenhoden erscheint entweder verdickt — die flache Pfanne, oder es kommt die weite Pfanne zustande 
durch Varusstellung des Os ischii um einige Grad. Diese Pfannenveränderungen sollen mechanisch 
die Entstehung‘ der Coxa plana erklären. Diese Veränderungen sollen auch die angeborenen Hüftge- 
lenksverrenkungen verständlich machen. Es scheinen Beziehungen zwischen beiden Krankheitszustän- 
den zu bestehen, da sie oft bei ein und demselben Individuum in der gleichen Familie vorkommen. 


Johannessen (Christiania): Kasuistische Mitteilung zur Beleuchtung der Ollierschen 

Wachstumsstörung. (Mschr. f. Kindhk. Bd. 25, S. 294.) Beschreibung eines Falles mit Röntgenbildern. 

` Erste Anzeichen (Hinken) mit 5 Jahren; das Leiden war nicht streng einseitig, betraf hauptsächlich die 

juxtaepiphysären Teile am Femur und Krus, blieb nahezu stationär. Verf. möchte mit Bentzon 

glauben, daß die Störung der Intermediärknorpelossifikation auf Gefäßveränderungen beruht, die durch 
eine Sympathikusaffektion hervorgerufen sind. 


S. Johansson (Helsingfors): Eine bisher anscheinend unbekannte Erkrankung der Patella. 
(Zschr. f. orthop. Chir. Bd. 43, H. t, S. 82.) Beschreibung von 3 Fällen im’ Pubertätsalter, die an der 
Spitze der Patella eine an die Osgood-Schlattersche Krankheit erinnernde Knochenverände- 
rung zeigen, z. T. beiderseits. Ein Trauma und geringe lokalisierte Beschwerden veranlaßten Röntgen- 
untersuchung. Die Erscheinungen gingen allmählich zurück. Fraktur liegt nicht vor. S. auch Sin- 
ding-Larsen, Acta radiologica I, 2, p. 171. Den gleichen Befund erhob Referent (Haenisch) 
bei seinem 15j. Sohn im Jahre 1920. Luftstoß beim Fußballspiel Schmerzen. Kleiner als unbekannte 
Apophyse angesprochener isolierter, etwas wolkiger Knochenschatten an der Spitze der Patella. 3 Wo- 
chen später Vergrößerung der unregelmäßigen Knochenveränderung. Nach 1% Jahren Heilung mit 
Verdickung der Patellaspitze. ı 


Kaiser: Über Schlattersche Krankheit. (Verein d. Ärzte in Halle a. S. 7. 2.23; Bericht M. m. W. 
1923, 12, S. 380.) Mit Aussprache. 

Kallenbach (chir. Kl. Gießen): Erfahrungen über Schädelosteomyelitis. (Beitr. z. klin. Chir. 
128, 3, S. 725.) Bericht über 3 Fälle dieser seltenen Erkrankungen; 2 davon nach Trauma entstanden. 

Kappis (Hannover): Die Ursache der Köhlerschen Krankheit an den Köpfchen der Mittelfuß- 
knochen. (Beitr. z. klin. Chir. 129, 1, S. 61.) Bis jetzt fehlt jede andere Erklärung des Vorgangs als die 
einer Fraktur eines vielleicht schon kranken Knochens. Es sollten mehr Frühstadien mikroskopisch 
untersucht werden. Bei der Perthesschen Erkrankung liegen die Verhältnisse ähnlich. 

. Kott: Fall von tumorbildender Ostitis fibrosa (l. Oberschenkel: Troch. maj.). (A.-V. Danzig 
12. 4. 23; Bericht M. m. W. 1923, Nr. 20, S. 652.) In der Verwandtschaft Ca und Sa. 

F. K roh (Köln): Gelenkkapsel und Gelenkmäuse in einem Fall von Arthritis deformans adhae- 
siva. (Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 21, 2, S. 267.) 42jähr. Mann. Subakute chron. Polyarthritis rheu- 
matica und Arthritis def. nebeneinander, letztere wohl sekundär. Ausschneidung der Gelenkkapsel 
hatte sehr guten funktionellen Erfolg. Es fanden sich: verdiekte Synovialmembran, zähe, braungelbe 
Massen mit zahllosen hirsekorn- bis wallnußgroßen Knorpelkörpern, auch pendelnde Mäuse; Adhäsio- 
nen an der Synovialmembran, die wie eine Balkenblase aussah. Röntgen- und histologische Bilder. 

H. Landwehr (Köln-Merheim): Zwei Beiträge zur Atiologie der Osteochondritis juvenilis. 
(Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 21, 2, S. 289.) Im einen Fall neben statisch-mechanischen Ursachen 
Symptome entzündlichen Charakters, im andern primär Ernährungsstörungen neurotrophischer Art 
ausschlaggebend. 

Lehmann (chir. Kl. Rostock): Die konstitutionell schwache Epiphyse und ihre Beziehungen 
zur Rachitis, Osteochondritis und Arthritis deformans. (D. Zschr. f. Chir. 178, 1—2, S. 11.) Verf. sieht 
in der Östeochondritis (Gelenkmaus, Perthessche, Köhlersche, Schlattersche Krankheit) 

15* 


n. 


2 


a 2 ae Auszüge aus Zeitschriften des In: und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.).. XXXI, 1. 


eine Syalsnierkr Sn Mechänishhe Soheteungen spielen nur eine auslösende Rolle Be der 


ge konstitutionell schwachen Epiphyse, die auch zur Arthritis deformans disponiert ist. 


‘ van der Linden: Ein Fall von Ostitis fibrosa bei einem Kind von 5 Jahren. (Kongreßbe- 
richt in. Nederl: Tijdschr. voor geneeskunde 1922, II, Nr. 22, S. 2429.) 

H. Luce (Krkh. Hamburg-Barmbeck): Weiterer Beitrag zur Pathologie de Zirbeldrüse. 
= (D. Ztschr. f. Nervhlk. 75, 6, S. 356.) Die Neigung der Zirbeldrüse zur Rückbildung wird gefördert 
durch Schädeltrauma. ` ' Die Gewebsschädigung bewirkt Austallung:y von Blutkalksalzen, nn 
. nachweisbar (Schüller). 2 Fälle. 

van Luijt: Ein Fall von eunuchoidem Riesenwuchs. (Nederl. Tijdschr. voor geneesk. 1922, IL, 
‚ Nr. 16, S. 1748.) 20 J. alter, 1,81 m großer, 67 kg schwerer Soldat mit einer Spannweite der. Arme von 

2,06 m. Kindlich entwickelter Rumpf, unterentwickeltes Genitale, außerordentlich lange Extremitä- 
.ten. Vergrößerter 'Thymüs perkutorisch wie röntgenologisch möglicherweise nachweisbar. Sella tur- 
cica ohne Besonderheiten. — Die Photographie der Hüfte läßt zunächst an,eine Arthritis deformans 
‚denken mit Coxa vara und Ankylose. Es spielen sich hier offenbar zwei Prozesse ab. Der Seenkapalt | 
P unregelmäßig, Kopf und Hals wie Pfanne sind deformiert: Ostitis fibrosa. 

| C. Mau (Kiel): Ein weiterer Fall von Doppelbildung der Ulna bei fehlendem Radius. (Zschr. f. 
orthop. Chir. Bd. 42, H. 6, S. 355.) M. beschreibt eingehend an Hand klarer Röntgenogramme die außer- 
ordentlich seltene Mißbildung von Doppelbildung der Ulna bei fehlendem Radius. Der jährige Knabe 
wurde im Alter von 1 Jahre mit der Diagnose Spalthand, Polydaktylie anderseitig operiert, von den 


. ‚acht: Fingern wurden 3 entfernt. M: bespricht die jetzigen Skelettverhältnisse und gibt eine Erklä- . 


rung der 11 vorhandenen Karpalia. In der Literatur sind nur zwei Fälle von doppelter Ulna bekannt 
geworden, indessen spricht M. die Vermutung aus, daß derartige Mißbildungen sich evtl. unter den als 


. symmetrische Spalthand mit Polydaktylie diagnostizierten und vor der Röntgenära publizierten Fäl- 
~ len hefinden bedürften und daß man in Zukunft bei genauer röntgenologischer Untersuchung imen 


öfter wie bisher begegnen wird. 

Metge (chir. Kl. Rostock): Zur Kasuistik der akuten Osteomyelitis des Schädeldachs, ihsbeson: 
dere bei Erwachsenen. (D. Zschr. f. Chir. 178, 1—2, S. 133.) a) Metastase im 1. Stirnbein bei multiloku- 
lärer Osteomyelitis bei 34j. Mann, b) isolierte Osteomyelitis des Os occipitale bei 40j. Mann, c) dieselbe 


bei 2j. Kind, sequestrierend. 


W. Müller (Marburg): Uber eigenartige Röntgenbilder im Hüftgelenk bei rachitischen Kin- 


dern. (Tagung d. Mittelrhein. Chir. Vereinig. 6. 1. 23; Bericht Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 19, S. 774.) -Um 


einen kleinen rundlichen Knochenkern herum sah man zunächst einen kalkfreien Halbring und dann 
gelenkwärts einen stark kalkhaltigen Halbring. Verf. bekennt sich zu der Auffassung, daß der Ge- 
 lenkknorpel für die Epiphyse die Rolle einer Epiphysenfuge spielt, daß also hier enchondrales Kno- 


chenwachstum stattfindet. 


A. Peiper (Univ.-Kinderkl. Berlin): Über 2 Turmschädel. (Mschr. f. Kindhk. Bd. 25, S. 509.) 
Es gibt echte Turmschädel mit vorzeitiger Nahtverschmelzung, wobei die krankhafte Schädelform nur 
angedeutet ist. Im Zweifelsfall ist.das Röntgenbild wertvoll, welches vertieftes Relief der Schädel- 
innenoberfläche zeigt als Ausdruck vermehrten Innendruckes. 

 "Peltesohn: Kyphosis traumatica juvenilis. Kenner Orthopäd. Ges. 27. 2. 23; PETNI KI. W.. 

1923, Nr. 21, S. 998.) Mit Ausspr. 

- N. N. Petrow (St. Petersburg): Zur fibrösen Ostitis des Schädels. (Arch. f. klin. Chir. Bd. 123, 
S. 849.) 3 Fälle, einer abgebildet. 1. breitbasiger, glatter harter Tumor der knöchernen Schädeldecke 
mit hühnereigroßer Zyste. 2: Ostitis deformans fibrosa rarefaciens s. atrophicans cum impressione 
cranii bei einem Knaben. 3. ähnlich wie 1. Die Abtrennung der Pagetschen Krankheit, die Verf. als 
„Ostitis deformans fibrosa hyperostotica oder hyperplastica diffusa“ bezeichnen möchte, von der 
Reeklinghausenschen Krankheit ist nicht immer leicht. | u 

P. Pitzen (München): Über die sog. Entbindungslähmung des Armes. (Zschr. f. orthop. Chir. 


48, 2, S. 2830.) Die von Duchenne u. Erb für die Geburtslähmung als typisch beschriebene Arm- 
‘. ‚stellung kann außerdem bedingt sein durch anggborne 'Luxation oder Subluxation und durch eine Ge- 


lenkkapselverletzung sub partu. Eine primäre tr aumatische Schulterluxation gibt es nicht; es kommt 
zu Epihysenlösung oder Diaphysenbruch. Die Epiphysenverletzung führt nur bei Mitverletzung a 
Gelenkkapsel zur krankhaften Armstellung. 

H. Plaut (Berlin): Umschriebene Osteomyelitis des Schambeins unter dem Bilde der tuber- 
_ kulösen Analfistel bei einem Kinde. (Klin. W. 1923, Nr. 6, S. 262.) Ein Gjähriger Knabe erkrankt nach 
ziemlich heftigem Trauma der Symphyse unter holim Fieber, Schmerzen beim Gehen und häufig 
dünnen Stühlen. Am After tritt eine kleine, harte Geschwulst auf, kurz darauf dort eine Gesehwürs- 
öffnung. Operativ. wird ein dattelgroßer Sequester entfernt. Das Röntgenbild zeigt dicht neben der 


' Symphyse einen unregelmäßigen Defekt mit Verdichtung (Knochennarbe). Demnach ist die Änalfistei 


als nichttuberkulös anzusehen, sondern. als Folge einer kleinen postosteomyelitischen Knochenseque- 


XXXI, 1: Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). 117 


sterbildung am Schambein. Aufmerksam gemacht wird bei vorliegendem Falle auf 3 Punkte, nämlich 
den selten isolierten Sitz der Osteomyelitis am Schambein, den auffallend gutartigen Verlauf im 
akuten Stadium und den ungewöhnlichen Ort der Fistelöffnung. ` 

Pusch (Leipzig): Grundgedanken zu einer Dynamik von Wirbelsäule und Skoliose. (Zschr. ť 
orthup. Chir. 43, 2, S. 183.) Verf. lenkt die Aufmerksamkeit insbesondere auf den Bandapparat, dessen 
übermäßige Beanspruchung und Dehnung wohl eine anatomische Grundlage zur Schanzschen „In- 
sufficientia vertebrae“ abgeben kann. 

H. Rahm (Breslau): Die tibio-fibulare Synostose. (Zschr. f. orthop. Chir. Bd. 43, H. 1, S. 64.) 
Im Gegensatz zur Synostose zwischen Radius und Ulna ist das Vorkommen einer Synostose zwischen 
Tibia und Fibula bisher nicht beschrieben worden. R. gibt Beschreibung und Röntgenogramm eines 
solchen Falles mit Genu valgum. Diagnose nur durch Röntgenuntersuchung möglich. R. fordert zur 
Röntgenuntersuchung aller Gena valga auf, um die Pathogenese der tibio-fibularen Synostose und ihre 
klinischen Erscheinungen weiter zu klären. 

M.Rehbein (I. chir. Abt. Krkh. Hamburg-Barmbeck): Über Muskelverknöcherung nach Rük- 
kenmarksverletzung. (D. Zschr. f. Chir. 178, 1—2, S. 60.) Genaue Beschreibung eines Falles von ausge- 
dehnter Muskelbindegewebsverknöcherung, welcher große Ähnlichkeit mit einem von Israel mit- 
geteilten hat. Bestehende Trophoneurose schafft die Bereitschaft zur Verknöcherung; hinzukommt 
dann noch Muskelzugreizung und ein degenerierter, daher in Knochen umwandlungsfähiger Muskel, 
Bei der tabischen Osteoarthropathie liegen ähnliche Verhältnisse vor. 

Riha (Innsbruck): Zwei seltene Fälle aus der Röntgenpathologie der Zähne und Kiefer. (Zschr. 
f. Stomatologie 1922, Heft 9.) a) Retention des ]. oberen Eckzahns mit kariesgleichem Wurzeldefekt; 
b) Retention beider zentraler Milchschneidezähne mit Inversion und Störung des Wurzelwachstums; 
ursächliches Trauma. 

G. Rose (Breslau): Entwicklungsstörungen am Knochen und am Zentralnervensystem in der 
Gegend des Atlantookzipitalgelenks. (Virch. Arch. 241, S. 428.) Pathol.-anat. Beschreibung eines Falles, 
bei dem rudimentäre Ausbildung des Atlas, Atlantookzipitalsynostose, Mißbildung des Epistropheus bce- 
stand. Die Formveränderung lührte zur Luxation und sog. basilaren Impression und weiterhin zur Ver- 
engerung des Spinalkanals mit Kompression des Markes. Besprechung der angebornen und erworbe- 
nen 'Deformationen der obersten Wirbel und des Okziput. 

H. Rößle (Jena): Pathologie und Körperwachstum. (Jahreskurse t. ärztl. Fortbildung, Jan. 
1923, S. 15.) Berücksichtigt auch die Röntgenbefunde bei Chondrodystrophie, Osteogenesis imperfecta, 
Ernährungsstörungen, innersekretorischen Störungen usw. 

CarlRohde (chir. Kl. Freiburg i. B.): Über den Ablauf der Regenerationsvorgänge am Röhren- 
knochen bei erhaltener und geschädigter Gefäßversorgung, zugleich ein Beitrag über Herkunft und: 
Entstehungsbedingungen des Bindegewebes nach Knochenverletzungen. (Arch. f. klin. Chir. Bd. 123, 
S. 530.) Eingehende experimentelle Studie. Das Periost spielt bei der Knochenregeneration die wich- 
tigste und ausschlaggebende Rolle. Seine Ernährung darf nicht gestört sein, es darf weder die Kam- 
biumschicht von der ernährenden Adventitia noch letztere von ihren umgebenden Weichteilen gc- 
trennt werden. Bei erwachsenen Tieren erfolgt die Regeneration ebenso, nur etwas langsamer als bei 
jungen, die Kambiumschicht ist aber fest mit der Kompakta verwachsen und bleibt bei der subperiostu- 
-~ len Resektion größtenteils auf ihr sitzen. Periostdefekte werden rasch vom Endoste Haversscher Ka- 
näle etc. aus regeneriert. Nur vorzeitiges Überwuchern unspezifischen Bindegewebes oder die Schädi- 
gung der Gefäßzufuhr hindert die Periostregeneration; durch statisch-funktionelle Reize wird sie ge- 
fördert. Das Markendost bildet, wenn seine A. nutritia erhalten ist, ebenfalls Knochen, der aus der 


Markhöhle herauswächst, aber nie allein die Überbrückung des Defekts zustande bringt und in seiner - 


Tätigkeit rascher erlahmt, da es leichter verletzlich und empfindlicher ist, ferner seine Gefäßzufuhr 
selbst abdrosselt. Unspezifisches Bindgewebe wächst leicht in die Kallusvorstufen des Markendost- 
zylinders hinein, wenn diese geschädigt werden (Pseudarthrose). Nach Zerstörung der Nutritia tritt 
Bruchhyperämie und Markkallus verspätet auf, wenn die Markhöhle durch. periostalen Knochen oder 
Bindegewebe bereits zugedeckelt ist. Die periost- und markendostentblößte Kortikalis bildet keinen 
neuen Knochen, wohl aber geht von den Osteoplasten der Haversschen Kanäle Knochenneubildung aus. 
Bindegewebe zwischen Bruchstücken kann sowohl aus Periost und Endost — bei Ernährungsstörung — 
gebildet werden, wie auch als „unspezifisches“ Bindegewebe aus der Umgebung in Defekte einwach- 
sen; es kann sich nicht ımetaplastisch in Knochen umwandeln. Blutergüsse sind schädlich, wo knochen- 
bildende Bestandteile zerstört sind oder ihre Ernährung irgendwie beeinträchtigt ist. Störende mecha- 
nische Reize sind in den ersten Wochen nach der Fraktur möglichst fernzuhalten. 

A. Schanz: Demonstr. zur Orthopädie des Hüftgelenkes. (Ges. f. Natur- u. Heilk. zu Dresden 
12. 2. 23; Bericht M. ın. W. 1923, Nr. 20, S. 652.) Gelenkneurosen; Reizerscheinungen infolge Über- 
lastung („Insufficientia coxae“); angeborne Hüftluxationen; angeb. Coxa vara; entzündliche De- 
formitäten. 


3 


A i 


118 u _ Auszüge aus Zeitschriften den In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). | XXXI, 1. 


ur; 


Schaps: Hyperplastische Bildungen des knöchernen Skeletts. (Demonstr. klin.-wiss. Abend 
Luitpoldkrkh. Würzburg 20.2. 23; Bericht M. m. W. 1928, Nr. 13, S. 411.) Multiple kartilaginäre Ex- 
ostosen.bei Vater und Tochter. 

"0. Sehirmer (8. med. Abt. d. Kasin Elisabethspitals in Wien): Beitrag zur K enmtnis. der 
Akropachie (Ostevarthropathie hypertrophiante pneumique). (Wiener Arch. f. innere Med. 5, 2—3, 
S. 345.) 17jähr. Lehrling, Infantilismus, Lymphogranulomatose und eitrige Bronchitis. Röntgen: 
Feinlamelläre Auflagerungen an den Knochen des Unterarms und Unterschenkels. Sella tureiea nicht 


. vergrößert. Mikroskopischer Befund der Trommelschlegelfinger (Sektion) zeigt eigenartiges schleim- 


haltiges Gewebe. 

«< HannsSchmidt: Die an dr Univ. -Klinik f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfkrankh. zu Halle be- 
obachteten Schußverletzungen der Kieferhöhle u. ihre Heilung durch. die Denkersche Radikaloperation. 
(Arch. £f. Ohren-, Nasen- u.  Kehlkopfheilk. 110, 4, S. 266.) Mit mehreren Röntgenbildern von Steck- 
schüssen u.a. 

= Sehröder: Fraktur und Tumor. (Berliner Ges. f. Chir. 12. 2, 23; Bericht D. m. W. 1923, 11, 
S. 365.) 

0O. Schreuder (chir. Kl. Leiden): Kann die Erkrankung des Os metatarsale II von Alban 


Köhler die Folge eines chronischen Traumas sein? (D. Zschr. f. Chir. 178, 3—4, S. 145.) Auf Grund von 


3 Fällen nimmt Verf. chronisches Trauma durch Überlastung als Ursache an. Die 3 Kranken kamen 
erst zur, Beobachtung, als die Epiphysen schon verknöchert waren (16—17jähr. Mädchen); keine Spur 
von Tuberkulose, 


A. Schüller: Epilepsie mit Schädelveränderungen. (Ges. d. Ärzte in Wien 4. 5. 23; Bericht 
W. m. W. 1923, Nr. 21, S. 984.) 2 Fälle mit vergrößerter Sella tureica bzw. auch Verdickung des Schä- 
deldaches. 


Fritz Schu 1: ze (chir. Kl. Berlin): Skelettveränderungen als Ursache von Verkalkungen. 
(Mitt. Grenzgeb. 36, 2—83, S. 243.) Bei einer 16jähr. Kranken mit schwerer chronischer Osteomyelitis 
sah man auf Röntgenbildern ausgebreitete Verkalkungen in den peripheren Gefäßen. Er faßt diese 
„Kalkmetastasen“ nicht im Virchow schen Sinne auf, als ob der Kalk aus den erkrankten Knochen 
stamme (denn dieser kann ja mit dem Eiter entleert werden), sondern nimmt an, daß der Kalkspiegel 
im Blut durch Mobilisierung der Reservevorräte im ganzen übrigen Knochensystem erhöht ist. Das 


Skelett ist nicht nur Stützapparat, sondern auch „Kalkorgan“. Verf. schildert noch einen 2. Fall, 
I1jähr, Knaben, mit ausgedehnten Arterienverkalkungen und Albers-Schönbergschen „Mar- 
‘ morknochen“, wobei ebenfalls Knochenumbaustörung (hier fehlender Abbau bei langsamem Anbau) 


angenommen: wurde. 


F. Seidler (Wien): Das Genu varum. (Zschr. f. orthop. Chir. 43, 2, S. 174.) Auf 3 Fällen auf- 
gebaute Studie. Die charakteristische Verbiegung erfolgt in der Metaphyse. Bei einem Mädchen bil- 
deten sich mit 10 Jahren X-beine in O-beine um. 

Fr. Sheldon: Über Knochenerkrankungen bei Pocken. (Am. Journ. of Roentg., Jan. 1923.) 
Beschreibung seltener, anscheinend vorwiegend an Asiaten und in Asien auftretender Knochenverän- 
derungen nach im Kindesalter überstandener Variola vera, die ihren Ausgang von der Epiphysen- 
linie nehmen. Es tritt eine Längsverkürzung der befallenen Knochen ein, während die Knochendicke | 


' und das Mark keine Veränderungen aufweisen. Es entsteht eine vollständige Ankylose, die Gelenke 


verschwinden vollständig und die Markhöhle zeigt eine ununterbrochene Fortsetzung von einem Kno- 
chen in. den anderen an den Extremitätenknochen. 


R. Sommer (chir. Kl. Greifswald): Die Osteochondritis dissecans (König). Eine klinische und 
pathologisch-anatomische Studie. (Beitr. z. klin. Chir. 129, 1, S. 1.) Verf. hält die O. d. als selbständiges 
Krankheitsbild im Sinne Königs aufrecht und unterscheidet mit diesem ein Vorstadium mit vagen 
rheumatoiden Schmerzen, Ermüdung, geringem Erguß etc. und ein 2. Stadium des freien Gelenkkör- 
pers. Das Studium des Gelenkkörperbettes zeigt, daß sich eine aseptischer Regenerationsvorgang 
abspielt. Trauma löst den Gelenkkörper nicht direkt ab, doch scheint eine Eantusiae den :Disscktions- 
prozeß einleiten zu können. 


H. A. Staub (München): Eine Skoliotikerfamilie. Ein Beitrag zur Frage der kongenitalen 
‚Skoliose und der Herpdität der Skoliosen. (Zschr. f. orthop. Chir. Bd. 43, H. 1, S. 1.) St. hat die 
Eltern und 6 Kinder einer Familie eingehend untersucht und beleuchtet die Frage der Heredität der 
kongenitalen Skoliosen. Er hält bei allen kongenitalen Skoliosen die röntgenologische Untersuchung 
der nach der Anamnese in. Frage kommenden Familienmitglieder für notwendig. Die Ätiologie der 


 ‚kongenitalen Skoliosen wird besprochen. Beide Eltern zeigten die gleiche kostovertchrale Anomalie, 


dieselbe fand sich bei 4 Kindern einschließlich eines einseitigen Schulterblatthochstandes. St. faßt 
diese als Exponent einer germinalen Schädigung auf, als deren Ursache er das Zusammenwirken der 
-Keimzellen der Eltern anspr icht, unter der Voraussetzung, daß deren Skoliose eine konstitutionelle ist. 


I ' R a Pai 


XXXI, 1. | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 119 


Wagner (chir. Abt. d. Allg. Krankenh. Lübeck): Beitrag zur Kenntnis und Behandlung der 
traumatischen Ventrikelzyste. (D. Zschr. f. Chir. 177, 3—4, S. 196.) Es werden auch die wahren und 
falschen Pneumatocelen besprochen. Ein von Hansemann 1916 beobachteter Granatsplitterschuß 
wird als der erste bezeichnet, bei welchem luftgefüllte, erweiterte Ventrikel auf der Röntgenplatte fest- 
gehalten wurden. 

Wehefritz (Göttingen): Chondrodystrophie und Schwangerschaft. (Zbl. f. Gyn. 1923, Nr. 13, 
S. 503.) Da die Erkrankung erblich ist, rät Verf., chondrodystrophische Schwangere im 6.—7. Monat zu 
röntgenographieren, um die etwaige Erkrankung der Frucht sicherzustellen. Zutreffenden Falles ist 
der Arzt ebenso wie bei anderen schweren Mißbildungen der Frucht „vom rassehygienischen Stand- 
punkt aus“ im Einverständnis mit den Eltern berechtigt, die Gravidität zu unterbrechen, zumal da dir 
‚auseetragene Frucht fast immer nur durch Kaiserschnitt entwickelt werden kann. 

E. Wehner: Über die Folgen abnormer mechanischer Beanspruchung der Gelenkenden und 
ihre Beziehungen zur Pathogenese der Arthritis deformans. (Wiss.-med. Ges. an d. Univ. Köln 2. 3. 23; 
-Bericht M. m. W. 1923, Nr. 16, S. 516.) Experimentelle Stütze der sog. mechanisch-funktionellen Theorie 
der Arthr. def. gegenüber der Auffassung Axhausens als reaktiv-regeneratorischen Prozeß bei 
primärer Knorpelnekrose.. 

-= H. Wehner (Dresden): Ein Fall von angeborner Wirbelsäulenanomalie. (Zschr. f. orthop. Chir. 
Bd. 43, H. 1, S. 123.) I—III Lendenwirbelkörper sind rudimentär entwickelt, die Bogen der drei Wirbel 
fehlen vollkommen. Scharf abgeknickte Kyphoskoliose mit Klumpfüßen bei 5jährigem Mädchen. 
Die Ausbildung der Wirbelkörper bei gleichzeitigem Fehlen der Bögen beruht auf der verschiedenarti- 
gen embryonalen Entwicklung beider Teile. Die Klumpfüße führt W. auf Schädigung oder Mißbil- 
dung des Rückenmarkes zurück. S 

Weidenreich: Über Knochenaufbau und Bindegewebsverknöcherung. (Vortrag Natur- 
histor.-med. Verein Heidelberg 16. 1. 23; Bericht M. m. W. 1923/10, S. 315.) 

Weigeldt (Leipzig): Die Bedeutung der Lufteinblasung für Hirn- und Rückenmarksdia- 
gnostik. Vortrag auf der 12. Jahresvers. d. Ges. Deutscher Nervenärzte in Halle 13.—14. 10. ee Bericht 
D. Zschr. f. Nervhk. 77, 1—6, S. 165. Mit größerer Aussprache. 

A. Weinert (Sudenburg-Magdeburg): Die richtige Deutung des Röntgenbildes beim Hallux 
valgus. (Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 10, S. 377.) Die Hypothese, beim Zustandekommen des Hallux valgus 
spiele ein „os intermetatarsale“ oder eine „dreieckige Knochenapposition“ am I. Metatarsale oder 
I. Cuneiforme eine führende Rolle, ist irrig. Lediglich die Drehung der Knochen, die auf dem Quer- 
. schnitt ja nicht gleichmäßig kreisrund, sondern oval oder kantig erscheinen (gemäß ihrer ganzen Form 
mit Leisten, Fortsätzen und Vorsprüngen), ist imstande, Röntgenbilder hervorzubringen, die bisher 
gar nicht so selten falsch gedeutet wurden. Beim Knickplattiuß mit Hallux valgus kann man anato- 
misch nicht selten eine Drehung des I. Metatarsus nach innen und eine solche des II. Metatarsus nach 
außen feststellen. Die Behandlung ınuß vor der Ausbildung von Deformitäten cinsetzen (Varusschuh- 
werk, wie bei der Vorbeugung des Knickplattfußes, das der leichten Supinationsstellung des normalen 
Fußskelettes entspricht). 

Wimberger: Fall von eigentümlicher Wachstumsstörung,. (Ges. f. innere Med. u. Kindhk. 
8.2.23; Bericht W. m. W. 1923, Nr. 14, S. 669.) 

H. Winter (Mosbach): Ein Fall von Adamantinom. (Arch f. klin. Chir. 122, 3, S. 567.) Beschrei- 
bung der wegen Sarkomverdachts resezierten zystischen Geschwulst vom Unterkiefer; Erörterung der 
Entstehungsmöglichkeiten (versprengte Keime des Schmelzorgans; Mundschleimhaut); Literatur. 


5. Frakturen, Luxationen. 


Blecher (Darmstadt): Über sekundäre Kniescheibenbrüche nach Schädigungen der Oberschen- 
kelmuskulatur. (Arch. f. klin. Chir. 124, 1, S. 192.) Beschreibung mehrerer Fälle von (Biegungs-)bruch 
der Kniescheibe nach unerheblicher Verletzung, z. B. Ausgleiten — bei Kranken mit nach Eiterung 
mäßig versteiften Kniegelenken und narbig geschrumpfter, bzw. atrophischer Streckmuskulatur aın 
Oberschenkel. 

W. Block (chir. Kl. Berlin): Über Coxa valga luxans mit wechselnder Kopfeinstellung. Die 
„schlotternde Hüfte“. (Arch. f. klin. Chir. Bd. 123, S. 704.) 2 Fälle des von K la p p 1906 aufgestellten 
'Krankheitsbildes mit Röntgenbildern, welche die verschiedenen Grade der Kopfverschiebung je nach 
Beinstellung und Belastung zeigen. Neben der Formveränderung von Kopf und Pfanne ist noch die 
abnorme Schlaffheit und Dehnbarkeit des gesamten Gelenkbandapparates wirksam, die nur durch 
Muskelsanpannung eine Gegenwirkung erfährt. 

Deutschländer (Hamburg): Das Heilungsproblem der veralteten angeborenen Hüftver- 
renkungen. (Zschr. f. orthop. Chir. 43, 2, S. 217.) Mit Röntgenbildern zur Veranschaulichung der opera- 
tiven Erfolge. 


120. | E | | Auszüge : aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 5 . XXXI, 1. 


Ki önig: Hassannäähe Fraktur des A A Femur. (Wärzburger Arzteabend 20. 2. 23; 


` Bericht M. m. W. 1923, Nr. 14, S. 448.) Supraepiphysäre Fraktur des untern Femurschaftendes bei kind- 


i licher Kniegelenkstuberkulose. 


| W. Krämer (Frankfurt a. M.): Ein Fall von Luxation im ‚Chopastschen Gelenk. (D. Zechr. fas 
Chir. 178, 42, S. N) Schwere Einklemmung des Fußes mit Überabduktion des Vorfußes. Röntgen- | 


skizzen. 
- Ludloff: Uber larvierte Knieverletzungen. (Arztl. V. Frankfurt a. M. 19.. 3. 3; Bericht 


~ M. m. W., 1923, Nr. 18, S. 584.) 


Mitterstiller (chir. Kl: und path. Inst. Inisbruck): Beiträge zur Kenntnis der mikroskopi- 
schen Befunde bei Pseudarthosen nebst allgemeinen Erörterungen über die Entstehungsbedingungen 
und Schicksale derselben. (Arch. f. klin. Chir. 122, 4, S. 939.) Verf. macht namentlich auf die. schäd- 


lichen. mechanischen Einwirkungen aufmerksam, denen der in Bildung ve iffene Callus bei mangel- 
u hafter Ruhigstellung ausgesetzt ist. 


W. Pilz (Berlin): Über doppelseitige traumatische Seatern ungsi (Arch. f. klin. Chir.; = 
Bd. 123, S. 400.) 65jähr. Frau, stolperte, während sie sich nach vorne auf zwei Harkenstiele stützte, 
und fiel vorwärts. Doppelseitige Lux. humeri subeoracoida mit Abbruch der Tubereula majora. Beide 
Gelenke sollen eingerenkt worden sein, waren aber nach !/s Jahr noch luxiert. 


Leo Ritter (chir. KI. d. Augusta- u. Bürgerhospitals d. Univ. Köln): Beitrag zur Behandlung - 


der ‚paraartikulären Frakturen des proximalen Humerusendes. (D. Zschr. f. Chir. 177, 3—4,.S. 45.) 
Bei Brüchen des chirurgischen Halses waren die Erfolge hinsichtlich Funktion entsprechend günstiger 


- . als bei pertuberkulären. Ferner war Valgusstellung der EUSHELDERE für die SPRIGG Abdul honsgraße 


günstiger als Varusstellung. Röntgenbilder. 


M. P. Schüller u. S. Weil (chir..Kl. Breslau): Die Entstehung der Stiedaschen Fraktur. 


(Beitr. z. klin. Chir. 129, 1, S. 71.) Der S tied asche Schatten am Condyl. medial. femor. entsteht durch 


— höchstwahrscheinlich parostale — Knochenneubildung innerhalb der Sehne des M. adductor magnus. 


5 Seeliger (chir. Kl. Freiburg i. Br.): Spaltbildungen in den Knochen und schleichende Frak- i 
turen bei den sogenannten Hungerknochenerkrankungen. (Arch. f. klin. Chir. 122, 3, S. 588.) Die 
Ä Hungerosteopathien liefern.die Bilder der Rachitis, Spätrachitis, Osteomalazie und der Osteoporose. 


Die spontanfrakturähnlichen Aufhellungen in der Corticalis entstehen durch Einwirkung mechani- 


‚scher Schädlichkeiten. An Stellen umschriebener Nekrosen bildet sich geflechtartiger Knochen (prä- 


fraktureller Callus), in. welchem ‚wieder Nekrosen entstehen, so-daß Spaltbildungen, sogar Spontan- 


frakturen zustandekommen, worauf ein „postfraktureller Callus“ entsteht. Diese Befunde leiten über : 


‚ zu den „rätselhaften Pseudarthrosen“ am Unterarm und Unterschenkel, wobei die Pseudarthrose des 


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einen- Knochens den. andern in gleicher Höhe „infiziert“. Bei der „Osteoporose“ handelt es sich um 
verminderten Anbau bei eleichbleibender oder nn Resorption. Röntgenbilder, histologische 
Abbildung. 

‚Sonntag (Leipzig): Ein weiterer Fall von operierter Mondbeinverrenkung. (D. Zschr. f. Chir., 
Bd. 177, H. 5—6, S. 289.) Die Handverstauchung lag 3 Wochen zurück. Das sich sperrende Lunatum 
wurde exstirpiert, wodurch die Funktion, gebessert wurde. Röntgenbilder. 


6 Verdauungsorgane; Urogenitalsystem (außer Konkremente). 


Aßmann: Innervationsstörungen des Magendarmkanals. (Med. Ges. Leipzig 20. 2. 23; Bericht 
M. m. W. 1923, Nr. 16, S. 516.) Besprechung der spastischen und atonischen Formveränderungen. 


Beck: Diagnose des Ulcus duodeni. (Vortrag Med. Ges. Kiel 1. 2. 23; Bericht M. m. W. 1923, 
Nr. 9, S. 285.) In etwa 30°/ war sichere, in 70°/o wahrscheinliche Röntgendiagnose möglich, zusammen 
mit dem übrigen Befund eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose von 90°/o. 
| Th. Beer (chir. Kl. Königsberg): Beitrag zur Chirurgie des Magen- und Düodenalgeschwäres 
und seiner Komplikationen. (D. Zschr. f. Chir. 177, 1—2, S. 1.) Bei Ulc. ventr. fand sich nach Probe- 
frühstück in 52% Hyperazidität, 15% Hypazidität, 30% Fehlen freier HCl. Von 29 Uulcera ma Pylorus 
oder im Antrum wurden 27 richtig röntgenologisch lokalisiert, von 35 pylorusfernen 28, von 19 Duode- 
nalgeschwüren 9; nur einmal fand sich eine Ulkusnische im Bulbus duodeni. Gastroenterostomieen sind 
frontal zu durchleuchten, um die Hubhöhe richtig beurteilen zu können. Bei Anzeichen für Zirkulus 
soll 'vor der Relaparotomie Röntgenkontrolle erfolgen, welche sehr deutliche Hindernisse zeigen kann. 


m ‚Experimentelle Untersuchungen über die „Magenstraße“ bestätigten die Ergebnisse von Katscoh und 


v. Friedrich, daß nur der Anfangsteil der kleinen Kurvatur als Ausgangslumen für die Magenfül- 
lung benutzt wird, wo aber nicht der häufigste Sitz der Geschwüre ist. Dagegen scheinen die physiolo-. 


‚gischen Engen des Magens, im Isthmus ventrieuli und Pylorus, für die Entstehung der. Ulcera prä- 


disponiert 3 zu sein (Bauers Lokalieationsgesotz) 20 Röntgenskizzon. 
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L. Dr Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 121 
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iak Saher (Würzburg): Das röntgenologisch sichtbare Ulcus ventriculi und seine Behandlung. 
a M. m. W. 1923, Nr. 18, S. 559.) Besprechung der einzelnen Röntgensymptome in ihrer Wertigkeit für 
lie chiru 'gische Indikationsstellung. 

i Bu ırnham: Die Bedeutung der indirekten Röntgenbefunde bei der chronischen Infektion der 
allenwege und der Gallenblase. (Am. Journ. of Roentg. X, 2, Febr. 1923.) B. unterscheidet zwei Grup- 
ı De en indirekter Befunde: Veränderungen von Form und Lage der Pars ascendens und horizontalis des 
Duodenum, Veränderungen der Magenbewegungen. Das Duodenum zeigt neben Verwachsungen mit 
+ der, Gallenblasengegend charakteristische nach B. von der Gallenblase hervorgerufene glattwandige 
Er »formitäten. Der le zeigt Spasmen, am Enor us einen Hypertonus uga SE en IS tE 


mr. Dee 


1 hi figer beobachtet als die Enar oade een, 


air Ch aouk (chir. Kl. München): Zur Diagnose und insbesondere zur Röntgendiagnose des Ulcus 
Fade (M. m. W. 1923, Nr. 9, S. 259 u. Nr. 10, S. 302.) Verf. teilt die Röntgensymptome des U. d. fol- 
gendermaßen ein: 1 Nischenbildung, 2. Bulbusdeformität: a) Bulbusdefekt, b) Pyloruszapfen, c) ta- 
E \en- und divertikelartige Bildungen, d) Bulbospasmus, 3. periduodenale Verwachsungen. Meist treten 

mehrere dieser Zeichen zusammen auf. Bei floridem Ulkus sind meist die spastischen im Vordergrund, 
bei älteren die konstanteren narbigen. Gegenüber diesen direkten Hauptsymptomen besitzen die „se- 
r- = kundären“ (Druckpunkt, Hyperperistaltik, verzögerte Entleerung u. a.) wenig Beweiskraft. Normales 
ge A Duodentlbild schließt ein Ulcus duod. fast sicher aus. Verf. konnte in 75°/, richtige Diagnose und in 
Ez weiteren Prozent eine richtige Wahrscheinlichkeitsdiagnose auf U. d. stellen, was er wesentlich sei- 
ner Aufnahmetechnik (Radioskop) zuschreibt. 27 Röntgenskizzen. 


iE = CỌzepa: Sackförmige Erweiterung des Ösophagus. (Ges. d. Ärzte in Wien 23. 3. 23; Bericht 
W m. W. 1923, Nr. 16, S. 753.) Durch schrumpfende Prozesse in der Lunge wurde das Divertikel entfal- 
tet, war lufthaltig und gab eine kavernenartige Aufhellung, füllte sich dann beim Schlucken von 
Er _ Kontrastmasse; es machte keine Symptome vorher. 


Ey = @.Deusch (Rostock): Schilddrüse und Darmbewegung. Klinische und experimentelle Beobach- 
tungen. (D. Arch. f. klin. Med. 142, 1—2, S. 1.) Beim ausgeprägten Myxödem und beim zutartigen 
_ Hypothyreoidismus ist die Obstipation ein fast konstantes Symptom, das bei letzterem oft das ganze 
; Krankheitsbild beherrscht. Die Obstipation kann durch Thyreoidinbehandlung fast immer rasch be- 
a  seitigt werden. Am Kaninchendarm (Bauchfenster) und menschlichen Dickdarm (Röntgen) wurde die 
8 _ tonussteigernde Wirkung intravenöser Einspritzung von Thyreoglandol bzw. Thyreoidea-Opton be- 
stätigt. | 
15 Ehrlich: Röntgendiagnose der sogenannten Appendicitis chronica. (Deutsche med. W. 1923/14.) 
Läßi man 11/s Stunden nach der Zitobariummahlzeit eine gewöhnliche Mahlzeit einnehmen und findet 
6 St. nach der Zitobariummahlzeit noch Kontrastmassen in den untersten Ileumsehlingen, dann liegt 
"Feine chron. Appendicitis vor, vorausgesetzt, daß keine Darmstenose oder Bauchfellerkrankung Veh 


. 


3 Fr. Er kes (Reichenberg): ZurKenntnis gutartiger Magengeschwülste. (Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 

= S. 256.) Kasuistische Mitteilung: Bei einer 40jähr. Masseuse — anamnestisch Ohnmachtsanfall iN 
pechschwarzer Stuhl — zeigte die Röntgenuntersuchung: „in der Pylorusgegend etwa zweimarkstück- 
große Aussparung mit scharfer Begrenzung. gute Peristaltik, kein 5-Stundenrest“. Die Operation 
= ergab das Vorhandensein einer kleinapfelgroßen Geschwlust, Fibromyonm, die mitsamt der Basis ex- 
 zidiert werden konnte. Eine spätere Nachuntersuchung — Beschwerdefreiheit — ergab auch röntgeno- 
logisch normale Füllung und Entleerung; E. betont, daß auf Grund des Röntgenbildes die richtige 
Diagnose gestellt worden sei. 

= —H.Finsterer (Wien): Zur Klinik und Therapie des Ulcus duodeni. (Wiener Arch. f. innere 
a Med. 5, 1 [Okt. 1922], S. 51.) Im Zusammenhang mit der Anamnese und den andern Befunden ist bedeu- 
4 tender 6-Stundenrest bei ausgesprochener Hypermotilität und rascher Anfangsentleerung von außer- 
ordentlichem Wert für die Diagnose U. d. — Bei der „Magenerweiterung und -senkung“ liegen in der 
= Mehrzahl der Fälle Duodenalgeschwüre vor. Die sekundäre Natur der Erweiterung und Senkung wird 
= bewiesen durch periodische Schmerzanfälle, Röntgennachweis einer vermehrten Peristaltik und ver- 
= mehrten Sekretschicht, der gerade bei Ptose und Atonie fehlt, 6-Stundenrest trotz der Peristaltik, Nach- 

= weis von okkultem Blut. 

r = Haberer (Innsbruck): Ösophagusdivertikel, retrosternale Struma und blutendes Magenge- 
 schwülr bei demselben Patienten. (Arch. f. klin. Chir. 122, 4, S. 789.) Röntgenbild des Divertikels, wel- 
ches seit früher Jugend bestand. 

TA Herrnheiser (Prag): Ergebnisse und praktische Bedeutung der modernen Röntgendiagno- 
j stik des Duodenalgeschwürs. (Der prakt. Arzt, 20, 3—4, Febr. 1923, S. 29.) Fortbildungsaufsatz. 

Ye _ Hohlwee (Duisburg): Zur Diagnose der Nierensteine und Nierenerkrankungen, speziell mit 
Hilfe der Pyelographie. (Med. Ges. Gießen 21. 11. 22: Berieht M. Kl. 1923, 11, S. 364.) 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. 16 


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| 122 E E y > Asztge a aus Zeitschrifien des In- jfa Auslandes (Verdauungeke,, Urögen)) | XXXI, pA 


Hi übner: Uber den Verlauf der Speiseröhre bei der Wirbelsäulenverkrümmung. (Schles Ges. 
Eo vaterländ. Kultur in Breslau 2. 3. 23; Bericht D. m. W. 1923, Nr. 16, S. 533.) 
-Kaiser: Die Form des längsresezierten. Magens im Röntgenbild. (Vortrag 2. Tagung d. Ver. 
Mitteldeutscher Chir. in Halle 19. 11. 22; Bericht Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 10, S. 417.) | 
Klose (Frankfurt a. M.): Demonstrationen aus der chirurgischen Pathologie des Magpns. (T i- - 
gung der Mittelrhein. Chir. -Vereinig. 6. 1. 23; Bericht Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 19, S. 756.) a) Tüberkuloın 
"des Bulbus duodeni, b) Syphilis des Manens (Mikrogastrie!), c) Fibrom an der ee Kurvatur. Rön- 


= genbefunde. 


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Alban Köhler: Das Zwöltängerdarmgesehwür im Röntgenbild. (Verein d. Ärzte Wies- 
: badens 15. 11. 22; Bericht Kl. W. 1923, 12, S. 571.) 

W. Lehmann (Göttingen): Die Beziehungen zwischen Magen und Darm mit jesondërer Be- - 
rücksichtigung der nach Magenoperationen auftretenden Darmstörungen, (Arch. f. kii. Chir. Bd. 123, 
S. 438.) Die bald nach Magenoperationen auftretenden Diarrhoen hängen weder von der Grundkrank- 
"heit noch von der Art der ausgeführten Magenoperation in entscheidender Weise ab. Die Motilitäts-. 
'störungen überwiegen, ‚veränderter 'Chemismus kann mitwirken. Den alimentären oder endogenen 
Durchfällen sind diejenigen gegenüberzustellen, bei denen exogene Reize wirken. Die postoperativen 
‚Röntgenbefunde werden an Hand der einschlägigen Ar beiten besprochen. 

E. Lenk: Röntgenbild der Diverticulitis des Dickdarms. (Vortrag in d. Ges. d. Ärzte in. EIWIEN. 


= 23. 2.23, Bericht W. m. W. 1923, Nr. 10, S. 494.) 


D. Markó (Debreczen): Die Formveränderungen des Magens bei Darmstenosen. (Klin. Wschr. 
1923, Nr. 12, S. 538.). Von den extraventrikulär bedingten Formänderungen werden die bei Dünndarm- 
und die bei Diekderhatenosen auftretenden Magenfor men beschrieben, die durch die dilatierte Darm- 
. partie bedingt werden. Sie zeigen einen wesentlichen Unterschied, je nachdem die Stenose unterhalb 
der Flexura lienalis oder vor der Flexur oder im Dünndarm sitzt. An Hand von Zeichnungen wird auf 
die Einwölbung der großen Kurvatur, Verdrängung des Magens nach rechts und nach oben einge- 


gangen, ferner werden Kaskadenformen des Magens bei Darmstenosen beschrieben (Kasuistik). 


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. Anton Mülleder (Wien): Ein seltener Fund in der Appendix. (Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 10, 
S..384.) Kas. Mitteilung, ‚nach der 2 Jahre nach Röntgenuntersuchung in der Appendix ein mehr als 
daumenendgliedgroßer, eingekapselter Wismutstein (dicke, fibröse Kapsel) (Stein von 1! em Dicke 


. und 4 cm Länge) gefunden wurde.. Anamnese und Tastbefund — Hauptdruckschmerz - — hatten an 


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akute  Appendizitis denken lassen. 
Friedr. Müller: Form und Lage des Magens nach neuen Untersuchungen: (Med.-Naturw. 
Verein Tübingen, Febr. 1923; Bericht M. m. W. 1923, Nr. 14, S. 447.) Die „Stierhornform“ ist verzeich- 
net, der Magen ist nach vorne gebogen. 
M. Nemenof£f::Röntgenologische Methoden zur Erkennung der Nierenptose. (Röntgenologi- 
sches und radiologisches Institut St. Petersburg; Westnik rentgenologii i radiologii, Bd. 1, H. 5—6, 
1922.) Aus der Lage und Form der durch Kontrastmittel zur Darstellung gebrachten Ureteren kann 


festgestellt werden, ob eine ptotische Niere (langer gewundener Ureter) oder eine angeborene Dysto- 


pie der Niere vorliegt (kurzer, gerade verlaufender Ureter). Die beste Aufklärung ergibt das Pneumo- 
` peritoneum.. Autor durchsticht die Haut mit einer stumpfen’ Nadel, welche mit einem scharfen Stilett 
armiert ist. Die tieferen Schichten werden nach Entfernung des Stiletts stumpf durchbohrt. Die Nadel 


“ wird zunächst mit; einer mit Kochsalzlösung gefüllten Nadel verbunden. Sowie die Spritze in die 


Bauchhöhle eingedrungen ist, kann die Flüssigkeit, ohne auf Widerstand zu stoßen, eingespritzt wer- 
den. Jetzt wird die Nadel mit 2 Flaschen verbunden, die erste ist leer, die zweite enthält Sublimat- 
lösung; durch Anheben der zweiten Flasche wird die Luft aus der ersten Flasche in die Bauchhöhle ge- 
preßt. Die Menge der in die zweite Flasche übergetretenen Flüssigkeit ist ein Maß für die eingeführte 
 Luftmenge. Autor hat bei dieser Technik nie ernstere Komplikationen gesehen. - 

Georg'H'einr. Nick (Berlin): Studien über die Bewegungen des gesunden und kranken 
` Magens. ' (Zschr. f. klin. Med. 96, 4—6, S. 495.) Versuche wurden mit Bariumbrei derselben Zusammen- ` 


setzung, aber vérschiedener Viskosität angestellt, einmal sahneartige Konsistenz, das zweite Mal hatte 


der Brei Konsistenz diekflüssigen Honigs. Dieselben Magen zeigten mit diesen verschiedenen Kontrast- 
` breien ‚ganz verschiedene Bewegungsaktionen. Auch wenn die Entleerungszeiten dieselben waren, 
kommt die Arbeitsleistung auf ganz verschiedene Weise zustande. Entleerung ist der Effekt der Peri- 
 staltik, des Tonus und des Pylorusspiels. Der Effekt-kann gleich sein bei ganz verschiedener Beteili- 
gung der einzelnen Komponenten. Bei gesunden Magen keine wesentliche Änderung des’ Bewegungs- 
` mechanismus. Bei ‚Ulkus, bes. duodeni, findet man Tonuszunahıne, auch bei Dyskoordination des vege- 
‚tativen' Nervensystems. Dünnflüssige: Speisen wirken beim Ulkus weniger auf die Magenmuskulatur 
als-auf die Saftsckretion ein, bei diekflüssigen derselben Zusammensetzung ist es umgekehrt. Da die 
Feststellung der Entleerungszeit "nichts aussagt über die einzelnen Komponenten derselben; so ist sie 
kein Maß für 'die motorische Tätigkeit des Magens. Es gibt keine typische pathognomische Magen- 


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XXXI, 1. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verdauungskr., Urogen.). 123 


forın, sondern die Veränderlichkeit der Form auf verschiedene Inanspruchnahme ist das wesentliche; 
eine scheinbar atonische Form ist kein Beweis für eine wirkliche Atonie. Tonus ist mehr als der 
jeweilige Kontraktionszustand; „Tonusbereitschait‘“ auf verschiedene Reize wird mehr besagen, sie be- 
deutet eine funktionelle Eigenschaft. Die Methode des Verf. dient dazu, die Reizbarkeit der Mägen 
zu prüfen.‘ Weiterer Ausbau der Methodik steht bevor. 

Pagel (Krankenh. im Friedrichshaus zu Berlin): Die gekreuzte Dystopie der Nieren. (Virch. 
Arch. 240, 3, S. 508.) Begriff: Die eine Niere wird auf der gegenüberliegenden Seite, ober- oder unter- 
haih der andern Niere, meist mit ihr verwachsen, angetroffen; zu unterscheiden a) von höchstgradiger 
Wanderniere, welche ihre richtige Gefäßversorgung hat und locker sitzt, b) von akzessorischen Nieren, 
Nierenbecken und Ureteren mit ev. kompensatorischer Hypertrophie auf der einen Seite bei Agenesie 
bzw. Aplasid der andersseitigen Niere; bei der gekreuzten D. hat die Uretermündung dic ursprüngliche 
Lage; c) von der dislozierten Hufeisenniere bzw. Dystopie beider Nieren mit Verwachsung. — 55 Fälle 
aus der Literatur und 4 eigene. 

Th. Plaut: Zur Frage des Ulkuskarzinoms. (Ä.-V. Frankfurt 16. 4. 23: Bericht M. m. W. 1923, 
Nr. 20, S. 652.) | 

Plenk (Wien): Zur Röntgendiagnose des Ulcus duodeni. (W. kl. W. 1923, Nr. 8.) Die Röntgen- 
untersuchung der Ulcus duodeni ergab bei einem Material von 100 Fällen in 84°/, positiven Befund bei 
der Durchleuchtung. Fraglich erscheint der Wert des negativen Befundes für die Diagnose und die 
Art des Bulbusbefundes für die Indikation. Allerdings sind Serienaufnahmen vom Bulbus nicht ge- 
macht worden. Kraterförmige Ulcera von Erbsengröße wurden operativ in 25° der Fälle gefunden, 
diese wurden aber durch die Durchleuchtung selten aufgedeckt. 

C. Rohde (Chir. Univ.-Klin. Freiburg i. Br.): Die mechanische Entstehung des Ulcus duodeni. 
- (Klin. Wschr. 1923, Nr. 9, S. 394.) Das chronische Duodenalgeschwür an der Hinter- und Oberwsnd des 
Bulbus duodeni ist an ciner Stelle lokalisiert, die auf Grund topographischer und anatomischer Beson- 
derheiten den Vorgängen des Verdauungsgeschäftes erstens eine besonders ausgesetzte Angriffsfläche, 
zweitens eine verminderte Widerstandskraft bietet. Es sind in allererster Linie mechanische Faktoren. 
die unter Mitwirkung funktioneller Vorgänge zur Entstehung und zum Chronischwerden des Duodenal- 
ulkus führen. | 

- Rud. Schmid (Prag): Das Duodenalgeschwür. (Med. K1. 1923, Nr. 13 u. 14, S. 409, 455.) Trotz 
der Bedeutung des Röntgenbefundes für die Diagnosestellung des Duodenalgeschwürs soll dieser nicht 
überschätzt und nur als ein Teilzeichen aufgefaßt werden. Die Bulbusveränderungen sind die wichtig- 
sten. Bei der raschen Einstellung der „Zipfelmütze“ des Bulbus soll man auch bei sonst entsprechenden 
klinischen Zeichen mit der Diagnose Zwölffingerdarmgeschwür zurückhalten, wenn auch röntgenolo- 
gisch normale Verhältnisse den Uleus-Prozeß durchaus nicht ausschließen. Als bedeutsame Befunde 
wurden Kleeblattform des Bulbus (Holzknecht), Defekte an den Kurvaturen des Bulbus, flüchtige 
Füllung des Bulbus, Sanduhr-Bulbus mit scharf begrenzter Einschnürung an der großen Kurvatur, 
flacher Bulbus, Bulbusnische mit spastischer Einziehung, gegenüber schlechte Füllbarkeit des Bulbus 
festgestellt. Die Megalogastrie dürfte keine besondere Bedeutung haben, sie stellt gelegentlich ein kon- 
stitutionelles Zeichen dar. Bei der differentiell manchmal in Betracht kommenden Gallensteinerkran- 
kung ergab sich verhältnismäßig wenig Linksverschiebung des Magens, evtl. mit normalen Pylorus. 
Zur Füllung des Magens ist Baryumwasser besser geeignet als Baryumbrei, mitunter muß man rechte 
Seitenlage zur Bulbusfüllung anwenden. Beachtenswert ist das Fehlen vom Übertritt der Kontrast- 
speise in den Bulbus trotz kräftigster Magenperistaltik. Gelegentlich wurde Antiperistaltik des 
Duodenum wahrgenommen, mitunter auch solche des Magens. Größere 5-Stundenreste beim gewöhn- 
lichen Geschwür sind selten. 

Urbach (2. Abt. f. Haut- u. Geschl.-Kr. im Alle. Krankenh. Wien): Röntgenologische u. klini- 
sche Befunde im Magendarmtrakt bei Ekzemen und ihre Bedeutung für eine kausale Therapie. (Arch. 
f. Derm. u. Syph. 142, 1, S. 29.) Unter 32 Fällen von Neurodermatitis fand sich röntgenologisch 13 mal 
Hypersekretion, 5mal Hyperperistaltik, 7 mal Hypermotilität, 8 mal ptotisch verlängerter Magen, 
5 mal Atonie, 3 mal Hypotonie, 1 mal Kaskadenmagen. Im Darm wurde beobachtet: bei klinischer 
schwerer Obstipation: Makrosigma, ferner Colon transversum bis zur Symphyse hängend. Trotz nor- 
malen Röntgenbefundes an Magen und Darm kann schwere Obstipation, Gärungsdyspepsie, chronische 
Blinddarmreizung bestehen. 

H. Z öp f f el (Hamburg-Barmbeck): Über die Möglichkeit der Diagnose des Ulcus pepticum an 
sich und seiner Lokalisation aus direkten und indirekten Merkmalen. (Med. Kl. 1923, Nr. 8, S. 231.) 
Der Hauptvorteil der Röntgenuntersuchung bei Ulkus besteht in der Möglichkeit, das angenommene 
Ulkus zu lokalisieren (Nische, Ausfall von Peristaltik, Dauerspasmus, Bulbusverziehung). Durch 
Röntgenuntersuchung konnten 82%/, Duodenalgeschwüre (8°/, falsche Lokalisation, 15%/% Fehldiagnosen) 
und 45° Magengeschwüre (25°/, falsche Lokalisation, 25%/ Fehldiagnosen) nachgewiesen werden. Von 
peretrierenden Gesehwüren des Duodenums konnten Pi, von kallösen % durch die Röntgenunter- 

16* 


Ei F : Sa TE se l a 


124. | ang ve Auszüge aus Zeitschriften. des In- und Auslandes. XXXI, L | 


suchung. festgestellt werden. Bei- den een en Mayengeschwüren gelang der Röntgennachweis ` 
'in A der Fälle, bei den kallösen nur in t/s (V erdeckung durch begleitenden Pylorospasmus). 
Ne N 


LA Respirationsorgane, Mediastinum, Zwerchfell. 


G. Barth (Zschadraß): ‘Über den tuberkulösen Spontanpneumothoras. (Zschr. {. Tuberk. 37, 5, 
S. 821.) Vier Fälle: 1. Bersten einer Kaverne, stürmische Erscheinungen, Kollaps, Tod nach 3 Stunden. 
a Großknotige konfluierende Lungentuberkulose, Kavernen, partieller geschlossener Pneumothorax. 
unbemerkt entstanden. Infektion der Pleura. — 3. Plötzliche Erkrankung mit Bluthusten, Ficber, da- 
zu bald starke Atemnot. Röntgen: Großes Exsudat, darüber Luft. Umwandlung des natürlichen ` 
 Pneumothorax in künstlichen, mit Erfolg. — 4.” Großknotige kavernöse Tuberkulose, Seropneumo- 
thorax, dann eifrig. Ä 
CH. Deist (Stuttgart): Zur Differentialdiagnose: Lungentumor und chronische Pneumonie. 
(Klin. Wschr. 1923, Nr. 12, S. 550.) Schilderung eines seltenen Krankheitsfalles bei einer 66jähr. Frau, 
“bei der klinischer Befund und Röntgenbild zur Diagnose eines malignen Lungentumors führten: Rönt- 
genbestrahlung führte anfangs zu auffallender Besserung, jedoch nur von kurzer Dauer. 2. Bestrah- - 
lung erfolglos, plötzlicher Exitus infolge: Hemiplegie. Die Obduktion ergab eine P Pneu- 


-= monie (Röntgenbilder). 


' Dunham u. Norton: "Rötgenologische Studien über die Aufsaugung von tuberkulösen Ex- 
l sudaten i in der Lunge. (Am. Journ. of Rocntg. X, 2, Febr. 1923.) Bericht über eine größere Reihe von 
Fällen, bei denen durch die Autopsie die Füntpenologische Diagnose „verkäsende Bronchopneumonie“ 
bestätigt werden konnte. Es kann also aus bestimmten Formen von Schatten auf dem Röntgenbild 
‚, einer Lunge die Diagnose auf Schädigung einer bestimmten Gewebsart gestellt werden. Weiter wurde 
"beobachtet, daß im Verlaufe 'einer tuberkulösen Lungenerkrankung auftretende Schatten aufgesogen 
werden konnen: Wenn Aufhellungen von Schatten während einer tuberkulösen Erkrankung fest- 
gestellt werden können, so kann eine günstigere Prognose für den Patienten gestellt werden. - 
Dunham u. Secarlem: Erkrankung der Schädelhöhlen und Lungeninfektionen. (Journ. of 
Radiol., Febr. 1923.) Zahlreiche Lungenerkranküngen, tuberkulöse und nichttuberkulöse, sin: als Se- 
“ kundärinfektionen, ausgehend von Erkrankungen des Halses und der Schädelhöhlen, aufzufassen. Es 
= wurdein fast 30% aller genau beobachteten (etwa 400) Fällen Hals- und Schädelhöhlenerkrankungen 


gefunden., In jedem Falle von Spitzenkatarrh, eitriger Bronchitis und lokalisierten Herden von Pneu- 


movie soll nach einer Infektionsquelle in den Schädelhöhlen oder im Hals gesucht werden. Die beste 
Unterstützung zur Differentialdingnose zwischen beginnender Lungentuberkulose und akuten Schädel- 
höhlenerkr ankungen ist die Röntgenunter suchung. Bei von chronischen Höhleninfektionen ausgehen- 
den Lungenerkrankungen sind häufig von kleinen Exsudaten, welche sich in die Pleuraspalten der 


Lungenlappen ergießen, fächerartig ausgebreitete Schatten sichtbar. 
| Emersonu.Beeler: Ein ungewöhnlicher Fall von doppelseitigem, spontanem Pneumothorax. 
(Am. Journ. of Roentg. X, 2, Febr. 1923.) Doppelseitiger Spontanpneumothorax bei einem Falle von 
Lungenemphysem, welches durch schwere asthmatische Anfälle hervorgerufen worden war, Die rechte 
Lunge war total kollabiert, die linke Lunge zum Teil, außerdem fand sich bei der Sektion ein aubgelau- 
fener rechtsseitiger Spitzenkatarrh mit Verwachsungen. Teile der linken Lunge waren stark gebläh:., 
Herrnheiser: Die räumliche Analyse des Thoraxröntgenbildes. (Deutsche med. W. 1923/15.) 
: Verf, betont die Wichtigkeit der räumlichen Analyse des Thoraxröntgenbildes und erläutert dieses an 


‘ Beispielen. An Hilfsmitteln zur Unterstützung der räumlichen Bildanalyse steben uns neben der heute 


zu kostspieligen stereoskopischen Methode folgende zur Verfügung: 1. die passive motorische Lokali- 
sation; 2. die‘ physiologische myomotorische Lokalisation; 3. die Untersuchung in verschiedenen Strah- 
lenrichtungen; ‚4. die Röhrenverschiebung; 5. die Tiefenbestimmung, am einfachsten nach der Blen- 
. denrandmethode. (Erscheint ausführlicher in den „Fortschr.“ Bd. 31, Heft 2.) 

E .K. Hitzenberger (L Med; K]. Wien): Die pulsatorischen Bewegungen des Zwerchfells. Eii in 


Beitrag zur Analyse des normalen und pathologischen Leberpulses. (Wiener Arch. f. innere Med. 

. 2—3, S. 451.) Normale 'Pulsation besonders deutlich am r: Zwerchfell, stehend, in Exspir: ER He 

entspricht negativem Lebervenenpuls: Langsamere präsystolische Auf- und raschere systolische Ab- 
F wärtsbewegung. Links Zwerchfell: Medialer Teil wird pulsatorisch immer, im Inspirium stärker als 

im Exspirium, herzsystolisch gehoben. Lateraler Teil ruhig, oder er wird herzsystolisch gehoben oder 
‚gesenkt. Klappenfehler ohne Trikuspidalinsuffizienz und ohne Vorhofflimmern sind ohne Einfluß. Bei 
: Trikuspidalinsuffizienz besteht am r. Zwerchfell als Ausdruck des positigen Lebervenenpulses eine - 
| horzsystolische Hebung und diastolische Senkung. Bei pleurokardialen Verwachsungen im r. Herzleber- 

winkel sicht man das r. Zwerchfell herzsystolische Zuekungen nach oben ausführen. Das systolische 


Jucken des 1. Zwerchfells beweist keine Adhäsionen. Obliteratio pleurae und Fixation. des Zwerehfells 
am die Thoraxwand heben die Zwerchfellpulsationen aul, 


` 


XXXI, 1. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. ‘ 125 


Hulst: Die Geschichte der Lungenprobe und ihre Bedeutung für die gerichtliche Medizin und 
die Rechtsprechung (2. Fortsetzung von 1800 bis zur Gegenwart). (Nederl. Tijdschr. voor genecsk. 1922, 
II, Nr. 19, S. 2058.) Sehr interessante gründliche Darlegung, in deren Verlauf Hulst auch eingehend 
dic röntgenologischen Beobachtungen würdigt. Ihr Wert wird abgelehnt (vgl. dazu die kurz vorher 
gemachte Mitteilung Lossens auf dem XIII. Röntgenkongreß. Dieser Zeitschr. XXX. Bd. Kongr.- 
Heft 1, S. 81.) 

H. Kleinsehmidt (Hamburg): Zur Lehre vom Habitus asthenieus im Kindesalter. (Mschr. 
f. Kindhk., Bd. 25, S. 324.) Das Röntgenbild läßt manche unter dicken Weichteilen verborgene Eng- 
brüstigkeit erkennen. Konstitutionell Engbrüstige können vollkommen lungehgesund sein, während 
von 34 lungentuberkulösen Kindern nur 14 engbrüstig waren. Tuberkulöse können durch Abmagerung 
engbrüstig werden; man spricht dann besser von Thorax paralyticus, nicht asthenicus. 

Otto Maier (chir. Kl. Innsbruck): Uber intratracheale ANAA Aeae echte an Hand 
eines operativ geheilten Falles. (Arch. f. klin. Chir. 122, 4, S. 825.) 

A.Rosenblüh: Zystisches Teratom des vorderen Mediastinums. (Ges. f. innere Med. u. Kindhk. 
in Wien, 22. 2, 23; Bericht W. m. W. 1923, 15, S. 707.) 2jähr. Kind; Röntgen- und Obduktionsbefund. 

Seh aap (Utrecht): Eventratio und Hernia diaphragmatica. (Nederl. Tijdschr. voor genecsk. 
1922, II, Nr. 15, S. 1614.) 1. In der holländischen Literatur konnte Sch. nur einen Fall von Eventratio 
finden. Eingehende Besprechung der verschiedenen differentialdiagnostischen Möglichkeiten. Sein 
Pat., ein 42jähriger Bäcker, hatte seit 3 Jahren Magenbeschwerden, die sich klinisch nicht erklären 
ließen. Hervorgehoben sei, daß Andeutung von Hühnerbrust und eine Kyphose der Brustwirbelsäule 
vorhanden war. Das Röntgenbild zeigte einen linksseitigen Zwerchfellhochstand bis in Höhe der 4. vor- 
deren Rippe. Man sah die bekannte „Doppellinie“: bei der Durchleuchtung bewegten sie sich übers 
Kreuz, d. h. die unterste Linie kam nach oben zu stehen. Reizte man links den Nervus phrenicus, dann 
sah man die rechte Zwerchfellkuppe zusammensinken, während die linke in die Höhe stieg. Bei Rei- 
zung des rechten Phrenikus beobachtete man das Umgekehrte. Sch. hält eine scharfe Trennung von 
Eveätratio und Zwerchfellhochstand bei Phrenikuslähmung, wie sie Groedel und Eppinger 
machen, überhaupt für nicht möglich. 2. Ein 38jähriger Zimmermann war 1914 verunfallt, wobei er 
den Schenkelhals und den Oberarm brach. Heilung. Berufswechsel. Im November 1921 erkrankte er 
unter den Erscheinungen einer Cholelithiasis (Schmerzanfälle, Erbrechen, Ikterus). Die klinische wie 
röntgenologische Untersuchung zeigten eine rechtsseitige Zwerchfellhernie, die sich wohl eingeklemmt 
haben mochte. Auf dem Röntgenbild war das Herz nach links gedrängt wie durch ein pleuritisches 
Exsudat. Rechts ragte ein intensiver Schatten bis zur sechsten Rippe empor. Kontrastfüllung (oral wie 
anal). Das Kolon zeigte die rechte Flexur mit dem anschließenden Aszendens- bzw. Transversumstück, 
den beschriebenen Schatten’ noch weit in die Lunge hinein überragend. Verf. erklärt sich die Hernic 
durch die stumpfe Gewalt des seinerzeitigen Unfalls entstanden, indem eine Bruchpforte im rechten: 
. Zwerchfell entstand und die Ligamente der Leber gelockert wurden. | 

Schürmann: Neuere Anschauungen über die Entstehung der Tuberkulose. (Ges. f. Natur- 
u. Heilk. zu Dresden 15. 1. 23; Bericht M. m. W. 1923, 12, S. 378.) 

Johannes Sommer (Zwickau): Die Röntgenuntersuchung des subphrenischen Abszesses 
zur Feststellung des Operationsplanes. (Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 6, S. 215.) Die Röntgenuntersuchung gibt 
guten Aufschluß über die Ausdehnung von gashaltigen Abszessen und ermöglicht damit, vor der Ope- 
ration zu entscheiden, ob die Eröffnung vom Rippenbogen aus oder transpleural erfolgen kann. Das 
Verhalten des Abszesses läßt sich bei Lagerung auf die gesunde Seite mit Verwendung von leichten 
Drehungen, mit Beckenhochlagerung, gut beobachten (Wandern der Gasblaso, Abtasten der Abszeß- 
ausdehnung). Man erhält so ein klares Bild, ob der Abszeß einer Eröffnung seitlich am Rippenbogen 
zugänglich ist, ob er mehr nach vorn gelegen ist oder ob er so hoch abgekapselt ist, daß nur ein trans- 
pleurales Vorgehen in Frage kommen kann (mit Gefahr der Pleurainfektion). Zu diagnostischen Zwek- 
ken macht man nicht gashaltige Abszesse gashaltig, indem man probepunktiert und die abgelassene 
Flüssigkeit durch Luft ersetzt (30 cem). Nur bei gleiehzeitigem Bestehen eines größeren pleuritischen 
Ergusses neben einem nicht gashaltigen subphrenischen Abszeß versagt das Röntgenbild (sichere Dia- 
gnose bei der Punktion verschiedenartiger Flüssigkeiten!). (Auch dann ist durch Lufteinfüllung an 
Stelle der als subphrenisch angesprochenen Flüssigkeit die röntgenologische Bestätigung anzustreben.) 
Bei Zweifel, ob bei Versagen der Probepunktion der festgestellte Erguß als Pleuraerguß anzusehen ist, 
empfiehlt sich Anlegung eines Pneumothorax und Durchleuchtung in Beekenhochlagerung bei Seiten- 
lage. Der Exsudatrest verschiebt sich dann nach dem Mediastinum und das Zwerchfell mit seinen 
etwaigen pathologischen Eigenschaften läßt sich erkennen. 

_ P. Wels (Kiel): Über die Stellung des Röntgenverfahrens in der klinischen Diagnostik und 
Prognostik der Lungentuberkulose. (Zschr. f. klin. M. 96, 4—6, S. 414.) Das Röntgenverfahren ermög- 
licht die Geschichte der Krankheit am Einzelfall zu erkennen, nicht nur das anatomische Endresultat 
wie der Sektionsbefund. Die Resultate der anatomischen Untersuchungen Rankes sind von den 


=. I am e t ES ea IN Paer ks Sun, nS nn i A DE + r . ki Bi re -4 5; ee “ A E E F ig -Am— a 


136 ee ns | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes, .XXXL1 


‚Röntgenplatten abzulesen. Der Primär ‚komplex. der Lunge selten auffindbar, dagegen leicht die Ver- 


- - änderungen im zugehörigen Lymphstromgebiet (perifokale Entzündungszone an den Hilusdrüsen, 


‘per iglanduläre Bindegewebswucherung), - entstehen durch Giftwirkung ‚ entwickeln sich als derbe 
bindegewebige Stränge längs der Gefäße retrograd vom Hilus in die Lunge hinein. Matcrial an 160 Kin- 
dern, etwa 500 Einzelaufnahmen. Wichtig ist die Aufnahmetechnik: bei weicher Röhre und schwacher 

“` Belichtung treten die Schatten der Gefäße und Bronchialwandungen im Hilusgebiet deutlicher hervor 


ni als bei gegenteiligen. Bedingungen. Deutung der Röntgenbefunde nur sicher, wenn alle diagnostischen 


-. Hilfsmittel sich. zu einer Gesamtdiagnose vereinen; Röntgenplatte darf nie ein selbständiges Dasein 
führen! Beim pr imären Komplex oft Unterlegenheit des Röntgenverfahrens; manchmal überraschend 
 aufschlußreiche Bilder (vorzügliche Beispiele ín der Arbeit) des indurativen Ehdstudiums am Hilus. 
Vergleich’ zweier Röntgenbilder aus: auseinanderliegenden Zeiten bietet große technische Schwierig-. 
‘keiten: absolut sichere, Gleichheit in der Belichtung noch- nicht erreichbar. Deutung erfordert große 
Erfahrung. Das Röntgenbild der (ter tiären) Lungenschwindsucht ist dem des primären Komplexes 
entgegengesetzt: dort starke Beteiligung der Spitzen, aber völliges Fehlen von Veränderungen in der 
 Hilusgegend und zwischen ihr und der erkrankten Lungenstelle (cf. Ranke). Weiterhin läßt das 
5 Röntgenverfahren einen Schluß auf die Reaktionsform des Organismus zu. Aus den: ‚gegensätzlichen 
Befunden am Hilus läßt sich die Frage entscheiden: „primäres oder tertiäres Stadium?“ Die groß- 
"knotigen Miliartuberkulosen des Kindesalters sind radiologisch meist schärfer umgrenzt als die fein- 
körnigen Äussaaten bei der Spättuberkulose; den letzteren fehlen auch im Hilusgebiet die Anzeichen ` 
der Frühtuberkulose. Schließlich gewinnt die Röntgendiagnostik vermehrte Bedeutung zur Entschei- 
. dung über. den Stand der Abwehrkräfte des Organismus gegenüber der tuberkulösen Infektion, daraus 
gewinnt Prognose undTherapie (cf. Romberg, Küpferle, Gräff). Der azinös-nodöse Herd 
"ist scharf begrenzt, oft von Haken-, seltener von Kleeblattform; der sublobär-käsige ist intensiver, aber 
| unschärfer, neigt zum Zusammenfließen mit benachbarten Herden, ist daher auch größer. Technisches: 

_Beibehalten des Verstärkungsschirmes, keinesfalls Steigerung der Strahlenhärte zwecks Abkürzung 
der Belichtungszeit. Beispiele für die Durchführbarkeit der röntgenologischen Herdcharakteristik; 
.. andererseits auch für die gelegentlichen Abweichungen von der daraus gestellten Prognose. PAND TACNE 
= bleibt die Feststellung, ob. Prozeß stillsteht oder fortschreitet. | 

` Wiemann: Linksseitige angeborne Zwerchfellhernie. . (Vorstellung am klin.-wiss. Abend im 

 Luitpoldkrankenh. ‚Würzburg 30. 11. 22; Bericht M. m. W. 1923/10, S. 317.) | 


8. Zirkulationsorgane. 


B ardeen j (Universität Wisconsin. Madison, Wisconsin): Schätzung des Herz-Volumens mittels 
nr (The Amer. Journ. of Roentg., Dez.-Heft 1922.) Verf. gibt Schemata an, nach welchen 
die Größenverhältnisse des Herzens mittels Röntgenaufnahmen berechnet werden können, verhehlt 
aber nicht, daß diese gefundenen Zahlen nur annähernd richtig sind, weil den Größenverhältnissen des 
menschlichen Körpers und sonstigen Umständen Rechnung getragen werden muß. 

Franz Baur (Bad Nauheim): Zur Klinik der angeborenen Linksverlagerung des Herzens. (Zbl. 
f. Herz- u. Gefäßkr., 15. Jg., Nr. 4, Febr. 1923, S. 47.) Die angeborne Linksverlagerung findet sich bei 


u | 1—20 der Horskranken Sie macht an und für sich keine Beschwerden, jedoch sind die Träger zu ner- 


vöscn und funktionellen Herzstörungen veranlagt. Es wird leicht Hypertrophie und Dilatation des 
L Herzens vorgetäuscht, Orthodiagramm ist nötig. Diagnose, wenn Verhältnis von R:L auf 1:3 und 
'. darüber steigt, die’ physiologische, Herzbreite nicht überschritten wird und der Medianabstand R hinter 
-~ dem Minimum für-die betr. Körpergröße zur ückbleibt.‘ Gestützt wird die Diagnose, wenn gleichzeitig 
i die großen Gefäße deutlich nach L verschoben sind. 

'Bergonie-.Moulinier:-Parietales Herzaneurysma. (Ar ch. d’Electr. med. et Phy siöiher. 5 
| Nr. 486, März 1923, S. 65.) Beobachtungen parietaler Herzancurysmen sind selten, aber die Autoren 
zweifeln nicht, daß wenn die Symptomatologie dieser Erkrankung genauer bekannt sein wird, sich die- 
‚ses Leiden häufiger bei Erwachsenen feststellen lassen wird, vielleicht auch schon bei Kindern. Die 
Verfasser diagnostizierten ein solches Aneurysma mit Hilfe der Röntgenuntersuchung bei einer 27jäh- 
rigen Patientin. Sie glauben wegen der Seltenheit des Falles, diesen näher beschreiben zu sollen. Der 
Krankheitsursprung bei. der Patientin ist nicht klar, erworbene oder angeborene Syphilis, so häufig 
die Grundlage dieses Leidens, ist ausgeschlossen. Es scheint sich um die Folge eines Traumas zu han- 
‘deln. Gegenüber der Behauptung, daß die Symptomatologie nichts anderes bietet als bei Aortitis und 


. Per ikardverwachsungen, betonen die Verfasser den heftigen Schmerz auf Druck, der ganz ausgesproe 


chen auf einen Punkt lokalisiert und bei der Mehrzahl der Fälle vorhanden ist. Die Röntgenunter- 
suckung wird dann bestätigen, daß es sich um ein parietales. Aneurysma handelt. 

E. Kauf (Herzstation Wien IX): Untersuchungen über das Verhalten des Herzens nach Muskel- 
‚arbeit. ‚(Wiener Arch. f. inn. Med. V, PR S. 567.) Verf. schildert Beispiele von nn welche ach | 


i ` f 


XXXI, 1. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. | | 127 


bei der Rückkehr der Anstrengungstachykardie zur Herzaktion der Ruhe vorfinden. Sie sind zum Teil 
respiratorisch bedingt: Exspiration hemmt, Inspiration beschleunigt. Zum Teil sind offenbar zentral 
bedingte Hemmungen wirksam. — Übererregbarkeit der nervösen Zentren bei allgemein nervösen Men- 
schen. — Puls- und Atemkurven. 

Alfred Leimdörfer (Wien): Über paravertebrale Vorhofsdämpfungen. (Med. Kl. 1923, 
Nr. 4.) Bei mittelstarker Perkussion wird eine Vergrößerung des linken Vorhofes durch eine leichte 
paravertebrale Dämpfung im linken Interskapularaum, Höhe des 5. bis 9. Brustwirbeldorns, nachweis- 
bar. Die Dämpfungszone entspricht einer Lungenatelektase (Kompression der Lunge durch den erwei- 
terten linken Vorhof), zum Teil direkt dem vergrößerten linken Vorhof. Im Verlaufe einer Dekon:- 
pensation kann man Größenschwankungen dieser Dämpfungszone, anscheinend parallel mit Volums- 
änderungen des linken Vorhofes einher gchend, beobachten. Differentiell kommen schwielige Mediasti- 
nitis, interlobäre Empyeme, Aneurysmen, Dämpfungen der linken Lungenspitze infolge von Kom- 
pression, Hilustuberkulose, Drüsenentwicklung im paravertebralen Raum, Tumoren usw. in Betracht. 
Die zenaue Röntgenkontrolle der klinischen Feststellungen, evtl. differentiell, ist oft ausschlaggebend. 
| . G. Német (Düsseldorf): Zur Kenntnis der „Mitralform“ gesunder Herzen. (Klin. Wschr. 1923, 
. Nr. 8, S. 348.) Die mitrale Form des Herzens kommt in ebenso vielfältiger Gestalt bei gesunden Herzen 
wie bei den wirklichen Klappenfehlern vor. Ähnlich wie bei den Mitralfehlern läßt sich eine steile, 
schınale, die hypoplastische, und eine runde, die infantile, Form unterscheiden. Für die Formgestaltung 
des Herzens kommen neben veränderter Kreislaufdynamik (erhöhter Druck im Lungenkreislauf) auch 
konstitutionelle Momente in Betracht. Vergleichende Untersuchungen in den verschiedenen Durch- 
leuchtungsriehtungen, hauptsächlich aber im ersten schrägen, haben zur Annahme geführt, daß das 
Zustandekommen der Mitralform gewisser Typen am besten mit einer Drehung des ganzen Herzens 
von rechts hinten nach links oben in Zusammenhang gebracht werden kann. 

L. Reich: Pulmonalklappeninsuffizienz. (Vortrag in d. Ges. f. innere Med. u. Kindhk. in Wien 
‚25. 1. 23; Bericht W. m. W. 1923, Nr. 7, S. 348.) Ä 

E. Weiser (I. med. Kl. Deutsche Univ. Prag): Klinische Beobachtungen über Herzerweiterung. 
II. Große und kleine Herzen). (Wiener Arch. f. inn. Med. V, 2—3, S. 473.) Es gibt kleine dekompen- 
sierte und große, noch leistungsfähige Herzen. Verf. unterscheidet 1. kleine dünnwandige Herzen mit 
geringer oder fehlender Neigung zu Hypertrophie und zur Erweiterung, welche als Kompensations- 
mechanismus wirken könnte: 2. die ganz großen, meist stark hypertrophischen Herzen, meist im Ver- 
lauf von Jahren entwickelt; Nachlassen der Muskelkraft durch entspreebende Erweiterung ausge- 
glichen. Trotz hochgradiger Dilatation daher keine Zirkulationsstörung; 3. maximal erweiterte Her- 
zen, bei denen die Herzkraft rascher sinkt als die jeweils mögliche Dilatation ausgleichen kann, daher 
Dekompensation. „Schubweise“ Dilatation, gewöhnlich starke Hypertrophie; 4. Übergangsformen. -— 
Klinische Beispiele. 


Therapie. 
1. Allgemeines; zusammenfassende Aufsätze. 


Bergonice: Der Kampf gegen die Krebskrankheit mit Hilfe von Krebsbekämpfungsinstituten. 
(Arch. d’Electr. med. et de Physiother., Heft Nr. 482, S. 321, Nov. 1922.) Sozial ist es richtig, daß die 
neusten therapeutischen Errungenschaften auf dem Gebiete der Strahlentherapie Arm und Reich zu- 
gänglich gemacht werden. Der unbestrittene Erfolg der neuen physikalischen Heilmethoden muß 
immer bekannter werden und neue Mitarbeiter werben. Wegen der hohen Kosten der notwendigen Ap- 
paraturen und der technischen Schwierigkeiten dieser Wissenschaft, die durch falsche Handhabung 
ebenso viel schaden als nützen kann, müssen 1. die kleinen Laboratorien eingeschränkt werden, 2. müs- 
sen die Apparate der Laboratorien im Höchstmaß ausgenützt werden, damit der rasch veraltende Ap- 
parat sich amortisiert und beizeiten durch einen neuen ersetzt werden kann, 3. müssen der Staat so- 
wie alle städtischen, gemeindlichen und bezirksamtlichen Verwaltungen sich für die Sache interessie- 
ren, cbenso wie die wissenschaftlichen Vereinigungen usw. Damit der technische, wissenschaftliche 
und medizinische Betrieb alle Garantien bietet, sowohl mit bezug auf die Leitung wie auch auf das 
untergeordnete Personal, müssen diese Kräfte medizinischen Schulen und Fakultäten entnommen 
werden. Es wird eine derartige Einrichtung besprochen, wie sie zurzeit in Bordeaux besteht. 

A. Blau (I. Univ.-Frauenkl. Wien): Uteruskarzinom mit besonders langer Latenzzeit. (Zbl. f. 
Gyn. 1923, Nr. 19, S. 744.) A1jähr. Frau kam mit noch operablem Uteruskarzinom zur Radikaloperation, 
nachdem vor 12 Jahren durch Kurettage ein Ca. corporis incip. festgestellt worden war. 

Gauducheau: Versuch mit einer Antikarzinomdiät. (Arch. d’Electr. med. et de Physiother. 
Nr. 486, März 1923, S. 69.) Die Arbeiten der letzten Jahre über die Rolle der Aminosäuren und Vitamine 


128 PT E Auszüge aus er des In- und Auslandes. g XXXI, 1.- 


in der Ernährung haben gezeigt, daß das Wachstum junger Tiere aufgehalten wird, wenn die wachs- 


tumanregenden Nahrungsstoffe ausgeschaltet werden. Die Karzinomzellen gehören dem embryonalen la 


Typ an; es ist möglich, sie im Wachstum zu stören, einerlei welches die krebserregende Ursache ist, 


“ ob Reizung òder Bakterien, und das erkrankte Individuum dennoch am Leben zu crhalten. Bei den 


-< reisessenden Völker, wie den Anamiten, sind-Krebserkrankungen selten. Natürlich darf man nicht er- . 
‚ warten, daß. sich der Tumor gleich nach Beginn der Behandlung zurückbildet, es können Wochen und 


7 Monate vergehen. Die Diätkur, ‚muß, kombiniert sein mit Operation und Radiumbehandlung. Es wäre 
‚sehon sehr viel erreicht, wenn sich mit einer derartigen Ernährungsweise die Vitalität der Karzinom- . 
. zellen herabsetzen- ließe. Es handelt sich um eine Hypothese, aber sie stützt sich auf streng wissen- 
‘ schaftliche Grundlagen. Die Medizin steht heute dem Krebs derartig hilflos gegenüber, daß der ge- 


ringste Fortschritt begrüßt werden muß. Erlaubt sind bei einer solehen Ernährungsweise: gut ent- 


‚hülster Reis, Schweineschmalz, Zucker, natürlich auch Salz und Wasser. In beschränktem Maße sind 
erlaubt: Kartoffel und Alkohol und ganz geringe Quantitäten Konservenfleisch, geröstetes Brot, ge- 


kochte Früchte. Ganz verboten sind: Milch, Butter, Creme, Käse, Eier, Erbsen, Bohnen, frisches Fleisch 
usw. Sollte Skorbut auftreten oder Ber i-Beri, so gibt man gegen erstere Erkrankung Zitronensaft. 
gegen: letztere Hefe. 

Kreuter (Nürnberg): Über die Behandlung der bösartigen Geschwülste. (M. m. W. 1923, Nr. 15, 
S. 451.) ‘Scharfe Kritik an der Intensivbestrahlung chirurgischer Tumoren. Verf. verlangt möglichste 
Frühdiagnose, sorgfältige Indikationsstellung. Operable Tumoren sollen in der Regel operiert werden. 
Günstig wirkt Bestrahlung bei. Gesichtsepitheliom, auch Lippenkarzinom, bei maligner Struma, bei 


 Rundzellen- und Lymphosarkomen. 


-= 


‚A. Theilhaber (München): Der Einfluß der zellulären Immunität auf die Heilung der Kar- 
zinome. (Arch. f. Gyn. 118, 2, S. 237.) Vgl. Kongreßheft Band XXXI der „Fortschritte“. 


2. Biologische, chemische, Diydikslieche Sirahleiwirkaap, Schädigung, Schutz. 


2 = Arch an g e 1 sky (Moskau): Zur Frage von der Wirkung der Röntgenstrahlen auf das Früh- 
stadium der Gravidität. (Arch. f. Gyn. 118, 1, S. 1.) 10 Fälle. Röntgenbestrahlung kann nicht als un- 


le schädlich für schwangere Frauen angesehen werden. Insbesondere kann iin den ersten Tagen und 
` Wochen Abort hervorgerufen werden. (Fruchttod durch direkte Einwirkung auf das Ei, vielleicht auch 


Wirkung auf das Ovarium). 

Caspari: Theoretisches zur Strahlenwirkung. (Deutsche med. W. 1923, Nr. 9.) Dessauer 
berechnete, daß in bestrahlten Körper geweben der Effekt der abgespaltenen Elektronen viel zu klein 
sei, um die biologischen Vorgänge zu erklären. Wegen der großen Dichte dieser Gewebe können sich 
die abgespaltenen Ionen nicht hinreichend weit voneinander entfernen, so daß das auseinandergeris- 
sene Elektronenpaär sich durch die rückanziehende Kraft wieder sehr schnell vereinigt.‘ Es wird da- 
durch ‘aber eine sehr erhebliche kinetische Energie an einem sehr kleinen Orte wirksam, die als eine 


_ außerordentliche Temperaturerhöhung an diesem kleinsten Orte aufgefaßt werden kann, sogenannte 


| Punktwärme. Der Verfasser spinnt diesen Gedanken weiter aus. Es kann dadurch an einem mini- 


maler Punkt durch diese plötzlich auftretende Temperatursteigerung zu einer Eiweißgerinnung kom- 


men. Die Folge davon wird das Absterben der Zellen pder eines Teils derselben sein, wobei Zellzerfalls- 
e hormone entstehen, die ähnlich den bei Pflanzen beobachteten Wundhormonen (Haberlandt). wenn 


> sie in noch teilungsfähigen Zellen entstehen oder in dieselben durch Diffusion eindringen, Zellteilungs- 


vorgänge auslösen (Reizwirkung). In stärkerer Konzentration wirken sie .als schwere Gifte, so daß 


‚die. betroffenen ' Zellen zugrunde gehen. In die Blutbahn aufgenommen, üben sie eine Wirkung auf 
` den: Allgemeinorganismus aus. Das Nähere ist in der Originalarbeit nachzulesen. 


| 


A. Eckstein u. W. v. Möllendorff (Univ.-Kinderkl. u. Anatom. Inst. Fre burg i. Br.): 
 Histophysiologische Untersuchungen über den Einfluß der Bestrahlung mit der Quecksilberquarzlampe. 
(Arch. f. Kindhk. 72, 3, S. 205.) Versuche an weißen Ratten mit Vitalfärbung (1%, Trypanblaulösung 
subkutan) vor bzw., waah Bestrahlung: Gleich nach Bestr ahlung erhebliche Farbstoffspeicherung in 


den Nieren. Bei Bestrahlung gleich nach Injektion setzt diffuse Blaufärbung der Haut schneller ein. 
Aktive Beteiligung der Haut unwahrscheinlich. Gesteigerte Tätigkeit der Nieren nach Bestrahlung 
(Zelldegeneration und -neubildung). Farbstoffdepots in der Haut werden durch Bestrahlung mobilisiert 
und beschleunigt in Umlauf gesetzt, Tee stärkerer Durchblutung. Es ist nicht nur der Anteil an 


- ultr ayioletten Strahlen wirksam. 


Ellinger: Über den Mechanismus der katalytischen Komponente der Zellatmung und ihre 


, Beeinflussung durch Röntgenstrahlen, zugleich ein Beitrag zur Kenntnis des Angriffspunktes der biolo- 
| gischen Röntgenwirkung. (Naturhistor.-med. Verein Hesse 27.2.23; Bericht M. m. W. 1923, Nr. 16, 
S. en > | 0 


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XXXI, 1. . Auszüge aus Zeitschriften des In- und Aúslandes. 129 


FoveaudeCourmelles: Radioanaphylaxie. (Arch. d’Electr. med. et de Physiother., Heft 
Nr. 482, Nov. 1922, S. 327.) Die Bestrahlungen können ebenso wie andre Medikamente oder Nahrungs- 
mittel Idiosynkrasie, Anaphylaxie oder auch Shockwirkung zur Folge haben. Die Idiosynkrasie, heute 
. sagt man Radiosensibilität, wurde bei den früher benutzten kleinen Apparaturen nach langen Bestrah- 
lungen beobachtet, manche Kranke, hauptsächlich Frauen (denn die Röntgentherapie der Fibrome kam 
bald in Aufnahme) zeigten erst bei der zweiten Bestrahlungsserie z. T. heftige Reaktionserscheinun- 
gen. Kürzlich wurden Fälle von Ärzten veröffentlicht, die sich plötzlich ohne erkennbaren Grund nicht 
mehr im Röntgenzimmer aufhalten konnten, weil sie den Geruch nicht mehr ertrugen. Der Autor er- 
innert an den Mumienmenschen, der 1896 ohne Gefährdung röntgenphotographiert wurde und noch- 
mals im Jahr 1897, worauf nahezu vollständige Epilation eintrat. Bei einer 1904 bestrahlten Patientin 
trat Fieber bis zu 40 Grad ein, das 14 Tage anhielt. Heutzutage wird an der Radioanaphylaxie, nach 
den mehrfach veröffentlichten Fällen, nicht mehr zu zweifeln sein. Spricht nicht auch deutlich für 
eine Radioanaphylaxie, daß alle Röntgeningenieure Laboranten, zuerst Röntgenschädigungen an den 
unbedeekten Körperpartien aufweisen, an Gesicht, Händen usw., die durch jedwedes Licht sensibilisiert 
werden? Jedoch fielen die Antworten auf Rückfragen in Tuberkuloseheilstätten, wo doch intensive 
Sonnenbestrahlungen vorgenommen werden, negativ aus, was vielleicht dadurch zu erklären ist, daß die 
starke Besonnung die Haut der Kranken so pigmentiert, daß sie nicht mehr auf Röntgenstrahlen rc- 
agiert. Bekannt ist die beträchtliche Abnahme der weißen Blutkörperchen durch Röntgenbestrahlun- 
-= gen, einige Ärzte haben sogar eine außerordentliche Verminderung der roten Blutkörperchen nach- 
gewiesen. Bekannt ist auch die arterielle Hypertension. Es wird die Frage aufgeworfen, ob es eine 
Röntgenchemie gäbe? Wie dem auch sei, für den Autor steht fest, daß es eine Röntgenanaphylaxie 
gibt und er glaubt, daß man wohl eines Tages so weit kommen wird, die von der Röntgenanaphylaxic 
befallenen Röntgenologen zu desensiblisieren, was besser sein wird als alle Schutzvorrichtungen. 

Gnant: Über Röntgenschädigungen. (25. Tagung d. Vereinig. nordwestdeutscher Chir. 5.—6. 1. 
1923 Hamburg; Bericht Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 16, S. 655. 

A.Gottschalku. W.Nonnenbruch (Würzburg): Die Wirkung von Strahlenenergie auf 
die Gewebsatmung tierischer Zellen. (Strahlenther. XV, H. 1, S. 98.) Bestrahlungen mit künstlicher 
Höhensonne — überlebende Froschmuskelzellen — (20°—45‘) bedingen mäßige Beschleunigung der Ge- 
websatmung. Länger dauernde Einwirkung der ultravioletten Strahlen hemmt die Atmungsvorgänge. 
Gefilterte wie ungefilterte Röntgenstrahlen mindern bei einer Wirkungsdauer von 1‘—15‘ die Oxyda- 
tionsprozesse der Froschmuskelzellen zunehmend herab. .Ebenso hemmend wirkten Radiumstrahlen 
(21/2 —180°). 

Gundermann (chir. Kl. Gießen): Über die Behandlung peripherer Röntgenulcera mittels 
periarterieller Sympathektomie. (Beitr. z. klin. Chir. 129, 1, S. 231.) Heilung von drei pfennigstück- 
großen Röntgengeschwüren auf dem Handrücken bzw. am Ellbogen durch periarterielle Sympathek- 
tomie. Die Schmerzen hörten sofort auf. Im einen Fall schwanden auch die das Ulkus umgebenden 
Teleangiektasien. 

H. F. 0. Haberland (Köln): Epithelisierungsversuche mit Röntgenstrahlen. (Klin. Wschr. 
1923, Nr. 8, S. 353.) Kein sicherer Unterschied festzustellen zwischen dem Verhalten der transplantier- 
ten bestrahlten und nichtbestrahlten Epidermisläppchen hinsichtlich ihrer Epithelsprossung. Die 
Thierschschen Läppchen heilten sämtlich schnell und gut an. Es besteht dagegen ein offensichtlicher 
Unterschied zwischen bestrahltem und nichtbestrahltem Wundgebiete. In dem bestrahlten Gebiete 
leidet. die Proliferationsfähigkeit des Epithels, ganz besonders deutlich von den Wundrändern aus zu 
beobachten. Nach 10 Tagen gleichen sich diese Unterschiede meist wieder aus. \ 

L. Haas (Budäpest): Über eine Röntgenschädigung. (W. kl. W. 1923, Nr. 7.) H. sah nach fort- 
gesetzten, leichtgefilterten Röntgenbestrahlungen eine diffuse Schwellung der Weichteile auftreten, 
die er als Röntgenödem anspricht. Außerdem treten an Stelle, wo kleine Knochen nahe liegen, Kno- 
chenschmerzen, bzw. Parästhesien der Weichteile auf. Er warnt vor gehäuften Bestrahlungen (über 
fünf) und schließt sich der allgemeinen Auffassung an, daß längere Bestrahlungspausen’als früher üb- 
lich eingeschaltet werden müssen. 

E. Herzfeld u HansR. Schinz (Zürich): Blut- und Serumuntersuchungen unmittelbar 
vor und nach Röntgenbestrahlung. (Strahlenther. XV, H. 1, S. 84.) Bei den therapeutisch verwendeten 
Strahlenmengen 'sind Absorptionsunterschiede zwischen aqua destillata, Blut und Ringerlösung nicht 
nachweisbar. In der Mehrzahl der Fälle nehmen Viskosität und Eiweißgehalt des Serums ab. Das 
Mengenverhältnis von Albumin und Globulin wird zu ungunsten der Albumine — Zunahme der grob- 
dispersen Phase — verschoben. Durch die Röntgenbestrahlung in vitro tritt eine starke Gerinnungs- 
beschleunigung des Blutes ein. Die Differenzen zwischen bestrahlten und nicht bestrahlten Blutpor- 
tionen sind so groß, daß dagegen der Temperaturfehler nicht in Betracht kommt. 

Holfelder (Frankfurt): Über den Nachweis des Verschuldens bei Röntgenverbrennungen 
scheinbar ungeklärter Ursache. (Med. K1. 1923, Nr. 15, S. 491.) Kasuistische Mitteilung: Hyperkeratose 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 17 


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Í 1380 z Auszüge ; AUS Zeitschriften des In- und Auslandes (Strablenwirkung) i XXXI, 1. 


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‚beider Fußsohlen. Ver abreichung von , 200 F. unter.3: mm Aluminium für jeden Fuß. 8 Tage nach: der 

_ Bestrahlung außerordentlich heftiges Erythem mit Blasenbildung an beiden Hacken, Geschwürbil- 
‚dung, die noch nicht ausgeheilt ist. In dem Obergutachten wird festgestellt, daß die Indikation richtig 
war, daß die Höhe der verordneten Dosis sachgemäß war, eine individuelle Überempfindlichkeit der 
Patientin nicht anzunehmen war. — Wodurch die Überdosierung zustande kam, muß durch eine er- 
o gänzende Untersuchung des Gerichtes (ŒHA., bei der Messung und bei der Bestrahlung; Fixation, Ab- 


- deekung, Prüfung der Meßinstrumente, Versagen der Apparatur) eingehend und überzeugend geklärt 


werden. Der behandelnde Arzt hat nur die Pflicht, sich generell davon zu überzeugen, daß die Hilfs- 
' kraft in der Lage war, die Verordnung genau. und richtig durchzuführen. . 

HansHolfe lderuw.HerbertPeiper (Frankfurt a. M.): Die Strahlenempfindlichkeit der 
_Nebennieren und Wege zur Verhütung von Nebennierenschädigungen in der Röntgentiefentherapie. 
(Strahlenther. XV, H. 1, S. 1.) Die Funktionsherabsetzung der Nebennieren durch Bestrahlung im 
' Sinne einer: Blutdr uekverminderung oder Verminderung der Krampfbereitschaft beim Epileptiker ist 


/ 'prohlematisch. Bei der üblichen Bestrahlung sind Nebennierenschädigungen 'möglich (Miescher), 


Kater und Bauchbestrahlung. — Zwei Beobachtungen vorübergehender Addisonpigmentierung und 
Asthenie). — Bestrahlungsversuche beim Meerschweinchen ergaben, daß schon Dosen von 60% der 
HED irreparable Nebennierenschädigungen ergeben können. Es erscheint angezeigt, beim Menschen 


- die Nebennieren vor Dosen zu schützen, die mehr als die Hälfte der Darmtoleranzdosis betragen. Man l 


wird deshalb beim Magenkarzinom in Körperschrägschnitten bestrahlen müssen. | 
Holt husen: Röntgenschäden und deren Verhütung. (25. Tagung d. Vereinig. nordwestd. Chir. 

—6. 1. 23 Hamburg; Bericht: Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 16, S. 655.) Mit Aussprache. i 

Holzknecht u. Pordes (Wien): Das Medikament „Röntgenstrahlen“. (W. m. W. 1923, 


' Nr. 12/13, S. 594.) Die Röntgenstrahlen sind ein „Pharmakon“, zugleich Gift und Heilmittel, aber kein 


„Messer“, das exstirpieren soll. Ihre Pharmakodynamik biologisch zu erforschen ist wichtiger, als 
Dosenprozente zu berechnen und dann erst zu erraten, ob man gereizt, gelähmt oder getötet hat. Das. 
„Einschleichen“ der Dosen und die vorsichtige Ermittlung der individuell heilsamen Menge ist ebenso 
nötig wie bei Arzneimitteln. 

-Otto Jüngling (Tübingen): Über Röntgenspätschädigungen des. Kehlkopfs und Vorschläge 
zu deren Verhütung. (Strahlenther. XV, H.1, S. 18.) Die Gefahr des Larynxoedems als Ausdruck der 


Frühreaktiön nach Bestrahlung mit Dosen, die im subkutanen Gewebe stärkstes Oedem hervorrufen 


- (100—120°/, HED) ist nicht zu befürchten. Desgl. ist in den ersten 4 Wochen keine Röntgenreaktion 
im Kehlkopf nach Verabfolgung der HED zu erwarten. Schädigungen 6— 8 — 10 Wochen und später 


nach der Bestrahlung, ohne daß direkte Reaktionen beunruhigten, als chronisch induriertes Hautoeden,,. 


als Perichondritis, als Knorpelnekrose, als Röntgenulkus kommen vor. Man ist nicht berechtigt, auf 
den Kehlkopf’die sog. Karzinomdosis zu verabfolgen. — Unter 13 für die Beurteilung in Frage kommen- 
den Fällen von Ca laryngis ist es 3 X — in 23°/, zu autoptisch nachgewiesener Schädigung des Larynx 


- gekommen (in weiteren 23°/, wahrscheinliche Schädigung, Rest nicht kontrolliert). Bei der Unsicher- 


heit und Gefährlichkeit der Methode wird vor der ‚Bestrahlung des operablen Larynx-Ca’s gewarnt. 
Bestrahlungsversuche sind zu unterlassen. Beim inoperablen Larynxkarzinom ist die Dosis von 100% 
Maximaldosis. (Umbaumethode: Vierkantumbau mit Radioplastin.) (Diagramm vor der Bestrahlung) . 
"Wiederholung der Bestrahlung nach 2—3 Monaten ist nüur1 X zulässig. x 

. E. König (Harburg-Elbe): Zum Kapitel der Röntgenschädigungen nach Halsbestenhlungen: 
`“(M. m. W. 1923, Nr: 18, S. 558.) Schwere Schädigung des Larynx und seiner Umgebung nach mehrfacher 
Bestrahlung wegen Aktinomykose des Halses. Tracheotomie wegen Atemnot: Heilung der Wunde; 
rauhe, tonlose Stimme. 

' Latzko (Wien): intren und Tiefentherapie. (W. kl. W. 1923, Nr. 11). L. ptei 
den Bestr ahlungsbetr ieb, vor allem aber Messungen nur in die Zeit nachweislich ruhigen und gleich- 
mäßigen Betriebes im Elektrizitäiswerk zu legen. Er hat mit Zeitdosierung bessere Erfahrungen ge- 


‚macht als mit den. auf verschiedenen chemischen Lichtreaktionen beruhenden, anderen Dosierungs- 


methoden. Der größte Teil der Arbeit enthält dann-eine Kritik der Holzknechtschen Stellung- 


- nahme und Ausführungen hinsichtlich der Intensivtherapie, welche sich bei. dem z. T.- polemischen. 


Charakter für ein kurzes Referat nicht eignet. Am Schluß erwähnt L. eine Idee, die Schädigung des 
 kreisenden Blutes bei Intersivbestrahlungen eventuell dadurch zu verhindern, daß er einen größeren 
Teil des Blutes durch Abscehnürung der unteren Extremitäten mit elastischen Binden von der Bestrah- 
“lung ausschaltet. 

Lignac (Leiden); Uber den Chemismus und die Biologie des menschlichen Hacploigmente . 
Arai: Arch. 240, 3, S. 383.) Versuche über postmortale Pigmentierung ergaben, daß das Melanin im 
Rete Maälpighi der Enidernss entsteht. Durch ultraviolette Strahlen (Quarzlampe) wird es in „toten“ 
Hautstückchen erzeugt, doch tritt nach längerer Bestr ahlung wieder eine DEDIEMSBHSTUBEN ein, wo- 
bei, wahrscheinlich Hy Os, vielleicht auch Ozon gebildet wird. 


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XXXI, 1. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Strahlenwirkung). 131 


A. Mahnert u. H. Zacherl (Graz): Die Behandlung des Röntgenkaters mit hypertonischen 


` Lösungen. Zugleich ein Beitrag zur Frage ihrer Wirkung. (W. kl. W. 1923, Nr. 7.) M. u. Z. verabtolg- 


ten zur Bekämpfung des Röntgenkaters Infusionen von 40 ccm einer 2öprozentigen Traubenzucker- 
lösung intravenös und erzielten denselben guten Erfolg wie Sielmann mit Kochsalzlösungen. Sie 
glauben daher die Wirkung hypertonischen Lösungen im allgemeinen zusprechen zu müssen. Prophy- 


‚laktische Injektionen blieben ebenso wie beim Kochsalz wirkungslos. 


Martinu.Rogers: Die Wirkung der Erythemdosis auf den Darm. (Amer. Journ. of Roentg., 


Jan. 1923.) Die sehr interessanten Untersuchungen zeigten, daß die Haut des Hundes etwa dreimal 


so widerstandsfähig gegenüber den Röntgenstrahlen ist wie die menschliche Haut. Die Erythemdosis 
für Hundehaut ruft, direkt auf den aus der Wunde vorgezogenen Hundedarm appliziert, in diesem 
Hyperämie, deutliche Schrumpfung und Zerstörung und Abstoßung der Mukosa hervor. Die Vert. _ 
ziehen aus ihren Untersuchungen die Schlüsse, daß die bei den extremer Tiefentherapie unterworfenen 
Patienten vorkommenden blutigen Diarrhöen, Geschwüre, Darmperforationen und Stenosen durch 
direkte Darmschädigungen hervorgerufen werden. Die Röntgenkachexie wird auch auf Darmschädi- 
gung bezogen. Eine E. D. in die Bauchhöhle des Hundes gebracht, ruft stets Darmscehädigungen her- 
vor. Die auf den außerhalb der Bauchhöhle gebrachten Darm applizierte E. D. bewirkte nicht einen 
vorzeitigen Tod des Tieres. Auf die Verhältnisse beim Menschen übertragen, müssen diese Ergebnisse 
zu größerer Vorsicht bei der Anwendung hoher Strahlendosen mahnen, bes. bei der Kreuzfeuermethode; 
Verf. schlagen vor, bei jeder Sektion eines mit starken Strahlendosen behandelten Menschen erhöhtes 
Augenmerk auf die Darmmukosa zu verwenden, da diese die größten Röntgenschädigungen zeigt. (Nach `’ 
diesen Untersuchungen liegt die Darmdosis eher unter als über der Erythemdosis. D. Ref.) 
Mond (Kiel): Wirkung ultravioletter Strahlen auf Eiweißlösungen. (Pflügers Arch. 196, 5/6.) 
E. Mühlmann u. O. Meyer (Stettin): Beiträge zur Röntgenschädigung tiefgelegener Ge- 
webe. (Strahlenther. XV, H. 1, S. 48.) Zwei kasuistische Mitteilungen: 1. Colon-Nekrosen bei einer 
fetten, 56jährigen Frau, die wegen inoperablem Portio-Carzinom zweimal bestrahlt worden war. 
(1. Serie mit 6 und 8 Wochen Intervall; 2. Serie 5!/2 Monate später mit 8 und 10 Wochen Intervall. — 
Adipositas und Obstipation dürften die Radiosensibilität gesteigert haben.) 2. Röntgengeschwür am 
Kinn und Kehlkopfoedem nach einer normalen Epilationsdosis (Sykosis). Vorausgegangene, men 
Röntgendosen dürften latente Schädigung der Haut und des Kehlkopfs gesetzt haben, 
Neudau. Sielmann (Wien): Die Behandlung des Röntgenkaters mit hypertonischen Lösun- 


gen. (W. kl. W. 1923, Nr. 16.) Entgegnung auf die Arbeit von Mahnert und Zacherl. N. u. S. 


halten Kochsalz in erster Linie für geeignet. Die Verwendung hypertonischer Lösungen mag auch 
gerechtfertigt erscheinen, jedoch wird dabei nur auf einen Vorgang sekundärer Natur Rücksicht 
genommen, nicht aber auf die primäre Ursache. 

Perthes (Tübingen): Die biologischen Wirkungen der Röntgenstrahlen. (Sträkienthör. XIV, 
H. 4, S. 738.) Übersichtsreferat: Den Röntgenstrahlen kommen zerstörende Wirkungen zu (Frühreak- 
tion, Spätulzeration, chronisches Oedem), Reizwirkungen (Arndt-Schulzsches Grundgesetz), 
Nachwirkungen (Autokatalyse). Die Röntgenstrahlen wirken elektiv (spezifische Empfindlichkeit). 
Die Latenz wird als Folge chemischer, allmählich ablaufender Umsetzungen aufgefaßt. Wie weit die 
biologische Wirkung von der Wellenlänge abhängt, ist noch nicht geklärt. 

Pet&nyi: Mikrozephalie nach therapeutischer Röntgenbestrahlung der Mutter. (Kgl. Ärzte- 


‚verein Budapest 13. 1. 23; Bericht Kl. W. 1923, 12, S. 566.) Mit Aussprache. 


Petry (Graz): Die Rolle des Atmungsvorgangs während der Latenzzeit der Röntgenschädigung. 
(W. kl. W. 1923, Nr. 3, S. 51.) Das Manifestwerden der latenten Röntgenschädigung ist an das Voraus- 
gehen einer 24—36stündigen Periode ausgiebiger Sauerstoffatmung gebunden und es kann in sauerstoff- 
freier Atmosphäre nicht erfolgen. Kurzdauernde Bestrahlung (15—30 Minuten) von Keimlingen (drei- 
bis vierfache Dose der eben maximal hemmenden Strahlenmenge) und Messung des Gaswechsels an 
ihnen und unbestrahlten Kontrollen. Einzelheiten müssen im Original nachgelesen werden. 

E. Petry (Graz): Zur Kenntnis der Bedingungen der biologischen Wirkung der Röntgen- 
strahlen. (Biochem. Zschr. 135, 4—6, S. 353.) Da Verf. zufällig beobachtet hatte, daß zyanvergiftete 
Keimlinge empfindlicher gegen Röntgenstrahlen sind als die Kontrollen, prüfte er, ob auch Oxyda- 
tionsmittel sensibilisieren. Dies gelang mit Hydroperoxyd, während Ersatz der atmosphärischen Luft 
durch Kohlensäure (Erstickung) die Empfindlichkeit von Weizenkeimlingen gegen Strahlenwirkung 
vollkommen aufhob. Hierdurch ist die Oxydationsnatur der Strahlenwirkung wahrscheinlich gemacht. 

George E. Pfahler (Philadelphia, Pennsylvania): Schutz in der Radiologie. (The Amer. 
Journ. of Roentg., Dez. 1922.) In Anbetracht der mancherlei Schädigungen, denen die Radiologen 


ausgesetzt waren und auch heute noch ausgesetzt sind, hält es Verf. für unbedingt erforderlich, den Ra- 


diologen einen ganz besonderen Schutz zu gewähren. Zuerst führt er an: Die Möglichkeiten einer Ra- 

dium- und Röntgenschädigung, ihre Ursachen und Schwere. Dann: Die Gefahren noch nicht begrün- 

deter und sog. Spätschädigungen, sowohl für Ärzte wie Patienten. Durch das Schutzkomitee in Eng- 
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132. Er . Auszüge, aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Strahlenwirkung). = XXXI, 14 


`. land sind bèstimmte Maßrégeln aufgestellt worden, die sich beziehen dur: 1. Die ve dep denen Arten 


der Radium- und Röntgenarbeiten (Diagnostik, Oberflächen- und Tiefentherapie ctc.). 2. Schutz für den 
Patienten. 3. Versicherung gegen Verlust von Radium. 4. Rechtsschutz. Zum Schluß empfiehlt Verf. 
folgendes: 1. Gründliche Kenntnis der radiologischen Grundsätze und Technik, woraus sich schon von. 
‚selbst ein gewisser Schutz für Arzt und Patient ergibt. 2. Bildung eines Komitees, welches in Zu-". 
sammenarbeit mit ähnlichen internationalen Organisationen bestimmte Anweisungen und Schutz- 


 maßregeln aufstellt. 3. Soweit wie möglich Zusammenarbeit dieser Komitees mit dem „Bureau of 


Standards, Washington“, damit ein dauernder Erfolg und Fortschritt gesichert ist. Wenn möglich be- 
stimmte Festlegung der ganzen Ausstattung. 4. Versicherung von Radium gegen Ver lust, damit nicht 
das angefangene gute Werk durch peküniäre Schwierigkeiten in Frage gestellt wird. 5. Jeder Radio- . 


` loge sollte Rechtsschutz, Schutz der medizinischen Gesellschaft seines Kreises haben und versichert 
sein. 6.-Jeder Radiolge sollte sich der „American Radium Society“ anschließen, in seinem eigenen 
Interesse und zum Nutzen der Allgemeinheit. 
v.d. Pfordten: Haftung des Arztes bei Röntgenverbrennungen. (M. m. W. 1923/10, S. 319.) 
- Mitteilung eines forensen Falles. Begründung des. freisprechenden Urteils. 
E. Saüderson (Detroit): Die Gewichtsentwicklung weißer Ratten unter dem Einfluß von 
' Röntgenstrahlen. - (The Journ. of Radiol., Jan. 1923.) Untersuchungen an einem Wurf von 8 weißen 
Ratten zeigten, daß unter gleichen Versuchsbedingungen diejenigen Tiere, welche durch 2 mm Alum 
und Sohlenleder filtrierten Strahlen ausgesetzt wurden, schneller an Gewicht zunähmen als die un- 
filtrierten Strahlen ausgesetzten Tiere. Jedoch spielt die Individualität der einzelnen Tiere eine große - 
Rolle, so daß eine Regel aus ‚den Versuchen nicht abgeleitet werden kann. 
G.Schwarz (Wien): Zur Frage der spezifischen Röntgenempfindlichkeit gewisser Karzinome. 
(W. kl. W. 1923, Nr. 16.) Schwarz sieht die besseren Resultate bei der Bestrahlung des Uteruskarzi- 
noms nicht in der zentralen Lage der Gebärmutter, sondern in einer besonderen Empfindlichkeit be- 
gründet. Er will aber.den Begriff Röntgenempfindlichkeit durch den Begriff „Rückbildungsfähigkeit“ 
. ersetzt sehen. Er weist auf die besondere Rückbildungsfähigkeit des graviden Uterus, die Involution 
- des hyperplastischen Epithels der Mamma nach Beendigung der Laktation, auf Analogien an der Schild- 


' drüse (Einfluß der Pubertät, Gravidität) — (Involutionsbereitschaft des hyperplastischen Gewebes auf 


geringfügige Stoffwechseländerungen [Jodzufuhr]) hin und stellt eine Hypothese auf, nach der er die 
Rückbildungsfähigkeit eines Karzinoms nach Röntgenbestrahlung für um so größer hält, je größer 
die organspezifische Involutionsbereitschaft des Muttergewebes ist. Es wäre hiernach angezeigt, mit 
der Röntgentherapie alle jenen Maßnahmen zu kombinieren, welche die Involution des Muttcerorgans be- 


| günstigen, also Röntgenkastration nicht nur beim Uterus-, sondern auch beim Mammak: arzinom, Jod- 
therapie: bei Schilddrüsen- und Mammakarzinom usw. 
=. P. Sippel (Univ. -Frauenkl. Berlin): Die Gefahren der modernen Röntgenbestrahlung und ihre 
Verhütung. (M. m. W. 1923, Nr. 15, S. 455.) Hinweis auf Strahlenschädigung bei Röntgenassistentinnen 
und auf die große Sensibilitätsbreite der Haut. Sklerosierung der Haut und Spätschädigung wird sicher 
vermieden durch folgende Technik bei klimakterischen und Myomblutungen. Auf je ein großes Vorder- 
und Rückenfeld ?/s bis (bei Frauen mit über 20 cm Durchmesser) ?/s Erythemdosis. Hierbei gelangen 
von jeder Seite 15--17%, im. ganzen 30—834%, in eine Tiefe von 10 em. Bei besonders hartnäckigen Fäl- 
len nach 6—8 Wochen Nachbestrahlung. Beim Ca. muß bis zum Erythem bestrahlt werden, Hautfalten 
sind einzuebnen, Ausbuchtungen durch Mehlsäcke u. a. auszugleichen. Operable Zervixkarzinome sind 
. „In der Regel zu:operieren. Gegen Darmverbrennung schützt Großfelderbestrahlung ‚gegen Blutschädi- 
. . gung Bluttransfusion und Eisengrsenpräparate. 
: Sippel: Röntgenverbrennungen. (Vortr. in d. Berliner Ges. f. Geburtsh. u. Gyn. 12. 1. 23: Be 
‚richt D. m. W. Nr. 6, S. 206.) Empfehlung einer Filtersicherung. Aussprache: Bumm beric hiet t 
_ über Psychosen bei Frauen unter 40 J. nach Röntgenkastration wegen Myom; Heinsius fand die 
über dem Knochen liegende Haut röntgenempfindlicher als anderwärts. 

| Spieß: Röntgenschädigungen des Kenikopis, (Med.-biolog. Abong dor Univ. Frankfurt 5. 12. 22; 

' Bericht M. Kl. 1923, Nr. 9, S. 294.) 
E Str aßberg: Röntgenverbrennung: (Wiener Dermat. Ges, 9. m 22; Bericht Zbl. f. Maut- u. 
Geschl.-Kh. VII, 7, S. 371.) Mit Aussprache. ` 

Teichmann: Röntgenverbrennung. (Vorstellung Med. Ges. E: 25. 1. 23: Bericht 
M. m. W. 1923, 12, S. 379.) Großes Ulkus nach einmaliger Durchleuchtung zwecks Gallensteindiagnose! 
W eber (Graz): Latenzperiode rönigenbestrablter ruhender Samen. (W. kl. W. 1923, Nr. 7.) Die 


E Wachstumshemmung mit 60 H bestrahlter, lufttrockener Samen von Vicia faba ist gleich stark, ganz 


gleich, ob'man sie sofort.nach der Bestrahlung zur Keimung gelangen läßt oder erst nach einer passiven 
Latenz bis zu fünf Monaten. Die Dauer der passiven Latenzperiode ist ohne wesentlichen Einfluß auf 
diejenige der aktiven. Die für den Spätaffekt ursächlichen Prozesse können sich also nur im aktiven 
Leben, nicht im Ruhestadium des Samens abspielen. Die Wirksamkeit des Fr A klingt im 


XXXI, 1. | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 133 


ruhenden Samen nicht ab, die primäre Schädigung heilt nicht aus. Der als primäre Kernschädigung 
aufgefaßte Frühaffekt kann in einem Zustand der Zellen bewirkt werden, in. welchem keine Kern- 
teilung stattfindet, und er bleibt auch monatelang unverändert erhalten, ohne daß während dieser Zeit 
der Zellkern in das Teilungsstadium treten könnte. 

Wintz: Röntgenschädigungen nach Tiefentherapie. (Am. Journ. of Roentg. X, 2, Febr. 1923.) 
Die Arbeit enthält die im Kongreßheft 2 des 30. Bandes der „Fortschritte“ (1922), S. 133 beschriebenen 
Schädigungen mit den bekannten instruktiven Bildern. Neu und von großem Interesse ist die Beschrei- 
bung eines Falles, bei dem nach der Bestrahlung eines Brustkarzinoms eine totale Verschattung der im 
3ereich des Strahlenkegels gelegenen Lunge eintrat, ohne daß gleichzeitig Fieber oder Husten auf- 
getreten wäre. Die Verschattung hellte sich nach etwa */, Jahren vollkommen auf,-ohne besondere 
nachträgliche Schädigungen zu hinterlassen. 


3. Allgemeine Technik, Apparate, Tiefentherapie, Filter, Sensibilisierung. 


Friedrieh Caesar (Freiburg): Zur Frage der Intensitätsverteilung bei Röntgenbestrahlun- 
gen. (Strahlenther. XV, H. 1, S. 103.) Auch in größerer Entfernung vom Strahlenkegel, bei Bestrah- 
lung mit üblichem Röhrenstativ lassen sich erhebliche Intensitäten auch außerhalb des Strahlenkegels 
nachweisen. Wahrscheinlich kommt auch der in der Umgebung des Strahlenkegels transformierten 
Energie therapeutische Bedeutung zu. Die in der Umgebung des Strahlenkegels absorbierten Strahlen- 
mengen können nur dadurch vermindert werden, daß man den Bleiglasschutz des Röhrentopfes noch 
verstärkt oder wieder zur Abdeckung des Patienten zurückkehrt. 

Calm: Köntgentherapeutische Betrachtungen über die Behandlung bösartiger Geschwülste. 
 (ärzil. V. Hannover 21. 3. 23; Bericht D. m. W. 1923, Nr. 17, S. 565.) 

W. Duane (Cambridge, Massachussets): Die wissenschaftlichen Grundlagen der Tiefentherapie. 
(The Amer. Journ. of Roentg., Dez. 1922.) Aus dem bei der 32. Jahresversammlung der amerikauischen 
Röntgengesellschaft in Los Angeles im September 1922 gehaltenen Vortrag über die wissenschaft- 
liehen Grundlagen der Röntgentiefentherapie interessieren uns besonders die Filtermessungen. Ver- 
fasser kommt auf Grund seiner Experimente zu dem Schluß, daß ein Aluminiumfilter von 12 mm Dicke 
bedeutend mehr weiche Strahlen durchläßt als ein. 1 mm Kupferfilter. Noch bessere Spektra als Cu 
geben Silber und einige seltene chemische Elemente, bei denen die selektive Absorption außerhalb 
‘ des restierenden Strahlengemisches liegt und deren spezifisches Gewicht etwas höher ist als dasjenige 
des Silbers. Doch ist der Unterschied nicht so groß, daß ihre Verwendung in der Tiefentherapie bei 
dem großen Preisunterschied unumgänglich nötig wäre. Des weiteren ist die Feststellung der effek- 
tiven Wellenlänge des komplexen Strahlengemisehes durch Messung der Reststrahlen hinter 1 mm 
Cu nzw. 4 mm Aluminium von Interesse. Verf., der schon seit 9 Jahren mit Hilfe einer Ionisations- 
methode die Intensität der Röntgenstrahlen mißt, beschreibt seine verbesserte kleine Ionisationskam- 
mer mit galvanometrischer Messung und betont die Wichtigkeit der beständigen Kontrolle. Zum 
Schluß gibt Verfasser eine Beschreibung seiner neuen Röntgenräume, die so eingerichtet sind, daß der 
Maschinenraum im unteren Stockwerk liegt, während die Behandlungsräume darüber angeordnet 
sind, so daß die Bestrahlung durch eine Öffnung in der Decke erfolgt, an der die Röntgenröhre auf- 
gehängt ist. Der Teil der Matratze, der über der Öffnung im Fußboden liegt, besteht aus einem mit 
Stoff überzogenen hölzernen Rahmen, in welehem eine Öffnung angebracht ist, durch die sich die 
Ionisationskammer zwischen Röhre und Patient einführen läßt. Durch diese Vorrichtung sind Ge- 
räusche und Gerüche im Behandlungsraum ausgeschaltet, so daß der Röntgenkater weniger stark auf- 
tritt. Ganz läßt er sich jedoch auch durch diese verbesserte Anordnung nicht vermeiden. 

G. Failla (Newyork): Über Ionisationsmessungen. (Am. Journ. of Roentg., Jan. 1923.) Bespre- 
chung der physikalischen Grundlagen der Ionisationskammern und der Beziehungen der Ionisations- 
messungen zu den biologischen Strahlenwirkungen. Die Verwendung der Ionisationsmessungen zu 
therapeutischen Zwecken ist vertrauenswürdig. Das zu den Messungen verwendete Instrumentarium 
"muß zuverlässig und konstant sein. Tägliche Aichungen sind notwendig. Ä 

Friedrich (Freiburg): Das Problem der Strahlendosierung. (Am. Journ. of Roentg., Jau. 
1923.) Referat über die mehrfach deutsch veröffentlichten Untersuchungsresultate des Verf. (Krönie 
und Friedrich, Die physikal..und biolog. Grundlagen d. Strahlenther., Urban & Schwarzenberg). 

Gaylordu.Stenstroem: Vergleichende Messungen von Radium und Roentgenstrahlen im 
Hinblick auf die in der Tiefe absorbierten Energien. (Am. Journ. of Roentg., Jan. 1923.) Beim Ver- 
gleich des Spannungsabfalls in einer Ionisationskammer zwischen einem Radiumpräparat und ver- 
schiedenen Röntgenapparaten stellte sich heraus, daß die für das Radiumpräparat gefundene E. D., die 
auch biol. festgestellt war, gleich großen Spannungsabfall hervorricf, wie die für die Röntgenapparate 
gefundene E. D. Es konnte die E. D. eines Röntgenapparates nach der E. D. des Radiumapparates 
rechnerisch festgestellt werden und die praktischen Untersuchungen bestätigten das Resultat. Unter 


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gleichen äußeren. Bedingungen war der Röntgenapparat dem Radium überlegen, wenn durch die Haut 


- bestrahlt wur de, das Radium war jedoch überlegen, wenn es möglich war, es in den Tumor zu bringen. 
Die gleichzeitige Anwendung von Radium und Röntgenstrahlen zeitigt die besten Ergebnisse. 


O. Glasser: Neue Untersuchungen über das Problem (der Röntgenstralilendosierung. (Am. 
Journ. of Roentg.,. Jan. 1923.) Referat über die Arbeiten von Friedrich und Glasse T (Unter- 


i 134- y Auszüge aus. Zeitschriften des In- und. Auslandes (Strahlentechnik). © XXXI, {i 


suchungen und Betr achtungen über das Problem der Dosimetrie eu XIV, 2] und Hol t - 


h usen [ Fortschritte“ Bd. 26 u. 27]). 


Gotthardt u. Wertheimer (München): Uber Wellenlängenmessungen an Therapierönt- | 


genröhren. (M. m. W. 1923, Nr. 15, S. 459.). Die verschiedenen Röhrentypen (Ionen- und Elektronen- 


röhren) ergeben an cin- und derselben Apparattypc (Induktor oder Gleichrichter) nur eine geringe Dif- 


ferenz der kürzesten Wellenlänge. Neue Elektronenröhren liefern an der gleichen Apparattype kürzere > 


Wellen als bei längerem Betriebsalter. Kürzeste Wellenlänge für Köntgentherapieröhren war bei - 


44 cm paralleler Funkenstrecke 0,06 AE. i ` 
L. Halberstädter u. Albert Simons (Berlin): Über Steigerung der Röntgenstrahlen- 


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wirkung. Ergebnisse aus Versuchen an der menschlichen Haut. (Strahlenther. XV, H. 1, S. 65.) Jod- 


- ; präparate sensibilisieren die Haut für Röntgenbestrahlung um so mehr, je größer der Gehalt an freiem 
Jod ist. Bei der Sensibilisierung spielt entstehende Sekundärstrahlung keine Role.: Die Steigerung 


der Hautreaktion wird durch die hyperämisierende Jodwirkung veranlaßt. Ebenso wirkten im Sinne 


von Verstärkung der Röntgeneinwirkung Wärmeapplikation, und ultraviolettes Licht. Ammoniakein- 


reibung hatte nur einmal eine deutliche Verstärkung der Röntgenhautreaktion zur Folge. 
.O. Jüngling (Tübingen): Zur Methodik der chirurgischen Tiefentherapie: Das Prinzip der 


. willkürlichen Formgebung zwecks homogener Durchstrahlung. (Strahlenther. XIV, H. 4, S. '800.) 


Homogene Durchstrahlung ist nur möglich, wenn das Prinzip der willkürlichen Formgebung (Um- 


. bauten) angewandt wird (Umgebung mit äquivalent absorbierendem Material). Für einfache, eund: 
formen ist leicht eine Dosenberechnung aufzustellen. 


OttoJünglinguwH.Rudolph (Tübingen): Die Umbaumasse Radio- Plastin und ihre An- 


wendung in der chirurgischen Röntgentiefentherapie. (Strahlenther. X1V, H. 4, S. S07. ) Radioplastin 


(Rößleru Hochwahr, Karlsruhe) genügt den Anforderungen, die man an cine geeignete Um- 
baumasse stellen kann (bei 45—55° C plastische, rasch erhärtende Masse). (Zur exakten Dosenberech- 
nung am Kopfe ist die Umbauanwendung unentbehrlich .) Es empfiehlt sich. Aluminiumumbaukapseln 
(1 mm Alum.) vorrätig zu halten.’ 

Langer (Erlangen): Einstelltechnik unter Kontrolle des Auges für. Röntgentiefentherapie. 


(Gleichzeitig ein Beitrag zur Tiefenmessung der Portio für gynäkologische Röntgenbestrahlungen.) 


(M. m. W. 1923, Nr. 16, Š: 503.) Einstellung des durch Bleikugel gekennzeichneten Tumorbezirks im 
Radioskop. 
 Laroquette: Ein neues radiochromometrisches ‚Verfahren. (Arch. d’Electr. med. et de 


© Physiother. Heft 485, Febr. 1923, S. 44.) Einer der Hauptvorwürfe, die der von Laroquette und 


Millot'im letzten Jahre konstruierten radiologischen Wage gemacht worden ist, ist, daß sich diese 


auf den relativen Wert des Härtemessers von Benoist stützt. Unterdessen sind Verbesserungen an 


dem Instrument vorgenommen worden. Die Neuerung der Radiochromometrie besteht darin, daß auf 
Bromsilbergelatine gleichzeitig 2 Serien der zu messenden Strahlung hervorgebracht werden. Die Au- 
‘ordnung erinnert an die Walterskala. Das Instrument besteht aus einer größeren Öffnung, unter der 


das Radiochromometer von Benoist angebracht ist, und aus 16 kleinen Löchern in einer Bleiplatte, 


“die mit Aluminiumfiltern, ansteigend bis zu 66 mm Dicke, bedeckt sind, dies ist die sklerometrische 


"Skala. Eine Anzahl freier Löcher wird. beim Fortschreiten der radiographischen Probe eines nach dem 


` anderen'mit Blei bedeckt, dies ist die chromonictrische Skala. In schwarzes Papier eingewickelt, wird 


das Instrument in 20—25 em Entfernung unter die Röntgenröhre gelegt. Belastung 1—2 MA, Ex- 


 positionsdäuer 100—200 Sekunden. Die Löcher der chromometrischen Skala werden fortschreitend 
. nach 1, 2, 3°/ der Gesamtexpositionszeit. mit Blei bedeckt. Nach Entwicklung des Bromsilberpapieres 


vergleicht man die chromometrische Skala mit der Skala der Filter. Man findet dann z. B., daß die Ver- 
färbung des Feldes exponiert mit 20°, der Gesamtexpositionsdauer cinem Feld gleichkommt, das mit. 


3 mm Aluminium bestrahlt wurde. Die Grenzen dieses Meßinstrumentes können, wenn nötig, beliebig 


erweitert werden. Es wird darauf aufmerksam ‚gemacht, daß trotz einiger Modifikationen und Ver- 
besserungen, das. Prinzip der radiologischen Wage das gleiche geblieben ist. Das Meßinstrument hat 
sich in der Pr axis so bewährt, daß es bald jedem Röntgenologen unentbehrlich wird. Der Autor emp- 
fiehlt dringend seine Anwendung; denn dieses Meßinstrument hat nach seiner Ansicht unbestreitbare 
Vorzüge vor jedem bis heute bekannten Meßinstrunent in bezug'auf Genauigkeit und Sicherheit. 
Rieber (San Francisco): Das Problem der Messung hoher Spannungen im Hinblick auf- die 


Tiefentherapie mit hohen Voltspannungen. (The Journ, of Radiol., (Jan. 1923.) Beschreibung eines 


Apyarates, der.cs ermöglicht, die von einem beliebigen Röntgenapparat hervorgehende Wellenform 


XXXI, 1. 2 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 185 


aufzuzeichnen, wodurch der Vergleich mehrerer Apparate unter einander aut ihre Leistüngsfähigkeit 
möglich wird und somit auf Grund der Feststellung der Leistungsfähigkeit der einzelnen Apparate die 
exakte Wiederholung einer bestimmten Strahlendosis bei verschiedenen Apparaturen ermöglicht wird. 


Schmitz (Chicago): Zusammenfassende Bemerkungen über die Bestimmung der Intensität der 
Röntgenstrahlen. (Journ. of Radiol., Jan. 1923.) Die Intensität einer applizierten Strahlung kann test- 
gelegt werden durch die Spannungsgröße, Fokushautabstand, Filter, Feldgröße und durch genaue Be- 
stimmung der Leistungsfähigkeit der Apparatur. Bei zeitlich abgekürzter Bestrahlung mit hoher 
Spannung sind bei gleichen Dosen gegenüber der längeren Bestrahlungsdauer mit kleinen Spannungen 

“eher weniger Strahlenschädigungen zu erwarten, insbesondere leidet das Blutbild weniger. 


W.Simon: Die Lokalisierung der Portio bei der gynäkologischen Röntgenbestrahlung. (M. m. 
W. 1923, Nr. 12, S. 363.) Erwiderung auf die Arbeit von Bartra m in Nr. 6; vgl. „Fortschritte“ Bd. 30, 
Heft 5—6, S. 617.) 


S. Wermel: Die Röntgen-Radium-Chemotherapie bösartiger Geschwülste. (Moskowski Medi- 
zinski Journal, Jg. 2, Nr. 3—4, 1922.) Angestrebt wird die Vernichtung der Geschwulst selbst und die 
‚allgemeine Einwirkung auf den Ernährungszustand, die Metastasen und das Blut. Ersteres wird er- 
reicht durch möglichst homogene Durchstrahlung der ganzen Geschwulst mit der geringsten eben noch 
wirksamen Dosis, dieses zwecks Schonung des umgebenden gesunden Gewebes. Was die Allgemein- 
wirkung. betrifft, so hält es Autor nicht für ausgeschlossen, daß die durch die Bestrahlung entstehenden 
Zerfallsprodukte wie Antikörper wirken. Aus diesem Grunde ist es zweckmäßiger, mit kleinen, häufig 
wiederholten Dosen zu arbeiten, um eine allmähliche Bildung der Antikörper zu erreichen. Unterstützt 
werden kann diese durch Arsenanwendung. Die Allgemeinwirkung der Strahlen kann ferner durch In- 
jektion von Organextrakten bestrahlter Tiere oder von sog. X-Serum unterstützt werden. Als X-Serum 
bezeichnet Autor mit Röntgenstrahlen vorbehandeltes Pferdeserum, welches vor mehreren Jahren vom 
Autor in Vorschlag gebracht wurde, da es bei subkutaner Einführung in derselben Weise wirkt, wie 
die Röntgenstrahlen selbst (Haarausfall, Dermatitis usw.). In derselben Weise wirken auch Organ- 
extrakte bestrahlter Tiere. Über den Wert des X-Serums für die Therapie POSEEN Tumoren kann 
Autor noch kein endgültiges Urteil abgeben. 


4. Dermatologische Strahlentherapie. 


H. F u h s (Wien): Zur Behandlung der Erfrierungen mit X-Strahlen. (Derm. Wschr. 1923, Nr. 14, 
S. 293.) Von 35 Fällen wurden :10 deutlich gebessert, darunter auch schwerste Fälle. Technik: harte 
Röhre, 2—3 H bei %—1 mm Al, Pausen 2—3 Wochen. Prophylaktische Bestrahlung von Perniones im 
Herbst bewährte sich nicht. Überhaupt sieht Verf. im ganzen keinen bedeutsamen Fortschritt. in der 
wirksamen Bekämpfung der Erfrierungen. 


H. Fuhs (Wien): Zur Röntgenbehandlung der Furunkulosis und Hidrosadenitis axillaris. 
(Derm. Wschr. 1923, Nr. 18. S. 390.) Bei hartnäckigen Fällen beider Erkrankungen erzielte einmalige 
Röntgenbestrahlung cines kleinen umschriebenen Hautfeldes (ca. 10X10 cm) mit einer Epilations- 
dosis harter gefilterter Strahlen (6 H durch 2 mm Al) schr günstige Heilerfolge: rascherer Ablauf, Aus- 
bleiben von Nachschüben. 


Lenku. Kriser (Wien): Unbeachtete Indikationen der Röntgentherapie. (W. m. W. 1923, 6, 
S. 311.) Bei akuter und chronischer Paronychie ist Röntgenbehandlung aussichtsvoll. Technik: 
harte Röhre, 2 mm Al, ca. 6 H, Wiederholung nötigenfalls nach 4 Wochen. — Auch bei tuberkulöser 
Paronychie wurden Erfolge erzielt; in 4 Wochen 2 Bestrahlungen, je 7 H, mit 4 mm Al. 


Riecke: Tuberoserpiginöses ulzeröses Syphilid, kombiniert mit Röntgenatrophie. (Vorstel- 
lung Med. Ges. Göttingen 25.1. 23; Bericht M. m. W. 1923, 12, S. 379.) Bestrahlung wegen Fehldiagnose: 
Lupus vulg. 


S.Schoenhof (Prag): Zur Röntgentherapie der spitzen Kondylome. (Arch. f. Derm. 142, 3, 
S. 380.) 12 Fälle, 16—18 H in Serie unter 3—4 mm Al, in 6—8wöch. Pausen wiederholt. Bis zur völligen 
Heilung waren meist 2—3 Serien nötig. Kein Rezidiv. Abbildung von Fällen mit großen Wucherungen. 


CR. Volk: Die Röntgentherapie der Hauttuberkulosen. (W. kl. W. 1923, Nr. 3.) V. geht in einem 
‚Fortlildungsvortrag auf die Röntgenbehandlung der Hauttuberkulosen ein, besprieht die verschiedenen 
Formen, einschließlich des Lupus unter besonderer Berücksichtigung jenr, die sich für die Röntgen- 
therapie eignen. Er warnt vor wahlloser Bestrahlung, bespricht die Erscheinungen, die zum Aussetzen 
der Behandlung mit Röntgen zwingen und legt großes Gewicht auf die erforderliche adjuvierende 
klinische Therapie und anderweitige strahlentherapeutische Behandlung: Am Schluß verteidigt V. die 
Röntgentherapie der Hauttuberkulosen und des Lupus gegen die Angriffe Rothmanns aus der Kli- 
nik Jesionek. 


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186 a an Zeitschriften des. In- und Auslandes, XXXJ, 1. 


5. Gynäkologische Strehlentherapie. 


M. Béclè re (Akademie der Med. Paris): Welches ist die beste Methode der Röntgenbestrahlung 
bei uterinem Fibromyom? (The Amer. Journ. of Roentg., Dez. 1922.) Verf. bringt in dieser Abhand- 


lung dieselben Ansichten, wie sie in den deutschen Übersetzungen seiner Arbeiten, z. B. in „Strahlen- 
. therapie“ Band 12 ete., zu finden sind. 


‚Coopmann: Ein Fall von Gebärmutterkrebs mit langer Heilungsdauer. (Nederl. Tijdschr. voor 
geneesk. 1922, II, Nr. 17, S. 1844.) Im Anschluß an einen Fall, der nur ungenügend operiert werden 
konnte und nicht nachbestrahlt wurde, aber 7 Jahre rezidivfrei blieb, dann nach zweitägiger Krankheit 
zum Exitus kam, wird über einer 50jährige Frau berichtet, die nunmehr 6!/, Jahre nach alleiniger 


- Radium- und Röntgenbestrahlung — der Fall war inoperabel mit parametraner Infiltration — nur 


eine Narbe aufweist, wie man sie nach gut verheilter vaginaler Gebärmutterexstirpation findet. 

' James A. Corscaden (Sloane Hospital Columbia Univ. Newyork): Statistik und Technik 
in der Behandlung des uterinen Fibromyons durch Radiotherapie. (The Amer. Journ. of Roentg., 
Dez. 1922.) Verf. gibt in kürzen Umrissen verschiedene Behandlungsmethoden .des uterinen Fibro- 
myoms an. Der. Unterschied zwischen Radium und Röntgenstrahlen in der Behandlung liegt darin, 
daß die Wirkung der. Röntgenstrahlen eine langsamere ist, zumal bei dieken Patienten, und daß Ra- 
dium bei großen Tumören nicht absolut zuverlässig wirkt. An der Hand von Statistiken stellt Ver- 
fasser folgendes zusammen: 1. Radiotherapie bei einem myomatösen oder großen normalen Uterus 


bewirkt: a) Aufhören jeder Blutung, die nicht von einer Ulzeration herrührt; b) mehr oder minder 


beschleunigter Rückgang des Myoms; c) Verschwinden der Dysmenorrhoe. 2. Durch Radiotherapie . 
werden nur Teilerfolge erzielt in Fällen,.bei denen es sich handelt um: a) Schmerzen, die nicht mit 
der Menstruation in Zusammenhang stehen; b) Blasenbeschwerden. 3. Folgen der künstlichen Meno- 
pause sind: a) Wallungen; b) erhöhte nervöse Reizbarkeit bei. manchen Patientinnen; c) Veränderun- 
gen in den 'sesundären Sexualerscheinungen sind nebensächlich; d) Blutdruckmessungen sind unzuver- 
lässig; e) normale Schwangerschaft ist möglich nach temporärer Menopause. _ 

er Flatau (Nürnberg): Ergebnisse der Strahlenbehandlung des Gebärmutterkrebses. (Zbl. f. 


Gyn. 1923, Nr. 19, S. 737.) Verf, verlangt, daß die Heilungsdosis für den Kollumkrebs i in einer einzigen, 

auf möglichst kurze Zeit zusammengedrängten Serie verabreicht wird. Standardmethode: 1. Größt- 
mögliche Homogenisierung und Härtung des Strahlenbündels, 2. Durchstrahlung des gesamten Bek- - 

~ kens dureh lückenlose Großfelder, also Einfeldbestrahlung, 3. gleichzeitige oder sofort vorangzchende 

oder sofort nachfolgende Kombinierung der exzentrisch angreifenden und inzentrisch wirkenden Fern- 

'röntgenbestrahlung mit einer inzentrisch vorhandenen und exzentrisch angreifenden Radiumbehanıl- 


lung. ‚Ergebnis: 80°/, vorläufige Heilung. bei den Operablen, 22°/, bei den Inoperablen. Die Kochsalz- 
therapie (1 Kaffeclöffel Kochsalz verschluckt und mit !/z Glas Wasser hinuntergespült) beugte dem 


Röntgenkater fast ausnahmslos vor. 
| M. Fraenkel (Charlottenburg): Röntgenstrahlen und Epilepsie. (Zbl. f. Gyn. 1923, Nr. T, 
S. 265.) Erfolg mit „biopositiver“ Reizbestrahlung des Ovariums (Zeitsterilisation) bei einer Frau mit 

offenbar ovariell, bedingter ‚Epilepsie. 
Gauß: Gewollte Abstufung der Sterilisation durch Röntgenstrahlen. (Med. Ges. Freiburg i. Br. 


27.2. 23; Bericht Ki. W. 1923, Nr. 21, S. 1000.) 


A. Mayer (Tübingen): Röntgentherapie in der Gynäkologie. (Strahlenther. XIV, H. 4, S. 8183 
Eine Gravida darf nicht genital bestrahlt werden. Extragenitale Bestrahlung bei bestehender Gravi- 
dät (unbekannte Fernwirkungen auf die Frucht) bedarf der Überlegung. Infizierte Myome, submuköse 


 Myome sind für die Röntgentherapie ungeeignet. Bei zu erhaltender Fortpflanzungsfähigkeit kommt 
einseitige Röntgenkastration in Betracht. Oophorogene Blutungen sprechen auf Röntgenstrahlen 
weniger sicher an als Metr opathieblutungen. Nicht jauchende und operable Karzinome werden operiert . 
und nachbestrahlt, jauchende Karzinome (Kollum-) werden durch Bestrahlung (Beseitigung der 


Jauchung) für die. nach Wochen vorzunehmende Operation geeignet gemacht. — Die Röntgenbestrah- 
lung ist jedenfalls ein integrierender Bestandteil der modernen Gynäkologie. 
F. Neuhaus (Univ.-Frauenkl. Jena): Zur Behandlung beginnender Portiokarzinome. (Arch. 


.Gyn. 118, 2.) Bei 4 Fällen trotz kombinierter Behandlung mit Röntgen (Erlanger Methode) und an 


rasches Fortschr eiten; dagegen 2, gute Erfolge mit Operation (Amputatio colli vaginalis) bzw. Kau- 
terisation. N. weist auf die großen individuellen Unterschiede hin: Dauerheilungen bei sicher nicht 
radikal operierten, rasch auftretendes Rezidiv bei sicher radikal operierten, beginnenden NKarzinomen. 

W.Offermann (Königsberg i. Pr.): Vorschläge für den Schutz der Ovarien bei postoperativer 


Nachbestrahlung. (Zbl. f. Gyn. 1923, Nr. 16, S. 631.) Nach vaginaler oder.abdominaler Entfernung des 
mit malignem Tumor behafteten Uterus sollen die Ovarien, in 1—2 mm dicke Scheiben zerschnitten 
‚und in die Bauchdecken oberhalb des Nabels implantiert werden (Verfahren Unterbergers), um 


die Ausfallserscheinungen : zu vermindern. 


XXXI, 1. | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. i | 137 


Scholten (Frauenkl. München): Unsere Heilerfolge des Uteruskarzinoms durch Strahlen- 
- behandlung. (M. m. W. 1923, Nr. 10, S. 300.) Vortrag in der bayer. Ges. f. Geburtsh. u. Frauenheilk. 
26. 11. 22; Bericht siehe „Fortschritte“ Bd. 30, H. 3/4, S. 363, 

Szamek (Wien): Über im Sarkom des Septum fecto variniai; zugleich ein Beitrag zur Strahlen- 
therapie der Sarkome. (Zbl. f. Gyn. 1923, Nr. 19, S. 752.) 50jähr. Frau mit inoperablem Sarkom wurde 
durch Radium- und nachfolgende Röntgenbehandlung erheblich gebessert, der Tumor wurde kleiner, 
die Harnbeschwerden waren nach 1!/, Jahren noch nicht wiedergekehrt. 

Valken: Die Ausfallserscheinungen während der Menopause. (Kongreßbericht in Nederl. 
tijdschr. voor geneesk. 1922, II, Nr. 22, S. 2429.) 100 Fälle, aus deren Beobachtung V. folgende Schlüsse 
zieht. 1. Vasomotorische Störungen kommen in der Röntgenmenopause ebenso oft vor wie nach Ova- 
riektomie. 2. Die Gefäßneurose ist die am häufigsten zu beobachtende ovarielle Ausfallserscheinung. 
3. Eine typische röntgenklimakterische Kardiopathie gibt es nicht. 4. Das seelische Gleichgewicht wird 
im Röntgenklimakterium ausgesprochen weniger gestört als nach operativen Eingriffen. 5. Störungen 
sexueller Art sind weit geringer als bei Ovari- oder Hysterektomie. 6. In 75% beobachtete V. 
Atrophie der Gebärmutter und Schrumpfung- der Myome. 7. Durch die Bestrahlung werden die Eier- 
stöcke nicht regelmäßig vollständig vernichtet. Histologisch wie klinisch bleibt dem Ovarium noch 
ein Rest inkretorischer Funktion. Daher darf man nicht von „Röntgenkastration“ sprechen. 8. Ty- 
. pische ovarielle Fettsucht kommt nur höchst selten zur Beobachtung. 

-= E. Vogt (Tübingen): Ausgewählte Kapitel der gynäkologischen Röntgentherapie. (Strahlen- 
ther. XIV, H. 4, S. 836.) Praktisch sehr wichtig ist die Nachbestrahlung operierter Genital- und Peri- 
toneal-Tuberkulose. Die Blasentuberkulose wird mit Erfolg, doppelseitige Nierentuberkulose zweck- 
mäßig bestrahlt. Die Röntgenbehandlung des Pruritus vulvae steht an erster Stelle (3 mm Alum.). Bei 
spitzen Kondylomen wird zur Röntgenbehandlung geraten. 

Zacherlu. Lundwall (Graz): Über den Wert der prophylaktischen Röntgenbestrahlung 
beim Kollumkarzinom. (Zbl. f. Gyn. 1923, Nr. 16, S. 633.) Bei 69 nachbestrahlten Fällen war die Dauer- 
heilungsziffer besser als früher ohne Nachbestrahlung (50 gegen 40°). Technik: Beginn 6—8 Wochen 
post. op., Serien im 1. Jahr achtwöchentlich, 2.—3. Jahr vierteljährlich, 3.—5. Jahr halbjährlich. 3 mm 
Al., 6 Bauch- und 3 Rückenfelder zu je 8X8 cm, pro Feld 40—45 X (parall. Funkenstrecke 30 cm). 

Erwin Zweifel (München): Erfahrungen mit der Strahlentherapie des Uterus-Kollun- 
karzinonis. (Strahlenther. XV, H. 1, S. 118.) Drei mit Mesothorium-Röntgen bestrahlte Patientinnen, 
bei denen nach längerer Bestrahlung diese bei ungünstigem Allgemeinzustand aufgegeben wurde, zeig- 
ten naeh länger dauerndem kachektischem Zustand plötzliche Wendung zum Besseren. 


6. Chirurgische, interne, ophthalmologische usw. Strahlentherapie. 


Chilaiditi: Mit Röntgen oder Radium oder kombiniert bestrahlte Fälle von malignen Tumo- 
ren (Brustkr ebs, Vaginalkrebs, Kiefersarkom u. a.), Lary nxtuberkulose. (Gazette Medicale d’Or ient 1923, 
Jan. und Febr.) 

S. Fraenkel u. Sabludowski (Krebsinstitut Moskau): Zur Frage der Behandlung des 
Brustkrebses. (Moskowski Medizinski Journal, Jg. 2, Nr. 3—4, 1922.) Die Röntgenbestrahlung vor der ` 
Operation wird abgelehnt, dagegen werden alle inoperablen Mammakarzinome und prophylaktisch alle 
operierten Fälle bestrahlt. Bei der prophylaktischen Bestrahlung wird bei einem FHA von 24 em 
unter 3 mm Al. eine Erythemdosis verabreicht, was mit dem Apexinstrumentarium in einer Stunde 
erreicht wird (Belastung 1 MA). In einer Tiefe von 1—2 em würde dieses etwa 70—80°/, der HED er- 
geben, also weniger, als die Karzinomdosis beträgt. Wie sich aus der einschlägigen Literatur ergibt, 
wurden gerade von den Autoren bessere Resultate bei der prophylaktischen Nachbestrahlung erreicht, 
welche keine modernen massiven Dosen anwandten. Die Autoren nehmen daher an, daß sich der Effekt 
bei häufiger Wiederholung dieser nicht zu großen Dosen summiert, so daß schließlich der gewünschte 
Erfolg erreicht werden kann, während zu große Dosen schädigend wirken. Die Bestrahlung wird wäh- 
rend des ersten Halbjahres alle 3—4 Wochen wiederholt, später seltener. Die Beobachtungszeit ist im 
ganzen zu kurz, um aus den erreichten Resultaten Schlüsse ziehen zu können, bei zahlreichen Patienten 
beträgt sie weniger als ein Jahr. Von 15 prophylaktisch nachbestrahlten Patientinnen rezidivierten bis- 
her nur zwei. Operable Rezidive unterliegen der Operation, disseminierte und isolierte Rezidive in den 
Drüsen der Supraklavikulargrube werden bestrahlt, da im Institute bei diesen gute Erfolge erzielt 
werden konnten. Mit Radium und Röntgenstrahlen wurden 21 inoperable Fälle behandelt, von diesen 
starben 7, blieben ungebessert 12, eine Besserung trat in 2 Fällen ein. Bei einer dieser Patientinnen 
waren alle palpablen Tumorknoten, sowie ein Pleuraexsudat, welches früher bestanden hatte, ver- 
schwunden. 

:Gaarenstroom: Beitrag zur Strahlenbehandlung des Rektumkarzinoms. (Nederl. tijdschr. 
var geneesk. 1922, II, Nr. 20, S. 2165.) Zwei Fälle von ausgebreitetem Karzinom, in schlechtem Allge- | 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. 18 
| 


~ 


138 f Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir, interne usw. Strahlenther.) XXXI, 1. 


enotna. Daher T Kombinierte Radium-Röntgenbestrahlung. Genesung und Arbeits- 


fähigkeit, die jetzt nach 5 bzw. 6 Jahren noch bestehen. Warum es dieser beiden Fällen so gut ergangen - 
ist gegenüber andern Versagern erklärt G. 1. mit der Anlegung eines Anus praeternaturalis, der eine 


gute Ernährung ermöglichte; 2. durch 2 intensive Bestrahlung und 3. durch das willige Verhalten 


der Patienten selbst. 


Görtan (Triest): Strahlentherapie I bei Gchirktumaren; Wollte auf dem 4. Ital. Kongreß für 
med. Radiologie:) In mehreren röntgenbestrahlten Fällen Besserung der Symptome. Indikation bei : 
Tumoren mit zweifelhafter Lokalisation und bei tief liegenden. ‚Verf. berücksichtigt auch die Enze- 


phalographie. 


Greinemänn (Frankfurt a. M.): Erfahrungen bei der Onealion ngeenei Basedow- 
kröpfe. (Tagung der Mittelrhein. Chir.-Vereinig. 6. 1. 23;-Bericht Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 19, S. 779.) Bei 
3 von 4 mit ungenügendem Erfolg bestrahlten. Basedowfällen war die spätere Operation erschwert. In 


der Aussprache tritt Heidenhain für die Bestrahlung ein, deren Erfolg von der Technik abhänge. 


OttoJüngling (Tübingen): Röntgenbehandlung in der Chirurgie. (Strahlenther. XIV, H. 4, 


o S 761.) Als Frühreaktion wird die Reaktion, die wenige Stunden nach der Bestrahlung auftritt und 
‘in den ersten Tagen abklingt, verstanden. Als Röntgenreaktion werden die in den ersten 4 Wochen- 


zur Beobachtung kommenden Erscheinungen zusammengefaßt, als Spätreaktion werden die Reaktio- 
nen nach Ablauf von 4 Wochen verstanden. Nach Ablauf von 6 bis 8 Wochen kann das chronisch in- 
durierte Hautödem auftreten (auslösende Dosis 120 bis 130°), HED). (Operationen im Stadium des chro- 
nisch indurierten Ödems gefährlich.) Eine zweite Bestrahlung darf erst bei ausbleibender Reaktion 
des Bindegewebes, fr ühestens nach 8 bis 10 Wochen, die dritte und letzte Bestrahlung frühestens 3 Mo- 


nate nach der zweiten Bestrahlung vorgenommen werden. (Diese Beschränkungen gelten: für ange- 
‚wandte Dosen von 100 bis 120°/, HED.) Bösartige Geschwülste müssen einstweilen mit Mindestdosen 
, bestrahlt werden. (Lidkarzinom 1- bis 2mal 150%.) Operable Oberkiefer- und Larynxkarzinome sind 


zu operieren, Lippenkarzinome sind, wenn inoperabel, zu bestrahlen; Speiseröhrenk rebse, Zungenkrebse 


sind mit hohen Radiumdosen (6 HED: Berührungsfläche) zu behandeln. Magen- Darmkarzinome bieten 


wenig Aussicht für die Röntgentherapie (Rectum-Ca nach Anus praeternat. und Kombination mit . 


. Radium). Von prophylaktischer Bestrahlung nach Operation von Mamma-, Zungen-, Reetum-Ca wird 
abgesehen. Melanosarkome der Haut sind röntgen-refraktär. Die sonst zum Teil gut beeinflußbaren 
',Sarkome zeigen keine einheitliche Sensibilität. (Eventuell bis 100°/, und erneute Versuche nach 3 Mo- 


naten.) (Häufige Metastasen!) Bestrahlung von Hirntumoren ist weiter zu versuchen. Die Röntgen- 
behandlung der Nasen-Rachenfibrome dürfte die operative Behandlung verdrängen. Bei der Tuber- 


= kulose muß die Röntgenbehandlung mit der Allgemeinbehandlung verknüpft sein. (Kleine Dosen, 
eventuell Kombination mit kleiner Chirurgie.) Die Peritonitis tuberculosa ist ein vorzüglicher Gegen- 

stand der Röntgenbehandlung. — Von der Umbaumethode muß bei ae Bestrahlung weitgehend Ge-. 

~ brauch gemacht werden (Str ahlenkegelschablonen). i 


F.Kan z o w. (Cottbus): Beitrag zur Klinik und Strahlentherapie des Lymphogranuloms. (Med. 


Kl. 1923, Nr. 15, S. 498.) Kasuistik von 3 Fällen, die teils wegen enormer äußerer Drüsenschwellungen, - 
teils wegen eines Mediastinaltumors zur Röntgenbehandlung überwiesen waren: 1: Der Mediastinal- 
.tumor wurde mit einem Intervall von sechs Monaten. zweimal bestrahlt (das erstemal in 


refracta dosi 1 HED, das zweitemal ‘intensiv: 1 HED von vorne, ?/; HED von hinten, da- 


| l -zu 1 HED von der rechten, !/; HED von der linken Oberschlüsselbeingegend). Der Erfolg 


war glänzend nach Allgemeinbefinden und nach Durchleuchtungsbefund. Die Diagnose „Lymphogra- 
nulomatose wurde nicht mikroskopisch gestellt“. Im Blute bestand Polynukleose: „vieles sprach da- 
für, daß der im Mediastinum lokalisierte Tumor ein Lymphogranulom war“. — 2. In den beiden andern 
Fällen dauerte die Krankheit 6 bis 8 Jahre (! Ref.). Die Erkrankung Tokalisierte sich erst in einigen 
Drüsen, generalisierte sich später. Die Probeexzision von Drüsenmaterial des einen Falles ergab 
„wahrscheinlich Sarkom“, später „wahrscheinlich Granulom“, die des andern Falles „Lymphogranulo- 
matose-Hodgkin mit Nekrosen und verschiedenen großen Zellen z. T. mit großem chromatinarmen 


Kern“. ‚Unter der Röntgenbehandlung trat vorübergehend Besserung des Allgemeinbefindens, bis zu 


vorübergehend möglicher Entlassung, Rückbildung der Lokalerscheinungen ein. Rückgang der äuße- 


‚ren Drüsen:wurde nach Verabreichung von ?/s bis !/o der HED erzielt. Länger anhaltender Erfolg der 


Bestrahlung der intrathorakalen Tumoren erforderte homogene Durchstrahlung mit etwa 70% HED. 
Von wiederholter. Bestrahlung der kleinen Drüsen wurde keine Schädigung. gesehen. In dem einen 
Fall — Hautjucken — bestand keine Hauthypersensibilität gegen die wiederholten kleinen und Voll- 
dosen. (Die glänzende und nicht temporär erfolgreiche Str ahlenempfindlichkeit spricht nach Nägeli 
gegen, die Diagnose Lymphogranulom im Fall f [Ref.].) 

| 'Kriser: Röntgenbestrahlung bei Akromegalie. (Vortrag Wiener 'ÄA.-Ges. 4. 5. 28; Bericht 


| wi m.- W. 1923, Nr. 21, S. 984.) aE mit Kleinfelderbestrahlung Re) der Hypophyse, 


l 


XXXL 1. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir., interne usw. Strahlenther.). 139 


Lee: Resultate und Technik der Strahlenbehandlung des Brustkrebses. (Am. Journ. of Roentg. 
and Rad. Ther. X, 1.) Die Strahlenbehandlung des Brustkrebses ist aussichtsreich und in jedem Falle 
sollte prä- und postoperative Bestrahlung angewendet werden. Bei inoperablen Fällen wird kombinierte 
- Röntgen- und Radiumbestrahlung (letztere mittels in den Tumor eingeführter Röhrchen) ausgeführt. 
Die bei operablen Fällen durchgeführte Strahlenbehandlung vermag den Prozentsatz der Heilungen, 
der bei ausschließlich chirurgischer Behandlung zwischen 15 und 25°/, schwankt, bei der Zugrunde- 
legung der Statistik über 5 Jahre geheilt gebliebener Fälle, zu erhöhen. 


Mallet u. Collez: Der Brustkrebs. Chirurgie, Röntgentherapie, Radiumtherapie. (Arch. 
d’Elecetr. méd. et de Physiother., Heft 484, Jan. 1923, S. 6 u. Heft 485, S. 33.) In dem umfangreichen 
Aufsatz untersuchen die Autoren die Ergebnisse der Statistik. 3 Jahre nach einer durchgreifenden 
Brustoperation leben noch 45, nach 7 Jahren noch 14°/, der Operierten. Nach einer Statistik von Per- 
th esin Tübingen hatten nach einem Jahr von 30 operierten und nichtbestrahlten Fällen 28°, Rezidive, 
von 44 unvollkommen bestrahlten Fällen hatten 38°/, nach einem Jahr Rezidive und von 88 intensiv bc- 
strahlten Fällen hatten nach einem Jahr 41°/, Rezidive. Es werden dann noch Statistiken angeführt 
von anderen Deutschen, wie Anschützund Hellmann in Kiel, und dann auf die Schwierigkeiten 
der Röntgentherapie bei Brustkrebs hingewiesen, die teils anatomischer, teils biologischer, teil physi- 
kalischer Natur sind. Eingehend wird die Wichtigkeit der Lymphbahnen besprochen, auf deren aus- 
gedehnten Wegen der Krebs weiter vordringt. Auch die histologische Beschaffenheit des Tumors ist 
bei der Bestrahlungsbehandlung wichtig. Nicht bei allen Fällen sind die hohen Dosen angebracht, z. B. 
nicht bei Szirrhus, bei dem die reichliche Entwicklung des Bindegewebes statt gestört, unterstützt wer- 
den muß. Wichtig ist.der Sitz des Tumors. Oft ist es schwer, die zur Tötung der Karzinomzellen not- 
wendigen 90—100°/, Strahlung in die Tiefe zu schicken. Ist es einerseits notwendig, die Abwehrmittel 
des Organismus nicht zu zerstören, so sind andererseits zu kleine Dosen schädlich. Die Autoren machen 
sich den Satz von Perthes zu eigen: Die Überdosierung wie die Reizdosis können, wie jeder andere 
Reiz, den Krebs zum Wachsen anreizen. Die Autoren sind von der Kleinfelderbestrahlung wegen der 
Gefährlichkeit nichtbestrahlter Zwischenstege abgekommen; sie wählen Großfernfelder, mitunter 
deren 3, je eines von vorne, von der Seite und von hinten, und um die lange Bestrahlungsdauer abzu- 
kürzen, leistet ihnen der Strahlensammler von Chaoul nützliche Dienste. In einzelnen Fällen emp- 
fiehlt es sich, die Röntgenbehandlung mit Radiumbehandlung zu kombinieren, zu dieser werden ent- 
weder Nadeln, oder besser Tuben, verwendet. Vor Einleitung der Röntgenbehandlung machen die 
Autoren jedesmal eine Blutuntersuchung, und sie sehen die Aufgabe der Röntgentherapie beim Brust- 
krebs 1. im Veröden der Lymphbahnen, 2. in der Organisation des Bindegewebes und 3. in der Zer- 
störung der Neoplasmazellen. Sie glauben, daß der der Operation vorausgehenden Röntgenbestrahlung, 
die den Tumor sterilisieren soll, die Zukunft gehören wird. 5 Wochen nach der Bestrahlung wird die 
Operation vorgenommen, wenn die Lymphbahnen fibröses Gewebe organisiert haben. Nach 2!/, Mona- 
ten folgt eine zweite Bestrahlung, um die ganze Operationszone, besonders in der Tiefe, nochmals zu 
sterilisieren. Die Verfasser versprechen sich von dieser kombinierten Methode, mit der sich die Re- 
zidiv- und Metastasengefahr verringert, eine Besserung der Prognose bei Brustkrebs. 

Markovits (Wien): Zur röntgenologischen Kastration beim Manne. (M. m. W. 1923, Nr. 15, 
S. 457.) Verf. bestreitet gegenüber Schinz, daß die Kastrationsdosis beim Mann viel höher liegt als 
bei der Frau. In jedem Fall ist die klinische (spermiogenetische) Latenzzeit nach einer einzigen Be- 
strahlung abzuwarten. Anscheinend intakte, bewegliche Spermatozoen können doch befruchtungs- 
unfähig sein. 

A. A. Menzer (Bochum): Die Röntgenbehandlung von Magen- und Duodenalgeschwüren. 
(Strahlenther. XV, H. 1, S. 122.) Die Behandlungsergebnisse Schulze-Berges scheinen etwas opti- 
mistisch beurteilt zu sein. Immerhin beeinflußt die Röntgentiefentherapie, zumal mit Diathermie- und 
Proteinkörpertherapie kombiniert, in vielen Fällen die Beschwerden günstig und unterstützt die Hei- 
lung von Magenerkrankungen u. a. 

Joh. Müller: Behandlung der Tonsillenhypertrophie mit Röntgenstrahlen. (Arztl. V. Nürn- 
berg 41. 23; Bericht M. m. W. 1923, Nr. 11, S. 349.) Meist Rückhildung nebst Rückgang der pharyngea- 
len Reizerscheinungen. Bestrahlung perkutan von der Kieferwinkelgegend aus oder durch ein Mund- 
spekulum, je t/+—t/2 HED bei 3—4 mm Al-Filter; nötigenfalls Wiederholung nach mehreren Wochen 
bis Monaten. 

W.Parrisius (Tübingen): Die Röntgentiefentherapie in der inneren Medizin. (Strahlenther. 
XIV, H. 4, S. 860.) Bei der Leukämie werden Milz- bzw. Drüsenfelder (6X8 em-Felder) mit t/a — t/s — 
2/;, — ®/ı HED tastend individualisierend (Blutkontrolle) bestrahlt. Bei Polyzythämie kann Skelett- 
. bestrahlung serienweise versucht werden. Segensreiche Wirkung wird bei der Lymphogranulomatose 
(generalisierte Lymphdrüsenerkrankung mit Umwandlung in entzündliches Granulationsgewebe) er- 
reicht. Die Röntgenwirkung bei Asthma bronchiale ist noch arbiträr. — Das Indikationsgebiet der 

18* 


N ` 
\ 


140 ui aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir, interne usw. Strahlenther.). XXXI, 1, 


| Röntgenbestrahlung ; in der : inneren Medizin ist groß: Wieviel davon der Kpitik standhalten wird, muß 
„die Zukunft lehren. 


Rovsing jun.: Über die postoperative prophylaktische Behandlung von Carcinoma mammae. ` 
(Arch. f. klin. Chir. 124, 1, S. 92.) Die Ergebnisse der Röntgennachbestrahlung waren wechselnd, im ' 


. ganzen eher schlechter als bei den nicht Nachbestrahlten, sie sind allerdings schwer zu beurteilen bzw. 
‚mit andern Statistiken zu vergleichen. Gruppe I (nach Steinthal) sollte man nicht bestrahlen. 
‚Häufige verhältnismäßig kleine Dosen scheinen besser zu wirken als große sehr kräftige. 


Joh.Schütze (Berlin): Röntgenbehandlung der Polycythämia rubra (Polyglobulie). (Med. Kl. 
1923, Nr. 14, S. 458.) In.den beobachteten Fällen wurden Milz, eine Anzahl größerer Röhrenknochen, 


~... sowie das Brustbein bestrahlt. Wegen der Sicherheit des Vorgehens ist das Zinkfilter vorzuziehen. Die 
-Röntgenbestrahlung soll — harte Strahlung — die übermäßige Neubildung der Blutkörper hemmen. 


(In wirksamer Bestrahlung Abnahme der R., gleichzeitig der Po., My. und Mo.) Die Röntgenbestrah- 
lung darf’ nicht zu rasch erfolgen. In einem Beispiel wird die Behandlung genauer geschildert: Be- 
strahlung in Serien, Abstand von 2—3 Tagen in folgender Reihenfolge: Milz, Brustbein, rechter, linker 
Oberschenkel, endlich rechter und linker Oberarm (Feld von 15 zu 15 cm) (Verabfolgt wurden jedesmal 


120 F. in 30 Min.) (evtl. 2 Bestrahlungsserien). 


Seyerlein u. Hölzel (chir.. Kl. Würzburg): Zur Sarkombehandlung. (Beitr. z. klin. Chir. 


. 128, ‘3, S. 590.) Indikationen: ‚Operable Sarkome sollen möglichst schnell und radikal operiert, in- 


operable bestrahlt werden. Primäre Lymphdrüsensarkome werden besser bestrahlt, auch Hautsarkome 


-im Gesicht; bleibt aber rascher Erfolg aus, dann soll man nicht weiterbestrahlen, sondern gleich ope- 


rieren, weil sonst verzögerte Wundheilung, sogar Hautnekrosen zu befürchten sind. Bei Oberkiefer- 


sarkom und myelogenen Sarkomen der langen Röhrenknochen ist Operation, bei periostalen Sarkomen 
Bestrahlung günstiger. — Dosierung:. Sarkomdosis, bei Knochentumoren sogar Karzinomdosis, da 
sonst Gefahr besteht, daß erst sehr sensible Tumoren unempfindlich werden. Die sehr empfohlene - 


=  prophylaktische Nachbestrahlung verlangt selten mehr als 70% HED. — Erfolge: Von 33 Inoperablen 


bei 11 Schwund, bei 16 Schrumpfung, 6 unbeeinflußt. Von Bestrahlten und kombiniert Behandelten zu- 
sammen (55) berechnen sich 33°], Heilungen über 1 Jahr. 

| Strauß: Über die Strahlenbehandlung des Ulcus ventrieuli. (Deutsche med. W. 1923/13.) Mit 
den üblichen Bestrahlungsdosen läßt sich eine histologisch nachweisbare Veränderung am Magen- 
epithel nicht erzielen. Die Einwirkung auf die Salzsäureproduktion ist keine einheitliche. Die An- 


~ nahme einer mit Sicherheit eintretenden Verminderung der Salzsäurewerte im Anschluß an eine Be- 


strahlung kann nicht aufrecht erhalten werden. Vielleicht ist die Einwirkung eıne indirekte auf dem 
| Umwege über das Blut. Unter Einwirkung der Röntgenstrahlen nimmt die Wasserstoffionenkonzen- 
tration zu. Dadurch wird. eine verstärkte Sympathikuseinwirkung hervorgerufen, wodurch die zahl- 


i reichen 'vagotonischen Symptome im Gefolge eines Ulkus paralysiert werden. Möglicherweise ist 


auch eine Einwirkung auf die Fermente vorhanden. Eventuell käme auch eine direkte Einwirkung auf 
die Nerven in Frage, wodurch die viszerosensiblen Reflexe eine Abschwächung erfahren, und dadurch 
eine Schmerzverminderung bewirkt wird. Eine Heilung des Ulkus wird man durch die Bestrahlung 


| "nicht erreichen können, wohl aber sehr bemerkenswerte Besserungen im Befinden. Verfasser hat bei 


52 bestrahlten Fällen 47 mal’eine günstige Einwirkung auf: das Befinden feststellen können. Technik: 


‚Filterung 0,5 mm Kupfer und 3 mm Al. t/z HED auf die Haut. 


Szilárd: Beiträge zur Kenntnis der Wirkung der Röntgenstrahlen bei der Leukämie. (Kgl. 


" Ärzteverein Budapest 10. 2. 23; Bericht Kl. W. 1923, S. 853.) 


© W. Weis (Mannheim): Zur Klinik und Differentialdiagnose der Hodgkinschen Krankheit. 
(Med. K1. 1923, Nr. 12, S. 375.) Die Lymphogranulomatose, der echte Hodgkin, ist eine anatomisch und 
klinisch gut charakterisierte, keineswegs seltene Erkrankung. In der Regel kann man die richtige 


Diagnose stellen (? Ref.).  Anatomisch wird auf die narbige Umwandlung und Schrumpfung des Granu- 
 lomgewebes, die mitunter hohe Grade erreichen kann, hingewiesen. Klinisch präsentiert sich die Er- 


' krankung als lokal beginnende, mehr oder minder sich generalisierende, meist mit Fieber verlaufendeund 
unter: Anämie und Kachexie zum Tode verlaufende Krankheit. Die Milz kann vergrößert sein. Haut- 


beteiligung ist häufig, relative Polynukleose wird kaum vermißt, die Diazoreaktion ist'nicht konstant, 
Fieber, mindestens Zacken 'sind regelmäßig vorhanden. Die Untersuchung exstirpierter Drüsen, wenn 


man nicht charakteristisch ‚veränderte oder narbig geschrumpfte Drüsen zu Gesicht bekommt, kann 


negativ verlaufen (!). Berichtet wird über 10 histologisch oder autoptisch sichergestellte Fälle aus einer 
Zeit von 2 Jahren. — In der Therapie steht àn erster Stelle die Röntgenbestrahlung. Durch sie kann 


weitgehende Remission und Rückgang der Drüsenschwellungen erzielt werden. Besonders auffällig ist, 


mitunter das scheinbar völlige Verschwinden eines’ Mediastinaltumors. Radium- und Mesothorium- 
behandlung scheinen weniger zu leisten als die Röntgenbehandlung in der Hand eines erfahrenen Rönt- 


i gentherapeuten. Neben der Bestrahlung soll.man genügend lange und intensiv Arsen verabfolgen. 


(Keine Angaben über Dosierung und Intervalle usw. der angewandten Bestrahlungen. Ref.) 


XXXI, 1. | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes, 141 


H. Tammann (chir. Kl. Göttingen): Über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf die Fraktur- 
heilung. (Beitr. z. klin. Chir. 128, 3, S. 536.) Versuche an 6—12 Monate alten Kaninchen ergaben, daß 
eine Röntgenreizdosis, unmittelbar oder 10 Tage nach der Fraktur auf die Bruchstelle gegeben, die 
Heilung beschleunigt. Der notwendige Durchgangszustand des Kallus, die Knorpelinsel, tritt früher 
auf, ohne daß ihre Ossifikation verzögert wird. Der Reiz bewirkt Wucherung des Peri- und Endost, 
Hyperämie und Pigmentablagerungen. 


7. Verwandte physikalische Heilmethoden. 


John G. Clark uù. F. E. Kcene (Philadelphia): Behandlung des Karzinoms der Becken- 
organe mit mäßiger Radiumbestrahlung. (The Amer. Journ. of Roentg., Dez. 1922.) An Hand einer 
. Statistik von 412 Fällen von Ca. des Beckens kommen die beiden Verfasser zu dem Resultat, daß eine 
Anwendung von Radium erfreuliche Erfolge gezeitigt hat. Die Anwendung erfolgte entweder in Form 
‘von 100 mg Radiumelement in einer Röhre oder in feinen Nadeln. Seine Beobachtungen bringen im 
allgemeinen nichts neues. Wenn sich’ der Erfolg nicht schon nach der ersten Sitzung zeigte, so ist eine 
Heilung wenig aussichtsreich; wurde die Patientin in drei Sitzungen behandelt, so wurde niemals ein 
tatsächlicher Erfalg erzielt. 

A.Esguerra,0.Monodu.G. Richard (Paris:) Anpaßbare Radiumträger für den Kopf 
und oberen Hals. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., Febr. 1923.) Verwendung der früher beschriebenen 
plastischen Substanzen (J. d. R. et d’E. 1922, Nr. 7) zur Aufnahme von Radiumträgern bei der Radio- 
therapie des Kopfes und oberen Halses. Die Formen werden von einer Grundform, die Ähnlichkeit 
nach Aussehen und Befestigung mit einer Schnurrbartbinde besitzt, abgeleitet (Formung der „Colon- 
biapaste“ bei 50° und Anpressen mit der Holzseite auf die zu bestrahlende Gegend). (Die verschiedenen 
ınaskenartigen Apparate für die verschiedenen Regionen sind abgebildet.) Die meisten Formen (obere 
und untere Gesichts- bzw. obere Halshälfte) sind, typisch. Die atypischen Formen (Übergreifen von 
einer auf eine andere Gegend) sind jeweils zu konstruieren. 

Paul Francois: Lichtbehandlung mit Bogenlicht und mit Quecksilberlampe. (Journ. de 
Radiol. et d’Electrol. S. 61, 1923, Februar.) Die Anwendung des künstlichen Lichtes beruht auf den Er- 
fahrungen von Finsen und Reyn. Der elektrische Lichtbogen kann das Sonnenlicht ersetzen. Das 
allgemeine Bogenlichtbad unterstützt die Lupusbehandlung und kann chirurgische, Augen-, Hals-, 
-~ Nasen-, Ohren-Tuberkulose zur Abheilung bringen. Das Bogenlichtbad ist bei vielen Haut-, Frauen-, 
Nerven-, inneren Krankheiten ein wertvolles, herapeupaches Agens. Das Bogenlicht ist dem Lichte 
der Quecksilberlampe überlegen. 

W. Kerl (Wien): Über Radiumtherapie. (W. m. W. 1923, Nr. 12/13, S. 603.) Klare Indikation, 
weil sicher zu erwartende Heilwirkung, ist gegeben bei: flächenhaften und tumorartig vorgewölbten 
Gefäßmuttermälern, hypertrophischen Narben und Keloiden, bei vielen Fällen von Induratio penis 
plastica, bei manchen Fällen von Lupus vulgaris und erythematosus, Tuberculosis verrucosa cutis, 
Xanthomen, Leukoplaquien, ferner bei kleineren Epithelionen. Angaben über Technik, Filterung, 
Serienpausen. 

Laquerri&re: Die angeblichen Verbesserungen der Methode Bergonie. (Arch. d’Eleetr. med. 
et de Physiother., Heft 482, S. 324, Nov. 1922.) Ein kürzlich veröffentlichter Artikel über Verbesserun- 
gen der Bergoni6- Methode, so berichtet Laquerrißre, hat im Pariser Publikum viel Aufsehen 
erregt. In jenem Artikel wird abfällig kritisiert, daß der Kranke bei der Behandlung auf einem Stuhl 
sitzt, wodurch sich die Muskeln nicht vollständig entspannen könnten und sich die Elektroden nicht 
gut anlegen, außerdem könne sich der Patient leicht erkälten. Alle diese Einwände werden widerlegt. 
Als Wichtigstes hebt Laquerriärce hervor, daß der Verfasser des Artikels statt des Bergonie- 
Induktors eine Dynamomaschine verwendet, die galvanische, galvano-faradische oder faradische Ströme 
produziert. Vor dem Gebrauch eines solchen Dynamos wird ausdrücklich gewarnt und auf eine Reiho 
von Todesfällen verwiesen, die in Deutschland durch Verwendung solcher Apparate vorgekommen 
sind. Laquerrière rät, sich genau an die Anweisungen von Professor Bergoni6 zu halten. 

Reiche (Braunschweig): Varizellen und ultraviolette Strahlen. (M. m. W. 1923, Nr. 12, S. 360.) 
Verf. konnte die Beobachtung von Sack, daß Höhensonnenbestrahlung infolge Sensibilisierung der 
Haut eine schwerere Eruption der Varizellenbläschen hervorrufen soll, nicht bestätigen. 

Strohl: Bericht über die modernen Methoden der Elektro-Diagnostik. (Arch. d’Electr. med. 
ct de Physiother., Heft 482—483, S. 333.) In dem langen Artikel wird das Gesetz der elektrischen Er- 
rcgbarkeit der Muskeln beschrieben und dargelegt, wie die Erregbarkeit verschieden ist je nach dem 
Muskel, der zur Kontraktion gebracht werden soll, und wie sie variiert je nach dem Blutfüllungsgrad 
und der Temperatur. So sind dieselben Muskeln bei verschiedenen Tierarten von verschiedener elektri- 
scher Erregbarkeit, ebenso wieder die verschiedenen Muskelgruppn untereinander. Es werden die Ap- 
parate besprochen, die zur Messung der Chronaxie in Betracht kommen, besonders das Egersimeter, 


\ 


142 Br E K E Auszüge, 'aus Zeitschriften des In- und Auslandes, | u nn 1. 

das auei: bei der Bestimmung der charakteristischen Muskeletreebär keit beim Menschen. a 
findet. Der Autor schildert genau die Schwierigkeiten der Elektr o-Diagnostik beim Menschen. Dennoch 
sind. die Fortschritte auf diesem Gebiet der Wissenschaft beträchtlich. Strohl möchte wünschen, 
daß diese Untersuchungsweise bald nicht mehr nur in Speziallaboratorien vorgenommen werde, sondern 

in jedem Laboratorium mit elektro-diagnostischer Einrichtung. 


+ Terrien: Die Radiumbehandlung der durch Hypophysentumoren bedingten Schstörungen. | 
a Presse mg 1922, Nr. 40; Bericht W. m. W. 1923, Nr. 7, S. 349.)- 


/ 


Patente und Gebrauchsmuster, | 
welche im Reichsanzeiger seit 1. XI. 22 veröffentlicht wurden. 


‘1. Patentanmeldungen. 


30a R. 54 478. R einiger, Gebbert& Se hall A.-G. (Erlangen): Hilfsgorät ; zur Anwendung von 
` Röntgenstrahlen. 22. 11. 21. 
21 g P. 42191. Ern stPohl (Kiel): Einrichtung. zur Verhinderung von Durchschlägen bei Röntgen- 
röhren. 25. 5. 21. 
31 g F. 50 708. Dr.R.Fürstenau (Berlin): Verfahren zur Erreueüne von n Röntgenstrahlen i in Hoch-. 
v vakumröhren. 6. 12. 21. 
21 g R. 58738. Radiolo g je A.-G: (Berlin): Verfahren zur Betätigung der Nebenschlußregenerie- 
rung an Röntgenröhren. 17. 8. 21. 
308 L. 531499. D. Bergmann (Wetzlar) &Licht-TherapieG.m. b. H. ): SOSE 
zur Messung der Intensität ultra-violetter Strahlung. 13. 5. 21. 
422g C. 26623. G. O. wen (Malmö): Gerät zur Pahmmung der ar und Decant eines . 
S Gegenstandes i im Raum. 7,3. 17. 
r 42 h St. 36207. RK. A.Sterz a (Dresden): Kristallspektrometer zur Wellenlängenmessung von Rönt- | 
'genstrahlen mit doppelseitiger Strahlenabteilung. 28. 9. 22. ` | 
21g I. 20568. International General Electric- Company (New-York): Rönirenipps 
| 


~ rat. 10.7. 20. 
30 a B. 99 120. Dr. o Bucky (Berlin): Vorrichtung. z zum Abblenden seküindärer Röntgenstrahlen. 
2. 4. 21. 


30 £ K. 81804. Koch & Ster zel A.-G. und A. as sehmidt (Dresden): : Sicherheitsver- | 
P schluß für Röntgenstrahlenquellen. | 
80 £. R. 56 412. Dr. H. Rahm (Breslau): Blende für Rönigenstrahlen. 25. 7. 29, 
-42h M. 70666. W.Meyer (Chicago): Spiegelstereoskop. 10. 9. 20. | 
i Be 21 g S. 59412. Siemens & Halske (Simensstadt): Entladungsröhre, insbes. Röntgenröhre. 8. 4, 22, 
E - 80¢f. P. 34571. E.P ohl (Kiel): Vorrichtung zur ma, Bestr ahlung mit Röntgen-Rädium-Licht 
~ oder anderen Strahlen. 5. 2. 16. 
| 57a W.573831. E. Wiegand (Hannover): Verfahren zur Sirek nema ae 25. i. 9. | 
7b M. 73686. :Dr. A. Miethe (Berlin-Halensee): Verfahren und Einrichtung zur indirekten Rönt- _ | 
u | genphotographie. 10. 5. 21. BE | 
21g P. 44484. Phönix G. m. b. H. (Rudolstadt): Röntgenröhre mit hohem Vacuum. 28. 6. 22. 
30a S. 58723. R. Seifert & Co. (Hamburg): Blende für Röntgenstrahlen. 28. 1. 22. , 
a: 21g H. 88087. Dr. R. Hase (Hannover): Röntgendosimeter. 11. 11. 20. | 
21 g K. 80543. Koch & Sterzel A.-G. u. K. A. Sterzel (Dresden): Ionisationskummmer zur Mes- 
sung und PREEESUEHNDE von en 20. 1. 22. 


2. Patenterteilungen. 


Ag g 366 550 All gemeine. Ele sk trizitätsgese llsch af t (Berlin): Hochvakuumröntgen- 
ER Er röhre mit Glühkathode. 2. 12. 17. 

57a 366667. E.Jourda n (Berlin): Kamera. zur Herstellung EEE Aufnahmen. 20. 5. 20. 
5 57 a 866813. Siemens & Halske A.-G. (Simensstadt):.Röntgenkassctte. 27. 1. 21. 5 
30a 367. 162. Reiniger ‚Gebbert&Schall A.-G. (Erlangen): Hilisgerät für dic- Untersuchung | 
mit Röntgenstrahlen. 29. 2. 20. T 
. 80 £ 366 925. W. Otto (Berlin): Einrichtung bei Röntgenbestrahlungsapparaten, die orkennen läßt, 
welche Blenden und Filter unter der Röhre liegen. 28. 1. 22. | 
21 g- 867707. G.H.F.Mü lrer (Hamburg): Glühkathodenröntgenröhre zur Erzeugung scharfer Rönt- | 
‚genbilder. 16. 5. 20. | . | 


. f . . H f 
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XXXI, Auszüge aus Zeitscbriften des In- und Auslandes. 148 


21 g 366 858.. Dr. W. Hammer (Freiburg i. B.): Einrichtung zur Messung der Dosis von Strahlen 
(Röntgen, Radium, Lichtstrahlen). 13. 1. 21. 

21g Veifa. Veifa-Werke A.-G. (Frankfurt a. M.): Verfahren zum Aufladen des für Messungen 
von Röntgenstrahlen dienenden Elektroskop. 16. 1. 21. 

21 g 367780. Dr. H. Seemann (Freiburg i. B.): Vorrichtung an Röntgenspektrographen für die 
stereoskopischen Methoden von Seemann und von Seemann und Friedrich. 21. 6. 21. 

57a 368806. Dr. E. Henschke (Berlin-Schmargendorf): Vorrichtung für Röntgenaufnahmen. 

| 7. 5. 20. 

21 g 370022. Dr. O. Goetze (Frankfurt a. M.): Verfahren und Glühkathodenröntgenröhre zur Er- 
zeugung scharfer Röntgenbilder. 2. 2. 18. 

57 b 370123. RudorffSimon&Co.G.m.b.H. (Berlin): Vorrichtung zum Fernhalten der Streu- 
strahlung vom Bildträger bei Röntgenaufnahmen. 13. 6. 22. 

30 £ 370584. Polyphos Elektrizitätsgesellschaft m. b. H.: Vorrichtung zur therapeu- 
tischen Bestrahlung mittels Röntgenstrahlen. 15. 10. 18. 

30a 371367. Reiniger, Gebbert & Schall A.-G. (Erlangen): Hiltsgerät für die Anwendung 
von Röntgenstrahlen. 17. 8. 21. 

21g 372421. Siemens & Halske A.-G. (Siemensstadt): Einrichtung zur Bestimmung der Zusam- 
mensetzung einer Röntgenstrahlung. 11. 6. 21. 

21 g 372 422. Fa. C. H. F. Müller (Hamburg): Einrichtung zur Erzeugung von Röntgenstrahlen mit 
Glühkathode und Sammelvorrichtung zur Einschnürung des Kathodenstrahlenbündels. 26. 11. 18. 

30 £ 372728. RudorffSimon&Co.G.m.b.H. (Berlin): Röhrenstativ für Röntgen-, insbesondere 
Vaginalbestrahlungen. 20. 4. 21. 

57 b 373087. L.A.Levy&L.A.Landau (London): Photographische Platten und Filme für Rönt- 

 genstrahlenaufnahmen. 26. 1. 21. 

21 g 373217. Dr. R. Fiebach (Freiburg i. B.): Apparat zur Aufnahme und Wiedergabe men 
scher Röntgenbilder. 9. 6. 21. 

30a 373796. Siemens&Halske A.-G. (Siemensstadt): Lagerungstisch für Dur eds mit 
Röntgenstrahlen oder Röntgenaufnahmen mit unter dem Tisch in wagrechter Richtung unver- 

| schiebbar angeordneter Röntgenröhre. 29. 4. 20. 

30a 373747. J. F. Freund (Dresden): Hilfsapparat zur Ausführung des er zur Aufnahme 
von Röntgenbildern für ärztliche, insbesondere zahnärztliche Zwecke. 16. 5. 22. 


8. Gebrauchsmustereintragungen. 


30f 830616. Polyphos Elektr izitätsgesellsch aft m. b. H. (München): Bestrahlungs- 
gerät für Röntgentiefentherapie mit voneinander unabhängig verstellbarem Bestrahlungsansatz 
und Röhrenschutzkasten. 3. 10. 22. 

30a 834681. Reiniger,Gebbert&Schall A.-G. (Berlin): Hilfsgerät für die Untersuchung mit 
Röntgenstrahlen. 1. 3. 20. 

30 £ 834439. Veifa-Werke A.-G. (Frankfurt a. M.): Einrichtung zur Ausführung von Tiefen- 
bestrahlungen. 27. 11. 22. 

21 g 85091. Siemens&Halske A.-G. (Siemensstadt): Selbstzentrierende Röhrenklemme. 3. 6. 22. 

30 £ 836643. Dr. W. Falkenberg (München): Strahlensonne für medizinische Zwecke. 2. 12. 22. 

30a 839482. Veifa-Werke A.-G. (Frankfurt a. M.): Röntgenanlage. 27. 10. 21. 

30£ 18901. Dr. Franz Nagelschmidt (Charlottenburg): Bestrahlungsapparat. 16. 6. 20. 

30 £ 840129. Kersten & Brasche (Frankfurt): Regelungswerk, insbes. für elektrische Bestrah- 
lungslampen. 12. 2.23. J. 22705. oo. 

30 f 840130. Kersten & Brasche (Frankfurt a. M.): Bestrahlungslampe. 12. 2.23. J. 22706. 

30 £ 840116. FritzKunze (Berlin): Heilbestrahlungsapparat mit im Reflektorgehäuse eingebautem 
optischen Vergrößerungssystem zwecks Beobachtung des Krankheitsherdes während des Bestrah- 
lungsvorgangs. 17. 1. 23. K. 93 055. 

30a 6. V. 17501. Veifa-Werke A.-G. (Frankfurt a. M.): Röntgenapparat für Diagnostik und 
Therapie. 8. 6. 22, 

21g 16H 83087. Dr. Rudolf Hase (Hannover): Röntgendosimeter. 11. 11. 20. 

21 g 16 K 80543. Koch & Sterzel A.-G. u. K. A. Sterzel (Dresden): Ionisationskammer zur 
Messung und Untersuchung von Röntgenstrahlen. 20. 1. 22. 

21g 15L 49843. S. Loewe (Berlin): Einrichtung zur Erzeugung äußerst schneller Kathoden- bzw. 
harter Röntgenstrahlen. 6. 2. 20. 

57 a 840442. Siemens& Halske A.-G. (Siemensstadt): Röntgenkassette. 21. 1. 21. S. 46 327. 


144 es; Auszüge: aus Zeitschrifıen des In und Auslandes. | XXXI, t; 


E 


Nachtrag. (neueste Anmeldungen). _ 


' 841 767.. Dr. ErichHenschke (Berlin-Schmargendorf, Marienbader Str. 9): Stufenförmiger Härte- 


‘ 


messer für Röntgenstrahlen. 27. X. 22, H. 94 889. 


841768. Dr. Erich Heäschke (Berlin-Schmargendorf, Marienbader Str. 9): Röntgendurchleuch- 


. tungsschirm mit eingebauter Härteskala. 27.X.22. H. 94890.’ 

842131. Reiniger,Gebbert&Schall A.-G. (Erlangen): Einrichtung zur selbsttätigen Härte- 
' regelung von Röntgenröhren. 21.1.2. R. 55 172. , 

842 983. Sieme ns & Halske A. -G. (Siemensstadt b. Berlin): PALLCHLNDE zum Betriebe von Rönt- 
 "genröhren. 18. 9.22. S. 50834. 


‚35 R. 55311. Dr. M axRosenth al (Weimar): Röntgenröhre. 8. 3, 22. 
. 18 M. 78 633. Pier reLouisGaston Marcotte (Choisy le Roi, Frankr.), vertreten: R. H. Korn, 


Patentanwalt (Berlin SW. 11):- Verfahren zur Nutzbarmachung kristallinischer Stoffe, die unter 
' dem Einfluß einer Strahlung selbst Strahlen aussenden. 8. 8. 22. 15. 8. 21. 


18P. 30998. Ernst Pohl (Kiel, Hospitalstr. 27): Verfahren zur homogenen Bestrahlung. Zus. z. 


‚Anm. P 30 999. ‚29. 5. 13. 


842252. Reiniger, Gebbert & Schall A.-G. (Erlangen); Lagerstati für die Strahlenbehand- 


Jung. 28. 7. 22. R. 56572.. 


3 839 482. y. 17.305. Veifa-Werke A.-G. (Frankfurt a. M.): Röntgenanlage. 27. 10. 
6 B. 106525, Dr. GustavBucky (Berlin, Kleiststr. 19): Durchleuchtungs- und pE ät für 


Röntgenzwecke. ' 21. 9. 22. 

&M. 76865. Otto Mackensen (Jena): Verfahren für Röntgenaufnahmen von i Kiger n, bei denen 
die Durchlässigkeit des Kernes und der Außenschicht verschieden sind. 28. 2. 22. 

843450. Dr. Felix Peltason (Würzburg, Brettreichstr. 14): Kompressorium zur Röntsendürch- 
leuchtung der Lungenspitzen. 3. 3.,28. P. 38 492. | 

6P. 41 8341. ErnstPohl (Kiel, Hospitalstr. 27): Drehbett für Röntgendurchleuchtung: des Oberkör- 
pers. 4.4.98. 

Mai 1923. 844262. Dr. Erich Henschke (Berlin-Schmargendorf, Marienbader Str. 9): Röntgen- 
apparat. 21.12. 22, H. 95 495. | 

844294. Dr. Gustav Buc ky (Berlin, Kleiststr. 19): Betrachtungsapparat für Licehtbildplatten und 
` Filme. 27. 3. 23. B. 102285. 


! 


Neueste auslä ndische Zeitschriften, welche in diesem Heft noch nicht 
referiert sind. 


La Radiologia Medica . (Mailand). Februar 1923, 
In morte die Guglielmo ‚Corrado Röntgen: — Vaccari, Plica avascolare di Treves e sindrome 


gastro-duodenale. — Piergrossi, Caratteristiche delle pellicole a doppio strato di emulsione in 
radiografia. - — Mazzoni, La cura con i raggi X e col radium del rino-faringosceleroma: (15 casi). 
März. | | - 
Maragliano, Contributo allo studia degli ispessimenti pleuriei; ispessimenti interlobari ed 
u ispessimenti .caleificati. — Volpe, Rachischisi lombo-sacrale in soggetto adulto con esistenza di 
mielomeningocele e disturbi nervosi agli arti inferiori (osservazione radiografica). — Cardinale, 
Un caso raro di tumore endotoracico originantesi dalla colonna vertebrale. 
April 1923. | z 
 Donatie Vespi g niani, Reperti clinici e radiologici in un caso di mesenterite adesiva e 
-retrattile della loggia sottomesocolica, — Marconi, Malformazione del rachide cervicale. — Via- 
=- nello, Ricerche sulle modificazioni nel numero e nella formula degli elementi del sangue determinate 
dalle deboli dosi di Raggi X sun milza. — Mascherpa, Un nuovo istrumento misuratore per 
Röntgenterapia. 
Mai 1923. | 
Brunetti,Sugli esiti recenti della Roentgenter apia nei tumori TE ali e sull’ opportunità di 
una revisione nell’ indicazione chirurgica. — Bianchini, L’ossigeno nella radiodiagnostica delle 
'. malattie urinarie: Tecnica e risultati. — Perussa, Radiazioni parassite dei tubi Coolidge moleste 


per la radioscopia. 


Archives d’Electricité médicale et de Physiothérapie (Bordes) April 1923. 
Lamarque, Mesure des potentiels en radiologic. 


4 


XXXI, 1. E N Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 145 


The Journal of Radiology (Omaha, Nebraska). März 1923. 


Wasson, The progression of the chest and the determination of the normal — a preliminary 
report. — Kolischerand Katz, Surgical diathermy in its relation to radiotherapy. — Hess, On 
the physical principles of the alpha ray therapy. — Pa cini, Ultra violet radiation. — Crane, The 
roentgenological aspects of the visceral crises. 


April 1928. l | 
Granger, A new technique for the positive identification of the sphenoid sinus and the 
ethınoid cells. — Robertson, X-rays and X-ray apparatus — an elementary course. — Blood- 
good, Bone tumors: Sarcoma. Periosteal group. — Ossifying type — benign ossifying periostitis and 
myositis. — Enfield, Relative value of X-ray evidence in the diagnosis of duodenal ulcer. | 


Mai 1923. 


- Carman, Roentgenologie signs of cancer of the colon. — Milton M.Portisand Sidney 
A.Portis, Multiple peptic ulcers. — Ca ul k, The relation of roentgenology to urology. —Robert- 
son, X-rays and X-rayapparatus — an elementary course. — J. Seth Hirsch, The auto-electroniec 
X-ray tube of Lilienfeld. 


Journal de Radiologie et d’Electrologie (Paris). März 1923. 


Belöt et Lepennetier, Radiodiagnostie de quelques altérations ossenses de Vextrömite 
supérieure de !’humerus. — ChassardetLapine&, Etude radiographique de l’arcade pubienne chez 
la femme enceinte; une nouvelle méthode d’appr&ciation du diamètre bi-ischiatique. — Feil, Com- 
ment doit-on radiographier la colonne cervicale quand on soupçonne l'existence d'une anomalie? 


April 1923. 

Pagniez, RavinaetS 1 omon, Action des rayons de Roentgen sur la coagulation du 
sang. — A.MouchetetC.Roederer, Etude radiographique de la scaphoidite tarsienne des jeunes 
'enfants. — B&cl&re, Ulcus peptique et diverticule (contrôle opératoire) sur bouche de gastro-enteros- 
tomie pour ulcère juxta-pylorique. — Strohl et Dognon, L’utilisation des circuits à grande self 
pour réaliser l'excitation électrique par courants constants chez l’homme. — Grimault et Cola- 
n&ri, Sténoses prépiloriques simulant la stenose valvulaire. — Garcin, A propos de deux cas de 
hernie diaphragmatique traumatique. — A. Ray nal, Quelques essais de radiothérapie dans les affec- 
tions chroniques de l'oreille moyenne et de Poreille interne. — J. Gagey, Note sur la répartition 
rationelle du radium pour un service hospitalier. — Remarques présentées au nom de la Commission 
de thérapeutique. 


The American Journal of Roentgenology and Radium-Therapy. März 1923. 


Childs, New growths within the chest: X-ray diagnosis. — Hall, New growths within the 
chest. — Farinas, Diaphragmatic hernia of the stomach. — Blaine, Sacroiliac arthrosis ob- 
literans. — D. Y.K eith and J. P. Keith, The value of Grant’ pins in the open treatment of fractures 
as seen roentgenologically. — J a r vis, The effect of small doses of Roentgen rays in certain forms of 
impaired hearing. — John Mccoy, Treatment of defective hearing by small doses of X-rays. — 
Clark, The role of radium needles in the treatment of neoplastic diseases. — Levi, Suppurative 
-Osteomyelitis of the left side of the pelvis. — Risser, Glass retained in the hand and foot. — Mor- 
row and Taussig, Statistics and technique in the treatment of malignant: disease of the skin by 
radiation. — Schmitz, The technique of the treatment of carcinoma of the cervix uteri with a 
combination of X-rays and radium rays. — Pomeroy, A new radium chart. — Bowingand An- 
derson, The treatment by radiation of cancer of the rectum. — Sh ea rer, Possible dangers in con- 
nection with the use of X-rays and how to avoidthem. 


April 1923. ` 

Carelli, Pneumoperitoneum. — Alexander, Report of a case of so-called „marble bones“ 
with a review of the literature and a translation of an article. — Law, Errors in interpretations of 
lesions of the sinuses. — Blaine, Standardization of X-ray exposure identification. — Sheldon. 
A biological coefficient for the aluminium filter. —Stenstroem, A new device for retubing radium 
„emanation. — Opitz, Principles of radiotherapy of carcinomata especially of uterine and mammary 
careinomata. — W. C. Roentgen, Concerning a new kind of ray (Übersetzung der zwei ersten Mit- 
teilungen Roentgens über seine neuen Strahlen). 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 19 


146 Tarif der Deutschen mn — ee für die Ansteliuig usw. XXXTL1. 


a Tarif der Deutschen Röntgen-Gesellschaft, 
Eu gültig ab 10. März 1923. 


Tarif I. ‘Unkostentarif. 
Br 1. Diagnostik. 
Plattengröße 15. V. 23 6. VI. 23- 
9 >< 12 Platte u. Zahnfilm M. 4400.— M. 5860.— | 15. V. 23 6. VI. 23 


18> 18... . 202. 6100.— „ 7860.— -` Citobariummahlzeit. . . . M. 3750.— M. 4650.— 
1x4 . s... . „ 8800.— „11120.— Schlauchfüllung . 7500.— ,„ 9300.— 


I 


MX 2... . . „18200.— „16380.— Einlauf mit Citobarium . . „ 4650.— , 5700. 
30x40 . . . . . . „20800.— „25420.— Abzüge bis zu Größe 18><24 „ 2200.— , 4000.— 
4050 2.2.2202. „ 88650.— „4170.— darüber hinaus „ 4000.— ,„ 8000.— 


A 


. Orthodiagramm . . . . „ 5500.— „ 7080.— Glas-Diapositiv 


| | „ 6000. , 10000. 
“Durchleuchtung. . . . „ 4400.— „ 5760.— " 


Sabatin u = 9><12 Platte. 
EE 2. Therapie. | 
1. Obertlächentherapie pro Milli-Amp.-Min. . . .. M. 180.— M. 180.— 
2. (Vollwertige) Tiefentherapie pro Milli-Amp.-Min. . . „ 220.— „ 220.— 


| Tarif I. Honorartarif. 
Allg. Deutsche Geb.-Ordn. [Ausg. m. Deckbl.] Ziffer 336-371 >< 125 bzw. 150. 


Zur Beachtung! Wer direkte weitere Zustellung der’ folgenden Tarife wünscht, kann diese nach 
Einzahlung von M. N auf Postscheck-Konto 40738, Frankfurt am Main, Dr. med, Heinz Lossen 
' erhalten. 


Leitsä itze für die REISE REN: selbständiger Röntgenärzte an 
| Krankenanstalten 


zusammongestellt von der Deutschen Röntgengesellschaft gelegentlich ihrer Tagung vom 15.—18. IV. 23 . 
in München. 


1. 


Die Anstellung eineshauptamtlichen Röntgenarztesaneinem Kr an- 
kenlinuse (Klinikusw.bedingt 
1. daß er selbständiger Leiter dieses Instituts ist, 
‚2. daß er als solcher den leitenden Ärzten der anderen Abteilungen (innere, äußere usw.) völ- 
lig gleichzustellen ist, - 
3. daß sein Institut in allen Fräsen: der Versallung und klinischen Zusammenarbeit den an- 
deren Abteilungen gleichzusetzen ist. 
u. 
Daraus folgt, daß dem Röntgenarzt 
a) eine kongruente Amtsbezeichnung zu geben ist (Direktor, Oberarzt, Chefarzt, leitender, 
dirigierender. Ar zt), | 
| . b) dieselbe wirtschaftliche Basis für sein Institut zu gewähren ist, 
iz e) dieselbe Form der Vertr etung seiner Belange gegenüber der Behörde usw. als Besitzerin 
‘ der Anstalt. 
Nach den Richtlinien der Regierung (Verfügung vom Sept. 2) ist dem- 
entspr echend dem hauptamtlichen ARE eN gleich den anderen 
‚Ärzte: an leitender Stelle l 


a) cin festes Gehalt mit Alterszulagen und Pensions: und Hinterbliebenenversor gung zu ge- 
währen, 
h) freie privatärztliche Tätigkeit, oeren Beschränkung sich nach der Höhe und Form seines 


Gehaltes richtet. | 
1. völlig freie Privatpraxis bei Gewährung eines unveränderlichen Gehaltsatzes und 
entsprechende Alters- und Hinterhliebenenversorgung, 


XXXI, 1. Leitsätze für die Anstellung selbständiger Röntgenärzte an Krankenanstalten. 147 


2. konsultative Privatpraxis bei Gewährung eines Gehaltes nach staatlichem Muster 
mit Staffelung und Pension und Hinterbliebenenversorgung. Die Gruppe ist die- 
selbe, wie der anderen Abteilungsärzte. 

3. An den Kranken höherer Verpflegungsklassen und den Selbstzahlern der 3. Klasse 
steht dem Röntgenologen dasselbe Liquidationsrecht für seine besonderen tech- 
nischen und medizinischen Leistungen zu, wie den anderen Abteilungsärzten. 

4. Für seine Leistung bei Gutachten, die besonders honoriert werden, steht ihm das 
Liquidationsrecht nach Vereinbarung mit den Leitern der anderen Abteilungen 
grundsätzlich zu. 

4. 5 
Nach sachverständiger Erfahrung sind Hilfskräfte nach der Zahl der Leistung einzustellen: 
a) Assistenzärzte: einer bei mehr als 1500 Durchleuchtungen, 2500 Aufnahmen und 2000 Be- 
strahlungen pro anno usw. 
b) Röntgenschwestern, technische Assistentinnen, Laborantinnen, Laboranten. 

1. Röntgendiagnostik: bei 1500 Durchleuchtungen und 2500 Aufnahmen (zusammen 
4000) eine, für jede weitere gleiche Ziffer dieser Leistungen oder auch Teile dieser 
Zahl eine weitere. 

2. Röntgentherapie: für je 5 Lichtstunden täglich eine. 

ce) Schreibkräfte: entsprechend den Assistenzärzten. 
d) Wärter: nach örtlichen Bedürfnissen, die dureh den Arbeitsumfang und die Lage des In- 
stituts gegeben sind. 
e) Mechaniker: je nach dem Umfang des Instituts. 
Sind dem Institute noch verwandte Einrichtungen, z. B. Diathermie, Lichtapparate usw., ange- 
gliedert, ist für diese besonderes Personal zu bestellen. 
Das technische Hilfspersonal ist mindestens in Gruppe V der staatlichen Besoldungsordnung zu 
gruppieren, bei staatlicher Approbation mindestens Gruppe VI. 


5. 
Urlaub muß in Anbetracht der bekannten Gefahren der Röntgenstrahlen und der Hochspan- 
nungsfelder ausreichend gewährt werden. 
1. den Röntgenärzten mindestens 1 Monat steigend bis mindestens 6 Wochen. Kongreßurlaub 
rechnet besonders, 
2. dem röntgenologischen Hilfspersonal mindestens ein Monat. 


6. 


Der Röntgenarzt und sein Personal ist, gegen Haftpflicht, die aus Röntgenschäden entstehen, und 
Unfall durch die Behörde zu versichern oder diese ist verpflichtet, sich vertraglich an gleiche Pflich- 
ten zu binden. 


Ausführungzulund2. 

Eine vollwertige Betätigung röntgenologischer Arbeit kann bei dem großen mit allen Zweigen 
der Medizin eng verwachsenen, erhebliche physikalisch-technische Erfahrungen verbunden mit guter 
Schulung auf klinischem und röntgendiagnostischem und therapeutischem Gebiet voraussetzenden Ar- 
beitsfeld nicht nebenamtlich geschehen. Die Leitung des Röntgeninstituts oder gewöhnlich mehrerer 
Abteilungslaboratorien eines Krankenhauses durch häufig wechselnde Assistenzärzte ist aus tech- 
nischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Gründen unzweckmäßig. (Bei der ausgesprochenen 
Dezentralisation der Kliniken einer Universität ist dieser Grundsatz nicht ohne weiteres durchführbar! 
Jedoch liegt bei dieser in der langen Bleibedauer der Assistenten eine Gewähr für obige Forderung. 
Außerdem ist aber auch hier die Schaffung zentraler Röntgeninstitute schon begonnen.) Somit ist die 
Stellung des Röntgenologen eine Dauerstellung. Da er und sein Institut neben und mit allen anderen 
Abteilungen in gleicher Weise arbeitet, sind sie diesen und ihren leitenden Ärzten in jeder Beziehung 
gleichzustellen. 

Ausführung zu 3b. 

Das Recht privatärztlicher Tätigkeit leitet sich aus folgenden Erwägungen ab: 

1. Die freie Betätigung nach außen hin ist eine Konzession an das Recht jedes Kranken und 
praktischen Arztes, nicht nur des dazu erst im Krankenhaus Aufgenommenen, seinen Arzt 
oder röntgenologischen Konsiliarius nach freiem. Ermessen und Vertrauen wählen zu 
können, 

2. Die freie Betätigung ist ein wichtiges Werbemittel für das Röntgeninstitut und das Kran- 
kenhaus, also für die Interessen der Behörde (Stadt, Staat usw.) als Besitzerin. 


19* 


148 Nachtrag zu den Vereins- u. Kongreßberichten (GynäkologenkongreßB in Heidelberg). XXXI, 1 


3. Es kann in der verantwortlichen Stellung als Leiter eines öffentlichen Röntgeninstituts 
‘ nur ein Arzt stehen, der durch langjährige Ausbildung als Assistent eine anerkannte 
Autorität auf seinem Gebiete ist, so daß seine Ausbildungs- einschließlich Studentenzeit 
einen besonderen Aufwand an Mitteln und Zeit erfordert, die später entsprechend erarbei- 
tet werden müssen. 
4. Das Gehalt entspricht aber durchweg nicht annähernd den Einnahmen, die cin ebenso 
. vollbeschäftigter Privatarzt aus gleicher Tätigkeit erzielt. 


Ausführungzuö5und6. 


Es ist nicht Aufgabe dieser Leitsätze, die wohlbekannten Gefahren der dauernden Beschäf- 
tigung mit Röntgenstrahlen näher zu erklären. Wohl aber muß darauf hingewiesen werden, daß 
selbst die besten Schutzmaßnahmen keinen absoluten Schutz gewähren, daß ferner der dauernde Auf- 
enthalt im Bereich hochgespannter Ströme gesundheitsschädlich werden kann und sachliche Arbeit 
immer wieder bedingt, daß sich der Röntgenarzt doch den Strahlen direkt aussetzen muß. 

Es gibt nur einen Schutz: ausreichende Erholung des Körpers durch Beurlaubung und Sicherung 
gegen Unfall (Hochspannungsverletzung usw... 

Haftpflichtschutz ist eine Lebensbedingung für den Röntgenarzt und sein Personal. Röntgen- 
schädigungen können auch ohne Verschulden des Arztes und Personals eintreten. Wenngleich sie hier- 
für auch nicht haftpflıchtig gemacht werden können, ist die Möglichkeit eines technischen Fehlers 
niemals ganz von der Hand zu weisen. Die Schwere des Röntgenschadens liegt aber vor allem darin, 
daß er selbst als geringfügige Verletzung Monate, ja Jahre zur Ausheilung braucht. 


Ausführung: zur Frage des Privatinstituts. 


Zu 3b Ziff. 1: In diesem Falle ist grundsätzlich die Haltung eines Privat-Röntgen-Instituts zu ge- 
nehmigen. 

Zu 3b Ziff. 2: Hier ist dem Röntgenarzt zu gestatten, seine Privatklientel im Institut des Kran- 
kenhauses (Klinik usw.) röntgenologisch zu bearbeiten gegen Erstattung der Selbstkosten (Unkosten- 
tarif der Deutschen Röntgen-Gesellschaft) für die einzelne Leistung. 

Begründung: Dem in seiner privatärztlichen Tätigkeit nicht beschränkten minderhonorierten 
Arzte dürfen in keiner Beziehung Beschränkungen auferlegt werden. Jedoch wird der nur konsultativ 
tätige Röntgenarzt von vornherein nur eine nachgeordnete beschränkte Tätigkeit haben, die sich auf 
die Beratung und Unterstützung anderer Ärzte beschränkt: Für diesen wäre die Haltung eines Privat- 
instituts unzweckmäßig, ja unmöglich. 

AufdemnächstenKongreßinBerlin (194) findeteine Tagung .derKran- 
kenhausröntgenologen statt. Beabsichtigt. ist ein enger Zusammen- 
schlußin wirtschaftlichen Fragen. 


Nachtrag zu den Vereins- und Kongreßberichten. 


- Gynäkologenkongreß in Heidelberg. 


Strahlentherapeutische Vorträge am 25. Mai 1923: 


1. Opitz (Freiburg): Zur Biologie der Strahlenwirkung. 

Nicht die örtliche Wirkung allein bringt die Heilung des Karzinonis, die Allgemeinwirkung ist 
wichtig. Hierbei scheint eine Reizung des vegetativen Nervensystems mitzuspielen, mit besonderef Be- 
teiligung des Vagus. Unsere Aufgabe ist’1. möglichst gründliche Beseitigung des vorhandenen !Kar- 
zinoms, 2, Versetzung des Körpers in einen Zustand, in dem er weniger disponiert für Ca. ist. Jeder 
Karzinomkranke muß individuell behandelt werden. Warum ein Kranker ganz widerstandslos geken- 


über dem Ca. ist, der andre nicht, das ist noch zu erforschen. 

2. Risse (Freiburg): Blutveränderungen nach Bestrahlung. ! 

Bei einigen Bestrahlten fand sich geringe Beschleunigung, bei vielen aber eine Hemmung der 
durch die Krankheit beschleunigten Senkungsgeschwindigkeit der Blutköperchen, ferner Steigerung 
des Cholesterin- und Lezithingehalts des Blutes. Bei mittleren und großen Dosen war die Blutgerin- 
nuneszeit meist stark beschleunigt, selten verzögert, und Leukozytenabfall, ferner meist starker T}lut- 
zuckerabfall. Die paradoxen Wirkungen deuten auf Einflüsse des Nervensystems hin. Bei bestrahliten 
Diahetikern sank der Harnzueker, der Blutzuckergehalt blieb unverändert. Radium wirkte nicht aut 


Blutzucker. 


- ` > P N 


XXXI, 1. Nachtrag zu den Vereins- u; Kongreßberichten (Gynäkologenkongreß in Heidelberg). . 149 


3. Mikulicz-Radeki. (Leipzig): ‚Röntgenbestrahlung. und Blutkörperchensenkungsge- 
schwindigkeit. ! 

Operation bewirkte starke Beschleunigung, nachfolgende Bestrahlung vorübergehende Verb 
samung. Es ist zu hoffen, daß man aus der Kurve prognostische Anhaltspunkte gewinnen wird. 


4. Martius (Bonn): Experimentelle Untersuchungen zur Strahlenwirkung. - 
Die Annahme, daß die Sensibilitätsunterschiede der -Karzinomzellen gegenüber dem umgebenden 
Gewebe. bei harten Strahlen stärker hervortreten als bei weichen, ist unrichtig. Bei Bohnen- und 


Erbsenkeimlingen zeigten weiche Strahlen stärkere Differenzwirkung als harte. In der Tiefentheräpie : 


ist die Strahlenhärte nur soweit zu steigern, als nötig ist, um in der gewünschten Tiefe noch Absorp- 
tion zu erzielen. f 


5. Hofbauer (Dresden): Klinische Beobachtungen bei Hessen 


Die Bestrahlung der Hypophyse (bzw. des benachbarten Zwischenhirns) bewirkt eine Stoffwech- 
selaktivierung ähnlich der Pitruidineinspritzung, ferner beginnenden Zerfall von Karzinomgewebe 


neben entzündlicher Stromareaktion, im Blut Anstieg, der Erythrozytenzahl (bei gleichzeitiger Blutver- 


dünnung, also Knochenmarksreizung), Zunahme der Eosinophilen, Steigerung des Cholingehalts. Die 


Hypophysenbestrahlung sensibilisiert das Karzinomgewebe und macht es für direkte Bestr ahling Zu- . 


gänglicher. Bei Myom wirkte sie manchmal deutlich, manchmal nicht. 


6. Werner (Wien): Erfahrungen mit der Milzbestrahlung i in der Gynäkologie. 


3 Fälle von Melaena neonatorum wurden geheilt. Bei Placenta praevia war keine prophylak- . 
tische Wirkung zu erzielen. Bei Blutungen 70% primäre Erfolge, am besten bei jungen Mädchen und 
bei entzündlichen Adnextumoren. Der rasche Eintritt der Wirkung spricht für direkte Beeinflussung 


der gerinnungsfördernden Substanzen. Dauerwirkungen, die aber fehlen, würden für innersekreto- 
rische Wirkung sprechen. | | | 


7. Vorländer (Freiburg): Histologische Untersuchungen an bestrahlten Mäusen mit und 
- ohne Karzinom. l 


Das Bindegewebe spielt eine Schr bedeutende Wirkung bei Her Ve ae des 'Karzinoms. Die 
Krebszellen zerfallen erst, wenn das Bindegewebe vorwuüchert. | 


8. K ok (Heidelberg): Experimentelle Beiträge zur Strahlenbehandlung des Karzinom 
Es wurde vollkommene Heilung erzielt und zwar mit nicht zu hohen Dosen. 


9. Döderlein jr. (München): Kritische Untersuchungen zur Karzinomfrage. 

Vortr. hat zusammen mit Scholten histologische Untersuchungen an Karzinomen angestellt 
und ihr morphologisches Verhalten (Matrix, Differenzierungshöhe und -grad) mit dem klinischen Ver- 
halten verglichen. Unter den durch Bestrahlung Geheilten war kein einziges Adenokarzinom, es waren 
lauter solide, vermutlich vom Oberfllächenepithel ausgegangene Karzinome. Man sollte meinen, daß 
die ganz unreifen Karzinome. besonders gut auf Bestrahlung reagieren. Die „atypischen Epithel- 
wucherungen“ sind aber vom eigentlichen Tumor mikroskopisch kaum unterscheidbar. 


10. Weibel (Wien): a) Zusammenhänge zwischen Schwangerschaft und Uteruskarzinom. 

15 Fälle, alle operabel, nur 4 Rezidive. In 13 war die u wahrscheinlich älter als 
das Ca. 
b) Zusammenhänge öigischen Lebensalter und Uteruskarzinom. . ur / 


Aussprache zu 1—10 (teilweise): Döderlein (München): Das Hypophysenproblem ist 


verlockend. Die Beherrschung des endokrinen Systems durch das Zwischenhirn kommt zum Ausdruck.. 


Theilhaber (München) betont die bindegewebsanregende Wirkung durch elektromagnetische 


Schwingungen verschiedenster Art und ist der Ansicht, daß auch kleine Röntgendosen nicht direkt 


schaden. 
Seitz (Fra uikfürt 2. M): Die Strahlenwir kung auf ‘das Karzinom ist zunächst jedenfalls lokal, 
denn es verschwindet der Zellkern. Den Namen „Karzinomdosis“ mag man fallen lassen, aber den Be- 


N 


griff muß man festhalten, d. h. eine Schwellenwertsdosis ist immer nötig, um das Karzinom zum Ver-. 


schwinden zu bringen. Es ist ein Irrweg, wenn man die Allgemeinwirkung zu schr in den Vordergrund 
stellt: Die Begriffe der Immunität sind leider noch recht verschwommen. Von der Vitalität des 
Mäusekarzinoms soll man keine zu großen Schlüsse auf die des menschlichen Ca. ziehen. Die en 
nomdosis“ wurde für das Kollum Ca. aufgestellt, gilt nicht für Mamma Ca. und andere. 

Hirsch (Altona) glaubt nicht an eine sensibilisierende Wirkung der Hypophysenbestr ne 
Die Hypophyse ist dem Ovarium übergeordnet. Ihre Lähmung bewirkt Lähmung der Ovar Denen. 
temporäre Kastration, Hypophysenreizung bewirkt Ertüchtigung des Organismus. 

Reifferscheid (Göttingen) sah keine Erfolge mit Hypophysenbestrahlung gegenüber der 
Ovarialbestrahlung, erlebte dagegen unangenehmen Haarausfall. 


150 ‚ Nachtrag zu den Vereins- u. "Kongreßberichten (Vortragazyklus d. Deutschen R.-Ges.) XXXI, 1. 


W in tz (Erlangen) fragt, ob jemand cin Röntgenkarzinom heilen sah mit kleinen Dosen, d. h. 
weniger als 50% HED. Die Ansicht von der Erdrosselung des Karzinoms durch Bindegewebe hält er 
für falsch. Die Zerfallsprodukte des Karzinoms reizen erst das Bindegewebe. Von histologischen Unter- 
suchungen verspricht er sich weniger als von einer zu suchenden biologischen Reaktion, welche an- 
zeigt, wie ein Karzinom auf Strahlen reagiert. Das Wirksame der Hypophysenbestrahlung sicht er 
in allgemeiner Stoffwechselsteigerung. 

Kraft (Dresden) sah nach Hypophysenbestrahlung Hautmetastasen, Mamma, auch eine Struma 
rcagieren. Er fürchtet Überraschungen an Intensivbestrahlten in 10—15 Jahren. 

Thies hat nie früher so starke. und so ausgedehnte Rezidive gesehen wie nach ungenügender 
Bestrahlung. 

Kehrer (Dresden) gibt dem Radium beim Kollumkarzinom unbedingt den Vorzug, weil die 
Övarien nicht gestört werden. 

Lahm (Dresden): Beim Kampf des Körpers gegen das Karzinom spielt die Erhaltung der trophi- 
schen Nerven eine wichtige Rolle. Übertrieben harte Strahlung ist zu vermeiden. Ein homogenes 
Tiefenfeld ist aber notwendig. Eine gewisse Prognostik ist möglich aus dem Verhalten des Zwischen- 
gewebes und der eosinophilen Zellen nach Bestrahlung. 

Opitz (Freiburg): Bei der Hypophyse ist schädliche Überdosierung zu vermeiden. Auf die 
` lokale Bestrahlung darf nicht verzichtet werden. 


Vortragszyklus der Deutschen Röntgen-Gesellschaft am 26. u. 27. Mai 1923 in Heidelberg. 


Über Biologie und Strahlentherapie der Krebse. 


. 1. Perthes (Tübingen): Zur Biologie und Klinik der Röntgentherapie der chirurgischen 
Krebse. 

Bei den nachuntersuchten geheilten Ca.-Fällen war immer das Ca. durch eine örtliche Bestrah- 
lung angegriffen worden. Direkte Schädigung der Ca.-Zelle ist also notwendige Voraussetzung für die 
Heilung. Die Dosen, welche auf die Kerne wirken, sind sicher keine Reizdosen. Beste Wirkung er- 
folgt bei umschriebenen Karzinomen, wenn eine Sitzung oder mehrere in kurzer Zeit verordnet werden. 
Dies spricht für eine zerstörende Wirkung. Die Anschauung, daß es genügt, das Ca. mit der Ca.-Dosis 
homogen zu durchstrahlen, ist nicht mehr haltbar. Eine gewisse Minimaldosis ist notwendig. Manche 
Karzinome sind außerordentlich sensibel. Zwei Karzinome derselben Gattung bei demselben Kranken 
können ganz verschiedene Empfindlichkeit besitzen. Der Röntgenkrebs ist gegen Röntgenstrahlen 
immun. Die vom Körper getrennte Zelle ist nicht so zu beeinflussen wie die im Körper ernährte. Man 
ınuß so bestrahlen, daß die Ca.-Zellen möglichst weitgehend, die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers 
(Bindegewebe, Blut) dagegen möglichst wenig geschädigt werden. Die Karzinom-Mindestdosis ist un- 
gefähr gleich der HED. Die Reaktion des Bindegewebes ist sicher sekundär, nicht primär. Sichere 
Dauerheilungen von 4—5 Jahren sind beobachtet bei zahlreichen Kankroiden und Basalzellenkrebsen 
der Gesichtshaut (1% HED). Eine Umfrage bei 26 chirurgischen Kliniken ergab, daß operable Kar- 
zinome vorwiegend operiert werden; Gesichtskarzinome bei alten Leuten, besonders an der Nase, kön- 
nen gelegentlich bestrahlt werden. Nachbestrahlung nach Mammaoperation wird von der Hälfte der 
Kliniken abgelehnt. Jedenfalls wirken große Dosen ungünstig. Vorbestrahlung verschlechtert die 
Bedingungen der Wundheilung nicht nennenswert. Bei inoperablen Karzinomen werden häufig vor- 
übergehende Erfolge erzielt. Das Schilddrüsen-Ca. ist ein dankbares Objekt für Bestrahlung, da die 
Totalexstirpation nicht angängig ist. 

2. Holfelder (Frankfurt a. M.): Die Erfahrungen mit der Röntgentherapie der Krebse an der 
Schmiedenschen Klinik. 

Die vor 2 Jahren vonSchmieden auf dem Chir.-Kongreß aufgestellten Thesen sind noch heute 
aufrechtzuerhalten. Es wird nur das Erkrankte bestrahlt mit einer Dosis, welche dicht unter der 
Toleranzdosis des empfindlichsten der umgebenden Gewebe liegt. Es kommen fast nur inoperable 
Fälle zur Bestrahlung. Kein Fall wird wegen Aussichtslosigkeit abgelehnt. Beim Mammakarzinom 
hat sich die Nachbestrahlung (14 Tage nach der Operation begonnen) bewährt. Es wird die gesamte 
Brustwand mit Axilla und Oberschlüsselbeingrube mit einem Doppelfernfeld (80 em FHD) bestrahlt. 
Rektumkarzinome können nach Anlegung eines Anus praternaturalis und Bestrahlung operabeol wer- 
den. Rezidive in der Sakralnarbe sprechen sehr gut an. Vorbestrahlung ist auch durch Verminderung 
der Jauchung günstig. (Beim hochsitzenden Ca. 2 Felder, Bauch und Gesäß; beim tiefsitzenden dazu 
noch ein Dammfeld.) Bei 12 Ösophagus-Ca. keine Heilung, bei 10 Larynx-Ca. eine, bei 5 Lupus-Ca. 
und 4 vorgeschrittenen Lippen-Ca. keine Heilung, 3 Schilddrüsenkarzinome geheilt, 1 ausgedehntes 
Oberkiefer-Ca. 3% Jahre geheilt durch Bestrahlung. Der Erfolg der Strahlenbehandlung ist beim Ca. 


! 


XXXI, 1. Nachtrag zu den Vereins- u. Kongreßberichten (Vortragszyklus d. Deutschen R.-Ges) 151 


unberechenbar. Beim Sarkom ist er dem der Operation überlegen. Es gibt keine scharfe Grenze zwi- 
schen gutartigen und bösartigen Tumoren besonders an Knochen. Probeexzisionwirktbeim 
Sarkom sehr ungünstig. Zur Vermeidung von Schädigung bei Tumorbestrahlung sollen die 
ran ane an. Montte Hein. 


3. Rost (Freiburg): Die Strahlentherapie der Hautkrebse. 


Der Begriff „Hautkrebs“ ist nicht einheitlich (Kankroid, Uleus rodens; Epitheliome soll man 


sie nicht nennen). Von den primären Hautkrebsen ist der Spindel- oder Stachelzellenkrebs nicht be- 
sonders strahlensensibel; der Basalzellenkrebs (Unterart: Ule. rodens; Careinoma terebrans sehr sen- 
sibe!) spricht gut an; der Spindelbasalzellenkrebs steht zwischen beiden. Die sekundären Hautkrebse 
sind durchschnittlich weniger dankbar als die primären, nur die aus den senilen Keratomen entstan- 
denen sind günstig. Bei der Feststellung der Behandlungsart und Bewertung des Erfolges muß mehr 
als bisher die Histologie und der Zustand des Geschwulstbettes berücksichtigt werden. 
Beim sicheren Basalzellenkrebs ist Bestrahlung zu erwägen. Die am Penis, an Hand und Ohr, Unter- 
schenkel und Fuß sitzenden reagieren weniger gut; beim Lippenkrebs ist die Operation die Methode der 
Wahl. Röntgen und Radium sind ungefähr gleichwertig, ein Wechsel ist oft zweckmäßig. Krebs in 
Narbengewebe spricht schleeht auf Radium an. Der Zustand der Blutgefäße in der Umgebung ist be- 
sonders wichtig. Oft bleiben nach der Behandlung gewisse Restherde übrig („fleckweise Wirkung“). 
Technik: Filter 3—4 mm Al; 90% HED; 1!/; HED schadet nicht; Aufstellung einer biologischen Ca.- 
Dosis ist eine biologische Unmöglichkeit. Konstitutionelle Faktoren sind zu berücksichtigen. Die 
Krebsheilung betrifft den Körper in seiner Gesamtheit. Bei stark senil veränderter Haut und bei 
Kachektischen nimmt die Reaktion einen andern Verlauf. 


4. Opitz (Freiburg): Zur Biologie und Klinik der Röntgentherapie der gynäkologischen Krebse. 

Probeexzisionen sind schädlich. Die Auffassung, als ob nur eine gewisse Menge Strahlen nötig 
sei, um die Krebszelle abzutöten, beruht auf einem ähnlichen Fehler, wie er früher in der Bakteriologie 
gemacht wurde. Krebs kann ja ausnahmsweise auch spontan heilen, ferner unter Arsenwirkung. Die 
Möglichkeit einer Reizwirkung der Strahlen ist nicht von der Hand zu weisen, und zwar als formativer 
Reiz, indem Zellzerfall das umgebende Gewebe zur Wucherung anregt (Weigert), vielleicht auch als 
funktioneler Reiz (Sekretionsvermehrung). Geringe Dosen reizen nicht, genügen aber oft nicht zur 
Wirkung. Die Bindegewebsreaktion ist wichtig, aber nicht in dem Sinne (Exner), daß das wuchernde 
Bindegewebe die Krebszellen abschnürt. Die Strahlenwirkung ist nicht der chemischen Arzneiwir- 
kung vergleichbar; sie macht im Körper Veränderungen, welche den Heilerfolg bewirken. Versuche in 
vitro sind einseitig: denn selbst die sehr empfindlichen Lymphzellen sind, vom Körper getrennt, durch 
Strahlen nicht zu zerstören. Die Strahlenwirkung braucht nicht auf direkter Zellschädigung zu be- 
ruhen. Die mannigfachen Wirkungen aufs Blut sind sicher von Bedeutung. Das Karzinom ist eine 
örtliche Erkrankung, doch ist eine allgemeine Disposition notwendig. Daß der Zustand der Vagotonie 
bei Karzinomkranken selten ist, gibt zu denken. In der Jugend ist die Disposition zu Ca. gering, die 
srregbarkeit des vegetativen Nervensystems erhöht. Beim Strahlenerfolg spielen wohl auch die Ver- 
änderungen in der Haut eine Rolle (Großfelder); dagegen ist der Strahlenerfolg bei zu starker Haut- 
reaktion ungünstig. Ein Zusammenhang zwischen den Vorgängen im Bindegewebe und den nervösen 
Erscheinungen ist wahrscheinlich. — Die Lebensverlängerung bei bestrahlten Karzinomkranken ist 
offenkundig. Beim Uteruskarzinom ist die kombinierte Radium-Röntgenbehandlung günstig: erstere 
wirkt lokal, letztere übt die wichtige Allgemeinwirkung aus (N. vagus). 


5. Werner (Heidelberg): Die Therapie der chirurgischen Krebse mit radioaktiven Substanzen. 

W. erörtert die verschiedenen Methoden der Anwendung. Die Überlegenheit des Radiums gegen- 
über Röntgenstrahlen reicht nur bis 4—5 em Tiefe. Der größte Teil der y-Strahlen scheint den Rönt- 
eenstrahlen überlegen zu sein. Daß innerhalb des Röntgenspektrums das Optimum der Wirksamkeit 
liegt, glaubt W. nicht. Die ß-Strahlen scheinen stärker entzündungserregend zu wirken als die y-Strah- 
len. Was die „Reizwirkung“ betrifft, so ist zu bedenken, daß manche Tumoren abgesehen von der Be- 
strahlung ein zyklisches Wachstum aufweisen. Bei zu starker Bestrahlung, die jedenfalls gefährlicher 
ist als zu schwache, wachsen die Tumoren in das seiner Widerstandsfähigkeit beraubte Bindegewebe 
hinein. Bei der Wärme kennen wir die Wirkungsstufen genauer (rapide Wucherung normaler Zellen 
bei einer kritischen Temperatur). Vorbehandlung mit Radium kann lokal inoperable Tumoren zur 
Sehrumpfung bringen oder mobilisieren, gefährden aber die Wundheilung. Die Nachbehandlung 
kommt nach Entfernung kleinerer Tumoren oder solcher aus Körperhöhlen in Betracht, z. B. Ober- 
kiefer (Kreuzfeuer). — Erfolge der Radiotherapie: Sarkome des Schädels verschwinden in der Regel, 
Sarkome der Dura und Hypophysengeschwülste manchmal. Karzinome des Nasenrachenraumes rcagie- 
ren oft sehr gut, ohne Dauerheilung, ähnlich retrobulbäre Gliome und Sarkome. Tonsillartumoren. 
besonders Sarkome, sind (dankbar, Oberkiefertumoren sollen operiert, Rezidive bestrahlt werden, ebenso 
Zungenkarzinome (Spickmethode). Beim Ca. der Wangenschleimhaut sind Radium und Röntgen 


152 . Nachtrag zu den Vereins- u. Kongreßberichten EI d. Deutschen R. -Ges XXXI 1. 


Macwerie. In der Parotis im Mundboden reset Sarkom gut, Ca. schlecht, E Sa, des 


Unterkiefers sind besonders hei J ugendlichen dankbar; beim Larynx-Ca. ist extralaryngeale, extra- _ 
und intratumorale Methode besser als intralaryngeale extratumorale (Freilegung und Einlage von 


- Emanationsröhrehen ‘oder Nadelstichmethode). Struma maligna sehr günstig, auch branchiogene Ca. 


gut. Beim Mamma- Ca. kommt höchstens Rezidivbehandlung nach Operation in Betracht. Ösophagus- 


| Ca. reagiert manchmal gut. Probeexzision ist ungünstig. Kindliche Nieren- und Nebennierentumoren 

"sind günstige Objekte, beim’ Harnblasen-Ca. scheint Spickmethode gut zu sein, ebenso beim Prostata- | 

"und Rektum-Ca., wobei die Rektalschleimhaut sorgfältig zu schonen ist. Bei Extremitätensar u ist 
| Radiumkreuzfeusr der Röntgenbehandlung ‚gleichwertig. 


6. Döde r lei in (München); Die Therapie der gynäkológischen Krebse mit radioaktiven Sub- 
stanzen. 

Radium -und Mesothoriim: sind ziemlich gleichwertig, wenn. auch in der Wirkungsweise viel- 
leicht etwas: verschieden. Die Technik ist ausgebaut, die hohe Toleranz der Vaginalschleimhaut ist ein 


günstiger Umstand. Man soll nicht mehr als 100 mg auf einmal einlegen und nicht länger als 24 Stun- 


den; dann mindestens 4 Wochen Pause; mindestens dreimalige Wiederholung. Nach Milligramm- 


stunden soll man nicht rechnen, denn 1X 24 wirkt anders als 24 X 1. Messingfilter (nicht Blei), darüber 
'Paragummi. Abdrängen der Weichteile durch luft- oder wassergefüllten Gummiballon in der Scheide. 


Wenn die Bestrahlung ‘auch nicht alle optimistischen Hoffnungen erfüllt hat, so sind doch die Erfolge 
so günstig, daß D. auch heute noch kein Uterus-Ca. mehr operiert. Insbesondere bei Einteilung in 
Seine 4 Gruppen findet er die Ergebnisse erfreulich. Bei den inoperablen Fällen treten sie am deutlich- 
sten hervor, insofern als das Leben zum mindestens verlängert wird. Die elektive Wirkung der Radium- 
strahlen geht schon daraus hervor, daß nach Abheilung des Karzinoms Gravidität eintreten kann. 


-Nachteil der Bestrahlung ist, daß manche Kranke sich nicht fertig bestrahlen lassen; sie verschlech- 
l tern natürlich die Statistik. 


7. Wintz (Erlangen): Die Erfahrungen mit dee Röntgentherapie der Krebse an der Erlanger 
Frauenklinik. 


In den letzten 3—4 J ahren hat W. die Röntgenstrahlen allein angewendet, seit letztes Jahr 


` kombiniert mit Verkupferung. Er zeigt die angewandte Konzentrationstechnik im Lichtbild. Eine 


bestimmte Dosis ist zur Zerstörung‘ des Karzinoms nötig, mindestens 90% HED, meist 110%. Der 
Heilungsprozeß ist ein biologisches Moment, das wir nicht beherrschen können. „Heilung“ ist noch- 
keine Restitutio ad integrum. Schädliche Nebenwirkungen: Gefäßschädigungen sind häufig; nach 
2 x HED erfährt. die Haut Induration, die in 1—2 Jahren zurückgeht und nicht behandelt werden 
darf. Beim Portio-Ca. häufig Schädigung am Scheitel der Blase, die nach jeder neuen Einstellung da- 
her entleert werden soll. Ferner scheint'Neigung zu Blasensteinbildung zu entstehen. Fälle mit Probe- 
exzision reagieren Schr schlecht auf nachfolgende Bestrahlung. — Mammakarzinom behandelt W. mit 
großen Feldern aus 120—150 em unter 3 mm Al. Nach 2 Tiefenbestrahlungen der Lunge mit 8—10 
Wochen Abstand wurden Indurationen der Lunge beobachtet. Nachbestrahlung des Mamma-Ca. be- 


_ währte sich nicht. W. gibt seine günstige. Bestrahlungsstatistik bekannt. 


8. Sachs (Heidelberg): Über die neueren Methoden der Serodiagnostik der Krebse. 

'Es gibt keine spezifische Reaktion auf Geschwülste. Das Serum von ‚Geschwulstträgern hat aber 
besondere Eigenschaften, eine gesteigerte Labilität der Eiweißkörper, welche mit dem starken Ge- 
webswachstum und Gewebszerfall zusammenhängen. Die entsprechenden Labilitätsreaktionen finden 


sich aber auch bei Schwangerschaft, Infektionskrankheiten. Mehr gedient wäre mit ciner Reaktion, 


die wenn auch nur in 30%, aber nur bei Karzinom auftritt. Bei der Umbildung der Körperzellen in 
Geschwulstzellen entstehen offenbar im Körper Reaktionen, die schließlich dur ehbrochen werden: Daher 
besteht eine Latenzperiode bei Übertragung von ‚Tumoren. 


9. Kahn (Altona) berichtet über eine einfache Trübungsreaktion, welche auftritt, wenn man 
zum Serum. Glyzerin und dann Natriumoleatlösung in steigender Menge zusetzt. Die Reaktion tritt 
außer bei Ca. auch bei schwerer Tuberkulose und bei einigen fieberhaften Krankheiten auf, doch kann 
der Kliniker diese in der Regel ausschließen, wenn er die Differentialdiagnose zwischen Ulcus ventri- 


= culi und Ca. stellen will. 


10. Teuts c h länder (Heidelber g): Über Technik und Ergebnisse der experimentellen Krebs- 
erzeugung. 
Vortr. bespricht das Rattensarkom, das Mäusekarzinom; das Hühnersarkom nimmt eine Mittel- 


‘ stellung ein zwischen echten Blastomen und infektiösen Granulomen („Sarkosen‘). Absolut spezifisch 


krebserregende Substanzen gibt es nicht, aber relativ spezifische, welche durch Reiz einen präkanzerö- 
sen Zustand schaffen. Bei der Krebsentstehung wirken zusammen: 1. ein exogenes Agens, 2. die Ex- 
position, d. h. Gelegenheit zur ontepreonend langėn Einwirkung: Beruf, Experiment, auch anatomische 


XXXI, 1. Nachtrag zu den Vereins- u. Kongreßberichten (Vortragszyklus d. Deutschen R.-Ges.) 153 


Momente: Narbenstriktur mit Gelegenheit zu Retention; 3. Disposition, d. h. alle endogenen Faktoren, 
. welche schrankenloses Zellwachstum ermöglichen (innere Sekretion u. a.). 


11. Caspari (Frankfurt a. M.): Krebs und Immunität. 

Unspezifische Immunität kann man erzeugen durch parenterale Zufuhr artfremden Eiweißes, 
von Autolysaten arteigenen oder -fremden Gewebes, lebenden Zellen oder lebendes Gewebe, Bluttrans- 
fusion, Implantation embryonalen Gewebes — der Zellzerfall muß irgendeine Rolle spielen —, ferner 
durch chemische Stoffe, nukleinsaures Natron, Hirudin, durch Protoplasmagifte, vor allem Schwer- 
 metallsalze (doch sind beim Menschen zu große Dosen nötig), durch Aufenthalt in Emanatorien, Über- 
hitzen des Körpers bzw. Erzeugung von Fieber (Lyssa, Malaria, Erysipel). Da Zellzerfall dabei wirk- 
sam, hat auch Dyspnoe ähnliche Wirkung. Bei Menschen mit körperlicher Arbeit sind Ca.-Todesfälle 
seltener, der Zellzerfall bei der Arbeit erhöht die Resistenz (vgl. günstige Wirkung des Sports bei 
Tuberkulose; Leibesübungen also ein Medikament!). Ferner kann man durch Nekrohormone immuni- 
sieren, d. h. die natürlichen Abwehrkräfte des Organismus unterstützen: Anlockung der Leukozyten, 
dann Fibroblastenbildung. Der positiven Reaktion des Organismus geht eine negative Phase voraus, 
die oft zu wenig beachtet wird. Ferner darf man bei der Vorbehandlung keine zu großen Dosen 
nehnıen. Der beste immunisierende Effekt wird erreicht, wenn man dem Körper arteigenes Gewebe zu- 
führt. Versuche, den Tumor vor der Verimpfung zu verändern, so daß er nicht mehr angeht, aber doch 
noch immunisiert, gelangen nicht. Auskochen verhindert nicht sicher das Angehen des Tumors, ver- 
hindert aber die Immunisierung. Durch Häufung kleiner Dosen läßt sich die Immunisierung wahr- 
scheinlich steigern. — Bei Nachbehandlung nach Operationen ist allgemeine Therapie offenbar zweck- 
mäßiger als lokale Nachbestrahlung. 


12, Werner (Heidelberg): Über die neuen biologischen und chemotherapeutischen Behand- 
lungsmethoden des Krebses. 

Manche Mittel wirken als Roborans: Arsen in kleinen und mittleren Dosen, Jod’ per os oder 
intravenös, Alival, Jodkali. Hohe Arsendosen heilten manche Lyınphosarkome und myelogene Knochen- 
tumoren, auch Hautkrebse. Intravenöse hohe Dosen von Atoxyl, Salvarsan, Arsalyten können große 
Sarkome zum Einschmelzen bringen, doch entsteht eine nicht ungefährliche, heftige Allgemeinreak- 
tion: ähnlich wirkt Selen (kolloidales Selen-Vanadium), ist aber schwerer dosierbar und leicht toxisch. 
Von echten oder kolloidalen Lösungen von Silizium, welche Karzinome geheilt haben sollen, sah W. 
keinen Erfolg. Bei Silber- und Kupfersalzen ist die Intoxikationsgefahr zu berücksichtigen. Elektro- 
ferrol und Arsoelektroferrol erhöht die Reaktionsfähigkeit des Körpers vor der Strahlenbehandlung 
und bessert das Blutbild bei sekundärer Anämie u. a. — Bleiazetat hat sich nicht bewährt. Die Vital- 
farbstoffe eignen sich als Transporteure wirksamer Substanzen (Jod, Arsen). Injiziertes Cholin sensi- 
bilisiert Tumoren gegen. Bestrahlung, macht aber auch die Haut überempfindlich. Proteinkörper bes- 
sern das Allgemeinbefinden, ohne auf Tumoren zu wirken. Nach intravenöser Injektion von Serum, 
Organextrakten und Autolysaten sicht man meist anfangs erhebliche Besserungen, dann versagen sie 
und man wechselt zweckmäßig das Mittel. Antimeristem u. a. wirkt nur im Sinne der Proteinkör- 
peg therapie. 


13. Erdmann (Berlin): Über Explantation. | | 

Vortragende berichtet über Gewebszüchtungen in vitro. Im arteigenen Serum wächst bei häufi- 
gem Umbetten Epithelgewebe in Schleiern, Bindegewebe in Zacken fort, am besten in halbfestem 
Medium. Iın neuen Wirtskörper, selbst bei nächsten Verwandten, hört das Wachstum so gezüchteter 
Gewebe wieder auf, im Gegensatz zu den Impftumoren. Versuche, den Körper vor der Implantation 
gezüchteter Zellen umzustimmen, seine Widerstandskraft zu schwächen, sind im Gange. Bei der Über- 
impfung von Karzinomen zeigte sich, daß die Mitverpflanzung des Stromas sehr wichtig ist; ferner 
muß der Tumor im Tumorplasma gezüchtet werden. 


14. Ellinger, Gans und Rapp (Heidelberg): Das Thoriumnitrat als Sensibilisierungsmittel. 

Substanzen von hoher Ordnungszahl, in möglichst fein verteilter Form in den Tumor gebracht, 
'sensibilisieren. Injektion von 10proz. Thoriumnitrat nebst 1—2proz. Novokain in Tumoren verstärkte 
die Wirkung der nachfolgenden harten Bestrahlung wesentlich. 


Die Vorträge der Tagung sollen in Buchform zusammengefaßt 
erscheinen. 


Fortschritte a. d. Gebiote d. Röntgenstrahlen. XXXI. 20 


10002. Mitteilungen. a: XXXT, 1. 


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IR 


| "Mitteilungen. 
Die 14. Tagung der Deutschen Röntgengesellschaft fand: vom 16.—18.. April in München statt. 


` 


Die Wanderlust, die schon durch die Zwischentagung auf der Leipziger Naturforscherversammlung 


geweckt worden war, führte die Gesellschaft zum erstenmal aus den gewohnten Berliner Stätten fort 
— in eine Stadt, die nicht nur als Kongreßort ein beliebtes Reiseziel ist. Die Tagung war keineswegs 


i schwächer besucht als die früheren, es waren an 1000 Teilnehmer eingeschrieben. Zum erstenmal seit 


dem unseligen Krieg fanden sich auch wieder ausländische Kollegen in größerer Zahl cin und ließen 


‚es nicht fehlen an Sympathiekundgebungen, die uns in dieser- schweren Zeit allgemeiner und beson- 
. ders auch wissenschaftlicher Bedrängnis recht wohl tun. Wir Münchner freuten uns, die Gäste in 


die neuen Institute, die-Frauenklinik und Anatomie führen zu können, deren: Leiter, Geheimrat D ö - 
derlein und der inzwischen. leider verstorbene Geheimrat Rücker t, ihre schönen Säle für die Vor- 


- träge und die reichhaltige Ausstellung zur Verfügung stellten. Was wir an Kurzweil den Kongreß- 


/ 


‚besuchern und ihren Damen bieten konnten, blieb freilich hinter dem aus Friedenszeiten Gewohnten 
' zurück, wurde aber doch mit Freuden aufgenommen und hinterließ angenehme Erinnerungen. Den 


Herren, die mich im Ortsausschuß unterstützten, vor allem Sanitätsrat Christoph Müller und 

Dr. Voltz, möchte ich auch an dieser Stelle danken, desgleichen’den Firmen Siemens& Halske 

Reiniger, Gebbert&Sch all und Polyphos, welche durch tatkräftige Unterstützung Has 

Gelingen der Tagung er möglichten. 

Die Vorträge der Tagung sind bereits im: Druck und werden in dem diesem Hefte folgenden 

„Kongreßheft“ — außergewöhnlich früh — erscheinen. Der Geschäftsbericht folgt rasch nach. 
Gruppenaufnahmen der Kongr eßteilnehmer (in der Frauenklinik bzw. Anatomie) können gegen 

Nachnahme bezogen werden vom Photographen O. Heiderich, München, von der Tannstraße 27. — 
Ä | Gr. 


\ 


Der 5; Kongreß ‚der italienischen Hönksenkesellschat findet vom 18. —21. Oktober 1923 in Pali TINO 


statt. Hauptthemata (Referate): 1. Rossi i (Parma): Röntgentherapie der Hautkrankheiten: 2. Gor- 


tan (Tr jest): Pneumor adiographie; 3.Boidi Trotti (Turin): Röntgendiagnostik des Harnapparats. 


. In seiner. Eröffnungsrede. zum Kongreß der französischen Vereinigung für wissenschaftlichen 


"Fortschritt in Montpellier, Juli 1922 (gedruckt im Journal de Radiol. et d’Electrol., Sept. 1922) beglückt 
‚Dr. Gunsett (Straßburg) die gläubigen Zuhörer u. a. mit folgenden Mitteilungen: „... Vergessen 
| Sie vor allem nicht, daß, wenn die Deutschen ihre Apparate mit hohen Voltzahlen herstellen konnten, 
„dies ihnen nur möglich war dank eines ebenfalls französischen Instrumentes, des Gasunterbrechers. 
' Anfangs 1913 — man weiß das im Ausland nicht genügend — kannte man in Deutschland nur den 


Petroleum-Unterbrecher, hauptsächlich den Rotax... Der Apex oder besser Ropiquet wurde der Ur- 
.typ von zahlreichen Gasunterbrechern, die in Deutschland hergestellt wurden und den Deutschen ge- 
'statteten, daran ihre Induktoren anzuschließen und so die moderne Röntgentherapie auszuüben... Wäh- 


‚rend tatsächlich in Frankreich alle Radiologen im Dienst der französischen Verwundeten shunde n und 
die französischen Fabriken, weniger zahlreich als die deutschen, genug zu tun hatten, um die Be- 


dürfnisse der Front zu bestreiten, konnte Deutschland alle seine Ingenieure und alle Radiologen, die 
auf Röntgentherapie spezialisiert waren, in der Heimat zurücklassen. Sie hatten Muße, während des 
Krieges ihre a Maschinen herzustelleh und ihre Methoden auszuarbeiten, die den Krebs 
heilen sollten . 


Druckfehlerberichtigung. 


' Beric hti gung: Die Figuren auf Seite 19. und auf Seite 32 haben sich leider auf den Kopf 
gestellt - — was man ihon unter den gegenwärtigen Verhältnissen auch nicht verübeln kann. 


ER pom- auf N. 


XXXI, 1. 


Autorenverzeichnis. 


Autorenverzeichnis. 


155 


 (Zablen = Seitenzahlen; f. = und folgende Seiten; * = Originalmitteilungen, einschließlich V.-B. 
= Vereinsberichte; K. B. = Kongreßbericht; Disk. = Diskussionsbemerkung; Ziffer ohne Inhalts- 
angabe — Erwähnung im Text; eingeklammerte Zahl bedeutet: Nur Titel angeführt.) 


Albers-Schönberg 118. 
Albe rti (Literaturwerk) 


Alinat (Heptadaktylie) 
112 


Altmann, Rochlin und 
Gleichgewicht (Ein- 
fluß d. Rö.-Strahlen a. 
Pflanzenwachstum) 


Amelung (Nachweis d. 
Arthrit. urica) *44. 

Anschütz 139. 

Archangelsky (Rö.-Wir- 
kung a. Frühstadium 

. d. Gravidität) 128. 

~ Aschoff a (Arthrit. 

def.) K. B. 102. 


Aßmann ser “34, 48, 63f. 


— (Innerv. Störungen 
d. Magendarmkanals) 
(120). 
Attinger (Erklärung d. 
Asa Herzrandes) 
Aubry (Spondylitis) 112. 
miss (Heptadaktylie) 


Axhausen 101, K.B. 102; 
115, 119; (Köhlersche 
e Perthessche Kr.) 


Backhaus (Enzephalo- 
- graphie) 112. 

Baensch 113. 

Balmer 100. 

Barden (Herzvolumen) 
126. 

Barklay (Magenmuskel- 
funktion) 110 

Bartels 33 f. 

Bartenwerfer (Epiphy- 
senerkrankung) 112. 

Barth (Spontanpneumo- 
thorax) 124 

Barthélemy 47. - 

Bartram 138. 

Baur, Franz (Herzverla- 
gerung) 126 

Bechert 38. 

Beck (Ule. duod.) 120. 

Beclere (Myombestr.) 
(136). 


Beeler (Spontanpneu- 
mothorax) 124. 

Beer (Magen- u. Duod.- 
Ulkus) 120. 

Belot (Humerus) 113. 

Benoist 134. 

Bentzon 115. 

vom Berg (Atombau u. 
Rö.-Str.) V. B. 99. 


Berger (Spitzgeschoß- 
wirkung) (111). 

Bergmann 8, 34. 

Bergonie (Herzaneurys- 
ma) 126, (Krebsinsti- 
tute) 127. — 141. 

Biesalski 51. 

Bircher, E. (Spitzge- 
schoßwirkung) (111). 

Bittorf 1. 

Blau, A. (Uterus-Ca.) 
127. 

Blecher (Patellafrak- 
tur) 119. 


Block (Coxa valga lu- 
xans) 119. 
Bloodgood (Knochener- 


krankungen, Zysten 
etc.) 113. 
Blum 30, 31. 


Böhler (Frakturbehand- 
lung, K. B.) 102. 


Böhm 2f. 

Böhme 22. 

Bohr 100, 108. 

Bordet 62 f. 

Bornhardt (Coolidge- 


Hochleistungsröhre) 
` *88. 


Brewster 41. 


Brown 29. 
Brugsch 45 f. 
Budde (Chondrodystro- 


phie) 113. 

— (Kalkancushypero- 
stose) 113. 

Büscher (Ule. ventr.) 


Busch (Skoliose) 117. 


Caan (Knochenschaft- 
tuberkulose) 113. 

Caesar (Intensitätsver- 
teilung) 133. 

Cahen-Brach (Köhler- 
ne Metatarsalerkr.) 


Calm (Ther. maligner 
Tumoren) (133). 

de la Camp (Milzbe- 
strahlung, K. B.) 102. 

Caspari (Theorie der 
Strahlenwirkg.) 128. 

— (Krebs- u. Immuni- 
tät) K. B. 153. 

Cermak (Die Röntgen- 
strahlen, Buch) 96. 

Sanni (Stereoskopie) 


Chaperon (Herzgefäß- 
schatten) 110. 


Chassard (Beekenmecs- 
sung) 107. 

en. ae duod.) 121. 

a (Strahlen- 
ther. maligner Tumo- 
ren etc.) (137). 

Christeller 8. 

Clark (Radium b. Bek- 
ken-Sa.) 141. 

Cohn, Max (Schulter- 
blatthochstand) 113. 
Sollez (Mamma-Oa.) 139. 
an (Uterus-Ca.) 

36. 


Corscaden (Myombe- 
strahlung) 136. 

Czepa (ösoph. Diverti- 
kel) 121, 52. 


Darling (Zahnkrankhei- 
ten) 113. 

Deist (Lungentumor u. 
chron. Pneumonie) 
124. | 

Delherm (Herzgefäß- 
schatten) 110. 

Denk, W. (Gefahr d. 
Enzephalogr.) 107. 

Dessauer 128. 

Deusch (Schilddrüse u. 
Darmbewegung) 121. 

Deutschländer (angeb. 
Hüftlux.) (119). 

Dietlen 2, 69 f. 

Döderlein (radioaktive 
Substanzen heim Ute- 
rus-Ca.) K. B. 152. 

Döderlein jr. (Histolo- 
gie der Ca.) K. B. 149. 

Drinberg 45. 

Duane (Tiefenther.) 133. 
Dürig (Köhlersche Me- 
tatarsalerkr.) 113. 
Dunham (Pleuraexsu- 

dat) 124: (Lungenin- 

fektion nach Schädel- 

höhlenerkr.) 124. 
Dupuytren 34. 


Eckstein (Quarzlampen- 
wirkung) 128. 

Eden (Kallusbildung, 
K. B.) 102. 

Ehrlich (Appendicit. 
chron.) 121. 

v. Eicken (Fremdkörper 
im Ösoph.) 111. 

Einstein 100. 

Eisenstein, V. B. 105. 

Eisler 30. 


4 


Ellinger (Zellatmung u. 
Rö.-Strahlung) (128); 
(Thoriumnitrat) K. R. 
153 


Emerson (Spontanpneu- 
mothorax) 124. 

Enderlen 101. 

Engel (Epiphysener- 
krankungen) 114. 

Eppinger 125. 

Erdheim 85. 

Erdmann (Explanta- 
tionsversuche) K. D. 


(Magenfibro- 
myom) 121. 


Esguerra (Radiumträ- 


ger) 141. 
Entin 22 f. 


Failla (Ionisationsmes- 
sung) 133. 

Falconer 92. 

Faulhaber 2 f. 

Fedder Idrabaryum) 107. 

Fehr 34. 

Feil (Halswirbelsäule) 
108 


Finkelnburg 48. 


Fischer (Diekdarmun- 
tersuchg., K. B.) 101. 

Fischer, H. (Rö.-Unter- 
suchung d. Gehöror- 
gans) (108). 

Fischler i f. 


Finsterer 14 f.; (Ule. 
. duod.) 121. 

Fleischner 91; (Ostit. de- 
form.) (1 14). 


— (multiple Epiphysen- 
störungen) 114. 

Forssell 29; (Schleim- 
hautbewegungen der 
Verdauungsorgane) 
(111). 

Foveau de Courmelles. 
(Radioanaphylaxie) 
129. 


Fraenkel (Wirbelmeta- 


stasen) V B. 107. 
Fraenkel, M. (Epilepsie 


und Rö.-Bestr.) 136. 
Fraenkel, S. (Akustikus- 

tumoren) 114; (Mam- 

ma-Ca.) 137. 
François (Bogen- und 

Quarzlicht) 141 
Frangenheim 85. 
Freudenberg hg 

berkulose, K. B.) 1 
Friedrich 134; (Dosic- 

rung) 133. 
v. Friedrich 120. 

20” 


156 


Fritz 109. 
Fuhs o -Ther,, Haut- 
kr J) 1 ! 
Gaarensiroom n (Rektum- 
. Ga.) 137. 
Gans (Thoriumnitrat 


. "als Sensibilisator) K. 
B. 153. 

Gauducheau a 
zınomdiät) 127. , 

Gauß ren Steri- 
lisation) (136). 

Gaylord (Messung) 133. 

- v. Gaza (Leontiasis os- 
sea) (114). 

Geiger 99. 

Geilinger 16. 

Glaeßner 14 f. 

Glasser (Dosierung) 134. 

Gleichgewicht s. 
' mann, - 

'. Gnant ' (Rö.-Schäden) 

Gött 17. 

Gortan (Gehirntumoren, 
Rö.-Ther.) 138. . 

Goster (Element mit 
“ Atomzahl 72) 108. 

Gotthardt(Wellenlänge- 
messung) 134. 

Gottschalk (Strahlen u. 
Zellatmung) en 

Gräff 126. l 

Gräßner 50 Ż. 

Graser 1. 

-Grashey 50; Röntgen- 

` „atlas) 96. | 

Greinemann (Rö. bei 

- Basedow) 138. 

Groedel 2, 14; 23, 125. 


= Gundermann (Rö.-Ule.- 


Ther.) 129. 


Haas 
129. 


ma. u. 


(121). 
Haberland 128; (Epithe- 
ern u. Rö.-Str.) 


Hackenbroch (Ollier- 
sche 
rung) (114); (Perthes- 
sche Krankheit). 114; 
(kongen. Skoliose) 114. 

v. Hacker 27. 

. Häbler (Knochenbildg. 
in Laparatomienarbe) 
(114). | 

Hänisch 51, 115. 

Hagemann 120. 


Halberstädter (Sensibi- 


lisierung) 134. 
Handtmann 9. 
Hansemann 119. 

Haß (Belastungsdefor- 

mitäten) 114. 

. Hasselwander 38 Í. 
Hausmann 1. 
Hedinger 1. 
Heidenhain 138. 
Heilmann 27. 


Alt- 


(Röntgenödem) 
| | Haberer 1; (Ösoph.-Di- 


vertikel neben Stru- 
Ule. ventr.) 


Wachstumsstö- 


Janssen 
- 112 


Jesionek 135. 


- Autorenverzeichnis 


Hanke N ekrolog von 


Perthes) 9. 


Heiner (Radium-Ther., 


V.. B.) 104. 


Heitzmann (Epiphysen- 


erkrankungen) 114. 


Hellmann 139. 


Herrnheiser (Ule. duod.) 
21 


(121). 
— (Thoraxbild, Analyse) 
. 124. 


Herzfeld (Blut nach Rö.- 


Bestr.) 129 
Herzog, Fr. 
mobile) *1. 


| v. Hevesy (Element mit 


Atomzahl 72) 108. 
Heyrowsky 16. 
Hickey (Röntgenologie 
und Krieg) 108. 
Hinz (Pankreassteine) 


112. 

Hirsch on ale: 
strahl.) K. B 

His 44. 

Hitzenberger (Zwerch: 
fellpulsation) 124. 

Hitzenberger u. Reich 
a )- 


ER (Sa.-Behandle.) 
140. 


Hofbauer (Hypophysen- 


bestrahlg.) K. B. 149. 


Hoffa 44; (Skelettmiß- 


bildungen; Osteoge- 
nesis imperf.) 115. 
Hoffmann 52. 


Hoffmann, Fr. A. 34, 69. 
(Nierendiagn.)- 
1). 


Holfelder (Rö.-Verbren- 
nung) 129; (Neben- 
niere) 130; (Rö.-Ther. 
beim chir. Ca.) K. B. 
:150. 


; E Do -Schädi- 


gung) (130). 

Holzknecht 20, 123, 130; 
(Rö.-Str. ein Pharma- 
kon) 130. 

Hosemann (Gallenbla- 
‚senduodenalfistel, K. 
B. 102). 

Hryntschak 30. 

Huber 485. 

Hübner (Skoliose) (122). 

au (Lungenprobe) 


Jacobsohn 45 f. 


Jaensch 22 f. 


Jaksch-Wartenhorst 


(Nekrolog auf Rönt- - 


gen, V. B.) 103, (Rö.- 
Erythem, V. B.) 104. 


Johannessen 
‚sche men 

' rung) 11 

Johansson  Patella) 115. 

Joseph (Pyelographie, 
K. B.) 102. | 


(Coecum . 


` Konjetzny 


(Harnsteine) | 


(Ollier- 


J üngling (Larynxspät- 


schädigung) 130; (Rö.- 
Ther. in d. Chir.) 138; 
(Homogenbestr., Um- 
baumasse) 134. 


Kahn (Serodiagnose d. 


Ca.) K 152. 
Kaiser ee 
Krankheit) (115); 
(Magenresekt.) (122). 
Kallenbach . (Schädel- 
osteomyelitis) 115. 
Kanzow (Lymphogra- 
nulom, Strahlenther.) 


-K appis (Köhlersche Me- 


tatarsalerkrankung) 
115. 
Katsch 8, 120. i 
Kauf (Herz nach Mus- 
kelarbeit) 126. 
Kaufmann 24. 
Kautz (isol. Epiphysen- 
ii am Finger) 
4 z 


Kehrer (Radiumther. 
Uterus-Ca.) K. B. 150. 
Kerl (Radiumther.) 141. 


' Keene (Radium b. Bek- 


kensarkom) .141. 
Kienböck 49. 


- Klapp 119. 


Kleinschmidt, H. (Habi- 
tus asthen.) 125. 

Klemm 1. 

ne 1; (Magenpathol.) 


Koch, H. 
räume) 108. 

Köhler, Alban 45f.; 
(Ule. duod.) (122); s. 
Köhlersche Krankh. 

König 118. 

König, E. (Larynxschä- 
digung) 130. 

König, Fr. (Hagemann- 
sche Fraktur) 120. 

Kok (Ca.-Bestrahlung) 


K. B. 149. 

(Magendi- 
vertikel) *92. 

Konobejewski 109. . 

Kott (Ostit. fibr.) 115. 


. Krämer (Lux. im Cho- 


part-Gelenk) 120: 


Kraft Sa 
K.B.1 


Kraft > 

Kraft, Fr. inier 
tikel im Rö.-Bild) *28. 

Krasnobajeff (Rö.-Ther. 
d. Tuberkulose, V. B. 
106). 

Kratzeisen (Magen- 
form) 111. 

Kraus 47 f. 

Krebs 45 f. 

Kreuter (Ther. 
ner Tumoren) 128. 

Kriser (Rö.-Ther. Pa- 
ronychie) 135; (Hypo- 
physenbestr. b. Akro- 
megalie) 138. 


(Röntgen- 


malig- 


maea e ET Zu Se ES Bun: 
a ‚ SP ei =» 
` ” 5 
[3 
= | 
i 
k 
- 


XXXI, 1. 


| Kroh (Gelenkmäuse) 
115 


Kümmell (Nierentuber- 
kulose) K. B. 102. 


‘Küpferle 126. 


Kummer 14. 


| Lahm (trophische Ner- 


ven und Rö.-Ther.) 
K. B. 150. 
Landwehr ‚(Osteoohon- 


drit. juv.) 11 

Langer (Einstellung d. 
Portio) 134. 

Lapine (Beckenmessg.) 
107. 

Laquerriöre (Bergonie6- 
methode) 141. 


' Laroquette, Radiochro- 


mometrie 134. 

Latzko (Tiefenther.) 130. 
Leb (Lungenembolie 
nach Fistelfüllung) 

108. 
Ledderhose 48. 
Lee (Strahlenther. bei 
.Mamma-Ca.) 139. 
Lehmann (Knochenre- 
generation nach Sar- 
kombestrahlg.) K. B. 
m: (Epiphysenerkr.) 
5. I 


Lehmann, W. (Magen- 
darmstörungen nach 
Magenoper.) 122. 

Leimdörfer (Vorhofs- 
dämpfung) 127. 

Leiner 33 f. 

Lenk (Dickdarm-Diver- 
ticulitis) (122); (Rö.- 
Ther. bei Paronychie) 
135. 

Lepennetier (Humerus) 
113. 


Levi 14. | 

Levy-Dorn 102. ` 

Lexer (Frakturbehand- 
lung, K. B.) 102. 

Lieblein 14. 

mans (Hautpigment) 


Lilienfeld 29 f. 

van der Linden (Östit. 
fibr.) 116. 

Looser 85. 

Lorenz 23. | 

Lorey (lobäre u. inter- 
2 AMUBERDEORE ER) 


Lossen 125. 

Lotsch 2. 

Luce (Zirbeldrüse) 116. 
Ludewig (Physikal. 


: Grundlagen des Be- 
:triebes v. Rö.-Röhren 
mit ` Induktorium) 
(Buch) 96. 

Ludloff (Knieverletzg.) 
(120). : 

Lundwall (Oollum- Ca.) 
137. 


van Luijt (Riesenwuchs) 


Luzembourg 50. 
Mahnert (Rö.-Kater)131. 


XXXI, 1. 


Maier, Otto (Struma in- 
tratrach.) (125). 

Mallet (Mamma-Ca. ) 139. 

March 109. 

Marchand 70 f. 


Markó (Magenform bei . 


Darmstenosen) 122. 

Markovits (Rö.-Kastra- 
tion beim Manne) 139. 

Marsden 99. 

Martin (Darmdosis) 131. 

Martius (Strahlenquali- 
tät und Wirkung) K. 
B. 149. 

Matthes 47 f. 

Mau (Kyphos. dors. juv.) 
K. B. 101; (Mißbil- 
E Ulna-Radius) 


6. 
Mayer, A. (Gynäk. Rö.- 
her.) 186. . 
Mayer, Ernst G. (röntg. 
S ETIE d. Ohres) 


Med&e (Schädelosteo- 
myelitis) 116. 

Menzer (Rö.-Ther. Ma- 
gen- u. Duoden-Ge- 
schwüre) 139. 

Meyer, O. (Rö.-Schädi- 
gung) 131. 

Miescher 130. 

v. Mikulicz-Kadeeki (R%.- 
Bestr. u. Blut) K. B. 
149. 

Millot 134. l 

Mitterstiller (Pseud- 
arthr.) 120. 

v. Möllendorff (Quarz- 
lampenwirkung) 128. 
Mond (Wirkung ultra- 
violetter Str.) (131). 
re (Radiumträger) 


Morton 85. 

Mosenthal (vererbte Fin- 
gergelenkversteifg.) 
V. B. 99. 


Moulinier  (Herzaneu- 
rysma) 126. 

een anal 
gung) 13 

Mülleder ale 
Appendix) 122, 

Müller, Fr. 33 f.; (Ma- 
genform) 122. 

Müller, Joh. (Rö.-Ther. 
Tonsillanhypertr.)139. 

Müller, W. Hüftgelenk- 
rachitis) 116. 

Munk 48 f., 62 f. 


Nägelsbach (tödl. Osti- 
tis fibrosa) *82 
Nauwerck 92. 
Nemenoff (Nierenptose) 
2 


Német (Mitralform ge- 
sunder Herzen) 127. 

Netousek 23. 

Neuda (Rö.-Kater) 131. 

Neuhaus (Portio-Ca.) 
136. 

ner (Magenbewegung) 


Autorenverzeichnis 


Aral (Harnorgane) 
109. 
Nonnenbruch (Strahlen 
u. Zellatmung) 129. 
Norton (Pleuraexsudat) 


Nußbaum (Anatomie d. 
Knochenarterien, K. 
B.) 101. 


Obrastzow 1. 


Offermann (Ovarial- 
schutz) 136. 

Opitz (biolog. Strahlen- 
wirkg.) K. B. 148; (gy- 
näk. Strahlenther. ) K. 
B. 151. 


Otten 23. 

Oudin 47. 

Pagel (Nierendystopie) 
123. 

Parrisius (Rö.-Tiefen- 
ther. in d. inner. Med.) 
139. 

Peiper (Turmschädel) 


116; (Nebenniere) 130. 

Peltesohn(Kyphos. trau- 
mat. juv.) (116). 

Perthes (Nekrolog auf 
Heineke) *93; (biolog. 
Rö.-Wirkung) 131. — 
139. — (Rö.-Ther. beim 
chir. Ca.) K. B. 150, 
s. auch Perthessche 
Krankheit. 

Petényi (Mikrozephalie 


nach Rö.-Bestr. der 
Mutter) (131). 

Petersen 34. 

Petrow (Ostit. fibr. des 


Schädels) 116. 
ee 
31. 


v. d. Pfordten (Haft- 


pflicht) 1832. 
Pfuhl(Intraokul.Fremd- 
körper) 112. 
Pilz (Schulterlux.) 120. 


Pitzen (Spondylitis)112; _ 


(Entbindungslähmg.) 
116 


Planck 100. 

Plaut (Schambeinosteo- 
myelitis) 116. 

Plaut, Th. (Uleus-Ca.) 
(123). 

Plenk (Ule. duod.) 123. 

Pokorny (Pneumonoko- 
niose) * 

Pommer 83. 

Pordes (Rö.-Str. 
Pharmakon) 130. 

Porges (Rö.-Geschwür- 
behandlung) 104. 

Port (Frakturbehand- 
lung, K. B.) 102. 

Praetorius 31. 

Preiser 51. 

de Quervain 8, 92. 


ein 


Rahm (Vorrichtung für 


homogene Strahlung) 
K. B. 101; (Tibiofih. 
Synostose) 117. 


Ranke 125. 


Rapp (Thoriumnitrat 
als Sensibilisator) K. 
B. 153. 

Rauchfuß 34. 

Recklinghausen 82. 

v. Redwitz 14. 

Rehbein (Myosit. ossif. 


nach Rückenmarks- - 


verletzung) 117. 

Reich, L. (Pulmonal- 
klappeninsuff.) (127). 

Reich u. Hitzenberger 
(Röntgenkymogr.)*17. 

Reiche (Varizellen und 
Höhensonne) 141. 

Reifferscheid (Hypophy- 
senbestr.) K. B. 149. 

Ribbert 24, 33. 

Richard (Radiumträger) 
141. 

Riecke (Röntgenatro- 
phie neb. Hautsyphi- 
lid) (135). 

nr (Kalksteingicht) 


Riha (Röntg. .Altersbe- 
stimmung ausZähnen) 
111; (Zahnretention) 
117. 

Risse (Wirkung d. Rö.- 
Str. aufs Blut) K. B. 
148. 

Ritter, Leo (Humerus- 
frakt.) 120. 

Rochlin s. Altmann. 

Röntgen, Gedächtnis- 
rede auf, v. Jaksch- 
Wartenhorst, V. B. 
103. 

Rößle (Wachstumsstö- 
rungen) 117. 

Rogers (Darmdosis) 131. 
Rohde (Knochenregene- 
ration, Kallus) 117. 
ao C. (Ule. duod.) 

123 


Romberg 126. 

Róna (plastische Ab- 
deckmasse f. Rö.-The- 
rap.) *20. 

Rose (Entwicklungsstö- 
rung am Atlantookzi- 
tipalgelenk) 117. 

Rosenblüh (Teratom im 
Mediastinum) (125). 

Rosenthal 17. 

Rost (Strahlenther. d. 
Hautkrebse) K.B. 151 

Rothbart 92. 

Rothmann 185. ; 

Rovsing (Mamma-Ca.) 
140. 

u (Umbaumasse) 


Rutherford 99, 100. 
Rydberg 100. 


Sabludowski 
Ca.) 137. 
Sachs (Serodiagnostik 
bei Ca.) K. B. 192. 

Sack 141. 

Sanderson (Wachstum 
bestrahlter Ratten) 
132. 


(Mamma- 


157 


Scarlem (Lungeninfek- 
tion nach Schädelhöh- 
lenerkr.) 124. 


Schaap (Zwerchfellher- 


nien) 125 

Schanz 117. 

— (Insufficientia coxae) 
117. 


Schaps (kartilag. Exost.) 
118. 


Schindler 52. 
Schinz (Blut nach Rö.- 
Bestr.) 129. — 139. 
Schirmer (Akropachie) 

118. 


Schlesinger 14; 92. 

Schloffer (Kreuzbein- 
nekrose nach Tiefen- 
bestr., V. B.) 104. 

Schmied, Rud. (Ule. 
duod.) 123. ` 

Schmidt, Hanns (Kie- 
ferschüsse) 118. 

Schmitz (Intensitäts- 
messung) 135. 

Schönbauer(Extensions- 
tisch) 109. 


Schoenhof (Rö.-Ther. 
spitzer Kondylome) 
135. 

Scholten (Uterus-Ca.) 


(137); K. B. 149. 
Schotten 34. 
Schreuder (Köhlersche 
Metatarsalerkr.) 118. 
Schröder (Fraktur und 
Tumor) (118). 
Schüller 44, 116. 
Schüller, A. (Schädel hei 
Epilepsie) 118. 
Schüller, M. P. (Stieda- 
sche Frakt.) 120. 
Schürmann (Tuberku- 
lose) (126). 

Schütze (Rö.-Ther. bei 
Polyzythämie) 140. 
Schulhof(Leuchtschirm- 
Luminiszenz) *86. — 

102. 


Schulze, Fritz (Kalk- 
metastasen) 118. 

Schwarz 6 f., 52. 

Schwarz, G. (Gallen- 
steine) (112); (Rö.- 

Empfindlichkeit) 132. 

Seeliger (Hungerosteo- 
pathie) 120. 

a (Genu varum) 


nn ahlenwirkung) 

K. B. 149. 

a (Sarkombe- 
handl.) 140. 

Sgalitzer 29f.; (Rö.-Un- 
-tersuchung d. Gehör- 
organs) (108). 

Sheldon (Knochenerkr. 
bei Pocken) 118. 

Sick (Magenschleim- 
hautbewegung) 111. 

Sielmann  (Rö.-Kater) 


vH Z PREN re Auf le „ko Ta fa d gr? ` N yeo + í sE ] j 

En DAD N Si 7) ee 2 y i E Dr A 5 1] 7 Sy ar m. au en. 4E T n + ne, | £ y en i 

w IN ‘ $ NII l; e AUT H . ; jia } nr y . f 

is ' + K 
158 Sachverzeichnis. ts 


Simon, W. (Einstellung 
der Portio) (135). 
Simons, A. (Kontrast- 
mittel Röntyum) *90; 
(Sensibilisierung) 134. 


. (subhpren.Abszeß)125. 
Sommer, R. (Östeochon- 


| Tammann (Rö.-Ther. b. 


Frakturen) 141. 
Teichmann (Rö.-Ver- 

brennung) 132. 
Terrien (Radium bei 


(Ca.-Bestr.) K. B. 149. 
Thies (Metastasierung 


Wagner, K. W. (Isola- 
torendurchschlag)109. 

Walter, Fr. (Ulkusni- 
sche a. d. groß. Kurv.) 
*14, 


trophie und Schwan- 
gerschaft) 119. 


EN o, on ne iZi 


strahlung) KR 149 
Wertheimer Qes un 
134. Er 


ec 83. 


Sinding-Larsen 115. Hypophysentumoren) Wangk 11. Wetterer (Ha ndbuch 
Singer 1. (142). | Wantz tn Rö.- u Rad ımthe 
3 Sippel (Strahlenschä- Teutschländer (experim. 109. A 
p den) 132. Ca.) K. B. 152. Weber (Pflanzenversu- Wheatstone 4 o 
| Sommer, Joh. (Diagn.d. Theilhaber (zell. Imm. che) 132. Wiemann- ii A arC. 
; Ösoph.-Tumoren) *26; u.Krebsheilung)(128); Wehefritz (Chondrodys- fellhernie) 


Willisch (Pseı d art Arc 
en > K: R9 10 


drit. diss.) 118. nach Rö.-Ther.) K. B. hr: f Wilms 1f. 
| Sonnenburg 1. 150. er an ER Wimberger , (Kind € 
2 Sontag (Lux. oss. lu- Thomson 99, „100. — Wirbelanomalie) 119. Mediastinum) 
i nat.) 120. Timmer (Plattenent- WEIDE CAI (Wachstumsstü ; rung‘ 
Spieß  (Kehlkopfschä- ‚wieklung) 109. CUARAN AAE (1419). 
digung) (132). A Winter, H (Ad lamant 


x nl! (Messung) IR 109; Weil, AD | Verkupferung ) K BB 
han, ee ER NN ker: aus stoffe m- 
SPEEA E A Valken (Menopause)137. Weinert (Hallux valgus) Wollenberg . 44 f. 


Staub (Skoliotikerfami- 
lie) 118. 

Staub-Oetiker 221. 

ne OPPETO trie 
0 


Strasburger 47. 


Straßberg (Rö.-Verbren- ne näk. Rö.- Weiser (Herzerweite- 
nung) (132). . rung) 127. Zacherl (Rö.-Ka er) 134; 
Strauch 85. Volk, R.(Rö. Ther. Haut- Wels (Lungentuberku- cher] Röka 37 


Strauß, O. 25; (Rö.-Ther. 
bei Ule. ventr.) 140. 
Strohl (Elektrodiagno- 

stik) 141. 


Umber 44. 

Unterberger 136. 

Urbach (Magendarmbe- 
funde bei Ekzemen) 


Vaquez 62 f. 


tuberk.) 135. 

Volker 1. 

Vorländer (histolog. Un- 
ters. bestrahlter Ca.) 
K. B. 149. 


alter) K. B. 149. 
Weidenreich (Knochen- 

aufbau) (119). 
Weigeldt (Enzephalo- 

graphie) 119. 
Weigert 151. 


119. 


lose, Diagn.) 125. 
Wermel (Rö.-Radium- 

Chemotherapie) 135. 
Werner (radioakt. Sub- 


‚ Zeitlin (röntesn ntechn. 


nom) 19. 
Wintz (Rö.-Sch ädi igun- 
gen) 133; St ıhlen 
wirkung) AE 150 ); 


(Rö.-Ther. bei Ci 


- 


Ti 


Kleinigkeiten) *19; V. 
B. 105—107. 
Zerner RONN 110. 


X Stumpf (Parvograph) stanzen b. chir. Ca.) Zöpffel (Magen-u. Duo- 
h (109). + K. B. 151; (die neuen denalulkus) 253 

h7 Szabó ` (Pyelographie) Wagner (Rö.-Verbren- biolog. und chemo- Zondek 8. 

É. | | nungen) V. B. 104; ther. Behandlungsme- Zweifel, Erwin (Conu 

Er Szamek(Beckensarkom- (traumat. Ventrikel- thoden des Krebses) Ca.) 137. | 

i | bestr.) 137. zyste) 119. K. B. 158. 4 


Baa 


N: NEAN E A T 


Pod 


Sachverzeichnis. 


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(Zahlen = Seitenzahlen; gesperrt gedruckte Autornamen beziehen sich auf Originalmitteilungen, 
“einschließlich V. B. — Vereinsberichte; eingeklammerte Zahl bedeutet: Kurze Quellenang Akan 
Kap Kon ereb norca) eo 


>22 


Analfistel bei Schambeinosteo- Arndt-Schulzsches abs 1t 
f myelitis (Plaut) 116. mann etc.) 51 f. — (Perth n N) 
Adamantinom Anaphylaxie s. Röntgenanaph. 131. 
(Winter) 119. Ankylosen bei Pocken (Sheldon) Arsenbehandlung (Were 135; 
a ziion (Döderlein jr.) 418. NEN KE s SM T \ 
Akt 49 p rthritis de Rah x aus en) 
SS eBele Rö.-Ther. (Kriser) EN Ey Al 112; (Heitzmann u. Engel) 114; 


lieiti C (Kroh, Lehmann) 115; KAN eh- 
Akropachie (Schirmer) 118. Appen Sn chron. aC Soan ner) 119: (Axhausen u. a. K. 
Akustikustumoren (Fraenkel)114. mobile (H e r zo g) 1 f. — (Ehr- B. 102. 


Allgemeinbehandlung neben Be- lch) 122. j ME DSN Arthritis deformank OUA ica, 
strahlung (Wermel)135; (Opitz, Appendix, Wismutstein (Mülle- Rö. -Diagnose Game! ung) 
Caspari) K. B. 148 u. 153. der) 122. 44 f. 

Anämie, Rö.-Ther. bei perniziö- Armlähmung (Entbindungs-) Atlanfookzinitalselänie EAN ick- 
ser (de la Camp, K. B. 102). (Pitzen) 116, lungsstörungen Rosa) u 


Abdeckmasse, plastische (Róna) 
0 


d. Unterkiefers 


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XXXI, 1. É s 


Atlas normaler Röntgenbilder v. 
Grashey 96. 

Atombau und Rö.-Str. (vom Berg) 
V. B. 99. 


Aufnahmetechnik s. Halswirbel- 
säule, Gehörorgan, Harnor- 
gane, Auge. 

Aufnahmetisch f. Nierenunter- 
suchung (Nikolo) 109; mit Ex- 
tensionsvorrichtung (Schön- 
bauer) 109. 

Auge, skelettfreie Aufnahme des 
Bulbus (Pfuhl) 112. 


Baryumsulfat s. Röntyum. 

Basalzellenkrebs (Rost) K. B. 151. 

Basedow, Rö.-Ther. bei (Greine- 
mann) 138. 

Basedowkranke, Empfindlichkeit 
der Haut gegen Rö. (Jaksch, V. 
B. 104). 


Becksche Wismutpaste, (Leb) 
108, Embolie. | 
Beckenmessung bei Graviden 


(Chassard u. Lapine) 107. 
Beckensarkom, bestrahlt (Sza- 
mek) 137; (Clark u. Keene) 141. 


Belastungsdeformitäten (Haß) 
114; (Schanz) 117. 
(Laquerri£re) 


Bergoniemethode 
141 


Bindegewebe im Ca. siehe Histo- 
logie. 

Bindegewebsverknöcherung(Wei- 
denreich) 119. 

Biologische Strahlenwirkung 
(Caspari, Eckstein und v. Möl- 
lendorff, Ellinger) 128; (Per- 
thes, Petry) 131; (Sanderson, 
Weber) 132; (Opitz) K. B. 151; 
s. Blut, Hauptpigment, Pflan- 
zenversuche. 

Biologische Wirkung d. Rö.-Str., 

. Pflanzenversuche (Altmann, 
Rochlin u. Gleichge- 
wicht) 51f. 


Blasendivertikel im Rö.-Bild bei ` 


partieller 
(Kraft) 28£. 
Blasentuberkulose (Freudenberg, 
B. 102) 


Kontrastfüllung 


— Nachbestrahlung (Vogt) 137. 

Blenden, ovale (Zeitlin) 19. 

Blendenrandmethode zur räuml. 
Analyse d.Thoraxbildes (Herrn- 
heiser) 124. 

Blut, Wirkung der Rö.-Str. auf 
(Risse) K. B. 148; (Mikulicz-Ra- 
decki) K. B. 149; (Herzfeld u. 
Schinz) 129. 

Blutgerinnung, Blutstillung s. 
Milzbestrahlung. 

Blutung bei Cholämie, Bestrah- 
lung (Enderlen, K. B. 101). 

Blutuntersuchung bei Strahlen- 
nung (Mallet u. Collez) 

9. 

Bogenlicht (François) 141. 

Bohnenversuche s. Biolog. Wir- 
kung, Pflanzenversuche. 

Bolusumbau (Jüngling) 130, 134. 

Bromkalilösung zur Pyelogr. 
(Szabó) 109. 

Calcaneus, Hyperöstose’ am Proce. 
trochl. (Budde) 113. 


Sachverzeichnis. 


Callus s. Frakturcallus, Pseudar- 


throsen. 

Chemotherapie des Ca. (Werner) 
K. B. 153. 

Cholämie, Bestrahlung bei (En- 
derlen, K. B. 101). 

Chondrodystrophia foetalis, ab- 
ortive Form (Budde) 113. 

Chondrodystrophie (Rößle) 117. 

— u. Schwangerschaft (Wehe- 
fritz) 119. 

Chondromatose d. Skeletts (Hak- 
kenbroch) (114). 

Chopartsches Gelenk, Lux. 
(Krämer) 120. 

Coecum mobile (Herzog) 1f. 

Coolidge - Hochleistungsröhre 
(Bornhardt) 88. 

Coxa valga luxans (Block) 119. 

Coxa vara rachitica (Hacken- 
broch) 114. 

— adolescentium (Haß) 114; 
(Jansen) 115. 

— congenita (Schanz) 117. 


im 


Darm, Röntgenwirkung (Martin 
u. Rogers) 131; s. auch Coecum. 
Darmatonie (Herzog) if. 
Darmbewegung und Schilddrüse 
(Deusch) 121. 
Darmschädigung (Mühlmann u. 
Meyer) 131. 
Darmschleimhautbewegungen 
(Forssell) (111). 
Darmstenosen, Magenform bei 
(Markó) 122. 
Dickdarm, Diverticulitis (Lenk) 
Dickdarmuntersuchung mit Kon- 
trasteinlauf u. Lufteinblasung 
(Fischer, K. B. 101). ` 


Dosierung, allgemeine (Holz- 
knecht, Latzko) 180. ` 
Dosierung (Duane, Friedrich, 


Gaylord) 133; (Glasser, Laro- 
To Jüngling)134; (Schmitz) 
5. 


Dosierung bei Sarkom (Seyerlein 
u. Hölzel) 140. 

— bei Polyzythämie (Schütze), 
140 


— bei Ule. ventr. (Strauß) 140. 


:— bei Lymphogranulom (Kan- 


zow) 138. 
E Tonsillenhypertr. (Müller) 


— bei Leukämie (Parrisius) 189. 

— bei chir. Erkr. (Jüngling) 138. 

— bei Mamma-Ca. (Fraenkel) 137. 

— bei Collum-Ca, (Zacherl und 
Lundwall) 137. 

— bei Perniones, Furunkeln, Pa, 


ronychie, spitzen Kondylo- 
men 135 
Duodenalgeschwür, Rö.-Ther. 


(Menzer) 139. 
Duodenum bei Gallenerkrankun- 
gen (Burnham) 121. 
an Tuberkulom (Klose) 


Duodenum, Ulcus (Beck, Beer) 
120; (Chaoul, Finsterer, Herrn- 
heiser) 121; (Köhler, Nick) 122; 
(Plenk, Rohde, Schmid, Zöpt- 
fel) 123. 


159 


Durchleuchtungsschirm, Lumin- 
eszenserscheinungen) Schul- 
h o f) 86. 


Einstelltechnik f. Portio (Langer) 
134; (Simon) 135. 
Elektrodiagnostik (Strohl) 141. 
Elektroluminiszenz s. Durch- 
 leuchtungsschirm. 
Element, das mit Atomzahl 72 
(Goster u. v. Hevesy) 108. 
Emphysem, mediastinales beim 
Kind (Wim berger) 33. 
Entbindungslähmung d. Armes 
(Pitzen) 116. 
Entwicklung d. Rö.-Platten (Tim- 
mer) 109. 
Entwicklungsbeschleunigung u. 
-hemmung s. biolog. Wirkung. 
Er (Backhaus) 


— Gefahr der lumbalen bei Hirn- 
tumoren (Denk) 107. 

Epilepsie, ST aaa ahlung bei 
(Fraenkel) 1 

— Schädelveränderungen (Schül- 
er 

Epiphyse, die konstitutionell 
schwache (Lehmann) 115. 

Epiphysenerkrankgn. im Wachs- 
T eHe (Heitzmann u. Engel) 


un (Bartenwerfer) 
— (multiple (Fleischner) 114. 
Epiphysenkernfraktur am Fin- 
ger (Kautz) 49. 
Epiphysenlösung am Humerus 
sub partu (Pitzen) 116. 
Epitheliom s. Hautkrebs. 
Epithelisierung und Rö.-Str. (Ha- 
berland) 129. . 
Erfrierung, Rö.-Ther. (Fuhs) 135. 
en cartilag. (Schaps) 
Explantationsversuche (Erd- 
mann) K. B. 153. 


Fieber, Heilwirkung bei Ca. (Cas- 
pari) K. B. 15 3. 
Filmhalter (Zeitlin) 19. 
Filtersicherung (Sippel) 132. 
Finger, Epiphysenkernfraktur 
(Kautz) 49. 
Fingergelenkversteifung, 
erbte (Mosenthal) V. B. 99. 
Fistelfüllung, Gefahr d. Beck- 
schen Paste (Leb) 108. 
Fleckweise Wirkung der Bestrah- 
lung (Rost) K. B. 151. 
Fokometer, einfaches (Zeit- 
lin) 19. 
Forense Medizin s. Tüngenprobe: 
Fraktur u. Tumor (Schröder) 


(118). 

Frakturbehandlung und Rö. a 
(Lexer u. a. K. B. 102). 

Frakturcallus” (Rhode) 117. — 
Spontanfraktur. 

Frakturen, Durchleuchtung unter 
Extension (Schönbauer) 109. — 
s. Finger, Humerus, Oberschen- 
kel etc. 

Frakturheilung, Rö.-Ther. 
mann) 141, 


ver- 


(Tam- 


‚160 : 
Fremdkörper im Ösoph. (v: Eik- 
ken) 111; im Auge (Pfuhl) 112. 


Frühreaktion (Jüngling) 138. ° 
 Furunkel, Rö.-Ther. (Fuhs) 135. 


Gallenblasen-Duodenalfistel (Ho- 


~ semann, K. B. 102). 


` Gallenerkräankungen, Magen. u. 
Darm bei (Burnham) 121.. - 


Gallensteine (Janssen) ‚12; (G. 
Schwarz) (112). i 
Gastroenteroanastomose, Ulkus 


in der Nähe der (Walter) 14f. 
. .Gastroptose (Finsterer): 121. 
. .Gebrauchsmuster 142. 
Gefäßverkalkung bei Osteomyeli- 
u Kalkwanderung (Schulze) 
A ar 


Gehirntumör "en, Rö.-Ther. (Gor- 
tan) 138. 


Gehörorgan, Rö.-Unters. (Fischer. 


u. Sgalitzer). (108). 
Gelenkmäuse on Lehmann) 
.115; (Sommer) 118 
— Entstehung (Nußbaum) K. B. 


Gelenkneurosen (Schanz) 117. 

Gelenkrheumatismus s. Polyar- 
thritis. 

Genu varum (Seidler) 118. 

‘Geschichtliches zur Strahlenphy- 


sik (vom Berg, V. B. 99; 
es -Wartenhorst, V. B. 


Geschoßwirkung (Bircher u. Ber- ` 


ger) (111). 
Gicht s.- Arthr. urica. 
ar ‚Uterus-Ca. bei (Wei- 
bel) K. B. 149. 


"Gravaditit u. Bestrählüne (Ar- . 


changelsky) 128; (Petenyi) 131. 
Großfelderbestrahlung (Flatau) 
136; (Opitz) K. B. 151. 
Gynäkolog. Strahlentherapie 
(Opitz, Döderlein, Wintz) K. B. 
151, 152; s. Uterus, Hypophyse. 


Habitus asthenicus beim Kind 
(Kleinschmidt) 125. 

Hämophilie, Rö.-Ther. (de 
Camp, K 102). 


la 


Hängeblende, Bleitubus für die, 


(Zeitlin) 20. 
‘* Härtemesser (Laroquette) 134. 


Hafnium (neues Element) (Goster- 


u. v. Hevesy) 108. 
‘ Haftpflicht a d. Pfordten) 132. 


| Bee anne Fraktur (König) 


Hallux valgus (Weinert) 119. 

Halswirbelsäule (Aufnahmetech- 
nik , -bei Anomalie-Verdacht) 
(Feil) 108. 

Harnorgane, Technik d. Rö. -Un- 
tersuchung (Nikolo) 109. 


Haut, Bedeutung bei der Strah- 


lenwirkung (Opitz) K. B. 148. 


Hautpigment u. Strahlenwirkung 


(Lignac) 130. 

Hautkrebs, Bestrahlung (Perthes, 
. Rost) K. B. 150.151. 

Eaa anz (Martin u. Rogers) 
131. 


Hauttuberkulose, Rö.-Ther. 
(Volk) 135. 


Hundchaut, hohe 


- Hypophysentumoren, 


‚Sachverzeichnis. 


Heptadaktylio (Auge u. Alinat) 


Herz, Analyse des hintern Herz- 
randes (Attinger) 62f£. 


— angeb. ‚ Linksverlagerùng 
(Baur) 126. | 

— :Mitralform bei gesundem (Ne- 
met) 127. 


— nach Muskelarbeit (Kauf) 126. 


— röntgenolog. Volumschätzung 


(Bardeen) 126. 

— (Vorhofsdämpfung) Leimdör- 
fer) 127. 

Herzaneurysma, parietales (Ber- 
gonié) 126. 


 Herzerweiterung (Weiser) 127. 


Herzfehler (A ttin ger) 69 f. — 
s. Pulmonalklappen. 

Herzgefäßschatten (Delherm u. 
Chaperon) 110. 

Herzpulsation s. Röntgenkymo- 
graphie. 

Herzverdrängung. bei mediasti- 


nalemkindl.Emphysem (Wim- 


berger) 36. 
Hiluspulsation s. Röntgenkymo- 
graphie. 


Hirntumoren s. Enzephalogra- 
phie, Gehirn. i 
Histologie bestrahlter Karzi- 


nome (Vorländer, Döderlein jr., 
Seitz, Perthes, Opitz) K. B. 149 
bis 151. 

Hodgkinsche Krankheit, s. Lym- 
phogranudom. : 

Höhensonne, Sensbilisiening für 
EE (Halberstädter) 


— Wirkung (Foveau de Öburnek 


les, Gottschalk) 129 — s. Quarz- 
lampe. 

Holsknechtecher Raum (Attin. 
ger) 63f. 


Ae NN (Flatau) 
— Vorrichtungen zur (Rahm)` 


K. B. 101. 
Hüfte, schlotternde (Block) 119. 
Hüftgelenk, rachitisches (W.Mül- 

ler) 116; s. Coxa. 


Hüftpfannenveränderungen bei 


Coxa plana etc. (Jansen) 115. 


 Hüftluxation, congen. (Hacken- 


broch) 114; (Jansen) 115: 
(Schanz) 117; veraltete: 
(Deutschländer) (119). 

Hühnersarkom (Teutschländer) 
K. B. 152. 


' Humerus, krankh. Veränderun- 


gen am obern Ende (Belot) 113. 
— Frakturen am ob. Ende (Rit- 
ter) 120. . 
Strahlenresi- 
'stenz (Martin u. Rogers) 131. 
Aungeroswopatlien (Seeliger) 
0 


Hydrozephalus (Backhaus) 112. 


arbopaysonbestrahlung (Kriser) 
38. 


gynäkologische (Hofbauer, 
Hirsch, Reifferscheid, Döder- 
lein) K. B. 149. 

Radium- 
ther. (Terrier) (142). 


Impfkarzinom 


‚Intensitätsmessung 


e XXXI, 1. 


Idrabaryum, neues Kontrastmit- 
tel (Fedder) 108. 

Ileozökalklappe, 
(Herzog)2. 


Insufficienz 


Immunisierung gegen Ca. (Cas-- 
153. 


pari) K. B 
— a T der (Sachs) K. 
B.) 152. 


Erdmann) K. B. 152. 153. 
Induktorbetrieb v. Röntgenröh- 
ren (Buch v.. Ludewig) 96. 


(Teutschlände r, 


Innersekretorische Störungen bei 


Ostit. fibr. (Nä gelsbac h)» 
Insufficientia coxae (Schanz) 117. 
— vertebrae (Pusch) 117. 


135. 
Intensitätsverteilung 
133 


Intensivbestrahlüng, Kritik 
(Kreuter) 128. 
— m Wirkung (Perthes) K. 


(Schmitz) 


(Caesar) l 


Ionisationskammer (Duane, Fail- 


la, Gaylord u. Stenstroem) 133. 
Isolatoren, elektr. Durchschlag 
(Wagner) 109. . 


Kalkmetastasen (Schulze) 118. 
Eai ongichi d. Finger (Riese) 


(112). 
A (Eden u. a.) K. B. 
102; s. Frakturkallus. 
Kankroid s. Hautkrebs. 
Karzinom, Diät gegen (Gaudu- 
cheau) 127. 


.— Latenzzeit s. Uterus-Ca. 


Karzinomdosis (Seitz) K. B. 149; 


(Perthes, Rost) K. B. 150. 151. 
Karzinome, Rö.-Ther. der chirur- ` 


Pa (Perthes, Holfelder) K. 


Karzinomheilung und zelluläre 
Immunität (Theilhaber) (128). 
Kastrationsdosis (Markovits) 139. 
Kieferschüsse (H. Schmidt) 118. 
Kochsalz s. Röntgenkater. 
Knieverletzungen, ' larvierte 
(Ludloff) (120). 
Knochenarterien, Anatomie der 
(Nußbaum, K. B. 101). - 


Knochenaufbau (Weidenreich) 
(119). 

Knochenerkrankungen (Blood- 
good) 113 l 


— bei Pocken (Sheldon) 118. 

Knochenfissuren b. Hungerosteo- 
pathie (Seeliger) 120. | 

Knochenregeneration, Callus 
(Rhode) 117. 

— nach Sarkombestrahlung (Leh- 
mann) K. B. 101. 


Knochentüberkulose, im Schaft 


der langen Röhrenknochen 
(Caan) 113. 

Knochenwachstumsstörungen 
(Rößle) 1 

Be s. Ostitis fibrosa. 

Köhlersche Metatarsalerkrankg. 
K. B. 102; (Axhausen) 112; 
(Cahen- Brach) 113; . (Dürig) 
113; (Heitzmann u. Engel) 114; 
(Kappis, Lehmann) 115; 
(Schreuder) 118. 


5 SZ 


| Kontrastfüllung, 


XXXI, 1. 


Kondylome, itze, Rö.-Ther. 
(Schoenhöf) : 135 ; (Vogt) 137. 


Kontrasteinlauf mit Lufteinbla- 

sung (Fischer, K. B. 101). 
partielle 
der Blase (Kraft) 30. 


Kontrastmittel s. Röntyum, Idra- 


baryum. 
Krebsbekämpfung, Institute (Ber- 
gonié) 127. 


Krebsentstehung (Teutschländer) 
K. B. 152. 


Krebsserum (Caspari) K. B. 153. 
Kreuzbeinnekrose nach Tiefen- 
ther. (Schloffer, V. B. 104). 


Krieg s. Röntgenologie. 


Kristallographie Penn und 
Konobejewski) 109 

Kupfer s. Verkupferung. 

Kyphosis dorsalis juvenilis (Mau) 
K. B. 101. 


— traumat. juv. (Peltasohn) (116). 


Labilitätsreaktionen (Sachs) K. 
B. 152. 

Laparatomienarbe, Knochenbil- 
dung in der (Häbler) (114). 

Larynx, Bestrahlungstechnik, 
Spätschädigungen (Jüngling) 


130. 
Larynx-Ca. (Holfelder) K. B. 150. 
151. 


Larynxtuberk ulose, Strahlenther. 
(Chilaiditi) (137). 

Latenzzeit beim Impf-Ca. (Sachs) 
K. B. 152. 


Leberpulsation s. Röntgenkymo- 
graphie. _ 

Leontiasis ossea (v. Gaza) (114). 

Leuchtmarken (Zeitlin) 20. 

Leuchtschirm s.Durchleuchtungs- 
schirm. 

Leukämie, Rö.-Ther. (de la Camp) 
K. B. 102; (Parrisius) 139; (Szi- 
lárd) (140). 


 Lippenkarzinom (Jüngling) 138; 


(Holfelder) K. B. 150. 

Literaturwerk, italienisches von 
Alberti 96. 

Loosersche an (Haß) 
114; (Seeliger) 12 

Luminiszenz s. Durehleuchtungs- 

- schirm. 

Lunatum s. Os lunatum. 

Lungenembolie nach Fistelfül- 
lung mit Beckscher Wismut- 
paste (Leb) 108. 

Lungenemphysem, interstitielles 
beim Kind (Wimberger) 


Lungeninfektionen nach Schädel- 
höhlenerkrankungen (Dunham 
u Scarlem) 124. 

Lungenkarzinose und Pneumono- 
koniose (Pokorny) 22. 

Lungenkavernen s. Spontanpneu- 
mothorax. 

Lungenkaverne, vorgetäuscht 
le Ösoph.-Divertikel(Czepa) 


Lungenprobe (Hulst) 125. 

Lungenprozesse, lobäre u. inter- 
lobäre (Lorey) 91. 

Lungentuberkulose, 


Diagn. u. 
Progn. (Wels) 125. 


` Sachverzeichnis. 


Lungentuberkulose und Pneumo-. 


nokoniose (P okorn y) 22. 

Lungentuberkulose, kindl. mit 
Pneumomediastinum (Wim- 
berger) 36. | 

Lungentumoren Rö.-Diagn.(Zeit- 
lin) V. B. 105. 

— u. chron. Pneumonie, Diff.- 
Diagn. (Deist) 124. 

Lupus, Rö.-Ther. (Volk) 135. 

Lymphogranulomatose; Rö.-Ther. 
(Kanzow) 138; (Parrisius) 139. 

— Rö.-Diagn. u. Strahlenther. 
= (Weis) 140. 


Magen bei Gallenerkrankungen 

: (Burnham) 121. 

— Fibromyom (Erkes) 121. 

— Form nach Resektion (Kaiser) 
(122). 


— DUlkusnische am operierten 
(Walter) 14f. 


Magen, Ulkus (Beer) 120; (Bü- 


scher, Chaoul) 121; (Nick) 122; 
(Zöpffel) 123. 

— Ulkuskarzinom (Pläut) (123). 

Magenbewegung, gesund u.krank 
(Nick) 122. 

Magendarmkanal, Innervations- 
störungen (Aßmann) (120). 

Magendarmstörungen bei Ekze- 
men (Urbach) 123. 

2 Magenoper. (Lehmann) 


BASE SIND (Konjetzny) 
92. | 


Magenerweiterung und -senkung 
(Finsterer), 121. 


Magenfibrom (Klose) 122. 


Magenform (Kratzeisen) 111. 

— bei Darmstenosen (Markó) 122. 

— und -lage (Müller) 122. 

Magengeschwür, Rö.-Ther. (Men- 
zer) 139; (Strauß) 140. . 

Magenisthmus Aschoffs (Kratz- 
eisen) 111. 

Magenlues (Klose) 122. 

Magenmuskelfunktion, 
Exper. (Barklay) 110. 

Magenschleimhautbewegungen 
(Forssell) (111); (Sick) 111. 

Magenstraße (Beer) 120. 

Malazie des Os lunatum (Axhau- 
sen, K. B. 102). 

Mammakarzinom, Bestrahlungs- 
technik (Wintz) K. B. 152. 

— Indikation zur Strahlenther. 
(Fraenkel u. Sabludowski) 137. 


_ elektr. 


.— Lungenverschattung nach Rö.- 


Bestr. (Wintz) 133. 
Mammakarzinom, Rö.-Ther. (Hol- 
felder) K. B. 150; (Lee) 139; s. 
Nachbestrahlung. 
Marmorknochen (Schulze) 118. 
Marschfraktur (Dürig) 113. 
Melaena neonatorum, Heilung 
durch Bestrahlung (Werner) K. 
B. 149. 
Melanosarkom (Jüngling) 138. 
Menopause, Ausfallserscheinun- 
gen in der (Valken) 137. 
Mediastinaltumoren, Rö.-Diagn. 
(Zeitlin, V. B. 105). 


Vortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. 


161 


Mediastinaltumor, zyst. Teratom ; 
(Rosenblüh) (125). i 

Mediastinaltumor s. Lymphogra- 
nulomatose. 

Mediastinum, Röntgenunters. d. 
kindlichen (Wim ber g er) 33. 

Mesothorium bei Collum-Ca. 
(Zweifel) 187; (Döderlein) K. 
B. 152. 

Messung s. Radiochromometrie, 
Intensitätsmessung, Dosierung. 

Messung von Radium u. Röntgen 
(Gaylord u. Stenstroem) 133. 

— der Wellenlängen an Ther.- 
Röhren (Gotthardt u. Werthei- 
mer) 134. 

Metallstruktur, 'Rö.-Untersuchg. 
(Uspenski) 109. 

Metatarsalerkrankung s. Köhler- 
sche M. 

Milligrammstunden (Döderlein) - 
K. B. 152. 

Milzbestrahlung (Werner) K. B. 
TA (de la Camp u. a.) K. B.. 


Mißbildungen s. Heptadaktylic, 
Ulna, Wirbel etc. 

— des Skelettsystems (Hoffa) 115. 

Mitralfehler (Attinger) 771. 

Myositis ossificans nach Rücken- 
marksverletzung (Rehbein) 117. 


Nachbestrahlung (Jüngling) 138. 
bei Mamma-Ca. (Fraenkel u. 

Sabludowski) 137; Rovsing 

(140); (Perthes) K. B. 150. 

— bei weibl. Urogenitaltuberku- 
lose (Vogt) 137. ` 

— beim Collum-Ca: (Zacherl u. 
Lundwall) 137. 

Nebenhöhlenerkrankung u. Lun- 
geninfektion (Dunham u. Scar- 
lem) 124 

Nebenniere, Schädigung durch 
No Beate: (Holfelder u. Peiper) 


Negative Phase bei der Immuni- 
sierung (Caspari) K. B. 153. 
A sniene (Caspari) K. B. 

53. 


Nieren, gekreuzte Dystopie (Pa-. 

` gel) 123 

Nierenaufnahmen, Technik (Ni- 
kolo) 109. 

Nierendiagnose (Hohlweg) (121). 

Niereninsuffizienz (Joseph, K. B. 
102). 

Nierenptose (Nemenoff) 122. 

Nierensteine (Janssen) 112. 

N eos (Kümmell, K. 


— Nachbestrahlung bei (Vogt) 
137. 


Oberschenkelfraktur, Hagemann- 
sche (König) 120. 

Obstipation bei Coecum mobile 
(Herzog) li. 

Ösophagus, Fremdkörper (v. Eik- 
ken) 111. 

Ösophagus, Karzinosarkom des 
(Sommer) 26. 

— Verlauf bei Skoliose (Hübner) 
122), 


Ösophagus-Ca. (Jüngling) 138. 
21 | 


Er Osopkisgusdivertikel, | 
. durch Lungenschrumpfg. (Cze- 


i Osophagusdivertikel - 
ae 7 


E Orthodiagraphie, . 


$ Ostitis fibrosa, 


E N 


Ä 162 | 


entfaltet 
pa) 121. 
 (Haberer) 


i "Ohr, Rö.-Unters. (Mayer) 12. 
x Olliersche 
.(Hackenbroch). (114); (Johan- 


Wachstumsstörung 


' nessen) 115. 


behelfsmäßige 
(Zeitlin) 20.. 


l Os Latin, Luxation (Sonntag). 
120. 


Osteoarthropathie 
ante pneumique (Schirmer) 118. 


©. Osteochondritis (Heitzmann und 


~ Engel) 114. 
- Krankheit.. 


` — dissecans (Sommer) 118, > 
Osteogenesis imperfecta (Hoffa) | 


'115;:.(Rößle) 117. 

Östeomalazie s. Hungerosteopa- 
thie, Ostitis fibrosa. | 

Osteomyelitis. d. 
(Plaut) 116. 

— d. Schädols (Kallenbach) 115; 
(Metge) 11 

Osteomyelitis "und Knochenarte- 
rien (Nußbaum, K. B, 101). 


l Sea tuberculosa (Caan) 


Ostitis deformans S. Pagetsche 
Krankh. 


.Ostitig fibrosa (Bloodgood) 113; | 


(v. Gaza) (114); (Kott) 115; bei 
5jähr. Kind (van der Linden) 
(116); bei. Riesenwuchs (van 
Luijt) 116; am Schädel (Petrow) 
116 

tödliche allge- 
meine (Nägelsbach) 82. . 
Ovarien, ea von or 

fermann) 136. | 


| Knochenerkr .ankung 
(Bloodgood) 113; (Fleischner) 
(114); (Petrow) 116, 


Pankreassteine (Hinz) 112. 


` Paronychie,. Rö.-Ther.. (Lenk u 


Kriser) 135. 


 Parvograph (Stumpf) (109). 


l Pflanzenversuche 


= Patella, Erkrankung .der Spitze 


im Pubertätsalter (Johansson) 
115. 


— sekundäre Brüche nach :Schä- A 


digung ee a 
‘(Blecher) 11 
Patente: 142, 
Pausen bei Bestrahlung (Jüng- 
ling) 138; (Holfelder) K. B. 150. 
Perniones, Rö. -Ther. (Fuhs) 135. 
Perthessche Krankheit 
baum; Perthes) K.B. 102; (Hak- 
_ kenbroch, Heitzmann u. Engel) 


114; (Kappis, Landwehr, Leh- 


mann) 115; s..Coxa vara. 

(Petry) 131; 
DR 132; 8. biologische Wir- 
un 


ö a Photographisches S. Entwicklung. 


intermetatarsale (Weinert) 


Schambeins | 


(Nuß- | 


Sachverzeichnis. j j 


Physikalisches S. "Röntgenstrah- 


len, Röntgenröhren, Geschicht-. 
liches, Isolatoren. 


 Pigmentierung (Foveau de Cour- 
=- melles) 129. 


P] en Abdeckınasse (Rön a) 


‚Plattfuß (Weinert) 119. Ea S 
(Dürig) 


— Entstehung (Haß) 114. 
Querschnittstudien 


Pleuraexsudat, Resorptionsstudie | 


(Dunham u. Norton) 124. 


-Pleuritis (Lor ey) 91. 
Pneumatocele (Wagner) 119. 


hypertrophi- Pneumonie, chron. u. Lungentu- 


mor (Deist) 124 
Pneumonokoniose, 


gr obknotige 
(Pokorny) 21. 


i -Pneumomediastinum bei kindl.- 
© — coxae juvenilis. S: Per thessche 


Rene (Wimberger) 


Pneumoperitoneum zur Darstel- 
"lung d. Niere (Nemenoff) 122! 


` Pneumothorax, paramediastina- 


a beim Kind(Wimbeyger). 


— R bei künstli- 
chem (Wörner) 11 

Polyarthritis chronica (me: 
lung) 44. 

Polyeythämia nibe. Rö.-Ther. 
(de la Camp u. a.) K. B. 102; 

- (Parrisius) 139; (Schütze) 140. 

Präkanzeröses Stadium, Latenz- 
zeit (Sachs) K. B. 152, 

ne Dermatosen (Rost) 
51. | 

Probeexzision, schädliche Wir- 
kung (Holfelder, Opitz, Wintz) 
K. B. 150. 152. 


Processus mastoid., Rö. -Unters. 


(Mayer) 12. 


Prophylaktische Milzbestrahlung | 


(Stephan, K. B. 102). 
Prophylaktische siehe Nachbe- 
strahlung. - 


‚Pruritus vulvae, Rö.-Ther. (Vogt) 


137. 
Pseudarthrosen (Mitterstiller)120. 
— experim. (Willisch) K. B. 101. 
Psychosen nach Rö. -Kastration 
(Bumm) (132). . 


Pulmonalklappeninsuft, (Reich) 
i en (Attinger) 


Punktwärmetheorie (Caspari).128. 


‚Pyeolographie (Joseph) K. B. 102; 


(Szabó) 109; (Hohlweg) (121). 


Quarzlampe und Hautpigment 
. (Lignac) 130. 


-— Wirkung auf Biweißlösungen 


(Mond) (131). 


` Quarzlampenbestrählung, Unter- 
suchung d. Wirkung (Eckstein. 


u. v. Möllendorff) 128. 


Quarzlicht (François) 141. 


Rachitis 
(Hoffa) 1 


e fer) 112; 


— des Hüftgelenks (W. Müller) 


116: s. Coxa vara. 
Rachitis tarda (Haß) 114. 


| Radioaktive "Substanzen / we 
Na (Döderlein) RK: BE : 
15 - 


. ZEX 


gegen 


.— gegen chir. Ca. (Werner) K::B 
: 151. 


Radiochromometrie (Laroquctte) = 
134. 


dolph) 13 
Radioskop zur Einstellung f. The- 
rapie (Langer) 134. 
es 
nen (Kerl) 1 


— b. nom (Corscaden, i 


Neuhaus) 136. 


— b. Beckensarkom (Szamek) 137. 
' — b. Beckenkarzinom (Clark)141. 


b. verschiedenen Tumoren 
- (Chilsiditi) (137). 


— Rektum-Oa. (Gaarenstroom) yai 
T. 


— chir. Indik. (Jüngling) 138. 


— b. Mamma-Oa. (Lee, Mallet. u. 


Collez) 139. 

— bei Hodgkin (Weis) 140. 

— bei Hy popiysen tumoren (Ter- 
rier) (142). 

— bei Uterus-Ca. (Kehrer) K. B. 
150; (Döderlein) K. B. 152. - 


Radium, Technik bei  Utérusbėstr, , 


(Döderlein) K. B. 


— Tiefenwirkung (Werner) K.B. 


151. 
Radiumtherapie (einer, V. B. 


— Handbuch v. Wetterer 97. 


Radiumträger (Esguerra etc. )141. 


Radiusdefekt (Mau) 116. 
Ratten, 
(Sanderson) 132. 


v. Recklinghausensche Krank- 
heit s. Ostitis fibrosa. 
Reizdosis MeD 139; (Opitz, 


Werner) K. B 


— histol. e Da Frakturen: 


(Tammann) 141. 

Reizkörpertherapie bei Ca. (Wer- 
ner) K. B. 153. 

Reizwirkung (Caspari) 128; (Per- 
thes) 13 

a der Rö. „Str, Pflan- 
ne (Altmann etc.) 


Rektum-Ca. (Holfelder) K. B. 150. ` 


(Gaaren- 


Strahlenheilung 
stroom) 137. 
ee, eunuchoider (van 
Luijt) 1 


= Röhren s. N 
| re (Foveau de 


Courmelles) 1 
De d. Kreuzbeins 
(Schloffer, V. B. 104). 


Wachstum ° bestrahlter 


on un (Jüngling‘ u. Ru 


Indikatio- | | 


-_ 


Röntgen-Hautatrophie ncben Sy z 


philid (Riecke) (135). N 
Ron Fe ukarzinot (Perthes) K. B. 


(Markovits) 189. | 
Röntgenkater, Ther. mit hyper- 
ton. Lösungen (Mahnert u. Za- 


'Röntgenkastration beim Manne ` 


cherl) 131; mit' Kochsalz (Neu- 


da’ u. Sielmann) 131; (Flatau) 
136. | | En. 


XXXI, 1. 


Röntgenkyhorränkie (Hitzen- 
berger u. Reich) 171. 
Röntgenmenopause, Ausfallser- 
-scheinungen (Valken) 137. 
Röntgenödem (Haas) 129; (Jüng- 
ling) 138. | 
Röntgenologen, Anstellung in 
Krankenhäusern 146. 
Röntgenologie, Einfluß d. Krie- 


ges auf ihre Entwicklung 
(Hickey) 108. 
Röntgenräume, Raumes 


bei ihrer Anlage (Koch) 108. 
Röntgenreaktion (Jüngling) 138. 
Röntgenschädigungen (Holthu- 

sen) (130). 

— d. Kehlkopfs (J üngling, König) 
(130); (Mühlmann u. Meyer) 
131; (Spieß) (132). 

— d. D 
Mühlmann u. Meyer) 131. 

— d. Lunge (W; intz) 133. 

— der Frucht in utero (Archan- 
gelsky) 128, (Petényi) (131). 

— Latenzzeit der (Petry) 131; 
(Weber) 132. 

— s. Psychosen. 

Röntgensterilisation, abgestufte 
(Gauß) (136). 

Röntgenstrahlen als Pharmakon 
betrachtet (Holzknecht) 130. 

Röntgentarif 146. 

Röntgentechnik s. Röntgenkymo- 
graphie, Aufnahmetechnik. 

Röntgentechnische Kleinigkeiten 
(Zeitlin) 19 

Röntgentherapie maligner Tumo- 
ren (Calm) (133). 

Röntgentiefentherapie in d. in- 
nern Med. (Parrisius) 139. 

Röntgenulkus, Ther. (Porges, V. 
B. 104). 

— — e oe (Gunder- 
mann) 1 

It ern AN (Wagner) 
V. B. 104; (Gnant) (129); (Straß- 
berg) (132); (Holfelder) 129; 
(Sippel, .Bumm, Heinsius) 132. 

Er bei (v. d. Pfordten) 


— nach Durchleuchtung (Teich- 
mann) 132 

— Verhütung von (Sippel) 132. 

Röntgenstrahlen und Atombau 
(vom Berg, V. B. 99). 

Röntgenvereinigung, 25jähr.Feier 
der Berliner 97. 

Röntgenröhren, Induktorbetrieb 
(Buch v. Ludewig) 96. 

Röntgentherapie (Handbuch v. 
Wetterer) 97. 


Röntgenstrahlen, Physik der 
(Buch von Cermak) 96. 
Röntgeninstitut, staatliches in 


St. Petersburg 9. 
Röntyum, Kontrastmittel (Si- 
m on s) 90; (Zerner) 110. 
Rußland,Briefaus (v. H o 1 s t)94 


Sarkom, Rö.-Ther. (Holfelder) K. 
B. 150. | 


— Radium (Werner) K. B. 153. 

Sarkombestrahlung, Knochenre- 
gencration nach (Lehmann, K. 
B. 101). . 


- Sauerstoffembolie 


arms (Martin u. Rogers, - 


Sachverzeichnis. 


bei künstl. 
 Pneumothorax (Wörner) 110. 
Scapula s. Schulterblatt. 
Schädelosteomyelitis (Kallen- 
bach) 115; (Metge) 116 
Schädigung s. Röntgengangrän, 
Röntgenverbrennung, Spät- 
schädigung, Enzephalographie, 
Becksche Paste (Lungenembo- 
lie), Sauerstoffembolie, Rönt- 


“ ‚genödem, Intensivbestrahlung, 


“Nebenniere, Darmdosis, Gravi- 
dität, Psychosen, Röntgenmeno- 
pause, Appendix. 

Schilddrüse und DarmbaweEung 
(Deusch) 121. 

Schilddrüsen-Ca., Rö.-Ther. (Per- 
thes, Holfelder) K. B. 150. 

Schläfenbein, Rö.-Unters. 
(Mayer) 12. 

Schlattersche Krankheit (Johans- 
son) 115; (Kaiser) 115; (Lch- 
mann) 115 

Schleimhautbewegungen im Ver- 
dauungskanal (Forssell) (111). 

na (Cohn) 


Schulterluxation,doppelseit.trau- 
mat. (Pilz) 120; s. Humerus, 
Epiphysenlösung. 

Schutz d. Ovarien bei Nachbc- 
strahlung (Offermann) 136. 

Schutz in der Radiologie (Pfah- 
ler) 131; s. Abdeckmasse. 


 Schweißdrüsenabszesse d. Axilla, 


Rö.-Ther. (Fuhs) 135. 


Be ellean Ener (Seitz) K.B. : 
149, 


Sella tureion bei Epilepsie (Schül- 

ler 

Sensibilisierung durch Jod, Wär- 
me, Ultraviolettlicht (Halber- 
städter) 134. 

— durch Hypophysenbestrahlung 
(Hofbauer) K. V. 149. 

— durch AO DIES. (Ellinger, 
Gans u. Rapp) K. B. 153. 

— vV. a a a (Petry) 
131. 

Sensibilität der Haut über einem 
Knochen (Heinsius) (132). 

— spezifische (Schwarz) 132. 

Septum rectovaginale, Sarkom 
(Szamek) 137. 

Serodiagnostik des Ca. (Sachs, 
Caan) K. B. 152. 

Skoliose, angeborne (Hacken- 
broch) 114; (Staub) 118. 

Skoliose, Entstehung (Haß) 114; 
(Pusch) 117. 

— Verlauf d.Ösoph. bei (Hübner) 
(122). 

Spätrachitis s. 
thie. 

Spätreaktion (Jüngling) 138. 

Spätschädigung (Wagner, V. B. 
104) siehe’ Larynx. 

Spektrometrische Methode von 
March, Staunig u. Fritz 109. 

Spondylitischer Abszeß (Aubry u. 
Pitzen) 112 

Spontanfrakturen bei Hunger- 
osteopathie (Seeliger) 120. 


Hungerosteopa- 


163 


a en tuberku- 
löser (Barth) 124. 

— doppelseitiger bei Emphysem 
(Emerson u. Beeler) 124. 

Staublunge (P okorn y) 22f. 

Stereogrammetrie, Wert 
(Chania) 38f. 

Stereoskiagraph, Hasselwander- 
scher (Chania) 38f. 

Stereoskopisches Sehen (Wantz) 

0 


109. ; 

Stiedasche Fraktur (Schüller u. 
Weil) 120. 

Stoffwechselaktivierung durch 
Hy popi ya abe anluDe (Hof- 
bauer) K. B. 149. 

Strahlensammler (Mallet u. Col- 
lez) 139. 

Strahlenhärte u. Wirkung (Mar- 
tius) K. B. 149. 

Strahlenwirkung, 
(Caspari) 128. 

Str Kan intratrachealis (Maier) 
(125) 

Struma maligna : s. Schilddrüse. 

a Abszeß (Sommer) 
25. 

ae tibiofibulare (Rahm) 

T. i l 


der 


Theorie der 


Teerkrebs (Teutschländer) K 
152. 


Therapieröhren, Vergleich (Gott- 
hardt u. Wertheimer) 134. 
Thoraxröntgenbild, räumliche 
Analyse (Herrnheiser) 124. 
Thoriumnitrat als Sensibilisator 
enger, Gans u. Rapp) K. B. 
153. 


Tiefentherapie, schädl. Wirkung 
(Latzko) 130. 
wissenschaftl. Grundlagen 
(Duane) 133; s. auch Intensiv- 
bestrahlung. 
Tonsillenhypertrophic, Rö. -Ther. 
(J. Müller) 139. 
Trochoskop m. Extension (Schön- 
bauer) 109. 
Tuberkulose, Entstehung (Schür- 
mann) 125. 
— Rö.-Ther. (v. Holst, V. B. 106). 
— und Knochenarterien (Nuß- 


baum, K. B. 101). 
— s. Bogenlicht, Quarzlicht. 
Tumor u. Fraktur (Schröder) 


(118). 
Turmschädel (Peiper) 116. 


Überdosierung (Mallet) 139. 
Ulcus rodens s. Hautkrebs.. 
Ulkusnische an der großen Kurv. 
(Walter) 14f. 
Ulna, Doppelbildung er fehlen- 
dem Radius (Mau) 116. 
Umbaumasse (Jüngling) 130, 134. 
Unterkiefer, Adamantinom 
(Winter) 119. 
Uretersteine (Janssen) 112. 
Uterus, Blutungen, Rö.-Ther. (A. 
Mayer) 136. 
Uterus-prophylakt. Nachbestrah- 
lung beim Collum-Ca. (Zacherl 
u. Lundwall) 137. 
— Mesothorium bei Collum-Ca. 
(Zweifel) 137. ai 


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 „ Reifferscheid) K. . 149, 
— bei S Schwangeren (Weibel) K. 


| ‚— und Lebensalter (Weibel) K. B. 


(149). . 


`- — mit Besonders: janger Latenz- 


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. des (Schwarz) 132. 


er Indikation zur "Bestrahlung p 


| - (Sippel) : 132, 
| . mann) 136. 
Ergebnisse d. "Homogenbe: 
“strahlung (Flatau) 136. . 


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— | 


©- — Bestrahlung beginnender Por- 


. tiokarzinome (Neuhaus) 136. 


© — Erfahrungen mit Strahlenther. 


sole? Zweifel). 137; Wintz 

5 

Uterusmyoın, Rö. -Ther. -(Becler e) 
Er 


 Vagotonie ı und. Oa. Then, Orito 
K. B. 148, 151. 
s Var izellen u. Höhensonne (Rei- 

u 141. 


långe. Heilungsdauer (Coop- 


en A. on 


ea 


| An 


Aa cava (Attingen 68 1. — 


(Delherm) 110. 

Ventr ee traumatische 
(Wagner) 11 

Verkupferung and Rö. Ther. der 
‚Karzinome (Wintz) K. B. 152. 


Vitalfärbungsversuche (Eckstein 


‚u. v. Möllendorff) 128. . 
N orbestrahlung bei Mamma-Ca. 


. (Fraenkel) 137; (Perthes).K. B: 
- 150; -bei . Rektum- Ca. (Holts 


der) K. B 150. 


Wachstim.. bestrahlter . 
(Sanderson) 132. 


Wachstumsfördernde ‚Wirkung S.. 


biolog. Wirkung.. 
Wachstumsstörung, . eigentüm- 
. liche (Wimberger) (119). 
Wanderniere (N. emenoff) 122. 
Wir anomala (Hackenbroch) 

-114; (Wehner) 119. . 
'Wirbelmetastasen (Fraenkel, V. 

B. 107). 
Wirbelsäule s. Spondylitis. 


’ Wismutstein in d. Appendix (Mül- | 


. leder) 122. 
Wundheilung und Rö,.-Str. (Ha- 
oo lenn) 129; (Perthes) K. 
50. > a 


Ratten 


. - (126) 


‚Zwischenhirn (Hofbauer, 


XNXXT, 1. 


Zähne, röntg. Altersbestimmung 
bei Föten u. Neugebornen (Ri- 


o - ha) 111. 
“ Zahnkrankhe iten (Darling) 113. 


Zahnretention (Riha) 117. 


Zeichenapparat für Orthodiagra- 1 


phie (Zeitlin) 20. 
Zeichenapparat „Parvograph“ 

(Stumpf) 109. 
Zellatmung u. Strahlen 

-schalk u. Nonnenbruch) 129. 
Zentriervorrichtung (Zeitlin) 


Zirbeldrüse, verkalkte (Luce) 116. 
Zwerchfell s. subphren. Abszeß. 


Zwerchfell; Hernie u. Eventratio. . 


(Schaap) 125. 
Zwerchfellhernie (Wiemann) 


Zwerchfellpulsation (Hitzenber- 


ger) 124. 


lein) K. B. 149. 
Zyklisches Tumorwachstum 
(Werner) K. B. 151. 
Zystoradioskopie (K ra ft) 30. 


(Gott- ` 


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Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. on Tafel 


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Fig. a. Fig. D. 


Mayer: Beitrag zur röntgenologischen Untersuchung des Ohres (s. Seite 12). 


Fig. 1. Fig. 2. 


Walter: Ein Fall von Ulkus-Nische an der groBen Kurvatur am operierten Magen (s. Seite 14). 


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ortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. Tafel II 


Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. 


Nägelsbach: Ein tödlich verlaufener Fall von allgemeiner Ostitis fibrosa mit innersekretorischen Störungen (s. Seite 82). 


Bild 1. 


Amelung: Läßt sich durch das Röntgenbild der sichere Nachweis einer Arthritis urica erbringen?-(s. Seite 44). 


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ırtschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. Tafel IV. 


Bild 2. 


Bild 3. Bild 4. 


Amelung: Läßt sich durch das Röntgenbild der sichere Nachweis einer Arthritis urica erbringen? (s. Seite 44). 


Fig. a. Fig. b. 


Kautz: Isolierte Epiphysenkernfraktur am Finger (s. Seite 49). 


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Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. Tafel V. 


Fig. 1. 


Fig. 3. Fig. 4. 


Simons: Röntyum, ein neues Röntgenkontrastmittel zur Darstellung des Magen-Darmkanals (s. Seite 90) 


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Aus dem Röntgenlaboratorium der medizinischen Universitätsklinik 
Jaksch-Wartenhorstin Prag. 


Kostomediastinale Schwarten. 
Von 
Dr. Gustav Herrnheiser, röntgenologischer Assistent. 
(Hierzu Tafel VI.) 


I. Einleitung. Literatur. 


Unter „Pleuritis mediastinalis“ versteht man eine zwischen mediastinalem und 
pulmonalem Pleurablatte abgesackte Exudatbildung. Schwarten als Endzustand derartiger Er- 
güsse werden von manchen Autoren unter die Pleuritis mediastinalis subsumiert. Andere be- 
zeichnen sie als „nediastinale Schwarten“. 

Diese Nomenklatur ist, wie AßBmann mit Recht bemerkt, etwas unklar. Es handelt sich 
nicht um eine entzündliche Affektion im eigentlichen Mediastinum (Mediastinitis). Der Name 
soll vielmehr einen rein intrapleuralen Prozeß charakterisieren, welcher durch seine 
auf den Mediastinalspalt beschränkte. Lokalisation anatomisch be- 
stimmt ist. Demgemäß sind unter mediastinalen Schwarten Verwachsungen ausschließlich 
zwischen Pleura mediastinalis und pulmonalis zu verstehen. Dieser Definition entsprechen jedoch 
nach unseren Untersuchungen manche, bisher als „mediastinale“ Schwarten geführte Adhäsions- 
bildungen nicht genau. Die von uns vorgeschlagene Benennung soll deren anatomischen Sitz 
korrekter kennzeichnen. 

Wir werden die zu besprechenden Schwarten von der Pleuritis mediastinalis differential- 
diagnostisch abzugrenzen haben. Einige Bemerkungen über letztere Affektion seien deshalb 
vorausgeschickt. Die Pleuritis mediastinalis (pleurésie mediastine) ist ein wenig bekanntes 
Krankheitsbild. Klinische Mitteilungen liegen zumeist von fremder, namentlich französischer 
Seite vor (Literatur bei Savy, Groedel). Deutsche Autoren haben, abgesehen von Pel, erst 
in neuester Zeit einschlägige Fälle genauer klinisch beschrieben (Groedel, Rehberg, Lo- 
rey). Radiologische Beobachtungen bringen: Savy,Dietlen,Aßmann,Groedel,Reh- 
berg, Lorey. Nachstehend eine Zusammenfassung derselben: 

Im Röntgenbilde verursacht die Pleuritis mediastinalis homogene Schat- 
ten von eigentümlicher Lage und Form. Für deren Lage charakteristisch ist die enge Beziehung 
zum Mittelschatten. Bei sagittalem Strahlengange erscheint der Exudatschatten paramediastinal, 
intrakardial oder paravertebral. Man unterscheidet nach S a v y eine vordere und hintere (retro- 
kardiale) Pleuritis mediastinalis. In der Regel sieht man sie in den unteren, gelegentlich (Groe- 
delu. a.) auch in den oberen Thoraxabschnitten, entweder rechts- oder linksseitig. Ausnahms- 
weise ist der Prozeß doppelseitig (Savy). 

Die Form des Schattens wird durch Lage und Mächtigkeit des Ergusses beeinflußt. Sehr 
kleine Exudate im vorderen perikardialen Pleurateil überschreiten u. U. auf Sagittalaufnahmen 
die Herzgrenzen nicht. Sie können dadurch dem Nachweis entgehen (Lorey). Eine vordere 

Fortschritte a. d. Gebieto d. Röntgenstrahlen, XXXI, 22 


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‚166 u ce” = \ | | Herrnheiser. u | | XXXI, 2. 


 mediastinale Pleuritis mäßiger Ausdehnung bildet einen dem Herzrand parallelen, ihn gleich- 
‘sam verdoppelnden Schattenstreif (Savy). Zunahme des Ergusses erzeugt ein mit der Basis 
| nach abwärts gerichtetes, den Herz-Zwerchfellwinkel ausfüllendes Dreieck (A Bmann). Luft- 
oder Gasansammlung (Pyopneumothorax mediastinalis) stumpft die Spitze des Dreiecks zu 
horizontalem Niveau ab (Devic und Savy). Bei oberem vorderen Exudat wird gelegentlich 
ein bandförmiger Schatten beobachtet (Rehbe rg). Die hintere mediastinale Pleuritis erscheint 
als paravertebrales Schattenband (Savy). Oder als ein durch den Herzschatten hindurch deut- 
lich sich abliebendes Schattendreieck (Aßmann). Einen annähernd sackförmigen, analog der 
| „Überblähung“ auch kontralateral hervortretenden Schatten mit horizontalem oberen Niveau 
sah Groedel bei rechtsseitigem hochljegenden retrokardialen Erguß. Der laterale Kontur des 
Exudatschattens verläuft gerade, leicht konvex oder konkav. Er ist glatt, in einem Falle Groe- 
dels zeigte er deutliche Kerbung. | 
Auf Ätiologie und Differentialdiagnose der Pleuritis niediastinalis kommen wir später 
zurück. 

-Kurze Mitteilungen über das radiologische Bild mediastinaler Schwarten 
fanden wir nur bei Aßmann und Groedel. Sie seien wörtlich zitiert: Aßmann (1914). 
Beobachtung bei einem keinerlei akute Erscheinungen aufweisenden, an gutartiger chronischer 
Spitzentuberkulose leidenden Patienten. „Das Röntgenbild wies eine eigenartige scheinbare Ver- 
. dopplung des Herzschattens durch angelagerte, den Herzkonturen parallellaufende, mehrere Zen- 
timeter breite Schattenstreifen auf, ferner auf einer Seite ein "paravertebrales Schattenband, das 
sich gegen das Lungenfeld scharf absetzte. Aßmann glaubte das Bild nicht anders als auf 
eigenartige im Mediastinum lokalisierte Pleuraschwarten beziehen zu können, wenn auch weder 
bei der physikalischen Untersuchung, noch in der Anamnese sich bestimmte Anhaltspunkte für 
eine derartige Annahme finden ließen. In dieser Ansicht it Aßmann nach Kenntnis der 
. Arbeit von Sav y bestärkt worden.“ | | 


. Aßmann (1921) kann die Angaben Savys über mediastinale Pleuritis im allgemeinen 
bestätigen: „Meist handelte es sich um mediästinale pleuritische Schwarten, die als latenter Neben- 
befund bei der Röntgenuntersuchung Tuberkulöser gefunden wurden. Sie erschienen als eine mit 


leicht konkav geschwungener Grenzlinie gegen das helle Lungenfeld abgesetzte Verschattung, die 
den Herz-Zwerchfellwinkel ausfüllt. Die Schattenfigur kann als ein neben dem Herzen gelegenes 
` Dreieck beschrieben werden, dessen Seiten vom Zwerchfell, dem Herzrande und der das Herz 
mit dem Zwerchfell verbindenden Grenzlinie gebildet werden. In einem Falle hob sich die media- 
_ stinale pleuritische Schwarte durch ihre Intensität mit der beschriebenen leicht geschwungenen 
Begrenzungslinie noch durch den Herzschatten hindurch ab. In einem anderen gleichartigen 
Falle stellte Aßmann durch Verschiebung eines ae dreieckigen Schattens bei Drehung 
fest, daß derselbe an der Hinterfläche gelegen war.‘ 

Groedel beschreibt einen Fall von A RPREER an der Pleura mediastinalis ante- 
rior: „Die 16jährige Patientin war früher vollkommen gesund. Vier Monate vor der Röntgen- 
untersuchung hatte sie eine Grippe durchgemacht. Seitdem. klagte sie über Husten, Nacht- 
schweiße. Temperatur normal. Klinischer Befund negativ. Bei der Durchleuchtung zeigte sich 
ein unregelmäßig konturierter Schatten hinter und oberhalb des Manubrium sterni, der bei dorso- 
ventralem Strahlengang etwas über den rechten Sternalrand herüberragt und bei ventrodorsaler 
Durchleuchtung sehr vie] breiter und schwächer erscheint. Die rechts-exzentrische «orsoventrale 
Aufnahme zeigte, daß dieser Schatten nicht vom Sternum wegzuprojizieren ist, daß er ihm direkt 
anliegt. Gleiches Ergebnis brachte auch die Aufnahme im ersten schrägen Durchmesser.“ 

` Über einen Fall von. Schwartenbildung an- der Pleura mediastinalis posterior verfügte 
or roe del damals noch nicht. 

Åm: XIII. Röntgenkongreß teilten wir die hier wha zu besprechenden Beobachtungen 
vorläufig mit, Kohlmann, der kurz darauf bei gleicher Gelegenheit u. a. ein analoges Rönt- 
genbild demonstrierte, schloß sich in einer Diskussionsbemerkun g unserer Auffassung an. Brie- 


' Ci ES 


XXXI, 2. ' Kostomediastinale Schwarten. | 167 


ger (Breslau-Herrnprotsch) teilte uns vor einigen Wochen mit, daß er in letzter Zeit Fälle von 
anteriorer und posteriorer Schwarte beobachtete. Sein Fall stimme fast vollständig mit unserem 
überein. Er ging an einer Hämoptoe zugrunde. Die Fälle werden von Schröter zu einer Dis- 
sertation verarbeitet. | 


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II. Anatomische Vorbemerkungen. 


Die in unserer Nomenklatur zum Ausdruck kommende anatomische Lagebestimmung setzt 
einige genauere topographische Kenntnisse voraus. E i 

Nach Cornin g erstreckt sich die Pleura mediastinalis von der Umschlagstelle der Pleura 
` costalis an der vorderen Brustwand dorsalwärts bis zur Wirbelsäule. Die hintere Grenze wird 
durch eine Linie bestimmt, welche annähernd die articulationes costovertebrales (artie. capit. 
costae) schneidet. Ventralwärts geht die Pleura mediastinalis im Sinus costomediastina- 
lisanterior mit scharfem Winkel in die Pleura sternocostalis über. Dorsalwärts ist der Über- 
gang zu beiden Seiten der Wirbelsäule ein allmählicher, gerundeter — im Sinus costome- 
diastinalis posterior (Corning!). 

- - Die Pleura mediastinalis ist jedoch zwischen den genannten Grenzlinien nicht streng sagit- 
tal ausgespannt. Sie schmiegt sich den Gebilden des Mediastinums als laterale Begrenzung an. 
Infolgedessen weicht sie beiderseits, und zwar auf der Höhe verschiedener Thoraxsegmente i 
wechselndem Grade, von der rein sagittalen Richtung ab. Ihre Verlaufsrichtung ist für uns, des- 
halb von Interesse, weil diesełbe — ceteris paribus — Ort und Größe des Projektionsbereiches der 
mediastinalen Pleura im Röntgenbilde bestimmt. Diesbezügliche Einzelheiten sind in den uns 
_ zugänglichen anatomischen Büchern nicht näher geschildert. Man kann sich über dieselben an 
der Hand von Thoraxhorizontalschnitten orientieren. Wir haben, neben den topographischen 
Lehrbüchern von Rüdinger, Joessel-Waldeyer, Merkel, Zuckerkandl, 
Schultze-Lubosch, speziell das Lehrbuch von Corning und den Atlas von E. Doyen- 
Bouchon-R. Doyen benützt. Dank des Entgegenkommens des Herrn Prof. Grosser, 
Vorstand des deutschen anatomischen Instituts in Prag, standen uns auch die Horizontalschnitte 
seiner Sammlung zur Verfügung. 

Die Details des Pleuraverlaufes sind natürlich im Einzelfalle, ganz abgesehen 
von pathologischen Verhältnissen, etwas variabel. Dies zeigt schon die Betrachtung verschiedener, 
aus gleicher Wirbelhöhe stammender Schnitte resp. Abbildungen. Im wesentlichen entsprechen 
aber die Verhältnisse den nachstehend geschilderten. Dieselben seien durch einige Skizzen nach 
den bei Corning abgebildeten Horizontalschnitten aus Braune S Atłas verdeutlicht: 


Höhe des unteren Randes des III. Brust- 
wirbels (Abb. 1): Der dorsale Umfang des Ösopha- ee 
gus wird gerade noch von der Pleuraspalte des linken : 

Sinus costomediastinalis posterior erreicht (Cor- 

ning). Links erstreckt sich die Pleura mediastina- R 

lis leicht schräg von hinten medial nach vorn lateral 
gegen die Extremitas costalis der Clavicula. Durch 
die Arteria subclavia wird sie etwas lateral konvex 
ausgebuchtet. Rechts wendet sich die Pleura me- 
diastinalis vom Rippengelenk zunächst ein kurzes 


1) In der älteren anatomischen Nomenklatur = 
findet sich die Bezeichnung eines Sinus costomedia- , a x 
stinalis posterior nicht. Der von Corning ge- dextra 
wählte Ausdruck für die hintere Umschlagstelle. er- 
scheint uns zweckmäßig. Er ist auch vonLubosch 
in der Neubearbeitung der Schultzeschen topo- 
graphischen Anatomie akzeptiert worden. 


Abb. 1. 29% 


168 nn . | u a ö en Herraheiser, a | XXXI 


; Stück medialwärts: gegen die Vorderfläche des Wirbelkörpers. ` Dann zieht sie ebenfalls lateral vor- 
-wärts nach dem sternalen Ende. des‘ Sehlüsselbeins. Die Vena anonyma bedingt ebenfalls eine seitliche 
‚ Ausbiegung.- E 
' Höhe des IV. B r ustwi r.bels (Abb. 3): Die Umschlagslinien der Pleura costalis in die Pleura 
‘mediastinalis berühren sich noch nicht. Der Sinus costomediastinalis posterior erreicht weder den 
Ösophagus- noch die Trachea (0 orning). Beiderseits entspricht der Verlauf des mediastinalen Pleura- 
 abschnittes annähernd einem leicht konvexen ‚Bogen. Diese Bögen gehen von der Seitenlläche der 
Wirbelkörper. ab, umziehen die Aorta,:bzw. die Cava superior und konvergieren nach der Hinterfläche 
des‘ Brustbeins. Der Grad, der Abweichung muß von den Lage- und Größeverhältnissen dieser Ge- 


bhängen. ' 
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Trach, Z worhag | 


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s Abb. 2. | T Ze 2 ee | Abb. 8. 
Höhe des ‚VL Denise (Abb. 3): Die Urhschlagslinien der- Pleura ostala in die 
Pleura mediastinalis. kommen einander fast zur Berührung nahe (Corning). Von diesem Segment 
abwärts wird die 'mediastinale Pleura durch den Hilus in einen vorderen und hinteren Abschnitt ge- 
teilt. Links verläuft der kurze hintere Abschnitt über die Aorta descendens annähernd sagittal. Der 
Ex vordere: Abschnitt zieht über den Conus pulmonalis leicht einwärts vorwärts gegen das Sternum. Rechts 
liegt der ganz kurze hintere ‘Abschnitt paravertebral. Der vordere Abschnitt nimmt in stärkerem 
' Maße eine schräge Richtung, von hinten außen (lateraler Rand der Cava) nach vorn innen (Brust- 
- þein) an. ^ 

Höhe des VIIL. Brustwir rb e 1 s (Abb. 4): Auch hier findet nahezu eine Berührüng der vorderen 
Umschlagslinien der Pleura statt. Ein Teil des: dorsalen Umfanges der Speiseröhre grenzt an den 


m = K i ‘Oesophagus Poe Aorta 


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XXXI, 2. ~.  Kostomediastinale Schwaiten. | 169 


Sinus costomediastinalis posterior, welcher in dieser Höhe fast bis zur Medianebene reicht (Cor- 
ning). Die vorderen Abschnitte der Pleura mediastinalis erfahren hier durch das Herz eine starke 
seitliche Ausbuchtung, namentlich links (fossa cardiaca). Dem Herzkontur ontsprechend erstreckt sich 
die linke Pleura mediastinalis zunächst von hinten innen nach vorn außen bis zum Lateralpunkt des 
iinken Ventrikels. Dann wendet sie sich mit ziemlich scharfer Biegung einwärts und verläuft nahezu 
frontalparallel gegen das Brustbein. Rechts ist eine stärkere Abweichung der Pleura mediastinalis 
von der Sagittalrichtung besonders an der vorderen Zirkumferenz des Herzens ausgeprägt. | 

Höhe des IX. Brustwirbels: Das rechte mediastinale Blatt biegt auch an der Hinter- 
fläche des Herzens in etwas stärkerem Maße lateral aus. 

Höhe des X. Brustwirbels: Der Verlauf der Pleura mediastinalis ist beiderseits dem auf 
der Höhe des VIII. Segmentes nahezu analog. 


III. Lokalisationsmöglichkeiten. 
Allgemeine Prinzipien der radiologischen Darstellung.‘ 


Sitz und Ausdehnung von Schwarten, welche durch die Flächenprojektion im Röntgen- 
bilde dem Mittelschatten eng verbunden erscheinen, kann verschieden sein. Nach en eben ge- 
schilderten anatomischen Verhältnissen bestehen folgende Möglichkeiten: 

a) Lokalisation der Verwachsungen streng innerhalb der oben defi- 
 nierten Grenzen der Pleura mediastinalis. Keine Beteiligung der Umschlag- 
stellen. Derartige Prozesse wären als echte mediastinale Schwarten s. str. zu bezeich-: 
nen. In den unteren Partien kann man je nach Lage vor oder hinter dem Hilus (Ligamentum 
pulmonale) vordere und hintere mediastinale Schwarten differenzieren. 

b) Beschränkung der Verwachsungen auf die Umschlagstellen des 
Rippenfells in den Sinus costomediastinales. Wir haben dieselben nach ihrem Sitze kostome- 
diastinale Schwarten benannt. Entsprechend dem vorderen und hinteren Sinus sind 
auch vordere und hintere k. m. Schwarten zwanglos zu unterscheiden. 

c) Kombinierte Verwachsungen im eigentlichen Mediastinalspalt und im Sinus. 
Im weiteren Sinne würde die Bezeichnung kosto-mediastinal auch für letztere passen. 

Die Beschränkung eines Adhäsionsprozesses auf den Mediastinalspalt (a) oder Sinus (b) allein 
läßt sich allerdings radiologisch nicht sicher erweisen. Zarte Verwachsungen entgehen bekannt- 
` lich sehr oft dem Nachweis. Deren Vorhandensein auch jenseits der definierten Grenzen wird man 
daher röntgenologisch nie absolut ausschließen können. Tatsächlich liegt ja auch zumeist eine. 
kombinierte Adhäsionsbildung (c) vor. Wohl aber können gelegentlich die Veränderungen an 
einer der genannten Lokalisationsstellen besonders prävalieren. Und für den Röntgenologen han- 
delt es sich hauptsächlich um die Feststellung: Wo hat der röntgenologisch manifeste 
Schatten seinen Sitz? Wo sind die dominierenden Veränderungen zu suchen? Von 
diesem Gesichtspunkte aus ist die Differenzierung zwischen mediästinalen und kostomediastinalen 
Schwarten begründet. Sie entspricht der Forderung nach anatomisch genauer Lokalisierung des 
Substrates des sichtbaren Schattens. Und sie ist praktisch öfters möglich. Denn mediastinale 
und kostomediastinale Schwarten zeigen u. U. wesentliehe Unterschiede in ihrer direkten Dar- 
stellungsform. 

Der Projektionsbereich reinmediastinaler Schwarten läßt sich aus der 
Verlaufsrichtung der Pleura mediastinalis theoretisch ableiten. Es besteht ein gewisser Gegen- 
satz zum mediastinalen Flüssigkeitserguß. Das Exudat drängt die Pleurablätter auseinander. In- 
folge der Verbreiterung des Mediastinalspaltes kann der Erguß neben den Mediastinalrand zu- 
tage treten (Abb. 5). Beim Adhäsionsprozeß ist dagegen der Pleuraspalt obliteriert. Er nimmt. 
eine im Frontalschnitt. praktisch lineare Dimension an, welche wohl niemals als Verbreiterung 
des Mittelschattens imponiert. Die mediastinale Schwartes. str. mußsich daher 
bei jeder Strahlenrichtung in den Mittelschatten projizieren (Abb. 6). 


170 = | a u ER | o _ Herrnheiser, nt u E : l = en XXXI, 2. 


Den een! Bas der Schwartanschatken nicht nennenswert e 
überra gen. Er wird daher nirgends deutlich in das Selg e Lingenfeld a 


d 


Projektsber. 
Herz ` 


‚Projektiber. mèdiast. Pleuritis > © l i : Projektsber. mediastinale Schwarte o 
A = Pr Abb. 6. 


Bei ee 'Strahlengange könnte eine mediastinale Schwarte nur dort in größerer 


HE Flächenausdehnung erscheinen, wo das mediastinale Pleurablatt in stärkerem Maße frontal aus- - 


biegt. Dies geschieht (vgl. Abschnitt II) speziell links unten im Bereiche der Fossa cardiaca. An 
anderen Stellen würde die’Schwarte bloß schmale, streifenförmige oder (bei orthoröntgenograder - 
Projektion) strichförmige, in den Randpartien des. Mittelschattens längsverlaufende Schatten 


en bilden. . Frontaler bzw. schräger Strahlengang könnte zwar theoretisch die mediastinale Schwarte 


_ flächenhaft zeigen. ` Doch müßte letztere eine ganz außerordentliche, praktisch kaum vorkommende 
Dichte besitzen, um innerhalb des Mittelschattens differenzierbar zu sein. Im allgemeinen sind 
also die Darstellungsbedingungen rein mediastinaler Schwarten recht ungünstig. 

Die: Projektionsverhältnisse der kostomediastinalen Schwarten 
sind besser. Die Pleurasinus bilden nämlich einen Winkel mit je einem mediastinalenund 
‚einem kostalen Schenkel. Der Winkel ist spitz, bzw. stumpf mit abgerundetem Scheitel. . 

. Der mediastinale Schenkel verläuft sagittal oder schräg. Sein Projektionsbereich deckt sich nahe- 

zu mit dem der Pleura mediastinalis. Der kostale Schenkel dagegen hat in ganzer Thoraxhöhe | 

_ eine annähernd frontalparallele Richtung. Dank dieser frontalen (kostalen) Kom- 

Ben könnendiekostomediastinalen Schwartenim ni 

.den Mittelschatten deutlich überragen. Sin 
a beiderseits und in jeder: Thoraxhöhe sich flächenhaft abbilden. | 
A 1. Die k.m. Schwarte wird namentlich dort neben dem Mittelschatten hervortreten, wo 
| letzterer selbst nur eine geringe Frontalausdehnung hat. Beispielsweise: oben neben dem Gefäß- 
schatten, im Herz-Zwerchfellwinkel usw. Die Zentralprojektion erhöht noch den Effekt, wenn 
| die Schwarte wesentlich schirmferner liegt als der korrespondierende Mediastinalrand. Beispiel: 
Rechte hintere k. m. Schwarte — rechter Herzrand bei d. v. Durchleuchtung (Abb. 7). 

Ad 2. Die Schattenbreite hängt von der Querausdehnung des Verwachsungsprozesses am 
'kostalen Schenkel ab. Besonders große Breite läßt auf Mitbeteiligung der an den Sinus Krenzer: 
den. Randpartien der P1. costalis schließen. E 

Die kostale Komponente ist also in erster Linie für die radiologische Darstellung der kosto- 

mediastinalen Schwarten maßgebend. Sie schafft günstigere Projektionsbedingungen. Sie fördert . 

den röntgenologischen. Nachweis endlich auch noch durch die bessere S on aatik uNg, welche | 


EST 2, D Kostomediastinale Schwarten. | 171 


— infolge der Lage an der Thoraxwand —.bei entspre- 
chender Röhrenstellung auftritt. So kann beispielsweise 
eine hintere k. m. Schwarte bei v. d. Durchleuchtung 
wesentlich intensiver als.der Herzschatten sein. 

Schon auf Grund dieser allgemeinen Überlegun- 
gen darf man annehmen, daß manche in der Literatur 
als „mediastinal“ beschriebene Schwarten im Sinus lo- 
kalisiert waren. Daß sie daher nach unserer Terminolo- 
gie besser als „kostomediastinal“ zu bezeichnen wären. 
Wenn nämlich die Schwarten Schatten bilden, welche 
deutlich in das Lungenfeld vorspringen oder an solchen 
Stellen flächenhaft sind, an denen das mediastinale Blatt 
nicht wesentlich frontal ausbiegt. Zum Beispiel: rechts 
oben neben und hinter dem Manubrium sterni (Fall 
- Groedel). Sichere mediastinale Verwachsungen sind 
dagegen die als Symptom der Pleuropericarditis ad- an m 
- haesiva bekannten, zipfel- und zackenförmigen Aus- Projektsber. kostomediast. 
ziehungen des Mittelschattens. Denn bei diesem Prozeß Schwarte SAD 
sind mediastinales und pulmonales Pleurablatt miteinan- 
der verlötet. Auch treten gelegentlich analoge Zackenbildungen durch Adhäsionen im Mediasti- 
nalspalt ohne Herzbeutelverwachsung auf (Aßmann). Mehr flächenhafte Schwarten sollen 
nach Lorey unregelmäßige Verschwommenheit der Herzkonturen verursachen. |! 

Für die Diagnose der Schwarten ist dr NachweisihrerLagedichtanderIn- 
nenfläche der Thoraxwand wichtig. Orientierende Lokalisationsverfahren wendeten 
schon Aßmann und Groedelan. Aßmann stellte in einem Falle durch die Schattenver- 
schiebung bei_Drehung des Patienten die rückwärtige Lage der Schwarte fest. Groedel be- 
diente sich der rechts-exzentrischen dorsoventralen Aufnahme und der Aufnahme im I. schrägen 
Durchmesser, um zu zeigen, daß die Schwarte dem Sternum direkt anliegt. (Übrigens eine weitere 
Stütze für unsere Deutung des Groedelschen Falles als vordere k. m. Schwarte.) 

Diese Orientierungsmethoden erscheinen jedoch nicht ausreichend genau. Die für die Loka- 
lisation im Thorax oft wertvolle Frontalaufnahme bringt hier keinen Aufschluß. Denn die k. m. 
'Schwarten sind in der Regel, ebenso wie mediastinale Verwachsungen, bei frontalem Strahlen- 
gang nicht erkennbar (linearer Querschnitt). 

Wir suchten deshalb durch Tiefenmessung weiter zu kommen. Holzknecht hat 
die Tiefenbestimmung in der internen Röntgenologie vor einiger Zeit ausgearbeitet und ihre 
Anwendung mit Recht warm empfohlen. Auch Groedel erwähnt bei Besprechung der Diffe- 
rentialdiagnose der mediastinalen Pleuritis, daß u. U. eigentlich nur Tiefenlagebestimmung aus- 
schlaggebend wäre. Für die Messung am internen Objekt ist die Blendenrand methode 

(Holzknecht-Sommer-Mayer) das geeignetste Verfahren. Die Gründe hierfür sind 
in den Arbeiten Holzknechts, sowie in eigener früherer Publikation auseinander gesetzt. 
Auf diese Arbeiten sei auch bezüglich ausführlicherer Schilderung der Methodik verwiesen. Für 
unseren Spezialfall wiederholen wir folgendes: Meßbar ist die Tiefenlage verschiedener Punkte 
des Schwartenrandes. Man markiert die gewählten Punkte durch orthogonale Hautmarken. Dann 
bestimmt man in bekannter Weise die Schirmabstände (Tiefenkoten) des Randpunktes und der 
Marke. Die Differenz beider Koten entspricht der absoluten Tiefe des Schwartenrandpunktes 
unter der Haut. Die bekannten Meßbedingungen sind selbstverständlich genau einzuhalten. 
Wegen der respiratorischen Bewegung und Formveränderung der Schwarte muß bei Atemstill- 
stand gearbeitet werden. Daher ist Schnelligkeit nötig. Bei entsprechender Übung gelingt die 
Bestimmung in wenigen Sekunden. Wiederholte Messungen sollen möglichst in der gleichen | 
Respirationsphase ausgeführt werden. Zweckmäßig läßt man den Patienten vor dem Schirm das 


172 Herrnbheiser. XXXI, 2. 


- sichere Anhalten des Atems üben und bringt dann in der günstigsten Respirationsphase die 
Orthomarken an. Bei Verschiebung der Röhre in die eine oder andere Extreinstellung überdecken 
häufig Herzschatten oder Wirbelsäule den Schwartenrand. Letzterer wird dadurch undifferenzier- 
har, wofern nicht eine sehr intensive (derbe) Schwarte vorliegt. Dann muß man sich mit der 
weniger genauen Heberle-Kaestleschen Modifikation der Blendenrandmethode behelfen. 

Aus der Tiefe des Schattenrandes unter der Haut soll ein Rückschluß auf seine Lagebezie- 
hung zur Innenfläche der Thoraxwand gezogen werden. Voraussetzung hierfür ist die Kenntnis 
der Wanddicke am Befestigungsorte der Hautmarke. Dieselbe läßt sich zwar nur schätzungsweise 
beurteilen. Doch gelingt dies bei einiger Übung mit vollkommen genügender Annäherung. Davon 
überzeugten wir uns bei Leichenversuchen. Weiter ist aber noch zu berücksichtigen, daß die Re- 
sultate der Tiefenmessung nicht mathematisch genau sind. Nach eigenen früheren Erfahrungen 
kann der Fehler der Blendenrandmethode, wenn man aus mehreren Bestimmungen den Mittel- 
wert zieht, nach oben oder unten bis zu ca. !/, cm betragen. Bei der Heberle-Kaestleschen 
Modifikation ist, der Fehler größer (bis zu etwa 1—1!/, cm). In Praxi reicht aber diese Genauig- 
keit häufig aus zur Entscheidung, ob eine Lokalisation des beobachteten Schattens an der Wand- 
- innenfläche überhaupt in Frage kommt. Dies ist nämlich nur dann der Fall, wenn die gefundenen 
Tiefenwerte der mutmaßlichen Wanddicke annähernd entsprechen. Sie müssen sich also inner- 
halb bestimmter, mit den individuellen und lokalen Verhältnissen der Thoraxwand etwas variab- 
ler Grenzzahlen bewegen. Deren Schwankungsbreite ist durch die erwähnte Fehlergröße ge- 
geben. Tiefenwerte jenseits dieser Grenze schließen das Vorhandensein einer k. m. Schwarte aus. 
Sind hingegen die gefundenen Zahlen mit der Wanddicke in Einklang zu bringen, so bestehen 
folgende Möglichkeiten: 1. Der Schatten gehört tatsächlich der Pleura costalis (dem kostalen 
_Sinusschenkel) an. 2. Er liegt noch diesseits, in den tiefsten Schichten der Brust- resp. Rücken- 
wand. 3. Er liegt jenseits, der Wandinnenfläche zwar benachbart, aber doch schon ein Weniges 
tiefer im Thoraxraum. Auf welche Weise man dann die weitere Differenzierung zwischen den ge- 
nannten Möglichkeiten anstreben kann, wird später erörtert werden. 


IV. Kasuistik. 


- Fall 1. Hans F., 14jähriger Mittelschüler, Prot. -Nr. 360/22. Linke, hintere, untere 
kostomediastinaleSchwarte. 

Mitteilung des behandelnden Arztes (Dr. Stibral): Am 18. VII. 1921 mit Schmerzen in der 
linken Brustseite, speziell beim tiefen Atmen erkrankt. Temperatur mäßig erhöht. Leichte Schall- 
verkürzung über der linken Spitze. Auskultatorisch Befund einer Bronchitis. Links stellenweise auch 
wenig Knisterrasseln (kapilläre Bronchitis). Vor völliger Heilung forcierte Bergtour. Kurz darauf 
(1. VIIL) neuerliche Erkrankung. Temperatur lange Zeit zwischen 38,9—40°. Husten, heftiges 
Bruststechen. Auf dem Höhepunkt der Erkrankung reichliches schaumiges Sputum mit hellroter 
Blutbeimengung. Epistaxis. Beide Lungen, vorwiegend über den Unterlappen deutlich gedämpft, 
Fremitus erhöht. Über dem Herzen zeitweise systolisches Geräusch. Viermalige Untersuchung auf 
Tuberkelbazillen negativ. Nach 14-Tagen allmählicher Teınperaturabfall. Blutbeimengung im Sputum 
spärlicher. Auf der rechten Seite hellt sich die, Dämpfung völlig auf. Links bleibt eine solche noch 
bestehen, ebenso Schmerzen in der linken Brustseite. Nur langsam fortschreitende Rekonvaleszenz, 
leichte Temperatursteigerungen anhaltend. 

Am 4. IX. 1921 erste ambulatorische Untersuchung an der Klinik Jaksch: Schmerzen in der 
linken Brustseite. Etwas blaß, abgemagert, subfebril. Rechte Spitze o. B. Linke Spitze: Leichte 
Schallverkürzung mit Einengung des Krönigschen Feldes. Rechte Lunge: an der Basis spärliches 
trockenes Rasseln. Linke Lunge: basal mäßig intensive Dämpfung. Über den oberen und mittleren 
Partien feines feuchtes Rasseln. An der Basis Bronchialatmen und reichlich feines klingendes Rasseln 
sowie pleurales Reiben. Säurefeste Stäbchen im Sputum nicht nachweisbar. Eine 2. Untersuchung am 
24. IX. ergibt einen analogen Befund. 

Am 5. IX. war an anderer Stelle folgender Röntgenbefund erhoben worden: „Linke Spitze etwas 
retrahiert und in fast unmerklicher Weise verschattet. Der Hilus ziemlich dicht, jedoch noch in nor- 
malen Grenzen. Das rechte Zwerchfell gut beweglich, das linke ebenfalls beweglich, jedoch sind seine 


TEE TR 


XXXI, 2. Kostomediastinale Schwarten. | | 178 | 


Exkursionen etwas geringer als die der anderen Seite, wobei sich der Sinus phrenikokostalis nicht 
vollkommen entfaltet.“ l | | 
| In den folgenden Monaten wird Patient allmählich fieberfrei. Wesentliche Gewichtszunahme. 
Am 26. II. 1922 neuerliche Vorstellungıan der Klinik Jaksch: Klinischer Befund: Bis auf gelegent- - 
liche Schmerzen und Stechen in den linken rückwärtigen Thoraxpartien Wohlbefinden. Temperatur 
. normal. Über der Lunge links hinten paravertebral eine schmale bandförmige 
Dämpfung. Atemgeräusch über diesen Fartien en DESSOUWACHE Sonst 
Lunge, Herz normal. Ä 
Röntgenbefund 26. I. (Tafel VI, Fig. 1 und Abb. 8, 9): Zwerchfell: Bei sagittaler Durch- 
leuchtung beiderseits ausgiebige Verschieblichkeit. Der linke phrenikokostale Winkel wird: zwar von 
einer querlaufenden, bei tiefem Inspirium sichtbaren, spangenförmigen Adhaesion überbrückt. Doch 
scheint letztere die Öffnung des Winkels kaum merklich zu beeinträchtigen. Bei frontaler Durchleuch- 
tung bleiben die linken hinteren (medialen) Partien etwas zurück. Lungenfelder: Links medial 
im Unterfeld,z.T.nochins Mittelfeldreichend,einparavertebralerhomo- 
gener Schatten. Derselbe hat die Form eines ziemlich breiten, nach oben 
sich etwas verschmälernden Bandes mit scharfer, leicht konkaver late- 
ralerBegrenzung. Der Schatten projiziertsichnahezuvölliginden Herz- 
. schatten. Oben, gegenüber dem vorderen Ende der 3. Rippe, ragt er mit 
einemzackenförmigen Ausläufer etwas über den Herzrandhervor. Unten. 
läßt er sich noch innerhalb des Zwerchfellschattens bis ca. fingerbreit 
unter die Zwerehfellkuppe verfolgen. Bei d. v. Strahlengange ist die In- 
tensität des beschriebenen Schattenseine mäßige. Er wurde zunächst übersehen. 
ErstbeigeeigneterRöhrenhärtedifferenziertersich deutlich vom Herz- 
schatten. Beiv.d.Durchleuchtungerscheintder pafavertebrale Schatten 
‚wesentlichintensiverundetwasschmäler. Eriststark respiratorischver- 
schieblich. Im übrigen Lungenfelder frei, mit ziemlich deutlich ausgeprägter Lüngenzeichnung. 
Spitzen: Keine deutliche Differenz. Auf der Platte links unregelmäßiger Begleitschatten der 2. Rippe. 
Innerhalb der Spitzenfelder keine pathologischen Flecken nachweisbar. Hilus o. B. 


- -- RA--- ---- --- --- -s -— 


Abb. 8. 


(4%) 


4 


Abb. 9. 

Zeichenerklärung: Die in () gesetzten Zahlen geben 
den Abstand des Punktes von der vorderen Hautmarke, die 
freien Ziffern die Distanz 'von der hinteren‘ Hautmarke. in 

Zentimetern an. 


Das respiratorische Verhalten des Schattens wird aus dem bei maximaler Inspira- 
tion und Exspiration aufgenommenen Orthodiagramm (Abb. 8) ersichtlich. Der ‘Schatten ist im In- 
spirium länger und schmäler, sein Rand etwas gestreckt. Im Exspirjium wird er breiter, die konkave 
Krümmung des Randes stärker ausgeprägt. 

Keine Zackenbildung am Mediastinalrand. Normale Verschieblichkeit des Herzens bei Lage- - 
wechsel. Probepunktion negativ. 

Das Verhalten bei Röhrenverschiebung und Drehung des Patienten, bei Wechsel zwischen d. v. 
und v. d. Durchleuchtung deutet auf retrokardiale Lage des Schattens. In den schrägen Durchleuch- 
tungsrichtungen bleiben die medialen Partien des Schattens stets in enger Beziehung zur Wirbelsäule. 
Bei rein frontalem Strahlengange war er nicht sicher erkennbar. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Böntgenstrablen. XXXI | 23 


Man Dec Fa SE FF See nn nn DAR EEE re 


124 o ze Es o Herrnheiżer. o | | rn XXXI, 2. 


` 


Tiefenmess un g e genauer Lagebestimmung: Drei Punkte des Schattenrandes wer- 


den durch orthogonale Hautmarken bezeichnet. Für jeden Punkt eine Marke an der Brusthaut und 
-= cine zweite, genau korrespondierende, an der Rückenhaüt. Zum Vergleich werden auch drei Punkte 
-des linken Herzrandes markiert. Die gewählten Meßpunkte sind in dem Orthodiagramm (Abb. 9) durch 


einen O ersichtlich pemaen Der Mittelwert der Hautdistanz ist nebenbei ‚gesetzt. Nachstehend die 


`- Meßresultate: 
‘Distanz unterer i — Rückenhaut: gu, 31/, 3 cm. p Mittelwert: 3Y, cm 
TEE Er ~ — Brusthaut: 13, 121/,, 13 cm. R 123/, cm 
j mittlerer „07 — Rückenhaut: 5!/,, 4!/, 5 cm. k 5 cm 
Be, Fr — Brusthaut: 113/,, 12, 11?/,, 11 cm. í 11!/, cm 
„ Oberer » 0 — Rückenhaut: 5?/,, 6'la, 6!/, cm. > f cm 
H TA TE — Brusthaut: 9°, 9.cm. = 9%/, cm 
„ ‚unterer Herzpunkt — š 4°/,, 4ta cm. : 41, cm 
». mittlerer „ _ i 6, 6j, cm. P 63|, cm ` 
' a © oberer =, = o 1 er 7, 6 cm. j 61/,.cm. 


Die hinteren Hautmarken. des mittleren und oberen Schattenpunktes kamen bereits über die ’ 
Skapula zu liegen. Dadurch wird der größere Abstand dieser Punkte von der Rückenhaut (5 cm resp. 


.6!/a em).gegenüber dem des unteren Punktes (3'/, cm) erklärt. Die ‚Bestimmung der Distanz von der 


Brusthaut kontrolliert die Genauigkeit der Methode. Die Summe der Tiefenabstände jedes Punktes 


von der vorderen. und hinteren Marke sollte nämlich dem Sagittaldurchmesser zwischen den zwei 
.korrespondierenden Marken entsprechen. Der Meßzirkel ergab folgende Distanz der Marken: 16!/s cm 
‘für den unteren, 171/2 cm für den mittleren, 17 cm für den oberen Punkt. Ein Vergleich dieser Zahlen 

mit den zugehörigen Summen der Tiefenabstände (unter Punkt 16, mittlerer Punkt 161/,, oberer Punkt 
15% cm) zeigt eine immerhin recht gute Übereinstimmung. 


Der. Abstand des Sehattens von der Rückenhaut entspr icht der lokalen Wanddicke. Letztere 
konnte in diesem Falle nicht bloß allgemein geschätzt, sondern auch bei einer Probepunktion beurteilt 
werden. Der Schatten ist demnach hinten an die Innenfläche der Thoraxwand, und zwar mit Rück- 
sicht auf seine mediane (paravertebrale) Lage in den Sinus costomediastinalis posterior zu lokalisieren. 

Gegen Flüssigkeitserguß spricht schon der klinische Befund, die geringe Intensität der 


Dämpfung usw. Ebenso wohl auch die radioskopisch nachgewiesene ausgiebige respiratorische Ver- 


schieblichkeit und Formveränderung des Schattens. Entscheidend war das negative Resultat der 
Probepunktion. Das respiratorische Verhalten schließt auch einen Prozeß in den innersten Schichten 
der Brustwand aus. Symptome einer stärkeren Mitbeteiligung der Pleura mediastinalis fehlen. 

‚Daher Diagnose: linksseitige hintere kostomediastinale Schwarte. Sie ist wahrscheinlich im 
Anschluß an die Pneumonie entstanden. Für grippöse Ätiologie der Lungenentzündung spricht der 
ganze Verlauf (Lungenblutungen etc.) und epidemiologisch das gleichzeitige Auftreten anderer Grippe- 
erkrankungen im selben Orte. Vermutlich ist die Schwarte Folgezustand eines abgesackten meta- 
pneumonischen Exudates. Der Zeitpunkt seines Auftretens ist nicht genau feststellbar. Wir möchten 


jedenfalls nicht behaupten, daß der Prozeß bei der ersten Röntgenuntersuchung am 5. IX. 1921 noch 


nicht.bestand. Wir selbst haben ja den beschriebenen Schatten im ersten Moment übersehen. Er könnte 
auch damals dem Untersucher entgangen sein. Um so mehr, als am 4. IX. 21 klinisch deutliches pleu- 
rales Reiben hörbar war. Möglicherweise sind die in der Rekonvaleszenz so lange anhaltenden sub- 
febrilen Temperaturen dur ch die umschriebene Pleuritis bedingt gewesen. | 


5 Fall 2. Bohumil V. 93jähriger Uhrmacher, Prot. Nr. 806/22. Recht c hi intere untere 
kostomediastinale Schwarte. | 
. Familienanamnese o. B. Früher bis auf gelegentliche „Erkältungen“ immer gesund gewesen. 


| Seit einigen Monaten Husten, zunehmende Br ust- und Rückenstechen. Nachtschweiße; Fieber, en 


losigkeit, Appetitlosigkeit, Abmagerung. 
Klinischer Befund 24. II: Mittelgroßer, mittelkräftig gebauter Mann. Muskulatur und 


. Fettpolster mäßig entwickelt. Leicht anämisch. Thorax mäßig gewölbt. Über den Spitzen und den 


oberen. Partien beider Lungen hinten, rechts auch vorn Schallverkürzung. Rechts hinten unten, 
namentlich median, ebenfalls Dämpfung. Untere Lungengrenzen anscheinend etwas schlechter ver- 
schieblich. Links hinten oben Bronchialatmen mit erhöhter Bronchophonie und verstärktem Fremitus. 
Sonst über der linken Seite reichlich dichtes trockenes Rasseln, das Ateingeräusch. vielfach. völlig 
deekend. Rechts verschärftes, unbestimmtes Atmen, ebenfalls mit diffusem Pfeifen und Giemen. 
Weicher dikroter Puls. Temperatur 38— 39. Im Harn Spur Eiweiß. Sonst aus dem Status nichts be- 
merkenswert. - $ 

Während des dreiwöchentlichen Aufenthaltes auf der Klinik mittlere Fiebertomporaturen, zeit- 


L] 


u Da 


XXXI, 2. | | Kostomediastinale Schwarten. | 175 


weise nur subfebril. Im serös-eitrigen Sputum bei viermaliger Untersuchung, auch nach Antiformin- 
behandlung, keine säurefesten Stäbehen nachweisbar. 

Röntgenbefund:' 27. III. 1922 (Tafel VI, Fig. 2, Abb. 10): Zwerchfell: beiderseits mäßig 
verschieblich. Eine umschriebene Adhäsion nicht nachweisbar. Lungenfelder: Links Oberfeld: Zahl- 
reiche, ziemlieh intensive, vielfach konfluierende, etwas unregelmäßige und unscharf begrenzte Schat- 
tenherde. Innerhalb derselben eine größere Zahl von ca. erbsengroßen, mehrfach zu rundlichen Grup- 
pen angeordneten Aufhellungen (Kavernen). Mittelfeld: In den oberen und medianen Partien des- 
selben analoge Schattenherde, wie im Oberfeld. Daneben auch kleinere gut begrenzte Schattenfleck- 
chen. Unterfeld: Einige ziemlich dichte Schattenherde. In den lateralen Partien zartere, z. T. klee- 
hlattförmig angeordnete Schattenfleckehen. Rechtes Oberfeld: Mäßig intensive, z. T. streifenförmige 
Schatten, z. T. rundliche bis linsengroße, zartere Fleckchen. Im Mittelfeld keine sicheren pathologi- 
schen Veränderungen. Im Unterfeld median zwischen der Gefäßzeichnung einzelne Schattenfleckchen. 
Spitzen: Die linke stark getrübt mit mehreren distinkten Schattenherden. Rechts (auf der Platte) 
ebenfalls einige zartere Fleckchen. Hilus: Links gegenüber der Lungeninfiltration nicht abgrenzbar. 
Rechts keine sicheren pathologischen Veränderungen. 

Im rechten Herz-Zwerchfellwinkelein ziemlich intensiver homoge- 
ner dreieckiger Schatten. Die Spitze desselben liegtim Herzschattenin 
der Höhe des hinteren Endes der 9. Rippe. Die laterale Begrenzung ist 
scharfundziehtgeradlingnachunten 
außen. Die Basis liegt unterhalb der 
Zwerchfellkuppel. Der laterale Rand 
läßtsichnoch ca. !semtiefimZwerch- 
fell verfolgen. Das Schattendreieck 
ist auch innerhalb.des Herzschattens 
deutlich differenzierbar. Es überragt 
aber den letzteren ganz beträchtlich; 
anderBasisumnahezu2Fingerbeiten. 

Der dreieckige Schatten wird im Inspirium 
deutlich länger und schmäler. Bei v. d. Durchleuch- 
tung erscheint er dichter und weniger breit. Auch 
bei Röhrenverschiebung und Drehung verhält er sich 
wie ein retrokordiales Gebilde. Im Frontalbild ist er 
nicht sicher erkennbar. Keine Zipfelbildungen am 
Mittelschatten. Passive Herzverschicblichkeit nor- 
mal. Probepunktion negativ. 

Resultat der Tiefenbestimmung (Or- 


thodiagramm Abb. 10): Abb. 10. 
Distanz unterer Schattenpunkt — Rückenhaut: 5, 4, 4'J, cm. ` Mittelwert: 4!/, cm 
. 5 $ — Brustbaut: 12, 12%), 11!) cm. > , 12 cm 
„ oberer n — BRückenhaut: 54,, 5, 5 cm. g 5 cm 
, a 3 Ze — Brustbaut: 11, 12, 11'/, cm. z 11'/, cm 
» rechter Herzpunkt — Brustbaut: 4'/,, 4'/[, cm. n 4'|, cm. 


Die mit dem Meßzirkel gefundene Distanz der korrespondierenden Marken beträgt 17 em für den 
unteren, 17’/» cm für den oberen Punkt. 

Der Abstand des Schattenrandes von der Rückenhaut stimmt mit der schätzungsweise und bei 
der Probepunktion beurteilten Wanddicke überein. Eine Lokalisation an der Herzhinterfläche ist 
auch deshalb auszuschließen, weil das Schattendreieck den Herzschatten ganz’ bedeutend überragt. 

Diagnose: hintere kostomediastinale Schwarte, als Nebenbefund bei chronischer z. T. 
exsudativer, z. T. azinös-nodöser, z. T. auch fibröser Lungenphthise. Die Schwarte ist wohl zweifellos 
ebenfalls tuberkulöser Ätiologie. 


= Fall3. Anton L. 26jähriger Landwirt, Prot. Nr. 929/22. Rechte vordere untere kosto- 
mediastinale Schwarte. 

Familienanamnese o. B. Im Jahre 1913 fieberhafte, einige Wochen dauernde Brustkrankheit. 
Natur derselben unbekannt, damals nicht ärztlich behandelt. Seither häufig, besonders im Frühjahr 
auftretende Brustschmerzen, Stechen speziell in der rechten Seite. Kein Husten, aber zeitweise schlei- 
miger Auswurf. Leichte Ermüdbarkeit, gelegentlich Nachtschweiße. Vor kurzem wenige Tage hin- 
durch wieder Fieber über 38°. Gegenwärtig Bruststechen, Herzklopfen. 

Am 6. IV. 1922 ambulatorische Untersuchung an der Klinik Jaksch: Großer, kräftig gebauter, 

23* 


ae, 


Zwerchfell. 


| 176 = E - | | E | | - Herrnheiser. © a En XXXI, 2. 


. muskulöser‘ Mann in gutem Ernährungszustand. Temperatur normal. Beiderseits einige zervikale 


Drüsen vergrößert. Thorax verhältnismäßig flach. Lunge porkutorisch o. B. Untere Lungengrenzen 


gut verschieblich.' Auskultatorisch o. B. Über der 'Herzspitze leises systolisches Geräusch. Puls - 


rhythmisch. Sonst aus dem klinischen Befund nichts bemerkenswert. 


=’ Röntge nbefu nd 6. IV. (Abb. 11, 12): Zwerchfell: rechts im medialen Abschnitt eine kleine ` 
zipfelförmige Adhäsion. Im übrigen beiderseits prompt und ausgiebig .verschieblich. Lungenfelder: . . 
“ im allgemeinen frei. Spitzen: unregelmäßiger Begleitschatten der 2. Rippe rechts. Hilus: keine patho- `, 
log. Veränderungen. Herz: schräggestellt, leicht mitral konfiguriert, nicht vergrößert. Lebhafte Aktion. 


$ - 


Tr.-D.: 13 cm. Aorta: o. B. Im 1. schr. D. 2,6 em. ' l | 
\ RechtsmedialuntenimHerz-Zwercehfellwinkeleinhomogener,ziem- 


lich zarter, dreieekiger Schatten, welcher den Herzrand deutlich (an der ° 


Basisumca.11» Fingerbreiten) überragt. Die Spitzedesselbenliegtnochim 
Herzschatten’in der Höhe des hinteren Endes der 10, Rippe. Die mediale 
Begrenzung verliert sich im Herzschatten. Der’laterale Rand verläuft 


l mit sanft konkav geschwungener, seharfer Linie nach außen abwärts und 
ist noch ein kurzes Stück im Zwerchfellschatten zu verfolgen. Letzterer - 


deckt die Basis des Dreiecks. Der erwähnte Zweorchfellzipfel liegt seit- 
‚liehiknapp neben der Kreuzungsstelle von lateralem Dreiecksrand und 


Abb, 12. 


Abb. 11. 


Der -Dreiecksschatten ist stark und mit dem Zwerchfell gleichsinnig beweglich. Er verlängert, 
streckt und verschmälert sich im Inspirium. Im Exspirium vice versa. Bei Verschiebung der Röhre 
nach rechts (yom Untersucher aus) wird er von Herz und Wirbelsäule gedeckt. Bei v. d.. Strahlengange 
‚erscheint er ganz zart, verwaschen. Frontal ist er nicht erkennbar. 

Die Tiefenbestimmung ist wegen Schattendeckung bei rechts-exzentrischer Röhren- 
stellung nur' mit der Hebe rle-K acstle schen Modifikation ausführbar. Ihr Resultat (Orthodia- 
gramm Abb. 12) war folgendes: ne Coo 


= Distanz unterer Schattenpunkt: — Brusthaut: 3!/,,.2, 21), 2 cm. Mittelwert: 2'/, cm 

"5: oberer ei — g 2, 21/,, 1ta 2 cm. s 2 cm 

„rechter Herzpunkt — i Ale 5 55 om ET. E 
„. linker >, -—  , 31/,, 4 cm: i ; 33/, cm.’ 


Das Schattendreicek ist demnach an die Innenfläche der vorderen Brustwand zu lokalisieren. 
Von einer Probepunktion wurde mit Rücksicht auf die Nachbarschaft des Herzens abgesehen. Doch 
spricht gegen Flüssigkeitserguß; Schon das ganze klinische Bild (keine Schallverkürzungen rechts 
neben dem Herzen). ' Ebenso die starke respiratorische Verschieblichkeit und die geringe Dichte des 
Sehattens. Seine Unsichtbarkeit bei frontalem Strahlengange. Die Konstanz des Befundes bei einer 


© 2. Untersuchung einige Wochen später (14. V.). Auch die unmittelbar benachbarte zipfelförmige 


Zwerchfelladhäsion deutet auf einen abgelaufenen Prozeß hin. — Gegen rechtsseitigen Perikardzipfel 


spricht die Breitenausdehnung des Schattens. 


' 


XXXI, 2, ©. Kostomedisstinale Schwarten. m 


Die Dia g nose einer vorderen kostomediastinalen Schwarte ist hierdurch begründet: Letztere 
ist zweifellos Folgezustand einer Pleuritis, worauf auch die Zwerchfelladhäsion hinweist. Deren 
Ätiologie läßt sich nicht sicher ermitteln. Es wäre in erster Linie an Tuberkulose, evtl. auch an Grippe 
zu denken. Die subjektiven Beschwerden, speziell das Stechen in der rechten Brustseite, könnten z. T. 
in der Schwarte ihre Ursache haben. 


Fall 4 Marie R., 51jährige Frau. Prot. Nr. > Linke vordere obefrekostomedia- 
stinale Schwarte. 

Patientin mit Morbus Banti, bei welcher Während des Aufenthaltes an der Klinik inter kurrierend 
eine 'linksseitige exudative Pleuritis auftritt. Gegenwärtige 
Erkrankung angeblich vor 6 Jahren begonnen. Seit 3 Jahren 
bettlägerig. Aus der Anamnese sonst nichts von Belang, 
Keine heriditäre Belastung. 

Klinischer Befund 5. IV. 1922: Über der linken 
' Lunge. vom VHO. Dorn abwärts Dämpfung, abgeschwächtes 
Atmen, abgeschwächter Fremitus. Verschieblichkeit des un- 
teren Randes nahezu aufgehoben. Herz: perkutorisch o. B. 
Leises systolisches Geräusch über der Spitze und dem Ster- 
num. Probepunktion (10. IV.): seröses Exudat. Der Erguß 
geht schnell zurück. Am 4. V. hat sich die Dampimhg bereits 
weséntlich aufgehellt. 

Röntgenbefund 16. IV. (Abb. 13): Zwerchfell: 
das rechte mäßig, das linke schlecht beweglich. Lungenfel- 
der: Links im. Unterfeld und Mittelfeld ein homogener, oben 
konkav und etwas unregelmäßig begrenzter, lateral ansteigen- 
der Schatten. Spitzen: keine Differenz. Auf der Platte keine 
distinkten Herde. Eine leichte Verschleierung beider Spitzen 
ist durch einen, knapp unter das Jugulum reichenden, Struma- | 
schatten bedingt. Letzterer hebt sich beim Husten sehr deut- Abb. 18. 
lich nach aufwärts. Hilus o. B. 

Linksobenvorneinzarter, onener: dreiecekiger Schatten, der mit 
derBasisder Klavikula aufsitzt. Seinlateraler Rand verläuft geradlinig 
‚nach unten medialwärts Die Spitze verbirgt sich im Gefäßschatten hin- 
terdemSternum. 

Der beschriebene Schatten isi PE und beim Husten nicht beweglich. Er sitzt unterhalb 
des Strumaschattens und unterscheidet sich von letzterem durch die Unbeweglichkeit. Er ist auch 
direkt von der Struma abgrenzbar, da deren unterer Rand, besonders währemi des Hustens, gut sichtbar 
ist. Bei Röhrenverschiebung. bewegt sich der Schatten gleichsinnig mit Manubrium und Sternalende 
der Klavikula. Bei exzentrischer d. v. Aufnahme ändert er seine Lagebeziehung zu diesen Knochen 
nicht. Bei frontalem Strahlengange ist der Schatten nicht sicher erkennbar. Eine Probepunktion im 
Winkel zwischen Manubrium und linkem Schlüsselbein hat ein negatives Resultat. Perkutorisch ist 
bei nachträglicher Untersuchung eine dem Schattendreieck entsprechende parasternale Dämpfung 
nicht nachweisbar. Die Tiefenbestimmung für einen Punkt des Schattenrandes nach He- 
berle-Kaestle ergibt als Distanz von der Brusthaut im Mittelwert 1!/, em (1, 2, 1!/ cm). 

Demnach handelt es sich offenbar um eine an der Hinterfläche des Manubriums und des ster- 
nalen Klavikulaendes im Sinus costomediastinalis anterior lokalisierte Schwarte. Ob dieselbe in ihrer 
Entstehung der beobachteten exudativen Pleuritis koordiniert oder ob sie älteren Datums ist, läßt sich 
nicht sicher entscheiden. Denn die Röntgenuntersuchung wurde erst nach Auftreten des Ergusses vor- 
genommen. Erstere Annahme hätte immerhin einige Wahrscheinlichkeit, zumal auch das Exudat zur 
Zeit der Röntgenuntersuchung bereits 'zum Großteil in Schwarte umgewandelt war. 


Fall 5. Karl M., 33jähriger Arbeiter. Prot.-Nr. 1527/1922. Kombination von linker 
hinterer und rechter vorderer unterer kostomediastinalerSchwarte. 

Ein Bruder an Tuberkulose gestorben. Im Jahre 1918 längere Zeit fieberhafte Erkrankung mit 
Bruststechen, kurz darauf angeblich Rippenfellentzündung. Seit dieser Zeit ständig Schmerzen, 
namentlich im Rücken links. Kein Husten, gelegentlich Nachtschweiße. Die Schmerzen wurden von 
anderer Seite als rheumatisch behandelt. Keine Besserung. 

Ambulatorische Untersuchung an der Klinik Jaksch (6. VI. 1922): Mittelkräftig gebauter, 
ziemlich muskulöser, gut genährter Mann. Fieberfrei. Thorax gut gewölbt. Über der Lunge vorn und 
in den seitlichen Partien Schachtelton. Die Lungengrenzen ctwas erweitert, aber überall gut ver- 
schieblich. Beiderseits über den Unterlappen ganz vereinzeltes trockenes Rasseln. Allenthalben etwas 


178... See. - Herrnheiser. XXXI. 2F 
verlängertes und rauhes Exspirium. Nur links medial ad Basim leicht ab geschwäch- 
tes Atmen. Dagegen auch dort keine Sichere Dämpfung. Bei einer späteren Untersuchung schien 


‘an der genännten Stelle eine geringe Schallverkürzung etwa in der. Form eines Rauchfußschen | 


Dreiecks zu bestehen. Sonst aus dem Status nichts bemerkenswert. | 
| Röntgenbefund 6. VI (Abb. 14, 15): Zwerchfell: beiderseits prompt beweglich. Lungen- 


` felder: im allgemeinen hell. I. C. R. breit. Ausgeprägte Lungenzeichnung. Spitzenfelder: links im 


. > 8. I. C. R. ein suspekter Schattenfleck. Sonst nur normale Gefäßzeichnung. Hilus o. B. ` = 


. -Links unten paravertebral ein homogener dreieckiger Schatten 
Derselbe fälltganzin den Herzschatten, hebt sich jedoch bei geeigneter 


-Röhrenhärte deutlich durch letzteren hindurch ab. Sein scharfer late- 


ralerRandziehtgeradlinignachuntenaußėn. SeineBasisliegtimZwerch-.- 
fellschatten. Der Schatteniststark respiratorisch verschieblich under- 


B scheint bei v.d. Strahlengange etwasintensiver. Knapp neben dem latera- 
.len Rand des Schattendreiecks, kaum fingerbreit unter der 10. Rippe ein | 


ca.bohnengroßer,halbmondförmigerKalkherd. Im rechten Herz-Zwerch- 
fellwinkelebenfallseinhomogener,latcralgeradlinigbegrenzter, regspi-: 
ratorisch gut verschieblicher Dreieckschatten mit abwärts gerichteter 
Basis. DerselbeläßtsichobennocheinStückweitimHerzschattenverfol- 
gen. Untenragter über Fingerbreite über den Herzrand hinaus. | 


` 


oanmenncana 
m ennmacnasaanon 
banaman anamannan mm am mm m mm m nm 
Mid s 


Abb. 15. 


Abb, 14. 


Respiratorisches Verhalten analog den früheren Fällen. Keine Ausziehungen des Mediastinums. 


- Passive Herzverschieblichkeit normal. Probepunktion negativ. | 


Schon die orientierenden Lokalisationsmanöver zeigen die hintere Lage des linken, die vordere 
Lage des rechten Dreiecks. Die Tiefenbestimmung konnte rechts nur mit der Heberle- 
K aestleschen Modifikation ausgeführt werden. Ihr Ergebnis (Orthodiagramm, Abb. 15) .nach- 


stehend: > © 
Distans linker unterer Schattenpunkt - Rückenhaut: 5, 4°, 51/, cm. . Mittelwert: ca. 5 cm 
en a oberer 2a zu; e] 5, 6, Sta cm, | n 5ta cm 
34 rechter sr. — Brustbaut: 8, 2, Dje, 2th em. m .2!/, cm 
n ao Herzpunkt Zu en ð, 4, £la cm, l ” a'la cm. 
z linker A — n. 44m 5 4cm 
or Kalkherd — Rückenhaut: 6, 7, 6 cm. a 6'/, cm. 


Auf Grund der Tiefenbestimmung war das rechte Schattendreieck an die vordere, das linke an die 
hintere Wandinnenfläche zu lokalisieren. Die gleichen Erwägungen wie in den früheren Fällen er- 
möglichen die Diagnose einer linken hinteren und rechten vorderen k. m. Schwarte. Der Kalkherd 
gibt einen Hinweis auf die Ätiologie, wenigstens der hinteren Schwarte;: Es läßt sich zwar röntgeno- ° 
logisch nicht entscheiden, ob ein verkalkter G h o n scher- Primärherd vorliegt, oder ob es sich um. : 
eine verkalkte Drüse, einen verkalkten Sekundärinfekt handelt. Der Herd liegt aber, wie die Tiefen- 


.© 


BOB et Der at ann zu ee, SENDE Busen S.70 
SER er 


KZEXT 2 | e | Kostomediastinale Schwarten. - 179 


bestimmung zeigte, annähernd subpleural. Es ist daher höchstwahrscheinlich, daß er mit der Schwarte 
in ursächlichem Zusammenhange steht, daß somit letztere tuberkulöser Ätiologie ist. 


Fall 6. Antonie K., 66jährige Hausmeisterin. Prot.-Nr. 1641/22. Rechte vordere untere 

kostomediastinaleSchwarte _ | 

Familienanamnese o. B. Früher zeitweise Husten, Brustschmerzen, Fieber, Nachtschweiße ete. 
Im Januar d. J. neuerdings erkrankt mit Fieber, Kopf-, Magen- und Kreuzschmerzen. Seit dieser Zeit 
ständig Zunahme der Beschwerden, besonders der Rückenschmerzen, welche in die Seiten ausstrahlen. 
Gehstörungen. | 

KlinischerBefund (14. VI. 1922): Mittelgroße, mittelkräftig gebaute, abgemagerte, etwas 

-anämische Frau. Subfebril. Symptome einer Kompressionsmyelitis, als deren Ursache ein Karies des 
12. Brust- und 1. Lendenwirbels röntg. nachgewiesen wird. Über der Lunge beiderseits Schallverkür- 
zung bis zur Spina scapulae mit erhöhtem Fremitus. Mäßige Verschieblichkeit der unteren Lungen- 
ränder. Über den oberen Partien links Bronchialatmen, rechts unbestimmtes Atmen. Beiderseits ver- 
einzelte Rasselgeräusche. 

Röntgenbefund 16. VI. (Tafel VI, Fig. 3, Abb. 16): Zwerchfell: beiderseits mäßig ver- 
schieblich. Links zipfelförmige Adhäsion. Lungenfelder: Links im Oberfeld zahlreiche, z. T. distinkte 
linsengroße, z. T. konfluierende Schattenherde. In den medianen Partien nahe deın Gefäßschatten ein- 

Doa zelne kalkdichte Flecke. Im Unterfeld mehrere bogenförmige, inten- 


AA sive Schattenstreifen, welche von dem Adhäsionszipfel quer über dem 

’ a Zwerchfell zur Thoraxwand ziehen. Rechts: Im Oberfeld mäßig zahl- 
i AÀ 2 reiche, linsengroße, mäßig intensive, z. T. kleeblattförmig angeord- 
°\ nete Schattenflecke. Daneben mehrere intensive Schattenstreifen. In 


u @an 


der Mitte, zwischen 2. und 3. vorderer Rippe, ein kirschgroßer Ring- 
schatten. Im Mittelfeld ebenfalls recht reichliche, etwas zartere 
4) Schattenfleckchen. An der Grenze von Ober- und Mittellappen und 
an der Grenze von Ober- und Unterlappen lineare Schattenstreifen. 
Dieselben verhalten sich bei Röhrenverschiebung und im Frontal- 
bild genau wie interlobäre Schwarten. Spitzen: Rechts intensive 
Verschattung, innerhalb welcher noch distinkte dichtere Herde er- 
kennbar sind. Links 2 erbsengroße Kavernen und mehrere Schattenflecks. Hilus: Rechts in den oberen 
Partien unregelmäßig geformte Kalkherde. 
 MedialimHerz-Zwerchfellwinkeleinhomogener,dreieckiger Schat- 
ten. Die Spitze desselben liegt im Herzschatten, die Basis unter der 
Zwerchfellkuppel. Sein lateraler scharfer Rand verläuft nach unten 
außen und läßt sich etwa 1 cm unter die Zwerchfellkuppel verfolgen. Er 
kreuzt das Zwerchfellea. 3 Fingerbreiten seitlich, vom Herzrand und ist 
indenoberenPartienkonkav,untenleichtkonvexgekrümmt. ImFrontal- 
bild unsichtbar Respiratorische Verschieblichkeitschr ausgesprochen, 
mitdemZwerchfellgleichsinnig. 
Zipfelförmige Ausziehungen des Mittelschattens nicht nachweisbar. Merkliche Einschränkung 
der passiven Herzverschiebung bei rechter und linker Seitenlage. Jedoch keine herzpulsatorische Er- 
schütterung des Zwerchfells. 


Die Tiefenbestimmung (Orthodiagramm, Abb. 16) ergab: 


Abb. 16. 


Distanz unterer Schattenpunkt — Brusthaut: 2!/,, 3?/,, 2, 3 cm. Mittelwert: 2°/, cm 

2. oberer Br _ à 21a 13/a 1a, 1’, cm. 13/, cm 
„a rechter Herzpunkt — F òta 6 cm. j 5°/, cm 
u linker E — s 4, 4 cm. 5 4 cm. 


Die Tiefenwerte entsprechen der Dicke der Brustwand. Die größere Distanz der unteren Marke 
des Schattenrandes ist darauf zurückzuführen, daß sie schon im Bereiche der, allerdings etwas atrophi- 
schen, Mamma angebracht war. 

Diagnose: vordere kostomediastinale Schwarte. Dieselbe ist bei einem vorwiegend azinös- 
nodös-fibrösen Lungenprozeß Teilerscheinung einer ausgedehnten Adhäsionsbildung. Zeichen letzterer 
sind: Die interlobären Schwarten’zwischen Ober- und Mittellappen, Ober- und Unterlappen rechts. Die 
spangenförmigen Adhäsionen im Unterfeld und der Zwerchfellzipfel links. Die mediastinalen Ver- 
wachsungen, welche infolge der verminderten passiven Verschieblichkeit des Herzens anzunehmen 
sind. Ätiologie: Tuberkulose. Im klinischen Bilde macht sich die k. m. Schwarte in keiner Weise 
geltend. 


\ 


e . 2 = re Herrnheiser. a. | “XXXI, 


, Fall. 7. Marie Sch., Söjährige Frau. Prot.Nr. 2763/22. Rechte vordere untere kosto+ - 
mediastinale Schwarte. 

E Familienanamnese o. B. Im 15. fekos iere durch 4 Monate Lungenspitzenkatarrh mit Blut- l 
spucken. Mit 23 Jahren eine Bauchfellentzündung. ‚Seither dureh melirere Jahre unabhängig von der ' 

Menstruation auftretende, krampfärtige Bauchschmerzen. ‚Später Rezidiv des Spitzenkatarrhs mit 


Fieber, Husten, Schmerzen in der rechten: Thoraxhälfte, und zwar im Rücken und auch rechts vorn 


unten: Deshalb 6 Jahre Winteraufenthalt im Süden. 1908 neuerliche Bauchfellentzündung. 1918 
Grippe, 6 Wochen bettlägerig; auch nachher lange nicht wohl. In den.letzten Jahren krampfartige, in: 
-den linken Arm ausstrahlende Herzschmerzen von stenokardischem Charakter. = 
| Status pr. 19. XI. 1922: Mittelgroße, kräftig gebaute Frau mit starkem Paniculus adiposus. 
. Leichtes Ödem an den Fußrücken. Herz in. normalen Grenzen, Töne leise, rein. An der Basis, speziell. 
. über der Aorta, etwas klappend. Puls rhythmisch, äqual. Bl. Dr. 155. Thorax gut gewölbt, Manubrium 
etwas vörspringend. Lunge: rechtes Spitzenfeld etwas eingeengt mit ganz leichter Schallverkürzung. 
Lungenränder gut verschieblich. Überall leises Vesikuläratmen. i 
Röntgenbefund 20. XL (Abb. 17, 18): Zwerchfell beiderseits gut verschieblich. Lungen- 
felder im allgemeinen frei. Spitzen: die rechte etwas eingeengt und leicht verschleiert, jedoch auch 
auf der Platte keine distinkten Schattenfleckehen nachweisbar. Hilus o. B. Herz schräggestellt, etwas 
plump, Aktion ziemlich schwach. Tr.-D:: 12,9 em. Aorta elongiert, von erhöhter Schattenintensität, 
nicht verbreitert. Im rechten Herz-Zwercehfellwinkelein homogener Schatten 
inForm eines Dreiecks mit abwärts gerichteter Basis. Der Schatten hat 
fast die gleiche Intensität wie der. Herzschatten. Sein lateraler, nach 
außen leicht konkaver Rand ist scharf. Er kreuzt die Zwerchfellkuppel 
ca.2Fingerbreiten seitlich vom Herzrand. Respiratdrisch bewegtersich 
deutlich, mit dem Zwerchfell gleichsinnig. ImFrontalbildnichterkenn- 
bar. Keine zipfelför migen Ausziehungen des ME Eten: Passive Verschieblichkeit des Herzens 


normak 


Abb, 18. 
ur %, Abb. 17. 
Resultat der Tief enbestimmung (Orthodiagramm Abb. 18):. 
Distanz. unterer Schattenpunkt — Brusthaut: 4, 4!/,, 3!/, cm Mittelwert: 4 cm 
©» oberer i | — n 43, 3Ha 31, € TE 3ta em 
» rechter an u n....6,'61),, 6'/, cm. ; 6'/, cm 
a Enke , „ — > — 5e 6, 5%, cm. f 52, c 


Der hier gr ößere Hautabstand des Schattenr andes entspricht der stärkeren Muskel-Fettschichte. 
Bei neuerlicher Röntgenuntersuchung 28. III. 23 Befund unverändert. 
.. Diagnoser: vordere kostomediastinale Schwarte. Für derem Entstehung kommen mehrfache 
Ursachen in Betracht. Tuberkulose (die rezidivierenden Spitzenkatarrhe), Grippe oder Fortleitung von 
= einer Peritonitis. Eine sichere Entscheidung zwischen diesen ätiologischen Faktoren ist nicht möglich. 


” 


Fall 8. Franziska R., 36jährige Schneiderin. Prot.-Nr. 170/23. Rechte vordere untere 
kostomediastinale Schwarte. Autoptische Kontrolle, 


XXXI, 2, Kostomediastinale Schwarten. 181 


Keine hereditäre Belastung. Früher immer gesund. Im Januar 1922 längere Zeit mit Grippe 
bettlägerig. Pat. hatte schon einige Monate vorher Gehbeschwerden. Seit der Grippe starke Zunahme 
derselben. 

Klinischer Befund 7. XIL 1922: Kleine, grazile Patientin. Temperatur normal. Schwere 
spastische Paraplegie der unteren Extremitäten. Über den Lungen zunächst nur eine Schallverkürzung 
über beiden Spitzen mit etwas verlängertem Exspirium, namentlich rechts. Am 15. I. 1923: Starker 
Hustenreiz, Bruststechen. Subfebril. Über dem rechten Oberlappen vorn und hinten Dämpfung, vorn 
mit tympanitischem Beiklang. Daselbst stellenweise bronchiales Atmen, vereinzelte trockene, bis- 
weilen feuchte mittelblasige, z. T. klingende Rasselgeräusche. 

Röntgenbefund: 16. I. 1923 (Tafel VI, Fig. 4): Zwerchfell beiderseits ziemlich gut be- 
weglich. Rechts bei tiefer Inspiration ein kleiner Adhäsionszipfel. Lungenfelder: Rechts im 
Oberfeld eine mäßig intensive, nahezu homogene Verschattung. Mittelfeld und Unterfeld ‚frei mit 
etwas verstärkter Lungenzeichnung. Bei frontaler Durchleuchtung erkennt man, daß der Schatten im 
Oberlappen lokalisiert ist. Dem Interlobärspalt zwischen Ober- und Unterlappen entsprechend ein sehr 
intensiver nahezu bleistiftdicker Schattenstreif. Spitzen: die rechte stark homogen verdichtet. Links 
unregelmäßiger Begleitschatten der II. Rippe. Hilus keine sicheren pathologischen Veränderungen. 

Im rechten Herz-Zwerchfellwinkel ein verhältnismäßig kleiner, 
dreieckiger SchattenmitabwärtsgerichteterBasis.Erhatnahezugleiche 
Diehte wie der Herzschatten und ist respiratorisch deutlich, mit dem 
Zwerchfell gleichsinnig verschieblich. Seiu latceraler Rand ist leicht 
. konkav. 

Bei Röhrenverschiebung verhält sich das Schattendreieck wie ein der vorderen Brustwand nahes 
Gebilde. Bei frontalem Strahlengange ist es nicht differenzierbar. Tiefenbestimmung bei der schwer- 
kranken, dyspnoischen Patientin nicht exakt ausführbar. Bei einem Versuch mit der „halben“ Blenden- 
randmethode wurde eine Distanz des Schattenrandes von der Brusthaut von annähernd 1—2 cm ge- 
messen. 

Eine 2. Röntgenuntersuchung am 19. I. zeigte das Schattendreieck unverändert. Auch die Ver- 
schattung des rechten Oberfeldes blieb nahezu gleich. Nur der frontal sichtbare Schattenstreif im 
Interlobärspalt war wesentlich schmäler geworden. 

Diagnose: Infiltration, z. T. vielleicht auch Schwarte in den oberen Partien des rechten Ober- 
- Jappens: Abheilende interlobäre Pleuritis zwischen Ober- und Unterlappen rechts. Linksseitige Spitzen- 
schwarte. Wahrscheinlich rechtsseitige vordere untere kostomediastinale Schwarte. 

Die Diagnose der k. m. Schwarte wurde mit Rücksicht auf die weniger exakt durchführbare 
Tiefenbestimmung nur als wahrscheinlich ausgesprochen. 

Exitus am 22. I. 1923. Auszug aus dem Sektionsprotokoll (Prof. Ghon) 2. I: Mul- 
tiple Sklerose des Rückenmarks mit einzelnen sklerotischen Herden in der Rautengrube. — Eitrige 
Bronchitis und Bronchiolitis. — Lobulär-pneumonische Herde, z. T. in Induration in der oberen Hälfte 
des rechten Lungenoberlappens. — Ausgedehnte adhäsive Pleuritis links mit interlobärer adhäsiver 
Pleuritis rechts zwischen Ober- und Unterlappen. Die Basis des rechten Unterlappens mit dem Zwerch- 
fell leicht verwachsen. Der vordere mediale Anteil des Unterlappens?) zeigtin 
Form eines Dreiecks eine bindegewebige Adhäsion zum Diaphragma und 
gegendasMediastinum. — Umschriebene schiefrige Induration mit Einziehung der medialen 
Fläche des Mittellappens rechts, nebst Atelektase in der Umgebung. — Ein erbsengroßer schiefrig in- 
durierter Herd in der Spitze des linken Unterlappens. — Ein mohnkorngroßer Kalkherd in einem 
oberen tracheobronchialen Lymphknoten links. | 

Die Autopsie hat die Diagnose der rechten vorderen unteren k. m. Schwarte vollkommen be- 
stätigt. Die dreieckige bindegewebige Adhäsion lag im Sinus costomedia- 
stinalisanteriordemmedialstenunterenTeilderLungenvorderflächean. 
Ihre Form und Größe entsprach genau dem radiologisch nachgewiesenen 
Schattendreieck. 


Fall 9. Anton H. 58jähriger Nachtwächter. Prot. "Nr. 883/23. Rechte vordere untere 

kostomediastinale Schwarte. 

Familienanamnese o. B. Früher angeblich immer gesund. Keine Rippenfellentzündung, keine 
Grippe. Zeitweise Husten ohne wesentliches Bruststechen. In den letzten Monaten Atemnot, beson- 
ders nach mäßiger Körperanstrengung. Stärkerer Husten in den letzten Tagen. Heiserkeit. 

Klinischer Befund: Mitteigroßer, kräftiger Mann in gutem Ernährungszustand. Tempe- 


1) Der medialste untere Anteil der Lungenvorderfläche wurde hier vom Unterlappen 
gebildet.. | 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXX]. 24 


i: 182- S : -  BHerrnheiser. i , XXXI, 2. 


| ratur normal. Puls etwas gespannt. Herz: An der Dämpfungsfigur (Schwellenwertsperkus- 
sion) fällt eine eigentümliche VerbreiterungrechtsunteninFormeinerleich- 


ten Dämpfungszone zwischen normalem rechten Herzrand und Leber auf, 


. Spitzenstoß an normaler Stelle, Töne rein, 2. Aortenton etwas akzentuiert. Lunge: Einengung des 


linken Krönigschen Feldes. In den seitlichen Partien Schachtelton. Lungenränder normal verschieb- | 


lich. Über der linken Spitze abgeschwächtes Atmen. Sonst über der ganzen Lunge etwas verlängertes 
Exspirium. Rechts spärliche trockene Rasselgeräusche. Bei nachträglicher Untersuchung werden auch 


über der beschriebenen dreieckigen Dämpfungszone keine besonderen auskultatorischen Phänomene . 


(kein abgeschwächtes Atmen): gefunden. 


"Röntgenbefund 2X. I. (Tafel VI, Fig. 5, Abb. 19) 


Zwerchfell: das rechte im medialen Abschnitt hochgezogen und 
weniger beweglich. Die lateralen Partien desselben sowie das 
linke prompt und ausgiebig verschieblich. Lungenfelder: im all- 
gemeinen frei, hell I. C. R. breit. Nur rechts subapical eine An- 
, zahl. bis linsengroßer, ziemlich intensiver, gut begrenzter, z. T. 
gruppierter Schattenfleckchen. Spitzen: beiderseits zahlreiche, 
intensive, gut begrenzte, z. T. in kleeblatt- oder rosettenförmigen 
Herden angeordnete Schattenflecke. Hilus: keine sicheren patho- 


sprochen gerundeter Spitze und recht tiefer Herzbucht. Tr.-D. 


haft pulsierend. Ihre Breite im 1. schrägen D. 3,9 cm. Die Tra- 
| cheaistleichtnachrechtsverzogen. 

Im rechten Herz-Zwerchfellwinkel ein homogenes, respiratorisch 
deutlich verschicbliches Schattendreieck mitabwärts gerichteter Basis. 
Dasselbe besitzt nahezudiegleichelntensitätwieder Herzschatten. Doch 
istes vom pulsierenden rechten Herzrand sicher zu differenzieren. Der 
scharfe,lateraleDreieeksrandziehtgeradlinigzurZwerchfellkniekung, 
welche (ca. 21» Fingerbreiten vom Herzrand), zwischen dem hochgezogenen 
medi alen und dem lateralen Zwerchfellabsehnitt auftritt. 


Abb. 19. 


Der Dreieckschatten ist im Frontalbild unsichtbar. Mäßige Einschränkung der Herzverschieb- l 
-© Kehkeit bei Lagewechsel. 


Resultat der Tiefe nb estim mung (Orthodiagramm Abb. 19): 


Distanz unterer Schattenpunkt — Brusthaut: 2'/,, 2';,, 2 cm. Mittelwert: ca. 21 cm 
"oberer N = g 231, 2%, 2°], cm. : 22, on 
‘n linker Herzpunkt. . — Der 6, 6?/,, 6 cm s 6'/, cm 


Die Tiefenlage des Schattenrandes entspricht der Dicke der Brustwand. 

Diagnose: vordere kostomediastinale Schwarte bei doppelseitigem, altem, azinös-nodös- 
fibrösen Spitzenprozeß als Teilerscheinung einer ausgedehnteren Adhäsionsbildung.: (Zwerchfelladhä- 
sion, mediastinale Verwachsungen.) Der Fall ist dadurch bemerkenswert, daß die Schwarte bei sorg- 
(ältiger Perkussion als parakardiale Dämpfung nachgewiesen wurde. Ohne Aufklärung durch die 
Röntgenuntersuchung wäre diese Dämpfung auf das Herz hezogen und unrichtig gedeutet worden. 


Vo 


V. Ätiologieund Pathogenese. 


= Diek. m. Schwarten sind der Endzustand einer umschriebenen — wohl immer bakteriellen 
— Pleuritis. Alle ätiologischen Faktoren der Rippenfellentzündung gemeinhin kommen auch 


für die Pleuritis mediastinalis in Betracht (Savy). Ausgangspunkte des Prozesses sind nach 


Savy: 1. Lunge (Pneumonie, Bronchopneumonie, Gangraen, Tuberkulose); 2. Tracheobron- 
chiale Lymphknoten; 3. Perikard; 4. Brustwand oder die Mediastinalorgane selbst. Wir möchten 
aber auch die Möglichkeit einer Entwicklung auf metastatischem Wege nicht ganz ausschließen. 

Unsere Fälle kamen sämtlich erst im) Schwartenstadium zur Untersuchung. Ihre Ent- 
| stehung konnte nicht beobachtet werden. Wiry beschränken uns daher auf einige Bemerkungen: 
Tuberkulose ist nach unserem M: terial, mit ARmann übereinstimmend, als die 


häufigste Ursache anzusehen. In der großen Mehrzahl der Fälle findet man teils mehr oder minder 


ausgebreitete, floride oder alte tuberkulöse Lyngenveränderungen, teils Spitzenschwarten, Kalk- 


logischen Veränderungen. Herz: schräg-quergestellt, mit ausge- 


13,5 em. Aorta: die Aszendens rechts stärker vorspringend, leb- 


XXXI, 2. Kostomediastinale Schwarten. 183 


herde oder sonstige Residuen eines spezifischen Prozesses. Spitzenschwarten oder weit abliegende 
Kalkherde sind u. E. noch kein sicherer Beweis für tuberkulöse Ätiologie der k. m. Schwarte. 
Wohl aber wird man mit der Annahme spezifischer Natur.kaum fehlgehen: bei ausgedehnteren 
Lungenveränderungen oder bei enger Lagebeziehung zwischen Schwarte und Kalkherd (Fall 5). 
Freilich kommen auch bei Lungentuberkulose Pleuritiden nicht so selten durch Mischinfektion 
zustande. Solche haben aber meist eitrigen Charakter (vgl. Beitzke). Und eitrige Pleuritis 
mediastinalis kommt hier kaum in Betracht (vgl. unten). 

Metapneumonische Entstehung ist seltener. In einem unserer Fälle (1) spricht alles 
für solche. Es ist wohl kein Zufall, daß es sich um grippöse Lungenentzündung handelte. Denn 
deren besondere Neigung zur Bildung abgesackter Exudate ist bekannt. In einigen anderen Fällen 
mußte die katamnestische Entscheidung zwischen grippöser oder tuberkulöser Ätiologie offen 
bleiben. | 

Für die Annahme eines direkten Übergreifens von einer Affektion der Brustwand oder der 
Mediastinalorgane boten unsere Fälle keinen Anhaltspunkt. Dagegen war einmal (Fall 7) die 
Möglichkeit einer Fortleitung von einer chronischen Peritonitis nicht auszuschließen. 

Hinsichtlich der Natur des primären Exudates sind einige Rückschlüsse mög- 
lich: Empyeme im Sinus dürften kaum jemals zu k. m. Schwarten ausheilen. Diese bösartigen 
Eiterungen führen nach Savy ohne operative Eröffnung oder eventuellen Spontandurchbruch 
zum Tode. Die Anamnese unserer Fälle bringt auch keine Angaben über so schwere Krankheits- 
erscheinungen, wie sie das mediastinale Empyem meist bedingt. 

‚Die k. m. Schwartenbildung ist wahrscheinlich in der Regel Folge eines geringen serösen 
Ergusses im Sinus. Letzterer verursacht öfters nur unauffällige klinische Symptome. -Er 
kann sich unter dem Bilde einer leichteren fieberhaften Krankheit als „Influenza“, „Erkäl- 
tung“ ete. verbergen. Die Schwarte wird dann, eventuell Jahre später, zufällig entdeckt. 

Trockene, fibrinöse Pleuritis als Vorstadium der k. m. Schwarte käme in Frage, 
wenn früher heftige stechende Schmerzen (Choyau) in der Gegend des befallenen Sinus 
uuftraten. f | 

Zweifellos sind die k. m. Schwarten öfters Teilerscheinung eines ausge- 
breiteten Pleuraprozesses. Man findet dann in vivo Exudate (Fall 4) oder Schwarten- 
bildung auch an anderen Stellen (Pleura mediastinalis, costalis, diaphragmatica, interlobär). 
Noch häufiger wird die Obduktion derartige Verwachsungen aufdecken. 

Der Anatom sieht Verwachsungen der Pleura mediastinalis und ihrer Umschlagstellen 
häufig. Sie sind in der Regel Teilerscheinungen einer ausgedehnteren Adhäsionsbildung. Ge- 
legentlich, wenn auch verhältnismäßig sehr selten, ist der Prozeß zirkumskript. Oder er dominiert 
besonders an einer umschriebenen Stelle. Derartige praktisch isolierte Verwachsungen können 
einerseits rein auf die Pleura mediastinalis, andererseits bloß auf eine der Umschlagstellen 
lokalisiert sein. In exzeptionellen Fällen besitzen sie derben, fibrösen Charakter. Namentlich in 
den unteren Partien des Sinus costomediastinalis posterior beobachtet man gelegentlich umschrie- 
bene derbere Schwarten. | | | | 

Resorption, Organisation und fibröse Umwandlung des primären Exu- 
dates dürften in der bei der Pleuritis bekannten Weise erfolgen. Radiologisch manifest wird die 
Adhäsionsbildung als k. m. Schwarte, wenn sie im Bereiche des kostalen Sinusschenkels eine 
größere Dichte erreicht. | 


VI. Symptomatologie. 


Subjektive klinische Symptome: In einigen Fällen klagen die Kranken über 
stechende oder ziehende Schinerzen vom Charakter der bekannten Adhäsionsbeschwerden. -Die- 


selben werden bei hinteren k. m. Schwarten im Rücken (Fall 1 und 5), bei anterioren Schwarten 
24" 


14 o | . Herrnheiser. XXXI, 2 


in der vorderen Brustwand (Fall 3 und 7), ungefähr an der Stelle der Schwarte empfunden. In 
. anderen Beobachtungen dominieren die durch eine schwere Grundkrankheit ausgelösten Schmerz- ` 
'phänomene vollkommen. Beispielsweise: die Erscheinungen einer ausgedehnten Lungentuber- 
kulose (Fall 2), einer Karies der Brustwirbel (Fali 6), einer exudativen Pleuritis (Fall 4). Ge- 
legentlich fehlen jegliche auf die Schwarte beziehbare Beschwerden (Fall 8 und 9). Man muß 
deshalb bei der Deutung subjektiver Sensationen als Folgen einer k. m. Schwarte vorsichtig und 
zurückhaltend sein. Daß letztere aber u. U. doch Quelle ausgeprägter Beschwerden ist, glauben 
wir, namentlich in Fall 1, annehmen zu können. | 
Objektive klinische Symptome: Man wird nur unter Ausschluß suggestiver 
Momente erhobene Befunde als sicher anerkennen: Die Objektivität ist bei unserem Material da- 
durch gewährleistet, daß die klinische Untersuchung stets von anderer Seite, vor Kenntnis der 
Röntgendiagnose vorgenommen wurde. Dabei-hat man nur in wenigen Fällen der Schwarte ent- 
_ sprechende, geringfügige perkutorische oder auskultatorische Anomalien festgestellt. Bei hinteren 
k. m. Schwarten scheinen solche noch eher ‚aufzutreten: Eine schmale paravertebrale Dämpfung 
in Fall 1. — Ein leicht abgeschwächtes Atmen in Fall 5. — Nicht so eindeutig ist die bei Fall2 
als „rechts hinten unten, namentlich median“ beschriebene Schallverkürzung. — Bei vorderen 
k. m. Schwarten hat der unbeeinflußte Untersucher nur einmal (Fall 9) eine entsprechende Schall- 
verkürzung beobachtet. Sie fiel als eigentümliche dreieckige Verbreiterung der Herzdämpfung 
rechts im Herz-Leberwinkel auf. Objektive klinische Erscheinungen sind also bei den k. m. 
Schwarten verhältnismäßig selten und uncharakteristisch. 
‚ Die röntgenologischen Symptome sind ausschlaggebend. Nach unseren Be- 
: obachtungen stellen sie sich in folgender Weise dar: 
 1.Lagedes Schattens: In Abschnitt III wurden bereits, von röntgenanatomischem 
Gesichtspunkte aus, die Projektionsverhältnisse der k. m. Schwarten erörtert. Die praktischen Er- 
- fahrungen stehen mit diesen Deduktionen ganz im Einklang. Wir haben, der bei der mediastina- 
len Pleuritis üblichen Einteilung folgend, „vordere“ und „hintere“ k. m. Schwarten unter- 
schieden. Diese wieder in „untere“ und „obere“, mit der weiteren Unterteilung in „rechte“ 
„linke“ differenziert. Am häufigsten sahen wir vordere untere rechte k. m. Schwarten (7mal). 
Eine vordere obere k. m. Schwarte fanden wir einmal links (Fall 4). Als rechtsseitige vordere 
obere Schwarte ist wohl Groedels Beobachtung aufzufassen. Vordere untere linke Schwarten 
. haben wir, aus später zu besprechenden Gründen, nicht diagnostiziert. Hintere k. m. Schwarten 
sind seltener. Wir haben sie nur unten, zweimal links, einmal rechts gefunden. Der Prozeß tritt 
in der Regel einseitig auf: Nur einmal (Fall 5) sahen wir die Kombination von rechter vorderer 


und 


= mit linker hinterer k. m. Schwarte. 


Charakteristisch für k. m. Schwarten ist die e nge L agebeziehung zum Mittel- 
schatten. "Dieselbe war wohl Veranlassung für die früher übliche Auffassung der besproche- 
‚nen Veränderungen als „mediastinale“ Verwachsungen. Vordere k. m. Schwarten überragen im 
Sagittalbild den .Mittelschatten und gehen medianwärts scheinbar in letzteren über. Gelegentlich 
kann man sie bei geeigneter Röhrenhärte auch noch im Herzschatten eine Strecke weit verfolgen. 
Hintere k. m: Schwarten liegen paravertebral. Infolgedessen müssen sie links unten mehr minder 
‚vollständig in den Herzschatten fallen. Sie differenzieren sich von letzterem durch größere Dichte. 
Rechts können auch. hintere k. m. Schwarten beträchtlich über den Herzrand hervortreten 
 (Fall.2). = 

Bar rein frontalem BERN? ie der Schwartenschatten infolge seiner linearen Dimen- 
sion nicht erkennbar. 
| 2. Form und Begrenzung des Schattens: Die k. m. Schwarten bilden homo- 
gene, dreieckige, bandförmige oder unregelmäßige Schatten. Dreiecksform ist die häufigste, Band- 
form seltener. Wir haben letztere nur einmal (Fall 1) links hinten unten beobachtet. Als Typus 
eines. unregelmäßig konfigurierten Schattens wäre Groedels Fall anzuführen. Die mediale 
| a verschwindet im Mediastinal- oder Wirbelschatten. Der laterale Rand ist da gegen 


XXXI, 2. Kostomediastinale Schwarten. 185 


stets deutlich erkennbar und zumeist scharf. Er verläuft geradlinig, häufiger in einem leicht 
konkav, gelegentlich auch (Fall 6) schwach S-förmig gekrümmten Bogen. Die Schattenbasis 
verbirgt sich bei unteren k. m. Schwarten unter der Zwerchfellkuppe. Man kann auch nicht selten _ 
die laterale Schattengrenze noch ein Stück weit im Zwerchfell verfolgen. Die Dreiecksform 
unterer k. m. Schwarten zeigt die Basis stets abwärts, die Spitze aufwärts gerichtet. Bei der oberen 
k. m. Schwarte, die wir zu sehen Gelegenheit hatten, lag dagegen die Basis des Dreiecks kephal. 


Die Schärfe des lateralen Konturs unterer k. m. Schwarten ist bemerkenswert. Sie dürfte 
wohl als Effekt des annähernd in der Verlaufsrichtung des Schwartenrandes wirksamen Zwerch- 
fellzuges zu erklären sein. Es ist demnach verständlich, daß die mitıdem Zwerchfell nicht zusam- 
menhängenden oberen Schwarten u. U. unregelmäßig begrenzt sind. 

3. Größe: Sie ist naturgemäß variabel. Im Maximum ragte eine vordere untere k. m. 
Schwarte um nahezu 3 Fingerbreiten über den Herzrand hervor (Fall 6). Als größte Breite einer 
hinteren k. m. Schwarte maßen wir ca. 21/, Querfinger. 

4. Respiratorisches Verhalten: Untere k. m. Schwarten zeigen regelmäßig eine 
exquisite respiratorische Verschieblichkeit. Der Schatten wird .im Inspirium länger und schmäler, 
die konkave seitliche Grenzlinie etwas gestreckt. Die Bewegung erfolgt im gleichen Sinne wie die 
des Zwerchfells und Mittelschattens. Sie ist den Exkursionen der Rippen und eventuell eines in 
der Thoraxwand liegenden Schattens entgegengesetzt. Dieses augenfällige respiratorische Ver- 
halten ist aus differentialdiagnostischen Gründen beachtenswert. In der Regel dürfte eine adhäsive 
Verbindung der k. m. Schwarte mit dem Zwerchfell vorliegen. Daß trotzdem die Zwerchfell- 
exkursionen im Sagittalbild öfters nicht beeinträchtigt erscheinen, ist folgendermaßen zu er- 
klären: Bekanntlich wird die radiologisch sichtbare Zwerch- | 
fellinie von tangential getroffenen Partien der Zwerchfell- 
kuppe gebildet. Je nach Röhrenstellung sind mehr vorn oder 
hinten, höher oder tiefer liegende Teile der Zwerchfellkuppe 
randbildend. Die Umschlagstelle der pl. costalis in die pl. dia- 
phragmatica liegt aber vorn und hinten so tief, daB man sie 
bei sagittalem Strahlengange oft nicht zu Gesicht bekommt. 
Eine Hemmung der Zwerchfellbewegung wird 
daher im Sagittalbild nicht erkennbar sein, 
wenn der Adhäsionsprozeß nur den Zwerch- 
fellansatz und seine nächste Umgebung be- 
trifft (vgl. Abb. 20). Eher dürfte in solchen Fäilen die 
Bewegungseinschränkung bei frontaler Durchleuchtung sicht- 
bar werden. Demgemäß haben wir gelegentlich ein leichtes Zurückbleiben der äußersten, an die 
k. m. Schwarte grenzenden Zwerchfellpartie im Frontalbild beobachtet (Fall 1). 


Abb. 20. 


Bei oberen k. m. Schwarten besteht kein Zusammenhang mit dem Zwerchfell. are respira- 
torische Verschieblichkeit derselben haben wir vermißt. 

5. Tiefenlage: Dieselbe ist, wie schon früher besprochen, durch die Dicke der Thorax- 
wand am Orte der Schwarte bestimmt. Die Hautdistanzen einzelner Punkte des Schwartenrandes 
(Mittelwerte aus mehreren Messungen) bewegen sich in unseren Fällen zwischen 11/,—4 em bei 
vorderen, 3—6 cm bei hinteren k. m. Schwarten. 

6. Erscheinungen von Seiteder Lunge, des Zwerchfells und Media- 
stinums: Die Lunge zeigt, wie schon A B mann bemerkt, in der großen Mehrzahl der Fälle 
pathologische, meist tuberkulöse Veränderungen. Deren Form und Ausdehnung kann sehr ver- 
schieden sein: Ausgebreitete, fortschreitende Phtisen (Fall 2). Oder ältere stationäre und ausge- 
heilte Infiltrationsprozesse (Fall 6, 9). Gelegentlich eine exudative Plöuritis (Fall 4). Häufiger 
findet man nur geringfügige Residuen einer tuberkulösen Affektion: Einzelne suspekte Fleck- 
chen im nn (Fall 5); Kalkherde (Fall 5 und 8); Spitzenschwarten, die als unregelmäßi- 


n; _ Herrnhöiser. Co 00 XXXI, 2: 


ger Begleitschatten der 2. Rippe kenntlich ‚sind (Fall 1, 3). Nur j in einem Br a ) wurden keine 
sicheren Lungenveränderungen nachgewiesen. 

| Zwe re hfelladhäsionen sind kein regelmäßiger, aber. doch kein seltener Befund. 
Untere k. m. Schwarten dürften zumeist mit dem benachbarten Zwerchfellansatz verwachsen 
sein. Diese Verbindung muß, wie oben besprochen, nicht notwendig röntgenologisch manifest wer- 
den, wenn sie sich auf einen schmalen Bezirk beschränkt. Erreicht aber der basale Verwachsungs- 
„Prozeß eine größere Ausdehnung, so. wird er direkt erkennbar: Als Adhäsionszipfel unmittelbar 
neben der Schwarte (Fall 3, 8). Oder als Hochziehung und Bewegungseinschränkung des medial- 
sten Zwerchfellabschnittes (Fall 9). 

< Andererseits sind die k. m. Schwarten häufig Teilerscheinung einer ausgedehnteren Adhä- ` 
sionsbildung (vgl. Abschnitt V). Man findet daher öfters Zeichen einer solchen: Spangenförınige, 
quer verlaufende Stränge oberhalb des Zwerchfells (Fall 6). Interlobäre Schwarten (Fall 8). 
Zipfelförmige Adhäsionen des kontralateralen Zwerchfells (Fall 6). Den phrenikokostalen Win- 
kel überbrückende Spangen (Fall 1) usw. Schließlich kann auch die Obduktion Verwachsungen 
aufdecken, welche dem radioskopischen Nachweis entgehen (Fall 8). 

Das Verhaltender Mediastinalorganeist — wegen ihrer engen Lagebeziehung 
zur k. m. Schwarte — von besonderem Interesse. Pathologische Erscheinungen seitens derselben 
haben wir jedoch trotz spezieller Aufmerksamkeit nur selten beobachtet: In 2 Fällen (6, 9) fiel 
eine leichte Einschränkung der Herzverschieblichkeit bei Lagewechsel auf. Einmal (Fall 9) war 
-eine Verziehung der Trachea nachweisbar. Dagegen fanden wir niemals zipfelförmige Ausziehun- 
'gen am Rande des Mittelschattens. Ebensoöwenig inspiratorische Anspannung und pulsatorische 


u Erschütterung des medialen Zwerchfellschenkels (Dietlen), oder sonstige Symptome einer 


Mediastino-Pericarditis. 


VII. Diagnose und Differentialdiagnose. 


Die diagnostischen Merkmale der k. m. Schwarten ergeben sich aus der vorstehend 
besprochenen Symptomatologie. _ | 

Differentialdiagnostische änschongemöpliehkeitn bedingt die Flächenprojek- 
tion, speziell im Sagittalbild. Verschiedene, in der Medianzone des Thorax irgendwo zwischen 
Sternum und Wirbelsäule liegende, pathologische und selbst auch normale Gebilde kommen 
diesbezüglich in Betracht. Die theoretisch und praktisch wichtigsten sind folgende: 

1. Pleuritis mediastinalis exudativa: Auch der mediastinale Flüssigkeits- 
erguß erreicht i in der Regel die Thoraxwand (Savyu.a.). Wir halten es sogar für wahrschein- 
lich, daß das Exudat sich zumeist primär im Sinus ansammelt und erst mit wachsender Aus- 
dehnung i im Mediastinalspalt vordringt. Man wird deshalb in manchen Fällen zwischen Schwarte 
und Exudat im Sinus zu differenzieren haben. Die Lösung dieser Aufgabe gelingt meist ohne 
Schwierigkeit ‚schon durch klinische Beobachtung. ‘Mangels eigener Erfahrung über exudative 
mediastinale Pleuritis beziehen wir uns im folgenden auf die einschlägigen Fälle der Literatur: 

. Das mediastinale Empyem wird sich meist durch stürmischen Beginn und schwere Krank- 
heitserscheinungen verraten: heftige stechende Schmerzen hinter dem Sternum. Dyspnoe, Fie- 
' ber usw. Bei hinterem Empyem oft auch Kompressiönserscheinungen der Mediastinalorgane 
(Schluckbeschwerden, Aufstoßen, krampfartiger Husten, Heiserkeit). Ferner eventuell Vorwöl- 
bung der Brustwand, Kollateralkreislauf der Haut. In vereinzelten Fällen kann allerdings das 
 mediastinale Empyem ohne so schwere Symptome verlaufen (Savy). Aber auch dann wird eine 
intensive paramediastinale oder paravertebrale Dämpfung klinisch das Exudat anzeigen. Bei 
Schwarten hingegen ist, wenn überhaupt, nur eine leichte Schallverkürzung nachweisbar. Sichere 
Entscheidung bringt nötigenfalls eine (richtig vorgenommene) Probepunktion. Intensivere 
Dämpfung, abgeschwächtes Atmen und Probepunktion sichert auch bei serösen Exudaten klirlisch 
die. Diagnose. | | > | | 


XXXL 2. -  Kostomediastinäle Schwarteti. 187 


Radioskopisch wird für Exudat gegenüber Schwarte sprechen: Große Schattenintensität. 
Mangelhafte oder nicht erkennbare Herzpulsation auf der Seite des Schattens. Fehlende oder 
minimale respiratorische Verschieblichkeit, wenn der Schatten das Zwerchfell erreicht. Retro- 
sternaler bzw. retrokardialer Schatten im Frontalbild (bei ausgedehnterem Erguß). Andererseits 
machen Zeichen eines abgelaufenen Prozesses in der Nachbarschaft (Zwerchfelladhäsion, sub- 
pleuraler Kalkherd) eine Schwarte wahrscheinlich. 

2. Mediastinale Verwachsungen (Mediastino-Perikarditis): Die Kombination 
von Schwartenbildung im kostomediastinalen Sinus und im Bereiche der eigentlichen Pleura 
mediastinalis ist sicher die Regel. Man kann jedoch öfters entscheiden, ob das Substrat des radio- 
logisch sichtbaren Schattens im Sinus (an der Innenfläche der Thoraxwand) oder im Mediastinal- 
spalt lokalisiert ist. .Die darauf beruhende Trennung zwischen kostomediastinalen und mediasti- 
nalen Schwarten erscheint uns ebenso berechtigt, wie z. B. die Differenzierung zwischen inter- 
lobären und gewöhnlichen wandständigen Schwarten. Denn auch interlobäre Verwachsungen 
gehen sehr häufig mit parietalen Adhäsionen einher. Dabei bleiben letztere oft röntgenologise 'h 
unbemerkt und werden erst autoptisch nachgewiesen. 

Unterschiede in der direkten röntgenologischen Manifestation mediastinaler und kosto- 
mediastinaler Schwarten wurden bereits in Abschnitt III eingehender besprochen. Unter Hin- 
‘weis auf die dortigen Ausführungen sei folgendes wiederholt: Sichere direkte Zeichen mediasti- 
naler Adhäsionen sind zipfelförmige Ausziehungen am Rande des Mittelschattens. Behinderung 
der Herzbeweglichkeit an dieser Stelle beweist gleichzeitige intraperikardiale Verlötung (A B- 
mann). Mediastinale Verwachsungen müssen sich ferner — im Gegensatz zu k. m. Schwarten — 
immer in den Mittelschatten projizieren. Sie können dessen Rand nicht nennenswert überragen. 
Größere, flächenhafte durch rein mediastinale Schwarten bedingte Schatten würden im Sagittal- 
bild im allgemeinen nur links unten, im Bereiche der fossa cardiaca auftreten. 

Die Unterscheidung zwischen mediastinalen und k. m. Schwarten ist daher häufig leicht: 
- Einerseits sind die genannten zipfelförmigen Ausziehungen mit k. m. Schwarten nicht zu ver- 
wechseln. Andererseits darf man im Sagittalbild flächenhaft erscheinende Schatten nicht als 
mediastinale Schwarten deuten, wenn sie in den oberen Mediastinalpartien oder rechts unten 
neben dem Herzen liegen. Zumal wenn sie wesentlich über den Mittelschatten hinausreichen. 

Differentialdiagnostische Schwierigkeiten bereiten hingegen Schatten, welche links unten 
in den Herzschatten fallen. Dieselben können teilweise mittels Tiefenbestimmung über- 
wunden werden. Durch ihre verschiedene Tiefenlage sind nämlich hintere k. m. Schwarten und 
mediastinale Verwachsungen sicher zu unterscheiden. Ebenso würde eine vordere k. m. Schwarte 
von einem Adhäsionsprozeß an der Hinterfläche des Herzens zu trennen sein. Dagegen ist 
die DifferenzierungeinerSchwarteimlinkenvorderen Sinusvoneiner 
solehenan der Vorderfläche des Herzenskaum möglich. Die Tiefenbestim- 
mung ist hier nicht anwendbar. Denn der geringe Distanzunterschied zwischen Pleura sterno- 
costalis und Herzvorderfläche liegt noch innerhalb der Fehlerbreite der Methode. Kompliziert 
werden die Verhältnisse weiterhin durch den so häufig auftretenden linksseitigen Perikardzipfel. 
Letzterer wäre leicht mit einem den Mittelschatten überragenden Schwartenschatten zu verwech- 
seln. Deshalb ist bei der Diagnose einer linken vorderen unteren k. m. Schwarte große Vorsicht 
geboten. Wir haben bisher keinen einwandfreien Fall beobachtet. 


Erwähnt sei noch, daß die Kombination von kostomediastinalen und media- 


..stinalen Verwachsungen sich gelegentlich nachweisen läßt. Es ist natürlich nicht bloß auf 


direkte Erscheinungen der letzteren, sondern auch auf indirekte Zeichen zu achten. So findet man 
beispielsweise, abgesehen von dem Schatten der k. m. Schwarte, Verziehungen des Mediastinums in toto 


oder einzelner Teile desselben (Trachea, Fall 9). Auch eine Einschränkung der Herzverschieblichkeit 


bei Lagewechsel (Fall 6, 9) wird in derartigen Fällen zumeist durch Mediastino-Pericarditis adhaesiva 
bedingt sein. (Obwohl nach Achelis dieses Symptom bei Coneretio perieardii allein ohne media- 


stinale Verwachsungen vorkommt.) Auch die klinischen Symptome der POTERNE EEN h iE mit 


der Nachbarschaft sind gegebenenfalls verwertbar. 


s 


iss u nn | | -~ . ‚Herrnheiser. | XXXI, 2 


Die von Stuertz beschriebene bandförmige Ausfüllung des phrenikokardialen Winkels (spe-. 
ziellinStuertz’s1.Fall) dürfte u. E. zumeist als Manifestation einer k. m. Schwarte aufzufassen sein. 
In der Mehrzahl der einschlägigen Fälle gelang uns jedoch der Nachweis mediastinaler Ver- 


‚wachsungen nicht. Natürlich schließt der negative Befund deren Vorhandensein nicht aus. 


[4 


3.In tra p er i kardiale Verka Ikun ge en (Panzerherz). Kalkablagerungen zwischen 
den Perikardblättern sind als Spätfolge einer Herzbeutelentzündung bekannt. Theoretisch be- 
stünde die Möglichkeit, daß der Schatten derartiger Verkalkungen einer. k. m. Schwarte gleiche. 
Simmonds und später sein Schüler M üller haben die radiographische Dan stellung perikardi- 
tischer Verkalkungen an Leichenherzen studiert. Auch in vivo wurden Fälle von Panzerherz 
wiederholt röntgenologisch beobachtet (Groedel, Schwarz, Rieder, Weil, Brauer 
ABmann, Zehbe). Das Resultat dieser A läßt die Differe nzierung en 
Panzerherz ind k. m. Schwarte in Praxi leicht erscheinen. Zwar gibt es keine für perikardiale 


 Verkalkungen spezifische klinische Symptome (Müller). Die subjektiven Beschw erden können- 


anfangs sehr gering sein (W eil), ja sogar völliges Wohlbefinden bestehen (Zehbe). Dagegen 
ist das Röntgenogramm ungemein charakteristisch: Man sieht. innerhalb des Herzschattens span- 
gen- oder ringförmige, verzweigte, dorn- oder spornartige Schattenstreifen, u. U. wolkige, un- 
scharf begrenzte Schattenflecke (Z e hbe). Zur Bildung einer gleichmäßigen Kalkschale kommt 
es nicht, da die Herzbewegung die völlige Konsolidierung der einzelnen Kalkspangen und -platten | 
verhindert (Müller). Infolgedessen ist das bizarre Bild des Panzerherzens mit dem homogenen 
Schatten der k. m. Schwarte nicht’zu verwechseln. 


4. Perikardzipfel: Der durch den linken Perikardzipfel (Schwarz) be- 


‘dingten Schwierigkeit bei der Abgrenzung einer linken vorderen’ unteren k. m. Schwarte wurde 


bereits gedacht. Doch muß man auf die Diagnose der letzteren ohnehin zumeist verzichten, da 
auch, wie erwähnt, deren Abgrenzung von einer mediastinalen Schwarte an der Herzvorderfläche 


kaum möglich ist: 


Wichtig ist die Frage, ob man auch mit einem rechtsseitigen Perikardzipfel 


zu rechnen hat. Der’ bekannte schmale Schattenstreif im rechten phrenikokardialen Winkel ist 
in der Regel auf die Vena cava inferior zu beziehen. Der untere, leicht bogen förınig gekrümmnte 
" Abschnitt gehört, genau genommen, bereits der lateralen Wand der Vena hepatica dextra an (A B- 


mann). Es liegen jedoch einzelne Beobachtungen vor, welche für die Möglichkeit eines rechts- 
seitigen Perikardzipfels sprechen. So berichtet AßBmann über einen autoptisch kontrollierten 


Fall, in dem die Ausfüllung des Herz-Zwerchfellwinkels durch Fettanhäufung zwischen Pl. me- 


diastinalis und Perikard zustande kam. „Die Entstehung durch die Vena cava resp. hepatica war 


‚hier mit Sicherheit auszuschließen, da der Herz-Zwerchfellwinkel an dem stark nach rechts ver- 
_ breiterten Herzen mehrere Querfinger lateralwärts von der Wirbelsäule gelegen war, von welcher 


sich die Kava nicht weit entfernen kann.“ Köhler äußert sich über die vorliegende Frage fol- 
gendermaßen: PEN . Geht der Kontur des rechten Vorhofs mit konkavem Bogen in den Zwerchfell- 
kontur über, so haben wir einen selteneren, aber wohl harmlosen Befund vor uns. Es handelt sich 
vielleicht um einen abnormen Ansatz des Perikards. Auch die Vena cava inferior füllt in etwa 


der Hälfte der Fälle den Winkel zum Teil aus.“ Eigene Untersuchungen über diesen Gegenstand 
_ häben wir an anderer Stelle vorläufig kurz erwähnt. Man kann nänlich den zentral liegenden 


Kavaschatten von dem der Brustwand benachbarten Perikardzipfel durch Tiefenbestimmung 
sicher differenzieren. Unsere diesbezüglichen Messungen ergaben, daß der genannte Schatten im 


. rechten Herz-Zwerchfellwinkel meist auf die Kava zu beziehen ist. Daß er aber nicht ganz 


selten doch als Perikardzipfel gedeutet werden muß. 


"Man hat also auch bei der Diagnose einer rechten unteren vorderen k. m. Schwarte das Vor- 
handensein eines Perikardzipfels in Erwägung zu ‘ziehen. Praktisch bereitet die Frage aber keine 


Schwierigkeit. Den seltenen rechten Perikardzipfel fanden wir, wie nach der anatomischen Situa- 


tion auch verständlich, immer recht schmal. Die k. m. Schwarten unterscheiden sich gewöhnlich 


ee E a A E 


XXXI, 2/3. ao | Kostomediastinale Schwarten. | 189 


durch ihre größere Breitenausdehnung. Meist auch dadurch, daß sie noch im Herzschatten er- 
kennbar sind. . 


5. Cavainferior: Von dem durch die Kava verursachten Schatten im rechten phreni- | 
kokardialen Winkel differenzieren sich die k. m. Schwarten ebenfalls schon durch größere Aus- 
dehnung. Im Zweifelsfalle entscheidet sicher die Tiefenlokalisation. 


6.Aortenaneurysma: Nach Sav y kann eine Pleuritis mediastinalis ein Aneurysma 
der Aorta descendens vortäuschen. Ebenso erinnert gelegentlich das Bild einer bandförmigen 
linken hinteren k. m. Schwarte im ersten Moment an eine Erweiterung der Brusiaorta. Savy 
führt als differentialdiagnostisches Merkmal des Aneurysmas die Pulsation an. Das Fehlen der 
Pulsation würde aber bekanntlich ein Aneurysma nicht ausschließen. Untere k. m. Schwarten 

‚sind. hingegen schon dank des augenfälligen respiratorischen Verhaltens mit Aneurysmen gar 
nicht zu verwechseln. Eine hintere obere k. m. Schwarte (wir selbst sahen eine solche nicht) 
dürfte kaum respiratorisch verschieblich sein. Aber auch dann würde man ein Aneurysma sicher 
unterscheiden können: Durch größere Schattenintensität, Verdunklung des Retrokardialraums bei 
 schräger und frontaler Durchleuchtung, Verdrängungserscheinungen, Pulsation, eventuell durch 
negative Breitendifferenz (Lenk), den Nachweis von Knochenusuren (Sgalitzer) und andere 
 feinere Kennzeichen. 

6. Wirbelabszeß: Für gewöhnlich ist der kalte Abszeß im Bereiche der Brustwirbel- 
säule durch seine symmetrische ovoide oder spindelförmige Gestalt unverkennbar. In seltenen Fäl- 
len ist er nur links sichtbar (Sgalitzer). Mitunter erreicht er eine der ganzen Länge der Brust- 
wirbelsäule entsprechende Ausdehnung. Er kann dann das Bild eines doppelseitigen, evtl. auch 
einseitigen paravertebralen Schattenbandes hervorrufen. Dabei können, wie Sgalitzer be- 
merkt, geringfügige tuberkulöse Knochenveränderungen sich dem Nachweis entziehen. Die rich- 
tige Diagnose dieser eigentümlichen Bilder wird nicht verfehlt werden, wenn man sie kennt. 
Trotzdem sind öfters, wie verschiedene Autoren bemerkten, Wirbelabszesse mit anderen Affektio- 
nen verwechselt worden (Pericarditis exudativa, Pleuritis mediastinalis u. a.). Eine gewisse Ähn- 
lichkeit kann u. U. auch zwischen bandförmigen hinteren k. m. Schwarten und den genannten 
Abszessen bestehen. Wir selbst ließen uns in einem Falle anfänglich täuschen und haben den 
Irrtum erst bei genauerer Überlegung rektifiziert. Der Fall sei daher nachstehend mitgeteilt. 

Franz V., 36jähriger Bahnangestellter. Prot.-Nr. 1063/22. 

Vor einem Jahre Grippe. Noch ein halbes Jahr lang nachher starke Rückenstechen. In den 
letzten Monaten haben die Schmerzen bis auf geringe Brust- und Rückenstechen nachgelassen. Pat. 
war kürzlich von anderer Seite röntgenologisch untersucht und eine Aortendilatation SNEBRDERZIGNL 
worden. Ambulatorische Nachuntersuchung an der Klinik Jaksch. 

Die klinische Untersuchung ergibt nichts von Be- 
lang. Wa. R. negativ. Röntgenbefund 15. IV. 1922 
(Abb. 21): Zwerchfell beiderseits prompt verschieblich. 
Lungenfelder und Spitzen frei. Hilus o. B. Herz und Aorta 

0. B. Beiderseitsnebender Wirbelsäule cin 
recht intensiver, bandförmiger Schatten. 
Derselbe beginnt rechts etwa 2 Fingerbreiten unter der 
Klavikula, links etwas tiefer. Unten erreicht er beider- 
seits das Zwerchfell. Der Schatten ragt rechts um ca. Fin- 6 QE 


gerbreite über den Mediastinalrand hervor. Links ist er p 
paravertebral im Herzschatten differenzierbar. Seine la- BE 
teraleBegrenzungistscharf,aber — nament- | ze 
lich rechts — wellig konturiert. Respirato- u 
rischistder Schatten nicht verschieblich. | Abb. 21. | 
Orientierende Lokalisationsmanöver zeigen die retrokardiale Lage des Schattens. Die Tiefe von 3 Punk- 
ten des rechten Schattenrandes wurde mittels halber Blendenrandmethode bestimmt. Sie ergab im 
Mittelwert für den untern Punkt: 6 em, mittleren Punkt: 5!/2 em, oberen Punkt: 4!/» em. 

An der Wirbelsäule, die übrigens durch den Schatten nicht verdeckt war, ließ sich weder im 
Sagittal- noch im Frontalbild eine pathologische Veränderung nachweisen. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 25 


190 T rer Hormheiser. | De XXXI, 2/8. 


Auf Grund dieses Befundes diagnostizierten wir zunächst eine | doppelseitige hintere k. m. 
Schwarte. 
Bei näherer Überlegung mußten wir diese Annahme widerrufen. Von den one beobachteten 
k. m. Schwarten differierte der Fall in wesentlichen Punkten. Auffällig war die große Intensität des 
Schattens, seine Doppelseitigkeit, seine bogige, wellige, Begrenzung, das Fehlen der respiratorischen 
Verschieblichkeit und die basale Verschmälerung des Schattens. Die Revision des ursprünglichen: 
Befundes führte zu der Annahme eines kalten Abszesses. Wir hatten keine Gelegenheit, den Patienten 
wieder zu untersuchen. Doch brachten wir in Erfahrung, daß bei demselben später ein kalter Abszeß 
am Rücken durchgebrochen ist. Die Diagnose des Wirbelabszesses kann demnach nicht zweifelhaft sein. 


‚Der paravertebrale Abszeßistalso von der k. m. Schwarte auch ohne, 
nachweisbare Wirbelveränderung und klinische Symptome unschwer 


zu unterscheiden durch: Mangelnde respiratorische Verschieblich- 


keit,große Schattenintensität, basale ARD DE Ben 
des Konar pi 
T: Andere Aff T Solche kommen gegenüber der netadi Pleuritis in 
Differentialdiagnose. Sie seien hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. 
Pericarditisexudativa (vgl. Savy,Kohlmannu. a.): Ist schon klinisch aus- 


zuschließen. Radiologische Unterscheidung siehe Kohlmann. 


Lungeninfiltration: Falls Zweifel entstehen könnte, leichte Differenzierung durch 


 Frontalaufnahme (vgl. die eben erschienene, ausgezeichnete Arbeit von Fleischner). 


Mediastinaltumoren (Groedel u. a.): Dieselben unterscheiden sich, abgesehen 


von klinischen Symptomen durch: Größere Schattenintensität, Verdunklung des Retrosternal- 
oder Retrokardialraums, zentrale Lage, oft schon durch ihre Form, ete. 


Mediastinalabszeß (Rieder), Mediastinitis (Lorey): Kommi bei k. m. 


Bewarten mangels schwerer klinischer Erscheinungen nicht in Frage. Eventuell Frontalbild, 
Tiefenbestimmung (vgl. Ĝroedel). 


'Substernale Struma: In unserem Falle von oberer vorderer k. m. Schwarte war von 


l Anderer Seite irrtümlich eine retrosternale Struma angenommen worden. Die Struma ist aber 
leicht zu unterscheiden: Hebung beim Schlucken und Husten, Trachealverdrängung usw. 


Peripleuritische Eiterungen (vgl. Groedel, Lorey): Differenzierung auf 
Grund der klinischen Erscheinungen, des respiratorischen Verhaltens Eventuell Probepunktion. 
Aus den eingehenden differentialdiagnostischen Erörterungen geht hervor, daß die Diagnose 


der. k. m. Schwarten meist einfach ist: Lage, Form, Homogenität, Flächenausdehnung, Kon- 


turierung des ‘Schattens, respiratorische Verschieblichkeit, Tiefenlage, Verhalten bei frontalenm 


- . 'Strahlengang usw., nötigenfalls klinische Untersuchung gestatten in der Regel ohne weiteres die 
Abgrenzung von anderen Gebilden. Eine Ausnahme machen bloß die unteren Schwarten im linken 


vorderen Sinus. Deren Feststellung dürfte nur unter besonderen Verhältnissen möglich sein. 


a zZ Zusammenfassung: 


1. Die Unterscheidung zwischen kostomediastinalen und mediastinalen Schwarten s. str. 


ist eine Differenzierung nach dem anatomischen Sitz des Substrates des 


radiologisch manifesten Schattens. Letztere sind im eigentlichen Mediastinalspalt, 
erstere an der Umschlagstelle (Sinus costomediastinalis) lokalisiert, wobei gerade der kostale 


 Sinusschenkel für die röntgenologische Darstellung maßgebend ist. Die Lage der k. m. 


Schwarten an der Innenfläche der Thoraxwand läßt sich in vivo durch Tiefenbestimmung mittels 
der Holzknecht schen Blendenrandmethode erweisen. 

2. Kostomediastinale Schwarten sind kein exzeptioneller Befund. Pathogenetisch handelt . 
es sich wohl zumeist um Folgezustände einer serösen oder fibrinögen Pleuritis im Su in der 
Regel tuberkulöser, seltener metapneumonischer Ätiologie. 


Br. a SE An S 


XXXI, 2/3. Kostomediastinale Schwarten. | 191 


3. Die klinischen Erscheinungen der k. m. Schwarten sind nicht charakteristisch. Gelegent- 
lich verursachen sie mehr minder heftige, subjektive Beschwerden. In anderen Fällen bleiben sie 
symptomlos. | 


4. Radioskopisch bilden die k. m. Schwarten bei sagittaler Seahlekrichiung homogene, 
paramediastinale, paravertebrale oder intrakardiale Schatten mit meist scharfem Lateralkontur. 
Im Gegensatz zu rein mediastinalen Verwachsungen können sie den Mediastinalrand wesentlich 
überragen und in jeder Thoraxhöhe sich fächenhaft abbilden. Sie besitzen in der Regel Drei- 
ecks- oder Bandform. Untere k. m. Schwarten zeigen starke respiratorische Verschieblichkeit. 
Die Hautdistanz des Schattens entspricht der lokalen Wanddicke des Thorax. Herz- und Gefäß- 
pulsation ist bei reinen kostomediastinalen Schwarten nicht beeinträchtigt. Bei frontalem Strah- 


eroedal, 


lengang entziehen sich die k. m. Schwarten der Wahrnehmung. 


5. Differentialdiagnostische Schwierigkeiten bereiten nur basale Schwarten im linken vor- 
deren Sinus, welche im allgemeinen von mediastinalen Verwachsungen an der Herzvorderfläche 


kaum abgrenzbar sind. 


6. Kostomediastinale und echte mediastinale Adhäsionen dürften zumeist kombiniert sein. 
In einem Teil der Fälle läßt sich die Kombination feststellen. In der Mehrzahl der Beobachtungen 
ist die — wahrscheinlich vorhandene — Mitbeteiligung der Pl. mediastinalis s. str. radioskopisch 


nicht nachweisbar. 


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1921. ' 


topogr. Anatomie, 


Aus dem Röntgenlaboratorium der medizinischen Universitätsklinik 
Jaksch- Wartenhorst in Prag. 


Röntgenologische Untersuchungen über die Wirkung von Tierkohle bei 
Meteorismus. Se 
' Von. 


Dr. Lilly Pokorny. 
(Hierzu Tafel VII, Fig. 1—4.) 


H.Pribram (1) wies schon 1913-auf die gute therapeutische Wirkung der Tierkohle bei 
Gasbildung bei alten Leuten mit Atonie des Magens und Darms hin. Während den guten Erfah- 
rungen der Klinik bei Anwendung von Karbo animalis sowohl bei der Behandlung der exogenen 
Toxikosen (Jaksch 2, 3), der früheren Intoxikationen, als auch der enterogenen Toxikosen — 
wie z. B. der. Dysenterie, der akuten Gastroenteritis ete. — experimentelle Beobachtungen vor- 
ausgegangen waren, fehlen Versuche über die Wirkungsweise dieses Adsorbens beim Meteorismus. - 
Als Experiment am Lebenden möchten wir unsere Erfahrungen bei Verabreichung von 'Tierkohle 


bezeichnen, welche — wie weiter unten ausgeführt werden soll — zunächst aus anderen Gründen 


erfolgte. Als sicher objektiven Kritiker wollen wir den Fluoreszenzschirm einerseits, die photo- 
graphische Platte andererseits sprechen lassen. 

| Jedem Röntgenologen sind zur Genüge die Schwierigkeiten der Magen-Darmuntersuchung 
bei starkem Meteorismus bekannt. So kann ein gasgeblähtes Transversum den Magen nach oben, 
eine stark aufgetriebene Flexura lienalis nach rechts verlagern. Was die Forinveränderung des 
. Magens anbelangt, so ist nach AB mann (4) eine Einbuchtung der großen Kurvatur durch die 
. benachbarten gasgefüllten Kolonteile in der Gegend der Flexura lienalis am häufigsten. Ein all- 
gemeiner: Meteorismus — wie z. B. bei der Gärungsdyspepsie — kann die Form des Magens bis 
zur Unkenntlichkeit verändern. Einen wesentlichen Faktor bildet der Meteorismus auch beim Zu- 
‚standekommen’ des akzidentellen Kaskaderimagens Stupel (5). Auch indirekt kann ein gas- 
 geblälites Kolon eine anatomische Wandveränderung vortäuschen, So beschreibt Aßmann (4) 
einen Fall, wo durch enorme Gasblähung der Darm und der Magen emporgehoben und gegen die 
Wirbelsäule: gepreßt waren. Genau entsprechend dem linken Wirbelsäulenrande fand sich eine 
konstante Einziehung, die den Magen zeitweise in zwei verschiedene Flüssigkeitsspiegel trennte. ` 
Ein Beweis dafür, daß der Magen selbst bei den eben beschriebenen Formveränderungen 


. frei von organischen Veränderungen ist, gelingt meist, wenn auch nicht immer durch wiederholt 


vorgenommene Untersuchungen. Der Wechsel der Erscheinungen dabei und der Nachweis, daß 
-der Magen unter normalen Verhältnissen normale Form und Lage zeigt, sprechen dafür. Nun 
verbieten aber häufig äußere Gründe die mehrmalige Durchführung der Radioskopie. Außerdem 
bleiben noch alle diejenigen Fälle übrig, wo die Befunde konstant sind, nämlich dort, wo der 
Meteorismus konstant, habituell ist. Einläufe allein genügen nach Dietlen (7) nicht, 
sie hinterlassen häufig sehr viel Luft im Darm“. Meist bekommt man die Flexuren, 


„denn 
speziell die 


XXXI, 2/3. Röntgenologische Untersuchungen über die Wirkung von Tierkohle bei Meteorismus. 198 


linke, auf die es ganz besonders ankommt, nicht frei. Laxantien führen erst recht nicht zum 
Ziel, schwächen obendrein den in seinem Kräftezustand durch das Grundleiden reduzierten 
Patienten. 

Nach unseren Erfahrungen scheint die von Wiechowski (6) in die Therapie einge- 
führte Tierkohle ein einfach anzuwendendes Hilfsmittel zur Beseitigung des Meteorismus zu 
sein. Wir hatten sie schon früher von Fall zu Fall verwendet. Die im folgenden mitgeteilten 
Beobachtungen betreffen sämtlich Patienten, die in der Zeit vom 8. II. 23 bis 23. III. 23 unter- 
sucht wurden. Die Versuche sind in der gleichen Reihenfolge, in der sie durchgeführt wurden, 
hier wiedergegeben. Die Untersuchten sind durchwegs dem Krankenmaterial entnommen, das 
der Röntgenstation der Klinik Jaksch zur Untersuchung überwiesen wurde. Zum Teil sind 
Magengesunde (2 Fälle), zum Teil Magen-Darmkranke zu unseren Versuchen herangezogen wor- 
den. Unter letzteren finden sich die häufigsten Magen-Darmkrankheiten vertreten. Diese ver- 
teilen sich folgendermaßen: Ulkus ventrikuli 1, Ulkus duodeni 3, Pylorusstenose 1, Ptosis ventri- 
kuli 1, Kaskadenmagen 2, A&rophagie 2, Duodenaldivertikel 1, Karzinoma rekti, Status post Ga- 
stroenterostomiam (Periduodenitis? Ulkus duodeni?) 1. 

Es wurden ohne Rücksicht auf die Art des Grundleidens alle jene Fälle herangezogen, wo 
ein deutlich ausgeprägter konstanter, habitueller Meteorismus vorhanden war. Ein solcher wurde 
dann angenommen, wenn bei wiederholten Untersuchungen — mindestens bei zweien — der Me- 
teorismus an verschiedenen Tagen unverändert angetroffen wurde. So betrifft z. B. Fall 8 zwei 
Beobachtungen, die durch elf Monate getrennt sind. 

Um die Zuverlässigkeit der Wirkung der Tierkohle sicher zu erhärten, wurde bei ein und 
demselben Patienten — Fall 6 — der Versuch zweimal in der gleichen Weise durchgeführt und 
beidemal trat der Erfolg prompt ein: Verschwinden des in diesem Falle sicher habituellen Me- 
teorismus nach Verwendung von Tierkohle. 

In Kürze sei nun über unsere Beobachtungen berichtet: 


Fall 1. Ferdinand K., 28 J. Klinische Diagnose: Pylorusstenose. 1. Röntgenuntersuchung am 
8. II. 23. Befund: hochgradige Pylorusstenose, bedingt durch ulzerös-narbige Veränderungen (später 
operativ bestätigt). Starker Meteorismus der rechten Flexur, stellenweise des Kolon transversum, der 
linken Flexur und des Kolon deszendens (s. Platte Fig. 1, Tafel VII). Hierauf durch zwei Tage hin- 
durch zweimal täglich ein EBlöffel Karbo animalis auf ein halbes Glas Wasser. 2. Untersuchung 12. TI. 
Sowohl bei der Durchleuchtung als auch auf der Platte (s. Fig. 2, Tafel VII) Meteorismus nahezu ganz 
verschwunden. 3. Untersuchung am 14. II. ohne Darreichung von Kohle: wieder starker Meteorismus, 
wie bei der ersten Untersuchung. Am 28. II. ca. eine Woche nach der Operation wird uns der Patient 
von der chirurgischen Klinik zur Nachuntersuchung überwiesen. Durchleuchtungsbefund: Gut funk- 
tionierende Anastomose, starker Meteorismus. 


Epikrise: Ein dreimal röntgenologisch nachgewiesener, auch nach Beseitigung der 
Pylorusstenose persistierender Meteorismus wird durch kleine Mengen Tierkohle beseitigt. 


Fall 2. Josef S., 31 J. Klinische Diagnose: Verdacht auf Ulkus ventrikuli. 1. Untersuchung am 
7. II. 23. Durchleuchtungsbefund: Kaskadenmagen, Meteorismus mäßigen Grades, jedoch: das gesamte 
Kolon betreffend. 2. Untersuchung 10. II. Befund unverändert. Durch drei Tage zweimal täglich ein Eß- 
= löffel Kohle. 3. Untersuchung 12. II. Meteorismus unbeceinflußt. Nach weiterer Verabreichung von 
Kohle (dreimal täglich) neuerliche (vierte) Untersuchung am 15. IL, welche eine ausgesprochene Ab- 
nahme des Meteorismus zeigt. Von der Anschauung ausgehend, daß die verabreichte Dosis zu klein, 
vielmehr das Intervall zwischen der jedesmaligen Einnahme zu groß war, wurde die Vorschrift dahin 
geändert, daß dem Patienten fünfmal täglich ein EBßlöffel Kohle gereicht wurde. Keinerlei Diätvor- 
schriften. Bei.der Untersuchung am 19. II. (Durchleuchtung und Aufnahme) war nicht die geringste 
Gasblähung im Abdomen nachweisbar. 


Epikrise: Ein scheinbarer anfänglicher Mißerfolg bei einem nicht sehr ausgesprochenen, 
aber sehr hartnäckigen Meteorismus ist durch einen zu seltenen Gebrauch des Adsorbens bedingt. 
Bei Einschaltung kürzerer Intervalle in der Verabfolgung gelingt es, die Gasblähung total zum 
Verschwinden zu bringen. 


194 = 0 Pokomy, > KRXL 28. 


Fall 3. Josef S.,. 61 J. Klinisch wird der Verdacht. eines malignen Neoplasmas ausgesprochen. 
Die am 8. II. 23 vorgenommene Durchleuchtung des Magens ergibt keinen Anhaltspunkt für einen 
Tumor, als Nebenbefund findet sich ein linsengroßes Divertikel der- Pars deszendens duodeni. 
Auffallend ist der starke Meteorismus des Kolons, der besonders in der linken Flexur einen ungewöhn- 
lichen Grad erreicht. Am 13. II. ist die Gasblähung in demselben Maße vorhanden. Durch drei Tage 
Tierkohle. Neuerliche Untersuchung am 16. II. zeigt den allgemeinen Meteorismus etwas schwächer, 
die. Gasansammlung in der linken. Flexur jedoch noch deutlich ausgesprochen. Die am 18. II. vor-. 
genommene Untersuchung des Kolons mittels Kontrasteinlaufes ergibt einen stenosierenden Tumor 
der Flexura sigmoiden. ; 


= Epikrise: Bei einem Patienten a auf Karbodarreichung der igean Meteorismus | 
etwas schwächer, die Gasansammlung in der linken Flexur bleibt. Mißerfolg infolge der Stenose? 
Zu kurze Beobachtungszeit (wegen Transferierung auf die chirurgische Klinik)? ? 


Fall 4. Klara P. 21 J., kommt mit der klinischen Diagnose: Status post gastroenterostomiam 

k propter ulkus duodeni am 13. DI. zur Untersuchung. Die vorgenommene Durchleuchtung ergibt folgen- 

den Befund: die gutsitzende Anastomose funktioniert meist nicht. Hauptentleerung durch den Pylorus. 

Die präpylorische Einziehung könnte einem Schnürring entsprechen. Gröbere ulzeröse Veränderungen 

. am Bulbus nicht nachweisbar. Einiger Verdacht auf Periduodenitis oder auf oberflächliches Ulkus. 

Deutlich ausgesprochener Meteorismus, namentlich in der Pars aszendens. Eine zweite Untersuchung 

 (Durchleuchtung und Aufnahme) einen Tag später zeitigt denselben Befund (s. Fig. 3, Tafel VI). 

Hierauf durch vier Tage hindurch Tierkohle. Dritte Untersuchung am 17. IL: die präpylorische Ein- 

ziehung sichtbar, kein Meteorismus im Darm nachweisbar, große Magenblase: Plattenbefund vom 

. gleichen Tage analog dem Durchleuchtungsbefund (s. Fig. 4, Tafel VII). Die Patientin wird nach . 

: einer Woche wieder bestellt ohne vor angegangene Verabreichung von Kohle. Die am 24. II. aufgenom- 

mene Platte zeigt wiederum deutlich ausgesprochenen Meteori ismus, besonders stark in den proximalen , 


Partien des Kolon aszendens. 


Epikrise: Ein deutlich ausgesprochener Meteorismus Schwindel ganz nach Gebrauch von 
Tierkohle. 


Fall 5. Wenzel H., 39 J. Klinische Diagnose: Status nach operativer sing von Adhäsionen. 
- Bei der ersten Durchleuchtung am 19. II. im Magen 7 Stunden p. c. mehr als ein halber- Rest. Sehr 
starker Meteorismus. Im Hinblick auf den großen Rest wird die weitere Untersuchung auf den näch- 


RL 


E] 


I TIAL AN EIET 


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PITT T) 


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Gasischrajfiert ` Fit. l 4 | Fig.2. 2 7 


sten Tag verschoben. Zweite Untersuchung, 20. II. 30 Stunden-Rest. Meteorismus wiederum sehr aus- 
gesprochen. Dritte Durchleuchtung am 24. II. ergibt folgenden Befund: Ulkusnische an der kleinen 
Kurvatur der Pars media, Heranziehung der Pars pylorika gegen dieselbe, wahrscheinlich Adhäsionen 
des Magens oberhalb der Leber. Perigastritische Zacken an der Hinterwand oberhalb der Nische. Durch 
die Adhäsionen bedingte Pylorusstenose mäßigen Grades. Die gleichzeitig angefertigte Platte (s. Text- 
‚fig. 1) zeigt wiederum deutlich ausgesprochenen Meteorismus des Kolons. Wieder bestellt nach zwei- 
tägiger Karbodarreichung. Vierte Untersuchung 26. II. (Durchleuchtung und Aufnahme): kleiner 
Bariumrest im Magen, die übrige Kontrastmahlzeit noch im Darm. Mcteorismus vollkommen ver- 


Fa | 


en 213. Röntgenologische Untersuchungen über. die Wirkung von _ Tierkohle bei Meteorismus. 195 


er (s. Plattenskizze Texfig. 2). Fünfte Uaterudiine 27. II. ohne vorangeangene, Kohledar- 
reichung: Bariumrest im Magen, Kolon leer, Meteorismus wie bei den drei ersten Untersuchungen. 

Epikrise: Ein viermal röntgenologisch nachgewiesener, starker Meteorismus schwindet 
ganz nach achtundvierzigstündiger Karbomedikation: 


Fall 6. Anton P., 61 J. Klinische Diagnose: Verdacht auf Ca. ventrikuli. Die am 15. II. vor- 
genommene Fadioskopische Untersuchung ergibt ein Nischenulkus des Bulbus duodeni, eineinhalb cm 
vom Pylorus entfernt, möglicherweise zwei Ulzerna (später durch Operation bestätigt). Deutlich aus- 
gesprochener Meteorismus, namentlich der linken Flexur. Dreimal ein Eßlöffel Karbo animalis. Tags 
darauf neuerliche Untersuchung: Befund am Bulbus unverändert, kein Meteorismus. Am 21. II. stellt 
sich der Patient wieder in unserer Röntgenstation zur Untersuchung ein. Die Veränderungen am 
Bulbus unverändert. Überraschend ist wiederum der ausgedehnte Meteorismus wie bei der ersten Unter- 
suchung. Plattenaufnahme (s. Plattenskizze Texfig. 3). Zwecks weiterer Beobachtung wird wieder 


U 


ea- 


INN 


N 
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N 
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AER) 


Gas: schräffiert. | Gas:schraffiert. Fig. 4. 
Karbo verschrieben. Am 23. II. ist der Meteorismus bis auf cine kleine Gasblase im Kolon aszendens 
verschwunden. Die am 24. IL angefertigte Platte (bei Fortsetzung der gleichen Medikation) zeigt nur 
geringe Spuren von Meteorismus in der linken Flexur (s. Plattenskizze Textfig, 4). 


Epikrise: Hier wird der Versuch zweimäl mit eklatantem Erfolg durchgeführt. Das. 
erstemal Eintreten der Wirkung schon nach drei Eßlöffel Karbo animalis. | "g 


- Fall 7. Johann. P., 35 J. Klinisch suspekt auf Ulkus vertikal: Erste Durchleuchtung 21. II. 
1923: Ulkus duodeni, nähe der Minorseite ca. eineinhalb cm jenseits vom Pylorus (später durch Opera- 
tion verifiziert). Deutlich ausgesprochener Meteorismus. Zweite Durchleuchtung 23. II.: Befund am 
Duodenum unverändert, Meteorismus desgleichen, besonders starke Gasansammlung in der linken 
'Flexur. Nach kurzer Kohledarreichung am 26. II. Meteorismus geringer, jedoch noch in der Pars aszen- 
dens und in der Flexura lienalis vorhanden. Die Kohlemedikation wird fortgesetzt, bei der Durch- 
leuchtung am 28. II. Abdomen bis auf eine kirschgroße Gasblase der linken Flexur gasfrei. Fünfte 
Untersuchung 19. III., 10 Tage nach der Operation: gut funktionierende Anastomose, Pylorusausschal- _ 
tung. Deutlich ausgeprägter Meteorismus. ‘Dieser ebenso vorhanden bei einer neuerlichen Unter- 
suchung am 20. III. | 


Epikrise: Ein viermal nachgewiesener, stärkerer Meteorismus wird nach kurzer Karbo- 
 medikation gebessert, achtundvierzig Stunden später fast vollständig zum Verschwinden gebracht. 


| Fall 8. Rosa P., 74 J. Klinische Diagnose: Ulkus ventrikuli. Erste Röntgenuntersuchung (Durch- 
leuchtung) 19. IV. 1922. Befund: Kirschgroßes Duodenaldivertikel am Übergang vom Bulbus in die Pars 
deszendens duodeni. Meteorismus. Zweite Röntgenuntersuchung (Durchleuchtung und Aufnahme) 
2. V.22. Befund am Duodenum wie früher. Starker Meteorismus (s. Plattenskizze Textfig. 5). Dritte 
Untersuchung (Durchleuchtung) 23. II. 23. Duodenum. Das Divertikel am oberen Knie ist walnuß- 
groß, seine untere Basis etwas wellig konturiert, mäßig druckempfindlich. Meteorismus sehr deutlich 
ausgesprochen. Nach Karboverabreichung wiederbestellt. Patientin hat aus äußeren Gründen nur 
einen EBlöffel Tierkohle — und zwar am Vorabend des Untersuchungstages — nehmen können. Trotz- 


196 oo og . | >= i Pokorny. | ge = i XXXI, 213. - 


dem kommt sie zur Untersuchung. Vierte Untersuchung am 26. II. 23. Metcorismus weniger ausge- 


.. prägt. Am 28. II. noch in geringem Maße vorhanden, wie die nach der Platte angefertigte Skizze be- 


‘weist (s. Textfig. 6). Bei Fortsetzung der gleichen Therapie neuerliche Untersuchung am 1. III. (Durch- 
leuchtung und Aufnahme): Das.ganze Abdomen vollkommen frei von Gasblasen (s. Plattenskizze Text- 
fig. 7), desgleichen bei einer neuerlichen Untersuchung fünf Tage später bei gleicher Therapie. Die 
Patientin gibt spontan an, daß ihre Beschwerden seit Einnahme des „schwarzen Pulvers“ geschwun- 
den seien. | 


| | Fig. 7. | 
. Epikrisc: Ein gewiß hartnäckiger Fall, Beobachtung des schr ausgedehnten Meteoris- 
mus bereits vor elf Monaten, wird bei einer 74jährigen Patientin nach einem EBlöffel Karbo ge- 
bessert, nach Fortsetzen der Therapie ganz zum Verschwinden gebracht bei gleichzeitigem Auf- 
‘hören der Beschwerden. ` | 


| Fall 9. Wenzel V., 31 J. Klinisch Ulkus duodeni. Erste Untersuchung 27. II. Durchleuchtungs- 

befund: Ulzera duodeni, eines an der Vorderwand, eines an der Hinterwand, deutlich ausgeprägter Me- 
teorisimus. Zweite Untersuchung am 28. II.: Magen leer, das gesamte Kolon gefüllt. In der rechten und 
linken Flexur je eine mächtige Gasblase. Nach zweitägiger Kohledarreichung dritte Untersuchung: 
Befund am Duodenum wie früher, Abdomen bis auf eine kirschgroße Gasblase der Flexura hepatika 
and eine erbsengroße des proximalen- Transversum gasfrei. ‘Vierte Untersuchung am 23. III. Der 
Colesche Defekt sowohl an der Majorseite als auch an der Minorseite wesentlich flacher. Meteorismus 
wieder sehr ausgesprochen. i 


'Epikrise: Schwinden eines dreimal röntgenologisch sichergestellten Meteorismus bis 
auf geringe Spuren nach. Karbo animalis’innerhalb 48 Stunden. 


XXXT, 2/3. Röntgenologische Untersuchungen über die Wirkung von Tierkohle bei Meteorismus. 197 


Fall 10. Antonie B., 27 J. Klinische Diagnose: Hyperazidität. Erste Durchleuchtung am 1. III. 
1923. Befund: N. ptotischer Magen, Aörophagie, große Gasblasen beider Flexuren. Zweite 
Durchleuchtung am 2. II.: Das gesamte Kolon kontinuierlich gefüllt, Gasblähung wie früher. Wieder- 
bestellt nach Verordnung von Karbo animal. puriss. in den üblichen Mengen. Patientin kommt am 
5. II. zur Untersuchung, nachdem sie erst kurz zuvor Tierkohle genommen hat; dieses kurze Intervall 
wird für den Mißerfolg zunächst verantwortlich gemacht; denn der Meteorismus ist nach wie vor vor- 
handen. Die Medikation wird fortgesetzt. 'Neuerliche Untersuchung am 8. III. Befund unverändert, 
große Magenblase, Luftblasen im Abdomen, die weder an Zahl noch an Größe abgenommen haben. 
Zusammenfassender Durchleuchtungsbefund: Hypotonisch-ptotischer Magen, Aörophagie, Aörokolie, 
beides durch Adsorptionstherapie unbeeinflußt. 


Epikrise: Bei einer 27jährigen Patientin Mißerfolg, anfangs darauf zurückgeführt, dab 
die Tierkohle — kurz vor der Untersuchung genommen — noch nicht ihre volle Wirkung entfal- 
ten konnte. Trotz konsequenter Fortsetzung des eingeschlagenen Verfahrens keine Beeinflussung 
der großen Gasblasen, die durch Luftschlucken — wie wir uns am Durchleuchtungsschirm über- 
zeugen konnten — in den Digestionstrakt gelangen. 


Fall 11. Jaroslav J., 20 J., wegen Tuberkuloseangst zur Röntgenuntersuchung überwiesen. 
Kiinisch o. B. Befund bei der ersten Durchleuchtung am 1. III. 23: Linkes Zwerchfell Abnorm hoch- . 
stehend (durch große Magenblase und gasgeblähte linke Flexur bedingt, jedoch gut beweglich), sonst 
Lunge radioskopisch o. B. Starker Meteorismus des gesamten Kolons, besonders der linken Flexur. 
Zweite Durchleuchtung am 2. OI.: Große Gasblase der linken Flexur wie tags vorher, nebstdem eine 
in der rechten Flexur und zwei wahrscheinlich dem Kolon transversum angehörende. Kohle verschric- 
ben, wiederbestellt. Dritte Durchleuchtung 6. II.: Meteorismus deutlich ausgeprägt. Zwecks weiterer 
Beobachtung wiederbestellt. Vierte Durchleuchtung am 7. III.: trotz Kohledarreichung Meteorismus 
unbeeinflußt. An dem mit Bariumaufschwemmung gefüllten Magen fällt die große Magenblase auf, die 
während des Trinkens immer größer wird. Patient wird am selben Tage nochmals untersucht, nachdem 
er dreieinhalb Stunden vor der Untersuchung Aristokarbon — ein hochwertiges Tierkohlepräparat — 
verabreicht bekommt. Der Gasgehalt des Abdomens erscheint bei der neuerlichen Untersuchung un- 
beeinflußt. Zusammenfassung: Zwerchfellhochstand, durch große Magenblase und gasgeblähte linke 
Flexur bedingt. Aörophagie, Aörokolie. 


Epikrise: Trotz längerer Anwendung von Tierkohle, einmaliger von Aristokarbon bleibt 
bei wiederholten Untersuchungen die Gasansammlung im Kolon eines Aörophagen unbeeinflußt. 


Fall 12. Wenzel S., 32 J. Klinisch suspekt auf Ulkus ventrikuli. Erste Durchleuchtung am 3. III. 
1923 ergibt folgenden Befund: Magen, Duodenum o. B. Deutlich ausgeprägter Kolönmeteorismus. 
Zweite Untersuchung am 5. II.: Magen, Duodenum wie früher, Meteorismus: Mehr als handtellergroße 
Gasblase der linken Flexur, eine überpflaumengroße und eine kleinere im Kolon transversum. Kohle 
verordnet, wiederbestellt ohne sonstige Medikation und ohne Diätvorschriften. Dritte Untersuchung 
am 8. III. Meteorismus bis auf zwei bohnengroße Gasblasen der Flexura hepatika und eine hasel- 
nußgroße im proximalen Kolon transversum verschwunden. Beschwerden jedoch unbeeinflußt. 


Epikrise: Bei einem Patienten mit röntgenologisch negativem Magenbefund schwindet 
nach achtundvierzigstündigem Einnehmen von Tierkohle ein sehr starker Meteorismus bis auf 
drei kleine Gasblasen, ohne daß jedoch — wie wir erwartet hatten — die Beschwerden aufhören. 


Fall 13. Ludwig G., 25 J. Klinische Diagnose: Status nach Fleischvergiftung, Meteorismus, Ver- 
dacht auf Adhäsionen. Erste Untersuchung am 5. II. 23: Magen, Duodenum o. B. Für Adhäsionen kein 
Anhaltspunkt, deutlich ausgeprägter Meteorismus. 6. III. 30 Stunden p. c. zweite Untersuchung. Pa- 
tient hat indessen Stuhl gehabt, es finden sich nur einzelne Kontrastballen im Kolon. Auffallend ist 
wiederum der Meteorismus. Eine faustgroße Gasblase gehört der rechten Flexur an, ebenso cine zweite 
kleinere. Die übrigen drei fünfkronenstückgroßen sind im Transversum gelegen. Nach Kohlevera)- 
reichung neuerliche Untersuchung am 9. III.: Meteorismus bis auf eine kirschgroße Gasblase des Trans- 
versum verschwunden. 


Epikrise: Bei einem Magengesunden entfernt Tierkohle in den üblichen Mengen einen 
stärkeren Meteorismus bis auf eine kirschgroße Gasblase. 


Fall 14. Rosa L, 50 J. Klinisch suspekt auf inzipientes Karzinom des Magens. Kommt am 

6. III. 23 zum ersten Male zur Röntgenuntersuchung. Durchleuchtungsbefund: Der Magen, etwas 

ptotisch, zeigt eine suspekte Einziehung der Majorseite der Pars präpylorika, diese kann extraventri- 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgeustrahleu. XXXI. 26 


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198 Sa Su 2, 0.9 Pokoray. 5 mr: TO LXRKL, 28. 
kulär, vielleicht. nur durch gasgeblähtes Kolon, bedingt sein. Auch sonst im Kolon: größere Gasblasen. 
Patientin wird zur.Sicherstellung des Befundes am nächsten. Morgen nüchtern wiederbestellt. 7. II. 
. hühnereigroße Gasblase der rechten, kleinapfelgroße der linken Flexur, eine etwas kleinere in en l 
ptotischen Transversum. Auf: das Drängen der Patientin, die Untersuchung noch am gleichen 
Tage zu beenden, entschließen wir uns, ihr Aristokarbon zu geben. Dreieinhalb Stunden nach 
Einnahme .des Präparates neuerliche Durchleuchtung: eine überdattelgroße Gasblase der rechten . 


. Flexur stört nicht, der übrige Darm gasfrei, die Delle an der großen Kurvatur der Pars pracpylorika 


ist verschwunden. Die Patientin kann hierauf mit folgendem Befund entlassen werden: Ptosis ven- 
trieuli, für ein Ca. radioskopisch kein Anhaltspunkt. S . 


Epikrise: Eine zweimal durch starke Gasblähung unmöglich gemachte Untersuchung 
des Magens geht dreieinhalb Stunden nach Verabreichung von Aristokarbon glatt von statten. 


E Eine Einbuchtung der Majọrseite der pars en klärt sich dabei als durch gasgeblähtes 


Kolon bedingt gewesen auf. 


Fall 15. -Franz F., 47 J. Klinische Dask Ulkus ventrikuli. Die erste Untersuchung am 
. 7. IIL. kann nicht zu Ende geführt werden, da der Patient einen ausgebreiteten Meteorismus hat. Der 
Magen ist durch das gasgeblähte Kolon transversum so hoch gelagert, daß er ganz unter.den Rippen- f 
bogen zu liegen kommt. Die Flexura lienalis, i in der man zwei etwa hühnereigroße Gasblasen erkennen 
"kann, dellt den Magen an der Majorseite ‚ein. Nebstdem zeigt er eine ausgesprochene Kaskadenform. 
Da sich unter den eben beschriebenen Verhältnissen die Untersuchung schwierig gestaltet, wird sie 
abgebrochen und dem Kranken zwecks Beseitigung des Meteorismus Karbo animal. puriss. verordnet ` 
und er angewiesen, diese zweimal an demselben Tage, ferner drei Stunden vor der Untersuchung am 
nächsten Tage zu nehmen. Zweite Untersuchung am 8. III.: von dem mächtigen Meteorismus des ersten 
Untersuchungstages ist fast nichts mehr zu sehen. Nur eine bohnengroße Gasblase in der linken Flexur. 
‘Die Untersuchung geht nun glatt von statten. Da der Magen wiederum Kaskadenform zeigt, scheint 
‚der'Meteorismus als ursächliches Moment ausgeschaltet werden zu müssen. Durchleuchtungsbefund: 
Hypertonischer Kaskadenmagen, Hyperperistaltik. Direkte Ulkuszeichen mept nachweisbar, ein 
Haches Ulkus jedoch nicht mit Sicherheit auszuschließen. 

 —Epikrise: Ein Kaskadenmagen, der durch das gasgeblähte Transversum bis aitei den 
Rippenbogen verlagert ist, kann erst nach Entfernung der Gasblasen durch Tierkohle (drei EB- 
 löffel) röntgenologisch beurteilt werden. Die leichte Delle der Majorseite verschwindet, die Kaska- 
denform bleibt, so daß hieraus geschlossen werden kann, daß das gasgeblähte Kolon nicht — wie 
vermutet worden war — für das Zustandekommen dieser F Formanomalie verantwortlich gemacht 


werden kann. 


Aus unseren Untersuchungen wäre folgendes haora wir wendi gewöhnlich 
— da es sich um klinische Patienten handelte — der Billigkeit wegen Karbo animalis puriss. . 
Diese erwies sich auch meist zur Genüge wirksam. Der Methylenblautiter zur Bestimmung der 
Wertigkeit des Adsorbens war: uns dabei allerdings nicht bekannt. In Fällen, wo es auf eine be- 
sonders prompte Wirkung ankam, wurde das Aristokarbon verwendet, dessen Magnesiumkarbonat- 
gehalt dieses Präparat jedoch von der Anwendung in jenen Fällen ausschließt, wo eine Bestim- 
mang der Kolonmotilität nachfolgt. l 

Die Frage nach der. Menge möchten wir dahin beantworten, daß nur große Mengen von 
_ Adsorbens eine durchgreifende Wirkung: ausüben können. So wäre. der scheinbare anfängliche 
Mißerfolg in Fall 2 dadurch zu erklären, daß die gereichten Quantitäten zu klein, vielmehr die 
Intervalle in der Verabreichung zu lang waren, eine Vermutung, die durch das Verschwinden des 
Meteorismus bei Einschaltung kürzerer Intervalle ihre Bestätigung gefunden hat. ‚Gewöhnlich 
verordneten wir einen Eßlöffel auf ein halbes Glas Wasser, drei- bis viermal täglich. Bei empfind- 
lichen Patienten empfiehlt es sich, die Kohle in lauem Wasser zu suspendieren. | 

Es ist eine Erfahrungstatsache, daß die Verabreichungszeit von großer Bedeutung für die 


‚Wirksamkeit der Tierkohle ist. Denn wenn der:Magen noch Speisen oder leicht adsorbierbare 


Stoffe enthaltende Flüssigkeiten enthält (Tee, Kaffee, Wein, Suppe etc.), so verliert die Tierkohle 
durch . Absättigung einen großen Teil ihrer Adsorptionsfähigkeit. Die Kohle wird daher am 
besten ca. zwei Stunden vor der NDR gereicht; dies war auch CER Zeitpunkt, wo wir 
die optimalste Wirkung auftreten sahen. 


XXXI, 2/3. Röntgenologische Untersuchungen über die Wirkung von Tierkohle bei Meteorismus. 199 


Bisher beobachteten wir keinerlei Schädlichkeiten im Gefolge der Tierkohlemedikation. 
Ein Versiegen der Salzsäuresekretion, wie man es bei langdauerndem Gebrauch von Karbo im 
Kriege bei der Dysenterie beobachtet hat, ist nicht zu befürchten, da eine Darreichung von 24 
Stunden genügt, um den bei der ‚Röntgenuntersuchung störenden Meteorismus zu beseitigen, 

Ebensowenig wurde über eine besondere Obstipation, die der Kohledarreichung gefolgt 
wäre, über die von klinischer Seite Beobachtungen vorliegen, geklagt. Vielleicht weil in einigen 
Fällen (Ulzera duodeni, Pylorusstenose) diese ohnedies schon bestanden hatte und deren Steige- 
rung bei den übrigen mehr im Vordergrunde stehenden Beschwerden nicht aufgefallen war. Da 
jedoch anzunehmen ist, daß dies der Fall sein könnte, wäre es angezeigt, für alle jene Fälle, wo 
eine Darmuntersuchung nicht folgt, Aristokarbon zu verwenden, wobei das beigefügte Magne- 
siumkarbonat eine Gewähr dafür gibt, daß das Adsorbens und auch der Kontrastbrei bzw. die 
Bariumaufschwemmung prompt den Darın verläßt, so daß der Möglichkeit der Bildung der ohne- 
hin seltenen. Bariumsteine a priori vorgebeugt wird. Bei Verwendung reiner Tierkohle erscheint 
es angezeigt, nach Vollendung der Untersuchung ein mildes Abführmittel zu geben. 

Was die Geschwindigkeit des Eintretens der Wirkung anbelangt, so wurden verschiedene 
` Beobachtungen gemacht. Das eine steht fest: zur Beseitigung des Meteorismus soweit, daß er die 
Magen-Darmuntersuchung nicht mehr stört, genügt eine ganz kurze Darreichung, eventuell nur 
ein Eßlöffel, wenn man ein hochadsorbierendes Präparat verwendet. So konnte eine wegen des 
störenden .Meteorismus abgebrochene Untersuchung noch am gleichen Tage — ca. drei Stunden 
später — unter Anwendung von Aristokarbon erfolgreich zu Ende geführt werden (Fall 14). 
In anderen Fällen, wo die weitere Untersuchung erst in 24 Stunden erfolgte, (Fall 6, 15) genüg- 
ten 2—3 EBlöffel eines minderwertigeren Präparates zum Eintreten einer vollständigen Wirkung. 
Im allgemeinen wurde — schon aus äußeren Gründen — ein Intervall von 48 Stunden eingehal- 
ten. Nur in einigen Fällen, wo es sich um besonders hartnäckige Formen handelte, war eine län- 
gere Beobachtungszeit bis zum Eintreten eines vollständigen Erfolges erforderlich. Dieser tritt 
— abgesehen von den später zu besprechenden Ausnahmen — eventuell erst bei Steigerung der . 
Dosis bzw. bei Einschaltung kürzerer Intervalle (Fall 2) oder bei längerer Verabreichung ein. 

Einen Mißerfolg des eingeschlagenen Verfahrens beobachteten wir in drei Fällen. Für 
Fall 3 scheint hierfür das Ca. verantwortlich zu machen zu sein. Der allgemeine Meteorismus 
wurde zwar schwächer, aber die Gasansammlung in der linken. Flexur bestand weiter. Da die 
. weitere Beobachtung abgebrochen werden mußte, sind wir nicht in der Lage zu sagen, ob bei kon- 
sequenter Tierkohledarreichung ein besserer Erfolg zu verzeichnen gewesen wäre oder ob wir die- 
sen Fall als Versager (infolge der Stenose?) zu rechnen haben. Zwei weitere Fälle (Fall 10 
und 11), beides Aörophage, blieben unbeeinflußt, warum, darauf werde ich später noch zu spre- 
chen kommen. Ebenso verhielten sich alle später beobachteten Aörophagen. 

Da die Wirkung der Tierkohle im Darm eine Adsorptionswirkung ist, müßte man auch 
an die Verwendung von anderen adsorptiv wirkenden Substanzen denken, vor allem an Bolus. 
"Dieser jedoch ist nur imstande, basische Stoffe und positiv geladene Kolloide und Bakterien zu 
absorbieren. Kohle hingegen vermag alle Arten gelöster Stoffe, Säuren, Basen und indifferente 
Körper, positiv und negativ geladene Kolloide und Bakterien zu adsorbieren (Wiechowski6). 
Tierkohle hat demnach eine viel universellere Wirkung als der Ton. Es müssen auch von diesem 
ungleich größere Mengen genommen werden, um die gleiche Adsorptionswirkung auszuüben. 
Unsere mit Bolus durchgeführten Versuche — in der gleichen Anordnung durchgeführt wie die 
mit Tierkohle — hatten keinen ermutigenden Erfolg. | 

Die adsorbierende Wirkung der Tierkohle ist von Wiechowski (6) für Farblösungen 
(Methylenblau), Bakterien, deren Toxine und Phenol in vitro und im Tierexperiment erprobt 
worden. Wie aber soll man sich die Wirkung der Tierkohle beim Meteorismus vorstellen? Es ` 
scheint, daß es sich hierbei nicht um Adsorption des Gases selbst, sondern um Adsorption der es 
hervorrufenden Noxe handeln dürfte, eine Vermutung, die durch unsere Experimente wesentlich 
gestützt wird. | | | 

26* 


C200 £ © 0 o ‚Pokorny. a oa re - 


In der Autgeläilten Ver a befanden sich zwei Fälle von A@rophagie bzw. Pneuma- . 
' tosis ventrikuli. Dieses von Rieder näher beschriebene Krankheitsbild zeichnet sich klinisch 
_ durch verschiedenartige. Beschwerden aus. So’ kam eine Patientin (Fall 10) wegen Magenbe- 


schwerden zur Untersuchung, ein Patient (Fall 11) wegen Angst, daB er Tuberkulose habe — er - . 


litt an Atemnot und Herzklopfen. Bei beiden blieb die Adsorptionsthera pie vollkommen erfolg- 
los. Es erübrigt sich hier eine gasbildende Noxe anzunehmen — sehen wir doch bei diesen Kran- ` 
ken die Magenblase beim Trinken größer werden, woraus gefolgert werden muß, daß das Gas im 
‘Darm nichts anderes als atmosphärische Luft sein kann. Nachdem bei Aörophagen die Luft- 

‚ansammlung im Digestionstrakt durch Adsorbentien unbeeinflußt bleibt, müssen wir für alle mit 
= Erfolg beeinflußten Fälle das Adsorbendum nicht in dem Gas selbst, sondern in der gasbildenden 
Noxe suchen. Diese eben ist es, die eliminiert wird, wodurch die Möglichkeit weiterer Gasbildung _ 
entfällt. | | 


. Die Verwendung der Tierkohle kann unter Umständen auch in diagnostischer Beziehung 
_ einen wertvollen Fingerzeig abgeben: | 
1. Beobachtet man bei der Karbomedikation ein Aufhören der Beschwerden bei gleichzeitigem 
Schwinden des Meteorismus unter Röntgenkontrolle, so kann dieser.als Ursache der Be- 
schwerden angesehen werden: Im gegenteiligen Fall bildet er einen Nebenbefund und es ist 
weiter nach einer anderen Ursache zu suchen. 

. 2. Sehen wir bei einem Kranken einen allgemeinen Meteorisinus auf Tierkohle gut reagieren, 
an zirkumskripter Stelle jedoch persistieren, so ist hier ein pathologisches Vorkommnis z. B. 
oberhalb einer Stenose in Erwägung zu ziehen. ' 

3. Erscheint uns die Anwendung der Adsorptionstherapie sehr wichtig zur Feststellung der 
‚Ätiologie des Kaskadenmagens. Stupel (5) unterscheidet hierbei echte und akzidentelle 

. Formen, wobei er gleich Béclère (8) bei den letzteren neben extraventrikularen Tumoren 
‘die gasgeblähte Flexura lienalis verantwortlich macht. Gelingt es mit Hilfe der Tierkohle 
den Meteorismus zu entfernen und'nimmt der Magen hierbei normale For man, so ist die 
‚Ätiologie des Kaskadenmagens geklärt. Bleibt diese anomale Magenform trotz Schwinden 
des Meteorismus weiter bestehen, so ist erwiesen, daß dieser hier nur einen Nebenbefund 
bildet und die Kaskadenform ‚durch andere Momente bedingt wird. Unbeeinflußt bleiben 
'— wie zu erwarten — jene Kaskadenformen, die durch Aörophagie wng Aërokolie bedingt 
"sind (Lewen 9). 0 | Ä 


. Kurz sei noch ein Indikationsbereich er Adsorbentien gestreift: die Beseitigung des Me- 
teorismus in der urologischen Röntgendiagnostik mittels Tierkohle. Versuche hierüber sind be- 
reits im Gange und die Resultäte sollen demnächst mitgeteilt werden. 

Das Ergebnis unserer Beobachtungen möchten wir dahin zusammenfassen, daß die günstige 
Beeinflussung des Meteorismus durch die Tierkohle durch röntgenologische Unkeranchungen er- 
wiesen ist. Aus der erfolglosen Anwendung der Adsorbentien bei Aërophagen können wir auf die 
Art ihrer Wirkungsweise schließen: es wird nicht das Gas selbst, sondern die Ursache seiner Ent- ` 
stehung adsorbiert, so daß die- Adsorptionstherapie bei Meteorismus eine ätiologische ist. Die 
Tierkohle stellt gleichzeitig ein wertvolles Hilfsmittel’ sowohl in den Magen-Darm- als auch in 
der Nierenradiologie dar, denn sie beseitigt den störenden Meteorismus. Sie ist bequem in der An- 
wendung, ohne schädliche Folgen. Die Wirkung tritt um so prompter ein, je hochadsorbierender 
das verwendete Präparat ist. 


i 


Literatur. f 


'14. H. Přibr am, Einige therapeutische Notizen. Prager med. Wochenschrift, 1913, Nr. 33, S. 466. 

2. Jaksch, Die Vergiftungen. II. Aufl., 1910, S. IX. Wien-Leipzig, Hölder. 

3. Jaksch, Klin. Diagnostik.. VI. Aufl., S. 533, 1907. Wien, Urban & Schwarzenberg. 

4. Aßmann, Die klin. Röntgendiagnostik der i inneren Erkrankungen. S. 397. F. C. W. Vogel, Leip- 
` zig, A 


\ f 


t 


XXXI, 2/3. Neurogene Schluckstörung mit Einlaufen von Kontrastmittel in die Luftwege im R.-Bild. 201 


5. Stupel, Zur Ätiologie des Kaskadenmagens, Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, 
XXVIII/3, S.229. 

6. Wiechowski,Die pharmakologischen Grundlagen der Adsorptionstherapie, Therapie der Gegen- 
wart, S. I, April 1922. | 

T. Dietlen, Lehrbuch der Röntgenkunde von Rieder-Rosenthal, S. 578. Leipzig, 1913. 

8. Zitiert nach Feißly und Fried, F.a.d. G.d.R. XXIX/2, S. 237. 

9. Zitiert nach Feißly und Fried, F.a. d. G. d. R. XXIX/2, S. 237. 


Aus der Abtg. f. Innere Tuberkulose des städt. Tuberkulosekrankenhauses in den Heilstätten 
Herrnprotsch-Breslau (Leiter der Abt.: Dr. Brieger). | 


Neurogene Schluckstörung mit Einlaufen von Kontrastmittel in die Luftwege 
im Röntgenbild. 
(Mit Bemerkungen zur Frage der Lungenzeichnung.) | 
Von 


Dr. W. Landau, Assistenzarzt. 
(Hierzu Tafel VII, Fig. a, b und c.) . 


Der Verlauf des normalen Schluckaktes wurde durch röntgenologische und röntgenkinemato- 
graphische Untersuchungen eingehend geklärt (Kraus, Scheyer). Kurz zusammengefaßt 
unterscheidet man eine buccopharyngeale Periode, in der der geformte Bissen zunächst zwischen 
Zungengrund und hintere Rachenwand gebracht wird. Der Kehlkopf, dessen Stimmbänder ge- 
schlossen, dessen Aryknorpel aneinander gerückt und über die Glottis gebückt sind, wird mit dem 
Zungenbein, dem er sich schon vorher genähert hatte, nach oben gezogen, dadurch öffnet sich der 
Ösophagus, in den nun die Pharynxkonstriktoren den Bissen hineinpressen. Im 2. ösophagealen 
Akt wird die flüssige Nahrung durch die Speiseröhre in einem Zuge durchgespritzt, die feste 
peristaltisch hindurchgetrieben. Ein Umlegen der Epiglottis erfolgt für kurze Momente, ist je- 
doch an sich entbehrlich. | 

Groedel betont, daß die pathologischen Abweichungen von diesen Verhältnissen rönt- 
genologisch noch nicht näher studiert sind. Und in der Tat liegen zwar viele Beobachtungen über 
Ösophaguserkrankungen vor, die Literatur über den Ablauf von Schluckstörungen ist jedoch spär- 
lich. Ausführliche Kasuistik bringen Holzknecht und Olbert über einen Symptomenkom- 
plex, den sie als Atonie der Speiseröhre (Dysphagia atonica) bezeichnen. Es handelt sich hierbei 
um Liegenbleiben von Speiseteilen in den Valleculae, im Sinus pyriformis und um Persistenz eines 
handförmigen Schattens im ganzen Verlauf des Ösophagus. Letzterer kommt dadurch zustande, 
daß der Bissen nicht wie normal als fingerlange Säule den Ösophagus durchläuft, sondern oben ge- 
wissermaben fixiert durch die zu schwache Peristaltik immer länger ausgezogen wird. Charakte- 
ristisch ist, daß nicht feste Speisen und Flüssigkeiten sich so verhalten, sondern nur Brei in kleinen 
Schlucken. Ätiologisch werden, chronische Katarrhe des Ösophagus auf verschiedener Grundlage _ 
beschuldigt. Eine Bestätigung dieser Holzknechtschen Angaben findet sich in der Literatur 
nient (ABmann). Diesen Röntgenbeobachtungen an funktionellen Schluckstörungen 
stehen einige beiorganischbedingten Dysphagien gegenüber. Bittorf sah bei postdiph- 
therischer Pharynxlähmung Anfüllung des Breis im Sinus pyriformis, Frank das gleiche bei 
Schädigung des Vagus durch einen im Foramen jugulare stecken gebliebenen Granatsplitter. 
Nach A B mann bleibt infolge Schlucklähmung der Kontrastbrei am Zungengrund, im Schlund 
und in den oberen Ösophagusabschnitten liegen. Bei Vaguslähmung durch Tabes stellte er außer 
- Wandbelag am Zungengrund eine dauernde Schattensäule im Ösophagus, oben breiter als unten, 
fest. Der zweite von ihm beobachtete Fall: schwere Läsion des Vagus, Glossopharyngeus und 
der anliegenden letzten Hirnnerven mit Stimmbandlähmung, halbseitiger Zungenatrophie, 


- 202 Zu. | we - Landau. m = N ER EB 


- Atrophie des j. M. eucullaris und M. sternöcleimastoideus, wahrscheinlich infolge Syringobulbie, 
zeigte Steckenbleiben der Breimassen im Schlund und den oberen Ösophagusabschnitten für lange 
Zeit. Oberhalb der Kardia trat kurze Anstauung.ein, besonders bei größeren Breimengen, auch 


ra CE 


‚ nach deren Entleerung ‘war noch ein Wandbeschlag im Ösophagus sichtbar. Schließlich wurden | 


in der Holzknecht schen. Arbeit 2 derartige Fälle angeführt. Das eine Mal handelte es sich 
um apoplektischen Insult bei einem Paralytiker. ‘Beim Schluckakt war langes Liegenbleiben der 
zerstreuten Ingesten in den Valleculae, im Sinus pyriformis, am Eingang in den Ösophagus und 
in diesem selbst festzustellen. Große Bissen passierten leichter. Diese Störung ging zugleich mit 


den anderen Erscheinungen zurück. Das andere Mal blieb bei Syringomyelie mit bulbären Symp- . 
tomen, u. a.;rechtss. Rekurrenslähmung, der Wismutbolus in Höhe des 5. Halswirbels stecken 


und wurde unter heftigem Husten. regurgitiert. 


‘Es ist auffallend, daß in allen diesen Fällen röntgenologisch beobachteter Schluckstörung 


kein Eindringen von Brei in die Luftwege stattfand. AßBmann weist auf diese Möglichkeit an 


Hand eines Falles von Reiche hin. Reiche berichtete über eine röntgenologisch leider nicht 
näher analysierte Schluckstörung, die als postdiphtherisch anzusehen und später von kom- 
‚ pletter Schlucklähmung mit Polyneuritis gefolgt war. Es kam schon vor Ausbildung dieser Er- 


scheinungen beim Schlucken von Kontrastmittel zu röhrenförmigem Ausguß der. Trachea und 


praller Füllung selbst der kleinsten Bronchien. Er bezog diesen Vorgang auf Sensibilitätsherab- 
setzung der Schleimhaut, nach ‘S t rümp ell ein übliches Begleitsymptom en 
Lähmungen. 


Häufiger als bei diesen neurogenen Dysphagien wi ein solenak Eindringen von Brei in 


‘ die Luftwege bei Aufstauung desselben durch stenosierendes Ösophaguskarzinom beschrieben, das 
| gleichzeitig Rekurrenslähmungen verursachen (Weingärtner) oder den Larynx infiltrieren 
konnte (Rösler, Hemser). Man muß wohl annehmen, daß auch hier — ebenso wie bei. den 

_ gleichartigen Stenosen Mühlmanns und Pfeiffers — gleichzeitig Sensibilitätsstörungen 

vorlagen, sonst wäre die.Differenz gegen die oben angeführten neurogenen Dysphagien in diesem 

 Punkte:— auch bei Aßmann und Holzknecht bestanden ja z. T. a die 
-Weingärtner verantwortlich macht — nicht zu erklären.. 

Wir. sind nun in der Lage, diese wenigen Mitteilungen zu erweitern durch einen Fall, den 
wir unlängst beobachten konnten. Es handelte sich um einen 44jährigen Mann, dessen Anamnese, 
soweit sie von dem debilen Individuum zu erheben ist, außer Pneumonie und Pleuritis exsud. 
“ohne Belang ist. Status: R. Pleuraschwarte mit Herzverziehung, chron. indurierende Lungen- 
tuberkulose. Abdomen diffus druckschmerzhaft. Linksseitiger Kryptorchismus. Wa. im Blut und 
| Liquor negativ. Wegen anhaltender Beschwerden im Leib — objektiv Obstipation und Subazidität 
— nahmen wir eines Tages eine Breidurchleuchtung vor. Dabei zeigte sich bei Beobachtung der 
Ösophaguspassage, daß in Höhe der Bifurkation nach rückwärts ein Zapfen sichtbar wurde, der 
gleich wieder verschwand. Man mußte an Divertikel denken, doch bald traten im Retrokardial- 
feld verästelte Streifen auf, die sich zu unserer Überraschung bei dorsoventralem. Strahlengang 
als breigefüllte Bronchialbäume in den Unterlappen erwiesen. Den Schatten nach oben verfol- 


gend, gewahrten wir, daß auch Trachea und Larynx sich durch Breibelag scharf abhoben. Kein ' 


Hüstenstoß oder gar dyspnoische Erscheinungen hatten bis jetzt auf den Zwischenfall hinge- 
deutet.. Erst in der Zeit bis zur Photographie trat Husten auf, der einen Teil des Citobaryums 
wieder entleerte, so daß die Platte nur noch geringe Füllung im Bereich des 1. Unterlappens zeigt, 


‚während rechts infolge der Herzverziehung wenig zu erkennen ist (Fig. 2). Die angeschlossene . 


Magendarmdurchleuchtung ergab nur starke Ansammlung des Breis in der 1. Flexur mit Ver- 
‚Jüngung des Colon descendens; kein Anhaltspunkt für Stenose. | 
In häufigen Kontrolluntersuchungen suchten wir nun diese Erscheinung zu klären. Dabei 


konnten wir folgenden Mechanismus des Vorgangs feststellen: Die erste Periode des Schluckaktes ° 


läßt nicht wie in der Norm den ganzen Bissen in den Ösophagus treten, vielmehr bleiben Teile in 


den Valleculae und im Sinus pyrif. Jiegen, füllen aber vor allem die pars laryngea des Pharynx. 


| : 


XXXI, 2/3. Neurogene Schluckstörung mit Einlaufen von Kontrastmittel in die Luftwege im R.-Bild. 208 


die bis zum. untern Rand des Krikoidknorpels angenommen wird, vollständig aus (Fig. 1). 
Reste dieser Füllung sind noch nach Minuten im unteren Pharynzabschnitt nachzuweisen. Denn 
die nun einsetzenden rasch aufeinander folgenden Schluckbewegungen, deren wir bis zu 11 in 
25 Sek. zählten, sind frustrane und vermögen nur ab und zu ganz kleine Mengen in den Ösophagus 
zu entleeren. Dagegen kommt es dabei zu einem Auf- und Niedersteigen des Inhalts im Pharynx 
wie in einem Rohr. Gelangt hierdurch die Säule in Höhe des Kehlkopfeingangs, so tritt ein Strahl 
der Speise in den Larynx über und fließt von da ohne Reflexauslösung weiter hinab (s. Textabb. 1 
u.2). Nicht jedesmal gelangte es auf diese Art zu einer Füllung der Bronchien, stets jedoch zu einem 
Einlaufen in den oberen Abschnitt der Luftwege. Am deutlichsten war das Phänomen bei ganz 
dünner Konsistenz, gut zu verfolgen bei breiiger, während es bei Paste nur zu geringem Hängen- 
bleiben im Schlund, erklärlicherweise nicht zum Überlaufen kam. Die Ösophaguspassage selbst 
- verlief zunächst normal, doch staute sich der Inhalt länger als gewöhnlich im unt. Abschnitt und 
auch nach seiner Entleerung blieb verhältnismäßig lange Wandbelag bestehen. 


Textabb. 1. Textabb. 2. 


Phase I. | - Phase II. 
1 = Halswirbelsäule. 2 — Unterkiefer. 3 = Zungenbein. 4 — Epiglottis. 5 = Larynx. 
| = Pars laryngea pharyngis. 


Weiterhin stellten wir sodann auf Befragen fest, daß Pat. schon seit längerer Zeit Flüssig- 
keiten meidet, weil ihm dieselben wieder zur Nase herauskommen, und daß er nach dem Essen öfter 
ale sonst husten muß. Eine spezialärztliche Kehlkopfuntersuchung (Primärarzt Goerke) er- 
gab, auch mittels Schwebelaryngoskop, normale Verhältnisse. Doch war laryngoskopisch ebenso 
wie der. Baryumbrei auch Milch, die ohne Husten getrunken wurde, im Larynx und in der 
Trachea nachzuweisen. | 

Um nun von der so beobachteten Bronchialfüllung mit Kontrastmittel auszugehen, so kam 
ja zweifellos eine Ösophagusbronchial- oder Ösophagustrachealfistel dafür nicht in Betracht. In 
30 von 38 derartiger Fälle, die ich in der in- und ausländischen Literatur nachweisen konnte, lag 
eine solche zugrunde, fast immer durch Karzinom, nur einmal durch Lues, einmal durch Trauma 
(Selbstsondierung bei Ätzstriktur) erzeugt. Auch ein stenosierendes Ca., das in den 7 weiteren 
Fällen bestand und den Brei überlaufen ließ (s. o.), war auszuschließen. Dagegen sprach schon 
‚das Verhältnis des Schluckvermögens bei festen und flüssigen Speisen. Auch die typischen Zei- 
chen für Spasmus, an den man etwa denken könnte, ganz wechselndes Verhalten der Störung, Un- 
möglichkeit zu sondieren, Einfluß spasmenlösender Mittel, fehlten. 

Mithin blieb uns nur übrig, eine primäre Schluckstörung anzunehmen, die als Anlaß zur 
Kontrastfüllung der Bronchien bisher nur von Reiche beschrieben war. Hatte der oben ge- 
schilderte röntgenologische Ablauf des Schluckaktes, der den Eindruck mangelnder Koordination 
dieses komplizierten Vorgangs machte, schon ohne Kenntnis der Literatur diese Auffassung 


T Landau. XXXI, 2/3. 
| nahegelegt, so wurde. dieselbe bestätigt durch die weitgehende Ähnlichkeit, die diese Röntgen-. 
beobachtung. mit der des2. A B m an n schen Falles besitzt. Nun bietet der neurologische Befund 

1 unseres Patienten’ allerdings kein charakteristisches Bild (Dr. Schwab, Abtlg. Prof. För- 
' ster): Minimale Schwäche des’r. unt. Facialis, Geschmacksprü fung nur schwer durchführbar 
(Analphabet),, anscheinend o. B., Würgreflex herabgesetzt, Korneal-Konjunktivalreflex beider- 


= Beits scliwach, Sprache etwas gaumig, Sensibilität einschließlich der der Mundschleimhaut o. B., 
| _ elektr. Erregbarkeit einschließlich Zunge und Gaumensegel o. B., alle Reflexe o. B. Gleichzeitig 


vorgenommene Augenuntersuchung (Prof. Lenz) ergab: R. alter Herd von Chorioretinitis, 
l. markhaltige Nervenfäsern, linksseitige Sympathikusparese. Diagnose auf Grund der Cho- 
rioretinitis:. Lues congenita. Ohrenunter suchung (Dr. Pulvermacher): Nervöse Hörstörung 


er wahrscheinlich, r, mehr als 1., exakte Prüfung wegen der Debilität des Pat. nicht möglich. Die 


' gewohnten Symptome bulbärer Störungen finden sich hier also nicht vereinigt. Dagegen sind wir 
berechtigt, in Parallele zudem Fall F ran k's an eine Läsion der Glossopharyngeus-Vagus-Akzes- 
_ sorius-Gruppe, vermutlich an der Schädelbasis, zu denken, für die die kongenitale Lues die Ur- 

sache sein dürfte. Es ist hier an Sahli zu erinnern, der darauf Gewicht legt, daß infolge der 
vielseitigen Innervation des Gaumens nie eine völlige Lähmung (außer bei ganz peripherer post- 
diphtherischer Lokalisation) eintritt, gleichwohl aber Verschlucken durch die Nase und näselnde 
Sprache zustande kommen kann. Ein Blick auf die eingehenden Untersuchungen von Greving 
über. die Innervation des Schlundes und der Speiseröhre unterstreicht diese Feststellung. Die 


‚.. Dysphagia.antonica Holzknechts glauben wir ablehnen zu können, und zwar ebenso weil 


der von uns beobachtete Schluckmechanismus doch mehr Verschiedenheiten als Ähnlichkeiten 
_ mitihr hat — kein Ausziehen des Bissens zur Bandform durch den ganzen, Ösophagus, sondern 

_ Hängenbleiben im Pharynx, besondere Verstärkung der Dysphagie bei Flüssigkeiten im Gegen- 

satz zuHolzknecht —, als auch weil mit ihr' die zum ungehinderten Einlaufen in die Luft- 
| wege zweifellos notwendige Sensibilitätsstörung nicht zu erklären wäre. 
| Die Bedeutung unserer Beobachtung scheint uns darin zu liegen, daß sie einmal einen neuen 
Beitrag zur. Ätiologie der Kontrastfüllung der Bronchien liefert, vor allem aber geeignet ist, neues 
Material’zu der röntgenologisch bisher so ungeklärten Pathologie des Schluckaktes beizubringen. 
Vielleicht ergeben sich bei reicherer Erfahrung .später einmal schon röntgenologisc h differential- - 
PE diagnostische Anhaltspunkte für die Entstehung der Störungen, deren Deutung oft klinisch große 
Schwierigkeiten macht. — — — p5 na 


Es sei nun noch kurz über einige Schlüsse berichtet, die aus dem gleichen Fall über die Frage. 
 derLungenzeichnun g gemacht werden konnten. Die bronchogene Theorie (delaCamp, 
8 chellenberg, Arnsperger, Küpferle) schien durch die angiogene Auffassung 
(Fränkelu.Lorey,Cohn,Chaoul,Aßmann) widerlegt. Da wurden in neuester Zeit 


aus den Bildern des in die Luftwege einlaufenden Kontrastbreis neue Argumente für die wesent- 


liche Beteiligung der Bronchien gewonnen. Groedel beruft sich außer auf die freilich meist 
recht unscharfen Abbildungen der bisher. veröffentlichten derartigen Fälle auf Mühlmann, 
dem bei Verfolgung des Baryumeinlaufs in die Bronchien Zweifel an dem vorherrschenden An- 


' teil der, Gefäße kamen. Läßt Mühlmann angesichts der starken Kontrastwirkung solcher Fül- 


_ lung; wobei die’Gefäße naturgemäß zurücktreten müssen — eine Tatsache, die früher bei den : 
Leichenversuchen zu wenig beachtet wurde —, die Frage offen, so tritt Schäfer an Hand glei- 
. eher Beobachtung entschieden der Bronchientheorie bei. Als Kuriosum erscheint es, daß Schinz 
aus gleichem Anlaß zu ‚umgekehrtem Schluß kam, er sah deutlich bei Einlauf des Breis neue 
Zeichnung neben der vorhandenen entstehen und schließt sich infolgedessen der A B mann schen 
' Auffassung an. = | | 

| Unser Fall erleichtert gerade durch seine unvollständige Füllung die Deutung, die bisher so 
widersprechend ausfiel. Es zeigt sich nämlich einwandfrei die übliche Hiluszeichnun g neben dem 
Kontraststreifen, und zwar in der topographischen Lage der Arterie zum Bronchus, die Has- 


.XXXI,2/3. Neurogene Schluckstörung mit Einlaufen von Kontrastmittel in die Luftwege im R.-Bild. 205 


selwanders Untersuchungen zu dieser Frage geklärt haben, kranial und lateral von demsel- 
ben. Damit müssen wir Schinz gegen Schäfer und Mühlmann beitreten (Fig. 2). 

Nun ist aber’ bei genauerer Betrachtung der Platte zu bemerken, daß wir es keineswegs 
durchweg mit Ausfüllung der Bronchien, sondern streckenweise mit Wandbelag zu tun haben. 
Man sieht mindestens an einer Stelle deutlich 2 feine schwarze Streifen, die ein lichtdurchlässi- 
ges Band zwischen sich lassen und sich dann zu einem einzigen vereinigen. Offenbar haben: wir 
hier also die Bronchialwand vor uns. Hat dieselbe keinen bemerkbaren Anteil an der Lungen- 
zeichnung, so müssen diese Konturen auf einer Kontrollplatte ohne Breifüllung verschwinden. 
(Leider wurde die 2. Aufnahme in höherer Röhreneinstellung vorgenommen, so daß die Zeich- 
nung in ihrer Projektion auf die Rippen entsprechend korrigiert werden muß.) Zu unserer Über- 
raschung weist dieselbe jedoch einen in Verlaufsrichtung und Lage zum Hilus genau der einen 
breibelegten Bronchialwand entsprechenden Streifen auf. (Fig. 3, auf der Originalplatte ein- 
wandfrei und deutlicher erkennbar, als auf der Reproduktion wiederzugeben.) Damit halten wir 
für erwiesen, daß Bronchialwandung einen eigenen zarten Schatten werfen und so die Lungen- 
zeichnung verstärken kann. Diese Folgerung deckt sich gut mit den neueren Feststellungen 
v.Falkenhausens, demzufolge krankhaft verdickte Bronchien bei chron. Bronchitis Strang- 
zeichnung im Röntgenbild verursachen. Stark sekretgefüllte Bronchien beteiligen sich übrigens 
sicher an der Lungenzeichnung, das ist experimentell erwiesen und allgemein anerkannt. 


Zusammenfassung: 1. Einlaufen von Baryumbrei in den Bronchialbaum als Zu- 
fallsbefund konnte auf neurogene Schlukstörung — vermutlich Vagusläsion auf luetischer Basis 
— zurückgeführt werden, deren röntgenologisches Verhalten genauer besprochen wird. 

2. Da die gewohnte Hiluszeichnung neben den breigefüllten Bronchien sichtbar ist, wird 
dem vorwiegenden Gefäßanteil der Lungenzeichnung entgegen neueren Schlußfolger ungen an der- 
artigen Fällen zugestimmt. 

3. Die Bronchialwand kann als zarter Streifen auf dem Lungenbild sichtbar sein. 


Anmerkung. Wie ich während des Drucks einer mündlichen Mitteilung entnehme, kam vor 
kurzem ein gleichartiger Fall an der Frankfurter Mediz. Klinik zur Beobachtung; es wurde Tumor der 
Medulla oblongata diagnostiziert. Die Operation in der Chir. Univ.-Klinik ergab jedoch Syringobulbie. 
Die Veröffentlichung soll durch Herrn Dr. Dessecker, Chir. Univ.-Klinik Frankfurt a. M., in den 
„Grenzgebieten“ erfolgen. l 


Literatur. 


Anm.: Fortschr. — Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, 


I. Innervationundnormaler 
Schluckakt: 


1. Greving, Ztschr. f. angew. Anatomie und 
Konstitutionslehre, Bd. 5, 1920. 

2. Groedel, ‚Röntgendiagnostik der Inn. Me- 
dizin. 

8. Spieß-Pfeifferin Groedel. 

4. Sahli, Klin. Untersuchungsmethod., Bd. III. 


U. Schluekstörung im Röntgenbild: 


1. Aßmann, Röntgendiagnostik der Inn. Er- 
krankungen, 1921. 
2. Bittorf, Sitzg. der Breslauer Rö.-Vereinigg. 
Fortschr, 28, 1 
Frank, ebenda. 
4. Holzknecht-Olbert, Ztschr. f. kl. Med. 
71, 1/2. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 


III. Kontrastspeise im Bronchial- 
baum: 


1.Beeler, zit. nach Ziegler, s. Nr. 22. 
2.Berger, Fortschr. 28, 6. 
3. Eisenstein, Fortschr. 21, 4. 
4.Förster, Münch. m. Wochenschr. 1922, 22. 
5.Frank, Arch. f. Verdauungskrkht. 20, 5/6. 
6.Groedel, Rö.-Diagnostik der Inn. Mediz. 
7.Heinemann, Arch. f. klin. Chir. 13, 2. 
8. Hemser, Fortschr 29, 5. 
9.Horner, Wiener med. Wochenschr. 
S. 1512. 
10.Mühlmann, Fortschr, 26, 1. 
11.Pfeiffer,in Groedel, S. 181 u. 187. 
12.Reiche, Fortschr. 25, S. 358. 
13.Rösler, Med. Klinik, 1920, 12, 
14.Schäfer, Fortschr. 27, 6. 


1907, 


27 


206 


15.Schinz, Fortschr. 28, 5. | 


.16.Schwarz, Verhandlg. d. Deutsch. Rö.-Ge- 
Haudek, Levy- ; 


sellsch. 1911; 
Dorn. 


ebenda: 


17. Sons, Fortschr. 28, 2, 


18. Telemann, Verh. d. D. Rö.-Gesellsch. 1913; 
= ` ebenda: Cohn. 
19%.Teschendorf, 
- 1920, 45. l 
20.Weingärtner, Fortschr. 2,4 -: 
21.Witchell, zit. nach Berger. ' 
- 22. Ziegler, Fortschr. 27, S. 320. | 
23.Zimmern, Turchini, Bernard, Bul- 
let. et mem. de la société de radiol. de Paris, ref. 
Fortschr. 14, 5. 


. Deutsch. m. Wochenschr. 


Fleischner. 


XXXI, 2/3. 


IV. Lungenzeichnung: 


1.Arnsperger, Rö.-Untersuchg. d. Brust- 
organe, 1909. l 

2.Aßmann, Rö.-Diagnostik d. Inn. Erkrankg. 
1921. | 

3.delaCamp, Ge Fortschr. 8, 2. 


4.Chaoul, Ztschr. f. Chir. 154, 5/6. 


g 5. Cohn, Tuberkulose-Bibliothek, Nr. 2. 


6.Fränkelu.Lorey, Fortschr. 14, 3. 

7.Groedel, Rö.-Diagnostik in d. Inn. Medizin. 

8.Hasselwander u. Bruegel, Fortschr. 
17, 1. 

9.Küpferle, Fortschr. 17, 2. 


10.Schellenberg, Ztschr. f. Tuberk. 11, 5. 
11.Weber u. Oven, Fortschr. 17, 5. 
12.v. Falkenhausen, Fortschr. 29, 3. 


24.Fauquez, ref. Centralbl. f£. Rö. 1914. 
25.Fishel, Journ. of the Amer. Med. Assoc. 80, 
2, 1923. 
26. Gutmann u. Held, zit. nach Ziegler. 


Aus dem Röntgeninstitut des Wilhelminen-Spitals in Wien (Vorstand: Primarius Dozent 
Dr. M. Haudek). 


Multiple Epiphysenstörungen an den Händen. 


Eine bisher unbekannte Lokalisation der Osteochondropathia juvenilis. 
Voa o 
Felix Fieischner. 
(Hierzu Tafel VIII, Fig. a.) 


Seit der Anwendung des Röntgenverfahrens in der Diagnostik der Knochen- und Gelenk- 
erkrankungen ist eine Reihe von Krankheitszuständen bekannt geworden, die früher offenbar zum 
Teil nicht auf das knöcherne Skelett bezogen, zum Teil mit anderen pathologischen Zuständen 
zusammengeworfen worden sind. Es seien die in ihrem Wesen noch nicht eindeutig geklärten 
Veränderungen erwähnt, wiesievonOsgoodundSchlatter,vonLegg, Waldenström, 
Calvé und Perthes, von Köhler, Kienböck,Kappis, Wollenberg u.a. PEEN 
ben: worden sind. Es handelt. sich “dabéi bekanntlich um in jugendlichem Alter in Erscheinung 
tretende Veränderungen an Epiphysen, an Gelenk- und Epiphysenknorpel, an den kleinen Knochen 
von Hand- und Fußwurzel. An die Reihe dieser Beobachtungen schließe ich hier die Mitteilung 
über einen Fall an, der vegen Art und Lokalisation der Epiphysenveränderungen Beachtung 
verdient. . | 

-= Sidonie W., 14 Jahre. Familienanamnese belanglos, keine Tuberkulose (Dorfbewohner). 
Vor.einem halben Jahre, ‘August 1922, bemerkte das Mädchen eine Anschwellung in der Gegend 
des proximalen Interphalangealgelenkes sämtlicher Finger beider Hände; diese war an den Mittel- 
fingern besonders stark. Die Haut über diesen Stellen war gerötet, fühlte sich warm an. Geringer 
Schmerz bei Beugung, die nur an den Mittelfingern mäßig eingeschränkt war. Dieser Zustand, der 
sich im Verlaufe weniger Wochen ausgebildet hat, besteht seither fort. In einem andern Kranken- 
haus wurde mit örtlicher Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne begonnen, die bis heute fort- 
gesetzt worden ist, ohne daß eine Besserung des Zustandes erreicht worden wäre. Nach Angabe 
der Mutter des Kindes wurde damals auf Grund einer Röntgenaufnahme die Diagnose Knochen- 
lues gestellt. Dies ist der Grund, warum die Mutter, die die Möglichkeit einer syphilitischen 
Infektion in Abrede stellt, das Kind zur Untersuchung zu uns bringt. 


y 4 4 


XXXI, 2/3. Multiple Epiphysenstörungen an den Händen. 207 


Befund am 18. 12. 1922. Ein dem Alter entsprechend großes, körperlich und psychisch 
nicht auffälliges Kind. Der interne Befund ist durchaus normal. Die Haut der Handrücken ist 
gerötet, trocken, rissig. Beide Mittelfinger sind um das proximale Interphalangealgelenk spin- 
delig geschwollen, der linke leicht ulnar gebogen. Die Bewegung in diesen Gelenken ist im Sinne 
der Beugung eingeschränkt und schmerzhaft; die übrigen Finger sind in Form und Funktion 
normal. Die rechte Patella ist klopfempfindlich. Wassermann-Reaktion im Blut negativ, Pirquet 
negativ. 

Röntgenbefund (Abb. a, Tafel VIII): Die schwersten Veränderungen finden sich an den 

Epiphysen der Mittelphalangen beider Mittelfinger. Die Epiphyse rechts ist in ihrer Höhe, ver- 
mindert, leicht gebogen, wie von der Diaphyse eingedrückt, ihre leicht aufwärts gekrümmten Rän- 
der sind scharfkantig. Die Struktur ist ungeordnet, zum Teil sehr dicht, in ihrem ulnaren Teil 
ein mohnkorngroßer Aufhellungsherd. Der Epiphysenspalt ist im mittleren Teil aufgehoben (im 
dorso-volaren Bild), er klafft weit in den äußeren Teilen. Der benachbarte Diaphysenkontur ist 
unregelmäßig bogig. Im übrigen sind Form und Struktur der Diaphyse nicht auffällig. Der 
telenkspalt scheint verschmälert (Projektion?); die Grundphalanx ist unverändert. Schwerer 
sind die Veränderungen links. Das ulnare Drittel der Epiphyse ist abgebrochen, steht in ungefähr 
angemessenem Abstand von der Diaphyse ab; dagegen ist der ihm entsprechende Teil des Gelenk- 
spaltes wesentlich verschmälert. Das radiale Hauptstück erscheint im dorso-volaren Bild der 
Diaphyse unmittelbar angefügt, hebt sich von ihr nur durch die dichtere Struktur ab; nur ganz 
außen ist der Epiphysenspalt sichtbar. Der Gelenkspalt ist hier von normaler, vielleicht sogar 
von vermehrter Breite. Dadurch kommt es zu einem Abweichen der beiden distalen Phalangen aus 
der Achse des Strahles im Sinne einer Subluxation ulnarwärts. Im Seitenbild erscheint das volare 
Drittel des Epiphysenknochens abgebrochen, ein kleiner, mittlerer Teil des Epiphysenspaltes auf- 
gehoben, die Basis der Diaphyse kleinwellig, fast zackig begrenzt. Die Basis ist leicht verbreitert 
und zeigt einige Aufhellungsherde. | | 

Geringer sind die Veränderungen an den entsprechenden Epiphysen der übrigen dreiglied- 
rigen Finger. Sie sind flach, ihre Ränder zugeschärft, die Struktur dicht, die Epiphysenspalte 
durchaus von entsprechender Breite,dieDiaphysen begrenzen sich basal zumeist kleinwellig, zackig. 

Am übrigen Hand- und am Fußskelett nichts Auffälliges, die Kniescheiben in Form, Größe 
und Struktur normal, an der rechten Tibia finden sich angedeutet Veränderungen im Sinne eines 
Morbus Schlatter. | 

Nach anderthalb Monaten (1. 2. 1923) bei neuerlicher Untersuchung hat bei im übrigen 
unverändertem Befund die ulnare Deviation der linken Mittelphalanx zugenommen, die Aufhell- 
lungen in der Basis der dritten Mitteldiaphyse sind deutlicher, ähnliche Aufhellungen auch im 
Köpfehen der anschließenden dritten Grundphalanx. 

Das Röntgenbild hat gezeigt, daß es sich um eine Erkrankung des Skelettes handelt und daB 
vorwiegend die Epiphysen befallen sind. Die nächste Frage, welchem der bekannten Krankheits- 
bilder die Affektion entspricht, war indes nicht leicht zu beantworten. Gegen eine syphilitische 
Erkrankung, Osteochondritis, Daktylitis, Osteoperiostitis, Knochengummen, Arthritis syphilitica, 
sprachen das Röntgenbild, die negative Wassermannsche Reaktion, gegen mehrere dieser Affek- 
tionen auch das klinische Verhalten und das Alter der Kranken. Einen tuberkulösen Charakter 
der Erkrankung machte schon der negative Ausfall der Pirquet-Reaktion höchst unwahrschein- 
lich. Das Fehlen jeder Periostreaktion im Röntgenbild, die scharfe Begrenzung der Knochenteile 
gegen den Gelenkspalt, das Fehlen größerer, umschriebener Aufhellungsherde und das Fehlen ` 
allgemeiner Kalkverarmung, sowie der äußerst torpide Verlauf schließen Karies, Spina ventosa 
und Gelenkfungus aus. Dieselben Gründe, ferner die Lokalisation in den Epiphysen und die 
symmetrische Anordnung machen auch eine banale Osteomyelitis sehr unwahrscheinlich. Ganz 
ebensowenig wie bei den infektiösen Erkrankungen läßt sich der Befund in die bekannten Bilder 
der Rachitis tarda einreihen. Diese befällt als Systemerkrankung das ganze Skelett und äußert 
sich bei Jugendlichen vorwiegend oder ausschließlich am Skelett der unteren Extremität oder des 

27* 


208. y 5 ; Fleischner. s ' | XXXI, 2/3. 


Stammes. Anamnestisch, klinisch. und röntgenologisch bestand kein Hinweis auf Rachitis. 
Ebensowenig war ein Anhaltspünkt für Morbus Möller-Barlow im weiteren Sinne (jugend- 
lichen Skorbut) zu finden. Auch für einen primär arthritischen, traumatischen und tumorösen 
Prozeß fehlte jeder Hinweis. Nach Ausschluß aller dieser zunächst liegenden Möglichkeiten 
wiesen aber Art und Lokalisation der Veränderungen in eine andere, eingangs schon angedeuteie 
Richtung. in die Richtung der an verschiedenen Epiphysen beobachteten Krankheitsprozesse des 
. Wachstumsalters, der Osteochondropathia juvenilis. 1903 haben Schlatter und Osgood 
Veränderungen am schnabelförmigen Fortsatz der proximalen Tibiaepiphyse beschrieben; 1908 
hat Köhler über die Erkrankung des Os naviculare pedis berichtet; 1908 hat Walden- 
ström, 1909 Legg, 1910 haben Sourdat und Calvé, 1913 Perthes das gewöhn- 
lich Perthessche ‘Krankheit benannte Krankheitsbild von dem der gewöhnlichen tuberku- 
lösen Koxitis abgegrenzt. 1915 hat Köhler die Erkrankung des zweiten Mittelfußknochens, 

1917 Kappis die des Capitulum humeri beschrieben. Es folgen Mitteilungen über ähnliche 
Beobachtungen an anderen Epiphysen bis in die jüngste Zeit, wo Johannsen und Sinding-. 
‚Larsen (1921 und 1922) über eine zweifellos auch in dieselbe Reihe gehören Ermaokung der 
Kniescheibe berichten. 

Während ich in der schon recht umfangreichen Zahl der dieses.eben umrissene Gebiet be- 
handelnden Mitteilungen vergeblich nach einer der meinen ähnlichen Beobachtung suchte, fand 
ich eine Arbeit von Thiemann über idiopathische Erkrankungen der Fingerphalangen (1909). 
Alter des Patienten, Art und Beginn der Erkrankung — sie dauert in diesem Falle schon vier 
Jahre — und der Röntgenbefund an den Epiphysen der Mittelphalangen decken sich vollkommen 
mit den Erhebungen bei meiner Patientin. Überdies waren aber dort auch die Epiphysen der 
Grundphalangen der Finger und der großen Zehe in gleichem Sinn, aber in geringerem Grade ver- 
ändert; auch die distalen Gelenkenden von Radius und Ulna zeigten zackig unregelmäßige Knor- 
pel-Knochengrenzen. Thiemann schließt alle auch von mir abgelehnten ätiologischen Möglich- 
keiten aus, äußert aber keine Ansicht über die mögliche Entstehung des Leidens. Vor kurzem 


hat Valentin über multiple Epiphysenstörungen bei einem Jugendlichen berichtet. . Vorzüg- 


lich waren in dem von ihm beobachteten Falle die Epiphysen der langen Knochen der Beine 
betroffen. Er erwähnt aber, daß außerdem die Epiphyse der Mittelphanlange des Mittelfingers der 
einen Hand auffällig verdichtet und leicht deformiert war, Veränderungen, die durchaus denen 
gleichen, die ich an den weniger betroffenen Fingern meiner Patientin feststellen konnte. 

Meine Beobachtung selbst, noch unterstützt durch die angeführten spärlichen, aber ein- 
deutigen Literaturangaben, läßt es berechtigt erscheinen, das geschilderte Krankheitsbild in die 
Reihe der „multiplen juvenilen Epiphysenstörungen‘ einzufügen. Wenn auch die Pathogenese 
dieser Störungen noch keineswegs geklärt ist, so bietet die Betrachtung des Einzelfalles in dem 
weiteren Rahmen der Osteochondropathia juvenilis einen Vorteil sowohl für die Kenntnis dieses 
Falles, wie auch für die Erweiterung des Krankheitsbildes der Osteochondropathie. Zur Fräge 
- der Ätiologie der juvenilen Epiphysenstörungen haben sich in der letzten Zeit mehrere Autoren 
in kritischen Übersichten geäußert. Das läßt es überflüssig erscheinen, alle vorgebrachten Meinun- 
gen und alle Gründe und Einwendungen dafür und dagegen aufzuzählen, zumal ich keine neuen 
Erfahrungen hinzuzufügen weiß. Im Anschluß an Keuter, dessen Überlegungen vorzüglich auf 
Pommers Untersuchungen über Arthritis deformans fußen, glaube ich, daß primär die Elasti- 
zität und Festigkeit der Epiphyse aus irgendeinem Grund (Konstitution; innere „Sekretion, 
‘ Trauma, Ernährungsstörung (Infektion) geschädigt ist. 


Anmerkung bei der Korrektur: Neue Befunde von Axhausen (Med. Klinik 
1923, H. 17) zeigen für die Erkrankung der Metatarsusknochen, ähnlich wie es Perthes für 
den Schenkelkopf wahrscheinlich gemacht hat, daß die Erkrankung zumindest į in vielen Fällen 
mit einer zentralen Nekrose im Epiphysenknochen beginnt.. 


XXXI, 2/3. Gehört die Patella bipartita zum Kreis der Osteochondropathia juvenilis? 209 


Zusammenfassung: Bei einem 14jährigen Mädchen werden multiple, symmetrisch an- 
geordnete Epiphysenveränderungen an den Mittelphalangen beider Hände beobachtet. Kein An- 


haltspunkt für eine mögliche Ätiologie. Das Krankheitsbild wird der u juve- 
nilis zugezählt. | Ä 


Literatur ziemlich erschöpfend bei 


Siek, Uber Epiphysenerweichung im Wachstumsalter. Arch f. klin. Chir., Bd. 119, S. 329. 
Keuter, Über die Osteochondritis def. coxae juv. (Perthes). Bruns’ Beiträge, Bd. 122, S. 263. 
Thiemann, J uvenile Epiphysenstörungen. Fortschr. a. d. G. d. Röntgenstrahlen, Bd. 14, S. 79. 


Aus dem Röntgeninstitut des Wilhelminen-Spitals in Wien (Vorstand: Primarius Dozent 
Dr. M. Haudek). 


Gehört die Patella bipartita zum Kreis der Osteochondropathia juvenilis? 
Von 
Felix Fleischner. 
(Hierzu Tafel VIII, Fig. 1—3.) 


In der unmittelbar vorausgehenden Mitteilung habe ich über eine Beobachtung von zum 
Bilde der Osteochondropathia juvenilis gehörigen Epiphysenstörungen an den Händen berichtet. 
Zu dieser Einreihung des Einzelfalles haben mich die mannigfachen Übereinstimmungen meiner 
Beobachtung mit den an zahłreichen anderen Epiphysen und kleinen spongiösen Knochen beschrie- 
benen Veränderungen geführt. Diese Zeilen sind einem Falle von Patella bipartita gewidmet, der 
durch seine Art geeignet ist, Wesen und Entstehung dieses Zustandes in neuem Licht erscheinen 
zu lassen. 

Der 28jährige Wehrmann Eduard St. wird mit der klinischen Diagnose Morbus Schlatter 
zur Röntgenuntersuchung zugewiesen (24. 5. T922). Vor vier Monaten Sturz auf das rechte Knie 
beim Stiegensteigen, seit zwei Monaten Schmerzen im rechten Knie, seit wenigen Tagen wird vorn 
am Knie eine Schwellung bemerkt. Stets gehfähig. Bei der Untersuchung zeigt sich die Gegen! 
der Tüberositas tibiae rechts geschwollen, gerötet, druckempfindlich; das Gelenk ist für extreme 
Beugung gesperrt. 

_ Röntgenbefund: Rechtes Kniegelenk (tibiofibulare Aufnahme). In der Gegend der Tube- 
rositas trägt die Tibia eine erbsengroße Exostose. An diese ist in proximaler Richtung ein etwa 
1 cm langer, schmälerer Knochenkörper angelagert, an diesen in gleicher Richtung ein zweiter, 
kugeliger, erbsengroßer. Die Knochenkörper haben spongiöse Struktur und eine dünne Kompakta- 
schicht umgibt sie in gut gerundeten, glattem Kontur. Der längliche Knochenkörper ist quer von 
einem Spalt durchsetzt, der unregelmäßig, scharfkantig begrenzt ist. Weichteilschwellung. Sonst 
ist am Kniegelenk nichts auffällig (Abb. 1, Tafel VIII). 

Das zum Vergleich photographierte linke Kniegelenk (Abb. 2, Tafel VIII) zeigt bei nor- 
nalem Gelenkbefund eine normal ausgebildete Tuberositas tibiae. Hingegen ist die Patella an ihrer 
Basis unregelmäßig, buckelig begrenzt (Seitenbild). Außerdem fällt ein querer, etwa 2 mm breiter 
Spalt auf, der sie nicht vollkommen durchsetzt. Die weiterhin angefertigten Bilder zeigen, daß von 
der linken Kniescheibe ein Stück von der Größe und Form eines halben Kronenstückes proximal 
lateral durch einen fast halbkreisförmigen, regelmäßig scharf begrenzten, gleichweiten Spalt 
abgegrenzt ist. Dabei entsprechen die beiden Stücke der linken Kniescheibe zusammen in Größe 
und Form vollkommen der rechten (Abb. 3, Tafel VIII). 

Der Röntgenbefund zeigt also am kranken rechten Knie alle Veränderungen im Sinne des 
Morbus Schlatter, in die Patellarsehne eingeschaltete Knochenstücke, von denen eines offen- 
bar vor kurzer Zeit einen Querbruch erlitten hat. Am linken Knie sehen wir das Bild der Patella 
bipartita. 


210 S o Fleisebnaes, XXXI, 2/3. 


` Die Patella bipartita ist eine ziemlich selten beobachtete Anomalie. Sau pe hat vor kurzem 
‘die bekanntgewordenen Fälle von Patella bipartita (denen ich noch vier hinzufüge) zusammen- 

. gestellt und in zweckmäßiger Weise gruppiert. Die erste Gruppe (je ein Fall von Joachims > 
thal, Enderle und Saupe) umfaßt solche, bei denen die Kniescheibe durch einen horizon- 
talen Spalt in einen größeren oberen und einen kleineren unteren Teil zerlegt ist; dabei ist die 
. Gesamtgröße des Knochens vermehrt. : | 

In der zweiten Gruppe-(Fall von Du Bois-R ey mondbeiJoachimsthal,Grashey) 

sind Fälle, bei denen durch einen vertikalen Spalt von der Kniescheibe ein kleineres, laterales 
‚Segment abgetrennt ist. 


| Die dritte Gruppe (Gruber, Köhler, drei Fälle bei Reinbold, (rashey, Hol- 
. land) umfaßt solche Kniescheiben, bei denen durch einen bogenförmigen Spalt ein kleineres 
` Stück lateral proximal abgesetzt ist. In diese Gruppe fällt auch der Fall meiner Beobachtung. 
Grüppe 2 und 3 ist gemeinsam, daß Größe und äußere Form der gotenta Kniescheibe der Norın 
entsprechen, 


l Zur Differentialdiagnose gegen Frakturen wird von allen Beschreibern auf den re gelmäßigen: 

Verlauf und Kontur der Spalten, auf das Fehlen jeder Dislokation, das Zufällige der Entdeckung, 
‚das mehr oder minder völlige Fehlen klinischer Erscheinungen und die in bezug auf Trauma zu- 
meist leere Anamnese Gewicht gelegt. Alle diese Umstände weisen in die a einer Bildungs- 
‘anomalie oder Bildungshemmung. | 


Der Knochenkern der Kniescheibe tritt nach neueren anatomischen (Tandler) und rönt- 
 genologischen Feststellungen (Joachimsthal) überwiegend im sechsten Lebensjahr auf. 
Gelegentlich ist die Bildung aus zwei Knochenkernen beobachtet worden (Portal und 
M. J. Weber [nach Gruber]). Joachimsthal bringt, einige vergleichend-anatomische 
Angaben über Fehlen und Verdoppelung des Sesambeins der Quadrizepssehne bei verschiedenen 
Tieren. Doch dürften diese Tatsachen kaum die Bildung der Patella bipartita klären helfen, wie 
ich auch meine, daß die angeführte Beobachtung der gelegentlichen Entwicklung der Kniescheibe 
aus zwei Knochenkernen nicht so sehr eine zweifache Kernanlage von Haus aus beweist, als viel- 
mehr zu einer Reihe anderer Erscheinungen gehört. In den letzten Jahren ist wiederholt (z. B. 
von Zaajer) in Zusammenhang mit klinischen Erscheinungen oder ganz beiläufig eine Teilung `. 
der Apophyse des Calcaneus, der Epiphyse des Olekranon und anderer Knochen im Wachstumsalter 
‚beobachtet worden. Die meisten Beschreiber neigen dazu, diese Erscheinungen als Bildungsano- 
malien aufzufassen und irgendwie mit den Bildern der Köhlerschen, Perthesschen Krank- 
heit usw., allgemein mit der Osteochondropathia juvenilis in Zusammenhang zu bringen. Einige 
in der Literatur vorliegende Beobachtungen. machen es sehr wahrscheinlich, daß auch die Knie- 
scheibe an diesen Bildungsstörungen des Wachstumsalters teilnimmt. In seiner ersten Mitteilung 
über die Erkrankung des Os naviculare pedis führt Köhler einen Fall dieser Erkrankung an, 
bei dem beide Kniescheiben auffällig klein waren. Er suchte damals vergebens nach nervösen oder 


ze vaskulären Beziehungen zwischen Kniescheibe und Kahnbein. Vor kurzem haben Johannsen 


und Sindin g-Larsen über eine schmerzhafte Affektion an der Patella bei Kindern berichtet, | 
wobei im Röntgenbild ‚eine Auflockerung ihres Gefüges und periostale Reaktion sichtbar war. 
Tuberkulose konnte ausgeschlossen werden. Nach wenigen Monaten Behandlung mit Ruhehaltung 
konnte klinisch und röntgenologisch ein normaler Befund erhoben werden. Besonderes Gewicht 
kommt der Beobachtung von Sinding-Larsen zu, daß er in dem einen Falle außerdem einen 
Morbus Schlatter feststellte, daß also sowohl an der proximalen wie auch an der distalen An- 
. heftungsstelle des Ligamentum patellare proprium Störungen im Knochenwachstum bestanden: 
diese sind durch eine Überbeanspruchung des strukturell minder widerstandsfähigen oder sonst 
irgendwie geschädigten Knochenknorpelsystems verursacht. 


| Meine Beobachtung schließt den Kreis. Der 28jährige Mann trägt zweifellos seit vielen 
Jahren den Morbus Schla tter am rechten, die Patella bipartita am linken Knie: beide haben 


‚XXXI,2/8. Gehört die Patella bipartita zum Kreis der Osteochondropathia. juvenilis? au 


ihm keine Beschwerden bereitet( das Trauma jüngst hat mit der Entstehung der Schlatter- 
schen Krankheit bei unserem Kranken nichts zu tun); für keines.der beiden läßt sich anam- 
nestisch irgendein Anhaltspunkt gewinnen. Die Patella bipartita ist eine sehr selten beobachtete 
Bildung und die Schlattersche Krankheit gehört auch nicht zu den alltäglichen Beobach- 
tungen. Alles, die Beobachtung und das Schrifttum, drängt dazu, nach alter klinischer Übung 
beide Veränderungen als ein Gemeinsames anzusehen (Mandl). Und nichts steht dem entgegen, 

Bevor ich in der Beweisführung fortfahre, soll einiges über die mutmaßliche Ätiologie ein- 
gefügt werden. In.der voraüsgehenden Mitteilung habe ich zusammenfassend därgelegt, daß nach 
der Meinung der meisten Autoren der Osteochondropathia juvenilis eine Minderung der Festig- 
keit gewisser Knorpel-Knochenteile zugrunde liegt, die im Verein mit der funktionellen Beanspru- 
chung dieser Teile zu vorübergehenden oder dauernden Verbildungen führt. Wenn wir zunächst. 
die von Saupe als zweite und dritte Gruppe geordneten Fälle von Patella bipartita zusammen- 
fassen, ergibt sich als Gemeinsames, daß Größe und äußere Form der Kniescheibe der Norm ent- 
sprechen. Weiterhin bildet der Fall von Grashey eine Brücke zwischen beiden Gruppen: am 
rechten Knie ein vertikaler Spalt, am linken ein Kreisbogenspalt. Angesichts dieses Falles dürfte 
es schwer fallen, für jedes Knie gesondert ein Vitium primae formationis anzunehmen. Vielmehr 
scheint sich im Wachstumsalter, bedingt durch eine mindere Festigkeit des Knorpels, unter der 
mechanischen Beanspruchung der Knochenkern doppelt angelegt oder geteilt zu haben. Daß 
manchmal ein gerader, manchmal ein bogenförmiger Spalt entsteht, dafür mögen geringe Ver- 
 schiedenheiten der Lage der Patella, kleinste individuelle Abweichungen ihrer Beanspruchung 
maßgebend zu sein. Beide Male wird sie offenbar im Sinne eines Bruches nach der Fläche be- 
ansprucht, in jedem der Fälle in etwas verschiedener Art. Minderung der Festigkeit und funktionelle 
Beanspruchung: haben zur Zweiteilung des Knochens geführt und auch späterhin eine knöcherne 
Vereinigung der Teile verhindert; sie sind durch Synchondrose oder Syndesmose verbunden 
(G ruber). | 

‘Eine AN Betrachtung verdienen die Fälle der ersten Gruppe. Sa u pe hat schon dar- 
auf hingewiesen, daß zwei von den drei bekannten Fällen Kranke mit Littlescher Krankheit 
(angeborene spastische Gliederstarre) betreffen. Zu den regelmäßigen Befunden bei dieser Krank- 
heit gehören Hochstand und Vergrößerung der Patella (Joachimsthal), die beide aus dem 
Einfluß der Spasmen der Oberschenkelmuskel auf die jugendliche Kniescheibe erklärt werden: 
der Hochstand durch die übermäßige Beanspruchung des Ligamentum patellare proprium auf 
Zug, die Vergrößerung durch den infolge andersgearteter Beanspruchung geänderten Wachstums- 
reiz. Nichts liegt nun näher, als auch die Zweiteilung der Kniescheibe mit dem Krankheitsbild 
in Verbindung zu bringen. Und wenn wir früher ausgeführt haben, daß es bei der Osteochondro- 
pathia juvenilis im allgemeinen, bei der Zweiteilung der Kniescheibe im besonderen zu Wachs- 
tumsstörung und Verbildung im Anschluß an Minderung der Knorpelknochen festigkeit 
bei normaler Beanspruchung kommt, so gewinnt andererseits für die Fälle von Littlescher 
Krankheit die Deutung an Überzeugungskraft, daß ganz ähnliche Störungen bei normaler 
Knorpelknochen festigkeit durch übermäßige Beanspruchung zustande kommen können. 

Wenn Morbus Schlatter und Patella bipartita demselben Krankheitsbild zugehören, 
wärum sehen wir dann das eine Bild so viel öfter als das andere? Die Frage mündet in die weitere: 
Warum sehen wir bei der Osteochondropathia juvenilis einmal dieses, ein zweites Mal jenes, ein 
drittes Mal mehrere Gelenke befallen? Soweit darüber Vermutungen erlaubt sind, sind zwei 
Dinge von Bedeutung. Zunächst der Zeitpunkt der Erkrankung in bezug auf die Wachstums- 
periode, die Anfälligkeit der Knorpelknochenteile mag wechseln; dann aber die individuelle Art, 
die Gelenke zu beanspruchen. Der Kranke von Grashey hat zweifellos sein rechtes Knie anders 
beansprucht als sein linkes. Und ähnlich der Kranke meiner Beobachtung. Alle Fälle von Zwei- 
teilung der Kniescheibe, so weit ich sie überblicke, sind beiderseitig. Unser Kranker erlitt offen- 
bar im Wachstumsalter eine Störung der Funktionstüchtigkeit seines Knorpelknochenskelettes am 
Knie. Rechts trat der Schaden an der distalen Einpflanzungsstelle der Patellarsehne auf, er bekam 


OE Ep EZ EEE L7a 
A x 
. 


De F Mau: cO O s OB. 


eine `S chlattersche Wachstumsstörung, links trat er an der Einstrahlungsstelle eines Teiles 
der Quadrizepssehne auf und führte zur Zweiteilung der Kniescheibe. 
Ich fasse unsere Beobachtungen und Überlegungen zusammen: 


1. Bericht über‘einen Fall von einseitiger Patella bipartita; am andern Knie besteht ein 


Morbus Schlatter. | 

2. Die Patella bipartita d dem Bild der Osteochondropathia juvenilis migeni, 

3. Die normale Knorpelknochenfestigkeit genügt der normalen Beanspruchung. Wenn es 
‚ im Wachstumsalter aus irgendeinem Grunde zu einer Minderung der: Knorpelknochenfestigkeit 


i ‚an -besonders ausgesetzten Punkten oder zu einer übermäßigen Beanspruchung dieser Skeletteile ` 


_ kommt, dann führt dieses mechanische Mißverhältnis zu einer vorübergehenden oder dauernden 
= Wachstumsstörung oder Verbildung der betroffenen Skeletteile. 


Literatur. 


Enderle:. Med. Klinik, 1916, Nr. 37, S. 979. 

'Grash ey; Atlas typ. Röntgenbilder, Lehmanns Atlanten, Bd. V, München 1917. 

‘ Gruber, Virchows Archiv, Bd. 94, S. 358. | 

Hollan d; On rarer ossifications seen during X ray examinations. Journ. oi; anat., Bd. 55, S. 235; ref. 
Zentralbl. f. d. ges. Chir., Bd. 14, S. 392. 


Jo a c himsthal, Über Struktur, Lage und Anomalien der menschlichen Kniescheibe. Deutsch. Arch. . 


f. klin. Chir., Bd. 67, S. 342. \ 
Johannsen $. bei Sinding-Larsen. l 
Köhler (Os naviculare). Münch. med. Wochschr. 1908, Nr. 37, S. 1923. 

— (Pat. bipartita). Grenzen d. Normalen u. Anfänge d. Pathologischen im Röntgenbilde, Hanbäre 1920. 
Mandl, Die „Schlattersche Krankheit“ als „Systemerkrankung“. Br. Beiträge, Bd. 126, S: 707. 
Reinbold, Rev. med. de la Suisse rom. XXXVII, 1917; ref. Zentralbl. f. Chir. 1918, S. 800. 
Saupe,'Beitrag zur Patella bipartita. Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahlen, Bd. 28, S. 37. 
Sinding-Larsen, A hitherto unknown affection of the patella in children. Act. scand., Bd. 1,42, 

S. 171. 
.Zaajer, OÖsteochondropathia juv. parosteogenetica. Deutsche Zeitschr. f. Chir., Bd. 168, S. 220. 


i 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Kiel (Direktor: Geheimrat Prof. Dr.. An schüt 2). 


‘Die röntgenologischen Veränderungen bei der angeborenen Schulterlähmung | 
unter besonderer Berücksichtigung der sogenannten HALDOINOESCHIEUANG 
der oberen nUmerusopnyen: 

Von 
Dr. med. C. Mau, Assistent der Klinik. 


Auf dem neunten Kongreß der Deutschen Röntgen-Gesellschaft 1913 hat Haenisch die 
 „Röntgendiagnose der Epiphysenlösung am oberen Humerusende bei Geburtslähmung“‘ besprochen 
. und kommt zu der Feststellung, „daß der typische Röntgenbefund bei der Epiphysenlösung am 
. oberen Humerusende darin besteht, daß der am frühesten auftretende Kopfkern lateral statt 
medial dem oberen dachfirstartigen Schaftende des Humerus anliegt“. Bei.den von Sudeck 
vorgenommenen Operationen aber konnte von einer Trennung der Epiphyse von: der Diaphyse 
` nichts nachgewiesen werden, angeblich war die Epiphyse bereits wieder fest verwachsen. Weiterhin 


‘ hat sich dann Peltesohn systematisch mit den Knochenveränderungen bei der Geburtslähmung 


` im Röntgenbild beschäftigt, und berichtet auf dem 13. Orthopädenkongreß 1914 über 11. klinisch 
und röntenologisch untersuchte Fälle. Er findet als charakteristisch: ‚‚bei kleinsten Kindern teils 
eine veränderte Achsenrichtung der Humerusdiaphyse, teils eine abnorme Distanz zwischen Dia- 
physenende und Klavikularende, teils eine Verlagerung des oft ganz kleinen Kopfkernes nach außen 
(Haenisch). Mit zunehmendem Alter bleiben die Epiphysenkerne im Größenwachstum zurück 


4 


' 


u tun. 20 


XXXI, 2/3. Die röntgenologischen Veränderungen bei der angeborenen Schulterlähmung usw. 213 


und zeigen unregelmäßige Umrisse.‘“ Er faßt, Küstner folgend, ebenso wie Haenisch diese 
röntgenologischen Befunde als Ausdruck einer Epiphysenlösung auf, betont aber dabei, daß die 
„parturiellen Epiphysenlösungen selbst bei schwerer Dislokation ohne äußerlich sichtbares Haema- 
tom einhergehen“. 

Valentin gebührt dann das Verdienst, neuerdings wieder das Interesse auf die Knochen- 
affektionen bei der sogenannten Geburtslähmung hingelenkt zu haben; im Gegensatz zu den bis- 
herigen Anschauungen, daß diese als Folgen einer stattgehabten Epiphysenlösung aufzufassen 
seien, kommt er zu dem Schluß, daß es sich hier um eine „neurotische Atrophie‘, um eine Schädi- 
gung der Epiphyse infolge einer Nervenverletzung handele. Im einzelnen auf seine interessante 


und gründliche Arbeit und Beweisführung einzugehen, liegt außerhalb des Rahmens dieser Arbeit. 


Ich möchte in der vorliegenden Arbeit nur versuchen eine Erklärung dafür zu geben, worauf die 
von Haenisch als typisch für die Epiphysenlösung bezeichnete Verschiebung des Kopfkerns 
lateralwärts im Röntgenbild beruht. Diese Erscheinung weiß auch Valentin nicht recht zu 
deuten; daß es sich allerdings um eine wirkliche Epiphysenlösung handelt, glaubt er auch nach 
dem Studium der ihm von H aenisch persönlich übermittelten Abzüge seiner typischen Be- 
funde nicht. 

Ich glaube nun, eine sehr einfache Lösung des Rätsels gefunden zu haben: die Ver- 
schiebung des zuerst angelegten Epiphysenkerns’ am oberen Humerus- 
ende im Röntgenbild lateralwärts ist nichts anderes als eine Projek- 
tionstäuschung. infolge der hochgradigen Innenrotation des ganzen 
betroffenen Armes, wie sie ja durchaus typisch un für die angeborene 
Schulterlähmung. 

Haenisch bemerkt am Schlusse seines TE T daß er, um nicht Irrtümem 
infolge der Projektion ausgesetzt zu sein, bei normalen Kindern Aufnahmen bei Innenrotation 
und Außenrotation beider Arme sowie Innenrotation des einen und Außenrotation des anderen 
Armes vorgenommen habe und daß, wenn auch infolge der Innenrotation die giebelförmige Be- 
grenzung des oberen Schaftendes sich etwas verliere, doch der Kopfkern in jeder Stellung auf der 
medialen Seite bleibe. 

Da mir dieser Widerspruch mit meinen eigenen im folgenden niedergelegten Befunden un- 
erklärlich erschien, habe ich Herrn Professor Haenisch gebeten, mir Abzüge der damals proji- 
zierten Diapositive, die im Verhandlungsbericht nicht aufgenommen sind, zu überlassen. Ich bekam 
dieselben bereitwiligst zur Verfügung gestellt, wofür auch an dieser Stelle Herrn Professor 
Haenisch bestens gedankt sei. Ich konnte nun feststellen, daß die Diapositive I und II für die 


- Beurteilung der Frage wegfallen müssen, weil sie noch keine Kopfkerne enthalten, daß auf den 


Diapositiven III und V, welche auf der einen Seite die „typische Lateralverschiebung‘“ des zuerst 
angelegten Epiphysenkerns zeigen, die Rotationsstellung des erkrankten ‘Armes nicht festzustellen 
war, da das untere Humerusende auf der Platte fehlte. Da auch keine besonderen Angaben bei 
den Diapositiven gemacht waren, muß ich annehmen, daß in beiden Fällen bei der Röntgenauf- 

nahme auf die Rotationsstellung des Armes nicht besonders geachtet wurde, und die Aufnahme in 
der Stellung der erkrankten Arme gemacht wurde, die diese spontan einnahmen, also in starker 
Innenrotationsstellung. Jedenfalls liegt diese Vermutung äußerst nahet). Bei den Diapositiven 
IV und VI erlaubte das Vorhandensein des Ellbogengelenks auf der Platte und die deutlich sicht- 
bare Auswärtsdrehung des Olecranon einwandfrei festzustellen, daß tatsächlich die beiden er- 
krankten Arme in starker Innenrotationsstellung gelegen hatten. Zu dem Diapositiv VII: nor- 


‘males Kind mit einwärts rotiertem linken und auswärts rotiertem rechten Arm, bemerkt 


Haenisch: „Kerne bleiben beiderseits innen“. Tatsächlich ergibt aber eine objektive Betrach- . 
tung des Abzuges, daß auf der einwärts rotierten Seite nicht nur das eigentümliche dachfirstartige 


1) Herr Froti. H uhisch bestätigte mir durch schriftliche Mitteilung die Richtigkeit dei 
Annahme. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXT. l 28 


O 2 nentet ooa O oa oMa oo oo oade C O RADIR 


obere Humerusdiaphysenende ah anders projiziert und der Form, wie wir sie bei der „Epiphysen- l 
. lösung“ ‚sehen, sich nähert, sondern daß auch der Kern seine Stellung zum Schaft’ und zur Pfanne - 


doch deutlich verändert hat im Sinne einer „‚Auswärtswanderung“, wenn er auch noch nicht völlig 
lateral verschoben ist. Es ist eben leider der Grad der Innenrotation weder aus dem Bild selbst noch 
aus den begleitenden Angaben’ ersichtlich. Ich für meine .Person bin überzeugt, daß, wenn 
Haenisch statt um 90 Grad, wie es schätzungsweise in dem vorliegenden Fall geschehen ist, um. 
150 Grad den Arm rotiert hätte, der Kern völlig nach lateralwärts gewandert wäre. Dafür denke 
ich im folgenden noch den Beweis zu ‚erbringen. Es können somit die Diapositive Haenischs 
nicht als einwandfreier Beweis für, eine reelle Lateralverschiebung, also eine 'Epiphysenlösung 
angesehen werden. 

In gleicher Weise bemerkt zwar Pelteso a n bei der Schilderung seiner Aufnahmetechnik 
als wichtig, daß die Lagerung der Oberarme eine symmetrische sein muß; an der seiner Arbeit in 
der Berl. klin. Wochschr. 1914, S. 1163, beigefügten Skizze 1b zeigt sich aber, an der verschie- 


denen Projektion des unteren Diaphysenendes des Humerus, daß ihm bei seiner Aufnahme eine 


wirkliche symmetrische Rotationsstellung beider Humeri doch nicht gelungen ist, daß also auch 
die wahirnehmbaren Veränderungen : am oberen Ende des Humerus nicht ohne weiteres miteinander 
verglichen werden dürfen: 

Die wenigsten Untersucher scheinen mir überhaupt die Rotationsstellung dës Humerus bei 
ihren Aufnahmen genau beachtet zu haben; jedenfalls zeigt auch die Abbildung 16 in der Arbeit 
Valentins eine deutliche Innenrotationsstellung des betroffenen rechten Armes, kenntlich an 
der Stellung des a in Verbindung mit einer Verschiebung des Kopfkernes nach lateral- 
wärts. i - 
Ich habe nun bei den letzten an unserer Klinik zur Beobachtung gekommenen Fällen von 
angeborener Schulterlähmung auf diese Verhältnisse besonders geachtet und kann zunächst die 
Röntgenpausen eines etwa 4 Monate alten Kindes bringen: Die erste Aufnahme (Abb. 1) ist in der- 


LKK 


Abb. 1. = 
Fall 1. 4 Monat alt. Innenrotation. 


jenigen Innenrotationsstellung des Armes aufgenommen, in der der Arm spontan lag. Deutlich ist, 
abgeshen von den übrigen Veränderungen, gegenüber der Norm, auf die ich später noch kurz zu- 
rückkommen will, vor allem die Verschiebung des Kopfkerns nach lateral. Ich habe dann den Arm 


umweitmehrals90@rad,etwa140bis150 Grad nach außen gedreht, bis die Rotations- 


‚stellung etwa der gewöhnlichen Stellung des nicht betroffenen anderen Armes gleichkam und ihn 
in dieser Stellung festgehalten. Das war ohne Schwierigkeiten möglich, weil ja in fast allen 
“ jüngeren Fällen, im Gegensatz zu den älteren Fällen, die eine sekundäre Kapselschrumpfung auf- 
‚weisen, ein mehr oder minder ausgebildetes Schlottergelenk besteht. Die zweite Aufnahme (Abb. 2) 
zeigte nun den Kopfkern medialliegend gegenüber dem medialen dachfirstartigen Schaftende des 


P eu eh be unge in zum) 78 Mae — UL SD ann 92 nn me nu ns er Ann Anl En a ce ne ee, 


XXXI, 2/8. Die röntgenologischen Veränderungen bei der angeborenen Schulterlähmung usw. 215 


| c 
| o C 


Abb. 2. 
Fall 1. Dieselbe Schulter. Völlige Außenrotation. 


Humerus, eine Lage, die wir bei den normalen Fällen ebenfalls finden, voneinerEpiphysen- 
lösung war also keine Rede. Denselben Befund erhob ich in gleicher Weise bei einem 
:5 Monate alten Kinde (Abb. 3 und 4). 


a L—— F Seea 
ACL N 


Abb. 8. Abb. 4. 
Fall 2. 5 Monate alt. Innenrotation von Fall 2. Dieselbe Schulter. Völlige Außen- 
130°. rotation, 


Deutlicher lassen sich die Verhältnisse vielleicht noch zeigen an einem etwas älteren Fall, 
einem Kind von 2% Jahren. Die erste Aufnahme (Abb. 5) ist wieder in starker Innenrotation 
aufgenommen, wie sie der Spontanhaltung des Armes entsprach. Der deutliche größere, zuerst 
angelegte Kopfkern liegt fast ganz lateral in der Projektion; der zweite kleinere Kopfkern wird 
vom ersten ziemlich verdeckt, ist aber doch seinerseits jedenfalls ein wenig nach medial gewandert. 
Ich habe nun zunächst den Humerusschaft um etwa 90 Grad aufgerollt, d. h. nach außen rotiert. 
Die zweite Aufnahme (Abb. 6) zeigt nun schon, wie allmählich der große (erste) Kopfkern nach 
medialwärts, der kleine (zweite) Kopfkern nach lateralwärts zuwandert. Die dritte Aufnahme 


(Abb. 7), in völliger Aufrollung, in voller Auswärtsrotation um etwa 150 Grad aufgenommen, 


zeigt uns das normale Stellungsverhältnis der beiden Kopfkerne zueinander und zu dem dachfirst- 
artigen Schaftende des Humerus, wie wir es ja von den normalen Bildern her kennen und wie es 
auch das Kontrollbild der anderen gesunden Seite in Außenrotation zeigt (Abb. 8). Daß nicht nur 


die beiden Kopfkerne, sondern auch das obere Schaftende des Humerus, sowie die Klavikel, das 


Akromion und die Pfanne auf der linken gesunden Seite bedeutend kräftiger entwickelt unıl 
größer sind und weiterhin, daß der Abstand der Kopfkerne vom Akromion bzw. der Facies glenoi- 
dalis ein vie] geringerer auf der gesunden Seite ist, sei in diesem Zusammenhang nur nebenbei 
erwähnt. | 
Um die Kette des Beweises aber zu schließen, habe ich bei einem. normalen etwa ein Jahr 
28 * 


216 s Mau. XXXI, 2/3. 
p Abb. 6. 
> Fall 8. Dieselbe Schulter. Allmähliche 
Abb. 6. Aufrollung d. b. Auswärtsrotation des 
Fall 3. 2?/, Jahre alt (befallene Seite). Armes aus der Stellung Abb. 5 um etwa 
_ Innenrotation von 150°. 90°, 


altem Kinde zuerst in gewöhnlicher Außenrotationsstellung eine Aufnahme der Schultergegend 
gemacht und finde das normale Bild Abb. 9. Dann habe ich wieder den Arm forciert um etwa 
150 Grad nach innen rotiert und bekam jetzt eine völlige Lateralverschiebung des großen Kernes, 
eine gewisse Medialverschiebung des kleinen Kernes, also Verhältnisse, wie sie, abgesehen von den 
übrigen bereits geschilderten Veränderungen, im Prinzip den Aufnahmen bei der angeborenen 
'Schulterlähmung in Innenrotation entsprechen (Abb. 10). Der Irrtum Haenischs ist also 
lediglich entstanden durch eine zu geringe Einwärtsrotation des Armes bei seiner Kontrollauf- 
nahme, bei der eben der zuerst angelegte Kopfkern noch nicht völlig nach lateralwärts _ 
wandert. | 

Ich komme also zu dem Schluß, daß die von Haenisch, Peltesohn und anderen als 
charakteristisch für die Röntgendiagnose der Epiphysenlösung am oberen Humerusende bei der 
sogenannten Geburtslähmung angesehene Lateralverschiebung: des zuerst angelegten Kopfkerns 
lediglich auf einer Projektionstäuschung durch die starke Innenrotation beruht und nicht als Be- 
weis für eine stattgehabte parturielle Epiphysenlösung angesehen werden darf. 


À 


| Abb. 8. 
| Abb. 7. Fall 8. Dasselbe Kind, gesunde Seite 
Fall 3. Dieselbe Schulter. Völlige Außen- in normaler Außenrotation (Kontroll- 


rotation. bild). 


XXXI, 2/3. Die röntgenologischen Veränderungen bei der angeborenen Schulterlähmung usw. 217 


Wir verstehen jetzt auch, warum bei der von Sudeck vorgenommenen Operation die Epi- 
physe „bereits fest verwachsen‘ war, warum nach Peltesohn ,‚‚die parturiellen Epiphysen- 
lösungen selbst bei schwerer Dislokation ohne äußerlich sichtbares Haematom einhergehen“. Eine 
Epiphysenlösung liegt eben in den Fällen mit dem oben charakterisierten röntgenologischen Be- 
funde gar nicht vor. 

Selbstverständlich soll:mit dieser Feststellung nicht bestritten werden, daß gelegentlich hin 
und wieder doch mal eine echte Epiphysenlösung vorkommen kann. Dann haben wir aber auch 


SO a 


a DENE 
Abb. 9 
Normales Kind, 1 Jahr alt, in uormaler Außenrotation. 


ganz andere röntgenologische Befunde vor uns, wie der Fall Peltesohn B 6 (vgl. Berl. klin. 
Wochenschr., 1914, S. 1163, Fig. 2a und b) beweist. Hier ging von der verlagerten Diaphyse eine 
mächtige Knochenwucherung nach dem an Ort und Stelle gebliebenen Epiphysenkern hin. Hier 
beweist die reaktive Knochenwucherung (Kallus) natürlich sicher das Vorliegen einer echten Epi- 
physenlösung. Ein derartiger Befund muß aber als seltene Ausnahme gewertet werden und ist 
streng zu trennen von dem üblichen im einzelnen obenbesprochenen Röntgenbefund bei der an- 
geborenen Schulterlähmung, der in der vorliegenden Arbeit zur Sprache steht. 


E 


Ga 
Se 


Dasselbe normale Kind, 1 Jahr alt. Dieselbe Schulter in starker 
Innenrotation von 150°, 


Ob leichte Torsionen des oberen Humerusendes im Sinne einer Einwärtsrotation der Dia- 
physe und Auswärtsrotation der Epiphyse häufiger vorkommen, wie sie Küstner in seinem 
anatomischen Präparat in der Größe eines Winkels-von 24 Grad als vorliegend erachtet, entzieht 
sich meiner Beurteilung, da uns anatomische Präparate zur Nachprüfung nicht zur Verfügung 
standen; als traumatische Verdrehung oder Verschiebung in der Epiphysenlinie im Moment der 
Geburt dürfte die Erscheinung indessen wohl auf keinen Fall aufgefaßt werden. Lange weist 
darauf hin, daß, wenn die Küstnersche Ansicht von dem Vorliegen einer Epiphysenlösung 
richtig wäre, daß Verhältnis von den beiden Tuberkula zur Kondylenachse geändert sein müsse; in 


218 A Mau - | 0... XXXI, 2]8. 


seinen eigenen Fällen sei aber die Lage der Tuberkula im Vergleich zu der Kondylenachse völlig 
normal gewesen. Übrigens würden derartige Torsionen eher dje scheinbare Lateralverschiebung des 
medialen Kopfkerns:im Röntgenbilde bei Innenrotationsstellung verringern, wie man sich leicht 
an einem Modell klar machen kann. 

Derartige Projektionstäuschungen dürften ie den Wert der Röntgenstereoskopie 


‘vor Augen führen, die meines Erachtens noch bei weitem nicht die ihr gebührende Stellung in der 


_ Chirurgie und Orthopädie einnimmt. 


Es sprechen also die Ergebnisse auch meiner Untersuchungen durchaus gegen die alte An-. 


schauung, daß die Ursache der angeborenen Schulterlähmung in einer intra partum stattgehabten 
. Epiphysenlösung zu suchen sei. Die Innenrotation in Verbindung mit dem klinisch (Finck, 
Weil) in frischen Fällen und röntgenologisch vorliegendem Schlottergelenk erklärt auch die Ver- 
änderung der Achsenrichtung des Humerusschaftes, ohne daß eine Luxation vorzuliegen braucht, 
wie sie F i n ck als ätiologisch in Frage kommend annahm. Liegt also keine Epiphysenlösung vor, 
so stützen meine Ergebnisse in Verbindung mit der deutlich nachweisbaren Verkleinerung der 


Kopfkerne, der Verschmälerung des oberen. Diaphysenendes, der stärkeren S-förmigen Verkrüm- . 


mung und Verkleinerung der Klavikel sowie der ganzen Skapula vielmehr die Auffassung 
Valentins, daß die geschilderten Veränderungen als neurotische Atrophie anzusehen sind. 
Für die Richtigkeit der Deutung Valentins als neurotische Atrophie würden durchaus auch 
die Arbeiten von Weil und Erlacher sprechen, welche den Zeitpunkt der vorliegenden 


Nervenschädigung nun aber bereits in das intrauterine Leben des Fötus verlegen, im Gegensatz zu 
der Anschauung, dienoch Valentin vertritt, daß die Schädigung erst im Augenblick der Geburt 


_ einsetze. Noch wahrscheinlich wird die Richtigkeit der Deutung der Knochenveränderung als 
neurotische Atrophie durch die von Schubert vertretene Ansicht, daß auch die sogenannte 
angeborene Plexuslähmung als Vitium primae formationis anzusehen sei und eine zentralnervöse 
Entwicklungsstörung vorliege. Ich selber habe an anderer Stelle!) zu den verschiedenen Theorien 
über die Ätiologie der sogenannten angeborenen Schulterlälnnuing kurz Stellung genommen und 
will daher heute darauf nicht mehr zurückkommen. 


I 
Zusammenfässuhg: 


1. Die röntgenologische Lateralverschiebung der oberen Humerusepiphyse beruht nicht auf 
einer während der Geburt entstehenden traumatischen Epiphysenlösung, sondern ist lediglich als 
Projektionstäuschung infolge der starken Innenrotation aufzufassen. 

2. Die röntgenologischen Veränderungen im und am Schultergelenk insgesamt sind viel- 
mehr mit Valentin als der Ausdruck einer neurotischen Atrophie zu deuten. 


Literatur. 


Erlacher: Archiv f. Orth. 21. 

‚Haenisch: Verhandl. d. Deutsch. Röntgen-Gesellschaft, neunter Kongreß, Berlin 1913, S. 86. 
Küstner: Archiv f. klin. Chir., Bd. 31. 
Lange: Münchn. med. Wochenschr., 1912, S. 1421. 
Peltesohn: Berl. klin. Wochenschr., 1914, Bd. 25, S. 1162. Verhandlg. des Orth. Kongr. 1914. 
Valentin: Archiv f. Orth., Bd. 10. 
Weil: Archiv f. Orth., Bd. 19. 


1) Zeitschr. f. orthop. Chir., Bd. 43. 


- > e S 


® 
XXXI, 2.3, Isolierte Frakturen d. Dornfortsätze d. untern Hals- u. obern B.-Wirbel durch Muskelzug. 219 


Aus der medizinischen Abteilung der Kreisagentur Aarau der' Schweizetischen ` 
Unfallversicherungsanstalt. 


Isolierte Frakturen der Dornfortsätze der untern Hals- und obern Brustwirbel 
| durch Muskelzug. 
Von 
- Dr. F. Zollinger, Kreisarzt der Schweiz. Unfallversicherungsanstalt. 
(Hierzu Tafel IX, Fig. 1 u. 2.) 


Isolierte Dornfortsatzfrakturen der Wirbelsäule sollen nach den Angaben der Literatur sehr 
selten sein. Wagnerund Stolperz. B. fanden unter 125 Wirbelfrakturen der Halswirbelsäule 
20 Dornfortsatzfrakturen, davon waren aber nur 10 isoliert, die übrigen wurden zugleich mit 
Brüchen des Wirbelkörpers oder in Verbindung mit Luxationen beobachtet. 

In der großen Mehrzahl der Fälle mußte eine direkte Gewalteinwirkung als Ursache der 
Fraktur angeschuldigt werden. Kocher schreibt denn auch: „Fast immer sind es direkte Ge- 
walten, die den Dorn und Bogen abbrechen.“ Meistens war es eine übermäßig forcierte Extension 
der Wirbelsäule, ein starkes Hintenüberbeugen des Kopfes, das den Dorn zu knicken vermochte. 


Schede konnte 4 derartige Fälle sammeln. Zu dieser Kategorie gehören auch die Fälle von 
HorzetzkyundSchulte.BeiHorzetzky handelt es sich um eine Fraktur des Dornes des 4. Hals- 
wirbels, entstanden beim Ausführen des Kopfsprunges ins Wasser, wobei der Patient auf Grund auf- 
stieß. Der von Schulte beobachtete Fall betraf eine Fraktur eines Lendenwirbeldornes, die durch plötz- 
iiches maximales Hintenüberbeugen der Wirbelsäule beim Absprung nach einem Längssprung über den 
Bock entstand. 


Bei derartigen Bewegungen bricht im Bereich der Halswirbelsäule meistens ein oberer Dorn, 
besonders derjenige des 4. und 5. Wirbels. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei weniger um 
eine Muskelzugwirkung als um eine Einknickung des Dornes infolge Aufstemmens desselben auf 
den .nächstuntern. 


Von Kry ger (zitiert nach Sauer) ist an Leichen festgestellt worden, daß Überbiegen der Wirbel- 
säule nach hinten regelmäßig Frakturen der Dornfortsätze der Lendenwirbel zur Folge hat. 

Cooper (zitiert nach Gurlt, Handbuch der Lehre von den Knochenbrüchen, 1862) erwähnt 
-einen Fall einer Fraktur des Dornfortsatzes des 3. und 4. Halswirbels bei einem Knaben, der ein schweres 
Rad heben wollte und zu diesem Zwecke den Kopf zwischen die Speichen steckte. Wahrscheinlich ent- 
stand die Fraktur hierbei durch den Druck des auf dem Nacken liegenden Rades. | 

Auf direkt einwirkende Gewalt ist auch der von Simon mitgeteilte Fall zurück- 
zuführen, wobei der Patient von einem Wagen überfahren wurde. Die Sektion ergab eine Ruptur des 
Lig. intervert. cervic. VI bis VII, eine Fraktur des 6. Halswirbeldornes, sowie ein Hämatoma epidurale 
intumescentiae cervicalis. Die Bruchstelle lag nicht, wie bei Muskelzugfrakturen, an der Basis des 
Dornes, sondern mehr peripher. 

Während des Krieges konnte man nicht selten isolierte Schußfrakturen an Wirbeldornen auch 
im Bereiche der Halswirbelsäule beobachten. 


| Die durch reinen Muskelzug bedingten Dornfortsatzfrakturen galten bisher als große Rari- 
tät; Henschen, der diese am eingehendsten bearbeitet hat, nennt sie „so gut wie unbekannte 
Affektion“ und bezeichnet sie als selten. 


Simon beschreibt 2 Fälle von Dornfortsatzfrakturen an Lendenwirbeln, die anläßlich des 
Hebens von Lasten entstanden. 

Küttner beobachtete folgenden, ebenfalls einen Lendenwirbeldorn betreffenden Fall: 

Ein 27jähriger Apotheker beschäftigte sich am 25. 5. 1907 mit dem Abschütteln von Maikäfern. 
Er stand hierbei neben einem Baum, den er mit der linken Hand gefaßt hielt, während die rechte nach 
dem Aste griff. Unmittelbar nachher bückte er sich, ging mehrere Schritte in gebückter Haltung und 
richtete sich dann auf; dabei heftige Schmerzen im Kreuz, so daß er nicht mehr allein stehen und 
gehen konnte, sondern geführt werden mußte. 


i 


220 | | en : i Zollinger. Ä l XXXT, 218. 


Befund: Druckempfindlichkeit des 4, Lendenwirbels, dieser eingesunken, Fraktur des Dornfort- 
Satzes röntgenologisch bestätigt. Nach 10 Tagen Entlassung, rasche Besserung der Beschwerden. 

Als der erste Fall.einer Muskelzug-Dornfortsatzfraktur der Halswirbelsäule, der publiziert 
‘wurde, gilt derjenige von. Terrier, mitgeteilt von Kirmisson (Traite de chirurgie de Duplay et 
Reclus, 1898), der i im Original nicht erhältlich war. 


u aae T a AE E a Mathe HE 


Bourgougnon (zitiert nach He nschen) macht schon 1875 auf eine, bei Erdschauflern i 


typische Verletzung aufmerksam, die er auf eine Zerreißung. der tiefern Halsmuskel zurückführt. 


Unter krachendem Geräusch tritt ein jäher, heftiger Schmerz tief im Nacken ein. Die Schaufel. 
_ entfällt dem Verletzten, er hält seinen Kopf steif, kann Schulter und Arme nicht mehr heben. Die. 


Haltungsanomalie wird von den Schauflern und Lastträgern als „le mouton“ bezeichnet, d. h. der Kopf 
wird tief und ängstlich zwischen die Schultern eingezogen, wie wenn der Vcrunglückte einen Hammel 


- im Nacken forttragen würde. 


Später wurden unk Fälle 6 pulisiert:: 


 Buglioni (referiert. nach Sauer): Einem 14jährigen Knaben sprang in raschem Lauf ein 
‚anderer auf den Rücken und stützte sich mit der rechten Hand auf dessen Hals. Fraktur des Dornfort- 
‘Satzes des 7. Halswirbels. 


.Maydl: Beim Aufrichten aus gertckie: Haltung, wobei e er in jeder Hand eine Last hielt, plötz-: 


licher brennender Schmerz und Gefühl von Krachen im Rücken. Schmerzhaftigkeit des Dornfortsatzes 
des zweiten B +W.  Verschieblichkeit desselben in ers in geringem Grade auch in vertikaler 
Richtung. | 

Frise h: Beim Kohlenschaufeln stechender Schmerz zwischen den Schulterblätter n, röntgenolo- 
gisch bestätigte Fraktur des Dornfortsatzes des 1. B.-W. 

Sauer: 1. Beim Anheben eines schweren Steines Stechen zwischen den Sehler blättern. Frak- 


= tur des Dornfortsatzes des 7. H.-W. Nach 4 Wochen beschwerdefrei. 


2. Am Morgen nach schwerer Arbeit beim Anziehen der Kleider plötzlich intensive Schmerzen 
zwischen. den Schulterblättern, Druckempfindlichkeit, abnorme Beweglichkeit und Krepitieren des 
Dornfortsatzes des 1. B.-W. Röntgenologisek bestätigte Fraktur des Dornfortsatzes. Nach 18 Tagen 
beschwerdefrei. 

8. Beim Schaufeln plötzlich stechender Schnetn und kr dahendes Geräusch zwischen den Schulter- 


blättern. Druckempfindlichkeit und Krepitieren des Dornfortsatzes des 3. B.-W. Nach 6 Tagen war 


nur noch geringe Schmerzhaftigkeit vorhanden. 


= Henschen: 1. Beim Umkippen eines Wagens wurde der rechte Arm rasch und hefti g mit- 
gezogen, dabei ein mit mäßigem Schmerz verbundenes hörbares Krachen zwischen den Schulterblättern. 


` Am folgenden Morgen wurde eine partielle Ruptur des rechten Cueullaris. festgestellt, Druckempfind- 
. lichkeit des 1. und 2. B.-W.-Dornes, Krepitation, abnorme Beweglichkeit. Auf Grund des klinischen 
Befundes wurde trotz negativem Röntgenbild die le auf Fraktur des Dornfortsatzes des 1. und 


2, B -W. -Dornes gestellt. | \ 
+2. Beim Schaufeln plötzlicher Schmerz in der oberen Rückengegend, „wie wenn er von einer 
Axt getroffen worden wäre“. Krepitation der Dorne des 7. H.- und 1. B.-W. Die Radiographie ergab 


i eine deutliche Fraktur des Dornes. des 1. B.-W. 


Kirchmayer ‚beschrieb im „Österreichischen Sanitätswesen‘ schon 1915 4 weitere Fälle: 
1. Fraktur des Dornfortsatzes des 1. B.-W., entstanden als der Patient ein mit einer größeren 


u Menge Malz belastetes Blech so zog, daß er, die Hände nach rückwärts -haltend, kräftig nach vorn 


schritt; die Last blieb stecken, er zog mit einem Rucke kräftig an, dabei intensiver Schmerz zwischen 
den Schulterblättern. 

2. Fraktur des 1. B.-W: Dona beim Heben einer Last. Nach zirka 3 Wochen wurde der Patient 
schmerzfrei entlassen. | 

8. Fraktur des 1. B.-W.-Dornes beim Aufrichten aus Stellung bei belasteten Armen. 
Entlassung aus der Behandlung nach 4 Wochen. 

4. Fraktur des 3. men -Dornes beim Aufrichten aus s pebidie Stellung anläßlich des Hebens 
einer Last. ; 
Riedin g er: Fraktur des 2. B.-W.-Dornes beim Schaufeln, zuerst als Simultani angeschen. 

Wolff: Fraktur des 7. H.-W.-Dornes anläßlich des Hebens einer Last. Dabei reißende Schmer- 
zen zwischen den Suchulterblättern, verrichtete weiter leichtere Arbeiten. Als er nach 3 Tagen wieder 
in gebückter Stellung. Steine aus einem Geleise heraushacken mußte, traten an derselben Stelle erneut 


"heftige Schmerzen auf und hörte er ein Knacken, er fiel in sich zusammen und blieb ohnmäcktig liegen. 


Krepitation des 7. H.-W.-Dornes. An der Innenseite des rechten Oberarmes anästhetische Zone, an 


XXXT, 2/3. Isolierte Frakturen d. Dornfortsätze d. untern Hals- u. obern B.-Wirbel durch Muskelzug. 221 


Ellenbeuge und Schulter leichte Hypalgesie entsprechend des Zervikalsegmenten 5 bis 7 und Dorsal- 
segmenten 1 bis 2. Fraktur radiologisch bestätigt. Entlassung nach 6 Wochen, noch nach 8 Monaten 
geringer Druckschmerz des frakturierten Dornes, leichte Funktionsbehinderung der Halswirbelsäule, 
anästhetische Zone noch vorhanden. 


Dieser Fall gehört zu den wenigen, in denen Sensibilitätsstörungen nachweisbar waren. 

Weiterhin fanden wir, daß Jerusalem auf die Abrißfraktur des 7. Hals- oder 1. Brustwirbel- 
dornes als eine typische Verletzung bei Industrie- und Bauarbeitern hinweist. l 

Nach Henschen wird aus England gemeldet, daß wahrscheinlich die nämlichen Verletzungen 
mit demselben Sitz bei Krieketspielern nach übermäßiger Schleuderbewegung mit dem Kricketschläger 
sich ereignen, die aber meistens unter einer unbestimmten Diagnose, wie Distorsion, laufen. 


Die Durchsicht der Literatur über reine Dornfortsatzmuskelzugfrakturen ergibt also eine 
nur sehr magere Ausbeute, die Verletzung gilt als große Rarität. Daß dies nicht der Fall ist, 
beweist die Tatsache, daß wir im Verlaufe zirka eines Jahres unter den Verletzten, die unserer 
Kreisagentur der Schweizerischen Unfallversicherungsenstalt, der die Kantone Aargau und Solo- 
thurn mit Ausnahme von kleinen Bezirken angehören, unterstellt waren, im ganzen 15 Fälle 
von reinen Muskelzugdornfortsatzfrakturen beobachteten, die Zahl ist 
erheblich größer, als diejenige der übrigen Frakturen der Wirbelsäule, so daß man wohl mit Recht 
behaupten darf, daßsienichtdieseltenste,wohlaberdiehäufigste Fraktur- 
formder Wirbelsäuledarstellt. 

In keinem einzigen unserer Fälle wurde die Fraktur vom behandelnden Arzte erkannt, mehr- 
fach wurde sogar die traumatische Natur der Beschwerden bezweifelt, einige faßten sie als „rheu- 
matischer“ Natur auf und behandelten sie mit Zugpflastern und dergl. Eine Großzahl der erst- 
behandelnden Ärzte stellte die Diagnose auf: „Muskelzerrung‘. Daneben findet man Diagnosen 
wie: „Muskelverstreckung“, „Verstauchung der Wirbelsäule“, „Distorsion des Cucullaris“, ‚‚peri- 
ostale Entzündung“, „Bänderzerrung“ usw. (Riedinger und Kirchmaver beobachteten 
Fälle, die als Simulanten angesehen wurden.) Die Dauer der Arbeitsun fähigkeit wurde stets viel 
zu kurz angenommen. 

Die Beobachtung, daß die Muskelzugdornfortsatzfrakturen unter den praktischen Ärzten 
trotz ihrer relativen Häufigkeit sozusagen nicht bekannt sind, rechtfertigt die Zusammenstellung 
unserer Fälle und Würdigung der Symptomatologie und Entstehungsweise der Verletzung. 

Wir beschränken uns hierbei auf die Dornfortsatzfrakturen der Halswirbelsäule, an der 
Lendenwirbelsäule wird sie bedeutend seltener beobachtet. Wir selbst besitzen erst zwei einschlägige 
Fälle, obschon wir alle Lumbagopatienten unseres Kreises, es sind deren pro Jahr zirka 100, stets 
untersuchen. Die beiden Fälle von Lendenwirbeldornfortsatzfrakturen durch Muskelzug werden 
wir in einer späteren, die Lumbagofrage betreffenden Arbeit verwerten. 


Alterder Patienten 


Mehr als die Hälfte der Patienten war weniger als 25 Jahre alt, 5 zwischen 30- und 40-, 
2 zwischen 40- und 50jährig. Das Überwiegen der jüngeren Jahrgänge hängt wohl zum Teil damit 
zusammen, daß es sich bei diesen mehrfach um sogenannte Notstandsarbeiter handelte, die wegen 
Arbeitslosigkeit in ihrem Beruf andere, ihnen ungewohnte Arbeiten, z. B. Bauarbeiten, zu ver- 
richten hatten, zum Teil aber wohl auch damit, daß jüngere Arbeiter, wenn sie nicht schon längere 
Zeit dieselben Verrichtungen ausführten und ihre Muskulatur zu koordinierter Aktion „erzogen“ 
haben, leicht geneigt sind, die Muskeln überdosiert zu gebrauchen oder in unkoordinierter Weise 
zu betätigen. Wir machen denn auch beinahe stets die Beobachtung, daß es sich in den meisten 
Fällen von Muskelzerrungen oder Muskelzerreißungen bei gesunden Arbeitern ohne Arteriosklerose 
und Arthritis deformans um jüngere Individuen handelt. 

Jedenfalls steht die Tatsache, daß mehr als die Hälfte unserer Muskelzugfrakturen von 
Wirbeldornfortsätzen jüngere Arbeiter betrifft, nicht damit im Zusammenhang, daß diesen mei- 
stens die schwereren Arbeiten zugewiesen werden, denn in der Großzahl der Fälle handelte es sich 
nicht um eine besonders schwere Arbeit, bei der die Fraktur eintrat. 


Fortschritte a. d. Gebiete d, Röntgenstrahlen. XXXI. i : 29 


222 i n od - Zollinger. E o 


Ereignisse, die zur Fraktur führten. 


Bei 7 von den bisher beschriebenen 14 Fällen trat die Fraktur beim Heben e einer Last auf, 
bei 4 beim Schaufeln, bei einem beim Kippen eines Wagens, bei einem as er eine schwere Last von 
rückwärts ruckweise nachzog. 

Bei ‘5 von unseren Patienten cntstani die Fraktur anläßlich de Se hi aufelns und 
Pickelns, 2 erzählten, daß die Schmerzen eintraten, als sie die Schaufel oder den Pickel über 


- Kopfhöhe gehoben hatten, bei einem dritten im Momente, als er den eingeklemmten Pickel ruck- 


a 
> 


weise gegen sich zog, beim vierten als. ihm ein schweres Stück Lehm von der erhobenen Schau- 


fel glitt. 


kräfte des Vers. in keiner. Weise übersteigenden Last, zweimal beim Tragen einer Last ohne offen- 
< sichtliches Unfallereignis in versicherungstechnischem Sinne, einmal beim Ausleeren einer Kar- 


Viermal frakturierten Donii ksätze anläßlich des a einer gewohnten und die Körper- | 


rete, in 2 Fällen muß ein plötzliches Rückwärtsbeugen der Halswirbelsäule als Ursache der Fraktur 


angeschuldigt werden, und zwar in einem Fall um dem Stoß eines auf einem Rollwagen liegenden 
Schaufelstieles gegen die Stirn auszuweichen, während der Arbeiter mit vorgestreckten Händen 
den gegen ihn fahrenden Wagen aufhalten wollte, im andern Fall als Folge einer Abwehrbewegung 


zum Schutze des Gesichts, bei einem Fall auf beide Ellbogen. Bei 2 Patienten entstand die Fraktur 


= als Folge einer plötzlichen Kontraktion der oberen Rückenmuskel ebenfalls im Sinne einer Ab- 


wehraktion, beim einen erfolgte diese, als er zusammen mit einem Kameraden einen Balken auf - 


‘ der einen Schulter trug, den letzterer plötzlich losließ, bei einem andern Patienten, als er.eine Last 
‘auf der einen Schulter trug, die plötzlich drohte nach hinten zu rutschen. 


Symptomatologie. 


Subjek tives: Alle Patienten erzählten, daß die Schmerzen plötzlich mit einer außer- 


gewöhnlichen Heftigkeit eintraten, sie sind so intensiv, daß die zu hebende. Last dem Träger ent- 


fällt, daß ihm die Schaufel entgleitet und er nicht mehr imstande ist, die leere Schaufel zu heben | 


oder die leere Karrete vorwärts zu schieben. 

| Die Art der Schmerzen wird als Brennen neben der Wirbelsäule, Zucken, Zwicken zwischen 
den Schulterblättern, „wie wenn etwas ausgehängt wäre“, geschildert. Einige klagen anfänglich 
über Ausstrahlen der Schmerzen nach beiden oder einer Schulter oder nach dem Nacken, dem einen 


Versicherten „fahren sie den Rücken hinauf“, ein anderer hatte nachher ein Gefühl von Schwäche | 


in den Armen, einem andern „verschlägt es den Atem“. Einige wollen ein deutliches Knacken 
gehört haben. Der letzte Patient, den wir am 8. September 1922 Gau Tauchen erklärte, es sei 
gewesen, „wie wenn man ein Zündhölzchen zerbricht“. 

Die Schmerzen waren in mehr als der Hälfte der Fälle so hochgradig, daß die Versicherten 
sofort die Arbeit nieder legen mußten, in einer kleineren Anzahl von Fällen arbeiteten die Betref- 
fenden einige Stunden bis einige Tage weiter, bis sie die zunehmenden Schmerzen schließlich zur 
Arbeitseinstellung nötigten. z 


` Mehrere Patienten. mußten einige Tage zu Bette liegen. Gewöhnlich verninderien sich die 


Schmerzen sofort, wenn der Versicherte seine Arbeit niederlegte, arbeitete er weiter, so nahmen 
sie meistens zu, um erst nach einigen Stunden oder Tagen ihren Höhepunkt zu erreichen. . | 
| Bei der Untersuchung .durch den Unterzeichneten, die aus äußeren Gründen meistens erst 

nach einer Woche oder noch später nach dem Unfall erfolgen konnte, klagten die Patienten beson- 


ders über Schmerzen im untern Teil des Nackens beim Heben von Lasten und beim Hinaufziehen | 


der Schultern, einzelne hatten ein Gefühl von Knarren in der Wirbelsäule, schmerzhaft war mei- 
stens. das Neigen des Kopfes nach einer Seite, gleichviel nach welcher, ferner das Neigen nach 
vorn, das Neigen nach hinten und Drehen waren nicht schmerzhaft, wohl aber die aktive und 
‘passive Annäherung beider Schultern nach vorn. 

Nur wenige Patienten vermochten ihre Schmerzen i in einen kleineren Bezirk zu lokalisieren, 


es, 
so. 
Dial 


XXXI, 2/3. Isolierte Frakturen d. Dornfortsätze d. untern Hals- u. obern B.-Wirbel durch Muskelzug. 223 


die meisten verlegten diese in die unterste Hals- und oberste Brustwirbelsäule und die Muskulatur 
zwischer dieser und dem einen der beiden Schulterblätter. 

Objektiver Befund. In einer Mehrzahl der Fälle fiel uns eine gewisse Steifhaltung 
der Wirbelsäule und fixierte Stellung beider Schulterblätter unter leichter Annäherung der me- 
dialen Ränder derselben auf. 

Zeichen einer Blutung in die Haut oder in die darunter gelegenen W.eichteile fehlten stets, 
die Muskulatur zwischen ‘Wirbelsäule und Schulterblättern fand sich, wie wir dies bei der gewöhn- 
lichen Lumbago im Bereich der Lendengegend stets beobachteten, nie hypertonisch vor. 

Die Muskulatur seftlich von den frakturierten Dornen war immer in denjenigen Fällen 
druckempfindlich, die wir relativ frühzeitig untersuchen konnten. In mehreren Anfangsattesten 
finden wir aber Angaben, daß bei der ersten Untersuchung die Muskulatur der einen Seite oder 
beider druckempfindlich war. In einem Fall konstatierten wir feinere Zuckungen im Bereich 
der Muskulatur zu beiden Seiten der Wirbelsäule beim Heben der Arme. 

Tastet man aber die Dornfortsätze der Wirbel ab, so zuckt der Patient bei dem oder den 
frakturierten Dornen meistens zusammen, oft werden auch die benachbarten als druckempfindlich 
angegeben, faßt man aber jeden einzelnen Processus spinosus zwischen beide Daumen und sucht 
sie seitlich zu verschieben, so wird stets der oder die frakturierten Dorne als am schmerzhaftesten 
bezeichnet. 

Hierbei findet man nicht selten ein deutliches selbst hörbares Krepitieren. Je früher der 
Fall untersucht wird, desto häufiger wird dieses Symptom beobachtet. Hie und da läßt sich dieses 
durch Heben und Senken eines Armes auslösen. Oft ist das Krepitieren so fein, daß es nur mit 
dem Stethoskop wahrgenommen werden kann, auf dieses Hilfsmittel macht besonders Henschen 
aufmerksam. 

Nicht selten erweist sich der frakturierte Dorn seitlich mehr oder weniger verschieblich, be- 
sonders im Anfang; nach einigen Wochen fehlt diese Verschieblichkeit meistens infolge der 
Schrumpfung des gewöhnlich ebenfalls lädierten Interspinalbandes. Dadurch wird das abge- 
brochene Dornfragment fixiert. In einzelnen Fällen konnten wir aber noch nach Wochen Ver- 
schieblichkeit nachweisen. 

In etwas mehr als der Hälfte der Fälle konnten wireineDislokationdesFragmen- 
tes feststellen, meistens ist die Spitze des frakturierten Dornfortsatzes demjenigen des nächsten 
Dornes genähert und’ nicht selten auch seitlich etwas abgewichen, ein Befund, den man aber auch 
bei Gesunden hier und da erheben kann. 


Verlauf. 


Der Verlauf ist bei allen Patienten ungefähr derselbe. Die Beschwerden nehmen nach 
und nach ab, so daß nach kürzerer oder längerer Zeit, je nach der Sensibilität und den. Arbeits- 
willen des Versicherten, die Arbeit wieder aufgenommen wird. Die totale Arbeitsunfähigkeit 
schwankt bei unsern Patienten zwischen einigen und 67 Tagen, letzterer Fall war kompliziert 
durch eine Neurose. Schließt man diesen aus, so betrug der Durchschnitt der totalen Arbeits- 
unfähigkeit rund 3 Wochen. Gewöhnlich klagen die Patienten noch während mehrerer Monate 
über leichte Schmerzen beim Heben von Lasten, diese waren aber nie derart ausgesprochen, daß 
die Arbeitsfähigkeit dadurch in meßbarem Grade reduziert war und eine Rente ausgerichtet wer- 
den mußte. Eine Funktionsbeschränkung der Wirbelsäule wurde nie beobachtet. 


Röntgenbefunde. 


Wir haben uns, meistens aus Sparsamkeitsgründen, darauf beschränkt, die Wirbelsäule in 
ventrodorsaler Richtung zu radiographieren, gewöhnlich genügte auch eine solche Aufnahme voll- 
kommen, überdies gelingt die rein-seitliche Darstellung der obern Brustwirbeldorne wegen der 
Überlagerung durch das Schulterblatt nur unvollkommen. Durch Benutzung von Films und bieg- 
samen Filmtaschen suchten wir eine größtmögliche Annäherung der Halswirbelsäule an den Film 
zu erreichen. | 

29* 


224 u ' E - Zollinger. E l XXXI, 2/3. 


In 8 Fällen von 15 ergab das: Röntgenbild einen durchaus typischen Befund, der in allen 
Beziehungen mit demjenigen übereinstimmt, den Henschen in einem seiner beiden Fälle skiz- 


ziert. In der Mitte des Wirbelbogen-Körperschattens erkennt man die dreieckige Abbruchfläche . 


des Dornfortsatzes, die scharf umrandet ist, deren Ränder nach außen leicht konvexe Bögen bilden. 
Der meist scharf konturierte abgebrochene Dorn, dessen Form gewöhnlich genau derjenigen der 
Abbruchstelle entspricht, ist kaudalwärts und mehr oder weniger seitlich verschoben, besonders 
der obere spitze Winkel desselben, während der untere Rand mehr oder weniger in der Mittellinie 
der Wirbelsäule verbleibt. Die. Lage des Dornfortsatzes ist charakteristisch und läßt gewisse 
` Schlüsse auf den Entstehungsmechanismus zu. 

In 7 von 15 Fällen war der Röntgenbefund nicht so charakteristisch, meist war hierbei eine 
oder zwei Seiten des Dornfortsatzes doppelt konturiert. In einem Fall war trotzdem deutliche 
Krepitation ohne tastbare Dislokation des Dornes vorhanden, in 6 Fällen wurde diese vermißt, 
davon konnte bei 4 Fällen klinisch keine Dislokation nachgewiesen werden, ein Fall zeigte klinisch 
eine solche, das Röntgenbild ergab nur doppelte Konturierung. Sehr wahrscheinlich war hierbei 
‚das dislozierte Fragment bei der Aufnahme reponiert worden. 

Bei den Fällen, bei denen der Röntgenbefund keine Zeichen einer Fraktur ergab, muß es 

sich um einen subperiostalen Bruch, eine Fissur oder evtl. Apophysenlösung gehandelt haben, oder 
das Fragment war nicht seitlich, oben oder unten verschoben. Vielleicht hätte in einigen der Fälle 
eine Seitenaufnahme eine Frakturspalte ergeben. 

Die Arbeitsunfähigkeit war bei den Patienten, die keine röntgenologisch nachweisbare Ver- 
schiebung des Dornfortsatzes ergaben, nicht kleiner als diejenige der übrigen Fälle. 

' In 13. Fällen war nur ein Dornfortsatz, in 2 Fällen 2 Dorne frakturiert. In der ersten 
Gruppe handelte es sich neunmal um den 1. Brustwirbel, zweimal um den 7. Halswirbel und zwei- 
:mal um den 2. Brustwirbel. Ein Fall der zweiten Gruppe betraf den 7. Hals- und 1. Brustwirbel, 
ein Fall den 3. und 4. Brustwirbel. Letzter Fall beweist, daß die Meinung von Wolff, daß der 
Dornfortsatz des 4. Brustwirbels durch Muskelzug nicht abbreche, nicht richtig ist. 

Bei den 13 bisher beschriebenen Fällen (den Fall von Terrier müssen wir, weil die Ori- 
ginalarbeit uns nicht zugänglich war, ausschließen) handelte es sich 11mal um Frakturen nur eines 
Dornfortsatzes, und zwar war der 1. Brustwirbeldorn bei 5, der 7. Hals- und 2. und 3. Brustwirbel- 


. dorn je zweimal frakturiert. Bei 2 Fällen waren je mehrere Dorne frakturiert und zwar im einen 


diejenigen des 1. und 2. Brustwirbels, im andern diejenigen des 7. Hals- und 1. und 2. Brustwirbels. 


Therapie. 


Henschen schlägt folgende therapeutische Maßnahmen vor: Manuelle Einpassung des 


verletzten Bruchstückes unter Zuhilfenahme zweckmäßiger Bewegungen: Ruhigstellung des be- 
‘ teiligten Dornes; anfangs strenge Ruhe; Maßnahmen zur Beseitigung der Weichteilschwellung. 
Ein operatives Vorgehen im Sinne einer Extraktion des Fragmentes empfiehlt er nur bei den 
seltenen isolierten Dornfortsatzbrüchen, die mit einer Anspießung des Rückenmarkes durch die 
Fragmentspitze verbunden sind, ferner bei jenen Fällen, wo eine Behinderung der Rumpfexkur- 
sionen eine mechanische Einklemmung des Knochenstückehens bei bestimmten Bewegungen ver- 
muten läßt, schließlich noch bei denjenigen seltenen Fällen, in denen eine Entzündung und Abszeß- 
bildung um das iritierende Fragment zum aktiven Vorgehen zwingt. 

Eine manuelle Reposition eines dislozierten Dornfragmentes gelingt gewöhnlich leicht, es 


. verschiebt sich aber wieder, eine Fixatidn an normaler Stelle ist wegen der rasch schrumpfenden, 


‚gewöhnlich ebenfalls lädierten, derben Zwischendornenbänder, die das Fragment festhalten, nicht 
l möglich, und etwa durch einen Gipsverband den einen oder beide Schultergürtel festzustellen, wäre 
im Hinblick auf die Gutartigkeit der Verletzung zwecklos und würde mehr schaden als nützen. 


Zur Vermeidung einer Muskelatrophie raten wir aber an, den oder die Arme nicht durch 


besondere Maßnahmen ruhig zu stellen, die Verletzten vermeiden unwillkürlich anfänglich alle 
Bewegungen des Schultergürtels und der Wirbelsäule, die eine Verschiebung des Dornfragmentes 


XXXI, 2/3. Isolierte Frakturen d. Dornfortsätze d. untern Hals- u. obern B.- Wirbel durch Muskelzug. 225 


zur Folge haben. Schon nach 8 bis 14 Tagen ist gewöhnlich eine weitere wesentliche Verschiebung 
des Dornes nicht mehr zu befürchten und soll der Patient angehalten werden, seine Nacken- und 
Schultermuskeln aktiv zu betätigen, zu vermeiden ist nur das Heben von Lasten, besonders über 
Kopfhöhe hinauf. 

Kirchmayer empfiehlt ruhige Rückenlage für einige Tage, evtl. mit Umschlägen. 

Den Patienten in allen Fällen Bettruhe zu verordnen, halten wir nicht für angezeigt, aus- 
genommen in den Fällen, in denen erhebliche ausstrahlende Schmerzen oder Sensibilitätsstörungen 
in den Armen auf eine Läsion eines größern Nerven schließen lassen. 

Ein operatives Vorgehen dürfte bei isolierten Dornfortsatzfrakturen, die durch Muskelzug 
entstanden sind, nur in sehr seltenen Fällen angezeigt sein; denn der ganze Entstehungsmechanis- 
mus der Fraktur läßt z. B. eine Anspießung des Rückenmarks durch das Fragment als unmöglich 
erscheinen. Eine derartige Komplikation wäre aber bei Dornfortsatzfrakturen, die durch Stau- 
chung oder Quetschung bedingt sind, wohl möglich. In Frage käme dann eine Extraktion des 
Fragmentes bei Druck desselben auf einen Nerven und dadurch bedingte andauernde Schmerzen. 

Durch eine Naht die Adaptierung des Fragments zu versuchen, hätte im Hinblick auf die 
Gutartigkeit der Verletzung u. E. ebenfalls keinen großen Zweck, ganz abgesehen davon, daß es 
nur schwer gelingen würde, das Fragment dadurch dauernd zu fixieren. 

Wichtig aber erscheint uns, daß dem Patienten von seiten des behandelnden Arztes nichts 
davon mitgeteilt wird, daß an seiner Wirbelsäule etwas gebrochen sei, denn Wirbelsäulenbrüche, 
besonders im Bereich des Nackens, gelten ja im Volke stets als äußerst gefährliche Verletzungen, 
Unterschiede zwischen Fortsatz- und Bogen- oder Körperfrakturen werden aus begreiflichen 
Gründen nicht gemacht. Die Folge der Mitteilung der Diagnose kann besonders bei einem Ver- 
sicherten zu einer Neurose Anlaß geben. Daß diese unsere Auffassung nicht aus der Luft gegriffen 
ist, beweist unser Fall 5, bei dem der behandelnde Arzt trotz ausdrücklichem Abraten unsererseits 
dem Versicherten die Diagnose mitgeteilt und ihm von Annähen des Dornfortstazes gesprochen 
hatte. Die Folge waren länger dauernde neurotische Beschwerden. Daß natürlich eine Neurose 
auch entstehen kann, ohne daß der Patient weiß, daß seine Wirbelsäule lädiert ist, zeigt Fall 11. 


Entstehungsmechanismus. 


Die Ansichten aller Autoren, die derartige Frakturen beschrieben haben, gehen darin einig, 
daß die Abbrüche durch übermäßige Zerrung einer oder mehrerer an den Wirbeldornen inserieren- 
den Muskel zustande kommen. 

Maydlschuldigt die kleinen Streckmuskeln der Wirbelsäule hierbei an. Frisch führt die 
Fraktur auf einen einseitigen Zug des Rhomboideus major, die Verlagerung des Fragmentes nach 
unten auf symmetrische sekundäre Verziehung durch den beidseitigen Rautenmuskel zurück. Mit 
einer Aktion des Rhomboideus sucht auch Riedinger seinen Fallin Zusammenhang zu bringen. 
Er schreibt: 


„Während der Serratus beim Schleudern des Armes in die Höhe seine ganze Kraft anwandte, und 
besonders dadurch zur vollen Wirkung gelangte, daß die Klavikula einen Stützpunkt für die Bewegung 
abgab, blieb der antagonistische Rhomboideus nicht erschlafft, er suchte die Bewegung zu hummen und 
die Fraktur ist auf diese hemmende Wirkung zurückzuführen.“ 

Sauer erklärt einen dritten Fall durch asymmetrische Aktion der Rhomboidei und Tra- 
pezii beider Seiten. Das Gewicht einer zu hebenden Last sucht Arme und Schulterblätter nach 
vorn zu ziehen; dadurch werden die Muskelgruppen, die die Schulterblätter nach hinten führen, 
z. B. die Rhomboidei und Trapezii, zu kräftiger Kontraktion veranlaßt. Diese entspringen an den 
Dornfortsätzen der oberen Hals- und untern Brustwirbel, der stärkste Zug findet an den Dornfort- 
sätzen, an denen beide Muskelgruppen ansetzen, statt, dabei werden am meisten diejenigen Dorn- 
fortsätze belastet, die in der Verlängerung der Linie liegen, in welcher das Schulterblatt sich nach 
außen zu bewegen sucht. Überwiegt ein Zug in einer Richtung, z. B. durch asymmetrische Ver- 
wendung beider Arme, z. B. durch eine plötzliche Gleichgewichtsänderung der zu hebenden Last, 


226 - | | | Zollinger. F XXXI, 2/8. 


‚ So entsteht eine Absprengung i in seitlicher Richtung. 

Henschen geht am gründlichsten auf den Entstehungsmechanismus ein. Er schuldigt 
` hierbei vor allem den Trapezius an, indem er auf seine Dreigliederung und Verlauf und Länge der 
Muskelfasern der betreffenden Portionen, sowie auf die doppelte, vom äußern Akzessoriusast und 


Fasern des Plexus cervicalis übernommenen Nervenversorgung hinweist. „Wirkt an dem zu oder 


über die Horizontale gehobenen Arm eine übermäßige, ausziehende, zerrende, zentrifugale Kraft, 
so:wird unter Vermittlung der Scapula vor allem die mittlere, mit den kürzesten Muskelbündeln 
versehene Portion des Kappenmuskels ad maximum: gedehnt und gespannt, während der obere 
und mittlere Abschnitt des Muskels.noch die Fähigkeit der isotonen Kontraktion haben.“ 

Kirchmayer erklärt die Fraktur mit den durch die Angriffswinkel bedingte Verschieden- 
. heit der Zugkomponenten der Rhomboidei, des Serratus post. sup. und des Trapezius. Das Aus- 
schlagebende ist die ruckweise Steigerung des Spannungsmomentes, denn der Knochen bricht bei 
plötzlich hoher Beanspruchung schon bei einer Belastung, welche er bei langsamer Steigerung der 
Kraft noch ohne verletzt zu werden erträgt. Er vermutet, daß noch begünstigende Bedingungen, 
z. B. ein Mißverhältnis zwischen Muskulatur und Dornfortsatzbauart oder eine besondere Stellung 
des Wirbeldornes mitsprechen. | 

Wolff führt in seinem Fall’die Fraktur auf eine „Gewalteinwirkung infolge überdosierter 
Muskelkontraktion“ zurück, im übrigen schließt er sich der Erklärungsweise von Henschen 
an. Daß gerade der 7. Hals- und der oberste Brustwirbel am ehesten frakturieren, wird mit der 
Form der Dorne dieser Wirbel in Zusammenhang gebracht. Sie sind länger als die übrigen, sie 
entspringen an den Bögen mit breiter Basis, verjüngen sich, um dann in einem breitern Kopf zu 
endigen. 

Es ist wohl klar, daß eine Dornfortsatzfraktur durch Zerrung nur durch einen Muskel zu- 
stande kommen kann, der einer erheblichen Zugwirkung fähig ist, ein Zug in der Längsrichtung, 
also durch die relativ kurzen Wirbelsäulenstrecker, dürfte hier nicht genügend sein, einmal wegen 
‚der Form und Richtung der Dorne, dann auch, weil diese durch die starken Liggamenta inter- 
spinalia zusammengehalten werden. Ein Zug aber in der Seitenrichtung trifft die Dorne an der 
. dünnsten Stelle. Ein solcher ist möglich durch den Serratus posterior superior, die Rhomboidei 
und den Trapezius. Der Serratus posterior kommt nicht in Frage, weil er zu klein ist und bei der 
Aktion der Arme eine nicht sehr wichtige Rolle zu spielen hat. | 

Die beiden Rhomboidei, die oft nicht voneinander zu trennen sind, nehmen ihren Ursprung 
vom Nackenband und den Dornfortsätzen des 6. bis 7. Halswirbels und 1. bis 4. Brustwirbels, sie 
inserieren am Margo vertebralis scapulae unterhalb der Spina, sie werden vom Nervus dorsalis 
scapulae innerviert und haben die Aufgabe, die Scapula nach hinten und oben zu’ziehen. 

Der Trapezius ist in drei Teile gegliedert. Der oberste Teil besitzt relativ lange, schräg nach 
abwärts verlaufende Fasern und entspringt in der Linea nuchae superior und Protuberantia externa 
des Hinterhauptbeines, sowie am Nackenband bis zum 6. Halswirbeldorn. Er inseriert am lateralen 
‚Drittel des Schlüsselbeines. Die mittlere Portion des Muskels enthält horizontal verlaufende, kurze 


Fasern. Die Länge der Fasern, also des kontraktilen Teils des Muskels, ist auch dadurch beträcht- . 


lich reduziert, daß sie gegen die Wirbelsäule zu in Sehnen übergehen. Die mittlere Portion nimmt 


ihren Ursprung von den Dornfortsätzen des 7. Halswirbels bis zum 2. oder 3. evtl. 4. Brustwirbel 


und endigt am obern .Rand der Spina scapulae. Der dritte Abschnitt des Muskels enthält wieder 
| relativ lange, nach unten an Länge noch zunehmende Fasern, deren oberste aber ebenfalls schräg 
‚mit der Wirbelsäule verbunden sind. Diese Portion entspringt an den Dornen des 2. oder 3. oder 
4. bis zum letzten Brustwirbel und endigt am untern Rand des medialen Spinaanteiles. 

- Die Innervation des Muskels geschieht durch den Nervus accessorius und Äste aus dem 
2,3. und 4: Zervikalnerven. Er adduziert und hebt mit seiner Pars descendens das entsprechende 
'Schulterblatt und Schlüsselbein, nähert es mit der Pars transversa der Medianlinie, während die 
Pars ascendens das Schulterblatt nach unten und innen disloziert. Die gleichzeitige Innervation 
‚aller Teile stellt mit andern Muskeln zusammen das Schlüsselbein und Schulterblatt fest. Diese 


u, 


XXXI, 2/3. Isolierte Frakturen d. Dornfortsätze d.funtern Hals- u. obern B.-Wirbel durch Muskelzug. 227 


Dreigliederung des Trapezius, die verschiedene Länge der Fasern der einzelnen Portionen hat eine 
verschiedene Dehnbarkeit und Kontraktionsfähigkeit desselben zur Folge. Wenn die mittlere 
Portion bereits an der Grenze der Dehnbarkeit angelangt ist, so besitzen die obern und untern Teile 
noch die Fähigkeit der isotonen Kontraktion (Henschen). Treten die drei Portionen unter 
vollständiger Koordination in Aktion, so ist eine Überdehnung der mittleren Portion unmöglich, 
die obern und untern sind nur bis zur Grenze der Dehnbarkeit der mittleren gedehnt. Die Koordi- 
nation erfährt dann eine Störung, wenn z. B. durch die zentrifugale Kraft einer zu hebenden Last 
das Schulterblatt noch weiter von der Wirbelsäule weggerissen wird, oder wenn der Wille des Be- 
treffenden plötzlich ausgeschaltet wird, wie dies z. B. bei einer Abwehraktion der Fall sein kann. 
Ein plötzliches Rückwärtsbeugen der Wirbelsäule kann bei festgestellten Schultern, also kontra- 
hierten Kappenmuskeln, ebenfalls zu einer Überdehnung der mittleren Portion eines oder beider 
_ Muskeln und zu einer Fraktur führen. Bei unseren Fällen, bei denen ein derartiges Ereignis als 
Ursache der Fraktur angeschuldigt werden muß, darf wohl kaum ein direktes Abquetschen eines 
Dornes durch den nächstobern angenommen werden, da die Rückwärtsbeugung der Wirbelsäule 
nie derart hochgradig war, wie z. B. in dem von Horzetzky beschriebenen Fall (Kopfsprung ins 
Wasser, wobei der Patient auf Grund aufstieß), denn hierbei brechen meistens die höher oben 
gelegenen Dorne (Beispiele hierfür bilden unsere Fälle 1, 2, 10). In einigen Fällen erzählten die - 
"Patienten, daß sie sich schon vor Eintritt des Schmerzes im Nacken „müde“ gefühlt hätten. Eine 
solche Ermüdung kann die Koordinationsfähigkeit der Muskelaktion ebenfalls beeinflussen. 

Eine unkoordinierte Aktion der verschiedenen Trapeziusportionen ist auch durch die Inner- 
‚vation durch verschiedene Nerven erleichtert. 

Daß gerade der 7. Hals- und 1. Brustwirbeldorn am leichtesten durch en abgerissen 
werden, hängt also einerseits damit zusammen, daß daselbst die kurzfaserige mittlere Portion des 
"Trapezius entspringt, anderseits sind diese Dorne auch wegen ihrer schmalen Form zu Frakturen 
disponiert. 

Auffallend erscheint uns nur die Tatsache, daß in einer Großzahl der Fälle das Fragment 
kaudalwärts und leicht lateralwärts disloziert wird, während der Verlauf der Trapeziusfasern doch 
eine rein seitliche Verschiebung bedingen sollte. Die Verschiebungsrichtung entspricht genau der 
Faserrichtung des Rhomboideus, wahrscheinlich wird beim Abbruch der Dorn vom Trapezius zu- 
erst rein seitlich gezogen, dann erschlaffen aber die meistens. wohl ebenfalls, wenn auch nur mikro- 
skopisch, verletzten Fasern des Trapezius, der unverletzte, kräftige Rhomboideus zieht das Frag- 
ment nach unten und etwas seitlich. | 

In einigen unserer Fälle gaben die Patienten an, daß die Schmerzen zuerst erträglich waren, 
und erst nachdem sie einige Zeit weitergearbeitet hatten, so intensiv wurden, daß siezum Verlassen 
der Arbeit zwangen. Offenbar wurde durch die spätere Aktion des unverletzten Rhomboideus das 
Fragment verschoben und wurden dadurch die Schmerzen erheblicher. Möglicherweise handelte 
es sich ursprünglich auch nur um eine Fissur oder Apophysenlösung, die durch den Zug der Rhom- 
boidei oder eine durch die Schmerzen bedingte unkoordinierte Muskelaktion zur Fraktur wurde. 


Zusammenfassung. 


1. Der Bruch eines oder mehrerer Dornfortsätze der untern Hals- und obern Bensiwiebel: 
säule stellt nicht, wie bisher angenommen wurde, eine Rarität, sondern die häufigste, aber auch 
‘die im Hinblick’auf die Heilungsdauer, Behandlung und erwerblichen Folgen harmloseste Frak- 
turform im Bereiche der Wirbelsäule dar. 
| 2. Sie entsteht infolge einer unkoordinierten Aktion der einzelnen Portionen des einen 
Trapezius, z. B. anläßlich des Hebens einer Last, beim Schaufeln usw. 

3. Die objektiven Verletzungszeichen sind typisch, der meist negative Befund bei unkompli- 
zierten Muskelzerrungen im Bereiche des Nackens, bei Ermüdungsschmerzen, oder der charakte- 
'ristische Befund bei einer Erkältungsmyalgie können bei sorgfältiger Untersuchung (evtl. unter 
Zuhilfenahme des Röntgenapparates) damit nicht verwechselt werden. Stets ist der frakturierte 


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ı 


| 228 o l o | Zollinger. u | | ’ XXXI, 218, 


Dornfortsatz erheblich druckempfindlich, oft ist er seitlich oder kaudalwärts abgewichen, meistens . 


‚ läßt er sich seitlich bewegen, oft unter Krepitation. Das Röntgenbild zeigt in der Mehrzahl der. 


Fälle den dislozierten Dornfortsatz, sowie die Abbruchfläche. 
4. Die Behandlung der Verletzung ist einfach, vor jeder Vielgeschäftigkeit ist dringend zu 


warnen, besonders vor allen fixierenden Maßnahmen. Der Patient soll auch nicht durch allzu 


häufige Beratungen den Eindruck erhalten, als ob es sich um eine ernste Verletzung handeln‘ 


. würde, er soll von Anfang an unter dem Eindruck stehen, daß eine prognostisch durchaus gut- 


artige Läsion vorliegt. Dadurch kann einer Neurose am besten vorgebeugt werden. 

5. Der frakturierte Dornfortsatz ist gewöhnlich monatelang druckempfindlich, der Patient 
kann aber deswegen doch längst wieder arbeitsfähig und nicht mehr behandlungsbedürftig sein, 
den Patienten die Arbeit aussetzen zu lassen, bis der Dornfortsatz vollkommen schmerzfrei ist, ist 
unzweckmäßig. _ N | 


Im Folgenden geben wir die Krankengeschichten unserer Fälle des Raumes wegen stark 


gekürzt wieder. Dem Wunsche der Schriftleitung Folge leistend reproduzieren wir nur zwei 


Röntgenogramme (dasselbe Bild wiederholt sich immer wieder), in beiden Fällen ist der Auszug aus 


der Krankengeschichte etwas eingehender gehalten. 


1. Unfall Nr. 6880/21. 42jähriger Handlanger, wollte am 18. TE 1921 einen rollenden Roll- 
wagen aufhalten, indem er sich mit beiden erhobenen Händen dagegenstemmte, hierbei wurden ihm 
beide Arme nach rückwärts gedrückt, eine Schaufel, die auf dem'Rollwagen lag, traf ihn an die Stirne, 
Sofort Schmerzen in der oberen 'Brustwirbelsäule. Arbeitete weiter, Zunahme der Schmerzen; am, 


22. August stellte der behandelnde Arzt die Diagnose auf „Muskelzerrung des Rückens“. Wiederauf- 


nahme der Arbeit am 13. September. Nachher leichte andauernde Schmerzen, deswegen am 19. Sep- 
tember Untersuchung durch den Unterzeichneten. Druckempfindlichkeit des Dornes des 1. B.-W. ohne 
Krepitation, keine falsche Beweglichkeit, keine Verschiebung. Die Radiographie ergab eine auffallend - 


' unscharf begrenzte Kontur des druckempfindlichen Dornfortsatzes. Arbeitsunfähigkeit bis 12. September. 


2. Unfall 8087/21. 32jähriger Bauhandlanger. Am 12. Oktober hatte er Lehm zu schaufeln. Plötz- 
lich entfiel ihm die hocherhobene Schaufel, intensiver Schmerz im oberen Rückenteil, der sofort kon- 
sultierte Arzt stellte die Diagnose auf „Muskel- und evtl. Wirbelverstreckung durch ungewohnte heftige 


 . Bewegung“. Kreisärztliche Unterschung am 19. Oktober: Dislokation des Dornfortsatzes des 1. B.-W. 


nach unten links, Krepitation, Verschieblichkeit des genannten Dornes. Die Radiographie ergab eine 
deutliche Fraktur des Dornes mit Verschiebung des abgebrochenen Fragmentes gegen den zweiten 
B.-W. und seitlich. Arbeitsunfähigkeit bis 28. Oktober.. 

3. Unfall 8303/21. 22jähriger Handlanger. Am 4. Oktober beim: Heben einer Last mit der dorsal- 


. flektierten rechten Hand von Brust- auf Kopfhöhe heftiger Schmerz in der unteren Hals- und oberen 
 Brustwirbelsäule. Am 4. Tage stellte der behandelnde Arzt die Diagnose auf Muskelzerrung. Kreisärzt- 


liche Untersuchung am 28. Oktober: Leichte Prominenz des Dornes des 1. B.-W. Druckempfindlichkeit 
desselben. Keine Krepitation, keine Verschieblichkeit. Die Radiographie ergab eine unzweifelhafte 


Abrißfraktur des Dornes. Arbeitsunfähigkeit bis 9. November. 


4. Unfall 9084/21. 5ljähriger Maurer, am 4. oder 5. November beim Heben einer Last plötzlicher 
Schmerz im Bereich der unteren H.-W. -Säule.. Arbeitete weiter, Zunahme der Schmerzen, am 19. No- 
vember zum Arzt, dieser stellte die Diagnose auf „geringe Quetschung in der unteren Halswirbelsäule 
mit etwas Muskelläsion in loco“, er bezweifelte die traumatische Natur der Beschwerden. Kreisärztliche 
Untersuchung am 30. November: Druckempfindlichkeit der Dornfortsätze des 7. H:- und 1. B.-W. Keine 
Krepitation. Radiographie: doppelte Konturierung des Dornes des 1. B.-W. Arbeitsunfähigkeit bis 
30., November. 

5. Unfall 10 175/21. S. O., öbjähriger Handlanger in einer Zementfabrik. Am 29. und 30. De- 
zember hatte er mit.einem Kameraden zusammen 7 schwere Baggerkübel von einem Gewicht von je 
zirka 3 Zentnern von einem Schiff aufs Land hinauf tragen müssen. Der Kübel hing jeweils an einer 
Stange, die auf der rechten Schulter der Träger ruhte., Er mußte auf sehr unebenem Boden gehen, der 


‘Kübel schwankte bei jeder Bewegung hin und her, der Nacken wurde leicht gebeugt gehalten. Schon . 
während er den ersten Kübel trug, verspürte er zuerst nur leichte, dann immer stärker werdende 
Schmerzen im untern Teil der Halswirbelsäule. Beim Niederstellen nahmen dieselben zu. In der Nacht 


vom 29. auf den 30. hielten die Schmerzen an. Am Vormittag des 30. Dezember hatte er wiederum 
mehrere Kübel zu tragen. Die Schmerzen nahmen zu, so daß er am 4. Januar schließlich den Arzt auf- 
suchte. Dieser konstatierte eine Druckempfindlichkeit des Bandes zwischen 7. Hals- und 1. Brustwirbel. 


Er stellte die Diagnose auf Zerrung dieses Bändes und nahm eine Heilungsdauer von einigen Tagen an. 


.9 


XXXI, 2/3. Isolierte Frakturen d. Dornfortsätze d. untern Hals- u. obern B.-Wirbel durch Muskelzug, 229 


Kreisärztliche Untersuehung vom 12. Januar: Der mittelgroße, mittelkräftig gebaute Mann klagt 


über Schmerzen vor allem im Zwischenraum zwischen dem Dornfortsatz des 7. Hals- und 1. Brustwirbels 
wenn er sich nach vorn bücke und besonders wenn er in dieser Stellung etwas vom Boden aufheben 
wolle. Äußerlich war keine Verletzungsspur erkennbar. Der Dornfortsatz des 7. Halswirbels schien 
etwas eingesunken und demjenigen des 1. Brustwirbels um zirka 2 mm genähert zu sein. Druck auf den 
Dornfortsatz des 7. H.-W. von hinten, sowie ganz besonders von den Seiten wurde als schmerzhaft emp- 
funden. Hie und da hatte man das Gefühl einer seitlichen Verschieblichkeit, keine deutliche Krepi- 
tation. Auch die Muskulatur zu beiden Seiten dieses Dornfortsatzes war in einer Ausdehnung von zirka 
3 cm leicht druckempfindlich, ohne gespannt zu sein. Beim Beugen des Kopfes nach vorn wurde die 
obere Brustwirbelsäule auffallend steif gehalten, diese Bewegung war am schmerzhaftesten. 

Das Röntgenbild (Tafel IX, Fig. 1) ergab eine Fraktur des Dornfortsatzes des 7. H.-W. 
Dieser ist deutlich gegen den 1. B.-W. hin und etwas seitlich verschoben, die Abbruchfläche ist genau 
zu erkennen. Arbeitsunfähigkeit vom 4. Januar bis 19. Februar 1922. u. 

Dem behandelnden Arzt teilten wir unsere Diagnose mit, ersuchten ihn aber, dem Versicherten 
gegenüber Schweigen zu bewahren, um diesen nicht unnötig zu ängstigen. Er kam unserer Bitte jedoch 


nicht nach und erzählte dem Versicherten, daß ein Dornfortsatz abgebrochen sei und daß man diesen. 


‘vielleicht annähen müsse; die Folge war, daß bei dem Versicherten die Beschwerden erheblich zu- 


nahmen, bei allen Bewegungen des Kopfes hatte er ein „heimliches Gefühl in der ganzen Wirbelsäule“, 


eigentliche Schmerzen hatte er nicht mehr. Am 18. Februar 1922 untersuchten wir ihn von neuem. Er 
war der Auffassung, daß er seine gewohnte Arbeit nicht verrichten könne, da er fürchte, sich hierbei 
einen Schaden zuzufügen. Unser Befund war in allen Beziehungen negativ. Der Dornfortsatz des 
7, Halswirbels war nicht mehr druckempfindlich, wohl aber zuerst derjenige des 1. Brustwirbels. Nach- 
dem wir ihn aber darauf aufmerksam machten, daß dieser gar nicht gebrochen sei, klagte er auch da- 
selbst nicht mehr über Druckempfindlichkeit.‘. Nachdem wir ihn aufgeklärt hatten, daß ein Schaden 
nicht mehr zu befürchten sei, nahm er seine Arbeit sofort wieder auf. 

6. Unfall Nr. 296/22. 21jähriger Trüller. Am 16. Januar 1922 Velosturz, wobei er auf beide vor- 
gestreckten Ellbogen fiel. Sofort Gefühl von „Brennen“ zu beiden Seiten des ersten B.-W. Der behan- 
delnde Arzt berücksichtigte nur die Armverletzungen. Kreisärztliche Untersuchung am 27. Februar. 


Druckempfindlichkeit des Dornes des 1. B.-W. ohne Verschieblichkeit, Krepitation beim Neigen des 


Kopfes. Radiographie: doppelte Kontur des Dornes des 1. B.-W. Totale Arbeitsunfähigkeit bis 2. Februar, 
teilweise bis 18. Februar. 


7. Unfall Nr. 1105/22. 22jähriger Erdarbeiter, am 22. Februar Aufpickeln von harigefrörenemn 


Boden mit einer Haue, abends gegen 4 Uhr trat, als er die Haue über Kopfhöhe gehoben hatte und 
niederfallen ließ, plötzlich ein intensiver Schmerz zwischen beiden Schulterblättern auf. Der behan- 
delnde Arzt stellte die Diagnose auf „Muskelverstreckung“. Kreisärztliche Untersuchung am 25. Februar: 
 Druckempfindlichkeit des Dornes des 2. B.-W. Verschiebung der Spitze desselben kaudalwärts, keine 
Krepitation. Radiographie: Fraktur des Dornfortsatzes des 2. B.-W. mit Dislokation des abgebrochenen 
Fragmentes kaudalwärts und nach rechts. Arbeitsunfähigkeit bis 12. März. 


8. Unfall Nr. 1294/22. 24jähriger Zimmermann. Am 21. Februar trug er mit einem Kameraden 
eine Last in Brusthöhe vor sich her. Er mußte hierbei unter einem 1,20 m hohen Profil durchgehen, 
wobei er sich stark bücken mußte. Beim Aufrichten intensiven Schmerz zwischen den Schulterblättern, 
ausstrahlend gegen den Hals und gegen die tieferen Teile der B.-W.-Säule. Diagnose des behandelnden 
Arztes: „Verstauchung der Wirbelsäule“. Kreisärztliche Untersuchung am 2. März: Druckempfindlich- 
keit des Dornfortsatzes des 1. B.-W., dieser erscheint leicht eingesunken und nach links verschoben zu 
sein, keine Verschieblichkeit desselben, keine Krepitation. Radiographie: Fraktur des Dornfertsatzes 
des 1. B.-W., dieser ist nach unten und links leicht verschoben. Totale ATDA SUMIR NIEKE bis 28. März, 
teilweise bis 16. April. 

9. Unfall Nr. 1791/22. 39jähriger Erdarbeiter. Am 13. März beim Schaufeln in einem engen 
Graben plötzlicher Schmerz im Bereich der oberen B.-W.-Säule. Der sofort zugezogene Arzt stellte die 
Diagnose auf „Distorsion des Cucullaris an seinen Ansatzstellen an der Wirbelsäule links und rechts“. 
Kreisärztliche Untersuchung am 27. März: Druckempfindlichkeit der Dornfortsätze des 7. H.- bis 3. B.-W., 
besonders des letzteren. Radiographie: Abrißfraktur des 3. und 4. Sn die abgebrochenen 
Stücke deutlich nach unten und seitlich verschoben. 

10. Unfall Nr. 2657/22. 17jähriger Lehrling. Anfang April trug er mit seinem Meister zusammen 
einen Balken auf der rechten Schulter, der Meister fiel zu Boden, dabei habe ihm der Balken „einen 
Schlag“ gegen die Schulter versetzt. Nachher stets leichte Schmerzen in den oberen Brustwirleln, 
arbeitete weiter. Am 1. Mai trug er wiederum Holz auf der rechten Schulter, hierbei sei es plätzlich 
gewesen „wie wenn in der Halswirbelsäule etwas ausgerenkt wäre“, dabei intensive Schmerzen. Der 
behandelnde Arzt konstatierte am 2. Mai eine Druckempfindlichkeit des Dornfortsatzes des 1. B.-W., 


Fortschritte a. d. (Gubiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 30 


230 Br a Zollinger.. Sinn a a R 


+ # 


er stellte keine Diagnose. Kreisärztliche Dane am i3. Mai: Der Dor aloral des 7. H.-W. ist 


demjenigen des 1. B.-W.. genähert, drückempfindlich, seitlich etwas beweglich, keine Krepitation. 


|  Radiographie: unscharfe Kontur des Dornes des 7. AW, Totale AE E bis 5. Juni, teil- 


E . weise bis 27. J uni. 


11. Unfall 3337 122. H. J., ATjähriger I Kiesarbeiter. Nachdem er sich bereits einige Tagei im Bereich, f 


'der oberen Brustwirbelsäule „müde gefühlt hatte“, sei am 24. Mai, als er eine schwere Käarrete ausleerte, 


plötzlich ein intensiver Schmerz zwischen beiden Schulterblättern aufgetreten, so daß er die Arbeit 


sofort niederlegen müßte, er habe nicht einmal mehr die leere Karrete stoßen können. Der behandelnde 


} 


Arzt konstatierte am 26. Mai: „Muskelzerrung im Bereich der Schulterblattmuskulatur, beidseitig‘ ` 


Druckempfindlichkeit dieser Muskulatur“. Angenommene Heilungsdauer 8 bis 10 Tage. Kreisärztliche 


Untersuchung vom 3. Juni: ‚Der Versicherte klagt über Schmerzen in der oberen. Brustwirbelsäule beim | 


Heben des rechten und des linken Armes. Der Dornfortsatz des 1. Brustwirbels. scheint leicht nach ` 
rechts verschoben zu sein. Hier und da hatte man bei seitlichem Druck gegen den Dornfortsatz das 


~ Gefühl einer Krepitation. Das Neigen des Kopfes nach rechts wird als schmerzhaft empfunden, hierbei, - 


wie auch beim Beugen nach vorn, fühlt man Krepitation. Heben des rechten Armes von der Horizon- 


- talen ab schmerzhaft, Heben beider Arme nach rückwärts schmerzt ebenfalls. Rotation. in den Schulter- 


l gelenken nicht schmerzhaft. Versucht man die Schulterblätter gegeneinander zu drangen oder von- i 


einander zu entfernen, so klagt er nicht über Schmerzen: 


DasRöntgenbild (Tafel IX, Fig.2) ergibt deutliche Fraktur der Dornfortsätze des 7.Hals: und .. 


1. Brustwirbels mit leichter Verschiebung kaudalwärts und seitlich. Am 3. Jüni sollte er die Arbeit wieder 


_ aufnehmen, er weigerte sich aber mit der Angabe, daß die Schmerzen noch zu intensiv seien. Eine zweite 


kreisärztliche Untersuchung vom 12. Juni ergab,daß der Dornfortsatz des 1.B.-W. seitlich leicht verscho- 


| ben und in dieser Lage fast fixiert war. Eine Druckempfindlichkeit war nicht vorhanden. Keine Verdik- 


kung der Bänder der Wirbelsäule. Neigen des Kopfes nach allen Seiten schmerzhaft, Heben der Arme eben- 


' falls schmerzhaft. Nach Ansicht des Kr eisarztes war der Versicherte voll arbeitsfähig, er weigerte sich. i | 
| aber, so daß eine Begutachtung durch einen Nervenspezialisten veranlaßt wurde. Dieser fand, daß die 


Frakturen konsolidiert seien, daß die Beschwerden des Versicherten Beychogener Natur, und daß er 


 arbeitsfähig sei. Arbeitsunfähigkeit vom 24. Mai bis 29. Juli 1922. 


12. Unfall Nr. 3653/22. 23jähriger Erdarbeiter. Am 3. Juni wollte er einen Stein ı aus dem Boden - 
herauspiekeln, indem er den Pickel ruckweise gegen sich zog. Hierbei plötzlicher Schmerz zwischen 


| | den Schulterblättern, Der behandelnde Arzt stellte am folgenden Tag die Diagnose auf „Muskelzer- | 


rung“. Kreisärztliche Untersuchung am 20. Juni: Druckempfindlichkeit des Dornes des 1. B.-W., er: 


. scheint demjenigen des 2. B.-W. etwas genähert zu sein. Keine Krepitation, keine seitliche Verschieb- ` 


‚lichkeit. Radiographie: Deutliche Fraktur. des Dornfortsatzes des 1. B.-W. ‚mit Dislokation kaudal- 
f wärts. Totale Arbeitsunfähigkeit bis 11. Juni, teilweise bis 19. Juni. 


13. Unfall Nr. 5050/22. 19jähriger Pflasterjunge. Am 27. Juli trug -er eine zirka 40 kg Schwere 


' Kiste auf der linken Schulter, mit der rechten Hand hielt er sie fest. Plötzlich drohte sie ihm’ zu ent- | 


fallen, und habe er sie „mit einem Ruck der Wirbelsäule“ festhalten wollen. Dabei intensiver Schmerz i 
im Bereich des 7. H.-W. Der. sofort zugezogene Arzt stellte die Diagnose auf „Kontusion des 7. H.-W.“ 
Kreisärztliche Untersuchung. am 7. August: Dornfortsatz des 7. H.-W. stark druckempfindlich, keine 


- Krepitation, keine Verschiebung. Die Radiographie ergibt keine deutlichen i einer Fraktur. 


Arbeitsunfähigkeit bis 19. August. 


14. Unfall Nr. 6056/22. 34jähriger "Handlanger. a 1. Bean rutschte ein 50 kg schwerer | 
Zementsack, den er auf sein Knie gehoben hatte, plötzlich, er griff mit der r. Hand rasch nach, hierbei 


habe es im Rücken. gekracht „wie wenn man ein Zündhölzchen’ zerbricht“, intensiver Schmerz. Der 


-  behandelnde Arzt stellte die Diagnose auf „Muskelzerrung im Rücken“. Kreisärztliche Untersuchung 


am 7. September: Druckempfindlichkeit der ersten 4 B.-W.-Dorne, keine Krepitation, keine Verschieb-. 
lichkeit, die Radiographie ergab keine deutliche Fraktur, nur schien der Dornfortsatz des 2. B.-W. 
kaudalwärts leicht verschoben zu sein. Arbeitsunfähigkeit bis 16. September. | 

15. Unfall Nr. 6622/22. 28jähriger Maurerhandlanger. Am 19. September beim Schaufeln in 
einem engen Graben plötzliches Krachen zwischen linkem Schulterblatt und Wirbelsäule ‚mit inten- 
siyem Schmerz. Der sofort zugezogene Arzt stellte die Diagnose auf Muskelzerrung. Kreisärztliche 


Untersuchung am 5. Oktober: Druckempfindlichkeit des Dornfortsatzes des 1. B. -W,, Verschiebung des- 


, selben kaudalwärts, Krepitation. Radiographie: Deutliche Fraktur des Dornfortsatzes des 1. B.-W. mit 


An kaudalwärts, Totale Arbeitsunfühigkeit bis 24. September, teilweise bis 10.. Oktober. 


u.  Nachschrift bei dei Korrektur: Ver Oktober 1922 bis Juni 1923 beobachteten 


2 wir 6 neue Sichere AT UBS ZU BUOTRIOTIERLZ EA Suren, 


XXXI, 218. Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin usw. 231 


| Ä Literatur. 
Bourgougnon; These de Paris, 1875, zit. nach Küttner: Berl. klin. Wochschr., 1908, S. 586. 
Henschen. Maydl: Deutsche Zeitschr. f. Chir., 1882, Bd. 17. 

Buglioni: Ref. Zentrbl. f. Chir., 1892. Riedinger: Arch. f. Orthop. Mechanotherapie 
Frisch: Wien. klin. Wochschr., 1907, Nr. 12. u. Unf. chir., Bd. VIL. | 
Henschen: Beitr. z. klin. Chir., Bd. 53, H.3. Sauer: Münchn. med. Wochschr., 1907, S. 1327. 
Münchn. med. Wochschr., 1907, Nr. 38. 'Schede: Verh. d. deutsch. Ges. f. Chir., X. Kon- 
Horzetzky: Deutsche militärärztl. Zeitschr., greß, 1881. | 

| 1887, S. 385. | Schulte: Deutsche militärärztl. Ztschr., XXXI, 
Jerusalem :Wien. med. Wochschr., 1922, Nr. 8. 1902. 


Kirchmayer: Das österr. Sanitätswesen 1915, Simon: Fortschr. a. d. G. d. Röntgenstr., Bd. 14. 
Arch. f. orthop. u. Unf. chir., Bd. 21, H.1. Wagner u. Stolper:D. Chir. Lfg. 40. 
Kocher: Grenzgebiete, 1896, Bd. 1. Wolff: Beitr. z. klin. Chir., Bd. 125, S. 245. 


(Aus der medizinischen Universitäts-Poliklinik in Bonn.) 


Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin, besonders in der 
Röntgenologie mit Berücksichtigung der Toxikologie der Baryumsalze. 
= Von ' 
- Dr. Paul Krause und Dr. Kurt Käding. 


Nach den bekannten Todesfällen durch Bismutum subnitricum, welches zur röntgenolo- 
gischen Darstellung des Magendarmkanals in größeren Dosen empfohlen worden war, war das 
' Bedürfnis nach einem ungiftigen Kontrastmittel größer als je zuvor. Ganz allgemein hat sich ` 

daschemisch reine Baryumsulfat in die röntgenologische Methodik eingeführt. Es 
ist ungiftig, geschmacklos, stört nicht nach Zusatz zu den Nahrungsmitteln 
durch seine Eigenfarbe, wie z. B. die Eisensalze oder Zinnober, beeinflußt gar 
nicht oder nur gering die Magen-und Darmtätigkeit; es ist billig. Krause 
und Schilling haben im Jahre 1913 in einer ausführlichen Arbeit in den Fortschritten die 
-= Vorzüge des reinen Baryumsulfates gegenüber den anderen Kontrastmitteln untersucht und dar- 
über berichtet. Das Baryumsulfat ist seit der Zeit dann auch zum größten Teil nicht nur in 
Deutschland, sondern auch im Auslande als Kontrastmittel benutzt worden, weil es eben die oben 
aufgestellten Forderungen in weitestem Maße erfüllt. Um so mehr wurde unser Erstaunen er- 
weckt, daß sich auf Grund eines Todesfalles bei Verwendung eines ungereinigten Baryumsulfat- 
präparates Aust und Kron zu der Annahme berechtigt glaubten, daß zahlreiche Vergiftungen 
mit Baryumsulfat vorlägen, jedoch nicht veröffentlicht worden seien. Wegen der sehr ver- 
breiteten Anwendung des Baryum sulfuricum purissimum als Kontrastmittel, sahen wir uns ver- 
anlaßt, dieser Behauptung nachzugehen, um nicht nur uns, sondern auch vor allem der Allgemein- 
heit Gewißheit über diesen Punkt zu verschaffen. Wir fühlten uns hierzu nicht nur berechtigt, 
sondern auch verpflichtet, da das Baryum sulfuricum purissimum von der. Medizinischen 
Poliklinik Bonn als Kontrastmittel in die Röntgenologie eingeführt worden ist. Daß Todesfälle 
nach Gebrauch von Baryum sulfuricum purissimum vorgekommen sind, ohne veröffentlicht zu 
werden, möchten wir stark bezweifeln, da es in diesen Fällen stets zu gerichtlichen Sektionen 
kommen muß. Aus der Verpflichtung heraus weiteren Vergiftungsfällen vorzubeugen, würden 
diese Fälle nicht nur von seiten des Gerichtsarztes, sondern auch des beobachtenden Arztes mit- 
geteilt worden sein. Wir haben aber trotzdem an eine größere Anzahl großer Institute Anfragen 
ergehen lassen, und zwar nicht nur in Deutschland und Oesterreich, sondern auch Amerika 
und Schweden. Es sind uns hierauf 31 Antworten eingegangen, die insgesamt über zirka 
120000 Röntgenuntersuchungen mit gereinigten Baryumsulfatpräparaten berichten. 
Wie aus der beifolgenden Tabelle hervorgeht, ist die Auswahl der Institute wahllos erfolgt, wir 
waren nur-bedacht darauf, möglichst zahlreiche Erfahrungen mit Baryumpräparaten zu sammeln. 
| 80 * 


at ae Soy . Krause unb Käding. | XxxXTL2]8.. 
Tabelle I. 
| Zahl der Durchleuchtungen | 
at Ä mit Antwort 
E IE | | Bäryum sulfuric. | Cito-Bayrum |Eubary'|Baradiol en 
"Med, Klinik Bonn... ...2.| Hirsch | . 120 1030 > | 20 | — ja 12% 
- "Johanniter Krankenhaus Bonn: . | Bohland .| > 300 250 = = ja . 550 
Lindenburg. Med. Klinik Köln . . Eitel 500, > s 80 25 == ja "575 - 
'- Bürger-Hospital Köln . . . . .| Graeßüer 1000 BB | — — ja 1075 
St. Johannis-Hospital Bonn... ‘Dorn: - 470 gam —- — ja 470 
.- St. Georg Hamburg . .:. ‚Lorenz —_ ` £00 p. a. — — ja sehr 83000 _ 
. Krankenhaus |. d. Isar München Rieder Tausende | — _. — | sehr zufrieden | 5000 
Immelmann Berlin. . . .... ee — ca. 1700 p. a| — = — 2000 
Eppendorf Hamburg bog. -| Lorey: | . 3000 | 1000 50 — ja 4050 ° 
Lindenburg. Chir. Klinik Köln .| . Drugg | Hunderte u TE E ja 5(0 
Chir. Klinik Sonn este.) Fründ ca. 2600 2500—8000 |; — — | sehr zufrieden | 4500. 
Bonn . . . <: .| Kemp | einige 4C0 6 | 30 ja ` 440 
-o Obir. Klinik Frankfurt v. . | -Cramer .| ca. 600 p.'a. — = =s ja 2000 
 Auguüsta-Hospital Köln . . . . Külbs | _ 200 — -— — ja 200 
Serafimer Lazarett Stockholm .| Forssell |. 7000 -— —_ — | sehr zufrieden | 7000 
Barmbeck Hamburg .. . . .| Haenisch 1300 2940 — | — ja 4240 
I. Med. Klinik Berlin. .. . .. "His ` 800 5—6000 — |. — |1) ja, 2) sehr] 6000 
 Virchow-Krankenhaus. Berlin . . | Levy-Dorn 4500 ca. 500 — ` jea. 100 ja 5500 
Krankenhaus Moabit Berlin . .|' Cohn Mehrere Hundert 100 — — ja 500 
Med. Poli-Klinik Frankfurt .: . | Straßburger 3000 ‚300 — — ja 8300 
.Krankenh: z. hl. Geist Frankfurt |. Groedel einige ca. 10000 | -- | — ja 10 000 
II..Med. Klinik Berlin .. . .| ` Munk viele Tausend | ca. 120 — en. ja 5100 
Med. Klinik Leipzig . . ~|  ABmann ca. 3000 |: — — | — ja 8000 ` 
Zentral- -Röntgen-Institut Wien. . | Holzknecht | ca. 30C00 ca. 500 ca. 30) — ja 30 550 
Chir, Klinik. Göttingen. . . . Stich 31 bei Duodehum 465 — — — 500 
' Zentral-Röntgen-Inst. Innsbruck. Staunig |. 3000 2000 — — ja 5000 
Med. Klinik Breslau. . . . .| - Bittorf — 140 o — — ja 140 . 
Bonn . ; a Richarz _ 300 60 5—6 | 50 ja 420 
:  Krankenh. Tohanneseraät Dresden Rostoski — 528 — = ja 520 
IU. Med. Klinik Berlin . . . . |Goldscheider|viele Tausende — = z ja sehr 5000 
Med. Poli-Klinik Bonn . . . Krause 1700 - 100 30 — ja 1830 


k Misonigprdis Boii; Philadelphia Pfahler | Mellinkrodts | Baryumsulfate |15000| — ja 15 000 
we | ze Zusammen 129180 


Die Anschrift unserer Rundfrage lautete: ‚Herr Medizinalrat Dr. Aust hat im vergangenen 
Jahre über einen Todesfall nach Verabreichung von Baryum als Kontrastmittel berichtet und warnt 
auch vor dem Gebrauch des reinen Meerckschen Baryumsulfats. Er glaubt, daß eine große Anzahl 
“von Baryumvergiftungen nach Röntgendurchleuchtungen vorgekommen, aber nicht veröffentlicht wor- 
‘den sind. In seinem Falle'ist der Tod durch Verunreinigung des aus einer Apotheke bezogenen Baryum- 
sulfats mit Baryumkarbonat eingetreten. Die toxische Wirkung des Baryum sulfurosum, carbonicum 
. usw, ist nun längst bekannt. Um uns ein abschließendes Urteil über. die Häufigkeit der Vergiftungen 
. mit: ‚Baryum sulfuricum purissimum Merck oder einem anderen patentierten Baryumpräparate er- 
lauben zu können, möchte ich Sie höflichst um Ausfüllung des beifolgenden Fragebogens und um bal- 
dige Rücksendung bitten.“ 


Der Fragebogen enthielt “folgende Fragen: 


1. Welches Baryumpräparat haben Sie benutzt (Baryum sulfuricum purissimum Merck, Cito- 
baryum, Eubaryt, Baradiol, Barypural)? . | 
- 2..Bei wieviel Untersuchingėn? a e 
| 3. Haben Sie Vergittungserscheinungen cobachtet, die auf Baryumsulfatgenuß zurückzuführen 
waren und ‚wieviele? 
.4. Unter welchen Erscheinungen? 
5. Haben Sie Todesfälle? \ 
6. Unter welchen Erscheinungen? A 


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XXXI, 2/3. Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin usw. 233 


. Halten Sie nach Ihrer Erfahrung eines der oben genannten Baryumpräparate zu diagnostischen 


P ken für gesundheitsschädlich? 
8. Sind Sie mit dem Baryum sulfuricum als inigenolop soliem Konträstmittel zufrieden? 


Nach den eingelaufenen Antworten haben die betreffenden Aerzte weder Todesfälle erlebt, 
noch überhaupt irgendwelche Vergiftungserscheinungen beobachtet. Die siebente Frage nach 
, der Gesundheitsschädlichkeit wurde von sämtlichen mit ‚nein‘ beantwortet. Die Beantwortung 


der achten Frage geht aus der Tabelle hervor. Auf die Todesfälle selbst soll weiter unten ein- 
gegangen werden. | 


‘Als im Jahre 1910 von der Medizinischen Poliklinik das Birne in die Röntgenologie 


eingeführt wurde, fand es zunächst nur Verwendung zur Magen-Darmdiagnostik. Es hat sich 
jedoch vor allem in den letzten Jahren auch eine weitere Anwendung auf anderen Zweigen der 
Röntgenologie erworben. Die Behauptung Stierlins in seinem Buche: Klinische Röntgen- 
diagnostik des Verdauungskanals, daß Kaestle das Baryum sulfuricum in die Röntgenologie 
eingeführt hat, ist unzutreffend. Kaestle hat in seiner Arbeit in der Münchn. Med. Wochen- 
schrift 1908 das Baryumsulfat mit kurzen Worten als unbrauchbar abgelehnt, wie Käding auch 
auf dem Röntgenologenkongreß 1922 in Berlin in der Aussprache erwähnte. Erst auf dieAnregung 
von Krause ist nach vorangegangener nochmaliger pharmakologischer Prüfung durch Bachem 
auf Grund der unter seiner Leitung erfolgten eingehenden Untersuchungen von Günther, das 
Baryum sulfuricum als Kontrastmittel eingeführt und hat seine weite Verbreitung gefunden. 


. 


Die Möglichkeit der guten Kontrastbildung ist bedingt durch das hohe Atomgewicht 137, das 


spezifische Gewicht des Baryumsulfats beträgt 4,6. Das Baryum sulfuricum wird hergestellt aus 
dem Baryumchlorid oder aus dem Baryumkarbonat nach folgender Formel: BaCl,‘+ H,SO, -= 
2 HCI + BaSO, oder BaCO, + H,SO,—=H,0 — CO, + BaSO,. Das Baryumsulfat heißt in der 
Mineralogie Baryt, während in der Chemie der Ausdruck Baryterde für Baryumoxyd gebraucht 
wird. Infolge dieser verschiedenen Bezeichnung ist es auch einmal nach Schwarz zu einem 
bedauerlichen Irrtum gekommen, der jedoch weiter keine schädlichen Folgen gezeitigt hat. 

Dr. Bartenstein (Görlitz) hatte bei einer Engros-Chemikalienhandlung Baryt bestellt und 
_ Baryumoxyd mit der Signatur: Baryum oxydatum purissimum erhalten, das allerdings in dem 
Apothekerhandbuch als Gift geführt wird. Er hat es daher auch nicht angewandt; jedoch allein 
schon aus diesem einen Beispiel geht hervor, wie wichtig die genaue Bezeichnung Baryum sulfuri- 
cum purissimum ist. Auf die Wichtigkeit einer genauen Verschreibung des Baryumsulfates hat 
P. Krause schon von Anfang an hingewiesen. Zur Herstellung eines einwandfreien reinen 
 Baryumsulfats hatte er sich mit der Firma Merck- Darmstadt in Verbindung gesetzt und von 


dieser ein wirklich reines Baryumsulfat erhalten. Wie ungenau in früheren Jahren einzelne 


Fabriken und Apotheker bei der Darstellung des reinen Baryumsulfats zu Werke gingen, geht 
aus der nachfolgenden Tabelle hervor, welche einer aus Veranlassung von P. Krause ange- 
fertigten Arbeit seines Schülers, des Chemikers Dr. Peyer, entnommen ist. Vor allem spricht 


schon der Preis der verschiedenen Präparate dafür, wie wenig sorgfältig stellenweise gearbeitet 


wurde. Die Preise schwankten pro kg zwischen 0,45 und 2,04 Mark. Auch das Aussehen des 
Pulvers läßt schon zum Teil die Unreinheit desselben erkennen. Peyer hatte aus verschiedenen 
Gegenden Deutschlands in Apotheken ‚„reinstes Baryumsulfat zur innerlichen Darreichung bei 
Röntgenuntersuchungen“ bestellt und folgende Prüfung damit angestellt: „Das Präparat wurde 
zunächst mit heißem Wasser ausgeschüttelt, nach 10 Minuten filtriert und mit dem Filtrat die 
Reaktionen angestellt. Sind noch Verunreinigungen mit anderen Baryumsalzen vorhanden, so 
ergibt die Behandlung des Filtrats mit Schwefelsäure eine Ausfällung.““ Er fand unter 26 Proben 
13 als ungeeignet, und zwar waren in dem Rückstand 1 bis 4% lösliche Baryumverbindungen 
vorhanden. Wir haben jetzt nochmals aus verschiedenen Apotheken Berlins, Hamburgs, Breslaus, 
Bonns und Godesbergs, insgesamt an 35 verschiedenen Stellen, reines Baryumsulfat zum inner- 
lichen Gebrauch verlangt, worauf uns überall mitgeteilt wurde, daß nur das Mercksche Baryum 
 sulfuricum purissimum oder Citobaryum vorhanden sei. Einige Male erhielten wir den Bescheid, 


234 m ar | er: “Krause und nr TE | XXXI, 28. l 


"Tabelle u 


Peyers Tabelle über Untersuchungen von Baryumsulfat des Handels. 


HOI 
Auszug 


Nitrat ' 
3 NO,. 


Aussehen Hydr. Chlorid Kontrolle 


- 


1 feines Pulver _ — — —. — E "@ 
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. 26 ‚ grobes Pulver —_ + _ _ 4 +. 


t 


daß das nicht von Merck stammende Be m giftig und zu innerem Gebrauch. nicht zu 
verwenden sei, es war jedoch in keiner der von uns besuchten Apotheken vorrätig. Wir sind also 
in den oben genannten Städten so weit, daß in den Apotheken nur das gereinigte Baryumsulfat 
vorrätig ist, was jedoch nicht in allen Städten der Fall ist, wie uns die Erfahrung gelehrt hat. 
Auf mehrfache Anträge von P. Krause an die zustelligen Behörden ist ihm am 18. 2. 22 vom 

Reichsministerium des Innern der Bescheid zugegangen, daß das chemischreineBaryum- 
sulfatindas Deutsche Arzneibuch, 6. Ausgabe, aufgenommen wird. Dieser Eni- 
scheid ist auf das freudigste zu begrüßen, und wir Röntgenologen wollen dafür unseren besonderen 
Dank aussprechen, die Vergiftungen durch Verwechslungen oder Verunreinigungen mit giftigen 
Baryumsalzen werden wohl dadurch fast gänzlich unmöglich gemacht. 


- Bevor wirnun n auf die Awat des Baryumsulfats näher inzande: möchten wir zunächst 
‚kurz die. f 


chemischen Bigenschaften der Baryumsalze 


streifen. Das Baryum gehört bekanntlich zu den Metallen der alkalischen Br von denen das 
Baryum das höchste Atomgewicht hat: 137,37. Das Baryum ist im allgemeinen zweiwertig, es 
ist jedoch auch in einer einzigen Verbindung, nämlich dem Baryumsubchlorid BaCl, als einwertig 

“sicher nachgewiesen. Es kommt hauptsächlich in der Natur vor in dem Schwerspat, in der Mine- 

ralogie Baryt g genannt, BaSO, und in dem seltneren Witherit BaCO,. Außerdem. sind in vielen 
‚Silikatgesteinen kleine Mengen von Baryum enthalten. Für die Medizin von großem Interesse 
‘ist, „daß die Kreuznacher Elisabeth-Quelle. wie den höchsten Strontian-, so auch den höchsten 


, 


XXXI 2/3. Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin usw. 285 


Barytgehalt mit ebenfalls rund 0,05 g im Liter aufweist“ (Schulz). Das Baryum wurde zuerst 
1808 von D av y dargestellt. Über die chemischen Eigenschaften des Baryums selbst ist nur wenig 
bekannt. Von den Baryumsalzen findet das Baryumsulfat Anwendung als weiße Farbe (Permanent- 
weiß blanc fixe), als Zusatz zum Bleiweiß, und zwar selten als Ölfarbe, meistens als Wasserfarbe. 
Es wird besonderg bei der Tapeten-, Buntpapier- und Kartenfabrikation benutzt. Reibt man das 
Barytweil mit einer Bürste, so nimmt es eine haltbare Glanzfläche von blendend weißer Farbe an. 
Außerdem sind die Baryumsalze zur Herstellung von Rattengift und zur Erzeugung von Grün- 
feuer (Baryum nitricum) sehr beliebt. Vielfach wird das Baryum dem Mehl zugesetzt, um es 
schwerer zu machen. 

Für den Arzt haben vor allem Interesse das Baryumsulfat, das Baryumkarbonat und 
das Baryumchlorid. Das Baryumchlorid ist ein weißes Pulver. Es ist in Wasser fast un- 
löslich. 1 Teil Baryumsulfat löst sich erst in 430 000 Teilen Wasser. Bei 18 Grad lösen sich 
2,30 mg BaSO, im Liter Wasser. Setzt man zu der Lösung eines Baryumsalzes Schwefelsäure, so 
erhält man Baryümsulfat als weißen Niederschlag, worauf die Anwendung des Chlorbaryums in 
der Chemie zum Nachweis der Schwefelsäure und umgekehrt beruht. Durch Erhitzen wird das 
Baryumsulfat erst oberhalb 1400 Grad zersetzt, während das Baryumkarbonat bei 795 Grad 
schmilzt. Das Baryumkarbonat ist ebenfalls schwer löslich. Es lösen sich 24 mg bei 18 Grad in 
1 Liter Wasser. Im Magen wird jedoch durch Zusammentreffen von Baryumkarbonat mit der 
Salzsäure Baryumchlorid gebildet. Ferner ist die Löslichkeit des Baryumkarbonats erhöht in 
Lösungen, die Kohlendioxyd enthalten. Ä Ä 

Das reine Baryumsulfat ist infolge seiner schweren Löslichkeit ungiftig. Eine Vergiftungs- 
gefahr besteht nur dann, wenn wir es mit durch andere Baryumsalze verunreinigtem Baryum- 
sulfat zu tun haben. Von der Firma Merck ist deshalb dem Baryum sulfuricum purissimum 
eine Prüfungsvorschrift auf Verunreinigungen beigegeben. Sie Jautet folgendermaßen: „10 cem 
konz. Essigsäure (1,064) und 90 ccm Wasser werden mit 10 g Baryumsulfat zum Sieden erhitzt 
und filtriert. 50 ccm des Filtrates werden auf dem Wasserbade zur trockenen verdampft. Der 
Abdampfungsrückstand wird mit 20 ccm Wasser behandelt und die Lösung filtriert. ‚Wird das 
Filtrat mit einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure versetzt, so darf innerhalb einer Stunde 
keine Abscheidung von Baryumsulfat eintreten.“ Für flüchtige Baryumverbindungen kann die 
Bunsenflamme zum Nachweis herangezogen werden und zwar beobachtet man hauptsächlich das 
Spektrum des Baryumoxyds, das eine große Zahl intensiver Bande im Grün, einige schwächere 
organgegelbe und ein blaues Band zeigt. Das ne reagiert mit Chlorwasserstoff unter Aus- 
strahlung eines roten Lichtes. Glüht man 5 Gewichtsteile Baryumsulfat mit einem Gewichtsteil 
Holzasche, so erhält man eine Masse, die dem Sonnenlichte ausgesetzt, im Dunkeln mit orange- 
rotem Licht leuchtet. In Frankreich wird zur Feststellung der Reinheit des Baryumsulfats ent- 
weder Schwefelsäure oder Chrompottasche (D’Halluin) benutzt. Nach Deniges kann auch 
folgende Probe auf Baryumsalze gemacht werden: „Das Baryumsulfat muß vor der Prüfung mit 
Jodsäure in der niehtleuchtenden Bunsenflamme reduziert werden. Man kann die beiden Bestand- 
teile des Salzes in der gleichen Probe nachweisen, indem man zunächst zur Feststellung des 
Sulfids, bzw. Sulfats, das Reduktionsprodukt mit einem Tropfen Nitroprussidnatrium anfeuchtet 
und darauf die Baryumreaktion mit Jodsäure vornimmt. Jodsäure gibt nämlich in 10prozentiger 
Lösung, je nach der Löslichkeit des untersuchten Salzes, momentan oder nach einem Zeitraum 
bis zu mehreren Minuten charakteristische, kristallinische Niederschläge. Jodate und Perjodate 
werden durch Erhitzen auf einer Platindrahtschleife in Jodide verwandelt, bevor die Reaktion 
mit Jodsäure ausgeführt wird. Baryumsalze geben nadelförmige Prismen, die häufig in gewun- 
denen Bündeln gruppiert sind. Das Reagenz wird zum Schutze gegen Verunreinigung durch Kalk 
aus dem Glase zweckmäßig in paraffinierten Flaschen aufbewahrt.“ Diese letztere Methode ist 
jedoch für Untersuchungen auf Verunreinigung des Baryumsulfats mit andern Baryumsalzen 
nicht geeignet. | 


af 


Sage o ar Dae Krause und Käding. , 00T SRRKT,2j8. 


RR | .. DU. 

` Über die 

Wirkung der. Baryumsalze auf den menschlichen und tierischen 
= ee Organismus‘ T 


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Liegen’ nicht sehr ET Biama vor. Hauptsächlich kommt hier das Baryum-. 
chloridin Betracht. Sch ulz berichtet über die Veränderungen, die das Baryum in nicht gi 


| tigen Dosen beim Gesunden hervorruft, folgendes: 


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Mit zunehmendem Gefühl von Müdigkeit und- er im Kopfe verbindet sich die all- : 
' gemeine Empfindung großer körperlicher und psychischer Mattigkeit und Leistungsunfähigkeit. Die 


Kopfschmerzen. können. einen unangenehmen Grad von Intensität annehmen, die Stimmung ist ge- 


drückt, verdrießlich, ängstlich, jede Neigung zu irgendwelcher geistigen Beschäftigung schwindet. Die - 
allgemeine ‚Müdigkeit im Körper macht sich in der Muskulatur außerdem noch in der Weise geltend, > 


daß sie verbunden ist mit allerlei schmerzhaften Empfindungen, krampfhafte n Muskelkontrakturen, 


Zittern und Beben über den ganzen Körper hin und großer Neigung zum sogenannten Einschlafeu der 


Extremitäten. Dazu tritt dann noch das Gefühl von auffallender Schlaffheit der Gelenke, an denen sich 


starke neuralgische Beschwerden entwickeln können. Die sichtbaren Schleimhäute schwellen an, be- 
sonders deutlich wird dies an den Augen, deren Konjunktiva katarrhalisch gerötet erscheint. Auch die- 
"Augenlider sind geschwollen, die Meibomschen Drüsen sind entzündet. Die Schleimhaut des Gehör- 


ganges kann ebenfalls entzündlich verändert werden. Für beide Organe, Auge w ie Gehör, ergeben sich 


. daraus für ihre spezifische Tätigkeit die unausbleiblichen Folgen. Die Nasenschleimhaut wird hyperä- 
| misch, es soll Überempfindlichkeit des Geruches dabei beobachtet worden sein. Dazu tritt dann häufiges’ 


Nasenbluten, besonders nach dem Ausschnauben der Nase, letzteres bedingt durch die Anwesenheit 


 reichlichen dünnflüssigen oder auch dicken gelben Sekretes. Die Stimme kann, infolge der Einwirkung - 

= des Baryums auf den Kehlkopf, anhaltend heiser werden, selbst völlige Aphoni> sich herausbilden, - 
morgens und abends treten Anfälle von bald trockenem, bald mit Schleimsekreiion einhergehendem - | 

Husten auf. Kurzatmigkeit, besonders bei stärkerer Körperbewegung und schmerzhafte Stiche in der . 


Brust fehlen auch nicht. i 
Sehr- bezeichnend für die Baryumwirkung ist das v erhaltendesHerzensunddesGe- 


: Täßsystems. Beginnt man die Baryumversuche mit kleinen Gaben, so tritt zunächst eine geringe 
Beschleunigung der Herztätigkeit auf, die Spannung der Gefäßwände erscheint vermehrt, hier und da. 
kommt es zu Anfällen von: Herzklopfen. Dann nimmt die Zahl der Pulse ab. Wenn gleich von vorn- 
: herein größere Baryumgaben genommen wurden, geht die Zahl der Pulse sofort herab. Der Puls wird 


dabei klein und fadenförmig. Fieberanfälle treten auf, auch dann, wenn das Baryum in kleinen Gaben 


längere Zeit genommen wurde. Sie erscheinen als Frostschauer, die bis zum Schüttelfrost sich steigern‘ 
“können, dann tritt trockene Hitze ein und schließlich endet der Anfall mit allgemeinem Schweißaus- 


bruch. Es wird angegeben, daß die Fieberanfälle die Neigung besitzen, den Typus der Tertiana an- 
zunehmen. 


Die Verdeinnesbkenge i reagieren auf das Baryum i in der Art, daß an der Schleimhaut der Zunge 


und der Mundhöhle Entzündungen mit unter Schmerzen einhergehender Bläschenbildung sich ent- 
wiekeln. Das Zahnfleisch zeigt auffallende Neigung zu Blutungen, die Zähne selbst erscheinen länger, 


‚sind bei Berührung schmerzhaft. Die Speichelsekretion ist gesteigert, während des Schlafes fließt - 


der Speichel unwillkürlich aus dem Munde. Die weitergehende Entzündung der Mundschleimhaut er- 
greift die Gaumenböden und den Rachen und macht das Schlingen beschwerlich und schmerzhaft. Im 


E Magen treten neben der deutlich herabgesetzten EBlust schmerzhafte drückende Empfindungen auf, 


Zuweilen kommt es zum Erbrechen von schleimigen Massen. Die Darmbewegung ist vermehrt, kolik- 


'artige Schmerzen kommen und verschwinden wieder, die Bauchdecken werden empfindlich auf Druck. 
Der -Stuhlgang wird meist deutlich vermehrt. Die Dejektionen sind breiig und durchfällig, hell ge- 


färbt und können auch wohl einmal Blut mit ‘sich führen. Dabei besteht Tenesmus. In allen Fällen 


ist der Stuhl angehalten und wird mit Mühe entleert, wobei ebenfalls wieder Blutungen eintreten kön- 
. nen.. Bemerkt wird dann noch, daß reichliche Entleerung von Askariden in einzelnen 


Fällen.zur Beobachtung kam. Auch von seiten der Blasenschleimhaut machen sich Erscheinungen gel- 
tend, die als auf katarrhalischer Schwellung derselben beruhend zu deuten sind. - Unter gleichzeitigem‘ 


 Harndrang werden geringe Mengen dunkel gefärbten Harns entleert, dabei ist das Urinieren selber 
| ‚schmerzhaft. Nach größeren Baryumgaben soll die Diurese gesteigert sein. Bei Männern hat man » 
“deutlich gesteigerten sexuellen Trieb beobachtet. Bei Tieren, die'mit größeren Dosen vergiftet wurden, 


schwand derselbe völlig.. Weiter wurde unter dem Einflusse des Baryums das Auftreten von Schwellung 


ER a kn a nn Si u nat m na AOS BE 


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XXXI, 23. Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin usw. | 237 


‘ 


der Testikel beobachtet. Bei weiblichen Individuen zeigten sich Regelstörungen mit dem Gefühl von 
Druck und Schmerzen im Kreuz sowie im Uterus und seiner Nachbarschaft. 

Die Haut wird während der Dauer der Baryumwirkung eigentümlich trocken, wie Pergament, 
und zeigt dabei Neigung, rissig zu werden und sich abzuschälen. Nagelgeschwüre und Rhagadenbil- 
dung an den Mundwinkeln werden ebenfalls bemerkt. Weiterhin entwickelt sich verbreitetes Haut- 
jucken, das besonders nachts lästig wird. Dazu treten Ausschläge in Gestalt kleiner Papelchen, 
auch Akne auf. 


Die Lymphdrüsen zeigen Neigung anzuschwellen. Diese Schwellung kann hier ebenso, wie auch 
an den eigentlichen Drüsen bis zur Entzündung sich steigern und diese in Eiterung übergehen. 

Desto eigenartiger kommt es uns vor, daß von den alten Ärzten das Baryum gegen 
Skrofulose und deren Folgezustände angewandt wurde, vor allem gegen skrofulöse Augen- 
leiden und bei Gelenkerkrankungen. Außerdem soll es gute Dienste bei Syphilis (Baryum- 
salze wurden überhaupt früher vielfach gegeben, etwa in derselben Weise wie jetzt Jod), bei 
chronischen Erkrankungen des Rückenmarks, wie multipler Sklerose, und auch bei Paralysis 

` agitans geleistet haben, ferner bei Reizzuständen, wie Chorda bei Urethralblennorrhoen und 
Satyriasis. Bei Herzerkrankungen spielt. das Baryumchlorid eine Rolle 
wegen seiner digitalisähnlicehen Wirkung. Als besondere Indikation werden 
Fo'gezustände bei chronischen Herzleiden, und zwar Herzklappenfehler, genannt, wobei es nicht 
nur bei älteren Individuen, sondern auch bei jungen eine gute Wirkung gezeigt haben soll. Außer 
diesen genannten Erkrankungen wird das Baryum in der Homöopathie auch noch bei Psoriasis, 
chronischem Ekzem, gewissen chronischen Magen- und Darmleiden und sexuellen Störungen 
angewandt. | 

Oberwinter hat die Wirkung des Baryumchlorids bei Hauswiederkäuern unter- 
sucht und dabei folgendes gefunden: Die Pansentätigkeit wird bei Eingabe per os angeregt, die 
Darmfunktion dagegen nicht beeinflußt. Selbst nach wiederholten Eingaben von 10 g wurde 
bei hochträchtigen Kühen keine Frühgeburt hervorgerufen. Intravenös gegeben wirkt es sehr 
stark auf den Darm. In jeder Darreichungsweise zeigte es die Wirkung von Digitalis, das bei 
Wiederkäuern unwirksam ist. Es setzt die Pulsfrequenz herab und steigert den arteriellen Blut- 
druck, außerdem wurde Rückgang der Körpertemperatur beobachtet. Während auf kleine Dosen 
keine Änderung des Allgemeinbefindens eintrat, wurden -nach großen Gaben tötlich endende 

_ Lähmungen beobachtet!). 

In der Humanmedizin werden heute hauptsächlich nur noch das Baryumchlorid und 
das Baryumsulfat angewandt. Das Baryumcehlorid kommt wegen seiner oben erwähnten 
Wirkung als Herzmittelin Betracht. Es wurde nach dem Vorbilde Oeffeles in England 
vielfach als Digitalisersatz angewandt und soll in derselben Weise noch heute in Amerika gegeben 
werden. Dort wird es jedoch auch als Abortivum gerühmt. In den letzten Jahren hat Franz 
nochmals die Wirkung der Baryumsalze auf den Uterus untersucht, und zwar Baryumchlorid, 
Baryumtartrat, Baryumbitartrat und Baryumkarbonat. Nach Injektion in die Portio lösen diese, 
besonders aber das Baryumchlorid, am schwangeren und am nichtschwangeren Uterus Wehen 
aus, die bei dem nichtschwangeren Uterus manchmal so schmerzhaft werden, daß Morphium zu 
Hilfe genommen werden muß. Intoxikationserscheinungen wurden bei Gaben bis zu 0,1 g nicht 
beobachtet, öfters jedoch Urindrang, bei dieser Art der Anwendung aber keine Blutdrucksteige- 
rung. Als Herzmittel wird es in 0,1% oder in lprozentiger Lösung gegeben?). 

Das Baryumsulfat ist mit gutem Erfolg von Galambos bei Magen- und Duodenalulkus, 
Ruhr, Enteritiden und Proktitiden angewandt worden. Krause hat im Felde bei Ruhr oder 
ruhrartigen Erkrankungen reines Baryumsulfat in Dosen von 10 g (täglich zwei- bis fünfmal) 
gegeben und damit gute Resultate erzielt. Da das Baryumsulfat fast unlöslich ist, übt es keine 
chemische oder desinfizierende Wirkung aus, sondern dient lediglich als Deckmittel. 


1) Ba Cl wurde in das Deutsche Arzneibuch IV. Aufl. aufgenommen, weil es gegen Kolik der 
Pferde (intravenös 0,4—1,3 in 10 cem Wasser gelöst oder innerlich 10—12 g) empfohlen wurde. 
2) Ferner wurde es zu Verband- und Augenwassern benutzt. | 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrehlen. XXXI. 81 


2 we eK Krause und Kading. l DAE N SA "XXL 208. ; 


1912 stellte P aton naet fest, daß Baryumsalze bei Vögeln unter gleichen. vands a 
bedingungen nicht wie bei Säugetieren zu vermehrter Herzarbeit führten. Patonund Watson 
konnten jedoch bei Vögeln die durch; Pituitrin bedingte Blutdrucksenkung durch BaCl, wieder . 
| steigern. Von großem Interesse’sind auch die Versuche von H olzbach, der durch Baryt das = 
Infolge Veronalvergiftung in den Kapillaren angesammelte Blut wieder in Zirkulation brachte. - | 
: Er bemerkte ferner, daß die Blutdrucksteigerung nach Baryt. von viel längerer Dauer war als 

: nach Adrenalingaben, was bei peritonitischen Blutdrucksenkungen, die gleichfalls. durch‘ Läh- 
Ze mung der Kapillaren züstandekommt, FR benutzt werden Neonate; wenn der Ba.. nicht ` 


so giftig wäre. i 


Durch Tierversuche ist im J a hre 1920 von mehreren Seiten ie Wirkung de Baryumsalze - 
. studiert. worden. Es sind hier vor allen Dingen zu nennen die Versuche vonLeF&vred&eArric 


an Gänsen, die zu folgenden Ergebnissen f ührten: daß das. Chlorbaryum in allen Verdünnungen 


zu einer systolischen Herzkontraktur führt, in großen. Gaben jedoch einen endgülti, gen systolischen. Ei a 
Stillstand bedingt, während mittlere nur einen vorübergehenden Stillstand, und. kleine Gaben ` 


nur eine systolische Pause ‘hervorrufen. Bei starken Verdünnungen kommt es zu einer Verlang- 


'samung des Herzschlages und einer. ‚Steigerung der Schlaggröße, also zu der oben erwähnten `- 
-  Digitaliswirkung. Bei starken Konzentrationen dagegen tritt eine Dissoziation des Vorhofkammer- a 
-rhythmus auf, die durch Auswaschen mit giftfreier Ringerlösung wieder rückgängig gemacht 
werden kann. Tournade und Marchand fanden nach intravaskulären oder intrapulmo- 
nalen Injektionen beim Hunde und beim Frosch, daß die vom übrigen Herzen isolierte Herzspitze 
.  rhythmisch weiterschlägt. Um festzustellen, ob die Wirkung des Baryumchlorids direkt auf die 


Muskulatur einwirkt, durchschnitten sie den Lumbalplexus und konnten bei der nach 25 bis 
' 30 Tagen eingetretenen Degeneration der Beinnerven keine Erregung der Muskulatur mehr er- 


a zielen., Sie zogen daraus -den< Schluß, daß das Baryumchlorid erregend auf die zentrifugalen. 
; Nervenfasern einwirkt, und nehmen auch an, daß die rhythmisierende Wirkung auf.die Herzspitze ` 
ebenfalls durch erregende Wirkung auf die Nervenendigungen des Myokards und nicht durch 


‚Einwirkung auf das Myokard. selbst zustandekommt, während H a ndvosk y und Pick die Wir- 


`. kung der Baryumsalze für muskulär bedingt hielten. Bei ihren Versuchen beobachteten sie auch E 
starke Gef 5ßköntraktion, die durch keines der vasodilatatorischen Mittel behoben werden konnte. 
Fü hn er beobachtete an Gastroknemien und Füßen von Rana esculenta unregelmäßige Zuckun- 
gen, die er ebenfalls mit Wahrscheinlichkeit als eine Reizwirkung: auf die motorischen Nerven-. 
- - fasern.zurückführte. Es folgte hierbei auf das Stadium der Reizung eine Lähmung. Er stellte 
‚außerdem fest, daB im Gegensatz zu der gesteigerten indirekten Erregbarkeit die direkte Reizbar- m 


keit des Muskels herabgesetzt wird. Lumière und Couturier machten bemerkenswerte 


| Versuche, indem sie-mit sehr fein verteiltem Baryumsulfat von einer Teilchengröße von 2—4 ut | 


arbeiteten. Sie machten hiermit Auf schwemmungen in.künstlichem Serum, 50 daß in jedem cem 
0,0265 g Baryumsulfat enthalten war. Spritzte man Hunden hiervon 10. cem oder Meerschwein- 
chen 1 cem intravenös ein, so erlitten die Tiere einen typischen anaphylaktischen Schock. Bei 
langsamer Injektion oder nach: vorheri gen Gaben kleinerer Dosen wurde der Schock abgeschwächt. 


Nach Unterbinden der Karotiden wurde bei Einspritzungen in die linke Herzkammer keine: 
'Schöckwirkung beobachtet. Die Sektion dieser Tiere ergab das übliche Bild eines Anaphylaxie- | 


todes: starke Blutfüllung des Gehirns, der Nieren, Leber usw., sowie Hämorrhagien. 


Onslow kochte reines Tryptophan mit Barytlauge und beobachtete. dabei eine Zerstörung i 
- desselben unter Indolbildung, welches nicht eintrat, wenn das Tryptophan zusammen mit anderen 
freien Aminosäuren oder Eiweiß.in 10prozentiger Barytlauge sogar bis zu 80 Stunden gekocht 

= wurde. Bei der Hydrolyse mit Natronlauge trat diese Schutzwirkung der anderen Aminosäuren , 
jedoch nicht auf. Es zeigte sich überhaupt, daß die Eiweißkörper mit einem ae Gehalt von 


_Natronsalzen bei Hydrolyse mit Barytlauge viel Tryptophan verloren. 


Ebenfalls hierhergehörend. sind die Versuche von Wolff, der auf Grund von. Unter: 
suchungen an 260 Leichenseren nach der Wassermannschen Beaktion glaubte, daß die- weder 


| 
~ 


K 


XXXI, 2/3. Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin usw. 239 


durch die Vorgeschichte, noch den klinischen oder autoptischen Befund erklärten Hemmungen, 
die er auf lipoide Substanzen zurückführte, sich durch Baryumsulfat beseitigen ließen. Marg. 
Stern konnte diese Angaben nicht bestätigen, sie fand vielmehr, daß unspezifische Hemmungen 
bei Leichenseren nur zum geringen Teil von Baryumsulfat aufgehoben werden, daß aber auch 
spezifische Hemmungen von der Baryumsulfatwirkung nicht verschont blieben. Nach Blumen- 
tal und Hercz wird durch die Behandlung der verdünnten Seren mit Baryumsulfat nach 
Wechselmann die Empfindlichkeit der Wa. R. erhöht, wozu allerdings eine vorherige Er- 
hitzung notwendig ist, da sonst die Spezifität der Reaktion leidet. 

Ob bei diesen Versuchen stets chemisch reines Baryumsulfat verwandt worden ist, entzieht 
sich unserer Beurteilung, ist aber von der größten Wichtigkeit, da sonst wohl die Wirkung auf 
die Verunreinigungen zurückzuführen sein wird und nicht auf das BaSO,. | 


IV. 


Nachdem wir so die von uns in der Literatur vorgefundene Anwendung in der Medizin 
kurz lub haben, soll jetzt die 


Anwendung des Baryumsulfats in der Röntgenologie 


besprochen werden. Gleich von vornherein möchten wir bemerken, daß wir allgemein nur vom _ 
Baryumsulfat sprechen und darunter stets das chemisch reine Baryumsulfat verstehen oder eines 
der Präparate, deren Anwendung als Kontrastmittel eben auf dem Gehalt an reinem Baryum- 
sulfat beruht. Es ist nicht unsere Absicht, auf die einzelnen kleinen Vor- oder Nachteile der 
einzelnen Baryumsulfatpräparate einzugehen, da es uns hier nur darauf ankommt, zu zeigen, daß 
sich das Baryumsulfat in der Röntgenologie gut bewährt hat, und in reinem Zustande infolge 
seiner Unlöslichkeit nicht giftig wirkt. Ebensowenig wollen wir Vergleiche mit andern Kontrast- 
mitteln anstellen, da dieses schon ausführlich in der Arbeit von Krause und Schilling 
geschehen ist und seit der Zeit nichts wesentlich Neues hinzugekommen ist. 

Das Baryumsulfat wird in der Röntgenologie hauptsächlich verwandt: 

1. Zur Untersuchung des gesamten Verdauungstraktus. 
2. Zur Diagnostik von Harnröhrenerkrankungen. 

3. Zur Daktyloskopie in der Kriminalistik. 

4. Als Schutzmittel gegen Röntgenstrahlen. 

Schon bald nach der Einführung des Baryumsulfats in die Magen-Darmdiagnostik wurden 
Patentmittel in den Handel gebracht, um Verwechslungen mit verunreinigtem Baryumsulfat 
vorzubeugen. Als erster hat Bachem das Baradiol eingeführt, das jedoch, soweit uns bekannt 
ist, keine weite Verbreitung gefunden hat. Aus demselben Grunde schlug Schwarz für das 
Baryum sulfuricum purissimum den Namen Skiabaryt vor und verlangte seine Aufnahme in das 
Deutsche Arzneibuch. Das Baradiol wurde auch von uns abgelehnt, weil die Patentierung ledig- 
lich zur Verteuerung des Präparates geführt hätte. Es erschienen dann ferner im Handel das 
Citobaryum, Eubaryt, Barypural und in Amerika das Mellinckrodtsche Baryumsulphate. Ein 
großer Unterschied zwischen den einzelnen Präparaten besteht nicht, da eben das in ihnen ent- 
haltene Kontrastmittel dasselbe ist. Es kommen in erster Linie hierbei die Sedimentierung und 
. der Geschmack in Frage. Von letzterem hängt es natürlich ab, ob ein Kontrastmittel gern ge- 
nommen wird oder nur mit Widerwillen. Vogt hat bei der Untersuchung des Magen-Darm- 
. kanals von Neugeborenen Citobaryum und Baryum sulfuricum verwandt, und stellte fest, daß 
es mit Vorteil und ohne Schaden angewandt werden konnte. Er gab es als Kontrastmahlzeit mit 
abgesaugter Muttermilch oder mit verdünnter Kuhmilch vermischt in der Flasche. Der Appetit und 
das Allgemeinbefinden wurden in keiner Weise beeinflußt. Er bevorzugte allerdings auch das Cito- 
haryum, dessen Vorteile vor den anderen Baryumsulfat-Kontrastmahlzeiten von Holzknecht, 
Spiegel, Immelmann, Kienböck, Bauermeister, Wiesern und anderen her- 

31* 


Dur? u 3 ee ‚Kräuse und Kading. | | XXXI, 2/3. 


“Yorgehoben sind. Pür eine Koatusdmikaii bei N eugeborenen verwandte Vogt 20—30 g Eito- 
baryum. Was die Sedimenlierung 'anbetrifft, so haben auch wir gefunden, daß sie beim Cito- 


ae baryum am geringsten ist. Jedoch ist die Angabe Bauermeisters wohl etwas zu weit gehend, 


“wenn er meint, daß bei Verwendung von Baryum sulfuricum.: purissimum- oder Eubarytkontrast- 
. mahlzeit man nicht mehr entscheiden könne, ob es sich bei der Ansammlung von Flüssigkeit ober- ` 
halb des Kontrastspiegels um: Sekretionsschicht oder aus der Kontrastmahlzeit abgeschiedenes - 


"Wasser handle. Wir haben bei unseren sehr zahlreichen Magen-Darm- -Untersuchungen nur in den ` 


: Fällen, wo auch klinisch eine Magensaftschicht zu. erwarten war, eine solche vorgefunden. Vor 
dem Schirm selbst ist uns bei der von-uns gehandhabten Zusammensetzung ein Sedimentieren des: 
:Baryumsulfats nicht aufgefallen. Richtig ist, daß in der Tasse das Baryumsulfat bei längerem - 


 . Stehen sedimentiert, vor allem, wenn der Kontrastbrei’erkaltet. Deshalb soll vor dem Eingeben- `. 


des Breis stets nochmals gut umgerührt werden. Durch die ständige Bewegung des Magens und 
die Beförderung des Kontrastpreies in den Dünndarm kann es im Magen selbst nicht so leicht zum 
Absetzen wie in den Trinkgefäßen kommen. 

` Um die.richtige Konsistenz zu erhalten, muß bei der Wahl des Mittels auch besonders Rück- 
sicht auf den Geschmack genommen’ werden. Es wurde daher in der Bonner Medizinischen Poli- 
klinik das Baryumsulfat in den verschiedensten Zusammensetzungen ausprobiert, als Baryumbrei 
` unter Zusatz von Mondamin, Griesbrei, Haferflocken. usw., als Baryummilch, Baryumbrot, Ba- 


= ryumwurst besonders bei Tierversuchen, Baryumaufschwemmung mit geschlagenem Hühnerei- 


weiß und Baryumpillen. Der jetzt noch übliche Brei ist folgendermaßen zusammengesetzt: 
' Baryum sulfuricum purissimum 150,0, Mondamin 20,0, Kakao 15,0, Zucker 10,0 werden auf 
400,0 Wasser aufgefüllt und aufgekocht. Die geringere Sedimentierung des Citobaryums ist dar-. 
. auf zurückzuführen, daß durch ein patentiertes Verfahren das Baryumsulfuricum purissimum ` 
mit. Paraffin und Tragantgummi derartig in Verbindung gebracht ist, daß eine Substanz entsteht, 
die in Wasser nicht zu Boden sinkt, sondern sich darin gleichmäßig zu einer längere Zeit bestän- 
-digen Suspension verteilt, wie uns von M.erck- Darmstadt mitgeteilt wurde Auf diesem Gehalt 
des Citobaryums an Paraffin beruht unseres Erachtens nach auch die schnellere Entleerung des . 
Magens, wie sie von mehreren Seiten beobachtet worden ist, gegenüber der gewöhnlichen Baryum- 
sulfatmahlzeit. | 


Auch neuerdings sind von uns nochmals Versuche über die Zusammensetzung der Kontrastmahl- 
zeit bezüglich des Geschmacks angestellt worden. Wir erzielten dabei folgende Ergebnisse: 
© L 75-g Baryum sulfuricum purissimum wurden in 200 cem Malzkaffee angerührt; von dieser 


“ "Mischung wurden 3 Eßlöffel in eine Lösung von Natr. bicarb. gegeben und zwar 2 Teelöffel auf eine 


halbe Tasse Wasser. Die Versuchsperson trank zunächst dieses Gemisch, darauf eine Lösung von einem _ 
Teelöffel Ac. tartarieum auf eine halbe Tasse Wasser. Das Baryumsulfat sedimentierte, der Magen 
‚schien. stark gehbläht, so daß wir ein unbefriedigendes Resultat vor uns hatten. 
2, Je 10 cem einer 10prozentigen. ‚Lösung von Gummi arabicum, bzw. Lykopodium wurde mit 

E einer Baryumaufischwemmung von je 20 g in je 100 ccm Wasser verrührt. Es setzte sich’ im Spitzglase ab: 


» Baryumsulfat mit Lykopodium Baryumsulfat mit Gummi arabicum 
i nach 1 Stunde 19cm ` ur 0,6 cm wässerige Schicht 

» 5 »o o` 2,0 FF i 2,8 „ „ „ 

"» (er 2,0 „ 28 „ „ » 

39 21 » 2, 0 393 8 - f \ 2 ‚8 33 >>) 33 


3. Kontrastmahlzeit mit Hafermehl und. Kakao: Obwohl sie mit Kakao angesetzt ist, erregt sie 
| Widerwillen. Die Versuchsperson ist nur durch wiederholtes Zureden zu bEWeRER, sic vollständig zu 
nehmen. Der Schatten ist deutlich und kräftig. 
‚4. Kontrastmahlzeit mit Stärke, Kakao, Zucker: 150,0 g Barjiig sulfuricum puriss., 15 g Kakao, 
10 g Stärke, 10 g Zucker. Mahlzeit wird ohne Widerwillen genommen. 
5. Kontrastmahlzeit mit Hafermehl, Kakao, Zucker: Wird als sehr schmackhaft empfunden. 
6. 150 g Baryumsulfat werden. mit 15 g Zucker in. 400 cem Wasser kalt verrührt. Diese Kontrast- 
mahlzeit hat den Nachteil, daß sie zu dünnflüssig ist und ein ‚kräftiger Schatten in der Speiseröhre . 
nicht deutlich wird. Der, Magenschatten ist zu Beginn gut und kräftig; bei längerer Durchleuchtung ist 
-ein Absetzen der Metallsalze, wie schon vorher in der Tasse, nun auch im Magen deutlich. 


XXXI, 2/3. | Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin usw. | 241 


Das Wichtige bei der Kontrastmahlzeit ist also, wie auch aus diesen Versuchen hervorgeht, 
die Konsistenz derselben. Die Hafermehlmahlzeit, die gern genommen wurde und auch gute Bilder 
gab, ist jedoch deshalb ungeeignet, weil sie mit dem Löffel gegessen werden muB, und nicht jedem 
Kranken zugemutet werden kann, soviel dicken Brei zu schlucken. Die übliche dicksämige Kon- 
trastmahlzeit, die mit Mondamin angesetzt ist, kann jedoch getrunken werden und wird deshalb 
auch gut von den Kranken genommen. Bei einigen Kranken stößt manchmal die Menge auf 
Widerstand, der jedoch in der Regel auf gutes Zureden leicht überwunden wird. 'Die Konsistenz 
des Kontrastbreis spielt bei den verschiedenen Abschnitten des Verdauungstraktusses insofern 
noch eine weitere Rolle, als es in bestimmten Fällen darauf ankommt, die Weiterbeförderung des 
Kontrastbreis etwas zu verzögern, um dadurch eine genaue Beobachtung während eines längeren 
Zeitraums zu ermöglichen. Wir denken hier besonders an die Untersuchung des Oesophagus und 

des Duodenums. In diesen Fällen wird daher auch von mehreren Röntgenologen, die sonst das 

_Citobaryum verwenden, wieder auf die Baryumsulfatkontrastmahlzeit zurückgegriffen. Dieses 
ist für viele auch ein Grund, nicht die Citobaryummahlzeit zu gebrauchen, da sie dann häufig 
gezwungen sind, nebenher auch noch die Baryumsulfatkontrastmahlzeit vorrätig zu halten. 

Von Wichtigkeit ist weiter noch! Wie wird die Motilität des Magens durch 
die Kontrastmahlzeit beeinflußt? Es ist doch unbedingt erforderlich, daß wir 
einigermaßen normale Werte haben, an die wir uns halten können, um zu entscheiden, ob die 
Entleerungszeit des Magens normal ist oder ob eine Beschleunigung oder eine Verzögerung vor- 

liegt. Best und Cohnheim haben darauf hingewiesen, daß Baryunisulfat auf die Dauer der 
Entleerung keinen Einfluß hat, während bei Wismutmahlzeiten dieselbe verzögert ist. _ 

Während die Mehrzahl der Autoren auf dem Standpunkt steht, daß die Entleerungszeit fur 
Citoharyum kürzer ist als für Baryumsulfatmahlzeit, scheint Groedel in seiner letzten Auflage 
der Röntgendiagnostik dieser Tatsache keinen Wert beizulegen; wenigstens gibt er die Entlee- 
rungszeit für Baryumsulfat und Citobaryum gleichmäßig auf 1—2 Stunden an, während sie für 
- Bismut allgemein auf 2—4 Stunden gerechnet wird. Wir haben nun selbst auch diese Frage 
untersucht und haben dabei folgende Zahlen gefunden: 


Magen leer bei Durchleuchtungen mit: 


Citobaryum (63 Fälle) Baryumsulfat (119 Fälle) | Eubaryt (20 Fälle) 


nach 1 Std. 4 = 6,3°%% T = 5,8 a 
n Te 2 = 31, 8 = 25, 2 = 
pg „a 10 = 158, 18 = 151, 6 = 
u a T= ll; 8 = 67, 2 = 
„8 , 20 =316, 46 = 88,7 , 6 = 
> 8h , I= 16, 7 = 58, 2 = 
= 4 » l= 1,6 9 8 = 2,5 n 1 az 
„9 à 1l = 16, 83 = 25, 1 = 
O ý 7 = lll, 6 = 50, — 
SER: | ’ 4 = 63, 5 = 42, E 
TE N 4 = 693, 8 = 67, — 
Te. P l = 16, 8 = 25, — 

rk = l= 16, 2= 17, > 


Dieses sind Vergleichszahlen bei Magen-Darm-Gesunden und -Kranken. Um ein abschlie- 
Bendes Urteil zu bekommen, dazu sind die Versuchsreihen viel zu klein. Trotzdem sehen wir aus 
dieser kleinen Zahl, daß bei Citobaryummahlzeiten der Prozentsatz einer Entleerungszeit bis zu 
2% Stunden etwas größer ist als bei Baryumsulfatmahlzeiten, nämlich 36,3% gegen 30,1%, während 
bei einer Entleerungszeit bis3 Stunden das Verhältnis besteht: 31,6 gegen 38,7%. Aus diesen kleinen 
Zahlen ergibt sich auch schon, daß die Austreibungszeit des Citobaryums eine kürzere ist als beim 
Baryumsulfat, was eben unseres Erachtens auf die Beimengung von Paraffin zurückzuführen ist. 


| 242 ee nn a Krause und Kading. | u A | XXXI, 213. 


. Wir würden aus- unserer kleinäh Versuchen] nicht wagen, die kürzere Dauer der Ma genenl- 
. leerung bei Citobaryumgebrauch zu folgern, glauben jedoch, uns hiermit dem Urteil anderer 


Autoren anschließen zu müssen. Als Normalaustreibungszeit für Citobaryum rechnen wir beim 


E . Gesunden 2, für Baryumsulfatmahlzeit 2% Stunden: 


Ein: ‘Vorteil, der dem Citobaryum auch noch nachgerühmt ir, nämlich die Zuber eitungs- 


"möglichkeit mit kaltem Wasser, ist nicht so schwerwiegend, um das Baryumsulfat aus seiner Stel- 


lung verdrängen zu können. Soll plötzlich ein. Kranker durchleuchtet werden, so muß der Arzt 


` sich auch erst.adaptieren, während welcher Zeit die Kontrastmahlzeit schon zurechtgemacht wer- _ 


den kann. Allerdings ist hierzu eine Kochvorrichtung erforderlich; diese wird aber in jedem 
. Laboratorium zu den nötigen Urinuntersuchungen vorhanden sein müssen. Außerdem ist zu be- 


P denken, daß durch Zufuhr kalter Speisen die Motilität des Magens auch verändert wird. Nach den 


Untersuchungen von Weitz und Ste rkel wirkt Kälteapplikation von außen tonussteigernd 


auf die Magenmotilität, während nach der Einnahme von kalten Getränken eher eine lähmende ` 


Wirkung aufzutreten scheint. Im übrigen soll ja auch das Citobaryum am besten mit warmenı 
> Wasser angerührt werden‘). Diese Frage sollte jedoch nur kurz gestreift werden. Die Hauptsache 
'ist für uns die, daß das’ Baryumsulfat oder eines der Patentpräparate, die Baryumsulfat als kon- 


trastgebendes Mittel enthalten, sich für die Röntgendiagnostik des gar au völlig 


bewährt .hat. 


Hier soll noch erwähnt: Ta daß zur Darstellung des Dickdarms mittels Klysmas. die 


Zusammensetzung eine andere ist. Sie hat sich wohl in folgender Form am besten eingeführt: 
300 Baryum sulfuricum purissimum, 150 Bolus alba auf 1000 Wasser. 


Für die 
ek des Tasse 


"ist das Baryumsulfat früher nicht herangezogen worden, da man wohl nicht mit Unrecht befürch- 


tete, daß das Baryumsulfat nicht restlos ausgespült würde, sondern zur Steinbildung Veranlassung 


geben könnte. In jüngster Zeit hat nun Kurtzahn über die Füllung der Harnröhre mit 


' Baryumsulfat berichtet und sehr befriedigende Resultate damit erzielt. Er benutzt dazu eine Auf- 


schw emmung von 1 Teil Baryum sulfuricum purissimum auf 3 Teile Wasser. Diese Aufschwem- 


‚mung wird unter langsamen Druck in einen Nelatonkatheter eingespritzt, der nur ein kurzes 
Stück in die Urethra eingeführt ist. Als Anwendungsgebiet empfiehlt er. besonders sogenannte 


alte -falsche Gänge, Harnröhrenfisteln, Divertikel, Strikturen vor und nach der Operation usw. 


Bei frischen entzündlichen Prozessen ist vor dieser Methode zu warnen, da dadurch nicht nur. 


einc lokale Verschlimmerung, sondern auch eine Verschleppung der Krankheitskeime an noch 
gesunde Stellen bedingt werden kann. Zur Darstellung des hinteren Teiles der Harnröhre, der 


Pars prostaticä, hält K. das Verfahren nicht geeignet. Wohl ist es möglich gewesen, dadurch, daß | 


der vordere Teil der Harnröhre sich als normal erwies, den MER BETON E GEB in den hinteren 


o Abschnitt lokalisieren zu können. . ` 


` Wegen der vermeintlichen Gefahr der Retention von Baryumsulfat in der Harnblase sollen 
| noch die Beobachtungen über das Eindringen von Kontrastbrei in die Trachea und die Bronchien 
erwähnt werden,. obwohl hier andere Verhältnisse vorliegen. Merkwürdigerweise wird das 
Baryumsulfat ohne nachteilige Folgen aspiriert und auch meistens sogleich wieder ausgehustet, 


. ehne üherhaupt schwerere Atemnot: oder. Beklemmungen hervorzurufen. Nur in.dem Falle vou 


Sons wurde der Kontrasthrei in den Bronchien zurückgehalten, aber auch hier wurden keine 
Atembeschwerden bemerkt. Jedenfalls wurden auch in diesem Falle, wo das Baryumsulfat längere 
Zeit in den Bronchien verblieb, keine Intoxikationserscheinungen beobachtet. Der Tod des infolge 
© seines Ösophaguskarzinoms sehr kachektischen Mannes erfolgte an Herzschwäche und an. Pneu- 
monie. Dieser Kranke kollabierte während der Durchleuchtung, was vom Verfasser auf die Herz- 
schwäche und nicht auf die Verstopfung der Bronchien zurückgeführt wurde. Er erholte sich 


I Der Vorteil der Tubereitungsmöglichkeit mit kaltem Wasser ist somit also hinfällig. 


Fa ECO EEES a En $ o S 


. XXXL23 Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin usw. | | 248 


nach der Durchleuchtung auch rasch wieder. Andere Autoren (Rösler, Ziegler, Reiche, 
Stierlin, Mühlmann und viele andere) haben nichts von iaae Zwischenfällen 
bei Aspir on von Kontrastbrei beobachtet. 

Bisher noch nicht angewandt scheint das Baryumsulfat zur 

Darstellung von Fisteln. 
| Es gink hier die Bec.ksche Wismutpaste doch auch sehr gut ersetzen können. Und zwar 
schiagen wir eine Baryumsulfataufschwemmung 1:5 vor. Soll die Paste jedoch längere Zeit in 
der Fistel verbleiben, so empfehlen wir eine Zubereitung mit Paraffinum liquidum, in dem das 
Baryumsulfat sehr gut suspendiert wird, wie nicht nur das Citobaryum ergeben hat, sondern auch 
eine von uns zur röntgenographischen Darstellung der Fingerlinien angefertigte Salbe. 
Im vorigen Jahre hatte Rothbart die Ä 
röntgenographische Darstellung des Fingerlinien 
mit Bleisalbe vorgeschlagen, um gleichzeitig damit eine röntgenologische Festlegung der Maße 
der Fingerendglieder und hierdurch eine Vereinfachung der Registrierung in den Verbrecher- 
albums zu erzielen. Die Länge des Fingerendgliedes schwankt nämlich zwischen 3 und 12 mm. 
Diese Zahl wird von der Länge des 2. Endgliedes abgezogen, wodurch nur Werte in geringen Gren- 
zen erhalten werden, die zwischen 14 und 21 mm schwanken. Hierdurch kann die Registerzahl 
ganz bedeutend verringert werden. Rothbart verwandte eine 60prozentige Plumbum carbo- 
nicum-Vaseline. Wegen der Intoxikationsgefahr für den Beamten, der stets mit. 
der BleisalbedieEinreibungvorzunehmen hat,.ist auf Anweisung von P. Krause 
in der Bonner medizinischen Poliklinik an Stelle der Bleisalbe eine Baryumsulfatsalbe hergestellt 
worden, die Crux mehrmals modifizierte und dabei folgende Zusammensetzung als die beste her- 
ausfand: Baryum sulfuricum 40,0, Paraffinum liquidum 10,0 und Oleum olivarum 5,0. Die 
. Aufnahmen mit dieser Salbe zeigten, daß hiermit eine wenigstens ebenso gute Zeichnung wie an 
dem mit der oben angegebenen Bleisalbe eingeriebenen Kontrollfinger erzielt wurde. Die Auf- 
nahmen wurden ohne Verstärkungsschirm, der sich bei keinem Versuch bewährte, am klarsten. 
` Diese Methode hat vielleicht eine sehr aussichtsreiche Zukunft vor sich, da durch absichtliche 
Vernichtung der Fingerlinien mittels des Röntgenverfahrens doch auch stets die Maße der 
knöchernen Teile festgelegt sind. 
Als Sehutzmittel wurde das Baryumsulfat zuerst von Hoffmann (Coblenz) schon im 
Jahre 1911 zur Abdeckung der umgebenden Partien bei Hautbestrahlungen verwandt. Er stellte 
Messungen mit. den Baryumecyanürtabletten des Bordierschen Chromoradiometers an, wobei 
sich eine völlig gleichmäßige Absorption der Röntgenstrahlen durch einen 5 mm dieken Wismut- 
_ und einen 5 mm dicken Baryumsulfafbrei ergab. Der Baryumbrei läßt sich nachher leicht wieder 
mit Benzin entfernen. Die Anwendung des Baryumsulfats als Deckmittel bei Bestrahlungen der 
Haut ist deshalb besonders bei unregelmäßig-konturierten Geschwüren oder dergleichen zu emp- 
fehlen, da die sonst gebräuchlichen Abdeckmittel dann nicht mit dem infektiösen Material in. 
Verbindung kommen und Übertragungen von Krankheiten so eher vermieden werden können. 
Hier liegt der Nutzen des Baryumsulfats auf hygienischem Gebiet. 

Eine weitere Anwendungsweise des Baryumsulfats in der Röntgenologie ist die 
Verarbeitung des Baryumsulfatsmit Zementzu Röntgenschutzwänden, 
die vonLoreyundv.Dechend in die Praxis eingeführt worden sind. Es hat sich gezeigt, daß 
diese Baryumwände in einer Dicke von 6 cm der Schutzwirkung einer Bleiwand von 6,5 mm ent- 
sprechen. Bei der immer noch steigenden Forderung nach noch härteren Strahlen und der großen 
Intensität der Elektronenröhren ist ein sicherer Schutz der das Röntgenzimmer umgebenden 
Räume unbedingt erforderlich. Hierbei ist jedoch zu bemerken, daß die Baryumsulfatwände in- 
folge ihres kolossalen Gewichtes baulich große Schwierigkeiten bereiten, wie uns von bautech- 
nischer Seite mitgeteilt wurde. Andererseits wurde uns von der Firma M üller- Hamburg, die 
diese Wände herstellt, berichtet, daß eine Dicke von 3 cm vollauf genügte, wie sie durch neue 
Versuche festgestellt hätten. Auch in der Bonner Medizinischen Poliklinik sind schon Versuche 


Mn ©- > Krause und Käding. | 2.0.4479 


von a zur Herstellung \ von Baryumbetonschutzwänden im Gange, die leider noch 

nicht infolge Schwierigkeit bei der Materialbeschaffung zum Abschluß gebracht werden konnten. ` 
Die auf .der Fluoreszenz beruhende Anwendung des Baryums zum: 

Baryumplatineyanürschirm und -Tabletten soll nur der Vollstä digkeit halber erwähnt werden. ' 


V. 
Wenn wir nun auf die. .. ; 
| | Vergiftungsfälle 
u eingehen wollen, die nach Gebrauch von Kontrastmitteln, die Baryumsalze enthielten, beobachtet 
: worden sind, so ist es erforderlich, zunächst die Vergiftungsfälle mit den Baryumsalzen überhaupt | 
‘zu analysieren, da ja das Baryumsulfat wegen seiner nahezuen Unlöslichkeit selbst nicht giftig 
ist und die Vergiftungsfälle auf. Beimengungen mit anderen. Baryumsalzen zurückzuführen 
waren, die leicht löslich sind. Da die leichtlöslichen Baryumsalze mit zu den stärksten Giften 
gerechnet werden, hat P. Krause schon gleich bei Einführung des Baryumsulfats in die 
röntgenologische Magen-Darm-Diagnostik aufs schärfste betont, daß nur ganz reines Baryum- . 
sulfat zur- Röntgenuntersuchung verwandt werden dürfte. Wie leichtfertig auch von seiten der 
chemischen ‚Fabriken ùnd der Apotheker zu Beginn der. Baryumsulfatanwendung in der Rönt- 
genologie vorgegangen wurde, dafür spricht schon die aus der Tabelle von Peyer hervor- 
. gehende große Verschiedenheit der Preise für reines Baryumsulfat. Wenn Krause damals emp- 
fahl, das Baryumsulfat möglichst von der Firma Merck - Darmstadt zu beziehen, so war dieser 


Vorschlag nur zu berechtigt; wie einige’ Beispiele gleich beweisen. So schreibt Kröber 1912 


‚folgendes: „Eine unter der Bezeichnung Baryum sulfuricum purissimum im Handel befindliche 
Zubereitung ergab in der Nachprüfung einen Gehalt von 0,3% Baryumphosphat. Ein anderes 
unter der Bezeichnung. ‚phosphor- und salpetersäurefrei für Röntgenuntersuchungen‘ zum vier- 
fachen Preise gehändeltes Präparat hatte noch 0,0053% Baryumphosphatgehalt!!‘“ Die Ent- 
scheidung darüber, ob solche geringen Mengen löslicher Baryumsalze noch toxisch wirken, über- ` 
läßt K. dem Kliniker, da ja das Baryumchlorid in kleinen Mengen als Herzmittel Verwendung 
‚ findet. Ebenso hatte Faulhaber von der Verwendung des Baryumsulfats als Kontrastmittel 
. abgeraten, da er nach Gebrauch desselben oft stundenlang anhaltendes Uebelsein beobachtet hatte. 
Er hatte aber. Baryum sulfuricum purum verwandt, das man allerdings auch für frei von Ver- 
unreinigungen halten sollte. Nach Gebrauch des Merckschen Baryum sulfuricum- | 


`: purissimum sind auch bei Faulhaber diese üblen Nebenwirkungen fortgefallen. Auf 


unsere Umfrage über. Vergiftungen mit Baryumsulfat bei Röntgenuntersuchungen teilte uns E 
` Forssell. brieflich mit, daß er auf seiner Reise in Amerika im vorigen Jahre gehört habe, daß 
nach Gebrauch von amerikanischem Baryumsulfat Vergiftungserscheinungen aufgetreten seien, ` 
‚die man dort auf Verunreinigungen mit Fluor zurückführte, weswegen zu den Baryumsulfat- 
'inahlzeiten Natr. bicarb. hinzugesetzt würde. Forssell hat diese Angaben selbst nicht kontrol- 
‚ lieren können; aus der Literatur ist hierüber auch nichts bekannt. 1919 haben Mayrhofer 
und Meixner die Vergiftungsfälle gesammelt, die auf Verwendung mit Baryumsalzen, aller- 
dings nicht zu Röntgenzwecken, beruhten.. Da nun die Giftwirkung der Baryumsulfatmahlzeit 


auf Verwechselung oder auf Verunreinigungen mit anderen Baryumsalzen beruht, so dürfte es als 


zweckmäßig erscheinen, wenn wir das von Mayrhofer und Meixner geschilderte Krank- 
heitsbild hier wiedergeben. „Bei Menschen setzen die Vergiftungserscheinungen meist sehr rasch 
ein, selten später als eine halbe Stunde nach der Einnahme des Giftes. Sie beginnt meist mit Er- 
brechen und Magenschmerzen, wozu sich bald starke Durchfälle gesellen. Im Falle Reinecke 
(Baryumkärbonat) haben mehrere Frauen als erste Erscheinungen eine eigentümliche Spannung 
der Gesichtshaut empfunden. Die eigentümlichste Erscheinung der Baryumkarbonatvergiftung 
ist eine höchgradige Hinfälligkeit infolge zunehmender Muskelschwäche. In den Berichten ist 
vielfach von Lähmungen, auch von aufsteigender Lähmung die Rede. Die Schwäche macht sich 


XXXI, 2,3. Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin usw. 245 


jedenfalls zuerst in den Beinen bemerkbar, um schließlich auch die Sprachmuskeln zu ergreifen. 
Die Stimme wird tonlos, oft können die Kranken sich überhaupt nicht mehr verständlich machen. 
Meist sind auch Schlingbeschwerden vermerkt. Die Vergifteten leiden im allgemeinen an argem 
Kältegefühl. Das Gesicht ist stark blau, die Haut mit Schweiß bedeckt und kühl. Mehrfach sind 
Muskelzuckungen, vereinzelt auch Krämpfe verzeichnet, letztere besonders bei rasch tötenden 
Vergiftungen. Über die Hautempfindungen liegen nur spärliche Beobachtungen vor. Reincke 
fand sie erhalten, während sie Eschricht etwas herabgesetzt erschien. Das Bewußtsein bleibt 
bis zum Schlusse erhalten. Die Giftwirkung haftet an der Base, die Säure spielt nur insofern eine 
Rolle, als sie die Löslichkeit bedingt.“ 

Mayrhofer und Meixner teilten mit, daß in das Wiener pharmakologische Institut 
Proben von Bismutum sulfuricum eingesandt worden waren, bei deren Verwendung zur Röntgen- 
untersuchung Vergiftungserscheinungen aufgetreten waren. Die Proben stellten sich als mit 
Baryum carbonicum verunreinigt heraus. „Im Falle Sterns war ein Mann dem schlechten 
Scherze eines Mitarbeiters zum Opfer gefallen, der ihn veranlaßte, von einer Chlorbaryumlösung 
einen Schluck zu trinken.“ Reincke und Hugon neugq haben Vergiftungsfälle durch Ver- 
unreinigung von Mehl mit Baryumsalzen mitgeteilt, letzterer eine ganze Reihe, jedoch nur einen 
Todesfall. Hierbei ‘enthielten die verschiedenen Mehlproben 5—21% Baryumkarbonat. 
In diesem Jahre hat Higier mehrere Vergiftungsfälle in Warschau beobachtet, die ebenfalls 
auf Verunreinigungen des Mehls mit Baryumsalzen zurückzuführen waren. Ein Kranker starb 
innerhalb 24 Stunden. Bei den meisten traten Lähmungserscheinungen an den Extremitäten auf, 
die jedoch schon nach einigen Stunden wieder verschwanden. Bei einem Kranken fand Higier 
eine fast völlige schlaffe Lähmung der oberen und unteren Extremitäten vor, wobei die elektrische 
Erregbarkeit vollkommen aufgehoben war. H. gab neben Kampfer Pilokarpin subkutan. 
Als H. den Kranken nach 24 Stunden wiedersah, war von der Lähmung fast nichts mehr nach- 
weisbar. Nach Higier tritt die toxische Wirkung beim löslichen Baryumchlorid schon nach 
Minuten ein, bei den schwerlöslichen jedoch bedeutend später. Er faßt die Vergiftungssymptone 
folgendermaßen zusammen: | 

1. Gefühl des Ekels, Nausea, SpeichelfluB, Erbrechen, Leibschneiden, Koliken und Durch- 
fälle; 

2. digitalinartige Beeinflussung der Nerven und Gefäße, sich äußernd in Verlangsamung 
und Hartwerden des Pulses, Kontraktion sämtlicher peripheren Gefäße, Praekordialangst, sel- 
tener Herzklopfen; 

3. Kontraktion der glatten Darmmuskulatur; 

4. Schwindel, Ohrensausen, Verdunkelung des Sehvermögens, Gefühl von Spannung und 
Ameisenlaufen in der Haut, die möglicherweise ebenfalls durch Kontraktion der Haut-, Ohren- 
und Netzhautgefäße verursacht sind. 

Die Lähmungen sind nach seiner Ansicht bedingt durch Ischaemien, die durch Krampf in 
den kleinsten Gefäßen zustandekommen, weniger in den großen Gefäßen. 

Wie aus den oben erwähnten Tierversuchen hervorgeht, ist die tödliche Wirkung durch 
Baryumsalze bedingt durch starke Gefäßkontraktion, die eben unseres Erachtens auch in den 
Koronararterien in hohem Maße auftritt. Hierfür sprechen die Untersuchungsergebnisse von 
Baum,Ogierund Soeget und Stern,dienach Baryumvergiftungen die Hauptmengen von 
Barvum im Herzblut, dann in den an Nieren, Leber und Milz, kaum etwas im Magen und 
noch weniger im Darm vorfanden. Jaksch meint, daß die Baryumsalze die Schwefelsäurever- 
bindungen im Plasma zersetzen und daselbst unlösliche Salze bilden, während K u n k el glaubt,daß 
gerade im Muskel viel Schwefelsäure praeformiert vorkommt, die durch das Baryum chemisch 
gebunden wird. 

Auch’ in der Röntgenologie sind diedem Baryumsulfat zur Last gelegten 
Vergiftungen lediglich auf Verwechslungen oder Verunreinigungen 
zurückzuführen. Die ersten Fälle teilte Beeker im Jahre 1911 mit: Im emen Falle war Baryum- 
32 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 


246 E = Krause und Käding. S XXXI, 2/3. 


karbonat, im anderen Baryumsulfid anstatt Baryumsulfat gegeben worden. Bei den beiden Frei- 
burger Vergiftungsfällen lag ebenfalls eine Verwechslung vor. Wie der leitende Arzt schriftlich 


uns mitteilte, „wurde durch Versehen der Apothekenschwester und N achlässigkeit des Assistenten ` 


_ Baryumsulfurat bestellt. Als dann Baryumsulfat ordiniert wurde, nahm die Schwester das Sulfurat, 
welches tödlich wirkte“. In diesen Fällen hat es sich also einwandfrei um Verwechslungen gehan- 
delt, die der Unschädlichkeit des Baryumsulfats keineswegs'zur Last gelegt werden können. Weitere 
‚Vergiftungsfälle stammen aus Prag. Der behandelnde Arzt schrieb Krause: „Die Vergiftung 
erfolgte durch Verabreichung eines Präparates, das aus ungefähr °®J, in Salzsäure löslicher (Ba- 
ryumkarbonat) und ?/, in Salzsäure unlöslicher Barytverbindung bestand. Das Präparat erhielten 


gleichzeitig 2 Damen. Die ersten Vergiftungserscheinungen traten ungefähr 8—10 Stunden 
nach der Verabreichung ein und bestanden anfänglich nur in heftigem Erbrechen, ziehenden - 


Schmerzen im Magen und Leib, Kopfschmerzen und später auch Brustbeklemmungen. Ich wurde 
2 Stunden nach der Vergiftung gerufen und fand das Bild einer multiplen Nervenlähmung bei 
_ der einen Frau. Die oberen und unteren Extremitäten waren fast vollständig gelähmt, ebenso die 
Gesichts-, Hals- und Nackenmuskulatur, der Kopf hing vornüber herunter und konnte von der 
Kranken nicht mehr gehoben werden. _ Auch die Zunge und die Schlingmuskeln sind partiell ge- 
lähmt. Augenmuskellähmungen sind nicht vorhanden, die Pupillenreaktion ist träge. Die Herz- 
tätigkeit ist sehr beschleunigt, zwischen 100 und 108, arrhytmisch und inaequal. Der Urin enthält 
keine abnormen Bestandteile. Trotz aller Gegenmittel, Ausspülungen mit Bitterwasser, Injek- 
tionen usw., ging die Frau nach 5 Stunden zugrunde unter den Erscheinungen einer zunehmenden 


Herzschwäche. — Die andere Frau hatte gleich nach Verabreichung des Baryumpräparates den’ 


größten Teil erbrochen, so daß die Vergiftungserscheinungen in geringerem Maße auftraten, aber 
auch hier bestand das Bild der peripheren Nervenlähmung mit sensiblen Reizerscheinungen, Un- 
regelmäßigkeit und Schwäche der Herztätigkeit. Die Kranke genas nach zirka 14 Tagen.“ Hier 
handelte es sich also um eine starke Verunreinigung des Baryumsulfats mit dem löslichen und 
giftigen Baryumkarbonat. 


(ber einen Todesfall, der nach Verabreichung von reinem Baryumsultat eintrat, jedoch 


von dem Verfasser nicht auf das Baryumsulfat zurückgeführt wurde, berichtete 1914 Crone. 
'. Der Vorgang war folgender: Bei einem Kinde von 3% Jahren traten ungefähr 24 Stunden nach 
einem Kontrastklysma (200 g Baryum sulfuricum purissimum. Merck), das fast zur Hälfte 
spontan’ wieder entleert wurde, starke Zyanose, stertoröses Atmen und Krämpfe auf. Die Krämpfe 
- waren zeitweise nur einseitig (rechts), nach zirka 30 Stunden trat der Exitus ein. Die Annahme, 
daß der Tod durch eine Baryumintoxikation herbeigeführt sei, wurde durch die chemische Unter- 
suchung widerlegt. Sowohl Reste.des angewandten Baryumsulfats als auch die noch im Darm 
vorhandenen Reste zeigten sich frei von löslichen Baryumsalzen. Das im Darm noch befindliche 
Baryumsulfat erwies sich als völlig unzersetzt. Die Sektion ergab, daß es sich bei. dem Kinde um 
einen Status thymo-Iymphaticus, Schluckpneumonie und Gehirnödem im Gefolge einer Kreis- 
laufstörung (Herzdilatation) handelte. Crone nimmt an, daß der Baryumeinlauf durch seine 
Masse und Schwere ähnlich wie kleinere operative Eingriffe, hydrotherapeutische Maßnahmen 
usw., beim Status Iymphaticus einen plötzlichen und unerwarteten Tod herbeiführen könne. 
"Aust und Kron endlich berichten über einen Todesfall nach einer Magen-Darm-Unter- 
suchung, Das Standgefäß, dem das Pulver entnommen war, zeigte die Aufschrift: Baryum sulfu- 
ricum praecipitatum purum. Dieses Pulver bestand aus 88,04% Baryumsulfat und 10,07% Ba- 
ryumkarbonat. Die Sektion ergab als wesentlichen Befund folgendes: Idiopathische Erweiterung 
des Magens, dessen Schleimhaut an der großen Kurvatur wie gequollen aussah und sichtbare 
Spuren von Baryum nicht enthielt; ferner eine auffallende Zusammenziehung des ganzen Dünn- 


darms, der bei unversehrter Schleimhaut nur wenig mit graugelbem Brei vermischte Flüssigkeit _ 


enthielt und eine ebenso auffallend geringe Füllung: des zusammengesunkenen Diekdarms mit 
` wenig gelblichem Brei (Baryum) wohl infolge der als Giftwirkung angenommenen Zusammen- 


ziehung der glatten Darmmuskulatur, ferner eine venöse Überfüllung des Gehirns, flüssige Be- 


XXXI, 2/3. Die Anwendung des Raryum sulfuricum in der Medizin usw. * 247 


schaffenheit des Herzblutes, aber keinerlei subseröse Petechien an Lunge und Herz. Die gerichts- 
chemische Untersuchung ergab in Speiseröhren-, Magen- und Darminhalt 10 v. H. des vorhan- 
denen Baryums als Baryumkarbonat (32,2 : 3,343 g). 

Auch in diesem Falle hat es sich um eine Verunreinigung des Baryumsulfats gehandelt, 
das in reinem Zustande bisher noch .keinerlei Schaden angerichtet hat. 

Nach den Angaben Higiers erfolgt der Tod bei größeren Gaben von Baryumchlorid 
innerhalb 2 bis 20 Stunden, bei Baryumkarbonat in 1 bis 3 Tagen. Es mögen hier einige genaue 
Zahlen angegeben werden: In einem Falle von Wach trat der Tod nach Verabreichung von 15 g 
Baryumchlorid in weniger als 20 Stunden, bei Orfila nach 30 g Baryumchlorid binnen weniger 
als einer Stunde, bei Ogier und Socquet nach ungefähr 20 g Baryumchlorid in 5% Stunden, 
hei Tidy nach 15 g Barvumnitrat in 6% Stunden ein. Nach Böhm wurden ausgewachsene 
Ratzen durch auf mehrere Einspritzungen verteilte Gaben von 0,04 bis 0,06 g im Verlauf von 
meist weniger als einer halben Stunde getötet. Eine 7800 g schwere Hündin ging nach Ein- 
spritzung von 0,21 g Baryumchlorid in 7 Teilgaben binnen 22 Minuten zugrunde. Bei den Sek- 
tionen werden im allgemeinen Stauung der parenchymatösen Organe mit subserösen Blutungen 
gefunden und besonders eine schnurartige Zusammenziehung des Dünndarms, weniger des 
' Dickdarms. 

Die Therapie der Baryumvergiftungen ist bisher wenig von Erfolg gekrönt gewesen. Nach 
dem Bericht von Higier (Warschau) waren fast alle an Baryumvergiftung Erkrankten ohne 
jegliche Behandlung wieder gesund geworden. Ob daher in dem einen Falle das Pilokarpin 
lebensrettend gewirkt hat, ist schwer zu entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch sehr groß, 
da ja bei allen Baryumvergiftungen schwerste Gefäßkrämpfe auftreten, die durch subkutane 
Pilokarpin-Injektionen sicherlich günstig beeinflußt werden können. In erster Linie 
kommen möglichst gründliche Magen- und Darmausspülungen mit Natriumsulfat in Betracht, 
wodurch das lösliche Baryumsalz in das unlösliche Baryumsulfat umgewandelt wird. Außerdem 
würden wir noch Rizinusöl von oben verordnen, um wirklich auch eine völlige Entleerung des 
Dünndarms zu erzielen. Von Exzitantien würden. wir im Anfang abraten, da ja die herzanregende 
Wirkung der Baryumsalze schon an sich genügend stark ist, eher würden wir Atropin- oderPilo- 
karpin- Injektionen empfehlen bzw. Morphium. 

= Wir haben die Vergiftungserscheinungen absichtlich etwas ausführlicher behandelt und 
gleichzeitig alle bisher wenigstens uns bekanntgewordenen Vergiftungsfälle nach ‚„Baryumsulfat‘‘ 
angeführt. Dabei ist einwandfrei festgestellt, daß demchemischreinenBaryumsulfat 
bisher noch kein Mensch zum Opfer gefallen ist, so daß wir es auch weiter mit gutem Gewissen als 
ein sehr brauchbares Kontrastmittel empfehlen können. Die Vergiftungen in der Röntgenologie 
sind zum Teil auf Verwechslungen und Verunreinigungen, zum Teil auf fahrlässige Abkürzung 
bei der Rezeptur zurückzuführen, Punkte, die dem reinen Baryumsulfat nicht zur Last gelegt 
werden können. Aber auch in andere Zweige der Röntgenologie hat es sich Eingang verschafft, 
wie oben gezeigt, und wird vielleicht noch infolge seines billigen Preises berufen sein, das teure 
Wismut nicht nur aus der Röntgenologie, sondern auch aus der Magen-Darmbehandlung zu ver- 
drängen. In Deutschland ist ddschemischreineBaryumsulfatin das neue Arzneibuch 
aufgenommen, also die Gefahr von Vergiftungen noch geringer geworden als vorher. Sehr wesent- 
lich ist auch die von uns gemachte Feststellung, daß in den von uns aufgesuchten Apotheken nur 
Baryum sulfuricum purissimum Merck gehandelt wurde. Es ist unbedingt zu ver- 
langen, daß bei der Verordnung stets der volle Name ausgeschrieben wird. 


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XXXI, 2,3. ` Beiträge zur Perthesschen Krankheit. 251 


‚Aus der I. chirurgischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Barmbeck 
(Oberarzt: Prof. Dr. Sudeck). | 


Beiträge zur Perthesschen Krankheit. 
Von 
Dr. Max Rehbein, Assistenzarzt. 
(Hierzu Tafel X, Fig. 1—6.) 


. Die zahlreichen Veröffentlichungen der letzten Jahre über die Perthessche Krankheit 
haben in vielen Punkten zu einer Klärung und einheitlichen Auffassung dieses Krankheitsbildes 
geführt. In 3 wesentlichen Punkten dagegen gehen die Meinungen noch weit auseinander. Das 
sind erstens die pathologisch-anatomischen Befunde, zweitens die Ursache der Erkrankung und 
drittens die Frage der sekundären Arthritis deformans. Der Grund für die verschiedene Auffas- 
sung der pathologisch-anatomischen Bilder liegt darin, daB es sich um Unter- 
suchungsbefunde aus verschiedenen Stadien handelt (Axhausen). Sobald hier weiteres Mate- 
rial, vor allem aus den Frühstadien, untersucht sein wird, muß es zu einer Klärung in dieser Frage 
kommen. Etwas schwieriger liegen die Verhältnisse hinsichtlich der Ursache der Erkrankung. 
Hier stehen sich die Ansichten teils noch sehr kraß gegenüber. Am besten illustriert diesen Gegen- 
satz die Tatsache, daß Schwarz absolut für eine traumatische Ätiologie eintritt, während sein 
Lehrer Perthes, der an demselben Material seine Erfahrungen und Meinung gewonnen hat, 
sich in seiner letzten Arbeit auf den extrem entgegengesetzten Standpunkt stellt, und mit Zaijer 
annimmt, daß die Osteochondritis deformans juvenilis lediglich eine Folgeerscheinung einer meist 
kongenital bedingten Ossifikationsstörung ist, daß dem Trauma und der Infektion aber nur die 
Rolle einer Gelegenheitsursache zukommt. Die Frage der sekundären Arthritis schließ- 
lich ist durch Fründ auf dem letzten Chirurgenkongreß aufgerührt worden. Er hält die Pro- 
gnose der Erkrankung für durchaus nicht günstig, glaubt, daß fast regelmäßig eine echte Arthritis 
deformans im späteren Leben auftritt, und befürwortet in gewissen Fällen ein operatives Ein- 
greifen (modellierende Resektion) am Schlusse des Wachstumsalters. Ihm ist Perthesin einer 
größeren Arbeit gemeinsam mit Welsch entgegengetreten. An Hand von 14 Fällen, die klinisch 
und röntgenologisch vom Beginn bis zum Ablauf des Prozesses und darüber hinaus bis über den 
Abschluß des Wachstumsalters genau beobachtet worden sind, lehnt er die F r ü n d schen Anschau- 
-` ungen ab und stellt die Prognose quoad functionem als absolut günstig hin. Eine klinisch nach- 
weisbare Arthritis deformans hat er während der Erkrankung noch später im Anschluß an die 
Erkrankung beobachtet. i 

Ich habe in der Deutschen Zeitschrift für Chirurgie einen Fall von P Perthesscher Krank- 
heit bei einem gesunden Knaben nach traumatischer Hüftgelenksluxation beschrieben, für den 
ich unter Ausschluß jeglichen disponierenden Moments die rein traumatische Ätiologie beweisen 
konnte, und den Gedanken entwickelt, daß ursächlich den Entwicklungsstörungen der Schenkel- 
kopfepiphyse im allgemeinen die Rolle der Disposition und dem Trauma die Rolle der auslösenden 
Ursache zufällt, in besonderen Fällen dagegen ein Trauma allein als Ursache angenommen werden 
muß. Diese Ansicht will ich in folgendem durch die Wiedergabe einiger besonders interessanter 
Fälle aus unserem Material, die auch noch in anderer Hinsicht Bemerkenswertes zeigen, stützen 
und erweitern. 


Fall 1. H. O., 10 Jahre alter Knabe. Aufgenommen am 7. 3. 1923. Vor einigen Wochen mit 
einem Schlitten die Treppe heruntergefallen und dabei mit der rechten Hüfte auf den Schlitten ge- 
. schlagen. Seit 3 Wochen Hinken rechts, Schmerzen in der rechten Hüfte, die nach dem Knie zu aus- 
strahlen. (Der Junge war früher wegen rhachitischer Verkrümmung der Snterzenenkel hier osteoto- 
miert worden.) 


x 


CO tr S ES anoe FORT innen. Ka 
Bez tu 2 Ei 


BE ee Rehbein, 000 ` XXXI; Y3. 


Befund: - Graziler, gesunder Knabe. Rhachitische Zähne. Rosenkranz. Das rechte Bein wird 


“nicht voll abgewickelt, bei Belastung Einknicken rechts. Becken steht schief, leichte linkskonvexe’ 


Skoliose. Trendlenburg rechts +. Rechtes Bein.um 1 em verkürzt. Trochanterhochstand rechts. 


 Trochanter prominiert rechts etwas. Geringe Muskelatrophie im rechten Oberschenkel (1,5 em). Hüft- 


gelenk nicht. druckempfindlich, keine Weichteilschwellung. Flexion frei. Abduktion'und Rotation stark. 
beschränkt. Linke Hüfte o. B. 

Klinische Diagnose: Perthessche Krankheit rechts. 

Röntgenbefund: Am rechten Hüftgelenk ist Osteochondritis deformans juvenilis (Per- 
thes) nicht nachweisbar. Der Schenkelkopf ist ebenso wie links intakt und steht einwandfrei in der 
normal figurierten Pfanne. Beiderseits findet sich aber eine wesentliche Abbiegung des Schenkelhalses 
im Sinne einer Coxa vara, wahrscheinlich auf rhachitischer Basis (Prof. Haenisch) (s. Bild 1). 


u EA ee Mn 5 nee a 19 ne ne 


Der Junge wurde nach kurzer Zeit entlassen, ‚mit der Anweisung, sich bei Verstärkung der Be- _ 


schwerden wieder aufnehmen zu lassen. 


Am 15. 1. 1924 kommt der Junge wieder ins Krankenhaus, da sich eine wesentliche Verschlech- 


terung in der Gebrauchsfähigkeit des rechten Beines eingestellt hat: Das Hinken hat stark zugenommen. 


Er kann morgens nach dem Aufstehen das rechte Bein kaum belasten. 
| | Befund: Der Gang hat sich bedeutend verschlechtert, die Adduktionskontraktur hat sehr zu- 
genommen, so daß der Knabe im Stehen die Hacke rechts um zirka 5 cm vom Boden weghält. Er tritt 


nur mit dem Fußballen auf. Verkürzung wie früher. Trochanter prominiert stark. Muskelatrophie an 


Oberschenkel zugenommen (3 cm), Flexion frei. Abduktion und Rotation aufgehoben. 
Klinische Diagnose: Coxa vara rhachitica. 


Röntgenbefund: Rechts ist es jetzt zu einer vollständigen Ausbildung einer Osteochondritis 
-~ deformans juvenilis (Perthes) gekommen. Die Kopfkappe ist ganz flach, zerfällt in mehrere 


Bröckel, die ihrerseits an Kalkdichtigkeit der normalen Struktur wesentlich überwiegen. Die Pfanne 


E ‚ist nunmehr zù groß für den flachen Kopf (Prof. Haenisch). Linke Hüfte o. B. (s. Bild 2). 
©  Epikrise: Bei einem 10jährigen Knaben, der Rhachitis durchgemacht hat, treten einige- 
Wochen nach einem ziemlich schweren Trauma die für die Perthessche Krankheit typischen klini- 


schen Symptome auf. Es wird klinisch die Diagnose Perthessche Krankheit gestellt. Das Röntgen- 


‚bild zeigt einen normalen Kopf, als einzigen Befund eine doppelseitige Coxa vara rhachitica. Nach 
` einem Jahr, währenddem klinisch das Krankheitsbild sich wesentlich verschlechtert hat, wird auch 


röntgenologisch die für die Perthessche Krankheit typische Veränderung am Schenkelkopf rechts 
en Die linke Hüfte, die klinisch gesund war, zeigt auch röntgenologisch keine Verände rung. 


Hier können wir eine Disposition durch erworbene Entwicklungsstörung — Coxa vara 


Ar tn nee Baar Piz ad m Pre. 32, Can E 


rhachitica — als bestehend annehmen. Die auslösende Ursache ist das Trauma. Das Auftreten der 


Veränderungen nur auf der Seite der Verletzung spricht für die Richtigkeit dieser Annahme. Ein 


sehr ähnlicher Fall ist von Hacken broch beschrieben worden.. Als auslösende Ursache nimmt ; 
er das Operationstrauma — es wurde eine subtrochantäre Osteotomie gemacht — an. Wahrschein- 
. lich hat es sich dort schon zur Zeit der Operation um eine nur röntgenologisch noch nicht nach- 
‘weisbarè Osteochondritis gehandelt, wie in meinem Falle. Denn die Coxa vara rhachitica bestand 
in Hackenbrochs Falle schon lange und hatte bis dahin keine Beschwerden gemacht. Das 


Bemerkenswerte an meinem Falle ist ja, daß klinisch das typische Bild der Perthesschen Krank- 
heit vorlag und klinisch zu der Stellung der richtigen Diagnose führte, daß aber röntgenologisch 
noch keinerlei Veränderungen nachzuweisen waren. Der Fall beweist ferner, was Brandes 


= 


‚schon früher auf andere Weise nachgewiesen hat, daß die Adduktionskontrakturreflektorisch ` 


und nicht mechanisch bedingt ist. 


| Fall 2. C. W. 10 Jahre alter Knabe. n ENT am 2 11. 1920. Der Junge war eine Treppe 
_heruntergefallen und hatte sich die rechte Hälfte dabei verletzt. In Übereinstimmung mit dem klinischen 
"Befund fand sich‘ röntgenologisch (Prof. Haenisch) eine Fractura intratrochanterica ohne Dislo- 


kation. Nach 3 Wochen funktioneller Behandlung wurde der Junge mit vollbeweglichem Bein geheilt 
` entlassen. 


Wieder sufgenommen am 20, 9. 1922. Seit einigen Wochen hat er Schmerzen beim Gehen im - 


rechten Hüftgelenk, die nach dem,Knie zu ausstrahlen, er hat etwas gehinkt. Ab und zu hat er Knacken 


‘ im Hüftgelenk verspürt. 
Befund: Gesunder, gut entwickelter Junge. Gang frei, im Laufen wird das rechte Bein kaum . 


merkbar geschont. Failleneinsenkung rechts etwas stärker als links. Bei Rumpfbeugung ganz ge- 


ringe linkskonvexe Skoliose. Trendlenburg negativ. Trochanter beiderseits gleich hoch. Keine 


XXXI, 23. Beiträge zur Perthesschen Krankheit. | 253 


Prominenz. Keine Verkürzung des rechten Beines. Vorn ganz geringe Druckempäindlichkeit des 
rechten Hüftgelenks. Geringe Muskelatrophie im rechten Oberschenkel (1 em). Flexion frei. Abduk- 
tion und Rotation mäßig eingeschränkt. 

Röntgenaufnahme (s. Bild 3): Die Fractura intratrochanterica ist gut geheilt. Dagegen 
finden sich Veränderungen im rechten Hüftgelenk. Der obere Teil des Kopfes ist aufgehellt und ab- 
geflacht, die Struktur aufgelockert. Der Gelenkspalt ist weit. Es handelt sich offenbar um einen Herd 
im Femurkopf (Dr. Hesse). 

Klinische Diagnose: Perthessche Krankheit rechts. Röntgen: und klinische Nach- 
untersuchung nach 4 Monaten ergab denselben Befund. 

Epikrise: Bei einem 10jährigen gesunden Knaben wird 2 Jahre nach einer - Fractura intra- 
trochanterica der rechten Hüfte in Übereinstimmung mit dem klinischen Befund eine Per th es sche 
Krankheit rechts festgestellt. . 

(Die erste Aufnahme mit der Fraktur kann ich leider nicht wiedergeben, da sie verloren- 
gegangen ist.) 


Fall 3. C. B., 8 Jahre alter Knabe. (Diesen Fall habe ich in der D. Z. f. Chir., Bd. 174, H. 5/6, 1922, 
ausführlich veröffentlicht.) Ich referiere nur kurz: Kurz nach der Entlassung aus dem Krankenhause, 
wo Patient wegen Luxation iliaca rechts nach schwerem Trauma (s. Bild 4) — Sturz auf dem Eise — 
mit Reposition behandelt worden war, beginnt er zu hinken. Im Verlaufe eines Jahres langsame Zu- 
nahme des Hinkens und Hinzutreten von Schmerzen, die nach dem Knie ausstrahlten. Deswegen nach 
einem Jahre Wiederaufnahme im Krankenhause. Es findet sich in Übereinstimmung mit dem klini- 
schen Befund röntgenologisch eine Osteochondritis deformans an der rechten Hüfte. Behandlung da- 
mals mit Streckverband. 

Anfang dieses Jahres Nashuntersuchune: Klinisch derselbe Befund. Subjektiv ist Patient be- 
schwerdefrei. Er hat sich in keiner Weise geschont. 

Röntgenologisch: Im Vergleich zum Untersuchungsbefund vom 19. 11. 1921 (s. Bild 2 
in der D. Z. f. Chir., 1922, Bd. 174, S. 418) ist das Skelett entsprechend gewachsen. Die Kopfkappe ist 
fast noch mehr abgeflacht als damals. Es besteht auch noch eine Zweiteilung in der Mitte und eine 
deutliche Verbreiterung sowie Verdichtung der Struktur. Nur die medianen zwei Drittel der flachen 
Kopfkappe scheinen mit der Pfanne in Artikulation (Prof. Haenisch) (s. Bild5). 

Hier ist eine Disposition anzuschließen. Beide Schenkelköpfe sind vorher als normal fest- 
gestellt worden. Als alleinige Ursache kommt in beiden Fällen ein Trauma — allerdings ein star- 
kes Trauma, das einmal zu einer Luxation, einmal zu einer intratrochantären Fraktur führte — 
in Betracht. Fall 2 zeigt eine Besonderheit. Hier handelt es sich nicht um eine Erkrankung der 
ganzen Epiphyse, wie sonst allgemein, sondern um einen zirkumskripten keilförmigen Herd am 
Rande der Epiphyse. Das Röntgenbild erinnert sehr an die Abbildung in der Axhausenschen 
Arbeit in der Münchner Medizinischen Wochenschrift von der tuberkulösen Knochenkeilnekrose 
im Schenkelkopf. Nach Kappis könnte man den Befund als Knorpel-Knochenfraktur zu er- 
klären versuchen. Diese Deutung ist aber aus zwei Gründen abzulehnen. Einmal würde eine 
Knorpel-Knochen fraktur nach 2 Jahren längst ausgeheilt sein (Axhausen) und zweitens ließe 
sich die Entstehung physikalisch an dem runden Schenkelkopf nicht erklären. Auch der vielleicht 
mögliche Einwand, daß es ein Frühstadium der Perthesschen Krankheit ist, kann auf Grund 
der Anamnese und der Nachuntersuchung, die keine Veränderung des Befundes gezeigt hat, 
zurückgewiesen werden. Es handelt sich mit Sicherheit um eine ausgebildete zirkumskripte 
Osteochondritis deformans juvenilis. Will man ihre Entstehung erklären, so erscheint mir nur 
die Annahme einer Keilnekrose auf der Basis einer traumatischen Gefäßschädigung möglich, 
deren Verletzungsmechanismus sich leicht durch Konterkoupwirkung erklären läßt. 

Diesen 3 Fällen, deren Vorgeschichte klare Schlüsse hinsichtlich der ursächlichen Momente zu 
ziehen erlaubt, möchte ich einen weiteren Fall entgegenstellen, der zeigt, wie schwer es ist, die 
Ätiologie der Perthesschen Krankheit klar zu formulieren, und beweist, daß es eine einheitliche 
Ätiologie nicht gibt, daß man ursächlich eben verschiedene Momente gelten lassen muß. 


Fall 4. 6 Jahre alter Knabe. Aufgenommen am 20. 10. 1921. Seit einem halben Jahre klagt Patient 
über Hüftschmerzen. Vorgestern draußen von Prof. Haenisch geröntgt, wird wegen Perthes- 
scher Krankheit zur Behandlung ins Krankenhaus geschickt. In der Familie keine Hüftleiden. Kind 
ist immer sehr zart gewesen. Vor 2 Jahren Unterschenkelbruch rechts, der anatomisch. gut und ohne 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 33 


ii 


854 2 oo. Rehbein, 2.000. = XXXI, 2/8. | 


| „ Tunktionstörung verheile ist. 


Befund: Für sein Alter kleiner und sehr zarter Knabe. Andeutung von Reak Flexion 


frei.. Abduktion und Rotation etwas beschränkt. Trendlenburg links +, rechts ©. Links geringer 


: Trochanterhochstand. Gang watschelnd. 
Röntgenbefund: An beiden Hüftgelenken findet. sich eine sehr Rn abee nackte: aufge- 
lockerte, teilweise in einzelne Stücke. zerfallene Kopfkappe, die außerdem etwas ADE n ar 


 (Perthes). Außerdem besteht beiderseits ‚ausgesprochene Coxa vara (s. Bild 6). 


Klinische Dia gnose: Perthessche ‘Krankheit beiderseits. Der Knabe wurde dai i 
= Behandlung im Extensionsverband am 6. 2. 1922 entlassen. Befund unverändert. Während der Behand- 
_. lung mehrmals tagelang subfebrile Temperatur. e \ 


Nachuntersuchung am 12. 2. 1923: Knabe ist völlig beschwerdefrei. N ur nach längeren 
Märschen, z. B. bei Schulausflügen, klagt er über Schmerzen in Gegend des rechten Trochanter, 
yet Befünd: Trochanter beiderseits nicht prominierend, beiderseits gleich hochstehend. T rend- 
lenbürg beiderseits ©. Taillenwinkel, Glutealfalten beiderseits gleich. Kein Watschelgang ‘mehr. 
Füße werden im Gehen und Stand leicht einwärts rotiert gehalten. Hüftgelenke nicht druckempfind- 
‚lich. Beiderseits mäßig vergrößerte Leistendrüsen fühlbar. Flexion beiderseits frei. Abduktion bei 


Beugung i im Hüftgelenk von 225 Grad beiderseits 40 Grad. Rotation etwas beschränkt, rechts etwas mehr | 


als links. Rechts geringe Muskelatrophie im Oberschenkel (Umfangsverminderung um 1 cm). 


' Röntgenbefund: Abgesehen vom allgemeinen Knochenwachstum hat sich der Hüftbefund . 


gegenüber der Untersuchung vom 1. 2. 1922 nicht wesentlich verändert. Am linken Hüftgelenk zeigt 
die Kopfkappe. wie auch damals etwas besser abgerundete, normalere Form. Die Kopfkappe zerfällt 
aher auch hier noch in einzelne Teile. Rechts ist die Abflachung wesentlich stärker, desgleichen die 
Verdichtung in der Struktur und die Mehrteilung des flachen Kernes (Prof. H a en isch). 


Epikrise: Bei einem 6 Jahre alten Knaben, der geringe Residuen einer durchgemachten 
Rhachitis zeigt, wird ein halbes Jahr nach Beginn der klinischen Symptome eine ausgebildete Per- 


th essche Krankheit beiderseits festgestellt. Ein Trauma ist nicht vorausgegangen. 


Dieser Fall unterscheidet sich grundsätzlich von den drei ersten, da wir den Patienten erst 


. mit, vollausgebildeter Erkrankung in Behandlung bekommen haben, da vor allem ein Trauma 


ursächlich mit Sicherheit auszuschließen ist. Eine erworbene Disposition kann ebenfalls ausge- 
schlossen werden; es sei denn, daß man die leichte überstandene Rhachitis als solche gelten lassen 
= will. Dagegen liegt die Möglichkeit 'einer Disposition durch eine kongenitale Entwieklungsstörung 


vor. Die Doppelseitigkeit spricht für eine solche. Beweisen‘ läßt sie sich nicht, ebensowenig aber . 
- ausschließen. Eine auslösende Ursache ist ebenfalls nicht zu eruieren. Ein Trauma ist ausge- . 
schlossen, eine Infektion unwahrscheinlich wegen der Doppelseitigkeit. Epikritisch läßt sich über 


-die Ätiologie dieses Falles nur sagen, daß er am meisten die Theorie von der ursächlichen Bedeu- 
tung der kongenitalen Entwicklungsstörung (oder Rhachitis?) zu stützen geeignet erscheint. 


‘Unter Zugrundelegung dieser 4 Fälle willich nun kurz auf die 3 Punkte eingehen, die m. E. 


“für die Perthessche Krankheit ätiologisch in Betracht kommen, und die in den Hauptarbeiten 


| der letzten Zeit als wahrscheinliche Ursachen ausschließlich genannt sind. Das sind 1. die Ent- . 


‚wicklungsstörung, 2. dasTrauma und 3. die Infektion. Vorwegnehmen will ich, daß ich das 


Wesen der Perthesschen Krankheit mit Sc hwarz in einer Ernährungsstörung der Epiphyse - 
| ‚sehe., "Mit dieser Auffassung unvereinbar ist die Perthessche Theorie über die Ätiologie der . 


nach ihm benannten Krankheit. Er glaubt in Anlehnung an Zaijer, daß die Osteochondritis 
deformans juvenilis nur die Folgeerscheinung einer meist kongenital bedingten Ossifikations- 
störung ist. Zum Beweis seiner Ansicht führt er ebenso wieBrandes, der glaubt, daB die Osteo- 
chondritis deformans juvenilis nuran durch kongenitale Entwicklungsstörungen dazu disponierten 
Hüftgelenken entsteht, folgende Tatsachen an: Die Osteochondritis deformans juvenilis findet sich 
selir oft bei Kindern mit kongenitaler Hüftgelenkluxation, und zwar auffallenderweise teils auf der 


2 | gesunden Seite bei einseitiger Luxation. Sie wird ferner gehäuft in Familien mit kongenitalen 


Hüftleiden beobachtet und findet sich schließlich in/mehreren Generationen bei solchen Familien. 


‚Gegen. die absolute: Beweiskraft dieser Tatsachen Täßt sich anführen, daß die Erkrankung der ge-. 


‚sunden Seite bei einseitigen Luxationskindern nichts Auffallendes darstellt, da nach den Unter- 
suchungen Bades in den meisten Fällen vor einseitiger kongenitaler Hüftgelenksluxation die 
klinisch gesund erscheinende Seite erheblic e Veränderungen aufweist, ferner, daß diese Tat- 


« XXXL23. | Beiträge zur Perthesschen Krankheit. 255 


sachen genügend berücksichtigt bleiben, wenn man der kongenitalen Entwicklungsstörung in der 
Ätiologie die Rolle der Disposition zuweist. Dieselbe Rolle muß man aber auch der erworbenen 
Entwicklungsstörung einräumen. Als solche kommt die Coxa vara rhachitica in Betracht. Fall 1 
sowie der Fall von Hackenbroch, ferner mehrere in dem Schrifttum bisher beschriebene ähn- 
liche Fälle zwingen dazu, dieser besonderen Form rhachitischer Schädigung in der Ätiologie der 
Osteochondritis deformans juvenilis diese Stellung zu geben. Damit will ich aber nicht die Rhachi- 
tis schlechthin, deren Zusammenhang mit der Osteochondritis deformans juvenilis mit Ausnahme 
von Fromme allgemein abgelehnt wird, als disponierende Erkrankung für die Osteochondritis 
deformans juvenilis hinstellen. Gegen die Richtigkeit der Perthesschen und Brandesschen 
Theorien sprechen vor allem die histologischen Befunde, die in neuester Zeit mitgeteilt worden 
sind (Klinik Gocht). Danach liegt primär eine Nekrose des Knochens vor, der vorgefundene 
Knorpel ist als Reparationsknorpel (Kallus) aufzufassen und nicht als Wucherung von unver- 
brauchten Wachstumsknorpelresten. Das Röntgenbild in Fall 2 bildet eine direkte Bestätigung für 
diese Befunde. Gegen die P e rt h es sche Theorie speziell läßt sich diereflektorische Adduk- 
tionskontraktur anführen. Sie weist auf einen aseptischen (traumatisch) oder infektiös-entzünd- 
lichen Prozeß hin. Schließlich bilden aber die Fälle 2 und 3 einen absoluten Gegenbeweis gegen 
die Theorie von der alleinigen ätiologischen Bedeutung der Entiwcklungsstörungen. Diese Fälle 
beweisen einwandfrei, daß eine rein traumatische Entstehung möglich ist. Für die ursäch- 
liche Wichtigkeit des Traumas spricht auch die Tatsache, daß meistens Knaben. von der Krankheit 
betroffen werden. Ebenso wie das Trauma allein die Ursache für die Entstehung einer Perthes- 
schen Krankheit sein kann, kann es auch die Infektion. Das ist von anderer Seite nachgewiesen 
‚worden (Kidner). Es wird sich meistens um milde Infektion handeln, da eine stärkere Infek- 
tion zu einer Totalsequestrierung des Kopfes führen wird und damit klinisch und röntgenologisch 
zu einem ganz anderen Bild. Der Bakteriennachweis und damit überhaupt der Nachweis einer 
Infektion wird naturgemäß nur selten gelingen. 

Zusammenfassend glaube ich über die Ätiologie der Perthesschen Krankheit sagen zu 
können, daß man den Tatsachen in dieser Frage am nächsten kommt, wenn man die verschiedenen 
Möglichkeiten so formuliert: Die Ätiologie ist keine einheitliche. Als Ursachen kommen kon- 
genitale und erworbene Entwicklungsstörungen, Trauma und Infektion in Betracht. Im allge- 
meinen kommt den Entwicklungsstörungen die Rolle der Disposition, dem Trauma und der In- 
fektion die Rolle der auslösenden Ursache zu. In besonderen Fällen können Trauma oder Infektion 
die alleinige Ursache darstellen. | 

Mit dieser Formulierung wird es in allen Fällen gelingen, eine Erklärung für die Ursache 
der Erkrankung zu finden, auch in scheinbar so unklaren Fällen wie Fall 4. Dort muß man bei 
angenommener Disposition die auslösende Ursache in einer Summation von geringsten Traumen 
suchen. Als solche kommen Krafteinwirkungen in Frage, die bei einem gesunden Menschen noch 
als physiologische zu bezeichnen sind, wie z. B. stärkere Belastung oder sehr lange Belastung der 
Hüfte. | 

Hinsichtlich der Prognose und der Frage der sekundären Arthritis deformans kann ich mich 
den Ausführungen von Perthes in seiner letzten Arbeit fast in jedem Punkte anschließen, 
Funktionell ist die Prognose mit und ohne Behandlung durchaus günstig. Zu operativem Vor- 
gehen am Gelenk haben wir uns nie veranlaßt gesehen. In einem Falle haben wir mit gutem Er- 
folge wegen hochgradiger Adduktionskontraktur die Tenotomie der Adduktoren gemacht. Die 
von anderer Seite (Gocht, Ludloff) auf der Höhe der Erkrankung vorgenommenen opera- 
tiven Eingriffe (Resektion des Femurkopfes) sind unbedingt abzulehnen. Der von Fründ ge- 
machte Vorschlag, in gewissen Fällen — bei bleibender starker, mechanisch bedingter Funktions- 
einschränkung — am Schluß des Wachstumsalters eine modellierende Resektion nach Hilde- 
brand zu machen, ist berechtigt und verspricht die Prognose der Perthesschen Krankheit zu 
einer absolut günstigen zu gestalten. Im übrigen schließe ich mich den Ausführungen Perthes’ 


in Erwiderung auf die Fründsche Begründung an. Auch wir haben klinisch während der Er- 
| l 33* 


ae v. Falkenhausen, ET RER. 


| krankung oder später niemals die für Arthritis deformans typischen Symptome feststellen können, 
— Krepitieren,, mechanisch bedingte Bewegungseinschränkung. Knacken haben wir auch einige 


© Male beobachtet. Perthe S schiebt es auf ein Überspringen eines Knochenvorsprungs über eine . - | 


"Knochenleiste: Ich glaube, daß es ebenso wie das gleiche Knacken bei kongenitaler Luxation auf 
Ä ‚das Fehlen des Ligamentum teres zurückzuführen ist, 


p A 


- © Sehrifttum. 
L Axh ausen, Über Vorkommen und Bedeutung epiphysärer Ernährungsstörungen beim Menschen. 
M.m. `W., 1869, Nr. 24. 
2. Fründ, Die Behandlung der- Osteochondritis defarmans juvenilis. Chirurgenkongreß 1922 
3. Hackenbroch, Zur Atiologie der Osteochondritis deformans juvenilis des Hüftgelenks. Z. È. 
' Chir., 1921, Nr. 48. | | | 
4. Heitzmann und Eng el, Epiphysenerkrankungen im  Wachstumsalter. Klin. Wschr., 1923, . 
u H. 9 und 10. 
5. Kappis, Talsscheh und Hypothesen i in der Erklärung der Entstehung der Gelenkmäuse. M. m. W., 
| 1869, Nr. 31. 
6. Pe rthes und Welse h, Über Entwicklung und Endausgänge der Osteochondritis deformans 
l juvenilis, sowie über das Verhältnis der Krankheit zur Arthritis deformans. Bruns klin. Beitr. P 
- Bd. 127, H. 3, 1922, . 


= T.Rehbein, Zur Ätiologie der Per thes schen Krankheit, dee ein Beitrag zur traumatischen 


| Hüftgelenksluxation j im Kindesalter. D. Ztschr. f. Chir., Bd. 174, H. 5 und 6, 1922. 
::8, Riedel, Beitrag zur pathologischen Anatomie der Osteochondritis deformans juvenilis. Z. f. Chir. "E 
| 10er: Nr. 39. | 


| ‚Aus der Medizinischen Poliklinik der Universität Breslau (Leiter: Prof. Dr. Bittorf). 
Ueber die klinische Brauchbarkeit der Bestimmung der Lungenspitzenfelder 
Ci | nach Krim, und Goldscheider. 
== = Von l 
M. Frhr. v, . Falkenhausen. 
: (Hierzu Tafel X,. Fig. a u. b.) | 
N ach dem. ursprünglich nur qualitativen Vergleich des Klopfschalls über den Lungen- 


nn spitzen war die topographische Abgrenzung derselben nach oben und innen durch W e i l und später - 


-durch Sahli ein Fortschritt. 'Einen weiteren Schritt vorwärts bedeutete die Krönigsche Fest- 
' ‚stellung der nach ihm benannten Schallfelder, jener Lungenschall gebenden Zonen, die sich über 
. den. Schultergürtel hinwegziehen. Hier finden wir zum ersten Male den Versuch einer exakten 
A Begrenzung der Lungengrenzen nach'lateralwärts. Bei aller Würdigung dieses Verdienstes hat 

nun späterhin Goldscheider starke Zweifel in die Verwertbarkeit der Krönigschen Me- _ 


-thode gesetzt. Er macht-ihr zum Vorwurf, daß die Schallfelder speziell über die G ek kaum, 


etwas aussagen könnten, da in ihren lateralen’ Teilen ja gar nicht die Spitzen selbst, sondern nach 
“außen zunehmend tieferliegende Regionen der Lungen auf den Schultergürtel projiziert werden. 
E Gleichzeitig empfiehlt Goldscheide; seine Methode; die es mittelst leisester Perkussion er- 
mögliche, mit mathematischer Genaui keit eine Projektion der Lungenspitzen auf Brust- und 
 „Rückenfläche zu erzielen. Tatsächlich fand er Nadeln, die er an Leichen entsprechend den gewon- 
| nenen Perkussionsgrenzen einsteche ließ, bei der a ul Obduktion im wesentlichen tan- 
gential an den Lungen liegend wieder. | 
| Wir haben nun an einem g ößeren Material von Gesunden und Lungenkranken Grenz- 
bestimmungen nach beiden Method zugleich. vorgenommen. "Eine Röntgendurchleuchtung nach 


‚ j ö + 
' 3 
i 


XXXI, 2,3. Über die, klinische Brauchbarkeit der Bestimmung der Lungenspitzenfelder usw. 257 


Bezeichnung der gefundenen Linien an der Rückenseite durch Zitobariumbrei bietet eine gute 
Vergleichsmöglichkeit der Ergebnisse. Zwei bei ventrodorsaler Stellung im Röntgenogramm fest- 
` gehaltene Fälle sind hier wiedergegeben. Figur a stellt einen lungengesunden Fall dar. Wir 
sehen hier, daß sich dienach Goldscheider ermittelten Grenzen mit den tatsächlichen wirk- 
lich vollkommen decken, andererseits, daß die K r ön i g schen Grenzlinien nicht die Spitzen allein, - 
sondern weitere Partien des Oberlappens einfassen. Der Einwand Goldscheiders ist also 
begründet. u | zu | 
Figur b stellt einen Fall mit leichter Verkürzung des Klopfschalls über der rechten Spitze 
dar; es besteht eine geringe Skoliose der Brustwirbelsäule. Auch hier ergeben die Gold- 
seheiderschen Grenzen eine genaues Resultat. Während aber diese Projektionsgrenzen beider 
Spitzen sich nicht sehr augenfällig voneinander unterscheiden, ist das Krönigsche Schallfeld 
rechts ganz bedeutend verschmälert. Dieser Fall ist typisch für eine Anzahl ähnlicher, die 
wir untersuchten: bei geringer Spitzendämpfung starke Einengung des Krönigschen Feldes! 
Die Differenz ist so erheblich, daß man schon auf Grund dieses empirischen Ergebnisses für den 
praktischen Gebrauch mehr zur Krönigschen Methode hinneigen wird. Sie steht aber auch 
theoretisch auf festen Füßen. Wenn nämlich die Lungenspitze tuberkulös erkrankt ist, so kommt 
es an der benachbarten Pleura zu Veränderungen: entzündlichen Verdickungen und Verwach- 
sungen. Diese brauchen sich noch gar nicht einmal über den Bereich der Spitze selbst hinaus zu 
erstrecken, um dennoch an den weiterhin angrenzenden Lungenpartien Veränderungen in der 
Spannung und somit auch der Schwingungsfähigkeit hervorzurufen, die dann in der Verengerung 
des Schallfeldes ihren Ausdruck finden müssen; denn die unter den beschriebenen pathologi- 
schen Verhältnissen in den tiefer liegenden Lungenpartien entstehenden Schwingungen ver- 
mögen die darüber befindliche dicke Muskelschicht nicht mehr zu durchdringen. Wenn also 
der @oldscheidersche Einwand auch die an sich richtige Grundlage hat, daß die lateralen 
Teile der Schallfelder nicht den Spitzen entsprechen, so ist der Zustand der Spitzen, wie 
gesagt, doch mittelbar auch maßgebend für die laterale Ausdehnung der Schallzone. Der 
topographische Hinweis Goldscheiders berechtigt also nicht zu der Konsequenz, die 
Brauchbarkeit von Krönigs Methode abzulehnen. Die praktischen Erfolge derselben — 
und diese sind nach Krönigs eigenen Worten auch in allererster Linie maßgebend für die Be- 
wertung — sind nach unseren Beobachtungen so augenfällig, daß wir ihr vor der Gold- 
scheiderschen weitaus den Vorzug geben möchten. Wenn die letztere auch sehr sinnreich er- 
dacht ist und topographisch sehr genaue Resultate ergibt, so sind die Differenzen zwischen ge- 
sunder und kranker Seite eben doch viel zu geringfügig, um praktisch gut verwertbar zu sein. 
Außerdem erfordert die Methode eine nur durch große Übung zu erlangende, sehr gute Perkus- 
sionstechnik und absolute Ruhe bei der Untersuchung. Über Differenzen in der Breite des 
Krönigschen Schallfeldes vermag sich jedoch auch der weniger Geübte schon mit wenigen Per- 
kussionsschlägen, selbst bei etwas unruhiger Umgebung, schnellstens zu orientieren, so daB diese 
Methode für den Praktiker bei weitem in erster Linie in Frage kommt. 


Literatur. 


A © Krönig, Berl. klin. Wochenschr., 1889, Nr. 37. 
Goldscheider, Berl. klin. Wochenschr., 1907, Nr. 40. 


258 B | = 0 Kata | Zu eo pogi XXXI, 2/3.. 


[4 


er, = (Direktor: pon: Rat Prof. Dr. Küm mell). 


Zur isolierten Malazie des 0s aviculare carpi. 
Von- 
Dr. Friedrich Kautz. | 
(Hierzu Tafel XI, Fig. 1—7). 


Seitdem vor bald 15 J ahren Preiser, Kienbö ck u. a. in der Literatur über eine iso- 

a ‚lierte Erkrankung‘ an den Haudwuellndchen, ‚Os lunatum’ und naviculare, berichtet haben, sind 
in der Zwischenzeit vereinzelte weitere Fälle beobachtet, ihr klinischer, anatomischer und rönt- 

| _ genologischer Befund beschrieben, und die wahrscheinlichen ätiologischen Momente erörtert. wor- 
den. Wenn auch die Veränderung i in der Mehrzahl der Fälle das Os lunatum betrifft, so finden sich 
. doch auch mehrere. durchaus ähnliche Beobachtungen an dem durch seine Lage und statischen 
Verhältnisse unter gleichen. Bedingungen stehenden Os naviculare, daß die Annahme einer ge- 

- meinsamen Ursache für die jeweilige Erkrankung des einen oder anderen der beiden Handwurzel- _ 
kriochen berechtigt scheint. Überwiegt i in den früheren Publikationen, Preiser; Kienböck, 
Wollenberg, Ther stappen, Baum, die Annahme einer rein (aual cien Ursache, 
indem es sich nach den einen um eine auf dem Boden einer früheren Fraktur entstandene zystische 
Osteodystrophie im Sinne einer lokalisierten Ostitis deformans, nach den anderen auf Grund ana- 
 tomisch nachweisbarer Befunde von auf- und abbauenden Vorgängen im Gewebe um den Ausdruck 
einer Frakturheilung handelt, so hat 1920 W. Müller die Vermutung ausgesprochen, daß es 
sich bei der Erkrankung des Os lunatum keineswegs um ein primäres Zusammendrücken des 
Knochens, sondern um die Fol; ge abnormer Druckwirkungen handelt. Als besonders unterstützend 
für diese Annahme spricht nach Müller das bei den meisten Patienten katamnestisch fast völ- 

i lige Fehlen der Erwähnung stattgehabter Verletzungen. Wir hatten nun Gelegenheit, innerhalb 
eines siebenjährigen Zeitraumes einen ähnlichen, das Os naviculare carpi betreffenden Knochen- 
 prozeß zu verfolgen, der die Annahme, daß es sich um die Folge abnormer Belastung beim Vor- 
handensein bestimmter, die Entstehung begünstigender und auslösender PA gungen handelt, 
zu bestätigen scheint. | Ä | 


Eu dem Röntgeninslitut ie Chirurgischen Unasa k Hamburg-Eppendorf 


‚A. St., seit 20 J ahren leitende Schwester der chirurgischen Poliklinik, 53 J ahre: Patientin hat 
ein sehr arbeitsreiches Leben hinter sich, neben der eigentlich chirurgisch-poliklinischen Tätigkeit 
leitete sie das orthopädische Institut und die chirurgische Röntgentherapie; bei dieser vielseitigen Be- 
schäftigung. konnte eine das normale Maß überschreitende, stärkere Beanspruchung der Arbeitshand, 

- in’diesem Falle der rechten, nicht ausbleiben. 1912 traten erstmalig Schmerzen auf dem rechten Hand- 
rücken auf, im Anschluß an ein während einer längeren Zeitspanne nötig gewordenes stärkeres An- 
ziehen von Apparatschrauben; Schmerzen, geringe Weichteilschwellung, deutliches’ Krepitieren auf 
' dem Handrücken charakterisierten die Erkrankung als eine Tendovaginitis’ crepitans. - Unter Jod- 

2. vasogenbehandlung ging die Schwellung zurück, geringe, meist gegen Ende des Arbeitsjahres stärker _ 
werdende Schmerzen wichen nur während des Urlaubs. 1916 traten die Beschwerden allmählich heftiger. 
auf, gleichzeitig entwickelte sich eine zunächst nur geringe, jedoch abgrenzbare Anschwellung des 
Handrückens, etwas distal vom Handgelenk mehr auf der radialen Seite. 
Ta Röntgenbefund vom 16. September 1916 (Fig. 1). Grazile Knöchen von nicht sehr 
+ diehtem, Kalkgehalt; Handwurzelknochen in normaler Anlage mit glatten, scharfen Konturen bei 
überall gleichmäßiger Knochenstruktur. Gelenkspalten von normaler Weite, Gelenkflächen glattrandig. 

Patientin hatte in der Zwischenzeit eine Kur in Salzschlirf durchgemacht, die die ‚subjektiven 
_ Beschwerden erheblich gemildert, diese jedoch nie ganz zum Verschwinden gebracht hatte. Außerhalb 
` der Urlaubszeit wurde die Tätigkeit in vollem Maße ausgeübt.. Im ‚Juli 1917 glitt Patientin aus und 

-zog sich eine typische Radiusfraktur zwischen distaler Epiphysen- und Gelenklinie ohne Absprengung 
-des Processus styloides ulnae zu, die nach 14 Tagen gut konsolidiert war. Da unmittelbar nach diesem 
Unfall die früheren Beschwerden wieder stärker auftraten, unterzog sich Patientin abermals einer 


XXXI, 2/3. Zur isolierten Malazie des Os naviculare carpi. 259 


Kur in Salzschlirf, und wurde dort wie in der Folge wiederholt-mit Ameisensäureinjektionen behandelt. 
Der Erfolg war wechselnd, zumal die Tätigkeit infolge Überhäufung der Poliklinik mit kriegschirur- 
gischer Verbandtätigkeit eine weitere Steigerung erfahren hatte, und keine Unterbrechung erfuhr. 


Röntgenbefundvom2.Juli1917 (Fig. 2). T-förmiger Radiusbruch, Längssplitterung geht 
bis ins Gelenk; Handwurzelknochen zeigen keine Veränderungen. Keine Knochenatrophie stärkeren 
Grades. 

In der Zwischenzeit nur vorübergehend geringere Beschwerden; die verordnete Handbandage 
wurde als störend bei der Arbeit nur in den Abendstunden getragen; therapeutisch, Wärme-, Licht-, 
Röntgen-, Salbenapplikation äußerlich, Jodkali, Bonifatiusbrunnen, Atophan, Kalk usw. innerlich. 


Röntgenbefund vom 17. Mär z 1918 (Fig. 3). Radiusfraktur in guter Stellung konsolidiert, 
Gelenklinie des Radius nach den Handwurzelknochen am ulnaren Ende zu etwas vorgetrieben (periosta- 
ler Kallus), jedoch glattrandig. Inder Mitte des Os naviculare, der karpalen Gelenkfläche 
benachbart, ungefähr linsenförmigeunregelmäßige AuflockerungderKnochen- 
struktur; Kortikalis nirgends unterbrochen; man hat den Eindruck, daß der 
Knochen im ganzen etwas abgeplattet ist. Dementsprechend zeigt auch die Fingerstellung eine geringe 
radiale Abduktion. Deutliche Zeichen einer allgemeinen, wenn auch nicht hochgradigen Knochen- 
atrophie. 


Beschwerden im folgenden Jahr unverändert; Schwellung von wechselnder Ausdehnung, stets 
druckempändlich. 


Röntgenbefundvom23.April1919 (Fig. 4). Die ulnare Hälfte des Os naviculare auf zwei 
Drittel normalen Umfangs abgeplattet; der Einschmelzungsprozeßhat sich nach der 
Handgelenkfläche zu ausgedehnt; dort an umschriebener Stelle Unter- 
brechungderKortikalis, also Spontanfraktur. Sprenkelung und Kompaktaverdich- 
tung in kleineren Bezirken im radialen Anteil des Os naviculare. Der Gelenkspalt zwischen Naviculare 
und Radius verschmälert. An den übrigen Handwurzelknochen keine Veränderungen. Aduktionsstel- 
lung der r. Hand jetzt ausgesprochen. 

Röntgenbefund vom 15. März 1920 und 2. F e br u a r 1922 (Fig. 5 und 6). Das Os navicu- 
lare ist in toto auf die Hälfte normalen Umfangs verschmälert, die ulnare Hälfte wird durch eine scharf 
begrenzte Zone aufgelockerter Knochenstruktur eingenommen, die radiale durch eine unregelmäßig 
fleckige Verdichtung der Kompakta, die nur an den Randteilen noch etwas annähernd normale, jedoch 
atrophische Knochenstruktur erkennen läßt. Die Gelenkfläche des Radius noch ziemlich glatt, dem 
Stützpunkt des gequetschten Navikulare entsprechend, etwas eingekerbt. Knochenatrophie an allen 
. übrigen Hand- und Fingerknochen mäßigen Grades. 

Über den Krankheitsverlauf ist noch zu berichten, daß die Beschwerden sich erheblich steigerten 

im Anschluß an wiederholt in den letzten Jahren durchgemachte fieberhafte Erkrankungen, Grippe, 
Pneumonie. Die Schmerzen waren besondars heftig bei jeder Wärmezufuhr. Nach den bisherigen thera- 
peutisch erfolglosen Maßnahmen wurde operative Entfernung des Os naviculare vorgeschlagen, die 
jedoch abgelehnt wurde. Zur Zeit übt die Patientin ihre Tätigkeit unter zeitweiser Schonung bei sonst 
unverminderter Inanspruchnahme der r. Hand aus. Die Weichteilschwellung über den etwas vor- 
getrieben distalen Handwurzelknochen (auf der seitlichen Röntgenaufnahme dort geringe dorsale Vor- 
treibung der Knochenreihe) ist von wechselnder Ausdehnung, stets vorhanden. 

Röntgenbefundvom 10. A p r i 1 1923 (Fig. 7). Beim Vergleich der beiden Handgelenke fällt 

an der kranken Hand eine ziemlich hochgradige gleichmäßige Knochenatrophie auf. Deutliche radiale 
' Abduktion der r. Hand infolge Zusammenpressens des Os naviculare. Veränderungen an diesem wie in 
den vergangenen Jahren, mit jetzt deutlicher Entrundung der Gelenkflächen und Zackung der Kon- 
turen; desgleichen ist die Gelenkfläche des Radius abgeplattet, der Processus styloides radii zugespitzt, 
und der Gelenkspalt verschmälert. 


Es handelt sich also um einen Fall isolierter Malazie des Os terre carpi dextr., der seit 
nunmehr sieben Jahren bestehend und fortlaufend untersucht, in seiner Enstehungsweise, Ver- 
lauf und Endausgang gewisse Eigenarten bietet, die geeignet scheinen, zur Klärung des in man- 
cher Hinsicht noch dunklen Krankheitsbildes beizutragen. Nachdem in den ersten Mitteilungen 
Kienböck,Preiseru.a. über isolierte deformierende Ostititis des Os lunatum und Os navi- 
eulare berichtet und hierauf ihre Theorien der nicht rein traumatischen, sondern sekundären post- 
traumatischen Malazie der betroffenen Handwurzelknochen begründet haben, ist das Krankheits- 
bild’ seitdem mehrfach, überwiegend am Os lunatum, beobachtet und zuletzt von Mü ller und 
Sonntag an.Hand eines relativ großen Materials (10 und 4 Fälle) eingehend besprochen wor- 
den. Die beiden letzten Autoren haben dabei sehr wertvolle anatomische und klinische Aufschlüsse 


t 


260 Deore EEE Kae o ~ XXXŇ 28 


gegeben, die namentlich auf den Entstehungsmodus und Ausgang des Leidens klärend zu wirken 
‚geeignet sind. Es braucht daher an Hand des vorliegenden Falles nicht weiter auf die bisherigen 
Beobachtungen : und Deutungsversuche in erschöpfender.. Weise eingegangen zu werden. Soviel 


scheint zunächst aus, den bisherigen Beobachtungen festzustehen, daß‘ die jeweilige Erkrankung 


_ des Os lunatum und des naviculare sowohl aus anatomischen wie klinischen Gründen eine Betrach- 
tung von gemeinsamen Gesichtspunkten verdienen. 
Wie auch in allen bisherigen Fällen, fehlen in unserem Fall die Zeichen eines sorändlichen 


Knochenvorganges. Wenn auch bis zum erstmaligen Nachweis von Strukturänderung im Os navi- 


_eulare klinisch Schwellung und Schmerzen des Handrückens. bestanden, die als Sehnenscheiden- 
‚entzündung angesprochen wurden, so scheint doch festzustehen, daß es sich hier um eine reine 
Weichteilerkrankung gehandelt: hat, die infolge starker beruflicher Inanspruchnahme (häufiges 
_ Anziehen von: Schrauben und Muttern, Fixieren, Anpassen und Extendieren von Gips- und anderen 
Verbänden und Korsetts, bei Ausübung: intensivster Tätigkeit in einem orthopädisch-physikali- 
schen, chirurgisch-poliklinischen Institut) entstand; und mangels Aussetzen der Tätigkeit und 
= dadurch bedingter dauernder Überbelastung keine Neigung zur Heilung zeigte. Diese an das zarte 
weibliche Handskelett sehr hohe Anforderungen stellende Beschäftigung gab weiterhin Gelegen- 
heit zu ‚häufigen kleineren Stoß- und Druckinsulten, die zu der bestehenden, wohl als sicher unter 
dem langen. Bestehen der Sehnenscheidenentzündung anzunehmöenden geringfügigeren lokalen 
Zirkulationsstörung, Gelegenheit zu Gefäßschädigungen bot. Nach 1% Jahren kam nun ein grobes 
Trauma durch Fall auf die rechte Hand hinzu, das klinisch zu einer typischen Radiusfraktur 
führte, ohne daß bei der damaligen Röntgenuntersuchung die Originalplatte auch nur der Lupen- 


| betrachtung zugängliche feinste Knochenveränderungen an den Handwurzelknochen erkennen 


ließ. Erst. einige Monate später, nachdem. die Radiusfraktur normalen Knochenheilungsverlauf 
bot, waren die. ersten Anzeichen einer Strukturänderung im Os naviculare in Gestalt umschrie- 
-bener Rarefizierung vorhanden. Und hierin scheint ein wertvoller Hinweis auf die Genese der Er- 
 krankung zu liegen. Der Widerspruch — sehr häufige Radiusfrakturen im besonderen, grobe 
Knochenverletzurigen des Handgelenks i im allgemeinen, und das. äußerst seltene Auftreten einer 


isolierten. Mälazie an den Handwurzelknochen — kann seine Erklärung nicht allein in der Tat- . 


sache eines stattgehabten Traumas oder eines besonderen Unfallmechanismus finden, sondern läßt 
zwingenderweise andere Faktoren die Auslösung herbeiführen. 
Auf Grund seiner Fälle kommt Müller zu dem Schluß, daß zur Entstehung des Leidens 


:eritweder anatomische, traumatische oder professionelle Gesichtspunkte heranzuziehen sind. So 


bestechend diese Klassifizierung scheint, sö lassen sich bei Durchblick der Literatur doch nicht alle 
Fälle einer bestimmten Gruppe zuteilen. Es scheint vielmehr auch hier die Möglichkeit vorhanden, 


daß fließende Übergänge zwischen den verschiedenen auslösenden Ursachen vorhanden sind, wobei 


zu der vorhandenen Disposition noch weitere Schädigungen hinzukommen, die entweder in einem ` 
einmaligen Trauma, in chronischen Insulten oder gar in Weichteilprozessen bestehen. Sonntag 
hat den verschiedenen Entstehungsmöglichkeiten einen größeren. Spielraum eingeräumt, indem 


er, abgesehen von den seltenen Fällen von Kompressionsfraktur, traumatische und nichttrauma- 


_ tische Gruppen unterscheidet, wobei er. zu den letzteren die professionellen Schädigungen rechnet. 
Auch diese Einteilung scheint. u. E., grob anatomisch betrachtet, eienn Widerspruch zu enthalten. 
Denn wenn wir als das primäre der vorliegenden Ostitis deformans, und eine solche liegt hier vor, 
mit Ax h ausen und'Aschoff eine Gefäßsperre mit sekundärer Embolie und Nekrose an- 
‘nehmen, so liegt auch bei der professionellen Form eine mechanische Läsion in’ Bereich der zu- 
führenden Ernährungsgefäße vor, die meist in chronischen Insulten, also sogenannten kleineren _ 
 Traümen, ihre Ursache hat. Schalten wir diese Fälle aus, SO ist allerdings die Einteilung von . 
Sonn ta & in traumatische und nicht traumatische, wobei zu den letzteren besonders solche durch 
Konstitutionsanomalien bedingte zu rechnen sind, eine für die Praxis sehr zweckentsprechende, in 
die sich die bisherigen Beobachtungen zwanglos einreihen lassen. 

Wie weit neben der Konstitutionsanomalie noch andere Faktoren imstande sind, die nicht 


i 
` 


XXXI, 2/3. Zur isolierten Malazie des Os naviculare carpi. z | 261 


rein traumatische Form der isolierten Ostitis deformans der Handwurzelknochen zu verursachen, 
ob im besonderen, wie unser Fall vermuten läßt, auch in der Umgebung der Knochen sich ab- 
spielende Weichteilprozesse (Sehnenscheidenentzündung) bei längerem Bestehen so schwere lokale 
Zirkulationsstörungen im Sinne von Gefäßverlegung erzeugen können, möge dahingestellt bleiben. 
Die Beobachtung an anderen knochenbenachbarten Weichteilveränderungen (raumbeengende 
Infiltrate, Tumoren, Gefäßerweiterungen, z. B. Druckusur des Sternums und der Wirbelsäule beim 
Aortenaneurysma u. a.) scheint hierfür eine Stütze zu bieten. 

Der Verlauf des vorliegenden Falles war in jeder Hinsicht während der bisherigen sieben- 
jährigen Beobachtungsdauer für die Progredienz des Leidens charakteristisch, und gekennzeichnet 
durch den unaufhaltsamen, sich sehr langsam entwickelnden, vom Zentrum des Knochens nach 
- der Peripherie zu auf umschriebenem, mit der Zeit größer werdenden Raum fortschreitenden Ein- 
schmelzungsvorgang der Knochensubstanz,- bis zum Auftreten des proximal-distal zusammen- 
gedrückten Knochenbildes. Da es sich in unserem Fall um den eigentlichen Gelenkabschnitt des 
Os naviculare handelte, konnten mit der Zeit arthritische Veränderungen, Randdeformierungen, 
oberflächliche Abschleifungen und Randzackenbildung, Verschmälerung des Gelenkspaltes mit 
daraus resultierender radialer Adduktionshaltung der Hand, nicht ausbleiben. Dieser Arthritis 
deformans liegt wohl in erster Linie die veränderte Statik des Gelenks infolge Verschiebung der 
ursprünglich aufeinander abgestimmten Gelenkflächen zugrunde, die letzten Endes ihre Ursache 
ebenfalls in veränderten Zirkulationsverhältnissen mit sekundärer Nekrose des Gelenkknorpels 
hat. Unterstützend wirkte dabei das Moment der dauernden weiteren beruflichen Inanspruch- 

nahme der Hand durch die sehr energische, sich nur kurze Erholungspausen von wenigen Wochen 
im Jahre gönnenden Patientin mit. | 

Wenn auch bei unserem Fall jede in Betracht kommende therapeutische Maßnahme ange- 
wandt wurde, so ist ein Stillstand oder auch längerer beschwerdefreier Intervall nie erreicht 
worden. Wenn auch zum Teil das Ausbleiben längerer Beschwerdefreiheit durch die ständige 
Beanspruchung des Handgelenks bedingt wurde, so muß die Ursache hierfür und für die Pro- 
gredienz des Leidens auch in der anatomischen Lokalisation des Prozesses gesehen werden. Dieser 
betraf, wie oben beschrieben, den eigentlichen Gelenkanteil des Knochens, war also funktioneller 
Belastung besonders ausgesetzt; aus dem Verlauf der pseudarthotisch heilenden Fraktur des Os 
naviculare wissen wir, daß die Folgeerscheinungen von dem Ort der Knochenverletzung abhängen, 
daß besonders bei den Formen, wo das Trauma auf den ulnaren Teil des Knochens eingewirkt hat, 
eine vollständige Heilung bei konservativen Maßnahmen selten, wohl nie erzielt wird, daß viel- 
mehr dauernde Beschwerden und der Ausgang in chronische Arthritis deformans die Regel sin, 
was seinen Ausdruck auch in der Bewertung entschädigungspflichtiger Unfallfolgen findet. So 
wurde auch in unserem Fall in Übereinstimmung mit anderen Autoren die operative Entfernung 
- des Knochens vorgeschlagen, die jedoch von der Patientin abgelehnt wurde. Nach den Mitteilun- 
gen in der Literatur scheint es danach möglich zu sein, den Folgezustand zu mildern oder gar zu 
vermeiden und ein funktionell zufriedenstellendes Resultat zu erzielen. Daß solche Operationen 
möglichst frühzeitig vorgenommen werden müssen, beweist auch unser Fall, bei dem nach wenigen 
Jahren bereits irreparable arthritische Veränderungen am Handgelenk eingetreten sind, die selbst- 
verständlich, wenn einmal ausgebildet, auch nach der Entfernung des Handwurzelknochens, ‚sich 
nicht mehr zurückbilden werden. 


Literatur. 


Preiser, Zur Frage der typischen traumatischen Ernährungsstörungen der kurzen Hand- und Fuß- 
wurzelknochen. F. a. d. G. d. Röntgenstr., Bd. 16, S. 360. | 
Hirsch, Eine besondere Form des Kahnbeinbruches im Röntgenbilde. Ibid., S. 223. 
Stumme, Kompressionsfraktur des Knochenkerns des Os naviculare. Ibid. 
Wollen ber g, Über die Preiserschen Navikularzysten. F. a. d. G. d. Röntgenstr., Bd. 18. 
— Knochenzysten im Os navieulare. B. Kl. W., 1911, H. 14. 


Fortschritte a, d. Gebiete d. Röntgenstrahlen, XXXI. 84 


an s Esau. m | XXXI, 23. 


Kienb ah Über Eaumatiiche, Malazie des Mendbeine und ihre Folgezustände: Entartungsfor men 
und Kompressionsfraktur. F. a. d. G. d. Röntgenstr., Bd. 16. 2 

Pförrin ger, Eine besondere Form des Kahnbeinbruches der Handwürzel; Ibid., Bd. 19.. 
Tissot- Frenkel, Beiträge zur Frage der traumatischen Ernährungsstörung des Os lunatum 
= manus. F, a. d. G. d. Röntgenstr., Bd. 21, S. 108. 
 Therstap p en, Zur traumatischen Malazie der. Handwurzelknochen. Ibid., Bd. 24, S.108.  _ 

` — Veränderungen des Os navieulare und lunatum. Festschr. z. 10jähr. Bestehen d. Akad. Í. PORR 

= Medizin in Kölln. (Schmidts Jahrbücher, Bd. ...) 

Baum, Über die trauma nsche Areklion des -Os lunatum und naviculare carpi. B. z. kl. Chir., Bd. 87, 
i S; 568. 


Becker, Die isolierte Erkrankung des Mondbeins unter besonderer ‚Berücksichtigung. der Unfall- | 


begutachtung. B. z. kl. Chir., Bd. 94, S. 172. 


.Mülle r, W., Über die \Erweichung und Verdichtung des Os ln eine typische Erkrankung des = 


Handgelenks: B. z. kl. Chir., Bd. 119, S. 660. 

Saupe, Beitrag zur traumatischen Ernährungsstörung des Os en Bruns Beiträge, Bd. 128. 
1923, S.. 187. - 

en Malazie des Lünatum. Fi a. d. G. d. Röntgenstr, Bd. 30, 5/6, S. 487. 


Aus dem Kreiskrankenhause Oschersleben-Bode. 
Mediane Nasenspalte bei angeborenem Dermoid. 
a Von | 

| Dr. Esau. 
. (Hierzu Tafel XI, Fig. a.) 


` Vor längeren J ahren konnte ich an dieser Stelle!) über eine Nasenspalte (Doggennase) mit 
eigentümlichen Knochenbildungen im knorpeligen Septum berichten. Eine ähnliche Mißbildung, 
kompliziert mit. bzw. verursacht durch eine angeborene Dermoidzyste kam vor einiger Zeit in 
meine Behandlung. Derartige Spaltbildungen sind ziemlich selten, so daß schon aus diesem 


M Grunde ihre Mitteilung erlaubt ist; außerdem gibt es bis jetzt kaum Röntgenbilder solcher 
 Nasengerüstabnormitäten. Während es im ersterwähnten Falle sich um absonderliche Spangen- - 


. bildungen im knorpeligen Septum handelte, sehen wir in der neuen Beobachtung ne die 
Pwenns des normalen Wachstums ; im Bereiche der-Ossa nasalia und des Vomer. 


Be Vor geschichte: Die Mutter bzw. die 17jährige -J. N. gibt an,.daß sieh seit der Geburt dicht 


unterhalb der Nasenwurzel eine kleine rundliche Geschwulst in der Mitte der auffallend breiten Nase 
befunden habe. Ähnliche oder andere Mißbildungen sind in der Familie nicht bekannt. 


Befund: ‚Kräftiges gesund aussehendes Mädchen. An der Nase bemerkt man folgendes: Der 


: Nasenrücken bildet keinen scharfen First, sondern ist verbreitert und abgeflacht, und hat eine größte 
Breite von 2,5 em. Verursacht ist diese Verbreiterung dadurch, daß die Ossanasalianichtmit- 

| einander verwachsen sind, sondern weit auseinanderklaffen. Dadurch wird eine 

“seitlich von Knochen umschlossene längliche Mulde geschaffen, in der man einen rundlichen prallen 
Tumor fühlt, über den eine normal aussehende und normal dicke Haut un BEN Die 
Geschwulst selbst ist kaum beweglich und verliert sich in der Tiefe. | 

' Röntgenbild: An den Proc. nasalis schließt sich beiderseits eine Knochenplatte, der 
oberer vorderer Rand in Richtung und Höhe der Glabella verläuft. Nasenspitzenwärts vereinigen sich 
diese beiden Platten in der Medianebene. Noch weiter nach unten erstrecken sich: spangenförmige 


Knochenblätter, die besonders gut vor dem Röntgenschirm zu erkennen sind. Innerhalb des Nasenbeins 


sieht man eine fast kugelrunde Aufhellung, in welcher die’ oben beschriebene Geschwulst sitzt 
Diagnose: Angeborene Zystengeschwulst, wahrscheinlich ein Dermoid.. 


Operation: Freilegen der Geschwulst durch einen Längsschnitt; die Haut läßt sich leicht von 


ihr lospräparieren und nach beiden Seiten hin ausreichend verziehen. Es handelt sich um eine ganz 


1) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahlen, Bd. XII, S. 8304. 


f 


XXXI, 2/3. Mediane Nasenspalte bei angeborenem Dermoid. 263 


dünnwandige Zyste mit gelblichweiß durchschimmerndem Inhalt. Nur im Bereich der Hautbedeckung 
ist sie etwas beweglich; sobald sie in den Bereich der sie umgebenden Knochen kommt, ist sie mit 
diesen fest verwachsen. Bei dem Versuch sie stumpf zu lösen, reißt die Zystenwand ein und nun kön- 
nen mit dem Löffel große Mengenvon Brei, mit feinen blonden Haaren untermischt, ausgelöffelt wer- 
den. Viel mehr, als erwartet wurde, da sich die Höhle stirnwärts in der Mittellinie fortsetzt und an 
Größe die sichtbare Geschwulst übertrifft. Die die Zystenwand bildenden Knochen werden mit dem 
scharfen Löffel bearbeitet, um alle Zystenteile zu entfernen. Zum Schluß liegt ein Hohlraum frei, der 
im Nasenteil mehr länglichrunde und den dem Stirnbein angehörigen kugelrunde Form hat. Die 
Mulde zwischen den klaffenden Ossa nasalia hat Hufeisenform, die obere Höhle erstreckt sich auf eine 
Tiefe von 2% cm hinter der Glabella von der Spina frontalis aus gemessen. Auch die hintere Wand im 
Nasenanteil ist knöchern und wird gebildet aus dem Zusammenschluß der Ossa nasalia und der 
Vomerkante. | | 


Eine Verbindung mit dem Schädelinnern (Zwerchsackgeschwulst) kann nicht nachgewiesen 
werden. | 


Die mikroskopische Untersuchung bestätigt nur die Diagnose. 


Es handelte sich also tatsächlich um eine angeborene Dermoidzyste, welche 
den Zusammenschluß der Ossa nasalia in frühester embryonaler Zeit 
verhindert und die sich nach oben in das Stirnbein weiterentwickelt 
hatte. 

Gerade die N asen-Augenhöhlengegend ist häufig der Sitz von Dermoiden, wie denn der Kopf 
eine bevorzugte Stelle für diese Geschwülste darstellt; auch im Schädelinnern wurden sie be- 
obachtet. Vorwiegend liegen sie abseits von der Mittellinie, und sind am Kopf medial ebenso 
selten wie am übrigen Körper. Unter zahlreichen Fällen sah ich nur noch drei Dermoidzysten in 
der Mittellinie (auf dem Sternum, am Nabel, über dem Steißbein). Auf die bekannten Erklärun- 
- gen der Genese dieser Geschwülste gehe ich nicht näher ein. 

Geringer noch als die kasuistische Literatur über Nasenspalten ist die über das gleichzeitige 
Vorkommen von Nasenspalten und Dermoiden bzw. anderen kongenitalen zystischen oder weichen 
Tumoren. Landois!) berichtet in einer Diskussionsbemerkung über ein 1%jähriges Kind — 
das Geschlecht ist auch. aus der Arbeit von Cederbaum?), welcher ebenfalls darüber Angaben 
macht, nicht ersichtlich — das allerdings nicht operiert wurde. Bei diesem Kinde war „die Nase 
auffallend platt. Die Ossa nasalia sind nicht miteinander verwachsen. Auf dieser Spalte, d. h. 
genau auf dem Nasenrücken, sieht man einen gut bohnengroßen, länglichen, weiß’ durchschim- 
mernden Tumor, der sich weich anfühlt und unter der Haut verschieben läßt. Aller Wahrschein- 
lichkeit nach 'handelt es sich hier um ein Dermoid. Aus äußeren Gründen konnte die Operation 
nicht ausgeführt werden.“ 

Es ist kaum daran zu zweifeln, daß diese Bodhaig der unsrigen außerordentlich ähnelt, 
da ein operativer Eingriff nicht gemacht wurde, fehlt der genaue Befund, so daß mein Fall-er- 
. gänzend eintreten kann. 

Bei derartigen Zysten, besonders wenn sie wie bei unserer so hoch hinaufgehen, ist daran 
zu denken, daß zwerchsackförmige Bildungen vorkommen; daran ist bei der Operation selbst und 
bei evtl. plastischen Maßnahmen — Ausfüllen der restierenden allseitig von Knochen umschlos- 
senen Höhle mit Fett — zu denken, um einem Mißerfolg oder sonst unerwünschten Zufällen aus 
dem Wege zu gehen. Wenn man nicht eine Füllung der Höhle sofort an die Operation anschließt, 
wird man die Höhle allmählich durch Granulationsgewebe sich schließen lassen?). | 


1) Centr.-Bl. f. Chir., Nr. 38, 1913. 
1) Beitr. z. klin. Chir., Bd. 88, S. 92. 
3) 6 Wochen nach der Operation war die große Höhle vollkommen geschlossen. 


34” 


2 2 ze Au 1) Die Röntgenpla 


Hecker. XXXI, 28. 


y R x 


Aus der Röntgenabteilung der Medizinischen Universitäts-Poliklinik Frankfurt a. Main 
A S | (Direktor: Prof. Dr. Strasburger). | 


Ausgedehntes „Panzerherz‘‘ als Zufallsbefund. 
TE 5 0 Von | we | 
Ä ae = Dr. Hans v. Hecker. 
7 . . (Hierzu Tafel XII, Fig. 1—3.) | 
En Ende 1922 wurde in unsere Röntgenabteilung ein 32jähriger Schupowachtmeister gesandt, 
der. gelegentlich seines: Übertritts in eine Zivilstellung von dem zuständigen Arzte, wie üblich, 
einer allgemeinen: körperlichen Untersuchung unterzogen wurde. Diese sollte durch eine Rönt- 
genuntersuchung der 'Thoraxorgane bei uns noch ergänzt werden. 
g o Sie ergab folgenden überraschenden Befund): | po oi s 


o ~ „ Lungenfelder bieten’ nichts Besonderes. Das rechte Zwerchfell ist gut und ausgiebig be- 
| weglich, der Pleurokostalwinkel wird frei, während das linke Zwerchfell im Winkel fest adhärent ist 
und,sich nach abwärts nur bis zur Horizontaleinstellung bewegt. 
Herz: Schon bei der Durchleuchtung fällt sogleich die eigentümliche kugelförmige Herzsil- 
houette, sowie ein intensiver, um den linken Herzrand laufender, bandartiger Schatten auf. Bei ge- 
. nauer Betrachtung mit enger Blende ergibt sich folgendes: Aortenbogen und der der Pulmonalis ent- 
sprechende Bogen sind gut abgrenzbar und zeigen deutliche Pulsation. In Höhe der Pulmonalis be- 
'ginnend, verläuft am linken Rande der Herzsilhouette das — soeben erwähnte — ca. t/s cm breite, 
herzwärts zackenförmig, zum Lungenfeld schärfer begrenzte Schattenband, das um die Spitze des 
Herzens.herum bis zu seiner Unterseite verlaufend, hier besonders bei tiefer Inspiration gut zu verfol- 
gen ist. In der linken Vorhofgegend und dem anschließenden Teile des linken Ventrikels ist nach 
innen zu in unscharfer Begrenzung der Schatten des Herzkerns zu differenzieren. Im Bereiche der 
| Spitze verläuft in geringem Abstand und einwärts des genannten Schattenbandes, dieses konzentrisch 
E ‚begleitend, oberhalb der Spitze-beginnend, und zur Herzunterfläche ziehend, ein weiterer ebenfalls 
sehr intensiver, ca. 1/2 cm breiter Schattenstreifen, welcher dem eigentlichen Herzkernschatten fest 
angelagert ist (bei der Durchleuchtung ist dies wesentlich besser als auf der Platte zu sehen, vgl. 


' Skizze a und Tafel XII, Fig. 1): 


Wl 


ANALOGES 
un’ 
z Asse 


| aAa 
t i . 
i . Skizze a. Skizze b. Skizze c. 
am 20. III. 23 dce- 


tten wurden in der Frankfurter Röntgengesellschaft 


monstriert. 


MR / f 


4 


.XXXI, 2/3. Ausgedehntes „Panzerherz* als Zufallsbefund. | 265 


Links in der Vorhofgegend sehr deutliche präsystolische Pulsation des äußeren Schattenbandes. 
Im übrigen bewegt sich bei den systolischen Zusammenziehungen der einzelnen Herzabschnitte der 
äußere Schattenstreifen herzwärts, bei der diastolischen Erschlaffung wird er nach außen bewegt. Das 
innere Schattenband macht nun ausgiebigere Bewegungen als die mehr ruhigeren der: Außenkontur, 
und bei guter Abblendung ist deutlich erkennbar, wie bei der Diastole sich der zwischen den beiden 
Schattenstreifen befindliche, die Strahlen mehr durchlassende, und somit hellere schmale Raum ver- 
engert und die beiden Bänder sich einander nähern. Bei der Systole entfernen sie sich dann wieder von- 
einander. Noch deutlicher ist dies bei Durchleuchtung in Position 60° zu beobachten. Auf der in dieser 
Schrägstellung gemachten. Aufnahme sieht man um die ganze Herzkontur, Ventrikel- und Vorhof- 
gegenden einschließend, das äußere Schattenband als geschlossenen Kreis verlaufen, von welchem 
(aus dem der Vorderseite entsprechenden Bogen) zapfenartige Ausstrahlungen zum Herzschatten 
ziehen. Und in der Gegend des linken Ventrikels wieder den inneren Schattenstreifen, beide getrennt 
durch einen schmalen transparenteren Raum (vgl. Tafel XII, Fig. 2 und Skizze b). 

Bei weiteren Durchleuchtungen in den verschiedensten Positionen ist ersichtlich, wie das ganze 
Herz stets von dichten Schattenbändern eingerahmt ist. Besonders schön ist auch bei sagittaler Durch- 
leuchtung und ganz leichter Linksvornedrehung der am rechten Vorhofbogen herauflaufende und zum 
Gefäßband ziehende Schattenstreifen zu sehen. Eine Aufnahme im 1. Schrägen zeigt die Herzsilhouette 
von einem Gewirr von dünneren Schattenspangen bedeckt (vgl. hierzu Tafel XII, Fig. 1 und 3, sowie 
Skizze a und c). Gefäßband frei von Schattenstreifen. 


Daß es sich in dem vorliegenden Falle um Kalkablagerungen im Herzbeutel, um ein so- 
genanntes „Panzerherz‘“ (Pericarditis calculosa) handelt, ist wohl zweifelsfrei. Derartig dichte, 
das Herz allseits wie einen Panzer einschließende Schattenbänder und Streifen können nur kalk- 
haltiges Gewebe sein, denn nur dieses gibt so intensive, deutliche Verschattungen. 

Die ersten Untersuchungen von Verkalkungen am Herzen mittels des Röntgenverfahrens 
wurden von anatomischer Seite 1908 durch Simmonds an herausgenommenen Leichenherzen 
vorgenommen, der für die verschiedenen Arten von Verkalkungen (am Perikard, Myokard, Endo- 
kard und den Herzarterien) charakteristische Schattenanordnungen fand und der Ansicht war, 
daß es bei weiterem Fortschreiten der Technik auch intra vitam gelingen würde, diese Verände- 
rungen röntgenologisch zu finden. Diese Erwartung hat sich nun nicht erfüllt, denn der Nach- 
weisintrakardialer Verkalkungen am Lebenden ist bisher nicht gelungen, wohl aber 
sind inzwischen einige Fälle von perikardialen Kalkablagerungen mitgeteilt worden. Als 
erste teilten Schwarz und Grödel diesbezügliche Fälle 1910/11 mit, und 1911 konnte 
Schwarz über einen weiteren, Rieder später über 2 einschlägige Fälle berichten. Während es 
sich nun bei den bisher genannten Fällen um mehr oder weniger große Kalkablagerungen im Be- 
reiche des linken Ventrikels handelte, konnte W eil 1915 einen Fall von Kalkablagerung, der — 
die Vorhöfe freilassend — beide Ventrikel betraf, mitteilen. 1922 hat dann Rüppel die 
Röntgenplatten eines ähnlichen Falles demonstriert. Und jüngst hat Zehbe einen Pan- 
zerherzfall beschrieben, der reichliche Kalkablagerungen im Bereiche des rechten Ventrikels 
und Vorhofs und nur eine geringfügige Beteiligung des linken Herzens zeigt, und der die 
anatomischen Befunde F. E. Müllers, daß nämlich die Kalkablagerungen am rechten 
Herzen beginnen, röntgenologisch bestätigt. Schließlich findet sich noch bei Brauer, sowie 
bei Aßmann und Munck je eine Abbildung mit Kalkablagerungen am linken Herzrand, und 
Klason hat (nach Aßmann) einige selbst beobachtete Fälle mitgeteilt. Weitere hierher ge- 
hörige Fälle haben wir in der uns zugänglichen Literatur nicht gefunden. 

Was nun den von uns beobachteten Fall betrifft, so ist die enorme Ausdehnung der perikar- 
dialen Kalkablagerungen auffallend. Das Herz ist vollständig von dem ‚Panzer‘ umgeben, der 
außer den beiden Ventrikeln — wie es bereits Weil und Rüppel bei ihren Fällen sahen — 
hier auch beide Vorhöfe mit einrahmte. Dabei zeigte der Herzkernschatten bei enger Einblen- 
dung innerhalb der Kalkumschließung eine gute und ungehemmte, durch das Nachgeben des 
elastischen Panzers ermöglichte Pulsation; insbesondere auch eine ausgiebige diastolische Er- 
weiterung. Die eingelagerten Kalkspangen — nach der Aufnahme im 1. Schrägen handelt es 
sich im wesentlichen um Spangen — sind also nicht fest miteinander zu einer starren unnach- 
giebigen, die Herzbewegung einengende Hülle konsolidiert, sondern passen sich infolge ihrer Be- 


266 a Hecker. i C0 XXXIŽ}8, 


A E AE untereinander, ähnlich ‚wie die Schuppen eines Panzo den han 


schwankungen des eingehüllten Körpers an. F.E. Müller fand bei seinen anatomischen Unter- 
suchungen gleichfalls Beweglichkeit der einzelnen Kalkfragmente untereinander. 


Weiter bemerkenswert ist nun, das um den untersten Abschnitt des linken Ventrikelbogens 
zur Herzunterfläche. laufende, scharfe innere Schattenband. Dieses liegt dem Herzkernschatten 
— wie erwähnt — fest an und teilt seine Bewegungen, die unabhängig und deutlich von den : 
_ weniger ausgiebigen Bewegungsvorgängen der äußeren Schattenkontur abgrenzbar sind. Dieser 


Befund dürfte m. E. anzeigen, daß es nicht nur zu Verkalkungen in den Adhäsionen der Peri- 
kardblätter, sondern wohl auch zu solchen im Epikard gekommen ist. Zu. 

Die klinische Untersuchung ergibt i im Gegensatz zu diesen röntgenologisch nachgewiesenen 
anatomischen Veränderungen des-Perikards stehend, auffallenderweise objektiv keiner- 


lei nachweisbaren pathologischen Befund am Herzen. Es fehlt die für . 
- Perikarditis charakteristische systolische Einziehung in der Spitzengegend, sowie der Pulsus 


paradoxus: Auch finden sich nicht die geringsten Anzeichen für eine Zirkulationsstörung, viel- 


mehr zeigt das Herz bei den Funktionsprüfungen eine vorzügliche Leistung. Subjektiv gab 


N 


der Untersuchte in der ersten Zeit nur ein leichtes Druckgefühl in der Herzgegend an, das aber 


nunmehr, seitdem er inzwischen eine Zivilstellung angetreten hat, und damit aus den unlieb- 
samen, ihn bisher sehr 'erregenden dienstlichen Verhältnissen ausgeschieden ist, fast ganz ge- 


schwunden sein soll. Er fährt beschwerdefrei Rad, macht mühelos große Spaziergänge. 
Die Krankengeschichte ist kurz folgende: l 


Vorgeschichte: Nie &rnatlich krank, nie Polyarthritis. Früher starker Importenraucher. 1910 


bis 1914 in China bei der Schutztruppe aktiv. Infectio venerea negatur. Alcohol abusus abgelehnt. 
Hat in letzter Zeit sehr viel dienstliche und häusliche Aufregungen. Will seit. Anfang 1922 leichtes 


| Druckgefühl in der Herzgegend haben, sonst keine nennenswerten Beschwerden. Status: Kräftig ge- 


bauter Mann, frische Gesichtsfarbe, keinerlei Anzeichen von Zyanose. Lungen zeigen völlig regel- 
‚ rechten Befund. Abdomen weich, kein nachweisbarer Aszites. Leber schließt mit Rippenbogen. Milz 
nicht vergrößert, Urin frei von Eiweiß und Zucker. Nervensystem: Patellarreflexe lebhaft, sonst o. B. 

. Herz: Masse (nach Ortlhodiagramm): Med. L: 8.0 cm, Med. R: 4.0 em, Längsdurchmesser: 12,5 cm. 
Spitzenstoß im 5. I. C. R. in der Brustwarzenlinie von gewöhnlicher Stärke. Keine abnorme Pulsation 


in der Spitzengegend, kein eingezogener Spitzenstoß. Töne rein, von gewöhnlicher Stärke. Über dem ` 


2. und 3.1. C. R. links neben dem Sternum gelegentlich Spaltung des 2. Tones. 2. P. T. nicht akzentuiert. 
Puls .regelmäßig, 72—76 pro Minute, gleichmäßig, kein Pulsus paradoxus. Vor 10 Kniebeugen 76, 


nachher 88, nach einer Minute wieder 76.. Vor Treppensteigen Anfangswert 18 pro Viertelminute, 


. hinterher 31 — 28 — 23 — 18 — 18 pro Viertelminute gezählt, dabei keine Dyspnoe. ` Blutdruck 
100/70. mm Hg. (R.-R.). Elektrokardiogramm. zeigt völlig regelrechtes Bild. 


| Bei den bisher mitgeteilten Fällen fanden sich demgegenüber in.Übereinstimmung mit den 
-= röntgenologisch nachgewiesenen pathologischen Herzbeutelveränderungen fast durchweg sub- 
_ jektiv und objektiv Zeichen schwerster Zirkulationsstörungen. Es seien hier besonders die Fälle 
von Schwarz, Rieder und Weil genannt, die als Folge ihrer chrönischen Zirkulations- 
störungen dazu das Bild: der ausgesprochenen Pickschen Pseudoleberzirrhose’ boten. Der von 
. Zehbe mitgeteilte Fall zeigte subjektives Wohlbefinden, objektiv dabei allerdings bereits „die 
ersten Anzeichen einer beginnenden Herzinsuffizienz infolge der Concretio pericardii“. 

Auf die bisher ungeklärte Frage der Ätiologie der Kalkablagerungen, bei der die Tuber- 
kulose vielleicht eine Rolle spielt, soll hier nicht näher eingegangen werden. Ich verweise auf die 
diesbezüglichen Ausführungen von Weilund F. E. Müller. Jedenfalls muß eine Entzündung 
der Perikardblätter vorausgegangen sein. ‚Diese hat im übrigen — wie so häufig — auch auf die 
Pleura übergegriffen, denn es findet sich jetzt als Resterscheinung dieser Pleuritis eine Oblitera- 
tion des linken Pleuro-Kostalwinkels. Wann diese Perikarditis bestanden hat, ist allerdings 


nicht zu entscheiden. Sie ist symptomlos verlaufen, da die Anamnese keinerlei diesbezüglichen 


Hinweis gibt. Dies würde ja auch der klinischen Erfahrung entsprechen, nach der die Perikar- 
ditis sich oft unbemerkt abspielen kann, worauf bereits Letulle 1879 hinwies, indem er sich 


! 


} 


XXXT,2/3. Ein Fall von kongenitalem Femurdefekt mit postnataler Entwicklung des Knochens. 267 


dahin aussprach, daß unter allen entzündlichen Affektionen innerer Organe die Perikarditis am 
häufigsten dem Arzt verborgen bleiben kann. 

Der mitgeteilte Fall ist bemerkenswert, einmal durch die gewaltige az der Kalk- 
einlagerungen, die — wie bei den bisher veröffentlichten Fällen nicht beobachtet — sämtliche 
Herzhöhlen betrifft. Die Einlagerungen scheinen sich außer zwischen den perikardialen Adhä- 
sionen, die nicht sehr derb sein müssen, auch im Epikard zu befinden. Ferner ist bei ihm das 
Fehlen von subjektiven und objektiven Störungen von seiten des Herzens, das durchaus gute 
Funktion zeigt, als auffallend hervorzuheben. Der Befund des „Panzerherzens“ war ein rein zu- 
fälliger und zeigt, daß eine selbst so ausgedehnte Pericarditis calculosa nicht immer zu schweren 
Herzstörungen führen muß. 


Literatur. 


Simmonds, Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, Band XII, Seite 371. 
Schwarz, Wiener klin. Woch., 1910, S. 1823. 

Grödel, Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen, Band, XVI, S. 337. 

Schwarz, Wiener klin. Woch., 1911, S. 1541. í 
Rieder, Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen, Band XX, S. 50. 

Weil, Fortschr. a.d. Gebiet d. Röntgenstr., Band XXI, S. 489. 

Rüppel, Fortschr. a. d. Gebiet d. Röntgenstr., Band XIX, S. 248 (Sitzungsbericht Bonn). 

Zeh be, Fortschr. a. d. Gebiet d. Röntgenstr., Band XXX, S. 32. 

F. E. Müller, Fortschr. a. d. Gebiet d. Röntgenstr., Band XXV, S. 231. 

Brauer, Grundriß und Atlas der Röntgendiagnostik von Groedel, S. 307. 

Aßmann, Klin. Röntgendiagnostik, 2. Aufl., S. 105. 

Munk, Grundriß der gesamten Röntgendiagnostik innerer Krankheiten (1914), S. 100. 
Letulle Recherches sur les pericardites, Gazette médicale de Paris, 1879/1880 (cit. nach Rieder). 


Aus der chirurgischen (Prof. Alex. Fraenkel) und der Röntgenabteilung (Prof. 
R. Kienböck) der Allgemeinen Poliklinik in Wien. 


Ein Fall von kongenitalem Femurdefekt mit postnataler Entwicklung 
des Knochens. 
Von 
Privatdozent Dr. Guido Engelmann. 
(Hierzu Tafel XII, Fig. a, b, c.) 


Der angeborene Femurdefekt ist eine in mehrfacher Beziehung hochinteressante, dabei recht 
seltene Mißbildung; es dürften davon in der uns zugänglichen Literatur bisher gegen 80 Fälle be- 
schrieben sein. 


Es sei hier ein in seiner Art noch nicht beobachteter Fall eingehend mitgeteilt. 


Beobachtung. 


Leopoldine K.,19 Tagealtes, kräftiges Mädchen. Wird am 9. Februar 191 
in die chirurgische Ambulanz zur Behandlung gebracht. 

Anamnese. Geboren am 21. Januar 1921; das erste Kind normal gebauter Eltern. Der Verlauf 
der Schwangerschaft und der Geburt normal. 

Von den klinischen und radiologischen Befunden, die sich im Laufe der Beobachtung ergeben 
haben, sollen im folgenden sechs ausgewählte Stadien besprochen werden. Die Röntgen- 
bilder sind bei Rückenlage aufgenommene Hinterbilder (Strahlenrichtung von vorne .nach hinten), 
wobei das affizierte Bein sich manchmal in Außenrotation befindet (laterale Seitenbilder). 

Erster Befund. Die linke untere Extremität zeigt eine sehr starke Verkürzung, 
bei Rückenlage steht das linke Kniegelenk fast in gleicher Höhe mit dem rechten Trochanter 
major. An Stelle des Oberschenkels ist eine dicke, ganz kurze, wulstige 


268. er Engelmann. | | XXXI, 2/3. 


Fleischmasse zu tasten. Selbst beim gonauesten Palpieren der ak 
masse fühlt man.keinerlei knöchernes ‘oder knorpeliges Femurrudiment. 


Das Kniegelenk ist nicht ganz streckbar. Die beiden Unterschenkel und Füße sind gleich lang, resp. 


gleich groß, und weisen keinerlei. Abnormitäten auf. Das Kind bewegt die linke untere Extremität 


aktiv durch Baumeln. Man ist imstande, das linke Bein im Bereich des Oberschenkels vollkommen um 


180 Grad — sowohl. nach innen, wie nach außen — zu torquieren. 


AnderlinkenHand besteht auch ein Defekt, es sind bloß Daumen, Zeige- und Mittelfinger 

vorhanden, die beiden letzteren. miteinander verwachsen; die Strahlen IV und V, und zwar 
 dieMetakarpensowiediePhalangen fehlen. Sonst finden sich am Körper des Kindes 
keine Defektbildungen, auch keine Hyperplasien. 


KlinischwirddemaachderFallals LS = totaler,kongenitaler 


| Öberschenkeldbtekt angesprochen. 


‘Röntgenbild:. (Das Bild ist durch Unruhe. des Kindes unscharf.) Becken und rechter Ober- 


schenkel ohne Besonderheit. Linke Unterextremität: Das Knie steht etwa in der Höhe der Vulva... 
. Zwischen dem Gebiet des Knies (Tibia) und der Hüftgelenkspfanne kein deutlicher Knochenschatten 
erkennbar. ‚Von den Außenkonturen der regionären Weichteile nur der untere Gesäßkontur und sehr: 


verkürzte Dorsalkontur des Oberschenkels vorhanden, ein Kontur der Beugeseite des Oberschenkels 


‚dagegen nicht auffindbar, nur ein „leerer“, spitzer Winkel zwischen Gesäßkontur und Unterschenkel- 

| kontur vorhanden. (Textfigur 1.) A 

| Beginn einer Es enelonspen T an der erkrankten Unterextremität, bei 
gleichzeitiger Abduktionsstellung d des Beines.. 


v 


-`` Bild1. Das Kind 19 Tage alt. Im lin” Bild 2% Das Kind 8 Wochen alt. Im 


ken Femur kein Knochen. (Der dunkle linken Femur enthält der Schaftteil im 
| Punkt ist die obere Tibiaepiphyse,) ‘ unteren Abschnitt eine Knochenrinden- 
| masse. 


Zweiter Befund. Ende März 1921. Das Kindetwa 8 Wochen alt. 


Röntgenbild. Am Weichteilbild des verkürzten linken Oberschenkels sind die Zeichen einer: 
Querrunzelung (abnorme Hautfalten entsprechend der stark verkürzten, aber-an sich langen Weich- ` 


teile) vorhanden.. Im Gebiet der Oberschenkelmuskelmasse ist ein kleiner (linsengroßer), oblonger, 
ringsum unscharf begrenzter Schattenherd von Knochendichte deutlich sichtbar. Er entspricht 


. seiner Lage nach dem verknöchertendistalen Schaftende des Femur, er liegt näm- 
‘lich genau in der Mitte des Querdurchmessers der Oberschenkelweichteilmasse, dabei aber nicht auch in 


der Mitte des Längsdurchmessers, sondern der Kniegegend (mit den direkt nicht sichtbaren Epiphysen 
des Femur und der Tibia, ferner dem normalen dunkeln Tibiaschaftbild) viel näher als dem Becken- 
knochenbild. (Textfigur 2, Tafelfigur a.) 


Dritter Befund. Anfang Mai 1921, das Kind etwa 15 Wochen (fast 4 Monate) alt. 
Rönt ge n bild. Alle Teile erscheinen gewachsen. Von der linken Oberschenkelweichteil- 


masse ist nicht nur ein Dorsalkontur, sondern auch ein Beugeseitenkontur vorhanden. Vom Femur sind 
zu sehen: ein verknöcherter Schaftteil und der distale Epiphysenkern; der 


Schaftteil erscheint als langgestreckter, gekrümmter, unregelmäßig gestalteter Knochen, von der Ge- 
stalt und Größe etwa wie eine Fingerendphalanx, er ist aus drei Teilen zusammengesetzt, aus einem 
großen, plumpen distalen, einem viel kleineren länglichen mittleren, und einem noch kleineren, ähnlich 


} 


. 


XXXI, 2/3. Ein Fall von kongenitalem Femurdefekt mit postnataler Entwicklung des. Knochens. 269 


Bild 3. Das Kind 4 Monate alt. Der linke 

. Femur enthält im Schaftteil eine eigen- 

tümlich geformte, zusammengesetzte Kno- 

chenrindenmasse und in der unteren Epi- 

physe einen Knochenkern. (Das schraffierte 

Gebiet entspricht der Höhlung in der 
Schaftrindenmasse,) 


E) 


Bild 4. Das Kind 8 Monate. alt. Der linke 


Femur enthält eine besser, aber noch nicht nor- 

mal geformte Schaftrindenmasse, ferner nicht nur 

in der unteren, sondern auch in der oberen Epi- 
physe einen Knochenkern. . . 


geformten, aber zugespitzten proximalen Teil. Dieser Knochen entspricht dem stark verküm- 
mertenFemurschaftinseinerganzenLänge, und zwar in den zwei länglichen Teilen. 
dem perichondral verknöcherten dorsalen Abschnitt des Femur, in dem distalen plumpen Teil (man 
vergleiche es mit dem Knochenstück, welches in Bild 2 allein sichtbar gewesen und seither stark ge- 

. wachsen erscheint) der perichondralen Verknöcherung iu der ganzen Dicke des Femur. Distalwärts 

. anstoßend ist eine etwa normale, untere größtenteils knorpelige Epiphyse vorhanden, erkennbar. 
am zentralen, zirka linsengroßen Knochenkern. Keine Zeichen von Verschiebung oder anderer Ver- 


} 


Ç S 


f, 
À K 


\ 


Bild 6. Das Kind 2 Jahre alt. Der linke 


Bild 5. Das Kind 1 Jahr alt. Femur ist recht gut geformt und kräftig, die . ae ae 
Der linke Femur ist ähnlich Höhlung ist verschwunden, aber der Knochen Bild ?. Das Kind: 2 Jahre alt. 
wie früher verunstaltet, die ist nur !/, so lang wie der rechte. (Die Bil- Es steht infolge der starken Ver- 
Höhlung an der Beugeseite der sind auf t/a der natürlichen Größe ver- kürzung des linken Oberschen- 


hoch oben noch vorhanden. 


Fortschritte a. d, Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 


kels schief. 
35 


\ 


270 ae j Engelmann. E _ XXXI, 2/3. 


Cad 


aa pP a 
4 
i 
Í 


änderung am Kniegelenk; dieses erscheint gebeugt, im übrigen normal. Im Gebiet des Hüftgelenks 
eine kurze „freie“ Strecke (wahrscheinlich die nicht sichtbare, nicht verknöcherte Epor ent- 


naltend): (Textäigur 3, Tafelfigur b.) u x 


Vierter Befund. September 1921, das Kind 8 Monate alt. 


Ri önt g enbild. Das ganze Skelett ist beträchtlich gewachsen, auch der linke Femur. Der 


un t ere Epiphysenkern ist bedeutend größer geworden; der Schaft — wie im vorigen Bild 
zu erkennen — ausdreiStücken hervorgegangen, hat sich gestreckt, verbreitert (ist ungefähr so 
breit wie der Femurschaft des andern Beines) und ist jetzt nicht nur im distalen Teil recht schön ge- 
formt, sondern auch in den anderen zwei Teilen etwasregelmäßigergeworden; das distale 
und mittlere Stück sind bereits unkenntlich miteinander verschmolzen, der proximale Schaftteil aber 
noch durch untere Spaltbildung und dorsale Wulstung gegen den distalwärts anstoßenden „mittleren“ 
Teil markiert; diese beiden Stücke sind auch noch immer an der Beugeseite etwas defekt. Es ist auch 


einproximaler Er p iphysenkern sichtbar, zirka hirsekorngroß, nicht besonders dunkel. (Text- 


figur 4.) 


Fünfter Befund. Jentri 1922, das Kind 1 Jahr ir 


Röntgenbild. Das ganze Skelett, auch der linke Oberschenkel, ist bedeutend ge- 
‘wachsen, die Spalte zwischen den beiden Schaftstücken noch immer vorhanden, die Beugeseite noch 
eine Spun defekt. Der proximale Epiphysenkern ist bereits groß. (Textfigur 5.) . 

\ 


Sechster Befund. Januar 1923,das Kind2 Jahrealt. 


Das Kind ist gut gediehen, 84 cm hoch, 11% kg schwer, gut genährt. Die derzeitigen Maße 


betragen: 
| links rechts 
Spina ant. sup.-malleol. int. 31 cm 39 cm 
Spina ant. sup.-Kniegelenkspalt 13 , 20% „ 
Trochant. maj.-Kniegelenkspalt 10  „ 17%, 
Kniegelenkspalt-malleol. ext. 18% „ 19 , 
Umfang des Unterschenkels 19% „ - 20 


Das linke Bein ist um 8 cm kürzer als das rechte, das Kind steht dementsprechend schief, die 
linke Extremität ist vollkommen 'belastungsfähig. Das Kind setzt die linke untere Extremität beim 
Gehen zum Ausgleich in Spitzfußstellung auf. Der Gang ist hinkend. 

Röntgenbefund, Untersuchung im Zentral- Röntgeninstitut im allgemeinen Krankenhaus, 
Vorstand Prof. Dr. G. Holzknecht. (Mehrere Röntgenaufnahmen.) 


‚Das Skelett hat sich im ganzen im normalen Maße weiterentwickelt, auch der linke Ober- 


schenkel, er ist sehr gewachsen, länger als der halbe rechte, normale Oberschenkel, dabei in allen 
‚Teilen dick, sehr wenig verunstaltet. Die früher vorhandene Spalte oder Einschnür ung ist geschwun- 
den, es besteht hier nur noch eine leichte Verdickung oder Knickung, im ganzen zeigt der Knochen 
eine plumpe „zu stark geschwungene“ Form. (Textfigur 6, Tafelfigur c.) 


Besprechung. 


Es handelt sich, wie ersichtlich, hier um einen Eee en Fall son 
Be angeborenem, einseitigen Femurdefekt (linksseitig). 


ZurZeitdererstenAufnahmedesdamalsnur2% Wochenalten Säug-- 


lin gs war bei der äußeren Untersuchung des linken Oberschenkels (Inspektion, Palpation, Funk- 
. tionsprüfung) ein hochgradiger einseitiger Femurdefekt zu konstatieren, ans cheinend 
geradezu ein vollständiger, ohne daß wir irgendwelche direkte nn für das 
"Vorhandensein einer festen Hemurmasse gehabt hätten. 

Die Röntgenuntersuchung bestätigte die Diagnose; an jener Seite war ‚kein 
knöcherner Femur nachweisbar, während sich an der anderen Seite, entsprechend dem normalen 
äußeren Befund, ein fast 10 cm langer normaler Oberschenkelknochen zeigte. Außere ‚Unter- 

| m. und Röntgenbild ergaben also einen übereinstimmenden Befund. | 

. (Wie sich später gezeigt hat, war allerdings unsere Annahme nicht bis ins Detail zutreffend, 
nä ala insofern nicht, als wir damals meinten, auch das Rudiment eines Femur;: eine binde- 
gewebig-knorpelige Anlage, ein sogenannter „Schenkelstrang“ fehle vollkommen.) 


XXXI, 2/3. Ein Fall von kongenitalem Femurdefekt mit postnataler Entwicklung des Knochens. 271 


Unsere Aufgabe erschien nun, dem Kinde trotz des Defektes ein möglichst funktions- 
tüchtiges und belastungsfähiges Bein zu verschaffen, und zwardurchStreckungderstark 
zusammengezogenen, aber anscheinend kräftigen Muskelmasse des 
Oberschenkels (zur Vorbeugung einer weiteren Schrumpfung der Weichteile) für eine 
spätere Implanation eines Knochenstückes Platz zu schaffen. Diese 
Extension wurde bei gleichzeitiger Abduktionsstellung des Beines. 
vorgenommen, da aus der Literatur bei unserer Mißbildung das so häufige gleichzeitige Vor- 
kommen von Coxa vara oder einer damit verwandten subtrochanterischen Schaftknickung mit 

Sperrung der Abduktion bekannt war (siehe Drehmann, Z. f. o. Ch., XI. Bd., 1903, und 
Engelmann, Z. f. o. Ch., XXXV. Bd., 1915). Es hat sich aber dann ein uner- 
warteter Vorgang gezeigt, es hat sich postnatal, förmlich unter 
unseren Augen, ein totaler, neuer Femur entwickelt. Dadurch ist 
auch weiterhin die zuerst geplante Implanation eines Knochenspanes 
in den Oberschenkel unnötig geworden. Ä | 

Schon bei dem zwei Monatealten Kinde zeigt sich bei der Röntgenuntersuchung 
im Oberschenkel ein deutlicher, etwa linsengroßer Knochenkern; dieser ist also als 
‚erstes, perichondral verknöchertes Gebiet des Femurschaftes anzusehen. Das Knochenstück ent- 
. spricht nach seiner Lage dem distalen Schaftteil, es befindet sich nahe dem unteren Pol eines ver- 
nıuteten nunmehr etwa 3 cm langen Femurknorpels oder Bindegewebstranges. 

Bei dem vier Monatealten Kinde zeigt sich der Oberschenkel überraschend schnell 
weiterentwickelt, derSchaftteilist nun zum größten Teil mit perichondral gebildeter, knöcher- 
ner Rindenmasse (fester Kortikalis) versehen. Er besteht ausdrei Stücken, die durch 
Einschnürungen voneinander getrennt sind, so daß der Befund eines Bruches vorge- 
täuschtwird. Das distale Stück ist — wie auch nach den früheren Befunden nicht anders zu 
erwarten war — am größten, es nimmt die ganze Breite einer ziemlich großen, im ganzen wahr- 
scheinlich vor allem knorpeligen Anlage ein; dann folgt ein kleineres, längliches Stück, Zwischen- 
stück“, und endlich ein ähnlich gestaltetes, zugespitztes, proximales Stück. Die beiden letztgenannten 


Bild 8 Das Kind 4 Monate 
alt. Die kranke Oberschenkel- 
gegend des dritten Röntgen- 
befundes (Textbild 3) geson- 
dert gezeichnet, konstruktive 
Ergänzung der im Original 
nicht sichtbaren Konturen. 
(Die Knorpel und Periost-Konturen 
sind mit unterbrochenen Linien ge- 
zeichnet.) Im Femur sind folgende 
vier Knochenstücke enthalten: der 
distale Epiphysenkern und die drei- 
teilige Schaftrindenmasse: ein gro- 
Bes distales Stück, ein kleineres 
Mittelstück und ein noch etwas klei- 
neres proximales Stück; von diesen 
drei Schaftrindenstücken nimmt das 
erste die ganze Schaftdicke ein (von 
‚der Streck- bis zur Beugeseite), die 
zwei anderen kleineren Stücke stel- 
len die verknöcherten dorsalen Teile 
dar, der an der Unterseite des Fe- 
mur gelegene Abschnitt ist hier 
nicht verknöchert. Die drei Stücke erscheinen im Bild nicht einheitlich, sie tragen an den unteren Rän- 
dern hellere Randzonen, diese erklären sich dadurch, daß die knöchernen Massen Schalen sind und daß 
— entsprechend einem schrägen Einfallen. der Strahlen — die lateralen und medialen Teile (Ränder) nicht 
in gleicher, sondern in verschiedener Höhe projiziert sind. 


35 * 


272 i | er + Engelmann. i u XXXI, 23. 


vorigen Bildes in anderer Darstel- 


‚terseite (Unterseite), d. distales Ende (Knie- 
. ende), p. proximales Ende (Hüftende). 


Epiphyse mit dem Kern (Kondylen), 2, 3 
und 4 die verknöcherten Schaftteile, 5 die 
proximale knorpelige Epiphyse (Kopf), 


wicklung stark gestörte Abschnitt. Kol- 
bige Endpunkte der Zeigerstriche. 
Punkt 1 bezeichnet die Stelle des Begin- 
nes der distalen Epiphysenknorpel-Verkalkung und Verknöcherung; 'Punkt 2 zeigt das mittlere Niveau 
der. Längsachse des Schaftteiles mit guter Schaftrindenverknöcherung; Punkt 3 und 4 kennzeichnen die 
dorsale Knochenrindenbildung; Punkt 5 bezeichnet die Stelle ‘des späteren Beginns der Verkalkung und 
Verknöcherunog der Kopfepiphyse; Punkt 6 kennzeichnet die Mitte des Gebietes der Störung der Femur- 


entwicklung an der Beugeseite, dieser Punkt liegt proximalwärts von der Schaftlängenmitte. Quer- 


zonen: a distale Epiphysengrenze (spätere Fuge), b Spalt zwischen dem distalen und mittleren Schaft- 


 rindenstück, c Spalt zwischen dem mittleren und proximalen Schaftrindenstück, d proximale Epiphysen- 


grenze (spätere Fuge). 


‘Stücke gehören dem dorsalen Teile des Femur (Knorpels oder Bindegewebstranges) an. Außer- 
. dem ist bereits eine große distale knorpelige Epiphyse vorhanden, welche schon einen zen- 


tralen Knochenkern enthält. Von einer proximalen Epiphyse ist — mangels eines Knochen- 
kerns — noch nichts zu sehen. | = 
Auf Grund dieses bei dem vier Monate alten Kinde erhobenen Befundes — eines be- 


sondersinteressanten Stadiums der Entwicklung des Teiles — läßt sich durch kon- 
struktivergänzte Knochenskizzenein genaueres Stadium der Wachstumsstörung unseres Falles 
vornehmen (Textfiguren 8 und 9). Es zeigt sich dabei, daß das Zentrum der Wachs- 
tu msstörung an der Beugeseite des subtrochanterischen Schaftteiles 
liegt (vgl. auch Reiner, Z. f.o. Ch., IX. Bd., 1901, mit einem Versuch der Erklärung dieses 
so häufig wiederkehrenden charakteristischen Sitzes der beginnenden Störung). 

Bei dem acht Monate alten Kinde, also nur vier Monate später, ist bereits ein 
großer, verhältnismäßig wohlgebildeter Femurknochen vorhanden. Vom 
Schaftteil erscheint das distale Stück am besten entwickelt, es ist nun mit dem „Zwischenstück“ 
fast unkenntlich verschmolzen, das proximale Stück ist aber noch immer vom übrigen Abschnitt 
` durch eine Spaltbildung an der Beugeseite und Wulstung an der Dorsalseite geschieden, die beiden 
letztgenannten Teile sind auch an der Beugeseite noch immer — wenn auch bereits viel weniger — 
defekt; diedistale Epiphyse enthält einen großen, die proximale Epiphyse einen 
. ganz kleinen, kaumsichtbaren Knochenkern. 

Bei dem ein Jahralten Kinde hat sich der Femur noch viel besser entwickelt, ist 
etwa 9 cm lang, plump, die genannte Einschnürung und Wulstung am Schaftteil ist 
zum Teil noch vorhanden, die beiden Epiphysen sind groß und gut entwickelt. i 

Bei dem zwei Jahre alten Kinde ist der Femur recht gut ausgebildet, 
über 11 em lang, dabei plump, an der früheren Einschnürungsstelle etwas wulstig 


gestaltet und leicht verbogen, im Gebiet des Schenkelhalses aber keine Coxa vara, vielmehr eine 


Coxav alga vorhanden. (Der normale Femur der rechten Seite ist dagegen etwa 22 cm lang, 
im mittleren Schaftteil dünner, in den Epiphysen dagegen dicker als der affizierte Femur.) Die 
Funktion der benachbarten Gelenke ist eine gute, das Kind aber durch die 


Bild9, Der konstruierte Femur des 


lung. v. Vorderseite (Dorsalseite), h. Hin- 


Zeigerstriche. 1 die distale knorpelige : | 


:6 der noch nicht verknöcherte, in der Ent- -- 


| 


XXXT, 2/3. Ein Fall von kongenitalem Femurdefekt mit postnataler Entwicklung des Knochens. 273 


beträchtliche Verkünmerung des einen Femur mit entsprechender Verkürzung des Beines im 
ganzen doch verunstaltet, im Stehen und Gehen gestört. Bei Belastung der linken unteren Extre- 
mität sucht das Kind durch Beckensenkung die Längendifferenz auszugleichen (s. Photographie, 
Textfigur 7). 

Über die Bedeutungunserer Extensionsbehandlung für die Raschheit und 
Güte der Entwicklung des kranken Knochens läßt sich natürlich nichts Bestimmtes aussagen, sie 
dürfte aber wohl eine beträchtliche Beschleunigung und Verbesserung der Entwicklung bewirkt, 
vor allem die Wachstumsrichtung günstig beeinflußt haben. - | 


So hat sich also die Entwicklung desergriffenen Femur im ganzen 
hochgradig verspätet und kümmerlich gestaltet, es hat sich aber 
schließlich doch —.in Stellvertretung einer normalen Embryonalent- 
wicklung des Skeletteiles — postnatal ein ähnlicher Vorgang ab- 
gespielt,sodaßdas früher Versäumtedannzum großen Teil nachgeholt 
worden ist. N 

Hier sollnoch einVergleichder EntwicklungunseresdifformenFemur 
mit dem normalen Vorgang gegeben werden. 

1. Der Beginn der Femurschaftverkn öcherung findet normaler- 
weise in der siebenten bis achten Embryonalwoche statt; in unserem 
Falle beiläufig um die Zeit der ersten Wochen nach der Geburt, dabei 
nicht in der Längenmitte des Schaftteiles des Knorpels (Stranges), 
sondern im distalen -Schaftteil. 

2. Die Verknöcherung des ganzen Schaftteils (die perichondrale Ossifi- 
kation, die Bildung der knöchernen Rindenmasse mit der Markraumbildung) verläuft beim 
Normalen ungefähr im dritten Embryonalmonat; in unserem Falle ist 
sieim vierten Lebensmonatnoch rechtschlecht, betrifft zwar die ganze Länge, 
aber nicht die ganze Dicke des Knorpels. Die proximalen Schaftteilesind vielmehr 
ander Beugeseite sehr defekt, der Schaftknochen ist dadurch sehr ver- 
unstaltet, nicht nur sehr verkürzt, sondern auch verdünnt, dabeı 
gekrümmt und dreiteilig; noch beim einjährigen Kinde ist der Femurschaft 
an einer Stelle eingeschnürt und an der Beugeseite defekt, beim zweijährigen Kinde ist 
er es wohl nicht mehr, er ist aber doch noch etwas verunstaltet, vor allem fastumdie Hälfte 
zu kurz. o RS o pere 

3. Der Knochenkern in der distalen Epiphyse erscheint beim Nor- 
malen in der Mitte des neunten Embryonalmonats; bei unserem Kinde 
im dritten Lebensmonate. | 

4. Der Knochenkern in der proximalen Epiphyse zeigt sich beim 
Normalen in der Mitte des ersten Lebensjahres; in unserem Falle am 
Ende des siebenten Lebensmonates. 

Die Verzögerung der Entwicklung des Knochensistalsoim ganzen 
‘eineungleiche; sie beträgt z. B. hinsichtlich des Beginnes der Schaftverknöcherung sieben 
Monate, hinsichtlich der Ausbildung der Schaftverknöcherung etwas mehr; bei der distalen und 
proximalen Epiphysenbildung beträgt die Verzögerung nur etwa drei Monate resp. einen Monat. 

Beim Vergleiche mit den bisher in der Literatur veröffentlichten 
Fällen von kongenitalem Femurdefekt ist in unserem Falle von einer 
‚Affektion variabeln Grades und variabler Art zu sprechen. Der schwerste 
Grad wird durch das vollkommene Fehlen des Femurknochens zur Zeit der Geburt gebildet, der 
mittlere Grad durch das bloße Vorhandensein einer starken Verkürzung und leichten Knickung, 


t 


2a | ee a u Engelmann. ö | au XXT 


einer. allgemeinen gleichmäßigen, mäßigen Verkümmerung des Knochens zum Schlusse. (Über 
das Vorkommen des leichtesten Grades mit bloem Vorhandensein einer geringen Verkrümmung 
und Verdünnung des Knochens siehe die Beobachtung von Ranneft, Z. f. o. Ch., Bd. V, 1898.) 
Unser Fall müßte also zu den einzelnen Zeitpunkten in verschiedene Rubri- 
keneingereiht werden. | es 

‚. „Daraus geht hervor, daß fast allgemein angenommene Ünterein- 
teilungen dieser Anomalie ohne praktische Bedeutung, ja selbst ohne Berech- — 
tigung sind, zum Beispiel die bekannte, vielzitierte Einteilung der 
kongenitalen Femurdefekte von Reiner (l. c. 1901) in fünf. Gruppsi: 


1. Der Oberschenkeilnochen ist verkürzt und zugleich‘ in seinen Diekendimensonen: verjüngt, | 
alle Teile des Femur bilden ein zusammenhängendes Ganzes. | 

2. Der Oberschenkel existiert als zusammenhängendes Ganzes nicht, sondern ist in einzelne Teile | 
zersprengt. 
3. Die Zersprengung ist wie in Gruppe 2, aber jet kleine Rest des unteren Femurendes sitzt in 

‚Form eines Knochenzapfens der Tibia auf,’ohne daß es zur Ausbildung eines Kniegelenkes gekommen 

wäre. (Diese Fälle sind mehrfach als to t a le r.-Oberschenkeldefekt beschrieben worden.) 

‘4. Die einzelnen Teile des Oberschenkels bilden wohl ein zusammenhängendes Ganzes, jedoch ist 
der obere Anteil des Femurstabes auf embryonaler Form stehengeblieben; der Kopf liegt direkt in der 
Verlängerung des Femurschaftes, ein Hals existiert nicht; die Achse des’ Femur ist oben gegen das 
Becken zu abgebogen, das Kniegelenk gut zur Ausbildung gekommen. 

5. Die Deformität besteht bloß in einer extremen Verkürzung der nes die Epiphysen, das 
Bus und das Hüftgelenk, zeigen normale Entwicklung. 


Es ist nun interessant, daß wir an. unserem Fall allein nachein- | 
ander die klassischen Beispiele von drei dieser fünf Formen ausgebil- 
det sehen. Es ist daher für eine Klassifikation der in früher Kindheit. 
beobachteten Fälle wichtig,größere Rönt genbildserien anzulegen, um 
zu verfolgen, wie sich der ursprüngliche starke Defekt weiterhin ge- 
staltet. Wenn ferner Reiner sagt, daß eine Störung in der embryonalen Entwicklung im 
späteren Fötalleben oder im Postembryonalleben nicht mehr ausgeglichen wird, so ist dieser Satz 
dahin einzuschränken, daß zwar eine normale Entwicklung des betroffenen Teiles nicht mehr er- 
reicht wird, daß aber doch ein großer Teil der ursprünglichen PIORInE später wicaer ausgeglichen 
werden kann. | 
Über die verschiedenen Artender Entstehung der Anomälle hat Blencke 
(Z. £. o. Ch., Bd. IX, 1901) bereits ausführlich berichtet. Es stehen einander vornehmlich die 
Theorie 0 Vitium primae formationis und die rein mechanische 
Theorie, welche den kongenitalen Femurdefekt durch intrauterine Raumbeengung u. dgl. ent- _ 
standen wissen will, gegenüber. Welche der beiden Theorien für die Pathogenese unseres Falles 
herangezogen werden soll, läßt sich nach der Art der Veränderung nicht entscheiden. Der gleich- 
| zeitig bestehende Defekt an der linken Hand könnte vielleicht dafür sprechen, daß die Ätiologie 
„genotypisch“, schon in der Erbänlage bedingt sei. Andererseits kann man sich ganz gut denken, 
_ daß hier eine intrauterine Raumbeengung durch Oligohydramnie vorgelegen sei, oder daß andere 
mechanische, ‘während derGravidität wirkende Insulte mitgewirkt haben, dieDefekte zu erzeugen. — 
So hat jüngst Walzel (Ges. d. Ärzte, 1922) einen Fall von kongenitalem‘ Femurdefekt vorge- 
„stellt, wo. bei der Geburt fast gar kein Fruchtwasser vorhanden und die Nabelschnur derart kurz 
war, daß ihre Ligatur noch innerhalb der Scheide angelegt werden mußte. — Ja, selbst beide Ur- 
sachen, die endogene und exogene, können vielleicht gleichzeitig nebeneinander ein solches Wachs- 
tumsdefizit verschulden, dabei wäre natürlich das erstgenannte Moment das wesentliche, das zweit- 
genannte nur. sekundärer, speziell formativer Natur. Die Vermutung, daß es sich in unserem 
"Falle ursprünglich um intrauterine Brüche eines bereits gebildeten .knorpeligen oder ` 
knöchernen Femurs gehandelt habe, ist vollkommen abzuweisen; ist doch über .das Vorkommen 
einer so vollständigen Zertrümmerung und Auflösung eines bereits gebildeten Knochens im 


XXXI, 2/3}. Ein Fall von kongenitalem Femurdefekt' mit postnataler Entwicklung des Knochens. 275 


Embryo weder in der Literatur etwas bekannt, noch ließe sich ein solcher Vorgang morphologisch, 
physiologisch oder mechanisch ungezwungen erklären. 


Schlußsätze. 

1. In Fällen wie in unserem kann zur Zeit der Geburt an Stelle des Femur nur 
einedünne, weiche,knorpelige und bindegewebige Masse (Knorpeloder 
Perioststrang) als vorhanden angenommen werden; diese Masse kann in den dicken, kurzen, 
an sich aber recht gut ausgebildeten, nur stark kontrahierten, dabei doch weichen, überaus leicht 
knetbaren, torquierbaren und zusammenschiebbaren Oberschenkelweichteilen (Muskelmassen) 
weder getastet, noch im Röntgenbild nachgewiesen werden. Man vergleiche 
damit den Oberschenkel der anderen Seite, welcher nicht nur als Körperteil um vieles länger ist, 
sondern auch einen etwa 10 cm langen, festen, zum Teil bereits verknöcherten Femur enthält. 

2. Aus diesem Befund darf prognostisch nicht etwa geschlossen werden, daß die Stö- _ 
rung in ihrer ganzen Hochgradigkeit weiter bestehen bleiben werde, es ist im Gegenteil anzu- 
nehmen, daß sich später ein Knochen von beträchtlicher Gr ößeentwickeln werde, wenn auch 
hochgradig verkümmert. . 

3. Die Entwicklung kann durch geeignete therapeutischeMa Bnahmen beschleu- 
nigt und überhaupt gut beeinflußt werden und zwar durch Extensionsbehandlung. 

4. Es entwickelt sich zunächst in den ersten Wochen nach der Geburt durch perichondrale 
Ossifikation ein kleiner Knochen (Kortikalisdes Schaftes) und zwar so, daß zu- 
erst dasdistale epiphysentragende Schaftende gebildet wird. Während weiterhin 
dieses distale Stück recht gut heranwächst, wird nun — etwas später — auch am übrigen (mitt- 
leren und proximalen) Schaftteil Knochengewebe gebildet; es entwickelt hier aber nur eine 
dorsale, durch Einschnürungen mehrfach unterbrochene, gekri ümmte 
und verkürzte Spange (dorsale Kortikalis). 

5. Das Zentrum der Entwicklungsstörung (Hemmung) liegt also — wie 
überhaupt in den meisten Fällen — an der Beugeseite der proximalen Schaft- 
hälftein der subtrochanteren Gegend. 

6. Der ganze Schaftteil erreicht später samt den beiden Epiphysen nicht nur einebedeu- 
tende Größe, sondern auch eine bessere Form, er erscheint dann nur stark verkürzt und ein 
wenig verbogen. 

7. Dabei ist eine leichte Verkrümmung, Verdickungund Wulstungim Ge- 
biet des ursprünglich am allermeisten gestörten subtrochanterischen Schaftteiles vorhanden. Die 
Konvexität der Krümmung ist nach vorn und außen gerichtet, die Kopfepiphyse dem Halse zu 
weit lateral aufsitzend. Es besteht also eine Art von Coxa valga, wahrscheinlich durch die Exten- 
sionsbehandlung entstanden. In den meisten Fällen der Mißbildung findet sich dagegen um- 
gekehrt eine Coxa vara im Gebiet des Schenkelhalses. 

8. Verlauf: Nach einem halben Jahr ist schon ein 4 cm langer, kräftiger, zum 
großen Teil knöcherner Oberschenkel vorhanden; nach einem Jahr ist er 9 cm, nach zwei 
Jahren über 11 cm lang (gegen etwa 22 cm des anderen, normalen Oberschenkelknochens). 
Es bleibt dann zeitlebens eine beträchtliche Verkürzung des Knochens mit leichter Plump- 
heit bestehen. 

9. Die viel verbreiteten Einteilungen der Mißbildung in mehrere Unter- 
arten (Grade) mit Bezug auf Befunde bei Säuglingen und kleineren Kindern überhaupt 
sind unzutreffend. 

10. Im Gebiet des Körpeiteilė (Oberschenkels) besteht — iamentlich zu Beginn — eine 
eigentümliche Disharmonie zwischen dem verkümmerten Skelett und dem gutausge- 
bildeten Muskel- und Hautmantel. 
| 11. Gutentwickelt sind in solchen Fällen gewöhnlich der ganze Beckenknochen 
der betroffenen Seite mit der Pfanne, ferner das Kniegelenk, der Unterschenkel und der Fuß. 


976 u Fe 3 = _ Wacker. va | . XXXL 2/8, 


12. Bei den meisten Fällen von einseitigem kongenitalem Femurdefekt ist die andere UR 
gliedmasse ganz gesund. Der übrige Körper zeigt aber nicht selten Anomalien; in unserem 

-Falle bestehen Fingerdefekte’an der Hand derselben Seite. 

| 13. Der kongenitale Femurdefekt wird in mehr als der Hälfte der veröffentlichten Fälle 

doppelse itig beobachtet. Die Veränderung ist dabei entweder beiderseits symmetrisch oder 

‚in verschiedenem Grade asymmetrisch. 

14. Bei einseitigen, wie auch bei doppelseitigen asymmetrischen Fällen bildet sich eine 

| Beckensenkung und Skoliose aus. 

| 15. Durch entsprechende Maßnahmen — Schienenhülsena pparate, Prothesen, — 
ist die äußere Korrektur der Störung möglich. In unserem Falle ist die Geh fä hi igkeit eine 

so gute geworden, daß auf der betroffenen Seite nur ein entsprechend erhöhter Schuh nötig ist. 


| "Tafelbilder. 
Tafel XII, Figur a: Röntgenbefund 9," 
T ai Ss » 5 = a a 


„ 33 22 c: . 23) 6. 


_Universitäts-Frauenklink zu Bonn (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. von Franqué), 
| Röntgen-Abteilung (Prof. Dr. H. Martiu s). 


Intensität und Härte der Strahlen verschiedener Glühelektronenröhren. 
Von 
Bernhard Wacker, Bonn. 


‘ Fast Algerien bedient man sich heute i in der Röntgenstrahlentiefentherapieindirekter . 
'Dosierungsmethoden, indem man vor der Bestrahlung für die einzelnen Apparate und Röhren 
durch Messungen feststellt, welclie Strahlenmenge bei den verschiedenen Betriebsbedingungen 
auf die Körperoberfläche auffällt und in den verschiedenen Tiefen des durchstrahlten Körpers 
noch vorhanden ist.. Um die so gewonnenen Meßresultate auf die praktisch angewendete Bestrah- 
‚lung übertragen zu können, ist unbedingt erforderlich, daß während der ganzen Bestrahlung ge- 
nau dieselben elektrischen Verhältnisse aufrecht erhalten werden, die bei den Messungen vor- 
‘handen waren. ` ' Ä 
Das unter einer bestimmten Betriebsbedingung ausgemessene Röhrenexemplar muß wäh- 
rend der ganzen Bestrahlung stets dieselbe Strahlenmenge und Strahlenart liefern. 
Wie weit bei den einzelnen Röhren während einer über lange Zeit 
' sieh erstreckenden. Bestrahlung und bei Bestrahlungen, die zu ver- 
schiedenen Zeiten ausgeführt werden, konstante Werte der Strahlen- 
art und Strahlenmenge vorhanden nd, wenn die Betriebsbedingungen 
der Apparatur konstant gehalten werden, ist die erste Frage, auf die 


sich meine Untersuchungen erstreckten. 


Die zweite Frage, die untersucht worden ist, bezieht sich darauf, 
wie weit die verschiedenen Röhrenexemplare derselben Fabrikations- 
artündwie weit die verschiedenen Röhren verschiedener Fabrikations- 
art in der- von ihnen gelieferten Strahlung bei a Betriebs- 
bedingungen des Apparates differieren. Es. fragt sich also, inw ieweit 
die Messungen, die an einer Röhre angestellt wurden, Be für alle 
anderen Röhren gelten. p 
| Zu den Messungen wurden nur elihellkirekenräheen herangezogen, die am 

Intensiv- Reform-Apparat und am Neo- Intensiv-Apparat der Veifa- 
W er k e. betrieben wurden. Benutzt wurden f olgende Röhren: 


s 


BE; & 


WITT 


XXXI, 2/3. Intensität und Härte der Strahlen verschiedener Glühelektronenröhren. | 277 


AEG.-Coolidgeröhre Helga“), 


2? >> „Ilse“, 

J „Lene“, 
Müller-Wasserkühlröhre Else“ A 
5 „Wolf“, 


„ -Metroröhre 1, 


22 22 2, 


Siemens-Halske-Glühkathodenröhre. 


Die Messungen erstreckten sich 
1. auf die von den Röhren gelieferten Strahlenintensitäten, 
2. auf die von den Röhren gelieferte Strahlenhärte. 


Das Meßinstrument bestand aus einer, genau nach den Angaben ron Friedrich!) her- 
gestellten, niedrig-atomigen, kleinen Ionisationskammer, die mit einem vollständig mit Blei ge- 
schützten Wulfschen Zweifadenelektrometer fest verbunden war. Die Aufladung des ge- 
erdeten Instrumentes erfolgte mit dem Stadtstrom von 220 Volt. Die Ablesung ging so von 
statten, daß mittels Stoppuhr die Zeit gemessen wurde, in der von dem abfallenden Faden zehn 
Teilstriche — bei sämtlichen Versuchen die Skalenteile 65 bis 55 — durchlaufen wurden. 

Die Versuchsanordnung bei den Messungen war folgende: 

Die Aufstellung von Röhre und Meßinstrument war so gewählt, daß die Mitte der Meß- 
kammer vom Zentralstrahl getroffen wurde. Die Zweiteilung des Röntgenzimmers in Bestrah- 
lungs- und Bedienungsraum gewährleistete, wie Vorversuche ergaben, einen genügenden Schutz 
vor unerwünschter Strahlung. Die Richtung des Zentralstrahls ging durch eine, in der Schutz- 
wand befindliche, mit einem Schiebefenster zu verschließende Öffnung. Die Entfernung zwischen 
Röhrenfokus und Kammermitte war bei allen Versuchen die gleiche: 110 cm. 

An beiden Apparaten wurden zwei Strahlungen gemessen, die im folgenden mit 


Strahlung I und Strahlung II 
bezeichnet sein mögen. Bei Strahlung I betrug die Spannung 195 000 Volt maximal; die Filte- 
rung war hierbei 1,0 mm Zn + 1,0 mm Al. Die Spannung bei Strahlung II war 180 000 Volt 
maximal und die Filterung 0,5 mm Zn + 1,0 mm Al. 
Die Belastung der Röhre war bei den Messungen folgende: 


Apparat: I. R. N. I 
Strablung: | I | u = Iı | u 
| 25 
Milli-Amp. 4 
Filterung 0,5 Zn 


+1,0 A1] +1,0 A1|+ 1,0 A1| +1,0 Al 


Intensitätsmessungen. 


A. Vergleich der Intensität derselben Röhre am Anfang und am Ende 
der Bestrahlung und bei verschiedenen, zeitlich getrennten 
Bestrahlungen. 


Die ersten Messungen hatten die Aufgabe, festzustellen, ob sich bei längerer Dauer des Be- 
triebes einer Röhre ihre Intensität verändert. Gemessen wurden die AEG.-Coolidgeröhren, die 


—— 


1) Die hier verwendeten Namen dienen im Betrieb an Stelle von Nummern zur Unterscheidung 
der Röhren. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 36 


278 D a S B | Wacker. XXXI, 2/3.. 


Müler-Metro- und Wasserkühlröhren und die Siemens-Halske-Glühelektronenröhre. Aus der fol- 
genden, von einer, AEG.-Coolidgeröhre gewonnenen Tabelle ergab sich, daß diese sowohl am An- 
: fang wie am Ende einer 140 Minuten dauernden Best ahlung die gleiche Intensität hatte. 
2. 11. 1922. N Ea e . 
. Röhre: AEG.-Coolidgeröhre „Ilse“ 

Strahlung: I; 

_Milli-Amp.: 4; 

Ablesung: 65—55. 

Messungen: 


zu Beginn: 9.00: 39“; 38,4”; 39,5“; 39,8“; 39“ — 39,14 
10.20: 39,2%; 38,84; 38,6”; 38,9%; 40,0%  — 39,104 
am Ende: 11.20: 39,44 ; 39u; 38,24, 39,84; 39,44 — 39,16% 


Mittel 39,13« 
Eine Kontrolle dieser Messung zu anderer Zeit lieferte das gleiche Ergebnis: 
7. 12. 1922. 


Messungen innerhalb 90 Minuten: 

: 39,20%; 38,40%; 38,90”; 39,15“; 39,10” — 38,95” 
39,00”; 38,85“; 38,60“; 40,10“; 39,20“ — 39,15“ 
38,70%; 37,90“; 39,20“; 39,80”; 39,40% — 39,00 


Mittel 39,03% 
Die SEHE Übersicht bringt die Meßergebnisse der gleichen Röhre unter denselben 
Bedingungen bei einem späteren Versuch. 
780.1. 1923. 


Messun g en: ; 
39, 00%; 39, 00%; 39,20%; 39,20%; 38, 90”; 39,00% Mittel = 39,05% 


Die Resultate dieser Versuchsreihen, die gleicherweise für Röhren anderer Typen durch- 
geführt, entsprechende Ergebnisse zeitigten — zeigen, daß nach länger dauernder Tätigkeit einer 


Glühelektronenröhre das Meßresultat den zu Anfang der Bestrahlung gewonnenen Zeiten ent- 
spricht. Im Gegensatz zu den von E. Szegö gemachten Beobachtungen?) über die Abnahme der 


Leistungsfähigkeit der Tiefentherapieapparate bei längerem Betrieb zeigen die vorliegenden , 


Messungen, daß an den von uns gebrauchten Apparaten die Intensität 
der Strahlen bei Glühelektronenröhren im Verlauf länger dauernder 
Bestrahlungen keine wesentliche Änderung erfährt. l 

Gleichzeitig ergaben diese.Versuchsreihen ein Weiteres: Vergleicht man die bei der AEG.- 
Coolidgeröhre „Ilse“ zu verschiedenen, weit auseinander liegenden Zeiten gefundenen Meßresul- 
tate miteinander, so geben sie die Antwort auf die zweite Frage. Die Aufgabe war, festzu- 
‚stellen, ob zu verschiedenen Zeiten die gleiche Röhre gleiche oder 
voneinander abweichende Meßresultate gab. 


"AEG.- Coolidgeröhre „Ilse, N. J., Str. I, 4 M.-A. 


| 27. XI. 1922 | 7. XII. 1922 | 80. I. 1923 


Mittelwerte: | 3918” |  83%03 | 89,05” 


Außer dieser Röhre, die fast genau übereinstimmende Werte gab, wurden zwei weitere, 
eine zweite AEG.-Röhre und eine Müller-Wasserkühlröhre, zu den gleichen Versuchen: heran- 
Bezogen; auch diese Röhren gaben Resultate, die nur wenig voneinander abwichen. 


AEG.- „Röhre „Helge, N. J., Str. I, 2 M.-A. und 4 M. A. 


Mittelwerte: | 18.1. 1928 | 22.1.1928 | 3.11. 1923 


2 M.A. 79,60” -= 80,80” 80,20” 
. 85,60” 


bit- be — ef Zee BEE EEE Ze 


XXXI, 2/3. Intensität und Härte der Strahlen verschiedener Glühelektronenröhren. 279 


Müller-Wasserkühlröhre „Else“, N. J., Str. I, 2 M.-A. 


| 18. I. 1923 | 22.1. 1923 | 8 IL 1923 
Mittelwerte: | 7510” | 7620” | 75,80” 


Als Ergebnis vorstehender Messungen zeigte sich, daß unter Ein- 

haltung der genau festgelegten Versuchsanordnung und unter den 
gleichen elektrischen Bedingungen die gefundenen Werte — von Schwan- 
kungen, die noch in den Bereich der Fehlergrenzen fallen, abgesehen — jederzeit über- 
eiustimmten. 


B. Vergleich der Intensitäten verschiedener Röhrenexemplare und 
verschiedener Röhrentypen. 


Es galt nunmehr, die von verschiedenen Röhren gelieferten Intensitäten zu 
vergleichen. Die Versuche wurden unter den gleichen Bedingungen der Versuchsanordnung an 
beiden Apparaten vorgenommen. Die Messungen erfolgten bei Strahlung I und Strahlung II. 
Das Meßresultat wurde aus einer größeren Reihe von Messungen derart ermittelt, daß jeweils die 
mittlere Zahl berechnet wurde. | 


Zum Beispiel: | | 
74,80” J. R.-Apparat 36,10” N. J.-Apparat 


74,10" A. E. G.-Röhre „Helga“ 35,80” A. E. G.-Röhre „Helga“ 
75,20” Strahlung I, 2 M.A. 36,20” Strahlung I, 4 M.A. 
74,75" Ablesung 65—55. 35,95” Ablesung 65—55. 
74,50” 36,00” 

75,30” 35,60’ 

74,80” 35,85” 

74,30” 86,10” 

74 20” Mittlerer Wert: 36,40” Absolute Ablaufszeit: 
74,75” — 747,00 : 10 = 74,70”. 36,00” = 360,00 = 38,60. 


Nach diesem Beispiel wurden sämtliche Röhren durchgemessen. Es wurden dabei folgende 
Werte gewonnen: | | 


Am Intensiv-Reform-Apparat: 


Röhre | Str. I Str. II - 


Helga | 74,70” | 50,00” 
Ilse 75.44” | 47,68” 
Lene | 71,30” | 46,20” 


Am Neo-Intensiv-Apparat: 


Str. II 
935 | 4 M.A. 


Str. I 


Be; 
Röhre Bern 
2 4 


A.E.G. Helga 


80,00” | 36,00” | 34,86” 
Ilse 83,00” | 39,00” | 41,03” | 25,00” 
Lene | 883,060” | 86,20” | 86,40” | 21,75” 


Müller Metro 1 89,00” — 39,06” o — 
Metro 2 E = 41,26” _ 
„Else“ 75,80” 39,41” 42,70” 28,80” 
„Wolfe 67,98" | 35,00” | 36,03” | — 

Siemens-Halske 83,25” | 37,00” | 38,25” | 22,23” 


Als Ergebnis dieser Messungen zeigte sich am Intensiv-Reform-Apparat, an 
dem nur die AEG.-Coolidgeröhren betrieben wurden, für diese Röhren eine Verschiedenheit der 
36* 


280 Wacker. | XXXI, 2/3. 


Ablaufszeiten in engen Grenzen: Bei Strahlung I schwankten die Werte zwischen 71,30” 
und 75,44”, also um 5,80%, während der Wertbereich bei Strahlung II zwischen 46,20“ und 
50,00” — 8,22% lag. Für die gleichen Röhren lagen bei Strahlung I und 2 M.-A. am Neo- 
Intensiv-Apparat die Grenzen bei 80,00“ und 83,00* —3,75%, unter Strahlung II 
mit 2,5 M.-A., dagegen zwischen 34,36“ und 41,03“ — 19,41%. 

Ein Vergleich der am Neo-Intensiv-Apparat erzielten Werte sämtlicher Röhren ergibt 
nachstehende Reihenfolge: | 


Strahlung I, 2 M.A. | Strahlung II, 2,5 M.A. 


M. W. R. „Wolf“ 


A. E. G. „Helga“ 


75,80 n „Else“ 86,08 | M. W. R. „Wolf“ 
80,00 | A. E. G. „Helga“ 86,40 | A. E. G. „Lene“ 
88,00 5 „Ilse“ 38,25 | Siemens Halske 
83,00 s „Lene“ 39,06 | Müller Metro 1 


83,25 | Siemens-Halske 41,08 | A. E. G. „Ilse“ 
89,00 . | Müller Metro 42,70 | M. W. R. „Else“ 


Prozentuale Verschiedenheit: 


30,00% 23,98% 


Die Zeiten der AEG.-Röhren bei Strahlung Lund 4 M.-A., sowie bei Strahlung II und 4 M.-A. 
Belastung miteinander verglichen, ergaben folgende Werte: 


Strahlung I: 36,00 bis 39,00 — 8,33% 
"H II: 21,46 „ 25,00 — 11,36% 


Für die sämtlichen Röhren ergab sich bei der Belastung von 4 Milli-Ampère nachstehende Reihen- 
folge der Werte: 


Neo-Intensiv-Apparat, 4 M.-A. 


Strahlung I Strahlung II 


M. W. R. „Wolf“ 


86,00 | A. E. G. „Helga“ 21,46 | A. E. G. „Helga“ 
36,20 a „ Lene 21,75 s » Lene“ 
37,00 | Siemens-Halske-Röhre 22,23 Siemens-Halske-Röhre 
39,13 | A. E. G. „Ilse“ 25,00 | A. E. G. „Ilse“ 

39,41 M. W. R. „Else“ 28,80 | M. W. R. „Else“ 


Prozentuale Verschiedenheit: 
12,60% 34,20% 


Da die Metroröhren am Neo-Intensiv-Apparat bei 4 M.-A. nicht betrieben werden konnten, mußten 
sie aus dieser Zusammenstellung ausscheiden. 


Diese Messungen haben zu folgenden, für die Praxis wichtigen Ergebnissen geführt: 


Die von verschiedenen Glühelektronenröhren bei Aufrechterhal- 
tung konstanter Betriebsbedingungen der Apparatur gelieferten In- 
tensitäten sind nicht dieselben, so daß streng genommen für jede 
Röhre eine besondere Erythemzeit besteht. 


Bei sämtlichen gemessenen Röhren derselben Fabrikationsart liegt jedoch 
der Unterschied, der nur in einem Falle 19,41% erreicht, unterhalbder biologischen 
Empfindlichkeit der Haut gegenüber Röntgenstrahlen, die mit mindestens 
20,0% eingesetzt werden muß. Die Intensitätsunterschiede bei Röhren verschiedener 
Fabrikationsart können so groß sein (bei den ausgemessenen Röhren bis 30,0% bei Strah- 
lung I und bis 34,20% Strahlung II), daß sie im praktischen Bestrahlungsbetrieb berücksichtigt 
werden müssen. 


XXXI, 2/3. Intensität und Härte der Strahlen verschiedener Glühelektronenröhren. 281 


I. 
Härtemessungen 
an verschiedenen Röhrenexemplaren undan verschiedenen 
Röhrentypen. | 
| Im Anschluß an die Intensitätsmessungen wurde an beiden Apparaten bei den gleichen 
Röhren die Härte der Strahlen gemessen. 

Für die Härtemessungen wurde dieselbe — oben geschilderte — Versuchsanordnung be- 
nutzt. Nach Einschalten des Apparates auf die bestimmte Spannung und Erreichen der notwen- 
digen Belastung wurden zuerst, wie bei den im I. Teil beschriebenen Versuchen, Intensitäts- 
bestimmungen gemacht. Alsdann wurde als Meßfilter eine 10 mm starke Aluminiumschicht 
in den Strahlengang eingeschaltet. Die Anordnung erfolgte so, daß die Al-Schicht vor dem 
Schiebefenster befestigt wurde. 

Die Messung geschah abwechselnd mit und ohne Meßfilter. Von der 
Kammer war das Filter 30 cm entfernt. 

In der nachstehenden Übersicht sind die Resultate getrennt aufgeführt. 

tio bedeutet die Messung bei Einschaltung der 10 mm starken TEPA EN) während 

t, die einfache (Intensitäts-) Messung bedeutet. 
Gemessen wurden sämtliche Röhren an beiden Apparaten, bei Strahlung I und bei Strahlung II. 
Das Endresultat der Messung wurde auch bei diesen Versuchen jeweils aus einer größeren Reihe 
von Ablesungen durch Berechnung der mittleren Zahl bestimmt. 

Im Verlauf dieser Versuche zeigte sich bei der Wiederholung der 
Messungen ohne Meßfilter (Intensitätsmessungen), daß die hier ge- 
wonnenen Werte mit denen, die bei den früheren Versuchen gefunden 
waren,übereinstimmten. 


Zum Beispiel seien hier die bei der AEG.-Coolidgeröhre „Helga“ erzielten Ergebnisse 
verzeichnet: 


Intensiv-Reform-Apparat,Strahlung I, 2 M.-A. 


to tio 

75,00% 131,00% 
74,60“ ; 131,80% 
74,80“ 131,207 
74,65% 130,20 
74,754 131,40“ 
75,40% 131,10“ 
74,20“ 132,00% ` 
74,754 130,40. 
74,20“ | en u 
74,80 u ‚0% 

74,715« | | 131,20“ 


- Quotient ce: — 1,756 


to 


Neo-Intensiv-Apparat, Strahlung I, 4. M.-A. 


to p | tio 
36,20% ö 62,50“ 
35,30“ 62,804 
35,40 62,10% 
36,00% 63,05” 
36,10% 63,30 # 
35,20% 62,15% 
36,004 64,00% 
36,60% 64,10% 
97.00“ 83,104 
36,20“ 62,90% 
36,00“ 63,00“ 


Quotient o = 1,750 
0 


282 | = "00 Wacken ©... XXXI, 2/8: 


Unter den gleichen Bedingungen wurden diese Messungen mit sämtlichen Röhren durch- 
geführt. Die erhaltenen Werte waren folgende: 


tio am Intensiv-Reform-Apparat 


i Röhre Str. I Str. II 


; ° | A. E. G. Helga 181,20” 100,00” 
l = Ile 129,10” 95,35” 
Lene | 124,60” | 92,60” 


to am Neo-Intensiv-Apparat 


| Str. I Str. I 
Röhre ee 
2 4 2,5 4 M.A 
A. E. G. Helga 140,00” | 63,00” 67,65” 42,93” 
Ilse 145,00” | 68,20” | 80,15” | 49,56” 
Lene 145,60” | -63,45” 71,40” 43,56” 
Müller Metro 1 155,00” — 75,56” — 
Metro 2 — — 78,63” |, — 
M.W R. Else 131,92” | 63,00” | 73,65” | 55,05” 
š Wolf 118,96” | 61,50” 70,90” — 


Siemens-Halske 145,28” | 64,60” | 74,26” | 44,88” 


Stellt man die so gewonnenen Werte einander gegenüber, so ergibt sich aus dem Verhältnis 
des Wertes t,, zu dem Wert t, die Möglichkeit, die verschiedenen Röhren hin- 
 sichtlichihrer Strahlenhärtezuvergleichen. 


1. Intensiv-Reform-Apparat. 
a) Strahlung I; 2 M.-A.. 


. Röhre | .% | tio | Quotient 
A. E. G. Helga | 74,70” 181,20” 1,75 
Ilse ` 75,44” 129,10” 1,71 
Lene 71,80” 124,60” 1,74 


Röhre = tio j Quotient 


100,00” 


A. 'E. G. Helga 


Ilse 95,85” 2 
Lene 92,60" 2 
2. Neo-Intensiv-Apparat. 
a) Strahlung I, 2 und 4 M.-A. 
Röhre © ` i tio ee Quotient 
SE 2 ‚2 le 4 2 | 4M.A. 
A. E. G. Helga | 80,00” 140,00” | 68,00” | 1,75 1,75 
Ilse, 83,00” 145,00” | 68,20” 1,747 1,743 
| Lene 83,00” 145,60” | 63,45” 1,754 1,752 
Müller Metro 1 89,00” 155,00” — 1741 — 
M. W. R. Else 75,80” 131,92” | 68,00” 1,740 1,725 
š Wolf 67,98” 118,96” | 61,50” 1,750. |. 1,757 


Siemens-Halske 83,25” 145,28” | 64,60” 1,745 1,746 


XXXI, 2/3. Intensität und Härte der Strahlen verschiedener Glühelektronenröhren. 283 


b) Strahlung II, 2,5 und 4 M.-A. 


n t, tio Quotient 
Röhre en a zus me Mn on nn en 

25 ! 4 2,5 4 2,5 | 4 M.A. 

A. E. G. Helga 34,86” | 21,46” | 67,65” | 42,93” | 1,96 2,00 
Ilse 41,08" | 25,00” | 80,05” | 49,56” | 1,95 1,98 

Lene 86,40” | 21,75” | 71,40” | 48,56” | 1,96 2,00 

Müller Metro 1 ı 89,06” = 75,56” = 1,93 — 

Metro 2 | 41,26” = 78,63” = 1,905 5 

M. W.R. Else 42,70” | 28,80” | 78,65” | 55,05” | 1,84 | 19 

» Wolf 36,03” = 70,90” u 16 |. — 
Siemens-Halske 88,25” | 22,23” | 74,26” | 44,88” 1,946 |. 2,00 


Ein Vergleich der einzelnen Quotienten miteinander zeigte, daß ihre Werte bei 
allen Intensitäteninhohem Grade übereinstimmten. Besonders deutlich trat 
dies zutage bei den mit Strahlung I gewonnenen Werten. Die Grenzwerte lagen hier bei dem 
Intensiv-Reform-Apparat zwischen 1,71 und 1,75 und beim Neo-Intensiv-Apparat zwischen 
1,725 und 1,757. Die meisten Werte zeigten eine starke Annäherung an 1,75. 

Bei den drei AEG.-Coolidgeröhren ließ sich deutliche Übereinstimmung erkennen, jedoch 
zeigten auch die sämtlichen Röhren der anderen Typen, trotz ihrer verschiedenen Intensitäten, 
‚ausnahmslos, daß ihre Härtequotienten fast übereinstimmten. 

Weniger ausgesprochen, aber trotzdem deutlich war eine gleiche annähernde Übereinstim- 
mung bei den mit Strahlung II erhaltenen Resultaten nachzuweisen. Hier lag der Quotient 
zwischen 1,84 und 2,00. Besonders beachtenswert war beim Neo-Intensiv-Apparat das Überein- 
stimmen der Werte bei 2,5 M.-A. einerseits und bei 4 M.-A. anderseits, deutlich bei den AEG.- 
Röhren und der Siemens-Halske-Röhre. Beim Intensiv-Reform-Apparat ist vor allem bemerkens- 
wert das bei sämtlichen AEG.-Röhren wiederkehrende Verhältnis t;o : tọ = 2. | 

Zum Zwecke der Feststellung, um welche Strahlenhärte es sich bei diesen übereinstimmen- 
den Messungen tatsächlich handelte, wurde die von mir benutzte Meßanordnung auf das Des- 
sauersche Elektroskop geeicht. Dabei ergab sich, daß dem Quotienten 1,75 bei Strahlung I ein 
Quotient von 1,62 am Dessauer Elektroskop entsprach. Bei Strahlung II waren die Vergleichs- 
werte 2,00 und 1,85. 

Nachstehend seien die im Versuchsprotokoll verzeichneten Meßresultate wiedergegeben. 


Mit dem Dessauerschen Elektroskop wurde bei Strahlung I eine 13,5prozentige Abschwächung 
pro cm Gewebsschicht = 0,149 uin Wasser gemessen; bei Strahlung II betrug die Abschwächung 15% 
= 0,162 u in Wasser. . 


8. 12. 1922. Eichung der Friedrichschen Kammer mit dem Dessauerschen Elektroskop 
auf Härtemessungen. 


1. Intensiv-Reform-Apparat, AEG.-Röhre „Ilse“. 
Strahlung I, 2 M.-A. 


Kammer a pg Elektroskop 
to 74,70% 17,00% 
tio 131,20 27,00% 
Quotient 1,75 1,62 


Strahlung II, 25 M.-A. 


Kammer Elektroskop 
to 50,00% 13,50% 
tio 100,00% 25,00% 


Quotient 2,00 1,85 


284 | | Wacker. XXX, 2/3 


2. Neo-Intensiv-Apparat, AEG.-Röhre „Ilse“. 


Kammer Elektroskop 

to ot | w tio 
Str. I, 2 M.A. 88, T 145, a 20,00” | .82, 82,20” 
| 4 M.A. 39, 80” | 68 00” 9,50” 15, 50” 


Str. II, 2,5 M.A. 40,00” 78,00” 11,00” 20,50” 
4 M.A. 25.00 À: 50 00” 7,00” 13 00” 
; Quotienten 

Kammer Elektroskop 


Strahlung I, 2 M.-A. 1,74 1,62 
4 M.-A. 1,70 1,62 
Strahlung I, 2,5 M.-A. 2,00 1,85 
4 M.-A. 1,95 1,85 


Als Ergebnis dieser Eichung zeigte sich, daß der Quotient - ho beider Friedrich schen 


Meßkammer um etwa 8% größer ist als bei dem Dessauer sehen "Elektroskop. Worauf die Dif- 
ferenz beider Werte beruht, soll hier nicht untersucht werden. Diese Frage fällt nicht in den 
Rahmen der vorliegenden Bearbeitung, die sich nicht Mit der Bestimmung der absoluten Werte 
der Strahlenhärte, sondern lediglich mit Vergleichsmessungen der Strahlenhärte der verschiede- 
nen Röhrenexemplare beschäftigt. 

Die Ergebnisse sämtlicher Versuchsreihen beweisen für die ge- 
prüften Glühelektronenröhren, daßihre Härte trotz der Verschieden- 
heitihrer Intensitäten konstant und annähernd gleich ist. 


Zusammenfassend 
läßt sich also sagen: 

1. Bei verschiedenen Exemplaren verschiedener Typen von Glühelektronenröhren bleibt 
die Ablaufszeit des Meßinstruments während des über längere Zeit (bis 
zu 140 und mehr Minuten) sich erstreckenden Betriebes und bei verschiede- 
nen. zeitlich getrennten Messungen stets dieselbe. 

2. Die Intensität der Röhren derselben Art schwankt um höchstens 19,41%, so daß streng 
genommen für jede Röhrenart und auch für jedes Röhrenexemplar eine besondere Ery- 
themzeit gelten muß. Die Unterschiede sind jedoch bei Röhren gleicher Fabrikationsart ge- 
ringer als die Empfindlichkeit der biologischen Reaktion der Haut und können praktisch ohne 
Berücksichtigung bleiben. Bei Röhren von verschiedener Art können die Unterschiede jedoch so 
groß sein, daß man ihnen Rechnung tragen muß. 

3. Die Strahlenhärten stimmen bei allen untersuchten Röhren in hohem Maße überein, 
so daß man die Meßresultate von einer Röhre auf alle anderen übertragen kann. 

Dadurch wird die indirekte Dosierung in der Röntgenstrahlentiefentherapie insofern er- 
heblich vereinfacht, als die bei einer bestimmten Betriebsweise und Filterung an einer Glüh- 
elektronenröhre festgestellte Strahlenhärte und damit auch die dazu gehörige prozentuale Tiefen- 
Intensität für alle Röhren gilt. 


Literaturverzeichnis. 

Krönig-Friedrich, Physikalische und biologische Grundlagen der Strahlenterapie. Berlin-Wien 
1918, Verlag Urban & Schwarzenberg. 

Martius, H. Das röntgentherapeutische Instrumentarium. (Aus: Boruttau-Mann, Handbuch 
der gesamten medizin. Anwendungen der Elektrizität, Bd. 3, Lfg. 2.) Verlag Dr. W. Klinkhardt. 

Schreus, H., Grundlagen der Dosimetrie der Röntgenstrahlen. Leipzig 1922 (ebenda Bd. 3, Teil 2, 
Lfg. 2, Leipzig 1921). 

Anmerkungenim Textteil: 

1. Krönig-Friedrich, Physikalische und biologische Grundlagen der Strahlentherapie (siehe 
Literaturverzeichnis!). l 

2. Szegö, E., Beobachtungen über die Leistungsänderung der Tiefentherapieapparate. Klinische 
Wochenschrift, 1922, Nr. 21, S. 1050. 


XXXI, 213." Ein Aneurysma der Aorta descendens mit pulsierender Vorwölbung usw. 285 


Ein DRRHUSER der Aorta descendens mit pulsierender Vorwölbung unterhalb 


der linken Skapula. 
Von: 
= Dr. H. Sachs (Berlin). 


Aneurysmen der Aorta thoracica descendens können mit der Wirbelsäule semadi, diese 
usurieren, von hier auf die benachbarten Teile der hinteren Thoraxwand übergreifen und als 
Tumoren zwischen Wirbelsäule und Schulterblatt imponieren. Der vorliegende Fall ist insofern 
durch seine ‚Lokalisation eigenartig, als sich die Ausbuchtung des Aneurysmas nur an einer. 
zirkumskripten Stelle unterhalb der linken Skapula befindet. | 


- 57jähriger Maler. Vor 40 Jahren Gonorrhoe, sonst ‚keine Krankheiten. Vor einigen Monaten 
Fail von der Treppe. Seitdem Rückenschmerzen. 
| Mittelgroßer Mann. Keine Ödeme, keine Zyanose. Atmung leicht tehenet 'Am Mirabrium 
sterni deutliche Hautvenenzeichnung. Sichtbares Pulsieren der ganzen linken Thoraxseite bis zum 
Rippenbogen. Auf der linken Rückenseite wölbt sich 2 Querfinger breit unterhalb des 
Schulterblattwinkels in der Skapularlinie ein fast kleinapfelgroßer, 
fester Tumor hervor. Der Tumor pulsiert deutlich, die Pulsation ist gegenüber derjenigen des - 
. Herzspitzenstoßes verzögert. Rhythmisehe ARENE nach der Peripherie hin (dilatatorische 
Pulsation). 

Puls regelmäßig, 84 in der Minute, celer et di an da rechten Art. radialis voller als links. 
Deutlicher Kapillarpuls. Her zspitzenstoß im 6: I.-R. fast bis zur vorderen Axillarlinie. Herzdämpfung 
verbreitert. Über allen Ostien ein systolisches Geräusch. Über der Aorta ein langes diasto- 
lisches Geräusch, das auch noch hinten zwischen Skapula und Wirbelsäule hörbar ist. l 

Blutdruck: 180 mm Hg maximal, 100 mm diastolisch. | 

Über den Lungen Kiopfschall links hinten von Mitte Skapula bis zur unteren Lungengrenze 
relativ gedämpft, Atmungsgeräusch sehr leise, Stimmfremitus abgeschwächt. 

Urin frei von Alb. und Saech. Wa. R. negativ. 

Sehnen-, Haut-, Pupillarreflexe o. B. 

Oliver-Cardarelli-Symptom fehlt. 

Linksseitige Rekurrensparese. 

Diagnose: Aneurysma der Aorta thorac. descendens. Aorten- 
insuffizienz. l ' 


I. Röntgendurchleuchtung. 


1.dorsoventralin Vertikalstellung. Der Mittelschatten ist im ganzen erheblich vergrößert 
‚Rechts setzt sich der erweiterte untere Bogen nach oben in den stark verbreiterten Gefäßschatten fort. 
Die beiden rechten Randbogen pulsieren lebhaft und alternierend. Der Gefäßschatten, weit nach oben 
verlängert, geht, im Bogen nach links ziehend, in einen nach links unten immer breiter werdenden 
Schatten über, der schließlieh das ganze linke untere Lungenfeld verdunkelt. Der 1. untere Ventrikel- 
bogen, weit nach links ausladend, ist von dem ihn kugelschalenförmig ‘umfassenden, Weniger inten- 
siven Schatten des l. unteren Lungenfeldes schàrf abgrenzbar. 

2. Bei ventrodorsaler Durchleuchtung das entsprechende Bild. 

3. Durchleuchtung in rechter vorderer Schrägstellung: Der Holzknechtsche 
Raum ist in der unteren Hälfte. vollkommen verschattet, oben eingeengt. — 

4. Linke vordere (zweite) Schrägstellung: ‚Linker Ventrikel- und Aortenschatten 
überragen den Wirbelsäulenschatten und bedecken das linke (vordere) Lungenfeld. Zwischen Herz- 
und Gefäßschatten bleibt nur ein schmales, helles Dreieck frei. 


IL. Röntgenaufnahmen (von Herrn Dr. Bucky aufgenommen). 

Zur Aufnahme mit der Bueky-Aufnahmeblende wird der Kranke auf dem mulden- 
förmigen Aufnahmetisch horizontalin Bauchlage fixiert. Die Röhre steht dorsal, Platte und 
Blende ventral (dorsoventrale Strahlenrichtung). 

1. Exposition auf den Gefäßschatten (Bild1): Man sieht einen von der Mittellinie hand- 
breit nach rechts ausladenden Gefäßschatten, der bereits dicht über der hochgestellten rechten Zwerch- 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 37 


286 BE ne“ Bi Sachs. 


fellskuppe am phrenikokardialen Winkel ansetzt und handbreit darüber eine leichte konkave Ein- 


buchtung aufweist. Im übrigen ist die Begrenzungslinie nach außen konvex. Das linke Herz ist stark 
vergrößert, im ganzen ist das Herz aortisch konfiguriert, die Spitze unten deutlich abgerundet. Ober- 


halb des eigentlichen Herzschattens überragt links der Aortenschatten den Mittelschatten um etwa 


eine Querfingerbreite in ziemlich vertikal verlaufender Begrenzung. 


Fig. 1. 


A 3. 


2. In deren Position, Exposition auf den H erzschatten (Bild 2): Der Gefäßschatten 


ist durch härtere Strahlen fortgeleuchtet. Dadurch ist der Herzschatten isoliert und Form und Lage 


des Herzens genau erkennbar. Dabei ergibt sich, daß in Bauchlage das Herz in toto stark nach links 


. geschoben ist. . Der rechte Herzrand überschneidet gerade noch den, linken Wirbelsäulenrand. Der 
Herzschatten zeigt Flaschenform, und auch das wenig verbreiterte Gefäßband (Aorta ascendens) 


liegt mit seinem größeren Teile links von der ‘Wirbelsäule. In beiden Bildern zieht links bis zur Herz- 
spitze und um diese herum am unteren Herzrande, zwischen diesem und linker Zwerchtellkuppe ein 
lineärer Begrenzungsstreifen (Kalkeinlagerung). ` 

3. Aufnahme in 2 Schrägprojektion (links Yen) (Bild 3): Hier sind die bei der Durch- 


'Jeuchtung i in 2. Schrägstellung bereits beschriebenen Verschattungen beider Lungenfelder bis auf ein 


kleines helles Dreieck im Bilde festgehalten. Auch sieht man links die’Arrosion einer Rippe, die der 


Verbuchtung an den Weichteilen entspricht. 


Aus den Röntgenbildern ist ersichtlich, in welchem Umfange die Aorta descend. durch das 
Aneurysma betroffen ist. Romberg, Dietlen, ABmann'u. a. weisen bereits darauf hin, 


- daß ein ausgedehntes An. der A. desc. im Vorderbilde neben dem rechten Brustbeinrande rand- 
bildend werden könne. In unserem Falle ist bei der Aufnahme in Bauchlage dieganzerechte 


Begrenzun g des Schattenbildes bis zur r. Zwerchfellkuppe der Aorta descendens zuzu- 


‚sprechen. Daß auch der untere Teil der rechten Begrenzung mit dem Gefäßschatten identisch 


W‘ 


. © «XXXI, 2/8. 


XXXI, 2/3. Der Mechanismus der Röntgenwirkung. 287 


ist und nicht dem rechten Herzen zugehört, das geht aus der vergleichenden Betrachtung mit 
Bild 2 hervor. Hier ist bei fortgeleuchtetem Gefäßschatten in derselben Position das Herz in toto 


` nach links verschoben. Es’muß demnach der Gesamtschatten rechts von der Medianlinie, wie er 


in Bauchlage sichtbar geinacht ist, der Aorta angehören. Wenn bei der Beobachtung in Vertikal- 
stellung der rechte untere Vorhofsbogen erheblich über die Medianlinie hinausragte, so scheint 
bei dem situs in Bauchlage das Herz stark nach vorn und links verschoben zu werden. 

Der eigenartige Sitz des Aneuysmas macht auch die auffallende Tatsache erklärlich, daß 
die Verdrängungserscheinungen an den Nachbarorganen relativ gering sind. Larynx, Trachea, 
Bronchien und Ösophagus sind nicht komprimiert oder verschoben: Auch die Atelektase des 1l. 
Unterlappens scheint nicht durch Bronchostenose, sondern durch örtliche Kompression des ent- 
gegenwachsenden Tumors verursacht zu sein. | 

Bis auf den N. laryngeus inf. ist der Nervenapparat anscheinend unbeteiligt geblieben. 
Auch der Brustteil des Sympathicus ist nicht komprimiert; ferner fehlen alle Kompressions- 
erscheinungen des Wirbelkanals. Selbst der lokale Druckschmerz an den Interkostalnerven ist 


bisher nicht erheblich aufgetreten. 


Die Elektrokardiogramme zeigen in Ableitung I die für Aorteninsuffizienz cha- 
rakteristische Ventrikelzacke. In Ableitung II ist die Kammerzacke vollkommen nach abwärts 
gerichtet. | 

Um nachzuprüfen, wieweit die durch die Bauchlage geschaffene, abnorme Verlagerung der 
Herzachse auch im Elektrokardiogramm zum Ausdruck käme, wurde das EKG. auch in Bauchlage 
aufgenommen. 

In Abl. I war die Ventrikelzacke niedriger als in Rückenlage. In Abl. II hatte sich die 
abwärtsdirigierte R-Zacke in eine R-S-Zacke umgewandelt. 

Schließlich zeigte noch die graphische Registrierung des Herzspitzenstoßes, daß dieser mit 
der R-Zacke zusammenfiel, die des pulsierenden Aortentumors hingegen war deutlich verzögert. 


Aus dem Zentral-Röntgeninstitut des Wiener Allgemeinen Krankenhauses 
(Prof. Holzknecht). 


Der Mechanismus der : Röntgenwirkung. 
Ein Erklärungsversuch. 


- Von 
Dr. Fritz Pordes, Assistent am obigen Institut. 


‚Wenn im folgenden ein Erklärungsversuch für die Wirkung der Röntgenstrahlen auf die 
lebende Substanz gegeben werden soll, so ist es nicht überflüssig zu betonen, daß es sich dabei jetzt 
noch nicht um eine beweisbare Erkennfnis, sondern nur um eine Hypothese handeln kann, wie ja 
auch alles bisher dazu Vorgebrachte nur Hypothese sein konnte. Hypothesen sind Denkhilfen, 
und sind so lange brauchbar als sie geeignet sind, alle Beobachtungstatsachen zu erklären. Sie 
sind notwendig, um das Kausalitätsbedürfnis zu befriedigen und Forschungspläne zu entwerfen. 
Auch das gewöhnlichste Denken und Suchen bedient sich ihrer notwendjgerweise unausgesetzt. 


* 


An Erklärungen der Röntgenwirkung hat es bisher nicht gefehlt. Wenn nun noch eine 
neue gegeben werden soll, so ist dies deshalb notwendig, weil die bisherigen unzureichend sind, 
denn sie vermögen sehr viele Erscheinungen nicht mehr zu’erklären. 

Die Röntgenwirkung wurde bald nicht mehr als einheitlicher Mechanismus aufgefaßt, den 
Röntgenstrahlen vielmehr zwei diametral entgegengesetzte Fähigkeiten zugeschrieben; sie sollten - 


37* 


288 | a © Pordes. - tn XXXL 23. 
angeblich in kleinen Dosen die. Lebenstätigkeit der Zellen direkt erhöhen, in mittleren lähmen 
und in: großen ertöten. Ich will hier die gegen diese Annahme anzuführenden Bedenken nicht 
3 ausführlich wiederholen und verweise diesbezüglich auf die Arbeiten. Holzknec ht (Kongreß- 
` berichte der deutschen Röntgengesellschaften 1921, 1922), H olzknechtundPordes (ebenda 
1923) sowie auf die im Augustheft der J ahreskurse für ärztliche Fortbildung: 1923 erschienene 
ausführliche Darstellung dieses Gegenstandes. Soviel kann aber aus den Ergebnissen hier wieder- 
holt werden, daß alles dafür spricht, die Erklärung der Röntgenwirkung doch als einheitlichen 
Mechanismus: zu verstehen. Die Hilfsvorstellung einer allgemeinen und direkten Reizwirkung 
kleiner Dosen ist ihrer Stützen beraubt, unbewiesen und unwahrscheinlich. Und es erscheinen 
demnach alle auf dieser Annahme basierenden Erklärungsversuche hinfällig. Somit bleibt das | 
aktnelle, Problem, eine Erklärung zu finden, die die Röntgenwirkung von der kleinsten überhaupt 
wirksamen an bis zur tötlichen Dosis als einheitlichein gleichem Sinne wirkende 
Störungauffassend,.dennoch das Verständnis aller beobachteten (experimentellen und E 
klinischen) Eee benci nach ' Röntgenbestrahlung aufzuschließen geeignet ist. Eine a 
Bedingungen entsprechende Hypothese scheint mir die folgende zu sein. 


I. 


Die-Röntgenenėérgie wirkt als mechanischer Insult auf die feinsten Bausteine der 
Substanz, sie schleudert aus dem Atomverband Elektronen ab (Ionisation). Sie bewirkt demnach 
- in der feinsten Struktur eine gewisse Umordnung, welche im Hinblick auf die vorbestandene Ord- 
nung allgemein als „Unordnung“ gedacht werden muß, welche ceteris paribus um so größer sein 
wird, je weniger stabil das Gebäude ist, dessen Struktur sie trifft. Zwecks grobmechanischer Sym- 
bolisierung stelle man sich etwa eine Anzahl der bekannten Würfelzuckerstücke vor, die entweder 
In Haufen übereinander liegen oder aber ordentlich geschichtet sein können, wie das z. B. in einer 
- Kiste der Fall ist. Man stelle sich vor, daß auf einen ungeordnet liegenden Haufen von Zucker- 
würfeln und auf einen regelmäßig geschichteten mit der‘ flachen Hand eine Anzahl gleicher 
schwacher Schläge geführt werde. In beiden Fällen werden vom einzelnen Zuckerwürfel annähe- 
rungsweise gleichviele feinste Stäubchen losgeschlagen werden: Die im regellosen Haufen liegen- 
den Würfel werden aber durcheinanderfallen und nach dem Stoß eine gegeneinander veränderte - 
Lage einnehmen. Die entsprechend ihren Kanten und Flächen regelrecht geschichtet liegenden 
Würfel werden im großer und 'ganzen ihre Stellung zueinander beibehalten, wenn die Schläge 
nicht allzu heftig sind. Man kann sich weiterhin vorstellen, daß die Schichtung dieser Zuckėr- 
_ würfel vollkommen regelmäßig ist, in welchem. Falle das Gebäude die relativ größte Festigkeit 
haben wird. Oder daß diese Schichtung kleinere oder größere Unregelmäßigkeiten, Verschie- 

. bungen, aufweist, was, da die Elemente ja ohne Bindemittel übereinander liegen, die Festigkeit 
vermindert. Man bedenke nun, was schwache (wiederholte) Schläge mit der flachen Hand auf 
derartig aus Zuckerwürfeln verschieden stabil aufgebaute Gebilde bewirken werden. Ich wieder- 
hole: ‚gleichstarke Schläge werden immer beiläufig gleichviel kleinste Eckchen und Kanten aus- 
= brechen. Bei vollkommen regelmäßiger Schichtung werden dadurch erst nach sehr vielen oder 

‚stärkeren Schlägen einzelne ganze Würfel aus ihrer Lage gebracht werden. Bei weniger regel- 
mäßiger Schichtung werden schon durch die feinsten Abbrüche einzelne Würfel aus-ihrer Lage 
‚geraten und bei vollkommen "unregelmäßiger Schichtung (Haufen) wird ein schwacher Schlag 
genügen, um vollkommene Umlagerung (Unordnung) zu bewirken. | | 
Man stelle sich vor, daß die verschiedene Röntgenempfindlichkeit der lebenden Substanz (die 
Empfindlichkeit gegenüber einem „ultramikro-mechanischem Insult“) auf einer ähnlich wie in 


diesem Zuckerwürfelgleichnis beschriebenen mehr „labilen“ oder mehr „stabilen“ Lagerung fein- 


ster Strukturelemente beruht. Daß diese molekulare oder noch feinere Struktur sich unseren 
. Untersuchungsmethoden dzt. entzieht, kann uns nicht abhalten, die Gesetzmäßigkeiten ihres Ver- 
haltens erforschen zu wollen. _ | 


XXXI, 2/3. Der Mechanismus der Röntgenwirkung. 289 


Wenn wir sehen, daß Lymphozyten, Epithelzellen die röntgenempfindlichsten Zellen sind, 
daß am anderen Ende dieser Reihe etwa die Ganglienzellen stehen, so liegt folgende Überlegung 
nahe: Wenn derselbe Insult die eine Zelle innerhalb 3 Stunden vernichtet (Lymphozyt, Lym- 
phosarkom) die andere für unsere Beobachtung völlig unberührt läßt (Ganglienzelle), so muß 
im Aufbau, in der Struktur ein Unterschied liegen, der diese Verschiedenheit bedingt. Die 
Atome, die diese und jene Zelle zusammensetzen, haben denselben Mikroinsult erlitten, 
werden also vermutlich dieselbe Elektronenabschleuderung zu verzeichnen haben. 
Wenn nun das Gebäude des Lymphozyten völlig destruiert wird, das der Ganglienzelle für unser 
Erkennen intakt bleibt, so kann dies ähnlich verstanden werden, wie ich es an dem Gleichnis mit- 
den Zuckerwürfeln, die einmal in Haufen, das andere Mal regelmäßig geschichtet liegen, exemplifi- 
ziert habe. Derselbe Schlag schleudert in beiden Fällen von den feinsten Eckchen und Kanten des 
Zuckerwürfels gleichviel Stäubchen weg. Die in Haufen übereinanderliegenden Würfel purzeln 
durcheinander, die regelmäßig na bleiben mehr oder minder vollkommen in der 
Ordnung. 

Nehmen wir nun verschiedene Grade von Stabilität dieser „Schichtung“ dieses „Baues der 
feinsten Elemente‘ der Struktur der lebenden Substanz an, und nehmen wir an, daß, je stabiler, je 
fester gefügt, je „kristallähnlicher“ diese feinste Struktur der lebenden Materie ist, sie desto 
weniger leicht durch den Röntgeninsult „in Unordnung“ gebracht werden kann. 

Es ist klar, daß eine Summation von Insulten durch immer zahlreicher werdende, sagen wir 
Elektronenabschleuderungen schließlich auch das festest gefügte Gebäude völlig destruieren 
kann, daß aber ceteris paribus, der Grad der Ordnung dieser Strukturen, die man sich etwa als 
molekulare, vieleicht noch niedrigere vorzustellen hätte, ein Maß der Röntgenempfindlichkeit 
abgeben wird. 

Es ist auch unter dieser Vorstellung der Zusammenhang von Röntgenreaktionsgrad und 
Latenzzeit leicht verständlich. Etwa so: Leben und Funktion der Zelle sind durch die Integrität 
ihrer feinsten Struktur bedingt. Wird diese gestört, dann erkrankt bzw. stirbt sie. Wenn nun diese 
feinste Struktur so geartet („stabil“) ist, daß derselbe Insult nur eine geringe Unordnung an- 
richtet, dann wird ihr Leben gar nicht, ihre Funktion nur in geringem Grade gestört, ihre Krank- 
heit (welche ein Lebensvorgang, also in der Heftigkeit und Schnelligkeit gewissermaßen propor- 
tional der Causa nocens ist) wird langsam in Erscheinung treten und eine geringe Höhe erreichen. 

Es taucht dabei fernerhin die Vorstellung auf, daß der durch die Strukturstörung bewirkte 
dauernde Schaden um so weniger wieder gutgemacht werden kann, je fester gefügt (G je höher 
determiniert) das gestörte Gefüge war. 

l Doch es muß auf diese beiden Punkte: Latenzzeit, vorübergehender und dauernder Schaden 
(Röntgenkrankheit, Röntgenopathie der Zelle) später noch einmal des genaueren eingegangen 
werden. 

i II. 

Es fragt sich, was diese Hypothese oder diese Formulierung denn nützen soll, da sie zwang- 
los jedem beliebigen Empfindlichkeitsgesetz angepaßt werden kann (z. B. Bergonier und 
Tribondeau, Wassermann usw.); das scheint aber nur so. 

Die bisherigen Empfindlichkeitsgesetze befassen sich mit der ganzen Zelle bzw. mit deren 
Leben und setzen die Röntgenempfindlichkeit der für das Zelleben wichtigen Teile (Kern) für 
die Empfindlichkeit der ganzen Zelle. Es fällt nicht schwer, die entwickelte hypothetische Vor- 
stellung über den Zusammenhang feinster Strukturen den bisherigen Gesetzen der Röntgenemp- 
findlichkeit, etwa dem Bergonier-Tribondeauschen Gesetz anzupassen, insoweit es sich 
um den Zellkern handelt. Es ist nicht schwer sich vorzustellen, daß die Struktur (molekulare oder 
nıcdrigere) etwa eines kurzlebigen Lymphozyten oder einer ebenfalls kurzlebigen in ihrer Funk- 
tion im Vergleich zu einer Ganglienzelle wenig hochdifferenzierten Epithelzelle labiler (im ent- 
wickelten Sinne) ist, als die einer Ganglienzelle. Auch daß die teilungsfähigeren Zellen labilere 
Struktur haben müssen, als Zellen, denen diese Fähigkeit ganz oder fast ganz abgeht, ist nicht 


299 © Pordes | XXXL23. 


schwer vorstellbar. Es ist auch damit wenigstens für das Vorstellungsvermögen leicht in Einklang 
zu bringen, daß eine in Mitose begriffene Zelle und in der Mitose wieder das Stadium der :Äqua- 
‚torialplatte (Holthusen) relativ sehr röntgenhochempfindlich ist. Da in diesen Stadien die 
bedeutsamen Umlagerungen schon in der sichtbaren, also wohl um so mehr in der sozusagen ;,ultra- 
mikroskopischen“ Struktur sich vollziehen, und daher unser „ultra-mikro-mechanischer 
Insult“ besonders leicht „grobe Unordnung“ anrichtet. Bis hierher also brächte diese Hypo- 
these keinen Fortschritt zum Verständnis der Röntgenwirkung. Anders erscheint sie, wenn man 
‚ nicht die Zelle als Ganzes bzw. das für das Leben der Zelle wichtigste Organ (den Zellkern), son- 
‘ dern neben ihm auch die übrigen Teile der Zelle unter diesem Gesichtswinkel ins Auge faßt. 

| Betrachten wir z. B. eine Drüsenzelle. Der Sekretionsvorgang spielt sich sichtbar im Zell- 
leib ab, während der Kern in relativer Ruhe verharrt, und es entspricht auch unseren Vorstellun- 
‚gen anzunehmen, daß der Zellkern zum Zelleib sich etwa verhält wie das Zentrum zur Peripherie, ` 
wie eine Ganglienzelle zu einer Drüsenzelle. Man müßte demnach annehmen, daß die umpiinülein. 
keit z. B. des Plasmas einer Speicheldrüsenzelle größer ist als die des Kernes. 
Wenn diese hypothetische Struktür in der Ganglienzelle stabiler ist, als in der Drüsenzelle, 
muß siein den übergeordneten, relativ ruhenden Teilen einer Drüsenzelle (etwa dem Kern) relativ 
`- stabiler . (im entwickelten Sinne) sein als in den Teilen, in denen sich sichtbar der Sekretions- 
vorgang abspielt (dem Plasma). Es wird also derselbe Röntgeninsult am Kern die geringere, in: 


=. dem leichter zu alterierenden, weil „labiler“ gebauten Plasma die größere Unordnung anrichten. 


Die konsekutive Erkrankung der Zellteile wird. demnach im Plasma heftiger und — nach dem 
oben Gesagten — schneller auftreten müssen als am Kern. 

| Tatsächlich ist der klinische Verlauf der Röntgenkrankheit z. B. einer Speicheldrüse voll- 
kommen dieser re entsprechend, und in allen Stadien 
beobachtbar. | 

‘Drei bis acht -Stunden ‚nach einer mittelgroßen Röntgendose auf die Wangengegend tritt 
Trockenheit im Munde auf, die nach einigen Tagen wieder verschwinden kann. Drei Wochen 
später kann, so berichten verläßliche Beobachter (u. a. Holzknecht), eine zweite, lange dau- 
: ernde Trockenheit auftreten. Bisher begnügte man sich, die erste Trockenheit als ,„Vor- oder 
Frühreaktion der Drüse“ zu bezeichnen (das Vor- oder Früherythem an der Haut wurde als 
„initialeGefäßreizung‘“gedeutet). Daß die „Vorreaktion der Drüsen“ — nämlich Funk- 
tionseinstellung — keine Reizwirkung sein kann, daß aber beide Phänomene etwas Ähnliches sein 
müssen, bildete einen bisher nicht angegangenen (übersehenen??) Widerspruch. 

_ Was aber bedeutet diese erste Trockenheit — ist gleich Funktionseinstellung der Drüse — 
‘im Lichte unserer Hypothese? 

Das ‚„labiler‘ gebaute Plasma wird durch den Röntgeninsult in hohem Grade alteriert (etwa 
. im selben Grade wie der im ganzen „hochempfindliche“ Lymphozyt) ‚erkrankt schnell und heftig, 
die Zelle stellt ihre Funktion ein. An dieser „Röntgenkrankheit der labilen Teile“ geht die Zelle 
aber, da die lebenswichtigen Organe der Zelle nicht in dem Maße miterkrankt sind, nicht zu- 
grunde. Die‘Zelle „übersteht“ die Erkrankung, nimmt ihre Funktion nach Regeneration des 
Plasmas wieder auf (Ende der ersten Trockenperiode). 

Die „Röntgenkrankheit der stabileren Zellteile“ (Kern) ist weniger heftig, kommt später 
zum Ausbruch. Nun stellt die Zelle infolge Insuffizienz der übergeordneten, Organe (Kern) ihre | 
Funktion ein (zweite Trockenperiode). (Vergleich: Functio laesa einer Extremität infolge lokaler 
: Phlegmone oder zentraler Lähmung. ) 

Daß die Schädigungen an einer Zelle um so weniger vollkommen reversibel (heilbar) sind, 
“je stabiler die destruierte Struktur ist, sei hier nur angedeutet. 


| III. 
Was hier am Beispiel der Speicheldrüsenzelle, weil an einem gut beobachtbaren Objekt be- 
schrieben und zur Exemplifikation der Hypothese herangezogen wurde, gilt nun höchstwahrschein- 


XXX, 2/3. Der Mechanismus der Röntgenwirkung. | | 291 


lich für alle anderen Zellarten auch. Es besagt nichts anderes, als daß die Heftigkeit und Schnel- 
ligkeit des Ablaufs der Röntgenkrankheit gewissermaßen proportional der Empfindlichkeit des 
betroffenen Organes ist. Nur erscheint eine neue Differenzierung zwischen „labileren“ und 


 „stabileren‘‘ — empfindlicheren und weniger empfindlichen Teilen auch einer und der- 


selben Zelle. Das bedeutet weiterhin die Vereinheitlichung unserer Vorstellung von der 
Röntgenwirkung überhaupt. 

Die Durchbesprechung sämtlicher bekannter Röntgeneffekte unter dem Gesichtswinkel die- 
ser Hypothese ist nicht schwer. Bevor das an einigen möglichst heterogenen Beispielen gezeigt 
wird, muß aber einiges über den Begriff der „Röntgenlatenz gesagt werden. 

Heineke (zitiert nach Wetterer) geht von der Vorstellung aus, daß vor allem die 
Teilungsfähigkeit der Zellen Schaden leide und definiert die Röntgenlatenz als jenen Zeitraum, 
„der zwischen der Vernichtung der Teilungsfähigkeit und dem natürlichen Absterben 
der bestrahlten Zelle vergeht“. Diese Auffassung ist jedoch nur. für eine ganz be- 
stimmte Form der Röntgenschädigung (und zwar, wie gezeigt werden soll, für die Spät- 
nekrosen) in dieser Form vollkommen akzeptabel. Daß sie für einen kürzestens innerhalb 
6 Stunden nach der Bestrahlung bis auf kleine Reste verschwindenden Lymphosarkomknoten keine 
Anwendung finden kann, ist selbstverständlich (und so dürfte sie auch nicht gemeint gewesen sein). 

Allein von dem neuen Gesichtspunkt aus stellt sich. die Frage der Röntgenlatenz ganz 
anders dar. 

Wenn der ‚„Stabilitätsgrad der feinsten Struktur“ Maß für die Röntgenempfindlichkeit ist 
und die Größe der Röntgenlatenz umgekehrt proportional ist der Röntgenempfindlichkeit, so läuft 
die Röntgenkrankheit um so schneller je heftiger ab. Da nun nicht nur die Empfindlichkeits- 
differenzen der ganzen Zellen (welche gleich sind den Empfindlichkeitsdifferenzen der lebens- 
wichtigen Anteile-Kerne), sondern auch die Empfindlichkeitsdifferenzen der anderen Zellteile 
Berücksichtigung finden, so wird der Ablauf der Röntgenkrankheit in einem bestrahlten Gebiet 
folgendermaßen zu ‚analysieren sein. 

Die gleichempfindlichen Teile erkranken gleich schnell und gleich heftig; diese Teile kön- 
nen lebenswichtige oder weniger wichtige Zellteile sein. Nehmen wir beispielsweise an, daß die 


` Empfindlichkeit des Plasmas irgendeiner Drüsenzelle ebenso groß wäre, wie die des Kernes einer 


Lymphosarkomzelle. Dann wird die Drüse zu der gleichen Zeit, zu welcher der Lymphozyt zu- 
grunde geht, ihre Funktion einstellen. Sind in einem bestrahlten Gebiet aber verschieden empfind- 
liche Gebilde, dann tritt die Röntgenkrankheit zu verschiedenen Zeiten in Erscheinung, wobei 
nach dem Gesagten, und wenn wir das von der Speicheldrüse Erörterte bedenken, die Latenzzeiten 
verschiedener Zellteile verschieden lang sein müssen. ! 

Es muß hier noch eines, allerdings in der Fassung von Heineke und von Wasser- 


mann bereits berücksichtigten, wenn auch vielleicht wenig beachteten Umstandes gedacht wer- 


den. Nämlich, daß auch innerhalb eines Zellkerns Differenzen der Empfindlichkeit vor- 
handen sein müssen. Die „Fortpflanzungsorgane‘ (Genozeptoren) des Zellkerns dürften empfind- 
licher sein. Was übrigens mit der entwickelten Vorstellung über Labilität feinster Struktur durch- 
aus vereinbar ist. Erleidet also eine Zelle einen Röntgeninsult, so kann die Störung am Plasma 
heftig und schnell verlaufen, der Kern zunächst vielleicht überhaupt nicht erkranken und nur 
dessen Genozeptoren einen für die Funktion der Zelle zunächst gleichgültigen Schaden erleiden, 
der erst dann seinen Ausdruck findet, wenn die Zelle normalerweise ersetzt werden muß. Welcher 
Ersatz jedoch infolge „Sterilisation“ der Zelle ausbleibt. Es ist dies jener Fall, auf den Hei- 
nekes und Wassermanns Gesetze lückenlos passen. Im Organismus scheint dies, wie an- 
gedeutet und noch näher auszuführen sein wird, bei der Spätschädigung, dem Spätulkus, in Er- 
scheinung zu treten. 

Vielleicht illustriert das nachfolgende zweite Gleichnis den Ablauf der RER 
wie ich ihn zu verstehen glaube, anschaulicher als die obige Beschreibung: man stelle sich vor, 
daß die Einwohner einer Stadt von einer Schädigung betroffen werden, die je nach Resistenz des 


ors De” aD 


292 =. Pordes. a Oo U SARLA 


| | Individuums nur einen leichten allgemeinen Katarrh. oder eine lebensgefährliche Erkrankung ver- 
_ ursacht oder nach deren Überstehung manchmal Sterilität hinterläßt, also z. B. eine grippeartige 


Epidemie, welche in verschiedener Schwere auftritt und bei der als Komplikation. etwa Epididy-: 


mäfis eintreten könnte. Man stelle sich vor, wie das Leben in einer von einer solchen Epidemie. 


heimgesuchten ` Stadt weiterhin abliefe. Zunächst würden Theater schließen, weil viele Sänger 


und Spieler, ob leicht oder schwer erkrankt, heiser wären. Der Betrieb der Theater könnte wieder 
E aufgenommen werden, wenn die resistenteren. Mitglieder ihren leichten, schnell ablaufenden 


Katarrh wieder überstanden haben. Die am wenigsten resistenten Einwohner erkranken lebens- 


| ‚gefährlich und sterben zum Teil. Von den ernstlich Erkrankten behält ein Teil dauernde Sterili- 
tät. Der Ausfall der Gestorbenen macht sich zwar erst später, aber relativ bald und dabei schwerer 
fühlbar, als der nur wenige Tage heiser gewesenen. Schwächere Individuen, die die Erkrankung 
- überstanden haben, fallen vielleicht noch später irgendwelchen Folgekrankheiten zum Opfer. Der 
durch die Sterilität erzeugte Ausfall kommt erst viele Jahre später zum Ausdruck. Der Vergleich 
ist nicht erschöpfend, er illustriert aber, wie ein und dieselbe Noxe je nach Resistenz des Betrof- 
fenen sich auswirken kann: Bei Befallensein lebensunwichtiger Organe passagerer Funktions- 
ausfall, bei Erkrankung lebenswichtiger Organe Tod oder dauernde Schädigung, bei Sterilisation 
spät auftretender Ausfall. Man setze nur für Stadt Organismus und für. Indiyum Zelle und 
als Krankheit die Köntgenkrankheit, 


| Ä IV. | l . 

Im folgenden soll gezeigt werden, daß die entwickelte Hypothese auf alle bekannten Effekte 

anwendbar ist. Es soll an einigen Beispielen einfacherer und komplizierterer Art gezeigt werden 

wie man sie anwendet und was ihre Anwendung an Erweiterung des Verstehens und an neuen 
Forschungsgrundlagen zu bieten geeignet ist. 


Wie in den zitierten Arbeiten (Röntgenkongreß 1923 und J ahreskurse für ärztliche Fort- 


bildung, August 1923) ausführlich erörtert ist, hat man zum Verständnis eines Röntgeneffektes 


zu untersuchen, welche Elemente im bestrahlten Gebiet die empfindlichsten sind, also zuerst und 


am meisten geschädigt werden. Ferner welche Effekte die Verminderung oder der Fortfall bzw. 
die Funktionseinstellung dieser Elemente oder aber die aus ihnen freiwerdenden und parenteral 


verarbeiteten Stoffe (Abbauprodukte) hervorzubringen geeignet sind. Schließlich, ob die. beobach- | 
teten Bestrählungseffekte so, das heißt durch Fortfall von Funktion oder durch die Abbauprodukte | 


erklärlich sind. 
Beispiele: 
A. Erklärte Effekte. 


Das Verschwinden von aus hochempfindlichen Elementen bestehenden Gebilden ist ohne 


weiteres verständlich; hierher gehört also als klassisches Beispiel das Lymphosarkom als aus 
den höchstempfindlichen Zellen aufgebaut. Weiterhin alle einfach zerstörenden Röntgeneffekte, 


bei denen also die Röntgenstrahlen als unblutige Exstirpatoren wirken: maligne Tumoren, Hyper- . 


trichosis, die Epilationseffekte usw. Hierher gehört auch die Beeinflussung der Leukämie als zer- 
stör ender Effekt auf Leukozyten und Leukopoese, ebenso die Kastrationseflekte. Bis hierher füh- 
ren uns die bekannten, auf die Kernempfindlichkeit bezüglichen Empfindlichkeitsgesetze. 


B. Wirkungsmechanismus der Röntgenbestrahlung bei entzündlichen 
Affektionen. | | 


Auch dieser läßt sich als einfach depressiver Effekt erklären, und zwar handelt es sich dabei 
um Depression bzw. freiwerdende Abbauprodukte der empfindlichsten Elemente des Entzündungs- 
. herdes: des leukozytären Infiltrates: Die landläufige Annahme, daß das Infiltrat ein vollkommen 
zweckmäßiger Abwehrmechanismus sei, daß also seine Beseitigung, seine Verminderung schaden 


a 


XXXI, 2/3. o’ Der Mechanismus der Röntgenwirkung. 293 


müsse, ist falsch. Die maßgebenden Pathologen bezeichnen die Entzündung als blindwaltenden 
Mechanismus, der durchaus nicht richtig, d. h. zweckbewußt abläuft. Die Verminderung des In- 
filtrats durch Röntgenbestrahlung bewirkt (oder kann zumindest bewirken): 
1. Herabsetzung des Gewebsdruckes (Imitation einer Inzision); ; 
2. ist es mehr als wahrscheinlich, daß Phagozytose im Übermaß erfolgt, so daß die Röntgen- 
bestrahlung g gewissermaßen Gewebseinschmelzung verhindert; 
3. wirken die Abbauprodukte .(oder sie können zum mindesten) fermentativ und wahr- 
scheinlich antikörperähnlich auf die Entzündung’). 


Im selben Sinne kann die Beeinflussung der Tuberkulose. verstanden werden. 

Die beiden Beispiele wurden hier angeführt, um die hohe Empfindlichkeit der weißen Blut- 
körper in Erinnerung zu bringen. Daß es nach Röntgenbestrahlung auch zu einer Leukozytose 
kommen kann (Poussee leukocytaire) und daß auch dieser Vorgang durch einen depressiven Me-. 
chanismus erklärlich ist, wird weiter unten besprochen werden. | 


C. Wirkung auf die Kapillarendothelien. 


Fragen wir uns nach der Funktion der Kapillarendothelien. Sie haben die Aufgabe, die 
Weite der Kapillare zu regulieren, also auf konstriktorische und dilatatorische Reize anzusprechen, 
wobei die Gefäße bekanntlich stets einen normalen Tonus haben, d. h. mindestens unter einer 
ständigen konstriktorischen Beeinflussung stehen. Zweitens haben die Kapillarwände für die 
Aufrechterhaltung des richtigen Permeabilitätsgrades zu sorgen. Ein wie bekannt recht kompli- 
zierter Mechanismus. Schon rein mechanisch (nach Raumgröße) müssen diese Funktionen 
(Kontraktilität und Permeabilität) vom Plasma der Endothelzellen ausgeübt werden. Der Kern 
mag als übergeordnetes Zentrum wirken. Erinnern wir uns an das bei der Speicheldrüsenzelle 
Ausgeführte. Das funktionierende Plasma hat die (hypothetisch) labilere Struktur, ist also 
röntgenempfindlicher, wird also auf Bestrahlung schnell seine Funktion einstellen, d. h. die Endo- 
thelzelle ist geschädigt, „gelähmt“. Wir wissen von der Entzündung, daß geringe Gefäßschädi- 
gung bedeutet: Gefäßerweiterung und vermehrte Durchlässigkeit. Das entspricht auch den oben 
entwickelten Funktionen. Die auf Kaliberregulation nicht ansprechende Kapillare wird über- 
mittelweit, also erweitert; das Aussetzen der Permeabilitätskontrolle bedeutet: Steigerung der 
Permeabilität. Klinisch heißt das: Rötung und Schwellung. Bei der Röntgenbestrahlung (Ana- 
logie zur Speicheldrüse) tritt zunächst eine vorübergehende Funktionseinstellung infolge Plasma- 
erkrankung ein. Sowohl der Beginn als das Ende dieses vorübergehenden Zustandes entsprechen 
 beiläufig dem analogen Zustand bei der Speicheldrüse. Klinisch manifestiert sich ein und der- 
selbe Zellzustand an der Speicheldrüse als Trockenheit im Mund, an der Haut als Rötung und 
Schwellung. Man kann diese beiden Zustände als Röntgenkrankheitder „labileren“ 
Zellteileder Drüsenzellen und Kapillarendothelien erklären (bisher als Vor- 
reaktion bezeichnet). Die Zelle „übersteht“ die Erkrankung, da der Kern (noch) relativ gesund 
` ist, Drüsen und Endothelien nehmen ihre Funktion wieder auf. 

Es fragt sich, wie die Röntgenkrankheit der lebenswichtigen Teile der Kapillar- 
endothelien in Erscheinung tritt. Die herrschende Ansicht reiht die Endothelien unter die minder- 
empfindlichen Zellgattungen ein. Mittlere Dosen Röntgenlichtes werden wahrscheinlich (wie 
auch z. B. Heineke, Wassermann u. a. annehmen) die Teilungsfähigkeit der Kerne 
schädigen. Es bleibt im bestrahlten (Haut-) Gebiet ein für spätere Zeit geschädigtes Kapillarnetz 
zurück. Diese Art von Kernschädigung wird erst durch wiederholte Röntgeninsulte voll gesetzt 
und so kommt es nach Jahren zu den bekannten Erscheinungen des Kapillarschwundes und der 
Ektasie der Subkapillaren (Teleangiektasien). 


1) Der Gegenstand ist ausführlicher behandelt in den oben zitierten beiden Arbeiten: Röntgen- 
Kongreß 1923 und Jahreskurse für ärztliche Fortbildung, August 1923. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 38 


294 En Pordes. XXXI. 
Die Kapillarendothelien können aber, so scheint es, noch eine andere, früher in Erscheinung 
- .tretende Art von Schädigung erfahren. Die beiden Funktionen des Endothels, Kontraktilität und 

‚Permeabilität, sind bekanntlich getrennt beeinflußbar (nicht jede Rötung geht mit Ödem, nicht 
u jedes Ödem geht mit Rötung einher). Ein Grad von Kernschädigung, der über den der Sterilisation 
| ‚hinausgeht, jedoch das Leben der Zelle noch nicht zerstört, scheint die Per meabilitätsregulation | 
. zu betreffen. Erreicht die Schädigung diesen Grad, dann muß es zudauerndem (indura-. 
tivem) Ö dem der bestrahlten Region kommen, das aber, da es sich um Kernschaden handelt, 
erst nach längerer Latenzzeit auftritt. Diese Erscheinung ist wohl bekannt und gefürchtet. Wir 
‚kennen sie, seit wir durch entsprechende Filterung die Subkutis mit hohen Dosen beschicken kön- 
nen ohne i in deù obersten Schichten der Haut größeren Schaden zu stiften. | 
| Resumieren wir das Gesagte: am Kapillarendothel gibt es verschiedene Arten der Röntgen- 
krankheit: 1. Die Erkrankung der labilen Teile, die mit schnell eintretender und vorübergehender 
‚Funktionsverminderung bzw. Einstellung einhergeht. Das ist klinisch Rötung und Schwellung- 
(bisher als Vor- oder Früherythem bezeichnet und als Reizerscheinung aufgefaßt). 2. Eine Kern- 
“ schädigung mittleren Grades, die sich nur auf die Genozeptoren als das am Kern relativ empfind- 
lichste Gebilde erstreckt und demnach erst sehr spät in Erscheinung tritt (Teleangiektasien, Be- 
reitschaft zur Spätnekrose). 3. Eine weitgehende Kernschädigung, die die Permeabilitätsregula- 


u tion an der Zelle schädigt, später als die Plasma-, jedoch früher als die Genozeptorenschädigung 


auftritt — klinisch: das indurative Ödem. | 
| Eine Konklusion und die sich hieraus ergebenden weiteren, sei hier noch erörtert. Wenn ` 
die bisher sogenannte Frühreaktion (Plasmaschaden, Lähmung der Endothelien) eine lokale 
 Kapillarparese setzt, hebt sie selbstverständlichlokale@efäßspasmenauf. Daß auch | 
_ Spasmen der glatten Muskulatur auf lokaler Ischämie beruhen können, ist bekannt. Wenn also 
viele Autoren (zuletzt Œ. Schwarz) 'von einer krampflösenden Wirkung der Röntgenstrahlen 
‚berichten, über den Mechanismus aber ihr „ignoramus“ sprechen, dann ist die entwickelte Er- 
klärung. geeignet, diese Zusammenhänge aufzudecken. Denn sowohl Gefäßspasmen als auch durch 
lokale Ischämie bewirkte Spasmen der glatten Muskulatur müssen dann durch diese „Lähmung 
der. Endothelien“ (nichtaberdurch „Reizung“) beseitigt werden. Daß auch die bekannte 


„Beobachtung von der schmerzstillenden Wirkung der Röntgenstrahlen ein Streiflicht. 


` abbekommt, sei nur angedeutet. Es kann sich dabei erstens um Spasmolyse, ferner aber auch 
um eine Art Infiltrationsanästhesie (Kapillarparese-Ödem) handeln. Nebenbei sei be- . 
merkt, daß viele hier (noch) nicht zu erörternde Momente es äußerst unwahrscheinlich erscheinen - 
lassen, daß das Nervengewebe, insbesondere das pheriphere, überhaupt durch Röntgenstrahlen 
| funktionell beeinflußbar ist, insolange es nicht direkt vollkommen zerstört wird. 


D. Abbauprodukte. 


Wie erwähnt, hat man sich bei jedem Röntgeneflekt zu fragen, was für Effekte der Wegfall 
oder die Abbauprodukte der jeweils empfindlichsten Elemente hervorzubringen geeignet ` 
sind. Wenn nun die Empfindlichkeit der funktionierenden Zellteile größer ist, als die der relativ 
ruhenden, wenn jene also durch den gleichen Röntgeninsult früher und heftiger in „Unordnung“ 
geraten, so werden sie im Verlaufe der Zellerkrankung zu irgendwelchen Teilen abgebaut und 

'regeneriert werden müssen. ‚So ist zu verstehen, daß zur Zeit der „Frühreaktion‘“ der Stoffwechsel 
eine Veränderung erleidet, die Menge .der normalerweise ausgeschiedenen Stoffe eine Steigerung 


‘erfährt und auch sonst nicht zur Ausscheidung gelangende Stoffe ausgeschieden werden. Die . 


| Mengeunterschiede sind dabei recht bedeutend, jedenfalls größer als es z. B. den entsprechend dem 
bei dem Leuko- und Lymphozytensturz abgebauten Zellenmengen verständlich wäre. Die zeitliche 

 Koinzidenz dieser Stoffwechselveränderungen mit der „Frühreaktion“ sowie ihr kausaler Zusam- ' 
‘menhang mit der sogenannten Allgemeinreaktion (,Röntgenkater“) sind Gegenstand eingehender 
‚Untersuchungen von Sielmann und von Sielmann und Neuda gewesen; andere hierher- 


XXXI, 23. Der Mechanismus der Röntgenwirkung. | 295 


gehörige, zum Teil im Gang befindliche selbständige Stoffwechseluntersuchungen an unserem 
Laboratorium stammen von Borak. Auf die Details derselben einzugehen, ist nicht möglich. 
Soviel aber kann gesagt werden, daß die Ergebnisse der genannten Autoren mit der unabhängig 
davon aufgestellten Hypothese vollkommen vereinbar sind. 

Es ist demnach zu bedenken, daß der Organismus unmittelbar nach einer Röntgenbestrah- . 
‚lung nicht nur die durch den Röntgeninsult vernichteten höchstempfindlichen Zellen abzubauen 
hat, sondern daß auch aus den geschädigten, „erschütterten“ „labileren“ Teilen der weniger emp- 
findlichen Zellen, Abbauprodukte in den Säftestrom geraten. | | 

Wenn wir unter diesem Gesichtswinkel die Vorgänge unmittelbar nach einer 
Bestrahlung etwa des Oberbauches ins Auge fassen, so ergibt sich folgendes (als grob- 
schematische Übersicht): In der Milz können die Zellen der Pulpa als hochempfindlich zu einem 
großen Teil schnell vollkommen destruiert werden, Leber, Pankreas, Magen, Darm verhalten sich 
ähnlich wie etwa die Speicheldrüse, d. h. die labileren Anteile der im ganzen weniger empfindlichen 
Zellen erleiden eine heftige, schnell vorübergehende Störung. Wobei der direkte Funktionsaus- 
- fall nicht oder nicht so sehr ins Gewicht fallen muß (auch die Trockenheit im Munde ist ja 
keine absolute, sondern eine relative). Die labileren Zellteile aber werden entspreehend dem Grade 
ihrer Alteration pathologische Abbauprodukte (vielleicht auch nur Vermehrung der physiolo- 
gischen) abgeben. 

Das klinische Bild dieser komplexen Störung (Funktionsverminderung, Vechte der 
gänzlich destruierten, höchstempfindlichen Elemente und der pathologischen oder pathologisch 
vermehrten Abbauprodukte der alterierten labilen Zellteile) ist das als Röntgenkater bekannte 
Krankheitsbild. Es ist natürlich durchaus möglich, daß eines oder das andere prominente Sym- 
piom (Erbrechen) auf ganz bestimmte Stoffwechselprodukte und durch sie erregte pathologische 
Funktionskonstellationen zurückzuführen und so therapeutisch behebbar sind (Kochsalztherapie). 
Hier handelt es sich jedoch darum, zu zeigen, daß diese abnormen Stoffwechselprodukte auch aus 
nicht zerstörten, sondern aus nur temporär erkrankten Zellen stammen können. 

Noch ein Punkt bleibt zu erörtern. Es ist bekannt, daß z. B. die „Röntgenreaktion 
der Haut“ von einer echten Entzündung begleitet ist, d. h., daß die aus röntgenkranken Zell- 
kernen der Haut stammenden Abbauprodukte entzündungserregend, d. h. auch positiv chemo- 
taktisch auf Leukozyten wirken, schließlich, wie jede Entzündung, eine allgemeine Leukozytose 

machen können. 

Es ist nun bekannt, daß unmittelbar nach der Bestrahlung EN einem anfänglichen 
Lyınpho- und Leukozytensturz ein Anstieg der Leukozytenzahl zu beobachten ist, es wurde dies 
als Reizwirkung gedeutet (Poussee leukocytaire). Es ist aber durchaus möglich, daß unter den 
schnell freiwerdenden Abbauprodukten ebenfalls positiv chemotaktische sind, so daß die Röntgen- 
strahlen rein depressiv wirken, die Zellabbauprodukte (Zellteilabbauprodukte) die Poussce leuko- 
cvtaire sekundär hervorrufen. 

Schließlich ist nach dem Gesagten selbstverständlich, daß zur Zeit der orae Früh- 
reaktion der Säftestrom bzw. das Blut reichlich mit diesen komplexen Abbauprodukten überladen 
ist. Daß das Serum bestrahlter Individuen anderen Individuen der gleichen Art einverleibt, eine 
Summe von röntgeneffektähnlichen Erscheinungen auslösen kann, wird demnach verständlich. 


E. Scheinbare Reizeffekte. 


Die entwickelte Hypothese hat durchaus nicht den Zweck, den Gegenbeweis gegen die Exi- 
etenz einer Reizwirkung zu führen. Der Mangel der Notwendigkeit, eine Reizwirkung überhaupt 
anzunehmen, ergibt sich aber, wenn man alle bekannten Effekte unter diesem Gesichtswinkel ins 
Auge faßt. Es zeigt sich; daß der Fortfall, der Funktionsausfall oder die Abbauprodukte der je- 
weils empfindlicheren Teile jeden Röntgeneffekt verständlich machen. Der Annäherung an die 
Vollständigkeit halber seien hier in aller Kürze die wesentlichsten als Reizwirkung Be 
Effekte noch einmal durchbesprochen. 

38 * 


B 


er | l Zu Pordes. Fr | 3 DE XXXI, 2/3: 


E Tuberku ioi se: Lymphozytenzeriall, weiterhin Autoimmunisierung (ausführlich in 
der letztzitierten Arbeit, J ahreskurse). | 


© b) Gerinnungsbeschleunigung durch Milzbestrahlung - (ausführlich 


r “wie oben).: Leukozytenzerfall, Lymphozytenzerfall, konsekutiver Anpa sowohl der Blutplätt- 


‚chenzahl als auch Vermehrung des Gerinnungsfermentes. 

c) Be he bungderAnurie (ausführlich wie oben): Eukweder Lenkozytenzer fall, Ver- 
minderung des Infiltrats, dadurch Behebung des Raummängels ENIerenglancom) oder ppap- 
lyse, verständlich nach dem oben Entwickelten. 
| d) Amenorrhoe (ausführlich wie oben): Abbau der reifebereitesten, also rönt genomp- 
- findlichsten Follikel, dadurch hormonale Beeinflussung -des ovarió-uterinen Zyklus. 

e) Entwicklungsbeschleunigung von Samen, Eiern, Frühtreiben. 
von Knospen u. dgl. (ausführlich wie oben): An allen diesen Objekten handelt es sich um 
Entwicklung, d. h. einen voraus bestimmten, regulierten Ablauf. Zum Begriff der Regulation ge- 
hört die Hemmung. . Der Hemmungsmechanismus ist der von außen überhaupt einzig ansprech- 
bare. Jeder Eingriff der die Zelle nicht überhaupt zerstört, leitet die Entwicklung ein. Z. B. 
können Blattknospen auch durch Quetschen ebenso wie durch. Röntgenbestrahlung zum Früh- 
treiben. ‚gebracht werden (Weber). Das erzielte Produkt ist aber minderwertig bis völlig lebens- 
. unfähig. Es handelt sich demnach um komplexe Schädigungen: bei denen unter anderem ein 
Symptom auch Beschleunigung sein kann. 

Auf die beiden letztangeführten Beispiele, Amenorrhoe und ee AEN 
muß hier im Hinbliek auf die Hypothese einer labileren Mikro-Struktur etwas ausführlicher ein- 
‚gegangen werden. Holt'husen fand, daß die Mitose röntgenempfindlicher ist, als die ruhende 
Zelle, und in der Mitose das Stadium der Äquatorialplatte wiederum empfindlicher als die übrigen s 
Stadien. Das stimmt vollkommen mit der entwickelten Hypothese überein. Dazu sei ein drittes, 
. das Zuckerwürfelgleichnis im Sinne eines werdenden, nicht ruhenden Objektes ergänzendes 
Gleichnis gestattet. Wenn die Gepäckstücke im Gepäcknetz eines fahrenden Eisenbahnwagens gut 
"verstaut sind, so wird auch ein heftiger Ruck nichts an ihrer Lage ändern; liegen sie schlecht 
(labiler) dann können sie bei brüskem Anfahren des Zuges den Reisenden auf die Köpfe fallen. - 
Will man aber gerade in dem Moment, da der Zug anfährt, einen Koffer ins Netz heben, dann 
wird er mit großer Wahrscheinlichkeit herunterfallen. Die Mitose bedeutet eine Umlagerung und 
-in der Mitose das Stadium der Äquatorialplatte, das der. eigentlichen Teilung, den Höhepunkt der 
- vorübergehenden Labilität der Struktur. Derselbe Insult, der in der ruhenden Zelle (wohlverstaute 
Gepäckstücke), keinerlei nennenswerte Unordnung anstiftet, wird im Beginne der Mitose (schlecht 
verstaute Gepäckstücke) relativ mehr und i im Stadium der Äquatorialplatte Keane eines . 
Gepäckstückes) die größte Unordnung bewirken. | 
| Aus den entsprechenden Gründen ist es verständlich, warum am Ovar die ruhenden Primor- 
dialfollikel am wenigsten röntgenempfindlich sind und die Empfindlichkeit bis. zum Follikel- 

sprung in starker Progression zunimmt. | 
| Was nun die Empfindlichkeiten i im Ei und in der Knospe anlangt, so scheint sich dort die 
Sache so zu verhalten: wenn, woran zunächst kein begründeter Zweifel besteht, die Versuche von 
- Weber- Graz stimmen, dann bringt jeder wie immer geartete Insult eine Blattknospe zum Früh- 
treiben. Die plausibelste Erklärung scheint mir die, daß der Hemmungsmeechanismus der labilste. | 
und demnach auch durch den Röntgeninsult zunächst destruierte Zellteil ist. Daß es durch künst- 
liche Imitation der natürlichen Vorgänge nicht gelingt, ihn allein auszuschalten, sondern daß 
immer komplexe Schädigungen gesetzt werden, wurde oben bemerkt und stützt die Ansicht, daß 
es sich nicht um Reiz, sondern um Zerstörung handelt, in essentieller Weise! 


; f Vy. ' T 
| Ich glaube, an einer Anzahl von Beispielen gezeigt zu haben, daß die entwickelte Hypothese 
geeignet ist, die Röntgenwirkung in allen ihren Stadien und Auswirkungen einheitlich und relativ 


XXXI, 2'3. Der Mechanismus der Röntgenwirkung. 297 


einfach zu verstehen. Es wäre, das läßt sich wohl behaupten, ein wesentlicher Fortschritt und ins- 
besondere eine Erleichterung für das Weiterarbeiten, wenn man anstatt, wie bisher für die lokale 
und allgemeine Vorreaktion, für die sogenannte Hauptreaktion, für die Spätschäden sowie für 
alle eigentümlichen, bisher gar nicht oder kontrovers erklärten Röntgenwirkungen vier bis fünf 
Erklärungen, die sich zum Teil gegenseitig ausschließen, eine einzi ge Erklärung vor sich hätte. 
Daß diese Erklärung ebenso hypothetisch ist wie die bisherigen, beweist nichts gegen sie. Daß 
es eine und nicht mehrere sind, macht sie zunächst wahrscheinlicher. Sie erscheint insolange 
akzeptabel, als keine mit ihr unvereinbare Tatsache gefunden wird. Als Grundlagen dienen ihr, 
~ wie ich gezeigt zu haben glaube, die bisher bekannten, klinischen und experimentellen Ergebnisse. 
Ob und wann es gelingen wird den einwandfreien Beweis zu führen, d. h. aus der Hypothese eine 
bewiesene Wahrheit zu machen, bleibt dahingestellt. Es ist auch die Frage, welches Forschungs- 
gebiet, ob die Physik oder die physikalische Chemie oder die Biologie das Belegmaterial produ- 
zıeren wird. Es schien mir aber nicht angängig, aus diesbezüglicher Ängstlichkeit eine Hypothese 
für mich zu behalten, von der, abgesehen von der Erklärung sämtlicher Röntgeneffekte (die hier 
nicht aufgezählten lassen sich nach den gegebenen Beispielen unschwer einordnen), vor allem 
eines sicher zu erwarten ist: Anregung zum Weiterarbeiten für alle. Wissenschaft treiben heißt 
suchen, erreichte Ziele sind, das lehrt die Geschichte, nur mehr oder minder breite Stufen auf dem 
Weg nach oben; der Raum aber ist unendlich. 


Zusammenfassung. 


1. Dis E T T Bene: mechanischen Insult. 

2. Es wird angenommen, daß eine Mikro-Struktur der lebenden 
Substanz von solcher Abstufung vorhanden ist, daß, obwohl die ein- 
zelnen Strukturelemente dieselbe Störung erleiden, die eine mehr, 
dieandere wenigerin „Unordnung“ gerät. Dieleichter in „Unordnung“ 
geratende Struktur ist die röntgenempfindlichere (Würfelzucker- 
gleichnis). 

3. Die bisherigen Empfindlichkeitsgesetze, welche in diese Hypo- 
these ohne weiteres aufgenommen werden können, beziehen sıch auf 
‘ dielebenswichtigen Teile der Zellen (Kern). Esistanzunehmen, daß es 
innerhalb der Zelle Empfindlichkeitsdifferenzen in dem Sinne gibt,. 
daß die (hypothetische) Struktur der funktionierenden Zellteile (z. B. 
. Plasma) labiler sein kann als die der übergeordneten, in relativer Ruhe 

befindlichen (z. B. Kern). l 

4. Die Hypothese erscheint geeignet, die Vorreaktion, Haupt- 
reaktion und Spätreaktion unter einem Mechanismus verständlich 
erscheinen zu lassen. Sie ermöglicht ferner neu das Verständnis der 
Stoffwechselveränderungen im Frühstadium. 

5. Die Hypothese tritt an Stelle einer Anzahl zum Teil einander 
widersprechender Annahmen und erklärt alle bisher bekannten bio- 
logischen Effekte der Röntgenstrahlen. 


298 E = Borak. | | XXXI, 2/3. 


Aus. dem Zentral-Röntgeninstitut ‚des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (Vorstand: Prof. 
Holzknecht) und dem physiologischen Universitätsinstitut (Vorstand: Prof. Durig), 
| chemische Abteilung (Vorstand: Prof. Fürth). 


Die Harnsäureausscheidung nach Röntgenbestrahlung normaler Individuen. 
| | | Von ` 
Dr. Jonas Borak. 
I. Versuchsmethodik. 
'Harnsäurebestimmungen nach 'Röntgenbestrahlungen sind bereits vielfach unternommen 
worden, so insbesondere als die Beeinflussung der Leukämie und des Blutbildes überhaupt durch 


Röntgenstrahlen bekannt geworden ist!), sodann auch gelegentlich der Studien über den Einfluß 
der Röntgenstrahlen auf den gesamten Stoffwechsel?). 


Die Angaben der Autoren sind vielfach einander widersprechend. So findet Bloch?) nach 


Bestrahlung eines Ekzems erhöhte Harnsäurewerte, wogegen Rosenberger‘) angibt, auch 
nach Bestrahlung von Tumoren keine Vermehrung gefunden zu haben. Diese Differengen erklären 
sich nicht etwa durch die verschiedenen Bestimmungsmethoden, welche niemals solche Unter- 
schiede ergeben könnten, sondern hauptsächlich durch die verschiedene Bestrahlungstechnik und 
vor allem durch Verkennung eines grundlegenden Gesichtspunktes, der in Folgendem besteht. 
Wir sehen, daß manche Autoren ihre Angaben auf Ergebnisse von Totalbestrahlungen 
des ganzen Körpers oder des größten Teiles desselben beziehen’), während 
andere wieder Krankheiten, z. B. solche dermatologischer Natur, nennen, nach deren Be- 
. handlung vermehrte Harnsäureausscheidung zu beobachten war), ohne dasin dem einen 
wie dem anderen Falle bedacht worden wäre, daß ceteris paribus, der 
bestrahlte Körperteil bzw. das bestrahlte Organ von Einfluß auf die 
Ausscheidung sein könnte. 

. Es ergibt sich aber aus unseren Verude: — doa werden dadurch auch die angeführten 


Widersprüche geklärt — daß dies gerade die wesentli chste versuchsmethodische Voraus- 


. setzung bildet, zu welcher sich die selbstverständliche Forderung nach sonstiger Gleichartigkeit 
der Bestrahlungsbedingungen als zweite Voraussetzung gesellt. Die dritte Voraussetzung 


ist diätetischer Natur und bezweckt die Fernhaltung der exogenen Quelle der Harnsäurebildung `- 


durch Ausschaltung der Purine aus der Nahrung. 

| - Wir führten Bestrahlungen folgender Körperteile aus: Thorax (2 Fälle), Oberbauch 
(Leber 9 Fälle, Milz 3 Fälle), übriges Abdomen (2 Fälle), untere Extremitäten 
(1 Fall). 


1) Über die Harnsäureausscheidung nach Bestrahlung von Leukämie liegen Arbeiten von Los- 
senundMorawitz(D. Arch. f. kl. Med. 83, 1905) und Rosenberger (Münchn. Med. Wochenschr., 
1906, Nr. 5) vor. 

2) B enjamin und Rer uß (Münchn: Med., Wochenschr., 1906, Nr. 38). 

3) Bloch, D. Arch. kl. Med., 1905, Nr. 8. 

%) 1. e. S. 211. 

` 5) So Benjamin und Reuß (l. e.), welche ihren Versuchshunden in den Käfigen volle Be- 
wegungsfreiheit während der Bestrahlung beließen, und Linser und Sick, welche aus 1 bis 1% m 
Entfernung bloß unter Abdeckung des Kopfes und der’ Genitalien ihren Kontrollpatienten mit einer 
Röhre von wechselnder Härte 4 bis 8 Std. lang bestrahlten (D. Arch. kl. Med., 1907, Nr. 89). 

©) So bestrahlte Bloch bei einem Patienten mit offenbar dort lokalisiertem chronischem Ekzem 
zuerst zweimal die Milzgegend, dann die Oberschenkel. Nach unseren Versuchen wäre er zu anderen 
Ergebnissen gelangt, wenn die Bestrahlung in umgekehrter Reihenfolge vorgenommen worden wäre, 
weil das bestrahlte Organ für den Verlauf der Harnsäureausscheidung maßgebend ist. 


4 


ÈS E RË RE g9 IE EA p a 893.49 é £ 7? 


XXXI, 2/3. Die Harnsäureausscheidung nach Röntgenbestrahlung normaler Individuen. i .299 


Bei allen Versuchspersonen wandten wir stets die gleiche Bestrahlungstechnik an, abgesehen 
von den Fällen, in welchen wir die Versuchsbedingungen bewußt variierten. Bestrahlt wurde mit 
einer Coolidgeröhre und einem Universalapparat von Siemens & Halske. Die sekundäre Strom- 
stärke betrug 3 Milliampère, die sekundäre Stromspannung zirka 150 Kilovolt. Die Fokushaut- 
distanz betrug 28 cm, die Feldgröße durchschnittlich 8 X 15 cm. Die Oberflächendosis war 8 H 


(Holzknechteinheiten), was bei dem von uns verwendeten Filter von 4 mm Aluminium un- 


'gefähr der Hauttoleranzdosis entspricht. 

In diätetischer Hinsicht wurde den Versuchspersonen eine gleichmäßige, fleischlose, von purin- 
hältigeren Nahrungsmitteln freie, im wesentlichen aus Brot, Milchspeisen, Gemüsesuppen, Mehlspeisen, 
Kartoffeln, in manchen Fällen auch Eiern und Butter bestehende Kost verordnet. Die Versuchspersonen 
verbrachten, soweit sie Spitalspatienten waren, die Zeit meist im Bett, bzw. im Zimmer oder gingen 
während der Versuchsdauer ihrer gewohnten Beschäftigung nach. Die Beobachtung eines Falles 
dauerte durchschnittlich 10 Tage und gliederte sich in einen dreitägigen Abschnitt vor und in einen 
siehentägigen nach der Bestrahlung. In einigen Fällen mußte der zweite Versuchsabschnitt abgekürzt, 
in anderen dagegen konnte er länger fortgeführt werden. 

In der 24stündigen Harnmenge erfolgte die Bestimmung der Harnsäure in der ersten Zeit nach 
Hopkins-Wörnert) (Prinzip: Die Urate werden als Ammoniumsalze niedergeschlagen, aus dem 
filtrierten Niederschlag wird das Ammoniak durch Kochen vertrieben, der restierende N-Gehalt nach 
Kjeldahl bestimmt und auf Harnsäure umgerechnet), später nach der wesentlich einfacheren 


es m a1 or os 2... | dm DEE En in en 


-—— |. mn 2 =. 


© Å- u u. 


Methode von Folin-Shaffer‘) (Prinzip: Titrimetrische Bestimmung der zuerst als Ammoniumsalze 
ausgefällten Urate gegenüber einer 20/n Kaliumpermanganatlösung). Die erste Methode ergab im 
Vergleich mit der zweiten höhere Werte, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, daß — obzwar 
diese Annahme eingebürgerten chemischen Vorstellungen widerspricht — die Austreibung des Am- 
moniaks bis zur neutralen Reaktion gegenüber Lackmuspapier noch keineswegs vollständige Befreiung 
vom Ammoniak bedeutet, wie sich das mit dem Destillationskontrollapparat von Revoltella?), der 
als Indikator Methylorange benützt, mit Leichtigkeit nachweisen läßt. F olin’) meint außerdem, daß 
bei der Wörnerschen Modifikation der Hopkinschen Methode stets eine Mucoidsubstanz mitge- 
fällt wird, ein Fehler, dem seine Methode durch starke Alkalisierung des Harnes vorbeugt. 


II. Versuchsergebnisse. 


Nach einmaliger Bestrahlung normaler Versuchspersonen unter den angeführten Bedin- 
gungen beobachteten wir eine Veränderung der Harnsäureausscheidung je nach den bestrahlten 
Organen, und zwar trat’ nach Bestrahlung des Thorax, des Abdomens 


(unter Abdeckung von Leber und Milz) und der unteren Extremitäten ` 


keine VeränderungderHarnsäureauf. 

Dagegen wiesen sämtliche 7 Fälle, bei welchen unter Abdeckung. der N achbarorgane eine 
isolierte Leberbestrahlung durchgeführt wurde, 24 Stdn. nach der Bestrahlung eine ver- 
mehrteHarnsäureausscheidung auf. Die Vermehrung betrug 20 bis 60% des Wertes 
aus der Vorperiode. Dreimal (es waren dies Harne mit hohem spezifischen Gewicht) trat am Tage 


1) Neubauer-Hupperts Lehrbuch 2, S. 1063, 1910; Neuberg, Der Harn, S. 890, 1911. 
2) Revoltella, Biochem. Zeitschr., 1922, Nr. 134. 
3 Folin-Shaffer, Zeitschr. f. phys. Chemie, 1901, 32, S. 566. 


7/ 


300 Borak. XXXI, 2/3. 


. nach der Bestrahlung ein Sedimentum lateritium auf, das in einem Falle durch volle 8 Tage an- 
hielt. Der anfänglichen Steigerung folgte in 5 Fällen am zweiten, in einem Falle am dritten 
Tage eine Senkung, und zwar unter dem normalen Durchschnittswert. Dieser Senkung folgte 
dann ein neuerlicher Anstieg, welcher in drei Fällen die Steigerung voın ersten Tage 
stark, in einem Falle leicht übertraf, in einem sie fast erreichte, in einem unter derselben blieb. 
In einem Falle betrug das Maximum nahezu 100% des Wertes vor der Bestrahlung. 
Als typische Verlaufsform der Harnsäureausscheidung nach Leberbestrahlung möchte def 
Verfasser diejenige hinstellen, welche er in 2 Selbstversuchen bei sich beobachten konnte. 
Die quantitativen Unterschiede in den beiden Versuchen dürften sich zum Teil wenigstens 


aus der hervorgehobenen Verschiedenheit der angewandten Bestimmungsmethoden erklären. (Im . 


ersten Versuch nach Wörner, im zweiten nach Folin.) Sonst ist die Verlaufsform in beiden 
Fällen so ähnlich, daß sie wohl als charakteristisch bezeichnet werden kann. Beide Male trat am 
Tage nach der Bestrahlung ein Sedimentum lateritium auf, ne sich das erstemal 8 Tage 
lang, das zweitemal am 1., 3. und 5. Tage zeigte. 

Die Werte von zwei anderen Fällen von analogem Verlauf seien numerisch angeführt. 


Tabelle I. 


Datum Harnsäure in g Anmerkung 


8. J. 1923 0.196 


Versuchspers. K. n. Folin 


9. 0.215 

10. 0.226 

11. 0.371 Leberbestrahlung 

12. 0.176 
-18. 0.276 

14. 0.318 der Versuch mußte unterbrochen 
15. werden. 

Tabelle TI. 
Datum Harnsäure in g l Anmerkung 


Versuchsper. B. 
0.441 Leberbestrahlung 


0.499 s. weiter Tabelle VI. 


Auch nach Bestrahlung der M ilz in zwei Fällen erhielten wir ähnliche, nur in quantita- 
tiver Hinsicht verschiedene Resultate, also eine Zunahme der Harnsäure am 1. Tage nach der 
Bestrahlung, eine Senkung unter die Norm am nächstfolgenden Tage, dann neuerlich einen 
Anstieg. 

Nachstehend ein Versuchsprotokoll: 


` Tabelle IIL 


Datum Harnsäure in g | Anmerkung 
Versuchspers. S. [1.—3 IV. 1923 | 0.26 Durchschnittswert n. Folin 


0.35 
0 252 
0.171 
0.38 
0.86 
0.32 


Milzbestrahlung 


zen NI o ut m 


a 
zzi zir EEE o m. 
- 


XXXI, 2/3. Die Harnsäureausscheidung nach Röntgenbestrahlung normaler Individuen. 301 


Zusammenfassend können wir sagen, daß nach einmaliger Röntgenbestrahlung der Leber 
und Milz mit der angewandten Dosis sich eine Harnsäureausscheidung beobachten läßt, welche 
durch folgende, drei Phasen enthaltende Verlaufsform charakterisiert ist. 1. PhasedesHarn- 
säureanstiegs (1 Tag), 2. Phase der Senkung (1 bis 2 Tage), 3. Phase des 
neuerlichen Anstiegs mit langsamer Rückkehr zur Norm (mehrere Tage). 

Zwei Möglichkeiten kommen für die Erklärung dieser Verlaufsform in Betracht. Es kann 
die Vermehrung der Harnsäure resultieren aus einem durch die Strahleneinwirkung bedingten 
Zerfallder weißen Blutkörperchen oder aber des bestrahlten Organs. 

Die erste Erklärung ist, zumindestens für die Leber, aus dem Grunde nicht wahrscheinlich, 
weil nicht einzusehen wäre, warum eine Bestrahlung des Thorax oder Abdomens keine Vermehrung 
der Harnsäureausscheidung zur Folge habe, da doch zirkulierendes Blut in allen Fällen mitbe- 
troffen wird. (Für die Milz könnte geltend gemacht werden, daß hierbei weiße Blutkörperchen 
als an ihrer Bildungsstelle in erhöhtem Maße strahlenempfindlich sind.) 

Gegen diese Erklärung spricht auch der Umstand, daß das Blutbild, das wir bei allen Fällen 
2,8 und 24 Stdn. nach der Bestrahlung untersuchten'), äußerst variierte, und zwar sowohl bei dem- 
selben, als auch bei verschiedenen Individuen. Die Blutveränderungen waren übrigens, auch wenn 
eine deutliche Leukopenie bestand, doch derart, daß sie eher auf eine eingetretene Blutverdün- 
nung, als auf einen Zelluntergang sich zurückführen ließen, z. B. wenn auch eine Abnahme der 
Erythrozyten und in einem Falle sogar eine sehr deutliche Abnahme des Blutzuckers 2 Stdn. nach 
der Bestrahlung festgestellt werden konnte?). Ä 

Gegen diese Erklärung spricht schließlich die Verlaufsform der Harnsäureausscheidung 
und sprechen zuletzt die Ergebnisse, die wir durch alternierende Anwendung der Röntgenstrahlen 
und eines anderen, die Harnsäureausscheidung ebenfalls beeinflussenden Mittels, nämlich des 
Atophans erzielten. | 

Dieses aus Phenylchinolinkarbonsäure bestehende Präparat hat eine Harnsäureausscheidung 
zur Folge. deren Verlaufsform eine auffallende Ähnlichkeit mit der nach Röntgenbestrahlung 
zu beobachtenden aufweist. Nach den Untersuchungen von Nicolaier und Dohrner?), der 
Entdecker dieser Wirkung des Mittels, welche später von Weintraud*), Starkenstein’) 
und vielen anderen bestätigt wurde, ruft Atophan, wie auch wir uns in mehreren Versuchen über- 
zeugen konnten, am ersten Tage nach seiner Darreichung eine sehr häufig mit Harntrübung ein- 
hergehende Vermehrung der Harnsäure hervor, die in keinem direkten Verhältnis zur einge- 
nommenen Menge steht. Dieser, individuell sehr verschiedenen, in jedem Falle sehr bedeutenden 
Erhöhung folgt am nächsten oder in einem der nächsten Tage eine oft sehr starke Senkung bis 
unter den normalen Durchschnittswert, dann ein Anstieg bis zur Norm. 


Die Kurve einer typischen Harnsäureausscheidung nach Atophan sieht also etwa folgender- 
maßen aus: 


1) Für die Mithilfe hierbei danke ich den Herren Dr. Benisch, Wischnovitzer und 
Machold. | 
2) Auch Klewitz meint, die Blutveränderungen nach Röntgenbestrahlungen seien durchaus 
inkonstant und eher auf Flüssigkeitsverschiebungen zurückzuführen (Kl. Wochenschr., 1923, Nr. 4). 
^) Nicolaierund Dohrner,D. Arch. f. kl. Med., 1908, Nr. 93. 
4 Weintraud, Therapie der Gegenwart, 1911. 
) Starkenstein, Arch. f. exp. Path. u. Pharm., 1911, Nr. 65. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. g9 


I 1 En :75 ` TE XXXI, 2/8 

Vergleichen wir mit dieser Kurve die oben mitgeteilten nach Röntgenbestrahlungen, so işt 
‘die Ähnlichkeit höchst auffallend. Sie erstreckt sich, wenn wir von dem quantitativen Verhalten, 
das in beiden Fällen individuell sehr variabel ist, absehen, auf die zwei ersten Phasen, d. i. die 
Phase der anfänglichen Steigerung und nachfolgenden Senkung. Erst in der dritten Phase tritt 
ein Unterschied hervor, indem beim Atophan die Harnsäure nach erlittener Senkung zur Norm 
zurückkehrt, während sie bei Röntgenstrahlen noch neuerlich einige Tage Werte über der Norm . 
- behält. Die Röntgenstrahlen unterscheiden sich also in ihrer Wirkung auf die Harnsäureaus- 
scheidung vom Atophan hauptsächlich durch ihre prot rahierte, sich auf längere 
 Zeiterstreckende Wirkung, entsprechend ihrer auch sonst bekannten Pipenschäft der. 
| Wirkungsentfaltung i in Form einer Früh- und Spätwirkung (Latenzzeit). 
= © Zur Klärung des Problems nach der Wirkungsart der Röntgenstrahlen, erschien es ung 
förderlich, Versuche über die Strahlenwirkung näch vorheriger Atophandar- 
reichung bzw. des Atophansnach vorangegangener Bestrahlung anzustellen. 
Unsere diesbezüglichen Versuche führten zu folgenden Ergebnissen: 


Tabelle IV. 


| Datum Harnsäure in g | Anmerkung 
Ä Versuchspers. K. |11.-13.X11.1922 0.581 Durchschnittswert n. Wörner 
| 14 ~ 1.08 1,5 g Atophan 
15. 0.958 © | Leberbestrahlung 10 >< 20 
| 16. ‘0.810 
17. 0.495 
18. Io 0.564 
19. u 0.613 
Tabelle V. 
| ‚ Datum Harnsäure in g- | . Anmerkung 
Versuchspers. S.  |10.—12. I. 1928| 0.297 Durchschnittswert n. Wörner 
| 13. 0.410 1,5 g Atophan 
| 14. 0.300 1,5 g-Atophan 
ET 15. | 0.234 
| 16. ' 0.298 Leberbestrahlung 
an i 17. 0.824 
18.. > 0.373 
19. | ' 0.294 
20. 0.298 


- Wir sehen nun, daß im ersten Versuche (Tabelle IV) die Senkung nach Aussetzen des Ato- 
phans durch die sonst regelmäßig eine Harnsäurevermehrung bewirkenden Röntgenstrahlen nicht 
aufgehalten werden konnte, wenn sie auch weniger rapid erfolgte, als dies sonst der Fall zu sein 
pflegt. Aus dem zweiten Versuche (Tabelle V) ersehen wir, daß die Darreichung des Atophans in 
diesem Falle am ersten Tage eine mäßige Erhöhung der Harnsäure zur Folge hatte, daß dagegen 
die gleiche Dosis wie dies für die Atophanwirkung charakteristisch ist, am nächstfolgenden Tage 
nicht mehr wirksam war. Die nach 1tägiger Pause vorgenommene Bestrahlung der Leber blieb 
. nun auch ohne merklichen Erfolg. Die unter. die Norm gesunkene Harnsäure erreichte nur ihren 
normalen Durchschnittswert, was wohl auch ohne Röntgenstrahlen geschehen wäre. Dagegen 
‚sehen wir in diesem Falle, daß am 2. und besonders am 3. Tage nach der Bestrahlung es zu einem 
Anstieg kam, der am 4. Tage zur Norm zurückfiel. Dieser Verlauf dürfte auf die früher hervor- 
gehobene Eigenschaft der Röntgenstrahlen, erst nach einer-gewissen Latenzzeit ihre Wirkung zu 
entfalten, zurückzuführen sein. 

Wie verhält sich nun die Wirkung des Atophans nach vorheriger Be- 


XXXI, 2/3. Die Harnsäureausscheidung nach a normaler Individuen. 303 


strahlung eines kernreichen Organes? Diesbezüglich bestehen methodische Schwierigkeiten, 
denn bei der prektaklerien, sich über unbestimmt lange Zeit hinziehenden Wirkung der Röntgen- 
strahlen ist es (besonders mit Rücksicht auf die von uns angewandten Harnsäurebestimmungs- 
methoden, welche erst nach 24 Stdn. das Ergebnis ablesen ließen) kaum möglich, mit Sicherheit 
den Tag zu bestimmen, an dem das Atophan gereicht werden soll,denn eine allfällige Harnsäurever- 
mehrung könnte ebenso gut auf die fortdauernde Röntgenstrahlenwirkung als auf die A opani 
zufuhr bezogen werden. | 

Immerhin möchten wir von unseren diesbezüglichen Versuchen ein Beispiel dieser Art 
anführen: j 


Tabelle VI. 


Datum | Harnsäure in g | Anmerkung 


Versuchspers. B. s nd 0.248 s. Tabelle U 
0.441 | Leberbestrahlung 
0.264 

0.516 

0.499 

0.526 1.5 g Atophan 
0.263 

Es trat somit in diesem Falle nach Darreichung von Atophan am 5. Tage nach vorangegan- 
gener Leberbestrahlung keine sonst nach Atophan übliche Steigerung der Harnsäure ein. Am 
2. Tage darauf wurde der normale Wert erreicht. 

Da nun die Röntgenstrahlen an sich eine ähnliche Verlaufsform der Harnsäureausscheidung 
zur Folge haben wie das Atophan und da anscheinend eine sonst wirksame Röntgenbestrahlung 
` nach Atophan ebenso wirkungslos bleibt, wie die Atophandarreichung nach Ablauf der Strahlen- 

wirkung, so scheint beiden der gleiche Wirkungsmechanismus zugrunde 
zu liegen. Es wäre durch diese Erkenntnis wohl viel für die Aufdeckung der Wirkungsweise 
der Röntgenstrahlen gewonnen, wenn nur leider nicht über die Wirkungsart des Atophans so diver- 
gierende Ansichten bestehen würden. Immerhin glauben wir, daß von den in der Literatur 
ıyedergelegten Theorien über den Wirkungsmechanismus des Atophans es ‘eine vor allem ist, 
welche, auch an und für sich beweiskräftiger als die übrigen, am besten sich auch mit unseren 
Ergebnissen in Einklang bringen läßt, so daß wir auf ihr fußend, folgende Ansicht über die Wir- 
kungsart der Röntgenstrahlen auf die Harnsäureausscheidung glauben vertreten zu dürfen. 
| Indem wir mit Starkenstein'), Wiechowski?), Rosenberg?) und anderen an- 
nehmen, daß es sich bei Atophan um Mobilisierung von bereits physiologischer Weise vorhandenen 
purinhaltigen Depots handelt, schreiben wir auch den Röntgenstrahlen eine ähnliche Wirkung zu). 
Danach möchten wir die beschriebene Vermehrung der Harnsäureausscheidung nach Be- 
strahlung der Leber und Milz (Phase 1) durch eine Ausschwemmung von in dem 


1) Starkenstein,l.&. 

®) Starkensteinund Wiechowski, Prager med. Wochenschr., 1911. 

3I Rosenberg: 

4) Von anderen Theorien der Atophanwirkung seien erwähnt, die von Nicolaier und Dohr- 
ner vertretene Ansicht über vermehrte Harnsäurebildung durch toxische Einflüsse des Atophans, die 
. Ansicht von Mendel, daß es sich hierbei um eine Beeinflussung der Leukozyten handelt, und der 
namentlich von Weintraud und Bauch später auch von Dohrner vertretene Standpunkt, daß 
das Atophan eine Aussechwemmung von Purindepots durch Veränderung des Nierenfilters bewirke. Die 
Gründe, weshalb wir uns dieser sonst sehr plausiblen Theorie glauben nicht anschließen zu können, 
sind folgende: erstens erscheint uns auf diese Weise nicht die charakteristische Verlaufsform der 
Harnsäureausscheidung nach Röntgenbestrahlung erklärt, zweitens aber wäre es nicht begreiflich, 
warum, wenn schon bei Leber- und Milzbestrahlung eine Wirkung auf die Nieren durch sekundäre 
Strahlen angenommen wird, die Harnsäurevermehrung nach reiner Abdominalbestrahlung, bei welcher 
die Nieren vic] sicherer getroffen werden, ausbleibt, wenn Leber und Milz hierbei abgedeckt werden. 

39* 


304 l , , Borak. XXXI, 2,3. 
kernreichen Parenchym dieser Organe angesammelten Substanzen des 
- Kernstoffwechselserklären. Es besteht hier also wohl ein Gewebszerfall, jedoch nicht 
im Sinne einer grob anatomischen Zerstörung, sondern vielmehr im Sinne einer Dissoziation be- 
reits abgestoßener, aber noch retinierter oder aber in Ablösung begriffener und in ihrem Zusam- 
menschluß schon gelockerter Zellen, bzw. Zellkernbestandteile oder ihrer Abbauprodukte. Aus 
den Purinen dieser durch Röntgenstrahlen elektiv betroffenen, vielleicht durch freiwerdende Elek- 
tronen in ihrem kolloidalen Zustand veränderten Stöffwechselprodukte resultiert dann zuletzt die 
Harnsäure. ne Hu 


- 
F 


Tà 


Da die Wirkung des Atophan eine allgemeine, die der Röntgenstrahlen eine lokale ist, so 
. erklärt sich auf diese Weise, warum nach Bestrahlung von im Vergleich mit den so kernreichen 
parenchymatösen Organen, wie Leber und Milz, relativ kernärmeren Geweben, wie der in Thorax, 
Abdomen und Extremitäten eingeschlossenen, eine Vermehrung der Harnsäure nicht zu beobach- 
ten ist, wenigstens nicht bei der von uns angewandten Dosis und nicht gleich nach der 
Bestrahlung. l 

Indem bei der ersten Stoßwirkung der Röntgenstrahlen alles, bzw. das meiste, das nur in 
lockerem Zusammenhang mit der Umgebung stand, ausgeschwemmt wurde, erklärt sich 
die daraufhin zu beobachtende Senkung der Harnsäureausscheidung. Die endogene, d. i. die unter 
Ausschluß der Nahrungspurine entstehende Harnsäure, von der wir nun annehmen, daß sie von 
zwei Quellen gespeist wird, nämlich von den Produkten des laufenden Zellkernabbaues, sowie von 
noch liegengebliebenen Resten bereits früher abgebauter Zellkernkomplexe, erreicht jetzt eine 
Höhe, welche anscheinend nur dem Umfange der sich eben abspielenden Abbauprozesse ent- 
spricht. So erklärt sich auch die Erfolglosigkeit, bzw. verminderte Wirksamkeit fortgesetzter 
Atophangaben, ebenso wie die Wirkungslosigkeit der Röntgenstrahlen nach Atophandarreichung 
und die des Atophans nach abgelaufener Strahlenwirkung auf Organe, deren Bestrahlung sonst 
regelmäßig zu einer Vermehrung der Harnsäure führt. 

Die dritte Phase im Verlaufe der Harnsäureausscheidung nach der Bestrahlung von Leber 
und Milz erklärt sich durch die bekannte, bereits früher hervorgehobene Eigenschaft der Röntgen- 
strahlen nicht sofort, sondern erst nach einer gewissen Latenzzeit ihre maximale Wirkung zu ent- 
falten. Röntgenstrahlen vermögen hierbei vielleicht auch weniger gelockerte, möglicherweise 
auch durch die unaufhörlichen Abbauprozesse neu ergänzten Purindepots, welche der Wirkurft 
des Atophans widerstehen können, zur Ausschwemmung zu bringen. Doch kommt in dieser Phase 
jedenfalls auch eine anatomische Läsion der bestrahlten Organe in Betracht’). 

Ergänzend wollen wir hinzufügen, daß wir es durchaus unentschieden lassen wollen, wie 
der physiologische Begriff des Depots chemisch zu charakterisieren wäre, ob es sich also um 
Nukleoproteide oder um Ahbauprodukte derselben, etwa Purinbasen oder gar um Harnsäure bzw. 
Urate handelt. Die Tatsache, daß es bei allen Atophanversuchen ebenso wie in unseren daraufhin 
in vier Fällen unternommenen Untersuchungen nicht gelungen ist, eine vermehrte Phosphor- 
ausscheidung nachzuweisen, würde dafür sprechen, daß die Depots keine’ phosphorhaltigen 
Nukleoproteide mehr enthalten. Doch lassen sich aus diesen Befunden keine bindenden Schlüsse 
ziehen, weil erstens der Phosphorgehalt der Nahrug nicht kontrolliert und der der Fäzes nicht 
= mituntersucht wurde, weil ferner eine elektive Phosphorretention?) vorliegen könne, und drittens, 
weil die geringfügigen P-Mengen, die hierbei in Betracht kommen, sich leicht dem Nachweis 
entziehen könnten?). | ! 

Die Feststellung der chemischen Natur der in Rede stehenden Depots wäre von größter Be- 
deutung für die Auffassung ihres biologischen Charakters. Denn Depots können die Bedeutung 


1) Eine Störung der Leberfunktion ließ sich in keinem Falle nachweisen. Die Leberfunktions- 
prüfungen, die wir mit Galaktose bzw. Lävulose und mit Fol tauri nach jeder Leberbestrahlung aus- 
geführt haben, fielen stets negativ aus (s. Borak und Kaiser, Med. K1., 1923, Nr. 19). 

| 2) Nicolaier und Dohrner,l.c. e 

3) Starkenstein,l.c. 


an y 


XXXI, 2/3. Die Harnsäureausscheidung nach Röntgenbestrahlung normaler Individuen. 805 


haben von Zwischenablagerungsstellen zeitweilig retinierter Stoffe vor ihrer gänz- 
lichen Wegschaffung aus dem Körper. Ihre Entfernung könnte in diesem Falle vom biologischen 
= Standpunkt als zweckmäßig betrachtet werden. Doch können Depots auch Vorrataufspei- 
cherung bedeuten, wie etwa die des Glykogens in der Leber oder die des Fettes in seinen natür- 
lichen Depots, in welchem Falle ihre Entfernung eher als schädlich bezeichnet werden müßte. 

Diese Frage bleibt leider ungeklärt, ebenso wie die nach der Rolle der Leber und Milz bei 
der Aufbewahrung der Depots. Es drängt sich nämlich die Frage auf, ob die Depots nur purin- 
haltige Stoffe dieser Organe oder aber solche des Gesamtorganismus enthalten. Als letzte unauf- 
geklärte Brage wäre die zu erwähnen, ob der Depotabbau auf direktem Wege oder aber wie Gud- 
zen tt) das für Radium annimmt, durch Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die den Abbau 
besorgenden Fermente vor sich geht. 

Zum Schluß wollen wir noch folgenden ebenfalls im Sinne der dargelegten Theorie spre- 
chenden Versuch anführen. Bekanntlich nimmt man an, daß es durch Durchspülung des Organis- 
mus zur Ausschwemmung von Stoffwechselprodukten 'verbrauchter Zellkomplexen komme, welche 
Annahme die physiologische Grundlage der vielfach und namentlich bei der Gicht empfohlenen 
Trinkkuren bildet. Wir stellten nun folgenden Versuch an: | 


Tabelle VI. 


| | Datum | Harnsäure in g | Anmerkung 


Versuchspers. K. 18.—20. III. 
21. 0.439 


Durchschnittswert n. Folin 
(1,5 1 Potus citribus N 
Milzbestrahlung 


Es ergibt sich aus der Tabelle, daß nach Einnahme von 1,5 1 potus citricus es zu einer deut- 
lichen Harnsäurevermehrung gekommen ist. Höchst frappierend aber war es, daß die tags dar- 
auf vorgenommene Milzbestrahlung gegen jede Erwartung und entgegen den Ergebnissen nach 
zwei anderen Mitbestrahlungen, eine sehr starke Harnsäuresenkung weit unter die Norm diesmal 
zur Folge hatte. | 

Dieser Verlauf läßt sich wohl nur so deuten, wie die Wirkungslosigkeit einer Röntgen- 
bestrahlung auf die Harnsäureausscheidung nach vorheriger Atophandarreichung. Offenbar 
folgte der durch den Wasserstoß bedingten Harnsäurevermehrung durch Ausschwemmung purin- 
haltiger Depots eine Senkung unter den normalen Durchschnittswert, was durch Röntgenstrahlen 
infolge Wegschaffung ihres Angriffsmaterials ebenso wenig aufgehalten werden konnte, wie in 
dem Atophan-Röntgenstrahlenversuch. | 

Es folgt also aus dem Versuche, daß die Einnahme größerer Flüssigkeits- 
mengen von ähnlicher Wirkung auf die Harnsäureausscheidung sei, wie das Atophan, — ein 
Ergebnis, zu dem auch Stransky?) nach seinen Versuchen mit dem Karlsbader Mühlbrunn 
gelangt. | 

Wie in obigem Versuche die zweite Senkung nach einem neuerlichen Anstieg zu deuten ist, 
entzieht sich unserer Einsicht. Interessant aber und im Lichte der dargelegten Theorie auch 
leicht verständlich, ist die am letzten Beobachtungstage in Erscheinung getretene Vermehrung 
der Harnsäureausscheidung, welche die erste nach dem Wasserstoß eingetretene übertraf. Es ist 
dies offenbar die dritte Phase der Strahleneinwirkung, die in der Latenzzeit der Röntgenstrahlen 
begründet ist. 


1) Gudzent, Med. Kl. 1922. 
2) Stransky, Bioch. Zeitschr., 1922, Nr. 133. 


306 Eee _ Reimann O XXX 2/8: 


v 


Zum Schluß sei nach der Vollständigkeit halber hervorgehoben, dal wir in keinem einzigen 


Falle nach Röntgenbestrahlung unserer Versuchspersonen eine Beeinflussung der Diurese fest- 
stellen konnten, ähnlich wie dies auch beim Atophan der Fall ist. Dagegen folgte dem Wasserstoß 
eine deutliche Vermehrung der Harnmenge. 


l 


der Harnsäureausscheidung beobachten konnten, was wegen der chemischen Verwandtschaft des 


= Koffeins mit den Purinbasen noch vielfach angenommen und sogar bei der Therapie der Gicht 


Peach: wird: 


Ur Zusammenlarun gs Aueh 


Die endogene (von der Nahrung unabhängige) Harnsäureausscheidung nach Bestrahlung. 


normaler Individuen hängt, abgesehen von der angewandten Dosis und gewissen individuellen 
Schwankungen, von dem bestrahlten Körperteile, bzw. von den in ihm ent- 
haltenen Organenab. 


Bei mittleren Dosen hatte die einmalige Bestrahlung des Thorax, Abdomens (unter 


Ausschluß von Leber und Milz) und der unteren Extremitäten keinen Einfluß auf die 
Harnsäureausscheidung. 

Dagegen trat 24 Stunden nach Bestrahlung der zellreichen Leber und ebenso der Milz 
eine, zuweilen mit dem Ausfallen eines Uratsedimentes einhergehende Harnsäurevermeh- 
rungein (1.Phase), dereineSenkung meist unter den normalen Durchschnittswert (2. Phase), 
daraufhin ein neuerlicher, mehrere Tagelang anhaltender Anstieg folgte 
. (3. Phase). Ä 
| Auf Grund dieser Verlaufsform, welche in ihren ersten zwei Phasen, mit der nach 
Darreichung von Atophan und Z ufuhr größerer Flüssigkeitsmengen zu be- 


- - ‚obachtenden, völlig übereinstimmt, sowie auf Grund von Versuchen, welche erwiesen, daß nach 


Anwendung dieser Mittel eine sonst wirksame Röntgenbestrahlung auf die Harnsäureausschei- 
dung wirkungslos bleibt, gelangten wir zum Schlusse, daß die geschilderte Wirkungsart der Rönt- 


genstrahlen, ähnlich wie die des Atophans und größerer Flüssigkeitsmengen, auf eine Aus- 


‚schwemmungpurinhaltiger Depots aus den bestrahlten Organen zurückzuführen sei. 


Aus den Krankenanstalten der Schutzpolizei Berlin (Leitender Arzt: Prof. Dr. Boehncke). 


Zur Frikschen Sichtbarmachung der Lungenspitzen. 
E a Von 


Dr. Georg Reimann, 
Leiter der Röntgen-Abt. des Pol. Krankenhauses (Direktor: Dr. Gabriel). 


Zur Erkennung der Lungentuberkulose richtet sich klinisch und röntgenologisch der Blick von. 


jeher zuerst. auf die Lungenspitzen. Wenn auch andere Bereiche der Lungen als weitere Prädilektions- 
stellen der beginnenden Lungentuberkulose erkannt worden sind, so bleibt der Spitzenbefund doch von 
überragender Wichtigkeit. 


Die Schwierigkeit seiner Deutung bei homogenen Schleiern, bei PE TA Unterschieden beider 
' Seiten, Wirbelsäulenkrümmungen und dgl., werden in theoretischen Erörterungen immer von neuem 


gewürdigt. Weniger zahlreich sind die praktischen Versuche, die Ursachen dieser Schwierigkeit aus- 
zuschalten. Unter allen Gebilden der Hals-Schultergegend, die als Ursache störender Schatten angeführt 


Zuletzt möchten wir noch erwähnen, daß wir gelegentlic h dieser Versuche nach Einnahme 
'von mehreren Tassen sehr starken schwarzen Kaffees in einem Selbstversuche keine Veränderung 


BEE be a Pe FE a Sr a Ze Zn Zen MEERE SE E A a a E a O DT er a E 
. s$ Pi - g 
5 


l 


XXXI, 213. © ` Zur Frikschen Sichtbarmachung der Lungenspitzėn. E | 307 


werden, kommt den Mm. ster daig die größte ne zu. Sie beanspruchen stets einen Teil 


der Spitzenfelder für sich. Sie sind selten gleichmäßig entwickelt und ihr lateraler Rand ist röntgeno- 
logisch oft nicht erkennbar. In solchem Falle wird es schwierig, den ihnen zuzuschreibenden Anteil am 


‚Spitzenbilde festzustellen. Bei erkennbarem Rande dagegen werfen sie òft einen dichten Schatten, 


der kein sicheres Urteil über das Freisein der medialen Lungenspitzenteile von feinen Herden erlaubt. 
Diese Notlage wurde bekämpft durch Kopfdrehungen und Durchleuchtungen in verschiedenen 


Richtungen, wobei aber der gleichzeitige Vergleich der Spitzenfelder verloren ging und andere Weich- 
teile sich störend bemerkbar machten. Nun hat F rik einen Handgriff gelehrt, der verblüffend wirkte, 


weil er einfach und selbstverständlich war und doch bisher nicht methodisch angewandt und nicht < er- 


- wähnt worden war. (Frik, Klin. Wochenschrift, 1922, Nr. 39.) 


Frik hakt bei der Durchleuchtung z. B. der rechten Lungenspitze seinen linken. Zeisehneer von 


‚außen hinter den lateralen Rand des rechten Kopfnickers und drängt ihn kehlwärts, Dadurch ergibt 


sich eine überraschende Klarheit der betreffenden Spitze. Die Nachteile für den Finger des Unter- 


 suchers erheisehten einen Ersatz des Fingers durch ein Instrument, wofür F rik selbst einen Taster- 


zirkel vorschlug. Der Gedanke des instrumentellen Fortdrängens der vorderen .Halsweichteile war | 
somit gegeben. Es handelte sich nunmehr um die Konstruktion eines geeigneten Werkzeuges. Hierbei 
konnten noch weitere Vorteile gewonnen werden. 


7 


Nähe ' Pe u» Bi | ine i F T 
Zas do =. 2 AEN na dl nn á res u 4.23 u ea SE) 


Abb. | E T Abb. 8, 


Ein solehes von mir a SRI RA Instrument möchte ich nachfölgend ailde Es besteht 
aus einem Stahldraht, der zur Achterform gebogen ist. Der obere Kreis ist offen, und trägt auf 
jedem Schenkel eine Kugel. In der Grundstellung haben diese Kugeln bereits einen ‘bestimmten Ab- 
stand. Der Untersucher oder die Assistentin entfernt durch Spreizen der oberen Enden die Kugeln 
noch mehr voneinander und hakt sie weit hinter. den Kopfnickern dicht vor der Wirbelsäule ein, 
so daß der ganze Kehlkopf umgriffen wird. Langsam läßt man die Kugeln sich wieder nähern bis 
zur Grundstellung. Die Halsklammer hält sich jetzt selbst hinter den Kopfnickern und hinter dem. 
Kelılkopf durch ihren Druck fest und der Untersucher kann loslassen. Die vorderen: Weichteile sind 
durch die Schenkel des oberen offenen Kreises PURRDIISDBSDFEDE und damit ist das gewünschte Ziel 
erreicht. 

Der diagnostische Erfolg ist zunächst derselbe wie beim F rik schen Handgriff. Darüber hinaus 


. bleibt aber die Möglichkeit vergleichender Betrachtung beider Spitzen. Der laterale Band „des 


besteht nun die Möglichkeit des gleichseitigen Vergleiches der Spitzenfelder. Der laterale Rand des 
Sternocleido ist durch die starke Raffung meist sichtbar, zum mindesten durch den anliegenden Metall- 


` schatten markiert. Ferner hat jetzt der Untersucher wieder beide Hände frei und ist nicht mehr durch 
 Armeslänge an den Patienten gefesselt. Der Kr anke kann jede Stellung einnehmen. Vor allem aber ist 
zu betonen, daß die Halsklammer auch bei den Aufnahmen getragen werden kann. 


Die Gestalt der Halsklammer ist so gewählt, daß sie nur schmale Schatten wirft und daß ‘diese 
nirgends im Lungenfelde liegen. Eine Krümmung über die Fläche sorgt für gute Anlehnung an das 
Brustbein, so daß die Tage des Schirmes oder der Kassette nicht behindert wird. Die Vervielfältigung 

: 


808 | k Dessecker. a: T XXXI, 213. 


der Halsklammer, die ganz bestimmte Abmessungen einhalten muß, hat dig Firma Reiniger, Gebbert 
& Schall-Berlin übernommen. 

Die Abbildungen 1 und 2 zeigen die Halskonturen vor und nach Anlegung der Halsklammer S0- 
wie den Sitz des Instrumentes. Ein Abgleiten auch bei Kopfbewegungen ist nicht möglich, sofern nur’ 
das Instrument weit genug nach hinten eingehakt worden ist. Die den oberen Enden aufsitzenden 
. Kugeln sind auf der Abb. 2 nicht zu sehen, weil- sie beiderseits hinter dem Rande des Kopfnickers liegen. 
Die Querraffung der Muskulatur ist auf der Abb. 2 deutlich zu erkennen. Leider muß die Wiedergabe 
von Röntgenaufnahmen ohne und mit Klammer aus äußeren Gründen an dieser: Stelle unterbleiben. 

‚Derartige Diapositive wurden in der Röntgenvereinigung zu Berlin am 23. 3. 23 demonstriert. Sie 
zeigten deutlich, daß die breit vorgelagerten Sternocleido-Schatten nach Anlegung der Halsklammer 
verschwunden waren. Vorher unklare Schattengebilde konnten entweder Lunge oder den Weichteilen 

zugewiesen werden. Einseitige Lungenspitzenschleier wurden auffälliger. 

Es könnte nun der Einwand erhoben werden, daß durch die Anwendung des Fri kachon Hand- 
griffes oder meines Instrumentes eine derartige Verlagerung der Weichteile einträte, daß vielleicht neue. 
schattengebende Falten in der Oberschlüsselbeingrube aufträten, z. B. durch die Spannung des M. omo- 
hyoideus. Um hierüber Klarheit zu erhalten, bedurfte es des Studiums eines Spitzenfeldes, dessen Schat- 
ten nur auf Knochen und Weichteile bezogen werden konnten und nicht auf die Lunge. Als geeignet 
erwies sich ein Fall von einseitiger zentraler Tuberkulose der linken Lunge mit Freisein der Spitze und 
gut beweglichem Zwerchfell. Hier wich gleich nach Anlage des künstlichen Pneumothorax die Lunge - 
aus der Brustkuppel zurück. Es konnte somit mit größter Wahrscheinlichkeit eine schwartenfreie 
Spitzenpleura angenommen werden. Die Aufnahmen der Pneumothoraxlunge ohne und mit Halsklam- 
-mer zeigten neben dem erwünschten Schärferwerden der Thoraxlinien kein Auftreten neuer: Schatten. 

Schließlich wäre noch zu erwähnen, daß .kein Patient die Anlegung des Instrumentes verweigert 
‚hat und daß auch Kehlkopfleidende die Halsklammer während der Durchleuchtung und Aufnahme 
| dauernd trugen. Auch Vagusdruckzeichen wurden nicht beobachtet. Nur wenn das Instrument falsch 
liegt, d. h. zu weit vorn, wird.es dem Patienten durch unmittelbaren Druck auf die Schildknorpel lästig. 
Eine falsche Lage ist aber meist nur die Folge von zaghaftem: Vorgehen und. kann leicht vermieden 
werden. Die dauernde Anwendung der ParameL für Lungendurchleuchtungen und Aufnahmen. 
kann somit mpiya werden. S ~ e 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Frankfurt a. M. 
(Direktor: Prof. Dr. V. Se h mieden). 


Eine Neukonstruktion des Wechselrahmens von Aal, für Bulbusaufnahmen. 
Von 


Dr. C. Denen Assistent der Klinik. | 

Das Buch von Äkerlund „Röntgenologische Studien über den Bulbus duodeni“ hat uns in 
der Diagnose des Zwölffingerdarmgeschwürs einen ganz erheblichen Fortschritt gebracht. Wir können 
heute schon sagen, daß der direkte Nachweis des. Ulcus duodeni häufiger gelingt als der des Ulcus 
ventriculi. Die Voraussetzung für eine solche sichere Erkennung des Zwölffingerdarmgeschwürs ist die 
Möglichkeit genauer röntgenologischer Beobachtung des Bulbus in den verschiedensten Füllungs- 
phasen. Man muß in der Lage sein, den eben beobachteten Füllungszustand sofort auf der Platte fixie- 
ren zu können. Gewöhnlich genügen 4 Aufnahmen, die der Sparsamkeit halber auf eine einzige Platte 
18 X 24 gebracht werden sollen. In der „Klinischen Wochenschrift“, 1923, Nr. 15, S. 675, hat Berg 
einen Wechselrahmen abgebildet und beschrieben, der diese Forderungen erfüllt. Die Firma Reini- 
ger,Gebbert&Schallhat.ihn hergestellt und auf dem Münchener Röntgenkongreß ausgestellt. 
Berg bekommt 4 Aufnahmen von der Größe 9 X 12 auf eine 18 X 24-Platte, von denen aber die beiden 
letzten auf dem Kopfe stehen. Man kann also nur je 2. Aufnahmen miteinander vergleichen und ist 
dann genötigt; die Platte umzudrehen. Das Prinzip gleichzeitiger Übersehbarkeit und Vergleichs der 
4 verschiedenen Phasen ist dadurch nicht gelöst. Die nebenstehenden Abbildungen erläutern nun die 
Art der Neukonstruktion dieser Blende, welche 4 aufrechte Bilder auf eine. 18 X 24-Platte gibt. Die 
Blende besteht aus dem Holzrahmen A, der eine 36 'cm hohe, 45 em breite und 3—4 mm dicke Bleiplatte 
umfaßt. Diese Bleiplatte besitzt genau in der Mitte einen 9X 12 em großen Ausschnitt. Der Leucht- 


XXXI,2/3. Eine Neukonstruktion des Wechselrahmens von Berg für Bulbusaufnahmen. 309 


schirm (9 X 12 cm) nimmt die Hälfte eines 9 X 24 cm großen Holzrahmens ein. Dieser Holzrahmen B 
mit Leuchtschirm C und die 18 X 24 cm große Kassette D gleiten auf der unteren Leiste des großen 
Rahmens. Man beobachtet nun den Bulbus und kann durch kurzes Verschieben 2 Aufnahmen auf die 
obere Hälfte der 18 X 24-Platte bringen. Nun schlägt man die an der unteren Leiste des großen Rah- 
mens befindliche Holzklappe E hoch und verschiebt auf dieser Leuchtschirm und Kassette (Abb. 2). 


Abb. 2. 


Nimmt der Leuchtschirm den ganzen Holzrahmen B ein, so braucht man ihn nicht erst herumzudrehen, 
eine übrigens kaum hindernde Bewegung für den, der sparen will. Durch dieses Verschieben auf der 
heraufgeschlagenen Holzklappe werden weitere 2 Aufnahmen auf die untere Hälfte der 18 X 24-Platte. 
gebracht. Um den Bulbus zu füllen, ist man häufig gezwungen, den Mageninhalt zu umfassen und ihn 
nach rechts und oben zu drücken. Das geschieht sinngemäß und am bequemsten mit der rechten Hand 
von der Seite her. Diese Art der Palpation geschieht bei der beschriebenen Konstruktion der Blende 
völlig ungehindert. Die Firma Reiniger,Gebbert&Schall liefert diese Blende. Wir spannen 
Jen Wechselrahmen in den Rahmen des Leuchtschirms am Universalstativ vnSiemens&Halske 
ein. Die Belichtungszeit der einzelnen Aufnahme beträgt bei Platten 0,15 bis 0,2 Sekunden. Wir 


arbeiten mit dem „Heliopan“ der Veifawerke und mit der besonders scharf zeichnenden 
Götze-Röhre der Firma Müller, Hamburg. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 40 


310 Immelmann t. | | XXXI, 2/3. 
FT Tre 
Max Immelmann Ħ. 


Als am 8. Februar 1923 im Institut von Max Immelmann die Erinnerungs- 
feier an die 25. Wiederkehr des Gründungstages der „Berliner Röntgen-Vereinigung“ 
stattfand, hielt dieser in seiner Eigenschaft als einer der Gründer der Röntgen-Vereini- 
gung die rückblickende Gedächtnisrede. Dabei gedachte er der bereits im Tode uns voran- 
gegangenen Gründer und Mitglieder, und mußte die betrübliche Feststellung machen, 
daß nur noch verschwindend wenige der geistigen Urheber dieser Vereinigung am Leben 
seien. Er fügte in etwas wehmütiger Weise hinzu, daß keiner von uns wissen könnte, wie 
bald er selbst den Vorangegangenen folgen würde. Wie schnell hat sich dieses Schicksal 

an ihm selbst erfüllt! Am 31. März 1923 ist er ohne vorherige besondere Erkrankung 
in den Räumen des von ihm so geliebten Instituts einem Herzschlage erlegen. 

Ein Mensch in dieses Wortes tiefster Bedeutung ist damit von uns gegangen, und | 
viele Freunde, Schüler und Schülerinnen trauern ihm nach, im Bewußtsein des großen 
Verlustes, den sie alle erlitten haben. 

Der hervorragendste Charakterzug an ihm war seine umfassende menschliche Güte 

und Liebenswürdigkeit, gepaart mit immer gleichbleibender Lebensfreude, die er im 
Verkehr mit seiner Umgebung auf diese ausstrahlen ließ. Allen, die in seinen Kreis 
traten, brachte er eine nie versagende Hilfsbereitschaft entgegen und jeder Wunsch, 
dessen Erfüllung nur irgendwie im Bereich seines Einflusses lag, konnte auch auf Erfül- 
lung durch rhn rechnen. Mit dieser seiner steten Hilfsbereitschaft ging eine unermüd- 
liche Sorge um die Förderung seiner Schüler und Schülerinnen einher, die nicht nur 
während der Ausbildungszeit sich darauf richtete, ihnen alle nur irgend erreichbaren 
Kenntnisse zu vermitteln, sondern weit über die unmittelbare Lehrzeit hinaus in die 
Zeit der praktischen Berufsausübung hinausreichte; mit durchaus persönlichem Inter- 
esse verfolgte er das Schicksal jedes einzelnen weiter und suchte das seinige zu tun, utn 
ihn auf seinem Berufswege zu fördern. Gelohnt wurde ihm diese geradezu seltene Für- 
sorglichkeit durch eine ebenso seltene Anhänglichkeit aller derjenigen, die mit ihm in 
Berührung kamen. 

Max Immelmann war der erste, der die geniale Entdeckung Röntgens in Berlin 
in die breite Praxis einführte durch die Gründung eines Instituts, das er hauptsächliclı 
den praktischen Ärzten für ihre Kranken zur Verfügung stellte. Die Stellung, die er 
sich dadurch in dem medizinischen Leben Berlins schuf, hat er verstanden, bis zu seinem 
Tode in ungeschmälertem Maße sich zu erhalten. Hunderte von Ärzten Berlins haben 
ihn als ihren ständigen Ratgeber bei den Kranken zugezogen, bei denen sie eine Unter- 
suchung oder Behandlung mit Röntgenstrahlen für notwendig hielten. In ruhiger und 
liebenswürdiger Art hat er sie stets beraten und gefördert, so daß auch die Ärzteschaft 
Berlins seinen Tod als einen großen Verlust für sich und ihre Patienten betrachtet. 
Diese Tatsache ist in mehr als einer Beziehung in den Gedächtnisreden, die ihm in den 
Berliner Vereinigungen nachgerufen sind, mit zwingender Deutlichkeit in die Erschei- 
nung getreten. — 

Max Immelmann wurde geboren am 12. Juli 1864 als Sohn des Kreistierarztes 
Immelmann in Stendal. Nach Absolvierung der Gymnasialzeit widmete er sich dem 
medizinischen Studium in Würzburg und Berlin. Er ließ sich 1891 in Stendal als prak- 
tischer Arzt nieder, um vier Jahre darauf als Assistent bei Professor Schütz (Berlin) 
in dessen medico-mechanischem Institut einzutreten. Im Oktober 1896 gründete er eine 
eigene medico-mechanische Anstalt in Berlin, der er alsbald nach Bekanntwerden der 
Röntgenschen Entdeckung eine Abteilung für Röntgenologie angliederte. Da sich 


sn De 


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XXXI, 2/3. o ' Immelmann 7. | Sll 


die Räume seines Instituts bald als zu eng für die an ihn herantretenden Anforderungen, 

speziell röntgenologischer Art, erwiesen, verlegte er 1899 sein Institut in die den meisten 

unter uns bekannten Räume in der Lützowstraße 72, die auch heute noch dem Institut- 

betrieb gewidmet sind. 

| Max Immelmanns wissenschaftliche Arbeiten erstrecken sich sowohl auf das 

orthopädische und allgemein medizinische, als speziell naturgemäß auf das röntgenolo- 

gische Gebiet. Seine Veröffentlichungen umfassen fast fünfzig Nummern. Von den. 
umfangreicheren Arbeiten seien erwähnt: 

„Röntgenatlas des normalen menschlichen Körpers“, Berlin 1900; 

„Das Röntgenverfahren bei Erkrankungen der Harnorgane“, Berlin 1914; 

„Leitfaden des Röntgenverfahrens für das röntgenologische Hilfspersonal“ (zu- 
sammen mit Fürstenauund Schütze), Berlin, 1913 bis 1923 (bisher 4 Auflagen). 

Seine ganz besondere Liebe widmete Max Immelmann der Pflege der wissen- 
schaftlichen Vereinigungen. Er ist einer der Hauptgründer der „Berliner Röntgen- 
Vereinigung“ gewesen, die im Februar 1898 ins Leben gerufen wurde, und damit auch 
einer der geistigen Urheber der „Deutschen Röntgen-Gesellschaft‘“, die durch die Ini- 
tiative der „Berliner Röntgen-Vereinigung“ anläßlich des ersten Röntgen-Kongresses 
1905 gegründet wurde und inzwischehi ihrer Muttergesellschaft weit über den Kopf 
gewachsen ist. Den Vorsitz der „Deutschen Röntgen-Gesellschaft“ führte Immel- 
mann auf der Tagung 1913 in Berlin, ferner war er im Jahre 1913 Sekretär des Inter- 
nationalen Kongresses für Physiotherapie. Seit Gründung der „Deutschen Röntgen- 
Gesellschaft“ war Max Immelmann erster Schriftführer und später ständiger Sekre- 
tär dieser Gesellschaft und hat in dieser Stellung eine Summe wichtiger Arbeit für die 
„Deutsche Röntgen-Gesellschaft“ geleistet, ebenso wie in zahlreichen Unterausschüssen 
der „Deutschen Röntgen-Gesellschaft“, deren Mitglied bzw. auch Vorsitzender er war. 
Es sei hier insbesondere hervorgehoben, daß er die Einrichtung der röntgenologischen 
Studienreisen, die leider durch den Krieg unterbrochen wurden, ins Leben rief und die 

_ erste dieser Reisen selbst organisierte und leitete. Auf allen Kongressen, nicht nur der 
„Deutschen Röntgen-Gesellschaft‘“, sondern vieler anderer medizinischen Gesellschaften, 
war er eine wohlbekannte, gern gesehene Erscheinung. die niemals fehlte. 

Seit 1899 bildete Max Immelmann in seinem Institut, ebenfalls wohl als einer 
der ersten, röntgenologisches Hilfspersonal, insbesondere Schülerinnen aus, weil er deren 

Notwendigkeit und besondere Eignung für die sich immer umfangreicher gestaltenden 
technischen Arbeiten richtig erkannte und bewertete. Seinen Ausbildungskursen ent- 
stammen viele Hunderte von Schülerinnen, die in zahlreichen Röntgeninstituten des 
In- und Auslandes tätig sind. Um sie auch in ihrer weiteren Tätigkeit auf der Höhe der 
für sie notwendigen wissenschaftlichen und technischen Kenntnisse zu erhalten, hat er 
seit 1921 die wissenschaftliche Monatsschrift „Röntgenhilfe‘ herausgegeben, die auf das 
Verständnis der Röntgenhilfskräfte zugeschnitten ist und ‘die sich außerordentlich 
schnell eingebürgert hat. 

MitImmelmanns Tode ist ein innerlich und äußerlich karmok verlaufenes, 
an Erfolgen und äußerer Anerkennung reiches Leben zum Abschluß gekommen. Allen 
denen, die seine Hauptarbeitsstätte und die Stätte seiner Hauptliebe, sein Institut, auf- 
suchen, wird seine liebenswerte und frohe Persönlichkeit immer wieder vor Augen treten, 
und es wird ihnen zum Bewußtsein kommen, wie recht der Dichter hat, wenn er sagt: 
„Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht.“ 

Fürstenau. J. Schütze. 


40* 


312 Bonner Röntgenvereinigung. XXXI, 2/3. 


| Bonner Röntgenvereinigung. 
Sitzung am 29. 1. 1923 in der Universitäts-Frauenklinik. 
- Vorsitzender: Geheimrat Krause, Schriftführer: Prof. Martius. 


I. Hinselmann: Untersuchungen an Kapillaren nach Röntgen-Bestrahlungen der Haut 
(siehe Naturforscherversammlung Leipzig 1922). 


Aussprache. 

Th. Naegeli: Im Anschluß an die Untersuchungen mit dem Kapillarmikroskop von Herrn 
Binselmann erwähnt N. die vor kurzem von Gundermann (Mitteld. Chirurgentagung, Frank- 
furt 6. I.) mitgeteilten guten Erfolge der Behandlung von Röntgengeschwürenmitder peri- 
arteriellen Sympatektonie (Leriche, Brüning). Es liegt die Vermutung doch sehr 
nahe, daß diese Schädigungen des Gewebes auf dem Umweg über die Gefäßnerven zustandekommen, 
dadurch, daß das Gleichgewicht zwischen Vasokonstriktoren und Dilatatoren zugunsten ersterer 
gestört ist. 

Erich Hoffmann teilt mit, daß bei dem von Herrn Schreus vorgestellten Fall von Spät- 
röntgenschädigung mit großem Geschwür am Unterschenkel, sich nun doch heraus- 
gestellt hat, daß innerhalb der geröntgten Zone sich eine scharfbegrenzte Induration des Unterhaut- 
gewebes auch bei dem anderen Bein entwickelt hat, deren Einhergehen mit Gefäßerweiterung 
für eine sichere Spätröntgenschädigung spricht. Wegen des verhältnismäßig guten und frischen Aus- 
sehens des Geschwürs wurde bei der ersten Vorstellung bezweifelt, ob es sich um ein Röntgenulkus 
‚handele. Die geringe Heilungstendenz aber zeigt doch, daß die Auffassung von Herrn Dr. Schreus 
zutreffend war. Auch die histologische Untersuehung ergab schwere Veränderungen be- 
sonders in einer Verdieckung der Wandungen der Blutgefäße und einer kolossalen Staseinden 
Kapillarendes Unterhautgewebes. Wir müssen also zugeben, daß nach völlig sachgzemäßer Tiefen- 
bestrahlung eines Erythema induratum (2- bis 3mal 20 X bei 4 mm Al.) in diesem Falle eine Induration 
des subkutanen Gewebes und ein großes tiefes Röntgenulkus als Spätschädigung erst viele 
Monate nach der letzten Bestrahlung aufgetreten ist. 
| Hoffmann regt außerdem an, die Veränderungen des Kapillarkreislaufs und die vitale Färb- 

barkeit des Gewebes nach genau gemessenen Röntgendosen an der Schwimmhaut oder Zunge 
des Frosches direkt mikroskopisch zu beobachten. 


Schreus pflichtet dem Vortragenden bei, daß die praktische Brauchbarkeit der Kapillar- 
mikroskopie für den Röntgenbetrieb gering sei. Man benötigt eine große Übung, um überhaupt feine 
Veränderungen zu erkennen. Die Verwertung des Beobachtungsmaterials ist zudem sehr schwierig, 
da Korrekturen für mechanische oder thermische Einflüsse anzubringen sind. Bei Dermatosen wird die 
Beobachtung durch sekundäre Auflagerungen häufig erschwert. Der Beginn des Früherythems scheint 
sich nach Beobachtung von Dr. Kellermann an der Bonner Hautklinik zuerst durch eine Erweite- 
rung des zuführenden Kapillarschenkels bemerkbar zu machen. 


I.Schmidthuber: Röntgentherapeutische Versuche bei Zahn- und M undkrankheiten 
(erscheint ausführlich). 


Aussprache. 

P. Krause: Aus dem Vorgetragenen erhellt, daß die tatsächlichen Beobachtungen über die 
röntgentherapeutischen Maßnahmen bei Zahn- und Mundkrankheiten noch nicht sehr ausgiebig sind. 
Gegen die Angaben, daß die Röntgenstrahlen Leukoplakie günstig beeinflussen, bestehen mit Recht 
große Bedenken. Ich habe den Vortrag angeregt in der Absicht 1. daß die vorhandene Kasuistik in 
sorgfältiger Weise gesammelt wird; 2. daß die Anregung erfolgen möge, gute kasuistische Beiträge zu 
veröffentlichen, kritische Beobachtung sollte gerade dabei besonders geübt werden: 3. daß vor allem 
ein eingehendes Studium der Röntgenstrahlenempfindlichkeit der normalen Schleimhäute des Mun- 
des bei Tieren und Menschen durchgeführt wird; die bisherigen Angaben sind völlig unzureichend. 


Schreus: Schädigung der Speichelsekretion mit begleitender Trockenheit im Mund pflegt 
schon bei schwacher Filterung fast regelmäßig einzutreten. Was die Empfindlichkeit der Mundschleim- 
haut anlangt, so ist sie größer als die Empfindlichkeit der äußeren Haut. Bei äußerlichen Bestrahlungen 
kommt es häufig zum Erythem der Mundschleimhaut, wobei sich auch Beläge und Erosionen entwickeln. 
Verlauf meist gutartig, jedoch bei gleichzeitig bestehender Störung der Speichelsekretion sehr schmerz- 
haft. Deshalb bei Bestrahlungen in der Gegend des Mundes besondere Vorsicht bezüglich Überkreuzung 
der Strahlen und Auswahl der Strahlenhärte. 


| 


XXXI, 2/3. Bonner Röntgenvereinigung. 313 


HI. Morsing-Käding: Kalkwanderung in den Rippen bei Lungentuberkulose (erschien 
ausführlich im Kongreßheft 1923). 


Aussprache. 


P.Prym: Es wäre von Interesse festzustellen, in welcher Beziehung der Kalkgehalt der Rippen 
zu etwaigen Verwachsungen der Pleura steht. Gerade in den Verwachsungssträngen findet ja ein 
Staub- bzw. Kohletransport von der Lunge aus durch die Brustwand hindurch statt. Man könnte daran 
denken, daß auch der Kalkstoffwechsel durch die Verwachsungen lokal verändert würde, obwohl es 
näher liegt anzunehmen, daß mechanische Beanspruchung den Kalkgehalt der Rippen beeinflußt. 

Th.Naegeli: Daß die Verkalkungen in der Rippe bei der Lungentuberkulose nicht das primäre, 
sondern daß sie als deren Begleiterscheinung wahrzunehmen, zeigt, daß die Voraussetzungen der von 
Freund empfohlenen Chondrotomie bei der Spitzentuberkulose auf falschen: Grundlagen aufbauen. 


‘ Wenn auch schon zahlreiche andere klinische Bedenken gegen die Indikation der erwähnten Operation 


bestehen, so läßt die Tatsache der sekundären Kalkablagerung in der Rippe manchmal bei Lungen- 
prozessen, die nicht in der Spitze lokalisiert sind, die Nutzlosigkeit — vielleicht sogar Schädlichkeit — 
des Eingriffes erst recht verstehen. 


P. Krause: Das Neue bei den Versuchen von Dr. Morsing und Käding besteht vor allem 
darin, daß zum erstenmal der Versuch gemacht wird, auf Grund von Röntgenplatten über den Kalk- 
stoftwechsel an den Rippen Auskunft zu erhalten. Ich habe mich überzeugt, daß große Unterschiede 
in der Dichtigkeit der Rippen bei Tuberkulose vorhanden sind. Ein zeitlicher Zusammenhang mit dem 
Auftreten des tuberkulösen Prozesses an den Lymphdrüsen wie in dem Lungengewebe scheint vorhan- 
den zu sein. Es ist vor allem jetzt die Aufgabe, in weiteren eingehenden Beobachtungen festzustellen, 
oh diese Verhältnisse gesetzmäßige sind, daß auf die Theorie des Zustandekommens der Kalkverschie- 
hung in den Rippen selber an diesem Orte nicht der Hauptwert gelegt werde. Auf die Zusammenarbeit 
mit der pathologischen Anatomie kommt cs auch in diesem Falle an, es wäre sehr erwünscht, wenn in 
dieser Hinsicht eine Anzahl von Leichenversuchen mit allen Vorsichtsmaßnahmen bei den Röntgen- 
aufnahmen durchgeführt würden. Im Anschluß daran hätte eine sorgfältige histologische und che- 
mische TIntersuchung der Rippen zu erfolgen. 


Krömeke macht darauf aufmerksam, daß der Kalkgehalt des Blutes und der Gewebssäfte von 
der aktuellen Azidität, also von der Wasserstoffionenkonzentration abhängig ist, und zwar so, daß bei 
Steigerung des Säuregehaltes die Kalklöslichkeit zunimmt (Rona). Bei stärkerer Säurebildung ist 
die Niere nicht mehr imstande, die Regulation der Azitität des Blutes und der Gewebe konstant zu 
halten. Es steigt dann auch die Kalkausscheidung an. Da bei Lungentuberkulose öfters eine vermin- 
derte Alkaleszenz des Blutes und zugleich ein erheblicher Anstieg der Säurevalenzen des Harnes und. 
damit Hand in Hand gehende vermehrte Kalkausscheidung beobachtet wird, so entsteht dadurch all- 
mählich eine Kalkverarmung des gesamten Knochenskeletts. Die soeben demonstrierte Kalkver- 
sehiebung innerhalb der Knochen in der Nähe tuberkulöser Herde könnte man auf wechselnde Grade 
des Wasserstoffionenkonzentrationsgefälles zurückführen. 


IV. Krause: Wie schützt der Arzt seine Kranken vor Röntgenschädigungen. 


Der Vortragende berichtet, daß er in den letzten Wochen wiederum von schweren Röntgenver- 
brennungen dureh rheinische Ärzte Kenntnis bekommen habe. Der eine verbrannte innerhalb von 
2 Tagen 3, der andere in kurzer Zeit 7 Kranke. Es ist dem Gutachter heutzutage nicht mehr möglich, 
für die Ärzte einzutreten, wenn nach wie vor schwere Fehler gemacht werden. Die meisten dieser 
Fehler sind in ihren Ursachen bekannt und bei genügender Kenntnis völlig vermeidbar. 

òs ist fehlerhaft, einen Röntgenapparat durch eine Schwester bedienen zu lassen, welche nur 
eine vierwöchentliche Ausbildungszeit hinter sich hat. Die A OShidungaze der Röntgenschwestern 
sollte wenigstens 1 Jahr, am besten 2 Jahre betragen. 

Es ist fehlerhaft, von der Röntgenschwester selbständig Röntgendurchleuchtungen vornehmen 
zu lassen, gerade bei Magen-Darmerkrankungen ist es geradezu eine unverantwortliche Leicht- 
fertigkeit. 

Es ist fehlerhaft, daß ein Arzt mit einem Röntgenapparat arbeitet, ohne genügende Ausbildung 
und Vorkenntnisse ‚zu haben. Die Röntgenkunde ist ein Spezialfach der Medizin, ähnlich wie die 
Chirurgie und andere Fächer, welche in intensivster Weise studiert sein wollen. Der Arzt, wel- 
cher Röntgenapparate ohne Ausbildung zu diagnostischen oder thera- 
peutischen Zwecken benutzt, macht sich ebenso strafbar, als wenn er 
ein Autofährt.ohnedasFahren gelerntzu haben. Wie jeder Arzt, der selber Auto 
fährt, einen Fahrerschein haben muß, so sollte er auch den Nachweis erbringen müssen, ehe er einen 
Pöntgenapparat selbständig gebraucht. 

Es ist fehlerhaft, wenn bei Durchleuchtungen keine Blende, keine Filter angewandt werden. 


. 814 | = Bonner Röntgenvereinigung. = XXXT, 2/3. 


= Esist fehlerhaft, wenn der Arzt die Durchleuchtung bereits vornimmt, ohne adaptiert zu sein; 
bei fehlender Adaption wird erfahrungsgemäß meist länger durchleuchtet. 

Es ist fehlerhaft, bei einem Kranken eine 'Durchleuchtung, wenn der Arzt sich vorher nicht 
unterrichtet hat, ob und wievielmal und wie lange kurz vorher. Durchleuchtungen und gar Bestrah- 
lungen stattgefunden haben. . | | 

‚Sehr: zu empfehlen ist as daß bei jeder Durchleuchtung eine Signaluhr venie iens alle Minuten 
. ein Zeichen gibt; besonders bei Demonstration vor mehreren Ärzten wird die Zeitdauer der Durch- 
leuehtung häufig unterschätzt. 
Jeder Arzt muß sich bewußt bleiben, daß er für jede Röntgenschädigung zivil- und strafrechtlich 
voll verantwortlich ist, dasselbe trifft auch für die Assistenzärzte und für die Schwestern zu. 


Sitzung am 14. 5. 1923 in der Universitäts-Haufklinik. 
nn Geheimrat Kr ause, Schriftführer: Prof. Martius. 


| I. Naegeli i: Demonstration eines Falles von periarterieller. Sympathektomie bei Röntgen- 
strahlenschädigung am Unterschenkel. | 

Th.Naegeli stellt eine 21jährige Ọ vor, die von Schreus früher schon 2mal in der Gesell- 
schaft nach Röntgenbestrahlung demonstriert wurde, wegen Spätschädigungen am 
Unterschenkel. Bei der Kranken wurde am 21. 2. 1923die periarterielle Sympathektomie 
an der Poplitea ausgeführt. Deutlich raschere Epithelisierung vom Rande her, sowie frischere Granu- 
lationen in den ersten 4 Wochen. Dann Stillstand. Epikritische Überlegung ob evtl. nochmaliger Ein, 
griff vor allem auch an der Femoralis vorzunehmen. 0 


Aussprache. 
Erich Hoffmann weist darauf hin, daß hier zunächst eine große m assi ge Nekrose 

unter dem Bilde eines akuten Phagedaenismus eingesetzt hat, von der es zunächst fraglich 
erschien, ob sie ähnlich wie der bekannte seltene syphilitische tertiäre Phagedaenismus auf dem Boden 
der durch Tuberkulose veränderten Gefäßversorgung entstanden war. Bei der fraglichen Vorstellung . 
durch Dr. Sch reus fiel ja allen Kennern das verhältnismäßig frische Aussehen des großen Geschwürs 
gegenüber gewöhnlichen Röntgenulzera auch auf (vergl. meine damalige Disk.-Bem.) Die peri- 
arterielleSympathektomie hat hier sicherlich zunächst sehr deutlichundgünstig 
eingewirkt. Sie hat aber nicht nur auf der operativen Seite einen Umschwung herbeigeführt, sondern 
die sklerodermieartige Veränderung an dem Unterschenkel der anderen 
Seite ist ebenfalls seitdem sehr gut zurückgegangen, so daß die Härte, Oberflächenglätte und Ver- 
 ‚färbung, welche die Wachsmoulage zeigt, verschwunden sind. Daß die kleine Probeexzision, die an 
diesem Unterschenkel zugleich mit der Lericheschen Operation vorgenommen wurde, an diesem 


. Erfolg mitbeteiligt sei, ist mir demgegenüber unwahrscheinlich. Brüning, der auf diesem Gebiet 


große Erfahrungen hat, empfiehlt diese Operation weiter proximal zu machen, d. h. also oben 
an der Art. femoralis bzw. der brachialis bei entsprechenden Sklerodermie- oder Raynauderkrankungen, 
und hat neben einzelnen Mißerfolgen recht gute Dauererfolge gesehen. Eine Wiederholung der Ope- 
ration an proximaleren Stellen erscheint daher ratsam, um das Röntgenulkus schneller zur Heilung 
zu "bringen. 


Sehreus führt aus, daß die Pathogenese dieser. Spätsklerosierungen noch gänzlich unklar ist. 
Die histologisch sich zeigende starke Erweiterungder Lymphspalten läßt, in Anlehnung an 
die Sklerodermie, an eine ursächliche Bedeutung der Störung der Lymphzirkulation denken. Klinisch 
6rgibt sich eine ziemlich vollständige Reihe der Iymphogenen Störungen nach Bestrahlungen. Das 
erste. Stadium ist die Frühschwellung, besonders deutlich und häufig zu’ beobachten bei Bestrahlung 
von Lymphdrüsen, Kehlkopf- und Mediastinaltumoren. Das zweite wäre das chronisch indu- 
rjerteHautödem und das dritte evtl. die vorliegende Spätsklerosierung, Zur Erklärung des Rück- . 
. ganges der Induration nach der vorgenommenen Probeexzision zieht er in Betracht, daß auch ein 
Stück Faszie exzidiert worden ist, wödurch wahrscheinlich: auch neue Lymph- 
abflußwegeeröffnet worden sind. Es ist ja bekannt, daß durch eine solche Operation 'auch bei 
brettharten elephantiastischen Ödemen wesentliche Besserung erzielt werden kann. Diese Erklärungs- 
möglichkeit erscheint ihm neben der von Hof fmann angeführten Fernwirkung der Sympatektomie 
des anderen Beines von Bedeutung. 


. U. Krause: Wie schützt der Arzt seine Kranken vor Röntgenschädigungen? 


Paul.Krause: Der Vortragende weist darauf hin, daß mehr als 100 Ärzte infolge chronischer 
Röntgenschädigung, vor allem an Röntgenkarzinom zugrundegegangen sind. Jeder Arzt, welcher 
Röntgendiagnostik betreibt, sollte in sorgfältigster Weise alle Maßnahmen befolgen, welche zur Ver- 
hütung von Röntgenschädigungen seiner Person notwendig sind. Dazu gehört vor allem’ folgendes: 


XXXI, 2/3. u Bonner Röntgenvereinigung. 515 


f 1. Die Belichtungszeit sei so kurz als irgend möglich. Der Untersucher muß vorher vollständig 
adaptiert sein, dann wird er diese Forderung erfüllen können. 

2. Die Blenden sind so oft und so ausgedehnt als möglich zu gebrauchen. 

3. Vor der Röhre soll ein Aluminiumfilter angebracht sein, am besten in der Blende, von 1 bis 
3 mm Dicke, dadurch werden wenigstens die weichsten Strahlen abgehalten. 

4. Der Durchleuchtungsschirm soll mit einem genügend dicken Bleiglas bedeckt werden. 

5. Anwendung von brauchbaren Schutzstoffen, wie Schürzen, Handschuhe, Schutzbrillen, sind 
dringend zu empfehlen. 

6. Gegen die Gefahr der Tröpfcheninfektion bei hustenden Kranken ist die Anbringung eines 
Schutztellers oberhalb des Durchleuchtungsschirms notwendig. 

| 7. Der allgemeinen Hygiene des Durchleuchtungszimmers ist in größerem Maße als es allgemein 
geschieht, Beachtung zu schenken. Das Zimmer muß groß genug sein. Es muß täglich mehrmals ge- 
lüftet werden, unter Umständen ist die Anbringung eines Ventilators erforderlich. Die Kranken sollen 
in besonderen Auskleideräumen sich auskleiden und erst kurz vor der Untersuchung in das Durch- 

leuchtungszimmer kommen. ; 

8. Gegen die Gefahr der Hochspannung. sind geeignete Erdungsanlagen notwendig. Der Vor- 
tragende teilt mit, daß seit Anwendung der stärkeren Stromstärken, vor allem auch beim Betrieb mit 
Coolidgeröhren, ein besonderer Schutz vor den Röntgenstrahlen, welche auf den Fußboden strahlen, not- 
wendig ist. Die Strahlen der Coolidgeröhren gehen auch nach unten, verbreiten sich in einem breiten 
Kegel rings herum um die Röhre in recht beträchtlicher Intensität. Er zeigt ein Röntgenbild von einem 
Messer, welches während einer 2 Minuten langen Durchleuchtung in einer Entfernung von etwa 1 m 
auf dem Fußboden dort, wo die Füße des sitzenden Untersuchers standen, aufgenommen worden war; 
ein Zeichen dafür, daß die Bestrahlung mit Röntgenstrahlen auf die Füße des Untersuchers eine sehr 
beträchtliche war. Wenn da nicht genügend Schutzmaßnahmen getroffen werden, besteht die Gefahr, 
daß die untersuchenden Ärzte in Zukunft ähnliche chronische Ekzeme anden Zehen und 
Füßen bekommen, wie sie die älteren Untersucher an den Händen haben. 


Als Schutzmaßnahmen zum Fuß- und Beinschutz kommen in Betracht: 


1. Bleischutz der Röntgenröhre nach unten in ausgiebigster Weise (am besten anzubringen am 
Blendenstativ) oder eine Bleiwand hinter dem Patienten angebracht, bzw. cine Bleiwand vor dem 
Untersucher in Höhe von etwa 60 bis 100 cm. Auch die Herstellung von Schutzstiefeln aus Müller- 
schem Gummischutzstoff, ähnlich wie die Handschuhe, käme in Betracht. Die Herstellung solcher 
Schutzstiefel ist bei der Firma Müller vorgeschlagen. Auch die Bleiglasplatten, welche auf den älteren 
Röntgenschirmen angebracht sind, lassen meist zu wünschen übrig. Sie sind nicht dick genug, um den 
größten Teil der Röntgenstrahlen abzuhalten. Der Vortragende zeigt ein Röntgenbild herum, welches 
direkt hinter der Bleiglasplatte nach dem Untersucher zu aufgenommen ist; ein weiteres, welches so 
hergestellt wurde, daß die photographische Platte, mit einer Schere armiert, auf der Brust des Unter- 
suchers in Höhe der 2. Rippe getragen wurde. Beide Bilder zeigen deutlich die Konturen der Schere 
und beweisen, daß der Schutz durchaus nicht genügt. 

Besondere Sorgfalt: sollte den Schutzmaßnahmen bei der Untertischdurchleuchtung gewidmet 
werden. Es besteht gerade dabei die große Gefahr, daß der ganze Unterschenkel und der dorsale Teil 
der Füße des Untersuchers und der Beobachter bestrahlt werden. Eine chronische Schädigung kann 
bei Fehlen von geeigneten Schutzwänden außerordentlich leicht eintreten. Er empfiehlt die Anbrin- 
gung von geeigneten Bleiplatten unterhalb des Durchleuchtungstisches, ferner das Anbringen der 
Röhre in einem gut abgedeckten Bleischutzkasten. Ausführliche Mitteilungen über die neu vorgeschla- 
genen Schutzmaßnahmen erfolgen an anderer Stelle. 


Aussprache. 


von Frangue: Ich möchte die Gelegenheit benutzen zu einer ergänzenden Bemerkung über 
den Fall tödlicher Röntgenverbrennung, über welchen ich Ihnen vor 3 Jahren berichtet habe, und der 
auch in der Strahlentherapie, Bd. X, 1920, S. 1034, veröffentlicht ist. Er ist noch nachträglich Gegen- 
stand eines Haftpflichtprozesses geworden, und zwar wurden gleichzeitig die Universität, die Verwal- 
tung der klinischen Anstalten, der Leiter der Klinik, d. h. ich, der damalige Stationsassistent und das 
Röntgenfräulein, das die Bestrahlung ausgeführt hat, auf Schadenersatz angeklagt. Die Universität, 
die nicht versichert war, da ja der Staat grundsätzlich keine Versicherungen abschließt, nahm einen 
andern Rechtsanwalt, als die Versicherungsgesellschaft (die Kölnische Feuer- und Unfall-Versiche- 
rungs-Aktiengesellschaft Colonia in Köln), mit der ich persönlich für mich und das gesamte Klinik- 
personal den Vertrag abgeschlossen hatte. Da der Anwalt der Universität sich natürlich nicht an die 
Weisungen der Gesellschaft hielt, benutzte dieselbe dies nach einiger Zeit als Vorwand, mir ihren 
Sehutz zu entziehen. Ich habe auf Anraten von juristischer Seite nunmehr die Klage gegen sie erhoben 
auf Anerkennung ihrer Schutzpflicht. Die Entscheidung steht noch aus; hoffentlich führt sie zur Ver- 


gung des Instituts.) 


316 =. | Bonner Röntgenvereinigung. ; | XXXI, 213. 


urteilung der Gesellschaft; denn sonst könnte jede Haftpflichtversicherung eines Klinikdirektors durch | 
den gleichen Trick illusorisch gemacht werden. Denn der Staat versichert seine Anstalten ja grund- 
sätzlich nicht, und derselbe Rechtsanwalt kann, wie mir bedeutet wurde, von Universität z. B. und 
dem Direktor ‘nicht genommen werden, da möglicherweise ein Interessenkonflikt eintreten könnte. 
Zu dem Haftpflichtprozesse äußerten sich alle Sachverständigen einstimmig, daß ein ärztliches 


`. Verschulden an der Verbrennung nicht nachweisbar sei, daß vielmehr ein nicht vorauszusehender Un- 
-~ fall vorliege. Jedermann, selbst der Anwalt des Klägers, war, ebenso wie die Haftpflichtgesellschaft, 


von vornherein der Überzeugung, daß der Haftpflichtanspruch zurückgewiesen werden würde. 

Jedoch entschied das. Landgericht Bonn am 17. März 1923 (6 Jahre nach dem Unfall), ohne auf 
die Beweisführung für die Schuldlosigkeit des Personals einzugehen, daß die Universität für den 
Schaden haftbar sei. Es heißt in dem Urteil wörtlich: „Der Umstand, daß eine so folgenschwere Ver- 
brennung stattgefunden hat, spriechtohne weiteresdafür,daß bei der Behandlung der Frau | 
nicht mit der erforderlichen Sorgfalt verfahren ist, mag diese Sorgfalt eine von der Röhrborn (d i. das 


 Röntgenfräulein) oder einer anderen im Dienste der Universität stehenden Person durch ein passives | 


Verhalten außer acht gelassen sein. Irgendwelche Umstände, die das Verschulden dieser Personen aus- 
schließen, hat die Universität nicht vorgebracht.“ 

Bisher war wohl jedermann der Meinung, daß es Sache des Klägers sei, der Schadenersatz be- 
ansprucht, ein Verschulden des Beklagten nachzuweisen, nicht Sache des Beklagten, die Möglichkeit 
eines Verschuldens seinerseits auszuschließen. Ich behalte mir eine eingehende Kritik dieses Urteils 
vor, nach dem jeder Arzt, der irgendeine Operation oder irgendein Heilverfahren mit unglücklichem 
Ausgang angewandt hätte, straf- und haftbar gemacht und verurteilt werden könnte, da ja „Die 


schweren Folgen ohne weiteres dafür sprächen, daß nicht mit der erfor- 
derlichen Sorgfalt verfahren ist.“ Selbstverständlich ist Berufung eingelegt worden, 
- und hoffentlich wird das Urteil, das den ärztlichen Stand vogelfrei machen würde, von der nächsten 


Instanz schleunigst aus der Welt geschafft. Es zeigt aber auf jeden ‚Fall, welchen Gefahren und Auf- 


- regungen jeder Röntgentherapie treibende Arzt, auch wenn er alle mögliche Vorsicht walten läßt, aus- 


gesetzt ist, auch wenn er schließlich obsiegt. 


II. P.Prym: Über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf das tuberkulöse Gewebe und auf 


| das maligne Granulom (Hodgkinsche Krankheit). 


Auf Grund eigener Untersuchungen werden die histologischen Veränderungen nach Röntgen- 
bestrahlung besprochen. Für eine direkte Reizwirkung der Röntgenstrahlen auf die bei der Abwehr 


"besonders beteiligten Zellen des Tuberkels haben wir zunächst anatomisch keinen genügenden 
‚Anhalt, wenn auch klinisch manches dafür spricht. Wahrscheinlich wird das tuberkulöse Granulations- 
. gewebe doch zunächst geschädigt und dann durch frisches junges Gewebe ersetzt, das dann gut vernarbt. 


Beim malignen Granulom tritt ausgedehnte Vernarbung nach Bestrahlung ein; da sie 
aber spontan in derselben Weise vorkommt, ist die Röntgenstrahlenwirkung schwer zu beurteilen. Die 
von Karl Mayer bei der Lmphogranulomatose beschriebenen Xanthomzellen nach der Bestrahlung 


= wurden auch von Prym in einem Falle von malignem Granulom des Mediastinums längere Zeit nach 


Röntgenbestrahlung gefunden; da er sie aber auch an unbestrahlten Fällen nachweisen konnte, können 
sie leider nicht — wie Mayer meint — als charakteristisch für Strahlenwirkung angesehen werden. 
(Demonstration der histologischen Präparate.) 


N Aussprache. 

Erich Hoffmann betont auf Grund eigener, Erfahrungen, daß die Wirkung der Röntgen-: 
strahlen bei Drüsentuberkulose und Lymphogranulom klinisch verschieden 
zu sein scheint, da erstere sehr langsam, letztere aber auffallend schnell und unter Auftreten starker 
lokaler Hautpigmentierung durch % E. D. bei bis 4 mm Al.-Filter zurückzugehen pflegen. H. hat in 
der Niederrh. Ges. 1915 einen Fall von Lymphogranulom vorgestellt, der ebenso wie ein zweiter 
durch derartige Dosen so sehr beeinflußt wurde, daß infolge der akuten Resorption Störungen ein- 
traten. In diesen mit hochgradiger Milzschwellung einhergehenden Fällen war der Erfolg der Röntgen- 
strahlen aber nur ein vorübergehender, denn beide Male trat nach Monaten der Exitus trotz aller 
Bemühungen ein. | 


IV. Gre be : Das Röntgenforschungs-Unterrichtsinstitut der Universität Bonn. (Mit Besichti- 


1) Kreibich hat diese doppelseitige Wirkung in seinen theoretischen Betrachtungen (Klin. 
Wochenschr., 1923, Nr. 8) als möglich hingestellt. 


t 


XXXI, 2/3. 8. Tagung der Vereinigung bayerischer Chirurgen am 7. Juli 1923 in München, 317 


8. Tagung der Vereinigung bayerischer Chirurgen am 7. Juli 1923 in München. 


In der Aussprache über Karzinomtherapie (mit Ausschluß der Strahlenbehandlung) erwähnte 
v. Eiselsberg (Wien) Fälle von Knochenbildung in Laparotomienarben; ein solcher Narbenknochen 
kann, nach Karzinomoperation, den Eindruck eines Rezidivs erwecken. — Sauerbruch (München) 
zeigt unter den mit dem Glüheisen behandelten — weil nicht radikal operablen — Fällen auch einen 
Knaben, bei dem sich auf der wegen Trichophytie mit Röntgenstrahlen behandelten Kopfhaut ein Sar- 
kom, also ein „Röntgensarkom“ entwickelt hatte. 

In der Aussprache über Schädelplastiken berührt v. Eiselsberg auch die Schädelsteckschüsse. 
Man soll sie entfernen, wenn sie nicht zu tief liegen, besonders in der Nähe eines krampfenden Zen- 
trums oder bei Abszeßverdacht, und wenn sie leicht zu finden sind. Die Autfindung wird durch die 
röntgenoskopische Operation sehr erleichtert. — Perthes (Tübingen) beklagt die für Plastiken un- 
günstigen Verhältnisse in früher bestrahltem Gewebe und betont, daß auch die Ernährung des be- 
strahlten Knochens leidet; so kam es in einem Fall zur Nekrose des Unterkieferknochens. (Der Fall 
wird im Arch. f. klin. Chir. beschrieben werden.) 

Lobenhoffer (Bamberg) berichtet über schwere Röntgenschädigung bei Basedow. Ein bc- 
strahlter Fall kam zum Exitus. Histologisch zeigte sich der Protoplasmaleib der Zellen glasig aufge- 
tiuollen, die in Degeneration begriffenen Zellen platzten, so daß das Blut plötzlich mit dem toxischen : 
Zellinhalt überschwemmt wurde. L. meint, daß die Strahlendosis vielleicht zu klein war. In der Aus- 
sprache äußert sich Graser (Erlangen), daß eher überdosiert wurde. Er schätzt die Vorbestrahlung 
der Basedowkröpfe vor der Operation, deren Gefährlichkeit überhaupt durch verschiedene Arten der 
Vorbehandlung wesentlich herabgemindert werden kann. 

Grashey (München) gibt ein Referat über die Röntgendiagnostik der Körperhöhlen mit Luft- 
füllung: Sauerstoffüllung des Kniegelenks, Pneumoperitoneum, Ventrikulo- und Enzephalographie, 
diagnostischen Pneumothorax. Bei sorgfältiger Auswahl, Voruntersuchung, Vorbereitung der Kran- 
ken und bei schonender Technik lassen sich unangenehme Zwischenfälle ziemlich sicher vermeiden. Er 
zeigt neben eigenen Bildern solche aus der Sammlung von Goetze und von Partsch, dessen 
Monographie über Pneumoperitoneum als Ergänzungsband der „Fortschritte“ demnächst erscheinen 
wird. Laut brieflicher Mitteilung hat Goetze über 300 Pp. angelegt mit einem Todesfall (Peritonitis 
nach Darmverletzung bei Meteorismus, der seitdem als Gegenanzeige gilt, Partsch 227 ohne 
nennenswerte Schädigung. — Seyerlein (Würzburg) zeigt Bilder von Sauerstoffkniegelenken 
(Meniskusverletzungen) und von Ventrikulographien, Pflaumer (Erlangen) Bilder der gasgefüllten 
Blase, auf denen bei schräger Einstellung die Prostata deutlich zu sehen ist (Vergrößerungen, Steine). — 
Enderlen (Heidelberg) schätzt die Pneumoradiographie des Nierenlagers (40 Fälle) bei ungenügen- 
dem Aufschluß durch die andern: Untersuchungsmethoden. Pneumoperitoneum wurde in seiner Klinik 
200mal angewandt, ohne Schaden. Einmal war ein Tumor des Pankreasschwanzes erkennbar. — 
Kohlmann (Erlangen) empfiehlt das diagnostische Pneumoperikard und zeigt einen Fall, in wel- 
chem ein Hydroperikard von atypischer Form die Herzfigur verdeckte. Nach Punktion und Gasfüllung 
war die Herzform deutlich sichtbar. — v. Redwitz (München) hat bis jetzt vom Pneumoperitoneum 
noch wenig Überraschendes gesehen. 

Ein ausführlicherer Selbstbericht über die Vorträge der Tagung erscheint im Zentralbl. f. Chir. 

En: 


% 


Verein deutscher Arzte in Prag. 
Sitzung vom 11. Mai 1923. 


R. Jaksch-Wartenhorst: Radiumulkus. 

Ingenieur H. S. erkrankte im Dezember 1920 mit Erscheinungen der Ischias. Eine Kur in Pistyan 
1921 brachte keine Heilung. Redner bemerkt, daß unter den Symptomen der Ischias, wie Lindstedt 
(Stockholm) zeigte und wie Assistent Klein auf Grund eines großen Untersuchungsmaterials der 
Klinik des Redners bestätigen kann, sehr häufig andere Krankheiten sich verbergen. So war es auch 
in diesem Fall. Das linke Bein schwoll an und nun fühlte Patient eine kleine verschiebbare Geschwulst. 
Eine dreimalige Röntgenbestrahlung blieb ohne Erfolg. Er wurde dann im Jahre 1921, und zwar vom 
6. bis 27. September, in Joachimsthal mit Radium bestrahlt. Gesamtdosis der Rad.-Mg.-Stunden nach 
Angabe des Patienten zirka 25000. Auf diese Bestrahlung hin bildete sich an der Bestrahlungsstelle 
eine leichte Verbrennung. Eine zweite Bestrahlungskur vom 12. November bis 3. Dezember 1921. 
Gesamtdosis der Rad.-Mg.-Stunden zirka 45000 an der gleichen Stelle führte dann zu jener Verände- 
rung der Haut, die Gegenstand dieser Demonstration ist. Sie sehen ein typisches, durch die peripheren 


Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrabllen. XXXI. 41 


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318 | Verein deutscher Ärzte in Prag. nee XXXI, 2/8. 


Gefäßneubildungen charakterisiertes Ulkus. Bei Palpation des Abdomens am Rande des Ulkus fühlen 
Sie unterhalb der Bauchdecken eine ungemein derbe, ungefähr apfelgroße, unbewegliche Geschwulst. 
= Die röntgenologische Untersuchung ergab, daß sie extraventrikulär und extraenteral liegt. Die Radio- 
graphie, um den wahrscheinlichen Ausgangspunkt der Geschwulst von der Wirbelsäule oder dem Os 
sacrum festzustellen, führte, da uns leider durch Verfügung der Regierung nur hier angefertigte 
Röntgehplatten zur Verfügung stehen, welche gegenüber den Platten ausländischer Provenienz wesent- 
lich minderwertig sind, zu keinem Resultat. Als der Patient in die Beobachtung des Redners kam, 
zeigte das Ulkus derartig üppige Granulationen, daß daran gedacht werden’ mußte, daß evtl. das Ulkus 


.. bereits zu einem Kankroid geführt hat oder daß der unter dem Ulkus befindliche Tumor in das Ulkus 


durchgebrochen war, wodurch natürlich der Fall insbesondere in sozialer Beziehung eine wesentlich 
andere Beleuchtung erfahren würde. Die Exzision eines Teiles des Ulkus auf der Klinik Schlof fer 
ergab (histologische Untersuchung durch Prof. Ghon), daß es sich nur um Granulationsgewebs 
handle. Sie sehen‘ weiter, daß die ganze linke untere Extremität enorm ödematös geschwollen ist, 
in geringem -Grade das Skrotum und die rechte untere Extremität, was dafür spricht, daß die Vena 
iliaca communis an ihrer Teilungsstelle, links aber mehr als rechts, komprimiert ist. Röntgenschädi- 
gungen haben wir in der ersten Zeit die Röntgentherapie wohl alle mitgemacht. Sie sind jetzt dank 

der Filtermethoden und unseren Erfahrungen über die notwendige Pause einer solchen Behandlung 
selten geworden und bei entsprechender Vorsicht und Umsicht in der Mehrzahl der Fälle vermeidbar. 
Seit Beequerel die erste Radiumverbrennung erlitten hat, hat man auch hie und da Radiumver- 
brennungen gesehen. Sie sind aber selten und geht das daraus hervor, daß dies der erste Fall von 
Radiumverbrennung ist, der mir in meiner Klinik und Privatpraxis vorgekommen ist, obwohl ich 
seinerzeit, und zwar im Jahre 1908, wie die Beobachtungen, welche Selig über meinen Auftrag an 
Magenkarzinomen ausführte, zeigen, damals die Methode sehr viel und auch intensiv in der Klinik ver- 
wenden ließ. In bezug auf den in Rede stehenden Fall möchte ich bemerken, daß der Fall zeigt, daß 
erstens die Regel zu beobachten ist, daß man eine durch Röntgen oder Radium lädierte Hautstelle nicht 
wieder solchen Strahlen aussetzen darf und zweitens, daß die zeitliche Differenz von etwas über einem. 
Monat (6. September bis 12. November). zu kurz ist. Was die Therapie betrifft, so muß man wegen der 
Schmerzen lokale Anästhetika verwenden und hat sich in diesem Falle, sowie in allen früher behan- 
delten Fällen von Röntgenulkus das Anästhesin sehr gut bewährt. Dasselbe wird in dünner Schicht auf 
das Ulkus aufgetragen und darüber in dickerer Schicht sterilisierter Bolus gestreut. Unter dieser Be- 
. handlung hat auch dieses sehr hartnäckige Geschwür in zirka 1 Woche sich wesentlich gebessert, der 
diphtheroide Belag ist geschwunden, die Granulationen wuchern weniger, vom Rand her nimmt die 
Vernarbung zu, so daß das.Geschwür sich verkleinert. Redner beabsichtigt dann zum Schluß Scharlach- 
salbe zu verwenden, welche sich bei Röntgengeschwüren gut bewährt hat. 

 Wälsch fragt an, ob das Röntgengeschwür kurze Zeit nach der Bestrahlung oder an nach 

längerem Latenzstadium aufgetreten ist. Die evtl. erst nach Monaten auftretenden Röntgenschädi- 
gungen erfordern größte Vorsicht bei Bestrahlungen, z. B. des Gesichtes wegen Hypertrichosis. Er 
möchte auch vor längere Zeit fortgesetzter Verwendung von Anästhesin auf das Geschwür warnen, da 
- auch dieses das Fortschreiten der Ulzeration bewirken kann. 

Imhofer bemerkt gegenüber den Ausführungen von W älsch, daß Atzwirkung bzw. Ver- 
größerung schon vorhandener Ulzera beim Orthoform- lange bekannt sind, auch an Schleimhäuten. 
Dem Anästhesin aber solle, wie wenigstens bei Einführung dieses Mittels ausdr ücklich betont wurde, 
eine derartige unerwünschte Nebenwirkung fehlen. 

Porges macht darauf aufmerksam, daß alle lokalen Analgetika, die man ja oft nicht entbehren 
karn, durch ihre Ätzwirkung die Heilung des Ulkus verzögern. Der vorgestellte Fall wäre sehr günstig 
` für die von Payr empfohlene Injektionsbehandlung, die sehr gute Dienste leistet und die Anwen- 
dung lokaler schmerzstillender Mittel überflüssig macht. 

Wälsch bemerkt gegenüber Imhofer, daß die schädigende Wirkung des Orthoforms be- 
kannt sei, aber auch die anderen Anästhetika (Anästhesin, Zykloform) können bei längerem Gebrauch 
die Haut schädigen. Er würde zur Behandlung dieses Ulkus ebenfalls diePa yI r sche Umspritzung mit 
Novokainlösung empfehlen. 

R. Jaksch-Wartenhorst bemerkt im Schlußwort Wälsch, daß nach Angabe des, 
Kranken schon während der ersten Radiumkur es zu einer zirka kronenstückgroßen schwachen Haut- 
verbrennung kam, die innerhalb zweier Tage vollständig ausheilte. Im Anschluß an die zweite Be- 
strahlung und 8 Radiumbäder entwickelte sich eine zirka zwei Handteller große Verbrennung, welche 
mit Borvaselin später mit Bismutsalbe behandelt, bis auf Handtellergröße zurückging. Im März 1922 
Stillstand der Heilung, im Juli 1922 Auftreten von Wucherungen, welche an der rechten Randpartie 
der Wundfläche zu einer jauchigen, gallertigen Masse, an deren Stelle wieder Wucherungen traten, die 
schließlich ganz verschwanden, zerfiel. Bezüglich der Anregungen, die die Herren Diskussionsredner 
ihm gegeben haben, bemerkt er, ‘daß er bei der Behandlung von Röntgenulzera mit Anästhesin, welches 


XXXI, 213. Verein deutscher Ärzte in Prag. 319 


er stets anwendete, keinen Schaden sah, auch Bolus, in der von ihm beschriebenen Art angewendet, hat 
sich, wie er ja oben auseinandersetzte, bewährt. Dasselbe kann er auch von der Scharlachsalbe sagen. 
Sollte er gegebenen Falles mit den genannten Mitteln und dem Verfahren nicht auskommen, so wird 
er den in der Diskussion gefallenen therapeutischen Anregungen Rechnung tragen. 


Altschul: Zur primären Tuberkulose. 


A: hat gemeinsam mit A. Spitz Untersuchungen über den Nachweis des G h o n schen Primär- 
komplexes an einem sehr zahlreichen Material angestellt. Sie fanden bei Kindern und Erwachsenen 
häufig intrapulmonal gelegene, respiratorisch verschiebliche isolierte Herde. Die im Abflußgebiet dieser 
Herde liegenden regionären Lymphdrüsen waren immer deutlich verändert. Bisweilen war eine strang- 
förmige Verbindung zu sehen. Die Herde lagen in allen Partien der Lunge, am häufigsten in den unte- 
ren Partien. Bisweilen konnten auch 2 Herde nachgewiesn werden. Das Aufsuchen dieser Herde ge- 
schah durch Mustern des Quellgebietes der deutlich veränderten Lymphdrüsen. Die Infektion kann 
auch über die regionären Drüsen hinausschreiten, wie aus den Arbeiten Ghons und seiner Schule 
hervorgeht. Sie kann sofort bei der Erstinfektion oder aber als endogene lymphoglanduläre Rein- 
fektion das ganze endothorakale Lymphsystem ergreifen und bis zum Venenwinkel hinaufreichen 
Vortragender beobachtete das Fortschreiten des tuberkulösen Prozesses bis zu den paratrachealen 
Drüsen. Die gleichzeitige klinische Untersuchung ermöglichte die richtige Wertung der erhobenen 
Röntgenbefunde. Auch der Nachweis der Residuen eines scheinbar geheilten Primärkomplexes ist 
wichtig, weil auch in verkalkten Drüsen jahrelang der tuberkulöse Virus sich lebend erhalten und zu 
einer endogenen Reinfektion Anlaß geben kann. 


A. Spitz: Fälle von Lungentuberkulose mit atypischer Lokalisation. 


Berichtet über isolierte tuberkulöse Veränderungen im Gebiet zwischen Hilus und Klavikel. Das 
übrige Lungengewebe, besonders die Lungenspitzen bleiben frei oder erkranken erst später. Im infra- 
klavikulären Gebiet, namentlich in den medialen Partien, findet man Strangbildungen, welche oft 
fächerförmig angeordnet sind und rein einseitige Lokalisation zeigen. Neben Strängen findet man in 
diesem Gebiet manchmal Herde von wechselnder Größe und Zahl. Einen Teil solcher Herde kann man 
schon im Hinblick auf das klinische Verhalten als geheilte bzw. latente und chronisch verlaufende 
Tuberkulosen deuten, in andern Fällen treten infraklavikulär Herde auf, die von schwersten Allgemein- 
symptomen begleitet sind. Diese Herde neigen zu rascher Konfluenz und kavernösem Zerfall und sind 
als käsig-pneumonische zu deuten. Die Bedeutung des röntgenologischen Nachweises solcher isolierter, 
infraklavikulär lokalisierter tuberkulöser Veränderungen liegt darin, daß die klinische Untersuchung 
gerade in diesen Fällen nur spärliche Befunde ergibt. In manchen Fällen erlangt man crst durch dic 
Röntgenuntersuchung cine hinreichende Erklärung für bestehende schwere Allgemeinsymptome. 
S. demonstriert Bilder von isolierten, im infraklavikulären Gebiet gelegenen Herden, Infiltraten und 
Kavernen. | Ä | 

G.Herrnheiser: Es dürfte sich wohl nur in einem Teil der demonstrierten Fälle um echte 
Primärherde handeln. Wenn selbst der Anatom bei älteren Individuen oft nicht entscheiden kann, ob 
ein verkalkter Primärherd, eine verkalkte Drüse, ein verkalkter Sekundärinfekt vorliegt, um so 
schwieriger, ja oft unmöglich ist diese Feststellung für den Röntgenologen. Dies wurde schon von 
anderer Seite gegenüber früheren Mitteilungen von sehr zahlreichen Fällen eines verkalkten „Primär- 
herdes“ eingewendet. Der Röntgenologe müßte bei älteren Individuen den gleichen Weg ver- 
suchen, der Ghon und Pototschnig in günstigen Fällen die Sicherstellung des Primär- 
herdes an der Leiche Erwachsener gestattet hat: nämlich die Rekonstruktion des primären Kom- 
plexes. Vortragender hat zwar diesem Prinzip entsprechend eine regionäre Zusammengehörig- 
keit des Lungenherdes und der Schattenflecke am Hilus angenommen, aber keinen Beweis 
hierfür erbracht. Zunächst hätte die doch recht oft mögliche Lappenlokalisation der Lungenherde 
durchgeführt werden sollen. Die Abflußwege der verschiedenen Lungenlappen sind ja nicht ganz 
identisch. Die röntgenologische Identifizierung der für die einzelnen Lappen regionären Lymphknoten 
am Hilus ist noch ein Problem, auf das hier nicht mehr eingegangen werden kann. Soweit die voın 
Vortagenden demonstrierten Diapositive eine Beurteilung gestatten, erscheint es nicht ausgeschlossen, 
daß manche als Drüsen gedeutete Schattenfleecke am Hilus dureh orthoröntgenograde Gefäßquerschnitte 
gebildet werden. Auch auf einen Beweis durch autoptische Kontrolle konnte Vortragender sich nicht 
stützen. Ä | | 
Ghon: Im Prinzipe sind die Ausführungen Herrnheisers richtig, aber auch nur im Prin- 
zipe. Es ist nicht zu bezweifeln, daß es sich bei den gezeigten Platten um Primäraffekte handelt. 

FriedelPick : Röntgenbefunde, die man im Sinne des G h o n schen Primärkomplexes deuten 
könnte, sind auch beim Erwachsenen fast immer im Unterlappen lokalisiert, fast nie in der Lungen- 
spitze, was ja übrigens auch mit den anatomischen Ergebnissen Ghons für die Kindertuberkulose 
übereinstimmt. | | 


41* 


. 320° = | _ Verein deutscher Ärzte in Prag © = 00 XXXL ŻJ8. 


B. Epstein: Wir beschäftigen uns auf der Kinderklinik in der Landesfindelanstalt seit mehr 
als 2 Jahren mit der Diagnostik des primären Lungenherdes beim Kinde und verfügen bereits über 
12 Fälle, in denen der primäre Lungenherd schon klinisch richtig lokalisiert wurde. Unser Material 
| unterscheidet sich vorteilhaft von dem des Herrn Altschul dadurch, daß die primären Lungenherde ` 
 autoptisch bei der Sektion durch Herrn Prof. Ghon selbst bestätigt wurden. Das Röntgenbild hat uns 
eigentlich dabei wiederholt im Stiche gelassen und wenn wir nicht unsere alten klinischen Unter- 
suchungsmethoden gehabt hätten, so wäre ein großer Teil dieser Primärherde in der Lunge kaum er- 
kannt worden. Bilder, wie sie Herr Altschul gezeigt hat, sahen wir beim jungen Kinde wohl des- 
halb niemals, weil es sich in unseren Fällen um frische primäre Lungentuberkulose gehandelt hat. 

Wenn die Röntgenbilder des Herrn Altschul wirklich Primärherde darstellen, so sind das alte 
ausgeheilte, vernarbte oder verkalkte Herde. Die klinische Bedeutung solcher Befunde ist wohl gering. 


Zu ihrem Nachweis bedarf es nicht einmal einer Röntgenuntersuchung, es genügt, eine kutane Tuber- .- 


kulinreaktion anzulegen. Nach den Untersuchungen von Gh o'n wissen wir, daß bei positivem Ausfall 
derselben ein primärer Lungenherd mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist. 
| Kaznelson: Es sind sehr häufig Bilder zu sehen, die als Ghonscher Primärkomplex ge- 
deutet werden müssen. Eine praktische Bedeutung hat dieser Befund aber nicht. 

= Altschul (Schlußwort): Auf die in der Diskussion gestellten Anfragen kann ich erwidern, 
daß die Herde auf den Originalplatten noch schärfer zu sehen sind, als auf den Diapositiven. -Die Auf- 
suchung der Herde geschah, was ich ja erwähnt habe, seit Jahren nach dem Muster von Ghon und 
Roman, da sonst, kleinere Herde leicht entgehen. Die Lappenlokalisation wurde bei unseren 
'Fällen ebenfalls vorgenommen. Über autoptische Kontrollen verfügen wir bis jetzt noch nicht, doch 
ist es gerade bei den Bildern, die ich gezeigt habe, wohl außer Zweifel, daß es sich um Primärkomplexe ` 
handelt. 


Ghon: Über den Primäraffekt bei Kindertuberkulose. 

Die Untersuchungen, gemeinsam mit F. Winternitz durchgeführt, umfassen 606 Fälle von 
Säuglingen und Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren, die im pathologischen Institut der deutschen 
Universität in Prag vom 1. Oktober 1910 bis 31. März 1923 zur Sektion kamen und anatomische Ver- 
_ änderungen von Tuberkulose zeigten. Für die Einteilung der Fälle diente der Primärkomplex im Sinne 
von Ranke. Fehlte der primäre Infekt, so waren für die Einteilung die Lymphknotenveränderungen 
maßgebend, wenn sie solchen entsprachen, die als dem Primärkomplexe zugehörige angesprochen 
werden konnten. Darnach werden den Fällen mit primär pulmonaler Infektion die mit primär extra- 
pulmonaler entgegengestellt. Der Vergleich der Untersuchungsergebnisse des Prager Materials mit 
denen des seinerzeitigen, etwa 3% kleineren Wiener Materials, ergab prozentual fast vollständige 
Übereinstimmung der Fälle mit extrapulmonalem Primärkomplex (2,40 :2,71%), während die Ver- 
 hältniszahlen bei den primär pulmonalen Fällen (93,50 : 88,05%), und bei den sogenannten unklaren 
Fällen (3,79 : 8,15%) stärker auseinander gingen. Vor allem sind es die unklaren Fälle, bei denen die 
anatomische Untersuchung den Sitz der primären Infektion nicht ermitteln ließ, die für die Verhältnis- 
zahlen den Ausschlag gaben. Für einen Teil der Fälle war die Ermittlung des Primärkomplexes tat- 
sächlich unmöglich. Solche Fälle wird es immer geben, nyr wäre es notwendig, dabei auch den Einfluß 
etwaiger Reinfektion festzustellen. Für einen andern Teil der Fälle muß aber zweifelsohne ungenügende ` 
Untersuchung als Ursache für die Unmöglichkeit der Entscheidung angesehen werden. In Überein- 
stimmung mit dem Wiener Material zeigte auch das Prager Material, daß die primären Lungenherde 
vorwiegend subpleural saßen und häufiger in der rechten Lunge. Der rechte Oberlappen hatte auch 
beim Prager Material die größte Zahl der Primärherde, dann folgten: der linke Oberlappen, die beiden 
_ Unterlappen und schließlich der Mittellappen der rechten Lunge; Eine Bevorzugung der Lungenspitze 
war auch beim Prager Material nicht erkennbar. 


XXXI, 2/3. Bücherbesprechungen. l 321 


Bücherbesprechungen. 


L. Drüner: Die Messung des Röntgenbildes zum Zwecke der Fremdkörperbestimmung, 
der Beckenmessung in der Geburtshilfe und anderer Erfordernisse der Diagnostik. Die 
Stereoröntgenoskopie und die röntgenoskopische Fremdkörperoperation Band III, 1. Teil, 
Lieferung 2 des Handbuchs der gesamten medizinischen Anwendungen der 


Elektrizität. Herausgeg. von Boruttau, Mann, Levy-Dorn und Krause. Leipzig, 
W. Klinkhardt, 1923. 


Drüner, der bekannte Meister der Röntgenstereoskopie, gibt in diesem 247 Seiten starken 
Buche eine ausgezeichnete Übersicht über alle röntgenoskopischen und -graphischen Verfahren, die 
bisher zur Messung im Röntgenbilde ersonnen worden sind. Er geht mit einzelnen Verfahren scharf 
ins Gericht, aber mit so überzeugenden Gründen, daß man sich der Berechtigung der Kritik nicht ver- 
schließen kann. Dafür werden diejenigen Verfahren, die einwandfrei erscheinen und sich auch prak- 
tisch bewährt haben, um so wärmer befürwortet. Das gilt nicht nur für die vom Verfasser selbst an- 
gegebenen. Die Darstellung ist sehr klar und daher auch für diejenigen ganz besonders geeignet, die 
der Theorie und Praxis der Stereoskopie bisher fernstehen. Das Buch ist so recht geeignet, Freude am 
stereoskopischen Arbeiten zu erwecken, indem es überzeugend dartut, welcher Vorteile in der Diagno- 
stik sich derjenige begibt, der nicht ausgiebig von der Stereoskopie Gebrauch macht. Besonders über- 
zcugend wirken in diesem Sinne die praktischen Beispiele aus dem Gebiet der Fremdkörperlokalisation. 
An der Hand dieser kann auch der Erfahrene noch manches lernen. Die Arbeit ist Grashey ge- 
widmet, dessen Verdienste um die röntgenoskopische Fremdkörperoperation besonders dankbar hervor- 
gehoben werden. | = Dietlen (Homburg/Saar). 


Walter Hausmann (Wien): Grundzüge der Lichtbiologie und Lichtpathologie. VII. 
‘Sonderband zu „Strahlentherapie“. Berlin-Wien 1923. Verlag Urban & Schwarzen- 
berg. 231 Seiten. Grundzahl geheftet 12, geb. 15 M. | 


Das Buch behandelt die Faktoren der biologischen Lichtwirkung (Einfluß des Mediums, Ab- 
sorption), die spezifischen Lichtreaktionen in der Natur, die allgemeinen Beziehungen zwischen Photo- 
chemie und Photobiologie, die Wirkungen des Lichts auf tierische Grundstoffe, Fermente, Toxine und 
Antitoxine; die Lichtkatalysatoren, optische und chemische Sensibilisatoren (photodynamische Er- 
scheinung), ferner die Wirkung des Lichtes auf Wachstums- und Bewegungsvorgänge bei Mensch und 
Tier, auf die Körperoberfläche des Menschen und der höheren Tiere — wobei die Dermatitis auch 
histologisch geschildert wird, dann die Wirkung des Lichtes auf innere Organe und Organfunktionen 
(Blut. Zirkulation, Atmung, Stoffwechsel, Nervensystem usw.). Die Beziehung der natürlichen Pigmente 
zum Licht, Pigmentbildung und Pigmentschutz werden ausführlich besprochen, zum Schlusse auch die 
Lichterkrankungen bei Mensch und Tier, die Sensibilisationskrankheiten, die Haut- und Augenschädi- 
zungen, der Lichttod bei Pflanzen, Tieren und Bakterien und die heilende Wirkung auf tuberkulöse 
Prozesse. — Diese kurze Übersicht läßt die vielfachen Beziehungen zur biologischen Wirkung der 
Röntgenstrahlen erkennen, welche gegenwärtig Gegenstand eifriger Forschung ist; sie muß aber 
selbstverständlich von den schon weit geförderten lichtbiologischen Erkenntnissen ihren Ausgang 
nehmen und ihr parallel gehen. Darum sollte jeder Röntgentherapcut dieses Buch studieren, ehe er 
sich den schwierigeren röntgenbiologischen Fragen zuwendet. Grashey. 


Kienböck (Wien): Diagnostische Skizzen von Röntgenbildern des Brustkorbes. Die 
häufigsten Irrtümer in der Deutung der Röntgenbefunde. Mit 74 Abbildungen. 
Verlag von Keim & Nemnich, Leipzig-München-Frankfurt a. M. 


Das kleine Büchlein ist der 1. Band einer geplanten Sammlung „Röntgenologische Skien 
bücher“. Verfasser bringt 74, möglichst einfach gehaltener Skizzen dorso-ventraler Thoraxbilder, jede 
ınit kurzem Text versehen. Die Skizzen sind, trotz ihrer Einfachheit, zumeist so typisch, daß sie für 
den Erfahrenen ohne weiteres diagnostizierbar sind. Für den röntgendiagnostisch ungenügend ge- 
schulten Arzt dürften sie eine höchst empfehlenswerte, lehrreiche Zusammenstellung darstellen. Alle 
möglichen Irrtümer leiehterer und gröberer Art sind berücksichtigt und werden kurz besprochen. 
Nr. 54 und 55 werden den Anfänger und auch den Erfahrenen nicht fördern können. Nr. 55, einseitig 


322 Bücherbesprechungen. l XXXI, 2/3 


| vorkommend, kann keinen Unterschied gegen 54 ergeben. Wichtig ist Nr. 64. Bei den Skizzen der ` 


Mammae hätte Referent gern das Bild des gelegentlich erscheinenden isolierten Mammillenschattens 
gefunden, wie er bei mageren Frauen mit sehr schwachen Brüsten ohne Mammaschatten zuweilen als 
herdverdächtiger fingernagelgroßer Fleck ein- oder beiderseitig auf der Platte zur Beobachtung kommt, 
bedingt durch den ringförmigen Lufthof um die gegen die Kassette gedrückte Mammille. Neben Nr. 41 
(subphrenischer Gasabszeß) wäre evtl. eine Skizze für den kleinen subphrenischen Pneumothorax post 
operationem oder nach perforiertem Magenulkus am Platze. Nr. 37 (abgesackter umschricbener inter- 
lobärer Pyopneumothor ax) sah ‚el im Anfangsstadium auch ohne Niveau, das sich erst in den nächsten 
Tagen einstellte. 

Das kleine anspruchslose Buch wird dem Röntgenologen Freude machen, dem Ungeübten wird es 
in seiner kompendiösen Knappheit und Vielseitigkeit ein wertvoller Ratgeber sein und ihn vor man- 
chem diagnostischen Mißgriff bewahren. Haenisch (Hamburg). 


e 


Erich Marx: Röntgenstrahlen, Radium und die Materie. Nr. 68 der Zellenbücherei. 


Der bekannte Leipziger Physiker und Strahlenforscher gibt in gemeinverständlicher Form einen 
Überblick über die wichtigsten Grundlagen und neuesten Ergebnisse auf dem Gebiete der Röntgen- 
strahlen, des Radiums und der Materie. Marx schildert uns in einer Übersichtlichkeit, die bei der 
Kürze — das kleine, vorzüglich geschriebene Büchlein umfaßt nur 81 Seiten — erstaunlich ist, die 
Vorgeschichte der Entdeckung der Röntgenstrahlen, an der besonders Männer wie HertzundLenard 


große Verdienste haben. Bei ihren Versuchen sind ohne Zweifel schon Röntgenstrahlen in Erscheinung 


getreten. Aber erst Röntgen selbst war es vergönnt, die Bedeutung dieser Vorgänge in voller Klar- 
heit zu erfassen. Sehr anschaulich wird uns im folgenden Kapitel der Nachweis der Röntgenstrahlung 
als Ätherstrahlung vor Augen geführt. Dann bespricht Verfasser die wichtige Entdeckung der Radio- 
“ aktivität durch Becquerel, der schon in seiner Fragestellung nach den Ursachen der Phosphoreszenz 
das Genie des Forschers zeigte. Er entdeckte die Radioaktivität durch ein Uransalz, das er als 
phosphoreszierende Substanz benutzte. Die Strahlung durchdrang optisch undurchsichtige Hüllen. 
Das Wesen der Radioaktivität wurde durch den genialen. Forscher Rutherford festgestellt. Er 
beschrieb die œ, £ und y-Strahlung. Im Weiteren wird die Entdeckung des Radiums aus der Pechblende 
durch das Ehepaar Curie geschildert. Die Erfinder konnten eine besonders starke radioaktive Sub- 
stanz im Wismut- und Bariumsulfat nachweisen. Sie nannten die erstere Polonium, die zweite, noch 
.wirksamere, Radium. Der Atomzerfall wird uns weiterhin als Wesen der Radioaktivität auseinander- 
gesetzt, deren Stammbaum im folgenden Kapitel erklärt wird. Im dritten Abschnitt lernen wir den 
Aufbau des Atoms und seinen erzwungenen Zerfall kennen. Es ist die Rede von der mittleren Lebens- 
dauer (— T1) der verschiedenen radioaktiven Substanzen und von ihrer Halbwertzeit ‚T,), die z. B. bei 
der Radiumemanation 3,8 Tage beträgt, während die für die Thoriumemanation nur 54 Sekunden aus- 
macht. Durch den Zerfall eines Atoms, eines eigentlich „Unteilbaren‘“ im Gegensatz zum Molekül, wird 
eine ungeheure Energie frei, beispielsweise in einem Kubikzentimeter Radiumemanation 
eine drei bzw. neun Millionen mal größere als bei der energiereichsten chemischen Reaktion. Das 
Freiwerden dieser Energie, durch Abspaltung von Heliumteilchen in Gestalt von a-Strahlen, kann bis- 
her durch keine in unserer Macht befindlichen Mittel aufgehoben oder verändert werden. Im letzten 
Kapitel schildert uns der Verfasser den Aufbau der Materie und die Bedeutung der Isotopie, der gleichen 
Ordnungszahl in der Reihenfolge der Atome bei gleicher Kernladung. 

Jedem, der die Röntgen- und Radiumphysik kennenlernen will, kann das gemeinverständliche, 
d. h. kurz und klar geschriebene Büchlein nur empfohlen werden; um so mehr, als die Ausstattung 
(Umschlagzeichnung von Else Wiener) und’ besonders die Abbildungen (8) vorzüglich sind. Der 
Preis ist im Verhältnis dazu niedrig bemessen (Grundpreis 1,20 M.). / 

Kohlmann (Erlangen). 


H. Martius (Bonn): Gynäkologische Strahlentiefentherapie. Bonner Röntgenbücher 
Band 2. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. 1923. Verlag Fr. Cohen, Bonn. 
64 Seiten, 15 Abb., Grundzahl 2,5. Ä Ä 


Das als Einführung vorzügliche Büchlein hat, entsprechend den neuesten Fortschritten, einige 


Ergänzungen erfahren, auch ist die Radiumdosierung ausführlicher besprochen. Ferner sind einige 


Abbildungen und Dosierungskurven hinzugekommen. Die Indikationsstellung für Uteruskarzinom- 
bestrahlung wurde erweitert. Das Büchlein bildet eine sehr gute Grundlage bzw. Vorbereitung für 
einführende strahlentherapeutische Kurse. . Grashey. 


\ 


XXXI, 2/3. Bücherbesprechungen. 328 


Th. Naegeli (Bonn): Einführung in die chirurgische Röntgendiagnostik. Bonner Rönt- 
genbücher Band 4. 1923, Verlag Fr. Cohen, Bonn. 72 Seiten, 27 Abb., Grundzahl 3,0. 


Auch dieses Büchlein paßt in den Rahmen der sog. „allgemeinen Röntgenologie“, deren Einfüh- 
rung als Lehrfach zwar noch nicht gelungen ist, die sich aber von selbst einführt bei allen Medizinern 
und Ärzten, welche einsehen, daß sie die Röntgenologie für ihre Praxis brauchen und daß das in den 
Kliniken Gesehene und Gehörte keine genügende Grundlage gibt. Das Büchlein gibt in großen Zügen 
einen Begriff, wo und wie man die Röntgenstrahlen in der chirurgischen Diagnostik anwenden kann 
und soll, in weleher Richtung die Fehlerquellen liegen usw. Schematische Abbildungen, wie man sie 
etwa auf die Tafel zeichnen würde, machen manches Grundsätzliche anschaulich; insbesondere die 
getönten Bilder, welche ein Mittelding zwischen Skelett- und Röntgenbild darstellen, sind sehr an- 
schaulich. Der Text entspricht der gedachten Aufgabe vollkommen. Grashey. 


Dr. Fritz Salzmann: Die Röntgenbehandlung innerer Krankheiten. Lehmanns medi- 
zinische Lehrbücher, Bd. VI. J. F. Lehmanns Verlag in München, 1923. Grundpreis 
geheftet M. 8.50, geb. M. 11.— 0 


| Das von Dr. Salzmann, Bad Kissingen, herausgegebene Lehrbuch enthält eine vorzügliche 
kritische Darstellung der Röntgentherapie innerer Krankheiten. Seine Mitarbeiter sind: Prof. Cer- 
nack-Gießen: „Die physiologischen Grundlagen der Röntgenbehandlung“; Prof. A. Rost und Dr. 
P. Keller-Freiburg: „Die biologischen Grundlagen der Röntgenbehandlung“; Prof. A. Bac- 
meister: „Die Röntgenbehandlung der Lungentuberkulose“; Prof. S te pp- Gießen: „Die Röntgen- 
behandlung der Drüsen- und Bauchfelltuberkulose“; Dr. Holtelder: „Rie Röntgenbehandlung der 
Tuberkulose des Stützgewebes und der nichttuberkulösen Knochen- und Gelenkerkrankungen“ (zu- 
sammen mit Dr. May); Privatdozent Dr. F. M. Groedel und Dr. H. Lossen: „Die Röntgenbehand- 
lung des Asthma bronchiale, des Herzens und der Gefäße“; Dr. Langer-Erlangen: „Die Röntgen- 
behandlung bei Störungen der inneren Sekretion des Ovariums“; Dr. Christoph Müller: „Die 
Strahlenbehandlung der bösartigen Geschwülste“; Dr. Strauß: „Die Röntgenbehandlung der Er- 
krankungen des Nervensystems“; Dr. Herzog- Würzburg, zusammen mit Prof. Morawitz: „Die 
Röntgenbehandlung der Blutkrankheiten“. Der Herausgeber selber behandelte: „Die Röntgenbehan(l- 
lung des Morbus Basedowii, die Hypophysentumoren, die Erkrankungen des Thymus und des Pankreas 
und die Röntgenschädigungen.“ Zwei technische Kapitel über die Messung und Dosierung der Röntgen- 
strahlen verfaßte Dr. Voltz- München, und über die Felderwahl schrieb Dr. Holfelder-Frank- 
furt. Die Haftpflicht des Röntgenologen behandelte. Rechtsanwalt Pfeiffer. 

Die Darstellung sämtlicher Kapitel ist eine gute und kritische. Meistens konnten die Verfasser 
auf ausgedehnte eigene Erfahrungen zurückgreifen. Das Buch entspricht einem dringenden Bedürf- 
nisse und wird sich schnell in den Röntgenabteilungen, wo Therapie innerer Krankheiten betrieben 
wird, einführen. Paul Krause (Bonn). 


V. Sonnenkalb und E. Beyer (Chemnitz): Die Röntgendiagnostik von Ohr, Nase und 
Nebenhöhlen, Kehlkopf, Mund und Zähnen. Lieferung 3 des Handbuchs der Rönt- 
gendiagnostik (III. Bandes des Handbuchs der gesamten medizinischen Anwendungen 
der Elektrizität) von Levy-Dorn. Mit 62 Textabb. und 2 Tafeln. Leipzig 1923. 
Verlag von Dr. W. Klinkhardt. 64 Seiten. Grundzahl geheftet 3 M. 


Der erste Abschnitt über die pneumatischen Systeme des Schädels gibt eine gute Darstellung der 
Einstellungstechnik mit Beschreibung des normalen Befundes, willkommen namentlich deshalb, weil 
das vorzügliche Buch von Carlsten gegenwärtig durch seinen Auslandspreis abschrecken dürfte. 
Die -Pathologie der Nebenhöhlen ist übersichtlich abgehandelt und mit Bildern belegt, deren aus- 
gesprochene Befunde auch im Buchdruck nicht verloren gehen. Sehr schön sind die Lichtdrucktafeln, 
besonders die Warzenfortsatzbilder, welehe erst in neuerer Zeit von den Otologen richtig gewürdigt. 
und technisch erfaßt wurden. Der Abschnitt über Röntgenaufnahmen der Zähne und ihre Diagnostik 
ist als Einführung gut, verdient aber entschieden weiteren Ausbau, zum mindesten Hinweise auf aus- 
führlichere Darstellungen. Der dritte Abschnitt über Mund, Rachen und Kehlkopf enthält das wesent- 
liche Wissenswerte mit einigen Skizzen und Bildern. Das Buch ist wertvoll für jeden, der an die 
schwierigeren spezialistischen Aufgaben nicht heranzugehen braucht und daher die ausführlicheren 
Werke sich nicht beschaffen will. o Grashey. 


324 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 


XXXI, 2/3. 


Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 


Acta Radiol. (Stockholm) II, 1 (Forssell-Stock- 
holm). 


The Amer. Journ. of Roentg: X, 2 (Salzmann- 
Kissingen), X, 4 (Hammer-München), X, 5 
(Loichinger-München). 

Arch. f. Gyn. Bd. 117. 

Arch. f. klin. Chir. 124, 2—4. 

Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 95, 5—6. 

Arch. f. Physiol. 198, 5—6; 199, 1—2. 

Arch. f. Psychiatrie Bd. 66. 

Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 21, .3. 


Archives d’Electricit6 méd. (Bordeaux) April, Mai 
1923 (Chr. Müller, München). 


Arch. f. Verdauungskr. 31, 3—4. 

Beitr. z. Anat. etc. d. Ohres etc. 19, 3—5. 

Beitr. z. Klin. d. Tuberk. 55, 1—2. 

Beitr. z. klin. Chir. 129, 2. ; 

D. med. W. 1923, Nr. 19—28 (Lorey -Hamburg). 

D. Zschr. f. Chir. 179, 1—6. 

Frankfurter Zschr. f. Path, Bd. 28. 

Gazette méd. d’Orient. März, April 1923. 

Journ. de Radiol. 1923, Mai—Juni (Kliene- 
berger-Zittau). 

Journ. of Radiol. 1V, 2 (Salzmann), IV, 5 
(Loichinger). 

Klin. Wochenschr. 1928, Nr.7—23 (Sokolowski- 
München). 


La Radiol. Med, (Mailand) 1923, Januar— März 
(Tugendreich-Berlin), April— Mai (Fritz- 
Insbruck). 

Med. Klinik 1923, Nr. 16—26 (Klieneberger). 


Mitteil. Grenzgeb. 36, 5. 

Monschr. f. Gebh. Bd. 60, 61, 62; 63, 1—3. 
Monschr. f. Kindhk. 26, 2; 24, 4—6. 
Monschr. f. Unfallhk. 30, 4. 

Münch. med. W. 1923, Nr. 18—30. 


Nederl. Tijdschr. voor geneesk. 1923, Nr. 7—8 
(Lossen-Frankfurt). 


Schweizer med. W. 1923, Nr. 1—24 (Schinz- 
. Zürich). 

Schweizer Rundschauf.Med.1922,Nr.52(Schinz). 

Schweizer Zeitschr. f. Unfallk. 1923, Nr. 1—2 
(Schinz). 

Strahlenther. 15, 2—3 (Klieneberger). 

Virchows Arch. 242, 3. 

Wiener Arch. f. inn. Med. VI, 1. 

W. klin. W. 1923, Nr. 19—29 (Haenisch-Ham- 
burg). 

W. med. W. 1923, Nr. 22—31. 

Zschr. f. Augenhk. 50, 3—4. 

Zschr. f. die ges. physik. Ther. 27, 1—2. 

Zschr. f. Hals-, Nasen- u. Ohrenhk. 3. Bd. 

Zeitschr. f. klin. Med. 95, 4—6; 97, 1—3. 

Zschr. f. orthop. Chir. 43, 3; 44, 1—2. 

Zschr. f. die ges. exp. Med. 32, 1—4. 

Zschr. f. Kindhk. 35, 3—4. 

Zentralbl. f. Chir. 1923, Nr. 18—28 (Kliene- 
berger). 

Zbl. f. Gyn. 1923, Nr. 20—29. 

Zbl f. allg. Path. u. path. Anat. Bd. 33, Nr. 2]. 

Zbl. f. innere Med. 1923, Nr. 22. 


Ausführliche Kongreßberichte finden sich (hier ist kurz daraus berichtet) 
| Pädiaterkongreß 1922 in Monschr. f. Kinderhk. Bd. 24, H. 4—5. 

_ Gynäkologenkongreß 1922 im Arch. f. Gyn. Bd. 117. Ä 
Orthopädenkongreß 1922 in Zschr. f. orthop. Chir. Bd. 44, H. 1—2. 
Laryngologenkongreß 1922 in Zschr. f. Hals-, Nasen- u. Ohrenhk. 3. Bd. 
Pathologenkongreß 1913 im Zbl. f. allg. Path. u. path. Anat. 1923, Bd. 33, Nr. 21. 


1. Physik und Technik. 


AkeAkerlund (Stockholm): Die spiralförmige Sekundärblende. (Acta Radiologica, II, 1, S.77.) 
Bericht — mit Reprod. einiger Originalaufnahmen — über Ausstattung und Aussehen der im letzt- 
erschienenen Heft beschriebenen spiralförmigen Sekundärblende, sowie über ihre praktische Verwend- 
barkeit und Leistungsfähigkeit verglichen mit denen von Sekundärblenden des Potter- Typs. 

G. Bader und M. del Piero: Spektrometer für Röntgenstrahlen nach March, Staunig und 
Fritz. (La Radiol. Med., X,1, Jan. 1923.) Beschreibung des Apparats und der Meßmethode. 

Bär: Sur un nouveau procédé d’examen du duod6num par les rayons X, (Schweiz. med. W., 
1923, 9, S. 250.) Verfasser beschreibt eine bei.Ulrich, Sanitätsgeschäft, St. Gallen, beziehbare doppel- 
läufige Duodenalsonde mit Metallknopf und aufblasbarem Kautschukballon, der zur Obstruktion der 
'Flexura duodeno-jejunalis dient. Nach Einführen der Sonde und Aufblähung des Kautschukballons 


SF: $ 


, XXXI, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslanden. 825 
mit Luit wird durch den 2. Lauf Bariumaufschwemmung nachgefüllt. Der Referent hat bisher seine 
Ulcera duodeni usw. ohne jede Sonde darstellen und diagnostizieren können. Verfasser gibt an, daß 
man nach Füllung des Duodenums sehr rasch arbeiten müsse wegen rasch einsetzenden retrograden 
Transportes des Bariums in den Magen. Dazu ist aber nach der Meinung des Ref. nicht unbedingt Anti- 
peristaltik notwendig, den Rücktransport beobachtet man auch bei Apem muag: der Flexura duodeno- 
jejunalis mit dem Löffeldistinktor von außen. ž 

Bianchini: Der Sauerstoff in der Röntgendiagnostik bei akune des Harnapparates. 
(La Radiol. Med., X,5, Mai 1923.) Sauerstoff als Gaskontrastmittel vermindert die Gefahr folgen- 
schwerer Embolien wegen seiner leichteren Resorbierbarkeit im Blute. Beschreibung des verwendeten 
Insufflationsapparates, ähnlich dem Goetzeschen. Untersuchungsobjekte sind die Blase und die 
Nieren. Blase mit endovesikaler Füllung oder mit extravesikaler Insufflation dargestellt. Extra- 
vesikal als Pneumo-Retzius oder Pneumo-Rektum. Indikationen: Prostata-Hypertrophie, Blasentumo- 
ren, Blasendivertikel, Blasensteine und Fremdkörper ohne genügenden Kontrast gegen Harn und 
Weichteile, Lokalisation von Fremdkörpern zur Blase, Ureterensteine. Beschreibung der Technik. 
Beispiele mit Röntgenbildern (Prostata-Hypertrophie, Blasenstein, Dilatation und Schlängelung der 
Ureteren, wobei die Darstellung des perivesikalen Raumes mit Kontrastfüllung der Blase und der 
Ureteren kombiniert wurde. Untersuchung der Nieren mittels Sauerstoffüllung des Beckens oder. mit 
Insufflation ins Nierenlager. Füllung des Beckens bei Druck von 40 bis 80 mm Hg, eignet sich besonders 
zur Darstellung von gegen die Weichteile nicht differenzierbaren Konkrementen. Insufflation ins 
Nierenlager von 400 bis 600 ccm Sauerstoff, Einstich über dem Querfortsatze des 2. Lendenwirbels, der 
vorher radiologisch lokalisiert wird. Neben Aufnahmen auch Durchleuchtung in verschiedenen Stel-. 
lungen, wodurch Lagebeziehungen zu Nachbarorganen geklärt werden. Kombination des Pneumo-Ren 
mit Kontrastmittelfüllung des Nierenbeckens. Im allgemeinen gegen das Pneumoperitoneum geringere 
Belästigung des Patienten, kleineres Risiko, bessere Ergebnisse. 

Adolf Bingel (Braunschweig): Todesfälle nach Gaseinblasungen in den Lumbalkanal bzw. 
in die Gehirnventrikel. (Med. K1. 1923, 19, S. 637.) Nach Ausscheidung von 4 Fällen (3 desolate Erkran- 
kungen, 1 Fall nach Lufteinblasung bei Balkenstich) sind in der deutschen Literatur 5 Fälle raschen 
Tods nach lumbaler Lufteinblasung bekannt geworden. Gerade bei Tumoren kann es zu tödlichen 
Komplikationen kommen, besonders Duratumoren — zwei Fälle — scheinen gefährdet. Die Zahl der 
veröffentlichten Todesfälle im Verhältnis zu der Gesamtzahl der ausgeführten Gaseinblasungen, die 
schätzungsweise das erste Tausend überschritten haben dürften, ist recht gering. „Die Lumbalpunktion 
unter Gaseinblasung und auch die direkte Einblasung in die Ventrikel ist kaum gefährlicher als die 
einfache Lumbalpunktion.“ i 

Edward S. Blaine: Vorschläge zur Vereinheitlichung der Kennzeichnung von Röntgen- 
aufnahmen. (Amer. J. of Roentg., X, 4, April 1923.) Verf. schlägt das Mitphotographieren von Metall- 
blättchen vor, die die genauen Angaben des einzelnen Falles enthalten und jeweils an bestimmter Stelle 
der Platte angebracht werden sollen. l 

Humberto H. Carelli (Buenos Aires): Pneumoperitoneum. (Amer. J. of Roentg., X, 4, 
April 1923.) Verf. bespricht zunächst kurz die Indikationen‘ und Kontraindikationen, sowie die von ihm. 
verwandte Technik. Nach anfänglichem Einblasen von 300 bis 800 ccm O und Kontrolle der respirato- 
rischen Druckschwankungen werden 2 bis 8 1. O eingeblasen. Der Apparat, der im wesentlichen aus 
zwei Flaschen mit Manometer besteht, gestattet das Gas einzupressen und das Volumen des eingeblase- 
nen Gases abzulesen. Durch Einstich mit einer zweiten diekeren Nadel wird ‚das Gas wieder entleert. 
Ein eigens konstruierter Tisch gestattet die Untersuchung in den verschiedensten Lagen des Patienten. 
Zur Darstellung der Niere bläst C. mit Hilfe des Forlanini-Apparates 200 bis 600. ccm O in das 
perirenale Gewebe. 87 gute Abbildungen zeigen die Leistungsfähigkeit und die Erfolge der Methode. 

I. Seth Hirsch: Die Auto-Elektronen-Röntgenröhre von Lilienfeld. (The Journ. of. Radiol., 
Mai 1923, S. 162.) Röhre und Elektroden sind weit über das bisher bei Glühkathodenröhren übliche 
Muß entgast; die Elektronen werden lediglich durch die Wirkung des elektrischen Kraftfeldes frei- 
gemacht. Die charakteristischen Eigenschaften hängen nur von der geometrischen Anordnung der 
Elektroden ab. Spannung und Stromstärke können variiert werden, aber nicht unabhängig vonein- 
ander; die Milliamperezahl wächst mit der Spannung. Es gibt ein Spannungsminimum, unter.dem 
überhaupt keine Entladung stattfindet. Die Strahlenausbeute ist 5mal so groß als bei Glühkathoden- 
röhren. Die mit der Röhre aufgenommenen Bilder sind ausgezeichnet durch scharfe Zeichnung und . 
feine Kontraste, da im Gegensatz zur Glühkathodenröhre im wesentlichen nur vom Fokus Strahlen 
ausgehen. Die mittlere Härte und Homogenität ist höher als bei der Glühkathodenröhre, wodurch die 
Röhre für Tiefentherapie besonders geeignet ist. | 

Fr. Hoffmann (Weiden i. O.): Unsere Methode der Magendurchleuchtungen. (M. m. W. 
1923/21, S. 671.) Nach Ausheberung des Probefrühstücks Bariumgriesbrei. Erste Durchleuchtung wäh- 
rend des Essens, zweite nach 5 Min., dritte nach 1 bis 1% Std., vierte nach weiteren 2 Std., nötigenfalls 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXT. 42 


326 . Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. | RAIL 28, 


noch weitere. Anfertigung von Pausen, auf denen alles über den Fall Ermittelte vermerkt wird. Da sich 
vereinzelt Reizerscheinungen auf der Haut zeigten, stets Filter und hie und da Stichproben mit. 
Stoppuhr. 

Hubmann (Stuttgart): Eine für Röntgenstrahlen sensibilisierte Emulsion. (M. m. W., 1923/28, 
s. 931.) In den Schleußnerschen Neo-Röntgenplatten und Neo-Röntgenfilms sind geeignete Sekun- 
därstrahlen in das Innere des Bromsilberkristalls. eingeführt. Vorteile: Abkürzung der Expositionszeit 
. auf etwa die Hälfte; geringe Empfindlichkeit gegen weißes Licht, klare plastische Negative. Ver- 
stärkungsschirme sollen nicht verwendet werden. 

H. Klein (Belgrad): Neben- und Nachwirkungen bei intraspinaler Lufteinblasung. (M. m. W. 
1923/30, S. 984.) Verf. gibt zu bedenken, daß die der abgelassenen Liquormenge entsprechende ein- 
geblasene Gasmenge infolge Wärmeausdehnung des Gases zunächst eine Drucksteigerung bewirkt. 
Nach verminderter Menge (10 Luft : 11,2 Liquor) waren die subjektiven Beschwerden der Kranken ent- 
sprechend geringer. Der Kranke ist sorgfältig zu beobachten und zu schonen. Einmal trat % Stunden 
‚nach beendeter Lufteinblasung Atemstillstand ein, der erst nach künstlicher Atmung behoben wurde. 
Bei genuiner Epilepsie sah Verf. keinen therapeutischen Erfolg nach Lufteinblasung. 


H. Kupferberg (Mainz): Über Röntgenaufnahmen Schwangerer und Kreißender. (Mschr. 
f. Gebh., 61, I, S. 49.) Dorsoventrale Beekenaufnahmen gelingen in 1 bis 3 Sek. mit Radiosilex-Tiefen- 
therapieapparat und Gundelachscher Schwangerschaftsröhre. Da diese mit Gleichstrom betrieben 
werden muß, so muß ein Glühkathodenventil zwischengeschaltet werden. Spannung zirka 50 Kilo- 
volt, Stromstärke 100 M.-A.. Röhrenhärte zirka 3 Wehnelt, Fokus h a u tabstand 50 cm. 

Lemaire, H. et Lestoquoy.: A propos du triangle radiologique dans la pneumonie du - 
nourrisson. (Société de pédiatrie. Paris. Sitzung 18. 4. 1923. Ref. in Le bulletin méd., 1923, Nr. 19, 
S. 523.) Empfehlung der Stereographie wie sie von Amen ille und Gally für Erwachsene ange- 
geben ist. 
i Perussia: Bei der Radioskopie störende abirrende Strahlen der Coolidgeröhre. (La Radiol. 
Med., X, 5, Mai 1923.) Die bekannten, nicht vom Brennflecke ausgehenden Strahlen, ihre Herkunft, die - 
durch sie gesetzten Erscheinungen, Mittel, sie auch bei der Durehleuchtung zu unterdrücken. Bei Auf- 
nahmen infolge der meist röhrenförmigen Blenden (und der weicheren Strahlungen) nicht merklich. 


Lamberto Piergrosse: Eigenschaften der doppelseitig begossenen Filme in der Röntgeno- 
graphie. (La Radiol. Med., X, 2, Febr. 1923.) Verkürzung der Expositionszeit, schärfere und kontrast- 
‚reichere Bilder werden durch Verwendung der Filme erzielt. 

G. Renck (Stockholm): Ein technisches Detail zur Dental-Röntgenographie. (Acta Radiolo- 
gica, II, 1, S. 74.) Verf. empfiehlt die Benützung einer versilberten, mit kleinen Haken entweder direkt 
an den Film oder an den Filmhalter befestigten Spirale während der intraoralen Röntgenographie der 
Molaren und Prämolaren. Auf diese Weise ist es zu erreichen, daß der Film zur Längsachse des Zahns 

~ parallel liegt, so daß die Röhre in einer Richtung unterhalb des Processus zygomaticus zentriert wer- 
den kann, ohne daß man Gefahr läuft, eine Verlängerung der Zahnwurzeln zu erhalten. | 

John K; Robertson: Röntgenstrahlen und Röntgenapparate — ein Elementarkurs. ’ (The 
.Journ. of Radiol., Mai 1923, S. 157.) Lehrbuchmäßige Darstellung der Grundlagen der Röntgenphysik. 

Silberberg: Röntgentechnische Neuheiten. (D. m. W., 1923/25.) Verf. empfiehlt einige 
.röntgentechnische Neuheiten der Firma C. A. F. Kahlbaum. 

J. Szabó (II. chir. Kl. Budapest): Zur Kontrastmittelfrage bei der Pyelographie. (Beitr. z. 
klin. Chir., 129, 2, S. 329.) Bei 152 Pyelographieen mit 20% Bromkalilösung — mit nachfolgender Steril- 
wasserspülung des Nierenbeckens — keine Störungen, auch histologische Kontrollen fielen günstig aus. 

‚Noch besser ist 25% Bromnatrium; Anwendung kolloidaler Lösungen ist ein Kunstfehler. 
R. B. Wilsey: Der Bau von Potter-Bucky-Gitterblenden. (The Journ. of Radiol, Mai 1928, 
'S. 168.) Vorschläge zur Verbesserung der bisherigen Modelle der Buckyblende, die sich hauptsächlich 
‘auf eine Verringerung der Entfernung des Patienten von der Platte und auf den Gebrauch einer ge- 
krümmten Kassette beziehen. Ä 


Diagnostik. 
1. Allgemeines. 


John R. C aulk: Die Beziehungen der Röntgenologie zur Urologie. (The Journ. of Radiol., 
Mai 1923, S. 153.) Kritische Übersicht über die Leistungsfähigkeit der Mn aD und 
Röntgentherapie in der Urologie. 


XXXI, 2,3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. É 327 


2. Anatomie, Physiologie. 


K. H. Bauer (chir. Kl. Göttingen): Uber das Wesen der Magenstraße. (Arch. f. klin. Chir., 
124, 4, S. 565.) Habilitationsschrift. Verf. geht aus von dem Lokalisationsgesetz, das er 1920 aufgestellt 
hat. „Es gibt nur ein Magenstraßengeschwür.“ In der Nomenklatur unterscheidet er 1. Fornix, 2. Cor- 
pus ventriculi, 3. Pars pylorica; dazu oben die Incisura cardiaca, an der kleinen Kurvatur die Incisura 
angularis (Magenknie). Er gibt eine Reihe von Abbildungen des Magenschleimhautreliefs mit der 
Magenstraße, d. h. einem Faltenweg an der kleinen Kurvatur, gebildet durch 2 bis 4 Längsfalten ohne 
Querverbindung parallel zu einander, als Fortsetzung der Längsfalten des Ösophagus von der Kardia 
bis zum Pylorus. Nicht nachweisbar ist die Magenstraße nur in maximal distendierten Mägen. Sonst 
ist sie verschieden stark ausgebildet; sie kann sich bei starker Muskelkontraktion vom übrigen Magen- 
Jumen ganz absperren oder überhaupt die einzige Passage bilden. Die Muskelarchitektur wird genau 
geschildert, mit den Befunden Forssells u. a. verglichen. Die Magenstraße entsteht aus dem inni- 
gen Synergismus zwischen ihrer Ringfaserschicht und den Fibrae obliquae. Ihre Funktion wurde am 
Hunde mittels gefärbter Flüssigkeiten studiert, welche ihren Weg aufzeichneten, ferner wurde die 
Schlundrinne der Wiederkäuer zum Vergleich und im Hinblick auf die Frage des „Vormagens“ studiert 
und in der Tierreihe verfolgt. Verf. sieht in der Magenstraße ein Organrudiment. Er betrachtet das 
Ulkus in erster Linie als ein lokales Leiden, mit dem Zugeständnis, daß konstitutionelle Momente das 
Entstehen des Leidens begünstigen. Hinsichtlich der so rank benoberoriseha it eines rudimentären 
Organs“ steht das Magengesehwür in Parallele zur Appendizitis. 

Loeschke und Weinnoldt (Mannheim): Über den Einfluß von Druck und Entspannung 
auf das Knochenwachstum des Hirnschädels. (Beitr. z. path. Anat., 70, S. 406.) Zu den interessanten 
Untersuchungen wurde auch das Röntgenbild von Sägeschnitten mit verwertet. Es ergab sich u. a., 
daß die Verknöcherung der Pfeilnaht fast regelmäßig schon im 25. Lebensjahr beginnt. | 

S. Rosen baum (Leipzig): Die Magenverdauung des Säuglings. (M. m. W., 1923/24, S. 767.) Mit 
Röntgenuntersuchungen ohne Kontrastmittel. 

Weinnoldt (Mannheim): Untersuchungen über das Wachstum des Schädels unter physiolo- 
gischen und pathologischen Verhältnissen. (Beitr. z. path. Anat., 70, S. 311 u. 345.) Gründliche Studie 
über die Entwicklung der Schädelform, das appositionelle und interstitielle Knochenwachstum, Ur- 
sachen und Wirkung der Nahtsynostosen, Schädeldeformitäten mit und ohne prämature Synostosen u. a. 
Prämature Nahtsynostosen hemmen vor allem das interstitielle Flächenwachstum und zwar nament- 
lich in der zur Nahtlinie senkrechten Richtung. Nicht synostosierte Schädelteile vergrößern sich kom- 
pensatorisch. Unter den Ursachen für vorzeitige Synostose wird neben Störungen der Keimanlage das 
Trauma besonders hervorgehoben. 


3. Fremdkörper, Konkremente. 


W.W.Boardman: Enterolithen. (The Amer. Journ. of Roentg., X,5, Mai 1923, S. 369.) Ob- 
wohl sehr selten müssen sie bei allen chronischen Magen-Darm-Affektionen in Erwägung gezogen 
werden. Dann ist eine richtige Diagnose möglich. Sie können unter Umständen bei leerem Darm dar- 
gestellt werden (Differentialdiagnose gegen Gallen-Nierensteine, Kotmassen usw.) oder werden er- 
kannt durch Erweiterung der proximalen Darmpartie, Füllungsdefekte, Auflagerung von Kontrast- 
mitteln auf die Steine. 

Th. Cohn: Ein Fall von verkalktem Uterusmyom. (Mschr. f. Gebh., 60, S. 308.) 64jähr. Frau 
mit Blasenbeschwerden, hervorgerufen durch verkalkte Uterusmyome, die auf.dem Röntgenbild sicht- 
bar waren. 

L. Drüner (Quierschied): Die Stereoskopie der Harnkonkremente im Nierenbecken und in den 
Ureteren und der Fremdkörper in ihrer Nachbarschaft. (D. Zschr. f. Chir., 179, 3—4, S. 177.) Das 
Röntgenstereogramm ermöglicht uns nicht, ein Oberflächenrelief eines Nierensteins nachzubilden. 
Es ist aber z. B. wichtig zum Nachweis, daß ein Stein wirklich im Ureter liegt. . l 

Hartmann: Corps étrangers du duodénum. (Société du chirurgie, Paris. Sitzung 25. 4. 1928. 
Ref. in Le progrès méd., 1923, Nr. 18, S. 214.) 8 Monate altes Kind verschluckt eine Brosche. Röntgen- 
untersuchung zeigt sie 2 Stunden später geöffnet rechts in der Lebergegend. Operation fördert die 
Brosche, die die Wand des Duodenum durchbohrt hatte, zutage. Heilung. 

Kan, P. Th. L.: Een geval van een glas scherf in het strottenhoofd van een eenjarig kind. 
(Nederl. Keel-Neus-oorheelkundige vereenigung. Sitzung vom 14. 5. 1922. Ref: in. Nederl. Tidjsch. v. 
geneesh., 1923, I, Nr. 7,.S. 730.) Positiver röntgenologischer Nachweis einer Glasscherbe im Kehlkopf 
eines Einjährigen. 

Rudolf Kobes: Die Ausstoßung eines Geschoßsplitters an der Epiglottiswurzel. (Med. K1., 
1923/24, S. 831.) Bei einem März 1917 an der linken Halsseite — Granatsplittersteckschuß — 'verwun- 


42* 


328 | er, . Auszüge aus Zeitschriften des In- und *Auslandes. | XXXL23, 


deten ehemaligen Soldaten zeigte eine seitliche- Röntgenaufnahme unterhalb des Kehlkopfes einen 


` dreieckigen Geschoßsplitter von 3,5X15 cm Größe. Laryngoskopisch bestand eine chronische 


‚Laryngitis. Februar 1923 wurde durch 'kräftiges Husten der große Splitter ausgehustet, was eine 


Röntgenkontrolle bestätigte. Der Geschoßteil' war an der linken Seite der Epiglottiswurzel ausge- 


treten. Es hat also eine glückliche Geschoßwanderung stattgehabt. 
J. Philippowiez (Czernowitz): 'Ein Fall von Nephro-Ureterektomie wegen totaler Ver- 
steinerung. (Zbl. f. Chir., 1923, 20, S. 803.) 30jähr. Patient wurde mittels Sectio alta w egen Blasensteins 


. vor 10 Jahren, wegen Recidivs neuerlich operiert. Letzte Operation wegen Versteinerung der linken ` 


Niere, die-sich in den Ureter' fortsetzt. Das Röntgenbild ergibt einen großen, das Nierenbecken und 
die Kelche ausfüllenden Steinschatten, einen zweiten taubeneigroßen Steinschatten in der Mitte des 


_ Ureters und einen dritten in der Länge' und Dicke-eiñes halben kleinen Fingers, im vesikalen Anteil. l 
mit der Spitze in die Blase hineinragend (tastbare Resistenz). Das Kontrollbild der rechten Niere zeigt 


den Nierenschatten ohne pathologische Veränderungen. 

J. Pleß (Bratislava): Beitrag zur Röntgendiagnostik in der Gynäkologie im Anschlusse an ein 
röntgenologisch diagnostiziertes Teratom. (Klin. Wschr., 1923/23, S. 1074.) Ein bei gynäkologischer 
Untersuchung festgestellter kindsfaustgroßer, harter Tumor, der mit dem Uterus zusammenhängt und 
gegen das Kreuzbein. nicht verschieblich ist, ergibt auf dem Röntgenbild ein kreisförmiges, dichtes 
‚Schattenbild, das von einem größeren Schattenring umgeben ist. Die Diagnose Teratom wurde durch 


“die Operation bestätigt. Es wird empfohlen, in jedem Fall von Beckentumor vor der Bestrahlung resp. l 


Operation auch röntgenographisch zu untersuchen., ; 

| G..Renck (Stockholm): Ein eigenartiger Nierensteinfall. (Acta Radiologica, II,1, S. 31.) 
Verf. berichtet über einen Fall von Nephrolithiasis auf der rechten Seite mit etwa hundert, N 
großen, facettierten Konkrementschatten von typischem Gallensteinaussehen, bei welchem die Dia- 
gnose nur durch Aufnahme des Patienten in verschiedenen Seitenlagen gestellt werden konnte, wobei 
man dann ein schönes Bild'des dilatierten Nierenbeckens erhielt. Pyelographie war kontraindiziert. 


. Staemmler (Göttingen): Beitrag zur Kenntnis der Gehirnverkalkungen. (Vortr. auf d. Ta- 


gung d. D. Pathol. Ges., April 1923, Bericht Zbl. f. Allg. Path., Bd. 33, Nr. 21, S. 588.) Bei der Sektion 
“eines 42jähr. Alkoholisten fanden sich doppelseitige, etwa erbsengroße Kalkherde in den Globi pallidi 


und (mikroskopisch) kleinere in. anderen Gehirnteilen. (Ausführl. in den Beitr. z.path. Anat.,71,3,8.503.) 


hohen Gelenkkrankheiten, Mißbildungen. 


William G. Aosasder (Evanston): Bericht über einen Fall von sog. Marmorknochen mit 


einer Übersicht über die Literatur und Übersetzung eines Artikels von Schulze: Das Wesen des 

Krankheitsbildes der Marmorknochen im AECH, f. klin. Chir., 118, 1921. (Amer. J. of Roentg., X, 4, 

April 19983. 

en G.Axhausen (Berlin): ‘Die Köhlersche Erkrankung der Metatarsophalangealgelenke. (Med. 
Kl., ' 1923, 17, S. 561.) Die von Alban Köhler beschriebene Krankheit ist viel häufiger als man ur- 


sprünglich angenommen hat. Das klinische Bild ist in allen Fällen bemerkenswert gleichförmig.. 
(Fußschmerzen, Gehstörungen, Schmerz in der Gegend des 2. selten des 3. Metatarsophalangealgelenks, 


Schwellung des Fußrückens, Beschwerden 5 Wochen bis 4 Jahre, keine besondere Ursache.) Die Rönt- 


. genbefunde der späteren Fälle sind bezeichnend (in den Frühfällen negativer Röntgenbefund!). Im 


zweiten Stadium ist die Gelenkfläche abgeflacht, die distale Kalotte verdichtet. Im dritten Stadium 
ist die Epiphyse stark abgeflacht und verbreitert. Die Knochenstruktur der Epiphyse ist schwer ver- 
ändert (sequesterähnliche Abgrenzungen). Im vierten Stadium ist'das Metatarsalköpfehen schwer ver- 
- unstaltet. Im fünften und letzten Stadium tritt das Bild schwerer Arthritis deformans entgegen. Die 


"Auffassung Köhlers — primäre Schafterkrankung — ist unzutreffend. Die Veränderung des Köpf- 
chens — Impressionsfrakturen — ist durch die Ernährungsstörung der Epiphyse, Nekrose, als primärer 


' Erkrankung, veranlaßt. Die vollständige Ernährungsunterbrechung der knöchernen Epiphyse (Impres- 
sion der plantaren Gelenkfläche, pathologische Fraktur) ist der Grundvorgang im Sinne einer Arthritis 
‘deformans infantilis oder juvenilis der Metatarsöphalangealgelenke. Für die ossale Form der Arthritis 
deformans stellt die Köhlersche Erkrankung der Metatarsophalangealgelenke ein Schulbeispiel 
dur. Genau die gleichen Vorgänge werden bei der Arthritis deformans juvenilis coxae — Osteochon- 
dritis coxae Perthes ängetroffen. Die epiphysären Ernährungsstörungen werden als blande embo- 


.lische Nekrosen angesehen (insbesondere tuberkulöser und pyogener Natur). Das therapeutische Be- ` 


- streben, welches das Auftreten der Nekrose nicht hindern kann, muß das Zusammenbrechen der toten 


' Epiphyse unter der Belastung verhüten (Benutzung der Leitersprossen Bradford-Glaeßner). 


Axhausen (Berlin): Der anatomische Krankheitsablauf bei der Koehlerschen Krankheit der 
. Metatarsalköpfehen und der Perthesschen. Krankheit des BNEIBOPFN (Arch. f. klin. Chir., 124,8, 
8. 2 Wie oben. 


l 


Lyr 


XXXI, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. | 829 


Axhausen (Berlin): Gelenkausbrüche und Gelenkeinbrüche im Tierversuch. (Arch. f. klin. 
Chir., 124,3, S. 543.) Versuche an Kaninchen und Hunden. Der Heilungsvorgang im Knochenanteil 
stimmt völlig überein mit den bekannten Heilungsvorgängen am Knochensystem überhaupt: rasche 
knöcherne Verschweißung und Verzapfung der Trennungsflächen, rascher Ersatz toten Markgewebes 
und Knochens durch gleichwertiges neugebildetes Gewebe, dagegen geringe Heilneigung des Gelenk- 
knorpels; Lücken werden vom subehondralen Bindegewebe unvollkommen ausgefüllt, nekrotische 
Knorpelteile werden resorbiert; zum ersetzenden Bindegewebe gesellt sich Faserknorpel, der von den 
erhaltenen wuchernden Knorpelzellen entspringt. Ganz anders spielen sich die Vorgänge bei den freien 
Gelenkkörpern ab, Verschweißung und Ersatz des Knochens bleibt aus. Verf. nimmt daher an, daß es 
sich nicht um Impressionsfrakturen der normalen Gelenkfläche, sondern um pathologische Frakturen 
am toten epiphysären Knochen handelt; er denkt dabei an ähnliche mykotisch-embolische Nekrosen, 
wie er sie beider Köhlerschen und Perthesschen Krankheit voraussctzt. 

Berblinger (Jena): Hypophyse und Zwischenhirn. (Vortr. auf d. Tagung d. D. Pathol. Ges., 
April 1923, Bericht Zbl. f. Allg. Path., Bd. 33, Nr. 21, S. 584.) Die strenge Trennung der Hypophyse in 
eine Wachstumsdrüse (Funktion des Vorderlappens) und eine Stoffwechseldrüse (Funktion der Pars 
intermedia) ist auf Grund pathol.-anat. Befunde im Vergleich zu den klinischen Erscheinungen nicht 
durchführbar. 

E. Birch er: Anomalien des Kalkaneus. (Schweiz. med. W., 1923/9, S. 251.) Verf. berichtet, daß 
Störungen der Kalkaneusapophyse im Zusammenhang mit Köhlerscher Navikulareaffektion und 
mit Perthesscher Erkrankung nicht. nur bei Kretinismus, sondern auch bei Cachexia thymipriva, 
bei Rachitis und bei Myxödem beobachtet werden. Atiologisch komme also für die Apophysenstörung 
eine Störung der inneren Sekretion in Frage. 

Bloodgood: Zur Diagnose und Behandlung des periostalen ossifizierenden Sarkoms. (Journ. 
of Rad., IV, 2, Febr. 1913.) Beschreibung eines interessanten Falles von ossifizierendem Tibiasarkom, 
bei welchem die Amputation des Oberschenkels vorgenommen wurde. Die Anfertigung von mikro- 
skopischen Präparaten während der Operation wird zur Sicherung der Diagnose verlangt. 

Brügger: Über angeborene Ankylosen der Fingergelenke. (M. m. W., 1923/27, S. 874.) Es 
haadelte sich um familiär auftretende knöcherne Ankylosen mehrerer Fingerrnittelgelenke, eine Hem- 
mungsmißbildung. Röntgenbild, Stammbaum (siehe Bemerkungen hierzu von D u ke n in Nr. 30, S. 986). 

Budde (Chir. Kl. Köln): Über vorzeitige Wachstumsfugenverknöcherung und ihre Beziehung 
zur Chondrodystrophia foetalis. (Frankf. Z. f. Path., 28, S. 461.) 2 Mädchen, 12 und 14 J. alt, zeigten an 
einem bzw. beiden Knien vorzeitigen Schwund der Wachstumsfugen, welche Verf. als abortive Formen 
der Chondrodystrophia foetalis deutet. Lit. 

Caffier (Univ.-Kinderkl. Leipzig): Zur Pathogenese der Köhlerschen Navikulare-Erkrankung. 
(Mschr. f. Kindhk., 24, 6, S. 810.) 6jähr. Knabe, schwere Mittelfußquetschung, nach % Jahr Röntgen- 
bild: Köhlersche Krankheit des Navikulare, anderer Fuß normal. Verf. nimmt ein Zusammenwirken 
von Entwieklungshemmung und traumatischer Ernährungsstörung an. 

Delore, MH. et Dunet, Ch.: Le tuberculome para-synovial du genou. (La presse méd., 1923, 
Nr. 36, S. 408.) Im Gegensatz zu den zahlreichen Gelenktuberkulosen, die ihren Anfang im Gelenk 
selbst nehmen, weisen die Verf. auf das nicht seltene Vorkommen von Prozessen außerhalb der Ge- 
lenke, sei es in den Weichteilen, sei es in den Knochenschäften hin, die im Verlauf des Leidens auf die 
Gelenke übergreifen. Negative Röntgenuntersuchung erweist bei klinischem Weichteilbefund das 
Freisein des Gelenkes. Therapeutisch ist Operation der Weichteilschwellung die Methode der Wahl. 

J. Donath: Fall von chondrodystrophischem Zwergwuchs mit hochgradiger Lumbalkyphose. 
(Ges. f. inn. Med. u. Kinderhk. in Wien, 7. 6. 1923, Bericht W. m. W., 1923/30—831, S. 1390.) 58jähr. 
Mann: der Gibbus zeigt im Röntgenbild Keilwirbel bei erhaltenem Intervertebralspalt und fehlenden 
Destruktionszeichen; außerdem Lues. 

Drehmann: Perthessche Krankheit. (Breslauer chir. Ges., 15. 1. 1923, Bericht Zbl. f. Chir., 
1923/20, S. 813.) 

H. Enge] (Orthop. Kl. Berlin): Zur Frage der operativen Behandlung des Hallux valgus nach 
physiologischen Grundsätzen. (Arch. f. Orthop., 21, 3, S. 437.) Mit zahlreichen Röntgenbildern. 

P. Esch (Marburg): Ein zusammengeknicktes (pseudoosteomalazisches) Becken infolge Ostitis | 
fibrosa generalisata (nebst einigen Bemerkungen über die Ostitis fibrosa vom gynäkologischen Stand- 
punkte). (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn., 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 413.) Die Beckenveränderungen waren 
dieselben wie bei puerperaler Osteomalazie. Vorweisung der Röntgenbilder und Schnitte. 

Wm. A. Evans: Der Wert von Röntgenuntersuchungen bei Mastoiderkrankungen bei Kindern 
unter 5 Jahren. (The Amer. Journ. of Roentg., X, 5, Mai 1923, S. 382.) Verf. unterscheidet die Struktur 
bei Erwachsenen (pneumatische Zellen) und Jugendlichen; bei letzteren pneumatisierte, kompakte und 
diploetische Formen. Die pneumatisierten werden häufig schon vor Beendigung des 1. Lebensjahres 
geschen, die pneumatischen Zellen der Erwachsenen werden schon im 2. Lebensjahr gefunden. 


Ps 07 F 
~ 


i 330 = 3 J u aus Zeitschriften des In- und Ausländes. (Knochen- u. Gelenk) XXXI, 2/3. . 


' Emil Hain Budweis): Die Ossfikationsstörungen. des Kallansıı als eigenes Krankheitsbild. 
| (Zbl. f. Chir., 1928/18.) Mitteilung einer Ossifikationsstörung des Kalkaneus bei ‚einer 11jähr. Schülerin: 
` Schmerzen und Schwellung der linken Ferse (röntgenologisch undeutliche Knochenbälkchen, aufge- 


hellter Fleck in der Nähe der Apophyse, kalkhaltiger zentraler Kern der Apophyse), Abheilung unter `’ 


steifem Verband. Der Fall ist den Schinzschen Fällen (dies. Zentralbl., 1921, Nr. 48) analog. — Die 
Pathogenese der ‚Ossifikationsstörung. des Kalkaneus ist nicht bekannt. Jedenfalls gehört sie in eine 


= Reihe mit den Krankheitsprozessen: Pert h es (Osteochondritis deform. juvenil.), Se hlatter (Tube- 


| rositas, tibiae) Köhler (Os naviculare-Erkrankung). Die Erkrankungen sind Entwicklungsstör ungalı 
-im Wachstumsalter, vielleicht durch eine Störung’ der inneren Sekretion bedingt. 


A.Henry und A. Jaubertde Beau jeu (Tunis): 'Dystrophia-ossium infantilis. J ourn. de ` 


Radiol. et’d’Eleetrol., Mai 1923, S. 221.) .2 Beobachtungen bei 5- und 2jähr. Kindern: Im ersten Fall nor- 


‚male: Ossifikation und Epiphysenknorpel, Knochenverkrümmungen durch - Strukturstörungen (Ent- ` 
kalkung, unregelmäßige Trabekelbildung usw.). Im zweiten Fall unregelmäßig gestreifte Knochen - 
durch allgemein unregelmäßige. Kalkaufnahme mit zahlreichen Spontanfrakturen (Osteomalacia in- 
. fantilis oder unvollständige Osteogenese, Osteopsathyrose, Rachitis). Solche Störungen können nicht 


als Avitaminose schlechthin aufgefaßt werden. Mit dem Mangel des Vitamins A kombinieren sich 
Störungen in der Inkretabsonderung, in der Phosphoraufnahme, im Kalkstoffwechsel. 


| G. Hermann (Prag): Kasuistischer Beitrag zu den Hypophysentumoren: (Med. Kl., 1923/24, 
8. 826.) 'Kasuistische Mitteilung: 1% Jahre lang beobachteter Hypophysentumor, . mit psychischen 
Störungen im Sinne einer paralytischen Demenz und den Erscheinungen der hypophysären Fettsucht. 
 Röntgenologisch wurde eine vollständige Zerstörung der Sella tureica festgestellt. — Anatomisch fand 


sich eine kleinhühnereigroße Geschwulst, die den ganzen. Keilbeinkörper einnahm, und (mit der Rich- : 


: tung gegen das Rachendach hin) als Erdheimscher Hypophysengangtumor angesprochen werden 


konnte. Die Abklemmung der Gefäße durch den Tumor führte zu Unterernährung des Gehirns und zu 


i ‘Atrophien. Die hypophysäre Fettsucht wird im Sinne Fröh lichs als Unterfunktion der Pars inter- 


media der Hypophyse aufgefaßt. Art und Entwicklung des Tumors -machten es verständlich, daß 


3 Hirndruckerscheinungen - — Stauungspapille, Hemianopsia — gefehlt’ hatten. 


‚ H eyn emann: ‚Enzephalographie bei einem Falle von schwerster Eklampsie. (Geburtsh. Ges. 
Hamburg, 20. 3. 1923, Bericht Zbl. f. Gyn., 1923/21, S. 852.) Ein höherer Grad von Hirnschwellung wurde 
'nach dèn Röntgenbildern ausgeschlossen. Die Druckentlastung. (120 cem: favor lumbal abgelassen 
und durch Luft ersetzt) ‚hatte keine therapeutische Wirkung. f 


Hi igier (Warschau): Endemie dysalimentärer Osteoarthropathie, Östeoinalasıe und Spätrachitis 
und. ihre Stellung zur neuen Lehre von den Vitaminen oder Nutraminen. (Zschr. f. klin. Med., 95, 4—6, 
Ds 445.) Die vom Verf. klinisch genau beschriebene Hunger-(Kriegs- )Osteopathie trat in: zweierlei 
Fory men auf: 1. bei Erwachsenen als „abortive Form der Osteomalazie, mit Pseudopäresen, Entengang 

usw.: röntgenologisch fand sich an manchen Röhrenknochen, und zwar nicht konstant: Knochen- 
| atrophie, leichte Osteoporose, verwaschene Kontüren der Gelenkabschnitte der Knochen, Rarefikation 
der Knochenbälkchen und dünne, haarscharf gezeichnete Kortikalis; 2. bei J ünglingen zwischen 8 und 
18 Jahren — ohne Zeichen früherer Rachitis — schleichendes Auftreten von Spätrachitis, d. h. Schwel- 
‚lung der distalen Epiphysen, Verkrümmungen der besonders beanspruchten Knochen; röntgenologisch 
klassische Gelenkrachitis, becherförmige Ausbuchtung und Verbreiterung der Knorpelwucherungs- 
zone; weite Gelenkspalten, ee Penn ung Fohlen der Konturen der nn 
an.der Diaphyse. 

Jamin und Stettner: a) Ernährung, Teitur wa Wachstum. Goines im ärztl. Bez.-V. 
Erlangen, 15. 2. 1923, Bericht M. m.. W., 1923/27, S.-894.) Behandelt auch die röntgenologisch studierten 
Ernährungs- und Wachstumsstörungen des' Knochens bei chronischen Infektionskrankheiten; Osteo- 
ohondritis def. juvenilis u. a. — b) Hungerschäden. (Vortrag: ebenda, Bericht M. m. W., 1923/28, S. 929.) 


Wichtig ist das Röntgenbild bei chronischen Ernährungsstörungen, Rachitis, Skorbut, Anämie, . 


- Keratomalazie. 


~ 


G. Jean und Dane (Toulon): Arthritis lumbalis fiberen (Journ. de Radiol. et 
'd'Electr., Juni 1923, S. 259.) Die Arthritis lumbalis wird vielfach von Klinikern als chronischer Rheu- 
matismus aufgefaßt, und diese Auffassung wird von Röntgenologen auf Grund der Feststellung von 
Osteophyten — „Papageienschnabelformen“ — und von Opazitätsveränderungen geteilt. Die Arthritis 
'Iumbalis ist. recht häufig tuberkulöser Ätiologie. In den Fällen mit Pottschem Buckel (Z usammenbruch 
der -Wirbelkörper usf.) wird man, auch wenn der Nachweis anderer tuberkulöser Herde. mißlingt und 
der Verlauf nicht im Sinne der Tuberkulose spricht, die klinische Auffassung als maßgebend ansehen 
müssen. Man wird aber auch bei chronischer Lumbarthritis, ohne daß der typische Buckel sich aus- 
prägt, wenn röntgenographisch nur Östeophyten, geringe Gelenk- Knochenveränderungen- sich finden, 
öfters die EOS za Krankheit stellen dürfen. Die Verlaufsbeobachtung, auch. ‚wenn u 


m iea E N 


‘ 


XXXI, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. (Knochen- u. Gelenkkr.) 331 


Senkungsabszeß sich ausbildet, auch ohne daß meningo-medullare Erscheinungen auftreten, wird 
doch manche Lumbarthritis als tuberkulös erkennen lassen. 

= M.Jeßner (Univ.-Hautklin. Breslau): Spondylitis luetica. (Klin. Wschr., 1923/14, S. 638.) Die 
Wichtigkeit der Röntgenuntersuchung wird betont, einige typische Krankheitsbilder beschrieben. 


Knick: Die Diagnostik der Nasennebenhöhlenerkrankungen, insbesondere die Röntgendia- 
gnostik. (Vortrag Med. Ges. Leipzig, 8. 5. 1923, Bericht M. m. W., 1923/23, S. 757.) Verschattungen der 
Siebbein- und Keilbeingegend sowie der Kieferhöhle sind nur mit Vorsicht verwertbar. Wichtig ist 
die axiale Mundfilmaufnehme zur Beurteilung der Keilbeinhöhlen und hinteren Siebbeinzellen. 

Knöpfelmacher: Enzephalographie bei einem Säugling mit Hydrozephalus. (Ges. d. Ärzte 
in Wien, 1. 6. 1923, Bericht W. m. W.. 1923/25, S. 1168.) Ventrikelpunktion 5/, cm seitlich von der Mittel- 
linie ergab l. zellfreie Flüssigkeit, r. Eiter; nach Ansaugen von 20 cem Einblasung von ebensoviel Luft. 
Man sah den r. Seitenventrikel zu Boden gedrückt und seitlich verlagert. Folglich lag Hirnabszeß, 
.kein Pyocephalus circumseriptus vor. — Aussprache. 


= Knoop (Duisburg): Röntgenbilder von Osteogenesis imperfecta (2 Fälle). (Vortr. in d. Nieder- 
rLein.-westf. Ges. f. Gyn., 18. 11. 1922, Bericht Mschr. f. Gebh., 62, S. 343. Mit Aussprache.) 


L. Kre.uz (Berlin), Elsner (Dresden): Angeborene Skoliosen. (Vorträge Orthop. Kongr. 1922 
= Zschr. f. orthop. Chir., 44, 1—2, S. 133 bzw. 138.) Mit Röntgenbildern, welche die Wirbeldefekte usw. 
. zeigen. 

Fr. J. Lang und W. Krainz (Innsbruck): Über das zystische osteoplastische Karzinom im 
Vergleich zu seiner verdichtenden Form. (Frankf. Z. f. Path., 28, S. 526.) Verf. stellen einen Fall von 
typischer verdichtender osteoplastischer Karzinose der verschiedensten Knochen (Metastasen eines 
Prostatakarzinoms) einen zweiten gegenüber, bei welchem zwar auch der Knochenanbau überwog, 

aber ausnahmsweise auch zahllose blasige und zystische Bildungen an Lendenwirbelsäule, Kreuzbein 
und Beckenknochen auftraten. 

F. M. Law (New York): Irrtümer bei der Deutung von Sinuserkrankungen. (Amer. J. of Ronik: is 
 X,4, April 1923.) Es findet sich öfters ein negativer Röntgenbefund, während man bei der Punktion 
auf Eiter stößt, weil sich der Eiter bis zur Röntgenaufnahme entleert, bis zur Punktion aber wieder 
angesammelt haben kann. Umgekehrt kann eine Trübung der Nebenhöhlen vorhanden sein bei nega- 
t'vem Punktionsergebnis. Wird in solchen Fällen der Sinus weiter eröffnet, so finden sich Granu- 
lationen (differentialdiagnostisch zu verwerten!). Trotz Trübung auf der Röntgenplatte kann in sel- 
tenen Fällen die Punktion auch dann negativ verlaufen, wenn die Höhle unterteilt ist und die vordere 
freie Hälfte allein von der Punktion getroffen wird. Viel wichtiger als Trübungen ist die Beachtung 
der knöchernen Wände und Septen. 


Lehnerdt (Halle a. S.): Rachitis und Ostitis fibrosa. (Vhdlg. der 33. Vers. d. D. Ges. f. Kindhk. 
1922 — Mschr. f. Kindhk., 24, 4—5, S. 574.) Die sog. Tierrachitis bzw. Osteomalazie stellt kein einheit- 
liches Krankheitsbild dar. Eine beim Affen erst für Rachitis gehaltene Knochenerweichung stellte 
sich als Ostitis fibrosa heraus; auch ein diesem gleichender Fallv. Hansemanns wird als Pseudo- 
rachitis aufgefaßt. 

Hugo M a a B (Berlin): Zur Frage der Rachitis urii (D. Zschr. f. Chir., 179, 3—4, S. 226.) Verf. 
faßt das pathologisch-anatomische Bild der rachitischen Wachstumsstörung nicht als Ausdruck einer 
spezifischen Knochenkrankheit, sondern als mechanischen bzw. dynamischen Effekt. der aus dem Kalk- 
mangel sich ergebenden pathologischen Druck- und Zugspannungen auf das Knochenwachstum auf. 
Die rachitischen Veränderungen der Knochenknorpelgrenze sind der Ausdruck der durch den Kalk- 
mangel mechanisch bedingten Störung des spongiösen Knochenaufbaues: der physiologische Wachs- 
tumsdruck bildet die weich bleibenden spongiösen Wachstumszonen um. Die Spätrachitis findet sich 
vorwiegend in der Adoleszenz und den Pubertätsjahren, höchst selten in den Schuljahren. Die Mehr- 
zalıl der Wachstums-, besonders Belastungsdeformitäten sind nicht durch Spätrachitis bedingt, sondern 
sind örtliche Wachstumsstörungen infolge örtlicher mechanischer Einwirkungen. 


Marconi: Mißbildungen der Halswirbelsäule. (La Radiol. Med., X, 4, April 1923.) Kasuistischer 
Beitrag. 7jähr. Mädchen, Eltern gesund, eine Schwester in geringerem Grade ähnliche Mißbildungen 
wie Pat. Klin. Befund: Schädel steht rechts und ist nach l. geneigt. Asymmetrien von Gesicht und 
' Schädel, kurzer Schiefhals. Kopfbewegungen sehr eingeschränkt; 1. Thoraxhälfte weniger entwickelt 
als r.; linkskonvexe Skoliose der Bws., Schulterblatthochstand 1.; Röntgen: Verschmelzung des Atlas 
mit dem Okziput, mit Linksneigung des Schädels. Schwere Vernalsrungen im Atlanto-Epistropheus- 
Gelenk. Assimilation des 2. Halswirbels an den 3. Keilwirbel zwischen dem 4. und 6. Segment. Ver- 
schmelzung des 6. und 7. Halswirbels. Halsrippe 7. Mehr oder weniger völlige Verschmelzung der 
Brustwirbel. Keilwirbel am Scheitel der Brustwirbelskoliose. Verminderung der Rippenzahl. Zwi-. 
schen den Rippen mehrere knöcherne Spangen. Therapie bei diesem Falle von ossärem Schiefhalse un- 
blutig im Gegensatze zum muskulären Schiefhals. 


332 | t i Auszüge, aus Zeitschriften des In- und EEE (Knochen- u. ‘Gelenkkr.) F XXXS, 23. N 


3 Ernst- Mayer Über RER Defekt der Kniescheibe. (Allg. Ärztl. V. Köln, 12. 3. 1923, 


Bericht M. m. W., 1923/29, S. 965.) 


| Albert Mouchet und Carle Roederer: Die Röntgenuntersuchung der Kahnbeinerkrankung 
bei jungen Leuten. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., April 1923, S. 158.) Die Bezeichnung „Köhler- _ 


sche Erkrankung“ für die Seaphoiditis tarsalis wird u. a. auch deshalb beanstandet, weil Köhler 


außer der Navikulareerkrankung als erster die Osteoarthritis metatarso- phanlangea der 2. Zehe be- 
C schrieben hat, und beide Krankheiten, unter dem Namen „Köhler“ gehend, verwechselt werden. 
könnten. Bei- dieser  Knochenvetänderung des Navikulare treten röntgenographisch feststellbare 
_ Größen-, Form- und. Architekturveränderungen auf. Der Regenerationsprozeß dauert lange, erst im | 
Verlauf von 1 bis 2 Jahren gewinnt das Navikulare normale Gestalt und Aussehen wieder, während 


die funktionellen Störungen gewöhnlich bereits nach einigen Monaten geschwunden sind. Die Auf- 


fassung der Seaphoiditis „Köhler 1908“ als Entwicklungsstörung oder die vor Preiser als Er- 
 nährungsstörung wird bemängelt; M. und R. halten eine originale Dystrophie analog der Coxa vara,- 
- der Osteochondrits coxae für vorliegend. Ob Zusammenhänge mit Syphilis hereditaria bestehen, kann 


nicht entschieden werden. Daß Scaphoiditis von M. und R. bei 2 Kindern der gleichen Familie bzw. 
zusammen mit andern Knochen- bzw. Wachstumsstörungen beobachtet wurde, wird hervorgehoben. 


Walter Müller. (Marburg): Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung abnormer' 
Beanspruchung auf die Wachstumszonen und ihre Bedeutung bei rachitisähnlichen ee 


kungen. (Vortrag Orthop. Kongr. 1922 = Zschr. f. orthop. Chir., 44, 1—2, S. 126.) Bericht s. „Fortschr.“ 
30, 1—2, S. 148. 


N uß baum: Über Osteochondritis coxae Juvenilis-Calv6-Legg-Perthes. (D. m. W., 1923/26). _ 
N. gibt eine Übersicht über das heute Bekannte bezüglich des Krankhoitshiides, des Röntgenbefundes,- 


der Prognose, Therapie und Atiologie dieser Erkrankung. 


Ad. Posselt (Innsbruck): Zur Osteomalaziefrage. (Frankf. Z. f. Path., 28, S. 427.) Verf. be- 
richtet über 24 Erkrankungsfälle an Osteomalazie familiären Charakters, erörtert ferner die engen 


Beziehungen des Leidens zu den endokrinen Drüsen; da aber letztere unter starkem Einfluß des zen- 
tralen Nervensystems stehen („Regulationszentrum“), so erhält die Pommersche Annahme, daß 
Osteomalazie (und Rachitis). auf einer Prrrankiui des a venayStOn beruhe, eine besondere 
. Stütze. 

Proebgter (Orthop. Kl. München): Bemerkungen zum öhronischeii Gelenkrheumatismus an 
‘Hand einiger Fälle von rheumatischer Erkrankung der kleinen Wirbelgelenke. (Arch. f. Orthop., 21,3, 
'S. 346.) "Genaue Beschreibung und Analyse von 4 Fällen. Die kleinen Wirbelgelenke können bei ge- 
gebener Disposition nach einer Erkältung entweder allein oder gleichzeitig mit anderen Gelenken er- 


. kranken; in fortschreitenden Fällen kann sich das Bild der Spondylitis ankylopoetica entwickeln. 
Das Röntgenogramm kann etwa nach J ahresfrist bei günstiger Projektion eine Synostose der kleinen 
Wirbelgelenke nachweisen. In den typischen Fällen fehlen alle deformierenden Prozesse an den 


Wirbelkörpern selbst, auch die, Zwischenwirbelscheiben bleiben intakt. Die Kranken können dabei 
| völlig steif werden (bindegewebige Ankylosen, „kapsuläre“ Ankylosen): 


Ad. Roos (Zürich): Über Spätresultate nach 'Osteoplastik der spondylitischen Wirbelsäule. . 
, (Zschr. f. orthop. Chir., 43,3, S. 321.) Die Tibiaspanfixation nach Albee-de Quervain bedeutet 
-inen wesentlichen Fortschritt, bringt aber die Karies nicht zur rascheren Ausheilung. Schreitet sie 


fort, so büßt der Span nach ‚Jahren an Festigkeit ein und verbiegt sich. Nach der Operation muß der 


. Kranke noch mindestens 3 Monate im Bett liegen, dann muß er zur Nachbehandlung noch ein Stütz- 
' korsett für 1—2 Jahre tragen. Die tuberkulöse Allgemeinerkrankung ist str eng im n Auge zu behalten. — 


Zahlréiche Röntgenbilder und -skizzen. 
- Gustav Rosenburg- (Frankfurt a. M.): Beiträge zur Differentialdiagnose der Osteomyelitis. 
(Med. K1., 1923/22, S. 749.) Die Diagnose „akute Osteomyelitis“ ist schwer zu stellen. wenn die allge- 


moinen und lokalen Entzündungserscheinungen atypisch verlaufen oder wenn der Krankheitsprozeß 
‘sọ verborgen von der Körperoberfläche sich abspielt, daß die klassischen Zeichen der Entzündung sich | 
. der klinischen Untersuchung entziehen: Kasuistik von 2 Fällen von Staphylomykosen mit lokalen 


5 


Herden’ in beiden. Unterschenkeln bzw. Wirbelosteomyelitis im 5. Lendenwirbel. Da die Röntgen- 
© bilder frühestens nach Ablauf der 2. Woche Eröchenvorindertiigen erkennen lassen, ist die Verwen- 


dung der Röntgenuntersuchung für Frühfälle mit frühen Knochenveränderungen nicht brauchbar. 
In solchen Fällen, wenn Vorgeschichte und klinische Untersuchung versagen, ist die Diagnose oft. 


noch . möglich, wenn, man eingehende Blutuntersuchungen — Kultur, Leukozytenbild, Antistaphylo- 
. lysinreaktion — vornimmt, evtl. auch cas Ergebnis von Probepunktionen zur Klärung der Krank- 
heitsbilder heranzieht. 

Zr E.Ruttin (Wien): Östenmeatliyrose und Otosklerose. (Laryngol. Kongr. 1922 — Zschr. f. Hals-, 

si Nasen- u. Ohrenhk., 3. Bd., S: 263.) 5 Fälle, zum Teil mit blauen Skleren; einige familiär (Stammbaum). 


S chede a Betrachtungen zur Mechanik des O-Beins. (Ar ch. f. Orthop., 21, 3, S. 411.) 


‚ AXXT, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. (Knochen- u Gelenkkr.) 833 


Beim Kind verursacht das Crus varum eine Senkung des Fußes. Beim Erwachsenen beansprucht das 
Stehen und Gehen auf einem gesunkenen Fuße das Kniegelenk im Sinne einer Varusverbiegung und 
einer Verdrehung. | 

R. Scherb: Bemerkungen zur Untersuchung des Hüftgelenkes unter spezieller Berücksichti- 
gung der Ischiometrie. (Schweiz. Rundschau f. Med., 1922/52.) Als Ergänzung der klinischen Unter- 
suchungsmethode und des Röntgenbefundes hat Verf. sein bekanntes Ischiometer konstruiert, das nicht 
nur das Bewegungsquantum, sondern auch Alteration des Bewegungsablaufes graphisch registriert. 
Er kommt zum Schluß, daß das Lig. teres als federnde Adduktionsbremse wirke und macht darauf auf- 
merksam, daß durch seine Untersuchungen Abweichungen von der Kugelform des Femurkopfes nach- 
gewiesen werden können, welehe der Röntgenuntersuchung entgehen, weil sie nicht der Kopfkuppe 
angehören, sondern mehr oder weniger eng begrenzt auf der Vorder- oder Hinterfläche des Kopfes 
sitzen. Die Planprojektion im Röntgenbild mit ihrer Kumulierung von Schattenabstufungen, genügen 
nicht zur Analyse der räumlichen Verhältnisse, um so weniger, als ja Aufnahınen in zwei zu einander 
senkrechten Richtungen beim Hüftgelenk nicht möglich seien. Er macht darauf aufmerksam, daß 
Projektionstäuschungen im Röntgenbild nicht selten dadurch entstehen, daß bei der Aufnahme ver- 
gessen wird, den Schenkelhals in Frontalebene einzustellen. 
| H.Schlesinger: Luetische Gelenkerkrankungen. (Ges. d. Ärzte ın Wien, 8. 6. 1923, Bericht 
W. m. W., 1923/26, S. 1214.) Mit Aussprache. 

Ad. Schlosser (Nürnberg): Über einen Fall von TEE EA (Arch. f. klin. Chir., 124, 4, 
S. 679.) Beschreibung einer solchen, hühnereigroßen zystischen Geschwulst am Unterkiefer. Keine 
Drüsenmetastasen. Mikroskopische Bilder und Röntgenbild. Letzteres gestattet evtl. die Entschei- 
dung, ob Resektion bzw. Exartikulation nötig oder Exstirpation genügt, wenn nämlich eine gut er- 
haltene Knochenspange noch zu sehen ist. — Lit. 

W.Singer (Univ.-Kinderkl. Basel): Die Osteochondritis deformans juvenilis. (Mschr. f. Kindhk., 
26, 2. S. 123.) Zusammenfassende Darstellung mit geschichtlicher Einleitung, 2 Fälle (1 doppelseitig), 
Erörterung der verschiednen Theorien. Literatur. 

Siegm. Singer (I. Med. Kl. Wien): Ein Beitrag zur Frage der Kombination abnormer Knochen- 
brüchigkeit und blauer Skleren. (Zschr. f. klin. Med., 97, 1—3, S. 43.) Mitteilung eines Falles; kleines 
schwächliches 18jähr. Mädchen. Bis zum 14. Jahr häufige, schmerzlose und rasch heilende Spontan- 
frakturen, von denen im Röntgenbild fast nirgends mehr etwas sichtbar ist. Skoliose der LWS., Ver- 
biegung der langen Röhrenknochen, deren Diaphysen auffallend dünn und lichtdurchlässig (dünne 
Kortikalis). Blaue, d. h. dünne Skleren, vererbt. Normaler Ohrbefund (oft besteht Schwerhörigkeit 
infolge Otosklerose); okzipitaler Senkschädel, dünnes Schädeldach mit starken Impressionen. Diffe- 
rentialdiagnose, 2 Röntgenbilder, Literatur. | 

Sonntag: Über die sog. Mondbeinmalazie. (Med. Ges. Leipzig, 12. 6. 1923, Bericht M. m. W., 
1923/30, S. 997.) Mit Aussprache. S. auch die Abhandlung Verf. in den „Fortschr.‘“, Bd. 30, H. 5/6, S. 487. . 

O. Stracker (Wien): Genu recurvatum. (Zschr. f. orthop. Chir., 43,3, S. 389.) Besprechung 
des angeborenen und des erworbenen G. r., Ätiologie, Therapie; Röntgenbilder. 

Uflfenorde (Marburg): Das Röntgenbild bei Nasennebenhöhlenentzündung. (Laryngol. 
Kongr. 1922 — Zsehr. f. Hals-, Nasen- u. Ohrenhk., 3. Bd., S. 388.) Die Verschleierung bei chronischen 
und eitrigen Formen ist zum Teil auch durch Beteiligung des Wandknochens der Nebenhöhlen bedingt 
und kommt dann auch bei Anwendung harter Strahlen noch zur Geltung. — Die Röhrenhärte muß für 
die einzelnen Nebenhöhlen verschieden angepaßt werden. 

Nito Volpe: Spina bifida bei einem Erwachsenen mit einer Myelo-Meningocele und Störungen 
in den unteren Extremitäten. (La Radiol. Med., X,3, März 1923.) Der Fall wurde erst durch die 
Röntgenuntersuchung, die einen typischen Befund an den Lenden- und Kreuzbeinwirbeln ergab, geklärt. 

N. Voorhoeve (Amsterdam): Osteitis multiplex cystica und ihre Ätiologie. (Acta Radiolo- 
gica, II, 1, S. 40.) Beschreibung eines Falles von Ostitis multiplex cystica. Erörterung der bisher publi- 
zierten Fälle. Die tuberkulöse Natur der Affektion ist noch nicht bewiesen. Eine neue Stütze zu- 
gunsten der Annahme des tuberkulösen Ursprungs. Auf die Existenz einer Rückenmarksaffektion in 
cinem typischen Fall wird hingewiesen; die Läsionen fanden sich hier hauptsächlich in den Zentren, 
welehe die von der Ostitis betroffenen Teile verschen. Es wird die Hypothese aufgestellt, daß zur Ent- 
wieklung einer Ostitis multiplex eystica nicht nur eine tuberkulöse Infektion, sondern auch eine Alte- 

ration in den trophischen Zentren der Finger und Zehen vorhanden sein muß. Die Veränderungen der 
Rückenmarkgefäße, die von Achard u. a. beschrieben wurden, sind vielleicht in einem Teil der sale 
tuberkulösen Ursprungs. 

H. Vulliet: Contusions du coude et n6oformations osseuses. (Schweiz. med. W., 1923/16, S. 203.) 
Beschrieben werden. 3 Fälle von geringgradiger Eflbogenkontusion, deren frische, röntgenologische 
Untersuchung absolut negativ ausfiel, während sich nach mehreren Wochen bis Monaten schwere 
paraartikuläre Verkalkungen einstellten, die jahrelang restierten und jeder Behandlung trotzten. Sie 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. | 43 


334 | Zu Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes, u XXXI, 213. 


-bedingten bleibende Bewegungseinschränkung und hatten mit Arthritis deformans nichts zu tun. 
` Das Bild erinnere an Myositis ossificans. Der Verfasser schlägt die Bezeichnung Periarthritis ossificans. 
vor, besser wäre wohl calcificans, da es sich nicht um eine Verknöcherung, sondern um eine Ver kalkung 
handelt. Atiologisch komme zu starke Massage in Frage. Der Autor macht darauf aufmerksam, wie 
vorsichtig wir in der Prognostik auch leichter Ellbogenkontusionen sein müssen. 

Julius Weiß (Wien): Zur Kenntnis der Knochensyphilis.: (Med. K1., 1923/21, S. 716.) Die syphi- 
“ litische Knochenerkrankung ist für die. hereditäre Lues ein pathognostisches Symptom (Epiphysen 
. der Vorderarme der Neugeborenen: Zappert). Knochenaffektionen durch akquirierte Lues sind E 
spärlich beschrieben. Im Verlauf der Syphilis erkranken am häufigsten die Schädel-, seltener die 
Röhrenknochen. Kasuistische Mitteilung: Schenkelhalsfraktur bei einer 43jähr. Frau nach leichtem .- 
Trauma auf osteoporotisch luetischer Basis (chronische Krankheit, W. R. +, erflogreiche antiluetische 
Behandlung. Die Röntgenuntersuchung ergab osteoperiostitische alte Affektion der infratrochanteren “ 
.Hälfte des rechten Femur und einer eingekeilten pseudarthrotischen Fraktur des rechten Schenkel- 
 halses mit entsprechender Coxa vara-Stellung (Fraktur auf durch P nochen bruchigikoit herbeigeführter 

patholögischer Basis). 

H. Wimberger (Wien): Die Rachitis im Röntgenbilde. (Vhdlg. der 33. Vers. d. D. Ges. f. 
Kindhk., 1922 — Mschr. f. Kindhk. 24, 4—5, S. 563.) Bei der floriden Rachitis unterscheidet W. 1 die 
passive Form,. mit dem eigentlichen ursprünglichen Bild der endochondralen Ossifikationsstörung, 
bestehend in Fransung der im Umriß sonst unveränderten Metaphysen. Bei entsprechender Muskel- 
tätigkeit entsteht 2. die aktive Form, die „Becherung“, bestehend in marginaler Verkalkung um die 
rachitische Wucherung gleich einer schützenden Hülse. Die Skelettdeformationen entstehen beim 
Säugling fast ausnahmslos aus Infraktionen. Merkwürdig ist der häufige Einbruch des Fibulaköpfchens 
nach außen, der durch ein breites Osteophytgesims gestützt wird. Beginnende Rachitis ‚zeigt sich am 
allmählichen Schwinden der präparatorischen Verkalkungslinie. In zweiter Linie kommt Ver- 
waschung der. vergröberten rachitischen Spongiosa. Die Metaphysen erkranken in folgender Reihen- 
folge: sternale Enden der oberen Rippen, distales. Femur- und Ulnaende; Fibula oben und unten, 
Radius distal, Tibia oben, Humerus unten, Ulna und Radius oben. Die immer spät erkrankende obere 
Tibiametaphyse heilt am.ehesten. Der Heilungsvorgang zeigt sich bei richtiger Behandlung in einer 
neuen präparatorischen Verkalkungszone und Umbau der dahinter entwickelten Störung. Bei mangel- 
hafter Therapie sieht man den rezidivierenden Reparationstypus mit abwechselnden Kalkquersäumen 
zwischen hellen rachitischen Zonen. Beginnende und heilende Rachitis leichten Grades sind im 
Röntgenbild oft nicht unterscheidbar. Abgelaufene schwerere Rachitis zeigt noch ein ‚bis zwei Jahre 
deutlichen Strukturkontrast in der Diaphyse: vorrachitisch angelegter Schaftteil, grob gezeichnet, 
scharf abgegrenzt gegen die überfein und manchmal überdicht verkalkte, seit Beginn der Rachitis _ 
zugewachsene Zone. — Aussprache Seite 589; u. a. weist Ar on daraufhin, daß Inaktivität (Gips) den 
wachsenden Extremitätenknochen nicht kalkärmer macht. 

H. Wimberger (Univ.-Kinderkl. Wien): Röntgenometrische Wachstumsstudien am gesunden 
und rachitischen Säugling. (Zschr. f. Kindhk., 35, 3—4, S. 182, ferner Vhdlg. der 33. Vers. d. D. Ges. f. 
Kindhk., 1922 — Mschr. f. Kindhk., 24, 4—5, S. 568.) Jahreswachstumskurven der normalen Tibia 
bilden eine flache Wellenlinie, mit Höhepunkt im Juli, Tiefpunkt im Frühjahr. Bei den später an 
. Rachitis erkrankenden Kindern kommt der Wachstumsreiz erst im Herbst zur höchsten Wirkung und 
nimmt dann sehr rasch ab. Das Wachstum wird schon einige Zeit vor dem Röntgennachweis ver- 
langsamt. 

K. Wohl gemuüth (Berlin): Beitrag zur Klinik der-akuten Wirbelosteomyelitis. (Ar ch. f. klin. 
Chir., 124,3, S. 554.) 3 Fälle, mit 2 Obduktionsbefunden und einem Operationsbefund. Bedeutung vor- 
ausgegangener Infektionen sowie des Traumas wird erörtert. Röntgenuntersichung versagt meistens. 


5. Frakturen, Luxationen. 


Bortolotti (Triest): Indirekte Abrißfraktur des Trochanter minor. (Mschr. f. Unfallhk., 
80, 4, S. 79.) 16jähr. Junge. Heftige Abwehrkontraktion des gedehnten Ileopsoas. Abriß des Tr. minor 
mit Aufwärtsverschiebung, auf der andern Seite „Absprengung in der Epiphysenlinie des Tr. min.“ 
Pat. konnte auf dem Bein (mit dem Abriß) nicht stehen; Ludloffsches Zeichen (Unvermögen, 
sitzend das im Knie gestreckte Bein zu erheben) war negativ, d. h. er konnte es schon im Liegen nicht 
erbeben. Röntgenbilder. Es wird auch ein Fall indirekter Abrißfraktur des Epikondylus medialis 
hümeri bei 9jähr. Knaben nebst "Röntgenbild mitgeteilt; kein Trauma erinnerlich, keine Beschwerden. 

Carl (Königsberg i. Pr.): Isolierte Abrißfraktur des Trochanter minor ‘femoris. (D. Zschr. f. 
Chir., 179,'3-—4, S. 266.) Entstehung: Aufspringen auf unebenen Boden, gewaltsame Streckbewegung 
im Hüftgelenk, um das Vornüberfallen zu verhindern. Ludloffsches Zeichen war vorhanden, 
Röntgenbild des 16jähr. Verletzten. 


EENDE a E 3) e er e U A 


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Deutschländer (Hamburg): Über die operative Radikalbehandlung der veralteten ange- 
borenen Hüftverrenkungen. (Vortr. Orthop. Kongr. 1922 — Zschr. f. orthop. Chir., 44, 1—2, S. 147.) 
Mit ausführl. Ausspraçhe; auch Röntgenbilder. 

Frosch (Berlin): Über Pseudarthrose. (Vortr. Orthop. Kongr. 1922 — Zschr. f. orthop. Chir., 
44, 1—2, S. 115.) Mit Aussprache, auch Röntgenbilder von Schuß-Splitterbrüchen. 

E. Glass (Hamburg): Uber Hockey-Sportverletzungen. (Arch. f. klin. Chir., 124,4, S. 742.) 
Typisch sind Verletzungen des oberen Augenrandes,. der N ase, der Zähne, ferner Knie-, Schienbein- 
und Daumenverletzungen. 

Kappis (Chir. Kl. Kiel): Über Frakturen der Handwurzelknochen und Höhlenbildungen in 
ihrem Röntgenbild. (Arch. f. Orthopäd. u. Unfallchir., 21,3, S. 317.) K. bringt zahlreiche Beispiele, 
z. T. mit Bildern, von Kahnbeinbrüchen; dieselben werden trotz Röntgenbild anfangs nicht selten 
übersehen, später am Kallus bzw. Pseudarthrose erkannt. Von 16 Kahnbeinkörperbrüchen heilten 15 
mit Pseudarthrose, 6 mit guter Knochennarbe. Die „traumatische Malazie des Lunatums“ hält K. aus- 
nabmslos für Frakturen, bisweilen begünstigt durch Höhlenerkrankungen. „Höhlen“ können in den 
verschiedenen Handwurzelknochen auftreten und zwar nach Trauma (Quetschung, Hämatom, Fraktur), 
als Teilerscheinung einer Atrophie, als Ostitis fibrosa und auf entzündlicher Basis (Osteomyelitis, 


- Tuberkulose, Lues). 


‘Kratzeisen: Callus luxurians bei altem Mann mit Tabes. (Ar ztl. Kreisverein Mainz, 11. 5. 
1923, Bericht M. m. W., 1923/25, S. 825.) 

V.Orator (I. chir. Kl. Wien): Dauerergebnisse bei Beckenfrakturen. (Arch. f. klin. Chir., 124, 3, 
S. 387.) Bericht über 70 Fälle, Gruppierung (vordere und hintere Ringbrüche, Pfiannenbrüche, Darm- 
beinkammabbrüche, Malgaıgnesche Frakturen) mit zahlreichen Skizzen. 

Trutmann: Malleolarfrakturen (540 Fälle). (Schweiz. Zschr. f. Unfallk., 17. J., 1923, Nr.1u.2.) 
Ursache: Zu starke Exkursionen im Sprunggelenk. Brucharten: 1. Adduktions- oder Supinations- 
frakturen. 2. Abduktions- oder Pronationsfrakturen. 3. Frakturen am vordern Rand der Tibiagelenk- 
fläche (Meißner,Hilgenreiner). 4. Frakturen am hintern Rand der Tibiagelenkfläche. 5. Frak- 
turen am fibularen Rand der Tibia. 6. Supramalleoläre Frakturen. 7. Epiphysenlösungen. 8. Gleich- 
zeitige Luxation. 9. Isolierte, intraartikuläre, senkrecht verlaufende Tibiafissur. 10. Als Komplikation 
je einmal Kalkaneusfraktur, einmal Abriß der Achillessehne, einmal Abriß des Proc. post. tali. 77% 
waren indirekte, 23% direkte Frakturen. Die Heilungsdauer war um so länger, je älter der Patient 
war. Sie schwankte zwischen 7 und 13 Wochen. Die Heilungsdauer bei Brüchen des äußeren Knöchels 
betrug zirka 50 Tage, bei denen des innern zirka 65 Tage. Die Frühmobilisation ist den fixierenden 
Verbänden überlegen. 96% aller Fälle wurden völlig erwerbsfähig, 4% beziehen eine Rente von 5 bis 
35%. Die Ursachen der zweifellos vorübergehenden Invalidität sind in absteigender Häufigkeit: Teil- 
weise Versteifung des Fußgelenkes, Muskelatrophie, Plattfuß, Schmerzen, Knöchelverdickung, abend- 
liches Ödem, Arthritis deformans (2 Fälle mit Arteriosklerose). 

Weinert (Marburg): Die Rolle des Periosts bei Knochenbrüchen, Aptana u. dgl. 
(Vortr. Orthop. Kongr. 1922 — Zschr. f, orthop. Chir., 44, 1—2, S. 100.) Bei lange eiternden Schuß- 
brüchen leistet das Periost die Hauptarbeit zur Bildung der massigen Knochenwucherungen. Abb. 
schöner Knochenpräparate. 

E. Wild (I. chir. Abt. Hamburg-Barmbeck): Vom schnellenden Knie. (D. Zschr. f. Chir., 179, 
5—6. S. 408.) Traumatische Entstehung bei jungem Mann. Exstirpation des schräg een 


lateralen Meniskus. 


6. Verdauungsorgane; Urogenitalsystem (außer Konkremente). 


Ake Akerlund (Stockholm): Die Röntgendiagnose des Ulcus duodeni mit Hinsicht auf die 
lokalen „direkten“ Röntgensymptome. (Acta Radiologica, II,1, S. 14.) Bezüglich der Technik für die 
Untersuchung des Duodenums empfieblt der Verf. das intimste Zusammenarbeiten von Durchleuchtung 
und Röntgenographie. Er beschreibt einige einfache Vorrichtungen zur genauen Einstellung kleiner 
Platten und für die Herstellung kleiner Serienaufnahmen des Duodenums bei verschiedenen Stellungen 
des Patienten. Die Aufnahmen werden unter Durchleuchtungskontrolle in den geeignetsten Projek- 
tionsrichtungen eingestellt. Verf. empfiehlt wärmstens Untersuchung in aufrechter Stellung. Den 
Kernpunkt’in der direkten Röntgendiagnose des Duodenalgeschwürs bilden die Veränderungen der 
Form des Bulbus. Verf. unterscheidet vier Arten von Ulkusdeformierungen im Bulbus: 1. die Nische, 
2. den Defekt, 3. die Retraktion und 4. das Divertikel. Die Bulbusnische ist nach Ansicht des Autors 
keineswegs selten. Bei einem Material von etwa 100 positiven Fällen von Uleus duodeni, die er im 
Laufe von zwei Jahren in einem Krankenhaus untersucht hatte, beobächtete er das Nischensymptom 


‘im Bulbus in über 60% der Fälle. Die Bulbusnische ist meistens an der Curvatura-minor-Seite, die retra- 


hiert ist, lokalisiert. In der Regel ist in der Ebene der Nische auf der Curvatura-major-Seite einc 
43* 


O 


836 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes, (Verdauungsorgane.) XXXI, 2/3. 


lokale, zirkuläre, oft spastische Konstriktion (der Defekt) vorhanden. Die dadurch entstehende Defor- 
mierung des Bulbus, die ein Miniaturbild der Ulkusdeformierung des Magens genannt werden könnte, 
hält Verf. für das typischeste Ulkussymptom im Bulbus, da er sie in mehr als 50% der gesamten Fälle 
konstatieren konnte. Der spastischen zirkulären Bulbuskonstriktion in der Ebene des Ulkus, die ge- 
wöhnlich in den späteren Stadien der Verdauung ausgesprochener erscheint, schreibt Verf. eine gewisse 
‚Bedeutung zu betreffs der Entstehung der „paradoxalen“ 4-Stunden-Retention bei unkomplizierten Duo- 
denalgeschwüren mit initialer Hypermotilität, und sehr wahrscheinlich auch betreffs des Auftretens 
der typischen Hungerschmerzen. Die spastische Verkürzung (Retraktion) der in der medialen Bulbus- 
region besonders stark entwickelten longitudinalen Muskulatur, die zu einer auf dem Röntgenbild 
direkt beobachtbaren Pylorusinsuffienz führen kann, gibt oft eine mechanische Erklärung der initialen 
Hypermotilität. Von differentialdiagnostisch wichtigen : Affektionen erwähnt der Autor besonders 
solche der Gallenblase und Neubildungen des Bulbus. Die statistische Zusammenstellung der Fälle des 
Verf. zeigt eine richtige Röntgendiagnose in mehr als 60%, richtige Wahrscheinlichkeitsdiagnose in 
weiteren zirka 20% der autoptischen Fälle. Bei den übrigen war es nicht möglich, die Röntgendiagnose 
zu stellen, oder sie war nur alternativ Bern: worden. Nachweisbar falsch war die Diagnose nur in 
5,6% der Gesamtzahl. 
` Akerlund (Stockholm): Die Röntgendiagnostik des Ultus duodeni mit Hinsicht Pr die 
lokalen „direkten“ Röntgensymptome. (Mitt. Grenzgeb., 36,5, S. 577.) Das Wesentliche ist dem Vortrag 
auf der Naturf.-Vers. 1922 („Fortschritte“, Kongreßheft 3 des 31. Bandes, S. 43) zu entnehmen. 4 Tafeln 
mit Abbildung eines Kassettenhalters für Serienaufnahmen (4 auf eine 18 X 24-Platte), zahlreiche 
Bilder und Skizzen von Bulbusnischen, -defekten, -retraktion und -divertikeln. 


A. Beck (Chir. Kl. Kiel): Die Diagnose des Ulcus duodeni. (Beitr. z. klin. Chir.. 129,2, S. 300.) 
B. warnt vor Überschätzung der direkten Röntgensymptome. Die Röntgendiagnose ist aus der Gesamt- 
- heit der röntgenologischen Erscheinungen zu stellen. Eine bestimmte Röntgendiagnose auf Ule. duod., 
die bei der Operation bestätigt wurde, wurde in 39% der Fälle ausgesprochen, eine Wahrscheinlich- 
keitsdiagnose in 70%. Unter Berücksichtigung des klinischen Befundes ergab sich eine Wahrschein- 
‚ lielıkeitsdiagnose von 90%, der nur 3% fehlerhafte chirurgische Indikationsstellung gegenüberstehen. 


| Henri B&cl&re: Ulcus pepticum und operativ bestätigtes Divertikel an einer wegen Ulcus 
juxtapyloricum ausgeführten Gastroenterostomie. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., April 1923, S. 161.) 
. Im Gegensatz zu der häufigen Feststellung von Ulcus pepticum postoperativum der deutschen Literatur 
sind derartige Befunde in der französischen Literatur sehr selten. Kasuistik mit operativer Bestäti- 
gung des röntgenographisch festgestellten Ulkus + Divertikel an der Gastroenterostomieöffnung, 
breite Resektion mit Einbeziehung des Pylorus. 


H. H. Berg (Med. Kl. Frankfurt a. M.): Über den Nachweis des Zwölffüngerdarmgeschwürs mit 
Röntgenstrahlen. (Klin. Wschr., 1923/15, S. 675.) Die Röntgendiagnostik des Duodenalulkus auf Grund 
sog. „indirekter Symptome“ hat eine bedeutende Erweiterung erfahren durch das exakte Studium der 
geschwürig veränderten Duodenalpartie selbst. Die Wiener Schule und die Amerikaner haben zuerst 
eine Anzahl von Deformationsbildern des Duodenums angegeben, deren bekanntestes die Ulkusnische 
ist. Von größter Bedeutung für die Erkennung und Abgrenzung des Ulkusleidens waren die Mit- 
teilungen von Akerlund, dessen Angaben von Berg bestätigt werden. Auf Grund ciner großen 
Zahl von operativ bestätigten Fällen unterscheidet Verf. verschiedene Gruppen, und zwar: 1. Ulkus- 
deformierung des Bulbus mit sichtbarer Ulkusnische. 2. Narbige (typische, atypische) Ulkusdeformie- 
rung des Bulbus bei fehlender Nische. 3. Spastische Ulkusdeformierung des Bulbus ohne sichtbare 
- Ulkusnische. Ferner wird betont, daß auch durch Erkrankung nichtulzeröser Natur oder solche von 
Nachbarorganen, insbesondere der Gallenblase, Deformierungen am Bulbus auftreten können. Verf. 
betont im Gegensatz zur Wiener Schule die Notwendigkeit des Plättenverfahrens neben der Durch- 
leuchtung, und verwendet zur Anfertigung von Serienaufnahmen im Anschluß an die Durchleuchtung 

eine nach den Angaben von Akerlund konstruierte Wechselkassette (Abbildungen). 


F. Boenheim (I. med. Kl. Berlin): Über den Einfluß der Inkrete auf die Motilität des Ver- 
dauungstraktus. (Zschr. f. die ges. exp. Med., 32, 1—4, S. 179.) Am Darm sind Thyreoidea, Thymus (in 
der Hälfte der Fälle) und Hypophysenhinterlappen fördernd; Nebenniere, Keimdrüsen und Hypo- 
physenvorderlappen hemmend, Pankreas wirkungslos; am Magen stimuliert Thymus (intramural), 
_ Hypophysenhinterlappen (zentral), während Pankreas intramural und Thyreoidea zentral’ vom Magen 
hemmt. 

J. Büsceher (Würzburg): Das röntgenologisch sichtbare Ulcus ventriculi und seine Behandlung. 
(M. m. W., 1923/18, S. 559.) Besprechung der Röntgensymptome und ihre Bewertung insbesondere im 
Hinblick auf die Indikationsstellung. 


Cade und Bérard, L.: Consid6rations cliniques sur le pseudo-kyste au pancréas. (Soz. med. 
d. hop. de Lyon. Sitzung 10. 4. 1923. Ref. in Le bull. med., 1923, Nr. 19, S. 524.) Extraventrikulärer 


XXXI, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. (Verdauungsorgane.) 387 


Tumor, der dem Kolon auch nicht angehört. Röntgen- und klinische Diagnose; daß er dem Pankreas 
angehöre wird durch Operation bestätigt. 

Russell D. Carman: Röntgensymptome des Kolonkrebses. (The Journ. of Radiol., Mai 1923, 
S. 147.) Verf. bevorzugt zur Untersuchung den Einlauf wegen der’ vollständigeren Füllung und des 
sofortigen Überblicks. Er berichtet über 359 Fälle, die an der Mayoklinik röntgenologisch untersucht 
und operiert worden sind. Röntgensymptome sind: 1. Füllungsdefekt,2, Verschluß. Ersterer 
wird hervorgerufen durch eine in das Lumen hineinragende Geschwulst, Infiltration. oder Versteifung 
der Darmwand. Der Defekt kann durch spastische Wirkungen noch vergrößert erscheinen. Ein un- 
vollständiger Verschluß ist schwer von physiologischer Verlangsamung der Passage zu unterscheiden. 
Es kommen auch (autoptisch erwiesene) Stenosen ohne jedes Röntgenzeichen vor. Die Passage kann 
nur von oben oder nur von unten her (hier wegen auftretender Spasmen) gestört sein. Durch Lage- 


änderungen gelingt es oft, Zuspitzungen an der Verschlußstelle, die durch normalen überhängen- . 


den Darm verdeckt sind, zur Darstellung zu bringen. Bei gut durchgängigem Einlauf weist eine Er- 
weiterung der proximalen Abschnitte auf eine Stenose hin. Differentialdiagnostisch sind 
Spasmen, Haustren, Eindrücke von außen schwer abzugrenzen. Ein Füllungsdefekt 
kann auch durch Gas, Einlaufsluft, durch die Wirbelsäule bedingt sein. Spasmen 


sind meist ausgedehnter, manchmal auch umschrieben und konstant. Hier ist kein Tumor tastbar, der 


Einlauf geht durch; durch Medikamente kann er gelöst werden. Die spezielle Diagnose „Krebs“ kann 
selten gegen andere organische Erkrankungen gestellt werden. Tuberkulose, Aktinomy- 
kose, Appendizitis und typhlitische Abszesse machen ähnliche Erscheinungen. 
Ulzeröse Kolitis mit gleichmäßig verengten Konturen ist, wenn ausgedehnt, leicht, wenn um- 
schrieben, nicht sicher von Ca. zu unterscheiden. Peridivertikulitis, meist an Sigmoid und 


Leberflexur, zeigt Füllungsdefekte, palpablen Tumor, vorspringende Divertikel. Der Verschluß ist. 


hier nicht völlig, oft finden sich anderswo Divertikel; 20% gehen aber in Ca. über. Bei tatsächlich 
vorhandenen Tumoren ohne Obstruktion wurden in 9,2% der Fälle Fehldiagnosen gestellt. In 90,8% 
der Fälle war ein Füllungsdefekt oder ein Verschluß vorhanden. 78mal wurde beim Einlauf ein Ver- 
schluß festgestellt, der aber nur in 70 Fällen bei der Operation bestätigt wurde. 14% der Coecum-, 
12% der Transversum- und 11% der Sigmoidkarzinome wurden nicht erkannt wegen der großen 
Variationsbreite dieser Organe. An den Flexuren wurde von 45 zirkulären Karzinomen nur 1 über- 
sehen. Divertikulitis wurde 10mal diagnostiziert, aber nur 1mal bestätigt. 


Lorenzo Coleschi (Rom): Ein seltener Röntgenbefund am Magen. (La Radiol. Medica, X,1, 


Jan. 1923.) Ein nach Ansicht des Verfassers angeborenes Divertikel an der großen Kurvatur in der 
Höhe des Pars cardiaca unterhalb der Magenblase. Außerdem spastischer Sanduhrmagen und Pylorus- 
insuffizienz. Die Konfiguration des Divertikels gleicht der einer Nische beim Ulcus perforans. 

Donati und Vespignani: Klinischer und röntgenologischer Beiund in einem Falle von 
adhärierender und schrumpfender Mesenteritis. (La Radiol. Med., X,4, April 1923.) 45jähr. Mann, seit 
20 Jhr. magenleidend. Röntgen: Ulcus duodeni, ausgedehnte Verwachsungen zwischen Magenausgang, 
Duodenum und Querkolon. Stase im dilatierten Angulus inferior duodeni. Operation: Ausgedehnte alte 
Ulkusnarbe knapp unter dem Pylorus, intensive Verwachsungen zwischen Magenausgang, Duodenum, 
Netz, Gallenblase und Pankreas, ebenso zwischen der Wurzel des ‚Mesenteriums und dem Mesocolon 
AETR, 

sisler (Wien): Die Röntgendingnose der pathologischen Gallenblase. (W. kl. W., 1923/29.) 
E. referiert über die Erfolge, Erfahrungen und technischen Anforderungen amerikanischer Autoren 
bei der Darstellung und diagnostischen Beurteilung der pathologischen Gallenblase und fordert zur 
Nachprüfung auf (s. auch Fortschritte a. d. Geb. d. Röntgenstr., Kongreßheft 1923 zu Bd. 31). 
Referent hat seine diesbezüglichen Studien in einem Kapitel zum Lehrbuch von Rieder-Rosen- 
thal niedergelegt und tritt warm für eine ausgiebige systematische Beurteilung der Frage ein, da 
seine Erfolge die Angaben der amerikanischen Literatur, so weit sie kritisch gehalten ist, weitgehend 
bestätigen. 

Gally, L. (Paris): Examen radiologique des malades atteints de stase intestinale chronique de 
constipation. (Le bullet. méd., 1923, Nr. 19, S. 513.) Scharfe Trennung der beiden Krankheitsbilder. 
Die Stase (nach Lane) als Verzögerung der Gesamtpassagezeit. Die Konstipation als Stagnation an 
einem bestimmten Punkte des Darmtraktus. Regelrechte Verlangsamung findet im Ileum, in Coecum- 
Ascendensgegend und im S-Romanum statt. 

L.Heidenhain (Worms) und Georg B. Gruber (Mainz): Über kongenitale Pylorusstenosen 
bei Erwachsenen. (D. Zschr. f. Chir., 179, 5—6, S. 330.) Angeborene Pylorusstenosen sind anscheinend 
bei Erwachsenen nicht selten; sie können in der ersten Lebenszeit durch kompensatorische Magen- 
muskelhypertrophie ausgeglichen werden. Erlahmt diese oder treten Pylorospasmen hinzu, so entsteht 
dasselbe klinische Bild wie bei Ule. ventr. vel duodeni. Die angeborene Stenose wird leicht für Ulkus- 


- oder Narbenstenose gehalten. Nach Ansicht H.s gehören die hypertrophisch-spastische Pylorusstenose 


838 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. (Verdauungsorgane.) XXXI, 2/3. 


der Säuglinge, die angeborene Pylorusstenose der Erwachsenen und das Ule. ventr. dem Symptomen- 
bilde nach in einen gemeinsamen, sichér auch innerlich begründeten Formenkreis, in dem die konsti- 
tutionelle neurotische Komponente deutlich hervortritt. 

S. Hirsch (Frankfurt a. M.): Röntgenologische Untersuchungen zur Frage der Einwirkung 
von Mineralsalzen und natürlichen Wässern auf die Darmmbotilität. (Zschr: f. die ges. exp. Med., Bd. 32, 
S. 307.) Versuche mit: Mondorfer Wasser (erdmuriatische Kochsalzquelle in Luxemburg) an Menschen 
mit Obstipation oder pathologisch gesteigerter Darmentleerung. Vergleich der einfachen Kontrast- 
füllung und der mit dem Wasser versetzten (Röntgenskizzen); 2 Phasen: erst vermehrte Dünndarm- 
peristaltik, dann verstärkte Füllung der Kolonschlingen, Stagnation, Tonusdämpfung. 

K. Hitzenberger (Wien): Über die Ulkusnarbe am Magen. (Virch. Arch., 242,3, S. 424.) 
Alte -Narben sind besonders reich an elastischem Gewebe, welches die Aufgabe hat, die Ausbuchtung 
- des Narbengrundes zu verhindern und auch sonst in der Magenwand eine wichtige Rolle spielt. Verf. 
unterscheidet eine vorwiegend kontraktile — zirkuläre Muskelschicht, welche die motorische Arbeit 
leistet, und eine kontraktil-elastische longitudinale 'Muskelschicht, welche die Magenform erhält. In 
der Muscularis mucosae ist die elastische Substanz für die isolierte Schleimhautmobilität von Bedeutung. 

Hünermann (L chir. Kl. Wien): Über Magengeschwülste nichtkarzinomatöser Natur. (Arch. 
f. klin. Chir., 124,2, S. 258.) Von 4 Myomen boten 3 den charakteristischen Röntgenbefund, einer sah 
mehr nach Ulcus penetrans aus. Bei einem gutartigen Magenpolypen fand sich hochgradige Verenge- 
rung am Antrum, durch Papaverin unbeeinflußbar, deutlicher Füllungsdefekt. Bei 5 Lymphosarkomen 
wurden wohl die anatomischen Veränderungen gesehen, der Geschwulstcharakter war jedoch nicht 
erkennbar; der Magen kann vergrößert, aber auch verkleinert sein. 

St. Jatrou (I. Chir. Kl. Wien): Über die Ursache der Passageverzögerung der Ingesta im 
Ösophagus bei Strumen. (Mitt. Grenzgeb., 36,5, S. 694.) Von 34 Kranken, welche keine Störung beim 
Schlucken von Bariumbrei zeigten, klagten 4 über geringe Störungen beim Hinunterschlucken fester 
Speisen, obwohl die Struma nicht in die Thoraxapertur hineinragte. Verf. nimmt als Ursache Atonie 
der Ösophagusmuskulatur infolge Strumadruckes auf den N. vagus an. Von 51 Kranken mit röntgeno- 
logisch sichtbarer Schluckstörung (meist von der Struma abwärts bis zur Kardia), klagten nur 22‘über 
Schluckstörung; 32 hatten eine intrathorakale Struma, welche ein mechanisches Hindernis bildete. 
Nach Pilokarpininjektion (Vagusreiz) ' war beschleunigte non mok bewegung bzw. verminderte Ver- 
- zögerung zu beobachten. 

R. Lander er (Berlin): Das Krankheitsbild der intermittierenden Adhäsionskoliken nach 
Duodenalulkus. (M. m. W., 1923/25, S. 801.) Periodische Anfälle von Schmerzen ungefähr zwischen 
Rippenbogen und Mac Burneyschem Punkt, Erbrechen saurer Massen, Abmagerung und starke 
Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens. Ursache: Adhäsionen am Colon ascendens bzw. transversum 
mit der Umgebung. Röntgenuntersuchung zeigt Hindernisse, Ulkuszeichen, Verziehungen durch 
Adhäsionen. 

Lehrnbecher (Nürnberg): Über seltene Komplikationen bei penetrierenden Magen- 
geschwüren. (Arch. f. klin. Chir., 124, 4, S. 661.) 3 Fälle: a) mit Thrombophlebitis der Pfortader, Leber- 
ubszessen, Gehirnmetastasen; b) mit subphrenischem Gasabszeß; c) phlegmonöse Entzündung des 
Gesehwürsgrundes im Pankreas, eitrige Entzündung der Cysterna chyli und des Ductus thoracicus. 

Fritz Lem perg (Hatzendorf, Steiermark): Ein Fall von Darmverschluß durch Bariumsulfat- 
stein. (Zbl. f. Chir., 1923, Nr. 28, S. 1083.) Nach glücklich überstandener Gastrektomie Obturations- 
ileus. Die Relaparotomie förderte als Ursache des Ileus im Colon descendens am Übergang in die 
` Flexur einen eingeklemmten Bariumstein. Dieser (abgebildet) war 235 g schwer, 10 cm lang, 5 cm breit, 
4 cm diek. Tod erfolgte während der 2. Operation auf dem Operationstisch. Dieser Fall mit seinem 
traurigen Ausgang lehrt, daß man in Zukunft nach röntgenographischen Magenuntersuchungen be- 
trächtlich vorsichtiger sein muß. Man wird gut tun, die Operation nicht so rasch wie bisher auf die 
Durchleuchtungen folgen zu lassen. Auch gründliche Entleerungen, wie es in der Kasuistik — 
2 Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmahlzeit — geschehen ist, schützen nicht vor üblen Zufällen; 
L. durchleuchtet nunmehr jeden nach vorausgegangener Röntgenuntersuchung zur Operation be- 
stimmten Patienten nochmals vor der Operation. 

- Öhnell (Stockholm): Zur Frage der klinischen Bedeutung der Duodenaldivertikel. (Arch. f. 
Verdauungskr., 81, 3—4, S. 127.) 34 röntgendiagnostizierte Fälle: 6 mit Ulkus oder Ulkusverdacht, 2 mit 
Hyperazidität ohne Ulkusverdacht, 8 mit Achylie, Hypo- oder Heterochylie ohne Krebs. Inkonstante 
Retention der Kontrastmahlzeit nach 4 Stunden in 76% festgestellt, wahrscheinlich noch häufiger 
vorkommend. Klinisches Bild wie bei Ule. ventr. s. duodeni. Die Duodenaldivertikel machen nicht 
selten Beschwerden, geben aber nicht ohne weiteres Anzeige zur Operation, welche schwierig sein 
kann, da die Divertikel oft im Pankreas eingebettet sind. 9 Divertikel saßen in der Pars inf., 24 in der 
P. descendens, 1 an der Flex. duodenojejunalis. _ 

V. Orator (I. chir. Kl. Wien): Über die funktionelle Bedeutung der Magenstraße und die 


XXXI, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. (Verdauungsorgane.) 339 


kardianahen Geschwüre. (Mitt. Grenzgeb., 36,5, S. 725.) Bei Nachprüfung der Befunde von Katsch 
und Friedrich zeigte sich, daß der Magen sich entweder entlang der kleinen Kurvatur oder in der 
„Führungslinie“ (Mitte des Magens) füllt; letztere Art findet sich bei Hypersekretion; auch im vorher 
mit Wasser gefüllten Magen sinkt der Brei wolkenförmig zur großen Kurvatur; umgekehrt füllt sich 
der hypersekretorische nach Ausheberung in der „normalen“ Weise, d. h. der Brei sammelt sich zu- 
nächst am Grunde der Magenblase (Gegend der oberen Segmentschlinge; Beziehung zum Ulkus!), sinkt 
dann entlang der kleinen Kurvatur bis zum tiefsten Punkt des Magens, von wo aus dann das Magen- 
volumen sich weiter entfaltet. - 

Milton und Sidney Portis: Multiple peptische Geschwüre. (The Journ. of Radiol., Mai 1923, 
8.151.) Mitteilung eines Falles, bei dem zwei Nischen gleichzeitig an der kleinen Kurvatur gefunden 
wurden, und eines Falles, in dem nach operativer Entfernung eines nischenbildenden Ulkus und 
Gastroenterostomie ein neues Ulkus mit Nischenbildung und Hämatemese auftrat. 

C. Rohde (Chir. Univ.-Klin. Freiburg i. Br.): Beiträge zu den Wechselwirkungen zwischen 
Cholelithiasis und Verdauungsapparat. (Klin. Wschr. 1923/14, S. 631.) Von 200 untersuchten Fällen 
finden sich in 80% bei der Röntgenuntersuchung Lage- und Formveränderungen von Magen und Duo- 
denum. Der leichteste Grad zeigt sich bei Adhäsionen in unscharfer Zeichnung der Konturen und den 
sogenannten horizontalen Abschlußlinien. Der Magen ist häufig. schräg gestellt, nach rechts verlagert, 
die Pylorusgegend eingerollt. Ferner wird Pylorusinsuffizienz, Dauerbulbus und Duodenalzapfen 
beobachtet. Zuweilen können lediglich durch den Druck großer Gallenblasen (oder Steine) Stenosen 
am Magen oder Duodenum erzeugt werden. Wichtig sind die sogenannten „persistierenden Flecke“ 
am Magen oder Duodenum, die Fraktionsdivertikeln entsprechen, die durch schrumpfende Adhäsionen 
oder Verwachsungen entstanden sind. Gallensteinkranke im Anfall zeigen reflektorisch ausgelöste 
Hypermotilität des Magen-Darmes. Die sekretorische Funktion des Magens war in 75% der Fälle her- 
ahgesetzt, in 87% fand sich Hypazidität bzw. H Cl.-Defizit. Wichtig ist, daß cs kein Röntgensymptom 
des Magen- oder Duodenalgeschwürs gibt, das nicht auch von einer Cholelithiasis nachgeahmt werden 
könnte. Hypazidität oder H Cl-Defizit zusammen mit den besprochenen Röntgenbefunden sind be- 
sonders in unklaren Fällen ein wichtiger Wegweiser für die Diagnose eines Gallensteinleidens. 

Saraceni: Ausgleich- oder Pendelbewegungen im Gebiete von Sphinkteren des Magen- 
darmkanals. (La Radiol. Med., X,6, Juni 1923, S. 233.) Hinweis auf die seltenen großen Kolonbewe- 
“gungen, die teils spontan, teils nach Einführung von Purgen, zur Beobachtung kamen. Pendel-, Aus- 
gleich- oder alternierende Bewegungen liegen nur dann vor, wenn sie einen periodisch wiederkehren- 
den Ablauf zeigen. Diese wirklichen Ausgleich- oder Pendelbewegungen sind selten und wenig be- 

schrieben, insbesondere die spontanen; sie schaffen das Km. gelegentlich in umgekehrtem Sinne über 
 Darmsphinkteren zurück, so an der Valvula ileocoecalis und am Pylorus, und kommen gelegentlich 
auch ohne nachweisbare pathologische Veränderungen in diesen Darmabschnitten zur Beobachtung. 
3 eigene Fälle. Im ersten kam es wegen Adhäsionen nach lleotyphus bei einer relativen Insuffizienz 
der Valv. Bauh. zu einem zufällig beobachteten blitzschnellen Zurückfluten des Kontrastmittels aus dem 
Cökum in die unterste Dleumschlinge. Im zweiten Falle handelte es sich um einen Pat., der wegen eines 
perforierten Ulcus duodeni zur Operation kam (Übernähung). Ein Monat nach Operation Röntgen- 
untersuchung, wobei ebenfalls relative Insuffizienz des Pylorus festgestellt wurde, da das Km. aus 
dem Bulbus häufig in raschen Pendelbewegungen ins Antrum zurücktransportiert wurde. Im dritten 
Falle wurden bei Scirrhus des antralen Magenteiles und des Pylorus gehäufte Pendelbewegungen des 
Km. aus dem Magen ins Duodenum und wieder zurück in den Magen beobachtet. Dieses Phänomen 
setzt voraus, daß die Ringmuskulatur der betreffenden Sphinkteren außer Funktion gesetzt sind (ini 
tionelle oder organische Störungen). 

David A. Stewart: Ein ungewöhnlicher Fall von Tuberkulose. (The Journ. of Radiol., Mai 
1923, S. 169.) Einschmelzung von Mesenterialdrüsen in der Gegend des Pankreaskopfes,: die diesen 
zerstörten, in die Magenwand einbrachen und dadurch auf dem Magenröntgenogramm einen malignen 
Tumor vortäuschten. 

Suermondit (Chir. Kl. Leiden): Über einen Fall von Ösophagospasmus. (D. Zschr. f. Chir., 179, 
3—4, S. 183.) Kleines Kardiakarzinom wurde zunächst nicht entdeckt, bis der begleitende starke Spas- 
mus:im Brustteil erst mit dicker Sonde, dann mit Ösophagoskop überwunden war. 

Carlo Vaccari: Gastro-duodenale Symptome bei anatomischen Veränderungen am Ileozökum. 
(La Radiol. Med., X,2, Febr. 1923.) Schilderung von zwei Fällen, bei welchen, trotzdem die Beschwer- 
den auf eine Affektion des Pylorus oder Duodenums hinwiesen, di elleozökalgegend. durch eine ein- 
gehende röntgenologische Untersuchung als wahrer Sitz des Leidens erkannt wurde. 

van W yhe, S. J.en Hammer, E. (Amsterdam): Gal-Longfistel uitgaande von een verkalkte 
echinococcus van de lever. (Nederl. tydsch. v. geneesk., 1923, I, Nr. 8, S. 771.) Das Röntgenbild zeigte 
einen schwammartigen Schatten über der rechten Leberhälfte in etwa Markstückgröße. 


340 | . Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. | XXXI, 213. 


t. Respirationsorgane, Mediastinum, Zwerchfell. 


Karl Ammann: Die Pneumonokoniose der Metallschleifer. (Inaug.-Diss., Zürich 1923.) Die 
Metallschleifer leiden an Chalikosiderosis, die nach 10- bis 20jähr. Berufsarbeit infolge begleitender 
sekundärer Tbk. zum Tode führt. Die physikalische Untersuchung ergibt Bronchitis. Das Röntgen- 


bilu zeigt stecknadel- bis kirschkerngroße Flecken, oft auch einzelne zu größeren Gebilden konfluiert, die. 


durch ein dichtes Maschenwerk untereinander in Verbindung stehen. Der Arbeit sind leider keine 
Röntgenbilder beigegeben. 


O.Amrein: Über Lungenegelkrankheit Disiomin pulmonale) auf Grund eines selbst beobach- 


teten Falles. (Schweiz. med. W., 1923/24, S. 576.) Es wird ein einschlägiger Fall eines 23jähr. Mannes 


‚geschildert, bei dem subfebrile Temperat Blutungen und pflaumenmusartiger Auswurf bestand. 
Im Sputum fanden sich Distomumeier neben Oidium albicans, elastischen Fasern und Fettropfen. Im 
Röntgenbild fand sich eine rechtsseitige Hilusvergrößerung, die an Tumor erinnerte. Wegen der Blu- 
tungen Anlegen eines künstlichen Pneumothorax. Im Blut bestand Eosinophilie bei Leukopenie, im 
Harn fand sich ein schwarzes Präzipitat infolge Parasitentoxinen. Eine Komplementbindungsreaktion 
ergab für Leberegelantigen Spezifität der Reaktion. Der „Tumorschatten“ im Röntgenbild war sehr 
viel kleiner geworden und Verf. kommt zum Schluß, daß die Pneumothoraxtherapie sehr befriedigend 
gewirkt hat. Er bemerkt aber in einem Zusatz bei der Korrektur, daß nun doch noch ein operativer 
Eingriff vorgenommen werden müsse. 


J. von Boros (I. Interne Univ.-Kl. Budapest): Über Relaxatio diaphragmatica. (Mitt. Grenz- 


geb., 36, 5, S. 670.) Beobachtungen an-2 Fällen ergaben, daß das relaxierte Zwerchiell nicht unbedingt 


eine paradoxe Atembewegung verrichten muß; ein hochgradig- atonisches Zwerchiell kann sich noch 
aktiv physiologisch bewegen. Andererseits beweist die beim Müllerschen Versuch beobachtete para- 
doxe Bewegung keine vollkommene Lähmung des Zwerchf£ells. 

G. B. Cardinale: Ein seltener Fall einer von der Wirbelsäule ausgehenden intrathorakalen 
 Geschwulst. (La Radiol. Med., X,3, März 1923.) Ein großer, runder, scharf umgrenzter, stellenweise 
verkalkter Tumor im rechten Oberlappen. Die Autopsie ergab ein von den ietzten Halswirbeln und 
obersten Brustwirbeln ausgehendes Osteochondrosarkom. 


Antonino Primo Dondero: Schwierigkeiten der Röntgendeutung in zwei Fällen von Lungen- 
echinokokkus. (La Radiol. Med., X,1, Jan. 1923.) In dem einen Falle handelte es sich um einen kleinen 
runden, scharfumgrenzten, intensiven Schatten im rechten hinteren Komplementärraum, der nur bei 
tiefster Inspiration, im schrägen Durchmesser und exzentrischer Strahlenrichtung entdeckt werden 
konnte. Die Diagnose Echinokokkus wurde durch Operation bestätigt. Im zweiten Falle lag ein nach 
außen konvexer, mitpulsierender, vom Mittelschatten nicht zu trennender Schatten dem zweiten linken 
Herzbogen an. Die weitere klinische und röntgenologische Beobachtung ergab, daß es sich um eine 
vom Hilus ausgehende Echinokokkuszyste handelte. 


Fleischner (Wien): Der spontane mediastinale Pneumothorax. (Beitr. z. Klin. d. Tuberk., 
55, 1, S. 51.) 9 Beobachtungen, meist bei fibrös-käsigen Phthisen. Helles Band neben dem Mittelschatten. 
Differentialdiagnose: Mediastinales Emphysem, verlagerte Trachea, Kavernen (oben). 


J. Garcin: Zwei Fälle traumatischer Zwerchiellhernie. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., 
April 1923, S. 177.) Zwei Fälle traumatischer Zwerchfellhernie, nach Granatverletzung und nach 
Messerstich: Im ersten Fall war eine Hernia gastrica angenommen worden, es bestand indessen eine 
Hernia colica. Im zweiten Fall bestand eine partielle Hernie der großen Kurvatur des Magens und 
eine Hernie des Colon sinistrum. Diese wurde durch Kontrasteinlauf völlig geklärt. — Man soll bei 
jeder Hernia diaphragmatica des Magens an die Mitbeteiligung des Darms denken. 

. Grau: Kritisches Sammelreferat über die Bedeutung der Röntgenuntersuchung bei der Lungen- 
tuberkulose. (D. m. W., 1923/23.) 

George W. Holmes und David S. Dann: Bining minato der Lunge. (The Amer. Journ. 
` of Roentg., X, 5, Mai 1923, S. 343.) Als Röntgensymptome werden beschrieben und durch Abbildungen 
belegt: Der Berini der Erkrankung am Hilus, ihre Ausbreitung von dort nach der Peripherie, die um 
so deutlicher wird, je länger die Erkrankung dauert, verschwommene Begrenzung, verwaschene 
Lungenzeichnung; dazwischen Schattenflecke von gleicher Dichte mit unscharfen Rändern, besonders 
in den Unterlappen. Oft ist die Zwerchfellbewegung vermindert, meist findet sich ein Mitralherz. 
Differentialdiagnostisch kommen in Betracht: 1. Ca.-Metastasen, die sich von den 
Hilusdrüsen aus entlang dem Bronchialbaum ausbreiten. Ihre Herde sind aber unregelmäßig geformt, 
:schärfer begrenzt, in den unteren Teilen der Lunge nicht stärker als in den oberen. Das Herz ist meist 
normal. 2. Pn&eumonokoöniose, bei der jedoch die Herde gleichmäßiger verteilt sind, die Hilus- 
verstärkung fehlt und das Herz: meist normal ist. 3. Die vom Hilus ausgehenden Tuberkulose- 
Formen, bei denen jedoch die Schatten schärfer begrenzt sind, die allgemeine Trühbung fehlt, eventuell 


pm ~a.. A 2: 


XXXJ,2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Atmungsorgane, Zwerchfell). 541 


= Kavernen sich finden. Von größter Wichtigkeit sind immer die Anamnese und die klinische Unter- 


suchung. Kasuistik. 

Huebschmann: Bemerkungen zur Einteilung und Entstehung der anatomischen Prozesse 
bei der chronischen Lungentuberkulose. (Beitr. z. Klinik d. Tuberk., 55,1, S. 76.) 

K. Lydtin (l. med. Kl. München): Ein kasuistischer Beitrag zur Differentialdiagnose Aneu- 
rysma—Lungentumor und Lungentuberkulose. (Kl. Wschr., 1923, Nr. 22, S. 1029.) Beschreibung zweier 
differentialdiagnostisch unklarer Fälle, die Autopsie des einen ergab eine Kombination von Aneurysma 
wit Tuberkulose, die des zweiten ein spindelförmiges Aneurysma im absteigenden Teil des Aorten- 


<- bogens und eine indurierende grippöse Pneumonie der ganzen l. Lunge (Röntgenbild). 


Vittorio Maragliano: Über interlobäre Pleuraverdichtungen und verkalkte Pleuraherde. 
(La Radiol. Med., X,3, März 1923.) Bedeutung der linearen Schatten im Thorax. In manchen Fällen 
werden sie erst nach Anlegung eines Pneumothorax sichtbar. Ebenso Pleuraverkalkungen. 

E. v. Müller und E. Klinekmann (Mannheim): Über den tuberkulösen Primärkomplex in 
der Lunge mit besonderer Berücksichtigung des Röntgenbildes. (Beitr. z. Klin. d. Tuberk., 55, 2, S. 133.) 
Bericht über 114 Fälle (davon 91 Kinder), mit röntgenologisch sichergestelltem Primärkomplex 
(59 einzelne und 25 mehrfache Primärherde). Der Herd fand sich häufiger rechts als links — 3:2 —, 
besonders häufig im rechten Unterfeld. Frischere und ältere Lungen- und Hilusdrüsenherde waren 
deutlich zu unterscheiden. ‚ 

Howard Pirie: Prognose der Lungentuberkulose auf Grund der Röntgenuntersuchung. (The 
Amer. Journ. of Roentg., X,5, Mai 1923, S. 366.) Eine günstige Prognose gründet sich auf das 
Fehlen starker Fleckelung, Anwesenheit starker Verkalkungen am Hilus und im Parenchym, Fehlen 
von Herzverkleinerung. Eine ungünstige Prognose ist zu stellen bei reichlicher flaumiger Flek- 
kung. Fehlen der Verkalkungen und bei Herzverkleinerungen, die im Gegensatz stehen zur sonstigen 
Muskelentwicklung. 

L. R. Sante: Studie über lobäre Pneumonie und ihre Lungenkomplikationen mit Serienauf- 
nahmen. (The Amer. Journ. of Roentg., X,5, Mai 1923, S. 351.) Die einzelnen Stadien der Anschop- 
pung, Hepatisation usw. können röntgenologisch nicht erkannt werden; der Schatten ist: homogen, 
wird aber während der Lösung, die gewöhnlich in 7 bis 10, aber auch in 3 Tagen eintritt, unregelmäßig. 
Eine länger als 14 Tage dauernde Schattenpersistenz ist abnorm und deutet auf Komplikationen hin. 
Die Erkrankung beginnt meist am Hilus, bei Kindern auch an der Peripherie. Die röntgenologische 
Differentialdiagnose gegen die Komplikationen (Pleuritis, freie, interlobäre, abgesackte Exsudate, 
chronische interstitielle Pneumonie, Lungenabszeß) werden besprochen. Von anderen Krankheiten 
kommen (differentialdiagnostisch in Frage: Hiluspneumonie, käsige Pneumonie, konfluierende Bron- 
chopneumonie, Lues, Tumoren, Exsudate. Bei letzteren ergibt die Durchleuchtung in der Richtung des 
Interlobärspaltes nicht wie bei der lobären Pneumonie eine gerade scharfe Linie, sondern eine un- 
scharfe Begrenzung wegen der konkav gekrümmten oberen Exsudatfläche.. Im Stadium der Lösung 
ist eine Unterscheidung von manchen Tuberkuloseformen nur puren Berücksichtigung des klinischen 
Befundes möglich. ` 

Sgalitzer und Stöhr: Röntgenographische Diagnose der Tracheomalazie. (Vortrag Ges. 
d. Wiener Ärzte, 6, 7. 1923, Bericht W. m. W., 1923/30—31, S. 1387.) Erkennung am Röntgenschirm bei 
Anstellung des Valsalvaschen und Müllerschen Versuches: exzentrische statt konzentrische 
Erweiterung, bzw. Kollaps der Trachea. " 

Sergent-Cottenot: Syphilis et tuberculose pulmonaire fibreuse. (Acad. de méd., Paris, 


. 1.5.1923. Ref. in Le bulletin méd., 1923, Nr. 19, S. 519.) Beträchtliche Verstärkung det Hiluszeichnung, 


auf ffalle nd viele verkalkte Drüschen, die wie eine Kette vom Hilus zu den'subklavikularen und zervi- 
kalen Drüsengebieten hinziehen weist bei zirrhotischer Tuberkulose auf Syphilis. 

SergentundDurand,H.: Syphilis pulmonaire. (Acad. de méd., Paris. Sitzg. 1. 5. 1923, Ref. 
in Le bull. med., Nr. 19, S. 517.) 2 Fälle, der eine unter dem Bilde der Arhythmie hatte eine lobäre Skle- 
rose, der andere als Lungengangrän gedeutet zeigte zahlreiche Geschwüre. | 

Tonndorf (Anatom. Inst. Göttingen): Wahre Zwerchfellhernien als Folge einer Wachstums- 
hemmung der Speiseröhre. (D. Zschr. f. Chir., 179, 3—4, S. 259.) Seltene Form, wofür Verf. die Bezeich- 
nung „Hernia diaphragmatica vera oesophagea“ vorschlägt. Das Foramen oesophageum ist Bruch- 
pforte, der verkürzte Ösophagus mündet in die Bruchpforte, ı 

Hans Wernscheid (Rud. Virchow-Krankenhaus, Berlin): Über die Verknöcherung : der 
Rippenknorpel, besonders des 1. Rippenknorpels im Röntgenbild bei Lungentuberkulose. (Med. Kl., 
1923, 17, S. 572.) Nach F. Müller kann eine Abschnürung der Lungenspitze durch die erste Rippe 
nicht eintreten, da diese nicht über ,das Niveau der ersten Rippe vorragt. Nach Wencekebach haben 


weder die Anomalien der oberen Brustapertur noch die Verknöcherung des ersten Rippenknorpels 


wesentliche Bedeutung für die Spitzenlokalisation der Lungentuberkulose; W. hat 651 Röntgenplatten 
von Heilstättenkranken Beelitz’s und Versicherungskranken Berlins durchgesehen: unter 442 Fällen 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 44 


342 a Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. ` XXXI, 213. 


von Lungentuberkulose zwischen 15 und 60 Jahren sind 86 — 19,4% nicht verknöchert. Unter 356 Fällen 
von Verknöcherung befanden sich 175 — 49% im 2. und 3. Stadium der Verknöcherung nach Wencke- 
bach (bis nahe vom Sternum ausgehende bzw. totale Knorpelverknöcherung). Unter 105 nodösen 
und zirrhotisch-nodösen Fällen im Alter von 15 bis 60 Jahren finden sich nur 28 — 26%% im 2. und 
8. Stadium der Verknöcherung nach Wenckebach. Die exsudativen Fälle kommen über das erste 
Stadium der Verknöcherung nicht heraus. Daraus folgt, daß die Verknöcherung 2. und 3. Stadiums 
mit den Jahren zunimmt und ein Begleitsymptom der gutartigen Tuberkulose ist. Auch für die Hilus- 
tuberkulose findet man eine mit den Jahren zunehmende Verknöcherung. Die frühesten Knorpelver- 
knöcherungen wurden bei einem 9jähr. Kinde gesehen. In 6 von 73 Fällen —8% wurden bei Kindern 
deutliche Verknöcherungen angetroffen. Anhangsweise wird auf den möglichen Zusammenhang zwi- 
schen Hilustuberkulose und Emphysem hingewiesen. 


8. Zirkulationsorgane. 


Klose (Chir. Kl. Frankfurt): I. Beiträge zur Chirurgie des Herzens und des Herzbeutels. IL Die 
Schußverletzungen des Herzens. (Arch. f. klin. Chir., 124,2, S. 210.) Mit ausführl: Lit. 

K. Secher (Kopenhagen): Experimentelle Untersuchungen über die Größe des Herzens nach 
einem Aufhören des Trainierens. (Zschr. f. die ges. exp. Med., 32, 1—4, S. 290.) Das Herz entledigt sich 
der nicht mehr nötigen Muskelsubstanz, das Gewicht geht wieder zurück. 


Therapie. 
1. Allgemeines; zusammenfassende Aufsätze. 


David: Kritisches Sammelreferat über Röntgenreiztherapie. (D. med. W., 1923/26.) 

Hoffmann, Schreus und Zurhelle: Beobachtungen zur experimentellen Geschwulst- 
erzeugung durch Teer verschiedener Herkunft und Paraffin. (D. med. W., 1923/20.) Verf. verwandten 
zu ihren Versuchen möglichst reine Teerfraktionen, von der Vorstellung.ausgehend, daß vielleicht auf 
diesem Wege gelingen könne, die krebserzeugenden Substanzen aus der unendlich komplizierten Masse 
des Rohteeres zu isolieren. Sie haben nur mit neutralem Teeröl bisher echte Krebse erzielen können. 
Nach Pinselungen mit Paraffin erzielten sie nach etwa 6 Monaten einen papillomatösen Tumor, der 
an einer Stelle Beginn einer malignen Umwandlung aufwies. Durch weitere Aufarbeitung der Teer- 
produkte hoffen sie chemisch wohldefinierte krebserzeugende Substanzen zu gewinnen. Je nachdem 
sie Steinkohlenteer, neutrales Teeröl oder Paraffin benutzten, erhielten sie histologisch verschieden- 
artige Tumoren. Es müssen jedoch erst weitere Untersuchungen zeigen, ob es sich hier um ein gesetz- 
mäßiges Verhalten oder einen Zufallsbefund handelt. 

Morton: Röntgentiefentherapie. (Am. Journ. of Roentg. and Rad., X, 2, Febr. 1923.) Zusam- 
menfassende Abhandlung über die physikalischen Vorbedingungen der Tiefentherapie und über die bio- 
logische Dosis nach Seitz und Wintz. Als Vorbedingungen für den Erfolg der Tiefentherapie sieht 
M. an: daß der Allgemeinzustand nicht angegriffen wird. Die Bestrahlung darf nicht ausgeführt wer- 
den, wenn die Anzahl der roten Blutkörperchen unter 4 Millionen gesunken ist, oder wenn deutliche 
Anämie und Kachexie vorhanden ist. 2. Die Erkrankung muß lokalisiert sein, Metastasierung ist 
Kontraindikation. 3. Alle Teile der Geschwulst müssen gleichmäßig von den Strahlen getroffen 
werden. 4. Auch nach der Bestrahlung muß der Allgemeinzustand sorgfältig beobachtet werden. 
Nach vorausgegangenem chir. Eingriff verschlechtern sich die Aussichten für die Bestrahlung. M. regt 
an, Karzinome, die sich refraktär gegen Bestr en unbe verhalten, durch eine Reizdosis zum Wachari 
zu bringen und dann zu vernichten (!). 

Hannes W eber (Zittau): Unsere EE EE Erfahrungen 1920 bis 1922. (Strahlen- 
ther., Bd. 15, H. 3, S. 323.) Bericht über die Röntgentherapieerfahrungen am städt. Krankenhause 
Zittau (C. Klieneberger) aus den Jahren 1920 bis 1922: Für die Röntgenkastration wird voraus- 
gehende Austastung und Ausschabung gemeinhin gefordert. Von 79 Fällen 3 Mißerfolge (2mal zystisch 
entartetes Myom, imal — Austastung war bei 17% Hb unmöglich, fehlte auch später — Operation 
‘mit exitus-anatomischer Kontrolle). Auch Myome wurden sehr erfolgreich bestrahlt. Bei Mammakar- 
zinomen wurden vorübergehend Besserungen und Erfolge erzielt. Prostatakarzinom- und Prostata- 
hypertrophie-Bestrahlung (4 Fälle mit 3 guten Erfolgen) sollte, wenn irgend möglich. zunächst versucht 
werden. Für die Sarkombestrahlung wird die Dosis 70 bis 100% HED empfohlen. 3 Fälle von Base- 
‘dow, unter 15 Strumenbestrahlungen (indifferente Strumen), 11 Fälle wurden ausgezeichnet röntgen- 
therapeutisch beeinflußt (ein Fall mit massiver Bestrahlung bei vitaler Indikation infolge Trachea- 
'kompression, stärkster Drüsenschwund mit vorübergehend bestehenden Based owerscheinungen, 


XXXI, 2/3. Ä Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. = 343 | 


.endlicher Heilung). Bei individuell eingestellter Behandlung der Tuberkulose ist die Röntgentherapie 
sehr wertvoll, perniziöse Anämie — Reizbestrahlung war gänzlich erfolglos. Für die Leukämie ist 
die Röntgenbestrahlung „die Methode“. 


2. Biologische, chemische, physikalische Strahlenwirkung, Schädigung, Schutz 


K. Beck und H. Rapp (Heidelberg): Zur Frage der Röntgenschädigungen des Kehlkopfs. 
(M. m. W., 1923/26, S. 848.) Verf. haben über 100 Kehlkopfkranke (Ca., Tbe. u. a.) bestrahlt ohne un- 
angenehme Folgen. Sie gaben aber nicht die verhängnisvolle Karzinomdosis; 60—90% HED genügen. 
Für Tuberkulose kommt man mit minimalen Dosen aus. Operable Larynxkarzinome sind zu operieren, 
inoperable zu bestrahlen. Spätschädigungen, wie sie v. Hofmeister erlebte, sind zu vermeiden, 
wenn man nicht mehr als 5 bis 6 Serien von nicht mehr als % HED auf eine un gibt und Serien- 
pausen von mindestens 4 Wochen einhält. 

Birch-Hirschfeld (Königsberg i. Pr.): Nochmals zur Schädigung des Auges durch 
Röntgenstrahlen. (Zschr. f. Augenheilk., 50, 3—4, S. 135.): Bei Aderhautsarkom und Netzhautgliomen 
wurde keine Dauerheilung beobachtet, auch ein Hornhautkarzinom war refraktär. Dagegen zeigten 
sich Gefäßschädigungen an Konjunktiva, Sklera, Iris und Netzhaut, ferner wurde Linsentrübung 
beobachtet. Angabe der Dosen. Verf. betont namentlich Rados und Schinz gegenüber, daß auch 
stark gefilterte Strahlung nicht als unschädlich gelten dürfe und warnt vor planloser Anwendung 
hoher Dosen am menschlichen Auge. 

Jonas Borak und Artur Kriser (Wien): Zur Frage der Beziehung zwischen „Röntgenkater“ 
und Leberbestrahlung. (Med. K1., 1923, 19, S..614.) Bei 7 Leberbestrahlungen — 6 Fälle — (isolierte 
Bestrahlung der Leber, von rechts bzw. von vorn, Dosis 8 H an der Haut gemessen, Filter 4 mm Alum.) 
trat niemals Störung des Allgemeinbefindens auf. Weder subjektiv noch objektiv irgend ein Zeichen 
von „Röntgenkater“. Alle Leberfunktionsproben fielen negativ aus. (Galaktoseprobe Bauer, Lävu- 
loseprobe Strauß, Gallenprobe Falta (Urobilinbestimmung nach Weltmann-Tenschert). 

Heinr. Chantraine (Köln): Zur Deutung von Strahlenwirkungen. (Strahlenther., Bd. 15, 
H. 3, S. 298.) Physiologisch-philosophische Abhandlung: Die Röntgenstrahlen wirken als fein abstuf- 
barer Reiz, der vornehmlich den Bau der Zelle ändert, im Sinne einer Änderung der Leistungsfähigkeit. 
Die innere Arbeitsbereitschaft — Änderung des Gefüges, Erholung und Erholungspausen — kann nur 
durch Feststellung der Beanspruchungsgrenze erkannt werden. Bei Reizuntersuchung muß festgestellt 
werden, ob durch diesen die Geschwindigkeit des Spannungsausgleichs, ob die Arbeitsbereitschaft für 
unmittelbare Reize, ob die innere Arbeitsbereitschaft geändert wird. — Große Röntgenstrahlenmengen 
wirken unvermittelt reizend, „Wirkung aufs Auge“. Große Strahlenmengen setzen die Arbeitsbereit- 
schaft für Reize herab. Durch die Bestrahlung — lange Nachwirkung der Röntgenstrahlen — muß 
das Gefüge der Hemmungen oder der inneren Arbeitsbereitschaft verändert werden. Ob unter der Be- 
strahlung Steigerung oder Verminderung der inneren Arbeitsbereitschaft mit gesteigerter Arbeits- 
bereitschaft für Reize oder ob Herabsetzung der Wirksamkeit von Hemmungen statthat, läßt sich einst- 
weilen nicht entscheiden. Bei der Unkenntnis über die Wirkungen der Röntgenstrahlen muß sich der 
Röntgenarzt durch Erfahrung leiten lassen. Dabei sollte statt nil nocere gelten „womöglich mehr 
Nutzen als Schaden“. 

O. David und G. Gabriel (Halle a. S.): Die Kapillarmikroskopie des Röntgenerythems. 
(Strahlenther., 15,2, S. 125.) Mit Hilfe der Kapillarmikroskopie gelingt es, die Hautreizdosis in ihren 
einzelnen Stadien bei normaler Haut zu beobachten und den Verlauf der Veränderungen festzulegen. 
Bestimmte Kapillarveränderungen entsprechen bestimmter Überempfindlichkeit gegen Röntgen- 
strahlen, so daß auf Grund der Kapillarbeobachtung bereits vor der Bestrahlung Überempfindlichkeit - 
gegen Röntgenstrahlen angenommen werden kann. Das normale physiologische Kapillarbild unter- 
scheidet sich deutlich von pathologischen Fällen (Basedow, Struma, Hypertonie, Syringomyelie, Pso- 
riasis usw.). Zur Untersuchung eignet sich der. Nagelfalz und die Rückenhaut. Die Beurteilung der 
Bilder erfordert Schulung des Gesichtsinnes. Die Röntgenreaktion ist nicht, wie die Mehrzahl der 
früheren Autoren annimmt, eine reaktive Entzündung, sondern vielmehr im Sinne Ricekers eine 
Reizung der Kapillarwand durch Röntgenstrahlen. Die Reaktion der Gefäße, meist Dilatation, beruht 
auf einer Reizung der kontraktilen Elemente der Gefäßwand selbst und auch ihrer nervösen Elemente. 

O. David und A. Hirsch (Med. Klin. Halle): Experimentelle Untersuchungen über den 
Adrenalingehalt der Nebennieren nach Röntgenbestrahlung. (Klin. Wschr., 1923/17, S. 790.) Genaue 
Untersuchungen an 40 Versuchstieren ergaben eine deutliche Beeinflussung des Adrenalinsystems,. 
und zwar wurde bei Bestrahlung mit 1 HED. Funktionsschwächung, dagegen bei: Bestrahlung mit nur 
4% HED. Funktionserhöhung erzielt. i 

Driessen (Amsterdam): Experimentelle Untersuchungen über den Einfluß der Röntgen- 
strahlen auf Uterus und Ovarien des Kaninchens. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn 1922 — Arch. f. Gyn., 117, 

44% 


844 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkuug). XXXI, 2/3. 


S. 246.) Versuche an jungen Kaninchen, deren Ovarien viel strahlenempfindlicher sind als die älterer. 
Bei Vernichtung des Ovariums atrophieren auch die Uterushörner stark. Bei schwächerer Bestrahlung 
und späterer Schwangerschaft wird die Entwicklung des Embryos und der lötalen Plazenta gehemmt. 
Vortr. mahnt zur Vorsicht bei Bestrahlung jugendlicher und schwangerer Individuen. 

Ellinger und Gans (Heidelberg): Über biologische Röntgenstrahlenwirkungen. I. Mit- 
teilung: Über Steigerung und Abgrenzung der biologischen Röntgenstrahlenwirkung. (Arch. f. exp. 
Path. u. Pharm., 95, 5—6, S. 291.) Versuche an Ratten und Menschen ergaben rascheren Eintritt und 
stärkeren Grad der Röntgenstrahlenwirkung nach sepsibilisierender subkutaner Infiltration des Ge- 
webes mit 10proz. Thoriumnitratlösung. 

K. Grasmann (München): Über „Röntgenspätschädigungen“ der Haut nebst kasuistischem 
Beitrag. (D. Zschr. f. Chir., 179, 1—2, S. 115.) Bei 49jähr. Frau, die vor 4 Jahren wegen Myomblutungen 
bestrahlt worden war — ohne Hautreaktion — trat an der r. Gesäßbacke ein Köntgengeschwür auf, 
‚das exzidiert wurde. Histologisch fand sich eine Gefäßobliteration, die aber als sekundär auizufassen 
war. Bei einem andern Spätulkus wurde Heilung in der feuchten Kammer (Guttaperchaabschluß) 
erzielt. 

Halberstädter und Wolfsberg (Berlin): Funktionssteigerung und -schädigung von 
röntgenbestrahlten tierischen Geweben im Lichte der Vitalfärbung. (Zschr. f. die ges. exp. Med., 
Bd. 32, S. 367.) Untersuchung des Nierenparenchyms weißer Mäuse, die nach subkutaner Injektion von 
Trypanblau intensiv bestrahlt wurden. Zunächst wird ein Stadium des Funktionsreizes, der Funktions- 
steigerung beobachtet (erhöhte Vitalfärbung), die aber nicht den Grad erreicht wie bei geringeren 
Dosen. Das radiosensible Epithel spricht schnell und auf kleine Dosen an, hat eine geringe Dosenbreite 
und tritt bald in die Phase der Schädigung über. Das Bindegewebe hat große Dosenbreite und färbt 
sich erst langsam stärker. 

Katumi H aram a ki (Berlin): Das Verhalten des Radiothoriums im Tierkörper. (Strahlenther., 
Bd. 15, H. 3, S. 347.) Tierversuche zur Feststellung, an welchen Stellen des Organismus intravenös inji- 
zierte Radiothoriumverbindungen festgehalten werden und wirken: Radiothorium wird lange Zeit 
nach einmaliger Injektion und zwar vor allem in Leber, Milz und Knochenmark zurückgehalten. 
‚Durch die langfristige Retention des Radiothors können — örtlich und allgemein durch die Zertalls- 
produkte — langdauernde Wirkungen erzielt werden. Zu hohe Dosierung der einzelnen Injektion. 
und selbst in größeren Intervallen wiederholte Injektionen — Kumulierung — können schädigen. 
Schwache Aktiviäten von Radiothor wirken beim Kaninchen blutvermehrend. Die Zunahme von W. 
ist sehr augenfällig, während die R.- und Hb.-Zunahme sich in wesentlich niedrigeren Grenzen hält. 

Holzknecht (Wien): Gibt es eine Reizwirkung der Röntgenstrahlen? (N. m. \V.. 1923/24, 
S. 761. Vortr. auf d. Röntgenkongreß 1923, siehe Kongreßheft des 31. Bandes der „Fortschritte“, Vor- 
trag Nr. 27.) 

E. Klaften (I. Univ.-Frauenkl. Wien): Über biologische Veränderungen nach Röntgen- 
schwachbestrahlungen bei einigen gynäkologischen Erkrankungen. (Zbl. f. Gyn., 1923/29, S. 1171.) 
Es wurden 30 Fälle vor und nach einer Bestrahlung des Unterbauches (23 cm FHD., 3 mm Al., 6—10 H., 
Apcxapparat, Wattsiederöhre) eingehend untersucht. Adrenalin- und Pilokarpinprobe blieb unver- 
ändert, Vagotonie und Sympathikotonie, Blutdruck und Urinbefund zeigte keine Beeinflussung: Häma- 
globingehalt blieb gleich, die Erythrozyten zeigten nach 6 Stunden oft eine vorübergehende geringe 
Abnahme, ebenso die Blutplättehen. Die Gerinnungszeit war gewöhnlich nach 6 Std. 1% bis 2 Min. 
vorlängert. (Bei einer rezidivierenden Purpura rheumatica thrombopenischer Art mit Genitalblutun- 
gen zeigte sich nach der Bestrahlung Zunahme der Thrombozyten und hochgradige Thrombopenie.) 
Meist fand sich Zunahme der neutrophilen Elemente und Lymphopenie, außer bei primärer Leuko- 
. zyiose. In 16 Fällen zeigte sich schon nach 16 Std. ein Leukozytenanstieg um ’/s bis 4, auf Kosten 
der Lymphozyten, für 2 bis 3 Tage. An den Lymphozyten waren oft degenerative Veränderungen sicht- 
bar. Eiweißgehalt des Serums und Blutzuckergehalt blieb unverändert, Fälle mit Adnexveränderungen 
. zeigten regelmäßig Temperaturanstieg bis 38 und 38% Grad. 

“Kok: Experimentelle Beiträge zur Strahlenbehandlung des Karzinoms. (D. m. W., 1923/28.) 
Bei Verwendung von hochgefilterten Strahlen sind deutliche Einflüsse auf das Mäusekarzinom zu 
beobachten. Bei geeigneter Bestrahlung sieht man nach einer gewissen Latenzzeit Stillstand im 
Wachstum, Rückbildung oder völlige Heilung. Reizwirkung auf das Karzinom im Sinne einer Wachs- 
tumsbeschleunigung wurde auch nach kleinen Dosen niemals beobachtet. Die besten Heilwirkungen 
zeigen mittlere Dosen, die etwas unter der Epilationsdosis der Maus bleiben. Die Wirkung ist wesent- 
. lich besser, wenn eine größere Umgebung des Tumors mitbestrahlt wird, als wenn der Strahlenkegel , 
. eng auf den Tumor abgeblendet wird. Bestrahlungen der ganzen Maus mit Dosen, welche diese noch 
verträgt, höchstens !/z», der Epilationsdosis, hatten mindestens so gute Wirkungen wie optimale Lokal- 
bestrahlungen. Bestrahlungen des halben Tieres, einmal von hinten mit dem Tumor, das andere Mal 
von vorn mit Ausblendung des Tumors hatten gleiche Wirkung. Die Wirkung war allerdings wesent- 


XXXI 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). 345 


lich geringer, wie wenn das ganze Tier bestrahlt wurde. Die Größe des durchstrahlten Körpervolumens 
ist also maßgebend, weniger die dem Tumor direkt verabfolgte Strahlenmenge. Außerhalb des Körpers 
lassen sich auch mit den allergrößten Strahlenmengen Karzinomzellen nicht abtöten. Durch die 
Absorption der Strahlen im Gewebe, nicht nur im Karzinomgewebe selber, wird eben etwas frei, was 
seinerseits direkt oder indirekt den Organismus in dem zweifelsohne vorher schon bestehenden Abwehr- 
kampf unterstützt, falls nieht durch zu gewaltige Dosen das Bindegewebe geschädigt wird. 

E. König (Harburg-Elbe): Zum Kapitel der Röntgenschädigungen nach Halsbestrahlungen. 
(M. m. W., 1923/18, S. 558.) Im Anschluß an die Veröffentlichung Hofmeisters beschreibt K. einen 
ähnlichen Fall von schwerer Schädigung des Larynx und der perilaryngealen Weichteile nach mehr- 
fachen Bestrahlungen wegen Aktinomykose. 

Paul Krause (Bonn): Wie schützt der Arzt bei Durchleuchtungen seine Kranken und sich 
selber vor Schädigungen durch Röntgenstrahlen? (M. m. W., 1923/30, S. 985.). Merkblatt, das in jedem 
Röntgeninstitut angeschlagen werden sollte! vgl. dieses Heft d. „Fortschritte“ S. 313; 314. 

Margarete Levy (Berlin): Wachstumshemmungen nach Bestrahlung mit Ultraviolettlicht. 
(Strahlenther., Bd. 15, H. 3, S. 390.) Unter Vermeidung der — der nicht letalen Dosis sehr nahe liegen- 
den — letalen gelingt es, bei genügend großem Lampenabstand, bei frisch geworfenen Mäusen oder 
Ratten durch Bestrahlung mit -ultraviolettem Licht das Körperwachstum und das Wachstum der Haare 
zu hemmen. Die Hemmung kann in einem späteren Stadium der Bestrahlung wieder ausgeglichen 
werden. Die Bestrahlung des trächtigen Muttertieres vermag keine Mißbildungen der Jungen hervor- 
zurufen. Die histologische Untersuchung ergibt keine Ursache für den Tod der Tiere, jedoch ist diese 
wohl mit Wahrscheinlichkeit in einer Schädigung des Zellkerns zu suchen. 


Emmerich Markovits (Wieden, Wien): Röntgenschutz. (Med. K1., 1923/25, S. 866.) Zusam- 
menstellung der gebräuchlichen Schutzmaßnahmen für den Arzt und seine Mitarbeiter und für den 
Patienten bei Durchleuchtung, Aufnahme und Behandlung. Die beschriebenen und geforderten 
Schutzmaßnahmen entsprechen dem Verhalten, wie es in jedem Röntgenlaboratorium beachtet wer- 


den soll und wie es wohl auch allgemein bei kundigen und der Verantwortung sich bewußten Ärzten 
durchgeführt ist. | 


V.E. Mertens (Chir. Kl. München): Über die diagnostische Anwendung des Serums von be- 
strahlten Krebskranken und über die Wirkungsweise der Röntgenstrahlen. (D. Zschr. f. Chir., 179, 
3—4, S. 216.) Im Blute von Krebsträgern, deren Geschwulst unter Röntgenbestrahlung zurückgeht, 
sind Schutzstoffe zu erwarten, welche von den in vermehrter Zahl beweglich gewordenen und in den 
Kreislauf gelangten Geschwulstzellen erzeugt werden. Spritzt man solches Blut andern Trägern 
gleichen Krebses in die Haut, so entstehen an diesen Hautstellen öfters alsbald violette Flecken, welche 
wenige Tage sichtbar bleiben. 


G. Mieseher (Zürich): Über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf die Sekretion des Magens. 
(Strahlenther., 15, 2, S. 252.) Mitteilung der Ergebnisse einer Reihe von Bestrahlungen an einem 
Pawlowhund: Danach haben die Röntgenstrahlen in den angewandten Mengen deutlich lähmenden 
Einfluß auf die Magensaftsekretion (0,4 bis 2,8 Sabouraud) (1 Sabouraudvolldose = t/s HED). 


G. Miescher: Die biologische Wirkung der Röntgenstrahlen. (Schweiz. med. W., 1923/20, 
S. 485.) In dieser akademischen Antrittsvorlesung geht Verf. davon aus, daß lebende Systeme auf y- 
und Röntgenstrahlen viel intensiver reagieren, als unsere Erfahrung über Röntgenstrahlenwirkung 
in der unbelebten Welt erwarten ließen. Die Absorptionsgröße genügt dabei nicht für die Erklärung 
der Differenzen in der Reaktionsgröße zwischen den einzelnen Organismen, Organen und Geweben. 
Maßgebend sei ein zellulärer, biologischer Faktor, die Strahlensensibilität. Es wird dann von der Ab- 
hängigkeit, vom Wachstum der Zellen, von der Zell- und Kernteilung, vom Wassergehalt des Proto- 
plasmas usw. gesprochen. Untersuchungen zusammen mit Neidhard an Kulturen von Sporotrichon 
Bermanni zeigten deren Unempfindlichkeit im Sporenstadium und deren 4mal größere Empfindlichkeit 
beim Auskeimen. Ausführlich wird die Sensibilität der Haut besprochen. Die Hautreaktion gehe in 
Wellen vor sich: einer initialen (Früherythem), einer intermediären und einer terminalen oder Haupt- 
welle. Die Latenz bis zum Auftreten der Hauptreaktion sei um so kürzer, je größer die Dosis und je 
intensiver der Reaktionsausfall.e. Zur Spätpigmentierung geselle sich als weitere Phase die Hautatro- 
phie mit Teleangektasien, doch erst Jahre nach Ablauf der entzündlichen Reaktion. Es wurden auch 
Spätgeschwüre und karzinomatöse Wucherungen beobachtet, und zwar auch dann, wenn wiederholt 
nur leichte Röntgenerytheme aufgetreten waren oder sogar dann, wenn auch nach der Bestrahlung 
jede Reaktionserscheinung ausgeblieben war. Die HED. zeige große individuelle Schwankungen. Für 
Idiosynkrasien fehle vorläufig der Beweis. Zur Beurteilung der funktionellen Leistungssteigerung hat 
Verf. die Magensckretion bei einem Pawlowhund herangezogen. Er fand 1. eine initiale Reizung, 
2. eine länger dauernde Hemmung, 3. eine Erholungsphase und 4. eine Phase der reparatorischen . 
Hyperkompensation. Die ganze Reaktionszeit bis zur Wiederherstellung der Norm dauere 3 bis 


? 


| 346 Auszüge ı aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). XXXI, 2/3. | 


X 4. Monate. - Dabei seien: Salzeäure-Pepsinproduktion und PNA RT voneinander unabhänsie: 
2 Diese Leistungssteigerung könnte aber auch auf Lähmung hemmender Faktoren beruhen.: Auch die 


Pigmentbildung der Haut werde durch kleine.Dosen angefacht, bei größeren trete eine Hemmung auf, 


-~ die nachher einer intensiven Neubildung Platz mache. Stärkste Dosen zerstören die Pigmentbildner. . 


Bloch und Guggenheimer fanden, daß schwache Röntgendosen in der ersten Woche’ eine Zu- 


nahme des Haarwachstums erzeugen, die von einer Abnahme abgelöst werde. Also die Reaktion auf ' 
. ein und dieselbe Dosis sei zuerst Reizung, dann Hemmung. Im Anschluß an die Kerntheorie Hert- 


wigs und die Theorie der degenerativen. Mitose L acassa gnes und Monods wird erklärt, daß 


die "Wirkung der Röntgenstr ahlen auf eine primäre Beeinflussung der Kernkolloide. zurückgeführt = 
werden müsse; wobei- Verf. sich auf die Modellversuche Fernaus und Paulis stützt. Die Wirkung 


der .ekto- und endozellulären Fermente sei gleich Null, wie sich aus V ersuchen Ramels aus der 


oB lo c h schen Klinik an Willstä tte rs Peroxydasen, Diastasen und Oxydasen ergeben haben. 


E.F. Müller (Hamburg): Leukozytensturz nach unspezifischen Intrakutanimpfungen. Beitrag. 


_ zur biologischen Bedeutung der Haut. -(Zschr. f. die ges..exp. Med., 32, 1—4, S. 120.) Durch jede intra- 


kutane (nicht aber durch subkutane) Einspritzung örtlich reizloser Eiweißstoffe und Salzlösungen tritt 


bei Gesunden und Kranken ausnahmslos eine reflexartige, offenbar durch das vegetative Nervensystem 
u vermittelte Änderung i in der Verteilung der vom Knochenmark abstammenden Leukozyten in der Blut- 


` bahn ein: diese werden anscheinend in den Gefäßgebieten der i inneren Organe für kürzere oder längere 
`- Zeit zurückgehalten. 


Walther Müller (Marburg): Der Binfuß der Röntgenstrahlen auf den Knochen. (M. m. W, 


.1923/30; 'S: 980.) Der fertig ausgebildete Knochen wird anscheinend auch durch intensive Bestrahlung . 


nicht verändert, wohl’ aber ist der Wachstumsknorpel empfindlich. gegen Bestrahlung. Auch der. 


Frakturkallus wird durch größere Dosen in der Entwicklung gehemmt. Die wachstumsfördernde Wir- 
i kung ‚geringer Dosen ist nicht sicher erwiesen. Bei Kaninchen sah Verf. am ‚resezierten Radiusschaft 
keinen Einfluß der Bestrahlung auf die Regeneration. 


KR, Nather und H. R. Schi nz (Zürich): 'Tierexperimentelle Röntgenstudien zum - Erehe- 


l problem. I. Gibt es eine Reizdosis bei malignen Tumoren? (Mitt. Grenzgeb., 36,5, S. 620.) Um die 


formative Röntgenreizwirkung zu studieren, wurden über 200 Mäuse, denen ein transplantables Mäuse- 
karzinom intramuskulär i in einen Hinterschenkel eingeimpft worden war, in verschiedenen Serien ver- 


‚Schieden bestrahlt, nachdem erst. die Röntgenempfindlichkeit von Normalmäusen festgestellt war. 


Die Totalbestrahlung mit der menschlichen HED. ist für Mäuse tödlich; nach größeren Dosen tritt der 


. Tod früher, schon innerhalb 3 Tagen.ein; ferner ist die letale Dosis geringer bei gefilterter intensiverer 


Strahlung. Man kann also nur Teilbestrahlungen zum Vergleich heranziehen. Lokalbestrahlungen 


mit mehrfacher HED. können ohne nennenswerte Allgemeinsthädigung gegeben werden. Einmalige 


Bestrahlung von Karzinommäusen mit entsprechend kleinen „Reizdosen“ ließ keinen „formativen 
Reiz“. (Virc ho w) erkennen, es wurde weder Lebensverkürzung, noch rapides Tumorwachstum, noch 
beschleunigte Waächstumsschnelligkeit pro die beobachtet, es wurde vielmehr des Krebswachstum 
göhemmt, das. Leben verlängert (Heilwirkung. Bei höheren Dosen nahm die Lebensverlängerung 
wieder ah. (Allgemeinschädigung). Krebsheilung war durch einmalige Bestrahlung nicht zu er- 


reichen, doch wirkten die. Dosen nur destruktiv, nie reizend. Um zu beweisen, daß die 
` Tumoren röntgensensibel ‚waren, wurden diese bei anderen Mäusegruppen mehrmals bestrahlt. 
` Bei: ‘höheren Dosen überwog dann die Aflgemeinschädigung. Die Überdosierung bewirkte 


Wachstumshemmung und Zerfall, eine Reizwirkung auf den Tumor trat nicht zutage. Bessere Erfolge 
wurden erzielt mit mehr(6-)maligen geringen (je 75%. HED.) Bestrahlungen in kurzen (3 Tage) . 


| Zwischenräumen. Heilung wurde erreicht durch 6malige ungefilterte Bestrahlung der Tu- 

- moren mit je 225% HED. in 3- bis 4tägigen Zwischenräumen. Verf. erklären diese Wirkung so, daß 

bei Mehrfachbestrahlung eine viel größere Anzahl von Zellteilungsstadien getroffen _ werden; nach 

-Holthusen ist das Stadium der Äquatorialplatte am röntgensensihelsten. Bestrahlungen von Kar- 
5 zinombrei in vitro mit 10facher HED. tötete die Tiere nach Injektion rasch unter Vergiftungserschei- 

nungen. Bestrahlung von Karzinombrei in vitro mit öfacher HED. genügte nicht zur Abtötung sämt- 

. liaher Tumorzellen. Für die Karzinombehandlung beim Menschen ziehen Verf. die Schlüsse, daß das 


Bestehen einer Ca.-Reizdosis äußerst unwahrscheinlich ist, daß das Ca.-Problem in therapeutischer 


Beziehung ein Dosierungsproblem ist und daß überall, wo nicht ohne große Gefahr Maximaldosen ge- | 


geben werden können, kleine Teildosen (Bruchteile der HED.) in kurzen Zwischenräumen von Tagen, 


-unter 9 mm Zinkfilter versucht werden sollen. 


Nürnberger (Hamburg-Eppendorf): Keimdrüsenbestrahlung und Nachkommehschaft. (Mschr. 


- f. Geburtsh. u. Gyn., 63,1, S. 7.): N. hält die von Untersberger auf Grund von Untersuchungen an 

“reifen Eiern des Schwammspinners behauptete schädliche Wirkung der Röntgenstrahlen auf Ovarien 
. und Nachkommensechaft für unbewiesen, da die Versuchsanordnung fehlerhaft und ‘die daraus gezoge- 
- nen Schlüsse zu weitgehend seien, 


Ba 2 6 a Fee Er 


XXXI, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). 347: 


Opitz (Freiburg): Zur Frage der Dosierung und der Heilwirkung der Röntgen- und Radium- 
strahlen. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn. 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 223) s. Fortschr. XXIX,5, S. 628. 
E. Opitz (Freiburg): Biologische Vorgänge bei Bestrahlung des Karzinoms und ihre Aus- 
nützung für die Behandlung. (Mschr. f. Gebh., 61, I, S. 232.) Verf. unterscheidet die lokale und die all- 
gemeine Wirkung (umgebendes Gewebe, Blut, endokrine Drüsen). Eine Karzinomdosis von 90 bis 
110% HED. ist nur in dem Sinne haltbar, daß bei Mamma- und Uteruskarzinom in der Mehrzahl der 
Fälle eine Rückbildung damit erreicht wird. Mehrfach wiederholte Bestrahlungen mit einer die Ca.- 
Dosis nicht ganz erreichenden Dosis gibt die besten Dauererfolge.. Kombinierte Radium-Röntgen- 
therapie scheint die beste Wirkung zu geben. Überdosierung ist gefährlich, individuelle Behandlung 
notwendig. Eo i. | 
Pagniez,Ravina und Solomon: Die Wirkung der Röntgenstrahlen auf. die Blutgerin- 
nung. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., April 1923, S. 153.) Fast immer hat die Bestrahlung mit Rönt- 
genstrahlen eine Blutgerinnungsbeschleunigung zur Folge. Ausnahmsweise und selten wird nach 
Röntgenbestrahlung Gerinnungsverzögerung festgestellt. Die Gerinnungsbeschleunigung tritt ziem- 
lich bald nach der Bestrahlung auf, erreicht ein Maximum und erreicht nach individuell ver- 
schieden langer Zeit den Ausgangswert. Die Beschleunigung tritt nach Milzbestrahlung bzw. nach 
Bestrahlung der großen Gefäßstämme auf, Strahlengewöhnung wird beobachtet. Die durch Röntgen- 
bestrahlung gesetzte Gerinnungsbeschleunigung erklärt die bald nach Bestrahlung eintretende Stil- 
lung uteriner Blutungen (Fibromyome usw.), das Aufhören von Blutungen bei Hämophilie usw. Da- 
nach ist die Röntgenbestrahlung der Milz zur Erreichung rascher Hämostase gerechtfertigt. 

Petry (Graz): Über die Röntgenempfindlichkeit verschiedener Sorten einer Pflanzengattung. 
(W. kl. W., 1923, Nr. 19.) Anläßlich von Sensibilisierungsversuchen stellte P. fest, daß verschiedene 
Linsensorten eine ungleiche Strahlenmenge zur gleichen Schädigung ertorderten. Exakte Kontrollunter- 
suchungen bestätigten diese Beobachtung, daß die braunrote Linsensorte ungleich empfindlicher als die 

gelbgrüne Sorte ist. Für alle anderen untersuchten Samensorten, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Kresse, 
Pferdebohnen usw. dagegen mußte er die Jünglingschen Erfahrungen bestätigen, nach denen keine 
Unterschiede in der Empfindlichkeit verschiedener Sorten einer Gattung bestehen. 

Petry (Graz): Über die Bedeutung der Strahlenabsorption für das Zustandekommen der bio- 
logischen Röntgenreaktion. (W. kl. W., 1923/21.) P. wollte prüfen, ob Röntgenstrahlen beim Durchtritt 
durch empfindliches Gewebe (etwa wie beim Eosinversuch Tappeiners) ihrer Wirksamkeit auf 
empfindliche Objekte beraubt würden. Er bestrahlte dazu Keimlinge teilweise unter 2,8 cm H20, teil- 
weise unter gleichdieker Schicht Rindlymphdrüsenbsei. Die Schädigung der Keimlinge zeigte keine 
Unterschiede. Ein Beweis für das Mitspielen einer photochemischen Absorption selektiv absorbierender 
Substanzen beim Zustandekommen der Röntgenschädigung ist nicht erbracht worden. 

Hans Ritter und Otto Mo je (Hamburg, St. Georg): Experimentelle Untersuchungen über die 
Einwirkung der Röntgenstrahlen auf Tuberkelbazillen und tuberkulöses Gewebe. (Strahlenther., Bd.15, 
H. 3, S. 283.) Zur Beantwortung der Frage, was aus den Tuberkelbazillen bestrahlter Drüsen werde, 
haben Verf. mit Tuberkulose infizierte Meerschweinchen mit Röntgenstrahlen verschiedener Qualität 
und verschiedener Dosis zu verschiedener Zeit nach der Infektion beschickt: Danach haben die 
Röntgenstrahlen auf die Tuberkelbazillen selbst keinerlei Einfluß. Die Wirkung der Röntgenstrahlen 
auf das tuberkulöse Gewebe bzw. auf den Ablauf des tuberkulösen Prozesses beruht in Anregung der 
Schutzorgane des Organismus zu erhöhter Tätigkeit. Erhöhung der Phagozytose und Wucherung des 
Bindegewebes mit Narbenbildung sind die Folgeerscheinung zweckmäßiger Bestrahlung. Bei der 
Meerschweinbestrahlung — kleine bis höchstens haselnußgroße Prozesse — waren die harten unfil- 

: trierten Strahlen wirksamer als die filtrierten; große Dosen wirkten eher schädlich als nützlich. Nie- 
mals, im Gegensatz zu Iselin, ließ sich als Folge von Bestrahlung Virulenzabschwächung der Tu- 
berkelbazillen nachweisen. 

Clement Roth und John J. Morton: Die unmittelbare Wirkung von Radium- und Röntgen- 

strahlen auf die Enzymtätigkeit. (The Amer. Journ. of Roentg., X,5, Mai 1923, S. 407.) Verf. fanden 
nur Veränderungen die innerhalb der Fehlerquellen lagen. 

Thomas Scholz (New York): Zur Frage der Vergiftungserscheinungen im Röntgenzimmer 
und deren Verhütung. (Strahlenther., Bd. 15, H. 3.) Die im Röntgenzimmer beobachteten Vergiftungs- 
‘erscheinungen einschließlich des sogenannten Röntgenkaters beruhen auf einer Gasvergiftung. Diese 

kann mittels technischer Hilfsmittel völlig vermieden werden. 

A. Schröder (Stuttgart-Cannstatt): Zur Gefährlichkeit der Röntgenbestrahlungen am Halse. 
(M .m. W., 1923/26, S. 849.) Die Bestrahlung von Halslymphomen und -aktinomykose ist äußerst dank- 
bar und bei Vermeidung von Überdosierung gefahrlos: % bis ?/s Erythemdosis auf die Haut mit 3 mm 
Aluminiumfilter und 4wöchentlichen Pausen. Bei ausnahmsweise refraktärem Verhalten bricht man 
nach 3 Bestrahlungen ab. 


Egbert Schwarz (Rostock): Über Schädigungen bei der Röntgenbehandlung von Myomen und 


848 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). ` XXXI, 2/3. 


hämorrhagischen Metropathien. (Strahlenther., Bd. 15, H. 3, S. 398.) In 2 Fällen — blutige Durchfälle 
und Bestrahlungsnekrose des Sigmoideum, diese mit operativ-anatomischer Kontrolle — wurde schwere 
‘ Darmschädigung bei Kastrationsdosen beobachtet. Die für die Mitte des Beckens errechnete Dosis‘ E 
betrug 65%, auf die Ovarien entfiel 50%. Die Darmschleimhaut kann sicher nicht mehr als 90% er- 
halten haben (Darmdosis nach W in tz 130 bis 135%). Als Ursache der Bestrahlungsnekrose — Ulzera 
.der Flexur des Colon sigmoideum — wird Überempfindlichkeit der Gewebe bzw. der Organteile an- 


genommen. Die Überempfindlichkeit wird in der bei.den langdauernden Uterusblutungen bestehenden . 


. Hyperämie der Beckenorgane gesehen. Diese Überempfindlichkeit besteht bei den höhere Dosen erhal-* 
.tenden Beckenorgankarzinomen nicht. Auf Grund solcher Erfahrung soll man versuchen, bei My om- 
und Metropathie mit der kleinsten eben erforderlichen Dosis auszukommen. 

GG Schwarz (Kaiserin-Elisabeth-Spital Wien): Über einen scheinbar gesetzmäßigen. Unter- 

schied zwischen gutartigem und bösartigem Wachstum im Verhalten gegenüber der Röntgenwirkung. ` 
(Kl. Wschr., 1923/21, S. 969.) Siehe Kongreßheft 1923 (Bd. 31) der „Fortschr.“, S. 72. 
‚ Seitz (Gießen): Anatomische Befunde am ‚röntgenbestrahlten Genitale. (Vhdlg. der D. Ges. f. 
Gyn. 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 251.) Die histologischen Bilder sprechen dafür, daß bei der Rück- 
‚bildung der Myome außer der'ovariellen Wirkung auch eine direkte Beeinflussung der Tumoren statt- 
findet. Bei Fällen, in denen trotz verabfolgter Ovarialdosis wieder Blutungen aufgetreten waren, fanden ° 
sich verschiedene Ursachen: 'Schleimhautveränderungen bei submukösen Mvomen;: Endometritis und 
Adenomyometritis; glandulär-zystische Umwandlung der Uterusschleimhaut; ein Zervixschleimhaut- , 
. polyp. Nach Bestrahlung stellt der Eierstock seine Tätigkeit nicht plötzlich- ein, es können sich noch 
‘ einzelne Primärfollikel aiden, doch reagiert die Utërnssdklanmhatt nicht mehr in de ‘r physiologischen 
Weise. 

L. Seitz (Frankfurt a. M.): Lokale oder allgemeine Wirkung der Röntgenstrahlen? (Mschr. 
Gebh., 63, 2—3, S. 108.) Ohne die Allgemeinwirkung in Abrede stellen zu wollen, betont Verf., daß t 
direkte Einwirkung ‘auf die. Karzinomzelle das Wichtigere sei. Durch direkte Bestrahlung werden 
einzellige Organismen und auch Geschwulstzellen-zum Absterben gebracht. Sie langsam abzutöten, 
ist das Ziel der Bestrahlung. Die hierzu nötige Dosis ist die Karzinomdosis, die man viclleicht besser 
bezeichnet als „funktionshemmende Dosis für bestimmte Karzinomzellen“, zum Unterschied von der 
durch ‘kleinere Röntgenmengen gegebenen „funktionsanregenden Dosis“, von der wir z. B. zur An- 
regung der Ovarialtätigkeit bei Amenorrhöe und Sterilität Gebrauch machen. Die direkte Kern- und 
Zellschädigung am Karzinom läßt sich mikroskopisch genau verfolgen. Die „Karzinomdosis“ — 90 bis ~ 
.110% der Hauteinheitsdosis, bezieht sich lediglich auf das Uteruskarzinom. Aber auch hier kommen ` 
refraktäre Fälle vor; andererseits ist an der schädlichen Allgemeinwirkung durch Überdosierung nicht 
"zu zweifeln. Daß exstirpierte und überbestrahlte Tiertumoren bei Überimpfung noch angehen 
(Keyßer), erklärt sich daraus, daß die Röntgenstrahlen nur an einem im labilen Gleichgewicht be- 
äindlichen kolloidalen Eiweißkörper angreifen. Eine Vita minima — wie bei schlummernden Pflan- 
zensamen — wird durch die Strahlen nicht alteriert. Die Zelle wird nur geschädigt, wenn sie eine 
gewisse „Vitalität“ besitzt. 

| Albert So iland: Schutzmaßnahmen in modernen Hochspannungs-Röntgenbetrieben. (The 
` Amer. Journ. of Roentg., X,5, Mai 1923, S. 394.) Nichts Neues. 

F. Unterberger (Königsberg i. Pr.): Experimentelle Röntgenschädigung der Ovarien und 
ihr Einfluß auf die Nachkommenschaft. (Mschr. f. Gebh., 60, S. 164.) Bestrahlung von Schmetterlingen . 
(Sehwammspinner n) bewirkte bei den Nachkommen Kleinheit und Abnahme der Fertilität (Schädi- 
‚, gung der Keimdrüsen). ‘Verf. zieht hieraus Schlüsse auf die Gefährlichkeit gynäkologischer 
‚ Bestrahlungen (s. oben: Nürnberger). 

Vianello: Untersuchungen über die Veränderungen in der Zahl und Form der Elemente des 
Blutes nach kleinen Röntgendosen auf die Milz. (La Radiol. Med., X,4, April 1923.) Zahlreiche Be- 
 strahlungsserien mit Dosen von t/s, tle, the und Yo H.; wiederholte Bestrahlungen mit!/,, und t, H; 
Beobachtungszeit 24 Stunden und bei den wiederholt bestrahlten Fällen 12 Tage. Wenige Stunden agh ; 
der Bestrahlung tritt, bei den kleinsten Dosen häufiger als bei den kleinen Dosen, eine Leukozytose 
auf, die bald einer Leukopenie weicht. Vor allem die Polymorphkernigen verinehrt. Häufig auch vor- 
übergehende Vermehrung der roten Blutkörperchen. Bei täglicher Wiederholung kleinster Dosen 
(2 H.) ziemlich konstant erhebliche Vermehrung der Formelemente und zwar fortgesetzt steigend 
die Roten, rasche Zunahme der Polymorphkernigen mit baldiger relativer Abnahme, stetiges Steigen 
. der Lymphozyten. 

Vorlaender: Histologische Untersuchungsergebnisse ‘über die Wirkung der Bestrahlung 
auf das Impfkarzinom der Maus. (D. m. W., 1923/28.) Günstigen Bestrahlungseffekt vorausgesetzt 
beobachtet man nach Röntgenbestrahlung des experimentell gesetzten Impfkarzinoms bei weißen 
Mäusen regelmäßig folgende Stufen. 1. Stufe: 1. bis 2. Tag. Außerordentliche Zellvermehrung in der 
den Tumor umgebenden Bindegewebskapsel. 2. Stufe: 2. bis 6. Tag. Einwucherung von Bindegewebs- 


= Bu. ee EEE a ET a ER a 
TE * %. í 


XXXI, 23. | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 849 


zügen von allen Seiten der Kapsel in den‘ Tumor hinein bei Fehlen oder nur ganz geringfügiger 
Schädigung der Karzinomzellen. 3. Stufe: 6. bis 12. Tag. Duürchflechtung des ganzen Tumors durch 
Bindegewebszüge bei erheblicher Schädigung der Karzinominseln. 4. Stufe: 13. bis 21. Tag. Nekrose 
der Tumorzellreste sowie der Bindegewebszüge im Tumor mit anschließender Verfettung. Umbildung 
des Kapselgewebes in typisches Narbengewebe. Die Bindegewebszellularreaktion ist um so.größer, 
je größer die mitbestrahlte Tumorumgebung gewählt wird. Die Bindegewebsreaktion tritt zeitlich 
früher ein, als irgendwelche degenerativen Veränderungen an den Krebszellen selber wahrgenommen 
werden können. Wird durch sehr große Dosen die Bindegewebsreaktion gelähmt oder vernichtet, so 
kommt es trotz anfänglicher Schädigung zu erneuter sehr bösartiger Wucherung des Karzinoms. Wenn 
also auch die direkte Schädigung der Karzinomzellen durch die Röntgenstrahlen nicht geleugnet wer- 
den soll, so geht doch aus diesen Untersuchungen hervor, daß die Bindegewebszellularreaktion einen 
- sehr wichtigen Anteil an der völligen Vernichtung sämtlicher Krebszellen hat. 

Friedl Weber (Graz): Röntgenstrahlenwirkung und Protoplasmaviskosität. (Arch. f. Physiol., 
19S. 5—6, S. 644.) Bei bestrahlten Algen (Spirogyra sp.) ließ sich mittels der Zentrifugiermethode 20’bis 
45 Stunden nach Röntgenhestrahlung — also wohl als sekundäre Wirkung — eine Erhöhung der Proto- 
plasmaviskosität nachweisen, kenntlich an der Erschwerung der Verlagerung des Chromatophors. An 
Bohnenkeimlingen war keine Viskositätsänderung zu erzielen. 

P. Wels (Kiel): Der Einfluß der Röntgenstrahlen auf Eiweißkörper. I. Mitteilung. (Arch. f 

Physiol., 199, 1—2, S. 226.) Durch Röntgenstrahlen werden in Globulinlösungen unter näher zu untere 
suchenden Umständen Koagulationen hervorgerufen: die Viskosität von ‘Serum und Globulinlösungen 
nimmt zu, die Dberflächenspannung nimmt beim Serum, bei Albumin- und Globulinlösungen ab, die 
Reaktion wird beim Serum, bei Alb.- und Glob.-Lösungen nach der sauren Seite verschoben. Die Ver- 
suche wurden mit Pferdeserum angestellt. 
, Axel Westman (Stockholm): Studien über den Einfluß der Röntgen- und Radiumstrahlen auf 
die Phagozytose. (Acta Radiologica, II, I, S. 57.) Mittels einer etwas modifizierten Form der Wright- 
schen Methode für opsonische Bestimmungen hat Verf. Untersuchungen über die Frage ausgeführt, 
inwiefern die therapeutischen Röntgen- und Radiumbestrahlungen einen bestimmharen Einfluß auf 
die phagozytische Funktion der Leukozyten haben. Dabei wurde die Phagozytose vor und nach der Be- 
handlung geprüft, erstens bei Patienten mit Uteruskarzinom, die in den meisten Fällen ausschließlich 
mit Radium behandelt wurden, zweitens in mehreren Fällen von Hidradenitis, die röntgenbehandelt 
wurden: ebenso in einem Fall von postoperativer, prophylaktischer Röntgenbehandlung. Bei allen 
diesen Fällen konnte gezeigt werden, daß die radiologische Behandlung eine mehr weniger ausge- 
sprochen stimulierende Wirkung auf die Phagozytose hatte. Das ist betreffs der Fälle von Hidra- 
denitis von besonderem Interesse, da wir dadurch einen Beitrag zur Erklärung des wohltätigen Ein- 
flusses der Röntgenstrahlen auf den entzündlichen Prozeß zu erhalten scheinen. 


3. Allgemeine Technik, Apparate, Tiefentherapie, Filter, Sensibilisierung. 


Brandeß (Tübingen): Zur Lokalisation der Portio vaginalis bei der Röntgentiefentherapie. 
(Zbl. t. Gyn., 1923/20, S. 798.) Meßinstrument zur Bestimmung des auf die Portio zielenden Zentral- 
strahls, des „Röhrenkantungswinkels“ und des Haut-Portio-Abstands. | 

Fr. Dessauer (Frankfurt a. M.): Über die Röntgendosisverteilung in der Tiefentherapie. (Kl. 
Wschr., 1923/18, S. 832.) Bemerkungen zu der vorläufigen Mitteilung von Holfelder, Frankfurt 
a. M. in Kl. Wschr., 1923, Nr, 4, S. 154. (Vgl. Ref. „Fortschr.“, XXXI, 5/6, S. 617.) Erwiderung Hol- 
[eldersin Nr. 18, S. 834. 

William Duane: Dosenmessung mit Ionisationskammern. (The Amer. Journ. of Roentg., x, 5, 
Mai 1923, S. 399.) Verf. weist auf die Fehler hin, die durch einen ungesättigten Ionisationsstrom, 
durch Sekundärstrahlung der Kammerwände und sonstige ionisierende Wirkungen in anderen Appa- 

rateteilen entstehen können und gibt Mittel zu deren Beseitigung an. 

Otto Glasser: Isodosenkarten. (The Amer. Journ. of Roentg., X,ö, Mai 1923, s. 405.) Über- 
tragung der Dessauerschen Kurven auf amerikanische Apparate. 

O0. Gleiehmann (Dresden): Richtapparat zur Einstellung des Röntgenstrahlenkegels auf 
Tumoren, welche in der Tiefe des kleinen Beckens gelegen sind. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn. 1922 = 
Arch. f. Gyn., 117, S. 239.) Mit Abb., vgl. Fortschr. XXIX, 5, S. 628 und M. m. W., 1922. 

H. Kupferberg (Mainz): Zur Verbesserung der Röntgenstrahlendosimetrie und -therapie in 
der Frauenheilkunde. (Mschr. f. Gebh., 61, I, S. 41.) Empfehlung des W ulf schen Jonometers (Ab- 
lesung der prozentualen Tiefendosis mit Hilfe des sog. Weißenbergschen logarithmischen Rasters), des 
Röntgenspektrometers von March, Staunig und Fritz, des Chaoulschen Strahlensammlers, 
sowie einer der Wintzschen ähnlichen Zentriervorrichtung. Mit der Wintzschen Verkupferungs- 
methode, die er technisch verbessert hat, sah er eine wesentliche Beschleunigung der Heilung: sie 

„ersetzt gewissermaßen die gleichzeitige örtliche Anwendung des Radiums. f 
Fortschritte a. d, Gebiete d, Röntgenstrahleu. XXXI. ` 45 


350 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes | XXXI, 2/3. 

Lamarque: Die Messung des Potentials in der Röntgenologie. (Arch. d’Eleetr. med. et de 
Physiother., H. 487, April 1923, S. 97.) In der an Formeln und Zeichnungen reichen Arbeit wird die 
Frage über die Spannung in der Röntgenologie erörtert. Leider ist keine Meßmethode absolut genau, 
- wenn es gilt das Potential an der Röhre zu messen; denn die hindurchgeschickten Ströme sind zu 
variäbel. Es wird die verschiedene Sensibilität der einzelnen Voltmeter besprochen und dargelegt, daß 
nicht nur die primäre Spannung, sondern auch die sekundäre gemessen werden muß, wofür die direkte 
und indirekte Meßmethode zur Verfügung stehen. Die einzelnen Verfahren und Instrumente werden 
genau beschrieben. Betont wird, daß sowohl für die Röntgendiagnostik wie für die Röntgentherapie 
eine möglichst genaue Spannungsmessung notwendig ist; denn Spannung und Härte der Strahlung 
stehen in einem bestimmten Verhältnis zueinander, und diese Messungen sind für alle Anwendungs- 
formen des Röntgenlichtes außerordentlich wichtig. 

Perueca: Anordnung zur Dosierung der Röntgenstrahlen in der Therapie. (La Radiol. Med., 
X, 6, Juni 1923, S. 248.) Es wird ein Intensimeter angegeben, das den Jonisationsstrom nicht durch den 
Ablauf des Elektrometers mißt, sondern während. der ganzen Bestrahlungszeit die Stärke des Joni- 
sationsstromes angibt, somit während beliebig langer Zeiten die Intensität und Konstanz der Strah- 
lung zu prüfen gestattet. Voraussetzung ist, daß die zur Aufladung des Elektrometers (Amperemeter 
oder Galvanometer für Gleichstrom) nötige Batterie streng konstante Spannung aufweist. Das Elektro- 
meter wird über einen hochohmigen Widerstand einpolig mit der Batterie verbunden, der andere Pol 
der Batterie und das Gehäuse des Apparates liegen an Erde. Aus der Größe des Potentiales des Elektro- 
ıneters, das gegenüber der Batteriespannung abnimmt, wenn die Kammer von Röntgenstrahlen ge- 
troffen wird, läßt sich bei Kenntnis des Widerstandes des Systems die Größe des jeweiligen Jonisations- 
stromes angeben. | 

Francis B. Sheldon-Fresno: Ein biologischer Koöffizient für das Aluminiumfilter. (Amer. 
J. of Roentg., X,4, April 1923.) S. gibt eine Formel an, aus der man die HED.-Zeiten bei verschiedenen. 
Dicken von Aluminiumfiltern berechnen kann, wenn diese für eine Dicke bekannt ist. Praktische Ver- 
suche haben die Brauchbarkeit der Formel bewiesen. 

R. Sievert (Stockholm): Zur Frage der Intensitätsverteilung der y-Strahlen in der Nähe medi- 
zinischer Radiumpräparate. (Acta Radiologica, II, 1, S. 70.) Es wird auf die Unhaltbarkeit einiger der 
von O. Glasser im vorigen Heft dieser Zeitschrift (Bd. I, S. 475, 1922) aufgestellten Behauptungen 
betreffend die Intensitätsverteilung der y-Strahlung in der Nähe medizinischer Radiumpräparate hin- 
gewiesen. Weiter wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Benennung „Isodosen“ für Linien oder 
Flächen gleicher Intensität leicht zu Irrtümern führen kann. 


5. Gynäkologische Strahlentherapie. 


Rob. Colicz: Physikalische Grundlagen der kombinierten Radium- und Röntgenbestrahlung . 
des Krebses des Collum uteri. (Journ. de Radiol. et d’Electr., Mai 1923, S. 201.) Bei unzureichender 
Messung der Einfallsstrahlung, bei zu tiefer Lage von Krebszellen und ungenügend geleitetem bzw. 
geniessenem Kreuzfeucr läuft man Gefahr, Röntgenreizdosen zu verabfolgen. Bei der Radiumbehand- 
- lung der Uteruskrebse läuft man stets Gefahr, ungenügend wirksame Tiefendosen zu verabfolgen. — 
Obwohl es möglich erscheint, den Uteruskrebs ausschließlich mit durchdringungsfähigen Röntgen- 
strahlen zu behandeln, ist die unterstützende Behandlung mit den hoch wirksamen y-Strahlen des 
Radiums mit kürzester Wellenlänge zweckmäßig. Da die Radiumstrahlen lokal. vorzüglich, in der 
Tiefe im Sinne von Reizbestrahlung wirken, ist die ausschließlich angewandte Radiumbestrahlung 
des Carcinoma colli uteri fehlerhaft. Innige Kombination der Röntgentiefenbestrahlung und lokaler 
Radiumtherapie schützen vor unzureichender Fern- (Radium-) und ungenügender Lokal-Tiefen- 
(Röntgenstrahlen-)Dosis. Je sicherer das Problem der Röntgen-Homogenbestrahlung gelöst wird, je 
weniger die Durchdringungsfähigkeit der Röntgenstrahlen sich von der der y-Radiumstrahlung unter- 
scheidet, um so sicherer wird man auf Heilung des Uteruskrebses durch Strahlentherapie rechnen 
können. 

M. Frank: Karzinom in einem früher wegen Blutungen bestrahlten Uterus. (Altonaer ärztl. 
V., 24. 1. 1923, Bericht M. m. W., 1923/23, S. 755.) Kranke, die man wegen Uterusblutungen bestrahlt 
hat, soll man weiter beobachten. Treten nach längere Zeit bestehender Amenorrhoe erneut Blutungen 
auf, so soll man mit Probekürettement bzw. Uterusexstirpation nicht zögern. - 

Felix Gál (Budapest): Die Resultate der operativen und Strahlenbehandlung des Gebärmutter- 
fihroms mit besonderer Berücksichtigung der sog. Ausfallserscheinungen. (Strahlenther., 15,2, S. 182.) 
Nach Entfernung der Gebärmutter bzw. der Eierstöcke und ebenso nach durch Bestrahlung bedingter 
Schrumpfung der Eierstöcke kann eine abwechslungsreiche Menge von Erscheinungen auftreten 
(Schmerzen, Wallungen, Herzbeschwerden, Fettsucht usw.). Vom psychischen Standpunkt ays ist die 
Entfernung einer Geschwulst ein größerer Eindruck als’eine Bestrahlung. Vom Gesichtspunkt der 


XXXI,2]3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (gynäkol. Strahlentherapie). 551 


Wallungen am vorteilhaftesten erscheint die Operation mit Eierstockkonservierung. Vom Gesichts- 
punkt des Juckens und der Stuhlverstopfung ist die Strahlenbehandlung günstiger. Sonstige unan- 
genehme Erscheinungen treten nach beiden Verfahren ziemlich gleichmäßig auf. Bei Strahlenbe- 
handlung, ebenso wie bei Gebärmutter- und Eierstocksentfernung, öfters auch bei Eierstockskonservie- 
rung, treten in einem großen Teil der Fälle die Erscheinungen der antizipierten Klimax auf. Die 
Strahlenbehandlung wird nicht als endgültiges Heilverfahren, sondern nur als Versuch akzeptiert. 
Bei jüngeren Frauen sollte das Fibrom operiert werden, zumal wenn man die neuerliche, geringe Mor- 
talität in Betracht zieht. 

J. Halban (Wien): Indikationsstellung der Strahlenbehandlung in der Gynäkologie. (W. m. 
W., 1923/22—23, S. 1009.) Fortbildungsvortrag. H. warnt vor wahlloser Bestrahlung der Myome 
(Riesenmyome, Torsion gestielter Myome, submuköse myomatöse Polypen, Frauen unter 45 Jahren) 
und fordert Probeauskratzung, bzw. bei deren Unmöglichkeit Operation, wenn die Blutungen atypisch 
sind (Karzinomverdacht). Beim Uteruskarzinom und Ovarialkarzinom, auch bei vorgeschrittenem, 
gibt er der Operation den Vorzug, tritt aber für Nachbestrahlung ein. 
| Hofbauer (Dresden): Ein neues Prinzip gynäkologischer Bestrahlung. (Vhdlg. der D. Ges. 
f. Gyn. 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 230.) S. Fortschr. XXIX, S. 635 — Hypophysenbestrahlung. 

Kiehne: Unterschiede im Blutbilde ausgebluteter Frauen nach Rönigenkastration und nach 
Uterusexstirpation. (V. d. Ärzte in Halle, 13. 6. 23, Bericht M. m. W., 1923/29, S. 065.) Mit Ausspr. 

W. Lahm (Dresden): Die Bedeutung der mikroskopischen Untersuchung für die Behandlung 
und Prognose des Kollumkarzinoms. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn. 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 264); 
s. Fortschr. XXIX, 5, S. 633. 

Lamarque et Lachapele: Ein mit kombinierter Radium- und Röntgentherapie behan- 
deltes Karzinom des Uterushalses. (Arch. d’Eleetr. med. et de Physiother., H. 488, Mai 1923, S. 136.) 
In dem Artikel wird ein Karzinom des Uterushalses besprochen, das mit Radium und Röntgenlicht 
behandelt wurde, weil die Patientin eine Operation abgelehnt hatte. Appliziert wurden 8,015 mmgr- 
Stunden Radium und einige so intensive Röntgenbestrahlungen, wie das eben um das Jahr 1914 mög- 
lich war. Die Patientin ist seit 9 Jahren vollkommen geheilt. 

A. Landeker (Berlin): a) Organ- und Strahlentherapie in ihrem Einfluß auf die genitalen 
Hypofunktionen und Hypoplasien des Weibes; b) Erfolge der Strahlentherapie in der Behandlung 
entzündlicher Frauenkrankheiten. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn. 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 376 und 383); 
s. Fortschr. XXIX, 5, S. 638. 

Martius (Bonn): Die Reizkörpertherapie in der Gynäkologie. (Mschr. f. Gebh., 63, 2—3, S. 119.) 

Sammelreferat, mit Berücksichtigung der Strahlenwirkung. 
E. Opitz (Freiburg): Grundsätze der Strahlentherapie der Krebse, besonders der Uterus- und 
Mammakarzinome. (Amer. J. of Roentg., X, 4, April 1923.) Die Rückbildung der Krebse ist nicht allein 
der lokalen Wirkung der Strahlen zuzuschreiben, sondern ist als eine Funktion des ganzen Organismus 
aufzufassen, der vom Krebs befallen worden ist. Der Organismus wird durch die Bestrahlung aktiviert. 
Die Elemente dieser aktivierenden Kräfte sind in dem den Krebs umgebenden gesunden Gewebe ent- 
halten, im Blut und wahrscheinlich auch in den endokrinen Drüsen einschließlich der Milz (Retikulo- 
endothelialer Apparat). Eine „Karzinomdosis“ im Sinne von Seitz und Wintz, d. h. eine Heil- 
wirkung auf jede Art von Krebs durch eine Strahlendosis von 90 bis 110% HED., gibt es nicht. In- 
dessen ist in der Mehrzahl der Fälle von Mamma- und Uteruskarzinom eine Rückbildung bei der Ver- 
abreichung dieser Dosis zu erwarten (Holzknecht). Diese von Kroenig vorgeschlagene Karzi- 
nomdosis ist deshalb immer noch brauchbar. Die Erfahrung lehrt, daß häufig wiederholte Bestrahlun- 
gen mit einer Dosis, die an den Betrag der Karzinomdosis nicht ganz heranreicht, die besten Dauer- 
resultate gibt. Die günstigsten Resultate sind bei Kombination von Radium- und Röntgenstrahlen 
beobachtet. Eine Überdosierung ist als besonders gefährlich anzusehen, weil sie die lokalen wie die 
allgemeinen Abwehrkräfte des Körpers schwächt. Der therapeutische Erfolg der Bestrahlung kann 
durch die Anwendung verschiedener Hilfsmittel verbessert werden. Die besten Ergebnisse sind nur 
dann zü erreichen, wenn die Bestrahlungsmethode den besonderen Bedingungen jedes einzelnen Falles 
angepaßt ist. 

José P u g a (Granada): Zur operativen und Bestrahlungstherapie des Uteruskrebses. (Med. K1., 
1923/22, S. 753.) Eine Bestrahlung mit richtiger Dosimetrie, nicht systematisch, sondern individuell 
dem jeweiligen Falle angepaßt, liefert bessere Resultate als die chirurgische Intervention. Die besten 
therapeutischen Bestrahlungsresultate werden in großen Kliniken erreicht. Wenn die Bestrahlung 
der Krebse des Verdauungstrakts schlechtere Erfolge als die des Genitaltraktus erzielt, so darf nur fest- 
gestellt werden, daß bei jenen die physikalischen Bedingungen — Homogenität usw. — ungünstiger als 
bei diesen liegen; P. lehnt die operative Behandlung des Uteruskrebses völlig ab, weil die Bestrahlung 
ungefährlicher bessere Erfolge erziett. Die Therapie der Wahl bei den Krebserkrankungen der weib-- 
lichen Geschlechtäorgane ist die kombinierte Radium-Röntgenbehandlung.: Die Kombination von 

45* 


352 . Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (gynäkol. Strahlentherapie). XXXI, 2/3. 


u a 


Radium und Röntgen ist vollwertiger Ersatz in allen Fällen, in operablen, in inoperablen und in 


Grenzfällen. Die Addierung der vaginalen Radium- und perkutanen Röntgenbestrahlung erzielt ohne- 


Hautschädigung einen weitreichenden und homogenen Einfluß auf den primären Herd und dessen 
ganze Umgebung. Damit ist ein Maximum von therapeutischer Energie am primären und sekundären 
Krankheitsbezirk gewährleistet, wie es kein operativer Eingriff, ganz abgesehen von der Mortalitäts- 
ziffer, auch der besten Chirurgen leisten kann. 

P.Schäfer (Berlin): Therapie und Dauerheilung bei Ovarialkarzinomen. (Vhdlg. der D. Ges. 
Í. Gyn. 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 233); s. Fortschr. XXIX, 5, S. 631. 

| Hans R. Schinz (Zürich): Der Röntgenabort. (Strahlenther., 15,2, S. 146.) Die Experimental- 
arbeit stellt zugleich einen Beitrag zum spontanen Früchteschwund, zur Eiüberwanderung, und zur 
Frage der innersekretorischen Gewebselemente der Keimdrüsen dar: Bei Kaninchen — 12 Versuche — 
wird durch die Röntgenbestrahlung die Schwangerschaft unterbrochen. Die wirksame Dosis bei einem 
Einfallsfeld vom Rücken her bewegt sich zwischen % und 2 HED. Die auf den trächtigen Uterus 
fallende Nutzdosis beträgt etwa 60% der einfallenden Strahlung (Uterus 2 bis 3 cm unter der Haut- 
oberfläche). Bestrahlung der Tiere im 4. Viertel der Schwangerschaft bedingt Abort von toten oder 
nur wenig überlebenden Tieren. Bestrahlungen im 3. Viertel der Trächtigkeit führen zu Schwanger- 
schaftsunterbrechungen, ohne daß äußerlich irgendetwas von Abort bemerkbar wird. Durch Palpation 
läßt sich allmähliche Rückbildung der Uterushörner feststellen. Die Föten rerkümmern, sterben ab 
und werden vermutlich resorbiert. Je früher der Fruchttod eintritt, um so wahrscheinlicher ist die 
völlige symptomlose Resorption. Aus den Versuchen geht hervor, daß die Röntgenbestrahlung ein 
absolut aseptisches und sicheres Verfahren zur Schwangerschaftsunterbrechung ist. (Weitere Ver- 
suche an Meerschweinchen und an einer Katze.) Laparotomieen ergaben, da beim Kaninchen, beim 
“ Meerschweinchen und bei der Katze Eiüberwanderung in den ersten 8 Tagen nach der Befruchtung als 
passiver Vorgang — Uterusperistaltik als treibende Kraft — vorkommen kann. Die Röntgenschädi- 
gung zeigt sich makroskopisch bereits als Fehlen der G r a a f schen Follikel, später findet man Atrophie 
des ganzen Gebildes. (Untergang des generativen Anteils durch Atresie und zystische Entartung, 
starke Wucherung der interstitiellen Zellen, bindegewebige Entartung des Ovars mit starken Gefäß- 
verdickungen.) (Über das intergenerative Gewebe als innersekretorisches Organ ist damit nichts aus- 
gesagt. Brunst wurde nur beobachtet, wenn noch Zysten vorhanden waren.) 

Scholten und Voltz (Univ.-Frauenkl. München): Unsere Milzreizbestrahlungen bei Menor- 
rhagien und Metrorrhagien. (Mschr. f. Gebh., 62, 3—4, S. 194.) Bei 20 Kranken, welche seit längerer Zeit 
-an rein funktionellen Blutungen — bei normalem Untersuchungsbefund — gelitten hatten, genügten 
1 bie 3 Bestrahlungen, um normale Menses einzuleiten, und zwar für längere Zeit; die ältesten Fälle liegen 
über ein Jahr zurück. Milz und Ovarium scheinen in gegenseitiger Wechselwirkung zu stehen. Die 
Umgehung des Ovariums bei der Bestrahlung ist jedenfalls wertvoll. Technik: prozentuale Tiefen- 
dosis (20 bis) 24%. Die Haut erhält dabei t/s Erythemdosis; Feldgröße auf die Milz 10 X 15 cm; 
Fokalabstand 40 cm; Filter 05 mm Zink; 2 mA. 40 cm parallele Funkenstrecke; Zwischenraum 
zwischen 2 Bestrahlungen 14 Tage. | 

L. Seitz (Frankfurt a. M.): Fünfjährige Erfahrungen mit der Strahleubehandlung des Uterus- 
karzinoms. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn. 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 258); s. Fortschr. XXIX, 5, S. 634. 

H. Thaler (Wien): Röntgenreizbestrahlungen der Ovarien bei Amenorrhoeen und anderen 
durch Unterfunktion der Ovarien hervorgerufenen Anomalien. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn. 1922 — 
Arch. f. Gyn., 117, S. 279); s. Fortschr. XXIX, 5, S. 636.. 

Theilhaber (München): Zur Behandlung der essentiellen Viernihlikingen und des uterinen 
Fluor. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn. 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 282); s. Fortschr. XXIX, 5, S. 637. 

Werner (Wien): Über die Erfolge der Milzbestrahlung in der Gynäkologie. (W. kl. W., 1923/23 
W. gibt zunächst einen Überblick über ‘die sich noch vielfach widersprechenden Angaben in der FAA 
ratur im Anschluß an Stephans Veröffentlichungen. Die eigenen Erfahrungen der II. Univ.- 
. Frauenklinik in Wien gründen sich auf 80 Fälle. W. sieht in der Milzbestrahlung (t/s HED., Feldgröße 
10:15, F. H.-Abstand 40 cm) ein Mittel Blutungen mit großer Wahrscheinlichkeit innerhalb kurzer 
Zeit zu beherrschen. Der polymenorrhoische Typus reagiert wesentlich besser als der hyperämorrho- 
ische. Dauererfolge sah W. wenig. Mehrmonatliche Amenorrhoe sah er nie. Eine engere Beziehung 
der Milz zu anderen innersekretorischen Drüsen nach den Erfolgen der Milzbestrahlung anzunehmen 
lehnt Verf. ab. 
| P. Werner: Beeinflussung gynäkologischer Erkrankungen durch Bestrahlung der Hypophyse. 
(Ges. d. Ärzte in Wien, 15. 6. 1923, Bericht W. m. W., 1923/27, S. 1260.) Mit Ausspr. 

R. Wollenberg (Breslau): Röntgensterilisierung und Libido. (Arch. f. Psych., 66, S. 439.) 
W. hält mit H. Albrecht die Bestrahlung nur dann für angängig, wenn die sexuelle Übererregbar- 
keit eine der zyklischen Eierstocksfunktion entsprechende Periödizität erkennen läßt. 

Zacherl (Graz): Ergebnisse der Strahlenbehandlung der Myome und Metropathien an der 


RE. ee Drau ia 
b 


XXXI, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. | 358 


Grazer Frauenklinik. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn. 1922 — Arch. f. Gyn., 117, S. 255); s. Fortschr. XXIX, 5, 
S. 638. 

E. Zweifel (München): Über Karzinombestrahlung. (Vhdlg. der D. ‚Ges. f. Gyn. 1922 — Arch. 
f. Gyn., 117, S. 269); s. Fortschr. XXIX, 5, S. 633. 

E. Zweifel (München): Zur Frage der Karzinombestrahlung. (Strahlenther., 15, 2, S. 243.) 
Fälle von Mammakarzinom werden gelegentlich durch Bestrahlung geheilt. Die prophylaktische Nach- 
bestrahlung des operierten Mammakarzinoms erscheint aussichtsreich, Unter 16 Fällen von Rektum- 
karzinom wurde zweimal durch Bestrahlung mit Mesothorium Besserung des Lokalbefundes und ein. 
subjektives Wohlbefinden für die Dauer von 5 und 6 Jahren erzielt. Beim Vaginal- (20 Fälle) und 
beim Vulvakarzinom (29 Fälle) wurde je eine Erkrankung durch alleinige Strahlentherapie dauernd 
geheilt, ein Fall von Vaginalkarzinom ist bereits 3% Jahr rezidivfrei. 

E.Zweifel (Univ.-Frauenkl. München): Zur Frage der Milzreizbestrahlung. (M. m. W., 1923/21, 
S. 670.) Erfolge bei Blutungen junger Frauen mit normalem Genitalbefund (Chlorose, allgemeine 
Schwäche), ferner bei einer 5ljähr. Frau mit Metrorhagien bei vergrößertem Uterus. Technik: Sym- 
metrie-App, Müller-SHS.-Röhre, 2 mA., % mm Zink, 30 cm FHA., Einfalisfeld 10 X 12 cm. 


6. Chirurgische, interne, ophthalmologische usw. Strahlentherapie. 


Ascher: Operationslose Heilung eines Riesentumors der Schilddrüse"mit Enzytol und kleinen 
Röntgenstrahlenmengen. (D., m. W., 1923/22.) Verf. berichtet über einen Patienten mit kindskopf- 
großem, auf der Oberfläche ulzeriertem Tumor der Schilddrüse, der nach Behandlung mit Encytol und 
kleinen Röntgenstrahlendosen allmählich vollkommen schwand, so daß jetzt nichts mehr von dem- 
selben nachzuweisen ist und der Kranke schon 6 Jahre lang seinem sehr angestrengten Beruf ohne 
Beschwerden nachgehen kann. 

Baensch: Über die Indikation und Grenzen der chirurgischen Röntzentherapie. (Med. Ges. 
Leipzig, 15. 5. 1923, Bericht M. m. W., 1923/24, S. 791) 

Brunetti: Röntgentherapie bei Hirntumoren, Zweckmäßigkeit einer Revision der chirur- 
gischen Indikation auf diesem Gebiete. (La Radiol. Med., X,5, Mai 1923.) Anschließend an einen Fall 
von Hirntumor, der auf die oberen Teile des Hirnschenkels lokalisiert worden war und in 3 Serien mit 
auffälliger Besserung bestrahlt wurde (Verschwinden von Erbrechen und Kopfschmerz, Rückkehr 
der Motilität der Augenmuskeln, die Sehnenreflexe der linken Seite von heftigem Klonus nahezu zur 
Norm zurückgebildet, die Astereognosie und Ataxie der linken oberen Extremität bedeutend gebessert, 
die Stauungspapille verschwunden), werden an der Hand von Veröffentlichungen bisher bestrählter 
Fälle die Erfolge mit denen der Operation bei Hirntumoren verglichen. Kurze Beschreibung der 
Technik. Vorsichtiges Herantasten mit fraktionierten Dosen, evtl. Probeserie, um schwere Reaktionen 
(Turgeszenz mit Hirndruck) zu vermeiden. Der Erfolg der Behandlung hängt in allererster Linie von 
der Natur des Tumors und dem Grade seiner Entwickelung ab, die genaue Lokalisation ist, im Gegen- 
satze zur chirurgischen Behandlung, von weniger ausschlaggebender Bedeutung. Mortalität bei der 
Bestrahlung so gut wie Null, günstiger Ausgang (Heilung von 1 bis 4 Jahren) in zirka 30%; dagegen 
bei der Operation eine primäre Mortalität von zirka 40% und günstiger Ausgang in 15%. 

Cemach (Wien): Die Probleme der Röntgentherapie der Mittelohrtuberkulose. (Laryngol. 
Kongr. 1922 — Zschr. f. Hals-, Nasen- u. Ohrenhk., 3. Bd., S. 285.) Eitrige fistulöse Formen, besonders 
bei Kindern, sind günstige Objekte für Röntgenbestrahlung. Keine Einschmelzungs-, sondern Reiz- 
dosen, erste Gabe nur etwa 10 bis 15% HED.; wenn wirkungslos, nach 1 Woche um 5% mehr usf. In 
die Paukenhöhle sollen nicht mehr als 40 (bis 50) HED. treffen. 2 radiär angeordnete Felder vor und 
hinter der Ohrmuschel; % mm Zink; bei Kindern genügt 3 mm Al.-Filter. Der Röntgenbehandlung 
muß meist die operative Ausräumung des Herdes vorangehen; sie selbst ist mit Allgemeinbehandlung 
und Quarzlichtbestrahlung zu kombinieren. 

Chaoul und Lange (München): Über Lymphogranulomatose und ihre Behandlung mit 
Röntgenstrahlen. (M. m. W., 1923/23, S. 725.) Erörterung der Diagnose und Differentialdiagnose (auf 
der Basis der primären Erkrankung des Lymphsystems kommt es öfters zu Lungentuberkulose). Pro- 
trahierte allgemeine Röntgenbestrahlung mit kleinen Dosen und großen Feldern verschaffte fast aus- 
nahmslos selbst Schwerkranken wieder volle Arbeitsfähigkeit, so daß sie durchschnittlich 2% Jahre 
rezidivfrei blieben. Technik: 4 große Rumpffelder: 1. Hals und Brust mit Achseldrüsen (vorn), 2. Abdo- 
men mit Leistengegend (vorn), 3. Hals und Brust (hinten), 4. untere Teile des Rückens (hinten). Zuerst 
jedes Feld täglich mit 10% HED. bei 1 mm Cu. und 40 bis 45 cm FHD.; nach jeder Sitzung erst 1tägige, 
dann 2-, dann 3tägige Pausen, somit Gesamtdosis pro Feld 60 bis 80% HED. in 6 bis 8 Wochen. Nach 
3 Monaten 2. Serie, im nächsten Jahre 3. prophylaktische Serie. 

Chilaiditis: 1. Retrokonjunktivales Karzinomrezidiv, nach Radium- und Röntgentiefen- 


854 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir., interne usw. Strahlenther.) XXXI, 2/3. 


therapie seit 2 Jahren geheilt; 2. Unterlippenkrebs, nußgroß, nebst einer harten Eyimpkdrase, durch die 
gleiche Behandlung seit 1 Jahre geheilt. (Gaz. Med. d’Orient, März 1923.) 

W. Döderlein (Berlin): Sektionsbefunde nach kombinierter operativer und Strahlenbehand- 
lung bei äußerem Kehlkopfkarzinom. (Beitr. z. Anat., Physiol., Path. u. Ther. 4. Ohres, d. Nase u. d. 
Halses, 19, 3—5, .S. 163.). Auf Grund von 3 Fällen ausgedehnter Karzinonıe, die vom Sinus piriformis 
ausgehend auf den Larynx übergegriffen hatten, empfiehlt Verf. statt der verstümmelnden Totalexstir- 
pation des Kehlkoptes folgendes Verfahren: Zunächst Röntgendauerbestrahlung (Kreuzfeuer von.3 Fel- 
dern aus mit je 1 HED., Wiederholung nach 3 bzw. 6 Monaten); dann möglichst radikale Entfernung 
der Drüsen; in die weit offen bleibende Wunde nach Bedarf Radium nach der P reysingschen 
Methode (24—48 mg in Silberfiltern zunächst 12 Stunden, evtl. Wiederholung). 

Manfred Fraenkel (Berlin): Die Beeinflussung des übermäßigen Speichelflusses bei Encepha- 
litis lethargieca chron. durch temporäre Parotisausschaltung mittels Röntgenstrahlen. (D. m. W., 
1923, Nr. 19.) Technik: 4 Bestrahlungen auf die Parotis jederseits in je zwei Feldern durch 4 mm Al. - 
4 HED. insgesamt. Nach den ersten beiden Bestrahlungen 14 Tage Pause. Einzeitige Massendosen 
sind kontraindiziert, da es dadurch zu einer Dauerschädigung der Parotis koınmen kann. : 

Ernst Freund (Wien): Die Therapie der primären chronischen, progressiven Polyarthritis. 
(Med. K1., 1923/21, S. 709.) Die Therapie der primären chronischen progressiven Polyarthritis — rheu- 
matoiden Arthritis der englischen Autoren (Beginn gewöhnlich symmetrisch an den kleinen Gelenken 
der Extremitäten, allmählich Übergreifen auf größere Gelenke; Ausgang von der Synovia; schubweiser 
Verlauf. mit Neigung zur Provenienz) wird abgehandelt. Therapeutisch kommen kausale Therapie 
durch Entfernung eines supponierten Krankheitsherdes (Ablehnung), Strahlentherapie, Reizkörzer- 
therapie, Mechanotherapie, Thermotherapie, Biersche Stauung, diätetische und medikamentöse Be- 
handlung in Betracht, ferner Radiumemanation, Radium- und Röntgenbestrahlung, natürliche Sonnen- 
bestrahlung und Quarziampe; Badekuren müssen den radioaktiven Bädern überlassen bleiben. Die 
wirksamste Anwendung ist die Emanations-Inhalationsbehandlung (40 bis 150 Macheeinheiten pro 
Liter Luft, 30 bis 50 tägliche bzw. 2tägige Sitzungen). Trinkkuren kommen nur in Betracht, wenn 
Inhalationen nicht angewandt werden können. Radiumbestrahlungen sind schr wirksam, erfordern 
sorgfältige Technik und Überwachung. (Verletzungen! Nur Bestrahlungen weniger Personen gleich- 
zeitig!) Röntgenbestrahlung ist in einzelnen Fällen sehr wirkungsvoll. Schwach radioaktive Präpa- 
rate (Uranpechblende, Monazitsand) wirken schmerzstillend. Natürliche und künstliche Sonnenbehand- 
lung kommt als Nachbehandlung bzw. zwischen Radiumkuren zur Verwendung. 

..- F..Gaisböck (Innsbruck): Diagnose und Therapie der primären Polyzythämie. (Klin. Wschr., 
1923/15, S. 699.) Bei der Besprechung der therapeutischen Maßnahmen wird darauf hingewiesen, daß 
die günstigen Resultate der Röntgenbestrahlung alle früheren Methoden zurückgedrängt haben. 
Knochenmarkbestrahlung mit harten Strahlen und hohen Dosen wird empfohlen. 

Thos. A.Groover,l..A.C.ChristieandE. A. Merritt: Ein Überblick über die Behand- 
lung des Hypörtiisreoidiemn: mit allen Methoden, mit einer Zusammenfassung ‘der röntgentherapeu- 
tischen Erfahrungen der Autoren. (The Amer. Journ. of Roentg., X,5, Mai 1923, S. 385.) Ein Vergleich 
der chirurgischen und röntgenologischen Behandlungsresultate ergibt den gleichen Prozentsatz 
Deuererfolge bei beiden Methoden. Patienten mit Hyperthyreoidismus sollten zuerst immer mit 
Röntgenbestrahlungen, und erst, wenn diese erfolglos ist, chirurgisch behandelt werden. Bei beiden 
Methoden ist die Allgemeinbehandlung der Patienten von größter Wichtigkeit. Technik: 5 M.-A., 
-30 cm Fu.-Str., 25 em Abstand, 5 mm Al., 6 Min., 3 Felder, je 1 auf dem rechten und linken Lappen ung 
dem Thymus. 3mal in 3wöchentlichen Abständen. 

H. Guggenheimer (III. med. Kl. Berlin): Zur Frage des Dauererfolgs der Strahlenbehand- 
lung der Polycythämie. (Zschr. f. die ges. physik. Ther., 27, 1—2, S. 87.) Kraukengeschichte einer jetzt 
5 Jahre beobachteten und mit 6 Röntgenserien behandelten Kranken. Ein Dauererfolg ist unwahr- 
scheinlich, doch gelang es jedesmal, die Blutkörperchenzahl herabzudrücken, zuletzt nach Bestrahlung 
auch der platten Knochen. Weiche Strahlung ist schonender für das Allgemeinbefinden. Man muß 
versuchen, mit möglichst geringen Dosen zum Ziel zu kommen. 

Hörnicke (Königsberg): Die Röntgenbehandlung der Knochen- und Gelenktuberkulose. (M. m. 
W., 1923/29, S. 943.) Theoretisch-praktische Zusammenfassung auf Grund der Literatur. . 

Ferid Ibrahim: Heilung einer Lumbago nach diagnostischer Anwendung der Röntgen- 
strahlen. (Gaz. Med. d’Orient, März 1923.) 

` M. Kaufmann (Mannheim): Behandlung der Erythrämie mittels Röntgenstrahlen. (Klin. 
Wschr., 1923/16, S. 770.) Weiterer Fall bei einer 33jähr. Frau mit vollkommenem Selena, der zurzeit 
1% Jahre anhält. 

Lyell Cary Kinney: Die Röntgentherapie des Ohrensausens. (The Amer. J ourn. of Roentg., 
X, ö, Mai 1923, S. 378.) Wenn das Ohrensausen von einer Otosklerose herrührt, kann höchstens eine 
weitere Verschlimmerung verhindert werden. Wenn es aber im Gefolge einer Mittelohrentzündung 


E 


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XXXI,2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir., interne usw. Strahlenther). 355 


auftritt, dann kann man durch Bestrahlung Besserung erwarten, die auf einer Rückbildung der ade- 
noiden Schwellungen am pharyngealen Ende der Tuba Eustachii und nicht auf endokrinen Wirkungen 
beruht. Technik: 135 KV.,5 M.-A., 6 mm Al., 60 cm Abstand, 5 cm Einfallsfeld, täglich 2 Min. auf 
jede Seite 8 Tage lang, dann wöchentliche Pause. Durchschnittlich 3 Serien. 

0.Klieneberger (Königsberg i. Pr.): Die Behandlung der Epilepsie mit Exstirpation und 
Röntgenbestrahlung der Nebennieren. (Arch. f. Psych., 66, S. 782.) Von 12 Bestrahlten wurden 2 nicht, 
10 dagegen entschieden gut beeinflußt, indem die Absencen wie Krampfzustände seltener und leichter 
wurden (s. Kurtza hn). 

Jean Kottmaie r (Mainz): Die Röntgenbehandlung® von Ohren-, Nasen- und Kehlkopfkrank- 
heiten. (Strahlenther., Bd. 15, H. 3, S, 342.) Röntgenbehandlung der Hyperplasie des Ilymphatischen 
Rachenrings wird empfohlen. Bestrahlung senkrecht zu dem jeweils aufsteigenden Unterkieferast, er- 
reicht die Gaumenmandel. Ein Nackenfeld etwas unterhalb der Höhe der Linea nuchae als oberer Be- 
grenzung zusammen mit 2 Gaumenmandelfeldern gestattet den ganzen Rachenring der Wirkung der 
Röntgenstrahlen zu unterwerfen (äußerlich ?/s HED. pro Feld reicht aus). Durch Bestrahlung nach 
dieser Angabe wurde bei hyperplastischen Gaumenmandeln Jugendlicher in einer Reihe von Fällen 
normales Verhalten hergestellt. Ähnlich gute Wirkungen sind durch Bestrahlung bei den hypertro- 
phischen Erkrankungen der Nasenschleimhaut zu erwarten. (Rhinitis hypertrophica, Affektionen der 
Nebenhöhlen, Polypen.) Manche Fälle von chronischem Tubenverschluß dürften sich ebenso zur 
Röntgenbehandlung eignen. 

H. Kurtzahn (Königsberg i. Pr.): Röntgenologische Bemerkungen : zur Epilepsiebehandlung 
durch Intensivbestrahlung einer Nebenniere. (Arch. f. Psych., 66, S. 792.) Technik: Links neben der 
Wirbelsäule ein leicht schräges Längsfeld (oben näher der Ws.), vorn ein zweites korrespondierendes, 
je 1 HED. in 23 cm FHD; Pause mindestens 8 Wochen, im ganzen höchstens 3 Serien. Möglichste 
Schonung der Milz. Erfolge siehe Klieneberger. | 

Krull, C. A.: Over Stralenbehandeling bij tuberculose van het oog. (Nederl. tijdschr. v. ge- 
neesk., 1923, I, Nr. 7, S. 630.) Bericht über die Erfahrungen mit Röntgen- und Radiumbehandlung der 
Universitätsaugenklinik zu Amsterdam, einem nicht zu unterschätzenden Verfahren in der Behandlung 
der Augentuberkulose, von dem man aber nicht alles erwarten darf. Besonders dazu geeignet erscheint 
die tuberkulöse Keratoskleritis, die torpide Iristuberkulose und die Zyklochorioiditis-Schädigungen 
wurden bei exakter Dosierung und Pausen so gut wie nicht beobachtet. 

Lenk, Holzknecht und H. Sielmann (Wien): Konservative ätiologische Ulkustherapie. 
(Wiener Arch. f. inn. Med., VI, 1, S. 137.) Bei 26, teils nicht operierten, teils postoperativen Fällen er- ` 
zielte die Bestrahlung klinische Heilung bzw. bedeutende Besserung. Bei schlecht funktionierenden 
Anastomosen gehen die Spasmen (Vagustonus) und die Hyperazidität zurück; den früher störenden 
Röntgenkater verhütet man durch Kochsalztherapie, per os oder als Klysma (1% bis 2 Eßlöffel in 
600 cem körperwarmen Wassers) oder intravenös (10 cem 10proz. Lösung in 5 bis 8 Minuten). Bei einem 
Ulcus ventr. mit Nische an der Hinterwand schwanden die Beschwerden nach einer Bestrahlungsserie 
und blieben jetzt 24% Jahre aus; auch ein durch Bestrahlung beschwerdefrei gewordenes Ule. duod. 
wurde beschwerdefrei. Technik: 1. Mittlere Dosistufe in dosi plena; bei mittelstarken Personen 
2 Felder (Epigastrium; dorsal gegenüber), bei stärkeren 3 (vorn ein rechtes und ein linkes Feld). Feld- 
größe 10 X15 oder 12 X 12; FHD. 20 bis 25 cm; parallele Funkenstr. zirka 27 cm, entsprechend einer 
kürzesten Wellenlänge von 12 Zenti-Angström. Oberflächendosis 5 bis 7 H. oder ?/s Sabouraud oder 
% HED.; Filter 0,2 mm Cu., Zn. oder Messing; Pause zwischen den Feldern 1 bis 2 Tage, zwischen den 
(1 bis 3) Serien: 5 bis 7 Wochen; Kochsalz kurz vor und nach jeder Bestrahlung. 2. Dieselbe Stufe in 
dosi refracta: 2 bis 3 H. = t/s bis 4 HED. auf jedes Feld mit 1 Tag Felderpause, 3mal in 3 aufeinander- 
folgenden Wochen, dann 3 Wochen Pause. Kochsalz nur nachher, wenn nötig. 

John .D. Osmond: Röntgentherapie akuter Infektionen der Nasennebenhöhlen. (The Amer. 
Journ. of. Roentg., X,5, Mai 1923, S. 374.) Bericht über 12 Fälle, die durch Bestrahlung (5 M.-A., 20 cm 
Fu.-Str., 3 mm Al., 25 cm Fokus-Haut-Distanz, 2 Mm) subjektiv und objektiv gebessert und teilweise 
geheilt wurden. 

G. Schwarz: Beseitigung der .Anurie durch Röntgentiefenbestrahlung. (Ges. d. Ärzte in 
Wien, 15. 6. 1923, Bericht W .m. W., 1923/27, S. 1258.) Mit Ausspr. 

Sessa: Ein Fall von Sarkom am Ellbogen. (La Radiol. Med., X, 6, Juni 1023, S. 242.) Kasuisti- 
scher Beitrag. 43j. Patientin, vor 3 Jahren unbestimmte leise Schmerzempfindungen im Ellbogen- 
gelenk, besonders Olekranon. Nach zirka % Jahr Unfall, darauf heftiger Schmerz, Schwellung des - 
Ellbogengelenkes. Unter der Annahme einer Fraktur (Röntgenuntersuchung unterblieb) Ruhigstel- 
lung und Gipsverband. Nach 6 Wochen ohne Bewegungseinschränkung geheilt, schmerzfrei. % Jahr 
später wieder leise Schmerzen wie vor dem Unfalle, leichte Ermüdung im rechten Arme, die sich auf 
Bäder besserte.e Vor % Jahr leichte Schwellung im oberen Drittel des r. Unterarms mit Rötung, 
Schmerz spontan und auf Berührung, auffälliger Schwäche des Armes. Verdacht auf entzündlichen 


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"356 zz i Zr Auszüge‘ aus Zeitschriften des In- und Auslandes. BO XXX 218, 


Knochenprozeß; Röntgenplatte zeigt Verinin hoa im proximalen Schaftdrittel der Ulna, die auf. 
myelogenes Sarkom hinweisen. Wa. R. negativ. Probeexzision. Die histologische Untersuchung er- 
gibt eim vorwiegend aus Spindelzellen bestehendes myelogenes Sarkom. 12 Tage nach der Probe- ° 
exzision zeigen sich die Schnittränder. vom Sarkom infiltriert. Nunmehr Resektion des proximalen 


' Schaftdrittels der Ulna. ‘Anschließend 2 Serien Röntgenintensivtherapie, je 2 Felder mit Erythem- 


dosen belegt. Ein halbes Jahr später Pat. völlig wohl, Funktion des Gelenkes im Stützapparat gut. 


.Neuerliche Röntgenaufnahme zeigt Subluxation des Unterarmes nach dorsal, der Stumpf der Um 


ohne pathologische Veränderungen; Pat. wird weiter beobachtet. 
` M. Steiger: Die Röntgenbehandlung der Polycythaemia rubra. (Schweiz. med. W., 1923/15, ` 


. 8. 376.) Drei Fälle wurden durch - Knochenmarkbestrahlung gebessert oder geheilt, ein Fall mit einer 
großen Milzschwellung (Vaquessche Krankheit) wurde durch Milzbestrahlung trotz Milzverkleine- 


rung im -Blutbild und im klinischen Verhalten’ nicht verändert. 

M. Steiger: Die Röntgenbehandlung der Ischias. (Schweiz. med. W., 1923/24, S. 581.) Verf. 
hat 13 Fälle von Ischias in 1- bis 4 Sitzungen behandelt. Leider ist in keinem der Fälle die Dosis ange- 
geben, ebensowenig: die Feldgröße, der Fokus-Hautabstand, die Belastung, Jie Filtrierung usw. Die 
Angaben beschränken sich darauf, „daß das Wurzelgebiet des M. ischiadiceus den Strahlen ausgesetzt 
werden müsse“, und daß z. B. ein Patient durch eine einzige ERREN ers Bestrahlung von 30 Minuten. 
Dauer von seinen Schmerzen befreit worden sei. 

Strauß: Über Strahlentheraphie der Tuberkulose. (D. med. W., 1923/25 u. 26.) Bericht über den 


heutigen Stand der Röntgentherapie bei Lungentuberkulose. 


Szász (Budapest): Die Behandlung der chronischen Tubeneiterung. mit önteenstrählen, 


(Laryng. Kongr. 1922 — Zschr. f. Hals-, Nasen- u. Ohrenhk., 3. Bd., S, 95.) Bei mehreren Kindern an- 


scheinend gute, sekretbeschränkende Wirkung. Technik: 5- bis 6qem-Feld, enthaltend den äußeren 
Gehörgang und die Projektion der. Tube auf die Gegend des Arc. zygom.; 0,2 mm Kuprumzink +1 mm. ° 


 Al.; 25 cm FHD.; t/s ED., Dauer 15 Min. mit. Doppelinduktor und Lilienfeldröhre.. — Ausspr. 


H. J. Ullmann and F. R. Nuzum: Die Bakteriologie bestrahlter Tonsillen. (The Amer. 
Journ. of Roentg., X, 5, Mai 1923, S. 396.) : Unter 20 Fällen, die nach der Bestrahlung starke Verände- 
rungen der Tonsillen zeigten, blieben 20% frei von hämolytischen Streptokokken, weitere 35% blieben ` 


` für 6 Monate frei, 45% behielten ihre Streptokokken. Eine Beziehung zwischen klinischem und bak- 


i teriologischem Befund konnte nicht gefunden werden. Technik: 200 KV., 50 cm Abstand, 9 cm 


Feldgröße, 1 mm Cu. +1 mm Al., 25 M.-A.-Min. in der 1. Sitzung, 35 in der 2., 45 in der 3. und 4. bei 
48 Stunden Zwischenraum. Wiederholung nach 3 Monaten. 

Walterhö fer (III. med.. KI. Berlin): Die physikalische Behandlung der Blutkrankheiten und 
ihre Grundlagen (Zschr. f. die ges. physik. Ther., 27, 1—2, S. 90.) In diesem Überblick wird auch die 


Wirkung schwacher und stärkerer Röntgenbestrahlung auf,das Blutbild bei den verschiedenen Blut- 


krankheiten durchgesprochen. Lit. 
E.Wossidlo (Berlin): Diagnose und Behandlung der Proxtatahrnertsonide bei älteren Leuten. 


i (Med. K1., 1923/26, S. 891.) Durch die Röntgenbestrahlung von Hoden und Prostata kann das Leiden 


nicht beseitigt werden. Dazu kommt, daß die Röntgenbestrahlung der Prostata, durchaus nicht als 
harmlos bezeichnet werden kann. Verf. u. a. haben nach ‚Bestrahlung schwerste Abzeßbildung 
beobachtet, die zunächst eine symptomatische Operation erforderlich machten und dann zu sekun- 


` därer ungemein erschwerter Prostatektomie führten. (Der Artikel W.s dürfte auch von fachchirur- 
. gischer Seite betrachtet, nicht als erschöpfend und allgemein maßgebend angesehen werden. Moser 


hat gerade in der letzten Zeit auf die unblutige, erfolgreiche Behandlung der Prostatahypertrophie 
durch systematische Anwendung von Eukain hingewiesen; Ref. hat bisher bei Prostatabestrahlung 
keine Abszesse beobachtet und neben einzelnen Mißerfolgen, nach denen die Operation geraten wurde, 
sehr. beachtliche und dauerhafte Erfolge bei alten Leuten — Verschwinden des Katheters usw. — 


e feststellen können.) 


7. vavau physikalische Heilmethoden. 


Aikins: Die Radiümanwendung beim Sarkom. (Journ. of Rad., IV, 2, Febr. 1913. ) Lympho- 
sarkom: die Heilungen waren geringer als die von anderen Autoren angegebenen. A. hält das 


. Lyımphosarkom für das am wenigsten der ‚Bestrahlung: zugängliche Sarkom. Osteosarkom: Die 


Erfolge sind mäßig, wenn das Knochengewebe mit angegriffen ist, wenn es sich um cin vom Periost 
ausgehendes Sarkom handelt, sind die Erfolge gut und dauernd. Das Chondrosarkom spricht nur wenig 
an. 'Epulisbestrahlung zeitigte glänzende Erfolge. Melanosarkom gibt zweifelhafte Resultate, 
da häufig bei vollständiger lokaler Heilung Metastasen auftreten, doch wurden einzelne Fälle geheilt. 


'Angiosarkom gibf gute Dauererfolge. Die an der Orbita, Conjunctiva, am Augenlid und an der 


BES. en 2 7 - Zr [a ý S 
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XXXI, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (verwandte physikal. Heilmethoden). 357 


Nase auftretenden Sarkome wurden meist mit relativ gutem Erfolg bestrahlt. Adenosarkome zeigten 
nur eine geringe Beeinflussung. 

A. Becker (Heidelberg): Zur Methodik der Emanationsmessung. (Strehlenther., Bd. 15, H. 3, 
S. 365.) Die zu untersuchende Emanation wird in einem besondern Vorraum gesammelt und zu einer 
festgehaltenen Zeit restlos in den Meßraum übergeführt. Ein neues Emanometer, das direkt mit dem 
Elektrometer verbunden ist, wird angegeben. Das angegebene Verfahren vereinigt den Vorteil ein- 
fachster und kürzester Durchführbarkeit mit demjenigen größtmöglicher Genauigkeit und Sicherheit. 


A. Beckmann (Dortmund): Gewebsverbrennungen durch hohe Hitze. (Klin. Wschr., 1923/16, 
S. 743.) Bestätigung der Schriddeschen Lehre, daß die Hitzewaben- und Hitzespaltenbildung bei 
hoher Hitze auf die Entwicklung von Wasserdampf aus der Gewebsflüssigkeit zurückzuführen ist. 

Benthin (Königsberg): Radinmverbrennungen. (Vortr. in der Nordostd. Ges. f. Gyn., 25. 11. 
1922, Bericht Mschr. f. Gebh., 62, S. 338.) Mit Ausspr. e 


O. Beuttner: Die Resultate der der Cur ie therapie unterworfenen Uterushalskarzinome 
nack 5- bis Sjähriger Beobachtungsdauer. (Schweiz. med. W., 1923/5, S. 55.) Seit 1914 keine Operation 
mehr, sondern nur Radiumbehandlung von 63 Kranken. Der Autor unterscheidet analog zu Döder- 
lein folgende Gruppen: 1. operable Ca. (6,3%), 2. Grenzfälle (17,6%), 3. Fälle mit Kraterbildung und 
leichter Infiltration der Scheidengewölbe und Parametrien (33,3%), 4. Kraterbildung und neoplastischer , 
Block (42,5%). Nach 5 bis 8 Jahren sind aus der 1. Gruppe noch 4 am Leben, aus der 2. Gruppe ebenfalls 
noch 4, aus der 3. Gruppe ıoch 3 und aus der 4. Gruppe keine. Von 63 Patientenlcbenalso 
nach5bis8 Jahren moch 11 Kranke (17,4%). Etwas günstiger erscheint das Resultat, wenn 
man die Prozentzahl für die einzelnen Gruppen getrennt berechnet. 1. Gruppe: Von 9 Fällen noch 4 
am Leben — 44,4%. 2. Gruppe: Von 8 Fällen noch 4 am Leben = 50%. 3. Gruppe: Von 25 Fällen noch 
3 am Leben — 12%. 4. Gruppe: Von 21 Fällen noch 0 Leben — 0%. Die gesonderte Betrachtung 
der Lebensdauer nach Einsetzen der Behandlung bei den einzelnen Gruppen zeigt, daß der Erfolg 
weniger von der mikroskopischen Form des Kollumkrebses oder von der applizierten Dosis (Millicurie- 
stunden), als vom Allgemeinzustand und vom Alter der Patienten abhing. Auf Blutabgang 
und Ausfluß in der hoffnungslosen 4. Gruppe hat die Radiurmtherapie einen sehr viel besseren Einfluß, 
als die Exkochleation oder das Ferrum candens (76% gegen 44%). Denselben guten therapeutischen 
Erfolg erreichen wir gegen die Schmerzen: Linderung in 72 gegen 14%). Auch die Lebensdauer der 
Patienten der 3. und 4. Gruppe ist seit Einführung der Radiumtherapie erheblich verlängert worden. 
(Durchschnittliche Lebensdauer betrug 28% resp. 14 Monate gegen 8 resp. 7 Monate.) Der Autor 
kommt zum Sehlusse, daß durch die Operation der operablen Fälle sicher 
wenigererreiehtwird,alsdurchdieBestrahlungallein, und daß die Frage nach 
der besten gegenwärtigen Behandlung der inoperablen Uterushalskarzinome dahin erledigt sei, daß die 
BRadiumbehandlung weit bessere Ergebnisse zeitigt, als die alte Palliativmethode. 


Bordier: Behandlung der Hypertrichose mit Diathermie. (Arch. d’Electr. med. et de Phy- 
siother., H. 488, Mai 1923, S. 129.) Die Heilung der Hypertrichose ist nach französischer Ansicht ein 
wichtiges soziales Problem. Bis jetzt wurde hauptsächlich die Elektrolyse zur Zerstörung der Haar- 
papille angewendet; mitunter versuchte man es auch mit der Röntgentherapie. Der Verfasser bedient 
sich zu dem Zweck der Diathermie. Dazu ist ein ınit dem Fuß zu bedienender Unterbrecher notwendig, 
da die Hände des Operateurs durch Nadel und Epilationspinzette nicht frei sind. Dieses Unterbrecher- 
pedal ist besonders konstruiert, weil die Stromschlußdauer außerordentlich kurz ist, etwa ein Zehntel 
Sekunde, doch läßt sich mit demselben Unterbrecherpedal auch eine lange Stromschlußdauer her- 
stellen, wie sie bei Anwendung der Diathermie zu anderen Heilzwecken notwendig ist. Die Epilations- 
nadel ist die gleiche wie bei der Elektrolyse, jedoch ist ein anderes Verbindungskabel zwischen Appa- 
rat und Nadel notwendig, als das sonst beim Diathermieapparat gebräuchliche, weil das Gewicht des 
gewöhnlichen Kabels zu schwer ist, was die Leichtigkeit der Haud des Operateurs beeinträchtigt. 
Durch die Einführung der Diathermienadel werden die feinen Arterien und Venen zerstört, die das 
Haar ernähren. Die Vorzüge der Epilation mit Diathermie vor der Elektrolyse sind: 1. Zur elektro- 
lytischen Zerstörung der Haarpapille sind 20 bis 30 Sekunden nötig. Die Diathermiekoagulation ge- 
schieht in Bruchteilen einer Sekunde, ist also eine große Zeitersparnis. 2. Nach der Diathermiekoagu- 
lation wachsen die Haare nicht wieder nach, was sich auch von der bestausgeführten Elektrolyse nicht 
behaupten läßt. Bemerkt wurde, daß auch die Haare in der nächsten Nachbarschaft eines mit Dia- 
thermie behandelten Haares ausfielen. 3. Die Diathermicepilation hinterläßt keinerlei Spuren auf der 
Haut, doch muß die Nadel wenigstens 3 bis 4 mm tief eingeführt werden, denn dringt die Nadel nicht 
tiefer als bis zum Orificium des Follikels, so kann eine kleine Narbe entstehen. 4. Die Epilation 
dureh Diathermie ist viel weniger schmerzhaft als die durch Elektrolyse; denn die Koagulation tritt 
so rasch ein, daß die Zerstörung der Haarpapille schon im Augenblick der Schmerzempfindung erreicht 
ist. Jedenfalls ziehen die Patienten, an denen beide Epilationsweisen ausgeführt wurden, die Epi- 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. 46 


358 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (verwandte physikal. Heilmethoden) XXXI, 2/3. 


lation mit Diathermie vor. — So stellt dieses Epilationsverfahren einen wirklichen Fortschritt dar, 
besonders bei der Behandlung der Hypertrichose bei jungen Mädchen. ` 

E. Bum m (Berlin): Über paravaginale Radiumbestrahlung. (Vhdlg. der D. Ges. f. Gyn. 1922 — = 
Arch. f. Gyn., 117, S. 221); s. Fortschr. XXIX, 5, S. 631. 

Eckstein (Freiburg i. Br.): Einfluß des natürlichen und künstlichen Lichtes auf das Wachs- 
tum junger Ratten. (Vhdlg. der 33. Vers. d. D. Ges. f. Kindhk. 1922 — Mschr. f. Kindhk., 24, 4—5, S. 587.) 
Mit Quecksilberquarzlampen bestrahlte Tiere zeigten eher eine Wachstumshemmung; einzelne waren 
außerordentlich empfindlich. Unter Lichtabschluß aufgezogene Tiere wurden durch Bestrahlung erheb- 
lich im Wachstum gefördert. Im bestrahlten Organismus finden Zellzerfall und „Umstimmungen“ 
statt, die je nach der Reizdosis die Entwicklung fördern oder hemmen können („Protoplasmaaktivie- 
rung“). — Aussprache Seite 589. Kozitschek berichtet über ein zirka. 2jähr. Kind, bei dem nach 
kurzer Quarzlampenbestrahlung wegen Impetigo contagiosa Lungenödem, Herz- und Atemstillstand 
eintrat. | 

Paul Francois (Antwerpen): Bogenlichtbäder. (Journ. de Radiol. et d’Electr., Juni 1923, 
S. 254.) Die Bogenlichtbäder ersetzen fast vollständig die natürliche Sonnenbestrahlung. Mindestens 
12 Bäder, d. h. eine einmonatliche Behandlung,. sind erforderlich, ehe man wesentliche Wirkungen 
erzielen kann. Bei nicht tuberkulösen Affektionen wird man 40 Bäder verabreichen müssen, eue man 
therapeutische Einwirkungen erzielt, während tuberkulöse Erkrankungen je nach Ausbreitung und 
Alter der Veränderungen sowie Alter der Kranken 20 bis 400 Bäder benötigen. — Die Bäder rufen 
nach 10 bis 20 Stunden eine wechselnd starke Hautentzündung hervor, evtl. mit lange bestehender 
Rötung, Schuppung, Pigmentation. Bei häufiger und intensiver Bestrahlung können sich aktive. Ery- 
theme mit Gefäßerweiterung ausbilden. Unter der Besonnung bildet sich gesteigerte Abwehrkraft der 
Haut gegen Infektionen, Steigerung der sezernierenden und eliminierenden Kräfte, Blutzunahme, 
nach anfänglicher Zunahme Abnahme von Pulszahl und Blutdruck, Verlangsamung und Vertiefung 
der Atmung, Anregung von Diurese, Appetit, günstige Beeinflussung von Schlaf, Stoffwechsel, Ge- 
wicht usw. aus. 

| Gödde: Über Reaktionen bei Quarzlampenbestrahlungen Lungentuberkulöser. (D. m. W., 
1923/24.) G. wendet sich scharf gegen die Behauptung Bachs, daß die Bestrahlung mit künstlicher 
Höhensonne bei tuberkulösen Lungenkranken vollkommen gefahrlos sei. Er beobachtete bei 57 von 
655 Kranken im Anschluß an die Bestrahlung deutliche Reaktionen, sowie mehrfach Blutungen. Die 
Gefahr der Reaktion ist um so größer, je frischer und aktiver der Prozeß ist. Besondere Vorsicht ist 
anı Platze bei den überwiegend knotigen Formen, besonders wenn es sich um zahlreiche kleine zer- 
streute Herde handelt, sowie bei den auf dem Blutwege zustandegekommenen zerstreutherdigen chro- 
nischen Formen. Fieberhafte und schwere Erkrankungen sollte man gänzlich von der Bestrahlung 
ausschließen. Besonders scharfe Auswahl ist bei ambulanter Behandlung zu treffen. Körperwärme 
und Lungenbefund sind während der Bestrahlungskur fortlaufend zu kontrollieren. Bei Auftreten von 
Reaktionen ist unbedingt Bettruhe geboten. Bei Beachtung dieser Gesichtspunkte ist die Bestrahlung 
mit künstlicher Höhensonne ein ne Unterstützungsmittel bei der Behandlung von tuberkulösen 
Lungenkranken. 

Max Heiner (St. J dadh imstiei i. B.): Die Radiumbehandlung und ihre Indikationen. (Med. 
K1., 1923, 18, S. 612.) Die anzuwendende Radiumdosis hängt von der Hyper- bzw. Hyposensibilität ab, 
ist also Erfahrungsindikation. Die für den einzelnen zu hohe Dosis löst lokale und allgemeine Reak- 
tionen von solcher Heftigkeit aus, daß der zu erzielende oder schon erzielte Erfolg in Frage gestellt 
werden kann. So wurden bei der chronischen Polyarthritis rheumatica Dosen von 30 000 bis 150 000 
Mache-Einheiten pro Bad — zirka 24 Bäder benötigt. Anfangsdosis von 30000 M.-E. gilt für ein Bad 
von 20 bis 30 Minuten, nach 4 bis 6 Bädern wird tastend angestiegen. Die Trinkkuren bewegen sich auf 
einer 3- bis 4-Wochenkur in Dosen von 50 000 bis 200 000 M.-E. pro Tag (3malige Trinkkur nach den 
Mahlzeiten). Die Bestrahlungsbehandlung ist Sache des erfahrenen Radiologen. Die Strahlenwirkung 
ist Ergebnis der Einwirkung auf die Ionisation und die kolloidale Struktur des Protoplasmas. Die 
verwandte Strahlenmenge löst stets in gleichem Sinne biochemische Wirkungen und Ionisationseffekte 
aus, dabei dürfte der Einfluß auf die Kalziumionen von allergrößter Bedeutung sein. Fortschritte auf 
dera Gebiete der Kolloidchemie dürften bestimmt sein, Indikation und zweckmäßigste Dosierung der 
Strahlen in jedem Fall bestimmt anzugeben. ; 

S. Hirsch (Frankfurt a. M.): Kritische Anmerkungen zur Frage der Therapie chronischer 
deformierender Gelenkerkrankungen auf Grund klinischer Beobachtungen. (Med. Kl. 1923, 16, S. 527.) 
Besprechung der Wirkung parenteraler Reizstoffe, wobei nach Matthes die Fiebererregung eine, 
große Rolle spielt. Ein wesentlicher Unterschied i in der Wirksamkeit der verschiedenen Stoffe besteht 
nicht. — Unter den bei chronischer Arthritis zur Anwendung gebrachten Mitteln dürfte nach den Er- 
. fahrungen des städtischen Krankenhauses Sandhof-Frankfurt auch der Radiumemanation eine 
besondere Bedeutung zukommen. Die günstige Beeinflussung durch Radium wird in der Einwirkung 


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XXXI,2/3. Auszüge aus Zeitschriften des În- und Auslandes ‚verwandte physikal. Heilmethoden). 359 | 


eines physikalisch-chemischen Dauerreizes, der durch die Applikationsform gewährt werden kann, 
gesehen. Dadurch kann die durch Anwendung der parenteralen Reizstoffe gesuchte Einwirkung ein- 
schleichend und in lang hingestrecktem Verlauf angestrebt werden. Bei der Radiumtherapie kommt 
es darauf an, eine bestimmte Reizschwelle, bei der stürmische Reaktionen’ noch nicht auftreten und die 
individuell in großen Grenzen schwankt, festzustellen. Emanationswasser mit cinem Gehalt von 1000 
bis 1000000 Mache-Einheiten wurde gegeben. Nach Feststellung der Reizschwelle, die durch lang- 
sames Steigen der Dosen erreicht wurde, blieben die Mengen eine Zeitlang auf dieser Höhe, sodann 
ging man allmählich zur Ausgangsdosis zurück. Als Ausdruck der Dauer wurde in einzelnen Fällen 
eine während des ganzen Verlaufs der Behandlung sich bemerkbar machende leichte Temperatur- 
erhöhung bemerkt, die prognostisch als günstiges Zeichen für die Beeinflussung des Falles zu werten 
ist. Die physikalischen stets mitangewandten Methoden können durch keine Reizstoffbehandlung er- 
setzt werden. 

Hochenbie h ler (Wien): Uber die prophylaktische Behandlung der Eklampsie mit künst- 
licher Höhensonne. (Mschr. f. Gebh., K 5—6, S. 269.) Empfehlung auch Dropiylaktisch: Wirksam ist 
die Blutdrucksenkung. 

Franz J o-n a s (Berlin): Neue Wege der Lichtbehandlung in der Gynäkologie. (Strahlenther., 15, 
2, S. 237.) Die Ultrasonne Landeker-Steinberg wurde erfolgreich nicht nur in der kleinen 
Gynäkologie, sondern auch bei Fällen verwandt, die nach bisheriger Anschauung allein durch opera- 


tiven Eingriff geheilt oder gebessert werden konnten. 


‘A. Landeker (Berlin-Charlottenburg): Erfolge der Strahlentherapie in der Behandlung ent- 
zündlicher Frauenkrankheiten. (Strahlenther., 15, 2, S. 224.) Bericht über die Erfolge mit der ver- 
brennungsfreien. „Ultrasonne“ (Ingenieur Steinberg und Landeker), bei der sämtliche ent- 
zündungserregenden Strahlen von 290 uu abwärts fehlen sollen. Mit dieser Ultrasonne ist erfolgreiche 
Bekandlung der parametranen und Adnexerkrankungen entzündlicher Art möglich; L. glaubt auch das 
Gebiet der entzündlichen Beckenbindegewebserkrankungen — Exsudate, wie schwielige Narben- 
strenge — der Lichttherapie erschlossen zu haben. (Bestrahlungen durch 3 bis 5 Woei meist 15 Be- 
strahlungen mit 600 bis 700 Bestrahlungsminuten.) 

Luigi Mazzoni: Die Röntgen- und Radiumbehandlung des Ühirepharsneosilerone (La 
Radiol. Méd., X, 2, Febr. 1923.) Bericht über 15 Fälle von Rhinosklerom, die durch die Strahlenbehand- 
lung häufig beeinflußt worden sind. Das Radium hat sich als das empfehlenswertere therapeutische 
Agens bei dieser Krankheit erwiesen. 

Fr. Peemöller (Hamburg-Eppendort): Neuere Untersuchungen über die blutdrucksenkende 
Wirkung von künstlichen (elektrischen) Lichtquellen und Hochspannungs-Hochfrequenzapparaten. 
(Kl. Wschr.; 1923/21, S. 973.) Durch eingehende Untersuchungen ist festgestellt, daß die Blutdruck- 
senkung nach Bogenlichtbestrahlung zum weitaus größten Teil als eine Wirkung der eingeatmeten 
Boge nlampenluft und nicht als eine Folge der Wärmestrahlung aufzufassen ist. Als einzige blutdruck- 
senkende Gaskomponente der Bogenlampenluft kommt das Stickoxydul oder Lachgas von der Formel 
N:O in Betracht. Bei der gewöhnlichen elektrischen Kohlenbogenlampe von etwa 30 Ampere und bei 
der Ultrasonne von 11 Ampère Stromstärke werden die meisten blutdrucksenkenden Gase gebildet, 
ferner bei der Höhensonne von Bach, der Siemensschen Aureollampe und in Röntgenzimmern. Der- 
selbe Vorgang spielt sich auch ab in der Umgebung der Funktenstrecke des d’Arsonvalschen Apparates. 

A. Pfefferkorn (Halle): Über die Behandlung der Bauchfelltuberkulose mit künstlicher 
Höhensonne. (Zbl. f. inn. Med. 1923/22, S. 353.) 43 Fälle, 77% bedeutend gebessert. 

Schürer: Über intensive Sonnenlichtbehandlung der Lungentuberkulose. (D. m. W., 1923/22.) 
Entgegengegestzt der meist herrschenden Ansicht, daß tuberkulöse Lungenkranke nicht mit Sonnen- 
bädern behandelt werden können, ist der Verfasser auf Grund von ausgedehnten Erfahrungen zur 
Überzeugung gekommen, daß die intensive Behandlung der Lungentuberkulose bei geeigneter Indika- 


` tionsstellung ganz ungefährlich ist, wenn man den Kranken allmählich ganz systematisch an die mehr- 


stündigen Sonnenbäder gewöhnt. Geeignet für die Sonnentherapie sind alle leichteren Erkrankungen 
und alle fibröse Formen. Auch große Ausdehnung der Erkrankung, Kavernen, subfebrile Tempera- 
turen, nicht zu ausgedehnte pneumonische Prozesse und Neigung zu Lungenblutungen bilden nicht 
ohne weiteres eine Kontraindikation. Wenn die Heliotherapie durch mehrere Tage oder Wochen 
durch Mangel an Sonnenlicht unterbrochen wird, dann hat die künstliche Höhensonne an Stelle der 
Sonnenbäder zu treten, damit die einmal erreichte Gewöhnung nicht wieder verloren geht. Die bis- 
her erzielten Erfolge auch bei ausgedehnten tuberkulösen Lungenerkrankungen sind überraschend 
günstig, sie bedürfen aber noch weiterer Bestätigung. 

John R.Ranson :-Ein neuer Halter für Radiumnadeln. (The Journ. of Radiol., Mai 1923, S. 170.) 

Wilhelm Stenstroem (Buffalo): Eine neue Art der Umfüllung von Endiumemanntion. (Amer. 
J. of Roentg., X,4, April 1923.) 

Wildegans (Urbankrankenhaus Berlin): Verletzung durch elektrischen Starkstrom mit töt- 


46* 


360 | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. XXXI, 2/3. 


lichem Ausgang. (Klin. Wschr., 1923/13, S. 588.) Beobachtete Starkstromverletzung eines 63jähr. 
Mannes durch doppelpolige Berührung eines unter 6000 Volt stehenden Leiters mit Stromübertritt 
Hand—Rumpf—andere Hand unter Bildung eines Lichtbogens. Das Leben blieb zunächst erhalten, 
weil wesentliche Teile des kardiovaskulären Apparates und des Zentralnervensystems nicht in Mit- 
leidenschaft gezogen waren. Die anfangs umschriebenen Substanzverluste, Nekrosen, Verbrennungen 
der oberen Extremitäten sind ausgezeichnet durch beständig nach Fläche un: Tiefe fortschreitendem 
Zerfall der Gewebe in einer Ausdehnung, die die anfangs nachweisbare Schädigung um ein Vielfaches 
übertrifft. Jauchige Sekundärinfektion und feuchte Gangrän des Unterarmes führten trotz Exarti- 
culatio humeri 11 Tage post trauma zum Tode. 


mn | - Patentanmeldungen. 


846 778. Dr. Gustav Buc k y (Berlin, Kleiststr. 19): Röntgenröhre für uerwelche Strahlen. 8. 5. 1923. 
B. 102 474. 

846 911. Reiniger,Gebbert&Schall, A -G. (Erlangen): Hilfsvorrichtung um die Wirksamkeit 
mit einer Jonisationskammer versehener Einrichtungen zur Untersuchung von Röntgen- u. dgl.- 
Strahlen mittels eines radioaktiven Stoffes nachzuprüfen. 18. 3. 1919. R. 46790. 

846 821. Dr. Erich Henschke (Berlin-Schmargendorf, :Marienbader Str. 9): Heiztransformatorein- 
richtung zum Betrieb von gasfreien Röntgenröhren. 12. 12. 1922. H. 95 417. 

15 K. 79895. Koch & Sterzel& Dr. Mario Jona (Dresden, Zwickauer Str. 40/42): Metallische 
Röntgenröhre. 6. 10. 1921. 

18 R. 57116. Reini ger, Gebbert & Schall A.-G. (Erlangen): Einrichtung zum Betriebe von 

= Röntgenröhren. 1. 11. 1922. 

844 005 (Mai 1923). Ernst P ohl (Kiel, Hospitalste. 27): Röntgendurchleuchtungs- und Aufnahmevor- 
vorrichtung. 21. 2. 1922. P. 36 742. 

844621. Dr. Friedrich Heitz (Landau/Pfalz): Paraffin-Wachsphantom zur Messung der Röntgen- 

| strahlenenergie. 19. 3. 1923. H. 96 418. | 

'844 622. Dr. Friedrich Heitz (Landau/Pfalz): Filtersicherung und Filterkortrolle in der Röntgen- 
strahlentherapie. 19. 3. 1923. H. 96 419. ' 

845 505 (Mitte Mai). Dr. Henrik Goldberg & Oswin Baumgärtel (Lodz, Polen), Vertreter: 
A. Trautmann & H. Kleinschmidt, Patentanwälte (Berlin SW. iá Regeneriervorrich- 
tung für Röntgenröhren. 31. 1. 1922. G. 51115. 

845504. Reiniger, Gebbert& Schall A.-G. (Erlangen): E EAA E TAE für die Anwendung 

= von Röntgen- und ähnlichen Strahlen. 17. 12. 1921. R. 54 962. 

6 K. 84850. Koch & Sterzel A.-G, Johannes Frenzel & Arthur Schaarschmidt 
(Dresden, Zwickauer Str. 42): Blendvorrichtung für die Zwecke der Röntgenphotographie. 10.2.1922. 

545236. Reiniger,Gebbert&SchallA.-G. (Erlangen): Vorrichtung zur Untersuchung mittels 
Röntgenstrahlen. 9. 4. 1923. R. 58 059. | 

6 St. 35 577. Dr. Pleikart Stumpf (München, Rottmannstr. 14): Zweiröhrenblende für Tiefenbestim- 
mung und Stereodurchleuchtung. 20. 3. 1922, 

845 21 (1. Juni). Albert Schneider (Rodewisch i. V.): Einrichtung zur Aufnahme und Wiedergabe 

stereoskopischer Films. 20. 3. 1923. Sch. 77 006. 

847 424 (Mitte Juni). Josef Zacharias (Regensburg, Maximilianstr. 18): Mechanische Wechselung 
von Diapositiven für Projektions- und Stereobetrachtungsapparate aller Art. 18. 4. 1923. Z. 15 506. 

15 R. 48151 (1. Juni), Reiniger,Gebbert&Schall A.-G. (Berlin): Glühkathodenröntgenröhre 
mit einem die Antikathode umgebenden Gehäuse aus leitendem Stoff. 8. 8. 1919. 

18 O. 13358. Werner Otto (Berlin, Müllerstr. 35): Anordnung der Stromzuiührungen zu Röntgen- 
röhren. 16. 11. 1922. 

16 F. 50562. Dr. R. Fürstenau (Berlin, Kurfürstenstr. 146): Verfahren zur Erzeugung von Röntgen- 
strahlen zeitlich unveränderlicher Beschaffenheit. 12. 11. 1921. 


18 J. 22478. Dr. Georg Jaeckel (Berlin, Invalidenstr. 42): Vorrichtung zum Schutz von in Röntgen- 


zimmern aufgestellten Meßinstrumenten gegen Beeinflussung der Nadel durch elektrostatische 
Kräfte. 11. 3. 1922. 
15 L. 56477. Dr. Julius Edgar Lilienfeld (Leipzig, Mozartstr. 4): Einrichtung zur Erzeugung von 
Röntgenstrahlen. 26. 9. 1922. 
18 S. 58356. Siemens & Halske A.-G. (Siemensstadt b. Berlin): Einrichtung zum Betriebe von 
Röntgenröhren, insbesondere zur Erzeugung durchdringungsfähiger Röntgenstrahlen. 15. 12. 1921. 
H. 90 207. Dr. Otto Hahn (Berlin-Dahlem): Verfahren zur Herstellung von in festem Zustand dauernd 
= hochemanierenden Radiumpräparaten. 17. 6. 1922. 


ei. 
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XXXI, 2/3. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. > 361 


18 S. 59125 (anfangs Juni). Siemens s& HalskeA. -G. (Sremenastagi b. Berin); Filter für Röntgen- . 
‚ strahlen. 6. 3. 1922. 

18 St. 35774. The Standard Chemical Company (Pittsburgh, Börse, Vi St. A.), Vertreter: 
Dipl.-Ing. C. Fehlert, G. Loubier, F. Harmsen, E. Meißner, Pat.-Anwälte (Berlin 
SW. 61): Am Kopfe des Patienten zu befestigender Halter für in den Mund einzuführende Radium- 
präparate. 22. 5. 1922. 

846721. Fritz Kirchhoff (Berlin-Wilmersdorf, Nassauische Str. 14): Vorrichtung für die Bestrah- 
Jung der Seitenwandungen von Körperhöhlen. 31. 3. 1923. K. 93 908. 

846722. Fritz Kirchhoff (Berlin-Wilmersdorf, Nassauische Str. 14): Str ahlenleitrohr für Heil- 
bestrahlungsapparate. 31. 8. 1923. K. 93 909. 


Neueste ausländische Zeitschriften, welche in diesem Heft noch nicht 
referiert sind. ` 


The American Journal of Roentgenology and Radium Therapy, X,6. Juni 1923. 

M. M. Portis and S. A. Portis, Carcinoma of the Small Bowel. — Taylor, Roentgen 
Grstrointestinal studies of patients with chronic deforming arthritis. — Bissel, A comparison of 
clinical and roentgenologica] observations in pulmonary. — Liss, Pulmonie and cardiac changes 
following inoculation with foreign protein. — Crouse, The X-ray in neurological diagnosis. — 
Philip King Brow n, Annular shadows: Cavities or spontaneons pneumothoraces? — Swearingen, 
Case of bullet in the heart with recovery. — Bierman , The lumbar transverse prozesses. — Pirie, 
Treatment of carcinoma of esophagus by deep X-ray therapy. — Quick, Carcinoma of the floor ot 
the mouth. — Groover, Christie and Merritt, Intrathoracie cha nges following Roentgen 
treatment of breast carcinoma. — Holzknecht, Review of the present status of deep Roentgen 
therapy. — Staunig, Practical Roentgen-spectrometry and its physical basis. — Weather- 
wax and Leddy, Standardization of ionization measurements of intensity. — G fier, Stereoskopy 
of the accessory sinuses. 


La Radiologia Medica, X, 7. Juli 1923. | ' 


Natale-Marzi: Osservazione radioscopica di un tumore del grande epiploon. — Nicolis, 
Contributo allo studio dell’omero varo. — Piergrossi, Verso un metodo piü razionale di dosaggio 
in Röntgenterapia. — Rocchi, Apparati Röntgen a tensione secondaria continua. 


Archives d’Electricité médicale et de physiotherapie, Nr. 489. Juni 1923; ` 
MinoufletetP.Schrumpf-Pierron, Réaction du sang et des tissus sains, ou patholo- 
giques, sous l'influence des Rayons X. | 


The Journal of Radiology (Ohama, Nebraska), IV, 6. Juni 1923. 

Sante, A Study of lung abscess by serial radiographic examination. — Ivy, Orndoff, 
Jacoby and Whitlow, Studies of the effect of X-rays on glandular activity. — Kessler, Dia- 
phragmatice hernia — non traumatic, with report of four original cases. — Bachem, Comparative 
measurements of intensity and hardness of X-rays produced by different types of American transformers. 


IV, 7. Juli 1928. 

Sutherland, Radiography in the examination of the urinary tract. — G. E. Pfahler, 
Measurements on two American deep therapy machines, with special reference to the Duane method. — 
Jenkinson, X-ray treatment of tumors. — Robertson, X-rays and X-ray-apparatus. — 
Stevens, The present status of radiation therapy, with case reports. 


Journal de Radiologie et d'Eleetrologie (Paris), VII,7, Juli 1923. 
Regaud, Principes du traitement des €epitheliomas epidermoides par les radiations. Annli- 
cation aux © ‚pidermoides de la peau et de la bouche. — Solomon, Les doses biologiques en radio- 
therapie profonde. — Delhermet Chaperon, Comment doit-on interpréter les ombres hilaires 
normales? 


L’ Actinoterapia (Napoli), III,3 (30. 6. 1923). 

Del Buono, In memoriam di C. Röntgen. — Bassi, Problemi di dosimetria nella terapia 
radiologica. — Spinelli, Sarcoma ovarico con metastasi multiple, curato con roentgenterapia meta- 
chirurgica. — Balli e Fornero, La radioterapia come metodo di elezione nell’ amenorrea costitu- 
zionale primaria. | | 


362 "Tarif der Deutschen nenn — Mitteilungen. | '. XXXI, 2/8, 


Tarif der Deutschen Röntgen-Gesellschaft, 
(Minimaltarif für Krankenkassen usw.) 
Tarif I. Unkostentarif. 


1. Diagnostik. | | | 
Plattengröße ab 1. VII. 23 ab 10. V1I.23 ab 20. VII. 23 ab1. VIII. 23 


9><12 Platte u. Zahnfilm . . . . . . M. 17300.— M. 27750.—: M. 52500.— M. 89 000.— 
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30x40. » 71300.— „ 113950.— „ 213800.— „ 411000.— 
40 x50 . „ 116050 — „ 185800.— „ 349200.— „ 683 000.— 
Orthodiagramm 222. 19600.— ,„ 34000.— „ 50000.— „ 110000.— 
Durchleuchtung . . . . » 2 2.2.2 „ 18100.— „  82000.— „ 47800.— „  95000.— 
Citobariummahlzeit . 222. „n 12000.— „ 12000.— „ 35000.— „  70000.— 
Schlauchfüllung > . . . 2. 2 2.2.2.2». 24000.— „ 2400—- „ 70000.—- „ 140000.— 

- Einlauf mit Citobarium . ; „ 16000.— „  16000.— „  50000.— „ 100 000.— 
Abzüge bis zu Größe 18 >x< 24 . „ 20000.— „  20000.— „  30000.— .  60000.— 

a darüber hinaus » 40000.— ,„ 40000.— . 60000.— „ 120 000.— 
Glas-Diapositiv  . . „a 50000.— „  50000.— „ 75000.— ,„ 150000.— 


2. Therapie. 


1. Oberflächentherapie pro Milli-Amp.-Min. M. 850.— M. 1000.— M. 1500.— M. 1500. 
2. (Vollw.) Tiefentherapie pro Milli-Amp.-Min. „ 1050.— „ 1450.— „ 4000.— „ 4000.— 


, Tarif Il. Honorartarif. 
Allg. Deutsche Geb.-Ordn. [Ausg. m. Deckbl.) Ziffer 336-371 >< 440 400 1560 1500. 


NB.! Eine Reihe von Herren haben zwar die sofortige Tarifzusendung aus Frankfurt am Main 
erbeten, aber den vereinbarten Betrag nicht eingezahlt. Infolgedessen kann ihnen der Tarif nicht-zugehen. 


Zur Beachtung! Wird weitere Zustellung gewünscht, kann diese erst nach Einzahlung von M.4000.— 
auf Postscheck Konto 40738, Frankfurt a. Main, Dr. med. Heinz’ Lossen erfolgen. 


Mitteilungen. 


Wie uns der Verlag Keim & Nemnich mitteilt, macht sich der Druck der französischen 
Behörden im besetzten Gebiet auch im Buchhandel sehr unangenehm bemerkbar. So kann der neueste 
Band des bekannten Sommerschen Röntgentaschenbuchs, da er in Kaiserslautern gedruckt wurde, 
und größere Bestände des unentbehrlichen Wettererschen Handbuches der Röntgen- und Radium- 
therapie, welche in Mainz lagern, nicht ausgeführt werden, da der von der französischen Behörde ver- 
langte Zoll von 10% des auszuführenden Wertes, entsprechend dem Verbot der Deutschen Reichs- 
regierung, nicht bezahlt werden kann. Beide Bücher fehlen also auf dem Markt. Diejenigen (deutschen 
Ärzte und Wissenschaftler, welche bisher der Meinung waren, daß die ärztliche Wissenschaft sich um 
politische Dinge nicht zu kümmern brauche und von ihnen nicht berührt werde, können hieraus ent- 
nehmen, daß nicht alle Nationen diesen höheren Standpunkt einnehmen und praktisch vertreten. 


Die Vereinigung deutscher Röntgenologen und Radiologen in der tschechoslowakischen Republik 
hält am 3. und 4. November 1923 in Prag ihre gründende Versammlung ab, mit anschließender wissen- 
schaftlicher Tagung. Die Mitglieder der Deutschen Röntgen-Gesellschaft sind ..hierzu eingeladen. 
Vorsitzender der neuen Vereinigung ist Hofrat v. Jaksch-Wartenhorst (Prag), Geschäftsleiter 
Privatdozent Dr. Altschul, Prag II, Vladislavova 17. 


Die Statuten der jüngst gegründeten Ungarischen Röntgengesellschaft in Budapest wurden vom 
Kgl. ungarischen Ministerium des Innern genehmigt. | 

. Derzeitiger Präsident ist Universitätsdozent Dr. Emerich von G er gö (Budapest IV, Ferencz 
Joszef rakpart 17), Vizepräsident: Universitätsdozent Dr. A. Henszelmann, Sekretär: Dr. Vidor 
Révész (Budapest VI, Arena-ut 84). 


XXXI, 213. e Berichtigung. 863 


Prof. Levy-Dornin Berlin feierte am 1. August seinen 60. Geburtstag. Das nächste Heft der 
„Fortschritte“ ist dem hochverdienten Fachmann von seinen Schülern gewidmet. 


Deutsche Röntgen-Gesellschaft. 


Vom 30. Juli bis 4. August 1923 fand in Hamburg in dem Vorlesungssaal des allgemeinen Kranken- 
hauses St. Georg ein von der Deutschen Röntgengesellschaft veranstalteter Vortragszyklus über 
Röntgendiagnostik statt, an dem etwa 100 größtenteils auswärtige Ärzte, darunter etwa 20 Ausländer, 
teilnahmen. Es wurde eine große Anzahl von röntgendiagnostischen Vorträgen aus den verschiedensten 
medizinischen Gebieten gehalten. Die Veranstaltung war die erste dieser Art und verlief zur größten 
Befriedigung aller Teilnehmer. In den Abendstunden fanden Führungen durch die großen staatlichen 
Krankenanstalten statt, die das Interesse der Teilnehmer erweckten. In der Schlußsitzung überreichten 
die auswärtigen Teilnehmer unter herzlichen Dankesworten eine Adresse mit den besten Wünschen für 
die deutschen Kollegen und die deutsche Wissenschaft. 

Eine dem Vorsitzenden übergebene Geldsammlung unter den ausländischen Teilnehmern konnte 
in Not geratenen Hamburger Kollegen übergeben werden. 


Die überreichte Adresse lautet: 
An die 
h. g. Leitung der Deutschen Röntgen-Gesellschaft, 
z. H. des Herrn Prof. Dr. Haenisch 
Hamburg. 


Die unterzeichneten ausländischen Teilnehmer an dem vom 30. Juli bis 4. August 1923 in 
Hamburg stattgefundenen Vortragszyklus über Röntgendiagnostik erachten es nicht nur als ihre 
Pflicht, sondern auch als Herzensbedürfnis für das außerordentlich liebenswürdige Entgegenkom- 
men der Leitung der Deutschen Röntgen-Gesellschaft — wie auch für die viele Mühe und Sorgfalt 
der vortragenden Herren — sowie das gastfreundliche Entgegenkommen der h. g. Direktion des 
Krankenhauses St. Georg aus tiefstem Herzen zu danken. 

Insbesondere sei des erfolgreichen Bemühens unseres sehr geehrten Herrn Präsidenten Prof. 
Dr. Haenisch und der vielen Mühe und rastlosen Arbeit des Herrn Oberarztes Dr. Holthusen 
und dessen Herrn Assistenten Dr. Sielmann gedacht; des weiteren der Herren Direktoren Prof. 
Deneke und Prof. Hegler, sowie der Herren Vortragenden: Prof. Haenisch, Prof. 
Deneke, Prof. Brauer, Dr. Holthusen, Dr. Lorenz, Dr. Lorey, Dr. Walter, Dr. 
Trömner,Dr. Seefeld, sowie Prof. Dr. Lehmann-Rostock und Dr. Wels- Kiel, welche in 
der mustergültigen Durchführung der Vorträge wirklich das Beste geleistet haben. 

Mit voller Befriedigung und großer Dankbarkeit werden wir immer der liebenswürdigen Auf- 
nahme und dieses so lehrreichen Aufenthaltes in Hamburg gedenken. 

“Wir wünschen unseren lieben deutschen Kollegen von Herzen, sie möchten die 
jetzigen schweren Zeiten erfolgreich überwinden und auch ferner zum 
Wohle der Wissenschaft und der Menschheit segensreich wirken. 

' In aufrichtiger Hochachtung 
Univ.-Dozent Dr. E. von Gergö, 
für die ausländischen Teilnehmer aus Bulgarien, Tschechoslowakei, Estland, Italien, Jugoslawien, 
Rußland, Schweiz und Ungarn. 


Berichtigung. 
Auf Seite 324 ist im Verzeichnis der besprochenen Zeitschriften nachzutragen: 
oo Beitr. z. path. Anat., Bd. 70. — Journ. de Radiol., April 1923. — La Radiol. Med., Juni 1923. -- 
Zbl. f£. Chir., 1923, Nr. 29, S. 323, Zeile 17 von oben, statt Cernack lies: Cermak, und statt physiologischen: 
physikalischen. 


364 


(Zahlen = Seitenzahlen; f. = und folgende Seiten; 
= Vereinsberichte; K.B. = Kongreßbericht; Disk. 


Autorenverzeichnis. 


- Autorenverzeichnis. 


* — Origipalmitteilungen, 
= Diskussionsbemerkung; Ziffer ohne Inhalts- 


XXXI, 2/3. . 


einschließlich V.-B. ` 


. angabe = ne im Text; eingeklammerte Zahl bedeutet: Nur Titel angeführt.) 


 Achelis 187. 
en (Radium bei Sa.) 


À. kerlund (Spiralblende) 
a (Ule. guod) 335, 


Albrecht, H. 352. 
Alexander, W. G. (Mar- 
morknochen) 328. 
Altschul (primäre Tu- 
- berk.) V. B. 319, 320. 
Amenille 326. 
Ammann, K. 
monokoniose) 340. 


`. Amrein (Distomum 


pulm.) 340. 
Arnsperger 204. 


Aron 334. | 

Ascher (Enzytol bei 
Struma) 353. 

Aschoff 260. 

Aßmann 165f., 192, 


201 £., 265, 286. 
Axhausen 208, 251 f., 
260; (Köhlersche Kr., 
Perthessche Kr.) 328. 
— (Gelenkverletz.) 329. 


Bach 358. 
Bachem 289: 
Bacmeister 323. 


Bade 254. 

Bader, G. (Spektro- 
meter) 324. | | 
Baensch- (chir. Rö.- 


Ther.) (353). 
Bär (Ule. duod.) 324. 
Bauer, K.. H. (Magen- 
straße) 327. 
Bauermeister 239 f. 
Baum 245, 258. 
Beaucamp 244, 
Beck, A. (Ule.duod. )386, 
Beck, K. (Kehlkopf- 
schädigung) 343. 
Becker 245. 


Becker, A. (Emanations- 


messung) 357. 
Beckmann (Gewebsver- 
brennung) 357. 


| Beelere 200; (Ule. pept. u 


336. 

Becquerel 318. 

Beitzke 183. 

Benjamin 298. 

Benthin (Radiumver- 
- brennung) (357). 


Berard (Pankreastumor) | 


336. , 


Berblinger (Hypophyse) 


Berg 308; (Ule. duod.) 
336. | 


Bergonier 289, 
Best 241. l 


Beuttner (Radiumther. 


('arlsten 323. 


(Pneu- 


Uterus-Ca.) 357. 
Beyer, E. s. Sonnenkalb. 
Bianchini (Sauerstoff- 
sung d.-Harnwege) 


Bingel (Todesfälle nach 


Enzephalogr.) 325. 
Birch-Hirschfeld 
(Augenschädg.) 343. 
ae E. (Calcancus) 
9. 


Bittorf 201. 

Blaine (Plattenkenn- 
. zeichnung) 325. Ä 
Bloch 298, .346. 


Bloodgood (Tibiasar- 
kom) 329. \ 
Blumental 239. 
Boardman (Enteroli- 
then) 327. l . 
Böhm 247. 


Boenheim (Magendarm- 
bewegung) 336. 
Borak (Harnsäureaus- 
scheidung nach Rö.- 

‘ Bestrahlung normaler 
Individuen) *298. — 

(Rö.-Kater) 343. 


Bordier (Diathermie b. 


Hypertrichose) 357. 


v. Boros (Relax. diaphr.) 


340. 


Bortolotti (Frakt. troch.. 


min.) 334 
Bourgougnon 220, 
Brandes 252 f. 

Brandeß (Portioeinstel- 

lung) 349. 
Brauer 188, 265. 
Brieger 166. 

Brügger (Fingeranky- 

losen) .329. 

Brüning 312, 314. 


Brunetti (Chir. Rö.- 
Ther.) 353. 

nn. (Chondrodystr.) 
329 


Büscher (Ule.ventr. ) 336. 

Buglioni 220. 

Bumm (paravaginale 
Radiumther.) (858). 


Cade (Pankr eastumor) 
336. 


Oaffier (KöhlerscheKr.) : 
329. 


Calvé 206. 

de la Camp 204. 

Cardinale (Wirbelsäu- 
lentumor) 340. 

(Pneumoperit.) 


5. 
Carl (Frakt. troch. min.) 
334. 


Dann 


Carman (Kolon-Ca.) 387. 

Caulk Rö. i.d. Urol.) 326. 

Cederbaum 263. 

Cemach (Rö.-Ther. Mit- 
telohrtuberk.) 353. 

Cernack 323. 

Chantraine (Strahlen- 
wirkung) 343. 

Chaoul 204, 349; (Rö.- 
Ther. bei Lympho- 
granulom.) 353. 

Chilaiditi. (Ca.-Bestr.) 
358. 

Choyau 183. 

Christie (Hy perthyre- c- 
oidism.) 354. 

Cohn 204. 

Cohn, Th. (Verkalktes 
Uterusmyom) 327 

Cohnheim 241. 

Coleschi ' (Magendiver- 
tikel) 337. 

Coliez (Tiefendosis) 350. 

Cooper 219. 

Cottenot 
341. 

Coureaud (Arthr. lumb.) 
330 


(Lungenlues) 


Couturier 238.. 
Crone 246. 
Crux 243. 


(Stauungsindur. 
d. Lunge) 340. 
(Rö. -Reizther.) 


David ` (Kapillar mikro- 
skop., Adrenalin) 343. 

Davy 235. 

v. Dechend 243. 

Delore (Kniegelenk) 329. 

Deniges 235. 

Dessauer 349; 
Dosisverteilung) 349. 

Dessecker (Neukon- 
struktion d. Wechsel- 
rahmens v. Berg f. 
Bulbusaufnahm.) *308. 

Deutschländer (Hüft- 
lux.) 335. 

Dietlen 165 f., 192, 286. 

Döderlein, F. 357. - 

Döderlein, W. (Kehl- 
kopf-Ca.-Bestr.) 354. 

Dohrner 301 £. 

Donath (Chondradyatr) 
329. 

Donati (Ule. duod.) 337. 


 Dondero(Lungenechino- 


kokkus) 340. 
Drehmann 271; (Per- 
thessche Kr.) 329. 


Drießen (Rö.-Wirkung ' 


auf Uterus u.Ovar) 343. 


(Rö.- 


Drüner 


Rö.-Bildes, Buch) 321 _ 


—  (Stereosk. Harn- 
steine usw.) 327. 


Duane (D osian) 
349. 

Du Bois-Reymond 210. 

Duken (Fingerankylo- 
sen) 329. 

Dunet (Kniegelenk) 329. 

Durand (Lungenlues) 

SAL, E 

= Eckstein (Liehteinfluß 


auf Rattenwachstum) 
358. 

v. Eiselsberg (Narben- 
knoch., Schädelsteck- 
schüsse) K. B. 317. 

Eisler (Gallenblase) 337. 

Ellinger 
Wirkung) 344. 

Elsner 
sen) 331. 

Enderle 210. 

Enderlen (Pneumoradio- 
gr.) K. B. 317. 


Engel, H. (Hallux valg.). 


329. 


Engelmann, G. (Fall v. 


kongen. Femurdefekt 


mit postnataler Ent- 
wieklung des Kno- 
chens *267. 

Epstein (primärer Lun- 
eenherd) V. B. 320. 

Erlacher 218. 

Esau (Mediane Nasen- 
spalte bei angebore- 
nem Dermoid) *262. 

Esch (Osteomalaz. Bek- 
ken) 329. 

Eschricht 245. 

Evans (Warzenfortsatz) 
329. 


v. Falkenhausen 205; 
(Über d. klin. Brauch- 
barkeit der Bestim- 
mung der Lungenspit- 
zenlelder nach Krönig 
u. Goldscheider) *256, 

Faulhaber 244. 

Fernau 346. 

Le Fèvre dé Arrie 238, 


Fleischner 190: (Mul- 
tiple Epiphysenstör. 
an den Händen) *206; 
(Patella 
*#209. — (Mediastin. 
Pneumothorax) 340. 

Forssell 244, 327. 

Fränkel 204. 


j Finck 218. 


(Messung des 


(biolog. Rö.- . 
(angeb. Skolio- _ 


bipartita) - 


XXXI, 2. 


Fraenkel, M. (Parotis- 
bestrahlung) 354. 

François (Bogenlicht- 
bäder) 358. 

Frank 201 f.; (Ca. im 
bestrahlt. Uterus) 350. 

v. Franqué (tödl. Rö.- 
Verbrennung) V. B. 
315. 

Franz 237. 

Freund, E. (Bestrahlung 
d. Polyarthritis) 354. 

Friedrich 277, 339. 

Frik 306. 

Frisch 220 f. 

Fritz 349. 

Fröhlich 330. 

Fromme 255. 

Frosch (Pseudarthrose) 
335. 

Fründ 251 f. 

Fühner 238. 


Gabriel  (Kapillarmi- 
krosk.) 343. 

Gaisböck (Polyzythä- 
mie) 354. 

Gäl (Bestrahlung des 
Uterusfibroms) 350. 

Galambos 237. 
Gally 326. — (Obstipa- 
tion) 337. 
Gans (biolog. Rö.-Wir- 
kung) 344. 

Garcin (Zwerchf£.-Her- 
nie) 340. 

Ghon (Lungentuberk.) 
VB, 319, 320. 

Glaß (Sportverletzun- 
gen) 335. 

Glaßer 350. 

Gleichmann (Einstel- 
lungszirkel) (349). 

Gocht 255. 

Gödde (Quarzlampe bei 
Lungentub.) 358. 

Goetze 317. 

Goldscheider 256. 

Graser (Basedow) 317. 

Grashey 210 f.; 321; 
(Pneumoperit. usw.) 
K; B. 317. 

Grasmann (Spätschädi- 
gung d. Haut) 344. 
Grau (Lungentuberk.) 

340. 
Greving 204. 
Grocdel 165 f., 201, 204, 
241, 269,.323,  ° 
Groover (Hyperthyre- 
oidismus) 354. 
Gruber 210 f. 
Gruber, G. B. (kongen. 
Pylorusstenosen) 83837. 
Gudzent 309. 
Günther 233. 
Guggenheimer 346; (Po- 
lyzythämie) 354. 
Gundermann 312. 


Hackenbroch 252 f. 
Haenisch 212 f. 
Hain (Calcaneus) 330. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. 


Autorenverzeichnis. 


Halban (gynäkol. Be- 
a nn 
5 


Halberstädter (Vitalfär- 
bung u. Bestrahlung) 


d’Halluin 235. 

Hammer (Echinokokk.) 
839. 

Handvosky 238. 

v. Hansemann 331. 

Haramaki (Radiothor) 
344. 

Hartmann (Brosche im 
Duodenum) 327. 

Hasselwander 204. 

Hausmann, W. (Grund- 
züge d. Lichtbiol. u. 
Lichtpath., Buch) 321. 

Heberle 172. 

v. Hecker (Ausgedehn- 
tes „Panzerherz“ als 
Zufallsbefund) *264. 

Heidenhain (kongenit. 
Pylorusstenosen) 337. 

Heineke 291 f. 

Heiner (Indik. z. Ra- 
diumther.) 358. 

Hemser 202. 

Henri (Dystrophia oss.) 
30 


330. 

Henschen 2191. 

Hercz 239. 

Hermann (Hypophysen- 
tumor) 330. 

Herrnheiser (Kostöme: 
diastinale Schwarten) 
*165; (Lungentuberk.) 
V. B. 319. 


Hertwig 346. 

Herzog 323. . 
Heynemann (Enzepha- 
logr.) 330. 
Higier 245 f.; 
pathien) 330. 
Hildebrand 255. 
Hinselmann (Kapillar- 
. untersuch.) V. B. 312. 


(Osteo- 


Hirsch, A. (Adrenalin) 


343. 
Hirsch, S. (Radium b. 
Gelenkkr.) 358. 
Hirsch, J. Seth (Lilien- 
feldröhre) 323. 
Hirsch, S. (Darmentlee- 
rung) 338 
Hitzenberger (Magen- 
ulkusnarbe) 338. 
Hochenbichler (Künstl. 
Höhensonne gegen 
Eklampsie) 359. 
Hörnicke (Rö.-Ther. d. 
Knochen- u. Gelenk- 
tuberk.) (354). 
Hofbauer (Hypophysen- 
bestr.) (351). 


Hoffmann 243; (Teer- 
krebs) 342. 

Hoffmann, Erich (Rö.- 
Ulkus) V. B. 312; 


Spätschädigung) V. 
B. 314; (Rö.-Wirkung 
b.Tuberk. u. Hodgkin) 
V. B. 316. 


Röntgenstrahlen. XXXI. 


Hoffmann, Fr. (Magen- 


durchl.) 325. 
v. Hofmeister 343, 345. 
Holfelder 323; (Rö.- 


Dosisverteilung) 349. 
Holland 210. 
Holmes (Stauungsindur. 
d. Lunge) 340. 
Holthusen 290 f., 346. 
Holzbach 238. 
Holzknecht 171, 201 f., 
239, 288 f., 299 (Rö.- 
Reizwirkung) (344); 
(Rö.-Ther. d. Ulcus 
ventr.) 355. 
Horzetzky 219. 
Hubmann (Ncoplatten) 
326. 
Huebschmann (Lungen- 
tuberk.) (341). 
Hünermann (gutartige 
Magentumoren) 338. 
Hugonneuq 245. 


Ibrahim, F. (Lumbago) 
354). 

Imhofer (Radiumulkus) 
318. 

Immelmann 239; (Ne- 


krolog auf I.) 310. 
Iselin 347. 


Jaksch 192, 245; 
diumulkus) V. B. 317. 

Jamin (Knochenernäh- 
rung) 330. 

Jatrou (Schluckakt bei 
Strumen) 338. 

Jaubert de Beaujeu 
(Dystrophia oss.) 330. 

Jean (Arthrit. lumb.) 
330. 

Jerusalem 221. 

Jeßner (Wirbellues) 331. 

Joachimsthal 210 f. 

Johannsen 208, 210. 

Jüngling 347. 


Kaestle 172, 233. 
Kaiser 304 
Kan (Fremdkörper) 327. 
Kappis 206 f.; (Hand- 
e 
5 | 


Katsch 339. 

Kaufmann, M. (Rö.- 
Ther. b. Erythrämie) 
354. 


Kautz (Zur isolierten 
Malazie des Os navi- 
culare carpi) *258. 

Kaznelson (Lungentu- 
berk.) V. B. 320. 

Keller, P. 323. 

Keuter 208. 

Keyßer 348. 

Kidner 255. 

Kiehne (Blut bei be- 
strahlten Frauen) 351. 

Kienböck 206,239,258 f.; 
(diagnost. Skizzen v. 
Rö.-Bildern d. Brust- 
korbs, Buch) 321. 

Kinney (Rö.-Ther. d. 
Ohrensausens) 354. 


(Ra- . 


365 


Klaften (biolog. Rö.- 
Wirkung) 344. 

Klason 265. 

Klein, H. (Enzephalogr.) 
326. 

Klewitz 301. 

Klieneberger, C. 342. 

Klieneberger, O. (Rö.- 
Ther. bei Epilepsie) 
355. ; 

Klinckmann (Lungen- 
tuberk.) 341. 

Klose '(Herzschüsse) 
(342). 

Knick (Nebenhöhlen- 
erkr.) 331 
Knöpfelmacher (Enze- 
phalogr.) 331. 
Knoop (Osteogen. 

perf.) 331. 
Kobes (Granatsplitter) 
327. 


Kocher 219. . 

Köhler 188, 206 f., 210: 
s. Köhlersche Krank- 
heit. 

König, E. (Larynxschä- 
digung) 345. 

Kohlmann 166£.; (Pneu- 
moperikard) K.B.317. 

Kok (Mäuse-Ca.- Be- 
strahlung) 344. 

Kottmaier (Rö.-Ther. v. 
Ohren-, Nasen-Krank- 
heit.) 355. 

Kozitschek (Quarzlam- 
penschädigung) 358. 
Krainz (Osteoplast. Ca.) 

331. 

Kratzeisen (Callus lu- 
xur.) 335. 

Kraus 201. 

Krause, P. (Rö.-Ther. 
Zahnkrankh.) V. R. 
312; (Rippenverkalk.; 
Rö.-Schutz) V. B. 313, 
314; (345). 

Kreuz pangen: Skolio- 
sen) 321. 

Kriser (Rö.-Kater) 343. 


Krömeke (Kalkstoff- 
wechsel) V. B. 313. 

Krönig 256. f., 351. 

Krull (Strahlenther. 


-= Kröber 244. 


Küpferle 204. 

Küstner 2131. 

Küttner 219. 

Kunkel 245. 

Kupferberg (Rö.-Aufn. 
Schwangerer) 326; 
(Dosimetrie) 349. 

Kurtzahn 242, 


Lacassagne 346. 

Lachapele (Uterus-Ca., 
kombiniert bestr.) 351. 

Lamarque (Spannungs- 
messung) 350; (Ute- 
rus-Ca, kombiniert 
bestr.) 351. l 


47 


im- - 


366 


Landau 
Schluckstörung mit 
Einlaufen von Kon- 
trastmittel in d. Luft- 
wege i. Rö.-Bild) *201. 

Landeker (gynäkol.Str.- 
Ther.) (351); (Ultra- 
sonne) 359. 

‚Landerer,R. (Adhäsions- 

 koliken nach - Ule. 
duod.) 338. 

Landois 263. 


ENTS Fr. J. (Osteoplast. 

Ca 

"Lange Sn (Rö. bei 
Lymphogranul.) 353. 

Langer 323. 

Laue 337. 

a (Nebenhöhlenerkr. ) 

Ar 206 f. 


Tehnerdt "(Ostit. fibr.) 
8331. 
Lehrnbecher (penetr. 
Magenulkus) 338. 
-= Lemaire (Stereogr.) 326. 


Lemperg (Bariumsulfat- 


steinileus) 338. 

. Lenk 189; (Rö.-Ther. 

. Ulcus ventr.) 355. 

“ Leriche 312, 314. . 

 Lestoquoy 
326. 


'Letulle 266. 
Levy, Marg. (Ultravio- 
lettbestrahlung) 345. 
Lewen 200. 
-= Lindstedt 317. 
Linser 298. - 
Lobenhoffer (Basedow) 
` K. B. 317. 


Loeschke 
wachstum) 327. 
Lorey 165, 204, 243. 

Lossen 298, 323. 
Ludloff 255, 334. 
Lumière 238, | 
Lydtin (Aneurysma — 
Lungentumor — Lun- 
'gentuberk.) 341. 


tarda) 


er (Rachit. 
Mandl 211. 
Maragliano (Pleur a)341. 
March 349. 
Marchand 238. 
= Marconi (Halswirbel- 


mißbild.) 331. 


Markovits (Rö.-Schutz) 
345. 


Mertens (Krebsserum, 
Rö.-Wirkung) 345. 
Martius (Gynäk. Strah- 
lentiefenther., Buch) 

322; (eyn. Reizkörper- 
ther.) 3 

Marx, Eich (Rö.-Strah- 
len, Radium u. Mate- 
rie, Buch) 322. 

: Matthes 358. 

Mau (rö. Veränderungen 
bei angeb. Schulter- 
lähmung) *212. 


 (Neurogene 


ee ) 


(Schädel- - 


Autorenverzeichnis. 


May 323. 

Maydl 220 f. 

Mayer, Ernst (Patella- 
defekt) 332. l 

Mayer, Karl 316. 

Mayrhofer 244.. 

Mazzoni (Strahlenther. 
. bei Rhinopharynx- 
sklerom) 359. 

Meixner 244. 

Merritt (Hyperthyre- 
oidism.) 354. 

Miescher, G. (biol. Rö.- 
Wirkung; Magense- 
kretion) 345. 


Moje (Rö.-Str.-Wirkung | 


auf tuberkul. Gewebe) 
- 347. 

Monod 346. 

Morawitz 298, 323. 

Morton (Rö.-Tiefenther.) 
342; (Strahlenwirkg. 
auf Enzyme) 347. 

Moser 356. 

5 (Köhlersche 


.) 33 
Mühlmann 202 Í., 243. 
Müller 188. 


. Müller, Christoph 323. 
v. Müller, E. (Lungen- 


tuberk. 3, a 
Müller, E 


impfung) 346. 


Müller, F. 341. 


Müller, F. E. 265 f. - 
Müller, W. 258 f., (Rö.- 
Str.-Wirkg. auf Kno- 
chen) 346; (Wachs- 
tumszonen) 332. . - 
Munk 265. 


Naegeli, Th. (Sympath- 
ektomie bei Rö.-Ulk.) 
V. B. 312, 314; (Rip- 
penverkalkung) V. B. 
313. — (Einführung 
in die chir. Rö.- 
Diagn., Buch) 323. 


Nather (Reizdos., Mäuse- 


krebsheilung) 346. 
Neidhard 345. 


.Neuda 294. 


Nicolaier 301 f. 

Nürnberger (Keimdrü- 
senbestrahlg. u. Nach- 
kommenschaft) 346. 

am (Perthes’ Kr.) 


N uzum (Tonsillenbestr.) 
356. 


Oberwinter 237. 

Oeffele 237. 

Öhnell (Duodenaldiver- 
tikel) 338. _ 

Ogier 245 £. 

Olbert 201. 

Onslow 288. 

Opitz (Dosierung; bio- 
log. Vorgänge bei Ca.- 
Bestr.) 347; (Grund- 
sätze der Strahlen- 
ther.) 351. 


F. (Leukozy- 
ten nach Intrakutan- \ 


Orator ‚ (Beckenbrüche) 


835. — (Magenstraße) 
338. . 
Orfila 247 R 


Osgood 206 f. 
Osmond (Rö.-Ther. Na- 
sennebenhöhlen) 355. 


Pagnier (Rö. -Strahl.. u. 
Den nnung) 347. 


. Partsch 317. 


Paton 238. 
Pauli 346. 
Payr 318. ... 
Peemöller (Blutdruck- 
senkung) 359. 
Peltesohn 212 f. _ 
Perthes 206, 2ölf.; 
(Knochenschädigung) 
K. B. 317; s. Perthes- 
sche Krankheit. 
Peruceca (Dosierung) 350. 
Perussia (Abirrende 
Strahlen d. Coolidge- 
röhre) 326. 
Petry (Strahlenabsorp- 
- tion u. -wirkung) 347; 


(Pflanzenbestrahlung) 
347. 
Peyer 233 f. l 
Pfefferkorn (Künstl. 


Höhensonne b. Bauch- 
felltuberk.) 359. 
Pfeiffer 202, 323. 
Pflaumer ' (Prostata) K. 
B. 317. 
Philippowicz - 
stein) 328. 


(Nieren- 


' Pick 288. 


Pick, Fr. (Lungentuber- 
kul.) V. B. 319. 


Piergrosse (Filme) 326... 


del Piero 
meter) 324. 

Pirie (Lungentuberk.) 
341 


(Spektro- 


= Pleß (Teratom) 328. 


Pokorny (röntg. Unters. 
üb. die Wirkung v. 
Tierkohle bei Meteo- 
rismus) *192. 

Pordes. (Der Mechanis- 
mus der Röntgenwir- 
kung) *287. 

Porges 
V. B. 318 

Portal 210. . 

Portis (multiple pept. 
Geschw.) 339. 

Posselt (Osteomalazie) 


| Preiser 258 f., 332. 


Preysing 354. 

Pribram, H. 192. 

Proebster (Chron. Ge- 
lenkrheum. d. Warbot 
332. 

Prym (Kalkgehalt d. 
Rippen) V. B. 313; 


(Rö.-Wirkung auf tu- 


berk. Gewebe) V. B 
316 


Puga (Oper. u. Bestrah- 
a beim Uterus-Ca. ) 


: Rosenberger 298. 


(Badiumulkus) 


XXXI, 2/8. 


` Rados 343. 


Ramel 346. 


Ranke 320. 
. Ranson (Radiumträger) 


(359 hig 
Rapp, (Kehlkopf- 
ae 343. 
Ravina (Rö.-Str.u.Blut-- 
gerinnung) 347. 


‘v, Redwitz 317. 


Rehbein (Beitr z. Per- 
thesschen Krankheit) 
*251. 

Rehberg 165 £.. 

Reiche 202 £., 243, 


Reimann (Zur Frikschen 


..Sichtbarmachung der 
Lungenspitzen) "806. 

Reinbold 210. 

Reincke 244 f. 

Reiner 272. - 

Renck (Technikd.Zahn- 
aufn.) 326. — (Nieren- 
stein) 328. 


Reuß 298. 


Ricker 343. 

Rieder 188 f., 200, 265 f. 

Be 220 f. 

Ritter, H. (Rö. -Str.-Wir- 
kung auf tuberkul. 
Gewebe) 347. 

Robertson (Rö.-Physik) 


: 326. 
Roederer, (Köhlersche 
Kr.) 3 i 
Rösler 22 243. . 
en . (Cholelithia- 


sis) 33 
Roman 50, 


` Romberg 286. 


Rona 313. i 

Roos (Spondylitis) 332. 

Rosenbaum, S. (Säug- 
. lingsmagen) 327. 

Rosenburg, G. (Osteo- 
myelitis) 332. 

Rost, A. 323. 


Roth, Clem. (Strahlen- 


wirkung auf Enzyme) 
347. 

Rothbart 243. 

Rüppel 265. 

Ruttin (Osteopsathy- 
rose) 332. 


Sachs, H. (Ein Aneu- 
rysma der Aorta: de- 
scendens mit pulsie- 
render Vorwölbung 
unterhalb der linken 
Skapula) *285. . 

Sahli 204. 

Salzmann (Rö.-Ther. 
inn. Krankh,, Buch) 
323. 

Sante (Pneumonie) 341. 


Saraceni (Pendelbewe- | 
gungen im Darm) 339. 

Sauer 220 f. | 

Sauerbruch — (Rö.-Sar- 
kom) K. B. 317. . 

Saupe 210 f.  , 

Savy 165 f. 


Schäfer 204 f. 
Schäfer, P. 
Ca.) (352). 
Schede (219) (Crus va- 
rum) 332. 
Schellenberg 204. 
‚Scherb  (Hüftgelenk- 
messung) 333. 
Scheyer 201. 
Schilling 239. 
Schinz 204 f., 330, 
(Reizdosis, Mäuse- 
krebsheilung) 346; 
(Röntgenabort) 352. 
Schlatter 206 f., 209 f.: 
s. Schlattersche Krh. 
Schlesinger, H. (Gelenk- 
lues) 333. 
Schlosser, A. 
antinom) 333. 
Schmidthuber (Rö.- 
Ther., Zahnkrankh.) 
V: B; 812. 
Scholten (Milzreizbe- 
strahlung) 352. 
Scholz, Th. (Vergif- 
tungserscheinungen i. 
Rö.-Zimmer) 347. 
Schreus 
krosk.; Speichelsekre- 
tion) V. B. 312: (Spät- 
schädigung)V. B. 314. 
— (Teerkrebs) 342. 
Schridde 357. 
Schröder, A. (Rö.-Schä- 
digung d. Halsorgane) 
347. 


(Ovarial- 


343, 


(Adam- 


Schröter 167. 

Schubert 218. 

Schürer (Heliother. b. 
Lungentuberk.) 359. 

Schulte 219. 

Schulz 235 f. 

Schulze 329. 

Schwarz 188, 
2517. 2697, 

Schwarz, Egbert (Schä- 
digung bei Myombe- 
strahl.) 347. 

Schwarz, G. 294, (Tu- 
morbestrahl.) (348); 
(Rö.-Ther. bei Anurie) 
(355). 

Secher (Herzgröße) 342. 

Seitz (Gießen) (anatom. 
3efunde am bestrahl- 
ten Genit ale) 348. 

Seitz, L. 342: (lokale u. 
allgemeine  Rö.-Str.- 
Wirkung)348; (Strah- 


233 f., 


lenther. b. Uterus-Ca.) 


352. 
Sergent  (Lungenlues; 
Tuberkulose) 341. 
Sessa (Sa.-Kllbogen) 3585. 
Seyerlein  (Sauerstoff- 
knie) K. B. 317. 


(Kapillarmi-, 


Autorenverzeichnis. 


Sralitzer 189 f.; (Tra- 
cheomalazie) 341. 

Sheldon (Aluminium- 
filter) 350. 

Sick 298. 

Sielmann, H. 294; (Rö.- 
Ther. bei Ule. ventr.) 
355. 

Sievert (Intensitätsver- 
teilung, Radium) 350. 

BIDEDDTE (Technisch.) 


- Simmonds 188. 265. 


Simon 219. 
Sinding-Larsen 208, 210. 


Singer, S. (Osteopsathy- 


rose) 333 

Singer, W. (Perthes’ 
Kr.) 333. 

Socquet 245 f. 

Soiland (Schutz bei 
Hochspannung) 348. 
Solomon (Rö.-Str. u. 


Blutgerinnung) 347. 

Sons 242. 

Sonnenkalb u. E. Beyer 
(Rö.-Diagn. von Ohr, 
Nase, Kehlkopf usw., 
Buch) 323. 

Sonntag 259 f.; (Mond- 
beinmalazie) 333. 

Sourdat 208. 

Spiegel 239. 

Spitz, A. (Lungentuber- 
kul.) V. B. 319. 

Staemmler (Gehirnver- 
kalkungen) 328. 

Starkenstein 301 f. 

Staunig 349. 

Steiger, M. (Rö.-Ther. b. 
Polyzythämie); bei 
Ischias) 356. 

Steinberg 359. 

Stenstroem 
eman.) 359. 

Stephan 352. 

Stepp 323. 

Sterkel 242. 

Stern, M. 239 f. 

Stettner (Knochener- 
nährung) 330. 

Stewart (Bauchtuberk.) 
339. 

Stierlin 233, 243. 

Stöhr (Tracheomalazie) 


Stolper 219. 

Stracker (Genu recurv.) 
333. 

Stransky 305. 

Strauß, O. 323; (Strah- 
lenther. b. Tuberk.) 
(356). 

Strümpell 202. 

Stupel 192 f. 

Sudeck 212 f.. 

Suermondt (Ösophago- 
spasm.) 389. 


(Radiu m- 


Szabó (Pyelogr.) 326. 
Szász (Rö.-Str. d. chron. 
Tubeneiterung) 356. 


- Szegö 278. 


Tandler 210. 

Tappeiner 347. 

Terrier 220 f. 

Thaler (Rö.-Reizbestr. 
d. Ovarien) (352). 

Theilhaber (Ther. d. 
gyn. Blutungen) (352). 

Therstappen 258. 

Thiemann 208. 

Tidy 247. 

Tonndorf (Zwerchfell- 
hernie) 341. 

Tournade 238. 

Tribondeau 289. 

Trutmann (Knöchel- 
brüche) 333. 


Uffenorde (Nebenhöhl.) 
333 


Ullmann (Tonsillen- 


bestr.) 356. 


Unterberger 346; (Ova-, 


rialbestrahlung u. 
Nachkommenschaft) 
348. 


Vaccari (Ileozökalerkr.) 
339. 

Valentin 208, 213 f. 

Vespignani (Ule. duod.) 
337 


Vianello (Blut bei Milz- 
bestr.) 348. 

Vogt 239 f. 

Volpe (Spina bif.) 333. 

Voltz 323; (Milzreizbe- 
strahlung) 352. 

Voorhoeve (Ostit. multi- 
plex cyst.) 333. 

Vorlaender (Strahlen- 
wirkung b. Mäuse-Ca.) 
348. 

Vulliet (Periarthritis 
am Ellb.-Gelenk) 333. 


Wach 247. 


Wacker, B. (Intensität 
u. Härte der Strahlen 
verschiedener Glüh- 
elektronenröhr.) *276. 

Wälsch (Rö.-Ulkus) V. 
B. 318. 


Wagner 219. 
Waldenström 206 f. 
Walterhöfer (physik. 


Ther. d. Blutkr.) 356. 
Wassermann 289 f. 
Watson 238. 

Weber 296. 
Weber, Fr. (Rö.-Str. u. 

Protoplasma) 349. 


367 


Weber, H. (Rö.-Ther.) 
- 842 


Weber, M. J. 210. 
Wechselmann 239. 

Weil 188, 218, 256, 265 f. 
Me (Periostkallus) 


Weingärtner 202. 
Weinnoldt (Schädel- 
wachstum) 327. 
Weintraud 301. 
Weitz 242. 
Weiß, Jul. 
lues) 334. 
Wels (Rö.-Wirkung auf 
Eiweißkörper) 349. 
Welsch 251. 
Wenckebach 341, 342. 
Werner, P. (Hypophy- 
senbestr.) (352). 
Werner (Wien) 
Milzbestr.) 352. 
Wernscheid (Rippen- 
knorpelossif.) 341. 
Westman (Strahlenwir- 
kung auf Phagozy- 
tose) 349. 
Wiechowski 198 Í., 303. 
Wiesern 239. - 
Wild, E. (schnellendes 
Knie) 335. 
Wildegans (Starkstrom- 
verletzung) 359. 
Wilsey (Blenden) 326. 
Wimberger (Rachitis; 
Wachstum) 334. 
Winternitz, F. 320. 
Wintz 342, 348, 349. 
Wohlgemuth (Wirbel-. 
osteomy.) 334. 
Wolff 220 f., 238. 
Wolfsberg (Vitalfärbg. 
u. Bestrahlung) 344. 
Wollenberg 206, 258. 
Wollenberg, R. (Rö.- 
Sterilis.u.Libido) 352. 
Wossidlo (Rö.-Ther. Pro- 
stata) 356. 
Wulf 349. 
vanWyhe (Echinokokk.) 
339. 


(Knochen- 


(gyn. 


Zacherl (gyn. Strahlen- 
ther.) (352). 

Zaajer 210, 251 f. 

Zappert 334. . 

Zchbe 188, 265. 

Ziegler 243. 

Zollinger (Isolierte 
Frakturen der Dorn- 
fortsätze der unteren 
Hals- u. oberen Brust- 
wirbel durch Muskel- 


zug) *219. 
Zurhelle (Tierkrebs) 342. 
Zweifel, E. (Ca.-Be- 


strahlüung) 358. 


47* 


i Bariumsulfatstein, 


, Bariumsulfat als 


Absorption und Strahlenwirkung 


(Miescher) 345. 
Adämantinom (Schloßer} 333. 


“ Adhäsionskoliken nach Ule. duod. 


(Landerer) 338. 
Adrenalin s. Nebennieren. 


Aktinomykose des Halses, schäd- 
liche Bestrahlung (König) 345. 


Albers-Schönbergsche „Marmor- 
knochen“-Krankheit 328. | 
Allgemeinschädigung bei Be- 


‚strahlung (Nather u. Schinz) 


346; (Opitz) 347, 351. 
Allgemeinwirkung der Bestrah- 
lung (Seitz) 348. 


Aluminiumfilter, biolog. Koeffi- 


zient für (Sheldon) 350. 


‘Aneurysma der Aorta descendens 
(Sachs) 285 f.; (Lydtin) 341. 


Anurie, Rö.-Ther. bei (Schwarz) 


(855). ` 7 
Aortenaneurysma, - Diff. -Diagn. 


(Herrnheiser) 189. 


, . Arthritis. deformans S. Perthes- 


sche Krankheit. 


"Arthritis lumbal. tubere. (Jean) 


380. 


a Atophan, Wirkung nach Bestrah- 


lung (B ora k) 302 f. 


= Augenkrankheiten, Rö. “Ther. bei 


“(Birch-Hirschfeld) 343. 
Augentuberkulose, Strahlenther. 
(Krull) 355. 


Abdeckmasse, : 
(Krause u. Käding) 241. 


(Lemperg) 338. 


-= Baryum sulfuricum, Anwendung | 


und Giftwirkung (Krause 
u. Käding) 311. 


Basedow, Rö.-Ther. (Weber) 342; a 


(Groover usw.) 354. 


| Becken, pseudoosteomalaz. (Esch) 
829. 


a Beckenaufnahmen 


Biologische 


Kreißender 
(Kupferberg) 326. 

Beckenbrüche (Orator) 335. 

Bu u röntg. (Buch v. 
Drüner) 3 


Serie ATA (Pleß) 328. ; 


Bindegewebsreizung (Ritter .u. 
Moje) 347; (V orlaender) 348. 


(Pordes) 287 f.; (Borak) 


295 f.; (Chantraine) 343; (Ellin- 
Halberstädter, 

Klaften, Kok) 344; (Mertens, 
* Miescher) 345; 


ger. u. Gans, 
- (Nather ` u. 
346; 
Roth) 
Unter- 


Schinz, Nürnberger) 
(Opitz, Petry, Ritter, 
348; (Schwarz, - Seitz, 


` berger, Vianello, Vorlaender) 
348; (Weber, Wels, Westman) 


349. — s. Hautkapillaren. 
‚Blase, "Sauerstoffüllung ` (Pflau- 
mer) K.B. 311; (Bianchini) 325. 


P NE 
Schutzwände 


| Ileus durch 


‚ Cholelithiasis, 


Strahlenwirkung 


. K.B. = Kongreßbericht.) 


Blende, spiralfö örmige (Akerlund) 

Be — n. Potter-Bucky (Wil- 
ey) 326. - 

Blendenranditethede zur Tiefen- 
.bestimmung  kostomediastina- 
ler  Schwarten. errn- 
heiser) 171. | 

Blut, Röntgenstrahlenwirkung 
bei gyn. Erkr. (Klaften) 344. 

— Veränderung nach Bestrah- 
‚lung (Bora k) 301 £. 

— — nach Milzbestrahlung (Via- 
nello) 348. 

— nach Rö. -Kastration u. 
Uterusexstirp.. (Kiehne) (851). 

Blutdrucksenkung bei Bestrah- 
lung (Hochenbichler, Pee- 
möller) 359. 

Blutgerinnung nach \Bestr ahlung 
a 344; (Pagniez usw.) 


B A physikal. Ther. 


(Walterhöfer) 356. 
—s. Polyzythämie, Erythrämie. 


- Blutungen, gynäkol. Strahlen- 
ther: (Zacherl) (352). 
— Milzreizbestrahlungen bei 


funktionellen (Scholten, Wer- 
ner) 352. 


.— Ovarienreiäbehtrählite (Tha- 


ler, Theilhaber) (352). 
— s+ Hypophyse. 


| Blutuntersuchung = Tiefenthe- 


rapıe (Morton) 342 
Bogenlichtbäder (Francois) 358; 
(Peemöller) 359. 
Bronchialbaumfüllung mit Kon- 
trastbrei bei neurogener 
a (Landau) 


Calcaneus s. Kalkaneus. 
Callus luxurians - bei 
(Kratzeisen) (335). 
Wechselwirkung 
a i (Rohde) 


Tabes 


'Chondrodystrophia foetalis, abor- 


tive Formen (Budde) 329. 


<- — mit Lumbalkyphose (Donath) 
329 


Citobarium (Krause u. Kä- 
ding) 239. 

Coolidgeröhre, ah tonge Strah- 
len (Perussia) 3 


Coxa vara s. mA Pero 


‚heit. 

Crus varum (Schede) 332. - 

Darmmotilität, Einfluß der In- 
krete (Boenheim) 336. 

— Einfluß von Mineralsalzen auf 
(Hirsch) 338. : X 


Dermsteine s. Enterolithen. 

Dermoid d. Nase (E s a u) 262. 

Diathermie bei Hypertrichose 
(Bordier) 357. 

Dornfortsatzfrakturen (Zol- 
linger) 219 f. 


/ 


nach. 


.— bei 


XXXI, 2/3.. 


868 PE Sachverzeichnis. 
i i g S 
| Fe 'Sachverzeichnis. | 
(Zahlen = Seitenzahlen; gesperrt gedruckte Autornamen beziehen sich auf ÖOriginalmitteilungen, 
einschließlich V. B. =  Vereinsberichte; eingeklammerte Zahl bedeutet: Kurze Quellenangabe; 


Dosenmessung 
kammern (Duane) 349 


Dosierung (Voltz im Buch von Zr 


Salzmann) 323. 


— bei Tumoren (Natheru. Schi) - 


346; (Opitz) (347); 351. 
— im Becken (Schwarz) 347. 


— bei Halslymphomen (Schröder) a 


347. 
— bei gyn. 


(Schwarz) 347. 


— bei Mittelohrtuberk. (Cemach) . . .. 
353 in 


— bei Lymphogranulomatose 
(Chaoul) 353. 


— bej Larynx-Ca. (Döderlein) 354. 


— bei Basedow (Groover) 354. 


— bei Ohrensausen (Kinney) 354. 
(Kurtzahn) 355. -- 


— bei Epilepsie 
— bei Ulc. ventr. (Lenk) 355. 
Tubeneiterung (Szász), 
Tonsillitis (Ullmann) 356. 
Dosimetrie (Kupferberg) 349. 
Dosisverteilung in d. Tiefe (Des- 
sauer, Holfelder) 349: — s. Iso- 
dosen. 
Duodenaldivertikel (Öhnell) 338. 
Duodenalulkus, 
(Akerlund) 335, 336; 
Berg) 336; (Donati) 337. 


(Beck, 


— Adhäsionskolike `n nach (Lan- 


derer) 338. 
Duodenum, 
aufgeblähten (Bär) 324. 
Duodenum, Brosche im 
mann) 327. 
Duodenum bei Cholelithiasis 
(Rohde) 339. 
Dystrophia ossium 
. (Henry) 330 


infantilis 


Eiweißkörper, Rö.-Str.-Wirkung 


auf (Wels) 349. 

Eklampsie, Enzephalographie bei 
(Heynemann) 330. 

— prophylaktische Quarzlampen- 
bestr. (Hochenbichler) 359. 

Ellbogengelenk, paraartikuläre 
'Ossif. nach. Kontus. 
333. 

Emanation s. Radiun. 

Enterolithen (Boardman) 327. 

Entwicklung, postnatale bei an- 
geb. IR 
mann) 2 

ee ea K. B. 317. 

— Todesfälle nach (Bingel) 325 


— Neben- und Nachairkungen: | 


Technik (Klein) 326. 
— bei 'Eklampsie (Heynemann) 
0. SEE 


— bei. Hydrozephalus (Knöpfel- i 


macher) 331. 


Enzymtätigkeit,Strahlenwirkung . 


‘auf (Roth u. Morton) 347. 

Epilepsie, Nebennierenbestrah- 
lung bei (Klieneberger, Kurt- 
zahn) 355. 


mit lIonisations- œ. 


Blutungen, Myomen. | 


Rö.-Diagnose 


Bariumfüllung des, 


(Hart- 


(Vulliet) -> 


(En 


XXXI, 2/8. 


Epiphysenlösung am obern Hu- 
merusende (Mau) 212 f. 

Epiphysenstörungen, multiple an 
den Händen (Fleischner) 
206. 

Epiphysenver knöchen ung, 
zeitige (Budde) 329. 

= — erkrankungen s. Osteochondri- 

tis, Wachstumszonen. 

Erythrämie, Rö.-Ther. (Kauf- 
mann) 354. 

Eubaryt (Krauseu. Käding) 

239. 


vor- 


Femurdefekt, kongenitaler mit 
postnataler Entwicklung des 
Knochens (Engelmann) 
267 f. | 


Filme, doppelt begossene (Pier- 
grosse) 326. 

Filter s. Aluminium. 

— bei Durchleuchtungen 
(P. Krause) V. B. 315. 

Fingerankylosen, angeborne fa- 
miliäre (Brügger) 329. 

Fingerlinien, röntg. Darstellung 

(Krause u. Käding) 2483. 

Fisteldarstellung durch Kon- 
trastfüllung (Krauseu.Kä- 
ding) 243. 

Forense Fälle s. Röntgenverbren- 
nung, Haftpflicht. 

Fraktur des Trochanter 
(Bortolotti, Carl) 334. 

Fremdkörper im Darm, Schlund, 
Kehlkopf 327. 

Fremdkörperbestimmung (Drü- 
ner, Buch) 321. 

' Frikscher Handgriff (Rei- 
mann) 306. 

Früherythem (Miescher) 345. 

Funktionsanregende Dosis 

‚. (Seitz) 348. 

Funktionssteigerung durch Rö.- 
Str. (Halberstacdter ‘u. Wolfs- 
berg) 344. 

— (Miescher) 345. 


minor 


Gallenblase, normale u. pathol. 
(Eisler) 337. — s. Cholelithiasis. 
Gallenfistel (van Wyhe) 339. 
Gasvergiftung im Rö.-Zimmer 
(Scholz) 347. 
Gehirn s. 
Hirntumor. 
— verkalkungen (Staemmler) 328. 
Gelenklues (Schlesinger) (333). 
Gelenkrheumatismus, chron. der 
kl. Wirbelgelenke (Proebster) 
332. 
Genu reeurvatum (Stracker) 333. 
Glühelektronenröhren, Intens. u. 
Härte d. Strahle. (B.W a c k e.r) 
276 f. 
Granatsplitter an der Epiglottis 
(Kobes) 327. 
Granulom, malignes s. Hodgkin. 
Gravidität s. Schwangere. 
Gynäkologie, Lichtbehandlung 
in der (Jonas) 359. 
Gynäkologische  Strahlenther., 
Indik. (Halban, Landeker) 351; 
s. Uterus, Ovar, Blutungen. 


Sn seph alographie, 


Gynäkolog. Strahlentiefenther. 
(Buch v. Martius) 322. 
Härtemessungen an verschiede- 


nen Röhrentypen (B. Wacker) 
276 £. 


i Hodgkinsche 


Sachverzeichnis. 


Haftpflicht (Pfeiffer im Buch v. 
Salzmann) 323. 
Hallux valgus (Engel) 329. 


Halswirbelsäule, Mißbildungen 
(Marconi) 331. | 
Handwurzeliknochen, Frakturen 


u. Malazie (Kappis) 335; 
Mondbein. 
Harnapparat, Sauerstoff f. Dia- 
gnostik (Bianchini) 325. 
Harnröhre, Darstellung mit Ba- 


| riumsulfatfüllung (Krause 
u. Käding) 242. E 
Harnsäureausscheidung nach 


Rö.-Bestr. (B or ak) 298 f. 
Hautkapillaren nach Rö.-Be- 
strahlung (Hinselmann, mit 
Aussprache) V. B. 312. 
Hautödem und -induration (Hoff- 
mann, Schreus) V. B. 314. 
Hautschädigung durch Licht s. 
Lichtbiologie. 
Hautreaktion (Pordes) 295f. 
— Studium der (Miescher) 345. 
— Kapillarmikrosk. (David u. 
Gabriel) 343 
Heliotherapie bei Lungentuberk. 
(Schürer) 359. 
Herz s. Pneumoperikard. 
Herzgröße nach Aufhören des 
.Trainierens (Secher) 342. 
Herzschüsse (Klose) (342). 
Herz-Zwerchfellwinkel s. 
Mediastinale Schwarten. 
Hirntumoren, Rö.-Ther. 
netti) 353. 
Höhensonne s. Quarzlampe. 
Hypertrichose, Diathermie bei 
(Bordier) 357. 


auch 


(Bru- 


Hockey s. Sportverletzungen. 


Hochspannung, Schutz (Soiland) 
348 


Krankheit, Rö.- 
zn... (Prym, Hoft- 
mann) V. B. 316. 

— Rö.-Ther. (Chaoul u. Lange) 
358. 

Hüftgelenk, Untersuchung des, 
Messung d. Rö.-Bildes (Scherb) 
333. 

— s. Coxa. 

Hüftverrenkung, serale ange- 
borene (Deutschländer) (335). 
Humerusepiphyse bei angeborn. 

Schulterlähmung (M a u) 212 f. 

Hungerosteopathie (Higier, Ja- 
min) 330. 

Hypophyse und Zwischenhirn 
(Berblinger). 329. 

Hy pophysgaiimoron (Hermann) 


Hypophysenbestrahlung bei gyn. 
Erkr. (Hofbauer) (351); (Wer- 
ner) (352). 


Ileozökalgegend, gastroduodenale 
Symptome bei Erkrank. der 
(Vaccari) 339. 

Ileus durch Bariumsulfatstein 
(Lemperg) 338. 

Inkrete, Einfluß auf Motilität des 
C ANDEREN (Boenheim) 

6. | 

Insufflationsapparate (Bianchini) 
325; (Carelli) 325 

Ionisationskammern (Duane) 349. 

Irrtümer bei Deutung v. Thorax- 
bildern (Kienböck, Buch) 321. 


369 


Ischias, Rö.-Ther. (Steiger) 356. 
Isodosenkarten (Glasser) 349. 
Kalkaneus, Störungen im Apo- 
physenwachstum (Bircher) 329; 
(Hain) 330. 
Kalkwanderung bei Lungen- 
tuberkulose, Aussprache V. B. 
. 313 (vel. Rö.-Kongreß 1923 
Käding). 
Kapillarendothelien, Wirkung 
der Rö.-Str. auf (Pordes) 29. 
Kapillarmikroskopie des Rö.- 
krythems Davia u Gabriel) 34 5. 
Karzinombrei, Bestrahlung 
(Nather u. Schinz) 346. 
Karzinomdosis (Seitz) 
(Opitz) 351. 
Karzinome an Auge, Unterlippe 
(Chilaiditi) 353. 


348; 


Karzinom, zystisches osteoplast. 


(Lang u. Krainz) 331. 
Kehlkopf, Rö.-Diagn. (Buch v. 
Sonnenkalb u. Beyer) 328. 
— Glassplitter im (Kan) 327. 
Kehlkopfkarzinom, Operation u. 
Bestrahlung (W.Döderlein) 354. 
— Strahlenspätschädigung (Beck 
u. Rapp) 343. 


- Kehlkopfkrankheiten, Rö.-Ther. 


(Kottmaier) 355. 

Keimdrüsenbestrahlung u. Nach- 
kommenschaft (Nürnberger) 
346; (Unterberger) 348. 

Knie, schnellendes (Wild) 335. 

Kniegelenk s. Sauerstoff 

en (Delore) 
329. 

Knochenkerne bei kongen. Fe- 
murdefekt (Engelmann) 
267 f 


Knochenlues (Weiß) 334. 

Knochenmalazie des Os navicu- 
lare carpi (K a u t z) 258 f. 

Knochennekrose nach Kieferbe- 
strahlung (Perthes) K. B. 317. 

Knochen, Wirkung d. Rö.-Str. 
auf (Müller) 346. 

Knochen- u. Gelenktuberkulose, 
Rö.-Ther. (Hörnicke) 354. 

Knochenwachstum s. Schädel, 
Wachstum. , 

Knöchelbrüche (Trutmann) 335. 

Köhlersche Metatarsalerkran- 
kung (Axhausen) 328. 

Köhlersche. Navikulareerkran- 
kung (Bircher, Caffier) 329; 
Mouchet (332). 

Kolon, Pendelbewegung (Sara- 
ceni) 339. | 

nn Re.-Diagn. (Carman) 
337. 

Kombinierte 
(Opitz) 347: 
(Zweifel) 353. 

— physikal. Grundlagen 
350. 

Kontrastbrei, Zubereitung 
Krause u Käding) 240. 
Kontrastmittel, Wirkung auf 
Magenmotilität (Krause u. 

Käding) 241. 

— im Bronchialbaum (Landau) 
201; (Krause u. Käding) 
242: s. Bariumsalze. 

Laparotomienarbe. Knochenbil- 
dung in der (v. Eiselsberg) K. 
B. 317. 


Rö.-Radiumther. 
(Lamarque) 351; 


30.0. 
Larynx b. Kehlkopf. 
Leberbestrahlung,. Harnsäure- 
a nach (Bo rak), 
9. 
` — und Rö.-Kater (Borak u. Kriser) 
 Lendenwirbeltuberkulose (Jean) 
830 i i 


Libido, Rö.-Sterilisierung bei 


krankhaft. gesteigerter (Wol- 


. Ienberg): 352. 
Lichtbiologie und -pathologie 
© (Hausmann, Buch) 3 
© Liehtwirkung auf E 
. . tum (Eckstein) 358. a 
. Lilienfeld-Autoelektronenröhre 
= (Hirsch) 325. l 
' Lokalisation von kostomediasti- 
` nalen: Schwarten (Herrn- 

heiser) 169f. 
Lumbago, Rö. -Ther. (Ibrahim) 

354. | 


Lumbalkyphose bei chondrodystr. 


‘Zwerg (Donath) 329. 
Lunge, Stauungsinduration (Hol- 
mes) 340. 
Lungenechinikokkus, Rö. -Diagn. 
(Dondero) 340. 


Lungenegelkrankheit (Amrein) ` 
340. 


Lungenlues- (Sergent, Cottenot, 
` Durand) 341: 
Lungenspitzen, zur Frikschen 
Sichtbarmachung der (Rei- 
mann) 306f. 


Lungenspitzenfelder, klinische 


Brauchbarkeit d. Bestimmung . 


nach Krönig u. Goldscheider 
(v. Falkenhausen) 256. 
Lungentuberkulose, krit. Sam- 
 melreferat- üb. die Bedeutung d. 
Rö.-Unters. (Grau) (340). _ 
Lungentuberkulose, Einteilung 
~ u Entstehung aan) 
(841). 


— Prognose (Pirie) 341. 

 — Heliother. (Schürer) 359. 

— Primärherd (E. v. Müller u. 
Klinekmann) 341; (Altschul, 
Aussprache) V.'B. 319. 


— Primäraffekt bei, Kinder n 
(Ghon) V. B. 320. VRS 
— atypische Lokalisation zwi- 


schen Hilus u, Klavikel (Spitz) 
V. B. 319 (vgl. Rö. -Kongreß 
1923). 


— Kalkwanderung in den Rippen ` 


(Käding, Aussprache) V. B. 313 
(vgl. Rö.-Kongreß 1923). 


— Reaktion ` auf Quarzlampe 
= . (Gödde) 358.. | 
— Strahlenther., Sammelber icht 


(Strauß) (356). 


| Lungenzeichnung, Studium am . 


'kontrastmittelgefüllten ; Bron- 

chialbaum (Landau) 204. 
Lymphogranulomatose 

S. Hodgkin. 


Mäusekarzinom s. Teer ki dis: 

` — Wirkung hochgefiltert. Strah- 
len (Kok) 344. 

— Heilung durch kleine Dosen 
(Nather u. Schinz) 346. 


Magen bei Cholelithiasis (Rohde) 
339.: 


Nae Kdurmbeweg ungen, pendel- 
förmige (Saraceni) 339. 


. Magengeschwülste, gutartige 


Mittelschatten s. 
 Mondbeinmalazie (Sonntag) 333; 


‚Sachverzeichnis. Ä 
Mascndaichleushkung! | Methode 
(Hoffmann) 325. 
Magen s, Pylorus. - 
“ Magengeschwürsnarbe itzen- 
berger) ' 


' Magengeschwüre, - aww Kom- j | 
— Rö.-Diagn. (Buch v. Sonnen- 
| (Knick, . 


- plik. bei eat (Lehrn- 
becher) 3 

— multiple‘ Bortis) 339. 

— Rö.-Ther: (Lenk, Holzknecht 
u. Sielmann) 355. ° 


Magenmbotilität, Einfluß der In- 


krete (Boenheim) 336.  _ 
Medot] an der gr: Kurv. | 
(Coleschi) 337. 


(Hünermann) 338. 
Magensekretion, 
kung auf (Miescher) 345. 
Magenstraße' (Bauer) 327; (Ora- 
tor) 338. 


'Magenverdauung d. Siuglines 


(Rosenbaum) 327. ‚ 
Malazie, isol. des Òs. nav. carpi 

(Kautz):258. 
Mammakarzinom, 

(Weber) 342. 


Bestrahlung 


. Mammakarzinom, Grundsätze d. 


Strahlenther. (Opitz) 351; 
(Zweifel) 353. 
Marmeiküochen (Alexander) 328. 
Mastoiderkrankungen bei kl. 
Kindern (Evans) 329. 
Mediastinaler Pneumothorax 
-(Fleischner) 340, 


Mediastinale Schwarten 


(Herrnheiser) 165f. 
Mesenterialdrüsentuberkulose 
(Stewart) 339. 
Messung des A 
(Drüner, Buch) 32 
— vom Hüftgelenk (Beherb) 333. 
Messungen an Glühelektronen- 
röhren (B. Wacker) 276f. 
Meßzirkel ‚(Brandeß, ~ Gleich- 
mann) 349: i 


 Meteorismus s. Tierkohle. ` 
‚Milzbestrahlung (Pagniez usw.) 


347, (Vianello) 348. 
— Harnsäureausscheidung nach 
(Borak) 300. 


Milzreizbestrahlung bei Meno- u. ` 


Metrorhagien. .(Scholten u. 

Voltz) 352; (Zweifel) 358. 
Mißbildung s. Femurdefekt. 
Mittelohrtuberkulose, _ Rö.-Ther. 

(Cemach) 353. 
Mediastinum. 


‘* (Kappis) 335. 


-= Müllerscher Versuch (Sgalitzer) - 


341. 
Mundkr anhalten, Rö.-Ther. 


(Schmidthuber, Krause) V.B.312.. 


Myombestrahlung (Weber) 342. 


'— Ergebnisse (Zacherl) (352). . 
— Wirkungsweise, (Seitz) 348. 


Nachbestrahlung beim Uterüs- 
Ca. (Halban) 351. 


Nachkommenschaft bestrahlter ` 


Menschen und Tiere (Levy) 345; 
(Nürnberger) 346; (Unterber- 
ger) 348. 


‚Nahitsynostosen am Schädel 


(Weinnoldt) 327. 


Narbenknochen (v. Eiselsberg) 
B. 317. aei 0 


a naeh Rö. -Bestr. 
Rö.-Str.-Wir- | 


N asenkrankheiten, 
 (Kottmaier) 855. 


—s. Rhinopharynxz. 


Nasennebenhöhlen,. Rö.-Ther. bei 
355. 


kalb u. Beyer) 323; 
 Law)'331; (Uffenorde) Ba, 


Nasenspalte, mediane bei angeb.. 


Dermoid (Esa u) 262 f. 
N a carpi, `isol. 

‘des (K autz) 258. 
Nebenhöhlen s; Nase. 


Nebennieren, 


Malazie 


end, u. 
Hirsch) 4% 
— s. Epilepsie. ` 


Neoplatten v. Schleußner- Hab- 
._ mann) 326. 


Nierensteine, ` Ureisrensteine: 
en Darstellung (Drüner) 
327 


Nierensteine, gallensteinartig fa- ` 


zettierte (Renck) 328. 


Nierenversteinerung (Philippo- ; 


wicz) 328 


'Nierenuntersuchung mit Sauer- ES 


stoff (Bianchini) 325. 


. Obstipation (Gally) 387. 
| Seopa open 
9 


(Suermondt) 


Ösophagus, 
Strumen (Jatrou) 338.. 
Ohr s. Mittelohr, Mastoid. 


— Rö.-Diagn. (Buch v. Sonnen- ` 


kalb u. Beyer) 328. 


- Ohrensausen, Rö. -Ther. (Kinney) 


354. 
Okrenkrankkeiten, 
(Kottmaier) `355.. 


Rö.-Ther. 


Os. lunatum s. Mondbein. 


Ossifikationsstörung s. 


arthropathie, Wachstum. 


' Osteochondritis deform. juyenil. 
` Köhlersche, 
Schlattersche Krankheit, Kal- 


s. Perthessche, 


kaneus. 
— (zusammenf assender 
v. Singer) 333. 
Östeochondropathia - juvenilis an 
a Händen: (Fleis c hner) 


—an der Patella Fleisch- 
.n er) 209 f. “ 


Osteogenesis . imperf. (Knoop) 
(331). En an 
Osteomalazie, endemische- (Hi- 


gier) 330; s. Handwurzel, Hun- 
gerosteopathie, Ostitis: fibrosa. 
Osteomyelitis, Diff. -Diagn. 
(Rosenburg) 332. 
—s. Wirbel. 


Osteopsathyrose, Otosklerose und . 


blaue Skleren. (Ruttin) 332; 
(Singer) 333. 


Ostitis fibrosa generalis. (Esch) 
329. 


— und Rachitis: (Lehnerdt) 331. 
Ostitis multiplex cystica an Fin- 
gern u. Zehen (Voorhoeve) 333. 


Ovarialbestrahlung s. Nachkom- l 


menschaft. 
Ovarialkarzinom, Ther. u: Dauer- 


- heilung (Schäfer) (852). 


Rö.-Ther.. \ 


akuten | Infektionen (Osmond) e 


"Adrenalingehalt = 


Schluckstör ung ‚bei 


‚Dystro- 
phie, Hungerosteopath., Osteo- Ä 


Bericht | 


az Ze: 
Sg 


XXXI, 2/3. 


Ovarien, Rö.-Str.-Wirkung beim 


Kaninchen (Driessen) (343). 
Ovarium s. Röntgenabort. 


Pankreastumor (Cade) 336. 

Panzerherz, Diff.-Diagnose 
(Herrnheiser) 18. 

— ausgedehntes, als Zufallsbe- 
fund (v. Hecker) 2641. 

Parotisbestrahlung bei Speichel- 
fluß (Fraenkel) 354. . 

Patella, angeb. Defekt (Mayer) 
(332). 

Patella bipartita — Osteochon- 
dropathia juv. (Fleisch ner) 
209 f. 

Pendelbewegungen im Magen- 
darmkanal (Saraceni) 339. 

Perikardverkalkungen, Perikard- 


zipfel, Diff.-Diagn. (Herrn- 
heiser) 188. l 
Perikardverkalkung s. Panzer- 
herz. 
Periost, Rolle bei Frakturen, 


Amputationsstümptťen usw. 
(Weinert) 335. 

Perthessche Krankheit, Beiträge 
zur (Reh bein) 251 fć. 

Perthessche Krankheit (Axhau- 
sen) 328; (Drehmann) (829); 
(Hain, Jamin) 330; (Nußbaum) 
832; (Singer) 333. — s. auch 
Osteochondropathie. 

Pflanzenversuche (Miescher) 345; 
(Petry) 347; (Weber) 349. 

Phagozytose, Strahlenwirkung 
auf (Westman) 349. 


Pigmentbildung nach DBestrah- 
lung (Miescher) 346. 

— s. Lichtbiologie. 

Platten, Kennzeichnung der 
(Blaine) 325. 

Pleuraverdichtungen und -ver- 


kalkungen (Maragliano) 341. 
Pleuritis mediastinalis (Herrn- 
heiser) 165 f. 
Pneumonie, Röntgenbild, Diff.- 
Diagn. (Sante) 341. 
Pneumonokoniose (Ammann)34. 
Pneumoperikard, diagnostisches 
(Kohlmann) K. B. 317. 
Pneumoperitoneum, K. B. 317; 
(Carelli) 325. 
Pneumoradiographie d. Nieren: 
lagers (Enderlen) K. B. 317; 
(Bianchini); (Carelli) 325. 
Pneumothorax, spontaner media- 
stinaler (Fleischner) 340. 
Polyarthritis, Bestrahlung 
(Freund) 354. 


Polyzythämie, Rö.-Ther. (Gais- 
böck, Guggenheimer) 354; 
(Steiger) 356. 

Potentialmessung (Lamarque) 


350. 

Prostatabestrahlung (Weber) 342; 
(Wossidlo) 356. 

Prostatadarstellung bei luftge- 
füllter Blase (Pflauiner) K. B. 
817; (Bianchini) 325. 

Protoplasmaviskosität nach Be- 
strahlung (Weber) 349. 

Pseudarthrose nach Schußfrak- 
turen (Frosch) (835). 

Pyelographie, Kontrastmittel- 
frage Szabó) 326. 

—s, Harnapparat. 


Sachverzeichnis, 


Pylorusstenose, kongen. (Heiden- 
hain u. Gruber) 337. 


Quarzilampenbestrahlung, töd- 
liche Wirkung (Eckstein) 358. 

— Reaktion Lungentuberkulöser 
(Gödde) 358. 

— prophylakt. bei 
(Hochenbichler) 359. 

— bei Bauchfelltuberk. (Pfeffer- 
korn) (359). 


Rechitis im Rö.-Bild (Warmber- 
ger) 334. 

— und Ostitis fibr. (Lehnerdt) 331. 

—tarda s. Spätrachitis. 

Radiothorium im Tierkörper 
(Haramaki) 344. 


Eklampsie 


Radium, Erklärung der Wirkung | 


(Heiner) 358. 

— Physik (Buch v. Marx) 322. 

Radiumemanation, Messung 
(Becker) 357. . 

— Umfüllung (Stenstroem) 359. 

Radiumbestrahlung, paravaginale 
(Bumm) (358). 

Radiumträger (Ranson) (359). 

Radiumther. bei Sarkom (Aikins) 
356. 

— bei Uterus-Ca. (Beuttner) 357. 

— Indikation (Heiner) 358. 

— s. kombinierte Bestrahlung. 

Radiumpräparate, Intensitätsver- 
teilung (Sievert) 350. 

Radiumulkus (J aksch) V. B. 317. 

Reizkörpertherapie in der Gynä- 
kol., Sammelreferat (Martius) 
(351). 

Reizwirkung s. Funktionssteige- 


rung; Röntgenreiztherapie, 
Bindegewebe. 
Rhinopharynxsklerom, Rö.-Ra- 


diumther. (Mazzoni) 350. 

Rippenknorpelverknöcherung bei 
ae (Wernscheid) 
41. 

Rippenverkalkung s. 
tuberkulose. 

Röntgenabort (Schinz) 352. 

Röntgenbilder, Kennzeichnung 
der (Blaine) 325. 

Röntgendiagnostik v. Ohr, Nase, 
Nebenhöhlen, Kehlkopf, Mund 
u. Zähnen (Buch v. Sonnenkalb 
u. Beyer) 323. 

Röntgenerythem s. Hautreaktion. 

Röntgenkastration (Weber) 342. 

Röntgenkater (Pordes) 29. 

— und Leberbestrahlung (Borak 
u. Kriser) 343. 

— als Folge von Gasvergiftung 
(Scholz) 347. 

— Kochsalzther. (Lenk usw.) 355. 

Röntgenphysik (Robertson) (326). 

Röntgenplatten, sensibilisierte 
— Neoplatten. 

Röntgenreaktion (Pordes) 294. 

Röntgenreiztherapie, Sammel- 
referat (David) (342). 

Röntgenreizwirkung (Pordes) 
295 f.; (Holzknecht) (344); 
(Kok) 344; (Miescher) 345; 
(Nather u. Schinz) 346; (Vor- 
laender) 348; (Coliez) 350; 
(Thaler) 352. 

Röntgenröhren:; Lilienfelds Auto- 
Elektronen (Hirsch) 325. 

— Vorgänge in den, s. Coolidge. 


Lungen- 


371 


Röntgensarkom der Kopfhaut 
(Sauerbruch) K. B. 317. 

Röntgenschädigung s. Röntgen- 
spätschädigung, Nachkommen- 
- schaft, Allgemeinwirkung, 
Uterus, Rö.-Abort, Rö.-Ulkus, 
Rö.-Sarkom. | 

— = Auges (Birch-Hirschfeld) 
43. 

— des wachsenden Knochens 
(Müller) 346. 


— des Darmes (Schwarz) 347. 


— der Speicheldrüsen (Schreus) 
V. B. 312. 

— bei Basedow (Lobenhoffer) 
K. B. 317. 

— des Unterkieferknochens (Per- 
thes) K. B. 317. 

— Schutz vor (P. Krause, Marko- 

=- vits) 345. 

Röntgenschutz (Krause, Marko- 
vits) 345. 

Röntgenschutzwände (Krause 
u. Kädin g) 243. 

Röntgenspätschädigung der Haut 
(Hoffmann) V. B. 312; (Gras- 
mann) 344. 

— des Kehlkopfes (Beck u. Rapp) 
343; (König) 345, (Schröder) 347. 

Röntgensterilisierung und Libido 
(Wollenberg) 352. 

Röntgenstrahlen, abirrende 
(Perussia) 326. 

Röntgenstrahlen, Radium und die 
Materie (Buch v. Marx) 322. 

Röntgenstrahlenwirkung, Mecha- 
nismus der (P or des) 287 f. 

—s. biologische Strahlenwir- 
kung, Blut, Enzyme, Proto- 
plasma, Phagozytose. 

— auf Organe s. Leber, Ovarium, 
Haut, Nebennieren usw. 


Röntgentechnische Neuheiten 
(Silberberg) (326). 

Röntgentherapie, chirurgische 
(Baensch) (353); s ; . Knochen. 


Röntgentherapie innerer Krank- - 
heiten (Buch v. Salzmann) 323. 

Röntgentiefentherapie, gynäkol. 
(Buch v. Martius) 322. 

— physikal. Vorbedingungen, 
ae: ‚Dosierung (Morton) 

ne Histologie (Hoff- 
mann) V. B. 312. 

— Sympathektomie (Naegeli) V. 
B. 312, 314. 

— Behandlung mit Anästhesin 
(Jaksch; Aussprache) V.B.318. 

— mit feuchter Kammer (Gras- 
mann) 344. 

Röntgenverbrennung, 
(v. Franque) V. B. 315. 

Röntgenzimmer, Gasvergiftung 
im (Scholz) 347. 


tödliche 


Sarkom des Ellbogens, Rö.-Diagn. . 
u. Ther. (Sessa) 355 

Sarkom, ossifizierendes der Tibia 
(Bloodgood) 329. 

Sauerstoffüllung des en 
(Seyerlein) K. B. 317. 

— der Blase (Pflaumer) K.B.317; 
(Bianchini) 325. 

Schädelknochenwachstum 
(Loeschke u. Weinnoldt; Wein- 
noldt) 327. 


872, | 


| Schädelsteckschüsse (v. | Eisels- 
berg) K. B. 817.. = ar 


"Schädigung s. Ea enhalograp hie: 


"Pyelographie, Ileus, Quarz- 
‚lampe,. Kontrastmittel, Ba-. 
Tium, Lichtbiologie. ` P 
Schenkelhalstraktur bei Lues 
-(Weiß).334, nn 


“Sehlattersche Krankheit © 
(Fleisehner)'209. 


=. Sehluckstörung, neurogene, mit . 


Einlaufen von Kontrastmittel 
in d. Luftwege (L a nd a u) 201 
Schmetterlinge, 
(Unterberger) 348. 
. Schulterlähmung, 
änderungen bei 
(Mau) 2127 
- Schutz s. Röntgensehutz. ` 
Schutzmaßnahmen gegen Rö. 
Schädigung (Krause) V. B. 313 
` 314; vgl. M. m. W., 1923/30. 
'Sehutzstoffe, Erzeugung durch 
._.Ca.-Bestrahlung (Mertens) 345 
. Schwangere, Rö. -Aufn. an 
berg) 326, Ä 
Schwangerschaft S. Röntgenabor t 


' Schutz gegen Hochspannung 
(Soiland) 348. 
‚Schwarten, . 


`. (Herrnheiser) 165£. Ä 
Sensibilisierte Emulsion s. Neo, 
platten. 
| Sensibilisierung durch Thorium 
. nitrat (Ellinger u. Gans) 344. 
| ET d. Organe (Miescher 
' 5 


—der Tumorzellen (Nather u 
Schinz) 346. 
— der Pflanzenzellen (Petr y). 347 
Serumdiagnostik des Ca. (Mer- 
| tens) 345. 
'Skoliosen, angeborene (Kreuz, 
Elsner) (331). 
Sonnenbäder s. Heliotherapie. 


Span DUNGEINSREUNG (Lamarque). 
85 


. Spannungsmessungen an Glüh- 
| ee onenröhren (B.Wacker) 
76 f 


Spätrachitis (Higier) 330; (Maaß) 


. Spätschädigung. S. Röntgenspät 
=  sehädigung. . 


Speicheldrüsenschädigung 


(Schreus) V. B. 312 

. Speichelfluß s. Parotis. 
Spektrometer (Bader u. del Pier 0) 
| 324; (Kupferberg) 349. 

- Spina bifida (Volpe) 333. 


Spondylitis luetica (Jeßner) 381.. 


— tuberculosa, Albeesche ‚Oper. 
. (Roos) 332. 

. —s. Wirbel. 

| Sportverletzungen (Glaß) (835). 


4 


. pafar el oin verloting Di 
gans) 359. _ 
'Stereoröntgenoskopie (Drüner, 
Buch) 321; 
Stereographie (Lemaire) 326; bei 
nn (Drüner) 
7 


$ Strahlenabsorption s. Absorption. 


Versuche an 


röntg. Ver : 
angeborener A 


_kostomediastinale 


' Sachverzeichnis. 


Strahlenintensität und -härte ver- 
schiedener Glühelektronenröh- 
ren (B. Wacker) 276f. 

Struma, Bestrahlung (Weber) 
342; (Ascher) 353. 


— Passngeverzögerung i im Ösoph. 


bei (Jatrou) 3 


. Subphrenischer bee (Lehrn- 


becher) 338. 
Sympäathektomie bei Rö.-Ulkus 
(Naegeli; Aussprache) V.B.314. 
Teerkrebs, SD, A FOURUNE (Hoft- 
mann usw.)-3 


Temperaturanstieg bei Besträh: | 
"lung von Adnexerkrankungen . 


(Klaften) 344. 
Teratom des Beckens, Rö.-Bild 
(Pleß) 328. 


Thorax, röntgendiagn. Skizzen, 


Irrtümer (Kienböck, Buch) 321: 

Thoriumnitrat, Sensibilisierung 
(Ellinger u. Gans) 344. 

Tiefenmessung von kostomedia- 
stinalen Schwarten (Herrn- 

= heiser) 169f. 

Tierkohle, rö. Unters. üb.dieWir- 
"kung v.Tierkohle bei Meteoris- 
mus (P okorn y) 192. 

Tonsillenbestrahlung (Kott- 

 maier) 355; (Ullmann) 356. 

Tracheomalazie, Rö.-Bild (Sga- 
litzer. u. Stöhr) 341. 

nl Rö.-Ther. (Szász) 

Tuberkulöses Gewebe, Rö.-Strah- 
lenwirkung (Prym, Hoffmann) 
V. B. 316; (Ritter u. Moje) 347. 

Tuberkulose, paraartikuläre (De- 

. lore) 329. 

Tumorwachstum,rapides (Nather 
u. Schinz) 346. 

Überdosierung s. Allgemeinwir- 


kung. 

— bei Tuberkulose (Ritter u. 
Moje 
Überempfindlichkeit (Schwarz) 


ng pepticum jejuni (Béclère) 


„Ultrasonne“ (Landeker u. Stein- 
berg, Jonas) 359. 

Ultraviolettlicht, Wachstums- 
hemmung durch (Levy) 345. 


Unterkiefer s. Adamantinom. 
-Ureterensteine s. Nierensteine. 


Urogenitalapparat s. Harnapp. 

Urologie, Röntgenologie und 
(Caulk) (826). 

Uterus, Ca. in einem früher be- 

= strahlten (Frank) 350. 

— Rö.-Str.-Wirkung beim Kanin- 
chen (Drießen) (343). 

Uterusfibrom, Oper. u. Strahlen- 
ther. (Gál) 350. 


 Uteruskarzinom, Grundlagen der 


ae Bestrahlung (Coliez) 

0 

— Grundsätze der 
(Opitz)' 351. | 

— Operation und Strahlenther. 
(Puga) 851. 


Strahlenther. 


— Bjährige Erfahr ungen mit der 


Strahlenther. (Seitz) 352. 


— Radiumther. (Beuttner) 357. 


Druck von Hesso & Becker in Leipzig. 


` Zahnkrankheiten, 


Uterus — Kollum-Ca., Bedeutung 


d. mikrosk. Untersuch. (Lahm) : 
(La- 


351. 
— kombin. Behandlung 
marque) 351. 
Uterusmyom, verkalktes (Cohn) 


327 . a 
. “ 


— s. Myom. 


i- 


Vaginalkarzinom, Strahlenheilg: 


(Zweifel) 353. 


ValsalvascherVersuch (Sealitzär) 
341. > 


Ventrikulographie s. 
lographie. 


Verdauungstrakt, Einfluß der În- . 
.krete auf die Motilität (Boen- Br 


heim) 336. 
Vergiftung 
(Krause u. Käding) 244f. 
Vergiftungserscheinungen 
Röntgenzimmer (Scholz) 347. 
Viskosität von Eiweißlösungen 
nach Rö.-Bestr. (Wels) 349. : 


Vitalfärbung bestrahlter Gewebe : _ 
Wolfsberg) . k 


(Halberstaedter u. 
344. 


Voltmeter (Lamarque) 350. N Fu: 
Vorbestrahlung (Döderlein) gpa. A 


Wachstum s. Epiphysen. 

Wachstum, Lichtwirkung þei 
Ratten (Eckstein) 358. 

Wachstum der Tumoren nach Be- 
strahlung (Schwarz) 348. : 


'Wachstumshemmung nach Ultra- 


violettlichtbestr. 
Wachstumsknorpel, 
schädigung des (Müller) 346. 
Wachstumsstörung s. Osteochon- 
dropathie. 7 
Wachstumsstudien, 
am gesunden u. 
ling (Wimberger) 334. 
Wachstumszonen, 


(Levy) 345. 


(332). 
Wechselrahmen f. 
nahmen -(Desseck&r) 308f. 
Wirbelabszeß, Diff.-Diagnose 
(Herrnheiser) 18. i 
Wirbelfrakturen s. Dornfortsätze. 
Wirbelgelenke, chron. Rheuma- 
tismus (Proebster) 332. 
Wirbelosteomyelitis, akute 
(Wohlgemuth) 334. 


Wirbelsäulentumor (Cardinale) 
340. 


Zahnfilmhalter (Renck) 326. 
Rö.-Diagnose 
(Buch v. Sonnenkalb u. Bey er) 
328. 


— Rä. -Therapie Semmuanpper, 
Krause) V. B. 
Zentrierung er Bushs USW. 


(Brandeß,. Gleichmann) 349.. 


Zwerchfellhernie infolge Wachs- - 
tumshemmung d. Ösoph. (Tonn- 


dorf) 341. 
AM Relaxatio (v. Boros) 
40. 


— traumat. Hernien (Garcin) 340. ' 


— s. auch mediastin. Schwarten. 
Zwergwuchss.Chondrodystrophie. 


XXX. 


Enaps- 4 


durch ERTANI PA 


im ` 


Strahlen- 


röntgenolog. 
rachit. Säug- ` 


Wirkung: ab- :: 
normer Beanspruchung (Müller) 


Bulbüsauf-. i 


ei . 1eme - 


rtschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. - Tafel VII. 


orny (Fig. 1—4): Röntgenologische Untersuchungen über die 
Wirkung von Tierkohle bei Meteorismus (s. Seite 192). 


Fig. a. Fig. c. 
andau (Fig. a—c): Neurogene Schluckstörung mit Einlaufen von Kontrastmittel in die Luüftwegeiim Röntgenbild! (s. Seite 201). 


a Te a A a ne we et Fe a Bye Ak 


A 
Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. Tafel VIII. 


Fig. 2. 


Fie. 3. 


Fleischner (Fig. 1—8): Gehört die Patella bipartita zum Kreis der Östeochondropäthiazjuvenlis®(&( Seite (209). 


a 
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- 
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E RTR 


rtschritte a. d. Gebiete der 


Röntgenstrahlen. XXXI. 


Fig. 3. Fig. 6. 
Rehbein (Fig. 1—6): Beiträge zur Perthesschen Krankheit (s. Seite 251). 


v. Falkenhausen (Fig. a u. b): Über 
die klinische Brauchbarkeit der Be- 
stimmung der Lungenspitzenfelder nach 


Krönig und Goldscheider 
(s. Seite 256). 


w 


m 


b. 


RE O oa w 5 Zu 
r Si 


Max Levy-Dorn 
. zu seinem 60. Geburtstag. 


Am 1. August 1923 wurde Levy-Dorn sechzig Jahre alt, ein willkommener Anlaß, dem 
Altmeister der Röntgenologie in Deutschland unseren Gruß und Glückwunsch zu diesem 
Tage darzubringen in der Hoffnung, daß er der röntgenologischen Wissenschaft und sei- 
nem Spezialberuf noch lange in bester Gesundheit erhalten bleiben möge Die Entbeh- 
rungen und Strapazen der langen Kriegsjahre sind auch an Levy-Dorns zähem Körper 
nicht spurlos vorübergegangen; doch haben wir jetzt die Freude zu sehen, wie er sich 

-auf der Redner- und Vorständstribüne von Versammlungen und Kongressen wieder frisch 
und elastisch betätigt. Seine verhüllte linke Hand weckt dabei die Erinnerung, welchen 
Schaden Levy-Dorn als Pionier der praktischen Röntgenkunde erlitten hat, und wir Jün- 
geren können ihm unter vielen anderem nicht genug danken für die Errungenschaft, daß 
uns die Röntgenstrahlen keinen wesentlichen Schaden mehr zufügen können. z 

Freilich ist es Levy-Dorn auch beschieden gewesen, den Boden einer jungfräulichen 
Wissenschaft zu pflügen und reiche Frucht dabei zu ernten. Mit Albers-Schönberg 
in Hamburg, Holzknecht in Wien und Rieder in München hat er in Berlin voll uner- 
müdlichen Schaffensdranges die Röntgendiagnostik zu einer exakten, allgemein anerkannten 
Methode .ausgearbeitet, so daß heute überall in der Welt auf dieser Grundlage zum Wohle 
der Kranken weiter gearbeitet wird. | 

Ist die Erkenntnis der strahlenden Materie und die Erkennung von | Krankheiten mit 
' Hilfe der Röntgenstrahlen auch das eigentliche Gebiet, auf dem sich Levy-Dorns tief 

| schürfender Verstand heimisch fühlt, so hat er auch das Heil vieler Tausender von Kran- 

ken durch den Ausbau der Röntgentherapie unmittelbar gefördert, und noch in der letzten 

| Zeit ist es ihm vergönnt gewesen, den modernsten Tiefentherapieapparat in der ihm unter- 
stellten Röntgenabteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Gang zu setzen. 

Sein Wırkungskreis war von jeher Berlin. Hier ist Levy-Dorn im Jahre 1863 
geboren, hier hat er das Friedrich Werdersche Gymnasium besucht, und in Berlin hat 
er ausschließlich studiert. In Leipzig promovierte er dann mit einer historisch- kritischen 
Studie über trophische Nerven. | 

Nun begann die Zeit, wo er zuerst bei Gluck chirurgisch und dann bei Oppen- 
heim neurologisch eine Reihe von Jahren als Assistent tätig war. Seine naturwissenschaft- 
liche Neigung führte ihn aber weiter, und wir sehen ihn im physiologischen Institut län- 
gere Zeit unter du Bois Reymond arbeiten und eine größere Zahl wissenschaftlicher 
Arbei'en veröffentlichen. Hier war es auch, wo er die erste Kunde von der Entdeckung 
der Röntgenstrahlen erhielt. Mit Feuereifer ging Levy-Dorn sofort der umwälzenden 
Entdeckung nach und wandte sie noch unter größten technischen Schwierigkeiten 
auf die einzelnen Zweige der praktischen Medizin an. So wurde Levy-Dorn, der schon 
lange neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als praktischer Arzt niedergelassen war, 


der erste Röntgenarzt in Berlin. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 48 


374 | Max Levy-Dorn zu seinen 60. Geburtstag. XXXI, 4 


In unaufhörlicher Folge’ brachte er dann Arbeit auf Arbeit heraus und beinahe jede 
Publikation war grundlegender Natur in dem neuen Spezialgebiet der Medizin. Bald 
wurde er daher der bekannteste Röntgenarzt in Berlin, und sein Ruf drang im Laufe der 
Jahre auch über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus. Im Gange seiner Entwicklung 
erhielt Levy-Dorn dann 1906 die Leitung der neu erbauten Röntgenabteilung des Ru- 
 dolf-Virchow-Krankenhauses und im Jahre 1909 als Zeichen besonderer Anerkennung 
den Professortitel. 

Die Zahl seiner Veröffentlichungen beträgt heute etwa zweihundert, und die hierin 
niedergelegten Ergebnisse sind zum großen . Teil Allgemeingut der röntgenologischen 
Praktiker geworden. Ich erinnere nur an die Arbeiten zur Darstellung und Erkennung 
von Krankheiten der Thorax- und Abdominalorgane, an das orthodiagraphische Verfahren 
zum Aufzeichnen der genauen Herzgröße unter Schaffung eines besonders zweckmäßigen 
Apparates, ich erinnere an die im Weltkrieg in größtem Maße angewandte 4-Punkt-Me- 
thode zur Lokalisation von Fremdkörpern und auch an den systematischen Ausbau der 
Schutzvorrichtüngen gegen die schädigende Wirkung der Röntgenstrahlen für den Arzt 
und Patienten. Weniger bekannt ist, daß von Levy-Dorn auch die ersten stereoskopi- 
schen und kinematographischen Röntgenbilder stammen, die vor der Gründung der Deut- 
schen Röntgengesellschaft meist auf Chirurgen- und Internistenkongressen vorgeführt 
wurden. Neben zahlreichen Abhandlungen über röntgentherapeutische Einzelfragen sind 
außerdem in Eulenburgs Realenzyklopädie und im Jahrbuch für praktische Medizin zu- 
sammenhängende Darstellungen über Licht- und Röntgentherapie aus der Feder Levy- 
Dorns zu finden. Sein Hauptwerk enthält aber das Handbuch der gesamten medizini- 
schen Anwendungen der Elektrizität, in dem er die Röntgenphysik, die allgemeine Röntgen- 
technik und das diagnostische Röntgenverfahren behandelt hat. Es ist bewunderungs- 
würdig, wie in diesem Buche der spröde physikalische Stoff von einem Arzt gemeistert 
und allgemein verständlich dargestellt worden ist. 

Noch vor dem Kriege traf Levy-Dorn eine besondere Auszeichnung seitens seiner 
Fachkollegen, indem auf ihn die Wahl zum Vorsitzenden des zehnjährigen Jubiläumskon- 
gresses der Deutschen Röntgengesellschaft fiel. Er hat diesen im Jahre 1914 in festlich- 
würdiger Weise geleitet. 

Unser Gruß gilt indessen nicht nur dem Manne der Wissenschaft, sondern ebenso 
dem fest in sich ruhenden und gütigen Menschen, der es verstanden hat, Freunde und 
Schüler um sich zu sammeln, die gern in seiner Nähe weilen und oft die tiefgründigsten 
Probleme mit ihm diskutieren. Ein Vorbild ist er uns überdies in der groBen Beschei- 
denheit seiner Person und in seiner Herzensgüte. Vielen, die sich ihm bittend nahten, 
hat er in aller Stille geholfen, nicht nur mit Rat, sondern auch mit der Tat, und schon 
diese hohe ethische Auffassung seines Daseins sichert ihm ein dauerndes Gedenken aller, 
die ihm näher getreten sind. | 

Möge das siebente Jahrzehnt Levy-Dorn noch weitere Früchte neuer Schaffens- 
kraft bringen, ihm selbst zur Erhöhung des trüben Alltags und uns zum Ansporn, ihm 
nachzueifern. | Ä 

A. Hessmann, Berlin. 


j 
Aus der Medizinischen Universitätsklinik Königsberg (Direktor: Geheimer Med.-Rat 
Prof. Dr. Matthes). 


Beiträge zur Röntgenologie der Fehler des rechten Herzens und zur Diagnose 
des Aortenaneurysmas. 


Von 
Dr. Werner Teschendorf, Assistenzarzt. 
(Hierzu Tafel XIII, Fig. I, 2 und 5, 6.) 

Die Fehler des rechten Herzens erzeugen im ganzen kein so charakteristisches Röntgenbild 
wie die Klappenerkrankungen der linken Herzhälfte. Im folgenden sollen daher aus dem gesam- 
melten Material unserer Klinik einige Beobachtungen mitgeteilt werden, welche gestatten, einige 
Schlüsse für die Diagnostik dieser Erkrankungen herzuleiten. Zunächst waren im Laufe der Zeit 
b Fälle von Pulmonalstenose zur Beobachtung gekommen, bei deren Sichtung wir uns die Frage 
vorlegten, ob und in welchem Grade die Dekompensation das Röntgenbild beeinflubt, da die Pul- 
nıonalstenose an sich keine Veränderungen hervorruft. Zunächst ist betreffs des Schattens ies 
rechten Vorhofes zu sagen, daß seine Ausdehnung mit der Schwere des Zustandes in vier von 
unseren Fällen, bei denen es sich nicht um komplizierte Fälle handelte, nicht in irgendwie er- 


 kennbarer gesetzmäßiger Weise parallel. Bei den beiden letzten jedoch, bei denen der Morbus 


coeruleus, soweit man nachträglich vergleichen kann, am stärksten ausgeprägt war und sehr starke 
Dekompensation vorlag, trat auf dem Röntgenbild der Schatten der Vena cava superior als deut- 
licher Streifen neben dem rechten Sternalrande auffallend stark hervor. Im ersten Falle (0. M.) 
(Taf. XIIT, Abb. 1), in welchem der Kavaschatten besonders gut ausgeprägt war, handelte es sieh 
um eine Pulmonalstenose bei einem 7jährigen Knaben, die ohne Zweifel mit einem Ventrikelsep- 
tumdefekt kombiniert war. Klinisch fand sich eine deutliche Verbreiterung der Herzdämpfung 
beiderseits und ein lautes langes systolisches Geräusch über der Pulmonalis, das aber auch über 
der Sternummitte sehr deutlich hörbar war und einen scharfen Klang hatte. Der zweite Pulmonal- 
tou war nicht hörbar. Für die Betrachtung des Röntgenbildes sei vorausgeschickt, daß nach 
Aßmann!) die steile Schrägform und die Erweiterung des Pulmonalbogens im Sinne einer 
reinen oder annähernd reinen Pulmonalstenose zu sprechen scheint, dagegen die mehr quere Herz- 
lage mit tief einspringender Herzbucht für die häufigere Kombination mit Ventrikelseptumdefekt 
und reitender Aorta zu verwerten ist. Bin dem’ letzten entsprechendes Röntgenbild lag in den 
2 genannten Fällen vor. Es zeigte sich ein nach links und rechts verbreitertes Herz mit deutlich 
ausgeprägter Herzbucht. Dem rechten Herzbogen oben senkrecht aufgesetzt war der breite 
Schattenstreifen der Vena cava bis durch das Feld der rechten Lungenspitze hindurch zu ver- 
folgen. Man konnte nach dem Gesagten mit Sicherheit annehmen, daß bei diesen Fällen keine 
reine Form der Pulmonalstenose vorlag (eine autoptische Kontrolle der beiden Fälle liegt nicht 
vor). Nach einem früher, jetzt nicht mehr erreichbaren zur Obduktion gekommenen Fall ist 
jedoch die Komplikation nicht die Hauptsache, da hier ein sichtbarer Kavaschatten bei reiner 
Pulimonalstenose vorlag. Nur waren in allen Fällen die Kinder sehr stark dekompensiert. Es 
scheint demnach bei starkdekompensierter Pulmonalstenose die Stauung in der Vena cava sich 
auch röntgenologisch durch ein Hervortreten ihres Schattens auszudrücken und ich glaube eine 


= 


) Aßmann,H., Die klinische Röntgendiagnostik inn. Krankheiten. 2. Aufl. Leipzig 1922, S. 87. 
48* 


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376 | | Teschendorf. ZRRL £ 


Bestätigung des Gesagten in einem bei Aßmann!) abgebildeten analogen Falle erblicken zu 
können, bei dem gleichfalls der neben dem rechten Sternalrande verlaufende breite Schatten der 
Vena cava scharf in die Augen springt. Es.handelte sich jedoch, wie hervorgehoben werden muß, 
nieht um Zustände, die einer Kompensation nicht mehr fähig waren. Die beiden zuerst genannten 
Fälle konnten mit relativer Kompensation aus der Klinik entlassen werden. Braucht daher das 
Hervortreten des Kavaschattens eine absolut ungünstige Prognose nicht zu bilden, so dürfte 
dieses Zeichen doch als Ausdruck stärkster Rückstauung in die großen Gefäße anzusehen sein und 
demgemäß für die Diagnose und die Aussichten, die ein derartiger Fall therapeutisch bietet, .in 
Rechnung zu stellen sein. | 

Der Röntgenologie der Erkrankungen der Trikuspidalis liegen bisher nur eine verhältnis- 
mäßig beschränkte Anzahl von Befunden zugrunde. In unserm Material standen uns zwei Fälle 
zur Verfügung, die in der Form ihres Röntgenbildes eine gewisse Übereinstimmung zeigten, von 
denen der eine jedoch seiner Besonderheit wegen eine genauere Besprechung verdient. 

Es handelt sich um eine 60jährige Frau (H. D.), die bereits im 15. Lebensjahr einen schweren 
Gelenkrheumatismus überstanden, jedoch davon Erscheinungen einer Herzerkrankung ihres Wissens 
nicht zurückbehalten hatte. Mit 50 Jahren traten wieder stärkere Schübe ihrer Gelenkerkrankung auf, 


in deren Folge sie unter Herzklopfen und Atemnot zu leiden hatte, verbunden mit zeitweiligem Auf- 
treten von Ödemen. Seit einem halben Jahre war sie in den Zustand zunehmender Dekompensation 


R, Imonalis. 


rechter Vorhof: 
\) 
rechter Ventrikel / Ù 
| Anker 
M ieni hek 
Sr | í 
TA È werik fell. E 


oe? 
Sacdsame” 


Abb. 3. Orthoskopischer Aufriß zu Abb. 2. 


geraten. Es bestanden bei der Aufnahme in die Klinik enorme Ödeme, starker Aszites, der eine Palpa- 
tion der Leber nicht zuließ, und beiderseitige Pleuraergüsse, welche mehrfach punktiert wurden. Vom 
Befunde ist zu erwähnen, daß der ständigen Pleuraergüsse wegen eine sichere Bestimmung der Herz- 
grenzen nicht gelang, die Herzaktion völlig arhythmisch war. Über der Basis bis zur Gegend der Herz- 
spitze ein kurzes systolisches Geräusch und ein lautes diastolisches ohne präsystolische Verstärkung. 
Pulsfrequenz 80. Starke Stauung der Halsvenen. Kein deutlich ausgeprägter Venenpuls. Nach doppel- 
seitiger Pleurapunktion und Hautdrainage sowie Kalomel setzte die Diurese ein, hielt aber nur kurze 
Zeit an. Die Ödeme kamen wieder, waren nicht mehr zu beeinflussen, bis zwei Monate nach der Auf- 
nabme in die Klinik der Exitus eintrat. 


1) Aßmann, ebenda, Fig. 79, S. 87. 


Br Be Et HE. a Du en E en, 


aa ' XXXI, 4. Beiträge zur Röntgenologie d. Fehler des Ï. Bervan u. zur Diagn. des Aortenaneurysmas. 307. S 


Das Röntgenbild desa Falles ist ein höchst a s (Abb. 2)1). Bei oberflächlicher Betrach- i 


53 tung hat man den Eindruck, daß. die rechte Hälfte des Bildes fast ‚das Spiegelbild der linken ist. Links 


springt unterhalb des Aortenbogens der linke Herzrand stark vor und zieht schräg nach abwärts. Rechts ` 
sieht man unter dem nicht hervortretenden Kavarande ein gleiches starkes Vorspringen des Herz- 


‚schattens, welcher ebenso wie der linke schräg nach unten zieht. Beide Herzränder bilden mit der 
Projektionsebene des Zwerchfells fast ein gleichschenkeliges Dreieck, durch die Mittellinie in beinahe _ 
| gleiche Hälften geteilt. Auf Grund des klinischen Herzbefundes wurde der links und rechts stark vor: ` 
. ‚Springende Herzbogen, in der Annahme, daß es sich um eine. Mitralstenose handele, für einen enorm 
_ dilatierten linken Vorhof gehalten. Mit der Diagnose Mitralstenose kam der Fall zur Sektion. Die 
- Sektion, deren Protokoll mit der orthoskopischen Zeichnung (Abb. 3) mir liebenswürdigerweise von 


Herrn Professor K aiserling zur Yerrügung gestellt wurde, ergab einen überraschenden Befund. 


Abb. 4. Das Herz zu ‘Abb. 2 und 8. er, | u N 


Bei Eröffnung des Thorax sah man, daß die ganze. Vorderfläche nur vom rechten Her zen gebildet 
wurde, nur ganz am linken Rande hing der linke Ventrikel: als kleiner Anhang (siehe Zeichnung). Die 


.Hauptmasse des Herzens wurde vom rechten Vorhof gebildet (photogr. Abb. 4), dessen Wand zum Teil 


papierdünn-war. Sein Inhalt bestand aus einem.Gerinnsel von 600 cem Volumen und 100 cem blutiger . 
Flüssigkeit. Rechtes Herzohr stark. gedehnt mit einem gelben Thrombus ausgefüllt. Die Trikuspidal- 


-= klappen waren: zu einer querstehenden derben Membran verwachsen und bildeten eine schmale ovale 
:14 cm lange, 0,45 cm breite Öffnung am Boden der kugelförmigen Vorhofshöhle. Der rechte Ventrikel 


war weit, ebenso der. Conus pulmonalis. Der linke Vorhof war demgegenüber klein. Die Mitralklappen ` 
waren zu einem 18 mm langen, schmalen Spalt stenosiert, desgleichen waren die Aortenklappen yerengi: 
Beide Ventrikel hypertrophisch, des Sinus coronarius für einen Daumen durchgängig. 

Fassen‘ wir den. Fall zusammen, so ist zunächst zur klinischen Diagnose zu bemerken, daß 
die Geräusche zum allergrößten Teil nicht auf die starke, aber der Trikuspidalerkrankung gegen- 
über nicht ins. Gewicht fallende Mitralstenose zurückzuführen sind. Die geringen Blutmengen, 


die durch die Trikuspidalis hindurchgelangen konnten, dürften wohl auch die Mitralis haben pas- 
Ki sieren können, wofür die geringe Vergrößer ung des linken Vorhofes spricht. au com Röntgenbild 


1) Die Platte ist von Herrn nie Matthes in: seiner E AE N ; abgebildet. 


378 E u | BE Se 7 Teschendorf. | OXXX 


ist zu sagen, daß die randbildenden Partien, soweit sie über den Pleuraergüssen sichtbar waren, 


vom rechten Herzen gebildet wurden; und zwar die ganze rechte Seite vom rechten Vorhof,’ die 
obere linke vom rechten Ventrikel. Erst im Bereiche des linksseitigen Pleuraergusses 


kommt der linke Ventrikel als randbildend in Betracht. Die Kugelform des rechten Vorhofes 


wäre bei fehlenden Ergüssen wohl im unteren Teil des Röntgenbildes mehr zur Geltung gekommen 
und hätte zu der bei rechtsseitiger Vorhofvergrößerung beschriebenen stumpfen Winkelbildung 


' mit dem Zwerchfell, geführt. Systolische Pulsation des Vorhofes ist nicht gesehen worden, was 


auch trotz der gleichzeitig bestehenden Trikuspidalinsuffizienz wegen der Enge des Ostiums nicht 
zu erwarten, ebenso wie die Ayaonschen Daumen nicht mehr bis in die gr ößeren Venen ge- 
langen konnten. | | 

‚Das Röntgenbild lehrt tet: daß in diesem Fall die starke venöse Stauung nicht zu 
einem Hervortreten des Schattens der Vena cava geführt hat. Eine Dilatation der groben Venen 
konnte bei der Sektion zwar festgestellt werden, fiel aber gegenüber der Vorhofsdilatation kaum 
ins Gewicht. Der Gegensatz zu den beiden geschilderten Fällen von komplizierter Pulmonal- 


stenose ist auffällig. Der Grund dafür dürfte in dem Alter der zuletzt beschriebenen Patientin zu 


erblicken ‚sein. Während in früher Jugend die Venenwand so nachgiebig ist, dab Benjamin 
und Gött!) ein Anschwellen der Venenschatten schon bei Hustenstößen im Röntgenbilde nach- 
weısen konnten, ist die Nachgiebigkeit der großen Venen im höheren Alter so gering, daß, wie in 
uuserm letzten Fall, die Dilatation -fast ausschließlich den weit nachgiebigeren Haken Vorhof 


| betrifft. 


‘Von den in der Literatur beschriebenen Fällen von Trikuspidalstenose hat besonders der 
von Brieger?’) mit dem unsrigen eine ausgesprochene Ähnlichkeit. Auch hier bestand gleich- 
zeitig eine Aorten- und hochgradige’ Mitralstenose, wenn im übrigen die rechtseitigen Verände- 


rungen auch nicht so hochgradig waren. Auch dieser Fall lehrte, daß die Differenzialdiagnose der 


Triiuspidalstenose klinisch gegenüber der Mitralstenose nicht überwindbare Schwierigkeiten 


machen kann. Als Unterscheidungsmerkmal hätte vielleicht in unserm Fall’das Fehlen des 2. Pul- 
monaltones resp. seiner Spaltung und die Art des Geräusches, welches keinen „Kreszendo“-Klang 
aufwies, herangezogen werden können. 

Was das Röntgenbild anbetrifft, so dürfte die Differenzialdiagnose einer derartigen Drei- 
ecksform des-Herzens gegenüber einer Perikarditis in erster Linie durch die Pulsation des Herz- 
schattens und den Auskultationsbefund zu erbringen sein. Im übrigen ist im allgemeinen eine 
stark ausgeprägte Dreiecksform für die rechtseitige Verbreiterung durch einen dilatierten rechten 
Vorhof anzusehen. Durch neuere Untersuchungen, namentlich von AßBmann?) und Neu- 
mzn nt) ist. jedoch für das Röntgenbild erwiesen, daß bei starker Dehnung gewöhnlich der linke 
Vorhof im oberen rechten Herzrande schattenbildend wird, da er von hinten her den rechten Vor- 
hof umgreift. Es ist daher der extreme Fall möglich, daß bei enorm dilatiertem linkem Vorhof 
dieser auf der ganzen rechten Seite randbildend wird und auch links durch ein stark dilatiertes 
linkes’ Herzohr eine ähnliche Figur wie in unserm Fall zustandekommt. In der Mehrzahl der- 


‚ artiger Fälle wird jedoch wenigstens in der untersten Partie des rechten Herzrandes der rechte 


Vorhof randbildend bleiben und es kommt dann zur Zweiteilung des rechten Herzbogens, wodurch 


die Diagnose ermöglicht wird. In unserm Fall erschwerte die Diagnose der stark nach links oben 


vorgewölbte rechte Ventrikel, welcher auf dieser Seite die Dreiecksform etwas nach der Kugel- 


1) Ben jamin und Gött, Zur Deutung des Thoraxdiagrammıs beim Säugling. D. Arch. f. klin. 
Med., Bd. 107, S. 00. 
2) H. Brieger, Ungewöhnlich ho dig: Trikuspidalstenose. Frankf. Zeitschr. f. Pathol., 


1921, S. 25, 191. 


: 3} Neumann, "Die Bedeutung des zweigeteilion echten Vorhofsbogens im Röntgenbilde. 
D. Arch. £. klin. Med., 1921, S. 129, 137, 
ı) H. Aßmann, Herz und Lunge bei Mitralfehlern im Röntgenbild. 32. Kongr. l. inn. Med., 


Dresden 1920. 


XXXI, 4. Beiträge zur Röntgenologie d. Fehler des r. Herzens u. zur Diagn. des Aortenaneurysmas. 879 


form abweichen läßt. Für die Beurteilung des Herzschattens auf Grund von Situsbildern mit 
rechtseitiger Vorhofdilatation dürfte unser Fall einen wichtigen Beitrag bilden, da der linke 
Herzrand im oberen Teil von dem verdrängten rechten Ventrikel gebildet wurde, während der 
linke Ventrikel seitlich nach hinten gedreht, nur mit einem schmalen Teil die untere Partie des 
linken Herzschattens einnahm. | | 

Die Diagnose des offenen Ductus Botalli gründet sich nach einer Zusammenstellung von 
Ottilie Budde!) 1. auf eine auf kongenitales Vitium hinweisende Anamnese, 2. auf das Fehlen 
oder späte Auftreten einer meist nicht hochgradigen Zyanose; 3. auf eine mäßige Herzhypertrophie 
mit Voussure: 4. die bandförmige Dämpfung links vom Sternum, der röntgenologisch ein stark 
vorgewölbter und gleichzeitig mit der Aorta pulsierender linker Bogen entspricht; 5. auf Pulsa- 
tion und Schwirren im 2. Interkostalraum; 6. auf ein lautes systolisches gelegentlich auch diasto- 
lisches Geräusch mit Fortleitung in die Halsgefäße und in den Interskapularraum; 7. auf das 
Schwächerwerden des Geräusches und der Pulsation bei tiefer Inspiration und bei Vasalva- 
schem Versuch. Was die Vergrößerung des Herzens betrifft, so hat Schittenhelm?) auf die 
Beteiligung des linken Ventrikels hingewiesen, der auf die vermehrte Blutmenge, die ihm durch 
Überlastung des kleinen Kreislaufes dauernd zugeführt wird, mit einer Hypertrophie reagieren 
muß. Die hierdurch mögliche Kompensation des Vitiums ist es, welche die Kranken mit offenem 
Ductus Botalli befähigt, ein größeres Alter zu erreichen. In den schon von Vierord#?) zu- 
sammengestellten 26 Fällen erreichten 10 ein Alter über 30 Jahre. 


Wir selbst verfügen über 4 Beobachtungen, bei denen es sich einmal um ein 7jähriges Mädchen, 
einmal um eine 25jährige Frau handelte, die wegen einer Sepsis in die Klinik kam, jedoch Zeit ihres 
Lel,ens Herzbeschwerden gehabt hatte. Bei den beiden letzten Fällen handelte es sich um zwei 31jährige 
Patienten. einen Mann, bei dem schon lange Jahre Dekompensationserscheinungen bestanden hatten, 
das Röntgenbild jedoch nicht sehr charakteristisch war. Schließlich um eine Frau (A. S.), bei der wir 
zwar nicht über eine autoptische Kontrolle verfügen, deren Krankengeschichte jedoch eines kurzen 
Eingehens wert ist. Sie hatte zwar schon als Kind Erscheinungen latenter Herzinsuffizienz gehabt, 
kounte nicht mit anderen Kindern spielen und fiel nach Anstrengungen durch ihre bläuliche Verfär- 
bung und Atemnot den Eltern auf. Nichtsdestoweniger hatte sie sich normal entwickelt und als Frau 
4 Partus durchgemacht, seit dem ersten jedoch an Husten, Herzklopfen und dauernder starker Müdig- 
keit gelitten. Seit zwei Jahren waren immer wieder zeitweilige Ödeme aufgetreten, die bei der Auf- 
nahme jedoch nicht bestanden. Bei der kleinen sehwächlichen, typisch livide aussehenden Frau bestand 
bei der Aufnahme eine Stauungsbronchitis, eine den Rippenbogen um zwei Zentimeter überragende 
druckempfindliche Leber und eine in Inspirationstiefe tastbare Milz. Im Blut 90% Hämoglobin, 5 Mil- 
lionen Erythrozyten, negative Wassermannsche Reaktion. Am Herzen fand sich im 2. Interkostalraum 
links neben dem Sternum starke Pulsation und Schwirren. Der Medianabstand betrug rechts 6,0, links 
8 cm. Bei Goldscheiderscher Perkussion erhält man einen kurzen schmalen Gefäßstiel, auf den im 
3. Interkostalraum nach links ein rechtwinkliger starker Vorsprung erfolgt, welcher ebenso recht- 
winklig in 7 cm Abstand nach unten umbiegt und sich nach der Gegend der Herzspitze etwas ver- 
breitert. Die Herzaktion ist rhythmisch, Frequenz durchschnittlich 60 bis 70. Über der Spitze und der 
Basis hört man ein präsystolisches und lautes systolisches Geräusch, im 3. Interkostalraunı links vom 
Sternum ein diastolisches Geräusch von gießendem Charakter, über der Aorta das gleiche Geräusch, 
nur leiser und hauchender. Der zweite Pulmonalton ist akzentuiert. Der Puls ist deutlich „altus“. 

Die Durchleuchtung (vgl. Abb. 5 der Platte) zeigt der Perkussion entsprechende Verhältnisse. 
Es besteht ein plötzliches starkes Vorspringen des zweiten linken Herzbogens. Eine Verbreiterung des . 
Herzens nach rechts, jedoch keine Zweiteilung des rechten Herzbogens. Auch der Schatten des linken 
Ventrikels erscheint verbreitert. | 


Bezüglich der Differenzialdiagnose mit einer etwaigen Mitralstenose ist zu sagen, daß erstens 
die Anamnese und das Verhalten des Pulses, zweitens das Fehlen einer röntgenologisch nachweis- 


) 0). Budde, Die klinische Diagnose des Ductus Botalli persistens. Zentralbl. f. inn. Med., 
1921, S. 42, 105. 

2) A. Schittenhelm, Beobachtungen über den offenen Ductus Botalli. D. med. Wschr., 
1920, S. 1157. | | 

») 7. Vierordt, Die angeborenen Herzkrankheiten. Nothnagels Handbuch, XV, T.,2, S. 160. 


380 KE | Teschendorf. | VIREREH 


baren Vergrößerung des linken Vorhofes, die nicht links, sondern nach den schon angeführten 
Untersuchungen von Aßmann und Neumann sich in der Konfiguration des rechten oberen 
Herzbogens hätte ausdrücken müssen. Im übrigen erscheint das Röntgenbild für offenen Ductus 
Botalli sehr charakteristisch. Zwar sind in der Literatur eine Reihe von Fällen niedergelegt, bei 
denen das für offenen Ductus Botalli typische Vorspringen des zweiten linken Herzbogens durch 
‚eine Pulmonalstenose mit darauffolgender Erweiterung der 'Pulmonalis vorgetäuscht wurde. 
Derartige Fälle dürften jedoch stets schon in der Kindheit eine sehr viel stärkere Zyanose gehabt 
und ein Alter-wie die unsrige Patientin nicht erreicht haben. Es scheint sogar der Schluß gerecht- 
fertigt, daß bei nachweisbarer angeborener Herzanomalie, die bis über die Jugend hinaus keine 
größeren Beschwerden verursachte, das Ertragen derartiger Kreislaufsbelastungen, wie in unserem 
‚Falle die 4 Schwangerschaften, für die Diagnose des offenen Ductus Botalli zu verwerten ist, so 


daß auf eine derartige Vorgeschichte, ein typisches Röntgenbild und entsprechenden Auskulta-- 


i tionsbefund Fälle in der Art gep unsrigen im allgemeinen zù klären sein Burn, 


Anhangsweise sei ein Fall erwähnt, der diagnostisch außerordentliche Schwierigkeiten 
machte und mit einer Fehldiagnose zur Sektion kam. Ä 


‚ Der in Frage stehende 54jährige Maler E. S. war in seiner Jugend luetisch infiziert. Er war enti- - 


luetisch..behandelt, aber, wie er sagte, nicht ausgeheilt. Seit 10 Jahren litt er an anfallsweise auftreten- 
den Schmerzen im Rücken und der linken Brustseite, die mit der Zeit immer mehr zunahmen. Eine 
Woche vor der Aufnahme in die Klinik erkrankte er mit ähnlichen heftigen Beschwerden. Es fanden 
sich dabei auch Temperaturanstiege bis 37,8 Grad und Atemnot. Der hinzugerufene Arzt stellte eine 
linksseitige Brustfellentzündung fest und machte eine Pleurapunktion, wobei Blut erhalten wurde. 
In der Klinik wurde folgender Befund erhoben: Sehr kräftiger Mann mit Zyanose. Keine Ödeme. 
Rechte Lungengrenze vorn 7. Rippe, hinten unten 12. Brustwirbeldorn. Verschieblichkeit rechts gut. 
Atemgeräusch rechts rein vesikulär, links über der ganzen linken Lunge eine massive Dämpfung, die 
vorn oben nicht so intensiv ist, wie über den anderen Lungenteilen. Der Traubesche Raum ist gedämpft. 
Es läßt sich ein deutliches Grocceosches Dreieck rechts neben der Wirbelsäule nachweisen. Stimm- 
fremitus ist rechts vorhanden, links aufgehoben. Links ist keine Verschieblichkeit der Lungengrenzen 
feststellbar. Das Atemgeräusch ist links vorn oben stark abgeschwächt, in den seitlichen unteren 
Teilen sowie hinten nicht wahrnehmbar. Das Münzenklangzeichen ist links positiv. 


Die Herzdämpfung geht links in die beschriebene Dämpfung über. Der Herzspitzenstoß ist ins 
Epigastrium verlagert, nahe dem linken Rippenbogen. Über der Herzbasis wurde ein systolisches Ge- 


räusch festgestellt mit leichtem systolischen Schwirren. Der Puls war beiderseits klein. Der Blutdruck 


betrug 110 mm Hg. Die Wassermannsche Reaktion war positiv, 


Das Röntgenbild (Abb. 6) zeigt eine intensive Verschattung der linken Brustseite, Die linke 
Spitze ist dem verschatteten Lungenfeld gegenüber aufgehellt. Das Herz ist in toto etwas. in die ver- 
schattete Seite hineingezogen. In der Gegend des Gefäßstreifens findet sich rechts eine rundliche Vor- 
wölbung, die nicht pulsiert. | 


Auf Grund des Befundes der Dämpfung, der leichten Temperatur, des fehlenden Stimimfremitus, 
des gedämpften Traubeschen Raumes und des Röntgenbildes wurde auch von unserer Seite die-Diagnose 


Pleuraerguß gestellt. Es wurde zweimal punktiert und beidemal Blut erhalten. Der Spritzen- - 


stempel wurde nicht irgendwie pulsatorisch vorgetrieben. Der Befund: war nicht erklärlich, 
zumal das Punktat zuerst als ein stark hämorrhagisches Exsudat angeschen wurde. Es wurde 
an das Vorhandensein eines Mediastinaltumors gedacht, wofür die Vorwölbung in der Gegend des 
rechten Gefäßstreifens zu sprechen schien. Bei der gleichzeitig vorhandenen Lues wurde auch an gum- 


möse Veränderungen der Lunge bzw. der Pleura gedacht. An der klinisch anscheinend sicheren Dia- 


gnose eines Pleuraergusses wurde jedenfalls bis zum Schlusse festgehalten. Der Kranke kam nach 
‘zwei Wochen mit terminalen Temperaturen ad exitum. Die Sektion ergab folgenden Befund: Die 
rechte Lunge ist völlig normal. Die linke ist vorn oben an die Rippen herangedrückt und mit diesen 
schwielig verwachsen. Ein Erguß besteht nicht.. Der linke Thoraxraum ist bis über die Parasternal- 
linie hinaus durch ein mächtiges Aneurysma ausgefüllt! Dicht über den Aortenklappen war die Aorta 
auf Mannsfaustgröße erweitert. Sie verengert sich am Bogen wieder etwas, um dann in der absteigen- 
den Partie in die genannte kolossale Erweiterung überzugehen. Die Wandungen der Aorta sind ver- 


dickt, teilweise mit alten Thromben belegt, teilweise brüchig. Unterhalb des Zwerchfells verengert 


sich die Aorta wieder auf die normale Weite. 


Pr ee 
Aue: rn 


`- XXXI, 4" Beiträge zur Bünsgenologie d. Fehler des r. Herzens u. zur Diagn. des Aortenaneurysmas. 381 


Die Differenzialdiagnose zwischen Aortenaneurysma und Pleuraexsudat dürfte im allge- 
meinen klinisch und besonders röntgenologisch keine Schwierigkeiten bereiten. Daß in unserm 
Fall bei der völlig diffusen Verschattung des linken Lungenfeldes die Diagnose Aortenaneurysma 
nicht gestellt werden konnte, ist leicht einzusehen. Weit auffälliger war das Vorhandensein der 
‚klinischen Charkateristika des Ergusses. Hinsichtlich des Münzenklangzeichens (signe de sou) 
hat bereits Kollert!) darauf hingewiesen, daß dies Phänomen bei großen Aneurysmen an um- 
schriebener Stelle vorhanden sein kann. Dementsprechend war es bei der riesigen Ausdehnung des 
Aneurysmas in unserm Fall in der ganzen linken Thoraxpartie wahrzunehmen. Ebenso wichtig 
ist der Befund des Groccoschen Dreiecks in unserm Fall, zumal er für die Theorie des Zu- 
standekommens dieses Zeichens einen wichtigen Hinweis bildet. Von einem Zustandekommen des 
Groccoschen Dreiecks durch Verdrängung des unteren Mediastinums nach der gesunden Seite 
konnte in unserm Fall nicht die Rede sein, da das Herz eher nach der Seit& des Aneurysmas zu 
hineingezogen war und die linke Lunge mit ihrem Mediastinum an der vorderen oberen Thorax- 
wand fixiert war. Desgleichen waren bei der Sektion keine atelektatischen Lungenteile rechts 
wahrzunehmen. Vielmehr ist der Befund des Groccoschen Dreiecks nur nach der von 
Matthes und Leenderts?) gegebenen Erklärung zu deuten, daß das Phänomen nur durch 
Wirkung des hydrostatischen Druckes auf die Schwingungsfähigkeit des unteren Thorax und der 
Wirbelsäule zustande kommen kann, und der Fall dürfte somit für die Richtigkeit dieser Theorie 
einen Beweis bilden. Daß im übrigen auf Grund des systolischen Geräusches und dem geringen, 
nicht pulsierenden Vorsprung an dem rechten Gefäßschatten die Diagnose verfehlt wurde, er- 
scheint bei Einzigartigkeit dieses Falles nicht wunderbar, ermahnt jedoch zur Vorsicht bei 
Pleurapunktion, wenn auch in unserm Fall keine unmittelbaren schädlichen Folgen danach 
gesehen wurden. 


Zusammenfassung. 


Bei starker venöser Stauung (Pulmonalstenose mit Septumdefekt) ist nur im Jugendalter 
ein Hervortreten des Schattens der Vena cava im Röntgenbild zu erwarten, während im höheren 
Lebensalter (Fälle mit Trikuspidalstenose) die Dilatation hauptsächlich auf den rechten Vorhof 
beschränkt bleibt. 

Bei starker Vorhofsdehnung (Trikuspidalstenose) wird der rechte Herzbogen vom linken 
Vorhof gebildet, während der nach links verdrängte rechte Ventrikel unterhalb des Pulmonal- 
 schattens randbildend wird und nur eine kleine Partie des linken Herzrandes vom linken Ventrikel 
gebildet wird. 

Die Diagnose offener Ductus Botalli ist bei Erwachsenen besonders dann zu stellen, wenn 
bei charakteristischem Röntgenbild und einer auf kongenitales Vitium deutender Anamnese noch 
beträchtliche Belastungen des Kreislaufes ertragen werden. 

In einem Fall von enormen Aneurysma der Aorta descendens waren klinisch sämtliche 
Zeichen eines linksseitigen Pleuraergusses nachweisbar. Der Fall bewies, daß das Grocco- 
Rauchfußsche Dreieck nicht durch Verdrängung des unteren Mediastinums zustandezukom- 
men braucht. | 


Ld 


1) V, Kollert, Über die Verwertbarkeit des Münzenklanges (signe de sou) für die klinische 
Diagnostik. Wiener Krb, f. inn. Med., 1922, 3, S. 111. 
®) G. Leenderts, Über das Rauchfußsche Dreieck. D. Arch. f. klin. Med., 1921, 134. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. ' 49 


382 | | Weinstein. XXXI, 4. 


Aus der I. Inneren Abteilung des Neuköllner Städtischen Krankenhauses in Berlin 
‘(Direktor: Prof. Ehrmann). 


Zur Röntgenuntersuchung der Pars nosconuona duodeni. ) 
Von 
Dr. Siegfried Weinstein, Assistenzarzt der Abteilung? 
(Hierzu Tafel XIII, Abb. a u. b.) 


Auf Grund zahlreicher Autopsien hat Ehrmann sowie andere vor und mit isn schon 
lange den Schluß gezogen, daß die Cholezystitis bzw. die Pericholezystitis in vielen Fällen einen 
charakteristischen Röntgenbefund hat. Er hat 1920 (Internationaler ärztlicher Fortbildungs- 
kurs in Karlsbad) an Hand zahlreicher Röntgenplatten eine Reihe von Veränderungen gezeigt, die 
bei Cholezystitis bzw. Pericholezystitis an der Gallenblase und am kontrastbreigefüllten Magen- 
darmkanal zu sehen sind. Später (seit 1919) hat Kurt E. Neumann, der Oberarzt der Ab- 
teilung, viele einschlägige Fälle mit Röntgenstrahlen untersucht und beobachtet, daß eine nach 
rechts hin geknickt verlaufende Pars descendens duodeni (P. d. d.) als nicht normal und auf 
Adhäsionsbildung beruhend anzusehen ist. Einzelne autoptische Kontrollen stützten seine An- 
sicht. Er nennt diese Verlaufsform ‚laterale Abkniekung“ und betrachtet sie als fast stets für 
Pericholezystitis sprechend. Er findet dabei das Durchleuchtungsverfahren gegenüber dem Auf- 
nahmeverfahren für die Untersuchung der P. d. d. überlegen. 

Bei dem großen Bedürfnis, das in vielen Fällen für die Objektivierung gerade der Diagnose 
Cholezystitis besteht, stellte ich mir die Aufgabe, Neumanns Beobachtung nachzuprüfen. Ist 
diese Verlaufsart vielleicht eine der vielen Möglichkeiten des normalen Duodenalverlaufs? Hat 
sie eine bestimmte anatomische Grundlage? Ich ging so vor, daß ich bei allen Magendurchleuch- 
tungen den Verlauf der P. d. d. protokollierte. Von selbst oder nach Anwendung von Kunstgriffen 
kommt in der größten Zahl der Durchleuchtungen die P. d. d. — nötigenfalls unter Drehen des 
Untersuchten — zu Gesicht. Als Kunstgriffe nenne ich: Baucheinziehenlassen, Auf-den-Magen- 
drücken, Durchleuchten nach Rechtslage und in Anlehnung an Holzknechts Vorschrift, zur 
Duodenaluntersuchung dünne Aufschwemmungen zu benutzen, Nachtrinkenlassen von Wasser. 
Dieses natürlich nur, nachdem man über die Sekretion des Magens genügend unterrichtet ist und ` 
wenn es auf eine ganz genaue Bestimmung der Magenleerungszeit weniger ankommt. Das Nach- 
trinken bewirkt in vielen Fällen sehr schnell Vertiefung der Magenperistaltik und lebhaftere, 
reichlichere Breiwanderung durch das Duodenum. (Nach Neumann soll ein Trunk kalten 
Wassers zur Darstellung der lateralen Abknickung besonders geeignet sein.) Direkte Füllung 
durch die Duodenalsonde und Chaouls Radioskopmethode habe ich nur ausnahmsweise heran- 
gezogen und jedenfalls nicht in den gleich zu erwähnenden Fällen. 


Von allen Fällen mit bekanntem Verlauf der P. dì d. gelangten neun zur autoptischen Kontrolle. 


r 1. Gruppe. Fall 1 bis 4. 

* Die Röntgenuntersuchung hatte ungeknickten Verlauf der P. d. d. ergeben. In allen vier Fällen 
fand der Chirurg keine Verwachsungen in der Gallenblasen-Duodenumgegend. (3 Fälle mit Choleli- 
thiasis, 1 Fall mit hypertrophischer Leberzirrhose.) 

Í 2. Gruppe. Fall 5 bis 9. 

Die Röntgenuntersuchung hatte laterale Abknickung der P. d. d. ergeben. 

Fall 5. Werner. Seit 1%Jahren dauernder Druck am r. Rippenbogen; manchmal, besonders 
während der Menstruation, stärker und krampfartig, verbunden mit Frösteln. 

Status: Druckschmerz an der Gallenblasc. 


1) Auszugsweise vorgetragen auf der XIV. Tagung der Deutschen Röntgen-Gesellschaft am 
16. 4. 1923 in München. 


A an der dem Röntgenbefund ne Stelle (s. Textfigur). - 


XXT, 4 a k: p Zur Röntgenuntersuchüng der Pars. deseindens duodeni. | > a 383 


Röntgendurchleuchtung: Mitte, der P. d d. scharf. rechtwinklig nach rechts geknickt. Nach drei 
Stunden Magen leer. 


Operation: Intensive flächönhatte Verwachsungen Eichen Gällenblase ‚und der dem Röntgen- 


‚, befund genau entsprechenden Duodenalstelle. 


Fall6. Hein. Schon 4mal laparotomiert. Jetzt ständig Schmer zen rechts oben im Bauch, häufig 
Erbrechen, ständig etwas erhöhte Temperatur. 
 Röntgenuntersuchungen (vgl. Abb. a, Taf. XI): Hypertonie des Magens P. d. d. an den Grenze 


zwischen oberem und mittleren Drittel stumpfwinklig nach rechts geknickt mit einem spornartigen 


_ Fortsatz am. Scheitelpunkt. Gasfüllung im 'Kolon. Leberrand sichtbar. An der srele der Gallenblase 
cine e hühnereigroße Vorwölbung des Leberrandes. | 
. Operation: Bauchfellduplikatur (wohl sicher kongenitale’ Bildungsanomalie). Sischan Gallen- 


E blase und P.-d. d. an der dem Röntgenbefund entsprechenden Stelle.. Angiom neben der Gallenblase. 


(Dieser Fall ist außer wegen der lateralen Abkniekung noch bemerkenswert, weil das Angiom 
neben der intakten Gallehblase palnatorisch und röntgenographisch als abnorme Gallenblase ni 


° njëren. konnte.) 


Fall:”. Kemnitz. Carcinoma ventr jeuli. Rönigentitersnchung ergibt außer den Zeichen eines 


a Magenkarzinoms leichte Abknickung der P. d. d. nach rechts. Rechts daneben eine Gasblase. 


Sektion: Careinoma ventrieuli. Zahlreiche karzinomatöse ‚Adhäsionen im Bauch, eine auch 
zwischen Gallenblase und der bei der Röntgenuntersuchung gefundenen Stelle des Duodenums. 


Fal& Lan ‘ge. Genuine Schrumpfniere. Wegen interkurrenter dysenteriformer Erscheinungen - | 


wird eine Röntgendurchleuchtung des Magens und Darms vorgenommen, bei der eine Abknickung der, 


P.dd. nach rechts festgestellt wird. 


. - Sektion: .Zarte Adhäsion zwischen Gallenblase ‘und P. d. d. an der dem Röntgenbofunde Rs | 
sprechenden Stelle. 
-Fall 9. Röseler. Seit Ben J ahren etwa 1 bis 1% Std. nach der Hauptmahlzeit Magendrücken. | 
Seif einem Jahr. Bauchschmerzen, seit einem halben Jahr Aszites. 
Status: Tumormassen i im Oberbauch, unter dem rechten Rippenbogen, vol, hinter, links von der | 
Gebärmutter palpabel. ZT 
l Röntgenuntersuchung: Am Canalis egestorius ist die kleine Kur Watir Anschert begrenzt und keine | 
Peristaltik zu sehen. Scharfer Knick der P. d. d. nach rechts, daneben eine Gasblase im Kolon (vgl. 
Abb. b, Taf. XIII). Nach vier‘ Stunden Magen noch % gefüllt. en 
:- Sektion: :Ovarialkrebs, Peritonealmetastase am Pylorus. Adhäsion zwischen Leber und P. d. a: En 


. 


Anatomisches Präparat > 
von: Fall 9. Magen und. +o 
-Duodenum unmittelbar ' 
‚post mortem mit 10°/ For- 
malin gehärtet und: auf- 
geschnitten. An der Stelle 
‘der taillenartigen :Ein- : 
schnürung ist der Pylorus. 
Mitte der Pars descen- 
dens. duodeni durch einen 
i Strang nach rechts ge- 
| zogen. Ä 


N ach unseren autoptischen Erfahrungen schließen wir aus dem Befund einer lateralen Ab- 
kniekung mit. einigem , Vorbehalt auf. Strangbildung am Duodenum, während Fehlen der Ab- 
‚knickung und anderer Adhäsionszeichen Vorhandensein von Strängen unwahrscheinlich sein läßt. 

or . 49% 


384 Simons. XXRICH 


Wir möchten demgemäß Zweifel äußern, ob Fig. 345 der Ill. Auflage von Groedels Atlas 
(Fig. 208 der II. Auflage) wirklich als Normalfall anzusehen ist, wie die Unterschrift „gesundes 
Mädchen“ andeutet. Außer der lateralen Abknickung zeigt diese Figur auch Abstandsverminde- 
rung zwischen Magenausgang und Flexura hepatica, ein bekanntes und auch in unseren Fällen 
fast stets beobachtetes Adhäsionszeichen. 

Die Ätiologie der Stränge ist meist eine Cholezystitis; aber nicht immer, wie z. B. Fall 6 
zeigt. Ob die Entzündung zur Zeit der Röntgenuntersuchung noch manifest (z. B. Fall 5) oder 
schon abgeklungen (z. B. Fall 9) ist, das zu entscheiden ist mittels des Röntgenverfahrens nicht 
‚möglich und bleibt der klinischen Diagnostik vorbehalten. In Fall 8 war der Strang sowohl für 
den Kliniker wie für den Anatomen ein belangloser Nebenbefund. Trotz dieser Einschränkungen, 
d. h. daß der Strang nichtentzündlich, entzündlich oder Überbleibsel einer überstandenen Ent- 
 zündung sein kann, ist die Feststellung seines Vorhandenseins wichtig und kann mitbestimmend 
für die Diagnose sein, 


Zusammenfassung: 
1. Die Beobachtung von Kurt E. Neumann, daß eine nach rechts geknickt verlaufende 
Pars descendens duodeni auf Strangbildung daselbst barukk, wird auf Grund von autoptisch sicher- 
gestellten Fällen bestätigt. 
2. Die Ätiologie der Stränge kann eine manifeste oder abgeklungene Entzündung oder eine 
nichtentzündliche Bildungsanomalie sein. 


Aus der strahlentherapeutischen Abteilung (Leiter: Privatdozent Dr. L. Halberstaedter) 
des ‚Universitätsinstitutes für Krebsforschung an der Charite in Berlin (Direktor: Geh. Rat Prof. 
Dr. Ferdinand Blumenthal). 


Zur Röntgenbehandlung von Tumoren im Mediastinum und am Lungenhilus. 
Von 
Dr. Albert Simons. 


(Hierzu Tafel XIV.) 


t 


Überblickt man die dem Problem der Geschwulsttherapie gewidmeten Veröffentlichungen 
der letzten Jahre, so wird man finden, daß die Erörterung der Frage, ob chirurgischem oder 
strahlentherapeutischem Vorgehen der Vorzug zu geben sei, einen erheblichen Raum einnimmt. 
Im nachfolgenden sollen kurz einige Ergebnisse der Strahlentherapie bei einer Tumorgruppe 
gezeigt werden, die auch im Anfangstadium nur sehr selten und mit größter Schwierigkeit aer 
chirurgischen Behandlung zugänglich ist. Es handelt sich um Tumoren im Mediastinum und am 
Lungenhilus Aus dem reichen uns zur Verfügung stehenden Krankenmaterial wählen wir einige 
in jüngster Zeit auf unserer Abteilung behandelte Fälle aus, die die Möglichkeit günstiger Be- 
einflussung von Mediastinaltumoren. verschiedener Art durch Strahlenbehandlung vor Augen 
führen sollen. 

Fall1. 50jährige Frau. 1917 wegen Ca. portionis et cervicis uteri in parametrium sinistr. pro- 
gressum, Hydrosalpinx sinistr. und Periadnexitis radikaloperiert. Seit 1 Jahr ungefähr Hustenreiz und 
quälende Stiche im Rücken zwischen den Schulterblättern. Starke Abmagerung in letzter Zeit. Befund 
am 1. 12. 1922. Blasse, schwache, sehr abgemagerte Frau. Röntgenbild des Thorax (Tat. XIV, Fig. 1a) 
zeigt starke Beschattung des r. Oberlappens mit scharfer Abgrenzung gegen den Mittellappen und 
einen etwa apfelgroßen, scharf abgegrenzten Schatten im linken Lungenmittelfeld. Da bei eingehen- 
der Untersuchung kein weiterer Tumor nachgewiesen werden kann und sich auch kein Anhaltspunkt 
für eine etwa vorliegende Erkrankung des hämatopoötischen Systems findet, so wird die Diagnose 
„Ca.-Metastasen in den Drüsen des Lungenhilus“ gestellt. Röntgenbestrahlung in der Zeit vom 4. 12. 
bis 19. 12. 1922. Am 1. 2. 1923 erscheint die Patientin wieder, macht einen völlig gesunden Eindruck. 
hat keinen Husten mehr, keine Schmerzen, Appetit erheblich gebessert. Röntgenbefund vom 1. 2. 1923 


XXXI, 4 Zur Röntgenbehandlung von Tumoren im Mediastinum und am Lungenhilus. 385 


(Fig. 1b) zeigt erheblichen Rückgang der Tumoren. Vom 15. 2. bis 26. 2. 1923 erneute Bestrahlungsserie. 
Befund am 1. 6. 1923: Patientin sieht blühend aus, ist beschwerdenfrei, hat 19 Pfund an Gewicht zu- 
genommen. Röntgenbefund gegenüber dem vom 1. 2. 1923 nicht mehr geändert. 


Fall2. 36jähriger Mann. 1916 wegen großzelligen Rundzellensarkoms Exstirpation des rechten 
Testikels. 1920 große Abdominalmetastasen, die sich auf Röntgenbehandlung prompt zurückbildeten. 
Im Januar 1923 sucht der Kranke wegen Atembeschwerden und Schluckstörungen, Hustenreiz, Schmer- 
zen und erheblichem Gewichtsverlust unser Institut wieder auf. Bis vor einiger Zeit hat er sich völlig 
wohl gefühlt. Röntgenbefund vom 30. 1. 1923 (Fig. 2a) zeigt intensive Schattenbildung zu beiden 
Seiten des Mittelschattens und des Herzens. Diagnose lautet, da Blutbefund normal, „Mediastinal- 
drüsentumoren, offenbar Metastasen nach Hodensarkom“. Röntgenbehandlung vom 1. 2. 1923 bis 
8. 2. 1923. Am 17. 4. 1928 stellt sich Patient wieder vor. Sieht bedeutend besser aus. Atembeschwerden 
sind nur noch unwesentlich. Röntgenbild vom 17. 4. 1923 (Fig. 2b) zeigt völlige Rückbildung der 
Tumoren. Am 1. 6. 1923 ist der Lungenbefund gegenüber dem von 17. 4. 1923 noch unverändert. _ 


Fall 3. 22jähriges Mädchen. Angeblich vor zirka 8 Jahren bereits kleine Drüsenschwellung 
am Halse bemerkt, die sehr langsam größer wurde. Verschiedentlich mit Medikamenten, Salben und 
Einreibungen ohne Erfolg behandelt. Seit ungefähr 1 Jahr Geschwulstbildung in beiden Achselhöhleu 
und am Brustbein, die sich rasch vergrößerten. Bisher noch nicht bestrahlt. Jetzt zur Diagnose und 
‘Behandlung nach hier geschickt. Befund am 20. 7. 1922. Gelblich-blasse Hautfarbe, guter Ernäh- 
rungszustand. Klagt über Atemnot ùnd .Hustenreiz. Große Drüsentumoren in beiden Achselhöhlen, - 
an beiden Halsseiten. Sämtliche Drüsen etwas vergrößert. Am Sternum ein kleiner Tumor. Starke 
Venenzeichnung am Thorax und Hals. Röntgenbefund (Fig. 3a) zeigt eine fast völlige Beschattung des 
linken Lungenmittelfeldes und der Herzgegend. Diagnose lautet „Lymphogranulomatose“ (durch 
Blutbild und Drüsenpunktat gesichert). Röntgenbestrahlung vom 20. 7. bis 28. 7. 1922. Am 12. 9. 1922 
erscheint Patientin wieder. Auffallende Besserung des Allgemeinzustandes, völliges Wohlbefinden. 
Kein Husten, keine Atembeschwerden mehr, Drüsenpakete fast völlig geschwunden. Röntgenbild 
(Fig. 3b) zeigt fast völlige Rückbildung des großen Mediastinaltumors. Im Januar 1923 nochmals Be- 
sirahlung des Thorax, obwohl keine neue Tumorbildung aufgetreten ist. Am 15. 6. 1923 zeigt die 
Röntgenplatte noch den gleichen Befund wie am 12. 9. 1922. Das Befinden der Patientin ist sehr gut 
geblieben. Es haben sich jetzt wieder kleine Tumoren in den Achselhöhlen und in der 1. Mamma ge- 
bildet. Der Thorax ist seit Januar noch nicht wieder bestrahlt worden. 

Die Mediastinaltumoren bereiten im Gegensatz zu der Mehrzahl der in anderen Organen 
lokalisierten Geschwülste den Kranken im allgemeinen schon recht frühzeitig erhebliche Be- - 
schwerden durch Behinderung der Atmungs- und Zirkulationsorgane. Die durch sie bewirkten 
Kompressionserscheinungen führen häufig einen letalen Ausgang der Erkrankung herbei, ehe es 
zu einer eigentlichen Tumorkachexie gekommen ist. Eine oft nur geringgradige Rückbildung der. 
Tumoren genügt häufig, um den Kranken von seinen subjektiven Beschwerden zu befreien, ihn 
wieder lebensfroh und arbeitsfähig zu machen. In den vorliegenden Fällen gelang es, mit 
Röntgenbestrahlungen einen nahezu völligen Tumorschwund zu erreichen und den Patienten das 
Gefühl völliger Gesundheit zurückzugeben. Während eine derartige rapide Rückbildung bei Sar- 
komen, besonders Lymphosarkomen, sehr häufig zu beobachten ist, reagieren Lymphogranulome 
schon seltener so ausgiebig. In unserem Falle ist besonders bemerkenswert, daß sich das Lympho- 
granulom im Mediastinum nach fast einem Jahre noch nicht wiedergebildet hat. Karzinome des 
Mediastinunis, des Hilus und der Lungen sind im allgemeinen nur wenig durch Röntgenbestrah- 
‘ lungen zu heeinflussen. Es scheint sich im Falle 1 um radiosensiblere Metastasen gehandelt zu 
haben, da ja auch die Uteruskarzinome auf Strahlen relativ gut ansprechen. Bei substernalen 
Strumen versagt die Röntgentherapie in der Regel. Wir hatten jedoch Gelegenheit, in einigen 
Fällen zu beobachten, daß Stauungserscheinungen und Beschwerden der Kranken erheblich 
auf Bestrahlungen nachließen, ohne daß objektiv bei röntgenologischer Kontrolle sich eine Ver- 
kleinerung der Geschwulst nachweisen ließ. Ein anderer Mediastinaltumor unbekannter Kon- 
stitution, der außerordentlich große Schmerzen und Atemnot verursachte, ging auf Bestrahlung 
zwar nur wenig zurück, die Beschwerden aber schwanden völlig und die Patientin fühlt sich 
nach jetzt mehr als 3 Jahren noch völlig wohl. Der Tumor ist nicht mehr gewachsen, hat sich 
aber trotz wiederholter Bestrahlungsversuche auch nicht weiter verkleinert und besitzt heute 
noch einen erheblicheren Umfang. | 


386 | Haudek. | - VIERTE: 


Die Bestrahlung mit großen Röntgendosen bei umfangreichen Mediastinaltumoren ist be- 
kanntlich nicht ungefährlich, da es durch Frühreaktionserscheinungen zu einer akuten An- 
schwellung der Geschwülste kommen kann, die unter Umständen. zur Erstickung führt. Diese 
Gefahr läßt sich durch Verzettelung der Gesamtdosis umgehen. Wir hatten bei Einhaltung dieser 
Vorsichtsmaßregel niemals ein derartiges Ereignis zu verzeichnen. Dagegen machten wir in 
einem Falle von sehr großem Lymphosarkom im Mediastinum eine andere unangenehme Beobach- 
tung, deren Mitteilung uns angebracht erscheint. Der Tumor wurde mit mittleren Dosen bestrahlt. 
Eine Frühreaktion machte sich nicht bemerkbar. Nach einigen Tagen setzte ein ganz rapider 
Tumorschwund ein, zu gleicher Zeit trat eine außerordentlich bedrohliche Verschlechterung des 
Allgemeinzustandes auf. Das Krankheitsbild wies auf eine schwere Harnsäureinfarktbildung in 
den Nieren hin, von der Patient nach einiger Zeit genas. Vom Tumor ließ sich im Röntgenbild 
anch nicht eine Spur mehr nachweisen. Wir glauben, den Niereninfarkt mit der durch den 
starken Zellzerfall bewirkten Überladung des Blutes mit Harnsäure in Verbindung bringen zu 
müssen. Wo hochradiosensible Tumoren vermutet werden, dürfte es daher besonders empfehlens- 
wert sein, zunächst nur mit geringen Dosen sich einzufühlen, um auf diese Weise einem zu 
rapiden Tumorzerfall vorzubeugen. 

Zusammenfassend kann gesagt werden; daß die Röntgenbehandlung die wertvollste Methode 
zur therapeutischen Beeinflussung von Mediastinaltumoren darstellt. Auch in außerordentlich 
schweren Fällen vermag eine richtig geleitete Bestrahlungstherapie dem Kranken in der Regel 
erhebliche Linderung seiner Beschwerden zu verschaffen. Nicht selten werden die Patienten. auch 
bei nur unvollkommener Rückbildung der Geschwulst völlig beschwerdenfrei. -Das jeweils mit 
Strahlen Erreichbare hängt in erster Linie von der Art der Tumoren ab. Die Frage der Dauer- 
heilung von malignen Tumoren durch Röntgentherapie wird in vorliegender Arbeit nicht berührt. 


Aus dem Röntgeninstitut des Wilhelminenspitals in Wien. 


Ver‘ rangerumgen des Ösophagus bei Lymphosarkom und Lymphogranulom 
des Mediastinums. 
Von 
Doz. Dr. Martin Haudek, Vorstand des Institutes. 
(Hierzu Tafel XV, Fig. 1, 2 u. 3.) 


Die grob morphologischen Veränderungen des Ausgußschattens der Speiseröhre haben in der 
überwiegenden Zahl ihre Ursache im Karzinom. Die fibrösen Formen desselben bewirken eine 
„unehmende Verengung mit meist geringer Beeinflussung der Regelmäßigkeit und Schärfe der 
Konturen und einer geringgradigen Dilatation des suprastenotischen Abschnittes. Die zellreichen 
T:ımoren setzen große Füllungsdefekte mit grob gefransten Rändern. 

Tumoren anderer Art sind in der Speiseröhre außerordentlich selten. Das prinyäre Sarkom 
kommt überhaupt nicht vor, wogegen das primäre Lymphosarkom im Magen und insbesondere 
im Dünndarm nicht zu den allergrößten Seltenheiten zählt. Diese Tatsache erklärt sich aus dem 
Mangel an Lymphfollikeln in der Speiseröhre, die neben den Lymphdrüsen den Ausgangspunkt 
für die Entwicklung des Lymphsarkoms darstellen. Hingegen kann aus der Nachbarschaft das 
I,ymphosarkom: auf die Speiseröhre übergreifen und über pathologisch-anatomische Befunde 
dieser Art ist mehrfach, so von Kundrat und Ridder, berichtet worden. Die Speiseröhre 
wird entweder in der Weise befallen, daß sich ein oder mehrere Knoten in der Wand bilden, über 
denen die Schleimhaut nicht zerstört zu sein braucht, oder infiltrierendes Wachstum durchsetzt 
sämtliche Schichten, verdrängt schließlich auch das Epithel und führt zu einem mehr oder 
weniger ausgedehnten Iymphosarkomatösen Charakter. 


a Dh ai ne a a SE I Ze ka R ER BA er Fe E a t. AN pa As ked we n F; arna ad P Sn ee rg > FR Fa a ar 2 A 
y g, = 5 z | . P . y a ` i $ N 


æ 


| XXXI, 4 Veränderungen dea A bei Lymphosarkom u. Lymphogranulom des Mediastinums. 387 2 


Klinisch fehlt entweder die Bchlihgatärans vollkommen, oder sie ist anfangs roande 
“und bessert sich während des Verlaufes, da mit dem Zerfall der Schleimhaut und der Etablierung 
der Geschwüre. eher. eine Verbreiterung als eine are des Speiseröhrenlumens ver- 
. bunden ist. 
Die Ausbreitung folgt dem lockeren Zellstoff der Submükosa aa den übrigen Bindegewebs- r 
` zügen rasch, nicht nur zirkulär wie beim Karzinom, sondern auch in der Längsrichtung. Aus 
letzterem Grunde gehört das Ergriffensein ausgedehnter AUSCHDIUNG des Rohrs i in BROh EL han higen 
' Kanälen zu den gewöhnlichen Erscheinungen. | Zu Ä 
| Röntgenglogische Beobachtungen von Lymphosarkom im Verdauungstrakt liegen nur 
- wenige vor. Eine eingehende. Beschreibung des primären Dünndarmsarkoms hat Freud auf 
‚Grund von drei Beobachtungen gegeben und als charakteristische Merkmale die Erweiterung der 
erkrankten Darmstelle in spindeliger oder aneurysmatischer Form, die Veränderung der Ränder 
‚des Ausgußschattens wie bei einem Füllungsdefekt infolge von Tumoren, das Fehlen des normalen. 
Fältenbildes, der. Kontraktibilität und der Inhaltsverschieblichkeit durch .Druck angegeben. 
Stauungserscheinungen bestehen im Gegensatz zu den stenosierenden Prozessen nicht, es bleiben 
nur kleine Chymusreste an der erkrankten Darmschlinge zurück, die infolge des Ausfalls des 
peristaltischen: Funktion nicht weggeschafft werden. Die- röntgenologisch nachweisbare Störung ` 
ist auf die erkrankte Darmstrecke beschränkt und ist nicht an ‘Veränderungen in höher liegenden 
Abschnitten — Stauung, Dilatation und verstärkte Peristaltik — zu erkennen. | 
Röntgenologische ‚Beobachtungen über die Einwirkung des Lymphosarkoms anf das 
Röntgenbild des Ösophagus liegen nur insofern vor, als nach der allgemeinen Annahme sich die- 
selben auf die Verlagerung durch Verdrängung und auf die Kompression ausgedehnter Ab- 
‚ sehnitte beziehen. Zu nennenswerter Stauung und prästenotischer Dilatation kommt es nicht, 
.. die Ränder des Kontrastschattens bieipen scharf 
und regelmäßig. ? 
Die Fälle, von denen wi berichten will, bil- 
den von dieser- Regel in manchen Punkten eine 
Ausnahme, weshalb ein ausführlicher Bericht von 
Interesse ist. | | 
Der erste Fall betrifft die 23jährige Marie S., 
welche von der 1. medizinischen Abteilung zur Rönt- 
genuntersuchung zugewiesen wurde. , 

Bei der Kranken bestanden seit März 1921 
‚Drüsenschwellungen am Halse, die langsam an Größe 
zunahmen; seit Mai starke Schluckbeschwerden, be- 

sonders beim Genuß. fester Speisen, die vor dem 

. Schlucken sehr gut gekaut werden mußten. Zeitweise 

. Heiserkeit. ‚Seit Juni durch 3 Monate Fieber, Tempe- 
ratur bis 39 Grad, Appetitlosigkeit, Abmagerung. 
Seit Juni 1921 Amenorrhoe. Durch zwei Monate Be- 
handlung mit Höhensonne. 

Blasse' magere Patientin; am Halse rechts ein 
apfelgroßes, links ein faustgroßes Drüsenpaket, da- 
neben bis zum linken Ohr überbohnengroße Drüsen. 

Verdichtung in beiden Oberlappen. Milz nicht wesent- - 
lich vergrößert. Leukozyten 15 000, ‚Balynnkleire 85%, 
Lymphözyten 13%. \ 

Röntgenbefund am: 9. Oktober 1921. Mächtige 

| Intumeszenzen im oberen. Mediastinum rechts, im 
mittleren und unteren links. Rechts ist der Gefäß- 

‚bogen, links fast der ganze Rand des Herzgefäßschat- >. Der intumeszierte und dilatierte Anteil 

"tens von den schärf begrenzten Bildungen überlagert. der Speiseröhre. 

Durch die sich im hinteren Mediastinum aus- << Der submuköse Knoten. , 


i 


388 | Haudek. u i XXX, 4. 


breitenden Drüsentumoren ist der Ösophagus nach rechts und hinten verdrängt. Oberhalb der ‚Bifur- 
kation ist der Ösophagus stenosiert. Der prästenotische Ausgußschatten ist über zwei Querfinger breit 
und bietet einige auffällige Erscheinungen. Die Ränder laufenin zackige Fortsätze 
aus, rechterseits bestehen divertikelartige Ausbuchtungen von Bohnen- 
größe. Der Kontrastschatten ist nicht gleichmäßig dieht, sondern.un- 
.regelmäßiggetüpfelt (Tafel XV, Fig. 1, 2 und 3). 

Aus dem Röntgenbefund wurde auf ausgedehnte Verwachsungen des Mediastinaltumors mit dem - 
Ösophagus und auf ein Hineinwuchern desselben in die Wand und das Lumen des Ösophagus geschlossen. 

Die ösophagoskopische Untersuchung durch Prof. Harmer bestätigte diese Annahme, da im 
oberen Drittel des Brustteiles von der linken hinteren Wand in das Lumen vorspringende Tumor- 
massen gesehen wurden, die ein weiteres Einführen des Rohres nicht gestatteten. 

Nach der ersten Bestrahlungsserie Verkleinerung der Drüsen und wesentliche Besserung des 

Befindens; Patientin, die seit Juli nur mehr flüssige Nahrung zu sich nehmen konnte, vermag wieder 
feste Speisen zu essen. Die Schluckbeschwerden haben aufgehört. 

Ende April 1922 rapide Verschlimmerung und Kachexie. 

Bei der Obduktion am 4. Mai 1922 fand Prof. WiesnerFolgendes: Lymphosarkom mit Bildung 
eines faustgroßen Tumors im vorderen Mediastinum. Einscheidung der hinteren mediastinalen Drüsen 
und des Ösophagus. Einbruch des Tumors in das obere Drittel des Ösophagus, bis in die Höhe der Bifur- 
kation reichend mit Bildung einer spindelförmigen Erweiterung des Ösophagus; grobzackige und wul- 
stige Beschaffenheit der Innenwand nach Zerstörung der Mukosa. Die Randpartien der Submukosa 
aufgetrieben, gewulstet, derb, die Basis des Substanzverlustes von derber Konsistenz. Zwei Finger- 
breiten unterhalb des unteren Geschwürsrandes findet sich ein rautengroßer, submuköser Tumor- 
knoten (s. Textfigur). 


Prüfen wir den Röntgenbefund auf seine Einzelheiten, so finden wir, daß das Röntgenbild 
die Kombination der charakteristischen Merkmale aller drei Formen von Prozessen zeigt, welche 
wir im Brustteil des Ösophagus antreffen und zwar: 

a) die Dislokation, die für den von außen den Ösophagus komprimierenden Tumor kenn- 
zeichnend ist; 

= b) die grob unregelmäßige Konturierung des Ausgußschattens wie beim Carcinoma 
oesophagi; 

c) traktionsdivertikelartige Vorsprünge des Kontrastschattens, und zwar sowohl zeltför- 
mige als buchtige, hervorgerufen durch die Bildung tiefer Buchten in der infiltrierten und 
schwielig veränderten Wand zwischen höckerigen Wulstungen derselben. 

Besondere Eigentümlichkeiten des Bildes sind noch die Tüpfelung des Kontrastschattens, 
die durch die knolligen multiplen Tumoren in der Wand des Ösophagus zu erklären ist und die 
. Dilatation im Bereich des erkrankten Abschnittes, die beim Karzinom nicht vorkommt, hingegen 
beim Lymphosarkom des Darms typisch ist. 


Gegenüber dem Karzinom ergeben sich folgende unterscheidende Merkmale: 

1. Beim Karzinom fehlt die Dislokation gänzlich oder sie ist sehr gering und nur dadurch 
hervorgerufen, daß der Tumor sich von einer Wand und nicht von der ganzen Zirkumferenz aus 
entwickelt. 

2. Die Dilatation fehlt beim Karzinom oder sie ist nur geringgradig. Beim Skirrhus ver- 
mag die oberhalb der Enge eintretende Stauung der Ingesten eine Dilatation kaum herbeizu- 
führen, da die Wand, soweit sie noch infiltriert ist, nicht nachgibt, andererseits, soweit sie intakt 
ist, ihr Tonus ausreicht, eine Überdehnung hinanzuhalten. Übrigens geht der Kranke, von seinen 
"Beschwerden gemahnt, in der Wahl seiner Nahrungsmittel zweckmäßig vor, indem er bald auf 
feste Kost verzichtet und zu der leichter passierenden breiigen und schließlich zur flüssigen über- 
geht, wodurch er selbst Stauungen hintanhält. 

Bei der fungösen Form des Karzinoms kann wohl der im Lumen wuchernde Tumor große 
Dimensionen annehmen und die Speiseröhre auftreiben; das Lumen selbst ist aber nicht er- 
weitert, sondern nahezu verschlossen. | 

Die Kontrastspeise umfließt die Kuppe des Tumors, der Kontrastschatten zeigt eine gabel- 
förmige Teilung. | Ä 


C Se 


Bed ap EEE a a Zu 


XXXI, 4. Veränderungen des Ösophagus bei Lymphosarkom u. Lymphogranulom des Mediastinums. 389. 


Beim Lymphosarkom ist das Lumen selbst durch die Infiltration erweitert, es fehlt sowohl 
die Schrumpfungstendenz als auch der im Lumen wuchernde Tumor. Die erweiterte Pärtie ist 
zugleich auch die erkrankte, während beim Skirrhus die verengte Partie die erkrankte ist. 

3. Traktionsvertikelartige V'orsprünge, wie sie der Kontrastschatten des Ösophagus im vor- 
liegenden Falle zeigt, hervorgerufen durch tiefe Buchten und Taschenbildungen, kommen beim 
Karzinom nicht vor. Das Sarkom wuchert submukös und bewirkt das Entstehen derber Rand- 


 wälste, die über das Profil der benachbarten Abschnitte, in denen die Mukosa zerstört und die 


ganze Wand geschwürig zerfallen ist, stark vorspringen. Beim Karzinom sind die Profildiffe- 
renzen nicht so erhebliche. 

Auch das getüpfelte Bild findet hierin seine Erklärung. Unmittelbar neben dichten Kon- 
trastdepots liegen fleckförmige Schattenaussparungen dort, wo noch ETOR oder Leisten unter 
erhaltener Schleimhaut ins Innere vorragen. 

4. Das Vorhandensein mediastinaler Drüsenintumeszenzen, beim Krebs der Speiseröhre 
kaum zu beobachten, erleichtert die Differentialdiagnose auch bei Fehlen klinischer Anhalts- 
punkte wie äußerlich sichtbarer Drüsentumoren. | 

5. Die Schluckbeschwerden sind beim Karzinom sehr bedeutende, stets progredient und 
durch keine Therapie zu beseitigen; auch Röntgentherapie vermag sie nur wenig zu beeinflussen. 

Beim Sarkom fehlen sie oder sind nicht sehr erheblich; ihre Beeinflussung durch Röntgen- 
bestrahlung gelingt, wie in unserem Falle, wo sie gänzlich zurückgingen. 

Das Liegenbleiben der Speisen im erkrankten Abschnitte ist in unserem Falle nach dem 
Obduktionsbefunde mehr durch Beschlagbildung in den Vertiefungen der intumeszierten Wand 
als durch ein Abflußhindernis im Sinne einer Stenose zu erklären. Eine obturative Verengung 
fehlt überhaupt, der kleine submuköse Knoten weit unten konnte nicht in diesem Sinne wirken, 
die Kompression pflegt ein stärkeres Schluckhindernis nicht zu setzen. Das Aufhören der 


Schluckbeschwerden nach der Röntgenbestrahlung kann einerseits durch die Verkleinerung der 


komprimierenden mediastinalen Drüsen — dieselben zeigten bei der Autopsie deutliche regressive 
Veränderungen — andererseits durch Binschmelzung und Zerfall von Tumormassen in der Öso- 
phaguswand begünstigt worden sein. 

In dem 2. Falle handelt es sich um ein Lymphogranulom des Mediastinums, bei dem minder 
schwere Veränderungen der Speiseröhre als im vorigen Falle durch Röntgenbestrahlung voll- 
ständig zum Schwinden gebracht werden konnten. | 


Der ö6jährige Drechslermeister Johann H.?) verspürte im Anschluß an ein Erysipel am Fuße im _ 
Jahre 1917 Atembeschwerden, die von da an immer andauerten; er litt viel an Husten mit schleimigem 
Auswurf, besonders nachts. Damals traten auch Geschwülste am Halse unter dem Kinn auf, die mit der 
Zeit erhebliche Größe erreichten. Zur Zeit der Zuweisung zur Röntgenuntersuchung waren die Drüsen 
kindsfaustgroß; auch die axillaren und inguinalen Drüsen waren erheblich vergrößert. Die Blutunter- 
suchung ergab 6400 Leukozyten, davon 66% polynukleäre, 20% Lymphozyten, 5% eosinophile, 8% 
Monozyten. Die klinische Diagnose der III. medizinischen Abteilung lautete auf Lymphogranulom. 

Übereinstimmend damit ergab die Röntgenuntersuchung der Thoraxorgane am 26. 10. 1921 


Intumeszenzen des oberen und mittleren Mediastinums, namentlich rechts. Der Brustteil der Trachea ist 


eingeengt und nach rechts vorn verdrängt. Der Ösophagus ist nach rechts und hinten verlagert, von 
vorn her eingebuchtet. Bariumbrei staut sich deutlich, wobei der Ausgußschatten vorn links einen 
unregelmäßig deformierten Rand und tüpfelartige Aufhellungen zeigt. Unterhalb der Klavikula ist 
der Ösophagus nach rechts vorn ausgezogen, hier passiert eine Bariumkapsel nicht weiter. 

Im linken unteren Lungenfeld, rechts im Hilusbereich und daran anschließend oberhalb der 
Zwerchfellkuppe, weichteildiehte, ziemlich gut abgrenzbare Tumoren. Der Befund spricht für Lym- 
phogranulom im Mediastinum und den benachbarten 'Lungenpartien (Tafel XV, Abb. 3). 

Nach Röntgenbestrahlung des Thorax und des Halses rasche Verkleinerung der Tumoren, Auf- 
hören der Atemnot, Nachlassen des Hustens. Auch die mediastinalen Drüsen sind verkleinert. Die 
Verdichtungen in den Lungenfeldern sind Ende Dezember vorwiegend narbig-schwartigen Charakters. 

1) Patient wurde am 26. 3. 1922 in der Gesellschaft der Ärzte in Wien vorgestellt; s. Sitzungsprot. 
Wien. klin. Wschr., 1922, Nr. 28. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. i 50 


390 ' - Haudek XXXI, 4. 


Die Ösophagusstenose ist kaum nachweisbar. Bariumbrei passiert gut. Die Ösophagoskopie durch 
Prof. H-armer (16. 12. 1921) ergibt normalen Befund. Die Schleimhaut des Ösophagus ist nicht ver- 
ändert, eine Dislokation ist nicht nachweisbar, das Rohr läßt sich tief einführen. 

‚Nachuntersuchung 15. Mai 1922. Patient geht seinem Beruf nach, ist völlig beschwerde- 
frei, eine Ösophagusstenose besteht nicht mehr. Die Breite des Mediastinalschattens ist normal, 
die Lungenfelder sind fast frei, nur rechts besteht noch eine dichte wandständige Schwarte. 

Nachuntersuchung am 10. Juni 1923. Patient, der seit einem Jahre nicht mehr in Behand- 
lung steht, ist dauernd beschwerdefrei und berufsfähig. Befund der Lungen, des Mediastinum 
und Ösophagus normal. 

=. Das Röntgenbild dieses Falles weist ähnliche Merkmale auf wie in dem vorhergehenden: 
Den sichtbaren Tumor im Mediastinum, die durch ihn bewirkte Verdrängung und Kompression 
des Ösophagus, die unregelmäßig zackige Begrenzung des Schattenbandes und die tüpfelförmigen 
Aufhellungen desselben. Es fehlt hier die Erweiterung des Ösophagus, die Bildung von traktions- 
.divertikelartigen Taschen und Zacken; die unregelmäßige Konturierung betrifft nur eine Wand 
und ist nicht zirkulär. | 

Beim Lymphosarkom, das dazu neigt schrankenlos alle Nachbarorgane zu durchwuchern, 
bietet der beschriebene Röntgenbefund eigentlich nichts Überraschendes. Beim Lymphogranulom, 
das weit weniger aggressiv ist, stellt der Befund gewiß eine Seltenheit dar. Er zeigt, daß auch bei 
dieser gar nicht seltenen Form des Mediastinaltumors ein Hineinwachsen von Drüsenpacketen in 
die Wand der Speiseröhre erfolgen kann. Nur durch innige Verwachsung zwischen Tumor und 
Speiseröhre und durch Vorwölbung seiner Wand durch Drüsenknollen läßt sich das Bild erklären. 
In das Lumen selbst sind die Tumoren nicht eingebrochen. Hierfür spricht der negative ösopha- 
goskopische Befund zur Zeit der 1. Durchleuchtung und das vollkommene Wiedernormalwerden 
` des Röntgenbildes nach erfolgreicher Bestrahlung. 

Diese wurde in 4 Serien von je 6 Feldern, Feldgröße 8 X 10 cm, mit 6 Holzknechteinheiten 
durch 4 mm Aluminium pro Feld, bei einer Fokushautdistanz von 22 cm, in Pausen von 6 bis 
8 Wochen durchgeführt. Die Behandlung wurde ohne Beschwerden vertragen. 


‘ Zusammenfassung. 


. 1. In je einem Falle von Lymphosarkom und Lymphogranulom des Mediastinum kommt 
es sekundär zu einer Wandveränderung der Speiseröhre. 

2. Beim sekundären Lymphosarkom wurde der obere Brustteil des Ösophagus in einer Aus- 
dehnung von etwas mehr als 10 cm in ein spindelig erweitertes starres Rohr verwandelt, dessen 
Ausgußschatten unregelmäßig getüpfelt und gefeldert war und an den 'Rändern taschenartige und 
'grobzackige Ausbuchtungen aufwies. Eine Stenose bestand nicht. Die Kontrastmasse blieb kurze 
Zeit in den Taschen und Furchen des Tumors liegen. 

3. Das Lymphogranulom bewirkte außer einer Verdrängung der Speiseröhre mit mäßiger 
Kompression eine einseitige, unregelmäßige Konturierung des Kontrastschattens, der nahe dieser 
Wand auch stellenweise ein getüpfeltes Aussehen hatte. l 

Erfolgreiche Röntgenbestrahlung brachte im letzteren Falle nicht nur die Tumoren im 
. Mediastinum und in der Lunge, sondern auch die Veränderungen am Ösophagusbilde völlig zum 
Schwinden. 


Literatur. 
Kundrat, Über das Lymphosarkom. Wien. klin. Wschr., 1893, Nr. 12. 
Ridder, Kraus und Brugsch, Die Erkrankungen der Speiseröhre. 1921. 


Freud, Röntgendiagnose des typischen primären Sarkoms des oberen Dünndarms. Berl. klin. Wschr., 
1916, Nr. 31. 


XXXI, 4. Ostitis deformans mit sekundärer Rundzellensarkomatose. 891 


Aus der Röntgenabteilung (Leiter: Prof. Levy-Dorn) und dem pathologischen Institut (Pro- 
sektor: E riyatdoseni Dr. E. Christeller) des städtischen Rudolf-Virchow-Krankenhauses 
in Berlin. 


Ostitis deformans mit sekundärer Rundzellensarkomatose.:) 
| Von 
Dr. Ludwig Fedder, Assistent der Röntgenabteilung. 
(Hierzu Taf. XV, Fig. a-d. 


Die beiden Krankheitsbilder der deformierenden Ostitiden haben in den letzten zwei Dezen- 
nien zu einer rasch anwachsenden Literatur geführt. Das immerhin seltene Vorkommen ist der 
Grund dafür, daß die Erscheinungen noch nicht Allgemeingut der Ärzte geworden sind. Sie 
liefern aber in typischen Fällen so charakteristische klinische und röntgenologische Bilder, daß 
sie eine Verwechselung kaum möglich erscheinen lassen, in Kombination mit anderen Erkran- 
kungen aber eine Unterscheidung nur sehr schwer oder gar nicht gestatten. 

Ihre Einreihung unter die Systemerkrankungen ist nach allgemeinen morphologischen und - 
histo-pathologischen Gesichtspunkten erfolgt, da wir auch heute noch über die Ätiologie völlig 
im unklaren sind, wenn ich auch glaube, daß wir der Ursache bedeutend nähergekommen sind, 
seitdem die Aufmerksamkeit auf die Drüsen mit innerer Sekretion und die durch sie hervor- 
gerufenen Stofiwechselstörungen gelenkt worden ist. Wir unterscheiden die 1876 von Paget 
beschriebene Ostitis deformans und die 1891 von v. Recklinghausen sogenannte Ostitis 
fibrosa. Zwischen beiden Krankheitsformen gibt es eine große Reihe von Übergangsbildern, die 
bald mehr der einen, bald mehr der anderen Erkrankung zuzurechnen sind, ohne daß damit eine 
genaue Unterscheidung durchgeführt worden wäre. Auch die pathologische und histologische 
Untersuchung ist nicht imstande, die Diagnose zu fördern, weil das mikroskopische Bild bei beiden  . 
Formen wenigstens bei den primären Umwandlungsprozessen des Knochenabbaues und -anbaues 
einander gleicht. Typische Fälle sind unschwer auf Grund des Röntgenbildes zu erkennen. So 
hatten wir Gelegenheit, am Anfang vorigen Jahres einen reinen Fall von Ostitis deformans Paget 
zu sehen, bei dem das Röntgenbild in einwandfreier Weise zur Diagnose führte, die klinisch nicht 
gestellt werden konnte. Bei diesem Kranken beschränkte sich der Prozeß auf einen Knochen, 
gehörte also der monostitischen Form an, und zwar betraf die Affektion wie in fast allen ähn- 
lichen Fällen die Tibia. Dieser Fall ist in seiner Beziehung zur Lues von Reichenbächer des 
näheren erörtert worden. Außerdem hatten wir Gelegenheit, in den ersten zwei Monaten d. J. zwei 
Fälle gleicher Art zu sehen, bei dem einen lag der Sitz der Erkrankung wieder in der Tibia, bei 
dem anderen isoliert in einem Femur, das durch eine grobe Gewalteinwirkung frakturiert war. 
Bedeutend schwieriger gestaltete sich die Diagnose eines anderen Falles, un wir im Sommer 
v. J. beobachten konnten. | 

Der Kranke lag auf der I. inneren Abteilung unseres Krankenhauses (Geheimrat Kuttner). 
Es handelte sich hierbei um einen 50jährigen Tischler, dessen Familienanamnese ohne Besonderheiten 
war, insbesondere ist nicht bekannt geworden, daß Krankheiten mit Knochenverbiegungen in der Ver- 
“ wandtschaft beobachtet worden sind. Eine geschlechtliche Infektion hat nie stattgefunden. Seit etwa 
zwanzig Jahren bemerkte unser Patient eine allmählich stärker werdende Verbiegung des rechten 
Unterarmes, des linken Oberarmes und des linken Oberschenkels. Er ist dabei immer arbeitsfähig ge- 
wesen. Vor zirka zehn Jahren hat er innerhalb kurzer Zeitabstände ohne wesentliches Trauma zweimal 
den linken Oberarm gebrochen, welcher mit leichter Auftreibung des Knochens an den Frakturstellen 


ausheilte. Hin und wieder traten allgemeine, ziehende rheumatische Schmerzen auf, die vor fünf 
Jahren von besonderer Heftigkeit gewesen sein sollen. Etwa 4% Jahr vor der Aufnahme.ins Kranken- 


1) Demonstriert am 12. Oktober 1922 in der Berliner Röntgenvereinigung. 
50* 


392. | Fedder. =. N ORE 


haus war er beim Tragen eines Balkens hingefallen; er hat daraufhin zwar noch: weiter gearbeitet, | 


doch klagte er seitdem über größere Schmerzen im linken Bein, so daß die Beanspruchung desselben 
nur noch in geringem Umfange möglich war. Mitte Mai 1922 zog er sich eine Fingerverletzung zu, die 
. ihn zur Unterbrechung seiner Berufstätigkeit zwang, und da die Gehfähigkeit immer mehr nachließ, 


- so hatte er seine Arbeit bis zur Anfang August 1922 erfolgten Krankenhausaufnahme nicht wieder auf-. 


genommen. Vierzehn Tage vor seiner Einlieferung trat eine völlige Lähmung beider Beine auf, und 
seit zehn Tagen konnten Blase und Mastdarm nicht mehr willkürlich entleert werden. 
 Anamnestisch bemerkenswert ist fer ner noch die Angabe des Patienten, daß sein Kopf seit Jahren 
dicker wurde, und daß er sich zur. Anschaffung i immer weiterer Hüte gezwungen sah. 
Der Kranke befand sich in einem schlechten Ernährungszustande und sah stark anämisch aus. 
Der Gehirnteil des Schädels war unförmig groß, die Stirn breit und.nach vorn gewölbt. Über der Kon- 
vexität unregelmäßig verteilt waren fünf halb haselnußgroße knochenharte Anschwellungen zu tasten. 


' Fluktuation und Pergamentknittern dieser Exkreszenzen waren nicht nachweisbar. Die Knochen des. 


Schädels wiesen bei Palpation eine glatte Oberfläche auf und: waren ebenso wenig wie die genannten 
Vorwölbungen druckempfindlich, die weiche Schädeldecke darüber in normaler Weise .verschieblich. 
Das Gesicht war gegenüber dem Gehirnteil auffallend klein, die ganze Schädelform einigermaßen 
symmetrisch ohne Veränderungen an den Schläfen. 

Die Brust war am Sternum trichterförmig eingezogen und seitlich etwas eingedrückt. In der 
` Gegend der linken Mamille in Höhe der 5. bis 7. Rippe war eine kleinapfelgroße, knöcherne, flache Vor- 
wölbung mit unebener: höckriger Oberfläche zu fühlen. Eine ähnliche aber kleinere Vorwalkun befand 
sich in der Höhe der 8. bis 10. Rippe rechts in der vorderen Axillarlinie. 

Es bestand ferner eine leichte Kyphose der Brust- und Lendenwirbelsäule ohne besonderes Her- 
austreten eines einzelnen Wirbels, kein Stauchungsschmerz der Wirbelsäule, auf Klopfen. nirgends 
Druckempfindlichkeit. 

‚Der rechte Unterarm war im ganzen lach gebogen, mit der Konvexität dorsalwärts. Die Knochen- 
oberfläche war vollkommen glatt, zeigte keine höckrigen Unebenheiten, doch erschienen die Knochen 
im ganzen etwas dicker. 

Der linke Humerus war nach außen und hinten gekrümmt, auffällig dick, die Oberfläche uneben. 


Eiwa in der Mitte, wohl an der einen alten Frakturstelle, eine starke zirkuläre Auftreibung als Reste: 


. einer persistierenden Kallusbildung. Hier wie an allen anderen erkrankten Knochen waren die be- 


deckenden Weichteile völlig normal und in den gewöhnlichen Grenzen über dem Knochen verschieblich. : 


Das linke Bein wurde auswärts rotiert gehalten, das gleichseitige Femur zeigte eine sehr deut- 
liche Verbiegung nach außen, der Knochen fühlte sich rauh, uneben, wellig und verdickt an. 

An den inneren Organen war kein besonderer Befund, insbesondere waren Metastasen irgend- 
welcher maligner Neubildungen nicht nachweisbar. 

Die neurologische Untersuchung ergab eine völlige Paraplegie beider Beine, eine totale Anästhe- 
sie und Analgesie des Unterkörpers bis 9 cm oberhalb des Nabels mit einer Inkontinenz von Blase und 
Mastdarm. Die Patellar- und Achillessehnenreflexe fehlten, Babinski war links positiv, rechts nicht 
‘auslösbar, Bauchdeckenreflexe nicht vorhanden. Die rechte Pupille reagierte, die linke war lichtstarr. 


Im Urin kein Eiweiß, kein Zucker, auch die Bence- g on e s schen Eiweißkörper waren nicht 


nachzuweisen. 

Die Wassermannsche Reaktion war ebenfalls negativ. Das Blutbild ergab: Hämoglobih 60, Leu- 
'kozyten 8 650, Erythrozyten 3 280 000, Färbeindex: 0,9. 

Über den weiteren Verlauf ist noch folgendes zu sagen: 

Wenige Tage nach der Aufnahme trat plötzlicher Verfall auf, der Kranke verstarb unerwartet 
unter den Zeichen einer zunehmenden Herzschwäche, nachdem sich inzwischen noch eine altes 
Bronchitis entwickelt hatte. 


Soweit kurz zusammengefaßt die klinischen Daten. Der ganze Verlauf der Krankheit vom 


schleichenden Beginn vor über 20 Jahren bis zum plötzlichen Tode ist durchaus rn | 


für das Bild einer deformierenden Ostitis. 

Auf das Krankheitsbild selbst, das schon in früheren Arbeiten (vgl. Lotsch usw. ) aus- 
führlich dargestellt ist, will ich hier nicht weiter eingehen. Beim Vergleich hiermit sehen wir, 
daß der schleichende Beginn der Erkrankung bei unserem Kranken in das mittlere Lebensalter 
fällt, so etwa um 30 Jahre herum, also in eine Zeit, welche sich der Forderung Pa gets in seiner 
ersten Beschreibung durchaus anpaßt. Das sehr langsame Fortschreiten des Prozesses, welches 
sich über zwei Jahrzehnte ausdehnt, fügt sich ebenfalls in den Rahmen des von Paget aufge- 
stellten Bildes. Auch bei unserem Kranken wies das Allgemeinbefinden Jahre und Jahrzehnte 


I 


EEE 


XXXI, 4 © Ostitis deformans mit sekundärer Rundzellensarkomatose. 398 


hindurch, abgesehen von den durch die Veränderung an den Knochen selbst hervorgerufenen 
Störungen. keine nennenswerte Beeinträchtigung auf, wie dies für solcħe Fälle charakteristisch 
ist. Er ist trotz seiner Verkrümmungen ununterbrochen seiner Berufstätigkeit nachgegangen und 
hat sie erst in den letzten Monaten seiner Erkrankung aufgegeben, als die Zunahme der Schmerzen 
im linken Bein die Belastung der bis dahin kräftigen Extremität verringerte. 

Sehen wir somit nach vielerlei Richtung eine Übereinstimmung mit dem typischen Bilde 
eines Morbus Paget, so erkennen wir andererseits auch Abweichungen. Ganz auffallend ist in 
erster Linie die Paraplegie beider Beine, die Anästhesie und Analgesie der unteren Körperhälfte 
bis handbreit über den Nabel, die Parese der Blase und des Mastdarms. Dieser ganze Symptomen- 
komplex weist auf eine Querschnittslähmung im Bereiche der oberen Brustwirbel hin, für die eine 
Ostitis keine Erklärung gibt. Es wurden nun von mir radiographisch der Reihe nach die er- 
krankten Knochen aufgenommen, doch mußte eine systematische Untersuchung unterbleiben, da 
der Kranke sehr hinfällig und bereits im Verfall begriffen war. 


Ich will nun eine kurze Beschreibung dieser Aufnahmen geben, alles unwesentliche fort- 
lassen und nur das hervorheben, was mir die für Beurteilung notwendig erscheint. 


‘1. Rechter Unterarm .(Taf. XV, Fig. a). In dorso-plantarer Strahlenrichtung im Vergleich 
mit der gesunden Seite (Fig. b): Die Weichteilkonturen der erkrankten Seite verlaufen zu denen der ge- 
sunden Seite genau spiegelbildartig. Die Querschnittsmaße sind rechts und links in entsprechenden 
Höhen einander gleich. Das Unterhautzellgewebe setzt sich gegen die Hauptweichteilmasse beiderseits 
deutlich ab, doch ist die Schattenbreite rechts im Durchschnitt nur halb so groß wie links. 

Der Radius der kranken Seite erscheint infolge einer Zunahme des Querdurchmessers plumper 
und ist um etwa ein Drittel breiter als rechts. Die Knochenränder sind im allgemeinen scharf und glatt 
und nur im mittleren Teile flach gewellt. Die Kortikalis ist nur im proximalen Drittel deutlich gegen 
die Spongiosa abgegrenzt und hier außerordentlich dünn. Der Spongiosaschatten ist außerdem bedeu- 
tend dunkler und tiefschattiger als auf der gesunden Seite, dabei durchweg homogen, irgend eine Bälk- 
chenzeichnung ist bis auf den der unteren Epiphyse benachbarten Abschnitt nirgends zu erkennen. 

= Die Ulna weist noch gröbere Veränderungen auf, ihre Diekenzunahme ist mächtiger als die des 
Radius. Die sonst so gefällige, schlanke Form der Ulna wirkt deshalb recht plump und massiv. Dazu 
kommt noch, daß der ganze Knochen radialwärts leicht konvex gekrümmt ist, so daß sich beide Knochen 
etwa in der Mitte bis auf Millimeterbreite nähern. Infolge der Dickenzunahme beider Knochen und 
~ dieser Verbiegung der Ulna ist das Spatium interosseum sehr eng. Der Deformierung der Ulna ent- 
- sprechend ist der radiale Rand konvex, der entgegengesetzte konkav geformt. Die Randzeichnungen 
sind wie auch am Radius scharf, irgendwelche Spongiosazeichnungen sind auch hier nicht zu erken- 
nen, doch zeigt besonders das untere Drittel abwechselnd unregelmäßige Aufhellungen und Verdich- 
tungen in Form von kleineren oder größeren Flecken oder Streifen. Hervorzuheben ist noch ein rund- 
licher gleichmäßiger Schatten. von etwa Kleinfingernagelgröße am Übergange des mittleren zum 
distalen Drittel, welcher innerhalb eines schmalen Aufhellungsringes liegt. Die Gelenkflächen beider 
Knochen sind sowohl am Ellenbogen- wie am Handgelenke frei. l 

2. Rechter Unterarm (Fig. c). In radio-ulnarer Strahlenrichtung: Diese Aufnahme 
zeigt in sehr anschaulicher Weise die flache dorsalwärts gerichtete Konvexverbiegung beider Unterarm- 
knochen. Sie ist außerdem noch nach zweierlei Richtung hin interessant: Einmal sieht man in der 
oberen Hälfte der Ulna, dort, wo Radius- und Ulnaschatten sich nicht decken, eine sehr schöne, parallel 
zur Längsachse angeordnete Spongiosazeichnung, welche mangels einer Rindenschicht die Knochen- 
grenze erreicht. Außerdem erkennt man, daß der vorhin erwähnte in der Ulna gelegene und von einer 
Aufhellungszone umgebene Schattenfleck auf der Dorsalseite teilweise dem Knochen aufgelagert ist. 

3. Linker Oberarm (Fig. d). In antero-posteriorer Strahlenrichtung: Die allergröbsten 
Veränderungen .zeigt zweifellos der linke Humerus. Entsprechend der deutlichen Konvexverbie- 
gung nach außen liegt die Hauptweichteilmasse auf der medialen Seite des Knochens. Die Ver- 
diekung, die fast zu einer Verdoppelung des Querschnittes geführt hat, betrifft in annähernd gleicher 
Weise den ganzen Schaftteil. Die durchaus normale Gelenkkontur der Schulter ist nach außen und 
innen um ein beträchtliches Stück erweitert. Lateral biegt die Kontur in einem ungefähr rechten 
Winkel in den Schaftteil um, dessen Begrenzung im oberen Drittel fast geradlinig verläuft und der 
normalen Verschmälerung für den Halsteil ermangelt, so daß die normale Rundung des Kopfes im 
Verein mit dem chirurgischen Halse verloren gegangen ist. Auf der medialen Seite zeigt der Knochen 
wenigstens noch ein verhältnismäßig seichtes bogenförmiges Einspringen und deutet damit die früher 
vorhanden gewesenen normalen Verhältnisse an. Der Knochen ist im ganzen. außerordentlich dicht- 


894 1 | Fedder. | XXXI, 4. 


schattig und läßt genau wie am rechten Unterarme jede Differenzierung zwischen Mark- und Rinden- 
schicht vermissen. Er zeigt im Kopfteile zahlreiche kleinere und größere, teilweise konfluierende, 
rundliche, ovale und unregelmäßig geformte Aufhellungsherde mit ziemlich scharfer Absetzung. In 
Höhe der unteren Grenze des proximalen Drittels sieht man eine strukturlose, außerordentlich dichte 
und gleichmäßige Verschattung in einer Längsausdehnung von etwa sieben Zentimetern. Die Knochen: 
konturen wölben sich an dieser Stelle auf der medialen und lateralen Seite flach bogenförmig in den 
Weichteilschatten vor und zeigen unregelmäßige verwaschene Begrenzungen, welche besonders auf der 
medialen Seite ohne deutliche Grenze in den Hauptweichteilschatten übergehen. In den distalen Ab- 
schnitten zeigen die Konturen auch noch Unregelmäßigkeiten, zeichnen sich aber bis auf eine Stelle, 
an der der Oberfläche des Knochens ein pflaumenkerngroßer, in seiner Begrenzung verschwommener 
Schatten aufliegt, deutlich ab. Die Schattendifferenzierungen im Knochen sind in diesen Teilen sehr 
ungleich. Man sieht hier im allgemeinen mehr ovale, größere und mif ihrer Längsachse der Knochen- 
achse parallel verlaufende Flecke, deren Kontrastunterschied gegenüber den anderen Knochenschatten 
nur gering ist, und die im einzelnen getrennt sind durch längs und schräg verlaufende, unregelmäßige 
Schattenstreifen, welche septenartig die einzelnen Herde abgrenzen und dadurch den Eindruck eines 
Gitterwerkes erzeugen, genau so, wie wir es bei dem Bilde einer reinen Ostitis deformans noch kennen- 
lernen werden. Ein zarter, glasig durchscheinender, schmaler Schatten, welcher ein grobes Balkenwerk 
erkennen läßt, grenzt den Humerus am größten Teile seiner Oberfläche gegen die Weichteile ab. 

4. Linker Oberschenkel. In antero-posteriorer Strahlenrichtung: Ganz ähnliche Ver- 
hältnisse bietet der linke Oberschenkel. Auch hier fällt neben einer starken Verbreiterung des Schaftes 
und der Kondylen die flache Außenverbiegung auf. Der Kondylus medialis ist mächtig verbreitert, die 
Konturen sind entsprechend denen am Humerus wellig und unregelmäßig, teils unscharf, meistens je- 
doch deutlich, abzugrenzen. Im mittleren Drittel findet sich eine tiefe, gleichmäßige Verschattung von 
einer Längsausdehnung von etwa sechs Zentimetern. Die Knochenbegrenzung ist verschwommen. Sie 
buchtet sich in dieser Höhe flach gegen die Weichteile vor und zeigt ein stark zerklüftetes, blumenkohl- 
artiges Aussehen. Wichtig ist auch hier wieder das Auftreten von zentralen Aufhellungen, besonders 
im distalen Abschnitt, welche durch schmale oft längs gestellte Schattenstreifen unterteilt werden und 
ein System von meist ovalen, ungleich großen Aufhellungsherden bilden, die in ihren Schattentiefen 
deutliche Abstufungen gegeneinander zeigen. 

5. Schädel. Profilaufnahme Zu den interessantesten Aufnahmen gehört zweifellos der 
Schädel, bei dem die enorme Wachstumsvergrößerung im ventro-dorsalen Durchmesser in deutlichster 
Form zum Ausdruck kommt, demgegenüber der normale unveränderte Gesichtsschädel winzig erscheint. 
An der Vergrößerung beteiligt sich der Gehirnschädel in allen Teilen in gleicher Weise. Die Squama 
und das Corpus ossis oceipitalis sind verbreitert und vertieft, so daß dieser Teil der Schädelbasis viel 
weiter ausgebuchtet ist als normal, und der Schädel in die Halswirbelsäule hineingedrückt erscheint, 
wobei das Foramen magnum anscheinend höher in den Schädel hineinragt, eine Form, die als Elevation 
der Schädelbasis bekannt ist. Auch hier am Schädel fällt die beträchtliche Schattentiefe auf. Der 
Knochen ist, wenn auch in ungleicher Weise, stark verdickt. An dieser allgemeinen Sklerose des Hirn- 
schädels beteiligt sich auch in gleicher Stärke die Basis. Die Verschattung des ganzen knöchernen 
Geliirnteiles hat infolgedessen etwas verschwommene, unscharfe Umrisse. Kleinere und größere Auf- 
hellungsherde von bizarrer Form wechseln in ungleicher Weise ab, wodurch der Knochen ein scheckiges, 
buntes Aussehen erhält. Innerhalb dieser durch Verdickung des Knochens hervorgerufenen fleckigen 
Verschattung treten zwei hasel- bis walnußgroße umschriebene Verdichtungsherde deutlich hervor, 
welche etwas vor- und über dem Schatten des Os petrosum gelegen sind. Im Gegensatze zu diesen Ver- 
änderungen zeigen die Knochen des Gesichtsschädels normale Verhältnisse mit normaler Struktur- 
bildung. 

6. Brustwirbelsäule. In ventro-dorsaler Strahlenrichtung: Wichtig für die Beurteilung 
der Erkrankung sind die beiden folgenden Aufnahmen. Im Gegensatz zu den übrigen Hals- und Brust- 
wirbeln zeigen der zweite bis fünfte Brustwirbel recht beträchtliche Veränderungen; besonders der 
vierte und fünfte erregen durch Form- und Schattentiefe die Aufmerksamkeit. Sie sind mißgestaltet 
durch Schatten, welche seitlich und zwar vorwiegend rechts die normalen Begrenzungen überragen und 
in die Nachbarschaft hinein vordringen. Diese knöchernen Anlagerungen sind knollig, zeigen starke 


Einbuchtungen und sind in geringerem Grade auch am übrigen Umfange beider Wirbel vorhanden. 


Auf der linken Seite sind die Wirbelkörpergrenzen nicht zu erkennen, sie gehen in einen schwachen 
diffusen Schatten über, der sich allmählich in der Nachbarschaft der Weichteile verliert. Im Gegen- 
satze dazu sind die beiden darüberliegenden Wirbel, nämlich der dritte und der zweite Brustwirbel, 
auffallend durchlässig, so daß die Knochengrenzen nicht oder nur mit Mühe gegen die helle Lungen- 
zeichnung zu erkennen sind. 

7. Kreuzbein. In ventro-dorsaler Strahlenrichtung: Nicht minder aufschlußreich ist die 
Kreuzbeinaufnahme. Am auffälligsten sind zwei sehr dichte Schatten, welche beiderseits von der 


XXXI, 4. - Ostitis deformans mit sekundärer Rundzellensarkomatose. | 395 


- Lendenwirbelsäule und vom Kreuzbein in der Gegend der Articulatio sacro-iliaca liegen. Der Schatten 


ist besonders rechts sehr massiv und gleichmäßig und erstreckt sich nach oben bis zur halben Höhe des 
dritten Lendenwirbels. Auf der medialen Seite zieht der Schatten dicht am vierten Lendenwirbel vor- 
bei, dessen laterale Konturen überdeckend, und läuft von hier senkrecht nach unten bis zum oberen 
Rande des fünften Lendenwirbelkörpers, dessen laterale Hälfte hierin aufgeht, wodurch er die Mittel- 
linie erreicht, ja sogar noch etwas überschreitet.: Dieser durchaus homogene Schatten überdeckt auch 
die Articulatio sacro-iliaca und die Darmbeinschaufel. Ja, man gewinnt den Eindruck, als wirke er 
verdrängend in dem Sinne, daß das Kreuzbein auf die linke Seite geschoben ist und in leichter Winkel- 
stellung zur Achse der Wirbelsäule steht. An symmetrischer Stelle findet sich diesem Schatten gegen- 
über ein zweiter kleinerer, von etwas geringerer Schattentiefe. Dieser Schatten erreicht nach oben 
kaum die untere Grenze des vierten Lendenwirbels, nimmt die laterale Begrenzung des fünften Lenden- 
wirbels in sich. auf und begrenzt unten die linea innominata. Die Konturen beider Schatten sind un- 
deutlich und verschwommen und zeichnen sich deshalb nur wenig ab. 

Wollen wir diese pathologischen Veränderungen analysieren, so müssen wir uns zunächst 
die Erscheinungen einer reinen Ostitis deformans klarmachen. Bei’ dieser verliert der Knochen 
infolge des starken Abbaus und unregelmäßigen Anbaues ganz seine Struktur. Das Röntgenbild 
zeigt verbreiterte Knochenschatten, in denen Aufhellungen und wolkige Trübungen in unregel- 
mäßiger Weise und meist ohne scharfe Abgrenzung miteinander abwechseln und ein schwamm- 
ähnliches Aussehen hervorrufen. Bisweilen sind auch fleckweise tiefe Schattenherde eingesprengt. 
Schr deutlich treten die starken Verkrümmungen der Gliedmaßen im Röntgenbilde hervor. 

Soweit also die Knochenveränderungen diesen Forderungen entsprechen, sind sie auf eine 
Ostitis zu beziehen. Ich habe sie bereits bei der Schilderung der einzelnen Knochen hervorgehoben. 
Die Beteiligung des Periostes ist im allgemeinen gering. Sie markiert sich röntgenologisch in 
stellenweise leichten periostitischen Auflagerungen von nur mäßigem Umfange. Hier beginnen 


sich nun die durch die Ostitis deformans gesetzten Veränderungen zu verwischen. Wir haben an 


den meisten von mir beschriebenen Knochen nicht nur feine Auflagerungen, sondern wir haben 
teilweise ganz grobe in die Weichteile reichende knöcherne Neubildungen, welche fast an jedem 
Knochen in stärkerem oder geringerem Grade auftreten. Ich erinnere da besonders an die oberen 
Brustwirbel und an das Kreuzbein, wo die Knochenneubildungen so umfangreich sind, daß sie 
einmal zu einer Querschnittlähmung i in Höhe der oberen Dorsalwirbel geführt haben, andererseits 
Tumoren von fast Apfelgröße bilden. Diese geschwulstartigen Neubildungen mit osteoblastischen 
Eigenschaften haben sich über einen großen Teil des Skelettes ausgebreitet; wir finden sie an 
allen Knochen wieder, auf welche meine Beschreibung sich erstreckte. Ich habe sie charakterisiert 
als kleinere oder größere homogene Schattenflecke, welche teils die Knochenoberfläche überragen, 
teils sogar in die Weichteile weit hineinwuchern. Im Gegensatze dazu beschränken sich die Ver- 
änderungen bei der Ostitis deformans auf den Knochen selbst und überschreiten auf keinen Fall 


‘dessen Oberfläche. Alle die Hyperostosen an der Knochenoberfläche sind demnach nicht auf eine 


Ostitis zu’ beziehen, sondern auf einen zweiten Prozeß, dessen Genese aus dem Röntgenbild nicht 
mit Sicherheit eruiert werden kann. Es gehen also zwei Affektionen nebeneinander her, die sich - 
nicht scharf voneinander trennen lassen. Dabei ist auffallend, daß beide Erkrankungen immer 


gemeinsam an den einzelnen Knochen auftreten, niemals die eine oder andere Form isoliert. 


Die Sektion, welche leider nur in beschränktem Umfange ne wurde, ergab fol- 
genden interessanten Befund: 


Der'Humerus wurde nach seiner Herausnahme der Länge nach durchsägt und zur einen Hälfte 
mazeriert, zur anderen konserviert. Der Knochen zeigt die bereits beschriebene Gestalt des Röntgen- 
bildes. Er ist sehr plump, dick und läßt die flach konvexe Verbiegung nach außen wieder erkennen. 
Bemerkenswert ist an dem mazerierten Teil die durchaus unregelmäßige, wellige, Kanten und Vor- 
sprünge bildende Oberfläche, deren Erhabenheiten und Vertiefungen völlig regellos verteilt sind. Auch 
die Schnittfläche läßt jede Regelmäßigkeit vermissen, von Kompakta- und Spongiosastruktur ist nichts 
mehr zu sehen. Im ganzen Knochen sind zahlreiche größere und kleinere Hohlräume, die teilweise zu 
größeren Substanzverlusten mit kammerigen Wandungen konfluieren. Alle diese Substanzverluste 
sind ausgefüllt mit einer weichen, graugelben Masse. Der gleichmäßigen Verschattung der unteren 
Grenze des oberen Drittels im Röntgenbilde entspricht ein völlig kompakter Knochen. Als Reste des 


396 eA Ede KRX A 


ursprünglichen Balkenwerkes ist- nur noch eine ziemlich grobe, der. Längsachse des Humerus parallel ` 
verlaufende Streifenzeichnung zu erkennen, deren Maschen von knöchernen Massen ‘ausgefüllt sind. 
Erbsen- bis bohnengroße, teils mehr gelbliche, teils grauweiße ‚Herde geben diesem Teile ein grob- 
. fleckiges Aussehen. Auch das untere Drittel ist durch und durch massiv und strukturlos. Auch hier ` 
wechseln die gelblichen -Knochenteile mit den weichen grauweißen Massen in unregelmäßiger Weise 
streifig und fleckig miteinander ab. 

Der aus der Gegend der Articulatio sacra-iliaca dextra feranesodhalie Tumor hat etwa die 
Größe eines Straußeneies. Hier sind neben spärlichen, inselförmig eingelagerten Knochenresten Züge 
jenes grauweißen teigigen Gewebes, das bereits am Humerus beschrieben war. Diese Züge sind im all- 
gemeinen strahlenförmig'angeordnet und konvergieren nach der Knochenbasis zu. Tief einschneidende 
bindegewebige Septen teilen dann das Ganze noch in einzelne Lappen. 

Der .Prosektor unseres Krankenhauses, Herr Dr. Christeller, hatte. die Lieber ürdigkeit 

diehistologische U ntersuchung auszuführen. Das mit Hämatoxylin gefärbte Präparat aus 
dem Humerus. aus einer Stelle, die dem Übergange eines Geschwulstknotens in die Knochenspongiosa 
entspricht, läßt bereits bei makroskopischer Betrachtung zwei voneinander scharf begrenzte Hälften. 
erkennen, von denen die eine viel dichter ist und stärker gefärbt erscheint als die andere. In den heller 
gefärbten Teilen fehlt das normale lymphoide Mark vollständig und ist ersetzt durch ‘ein lockeres 
Biudegewebe mit langausgezogenen, spindelförmigen oder eliptischen und kürzeren plumpen- Zellen, 
welche in der Nähe der Knochenbälkchen der Oberfläche der einzelnen Bälkchen, soweit dieselben noch 
von Osteoblasten umsäumt sind, mehr oder weniger parallel VONALON, während die übrigen unregel- 
mäßig gelagert sind. 

Innerhalb dieses lockeren Bindegewebes liegt diffus verteilt « eine Anzahl weißer Blutkörperchen 
und deren myeloischer Vorstufen. 

Die Knochenbälkchen bieten in ihrem strukturellen und zelligen Aufbau keinerlei Besonder- 
heiten und sind noch an vielen Stellen von einer einreihigen Osteoblastenlage umgeben. In einem die. 
Norm weit übersteigenden Maße sehen wir den Knochenbälkchen Riesenzellen angelagert, welche den 
Knochen durch lakunäre Resorption zur Auflösung bringen. Es bilden sich tiefe, muldenförmige Ein- 
buchtungen. in welche die Zellen des lockeren Bindegewebes vordringen. Allmählich werden einzelne 
Teile der Bälkchen abgeschnürt, welche einer immer weiter schreitenden Zerstörung anheimfallen. 
Eine Anlagerung von osteoider Substanz, welche entweder durch Halisterese alten oder durch Neu- 
bildung jungen Knochens entstanden sein kann, ist vielfach erkennbar, doch läßt sich ein. genauer _ 
Überblick nur an unentkalktem Materiale gewinnen. Wir haben also hier: 

1. EineErsetzungdeslymphoidenMarkesdurcheinfaseriges,lockeres 
Bindegewebe; 

2, einen verstärkten Knochenabbau durch lakunäre Resorption als 
Folge der Tätigkeiteiner vermehrten Menge von Riesenzellen; 

3 einen pathologisch gesteigerten. Anbau mit a TOASA WEEN 
Osteoid und Bälkchenumbau. 

Demgegenüber sehen wir in der anderen Hälfte des Schnittes die Räume zwischen den Knochen- 
bälkchen ausgefüllt mit dichtgelegenen rundlichen oder polygonalen Zellen mit einem großen runden 
Kern. Zwischen diesen liegen Züge von Bindegewebszellen der Art, wie sie vorher näher beschrieben 
sind. Die Knochenbälkchen entbehren hier des Osteoblastensaumes. Die verstärkte Auflösung des“ 

. Knochens geschieht auch hier einmal durch die Tätigkeit der Osteoblasten, dann aber auch durch. diese 
zahlreiche Kernteilungsfiguren aufweisenden Zellen, die nach Zerstörung der Osteoblasten direkt ins 
` Innere der K eoehoa balkonen hineinwuchern und so durch Destruktion die Bälkchen zum Zerfall 
bringen. 
| Außerdem sehen wir am Rande dieses Teiles des Präparates: eine große Menge parallel gerich- 
teter, reihenweise übereinander gelagerter, schmälerer und breiterer, homogener Züge als Ausdruck 
einer ohne Einlagerung von Kalksalzen gebildeten östeoidartigen Substanz, wie sie als.unvollständig 
differenziertes Zellprödukt bei den Osteosarkomen auftritt. 

| Der Übergang der mit dicht gelagerten Zellen durchsetzten Grundsubstanz gegen dei Teil, dessen 

Mark einer fibrösen Umwandlung anheimgefallen ist, ist ein sehr scharfer. 

Bemerkenswert bleibt also für diesen zweiten Teil: 

1..Die Teile zwischen den Knochenbälkchen sind ausgefüllt mit dicht. 
gelagerten mehr oder weniger runden,,großen, einer schnellen Zelltei- 
Jung und Wucherung unterworfenen Zellen, welche proliferativ und de- 
struktiv wuchern, also als maligner Tumor von Sarkomcharakter aufge- 

.faßtwerdenmüssen, l u 

2. Die Bildung einer homogenen in Zügen angeordneten Substanz 
zwischen diesen Stellen bestimmt diese Geschwulst näher als ein Osteo- 
osteoidsarkom. 


XXXI, 4. Ostitis deformans mit\sekundärer Rundzellensarkomatose. 397 


Dieser mikroskopische Befund sagt uns also, daß wir es neben einer fibrösen Umwandlung 
des Markes mit Zeichen regressiver Vorgänge am Knochen mit einer osteoide Substanz bildenden 
Rundzellensarkomatose zu tun haben. Welches der Ausgangspunkt der Sarkomatose ist, läßt sich 
nachträglich bei fehlendem Sektionsergebnis nicht mehr feststellen. Genauere Ausführungen 
hierüber sollen einer Dissertation vorbehalten bleiben. 


Differentialdiagnostische Schwierigkeiten bietet vor allem die Abgrenzung gegenüber der 
 Ostitis fibrosa (v. Recklinghausen). Meine geschilderten mikroskopischen Befunde lassen 
sowohl die Diagnose Ostitis fibrosa wie deformans zu, denn es ist unmöglich, zwischen beiden Arten 
von Erkrankungen vom histologischen Bilde aus zu differenzieren. Bei der Ostitis fibrosa kommt’ 
es aber im Gegensatz zur Pagetschen Form nicht nur zu einer fibrösen Umwandlung des Markes, 
die als entzündlicher Vorgang gedeutet wird und unter Knochenschwund zu einem völligen Um- 
bau des Knochengewebes im Sinne spongiöser Umwandlung führt, sondern auch zur Bildung um- 
fangreicher, sogar als. Tumoren imponierender Fibrommassen mit kleineren und größeren pig- 
mentreichen Riesenzellensarkomen. Danach kann es sowohl in den Fibromen wie in den Riesen- 
zellensarkomen zur Bildung glattwandiger Zysten kommen. Fast allgemein werden heutzutage die 
‚geschwulstartigen Massen für entzündliche Neubildungen und nicht für Sarkome gehalten. Neben 
dieser Osteoporose und Umwandlung der Marksubstanz setzt fast gleichzeitig eine ergiebige und 
rege auf ÖOsteoblastenwirkung. beruhende Neubildung von Knochen vom Endost und bei der 
Ostitis deformans auch vom Periost, wie auch in geringem Umfange vom Fasermark aus ein. Wir 
sehen also in einem großen Teil der Fälle von Ostitis fibrosa im histologischen Bilde erhebliche 
Abweichungen gegenüber der Ostitis deformans, in anderen wieder ist jedes Unterscheidungs- 
merkmal ausgeschlossen, sobald die sekundären Veränderungen fehlen. Im mikroskopischen 
Bilde unseres Falles sahen wir nur die typischen Veränderungen, wie sie beiden Erkrankungs- 
formen gemeinsam sind. Es fehlt also hier das Auftreten von Fibromen, Riesenzellensarkomen, 
Blutungen und Zysten. Statt dessen finden wir aber ein Rundzellensarkom mit allen histologischen 
Charakteristica eines malignen Tumors. In der Literatur ist darüber, ob gelegentlich an Stelle 
eines Riesenzellensarkoms ein Rundzellensarkom auftreten kann, wenig zu finden. Nur Lotsch 
erwähnt kurz, daß in seltenen Fällen Rundzellen die Hauptmasse des Grundgewebes bilden. Im 
übrigen ist aber das Auftreten der Riesenzellensarköme so etwas Charakterisches für die 
v.Recklinghausensche Form, daß ich mich nicht veranlaßt sehe, die Rundzelleninfiltration 
dieses von mir untersuchten Falles als etwas anderes als eine maligne Neubildung mit eigener Ent- 
stehungsursache aufzufassen. 


Noch nach einer Richtung hin ist dieser Fall von großem Interesse. Die sogenannten spindel- 
zellensarkomartigen Blastome sind nicht als Geschwülste im engeren Sinne aufgefaßt worden, 
auch hat man niemals beobachtet, daß sie einer malignen Degeneration anheimfallen können. 
Wenn nun, wie erwähnt, auch rundzellensarkomartige Blastome auftreten können, so müßte ja 
für sie das Gleiche gelten, daß nämlich eine maligne Neubildung nicht aus ihnen entstehen kann. 
Da wir es aber hier mit einer Rundzellensarkomatose zu tun haben, so wäre dieser Fall geeignet zu 
zeigen, daß sich vielleicht doch aus den Blastomen ein maligner Tumor entwickeln kann, wenn ein 
vollständiges Sektionsergebnis vorläge. | 


Neuere Untersuchungen von Christeller fassen wohl mit Recht die Pagetsche Krank- 
heit als eine hyperplasierende Form der Ostitis fibrosa auf. Unter Zugrundelegung von v. Reck- 
linghausens Untersuchungen haben nach ihm beide Formen ein einheitliches histogenetisches 
Prinzip, nämlich den überstürzten Knochenumbau und die bindegewebige Metaplasie. Das 
makroskopische Resultat ist dementsprechend das Ergebnis des wechselnden Knochenanbaues und 
-ahbaues, je nachdem erhalten wir verdickte oder verdünnte Knochen, und je nach dem Vorherr- - 
schen kalklosen Anbaues entwickeln sich mehr oder weniger starke Deformitäten. Danach teilt er 


die Ostitis fibrosa (deformans) in drei Hauptformen ein: 
( 


Fortschritte a. d, Gebiete der Röntgenstrahlen. XXX1. | | ` 5] 


7 u en Tv 


398 Fedder. | XXXI, 4. 


1. Die porotisch-hyperostotische 
2. Die porotisch-hypostotische Form.. 
"8. Diesklerotische 
Zur ersten Gruppe gehören die Blastome und Zysten bildenden Unterformen, sowie solche 
nach dem Lebensalter; wir haben dementsprechend 
dietumorbildende | 
die zystenbildende Unterform. 
die juvenile, adulte und senile | 
Die zweite Form führt zu Verdünnungen der Knochen, Frakturen und BOChgrangen 
Belastungsdeformitäten. 
Die letzte Gruppe zeigt ein sehr dichtes Spongiosagefüge, wenig oder gar kein Osteoid, und 
führt gewöhnlich gleichzeitig zu einer hyperostotischen Verdickung der Knochen. 
Auf Grund der beschriebenen Eigenschaften können wir unseren Fall der Einteilung 
Christellers folgend der porotisch-hyperostotischen Gruppe einreihen. 
Weitere differentialdiagnostische Fragen wie Myelome, Lues usw. spielen gegenüber der 
Östitis fibrosa nur eine untergeordnete Rolle. 


Zusammenfassung. 


Eine generalisierte Ostitis fibrosa zeigte an vielen Stellen Ge- 
schwulstbildungen. Die Autopsie ergab, daß nicht wie in der Regel 
Riesenzellensarkome, sondern Rundzellensarkomatose zugrunde lag. 
Die Dauer der Erkrankung erstreckte sich auf über zwei Jahrzehnte. 
Über die Entstehungszeit der Geschwülste ließ sich nichts mit Be- 
stimmtheit angeben. Besonders bemerkenswert ist, daß die von Ostitis 
fibrosa freien Knochen auch nirgends Tumoren zeigten. Ein Zusam- 
menhang zwischen beiden Erkrankungen wird hierdurch allein schon 
nahegelegt. | 


Literatur. 


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XXXI, 4 | Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren. E 399 


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Röntgenstr., 1905, Bd. 8. 


Aus dem Röntgeninstitut des Rudolf-Virchow-Krankenhauses, Berlin (Vorstand: Prof. Levy- 
Dorn), und dem Pathologischen Institut des Rudolf-Virchow-Krankenhauses 
(Vorstand: Dr. Christeller). 


Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren. 
Von 
Dr. phil. et med. Georg Schmoller. 
(Hierzu Tafel XVI, Fig. 1—4.) 


Das auf dem vorjährigen Röntgenkongreß gehaltene Referat über Lungentumoren sowie 
die diversen Vorträge über dieses Gebiet haben gezeigt, daß erneutes Interesse an diesem, in den 
letzten Jahren recht stiefmütterlich behandelten Gebiete vorhanden ist. Es ist bis heute noch . 
nicht Allgemeingut der Ärzte, daß Lungentumoren keine Seltenheit sind, sondern speziell in 
Großstädten und Industriegegenden durchaus häufige Erscheinungen, an die man bei unklaren 
Lungenbefunden denken muß. Einige neuere Zahlen mögen diese Tatsache belegen: Addiert man 
die Gesamtzahl der an verschiedenen bedeutenden Krankenanstalten zur Sektion gekommenen 
Karzinomfälle zusammen und setzt sie in Beziehung zur Zahl der übrigen Karzinome, so ergibt 
sich der Anteil der bronchialen Lungenkarzinome mit etwa 5%; mit anderen Worten: die bron- 
chialen Lungenkarzinome, die praktisch einzig in Betracht kommende Tumorart in den Lungen, 
rangieren an Häufigkeit fast direkt hinter den Ösophaguskarzinomen, deren Prozentsatz-man mit 
etwa 6% angeben kann. Neuerdings scheinen diese'Zahlen sich nicht unbeträchtlich erhöht zu 
haben. Rau (1) berechnet für Dresden-Friedrichstadt bei Männern den Prozentsatz mit 6,4% 
und zwar stehen die Lungentumoren an fünfter Stelle der sezierten Karzinomfälle. Auch bei 
Frauen hat gegenüber der Friedenszeit eine bedeutende Zunahme stattgefunden. 


Anmerkung. Den prozentualen Anteil des Bronchiallungenkarzinom an allen Karzinom- 


‚fällen engan folgendes Resultat: 


Briese für Chemnitz . . aa 2 2 2 a2 m nn 00.0.0. 46 a 
Bejach für Berlin . . . 2 2 2 2 N m 2 2 222... 63 9, 
Brinkmann für Leipzig . . 5,6 %, ù 
Karrenstein und Orth für Berlin (Charité), 1900 bis 1910 4,08%, 
Kolszewski für Berlin-Schöneberg, 1907 bis 1911 . . . ..6 9%. 


Im letzten Jahr fanden sich am Rudolf-Virchow-Krankenhaus, Berlin, unter 187 Karzinomfällen 
8 primäre Lungenbronchialkarzinome, das sind 4,2%. Seit die Untersuchung beendet, sind wieder eine 
Anzahl von gleichen Fällen zur Autopsie gekommen, die den Prozentsatz zweifellos erhöht hätten. 
Diese Zahlen gewinnen ein noch charakteristischeres Aussehen, wenn man eine Statistik über 
die Häufigkeit von Karzinomen bei einzelnen Organen führt: | 
| 51* 


400 E Schmoller. | XXXI, 4, 


Von 1287 Karzinomfällen betragen bei Briese Von 187 Karzinomfällen betrafen im Rudolf- 
vom Juni 1898 bis Dezember 1916: Virchow-Krankenhause im Jahre 1921: 
Magen . ..: 2.2.2.2... a a 458 = 35,5% Magen... ..2.2 22222 o 60 = 32,6% 
Uterus . . 2 2 2 2 20220. I8T=145% Darm ... eat ae ar 128% 
Darm . . >.. . . . 162—125% Weibliche Genitale I aean re ae 
Gallenblase und Gänge .. . . . 90=— 68% Gallenblas und Gänge ..... = 59% 
Ösophagus . . . o e e sce . BL 60% Ösophagus ... TEEN A 
Bronchien und uies: . 3. . . 60— 45% Bronchien und Düet te Eee a 


In beiden Fällen steht das Lungenkarzinom an 6. Stelle und durch keinen großen Abstand vom 
Ösophaguskarzinom getrennt, über dessen Diagnose man in den Lehrbüchern unverhältnismäßig mehr 
findet. Ich führe noch eine ganz junge Statistik von R a u e (1) aus dem Institut von Schmorlan, die 
mit der oben erwähnten nicht ganz zu vergleichen ist, weil sie Frauen und Männer trennt, darum aber 
nicht weniger instruktiv ist. 


Von allen Organkarzinomen waren 1909 bis 1914: 


BeiMännern: BeiFrauen: 

1. Magen . . . aoaaa‘ a‘ 2.20. 325,3% GO  E ee n ARD 
2. Ösophagus . . . 2 2 2 2 22. . 154% DROGEN 
8. Mastdarm . .. a.a... . . 87% . 3. Mamma. . . . a... . 90% 
4. Dickdarm . . a.so eoa ať‘ 70% 4. Gallenwede + mw zu a a e 82% 
5. Mundhöhle . . .» 2» 2 2 22 . . . 583% 5. Mastdaarım . .. 2 2 2 202020. 78% 
6. Luftwege . . . 2 2 2 2 2 2 2000. 47% 6. Dickdarm . . 2 2 2 2 2 2 nn. 54% 
7. Prostata . . . 2 2 2 2 2 2 2 20. 47% 

8. Lunge . . a e 2 =» 2 2.2.02. 3% Kine ers rer ER 
| 1914 bis 1919: 
BeiMännern: | BeiFrauen: 

41. Magen . . » . 2 2 2 2 220020. 36,7% 1. Magen . 27,5% 
2. Ösophagus . . 2 2 2 2 . . . . . 128% 2. Uterus . 17,0% 
3. Dickdarm . . . 2.2 2 22 2.0..82% 3. Mamma DE a Aa ae ee Re RO 
4. Luftwege . . . : 2 2 2 2 2 200. 70% 4 Dickdarm ... aooe e... 87% 
5. Lunge . . 2 2 2 nenn. 64% 5. Gallenwege . 7,5% 

: 6. Mastdarm s 7,0% 
7. Ableitende Hainweze s 2,8% 
8. Lunge . a 1,0% 


& ® 
Leider ist aus der Statistik nicht zu ersehen, wie weit die Luftwege gerechnet werden. Zweifel- 
los figurieren darunter noch eine größere Anzahl von Hauptbronchuskarzinomen, die andere zu den 
Lungenkarzinomen rechnen. Die in den Statistiken für Lungentumoren aufgeführten Zahlen dürften 
an der untersten Grenze liegend sein, weil es vielfach, worauf später noch zurückzukommen sein wird, 
nicht möglich ist, makroskopisch das Lungenkarzinom zu erkennen und mikroskopisch Material doch 
nur von 1 bis 3 Stellen entnommen zu werden pflegt, wenn überhaupt in jedem Falle mikroskopische 
Schnitte gemacht werden. Natürlich wird dann und wann auch einmal ein Lungentumor als primär 
diagnostiziert werden, der sich in Wirklichkeit als Metastase irgend eines kleinen, okkulten Karzinom 
darstellt. Im großen und ganzen aber kann man die vorliegenden Zahlen eher für zu niedrig als 
zu hoch halten und man darf sich voll und ganz dem UrteillSauerbruchs(18) anschließen, der auf 
Grund seines in Zürich und München gesammelten Materials das Lungenkarzinom als keineswegs 
selten bezeichnet. 


Über das Alter mögen folgende Zahlen orienteren. Briese gibt folgende Statistik: 


= Männer 44 Fälle: Frauen 16 Fälle: 
20 bis 29 Jahre: 2 Fälle = — 4,5% 0 Fälle 0 % 
30 „ 39 , 2 „ = 2,82% 2.5: 9% 
40 „49 „ 15 „ =3485% 2 „ 133% 
50 „59. „ 8 „ 186 % T „467% 
60 „98 „ U „ = 25,58% D caro a9- 
70,79 ,„ 5 „ 1,68% Tos 6,7% 


8 „88 , 1 „ = 332% 2- 235° 1d 


Das Durchschnittsalter war 55 Jahre bei 53,3 Jahren, wenn das Alter aller Karzinome zusammen- 
gerechnet wird. Adler hat Männer und Frauen nicht geschieden und kommt bei 374 Karzinomfällen 
. und 94 Sarkomfällen zu folgenden Resultaten: 


XXXI, 4. Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren. | l 401 


Karzinome: Sarkome: 

1 bis 10 0 6 
10 „ 20 6 12 
20 ,„ 30 10 14 
30 „ 40 30 19 
40 „50. 78 14 
50 „ 60 "113 12 
60 „ 70 . 94 3 
70 „ 80 23 5 
80 „90° 2 — 
| 6 8 


25 von mir neuerdings in der Literatur zusammengestellte und selbst beobachtete Fälle kommen 
zu ähnlichen Resultaten. Das bevorzugte Alter liegt bei Karzinomen bei Männern und Frauen zwischen 
40 bis 70 Jahren, Höhepunkt im sechsten Jahrzehnt, beim Sarkom zwischen 10 bis 60 Jahren mit dem 
Höhepunkt im vierten Jahrzehnt. l 


Die immer häufiger zur Beobachtung kommenden Fälle haben gezeigt, daß wir uns mit den 
bisherigen diagnostischen Kenntnissen nicht zufrieden geben können, um so mehr als die Lungen- 
chirurgie in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht hat und die Operabilität solcher 
Tumoren wahrscheinlich in Zukunft durch die Röntgendiagnose entschieden werden dürfte. Es 
ist sicher keine leichte Aufgabe, einen Lungentumor speziell im Anfang — und das ist doch das 
Wichtige — röntgenologisch zu diagnostizieren- und es müssen in größerem Maße als bisher alle 

‘anderen klinischen Untersuchungsmethoden herangezogen werden, um das röntgenologische Bild 
‘ zu deuten. Im folgenden soll nun unter eingehender Berücksichtigung des eigenen großen Mate- 
rials im Virchow-Krankenhaus der Versuch gemacht werden, ein sogenanntes Typenbild im 
Sinne von Levy-Dorn aufzustellen, worunter die Zusammenfassung der auf eine bestimmte 
Krankheit hinweisenden Zeichen verstanden wird. 

Anamnestisch kommen folgende Punkte in Betracht: 

1. Alter. Das bevorzugte Alter liegt bei Karzinomen zwischen 40 bis 70 Jahren, mit dem 
Höhepunkt in dem 6. Jahrzehnt, beim Sarkom zwischen 10 bis 60 Jahren, mit dem Höhepunkt 
im 4. Jahrzehnt; bei Kindern unter 10 Jahren kommen nur Sarkome vor. Ausdrücklich sei dar- 
auf hingewiesen, daß die Angabe Aufrechts(2) in seinem Lehrbuche, derzufolge Lungen- 
. tumoren in einem wesentlich früheren Lebensalter als die Tumoren anderer Körperteile auftreten, 
bestimmt falsch ‘ist. Ich habe daraufhin 400 Fälle der Literatur zusammengestellt und bin zu 
obigem Resultat gekommen. Desgleichen ist die von P. Krause (3) zitierte Statistik Seydls, 
der die Hauptsterblichkeit für Sarkome in das 50. bis 60. Lebensjahr verlegt, unrichtig. Adler*) 
hat S5 Fälle zusammengetragen, woraufhin er dieselbe als in das 4. Jahrzehnt fallend berechnet. 

2. Geschlecht. Sehr charakteristisch ist das wesentlich stärkere Befallensein des 
männlichen Geschlechts, das sowohl für Karzinome als auch für Sarkome zutrifft. Durchschnitt- 
lich erkranken 75% Männer und nur 25% Frauen. 

3. Die betroffene Lungenseite. Übereinstimmung herrscht bei allen Autoren 
darüber, daß das Karzinom in der Mehrzahl der Fälle die rechte Lunge, das Sarkom die linke 
ergreift. Immerhin ist der Unterschied beim Karzinom hinsichtlich der betroffenen Seite An: 
so bedeutend, daß man diesen Punkt diagnostisch verwerten könnte. 

4. Der betroffene Lungenlappen. Uneinigkeit besteht in der Literatur, ob der 
eine oder andere Lappen mehr betroffen wird. Verschiedene Autoren haben ein stärkeres Befallen- 
sein des Unterlappens beobachtet, andere wie Krause und Arnsperger sprechen vom 
Dominieren der Hilustumoren und lassen es durch den Ausdruck Hilus offen, was eigentlich affi- 
ziert ist. Sie meinen offenbar den Hauptbronchus oder etwa einen solchen erster Ordnung. Auf 
Grund des Materials von Adler ist festzustellen, daß Unter- und Oberlappen gleichmäßig be- 
troffen werden, wobei der Lappenbronchus als zum Lappen gehörig angesehen wird und daß 
ebenso häufig wie einen Lappen der Tumor mehrere Lappen ergreift. Zählt man aber, wie es an- 


402 Schmoller. l XXXI, 4. 


scheinend häufiger der Fall ist, die Hauptbronchustumoren zu den Oberlappentumoren, dann 
müssen natürlich diese stark prävalieren. Im ganzen ist dieser Tatsache aus später noch zu er- 
örternden Gründen keine Bedeutung beizumessen. 

Etwas eingehender muß die Pathologie besprochen werden, weil gerade nach dieser 
Richtung in der Literatur die widersprechendsten Angaben zu finden sind. 

Erinnern wir uns der Tatsache, daß Männer in höherem Maße als Frauen erkranken und 
versuchen wir, diese Tatsache zu erklären. - Stellen, die dauernd gewissen Reizen ausgesetzt sind 
und sich infolgedessen im Zustande einer chronischen Entzündung befinden, können in einem 
Alter, in dem die natürlichen Schutzkräfte des Körpers herabgesetzt sind, maligne degenerieren. 
Als solche dauernde Schädigungen muß man das Einatmen korpuskulärer oder gasförmiger Be- 
standteile ansehen als da sind: Staub, Ruß, Metallteilchen, Rauch, Gas usw., alles Dinge, denen 
Männer durch ihren Beruf und ihre Neigung (Rauchen) stärker als Frauen ausgesetzt sind: 
Genau wie am Verdauungstraktus wird man Stellen finden, die durch ihre anatomische Eigen- 
tümlichkeit Reizungen besonders ausgesetzt sind und man wird daher erwarten dürfen, daß sich 
auch im Respirationstraktus Prädilektionsstellen für.den Sitz der Tumoren finden. Als solche 
werden alle die Stellen in Betracht kommen, an denen der in die Lunge eindringende Luftstrom 
ein Hindernis findet und gezwungen ist, zum Teil schroff seine Bahn zu verlassen, wie z. B. beim 
Übergang vom Hauptbronchus in den Oberlappenbronchus, oder sich das Lumen des Bronchus 
stark verringert. Wir müßten also in der Hauptsache als Ausgangspunkt der Tumoren die Haupt- 
bronchi finden, denn die spezielle Lokalisation an den Bifurkationen läßt sich bei den Sektionen 
- infolge der Ausdehnung der Tumoren nicht mehr stellen. Studiert man darauf die Fälle in der 
Literatur, so ergibt sich das vorauszusehende Ergebnis, nämlich daß in einem Drittel als Aus- 
gangspunkt der Hauptbronchus angegeben wird, wobei sicher anzunehmen ist, daß diese Zahl 
eher größer als kleiner ist, da vielfach in den Sektionsprotokollen auf den Ausgangspunkt kein 
Gewicht gelegt wird. Hält man sich die eben erwähnten Tatsachen vor Augen, so wird es weiter 
wenig wahrscheinlich sein, daß in irgendwie nennenswertem Maße das Alveolarepithel als Aus- 
gangspunkt.in Betracht kommt. Wolff(5) fand an Bifurkationen melanotische Lymphknoten, 
die seiner Meinung nach sehr bald tuberkulös wurden. Eine kleine Perforation in einen Bron- 
chus, Pigmentdurchbruch genannt, ist die weitere Folge und wirkt dann als chronischer Reiz 
auf die Bronchialschleimhaut. Bei besonders disponierten Personen soll dieser Pigmentdurch- 
bruch den Grund zum Entstehen einer malignen Geschwulst abgeben. Über diese Theorie ist viel 
hin- und her gestritten worden, ohne daß eine Einigung zu erzielen war. Fest steht, daß Karzinome 
sich auf dem Boden von Narben entwickeln, besonders solcher von Haut und Schleimhaut. Man 
denke an karzinomatös entartete Ulkusnarben im Magen und den Krebs auf Lupusnarben, auf 
Leukoplakien, auf tuberkulöse Narben im weitesten Sinne, also in Kavernen. Daß solche Zu- 
sammenhänge ‚bestehen müssen, scheinen mir unter anderem zwei Fälle von primärem Lungen- 
karzinom zu beweisen, die entgegen der Norm schon Anfang der Dreißiger aufgetreten sind. Der 
eine Fall ist publiziert von Nager (6), und Mann (7) weist auch auf diesen Zusammenhang 
hin. Der andere entstammt dem Material des Rudolf-Virchow-Krankenhauses und bekam direkt 
im Anschluß an eine luetische Infektion ein Lungenkarzinom, wobei obendrein zweifellos eine 
gewisse Konstitution vorlag. 

Trotzdem wird bis in die neueste Zeit immer wieder der Versuch gemacht, zum Teil mit 
ganz unzulänglicher Begründung, das Alveolarepithel als Ausgangspunkt für kanzeröse Prozesse 
verantwortlich zu machen. Andere wieder stehen auf ganz ablehnendem Standpunkt. Mar- 
chand und seine Schule (8) und nach ihm noch andere haben einwandfrei bewiesen, daß dieses 
sehr seltene Krankheitsbild vorkommt. Charakteristisch scheint hierfür die ınultizentrische An- 
lage der Tumoren zu sein: es ist, als ob das Alveolarepithel an verschiedenen Stellen plötzlich die 
Fähigkeit bekommt, maligne zu degenerieren. In den meisten zweifelhaften Fällen dürfte der 
Ausgangspunkt an einer kleinen Bifurkation zu suchen sein. Je mehr man die modernsten Patho- 
logiebücher studiert, um so mehr sieht man, daß sich die oben erwähnte Ansicht durchsetzt. So 


XXXI, 4. | Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren. | 403 


bezeichnet zum Beispiel Aschoff in seinem Lehrbuch als Ausgangspunkt der Lungentumoren 
die Bronchien ersten bis dritten Grades. Natürlich können auch chronische Reize pathologischer 
Natur, z. B. Kavernen und Bronchiektasen zu gleichen Erscheinungen führen, und es ist schon 
verschiedene Male peobachtet worden, daß sich aus tuberkulösen Rare speziell Kankroide 
entwickeln. 

Um uns eine Vorstellung über die Möglichkeiten zu machen, die im Verkut einer Lungen- 
tumorerkrankung eintreten können, nehmen wir an, daß beispielsweise an einer Stelle einer Bifur- 
kation das Karzinom entstanden ist. Pflanzt es sich nach der Regel des geringsten Widerstandes 
fort, so wird es dem von der Natur vorgezeichneten Weg der Verästelungen des Bronchialbaumes 
folgen, in die Alveolen eindringen, sie erfüllen und schließlich zeitweise das makroskopische Bild 
einer lobären, chronischen Pneumonie hervorrufen. Solche Bilder kommen in der Tat vor und der 
Pathologe bezeichnet deswegen ein solches Bild als krebsige Pneumonie. Makroskopisch läßt sich 
nichts Definitives sagen. Man denkt an Lobärpneumonie (akute), dafür aber fühlt sich die Lunge 
zu hart an. Oder an chronische, wobei der Härteunterschied fortfällt. Erst im Mikroskop enthüllt 
sich das eigentliche Bild. — Man sieht die Krebszellen im Alveolarlumen, sie bilden keine eigenen: 
Blutgefäße aus, sondern ziehen ihre Nahrung aus dem Lungengerüst. Die Lunge ist in den befal- 
lenen Partien vollkommen luftleer. Oder das Karzinom verlegt an seiner Hauptentstehungsstelle 
im Bronchus das Lumen einer Schleimdrüse und bricht von dort aus in das Bindegewebe ein. Je 
nach dem Sitz dieses Einbruches entstehen verschiedene Bilder. Ist der Sitz des Primärtumors 
nahe dem Bronchus eines Lappens, so wächst er infiltrierend allseitig entlang den Lymphbahnen 
weiter und verwandelt den ganzen Lappen in eine feste Masse. Dieses Bild kann mannigfache 
Variationen dadurch enthalten, daß es beispielsweise durch teilweise Verlegung eines kleineren 
Bronchus zu Bronchiektasien kommen kann, oder durch ganze Verlegung zu Atelektasen. Wieder 
andere Bilder entstehen durch Kompression einer Arterie und führen zum Infarkt. Der Tumor 
selber kann infolge mangelhafter Ausbildung seiner Gefäße im Innern zerfallen, Kavernen bilden 
oder bei Anwesenheit von Fäulniserregern gangränös werden. Die Bilder treten meistens bei 
Befallensein eines oder mehrerer Lappen auf. Sitzt dagegen der Primärherd näher der Haupt- 
bifurkation, so wird er beim Durchbruch das den Hilus umgebende Gewebe infiltrieren und dann 
strahlenförmig entlang den Lymphbahnen peripheriewärts sich nach allen Richtungen fort- 
pflanzen. Bei den innigen Beziehungen der Lymphbahnen von Lunge und Pleura wird es nicht 
wundernehmen, daß meist schon frühzeitig auch die Pleura ergriffen wird und es zu großen 
'Exsudaten, die teilweise abgesackt sind, und Schwarten kommt. Vielfach treten auch Retraktions- 
erscheinungen auf, die beim Fortschreiten der Tumoren zur Verengerung der Interkostalräume 
und Verbiegungen der Wirbelsäule führen. Man. wird aus dieser kurzen Schilderung schon er- 
sehen haben, daß Christeller den Nagel auf den Kopf trifft, wenn er den Lungentumor als 
den Proteus aller Tumoren bezeichnet hat und daß es schon pathologisch große Schwierigkeiten 
macht, diese Mannigfaltigkeit so zu schematisieren, daß auch für den Kliniker ein brauchbares 
Bild entsteht. Folgende Einteilung soll als Vorschlag dienen: 


I. Primäre Lungenkarzinome: 
1. Karzinome mit multizentrischer Anlage selten, meist beide Lungen ergriffen. 
2. Karzinome mit unizentrischer Anlage. 
A. Bronchuskarzinome, die häufigste Form. 
B. Geschwülste mitten im Lungenlappen. zn beobachtet bei Entstehung 
aus Kavernen und Bronchiektasen. 


II. Sekundäre Lungenkarzinome: 


1. Runde Metastasen bis Billardkugelgröße, meist in beiden Lungen. Hämatogene Aussaat. 
Am häufigsten. 


404 ` | _ Schmoller. XXXI, 4. 


2. „Lymphangitis carcinomatosa.‘“ Ausbreitung meist in beiden Lungen. Lymphogene 
Ausbreitung. Fast nur nach Magenkarzinomen, bedingt durch eine rechtsseitige Lymph- 
bahn von einer retroperitonealen Drüse am Pankreas zum Lungenhilus. 


= Der Ausgangspunkt des Sarkoms soll häufig der Lungenhilus sein, wahrscheinlich eine der 
Peribronchialdrüsen. Andere wieder betrachten das Interalveolarseptum als Ausgangspunkt. Im 
großen und ganzen ähneln sich makroskopisch die großen Formen von Sarkom und Karzinom so, 
daß sie nur mikroskopisch zu unterscheiden sind, mit einer Ausnahme. Diese Form erscheint als 
sehr großer homogener Tumor, selten Höhlen enthaltend. Auch das Lymphosarkom weist niemals 
Höhlen auf. Diese Tumoren erfüllen zuweilen die ganze Hälfte der Brust und noch mehr, die 
verdrängte Lungenpartie bleibt als Schale an dem Tumor; Herz, Zwerchfell, Mediastinum werden 
verdrängt. Was das Wachstum anbelangt, so haben die Sarkome eine gewisse Tendenz zentripetal- 
wärts, also mediastinalwärts zu wachsen, während die Karzinome sich zentrifugalwärts ausdehnen. 
Mikroskopisch treffen wir alle Formen von Karzinomen und Sarkomen, auch in seltenen Fällen 
deren Mischform. Am häufigsten ist das Zylinderzellenkarzinom. Beachtenswert ist, daß verhält- 
nismäßig häufig das Kankroid erscheint, besonders wenn der Ausgangspunkt der Geschwulst 
tuberkulöse Kavernen oder Narben sind. Die nicht infiltrierende oben erwähnte Form des Sar- 
koms ist fast. ausnahmslos das Fibrosarkom. 


Eine kurze, aber sehr wichtige physiologische Bemerkung soll uns überleiten zu einer Über- 
sicht der klinischen- Zeichen. Nach Rost (9) ist das Lungenparenchym selbst schmerzunemp- 
findlich, ebenso wie die Gefäße der Art. pulmonalis und die distalen Bronchusabschnitte. Da in 
der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle das Leiden mit einem trockenen, quälenden Reizhusten 
beginnt, so haben wir auch auf diesem Wege die Bestätigung für unsere Annahme, daß der Tumor 
am proximalen Bronchusabschnitt entstehen muß und durch Reizerscheinungen in einem großen 
Bronchus zu erklären ist. Gerade dieser dauernd, nicht etwa wie bei Phthisikern besonders morgens 
auftretende Husten, der jeder Behandlung trotzt, ist bei Leuten über 45 Jahre stets suspekt. In 
diesem Stadium sind die klinischen Symptome sehr gering, allerhöchstens das Röntgenbild zeigt 
eine kleine Verschattung in der Hilusgegend. Allmählich gesellt sich Auswurf mit blutigen Bei- 
mengungen und festeren Bestandteilen hinzu. Diese Hämophthisen werden häufig von den Pa- 
tienten übersehen, sind aber, wie Adler auf Grund seines reichen Materials feststellen konnte, 
ein Initialsymptom. Untersucht man in diesem Stadium das Sputum öfters und sehr genau, so 
findet man in der überwiegenden Anzahl der Fälle die von Lenhartz (10) beschriebenen Fett- 
körnchenkugeln. Dieselben sind zwar nicht nur bei Tumoren vorkommend, aber in Verbindung 
mt den anderen klinischen Zeichen absolut beweisend. Sarkome scheinen nicht dieses Zeichen 
aufzuweisen, dagegen soll bei dieser Tumorart der Husten von beträchtlichem Stridor begleitet 
sein, was sich ohne weiteres dadurch erklären ließe, daß durch den Ursprung in den peribron- 
chialen Drüsen und durch die Tendenz, sich nach dem Mediastinum zu auszubreiten, sehr bald 
Kompressionserscheinungen an.den mediastinalen Organen auftreten. Auch soll nach Adler 
typisch für sie sein, daß sie ohne Erguß verlaufen. Je weiter der Prozeß um sich greift, um so 
leichter wird die Diagnose, da die Vielheit der Erscheinungen sich nur in dem Krankheitsbild 
des Tumors vereinigen läßt. Dahin gehören: große nach Punktion schnell wiederkehrende Exsu- 
date, starke Schwartenbildung, Retraktionserscheinungen mit Verbiegungen der Wirbelsäule und 
Verengerungen der. Interkostalräume, starker Bluthusten ohne Bazillenbefund. Das so häufig als 
pathognomonisch für Tumor in der Literatur erwähnte Himbeergeleesputum ist sehr selten und 
auch dann nicht absolut beweisend, weil es bei ausgiebigen Embolien, Bronchitis fibrinosa oblite- 
rans vorkommt, selten bei Phthisen. Charakteristischer ist nach Hoeßlin (11) ein Sputum, 
das wie Himbeermus aussieht, womit offenbar ein Konsistenzunterschied gegenüber dem Himbeer- 
gelee gemeint ist. Selten ist das Aushusten ganzer Tumorbestandteile. Es empfiehlt sich eine sehr 
eingehende, häufig wiederholte Sputumuntersuchung, denn auch das Auftreten zahlreicher, pig- 
mentfreier, polymorpher, polygonaler Zellen ist tumorsuspekt (Betschart[12]). 


Et; -2 


XXXI, 4. Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren. 405 


In der überwiegenden Anzahl der Fälle sind Atembeschwerden vorhanden. Bei genauer 
Untersuchung zeigt sich im Anfang häufig eine unbedeutende Kurzatmigkeit, weswegen die 
Patienten zum Arzt kommen. Die Kranken beschreiben den Zustand so, daß die Luft zwar gut 
herein- und herausgeht, aber nicht tief in die Lunge eindringt. Bei Mediastinaltumoren dagegen 
‘haben die Kranken den Eindruck, als ob sich der Brustkorb gegen einen Widerstand hebe und ein 
Ring die Luftröhre umklammere (Sauerbruch). Wichtig ist auch die Lage. Die Atemnot 
verringert sich bei Mediastinaltumoren in Rückenlage, während sie bei Lungentumoren gleich- 
gültig ist. Keine Atembeschwerden sprechen nicht gegen Tumor. Selbst der Verschluß eines 
Bronchus macht nur mäßige Atembeschwerden. Sogar bei ganz ausgedehnten Tumoren kann jede 
Dyspnoe fehlen, vorausgesetzt, daß die infiltrierten Drüsen nicht auf die Trachea drücken. Ist 
letzteres der Fall, so kommt es zu schwerster Atemnot und häufig folgt der Erstickungstod. In 
der Mehrzahl der vorgeschrittenen Fälle ist Kachexie vorhanden, jedoch sei auch hier darauf hin- 
gewiesen, daß eine solche durchaus nicht zu bestehen braucht, wie Adler an einem Fall schildert. 
Früher wurde vielfach die Ansicht vertreten, daß Fieber zum Krankheitsbilde gehöre (Kast, 
Ebstein), insbesondere beim Sarkom. Adler weist auf Grund seines großen Materials nach, 
daß das nicht der Fall ist. Selbstverständlich kommen Temperaturen vor, vor allem bei stark zer- 
fallenden Tumoren, auch durch sekundäre Erkrankungen bedingt, wie sie sich im Gefolge 
häufig einstellen. In der Mehrzahl der Fälle klagen die Patienten über starke Nachtschweiße. 
Zuweilen kommt es durch einseitigen Tumordruck auf den Sympathikus zu halbseitiger Schweiß- 
sekretion. Differential-diagnostisch sei erwähnt, daß bei’ Lungenabszeß über kalten Schweiß an 
Händen und Füßen geklagt wird. 

Nach Durchsprache dieser allgemein allen Tumoren zukommenden Symptome will ich ver- 
suchen, an Hand der vorher gewonnenen pathologischen Einteilung dieselbe auf die Klinik zu 
übertragen. Man wird sich darüber klar sein müssen, daß es nicht ganz möglich ist, die patho- 
logischen und physiologischen Ergebnisse in einem Schema derart zusammenzufassen, daß auch 
der Kliniker sich damit zufriedengeben kann. Wenn ich also zwischen Bronchuskarzinom und 

 Lappenkarzinom zu unterscheiden vorschlage, so bin ich mir vollauf bewußt, daß das Lappen- 
karzinom häufig pathologisch ein Bronchuskarzinom sein kann. Es bleibt aber nichts übrig, als 
diese Teilung so lange bestehen zu lassen, bis es möglich ist, Erkrankungen klinisch hinsichtlich 
ihres Ursprungs im proximalen oder distalen Abschnitt des Bronchussystems einwandfrei zu 
unterscheiden. Ich teile daher klinisch wie folgt ein und gebe kurz das klinische Charakteristi- 
kum für die einzelnen Unterarten des Schemas. 
I. Primäre Tumoren mit multizentrischer Anlage. 
Meist Karzinome. 
II. Primäre Tumoren mit unizentrischer Anlage. 
A. Karzinome.. 
: a) Bronchuskarzinom. 
b) Lappenkarzinom. 
B. Sarkome. 

TII. Metastatische Geschwülste. 

I. Das klinische Bild läßt sich nicht genau angeben, weil bisher zu za Fälle mit ge- 
nauen klinischen Angaben publiziert worden sind. Bemerkenswert scheint der foudroyante Ver- 
lauf zu sein. Ä 

II.A. a) Bronehuskarzinom. Im frühen Stadium chronische Bronchitis. Die Per- 
kussion zeigt, wenn sie sehr genau durchgeführt wird, jetzt schon zuweilen einen Dämpfungs- 
bezirk hinten neben der Wirbelsäule am Hilus sowie abgeschwächtes Atmen über den infiltrierten 
Partien. Kann man Pleuraerguß, Pleuraverwachsungen oder Schwarten ausschließen und ist 
Stimmfremitus und Atmen abgeschwächt, so ist der Fall tumorverdächtig. 

b) Lappenkarzinom. Fast immer kommt es bald zur Bronchostenose und dadurch 
bedingt zur Atelektase. Die Sekretstauung bewirkt das Entstehen euroniech: entzündlicher Ver- 


Fortschritte a. d. Gebietegd. Röntgenstrahlen, XXXI. l x 52 


u = Schmoller. XXXI, 4. 


änderungen in dem zum Bronchus gehörigen Gebiet. Es wird sich daher perkutorisch ein viel 
größeres Gebiet als gedämpft erweisen, als es etwa der Größe des Tumors entsprechen würde. 
Fränkel beschreibt in seinem Lehrbuch einen Fall, wo ein kirschgroßer Karzinomknoten den 
Unterlappenbronchus verstopfte, die Ursache einer subakuten Indurativpneumonie mit gangrä- 
nöser Einschmelzung wurde und in kurzer Zeit den Exitus herbeiführte. Alles sonstige Gewebe 
war karzinomfrei. Infolgedessen fand sich eine fast totale Dämpfung neben völliger Aufhebung 
des Atemgeräusches und Fehlen resp. sehr geringfügigen Nebengeräuschen. Da das Karzinom 
meist nahe einem Oberlappenbronchus beginnt, so ist der Sitz der Dämpfung bei weiter fort- 
geschrittenen Fällen gewöhnlich vorn oben zwischen Schlüsselbein und 4. Rippe. Hinten ist der 
Schall nur in der betreffenden oberen Skapulahälfte stärker abgeschwächt. Vor Verwechselung 
mit Tuberkulose schützt der eigenartige Auskultationsbefund (keine Geräusche), evtl. auch das 
Röntgenverfahren. Schon bei der Inspektion fällt das Verstrichensein der Interkostalräume auf, 
in anderen Fällen die Verengerung derselben, das dachziegelartige Übereinanderschichten der 
Rippen und die Verbiegung der Wirbelsäule, alles bedingt durch Schrumpfungsprozesse, deren 
Ätiologie sehr mannigfacher Natur sein kann. Auch eine gute Anamnese führt uns nicht weiter, 
weil in der Vorgeschichte der Tumoren zuweilen Pneumonie angegeben wird resp. Angaben ge- 
macht werden, die auf Pneumonie hinweisen. Charakteristischer sind schon die Exsudatbildungen 
resp. die Untersuchungen derselben. Die Größe ist meist recht beträchtlich, 4 1 und mehr. In 
50% aller. Fälle von Lungentumoren haben wir Exsudat. Ist das Exsudat abgelassen, so haben 
wir in der Regel das Bild einer chronischen Pneumonie. Massive Dämpfung im Bereiche eines 
Lappens, Bronchialatmen und klingelndes Rasseln.. Diese Fälle betreffen zuweilen den Unter- 
lappen und führen schon durch diese eigenartige Lokalisation, namentlich wenn sie Leute in 
höherem Alter betreffen, auf die richtige Spur. Eine Altersphthise, isoliert im Unterlappen, 
muß als große Rarität bezeichnet werden, sie kommt aber vor, wie Sauerbruch.an einem Fall 
berichtet. In diese Gruppe gehören auch die sogenannten krebsigen Pneumonien, die sich klinisch 
durch gewaltige Schwartenbildung und Retraktionsprozesse auszeichnen. 

Manche Autoren unterscheiden noch einen mediastinalen Typus und wollen damit aus- 
drücken, daß dieser Tumor ähnliche Symptome wie ein Mediastinaltumor macht. Ich glaube, daß 
es nicht angängig ist, diesen Typus besonders beim Karzinom zu unterscheiden, sondern daß er 
bei längerer Dauer sowohl vom Lappenkarzinom wie auch vom Bronchuskarzinom durch Meta- 
stasenbildung entsteht. Die regionären Drüsen sind die tracheobronchialen und die mediastinalen. 
Werden sie infiltriert, so spielt der Prozeß ins Mediastinum herüber und ist nicht mehr vom 
Mediastinaltumor zu unterscheiden. Wir haben dann eine bunte Fülle von Erscheinungen. Die 
großen Venen werden komprimiert, die Aorta wird von Tumormassen ummauert, ohne daß bisher 
ein Einbruch beobachtet worden ist, das Herzohr kann perforiert werden. Rekurrenslähmung, 
Sichtbarwerden von Brustvenen, Ödeme sind weitere Folgen. Metastasen in der Supraklavikular- 
grube, in der Achselhöhle treten auf, der Ösophagus wird ergriffen und so fort. 

II.B. Sarkom. Nach Albert Fraenkel (13) ist den Sarkomen wie den Karzinomen 
der Lunge klinisch gemeinsam, daß sie, wenn auch auf verschiedenen Wegen, meistens zur Bron- 
chostenose führen. Beim Sarkom führt am Hilus das infiltrierende Wachstum bald zur Ummaue- 
rung der Bronchien und hat durch Kompression die Stenose zur Folge. Im allgemeinen haben 
die am Hilus entstehenden Sarkome die Tendenz, sich mediastinalwärts auszubreiten und damit 
all die Symptome dieser Tumorenart hervorzurufen. Nach Adler soll für Sarkome und Lym- 
phosarkome, die den großen Teil der Brust ausfüllen, typisch sein, daß sie ohne Erguß verlaufen. 
Klinisch charakterisiert ist dieses Bild durch die vollkommene Abwesenheit von Atemgeräusch 
und Stimmfremitus. Merkwürdig gut sollen die Herztöne fortgeleitet werden. Natürlich treten 
Dyspnoe, Dilatation der oberflächlichen Venen und andere Erscheinungen des Mediastinal- 
tumors auf. | 

III. Neben der Leber ist wohl die Lunge infolge ihrer Bauart das am häufigsten von Meta- 
stasen betroffene Organ, ja einzelne Tumoren, wie das Deciduoma malignum machen fast regel- 


XXXI, 4. zZ Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren. 407 


mäßig Lungenmetastasen. Nach dem Wege der Metastasen können wir anatomisch 2 Gruppen 


-© unterscheiden, die klinisch nur durch das Röntgenverfahren zu unterscheiden sind, die lympho- 


genen und hämatogenen. Im allgemeinen treffen wir wegen der Kleinheit der Tumoren sonst 
keine besonderen Symptome; nur zuweilen machen sie none und Pleuraergüsse und die 
übrigen schon bekannten Erscheinungen. 


Bronchoskopie. 


Wenn man irgendwie Hoffnung haben will, durch rechtzeitige Erkennung eines primären 
Lungentumors helfend einzugreifen, so sind alle Methoden dazu berufen, die uns den Bronchial- 
baum sichtbar machen können. Dazu dient in erster Linie die Bronchoskopie, die allerdings nur 
in der Hand des sehr geübten Untersuchers zu Erfolgen führt und als schwierige Untersuchungs- 
methode zu bezeichnen ist, aber in solchen Fällen angewendet werden müßte, auch wenn die 
Methode eine Tracheotomie erfordert. Tatsächlich sind wir durch die Bronchoskopie allein über 
Frühfälle von Lungentumoren unterrichtet worden. Es ist bisher gelungen, 40 cm weit, gemessen . 
von der Zahnreihe, vorzudringen, das heißt, man hat Bronchialäste 3. Ordnung sichtbar gemacht. 
Solche Anforderungen werden in der Regel gar nicht nötig sein, da die meisten Tumoren in den 
Hauptbronchi, besonders in der Gegend der Bifurkation des zum Oberlappen führenden Bronchus 
entstehen dürften und ohne allzu große Schwierigkeiten sichtbargemacht werden können. Inter- 
essant und wissenswert ist vor allem, daß die Bronchoskopie, wie Ephraim (14) gezeigt hat, 
schon Tumoren nachweisen kann, ehe sich röntgenologisch etwas bestimmtes sagen läßt. Aller- 
dings kann auch die Bronchoskopie zu Fehldiagnosen führen, wenn man sich etwa, wie Sauer- 
bruch berichtet, durch die höckrige Beschaffenheit des Tumors zu einer bestimmten Diagnose 
verführen läßt. Nur die Exstirpation eines kleinen Stückes mit nachfolgender. mikroskopischer 
Untersuchung entscheidet, welcher Art der Tumor ist. | | 

Zurzeit ist wohl kein Verfahren, auch die Röntgenuutersuchung, imstande, Tumoren im 
Tracheo-Bronchialraum, die im Entstehen begriffen, so exakt nachzuweisen, wie das endo- 
skopische. Ob es gelingen wird, durch Einblasung schattengebender unschädlicher Substanzen 
(zum Beispiel von Thorium oxydatum anhydricum Merck nach dem Vorschlage Wein- 
gärtners) in die Trachea auf dem Wege der Röntgenologie weiterzukommen, muß bis auf 
weiteres stark bezweifelt werden. Wohl aber kann die Kombination von Röntgenuntersuchung 
und Endoskopie zu schönen Resultaten führen, wie das Spieß an einem Falle zeigt. Eine an 
Asthma leidende Patientin zeigte vor dein Röntgenschirm das typische Stenosenzeichen, Disloka- 
tion-des Mediastinalschattens nach der stenosierten Seite. Die infolgedessen erfolgte endoskopische 
Untersuchung zeigte im 1. Hauptbronchus einen gutartigen Tumor als Ursache des Asthma, der 
entfernt werden konnte. 


Das kintrenrer i airon 


Alle Aan zuletzt auch Alb. Fraenkel und Levy-Dorn (15), jegen dem Röntgen- 
verfahren für die Diagnose der Lungentumoren größte Bedeutung bei. Mit welcher Einschrän- 


l kung das zu gelten hat, habe ich eben gezeigt; es besteht aber durchaus die Möglichkeit, in der 


Diagnose noch ein gut Stück weiterzukommen als bisher. Das Verfahren kann uns wohl in den 
seltensten Fällen im Frühstadium den Tumor selber, wie etwa die Bronchoskopie, und sei es auch 
nur im Schattenbilde zeigen, sondern nur die Folgeerscheinungen. Wohl aber zeigt es in gewissen 
Grenzen ‘die Ausdehnung der durch den Tumor hervorgerufenen Erscheinungen. Da wir im 
Röntgenbilde die Summation von Schattenbildern sehen, so wird natürlich der tiefste Schatten 
alle anderen verdecken, man ist also gezwungen, sofern es sich um mehrere Schattenbilder handelt, 
diese durch veränderte Projektion auseinanderzuziehen. Dadurch tauscht man allerdings den 
Nachteil ein, daß eine nicht zentrale Projektion die Schattenbilder verzerrt. Ferner müssen wir 
uns klar sein, daß wir keine Farbbilder wie etwa bei der Endoskopie sehen, und wir eigent- 
lich nur aus den Konturen Schlüsse ziehen können. Schon aus diesen wenigen Worten wird klar, 
52* 


e 


408 | Schmoller. | XXXI, 4. 


daß es eine röntgenologische Diagnose kaum gibt, sondern daß das Verfahren nur im Zusammen- 
hange mit den sonstigen klinischen Zeichen verwendet werden darf. Trotz dieser Mängel werden 
wir durch die Röntgenologie wesentlich gefördert, insbesondere deswegen, weil Perkussion und 
Auskultation in der Mehrzahl der Fälle noch mehr versagen. Wenn ich jetzt auf die Röntgen- 
diagnose genauer eingehe, so muß ich den Bereich der Möglichkeiten aus den obengenannten 
Gründen erweitern, denn ich kann bei sagittaler Durchleuchtung aus einem Schattenbilde nicht 
ohne weiteres sagen, ob der Tumorschatten den Rippen der Pleura, den Lungen oder etwa den 
Wirbelfortsätzen angehört. Es müssen also all die Erkrankungen von Teilen, die die Lunge über- 
decken, differentialdiagnostisch herangezogen werden. 

Schon im Beginn der Röntgenära wurden zwei Fälle von Lungentumor durch Grun- 
mach (1897) diagnostiziert und im Verlaufe der Jahre sind dann eine größere Anzahl von 
kleineren Arbeiten (Leo, Grunmach, Herrmann, Be&clöre, Mignon, Nikolas, 
Krafft, Hildebrandt, Köhler u. a.) erschienen, bis dann Otten (16) das Gebiet 1910 
zusammenfassend bearbeitete. Seine Publikation gilt heute noch als „grundlegend und fast er- 
schöpfend“ (Aßmann). Ich kann mich diesem Urteil nicht anschließen, insbesondere scheint 
mir der Versuch Ottens, zur sogenannten Röntgendiagnose zu kommen, abwegig. Keines der 
von ihm publizierten Bilder ist derartig, daß es nicht auch einen anderen Krankheitsprozeß dar- 
stellen könnte. Wie Levy-Dorn betont, nützt das Röntgenverfahren speziell bei der Diagnose 
von Lungentumor nur in engster Verbindung mit allen anderen Untersuchungsmethoden etwas. 
Welchen Zweck soll es haben, wenn Otten zur Differentialdiagnose von Hiluskarzinomen und 
. Hilustuberkulose Bilder bringt, ohne näher auf die sontigen klinischen und anamnestischen 
Daten einzugehen. Aus seiner eigenen Kasuistik erhellt, daß man durch die Kombination der 
einzelnen Verfahren erheblich weiterkommt. Nebenbei erfährt man, daß 2 der Hilustuberkulose- 
bilder von 12jährigen Kindern stammen, die ohne erkennbare Ursache fieberten. Sarkom und 
Karzinom sind in diesem Alter so außergewöhnliche Seltenheiten, daß man sie differentialdia- 
gnostisch rühig vernachlässigen kann. Solche Befunde im kindlichen Alter mit ähnlichen im 
erwachsenen zu vergleichen, um dann zu dem Schlusse zu kommen, auf Grund des Röntgenbildes 
allein hätte der Befund am Hilus ebensogut als beginnendes Neoplasma aufgefaßt werden können, 
ist ein Unding. 

Am meisten verheerend hat in der Ottenschen Arbeit seine falsche pathologisch-anato- 
mische Einstellung gewirkt. Auf Grund der Röntgenbilder unterscheidet er zwei Hauptformen: 
das Hiluskarzinom und das Lappenkarzinom. Diese radiologische Trennung soll auch im großen 
und ganzen der verschiedenen anatomischen Ausbreitung entsprechen. Schon (diese termino- 
logische Selbstständigmachen der Röntgenologie scheint mir ganz unmöglich. Wir pflegen doch 
im allgemeinen alle malignen Erkrankungen nach ihrem Ausgangspunkt zu bezeichnen, also ein 
Pyloruskarzinom deswegen so, weil es am Pylorus entstanden ist, auch wenn radiologisch sich 
zeigen sollte, daß schon größere Gebiete des Magens ergriffen sind. Prüft man daraufhin die 
Sektionsprotokolle Ottens, so kommt man zu einem merkwürdigen Resultat. Der Haupt- 
bronchus ist der Ausgangspunkt bei dem Hiluskarzinom in allen Fällen, 

beim Oberlappenkarzinom von 7 Fällen 4mal, 
beim Ergriffensein mehrerer Lappen von 6Fällen 3mal. 
Ein Fall scheidet von den 6 Fällen als nicht seziert aus. Obendrein wird auch noch eine Kategorie 
diffuse Bronchialkarzinose geschaffen, obwohl das Sektionsprotokoll wieder lehrt, daß der Aus- 
gangspunkt ein’ großer Bronchus ist. Diese Einteilung nützt garnichts, im Gegenteil, sie wirkt 
direkt schädigend. Es gibt wirkliche Lappenkarzinome und sie allein sind nach der heutigen 
Operationstechnik zu operieren, niemals aber ein Karzinom, das von einem Hauptbronchus aus- 
geht, es sei denn, daß es möglich ist, mittels der Bronchoskopie durch Glühschlinge einen kleinen 
Bronchustumor abzutragen, was bisher einmal gelungen ist. Es muß also das Bestreben des 
Röntgenologen sein, festzustellen, wo der Ausgangspunkt des Tumors ist. Ist das röntgenologisch 
nicht möglich, so muß die Bronchoskopie entscheiden. Auch den Ausdruck Hilus halte ich 


XXXI, 4. * Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren. | 409 


für nicht zweckmäßig. Wenn Krause z. B. die Hiluskrebse von einem Hauptbronchus oder 
von nahe dem Hilus liegenden: Alveolarepithelien ausgehen läßt, so zeigt das die terminologische 
Verwirrung. Geht der Tumor von hilusnahen Alveolen aus, so ist es eben ein Lappenkarzinom 
und kein Hiluskarzinom, ganz abgesehen davon, daß die Alveolarepithelien sehr selten der 
Ausgangspunkt für ein Karzinom sind. Was gar bei Otten das Wort Bronchialkarzinose 
sagen soll, bleibt vollkommen unklar. Nach dem Sektionsbericht ist der Tumor von einem 
größeren Bronchus ausgegangen, hat Mittel- und Oberlappen infiltriert und . alle übrigen 
Lungenabschnitte mit bronchialen und peribronchialen Knoten durchsetzt. Kurzum, wir 
. haben die Vergesellschaftung eines primären Bronchuskarzinoms mit- metastatischer Ausbrei- 
tung auf dem Lymph- oder Blutwege. Wie gar röntgenologisch festgestellt werden konnte, 
daß die peripheren Auffaserungen des Hilustumors den Verzweigungen des Bronchialbaumes und 
nicht etwa denen der Lymphbahnen entsprechen, bleibt unverständlich. Es ist ein Röntgenbefund 
ohne pathologisches Substrat, das auf keinen Fall als eigenes Krankheitsbild betrachtet werden 
darf. Jetzt wird es auch verständlich, warum gerade Otten besonders Oberlappenkarzinome 
beobachtet hat, während Krause u. a. mehr Hiluskarzinome sehen. Die Oberlappenkarzinome 
von Otten sind in der Mehrzahl gar keine Oberlappenkarzinome, sondern Bronchuskarzinome 
und es wird ohne weiteres einleuchten, daB ein im Hauptbronchus entstehendes Karzinom beim 
Fortschreiten natürlich zuerst in den Oberlappen gelangen resp. den Oberlappenbronchus 
verlegen wird. Trennt man dagegen nach pathologischen Gesichtspunkten in Karzinome, die im 
Haupt- und Stammbronchus, von mir in folgendem stets zusammen Hauptbronchus genannt, 
und in solche, die in einem Lappen entstehen, wobei ich den zuführenden Bronchus 1. Ordnung 
zum Lappen rechne, also in Bronchial- und Lappenkarzinome, so ergibt sich für die Lokalisation, 
daß ein Drittel aller Fälle Bronchialkarzinome, der Rest Lappenkarzinome und die später noch 
zu besprechenden selteneren Arten sind. Unter den Lappenkarzinomen sind ungefähr gleich ver- 
breitet Oberlappenkarzinome, Unterlappenkarzinome und die mehrere Lappen betreffenden Kar- 
zinome, so zwar, daß Oberlappenkarzinome, Unterlappenkarzinome, mehrere Lappenkarzinome 
sich wie 61: 56: 50 verhalten (berechnet nach dem Material Adlers), Meines Erachtens ist 
diese zweifache Einteilung die einzige, die auch röntgenologisch in Betracht kommt, und sie 
weist vor allem auf eine Untersuchung hin, die bisher fast ganz vernachlässigt worden ist, näm- 
lich die der Hauptbronchien, d. h. also auf die Durchleuchtung oder Aufnahme im schrägen 
Durchmesser. Ich stelle also die Forderung auf, daß der Röntgenologe nicht so sehr eine Abgren- 
zung des Prozesses lateralwärts suchen soll, sondern vielmehr nach der medialen Seite, und daß 
die endgültige Diagnose erst in Verbindung mit dem übrigen klinischen Befund gestellt wird. 

Die im einleitenden Teil von mir erwähnten Tatsachen führen meistens die an Lungen- 
tumoren erkrankten Patienten sehr spät zum Arzt, so daß wir in der Regel solch ausgedehnte Be- 
funde sehen, wie sie fast ausnahmslos publiziert worden sind. Nur einmal konnte ich in der Lite- 
ratur Frühfälle finden, mit deren Besprechung ich nun zur speziellen Betrachtung der Bronchus- 
karzinome komme. 


Bronchuskarzinom. 


Ephraim (14) hat 191214 sehr instruktive Fälle publiziert, i annk auch deshalb, 
weil sie zeigen, wohin wir kommen, wenn jede Untersuchungsmethode aus ihren Befunden heraus 
' Diagnosen stellen will. In Fall I z. B. handelt es sic hum einen 58jährigen Mann, der seit einiger 
Zeit Blutstreifen im Sputum hat. Tuberkelbazillen werden darin nicht gefunden. Auskultato- 
risch hört man links über und unter der Klavikel verschärftes Inspirium. Der Röntgenologe er- 
hebt folgenden Befund: Links vom mittleren Herzbogenschatten, von diesem durch eine 2 quer- 
fingerbreite Zone normalen Gewebes getrennt, ganz unscharf konturierter Schatten in Größe 
eines kindlichen Handtellers; läßt an Tuberkulose denken, da uncharakteristisch. Broncho- 
skopisch ergibt sich folgendes: Trachea, Bifurkation, rechter Bronchus normal. Im linken an der 
Abgangsstelle des Oberlappens, 31 em von Zahnreihe, graurötlicher, lappiger Wulst, der nach 


410 | on - Schmoller. . XXXI, 4. 


‘vorn Auszackung zeigt. Eine 8 Tage später vorgenommene Probeexzision ergibt histologisch 
Plattenepithelkarzinom. Daraus schließt Ephraim auf die Überlegenheit des bronchosko- 
pischen Verfahrens gegenüber dem röntgenologisehen, weil letztere nur Größe und Form eines 
Tumors erklärt, nicht Natur. Gewiß, die Bronchoskopie kann die Natur eines Tumors durch Ex- 
zision nachweisen, sie kann aber nicht zeigen, wie weit sich der Tumor ausgedehnt hat, und ob er 
operabel ist. Der Röntgenologe hat es in diesem Falle zweifellos versäumt, in einem schrägen 
Durchmesser zu durchleuchten oder eine Aufnahme zu machen, um festzustellen, von wo eigent- 
lich der Schatten ausgeht. Und da er scheinbar über Anamnese und sonstigen Befund nicht auf- 


geklärt war, hat er eine „Verlegenheitsdiagnose gestellt. Bei sorgfältigster Untersuchung hätte. 


der Röntgenologe zweifellos zu folgendem Resultat kommen können: Im linken schrägen Durch- 
messer läßt sich der Schatten im Mittelraum von der Aorta und Herz abgrenzen, scheint dagegen 
von einem Bronchus auszugehen. In sagittaler Strahblenrichtung ergibt sich der oben erhobene 
Befund. Die Bronchoskopie ergab im linken Hauptbronchus Tumor maligner Natur. Mithin er- 
wies sich, daß der Tumor inoperabel war, denn der Röntgenbefund zeigte durch seine Auffaserung 
des Hilusschattens, daß das Karzinom nicht auf den Hauptbronchus beschränkt war, sondern im 
peribronchialen Gewebe fortschritt. Es ist also prinzipiell die Forderung zu erheben, daß röntge- 
nologisch stets versucht werden muß, die Beziehungen zwischen Schatten und Hauptbronchus zu 
klären. Zu diesem Zwecke muß der Patient, wie erwähnt, in einen schrägen Durchmesser ge- 
bracht werden. Nach Albin Hoffmann soll man Bifurkation und Bronchien am besten in 
Position 30 und 45 sehen. Auch weitere Verästelungen treten noch zutage, besonders in Position O. 
Speziell weist Hoffmann darauf hin, daß unter pathologischen Verhältnissen gewisse Teile 
des Bronchialbaumes sehr schön hervortreten und die wichtigsten Anhaltspunkte‘ für die Dia- 
gnostik ergeben können. Natürlich ist für die Praxis eine derartig genaue Einstellung nicht nötig. 
Man wird vielmehr je nach dem sichtbar zu machenden Bronchus einen schrägen Durchmesser 
in der Durchleuchtung gut einstellen und dann eine Aufnahme in forzierter Inspirationsstellung 
machen. Hat man einen solchen verdächtigen Schatten am Bronchus gesehen, geben auch die 
sonstigen klinischen Zeichen einen Anhaltspunkt für Tumor, dann ist die Indikation für die 
Bronchoskopie gegeben. Der Röntgenologe hat weiterhin die Ausdehnung des Prozesses, soweit 
er dazu imstande ist, festzustellen. Prinzipiell muß man sich davor hüten, irgendwelche Rück- 
schlüsse auf die Tumorgröße zu machen, zumal die sekundären Prozesse im Anfangsstadium rein 
örtlich überwiegen. 

Je nach dem Fortschreiten des Prozesses bekommen wir nun die verschiedensten röntgeno- 
logischen Bilder. Ist das Karzinom vom Hauptbronchus in das umgebende Gewebe durchge- 
brochen, so sehen wir röntgenologisch bei sagittaler Strahlenrichtung einen sich peripheriewärts 
auffassenden Halbmondschatten von verschiedener Dichte, je nach dem Grade der Infiltration. 
Natürlich wird in jedem Falle die sogenannte Hiluszeichnung auf der kranken Seite vollkommen 
verdeckt, häufig sehen wir auch schon im Beginn auf der anderen Seite verdächtige Schatten an 
der Lungenwurzel. Sonst aber sind die Lungen, speziell die Spitzen, vollkommen frei. In dieser 
Reinheit wird das Bild kaum getroffen, meist sieht man irgendwelche keilförmigen Schatten- 
vorsprünge, als deren anatomisches Äquivalent man den Ausfall kleinerer Lungenbezirke, die in- 
folge Bronchusverlegung atelektatisch werden, ansehen muß. Ich hatte das Glück, im Rudolt- 


Virchow-Krankenhaus dieses Übergehen eines Bildes in ein anderes an einem Falle studieren zu. 


können (s. Tafel XVI, Fig. 2—4). Ursprünglich imponierte das Röntgenbild als typisches Bron- 
chialkarzinom, das in den unteren Partien der rechten Lunge einen keilförmigen, nicht zu inten- 
siven Schatten aufwies. Nach 14 Tagen bei erneuter Durchleuchtung war das Bild total verändert. 
Statt des halbmondförmigen Schattens sah man einen nach oben scharfbegrenzten Schatten, der 
ungefähr in Höhe der 4. Rippe gradlinig verlief und nach unten bis zum Zwerchfell reichte. Nur 
an der äußeren Thoraxwand war unten ein kleiner keilförmiger Bezirk freigeblieben. Durch 
Drehung und Röhrenverschiebung ergab sich, daß der Schatten von einer Verdunkelung des 
Mittellappens herrühren mußte. Abermals 48 Stunden später war das Bild wieder verändert, 


XXXI, 4. | Die Grundlage _der Diagnose der Lungentumoren. 41 1 


Unterlappen und Oberlappen waren ebenfalls verdunkelt, nur die Lungenspitze war noch etwas 
aufgehellt. Der Schatten war im ganzen nicht so intensiv wie bei großen Ergüssen. Vorgenommene 
Punktionen ergaben nichts. Hier blieb nur eine Annahme übrig, Verlegung des Hauptbronchus, 
und in der Tat, es zeigten sich die bekannten Jacobsonschen Stenosenzeichen, Mediastinal- 
 verschiebung nach der kranken Seite, inspiratorisches Tiefertreten des Zwerchfelles. 


Lappenkarzinom. 

Was als Lappenkarzinom bezeichnet wird, kann sowohl die Fortsetzung des Bronchialkarzi- 
noms als auch ein eigenes Krankheitsbild sein. Unter den zahlreichen Publikationsbildern, die ich 
geprüft habe, fand ich nur eines, das mir ein primäres Lappenkarzinom zu sein scheint (Steyrer 
in Groedels Handbuch, Tafel VIII, Bild 6). Die Gegend des Lungenhilus frei, ebenso liegt 
eine freie Zone links rings um den Herzschatten. Das Herz selber erscheint etwas gedreht. In der 
ganzen linken Lunge fällt eine strangförmige Zeichnung auf, die von Knoten unterbrochen ist. 
Der scharf begrenzte Tumorschatten ist nicht so intensiv, daß er nicht noch die strangförmige 
Zeichnung durchtreten ließe. Es scheint sich also um karzinomatöse Infiltration der Lymph- 
bahnen mit kleineren Tumorknoten zu handeln. Ergriffen dürften alle drei Lappen sein. Am 
häufigsten wird ein Oberlappenkarzinom diagnostiziert werden, weil es beim Fortschreiten des 
Bronchuskarzinoms zum Hineinkriechen des Tumors in den Oberlappenast kommt oder gar zu 
einem Bronchusverschluß. Daran können sich dann die verschiedensten Komplikationen an- 
schließen, als da sind Abszeß, Gangrän, Kavernenbildung mit Pyopneumothorax bei oberfläch- 
licher Lage des Tumors (Weil, Otten, Levy-Dorn), leicht erklärlich durch die mangel- 
hafte Gefäßversorgung des Tumors resp. durch Tumorembolie. 

Ein anderes Bild wieder entsteheht, wenn auch seltener, dadurch, daß der Tumor den 
Bronchialverzweigungen folgt, bis in die Alveolen kommt und sie erfüllt (krebsige Pneumonie), 
ohne infiltrierend zu wachsen. Bas Bild imponiert durchaus nicht als Lungenkarzinom, sondern 
viel eher als zirrhotische Tuberkulose mit stark retrahierenden Prozessen. In einem solchen 
Falle (s. Tafel XVI, Fig. 1) sah ich rechts die ganze Thoraxseite stark verkleinert, 
die Rippen dachziegelartig übereinandergeschoben, das ganze Mediastinum nach rechts ver- 
schoben. Der Unterlappen war kaum vom Zwerchfell zu differenzieren, jedoch nicht gleichmäßig 
verschattet, sondern mit zahlreichen Aufhellungen darin. Die ganze darüberliegende Lunge wies 
zahlreiche kleine Verschattungen, strangförmige Zeichnung bis in die Spitze auf. In der linken 
Lunge und Hilus waren je ein bohnengroßer Schattenfleck zu sehen. Ohne Kenntnis der son- 
stigen klinischen Zeichen war hier keine Diagnose zu stellen, am allerersten konnte man noch an 
Lues denken, die sich gern rechts im Unterlappen lokalisiert. Gegen Tuberkulose sprach die 
Lokalisation im Unterlappen und das fast vollkommene Freibleiben der linken Seite. All diese 
Bilder erleiden eine Komplikation durch die oft sehr frühzeitige Beteiligung der Pleura. In 
50% aller Lungenkarzinome wird die Pleura ergriffen (Herrmann)(19). Hier-heißt die Forde- 
rung für den Röntgenologen, erst das Exsudat ablassen, soweit möglich, um eine Untersuchung zu 
ermöglichen. Auch abgesackte Exsudate bilden sich, da rasch Verwachsungen eintreten. Sehr 
bald kommt es zu starken Retraktionserscheinungen, die Rippen erscheinen dachziegelartig über- 
einandergeschoben, die Interkostalräume verengt, die Trachea nach der kranken Seite verzogen. 
An der Wirbelsäule bildet sich eine Kyphoskoliose aus. Häufig treten noch ungewöhnlich dicke 
Schwarten auf, die das Bild erst recht verschleiern. Das Zwerchfell erleidet natürlich ebenfalls 
Deformierungen und das Mediastinum wird nach der kranken Seite gezogen. 


Multilokuläre Entstehung. | 

Die pathologisch mehrfach erwähnten Krebse mit diffuser PO E und multilokulärer 
Entstehung nach Art des erwähnten Falles von Briese haben in der röntgenologischen Lite- 
ratur bisher keine Erwähnung gefunden. Nach dem pathologischen Bild darf man eine Zeich- 
nung nach Art der Milliartuberkulose erwarten, die Herde nur nicht so scharf begrenzt, aber 


412 Schmoller. XXXI, 4. 


ebenso zahlreich. Die Lungen im ganzen weniger durchgängig als normal. Mehrfach beschrieben 
worden sind Milliarkarzinosen und Lymphangitis carcinomatosa. 


Miliarkarzinose. 


„Meist sekundär, nach Magenkarzinomen. Sehr selten. Reiu hämatogene Aussaat. Nach 
Aßmann soll dieselbe von einer tuberkulösen nicht zu unterscheiden sein. Auf dem von ihm 
publizierten Bilde (Tafel X, Nr. 6) fällt meiner Ansicht jedoch das fast vollkommene Freisein 
der Spitzen auf, während bei Tuberkulose gerade die Spitzen am meisten affiziert sind. Der von 
Weil publizierte Fall läßt infolge schlechter Reproduktion keinen Vergleich zu. Auffallend ist, 
daß aus seinem als Testobjekt benutzten Miliartuberkulosenbild eine allen pathologischen An- 
sichten widersprechende geringere Beteiligung der Spitzen zu ersehen ist. Möglich, daß rein 
technische Gründe (Überstrailung) ausschlaggebend waren. Solche Aufnahmen dürfen nur mit 
weichen Röhren gemacht werden. Das Miliarkarzinosebild scheint eine ganz geringe Beteiligung 
der Spitzen zu zeigen. Eher dürfte röntgenologisch eine Verwechselung mit akuter Bronchiolitis 
möglich sein. Ein Entscheid ist bei dem geringen kasuistischen Material bisher nicht möglich. 


Lymphangitis carcinomatosa. 


Davon zu unterscheiden ist die Lymphangitis carcinomatosa, die ich in ihrer reinsten Form 
zunächst bespreche. Auch diese Form dürfte meistens metastatisch nach Magenkarzinomen ent- 
stehen. Man sieht beiderseits einen beträchtlich verstärkten Hilus und von ihm ausgehend eine 
strang- und netzförmige Zeichnung, die sich peripheriewärts nach allen Richtungen erstreckt. 
Die darin zuweilen auftretenden Knötchen hat AßBmann richtig als Übereinanderprojektion 
von sich schneidenden infiltrierten Lymphgefäßsträngen erklärt. Mehrere von Lorenz neulich 
publizierte Fälle lassen das mit aller Deutlichkeit erkennen. Auch hier ein fast vollkommenes 
Freisein der Spitzen. Das von A B mann Seite 242 publizierte Bild scheint, soweit man erkennen 


'. kann, ein stark vorgeschrittener Fall mit viel sekundären Erscheinungen (Atelektase) zu sein. 


Sekundäre Karzinome. 


Sie bilden verschiedengroße Knoten, die sich je nach ihrer Plattenentfernung darstellen 
oder nicht, im großen und ganzen geringe ’Schattenwirkung haben (Holzknecht). Es muß 
daher möglichst in allen Strahlenrichtungen untersucht werden. Die Untersuchung kann von 
ausschlaggebender Bedeutung für eine Operation sein. Krause fordert daher mit Recht, daB 
man bei jedem diagnostizierten Karzinom stets auch die Lungen auf Metastasen untersuchen soll, 
Dietlen dasselbe, bevor man irgendein Karzinom therapeutisch bestrahlt. 

Große Ähnlichkeit mit Miliartuberkulose sollen nach Dietlen haematogen entstandene 
Sarkommetastasen haben. Die Herdchen sollen weniger gleichmäßig sein und sich rasch inner- 
halb weniger Tage vergrößern. Auch sonst macht Dietlen darauf aufmerksam, dal) die Sarkom- 


metastasen ausgesprochener rund seien als die Karzinommetastasen. Im übrigen zeigen sie meta- 


statisch ganz ähnliche Bilder wie beim Karzinom, Tuberkulose und Lungentumor. 


Differentialdiagnostik. 


Es ist Otten nicht zuzugeben, daß die Unterscheidung der Lungentumoren von anderen 
Erkrankungen auch unter Zuhilfenahme der übrigen Untersuchungsmethoden so sicher wäre, 
daß sich eine Besprechung erübrigt, wobei ich mangels jeder röntgenologischen Kasuistik von 
gleichzeitigem Vorkommen von Tuberkulose und Tumor absehe. Von den verschiedenen Formen 
der Tuberkulose ist in erster Linie differentialdiagnostisch an Hilustuberkulose zu denken. Ein 
© Bild, wie es Aßman n in seiner Röntgendiagnostik (S. 197) abbildet, weist mannigfache Ähn- 
lichkeit mit einem sich ausbreitenden Bronchuskarzinom auf, das auf der anderen Seite aber zu 
Metastasen geführt hat. Gegen Karzinom spricht die besonders rechts zu grobe Auffaserung, so- 
wie das völlige Fehlen irgendwelcher scharf abgeschnittenen Schatten, die auf atelektatische Be- 


a: A el ann ER ic Ak Seller Js 
ST. Bf a Tea a ne 
s's 


XXXI, 4. Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren. | „o 418 


zirke hinweisen, obwohl der Prozeß schon ziemlich weit fortgeschritten ist. Im allgemeinen trifft 


man Hilustuberkulose in einem Alter, wo Karzinome große Raritäten sind, und außerdem ist sie 
isoliert, also ohne sonstige Lungenerkrankung, an sich sehr selten (Bacmeister). Die anderen 
‚Formen der Tuberkulose lassen sich meistens dadurch von Tumoren unterscheiden, daß viel größere 


` Partien als beim Tumor befallen sind, daß man kaum einseitig Prozesse findet, daß die Schatten- 
bildung ganz anders ist usw. Bei Prozessen im Oberlappen prüfe man stets den Zusammenhang 


mit dem Bronchus. Eine möglicherweise ein ähnliches Bild zeigende käsige Pneumönie tritt 
wiederum nicht isoliert im Oberlappen auf, ohne auch sonst in den Lungen Tuberkulöseherde zu 


zeigen. Am leichtesten fällt die Entscheidung bei Unterlappentumoren. Eine isolierte Unter- 
| lappentuberkulose ohne sonstige Herde in den übrigen Lungenpartien dürfte selten vorkommen 


(Levy-Dorn). 


Chronische Pneumonie. 


Hier auch nur den Versuch zu machen, röntgenologisch die beiden Krankheitsprozesse ab 
zugrenzen, ist zwecklos. Man betrachte etwa aus Ottens Arbeit das Bild auf Tafel II, 2 und bei 


Aßmann auf Tafel VIII, 4, und man wird das Aussichtslose des Unterfangens einsehen. Beide 


Male ist die obere Hälfte des rechten Lungenfeldes von einem intensiven, fast gleichmäßigen 
Schatten eingenommen, der nach unten, wenig scharf abgegrenzt ist. Bei beiden die linke Lungen- 


spitze leicht verschattet. Die Lungen an den gesunden Partien auffallend hell. Solche fast iden- 


tischen Befunde dürfen uns nicht in Erstaunen setzen, denn im Grunde ist makroskopisch eine 
Karnifikation der Lunge nichts anderes als eine durch Krebsmassen hervorgerufene Infiltration, 


das Lungengewebe ist durch etwas anderes ersetzt, der Luftgehalt verlorengegangen. Dazu noch 
. die sich im Gefolge einstellenden Retraktionsprozesse, bedingt durch Lungenschrumpfung und 


starke Schw artenbildung an der Pleura. Die Diagnose wird auch sonst noch dadurch erschwert, 
daß in der Anamnese von Lungentumoren zuweilen als Beginn der Krankheit eine Pneumonie 


angegeben wird, und es ist durchaus möglich, daß bei Individuen, die an sich eine Konstitution | 
. zur Krebskrankheit haben, eine Pneumonie das auslösende Agens ist. In neuester Zeit hat 
Deist!) einen Fall von chronischer Pneumonie publiziert, in dem alles in Anamnese und Unter- 
‘suchung auf Tumor hinweist, insbesondere die Röntgenbilder, und erst die mikroskopische Unter- 


suchung klärte das Bild, ein Beweis, daß eine definitive Unterscheidung zurzeit nicht möglich ist. 


An sich ist die primäre chronische Pneümonie selten. Bei kruppöser Pneumonie können sehr ähn- 
liche Röntgenbilder. entstehen, der klinische Verlauf erlaubt aber! ohne weiteres die Unter- 


scheidung. 


Lungenabszeß und - angser 


Diese häufigen Folgen einer Pneumonie sind zwar röntgenologisch sehr schön zur Dar- 


stellung zu bringen, kommen aber auch im Verlauf einer Tumorenerkrankung vor, so daß nur die 


Klinik aus der Anamnese etwas über die Ätiologie sagen kann. Auch Otten weist auf die Un- 


| möglichkeit des Abgrenzens durch einige gute Bilder hin. 


| ns und Schwarte. 


Die im Gefolge von Pleuritiden auftretenden Schwarten ergeben röntgenologisch kein Bild, 


das sich etwa von einem Lungentumor unterscheiden würde, insbesondere deswegen, weil auch 


Lungentumoren häufig Schwartenbildung im Gefolge haben. 

Ein differentialdiagnostisch interessantes Gebiet sind die: Empyeme. Es sind vor allem die 
interlobären Pleuritiden und Empyeme, die mit Lungentumoren verwechselt werden. können. 
Nach Lorenz sind die keilförmigen sowohl unten wie oben ziemlich scharf begrenzten Schatten 
der interlobären Pleuritiden mit der Spitze median gerichtet. Man muß sich aber auf dieses 


1) Klin. Wochenschr., 2. Jahrg., Nr. 12. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. o | Ä 53 


414 í Schmoller. . : XXXĪ, 4 


Symptom nicht unbedingt verlassen, denn ich sah in der Sauerbruchschen Klinik einen Fall, 
‘ in dem die Spitze des Ergusses lateral gerichtet war. Entscheidend ist in jedem Falle der Zu- 


sammenhang des Schattens mit einem Bronchus, worüber die schräge Durchleuchtung Auskunft 
gibt. Otten weist mit Recht darauf hin, daß wohl in den meisten Fällen das Empyem sich vom 


- Hilus und den großen Gefäßen abgrenzen läßt. Und da vorher gezeigt wurde, daß nur in den 


selteneren Fällen Lungentumoren "mitten im Lungengewebe entstehen, die zu Verwechselung 
Anlaß geben könnten, so wird man wohl durch diese Abgrenzung | in der überwiegenden Anzahl 
der Fälle die Raus Diagnose stellen können. 


! Lungenlues und Lungentumor.” 
Das Gebiet ist röntgenologisch bisher. sehr wenig bearbeitet worden, obwohl nach den 


epn, Eee Su ER m. 


‚neueren Untersuchungen Rößles die Lungenlues durchaus keine Seltenheit ist. Es handelt sich . | 


nur um tertiäre Formen, von denen die interstitiell pneumonische Form die häufigste ist. Die ` 


Pleura beteiligt sich oft an dem Prozeß und Schwarten mit starken Verziehungen sind keine 
Seltenheit. Auch Bronchiektasien werden angetroffen und sollen nach Rößle sogar meistens 
syphilitischen Ursprungs sein. Prädilektionsstelle ist der. rechte Mittel- und.Unterlappen. Diese 
Lokalisation ermöglicht allenfalls eine Unterscheidung gegen die Tuberkulose, besagt aber gar 
nichts bei Lappentumoren. Das von Deutsch in den Fortschritten veröffentlichte Bild weist 
nichts auf, was nicht auch bei Tumoren oder chronischer Pneumonie vorkommen kann. Da auch 
las klinische Bild durchaus mit dem von Tumoren (Dyspnoe, Haemoptoe, schleimig eitriger 
Auswurf) verwechselt werden kann, insbesondere der positive Ausfall der Wassermannreaktion 
Tumor nicht ausschließt, weil wir solchen zweifellos auf dem Boden alter syphilitischer Narben 
haben, so kann auch dieses zum Entscheid nicht herangezogen werden. | 
; / Na 


Gummöse Form. ` 


-~ 


Am Lungenhilus, meistens am rechten, sollen nach Schröder und Deutsch Schatten i 
in Dreiecksform entstehen, deren Spitze peripher gerichtet ist. Die Begrenzung ist häufig scharf- 


linig, wie bei interlobären Exsudaten, die Spitze allerdings lateral gerichtet. 


Aneurysma. 


| Am leichtesten läßt sich noch das Aneurysma röntgenologisch vom Tumor abgrenzen. Der 


Schatten verläuft rundlich, ohne irgendwelche Zacken aufzuweisen. Im schrägen Durchmesser 


läßt sich meistens die Verbindung des Schattens mit der Aorta beweisen. Pulsation des Schattens 
ist nicht immer vorhanden, beweist auch nichts gegen Tumor, weil die Aorta zuweilen ihre Be- 
wegung dem Tumor mitteilt, wenn dieser der Aorfa aufliegt. Doch auch hier können all diese 
. Symptome fehlen, wie ein im Virchowkrankenhaus beobachteter Fall beweist. Es handelte sich 
um einen scharf abgegrenzten Schatten von nicht zu großer Intensität, dessen Verlauf ungefähr 


dem linken Oberlappen entsprach. Trotz wiederholter Durchleuchtung im schrägen Durchmesser `- 


konnte kein Anhaltspunkt für Aneurysma gefunden werden. Die Autopsie ergab einen sich in 
den Lungenlappen eingewühltes Aneurysma sacciformis des Aortenbogens von Kleinapfelgröße, 
das den Oberlappenbronchus vollkommen komprimiert hatte. 


Aktinomykose. 


Das T T Material der Aktinomykose ist so gering, daß sich ein Urteil nicht fällen 
läßt. Der von Weber veröffentlichte Fall weist eine entfernte Ähnlichkeit mit Unterlappen- 
karzinom auf. Dagegen sprechen die isolierten Herde an der Spitze. Pathologisch anatomisch 
haben wir Entzündungsprozesse im peribronchialen Gewebe, Knötchenbildung und Binde- 
gewebswucherung, also eine interstitielle Pneumonie, die tumorähnliche Bilder hervorrufen kann. 


XXXI, 4. Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren. 415 


Lungenechinokokkus. 


. Die an sich meist scharfrandigen Schatten des Lungenechinokokkus können dann zur Ver- 
wechslung mit Lungentumor führen, wenn sich in:der Umgebung entzündliche Infiltrate bilden, 
die den Anschein eines infiltrierend wachsenden Tumors erwecken. Da aber die Echinokokken 
meist isoliert im Lungengewebe vorkommen, seltener multipel, die Karzinome in der überwiegen- 
den Anzahl ihren bronchogenen Ursprung nicht verleugnen, also irgendeine Schattenverbindung 
zum Bronchus haben, so dürfte hier meistens eine Differentialdiagnose möglich sein. 


Pleuratumoren. 


Die Pleuratumoren sind recht selten und weder klinisch noch röntgenologisch von Lungen- 
tumoren zu trennen. Differentialdiagnostische Schwierigkeiten machen vor allem die gutartigen 
Rippen- und Lungentumoren, die an einem Ort nahe der Wirbelsäule liegen. Es läßt sich zwar 
grob sagen, ob der Tumor näher oder ferner der vorderen Thoraxwand liegt, ob aber extra- oder 
intrapulmonär, ist im Anfang meistens nicht zu sagen. Solche Fälle sind im allgemeinen selten, 
aber in der Literatur beschrieben (Lars Edling, Hesse). Ebenso schwierig ist die Lokali- 
sierung eines von der Wirbelsäule ausgehenden Tumors. Otten erwähnt den Fall eines breit- 
basig von der Wirbelsäule (2. bis 7. Wirbel) ausgehenden Sarkoms, das die Lunge vor sich her- 
drängte und operativ entfernt werden konnte. Der Tumor war allseitig scharf begrenzt, fiel aber 
nicht mit einem Lungenlappen zusammen. Der Schatten im Röntgenbilde war nicht sehr intensiv. 
Oberlappensarkom und Lungenfibrosarkom waren daher als nächstliegendes auszuschließen und 
andere differentialdiagnostische Möglichkeiten heranzuziehen. Der Fall beweist, daß man in sol- 
chen Fällen auch an Wirbelsäulentumoren denken muß. Bei oberflächlicher Betrachtung hätte 
man auch an Mediastinaltumoren denken können, wenn sich der Schatten nicht von Herz und 
Gefäßen hätte trennen lassen. 


Mediastinaltumoren. 


Mediastinaltumoren sind an sich gegen Lungentumoren meist leicht dadurch zu erkennen, 
‘daß sie durch ihr Vordrängen des Mediastinumschattens einen glatten runden Schattenrand 
zeigen. a | 
Zusammenfassend kann man sagen, daß der von Otten ausgesprochene Optimismus hin- 
sichtlich der röntgenologischen Diagnose von Lungentumoren kaum Berechtigung hat. Nennt 
schon der Pathologe den Lungentumor den Proteus, weil auch am Sektionstisch makroskopisch 
der Lungentumor nicht immer diagnostiziert wird, so kann man nicht vom Röntgenverfahren 
erwarten, daß es mehr leistet als die Pathologie. Vor allem scheint bei diesem schwierigen Krank- 
heitsbild das kasuistische Material zu gering zu sein, um endgültige Typenbilder aufzustellen, 
denn ein Material von etwa 50 Fällen ist bei der Vielgestaltigkeit der Lungentumoren keine 
Anzahl. Mehr aber dürfte die Anzahl der veröffentlichten Bilder kaum betragen. Die Ottensche 
Arbeit ist ein Anfang, kein Abschluß. Was wissen wir bis heute röntgenologisch von der durch- 
aus nicht so seltenen Vergesellschaftung von Karzinom und Tuberkulose? Ich konnte keinen Fall 
entdecken, obwohl z. B. Adler von dieser Kombination zirka 15 Fälle unter seinem Material auf- 
weist. Gewiß, das Röntgenverfahren hat seine Grenzen, aber an diese sind wir noch nicht gelangt. 
Vielleicht, daß wir auch röntgenologisch zu einer Frühdiagnose kommen, wenn es uns gelingt, die 
serologischen Verfahren zum Nachweis von Krebs auszubauen. Aufrecht verspricht sich 
z. B. etwas vom Nachweis des antitryptischen Titres, vielleicht auch, daß wir mit dem Abder- 
haldenschen. Verfahren weiterkommen und die Patienten zeitiger der Röntgenuntersuchung 
zuführen. Auch wenn dieselben nicht absolut eindeutig sind, was’so häufig gegen sie ins Feld 
geführt wird, wären sie sehr wertvoll, denn aus verschiedenen nicht eindeutigen Zeichen läßt sich 
woh] eine richtige Diagnose aufbauen. Und wenn ich jetzt zum Schluß die Zeichen des Lungen- 


tumors zusammenfasse, so sei gleich von vornherein gesagt, nur eindeutige Zeichen können kaum 
53* 


416 = Schmoller. = XXXI, 4, 


angegeben werden, es sei denn, daß man im Auswurf oder durch Probeexzision Tumorbestand- 
teile gewinnt. | 

Nach dem: heutigen Stand kann man sagen, daß es in der überwiegenden Zahl der Fälle 
möglich ist, bei vorgeschrittenen Fällen die Diagnose maligner primärer Lungentumor zu stellen. ` 
Nach dem Vorschlage Levy-Dorns möchte ich folgenden Symptomenkomplex aufstellen: 

" Anamnestisch ist auf folgende .Punkte zu achten: 

1. Beruf: Gewisse Gewerbe: (Steinhauer, Kohlenarbeiter, Bergleute usw.) sowie die Indu- 
striebevölkerung scheinen prädisponiert. | 

2. Geschlecht: Männer werden viel häufiger als Frauen betroffen. 

3. Alter: Durchschnittsalter beim Karzinom Mitte 50, beim Sarkom Mitte 40. Unter 
10 Jahren kommen nur Sarkome vor. 

4. Frühere Krankheiten: Tuberkulose und Syphilis-wie auch Pneumonie, letztere wohl 
‚meistens verkannt, scheinen eine Disposition zu schaffen. 

Im Krankheitsbild ist folgendes charakteristisch: 

Länger bestehender Reizhusten mit geringer Expekteration. 

Nachtschweiße. 

Dyspnoe verschiedenen Grades, die meistens das erste Alarmsignal ist. 

Blutauswurf, später reichlicher Auswurf, der bei wiederholter Untersuchung entweder Fett- 
körnchenzellen oder viele pigmentfreie Epithelien enthalten muß. 

Große, schnell nach Punktion wiederkehrende Exsudate, meist hämorrhagisch. 

Nach Punktion kaum Erleichterung. _ 

Starke Schwartenbildung mit Wirbelsäulenverkrümmung nach der kranken Seite. 

Dachziegelartiges Übereinanderfallen der Rippen. Perkutorische und auskultatorische 
Phänomene ganz außerordentlich verschieden. 

Röntgenologisch bei Bronchusverschluß einer Seite inspiratorische Verziehung des Me- ` 
diastinums nach der kranken Seite, paradoxe Zwerchfellbewegung. Sonst ausgedehnte Verschat- 
tung von Lungenpartien von gleicher und verschiedener Intensität. ` 

'Zuweilen scharfe Begrenzung des Schattens nach einer Seite, häufig entlang dem Lappen- 

verlauf. | 

Fast immer läßt sich bei Schrägdurchleuchtung Zusammenhang. des Schattens mit einem 
Hauptbronchus nachweisen. 

Karzinome mit multilokulärer Entstehung scheinen sich durch Befallensein großer, oft 

-auch beider Lungenpartien auszuzeichnen. Scharfe Abgrenzung der Herde. 

Weit schwieriger liegt die Frühdiagnose, und man kann wohl ohne Übertreibung sagen, 
daß wir hier ganz im Anfang stehen, auch wenn man die Grenze zu den vorgeschrittenen Fällen 
‚gar nicht so eng zieht. 

Perkutorisch und auskultatorisch ist kaum etwas nachzuweisen. 

Röntgenologisch werden meist kleinere Schatten angetroffen, die bei Schrägdurchleuchtung 
den Zusammenhang mit einem Hauptbronchus erkennen lassen. 

Zeigen sich auch sonst noch einige der früher erwähnten Verdachtsmonente, so ist eine 
bronchoskopische Untersuchung möglichst mit Probeexzision vorzunehmen. Die Grenze für 
dieses Verfahren liegt bei Sitz des Tumors im Haupt- und Stammbronchus resp. bei den zu- 
führenden Lappenbronchien. Ist der Sitz dagegen im eigentlichen Lungengewebe, was durch 
negativen bronchoskopischen Befund erhärtet werden müßte, so dürfte es kaum möglich sein, 

= eine Frühdiagnose zu stellen. Aber diese Fälle sind gegenüber den vom Bronchus ausgehenden 
recht gering. ' N 
Die eben gegebenen Bilder treffen in der Hauptsache für Karzinome und Sarkome ziemlich 
gleichmäßig zu. Nur Fibrosarkome machen eine Ausnahme. Sie wachsen nicht infiltrierend, 
sondern verdrängen die Lunge und zeichnen sich röntgenologisch durch scharfe Schattenbegren- 
zung, die.nicht mit den Lappengrenzen übereinstimmt, aus. B 


‘ 


XXXI, 4. Doppelseitige Erkrankung des Os lunatum und Zyste in einem Os naviculare manus. 417 


Nach bisheriger Erfahrung ist die Entstehung der Lungensarkome meist im. Hilusbinde- 
gewebe zwischen den Bronchien oder in den peribronchialen Lymphdrüsen. Die Wachstumtendenz 
der Karzinome ist lateralwärts, der Sarkome, ausgenommen das Fibrosarkom, medial. 


Literatur. 


1. W. Rau, Vergleichende Statistik . . . aus dem Pathologischen Institut des Stadtkrankenhauses 
Dresden-Friedrichstadt. Zeitschr. f. Krebsforschung, Bd. 18. | 
2. Aufrecht, Die Lungenentzündungen. Wien und Leipzig 1919. 
3. P. Krausein Groedels Atlas und Grundriß der Röntgendiagnostik in der inneren Medizin. 
4. Adler, Primary malignant growths of the lungs and bronchi. New York 1912. 
5. Wolff, Der primäre Lungenkrebs. Fortschr. d. Medizin, 1893, Bd. 13. 
6. Nager, Diagnose und therapeutische Anwendung der Tracheo- und Bronchoskopie. 
7. Mann, Atlas zur Klinik der Killianschen Tracheo-Bronchoskopie, 1911. 
8. Kretschmer, Über das primäre Bronchial-Lungenkarzinom. Diss., Leipzig 1904. 
9. Rost, Pathologische Physiologie der Chirurgie. Leipzig 1921. 
0. Lenhartz, Münchn. med. Wochenschr., 1898, Bd. I, S. 28. 
11. Hoeßlin, Das Sputum. Berlin 1921. 
12, Betschart, Über die Diagnose maligner Lungentumoren aus dem Sputum. Virch, Arch., 1895, 
Bd. 142, S. 86. | 
13. A. Fraenkel, Zur Klinik der Lungen und Pleurageschwülste. D. med. Wochenschr., 1911, S. 531, 
Diskussion S. 570. 
14. Ephraim, Zur Frühdiagnose primärer Lungentumoren. Berl. med. Wochenschr., Bd. 49, S. 1167. 
15. Levy-Dorn und Zadeck, Zur Untersuchung mit Röntgenstrahlen des Lungenechinokokkus. 
Berl. klin. Wochenschr., 1899, Nr. 20. 
Levy-Dorn, Zur Röntgendiagnostik der Lungentumoren. Annales de Roentgenologie et 
Radiolgie, Petersbourg 1922. | 
— Zur Röntgendiagnose der Lungentumoren. Verhandl. d. D. R.-G., Bd. XI. 
16. Otten, Die Bedeutung der Röntgenuntersuchung für die Diagnose umschriebener Eiterungen 
der Lungen. F. d. R., Bd. 15. 
— Zur Röntgendiagnostik der primären Lungenkarzinome,. F. d. R., 1909. 
— Die Röntgendiagnose der Lungengeschwülste. F. d. R., Bd. 15. 
17. Deist, Zur Differentialdiagnose Lungentumor und chronische Pneumonie. Klin. Wochenschr., 
2. Jahrg., Nr. 12, S. 550. 
18. Sauerbruch, Handbuch der Lungenchirurgie. 
19. Herrmann, Dtsch. Arch. f. klin. Med., Bd. 63, 1899, S. 583. 


Doppelseitige Erkrankung des Os lunatum und Zyste in einem Os naviculare manus. 
| Von | 
Dr. Franz Wohlauer, Charlottenburg. 
(Hierzu Tafel XVI, Fig. a und b.) 


In den „Fortschritten‘“, Bd. 30, H. 5/6, berichtet Sonntag über 7 Fälle von Malazıe des 
Os lunatum; er bespricht unter ausführlicher Heranziehung der Berichte anderer Autoren die 
Fragen der Ätiologie und Art der Erkrankung, die Diagnose, insbesondere den Röntgenbefund, 
Prognose und Therapie, und kommt in seiner Zusammenfassung zu dem Schluß, daß ein end- 
gültiges Urteil über die Erkrankung noch nicht erlaubt sei, und noch weitere Beiträge wünschens- 
wert sind. | 

Kürzlich hatte ich nun Gelegenheit in meiner Praxis einen einschlägigen Fall zu beobach- 
ten. der außer der Erkrankung des Os lunatum und zwar an beiden Händen eine Schädigung 
des Os nayiculare einer Hand darbot. 


Es handelt sich um einen 35jährigen Mann, der fünf Wochen vor dem Eintritt in meine Behand- 
lung mit Schmerzen im linken Handgelenk, für die er keine besondere Ursache anzugeben weiß, er- 


n nn T a 


u PR 


418 Wohlauer. u XXXI, 4. 


krankt war. Die Schmerzen nahmen allmählich zu, so daß er seine Arbeit aufgeben mußte und sich 
in ärztliche Behandlung begab. Er wurde mit Einreibungen und Massage ohne wesentliche Besserung 
seiner Beschwerden behandelt; nun ordnete der Arzt eine Röntgenaufnahme an, die ich ausführte und 
wies mir den Patienten zur Weiterbehandlung zu. 

Patient, 35 Jahre alt, von Beruf Steinsetzer, ist ein mittelgroßer schlanker Mann von gesunder 
gebräunter Gesichtsfarbe und gesundem Gesichtsausdruck. Er gibt an, daß er vor der jetzigen Erkran- 
kung seiner linken Hand im Alter von 16 Jahren sich die rechte Hand „übergriffen“ habe. Er habe 
starke Schmerzen bekommen, die jeder Behandlung trotzten und mehrere Jahre, allmählich nach- 
lassend, anhielten. Er übte dann seinen schweren Beruf als Steinsetzer aus, bis er plötzlich vor un- 
gefähr 5 Wochen (im April 1923) heftige Schmerzen in der linken Hand verspürte, derentwegen er 
sich zum Arzt begeben und mit der Arbeit aussetzen mußte. Er hatte das Gefühl, als ob ihm bei Be- 
wegungen der Hand insbesondere beim Überstrecken des Handgelenks ein Knochen herausspringen 
wolle. 

An der Streckseite des linken Handgelenks fällt in der Gegend des Lunatum eine Hervorwölbung 
auf, die auf Druck schmerzhaft ist. Die Bewegungsbreite des Handgelenks ist eingeschränkt, insbe- 


"sondere ist die Überstreckung nur um wenige Grade über den gestreckten Winkel möglich. Auch bei 


passiver Bewegung ist die Dorsalflexion nicht in größerem Ausmaße zu erreichen, man hat den Ein- 
druck eines unüberwindbaren knöchernen Hindernisses. Auch die Radial- und Ulnarflexion sind ein- 
geschränkt. Bei den Bewegungsversuchen, die etwas energischer sind, äußert Patient lebhafte 
Schmerzen. Die Haut zeigt keine Schwellung oder Rötung. 

Auch rechts erscheint die entsprechende Stelle etwas verdickt, auch hier ist die Beuge- und 
Streckbewegung eingeschränkt, jedoch nur in geringem Grade. Die grobe Kraft ist beiderseits an- 
nähernd gleich. Schmerzen bestehen rechts nicht. Die Muskulatur beider Arme ist kräftig und gleich- 
mäßig entwickelt. 

Die Röntgenaufnahme des linken Handgelenks ergab folgenden Befund: Das Òs lunatum 
ist in seinem Querdurchmesser stark verschmälert, besonders nach dem radialen Teil hin, nach dem 
Os eapitutum ragt ein Fortsatz hinüber, und nach der Ulna hin endet der Knochen in einem kleinen 
Zäckchen. Die Knochenstruktur ist verwaschen, es wechseln dunklere kalkärmere Streifen und 
Flecken mit dichteren kalkreicheren ab. Im ganzen macht der Knochen den Eindruck, als ob er durch 
äußere Gewalt zusammengeschoben wäre. Der Gelenkspalt zwischen Handwurzelknochen und Radius 
erscheint schmaler als regelrecht, die Handwurzel ist im ganzen etwas ulnarwärts verschoben. 

Rechte Hand: Auch hier ist das Os lunatum verändert. Es hat die Form eines Dreiecks, dessen 
etwas konkave Basis gegen den Vorderarm sieht; der Knochen fällt nach der Ulna hin spitz ab und 
endet hier in einer Zacke, die schmale Seite sieht hier im Gegensatz zu dem linken nach der Ulna hin. 
Im ganzen ist der Knochen breiter als der linke — seine Dichte ist größer als die der anderen Hand- 
wurzelknochen, die Struktur ist verwischt. Außer der Deformität des Lunatum zeigt sich eine auf- 
fallende Veränderung des Navikulare. In seinem zum Radius hin gelegenen Teil findet sich eine un- 


gefähr linsengroße, ovale, scharfrandige Schattenaussparung, die von einem dichteren Knochensaum 


begrenzt ist. Sie. erscheint völlig homogen und zeigt keine Knochenstruktur. Es handelt sich um 
eine Zyste im Knochen. Wir haben somit eine Abweichung beider Lunata und des Navikulare von der 
Norm vor uns. Was zunächst das Os navikulare anlangt, so handelt es sich um Knochenzyste, deren 
Ursprung auf das Trauma des Jünglingsalters zurückzuführen ist. Die Anamnese — die durch Jahre 
dauernden Beschwerden und der Zustand der „Heilung“ mitZystenbildung sind für dieVerletzung resp. 
Fraktur dieses Knochens typisch. Für die Hand hinsichtlich ihrer Gebrauchsfähigkeit hat die Navi- 
kulareverletzung jedoch keine wesentlichen Folgen hinterlassen. 

Nun zu den Ossa lunata. Es besteht eine Form- und Strukturveränderung der Knochen an beiden 
Händen. Rechts eine Dreiecksform des Knochens mit Strukturlosigkeit und stärkerem Kalkgehalt als 
in den anderen Handwurzelknochen. Links eine Verschmälerung des ganzen Knochens mit in ganzen 
geringem Kalkgehalt und Wechsel von kalklosen und kalkhaltigeren Zonen. 

Das linke Os lunatum bietet vollkommen das Bild dar, das Sonntag und die anderen Autoren 
von der Malazie dieses Knochens geben. Anders ist das rechte, welches im Gegenteil eine Verdichtung, 
Verbärtung des Knochens zeigt. 


Jedenfalls aber handelt es sich in dem vorliegenden Falle um eine doppelseitige Erkrankung, 
während in den Fällen der anderen Autoren von Erkrankung einer Seite die Rede ist, und dieser 
Umstand kann einen Fingerzeig für die Erklärung des Wesens der Erkrankung abgeben. Ich 
machte die zweite Aufnahme, weil ich an eine angeborene Deformität dachte, die ich mir durch 
eine parallele Verbildung der anderen Seite bestätigen wollte. Und siehe da, auch rechts zeigte 
sich eine der Form nach analoge, in der Struktur allerdings andere Mißbildung. Es ist auffallend, 


—— 


| > — 


XXXI, 4. Über gesetzgeberische Maßnahmen auf dem Gebiete der medizinischen Röntgenkunde 419 


daß in den meisten Fällen der Literatur nur ein geringes Trauma angegeben wird, das dann zu so 


großen Veränderungen des Knochens geführt haben soll. In’dem vorliegenden Fall hat vor vielen 


Jahren ein geringes Trauma schwere Folgen — eine Fraktur des Os naviculare mit Zystenbildung 
gezeitigt und jetzt ist das Leiden an der linken Hand ohne eine nennenswerte Ursache entstanden. 
Es besteht eine Deformität der Knochen beider Seiten, der Schluß liegt nahe an eine primäre 
fehlerhafte Anlage oder Entwicklungsstörung zu denken — das leichte Trauma trifft auf einen 
primär wenig widerstandsfähigen Knochen und die Auswirkungen sind groß. So mag es damals 
mit dem Os naviculare gewesen sein, auch das Os lunatum mag gleichzeitig betroffen worden 
sein — hier sehen wir den Ausheilungsprozeß der kalkreichen strukturverdickten Knochen. An 
der linken Hand ist der Prozeß frisch — die Atrophie ist vorhanden, die Formveränderung — 
doppelseitig — mag das primäre sein. Es wird von Wichtigkeit sein, den Patienten nach längerer 
Zeit wieder zu untersuchen. Mir scheint hier eine Analogie mit der Köhlerschen Krankheit 
des Os naviculare pedis vorzuliegen. Ich schrieb in einer Arbeit über diese Erkrankung (Zeitschr. 
f. orth. Chir., Bd. 31): „In dem doppelseitigen Vorkommen scheint mir der Schlüssel zu dem 
Wesen der Erkrankung zu liegen, — die anatomische Grundlage des Leidens ist auf eine fehler- 
hafte Anlage, resp. einen Fehler. im Verknöcherungsmechanismus zurückzuführen. Trifft diesen 
primär minderwertigen Knochen nun ein leichtes Trauma, so reagiert er stärker als ein gesunder 
und die Ausfallserscheinungen, Schmerzen usw. treten auf.“ In gleicher Weise läßt sich m. E. 
auch die hier in Rede stehende Krankheitsform erklären. 

Patient hat nach einiger Zeit seine schwere Arbeit als Steinsetzer wieder aufgenommen — 
Schmerzen sind immer noch, wenn auch in geringerem Grade vorhanden. Um ihm bei der Arbeit 
eine Erleichterung zu gewähren, will ich ihm jetzt eine feste Ledermanschette mit Stahlschiene 
gehen, die das Handgelenk in Streckstellung fixiert, ihm jedoch das Aufnehmen und Halten von 
Steinen ermöglicht. | 


Literatur. 


Sonntag, Über Malazie des Lunatum. Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr., Bd. 30, H. 5/6, S. 487, 1923. 
Sehinz, Navikularefraktur mit Höhlenbildung. Zentralbl. f. Chir., 1922, Nr. 24, S. 857. 


Weitere Literatur s. Sonntag. 


(Aus der Röntgenabteilung am Hospital zum hl. Geist in Frankfurt a. M.) 


Über gesetzgeberische Maßnahmen auf dem Gebiete der medizinischen 
Röntgenkunde. 
Von 


Priv.-Doz. Dr. Franz M. Groedel (Frankfurt a. M. u. Bad Nauheim) und 
Dr. Heinz Lossen (Frankfurt a. M.), Vorstände der Abteilung. 


Die junge Wissenschaft der medizinischen Röntgenkunde hat bislang ohne nennenswerten 
Schutz, ohne wesentliche Förderung, aher auch ohne etwelche Einschränkung von seiten des 
Staates und seiner Gesetzgebung sich auswirken können. | 

Schon seit Jahren haben die deutschen Röntgenologen versucht Schutzmaßnahmen gegen 
Auswüchse einzuführen. Nunmehr dürfte es an der Zeit sein, daß das Reich wenigstens zu einer 
Reihe von Fragen als Gesetzgeber Stellung nimmt. In erster Linie fordert dies das Wohl unserer 
Kranken.  Gleichsam als ein Anhängsel mag die staatliche Gebührenordnung im 
Rahmen dieser neuen Maßregeln auf dem Gebiete des Medizinalwesens hier gestreift werden. Alles 
übrige steht in zwingendem logischem Zusammenhang und kristallisiert sich zu den Themen: 
die Röntgenstrahlen als starkwirkendes Arzneimittel (Gift), die Lizenu 


420. | | Groedel und Lossen. XXXI, 4 


der einsehen Röntgenlaboratorien und schließlich die Ausbildung des 


l röntgenologischen Hilfspersonals (die Röntgenschwester). 


1. Die Röntgenstrahlen als starkwirkendes Arzneimittel (Gift). 
Zusammen mit Liniger haben wir!) wohl erstmalig in den letzten Jahren mit allem 

Nachdruck wiederholt auf das traurige Kapitel’ der Röntgenschädigungen hinweisen können und 

müssen. Unser großes Material wird in Bälde der Öffentlichkeit vorgelegt werden können. Wir 


kamen schon früher anläßlich der eingehenden Besprechung des Groedelschen Arbeitsplanes’) 


zur Erkenntnis, daß ein wirksamer Schutz gegen Unheilstiftung mit Röntgenstrahlen nur durch 
eine reichsgesetzgeberische Regelung möglich sei. 


Unsere Schlußfolgerungen, die wohl überlegt sein wollen, und keinerlei Übereilung wegen 


ihrer weittragenden forensischen Bedeutung vertragen, hatten uns zur Ausarbeitung von Unfall- 
und Schadenverhütungsvorschriften geführt. Dem Sinne nach deckten sie sich mit dem, was auf 
der letzten Tagung der Deutschen Röntgen-Gesellschaft Buck y beantragte, die Röntgenstrahlen 


unter die starkwirkenden Arzneimittel zu reihen und ihre medizinische Anwendung sinngemäß . ` 


nach den Vorschriften über denVerkehr mit diesen und den Giften, zu regeln. Gelingt es der 
D. R. G. diese ihre Forderung durchzudrücken, dann bedeutet diese reichsgesetzgeberische Maß- 
nahme den ersten Schritt zur Röntgenschadenverhütung. Damit ist aber keineswegs alles getan, 
sondern die Hauptarbeit gilt es nunmehr erst zu leisten, und die sei im folgenden aufgerissen. 

Nur streifen möchten wir der Vollständigkeit halber den Gedanken, die medizinische An- 


wendung der Röntgenstrahlen sinngemäß drei Bestimmungen des internationalen Übereinkom- . 


mens, betreffend die einheitliche Gestaltung der Vorschriften über starkwirkende Arzneimittel 
vom 29. November 1906, hinzuzufügen. Der Vorbehalt der deutschen Regierung bei der Unter- 
zeichnung des Schriftstücks, das bestimmt ist, den Beschlüssen, die bei der im September 1902 zu 
Brüssel abgehaltenen Konferenz über die einheitliche Gestaltung der Vorschriften über stark- 
wirkende Arzneimittel gefaßt worden sind, die diplomatische Bestätigung zu geben, sieht ja Ab- 
. Änderung vor, die u. a. dem Fortschritt der Wissenschaft Rechnung tragen sollen. 

Nunmehr würden also Röntgenstrahlen nur auf schriftliche, mit Datum und Unterschrift 
versehene Anweisung (Rezept) eines Arztes, Zahnarztes oder Tierarztes verabfolgt werden können. 

Daß die Menge der Röntgenstrahlen, ihre Dosis, nicht oder nur ganz allgemein angegeben 
werden kann, liegt im Wesen dieses Heilmittels, und es muß darüber hinweggesehen werden, wie 
. das auch bei manchen Medikamenten geschehen muß, z. B. den Schilddrüsenpräparaten, dem 
„Neuen Tuberkulin Koch“, dem Diphtherieserum u.a. Hier ergibt sich keine Schwierigkeit. 


Ist aber lediglich mit der Beschränkung der therapeutischen Anwendung des Rönt- 


genlichtes unseren Forderungen Genüge geleistet? Nein. Es ist bekannt, und wird von uns schla- 
gend bewiesen, daß der diagnostische Gebrauch der Röntgenstrahlen ebenso oft und ebenso leicht 
zu den gleichen schweren Schädigungen führen kann, wie die therapeutischen Darreichungen. 

Aber noch ein weiteres! Wem wird mit dieser gesetzgeberischen Maßnahme der Gebrauch 
der Röntgenstrahlen zu medizinischen Zwecken diagnostischer und therapeutischer Art untersagt? 
Lediglich einer kleinen Anzahl von Röntgenlaboratorien, die von medizinischen Laien, darunter 
"sind vor allem: selbständige sog. ehemalige Röntgenassistentinnen bzw. -Schwestern gemeint, die 
sich im Besitz einer Apparatur selbständig gemacht haben, und diese nicht nur den Ärzten zur 
Verfügung stellen, sondern wie es vorkommen soll, auf eigene Faust wie Massage und Gymnastik 
betreiben. Denn daß Laien, also Nichtmediziner, eine Röntgeneinrichtung nicht besitzen dür- 
fen, diese Forderung wäre unsinnig undurchführbar. Dann dürfte eine Kommune, eine G.m.b.H.. 
die ein Krankenhaus ihr eigen nennt, darin kein Röntgeninstrumentarium aufstellen. 


. 1) Sammelforschung über Röntgenschädigung (I. Mitteilung). Verh.'d. Deutschen Röntgen- 


Gesellsch., Bd. XII (12. Kongreß, 1921), S. 61. 


2) Einleitung zum Sammelreferat über Röntgenschädigungen. Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr.. 


Bd. XXX, Kongreßheft 1922, Nr. 3, S. 75. 


pa — 


XXXI, 4. Über gesetzgeberische Maßnahmen auf dem Gebiete der medizinischen 'Röntgenkunde 421 


Die Deutsche Röntgen-Gesellschaft hatte diesen Mißstand gewiß auch im Auge, das, was 
sie aber vor allem anstreben zu-müssen glaubt, ist die Einschränkung des Kreises derjenigen ärzt- 
lich, zähnärztlich und auch eventuell tierärztlich tätigen Personen, die die Röntgenstrahlen als 
Therapeutikum und ebenso als Diagnostikum verabfolgen dürfen auf besonders dazu quali- 
fiziertePersonen, die selbstredend im Besitz der ärztlichen Approbation sein müssen. Und 
dazu gibt der Buckysche Antragkeine Handhabe. Wie wir dieser Forderung unter den heuti- 
gen Verhältnissen gerecht werden können, das soll im zweiten Teil unserer Ausführungen be- 
sprochen werden. 


2. Die Lizenz medizinischer Röntgeninstitute. 


Wir sahen, daß die Einfügung der Röntgenstrahlen unter die starkwirkenden Arzneimittel 
lediglich dazu führt, daß Röntgenstrahlen nur ärztlich Approbierte verordnen dürfen. Das 
daraus resultierende Verbot trifft nur einen kleinsten Bruchteil der Personen, die Röntgenstrahlen 
auch verabfolgen dürfen. Gerade aber die Voraussetzungen für die Verabfolgung erfordern 
Bestimmungen, wie sie im allgemeinen in der Heilkunde bislang nicht üblich waren, aber durch 
die ganz besondere Gefährlichkeit der Röntgenstrahlen für Gesundheit und Leben, sowie die durch- 
aus spezielle Technik ihrer Herstellung und Anwendungsweise gefordert werden müssen. 

Die Verhältnisse liegen hier anders wie sonst im Heilmittelwesen einschließlich des Verkehrs 
mit Giften. Zwei Instanzen betätigen sich auf Grund ihres besonderen Bildungs- 
ganges. Die eine bürgt für die richtige Indikation, dieandere für die exakte 
Anfertigung und Hergabe.der Arznei. Allerdings kommt es vor, daß die Tätigkeit 
des Apothekers vom Arzt übernommen werden muß (z. B. auf dem Lande). | 

Die Röntgenkunde ist aber ein Gebiet, bei dem die Beherrschung einer bestimmten Menge 
theoretischen Wissens, ein großes technisches Können, das zum Teil vor schwierige, sogar nicht 
geklärte Fragen stellt, Voraussetzung ist für die Auswertung diagnostischer Möglichkeiten wie 
therapeutischer Vorteile ohne Schaden zu stiften und im schnellen Tempo technischen wie medi- 
zinischen Fortschrittes nicht rückständig zu werden. Eine befriedigende Verbindung zweier sol- 
cher Gebiete erscheint kaum denkbar, wenigstens nur unter besonderen Umständen. Zumeist wird 
die Röntgenstrahlung ohne genügende Vorbildung verabfolgt. Die richtige Indi- 
kation zu stellen, mag mit Recht oder Unrecht demgegenüber etwas zurücktreten. 
| Stärker und nachhaltiger denn je wird heute die Anschauung vom Facharzttum vertreten. 
Gewiß kraft eines Gesetzes ist es bisher in Deutschland nicht möglich, dem Internisten zu verbieten 
zum Messer zu greifen und sich auch operativ zu betätigen. Er hat vielmehr als approbierte Person 
nach Anhörung einschlägiger Vorlesungen und Teilnahme an technischen Kursen während 
seinerStudienzeit zunächst die gleichen Vorbedingungen zum Chirurgen wie zum Gynäko- 
logen wie zum Facharzt für innere Krankheiten. Das Recht sich Facharzt zu nennen, wird ihn 
lediglich von den Standesvereinen auf Grund besonderer Ausbildung zugebilligt, wobei bekanntlich 
Kombinationen zweier Gebiete nicht gern gesehen werden. Und dieser Druck einer wohldiszipli- 
nierten Organisation genügt durchweg, um Auswüchse hintanzuhalten. 

Die Röntgenkunde hat nun, wie kaum ein anderes Gebiet medizinischen Wissens, fast jeden 
Zweig ärztlicher Krankheitserkennung und -behandlung aufs reichste befruchtet. Über den ver- 
hältnismäßig kleinen Kreis der Fachärzte für Röntgenologie hinaus gibt es einen weiteren Kreis 
von Vertretern der verschiedensten Fächer, die die Röntgenergebnisse: ihres Sondergebietes für 
sich verwenden und diese Kenntnisse bei ihren Kranken verwerten zu müssen glauben. Hierin 
liegt der tiefste Grund, warum für die Röntgenkunde bisher keine so scharfe Betonung fachärzt- 
licher Grundsätze erfolgen konnte. 

Dazu kommt nun noch der Umstand, daß die NichtberücksichtigungderRönt- 
genkunde im medizinischen Studentenunterricht noch eine weitere Verschie- 
bung der Verhältnisse zuungunsten der Röntgenologie notwendig im Gefolge haben muß. 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrehlen. XXXI. 54 


v 


422 á  Groedel und Lossen. Ea XXXI, 4. 


Denn die Ausübung fachärztlicher Chirurgie z. B. ist trotz eines gewissen Maßes von Vor- 
kenntnissen, die man sich in einer Reihe von Jahren zum Staatsexamen erwerben mußte, an eine 
besondere Ausbildung geknüpft. Der Röntgenstrahlen, obgleich sie weder Gegenstand eines Pflicht- 
kollegs, geschweige denn gar der Prüfung sind, darf sich jeder bedienen, soviel und soweit es ihnı 
gut bedünkt. 

Wo bietet sich die Gewähr, daß später die Lücke ausgefüllt worden ist, daß nicht, um noch- 
mals vergleichsweise zur Pharmakologie zurückzukehren, die ja auch Lehr- und Examengegen- 
stand ist, falsche Arzneimittel, in unrichtiger Form, Zusammensetzung, Menge usw. verabfolgt 
werden? Dabei wird nur zu oft stillschweigend angenommen, daß der Vertreter eines Spezial- 
faches, etwa der inneren Medizin, auch die einschlägigen röntgenologischen Kenntnisse besitzt. 
Das ist aber keineswegs immer der Fall. Wir wollen dies Thema hier nicht weiterspinnen und nur 
feststellen, daß den gefürchteten Schädigungen Tür und Tor geöffnet ist. 

Was tun? Gewiß muß die Deutsche Röntgen-Gesellschaft weiterhin versuchen im Lehrplan 
gebührende Berücksichtigung zu finden. Das läge nahe. Wer aber weiß, welche Kämpfe um Lehr- 
stühle für Röntgenkunde und um den medizinischen Röntgenunterricht überhaupt bislang geführt 
worden sind, wird diesen Weg heute noch immer für wenig aussichtsreich bezeichnen. Soeben hat 
Staatssekretär Dr. Becker zur Reform des akademischen Unterrichts erklärt, die medizinische 
Studienreform sei so gut wie abgeschlossen; die neue Prüfungsordnung werde demnächst vom 
Reichsrat erlassen werden (Frkft. Ztg. 1923, Nr. 276, S. 3). In dem Bericht über das Ergebnis 
der kommissarischen Verhandlungen im Reichsministerium des Innern über Vorschläge zur Neu- 
regelung des medizinischen Studiums vom 30. November und 1. Dezember 1922 (s. Ärztl. Vereins- 
blatt Nr. 1271 vom 9. Dez. 1922) ist die Röntgenkunde mit keinem Wort erwähnt. 

Wir haben also in dieser Hinsicht für die nächste Zeit nichts zu erwarten. Wir müssen also 
in der Zwischenzeit andere Mittel ersinnen. 

Es ist uns nun bekannt, zum Teil aus eigener Anhana des einen von uns (G.), daß im 
Staate New York seit längerer Zeit Vorschriften bestehen, nach denen die Anwendung der Rönt- 
genstrahlen sowohl für die Diagnostik wie für Therapie nur in solchen Laboratorien erlaubt ist, 
deren ärztlicher Leiter eine entsprechende Lizenz — einen Erlaubnisschein — besitzt. 

Wir brachten daher als Antrag folgenden Entwurf zu einem entsprechenden deutschen 
Reichsgesetz in der Mitgliederversammlung der Deutschen Röntgen-Gesellschaft zu München ein, 
der zur Annahme kam: 


„im Staate New York bestehen seit längerer Zeit gesetzliche Vorschriften nach denen die An- 
wendung der Röntgenstrahlen sowohl für die Diagnostik wie für die Therapie nur in solchen Labora- 
torien erlaubt ist, deren ärztlicher Leiter eine entsprechende Lizenz erhalten hat. 

Es wird angeregt, sinngemäß auch für das Deutsche Reich ein Gesetz zu erlassen, etwa folgenden 
Inhaltes: 

1. Die medizinische Anwendung der Röntgenstrahlen darf nur auf Grund einer von den Provin- 
zialbehörden der verschiedenen deutschen Länder erteilten Lizenz geschehen. 

2. Die Lizenz kann nur ärztlich geleiteten Röntgeninstituten erteilt werden. 

3. Die Lizenz wird nach Antrag auf Grund eines Zeugnisses erteilt, das von einer Kom- 
mission ausgestellt wird. Diese Kommission besteht aus einem Röntgenfacharzt und einem Röntgen- 
ingenieur, die beide als Sachverständige zu vereidigen sind. Sie geben ein Zeugnis ab in Form eines 
Gutachtens auf Grund einer Besichtigung der technischen Anlagen, unter besonderer Berücksichtigung 
der Schutzmittel und einer, sich über die gesamte medizinische Röntgenkunde unå ihrer theoretischen 
Grundlagen erstreckenden Prüfung. 

4. Die Zahl der Kommissionen zur Erteilung der Lizenz richtet sich in Preußen nach Anzahl der 
Provinzen, in den übrigen Ländern analog den entsprechenden Verwaltungsbezirken. 

5. Die Mitglieder der Kommission werden auf Vorschlag der D. R.-G., die sich durch die örtlichen 
Vereinigungen der Röntgenologen beraten lassen soll, durch die Provinzvorstände, also in Preußen 
durch die Oberpräsidenten ernannt. l 

6. Die Tätigkeit der Kommission wird nach ..... usw. der staatlichen Gebührensätze und den 
ühlichen Reisezulagen usw. vergütet. 

7. Wiederholung der Prüfung ist einmal und zwar nach Ablauf eines Jahres zulässig. 


XXXI, 4. Über gesetzgeberische Maßnahmen auf dem Gebiete der medizinischen Röntgenkunde. 428 


8. Entzogen kann die Lizenz bei Fahrlässigkeit oder Kunstfehlern werden auf Antrag eines der 
Kommissionsmitglieder:). 
9. In Streifällen zwischen den Mitgliedern einer Kommission bzw. der Kommission einerseits und 
dem Antragsteller, entscheidet der zuständige Minister. 


Übergangsbestimmungen. 


Wer zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes 5 Jahre lang als Röntgenarzt tätig war, kann die 
Lizenz auf Antrag lediglich nach Besichtigung des Institutes durch den Ingenieur erhalten.“ 


Wir glauben, nachdem der Weg, wenigstens ein gewisses Minimum an röntgenologischen 
Allgemeinkenntnissen innerhalb des medizinischen Lehrplans zu erlangen, zurzeit nicht gangbar 
ist, nur durch eine staatliche Lizenz unsere Kranken vor den gewaltigen Röntgenschäden bewahren 
zu können. Daß aber der Kampf um Anerkennung der Röntgenkunde als Prüfungsfach weiter- 
gehen und über kurz oder lang zum Ziele führen muß, ist klar. 


3. Die Ausbildung desröntgenologischen Hilfspersonals. 
(die Röntgenschwester). 


In einer Linie mit der gesetzlichen Regelung der Ausübung der medizinischen Röntgenkunde 
durch eigens dazu qualifizierte approbierte Ärzte müssen die Forderungen nach einer geeigneten 
Grundlage der Ausbildung von Röntgenschwestern als unserem Hilfspersonal liegen. 
| Auf die Stellung, Tätigkeit und Pflichten dieses Personenkreises braucht hier gewiß nichi 
eingegangen zu werden. Nur soviel sei gesagt, daß es keineswegs genügt, wenn lediglich der Leiter 
eines Röntgeninstitutes die staatliche Lizenz besitzt, wie sie beispielsweise für die Apotheker er- 
forderlich ist. Analog den sonstigen Gepflogenheiten in der Medizinalgesetzgebung ist auch die 
Unterweisung des gewiß keineswegs entbehrlichen Hilfspersonals nach staatlichen Verordnungen 
zu regeln. 

Es erübrigt sich der Hinweis, daB derartige Erlasse selbstredend nur auf Grund genauer 
Kenntnis der Spezialmaterie nach Anhören der berufenen Instanzen (z. B. die D. R.-G.) gewiß 
auch unter Würdigung allgemeinerer Gesichtspunkte an die Öffentlichkeit gelangen sollten. 

Die Frage wurde akut durch die bekannten Vorschriften für die staatliche Prüfung von 
technischen Assistentinnen an medizinischen Instituten des preußischen Wohlfahrtsministers 
Stegerwald vom 26. August 1921. 

Die Erörterung, die sich daran anschloß, mag füglich übergangen werden. Sie knüpfte daran 
an, daß nach einstimmigem röntgenfachärztlichem Urteil diese Prüfungsordnung nicht erhoffen 
ließ in Zukunft den röntgenologisch tätigen Ärzten besser BUBEN Hilfskräfte zur Verfügung 
stellen zu. können. 

Es erscheint uns aber undenkbar im Rahmen dieser Vorschriften irgendwelche Verbesse- 
rungen anzubringen, vielmehr ist es geboten, im Rahmen der Gedankengänge und Zusammenhänge 
dieses Aufsatzes gleichfalls eine reichsgesetzliche Regelung über die Ausbildung des rönt- 
genologischen Hilfspersonals zu fordern, und wir brachten daher den im nachstehenden abge- 
druckten Antrag ein, der die Zustimmung der D. R.-G. fand: 


‚„Die Deutsche Röntgen-Gesellschaft wurde seinerzeit von dem Herrn Wohlfahrtsminister aufge- 
fordert zur Prüfungsordnung für technische Assistentinnen Stellung zu nehmen. Nach reiflicher Prü- 
fung der Verordnung und der einschlägigen Verhältnisse glaubt die D. R.-G. folgende Leitsätze auf- 
stellen zu müssen: 

1. In den meisten babsrstoren muß die technische Hilfskraft auch Schwesterndienste tun, wie 
den Patienten lagern, entkleiden, Verbände anlegen und abnehmen usw. 

Es verstößt gegen Ethik und Moral, sowie gegen die in der Heilkunde allgemein durchgeführten 
Prinzipien, daß derartige Handlungen von nur technisch ausgebildeten Hilfskräften vorgenommen 
werden. 


1) Dieser Passus findet sich in unserm Antrag nicht. Gehört aber sinngemäß hinein. 
54* 


424 | ~ Groedel und Lossen. XXXI, 4. 


2. Wenn trotzdem solche technische Hilfskräfte nach staatlicher Prüfungsordnung auch weiterhin 
approbiert werden sollten, so dürfen diese also nieht mit dem Patienten in Berührung kommen und nur 


den technischen Teil der Laboratoriumsarbeiten durchführen. 


a) Übrigens ist nicht ersichtlich, warum nur weibliche Hilfskräfte in der Prüfungsordnung be- 
rücksichtigt werden. 

b) Der Ausbildungsplan für technische Hilfskräfte berücksichtigt zu wenig die speziellen Be- 
dürfnisse, denen die Röntgenschwester gerecht werden soll, wie die Ausführungen von Dr. Groedel 
in der Deutschen medizinischen Wochenschrift, 1922, Nr. 1, darlegen. 

3. Lassen sich somit in den meisten Laboratorien die technischen Hilfsleistungen nicht von denen 
des Krankenpflegepersonals trennen, so ist 

a) die Ausbildung von Röntgenschwestern wichtiger als diejenige von rein technischen Gehil- 
finnen (Assistentinnen). 

b) Die Ausbildung einer Röntgenschwester oder eines Röntgenpflegers hat zunächst genau nach 
dem für Krankenpflegepersonal vorgeschriebenen Plan (1 bzw. 2 Jahre) zu erfolgen. Sie gibt somit 
die nötigen Kenntnisse in Anatomie, Physiologie, Krankenpflege, Pathologie, Bakteriologie usw. 
Dieser Teil der Ausbildung ist durch das übliche Examen abzuschließen. 

c) Als Spezialausbildung wäre im zweiten Jahre Physik, namentlich die Elektrizitätslehre, 
photographische Technik und spezielle Röntgentechnik vorzuschreiben, evtl. auch ein 8- bis 14tägiger 
Fabrikkursus. 

d) Hiernach folgt ein Jahr praktischer Tätigkeit in einem Laboratorium als Röntgenschwester- 
schülerin. Die !Ausbildung kann entweder in einem Laboratorium mit gemischtem Bctrieb ganzjährig 
oder geteilt, ein halbes Jahr in cinem mehr diagnostischen und ein weiteres halbes Jahr in einem mehr 
therapeutischen Laboratorium erfolgen. 

e) Am Ende des dritten Jahres erfolgt ein Examen, und nach dessen Bestehen die Approbation 
als Röntgenschwester. | 

f) Das Examen wird vor der Röntgenkommission (s. Antrag Groedel-Lossen über die 
Lizenzerteilung) abgelegt und kann im Falle des Nichtbestehens nach 3 bis 6 Monaten — den Zeitpunkt 

hat die Kommission zu bestimmen — einmal wiederholt werden. 
l g) Die Approbation wird von den Provinzialbehörden erteilt!).“ 


* * 
* 


In einem nur äußeren Zusammenhang mit diesen Fragen steht die Forderung, daß deı 
Honorartarif der D. R.-G., wie er seiner Zeit auf Antrag des einen von uns (L.) eingeführt worden 
ist, auch in die staatlichen Gebührenordnungen Preußens und der übrigen Länder 
eingefügt wird. 

` Die deutsche allgemeine Gebührenordnung war und ist gedacht als Ersatz für die ‚‚von der 
deutschen Ärzteschaft abzulehnenden staatlichen Gebührenordnungen“ (s. Ärztl. Mitteilungen, 
1922, Nr. 55: Dr. Kloberg, Die allgemeine deutsche Gebührenordnung, Jahrgang 1922). Die 
verschärften Kämpfe um die Honorierung von Leistungen an Kassenmitgliedern in den letzten 
Monaten zeigten nur zu deutlich, daß die Kassenverbände nicht geneigt sind von den staatlichen 
Gebührenordnungen abzuweichen. Ohne uns mit den Ausführungen im Ärztl. Vereinsblatt, 1923, 
Nr. 1277, von Dr. A. in D. in Gegensatz zu bringen, gilt es heute die Honorarsätze der ADGO. 336 
bis 872 in entsprechender Form in die staatlichen Gebührenordnungen einzufügen, was auf Antrag 
des einen von uns (L.) mit Hilfe des Leipziger Ärzte-Verbandes nunmehr in Angriff genommen 
werden soll. 

Wir hoffen, daß wir mit dieser Regelung manchen Streit aus der Welt schaffen können. 

Zum Schlusse dieser Ausführungen geben wir gern zu, daß manches, vielleicht vieles, des 
hier Dargelegten korrekturbedürftig und verbesserungs- wie ausbaufähig ist. Uns lag aber in 
erster Linie daran, einmal den ganzen Fragenkomplex gesetzgeberischer Maßnahmen auf Grund 
unserer langjährigen Erfahrungen im Zusammenhang zu skizzieren. 


1) f) und g) stehen in unserem Antrag nicht. Enthalten jedoch nichts grundsätzlich Neues. 


XXXI, 4. Die Gefahren der Kehlkopfschädigung durch Röntgenstrahlen. 425 


Aus der strahlentherapeutischen Abteilung (Leiter: Privatdozent Dr. Halberstaedter) des 
Universitätsinstituts für Krebsforschung, Berlin (Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. Ferdinand 


Blumenthal). 
Die Gefahren der Kehikopfschädigung durch Röntgenstrahlen. 
Von 


L. Halberstaedter. 


In den letzten Jahren sind wiederholt Fälle von Schädigungen des Kehlkopfes beschrieben 
worden, die nach Röntgenbestrahlungen des Halses aufgetreten sind. Es handelte sich hierbei 
nicht nur um Bestrahlungen, die wegen Erkrankungen des Kehlkopfes selbst — insbesondere bei 
Karzinom — ausgeführt wurden, sondern auch um solche bei kehlkopfgesunden Personen, welche 
wegen anderer, zum Teil harmloser Erkrankungen der Hals- und Kiefergegend einer Röntgen- 
behandlung unterworfen wurden. Die Schädigung selbst kann sich in leichten bis mäßigen Graden 
bewegen und vorübergehend sein. Die Patienten klagen dann über zähen, festhaftenden Schleim, 
Heiserkeit und leichte Schluckbeschwerden und zeigen laryngoskopisch stärkere Injektion der 
Kehlkopfschleimhaut und ödematöse Schwellung. Bedrohlicher dagegen sind die stärkeren und 
stärksten Grade, die zur irreparablen Kehlkopfnekrose führen können, mit starken Veränderungen 
aller Gewebe in der Umgebung des Kehlkopfs verbunden sind und zum sicheren Tode führen. 
Während die leichteren und vorübergehenden Störungen wohl schon lange bekannt sind, ohne daß 
ausführliche Publikationen darüber erfolgten, mehren sich erst in letzter Zeit Berichte über die 


. schwersten, tödlichen Röntgenschädigungen des Kehlkopfes. Wenn solche Schädigungen, die dem 


Betroffenen ein entsetzlich qualvolles, unaufhaltsam bis zum Tode fortschreitendes Leiden be- 


reiten, schon bei solchen Patienten höchst bedauerlich sind, die wegen eines Kehlkopikarzinoms 


bestrahlt wurden, so trifft das noch in viel erheblicherem Maße für diejenigen Patienten zu, bei 
denen es sich um harmlosere Leiden und normale Kehlköpfe gehandelt hat. In diese Gruppe ge- 
hören die schweren Kehlkopfschädigungen, die nach Behandlung tuberkulöser Halsdrüsen (H ol- 
felder, Wetzelu.a.) und Aktinomykose (König) beobachtet wurden. Am traurigsten ist 
wohl der von Schmidt (Virch. Arch., Bd. 231) beschriebene Fall tödlicher Kehlkopfnekrose, 
die nach der Röntgenbehandlung einer Sykosis aufgetreten ist. 

Derartige Fälle müssen unter allen Umständen Nachforschungen an ob diese. 
Schädigungen tatsächlich häufiger vorkommen, als man allgemein annimmt und ob sie etwa in 
einem gewissen Prozentsatz unvermeidbar sind. Insbesondere durch die Veröffentlichung von 
v. Hofmeister, der bei einem verhältnismäßig kleinen Material innerhalb eines Zeitraums von 
nur 11 Monaten drei Fälle mit annähernd gleichem Verlauf schwerster, tödlicher Röntgenschädi- 
gung des Kehlkopfes beobachtete, ist die Aufmerksamkeit erneut auf diesen Punkt gelenkt 
worden. Es ist völlig zu verstehen, daß v. Hofmeister auf Grund seiner traurigen Erfahrun- 
gen die Röntgenbestrahlung des Kehlkopfes ablehnt und daß sich die Furcht vor Kehlkopfschädi- 
gungen auf die Bestrahlung der Halsgegend überhaupt ausdehnt. Wir haben daher unser eigenes, 
reichhaltiges Material nach Möglichkeit überprüft. Im Laufe der letzten Jahre haben wir un- 
gefähr bei 500 Patienten die Halsgegend wegen verschiedener Erkrankungen unter Anwendung 
mehrerer Felder bestrahlt, so daß also eine Überkreuzung in der Tiefe des Kehlkopfes möglich 
war. Wir haben in keinem Falle eine schwere Kehlkopfschädigung mit fortschreitender tödlicher 
Nekrose beobachtet. Dagegen sind in mehreren Fällen die oben erwähnten leichten und vorüber- 
gehenden Störungen festgestellt worden. Es ist nun die Frage, inwieweit die Möglichkeit 
einer Kehlkopfschädigung bei Röntgenbehandlung der Halsgegend im Wesen der Technik begrün- 
det ist. Dazu möchte ich die in Betracht kommenden Erkrankungen in einzelne Gruppen einteilen. 


426 | | Halberstaedter. | XXXI, 4. 


-I. Bestrahlung bei kehlkopfgesunden Personen. 


1. Trichophytie und andere Hauterkrankungen der Kinn- und Halsgegend. Die kritik- 
lose Übertragung der Methoden, wie sie bei der Tiefentherapie der Karzinome teilweise üblich 
sind, ist in diesen Fällen gänzlich unbegründet und fehlerhaft. Die Absicht, innerhalb großer 
Küärperabschnitte möglichst hohe Röntgenenergien innerhalb kurzer Zeit gleichmäßig zur Ver- 
‚teilung zu bringen, kommt für die Behandlung von Hautkrankheiten gar nicht in Betracht. Da- 
mit sind auch alle Maßnahmen, die auf Erreichung dieses Zieles ausgehen, als überflüssig und so- 
gar als schädlich anzusehen. Es ist im Gegenteil anzustreben, möglichst geringe Röntgenenergien 
in die Tiefe zu bringen, um die unter der Haut gelegenen, normalen, zum Teil sehr radiosensiblen 
Gebilde nicht unnötig zu bestrahlen. Wir verwenden daher bei der Hauttherapie, einschließlich 
der Epilation bei Bartflechten, nur sehr schwache Filtrierungen, meistens 1 mm Al. Wir bleiben 
ferner mit den Dosen unterhalb der Grenze, bei welcher auf der Haut durchschnittlich ein 
Erythem erzeugt wird. Weiterhin vermeiden wir insbesondere im Gesicht und am Hals Mehr- 
{elderbestrahlung an einem Tage. Bei diesem Vorgehen haben wir, außer rasch vorübergehen- 
den Drüsenschwellungen der Kiefergegend, auch die Störungen leichterer Art nicht gesehen. In 
dem von Schmidt beschriebenen Fall ist dagegen eine Sykosis mit Schwerfilter bei 30 cm Ab- 
stand mit außerordentlich großen Feldern (von den Augen bis zur Klavikula!) von beiden Seiten 
am selben Tage mit je einer ‚‚Volldosis‘ bestrahlt worden. Ich möchte aber außerdem auf Grund 
der sehr rasch einsetzenden heftigen Reaktion noch annehmen, daß eine Überdosierung stattge- 
funden hat und daß die Einstellung besonders ungünstig gewesen sein mag. Kaenıraniren auf 
den Larynx gerichtet?) Ä 

2. Tuberkulöse Drüsen, Lymphogranulom. leukämische Drüsen. 

Diese Erkrankungen bilden eine häufige Indikation für Röntgenbehandlung der Hals- 
gegend. Es handelt sich bei dieser Gruppe um pathologische Gewebe, welche eine genügend hohe 
Radiosensibilität besitzen, so daß man mit verhältnismäßig kleinen Dosen einen therapeutischen 
Effekt erreichen kann. Daher kann dies ohne nennenswerte Hautreaktion und ohne in der Tiefe 
gelegenes normales Gewebe nachweisbar zu schädigen, erfolgen. Es kommt hierbei das Prinzip. 
der Teil- und verzettelten Dosen in Betracht, es sind nicht mehrere Felder an einem Tage zu be- 
handeln, Fortsetzung der Bestrahlungen, Dosengröße, Intervalle haben sich nach dem Erfolg und . 
den evtl. auftretenden Reaktionen zu richten. Falsch dagegen ist massive Dosierung an einem 
Tage mit mehreren Feldern. Auch bei dieser Gruppe können und müssen Schädigungen des Kehl- 
kopfes, ja sogar leichtere Störungen vermieden werden. 

3. Maligne Tumoren. Hierbei kommen in erster Reihe Sarkome und Karzinome des Nasen- 
rachenraumes mit Metastasen am Hals in Betracht, ferner Metastasen der Supraklavikulargegend 
bei Mammatumoren oder Primärtumoren an entfernteren Körperstellen (Hodentumoren). 

Soweit es sich um Sarkome des Nasenrachenraums handelt, ist die Radiosensibilität eine 
:ccht erhebliche, die anzuwendenden Dosen also verhältnismäßig klein. Eine Schädigung des Kehl- 
kopfs läßt sich in diesen Fällen ınit Leichtigkeit vermeiden. Bei karzinomatösen Drüsen kommen 
massivere Dosen in Betracht, wir haben aber auch hier nie mehrere Felder an einem Tage gegeben. 
Stärkere Schädigungen des Kehlkopfs haben wir auch in diesen Fällen nicht beobachtet, trotzdem 
wir größtenteils mit Intensiv-Ref.-Apparat bei 180 Kv., T. S. S., 0,5 Cu. bei 23 bis 30 cm Abstand 
durchschnittliche Feldgröße von 10 cm Durchmesser, drei Einfallsfelder — zwei Seitenfelder, 
ein Nackenfeld — bis zu deutlichem Erythem belastet haben. Allerdings haben wir erstens immer 
nurein Feld an einem Tage bestrahlt, zweitens nie den Hals von vorn bestrahlt und drittens stets 
vermieden, den Fokus über den Kehlkopf zu setzen. Vorübergehende Heiserkeit, leichte Schluck- 
beschwerden sind in dieser Gruppe wiederholt von uns beobachtet worden, ferner starke Trocken- 
heit mit festhaftendem, zähem Schleim. 

Eine Wiederholung der Behandlung darf erst nach völligem Abklingen aller Reaktions- 
erscheinungen vorgenommen werden. Insbesondere ist auf Infiltration des subkutanen Gewebes 


XXXI, 4 Die Gefahren der Kehlkopfschädigung durch Röntgenstrahlen. 427 


in der Unterkinngegend zu achten, bei deren Vorhandensein neue En zunächst nicht 
vorgenommen werden dürfen. 


II. Erkrankungen des Kehlkopfs selbst, die zur Röntgenbehandlung Veranlassung geben. 


1. Tuberkulose. Wie bei allen Formen und Lokalisationen der Tuberkulose dürfen auch bei 
der Kehlkopftuberkulose nur Dosen gegeben werden, welche normales Gewebe nicht schädigen. 
Ebenso wie für die tuberkulösen Halsdrüsen kommt auch hier das Prinzip der geteilten und ver- ` 
zettelten Dosen in Betracht. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der pathologisch veränderte Kehl- 
kopf stärker reagiert als der normale. Tatsächlich sieht man daher hier schon bei verhältnismäßig 
kleinen Dosen &ine Verstärkung der entzündlichen Erscheinungen, ödematöse Schwellung usw. 
Die Dosierung und Verteilung der Bestrahlungen kann in diesen Fällen nur unter steter Kontrolle 
des laryngoskopischen Befundes, nicht der Hautreaktion erfolgen. Dann sind auch in diesen 
Fällen schwere Röntgenschädigungen des Kehlkopfs mit Sicherheit zu vermeiden. | 

2. Kehlkopfkarzinom. Hierbei muß in den Kehlkopf selbst innerhalb einer nicht zu 
langen Zeit eine Dosis gebracht werden, welche schon imstande ist, auch in normalem Gewebe Stö- 
rungen hervorzurufen. Die Vermeidung einer Schädigung ist hierbei also naturgemäß am schwie- 
rigsten. Genaueste Berücksichtigung der Strahlenqualität, der Einstellung und aller Faktoren, 
‚welche die Energieverteilung der Röntgenstrahlen in der Tiefe beeinflussen, ist hier wie bei jeder 
Karzinombehandlung, bei der wir uns stets der Gefahrzone auch für normales Gewebe nähern, 
dringend erforderlich. Auf alle diese bekannten Punkte braucht hier nicht eingegangen zu 
werden. Es ist außerdem zu berücksichtigen, daß selbst bei einem verhältnismäßig kleinen Kehl- 
kopfkarzinom auch die nähere und weitere Umgebung entzündlich verändert ist und dadurch auf 
Röntgenbestrahlung mit gesteigerter Reaktion antwortet. Das heißt also, daß die Dosen, die bei 
kehlkopfgesunden Personen nur zu vorübergehenden, leichten Störungen führen, beim Kehlkopf- 
karzinom schwere und schwerste Schädigungen auslösen können. Daß diese Schädigungen gerade 
am Kehlkopf katastrophal werden, ist bei der anatomischen Lage dieses Organes leicht verständ- 
lich. Das Bestreben, die Karzinomdosis — die es nicht gibt — auch hier zu erzwingen, kann da- 
her beim Kehlkopf außerordentlich gefährlich werden. 

' Im allgemeinen haben wir auch bei der Behandlung der Kehlkopfkarzinome mit 2 Seiten- 
feldern und einem Nackenfeld bestrahlt, aber nie von vorn und den Seiten. Seit Einführung der 
Dessauerschen Verteilungstafeln haben wir die in Betracht kommenden Faktoren so gewählt, 
daß im Kehlkopf 100% nicht überschritten wurde. (Größere Erfahrungen mit Umbau bei Kehl- 
kopfbestrahlungen haben wir noch nicht.) Auch hier haben wir immer nur ein Feld an einem 
Tage bestrahlt. | 

Ebenso wichtig aber, wie die physikalischen Vorarbeiten für die Dosierung ist die genaue 
klinische Kontrolle der eintretenden Reaktion, und zwar nicht nur der Hautreaktion, sondern des 
laryngoskopischen Befundes. Ferner muß in dem Vorhandensein eines indurativen Ödems der 
Unterkinn- und Kehlkopfgegend ein Warnungsignal gesehen werden, das nicht vernachlässigt 
werden darf. Nach Bekanntwerden der ersten ‚Kehlkopfschädigungen sind wir bezüglich der 
wiederholten Bestrahlung bei Kehlkopfkarzinom besonders vorsichtig geworden und legen 
auf die dauernde laryngoskopische Kontrolle den größten Wert. Wir haben gelernt, daß bei der 
Behandlung des Kehlkopfkarzinoms die Möglichkeit einer Schädigung im Wesen der röntge- 
nologischen Technik bei der Karzinombestrahlung im allgemeinen, und in den Sonderverhält- 
nissen des Kehlkopfkarzinoms begründet ist. Es ist entschieden ein Verdienst von v. Hof- 
meister und Jüngling, daß sie uns die Gefahren gezeigt haben, denen man bei der Be- 
strahlung des karzinomatösen Kehlkopfes ausgesetzt ist. 

Die vorliegenden Erfahrungen zeigen, daß sich diese Gefahren vermeiden lassen und die 
Furcht vor denselben nicht auf alle Röntgenbehandlungen der Halsgegend übertragen werden darf. 


428 Strauß, XXXI, 4. 


Aus der Röntgenabteilung der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das ärztlich-soziale Versorgungs- 
wesen (Vorstand: Ober-Reg.-Med.-Rat Dr. Straub). 


Über verschiedenartige Empfindlichkeit gegen Röntgenstrahlen. 
Von | | 
Otto Strauß. 


Über das tatsächliche Vorhandensein größererindividueller Schwankungen 
in der Empfindlichkeit gegen Röntgenstrahlen ist viel gesprochen worden. Leider 
sind die Erörterungen hierüber aus den ruhigen Bahnen, in denen sie hätten geführt werden 
müssen, etwas verdrängt worden. In der Praxis ergab sich oft die Notwendigkeit, die Frage einer 
verschiedenartigen Empfindlichkeit im Zusammenhang mit Begleit-. 
umständen zu erledigen, die einer objektiven Betrachtung abträglich waren. 
Meistens waren und sind es forensische Fälle, in denen der Gutachter sich über diese Frage 
zu äußern hat. Lassen sich nun aus der Arbeitsweise des beklagten Röntgenologen irgendwelche 
Verstöße gegen bekannte Erfahrungssätze nicht nachweisen, so bleibt ja schließlich dem 
Gutachter keine andere Wahl mehr alseineerhöhte Empfindlichkeit anzunehmen. Für 
die wissenschaftliche Beurteilung sind solche forensisch erledigte Fälle nur in sehr 
begrenztem Sinne zu verwenden. Nach unserem Gerichtsverfahren muß der klageführende 
Teileinen Kunstfehler beweisen können, um ein ihm günstiges Urteil herbeizuführen. Wenn 
ihm nun dieser Nachweis nicht gelingt, so ist damit noch lange nicht gesagt, daß nicht trotzdem 
eine technisch vermeidbare Schädigung während der Bestrahlung stattgefunden hat. 
Es braucht dabei den betreffenden Röntgenologen gar keine Schuld zu treffen; denn der Schädi- 
gungsmöglichkeiten gibt es viele, über die man erst mit der Zeit Herr zu werden vermag. Es 
gelingt also dann in einem solchen Falle nur nachzuweisen, daß gegen den beklagten Arzt kein 
Vorwurf zu erheben sei, nicht aber ist hieraus der Schluß zu ziehen, daß eine Überemp- 
findlichkeit des Patienten vorgelegen hat. Ich glaube daher, daß es zweckmäßig ist, aus der 
ganzen Betrachtung einer verschiedenartigen Strahlenempfindlichkeit alle gerichtlich erledigten 
Fälle auszuscheiden. Bei ihnen haben beide Teile nur das Interesse, ein Vorliegen oder 
Nıchtvorliegen eines Kunstfehlers zu beweisen. Hierauf sind alle Angaben zuge- 
schnitten. Der beklagte Arzt würde sich ja selbst belasten und der Gegenpartei schwere Angritfs- 
waffen in die Hand geben, wenn er auf irgendeine — ihm nur nicht mehr nachweisbare — Unter- 
lassung in seiner Darstellung hinweisen würde. | 

Ist also die VerkettungvongerichtlicherErörterungund wissenschaft- 
licher Betrachtung in diesem Falle der objektiven Würdigung hemmend im Wege, so 
ist es nicht viel anders bei jedem anderen Fall von schwerer Röntgenverbrennung. 
Auch der unparteiischste Beobachter gibt es ungern zu, eine irgendwie vermeidbare 
schwereSchädigung verursacht zu haben, wo erzuhelfen beabsichigte. Das ist psychio- 
logisch zu leicht verständlich. Ich erinnere nur daran, daß man bei Bekanntwerden der ersten 
Darmverbrennungenernstlich an das Vorliegen einer Dysenterie dachte und man den 
Umstand, daß derartig geschädigte Patienten aus ruhrinfizierter Gegend stammten, benutzte, um 
dieGrundlosigkeitder Annahme einer Darmverbrennung durch Röntgenstrahlen 
zu beweisen. So spielte uns die vorgefaßte Meinung einen üblen Streich, von der schon Scho- 
penhauer sagte, daß sie täglich unseren Intellekt betört und besticht. 

Am leichtesten kann man sich über diese unendlich kompliziert liegende Frage ein objektives 
Urteil bilden, wenn man nur die Fälle in Betracht zieht, in denen es zu einer ernstlichen 


(y . 


XXXI, 4. Über verschiedenartige Empfindlichkeit gegen Röntgenstrahlen. 429 


Schädigungnicht gekommen ist und bei denen wir in ruhiger Überlegung alles auszuschalten 
vermögen, was evtl. durch eine andere Anordnung unsererseits hätte vermieden werden können. 
Unter dieser Voraussetzung und fernab von allen vorgefaßten Auffassungen, möchte ich mich in 
diesem Zusammenhange mit dem diskreditiertesten Begriff unserer ganzen Betrach- 
tung der Strahlenwirkung, mit der Vorstellung der Idiosynkrasie befassen. Das Gespenst 
Idiosynkrasie — teils Popanz, teils Sündenbock — ist heute — wie Wetterer in seinem aus- 
gezeichneten Handbuch sagt — etwas gegenstandloses. Es gibt keine Idiosynkrasie, 
das ist die herrschende Auffassung, ich selbst!) habe sie bei früherer Gelegenheit in Abrede 
gestellt. 


Nicht ganz findet diese Auffassung heute ungeteilte Anerkennung. Z. B. glaubt Bucky, 
daß man eine Idiosynkrasienichtganzin Abrede stellen kann, wobei er natürlich nicht die 
Auffassung vertritt, daß irgendeine kleine Strahlenmenge, die jeder andere folgenlos verträgt, 
zu schweren Verbrennungen Anlaß gäbe. Aber darum handelt es sich hier zunächst gar nicht. 
Es ist lediglich die Frage zu erörtern: gibt es Menschen, die die Röntgenstrahlennicht 
vertragen, genau wie es Individuen gibt, die auf gewisse Arzneien und Genußmittel 
In unangenehmer Weise reagieren. Um auf diese Frage antworten zu können, eignen sich die 
Erfahrungen, die wir bei Röntgenverbrennungen der Haut gemacht haben, eigentlich am schlech- 
testen. Wir haben es bei der Haut immer mit einem gewissen Latenzstadium zu tun. Die 
Haut ist ferner ein Organ, das vorher und nachher allen möglichen schädigenden 
Einwirkungen ausgesetzt ist. Hier können Sensibilisierungen der verschiedensten 
Art stattfinden, wie ich sie auch schon zu beobachten Gelegenheit hatte, die aber mit Idiosynkrasie 
nichts zu tun haben. 


Um die Annahme einer Idiosynkrasie gerechtfertigt erscheinen zu lassen, bedarf es einwand- 
freier Beobachtungen über Erscheinungen, die das Latenzstadium überspringen und 
diestürmischauftreten. Eine Idiosynkrasie muß einen akuten,explosiven Cha- 
rakter tragen, wenn sie glaubhaft erscheinen soll, sie muß ferner mit demselben Mittel 
wiederhervorrufbar sein. Eine irgendwie bleibende Schädigung, eine nachteilige Folge 
ist dabei gar nicht notwendig. 


Ich möchte nun 2 Beobachtungen mitteilen, die in diesem Zusammenhang von. Interesse 
erscheinen. 


Es handelt sich das eine Mal um eine Bauchfelltuberkulose, in der gewöhnlichen 
Weise bestrahlt werden sollte. (Auf technische Einzelheiten gehe ich, da sie belanglos sind, nicht 
näher ein.) Die soeben begonnene Bestrahlung mußte abgebrochen werden, da 
einstürmisch einsetzender Röntgenkater mit stärkstem Erbrechen ein- 
trat,.dererst nach 8 Tagen wieder abgeklungen war. Der Kranke hatte noch nicht '/,, der HED. 
erhalten. Es handelt sich hier um einen sehr neurasthenischen Patienten. Der zweite Fall betrifit 
einen Kollegen. Derselbe ist körperlich sehr kräftig entwickelt, sportsmäßig durchgebildet, hat 
den Krieg als aktiver Offizier in der Front mitgemacht. Bei einer Höhentour hat er durch die 
Sonneneinwirkung sich eine Blepharitis zugezogen. Wenn der Kollege bei einer Durchleuchtung 
am Röntgenschirm steht, entwickeln sich bei ihm sofortstärkereBeschwerdenamLid 
"undandenKonjunktiven ,gleichzeitigtritteinGefühlderÜbelkeitundErbrechen 
ein. Er ist dadurch außerstande, Röntgendurchleuchtungen anzuwohnen. 


Es fragt sich nun, ob man berechtigt ist, diese Fälleals Idiosynkrasien anzusprechen. 

Wie ich bereits bemerkte, handelte es sich im ersten Falle um einen starken Neurasthe- 

niker. Eine Mitwirkung psychischer Faktoren ist hier in Berücksichtigung zu ziehen. 

Bemerkenswert ist nur das akute Einsetzen des heftigen Erbrechens, der starke 

Erregungszustand usw. Eindeutiger liegt der andere Fall. Hier bestehen regelmäßig 
1) M. m. W., 1920, Nr. 27. 

; 


Fortschritte a, d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. | 55 


430 z Strauß. | Ze XXXI, 4 


wieder einsetzende örtliche und allgemeine Erscheinungen, die auf eine Überempfindlich- 
keit gegen Röntgenstrahlen hindeuten. Ich möchte daher in der ganzen Idiosynkrasiefrage mich 
der Auffassung Buckys anschließen. Eine größere Bedeutung besitzt sie mit Sicherheit nicht, 
es gibt jedoch Einzelfälle, bei denen eine gewisse Empfindlichkeit besteht. Ob eine 
solche Empfindlichkeit so weit geht, daß sie zuHauterscheinungen führen kann, daß sie 
 zueiner Verbrennung die Veranlassung gibt, ist eine ganz andere und für mich nicht beant- 
wortbare Frage. Es ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß man bei wirklich überemp- 
{indlichen Individuen gar nicht dazu kommt eine Schädigungsdosis zu ver- 
abreichen,dadieAllgemeinerscheinungen viel zu früh einsetzen. Mehr läßt sich 
“ im Moment nicht dazu sagen. 

Mehr gefestigt sind heute unsere Kenntnisse über die Verschiedenartigkeit der 
Hauttoleranz gegen Röntgenstrahlen. Diese kann in weiten Grenzen schwanken. Die schon 
5 Jahre zurückliegende Bemerkung von Krönig und Friedrich, daß der Grad der Haut- 
empfindlichkeit um 200 bis 300% differieren kann, hat sich in der Folge als zutref- 
fend erwiesen. Es sind Fälle bekannt, wo eine irrtümlicherweise applizierte doppelte HED. 
ohne Folge verlief. Es sind aber auch Beobachtungen darüber vorhanden, daß die Haut 
schon auf unter der HED. liegende Dosen starke Reaktionen zeigte. Um hier zu einer richtigen 
Feststellung des Tatbestandes zu gelangen, ist es durchaus erforderlich, daß man hier alle Be- 
strahlungsfälle außer Betracht läßt, bei denenschoneinmalRöntgenlichtinAnwen- 
dung gekommen ist. Die Hautstelle, auf welche eine HED. einmal appliziert wurde, hat 

niemehrdienormale Widerstandsfähigkeit. Seit uns die Erfahrung gelehrt hat, 
daß noch nach 11 Jahren (und wer weiß, ob nicht noch nach längerer Zeit) Spätulzera ander 
Haut auftreten können, muß man stets an die Kumulativwirkung denken. Die Verbren- 
nungserscheinungen, die bei kunstgerecht ausgeführten Serienbestrahlungen gelegentlich 
beobachtet sind, sind zweifellos meistens auf Kumulation zurückzuführen. Aus diesem 
Grunde soll man, wenn die Frage der verschiedenartigen persönlichen Toleranz 
der Haut erörtert wird, nur von erstmals bestrahlten Fällen sprechen. -Nach meiner persön- 
lichen Erfahrung kann man öfters eine Schwankungsbreite der Toleranz nach oben als nach 
unten beobachten. Die Fälle, in denen die Haut eine höhere Dosis als die HED. verträgt, sind 
zahlreicheralsderumgekehrte Fall. Das ist zwar sehr erfreulich und in gewissem Sinne 
auch beruhigend für die Praxis, aber die Umkehrung kommt auch vor. Bis jetzt habe ich aber noch 
keinen Fall gesehen, in dem die einmalige Verabreichung einer HED. zu einer Verbrennung 
geführt hat. Indessen möchte ich eine Angabe machen, die mir sehr bemerkenswert erscheint. 

Bei der Behandlung des Magenulkus pflege ich stets % HED. auf die Haut zu verabreichen. 
Ich erlebte es dabei einmal, daß sich im Anschluß an die Bestrahlung sehr starke Erschei- 
nungenentwickelten. Es entstand eine sehr intensive Rötung mit ödematöser 
Schwellung und Schmerzhaftigkeit. Es entwickelten sich Bläschen. Die Epi- 
dermisstießsichinweitem Umfang ab. Nach einigen Wochen ging der Zustand in völlige 
Heilung über, es bestand nur noch starke Pigmentierung. Es hatte sich also eine Reaktion dritten 
Grades gebildet, wie man sie auch nach Applikation einer vollen HED. nur als unangenehme Bei- 
gabe empfunden hätte. Ich zweifele nicht daran, daß in diesem Falle die Verabreichung, 
einer ganzen HED. zu einer Ulkusbildung geführt hätte. Irgendeine Erklä- 

= rung über diesen eigenartigen Zwischenfall vermag ich nicht zu geben. Es gelang mir auch nicht 
ein einziges, sonst in Betracht kommendes Schädigungsmoment festzustellen, es han- 
delte sich um eine reine persönliche Toleranzverminderung. Eine derartige ge- 
ringe Toleranz gegen Strahlung ist beim Gesunden bis jetzt noch nicht beobachtet. Bekannt ist 
uns nur die geringe Widerstandsfähigkeit der Haut der Basedow k ran ken gegen Bestrahlung. 
Nach Fried ist bei diesem Leiden die Haut über der Brust um 10%, die Haut über den 
Hals um 20% strahlenempfindlicher. Das wäre noch an sich eine wenig be- 
deutende Toleranzverminderung, denn Schwankungsbreiten von 10 bis 15% liegen 


XXXI, 4. Über verschiedenartige Empfindlichkeit gegen Röntgenstrahlen. 491 


Innerhalb der Norm. Wesentlich anders gibt Salzmann die Strahlenempfindlich- 
keitder Basedowkrankenan. Nach seinen Beobachtungen kann schon ein % H E D. beim 
Basedowkranken zur Verbrennung führen, während umgekehrt die Myxödematiker 
sehrhoheRöntgendosen anstandslos vertragen. | 

In dem von mir mitgeteilten Fall, an dem schon * HE D. eine so außerordentlich starke 
Reaktion hervorgerufen hat, konnte ich keinerlei Anzeichen einer Basedowschen Krankheit oder 
_ eine Abortivform derselben wahrnehmen. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß die Thyreoidea 
sich nicht doch in einem Reizzustand befunden habe. Wenn man erst einmal an diese Möglıch- 
keiten denkt, dann dürfte es auch nicht allzu schwer sein, durch verfeinerte Untersuchun gs- 
methoden sich ein Urteil über die Funktion der Thyreoidea zu verschaffen und auf diese Weise 
Überraschungen zu entgehen, deren Eintreten für uns so viele Unannehmlichkeiten mit sich 
bringen. | | 

Ich bin damit am Ende meiner Betrachtung. Wir ersehen daraus, daß es unbedingt erforder- 
lich ist, noch mehr als bisher bei der Festsetzung der Dosis zuindividualisieren. Daß das 
eine Erschwerung unserer Arbe itsweise bedeutet, ist selbstverständlich. Aber man darf 
nicht verkennen, daß die Röntgenologie eine junge Wissenschaft ist. Die Beschäfigung mit den 
Röntgenstrahlen selbst macht uns fortgesetzt mit neuen Erscheinungen bekannt, die Verwendung 
der extrem hohen Dosen zeitigt Folgezustände, die uns zu denken geben. Ich erinnere nur an die 
DarmnekrosenyBlasenulzera, Kehlkopfschädigungen,indurativePro- 
zesse an den Lungen, alles schwere und oft zum Tode führende Prozesse, deren Vermeidung 
_ wir zurzeit noch nicht mit Sicherheit dem Bestrahlten in Aussicht stellen können. Ganz noch in 
der Entwicklung begriffen und auf kleinsten Kreis beschränkt sind unsere Vorstellungen der 
Strahlenwirkung auf das Gefäßnervensystem. Nicht viel anders liegt es mit der 
Beurteilung des Strahleneinflusses auf die Kapillaren. Hier sind uns noch viele 
Faktoren konstitutioneller Art unbekannt, manches kann man ahnen, sicheres wissen wir nicht. 
Nach dieser Richtung wird sich auch die Frage der Idiosynkrasie noch aufklären, 
vielleicht gelingt es uns dann auch, jene verhängnisvollen Spätschädigungen zu vermeiden, 
denen wir heute doch noch einfach ratlos gegenüberstehen. 

Wir sind in der Beurteilung der Röntgenschädigungen heute in einer neuen Epoche an- 
gelangt. Der Kunstfehler, die vermeidbare Verbrennung wird seltener. Die 
öffentlich ausgesprochene Ansicht der Deutschen Röntgen-Gesellschaft, daß die Beschäftigung 
mit den Röntgenstrahlen in ihrer praktischen Anwendung’durchaus der Vornahmeeiner O pe- 
ration gleichzuachten ist, wird ihre genügende Wirkung tun und die mangelhaft 
Ausgebildeten abschrecken, dieses hochdifferente Mittel anzuwenden. Damit entfallen die 
vermeidbaren Schädigungen. Um so bedeutungsvoller werden für uns dieerschreckenden 
Strahlenwirkungen,, die entstehen trotz der subtilsten Anwendungen und mi- 
nutiösesten Handhabung der strahlenden Energie. Ihr gelten unsere For- 
schungsarbeiten und in diesem Sinne halte ich eine Erörterung des Idiosynkrasiebegrif- 
fes und eine vertieftere Kenntnis der persönlichen Empfindlichkeit für 
unerläßlich. 


55* 


432 = | E Nemenow. XXXI, 4. 


Aus dem Staatsinstitut für Röntgenologie und Radiologie in Petersburg 
(Direktor: Prof. M. Nemenow). 


Unsere Gesichtspunkte bei der Strahlentherapie der Hypophysentumoren. 
| Von 
M. Nemenow. 


Die moderne Klinik kennt kein krankes Organ; sie kennt nur den kranken Menschen. 
Leider aber trifft man ziemlich häufig in der Fachliteratur und besonders nicht selten in der 
Röntgenliteratur Veröffentlichungen, welche nur von der lokalen Behandlung dieses oder jenes 
Organes sprechen, ohne Rücksicht zu nehmen auf den gesamten Organismus. 

Besonders ist es aber wichtig, ja unerläßlich, bei der Behandlung irgend eines Organes mit 
innerer Sekretion den Zusammenhang und die Rückwirkung derselben auf die gesamte Kette 
der endokrinen Organe im Auge zu behalten. Es gibt ja keine isolierte Erkrankung eines endo- 
krinen Organes. Jede Veränderung einer endokrinen Drüse ruft diese oder jene Veränderung in 
der gesamten Kette hervor. Es mögen diese Veränderungen physiologischer, pathologischer Natur 
oder hervorgerufen durch unser therapeutisches Handeln sein. 

Mit anderen Worten, wenn wir zur Pathologie übergehen, es stellt jede Erkrankung einer 
endokrinen Drüse eine polyglanduläre Erkrankung dar. \ 

Leider ist es noch eine sehr schwierige, ja manchmal eine unerfüllbare Aufgabe, allen 
diesen Veränderungen im Organismus nachzugehen, da die Funktion der endokrinen Drüsen noch - 
wenig erforscht ist, ebenso wie ihr Zusammenhang untereinander. 

So auch bei der Akromegalie und der anderen Symptomkomplexe, welche mit der Erkran- 

kung der Hypophyse verbunden sind. Was für reiche klinische Bilder, was für Mannigfaltigkeit 
der Kombinationen von Symptomen kann man hier auffinden. Um alle diese komplizierten Bilder 
. zu verstehen und richtige Wege bei der Behandlung zu wählen, müssen wir uns jedesmal klar- 
machen, welcher Teil der Hypophyse vom krankhaften' Prozesse ergriffen ist, und nach Möglich- ° 
keit feststellen, welcher‘ Natur der Prozeß ist. 

Das ist ja nicht immer leicht. Nicht weniger wichtig ist aber festzustellen der Zustand der 
anderen endokrinen Drüsen, was auch nicht immer leicht ist. Allerdings gibt es ein Drüsenpaar, 
welches so gut wie immer mehr oder weniger in den Prozeß hineingezogen ist. Ich meine die Ge- 
schlechtsdrüsen, — die Hoden und die Eierstöcke. 

Wie bei dem Symptomenkomplex, welchen wir Akromegalie nennen, so auch bei dem, 
. welcher unter dem Namen Dystrophiaadiposo-genitalis bekannt ist, haben wir immer 
eine Herabsetzung der Geschlechtsfunktion. | 

Besonders ist sie stark ausgesprochen bei der Dystrophiaadiposo-genitalis, wie 
schon der Name es ausdrückt. 

Aber auch bei der Akromegalie sehen wir immer im Verlaufe der Krankheit eine mehr oder 
weniger starke Hypofunktion der Geschlechtsdrüse. Sicher sind auch die Schilddrüse und die 
Thymus in diesem oder jenem Falle bei der Akromegalie beteiligt, gewöhnlich im Sinne der Hypo- 
funktion, ebenso die Nebenniere usw. In jedem Falle besteht unsere Aufgabe in der genauen 
Untersuchung der Funktion sämtlicher endokrinen Drüsen, soweit es möglich ist. Und zwar 
müssen wir feststellen, ob die entsprechende Drüse im Zustande der Hypofunktion oder Hyper- 
funktion sich befindet. Und danach müssen wir auch unser therapeutisches Handeln gestalten. ` 
Unser Angriffspunkt soll nicht nur die Hypophyse sein, sondern auch die anderen erkrankten 
Drüsen. Es ist ja natürlich nicht immer möglich die Funktion der entsprechenden Drüsen herab- 
-~ zusetzen oder sogar zu heben. Nur dann, wenn wir imstande sein werden uns in jedem Falle eiy 
Bild über den Zustand der verschiedenen Drüsen zu verschaffen und diesen Zustand nach Be- 
lieben zu ändern, wird unsere Therapie der Erkrankungen der endokrinen Drüsen eine radi- 
kale sein. 


» 


XXXI, 4. Unsere Gesichtspunkte bei der Strahlentherapie der Hypophysentumoren. 483 


Aber schon jetzt haben wir Mittel, um wenigstens die Funktion einiger Drüsen zu ändern 


und dem Organismus mitzuhelfen das Gleichgewicht herzustellen. Diese Mittel sind die Strahlen- 


therapie und die Organotherapie. 

Von diesem Standpunkte ausgehend, haben wir an unserem klinischen Material versucht 
bei der Akromegalie und bei der Dystrophia adiposo-genitalis nicht nur die erkrankte Hypophyse, 
sondern auch eine Reihe anderer endokriner Drüsen in Angriff zu nehmen. Vor allen Dingen 
haben wir versucht die erloschene oder stark herabgesetzte Funktion der Geschlechtsdrüsen zu 
heben, und zwar durch Röntgenbestrahlung. 

Meine experimentellen Untersuchungen bei der Röntgenbestrahlung der Hoden haben mich 
zum Anhänger derjenigen Autoren (Regaud,TandlerundGroß,BoinetAnceleu.a.), 
welche die innersekretorischen Funktionen der Hoden den Leidigschen Zellen zuschreiben, 
gemacht. | 

Bei mittelstarker Bestrahlung der Hoden können wir die samenbildenden Zellen zu vorüber- 
gehender Atrophie bringen, während die Leidigschen Zellen ihre Funktion stärker entfalten. 

Ebenso steht es auch mit den Eierstöcken. Wir sind der Meinung, daß bei der schwachen 
Bestrahlung der Eierstöcke, so z. B. wie sie in der ersten Ära der Myombehandlung geübt wurde, 
nur die menstruelle Funktion leidet infolge der Follikelatrophie. Die innersekretorische Funktion 


der Eierstöcke wird nicht nur nicht geschädigt, sondern gehoben. Der Geschlechtstrieb so be- 


strahlter Frauen, wie systematische Nachfragen, welche am Materiale meiner Klinik gemacht 
wurden (S. Sandberg, Annales de Roentgenologie et Radiologie, T. I), beweisen, wird ge- 
hoben, ebenso die Lebensfreude und die Autoerotik. Im selben Sinne sprechen die ren menellen 
Untersuchungen von Steinach und Holzknecht. 

‘ Wir betrachten diese Einwirkung der Strahlen auf die Geschlechtsdrüsen nicht etwa als 
eine „Reizwirkung‘“ im Sinne von Stephan, sondern als eine elektive Wirkung der Strahlen 
auf die samenbildenden Zellen und die Follikel. Als Folge der Vernichtung der genannten Zellen 
bekommen die weniger eifpmdlichen innersekretorischen Elementen die Möglichkeit ihre Funk- 
tion zu erhöhen. 

Viel weniger sicher können wir auf die anderen endokrinen Drüsen wirken, im Falle, wenn 
wir ihre Funktion erhöhen wollen. 

Und im Gegenteil ist unsere Aufgabe leicht, falls wir irgendeine Drüse zur Atrophie 
bringen wollen. Die Erhöhung der. Funktion einer Drüse, ihre „Reizung“, ist gar nicht so einfach, 
wje sich es. manche vorstellen wollen. Auch wenn wir zugeben werden, daß es eine Reizdosis gäbe, 
sc ist unbedingt diese Reizdosis verschieden für verschiedene Gewebe und wir sind nicht imstande 
diese Reizdosis in jedem Falle zu bestimmen. 

Die herabgesetzte endokrine Funktion einer Drüse werden wir auch, wie schon oben an- 
gedeutet, durch Organtherapie zu heben versuchen. 

Ich will jetzt an einigen Beispielen unser Verfahren illustrieren. Ausführlich wird unser 
Material demnächst von meiner Assistentin Dr. Jugenburg in | unserer Zeitschrift (Annalen 
der Röntgenologie und Radiologie) veröffentlicht werden. 

Unsere Technik ist folgende: Wir kombinieren prinzipiell die Röntgenbestrahlung mit 
Radiumbestrahlung um, falls eine Rachendachhypophyse vor hanaen ist, dieselbe sicher mit- 
zubestrahlen. 

Das Radiumpräparat, entsprechend armiert, führen wir mittels eines B elo q u es schen 
Röhrchens unter das Rachendach und kontrollieren seine Lage am Durchleuchtungsschirm. .Wir 
verwenden gewöhnlich zwei Röhrchen à 50 mgr Radiumbromid in Messingfilter von 1 mm Dicke, 
welche wir 12 bis 20 Stunden liegen lassen. 


Die Röntgenbehandlung wird bei uns nach den Regeln der modernen Tiefentherapie geübt. . 


Wir verwenden gewöhnlich 4 Felder: 2 von den Schläfengegenden, 1 von der Stirn und 1 vom 
Schädeldach über der Sella. Höchstens brauchen wir drei solche Serien, welche wir in Abständen 
von 3 bis 4 Monaten geben. Wir filtrieren durch 0,5 mm Zn. + 3 mm Al. und geben auf jedes 
Feld */, HED., dabei erhalten wir an der Hypophyse 90 bis 100% HED. 


434 | Nemenow... l XERKA. 


Bei Bestrahlung der Ovarien verfahren wir folgendermaßen. Wir bestrahlen jedes Ovarium 
für sich und geben auf jede Seite, je nach der Dicke der Kranken !/, HED; jedes Ovarium be- 
kommt also '/, bis !/, HED. ; 

Im Dezember 1921 wurde in meine Klinik eine 30jährige nicht verheiratete Zahnärztin 
aufgenommen. Sie bot typische Symptome der Akromegalie. Sie erkrankte vor 4 Jahren, als sie 
bemerkte, daß ihre Hände und Füße stark an Größe zugenommen hatten; sie mußte immer größere 
Stiefel und Handschuhe sich anschaffen. Es vergrößerte sich die Nase, die Lippen und die Stimme 
wurde grob. Sie konnte immer schlechter lesen; gleichzeitig trat Amenorrhoe ein. Dafür aber 
sind seit 3 Jahren periodische Blutungen aus dem Mastdarm eingetreten, welche 7 bis 10 Tage 
andauern. Leidet an starken Kopfschmerzen. Gesichtsfeld beiderseits bis 5 Grad begrenzt. 

Röntgenographisch ist eine sehr stark erweiterte und vertiefte Sella turcica, mit destruier- 
ten Processus clinoidei, starke Pneumatisation der Schädelhöhle und Prognatie festgestellt worden. 

Aus dem Status wäre noch hervorzuheben etwas unterentwickelte äußere Genitalien, kleiner 
atrophischer Uterus und Haarwuchs am Kinn. 

Am 13. 11. 100 mgr Radiumbromid unter die Keilbeinhöhle für 16 Stunden. Am 24., 25. 
und 26. 11. vierstellige Röntgenbestrahlung der Hypophysengegend. Am 27. 11. tritt zuerst nach 
4jährigem Ausbleiben menstruelle Blutung aus der Scheide auf, welche 11 Tage andauerte. Am . 
7.12.BestrahlungbeiderOvariendurch 2 Felder. Auf jedes Feld je ?/, HED. Bald nach 
dieser Bestrahlung tritt eine eklatante Veränderung in der Stimmung der Kranken ein. Die ge- 
wöhnliche deprimierte und apathische Stimmung schwindet. Die Kranke legt lebhaftes Inter- 
esse für ihre Person an den Tag. Erst jetzt bemerkt sie, daß sie häßlich geworden ist, sie weint, 
obwohl das physische Selbstbefinden sich bedeutend gebessert hat. Der Kopfschmerz ist ge- 
schwunden; sie kann viel besser lesen. Für 5 Monate hat sie die Klinik verlassen und war völlig 
als Zahnarzt arbeitsfähig. Die Menstruation regelmäßig, aber dabei kommt auch Blut aus dem 
Rektum. Die ausgefallenen Haare an den Bestrahlungsfeldern wuchsen gut nach. Die Hände 
und Füße sind stark abgeschwollen. 

Sie bekam noch eine Serie Röntgen- und Radiuinbestrahlung der Hypophysengegend und 
eine Bestrahlung der Ovarien. Nach 8 Monaten eine dritte Serie und wiederum eine Bestrahlung 
der Ovarien. Interessant ist hervorzuheben, daß unmittelbar nach der zweiten Bestrahlungsserie 
eine stürmische Reaktion eingetreten ist mit Erbrechen, starkem Kopfschmerz und starker Häma- 
turie. Die letztere hielt 4 Tage an und verschwand allmählich. Außerdem tritt bei der Kranken 
Glykosurie auf, welche bei kohlehydratloser Diät schwindet. | 

Jetzt, nach einem Jahre und 8 Monaten, fühlt sich die Kranke sehr wohl, ist absolut arbeits- 
fähig. Gesichtsfeld so gut wie normal. Menstruation ziemlich regelmäßig. Schenkt ihrem äußeren 
Aussehen viel Aufmerksamkeit. Haare sind nachgewachsen. In unserem Fall ist besonders her- 
vorzuheben die Hämaturie, welche meines Wissens, noch nie im Verlaufe der Akromegalie be- 
schrieben wurde. Allerdings sind von Giavedoni Blutungen in das Nierenparenchym nach 
Injektion von Hypophysenhinterlappenextrakt beschrieben worden. 

In unserem Fall also konnte die Hämatnrie als Überschwemmung des Blutes mit Hinter- 
lappenhormonen unter der Wirkung der Röntgenstrahlen erklärt werden. 

Sie könnte vielleicht. als vikariierende menstruelle Blutung aus den Nieren een 
werden. Die Blutung, wie die Zystoskopie festgestellt hat, stammt aus beiden Nieren. 


Der nächste Fall weist noch in größerem Maße den polyglandulären Charakter de Erkran- 
kung auf. 


Es handelt sich um eine 27jährige Arbeiterin, welche am 5. 8. 1922 in die Klinik aufpe- 
nommen wurde. Die Kranke entwickelte sich normal, menstruierte seit dem 16: Lebensjahr regel- 
mäßig. Sie verheiratete sich im 20. Lebensjahr. Seitdem hörte die Menstruation auf. Es tritt 
seitdem auch Schwäche, Unlust zur Arbeit und leichte Ermüdung ein. Sie’ bemerkte, daß’ sie 
immer dicker wurde, besonders aber vergrößerten sich die Hände und die Füße so, daß sie immer 


XXXI, 4. Unsere Gesichtspunkte bei der Strahlentherapie der Hypophysentumoren. 435 


größere Stiefel und größeren Trauring brauchte. Ebenso vergrößerten sich die Nase und die 
Lippen, so daß sie schlecht sprechen konnte. Außerordentlich starker Kopfschmerz. 

Status: Die Kranke unter Mittelgröße, mit stark entwickeltem Fettpolster, kurzhalsig, 
Gesicht stark gedunsen, Nase und Lippen treten stark hervor. Zunge groß; Hände und Füße nicht 
proportional groß und machen ebenso wie das Gesicht einen ödematösen Eindruck. Ödem aber 
besteht nicht. Die Haut ist stark pigmentiert, von schmutzigbrauner Farbe. Die Schilddrüse 
scheint absolut atrophisch zu sein. Die Kranke sieht gleichzeitig myxömatös, etwa 50 Jahre alt, 
aus. Die Mammae sind gut entwickelt, und bei Druck entleert sich milchartige Flüssigkeit. 
Röntgenographische Untersuchung: Sella turcica außerordentlich stark entweitert und vertieft; 
besonders ist Verdünnung des Bodens der Sella festzustellen, starke Pneumatisation des Schädels. 
Aus dem sehr interessanten Status, welcher, wie oben angedeutet, von Dr. Jugenburg ausführ- 
lich veröffentlicht wird, ist noch hervorzuheben die Blutformel, welche 50% Lymphozyten auf- 
~ weist; Reflexe träge, Romberg stark positiv; kann nicht gehen; immer schläfrig und teilnahmlos. 

Gynäkologische Untersuchung: Porto vaginalis atrophisch; Uterus klein, atrophisch; 
Adnexe nicht fühlbar. 

Vom, 13. bis 15. 7. 1922 vierstellige Bestrahlung der u Schon nach 
5 Tagen Nachlassen des Kopfschmerzes, welcher später schwindet. Die Verstopfung, an 
welcher die Kranke litt, hört auf. 

Am 1. 8. 1922 Radiumtherapie. Zweite Serie vom 17. bis 24. 2. 1923. Allmählich bessere 

sich der Zustand der Kranken. Sie kann mit Hilfe der Wärterin gehen, Kopfschmerz nach- 
gelassen. 
' 9. 3. Bestrahlung der Ovarien. Nach einigen Tagen tritt eine bedeutende Besserung ein. 
Kann ohne Stütze herumgehen; spricht mehr. Seit dieser Zeit ändert sich der ganze Habitus und 
die Stimmung der Kranken. Sie findet sich häßlich; sie möchte nicht ohne Arbeit liegen, weint 
und klagt über Einsamkeit. 

6. 5. Aus der Nase fließt in größeren Mengen Zerebrospinalflüssigkeit, Am 14. tritt zum 
erstenmal nach 7 Jahren Menstruation ein. 8. 6. Es ist starke sexuelle Erregung festzustellen, 
was, wie die Kranke mitteilt, ihr auch vor der Erkrankung nie vorgekommen ist. Die Kranke 
masturbiert. | 

Inzwischen wurde die Thymusgegend bestrahlt. Die Lymphozytose ist von 50 auf 30% 
heruntergegangen. Die Kranke fühlt sich außerordentlich gut, völlig arbeitsfähig, verrichtet 
ziemlich schwere Arbeit im Institutsgarten. Das Ausfließen der Zerebrospinalflüssigkeit erklären 
wir uns dadurch, daß die Kommunikation, welche zwischen der Sella und der Keilbeinhöhle durch 
Hineinwachsen der Geschwulst entstanden war, durch Einschmelzen der letzteren die Möglichkeit 
des Herauskommens durch die Nase gegeben hat. 

Diese Beispiele genügen, um unsere Technik zu illustrieren. Die Bestrahlung der Ovarien 
hat bei richtiger Technik unbedingt einen großen Einfluß auf den Gang der Krankheit und auf 
die Psyche der’ Kranken. 

Hier beobachten wir dasselbe, was wir häufig bei der Behandlung der monkaike Frauen 
beobachtet haben. Nach der Bestrahlung der Ovarien schwindet die psychische Depression wie 
durch Zauber. Durch diese Bestrahlung helfen wir der unmittelbaren Einwirkung der Strahlen 
anf den Hypophysistumor nach. Wir unterbrechen den Circulus vitiosus, welcher zwischen der 
Hypophyse und den Keimdrüsen besteht. Wir sahen, wie in dem zweiten angeführten Fall, wo 
gleichzeitig mit den klassischen Symptomen der Akromegalie sich Symptome von Myxödem be- 
fanden, die gleichzeitige Bestrahlung der Hypophyse, der Eierstöcke und des Thymus prompte 
Besserung, ungeheure Abschwellung der gedunsenen Glieder und ganz außerordentliches Steigern 
des sexuellen Triebes hervorgehoben wurde. 

Wie schon oben erwähnt, besteht unser Problem bei Erkrankung der innersekretorischen 
Drüsen nicht nur in der Bestrahlung derselben, sondern in der gleichzeitigen FANWIERUNE auf 
die mit ihnen i immer in a stehenden endokrinen. Organe. 


436 | = Wernscheid. | XXXI, 4. 


Aus der Röntgenabteilung (Leiter: Prof. Dr. Levy-Dorn) und dem pathologischen Institut - 
(Prosektor: Dr. Cristeller) des städtischen Rudolf-Virchow-Krankenhauses, Berlin. 


Das gemeinsame Vorkommen von Lungentuberkulose und Ulcus pepticum auf - 
Grund autoptischer und röntgenologischer Befunde. | 
l l Von 
= Dr. med. Hans Wernscheid, etatsmäßiger Volontär-Assistent. 


Virchow erklärte das Zustandekommen des Ulcus pepticum durch lokale Ernährungs- 
störungen, wobei er im besonderen noch an krampfhafte Zusammenziehungen örtlich dachte. 
Talma erblickte die Ursache in neurogenen Vagusschädigungen. V. Bergmann sieht in den 
Kranken mit Ulcus pepticum „vegetativ stigmatisierte Individuen“ und faßt dann den erweiterten 
nenrogenen Begriff als eine ,Disharmonie im viszeralen Nervensystem“ auf. In letzter Zeit be- 
tonen Singer, Reiter und Holler besonders den mediastinalen Entstehungsmodus, und er- 
klären das Zustandekommen des Ulcus pepticum durch Schädigung des Vagus infolge tuberku- 
löser Noxen im Mediastinum, die oft in keiner Weise schwerwiegend sind. Eine „geringgradige 
Adenitis“ ‚genügt nach Holler, ohne schwere makroskopische sichtbare Schwartenbildungen. 
Die Autopsie soll dabei nach Marcovich durchaus nicht einen rechten Einblick gewähren. In 
seiner jüngsten Abhandlung über das Duodenalgeschwür bezeichnet R. Schmidt die Vagus- 
störungen als hypothetisch, die mit der Ulkusgenese dazu noch hypothetisch in Zusammenhang 
gebracht worden wären. Selbst bei lokalen tuberkulösen Vagusadhäsionsprozessen sei es durchaus 
nicht erwiesen, daß ein Ulcus pepticum nun ursächlich darauf zurückzuführen sei. Sch m id t be- 
tont infolge von 100 Eigenbeobachtungen das mechanische Moment, das auch durch Aschoff 
gegenüber der vielleicht etwas zu sehr betonten neurogenen Theorie wieder in den Vordergrund 
gestellt worden ist. Auf Grund dieses Widerspruches in den Anschauungen habe ich die Sektions- 
befunde vom 1. Januar 1919 an bis jetzt einer genauen Durchsicht unterzogen und das Vorkom- 
men von Ulcus ventrie et duodeni einerseits und Lungentuberkulose anderseits vermerkt. Dabei 
bin ich mir bewußt, daß wegen des Verlaufes des Vagus stets nur Schlüsse mit Vorbehalt aus den 
Untersuchungen abzuleiten sind. Auf das Vorkommen von Karzinomen wurde gleichfalls geachtet. 
Schmidt sieht im Ulcus und Ca. „Äste am gemeinsamen Stamme der Entzündung“, wobei 
zwischen beiden sehr selten ein Übergang besteht. Berücksichtigt wurden nur die Befunde vom 
16. Lebensjahr an. Unter 4600 Obduktionsbefunden befanden sich 673 mit tuberkulösen Verände- 
rungen älteren und subakuten Verlaufes, dazu kommen 43 miliare und 237 Fälle von Lungen- 
und Darmtuberkulose zugleich; im ganzen also 953 Fälle = 20,7%. Außerdem waren noch 
401 Befunde mit Adhäsionen leichter und schwerer Natur vorhanden. An Ulcera ventriculi fan- 
den sich 167, Narbenveränderungen eingerechnet; Ulcera duodeni traten 52mal auf. Hart fand 
unter 3058 Leichen 6,9% Magenulzera und 5,3% Duodenalulzera (zit. nach Gruber). Gruber 
hält diese Zahlenangaben für wahrscheinlich richtig. Bei meinen Befunden ergibt sich 2,75% für 
das Magenulkus und 0,88% für das Duodenalulkus. Letztere Zahl hatte genau auch Kirsch in 
München gefunden (zit. nach Gruber). Von meinen 167 Magenulzera fanden sich 87 bei Lun- 
genaffektionen im weiteren Sinne (= Tuberkulose + Adhäsionen). Sichere Lungenlappentuber- 
kulose bestand bei 32 Fällen = 19,1%; Hilustuberkulose in 19 Fällen = 11,4%, zusammen =30,5%. 
Die Berechnung bei Einziehung der Adhäsionen, die vielfach an den vorderen medialen Lungen- 
rändern nach den Protokollen bestanden, ergibt 52%. Holler und Veezler (zit. nach Mar- 
kovieh) fanden 63% Magenulzera mit tuberkuloser klinischer Ätiologie. Sichere T.ungentuber- 
kulose bei Duodenalulkus bestand 14mal = 26,9%, geschwollene Hilusdrüsen mit Anthrakose so- 
wie Adhäsionen 15mal = 28,8%, zusammen 55,7%. Die Zahl der Karzinome betrug 182, und zwar 
63 bei sicheren tuberkulösen Lungenveränderungen = 34,6%. Die Tuberkulose war 2mal kaver- 
nös, 2mal peribronchitisch unter den 63 Fällen, sonst ausgesprochen chronischen narbigen, zun: 


XXXI, 4 Das gemeinsame Vorkommen von Lungentuberkulose und Ulcus pepticum usw. 437 


Teil kalkigen Charakters. Im Gegensatz dazu waren die tuberkulösen Veränderungen bei Ulkus 
in weit größerer Zahl schwerer Natur. Adhäsionen fanden sich 29mal, so daß im ganzen bei 
92 Ca.-Fällen 50,5% Lungenveränderungen bestanden. Ulcus ventriculi et duodeni zugleich fand 
ich 5ınal, 3 mal bei Lungenadhäsionen, 2 mal ohne eine Veränderung an den Lungen. Diese 
5 Fälle sind nicht mit in der Statistik berechnet. Schmidt prägte den Satz: „Wer ein Magen- 
oder Duodenalgeschwür hat, bekommt keinen Magen- oder Duodenalkrebs.‘“ Ich fand dreimal ein 
Ulkus und Ca. zugleich am Magen. Der 1. Sektionsbefund lautet: multiple Ulzera an der kleinen 
Kurvatur, eins in Vernarbung. Markstückgroßes kallöses Ulkus mit derbem infiltriertem Rand 
und krebsiger Degeneration am Pylorus. Röntgenologisch war ein Ulcus ad pylorum angenommen. 
Der Kranke wurde operiert (Prof. Mühsam) und kam zu Exitus. Im 2. Fall ein Skirrhus und 
ein pfennigestückgroßes Schleimhautulkus. Im 3. Falle bestand folgender Befund: alte gutgeheilte 
Gastroenterostomia anterior mit Braunscher Anastomose; Ulkusnarbe nahe dem Pylorus; diffuser 
Medullärkrebs der ganzen Magenwand einschließlich Pylorus. Mikroskopisch: In der Umgebung 
des Magengeschwürs nur kleinzellige Infiltration aber keine Ca.-Zellen: in größerer Entfernung 
vom Ulkus infiltrierend vordringende polymorphe Ca.-Zellen. Daß auch einmal die Möglichkeit 
vorkommt, daß ein Ulkus selbst durch Tuberkulose entsteht, möglicherweise zu einem bestehenden 
Ulcus noch sekundär tuberkulöse Veränderungen hinzutreten können, beweisen folgende beiden 
Beobachtungen, von denen der 2. Fall wegen der etwas eigenartigen Anamnese im klinischen Ver- 
laufe vielleicht verdient, näher beschrieben zu werden. 1. Beobachtung: Magenulkus mit unter- 
minierten Rändern, wobei Tuberkulose festgestellt wurde. 2. Fall: 5Sjährige Patientin, bis dahin 
stets gesund, bekommt plötzlich beim Bücken Schmerzen in der Magengegend, hat dann drei 
Monate nach dem Essen längerdauernde Schmerzen; bei der Aufnahme hühnereigroßer Tumor- 
paipabel in der Magengegend. Die Röntgenplatte zeigt einen etwas eigentümlichen Defekt am 
Pylorus, so daß eine Wahrscheinlchkeitsdiagnose auf Ca. gestellt wurde. Operation durch Prof. 
Unger ergab einen Tumor genau am Pylorus mit einem dicken Drüsenstrang. Mikroskopische 
Untersuchung: Die Pylorusschleimhaut enthält ein tuberkulöses Ulkus mit frischen Tuberkeln 
unter der Schleimhaut. Auch die drei Lymphknoten zeigen käsige Tuberkuloseherde. Übergang 
eines Ulkus in Ca. wurde in keinem Falle sicher beobachtet. Ein Patient mit Sanduhrmagen im 
Röntgenbilde hatte eine langjährige Ulkusanamnese. Bei der Operation ergab sich ein Karzinom. 
Anscehützund Konjetzny sind der Meinung, dab ein Ulkuskarzinom dann anzunehmen sei, 
wenn wenigstens zwei Jahre vorher Ulkus operativ festgestellt und Gastroenterostomie angelegt 
ist. Th. P laut glaubt, dab diese Zeit viel zu kurz ist, weil manche Magenkarzinome ein sehr lang- 
sames Wachstum zeigen. Die hier geübte Sektionstechnik hat unter 4600 Obduktionsbefunden bei 
Zugrundelegung von nur makroskopisch gröberen sichtbaren tuberkulösen Lungenveränderungen 
als Durchschnitt 20,7%, bei Berechnung von 401 Adhäsionen dazu, im ganzen 29,4% Lungen- 
veränderungen. Für das Ulcus ventriculi betragen die Befunde 30,5% bzw. 52%, für das Ulcus 
duodeni entsprechend 26,9% und 55,7%. Zusammenfassend ergibt sich also, daß bei den 
autoptischen Befunden mit Ulcus ventriculi bei 9,8% (bis 22,6%) beim Ulcus duodeni bei 6,2% 
(bis 26,3%) sichere tuberkulöse Lungenveränderungen mehr festgestellt wurden, als bei der 
Gesamtzahl. Zwei Magenulzera zeigten mikroskopisch Tuberkulose. 


Literatur. 


Georg B. Gruber, Die pathologische Anatomie des Ulcus duodeni. Mitteilg. a. d. Grenzgeb. d. Med. 
u. Chir., 1923, 4. Suppl.-H. 

G. v. Bergmann, Ulcus duodeni. Ebenda. 

G. Singer, Ulcus duodeni. Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten von Friedrich 
Kraus und Theodor Brugsch. 

R.Schmidt, Duodenalgeschwür. Med. Klin., 1923, Nr. 13 u. 14. 

P.Marcovich, Mediastinaler Symptomenkomplex. Med. Klin., 1923, Nr. 19. 

Holler undVeczler, zit. nach Marcovich, Arch. f. Verdauungskrh., 1923. 

Th. Plaut, Zur Frage des Ulkuskarzinoms. Klin. Wschr., 1923, Nr. 24, Arztl. Verein Frankfurt a. M. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXX]. 56 


438 Wernscheid. Ä | XXXL 4. 


Aus der Röntgenabteilung (Leiter: Prof. Dr. Levy-Dorn) und dem pathologischen Institut 
(Prosektor Dr. Christeller) des städtischen Rudolf-Virchow-Krankenhauses, Berlin. 


Die Beziehungen zwischen chronisch adhäsiven und tuberkulösen Lungenprozessen, 
Asthma bronchiale und Emphysem .auf Grund des Röntgenbildes und autoptischer 
Befunde. 

Von l 
Dr. med. Hans Wernscheid, etatsmäßiger Volontär-Assistent. 


A. Das Asthma bronchiale. 


Die Ansichten der Autoren über das gemeinsame Vorkommen von Asthma bronchiale und 
Lungentuberkulose sind noch widersprechend. So hält Morawitz das gleichzeitige Auftreten 
beider Krankheiten für ziemlich selten. Brügelmann lehnt überhaupt die Möglichkeit ab, 
hält die Anfälle vielmehr bei bestehender Lungentuberkulose für pseudoasthmatisch, ausgelöst 
durch den Druckreiz vergrößerter Bronchialdrüsen. Tritt eine Tuberkulose zu einem bestehenden 
Asthma bronchiale hinzu, so hat sie nach F. A. Hoffmann fibrösen Charakter. Pritzel sah 
unter 40 Asthmafällen 9 mit Tuberkulose kompliziert, ‘davon drei mit schwereren Formen von 
Tuberkulose. Von vielen Autoren wird das Asthma heute als Organneurose, als Neurose im Ge- 
‘biete des Vagus aufgefaßt. Chelmonski hält röntgenologisch regelmäßig, sowohl bei Kindern 

wie bei Erwachsenen Schwellungen der Bronchialdrüsen für nachweisbar. Trifft das zu, so wären 
die Asthmaanfälle nach Morawitz durch Reiz zentripetaler Vagusfasern und damit auch die 
Entstehung von Asthmaanfällen nach dem Auftreten von Mediastinaltumoren erklärt. Nach 
Dresel können geschädigte periphere Vagusäste denselben Zustand herbeiführen wie lokale 
Vagotomie, ähnlich dem Kardiospasmus nach Vagusschädigung. Dasselbe hält Dresel auch 
bei der Enstehung des Asthma bronchiale für möglich. Hofbauer ist der Meinung, daß die 
Lungenblähung bei einem Teil von Asthmaanfällen eine Reizung der pulmonalen Vogusäste ver- 
anlaßt und die Mundatmung, die ja gewöhnlich bei Asthmatikern vorherrscht, infolge Mangel 
an Vorerwärmung und Anfeuchtung der Luft die Trachealschleimhaut reizt und dadurch den 
Anfall auslöst. Die Röntgenunterschung der Lungen ergibt in der anfallsfreien Zeit beim Bron- 
chıalasthma nach P. Krause 1. auffallende Helligkeit beider Lungenfelder, 2. mehr oder min- 
der großen Tiefstand beider Zwerchfellhälften mit einer gegen die Norm herabgesetzten Beweg- 
lichkeit, 3. auffallend-weite Interkostalräume, 4. Starre des Thorax, 5. deutliche Hiluszeichnung, 
welche meist verbreitert und vertieft erscheint. Das letztere Zeichen ist von Aßmann bei einem 
Teile der Fälle nicht so ausgesprochen gefunden worden. Ich habe nun im folgenden versucht, an 
Hand klinischer, röntgenologischer und pathologisch-anatomischer Untersuchungen den Zu- 
sammenhang zwischen Lungentuberkulose und klinisch bestehendem Asthma bronchiale zahlen- 
mäßig zu beweisen, im Glauben, daß meistens tuberkulöse Veränderungen in der Bronchialschleim- 
haut und in der unmittelbaren Nachbarschaft der Bronchien es sein müssen, die den chronischen 
Reiz der zentripetalen Vagusfasern dauernd mehr oder weniger, sei es durch Druck oder Narben- 
zug unterhalten und im Verein mit einem auslösenden Moment exogener Natur in bezug auf die 
Psyche (Marx) oder endogener Natur, den Anfall herbeiführen. Das vorliegende Material um- 
faßt 50 klinisch sichere Fälle, die auf den inneren Abteilungen des Rudolf-Virchow-Kranken- 
hauses im Laufe der letzten 4% Jahre beobachtet wurden Von diesen sind bei 17 Fällen die Be- 
funde von den früheren Röntgenassistenten Dr. Bilfinger und Dr. Weinstein erhoben und 
schriftlich niedergelegt worden, 20 wurden von mir klinisch und röntgenologisch untersucht und 
von Dr. Fedder zum Teil mitbeobachtet; 11 Fälle entstammen den Sektionsprotokollen von 
Herrn Dr. Christeller nnd 2 Fälle waren durch großen Hilustumor entstanden, von denen 


XXXI, 4 Die Beziehungen zwischen dhroniach adhäsiven und tuberkulösen Lungenprozessen usw. 439 


einer autoptisch geklärt wurde, der andere nur geröntgt wurde. Auf die Geschlechter verteilt, 
setzten sich die Fälle aus 28 Männern und 22 Frauen zusammen. Die jüngste beobachtete Per- 
son war ein Knabe von 8 Jahren. Eine 21jährige Patientin bekam 2 Monate nach einer Pleuritis 
exsudativa, eine andere 19jährige, 1% Jahre nach einer exsudativen Pleuritis den 1. Anfall; beide 
auskultatorisch ohne krankhaften Befund. Eine 43jährige Patientin, seit dem 27. Jahre asthma- 
leidend, hatte vor Jahren einmal Bluthusten, war seit Wochen wegen Tuberkulose in Beobachtung 
mit leichten subfebrilen Temperaturen, und klinisch leichtem aber deutlichem Befunde; Bazillen 
waren negativ. Ein 42jähriger Mann mit emphysematösen Habitus schied Bazillen aus, ein 
28jähriger Mann hatte früher welche ausgeschieden, klinisch bestand: bei letzterem ein rechts- 
seitiger Mittellappenbefund. Ein 13jähriger Junge hatte Interskapulardämpfung, verschärfte 
rauhe Atmung und bronchitische Geräusche, außerdem Pectus carinatum; röntgenologisch be- 
stand fleckigstreifig verstärkter Hilus, vermehrte Strangbildung nach allen Seiten ins Lungen- 
gewebe, darin eine Anzahl kleinerer und größerer scharf umschriebener Fleckschatten; teilweise 
in Verkalkung begriffen. Der 8jährige Knabe zeigte verstärkten Hilus mit mehreren Fleckschatten 
darin und in der näheren Umgebung. Summarisch ergaben alle Röntgenbefunde verbreiterte 
streifige Hiluszeichnung, zum Teil mit Fleckschatten darin, fast alle, worauf hier noch besonders 
Wert gelegt wird, außerdem noch gut begrenzte Fleckschatten in der näheren Umgebung in den 
Mittelfeldern, vereinzelt auch in den Unterfeldern. 8 Befunde zeigten deutliche, zum Teil kalkige 
Spitzen-Oberfelderherde und geringere Durchlässigkeit der betroffenen Spitzen. In einigen Fällen 
waren außerdem Zwerchfellverwachsungen nachweisbar. Levy-Dorn, Krauseund Siegel 
sahen auch während des Anfalles völligen Stillstand einer Zwerchfellhälfte, wobei die andere ruck- 
weise inspiratorische Bewegungen verhältnismäßig schnell ausführte Krause erklärt diese 
Veränderungen als wahrscheinlich durch einen Zwerchfellkrampf bedingt. Morawitz hält es 
für möglich, daB sich nicht alle Asthmaanfälle gleichmäßig auf beide Lungen erstrecken. 
Laënnec nahm schon beim Asthma zur Erklärung einen Krampf der Bronchialmukulatur an. 
Nun kann man sich wohl auf Grund der Hilusveränderungen durch Verbreiterung, Verdichtung, 
Einlagerung von Herden darin und in der Nachbarschaft bis weit ins Lungengewebe hinein auf 
den Röntgenbildern vorstellen, daß die zentripetalen Vagusfasern im Verlaufe der Bronchien 
irgendwie mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen werden; damit auch beim Hinzutreten 
der nervösen Komponente der Asthmaanfall in den verschiedenen Lungenabschnitten mit Unter- 
schied ablaufen- kann. Es liegt nahe, in diesem Zusammenhang das Krankheitsbild der Trige- 
ıminusneuralgie zum Vergleich heranzuziehen, wo auch der Anfall nur einen einzelnen Ast be- 
fallen kann. In dem Sektionsmaterial der letzten 4% Jahre fand ich außer dem einen Asthmafall, 


der durch Tumor entstanden war, 11 Befunde; die Todesursache bestand in den verschiedensten 


Leiden, bei keinem Patienten hatte der Anfall zum Exitus geführt. Bei drei von den 11 Fällen 
fanden sich verkalkte Herde in den Spitzen, von diesen hatte noch einer außerdem Induration und 
Anthrakose der Bronchiallymphknoten; in 2 Fällen bestand totale Obliteration der Pleurahöhlen, _ 
bei den übrigen ergaben sich schwere Verwachsungen zugleich an beiden Pleurablättern, wech- 
selnd an den Spitzen, Seiten und am Zwerchfell. Diese anatomischen Befunde sprechen mit großer 
Wahrscheinlichkeit für Tuberkulose; aber da bekannt ist, daß auch andere pneumonisch pleuri- 
tische Prozesse, z. B. die genuine Pneumonie, zu ganz entsprechenden Verwachsungen ausge- 
denter Natur führen können, so wäre bei der bekannten Verbreitung des Asthmas in allen Län- 


‘ dern, somit auch in tuberkulosefreien Gegenden, anzunehmen, daB auch Adhäsionen infolge ihrer 


topographisch anatomischen Lage, z. B. auch im Mediastinum, durch mechanische Einflüsse mit 
den Vagusfasern in Beziehung treten könnten und darin somit eine weitere Ursache für die Ent- 
stehung der organischen Komponente des Bronchialasthmas zu erblicken wäre. Sollte es sich in 
Zukunft erweisen, daß die organische Komponente auf eine im wesentlichen gutartig verlaufende 


-Lungentuberkulose zurückzuführen ist, so lassen sich damit einige Momente des klinischen Krank- 


heitsbildes auf diese Weise erklären, erstens einmal die Erblichkeit, sodann das vorherrschend 
erste Auftreten in der Jugend und die Heftigkeit der Anfälle zu dieser Zeit, sowie das langsame 
56 * 


440. . Wernscheid. XXXT 4, 


Abflauen derselben mit zunehmendem Alter, endlich auch die Lymphozytose und die Eosinophilie 
in der anfallsfreien Zeit. | 

Zusammenfassung: Bei allen 38 Fällen von Bronchialasthma ergab das Röntgen- 
bild ohne Ausnahme tuberkulöse Lungenveränderungen. Doch ist auch daran zu denken, daß 
Adhäsionen irgendwie für die Entstehung der organischen Komponente des Asthma bronchiale 
in Betracht kommen, da bei 8 von 11 Sektionsbefunden bei klinisch bestehendem Asthma bron- 
chiale pathologisch anatomisch schwere Adhäsionen bestanden. 


B. Das Emphysem. 


Die Kennzeichen des Emphysems sind pathologisch-anatomisch Dehnung mit Elastizitäts- 
verlust und Atrophie des Lungengewebes (zit. nach Sinnhuber) und mit gewissen Einschrän- 
kungen der starr dilatierte Thorax nach Freund, der als irreparabler Zustand klinisch eine 
Störung im Mechanismus des Brustkorbes darstellt. Schon früher habe ich in einer Arbeit auf die 
Möglichkeit eines Zusammenhanges zwischen Hilustuberkulose und Emphysem hingewiesen, 
in dem Sinne, daß eine Tuberkulose mit Neigung zur Gutartigkeit Rippenknorpelverknöcherung 
als Begleitsyınptom aufweist, wobei die Verknöcherung noch mit den Jahren zunimmt. Ich habe 
nun die Beobachtungen fortgesetzt, die 54 Fälle umfassen. Von diesen klinisch auf den inneren 
Abteilungen beobachteten Emphysemfällen habe ich bei 15,die alleKnorpelverknöcherung zeigten, 
röntgenologisch den Befund erhoben; 23 entstammen dem Röntgenarchiv vor meiner Tätigkeit: 
16 Fälle habe ich den Sektionsbefunden (Dr. Christeller) der letzten Jahre entnommen. 
Obwohl gerade eine ganze Anzahl an Bronchialasthma Leidenden auch Emphysem zeigten, sowie 
Knorpelverknöcherung, so sind diese nicht mit bei der vorliegenden Statistik verwertet worden. 
Allgemein ergab sich bei den 38 Fällen röntgenologisch ein verstärktstreifiger Hilus mit Fleck- 
schatten, bei 12 zeigten sich noch deutliche meist verkalkte Spitzenherde, bei den meisten anderen 
noch einzelne kleinere umschriebene, zum Teil verkalkte Herde in den übrigen Lungenfeldern. 
Nach P. Krause ist die Hiluszeichnung bei Emphysem im Röntgenbilde auffallend deutlich, 
ein Zustand, den er durch chronische Veränderungen der Bronchien infolge bindegewebiger 
Affektion und Verkalkung, sowie durch Stauung im kleinen Kreislauf erklärt. Nun berichtet 
Käding über Kalkwanderungen von den Rippenenden nach der Knochenknorpelgrenze und zuın 
Knorpel auf der Seite einer frischen Lungentuberkulose. Es fanden Kalkzuwanderungen nach 
der kranken Seite statt; erkrankte darauf die andere Seite an Tuberkulose, so wanderte dorthin 
auch Kalk ab. Dasselbe sah er auch bei Kindern, bei denen ich auch in 8 von 73 Fällen früher 
Verknöcherung festgestellt und darüber berichtet habe. Ausdrücklich fand sich bei meinen Fällen 
bei Hilus Tuberkulose der Kinder eine Verknöcherung der 3., 4. und 5. Rippenknorpel öfter als 
am 1. Rippenknorpel. Der Zusammenhang von K ä din gs Befunden mit Knorpelverknöcherung 
bei gutartiger Lungentuberkulose liegt nahe, besonders wenn noch zerstreute Herde in den Ober- 
feidern liegen, die nach Grau oft spurlos verschwinden können und nur verstärkte Streifen- 
zeichnung zu den Oberfeldern röntgenologisch als Endeffekt aufweisen. Die Verknöcherung der 
Rippenknorpel aber bleibt als Dauerzustand, den Freund eben in vielen Fällen als Ursache für 
das auftretende Emphysem ansieht. Bei den 16 autoptisch geklärten Fällen fanden sich in 11 Fäl- 
len alte verkalkte Herde, zum Teil narbig umgewandelte Herde in den Spitzen und Oberlappen. 
Die übrigen 6 Fälle zeigten schwere Adhäsionen, die, obwohl tuberkuloseverdächtig, allerdings 
auch pleuritisch pneumonischer Natur sein könnten. 

Zusammenfassung: Bei allen 38 röntgenologischen und 11 Sektionsbefunden von 
Klinischem Emphysem bestanden deutliche Zeichen von Lungentuberkulose. Meine früheren und 
jetzigen Befunde sprechen dafür, daß das Emphysem im selben Verhältnis zur Lungentuberkulose 
steht, wie die Tabes und Paralyse zur Lues, somit als metatuberkulöse Erkrankung aufzufassen 
ist. Selbstverständlich kann dieser Schluß erst als gesichert gelten, wenn weitere Beobachtungen 
dasselbe Ergebnis zeigen sollten. 


XXXI, 4. Die Fortschritte der Röntgentherapie seit meiner Assistentenzeit bei Levy-Dorn. 441 


Literatur. 


P.Morawitz, Asthma. Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten von Friedrich Kraus 
und Theodor Brugsch. 

K. Dresel, Erkrankungen des vegetativen Nervensystems. Ebenda. 

F. Sinnhuber, Das Lungenemphysem. Ebenda. 

Brügelmann, Das Asthma, sein Wesen und seine Bedeutung. 

F.A.Hoffmann, Die Krankheiten der Bronchien. Nothnagels Handbuch, 1912. 

Pritzel, Zur Asthmabehandlung. Deutsche m. W., 1923, Nr. 15. 

Marx, Psychogenität und Psychotherapie des Asthma bronchiale. D. m. W., 1923, Nr. 15. 

Prof. Dr. P. Krause, Die Röntgendiagnose der Bronchialerkrankungen. Grundriß und Atlas der 
Röntgendiagnostik von Fr. M. Groedel, München 1921, Lehmanns Verlag. 

Siegel, Das Asthma. Verlag Fischer, Jena 1912. 

Chelmonski, Deutsches Archiv f. klin. Medizin, CV, H. 5, zit. nach Morawitz. 

L. Hofbauer, Grundlagen und Aufbau systematischer Atmungstherapie, Asthma. Jahreskurse für 
-ärztl. Fortbildg., 1922, H. 2. 

Käding, 14. Tagung der Deutschen Röntgen-Gesellschaft in München. Klin. Wschr., 1923, Nr. 25. 

Grau, Uber das Krankheitsbild der zerstreutherdigen, wahrscheinlich auf dem Blutwege entstandenen 
Fälle von Lungentuberkulose. Zeitschr. f. Tuberk., 1918, Bd. 22. 

H. Wernscheid, Über die Verknöcherung der Rippenknorpel, besonders des ersten Rippenknorpels 
im Röntgenbilde bei Lungentuberkulose. Med. Klin., 1923, Nr. 17. 

lLevy-Dorn, Ein asthmatischer Anfall im Röntgenbild. Berl. klin. Wschr., 1896, Nr. 47. 


Die Fortschritte der Röntgentherapie seit meiner Assistentenzeit bei Lay Dorn. 
Von 
Dr. med. Gustav Loose, Röntgen-Facharzt in Bremen. 

Als ich am 1. 6. 1906, von Albers-Schönberg in Hamburg kommend, in der Röntgen- 
abteilung des Virchow-Krankenhauses unter Levy-Dorn als Assistenzarzt eintrat, war die 
Röntgentherapie in den ersten Anfängen ihrer Entwicklung begriffen. Eswarennurdermatologische 
Leiden, die uns zur Behandlung von den Hautabteilungen überwiesen wurden. Trotz der Kleinheit 
des Materials gelang es jedoch, schöne, ja zum Teil glänzende Resultate zu erzielen, so daß die Zahl 
der Überweisungen ein regelmäßiges Wachstum zeigte. So klein das Arbeitsfeld, so riesengroß waren 
die Schwierigkeiten, die es damals zu überwinden galt. Dennoch erinnere ich mich gern meiner 
Lehrzeit bei Levy-Dorn, die mit die Grundlagen zu eigenem Fortkommen schuf. Wenn wir 
Röutgenologen, die jene Zeiten mit erlebt haben, heute auf den zurückgelegten Weg zurück- 
blicken, so wird es nicht unbescheiden sein, dies mit einer gewissen Genugtuung zu tun. 

Das stolze Gebäude der modernen Röntgentherapie ruht auf 3 Hauptfundamenten: 1. dem 
Röntgenapparat, 2. der Röntgenröhre und 3. der Kunst und der Erfahrung des Röntgenologen 
selbst. So gering 1906 noch die Erfahrung in der Röntgentherapie war, so hatte man doch schon 
sehr bald erkannt, daß jede Röntgenröhre ein Gemisch von Röntgenstrahlen aussendet, die sich 
physikalisch durch ihre Wellenlänge und biologisch durch ihre verschiedene Wirkung unter- 
scheiden. Diese Erkenntnis mußte logischerweise und klipp und klar dahin führen, jedem röntgen- 
therapeutischen Forschen und Streben das große Ziel zu stecken, nämlich: auf der einen Seite 
Apparat und Röhre durch Ausbau oder Neukonstruktion dahin zu bringen, daß sie uns jede ge- 
wünschte Wellenlänge liefern; auf der andern Seite die ärztliche Kunst soweit zu vervollkommnen, 
daß sie die jeweilig wirksamste Strahlung gefahrlos anzuwenden befähigt ist. 


1l. Der Röntgenapparat. 

Im Röntgenhause des Virchow-Krankenhauses waren, als der damaligen größten und 
schönsten Röntgenanlage der Welt, 3 nebeneinander gelegene Räume vorhanden, die jeder für sich 
komplett ausgerüstet waren und demnach unabhängig voneinander zur Arbeit benutzt werden 
konnten. Einen Unterschied in der Apparatur für diagnostische und therapeutische Zwecke 
kannte man noch nicht; ihre Trennung erfolgte erst mehrere Jahre später, und ich habe sie in 


442 nn | Loose. © TG T XXXI i; 


- Berlin, das ich am 30. 9: 1908 verließ, nicht mehr miterlebt. Dennoch brachte es die zunehmende 


Arbeitsbelastung sehr bald aus organisatorischen Gründen mit sich, eine Trennung vorzunehmen, 
und es wurde je ein Raum für Durchleuchtungen, für Photographien und für Bestrahlungen 
bestimmt. Der Kampf zwischen den großen und kleinen Induktoren war bereits zugunsten der 
eısteren entschieden. So konnten auch bei uns 3 große Induktoren bis zu 60 cm Schlagweite den 
zahlreichen Besuchern aus Ärzte- und Laienkreisen vorgeführt werden und viel Bewunderung 
erwecken. Von Unterbrechern waren sowohl der elektrolytische Wehnelt-, wie auch Quecksilber- 


_ unterbrecher vorhanden; die ersteren in einem gemeinsamen Schacht aufgestellt, so daß die sich 


entwickelnden Gase nach außen abgeleitet wurden und nicht in die übrigen Räumlichkeiten ein- 
dringen konnten. Levy-Dorn bevorzugte die letzteren, weil sie die Röhren mehr schonen 
sollten. Ich persönlich habe es, vielleicht beeinflußt durch meine Hamburger Zeit, stets mehr mit 
den ersteren gehalten. Dieser Anschauung bin ich treu geblieben und habe es nicht zu bereuen 
brauchen. So haben z. B. die Wehnelt-Unterbrecher in der Röntgenabteilung des Bremer Kranken- 
hauses, die 1908 nach meinen Plänen eingerichtet wurde, stets tadellos funktioniert und bis zu 
ihrer Außerdienstsetzung etwa 10 Jahre lang niemals Veranlassung zu irgendwelchen Betriebs- 
störungen gegeben. Allerdings waren sie an einem sehr günstigen Platze aufgestellt und zum 
Schutz gegen Staub durch eine 2 em hohe Ölschicht abgedeckt. Auf der anderen Seite neigen die 
Hg.-Unterbrecher sämtlicher Konstruktionen zu fortwährenden Verschmutzungen und Unregel- 
mäßigkeiten im Betriebe; auch die modernsten Ausführungen, die Gasunterbrecher, haben diese 
Nachteile nicht überwinden können. Diese und andere Gründe mögen auch wohl für unsere 
Röntgenindustrie die Veranlassung gewesen sein, unterbrecherlose Apparate zu bauen. Der erste 
dieser Typen, die ich im Virchow-Krankenhause noch mit erlebte, war der Grissonator, genannt 
nach seinem Konstrukteur Grisson. Diesem schwebte schon damals die Idee vor, die erst später 
durch die Glühkathodenröhren gelöst wurde, Volt und Ampère zu trennen; mit anderen Worten: 
die durch die Spannung bedingte Qualität einer Röntgenstrahlung von ihrer Quantität unab- 
hängig zu machen. Dies war bisher nicht möglich, da bei jeder Veränderung der Belastung beide 
Faktoren sich mit veränderten. Der Grissonator bestand aus einem Induktor und einer Flüssig- 
keitskondensatorenbatterie, die mit einem Elektromotor derartig gekuppelt war, daß seine Lamel- 
len in regelmäßiger Reihenfolge und Abwechslung einmal den Kontakt mit ihr herstellte und 
wieder unterbrach. Es entstand dadurch „pulsierender“ Gleichstrom, dessen Spannung durch die 
jeweilig angeschaltete Zahl der Kondensatoren, und dessen Intensität durch die Tourenzahl des 
Motors vom Schalttisch aus nach Wunsch reguliert werden sollte. Wenn auch Grisson sein Ziel 


- nicht erreichte, kann nicht bestritten werden, daß sein Apparat einen wesentlichen Fortschritt 


bedeutete. Die Grisson- Anlage der Bremer Krankenanstalt, die größte, die die Firma jemals 
geliefert hat, funktionierte bis zu meinem Abgange (über 12 Jahre) für alle diagnostischen 
Zwecke, besonaers auch für die damals noch neuen Momentaufnahmen, zur vollsten Zufriedenheit, 
während sie sich für die moderne Tiefentherapie als nicht geeignet erwies. Die große Konden- 
satorbatterie ist vom esrten bis zum letzten Tage völlig unverändert geblieben; auch sie war, wie 
die Wehneltunterbrecher, gegen Verschmutzung durch eine Ölschicht geschützt. 

Die gewaltige Umwälzung, der die heutige Röntgentherapie ihre Entwicklung und Blüte 
verdankt, wurde eingeleitet durch meinen, leider schon verstorbenen ersten Chef, Albers- 
Schönberg, mit der Röntgenbehandlung der Myome. Das Problem, in der Tiefe des Menschen 
gelegene Krankheitsherde durch Röntgenstrahlen heilend zu beeinflussen, erforderte Bestrah- 
lungen von einer Dauer und Intensität, wie man sie bisher nicht gekannt hatte. Sehr bald lehrte 
die Erfahrung, daß alle Apparate, gleichgültig welcher Konstruktion, einer derartigen Belastung 
nicht gewachsen waren, und zahllose Opfer mußten der neuen Therapie gebracht werden. Dia- 
gnostik und Therapie, die bis dahin friedlich zusammengegangen waren, trennten sich und 
schlugen verschiedene Wege ein. Man muß bewundernd anerkennen, wie rasch es unsere deutsche 
Industrie verstand, sich den Verhältnissen anzupassen, und besonders in den letzten Jahren trotz 
aller Nöte und Hindernisse Anlagen zu schaffen, für die der Name „Apparat“ nicht mehr genügt, 


XXXI, 4. Die Fortschritte der Röntgentherapie seit meiner Assistentenzeit bei Levy-Dorn. 443 


sondern durch „Maschine“ ersetzt werden muß. Dem alten System der Induktorenunterbrecher ist. 
ein gefährlicher Nebenbuhler in den „Gleichrichtern“ entstanden. Es sind dies im Gegensatz zu 
den früheren Gleichstromapparaten Wechselstrommaschinen, die die eine Phase der Hochspan- 
nung durch besondere Schaltung der anderen gleichrichten und so den für die Röntgenröhre er- 
_ forderlichen Gleichstrom erzeugen. Ein Übergang zu ihnen bildete der von den Veifa-Werken 
konstruierte Intensivapparat, der die Wechselstromkurve zwar nicht gleichrichtete, sondern die 
eine Phase in einen Widerstand sandte und dort vernichtete. Von beiden Systemen befindet sich 
je eine Type in meinem Besitz, nämlich der Symmetrie (Induktorgasunterbrecher) von Rei- 
niger,Gebbert & Schall und der Multivolt (Gleichrichter) von Siemens & Halske. 
Beide Maschinen sind außerhalb des Bestrahlungsraumes in einem unter ihm gelegenen Maschinen- 
raum aufgestellt, und zwar ohne Umkleidung. Es bilden also die Wände des Raumes gleichsam 
einen gemeinsamen Schrank für alle in ihm vorhandenen Apparate. Bei der Montage wurden 
besondere Vorkehrungen für die Geräuschlosigkeit getroffen, so daß die in Gang befindlichen 
Maschinen im Bestrahlungsraum kaum hörbar sind, und ihr Geräusch dem Surren eines in der 
Ferne laufenden Ventilators gleicht. Alle Räume sind gut ventiliert; Maschinen- oder Ozon- 
gerüche machen sich kaum bemerkbar. Mit beiden Maschinen habe ich längere Zeit hindurch 
möglichst gleichmäßig gearbeitet. Heute benutze ich nur noch den Multivolt, während der Sym- 
metrie fast unbenutzt und mehr zur Reserve vorhanden ist. Auf Grund eigener Erfahrung geht 
mein Urteil dahin, daß ich den ersteren dem anderen für konkurrenzlos überlegen erachte. Ganz 
abgesehen von der wesentlich höheren Belastungsmöglichkeit für Volt und Ampere auf seiten des 
Multivolt, liegt der Grund vor allem in der raschen Verschmutzung des Gasunterbrechers des Sym- 
metrie, die eine Reinigung durchschnittlich alle 8 Tage, oft noch häufiger verlangte, und die wohl 
zum Teil auf die minderwertige Beschaffenheit des Gases zurückzuführen war. Die Folge, war, 
daß sich häufig Schwankungen in der Röhre bemerkbar machten und die Konstanz der Strahlung, 
auf die ich das allergrößte Gewicht lege, nicht nach Wunsch durchgeführt werden konnte. Ganz 
anders beim Multivolt! Solange ich ihn besitze (etwa 2 Jahre) keine einzige Betriebsstörung. Bei 
allen Belastungen bis : zu 225 Kilovolt Maximum völlig gleichmäßiger und ee 
Gang. 

Völlig unabhängig vom Gas, nur Anschluß an das Stromnetz der städtischen Elektrizitäts- 
werke erforderlich, das glücklicherweise in Bremen sehr gut funktioniert und von Schwankungen 
in der Spannung so gut wie frei ist. Zur Kontrolle beobachte ich gelegentlich die primären Meß- 
instrumente durch ein Vergrößerungsglas. Ihre Nadeln stehen völlig ruhig; gelegentliche kleinste 
Schwankungen sind mit bloßem Auge nicht erkennbar. Die volle Belastung bis zu 300 KV. und 
10 MA. habe ich bis heute noch nicht erproben können, da hierfür noch keine Röntgenröhren vor- 
handen sind. Als besonderen Vorteil hebe ich noch die feine Abstufung der Regulierungen hervor, 
durch die sich jede gewünschte Belastung für Kilovolt und Milliampere auf die leichteste und 
exakteste Weise einstellen läßt; ein Vorteil, der praktisch für die Sicherheit des Betriebes von 
Bedeutung ist. Wie jede andere Maschine verlangt auch der Röntgenapparat eine sorgfältige 
‘ Pflege und Wartung. Ich lasse regelmäßig alle 4 Wochen meine gesamte Höntgenanlage durch 
einen ajgelernten Monteur überholen. 


2, DieRöntgenröhre. 


Sanne 1916 waren im Virchow-Krankenhause nur Trockenröhren vorhanden, unter denen 
Levy-Dorn die Bauerröhren bevorzugte. Ich persönlich habe diese wegen ihres eleganten Aus- 
sehens, ihres schönen Ganges und ihres geringeren Preises auch stets gern gehabt, glaube aber 
doch, daß sie gegen die damals schon vorhandenen Wasserkühlröhren nicht konkurrieren konnten. 
Die letzteren, mit denen ich schon unter Albers-Schönberg gearbeitet hatte, wurden denn 
auch auf meine Veranlassung mit in den Betrieb eingeführt. Eine wahre Crux bildete bei sämt- 
lichen Röhrentypen die leichte Veränderlichkeit des Vakuum und damit des Härtegrades. Es war 
eine wirkliche Kunst, eine Röhre auf dem richtigen Härtegrad konstant zu halten und ein Weich- 


444 | „ Loose. | XXXI, 4. 


‚werden auf der einen Seite und ein Hartlaufen auf der anderen zu vermeiden. Natürlich wurden 


alie möglichen Versuche gemacht, dieser Schwierigkeiten Herr zu werden. So wurden für die 
verschiedenen Zwecke verschiedene Röhren gehalten; z. B. je eine für Handaufnahmen, Schulter- 
aufnahmen, Durchleuchtungen usw. Die Folge war, daß man über eine respektable Anzahl ver- 
fügen mußte, was sowohl in den staatlichen, wie in den privaten Instituten mit dem Geldbeutel 
kollidierte. Ferner stellte es sich heraus, daß ein und dieselbe Röhre an verschiedenen Apparaten 
einen völlig anderen Härtegrad zeigte. Dadurch konnte es leicht vorkommen, daß eine für einen 
bestimmten Härtegrad bei der Fabrik bestellte Röhre wesentlich anders beim Empfang ausfiel, 
so daß Klagen über schlechte Belieferung und Vorwürfe gegen die Fabrikanten an der Tages- 
ordnung waren. Die Regulierungs- oder Regenerationsvorrichtungen (Kohle, Glimmer oder dgl.) 
‘waren primitivster Natur und erforderten ein häufiges zeitraubendes Herumhantieren an der 
Röhre. Einen gewaltigen Fortschritt bedeutete die Bauerregulierung, auch Bauerventil genannt, 
ein äußerst sinnreicher kleiner Apparat, der an der Röhre in einem besonderen Glasansatz an- 
geschmolzen war, und der es erlaubte, durch Verschiebung einer Quecksilbersäule kleinste Quanten 
atmosphärischer Luft von außen in die Röhre einzuführen. Den näheren Mechanismus darf ich 
wohl als bekannt voraussetzen. Der zur Bewegung des Quecksilbers. von der Firma gelieferte 
Druckknopf befand sich, durch einen kurzen Schlauch mit ihr verbunden, unmittelbar an der 
Röhre; es konnte also die Regulierung nur an einer ausgeschalteten Röhre betätigt werden. Diesem 
Übelstande habe ich dadurch abgeholfen, daß ich den relativ schwachen Druckknopf durch ein 
kleines Gebläse ersetzte, das mit einem längeren Schlauche verbunden wurde und im Schutzhaus 
hing. Hiermit war der Weg für die erste, praktisch wirklich brauchbare Fernregulierung gegeben, 
die die eine Gefahr der Röhre, nämlich das Zuhartwerden, dauernd beseitigte, und es ferner er- 
möglichte, mitten während des Ganges nur durch Benutzung des Gebläses den Härtegrad nach 
weich hin in kürzester Zeit und beliebig einzustellen. Ich erinnere mich heute noch des glück- 
strahlenden Gesichtes des leider früh verstorbenen Heinz Bauer, als ich ihm zum ersten Male 
bei mir in Bremen demonstrierte, wie elegant und sicher sein Luftventil an einer harten, kaum 
noch ansprechenden Röhre funktionierte und diese zwang, sich unter Belastung und nur durch 
Betätigung der Fernregulierung momentan für eine ganz weiche Handaufnahme einzu- 
stellen. Hätten wir damals ein Mittel besessen, das die Härtung der Röhre in derselben Weise be- 
herrschte, wäre unsere Sehnsucht nach der Konstanz des Vakuum erfüllt worden. Selbstverständ- 
lich konnte nicht ausbleiben, daß sich bald allerlei Bedenken gegen das Bauerventil erhoben. So 
sollte der in der zuströmenden Luft enthaltene Sauerstoff der Röhre schädlich sein und durch 
Oxydation der Elektroden ein frühzeitiges Verbrauchtsein der Röhre herbeiführen usw. Die 
jahrelange Praxis hat bewiesen, daß alle Anfeindungen des Bauerventils völlig unbegründet und 
haltlos waren. Ich möchte fast sagen: genau das Gegenteil war der Fall. Durch das zeitlich un- 
begrenzte Funktionieren des Ventils wurde die Lebensdauer der Röhren ganz wesentlich verlängert, 
und ich erinnere mich keines einzigen Falles, in dem der Tod durch Schuld des Luftventils ein- 
trat; der Grund lag stets an einem Defekt der Kathode oder Antikathode oder aber in einem 
Durchschlagen der Glaswand. Der einzige Einwand, den ich gelten lasse, war durch die Feinheit 
des Mechanismus bedingt. Es gehörte allerdings ein gewisses Verständnis und ein gewisses Gefühl 
zu der richtigen Handhabung der Fernregulierung; wo dieses fehlte, mußte das Ventil versagen. 
Die Grundidee der Fernregulierung ist jedoch nicht wieder verlorengegangen. Man versuchte die 
bisherigen Methoden der neuen anzupassen. Hier ist es besonders die Osmo-Regulierung gewesen, 
die als größter Konkurrent gegen das Bauerventil auftrat und es auch wohl zum Teil in den 
‚, Hintergrund gedrängt hat. Sie besteht in der Erhitzung eines kleinen in die Glaswand der Röhre 
eingeschmolzenen Platinstiftes, wodurch Wasserstoff frei und dem Vakuum zugeführt wird. Die 
Modifikation zur Fernregulierung wird dadurch erreicht, daß die Erhitzung durch ein dicht am 
Platinstäbehen angebrachtes Gasflämmchen bewirkt wird, dessen Größe resp. Heizkraft durch 
einen im Innern des Schutzhauses angebrachten und mit ihm durch Schlauchleitung verbundenen 
Gashahn beliebig verändert werden kann. Die Lösung des Problems der Fernregulierung brachte 


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XXXI, 4. Die Fortschritte der Röntgentherapie seit meiner Assistentenzeit bei Levy-Dorn. 445 


es nun als natürliche Folge mit sich, daß die Röhren in der Fabrik von vornherein auf einen 
wesentlich höheren Grad evakuiert werden konnten, was für die Belastung unter hoher Spannung 


von großem Vorteil war. Meines Erachtens liegt hierin mit der Grund, daß die ‚‚Siederöhre‘ erst 


so spät entdeckt wurde. Man machte nämlich sehr bald an den mit Fernregulierung versehenen 
Wasserkühlröhren bei Tiefenbestrahlungen die Erfahrung, daß mit zunehmender Erwärmung 
der Röhre die Schwankungen des Vakuum immer geringer wurden und mit dem Moment des 
Siedens ganz aufhörten, die Röhre also von diesem Moment an völlig konstant blieb, ja bei sehr 
hoher Spannung sogar eher die Tendenz zum Härterwerden als umgekehrt zeigte. Man lernte aber 
ferner auch hieraus, daß die Wärme für die Röntgenröhre nichts feindliches ist, wie man bisher 
annahm, und von vornherein bekämpft werden muß, sondern im Gegenteil ein für ihren ruhigen 
Gang etwas durchaus Physiologisches, da sie den Durchgang des Stromes bedeutend erleichtert. 
Sorge zu tragen ist nur, das Übermaß der Erhitzung zu vermeiden resp. rechtzeitig abzuleiten; 
und hier erwies sich eben das siedende Wasser als ein glänzender Regulator. Aus dieser Erkenntnis 
heraus bin ich noch einen Schritt weitergegangen und habe durch einen elektrischen Heizstab 
das Wasser zum Sieden gebracht, bevor ich die Röhre einschaltete. Die Praxis bewies die Richtig- 
keit der Überlegung, da „Heizstabsiederöhren‘ physiologisch vorwärmen, nach Einschalten des 
Stromes das Wasser momentan ins Sieden bringen und so das Vakuum von vornherein konstant 
halten. Zum Studium der Wärmeverhältnisse habe ich mir dann eine Röhre von C.H.F.Müller- 
Hamburg konstruieren lassen, die als „Drei-Heizkörper-Siederöhre“ an allen drei Elektroden mit 


. Wasserbeliälter und Heizstab versehen war. Brachte ich nun nur das Wasser der Antikathode zum 


Sieden und überließ die übrige Erwärmung der Röhre selbst, so ergab sich immer wieder das End- 


resultat einer konstanten Erwärmung von Anode : Kathode : Antikathode = 25 : 50 : 100 Grad. 


Genau dasselbe zeigte sich, wenn ich alle drei Elektroden vorher auf 100 Grad anheizte. Wie die 
Disxussion über diese Publikation lehrte, waren die Zahlen 25 und 50 zufällige; die erstere ergab 
sich durch „Ofenwirkung“, d. h. sie war durch die ausstrahlende Wärme des Antikathodenwasser- 
gefäßes bedingt; die letztere durch die physiologische Erwärmung der Kathode, die von der 
Leistungsfähigkeit des Röntgenapparates abhängt und bei mir zufällig sich auf 50 einstellte. Da 
nun die Herstellung einer Kathodenheizung resp. Kühlung durch Wasser technisch auf große 


© Schwierigkeiten stieß, wurde sie wieder fallen gelassen und durch die einfachere Luftkühlung 


ersetzt. Unter den noch heute in Betrieb befindlichen Siederöhren scheint mir die ‚‚selbsthärtende“ . 
Siederöhre von Müller mit Osmo-Regulierung und Wintzschem Automaten die beliebteste 
zu sein. 

Genau wie dem Induktor durch den Gleichrichter ist nun auch den alten, gashaltigen Röhren 
durch die Glühkathodenröhre ein gefährlicher Konkurrent entstanden. Sie unterscheidet sich 
von den ersteren dadurch, daß sie möglichst hoch evakuiert ist und nur geringfügige Reste von 
Gas enthält, weshalb sie auch im Gegensatz zu den alten „gasfrei‘“ genannt wird. Durch die „Glüh- 
kathode“ ‘wird dem Strome der Durchtritt durch den sehr hohen Widerstand ermöglicht. Sie 
besteht aus einer kleinen Metallspirale, die durch einen besonderen Heizstrom vom Schalttisch 
aus bedient wird und durch Ausstreuen von Ionen dem hochgespannten Strome eine Brücke von 
einem Pol zum andern schlägt. Mit der Intensität des Heizstromes geht die des hochgespannten 
parallel (Milliampöre), während die Spannung des letzteren (Kilovolt) völlig unverändert bleibt 
und durch eine eigene Regulierung beliebig eingestellt wird. Wir sehen hier also einen bedeuten- 
den Fortschritt und die Lösung eines Problems, das ich schon vorher beim Grissonator gestreift 
habe. Wenn wir uns einmal vor Augen halten, daß sowohl in der Diagnostik wie in der Therapie 
der Erfolg abhängig ist von der richtigen Auswahl der Qualität (Volt) und Quantität (Ampère), 
so liegt die praktische Bedeutung der neuen Röhren darin, daß wir jetzt imstande sind, maschinen- 
mäßig vom Schalttisch aus das herzustellen, was früher der Kunst und der Übung des einzelnen 
überlassen blieb. Dieser Vorteil wird besonders für die Therapie gelten, bei der wegen der Länge 
der Expositionszeiten auch kleine Fehler unliebsame Auswirkungen mit sich bringen können. 
Auch die neuen Röhren haben eine Anzahl Kinderkrankheiten überstehen müssen, die sie mit | 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 57 


446 | Loose. XXXI, 4. 


Hilfe der Erfahrungen an den alten allerdings wesentlich rascher überwinden konnten. Auch bei 
ihnen war die Belastungsfähigkeit anfangs eine geringe, da die Erhitzung der Antikathode sehr 
groß ist. Bei Anwendung von Wasser nach dem Prinzip der Siederöhren zeigte sich dasselbe wie bei 
diesen, nämlich daß die Konstanz des Vakuum erst dann voll erreicht wird, wenn das Wasser 
tüchtig kocht. Deshalb hahe ich mit gleichem Vorteil an diesen Typen, wie z. B. der Müller- 
schen Metwa-Röhre, meinen oben erwähnten Heizstab angebracht und arbeite mit Vorliebe mit 
diesen Röhren, da einmal das Geräusch des brodelnden Wassers äußerst beruhigend auf die Pa- 
tienten einwirkt, und ich mich ferner immer wieder des Eindrucks nicht erwehren kann, daß der 
ausströmende Wasserdampf reinigend auf die Luft des Bestrahlungsraumes einwirkt und dadurch 
zur Herabsetzung des Röntgenkaters wesentlich beiträgt. In neuester Zeit hat man jedoch gelernt, 
die Wasserregulierung der überflüssigen Wärme zu umgehen und Trockenröhren zu konstruieren, 

die den Wärmeüberschuß in Licht umsetzen und dadurch ableiten. Man erreicht dies dadurch, 
daß man die Antikathoden sehr massiv und aus schwerschmelzbaren Metallen herstellt. Bei ge- 
nügender Belastung geht die Antikathode sehr rasch über die Rotglut hinweg in Weißglut über, 
die anfangs beängstigend wirkt, ein Gefühl, das jedoch durch die Übung bald wieder verschwindet. 
Ich bevorzuge unter diesen Fabrikaten die Müllersche Metro-Röhre und arbeite zurzeit mit 
einem Exemplar, für das ich mit der Firma eine Höchstbelastung von 3 MA. und 200, ad maxi- 
mum 225 KV. vereinbart habe. Ich betreibe sie mit dem Multivolt und gelange auf Grund der 
Erfahrung immer mehr zu der Überzeugung, daß die Kurve dieser Maschine eine besonders gün- 
stige für Glühkathodenröhren ist. Durch die fein abgestufte Regulierungsmöglichkeit des Multi- 
volt bin ich nun in der Lage, mir die feinsten Abstufungen in Qualität und Quantität der Strah- 
lung bis zur obigen Höchstgrenze herzustellen. Die Röhre folgt jedem Kommando exakt und 
prompt. Ihr Gang ist völlig ruhig und gleichmäßig. Irgendwelche Störungen sind bis jetzt nicht 
vorgekommen. Ihre Arbeitsleistung beträgt augenblicklich 425 Brennstunden. Falls nicht Un- 
vorhergesehenes eintritt, dürfte ihre Lebensdauer von der der Glühspirale abhängen. Welchem 
Röhrensystem gebührt nun der Vorrang, den gashaltigen oder gasfreien? In der Belastungsfähig- 
keit scheinen sie sich mir so ziemlich das Gleichgewicht zu halten, wenigstens was die Spannung 
anbetrifft; 200 KV. dürfte zurzeit für beide die durchschnittliche Höchstgrenze sein. Eine 
wesentliche Steigerung ist für die gashaltigen kaum anzunehmen, für die gasfreien jedoch nicht 
ausgeschlossen. Anders liegt die Aussicht für die Intensität; auch hier dürften die alten Röhren 
an der Höchstgrenze angelangt sein, während die neuen jetzt schon bis zu 8 MA. im Handel zu 
haben sind. Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Konstanz des Vakuum, weniger zwar für 
Siederöhren mit Bauerventil, als besonders aber für die selbsthärtenden Siederöhren mit Wintz- 
schen Automaten, die eine sehr häufige Regulierung erforderlich machen. Hier neigt sich die 
Wage zweifellos zugunsten der neuen. Wenn wir nun in der Therapie und ihrer technischen 
Sicherheit das größte Gewicht auf möglichstes Gleichsein und Gleichbleiben aller in Betracht 
kommenden Faktoren legen müssen, so ist für meine Person die Frage der Überlegenheit zu- 
gunsten der neuen Röhren entschieden. Ich persönlich arbeite, so schwer mir auch der Abschied 
von den Siederöhren geworden ist, seit 2 Jahren nur noch mit Glühkathodenröhren. 

Ziehen wir das Fazit aus den Betrachtungen, so ergibt sich, daß unsere Industrie in den 
modernen Röntgenmaschinen uns Kraftquellen geschaffen hat, die bis heute nicht nur jeder An- 
forderung gerecht werden, sondern noch einen Überschuß von Kraft enthalten, der noch nicht voll 
ausgebeutet werden kann. Sollte dies eines Tages der Fall sein, dürfte dem Bau von Maschinen 
mit noch größerem Nutzeffekt nichts im Wege stehen. Wir stehen also in dieser Hinsicht der Zu- 
kunft gegenüber wohl gerüstet da. Auch der zweite Apparat, der uns die elektrische Energie in 
Röntgenlicht umsetzt, die Röntgenröhre, hat gewaltige Fortschritte zu verzeichnen. Sie ist zwar 
in ihrer Arbeitsleistung an gewisse Grenzen gebunden, die sie nicht überschreiten darf, liefert uns 
dafür aber in dem, was sie zu leisten vermag, Präzisionsarbeit und eine Ware erster Qualität, die 
für ein großes, aber nicht unbeschränktes Gebiet allen Anforderungen gerecht wird. 


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Duck Se A E l DooM o T 


XXXI, 4. Die Fortschritte der Röntgentherapie seit meiner Assistentenzeit bei Levy-Dorn. 447 | 


3. Die röntgenologische Kunst. 


Wie jede ärztliche Leistung, so ist auch die des Röntgenologen eine Kunst, die nur zur Blüte 
gebracht werden kann, wenn drei Bedingungen erfüllt werden, nämlich Begabung, Schulung und 
Erfahrung. Fehlt eine von den dreien, wird auch die röntgenologische Meisterschaft nie voll er- 
reicht werden. Denke ich an meine eigene Lehrzeit zurück, so waren es die Jahre, in denen es der - 
Röntgenologie nur unter schwersten Kämpfen gelang, sich mühsam zur Selbständigkeit hindurch- 
zuringen und den anderen medizinischen Disziplinen gegenüber eine ebenbürtige, voll anerkannte 
Stellung einzunehmen. Die Situation beleuchte ich durch mein eigenes Schicksal. Obgleich ich 
im Herbst 1908 als dirigierender Arzt der neu einzurichtenden Röntgenabteilung der städtischen 
Krankenanstalt in meine Vaterstadt Bremen zurückkehrte und eine 5jährige Volontär- und 

ssistentenzeit, davon eine fast 3jährige rein röntgenologische, unter Albers-Schönberg 
und Levy:Dorn, wollte man mich als Facharzt nicht anerkennen, und es bedurfte langwieri- 
ger Debatten und Auseinandersetzungen im ärztlichen Verein, um mich durchzusetzen. Heute 
stände dem nichts mehr im Wege. Der Röntgenologe ist überall anerkannt, und es achtet die ge- 
samte Ärzteschaft genau wie bei den übrigen Sonderfächern darauf, daß nur derjenige sich Fach- 
Röntgenologe nennen darf, der neben der modernen, allen Ansprüchen genügenden Röntgenein- 
richtung auch die genügende Ausbildung unter anerkannten Autoritäten nachweist und sein 
Eigen nennt. Die Zeiten, daB jeder, der sich einen Röntgenapparat anschafft, damit auch sofort als 
Meister vom Himmel fällt, sind im röntgenologischen Interesse hoffentlich ein für allemal vorüber. 
Heute ist der röntgenologische Lehrling viel glücklicher daran als früher, wo es nur wenige 
Krankenhäuser gab, die über Volontär- und Assistentenstellen verfügten, während heute überall 
Gelegenheit sich bietet, ein gediegenes Rüstzeug zu erlangen, zumal die Universitäten bemüht 
sind, den großen Vorsprung der städtischen Krankenhäuser auf röntgenologischem Gebiete nach- 
zuholen. Die Schulung des Röntgenologen liegt auf 2 Gebieten, nämlich dem technischen und dem 
medizinischen. Sie muß mit dem ersteren beginnen und dahin streben, der technischen Hilfs- 
mittel, also vor allem des Apparates und der Röhre, völlig Herr zu werden. Vorbedingung ist 
hierfür eine gewisse technische Begabung, die befähigt, sich in die Seele der Maschine hineinzu- 
versetzen und sie zu verstehen. Fehlt diese, wird zwar Energie und Schulung imstande sein, einen | 
gewissen Ersatz zu schaffen, aber der Schüler wird nicht zum Künstler werden, sondern auf der 
Stufe des Handwerkers stehen bleiben. Allerdings ist dies leichter gesagt als getan. Haben doch 
gerade die Arbeiten der Berufsphysiker, die sich in den letzten Jahren dankenswerterweise der 
röntgenologischen Forschung mit Interesse widmen, erwiesen, wie kompliziert, ja, wie wenig 
geklärt auch heute noch die genaueren Vorgänge in der Röntgenröhre sind. Es wird noch vieler 
Mühe und Arbeit bedürfen, um volle Klarheit zu schaffen und die Resultate für den Mediziner 
mit seiner relativ geringen physikalischen Vorbildung verständlich zu machen. Andererseits 
haben die Fortschritte der Technik, wie ich sie bei Apparat und Röhre skizzierte, dem Anfänger 
die Bahn geebnet und die praktische Erlernung der Röntgentechnik wesentlich erleichtert. Die 
medizinische Kunst besteht darin, die erzeugte Strahlung je nach Lage des Falles und individuell 
ausgesucht, dem Patienten resp. dem Krankheitsherde ohne Nebenschädigungen zuzuführen. 
Sommer 1916 wurden im Virchow-Krankenhause fast ausnahmslos dermatologische, also ganz 
oberflächlich und günstig gelegene Leiden bestrahlt, wie ich schon anfangs erwähnte. Trotzdem 


_ war es wegen der geschilderten technischen Schwierigkeiten nicht leicht, das richtige an Quantität 


und Qualität der Strahlung zu treffen. Es mußten unbeabsichtigte, oft recht unliebsame Haut- 
reaktionen mit in den Kauf genommen werden; zu richtigen Röntgenulzera ist es, soweit ich 
mich erinnere, jedoch niemals gekommen. Eine große Rolle spielte die Dosimetrie. Am belieb- 


testen waren die Kienböckschen Quantimeterstreifen und Sabouraudtabletten, die ich als 


bekannt voraussetze. Wenn ich auch die gute Grundidee dieser Methoden und ihre geleisteten 
Dienste in keiner Weise bestreiten oder herabsetzen will, so habe ich mich niemals für sie be- 
geistern können, da sie von so zahlreichen und unberechenbaren und veränderlichen Faktoren 


abhängig sind, daß sie wohl einen gewissen Anhalt geben, aber niemals Anspruch auf Zuverlässig- 
57% 


448 ` | ur Loose. XXXI, 4. 


keit erheben können. Ich glaube, die zahlreichen schweren Röntgenschädigungen, die trotz strik- 
testen Innehaltens der Gebrauchsanweisungen und Vorschriften entstanden sind, geben meiner 
Anschauung recht. Neben den chemischen gab es auch physikalische Methoden, z. B. die von 
Alban Köhler. Er tropfte etwas Paraffin von bekanntem, möglichst hohem Schmelzpunkt an 
die Antikathodenseite der Glaskugel und belastete die Röhre nur so weit, daß kein Schmelzen ein- 
trat. Geschah dies dennoch, war es ein Zeichen von Überbelastung resp. Überdosierung und damit 
ein Warnungssignal zum Ausschalten. Diese Methode, die damals recht gut funktionierte, ist 
heut wohl verlassen, da die Belastungsmöglichkeit der Röhre eine zu geringe ist. Der dritte Weg 
war der rein empirische; d. h. man probierte vorsichtig am Patienten aus, wie lange man bei 
bestimmter Belastung (Knopf der Regulierungskurbel) und bestimmtem Härtegrad der Röhre 
exponieren mußte, um die Erythemdosis zu erhalten. Ich habe diesen Weg für. den praktisch 
brauchbarsten gehalten. Die Schwierigkeit lag in der mangelnden Konstanz der Röhren, so daß 
auch wir unliebsame Reaktionen erlebten. Eine ganz andere Bedeutung bekam nun die Dosie- 
rungsfrage mit dem Aufkommen der Tiefentherapie. Immer wieder stand uns die Haut und die 
Angst vor Verbrennungen hindernd im Wege. Wir müssen es heute ruhig zugeben, daß die entsetz- 
lichen Röntjrenulzera, die auch dem vorsichtigsten Therapeuten passierten, der ganzen Röntgen- 
therapie schweren Abbruch tun mußten und getan haben. Diese Gefahr beseitigt oder wenigstens 
auf ein Minimum herabgedrückt zu haben, verdanken wir dem Prinzip der „Filterung“. Es war 
ein überaus glücklicher Gedanke, zwischen Röhre und Patienten Aluminiumplatten einzuschalten, 
also Metallschichten, die die für die Haut besonders gefährlichen und für die Tiefentherapie un- 
brauchbaren weichen Strahlen durch Resorption vernichteten. Anfangs benutzte man Aluminium 
verschiedener Stärke, später, besonders nach der Einführung der Karzinomtherapie, auch Schwer- 
metalle, wie Kupfer, Zink, Messing oder dgl. Ich persönlich arbeite nur mit Kristallfiltern, d. h. 
nicht mit den Metallen selbst, sondern mit Kristallsalzen, die mir erhebliche Vorteile zu haben 
scheinen. Bisher hat sich kein Filter praktisch den übrigen so überlegen erwiesen, daß es sie ver- 
drängt hätte. So steht denn augenblicklich die Filterfrage noch in lebhafter Diskussion, und es 
wird wohl noch längere Zeit dauern, bis völlige Übereinstimmung und Klarheit geschaffen ist, vor 
allem auch über die Frage, ob Filter von verschiedenem Stoff, aber von gleicher Absorption bio- 
logisch gleiche Strahlen hergeben, ober ob es biologisch überlegene Filterstrahlen gibt. Eins aber 
sollte man in der ganzen Filterfrage nicht vergessen, nämlich daß die Hauptsache in der möglichst 
günstigen Zusammensetzung der primären Strahlung liegt, und daß die Filterung erst in zweiter 
Linie in Betracht kommt, um die primäre Strahlung von unbrauchbaren Bestandteilen zu reinigen. 
Mit anderen Worten: es ist nicht möglich, eine primär ungeeignete, etwa unter geringer Spannung 
erzeugte Strahlung allein durch die Filterung in eine tiefentherapeutisch wirksame umzusetzen. 
Praktisch liegt in dieser Erkenntnis die große Bedeutung, daß nur derjenige vollwertige Tiefen- 
therapie treiben soll, der über ein vollwertiges Instrumentarium verfügt, der große Ansporn, der 
durch die Vervollkommnung der Röntgentechnik und durch das Aufblühen der gesamten Röntgen- 
therapie der Dosierungsfrage gegeben wurde, hat bis auf den heutigen Tag wohl wesentlich ge- 
fördert, aber das Endziel noch lange nicht erreicht. Zunächst versuchte man, die alten Methoden 
der Kienböck schen Streifen und Sabouraudtabletten den erhöhten Anforderungen anzupassen; 
es lehrte aber die Erfahrung auf Grund böser Mißerfolge bald, daß dies nur in beschränktem Maße 
möglich ist. Einen erheblichen Fortschritt bildete das Fürstenausche Intensimeter, das auf 
der Beeinflussung einer Selenzelle beruht und in neuester Ausführung durch ein Wasserphantom 
die Absorptionsverhältnisse der Haut und anderer lebender Organe zu ersetzen sucht. Die modern- 
sten MeBinstrumente sind Iontometer. Sie benutzen die Ionisierung der Luft beim Hindurch- 
gehen von Hochspannung und messen den Grad derselben in kleinen verschlossenen Kammern. 
Auch liesen Instrumenten scheinen recht erhebliche Mängel anzuhaften, und es muß die Zukunit 
lehren, ob sie die Schwierigkeiten zu überwinden imstande sind und wirklich zuverlässige Resul- 
tate in der Praxis ergeben. Der Grund nun, warum alle Mühe und Arbeit, warum alles Forschen 
bis jetzt keine voll befriedigenden Ergebnisse gezeitigt hat, liegt einmal darin begründet, daß wir 


XXXI, 4. Die.Fortschritte der Röntgentherapie seit meiner Assistentenzeit bei Levy-Dorn. 449 


ja beim Röntgenlichte keine homogene Strahlung mit einer einzigen Wellenlänge vor uns haben, 
sondern ein Strahlengemisch, das aus sehr verschiedenen Komponenten physikalischer und biolo- 
gischer Natur zusammengesetzt ist. Halten wir uns ferner vor Augen, wie außerordentlich ver- 
schieden bei der Reichhaltigkeit unserer Maschinen und Röhren Röntgenstrahlen erzeugt werden, 
und daß uns ein Mittel fehlt, das eine exakte, rasche Analyse ermöglicht, so muß es einleuchten, 
wie schwierig eine Verständigung auf diesem Gebiete ist. Hinzu kommt, daß die Situation viel 
komplizierter geworden ist, da uns die Arbeit der Physiker gelehrt hat, daß neben den Röntgen- 
strahlen an sich Nebenstrahlen verschiedenster Gattung, wie Sekundär-, Streu- usw.-Strahlen mit 
in Rechnung gesetzt werden müssen, über deren Bedeutung noch große Unklarheit herrscht. 
Ziehen wir daraus für den Praktiker die Folge, so scheint mir für die Dosierung immer noch der- 
jenige Weg der gangbarste zu sein, den ich schon im Virchow-Krankenhause bevorzugt habe, näm- 
lich die eigene Erfahrung. Seit Jahren arbeite ich ohne jedes Dosimeter und erstrebe die Beherr- 
schung und die Sicherheit meiner Technik durch das immer schönere Zusammenwachsen mit 
meinen Maschinen und Röhren. Gefördert und geebnet ist dieser Weg durch die Fortschritte der 
drei Hauptfundamente der Röntgentherapie: Röntgenapparat, Röntgenröhre und Röntgenkunst. 
Seibstverständlich habe ich mir vor Übertragung auf den Patienten mit Hilfe von Dosimetern ein 
möglichst genaues Blid von der unter den verschiedensten Verhältnissen erzeugten Röntgenenergie 
zu machen versucht und die jeweilig günstigsten Strahlungen genau fixiert. Kennt man die maß- 
gebenden Faktoren, und ist man imstande, jeden einzelnen haarscharf wieder einzusetzen, so muß 
auch das Produkt derselben, nämlich die erzeugte Strahlung sowohl physikalisch wie biologisch 
stets die gleiche sein. Dabei halte ich mich stets etwas unter der Erythem-, jetzt Hauteinheits- 
dosis genannt, da ich jede Hautreaktion, auch die beabsichtigte, für einen Kunstfehler halte. 
Jch glaube, daß die Ergebnisse der Kapillar-Mikroskopie nach Röntgenbestrahlungen, sowie vor 
allem die schweren, noch nach Jahren im Anschluß an Hautreaktionen auftretenden Spätschädi- 
gungen dieser Ansicht rechtgeben. Meinen Patienten sieht man überhaupt nicht an, daß sie 
jemals bestrahlt worden sind, und nur bei einem geringem Prozentsatz, nämlich bei solchen, die 
auf alle Lichteinflüsse leicht reagieren, tritt eine geringfügige, nicht auffallende Pigmentation 
ein. Spätschädigungen sind mir völlig unbekannt. 

Wenden wir nun den Blick noch einmal rückwärts auf meine Assistentenzeit bei Levy- 
Dorn und vergleichen die damaligen bescheidenen Erfolge mit dem stolzen Gebäude der heutigen 
Röntgentherapie, so sehen wir, daß eine Reihe schwieriger Probleme restlos gelöst ist; daß Hinder- 
nisse, die' für unüberwindlich galten, spurlos beseitigt sind und nur noch in der Erinnerung exi- 
st.eren, und daß wir heute in der Lage sind, für ausgedehnte Gebiete oberflächlicher und tiefer 
Pathologie die spezifisch wirksame Strahlung exakt zu erzeugen und sie ohne die geringsten 
Nebenschädigungen bei automatisch sicherem Erfolge dem Patienten zuzuführen. Worin liegt 
nur das Geheimnis der Erfolge? Einmal in der Ausschaltung unbrauchbarer und gefährlicher 
Strahlen durch die Filterung. Zweitens aber, und dies scheint mir die Hauptsache zu sein, in der 
Verbesserung der Strahlenqualität durch die Erhöhung der Spannung. Röntgentherapeutische 
Erfolge, über die von besonders gut ausgerüsteter Seite berichtet werden konnte, wurden der All- 
gemeinheit durch die Anschaffung gleicher Instrumentarien zugänglich. Es sind mir eine ganze 
Reihe von Instituten bekannt, in denen die Erfolge zu wünschen übrig ließen, und in denen diese 
üher Nacht eintraten, als mit Ankauf moderner Maschinen die Spannung entsprechend erhöht 
werden konnte. Dieselbe Anschauung erklärt auch in ungezwungener Weise unsere Mißerfolge, 
und warum große Gebiete, z. B. die Karzinome des gesamten Digestionstraktus, wenig reagieren 
oder sich sogar völlig refraktär verhalten. Wir können eben heute, wie wir weiter oben gesehen 
haben, der Röntgenröhren wegen noch nicht über gewisse Spannungen hinweggehen und haben 
deshalb alle erforderlichen Wellenlängen noch nicht zur Verfügung. Sollte dies eines Tages der 
Fall sein, wird die Praxis beweisen, ob wir durch eine weitere Erhöhung der Spannung unser Ziel 
erreichen oder nicht. Im Gegensatz zur Strahlenqualität wird nun von einer großen Partei das 
Hauptgewicht auf die Quantität gelegt und versucht, durch Massendosierungen den Erfolg zu er- 


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zwingen. Die Erfahrung lehrt, daß der Erfolg ausblieb und die Resultate am Lebenden nicht ver-- 

bessert wurden. Ja, es mußten schwerste Allgemeinstörungen durch Intoxikation infolge stunden- 
langer Bestrahlungen mit in den Kauf genommen werden, die die Fortsetzung der Kur für den 
_ Patienten unerträglich machten. Hinzu kamen trotz aller Meßtechnik schwerste Ulzera und noch 


nach Jahren Spätschädigungen, die die Frage berechtigt erscheinen lassen, ob nicht ein unheil- 
-bares Karzinom einem unheilbaren Röntgenulkus vorzuziehen ist. So wertvoll und anerkennens- 


wert sicher die Arbeiten und Forschungen sind, die zu den modernen Begriffen einer Karzinom-, , 


= Sarkom- usw.-Dosis geführt haben, so glaube ich doch, daß sie für die Allgemeinheit gefährlich 
sind und nicht ohne weiteres von ihrem Entstehungsorte auf andere übertragen werden dürfen. 
Wir stehen zurzeit in einer röntgenrückläufigen Konjunktur; in einem Rückschlage, der immer 
eintritt, wenn weitgehende Hoffnungen sich nicht erfüllen oder sogar ins Gegenteil umschlagen. 
Liegt ein Grund hierfür vor? Meines Erachtens nein! Da sind es gerade Jubiläen und Festtage, 


. wie der 60jährige Geburtstag Levy-Dorns, um unsere Gedanken zurückzulenken in ver- 


gangene Zeiten, und ich glaube, wir Röntgenologen haben allen Grund, uns der Entwicklung und 
‚Erfolge unseres -Faches zu erfreuen. Wenn wir heute noch nicht alles erreicht haben, was wir 


erhofften, so soll das für uns kein Grund zum Kopfhängenlassen sein, sondern genau im Gegenteil. 


ein Ansporn zu immer neuer Arbeit und damit zu neuem Fortschritt: Vielleicht wird dazu ber- 
‚tragen,. daß wir in der Röntgentherapie den Ausdruck „Dosis“ durch „Spannung“ ersetzen. 
Haben wir erst einmal die spezifisch wirksamsten Spannungen, z. B. als Tuberkulose-, Karzinom- 
‘oder Sarkomspannung fixiert, dürfte die Einigung über die Höhe der Dosis nicht schwer fallen. 
Meines Erachtens wird sie geringer ausfallen, als man augenblicklich zu verabreichen bemüht ist. 
Die warnenden Stimmen vor Überdosierungen, die jetzt von verschiedenen Seiten laut werden, 
_ geben mir einen erfreulichen Anhalt für die Richtigkeit meiner Anschauung. 


Eine neue Rotationsblende zur "Kbschirming der Sekundärstraählen. 
Von. 
Dr. Joseph Ziegler, 
leitender Arzt der Röntgenabteilung am Krankenhaus der jüdischen Gemeinde zu Berlin. 


Seitdem Bucky vor 10 Jahren seine bekannte Wabenblende zur Unterdrückung der im 


u Körper des Patienten entstehenden Sekundärstrahlen erfand, ‘setzten von verschiedenen Seiten 


her Versuche ein, eine Vorderblende zu konstruieren, bei deren Anwendung die Abbildung des 
‚störenden Rasters auf der lichtempfindlichen Schicht wegfiel. Insbesondere wandte man seine 
Bemühungen den Röntgenaufnahmen zu, da ja bei der .Durchleuchtung das Netz viel weniger 
störte. Buck y selbst legte in mehreren Patenten seine Gedanken über eine zweckmäßige Anord- 
nung der strahlenundurchlässigen Substanz innerhalb der Blende und die entsprechende Bewe- 
gung während der Aufnahme nieder, ohne daß es aber zunächst zur Herstellung eines praktisch 
. brauchbaren Modells kam. Die erste Beschreibung einer Blende in der Literatur stammt von 
Lotzin,der sich noch eng an die Gitterstruktur hielt und zwei mit parallel verlaufenden Metall- 
bändern möntiere Stahlrahmen benutzte, derart, daß die Streifen des einen Rahmens senkrecht 
zu denen des anderen verliefen. Die Stahlrahmen wurden während der Aufnahme in oszillierende 
Bewegung versetzt. Die recht a und schwerfällige Vorrichtung fand indessen keinen 
Eingang in die Laboratorien. 

Erst Potter gelang.es, gestützt auf dieBuc k yschen Patente, eine praktisch brauchbare 


Blende herauszubringen, die heute besonders in Amerika, aber auch anderwärts zum Inventar jedes . 
größeren Röntgenlaboratoriums gehört. Potter verzichtete bekanntlich auf die Gitterstruktur 


und verwendete nur in einer Richtung parallel verlaufende Metallstreifen, die nebst den da- 
zwischen gelagerten Holzleisten gegen den Fokus der Röhre hin geneigt sind. Die Konvergenz 
wird dadurch erreicht, daß die zusammengefügten ‘Streifen den Abschnitt eines Zylindermantels 
bilden, dessen -Achse durch den Fokus geht. Die Leistungsfähigkeit der Blende ist über jeden 


XXXI, 4. Eine neue Rotationsblende zur Abschirmung der Sekundärstrahlen. | 451 


Zweifel erhaben und die Übersichtsaufnahmen Potters erregten mit Recht ungeteilte Bewun- 


derung bezüglich des Kontrastes und Strukturreichtums. Der Hauptnachteil der Blende liegt 


m. E. darin, daß der Patient in einer Mulde liegt. Hierdurh wird zweifellos die exakte Einstellung 


gewisser Körperteile, z. B. der Schultergegend, recht erschwert. Die gegen die seitlichen Partien 


hin allmählich zunehmende Entfernung des Objekts von der Kassette tut, wie die Erfahrung ge- 
zeigt hat, der Bildqualität keinen sehr erheblichen Abbruch, auch ist dieser Übelstand ja durch 


“ Benutzung einer gebogenen Kassette (bei Verwendung von Filmen) relativ leicht zu vermeiden. 


Dagegen erfordert die während der Aufnahme eine Zylinderfläche beschreibende Bewegung der 
Blende einen recht komplizierten Mechanismus, der die kompendiöse Form der ganzen Vorrich- 
tung bedingt. Andererseits ist die Blende für Durchleuchtungen nicht brauchbar. 

Die Bemühungen, der Blende eine plane Form zu geben, legten schon bald nach Buckys 
Erfindung den Gedanken nahe, eine um ihren Mittelpunkt drehbare Scheibe zu 
verwenden. Das Problem, dessen Lösung von verschiedenen Forschern erstrebt wurde, bestand 


darin, die strahlenundurchlässige Substanz derart anzuordnen, daB bei der Drehung der Scheibe 


eine gleichmäßige Exposition stattfand und keinerlei störende Ringbildung auftrat. Die Lösung 
wurde auf zweierlei prinzipiell verschiedene Art versucht. Einmal mit Hilfe der Spirale, deren. 
Wände gegen den Fokus hin geneigt waren. Schon 1914 hatte Ottoin Berlin zwei Patente auf 
spiralförmige Blenden, zwei Jahre später Caldwellein solches in New York. Auch Buck y 
beschäftigte sich längere Zeit mit der Spiralblende. Zu einem praktischen Ergebnis führten diese 
Versuche nicht und Weißenberg, der auf Veranlassung Buckys die günstigste Kurvenform ` 
für die Rotationsblende zu berechnen versuchte, kam zu dem Resultat, daB spiralförmige Blenden 
im Röntgenbilde notwendig kreisförmige Schatten erzeugen müssen. Nichtsdestoweniger gelang 
es letzthin Akerlund zum ersten Male unter Verwendung des Spiralprinzips, eine hervor- 
ragend brauchbare Blende’ zu konstruieren. Nach den Angaben Akerlunds sind die mit der 
Blende aufgenommenen Bilder frei von Ringschatten und lassen hinsichtlich der Bildqualität 
nichts zu wünschen übrig. Das prinzipiell Neue in der Anordnung Akerlunds besteht darin, 
daß er nicht eine sondern mehrere Spiralen verwendet — in seinem letzten Modell 16 —, 
die sämtlich ihren Ausgangspunkt vom Bewegungszentrum nehmen. Die Blende ist dabei viel 
handlicher als die Pottersche und soll sich auch für Durchleuchtungen eignen, wobei nach 
Angaben des Erfinders wenigstens bei Untersuchung von etwas dickeren Körperteilen die Blei- 
schatten unsichtbar bleiben. | 

Die zweite noch näherliegende Lösungsmöglichkeit bestand darin, daß man radienför- 
mig vom Mittelpunkt der Scheibe ausgehende Metallstreifen verwendete. 
Die damit angestellten Versuche mußten aber scheitern, weil die im Verhältnis zu den ungedeckten 
Teilen der Scheibe gegen das Zentrum hin immer mehr zunehmende Metallmasse bei der Drehung . 
derselben naturgemäß eine ungleichmäßige Exposition bewirken mußte. Versuchte man aber 
diesen Fehler bis zu einem gewissen Grade dadurch auszugleichen, daß man von der Peripherie 
her neue Streifen einfügte und diese in verschiedenen Entfernungen vom Zentrum frei enden 
ließ, so erhielt man sofort Ringbildung. 

Alle diese Nachteile werden nun in sehr antuka Weise dadurch vermieden, daß man 
statt der radiär verlaufenden, im wesentlichen über ihre ganze Länge gleichdicken 
Schachtwände nach außenhin sich verbreiternde Keile verwendet, die 
alle dieselben Ausmessungen zeigen. Denkt man sich die Scheibe in unendlich viele konzentrisch 
verlaufende Abschnitte geteilt, so muß das Verhältnis der vom Metall bedeckten Teile zu den 
unhedeckten Teilen in jedem Abschnitt dasselbe bleiben und bei der Drehung der Scheibe eine 
gleichmäßige Exposition innerhalb des ganzen Blendenbereichs statt- 
finden. Die seitlichen Wandungen der Keile stehen senkrechtzurGrundfläche 
der Blende und liegen also sämtlich in Ebenen, die durch den Mittelpunkt der Blende und bei 
richtiger Zentrierung der Röhre senkrecht über demselben auch durch den Fokus gehen. Die 
Forderung, die Röhre in eine bestimmte Entfernung von der Blende zu bringen, fällt bei dieser 


452 | ` Ziegler. — XXXI, 4. 


' Anordnung grundsätzlich fort. Die nebenstehende Abbildung zeigt die schematische Skizze eines 
Abschnitts der Blende in perspektivischer Darstellung. Man ersieht aus ihr auch, daß die Höhe 
der Keile gegen das Zentrum hin in einem gewissen Umfange abnimmt. An sich könnten die 
Keile sogar, worauf Bucky aufmerksam machte, gegen den Mittelpunkt hin bis zur Grund- 
fläche abfallen. Es bliebe dann das Verhältnis von Breite zur Höhe der Schächte im ganzen Be- 
reich der Blende unverändert. Die angestellten Versuche zeigten aber, daß dann im Zentrum in- 
. folge Durchtretens von Sekundärstrahlen eine Schwärzung der Platte stattfand, da ja die Keile 
gegen das Zentrum hin sich auch stark verschmälern, bei gleichzeitig zunehmender Entfernung 
voın Objekt. Andererseits aber ist es nicht zweckdienlich, die Keile in voller Höhe bis zur Mitte 
zu führen, da infolge des zu engen Zusammenstehens der Keile auch bei einer geringfügigen Ver- 
schiebung der Röhre aus ihrer richtigen Lage leicht eine Verdeckung der Schächte stattfindet. 
Auch fallen dann kleinere Fehler bei der Montierung der Keile nicht ins Gewicht. Das Verhältnis 
von Höhe zur Breite der Schächte nimmt dabei, wie leicht ersichtlich, immer noch in ziemlich 
erheblichem Maße im Sinne einer stärkeren Abblendung der Sekundärstrahlen gegen das Zentrum 

hin zu. Eine dadurch bedingte etwaige Unterexposition der betreffenden Plattenabschnitte wird 
| aber jedenfalls durch die peripherwärts zunehmende Diver- 
genz der Strahlen ausgeglichen. Es hat sich übrigens her- 
ausgestellt, daß es bezüglich der Abblendung unnötig ist, 
über ein bestimmtes Optimum des Verhältnisses — etwa 
1:3 — hinauszugehen, eine genügende Dicke der Schacht- 
wände vorausgestzt. Eine gewisse Schwierigkeit bereitet 
das Zentrum, da es nicht möglich ist, die Schachtwände in- 
folge ihrer großen Anzahl bis zum Mittelpunkt zu führen, 
doch gelingt es durch geeignete Maßnahmen die Abbildung 
des Zentrums auf ein Minimum zu reduzieren, z. B. da- 
durch, daß man die Keile nur bis in eine bestimmte ge- 
ringe Entfernung vom Zentrum führt und in die frei- 
werdende Kreisfläche nun eine zweite kleine Blende mit einer geringen Anzahl von Keilen 
bringt, derart, daß zwischen den beiden Blenden nirgends ein Zwischenraum entsteht. Die 
Keule der kleinen Blende können dann bis zum Mittelpunkt geführt werden. Die in einem Kugel- 
oder Rollenlager laufende Scheibe wird natürlich vom Rande aus durch einen kleinen Motor oder 
ein Uhrwerk, im Notfalle selbst durch die Hand mittels einer Kurve angetrieben. 

Eine Abbildung des Rasters auf der Platte findet bei nur einigermaßen gleichmäßiger Be- 
wegung, selbst ohne Objekt, nicht statt. Es empfiehlt sich aber nicht, die Geschwindigkeit zu 
stark zu steigern. Bei der Durchleuchtung müssen, da wir ja im allgemeinen mit aus einzelnen 
Impulsen zusammengesetztem Röntgenlichtarbeiten, Intereferenzerscheinungen entstehen. Eshat 
sich aber gezeigt, daß man bei einer bestimmten nicht zu großen Geschwindigkeit der Scheibe, die 
abhängig ist von der Anordnung der Keile und der Impulszahl (Induktor, Hochspannungsgleich- 
richter), auch auf dem bloßen Leuchtschirm ohne Objekt nur bei genauem Hinsehen ein feines 
Raster erkennt, das durch den Körper hindurch jedenfalls nicht mehr sichtbar ist. 

Die Blende erscheint, wie die bisherigen Versuche ergeben haben, infolge Erzielung eines 
kräftigen Bucky-Efiektes ebenso für Aufnahmen wie für Durcehleuchtungen 
gecignet und zeichnet sich dabei durch große Einfachheit der Konstruktion aus. Die Expo- 
sitionszeit muß etwas verlängert werden, doch wird dieser geringe Nachteil durch Anwendung 
einer härteren Strahlung größtenteils kompensiert. Selbst mit der härtesten Strahlung aufgenom- 
mene Bilder dicker Körperteile machen einen durchaus weichen Eindruck. Von genaueren Zahlen- 
angaben bezgl. der Abmessung der Keile möchte ich in dieser vorläufigen Mitteilung absehen, da 
ich sie noch nicht als endgültig betrachte. Die Blende ist zum Patent angemeldet. 

Herrn Dr. Großmann und Herrn Ingenieur Janus spreche ich auch an dieser Stelle 
für ihre liebenswürdige Beratung meinen besten Dank aus. 


Schematische Skizze eines Abschnitts 
der Rotationsblende in perspektivischer 
Darstellung. 


nn, ES ARE 


XXXI, 4. Eine Serienblende für 6 Aufnahmen auf eine Platte 13 >< 18. 458 


Literatur. 


Akerlund, A. Über Vorrichtungen zur Abblendung der Sekundärstrahlung bei der Röntgendia- 
gnostik. Acta Radiologica, Vol. I, Fasz. 4, Nr. 4, S. 480, 1922. 
— Aussprache zu Buckys Vortrag i. Verhandl. d. Deutsch. Röntgen-Gesellschaft, Bd. XIL; 
s. unter Bucky. 
— Die spiralförmige Sekundärblende. Acta Radiologica, Vol. II, Fasz. I, Nr. 5, S. 77, 1928. 
Bucky, G., Über die Ausschaltung der im Objekt entstehenden Sekundärstrahlen bei Röntgenauf- 
nahmen. Verhandl. d. Deutsch. Röntgen-Gesellschaft, Bd. IX, 1913, S. 30. 
— Der Einfluß der Streustrahlen auf die medizinischen Maßnahmen. Verhandl. d. Deutsch. Röntgen- 
Gesellschaft, Bd. XIII, und On ehr auf d. Gebiete d. Röntgenstr., Bd. XXX, 3. Kongreßheft 
` 1922, S. 13. 
Caldwell, E., zit. nach Akerlund. 
Lotzin, A, Ein Verfahren zur Ausschaltung der sekundären Körperstrahlen bei Röntgenaufnahmen. 
Fortschr. a. d. Gebiete d. Röntgenstr., Bd. XXV, H. 4, S. 326. Ä 
Potter, H. E., The Bucky-Diaphragm principle applied to Roentgenografy. The American Jour- 
nal of Roentgenology, Vol. VII, Nr. 6, S. 292, 1920. 
Weißenberg,K., Aussprache zuBuckys Vortrag i. Verhandl. d. Deutsch. Röntgen-Gesellschaft, 
Bd. XII; s. unter Bucky. 


(Aus dem Röntgen- und Lichtinstitut der A. E. G.-Klinik „Sanitas“, leitender Arzt: 
Dr. med. Fritz Gaßmann.) 


Eine Serienblende für 6 Aufnahmen auf eine Platte 13x18. 
Von 
Fr. Gaßmann. 


Beim Studium der pathologischen Veränderungen von Teilen des Magen- und Darmkanals, der 
schon normalerweise je nach dem Füllungszustand und dem Stadium der Peristaltik verschiedenartige 
Formen aufweist, hat sich schon lange das Bedürfnis herausgestellt, den Verdacht einer als patholo- 
gisch erkannten Stelle durch häufig wiederholte Aufnahmen zu erhärten bzw. als unbegründet fallen 
zu lassen. Gilt doch die Meinung, daß für die Diagnosenstellung ein einmalig gefundener normaler 
Befund von größerer Bedeutung ist als ein mehrmalig erhobener anormaler Befund. Stellte sich aber 
der Ausführung der aus dieser Erkenntnis folgerichtig zu erhebender Forderung nach häufiger Wieder- 
holung der Aufnahmen schon in Friedenszeiten die Preisfrage erschwerend in den Weg, so gibt es 
keute schlechthin kaum noch einheimische Patienten, die die großen Kosten einer Magenuntersuchung 
mit mehreren Aufnahmen tragen können; ganz zu schweigen von den Krankenkassen, die zurzeit das 
Hauptkontigent der Röntgenpatienten stellen. 

Ich glaubte deswegen einem Bedürfnis zu genügen, wenn ich einer Anregung der Forsellschen 
Schule folgend, eine Blende konstruierte, die es möglich macht, auf einer einzigen kleinen Platte 
(13 X 18) eine Serie von 6 Aufnahmen herzustellen. Das Hauptinteresse der Untersuchung bietet seit 
langer Zeit der Bulbus duodeni, dessen röntgenographische Aufnahme sich infolge der flüchtigen Fül- 
lung desselben, die häufig gerade ein Zeichen pathologischer Veränderungen ist, als besonders schwie- 
rig erweist. Deswegen habe ich bei der Konstruktion der Serienblende mein Hauptaugenmerk auf die 
Herstellung einer Vorrichtung gelenkt, die es gestattet, den Bulbus stets gefüllt zu photographieren; 
ich habe zu diesem Zweck ein Kompressorium angebracht, das den Abfluß des Röntgenbreis aus dem 
Duodenum erschwert und gleichzeitig den Bulbus so fest fixiert, daß selbst die Respiration ihn 
nicht mehr aus der Einstellungsöffnung verschieben kann. 

Die weiteren Eigenschaften und Vorteile der Blende gestatte ich mir an Hand einer Photo- 
graphie kurz zu beschreiben. 


E E T der Serienblende. 


Die Serienblende besteht aus 3 Teilen und zwar: 
1. einer mit cinem Holzrahmen (b) versehenen Bicieisenplatte (a) von einem Ausmaß 30 X 40 cm, 
in dessen Mitte sich die Blendenöffnung!) von 6 X 6 cm befindet; 


1) Auf der Photographie durch den Leuchtschirm verdeckt. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 58 


454 m MR Ex | Fi © Gaßmann., | y U XXXLA 


‚2. einem auswechselbaren Tubus (Vorderblende) (£) mit Kompressorium (h); 

3. einer Kassette für eine Platte 13 X 18 (i). s 

ad 1. Die Blende kann, da sie das normale Maß und die Form eines Leuchtschirms besitzt, in 
‚jedem Stativ mit feststellbarem Leuchtschirm verwendet werden. An der Vorderseite der Blende be- 
findet sich ein kleiner mit Bleiglas geschützter Leuchtschirm (c), der die exakte Einstellung des zu 
photographierenden Organs ermöglicht und der während der Aufnahme zur Seite geschoben werden 
. kann. Ferner enthält sie Führungsleisten (d) zum genauen Applizieren der Platte. An der Hinterseite 
befindet sich der Tubus mit Kompressorium. 


ad 2. Der Tubus istis so lang gewählt, daß er die Streustrahlen abfängt (B uc k y effekt); seine 
Oberfläche ist so gestaltet, daß er eine, Kompression der Haut ermöglicht, ohne auf den Rippenbogen 
zu drücken (f und g), was bei der benachbarten Lage des Bulbus zum Rippenbogen nur schwer zu ver- 
' meiden war. 
Das Kompressorium aus Holz (h) befindet sich unterhalb des Tubus und ragt über diesen einige 
Zentimeter hinaus, so daß beim Komprimieren das untere Duodenumknie abgeklemmt werden kann. 
Ein zweiter Tubus ohne Kompressorium für andere Teile des Magen-Darmkanals kann mit dem 
‚ersten ausgewechselt werden. | 
ad 8. Die Kassette ist mit Vorrichtungen versehen, die eine genaue Einstellung der Blenden- 
“öffnung auf der Platte zuläßt. In die Schutzpappe der Kassette sind 6 Bleizahlen eingelassen, die mit 
photographiert werden und das Wiedererkennen der Einzelaufnahmen erleichtern. 


Eigenschaften TE Setsahleide 


"Die Serienblende ermöglicht: 
1. die serienweise Aufnahme von 6 Bildern des Bulbus (und anderer kleiner Organteile) auf 
eine Platte 13 X 18, was eine äußerste Plattenersparnis bedeutet; 
2. einen bequemen Vergleich sämtlicher 6 Bilder, da sie nebeneinander und sämtlich aufrecht- 
stehend zur Darstellung kommen; Ä 
3. genaueste Einstellung jedes einzelnen Bildes, so daß auch Aufnahmen mit stundenweisen 
Zaun evtl. auch solche von mehreren Patienten auf dieselbe Platte gebracht werden können; 
4. klare Zeichnung jeder Aufnahme ohne Überstrahlungen; 
. 5. Kompression des Duodenums und sichere Füllung des Bulbus; 
6. die Verwendung für jedes Stativ mit feststellbarem Durchleuchtungsschirm. 
Zum Schlusse möge noch die äußerst leichte Handhabung im Gebrauch erwähnt werden’). 


1) Die Serienbleide wird von der Firma Radiologie-Aktiengesellschatt, Berlin W 35, Kurfürsten- 
ATERS 146, nergerionn und ist dort käuflich zu haben. | 


ZXXT, 4. Erfahrungen über kurzzeitige Magenaufnahmen mit der Glühkathodenröhre. 455 


Aus dem Röntgen- und Lichtinstitut der AEG.-Klinik „Sanitas“ (leitender Arzt: 
Dr. Gaßmann). 


Erfahrungen über kurzzeitige Magenaufnahmen mit der Glühkathodenröhre. 
Ein Beitrag zur Kenntnis der Coolidgeröhre. | 
Von 
Fritz Gaßmann. 


Es ist uns in den letzten Wochen gelungen mit der Coolidgeröhre in !/,, Sekunde konstrast- 
reiche Magenaufnahmen herzustellen. Die Betriebsbedingungen waren: Siemens-Gleichrichter- 
apparat für 440 Volt Gleichstrom, Schalttisch mit Stufentransformator und Momentrelais bis 
t/o Sekunde, Müller-Mediaröhre, 30 bis 40 MA., 80 bis 85 KV., 60 cm Fokusplattenabstand und 
Verstärkungsschirm. Ich möchte im folgenden versuchen das bisherige Mißlingen so kurzzeitiger 
Aufnahmen zu erklären und gleichzeitig einen Beitrag zur Kenntnis der Coolidgeröhre zu geben. 

Bisher galt die Meinung, daß mit der Coolidgeröhre kurzzeitige (?/,, Sekunde) Aufnahmen 
nicht möglich wären, und man begnügte sich mit der Erklärung, daß die üblichen Aufnahme- 
röhren eine höhere Belastung als 30 MA. nicht vertrügen. Aber auch bei Röhren mit höherer 
Belastung stellte sich unseren Versuchen, kurzzeitige Aufnahmen zu machen, die Schwierigkeit 
entgegen, daß bei steigender Milliamperezahl, die man für die Aufnahmen für notwendig hielt, 
ein so enormer Abfall der Bestrahlungsintensität eintrat, daß durch die Erhöhung der Milli- 
amperezahl nicht nur kein Vorteil erwuchs, sondern das Resultat sogar verschlechtert wurde. Es 
lag der Schluß nahe, diesen Abfall der Bestrahlungsintensität in der Weise zu erklären, daß viel- 
leicht bei steigender Intensität des Heizstroms ein Spannungsabfall im Apparat entstände, der so 
große Werte annehmen konnte, daß das, was wir an Strahlungsintensität durch die erhöhte Milli- 
amperezahl gewannen, durch den Abfall an Härte der Strahlung wieder verloren ginge. Wir 
glaubten uns zu dieser Annahme um so mehr berechtigt, als wir in der Therapie, wenn wir mit 
zwei Coolidgeröhren an einem Apparat arbeiteten, einen solchen Abfall gegenüber einer Röhre 
beobachten konnten und dieser Abfall bei höherer MA.-Zahl größer war, als bei niederer. Auch 
Versuchsaufnahmen mit der Wehneltskala schienen diese Vorstellung zu stützen. So wurden drei 
Aufnahmen!) bei 42 KV. mit 10, 20 und 30 MA. bei gleicher Entfernung und gleicher Belich- 
tungszeit gemacht und gleichzeitig entwickelt, so daß sie sowohl als Härte- als auch als Intensi- 
tätsmesser verwendet werden konnten; man konnte auf ihnen sowohl was Intensität als auch was 
Härte der Strahlen anbelangt, einen deutlichen Abfall beobachten, so daß die Aufnahme mit 
30 MA. fast gar keine Schwärzung der Platte zeigte. Damit schien unsere Vorstellung vom Span- 
- nungsabfall in der Apparatur bewiesen zu sein. Aber trotzdem hat sich diese Erklärung bei 
unserer Apparatur als falsch herausgestellt. 

Machen wir nämlich dieselben Aufnahmen mit einer Spannung von 80 KV. und 10, 20 und 
30 MA., dann sehen wir plötzlich eine Umkehrung der Verhältnisse eintreten: Nicht nur die 
Intensität steigt an, sondern auch die Härte der Strahlen, ja, wir können sogar auch ein Steigen 
der Spannung beobachten, denn wir bekommen die 80 KV. bei 30 MA. bei einem niedrigeren 
Kontakt des Stufentransformators als bei 10 MA. 

Wenn wir die Intensitäten und die MA.-Zahlen in ein Koordinationssystem einzeichnen, 
dessen Ordinate die Intensitäten und dessen Abszisse die MA.-Zahlen enthält, so erhalten wir 
zwei Kurven (siehe Skizze!) von denen die eine mit 40 KV. und 10, 20 und 30 MA., die wir 
Kurve A nennen wollen, in absteigender gradliniger Richtung verläuft, die andere mit 80 KV. 
(Kurve B) eine aufsteigende gradlinige Richtung zeigt, so daß wir die Zunahme an Intensität 
deutlich sehen können. Unser Erklärungsversuch mit dem Spannungsabfall in der Apparatur 


1) Die Wiedergabe der Aufnahmen muß leider aus Sparsamkeitsgründen unterbleiben. 
| 58* 


| 456 Gaßmann. : XXXIL, 4. 


mußte nach diesen Versuchen als falsch abgelehnt werden, das Entgegengesetzte schien nun richtig 
zu sein. Wir hatten schon aus diesen zwei Beobachtungen den Eindruck, daß das Verhältnis von 
Röhrenspannung und Heizstromintensität eine Rolle bei der Entstehung so entgegengesetzter 
Erscheinungen spielen mußte und diese Vorstellung fand eine Stütze in einer neuen Serie von 
Aufnahmen, die bei 40 KV. und einer bei weitem niedrigeren MA.-Zahl, nämlich 2, 4 und 6, ge- 
macht wurde, Kurve C, und bei der gleichfalls eine Umkehrung der Kurve A beobachtet wurde. 
Die Kurve ist aber steiler als Kurve B. Um die Mög- 
lichkeit auszuschließen, daß der Apparat für den 
Spannungsabfall der Kurve A verantwortlich ge- 
macht wurde, ließ ich Kontrollaufnahmen unter ähn- 
lichen Bedingungen mit einer Gundelachröhre bei 5, 
30 und 70 MA. anfertigen. Wir erhielten, wie wir es 
nicht anders erwartet hatten, eine ansteigende Kurve 
(Kurve D). Die Ursachen nıußten also in der Coo- 
lidgeröhre liegen. Daß die Spannung allein keinen 
Einfluß haben konnte, ging aus der ansteigenden 
Kurve einer neuen Aufnahmeserie mit 2 MA. und 
40, 60 und 80 KV. hervor (Kurve E). 

Es blieb also nur der Schluß übrig, daß das 
Verhältnis von Spannung zur MA.-Zahl verantwort- 
lich gemacht werden mußte und zwar in dem Sinne, 
daß bei zunehmender Intensität des Heizstroms eine 
Art Drosselwirkung in der Röhre zustandekommt, 
die erst durch zunehmende Spannung wieder über- 

Milli« mpere wunden werden kann: es müßte also für jede Heız- 
>~ stromintensität eine zugehörige Spannung vorhanden 
. sein, bei der die Drosselwirkung überwunden wird. 


—> Intensit«t 
pa) Ww o bm 


Ist diese Annahme richtig, so schlossen wir weiter, dann müßten zwischen Kurve A und 


Kurve B weitere Kurven existieren, aus denen die Umkehrung selbst zu sehen ist, also horizontale 
oder gebrochene Kurvenlinien, deren Anfangsteil ansteigt und deren Ende abfällt. Und in der 
Tat zeigt die folgende Aufnahmeserie das erwartete Bild der gebrochenen Linie (Kurve F). 
Diese Aufnahmeserie ist mit 50 KV. bei 10, 20, 30 und 40 MA. angefertigt; während bei der 
Steigerung von 10 zu 20 MA. eine geringe Zunahme der Intensität zu beobachten ist, fällt beim 
Ansteigen der MA.-Zahl von 20 zu 30 und 40 MA. die Intensität ab, wie bei Kurve A. Weiteres 
Steigern der Spannung auf 60 KV. zeigt wiederum im ganzen eine ansteigende Tendenz 
(Kurve G), die Unterschiede treten aber weniger hervor. In die Kurve umgesetzt würde das 
beißen: wir haben eine ansteigende, gradlinige, aber ziemlich flache Kurve vor uns. Wir sehen 
also, daß 50 KV. genügten, um den bei 20 MA. entstandenen Heizstromwiderstand zu über- 
winden, jedoch nicht den bei 30 und 40 MA.; 60 KV. konnten zwar den Widerstand bei 30 und 
40 MA. überwinden, wurden aber selbst so geschwächt, daß nur eine geringe Zunahme der 
Strahlungsintensität übrig blieb. Erst bei 80 KV. ist eine Zunahme der Strahlungsintensität zu 
beobachten, die ungefähr der Zunahme der MA.-Zahl proportional ist. Soweit die Tatsachen! 
Für die röntgenologische Praxis kann daraus gefolgert werden, daß „kurzzeitige Aufnahmen mit 
der Coolidgeröhre nur dann gemacht werden können, wenn mit möglichst hohen Spannungen 
gearbeitet wird“. Das Verhältnis von MA.-Zahl zu KV.-Zahl muß möglichst größer sein als 1:3. 

Wenn mir als Mediziner gestattet ist physikalische Schlüsse aus meinen Beobachtungen zu 
ziehen, so möchte ich diese Schlüsse in folgenden Sätzen zusammenfassen: 

1. Der bei zunehmender Intensität des Heizstroms eintretende Abfall der Strahlungsinten- 
sität scheint nicht von einem Spannungsabfall im Apparat (Gleichrichter mit Stufentransfor- 
mator), sondern von Verhältnissen innerhalb der Glühkathodenröhre herzurühren. 


XXXI, 4. Erfahrungen über kurzzeitige Magenaufnahmen mit der. Glühkathodenröhre, 457 


2. Bei steigender Intensität des Heizstroms tritt in der Coolidgeröhre ein Widerstand auf, 
der so groß. werden kann, daß er den Röhrenstrom vollkommen abdrosselt. 

3. Zur Überwindung dieses Widerstandes ist eine Röhrenspannung notwendig, die mit 
zunehmender Heizstromintensität wächst und die ich in Anlehnung an die Vorgänge beim Auf- 
laden eines Elektroskops die „Sättigungsspannung“ nennen möchte. Ä 

4. Um die erhöhte MA.-Zahl der Röhre voll ausnutzen zu können, muß sich die Spannung 
oberhalb der Sättigungsspannung befinden. | 

Die Physiker, denen das Auftreten eines inneren Widerstandes in der Coolidgeröhre bekannt 
ist, erklären diesen Widerstand abhängig von der Entfernung der Heizspirale von der Kathode 
und nennen den Vorgang die Raumladung; da diese Entfernung bei jeder Röhre verschieden ist, 
wird der Schluß naheliegen, daß 

5. bei jeder Röhre die Sättigungsspannung für jede MA.-Zahl verschieden sein muß, daß 
also jede Röhre ein Individuum ist. Bei unserer Röhre entsprach die Sättigungsspannung' einer 
KV.-Zahl, die etwa das dreifache der MA.-Zahl betrug (bei 30 MA. etwa 80 KV.). 

Nachprüfungen mit einem Tnduktorapparat und Ohmschen Widerstand im Schalttisch 
ergaben bei Zunahme der Heizstromintensität einen beträchtlichen Spannungsabfall im Apparat, 
also tatsächlich einen Vorgang, wie wir ihn anfangs zur Erklärung der paradoxen Abnahme der 
Strahlenintensität bei Zunahme der Heizstromintensität angenommen hatten. Wir können dar- 
aus ersehen, daß bei Anwendung eines Induktionsapparates mit Ohmschem Widerstand im 
Schalttisch die oben beschriebenen Schwierigkeiten der Behandlung der gasfreien Röhre durch 
die Vorgänge im Apparat noch wachsen, und daß ferner beim Arbeiten mit einem solchen Apparat 
ein Teil der Vorzüge der Coolidgeröhre (unabhängige Regulierungsmöglichkeit von Spannung 
und Intensität) verloren geht oder zum wenigsten ihre Ausnutzung erschwert wird. 

Unabhängig aber von diesem Abfall der Spannung im Apparat bei zunehmender Heizstrom- 
intensität gilt auch bei Verwendung eines Induktorapparates die für die Coolidgeröhre gefundene 
Gesetzmäßigkeit. | 

Wenn wir also gezwungen sind, mit harter Strahlung zu arbeiten, um kurzzeitige Moment- 
aufnahmen zu machen, so scheinen die Coolidgeröhren für derartige Aufnahmen bei Lungen 
nicht geeignet zu sein, da die zunehmende Streustrahlung bei zunehmender Härte die Kontraste 
der Lungenaufnahme stören. Es liegt also nahe, anzunehmen, daß nach Beseitigung der Streu- 
strahlung mit der Buckyblende Lungenaufnahmen in noch kürzerer. Zeit möglich sein müßten. 
In der Tat haben uns einige Versuche mit der nichtbeweglicthen Wabenblende gezeigt (eine be- 
wegliche stand uns nicht zur Verfügung), daß wir von einer guten Aufnahme nicht allzuweit 
entfernt sind. Auch stark abgeblendete Handaufnahmen mit kürzester Belichtungszeit unter 
gleichen Bedingungen geben befriedigende Resultate. Es ist deswegen vielleicht nicht allzu ge- 
wagt, anzunehmen, daß es vielleicht bald gelingen wird, unter Zuhilfenahme der Bucky-Potter- 
blende oder einer ähnlichen sämtliche Aufnahmen mit derselben Einstellung herzustellen und 
lediglich die Zeit zu verändern, so daß wir ähnlich wie bei der Therapie nur nach der Zeit zu 
dosieren haben werden. Wir würden damit auf dem Wege der Mechanisierung des Betriebes ein 
beträchtliches Stück weiterkommen und dadurch den Röntgenaufnahmebetrieb bedeutend ver- 
einfachen. | | | 

P. S. Nach Fertigstellung der Arbeit machte mich Herr Schütze auf eine seiner Ar- 
beiten aufmerksam, in der er zu ähnlichen Resultaten gekommen ist (Dr. Johannes Schütze: 
Über die Verwendung der Glühkathodenröhren in der Röntgendiagnostik. Deutsche medizinische 
Wochenschrift, 1922, Nr. 39). Indessen hat Schütze für seine Aufnahmen nicht die Kurz- 
{ristigkeit erreicht, wie ich sie oben erwähnt habe, weil er absichtlich im Bereich der herab- 
gesetzten Intensität und Spannung arbeitet. Es scheint mir ein Irrtum von ihm zu sein, wenn 
er glaubt, dort das Optimum von Zeit und Kontrastreichtum erreicht zu haben, da ich bei einer 
bei weitem kürzeren Belichtungszeit durchaus kontrastreiche Magenaufnahmen gemacht habs. 


458 | Bilfinger. XXXÍ, 4. 


Die Deutung der Magenform. 
Von | 
0. Bilfinger, Berlin. 


Die Wissenschaft des vergangenen Jahrhunderts war noch beseelt vom Glauben an das 
Absolute und an die Form. Die Chemie war zu jener Zeit noch keine Sonderabteilung der Thermo- 
dynamik und war noch überzeugt von dem Vorhandensein ewiger unveränderlicher, irgendwie 
geformter Elemente. Die Medizin glaubte an einen Normaltypus und war geneigt die Abweichun- 
gen von diesem als krankhaft zu betrachten. Das Ideal des Anatomen war der Gefrierschnitt; die 


Lage der Organe, die dieser beim „gesund“ verstorbenen Individuum ergab, war maßgebend, und 


wehe dem, der solche maßgeblichen Feststellungen anzutasten wagte. Passierte es doch z. B. ein- 
mal. daß ein Professor und Leiter einer Universitäts-Frauenklinik die Behauptung riskierte, die 
Gebärmutter liege meist nach vorn geneigt, über die Blase gebeugt, während der Anatom Henke 
(Tübingen) an seinen Gefrierschnitten doch ausdrücklich die Gebärmutter als nach hinten liegend 
festgestellt hatte. Henke fand dafür nur die Erklärung, daß der Gynäkologe einfach die zu- 
sammengezogene entleerte Blase mit der Gebärmutter verwechselt haben müsse! 

An Stelle des Absoluten ist heute die Relativität getreten. Vom allgemeinen in das speziell 
hier Interessierende übersetzt heißt das: die Form hat heute an Geltung verloren: sie erscheint 
nur noch als die eindeutige Folge einwirkender Faktoren und ihre Bedeutung erschöpft sich dar- 
in, daß man höchstens aus Veränderungen der Form auf Veränderungen der Faktoren schließen 
kann. 

Die Stellung der Röntgenologie zu dieser Entwicklung ist keine einheitliche. Auf der einen 
Seite hat die Röntgenologie, die besonders bei der Durchleuchtung Formveränderungen unmittel- 
bar verfolgen kann, ihrerseits viel dazu beigetragen, der Relativitätsidee Geltung zu verschaffen. 


Andererseits hat der Röntgenologe vor dem Kliniker aber gerade das eine voraus, daß er die Form 


unmittelbar vor Augen hat und könnte deshalb geneigt sein, sich an der Feststellung der Form ge- 
nügen zu lassen. Am besten illustriert wird diese Situation durch den heutigen Stand der Diagno- 
stik von Herz und Zwerchfell einerseits, von Magen und Darm andererseits. Für das Herz wie 
für das Zwerchfell ist die Zerlegung in die maßgebenden Faktoren fast restlos gelungen: in ge- 
treuer Zusammenarbeit mit der Klinik ist heute klargelegt, daß die Lage und Form dieser Organe, 
die sehr variabel sein kann, jeweils von ganz bestimmten Faktoren abhängt, so daß man aus der je- 
weiligen Gestaltung auch auf jeweils ganz bestimmte Faktoren schließen kann. Für den Magen 
sind wir noch nicht so weit vorangekommen; wir wissen zwar, daß auch er sehr vielgestaltig sein 
. kann, aber das Schlimme ist, daß die Faktoren, welche die jeweilige Gestaltung beeinflussen und 
hervorrufen, bisher noch nicht präzise klargelegt sind. 

Immerhin es dürfte nicht allzuviele Röntgenologen geben, welche es nicht auch für wün- 
schenswert hielten, auch die Magenform in ihre bestimmenden Faktoren aufzulösen. Beklagen 
sich doch auch nur gar zu oft die Kliniker darüber, die Magendiagnostik des Röntgenologen 
klinge dem Kliniker vielfach ganz fremd und biete zu wenig Positives. Die Frage ist nur, wie las- 
sen sich die bisherigen Schwierigkeiten überwinden und wie besteht Aussicht, zu einem befriedi- 
genden Resultat zu kommen? Hat es bisher nur an der erforderlichen Methodik zur Aufhellung 
der vorhandenen Unklarheiten gefehlt? Nach meiner Auffassung muß die Antwort auf diese 
Fragen lauten: Mit derselben Methodik, wie beim Herzen, muß man mutatis mutandis letzten‘ 
Endes auch beim Magen zu einem befriedigenden Resultat kommen. 

Vom Herzen ist heute nachgewiesen, daß seine Gestalt einerseits bedingt ist von äußeren 
tragenden Faktoren. Breites, kurzes Herz bei hohem Zwerchfellstand; Tropfenherz, Hängeherz, 
schmal, nach unten langgestreckt, bei tiefem Zwerchfellstand. Andererseits ist die Form des 


XXXI, 4. a Die Deutung der Magenform. 459 


Herzens aber auch das Ergebnis seiner Funktion — je beweglicher das Lebewesen, desto größer 
sein Herz — und der ordnungsmäßigen Funktion seiner Klappen. Jeder Störung an einer Klappe 
entspricht eine bestimmte Änderung der Form des Herzens. Parallelen gibt es nun genug zwi- 
schen Herz und Magen. Auch der Magen ist wie das Herz aufgehängt zu denken an seinen zu- 
und und abführenden Hohlröhren, an Ösophagus und Duodenum, auch der Magen wird dazu von 
unten her von den übrigen Eingeweiden gestützt und in seiner Lage gehalten. Auch der Magen 
ist ein Organ, als dessen Aufgabe man es betrachten kann, seinen immer neu zufließenden Inhalt 
durch seine Muskeltätigkeit weiter zu befördern. Die Momente, welche die Form des Magens be- 
stimmen, müssen deshalb im wesentlichen ähnliche sein wie beim Herzen. Eine Hauptschwierig- 
keit, warum trotzdem im Gegensatz zum Herzen bisher so wenig Klarheit betreffs der Bedeutung 
der einzelnen Magenformen herrscht, liegt meiner Überzeugung nach aber darin, daß sich bisher 
von vornherein zwei sozusagen klassische Magenformen gegenüberstehen, welche auseinander ab- 
zuleiten bisher noch nicht gelungen ist. 

Schon Holzknecht und Jonas waren bei ihten grundlegenden Magenforschungen 
diese zwei angeblich prinzipiell verschiedenen Magenformen, der Stierhorn- und der Hakenmagen, 
bekannt geworden und’schon ihnen war der Gedanke gekommen, die Stierhornform ließe sich als 
die Urform des Magens ansehen, aus der infolge irgendeiner Störung die Hakenform hervor- 
gegangen sei. Auch ihnen war ja aufgefallen, daß die Stierhornform nur bei Menschen mit gutem 
Fettpolster und mit lebhafter ungestörter Magenentleerung zu finden ist. Sie ließen sich aber 
trotzdem davon abhalten, den Stierhornmagen als Urmagen zu normieren, da sie auch Haken- 
magen mit durchaus normaler Funktion beobachteten. Auch ich halte es für vollkommen richtig, 
daß ein Hakenmagen keineswegs pathologisch funktionieren muß, ich bin aber der Meinung, daß 
diese Form nur zustande kommt auf Grund eines Nachgebens der stützenden Substanzen, d. h. 
der Eingeweide und ihrer Fetteinlagerungen. Ganz gleichgültig erscheint mir dabei, wann etwa 
diese Veränderung, dieses einfache Niedersinken des Magens zustande gekommen sein mag, im 
Prinzip kann sie schon im Mutterleib stattgefunden haben, so daß es sehr wohl möglich sein mag, 
daß selbst Kinder in den ersten Lebensmonaten nicht mehr die Magenurform zeigen. Genau wie 
beim Herzen braucht ja beim Magen die Veränderung seiner Form 
keineswegs bloß zu beruhen auf seiner pathologisch veränderten 
Funktion, auch die Form des Magens kann abhängig sein von der 
Beschaffenheit der tragenden Eingeweide. 

Die Sache erscheint allerdings dadurch zunächst etwas komplizierter, als ja die Erhaltung 
des Fettpolsters, d. h. die Erhaltung der tragfähigen Substanz gerade von der ungestörten Funk- 
tion des Magens abhängig zu sein scheint. Oser (Wien), der auf Holzknecht und Jonas 
als seine Schüler beeinflussend wirkte, pflegte seinerzeit in seinen Vorlesungen auszuführen: „Der 
Mensch sieht aus wie sein Magen. Ist der Magen gut, so neigt der Mensch zu Fettleibigkeit, ist 
die Magentätigkeit gestört, so ist Abmagerung die natürliche Folge.“ Diese Osersche Auffas- 
sung, die ich 1906 zum erstenmal zu hören bekam, habe ich im allgemeinen in der Praxis durch- 
aus bewährt gefunden — allerdings mit einer kleinen Umdeutung. Unter Magen im Oserschen 
Sinne verstehe ich nicht den Magen in seiner anatomischen Abgrenzung, sondern den Magen als 
Symbol der Verdauungsorgane überhaupt; ich habe ganz fraglos Patienten kennengelernt, bei 
denen schwere Hyperazidität mit Speisenretention und Massenerbrechen vorlag und welche trotz- 
dem so lange ihr Fettpolster beibehielten als nach meiner Auffassung speziell die Dünndarmver- 
dauung nicht in Mitleidenschaft gezogen war. Ä 

Es erscheint mir von vornherein verfehlt, wenn man die Urform des Magens bei Personen 
finden zu können glaubt, bei denen sie gar nicht vorhanden sein kann, nämlich bei den Mageren, 
bei denen doch das nötige Stützmaterial für den Magen notwendig fehlen muß. So wenig wir beim 
Herzen den Stand des Zwerchfells außer acht lassen dürfen, genau so müssen wir für den Magen 
die Tragfähigkeit der Eingeweide als einen entscheidenden Faktor in Rechnung stellen. Die Ur- 
oder Vollforn des Magens, die unverdorbene Form des Magens dürfen wir deshalb auch nicht 


. 460 Bilfinger. Ä u - XXXI, 4. 


bei den Mageren suchen, wir dürfen sie vielmehr ausschließlich bei Personen mit Neigung zum 
Fettansatz erwarten. Es kommen zwar Fettleibige überhaupt verhältnismäßig wenig zur 
Magenuntersuchung, immerhin waren unter der großen Anzahl von Patienten, die ich im Rudolf- 
Viıchow-Krankenhaus unter Levy-Dorns Leitung oder auch in Wien bei Holzknecht 
oder auch privat zu sehen und zu untersuchen bekam, eine Anzahl Fettgepolsterter. Und bei 
diesen sah ich drei Arten von Magen: die reine Stierhornform; ferner eine Form, die ich als 
Übergangsform bezeichnen möchte, bei der der Magen noch in ganzer Ausdehnung über dem 
Duodenum lag, die aber andererseits nicht mehr die straffe, verhältnismäßig enge Trichterform 
aufwies, mit der offenkundig einzigen Funktion die Ingesta an das Duodenum weiterzuleiten. 


Diese zweite Form präsentierte sich vielmehr als erweiterter verbreiterter Trichter mit erheb- 


 lichem Lumen, welcher den Ingesten die Möglichkeit bot, sich wenigstens bis zu einem gewissen 


Grade anzusammeln. Und die dritte Form war auch bei den Fettleibigen die Hakenform, aber 


stets nur in Form einer regelrechten Dilatation mit klinischen Folgen. Im Gegensatz dazu habe 
ich bei mageren Individuen, bei denen das tragfähige Fettpolster fehlt, überhaupt nie einen 


Stierhornmagen gesehen; bei mageren Menschen kann es nur den Hakenmagen geben, allerdings | 


in 2 Unterarten, dem klinisch mehr oder weniger einwandfrei arbeitsfähigen Magen und dem 
pathologisch veränderten dilatierten Magen. | 

Die Hakenform des Magens — diejenige, welche für die praktische Röntgenuntersuchung 
in Betracht kommt — erscheint mir demnach als entstanden nachweisbar, entstanden allerdings 
auf der Basis von drei verschiedenen Faktoren: 1. pathologische Magendilatation bei normalem 
Darm — am ehesten bei Fettleibigen vorkommend; 2. einfache nicht pathologische Magensen- 
kung bei Abmagerung (meist auf Darmstörung beruhend) ; 3. pathologische Magendilatation bei 
gleichzeitig geschwächtem Darm. Es kann nun keine Frage sein, daß diese 3 Formen zwar wie das 
veränderte Herz aus Funktionsstörung mit oder ohne Beteiligung der Stützung hervorgegangen 
sind, daß sie sich aber trotzdem sehr viel schwerer bei der Röntgenuntersuchung auseinander 
halten lassen. Aber eine gewisse Unterscheidungsmöglichkeit besteht immerhin, und ihr nachzu- 
gehen dürfte sich umsomehr empfehlen, als die Hoffnung besteht, so auch dem Kliniker weiter- 
hin brauchbare Fingerzeige bieten zu können in der Richtung, ob ein Magen- oder Darmleiden 
wohl das primäre Leiden darstellt, d. h. ob man annehmen darf, daß die Magen-Pylorusstörungen 
mehr reflektorischer auf den Darm zurückzuführender Art sind oder — ganz konkret ausge- 
drückt, ob es in manchen Fällen vorteilhafter wäre, die Hyperazidität mit Magenspülungen oder 
via Dickdarm mit Wasser und Ölklystieren zu behandeln usw. 

Einige Unterscheidungsmöglichkeiten habe ich mir klargemacht: bei der Senkungshaken- 
form können wir bestimmt auf eine Mitbeteiligung des Duodenums rechnen, insofern dieses dann 
sicher als mit gesenkt anzusehen ist. Selbstverständlich verliert der Magenfundus als erster die 
Stützung, sinkt der Schwere der Ingesta folgend im Leibe herab und übt einen Zug am Duo- 
denum, das um so rascher und ausgiebiger nachgeben wird, je mehr Senkungsneigung im allge- 
meinen bei den Eingeweiden vorhanden ist. Wo das Duodenum nachgegeben hat, muß aber auch 
der kaudale Pol — der Tiefpunkt — des Magens nach den Schwerpunktgesetzen etwas mehr nach 
rechts gerückt sein, bei primärer Dilatation des Magens dagegen finden wir das Duodenum an 
seinem Platze oder eher etwas nach links verzogen und nur in Einzelfällen folgt es isoliert, d. h. 
im Gegensatz zu deh übrigen nicht gesenkten Eingeweiden dem Zuge des Magens nach unten; 
der Tiefpunkt des Magens ist bei intaktem Duodenum etwas weiter links zu erwarten. Und noch 
ein Punkt erscheint mir berücksichtigenswert; man "bestimmt meist nur den Tiefpunkt der großen 
Kurvatur und läßt den Tiefpunkt der kleinen Kurvatur unberücksichtigt. Gerade der Abstand 
dieser beiden muß aber gleichfalls einen Anhalt geben für die Differentialdiagnose Dilatation oder 
Senkung. 

In der Magenfunktion selbst — Peristaltik, Entleerung, Azidität — dürfen wir - kaum 
' einen Unterschied zwischen gesenktem und dilatiertem Hakenmagen erwarten. Der primär patho- 
logische Magen wird eine größere Gleichmäßigkeit der Funktionsstörung erwarten lassen, da beim 


\ 


— 


XXXI, 4. | Die Deutung der Magenfom. 461 


è 


Senkungsmagen die Störungen ja mehr reflektorischer Natur sind; der Grad der Dickdarmfül- 
lung übt z. B. bekanntlich den größten Einfluß auf die Magensekretion, auf die Gallenabsonde- 
rung und auch auf die Peristaltik- und die Pyloruskontraktionen. Gerade deshalb wäre es aber 
so wichtig für den Röntgenologen, dem Kliniker über den primären Sitz des Leidens Aufklärung 
geben zu können. | 

Wie steht es nun mit der praktischen Durchführbarkeit und Beweisbarkeit der von mir hier 
angeführten Gesichtspunkte? Noch vom Rudolf-Virchow-Krankenhaus her habe ich die aus- 
führlichen Daten von 744 Magenuntersuchungen vor mir liegen und ich könnte diese Zahl viel- 
leicht verdoppeln. Aber ihre Überprüfung hat schon jetzt ergeben, daß sie der Richtigkeit meiner 
Gedankenführung zwar keinesfalls widersprechen, daß sich diese Richtigkeit aus ihnen aber 
auch keinesfalls beweisen läßt. Diese Daten sind seinerzeit aus ganz anderen Gesichtspunkten ge- 
wonnen worden, sie sind zu unvollständig, um ein klares Bild zu ergeben. Vielleicht findet sich 
aber ein Forscher, der die theoretische Folgerichtigkeit meiner Ausführungen anzuerkennen ge- 
neigt ist und der Sache auch praktisch auf den Grund geht. Wir dürfen nicht ruhen, bevor die 
ganze Wissenschaft eine in sich geschlossene Kette von Wahrnehmungen, Überlegungen und be- 
wiesenen Tatsachen darstellt. 

Noch ein Punkt läßt sich bei der Röntgenuntersuchung des Magens evtl. klären. Eines 
Tages hatte ich im Virchow-Krankenhaus einen Magen zu untersuchen und erwartete die Ingesta 
an gewohnter Stelle auf der l. Seite des Leibes. Der Patient hatte seine erste Tasse geschluckt, die 
Röntgenröhre und alles war in Ordnung, nur von den Ingesten war nichts zu sehen. Bei der 
nächsten Tasse verfolgte ich die Ingesta schon im Ösophagus,. in ihm war ihr Niedersinken deut- 
lich zu beobachten. Und trotzdem kamen sie nicht im Magen an? Wo konnten sie hingeraten 
sein? Es begann ein regelrechtes Suchen und endlich fanden sich die Ingesta auch, aber nicht 
in der linken Leibeshälfte, sondern in der rechten. Möglich war ihr Entwischen dadurch ge- 
worden, daß — die Leber bei dem betreffenden Patienten sich als luxiert und nach rechts unten 
verschoben herausstellte. Der Fall ließ sich leider nicht weiter verfolgen, da der Patient bereits 
am nächsten Tage das Krankenhaus verließ; ihm genügte die Feststellung, „daß es weiter nichts 
war". Als wesentlich kann ich deshalb an dieser Stelle nur darauf hinweisen, daß das Fehlen der 
Leber zur Folge hatte, daß der Ösophagus am Übergang vom Brust- in den Bauchraum hier auch 
nicht die bekannte Schwenkung nach links vollzogen und durch den „Hiatus oesophageus“ seinen 
Weg genommen hatte, sondern möglichst geradlinig, rein der Schwere folgend, dem duodenalen 
| Aufhängepunkt des Magens zustrebte: Der „normale“ Umweg des Ösophagus nach links stellt 
nichts weiter als eine Verdrängungserscheinung durch die Leber dar. Und demgemäß können 
wir auch rechnen, daß der Grad der Linksdrängung des Ösophagus stets der Vergrößerung oder 
Verkleinerung der Leber genau relativ und demgemäß auch für die Diagnostik verwertbar ist. 

Meine Ausführungen fasse ich wie folgt zusammen: 1. Die Stierform ist als die Urform 
des Magens anzusehen. 2. Die Hakenform entwickelt sich aus der Stierhornform infolge Ein- 
geweidesenkung oder Magendilatation. 3. Beim Hakenformmagen sind das Verhalten des Duo- 
denums, die allgemeine Körperkonstitution, der Abstand der Tiefpunkte der großen und kleinen 
Kurvatur, die Rechts- und Linksverschiebung des Magentiefpunkts differentialdiagnostisch 
zwischen Senkung und Dilatation verwertbar. 4. Bei Senkung ist eher der Darm, bei Dilatation 
eher der Magen als der primär leidende Teil anzusehen. 5. Der Grad der Rechts- und Links- 
abweichung des Ösophagus beim Durchtritt durch das zserchiel) läßt sich für die Diagnostik 
der Lebergröße verwerten. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 59 


462 "a al o Ce | Bilfinger. E -EXX 4; 


- > ç Die. Durehleuchtung des Duodenums. 
| Von 
0. Bilfinger, Berlin. 


Soweit ich bisher Gelegenheit hatte zu beobachten, begnügen sich die Mehrzahl der Rönt- 
genologen bei der Untersuchung des Magens, die Ingesta bis in den Bulbus duodeni zu verfolgen. 
Oder, gilt es das Duodenum besonders zu untersuchen, so versucht man es mit Aufnahmen, Serien- 
aufnahmen oder Aufnahmen nach vorangegangener Stauung, wie sie Chaoul inauguriert hat. 
Während meiner längeren Tätigkeit am Rudolf-Virchow-Krankenhaus unter Leitung Levy- 
Dorns hatte ich mich nun bemüht, bei jeder Magendurchleuchtung auch das Duodenum in den | 
Bereich der Strahlen zu rücken. Das Material, das auf diese Weise zutage gefördert wurde, ist 
gewiß bescheiden, aber für manchen vielleicht doch geeignet eine Ergänzung seiner eigenen 
Kenntnisse zu bilden, vor allem auch deshalb, weil bis in die neueste Zeit selbst in Spezialwerken 
die Vorgänge im Duodenum stiefmütterlich behandelt sind. 

Zunächst die Lage des Düodenums ist außerordentlich variabel. Der höchste Punkt des 
Truodenums bildet bekanntlich einen der beiden Punkte, an denen der Magen aufgehängt ist. 
Die Lage dieses Punktes ist außerordentlich schwankend. Von 1 Querfinger unter dem Rippen- 
bogen kann er bis unter den Nabel herunter sinken. Eine Differenz ergibt sich schon meist, wenn 
rnan bei der Untersuchung den Leib einziehen läßt; eine Schwankung bis zu 3 Querfinger Breite 
gehört nicht zu den Seltenheiten; merkwürdigerweise kamen aber auch Fälle zur Beobachtung, 
in denen selbst bei relativ tiefstehendem Duodenum kein Höhertreten auch während des Leibein- 
‚ziehens zu beobachten war (Verwachsungen?). Es kommen des weiteren alle möglichen Formen 
von Duodenum vor, im Prinzip wird allerdings immer streng die Hufeisen form festgehalten. 
Aber speziell die Pars horizontalis sup. kann ebensogut ansteigend, wie horizontal oder absteigend 
gedacht werden, in der Mehrzahl der Fälle ist sie bei der Durchleuchtung eine Pars asc. Auch die 
Richtung, in der sie seitlich zieht, kann verschieden sein; meist zieht sie natürlich nach halbrechts, . 
aber auch der Zug nach links gehört bei ihr nicht zu den Seltenheiten; der Fixpunkt des Duode- 
nums kann direkt links von der Wirbelsäule liegen. | 

Unter .den einzelnen Teilen des Duodenums ist die Pars dese. die verhältnismäßig viel- 
gestaltigste, sowohl ihrer Länge wie ihrer Lage nach. Meist steigt sie ja tatsächlich abwärts, 
etwas. mehr. von links nach rechts oder von rechts nach links; manchmal ist sie über handbreit 
lang, manchmal erscheint sie in einer Kürze von nur 3cm. Nicht selten ist sie gebrochen, steigt 
erst abwärts und zieht dann nach rechts weiter, oder einmal bog sie völlig um und ließ die Ingesta 


eine Achtertour beschreiben. Ein andermal heißt es im Protokoll: Das Duodenum zeigt gewun- 


denen Verlauf und schlingt sich in merkwürdiger Form um die Wirbelsäule; es steigt zunächst 
vom Magen eher etwas links in die Höhe, biegt dann nach rechts und fällt zunächst etwas ab, | 
‚steigt darauf aber wieder etwas an, und biegt dann nach unten eher etwas nach links zu. Die 
Ingesta passieren das Duodenum langsam, aber es ist deutliche Bewegung bemerkbar. 

‘Am stabilsten ist verhältnismäßig die Pars hor. inf. Es gehört zu den größten Selten- 
heiten, daß sie wenigstens beim Hakenformmagen nicht das Antrum pylori kreuzt und sie wird 
dabei meist eine leichtansteigende Richtung haben. Wie vertraut dem Röntgenologen dabei das 
Verschwinden der Ingesta hinter dem Pylorus ist, wurde mir erst klar, wie es sich einmal um - 
einen Fall handelte, indem die Pars inf. sich unterhalb des Magens ohne solche Kreuzung unmit- 
telbar in den Dünndarm verlor und — es handelte sich um eine Kriegstauglichkeitsuntersuchung 
— zugleich das Gutachten eines Voruntersuchers auftauchte, der anscheinend über einen etwas. 
weniger leistungsfähigen Röntgenapparat verfügte. Diesem war der regelwidrige Übertritt der 
"Ingesta in den Dünndarm auch sofort aufgefallen, während er den übrigen Gang der Ingesta 
dureh’das Duodenum augenscheinlich nicht zu sehen bekommen hatte. Er äußerte sich etwa fol- 


XXXI, 4. Die Durchleuchtung des Duodenums. 463 


gendermaßen: Die Ingesta treten von der unteren Seite des.Magens direkt in den Dünndarm 
über; das sei ganz ungewöhnlich; eine Erklärung finde sich aber in der Anamnese des Patienten, 
der angebe, er sei in seiner Jugend einmal von einer, Kuh mit dem Horn in den Bauch gestoßen 
worden und habe dabei eine schwere Verletzung erlitten. Es handle sich hier augenscheinlich um ` 
den ganz abnorm seltenen Fall, daß eine zufällige von außen kommende Verletzung zu einer Öff- 
nung zwischen Magen und Darm und zu einer natürlichen Gastroenterostomie geführt habe! 

Was nun das Verhalten der Ingesta im Duodenum betrifft, so ist es unrichtig, sich dasselbe 
so eindeutig und einfach vorzustellen, wie etwa das Verhalten im Jejunum. Wohl sehen wir bei 
oberflächlichem Zuschauen die Ingesta meist glatt nach dem Dünndarm zu verschwinden. Aber 
die genaue Beobachtung ergibt doch in sehr vielen Fällen Ansammlungen und Stockungen an den 
verschiedensten Punkten des Duodenums. Und nicht viel seltener sind, wie ich mich überzeugen 
konnte, die Fälle von Rückwärtsbewegungen, Hin- und Herwogen der Ingesta im Duodenum. An- 
sammlungen können an den allerverschiedensten Stellen stattfinden, besonders beliebt sind der 
Bulbus duodeni, die (obere) Übergangsstelle von der Pars hor. sup. in die Pars desc. oder die 
(untere) Umschlagstelle von der Pars desc. in Pars hor. inf. Aber auch in der Mitte der Pars desc. 
oder etwas weiter oben bzw. unten machen die Ingesta gerne Halt. Die Einzelportionen sind gleich- 
falls von außerordentlich schwankender Größe und vor allem beobachtet man auch eine ganz 
. wechselnde Geschwindigkeit der Bewegung. So sagt z. B. das Protokoll: „Die Ingesta treten sofort 
(nach Einnahme der Konstrastmahlzeit) ins Duodenum über und füllen die Pars hor. süp., gehen 
dann aber sehr langsam weiter in dünnem Strahl“, oder „Im absteigenden Ast ist eine Verenge- 
rung erkennbar, die von den Ingesten aber nach einigem Aufenthalt überwunden wird“, oder 
„Die Ingesten passieren das Duodenum anscheinend nicht ohne Widerstand. In der Pars desc. 
machen sie lange Aufenthalt“, „Hin- und Herwogen im Duodenum, die Ingesta scheinen sogar 
teilweise in den Magen zurückzufließen“. Interessant ist auch folgende Eintragung: „Im allge- 
meinen geht die Passage im Duodenum glatt vor sich in großen Portionen. Vereinzelt findet sich 
aber auch Aufenthalt und Retropulsio im Duodenum, besonders wenn die Ingesta im unteren 
Teil des Duodenums an dem gerade gefüllten Pylorus vorübergehen sollen.“ | 

Dieser Fall, daß eine Retropulsio anscheinend von der Berührung mit dem gerade gefüllten 
Pvlorus ausgelöst wird, findet sich noch mehrfach erwähnt. Sonst ist aber meist keinerlei Ursache 
zu entdecken, warum die Ingesta gerade an einer Stelle haltmachen und sich plötzlich wieder nach 
rückwärts bewegen. Am häufigsten geht diese Rückwärtsbewegung von der unteren Übergangs- 
stelle aus, an der die Pars desc. in die Pars horizontal. inf. übergeht, aber ebenso kann sie ihren 
Anfang von einer beliebigen Stelle der Pars desc. oder der oberen Übergangsstelle nehmen. Im 
wesentlichen fallen diese Stellen, von denen eine Retropulsio ausgeht, zusammen mit den Stellen, 
an denen es überhaupt leicht zu Ansammlungen kommt. In vereinzelten Fällen werden die 
Ingesta in den Magen zurückgetrieben, in der überwiegenden Zahl der Fälle in den Bulbus duo- 
 deni, ja, es kommt aber auch vor, daß die Retropulsio ausreicht von der unteren zur oberen Über-' 
gangsstelle, d. h. sich allein in der Pars desc. abspielt. Einmal war das Bild so, daß sich an der 
oheren und an der unteren Umschlagstelle eine Ansammlung entwickelte; von unten gingen nun 
kleine Portionen per Retropulsio zur oberen Ansammlung, wurden von dort wieder zurückge- 
geben, gingen wieder zurück in so raschem Wechsel, daß man unwillkürlich an ein Tennisturnier 
erinnert wurde. Überhaupt vollzieht sich die Retropulsio im allgemeinen ziemlich lebhaft. 

Welche Bedeutung kommt nun der Retropulsio duodeni zu? Wie gesagt, in der allgemeinen 
Literatur findet sich darüber so gut wie garnichts. Eine einzige Veröffentlichung, die über einen 
solchen Fall von Rückwärtsbewegung im Duodenum vor 1918 berichtet, sieht dieselbe für patho- 
logisch an. Das ist auch der unwillkürliche erste Eindruck, den man von dieser plötzlich ein- 
setzenden Gegenbewegung erhält; man denkt an ein Hindernis, eine Verengung und ist erstannt, 
wenn die Ingesta dann doch plötzlich weiterziehen. Eingehende klinische Untersuchungen, vor 
allem auch direkt eine Operation mit Eröffnung des Duodenums, haben ergeben, daß sicher nur 
eine rein funktionelle Abnormität, keinesfalls eine organisch-pathologische Veränderung zur 

59* 


464 = Szegö. T; T XXXI, 4. 


Hervorrufung von Retropulsio vorzuliegen braucht. Ja, man kann sogar vielleicht noch weiter 
gehen: man denke daran, daß physiologisch von einer Fettverseifung im Duodenum die Rede ist; 
könnte zu dieser nicht vielleicht direkt eine Rückwärtsbewegung, eine Umschüttlung sozusagen, 
= dazngehören? Ich habe die Retropulsio im Duodenum relativ sehr häufig beobachtet, in 10 bis 
20% aller Fälle, ja gelegentlich kam es vor, daß an einem Untersuchungstag die Fälle mit Retro- . 
pulsio diejenigen mit glattem Durchgang überwogen. 

Bisher hat ja meines Wissens überhaupt noch niemand den Versuch gemacht Differenzver- 
suche mit verschieden gemischter Kontrastmahlzeit zu machen, vielleicht hat aber einmal jemand 
den Mut, der Mahlzeit systematisch etwas Fett zuzusetzen! E 

Noch einige Worte über die Technik der Untersuchung. Im allgemeinen dürfte zur Duo- 
denaldurchleuchtung ein landläufiger Intensivapparat mit guter Abblendungsmöglichkeit vollauf 
genügen. Nur muß man nicht erwarten, die Ingesta auch sofort durchs Duodenum gehen zu 
“ sehen, wenn die Magenperistaltik ein gut ausgebildetes Antrum pylori formt und verschwinden 
. läßt. Mit Pylorusperistaltik ist noch keineswegs ein Austritt der Ingesta'ins Duodenum gegeben. 
Fin klares Bild wird man vielmehr erst etwa 10 Minuten nach Einführung der Kontrastmahlzeit 
erwarten dürfen. Fraglos sehr gute Dienste leistete uns im Virchow-Krankenhaus die B u ck vy- 
blende, sie erhöht in ausgezeichneter Weise die Kontraste. Aber, wie gesagt, man kann auch ohne 
sie auskommen, wenn man den richtigen Zeitpunkt wählt für seine Beobachtungen und evtl. auch 
noch durċh geeignete Drehungen und Wendungen die mE welche die N achbarschaft 
der Wirbelsäule mit sich bringt, zu überwinden lernt. 


` 


Untersuchungen über das Röntgenstrahlengemisch bei Änderung einiger Betriebs: 
bedingungen beim Transformatoren-Betrieb. = 
Von 
Dr. Eugen Szegö, Beirut. 


Die Röntgenstrahlenenergie, wie jede andere Energieform, ist aus dem Faktor Qualität und 
Quantität zusammengesetzt. Die Qualität ist durch die Wellenlänge der Komponenten des Strah- 
lungsgemisches, die Quantität durch die in der Zeiteinheit auf einem Querschnitt. beobachtete 
Röntgenstrahlenmenge gegeben. — | 
Bei der sogenannten gashaltigen Röhre ist Strahlenhärte und — Quantität in unerwünschter 
Abhängigkeit voneinander dadurch, daß die Änderung im Gasgehalte der Röhre, die durch den 
Betrieb zwangsläufig hervorgerufen wird, eine Änderung sowohl der Intensität (Quantität). wie 
‚auch der Qualität (Härte, durch Spannungsänderung) bewirkt. 

Als wesentlicher Vorteil der sogenannten gasfreien Röhren wird betrachtet, daß hierbei die 
'Spannungsregulation und Intensitätsregulation unabhängig voneinander und unabhängig vom 
Gasgehalte der Röhre vorgenommen wird, nachdem dieser ja hier beim Entstehen der Kathoden- 
bzw. Röntgenstrahlen keine Rolle spielt. | 

Die Anforderungen, die gegenwärtig in der Röntgentherapie, speziell Tiefentherapie, an die 
Apparatur gestellt werden müssen, sind — abgesehen von der Konstanz des Betriebes — in erster 
Linie eine möglichst hohe Spannung und hierdurch bedingte große Strahlenhärte, dann eine mög- 
lichst hohe Intensität, um die notwendige Strahlenmenge in kürzester Zeit aufs Erfolgsorgan 
applizieren zu können. 

Das Problem der Erzeugung von hohen Spannungen auch bei beschränkten Raumverhält- | 

‚nissen wurde durch die Dessauerschaltung gelöst: werden doch nunmehr ‚durchschlagsichere 
Apparate mit 250 KV. max. und darüber gebaut! Etwas anderes ist es, daß derartig hohe Span- 
ningen gegenwärtig noch nicht, oder nicht dauernd an eine Röhre angelegt werden können, da sie 
hierdurch ihre. Lebensfähigkeit sehr schnell einbüßen. Immerhin sind seit langer Zeit Röhren in 
Gebrauch, die mit 200 KV. max. betrieben werden. Es hält aber wieder schwer, mit höherer Inten- | 


Di 


XXXI 4. i Untersuchungen über das Röntgenstrahlengemisch usw. 465 


sität (3 bis 4 MA.) Röhren bei hoher PBAUANNE zu ı betreiben. Seit einiger Zeit sind derartige 
Röhren im Gebrauch. 

Bei der Änderung der Intensität bei möglichster Gleichhaltung der Spannung ist es von 
Interese zu erfahren, ob und wie sich die Strahlenqualität ändert. Es könnte doch sein, daß bei 
beschränkter Leistungsfühigkeit einer Apparatur bei höherer Intensität die Sekundärspannung 
sinkt und hiermit. auch die Strahlenhärte. Auch wäre es noch zu beweisen, daß die evtl. Änderung 
bei den Entladungsvorgängen in der Röhre, hervorgerufen durch die Änderung der Intensität, 
keinen Einfluß auf die Zusammensetzung des Strahlengemisches ausüben. 

Frühere Beobachtungen (Wintz) weisen darauf hin, daß bei höherer Intensität die ' 
Strahlenhärte sinkt. Ob der Grund dieses Verhaltens durch die Röhre oder durch die Apparatur 
bedingt ist, wird nicht angegeben. 


= [dealer Abfall der Ab- Phönix-Röhre. 
Ablaufszeiten | laufszeiten 
in 9, L. I Messung a dom To I. Kugelfunkenstrecke A mA = = a cm. 
200. | stitut | II. A 2 = 20,6 ö 
IL II. ——— NH. Messung in dem In- 4, = 183,4.. 
190 y stitut III 2 2.0, =35 . 
| ® DE Messung in der Frauen- 4 ee) , 
18 I : klinik Tiefendosis 


% IV. —!-. Messung nach Änderung 


1% : im Institut. 
160 'Ọ Ablaufszeiten in %,, 2 mA = 100 
y ? Tiefendosen in °), 2 mA = 100 


A 
130 MÄ : 
| 7 \% [fällt heraus, da allein 
120 I \\ . mit an 
Un 
110 W pa 
: Pi 
400 R J 
90 A * 
sol N 
._._ 
70 N 
60 \> 
50 N A mA 
A 2 hR 3 Tu 
Kurve la. | Kurve 1b. 


Für den Strahlentherapeuten ist die Frage, wie er durch ausschließliche Änderung der In- 
tensität die Spannung beeinflußt, von Bedeutung, denn durch diesbezügliche Untersuchungen 
wird er erst in die Lage versetzt, zu ersehen, ob es genügt, die Oberflächen- und Tiefenausbeute 
bei einer bestimmten Intensität zu bestimmen und hieraus auf die’Strahlenausbeute in der Ober- 
fläche und in der Tiefe bei Änderung der Intensität Rückschlüsse zu ziehen, oder aber, daß eine 
derartige leicht darstellbare Korrelation nicht besteht und also für jede Intensität die zugehörige 
Oberflächen- und Tiefenausbeute ermittelt werden muß. 

Es soll noch erwähnt werden, daß unsere herkömmlichen Spannungsmeßinstrumente (z. B. 
Kilovoltmeter) keine absoluten Werte angeben, sondern bei einer bestimmten Intensität empirisch 
festgestellte Werte anzeigen, so daß also ein Gleichbleiben der Spannung bei gleichem Skalenteil 


466 nn BzegB. - O XXXI 4. 
des Kilovoltmeters bei Änderung T Intensität das Gleichbleiben der Spannung nicht bedeutet; 
die diesbezüglichen Verhältnisse müssen eben noch erforscht werden. 
‘Wir stellten uns die Aufgabe, die Abhängigkeit der Oberflächen- und Tiefenausbeute von: 
. der Intensität bei einem Apparatentyp, aber verschiedenen Apparaten sowie verschiedenen Röhren 5 
näher zu erforschen. Hierbei ergab sich, daß die Stellung des Nadelschalters eine derartig große 
-Rolle spielt, daß- sie unbedingt in Betracht gezogen werden muß.. Es wurden also die diesbezüg- 
_ lichen Verhältnisse ebenfalls einer Untersuchung unterzogen. - = 
Die Versuchsbedingungen waren die folgenden: 
Es wurde der Intensiv-Reform-Apparat der Veifa-Werke, und zwar ein Exemplar des Insti- 
E tuts für an ae) der Medizin in Frankfurt, ein Exemplar der Frauenklinik in 


Aulaufoiten TH — [Idealer Verlauf der Ab- © Amer. Coolidge-Röhre. 
; -To , , 
| | | laufszeitenkurve 1: Kugelfunkenstrecke 2 mA = 28,5 cm 
u L= Messung im Institut au 4 er 
i E ee Messung in der Frauen- 9 n > Aia 
4 l a a : e klinik ` š a p 4 u) 23 i80 - 
90 -2 44 8 —+—+ Messung nach Änderung ER. ice 
480 S = \ ’ l ` | im. Institut. Tiefendosis 
Ablaufszeiten in °% 2 mA = 100 . | 


170: 5 AÀ. Tiefendosen in %, 2 mA = 100 10 


160 | \i 102 
150 Ñ 100 
140 X | 98 
130 96 
120) \ 94 
110 \ % 
ol | 90 
ol EN | 88 
80 N I 86 
70 A 94 
60 EN D 82 
= u ETIRT- e Samt Son 


Kurve 2a. ` | = | Kurve 2b. 


Frankfurt, sowie der II. ınedizinischen Klinik der Charite in Berlin untersucht. Alle 3 Apparate 
waren frei aufgestellt, neuerer Ausführung. Zur Spannungsmessung diente der Kilovoltmeter, 
der mittels früher: ‚hergestellten Eichtabellen’auf 180 KV. max. an den Klemmen der Sekundär- 
. spule eingestellt war. — Die Ablesung der Intensität erfolgte durch das Milliamperemeter, das 
in jedem Falle ein Drehspulinstrument war. — Als Röhrenmaterial dienten ausschließlich gas- 
freie Röhren, und zwar Coolidgeröhren Type II der AEG., das sind besonders gut evakuierte 
u Röhren, unter denen eine für 4 MA. ausdrücklich auch für Dauerbelastung freigegeben worden. 
war, dann die Phönix-Röhre (wassergekühlte Coolidgeröhr e) und ein Exemplar der Coolidgeröhre 
der General Electrical Company, die bis 8 MA. belastbar sein soll. / 
Fokushautabstand und Einfallsfeld konnten bei den Messungen in den verschiedenen Insti-' 
tuten nicht konstant gehalten werden, schon wegen des’ verschiedenen Baues der Iontoquantimeter 


. ; ne De se , 
. on E ` ' 
r . . : ` 
\ Dr nn : = i . 


XXXI, 4. | Untersuchungen über das Röntgenstrahlengemisch usw. l | 467 


von Reini ger,Gebbert & Schall, der in jedem Falle als Meßinstrument diente. Es kann 
aber bei den Messungen nur auf das Verhältnis der Oberflächen- bzw. der Tiefendosen an, 
bzw. auf Änderung derselben. Unter diesen Umständen, da die gewonnenen absoluten Werte mit- 
einander nicht verglichen werden sollten, kam es uns nur darauf an, während ein- und derselben 
Meßserie die Bedingungen gleichzuhalten. Es wurden Abstand und Einfallsfeld genau gleich- 
gehalten. Als Filterung diente durchweg 0,5 Cu. +3 mm Al. 

Bei den iontoquantimetrischen Ablesungen wurden Selbstablauf und ungewollte Sahne 
festgestellt. Vom Kriechfehler wurde ermittelt, daß er in jedem Falle gänzlich zu vernachlässigen 
war. Es wurden größtenteils 10 Ablesungen vorgenommen und hiervon die arithmetrische Mitte 
ermittelt, weniger nur dann, wenn die Resultate innerhalb von 2% übereinstimmten. Es wurden 
nur solche Ablesungen verwertet, wobei die größten Unterschiede nicht über 6% BLUE: — 
Abgelesen wurden 10 Skalenteile mittels der Stoppuhr. 

Die Kugelfunkenstrecke wurde gemessen mit zwei Kugeln, die je 5,3 cm im Durchmeser be- 
trugen. Es wurde darauf geachtet, daß die zu den Kugeln führenden Leitungsdrähte ihre ae 
während derselben Serie von Messungen nicht änderten. 


Messungen mit der Phiönis-Röhre 


Ablaufszeit 
in Sekunden 


Tiefendosis Bemerkungen 


YOnBIoA 
L 
pusIsqw 

SNYoI 
qez- yu 


mO LLALL eee e a O a EEE EE en EA E EA ESEE ie e e n e a aE 


10. |118 |115|403 | 29,2 | 94,4 159,5 cm Selbstablauf: 1 Skalenteil in 16 Stunden.. Unge- 
XIT- | 94 11001267 | 30,9 | 100 : wollte Strahlung: 10 Skalenteile in etwa 70 Mi- 

nachm. | 76,4) 82/269 | 28,4 91,6 > nuten. Bei den Oberflächenmessungen hinter der 
6h. | 89,0] 951313 | 28,4 91,6 z Kammer kein Woasserkasten. 


Bei der Oberflächenmessung hinter der Kammer 


'92,11147|309 F À 


a 62,7 100|212,9| 29,4 | 100 5 5 cm. Wasserkasten sonst wie bei I. 

I! 21 58,1; 97 219,9 26,4 89 ii 
| vorm. 58,8 98 221,8 26,4 | 89 

12 h. | 71,2]114|260,8| 27,3 | 92,9 

22. | 73 |200|203 | 35,9 | 96 | 50 cm|1 |Wie bei II. 
III a 36,41100| 97,4| 37,3 | 100 

vorm. | 26,1| 71 68,7| 37,9 | 101 

10 h. |. 21,1] 58| 59,7] 35,3 | 94 

Wie bei II. 


yy | u | 50,4lı0olıas | 84,7 | 100 
vorm. | 40,2| 791125,2) 82,2 | 93 
8 h. | 38,2] 76/116,8| 33,0 | 95 


Hierzu ist folgendes zu bemerken: Die Messungen I, II und IV sind im Institut für phys. - 
Grundlagen, III in der Frauenklinik ausgeführt worden. Unter 10 cm Tiefe ist die Dosis in 
10 cm Wassertiefe zu verstehen; hierbei auch ein Wasserkasten von 5 cm Tiefe hinter dem Meß- 
instrument. — Die Ablaufzeiten bei 2 MA. wurden willkürlich mit 100% eingesetzt und die 
ührigen Intensitäten hiermit verglichen. Tiefendosis stellt das Verhältnis unter den Ablaufs- 
zeiten der Oberfläche und 10 cm Tiefe dar; hierbei wurde die Tiefendosis bei 2 MA. ebenfalls 
jedesmal willkürlich mit 100 % eingesetzt und die übrigen Tiefendosen hiermit verglichen. — 
In der Kurve 1 wurden diese Verhältnisse zeichnerisch dargestellt, die Verkürzung der Ab- 
laufszeit, rein rechnerisch bei verschiedener MA.-Zahl dargestellt, wurde mit einem roten Strich 
bezeichnet; diese Linie entspricht der Annahme, daß eine direkte Proportion zwischen Strominten- 
sität und gemessene Strahlenintensität besteht („Idealer Abfall“). 

Als Resultat dieser "Messungen ergibt sich, daß bei Erhöhung der Intensität bei dieser Röhre 
die Ablaufszeiten an dem Apparat des Instituts unproportional lang bleiben bei 3 und 4 MA., daß 
-also das Arbeiten hiermit unökonomisch wird. Dieselbe Röhre gibt an dem Apparat der Frauen- 
klinik bessere Resultate, die einer Proportion der Ablaufszeiten mit der Intensität näherkommen. — 
Auffallend ist weiterhin der große Einfluß des Nadelschalters (Linie IV). Hierbei sehen wir, 


3 3 3 
a uym j aUe] PD DyrH| APUUN 


29. | 80,8l1601235 | 34,8 | 99 |58,5 cm 


468 Szegö. | XXXI, 4. 


daß Änderungen des Nadelschalters sowohl auf die Ablaufszeiten, wie auf das Verhältnis der 
` Ablaufszeiten einen großen Einfluß ausüben. Es ließ sich im Institut durch einfache Änderung 
der Stellung des Nadelschalters eine wesentlich bessere Strahlenquantität in der Tiefe erreichen. 

Was die Tiefendosen anbelangt, so ergibt die Tabelle I, daß im Vergleich zu 2 MA. die 
Tiefendosis bei höherer MA. -Zahl eine Verminderung erfährt, die aber die Meßfehler nicht er- 
heblich überschreitet. 

Die Kugelfunkenstrecke betrug bei der Messung I bei 2 MA. = 26,5 cm, bei 4 MA. = 20,1 cm, 
bei ITI bei 2 MA. = 20,6 cm und bei 4 MA. = 13,4 cm — es erfolgte also in jedem Falle eine Ver- 
ringerung der Sekundärspannung, die bei höherer MA.-Zahl eintrat, trotz gleichbleibenden 
Skalenanteiles des Kilovoltmeters. 


Nr. 2539. Type II, A. E. G.-Röhre. Änderung des Nadelschalters. 


Ablaufszeiten Unter sonst gleichen Umständen. Ablaufszeiten in °» 2 mA optimal = 100 
\ l. == optimale Stellung d. Nadel- Tiefendosen in °, 2 mA optimal = 100 

20 \ schalters Kugelfunkenstrecke bei 

49 \ 2. —— — schlechte Stellung d. Nadel- schlechter Stellung: 1 mA 26,4 cm 

\ schalters 2 „ 246 „ 
180 p 8e ee mittlere Stellung d. Nadel- 4 „ 198 , 
\ schalters optimaler Stellung: 2 „ 31,4 , 
170 \* —.-.. mittlere Stellung d. Nadel- 2 „ 278 , 
schalters 
160 x Tiefendosis 
' 7; = 

150 \ / 

140 

130 

120 

110 

100 

00 

'&0 

70 
. & 

50 1 5 mA 

Kurve 3a. Kurve 8b. 


Aus diesen Messungen geht auch hervor, daß die geringere Leistungsfähigkeit bei höherer 
Intensität von dem Apparat abhängt; sehen wir doch das divergierende Verhalten ein und der- 
selben Röhre an zwei verschiedenen Apparaten — in dem einen Falle beinahe ideales Verhalten, 
in dem anderen Falle ein sehr erhebliches Sinken der Leistungsfähigkeit. 


Messungen mit der amerikanischen Coolidgeröhre. (Siehe Kurve 2.) 


Die Messungen mit der amerikanischen Coolidgeröhre ergeben, wie aus der Kurve ersicht- 
lich +— im Institut eine größere Intensität bei höherer MA.-Zahl. Nach Änderung des Nadel- 
schalters kann die Intensität noch erhöht werden, und zwar sowohl im Verhältnis, als auch absolut. 
In der Frauenklinik gibt dieselbe Röhre eine genaue Proportionalität der Ablaufszeiten innerhalb 
der Meßfehler. — 


XXXIL, 4. Unterfuchungen über das Röntgenstrahlengemisch usw. 469 


Was die 'Tiefendosen anbelangt, so ändern sie sich bei beiden Apparaturen bei der amerika- 
nischen Coolidgeröhre nicht. Nur bei „schlechter“ Stellung des Nadelschalters bekommen wir 
außer einer erheblichen Verringerung der Strahlenintensität auch eu Verringerung dr Tiefen- 
ausheute. 

Die Kugsifinkangires ke verhielt sich hierbei folgendermaßen: 

Bei 1. war sie bei 2 MA.=28,5 cm, bei 4 MA.=26 cm; bei 2. 2 MA.=19 öm, bei 
4.MA.=18 cm. 

Diese Messungen bestätigen also vollauf die mit der Phönix-Röhre gewonnenen, sind aber, 
da der Einfluß der Vorgänge innerhalb der Röhre ausgeschlossen werden kann, selbst bei Ände- 
rung der Intensität — besteht doch ein „idealer Abfall“ an einer leistungsfähigen Apparatur. 


Die Folgerung ist wieder: der eine Apparat ist bei höherer MA.-Zahl weniger leistungsfähig — 
der andere im Gegenteil vollauf. 


Ablaufszeiten 
u‘ | 
at = Proportionalität der Abläufe der Type II*fund Amer. Coolidge-Röhre. 


Gemessen in der Frauenklinik. 
———— Type II der Klinik 
180 \ —— — Amer. Coolidge Ablaufszeiten in °,, 2 mA = 100 


nn Taage Type II Nr. 2589 Tiefendosis in °» 2 mA = 100 
170 \ == Idealer Verlauf | 


| Tiefendosen 


m A 


A 2 m 3 My 


Kurve 4a. 


Die Kurve, 3 illustriert die Verhältnisse Be Änderung des Nadelschalters bei der 
Type II 2539, AEG.-Röhre. Es ist ersichtlich, daß die Ablaufszeiten bei 2 MA. starken Ände- 
rungen unterworfen sind, je nach der Stellung des Nadelschalters. Aber auch bei höheren Inten- 
sitäten differieren die Ablaufszeiten sehr, und zwar bei kürzeren Ablaufszeiten, d. h. günstigerer 
Stellung des Nadelschalters, ist auch bei höherer MA.-Zahl eine bessere, auch verhältnismäßig 
kürzere Ablaufszeit zu erkennen, als bei ungünstiger Stellung. 

Hierbei wird auch die Tiefenausbeute bei „schlechter“ Stellung stark abfallen. — Das 
Verhalten der Kugelfunkenstrecke: sie ist bei „schlechter“ Stellung erheblich geringer, als bei 
optimaler Stellung. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXX1. f 60 


470 en Holzknecht. is Ä XXXT, 4. 


Die Kurve 4 zeigt eine Proportionalität der Abläufe, gemessen in der Frauenklinik bei der 
Type.II-Röhre, sowie bei der amerikanischen Coolidgeröhre. Auch die Tiefendosen weichen nur 
wenig voneinander ab, d. h. sind beinahe konstant, wenn man.die Meßfehler auf etwa 2% schätzt. 

Die Messungen in der II. medizinischen Klinik der Charité mit der Type TI-Röhre ergaben 
ebenfalls einen „idealen Abfall“ bei optimaler Stellung des Nadelschalters. 

Die oben mitgeteilten Meßergebnisse zeigen also, daß bei Änderung der MA.-Zahl die 
Strahlenintensität sich proportional verhalten kann — wenn Röhre und Apparat hierauf geprüft 
sind —.daß dagegen Apparate selbst bei günstigster Stellung des Nadelschalters und bei hierauf 
geprüften Röhren diese Proportionalität vermissen lassen können — so daß eine Feststellung der 
Tiefendosis bei einer MA.-Zahl nicht ohne weiteres Rückschlüsse auf die Tiefendosis. einer 
anderen MA.-Zahl erlaubt, sondern gemessen werden muß. 

Es soll auch darauf hingewiesen werden, daß die Tiefenintensität bei „idealem Abfall“ 
innerhalb der Meßfehler unverändert blieb. Dies ist jedoch recht merkwürdig, wenn wir be- 
denken, daß die sekundäre Spannung — gemessen an der Kugelfunkenstrecke — in jedem Ralle 
gesunken ist. Wir wollen hier bloß die Tatsache registrieren und uns nicht auf Erklärungsmög- 
lichkeiten einlassen, wie sie durch die Anschauungen Lilienfelds (Fortschritte, 1918) -ge- 
boten wären. 

Aus diesen Messungen ergibt sich auch, daß ob gleichen Skalenteiles des Kilovoltmeters 
die sekundäre Maximalspannung bei Erhöhung der MA.-Zahl sinkt, gemessen an der Kugel- 
funkenstrecke. 

Zum Schlusse ist es meine angenehme Pflicht, Herrn Geh. Rat Kraus, Direktor der 
II. medizinischen Klinik in Berlin, Herrn Prof. Dessauer, Direktor des Institutes für physi- 
kalische Grundlagen der Medizin in Frankfurt, sowie Herrn Dr. Guthmann, Oberarzt der 
Frauenklinik in Frankfurt, für ihr liebenswürdiges Entgegenkommen bei der Ausführung dieser 
Arbeit meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 


Kein Reizverzug des Röntgenlichtes. 
Von 
Prof. Dr. &. Holzknecht, Wien. 


In einer Arbeit „Der Reizverzug“ 1) macht Bier auf das Zeitintervall aufmerksam, wel- 
ches häufig zwischen Reiz und Reizerfolg eingeschoben ist und bespricht diese Erscheinung für- 
das Röntgenlicht, das Sonnenlicht, die Proteinkörper, den Phosphor, Badekuren, Keimung. 

Ich möchte mich hier auf die Bemerkungen Biers bezüglich der Röntgenwirkung be- 
schränken, eine Würdigung dieser aber nicht unterlassen, weil sich in dieselbe anscheinend eine 
Reihe von Irrtümern eingeschlichen haben. Es sind insbesondere die Bemerkungen, daß die Rönt- 
genkunde unter „Reizdosis... die Entzündung... .“, also gesteigerte Tätigkeit verursachende Ga- 
ben meint. Es ist richtig, daß in der Röntgenkunde allgemein fälschlich von Reizung im Sinne 
von Erregung und Förderung, kurz Hyperbiose gesprochen wird, während doch auch Lähmung 
und Tötung Reizwirkungen sind, wenn wir den allgemeinen Sprachgebrauch der Biologie auf- 
rechterhalten wollen. Aber obwohl die Röntgenkunde fälschlicherweise viele Effekte, welche Aus- 
druck der Zellschädigung und deren Folgen sind, als solche Erregungs- und Förderungs- 
effekte bezeichnet hat, soweit, glaube ich, hat sich diese irrige Richtung doch nicht verstiegen, daß 
sie die Entzündung nach Röntgenbestrahlung, also insbesondere die Röntgenentzündung der 
Haut, auf welche sich Bier ausdrücklich zu beschränken erklärt, als Erregungseffekt der Ränt- 
genstrahlen gedeutet hätte. Vielmehr ist die geltende Auffassung nicht zweifelhaft, daß die Rönt- 
gendermatitis kein Effekt der Röntgenstrahlen, sondern eine sekundäre Wirkung des makrosko- 
pisch nicht, mikroskopisch wohl erkennbaren Röntgeneffektes ist. Die Degeneration der getroffe- 


1) Münch. Med. W. 1923, Nr. 31. 


XXXI, 4. Kein Reizverzug des Röntgenlichtes. 471 


nen Zellen der Haut und der Gefäße ist die Ursache der Entzündung. Man könnte sagen, die Rönt- 
gendermatitis sei dessen ungeachtet ein Effekt der Röntgenstrahlen und ihrer Natur nach eben 
ein Erregungs- oder Förderungseffekt. Wie notwendig es aber ist, hier streng zwischen primären 
und sekundären Effekten zu unterscheiden, sieht man daraus, daß man ohne diese Sorgfalt den 
Röntgeneffekt der Dermatitis beliebig als Lähmungs- oder als Förderungseffekt bezeichnen 
könnte. Es darf bei diesen Erwägungen eben immer nur der primäre Effekt ins Auge gefaßt wer- 
den, andernfalls könnte jede beliebige weitere Folge als Wirkung der Röntgenstrahlen hingestellt 
werden, wenn z.B. bei einer Dermatitis 2. Grades Exkoriation eintritt und es im Gefolge derselben 
zu Serumaustritt kommt, wird daraus niemand den Schluß ziehen, daß seröse Sekretion zu den 
Wirkungen der Röntgenstrahlen gehört, ebensowenig wie niemand alle weiteren sich daraus erge- 
benden Maßnahmen und Folgen als Röntgenstrahleneffekte deuten wird. Das gleiche gilt für die 
Bemerkung Biers, „daß im sogenannten Latenzstadium zweifellos eine Erregung besteht. Sie 
besteht in einer Rötung der Haut, die frühestens nach einer halben Stunde auftritt“. Die Tat- 
sache, daß sich unter den zahllosen Effekten, welche die röntgenologischen Arbeiten der letzten 
. Jahre fälschlich als Erregungs- und Förderungswirkungen im Sinne des Arndt-Schulzschen Ge- 
setzes bezeichnet haben, auch die Vorreaktion befindet, macht sie für die Biersche Deduktion 
nicht yerwertbar. Sie ist keine solche, weil sie sich zwangläufig als sekundäre Folge einer pri- 
mären Plasmaschädigung der Kapillarendothelien entwickelt, deren Fähigkeit, den Tonus auf- 
recht und die Durchlässigkeit in Schranken zu halten, primär gelähmt wird (Pordes). Auch 
‘ war nirgends gesagt und bewiesen, daß die Vorreaktionshyperämie eine aktive ist und damit eine 
Deutung als Erregungszustand zuläßt. 

Vielleicht waren aber diese Behauptungen im Sinne Biers nicht nötig, da doch nichts 
weiter konstatiert werden sollte, als daß zwischen Bestrahlung und Vorreaktion einige Zeit ver- 
geht, womit dann der „Reizverzug“ einen genügenden Beleg erhalten hätte. Allein auch das stimmt 
nicht. Es ist nicht zweifelhaft, daß der Ablauf in Wirklichkeit der folgnde ist. Ohne jeden 
Verzug tritt mit Auftreffen der Röntgenstrahlen auf die Atome die Elektronenabschleuderung 
ein. Damit ist im selben Momente die chemisch-physikalische Veränderung des Gewebes, die Schä- 
digungsalienation, gesetzt und es beginnen unverzüglich die regressiven und reparativen biologi- 
schen Vorgänge. War die Schädigung hochgradig, so werden die ersteren durch die letzteren über- 
holt und die Funktionsstörung der Kapillarendothelien erreicht jenen Grad, bei welchem sie ihrer 
Aufgabe der Tonuserhaltung und Durchlässigkeitseinschränkung nicht mehr gewachsen sind. 
Zug um Zug folgen sich hier also die zahllosen anwachsenden und abklingenden Vorgänge. 

Es war für uns eine wohltätige Erkenntnis, als der kürzlich allzufrüh verstorbene Hei- 
neke vor 15 Jahren die längst vor der sichtbaren Reaktion auftretenden histologischen Verän- 
derungen feststellte. Damit war die sinnlose Leere zwischen Bestrahlung und sichtbarer Reaktion, 
die wir Latenzzeit nannten, in sinnvoller Weise ausgefüllt. Und es ist fraglich, ob es nützlich 
wäre, dieses Loch wieder aufzureißen. Das ist glücklicherweise nicht möglich. Im gleichen Sinne 
kann ich mich Bier nicht anschließen, wenn er uns das Wort „Reizverzug“ an Stelle von „Latenz- 
zeit“ empfiehlt, da das letztere doch in einer jetzt bestätigten Weise vorausgeahnt hat, daß in die- 
ser Zeit keineswegs nichts vor sich geht, sondern daß in derselben, was vor sich geht, bloß unserem 
Auge verborgen — latent — bleibt. 

Und so kann ich wenigstens für unser Fach dem Worte „Reizverzug‘ nicht den Vorzug 
geben, und glaube auch im allgemeinen, daß es einen solchen nicht gibt, es wäre denn, daß das, 
was man sich darunter — vielleicht mit einigem Nutzen — vorstellen kann, sich so definieren läßt: 
. Reizverzug ist diejenige Zeit, in welcher wir die sofort eintretenden und einander folgenden primä- 
ren oder sekundären Reizeffekte nicht wahrnehmen. Wenn der Aufstellung des so formulierten 
Begriffes einiger praktischer Wert zukommen sollte, welcher als Ausgleich für den Schaden, den 
oberflächliche Schlagworte gemeiniglich stiften, haftbar gemacht werden würde, so müßte aller- 
dings eine weitere Spezifikation des Begriffes stattfinden. Je nach der Beobachtungsart müßte 
von ınakroskopischem, mikroskopischem, chemischem und physikalischem usw. Reizverzug für ein 
Ä 60* 


ft © Holzknecht. Bu XXXI, 4. 


und dieselbe Einwirkung gesprochen werden, woraus sich eine Reihe von stufenweise auf Null .ab- 


sinkender Werte ergeben, also z. B. für die Röntgendermatitis 2—3 Wochen, 1—2 Wochen, 


einige Stunden und Null. 

Daneben mag es zweifelhaft bleiben, ob die Biologie daran festhalten wird, ‚jede Ein- 
wirkung auf ein lebendes System“, ob sie nun I. zu erhöhter Tätigkeit anregt oder II. „lähmt“ 
` oder III. tötet, als Reiz zu bezeichnen. Mir scheint das Wort dabei in puncto II. und III. allzusehr 
‘mit seinem Ursinn in Konflikt zu geraten.‘ Vielleicht wird man es einmal doch, wie die getadelten 
Neuerer das ohne Überlegung, aber vielleicht mit einigem Sprachgefühl getan haben, für die för- 
_ dernden Einwirkungen reservieren. Auch dieses Zweifels wegen wäre es vielleicht besser gewesen, 


_ diesen biologischen Ausdruck nicht in die Medizin zu übernehmen. Von den übrigen Ausführun- 


gen muß noch der folgenden widersprochen werden: ‚Nun zeigt sich, genau wie bei den Strahlen 

des Sonnenspektrums, daß. die verschiedenen Strahlen des Röntgenlichtes nicht gleichartig wir- 

| | ‚da 8 8g 8 

ken; die weichen verursachen in der. Praxis vor allen Dingen jene Schädigungen; unter Umstän- 
3 | gen J gungen; 


den tun dies aber auch harte.“ Dazu Anmerkung: „auch die bösartige Geschwulst, die durch 


Röntgenlicht beseitigt wird, fängt erst nach etwa 3 Wochen an sich zu verkleinern.“ „Es ist be- ` 


\ 


kannt, daß sie ziemlich plötzlich und anscheinend ohne Vorboten erscheinen.“ Es ist zwar natür-' 


lich, wenn man von vorneherein und durch Tatsachen unbeeinflußt annimmt, daß kurzwellige 


und langwellige Röntgenstrahlen ebenso verschiedene Wirkungen ausüben wie die verschiedenen 
"Strahlen des Sonnenspektrums, und es ist ja auch, da verschiedenes wohl verschieden wirken 
muß 1), wahrscheinlich, daß wir einmal diesen Unterschied entdecken werden, den wir seit An- 


beginn suchen. Aber das hilft über die Tatsache nicht hinweg, daß er bisher nicht gefunden ' 


wurde. Alle auch sehr sorgfältige mit großem physikalisch-technischem biologischem Aufwand 
vorgenommenen Prüfungen dieser Frage (zuletzt Friedrich, auf iontometrischem Wege) ha- 
ben keine Differenzen der Wirkung harter und weicher Strahlen nachgewiesen und sogar zu der 
vielleicht voreiligen ADIIENDE des. Satzes geführt, daß harte und weiche Strahlen Blech 
wirken. 

‚Dieser entspricht der herrschenden Lehre und das’ insofern mit Recht, als nicht nur in 


_ praxi, sondern auch mit den feinsten. Methoden keine Unterschiede zwischen den Gewebswirkun-- 


_ gen der härtesten und weichsten zur Zeit herstellbaren Strahlungen wahrnehmbar sind. In wei- 
teren Kreisen herrscht allerdings noch die Ansicht, daß die weichen Strahlen zwar nicht ‚vor allen 
Dingen“, aber doch.mehr als die harten zu schädigen imstande sind. Diese vor Jahren einige Zeit 
hindurch auch bei den Röntgenologen verbreitete Ansicht hat aber auf einem Beobachtungsfehler 


beruht. ‚Man hat schwere, mit weichen Strahlen bewirkte Schädigungen, die tatsächlich häufiger - 


vorkommen, mit den geringeren oder fehlenden Effekten der Applikation harter Strahlen ver- 


glichen, ohne darauf zwachten, ob auch die Quantitäten von Strahlen, welche die Gewebe erhiel- 


ten und absorbierten, gleich gewesen sind. Die damals noch mangelhafte Quantitätsmessung war 
daran schuld, ja die Quantität wurde dabei oft überhaupt ganz außer acht gelassen. So konnte es 
geschehen, daß die fast ganz in der Haut zur Absorption gelangenden weichen Strahlen, 
welche auch leichter als die harten in großer Menge herstellbar sind, scheinbar mit Vorliebe starke 
Wirkungen, ja Schädigungen auslösten. Bringt man aber gleich große Quantitäten einmal harter, 
‚das andere Mal weicher Strahlen zur. Absorption, so treten, wie oben berichtet, keine Differenzen 
in der Wirkung zutage. 


Die kurzen Sätze Biers enthalten aber auch noch die Behauptung, daß die Latenzzeit der 


Weichstrahlenschädigung kurz, die der Hartstrahlenschädigung lang, und zwar monatelang, sei. 
Es braucht nun hier nicht erörtert zu werden, daß der Reaktionsbeginn des Hartstrahl-Ulcus ge- 
nau so wie der des Weichstrahl-Uleus innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Bestrahlung 
fällt. Mit dem letzteren. verwechselt Bier das Spätulcus. Dieses beruht bekanntlich auf einer 


2) wenn auch die Sekundäreffekte verschiedener Energien gleich oder ähnlich sein können, was 
vielleicht einmal die sogenannte spezifische Sinnesenergie erklären wird. 


XXXI, 4. ıg | Kein Reizverzug des Röntgenlichtes. l 473. 


Röntgenschädigung der Haut, deren Grad gerade so hoch ist, daß es zunächst nicht zur Nekrose 
kommt, doch insbesondere im Subcutangewebe und im Panniculus eine sogenannte pränekro- 
tische Ernährungsstörung besteht. In dieser kämpfen degenerative und regenerative Vorgänge 
lange Zeit um die Vorherrschaft (induratives Ödem). Es kommt auch häufig zu dauernder Kon- 
solidation und Heilung. Oft aber, insbesondere unter dem Einfluß wenn auch kleiner äußerer 
Insulte (Kleiderschnürung, Tornister, Rucksack usw.) erhalten die degenerativen Gewebs- und 
Gefäßvorgänge das Übergewicht und dann tritt, wegen der unscheinbaren äußeren Mitursachen 
überraschend, die Nekrose auf. Auch hier haben wir es also nicht mehr nötig, einen mysteriösen . 
„Reizverzug“ anzunehmen, sondern sehen die geschlossene Kette der Begebenheiten vor uns. 

Bier sagt weiterhin: „In ihren formativen und nutritiven Wirkungen gehorchen die Rönt- 
genstrahlen dem Arndt-Schulzschen Gesetz (Erregungsgabe — Epithelwucherungen, Röntgen- 
karzinom. Lähmungsgabe — Stillstehen wachsender Geschwülste. Tötungsgabe = Schwinden 
von Geschwülsten).“ Ich habe an anderen Stellen und zuletzt ausführlich mit Pordes auf dem 
Röntgenkongreß !) Zweifel in die Berechtigung des Arndt-Schulzschen Gesetzes für die Röntgen- 
strahlen gesetzt und Pordes hat dort und anderorts?) die Gründe angeführt, welehe zur An- 
nahme führen, daß die Röntgenstrahlen dem Arndt-Schulzschen Gesetze nicht gehorchen. Doch 
sei diese Frage als erst kürzlich angeschnitten dem Urteil der Zukunft überlassen. 

Dagegen soll der schon mehrfach aufgetretenen Annahme entgegengetreten werden, daß die 

‚ Hyperkeratosen und das Röntgenkarzinom, wie sie früher garne als Berufsschäden verursacht wor- 
den sind, keineswegs zum Arndt-Schulzschen Gesetz passen. 5 bis 10 Jahre nach den Bestrahlun- 
gen der exponierten Hände, aber auch sonst. z. B. bei Lupus, der ‘mehrere Male oder auch nur 
einmal bestrahlt wurde, auftretend, sind sie keineswegs die Folge schwacher, sondern einzeln oder 
in Summa ziemlich starker Bestrahlungen, stark genug, um wenigstens die daneben meist vor- 
findlichen Gefäß- und Bindegewebsschädigungen hervorzurufen. Es ist richtig, daß wir noch 
keine Erklärung dafür haben, wieso es zu diesen nach so außerordentlich langer Zeit, oft nach 

jahrelanger, nicht röntgenologischer Beschäftigung, auftretenden Veränderungen kommt, und 
daß wir uns mit der Annahme des Zusammenwirkens der chronischen Bodenschädigung durch 
die Röntgenstrahlen, mit der noch unbekannten krebsgenetischen Disposition behelfen. Dieser 
Mangel einer Erklärung wird aber durch das darauf nicht passende Arndt-Schulzsche Gesetz 
nicht behoben, sondern nur verdeckt. 

Bier schließt: „Der Gegensatz in der Wirkung verschiedener Gaben macht sich auch nach 
unter hin noch weiter bemerkbar, insofern als allerkleinste Röntgengaben die Verhornungen und 
Ernährungsstörungen der Haut der Hände im Röntgenberuf geschädigter Menschen bessern.“ 

Diese Behauptung ist falsch und gefährlich. Vielmehr werden die Ernährungsstörungen 
durch jede weitere wirksame Röntgengabe verschlechtert und die hornigen Hyperkeratosen lassen 
sich allerdings ebenso wie präsenile Warzen und andere präcancerösen Bildungen beseitigen. Da- 
zu genügen aber nicht „allerkleinste Röntgengaben“, welche durchaus ungünstig wirken, son- 
dern es sind ziemlich hohe zwischen der einfachen und doppelten Erythemdosis liegende Gaben 
(entsprechend filtrierten Lichtes) notwendig. (Wegen der ersteren ist auch von diesen nur 
wohlerwogen Gebrauch zu machen.) Ä 

Der Grund für diese Bemerkungen war die Absicht, der autoritativen Verbreitung überwun- 
dener Anschauungen und neuer Irrtümer entgegenzutreten. Als Nebengewinn derselben ergibt 
sich die Erkenntnis, daß die Pflege der „allgemeinen Röntgenkunde“ neben den 
Spezial-Röntgenologien der einzelnen Fächer unentbehrlich ist. Denn es ist offenbar, daß nur die 
Übersicht über das Gesamtgebiet und die von Zufälligkeiten losgelöste Betrachtung der vielen, 
allen Einzelgebieten gemeinsamen Fragen begreifliche Einseitigkeiten vermeiden kann, 
Daß solche einseitige Betrachtungen in den Spezialfächern bei aller so wichtigen und unentbehr- 
lichen Bearbeitung ihrer röntgenologischen Fragen zustande kommen, ist begreiflich. Der Um- 


1) München 1923 und Münchener Medizinische Wochenschr. Nr. 24. 
2) Strahlentherapie 1923, Band 15 und Jahreskurse für ärztliche Fortbildung 1923, Augustheft, 


a4 | 7 Schütze. | oz OO XXXL 4. 


` fang und die Verzweigtheit fordert es wohin man blickt immer wieder, daß sowohl in den Kli- 
niken und Spezialgebieten röntgenologisch gearbeitet wird, als auch daß außerdem und selb- 
ständig allgemeine Röntgenkunde getrieben wird. Diejenigen führenden Stellen, welche dieser 
Erkenntnis tatkräftig Bahn brechen, können eines hervorragenden Patzes in der Geschichte un- 
seres, Faches und der Medizin überhaupt sicher. sein. 

| © Diese Richtung hätte gerade in unserer Zeit wenig Anet wenn sie mit großen 
materiellen Schwierigkeiten verbunden wäre. Selbst ohne eigene technische Anlage, bloß als Gast 
bei den verschiedenen Spezialröntgenlaboratorien oder mit einem kleinen Wänderröntgenapparat, 

welcher abwechselnd in den physiologischen und anderen biologischen Universitätsinstituten ar- 
beiten kann, wird jeder sich ausschießlich diesem Gebiete widmende Mann unter beratungsweiser . 
Heranziehung des Physikers und der biologischen: Theoretiker seiner Aufgabe gerecht werden 
können, die vielen Dissonanzen unseres Faches zu beseitigen und rückwirkend die spezialistischen 
Gebiete.der Röntgenologie zw fördern. Es ist klar, daß die hier abermals erörterte Teilung der 
Röntgenologie eine solche ist, bei der niemand etwas verliert, da es allen unbenommen bleibt, nach 
Maßgabe von Material, Einfällen und Glück sowohl speziell als auch allgemein röntgenologisch 
zu arbeiten, und da bei ihr alle einem Ziele harmonisch zustreben. Ich glaubte, diese Schluß- 
bemerkung nicht unterdrücken zu sollen, ja ich bin nicht ohne Dankbarkeit für die Gelegen- 
heit zu derselben. a 


Aus dem an Dr. J. Schütze-Berlin iàd der Röntgenstation T Diakonissen- 
 hauses Ebenezer Berlin-Steglitz. 


Zum Studium der pylorischen und Duodenalgegend bei der Röntgendurchleuchtung. 
(Beschleunigung der Eröffnung des ar 
Von | 
J. Schütze, Berlin. 

Von jeher habe ich bei den Magenuntersuchungen diejenigen bei vor dem Durchleuch- 
tungsschirm stehendem Patienten bevorzugt, in der Weise, wie A kerlund in seiner Monogra- 
phie über den Bulbus Duodeni seine Technik angibt. Nur bei sehr ektatischen Mägen oder bei sol- 
chen, in denen es sich um ganz besondere Darstellung der obersten Magenpartien (Kardiagegend 
usw.) handelt, habe ich seit langer Zeit auch die Lage des Patienten auf dem Trochoskop neben 
derjenigen im Stehen aushilfsweise benutzt. 

Daß ich in beiden Fällen alle Durchleuchtungsrichtungen iso sagittal, und zwar posterior- 
anterior und umgekehrt, frontal und schräg in ausgiebigem Maße in Anwendung brachte, habe 
ich bei früheren Veröff entlichungen über das Duodenum und seine Gestaltung (Schleifenformen 
usw.) bereits ausgeführt. Ich habe die stehende Stellung des Patienten wegen der leichteren Be- 
weglichkeit ‘des zu Untersuchenden und wegen der Möglichkeit einer sehr ausgiebigen Palpation 
und Verschiebung der Eingeweideteile angewendet. Nun ist sicher ein gewisser Nachteil der Un- 
tersuchung im Stehen der, daß man bei resistentem Pylorus öfter längere Zeit darauf warten 
‘muß, bis die Entleerung aus dem Pylorus einsetzt, so daß man erst nach deren Eintreten an das 
Studium der pylorischen und Duodenalgegend sich begeben kann. Im Liegen kann man durch 
Einnehmenlassen der Seitenlage diesen Vorgang befördern; das ist im’ Stehen nur in sehr be- 
schränktem Maße der Fall. Damit der Patient nun nicht zu lange der Strahlenwirkung ausge- 
setzt: wird, ist es wichtig, möglichst bald nach Beginn oder vollendeter Magenfüllung das (halb 
breiige) Kontrastmittel durch den Pylorus zu bekommen. Früher habe ich dazu eine Druckan- 
wendung auf. die Gegend des Antrums (Canalis egestorius nach Forssel) benutzt, und wenn es 
auch durch systematisch auf diese Stelle ausgeübten länger angewendeten manuellen Druck in 
sehr vielen Fällen alsbald gelingt, die Entleerung in Gang zu bringen, so blieb doch eine Reihe von. | 
. Fällen übrig, in denen diese Methode versagte. Da bin ich (zuerst zufällig, dann aber ganz prin- 
zipieil in vielen Fällen durchgeführt) auf eine Tatsache aufmerksam geworden, die ich hier in 
Kürze mitteilen möchte, da es mit ihr in fast allen Fällen meiner Erfahrung nach gelingt, eine 


XXXI, 4. Zum Studium der pylorischen und Duodenalgegend bei der Röntgendurchleuchtung. 475 


frühzeitige Eröffnung des Pylorus zu erreichen und sowohl dessen Verhalten und Gestaltung als 
auch diejenige des anschließenden sowie des gesamten Duodenum zu studieren, denn die durch dies 
Verfahren erzielte Entleerung pflegt meist sehr ausgiebig zu sein und gestattet dadurch eine aus- 
gezeichnete Betrachtung der jetzt soviel beachteten Abschnitte. 

Die Methode besteht in folgendem: In der Gegend des unteren Abschnittes der kleinen 
Kurvatur etwas oberhalb der Stelle, an der nach unserer nicht ganz einheitlichen Nomenklatur 
das Magenkorpus endigt und wir den Magensack (Sinus nach Forssel) beginnen lassen, also 
etwa in der Gegend der Incisura angularis, wird ein mittelstarker Druck der rechten Hand in Rich- 
tung nach dem Antrum zu ausgeübt. Es tritt dann durchschnittlich sehr bald eine ausgiebige 
Öffnung desPylorus ein, so daß es bei resistentem Pylorus damit möglich wird, sofort zuerkennen, 
ob ein jetzt gelöster Spasmus vorlag oder ob eine Verengerung oder Verziehung (also eine ana- 
'tomische Veränderung) die Ursache der erschwerten Passierbarkeit war. Daß es in normalen 
Fällen natürlich noch leichter geht, die Entleerung durch Anwendung dieses Druckes in Gang zu 
bringen, ist klar. Aber ich betone, daß mich dieses Hilfsmittel auch in pathologischen Fällen 
fast nie im Stiche gelassen hat. Einzig bei Ektasien, wo im Stehen die pylorische Gegend gar 
nicht mit dem Kontrastbrei in Berührung kommt, versagt es natürlich gelegentlich; gelegentlich 
gelingt es aber auch, mit ihm das Ziel zu erreichen. Man muß bei Ausübung des Druckes natürlich 
einen Zeitpunkt abwarten oder benutzen, wo die präpylorische Gegend nicht gänzlich Sonti elier 
(also kontrastbreilos) ist, vielmehr ihn anwenden, wenn sie breigefüllt ist. 

Ist der pylorische Verschluß erst einmal gesprengt, so ist die Anwendung in der darauffol- 
genden Zeit natürlich meist noch leichter. 

Es fragt sich nun, was ist der Anlaß zu dieser Wirkung des Drückes auf das untere Ende 
der kleinen Kurvatur für die pylorische Durchlässigkeit. Ich vermute, daß es eine rein mecha- 
nische Fortpflanzung des durch den Druck hervorgerufenen vermehrten inneren Magendruckes 
ist. Es führt mich zu dieser Annahme die Tatsache, daß das Hilfsmittel bei gut gefülltem Magen 
prompter wirkt als bei nur gering gefülltem. Es ist dabei nicht nötig, daß man etwa die Wirbel- 
säule als hinteren Widerstand des ausgeübten Druckes benutzt, denn auch bei Mägen, die erheb- 
lich verzogen sind und nicht vor der Wirbelsäule mit dem genannten Teil liegen, wirkt das Mittel. 
Ich möchte aber doch auch in Erwägung ziehen, ob an der angegebenen Gegend sich reflekto- 
rische Zentren finden, die bei ihrer Reizung die pylorische Tätigkeit beeinflussen und regulieren 
helfen. Dieser Gedanke liegt deshalb wohl nicht ganz abseits, da ja auch bei ulzerösen Prozessen 
der kleinen Kurvatur reflektorische Reize auf den Pylorus ausgeübt werden. (Dies dürfte wohl 
anerkannt sein.) Vielleicht findet sich einmal jemand, der bei Tierexperimenten oder bei Opera- 
tionen festzustellen versucht, ob ein in der beschriebenen Gegend ausgeübter Reiz eine Rückwir- 
kung auf den Pylorus erkennbar werden läßt. Natürlich muß bei den Operationen berücksichtigt 
werden, daß negative Resultate evtl. durch Narkose und Wegfall des intraabdominalen Druckes bei 
eröffneter Bauchhöhle eine Rolle spielen können. Nur der positive Ausfall des Versuches wäre 
m. E. beweisend. 

Ich möchte also bitten, daß die Röntgenologen diese meine Angaben unvoreingenommen 
nachprüfen und nicht gleich das erstemal beim Versagen des Versuches die Sache für Humbug 
halten. Es bedarf einer gewissen Eingewöhnung auf die Richtung. in der der Druck ausgeübt 
werden muß, er darf nicht direkt nach hinten oder nach unten ausgeübt werden, sondern schräg 
nach unten rechts (ein wenig um die Ecke möchte ich sagen). Am besten so, als wollte man von 
der kleinen Kurvaturgegend die ganze Magenkontur zum Pylorus hin mit der Hand entlang 
streichen, wobei man aber den gewählten Druckplatz mit der Hand nicht verläßt, sondern die ein- 
genommene Stelle wird durchaus beibehalten. Es ist also keine direkte Effleurage, die man 
macht. Wer den kleinen Kniff herausbringt. wird ihn sicher ständig weiterbenutzen. denn man 
erzielt mit ihm sehr schöne Resultate für Beurteilung des Pylorus und des Duodenums und kürzt 


die Strahleneinwirkungszeit nicht unerheblich ab. 
Oktober 1923. 


ee- e o 0104700 0-00... 0 


476 . Ä Duken. — Bücherbesprechungen. | XXXIJ 4. 


. Aus der Universitäts-Kinderklinik Jena (Vorstand: Prof. Dr. Ibrahım). 


Zur Röntgensymptomatologie des kindlichen Mediastinum. 
(Bemerkung. zu der gleichnamigen Arbeit von Wimberger (Bd. XXXI, H. 1). 
Von 
Dr. med. J. Duken. 


In seiner obenerwähnten Arbeit gibt Wimberger an, dal über die röntgenologischen 


Zeichen des mediastinalen Emphysems beim Kinde außer einer Mitteilung bei AßBmann nichts 


beschrieben sei. Das ist nicht richtig, da von mir über zwei einschlägige Fälle mit Demonstration 
der Röntgenplatten auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde 1921 zu 
Jena berichtet worden ist. (Siehe Verh. d. D. Ges. f. Kinderh., 1921, S. 342 und M. m. W., 1919, 
S. 1068 und 1069.) 

Wimberger beschreibt ferner einen Röntgenbefund von einer im vorderen Mediastinum 
gelegenen, fast hühnereigroßen Zerfallshöhle, die in das Lungenparenchym hineinragte und mit 
einem tuberkulös-käsig zerfallenem Bronchus in Verbindung stand und dadurch Luft enthielt, 
und schlägt für diesen Befund den Namen „Peumomediastinum“ vor. Es erscheint mir nicht 


zweckmäßig diesen Namen einzuführen. Es handelt sich bei dem Wimbergerschen Fall doch 


schließlich nur um eine Kaverne, die zwar im Mediastinum gelegen ist, aber in die Lunge hinein- 
ragt und hier mit dem Bronchialbaum in Verbindung steht. Diese Kaverne unterscheidet sich 
grundsätzlich in keiner Weise von denen, die in der Lunge allein liegen. Der Name Pneumo- 
mediastinum“ wird zu leicht die Vorstellung erwecken, daß das Mediastinum als solches in seiner 
Gesamtheit oder in einzelnen Teilen mit Luft erfüllt ist, etwa wie beim Pneumothorax oder 
Pneumoperitoneum usw., während bei dem beschriebenen Fall nur vereiterte Drüsen zu einem 
Durchbruch in die Lunge kamen, wobei der abfließende Eiter durch Luft ersetzt wurde. Es ist 
zweckmäßiger, auf einen neuen Namen zu verzichten und in diesem Fall von einer ungefüllten, 


im Mediastinum liegenden und mit einem Bronchus kommunizierenden Kaverne zu sprechen. 


Bücherbesprechungen. 


Dott.. Prof. Sordello Attilj (Rom): La radioterapia della tubercolosi. Rom 1923, Tipo- 
. grafia C. Piaggesi. 149 Seiten. | 

Nach einer geschichtlichen Einleitung erörtert Verf. die. physikalischen und biologischen Verhält- 
nisse bei der Tuberkulosebestrahlung — hauptsächlich Röntgen — und berichtet über die an 459 Fällen 
gewonnenen Erfahrungen, die sich im wesentlichen mit denen deutscher Autoren decken, auch hinsicht- 
lich Dosierung. Mit seinem Lehrer Ghilarduceei nimmt er Stellung gegen die „Tuberkulosedosis 
der deutschen Autoren“, die aber in Wirklichkeit in dem ihr beigelegten Sinne gewiß nur wenige An- 
hänger mehr bei uns hat. Er teilt die Tuberkuloseherde nach verschiedenen Sensibilitätsgraden ein in 
4 Gruppen. Am empfindlichsten reagierten Lymphdrüsen, Knochen, Sehnenscheiden, Peritoneal- und 
weibliche Genitaltuberkulose. Als zweite Gruppe folgen die Herde in Gelenken, Hoden, Verdauungs- 
kanal, Larynx, Pharynx, Nebennieren. Weniger strahlenempfindlich ist die Tuberkulose der Haut und 
Schleimhäute, der Niere und Blase, des Auges und der Lunge. Unempfindlich sind Perikard. Pleura, 
Nervensystem und Miliartuberkulose. Den günstigen Einfluß der Bestrahlung der blutbildenden Organe 
beobachtete er öfters, z. B. bei Lungentuberkulose. Die Bedeutung der individualisierenden Dosierung 
und der Unterstützung durch andere Heilmaßnahmen, wie Heliotherapie, fand er bestätigt. Ein großes 
Druckschriftenverzeichnis bildet den Schluß der Arbeit. Gr. 


Prof. Dr. Siegfried Gräff (Heidelberg) und Prof. Dr. Leopold Küpferle (Freiburg i. Br.): 
Die Lungenphthise. Ergebnisse vergleichender röntgenologisch-anatomischer Unter- 
suchungen. Mit 221 Bildern, 10 photogr. Tafeln und 8 Stereoskopbildern in besonderem 
Bande, sowie 3 farbigen Bildern im Text. Berlin 1928. Verlag Julius Springer. Grund- 
preis 48 M., gebd. 54 M. 


Ein Prachtwerk, nicht nur nach der glänzenden äußeren Ausstattung, sondern vor allem nach 
dem gediegenen, an positivem (Gehalt reichen Inhalt beurteilt. Auf drei Wegen gleichzeitig wurde das 


XXXI, 4. Bücherbesprechungen. 477 


wechselnde Krankheitsbild der Lungenphthise gründlich in Angriff genommen: auf klinischem, rönt- 
genologischem und pathologisch-anatomischem. Die auf dem einen Wege gesammelten Erfahrungen 
wurden mit denen der andern Untersuchungswege verglichen und in Einklang gebracht. An zahllosen 
Schnitten durch die in situ im Thorax gehärteten Lungen wurde der makro- und mikroskopische Befund 
verglichen mit zeitlich nicht zu weit entfernten Röntgenbildern. Beim Vergleich mit dem klinischen 
Verlauf wurden sodann wichtige Anhaltspunkte für die Prognose der einzelnen Prozesse abgeleitet. _ 
Das Werk besteht aus einem Text- und einem Bilderteil. In ersterem wird das normale Thorax- 
röntgenogramm beschrieben, die Grundlage der röntgenologischen Lungendiagnostik gegeben, dann die 
pathologische Anatomie der Lungenphthise in übersichtlicher Einteilung geschildert unter Zugrunde- 
legung der Aschoffsehen Hauptformen, wobei allerdings die vielfachen Übergänge der exsudativ- 
käsigen in die produktive Herdbildung zugestanden werden und die Bezeichnung der einen oder andern 
-= nur ein „Vorwiegen“ dieser einen Form über die andere kennzeichnen will. Schärfer ist der zirrhotische 
Herd, die frische und die abgekapselte Kaverne charakterisierbar. Hinsichtlich der Ausheilungsmög- 
lichkeit von Kavernen macht Gräff größere Zugeständnisse als früher. Den Hauptteil des Buches 
nehmen die an 52 Fällen erhobenen Befunde ein, wobei klinische Tatsachen, Röntgenbefund und anato- 
ınischer Schnitt einander vergleichend gegenübergestellt und kritisch zusammengefaßt werden. Die 
hieraus geschöpfiten Ergebnisse werden am Schlusse zu einer Röntgendiagnostik der Lungenphthise 
zusammengefaßt mit besonderer Würdigung der prognostischen Anhaltspunkte. Im Bildteil stehen die 
Photographien der Thoraxschnitte nebst einigen histologischen Bildern den teils in Autotypie, teils auf 
photographischen Tafeln wiedergegebenen, sehr schönen’ und deutlichen Röntgenogrammen gegenüber. 
Das herrliche Werk läßt uns die Not der gegenwärtigen Zeit beinahe vergessen. Gr. 


Ch. G. Kerley and L. Th. LeWald (New York): Digestive Disturbances in infants 
and children, roentgenologically considered. (Band 3 der Annals of Roentgenology, 
herausgegeben von J. T. Case) New York 1923. Paul B. Hoeber. 81 Seiten, 49 Text- 
abbildungen und 117 Figuren auf 54 Tafeln. Preis 12 Dollars. 

Dem sehr schönen Werk von George und Leonard über die erkrankte Gallenblase ist ein 
ebenso wichtiges gefolgt, das wir ebenfalls in dieser Form noch nicht besitzen: Kerleyund Le Wald 
haben einen Atlas der Erkrankungen des kindlichen Verdauungskanals herausgegeben. Nach einer 
kurzen Vorbemerkung von D o wn es über chirurgische Eingriffe bei Kindern wird zunächst die Technik 
der Kontrastmitteluntersuchung beschrieben. Kleinen oder unruhigen älteren Kindern wird die 
Mischung durch einen Magenschlauch (Katheter) mittels Spritze oder Trichter eingegeben. Es wird 
empfohlen, viele Aufnahmen in Zwischenräumen und bei verschiedener Körperstellung zu machen. Die 
für Röntgendiagnose geeigneten Erkrankungen der einzelnen Abschnitte werden durchgesprochen und 
mit klar beweisenden Bildern belegt, denen die klinischen Aufzeichnungen beigegeben sind. Auch die 
hier und dort ausgeführten Operationen und deren Erfolge werden hierbei besprochen. Von beachtens- 
werten Befunden seien erwähnt: Ösophagusstenosen, Kardiospasmus, Pylorospasmus, Magenlues, 'post- 
operativer Sanduhrmagen, Appendizitis, Lageanomalien des Darms, Bauchfelltuberkulose, Zwerchfell- 
hernien, Fremdkörper (Triehobezoar im Magen u. a.). Auf die Fehldiagnosen wird entsprechend hin- 
gewiesen. Eine Fülle wiehtiger Einzelbeobachtungen und diagnostischer Ratschläge macht das Studium 
des Buches wertvoll. Der Text der Bilder ist englisch, frauzösisch und spanisch gegeben — so daß der 
Deutsche kaum in Verlegenheit kommen wird! ar. 


Dr. Rudolf Leix (München): Einführung in die zahnärztliche Röntgenologie. München 
1923. Verlag J. F. Bergmann. 78 Seiten, 50 Textabb. und 10 Lichtdrucktafeln. Preis 
5 Goldmark. 

Verf. gibt cine kurze Darstellung der Röntgenphysik und -technik, soweit sie für sein Sonderfach 
in Betracht kommt, zeigt die wichtigsten Apparate und Hilfsgeräte, bringt die photographischen 
Rezepte. Der Satz im Abschnitt „Schädigungen“: „Eine oft nur vorübergehende kurze Einwirkung der 
Röntgenstrahlen auf Hoden und Eierstöcke kann eine vorübergehende, oft auch dauernde Impotenz bzw. 
Sterilität verursachen“, darf nieht unwidersprochen bleiben. Und wenn Verf. zweimal nach normalen 
Schädelaufnahmen vorübergehenden Ausfall der Kopfhaare sah, so hätte er nicht an Idiosynkrasie den- 
ken, sondern ein Aluminiumfilter empfehlen sollen. Die Diagnostik wird in kurzer Übersicht geboten, 
für die einzelnen Körperteile werden die Aufnahmedaten mitgeteilt. Die beigegebenen 57 Lichtdruck- 
bilder mit kurzen Diagnosen sind mit wenigen Ausnahmen gut gekommen und zweckmäßig ausgewählt. 
Jedenfalls bietet das Büchlein das, was seine Aufschrift besagt, und wird vielen Jüngern der Zahnheil- 
kunde, die sich eine Röntgeneinrichtung leisten können, ein willkommener Führer sein. Gr. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen, XXXI. 61 


478 | Bücherbesprechungen. XXXI, 4. 


Dr. Ernst Pohle und Dr. Hans Jarre: Methodik der Röntgentiefentherapie vom physi- 
kalischen Standpunkt. Mit einer Einleitung von Prof. Dr. Fr. Dessauer. Band IV 
der Strahlentnerapeutischen Monographien. Dresden u. Leipzig 1923. Verlag Th. Stein- 

kopf. 56 Seiten, 21 Abb. und 18 Tabellen. Preis geh. Grundzahl 2 M. 

In diesem Heft wird gelehrt, wie man methodisch vorgeht, um unter Erzielung einer möglichst 
guten quantitativen und qualitativen Homogenität die gewünschte Dosis an jeden Punkt eines Tumors 
zu bringen. Diese Aufgabe wird an einzelnen Beispielen (Mammakarzinom, Rektumkarzinom, Uterus- 
karzinom, Kastration der Frau, Kehlkopfkarzinom) durchgeführt an Hand der allerdings nur in ge- 
wissen Grenzen gültigen Dessauer-Vierhellerschen Isodosenkurven und Tabellen. Das Heft 
ist wertvoll als Erzieher zur Aufstellung physikalisch durchdachter Bestrahlungspläne. Gr. 


H. E. Schmidt: Röntgentherapie, Oberflächen- und Tiefenbestrahlung. Sechste, um- 
gearbeitete und erweiterte Auflage. Herausgegeben von A. Heßmann (Berlin). Verlag 
von Aug. Hirschwald. Berlin 1923. 299 Seiten, 103 Abb. Preis 8 Goldmark, geb. 9,50. 

Das bekannte Kompendium des allzufrüh verstorbenen erfahrenen Therapeuten hatte sich so viele 

Freunde erworben, daß seine Fortführung wirklich ein Bedürfnis war. Heßmann hat schon in der 
fünften und noch mehr in der nunmehr vorliegenden sechsten Auflage die vielfache Umgestaltung, 
welche die Materie erfuhr, zur Geltung gebracht und das Buch dem gegenwärtigen Stande der Theorie 
und Praxis geschickt angepaßt. Dabei mußte manches ab- und neu aufgebaut, anderes ergänzt werden, 
die neuen Apparate und Geräte, sowie technische Anordnungen wurden in Wort und Bild vorgeführt. So 
hat das Buch 'seinen Zweck, ein Berater für angehende und auch für geschulte Röntgentherapeuten zu 
sein, erneuert und seinen guten Ruf aufs neue gefestigt. Die gegen früher erheblich verbesserte Aus- 
stattung wird wesentlich dazu beitragen, ihm neue Freunde zu gewinnen. Gr. 


Geh. Hofrat Prof. Dr. Ludwig Seitz (Frankfurt a. M.): Röntgen- und Radinmbehandlung. 
Abschnitt aus J. Halban und L. Seitz, Biologie und Pathologie des Weibes, 1. Band, 
1923. Verlag Urban & Schwarzenberg. 

In klassischer Kürze (174 Seiten) wird hier die gynäkologische Strahlentherapie nach der physi- 
kalisch-technischen und biologisch-klinischen Seite abgehandelt. Grundlage bildet das festgefügte Lehr- 
gebäude der Seitz-Wintzschen Schule; die anderen modernen Richtungen werden beschrieben, der 
abweichende eigene Standpunkt in ruhiger sachlicher Weise begründet. Die Abhandlung gibt dem Leser 
einen genauen Einblick in die Erlanger-Frankfurter Technik, so daß er die Methode mit den ent- 
sprechenden Apparaten ausüben kann, sie belehrt ihn über die Grenzen der Leistungsfähigkeit, über die 
Gefahren, die besonderen Indikationen usw. Eine Menge vorzüglicher Abbildungen ist eingestreut, auch 
die sonstige Ausstattung ist mustergültig, wie z. B. im Vergleich mit der ausführlicheren Darstellung 
von Seitz und Wintz „Unsere Methode der Röntgentiefentherapie“ auffallen muß (1920). Darum 
wird.jeder Röntgenologe, der dies letztgenannte Buch besitzt, den lebhaften Wunsch haben, daß auch 
diese neueste Darstellung des wichtigen Gebietes als Sonderdruck herauskommen möchte;-denn bei den 
gegenwärtigen Bücherpreisen wird er sich schwer entschließen, den ganzen Band zu kaufen, der noch 
cine Reihe rein gynäkologischer Abschnitte enthält. .. Gr. 


Prof. Dr. Ernst von Seuffert (München): Lehrbuch der physikalischen, biologischen 
und klinischen Grundlagen zur Strahlen-Tiefen-Therapie und ihre Anwendung in 
der Gynäkologie. Mit 77 Textabb. und 21 Tafeln. Berlin 1923, Verlag S. Karger, 
559 Seiten. Preis geh. 14,40 M. 

Das Buch gibt eine sehr gründliche Darstellung der gynäkologischen Strahlentherapie unter Zu- 
erundelegung der an der Münchener Frauenklinik geübten Methode, welche im wesentlichen mit der 
Seitz-Wintzschen übereinstimmt; die Überlegenheit der Radium-Röntgenbehandlung gegenüber 
der reinen Röntgentherapie wird ganz besonders betont. Die Darstellung aller einschlägigen physi- 
kalischen Verhältnisse einschließlich der Lehre von den elektrischen Strömen, der radioaktiven Strah- 
len, der Atomtheorie, der Hochfrequenz-Schwingungen findet sich in keinem anderen Strahlentherapie- 
lehrbuch in gleicher Ausführlichkeit. Die Meßmethoden, die Dosierungstechnik ist eingehend beschrie- 
ven. Im biologisch-klinischen Teil wird die Theorie der Strahlenwirkung, die biologische Dosierung, 
Sensibilität („elektive Wirkung“) und Sensibilisierung ausführlich erörtert. Die Gefahren und Fehler- 
quellen werden geschildert; die Spätschädigungen kommen etwas kurz weg, auch die Behandlung der 
Verbrennungen gehört eigentlich mit herein. Die Indikationen der Strahlentherapie werden im Ver- 


XXXI, 4. Vereins- und Kongreßberichte (Röntgen-Vereinigung zu Berlin). 479 


gleich zu anderen Autoren weit gesteckt, auf Grund der mitgeteilten Heilungsziffern. Die Vor- und 
Nachbehandlung der Bestrahlten wird mit dankenswerter Ausführlichkeit gelehrt, wie überhaupt die 
Betonung genauer klinischer Beobachtung ein Vorzug des Buches ist. Die Ausstattung ist recht gut. 
Die überreichliche Anwendung von Sperrdruck und Anführungszeichen erschwert meiner Meinung nach 
das Lesen des lehrreichen Buches. Gr. 


Vereins- und Kongreßberichte. 


Röntgen-Vereinigung zu Berlin. 
Sitzung vom 25. X. 1923. 

MaxLevy-Dorn: Kontrastfüllung der Ureteren von der Blase aus. (Projektion.) 

Eine 42 jährige Patientin hatte Albumen und Sanguis im Urin. Bei der mikroskopischen Unter- 
suchung zeigten sich Leuko- und Erythrozyten. Die zystoskopische Betrachtung ergab: An der linken 
Ureterenmündugn ein großes ovales, zirka markstückgroßes Loch, in das der Ureterenkatheter 2—3 cm 
weit hineingeht und sich dann umstülpt. Der Katheter dringt auch durch die Ureterenmündung nicht 
über 2 cm weit. Bei Probe mit Indigkarmin erscheint rechts in 11 Minuten — links nicht während der 
ganzen Beobachtung (20 Minuten) — gefärbter Urin an der Ureterenmündung. 

Die mit-75 cem einer Kollargollösung gefüllte Blase wurde mit Röntgenstrahlen untersucht. Es 
zeigten sich je 3 Ausstülpungen rechts und links an der oberen Kontur des birnförmigen Ausgusses. 
Zugleich mit der Blase füllten sich spontan beide Ureteren. Das Lumen des linken Ureters ist erheblich 
weiter als das rechte. Es verjüngt sich nach unten, wo sein Querschnitt 4 mm beträgt, während es im 
allgemeinen 12 mm mißt. Auch der rechte Ureter erscheint weiter als normal.. 

Die von Herrn Prof. M ü hsa m exstirpierte Niere erwies sich als tuberkulös. 

Die Röntgenuntersuchung zeigte also, daß die Veränderungen in der Harnblase weit ausgedehnter 
= waren, als- selbst die Zystoskopie vermuten ließ und offenbarte darüber hinaus die Erkrankung, bzw. 
Eigenheit der Ureteren. Das seltene Ereignis der Spontanfüllung der Ureteren von der Blase aus muß 
wohl auf denselben Prozeß zurückgeführt werden, der zu den Ausstülpungen und Erweiterungen ge- 
führt hat, indem er eine Insuffizienz des Ureterenverschlusses bewirkte. Unser Fall fordert unter 
anderem auf durch Füllung der Blase eine solche der Ureteren und selbst des Nierenbeckens zu ver- 
suchen, wenn der Ureterenkatheterismus versagt. 


H.Behnken: Die Eichung von Dosismessern in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 

Man hat sich gewöhnt, als Grundlage aller Röntgenstrahlendosierung die Christensche Defi- 
nition der Dosis anzusehen, welche lautet: 

Die physikalische Dosis (rohe Dosis) ist gleich derjenigen Röntgenstrahlenenergiemenge, 
welche in einem Körperelement absorbiert wird, dividiert durch das Volumen dieses Elements. — 
Die biologische Dosis (wirksame Dosis) ist gleich der physikalischen Dosis multipliziert mit dem 
Sensibilitätskoeffizienten. 

Die Vorzüge dieser Definition erblickte man außer in der theoretisch klaren und eindeutigen 
Herausarbeitung des Dosisbegriffes darin, daß diese Definition die Möglichkeit zu enthalten schien, die 
in der Physik gebräuchlichen Energieeinheiten (Erg, Joule, Kalorie) auf die Dosis zu übertragen, daß 
sich also ohne weiteres eine absolute, d. h. von irgendeinem Meßinstrument unabhängige, Einheit für 
die Dosis darzubieten schien. Leider haben diese theoretischen Vorteile z. Zt. für die Praxis keine Be- 
deutung, weil von den bisher bekannten Methoden zur Messung von Strahlungsenergien, die sämtlich 
auf der erwärmenden Wirkung der Strahlen beruhen, keine für den hier vorliegenden Zweck empfind- 
lich genug ist. Hieraus folgt jedoch keineswegs, daß wir genötigt sind, praktisch auf eine absolute, vor. 
einem bestimmten Meßinstrument unabhängige Einheit zu verziehten. Erfreulicherweise kennen wir 
in der Ionisierungsfähigkeit der Röntgenstrahlen eine Reaktion, die sich unvergleichlich viel genauer 
messen läßt als die Wärmewirkung. Diese Reaktion ist an sich ebenso gut zur Definition der Dosis- 
einheit geeignet wie die Wärmewirkung. Man neigte sogar lange Zeit zu der Ansicht, daß die Ionisie- 
rung von Gasen unter allen Umständen der im Gase absorbierten Strahlungsenergie proportional sei, 
ebenso wie dies bei der Wärmewirkung der Fall ist, während wir heute wissen, daß diese Proportionali- 
tät der Ionisierung nur für Strahlen gleicher Härte besteht, bei wechselnder Härte dagegen wohl sicher 
nicht. Der Zusammenhang zwischen Wellenlänge, Energie und Ionisierungsvermögen ist bislang unbe- 
kannt. Auch die theoretisch sehr einleuchtenden Erwägungen von Holthusen, der mit Hilfe der 
Einsteinschen Beziehung e.V — h.v aus der absorbierten Energie die Zahl und Voltgeschwindig- 
keit der durch die Strahlung ausgelösten und die Ionisierung bewirkenden, schnellen Elektronen be- 
rechnete und hieraus auf Grund Lenardscher Messungen die Gesamtzahl der gebildeten Träger ab- 
leitete, stehen nicht im Einklang mit Messungen von Boos. Zum Glück verlangt der hier vorliegende 

. 61* 


480 Vereins- und Kongreßberichte (Röntgen-Vereinigung zu Berlin‘. XXXI, 4, 


praktische Zweck aber gar nicht die Kenntnis des Zusammenhanges der Wellenlänge und der Ionisie- 
rung mit der absorbierten Energie, sondern des Zusammenhanges mit der biologischen Wirkung, und da 
liegen die Dinge so, daß der Übergang von einer durch Ionisation definierten und gemessenen physi- 
kalischen Dosis zur biologischen Dosis genau so gut durch Multiplikation mit Sensibilitätskoeffizienten 
auszuführen ist wie bei einer energetischen Dosis(definition. Freilich sind die Zahlenwerte der Ko- 
effizienten in beiden Fällen nicht die gleichen. Während aber für die energetisch definierte physika- 
lische Dosis vorderhand gar keine Aussicht besteht, diese Koelfizienten experimentell zu bestimmen, ist 
dies bei einer durch die Ionisierung definierten Dosis sehr wohl möglich, da wir die letztere eben messen 
können. 

Für die Wahl der Dosiseinheit können wir mit einigen Modifikationen auf den bekannten 
Friedrichschen Vorschlag zurückgehen, der als Einheit diejenige Strahlenmenge wählte, die in 
j. ccm Luft durch die Ionisation eine Elektrizitätsmenge von einer elektrostatischen Einheit bei Sätti- 
gungsstrom transportiert. Diese Definition reicht jedoch in zweierlei Hinsicht nicht ganz aus. Einmal 
ist die Dichte der Luft, also Druck und Temperatur, auf die Dosismessung von Einfluß und muß daher 
mit in die Definition hinein. Zweitens machte Holthusen darauf aufmerksam, daß bei der Messung 
der -Ionisierung darauf zu achten ist, daß einmal Fälschungen der Messung, die infolge von in den 
Wänden der Ionisierungskammer ausgelösten Elektronen („Wandwirkung“) entstehen, zu vermeiden 
sind und daß außerdem den in der Luft selbst ausgelösten schnellen Elektronen noch über den durch- 
strahlten Raum hinaus genügend Platz zur Verfügung stehen muß, um ihre volle Ionisierungsfähigkeit 
zur Geltung zu bringen. Unter Berücksichtigung dieser Umstände wurde für die Definition der Dosis- 
einheit folgende Fassung gewählt: 

„Die absolute Einheit der physikalischen Röntgenstrahlendosis ist diejenige Strahlenmenge, 
die bei der Bestrahlung von 1 cem Luft von der Temperatur 18° C und dem Druck 760 mm Queck- 
silber bei voller Ausnützung der in der Luft ausgelösten Elektronen und bei Ausschaltung von 
Wandwirkungen eine so starke. Ionisierung erzeugt, daß bei Sättigungsstrom eine Elektrizitäts- 
.menge von einer elektrostatischen Einheit transportiert wird. Die Einheit der Dosis wird im An- : 
schluß an Friedrich mit „e“ bezeichnet. Wird die Dosis 1 ẹ in 1 Sek. erreicht, so besitzt die Rönt- 
genstrahlung die Einheit der Dosisleistung, für die die Bezeichnung 1 „b“ gewählt ist.“ 

Zur Ausmessung einer Röntgenstrahlung gemäß obiger Definition in e bzw. p gibt es mehrere 
Wege. Die bei völlig geschlossenen Ionisierungskammern auftretende Wandwirkung läßt sich dadurch 
ausschalten, daß man durch passende Wahl der Elektrodenform und durch Anbringung von geerdeten 
Schutzelektroden diejenigen Gebiete, die in der Umgebung von bestrahlten Wandteilen, also z. B. in 
der Nähe der Eintritts- und Austrittsfenster liegen, von der Strommessung ausschließt. Die völlige 
Ausnützung der in der Luft selbst ausgelösten Elektronen läßt sich entweder nach Holthusen da- 
durch erreichen, daß man die Kammer so groß dimensioniert, daß keine wesentliche Zahl von Elektronen 
die Kammerwände erreicht, ehe deren Ionisierungsfähigkeit erschöpft ist — diese Methode verlangt bei 
sehr harten Strahlen unbequem große Abmessungen — oder aber man füllt die Ionisierungskammer mit 
Druckluft, in welcher die Elektronenreichweiten erheblich vermindert sind, wie dies erstmalig von der 
Firma Siemens & Halske für praktische Zwecke vorgeschlagen wurde. In diesem Falle kommt man mit 
handlichen Dimensionen aus. Deshalb wurde für eine in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 
einzurichtende Eichanordnung die letztgenannte Methode gewählt. Als Eichnormal dient eine mit 
graphitiertem Papier ausgefütterte Druckluftkammer aus Messing von 7 em Durchmesser und 15 em 
Länge, die durch Zelluloidfenster hindurch in achsialer Richtung von einem schmalen Sirahlenbündel 
von 4—7 mm Durchmesser durchstrahlt wird. Drei exzentrisch sitzende, zur Kammerachse parallele 
stabförmige Elektroden sind isoliert eingeführt. Die mittlere ist die eigentliche Meßelektrode, die 
anderen sind Schutzelektroden. Der durchstrahlte Raum berechnet sich als Produkt aus der Länge der 
Meßelektrode und dem Querschnitt des Strahlenbündels. Zur Strommessung dient ein zu einem hohen 
Widerstande parallel geschaltetes hochempfindliches Quadrantelektrometer. Die Strommeßanordnung 
1äßt sich auf einige Promille genau eichen. Der Druck innerhalb der Kammer wird mit einem Präzi- 
sionsmanometer auf Bruchteile von 1% genau gemessen. Als Kriterium dafür, daß der Druck innerhalb 
der Kammer hoch genug ist, dient bei harten Strahlen die Beobachtung, daß der Sättigungsstrom pro- 
portional dem Druck zunimmt. Dies ist für eine bei 180 kV Scheitelspannung am Röntgenrohr durch 
0,5 mm Kupfer +1 mm Aluminium gefilterte Strahlung bei Drucken von 7 Atm. an aufwärts der Fall. 
Unterhalb dieses Druckes gelangen in den Zelluloidfenstern ausgelöste Elektronen in den eigentlichen 
Meßraum und erzeugen eine Zusatzionisierung infolge von Wandwirkung. Für eine sehr weiche Strah- 
lung (50 kV am Rohr, ungfiltert) ist eine Proportionalität des Ionenstromes mit dem Druck nicht vor- 
handen, weil die Absorption dieser Strahlung in der Druckluft bereits beträchtlich ist. Bei derartig 
weichen Strahlen ist deshalb der Absorptionskoeffizient in Luft besonders zu bestimmen und bei der 
Auswertung zu berücksichtigen. Die Anordnung gestattet die Ausmessung der Dosis in absoluten Ein- 
heiten mit einer Genauigkeit von etwa 1%. Als Beispiel wird das Eichergebnis eines sogenannten 


An 


= 


XXXI, 4. Vereins- und Kongreßberichte (Röntgen-Vereinigung zu Berlin). 481 


Siemens-Dosisnessers, der mit einer Kleinkammer von etwa 1 cem Inhalt ausgestaltet ist, mitgeteilt. 
Für konstante Strahlenqualität waren die Ionenströme der Kleinkammer der absoluten Dosisleistung 
proportional. Das gleiche war der Fall, wenn bei einer durch 0,5 mm Kupfer +1 mm Aluminium ge- 
filterten Strahlung die Spannung am Röntgenrohr von 100—200 kV verändert wurde. Dagegen bestand 
die Proportionalität nieht mehr, wenn bei konstanter Spannung von 180 kV die Filterung zwischen 
0,0 mm Kupfer +1 mm Aluminium und 1,0 mm Kupfer +1 mm Aluminium verändert wurde. Für 
diesen Fall mußte also der Umrechnungsfaktor in Abhängigkeit von der Filterdicke experimentell be- 


stimmt werden. Dabei zeigte sich, daß das Verhältnis Dosisleistung/Ionenstrom zunächst mit zunehmen- 


der Filterung abnahm, bei etwa 0,4 mm Cu +1 mm Al ein Minimum erreichte, dann bis etwa 0,8 mm Cu 
-+ 1 mm Al etwas wieder anwuchs, um schließlich konstant zu werden. Die Darstellung des Eichergeb- 
nisses geschieht für die praktische Anwendung zweckmäßigerweise in einem Nomogramm mit drei 
Skalen, deren eine die Filterdicke, die zweite die Ablesung des zu eichenden Instrumentes und die dritte 
die absolute Dosisleistung enthält. Zusammengehörige Punkte der drei Skalen lassen sich durch An- 
legen eines Lineales ermitteln. Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt, Charlottenburg, Werner- 
Siemensstr. 8—12, ist in der Lage, nach der beschriebenen Methode auf Antrag Eichungen von Dosis- 
ınessern auszuführent), und zwar vorläufig für einen Härtebereich bis zu 180 kV Scheitelspannung amı 
Röntgenrohr bei Filterung bis zu 1 mm Cu +1 mm Al. Eine Erweiterung auf härtere Strahlen ist in 
Vorbereitung. Die Höhe der Eichgebühren richtet sich nach dem Umfange der gewünschten Eichung 
und wird den Antragstellern von Fall zu Fall mitgeteilt. Ausführliche Angaben über die technischen 
Einzelheiten der Eicheinrichtung erscheinen demnächst in der Zeitschrift für technische Physik. 


Aussprache: 

G. Großmann (zum Vortrag Behnken): Es ist erfreulich, daß es der Physik. Technischen 
Reichsanstalt (P.T. R.) dank den Bemühungen Behnkens heute schon möglich ist, Eichungen von 
Dosismessern auszuführen. Eine Anregung dazu hat die Firma Siemens & Halske der P.T. R. vor 
mehr als anderthalb Jahren gegeben. 

Auf dem letzten Röntgenkongreß hat Küstner, Göttingen, den Bau eines Standard-Dosis- 
messers und die Errichtung einer Eichstelle, an der Dosismesser mit Hilfe des Standard-Meßgerätes 
geeicht werden, vorgeschlagen. Daraufhin hat die Deutsche Röntgen-Gesellschaft einen Ausschuß zur 
Lösung dieser Aufgabe ins Leben gerufen. Dieser hat vor wenigen Tagen in Göttingen eine Sitzung 
abgehalten ?),inder Küstner über das von ihm konstruierte Standard-Meßgerät einen Vortrag hielt. 
Ich fühle mich nicht dazu berechtigt, darüber Mitteilungen zu machen, da ich den Veröffentlichungen 
Küstners nicht vorgreifen möchte. | 

Es ist an und für sich erfreulich, daß das Problem an verschiedenen Stellen gleichzeitig bearbeitet 


- wird. Es wäre jedoch nicht wünschenswert, wenn man an zwei verschiedenen Orten mit zwei verschie- 


denen Einheiten der Röntgendosis operieren würde. Es müßte jedoch angestrebt werden, daß die in 
söttingen gemessenen Werte auf die absoluten Meßwerte der P.T. R. zurückgeführt werden. 

Wie Behnken gezeigt hat, besteht zwischen den Angaben des Siemens-Dosismessers und 
den mıt der Druckkammer gemessenen Werten keine Proportionalität, wenn die Filterung bei kon- 
stanter Röhrenspannung geändert wird. Die Ursache der Abweichung ist nicht etwa dem Siemens- 
Dosismesser als solchem, sondern der zu diesem gehörigen kleinen Ionisationskammer zur Last zu legen. 
Eine ähnliche Abweichung muß auch jeder andere Dosismesser, der mit einer kleinen Ionisations- 
kammer ausgestattet ist, aufweisen. Es ist nämlich zu beachten, daß die Zahl der in einer kleinen 
Kammer zustandekommenden Träger durch die Absorption von Röntgenstrahlen in den Wandungen 
der Kammer beeinflußt ist. Die in den Kammerwandungen absorbierte Röntgenstrahlenenergie ist vom 
Material und der Dicke der Kammerwandungen abhängig. Einen ähnlichen, wenn auch weitaus ge- 
ringeren Einfluß übt bei der großen Ionisationskammer die Absorption aus, die die Röntgenstrahlen im 
Fenster, durch das sie in die Kammer eintreten, erfahren. Hierdurch ist die mit einer lonisations- 
kammer bei ungefilterter Strahlung gemessene Trägerzahl am stärksten und mit zunehmender Filter- 
dicke immer weniger beeinflußt. Die Folge davon ist, daß der erste Teil der Kurve, die die in der kleinen 
Kammer gemessene Ionisation als Funktion der Filterdicke darstellt, stets unrichtig ist. Vergleicht 
man miteinander zwei kleine Ionisationskammern aus dem gleichen Material und mit gleichen inneren 
Abmessungen, jedoch mit Wandungen verschiedener Dicke, so werden sich für die cet. par. gemessenen 
Dosen, wenn man deren Logarithmus als Funktion der Filterdicke aufträgt, Kurven ergeben, deren 
Anfangsteile wohl verschiedenen Verlauf haben, die jedoch in ihrem unterhalb des sog. Homogenitäts- 
punktes liegenden, nahezu geradlinig verlaufenden Teile parallel zueinander liegen. Der Parallelismus 
zweier im logarithmischen Raster dargestellten Dosiskurven bedeutet Proportionalität der Dosiswerte. 
Die mit zwei solehen Kammern erzielten Meßwerte sind demnach bei gefilterter Strahlung miteinander 

!) Siehe Ankündigung am Schluß dieses Heftes. 

2) Bericht siehe folgende Seiten. 


482 Vereins- und Kongreßberichte (Röntgen-Vereinigung zu Berlin). > SERREA 


vergleichbar. Eine kleine lonisationskammer wird man demzufolge für brauchbar erklären können, 
wenn die Neigung des geradlinig verlaufenden Teiles der den Logarithmus der Dosis als Funktion der 
Filterdicke veranschaulichenden Kurve die gleiche ist, wie die Neigung des entsprechenden Teiles der 
mit der großen Druckkammer erhaltenen Kurve. Hingegen muß eine solche kleine Kammer beanstandet 
werden, die dieser Bedingung‘ nicht entspricht. Wie die von Behnken vorgeführten Kurven zeigen, 
besteht zwischen den Angaben des Siemens-Dosismessers und denen der Druckkammer bei 180 kV 
Röhrenspannung und bei Verwendung von Kupferfiltern von mehr als 0,4 mm Dicke schon nahezu 
Proportionalität. Daher ist die kleine Ionisationskammer des Siem en s- Dosismessers für Messungen 
an gefilterten Strahlungen geeignet. Es ist hierbei zu beachten, daß die kleine Ionisationskammer für 
die in der Therapiepraxis vorkommenden Messungen mit gefilterter Strahlung, nicht jedoch für physi- 
kalische Messungen bestimmt ist. 


Sitzung vom 28. Juni 1923. 

VorderTagesordnung. 

J. Schütze zeigt einige Diapositive. 

1. Eine Schädelaufnahme, bei der die Anwesenheit einer seidenen Haarschleife an der Seite des 
Kopfes zu Schattenbildungen auf dem Röntgenbild Anlaß gogol en hatte; diese konnten zu ) Mißdeutun- 
gen führen. | 

2. Bild einer starken Verdichtung der Öberkieici höhle durch eine hineingewachsene Zahnzyste. 
In diesem Fall war die Zystenwandung vonder Wandung der Oberkieferhöhle an einzelnen Stellen deut- 
lich trennbar, so daß die Diagnose dadurch erheblich erleichtert wurde. Durch Operation bestätigt: 
Zyste nicht mit der Oberkieferhöhle verwachsen. Hinweis auf das nicht allzu seltene Vorkommen der- 
artiger Zahnzysten in den Oberkieferhöhlen; dem Vortragenden sind in den letzten zwei Jahren fünf 
derartiger Fälle vorgekommen; alle sind operiert. 

3. Demonstration einer Einstellung des Fußes, die eine gute isolierte Trennbarkeit der distalen 
Reihe der Fußwurzelknochen untereinander und der proximalen Enden der Mittelfußknochen sowohl 
untereinander als auch gegen die Fußwurzelknochen ermöglicht. Genauere Beschreibung und Ausfüh- 
rung soll in den „Fortschritten“ erfolgen. 

Tagesordnung: 

1. Georg Reimann: Eine seltene Varietät der Handwurzelknochen. Demonstration eines 
einseitigen Os triangulare bipartitum bci einem sechsundzwanzigjährigen Manne. Der Proc. styl. 
ulnae ist beiderseits gut entwickelt und auf der anderen Seite auch nicht größer und spitzer. Bei allen 
Handbewegungen bleibt das geteilte Knöchelchen an der Spitze des Griffels stehen und folgt nicht den - 
Schwenkungen der Handwurzelknochen. Eine traumatische Entstehung ist ausgeschlossen. 

2. Gassmann: a) Momentaufnahmen mit der Coolidge-Röhre: G. demonstriert eine Anzahl 
von Kurven, die er nach Momentaufnahmen mit Coolidge konstruiert hat, bei dem der Härtefaktor der 
ausgesandten Strahlung in der Hauptsache berücksichtigt ist. Das Ergebnis ist dieses, daß man die 
abgekürztesten Momentaufnahmen mit der Glühkathodenröhre anfertigen kann, indem man unter der 
Raumladungsgrenze bleibt und die etwas weniger kurzen, aber weicheren Aufnahmen, indem man in die 
Raumladungsgrenze hineingeht (vgl. S. 455 dieses Heftes). 

b) Blende für Serienaufnahmen des Bulbus duodeni: G. demonstriert eine selbsterfundene 
‘Blende, mit welcher man auf einer 1%/., Platte 6 Serienaufnahmen der Duodenal Bulbus-Gegend anfer- 
tigen kann. Die Blende wird von der „Radiologie“ angefertigt (vgl. S. 453 dieses Heftes). 

83 Bracht: Erfahrungen mit der Röntgen-Tiefen-Therapie bei Karzinomen. B. teilt die Er- 
gebnisse der Bestrahlungen der Frauenklinik der Charite mit. Es sprechen hierzu: Strauß, Levy- 
Dorn,Rave,Karplus. 


Aussprache: 

J. Schütze: Ich freue mich, daß G. meine im vorigen Jahre in der D. med. Wschr. (1922 Nr. 39) 
gemachten Mitteilungen durch seine physikalischen Untersuchungen durchaus bestätigt hat. Ich wun- 
dere mich nur, daß er sich nicht auf meinen Artikel bezogen hat. Ich habe darin ausgeführt, daß man 
bei den Lungenaufnahmen in der Raumladungsgrenze bleiben muß, um eine sehr schöne weiche Auf- 
nahme zu erzielen und daß man bei den Magenaufnahmen aus ihr heraus muß (also bei letzteren höhere 
Spannung und im Verhältnis dazu geringere Heizstrommenge). Dann gelingt es Aufnahmen jeder Art 
mit den Glühkathodenröhren vorzunehmen, und da die Brennpunkte jetzt sehr schön scharf sind, so sind 
die erzielten Bilder tadellos. Wie schnell man sie machen kann, hängt bei den Lungenaufnahmen nicht 
von der Glühkathodenröhre, sondern von der Leistungsfähigkeit des Induktors ab. Ich habe inzwischen 
auch bei mittlerer Apparatur Momentaufnahmen der Lunge schön weich nach den von mir angegebenen 
Prinzipien erzielt. Bei den Magenaufnahmen macht die Exposition in Zeiten von */ı—/ıo Sekunden 
keinerlei Schwierigkeiten, wenn nur die Spannung gegenüber dem Heizstrom die erheblich höhere ist. 


XXXI, 4. Vereins- und Kongreßberichte (Sitzung der von der D. R.-Ges. eingesetzten Kommission). 4883 


Der Heizstrom selbst muß natürlich auch höher eingestellt sein als er es für Durchleuchtungszwecke sein 
muß. Ich verweise im übrigen auf den obengenannten Artikel in der D. med. Wschr. 
Weiter sprachen hierzu: Jaeckel, Usperski, Levy-Dorn. 


Sitzung der von. der Deutschen Röntgengesellschaft eingesetzten Kommission zwecks 
Schaffung eines Standard-Instrumentes für die Röntgenstrahlenmessung 
am 21. Oktober 1923 in Göttingen. 


Am 21. Oktober fand in demn Hörsaale der Hautklinik in Göttingen eine Sitzung des Sonderaus- 
schusses für Dosimetrie der Deutschen Röntgengesellschaft statt, an der außer den Mitgliedern der 
Kommission Professor Stich, Direktor der Chirurgischen Klinik in Göttingen, verschiedene Mit- 
glieder der Medizinischen Fakultät, die Physiker Professor Pohl und Franck, von auswärtigen 
Röntgenologen und Physikern Frik, Grebe, Großmann, Holfelder und Martius teil- 
nahmen. 

In einer Begrüßungsansprache weist Prof. H. Meyer, Bremen, auf die große praktische Be- 
deutung der Lösung der Frage der Einheitsdosimetrie hin und spricht Professor Stich den 
Dank für seine tatkräftige Förderung der hierzu notwendigen Arbeiten aus. Prof. Stich begrüßt die 
Erschienenen im Namen der Medizinischen Fakultät Göttingen. 


Hans Küstner (Göttingen): Vorarbeiten zur Schaffung eines Standardgeräts zur Dosierung 
der Röntgenstrahlen. (Auszug.) 

1 Das Problem, die Röntgenstrahlen zu standardisieren, wurde vom Verfasser auf der Tagung 
der Deutschen Röntgengesellschaft im April 1923 in München vorgeschlagen!). Die Aufgaben sowie der 
Weg zu ihrer Lösung wurden daselbst. vorgezeichnet. Im Vorliegenden wird über die bisherigen Arbeiten 
berichtet, welche der Verfasser im Auftrage der Deutschen Röntgengesellschaft ausgeführt hat. 

2. Die Forderungen, die an ein Standardgerät zu stellen sind, sind folgende: 

A. Zeitliche Konstanz der Empfindlichkeit. 

B. Höchste Meßgenauigkeit. 

C. Höchste Empfindlichkeit. 

D. Leichte Eichbarkeit, auch während der Messung. 

E. Die Empfindlichkeit des Geräts auf Röntgenstrahlen verschiedener Wellenlänge soll mög-” 
lichst nahezu die gleiche sein, wie bei der Friedrichschen Fingerhutkammer. 

3. Aus diesen Gründen wurde die Ionisationsmethode gewählt. Als Elektrometer dient ein W ulf- 
sches Einfadenelektrometer, als Ionisationskammer ein Kohlezylinder von etwa 27 em Länge und 7 cın 
Durchmesser, dessen Stirnflächen mit Kohleplatten verschlossen sind. Das schmale Röntgenstrahlen- 
Lündel, das den Zylinder axial durchsetzt, tritt ein und aus durch Kohlemembranen. Als Auffang- 
elektrode dient ein Kohlestab. Die ganze Anordnung umhüllt ein Bleikasten, der gleichzeitig elektro- 
statischen Schutz sowie Schutz gegen Röntgenstrahlen bietet. Die Akkumulatorenbatterien zur Her- 
stellung der Sättigungsspannung (160 Volt) und zur Aufladung der Elektrometerschneiden sind eben- 
falls elektrostatisch zu schützen. 

4. Die Eichung der Anordnung auf Voltempfindlichkeit geschieht durch Druck auf einen Knopf, 
wodurch eine beliebig einstellbare und an einem Präzisionsvoltmeter ablesbare Spannung dem Elektro- 
meter zugeführt wird. ' 

5. Die zeitliche Konstanz der Empfindlichkeit wurde durch die ionisierende Wirkung der Gamma- 
strahlen eines kleinen Radiumpräparats geprüft. Die Abweichungen vom Mittelwerte liegen im allge- 
meinen unter 1%. . 

6. Die Empfindlichkeit der Anordnung kommt etwa der höchsten bisher nach der Ionisations- 
‘methode erreichten Empfindlichkeit gleich. 

7. Die Meßgenauigkeit. Beobachtet wurde entweder naeh der Abstoppmethode oder nach der 
Zweielektrometermethode. 

a) Die Abstoppmethode. Es wurden die Zeiten nach fünizigstel Sekunden abgestoppt, während 
deren der Elektrometerfaden von einem Skalenteile A nach einem Skalenteile B lief. Der mittlere 
Meßfehler bleibt unter 1%. 

b) Die Zweielektrometermethode. Sie dient zur Ausschaltung von Meßfehlern, die durch Schwan- 
kung der Röntgenstrahlenintensität entstehen. Zwei Röntgenstrahlenbündel, die von derselben Rönt- 
genröhre ausgehen, können gleichzeitig die Ionisationskammern zweier Meßgeräte durchstrahlen. Durch 
eine gemeinsame Bleiklappe erfahren sie gleichzeitige Zulassung und gleichzeitige Wiederabblendung. 
Mittlerer Meߣfehler ebenfalls unter 1%. | , 


u a a e 


1) H. Küstner, Strahlentherapie 15, 611, 1928. 


$ 


484 Vereins- und Kongreßberichte (Sitzung der von der D. R.-Qes. eingesetzten Kommission). XXXI; 4. 


8. Von besonderem Interesse sowohl für praktische Bestrahlung wie für wissenschaftliche Mes- 
sung ist die Frage, inwieweit sich durch Einregulieren der Maschine eine reproduzierbare Strahlung 
erhalten läßt. Es. wurde untersucht am Intensiv-Reform-Apparat der Veifa-Werke der Einfluß a) der 
Netzspannung, b) des Ein- und Zweiröhrenbetriebes und c) des Dauerbetriebes. 

9. Der Einfluß der Netzspannung. Durch Vorschalten eines Regulierwiderstandes vor die Ma- 
. schine konnte die Netzspannung künstlich verändert werden. Wurde bei verschiedenen Netzspannungen 
die Maschine so einreguliert, daß primäres Kilovoltmeter und sekundäres Milliamperemeter stets auf 
denselben Skalenteil einspielten, so ergaben sich, je nach Kilovoltzahl und Filterung, für den schlechten 
Göttinger Netzverhältnissen entsprechende Spannungsschwankungen, Ionisationsunterschiede von 20% 
und mehr. 

‚ 10. Der Einfluß des Ein- und Zweiröhrenhötriebe Wurden Netzspannung, Kilovoltzahl am 
primären Spannungsmesser und sekundäre Milliamperezahl konstant gehalten und die Ionisation ein- 
mal bei Einröhrenbetrieb, einmal bei Zweiröhrenbetrieb gemessen, so zeigten sich bei 1 mm Kupfer- 
filterung Ionisationsunterschiede von 20%. Spektralaufnahmen mit Hilfe des Seemann - Spektro- 
graphen bestätigten, auch‘ bei Ausphotometrierung, das Nachlassen der Spannung beim Zweiröhren- 
betrieb am Intensiv-Reform-Apparat. | 

‚11. Der Einfluß des Dauerbetriebes. Bei Konstanthalten aller eben genannten Faktoren zeigte 
sich während sechsstündigen Betriebes ein allmähıhehes systematisches Sinken der lIonisation um 
etwa 10%. 

12. Beachtet man, daß in ungünstigen Fällen eine Überlagerung der drei geschilderten, nach- 
teiligen Einflüsse stattfinden kann, so ergeben sich Ionisations- oder Dosenfehler bis zu 50%. Indessen 
lassen sich die Fehler weitgehend ausschalten,. wenn folgende Vorsichtsmaßregeln getroffen werden: 

183. Vor die Maschine wird ein Regulierwiderstand gelegt und die Spannung konstant auf einem 
Wert gehalten (z. B. 205 Volt), unter den die Netzspannung nicht zu sinken pflegt. Der hierdurch ent- 
stehende Energieverlust von etwa 7% wird gern in Kauf genommen werden für die Gewißheit, daß 
hierdurch eine Verbrennungsgefahr beseitigt wird. Wer nicht über die Mittel verfügt zur Beschaffung 
eines teuren Siemens-Schnell- oder Eilreglers, erreicht durch Beschaffung eines wohlfeilen Vor- 
schaltwiderstandes praktisch dasselbe. — Der Spannungsverlust bei Zweiröhrenbetrieb läßt sich im 
wesentlichen beheben durch getrennte Dosiseichung bei Ein- und bei Zweiröhrenbetrieb. Schwerer aus- 
'zuschalten ist die Intensitätsabnahme bei Dauerbetrieb. Hier gibt es nur ein exaktes Mittel: Dauernde 
-Kontrolle der Ionisation. 

14..Da die Empfindlichkeit des Siandardgerkis für Röntgenstrahlen verschiedener W ellenlänge 
als Einheit dienen soll, so ist die exakte Härtemessung für das Dosimeterproblem von größter Wichtig- 
keit. Deshalb wurde die Härtemessung untersucht a) durch Bestimmung. der Grenzwellenlänge des 
kontinuierlichen Röntgenspektrums mit Hilfe des Se emann- PREWILDEEBDHEN, b) durch Messung der 
mittleren Halbwertschicht in Kupfer. 

15. Die Spektra wurden am Seemann- Spelktstgranken mit Verstärkerfolie aufgenommen, da 
bei der Unempfindlichkeit der photographischen Platte auf harte Strahlen die Grenzwellenlänge sonst 
nicht zu erkennen war. Eine große Reihe Platten wurde am K och schen registrierenden Photometer 
 . ausphotometriert. Es wurden immer solche Spektren miteinander verglichen, die auf dieselbe Platte 
„aufgenommen, also denselben Entwicklungsbedingungen unterworfen waren. 

16. Die Photometrierung der Spektra zeigt: Größere Schwärzung, sei sie hervorgerufen durch 
verschiedene Expositionszeit unter gleichen Bedingungen oder durch verschiedene Filterung bei der 
gleichen Spannung, liefert eine kürzere Grenzwellenlänge, täuscht also größere Spannung vor. Mittlerer 
Fehler bei 200 kV etwa 6 kV, beobachteter. Maximalfehler etwa 17 kV. | 

17. Die subjektive Ablesung aus den Spektren selbst liefert ebenfalls kürzere Grenzwellenlänge 
bei größerer Schwärzung. Größe der Fehler etwa wie oben. 

18. Unterschiede beider Methoden: In 84% aller Fälle liefert die subjektive Ablesung längere 
Grenzwellenlänge als die Photometrierung. Im Mittel beträgt die Differenz bei 200 kV etwa 12 kV, 
die maximale beobachtete mißt 37 kV bei 227 kV. 

19. Diese Ergebnisse lehren, daß die photographische Methode zur Spannungsmessung durch Be- 
stimmung des kurzwelligen Endes beim kontinuierlichen Röntgenspektrum im Bereiche der Therapie- 
spannungen von etwa 200 kV für Präzisionsmessungen unbrauchbar und auch für die medizinische 
Praxis zu ungenau ist. Demgegenüber wird der Seemann -Spektrograph zu qualitativem Vergleich 
verschiedener Strahlengemische gute Dienste leisten. 

20. Die Photometerkurven verschiedener Spektren, die durch Filterung mit Paraffin, Aluminium 
und Kupfer erhalten wurden, haben die auf theoretischer Grundlage vom Verfasser!) errechneten 
Spektralkurven qualitativ vollauf bestätigt. 


3 H.Küstner, diese Zeitschrift Bd. 30, PER 3 von 1922, S. 3; die Nat. Wiss. 97, 1923. 


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XXXI, 4. Vereins- und Kongreßberichte (Sitzung der von der D. R.-Ges. eingesetzten Kommission). 485 


21. Die Behauptung des Verfassers 1., daß dem durch Filterung mit Aluminium gewonnenen 
Homogenitätspunkt keine reelle Bedeutung zukomme, daß er vielmehr nichts anderes sei als der Aus- 
druck einer mißverstandenen Filtereigenschaft, wird experimentell vollauf bestätigt. Dieselbe Strah- 
lung zeigt, mit Aluminium gefiltert, einen Homogenitätspunkt, während bei -Kupferfilterung keine 
Spur eines solchen vorhanden ist. Es wird höchste Zeit, daß mit dem ebenso zwecklosen wie sinnlosen 
Begriff der praktischen Homogenität endlich ernsthaft gebrochen wird. Die Versuche lehren, daß 
Aluminium oder leicht atomigere Substanzen für Filtermessungen ungeeignet sind, weil die Ergebnisse 
bei richtiger Deutung nur Schlüsse auf das Filtermaterial, nicht aber auf die Zusammensetzung des 
Strahlengemisches zulassen. Dem gegenüber erscheint Kupfer für Filtermessungen durchaus geeignet. 

22. Es hat sich gezeigt, daß die mittlere Halbwertschicht in Kupfer von Strahlengemischen, die 
durch Verwendung verschiedener Spannungen und, zum Zwecke möglichst enger spektraler Begrenzung 
bei hinreichender Intensität, mit Hilfe verschiedener Kupferfilter gewonnen waren, nach der Zwei- 


‚elektrometermethode mit großer Genguigkeit bestimmt werden konnte. 


23. Aus Messungen der prozentualen Tiefendosis von Großmann!) wird abgeleitet, daß Strah- 
lengemische derselben mittleren Härte, aber verschiedener spektraler Breite bis auf Bruchteile eines 
Prozent in Wasser dieselbe prozentuale Tiefendosis zeigen müssen. 

24. Die Ergebnisse von 22. und. 23. lehren, daß die Definition der Härte eines Strahlengemisches 
durch seine mittlere Halbwertschicht in Kupfer als zweckmäßigste und genaueste anzunehmen ist. 

25. Die Empfindlichkeit verschiedener Dosimetergeräte auf verschiedene Wellenlänge wurde mit 


‚derjenigen des Standardmodells verglichen. Es wurde dies für 12 verschiedene Strahlengemische durch- 


geführt, deren mittlere Halbwertschichten in Kupfer zwischen 1,73 ung 0,05 mm lagen, was einem 
Härtebereich zwischen 0,12 und 0,47 Angström entspricht. 

26. Vergleich mit einer Fingerhutkammer aus Kohle. Die Empfindlichkeit der Fingerhutkammer 
ist für weiche Strahlen einige Prozent geringer als für harte, wodurch die Forderung 2E) erfüllt wird. 

27. Das Fürstenau-Intensimeter. Die Empfindlichkeit desselben im Vergleich zum Stan- 
dardgerät steigt von 0,12 A bis 0,22 A schnell auf mehr als das Doppelte an, erreicht daselbst ein Maxi- 
mum und fällt für weichere Strahlen wieder schnell ab. Berücksichtigt man diesen Empfindlichkeits- 
unterschied zwischen beiden Geräten nicht, sa kann dies bei 1 mm Kupferfilterung zu Dosisfehlern 
von 20% und mehr führen. . 

28. Die Ermüdung der Selenzelle wurde bei Dauerbestrahlungen bis zu 6 Stunden untersucht. 
Die Ermüdung tritt wesentlich nur innerhalb der ersten Stunde in Erscheinung. 

29. Die Untersuchung des Kienböckquantimeters zeigte, daß Streifen, die gleichzeitig belichtet 
ınd mit peinlichster Gewissenhaftigkeit unter denselben vorschriftsmäßigen Bedingungen entwickelt 


‘wurden, Schwärzungsunterschiede bis zu 44% .aufwiesen. -Die Ungenauigkeit des Verfahrens machte 


den Versuch, seine Wellenlängenabhängigkeit aus verhältnismäßig wenig Streifen zu ermitteln, un- 
möglich. Da man der Vorschrift entsprechend nach einem Teil der Bestrahlungszeit den Kienböck- 
streifen entwickeln und aus seiner Schwärzung auf den erforderlichen Rest der Bestrahlungszeit schlie- 
Ben soll, so muß, nach den Gesetzen der statistischen Wahrscheinlichkeit, das Verfahren mit notwendiger 
Konsequenz zu Verbrennungen führen. Seine Anwendung kann den Arzt keinesfalls vor Schadenersatz- 
ansprüchen des Patienten schützen. Die Firma Reiniger, Gebbert und Schall, Erlangen, von 


der alle Streifen, Entwickler und Geräte bezogen waren, lehnt diese Verantwortung auf Entschädieungs; 


ansprüche in ihrer Gebrauchsanweisung ebenfalls ab. 

2. Holthusen (Hamburg): Über die Beziehungen zwischen physikalischer und biologischer 
Dosimetrie. 

Während der Lösung des Problems der Röntgenstrahlenmessung in der Form, wie die Dosimeter- 


kommission zunächst ihre Aufgabe begrenzt hat, nämlich, eine-bestimmte, als wirksam erkannte 


Strahlungzureproduzieren, keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegenstehen, kom- 
men wir, wenn wir die Aufgabe so stellen, unterallen Umständen diebiologische Wir- 
kung vorauszubestimmen, um eine biologische Eichung nicht herum. Ausführlich wird auf 
Grund einer genauen Analyse des Absorptionsvorganges und eines Vergleichs der hierbei stattfindenden 
Energieumsetzungen, wie sie einmal zu dem Effekt der Luftleitfähigkeit (Ionisationsmessung), zum 
anderen zur photochemischen Reaktion führen, die als Grundvorgang auch der biologischen Strahlen- . 
wirkung angesehen wird, der Nachweis erbracht, daß es sich in beiden Fällen zwar um verwandte, 
aber durchaus nicht um identische Vorgänge handelt. Eine Kongruenz zwischen Stärke der biolo- 
gischen Reaktion und Dosimeterausschlag unter allen Umständen (bei verschiedenen Qualitäten der 
Strahlung) ist daher bei Meßinstrumenten, welchen die Elektrizitätsträgerbildung in Gasen zugrunde 
liegt, selbst unter den einwandfreiesten Versuchsbedingungen, ja gerade bei diesen von vornherein nicht 
zu erwarten und auch, wie die experimentellen Untersuchungen ergeben haben, nicht vorhanden. Das 


3) G.Großmann, diese Zeitschrift Bd. 29, 1922, S. 337. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 2 


486 Vereins- und Kongreßberichte (Sitzung der von der.D: B.-Ges. eingesetzten Kommission). XXXI, £: 


Problem der absoluten Dosimetrie, das seit Christen als Ziel der Strahlenmeßtechnik hin- 


gestellt worden ist, hat bis auf weiteres keine Aussicht, verwirklicht zu werden. 

Kommen wir demnach für die Praxis, die mit verschiedenen Qualitäten der Strahlung zu tun hat 
und deren biologische Wirksamkeit vergleichen soll, um die biologische Dosierung nicht herum, so er- 
gibt sich die Frage, mit welchem Objekt die biologische Dosierung zweckmäßig vorgenommen werden 
soll. Wenn wir die theoretisch gut begründete und auch durch die Erfahrung bisher nicht widerlegte 
Voraussetzung der Gleichwertigkeit aller biologischen Objekte für die Aus- 
Josierung machen, d. h. wenn wir voraussetzen, daß die Wellenlängenabhängigkeiten verschiedener 


biologischer Reaktionen die gleichen sind, oder was damit unmittelbar zusammenhängt, daß die biolo-. 


gische Reaktion von der Qualität der Strahlung unabhängig ist, so ist bei der Auswahl des geeigneten 
Objektes neben den allgemeinen Normen für die Güte von Meßreaktionen, wie Empfindlichkeit, Schärfe 
der Reaktion, Genauigkeit der Ablesung und Zuverlässigkeit, noch der Gesichtspunkt zu berücksichtigen, 
daß das biologische Objekt genügend klein sein muß, damit bei allen zu vergleichenden 
Strahlungen von Unterschieden der Intensitätsverteilung innerhalb des Objektes abgesehen wer- 
den kann. 

Es wird vorgeschlagen, für die biologische Ausdosierung von Apparaten die Ei erdesPferde- 
spulwurms zu verwenden. In kleinen Glaströgen, auf der Unterseite eines mit Pizein aufgeklebten 
Zelluloiddeckels in einer stecknadelkopfgroßen Menge haftend, halten sie sich in einer sauerstoffreien 
Atmosphäre (Pyrogallol und Kalilauge in einem Wattebausch) mehrere Wochen lang in einem Zustand 
der Latenz bei gleichbleibender und temperaturunabhängiger Empfindlichkeit. Sie können in dieser 
Form der Konservierung verschickt werden und eignen sich, abgesehen von der Möglichkeit einer biolo- 
gischen Ausdosierung eines beliebigen Dosimeters in Abhängigkeit von der Wellenlänge, zur verglei- 
chenden Dosierung der HED verschiedener Institute. Die Auswertung des Grades der Reaktion erfolgt 
durch Feststellung der prozentischen Schädigung, d. h. durch Auszählung des Prozentsatzes 
der Eier, die nach ihrer Entwicklung zum Würmchenstadium im Brutschrank von 37° in irgendeiner 
Weise mißbildet sind, für ca. 3—500 Eier. Der Grad der Schädigung ist so nicht nur zahlenmäßig scharf 
definiert und, weil man sich im Gebiete großer Zahlen befindet, mit großer Exaktheit bestimmbar, son- 
dern es lassen sich auch verschiedene Grade der Schädigung quantitativmitein- 


anderin Beziehung setzen. Nachteile bestehen in der geringen Empfindlichkeit (2—3 HED 
bis zu einer gut auswertbaren Reaktion) und der stellenweise bestehenden Schwierigkeit der Material-. 


beschaffung (Pferdeschlachthof). Da die mittlere Empfindlichkeit der Eier verschiedener Würmer nicht 
unerheblichen Schwankungen ausgesetzt ist, so bleibt die Askaridenmethode auf eine verglei- 
chende Dosierung beschränkt. Von der Aufstellung einer Askaridendosis in einer. konstanten 
Proportion etwa zur HED kann keine Rede sein. (Erseheint ausführlich in der „Strahlentherapie‘“.) 


In der Aussprache vertritt Großmann, Berlin, die Ansicht, daß es doch möglich sei, eine 


Energiemessung der Röntgenstrahlen auf ionimetrischem Wege vorzunehmen, und zwar mit der Druck- 
luftkammer, für deren Konstruktion die Firma Siemens & Halske ein Patent besitzt. Mit dieser 
wird in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt das Problem der Einheitsdosimetrie bearbeitet. 

Pohl, Göttingen, erklärt sein vollständiges Einverständnis mit dem Inhalt beider Referate und 
weist auf die Analogien zwischen der Röntgendosimetrie und der technischen Photometrie im Gebiete 
des sichtbaren Lichtes hin, welch letztere bei ähnlicher Problemstellung eine ähnliche Entwicklung ge- 
nommen hat wie jetzt die Dosimetrie. 

Holfelder, Frankfurt, macht darauf aufmerksam, daß das Ausland, insbesondere Frankreich, 
bereits nach einem Einheitsmaß R (— Röntgen) auf Grund des Solomon schen Ionimeters dosiert, 
eine Tatsache, die, um Verwirrungen in der Weltliteratur zu vermeiden, berücksichtigt werden sollte. 

Martius, Bonn, bekennt sich, veranlaßt durch eine Bemerkung des zweiten Referenten, ebenso 
wie dieser zu der Auffassung gleichartiger Wirkung aller Strahlenqualitäten. Auch seine auf dem 
Heidelberger Gynäkologenkongreß vorgetragenen Versuche über die Veränderung der relativen Emp- 
findlichkeit von Erbsen- und Bohnenkeimlingen bei verschiedenen Wellenlängen finden wahrscheinlich 
durch Verschiedenheiten der Absorption ihre Erklärung. 

Küstner (Schlußwort): Die Energiemessung zur Grundlage der Standarddosimetrie zu wählen 
ist verfehlt. Denn die Energiemessung auf kalorimetrischem Wege für Röntgenstrahlen verschiedener 
Wellenlänge ist noch weit vom Ziel. Und die Energiemessung nach der Ionisationstheorie Holthusens 
ist ungenau aus folgenden Gründen: 

1. Die Lenardschen Zahlenwerte für die totale summarische Sekundärstrahlung S, mit der 
diese Theorie steht und fällt, sind nach Lenards eigenen Angaben recht ungenau. 

2. Die genaue Bestimmung der absorbierten Energie als Bruchteil der auffallenden ist für ein 
Medium wie Luft praktisch unmöglich. 

Die Energiemessung nach der Ionisationsmethode legt dem -Meßbereich unzweckmäßige Begren- 
zungen auf: 


XXXI, 4. Vereins und Kongreßberichte (Kransturter Röntgengesellschaft). / 487 


1. Für harte Siyahi durch die Dimension der Kammer. 

2. Für weiche Strahlen bei der Druckluftkammer durch die Notwendigkeit eines für Drucke bis 
zu 10 Atmosphären widerstandsfähigen und daher weiche Strahlen stark absorbierenden Fenster- 
materials. 

Bei der Wahl einer Druckluftkammer tritt der hohe Luftdruck störend für die Meßgenauigkeit auf. 

Bei der Genauigkeit, die das Dosierungsproblem fordert, erscheint es daher trotz aller Wichtig- 
keit, die der Energiemessung der Röntgenstrahlen verschiedener Wellenlänge aus Gründen sowohl der 
wissenschaftlichen Forschung als der Praxis zukommt, vorläufig nicht gerechtfertigt, die Energie- 
messung zur Grundlage des Problems zu wählen. Küstner hält deshalb unbedingt daran fest, daß 
die Empfindlichkeit des Standardgeräts selbst auf verschiedene Wellenlängen als Einheit zu dienen hat. 
Das Standardgerät kann als Energiemeßgerät geeicht werden, sobald die Energiemessung der Röntgen- 
strahlen mit einem anderen Gerät geglückt ist. Der Vergleich der Energie der Röntgenstrahlen nach 
der Ionisationsmethode und nach der Wärmemethode ist ebensowenig wie die Energiemessung nach der 
lonisationsmethode auf Grund von Holthusens Theorie Aufgabe des Standardgeräts, sondern die- 
jenige einer besonderen Versuchsanordnung. 


Frankfurter Röntgengesellschaft. 
25. ord. Mitgliederversammlung am 21. 3. 1922 im großen Hörsaal der Chir. Univ. rule 
Vors.: Herr O. Goetze, Schriftf.: Herr Cramer. 


Flesch-Thebesius: Fall von Geschoßwanderung im Hirnventrikel. 

Vortragender hat am 27. IV. 20 in der Frankfurter Röntgengesellschaft von einer Patientin be- 
richtet, welche durch zwei Revolverschüsse am Schädel verletzt worden war. Die eine Kugel. war außer- 
halb des Schädels in den Weichteilen liegen geblieben, die andere war in das Gehirn eingedrungen und 
steckte kurz nach der Verletzung im linken Stirnhirn. Nach reaktionsloser Einheilung fand sie sich 
10 Wochen später, wie das Röntgenbild ergab, im linken Hinterhauptlappen. Die seinerzeit angestellten 
röntgenologischen und experimentellen (am Leichengehirn) Untersuchungen hatten mit großer Wahr- 
scheinlichkeit ergeben, daß die Wanderung des Geschosses im linken Seitenventrikel erfolgt und dieses 
schließlich an der tiefstgelegenen Stelle des Ventrikels liegen geblieben sei und nun im Hinterhorn 
desselben sitze. — Die Patientin hat inzwischen dauernd über Kopfschmerzen geklagt und auf Ent- 
fernung des Geschosses gedrängt. Die am 1. III. 22 vorgenommene Operation hat nun tatsächlich er- 
geben, daß das Geschoß im Hinterhorn des linken Seitenventrikels lag. Nach Extraktion des Projektils 
erfolgte primäre Heilung. — Vorstellung der Patientin. a 


2.Desseeker: Zur Diagnostik nichtkarzinomatöser, endogastrischer Geschwülste des Magens. 

Die Diagnose „nichtearecinomatöser Tumor“ des Magens ist nur röntgenologisch möglich. Infil- 
trierende oder intramurale Tumoren und ebenso solitäre Polypen sind bei der Differentialdiagnose 
gegenüber Carcinoma ventriculi davon ausgeschlossen. Hat man bei Verdacht auf Magentumor. einen 
negativen Befund bei dem üblichen Gang der Röntgenuntersuchung, oder beobachtet man hierbei un- 
gewöhnliche Konfigurationen des Magenschattens, die nur bei bestimmten Füllungsgraden des Magens 
auftauchen, so ist eine systematische Röntgenuntersuchung erforderlich. Diese besteht’in Durchleuch- 
tungen, in Aufnahmen bei wechselnder Stellung, in der vergleichenden Motilitätsprüfung im Stehen 
und im Liegen und vor allem in schärfster Beobachtung während des Ablaufs der verschiedenen Fül- 
- Jungsgrade des Magens. Von Wichtigkeit ist hierbei das Pneumoperitoneum nach Goetze. Für 
endogastrische Tumoren ist charakteristisch der nahezu kreisrunde, glattrandige, inselförmige, bei 
Palpation im Magenschatten auffallend verschiebliche Füllungsdefekt, oft mit einem oder mehreren 
kontrastreichen, mehr oder weniger zentral gelegenen, scharf umrissenen Flecken. Gestalt und Lage 
des Magens sind kaum verändert. l (Selbstbericht.) 

Aussprache; Friedrich, Groedel. 


3. Holfelder: Röntgenologische Reiseeindrücke aus Nordamerika. 

H. hat in mehreren Monaten die Vereinigten Staaten von Nordamerika bereist und hatte dabei 
Gelegenheit, die Arbeiten der führenden Röntgenologen persönlich kennen zu lernen. In der Röntgen- 
therapie steht Amerika nicht nur in bezug auf die Qualität und Quantität der Strahlenausbeute, 
sondern auch besonders bezüglich der Exaktheit der Dosierung weit zurück. An Stelle der Röntgen- 
therapie hat dort die Radiumtherapie ganz gewaltige Fortschritte gemacht. Besonders die Verwendung 
der Radiumemanation zur Therapie bietet große Vorteile vor den in Deutschland üblichen Verfahren. 
Man verwendet in den Emanationszulagen Radium in Mengen von 2—5 Gramm Radiumelement!!! 
und gewinnt täglich neben einigen größeren Glasröhren von etwa je 100 mc eine Reihe ganz feiner 
Kapillaren, sogenannte „seeds“ von nur 0,5 me. Diese feinen „seeds“ werden in das Krebsgewebe ge- 
spiekt und führen hier vermöge der wesentlich homogeneren Strahlenverteilung weit icherer zum Ziel, 

 62* 


v 


488 Vereins- und Kongreßberichte (Frankfurter Röntgengesellschaft). XXXI, 4. 


als die Bestrahlung mit konzentrierten Radiummengen. Sehr gute Ergebnisse dieser Methode sah H. 
bei den primären Karzinomen der Mundhöhle, der Zunge und des Rektums, gerade da, wo die Röntgen- 
therapie uns im Stich läßt. In der Ergänzung dieser beiden Methoden scheint somit ein Weg gegeben, 
der in der Bekämpfung des Krebses weiterführen kann. Die Einführung der deutschen Röntgentechnik 
in Amerika und die Absicht der Einführung der amerikanischen Radiumtechnik in Deutschland kann 
als das wesentliche Ergebnis der Reise H.s bezeichnet werden. Die Indikationsabgrenzung wird aus- 
. führlich erörtert. In der Röntgendiagnostik sind uns die Amerikaner weit voraus, besonders bezüglich 
der Untersuchungstechnik und der Apparaturen. Die Stereoaufnahme und die mehrfachen Serienauf- 
nahmen auf Filmen, bei denen die Gestehungskosten keine wesentliche Rolle spielen, führen zur Ver- 
feinerung in der Diagnose, wie man sie bei uns nicht alınen kann. Besonders die Diagnose der Gallen- 
leiden (George) zieht großen Nutzen aus der Serienaufnahme. (Für jeden Patienten 10—20 Films!) 
Und die Diagnose der Lungenleiden wird durch die routinemäßige Stereographie außerordentlich ge- 
iördert (Dunham). Die vielen Einzelheiten der Vervollkommnung amerikanischer Technik eignen 
sich nicht für dieses kurze Referat. 


26. ord. Mitgliederversammlung am 30. 5. 1922. 


1. Otto Goetze: Demonstrationen, insbesondere über Verknöcherungen der Wirbelsäule. 

An menschlichen Röntgenogrammen wird die Form der Wirbelkörper in der Kindheit, zur Zeit 
der Verknöcherung der Wirbelepiphysenscheiben und in späterem Alter gezeigt, sowohl normale wie 
pathologische Röntgenogramme. Außerdem werden jugendliche Wirbelkörper-Röntgenogramme demon- 
striert, welche besonders bei seitlicher Aufnahme eine feine, horizontale, von vorn eindringende Spalt- 
bildung aufweisen. Diese werden nicht mit der Arteria nutritia in Zusammenhang gebracht, wie die 
bisherige Erklärung in der Literatur lautet/ sondern mit der entwicklungsgeschichtlichen Intersegmen- 
talgrenze. Ausführliche Veröffentlichung erfolgt an anderer Stelle. (Selbstbericht.)_ 


2. Berg: Der Lungeninfarkt im Röntgenbilde. 

In einem Falle von Herzinsuffizienz mit Arythmia perpetua trat das klinische Syndrom eines 
Lungeninfarkts im r. Unterlappen auf. Die 14 Tage später aufgenommene Röntgenplatte zeigte einen 
scharf abgegrenzten fünfmarkstückgroßen dichten Schatten von der Form eines abgestumpften Kegels 
mit der Basis nach außen. Auf 3 weiteren im Verlaufe von 3 Monaten angefertigten Aufnahmen konnte 
die Verkleinerung des Infarktschattens bis zur Umwandlung in einen um die Hälfte kleineren unregel- 
mäßigen Schatten augenscheinlich geschrumpften Narbengewebes verfolgt werden, während der Fall in 
_ Heilung ausging. In einem ähnlichen Falle wurde ein entsprechendes Röntgenbild erhalten, in einem 
dritten Falle kam es vermutlich wegen der hochgradigen Stauung nicht zur Beobachtung eines typischen 
Bildes. Sitz, Größe, Grad der begleitenden Stauung oder Pleuritis bedingen die röntgenologische Dar- 
stellbarkeit. Abgrenzung gegen anderweitige Infiltrationen oft schwierig, z. B. bei Verschattung des 
Mittellappens, im Zweifelsfall scheint größere Dichte für Infarkt zu sprechen. Die Röntgenunter- 
suchung dürfte zur Entscheidung des weiteren Schicksals des Infarkts (Abszedierung oder Narben- 
bildung) wertvoll sein. (Selbstbericht.) 


3. Cramer: Über die Exzitationsneurose beim Ulcus ventriculi. 

Die immer noch ungewöhnlich großen Schwierigkeiten, mıt denen die röntgenologische Magen- 
darmdiagnostik zu kämpfen hat, geben mir Veranlassung, an dieser Stelle nochmals Ihre Aufmerksarn- 
keit kurz auf dieses Thema zu richten. 

Das Röntgenverfahren gewährte uns an Hand der grundlegenden Arbeiten Schlesingers 
und Rieders sowie noch vieler Autoren, deren Aufzählung zu weit führen würde, Einblick in den 
komplizierten nervösen Apparat des Magendarmkanals. Uns wurde der Begriff der Exzitationsneurose 
klar und wir erfuhren zum ersten Male, in wie innigem Zusammenhang die Tätigkeit des vegetativen 
Nervensystems des Magendarmkanals mit dem Zentralnervensystem steht. Aber nicht nur das, wir 
lernten begreifen, daß ein kräftig entwickelter muskelstarker Mann einen gut tonisierten, hochstehen- 
den Magen zu haben pflegt, während ein asthenischer Organismus mit schmalem, langem Körperbau 
und muskelschwachem Tropfenherz gewöhnlich auch einen muskelschwachen ptotischen Magen zu 
haben pflegt; kurz, daß Form und Tonus des Magens in weiten Grenzen der Konstitution des Organismus 
angepaßt sind. In neuester Zeit wurde durch v. Bergmann die gesamte Neuropathologie des vege- 
tativen Nervensystems zusammengefaßt. Wir wissen jetzt, daß sich am Magen die Erkrankungen fast 
aller Abdominalorgane in Form von Exzitationen wiederspiegeln können, daß es Magenerkrankungen 
rein nervöser Natur gibt, die in der Tatsache gipfeln, daß aus dem nervösen Leiden ein organisches ent- 
stehen kann. | 

So erscheint es kaum möglich, in einem so gründlich ausgearbeiteten Gebiet Wesentliches zu 
finden. Ich bin mir dessen wohl bewußt und möchte daher diese Errungenschaften der letzten Zeit als 
unser wertvollstes Wissen über die Pathologie des Magendarmkanals voraussetzen. Meine Absicht geht 


ern 


XXXI, 4. Vereins- und Kongreßberichte (Frankfurter Röntgengesellschaft). 489 


vielmehr dahin, von einem ganz einfachen physiologischen ‚Gesichtspunkt ein Streiflicht auf die Ver- 
hältnisse zu werfen, die wir beim vorhandenen Ulkus antreffen. Katsch hat in einer neueren Arbeit 
sehr mit Recht betont, daß man die Magenarbeit als einheitliches Ganzes betrachten soll. Ich möchte 
für einen Augenblick noch weiter gehen und den Magen in seinem engen Zusammenhang mit dem - 
Darm als physiologische Einheit betrachten. Wenn wir dann zunächst noch einmal kurz bei den nervösen 
Erkrankungen verweilen, so wissen wir, daß nervöse Momente, d. h. Affekte wie Furcht, Erregung, Zorn, 
ron dem einfachsten Unbehagen in der Magengrube sich bis zum Erbrechen und Durchfall auswirken 
können, ein zweifellos als Endogen zu betrachtendes Bild der Exzitationsneurose. Auf der andern Seite, 
und das möchte ich heute besonders hervorheben, haben wir dasselbe Bild durch organische exogene 
Faktoren (akute Gastro-Enteritis bei Aufnahme gesundheitsschädlicher Nahrung). Wir wissen ja aus 
der allgemeinen Pathologie, daß ein und dieselbe Erscheinung grundverschiedene Ursachen haben kann. 
Wir wissen ja, daß bei der Atherosklerose die Hypertonie eine sekundäre Veränderung auf Grund orga- 
nischer Erkrankung des Gefäßsystems darstellt, während andererseits heute eine essentielle sowie eine 
rein nervös bedingte Hypertonie als sicher existierend gelten müssen. ` 
Es interessiert mich nun besonders die Frage der Reaktion des Magendarmkanals auf patholo- 
gische, organische Reize, und wenn ich dann bei dem einfacheren Organ, dem Darm, beginnen darf, so 
sehen wir am ulzerös veränderten Darm Erscheinungen, welche so sehr mit dem Bild der Exzitations- 
neurose des Magens harmonieren, daß der Versuch einer einheitlichen Deutung nur zu nahe liegt. Es 
ist selbstverständlich, daß die Erscheinungen des Spasmus, der Hypersekretion sowie der Hypermotilität 
an dem viel komplizierter innervierten und gebauten Magen ein unendlich viel mannigfaltigeres Bild 
hervorrufen wie an dem Darm. Es ist ferner selbstverständlich, daß eine einseitige Auffassung des Vor- 
gangs, der nach meiner Überzeugung ein hoch komplexer ist, niemals Anspruch darauf erheben kann, 
allen Verhältnissen gerecht zu werden. Dieses soll aber kein Grund sein, von den verschiedensten Seiten 
von neuem Stellung zu dem schwer zu .deutenden Bilde zu nehmen. Ich komme damit zu dem Ausgang 
meiner Überlegungen, einem * klassischen Beispiel, der Beeinflussung der Magentätigkeit durch ein 
florides Ulkus, welches in der Zusammenfassung fast aller Symptome der Exzitationsneurose mir fol- 
gende Erklärung nahe legte: 
Ich schicke den Fall voran: 
Ein hochsitzendes Ulkus der kleinen Kurvatur bedingt einen Kardiospasnius, einen lokalen Spas- 
mus und dadurch Kaskadenform des Magens, Hypersekretion und Hyperperistaltik. Ich bin nicht in 
der Lage, die Analogie dieser Symptome zu denen am ulzerierten Darm zu betrachten, ohne eine gemein- 
same Grundursache zu vermuten, und kann es nicht unterlassen, mieh hierin auf einen erweiterten 
Fleinerschen Standpunkt zu stellen, welcher die Spasmen beim Ulcus ventriculi als Abwehrspasmen 
bezeichnet. Genau so, wie sich uns die Reaktion des Organismus beim Brechdurchfall als Abwehrbe- 
wegung des beleidigten Magendarmkanals aufdrängt, möchte ich in diesem Falle das gesamte Bild so 
auffassen, als ob der Körper das Bestreben hat, eine entzündlich veränderte Usur der Darm- oder Magen- 
‘wand ruhig zu stellen. Hierauf deuten die Abwehrspasmen wie die lokalen Spasmen, die ich in Parallele 
mit der Bauchdeckenspannung bei peritonealer Reizung, mit der Schonung der einen Brustseite bei 
pleuritischer Reizung stellen möchte. Man könnte diesen Gedanken weiter verfolgen und kommt dann 
zu der Vorstellung, daß vielleicht die Hypersekretion dazu dient, den irritierenden Mageninhalt zu ver- 
dünnen (nach Bickel wird kein hyperazider Magensaft sezerniert), während die Hyperperistaktik 
das Organ entleeren soll. Sehr interessant erscheint der Umstand, daß an dem einfacheren Organ, dem 
Darm, dieselbe Reaktion tatsächlich eine Heilung unterstützen kann, während bei dem hochkomplizierten 
Magen eine primitive biologische Reaktion in der Mehrzahl der Fälle nicht nur nicht einer Heilung 
dient, sondern einen Cireulus vitiosus schafft. Ich bin mir, wie gesagt, voll bewußt, daß eine solche 
einseitige teleologische Spekulation niemals den komplexen Vorgang in vollem Umfange erklären kann 
und habe den Zweck meines Vortrages mehr darin gesehen, die Aufmerksamkeit der verehrten Zuhörer 
immer mehr darauf zu lenken, daß wir das Problem, welches weiterer Klärung harrt, nicht ruhen lassen 
dürfen. | (Selbstbericht.) 
Aussprache: Westfal. 


27. ord. Mitrliederversaammlung am 27. 6. 1922. 


Holfelder: Erfahrungen über die Behandlung von Sarkomen, insbesondere von Knochen- 
sarkomen. mit Röntgenstrahlen. 

Die Sarkome haben, eine richtige Bestrahlungstechnik und räumlich homogene Tiefendosierung 
vorausgesetzt, eine sehr viel bessere Prognose als die Karzinome, auch bezüglich der Dauerheilung. Die 
Seitz-Wintzsche „Sarkomdosis“ läßt sich nicht auf das Gebiet der chirurgischen Sarkome über- 
tragen. Hier gibt es neben sehr hochempfindlichen Tumoren, Lymphosarkom!, welche bereits auf Rönt- 
gendosen von !/s der HED ansprechen, eine große Anzahl, welche erst bei Dosen von 120% der HED 


490 = Vereins- und Kongreßberichte (Frankfurter Röntgengesellschaft). | XXXI, 4. 


befriedigende Rückbildung zeigen. Die Mehrzahl der chirurgischen Sarkome benötigt u. E. Dosen von 
110—125% der HED. Das gilt ganz besonders von den Knochensarkomen. Wir empfehlen deshalb in 
allen den Fällen, in denen Verdacht auf Lymphosarkom besteht, zunächst nur !/s der HED zu verabfolgen 
und nur wenn sich dieser Verdacht als irrig erweist, nach 8 Tagen noch 90—100% der HED nachzu- 
schicken. -Auffallend ist besonders bei Knochensarkomen die oft sehr lange Latenzzeit bis zur Rück- 
bildung der Tumoren. Ein Knochensarkom kann 2—3 Monate nach einer sachgemäß durchgeführten 
Röntgenbehandlung anscheinend ungehemmt weiterwachsen, um dann plötzlich in. 8—14 Tagen: voll- 
ständig zu schrumpfen und auszuheilen. Sehr schlechte Erfahrungen haben wir mit der Probeexzision 
beim Sarkom gewonnen. Von 10 Extremitätensarkomen, bei denen Probeexzisionen oder unvollständige 
Teiloperationen durchgeführt waren, lebt nach 1% Jahren nur noch ein Fall, und dies war ein Riesen- 
zellensarkom. Bei zwei Fällen, welche klinisch letal unter dem ausgesprochenen Bilde eines malignen 
Sarkoms verliefen, konnte auf Grund der Probeexzision nur die histologische Diagnose „gutartige 
Granulationsgeschwulst“ gestellt werden. Von 10 anderen Sarkomfällen, bei denen die Probeexzision 
unterblieb, weil die übrigen klinischen Symptome so einwandfrei waren, daß die Probeexzision für un- 
nötig gehalten wurde, leben nach 1% Jahren rezidivfrei noch 6 Fälle. Das Ergebnis der alleinigen Strah- ' 
lenbehandlung beim Sarkom ist so gut, daß die sachgemäße Röntgentiefentherapie der Sarkome bej 
strengster chirurgischer Enthaltsamkeit als die Methode der Wahl bezeichnet werden muß. 
Es folgt die Demonstration der Röntgenbilder einiger Fälle. 


2. Kauffmann: Über Kolonspasmen bei Ulcus duodeni. \ 

Vortr hat bei mehreren Pat. mit Ulcus duodeni oder Cholezystitis EE Spasmen im 
Verlaufe des Querkolons beobachtet. Da bei der Operation einiger dieser Fälle Adhäsionen vom spastisch 
kontrahierten Darmteil zu dem erkrankten Organ (Duodenum oder Gallenblase) nicht gefunden wurden, 
scheinen derartige Kolonspasmen auch als „Fernsymptom“ auf dem Wege eines viscero-visceralen Re- 
fiexes zustande kommen zu können. . 


3. Katsch: Demonstrationen. 


4. Flesch-Thebesius: Die Unterschiede der exsudativen und produktiven Knochentuber- 
` kulose im Röntgenbilde und ihre Auswertung für die chirurgische Indikation. (Erschienen Fortschr. 
XXX 3/4, S. 249.) 


28. ord. Mitgliederversammlung am 25. 7. 1922. 


1. W. Amelung : Röntgenologische Demonstrationen: 

1. Lendenwirbelsäulenaufnahme eines 56 jährigen Mannes, die das typische Bild einer Spon- 
dylarthritisankylopoetica (Bechterewsche Krankheit) zeigt. 2. Handaufnahme eines 
 34jährigen Jungen mit Chondrodystrophia foetalis: Phalangen klein, plump, gedrungen, 
fast quadratisch. Epiphysenlinien z. T. noch deutlich vorhanden, z. T. bereits verknöchert, und: zwar 
an den einzelnen Gliedern und Fingern stark wechselndes Verhalten, jedoch so, daß die Abweichungen 
in der Verknöcherung an beiden Händen streng symmetrisch erfolgen. Andeutung von Dreizackhand. 
Deutliche Verkürzung des Metakarpus des Ringfingers. 3. Abgekapseltes Empyem der linken 
Pleurahöhle, das durch eine Bronchialfistel nach außen kommunizierte (durch Operation — 
Prof. Goetze, Chir. Univ.-Klinik — bestätigt). 4 Bronchiektasienlunge. 5. Tumorartige 
Form der Pneumonokoniosenlunge. 6. Bronchuskarzinom am ìk. Hilus. 7. Gallen- 
blase mit zahlreichen, traubenförmig angeordneten, Siegelringform zeigenden Gallensteinen. 
Zufalisbefund bei einer dorsoventralen Magenaufnahme im Liegen. 8. Gastrospasmus. Es han- 
delte sich um eine 80 jährige Frau, die vor 6 Jahren einen Suieidversuch mit Lysol gemacht hatte, wobei ` 
es zur Ablösung großer Schleimhautfetzen gekommen war. Seit jener Zeit bestanden stärkere Magen- 
beschwerden mit häufigem Erbrechen. Geringe Molilitätsstörungen; im Ausgeheberten wiederholt 
subacide Werte für freie HCl und einmal Sarcfne und Hefezellen festgestellt. Schon vor 5 Jahren war 
röntgenologisch eine Enge in der Pars pylorica des Magens festgestellt worden, die als Narbenstenose 
aufgefaßt wurde. Die letzte Röntgenuntersuchung — die Bilder werden gezeigt — ergab direkt p. c. einen 
mäßig hypertonischen Magen. Vor dem ständig offenstehenden Pylorus war die Pars pylorica in einen 
schmalen, kaum Peristaltik zeigenden Kanal verwandelt. Die vor der Stenose gelegenen Magenteile 
sind stark erweitert. Keine wesentliche Rechtsverziehung. Zunächst schnelle Magenentleerung. Nach 
3 Stunden kleiner Rest i im Magen. Die Operation (Chir. Univ.-Klinik) ergab folgenden’Befund: Zwischen 
Gallenblase, die geschrumpft ist und zahlreiche Gallensteine enthält, und r. Leberlappen einerseits und 
Magenausgang andererseits zalilreiche band- und strangförmige Adhäsionen. Am Magen selbst keinerlei 
narbigen und sonstigen Veränderungen. Cholezystektomie. Seitdem ist die Kranke beschwerdefrei (ein 
Jahr Beobachtung). Es hatte sich also um ein chronisches Gallenblasenleiden mit sekundärem Gastro- 
spasmus gehandelt. Die klinische Diagnose: Narbenstriktur des Magens konnte nicht bestätigt werden. 
Inwieweit ein Zusammenhang mit der vorausgegangenen Ätzvergiftung besteht, ist nicht geklärt. 


= nn 


XXXI, 4. ` Vereins- und Kongreßberichte (Frankfurter. Röntgengesellschaft). 491 


9. Kaskadenmagen mit Eventratio diaphragmatica. Es handelte sich um einen 
41 jährigen Mann, der an einer fibrösen Tuberkulose und an unbestimmten Magendarmbeschwerden litt. 
Vor 2 Jahren war eine lleocoecaltuberkulose festgestellt worden. Eine Magenerkrankung ließ sich aus- 
schließen. Es bestand starker Diekdarmmeteorismus infolge tuberkuloser Peritonitis. Da bei Unter- 
suchungen in mehrmonatlichen Abständen die Kaskadenform des Magens unverändert blieb, ist- anzu- 
nehmen, daß nicht nur die geblähten Darmschlingen durch passive Verdrängung, sondern auch perito- 
nitische Stränge am Magen selbst die eigentümliche Form bedingten, mithin funktionelle und organische 
Momente ätiologisch heranzuziehen sind. 

10. Schattenaussparung an der a Kurvatur. ö54jähriger Mann, früher 
immer gesund. Seit einigen Monaten Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Brechneigung, Appetitlosig- 
keit, Ekel vor Fleisch, stärkere Gewichtsabnahme. Okkultes Blut im Stuhl nach fleischfreier Kost. 
Subaridität. Röntgenologisch fand sich an der großen Kurvatur eine zackig begrenzte, größere Schat- 
tenaussparung, die sich nieht ausgleichen ließ und bei Nachuntersuchungen konstant blieb. Im Hinblick 
auf die Vorgeschichte und den Röntgenbefund mußte an ein Magenkarzinom gedacht werden. Bei der 
VProbelaparotomie fanden sich an der Vorder- und Hinterfläche des Magens mehrere längsverlaufende 
Strangbildungen, die offenbar röntgenologisch den Tumor vorgetäuscht hatten. Ein Neoplasma fand 
sich nicht. Im Anschluß an die Operation kam es zu einer rechtsseitigen Unterlappenbronchopneumonie, 
die sich durch den Nachweis von Tuberkelbazillen als spezifischer Natur erwies. Exitus. Die Obduktion 
zeigte einen kleinen indurierten, käsig kavernösen Herd im r. Oberlappen, rechtsseitige käsige Unter- 
lappenpneumonie, am Magen die bei der Operation gefundenen Stränge und ältere und frischere Ulzera 
der Bauhinischen Klappe Das Krankheitsbild ist so zu deuten, daß bei dem Kranken ein latenter 
tuberkulöser Herd bestand. Die unbestimmten Magenbeschwerden waren auf die .tuberkulösen Prozesse 
am Peritoneum zu beziehen, und die okkulten Blutungen waren durch die Darmgeschwüre bedingt. Die 
veritonitischen -Stränge hatten einen regionären Gastrospasmus hervorgerufen, der die Schattenaus- 
sparung vortäuschte. Die Fehldiagnose war unvermeidlich, da an sich die Verwechslung von umschrie- 
benen Spasınen mit Karzinomdefekten oft nicht zu umgehen ist, worauf auch schon Stierlin hin- 
gewiesen hat, und das klinische Bild keinen Anhaltspunkt für das Vorliegen einer tuberkulösen Er- 
krankung gab. Nach der Operation flackerte der alte Lungenherd auf und führte zur Aussaat im Unter- 
lappen. Der Fall wird ausführlich in einer Dissertation verarbeitet werden. 

11. Magenscirrhus. 


2.Strasburger: Obstipation im Röntgenbild. 

Die Einteilung der Obstipationen kann nach folgenden Gesichtspunkten vorgenommen werden: 

1. funktionelle oder organische, 2. nach dem Sitz der Ursachen: (Darminhalt, Darmwand, außer- 
halb des Darmes), 3. nach den Bewegungsformen, 4. nach dem Sitz (topographisch). Alle diese Ein- 
teilungsprinzipien sind zu berücksichtigen. Am wichtigsten für die Erkenntnis, Diagnose und Behand- 
Jung ist die nach den Bewegungsformen und die Feststellung ihrer Mischzustände. Die topographische 
Einteilung erscheint röntgenologisch am einfachsten. Es wäre aber ein Rückschritt, sie zu sehr in den 
Vordergrund zu stellen. Sie ist keine einfache anatomische, sondern eine komplizierte Resultante, die 
auf verschiedene Weisen zustande kommen kann. — Besprechung therapeutischer Gesichtspunkte — 
Demonstration einer Reihe von Röntgenbildern, wobei Vortragender hervorhebt, daß die Beurteilung 
der Obstipationsformen nicht zu einseitig aus dem Röntgenbild erfolgen darf. 

Aussprache: 

a) A. W. Fischer: Was die chirurgische Therapie der habituellen Obstipation anbetrifft, so 
stehen wir an der Frankfurter Klinik keineswegs auf dem radikalen Standpunkte Lanes, der eine 
große Anzahl von Krankheiten als die Folge einer chronischen Intestinalen Stase deutet, und deshalb 
die Indikationsgrenzen für die radikale totale Kolektomie ganz außerordentlich weit zieht. Dagegen 
gibt es eine Reihe von Fällen, bei denen wir recht gut helfen können, das sind die reflektorischen Obsti- 
pationen, Fälle, bei denen ein chronisch entzündlicher Reizzustand an irgend welchen Organen der 
Bauchhöhle der ursächliche Faktor ist. Leider gelingt es nicht immer, leicht diesen primären Herd 
aufzufinden. Ich bin heute gerade in der Lage, Ihnen einen von mir operierten Fall dieser Art in Rönt- 
genbildern zu demonstrieren. Es hendelte sich um ein 13 jähriges Mädchen, die seit Jahren an typischer 
„habitueller‘‘ Obstipation litt, jegliche Therapie war bislang vergeblich gewesen. Die Röntgenunter- 
suchung mit dem üblichen Einlauf ergeb ein dichtes Schlingenkonglomerat in der Coecalgegend, das 
sich palpatorisch nicht differenzieren ließ. Ich zeige nun die Bilder, die ich mit der von mir vielfach 
verwandten Methode der kombinierten Luftbariumfüllung des Kolons erzielte. Auf diesen erkennt man 
ein nach oben geschlagenes, fixiertes Coecum. Diagnose: Coecum mobile mit Mesenterium ileocoecale 
commune, durch chronisch entzündeten Appendix an der oberen rechten seitlichen Bauchwand fiviert. 
Die Operation bestätigte diesen Befund. Appendektomie und Fixation des. Coecum' beseitigte alle Be- 
-schwerden. Die Heiltng hält jetzt bereits 4 Jahre an. — Man soll also stets in solchen Fällen nach 
einem primären Reflexherd fahnden, und wenn man wirklich einmal vergeblich die als krank ange- 


492 ‚ Vereins- und Kongreßberichte (Frankfurter Röntgengesellschaft'. | XXXI, 4. 


nommene Appendix entfernt, so schadet das auch nichts. Im übrigen stellen wir die Indikation zu 
großen Resektionen oder zur Kolektomie erst nach Versagen der internen Medikation, haben mit diesem 
. Eingriff sehr gute funktionelle Erfolge gesehen, immerhin kommt er erst in letzter Linie in Frage. 

b) Lossen: Die kritischen Ausführungen von Prof. Straßburger gegen die Klassifizierung 
der Obstipation nach ihrem Sitz, wie sie Groedelauch in der neuesten Auflage seines Atlasses!) gibt, 
decken sich inhaltlich mit den Ausführungen von Reiß?). Reiß läßt jedoch vollkommen unbeachtet, 
daß Groedel mit Nachdruck darauf hinweist, neben der rein topographischen Bezeichnung (Aszen- 
denz-, Transversum-, Deszendenz-, Rektum-Stagnation) das ätiologische Moment nach Möglichkeit in 
jedem Falle anzugeben, etwa: 1. organische; 2. atonische, hypotonische, hypertonische, spastische; 
3. hypokinetische, dyskinetische Obstipation.e Groedel ist sich also des Unbefriedigenden einer rein 
lokalistischen Einteilung gewiß bewußt. „Auf diese Weise — schreibt er wörtlich — wäre Sitz und 
Ursache der Funktionsstörung gleichermaßen gekennzeichnet. Leider sind aber die einzelnen Symptome 
zur Zeit noch zu wenig geklärt, um in jedem Falle in dieser Form eine bestimmte Diagnose zu stellen.“ 
Das gilt auch heute, und Prof. Straßburger hat es mit Recht unterstrichen, daß eine sichere Klassi- 
tikation nach funktionellen Gesichtspunkten zurzeit auch kaum möglich ist, daß wir immer auf Misch- 
formen stoßen werden und infolgedessen eine anatomische Einteilung gleichfalls nicht restlos durch- 
führbar sei. Wenn wir Röntgenologen auf Grund unserer Erfahrung eine Einteilung geschaffen haben, 
die einerseits auf den Sitz und die Funktion der Erkrankung nach Möglichkeit weiteste Rücksicht 
nimmt, andererseits aber nichts vorwegnimmt, was zu entscheiden nicht Sache des Röntgenologen allein 
sein kann, dann kann man u. E. nur an der von Groedel gegebenen Klassifikation wenigstens zurzeit 
als die am meisten den Verhältnissen Rechnung tragende festhalten. 

c) Katsch. 

3, E. Adler: Über das Lymphogranulom im Röntgenbild. 

= Kurzer Überblick über die geschichtliche Entwicklung des klinischen ner der Lympho- 
granulomatose, Abgrenzung gegen ähnliche klinische Krankheitsbilder (Leukämie, Pseudoleukämie), 
Schilderung der Form und Lage der lymphogranulomatösen Brustgeschwülste (Ausgang vom Hilus, 
Sitz im unteren Lungenfeld oder im Brustschlüsselbeinwinkel). An Hand kurzer Krankenberichte wer- 
den die Thoraxbilder von 7 sicheren Fällen von Lymphogranulom mit Beteiligung des Brustraums 
demonstriert, kurz die therapeutischen Maßnahmen geschildert und die Resultate in Seriendiapositiven 
gezeigt. Es wird besonders hervorgehoben, daß zwar das Röntgenbild ein äußerst wichtiges, oft über- 
raschend frühzeitiges diagnostisches Hilfsmittel für die Erkennung des malignen Granuloms ist, jedoch 
nur in Verbindung mit andern klinischen Symptomen die endgültige Diagnose gestattet. 


29. ord. Mitgliederversammlung am 31. 10. 1922. 


1. Fr. Kauffmann: Ein Fall von spontaner Gastroenterostomie. 

Vortr. zeigt die Röntgenbefunde einer 28 jährigen Kranken der Med. Klinik. Es handelte sich um 
ein hauptsächlich an der großen Kurvatur entwickeltes Magenkarzinom, welches in eine Dünndarm- 
schlinge perforiert war, so daß eine spontane Gastroenterostomie entstanden war. Bestätigung der 
Diagnose durch Operation. 

2.Goetze: Tuberkulom des Bulbus duodeni. 

Der Patient litt seit Jahren an Magenbeschwerden; im letzten halben Jahre hatte er 25 Pfund an 
Körpergewicht verloren. Er verlangte kategorisch nach vergeblicher interner Behandlung, nun endlich 
am Magen operiert zu werden. Neben den Schmerzen standen die Zeichen der Stauung im Vordergrund. 
Palpation und Magenchemismüs ergaben nichts Abweichendes von der Norm. Bei der Röntgendurch- 
leuchtung fand sich sofort eine disseminierte, mittelgroßfleckige Lungentuberkulose von gemischt exsu- 
dativ-produktivem Charakter, die Patient verschwiegen hatte. Der Magen war normal groß und wies 
eine deutliche Widerstandperistaltik auf. Der Bulbus duodeni zeigte eine bei der Durchleuchtung sehr 
sthön zu beobachtende Deformität, die zunächst auffallend an einen Spasmus der großen Kurvatur des 
Bulbus, wie er typisch seit Akerlund bekannt ist, erinnerte. Im Gegensatz zur typischen Deformität bei 
Uleus duodeni war jedoch der Pylorus nicht insuffizient, der Recessus basilaris beiderseits wohl erhalten 
und besonders die kleine Kurvatur völlig intakt, das Ganze derart frei beweglich und konstant, daß 
sofort die Diagnose eines Ulkus schon rein röntgenologisch mit genügender Wahrscheinlichkeit ausge- 
schlossen werden konnte. G. dachte an eine Deformierung durch Adhäsionsstrang oder durch eine tuber- 
kulöse Lymphdrüse, da er letzteres schon einmal beobachtet: hatte. 


1) Groedel, Grundriß und Atlas der Röntgendiagnostik. Lehmanns Atlanten Bd. VII, 


3. Auflage, 1921, S. 618. l 
2) Die pathologische Physiologie der chronischen Obstipation. Kl. Wochenschr. 1922, Nr. 3, S. 108. 


XXXI, 4. Vereins- und Kongreßberichte (Frankfurter Röntgengesellschaft). | 498 


Es fand sich ein bohnengroßes, submuköses Tuberkulom an der großen Kurvatur des Bulbus 
duodeni. Bulbus, Pylorus und das untere Magendrittel wurden reseziert. Der Patient konnte geheilt 
‚entlassen werden. Das Präparat wurde demonstriert. Es ist außerordentlich selten und besonders in 
dieser Form (kein Ulcus tubereulosum) wohl noch nie beobachtet worden. 


3. Alwens: Die Röntgenuntersuchung in der Neurologie. ' 

Vortr. gibt einen zusammenfassenden Überblick über den heutigen Stand der Ve der 
Röntgenuntersuchung in der Neurologie, mit besonderer Berücksichtigung der ‚enzephalographischen 
` Methode. » 

4.8: Hirsch: Röntgenologische Untersuchungen zur Frage der Einwirkung \ von Mineralsalzen 
und natürlichen Wässern auf die Darmmbotilität. 

Wenn wir die wesentlichen Ergebnisse dieser Untersuchungen übersehen, so ist zunächst festzu- 
stellen, daß im Gegensatz zu der rein’ klinischen Beobachtung die Wirkung des von uns als Paradigma 
herausgegriffenen Mondorfer Wassers sich röntgenologisch in allen Fällen. mehr oder weniger als eine 
gleichsinnige erwiesen hat. Hier soll nur die Tatsache festgestellt werden, daß offenbar weder der funk 
tionelle Zustand des Darmes noch der individuelle Tonuszustand des vegetativen Nervensystems rönt- 
genologisch diese Gleichsinnigkeit der Wirkung verdecken konnten. 

In allen Fällen — handelte es sich nun um Obstipation oder pathologisch gesteigerte Darment- 
ieerung, seien es Fälle, in denen man cum grano salis mehr von Vagotonie oder von Sympathiocotonie _ 
sprechen konnte — fand sich: 

1. Eine mehr oder weniger deutliche Beschleunigung des Dünndarmtransportes id meistens der 
P mee der proximalen Kolonabschnitte. i 

2. (Hier liegt natürlich die Ursache mancher scheinbar paradoxen une) eine tonusdämpfende 
W lmg auf große Teile des Diekdarms. i 

Diese Tatsache ist nicht anders als unter Berücksichtigung des zeitlichen Ablaufs der Wirkung 
zu verstehen. Wir müssen zwei Phasen der Einwirkung unterscheiden. 

Die erste Phase beginnt unmittelbar nach der Einnahme des Wassers. Es tritt vermehrte Dünn- 
darmperistaltik ein, die sich mehr oder weniger schnell fortpflanzt in die distalen Darmabschnitte. 

Die zweite Phase ist röntgenologisch gekennzeichnet durch verstärkte Füllung der Kolonschlingen, 
Stagnation, Tonusdämpfung. 

Die Unterscheidung dieser beiden Phasen ist nicht nur für die chemisch-physiologische, sondern 
auch für die Röntgenmethode oft sehr schwierig, da der zeitliche Ablauf der Phasen, wie unten näher 
auseinandergesetzt wird, von verschiedenen Umständen bestimmt wird. Tierexperimente sind jedoch in 
ihren Ergebnissen auf klinische Verhältnisse nicht übertragbar. 

Die Zweiphasenwirkung enthält, wie ohne weiteres ersichtlich, die beiden bekannten Haupt- 
komponenten der Salzwirkung auf den Darm, die motorische, LT neurotrope und die sekre- 
torische, chemisch-physikalische Wirkung’). ; 

1. Die motorisch-neurotrope Wirkung dürfte im Sinne der von Best‘) beschriebenen großen 
Reizwelle oft schon unmittelbar nach dem Einführen der wirksamen Bestandteile in den Magen ein- 
setzen. Es liegt nahe, an eine Erregung der parasympathischen Apparate des Dünndarms zu denken. 
Die Erregung pflanzt sich, entsprechend dem Versorgungsgebiet und der physiologischen Zugehörigkeit, 
bis ins proximale Kolon fort. Über den Mechanismus der Nervenwirkung im einzelnen, insbesondere 
über es Mitwirkung hormonaler Substanzen, sind mehr oder weniger begründete Hypothesen aufgestellt. 

. Die zweite Hauptkomponente, die ehemisch-physikalische Wirkung, deren Ergebnis wir be- 
schdlers.; in der zweiten Phase beobachten konnten, ergibt sich aus der direkten Beeinflussung der Darm- 
wand durch die Mineralstoffe. Hier ist zu unterscheiden | 

a) Einfache Sekretionserregung, wie bei der Glauber- und Bittersalzwirkung, wobei der Deh- 
nungsreiz der großen Wasseransammlung lediglich die erstphasische motorische Wirkung durch An- 
regung der Peristaltik je nach dem Füllungszustand des Darms bis zur Austreibung unterstützt. Hiermit 
ist lediglich die abführende Wirkung der Wässer, wie sie beispielsweise v. Noorden’) und Stra s- 
burger!) hervorheben, gekennzeichnet. 

b) Ferner kommen. hier die anderen gelösten Bestandteile der Wässer zur Wirksamkeit auf die 
 Darmwand, wobei besonders die Wirkung der Kalksalze, ihre die Sekretion regulierende, söurebindende 
und peristaltikdämpfende Fähigkeit, hervorgehoben werden soll. Hierdurch sehen wir in der zweiten 

Phase je nachdem Tonusdämpfung, Beseitigung hyperdyskinetischer Erscheinungen, schließlich auch 
` „paradoxe“ Obstipation auftreten. | 


1\ 4) a. a. Ort. 

5 Handb. d. inn. Med., herausgegeben von Mohr und Staehelin, III. Bd. 2. Teil: Erkran- 
kungen des Darmes. 

») Vgl. Schmidt-v. Noorden a. a. 0. 


Fortschritte a. d. Gebiote d. Röntgenstrahlen. KXKI. | | 63 


494 Vereins- und Kongreßberickte (Frankfurter Röntgengesellschaft). XXXI, 4 


30. ord. Mitgliederversammlung am 28. 11. 1922. 


1. Franz M. Groedel: Die menstiintign im Röntgenbilde. (S. Kongreßheft 3 [1922], Bd. 30 
der „Fortschritte“. 


2.FranzM.G roedel : Die Röntgensymptome der Insuffizienz des Zirkulationsapparates. 

Die Frage, ob die Röntgenuntersuchung uns Aufschluß zu geben vermag über die Suffizienz oder 
Insuffizienz des Herzens, ist bisher noch sehr vernachlässigt worden, obwohl der Vortragende wiederholt 
dazu Stellung genommen hat. 

Aus der Art der Herzpulsation ist im allgemeinen nur wenig auf die Herzkraft zu schließen. Wir 
wissen, daß die kräftige Pulsation des Röntgenherzschattens gerade bei nervösen Menschen am häufigsten 
gefunden wird. Nervöse Menschen sind häufig auch körperlich asthenisch. Es wäre also ein bedauer- 
licher Fehlschluß, wenn man annehmen wollte, die Asthenie des Herzens aus der Art seiner Pulsation 
im Röntgenbild erkennen zu können, dagegen hat der. Vortragende darauf hingewiesen, daß bei Myo- 
degeneratia sehr schlaffe schwache Pulsation zu sehen ist. 

Aus der Form der Schattensilhouette des Herzens kann man auf die Funktionskraft nur insofern 
einen Rücksehluß ziehen, als wie der Vortragende schon 1909 gezeigt hat, wiederum die Myodegeneratio 
eine charakteristische Form zeigt, nämlich die Dreieckform, resp. die dem Zwerchfell breit aufsitzende 
schlaffe Beutelform, Auch hier ist wieder zu sagen, daß die Asthenie keineswegs eine schlaffe Form 
zeigt, im Gegenteil die Randbogen scharf geschwungen sind. Und gleiches gilt von der Hypoplasie des 
Herzens. Für alle 3 Fälle werden Bilder vorgezeigt. 

Von Zehbe wurde die Frage erörtert, ob das Röntgenbild einen Rückschluß auf den Tonus des Her- 
zens zuläßt. Zehbe unterscheidet den prall-elastischen normalen Tonus gegenüber dem schlaffen Tonus, 
den er bei Muskeldegeneration, aber auch bei Asthenie usw. findet, und gegenüber dem erhöhten Tonus, 
den er beim hypertrophischen Herzen fand. Abgesehen, daß die Frage, was wir beim Herzen unter Tonus 
verstehen, noch nicht gelöst ist, ist die Einteilung Zehbes, wie aus dem Vorausgehenden hervorgeht, 
nicht durchführbar resp. unzutreffend. 

Etwas anderes ist es mit der Frage, wie sich die Dilatation von der Hypertrophie im "Röntgenbild 
unterscheidet. Diesbezüglich hat der Vortragende und ebenso Dietlen wiederholt darauf hingewiesen, 
daß sich die Hypertrophie durch die besonders scharf geschwungenen Randbogen des Herzbildes doku- 
mentiert, die Dilatation durch den verstrichenen Verlauf der Randbogen, die schlaffe beutelförmige 
Ausbuchtung der Herzteile. 

Daß bei Änderung des Zwerchfellstandes die Form des Herzens sich verschieden, je nach dem Zu- 
stand des Muskels verändert, haben Dietlen und der Vortragende schon früher gezeigt; sie fanden, 
daß die normalerweise beim Höhertreten des Zwerchfells (z. B. im Liegen) auftretende Verbreiterung 
des Herzschattens bei gleichzeitiger Abnahme seiner Höhendimension bei hypertrophischen Herzen 
ausbleibt, bei myodegenerierten Herzen verstärkt auftritt. Dagegen konnte der Vortragende das 
Zehbesche Phänomen — parallele Verschiebung der Herzachse bei tiefer Respiration beim normalen, 
Drehbewegung der Herzachse beim schlaffen Herzen — nicht bestätigen. Im Gegenteil fand er, wie aus 
dem Vorstehenden hervorgeht, daß sich normalerweise die Längsachsen des inspiratorisch und exspira- 
torisch aufgenommenen Herzschattens schneiden. 

Auch das Verhalten der Herzgröße bei dosierter und speziell bei abnorm großer Arbeitsleistung 
ist als Maßstab für die Herzsuffizienz benutzt worden. Die Resultate, die hauptsächlich aus den Unter- 
suchungen von Moritz und seiner Schule gefolgett wurden, sind dahin zusammenzufassen: Das nor- 
ınale Herz reagiert auf starke körperliche Belastung zunächst mit einer Verkleinerung, der nach der 
Arbeit eine kurzdauernde Vergrößerung mit beifolgender Rückkehr zur Norm sich anschließt. Das er- 
krankte Herz reagiert nicht mit Verkleinerung, sondern sofort mit längerer oder kürzerer, bestehen- 
tleibender Vergrößerung. Die praktische Auswertung dieser Resultate scheitert an der Schwierigkeit 
der Versuchsanordnung. Denn es ist unmöglich, bei derartiger Prüfung die Zwerchfellage konstant zu 
erhalten. Hiermit ist auch zugleich der Faktor genannt, der uns berechtigt, an der Richtigkeit der 
Moritzschen Theorie Zweifel zu hegen. 

Die Herzgröße selbst läßt sicherlich einen Schluß auf die Funktionstüchtigkeit des Herzens zu. 
Vom normal-großen Herzen kann man annehmen, daß es den Anforderungen des. Lebens seither nach- 
gekommen ist. Das abnorm kleine Herz hält erfahrungsgemäß, selbst wenn es kurz dauernden größeren 
Anstrengungen gewachsen ist, länger dauernden Anstrengungen gegenüber nicht Stand. Das vergrößerte 
Herz zeigt, daß es je nachdem wir eine Hypertrophie oder Dilatation finden, den Anstrengungen — 
normal oder übernormal — nicht nachkommen konnte (Dilatation) oder Reservekräfte heranziehen 
mußte (Hypertrophie). 

Ein weiterer Maßstab für die Suffizienz des Herzens sind die zeitlichen Größenveränderungen; in 
dieser Beziehung ist die periodische Kontrolle der Herzgröße mittels Orthodiagraph oder Farnaufnahme 
äußerst wichtig. Als gutes Zeichen ist die Konstanz ider einmal festgestellten Herzdimensionen des 


“t 


XXXI, 4, -© Vereins- und Kongreßberichte (Frankfurter Röntgengesellschaft). | .. 495 | 


kranken Herzens zu nennen, ebenso die durch die angewandte Therapie herbeigeführte Verkleinerung. 
der Dimensionen. Letzteres ist besonders beim nichtbettlägerigen Patienten eine große Seltenheit. 
Innerhalb kurzer Zeit sich vollziehende starke Zunahme der Dimensionen des Herzens sind ein sehr 
übles Symptom. 

Gegenüber den besprochenen direkten über die Suffizienz des Herzens Aufschluß gebenden Sym- 
ptome des Röntgenbildes ist endlich ein indirektes Symptom anzuführen.. Es ist dies der Nachweis der 
kardialen Lungenstauung, der mit Hilfe der Röntgenstrahlen wesentlich früher als mit anderen Metho- 
den gelingt. Es ist daher dieses Symptom besonders wichtig. Vorwiegend bei den Mitralfehlern, dann 
bei Myodegeneratio, aber auch bei jeder anderen Form von Herzerkrankung finden wir häufig, bevör 
‘irgendein anderes Insuffizienz- oder Dekompensationssymptom vorliegt, eine fleckig-knollige Verstär- 
kung des Hilusschattens, dabei oft ganz geringe Transsudate häufiger links als rechts, die den äußeren 
 Zwerchfellwinkel verdecken. Bei höheren Stadien nehmen diese Erscheinungen zu und gleichzeitig 
wird das gesamte Lungenbild verschleiert. Wie schon gesagt entspricht derartigem Befund sehr oft kein 
‚ klinisches Symptom. Oft besteht nur ganz leichter Hustenreiz; ist charakteristisch brauner oder roter 
Auswurf vorhanden, so sind die Röntgensymptome entsprechend hochgradig. 

Die vorstehende Zusammenstellung zeigt, daß die Röntgenuntersuchung uns doch recht wesent- 
lich bei der Suffizienzbeurteilung des Herzens unterstützen kann. (Selbstbericht.) 

Aussprache:v. Bergmann. | | 

3. Lossen: Vorweisung von Röntgendiapositiven. 

a) Zur Zwerchfeilpathologie: 

1. Linksseitiger Zwerchfellhochstand durch große Magenblase. 

2. Rudimentäre Eventratio diaphragmatica sinistra. 

3. Komplette Eventratio diaphragmatica sinistra. 

4. Eventratio diaphra gmatica dextra mit Interposition des Magens zwischen 
Zwerchfell und Leber. 

5. Rechtsseitige Zwerchfellhernie. 

(Ausführliche Publikation dieser Fälle erfolgt mit Beets zusammen in der Nederl. Tijdschr. 
voor geneesk.) 

b) Zur Magenpathologie: 

i. Salzsäureverätzung des Oesophagus. 

2. Salzsäureverätzung des Magens (publiziert zusammen mit Dorn in Fortschr. d. 
Röntgenstr. Bd. 29, H. 6, S. 813). 

3. Das motorische und tonische Verhalten des Magens bei Luminalvergiftung hängt 
wohl vom Stadium der Narkose ab, in der sich der Kranke befindet. . Bei der im Röntgenbild gezeigten 
Pat. handelt es sich um eine seit 3 Tagen nach Genuß von 1 g Luminal in voller Somnolenz sich befinden- 
den Seibstmörderin. Nach Auffüllen des Magens durch den Schlauch in der üblichen Menge von 400 gr 
zeigen die Röntgenbilder einen etwas verstärkten Tonus bei regelrechter Leerung. Die Pat. konnte sich 
demnach weder im Stadium der Asphyxie noch der Anästhesie befinden. Es bestand lediglich das Sta- 
dium der Hypnose mit zeitweiser beträchtlicher Neigung zur Exzitation. Die Prognose mußte dement- | 
sprechend günstig sein. Nach 8 Tagen war Pat. geheilt. 

4. Typisches operativ bestätigtes Ulcus ventriculi mit: tiefer Einziehung an der großen 
Kurvatur. 

Sitzt dagegen das Ulkus in Pylorusnähe, so ist es zum Teil unmöglich, seinen Sitz genauer anzu- 
geben und zu sagen, ob es dies- oder jenseits des Pylorus liegt. Zwei entsprechende Fälle. 

5. Ulcus ventriculi callosum der Hinterwand des Antrums bot bei der Röntgenunter- 
suchung das Bild eines leicht stenosierenden Ulcus duodeni. 

6. Dem Öperatiosbefund nach anäloger Fall von Ulcus ventriculi zeigte eine weitere Serie 
von Röntgenbildern, bei denen eine komplette Stenose allerdings bei dauernd gut erhaltenem Tonus zu 
beobachten war. Noch nach 8 Stunden war der nicht entleerte gut konturierte Magen durchaus normo-. 
tonisch. Daher Röntgendiagnose: Stenosierendes Ulcus duodeni dicht am Pylorus. Operationsbefund: 
Uleus penetrans der Hinterwand des Antrum nach dem Pankreas zu. | 

Aussprache: Weil,Cramer. 

Goetze: Es werden verschiedene Röntgenbilder von Zwerehfellhernien gezeigt, darunter eines, 
wo bei Prolaps der unteren Magenhälfte durch das Zwerchfell in die Brusthöhle ein doppelt langer 
Magenschlauch so tief eingeführt war, daß er eine große Schleife bildete und zunächst durch die Pars 
cardiaca, welche auf den Kopf gestellt in der Bauchhöhle geblieben war, lief, alsdann durch den Brust- 
höhlenteil des Magens, und schließlich durch den etwa in der Höhe des Zwerchfelloches liegenden Py- 
lorus wieder in die Bauchhöhle zurück bis in den Dünndarm, wo das Ende des Schlauches am Eingang 
ıns kleine Becken lag. Alle diese Stationen waren nacheinander beim Passieren der Schlauchspitze mit 
Bariumbrei injiziert worden und auf diese Weise sichtbar gemacht. Weiterhin wurde im Gegensatz zur 

68 * 


496 - = Vereins- und Kongreßberichte (Frankfurter Röntgengesellschaft). XXXI, 4. 


Relaxatio diaphragmatica auf die differential-diagnostisch wichtigen Kontrastbreireste aufmerksam 
gemacht, welche nur bei der Hernie vorkommen und dadurch entstehen, daß der Magen zum Teil im 
hinteren Sinus phrenicocostalis eine kaskadenartige Bucht bildet. Schließlich wird eine besondere 
Form der Zwerchfellhernie besprochen und gezeigt, welche quasi ein Mittelding zwischen Hernia dia- 
phragmatica spuria und vera insofern bildet, als hier der Bruchinhalt nicht in der freien Pleurahöhle 
liegt, sondern in einem ringsum geschlossenen vom Bruchinhalt gewühlten Adhäsionsraum, so daß eine 
Art falscher Bruchsack entsteht. Diese Form bietet Besonderheiten sowohl für die operative Behand- 
lung als auch für eine spezifizierte Röntgendiagnostik mit Hilfe des Pneumoperitoneums, 


31. ord. Mitgliederversammlung am 19. 12. 1922. 


1. Weber: Osteomalazie oder Knochenkarzinose. 

Die Patientin wurde wegen Mammakarzinom im Jahre 1918 amputiert. Seit Dezember 1921 aller 
Behandlung trotzender Muskelrheumatismus. Beim Umbetten im August 1922 Spontanfraktur des linken 
ÖÜberschenkels. Bei Krankenhausaufnahme starke Abmagerung. Hochstand beider Trochanteren. Wegen 
der diffusen Schmerzhaftigkeit wurde an Osteomalazie gedacht. Das Röntgenbild zeigte beiderseits eine 
Fraktur des Schenkelschaftes im oberen Drittel. Mitten im teils gesunden Knochengewebe des Femur 
zahlreiche erbsen- bis bohnengroße Nester, in denen jede Struktur fehlt. Dieser Befund spricht absolut 
gegen eine Osteomalazie, bei der die Osteoporose allgemein ist und bekanntlich so hochgradig sein kann, 
daß es oftmals nicht gelingt, ein Bild des Beckens auf der photographischen Platte zu erhalten. 

2. Lossen: Ein Fall von Zwergwuchs. i (Selbstbericht.) 

Mehr aus historischem Interesse stellt Lossen zuerst die Röntgenphotographie cines totge- 
borenen Chondrodystrophen aus dem Jahre 1900 vor. 

Ein Fall von Zwergwuchs, der jüngst zur Untersuchung kam, zeigte klinisch wenig gute‘ 
Proportionen des Körpers, deutliche Genitalatrophie, mäßige Fettsucht, dabei beträchtliche geistige 
Entwicklungshemmungen. 

Röntgenologisch: etwas kleine Sella, aber starke Verzögerung der Verknöcherung des ganzen 
Skeletts, die Ossifikation ist durchweg vor dem 3. Lebensjahr stehen geblieben. 

Ursächlich kommen in Frage: 1. eine Schilddrüsenerkrankung wie die verschiedenen Formen des 
Myxoedems oder 2. eine Hypophysenveränderung im Sinne der Hypoplasie des Vorder- und Mittel- 
lappens. Nicht ausgeschlossen ist 3. eine Systemerkrankung bzw. -anomalie. (Selbstbericht.) 

3. Kahl: Seltene Frakturen und Luxationsformen. 

K. demonstriert: 

1. IsolierterBruchder Osnaviculare der linken Hand ohne Pseudarthrosenbildung 
geheilt. | 

2. Fraktur des Capitulum radii durch Sturz auf die ausgestreckte Hand. 

3. Absprengungsfraktur am unteren Ende des Prosessus anterior cal- 
canei durch Torsion entstanden (ausführl. Publikation an anderer Stelle). 

4. LuxationimChopartschen Gelenk (ausführl. Publikation an anderer Stelle, durch 
Krämer). 

5. Fraktura pertrochanterica (Kocher). 

Aussprache: Cramer: 

4. H. H. Berg: Zur Diagnose und Differentialdiagnose des Ulcus duodeni. 

Bisher wurde mit seltenen Ausnahmen das Ulcus duodeni auf Grund „indirekter“ Symptome 
diagnostiziert. An verläßljchen direkten Zeichen bestand fühlbarer Mangel. Die Kenntnis der Lokal- 
zeichen am: Bulbus wurde besonders durch die Holzknecht-Schule und die Amerikaner Cole 
Case, George & Gerber, in Deutschland durch Chaoul & Stierlin gefördert. Die Hau- 
decksche Nische haben jedoch selbst so erfahrene Kenner wie G. Singer eingestandenermaßen (1922) 
am Duodenum nie gesehen. Akerlunds Verfahren vereinigt die in Wien fast ausschließlich ver- 
wendete Durchleuchtung mit Serienaufnahmen nach Art der Amerikaner zu einem detaillierten Bulbus- 
studium. Unter Verzicht auf Schematisieren wird die Technik der Lage des Einzelfalls angepaßt. Künst- 
liche Stenosierung des unteren Duodenums wird meist vermieden, die Mehrzahl der Fälle wird im Stehen 
untersucht. Nach Erzielung optimaler Bulbusfüllung durch Palpation und Freiprojektion werden die 
Aufnahmen in unmittelbarem Anschluß an die Durchleuchtung vorgenommen. Die für Ulcus duodeni 
typische Formveränderung des Bulbus besteht, ähnlich wie beim Magen, aus der meist in der Fortset- 
zungslinie der kleinen Kurvatur nachweisbaren Nische, der Retraktion des Konturs in der Umgebung 
der Nische, bedingt durch die Verkürzung der Längsmuskelzüge in der Duodenalwand und in der spasti- 
schen oder narbigen Einziehung der Gegenseite von der Geschwürsebene. Vor einer narbigen Stenose 
kann es zur Bildung prästenotischer Divertikel (sog. Hartscher Ulkusdivertikel) kommen. 

Vortr. hat das Verfahren mit geringen Abweichungen angewandt und berichtet über 16 Fälle, 
darunter 14 Fälle von Ulcus duodeni. In 10 Fällen wurden operative Kontrollen vorgenommen. 10 Fälle 


XXXI, 4. © Vereins- und Kongreßberichte (Frankfurter Röntgengesellschaft). 497 


boten das Nischensymptom. In 8 Fällen Übereinstimmung von Bulbusdiagnose und ÖOperationsbefund, 
mitunter bis auf kleinste Details. In einem Falle verschwand eine leicht nachweisbare Nische nach 
interner Ulkuskur, in einem anderen blieb eine solche trotz erlangter Beschwerdefreiheit bestehen. Ein- 
mal befand sich das Ulkus micht im Bulbusgebiet, einmal war ein winziger Nischenfleck anscheinend 
durch Faltenbildung infolge Adhäsionen von einem Ulkus der kl. Kurvatur ausgehend bedingt. 

Vorbedingung für die Durchführung des Verfahrens ist Coolidge-Einrichtung mit hochbe- . 
lastbarer Röhre (z. B. Goetze-Röhre), die Durchleuchtung und Momentaufnahme in rascher Folge 
gestattet. Vortr. bedient sich einer selbstkonstruierten Wechselvorrichtung mit Bleiblende, mit der 
4 Aufnahmen 9 X 12 auf 1 Platte 18 X 24 so angefertigt werden, daß jede einzelne Aufnahme vorher im 
Schirmbild eingestellt werden kann (zu beziehen durch Firma Reiniger, Gebbert & Schall). 
Das Verfahren ergibt derartig ermutigende Resultate, namentlich auch bez. der Abgrenzung des Ulkus- 
leidens gegenüber Magenneurosen und Gallenblasenaffektionen, daß Vortr. den Nachweis der direkten 
Greschwürszeichen für absolut über die „indirekten Symptome“ überlegen hält. Der Nischennachweis ist 
beim Ulcus duodeni nicht seltener als beim Magengeschwür. Von besonderem Wert erscheint auch die 
Möglichkeit schärferer Indikationsstellung bez. chirurgischer Therapie. (Selbstbericht.) 

a) Lossen: Die Schlußfolgerungen Bergs zwingen mich doch zu einer Stellungnahme. Wenn 
Berg sagt, daß „die Zeit der indirekten Methoden des Ulcus duodeni-Nachweises vorbei sei“, so ist das 
entschieden zu weit gegangen. Bei aller Würdigung der Akerlundschen Untersuchungen und der 
Bilder,dieunsBerg zeigte, deren Beweiskraft keineswegs bestritten wird, bleibt doch zugegeben, daß 
Akerlund bei 106 Fällen nur in 60% der Fälle eine sichere Diagnose stellen konnte. Berg bei 
16 Fällen nur in 50%. 

Wir dürfen doch nicht vergessen, daß es sich doch stets um den EEE I E E Nachweis mehr 
. weniger chronischer Ülzera handelt. Bei der frischen Ulzera ist eine Nische schon pathologisch 
anatomisch unmöglich. Die chronische Ulcera duodeni finden aber doch nicht nur ihren Ausdruck in 
einer lokalen Veränderung — meist im Gegensatz zum Magenulkus — evtl. mit dem typischen zirku- . 
laren Spasmus, der wie ein Finger auf die Wunde zeigt, sondern gerade beim Darm ist es bekannt, wie 
rasch seineSerosa und das weitere Gewebemit erkrankt. Schrumpfung, Verklebung, Narbenbildungsind 
die Folge. Wir finden so die charakteristischen Symptome der Hypertonie, der Winkelform, der Hyper- 
sekretion der Rechts- und Hochverlagerung des Pylorus, die anfängliche Hypermotilität und spätere 
Hypomotilität. All diese wertvollen indirekten Symptome haben uns in der Diagnosenstellung min- 
destens mit großer Wahrscheinlichkeit, auf ulzerative Veränderungen jenseits des Pylorus hingewiesen. 
Und unsere Operationsstatistiken bestätigen fast durchweg das Röntgenbild. 

Was nun die Häufigkeit der Akerlundschen Befunde anlangt, so denken wir — Groedel 
hätte Ihnen das heute abend selbst gesagt — an regionärc Unterschiede. Es deucht uns, als ob das 
nordische Material anders geartet ist als das unsere. Warum gelang beispielsweise den amerikanischen 
Autoren George und Gerber, Pirie u. a. die 36, 48, ja 72 Aufnahmen des Duodenum verlangen, 
so selten der direkte Nachweis, den wir alle gewiß uns wünschen? 

Was ich mit meinen Ausführungen bezwecken wollte, war nicht die direkte Ulkusdarstellung zu 
diskreditieren, sondern nur das zu betonen, daß wir der indirekten Symptome keineswegs entraten 
können und dürfen. Es scheint so, als ob es in der Medizin etwas wie Moden gibt, heute wird dies, mor- 
gen jenes unter Ausschluß des gestern Gepriesenen empfohlen. Die Groedelsche Schule kann sich 
dazu nicht verstehen. Sie wird wenigstens heute noch den Nachdruck in erster Linie auf die indirekten 
Syınptome legen. Wie weit und wie oft der direkte Nachweis uns gelingen kann, und dann selbstver- 
ständlich das wertvollste Glied in der Beweiskette darstellt, das muß die Zukunft entscheiden. 

b) Weil, (Selbstbericht.) 

c) Otto Goetze legt ebenso wie Groedel nach wie vor hohes Gewicht auf dieindirekten 
Röntgenzeichen beim Duodenalgeschwürsleiden, welche uns das Auge schärfen für die vielfachen mit 
allgemeiner Exzitation einhergehenden Magenleiden, bei denen morphologische Veränderungen am 
Bulbus duodeni nicht erkennbar sind. (Primäre und sekundäre Cholecystitis, Magenneurosen, Exzita- 
tionen bei operativ veränderten Mägen mit Ausschaltung oder Resektion der Pars pylorica oder des 
Bulbus.) Diese indirekten Zeichen gestatten uns gleichsam einen Blick in die Seele, das Antlitz des 
kranken Organs. Sie können aber trotz des großen Interesses, das wir ihnen vielfach vom künstlerisch 
ärztlichen Standpunkt entgegenbringen dürfen, nur selten die große Sicherheit geben, die ein mor- 
phologisches, klar erkennbares Zeichen jederzeit beanspruchen darf. Unter Hinweis auf den in 
der Sitzung vom 31. 10. 22 demonstrierten Fall von Tuberkulom des Bulbus duodeni, welches röntgeno- 
logisch die Akerlundsche Deformität imitierte, hält Goetze die Akerlundsche Lehre von den 
typischen direkten Röntgenzeichen des Uleus duodeni für einen der größten Fortschritte auf dem Gebiete 
der Ulkusdiagnostik. Bei sorgfältiger Untersuchungsmethode ist nach seiner Meinung das Duodenal- 
ulkus röntgenologisch heute schon sicherer diagnostizierbar als das des Magens. 

d) Wehner. e) Westphal. 


‘ 


498 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Physik und Technik). | XXXI, 4, 


Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes. 


Acta Radiol. (Stockholm) II, 2, 3 (Ref. Forssell). — l’Actinoterapia III, 3 (Loichinger, 
München). — The Amer. Journ. of Roentg., Juni—Okt. 1923 (Loichinger, München). — Annalen 
d. Physik, Bd. 72 (Walter, Hamburg). — Arch. f. Augenhk. 93, 3—4. — Arch. f. klin. Chir. 125, 
1—3: 127. — Arch. f. Ophthalm. 111, 1—4. — Arch. f. Physiol. 201, 1—2. — Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 
22, 1—2. — Archives d’Electrieite méd. (Bordeaux), Juli, Sept. 1923 (Chr. Müller, München). — 
Arck. f. Verdauungskr. 31, 5—6; 32, 1—2. — Beitr. z. Klin. d. Tuberk. 56, 1 u. 2. — Beitr. z. klin. Chir. 
129. 3. — Beitr. z. path. Anat. 71, 3. — Der prakt. Arzt, 1923, Nr. 15/16. — Dermatol. Wschr. 1923, Nr. 20. 
— D. med W. 1923/31—39 (Lorey, Hamburg). — D. Zschr. f. Chir. 180, 4—6; 181, 1—6; 182, 1—6. — 
D. Zschr. f. Nervhk. 79, 6. — Fortschr. d. Med 1923, Nr. 1—9. — Gazette méd. d’Orient 1923, Nr. 6—8. — 
Jahresk. f. ärztl. Fortb., Aug. 1923. — Journ. de Chir., Aug. u. Okt. 1923. — Journ. de Physique, Serie 6, 
Bd. 4 (Walter, Hamburg). — Journ. de Radiol., Juli—Okt. 1923 (Klieneberger, Zittau). — 
Journ. of Radiol., Juni—Okt. 1923 (Loiching er). — Klin. Wochenschr. 1923/23—50 (G r a s h e y bzw. 
Sokolowski). — The Physical Review, Bd. 22 (Walter). — La Radiol. Med. (Mailand) 1923, Juli 
(Fritz, Innsbruck), Aug. (Loichinger), Sept.—Nov. (Ronza, Neapel). — Med. Klinik 1923, 
Nr. 23—46 (Klieneberger). — Monschr. f. Gebh. 63, 4—5; 64, 3—4. — Monschr. f. Kindhk. 26, 4; 
27, 1. — Münch. med. W. 1923, Nr. 31—49. — Die Naturwissenschaften, Bd. 11. — Strahlenther. 15, 4—6; 
16,1 (Klieneberger). — Ther. d. Gegenwart 1923/9—10. — Viertelj. Schrift f. Zahnheilk. 38 (1922). 
— Virchows Arch., Bd. 244. — Wiener Arch. f. inn. Med. VI, 2. — W. med. W. 1923/33—49. — Zschr. f. 
ärztl. Fortb. 1923/13—17. — Zeitschr. f. klin. Med. 97, 4—6. — Zschr. f. die ges. exp. Med. 35, 1—8. — 
Zschr. f. die ges. phys. Ther. 27, 3—4. — Zschr. f. die ges. Neurol., Bd. 85. — Zschr. f. Gebh. u. Gyn. 86, 2. 
— Zschr. f. Hals-, Nasen- u. Ohrenkr. V, 1. — Zschr. f. Kindhk. 36, 1. — Zschr. f. Krebsf. 20, 6. — Zschr. 
f. Laryng. 11, 6; 12, 1. — Zschr. f. Physik, Bd. 17 (Walter). — Zschr. f. Urol. 17, 9. — Zschr. f. Tuberk. 
38, 3—5; 39, 1. — Zentralbl. f Chir. 1923, Nr. 29—45 (K lie neber ger). — Zbl. f. Gyn. 1923, Nr. 31—40. 
— Zbl. f. allg. Path. u. path. Anat., Sonderband zu Bd. 33. — Zbl. f. innere Kr. 1923, Nr. 32. 


W. Friedrich (Freiburg): Wilhelm Conrad Röntgen (Strahlentherapie Bd. 15, H. 6.) Gedenk- 
rede, gehalten bei der Gedächtnisfeier des Gauvereins der Deutschen physikalischen Gesellschaft und 
des Sohnkekollegiums zu München, 1. Juni 1923. 


1. Physik und Technik. 


Acme: International Präzisionstypenmomentschalter. (The Journ. of Radiol. V, 9, Sept. 1923, 
S. 335.) Stellt sich sofort wieder auf die ursprüngliche Zeit ein und kann während Durchleuchtung aus- 
geschaltet werden. 

S. N. Bakke: Hölzerne Schienen für Röntgenzwecke. (Acta Radiologica II, 2, S. 194.) 
Der Verf. empfiehlt den Ersatz jener Partie der Volkmannschiene, in welcher der Ober- und Uater- 
scheukel ruht, durch einen entsprechenden. aus Holz angetertigten Teil. Dieselbe Änderung wird für 
dieZuppinger maschine empfohlen, um die Entfernung derselben für die Röntgenaufnahme zu ver- 
meiden und durch die Schiene photographieren zu können, so daß dem Patienten jeder Schmerz und 
dem Röntgenologen jede Schwierigkeit erspart bleiben. 

Berberieh und S. Hirsch (Frankfurt a. M.): Die röntgenographische Darstellung der Ar- 
terien und Venen am lebenden Menschen. (Kl. W. 1923/49, S. 2226.) Injiziert man 5—10 ccm einer 
10-—20proz. Strontiumbromatlösung in die Gefäßbahn und staut zentral, so kann baldige Röntgenaut- 
nahme das entsprechende Gefäßgebiet darstellen (Abbildungen). Mittels bestimmter Brom- und Jod- 
öllösungen gelingt es auch, zentrale Gefäßbahnen (Lunge) sowie das Rückenmark darzustellen. 

Rud. Berthold (Stuttgart): Über die Wirkung von Röntgenschutzstoffen. (Strahlenther. 
16, 1. S. 147.) Um hinlänglichen Schutz des Bedienungspersonals in Röntgeninstituten zu gewähren, : 
muß allseitige Abschirmung mit mindestens 4 mm Blei oder 36 mm Bleiglas oder mit 60 mm Baryt- 
stein gefordert werden. (Geprüfte Spannungen von 180—220 kV, kleine und große Bestrahlungs- 
felder.) A: 

A. Bingel (Braunschweig): Eintritt von Luft in das Gefäßsystem und Entfernung derselben 
aus dem rechten Ventrikel durch Herzpunktion. (Zbl. f. Chir. 1923/11, S. 433.) Ein infolge Karzinom- 
rezidivs nach älterer Pylorusresektion aufgetretener galliger subphrenischer Abszeß wurde nach Punk- 
tion zwecks röntgenologischer Kontrastwirkung mit Luft gefüllt, worauf — offenbar infolge Verschie- 
bung der Nadel und Anstechen einer Vene — Kollaps und Mühlengeräusch über dem Herzen auftrat. 
Durch Punktion des r. Ventrikels dicht neben dem 1. Brustbeinrand wurden 3 cem Luft angesaugt, worauf 
die bedrohlichen Erscheinungen rasch verschwanden. 


XXXIL,& Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Physik und Technik). 499 


Blaine (Chikago): Die übliche Röntgenuntersuchung der Nebenhöhleh in 4 Richtungen. (The 
Journ. of Radiol. IV, 9, Sept. 1923, S. 323.) 1. Anlegen der Stirn an eine in einem Winkel von 23° an- 
steigende Holzplatte mit Richtung des Zentralstrahles auf die Glabella (Stirnhöhlen, Ethmoidzellen). 
2. Anlegen des Kinns und der Nasenspitze an horizontale Platte, Richtung deb Zentralstrahles auf die 
Nasenspitze (Kieferhöhle). 3. Anlegen der Unterkieferäste auf die horizontalließende Platte (in Bauch- 
lage), Richtung des Zentralstrahles auf die Mitte der Verbindungslinie der Unterkieferwinkel. 4. Seit- 
liche Aufnahme, Richtung des Zentralstrahles auf den Proc. orbit. Alle Aufnahmen mit 2 Verstärkungs- 
schirmen, 20 MA 15 cm F. S. 

Campbell: Röntgenmaschine für Zahnärzte. (The Journ. of Radiol. IV, 9, Sept. 1923, S. 335.) 

Engelns: Röntgenapparat für Frakturen. (Journ. of Radiol. IV, 8, Aug. 1023, S. 283.) Zeichnet 
sich durch. gedrängte Form und hervorragende Isolierung aus. 

Ä A.W.Fischer (Frankfurt a. M.): Über eine neue röntgenologische Untersuchungsmethode des 
Dickdarms: Kombination von Kontrasteinlauf und Luftaufblähung. (Kl. W. 1923, 34, S. 1595.) Die 
röntgenologische Darmuntersuchung erfolgt durch Beobachtung der Kontrastbreipassage, des Kontrast- 
einlaufs und der Aufblähung mit Luft. Alle Methoden haben Vorteile und Nächteile, der wesentliche 
Nachteil der ersten beiden Methoden liegt in der Ausfüllung des gesamten Darmlumens mit der strahlen- 
undurchlässigen Kontrastmasse. Auch die Luftfüllung des Diekdarms allein hat zu keinem Fortschritt 
geführt. Verf. gibt deshalb eine kombinierte Methode an, die leicht durehzuftihren ist und verspricht, 
uns in der Frühdiagnose des Dickdarmkrebses weiter zu bringen. (Abbildungen.) . 

W. Förster (Suhl): Verbesserung der Magenröntgendiagnose durch Luftaufblähung des Dick- 
darms (Pneumokolon). (M. m. W. 1923/32, S. 1054.) Der kontrastbreigefüllte Magen und das Duodenuiın 
kommen schön zur Darstellung bei mäßiger (um die Magenmotilität nicht zu beeinträchtigen) Luftfül- 
lung des Diekdarms in Linksseitenlage mittels Gebläse. Durchleuchtung dann im Stehen. 

.JacquesForesterundLouisLeroux (Aix les Bains): Intrattacheale Jodölinjektionen, 
ein Mittel zur Röntgenuntersuchung des Bronchialbaums. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., August 
1923, S. 351.) Die supraglottische Jodölinjektion gestattet keine sichere Darstellung des Bronchial- 
laums. Die Einspritzung von 15 bis 20 ce Jodöl unterhalb der Glottis bzw. näch Durchstechen der Mem- 
bran zwischen Krikoid und Thyreoidea erfordert Bronchialanästhesie (2 ce Novokain 1:200). Der dar- 
zustellende Lungenlappen muß die größte Tiefenlagerung besitzen. Aufnahfnen müssen möglichst rasch 
uach der Einspritzung des Kontrastöls gemacht werden, da die Füllung der Bronchialverzweigungen 
rasch auseinanderreißt. — Die neue Methode gestattet die Darstellung der Bronchialverzweigung am 
Lebenden. — Abweichungen der Trachea und der Bifurkation, Kompression und Verdrängung von Lun- 
genlappen, mit dem Bronchialbaum zusammenhängende Fisteln und Höhlen sind im Bilde erkennbar 
und demonstrabel. 

Gragert (Univ.-Frauenkl. Greifswald): Ein vereinfachtes Verfahren zur Erzeugung eines 
künstlichen Pneumoperitoneums. (Zbl. f. Gyn. 1923/36, S. 1441.) Der Apparat besteht aus abgestumpf- 
ter Lumbalpunktionskanüle mit Mandrin, gegabeltem Gummischlauch mit Dreiwegehahn und Jeannet- 
Spritze zu 200 cem; alles wird ausgekocht. Eingeblasen wird Luft. 

L. Grebe: Über die elektrische Leitfähigkeit fester Dielektrika bei Bestrahlung mit Röntgen- 
strahlen. (Zeitschr. f. Physik, Bd. 17, S. 295, 1923.) Bei kleinen Ionisationskammern zur Messung der- 
Intensität der Röntgenstrahlen zeigt es sich, daß der zur Isolierung betiutzte Schwefel auch seinerseits 
eine erhebliche Leitfähigkeit erhält, so daß man in der Praxis den Raum der Kammer, welcher die 
Schwefelisolierung enthält, sorgfältig vor der Strahlenwirkung zu schützen hat. Verf. hat nun die Leit- 
fähigkeitsänderung des Schwefels bei Bestrahlung mit Röntgenstrahlen genauer untersucht. Zunächst 
stellte er fest, daß diese Leitfähigkeit proportional der Intensität der Strahlung wächst, und ferner, daß 
sie sich bei Änderung der Strahlenhärte in derselben Weise ändert wie diejenige der gewöhnlichen Luft. 
Da man nun aber annimmt, daß die Ionisation der Luft durch Elektronen verursacht wird, die von der 
primären Strahlung ausgelöst werden, so kann man annehmen, daß dasselbe auch bei den festen Schwefel- 
atomen der Fall ist. Mit anderen Worten: es findet am Schwefel bei der Bestrahlung mit Röntgen- 
strahlen eine Art lichtelektrischer Effekt statt. 

Grier (Pittsburgh): Stereoskopie der Nebenhöhlen. (Am. J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S. 497.) 
Das Vorgehen deckt bisher nicht gesehene Schatten auf. Ein Alumigiumdreieck, dessen Basis gleich 
2X7!/2 cm, dessen Höhe gleich der Fokusplattenentfernung ist, wird so dem Patienten angelegt, daß. 
die Spitze am äußeren Lidwinkel, die eine Seite in der Richtung Lidwinkel—äußerer Gehörgang liegt. 
Dann werden 3 Aufnahmen in der Richtung der Seiten und der Höhe des Dreiecks gemacht, von denen 
die letztere mit den beiden anderen stereoskopische Effekte gibt. Eventuell kann noch eine vierte 7% cm 
tiefer gemacht werden für die Sphenoidalsinus. Die oberste. in einem Winkel von 30° zur Schädelbasis, 
zeigt am schönsten die Stirnhöhlen. 

Hae ger (Gleiwitz): Untersuchungen über einige physikalische Grundlagen auf dem Gebiete 
der Röntgendiagnostik. (Vortr. auf d. Vers. d. Lungenheilanstaltsärzte in Jena, Mai..1922, Beitr. z. 


500 Auszüge aus. Zeitschriften des In- und Auslandes (Physik und Technik). XXXI, 4. 


Klin. d. Tuberk., 56, 2, S. 188.) Spektroskopische Untersuchung des Schirmlichtes ergab, daß nur Strah- 
len (660—480 uu ) in Betracht kommen, welche die Stäbchen der Netzhaut erregen, so daß also Licht, 
welches nur die Zapfen erregt, für die Adaptationszeit brauchbar ist. Die Herstellung von Leuchtschir- 
men mit hellerem, gelbem Licht ist jedoch anzustreben. Verstärkungsschirme haben bläuliches Licht, 
das photographisch wirksamer ist. Ihre Leuchtschicht wirkt als trübes Medium, daher Streuung und 
Bildverschleierung (Probe mit aufgelegter Nähnadel, deren Öhr unscharf im Bild wird). Die leuchtende 
Schicht soll möglichst dünn sein, die Platte lichthoffrei. Das Glas der Platte soll den Röntgenstrahlen 
abgewendet sein, da es fast die Hälfte der auffallenden Ropponen absorbiert. Vgl. „Fortschritte“ 
29, 5, S. 609. 

i L. G. Heilbron: Die Röntgenographie des Felsenbeins. (Acta Radiol. II, 3, S. 261.) Sten- 
vers hat nach genauem Studium der Anatomie des Felsenbeins cine Methode angegeben zur rönt- 
genographischen Darstellung des Labyrinthes usw., aber seine Weise, den Patienten in gute Stellung zu 
legen und zu behalten ist sehr schwer, wie auch die Einstellung der Röhre. Verf. hat dann ein Böckchen 
von der AEG fabrizieren lassen, worauf der Kopf bequem und fest liegt. ‘Man braucht die Röhre nur 
vertikal oberhalb eines bestimmten Punktes einzustellen und die Exposition kann gemacht werden. 

Hodges (Peking Union Med. Coll. Peking): Automatische Tätigkeit der Potter Blende. (Am. 
J. of Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 643.) Beschreibung einer Vorrichtung, die während der Bewegung der 
Blende automatisch die Röhre ein- und ausschaltet. 

Hohlweg (Krankenh. Bethesda-Duisburg): Zur Vermeidung von Fehlerquellen bei der Rönt- 
gendiagnose der Harnleitersteine. (Ztschr. f. Urol., Bd. 17. H. 9.) Verf. empfiehlt, den Harnleiterka- 
theter möglichst weit im Ureter vorzuschieben und dann eine 10 prozentige Bromnatriumlösung durch 
denselben einzuspritzen. Ein Verschlußstein verhindert die Füllung des Nierenbeckens und der Stein 
wird deutlicher sichtbar (Abb.); dies ist auch dann der Fall, wenn ein dünner Katheter am 
Stein vorbeikommt. Nur die sehr seltenen Ureterdivertikelsteine werden sich nicht mit dem Kontrast- 
mittel beschlagen. Handelt es sich um ein außerhalb des Ureters liegendes Gebilde, so füllt sich das 
Nierenbecken und der Konkrementschatten bleibt unverändert. 

F. Holweck: Optische Eigenschaften weicher Röntgenstrahlen. Beugung. Reflexion. (Journ. 
de Physique et le Radium, Serie 6, Bd. 4, S. 2115, 1923.) Um die Beugung der Röntgenstrahlen auch mit 
einem einfachen Spalt nachzuweisen, benutzt Verf. Strahlen von sehr großer Wellenlänge. Diese werden 
aber schon von gewöhnlicher Luft so stark absorbiert, daß die ganze Versuchsanordnung im Vakuum 
aufgebaut seir muß. Dementsprechend wird als erster Spalt direkt cin geradliniger Wolframdraht von 
12 «Dicke benutzt, der zugleich als Antikathode dient und der von einer Wehneltkathode aus mit 
Elektronen bombardiert wird. In demselben Vakuum befinden sich ferner — in 7 cm Abstand vom ersten 
Spalt — der zweite Spalt von etwa 7 u Weite und in abermals 7 cm Abstand davon die photographische 
Platte. Es ergab sich dann mit Strahlen von 1620 Volt, d. h. einer durchschnittlichen Wellenlänge von 
etwa 10,10—* cm, im Bilde des zweiten Spaltes noch kein Anzeichen der Beugung, wohl aber mit Strahlen 
von 265 Volt, d. h. etwa 60,108 em mittlerer Wellenlänge. Auch hierbei zeigte das Bild jedoch nur eine 
starke Verbreiterung, während die nach der Theorie zu erwartenden Maxima und Minima nicht auf- 
traten, was Verf. darauf zurückführt, daß seine Strahlenquelle keine homogene Strahlung, sondern eine 
solche sehr zusammengesetzter Natur aussendet. Mit gewöhnlichem weißen Licht ergab sich ferner bei 
entsprechender Verbreiterung des zweiten Spaltes ein Beugungsbild von ungefähr derselben Breite, so 
daß die oben angegebene, nach der Quantentheorie berechnete Wellenlänge der Röntgenstrahlen die rich- 
tige Größenordnung haben muß. 

Max Kappis (Hannover): Die Röntgendarstellung von Abszeß- und Empyemhöhlen durch 
Lufteinblasung. (Zbl. f. Chir., 1923/41, S. 1529.) Bisher hat man kalte Abszesse durch Füllung mit 
Jodoformglyzerin. notdürftig darzustellen versucht.. Die beste Klärung — Senkungsabszesse im Bereiche 
(les Beckens — erreicht man, indem man punktiert und den eitrigen Inhalt durch Luft ersetzt und durch- 
leuchtet. Das Verfahren hat zudem den Vorteil der Billigkeit. Das Röntgenbild nach Lufteinblasung ist 
auch beim Pleuraempyem wichtig, da man so ohne weiter es feststellt, ob das Empyem abgekapselt ist 
oder ob der ganze Pleuraraum noch offen ist. 

P. Karger (Univ.-Kinderklinik Berlin): Eine einfache Vorrichtung zur Prüfung der Dunkel- 
Adaption im Röntgenzimmer. (Kl. Wschr., 1923/25, S. 1195.) Beschreibung des Adaptometers (D. 
R.-G.-M. 805 796 vom 30. XII. 1921), einer Kombination von einer Anzahl Leucht-Farbenplättchen von 
verschiedener Helligkeit und Form und abgestuftem Intensitätsgrade. (Herst. Firma Reiniger, 

Gebbert&Schall, Erlangen.) 

A.Karolus: Untersuchung über das kontinuierliche Röntgenspektrum bei verschiedenen Ent- 
ladungsfrequenzen. (Annalen d. Physik, 4. Folge, Bd. 72, S. 595, 1923.) Im Widerspruch zur Quanten- 
theorie hatte J. E. Lilienfeld gefunden, daß die Grenzwellenlänge des kontinuierlichen Spektrums 
einer Röntgenröhre sich auch bei gleichbleibender Spannung mit zunehmender Wechselzahl des zum 
Betriebe der Röhre dienenden Wechselstroms von 50 auf 500 um etwa 40% nach der Seite der kurzen 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Physik und Technik). 501 


‘Wellen hin verschiebt. Verf. weist nun aber hier nach, daß dieser Widerspruch dadurch zu erklären ist, 
daß Lilienfeld die sekundäre Spannung in allen Fällen aus der primaren durch Multiplikation mit 
dem sog. Übersetzungsverhaältnis des Transformators, d. ji. dem Verhältnis der Zahl der sekundären und 
primären Windungen desselben, berechnete. Diese Berechnungsweise ist jedoch, wie Verf. durch direkte 
Messung der sekundären Spannung zeigt, nicht richtig, da man auf diese Weise bei Erhöhung der 
Periodenzahl von 50 auf 500 Werte findet, die ebenfalls um etwa 40% zu niedrig sind. Bei konstant ge- 
haltener maximaler Röhrenspannung andererseits war das Röntgenspektrum — und speziell auch die 
Grenzwellenlänge desselben — zwischen 50 und 500 Perioden vollständig unabhängig von der Frequenz. 

P. Kirkpatrick: Die Verteilung der Energie im kontinuierlichen Rön.genspektrun. inner- 
halb der Röntgenröhre. (The Physical Review, Bd. 22, S. 37, 1923.) Verf. bestimmt die Energie im kon- 
tinuierlichen Spektrum der von einer Coolidgeröhre mit Wolframantikatihode senkrecht zur Rich- 
tung des Kathodenstrahlenbündels der Röhre ausgesandten Röntgenstrahlung durch Rellexion derselben 
an einem Steinsalzkristall in einer mit Methyljodid gefüllten lonisationskaımmer. An den gemessenen. 
Intensitäten werden dann eine Reihe von Korrektionen angebracht, so daß schließlich die Energiever- 
teilung in dem Spektrum innerhalb der Röhre gefunden wird. In den so für die beiden Spannungen von 
71 und 51 Kilovolt erhaltenen Verteilungskurven liegt das Maximum der Intensität bei einer Wellen- 
länge von bzw. 0,445 und 0,503-1U—-8 cu, Diese Maximalstelle bestimmt sich nach Verf. durch die Glei- 
chuug Au =k + k- 7, wo zodie Grenzwellenlänge und k und k’ zwei Konstanten bedeuten. Die Formel 
lautet ganz anders als die von Ulrey einerseits und Dauvillier andererseits für diese Größe auf- 
gestellten. Auch stimmen die Kurven des Verf. mit den auf theoretischem Wege von Behnken, 
March und Davis abgeleiteten Kurven nicht überein, wie allerdings auch diese stark voneinander 
abweichen. l 

P. Knipping: Über „Pseudo-Hochvakuum“. (Die Naturwissenschaften, Bd. 11, S. 756, 1923.) 
Als Pseudo-Hochvakuum bezeichnet Verf. den Zustand einer Vakuumröhre, die z. B. mit einem Gas von 
einigen mm-Hg Druck gefüllt ist und also für gewöhnlich die Elektrizität recht gut leitet, dies aber 
plötzlich nicht mehr tut. Ähnliches beobachtet man auch bei alten Röntgenröhren, die von einem ge- 
wissen Zeitpunkt ab, trotzdem man durch ihre Regeneriervorrichtung Gas in die Röhre geleitet hat, doch 
keinen Strom mehr aufnehmen wollen. Zur Erklärung dieser Erscheinungen nimmt nun Verf. an, daß 
zur Einleitung eines elektrischen Stromes in einer gashaltigen Vakuumröhre stets eine Spur Wasser- 
dam pf nötig ist, aus dem nämlich durch die überall vorhandene durchdringende Strahlung positiv ge- 
ladene Wasserstoffkerne erzeugt werden, die ihrerseits wieder wegen ihrer großen Beweglichkeit in be- 
sonders hohem Maße befähigt sind, durch Stoß aus anderen Gasatomen Ionenpaare zu bilden und so den 
elektrischen Strom einzuleiten. Spuren von Wasserdampf sind fast in jedem Vakuumapparat, auch 
wenn derselbe stark und lange erhitzt ist, als sog. Wasserhaut vorhanden; und erst wenn diese ganz auf- 
gebraucht ist, hört eben auch die Leitfähigkeit für elektrischen Strom auf, selbst wenn anderes Gas in 
größerer Menge da ist. 

Liberson (Marine Hosp. Nr. 70, N. Y. City): Eine vereinfachte Röntgenographische Technik 
auf experimenteller Grundlage. (Am. J. of Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 647.) Die geeignete Fokus- 
plattendistanz wird gefunden, indem man von dem Produkt Funkenstrecke mal 8 das Produkt aus der 
Dicke des aufzunehmenden Teils mal 3 bei Knochen, mal 2 bei Weichteilen abzieht. Für einen gegebenen 
Abstand ergibt sich daraus auch die nötige Funkenstrecke, die man des besseren Kontrastes halber mög- 
lichst klein wählen soll. Die MASek.-Zahl wird gefunden, indem man die Dicke des Körperteils (in Zoll!) 
mit dem Emulsionsfaktor multipliziert. Teilt man mit der MA-Zahl, die der Apparat gibt, so erhält man 
die nötige Belichtungszeit. Der Emulsionsfaktor wird gefunden, indem man auf einer Platte eine Hüfte 
von 6”,eine Zehe von 1° und einen dazwischenliegenden Teil von 3” Dicke aufnimmt. Plattenfokus- 
abstand und Belichtungszeit werden nach obigen Angaben berechnet, indem vorläufig als Emulsions- 
faktor 30 gesetzt wird. Ist Hüft- und Zehenschatten gleich dicht, ist der Faktor richtig, ist Hüftschatten 

` weniger dicht, so ist der Faktor solange zu erhöhen, bis der Hüftschatten ebenso dicht ist wie der Zehen- 
schatten. Ist in den aufzunehmenden Teilen Luft enthalten, so ist die Luftschicht von der Dicke ab- 
zuziehen. 

Lilienstein (Bad Nauheim): Das Orthometer, ein Maßstab zur Größenbestimmung des Her- 
zens am Röntgenschatten. (M. m. W. 1923, Nr. 34/35, S. 1121.) Siehe Kongreßheft 1923 der „Fort- 
schriite“ (Bd. 31), S. 126. 

ArvidOdenerantz: Physikalische Fakta von röntgenologischer Bedeutung. (Acta Radiol. 
II, 2, S. 128.) Der Aufsatz enthält eine kurze Zusammenstellung der physikalischen Gesetze, welche für 
die Röntgenarbeit von Bedeutung sind. So werden erstens die Entstehung der Strahlen, dann das konti- 
nuierliche und das Linienspektrum, weiter diffuse und Fluoreszenzabsorption, und letztens photogra- 
phische und Lumineszenzwirkungen behandelt. In jedem Fall wird, wo möglich, die Bedeutung der 
Gesetze für die Praktik hervorgehoben — insbesonders die Notwendigkeit, immer physikalische Defini- 
tionen der Arbeitsverhältnisse zu verwenden... , 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. 64 


502 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Physik und Technik). | XXXE 4 


E. Payr (Leipzig): Über einige wenig beachtete Fehler in der Asepsis. (Zbl. f. Chir. 1923/43, 
S. 1601.) Eine schwere, bisher nicht beachtete Infektionsgefahr sind die von Hand zu Hand herumge- 
reichten, von den betreffenden Stationsassistenten septischer Fälle vorgezeigten Röntgenplatten. Die 
Gelatineschicht begünstigt in ganz hervorragendem Maße das Haften von Keimen (die für sie vielleicht 
noch einen guten Nährboden abgibt). Besonders bedenklich in dieser Hinsicht sind die Osteomyelitis- 
fälle. Impfungen von Röntgenplatten ergaben: sterile oder keimarme Glasseite, mit Staphylokokken 
beladene Schichtseite, besonders an den Stellen der noch sichtbaren Fingerabdrücke. 

J. 0. Perrine: Von Röntgenstrahlen erregte ultraviolette Fluoreszenz. (The Phys. Review, 
Bd. 22, S. 48, 1923.) Verf. hat über 100 Substanzen daraufhin untersucht, ob sie bei Bestrahlung mit 
Röntgenstrahlen ultraviolettes Licht aussenden; die meisten gaben keins, z. B. 14 Doppelsalze des Urans, 
23 Oxyde und 50 andere Verbindungen, auch Anthrazen, Chrosoidin, Eosin und Fluoreszein nicht. Posi- 
tive Resultate wurden dagegen erhalten mit den Chloriden von Cd, Cs, Li, K, Na und Rb, ferner mit 
KBr, KJ, BaSO,, RaSO,, ZnO, CdJ:, CuJ2, HgCl und CaWO,, sowie mit mehreren Willemitverstärkungs- 
und Leuchtschirmen für Röntgenstrahlen. Hinzuzufügen ist hier noch der Flußspath, CaF dessen ultra- 
violette Fluoreszenz schon 1896 von WinekelmannundStroubelentdeckt wurde. Die Intensität 
des Fluoreszenzlichtes nahm für aufeinanderfolgende Bestrahlungen ab. Alle Stoffe, die hierbei ultra- 
violettes Licht ausstrahlten, gaben auch eine oder mehrere Banden im sichtbaren Spektrum, mit Aus- 
nahme von BaSO, und RaSO,. Bei dieser Gelegenheit wurde ferner beobachtet, daß einige der bestrahlten 
Stoffe ihre Farbe stark veränderten, z. B. wurde RbCl dunkelblau, NaCl gelbbraun, KC1 und LiCl rosa 
und CsCl blau. Die ursprüngliche weiße Farbe kehrte meistens im Sonnenlicht zurück, aber nicht im 
Dunkeln. ; 

Podestà (Genua): Das röntgenologische Bild der mit Gas gefüllten Gehirnventrikel und sein 
diagnostischer Wert. (La Radiol. Med. X, 9, Sept. 1923, S. 371.) Bericht über die Pneumoventrikulo- 
graphie durch direkte Gasfüllung der Gehirnventrikel, ihre Indikationen, Technik, mögliche Schädi- 
gungen. Genaue Beschreibung der Technik Bingels zur Pneumoventrikulographie mittels Lumbal- 
punktion. Eigene Untersuchungen an einem größeren Leichenmateriale zur Klärung der Frage, ob die 
direkte Gasfüllung der Ventrikel durch die Lumbalinsufflation ersetzt werden kann. In der Hälfte der 
Fälle war es möglich, alle Gehirnventrikel zu füllen; am schwersten gelang eine regelmäßige Füllung 
der Seitenventrikel durch die Lumbalpunktion (wie auch von Bingel selbst angegeben wird). Die 
direkte Punktion der Ventrikel ergab bei den Leichenversuchen niemals die Gewähr, den Ventrikel 
wirklich erreicht zu haben (andere Verhältnisse als beim Lebenden!). Schließlich wird die schwierige 
Deutung der Bilder, trotz der jedesmal möglichen Obduktion der untersuchten Leichen, betont. Literatur. 

Pritchard (Battle Creek): Der Wert von Schrägaufnahmen bei der Thoraxuntersuchung. 
(J. of Radiol. IV, 8, Aug. 1923, S. 268.) Nichts Neues. 

E. S a s s o (Neapel): Safranin in der Röntgenographie. (La Radiol. med., Nov. 1923, S. 480.) Verf. 
knüpft an eine Mitteilung Lüppo-Cramersan. Die entwickelte Platte wird bei Rotlicht für eine 
Minute in reinste Phenosafraninlösung 1:2000 eingetaucht und kann dann bei Gelblicht weiterent- 
wickelt werden. Hautschutz nötig. (Drahtgestelle.) Vorteil, daß trotz kürzerer Belichtung kontrast- 
reiche Bilder erzielt werden. 

Sawford (Sophian Clinic, Kansas City): Eine flache Spiralblende in der Röntgenographie. 
(Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 737.) Ähnlich der Akerlundschen, jedoch aus 2 sich umgrei- 
fenden Spiralen bestehend. Die Bleistreifen sind 0,5°° hoch, !/%* voneinander entfernt. 

Emile Sergent und Paul Cottenot: Die Röntgenuntersuchung der Atemorgane nach 
intratrachealer Lipojodin-Injektion. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., Okt. 1923, S. 441.) Die Injektion 
von Jodöl in den Bronchialbaum zur Ermöglichung genauerer Röntgenuntersuchung ist auch in der 
französischen Literatur nicht neu (vgl. u.a. JacquesForestierund Louis Leroux, Journ. de 
Radiol et d> El., August 1923). Neu ist die ausgezeichnete technische Wiedergabe von gefüllten Kaver- 
nen, von Bronchiektasien, von Deviation der Trachea bei Lungenretraktion. Die Jodölfüllung des Bron- 
chialbaums ist angezeigt zur Darstellung von Abweichungen von Trachea und Bronchien, zur Feststel- 
lung der Wegsamkeit eines Bronchialabschnittes, zur Erkennung von Bronchiektasien, von Höhlen, von 
Fisteln der Pleura oder der Bronchien. Stelle der Wahl zur Injektion ist die Membran zwischen Cricoid 
und Thyreoidea. Der Ölinjektion muß Kokainanästhesie vorausgehen. Man verwendet am besten eine 
gebogene Nadel, die Spritze muß 40 cc fassen. Die Lagerung erfolgt je nach verlangter Darstellung in 
Seiten-, Rücken-, Hoch- oder Tieflage auf einem Untersuchungstisch, so daß unmittelbar nach der In- 
jektion die Röntgenaufnahme erfolgen kann. Das Jodöl resorbiert sch, wird verschluckt, ausgehustet, 
in der Regel binnen weniger Tage. In einzelnen Fällen bleiben Reste monatelang im Thoraxraum nach- 
weisbar, wie es scheint ohne nachteilige Folgen. Gelegentlich machen sich früh Erscheinungen von 
Jodismus bemerkbar. 

Snider (Hot Springs): Eine Buckyblende mit weiten Schlitzen. (Am. J. of Roentg. X, 8, Aug. 
1923, S. 604.) 12 cm breite Eisenbänder in 3 em Abstand wie bei Buckyblende angeordnet, eignen sich 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Anatomie). 503 


für Aufnahmen von Herz und Gefäßen, da es nur auf das Verhältnis von Bandbreite zu Schlitz- 
breite ankommt, und da die Bildschärfe zwar durch zunehmenden Objekt-Plattenabstand sinkt, aber 
durch den vergrößerten Fokus-Plattenabstand wieder verbessert wird. 

H. Strecker (Psych. Kl. Würzburg): Über die Möglichkeit einer wesentlichen Vereinfachung 
der Enzephalographie. (M. m. W. 1923/46, S. 1383.) Durch „Liquorpumpen“, d. h. abwechselnde größt- 
mögliche Vor- und Zurüekbeugung des Kopfes in sitzender Stellung gelingt es, bei der Lumbalpunktion 
nicht nur viel größere Liquormengen zu erhalten, sondern auch soviel Luft in das ganze Kanalsystem zu 
bringen, daß die sofort angeschlossenen Röntgenaufnahmen die luftgefüllten Ventrikel zeigen. Doch 
läßt sich der Druck nicht so konstant erhalten wie nach der Bingelschen Lufteinblasung. 

P.Stump£ (München): Reflektierende Röntgenplatten. (M. m. W. 1923/38, S. 1201.) Die Schicht 
wird auf eine zugleich weiß reflektierende und durchscheinende Unterlage (Opalglas, das auch lumi- 
nesziert) gegossen. Dadurch wird die Kontrastwirkung besonders im auffallenden Licht- verstärkt, die 
Expositionszeit kann entsprechend abgekürzt werden. 

l J. Szabó (II. chir. Kl. Budapest): Beiträge zur Pneumoradiograpbie. (Beitr. z. klin. Chir. 129, 
3, S. 677.) Verf. rühmt die diagnostischen Vorteile der Methode bei Nierensteinen, Nierengeschwülsten 
und “eschwülsten der Bauchhöhle. 62 Fälle. Seit Erlebnis einer Luftembolie verwendet Verf. Sauerstoff 
oder Kohlensäure. Angabe der Technik (Pneumothoraxapparat). Ausführung auch aınbulant möglich. 
In einem andern Falle von Lufteinblasung wurde Kollaps und Atemstillstand, Benommenheit noch am 
folgenden Tag beobachtet; hier nimmt Verf. reflektorische Wirkung von einer Pleuraverletzung aus an. 

M. Thibonneau :Vorsichtsmaßnahmen zum Schutze gegen das Herabfallen der Leitungs- 
drähte. (Journ. de Radiol. et d!Electrol., Sept. 1923, S. 411.) Genügender Schutz gegen das Herabfallen 
vou Leitungsdrähten besteht, wenn das Personal Gummisohlen trägt bzw. wenn die Spannung der Lei- 
tungsdrähte den Primärstromkreis erhält, so daß beim Fallen von Drähten der primäre Stromkreis 
unterbrochen wird. 

v. Thurzó und Nagy (Debreczen): Die Wirkung der pneumozephalischen Lufteinblasungen 
auf Liquor und Liquorläsion. (D. Zschr. f. Nervhk. 79, 6.) Nach endolumbaler Lufteinblasung steigt der 
. Zellenwert (Maximum 6—7 oder 24 Stunden nach derselben) für 8—12 Tage an, gleichzeitig ist Eiweiß- 
zunahme festzustellen, in Verbindung mit meningealer Reizung. Die Kolloidreaktionen geben nach der 
YEinblasung mehr oder weniger ausgesprochene Meningitiskurven. Klinisch wurde höchstens in einigen 
Fällen geringe Besserung von zweifelhaftem Wert gesehen. | 

Wartenberg (Freiburg i. Br.): Zur Technik der endolumbalen Lufteinblasung. (Kl. W. 
1923/40, S. 1866.) Eeupinatıoh der Bingelschen Druckflasche bzw. einer Rekordspritze und eines 
. Dreiwegehahnes. Ä 

Williams (Danville): Rasche Zubereitung der Entwicklerlösung. (Am. J. of. Radiol. IV, 10, 
Okt. 1923, S. 370.) 

Jos. Ziegler (Berlin): Die Röntgenuntersuchung der Lungenspitzen. (Zschr. f. Tuberk. 39, 1, 
S. 7.) Zunächst soll, nach Inspektion und Palpation, durchleuchtet werden (Adaptation mindestens 
10 Min. lang!). Wichtig ist rechteckige Abblendung, Sichtbarmachung des ersten Interkostalraums, 
Differentialdurchleuchtung bei verschiedenem Härtegrad. Eine Aufnahme soll angeschlossen werden 
1. bei negativem Durchleuehtungsbefund, aber begründetem klinischem Verdacht, 2. wenn bei der Durch- 
jeuchtung ein wolkiger, anscheinend homogener Schatten sichtbar ist, 3. wenn genaue Durchmusterung 
wegen des Körperbaues nicht möglich ist, 4. wenn spätere vergleichende Untersuchungen gemacht wer- 
den sollen. Aufnahme schräg ventrodorsal nach Albers-Schönberg bei exakter Zentrierung 
(Fehlerquellen!), in Exspirationsstellung, mit möglichst langer Expositionszeit, aber Röhre nicht zu 
weich, ev. mit Verstärkungsschirm. Nie kann die Aufnahme die Durchleuchtung ersetzen. Röntgenologe 
und Kliniker sollten erst unabhängig voneinander untersuchen und dann. zusammen beraten. 


Diagnostik. 


2. Anatomie, Physiologie. 


Aschof£f£ (Freiburg): Über die Dreiteilung des Magens, mit besonderer Berücksichtigung der 
Schleimhautverhältnisse. (Arch. f. Physiol. 201, 1—2, S. 67.) Mit Bemerkungen über den „Isthmus“, die 
Muskelschichten u. a. (Reizversuche an Hunden nach Tötung durch Luftembolie). | 

L.DelhermundRobertChaperon: Wie soll man die normalen Hilusschatten auffassen? 
(Journ. de Radiol. et d’Electr., Juli 1923, S. 329.) Untersuchungen am unversehrten Brustkorb der 
Leiche mit Injektion der Arteria pulmonalis von der Cava inferior, den Bronchien und der Trachea aus 
und Injektion soweit möglich der Pulmonalvenen von der Aorta abdominalis aus. Nach der Injektion 
wurden Frontal- und Seitenaufnahmen gemacht. Da die Hilusschatten der Leiche wenig sichtbar sind, 
sich sicherlich von den Schatten im Leben unterscheiden, war kontrollierende Untersuchung am Leben- 

64 * 


504 | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Anatomie). XXXI, 4. 


den, ausgiebige Benutzung von Merkzeichen bei den Leichenuntersuchungen erforderlich. Ergebnisse 
dieser Untersuchungen: Bei der Durchleuchtung sieht man stets — frontale Durchleuchtung — die Vena 
cava superior; diese ist lange mit der Aorta ascendens verwechselt worden. Fast der Gesamthilusschatten 
ist Funktion der Arteria puimonalis und ihrer Ausbreitung. Der mittlere 2. Bogen entspricht dem Stamm 
der Pulmonalarterie, darüber steilt sich ein kleines Stück der Aorta descendens und die Aortenkrüm- 
mung dar. Die großen Bronchien, die Trachea markieren sich als helle Bänder, von denen man beim 
Lebenden gewisse Abschnitte bei der Durchleuchtung sehen kann. Die Pulmonalvenen tragen nur wenig 
zum Bilde der Hilusschatien, zumal bei jüngeren Individuen, bei, während bei älteren Personen und bei 
Herzleiden durch sie die Hilusschatten in Form und Aussehen verändert werden. Die opaken Hilus- 
decken, z. T. in vertikaler Rosenkranzanordnung, entstehen durch Gefäßkreuzung, besonders durch 
solche von Venen mit Arterien und durch Übereinanderlagerung von solchen Kreuzungen. Diese Gefäß- 
lecken werden durch Seitenverschiebung zum Verschwinden gebracht, während Kaıkschatten auch bei 
Drehung sich kaum merklich ändern. Die arteriellen Hilusschatten sind gewöhnlich nicht homogen und 
nicht sehr opak, weil deren Dichte durch Überlagerung der Bronchien vermindert werden muß. — An 
guten Aufnahmen ist das arterielle Netz, das die Totalität der Hilusschatten fast vollkommen umfaßt, 
bis in feine Verzweigungen darstellbar. Die Abwesenheit der hellen Bronchialstreiten beim Lebenden 
ist differentiell bemerkenswert für die Diagnose der Ganglien- und Bronchialveränderungen. — Um 
lIilusaufnahmen gut zu deuten, ist es erforderlich, den Verlauf der Arterien und Bronchien genau zu 
kennen. Bei normalen Individuen wird man ebensowenig Hilusdrüsen sehen können, wie man Hals- 
drüsen sehen kann. Hilusdrüsenpakete verändern erheblich Form und Ausdehnung der Hilusschatten, 
zumal wenn sich perigangliäre Entzündung zugesellt hat. Das sonst scharfe Gefäßbild der Pulmonal- 
arterien geht in flauer bis an den Herzschatten reichender Verschattung unter. Die Bronchialhelligkeit 
zwischen Herz und Gefäßen verschwindet. Sicherlich ist die reiche Gefäßverästelung fälschlich als 
fibröse, skleröse, tuberkulöse Verdichtung aufgefaßt worden. Die Differentialdiagnose zwischen nor- 
malen und pathologischen Zuständen muß durch Verwertung der Durchleuchtungsergebnisse in ver- . 
‘schiedenen Ebenen vertieft werden 

Ganter (Med. Kl. Würzburg): Experimentelle Untersuchungen über die Peristaltik des 
menschlichen Dünndarnıs. (Arch. f. Physiol. 201, 1—2, S. 101.) Versuche am menschlichen Dünndarm. 
Aufzeichnung der Bewegungen eines eingeiührten Gummiballons. Bei einem gewissen „kritischen“ 
Autblähungsdruck setzen plötzlich Kontraktionen der Ringmuskulatur ein (10—12 pro Minute), welche 
in abwärts gerichtete peristaltische Wellen übergehen. 
| Kolle (Frankfurt): Experimentelles über Wismuttherapie. (13. Kongreß der D. Dermatol. Ges. 
1923, Bericht Derm. Wschr. 1923/30, S. 935.) Zur experimentellen Prüfung der Resorptionsverhältniss" 
ist das Röntgenhild unbedingt erforderlich. 

J.C. Lehmann (chir. Kl. Rostock): Beiträge zur Frage der Magenstraße. (Arch. f. klin. Chir. 
127, S. 357.) Studien über Magentüllung bei liegender Duodenalsonde, welche die kleine Kurvatur an- 
zeigt. Es zeigte sich, daß die Ingesta der Schwerkrait folgend abwärts gleiten, und zwar seltener in der 
kleinen Kurvatur oder ihrer Nähe als in der Magenmitte: zuweilen scheinen sie sich sogar an die große 
Kurvatur zu halten. 

Löwy und Tezner (Wien): Röntgenologische Untersuchungen über den Einfluß von Atropin 
und Pilokarpin auf die Motilität des gesunden kindlichen Magens. (Mschr. f. Kindhk. 26, 4, Juli 1923, 
S. 378.) Subkutane Atropingabe (bis 2 mg) verzögert bei 6—14,ährigen Kindern die Magenentleerung, 
hauptsächlich infolge Peristaltik- und Tonusminderung; Dauerbulbus häufig. Pilokarpin verlängerte 
in 50% die Entleerungszeit, wahrscheinlich infolge von Pylorospasmen und ungeordneter Peristaltik. 

R. Massart und J. Cabouat (Nimes): Röntgenuntersuchung der Schulterentwicklune. 

(Journ. de Radiol. et d’Electrol., August 1923, S. 357.) Fortsetzung der auf Veranlassung von Broca 
vorgenommenen vergleichenden Untersuchungen der Knochenentwicklung der Gelenke. Nachdem das 
Studium des Handgelenks (Lyon Chirurgical) abgeschlossen ist, die Bespreehung des Ellbogengelenks 
gerade erscheint, bildet die Beschreibung der Gelenkentwicklung der Schulter die nächste Fortsetzung. 


Der Mitteilung liegen Röntgenaufnahmen von 150 Schultern, beginnend kurz nach der Geburt — bei 
gesunden Individuen — zugrunde Um die Knochenkerne übersichtlich darzustellen, waren vielfach 


Doppelaufnahmen in äußerster Innen- und Außenrotation erforderlich. 
© E, Milani (Rom): Die Bewegungen des Dünndarms (Jejunums), an Serienröntgenogrammen 
studiert. (La Radiol. Medica X, 10, Okt. 1923, S. 409.) Ausgehend von Rieders Untersuchungen 
{Röntgenkongreß 1923) untersuchte Verf. die Bewegungen im Hungerzustand. Er bestätigt, daß man 
Tejunum und Ileum sowohl nach dem Aussehen als nach der Peristaltik unterscheiden kann und daß 
sowohl „pendelförmige Bewegungen“ als auch „oberflächliche Mischbewegungen“ auftreten. Diesel- 
ben sind auf Serienbildern gut zu verfolgen. 
F. W. Müller (Tübingen): Form und Lage des menschlichen Magens nach neuen Untersuchun- 
gen. (Klin. Wochenschr. 1923/24, S. 1107.) Bei 6 lebensfrisch mit Formalinlösung injizierten Leichen 


` 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Fremdkörper). 505 


zeigte sich bei Durchleuchtung in Frontalprojektion bei den 3 im Liegen konservierten Leichen eine 
Stierhornform des Magens, bei den 3 in aufrechter Stellung fixierten eine Siphonform. Die Stierhorn- 
{form fand sich bei hochstehendem, die Siphonform bei tiefstehendem Zwerchfell. Die große Magen- 


kurvatur sieht bei der Stierhornform ventralwärts, bei der Siphonform kaudalwärts. Beide Formtypen 
sind nieht miteinander vergleichbar, da das Röntgenbild nur den Magenschatten, nicht aber die Magen- 
iorm wiedergibt. Eine Stierhornform gibt es nicht, der Röntgenschatten derselben ist nur ein Ball: 


zeichen für eine bestimmte Stellung des Magens. 

Pacini (Chikago): Ein System röntgenologischer Anthropometrie (der Schädel). III. Teil, 
Deskriptive anthropologische Angabe... (Journ. of Radiol. IV, 10, Okt. 1923, S. 358.) 

M. Pascher (Innsbruck): Zur Kenntnis der Altersveränderungen in den menschlichen Kehl- 
kopfknorpeln, insbesondere der körn'gen Entartung der Knorpelgrundsubstanz, der Vaskularisations-, 
Resorptions- und Verknöcherungsbefunde. (Virchows Arch., Bd. 246, S. 198.) Die Verknöcherung be- 
ginnt frühestens im 20.—22. Lebens’ahr, ausnahmsweise noch früher. Die Lokalisation der Knochen- 
kerne und die Strukturverhältnisse werden beschrieben. 

Poos (Physiol. Inst. Freiburg): Zur Differenzierung der Magenfunktion hinsichtlich Reizbil- 
dung. Reizleitung und Tonus. (Archiv f. Physiol. 201, 1—2, S. 83.) Versuche am Froschmagen. 

H. S pa t z (Med. Kl. Köln-Lindenberg). Das Verhalten von Form, Lage und Funktion des Brust- 

korbs und seiner Organe bei verschiedenen Körperlügen unter besonderer Berücksichtigung des Knie- 
hangs. (M. m. W. 1923/48, S. 1431.) Im Kniehang nimmt der Thoraxquerdurchmesser zu, der erspira- 
torische Stand der Zwerchfellkuppen rückt kopiwärts, das Herz ebenfalls höher: letzteres stellt sich 
‚quer, seine Maße liegen zwischen denen im Stehen und denen im Liegen. 

Ssoson-Jaroschewitsch (St. Petersburg): Die Analyse der Variationen des S Roma- 
num. (Archiv f. klin. Chir. 125, 1—2, S. 283.) Sorgfältige anatomische Studie an 101 Leichen. Verf. 
rückt vom Begriff „Anomalie” ab und unterscheidet 4 Gruppen von Variationen: 1. das S Rom. liegt im 
kleinen Becken und hat Schlingen oder Windungen (vertikale oder horizontale); dies ist die vollkonı- 
inenste, d. h. physiologisch geeignetste Form; 2. die Schlingen des S Rom. liegen außerhalb des kleinen 
Beckens und links von der Wirbelsäule: 3. das S Rom. ist in die r. Bauchhälfte verlagert; 4. das S Rom. 
stellt eine fast gerade Röhre dar (seltenste, unvollkommenste Form). Form und Lage wird bestimmt 
durch die Radix mesent., Form und Größe des Mesenteriums und Darmlänge: Embryonalanlage, Alter, 
Beckenform, physiologischer Zustand des Darmes und der Nachbarorgane bestimmen die Topographie. 
Die Lage eines perisigmoiditischen Abszesses und die Entstehung eines Volvulus sind von den anato- 
mischen Verhältnissen abhängig; Skizzen, Lit. 

F. Walcker (St. Petersburg): Die Grundtypen der Form und der Lage der Bauchorgane des 
.menschlichen Körpers. (Archiv f. klin. Chir. 125, 3, S. 490.) Beschreibung der verschiedenen Form- 
und Lagetypen des Magens, der einzelnen Darmabschnitte, der Milz, des Zwerchfells. Besprechung 
ihrer Abhängigkeit von Entwicklung, Alter, Geschlecht, Fettgehalt, von der Form der Bauchhöhle 
u. a. — Lit. — Wichtig zum Studium des normalen Röntgenbildes! Vgl. Arbeiten von Kuprij ja- 
noff unten in Gruppe ®6. 


3. Fremdkörper. Konkremente. 


E. Brack: Über zwei „Stechapfeloxalate“ in der Harnblase. (Virchows Arch., Bd. 246, S. 117.) 
Nebenbefund bei 2 alten Männern mit Prostatahypertrophie. Die Steinchen hatten offenbar keine 
Harnbeschwerden gemacht. Bemerkungen zur Entstehung solcher Steine. 

B row n (Pittsburgh): Ein relativ groBer Fremdkörper in der Orbita. (Am. J. of Roentg. X, 10, 
Okt. 1923, S. 842.) Ein 2j. Kind hatte sich 2 Glassplitter zwischen Orbitaldach und Bulbus eingestoßen, 
ohne daß von außen die Größe der Splitter irgendwie erschlossen werden konnte. 

Bumba (Prag): Fremdkörper im Hypopharynx. (Zschr. f. Laryngol. 12, 1, S. 49.) Bei 3 kleinen 
Kindern Extraktion von Münzen im Röntgenlicht. Ösophagoskopie und -tomie kann dadurch über- 
flüssig werden. Die Lokalisation erfolgt beim Schlucken von Bariumbrei. 

v. Eiselsberg (Wien): Weitere Erfahrungen über Steckschußoperationen unter Röntgen- 
licht. (Archiv f. klin. Chir. 127, S. 550.) Bericht über die große Anzahl der seit 1818 unter Anwendung 
der Untertischeinriehtung entfernten Steckgeschosse, wobei die 6 Gehirnsteckschüsse besonders genau 
‚betrachtet und mit nicht operierten verglichen werden. Indikationsstellung für die einzelnen Kör- 
perregionen. 

H.Hohlweg (Duisburg): Zur Diagnose der Nierensteine und Nierenbeckenerkrankungen, spé- 
ziell mit Hilfe der Pyelographie. (Klin. Wochenschr. 1923, Nr. 31, S. 1447.) Mittels des Röntgenver- 
fahrens sind wir in der Lage, in 97% der Fälle einen Steinschatten auf der Platte sichtbar zu machen. 
Zu den übrig bleibenden 3% gehören die Xanthin- und Cystinsteine. Für die Frage der Oneration ist 
die genaue Lokalisierung wichtig, dabei leistet die Pyelographie ausgezeichnete Dienste. Die Technik 
ist bekannt, empfehlenswert ist, nach vollendeter Aufnahme den Ureterenkatheter X Std. liegen zu lassen 


506 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Äuslandes (Fremdkörper). XXXI, 4. 


oder noch besser die injizierte Flüssigkeit abzusaugen. Die Gefahr der Pyelographie liegt in der Mög- 
lichkeit des Übertritts der Kontrastflüssigkeit ins Blut oder bei zu starkem Druck in der mechanischen 
Schädigung der Nierenbeckenschleimhaut und des Nierengewebes, besonders bei Verwendung von Kol- 
largol. Deshalb ist 20% Bromnatriumlösung vorzuziehen. Für die Erkennung der pathologischen Lage- 
und Größenveränderungen des Nierenbeckens ist die Methode absolut unentbehrlich, ebenso zur Fest- 
stellung von Harnleitersteinen. Strahlendurchlässige Cystin-, Xanthin- oder Uratsteine können durch 
mehrfaches Durchspülen mit Bromnatriumlösung durch Beschlag der Oberfläche in schattengebende 
umgewandelt werden. Schließlich wird auf die Wichtigkeit der jedesmaligen Untersuchung beider 
Nieren hingewiesen, auch wenn nur Verdacht auf einseitige Erkrankung besteht. (Abbildungen.) 

W.Jehn (chir. Kl. München): Extraktion eines 4,5 cm langen Nagels aus dem rechten Haupt- 
bronchus eines 4jährigen Kindes. (Zbl. f. Chir. 1923/29, S. 1132.) Kasuistik: 4jähriger Knabe, der 
12 Stunden vor der Aufnahme einen großen Nagel verschluckt haben soll. Die sofort vorgenommene 
Durchleuchtung ließ einen vertikal gestellten Fremdkörper in Höhe des 2. Brustwirbels im hinteren 
Mediastinum erkennen. Tiefe Athernarkose, Ösophagoskopie (J e h n) ergebnislos. Deshalb neue Durch- 
leuchtung nach Einführung einer Schlundsonde: Fremdkörper dicht neben und vor dem schattengeben- 
den Gummirohr, so daß Mediastinalperforation oder Sitz des Fremdkörpers im rechten Bronchus ange- 
nommen werden mußte. Die Bronchoskopie ergab Verengerung des rechten Hauptbronchus durch 
Schleimhautquellung. Daher Tracheotomia inferior, Eingehen mit dünner, gebogener Kornzange in die 
Tracheotomiewunde und Extraktion des Nagels. Heilung in 20 Tagen. 

Kronenberg (Solingen): Über Konkremente der Kieferhöhle. (Zschr. f. Laryngol. 11, 6, 
S. 351.) Lit. 

C.Lehmann (Chir. Kl. Rostock): Eine eigenartige Dünndarmperforation durch Fremdkörper. 
(Zbl. f. Chir. 1923/29, S. 1131.) Verschluckte Eisendrahtstücke sperrten sich in einem echten Dünndarm- 
divertikel und perforierten die gegenüberliegende Dünndarmwand. 

H. Ratig (Perleberg): Erfahrungen über die Bedeutung von Fremdkörpern im Gehirn. (Zschr. 
f. die ges. Neurol. u. Psych., Bd. 85.) Beobachtungen an 85 Hirnsteckschußverletzten der Münchner 
Hirnverletztenabteilung. Diese Verletzten waren durchschnittlich schwerer geschädigt als die übrigen 
Verletzten, was weniger auf den Fremdkörper als auf die Zerstörung von Gehirnmasse zu beziehen ist. 
` Weitgehende Ortsveränderungen von Fremdkörpern hält Verf. für selten. Schwere glatte Geschosse 
landen wohl schon früh auf einer festen Unterlage, die Senkung geschieht infolge Drucknekrose des 
Gehirns. Stereoskopische Röntgenaufnahmen (Abb.) eines Schädels, in welchem die Falx und das Ten- 
torium durch Draht markiert waren, lehrten, daß viele scheinbar frei im Gehirn eingebettete Projektile 
(Infanteriegeschosse, Schrapnellkugeln, größere Granatsplitter) auf dem Tentorium liegen bzw. in der 
Falx cerebri steeken. Abszesse wurden 5 mal nach Artilleriegeschoßverletzung beobachtet, i mal nach 
Handgranaten-, 3 mal nach Infanteriegeschoßverletzung. Abszesse bzw. Fisteln brauchen nicht vom 
Fremdkörper herzurühren. Steckschußverletzte sind- womöglich früh zu operieren, wenn kein großer. 
Eingriff nötigist;im Spätstadium nur dann, wenn der Fremdkörper offensichtlich die vorhandenen Stö- 
rungen hervorruft, die Operation keine großen Gefahren bietet und die Entfernung mit einiger Sicher- 
heit eine Heilung erwarten läßt. 

Fritz Schlemmer (Wien): Über ein neues Instrument zur Schließung verschluckter oder 
aspirierter, oralwärts offener Sicherheitsnadeln in situ mit nachfolgender Extraktion. (Zschr. f. Hals-, 
Nasen- u. Ohrenheilk. V, 1, S. 92.) Verf. vergleicht die früheren Instrumente mit dem neuen. Anwen- 
dung unter Leitung des Ösophagoskops nach vorherigem Studium des Röntgenogramms. 

Swearingen (Pomona, Kalf.): Ein Fall mit einer Kugel im Herzen mit Wiederherstellung. 
(Am. J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S. 454.) In sagittaler wie frontaler Richtung liegt die Kugel im 
Herzschatten, chenso in jeder anderen Richtung. Der Pat. hatte Selbstmord versucht, genas aber 
wieder und verrichtet 'mäßige körperliche Arbeit. 

T’abb (Richmond): Ein Verfahren zur Verwendung der Durchleuchtung bei der Diagnose von 
Harnsteinen. (Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 722.) Wenn vorher durch Aufnahme genau lokali- 
siert, können bei guter Akkommodation und enger Blende kleine Schatten auch bei der Durchleuchtung 
gefunden werden. Führt man einen bleiausgekleideten Ureterenkatheter bis zum Nierenbecken oder 
einem eventuellen Hindernis ein, und gelingt es nicht, durch Drehung diesen Schatten von dem Flecken 
deutlich zu trennen, so zieht man den Katheter bis unter den Schatten zurück und injiziert Bromlösung, 
deren Beziehung zum Schatten eventuell durch Aufnahme festgestellt wird. Bei Nierenbeckensteinen 
fehlt gegenüber Gallenblasensteinen die freie Beweglichkeit, bei tiefer Inspiration bewegen sie sich 
gleichmäßig mit dem Katheter und weniger als Gallenblasensteine. Bei Nierenrindensteinen bewegen 
sich die Schatten gleichsinnig und liegen höchstens um Nierendicke auseinander. 

Thomson-Walker und Knox (London): Beobachtungen in Seitenlage und andere Unter- 
suchungsmethoden der Nieren- und Gallenblasengegend. (Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 681.) 
Um Nierenverlagerung, Zeitverlust, Entleerung des Nierenbeckens zu vermeiden, wird statt der Auf- 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). 507 


nahme in Seitenlage Aufnahme von der Seite her in Rückenlage mittels näher:beschriebener Apparatur 
empfohlen. Die Gallenblase liegt bei Seitenansicht vor der Wirbelsäule und reicht bis zum III. L.-W. 
Die Niere liegt bei lateraler Betrachtung seitlich von den ersten 3 Wirbelkörpern, in pathologischen 
Fällen können Nierensteine vor der Wirbelsäule liegen (Wanderniere, Hydronephrose). Eine sichtbare 
Gallenblase ist nicht notwendig pathologisch, eine pathologisch verdickte stets sichtbar. Adhäsionen 
an das Duodenum können sie einwärts richten. Kalkeinlagerungen in ihre Wandung lassen sich schwer 
von Kalkeinlagerungen in Leberzystenwand unterscheiden. Die Flexura hepatica liegt bei seitlicher 
Betrachtung vor dem II. und III. L.-W., unmittelbar über dem Nierenbecken. — Differentialdiagnostisch 
kommen besonders Gallen- und Nierensteine in Frage. Stereoskopisch kann lediglich die Entfernung 
von der Haut bestimmt werden. Der III. Lumbalquerfortsatz ist 45 cm, der Vorderrand des III L.-W. 
11 cm, der Psoas 15 cm vor der Rückenhaut; die Bauchdecke ist 3 em dick, die Gallenblase 7—10 cm lang, 
woraus bei normaler Organlage differentialdiagriostische Schlüsse gezogen werden können. Ein Stein im 
Ductus hepaticus zeigt sich bei seitlicher Aufnahme vor der Wirbelsäule. Ein großer runder oder ovaler 
Schatten ist fast nur bei vergrößerter Niere auf Nierenstein, sonst auf Gallenstein zu beziehen; ein keil- 
förmiger Schatten ist charakteristisch für Nierenbeckensteine; ein unregelmäßiger oder sich aufzwei- 
gender ist niemals ein Gallenstein, sondern charakteristisch für Nierenstein. Meist ist der Nierenstein 
dichter und gleichmäßiger, der Gallenstein zeigt zentralen Kern und verdickten Grenzring. Steine in 
` Nieren und Kelchen gruppieren sich nach auswärts vom Psoas, Gallensteine nach unten auswärts vom 
Winkel zwischen XII. Rippe und I. L.-W. Charakteristische Bilder ergeben Nierensteine, die das Becken 
füllen, und das Mosaik einer gallensteingefüllten Blase. Doppelaufnahme auf einer Platte in verschie- 
dener Atemstellung zeigt Verschiebung des Nierensteines nach unten außen, des Gallensteines nach 
weiter unten und etwas nach innen. Steine im Ductus cysticus und hepaticus nähern sich in ihrer Be- 
wegung den Nierensteinen. Steine, die bei der Pyelographie nicht wenigstens in Zusammenhang mit 
dem Nierenbecken stehen, sind keine Nierensteine. Ein bei der Aufnahme im obersten Kelch gefundener 
Nierenstein kann bei der Operation im untersten liegen. Bei seitlicher Aufnahme des auf dem Rücken 
liegenden Patienten liegen Gallensteine stets vor der Wirbelsäule, Nierensteine darauf, Steine im äußer- 
sten Rand des Kelches können dahinter liegen, verkalkte Drüsen liegen meist vor dem III. und IV. L.-W. 
Sagittale und frontale Pyelographie läßt deutlich Drüsen und Nierensteine unterscheiden. Wird ein in 
sagittaler Richtung deutlicher Schatten in frontaler nicht vor die Wirbelsäule projiziert, so kann es kein 
Gallenstein sein. Duktusstein ist von Nierenstein nicht deutlich zu unterscheiden. Man macht stets 
dünne Weichteilaufnahmen. i 

KaiWegge: Zwei Fälle von multipeln Ureterensteinen. (Acta Radiol. II, 3, S. 264.) Verf. be- 
schreibt zwei Fälle von multipeln Ureterensteinen. In beiden Fällen findet sich eine beträchtliche An- 
zahl von Steinen, aber einer der Fälle bietet insofern ein sehr ungewöhnliches Bild, als einer der Ure- 
teren vom Nierenbecken bis hinunter zu der Blase dicht mit Steinen erfüllt ist. 


4. Knochen- und Gelenkkrankheiten, Mißbildungen. 


Axhausen (Berlin): Zur Diagnostik der Fingergelenkserkrankungen. (Kl. W. 1923/48, S. 2197.) 
Beschreibung ziemlich plötzlich auftretender, chronisch verlaufender entzündlicher Erkrankungen von 
Gelenken des Zeige-, auch Mittelfingers, zusammenhängend mit Erysipeloid. Röntgenbilder negativ. 
Übertragung von Schweinerotlauf, war oft nachweisbar. 

Chr. I. Baastrup (Kopenhagen): Die akute Knochenatrophie und ihr Röntgenbild. (Acta 
Radiol., Bd. 2, H. 4—5, S. 364.) Das klinische Bild, das zuerst von Sudeck als „akute, trophoneuro- 
tische Knochenatrophie“ und dann von Kienböck als „akute Knochenatrophie“ beschrieben wurde 
und das nach ihrer Darstellung im Gegensatz zu der Inaktivitätsatrophie aufgestellt wird, ist ungenau 
und irreführend, sowohl 1. vom theoretischen Gesichtspunkt als 2. in Hinsicht auf die angewendete 
Nomenklatur. 1. Folgende Überlegungen drängen sich auf, wenn man das Thema vom theoretischen 
Standpunkt betrachtet: a) „Trophische“ Nerven sind (hypothetische) Organe, Inaktivität ist eine Ur- 
sache eines pathologischen Zustands. Diese zwei Begriffe können einander deshalb nicht als direkte 
Gegensätze gegenübergestellt werden. Einem Verlust an Knochensubstanz durch „trophische‘“ Nerven 
muß man als Antithese einen Verlust an Knochensubstanz durch andere Organe gegenüberstellen. Einem 
Verlust durch Inaktivität ist ein Verlust infolge anderer Ursachen entgegenzusetzen. Es liegt kein 
Anlaß vor anzunehmen, daß die Inaktivität vermittelst anderer Organe einen Einfluß ausübt als durch 
diejenigen, durch welche die Krankheiten und Zustände wirken, welche die Ursache der „akuten Kno- 
chenatrophie“ sein sollen. b) Es scheint kein Grund vorzuliegen für die Annahme, daß „trophische“ 
Nerven für den als „akute Knochenatrophie“ bekannten Zustand von irgend welcher Bedeutung sein 
sollten. c) Die Hauptursache für das Auftreten der „akuten Knochenatrophie“ ist zweifellos die Inak- 
tivität. Gefäß- und Nervenschädigungen — sowohl toxischer als traumatischer Art — können wahr- 
scheinlich zu einer Steigerung des Verlustes an Knochengewebe beitragen. — 2. Hinsichtlich des Ter- 
minus „akute Knochenatrophie“ wäre folgendes zu bemerken: a) Die Veränderungen sind nicht „akut“ 


TE N 


508 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). XXXI, 4. 


im Sinne der gewöhnlichen Definition des Wortes. b) Die Bezeichnung „akute Knochenatrophie“ ist ein 
Terminus, der als Parallele zu dem Namen der gleichzeitig in den Muskeln auftretenden Veränderungen 
der „Muskelatrophie“ geprägt worden ist. Aber während ,„Muskelatrophie“ Verminderung des Volumens 
bedeutet, ist „Knochenatrophie“ eine Veränderung in der Substanz. Die Veränderung im Muskel, die 
dieser Substanzveränderung entspricht, nennen wir „Muskeldegeneration“ (fettige Degeneration). Um 
eine zutreffende Nomenklatur zu bekommen, möchte Verf. deshalb vorschlagen, mit „Knochenatrophie“ 
eine Verkleinerung der Knochendimension zu bezeichnen (konzentrische Atrophie), während degene- 
rative Veränderungen in der Substanz der Knochen (konzentrische Atrophie) „Knochendegeneration“ 
(oder „Lipomazia“) genannt werden sollte. Der Terminus „Rarefikation“ könnte als Ausdruck für 
Knochendegeneration im röntgenologischen Sinne verwendet werden. — Nach Beschreibung des klini- 
schen Bildes geht der Autor auf eine kritische Prüfung der vielen divergierenden Ansichten über die 
Entwicklung, Ursachen und die Erklärungen der Krankheit ein. Er hält sich — auf Grund von Tier- 
experimenten — für berechtigt, es als Faktum aufzustellen, daß in Verbindung mit jederlei schwererer 
Schädigung der Extremitäten immer -eine Knochensubstanzverminderung eintritt, daß diese Verminde- 
rung aber, wenn sie nur im geringeren Ausmaß auftritt, im Röntgenbild nicht erkannt werden kann. 
Eine Rarefikation von ungefähr 10% ist in der Regel röntgenologisch in den Knochen von Kaninchen 
zu erkennen. Das fleckige Stadium ist wahrscheinlich nur bei hohen Graden von Rarefikation zu beob- 
achten. In der Regel tritt dieses Stadium recht bald nach dem Einwirken des kausalen Faktors auf und 
verschwindet im Laufe weniger Wochen oder Monate, aber der Autor hat es auch noch ein Jahr nach 
dem Zustandekommen der Läsionen konstatieren können. Die Tierexperimente des Verf. zeigen in einer 
Reihe von Fällen im großen und ganzen nach verschiedenen Läsionen die ebenso schnelle Entstehung 
und ebenso starke Entwicklung der Rarefikation wie bei reiner experimenteller Inaktivierung (Gips 
verband). Alle Versuche wurden an den unteren Extremitäten von Kaninchen ausgeführt. Die Knochen 
der affizierten Extremität zeigten immer eine Abnahme an Stärke. Rarefikation, ob durch Inaktivität 
oder durch Läsionen, gibt genau das gleiche Röntgenbild. Die bisher in der Literatur aufgesteliten 
Theorien, welche die Natur der „akuten Knochenatrophie“ erklären wollten, werden in 8 Gruppen ge- 
teilt und einer kritischen Betrachtung unterzogen. Verf. setzt dann seine eigene Auffassung auseim 
ander, welche er teils auf die Literatur, teils auf seine eigenen Beobachtungen und teils auf seine Experi- 
mente an Kaninchen gründet. Sie stützt sich ferner auch noch auf gewisse physiologische Beobach- 
tungen und Theorien und gipfelt in der Hypothese, daß lokale Prozesse, mit den Gefäßen und ihren 
Nerven im Zusammenhang stehen, die Probleme, die sich mit diesem Thema verknüpien, erklären kön 
nen. Er nimmt ferner an, daß Einflüsse vom Zentralnervensystem oder vom Sympathikussystem von 
einer gewissen Bedeutung sein können. Diesen Einfluß denkt er sich an die vasomotorischen Nerven 
gebunden. — Unter der Rubrik „Diagnose“ betont der Autor besonders die Beziehung zwischen Rare- 
fikation und Tuberkulose. Er ist der Meinung, daß die Rarefikation einen beträchtlichen prognostischen 
Wert haben dürfte und bringt nähere Belege für diese Anschauung. Es werden einige prophylaktische 
und therapeutische Schlußfolgerungen gezogen, deren Haupttendenz dahin geht, zur Vorsicht bei der 
Reposition von Frakturen zu mahnen, die Notwendigkeit möglichster Schonung frakturierier Knochen 
bei Operationen zu betonex und die möglichst frühzeitige Anwendung von Massage und aktiver und 
nassiver Übungstherapie während des klinischen Verlaufes zu empfehlen. Die Hauptsache sei jedenfalls, 
Extremitäten-Immobilisierung soweit als tunlich zu vermeiden oder sie wenigstens auf die kürzeste 
Dauer und das möglichst geringe Ausmaß zu reduzieren. Schließlich bringt der Verf. in einem kurzen 
Abschnitt einige Gesichtspunkte betreffs der Wichtigkeit der Rarefikation für die Versicherungsfrage, 
S. N. Bakke: Spondylitis typhosa. (Acta Radiol. II, 2, S. 176.) Verf. beschreibt einen Fall von ` 
Spondylitis typhosa, dessen klinisches Bild betreffs der folgenden Hauptsymptome genau dem von 
(Juinceke beschriebenen Fall entspricht: 1. Die außergewöhnlich intensiven und diffusen lokalen 
Schmerzen. 2. Der akute Verlauf. 3. Die rapide Abnahme der spinalen Schmerzen. 4. Die auffällige 
Schwellung der Weichteile über der Wirbelsäule. Das Röntgenogramm ist von dem einer Spondylitis 
tuberculosa verschieden. Vor allem findet sich keine ausgesprochene Kalkatrophie und keine Zerstörung 
des Wirbelkörpers. Parallel mit dem pathologischen Prozeß im Wirbelkörper geht ein proliferierender 
Prozeß vor sich, mit einer brückenähnlichen Verbindung zwischen dem zweiten und dritten Wirbel. — 
Der Gelenkzwischenraum zwischen diesen beiden Wirbeln ist verkleinert. Nach vollen drei Monaten ist 
an Röntzenogrammen in Profil eine transparentere Partie in einem Wirbel zu sehen, und ein Sequester (?), 
_ der in dieser Wirbelpartie zu unterscheiden ist. Der Prozeß reagierte nieht auf Tuberkulininjektionen. 
ErnstBergmann (Chir. Polikl. Charite Berlin): Die Spondylitis tuberculosa und die Resul- 

tate ihrer konservativen ambulanten Behandlung. (Archiv f. Orthop. u. Unfall-Chir. 22, 1—2, S. 118.) 
Häufigster Sitz ist untere Brust- und obere Lendenwirbelsäule. Günstigste Heilerfolge in der Hals- 
und Lendenwirbelsäule. Kombination von zwei erkrankten Wirbeln gibt die besten Erfolge. Abszesss, 
Lähinungserscheinungen und Komplikationen mit anderweitig lokalisierter Tuberkulose verschlech- 
tern die Heilungsaussicht. Ä 


GB Ea a Wa Du Sy Se Ze. AED EEE ae „a 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.\. 509 


K. Biesalski (Berlin): Zweck und Schicksal des Albeespans im spondylitischen Gibbus. 
(Archiv f. klin. Chir. 127, S. 667.) Untersuchungen an Mazerations- und feuchten Präparaten nebst 
Röntgenstudien. Man darf dem Span nicht zuviel zumuten. Wenn der Zerstörungsprozeß noch nicht 
beendet ist, vermag cr die ihm zugeduchHe Aufgabe nicht zu erfüllen, er wird gelockert, transformiert 
usw. Viel wichtiger ist die Gibbusprophylaxe durch Förderung der Frühdiagnose und energischen 
Frühbehandlung. `, 

N. Blatt: Ein Fall von blauer Sklera, Knochenbrüchigkeit und primärem epibulbärem Karzi- 
nom von basozellulärem Charakter. (Archiv f. Ophth. 111, 1—2, S. 54.) 

Bleneke (Magdeburg): Die Ossifikationsstörung des Kalkaneus als eigenes Krankheitsbild. 
(Zbl. ť. Chir. 1923/8. S. 308.) Verf. verweist Schinz gegenüber auf eigene frühere Mitteilung über 
Apophvsitis caleanea. 

Bloodgood (Baltimore): Knochentumor, gutartige Knochenzyste infolge zentraler Ostitis 
fibrosa vom ungeheilten latenten Typ. (J. of Radiol. IV, 10, Okt. 1923, S. 345.) Die Fälle mit nur 


geringfügigen oder ohne Frakturen heilen langsam, so daß dann Operation — Zertrümmerung der Kno- 


chenschale — angezeigt ist: denn bei ausgedehnten, besonders Zertrümmerungsbrüchen heilen sie 
rasch wie normaler Knochen. 

Borst (München): Über Veränderungen der Knochen, Muskeln und inneren Organe bei fett- 
armer Ernährung. (Zbl. f. silg. Path., Sonderband zu Ba. 33, S. 306.) Bei fettarm (Magermilchstärke- 
brei) ernährten Ratten landen sieh einfache Kneehrnatrophie und Osteoporose, dagegen keine Verän- 
derungen im Sinne de: Rachitis oder Osteomalazie. 

Boyle (Philadelphia): Zwei Fälle von umschriebenem metastatischem Wirbelkarzinom ohne 
nachweisbaren Primärtumor. (Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 711.) | 

H. Brasch: Eine röntgenologische Prüfung der konservierenden Behandlung der chronischen 
Periodontitis. (Vjschr. f. Zahnhk. 38. 3, S. 360.) 

HansBurekhardt (Chir. Ki. Marburg): Über Entstehung der freien Gelenkkörper und über 
die Mechanik des Kniegelenks. (Beitr. z. klin. Chir. 130, 1, S. 163.) Eine Osteochondritis dissecans als 
selbständiges Krankheitsbild lehnt Verf. ab und erklärt die Entstehung der Gelenkkörper mechanisch, 
wobei die Frage, ob sofortige Aussprengung oder allmähliche Lösung, untergeordnet sei. Die Frage nach’ 
der Ursache sei lediglich eine Aufgabe der Gelenk- und Muskelmechanik. Bei bestimmtem ungünstigen 
Zusammenwirken von Gelenkstellung und Muskelkontraktion können sehr bedeutende Kräfte wirksam 
werden (,„Selbstzerstörung des Bewegungsmechanismus“). Leichenversuche. Mechanische Überlegungen. 

F. Calot: Die Osteochondritis des Schenkelkopfes ist nichts anderes als eine verschleierte, ver- 
kannte, angeborene Subluxaiion. (’Avenir medical, Juni 1921, Bericht REN d’Eleetr. méd., Nr. 493, 
S. 348.) 

Creite und Stricker (Stolp): Ein posttraumatisch entstandenes Fibrochondrosarkom. 
(Beitr. z. path. Anat. 71, 3, S. 717.) Schwere Vorderarmquetschung mit Splitterbrüchen. 13 Jahre später - 

wurde die Geschwust bemerkt, welche von einem Radiusfragment ausging. 

Crouse (El Paso): Die Röntgenstrahlen in der neurologischen Diagnose: ihre Vernachlässi- 
gung und ihre Möglichkeiten. (Am. J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S: 437.) Zusammenfassender Bericht 
über die Fortschritte der neurologischen Röntgendiagnostik unter besonderer Betonung ihrer Bedeu- 
tung für die Hypophysenveränderungen und ausführlicherer Besprechung der Ventrikulographie. Die 
Notwendigkeit des Zusammenge£hens mit dem Kliniker wird hervorgehoben. 

Dandy (Baltimore): Lokalisation von Hirntumoren durch zerebrale Pneumographie. (Am. J. of 
Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 611.) Verf. macht auf jeder Seite eine Öffnung, sticht das Hinterhorn an, 
saugt Liquor ab und preßt dafür das gleiche Quantum Luft ein. Systematische Besprechung der diagno- 
stischen Möglichkeiten in bekannter Weise. — Diskussion. Kerr: Normale Bildungsabweichungen aın 
Hinterhorn können Tumor vortäuschen. Kennedy: Durch einfache Photographie können nur ver- 
kalkte Tuberkel erkannt werden. Die Unterscheidung zwischen Tumor und Meningitis, die Ventrikel 
abtrennt bzw. entferntem Ödem, kann unmöglich sein. Pancoast: Schwellung entfernter Partien 
kommt auch nach Traumen vor. Bei Syphilis: war einmal ein Seitenventrikel fast halbiert und eine 
weiter unten befindliche Adhäsion verursachte leichten Hydrozephalus. Bueky - Blende ist wichtig für 
Detailerkennung. Dandy: 15% sind ohne Ventrikulographie zu erkennen, 50% sonstwie, einschließ- 
lich Operation. Hatte einen Versager, nachdem vorher Druckentladung vorgenommen worden war. Von 
97 Fällen erforderten 35 Ventrikulographie: ein Rückenmarkstumor hatte Hirntumorsymptome gemacht. 
Nur !/; der Pinealtumoren konnten an endokrinen Störungen erkannt werden. 

Demmer: Phlegmonen durch Bursitis oleer. supp. (Freie Ver. d. Chir. Wiens 14. 12. 22, Be- 
richt W. m. W. 1923/33, S. 1485.) 2 progrediente Fälle Nach Exstirpation der Bursa fand sich eine 
Osteomyelitis olecrani: Trauma war vorausgegangen. 

W. Denk (I: chir. Kl. Wien): Über Enzephalographie und ihre Ergebnisse. (Zschr. f. ärztl. Fort- 
bildg. 1923/14, S. 426.) Empfehlung des Verfahrens, mit Skizzen. Auch gelang mehrmals richtige 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 65 


510 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). XXXI, 4. 


Höhendiagnose von Rückenmarkstumoren mittels des „Eichungsverfahrens“, d. h. Berechnung nach 
= der bei Lumbalpunktion erhältlichen Menge, wobei man als Fassungsraum eines Segmentes 2 ccm 
rechnen kann. l 

K. v. Dittrich (Chir. Kl. Innsbruck): Über ein neues Operationsverfahren bei schwerem Pes 
calcaneus paralyticus. (Archiv f. Orthop. u. Unfall-Chir. 22, 1—2, S. 140.) Meißelfläche in frontaler 
Ebene durch Taluskopf und Proc. ant. calcanei von oben schräg nach unten hinten, Einspreizung eines 
Periostknochenspans aus der Tibiametaphyse. Erfolg in einem Falle. Röntgenbilder. 

Duken: Osteodysplasia exostotica (Kienböck). Vortrag. (Med. Ges. Jena 27. 6. 23, Bericht M. 
m. W. 1923, Nr. 34/35, S. 1138.) 

E. Eskuchen (Altona): Beiträge zur Klinik des TE TEENAA, mit Angabe beson- 
derer radioskopischer Merkmale. (K1. W. 1923/48, S. 2202.) 8 Fälle; mehrmals typische Wirbelarrosion 
im Röntgenbild, die sehon vor Auftreten fühlbarer Pulsation sichtbar sein kann. Aufhellung der 
Wirhel infolge Erweichung bei starker Skoliose kann ähnliches Bild geben. Die Kontrastwirkung 
läßt sich erhöhen durch Darmaufblähung oder noch besser im Pneumoperitoneum. Röntgenskizzen. 

Gaugele (Zwickau i. Sa.): Zur Perthesschen Krankheit. (Zbl. f. Chir. 1923/45, S. 1665.) Das 
Krankheitsbild ist in seinem ersten Stadium nicht immer mit Sicherheit von der tuberkulösen Koxitis 
zu unterscheiden. Die Sicherung der Diagnose ist erst möglich, wenn die typischen Erscheinungen bzw. 
Aufhellungs- oder Verdiehtungszonen am Kopf auftreten. Oft vergehen mehrere Monate, bis die Rönt- 
generscheinungen sich bemerkbar machen. Als Endbefunde kommen Fehlen größerer Veränderungen 
sowie Zerstörungsbild der Kopfform „Perthes“ vor. Aus der Kugelform bildet sich dann die in die Breite 
gedrückte, zerquetschte Walzen- oder Pilzform (Verkürzung des Beins mit dauerndem Hinken). G. ist 
der Ansicht, daß dauernde Entlastung, also Behandlung wie bei tuberkulöser Koxitis, das Zustande- 
kommen der Pilzform verhindert. Durch dauernde Extension kann die Belastung mit ihren zerstörenden 
Folgen ausgeschaltet werden. 

Giles (Massach. General Hosp. Boston): Röntgenuntersuchung nicht-luetischer Seriostaler 
Knochenerkrankungen. (Am. J. of Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 593.) Periostwucherung zeigt sich im 
Röntgenbild bei Frakturen nur, wenn es sich um subakute oder chronische handelt, bei Traumen, wenn 
Infektion vorliegt; beginnt die Osteomyelitis im Mark, so finden sich bald Einschmelzungen und ihnen 
entsprechend Periostwucherungen, beginnt sie unter dem Periost, so sind die Wucherungen sehr stark: 
bei chronischer Osteomyelitis führt die Periostwucherung zu Schaftverdiekung. Bei Tuberkulose kann 
Sekundärinfektion Periostitis erzeugen; bei Kindern sind oft kurze Knochen befallen und zeigen dann 
Periostitis, jedoch im Gegensatz zu Syphilis mit Aufnellungszonen im Knochen. Auch bei Typhus kom- 
men lokale und ausgedehnte Periostwucherungen vor. Bei Lepra findet sich Periostitis neben Atrophie. 
Pei Lungenosteoarthropathie sind stets Hände und Füße durch periostale Knochenbildung vergrößert. 
Die Ostitis deformans zeigt periostale Knochenneubildung längs der Rinde, einseitig stärker, mit patho- 
logischen Frakturen. Rachitis weist manchmal mäßige Periostitis auf, mit Verdickung auf der konka- 
ven Seite (bei Syphilis auf der konvexen). Skorbut zeigt subperiostale Blutungen. Die Knochentumoren 
bevorzugen die Umgegend des Knies und senden senkrecht vom Knochen frei endigende Nadeln aus. Wo 
hei Syphilis Lamellen sich bilden, biegen sie ineinander uın. 

Häbler (Chir. Kl. Würzburg): Ein Fall von Knochenbildung in der Laparotomienarbe. (D. 
Zschr. f. Chir. 181, 1—2, S. 140.) Bildung einer Knochenplatte (Bindegewebsmetaplasie) 1 Jahr nach 
Pyloruskarzinomresektion bei 57jährigem Mann. 

Harttung (Eisleben): Über eine eigenartige Rippenknorpelveränderung. (Zbl. f. Chir. 1923/9, 
S. 333.) Bei den klinisch unklaren harten Schwellungen am Rippenknorpel handelt es sich um dystro- 
phische Vorgänge (Tietze), öfters mit Neigung zu vorzeitiger V erkalkung. Mitteilung. einer Beob- 
achtung bei 24jährige mMann. 

K.Hauenstein: Beiträge zum Kapitel der Zahnzysten. N jschr. t. Zahnlık. 38, 3, S. 337.) Mit 
Röntgenbildern. 

Heidenhain (Worms): Über Arthritis senilis bilateralis symmetrica. (Arch. £. kl. Chir. 127, 
S. 514.) Männer und Frauen gleich beteiligt. Alter meist über 40 Jahre. Meist Alterszeichen vor- 
handen. Befallen sind beide Knie- oder Schultergelenke, doch kommen die Kranken zunächst wegen 
Beschwerden nur in einem Gelenk. Manchmal ging Trauma voraus. Anatomische Befunde fehlen. Von 
der echten Arthritis def. unterscheidet sich das Leiden durch die bilaterale Symmetrie, das regelmäßige 
Fehlen größerer Randwülste am Knochen und die! fast immer fehlende Kapselschwellung. Ferner ist 
bezeichnend der gute Erfolg von Röntgenbestrahlungen mit kleinen Dosen (Beginn mit 20% HED, vor- 
sichtig steigend, erste Wiederholung nach 1—2 Wochen, zweite wenn nötig nach 4 Wochen, dritte — 
nur wenn noch Schmerzen bestehen — nach 23 Monaten. (18 Fälle.) 

Hieß (I. Univ.-Frauenkl. Wien): Über «ine seltene Knochenerkrankung nach einem Abortus. 
(Zbl. f. Gyn. 1923/39, S. 1536.) 17jähr. Kranke, Abortus nach Sturz aufs Gesäß. Nach 10 Tagen Schmer- 
zen an Schambeinen und Tuber ischii. Röntgenbilder zeigen verbreiterten Symphysenspalt und Ein- 


i 


XXXI, 4. i “Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). 51i 


schmelzungsherde an den Schambeinen. Keine Regenerationserscheinungen wie bei Osteomyelitis, 
auch keine Eiterung. Anzeichen für Tuberkulose. Nach Ausheilung hochgradige Atrophie in den 
Schambeinen. | 

H. Hilgenreiner (Chir. Kl. Prag): Gibt es eine Sudecksche Knochenatrophie? (Beitr. 
klin. Chir. 129, 3, S. 683.) Verf. lehnt die akute reflektorische Knochenatrophie als unbewiesen ab; sie 
lasse verschiedene Fragen ungelöst, welche in der Annahme einer Inaktivitätsatrophie ihre Erklärung 
fänden. Kritik der Arbeiten von Cohn u. a.; Literatur. 

S. Hirsch (Frankfurt a. M.): Klinische Beobachtungen zur Diagnose und Pathogenese chroni- 
scher deformierender Gelenkerkrankungen. (Klin. Wochenschr. 1923/23, S. 1075.) Die Häufung von 
Gelenkerkrankungen in Verbindung mit dem Auftauchen der Kriegsosteopathien dürfte auf Kriegs- 
einflüsse zurückzuführen sein. Gegenüber der Anschauung der Chirurgen sieht der Internist in der 
Arthritis deformans im weiteren Sinne zunächst eine Allgemeinerkrankung, der lokale Befund gilt als 
Symptom. In der Differenzierung der einzelnen Formen des Krankheitsbildes schließt sich H. der von | 
U m ber empfohlenen Einteilung an und unterscheidet chronische progressive Periarthritis destruens, 
Osteoarthritis deformans und chronischen sekundären Gelenkrheumatismus. Natürlich kommen Über- 
gänge zwischen den Gruppen vor, besonders in höherem Lebensalter. Ätiologisch liegt heute, gegenüber 
der neurologischen Theorie von Charcot, die Anschauung näher, daß es sich um Störungen des den 
Tonus und die Bewegungskoordination regulierenden zentrifugalen Apparates handelt, der einmal mehr 
in höheren Abschnitten, ein andermal mehr in peripheren Teilen betroffen ist. Bei Untersuchung von 
über 150 Fällen chronischer Gelenkerkrankungen war die Zahl der Erkrankungen an Gelenken der oberen 
Körperhälfte annähernd gleich denen an den unteren Extremitäten, ebenso die Beteiligung der rechten 
und linken Körperhälfte. Die Kniegelenke sind am meisten befallen, die größere Erkrankungsziffer 
weist das weibliche Geschlecht auf. Ätiologisch spielt Kälteeinwirkung eine große Rolle, ferner statische 
Momente bei gewissen Berufen, toxische Schäden, Traumen und vorangegangener echter Gelenkrheuma- 
tismus, seltener Infektionskrankheiten. Nach Ansicht des Verf. handelt es sich bei einer großen Anzahl 
von Gelenkerkrankungen dunkler Genese um paratuberkulöse bzw. tuberkulotoxische Prozesse nach Art 
der Skrofulose und mancher Hautreaktionen. Symptomatologisch sind neben den lokalen Skelettver- 
änderungen bemerkenswert die schwache Hautdurchblutung, die Anämie der Arthritiker, die arterielle 
Hypotonie bzw. relative Blutdrucksenkung, die Hautatrophie, vereinzelt Asthma u. a. Für die Beurtei- 
lung der lokalen Gewebsveränderungen: kommt naturgemäß in erster Linie das Röntgenbild in Frage, 
doch ist eine scharfe Trennung der verschiedenen Formen nach Art der röntgenologisch nachgewiesenen 
Veränderungen undurchführbar. 

Ishido (Path. Inst. Berlin): Uber den Kniegelenksmeniskus. (Virchows Arch. 244, S. 429.) 
Histologische Studie der Ernährungsstörungen des Meniskus bei Abnutzung, Veränderung der Gelenk- 
flüssigkeit, Sepsis, Leukämie, Arteriosklerose, Gicht, ferner sekundär bei Tabes mit Arthritis defor- 
mans. Bei deformierenden Erkrankungen der Gelenkknorpel und statischen Störungen der Gelenke 
wird der Meniskus schwer geschädigt, es können sich Teile von ihm spontan ablösen. Nicht alle sog. 
Meniskusfrakturen sind also traumatisch. | 

Ishido (Path. Inst. Berlin): Gelenkuntersuchungen. (Virchows ‘Arch. 244, S. 424.) Mikrosko- 
pische Untersuchung der „Grenzlinie” zwischen Knorpel und Knochen. Wird diese durch Abnutzung, 
Entzündung oder Trauma zerstört bzw. unterbrochen, so wuchert Bindegewebe aus dem Knochenmark 
heraus, auch Knorpelwucherungen können auftreten. Der Knorpel ernährt sich zum Teil aus der Ge- 
lenkflüssigkeit; chemische Alteration der letzteren schädigt den Knorpel. Blutgifte (Mikroorganismen. 
Toxine) in den Kapillaren des Kuochenmarks können ebenfalls die Grenzlinie angreifen. | 

Jackson (Kalamazoo): Ein Fall von Tuberkulose der Symphyse. (Am. J. of Roentg. X, 1N, 
Okt. 1923, S. 806.) Einer Literaturübersicht folgt eine Krankengeschichte. Die 11j. Patientin hatte zu- 
nächst Schwierigkeiten beim Gehen, bekam später Schwellung an der Vorderseite des Oberschenkels, 
die Senkungsabszeß vortäuschie. Die Nachbarknochen der Symphyse waren honigscheibenartig zer- 
fressen, das Periost nicht verdickt, Knochenregeneration. fehlte. Eine spätere Aufnahme zeigte wei- 
teres Fortschreiten der Zerstörungen in den befallenen Teilen. In der Lunge fand sich Verdiekung der 
Zeichnung. = 

H. Jessen (Hamburg-Barmbeck): Über einen Fall von traumatischer Störung des Epiphysen- 
wachstums — zugleich ein Beitrag zur Frommeschen Theorie der Ursache der Wachstumsdeformitäten. 
(D. Zschr. f. Chir. 182, 5—6, S. 398.) Bei 8j. Mädchen entwickelte sich unter dem Einfluß eines nicht be- 
deutenden Traumas .auf der Grundlage einer disponierenden Rachitis eine erhebliche Störung der 
Wachstumszone der unteren Femurepiphysen mit frühzeitiger Verknöcherung der Knorpelfuge und 
Funktionsstörung. Röntgenbilder. 

J ün g lin g :Fortschritte auf dem Gebiete der Lokalisation von Hirntumoren mittels Sauer- 
stoffüllung der hinteren Ventrikel. (Med.-Naturw. V. Tübingen 2. 7. 23, Bericht M. m. W. 1923/32. 
S. 1071.) | 

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1 


512 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). XXXI, 4. 


Kingreen (Greifswald): Vorweisung seltener Röntgenbilder auf der 26. Tagung der Ver- 


einigg. nordwestdeutscher Chir. 29.—30. 6. 23 (Bericht N f. Chir. 1923/40, S. 1508): 1. Isolierte Trique- 


trunıfraktur mit pseudarthrotischer Heilung (s. unten): 2. Wachstumsstörung am Metacarpale V mit 


_ Ver kümmerung desCapitulum und vorzeitiger E Be knöcherung, doppelseitig, bei 14]. Mädchen; 


3. verkalkte Konglomerattuberkel im Gehirn von Kirsch- bzw. Walnußgröße. (Erscheint in d. Fortschr.) 
Kirklin (Mumie): Osteochondritis deformans juvenilis. (Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, 

Se reL) Zusammenfassung von Bekanntem. 
Kneschaurek: Ein Wort zu den Ansichten über die Pathogenese der Zahnw urzelgranulome 


"und Zysten unter Berücksichtigung röntgenologischer Erfahrungen. (V jschr. f. Zahnhk. 38, 1, S. 46.) 


Köhler’ (Wiesbaden): Typische Erkrankung des II. Metatarsophalangealgelenks. (Am. J. of 
Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 705.) Knappe und doch vollständige Übersicht. Nach Angabe des Heraus- 
gebers wurde sie 1903 zuerst von Freiberg. Cincinnati. beobachtet, 1913 zuerst mündlich berichtet, 
1914 im August in „Surgery, Gynecology and Obstetries“ veröffentlicht. 

W. Kohlrausch (Berlin): Typische Wirbelsäulenformen bei einzelnen Sportarten. (Zschr. Í. 
die ges. phys. Ther. 27, 3/4, S. 164.) Betrachtung der FUBnaliondose und Boxerkyphose, welche im allge- ` 


: meinen keine gesundheitliche Schädigung bedeufen. Lit.. 


Mckinney (Roanoke) : Hypophyseniumoren. (Am. J. of Roentg. X. 10, Okt. 1923, S. 835.) Seh- 
störungen und Sellaaufnahmen sind die sichersten diagnostischen Hilfsmittel. Nech Hickey soll die 
Sella aus 36” Entfernung ‘aufgenommen werden, Zentralstrahl gerichtet auf-einen Punkt, welcher 1%” 
vor dem äußeren Gehörgang und 4” über der Verbindungslinie von Glabella und oberem Rand des Gehör- 
gangs liegt. Es können auch andere Tumoren und Krankheiten die Sella verändern, andererseits kann- 
die Sella bei Hypophysentumoren unverändert bleiben. Bei der großen Variationsbreite der normalen 
Sella ist auf andere Zeichen, wie Zerstörung. der Proc. elinoidei und Veränderungen der Keilbeinhöhle, 
zu achten. Von den Twinoren sind 75% Adenome, wenige sind bösartig, und auch diese metastasieren nie. 


' Röntgenbestrahlung des Tumors neben Einführung von Radium durch den hinteren Nasenraum in den 


Tumor brachte in einem Fall Besserung, ebenso Mesothoriumbestrahlung. Nach Enfield sollte die 
positive Diagnose nur gestellt werden, wenn sich Erosionen oder deutliche Knochenveränderungen fin- 
den. Vielleicht könnte durch Analogie der Röntgendingnose der Harnwege eine Aufnahme während der 


NaJ-Darreichung uns weiter bringen. 3 Krankengeschichten. 


Alfons. Mader (Frankfurt a. M.): Enzephalographische Erfahrungen im Säuglingsalter. 
(Med. Kl. 1923/43, S. 1427.) 20 Beobachtungen — mit einem Todesfall — bei meist hydrozephalischen 
Säuglingen. Die Enzephalographie stellt in der Hand des geübten Untersuchers einc beachtenswerte 
Ergänzung der diagnostischen Hilfsmittel dar. Therapeutisch bedeutet die Enzephalographie auch im 
Säuglingsalter keine Bereicherung der Methodik. Ä 

= Fernand Masmonteil und Henri B&cl&re: Röntgendiagnostik der Knochengelenk- 
Tuberkulose. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., August 1923, S. 345.) Die Röntgenuntersuchung unter- 
wirft die tiefen Veränderungen der Kritik des Gesichtssinns. Bei der Knochengelenktuberkulose achte 
man. besonders auf Fleckenbildung im’ Bereiche der Knochen, auf unregelmäßige Knochenkonturen — 
Periostveränderung —, auf Zähnelung, Einrisse u. s. des Gelenkknorpels, auf Verwachsensein der Ge- 
lenkspalten, auf Kapsalyerdiekung. Indirekte charakteristische Tuberkulosezeichen sind De ‚kalzifikation 
und Muskelschwund. Die Diagnose Knochentuberkulose im Beginn, besonders beim Kinde, ist schwierig, 
mitunter. bedarf es des genauen Vergleichs beider Seiten in entsprechenden Röntzenogrammen. Im 
weiteren Verlauf — Luxationen und Abszesse — ist die Erkennung leicht. Man achte auf Sequester- 


darstellung. — Die trockene Karies Volkmann führt zur Ankylose. Übergänge zur Arthritis sicca, 


von denen manche tuberkulösen Ursprungs sein dürften, bestehen. 

AP. Manasse (Rhinolaryng. Kl. Würzburg): Über die akute Osteomyelitis des Gesichtsschädels 
bei akuten Nebenhöhleneiteruugen. (Zbl. f. allg. Path., Sonderband zu Bd. 33, S. 240.) 4 Fälle dirser 
nicht. häufigen, unangenehmen Komplikation bei akuter Entzündung der Kiefer- bzw. Stirn- und Sieb- 
beinhöhlen nach Grippe: Periost durch Eiter abgehoben, im Knochen Einschmelzungsherde. 

v. Meyenb u rg (Lausanne): Einiges über die Arterienfurchen des Schädeldaches. (Zbl. f. allg. 
Path., Sonderband zu Bd. 33, S. 232.) Verf. nimmt mit Loeschke und Weinnoldt an, daß die 
Moningealgefäße nicht durch eine Klopf- und Hämmerwirkung entstehen. Die Furchen werden bei 
vermindertem Schädelinnendruck vertieft dadurch, daß an der Innenfläche der Schädelkappe eine 
Knöchenanbildung erfolgt, welcher die fixierten Arterien nicht folgen können, so daß sie also umwachsen 
werden. Dieser Vorgang wurde beobachtet bei mit Kachexie (und Hirnatrophie) einhergehenden Krank- 
heiten; die vertiefte Knochenrinne kann sich. auch stellenweise vollkommen schließen: „Knochen- 
brücken“, welche die Verletzung des Gefäßes bei Schädelfraktur begünstigen. 

~ -' Mönckeberg (Bonn): Zur Frage der sog. Riesenzellensarkome der: Knochen. (Virchows Arch., 
Bd. 246, S. 106.) Das Geschwulstgewebe einer Epulis besteht ausschließlich aus Gefäßgewebe, das. 
Jauernd: auf einer relativ niederen Stufe der Differenzierung verharren bleibt. Der „mesenchymale 


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XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften. des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). 513 


Schwamm" der Riesenzellensarkome kann sowohl das Gefäßgewebe fertig entwickeln, wobei vielleicht 
gleichzeitig Knochen gebildet wird, als auch kann das Netzsynzytium zur Produktion fibrillär differen- 
zieren Gewebes führen. Es kann also eine Zwischenstufe zwischen reaktiven und blastomatösen Neu- 
bildungen sich entwickeln. 

Moore (Washington University, School of Medic., St. Louis): Beobachtungen bei Ostitis. defor- 
mans. (Am J. of Roentg. X, 7, Juli 1423, S. 507.) kEingehende Besprechung uer Krankheit unter 
starker Vernachlässigung der deutschen Literatur. 213 frühere, 33 eigene Fälle. Häufig sind Schwachsinn 
ja direkte Demenz, in eınigen Fällen wurde vermehrte S-Ausscheidung und vermehrte Ca- und Mg- 
Speicherung beobachtet. Arterielle und Herzkrankheiten häufig, Ätiologie unbekannt. Verbiegung ist 
verursacht durch Zugwirkung der Weichteile, Gefäßreichtum ist Folge der Erkrankung. Röntgenolcgisch 
findet man Zunahme der Knochenmasse ohne erkennbare Expansion oder Apposition, Rarifikation, Um- 
wandlung der Kompakta in ein weitmaschiges Knochennetz, später fleckige Verdichtungen. Keine 
oberflächlichen Substanzverluste oder Auswüchse bei weichen Konturen. Osteomalazie ist auszuschließen 
durch Fehlen von Substanzvermehrung, Syphilis durch Substanzverlust und Sklerosierung, Neubildungen 
im Knochen dureh die Auftreibung desselben, osteoplastische Karzinome durch die unsymmetrische Zu- 
nahme, chronische Entzündungen dureh das Überwiegen unregelmäßig begrenzter Verhärtungen, Östeitis 
fibrosa cystica durch Anamnese, klinischen Befund und Ausgang vom Diaphysenmark; multiple Kno- 
chenmetastasen weicher Tumoren sind dem rarefizierenden Stadium sehr ähnlich. Bei einem der 4 be- 
schriebenen Fälle zeigte krankes Bein vermehrte Durehblutung und um 3° höhere Temperatur der Haut. 

Moscytz: Zur Frage der primären Multiplizität von Knochentumoren. (D. m. W. 1923/39, 
S. 1237.) Ein 20j. Mädchen wurde mit einem Sarcoma fibulae aufgenommen. Oberschenkelämputation 
nach Gritti. Zunächst glatter Heilungsverlauf. Mikroskop. Riesenzellensarkom, welches schrankenlos 
in Umgebung wuchert. Nach 6 Wochen an Amputationsstelle erbsengroße Fistel. Im Anschluß an Fall 
auf Stumpf Schmerzhaftigkeit und diffuse Schwellung. Röntgenbild 8 Tage später: Zwei Querfinger 
oberlıalb des distalen Femurendes etwa walnußgroße zirkumskripte Anschwellung, welche Kortikalis 
teilweise basenförmig vorbuchtet. Operation: Nach Freilegung des Knochenstumpfes sieht man eine 
Auttreibung der Kortikalis. Aufmeißelung des Knochens. Goldgelbe Tuinormassen, die in völlig abge- 
schlcssenen von gesunden harten Wänden begrenzten Knochenhöhlen lagen. Histologisch: Fibrosarkom. 
Wegen der morphologischen Unterschiede und dem frappanien Unterschied zwischen der Gutartigkeit 
des Oberschenkeltumors und der Malignität des Unterschenkeltumors glaubt der Verfasser, daß die bei- 
den Geschwülste sich unabhängig voneinander entwickelt haben und daß der eine Tumor nicht eine 
Metastase des anderen war. 

W. Müller (Chir. Kl. Marburg): Der Einfluß funktioneller mechanischer Beanspruchung auf 
das längenwachstum der Knochen. (M. m. W. 1923/39, S. 1225.) Druckwirkungen hemmen das Län- 
genwachstum:; ihr Wegfall, insbesondere das Fehlen der durch den Gebrauch der Extremität durch Be- 
lastung und Muskelwirkung hervorgerufenen Druckwirkungen, hat ein Längerwerden der betreffen- 
den Extremität zur Folge. (Versuche des Verf. an Ratten; Beobachtungen an luxierten und an frak- 
turierten Knochen, an bettlägerigen Kindern, an Amputationsstümpfen.) 

Mun nk: : Zur Diagnose, Pathologie und Therapie der chronischen Gelenkerkrankungen. (Berl. 
Med. Ges. 7. 11. 23, Bericht M. m. W. 1923/46, S. 1397, Ausspr. in Nr. 49, S. 1465.) 

Nicolis: Beitrag zur Kenntnis des Humerus varus. (La Radiol. Med. X, 7, Juli 1923.) Der 
Neigungswinkel (zwischen Achse des Schaftes und Achse der Epiphyse) beträgt normal ca. 135°, der 
Richtungswinkel (zwischen Achse des Schaftes und Ebene durch die Basis des Kopfes) ca. 45°. Beim 
Humerus varus verringern sich beide Winkel. Ein körperlich und geistig in der Entwicklung zurück- 
gebliebenes Individuum zeigt röntgenologisch an beiden Schultergelenken hochgradigen Humerus varus. 
Röntgenbild. Neigungswinkel 120°, Richtungswinkel 36°. Der Kopf gegen das Tuberculum zn klein, 
steht unter diesem. Keine rachitische Grundlage. 

Palugyay: Röntgenbilder bei Starkstromverletzten. (Ges. d. Ar zte in Wien 9. 11. 23, Bericht 
W. m. W. 1923/47, S. 2109.) Im Bereich der auffallend schmerzlosen Nekrosen an den Händen waren 
keine entzündlichen Knochenvorgänge im Röntgenbild bemerkbar. | 

Plank (Chikago): Ein ungewöhnlich i teressanter Fall. (J. of Radiol. IV, 7, Juli 1928, 

S. 247.) Serienaufnahmen der verschiedensten Knochenmetastasen bei Mammakarzinom: Die Zwi- 
schenwirbelscheiben bleiben frei im Gegensatz zur Tuberkulose. 

A.Poehlmann (Derm. Kl. München): Über Gelenksyphilis und serologische Untersuchungen 
an Gelenkpunktaten. (D. Zschr. f. Chir. 182, 3—4, S. 161.) Bei Gelenkerkrankungen unbestimmten Ur- _ 
sprungs, besonders wenn Salizylpräparate nutzlos waren, soll man an Lues denken und spezifische All- 
gemeinbehandlung versuchen. Gelenklues ist häufig; der Nachweis der Wassermannreagine im 
Gelenkpunktat ist jedoch nicht beweisend für luetische Gelenkveränderungen, da beim Syphilitiker diese 
Reagine häufig auch in die Flüssigkeit gesunder Gelenke aus dem Blut übertreten. 


514 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). XXXI, 4 


W. J. Popow (St. Petersburg): Über Altersveränderungen der Rippenknorpel im Zusammen- 
hang mit Rippenknorpelentzündung nach Fleck- und Rückfallfieber. (Archiv f. klin. Chir. 125, 1—2, 
S. 392.) In den Rippenknorpeln, die vom frühen Kindesalter an vaskularisiert sind, bilden sich vom 
15. Lebensjahr an Kanäle, welche mit zartem Bindegewebe und Kapillaren ausgefüllt sind; später fin- 
den sich entsprechende Höhlen bei.fortschreitender Degeneration und Ernährungsstörung in den zen- 
tralen Teilen. Entzündungsprozesse entwickeln sich zunächst in diesen Kanälen und Höhlen. 

W. Raab (Prag): Zur röntgenologischen Beurteilung der zerebralen Fettsucht und Genital- 
dystrophie. (Kl. W. 1923/43, S. 1984.) Die Gestalt des Dorsum sellae kann in einzelnen Fällen als 
diagnostisches Hilfsmittel zur Erkennung der zerebralen Fettsucht und Genitaldystrophie herange- 
zogen werden. Abbildung eines Schnittes durch die Sella bei kontrastgefülltem 3. Ventrikel. Patho- 
logische Röntgenskizzen. 

C. R. H. Rabl (Chir. Univ.-Kl. Berlin): Über die Kalkablagerung bei der Knochenentwicklung. 
(Kl. W. 1923/35, S. 1644.) 

| Gustav Riedel (Orthopäd. Kl. Frankfurt): Zur Frage der Coxa vara statica. (Zbl. f. Chir. 
1923/8, S. 312.) In einem Fall von Perthesscher Krankheit zeigte die Operation nicht cinen nach 
dem Röntgenbild erwarteten, an der Epiphysenlinie abgerutschten Schenkelkopf, sondern letzterer saß 
niedrig und breit auf der verbreiterten Epiphysenfuge fest auf; Verf. glaubt, daß auch bei der C. v. 
statica ähnliche Täuschungen vorkommen. Ursache ist das NnzeBelmEBIER Wachstum des Knochens an 
der Epiphyse. 

G. Riedel (Orthop. Kl. Frankfurt a. M.): Zur pathologischen Anatomie und Atiologie der 
Osteochondritis deformans coxae juvenilis. (Virchows Arch. 244, S. 335.) Ausführliche kritische Ab- 
handlung. Zwei Frühfälle konnten genau studiert werden. Im einen Fall war Schenkelkopf und Hals 
zur Verfügung, im andern die Gelenkkapsel. Es fanden sich ausgedehnte subehondrale Nekrosen und 
Blutungen, isolierte Knocheninseln im verbreiterten Gelenkknorpel, die Epiphysenlinie war in lauter 
Knorpelinseln zerfallen, in der Spongiosa waren bis kirschkerngroße Zysten vorhanden. Das Mark- 
gewebe war fibrös umgewandelt (lokalisierte Ostitis fibrosa). Traumatische Insulte scheinen nur sekun- 
där zu wirken (Ernährungsstörungen, Thrombosen und Nekrosen). Die Knorpelinseln entstehen durch 
Abschnürungen vom Gelenkknorpel oder infolge destruierenden Vordringens des riesenzellensarkom- 
ähnlichen Gewebes. Die Zysten entstehen sekundär bei Zirkulationsstörung (Ödem, Blutungen). Das 
Lig. teres spielt ätiologisch keine Rolle, ebensowenig Rachitis. Die degenerativen Knorpelveränderungen 
sind auf beginnende sekundäre Arthrit. def. zu beziehen. Die chronisch entzündliche Infiltration im 
Markgewebe und in der Gelenkkapsel weisen auf eine bakterielle Infektion als eigentliche Ursache hin. 
Zahlreiche histologische Bilder, auch Röntgenogramme. Ausführliches Literaturverzeichnis. 

Saraceni (Sanatorium di Arricia): Ein besonderer Fall von Pes equinovarus. (Radiol. med. X, 
S, Aug. 1923, S. 324.) Die Stützfünktion ist übernommen von dem verlängerten, unten verdickten Wa- 
denbein, das in der Mitte der Tibia näher steht als oben und unten, wo es mit der Außenfläche des Fersen- 
beins artikuliert und mit der unteren Epiphyse bis auf den Boden reicht. Die unten nach innen ab- 
weichende Tibia bildet mit der Fibula ein X; sie ist von der Stützfunktion ausgeschaltet und unten ohne 
Gelenk mit der Fibula. Navikulare und Kuneiforme I und II fehlen völlig, die 3 medialen Metatarsi mit 
zugehörigen Phalangen sind zart und unterentwickelt. Der Talus ist atrophisch, der plantarwärts über- 
krümmte Kalkaneus überträgt die Last des Körpers auf die laterale Tarsalreihe. Das Kuboid ist er- 
halten. Die Entwicklung der einzelnen Teile paßt sich also der Funktion an. Der Zustand war ange- 
boren. Die Familienanamnese o. B. 

A.Schanz (Dresden): Späterkrankungen der Hüfte nach unblutig dirana angeborener 
Luxation. (M. m. W. 1923/45, S. 1360.) Die luxierten Gelenke bleiben auch nach der Einrenkung min- 
derwertig („statische Insuffizienz“). Bei manchen zeigen sich schon bald die Zeichen der Perthes- 
- schen Krankheit. Bei anderen entwickelt sich gegen die Pubertätszeit hin ein Reizzustand im Gelenk 
und dann eine allmähliche Wanderung des Kopfes nach oben aus der Pfanne hereus. j 

H. Schlesinger (Wien): Wenig beachtete, praktisch wichtige Formen der Gelenksyphilis. 
(M. Kl. 1923/13, S. 417. ) Weniger bekannt als die akuten poly- und monoartikulären Gelenkschwel- 
lungen in den Frühperioden sind akute Gelenkschwellungen in den Spätperioden der Syphilis, ver- 
laufend unter dem Bilde des polyartikulären Rheumatismus, aber mit röntgenologisch sichtbaren de- 
struktiven und konsumptiven Veränderungen an den Epiphysen sowie oft begleitenden Periostitiden, 
entsprechend der Neigung zu ossaler Lokalisation. Bei anscheinend typischer Arthritis deformans wirkt 
bisweilen antiluetische Behandlung überraschend gut, eben hei latenter Lues. (Beispiel.) Vgl. Hinweis 
auf Vereinsvortrag Fortschr. 31, 2—3, S. 333. 

A. Schmidt (Danzig-Bonn): Experimentelle Untersuchungen über das Schicksal teilweise aus- 
gelöster Knorpelknochenlappen von der Gelenkfläche des Kniegelenkes. (Beitr. z. klin. Chir. 130, 1, 
S. 142.) Bei 4—6 Monate alten Kaninchen wurde die Meißelverletzung entfernt vom Periost angelegt, 
so daß die Gefäßversorgung unterbrochen war. Freie Gelenkkörper bildeten sich nicht. Abgeholene 


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XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). 515 


Knorpellappen können trotz ausgedehnter Nekrose wieder anheilen, die Nekrosen werden durch Fa- 
serknorpel ersetzt oder durch den Gelenkgebrauch aufgefasert und abgeschert. Es bleibt ein Defekt. 
In den Meißelfissuren des Knochens ist die Gewebsproliferation auffallend gering. 

M. P. Schüller (Breslau): Epicondylitis tuberculosa. (Med. Kl. 1923/36, S. 1225.) Die Epicon- 
dylitis tritt vorzugsweise bei Schustern, Glasbläsern und Tennisspielern als Folge eines chronischen 
traumatischen Reizes auf. Röntgenveränderungen am Knochen sind selten, mitunter sieht man einen 
schmalen periostitischen Schatten oder eine unscharfe Kontur des befallenen Knochenteiles. Sch. be- 
schreibt im besonderen eine Epikondylitis tuberkulösen Ursprungs des Ellenbogens bei einem 30 jährigen 
Polizeiwachtmeister. Im Röntgenbild war die Kontur des lateralen Epikondylus (linker Ellenbogen) 
unscharf, ferner war ein feiner länglicher Schatten sichtbar, der einer periostalen Auflagerung ähnelte. 
Die Operation ergab verdicktes schwieliges Gewebe, das exzidiert wurde. (Solche kleine fungöse Herde 
entwickeln sich gewöhnlich in den Epiphysen der langen Röhrenknochen.) Erfolgreiche Bestrahlungs- 
behandlung wurde angeschlossen. Ä 

W. H, Schultze (Braunschweig): Über die Verknöcherung des ersten Rippenknorpels. (Zb!. 
f. allg. Path., Sonderband zu Bd. 33, S. 280.) An der ersten Rippe unterscheidet Verf. außer der zen- 
tralen Verknöcherung, die an allen Rippen zu beobachten ist, dreierlei verschiedene Vorgänge, die oft 
miteinander vorkommen: 1. ein Vorwuchern knöcherner Zapfen endochondral von der Knochenknorpel- 
grenze aus in den peripheren Knorpelschichten, 2. scheidenförmige, vom Perichondrium ausgehende 
knöcherne Auflagerungen, 3. eine vom Knochen ausgehende, wohl periostale Brücken- und Spangen- 
bildung. Dieser Prozeß greift auch auf den angrenzenden knöchernen Teil der Rippe und des Brustbeins 
im Bereich des Sternoklavikulargelenks und des Lig. intraclavieulare über; bei ausgesprochener Ver- 
knöcherung dieser Art fand Verf. stets auch eine deutliche Spondylitisdeformans (Abb.) und 
umgekehrt. Daß durch Fixation des ersten Rippenringes eine Disposition zu Spitzentuberkulose hervor- 
gerüfen werde (Hart), bezweifelt Verf. 

Sénèque (Paris): Formschwankungen des Querfortsatzes des 7. Halswirbels und ihre krank- 
hafte Wirkung auf den Plexus brachialis. (Journ. de Chir. 22, 2, Aug. 1923, S. 113.) Abnorme Größe 
und Form des 7. Proc. transv. kann ähnliche Störungen im Armnervengebiet verursachen wie Halsrip- 
pen. In’5 von 7 Fällen beseitigte die genauer beschriebene Resektion des hypertrophischen Fortsatzes 
die Beschwerden. Röntgenbilder vor und nach Operation. 

C. Ch. Sick (Hamburg-Eppendorf): Über Synostose des Atlantookzipitalgelenkes und die dabei 
beobachteten Veränderungen des Epistropheus. (Virchows Arch., Bd. 246, S. 448.) 3 Fälle angeborner 
Synostosen zwischen Atlas und Okziput, wobei auch der Epistropheus Veränderungen aufwies. (Abb.) 

Sonntag (Leipzig): Traumatische Epithelzyste im Knochenende an einem Fingerstumpf als 
Unfallfolge. (M. m. W. 1923/32, S. 1055.) 44jähr. Frau. Vor 24 Jahren Fingerquetschung, Entfernung 
cines Endglieds nebst Mittelgliedköpfehens. Bei der Quetschung oder bei der Operation scheint ein 
Epidermisteil in die Tiefe versenkt worden zu sein, welcher die den Knochen angreifende Zyste her- 
vorrief. Klinische Erscheinungen erst nach 24 Jahren. Röntgenbild, anatomische Skizze. 

L. Stecher (Berlin): Über das Schicksal der Kinder mit Osteogenesis imperfecta. (Osteopsathy- 
rosis idiopathica.) (Zschr. f. Kindhk. 36, 1, S. 58.) 3 Fälle als Beweis, daß die Prognose nicht nur quoad 
vitam, sondern auch quoad restitutionem keine unbedingt ungünstige ist. Die Kinder waren auch nicht 
geistig minderwertig, sondern sogar auffallend regsam bzw. frühreif. 

Stöhr : Luetischer Gibbus bei einem Neugeborenen. (Ges. f. innere Med. u. Kindhk. Wien 11. 10. 
23, Bericht W. m. W..1923/45, S. 2008.) Röntgenbefund: Periostitis langer Röhrenknochen; Zerstörung 
des 7.—9. BW. 

Straßmanun (Berlin): Daterentialdiagnone der Krishi bei Frauen. (Zschr. f. ärztl. 
Fortb. 1923/15, S. 451.) 

Taylor (Los Angeles): Coceidiengranulom. (Am. J. of Roentg., X, 7, Juli 1923, S. 551.) Bisher 
61. Fälle bekannt, die in Kalifornien wohnten; primär nur an Menschen beobachtet, Ansteckung nicht 
nachgewiesen. Beginn meist an der Haut wie Hauttuberkulose, Beginn in den Lungen täuscht Tuber- 
kulose vor, auch in Gelenken kann Krankheit anfangen. Zunächst lokal, wurde die Erkrankung, wenn 
nicht Amputation erfolgte, generell und endete stets tödlich. Einige hatten daneben Tuberkulose, vier 
zeigten Periostwucherungen. Die Knochenerkrankungen waren intensiver und progressiver als bei 
Tuberkulose, nur Femur blieb verschont. Alle Fälle, die die genannten Hautveränderungen, Weichteil- 
abszesse,“ständig absondernde Höhlen und rasch zerstörende oder proliferierende Knochenerkrankun- 
gen aufwiesen, wurden zunächst als Granulome betrachtet, oft mit Unrecht. Die Erreger finden sich in 
Sputum, Gewebe und Eiter. 

A. Vogl: Fall von Ostitis deformans Paget mit fast ausschließlicher Beteiligung der Schädel- 
knochen. (Wiener Ges. f. inn. Med. u. Kindhk. 8. 11. 23, Bericht W. m. W. 1923/49. S. 2207.) Mit 
Aussprache. | 


516 Auszüge. aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Frakturen). XXXI, 4. 


H. Walter (Orthopäd. Kl. München): Über die Ätiologie der Osteochondritis dissecans und ver- 
wandter Knochenerkrankungen. (Zbl. f. allg. Path., Sonderband zu Bd. 33, S. 252.) Mitteilung eines 
sehr merkwürdigen Falles: Bei 14 jähr. Knaben doppelseitige Perthessche Hüft- sowie K öh le r seche 
Navikulareerkrankung sowie wesensgleiche Veränderungen an zahlreichen Phalangenepiphysen der 
Hände und Füße. Verf. nimmt entzündliche, milde verlaufende Prozesse an, wahrscheinlich hervorge- 
rufen durch embolisch-mykotischen Verschluß der Endarterien. 


Warsow (Chir. Polikl. Leipzig): En Beitrag zur Ostitis fibrosa. (D. Zschr. f. Chir. 181, 3—4,. 


S. 178.) 2 Fälle isolierter, histologisch gesicherter Ostitis fibrosa des Kalkaneus bei jüngeren weib- 
lichen Kranken. Der erstere besserte sich mehrere Jahre nach Keilexzision, der zweite wurde erst alg 
vermeintliche Tuberkulose -röntgenbestrahlt, zeigte aber erst nach Jahren deutliche Heilungsriehtung. 
Bei diesem Fall schien ein Unfall ursächlich mitzuspielen. Verf. unterscheidet 2 Gruppen von Krank- 
heitsbildern: A) 1. Rachitis, 2. echte Osteomalazie, B) 1. Ostitis fibrosa Reeklinghausen,2. Ostitis 
-deformans Paget, 3. Leontiasis ossea Virchow; vielfach kommen Mischformen vor. -— Lit. 

E. Wehner (Chir. Kl. Augusiahospital Köln): Über die Bedeutung abnormer mechanischer Be- 
anspruchung der Gelenkenden für die Pathogenese der Arthritis deformans. (D. Zschr. f. Chir. 180, 
4—6, S. 201.) Bei Kaninchen wurde die Patella exzidiert. An ihre Stelle trat ein Sehnenregenerat, Der 
ınit diesem in Berührung tretende Gelenkknorpel erfuhr unter dem Einfluß der unphysiologischen mecha- 
nischen Beanspruchung ausgedehnte histologische Veränderungen, welche zu dem bekannten Bilde der 


. Arthritis deformans führten mitRandwustbildung, Veränderungenimsubehondralen Mark, Hyperplasie, 


der Synovialmembran. Die Veränderungen lassen sich also histomechanisch erklären; doch kann die 
Knorpelvitalität auch durch andere Störungen, z. B. chemische oder durch abnorme Stoffwechselvor- 
gänge bedingte Noxen so geschädigt werden, daß er funktionell überbeansprucht wird und Arthritis 
deformans die Folge ist. Auch Störung der Mechanik durch Gelenkstellungsfehler und ebenso die „Ab- 
nützung‘ ohne Störung der Gelenkmechanik sind ursächlich wirksam. 

O. Weski: Röntgenologisch-anatomische Studien aus dem Gebiete der Kieferpathologie. 
(Vjschr. f. Zahnhk. 38, 1, S. 1.) 

West (Rye, N.-Y.): Vollständige Verlagerung der distalen Femurepiphyse nach vorn. (Am. J. of 
Roentg. X, 7, S. 519.) Die Ablösung derselben kommt besonders zwischen 10. und 20. Jahre vor und 
wird durch Muskel- und Bänderzug zur völligen Verlagerung. — ee 

Th. Wilhelm (Straßburg): Die tetanische Kyphose. (J. de Chir. 22, 4, Okt. 1923, S. 295.) Zu- 
sammenfassung unter Verwertung zweier Fälle mit Röntgenbildern, welche veränderte W a in- 
folge Kompression erkennen lassen, Bei der Entstehung der entsprechenden Knochenerweichung wirken 
anscheinend abnormer Druck infolge der Muskelspasmen und trophische (toxische) Ernähru ngsstör ungen 
des Knochens zusammen. Befallen wird meistens die obere BWS (4.—7.). 

Walter Wisbrun (Düsseldorf): Über Fußsohlenschmerz beim Pes EEE I T (Zbl. f. 
Chir. 1923/31, S. 1204.) Kasuistik: 36j. Patientin, bei der seit etwa 9 Jahren beim Gehen und Stehen 
heftige Schmerzen unter dem rechten Großzehenballen bestanden. Beiderseits fanden sich angeborene 
lHohlfüße, rechts zudem Verkürzung durch Unterschenkelbruch in der Kindheit. Die Zehengrundge- 
lenke sind stark dorsalflektiert, die Interphalangealgelenke gebeugt. Unter dem ersten Metatarsal- 
köpfchen springt das mediale Sesambein wie eine Exostose vor. Exstirpation des Sesainbeins machte die 
Patientin in wenigen Tagen schmerzfrei. Die Beschwerden werden so erklärt, daß Patientin infolge der 
pathologischen Fußstellung auf dem Sesambein, wie auf einer Erbse ging, was pathologische Belastung 
und damit Insuffizienzerscheinungen des Sesambeins zur Folge hatte. 

J. Wymer (Chir. Univ.-Polikl. München): Eine Modifikation der operativen Behandlung des 
Hallux valgus. (D. Zschr. f. Chir. 182. 1—2, S. 27.) Nach Entfernung der Schwiele und des Schleim- 
beutels wird die „Exostose“ ausgiebig subperiostal abgemeißelt, dann die lange Strecksehne verlängert 
und der Längsschnitt aın medialen Seitenba'ıl (nebst Kapsel und Periost) quer vernäht, ebenso der 
Hautschnitt. Geeignetes Schuhwerk wichtig. Röntgenbilder, auf welchen zweckmäßig der Verlauf 
der Strecksehne durch Draht markiert wird. 


5. Frakturen, Luxationen. 


Chr. J. Baastrup: Einige Bemerkungen über den Proc. post. tali. (Acta Radiol. Il, 3, 
S. 166.) 1. Nach einer Fract. proc. tali kann man die Fragmente in einem großen und plumpen Kno- 
chenvorsprung vereint sehen, der den Patienten infolge der Einschränkung der Plantarflexion durch 
die mechanische Disproportion große Beschwerden verursachen kann. 2. Ein solcher großer Proe. post. 
kann auch kongenital gefunden werden. 3. Wirklich geholfen wird den Patienten nur durch operative 
Entfernung des Prozessus. 4. Bei Fraktur der hintersten Kante der Tibia sollte man den Proc. post. tali 
untersuchen, da dieser gleichzeitig gebrochen sein kann und umgekehrt sollte man bei Fraktur des Proc. 
post. tali nicht darauf vergessen, daß auch die hinterste Kante der Tibia gebrochen sein kann. 


OO e 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Frakturen). | 517 


A. Bier (Berlin): Über Knochenregeneration, über Pseudarthrosen und über Knochen- 
transplantate. (Archiv i. klin. Chir. 127, S. 1.) Betrachtungen über „zielstrebigen“ und „ziellosen“ 
Kallus (Abhängigkeit der hormonalen Reize vom Nervensystem), metaplastische Knochenbildung in 


-Muskeln (Bluterguß!), Bändern, Narben, Regeneration von Knochendefekten, Pseudarthrosenwande- 


rung, Transplantatpseudarthrosen usw. Zahlreiche Röntgenbilder. 

Biermann (Veterans Hospital 33, St. Louis): Die Querfortsätze der. Leudenwirbelsäule. (Am. 
J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S. 456.) Brüche der Querfortsätze der Lendenwirbelsäule können vorge- 
täuscht werden durch einseitige stärkere Ausbildung und Abtrennung des ersten Querfortsatzes des 
ersten Lendenwirbels oder durch das Ausbleiben der Vereinigung der sekundären Epiphysen der Quer- 
Tortsätze des ersten Lendenwirbels. Wo im ersteren Falle der Größenunterschied der Querfortsätze deut- 
lich ist, ist die Erkennung leicht, die auch aus der Beschaffenheit der Knochengrenzen, dem Penlon von 
Verkalkungen möglich ist. 

Bötticher: Fall von Luxatio femoris centralis bei 60j. Mann. (Berliner Ges. f. Chir. 11. 6. 23, 
Bericht Zbl. f. Chir. 1923/36, S. 1406.) 

P. Clairmont und R. Schinz (Zürich): Zur konservativen Behandlung der Mondbeinver- 
renkung. (Zbl. f. Chir. 1923/36, S. 1386,) In der großen Mehrzahl der Fälle von Mondbeinverrenkung 
besteht eine perilunäre Dorsalluxation, wobei das Mondbein mehr weniger an seiner Stelle zurückbleibt 
und sich um seine transversale Axe dreht. Die Frühdiagnose ist mit Hilfe des Röntgenbildes leicht zu 
stellen. Die beste Therapie ist Reposition in Narkose, nicht, wie bislang meist üblich, Exstirpation des 
Os lunatum. Die Reposition gelingt bei maximaler Dorsalflexion, Druck auf das luxierte Lunatum von 
der Vola aus und daran anschließender maximaler Volarflexion leicht. Die Luxation des Lunatum ist 
häufig durch Abbrüche der Processus styloidei und Fraktur des Os naviculare mit oder ohne Luxation 
des proximalen Navikularefragments kompliziert. Im Anschluß an die Reposition tritt keine Erweichung 
des Mondbeins auf. Die Ruhigstellung — begleitender Gelenkerguß — soll kurz sein und rasche Be- 
wegungstherapie muß eingeleitet werden. Die Prognose der Reposition ist gut. 

R. Eden (Freiburg i. Br.): Untersuchungen über Vorgänge bei der Verknöcherung. (Kl. W. 
1923/39, S. 1798.) Versuche mit Einspritzung von Kalklösungen an Frakturstellen u. a. Röntgenolo- 
gisch wichtig ist die Feststellung. daß der Frakturkallus schon hohen Kalziumgehalt haben kann, ehe .Ț 
er verknöchert, also fest ist. 

Eggers (Chir. Kl. Rostock): Über den gegenwärtigen Stand und die Aussichten der Behandluug 


der Schenkelhalsfrakturen. (D. Zschr. £. Chir. 181, 5—6, S. 289.) Verarbeitung von 89 Fällen. Indika- 
‚tionen für die verschiedenen unblutigen und blutigen Behandlungsarten. 


Goetz] (München): Zur Kasuistik der Abrißfraktur von Wirbeldornfortsätzen. (D. Zschr. f. 
Chir. 180, 4—6, S. 396.) Querbruch des 1. BW.-Dorns durch Muskelzug bei Überheben. Literatur. | 

0. Heitzmann (Berlin): Befunde bei operierter doppelseitiger Hüftverrenkung. (Kl. W. 
1923/43, S. 1982.) Histologische Untersuchungen an Schenkelköpfen eines 8j. Mädchens ein Jahr nach 
dem auf der einen Seite erfolgreichen, auf der anderen Seite vergeblichen Repositionsversuch: Gelenk- 
knorpelschädigungen (Nekrosen, Regenerationsvorgänge), Spongiosafrakturen. Sekundäre Arthritis 
deformans. Übereinstimmung mit Perthesscher Osteochondritis def. juv. (Brandes) wird be- 
stritten. Röntgenskizzen. 

Henrichsen (Höchst a. M.): Ein Fall von Luxatio patellae horizontalis inferior. (Zbl. f. Chir. 
1923/2, S. 62.) Querbruch des Femurschafts mit starker Verschiebung, Drehung der Patella um ihre 
Querachse, so daß sie horizontal stand und mit der Basis im Kniegelenkspalt eingeklemmt war. 

0O. Kingreen (Chir. Kl. Greifswald): Die Fraktur des Os triquetrum. (Beitr. z. klin. Chir. 130, 
1, S. 111.) Mitteilung eines Falles mit Röntgenbildern. Sturz vom Fahrrad auf die Hand: diese wurde 
wieder fast vollkommen normal gebrauchsfähig. 
| K. Koch (Chir. Kl. Köln-Lindenburg): Die isolierten Gelenkfortsatzbrüche der Lendenwirbel- 
säule. (D. Zschr. f. Chir. 180, 4—6, S. 339.) Besprechung des Symptomenbildes an Hand mehrerer 
Fälle, mit Röntgenbildern. Die vorherrschenden Bruchtypen sind die Abbiegungsfraktur infolge An- 
einanderstemmens der Gelenkfortsätze und die Distorsionsfraktur infolge Kapselüberspannung. Die 
klinische Erkennung ist sekwierig (manchmal „traumatische Lumbago“), Röntgenaufnahme dankbar. 
Bei stärkeren anhaltenden Beschwerden ist operative Entfernung des Bruchstücks erfolgreich. Diffe- 
rentialdiagnose: Feinenscher Verhebungsbruch des 5. L.-W. und Ludloffscher Kreuzbeinbruch. 
Literatur. 

Fr. Magenau e EE Isolierte Luxation des Os navicul. pedis. (Zbl. f£. Chir. 1923/35, 
S. 1354.) Luxation des Navikulare durch direkte Gewalt: Ein 57j. Schlosser stürzte auf einem Fahrstuhl 
5—6 m ab. Er stand auf der glatten Plattform des Aufzugs, schlug unten auf den Erdboden auf. Sofort 
trat heftiger Schmerz im linken Fuß auf, Auftreten war unmöglich, in der Folge schwoll der Fuß an. 
Dicht vor dem Fußgelenk war ein abnormer Knochenvorsprung unter der Haut fühlbar, der sich bei 
seitlicher Röntgenaufnahme als das dorsal luxierte und um 90° gedrehte Kalinbein erwies. Operative 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. l 66 


518 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verdauungsorgane). XXXI, 4. 


Entfernung des Navikulare, Heilung. In der Regel erfolgt die Navikulareluxation durch indirekte Ge- 
walt, so daß von manchen Autoren diese durch direkte Einwirkung für ziemlich unwahrscheinlich ange- 
sehen wird (vgl. Löffler, 1918, Zschr. f. orthop. Chir.). 


F. Mandl (2. Chir. Kl. Wien): Erfahrungen mit der Schmerzklammer bei Unterschenkelfrak- 


turen. (Archiv f. Orthop. u. Unfall-Chir. 22, 1—2, S. 81.) Günstige Erfahrungen. Selbst diese scho- 
nendste aller Extensionsklammern hinterläßt im Kalkaneus kleine Drucknekroseherde, welche sich 
später wieder knöchern ausfüllen. Röntgenbilder. 

Walther Müller (Chir. Kl. Marburg): Über die kongenitale Pseudarthrose des Oberschenkels 
als typisches Krankheitsbild und eine neuartige Prothesenbehandlung derselben. (Beitr. z. klin. Chir. 
130, 1, S. 99.) 2 Fälle bei Erwachsenen, ein einseitiger und ein doppelseitiger, mit entsprechender Ver- 
kürzung infolge Wachstumsstörung und Abknickung. Typisches Krankheitsbild, Endzustand gewisser 
sog. angeborner Femurdefekte der kleinen Kinder, in gleicher Linie stehend mit den etwas weniger sel- 
tenen angeborenen Unterschenkelpseudarthrosen, die ebenfalls Folge intrauteriner Frakturen bzw. dau- 
ernder abnormer Biegung der in Entwicklung begriffenen Extremitätenanlage. Röntgenskizze. 

Nicolis (Hosp. eiv. di Belluno): Beitrag zum Studium der. Verletzungen. der Handwurzel. 
(Radiol. med., X, 8, Aug. 1923, S. 328.) I. Fall: Querbruch des r. Naviculare, Luxation des Lunatum, Ab- 
riß des proc. styloideus ulnae l. Hand röntgenologisch o. B. II. Fall: Abriß der unteren Radiusepiphyse. 
Quetschung des Naviculare und Lunatum, Teilquetschung des Kapitatum und Hamatum, leichte Dislo- 
kation der proximalen Epiphyse des III. Metakarpale. Die klinischen Symptome waren überraschend 
schwer. 

B. O. Pribram (Berlin): Zur operativen Behandlung der Patellarfrakturen. (Zbl. f. Chir. 
1923/36, S. 1398.) Die Möglichkeit, bei ‘der Patellarfraktur den zerrissenen Bandapparat operativ zu 
vereinigen, sichert der blutigen Methode den Vorrang. Die Patellatnaht ist als Sehnennaht aufzufassen 
und möglichst frühzeitig auszuführen. Frühe Entfernung des Blutergusses, Patellarnaht und Recht- 
winkelstellung nach der Operation gewährleisten die beste und rascheste Wiederherstellung. Die Funk- 
tion kann ausgezeichnet sein, selbst wenn keine knöcherne Vereinigung der Bruchstücke statthat. (Ka- 
suistik mit Röntgenbild nach % Jahr.) (Als Nahtmaterial soll Seide oder Katgut, nicht Draht verwandt 
werden!) 

G. Puppe (Breslau): Zweifacher Wirbelsäulenbruch. (Archiv f. klin. Chir. 127, S. 752.) Präpa- 
rate einer alten Fraktur und Luxation des 1.—3. Halswirbels nebst gleichzeitigem Kompressionsbruch 
des 2. und 3. Lendenwirbels. 


E. Rehn (Freiburg i. Br.): Fraktur und Muskel. (Archiv f. klin. Chir. 127, S. 640.) Verf. unter- 


suchte die Muskeln im Frakturbereich hinsichtlich ihres elektrischen Verhaltens. Er schildert die Be- 
deutung der Organgemeinschaft Muskel-Periost-Knochen für den Frakturheilungsvorgang. 

Reischauer (Breslau): Über willkürliche Schulterverrenkungen (rein willkürliche, habituell 
willkürliche und Pendel-Luxationen) und „schnappende Schulter“. (Archiv f. Orthop. u. Unfall-Chir. 
22, 1—2, S. 45.) Einteilung, Anatomie und Klinik, Diagnose und Therapie. Röntgenskizzen. Lit. 

. Trausner (Knittelfeld): Ein Fal von Murato genus mit Einwärtsrotation der Patella um 
180 Grad. (M. K1. 1923/24, S. 832.) Mit Skizzen. 

Hans R. Schinz (Zürich): Pseudarthrose des Os naviculare. (Zbl. f. Chir. 1923/35, S. 1350.) 


Kasuistische Mitteilung: Fräsenverletzung ‘der linken Hand mit Durchschneiden sämtlicher Streck- 


sehnen, des Processus styloideus radii, des Navikulare und des Kapitatum. Die Hautwunde heilte in 
10 Tagen. Eine Kontrollaufnahme der Hand einen Monat nach der Verletzung zeigte das Kapitatum 
und das Hamatum vollständig knöchern geheilt; in knöcherner Vereinigung begriffen war der Processus 
styloideus radii. Das Navikulare war pseudarthrotisch. Diese Pseudarthrose war bei einer späteren 
Kontrolluntersuchung noch deutlicher als früher ausgesprochen. Das Bemerkenswerte liegt darin, daß 
das Os naviculare pseudarthrotisch, die übrigen Handwurzelknochen durch Knochennarben heilten. 

| Schloffer (Prag): Luftfüllung aller Liquorräume nach Schädelbasisbruch. (Archiv f. klin. 
Chir. 127, S. 731.) Nach Zusammenstellung der veröffentlichten Fälle von intrakraniellen Luftzysten 
(Pneumatocele cranii) schildert Verf. einen Fall, bei welchem nach Schädelbasisbruch alle Liquor- 


räume mit Luft gefüllt waren, welche anscheinend durch die Paukenhöhle eingedrungen w ar. Rönt- 


. genbild. 


6. Verdauungsorgane; Urogenitalsysten (außer Konkremente). 


Arens (Michael Reese Hosp. Chicago): Gallenblasenerkrankung mit besonderer Beziehung zu 
Durchleuchtungsbefunden. (J. of Radiol. IV, 8, Aug. 1923, S. 274) Die Magenperistaltik ist nur 
verändert, wenn Gallenblasenadhäsionen Pylorus oder Duodenum verlegen. Mit dem Eintritt des Breies 
in dus Duodenum stellt sich ein bezeichnendes Völlegefühl cin. Erweiterung des Bulbus mit ver- 
„ögerter Entleerung findet sich bei Gallenblasenerkrankung, aber auch bei vielen Gesunden. Ein weicher 
Füllungsdefekt an äußerer, innerer oder oberer Kontur deutet auf Gallenblase, die sich auch quer über 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verdauungsorgane). 519 


den Bulbus legen und so Ulkus vortäuschen kann. Das Duodenum wird langsaın durchlaufen, der Brei 
stockt, wird zurückgetrieben: dabei zeigt sich Völlegefühl, anatomisch Duodenitis. Fixierung des Duo- 
Jenums gegen den unteren Leberrand, winkelige Verziehung des Bulbus, abnorme Knickung der Flexur 
beweisen Gallenvlasenerkrankung, ebenso die Hochziehung der rechten Flexur unter den Rippenbogen. 
Empfindlichkeit der Leber isi höchst verdächtig. Weit nach rechts ausbiegendes Duodenum wurde 3 mal 
bei Gallensteinen ohne Pankreaserkrankung gefunden. Gallensteine können mitunter durch seitliche 
Drehung von Nierensteinen unterschieden werden. So kann sehr viel, auch ANTErSBHRIORBROSHECH Wich- 
tiges bei der Durchleuchtung festgestellt werden. 

| K. H. Bauer (Chir. Kl. Göttingen): Über die Magenstraße. (D. m. W. 1923/22, S. 713) Vel. 

Fortschr. 31, 2/3, S. 327. | 

Bertolotti (Turin): Röntgenologische Studien über den Schluckakt bei eingekapselten Kon- 
trastmittelbissen. (La Radiol. Med. X, 9, Sept. 1923, S. 361.) Hinweis auf die epikardiale Pause, die 
dem Canalis cardiacus der Anatomen entspricht, und der insbesondere bei Verwendung eingekapselter 
KM.-Bissen deutlich erkennbar ist; mehrere Beobachtungen über motorische Insuffizienz, die auf die 
ganze Speiseröhre oder auf einzelne Segmente begrenzt sein kann. Verursacht ist sie durch raumbe- 
engende Störungen in der Nachbarschaft (Tumoren, Aneurysmen, Ektasien) und durch Affektionen der 
Pleura und des Perikards, sowie durch Erkrankungen der Wirbelsäule. Paradoxer Schluckakt, der mit- 
getrunkenes Bariunıwasser glatt passieren läßt, wogegen ein KM.-Bolus stecken bleibt, soll nach den 
Angaben des Verf. für mot. Insuffizienz sprechen, sobald ein Divertikel auszuschließen ist. Die ganze 
Erscheinung entspricht dem Bilde der Atonie des Ösophagus, wobei im Bereiche der Speiseröhre jede 
Peristaltik fehlt, während der Canalis cardiacus lebhafte Peristaltik zeigen kann. Das Extrem dieser 
motorischen Insuffizienz, vom Verf. Mega-Ösophagus genannt, durch die mangelnde Peristaltik streng 
von suprastenotischen Erweiterungen zu unterscheiden. Mehrere Röntgenbilder. 

Bode (Homburg v. d. H.): Zur Chirurgie und Physiologie des gastroenterostonierten und rese- 
zierten Magens. £D. Zschr. f. Chir. 181, 1—2, S. 107.) Die motorischen Verhältnisse sind am gastro- 
enterostomierten Magen wenig geändert, wohl aber sind es die chemischen und sekretorischen Funk- 
tionen. Am querresezierten Magen ist die Austreibung sehr verschieden. Die peristaltische Welle ist an 
der Resektionsstelle nicht unterbrochen, also nicht nur vom Vagus abhängig. ‚Nach jeder ‚Resektion 
bilden sich zahlreiche und feste, die Magenfornt verzerrende Adhäsionen. 

M. Bönninger (Städt. Krh. Berlin-Pankow): Zur Frage der Gastroptose (kl. W. 1923/32, 
S. 1505.) Hinweis auf die Abhandlung von Knud Faber (Kl. W. 1923/18) und das Gesetz der Ab- 
hängigkeit der Magenform von der Körperwuchsform. 

Bondi: Zwerchfellhernie. (Ges. f. innere Med. u. Kinderhk. in Wien 28. 6. 23, Bericht W. m. W. 
1923/33, S. 1483.) l 

K. Buchholz (Magdeburg): Beiträge zur Erklärung des Entstehens der Bauchschmerzen. (D. 
Zschr. f. Chir. 181, 1—2, S. 84.) Schmerzleitender Eingeweidenerv ist der Sympathikus (N. splanchni- 
cus). Verf. unterscheidet 1. Eingeweideschmerz. a) Kontraktionsschmerz, periodisch, im Gangl. coelia- 
cum lokalisiert, ausgelöst von der Schleimhaut aus, b) Blähungsschmerz: Zerrung anı Mesenterium oder 
Druck aufs parietale Peritoneum; 2. peritonitischen Schmerz, kontinuierlich, ausgelöst durch bakterielle 
oder toxische Wirkung. — Lit. 

Jul. Büscher (Würzburg): Zur Pathologie und Therapie des röntgenologisch sichtbaren Ma- 
gengeschwürs. (Archiv f. Verdauungskrankh. 31, 5/6, S. 327.) Erörterung der Räntgensymptome, Feh- 
lerquellen, Indikationen. Zu operieren sind Ulzera über Haselnußgröße, solche mit stärkerer Sanduhr- 
einschnürung, rezidivierende, nahe dem Pylorus sitzende mit 6-Stundenrest und die der internen Be- 
handlung trotzenden Geschwüre. Lit. 

Burnett (Boston): Verdauungszeit und Form der Fäces. (Am. J. of Roentg. X, 8, Aug. 1923, 
S. 599.) Verf. fußt auf 40 Röntgenaufnahmen, 5, 10, 25, 50 Stunden nach der Kontrastmahlzeit, auf 
1000 Stuhluntersuchungen, die durch Zugabe von 50 cem Hirsekörnern nach dem Abendessen in 250 Ver- . 


suchen an 60 Personen gewonnen wurden. Die erste Zahl gibt die Anfangszeit, in der zuerst mehr wie 


& Körner, die zweite die Endzeit, in der zuletzt mehr wie 5 Körner im Stuhl nachgewiesen wurden. Er 
unterscheidet außer dem halbfesten Diarrhöestuhl einen weichen formlosen, der einer Zeit von 14 bzw. 
62, einen geformten Stuhl mit Einkerbung (marks), der einer Zeit von 25 bzw. 97, ferner einen aus Einzel- 
ballen zusammengepreßten Stuhl, der einer Zeit von 62 bzw. 134 Stunden entspricht. Bei wechselnder 
Verdauungsschnelligkeit sind beim beschleunigten Verlauf die Stühle groß und aus den 3 zuletzt ge- 
nannten Formen gemischt, bei verzögertem Ablauf sind sie klein und bestehen aus einzelnen mehr oder 
ininder zusammengepreßten Ballen. Die Einzelballenform trägt die Zejehen der 3 Darmbewegungen an 
sich, der Peristaltik und Antiperistaltik im proximalen Kolon, der Fischer und Porgesschen Be- 
wegung im distalen, und schließlich der haustralen Segmentation. Die eingekerbte Form ist ein Zeichen 
der Einwirkung von rhythmischer und haustraler Segmentation. Dicse letztere Form kann durch Ver- 
feinerung der Nahrung rasch, die erstere nur langsam erzielt werden. Die Einzelballform ist die nor- 
66* 


520 | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verdauungsorgane). XXXI, 4. 


male, denn sie findet sich bei den höheren Tieren, entspricht am besten der Darmphysiologie, ist am 
schwersten zu erzielen, und schließlich sind die betreffenden Personen am gesündesten. 

Dickson (General Hosp. Toronto): Diagnose unklarer Unterleibserkrankungen durch röntge- 
nologische Magen-Darmuntersuchung. (Am. J. of Roentg. X, 7, Juli 1923, S. 540.) Pat. wird nach 
'Bariummahlzeit in aufrechter Stellung anterioposterior und schräg durchleuchtet (evtl. Serie von 6 Pl.), 
- ebenso in Bauchlage (evtl. 10 Pl. zu 6% X 8% und 2 zu 11 X 14) und rechter Schräglage (evil. 5 Pl.), mit 
hesserem Erfolge als bei Pneumoperitoneum. Lebervergrößerungen verlagern die r. Flexur nach vor- 
wärts und unten, das absteigende Duodenum an den Bulbus, diesen nach l. Durch Vergrößerung des 
mittleren Leberteils wird nur die kleineKurvatur in mit der Atmung wechselndem Ausmaße deformiert. 
Gallenblasen-Ca. deformiert besonders das absteigende Duodenum in gleichbleibender, unregelmäßiger 
Begrenzung, die Falten fehlen, die Masse bewegt sich im ganzen. Pankreasentzündungen, bei denen als 
| Folge der Primärerkrankung an Appendix, Gallenblase usw. Adhäsionen zu schen sind, drängen, wenn, 
wie meist, im Kopf, den Pylorus leicht nach oben links, das absteigende Duodenum nach außen. Pankreas-. 
zysten im Kopf: machen weichbegrenzte Füllungsdefekte an Magen und Duodenum, ähnliche Verlage- 
rungen wie Entzündung. Falten in Magen und Duodenum sind vorhanden. Bei Zysten im P.-Körper 
liegen die deutlicher in Bauchlage sichtbaren Defekte, die die Magenfalten durchscheinen lassen, an der . 
großen Kurvatur, bei solchen im Schwanz liegen sie an der kleinen Kurvatur. Gesticlte Zyste wurde mit 
Mesenterialzyste verwechselt. Bei maligen Tumoren finden sich den Zysten analoge Veränderungen; 
jedoch fehlen im Duodenum die Falten, die Defekte sind unregelmäßiger, es zeigen sich Verengerungen 
und Erweiterungen. Milztumoren drücken vor allem auf den Fundus, schieben die l. Flexur nach unten. . 
Gelegentliche einzelne Verkalkungen sprechen für Tuberkulose. R.-seitige Nierentumoren verlagern 
den Magen nach vorn und links, 1.-seitige nach aufwärts und vorwärts, die Flexura duodenojejunalis 
wird über die Medianlinie geschoben, das Colon descendens nach 1. und vorn. Retroperitoneale Sarkome 
machen den Nierentumoren ähnliche, aber unregelmäßigere Defekte; Lymphosarkome, Mesenterial- 
zysten, gestielte Pankreaszysten machen Füllungsdefekte in Dünndarm und Kolon. 

Dienstfertig (Breslau)::Zum chronischen Duodenalulkus im Kindesalter. (D. m. W. 1923/31, 
S. 1017.) Bei 15j. Mädchen waren klinische und röntgenologische Zeichen des operativ bestätigten Ule. 
duod. sehr deutlich; Beginn des Leidens wahrscheinlich gleich nach der Geburt — Melaena neonato- 
rum —; vor 6 Jahren anscheinend schon ein Rezidiv. ’ 

Dillon (Moskau). Ein Beitrag zur Symptomatologie des Ulcus duodeni. (Archiv f. Verdauungs- 
krankh. 31, 5/6, S. 313.) Es wird auch der Röntgenbefund entsprechend gewürdigt; Skizzen. 

RR H. v. Engelbrecht (Hamburg-Eppendorf): Zur Kasuistik des primären Magensarkoms. 

(Virchows Arch., Bd. 246, S. 122.) Der Tumor saß an der kleinen ‚Kurvatur. Röntgenbefund hatte 
= Ulcus penetrans vermuten lassen. Nach Resektion entwickelten sich Tumoren im Transversum, dann 
ım Ascendens und Coecum, ferner Lokalrezidiv. 

Hans Finsterer (Wien): Zur Frage des llaskarinume des Magens. (Med. Kl. 1923/43, 
S. 1425.) Bösartige Entartung des Ulcus duodeni ist selten. F. hat unter 262 Duodenal-Resektionen 
wegen Geschwür trotz Dauer des Leidens bis zu 30 Jahren niemals Karzinom gefunden. Auch bei den 
Duodenalulkus-Fällen, die nicht reseziert wären, hat der günstige Verlauf durch 3 Jahre erwiesen, daß 
die Operationsdiagnose maligne Degeneration irrtümlich gestellt war. Der Übergang von Magenulkus in 
Karzinom ist nicht so enorm selten, wie Schmidt annimmt. Mitteilung von 3 Fällen von Ulcus pene- 
trans, bzw. Uleus eallosum mit maligner Degeneration. Die Feststellung Ulkuskarzinom ist während der 
Operation nicht möglich. Auch bei der histologischen Untersuchung kann die Degeneration übersehen 
werden. Danach ist die Resektion des chronischen Magenulkus zur Verhütung des Magenkarzinoms 
angezeigt. l 

. H.Flörcken (Frankfurt a. M.): Die „Palliative Resektion“ des Pylorus und des Antrums beim 
nicht resezierbaren Ulkus des Duodenums und des kardialen Magenteils. (Zbl. f. Chir. 1923/45, S. 1658.) 
Kasuistik: 42 jährige Frau; seit 2 Jahren Ulkussymptome, röntgenologisch penetrierendes Ulkus an der 
Rückwand nahe der Kardia (Dr. Stephan); dementsprechend an der hinteren Magenwand nahe der 
kleinen Kurvatur ein in das Pankreas penetrierendes Geschwür; Resektion des Pylorus und des Antrum, 
Versorgung nach Billroth II, glatte Heilung. Spätere Röntgenkontrolle ergab Ausheilung des Ge- 
schwürs, in der Folge keine Beschwerden und Gewichtszunahme. 

R. Girgensohn (Riga): Zur Kasuistik der akuten Magendilatation. (Archiv f. klin. Chir. 
. 125, 3, S. 463.) Mitteilung eines Falles ohne anatomisches Hindernis am Mesenterialschlitz. Nachdem . 
der punktierte Magen gehoben war, füllte sich das Jejunum. 

O. Gro B (Med. Polikl. Greifswald): Zur Röntgendiagnostik der Pankrens-Krunkheilen. (Kl. W. 
1923/29, S. 1346.) Hinweis auf, die Wichtigkeit der röntgenologischen Veränderungen, entweder durch 
Auftreten eines Schattens des krankhaft veränderten Organs im Bilde selbst, ferner in seinen Auswir- 
kungen auf Nachbarorgane, z. B. das Duodenum (Duodenalstenose und -divertikel). Besonders charak- 
teristische Bilder werden von Pankreaszysten gewonnen, wofür 2 typische Fälle gebracht werden, die 


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.XXXL4 Auszüge aus ‚Zeitschriften des in- und Auslandes (Verdauungsorgane). 521 


die Vorzüge des Pneumoperitoneums beweisen. Hingewiesen wird.auf den Wert einer Funktionsprüfung . 
der Bauchspeicheldrüse und die vom Verf. angegebene Kaseinprobe zur Sicherung der i ii (Ab- 


 bildungen. ). 


C. Gütig (Wien): Zur’ Füllung des Bronchialbaumes mit Kontrastmitteln. (W. m. W. 1923/33, 
S. 1473.) Großes, kardianahes Ka. an der Ösuphagushinterwand; beiderseits des Ösophagus bis wal- 
nußgroße Drüsen aufwärtsziehend, die Vagi und beiden Laryngei sup. stark komprimierend; daher 
Unempfindlichkeit des Kehlkopfs, in welchen bei Schluckversuchen der Bariumbrei direkt hineinfloß. 

Heyer (2. Med. Kl. München): Psychische Einflüsse auf die Motilität von Magen und Darm; 
zugleich ein Beitrag zur Gastroptosenfrage. (Kl. W. 1923/50, S. 2274.) An einer Reihe röntgenologisch 


-untersuchter Frauen mit psychisch betonten Verdauungsbeschwerden wird gezeigt (Skizzen), wie unter 
dem Einfluß einer Hypnose die objektiven Merkmale der Gastroptose und Atonie zurückgehen können. 


Bei nicht zu alten Gastroptosen kann der Magen auf normale Höhe gehoben werden. 

W. Horn (Essen-Ruhr): Über Perforation des Magenkarzinoms in die freie Bauchhöhle, zu- 
gleich ein Beitrag zur Schwierigkeit der Differentialdiagnose zwischen Ulkus und Karzinom. (D. 
Zschr. f. Chir. 181, 3—4, S. 264.) 5 Fälle aus der Literatur und ein eigener (Adenokarzinom, für Ulkus 
gehalten). 

F. v.d. Hütten (Chir. Kl. Gießen): Experimenteller Beitrag zur Atiologie des Ulcus pepticum 
jejuni. (Beitr. z. klin. Chir. 130, 1, S. 20.) Bei Hunden führte — als Bestätigung klinischer Erfah- 
rungen — die v. Eiselsbergsche Magenausschaltung zur Bildung großer Jejunalgeschwüre, die 
einfache Gastroenterostomie bei offenem Pylorus dagegen nicht. Bei ersterer Operation wirken ur- 
sächlich zusammen: Operationstrauma, Abfließen des gesamten Mageninhalts durch die a nastoniosi; | 
Vorhandensein reichlicher HCl. mit evtl, Rückstauung. 

H u'g uet (Marseille): Interpositio coli zwischen Leber und Zwerchiell. (J ourn. de Radiol. et 
d’Electrol., Sept. 1923, S. 406.) Kasuistik von 2 Fällen: Im ersten Falle bestand ein Mediastinaltumor, 
vermutlich ein Lymphadenom. Wahrscheinlich drängte beim Stehen infolge rechtsseitiger Phrenikus- 
lähmung das Kolon sich zwischen Zwerchfell und Leber. Im zweiten Fall bestand eine starke Ptose 
insbes. des Magens, so daß beim Stehen infolge der Leberptose das Kolon sich zwischen‘ m... und 
Zwerchfell — von normalem Tonus — einschob. 

Ingber (San Franzisko): Bericht über einen Fall von Adenopapillom des Magens. (Am. J. of 
Roentg. X, 7, Juli 1923, S. 539.) Runder Füllungsdefekt in der Pars media mit für Polypen charakte- 
ristischer Verteilung des Breis. Klinisch trat besonders hervor nächtliches Erbrechen von süßlichem 
Wasser unter Krämpfen, keine Gewichtsabnahme. 

Jenk (Chikago): Verlegung der Speiseröhre durch einen Fremdkörper ohne Wissen des Kran- 
ken. (J. of Radiol. IV, 7, Juli 1923, S. 248.) Es handelte sich um eine verschluckte Gaumenplatte, 

Johannesson (Walla Walla): Röntgennachweis einer Schwangerschaft im 4. Monat. 
(J: of Radiol. IV, 10, Okt. 1923, S. 371.) Röntgenologisch waren zu sehen der Schädel, die Knochen- 
kerne in Wirbelsäule und Extremitäten, autoptisch erwies sich der Fokus als 64 g schwer und 110 mm lang. 

- R. Katz (Berlin): Zur Frage des Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni im Röntgenbild unter þe- 
sonderer Berücksichtigung des vegetativen Nervensystems. (7/schr. f. ärztl. Fortb. 1923/17, S. 519.) 
Reizung des vegetativen Nervensystems ist ein ätiologischer Faktor für die Entstehung dieser Geschwüre. 
Beim U. duod. scheint die Vagotonie sogar den Ausschlag zu geben, während beim U. ventr. noch andere 
Ursachen mitwirken. Diagnostisch spricht mehr für U. ventr. der Hakenmagen und das Fehlen einer 
l,ymphozytose im Blutbild, für U. duod. Stierhornform und Lymphozytose. 

Marg.Kleemann (Schloß Horuegg a. N.): Anazidität und Entleerungszeit des Magens. (Mel. - 
Kl. 1923/40, S. 1331.) Zusatz von Salzsäure zum Speisebrei hat eine Verzögerung der Magenentleerung 
zur Folge. Die durchleuchteten Anaziden zeigten Magenentleerung — in der Hälfte der Fälle — in 
1% Stunden. Bei Zusatz von 60 Tropfen Acid. mur. pur. zum Kontrastbrei betrug die Entleerungszeit des 
angesäuerten Breies mindestens 2% Stunden, in 2 Fällen 5 Stunden, im Durchschnitte 3% Stunden. 
Diese Befunde stimmen mit den von v. Tabora und Dietlen gemachten Beobachtungen überein. 
Die Darmpassage erwies sich von der Mageneutleerung nicht abhängig. Die beschleunigte Magenent- 
leerung fand sich gleichmäßig bei Anaziden mit Durchfällen und bei solehen mit Verstopfung. Die 
Salzsäure beeinflußte bei beiden Kategorien nicht nur die Magenentlecrung, sondern wirkte auch auf den 
Darm regelnd, d. h. hemmend bei Durchfall und beschleunigend bei Verstoping, Ein Einfluß der Salz- 
säure auf Form und Tonus des Magens war nicht erkennbar. 

Friedrich Kraft: Die operierte Blase im Röntgenbilde. (Acta Radiol. II, 2, S. 182.) Nach 
Operation an der Blase mit Ausnahme der endovesikalen Methoden trifft man typische Veränderungen 


an, und zwar: 1. Kommt es manchmal nach Prostatektomie infolge der Insuffizienz ges Sphinkter int. 


zur Bildung der sog. „Vorblase“, besser „Nachblase“ genannt. 2. Nach Divertikeloperationen zu asym- 
metrischer . Blasenform. 3. Die Veränderungen nach Sectio alta sind röntg. sehr schwer darstellbar. 
4. Inkrustation von 'Fadenschlingen kann Steinbildung vortäuschen. 

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522 | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verdauungsorgane). XXX], 4, 

Kuprijanoff (Petersburg): Über die Lage des Colon transversum. — Die Bedeutung der ana- 
tomischen Verhältnisse in der Pathologie und Chirurgie des Colon transversum. Ihre Rolle in der 
Bildung des Ileus. (Archiv. £ kl. Chir. 125, 3, S. 518 und 535.) In. der ersten Arbeit stellt Verf. 4 Typen 
auf: 1. hufeisenförmig nach oben gekrümmt, 2. horizontal, 3. U- und V-förmig, 4. quer. Die Form ist ab- 
hängig von der Form des Bauches, die durch das Verhältnis zwischen den 10. Rippen und den Spinae il. 
ant. sup. zur Entfernung Angulus costarum—Symphyse bestimmt wird („Index spinarum“). Erörterung 
der Abhängigkeit von Alter und Geschlecht, der Beziehung der Höhe und Form der Flexuren zu den 
Aufhängebändern usw. — In der zweiten Arbeit wird die pathologisch-chirurgische Bedeutung von 
Form- und Lageanomalien (verminderte Beweglichkeit, Fixationen; abnorme Beweglichkeit) besprochen. 

Leonard (Boston): Die Sekundärsymptome der Gallenblasenerkrankungen. (Am. J. of- 
Roentg. X, 7, S. 521.) Statistiken über operativ kontrollierte Fälle betreffen die Erkrankungen mit den 
deutlichsten Symptomen und zeigen zu geringe Fehldiagnosenziffer; gelegentlich andrer Erkrankungen 
festgestelltes Fehlen von Gallenblasenerkrankungen bestätigt sich natürlich immer; andrerseits kann 
ein geduldig suchender. Pathologe an jeder erwachsenen Gallenblase Krankhaftes finden. In t/s der 
Fälle finden sich direkte Zeichen (sichtbare Blase und Steine), in ?/s indirekte: 1. Druck der Gallenblase 
gegen Duodenum, ‘Antrum, r. Flexur; 2. Adhäsionen und Verziehungen von Duodenum, Transversum; 
5. Spasmen an Duodenum, Pylorus, Magen; 4. sichtbare Ampulla vateri. Gallenblase kann vorgetäuscht 
werden 1. durch gefülltes Antrum, daher Untersuchung bei leerem Magen oder Kontrastinhalt, 2. durch 
r. Niere, besonders bei Überlagerung durch luftgefülltes Kolon, 3. dann durch Riedelschen Lappen. 

Gerin, Liautard und Chauvin (Marseille): Hernia diaphragmatica ventriculi nach 
Kriegsverletzung. (Journ. de Radiol et d’Electrol., Okt. 1923, S. 452.) Kasuistik: Magenhernie nach 
Schrapnellschuß 1914. Während Kardiateil, kleine Kurvatur und Pylorus unterhalb des Diaphragma 
lagen, ist die große Kurvatur durch den Zwerchfellschlitz in die Brusthöhle eingetreten. Der Zwerch- 
fellschlitz ist eng, so daß ein gefüllter Sanduhrmagen erscheint, dessen Entleerung ebenso, wie die Fül- 
lung zuerst subdiaphragmal erfolgt. Kontrolle des Befundes fehlt, da chirurgisches Eingreifen abge- 
lehnt wurde. i | 

F. Lust (Karlsruhe): Zur Klinik des Ösophagospasmus. (Monschr. f. Kindhk. 27, 1, Okt. 1923, 
S.9.) Verf. bringt Beispiele für die verschiedenen Formen des Ös. im Kindesalter: 1. primärer essen- 
tieller Ös. mit unklarer Krankheitsursache; 2. ösophagale Affektkrämpfe bei Widerwillen vor bestimm- 
ten Speisen; 3. sekundärer oder läsionsbedingter Ös., d. h. Spasmen infolge gesteigerter Reflexerregbar- 
keit nach Verätzung, auch schon nach heftigem Verschlucken. Die Sonde bleibt stecken, besonders gern 
genommene Speisen gehen jedoch durch; hierdurch sowie durch wechselnde Höhe des Hindernisses wird 
hewiesen, daß keine rein organisch bedingte Stenose vorliegt. 

Montanari (Ancona): Duodenaldivertikel in der Gegend der Vaterschen Papille. (La Radivl. 
Med.. Nov. 1923, S. 445.) 63j. Mann, plötzlich auftretende Beschwerden in der Nabelgegend, nachdem 
schon 2 Monate Ikterus hestanden hatte. Röntgenbilder zeigen den kreisrunden Divertikelschatten vòn 
etwa 2% em Durchmesser Nicht operiert. _ | O 

Natale-Marzi: Ein Tumor des großen Netzes, röntgenologisch beobachtet. (La Radiol. Med. 
X, 7, Juli 1923.) Kasuistischer Beitrag. Ein großer Tumor des mittleren Abdomens, der innerhalb 
3 Monaten gewachsen war und in seinen Beziehungen zu den Nachbarorganen durch die klinische Unter- 
suchung nicht völlig aufgeklärt werden konnte, wird röntgenologisch auf das Netz lokalisiert. Iın Stehen 
der Magen nicht verändert, im Liegen durch den samt dem damit verwachsenen Querkolon höher ge- 
tretenen Tumor eingebuchtet. Die seitliche Durchleuchtung zeigt, wie der Tumor mit der vorderen 
Bauchwand adhärent ist. Operativ bestätigt. Histologiseh: großzelliges Rundzellensarkom. 

E. Nordmann (Berlin-Schöneberg): Über dag Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür. (Archiv 
f. klin. Chir. 125, 1—2, S. 92.) Bemerkungen zur path. Anatomie (Einteilung), Diagnose, Indikation und 
Erfolge der Operationen. Einfache Durchleuchtungen sind nur Notbehelf, Plattenserien sehr wertvoll. 
Für Ule. duod. ist der Dauerbulbus der wertvollste Befund, Nischenbildung ist ziemlich selten. Die häu- 
fige Rechtsverziehung des Magens spricht mit den übrigen Zeichen mehr für Ule. duod., vermehrte 
Peristaltik fand sich ebenso oft beim Magenkörper bzw. Pylorusgeschwür. Trotz negativen Röntgen- 
befundes kann ein altes Ulkus vorhanden sein. Druckschmerz an der Gastroenterostomicstelle vor dem 
Röntgenschirm berechtigt nieht zur Annahme eines Ule. pept. jejuni. 

R. Nußbaum (Med. Polikl. Leipzig): Die Bedeutung der abdominellen Luftansammlungen. 
(M. m. W. 1923/32, S. 1052.) Bestätigende Zusammenfassung der diagnostischen Vorteile des Pneumo- 
peritoneums. Technik nach Goetze, mit Deneke-Nadel. 
F. Oehlecker: Zur Diagnose des. perforierten Duodenal- und Magenulkus (Schulterschmerz 
als Fernsymptom des N. phrenicus). (Archiv f. klin. Chir. 127, S. 346.) DasSymptom fehlt nur in 10% der 
Fälle. Außerdem findet es sich in mehr. chronischer Form bei chronischen Prozessen an der Lungen- 
hasis mit Beteiligung des Zwerchfells, bei Leberabszessen an, der Leberkuppe, bei subakuten subphre- 
nischen Abszessen und insbesondere bei den seltenen echten Tumoren der Nebennicere. 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslamdes (Verdauungsorgane). 523 


| Ohly (Kassel): Familiäres Auftreten von Ulkus im Gastroduodenaltraktus. (M. m. W. 1923/37, 
S. 1180.) Verf. berichtet über 9 Ulkusfamilien und 60 Ulkuskranke mit Ulkus oder Karzinom in der 
Aszendenz und bei Kollateralen, wodurch die Bedeutung des konstitutionell-hereditären Moments, d.h. 
der ererbten Minderwertigkeit der eine Organgruppe versorgenden Nerven, dargetan wird. Diese 
Minderwertigkeit ist schuld daran, daß die aus verschiedenen Ursachen entstandenen Schleimhaut- 
ekchymosen und Erosionen nicht heilen, sondern zu Gesehwüren werden. 

Jos. Palugyay (Il Chir. Kl. Wien): Zur Röntgendiagnose des Ulcus pepticum jejuni. (D. 
Zschr. f. Chir. 181, 3—4, S. 203.) Bekannte Symptome: 1. bei Perforation Nachweis einer Magenkolon- 
oder Jejunumkolonfistel. Füllung per os und per rectum nötig; 2. als einziges sicheres direktes Röntgen- 


symptom: die Ulkusnische. Verf. sah sie in 5 von 7 operativ gesicherten Fällen; 3. ampullenartige — - 


nicht diffuse — Erweiterung des Jejunum aboral von der Anastomose; 4. verminderte Funktion der 
Anastomose; kann fehlen besonders bei anastomosenfernem Ulkus; ö. lokaler Druckpunkt, bei Lage- 
wechsel wandernd; nicht beweisend, da auf dem Zug perigastritischer Stränge beruhend; 6. mangelhafte 
Peristaltik des Jejunums im Bereich der ersten Anastomosenschlinge und 7. Fhlen der Kerkring- 


- . schen Falten, beides-nicht absolut typisch. Verf. fügt hinzu: 8. spastische Einziehung der Magenwand 


im Bereich der Anastomose, durch Papaverin nicht beeinflußt; 2 mal beobachtet. 7 Fälle von Ule. pept. 
jejuni werden mitgeteilt, ferner ein Fall von neurogen bedingter, auf Papaverin schwindender Magen- 
einziehung nach Anastomose (ohne Ulkus) und einen Fall von Ulkusdivertikel mit ae bei welchem 
kein Ulkus bei der Operation zu sehen war (Verwachsungen, Spasmen). 

J. Palugyay (II Chir. Kl. Wien): Beitrag zur Kenntnis des Echinokokkus beim Menschen. 
(D. Zschr. f. Chir. 180, 4—6, S. 356.) 22 Fälle, davon 17mal nur die Leber betroffen, meist an- der Kon- 
vexität. Dabei war das Röntgenbild nicht eindeutig. Bei einem in Magen und Gallenblase durchgebro- 
chenen Leberechinokokkus sah man, daß der Tumor Gas enthielt und der Flüssigkeitsspiegel bei Fül- 
lung des Magens mit Wismuthbrei stieg. In zwei Fällen wurde Lungenechinokokkus durch Neüro- 
fibrom der Thoraxwand vorgetäuscht. 


Jos. Palugyay (II Chir. Ki. Wien): Die Ösophago-Gastro-Anastomose nach Heyrovsky im. 


Röntgenbild. Ein Beitrag zum funktionellen Verhalten der Speiseröhre und des Magens nach der: 
Operation. (Archiv f. klin. Chir. 125, 3, S. 554.) Untersuchung über Füllung und Bewegung der ein- 


zelnen Abschnitte in verschiedenen Körperstellungen sowie über evtl. Regurgitation. Letztere ist 


selten, wenn nicht vor der Operation schon eine Atonie der Speiseröhre bestand. 


Parker (Pasadena): Bericht über 3 ungewöhnliche Unterleibserkrankungen. (Am. J. of 
Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 605.) Ein runder Schatten von 4 cm Durchmesser mit ovalem Nebenschatten, 
gut verschieblich, aber mit der Hinterwand zusammenhängend, mit glatten Rändern und gleicher .Dich- 
tigkeit (also keine Drüse) wird als Mesenterialzyste diagnostiziert und erweist sich als solche mehrkam- 
merige bei der Operation. — Bei einem 3wöchigen Kinde wird durch die Nabelöffnung, aus der sich 
Fäzes entleerten, Bariumbrei injiziert, der sofort in mittlere Dünndarmschlingen und von da in Kolou 
weiterfließt. — Bei einer 52 jährigen füllt sich medial neben dem Magen eine Tasche, deren Niveau zu- 
nächst unter, später über dem Magenniveau liegt, nach 8 Std. noch sichtbar bleibt; bei der Operation 

findet sich nach langem Suchen ein Divertikel an der Flexura duodenojejunalis. 


Pirazzo li (Ravenna): Der „okulo-ösophageale“ Reflex und die Tumoren des Ösophagus. (La 
Radiol. Med. X, 10, Okt. 1923, S. 415.) Der Reflex besteht im zeitweisen Verschwinden der spastischen 
Verengerung des Ösophagus hei Druck auf den Augapfel, Verf. berichtet über 4 Fälle von Ösophagus- 
 karzinom (3 davon autoptisch bestätigt) und einen Fall-von extraösophagealem, auf die Ösophaguswand 
übergreifendem Karzinom; in keinem dieser Fälle war dieser Reflex vorhanden. Das von Weber 
(Fortschr. XXIX, 3) beschriebene Merkmal, daß Kranke mit Tumorstenose des Ösophagus das Stecken- 
bleiben des Breies an der Striktur nicht wahrnehmen, während Kranke ınit Spasmus dies fühlen, fand 
Verf. unbeständig. i 

Th. Plaut (Frankfurt a. M.): Zur Frage des Ulkuskarzinoms. (Archiv f. Verdauungskr. 32, 
1—2, S. 51.) Die Dauer eines Karzinoms wird vielfach zu kurz angenommen. 3—5 Jahre bis zum Tode 
sind nicht so selten (Beispiele); möglicherweise dauern manche noch länger. „Man kennt nur den 
Schlußakt des Dramas“ (Freund). Ulkuskarzinome sind sehr selten. Man müßte bei der Betrach- 
tung vom: Ulkus ausgehen, statt vom Karzinom mit der unsicheren Anamnese. 


Porges (I. Med. Kl. Wien): Uber die Bedeutung der Schmerzphänomene für die Diagnose und _ 


Therapie des Ulcus ventr. und duod. (M. K1. 1923/13, S. 411.) Ein Ulkus ist nur dann druckempfindlich, 
wenn es durch die Magen- bzw. Duodenalwand durchgebrochen ist. Daher erscheint das röntgenologisch 
sichtbare Ulkus gewöhnlich auch direkt druck- und klopfempfindlich. Das oberflächliche Ulkus zeigt 
keine lokalisierte Druckempfindlichkeit; was dafür gehalten wird, ist meist ein unempfindlicher Punkt 
der Bauchdecken. (Ulkustherapie: Cale. carbon. oder Magnesia usta alle 2 Stunden gehäuften Teelöffel 
voll, 3 Monate lang.) 


ku Game T a An nn HE a E e 
Pr 


En 524 A | A Auszüge” aus Zeitschriften des In- und Auslandes PEN CXXXI, 1. 


Mi i ton N. Por ti is und 5i idnev A. Portis (Chicago, Illinois): Dünndarnıkarzinom. (Am. 


E J. of Roentg. X, 6, Juni 1928, S. 419.) PETI ET CA 3% aller Darmkrebse, sind nach E wing bald-- 
: Teil einer lokalen oder allgemeinen Polyposis (selten), bald multiple oder einzelne benigne embryonale. 
"karzionide. Tumoren von Erbsen- bis Bohnengröße (Pankreas, heterotrope Darnmschleimhaut, Brun - 


nersche Drüsen), meist aber lokalisierte Adenokarzinome, die in 33% metastasieren, das Lumen ver-;' 
schließen 'können, aber- häufiger ulzerieren und Strikturen machen. Schon früh findet man okkultes. 
Blut, ‘allgemeine Karzinomerscheinungen, unbestimmte Leibschmerzen, mit zunehmender Stenosierung.’ 
verstärkte Koliken, wachsende Verstopfung, aber auch Diarıhöe, Erbrechen, Darmstei-: 
fung und "Meteorismus. Fast immer okkultes Blut,.selten größere Mengen. Wenn Magen und Duodenum 


merkwürdiger Hinfälligkeit und noch 4 andre Fälle berichtet. — Natriumbromid eignet sich für Fistel- 
ginge und Höhlendarstellung jeder Art. (Aufnahme eines enorm dilat. Dünndarms.) 


i Leo Reich (L. Med. Kl. Wien): Zur ‚Röntgendiagnose der Zw Ser und a GE, | 
Krankheitsbilder des. Zwerchfells. (Wiener Archiv f. innere Med. VI, 2, S. 445.) Kritik der in der- , 
(ausführlich angeführten) Liter atur angegebenen Symptome. Der Müller Be Versuch wird als ideale ' 


. gesund; bei okkultem Blute Verdacht auf Karzinom des Dünndarms. Duodenum ist dilatiert. Differen- = 
"tialdiagnosen: Tuberkulose, . Aktinomykose, Syphilis, 2 Fälle. In der Diskussion werden 2 weitere mit 


Funktionsprüfung des Zwerchfells gewertet: Bei jeder Schädigung einer Zwerchfellhälfte bewegt sich . 


- -diese anders als.die andere, normale. Hälfte. Die Dicke des Zwerchfellbogens im Röntgenbild ist haupt-. 


| sächlich von dessen Wölbung abhängig, ist kein Maßstab für dessen wirkliche Dicke. Die Verlagerung 


von: Herz und Mediastinum ist außer durch etwaige krankseitige Verminderung der elastischen Lungen- : | 


spannung. dürch den hydrostatischen Seitendruck der verlagerten Bauchorgane bedingt. Die Diagnose 


.  Hernia diaphr. ist sicher, wenn bei entsprechendem Ausfall des Müllerschen Versuches das Zwerch- ` 
- dell oder die Bruchpforte unter den verlagerten Baucheingeweiden deutlich nachweisbar ist oder der 
. obere ‚Grenzkontur der letzteren 'übergroße Lageverschieblichkeit zeigt, oder. am Zwerchiell sich eine 


dauernde umschriebene Vorwölbung findet, ferner mittels Pneumoperitoneum. Für Relaxatio (Even- 


tratio) ist beweisend bei positivem Müller -Versuch der bezeichnende Pneumoperitoneumbefund oder 
die sog. „Darstellung der lateralen Magenwand‘“ (vikaiierendes Größenverhältnis zwischen Magen und. 
Flexura, lienahis, d. h. Beweglichkeit der Grenzlinie bei Füllüng bzw. Entleerung des Magens oder der 
Flexur usw.) bei fehlenden Lungenveränderungen und relativ unveränderlichem einheitlichen Bogen- . 
-kontur. Das Zwerch£elldivertikel ist röntgenologisch nicht erkennbar, sieht wie Hernie aus. Vom nor- 
‚malen. Zwerchfell zum ‚einseitigen Hochstand, dann zur Hernie und zum ‚Divertikel gibt es fließende 
Übergängei | 


Rendich (Bellevue Hosp. N.-Y.): Die Röntgenuntersuchung der Massnsehlökmhant in Gesund- 


heit und Krankheit. (Am. J. of Roentg. X, 7, Juli 1923, S. 526.) Die Schleimhautfalten des Magen». \ | 


2—4 mm breit, verlaufen parallel der Achse des Magens; häufig sind sie an der größen Kurvatur schräg: 


mehrere oben entstehende können unten zusammenfließen. Am hypotonischen Magen liegen im ver- 


tikalen Teil weniger Falten als im horizontalen; am hypertonischen mehr, am orthotonischen gleich- 


‚viel. Zunehmender Tonus erhöht und nähert die Falten; bei hypertrophischer Gastritis sind sie größer, 


unregelmäßiger, schwerer ausgleichbar, bei atrophischer fehlen sie infolge Wandverdünnung. Bei 
diffus infiltrierendem Karzinom fehlen in dem verkleinerten Magen die Falten, mitunter finden sich 
Ulzerationszeichen; bei Adenokarzinom zeigt sich neben Schattendefekten Vergrößerung oder Fehlen 


“ der Falten, je nachdem Hypertrophie oder Atrophie vorliegt; bei Skirrhus findet man knotige Schat- 
| tendefekte ohne Falten, bei Ulküs im Beginn eine mehr oder minder runde Kontrastbreiansammlung, _ 
umgeben von vielleicht normalen Falten, später, mit Eintritt .narbiger Schrumpfung, strahlen die Fal- 


“ten :allseitig auf das Geschwür zu; dazu können sich die vergrößerten Falten einer hypertrophischen 


Gastritis gesellen. — Zur Untersuchung der Magenfalten wird 50 prozentiger Gummischleim mit 
gleicher Menge Wismuth .verrührt und dem nüchternen, ausgeräumten, eventuell auch ausgeheberten 


‚und {ragmentiert, mitunter stark gewunden. Eine Falte kann sich von der Kardia her aufsplittern. `. 


Patienten ein. Teelöffel davon gereicht. Der, Patient liegt fast flach und wird allmählich passiv. . 


ohne jeden Druck von außen, aufgerichtet: bei starker Schleimsekretion wird der Magen vorher mit - 
Na-Bikarbonat gespült. Bei Magengeschwüren ist so der Krater, auch bei den sonst leicht zu über- . 
| sehenden Geschwüren an der Vorder- und Hinterwand der pars pylorica, leicht auszufüllen, mit zuneh- 


mender Vernarbung strahlen die Falten immer deutlicher dort zusammen. Bei Neubildungen bleibt das 


Verf. die Darstellüng von Arrosionen, die Unterscheidung von malignen und benignen Tumoren, da die 


Ränder hat, von. Spasmen (normale F.) und organischen Leiden, von Uleus duodeni und Adhäsionen.. 


- Das Verfahren, eignet sich auch für Kranke, die die Kontrastmahlzeit nicht behalten können. 


_befallene Gebiet faltenfrei und wird von der Lösung umflossen, während extraventrikuläre Geschwülste - 
das normale Faltenbild, nicht ändern. -Es gelang besonders schön die Darstellung von Gastroenterosto- 
mieöffnungen, atrophischer und hypertrophischer Gastritis, der Dünndarmfalten.. Weiter erwartet- > 


= Umgebung: des malignen Kraters kaum schrumpft, der Krater. selbst tiefer liegt-und überhängende E 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verdauungsorgane). 525 


Samuel (Touro Infirmary, New Orleans): Die röntgenographische Deutung der ileocoecalen 
Stauung. (Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923. S. 721.) Auch nach kräftigem Purgans findet man 
reichliche Kontrastmassen in Ileum, Coecum und Ascendens; es kann also eine beträchtliche Kotstau- 
ung bei 1—2 maliger täglicher Entleerung vorkommen, infolge Störung der Motilität, und zwar bis zu 
72 Stunden (rechtsseitige Stase). Die Störung kann verursacht sein mechanisch, durch Tonusverlust, 
Verwachsungen, Entzündungen. Die Untersuchung wird im Stehen ausgeführt, im Liegen nur, um 
Ileum, Coecum, Transversum in Lage und Beweglichkeit zu studieren. Beobachtet wird nach 6 Stun- 
den, nach 24 Stunden, nach einem Purgativ nach 48 Stunden, nach einem Purgativ abermals nach 
72 Stunden. sie 

W.H.Schuitze (Braunschweig): Die Pathologie des Magens. (Übersichtsbericht in „Ergebn. 
d. Allg. Path. u. pathol. Anat.“ XX, 1 [1922], S. 488.) 

L. Simon (Ludwigshafen a. Rh.): Beitrag zur Symptomatologie, Diagnostik und Therapie der 
echten Blasendivertikel. (Beitr. z. klin. Chir. 130, 1, S. 4.) ’5 Fälle. Verf. empfiehlt, den Ureterenka- 
theter durch die wassergefüllte Blase in das Divertikel einzuführen, dann das Wasser abfließen zu. 
lassen, die Blase mit Luft zu füllen und dann durch den im Divertikel liegenden Ureterenkatheter Kon- 
trastlösung einlaufen zu lassen. | 

Smital (Wien): Myom des Magens. (D. Zschr. f. Chir. 180, 4—6, S. 410.) 63j. Arzt. Magenbe- 
schwerden fast typisch für Ulkus. Röntgen: Bulbusdeformität mit Druckpunkt. Operation: apfel- 
großes gestieltes Myom an der vorderen Magenwand nahe dem Pylorus. Okkulte Blutung mußte 
durch Arteriosklerose erklärt werden. | 

Sutherland (Mayo Clinic, Rochester): Die Röntgenphotographie bei der Untersuchung der 
Haruwege. (J. of Radiol. IV, 7, Juli 1923, S. 221,) Unter 1000 auf Erkrankung der Harnwege Un- 
tersuchten hatten 624 negativen urologischen: Befund, 114 Cholezystitis, 43 Appendizitis, 376 Phleboli- 
then, 20 Bifurkation und Sakralisierung des Querfortsatzes des V. Lendenwirbels, 28 Spina bifida, 32 
hypertrophische Arteriitis, 75 Steine (davon 57 röntgenologisch festgestellt). Hautwarzen gaben mit- 
unter verdächtige Schatten. Als Indikation für Röntgenuntersuchung der Harnwege galt außer offen-' 


kundigen Erkrankungen der Harnwege: frühere Hämaturie oder Pyurie, Blut- oder Eiterharn, Tu- 


moren im oberen seitlichen Quadranten oder oberhalb des Schambeins, unbestimmte Leibschmerzen. 
Von dem liegenden Patienten, dessen Beine über ein A-förmiges Brett hingen, wurden unter Tubus- 
kompression je eine Aufnahme jeder Niere, eine mit auf die Mitte zwischen Symphyse und Nabel, eine 
mit auf das Steißbein gerichtetem Zentralstrahl gemacht (62 cm Abstand, 50—60 kV, 30—40 mA, 
4—8". Coolidgeröhre, ohne Verstärkungsschirm). In verdächtigen Fällen wurden auf der urologischen 
Station 3 Pyelogramme angefertigt mit Doppelfilm und Verstärkungsschirm (15% NaBr), je in Tren- 
delenburgscher Hochlagerung, in horizontaler und in umgekehrter Trendelenburgscher Lage. Zysto- 
gramme wurden in 2 Schrägrichtungen (5% AgJ), nach Entleerung in sagittaler Richtung gemacht. 
Beirn Urethrogramm war das l. Bein horizontal, das r. senkrecht, das Becken um 20° gedreht, der r. 
Oberschenkel auswärts gedreht. Prostatasteine wurden von Schambeinen weg projiziert durch Auf- 
nahme vom Anus her unter Kippung der Röhre um 20°. Kurz erwähnt wird die radiologische Unter- 
suchung der operativ freigelegten Niere. 

R. G. Taylor (Los Angeles): Röntgenologische Magendarmuntersuchungen an Patienten mit 
chronischer deformierender Arthritis. (Am. J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S. 424.) Um die Frage zu 
klären, ob Arthritis deformans eine Sekundärinfektipn bei pathologischer Darmflora ist, wurden solche 
Kranke nach Magenuntersuchung mit Rivdermahlzeit nach 6, 9, 11, 24, 48 usw. Stunden evtl. auch mit 
Einlauf untersucht; abgekürzte Verfahren versagten in wesentlichen Punkten. Die Mehrzahl zeigte 
abnorm langes ‚und bewegliehes Kolon; alle chronischen Fälle hatten chirurgische Darmerkran- 
‘kungen, nämlich Stränge, welche gewöhnlich am Kolon oberhalb der Bauhinschen Klappe, gele- 
gentlich am Ileum (Lanes Kink) oder anderen Stellen waren (sei es von Geburt an oder während 
der Entwicklung erworben oder als Folge von Entzündungen), außerdem chronische Appendizitis, oder 
Folgezustände von akuter mit Adhäsionen oder Fixationen, oder postoperative Verwachsungen. Die 
Stränge und Adhäsionen verziehen, verdrehen und knicken den Darm, erzeugen Verengung und Stase, 
wodurch Bakterienflora verdorben wird. Stase ist röntgenologisch zu erkennen; da kann nur der chi- 
rurgische Eingrilf helfen, der in 50% Stillstand der Krankheit, in wenigen Prozenten keinen Erfolg, 
in den übrigen Besserung erzielte. Ließ sich das Fehlen der Stase röntgenologisch nachweisen, so 
halfen oft Medikamente. Bei fast allen Kolonfällen, sowie bei den röntgenpositiven Ileumfällen ergab 
sich gute Übereinstimmung mit dem Operationsbefund. — Die gleichen Darmveränderungen fanden 
sich auch bei Gelenkgesunden, nur zeigten sie andere Symptome einer Darminfektion. 

W. Teschendorf (Med. Kl. Königsberg): Zur Erkennung intraabdominaler Verwachsungen. 
(D. m. W. 1923/21, S. 681.) Beispiele: Retrofixation des Magens sichtbar auf frontaler Röntgenauf- 
nahme; Magen durch flächenhafte Verwachsungen verunstaltet, Ca. vortäuschend. Vorteile des Pneu-: 
moperitoneums werden erörtert. 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgunstrublen. XXXI. ; E 67 


526 | Auszüge aus Zeitschriften des In- und: Auslandes (Atmungsorgane, Zwerchfell. XXXI, 4. 


Tscherning (Berlin): Über die somatische und psychische Konstitution bei Ulcus ventriculi. 
(Archiv f. Verdauungskrankh. 31, 5/6, S. 351.) Als Haupttypus war vertreten eine Mischung des asthe- 
nischen Typus mit athletischen und auch pyknischen Elementen, unter starker Vorherrschaft der 
asthenischen Züge. Häufig fanden sich genito-dysplastische Zeichen und eine gewisse Agilität der Ge- 
fäßnervenfunktion. R 

E. Weber (Hamburg): Uber Magenmyom. (Zbl. f. Chir. 1923/42, S. 1558.) Kasuistik: Die kli- 
nische Diagnose lautete Ulcus ventriculi. Zunächst war eine Ulkuskur durchgeführt worden, bis eine 
neue starke Blutung Veranlassung zu operativem Vorgehen wurde. Dieses ergab das Vorhandensein 
einer hämorrhagisch zystischen Geschwulst der kleinen Kurvatur. Röntgenoskopisch hatte sich eine 
ringförmige Einschnürung am Magenkorpus und eine doppelte Kontur an der kleinen Kurvatur gs- 
funden. Bei der Häufigkeit des. Ulkus und der Seltenheit des Tumors war ein an der Vorder- oder Hin- 
terseite lokalisierter Schrumpfungsprozeß — beginnender Sanduhrmagen — angenommen worden. 

S. Weinstein (Berlin): Röntgendiagnose der sogen. Appendicitis chronica. (D. m. W. 1923/23.) 
Nach Magenrest soll 4 Std., nach Ileumrest 8—9 Std. post coenam gesucht werden. Letzterer sagt wenig, 
wenn Magenentleerung verzögert war. Tuberkulöse Lymphknoten und andere umschriebene Tbe-Pro- 
zesse in der Nachbarschaft der Bauhinschen Klappe können 8 und mehr Stundenrest im Ileum be- 
wirken, während subjektiv die Erscheinungen der App. chron. bestehen. 

Weitzner (Lebanon Hosp. N.-Y. City): Ein Fall von Magensyphilis. (Am. J. of Roentg. A i 
Juli 1923, S. 587.) Der Defekt im Magenschatten hatte inoperablen Tumor vorgetäuscht, verschwand 
aber durch antiluetische Kur. 


7. Respirationsorgane, Mediastinum, Zwerchfell: 


Beekmann (Dortmund): Die bindegewebigen Verdichtungsherde in den Lungen, ihr Vor- 
kommen und ihre Folgezustände. (Virchows Arch. 244, S. 84.) Unter 200 untersuchten, nicht tuber- 
kulösen Lungen (über 20 J. alt) zeigten 18 (9%) bindegewebige Verdichtungsherde in einem oder meh- 
reren Lappen; die betreffenden Lungenbezirke hatten meist feste strang- oder flächenförmige Ver- 
 wachsungen. Es handelt sich um abgelaufene Lungenentzündungen. Als Folgeerscheinungen der nar- 
bigen Schrumpfung fanden sich meist größere oder kleinere Bronchiektasien. welche wieder die Ent- 
stehung gangränöser Herde begünstigen. 

Frank S. Bissell (Minneapolis): Vergleich von klinischen und röntgenologischen Beobach- 
tungen bei der Lungentuberkulose. (Am. J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S. 428.) Betont und beweist die 
Wichtigkeit klinisch-röntgenologischer Zusammenarbeit, ohne Neues bringen zu wollen. 

Brieger: Über die trocknen und adhaesiven Formen der Pleuritis mediastinalis im Röntgen- 
bild. (D. m. W. 1923/31.) Nach Übersicht über die Literatur und die klinischen Erscheinungen der 
Pleuritis mediastinalis teilt Verf. 3 einschlägige röntgenologisch untersuchte Fälle mit: 1. Pleuritis 
mediastin. ant. dextr. 1 cm breites Schattenband parallel dem rechten Rand des Gefäßbogens; 2, Pleu- 
ritis mediast. ant. sin. Konvexer, den Herzzwerchfellwinkel ausfüllender Schatten; 3. Pleuritis mediast. 
post. sin. Iın Herzschatten ein dichter, nach unten zu etwas nach außen ausbiegender Schatten. 

Brown (San Francisco): Sind die Ringschatten Kavernen oder Spontanpneumothoraxe? (Am. 
J. of Roeutg. X, 6, Juni 1923, S. 445.) Die Ringschatten, von denen bis 20% gleiche Dichte wie ihre 
Umgebung und Lungenzeichnung aufweisen, sind keine Pneumothoraxe, keine interlobären Folgezu- 
stände von Lungenperforationen, auch keine Pleuraverdiekungen, sondern Höhlenbildungen, die im 
Gegensatz zum Pneumothorax sowohl frontal wie sagittal projiziert rund aussehen, durch künstlichen 
Pneumothorax verkleinert und disloziert werden, aus denen ferner sich ansammelndes Sekret und in- 
jiziertes Methylenblau ausgehustet wird. — Ein Diskussionsredner sah 4 Fälle mit Ringschatten ohne 
Aufhellung bei der Autopsie; die Ringe wurden durch Kavernen gebildet. Eine andere autoptische Be- 
obachtung ergab bei ähnlichem Schatten Pneumothor ax: außerdem war seröser Inhalt daraus gewon- 
nen worden. 

Cook (University of California, San Francisco): Akute Medidstinalabszesse. (Am. J. of Roente. 
IV, 9, Sept. 1923, S. 696.) Bericht über 4 kindliche Fälle. In 3 Fällen Heilung dureh Eröffnung des hin- 
teren Mediastinums. , 

Crow (San Francisco): Untersuchung der hinteren Mediastinaldrüsen bei der Frühdiagnose 
der Lungentuberkulose. (Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 699.) Bei beträchtlicher Erkrankung 
sicht man im I. Schrägen eine Verschmälerung des Holzknechtschen Raumes, bei schwerer deut- 
liche Drüsenketten vom Hilus nach oben und meist auch nach unten, bei leichter Streifen in gleicher 
Richtung ziehen. Bei abgeheilter Tuberkulose sind die Drüsen deutlich rundlich begrenzt. Bei galop- 
pierender Schwindsucht sind sie kaum befallen. Das Nichtbefallensein der Drüsen hat großen Wert 
für den Ausschluß der Tuberkulose. 

Agnes Deetjen (Bremen): Über spontanen und traumatischen Pneumothorax. (Med. Kl. 
1923/45, S. 1489, und 46, S. 1519.) Mitteilung von 5 Fällen von spontanem und traumatischem Pneumo- 


nn 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des Ih- und Auslandes (Atmungsorgane, Zwerchfell). 527 


oe die im Verlauf eines Jahres in der städtischen Krankenanstalt Bremen zur Annahme gelangten: 
1. Traumatischer Pneumothorax, 18 jähr. Matrose, Fall ins Wasser, Lungenruptur ohne Rippenbruch, 
nach der Resorption zeigte das Röntgenbild normale Lunge. 2. Pneumothorax nach Pufferquetschung. 
Röntgenologisch alte Tuberkulose nachweisbar, klinisch aktiver tuberkulöser Prozeß sicher ausschließbar. 
3. 2 Fälle von Spontanpneumothorax bei nachgewiesener Tuberkulose und ein Fall von Spon- 
tanpneumothorax bei. geringfügigen chronischen Lungenveränderungen, bei denen ein per- 
tussisähnlicher Hustenanfall zur Pleurazerreißung und zum Pneumothorax Veranlassung gegeben 
hatte. — Danach setzt das Auftreten von Spontanpneyinothorax im allgemeinen tuberkulöse Läsionen 
bzw. stärkere Lungentuberkulose voraus. Die Annahme, daß Pneumothorax durch Lungendehnung bei 
gleichzeitig bestehendem Glottisschluß hervorgerufen werden kann, daß die Veränderung auch bei 
latenter Tuberkulose, unabhängig vom tuberkulösen Prozeß, erfolgen kann, wird eingehend besprochen 
und begründet. Für die Diagnose ist immer das Röntgenbild von ausschlaggebender Bedeutung. Klinisch 
ist die Hauptsache, daß man an die Möglichkeit des Pneumothorax denkt. 

G. Dorner (Leipzig): Der künstliche Pneumothorax. (Med. Kl. 1923/30, S. 1039.) Die Feststel- . 
lung der Lungenkrankheit hat vor Anlegung eines Pneumothorax neben genaucster klinischer Unter- 
suchung und Beobaehtung durch sorgfältigste Röntgenuntersuchung mit Anfertigung einer guten 
Röntgenplatte zu erfolgen, um mit Sicherheit eine Beteiligung der andern Seite auszuschließen. Ad- 
härenzen, die die freie' Pleurahöhle überbrücken, sind am sichersten im Röntgenbild zu erkennen. Die 
Anfertigung einer Röntgenplatte nach der Füllung ist unbedingt notwendig, um sich über das Be- 
stehen von Verwachsungen zu orientieren. 

Elias und Hitzenberger (I. Med. Kl. Wien): Beiträge zur vergleichenden Krankenunter- 


suchung durch physikalisch-klinische und röntgenologische Methoden. (Wiener Arch. f. innere Med. 


VI, 2, S. 437.) EL ZurDiagnosederHerniaundRelaxatiodiaphragmatis. Differen- 
tialdiagnose gegenüber pleuritischem Erguß, Pneumothorax und gashaltigem subphrenischem Abszeß 
in den Fällen, in denen die Röntgenuntersuchung nicht möglich ist, welche viel leichter die 
Diagnose gibt. | 

J. Erdélyi (Budapest): Die Differenzierung der im Felde der Lungenspitze sichtbaren zirkum- 
skripten Schatten auf Grund des „Schluckverfahrens“. (Kl. W. 1923, 33, S. 1351.) Das Schluckphäno- 
men äußert sich während der Durchleuchtung darin, daß beim Schlucken die extrapulmonalen Schat- 
ten in der Projektion der Lungenspitzen ihre Lage verändern, während die in der Spitze selbst sitzen- 
den sich nicht bewegen. Zur Untersuchung der Lungenspitze genügt also die Aufnahme nicht, wir 
müssen zum Zwecke der Beobachtung der Bewegungsphänomene auch die Durchleuchtung vor- 
nehmen. (Zeichn.) 

P. Flemming-Möller: Das Röntgenbild von interlobären Exsudaten und Pleuraverdik- 
kungen. (Acta Radiol. II, 2, S. 139.) Man kann durch die Röntgenuntersuchung nicht, wie von den 
meisten Verfassern angenommen wird, einen absolut sicheren Anhaltspunkt für das Vorhandensein 
eines interlobären Exsudats erhalten. Das Exsudat gibt ganz. gewiß eine recht charakteristische Schat- 
tenfigur, aber sowohl tuberkulöse Infiltrationen in der Basis des Oberlappens, welche einen recht häu- 
figen Befund bei Röntgenuntersuchungen von Phtisikern bilden, und sicherlich auch einfache Bron- 


chopneumonien können ganz dasselbe Bild geben. Die Röntgenuntersuchung kann nur vermuten las- 


sen, daß es sich um ein interlobäres Exsudat handelt; die Diagnose aber kann nur in Verbindung mit 
der klinischen Beobachtung und in sicherer Weise nur durch einen positiven Ausfall einer Probepunk- 
tion gestellt werden. Eine scharfe untere Grenze des Schattens spricht mehr für Infiltration als für 
Exsudat, während eine obere scharfe Begrenzung eher ein Exsudat vermuten läßt, indem Infiltrations- 
prozesse im obersten Teil des Mittellappens nicht so häufig vorkommen. Bei vorhandenen interlobären 
Pleuraverdickungen soll man unbedingt seine Aufmerksamkeit auf eventuelle TLungentuberkulose 
richten. | | l 

A.Ghon und J. Rey mann (Prag): Zur Größe des tuberkulösen Primärherdes in der Lunge. 
(Med. K1. 1923/40, S. 1323.) Der Beweis, daß das tuberkulöse Virus bei der primären Infektion die Ein- 
trittspforte ohne anatomisch effektive Veränderungen passiert und erst im regionären lymphogenen 
Abflußgebiete zur. Geltung komme, ist nicht erbracht. Die Zahl der Tuberkulosefälle ohne nachweis- 
baren Primärinfekt wird um so kleiner, je genauer darauf untersucht wird. Der Primärinfokt entgeht 
dem Nachweis, wenn die Untersuchung darauf nicht besonders eingestellt ist. Dann werden nur Kalk- 
herde, gesehrumpfte Lymphknoten gefunden. Kasuistik von 2 Fällen mit z: T. ausgedehnten Lymph- 
drüsen- bzw. Hilusveränderungen und kleinsten Primärherden mit subpleuralen harten Knötchen u. a. 
in einer Schwiele der interlobären Fläche des linken Oberlappens als Primärherd. 

Ernst Guth (Pokau bei Aussig): Lungengangrän geheilt durch künstlichen Pneumothovrax. 
(Med. K1. 1923/42, S. 1394.) Kasuistische Mitteilung: Nach dem Röntgenbild bestand ein Gangränherd 
im rechten mittleren Lungenfeld (Verschattung mit Flüssigkeitsspiegel und Luftblase). Unter Luft- 
einhlasung verhältnismäßig rasche, auch röntgenoskopiseh kontrollierte Ausheilung. | 


67* 


PT Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Atmungsorgane, Zwerchfell. XXX, 4. 


Iglauer (Cincinnati): Röntgendiagnose von ungewöhnlichen Befunden und Erkrankungen an 
Trachea, Larynx und Ösophagus. (Am. J. of Roentg. X, 7, Juli 1923, S. 547.) Eine mit der Spitze nach 
unten geöffnete Sicherheitsnadel im Ösophagus eines Kindes wird durch Erbrechen entleert. — Eine 
58jährige Frau gibt an, seit der Kindheit Schluckbeschwerden zu haben, nun aber nichts mehr schluk- 
ken zu können; Brei bleibt im Ösophagus stecken, ohne daß schattengebender Körper zu sehen ist; es 
fanden sich 2 Knochenstückchen. — In einem durch Lauge verätzten Ösophagus bildete ein verschluck- 
ter Orangenkern ein ernstliches Hindernis. — Bei Kardiospasmus finden sich gelegentlich, durch Pneu- 
moperitoneum nachweisbar, Spangen, die von der Leber zum subdiaphragmalen Ösophagusteil ziehen. 
In die Bronchien eingedrungener -Wismutbrei wurde ohne üble Folge wieder durch Husten entleert. 

Kerber: Demonstration von Röntgenbildern der chronischen Lungentuberkulose des Erwach- 
senen. (Verein. d. Münchener Fachärzte f. inn. Med. 1. 2. 23, Bericht M. m. W. 1923/44, S. 1352.) 

v. Kern und Johan (Budapest): Möglichkeit der Heilung der Miliartuberkulose. (Beitr. z. 
Klin. d. Tuberk. 56, 1, S. 41.) 23]. Kranke. Nach 6wöchiger Behandlung waren die klinischen Er- 
scheinungen zurückgegangen, das Röntgenbild der Miliartuberkulose blieb bestehen. Nach 7 Monaten 
. klinischer Heilung wieder Fieber, Tod an basilarer Meningitis. Sektion zeigte die miliaren Lungen- 
herde abgekapselt, einige konfluierte waren verkäst. Röntgenbild. 

E. H. Keßler (St. Louis): Niehttraumatische Zwerchfellhernien mit Bericht über 4 eigene 
Fälle. (The Journ. of Radiol., Juni 1923.) Aus der amerikanischen und englischen Literatur und 4 
eigenen Fällen, von denen die Pforte bei zweien am Ösophagus, bei zweien in der Kuppel lag, schließt 
Verf., daß bei den sehr seltenen kongenitalen Zwerchfellhernien die klinischen Symptome, besonders 
wenn Verdauungsstörungen fehlen und Brustbeschwerden vorherrschen, andere Krankheiten vortäu- 
schen (Herz, Pneumothorax). Die Eingeweide können zeitweilig die Brusthöhle verlassen: nur Stran- 
gulation bringt Gefahr, sonst kann sich der Träger sehr wohl fühlen. Trauma kann selten ganz sicher 
ausgeschlossen werden. 

Klare und Dehoff (Scheidegg): D’Espinesches Zeichen und Röntgenogramm. Vergleichende 
Untersuchungen. (Zschr. f. Tuberk. 38, 4, S. 260.) Die Spinalauskultation der geflüsterten Stimme nach 
D'Espine ist ein zuverlässiges Diagnostikum für Bronchialdrüsentuberkulose, bei Kindern unter 
10 Jahren in 99%, bei älteren in etwa 95% übereinstimmend mit dem Röntgenbefund. Das Phänomen 
ist wertvoll für Auswahl der mit Röntgen zu untersuchenden Fälle. 

| Kohler (I. Med. kl. Charité Berlin): Ungewöhnlicher Fall von Spontanpneumothorax. (Kl. 
W. 1923/46, S. 2133.) Bei 6j. Kind trat, wahrscheinlich durch Einreißen des zarten Lungengewebes, 
unter der Zugwirkung der K u h n schen Lungensaugmaske allmählich ein lipksseitiger Ventilpneumo- 
thorax auf; mächtige Mediastinalhernie, Tod an eitriger Pleuritis. Keine Tuberkulose. Röntgenskizzen. 

K. Krause (Rosbach-Sieg): Hochgradige Verlagerung der Mediastinalorgane als Ursache 
diagnostischer Irrtümer. (Beitr. z. Klin. d. Tuberk. 56, 1, S. 87.) Die verzogene Trachea, z. B. bei zirrho- 
tischen Formen, kann Kavernen und somit progrediente Phthise physikalisch vortäuschen (Beispiele). 
Röntgenbild bringt Klarheit. Um die Trachea deutlicher zu sehen, empfiehlt Verf. Kontrastbrei 
schlucken zu lassen, da der Ösophagus mit der Trachea verzogen wird. | 

Max Lange (Leipzig): Der primäre Lungenherd bei der Tuberkulose der Kinder. (Zschr. f. 
Tuberk. 38, 3, S. 167 und 38, 4, S. 263.) Von 347 Kindersektionen, bis einschließlich 14. Lebensjahr, 
welche tuberkulöse Veränderungen irgendwelcher Art aufwiesen, fanden sich 229 (66%) Fälle mit pri- 
märem Lungenherd, und zwar zeigten 26 Fälle dabei nur Tuberkulose der regionären Lymphdrüsen (16 
anatomisch ausgeheilt), 72 Fälle außerdem hämatogene Aussaat von TB. in Organe, die nicht als Ein- 
trittspforten in Frage kommen, 107 Fälle mit primärem Lungenherd, Tuberkulose der reg. I.ymphdrüsen, 
hämatogener Aussaat und tuberkulösen Veränderungen an Eintrittspfortenorganen (Hals-, Mesenterial- 
drüsen); 24 Fälle hatten wahrscheinlich einen primären Lungenherd. — Was die Entstehung des pri- 
mären Lungenherdes betrifft, so ist der hämatogene Weg abzulehnen, ebenso die retrograde Ivmphogene 
Entstehung aus den regrionären Bronchialdrüsen. Als. einzige Möglichkeit bleibt der aörogene Weg. 
— Lit. 

J. Edward Liß (Scarsdale, New York): Lungen- und Herzveränderungen nach Impfung mit 
körperfremdem Eiweiß. (Am. J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S. 435.) Sowohl an Erwachsenen nach Imp- 
fung mit Typhusvakzine wie an Kinderu nach Impfung mit Diphtherie Toxin-Antitoxin bzw. In- 
fluenzavakzine traten allgemeine, umschriebene oder peribronchiale Verdirehtungen in verschiedenen 
Lungenteilen auf, vereinzelt auch Herzerweiterung. Ähnliche Beobachtungen ergaben sich bei Nah- 
rungsidiosynkrasien als anaphylaktische Begleiterscheinungen. 

Lydtin (I. Med. Kl. München): Untersuchungen an klinischem Material über die Bedeutung 
der Kavernen für die Lungentuberkulose. (Zschr. f. Tuberk. 39, 1, S. 1.) Gutartige Tuberkulosen mit 
Kavernen sind verhältnismäßig selten, doch darf man nicht ohne weiteres die Kaverne als Symptom 
eines vorgeschritienen Prozesses hinstellen. Im Cavum ist nicht immer die Ursache zum Fortschreiten 
des Prozesses (a rar ff) zu sehen. 13 der beobachteten Kavernenkranken waren nach 4—11 Jahren 


f 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des. In- und Auslandes (Atmungsorgane, Zwerchfell). 529 


noch am Leben, zum größten Teil arbeitsfähig, die Mehrzahl bazillenfrei. Die größte mit günstigem 
Heilerfolg behandelte Kaverne war hühnereigroß. 

Melion (Wien): Schwangerschaft und Lungentuberkulose. (Zsehr.- f£. Tuberk. 38, 5, S. 321.) 
Nicht nur der Anfang der Schwangerschaft, sondern auch ihr Ende und die darauffolgende Periode ist 
von großer Bedeutung für Ausbruch und Verlauf der Lungentuberkulose. Kasuistik. Indikations- 
stellung zur Unterbrechung sei nieht zu eng, um nicht zu spät zu kommen. 

Podlaßky (M. Sinai Hosp. Milwaukee): Hypernephrom. (Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, 

S. 714.) Bericht über Klinik des Hypernephroms, 2 Sue Nichts Neues. Mit Röntgenbildern, von 
Lungenmetastasen. 

Rodenbaugh (San Francisco): Die fibrinöse Bronchitis. (Am. J. of Roentg. X, 10, Okt. 1923, 
S. 843.) Eine akut beginnende und nach 4 Monaten abgeheilte fibrinöse Bronchitis zeigte röntgenolo- 
gisch beim Beginn Vermehrung der Hilusschatten und Lungenzeichnung, nach 6 Wochen weitere Ver- 
mehrung des linken Hilusschattens und der Lungenzeichnung im linken Oberlappen, nach 8 Wochen 
abermalige Zunahme des linken Hilusschattens und nach 4 Monaten immer uoch eine Verstärkung des 
linken Hilus und der- Lungenzeichnung, aber entschieden weniger als vorher. Differenzialdiagnose: 
Neoylasma. | N el 

L. R. Sante (St. Louis): Studium von een mit Serienaufnahmen. a. of Radiol., 
Juni 1923.) 45 Fälle, darunter viele vom Beginn an untersuchte. Reich illustriert. Lungenab-- 
ssesse biden sich 1. bronehogen primär nach Operationen in Allgemeinnarkose, bis zu zehn 
Monate nach derselben, wohl infolge Aspiration bei verringerter allgemeiner oder örtlicher Wider- 
standskraft, bei Tuberkulose durch Aspiration aus Herden, ferner unmittelbar nach Erkältungen, nach _ 
(nicht epidem.) Grippe ohne vorhergehende Pneumonie, oder auch unmittelbar mit Einsetzen von Schüt- 
telfrösten ohne erkennbare Ursache, 2. sekundär nach Pneumonien und Bronchopneumonien, 3. hä- 
matogen bei Sepsis unter diffuser Trübung der Lungenfelder oder lymphogen in regionären 
Drüsen bei ulzerierendem Karzinom der Nachbarorgane, gut sichtbar nur in Frontalaufnahınen, 4. durch 
direktesEindringen von Fremdkörpern in das Lungengewebe bei zerfallendem Ösophaguskrebs. 
Ganz vorwiegend liegen die Abszesse in dem r. Unterlappen; die bronchogenen primären beginnen 
am Hilus, breiten sich peripher aus, ganz wie Lobärpneumonien. Schon am dritten Tage kann zentrale 
Aufhellüng auftreten; solange auch nur ein geringer Infiltrationsrest vorhanden ist, bleibt Rezidiv- 
gefahr bestehen. 

Skinner (Kansas City): Die Röntgenanalyse des rechten Zwerchfells. (J. of Radiol. IV, 8, 
Aug. 1923, S. 268.) Eine Übersicht über Bekanntes. M a tson beobachtete zeltförmige Ausziehung, die 
nach Abheilung einer vorliegenden Bronchitis verschwand. Großer Milztumor kann durch Verschieben 
der Eingeweide nach rechts das rechte Zwerchfell hochdrängen. 

R.Stahl (Rostock): Diagnostischer Pneumothorax. (Kl. W. on S. 723.) Vgl. „Fortschritte“ 
XXIX, S. 169 ff. 

Stewart (N.-Y. City): Der Lungenabszeß im Röntgenbild. (J. of Radiol. IV, 8, Aug. 1923, 
S. 277.) Kurze Zusammenfassung. Abszesse kommen auch durch Verschlucken von schmutzigem Bade- 
wasser vor. Als Therapie hat Verf. Wismut in Olivenöl empfohlen, das durch ein Bronchoskop direkt 
in den Abszeß gebracht werden soll, aber nicht in Fällen mit starker Induration. 

Stewart (New York City): Die Wichtigkeit der Röntgenuntersuchungen für die Bestimmung 
einer geeigneten Behandlungsmethode bei Lungenabszeß. (Am. J. of Roentg. X, 10, Okt. 1923, S. 841.) 
Die abwartende Methode ist überhaupt nicht zu empfehlen, vielmehr sollte alsbald die bronchoskopische 
Behandlung eingeführt werden: Sorge für freien Abfluß, auch bei akuten Allgemeinerscheinungen. Erst 
völliges Verschwinden der Schatten erlaubt Abbruch der Behandlung. Außer bei Blutungen sind kleine 
und mittlere Eiterherde in den unteren Partien mit geringer Infiltration eine Anzeige für broncho- 
skopische Behandlung, nicht aber multiple Abszesse und Bronchiektasen, mit Kavernen oder mit Empyeni 
komplizierte Fälle. Findet sich neben’ starker Induration nur geringe Erweichung, so ist chirurgische 
Behandlung angezeigt, ebenso bei chronischen Abszessen mit pyogenen Membranen und mit starren 
Wänden. Die Lokalisation soll auf Knochen bezogen werden, ebenso ist die Atemstellung zu bezeichnen. 
Am besten ist Durchleuchtung tn zwei Ebenen auf dem Operationstisch. ' | 

Jul. Weiß (Wien): Zur Pathodiagnostik der Lymphogranulomatose. (Zschr. f. klin. Med. 97, 
4—6, S. 444.) Mitteilung von ‚8 Fällen, mit Röntgenbildern. Verf. unterscheidet eine typische und 
eine atypische Form; erstere ist gekennzeichnet 1. durch eine deutliche, wenn auch nicht "hervorragende 
Anämie, namentlich Leukopenie, 2. die Fieberkurve, welche der bei chronischen, echten tuberkulösen 
Infekten ähnelt und von septischen und gastrointestinalen, typhoiden Prozessen unterscheidet, 3. Lymph- - 
drüsenschwellung, anfangs vereinzelt (meist am Hals und in der Axilla), später generalisiert, 4. mäßige 
Milzschwellung, 5. glattrandige Leberschwellung. Die Röntgenuntersuchung ist wichtig, muß auch das 
bintere Mediastinum umfassen; ein hier gelegener großer Drüsentumor hatte heftige Rücken- und 
Schulterschmerzen verursacht. Druck auf den Vagus kann Herzstörungen, Druck auf Trachea usw. 


530 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes' (Zirkulationsorgane. — Therapie). XXXI, 4. 


'Atembeschwerden machen, Drüsenschwellung im Bauchraum (bes. retroperitoneale) hemmt den Blut- 
und Lymphabfluß und kann Magen- und Darmstörungen, auch Koliken verursachen, welche Gallen- 
koliken vortäuschen. Die atypischen Fälle teilt Verf. ein in a) intrathorakale Lymphdrüsenschwel- 
lungen, b) abdominale Lymphogranulomatose, c) isolierten Hodgkin. — Literatur. 

0.Wiemann (Chir. Kl. Würzburg): Beitrag zur Kasuistik des angebornen, nicht eingeklemm- 
ten, falschen Zwerchfellbruches. (Archiv f. klin. Chir. 125, 3, S. 471.) Eine durch Verwachsungen be- 
dingte Dünndarmstenose hatte zu Erweiterung des oberhalb gelegenen Darmes und des Magens ge- 
führt. Röntgenologisch war das Zwerchfell auch nach Anlegung eines Pneumoperitoneums, das sich 
in den Thorax hinauf fortsetzte, nicht sichtbar. 


8. Zirkulationsorgane. 


Borzell (Frankiord Hosp. Philadelphia): Vorläufige Beobachtungen über Herzmessungen an 
Kindern. (Am. J. of Roentg. X, 7, Juli 1923, S. 559.) Der transversale Herzdurchmesser der 1 m-Aut- - 
nahme verhielt sich zu der 2 m-Aufnahme wie 1,0: 0,9124. 50% der röntgenologischen Befunde, die an 
25 Kinderaufnahmen gewonnen wurden, stimmten mit dem klinischen überein, 50% wichen um 2 bis 
15 mm ab. Gelegentlich fand sich die größte 1. Herzbreite im IV. Interkostalraum, während die Kliniker 
. im V. perkutierten. Gröde: weist in der Diskussion auf die Wichtigkeit des Verhältnisses von Herz- 
und Lungendurehmesser hin (1: 2), dessen richtige Feststellung nur mit dem Orthodiagraphen geschieht. 

Deppe (Dresden): Flankenatmung und Herzneurose. (Zschr. f. d. ges. phys. Ther. 27, 3/4, 
S. 172.)- Flankenatmung, d. h. inspiratorische Vorbuchtung der Seitenwände der 7.—10. Rippe zwischen 
vorderer und hinterer Axillarlinie, ist oft mit Herzneurose vergesellschaftet; letztere kann gebessert 
werden, wenn sie durch geeignete [Übungen bekämpft wird. Der Röntgenbefund bei Herzneurotikern 
wird besprochen. 

H. Herxheimer (II. Med. KL. Berlin): Zum Einfluß des Radfahrens auf die Herzgröße. (Kl. 
W. 1923, 33, S. 1549.) Bei 12 Berufsradrennfahrern wurde das Verhältnis Herzvolumen zu Körperge- 
wicht untersucht. Zum Vergleich wurde aus dem Untersuchungsmaterial von Dietlen, Moritz 
und Schieffer, das Amateurradrennfahrer umfaßt, der gleiche Quotient errechnet. Es ergab sich 
folgendes: 1. Die Herzgröße gut trainierter Radfahrer übertraf die der Marathonläufer und Skilang- 
läufer erheblich. 2. Die Berufsradrennfahrer hatten größere Herzen als die Amateurfahrer. 3. Die 
Vergrößerung des Herzens erstreckte sich gleichmäßig auf den rechten und linken Ventrikel. 

H od g es (Richmond): Perikarditis mit Erguß. (J. of Radiol. IV, 10, Okt. 1923, S. 351.) Verf. hat 
die bekannten Röntgensymptonme an 15 Fällen beobachtet und legt differentialdiagnostisch besonderes 
Gewicht auf Veränderungen des Herzschattens bei Stellungsänderung. Der Henzleberwinkel ist nur 
selten abgestumpft. 

R. Rosenthal: Kongenitales Vitium cordis. (Ges. f. innere Med. u. Kinderhk. in Wien 14. 6. 
23, Bericht W. m. W. 1923/32. S. 1441.) Transposition mit Septumdefekt: Röntgenbefund, Sektions- 
befund. 


Therapie. 


1. Allgemeines; zusammenfassende Aufsätze. 


W. Caspar i (Frankfurt a. M.): Tumor und Immunität. (Strahlenther. 15/6, S. 881) Vegl. 
„Fortschritte“ 31, 1, S. 153. 

Herbert Kahn (Altona): Über eine slatnche Flieckungs-Trübungsreaktion bei Bananen Tu- 
moren. (Strahlenther. 15/6, S. 808.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 1, S. 152. 

Lorey (Hamburg): Allgemeine Strahlentherapie. Abschnitt im Handbuch der Tuberkulose 
von Brauer, Schröder und Blumenfeld, Bd. 2 (3. Aufl. 1923, Verlag Joh. A. Barth). Betrachtung de: 
verschiedenen Strahlenarten, der Apparate, der biologischen Wirkung. Allgemeine und spezielle Rönt- 
gentechnik, mit vielen, selbst erprobten praktischen Ratschlägen für ur Bestrahlung der Tuberkulose 
in ihren einzelnen Lokalisationen. 

H.Sachs (Heidelberg): Betrachlingen über die Serodiagnostik der RESchwälne: RL SUET 
15/6, S. 795.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 1, S. 152. 

Sippel und Jaeckel (Univ.-Frauenkl. Berlin): Über die Ursachen der Mißerfolge der Rönt- 
gentherapie bei malignen Neubildungen. (M. m. W. 1923/38. S. 1191.) Die Ursachen für die häufigen 
Mißerfolge liegen teils in der physikalischen Überschätzung der Tiefenwirkung und Dosierungsfehlern, 
teils in der Überschätzung der Empfindlichkeit bösartiger Geschwülste gegen Röntgenstrahlen. Die 
gebräuchlichen Meß- und Dosierungsmethoden sind mangelhaft. Die Strah- 
lenausbeute von Coolidgeröhren gleichen Systems, gemessen am gleichen Tage unter den gleichen 
Betriebsbedingungen, kann sehr verschieden sein. Das Milliamperemeter kann infolge elektrischer Auf- 


Be ie u EEE Zi LE TE nn 4 u Se Fe lc z 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Allgemeines). | 581 


ladungen falsch zeigen (bis 60% Abweichung vom wahren Wert!); das Kilovoltmeter kann nach mehr- 
stündigem Betrieb infolge Erwärmung 50% zu niedrig zeigen. Verf. empfehlen daher dringend, nicht 
einfach nach Kilovolt, Milliampere und Zeit zu bestrahlen, sondern häufige Intensitätsmessungen aus- 
zuführen, und wo dauernde .Intensitätskontrolle unmöglich, den elektrostatischen Schutz des Milli- 
amperemeters (Röntgenkongreß 1922, Kongreßheft 2, S. 202, Vortrag Jaeckel) und die Sicherung 
des Röntgenrohrs durch eine Parallelfunkenstrecke anzuwenden. Die Tiefenwirkung wurde insbesondere 
auf Grund der Dessauerschen Kurven überschätzt. Die Tumoren sind sehr verschieden: röntgen- 
sensibel (4 Stufen; die letzte Gruppe ist refraktär). Eine einheitliche tödliche Geschwulstdosis gibt es 
nicht. Wirklich sensibel (50—70% ED und weniger) sind die bösartigen Neubildungen der Lymphdrüsen 
und einige Fälle maligner Struma, auch solitäre Sarkome von Lymphdriüsen, Prostata u. a., manche 
oberflächliche Rezidive von Brustkrebs, fibroplastischem Beckensarkom, Peritonealsarkom u. a.; Zervix- 
karzinome sind sehr hartnäckig, ebenso Tumoren des Kehlkopfes, der Zunge, des Magendarmkanals, 
Mediastinums und der Lunge. Bei 2 Fällen von Magen- und Rektumkarzinomrezidiv gelang Dauer- 
heilung. Am schlechtesten reagieren zentrale Knochensarkome des Beckens, Riesenzellsarkome, Sar- 
kome am Kollum und der Mucosa uteri, Zungenkrebse, harte Plattenepithelkarzinome der äußeren Geni- 


' talien und deren Rezidive. Bei manchen Tumoren (namentlich Mamma) scheint bei örtlichem Schwund 


die Metastasierung begünstigt zu werden. Größe und Umfang der Tumoren sind von wesentlicher Be- 
deutung. Prophylaktische Bestrahlung (6—8 Wochen nach der Operation, intensiv) bewährte sich nach 
Radikaloperation von Zervix- und ÖOvarialkarzinom. Von 1910—1918 wurden 289 Kollumkarzinome 


‚ operiert. Operationsmortalität 13%. Bei nachbestrahlten war die absolute Heilungsziffer 53,7% gegen-. 


über 35,6% bei den nicht nachbestrahlten (meist Röntgenradium). Beim einseitigen Ovarialkarzinom 
betragen die gleichen Zahlen 57,1% gegenüber 44%. Ganz ungeeignet für Bestrahlung sind jauchende 
fiebernde Zervixkarzinome. Versuche mit Strahlengemischen verschiedener Härte ergaben keine be- 
merkenswerten Unterschiede, weichere Strahlung zeigte sich bei gleichen Dosen nicht überlegen. Sensi- 
bilisierungsversuche mit den verschiedensten Methoden befriedigten nicht. Örtliche Reizbestrahlungen 
bei Ca. halten Verf. für gefährlich. Bei gleichem histologischem Bau zeigten sich verschiedene Ge- 
schwulstknoten sehr verschieden empfindlich. Direkte Bestrahlung ergab, wo durchführbar, besseren 
Erfolg als Tiefenbestrahlung. Beim Kollumkrebs wirkt am besten intensive vaginale Nachbestrahlung 
mit Radium. Da sich beim Kollumkarzinom mit Radium-Röntgen nur 24% Dauerheilung ergaben gegen- 
über 53,7% mit Operation und Nachbestrahlung (siehe oben), so werden an der Bu m m schen Klinik die 
operablen Karzinome jetzt wieder operiert, wenn nicht besondere Gründe einen günstigen Heilverlauf 
in Frage stellen oder die Operation verweigert wird. (S. unten Opitz, Gynäkol. Str.-Ther.) Erwi- 
derung v. March in M. m. W. 1923/47, S. 1411. 


Edwin Smith (Washington): Die Fortschritte des zwanzigsten Jahrhunderts in der Krebs- 
forschung. (J. of Radiol. IV, 9, Sept. 1923, S. 295.) Auf Grund einer recht eingehenden Dar- 
stellung der bisher veröffentlichten biologischen Experimente über maligne Geschwülste, insbesondere 


seiner eigenen Versuche, in denen es gelang, mit Bacterium tumefaciens an Pflanzen infiltrierende, 


metastasierende, peripher fortschreitende Tumoren zu erzielen, die Verfasser trotz ursprünglich schar- 
fer, nùn aber abnehmender Gegnerschaft von jeher für krebsig hielt, gelangt Verfasser zu «lem Schlusse, 
daß der Krebs auf einen fremden Reiz zurückzuführen ist, wie vermutlich die Pflanzentumoren auf 
Reizung durch Säuren und Alkalien beruhen. Möglicherweise werden gewisse Hemmungen für die Zell- 
teilung in den Zellen oder ihrer Umgebung geschädigt. Die Wirkung der einzelnen Würmer kann in 
ihrer Verschiedenheit auf ihrem verschiedenen Gehalt an Bakterien, die den Krebs erzeugen, beruhen. 
Die Produkte der Parasiten sind die wahrscheinliche Ursache des Krebses. Auch Teer ist ein Zerfalls- 
produkt. Die verschiedenen Krebse können durch gleiche Bakterien erzeugt werden, jedenfalls ist es 
bei den Pflanzentumoren so. Krebs und Sarkom sind fortwährend unterbrochene Heilungen, ob mit oder 


ohne Zutun von Bakterien, ist fraglich. Der grundlegende Fortschritt des zwanzigsten Jahrhunderts in 


der Krebsforschung liegt in künstlicher Krebserzeugung. Krebs erwies sich so als die Folge einer Rei- 
zung eines Organs, das erblich oder später geschwächt ist. 


Stevens (Montelair): Der gegenwärtige Stand der Strahlentherapie (mit Krankengeschichten. 


(J. of Radiol. IV, 7, Juli 1923, S. 239.) Hebt gegenüber skeptischen Chirurgen die Strahlentherapie 


hervor unter Betonung der Wichtigkeit gründlicher Kenntnisse. Äußerlich verwendet Verf. Radium 
fast nur auf Epitheliome und Achseldrüsen, wenn der Arm nicht gehoben werden kann; Fortschritt ist 
nur von den Röntgenstrahlen zu erwarten, deren Anwendung jeder Radiumbehandlung, jeder Operation 
und auch der vor allem empfohlenen Elektrokoagulation vorhergehen und folgen soll. Nur bei Röntgen- 
dermatitis ist Elektrokoagulation allein das Beste. Bei Inoperabilität, ebenso bei beginnender Metasta- 
sierung ist vor allem zuerst mit Radium und Röntgen zu bestrahlen. 


Teutschländer (Heidelberg): Über Technik und Ergebnisse der sesertmentellen Krebser- 
zeugung. (Strahlenther. 15/6, S. 812.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 1, S. 152. 


Sm 


| 582 E Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). XXXI, 4. 


Wagnon (Atlanta): Rückensarkom (mit 3 Krankengeschichten). (J. of Radiol. IV, 8, Aug. 
1923, S. 278.) Aus der Fascia, rhomboidea entstanden, spindelzellenhaltig, waren sie anfangs gutartig, 
rezidivierten aber bald, ohne jedoch zu metastasieren. 

O.Warburg und S. Mina mi (Berlin-Dahlem): Versuche an überlebendem Karzinomgewcbe. 
(Klin. W. 1923/17, S. 776.) Rattenkarzinomschnitte in Ringerlösung vermögen Traubenzucker in Milch- 
säure zu spalten, und zwar ist die glykolytische Fähigkeit des Tumergewebes etwa 70mal so groß wie 
die normalen Gewebes. Diese Eigenschaft zeigen nur die nichtnekrotischen Gewebeteile. Die Gly- 
kolyse ist ebenso wie die Sauerstoffatmung eine energieliefernde Reaktion der Karzinomzelle, beide 
von derselben Größenordnung. Demnach liegt es nahe, daß der Tumor im Organismus zu einem be- 
trächtlichen Teil auf Kosten eines Gärungsvorganges lebt. 


2. Biologische, chemische, physikalische Strahlenwirkung, Schädigung, Schutz. 


Altmann: Zur Behandlung der Röntgengeschwüre. (6. Tagg. d. Südwestdeutschen Chir.-V. 
9. 12. 22, Bericht Zbl. f. Chir. 1923/15, S. 606, mit Ausspr.) 

Aschoff: Zum Problem der Krebsbestrahlung. (Med. Ges. Freiburg 17. 7. 23. Bericht Kl. W. 
1923/47, S. 2185.) Mit Aussprache. 

H. Bernhardt (I. Med. Kl. Charite Berlin): Zur Pathogenese des Röntgenkaters. (Kl. W. 1923/39, 
S. 1795.) Es zeigt sich bedeutungsvolle Beeinflussung des Körpereiweißes: Gleichbleiben bzw. Ansteigen 
der Refraktometerwerte bei im übrigen nachweisbarer Blutverdünnung erklärt sich als Einstrom ab- 
noru eiweißreicher Flüssigkeit (vom Zellzerfall) in die Blutbahn. 

- A.Bier (Berlin): Der Reizverzug. (M. m. W. 1923/31, S. 1006.) Unter „Reizverzug" versteht Verf. 
die Erscheinung, daß ein gesetzter Reiz erst nach einiger Zeit wirkt (Beispiel: Lichterythem). Er geht 
aus vom Röntgenlicht und tadelt die Unterscheidung einer reizenden von einer zerstörenden Dosis, da 
von der Reizschwelle an gerechnet immer eine Reizwirkung vorliege; denn auch Lahmung und Zerstö- 
rung seien Reizwirkungen. Man unterscheide daher richtiger eine Erregungs-, Lähmungs- und Tötungs- 
dosis. Auch sei die Annahme falsch, daß diese Reizwirkung nur durch eine große reizende Energiemenge 
ausgelöst werde. Der Reiz setze ruhende in wirksame Energie um und schon die geringsten Reize könn- 
ten die heftigsten Wirkungen auslösen. Daraus, daß Röntgen- und ähnliche Strahlen in der Natur 
nicht in einer dem Menschen gefährlichen Stärke vorkommen, der Mensch also nicht auf sie eingestellt 
sei, erkläre sich die Unmöglichkeit einer Gewöhnung an Röntgenstrahlen, ihre schädliche Wirkung 
ohne vorherige Abwehrerscheinungen (Schmerz) u. a. — S. Entgegnung Holzknechts in diesem 
Heft, S. 470. \ 

= G. Brandt (Chir. Kl. Halle): Sarkomverdächtige Granulationsgeschwulst auf dem Boden eines 
Röntgenulkus. (D. Zschr. f. Chir. 180, 4—6, S. 405.) 25j. Frau wurde wegen Fußtuberkulose bestrahlt. 
Röntgengeschwür am innern Knöchel. Dehnung des N. saphenus mit ungenügendem Erfolg. Nach 
Exzision des Ulkus üppige Granulationswucherung, stellenweise vom histologischen Charakter eines 
Fibrosarkoms. Abtragung, Thermokanterisierung, später Karbolsäureätzung:. Schließlich Heilung 
in Bettruhe unter abschließenden Heftpflasterverbänden. | 

Cori (Staatl. Krebsforschinst. Buffalo): Biologische Röntgenstrahlenwirkung: Der Einfluß vou 
Röntgenstrahlenbehandlung auf den Konmplementgehalt des Blutes Krebskranker. (Am. J. of Roentg. 
X, 10, Okt. 1923, S. 830.) Der sonst so konstante Komplementgehalt ändert sich von einer gewissen 
Dosis ab durch Bestrahlung nach beiden Richtungen hin, weniger in Abhängigkeit von der Dosis, als 
von der individuellen Reaktion, und kehrt in einigen Tagen wieder zum Ausgangswert zurück. Ein 
deutlicher Abfall ist prognostisch ungünstig. Da in vitro stets Abfall eintritt, muß ein Anstieg des 
Komplements seine Ursache aüßerhalb des Blutes haben. 

Coriund Pucher (General Hosp. Buffalo): Biologische Röntgenstrahlenreaktionen: Die Wir- 
kung der Bestrahlung auf den N- und Kochsalzstoffwechsel. (Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, 
S. 738.) N-Ausscheidung wächst infolge Zunahme der Harnstoff-, Ammoniak- und Harnsäureausschei- 
dung, parallel dem Einschmelzen der Tumoren und unabhängig von der Stärke des Katers. Deutliche 
Kochsalzretention. 

DelBuono (Clinica Spinelli, Neapel): Röntgentiefentherapie und Hautreaktionen. (Am. J. of 
Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 745.) Zusammenfassende Übersicht über bisher Bekanntes. Eine Reihe bei 
sorgfältiger Technik seit dem Krieg auftretender Verbrennungen führt Verf. auf die Netizschwan- 
kungen zurück. 

Ph. Ellinge r und M. Landsber ger (Pharm. Inst. Heidelberg): Über den Mechanismus 
der katalytischen Komponente der Zellatmung und ihre Beeinflussung durch Röntgenstrahlen, ZU- 
gleich ein Beitrag zur Kenntnis des Angriffspunkts der biologischen Röntgenwirkung. (Klin. W. 
1923/21, S. 966.) Katalysatoren der verchiedensten Art: Platin, Eisen, Zaesium und Rubidium, sowie 
die Komplexe der übrigen Alkalien mit Farbstoffen erfahren durch vorangehende Bestrahlung dureh 


XXXI, 4 Auszüge aus Zeitschriften des Iu- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). 533 


Röntgenstrahlen eine Veränderung, die auf ihre katalytische Funktion teils fördernd, teils hemmend 
wirkt und die längere Zeit nach der Bestrahlung anhält und dann allmählich abnimmt. Die Förderung 
oder Hemmung ist abhängig von der Strahlendosis, sie wird beeinflußt durch die Pufferung des Milieus, 
d. h. durch die Fähigkeit, die Wasserstoffionenkonzentration festzuhalten. Als Katalysatoren für die 
Oxydationskatalyse kommen nur solche Kationen in Betracht, die leicht Elektronen abgeben. Die Pro- 
zesse werden beschleunigt bei steigender Hydroxylionenkonzentration und beeinträchtigt durch zu- 
nehmende Pufferbreite. Durch Röntgenbestrahlung wird in den gegen das wässerige Milieu hochatomi- 
gen Katalysatoren eine Elektronenemission hervorgerufen, welche die normale Wirkung der Katalyse 
verstärken muß. Die in dem Katalysatorkomplex gesetzte Veränderung überdauert die Bestrahlungs- 
zeit und kommt erst nach Stunden oder Tagen zum Abklingen. Es liegt also eine Röntgenphosphoreszenz 
vor, die sich tatsächlich an der Beeinflussung der photographischen Platte nachweisen. läßt, z. B. für 
Eisenchlorid. Hier ist wohl der Schlüssel für die lange Nachwirkung, d. h. für die Spätwirkung der 
Röntgenstrahlen im Organismus zu suchen, deren Angriffspunkt im Gewebe in der Elektronenemission 
der Schwerfnetalle zu finden ist. 

Rhoda Erdmann (Berlin): Die biologischen Eigenschaften der Tumorzellen nach Erfah- 
rungen der Einpflanzung, Auspflanzung und Wiedereinpflanzung. (Strahlenther. Ba S. 822, ferner 
Zschr. f. Krebsf. 20, 6, S. 322.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 1, S. 153. 

Knud Faber: Anaemia perniciosa aplastica bei einem Röntgenfacharzi. (Acta Radiol. II, 2. 
S. 110.) Ein Röntgenspezialist, der mit sehr harten Röntgenstrahlen gearbeitet, erliegt einer Anaemia 
perniciosa aplastica. Eine Anämie vom gleichen Typus ist bereits früher bei zwei anderen Radiologen 
und bei drei Personen, die mit Radiumstrahlen zu tun hatten, beobachtet worden. 

A.Fernau (Wien): Die biologischen Angriffspunkte der Radiumstrahlen. (Strahlenther. 15/4, 
S. 532.) Überprüfung der Befunde von G. Schwarz u. a. Bestrahlung von frisch gelegten Eiern be- 
dingte Veränderungen, die im Sinne von Steigerung des Fermentationsprozesses, der Autolyse durch 
die Bestrahlung sprechen. Die Steigerung der Autolyse läßt sich durch die von der. Strahlung zuge- 
führte Energie erklären. Die elektive Wirkung der Radiumstrahlen auf das Karzinomgewebe läßt. sich 
als Steigerung der Tätigkeit der autolytischen Fermente erklären. 

Fox und Farley (Philadelphia): Die Röntgenstrahlenwirkung auf das Lymphdrüsengewebe in 
einigen Fällen von Lymphdrüsenerkrankung, festgestellt durch Drüsenexstirpation während der Be- 
handlung. (J. Radiol. IV, 8, Aug. 1923, S. 261.) Bei 3 Hodgkinfällen (einem zellulären Stadium, einer 
Sternberg schen pseudoleukämischen Tuberkulose, einem sklerosierenden Hodgkin) trat Zunahme 
des Bindegewebes ein, Verschwinden der reifen Lymphozyten; in einem Fall traten Iymphoblasten- 
ähnliche Zellen auf, alles ähnlich dem späteren Stadium des Hodgkin. Da also keine Rückbildung zur 
Norm zu erwarten ist, wird Exstirpation empfohlen. In 2 Fällen Iyınphozytärer Hyperplasie ist die Ab- - 
nahme der kleinzelligen gegen die großzelligen Mononukleären auffallend; Bindegewebe vermehrte sich 
nicht. Bei einem Fall von retikulären Sarkom oder aleukämischer Leukämie von rascher Progredienz 
trat starke Zunahme von derbem Bindegewebe, sowie Degeneration und Umwandlung der Zellen in un- 
regelmäßige Formen auf. Bei einem Lymphosarkom vermehrte sich das Bindegewebe, degenerierte 
Zellen waren vermischt mit wuchernden spindelzellensarkomähnlichen. Niemals fanden sich Throm- 
bosen, niemals Bindegewebsvermehrung an Stellen, wo es nicht schon vorher war, niemals Rückkehr 
des Baues zur Norm. Unter den hyperplastischen Formen änderten sich a Spezialzellen der neoplasti- 
schen leichter als die der leukämischen. 

L. Freund (Wien): Gibt es eine Reizwirkung der Röntgenstrahlen? (M m. W. 1923/38, S. 1202.) 
Zum Artikel Holzknechts in Nr. 24 bemerkt F., daß er ursprünglich die Röntgeustrahlen als das 
wirksame Agens bei der Röntgenstrahlentherapie betrachtet habe. 

M. Großer (Berlin): Karzinome des Unterschenkels und des Fußrückens sowie ein Fall von 
multiplem Röntgenkarzinom nach Lupusbestrahlung. (Archiv f. klin. Chir. 127, S. 528.) Bei 13j. Mäd- 
chen entwickelte sich Karzinom an 3 wegen Lupus bestrahlten Extremitäten. Amputationen. Tod 
nach 10 Jahren an jauchendem Ca. der Leistendrüsen. 

Groover, Christre, Merritt (Washington): Intrathorakale Veränderungen nach Rönt- 
genbehandlung des Mammakarzinoms. (Am. J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S. 471.) Nach sehr hohen, 
schwer gefilterten Röntgendosen zeigten sich Lungeninfiltrationen mit Reizhusten ohne Fieber, die 
sich in einigen Monaten spontan zurückbildeten. Sektion zeigte Obliteration der kleinen Bronchien 
und der Alveolen. Vgl. „Fortschritte“, Kongreßheft II/1922, S. 147. 

H. Handovsky (Göttingen): Ein Beitrag zum Arndt-Schulzschen Gesetz. (M. m. W. 1923/42, 
S. 1294.) Versuche über die Teilungsgeschwindigkeit eines Protozoon unter dem Einfluß von Histamin 
cehlorhydrat. Konzentration 1: 330 tötet alle Zellen, 1:1100 schädigt zunächst, worauf dann eine leb- 
haftere Teilung einsetzt. Ursache ist dieverschiedene EmpfindlichkeitderElemente 
soleher Zellsuspensionen („heterovitale Systeme“). Die besonders empfindlichen 
werden durch Histamin geschädigt und produzieren dann einen Stoff, der die anderen, wahrscheinlich 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. | 68 


584 Auszügejaus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung, XXXI, & 


vitaleren, zur Tätigkeit anregt. Gibt man durch Erwärmen abgetötete Protozoen zu frischen Kulturen, 
so werden diese ebenfalls zu lebhafterer Teilung ARERR offenbar infolge Wirkung gewisser ‚von den 
abgetöteten Zellen gebildeter Stoffe. 

Thorvald Hansen (Kopenhagen): Der Einfluß des allgemeinen Lichtbades auf die Menge 
des Typhusagglutinins im menschlichen Blut und einige Beobachtungen über die Wirkung des Licht- 
bades auf mit abgetöteten Typhusbazillen behandelte Kaninchen (Strahlenther. 16/1, S. 114.) Unter- 
suchungen an 30 Patienten, die mit 1 cem Typhusvakzine gespritzt waren und 12 Kaninchenversuche, 
intravenöse Injektion von 0,5—1 cem abgetötete Typhusbazillenbouillon: Das allgemeine Lichtbad be- 
einflußte die Menge der Typhusagglutinine im menschlichen Blut. An Stelle der normalen Agglutinin- 
kurve sieht man entweder eine Hochfläche oder einen langsameren Abfall als gewöhnlich oder erneuten 
Anstieg, nachdem der Abfall bereits begonnen hat. Kaninchen, welche ein Lichtbad erhielten, ertrugen 
die Einspritzung mit abgetöteten Typhusbazillen besser als Kaninchen, die kein Lichtbad erhielten. 

Hassencamp (Med. Kl. Halle): Die Wirkung der Röntgenstrahlen auf das Karzinom. (Zbl. 
f. innere Med. 1923, 32, S. 513.) Überblick über die heutigen Ansichten der Strahlenwirkung und Grund- 
sätze der Dosierung. 

F. Heimann (Frauenkl. Breslau): Röntgenspätschädigungen. (Kl. W. 1923/44, S. 2034.) Nach 
tadellos ausgeführten Intensivbestrahlungen kann es ohne primäre Schädigungszeichen und ohne späte- 
res Trauma nach mehr oder weniger langer Zeit zu indurativem Ödem kommen. Ursache für diese Ver- 
änderung des Unterhautzellgewebes sind in erster Linie Gefäßschädigungen, die schon unmittelbar nach 
der Bestrahlung einsetzen, aber anscheinend erholungsfähig sind, wenn kein neuer Reiz hinzukommt 
(Kumulativwirkung). Bei Serienbestrahlungen sind Pausen von mindestens 10—12 Wochen nötig. Ist 
bereits induratives Ödem vorhanden, so darf nicht mehr weiterbestrahlt werden. 

H. Hobert (Mediz. Poliklinik Freiburg i. Br.): Über Blutregeneration anämisierter, Mäuse im 
Dunklen, im Licht und unter Einwirkung künstlicher Höhensonne. (Kl. W. 1923/26, S. 1213.) Ein- 
gehende Untersughungen führten zu folgenden Ergebnissen: Kleine empfindliche Versuchstiere, wie 
weiße Mäuse, zeigen im Dunkeln eine leichte Abnahme der roten Blutzellen und des Hämoglobingehaltes. 
Akut anämisierte Tiere weisen eine stark verzögerte und insuffizient bleibende Regeneration des ver- 
iorenen Blutes auf. Im Dunkeln belassen gehen sie an Entkräftung und Verlust der Freßlust zugrunde. 
Bei normaler Umgebung im Tageslicht vollzieht sich die Blutregeneration bei einem Blutverlust bis auf 
die Hälfte der Erythrozytenzahlen innerhalb 13—14 Tagen. Die Erythrozyten erreichen die Norm früher 
als der Hämoglobingehalt. Unter der Einwirkung ultravioletten Lichtes ist die Regeneration auf 10 bis 
11 Tage beschleunigt, der Hämoglobingehalt steigt schneller an als die Zahl der roten Blutkörperchen. 
Beide Werte können über die Norm ansteigen. Einmalige kurzdauernde Bestrahlung vermehrt vor- 
übergehend die Zahl der Erythrozyten. Kernhaltige Erythrozyten als Zeichen erhöhter Bluterneuerung 
treten am reichlichsten bei der Bestrahlung auf. Für eine günstige Strahlenwirkung ist eine genügende 
Fause von 4—5 Tagen zwischen den Bestrahlungen notwendig. Zu kurze Pausen stören die Blutregene- 
ration, führen nach anfänglicher günstiger Reizwirkung zu Blutschädigung und verursachen ihrerseits 
eine fortschreitende Anämie. F 

Hoffmann und Schreus (Bonn): Über Spätschädigungen nach Röntgenbestrahlung. 
(13. Kongr. der D. Dermatol. Ges. 1923, Bericht Derm. Wschr. 1923/30, S. 928.) Mit Ausspr.: vgl. „Fort- 
schritte“ 31, 2—3, S. 314. 

Holfelder: Die derzeitigen Ergebnisse der experimentellen Strahlenforschung. (Bericht in 
M. Ki. 1923, 32—34.) : 

B. Ishido (Pathol. Inst. Berlin): Über den kompensatorischen Einfluß des ultravioletten 
Lichtes auf die avitaminösen Störungen des Knochenmarks. (Klin. W. 1923/5, S. 353.) Es wird festge- 
stellt. daß unter der ultravioletten Liehtwirkung neben anderen Symptomen im Knochenmark avitami- 
nöser Tiere die aplastischen Erscheinungen (Zellarmut) ausbleiben und daß sich kein Fettmark bildet. 

Jadassohn (Berlin): Sensibilisierung und Desensibilisierung von Ekzemen. (Kl. W. 1923/36 
bis 38.) Die Feststellungen hinsichtlich Reizbarkeit der gesunden und kranken Haut sind auch strah- 
lentherapeutisch von Bedeutung. 

A.C. Ivy, B.H. Orndorff, A. Jacoby und J. E. Whitlow (Chicago): Studien über die 
Wirkung von X-Strahlen auf die Drüsentätigkeit. (Journ. of Radiol., Juni 1923.) Die äußeren Reize 
wirken auf die Zelle anspornend stimulate (durch Förderung der Funktion bei hochdifferenzierten 
Zellen), hemmend, reizend irritate (durch Änderung von Ernährung und Wachstum bei allen Zellen) 
oderzerstörend. Über das Verhältnis von -Anspornung und Reizung können nur vorsichtige Schluß- 
folgerungen aus exakten Versuchen aufklären. Prüfung der bisherigen Literatur zeigt, daß große Dosen 
die Drüsentätigkeit (Blutdrucksenkung nach Nebennierenbestrahlung, Herabsetzung der Säuresekretion 
nach Magenbestrahlung) herabsetzten, daß aber die anspornende Wirkung kleiner Dosen nicht zweifel- 
los feststeht. Die koagulierende Wirkung der Milzbestrahlung dürfte auf Fibrinogenzunahme im Blute, 
wie sie nach jeder Zellschädigung auftritt, beruhen; die Lymphozytose nach schwacher Lymphdrüsen- 


XXXT, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog usw. Strahlenwirkung). 585 


bestrahlung ist eine Reaktion auf die der Bestrahlung unmittelbar folgende Lymphopenie. Die eige- 
nen Versuche an der Gl. submaxillaris von Hunden ergaben bei kurzen, bis östündigen Ver- 
suchen keine Anhaltspunkte für einestimulierendeodersensibilisierende 
Wirkung kleiner Dosen, auch nicht auf die durch Atropin gelähmte Drüse, was gegen eine 
therapeutische Wirkung bei Xerostomie zu sprechen scheint, nach großen Dosen (von 110 kV 10 mA 
25 cm HFA 28 qem Einfallsfeld, 1 mm Al., 40 Min. ab) trat deutliche H e m m u n g ein, vielleicht infolge 
Abnahme der Durchblutung, die ihrerseits auf Tonusschädigung der Gefäßwand beruhen dürfte. In- 
den längeren, bis 9 Monate dauernden Versuchen mit Fistel des Ductus Whartonianus, die an sich 
die RE des Speichels nicht ändert, ergaben schwache Dosen negative Resultate, 
während große Dosen nach 8 Tagen hemmend wirkten und nach 14 Tagen die Empfänglichkeit 
für direkte und reflektorische Reize herabsetzten. Die Zusammensetzung des Speichels änderte sich, im 
zweiten Monat näherte sie sich bei noch verringerter Menge wieder der Norm. Die Wirkung ist anders 
als bei Chordadurchscehneidung. Sofort nach der Bestrahlung fanden sich keine histologischen 
Veränderungen, nach einem halben Monate jedoch Rundzelleninfiltrate, Schleimstauung, Fibroblasten- 
wucherung und vereinzelt Drüsenzellendegeneration. Nach einem Monat war die bestrahlte Drüse 
kleiner und fester, .die Infiltrate hatten ab-, das fibröse Gewebe und die Schleimretention zugenommen. 

Kestner, Peemöller und Plaut: Die Einwirkung der Strahlung auf den Menschen. 
(Kl. W. 1923/44, S; 2018.) Chemisch wirksame Strahlen (Sonne, künstliche Lichtquellen) rufen von der 
Haut aus eine starke Steigerung des Gaswechsels hervor. Diese kann unterdrückt werden, wenn gleich- 
zeitige Erwärmung die zweite chemische Wärmeregulation hervorruft. Sie dauert noch eine gewisse 
Zeit an, besteht aber nicht mehr, wenn nach 12—24 Stunden das Erythem da ist. Bei behaarten Tieren 
(Hunden) bleibt die Stoffwechselsteigerung ebenso wie die Rötung und Bräunung der Haut aus. 

Kieh:ne (Halle): Vergleichende Blutuntersuchungen nach Röntgenkastration und vaginaler 
 Uterusexstirpätion bei Blutungen. (M. m. W. 1923/47, S. 1404.) Während nach Operation das Blut- 
bild bald wieder normal ist, fand sich bei 18 von 20 bestrahlten Frauen noch nach 10 Wochen Leuko- 
penie (Verminderung um durchschnittlich t/s), ferner Erythrozytenverminderung um durchschnittlich 
1/6, während der Reichtum an Blutplättchen noch immer auffiel. 

F. Kok und K. Vorlaender (Freiburg): Biologische Versuche über die Wirkung der B»- 
strahlung auf das Karzinom. (Strahlenther. 15, S. 561.) Bei stark gefilterter Bestrahlung reagiert das 
Mäusekarzinom sowohl biologisch wie auch histologisch erkennbar auf die Röntgenstrahlen bei genügen- 
der Dosis. Die besten regressiven Veränderungen finden sich nach Lokalbestrahlung des Tumors mit 
Dosen von 200 bis 225 e bzw. einer Dosis, die etwas niedriger als die Epilationsdosis der Maus liegt. 
Niedere und höhere Dosen erweisen sich als schlechter wirksam. Bei gleichen Dosen sind Lokalbestralı- 
lungen im großen Einfallsfeld (Durchmesser 2 bis 2% cm) wirksamer wie Kleinfeldbestrahlungen 
(Durchmesser 7,5 bis höchstens 15 mm, je nach der Größe des Tumors). Wenigstens ebenso günstige 
Erfolge, wie mit den bestwirksamen Lokalbestrahlungen erzielt man mit 25% der Dosis — etwa 20% 
der Epilationsdosis, wenn man den ganzen Tierkörper bestrahlt (!). Eine Karzinomdosis im Sinne der 
direkten Karzinomzerstörung durch Röntgenstrahlen gibt es danach wenigstens für die Maus und das 
Mäusekarzinom nicht. Die Hauptrolle bei der Karzinomvernichtung des Mäusekarzinoms beruht auf 
einer indirekten, vom Gesamtorganismus ausgelösten Strahlenwirkung. Diese Allgemeinwirkung findet. 
ihren mikroskopisch verfolgbaren Ausdruck in einer Bindegewebs- und Zellularreaktion. Das Auftreten 
massenhafter APeLCNSFUNBSIHNIBER Histiozyten nach Bestrahlung bedeutet Beteiligung des retikulo-endo- 
thelialen Apparats. 

Jean Kottmaier (Mainz): Kritisches zur Höntgensteriliäterung Lungentuberkulöser mit 
einer Anregung zur Herabsetzung des „Röntgenkaters“. (Strahlenther. 15/4, S. 555.) In 3 Fällen — 
einzeitige Sterilisierung — nach erfolgter Sterilisierung unaufhaltsam zum Tode führender Verlauf 
der Lungentuberkulose. Vielleicht empfiehlt sich in derartigen Fällen die ältere Kastrationsmethode 
-der unterteilten Bestrahlungen. Um die Allgemeinschädigungen des Körpers infolge der Tiefenbestrah- 
lungen noch weiter herabzusetzen, ist K. dazu übergegangen, sämtliche 4 Extremitäten durch Bier sche 
. Stauung mit möglichst viel Blut zu füllen. Durch diese Methode der Kombination von Stauung und 
unterteilter Verabfolgung der Kastrationsdosis in 4 Tagen konnte der „Röntgenkater“ selbst bei hoch- 
gradig nervösen Patienten auf ein Minimum herabgesetzt werden (meist wurde jede subjektive Sen- 
sation vermieden). Der Gedanke, der K. leitet, ist der, durch die Stauung einen sehr beträchtlichen Teil 
des Blutes dem direkten Kreislauf zu entziehen (K. nimmt nach neueren Untersuchungen 3,2 1 Blut 
beim Menschen an!). Durch die Stauung werden besonders die Leukozyten entzogen und bei Lösung 
der Stauung wird mindestens % Liter nicht geschädigten Blutes dem Körper wieder zugeführt. 

Kottmaier (Mainz): Röntgenschäden. (Fortschr. d. Med. 1928/2, S. 19.) Verf. mahnt zur Vor- 
sicht bei Vorwurf des „Kunstfehlers“. | 

© L. Lange und M. Fraenkel (Berlin): Die Wirkung von Röntgenstrahlen auf Tuberkel- 
bazillen. (K1. Wschr. 1923/25, S. 1161.) Die Röntgenstrahlen vermögen Tuberkelbazillen zu töten. 
68* 


586 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung. XXXI, 4. 


wenn diese in dünnen Aufschwemmungen der Strahlenwirkung ausgesetzt werden. Einer solchen 
Abtötung unterliegen jedoch nur Tuberkelbazillen, die aus etwa 4—5 Wochen alten und noch älteren 
Bouillonkulturen stammen, während Bazillen aus jungen, noch in vollster Vermehrung und Wachs- 
tum begriffenen Kulturen im Alter von 17—20 Tagen der gleichen Strahlenwirkung widerstehen, 
Das Tribondeau-Bergoni&sche Gesetz ist also hier nicht zutreffend. 

‚Lehner’und Rajka (Budapest): Klinische und experimentelle Beiträge zur Kenntnis der 
Rolle der Überempfindlichkeit bei der Hautentzündung. (Kl. W. 1923/48, S. 2201.) Ergebnis: Anaphy- 
laxie und Idiosynkrasie sind nur zwei Grenzformen eines identischen biologischen Prozesses. Die 
Überempfindlichkeit bei Hautentzündungen betrifft einmal bloß die Blutgefäße der Lederhaut, das 
andere Mal außerdem auch die Zellen der Epidermis. 

Pels Leusden (Greifswald): Über Röntgengeschwüre, besonders ihre chirurgische Behand- 
lung. (Med. Kl. 1923/35, S. 1181.) P. L. hat mitunter ebensoviele Kranke in der Klinik liegen, die er 
mit Röntgenstrahlen behandeln muß, wie solche, die behandelt werden müssen, weil sie mit Röntgen- 
strahlen behandelt wurden (!). Bei der Strahlenbehandlung trotz sorgfältigster Sicherung pesteht keine 
Sicherheit gegenüber Verbrennungen (!). Titel, wie „Der Sieg der Röntgenstrahlen über den Krebs“ 
vermeidet man lieber. Meist subakute oder chronische Röntgengeschwüre, die monate- und jahrelang 
init äußeren Mitteln behandelt worden waren, und die an unerträglichen Schmerzen litten. kamen zur 
Behandlung. Nach P. L. liegen die feinen Nervenendigungen in den Röntgengeschwürenziemlich frei an 
der Oberfläche. Bei Röntgengeschwür und vorläufiger tiefer Schwiele ist die beste Behandlung Exzisivn 
möglichst im gesunden Gewebe und Deckung des Defekts durch ausgiebige Plastik. Der Lappen muß 
mindestens 1% mal so groß wie der Defekt sein. In den Stiel des Lappens soll tunlichst eine größere 
Arterie hineingehen. In gutgranulierende Restdefekte kann man Epithelbrei einspritzen. Röntgen- 
diagnose und Therapie darf nur der treiben, der mit deren Technik und Gefahren auf das Genaueste 
vertraut ist. Alte bewährte Verfahren sollte man nur dann verlassen, wenn entweder das Röntgenver- 
fahren sicher mehr leistet oder von dem Kranken kategorisch verlangt wird. Röntgengeschwüre sind im 
allgemeinen operativ zu behandeln, mit großen Plastiken und sekundärem Verschluß des danach zurück- 
bleibenden Defekts.: Röntgenschwielen, welche geschwürsverdächtig sind, versuche man primär zu exzi- 
dieren und zu decken.’ | 

Mackee und Andrews (Columbia Univ. N.-Y. City.): Künstliche Dermatitis, die Röntgen- 
-dermatitis vortäuscht. (Am. J. of Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 617.) Eine Patientin, die durch künstlich 
erzeugte Säuredermatitis Röntgendermatitis vortäuschen wollte, aber durch den zeitlichen Ablauf, 
die Unregelmäßigkeit der Entzündung, den fehlenden Haarausfall und durch eine Falle entlarvt 
wurde. Gegenüber neurotischen Exkoriationen ist auf ihre unregelmäßige Form, ihr wechselndes 
Aussehen, das Fehlen von Atrophie und Teleangiektasie hinzuweisen. — Ein Fall, in dem durch 
Kratzen an einem nach Bestrahlung gut heilenden Keloid die Heilung verzögert wurde. 

Fr. Martius (Rostock): Das Arndt-Schulzsche Grundgesetz. (M. m. W. 1923/31, S. 1005.) Verf. 
betout, daß Schulz mit Unrecht als Homöopath angesehen wurde und daß er als einer der ersten 
konstitutionell gedacht hat. | 

P.S. Meyer (Univ. Hautkl. Breslau): Weitere Studien über Gewöhnung des Bac. prodigiosus 
an Strahlenwirkung. (Kl. Wschr. 1923/31, S. 1446.) Die in dieser Zeitschrift 1923, Nr. 8 angegebenen 
Resultate werden durch weitere Untersuchungen ergänzt und in folgendem zusammengefaßt: Bae. pro- 
digiosus kann ebenso wie gegen Röntgenstrahlen auch gegen Höhensonne und Kohlenbogenlicht ge- 
festigt werden. Diese Feststellung kann zur Erklärung der geringeren biologischen Wirkung einer in 
dosi refracta verabfolgten Bestrahlung herangezogen werden. Zur Erreichung der Festigung bedarf 
Bac. prodigiosus während der Strahleneinwirkung keines Nährbodens. Die gegen Höhensonne gefestigten 
Prodigiosusstämme sind es auch gegen Kohlenbogenlicht und umgekehrt, ebenso zeigen beide Festigung 
gegen Röntgenstrahlen; ein röntgengefestigter Prodigiosusstamm wird aber von Höhensonne und 
Kohlenbogenlicht ebenso geschädigt wie eine überhaupt noch nicht bestrahlte Kultur. _ 

Miescher (Derm. Kl. Zürich): Die Röntgenreaktion der Haut, ein rhythmisches Phönomen? 
(Kl. Wschr. 1923/42, S. 1932.) Die' Röntgenhautreaktion verläuft in einzelnen Schüben, in Rötungs- 
wellen, bis zu 4, meist 3. Jeder Welle liegt ein echter entzündlicher Vorgang zugrunde. Die erste 
Welle setzt zwischen 1. und 4., die zweite zwischen 8. und 22., die dritte zwischen 32. und 51., die vierte 
nach dem 58. Tag ein. Die Latenzzeiten der einzelnen Wellen sind nur wenig abhängig von der Do- 
sengröße und im wesentlichen durch individuelle Faktoren bedingt. In der Regel folgt einer Rötungs- 
welle eine Pigmentwelle nach. (Erscheint ausführlich in der „Strahlentherapie‘“.) 

MinoufletundSchrumpf-Pierron: Über die Reaktion des Blutes sowie der gesunden 
und pathologischen Gewebe auf Röntgenstrahlen. (Fortsetzung und Schluß.) (Arch. d’Eleetr. med. 
et de Physiother., Nr. 490 [Juli 1923], S. 193.) Die histologische Untersuchung der intensiv bestrahlten 
Neoplasmen zeigt, daß bei Spontanheilungen der Karzinome die benachbarten Gewebe durch den Zu- 
strom weißer Blutkörperchen entzündlich reagieren. Darauf folgt eine Proliferation des Bindegewehes, 


PERSP E n nn A p ea. 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung) 537 


das in den Tumor eindringt und ihn zerstört. Dasselbe Ergebnis findet sich auch bei der histologischen 
Untersuchung eines in einer einzigen Sitzung mit großen Dosen bestrahlten Karzinoms. Die Degene- 
ration der Epithelzellen tritt jedoch erst als Folgeerscheinung der Proliferation des Bindegewebes auf, 
ohne daß sich eine eigentlich primäre Nekrose des Neoplasmas feststellen ließe. In dem Absatz über die 
bei bestrahlten Patienten beobachteten klinischen Phänomene setzen die Autoren eingehend ausein- 
ander, daß bei Patienten, die in einer Sitzung in richtiger Weise bestrahlt wurden (wobei besonders 
betont wird, daß der Kranke geerdet werden muß), die blutbildenden Organe durch die Röntgenstrahlen 
in keiner Weise geschädigt werden. Die klinischen Formen der Leukopenie beruhen nach ihrer Meinung 
meistens nicht auf einer Hypofunktion der betreffenden Organe, sondern auf einer Steigerung der nor- 
malen Diapedesis der weißen Blutkörperchen. Nur ausnahmsweise scheint die Leukopenie auf einer 
Insuffizienz der betreffenden Gewebe zu beruhen. Das Ziel jeder Röntgenbestrahlung muß sein, die 
gesunden Gewebe zu aktivieren mit der gleichen Dosis, die zur Sensibilisierung der Neoplasmazellen 
dient. Bei intensiver und langdauernder Röntgenbestrahlung, besonders wenn die bestrahlten Gewebe 
zefäßreich sind, werden durch die Röntgenstrahlung eine gewisse Anzahl roter Blutkörperchen zerstört. 
Die dadurch bedingte Anämie wird jedoch schnell beseitigt durch die aktivierende Wirkung der Strah- 
lung auf die erythropoetischen Zentren. Im Verlauf einer längeren Bestrahlung wird mitunter eine 
kleine Anzahl Lyınphozyten zerstört, es ist jedoch nicht möglich, einen schädigenden Einfluß der Strah- 
lung auf die Leukozyten nachzuweisen. Im Gegenteil: die Röntgenstrahlung begünstigt die Produktion. 
Die spezifische Wirkung der Röntgenstrahlung auf den Organismus besteht in einer Modifikation der 
reziproken potentiellen Energien der verschiedenen Teile untereinander. Dadurch kommt es zu einer 
Modifikation der Osmose und der chymischen intrazellulären Reaktion und damit zu mehr oder weniger 
langdauernden Ernährungsstörungen. Von der Technik bei Röntgenbestrahlungen wird gefordert: 1. es 
sollen nur genügend harte Strahlen verwendet werden; 2. es soll, so weit nur irgend möglich, in einer 
Sitzung die ganze notwendige Dosis appliziert werden, weil einerseits nur auf diese Weise eine genaue 
Dosierung möglich’ist, und andererseits weil eine Bestrahlung das potentielle Gleichgewicht des Organis- 
mus so vollkömmen verändert, daß der Effekt der nachfolgenden Bestrahlung nicht berechenbar ist. 
Wird z. B. in einer einzigen Sitzung jedes Ovar mit 35% der HED bestrahlt, so kommt es zur sofortigen 
Kastration, werden aber die Ovarien mit der gleichen Dosis an zwei aufeinanderfolgenden Tagen be- 
strahlt, so tritt die Menstruation noch 3—4 mal ein, die am zweiten Tag applizierte Bestrahlung wirkt 
also anders als die am ersten Tag applizierte; 3. es soll auf das sorgfältigste vermieden werden, die Milz 
zu bestrahlen, und die den Tumor umgebenden Gewebe dürfen nur eine aktivierende, nicht eine sensi- 
bilisierende Dosis erhalten. Aus diesem Grunde eignen sich Larynx- und Mundkarzinome besser für 
die Radium- als für die Röntgentherapie. Die Behandlungstechnik muß von Fall zu Fall bestimmt: wer- 
den, nach einem Schema zu bestrahlen bringt die größten Mißerfolge. Deshalb kann eine rationelle 
Strahlentherapie nur von einem erfahrenen Kliniker ausgeübt werden. Die moderne Röntgentherapie 
ist keine Spezialität eines Röntgenologen, sondern ein integrierender Teil der therapeutischen Mittel 
eines Chirurgen, Gynäkologen, Derinatologen usw. Die Prognose bei Karzinomkranken gestaltet sich 
günstiger, wenn der Patient vor der Bestrahlung eine normale oder herabgesetzte Anzahl weißer Blut- 
körperchen hat. Eine Leukozytose gestaltet die Prognose ungünstig. Tritt während einer Bestrahlung 
die typische Blutreaktion ein, so sind die Behandlungsschancen gut, kommt es aber nach einer Bestrah- 
lung zu einer atypischen Reaktion, so ist entweder an eine falsche Dosierung oder fehlerhafte Appli- 
kation zu denken, sind aber technische Fehler ausgeschlossen, so ist eine Fortsetzung der Behandlung 
wenig aussichtsvoll. Meist genügt bei den günstig gelagerten Fällen eine Bestrahlung, wenn es topo- 
graphisch möglich ist, die notwendige Strahlung auf einmal in den Tumor zu schicken, aber es dauert 
mitunter mehrere Monate, bis der günstige Erfolg einer Bestrahlung offenbar wird. 

P. Neuda, Fr. Redlich, H. Sielmann (Wien): Zur Pathogenese des sogenannten 
„Röntgenkaters“. (Kl. Wschr. 1923/28, S. 1306.) Zu den Ausführungen, die von Neuda am Internisten- 
Kongreß 1923, Wien, vorgetragen wurden, wird zusammenfassend zur Pathogenese des sog. Röntgen- 
katers, der als eine Röntgen-Allgemeinschädigung schwererer Art bezeichnet wird, folgendes gesagt: 
Jede Röntgenbestrahlung führt zu einem NaCl-Verlust, er scheint das allgemeine und einfachste Zeichen 
jeder, auch der leichten Röntgenschädigung zu sein, bevor noch subjektive Allgemeinsymptome auf- 
treten. Der erste Angriffspunkt der Röntgenstrahlen scheint das Eiweiß zu sein. Eiweißzerfall und 
Kochsalzschwankung stehen in nahen Beziehungen, weshalb die Kochsalztherapie zur Bekämpfung des 
Röntgenkaters angezeigt erscheint. 

H. Nevermann (Univ.-Frauenklin. Hamburg): Zur Behandlung der Röntgenallgemeinschä- 
digung. (Kl. Wschr. 1923/37—-38, S. 1747.) Die günstige Wirkung von Kochsalz bei der Bekämpfung 
des Röntgenkaters wird bestätigt. Dasselbe wurde durch Kognakverabreichung erzielt, in mehreren 
Fällen auch durch Aolaninjektion. Untersuchungen über das Verhalten des Kochsalzspiegels im Blute 
haben ergeben, daß die Kochsalzkurven ohne medikamentöse Gaben nach Kochsalz-, Kognak- und Aolan- 
gaben im allgeminen übereinstimmend verlaufen. Die überragende Rolle des Kochsalzstoffwechsels beim 


538 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). XXXI, 4.: 


Zustandekommen und Schwinden der Röntgenbeschwerden wird als nicht zutreffend bezeichnet, dagegen 
auf die wichtige Rolle hingewiesen, die das vegetative Nervensystem dabei spielt. 

Nims: Einwände gegen den Gebrauch der einmaligen abtötenden Dosis bei malignen Ge- 
schwülsten. (J. of Radiol. IV, 10, Okt. 1923, S. 364.) .Nicht der Tötung der Krebszellen, sondern der 
Reaktion des Stützgewebes ist die Heilung vorwiegend zu verdanken. Stark bestrahlte Geschwülste 
gingen teilweise an wie unbestrahlte, unbestrahlte aber nicht an vorher bestrahlten Körperstellen, 
wohl aber an den übrigen. Auch die theoretischen Anhänger der einmaligen tödlichen Dosis bestrahlen 
praktisch anders, so gibt Pfahler beim Mammakarzinom in der 1. und 2. Woche nur je ?/; HED 
auf iedes Feld. 5 

L. Nürnberger (Hamburg-Eppendorf): Histologische Untersuehungen über die } Einwirkung 
der Röntgenstrahlen auf das Zellprotoplasma. Zugleich ein Beitrag zur Kenntnis der Plastosomen. 
(Virchows Arch., Bd. 246, S. 239.) Das Eiprotoplasma der weißen Maus erfährt durch Röntgenstrahlen 
eine ausgesprochene Schädigung, bestehend in Verklumpung und schließlichem Schwunde der Plasto- 
somen (— Chondriosomen, Mitochondrien) unter gleichzeitiger Deformierung und Schrumpfung des 
Protoplasmaleibes. Die gleichen Veränderungen finden sich aber auch an unbestrahlten Eiern, wie 
auch die Strahlenschädigung des Zellkernes durchaus nicht spezifisch für die Strahlenwirkung ist. 
Die Plastosomenfärbung gestattet Erkennung der Frühstadien der Follikelatresie sicherer als die üb- 
lichen Kern- und Protoplasmafärbungen. 

Erich Opitz (Freiburg): Über die Lebensvorgänge am Krebs der weiblichen Geschlechts- 
organe nach Bestrahlung. (Med. K1. 1923/36, S. 1215.) Das Ziel der Krebsbestrahlung muß langsame 
Abtötung der Krebszellen sein, um örtliche und allgemeine Schädigungen nach Möglichkeit zu ver- 
meiden. Weder Versuche an Einzellern noch histologische Untersuchung an bestrahiten Geschwülsten 
allein kann uns einen Einblick in das biologische Geschehen geben. Die Reaktion hängt nicht nur von 
der Dosis, sondern auch von der Ausdehnung des bestrahlten Körpervolumens ab. Der Erfolg der- direkten 
Strahlenwirkung auf ein Karzinom steht in keinem direkten Verhältnis zu der Größe der angewandten 
Strahlenmenge. Man findet gelegentlich in durch Strahlenwirkung völlig nekrotisch gemachtem Binde- 
gewebe lebende und stark wuchernde Karzinomzellennester. Fast alle Krebse außer denjenigen der 
weiblichen Genitalien, der Haut und der Schilddrüse reagieren verhältnismäßig schlecht auf die Be- 
strahlung. Prophylaktische Bestrahlungen nach Amputation der Mamma wegen. Karzinom haben je 
nach der angewandten Technik verschiedene Ergebnisse gehabt (Anschütz: Verbesserung bei gerin- 
ger und wiederholter Dosis). Isolierte Karzinomzellen sind mit zehnfacher Krebsdosis nicht zu ver 
nichten. Hofbauer konnte mit Gehirnbestrahlung ebenso wie mit direkter Bestrahlung Vulvakarzi- 
nom zur Rückbildung bringen. Bestrahlung des ausgeblendeten Karzinoms der Maus gibt schwer Wir- 
kungen. Die Wirkung wird besser, wenn die Umgebung mitbestrahlt wird. Danach kommt eine direkte 
Strahlenwirkung allein nicht in Frage. Durch die Bestrahlung entstehen wirkende chemische Stoffe, 
die natürlich am Bestrahlungsort am dichtesten sind. Die Strahlenreaktion kann im Tierversuch im 
gesamten Bindegewebe des Körpers und im Blut nachgewiesen werden. Am deutlichsten wird das dem 
Karzinom benachbarte Bindegewebe verändert. Heilung im eigentlichen Sinne durch die Bestrahlung 
erfolgt nicht. Trotz scheinbarer Gesundheit können Krebszellen sich erhalten und später erneut wuchern. 
Über die Art der Reaktion des Körpers nach Bestrahlung — Vaguswirkung, Cholinwirkung — wissen 
wir nichts. Eine Karzinomdosis wird abgelehnt. Reiz-, Entzündungs-, Abtötungsvorgänge folgen der 
Bestrahlung. Man muß individuell lokal und allgemein behandeln. 

Opitz (Freiburg): Über die Biologie der Strahlenbehandlung des Krebses. (Strahlenther. 15/6, 
S. 750.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 1, S. 151. 

Perthes (Tübingen): Über Visierlappenplastik und über Spätnekrose des Knochengewebes in- 
folge von Röntgenbestrahlung. (Archiv f. klin. Chir. 127, S. 165.) Bei einem Mann wurden nach Ex- 
stirpation eines Unterlippenkarzinoms die Submaxillargegenden prophylaktisch nachbestrahlt (in 3 Mo- 
naten 2 HED links und ebensoviel rechts). 7 Monate später entwickelte sich links ein von der Haut bis 
zur Mundschleimhaut durchgreifendes Ulkus mit Knochennekrose und später — 22 Monate nach der 
letzten Bestrahlung — trat auch rechts ein Hautgeschwür und Knochennekrose auf, so daß dann der 
ganze Unterkiefer, mit Ausnahme der obersten Teile der Äste, fehlte. — Bei röntgenbestrahlten tuber- 
kulösen Kniegelenken fiel auf, daß — ohne schwere Hautschädigung — bei späterer Resektion die Kon- 
solidation ausblieb oder stark verzögert wurde. Mikroskopisch ist der bestrahlte Knochen stark ver- 
ändert, besonders fallen Gefäßschädigungen auf. 

J. Perthes (Tübingen): Zur Biologie und Klinik der Röntgentherapie der chirurgischen 
Krebse. (Strahlenther. 15/6, S. 695.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 1, S. 150. 

FritzPoos (Freiburg i. Br.): Über die Wirkungen der isolierten Blutbestrahlung auf den Or- 
ganismus. Kammbestrahlung bei jungen Hähnen. (Strahlenther. 15/4, S. 464.) Der Kamm der Hähne 
läßt sich fast wie ein großes Blutgefäß, wie ein „Blutschwamm“ isoliert bestrahlen. Es wurden — ein- 
malige Strahlendosis 250 E, 15 Minuten, 3 mm Alum., 30 cm Abstand — die Kämme von 4 Hähnen (Blei- 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). 539 


kammer) bestrahlt. Die isolierte Bestrahlung kreisenden Blutes setzte Veränderungen, wie man sie 
sonst bei Totalbestrahlungen sehen kann: Leukozytenanstieg, Eosinophilie, Häufung der großen Lym- 
phozytenformen, Zerstörungsmerkmale an den kernhaltigen Erythrozyten und an den Leukozyten. 

F. Pordes (Wien): Ist zur Erklärung der Röntgenwirkung die Annahme von Funktions- und 
Wachstumsreiz notwendig? (Strahlenther. 15/5, S. 640.) Vgl. „Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 70. 

Pordes (Wien): Prinzipielle Fragen der biologischen Röntgenstrahlenwirkung. (Jahreskurse 
f. ärztl. Fortbildung, Aug. 1923.) Anknüpfend an seinen und Holzknechts Vorträge auf dem 
Röntgenkongreß 1923 nimmt Verf. Stellung gegen die auf fehlerhafter Verallgemeinerung des Arndt- 
Schulzschen Gesetzes aufgebaute Reiztheorie. Bei jeder Röntgenwirkung soll man sich fragen, 
welche Zellen im bestrahlten Gbiet die empfindlichsten, also meistgeschädigten sind und was der Aus- 
fall dieser Zellen oder die durch ihren Abbau frei. werdenden Stoffe bewirken können. Diese Frage- 
stellung führt Verf. zunächst dur ch für die Amenorrhoe, die Milzreizbestrahlung, Tuberkulose nephri- 
tische Anurie und die Entzündung. 

E. Rajka (Budapest): Untersuchungen über die Hautüberempfindlichkeit beim Ekzem. (Kl. 
W. 1923/49, S. 2238.) Es ergeben sich mancherlei Beziehungen zur Frage der Strahlenempfindlichkeit 
(artefizielle Dermatitis). o 
l 0. Reimer (Graz): Ein Beitrag zur Behandlung von Röntgengeschwüren. (W. m. W. 1923/46, 

S. 2072.) Verf. empfiehlt Pasten mit organischen Metallverbindungen (Blei, Bismut, Kupfer). 

G. A. Rost (Freiburg i. Br.): Die biologischen Grundlagen der Ultraviolett-Therapie. (Strahlen- 
ther. 16, 1, S. 1.) Die Bestrahlung der Haut mit dem Licht der künstlichen Höhensonne löst biologische 
Wirkungen aus, die bei verschiedenen Krankheiten, bes. bei der Tuberkulose, mit großem Erfolg zur 
Heilung oder zur Unterstützung und Beschleunigung dieser herangezogen werden können. Die Queck- 
silberquarzlampe stellt die einzige künstliche Lichtquelle dar, die das zur Heilung notwendige Haut- 
= erythem in relativ kurzer Zeit und bei mäßigem Stromverbrauch erzeugt. Die Hypothese, daß Pigmen- 
tierung Voraussetzung der Wirkung sei, wird als physikalisch und biologisch unhaltbar bezeichnet. 
Nach R. ist die Pigmentation ein sekundäres, nicht einmal erwünschtes Symptom. Das nach Ultra- 
violettstrahlen auftretende Erythem ist ein Zeichen erwünschter Reaktionsfühigkeit. Die Wirkung der 
Ultraviolettstrahlen ist funktionell im Sinne von Leistungssteigerung (Atem-, etollwerheel: Leuko- 
zyten-, Allgemeinwirkung). 

St. Rothman (Gießen): Untersuchungen über die Physiologie der Lichtwirkungen. (KL 
Wschr. 1923/19, S. 881.) Die Blutdruckherabsetzung nach Lichtbestrahlung der gesamten Körperober- 
ñäche beim Menschen ist nicht die Folge der Hautgefäßerweiterung, vielmehr einer Herabsetzung des 
Sympathicustonus. Den lichtbewirkten Veränderungen des Blutdruckes parallel verlaufen die des 
Blutzuckerspiegels, sowie der Adrenalinsekretion. Die primäre Wirkung des Lichtes scheint am Sympa- 
thikus zu erfolgen, Angriffspunkt sind jedenfalls die Sympathikusendigungen der Haut. Die Folge 
davon ist eine generalisierte Sympathicus tonus-Herabsetzung, Hauthyperämie, Einleitung des Pigmen- 
tierungsvorganges, Herabsetzung des Tyrosinspiegels. Der Vorgang läßt sich mit der Nebennieren- 
insu‘fizienz in Analogie setzen. Alles Erscheinungen, die beweisen, daß Veränderungen an der Haut 
den Gesamthaushalt tieigehend beeinflussen können. 

Georg Heinrich Schneider (Frankfurt a. M.): Temperatursteigerungen nach Radium- 
und Röntgenbehandlung. (Strahlenther. 15, 4, S. 550.) Bei der Verabreichung der Strahlendosis der 
temporären Kastration wurde nie Fieber beobachtet. Auf die volle Kastrationsdosis erfolgte in 10% der 
Fälle Fieber bis 1% Grad und höchstens 2tägiger Dauer. Nach Einverleibung der Karzinomdosis rea- 
gierten 38% der Fälle ohne Temperatursteigerung (u. zw. beginnende oder vorgeschrittene Tumoren), 
62% reagierten mit Fiebersteigerung (u. zw. im allgemeinen stärker bei mehr fortgeschrittenem Karzi- 
nom). Intrazervikale Radiumapplikation hat 0,9% primäre Mortalität (zu kleines Material! 

L. Seitz (Frankfurt a. M.): Lokale oder allgemeine Wirkung der Röntgenstrahlen? (Strahlen- 
ther. 15, 4, S. 486.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 2/3, S. 348. 

Hans Sielmann (Wien): Untersuchungen über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf dgn 
Kochsalzstoffwechsel und seine Beziehungen zur Therapie des „Röntgenkaters“. (Strahlenther. 15, 4, 
S. 458.) Vegl., „Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 87. 

Carl R onne (Kopenhagen): Untersuchungen an Meerschweinchen über den Einfluß des Licht- 
bads auf die Wirkung des Diphtherietoxins im Organismus. (Strahlenther. 16, 1, S. 104.) Durch die An- 
wendung von sichtbaren Lichtstrahlen auf die Hautoberfläche findet spezifische Erwärmung des Blu- 
tes in und unter der ausgesetzten Haut statt. Weiße Meerschweinchen, subkutan mit Diphtherietoxin 
gespritzt und dann zwei Stunden mit Licht behandelt — rasierte Haut, filtriertes a _ 
vertragen das Toxin besser als nicht lichtbehandelte Meerschweinchen. 

Carl Sonne: Untersuchungen betreffs des Verhaltens der weißen Blutkörperchen bei Be- 
strahlung von Meerschweinchen und Kaninchen mit sichtbaren Strahlen. (Acta Radiol. II, 2, S. 116.) 
Bei Bestrahlung von weißen, rasierten Meerschweinchen und Kaninchen mit sichtbaren, leuchtenden 


i 


540 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (allgemeine Technik). XXXI, 4. 


Strahlen war eine merkliche Einwirkung auf das Verhalten der weißen Blutkörperchen nachzuweisen. 
Bei Meerschweinchen tritt ein sofortiger Abfall der Zahl sowohl bei Lymphozyten als bei Leukozyten 
ein; Bei den ersteren ist dies jedoch ausgesprochener. Später, nach Aufhören der Bestrahlung, vollzieht 
sich ein Ansteigen der Lymphozytenzahl im Laufe weniger Tage, so daß dieselbe durch einige Zeit das 
Normale überschreitet. Gleichzeitig scheint, die Zahl der polynukleären Leukozyten am ehesten normal 
zu sein. Diese Veränderungen entsprechen denjenigen, die Murphy und Sturm bei temporärer 
Einwirkung von trockener Wärme auf Ratten, Mäuse und Meerschweinchen gefunden haben. Bei Kanin- 
chen zeigt sich 45 Minuten nach der Bestrahlung ein sehr beträchtlicher Anstieg der Zahl der poly- 
nukleären Leukozyten, gleichzeitig mit einer — im allgemeinen ziemlich geringen — Abnahme der Zahl 
der Lymphozyten, so daß das normalerweise stark ausgesprochen lymphozytische Blutbild im Laufe von 
2—3 Stunden dem einer Leukozytose gewichen ist. Am nächsten Tage ist das Bild wieder normal, so 
daß es durch ein neuerliches Lichtbad wieder in gleicher Weise beeinflußt werden kann. 

HansSchmitz (Bonn): Beitrag zur Frage der Schädigungen des Kehlkopfs durch Röntgen- 
strahlen. (Strahlenther. 16, 1, S. 144.) Kasuistik: Fall von Lupus vulgaris mit Lymphomata colli. 
Diese waren, wie autoptisch festgestellt wurde, durch Metastasierung eines kleinen primären Kehlkopf- 
krebses bedingt. Die erste Bestrahlung — 20 X — verlief reaktionslos, die zweite löste eine Frühreak- 
tion aus, die unglücklicherweise nachts und mit solcher Stärke einsetzte, daß der Erstickungstod ein- 
. trat, ehe tracheotomiert werden konnte. | 

A. Theilhaber (München): Die elektromagnetischen Schwingungen und die Immunität. 
(Strahlenther. 15, 5, S. 605.) Vgl. „Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 80. 

Unterberger (Königsberg): Keimdrüsenbestrahlung und Nachkommenschaft. (Monschr. 
f. Gebh. 64, 3—4, S. 21L) Erwiderung auf die Einwände Nürnbergersin Bd. 63, H. 1 (siehe voriges 
Heft der „Fortschritte“). Verf. hält an seiner Auffassung fest und mahnt zur Vorsicht. 

Withers (Denver): Gewisse biologische Grundlehren der Strahlenbehandlung. (Am. J. of 
- Roentg. X, 10, Okt. 1923, S. 776.) Die Strahlenwirkung kann beruhen auf Hemmung der wachstumför- 
dernden Elemente, die auch auf die Nachkommen, nicht nur von Zelle zu Zelle übertragen werden, oder 
auf Erhöhung der bei der Zellteilung an sich schon vergrößerten Zellwanddurchlässigkeit, nicht infolge 
direkter Strahlenwirkung, sondern infolge der bei der Absorption auftretenden -Strahlen, eine Wirkung. 
die mit dem Gehalt an Eelektrolyten und an Stoffen mit hohem Atomgewicht wächst. Die Radiosensibili- 
tät wächst mit dem Gehalt des Kerns an Chromatin, bei der Teilung, und ist um so größer, je undifferen- 
zierter die Zelle ist. Die dünnen Gefäßendothelien sind besonders empfindlich, blutarme Tumoren mit gut 
ausgebildeten Gefäßen wenig, Stromaarmut erhöht die Sensibilität, die Zellen, welche Kristalle oder 
Xristalloide sezernieren, sind empfindlicher als die nicht oder nur Kolloid sezernierenden. Nicht die 
topographische Lage, sondern der histologische Aufbau ist maßgebend für die Radiosensibilität. Von 
klinischen örtlichen Erscheinungen sind von günstiger Bedeutung der Lymphozytenwall, ein normales, 
gut färbbares Bindegewebsstroma, Kapillaren mit gut gebauten Wandungen, perivaskuläre Anordnung 
von Lymphozyten und Eosinophilen. Die Wiederherstellung erfolgt durch Ablagerung von fibrillärem 
Gewebe, durch die nach der Bestrahlung auftretende obliterierende Endarteriitis im Zusammenhang mit 
nerivaskulären Infiltrationen werden die Tumorzellen wirksam eingeschlossen. Infolge des raschen 
Zellenwachstums der Gescehwulst werden bei Wiederholung von Bestrahlungen nicht die gleichen Tumor- 
zellen, wohl aber die gleichen normalen Zellen getroffen und letztere daher mehr geschwächt: es ist also 
die Behandlung in einer Sitzung zu erledigen. Von allgemeinen klinischen Punkten ist ungünstig Lues. 
Diabetes, Herz- und Lungenleiden, Kachexie; geringer Lyınphozytenabfall nach der Bestrahlung gibt 
wohl eine gute Prognose. Schwach bestrahlte Tumorzellen erzeugen durch Inokulation Immunität, nicht 
aber stark bestrahlte. Durch lebende Zellen kann Immunität scheinbar nicht hervorgerufen werden. Da 
die Strahlen nur lokal wirken, ist Allgemeinbehandlung mit andern Mitteln zu betreiben. Praktisch ist zu 
fordern eine Bestrahlung der proliferierenden Geschwulstteile, die die Gefäße zur Obliteration bringt, 
das Rindegewebe stärkt und dabei gesundes Gewebe möglichst schont. 


R, Allgemeine Technik, Apparate, Tiefentherapie, Filter, Sensibilisierung. 


V. Altmann (Wien): Gleichzeitige Röntgenepilation mehrerer Köpfe mit einer Röhre. (Strah- 
lenther. 15, 5, S. 667.) Die Röntgenepilation mehrerer Köpfe mit einer Röhre, als Methode des Massen- 
hetriebes, läßt sich durch entsprechende Lagerung erreichen, wenn die Einstellung des Zentralstrahles 
zwischen drei nahe aneinander gelagerte Köpfe erfolgt. Vier Bestrahlungsfelder bei jeweils drei 
gleichzeitig bestrahlten Köpfen sind erforderlich (ein fronto-parietales, ein okzipitales und zwei tenı- 
porale Felder). 

Albert Bachem (Chicago): Vergleichende Intensitäts- und Härtemessungen au verschiede- 
nen amerikanischen Transformatortypen. (Journ. of Radiol., Juni 1923.) Bestes Meßinstrument ist 
Ionisationskammer: die Korrektur für verschiedene atmosphärische Bedingungen kann rechne- 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des Inu- und Auslandes (allgemeine Technik). 541 


risch oder dureh Vergleichung mit Ra-Strahlung ausgeführt werden. Die Funkenstrecke hängt vom 
Luftdruck ab. Nur wenn mehrere neue hochevakuierte Röhren dieselbe Strahlenmenge liefern, hat man 
die Gewähr, die volle Leistungsfähigkeit des Apparates zu messen. Verschiedene Typen und verschiedene 
Apparate desselben Typs zeigen große Unterschiede. Im günstigsten Falle gelangten bei 225 kV 
und 5 mA 44% in 10 cm Tiefe. In 2000 m Höhe ist die Strahlenausbeute geringer. Wegen Verschiedenheit 


‘des Materials ist stets das gleiche Filter zu gebrauchen. Verf. beschäftigt sich mit der Beseiti- 


gung der Unterschiede zwischen den Einheiten von Friedrich, Duane und Bachcm. 

L. Baumeister (Erlangen): Messungen der Röntgenstrahlen. (Acta Radiol. II, 4—5, S. 418.) 
Verf. weist an der Hand abgebildeter Diagramme die Irrtümer nach, die bei der Messung der Dosierung 
infolge der Differenz entstehen können, die zwischen der Weglünge des zentralen Strahles und derjeni- 
gen des Strahles an den Rändern der Eingangspforte besteht. Er zeigt ferner, daß es wegen dieser Ver- 
niinderung der Intensität der Strahlen am Rande des Feldes vorteilhafter ist, an Stelle sehr großer 
Felder kleine oder mittelgroße Eingangspforten anzuwenden, indem man Kompressorröhren benutzt, 
um eine gleichförmigere Intensität der angewendeten Strahlen zu erreichen. Seine Erklärung der supple- 
mentären Dosis, die ein gewisses Organ in der Tiefe erreicht, ist auch für. die korrekte Kalkulation der 
effektiven Tiefendosis von großem Interesse. Verf. bringt ferner eine Reihe kleiner Einzelheiten vor, 
welche die Dosis, die ein gewisses Organ in der Tiefe erhält, verschieden groß gestalten können, trotz- 
dem in jedem Falle die gleiche Einheitshautdosis appliziert wurde. Diese Details sind für jeden Radio- 
logen, der Tiefentherapie ausübt, beachtenswert, da sie deutlich zeigen, wie sehr die Korrektheit der 
berechneten Dosis von der Genauigkeit und Aufmerksamkeit auf alle Einzelheiten abhängt, welche die 
Dichte der Strahlen und die Sekundärstrahlen, die im umgebenden Gewebe erzeugt werden, beeinflussen 
können. 
Bassi: Dosimetriefragen in der Röntgentherapie. (L’Actinoterapia lII, 3, 30. VI. 1923, S. 131.) 
Beschreibung des Siemens-Röntgendosismessers; B. kommt zu ähnlichen Folgerungen wie Jäger in 


, „Fortschritte“ 1922, 2. Kongreßheft, S. 196. 


Max Brenzinger (Frankfurt a. M.): Eine neue Aufladevorrichtung für Elektroskope, Ionto- 
quantimeter und ähnliche Apparate. (Strablenther. 16, 1, S. 155.) Neue Vorrichtung, die unabhängig 
von der Luftbeschaffenheit durch einfachen Druck auf einen Knopf eine einstellbare Ladung von 
Elektroskop- und Iontoquantimetersystemen gestattet und an jedem derartigen Apparat angebracht 
werden kann. Die Aufladung kann von einer Gleichstromquelle aus, aber auch bei Anschluß an Wech- 
selstrom erfolgen. 

Dyroff (Erlangen): Experimentelle Untersuchungen über die Verkupferung. (18. Gyn.-Kon- 
greß 1923: Bericht Mschr. f. Gebh. 68, 4—5, S. 274.) 

Ellinger und Rapp (Heidelberg): Das Thorium als Sensibilisierungsmittel. (Strahlenther. 
15. 6, S. 851.) Infiltration von Tumoren mit 10% Thoriumnitratlösung — Narkose — und nachfolgende 
Bestrahlung, bis !/; HED (Hauttumoren, Rektum — Uteruskarzinom), hatte ermutigende Ergebnisse. 
Vel. „Fortschritte“ 31, 1. S. 153. | 

Walter Fürst (Zürich): Röntgentisch für Tiefentherapie mit gleichzeitiger Verwendung von 
zwei Röhren und beliebiger Einstellung als Nah- und Fernfeld. (Strahlenther. 15, 4, S. 480.) Der Tisch 
mit ausziehbarem Mittelstück zeigt in die seitlichen Holzteile eingelassenes Segeltuch. Der Röntgen- . 
tisch ist zum gesetzlichen Schutz angemeldet. Einzelheiten. die aus den Abbildungen ersichtlich siad, 
vgl. Original. 

.G. Gabriel (Frankfurt a. M.): Die „Vorbestrahlung“, ein Fehler exakter Röntgendosierung. 
(Kl. Wschr. 1923/42, S. 1939.) Ein Dosierungsfehler entsteht, wenn man die Strahlung bei Beginn der 
Therapiesitzung nieht entsprechend der allmählich erst gesteigerten Spannung berücksichtigt. Da sie 
anfangs relativ weich ist, kann eine Überlastung der Haut eintreten. Man schaltet daher diese „Vor- 
strahlung“ am besten mechanisch aus. 

R. Gassul (Univ.-Inst. f. Krebsi., Charite Berlin): Zur Frage der Verstärkung von therapeu- 
tischen Strahleneffekten durch Eosinsensibilisierung. (Kl. Wschr. 1923/44, S. 2038.) Verf. verweist 
György undGottlieb (in Nr. 28) gegenüber auf seine in der „Strahlentherapie“, Bd. 9, H. 1, mitge- 
teilten Versuche, wonach man weiße Mäuse durch Injektion einer ungiftigen sterilen wässerigen 1%- 
Kosinlösung in toto sensibilisieren kann, so daß 4% stündige Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne 
an Milz, Leber, Niere und Lunge dieselben Veränderungen hervorruft wie 16—18 stündige Bestrahlung 
ohne Injektion. Täglich wiederholte Bestrahlungen von bestimmter Dauer wirkten stärker als tagsüber 
oder länger unterbrochene Bestrahlungen von derselben Dauer. | 

Glasser: Diskussion zu Duanes Vortrag über Dosenmessung mit Ionisationskammern. (Am. 
J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S. 493.) Große Ionisationskammern verringern die Wirkung der Stren- 
strahlung, ergeben also zu geringe Tiefendosis; ebenso Kammern, an denen Strahlen aus verschiedener 
Richtung verschiedene Ausschläge bewirken, da die Streustrahlen aus allen Richtungen kommen. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. 69 


542 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (allgemeine Technik). . XXXI, 4. 


G o i n (Peoria): Die Holfeldersche Technik in der Tiefentherapie. (J. of Radiol, IV. 10, Okt. 1923, 
S. 354.) 

Gottlieb: Zur Frage der Isodosenkurven in der Röntgentherapie. (D. m. W. 1923/32.) Bei 
Nachprüfung der Dessauerschen Isodosentabellen für Röntgentherapie fand Verf., daß die Des- 
sauerschen Kurven elementare, für die Praxis gefährliche Fehler enthalten, die von Holfelder 
gefundenen Isodosenkurven dagegen den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen. Hauptsächlich ist 
der auf den Dessauerschen Kurven sehr breite Streustrahlenmantel in Wirklichkeit nicht vorhan- 
den. Während die Dessauerschen Kurven nach der Oberfläche maximal divergieren, zeigt die Form 
der Isodosenkurven Holfelders im Streustrahlenmantel stets eine taillenförmige Einziehung au 
der Oberfläche und eine zweite deutliche Einziehung in größerer Tiefe des Phantoms. Die prozentualen 
Tiefenwerte sind in den Dessauerschen Tabellen unwahrscheinlich hoch. Die Abnahme nach der 
Tiefe erfolgt in den Dessa uer schen Tabellen in einer angenäherten logarithmischen Kurve, während 
die Messungen Holfelders und des Verf. Kontrollen jedesmal zu Beginn der Kurven einen sehr 
aeutlichen Buckel aufweisen. 

Groover,Christre, Merrit (Washington): Ein neuer Röhrenhalter für Röntgentherapie. 
(Ar. J. of Roentg. X, 7, Juli 1928, S. 564.) Als geeignet für niedrigere Spannungen wird empfohlen 
ein hölzerner Zylinder, der mit Blei umkleidet ist, von etwa 1 m Länge und etwa 36 em lichter Weite 
ınit Ventilationsvorrichtung an Anode und Kathode- Er hängt mittels Universalgelenks an einem 
Deckenstativ. In der Diskussion wird Wapplers Tiefentherapieschutz empfohlen, der nach Abbil- 
dungen im Inseratenteil etwas größer ist, aber auf zwei Füßen steht, also beweglich ist, sonst äußerlich 
dem beschriebenen Apparat ähnelt. 

Friedrich Heitz (Landau i. Pfalz): Beiträge aus der Praxis. (Strahlenther. 15 5, S. 683.) 
Vgl. „Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 109. 

Holzknecht: Karzinomdosis und ihre zeitliche Verteilung. (Wiener A.-Ges. 9. 11. 23, Be- 
richt W. m. W. 1923/47, S. 2110.) H. wendet sich gegen die „Karzinomdosis“ und „praktische Behand- 
lungsdosis“ sowie gegen die Intensivbestrahlung in einer einzigen Sitzung. Die biologischen Verhält- 
nisse der Gewebe, die individuellen Empfindlichkeitsschwankungen usw. müssen mehr berücksichtigt 
werden. 

Holzknecht (Wien): Der Sicherheitswert der direkten Messung der Oberflächendosis in der 
Röntgentherapie. (M. m. W. 1923/43, S. 1311.) Die Dosierung nach Zeit allein ist gefährlich. Es ist 
eine „doppelte Sicherung“ notwendig. Am einfachsten ist es, mit einem direkten Dosimeter zu arbeiten, 
dabei aber alle technischen Bedingungen aufzuzeichnen, so daß ınan bei Wiederholung der letzteren in 
‚ler gleichen Zeit die gleiche Wirkung erwarten kann. Aber auch dann noch soll man zur Sicherheit ein 
Gerät für direkte Dosismessung den Strahlen mit aussetzen, da die technischen Bedingungen fahr- 
lässigerweise falsch hergestellt werden können bzw. sich unbemerkt ändern können. 

J. Jadassohn (Univ.-Hautklinik Breslau): Bemerkungen zur Sensibilisierung und Desensibi- 
lisierung bei den Ekzemen. (Kl. Wschr. 1923, 35/36.) 

RobertJaegerund Walther Rump (Erlangen): Über die Bestimmung des Schwächungs- 
koeffizienten und der Streuzusatzstrahlung mit dem Siemens-Röntgen- Dosismesser. (Strahlenther. 
15, 5. S. 650.) Die Messungen der Röntgendosis werden mit dem Siemens-Röntgen-Dosismesser am 
Wasserphaniom vorgenommen. Die Verteilung der Dosis im Zentralstrahl wird in Wasser und Luft 
ermittelt und in Felder aufgetragen. Die verschiedenen Dosen sind von der Seitenlange des quadrati- 
schen Bestrahlungsfeldes abhängig. Auch bei kleinen Feldern tritt noch sehr starke Streuzusatzstrah- 
lung auf. Die absolute Streuzusatzstrahlung nimmt, wenn man sich von der Luit dem Wasser nähert, 
zu; besitzt ein Maximum bei ea. 3 em unterhalb. des Wasserspiegels und nimmt dann ab. Danach ist der 
Intensitätsabfall gerade in der Nähe der Oberfläche am geringsten (im Widerspruch zu Dessauer). 
Die prozentuale Streuzusatzstrahlung hat bereits an der Wasseroberfläche eine erhebliche Größe (= 30% 
der Gesamtstrahlung, gegen DessauerN%). Das beweist den großen Einfluß der unterhalb der Ober- 
flächenschichten liegenden Partien. Für die Praxis sollte an Stelle schematischer Dosierung nach Ta- 
hellen eine solche gesetzt. werden, die sich möglichst auf Messungen am Patienten selbst stützt. 

Kergrohen (Bordeaux): Röntgentiefentherapie in Deutschland. Bericht erstattet auf dem 
Kongreß in Bordeaux, Juli— August 1923. (J. de Radiol. et d’Electrol., Aug. 1923, S. 372.) Der Bericht 
beruht auf einem Studium deutscher Anstalten während 20 Monaten (! Ref.). An der Spitze steht die 
allgemeine Bemerkung, daß trotz der unvermeidlichen Klagen die anscheinende Armut des deutschen 
Reiches in keiner Weise die deutschen Krankenhauseinrichtungen betroffen habe (! Ref.). Als Beispiel 
glänzender Einrichtung wird die Gynäkologische Klinik in Frankfurt erwähnt. Als Vorzug und Beispiel 
wird die deutsche Verbindung Arzt + Physiker hingestellt. — Die Apparatur Intensiv-Reform Veifa, 
Symmetrie Reiniger, Radiosilex Dresden und Multivolt Siemens und die Methoden (Seitz- 
Wintz und Holzknecht-Lorey) unter Berücksichtigung der Anwendung bei den verschiedenen 
Organen und Organsystemen werden kurz besprochen. — Die Radiumtherapie — in Deutschland hevor- 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (allgemeine Technik). 543 


zugt man vielfach Mesothorium — ist der französischen Technik unterlegen. Die Therapieinstrumen-. 
tarien sind in beiden. Ländern gleich bzw. ähnlich. Das französische Iontoquantimeter Solomon ist 
dem Reinigerschen Modell vorzuziehen. Mit dieser These wird der Wunsch verknüpft, daß man 
bald sich international über eine gleichmäßige Messung verständigen solle. Neben der biologischen 
Dose sind qualitative Angaben — Spektrum — erforderlich (entsprechend der verschiedenen Apparatur). 
In Deutschland, trotz vielfacher Kritik, verwendet man noch zumeist die Massendosen (Erlangen), wäh- 
rend in Frankreich mehr die Dosenverteilung bevorzugt ist. In der Kombination Radium-Röntgen zur 
Bekämpfung des Krebses hat Frankreich den Vorrang. 

E. B. Knerr (Kansas City, Mo.): Drei Ratschläge zum Schutze von Tiefentherapieröhren. 
(Journ. of Radiol., Juni 1923.) Zwischen Kupferfilter und Röhre lege man eine abgewaschene pho- 
tographischePlatte. Ein evtl. Kühlgebläse soll die Luft zwischen Bleikasten und Röhre 
auf der einen Seite hinab-, auf der andern heraufstreichen lassen. Zur Beobachtung der Glut der An- 

tikathode benützt man verschieden geschwärztes Glas, das durch Bestrahlen einer mit stufenförmig 
_ übereinandergelegten Aluminiumblättern belegten Platte erhalten wird. 

H. Küstner (Göttingen): Tagesfragen der Dosimetrie. (Str ahlenther. 15, 5, S. 611.) Vgl. „Fort- 
schritte“, Kongreßheft 1923, S. 86. 

. Lamarque: Theoretische Studie über die Filtrierung. (Arch. d’Electr. med. et de Physiother., 
H. 492, Sept. 1923, S. 297.) In dieser physikalischen Arbeit wird die Absorption besprochen und mit 
Hilfe von Formeln und Zeichnungen erklärt. Die Röntgentiefentherapie braucht möglichst kurzwellige 
Strahlung, aber unglücklicherweise setzt, neben anderem, der innere Widerstand der Röntgenröhre 
Grenzen. So kam man allmählich dazu, die Filtrierung zu Hilfe zu nehmen, wodurch die Strahlung von 
zu großer Wellenlänge absorbiert und das Spektrum so homogen als möglich gestaltet werden soll. Wich- 
tig ist das Material, aus dem das wie ein Sieb wirkende Filter besteht. Am brauchbarsten sind Filter 
aus Kupfer oder Aluminium; beide Filter werden auf ihre Vorteile. oder Nachteile genau untersucht. 
In der Fortsetzung der Arbeit soll von dem Strahlungswert der verschiedenen Filter die Rede sein. 

Millewee (Dalla): Praktische Probleme bei’ der Anwendung harter Strahlen. (J. of Radiol. 
IV, 7, Juli 1923, S. 244.) Beschreibung einer Einteilung, bei’der zwei Personen in getrennten Räumen 
mit einer Röhre, die sich in einer dritten bleigefütterten Kammer befindet, gleichzeitig bestrahlt wer- 
den können. | | 

Mutscheller: Tragbare Ionisationskammer au a ll (Journ. of Radiol. 
IV, 9, Sept. 1923, S. 336.) 

Palmieri (Bologna): Weitere Studien über die Streuung der Röntgenstrahlen und ihre An- 
wendungen in der Röntgentiefentherapie. (II. Mitteilung.) (Radiol. med. X, 8, Aug. 1923, S. 313.) P. 
bekam bei Überschichtung mit Paraffin stets geringere Werte als Voltzund Dessauer. Rückte er 
den Paraffinblock näher an die Röhre, so wurde die Oberflächendosis kleiner, der Tiefenquotient ver- 
bessert — am besten bei 5,10 em Entfernung von der Oberfläche —, aber nur bis zu einer gewissen Ent- 
fernung. Zur Ausnützung dieser Ergebnisse für oberflächliche Tumoren konstruierte er einen Apparat 
mit Paraffinwänden und einem auf 0,5 Zn zu aufliegenden Paraffinboden, der durch Blende 5 cm von 
der Körperoberfläche getrennt ist. So bekam er bei einer Strahlung von 10% PD 38 cm HFA 18 X 24 cm 
Einfallspforte in dem 68,5%, in 10 cm 33% ND, mit einem weiteren 0,5 zu Filter 49% bzw. 29%. — Eine 
sinnreiche, auf Grund der Dessauerschen Isodosenlinien erdachte Anordnung, um die Tiefendosis 
über die Hautdosis zu steigern, erledigt sich von selbst mit den Dessauerschen Kurven. 

Pfahler (Philadelphia): Messungen an 2 amerikanischen Tiefentherapiemaschinen mit beson- 
derer Berücksichtigung der Duaneschen Methode. (J. of Radiol. IV, 7, Juli 1923, S. 225.) Die Intensität. 
wurde gemessen in Beziehung auf Standardzellen, die Wellenlänge auf Grund der bei Cu- und Al-Filte- 
rung gefundenen Absorption, alles mit der Dua neschen Ionisationskammer. Ist e = diejenige Strah- 
lenmenge, welche jeden Kubikzentimeter so ionisiert, daß er in jeder Sekunde eine elektrostatische Ein- 
heit durchläßt, so ist die HED 1700—2300 e. Die Oberflächendosis betrug bei 8X 12 cm Einfallspforte 
etwa ?/s von der bei 25X25 cin. 

Pfahler (Philadelphia): Eine Filtersicherung in der Tiefentherapie. (Am. J. of Roentg. X, 7. 
Juli 1923, S. 562.) 2 Federn, die mit den Polen einer elektrischen Klingel verbunden sind, legen sich an 
das metallische Diaphragma eines Röntgenkastens. Die Klingel schellt solange, als nicht das Filter, 
welchem an den den Federn entsprechenden Stellen cine > isolierende Schicht aufgeklebt ist, einge- 
schoben ist. 

i Lamberto Piergrossi (Neapel): Über eine neue, sehr rationelle Dosierungsmethode für 

Röntgenstrahlen. (La Radiologia Medica, X. Band, 7. Heft, S. 279—288.) Die Arbeit ist ein Hin- 

weis auf die Bedeutung der praktischen Röntgenspektrometrie und auf das Röntgenspektrometer nach 

March, Staunig und Fritz, welches auf einer Reihe unanfechtbarer Grundlagen steht und im 

Begriffe ist, in die praktische Radiologie einzutreten. Wenn dieses Instrument auch vielleicht noch 

einiger Ver vollkommnungen bedarf, so ist es doch sicher berufen, die Kilovoltmesser und die Angahen 
69 * 


è 


544 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (allgemeine Technik). XXXI, 4. 


der Parallelfunkenstrecken „pro usu interno“ zu beschränken, d. h. die Angaben dieser beiden Meß- 
instrumente für jeden einzelnen Apparat nach einem allgemein gültigen Maß zu eichen. Die mit diesem 
Spektrometer gewonnenen Werte der Grenzwellenlänge werden unter allen Umständen von einer prak- 
tisch weit größeren Genauigkeit sein, als die von den derzeit gebräuchlichen Meßinstrumenten der Röh- 
renspannung. Zur Dosierung. erübrigt noch eine Intensitätsmessung der Strahlung sowie die Kenntnis 
der Tiefendosen. Ablehnung des Iontoquantimeters, welches bekanntlich für exakte Messungen ein der- 
artiges Maß von Kenntnissen und Vertrautheit erfordert, daß es eher ein Hindernis als ein Hilfsmittel 
zur Dosierung in der Hand des Praktikers darstellt. Zu peinlich exakten Messungen in der Dosierung 
ist kein Anlaß, da die Tiefentherapie ihrer Natur gemäß eine derartige Menge „elastischer Koeffizien- 
ten“, die mit dem Individuum, dem Sitz des Erfolgsorganes und der Widerstandskraft der Gewebe ver- 


‚knüpft sind, enthält, daß mit einer Genauigkeit von ca. 5% bei der Dosierung völlig Genüge getan ist. 


Für eine praktisch genaue und vom Apparat und Röhrentyp unabhängige Dosierungsmethode wird es 
nötig sein, für eine gegebene Strahlung festzustellen: die Grenzwellenlänge, die Strahlenmenge, die 
ohne Schaden der Haut zugefügt werden darf (die sog. Erythemdose) und die Tiefendose, die bei einem 
bestimmten Einfallsfeld, einem bestimmten Abstand und Filterung erreicht wird. Die Grenzwellen- 
länge ist nur spektrometrisch zu bestimmen, für die Messung der Oberflächendose wird die Pastille von 
Sabouraud-Noire und das Holzknecht-Radiometer empfohlen. Die Tiefendosen werden 
nach einem einfachen photographischen Verfahren für die verschiedenen durch die Grenzwellenlängen 
definierten Strahlungen und verschiedenen Filterungen, Abstände und Einfallsfelder bestimmt, welche 
im wesentlichen von March angegeben sind. Auf diese Weise werden Angaben erzielt, die an jedem 
Apparat reproduzierbar sind und jeden instand setzen, nach denselben Bedingungen vorzugehen. 

J. Plesch (Berlin): Zur Behandlung der Tumoren mit fluoreszierenden Substanzen. (Med. KI. 
1928;28, S. 972.) Faßt man die Entwicklung eines Tumors als eine Art von Befruchtung auf, so sind 
therapeutisch außer den radioaktiven Substanzen Mittel anzuwenden, die durch ihre spezifische Affinität 
zu hochvitalen Zellen diese töten bzw. in ihrer Aktivität hemmen, so die fluoreszierenden Substanzen. 
Vorstellung von 3 Fällen, die in diesem Sinne‘ mit fluoreszierenden Substanzen behandelt wurden. 
(1. Rezidiv einer vorher mit Rö. behandelten Lymphogranulomatose. — 2. Karzinom des Scheidenge- 
wölbes und 3. Mediastinaltumor, gleichzeitige Röntgenbehandlung.) Anfangs wurde Chinin + Äskulin. 
später nur Äskulin-Merck angewandt (3 bis 5 cem der etwa 1% igen sterilen Lösung, 35 Grad C, anfäng- 
lich jeden 2. Tag, später seltener, intravenös, langsame Einspritzung). Bei dem Lymiphogranuiom bil- 
deten sich die Drüsen zurück, es trat Beschwerdefreiheit ein. Der 2. Fall wurde klinisch gebessert, im 
dritten Fall bildeten sich die Tumoren auffallend schnell zurück. Das Äskulin wirkt übrigens auf die 
Keimdrüsen, indem es sie verkleinert und Azoospermie verursacht. Unter der Einwirkung des Askulins 
sinkt das Fieber, die Zahl der W., ohne daß die prozentuale Zusammensetzung sich ändert, geht zurück. 
Der pathologisch anatomische Befund weist Veränderungen auf, wie sie auch nach Bestrahlungen ge- 
funden werden. Der Tunmirbefund bleibt im wesentlichen unverändert. Das Mittel ist ungiftig. Bei der 
intravenösen Applikation kann es zu kurzen Bewußtseinsstörungen kommen. — Die fluoreszierenden 
Substanzen wirken ähnlich den Strahlen. Ob maligne Tumoren mit dem Mittel zur Rückbildung ge- 
bracht werden können, in der Entwicklung, in der Toxizität beeinflußt werden, ob es gelingt, den Orga- 
npismus durch diese Behandlung für die Wirkungen radioaktiver Substanzen bzw. der Röntgenstrahlen 
zu sensibilisieren, muß zukünftiger Forschung vorbehalten bleiben. 

Rocchi: Röntgenapparate mit stehender Gleichspannung. (La Radiol. med. X, 7, Juli 1923, 
S. 289.) Beschreibung des Siemensschen Stabilivolt und eines ähnlichen Apparates von Gaiffe- 
Gallot. p 

KurtSicdamgrotz ky und Hugo Picard (Berlin): Krebsbestrahlung nach Sensibilisi>- 
rung mit Thoriumnitrat. (Strahlenther. 15, 5, S. 634.) Auf Grund der Ellingerschen Tierversuche 
wurden in 3 Fällen Bestrahlungen — ?/s, ”/o und ?/;, HED — nach vorausgehender Sensibilisierung mit 
Thoriumnitrat vorgenommen. Im ersten Fall (Karzinom der linken Wange) wurde ein befriedigendes 
Resultat erreicht. Im zweiten Fall (Zungenkarzinom) scheint im Anschluß an die Bestrahlung Glottis- 
oedem und Exitus aufgetreten zu sein. Im dritten Fall (Mammakarzinom) entwickelte sich im Anschluß 
an die Bestrahlung eine Phlegmone, die glücklicherweise abheilte. Der Tumor wurde zur völligen 
Nekrose gebracht. In diesen drei Fällen jedenfalls hatte eine bis dahin nicht erreichte Schnelligkeit 
der Strahlenwirkung statt, die auf die vorausgegangene Sensibilisierung bezogen werden muß. 

Rolf M. Sievert: Ein „Radiumkompensator“ für Messung der Ionisation. (Acta Radiol. 
II, 2, S. 156.) Es wird ein Instrument zur Messung der Intensität von £- und y-Strahlen, das speziell für 
radiologisch-therapeutische Zwecke konstruiert ist und das eine erhebliche Meßgeschwindigekeit ge- 
stattet, beschrieben. Die Meßmethode besteht darin, daß der Ionensirom in einer kleinen Kammer mit- 
telst einer andern, ähnlichen kompensiert wird. Letztere ist zusammen mit einem empfindlichen Elektro- 
meter in einem Bleiklotz eingeschlossen. Die Ionisation in der Kompensationskammer wird durch die 
ß8-Strahlen eines radioaktiven Präparates, 0,2 mgr Radiumelement enthaltend, hervorgebracht. Die 


XXXI 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (allgemeine Technik). 545 


Kompensation wird durch fortgesetzte Vergrößerung oder Verkürzung des Abstandes zwischen dem 


erwähnten Präparat und der Kammer, bis auch bei Unterbrechung der Erdleitung des Meßsystems der 


Elektrometerfaden in seiner Null-Lage stehen bleibt, erreicht. Der Abstand zwischen Präparat und 
Kammer ist von einer Mikrometertrommel abzulesen. Eine Untersuchung der möglichen Fehlerquellen 
ergibt, daß eine Intensitätsbestimmung innerhalb ca. 20 Sek. bewerkstelligt werden kann, ohne daß der 
Versuchsfehler (von der Größe der gemessenen Intensität abhängig) mehr als %—2% beträgt. 

Iser Solomon: Die biologischen Dosen in der Tiefentherapie. (Journ. de Radiol. et 


d’Electrol., Juli 1923, S. 323.) Die Tiefendosis ist durch die Christensche Formel 0 Es m 


wobei Eodie eintretende, Eı die austretende Dosis, v das absorbierende Volumen bèdeütet: — Da die 
Absorption Funktion der Wellenlänge ist, hängt die Tiefendosis von der Qualität der Strahlen 
und von der Fokusdistanz ab, unter Berücksichtigung von Zeitdauer der Bestrahlung von Ab- 
sorptionskoeffizient, von der Dicke des absorbierenden Gewebes, bei Einsetzen der Planck- 
schen Konstante (Formel von Friedrich). — Die Dosenbestimmung ist einstweilen eine 
wobei Eo Volumen bedeutet. — Da die Absorption Funktion der Wellenlänge ist, hängt die Tiefendosis 
von der Qualität der Strahlen und von der Fokusdistanz ab, unter Berücksichtigung von Zeitdauer der 
Bestrahlung, von Absorptionskoeffizient, von der Dicke des absorbierenden Gewebes, bei Einsetzen der 
Planckschen Konstante (Formel von Friedrich). — Die Dosenbestimmung ist einstweilen eine 
approximative. Die iontometrische Bestimmung der Dose stellt die beste Lösung des Dosierungsproblems 
dar. Die biologischen Reagentien — Krönig und Friedrich: Rana temporaria, und die Jüng- 
lingsche Bohnenmethode — sind interessante Testproben bzw. bei manchen Untersuchungen verwert- 
bare Proben. Die Erythemdosis kann nicht als Doseneinheit angesehen werden, immerhin ist die Fest- 
legung einer Dosis, die in der Mehrzahl der Fälle Erythem verursacht, Notwendigkeit. Nach S. ist die 


gegeben, 


Erythemdosis 4000 R., entsprechend 35 Sektoreneinheiten Seitz und Wintz, 170 E Krönig. Die l 


Karzinomdosis der deutschen Autoren ist als Minimum anzusehen. Bei einer großen Zahl von Karzi- 
nomen ist jede Strahlentherapie erfolglos. Es gibt ultrasensible und ultrarefraktäre Sarkome. 1200 R 
als Tiefendosis (6000 oberflächlich) genügt. im allgemeinen, um Amenorrhöe herbeizuführen. Tuber- 


. kulose- und Reizdosis — diese analog J ü ngling — werden ganz abgelehnt. — Die sog. biologische 


Dosis stellt ein Mittel mittlerer Feststellung einer physikalischen Dosis dar. Ebensowenig wie man in 
der Pharamakologie den Wert eines Mittels etwa nach dem Grade der erzeugten Stomatitis abmißt, wird 
man in der Zukunft der Strahlenwirkung bei der Angabe der Erythemdosis bleiben dürfen. 
Spinelli Mameli (Clinica Spinelli, Neapel): Postoperative Röntgenbestrahlung eines Ova- 
rialsarkoms mit multiplen Metastasen. (L’Actinoterapia III, 3, 30. VI. 1923, S. 154.) Bei der Opera- 
tiou eines riesigen, stark verwachsenen, kleinzelligen Ovarialsarkoms einer schon-recht kachektischen 
23 jährigen mußten viele große Metastasen zurückbleiben. Nach 10 Tagen Bestrahlung mit 1.-Reform : 
180 kV Coolidgeröhre 2 mA; 0,5 Cu, 3 mm Al; 40 cm Abstand, je 3b auf Leib, Rücken, r. und l. 
Seite. Heute nach 1 Jahre Wohlbefinden. M. empfiehlt die Verbindung der chirurgischen und Röntgen- 
behandlung (Ra-Wirkung reicht nicht weit genug) zur Verbesserung der Erfolge bei Sarkomen, Karzi- 
nomen, aber auch bei zystischen Ovarialtumoren, zwar nicht bei den gutartigen einfach serösen oder 
den Dermoidzysten, aber bei den öfter rezidivierenden oder entartenden pseudomuzinösen, glandulären 
Kystomen. Strenger muß die Indikation sein beim Papillärkystom wegen seines unsicheren anatomischen 


- Charakters. Bei Nachbestrahlung kann die bisher für die proliferierendeh Ovarialgeschwülste wegen 


ihrer unsicheren Prognose geforderte Radikaloperation auf den Haupttumor beschränkt werden. M. 
hat neben Operationssaal Neo-Intensiv-Apparat aufgestellt, um während oder unmittelbar nach der 
d er bestrahlen zu können. 

"eatherwax und Leddy (General Hospital, Philadelphia): Vereinheitlichung der Ioni- 
N. der Intensität, der Streu- und Sekundärstrahlen, die bei der Erythemerzeugung mit- 
wirken. (Am. J. of Roentg. X, 6, Juni 1923, S. 488.) Je nachdem lonisationskammer bei Bestimmung 
der Oberflächendosis in der Luft, an der Wasseroberfläche, halb, ganz untergetaucht gehalten wird, 
werden in 5 (bzw. 10) cm Wassertiefe in Prozenten der Oberflächendosis gemessen: 108 (60), 75 (42), 
74 (41), 71 (39). Es sind also jeweils nähere Angaben über die Lage der Kammer nötig. 

R. Werner (Heidelberg): Über die neuen biologischen und chemotherapeutischen Behand- 
lungsmethoden des Krebses. (Strahlenther. 15, 6, S. 842.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 1, S. 153. 

Wood (New York): Weitere Studien über Strahlendosierung. (Journ. of Radiol. IV, 10, Okt. 
1923, S. 343.) Verf., der die Grundlage der Krebsheilung nicht in der vom gesunden Gewebe ausgehen- 
den Reaktion, sondern nur in der Abtötung aller Krebszellen sieht, fand als hierzu nötige Dosis 5 HED 
hei 170 000 V, 5 mA für einen bestimmten Tumor, wenn alle Streustrahlung ausgeschlossen wurde. Wurde 
hei einem Einfallsfeld 10 X 10 em und einem Fokustumorabstand von 40 cm im Abstand von 10 em vor 
dem Tumor eine 10 cm dicke Paraffinwachsschicht eingeschoben, so mußte fast 3 mal solange bestrahlt 
werden. Wurde hinter den Tumor Paraffin oder Wasser gebracht, so waren nur 4 HED nötig. Wurde 


546 Auszüge aus Zeitschriften des In» und Auslandes (dermatolog. u. gynäkol. Strahlenther.. XXXI, 4. 


bei 10 X 10 cm Einfallfeld der Tumor in einer Entfernung von 40 cm: mit einer 10 cm dicken Paraffin- 
schicht vor und hinter sich bestrahlt, so war etwa 1% mal soviel Zeit- nötig als ohne jede Paraffinschicht, 
bei einem Einfallsfeld von 18 X 18 cm war sie sogar etwas kürzer. Bei einem Tumor-Fokusabstand von 
50 cm war sie etwa 30% länger. Denkt man sich an Stelle der vorgelagerten Paraffinschicht die dem 
Tumor in vivo vorgelagerten Körperteile, so würden natürlich auf die Haut ganz enorm hohe Dosen 
treffen. Große Einfallsfelder bergen die Gefahr schädlicher Allgemeinwirkung in sich (Kater). 


4. Dermatologische Strahlentlierapie!). 


Leo Kumer (Wien): Über die Radiumbehandlung der Gefäßgeschwülste der Haut. (Strahlen- 

ther. 15, 4, S. 506.) Die Behandlung der Angiome soll möglichst frühzeitig erfolgen. Exulzerierte Herde 
su bestrahlen ist gefährlich. Bei Notwendigkeit kombinierter Behandlung soll womöglich die operative 
der Strahlenbehandlung vorausgehen. Nicht geeignet zur Radiumbestrahlung sind vereinzelte Teleangi- 
ektasien, der sternförmige Nävus und Zysten. Für den Naevus flammeus ist neben der Kohlensäure: 
| schneevereisung die Radiumbestrahlung, am besten als Wischbehandlung (Beta- und Ganıma-Strahlen) 
zu empfehlen. Ideale Resultate erzielt man — Gammastrahlen! — mit der Radiumtherapie beim kutanen 
kavernösen Angiom, auch subkutane Formen lassen sich meist beseitigen. 
l R. Lenk (Wien): Das Indikationsgebiet der Röntgenstrahlen bei Hautkrankheiten, (Kl. Wschr. 
1923/27, S. 1271.) Für den Praktiker bestimmter Hinweis auf die günstigen Ergebnisse der Strahlenbe- 
handlung bei einer großen Zahl von Hautaffektionen. Näheres vgl. Len ks „Röntgentherapeutisches 
Hilfsbuch“ (2. Aufl., Berlin: Springer, 1922). 

Martin (Dallas): 15jährige Erfahrung in der Behandlung maligner Hautgeschwülste mit frak- 

tionierten Dosen. (Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 726.) Gibt mehrere Erythemdosen, über kurze 

Zeit verteilt, jetzt jeden zweiten Tag. mit Coolidge und Transformator (30 cm HFA, 15 cm FS, 5 mA, 
“ % em Al, 5 Minuten HED). Kleine Tumoren erhalten 2—4; 6 erhalten größere, 10 werden selten ge- 
geben, dabei wird knapp im Gesunden abgedeckt; Reaktion zweiten Grades tritt fast immer auf. Evtl. 
wurden auch die abführenden Lymphwege unter 4 mm Al-Filter mit HED bestrahlt. Sehr guter Erfolg. 
Diskussion: Lawrence hat gute Erfolge mit HED in einer Sitzurg, und in 1 Monat Abstand liegen- 
den zweiten. 

G. A. Rost (Freiburg i. Br.): Die Strahlenbehandlung des Hautkrebses. (Strahlenther. 15, 6. 
S. 782.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 1, S. 151. 

Thedering (Oldenburg): Über Strahlenbehandlung der Haarkrankheiten. (Zschr. f. ärztl. 
Fortb. 1923/13, S. 386.) Verf. bespricht kurz die Quarz-, Ultraviolett- und Röntgenbestrahlung. Von der 
Reizwirkung auch der letzteren ist er überzeugt; das Haar werde dicker, dichter und dunkler; Überdo- 
sierung ist nieht zu fürchten, da die Epilationsdosis (10—11 x mittlerer Härte unter ?’,; mm AI) hoch 
über der Reizdosis (1—2 x) liegt. 


5. Gynäkologische Strahlentherapie'). 


Balli und Fornero: Die Röntgenbestrahlung als Methode der Wahl bei der primären kon- 
stitutionellen Amenorrhoe. (L’Actinoterapia III, 3, 30. VI. 23, S. 161.) Hinweis gegenüber Thaler 
und Flatau, daß B. und F. bereits 1920 über Strahlenwirkung auf das Hormongewebe des Uterus ge- 
‘sprochen und inzwischen 4.Fälle von pr. konst. Amenorrhöe, die allen anderen Behandlungen trotzten, 
mit Röntgenstrahlen heilten, wie sie meinen, durch Wiederbelebung innersekretorischer PAerUSATUSED 
und Reizung extragenitaler innersekretorischer Gebiete. 

H. Freund: Die Behandlung der Uterusmyome. (Arztl. V. Frankfurt a. M. 29. 10. 23, Bericht 
M. m. W. 1923/48, S. 1446.) 1011 Fälle. Etwa ?/, sollen operiert, !/s bestrahlt werden. | 

Bumm: Über Röntgenkarzinome bei der Frau. (Vortrag in der Ges. f. Gebh. u. Gyn. zu Berlin 
8. 12. 22, Bericht Zschr. f. Gebh. 86, 2, S. 445.) Vortr. berichtet über Karzinomentwicklung bei einer 
wegen Pruritus mit Röntgen und Radium bestrahlten alten Frau, ferner über Karzinom bei 6 Frauen, 
welche wegen Myom oder Blutungen bestrahlt worden waren, wobei er es dahingestellt sein läßt, ob der 
Bestrahlung eine ursächliche Bedeutung für die Ca.-Entwicklung zukam. In der Aussprache werden 
noch einige ähnliche Fälle mitgeteilt. 

L. Kraul (I. Univ.-Frauenkl. Wien): Ergebnisse der Strahlenbehandlung des Gebärmutter- 
krebses. (Zbl. f. Gyn. 1923/40, S. 1573.) Bericht über die Fälle der letzten Jahre. Technik im wesent- 
lichen nach Seitz und Wintz, und zwar Radium-Röntgenbestrahlung. Bestrahlt werden nur ino- 
perable bzw. unvollständig operierte Karzinome und Rezidive. Nicht mehr’als 3 Serien zu 6—8 Feldern, 
mit 6wöchigen Pausen. Erfolge: Kollumkarzinome 97 behandelt, 12,5% geheilt (von 64 inoperablen 
17% geheilt). Vaginalkarzinome 17 behandelt mit 23,5% Heilungen (von 9 inoperablen 33%). Von 


ce 


1) Radium siehe auch unter 7. 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (gynäkol. Strahlentherapie). 547 


8 Vulvakarzinomen 1 seit 2 Jahren geheilt. — Bei Bestrahlungsinfiltraten und Radiumgeschwüren von 
Scheide, Mastdarm und Damm bewährten sich Injektionen von %% Novokainlösung in die Umgebung, 
bei stark entzündeten Ulzera-Injektionen polyvalenter Strepto- und Staphylokokkenvakzine. — Unter- 
suchungen über kachektische Dyspepsie werden mitgeteilt. 

H. Langer (Erlangen): Die gynäkologische Strahlentherapie im Jahre 1922. (Monschr. f. Gebh. 
64, 3—4., S. 217.) Kritischer Bericht. 

E. Mühlmann (Stettin): Ergebnisse der Strahlenbehandlung des Gebärmutterkarzinoms.- 
(Strahlenther. 16, 1, S. 137.) Bericht über Erfahrungen strahlentherapeutischer Behandlung des Uterus- 
Kollumkarzinoms aus den Jahren 1915 bis 1922: Das inoperable Karzinom weist etwa 10 bis 20% Dauer- 
heilungen auf. Es besteht der Eindruck, daß Röntgentherapie allein beim inoperablen Karzinom schlech- 
tere Erfolge aufzuweisen hat als kombinierte Bestrahlung. Die einzeitige maximale Konzentration der 
sog. Ca-Dosis wirkt weniger günstig als die etappenweise erfolgende Radiumanwendung und Röntgen- 
dosierung im Sinne der Erlanger Technik (höchstens 100% im Erfolgsorgan). „Röntgenwertheim“ und 
Dessauer-Warnekros-Technik führen zu schematischer Anwendung. Das operable Karzinom 
soll dem Chirurgen zugewiesen werden. | 

E. Opitz (Freiburg i. Br.): Über die Ursachen der Erfolge der Strahlenbehandlung des Gebär- 
mutterkrebses. (M. m. W. 1923/42, S. 1299.) Die von Sippel und Jaeckel mitgeteilten (s. oben) 
schleehten Erfolge der Berliner Frauenklinik sind nach Verf. Ansicht Folge von Überdosierung, welche 
die Abwehrkräfte so schädige, daß auch alle Sensibilisierungs- und Kräftigungsversuche versagen. Ziel 
der Strahlenbehandlung ist nicht, die Krebszellen zu töten, sondern „im Körper eine Veränderung her- 
vorzurufen, welche ihn befähigt, von sich aus des Krebses Herr zu werden“ (indirekte Strahlen- 
wirkung). Für wichtig hält es. Verf., daß nicht nach Zeit, sondern am Ort der Wirkung ge- 
messen wird: bei jeder zu Bestrahlenden kommt ein Iontoquantimeter in die Scheide, ein zweites auf 
die Haut. Betreffs der Tiefendosis sind die Kurven von Krönigund Friedrich sowie von Fried- 
rich und Körner zuverlässiger als die von Dessauer-Vierheller. Die Annahme verschie- 
dener Radiosensibilität der Geschwülste als Erklärung für verschiedene Wirksamkeit lehnt Verf. folge- 
richtigerweise auch ab. Er hält die Strahlenbehandlung für überlegen der Operation, obwohl die Frei- 
burger Uteruskarzinome anscheinend bösartiger sind als die Berliner. Mindestens 4% Jahre zurück- 
liegende, nur bestrahlte Kollumkarzinome hat Verf. 21: 6 beginnende, alle noch lebend; von 9 weiter 
ausgebreiteten, aber noch operablen leben 3, von 6 inoperablen keines, doch wurde letztgenannten Frauen 
das Leben durch die Bestrahlung verlängert. 

E. Opitz (Freiburg i. Br.): Zum Problem der E ENEE T R (Kl. W. 1923/49, S. 2232.) Vert. 
legt die Gründe dar, welche ihn veranlaßten, von der alleinigen direkten Intensivbestrahlung abzugehen 
und die indirekte Wirkung „verzettelter“ kleinerer Dosen auszunutzen. Letztere bewirken zelluläre und 
humorale Reaktionen allgemeiner und örtlicher Art, welche sich unter dem Bilde der Vagusreizung bzw. 


Cholinwirkung zusammenfassen lassen. Die Drüsen mit innerer Sekretion und das vegetative Zentrum 


im Mittelhirn sind dabei beteiligt. An Reizung des Tumors zur Wucherung glaubt Verf. nicht, wohl aber 
an funktionelle Reizwirkung der Strahlen. Kleine Dosen lösen anch Immunisationsvorginge im Kör- 
per aus. 

Pazzi: Bedenken gegen die Röntgensterilisierung der Frauen. (L’Actinoterap. III, 3, 30. VI. 
23, S. 174.) Wenn Dem. praec. auf endokriner Insuffizienz beruht, sollten Reizdosen auf die Genital- 
drüsen versucht werden und degenerative Psychopathen erst nach erfolgloser Reizbehandlung oder bei 
voll ausgesprochener Dem. p. sterilisiert werden. 

Regaud, Roux-Berger, Lacassagne, Cesbron, Coutard, Monod, Ri- 


‘ chard: Über die Radiumtherapie bei Karzinomen des Uterushalses. Resultate des Radiuminstitutes 


zu Paris aus den Jahren 1919, 1920, 1921. Die therapeutischen Indikationen von heutzutage. (Arch. 
d’Electr. med. et de Physiother., H. 492, Sept, 1923, S. 289.) In der Statistik werden nur Karzinome auf- 
geführt, die als solche durch die histologische Untersuchung festgestellt wurden. Die Technik ist bei 
der Radiumtherapie ebenso ausschlaggebend wie bei der Chirurgie. Hauptsächlich wird gefordert, daß 
die etwa 6—8 Tuben über die ganze Fläche des Uterus und der Vagina verteilt werden mit einem mög- 
lichst großen Abstand voneinander, starke Filter und eine so starke und so homogene Dosis als nur 
möglich (40—70 Millikurie), und daß die eingeführten Tuben fest an ihrem Platz bleiben. In den 3 Jahren 


‘wurden 257 Fälle von Uteruskarzinomen behandelt, wovon 23 ausscheiden, sei es weil sie sich einer 


längeren Kontrolle entzogen, sei es weil sie an der nach der Radiumbestrahlung ausgeführten Hyster- 
ektomie starben. Die Radiumtherapie hei postoperativen Rezidiven des Uterushalses wird als Kunst- 
fehler erklärt, der zu äußerst schlechten Resultaten führe. Von 114 Fällen inoperabler Karzinome des 


' Uterushalses wurden 13,2% durch die Radiumtherapie geheilt. Von 67 Fällen mit zweifelhafter Opera- 
 bilität wurden 24 erheblich gebessert. Bei den operativen Fällen nimmt dank der fortschreitenden Tech- 


nik die Zahl der nach einem Jahr nach der Behandlung geheilten Kranken zu. Es folgen dann die 
Statistiken der Resultate, eingeteilt nach der histologischen Struktur, aus der hervorgeht, daß die epi. 


$ 


548 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (gynäkol. Strahlentherapie). XXXI, 4 


dermoiden Epitheliome anderen Epitheliomen an Heilungschancen weit überlegen sind. Bei vielen 


Kranken wird mit der Radiumtherapie allein nichts erreicht, z. B., wie schon erwähnt, Radiumtherapie 


nach einer Hysterektomje, oder bei sehr vorgeschrittenen Karzinomen, bei denen die Ausdehnung der 
utero-vaginalen Läsionen es nicht erlaubt, die notwendigen Dosen zu applizieren oder in solchen Fällen, 
bei denen durch Verwachsungen usw. die für notwendig gehaltene Apparatur nicht zur Anwendung ge- 
langen kann. Bei allen diesen Fällen kommt hauptsächlich die Röntgentherapie in Betracht, seltener die 
Radiumtherapie oder die Operation. Bei einer anderen Gruppe von Fällen erreicht die wohlangewendete 
Radiumtherapie Heilung des utero-vaginalen Karzinoms; zeigt sich aber, daß das äußere Parametrium 
auch schon ergriffen ist, so müssen die Kranken erst mit Röntgenlicht bestrahlt und dann mit Radium 
behandelt werden. Vergleicht man die radiumbehandelten Uteruskarzinome mit den operativ behan- 
delten, so steht die Erfolgsziffer der Radiumtherapie der Operation nicht nach. Die nach der Radium- 
therapie ausgeführte Hysterektomie bei Karzinom des Uterushalses ist mit großen Gefahren verbunden 
und wird deshalb und wegen der geringen Erfolgsaussichten verworfen. Sie kommt nur bei Rezidiven 
in Betracht. Unter radio-chirurgischer Kombination wird verstanden, daß die radiumtragenden Tuben 
‚auf operativem Wege an Ort und Stelle gebracht werden müssen. Gäbe es keine Röntgentherapie, so 


könnte die Radio-Chirurgie manchen Kranken retten, doch ist die Röntgentherapie im Verein mit der 


Radiumtherapie der Radio-Chirurgie nach der Meinung der Autoren so sehr überlegen, daß.die Radio- 
Chirurgie keine Zukunft haben kann. Bei dem heutigen Stand der Wissenschaft und der technischen 
Mittel halten die Autoren dafür, daß die Röntgentherapie nur bei vorgeschrittenen Fällen in Betracht 
kommt, bei denen die Radiumtherapie gefährlich wäre, oder bei solchen Fällen, wo die Deformation des 
Uterus oder der Vagina ihre Anwendung unmöglich macht. Die Kombination von Röntgen- und Radium- 
therapie ist allemal ratsam, wenn die Integrität der Parametrien nicht sicher ist. Seit 1922 ziehen die 
Autoren diese Behandlungsmethode vor, und die damit erreichten Erfolge scheinen größer zu sein, als 
die bisherigen mit anderen Methoden erreichten. Nach Ablauf eines genügend großen Zeitraumes wollen 
die Verfasser über ihre Erfahrungen berichten. 

Fr. Santoro (Milano): Anzeigen und Gegenanzeigen für die Röntgentherapie der Uterus- 
myome. (La Radiol. Med., Nov. 1923, S. 458.) Ausführliche Darlegungen, deren Schlußfolgerungen mit 
den bei uns vorwiegend gültigen übereinstimmen. | 

Walther Schmitt (Frauenkl. Würzburg): Über die Strahlenbehandlung des Carcinoma 
colli uteri. (Zschr. f. Gebh. 86, 2, S. 316.) Bericht über 255 Fälle, wovon 102 operabel waren und opec- 
riert wurden, 153 inoperabel waren bzw. nicht operiert wurden. Ausschließliche Radiumbehandlung war 
günstiger als kombinierte Radium-Röntgentherapie. Bei ersteren ergab sich jährige Dauerheilung 
von 19,2%, bei letzteren betrug die relative Dauerheilung nur 5,8%. Als Gesamtleistung der Strahlen- 
behandlung ergab sich eine über 5 jährige Dauerheilung von 11,3%. Die Röntgentechnik war jedoch in 
den betreffenden Jahren noch unzulänglich. Die absolute Heilungsziffer der Operierten (1913—1916) 
hetrug 20,7%. | 


Schmitz (Chicago): Untersuchung über die Wirkung gemessener Strahlendosen auf das Zer- 


vixkarzinom. (Am. J. of Roentg. X, 10, Okt. 1923, S. 781.) Es wurden angewandt bei reifen Geschwülsten 
3—7000, bei mittelreifen 4—5000, bei unreifen 6—7000 mg Stunden Ra-El. Beim Pflasterzellenkrebs 
treten Zellzerfall mit Unfärbbarkeit der Kerne, später Infiltrate von Rundzellen und Eosinophilen, 
sowie Fibroblasten auf, bei dem unreifen Basalzellenkrebsen finden sich zentrale Nekrose, fast immer 
Riesenzellen, Fibroblasten in den freiwerdenden Zerfallspartien, bei Zylinderzellenkrebsen war der Zer- 
fall rasch, dann kamen Fibroblasten, Alter sah meist starke Eosinophilie. Verf. hatte unter den 
Fällen mit starker Eosinophilie in der Umgebung 40% Heilungen, beim Auftreten von Plasma und 
Leukozyten nur 17,5% Heilungen. Da die Ra-Wirkung mit der Entfernung rasch abnimmt, andrer- 
seits die nahe Blase und Rektum nur 130—150% HED vertragen, so muß Ra mit Röntgenbestrahlung 
verbunden werden, die Leukozytenänderung und die Störung des Stickstoffwechsels tritt nur bei reagie- 
renden Patienten auf infolge unspezifischer Eiweißvergiftung, ähnlich dem anaphylaktischen Schock. 
Bei erfolgreich bestrahlten Patienten hatte das Serum karzinolytische Eigenschaften. — Von den 
Pflasterzellenkrebsen heilten von dn mit 80% HED bestrahlten 14%, von den von 100% HED getroffe- 
nen 25%, bei 130% HED 66%, bei 150% HED 80% von insgesamt 40 Fällen. Von 10 unreifen Basal- 
zellenkrebsen heilten unter 100% HED 50%, von 16 Adenokarzinomen bei 100% HED keiner, bei 130% 
HED 66%, also brauchen unreife Basalzellenkarzinome 100%, Adenokarzinome 130%, Plattenepithelzel- 
-Jenkrebse 150—170% HED. — Diskussion: Montgomery: Die Zerstörung der perinukleären Mem- 
bran spielt bei der Strahlenwirkung eine große Rolle. Schmitz: Die bei der Probeexzision Infizier- 
ten erkranken nie an den Bakterien, die sie beherbergten. Betrahlungstechnik: Zunächst 3—4 Rönt- 
genfelder, um 100% HED auf die Zervix zu bringen, dann Exzision und Einlage von 50 mg Radium für 
48 Stunden, nach Empfang der inzwischen einlaufenden Diagnose bekommt Pflasterzellenkrebs 96 
Stunden, Basalzellenkrebs 24 Stunden Behandlung. Die Behandlung wird nicht wiederholt: Fälle, die in 
12 Wochen keine Besserung zeigen, sind aussichtslos. 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir., interne usw. Strahlenther.). 549 


- H. Sellheim (Halle): Erholen sich Frauen mit Blutungen besser nach Uterusexstirpation 
' oder nach Bestrahlung? (M. m. W. 1923/47, S. 1406.) Antwort: nach Operation. „Die Bestrahlung 
vernichtet die Eierstöcke.“ (Nur bei Überdosierung! Ref.) Dazu kommen lokale trophische Störungen 
des Uterus, die sich in Metropathie mit übermäßiger Absonderung äußern, ferner anhaltende Blut- 
schädigung: 

E. Vogt (Tübingen): Über das Auftreten von Ovarialtumoren jack Röntgenkastration. (Strah- 
lenther. 15, 4, S. 472.) V.gl. „Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 88. 

P. Werner (IL Univ.-Frauenkl. Wien): Über die Beeinflußbarkeit einiger gynäkologischer 
Krankheitsbilder durch Röntgenbestrahlung der Hypophysengegend. : (Zbl. f. Gyn. 1923/31, S. 1260.) - 
Mit größeren Dosen (etwas weniger als HED bei 18—20% Tiefenquotient; 0,5 mm Zink) wurden Myome 
und klimakterische Blutungen kaum beeinflußt. Dagegen bewährten sich kleinere Dosen (% HED) aus- 
gezeichnet bei Krankheitsbildern, die auf Hypofunktion der Ovarien zu beziehen sind: Amenorrhöe, 
 Dysmenorrhöe, klimakterische Ausfallserscheinungen. Bei rückfälligen Kranken wirkte Wiederholung 
der Bestrahlung gut. Verf. erklärt sich die Erfolge aus einer Wirkung der Strahlen auf den Boden des 
IT. Ventrikels, wp die Kerne des vegetativen Nervensystems liegen. 

Friedr. Winter (München): Erfahrungen mit der Strahlenbehandlung des inoperablen Kar- 
zinoms des Collum uteri. (Strahlenther. 15, 4, S. 473.) Vgl. „Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 86. 

Hermann Wintz (Erlangen): Die Erfahrungen mit der Röntgentherapie der Krebse an der 
Erlanger Frauenklinik. (Strahlenther. 15, 6, S. 770.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 1, S. 152. 

Erwin Zweifel (München): Über Bestrahlung des unvollkommen operierten Ovarialkar- 
zinoms. (Strahlenther. 15, 5, S. 624.) Bericht über 2 Fälle von Genitalkarzinom, bei denen durch Be-. 
strahlung bemerkenswerte Erfolge erzielt wurden: 1. Weit vorgeschrittenes Uteruskarzinom, bei dem 
trotz bereits beginnender Kachexie durch eine Einlage von Mesothorium und eine Röntgenbestrahlung 
vorläufige Rezidivfreiheit von nunmehr 3 Jahren erzielt wurde (vgl. Münch. med. W. 1921, Nr. 39). 
2. Fall von operiertem und nachbestrahltem Ovarialkarzinom, bei dem die Behandlung fast 8 Jahre zu- 
rückliegt, bei fortbestehendem vollem Gesundheitsgefühl. — Die Heilungsaussichten beim Ovarialkarzi- 
nom sind schlecht. Die prophylaktische Nachbestrahlung des operierten Ovarialkarzinoms liegt erst 
kurze Zeit zurück. Eine Beurteilung an Hand der Statistik ist noch nicht möglich. Jedes operable 
Ovarialkarzinom muß operiert und nachbestrahlt werden. Nach Möglichkeit sind 90 bis 110% der HED 
zu verabfolgen bzw. in Rechnung zu stellen. Auch bei unvollkommen operiertem Ovarialkarzinom muß 
operiert und nachbestrahlt werden. Die Bestrahlung vermag auch hei inoperablem Ovarialkarzinom 
Besserung über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu bringen. 


6. Chirurgische, interne, ophthalmologische usw. Strahlentherapiet). 


. 0. Alberti (Brescia): Zwei Fälle von Lippenepitheliom mit Röntgenstrahlen geheilt. (Lu 
Radiol. Med., Nov. 1923, S. 450.) Verf. beschreibt je einen Fall von Basalzellenkrebs und Plattenepithel- 
krebs. Letzterer ist weniger röntgenempfindlich. Grundsätzliche Bemerkungen zur Röntgentherapie 
dieser Geschwülste. 

Andler undSchmincke: Über maligne Chordome. (Med.-Naturw. Verein Tübingen 9. 7. 
23, Bericht Kl. W. 1923, Nr. 37/38.) In einem Fali heilende Wirkung der Röntgenstrahlen auf den un- 
vollkommen operierten Kreuzbeintumor. 

Karl Beck (Heidelberg): Uber die Röntgenbehandlung der Kehlkopftuberkulose. (M. m. W. 
1923/49, S. 1454.) Keine „Zerstörungs“-, sondern biologische Dosis, Individualisierung, Kombination mit 
Lokalbehandlung; vor allem Vorbehandlung mit dem entzündungserregenden Krysolgan macht Gewebe 
für Bestrahlung empfänglich. Technik: In der Regel 2, selten 3 Felder in 1—2 Sitzungen mit 3 mm Al, 
auf jedes Feld t/s HED, im ganzen ?/s HED. Dann erhält man, mit Überkreuzung der Strahlen, in 1 cm 
Tiefe (Epiglottis, vordere Kommissur) etwa 60% HED, in 2 cm Tiefe (Mitte der Taschen- und Stimm- 
lappen) etwa 50%, in 3 cm Tiefe (Hinterwand) etwa 40% HED. Die Hinterwand, Prädilektionsstelle der 
Tuberkulose, erhält manchmal zu wenig, sodaß ihr noch 10—20% hinzugegeben werden müssen. Im gan- 
zen 5—6 Bestrahlungen in Abständen von 4—6 Wochen; weitere ganz vereinzelt nach Pausen von 4—6 
Monaten. Es wurden über 200 Fälle bestrahlt. Die meist hämatogen entstandene Knötchenaussaat wird 
nicht günstig beeinflußt, tiefgreifende und perichondritische Prozesse werden nicht immer gebessert. Voh 
13 nur bestrahlten Fällen (ohne solche aus der letztgenannten Gruppe) wurden 3 verschlimmert, 3 wenig 
gebessert, 7 vorläufig geheilt. Der Lungenbefund spielte dabei keine ausschlaggebende Rolle. “` 

Bucky und Kretschmer (III. Med. Univ.-Kl. Berlin): Beitrag zur Röntgenbehandlung der 
kindlichen Lungen- und Bronchialdrüsentuberkulose. (Zschr. f. die ges. phys. Ther. 27, 3/4, S. 107.). Bei 
5 von 7 kindlichen Lungentuberkulosen hatten Röntgenbestrahlungsserien guten Erfolg, der in einem 


1) Radium s. auch folgenden Abschnitt. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI?! 70 


550 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir., ‘interne usw. Strahlenther.).. XXXI, 4. | 


Fall zwar nicht anhielt. Das Allgemeinbefinden hob sich, die Lungenveränderungen gingen zurück. 
Entkräftete und fiebernde Kinder eignen sich nicht. Bei den viel zahlreicher bestrahlten Bronchial- 
‘drüsentuberkulosen bewirkten Bestrahlungen ebenfalls meist fortschreitendeBesserung; nach evtl. 2 bis 
3tägiger Müdigkeit und Abgeschlagenheit wurden die Kinder munterer, die Eßlust und das Gewicht 
nahmen zu, Husten und Nachtschweiße verschwanden, die Hilusschatten und Stränge im Röntgenbild 
wurden kleiner, schärfer begrenzt. Dabei wurde außer den Bestrahlungen keine sonstige Behandlung 
angewendet. Die Röntgenstrahlen steigern die Abwehrkräfte des Körpers, wirken auf das Blut, auf das 
Lungengewebe und die tuberkulösen Lymphdrüsen. Es wurden ausschließlich kleine Dosen angewendet, 
%—'/s HED, wobei Schädigungn nicht zu befürchten sind. Auszug siehe in Kl. W. 1923/32, S. 1498. 

de la Camp (Freiburg i. Br.): Die Röntgentherapie der Lungenphthise. (Strakiputhse 15, 4, 
S. 427.) Vgl. „Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 67. 

Cathcart (El Paso): Wasserkrebs oder gangränöse Stomatitis unter Röntgenbehandlung. 
(Am. J. of Roentg. X, 7, Juli 1923, S. 561.) Innerhalb 8 lagen entwickeltes Geschwür an der Unterlippe 
erhielt eine E. D. ohne Filter, die an 3 Tagen wiederholt wurde; die Verbrennung zweiten Grades bil- 
dete sich rasch zurück, der Pat. war in 6 Wochen geheilt. 

' H. Chaoul und Kurt Lange (München): Die Röntgenbestrahlung bei der Drnshösrännie: 
matose. (Strahlenther. 15, 5, S. 620.) Vgl. „Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 40. 

Chilaiditi: a) Hodensarkom oder -tuberkulose? (Gaz. méd. d’Orient 1923/6, S. 421.) Die Dif- 
ferentialdiagnose wird durch den Erfolg der Radiotherapie entschieden; dieser tritt bei Sa. viel 
rascher ein. 

b) Inoperabler Brustkrebs unter Strahlenbehandlung. (Ebenda, Nr. 7, S. 430.) 87j. Frau mit exul- 
zeriertem großem Mamma-Ca., Axillardrüsenmetastasen. Nach Bestrahlung über 1% Jahr lang kli- 
nisch geheilt; dann auftretendes Rezidiv verschwindet unter 1% HED (Tiefenbestrahlung). 

c) Inoperabler Brustkrebs, seit 3 Jahren geheilt durch Radium- und Röntgentiefentherapie. 


(Ebenda, Nr. 8, S. 455.) 40j. Frau. Hühnereigroßes Manmima-Ca.; daneben kleinere Knoten; nußgroße 


Achseldrüsen. Alle Tumoren verschwanden! Der Fall wurde in der Med. Ges. in Konstantinopel vorge- 


stelit, ebenso wie die andern hier beschriebenen. (Die Bösartigkeit der Karzinome ist offenbar in ver- 


schiedenen Ländern verschieden, wie auch Chirurgen, die in verschiedenen Gegenden tätig waren, auf 
Grund ihrer ganz verschiedenen operativen Erfolge behaupten. Ref.) 

d) Brustkrebsrezidiv 19 Jahre nach Operation. (Ebenda, Nr. 8, S. 455.) Frau jetzt 45 Jahre alt. 
Der neben dem Sternum aufgetretene nußgroße Rezidivknoten ist nach Bestrahlung seit fast 1 Jahr 
verschwunden. Verdacht auf Lungenmetastasen. 

e) Maligner Mediastinaltumor (Lymphosarkom?) bei 9j. Kind nebst Halsdrüsen auf Bestrahlung 
— Symmetrieapp., SHS-Röhren, 200 000 V., 2 mA, 38—40 FS, 0,5 Zn + 3 Al; 8 Felder a !/ HED — 
rasch zurückgegangen. Tod an Metastasen. Warnung vor Probeexzisionen. 

f) Oberkieferkarzinom, mit Radiumröntgenther. gebessert. 

M.Devois: Die Röntgenbehandlung der Prostatahypertrophie. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., 
Sept. 1923, S. 400.) ’Die operative Behandlung der Prostatahypertrophie muß mit 10% Mortalität rech- 
nen, ganz abgesehen, daß sehr zahlreiche Kontraindikationen gegenüber der chirurgischen Behandlung 
bestehen (Emphysem, chronische Bronchitis, Hypertonie, Myokarditis, Diabetes, Hämophilie u. a.). In 
der Mehrzahl aller Fälle von Prostatahypertrophie ist die Röntgenbehandlung gerechtfertigt und rat- 
sam. Am besten reagieren die Ädenome, nächstdem die Adenofibrome, nur die reinen Fibrome sprechen 
auf die Bestrahlung nicht an. Es ist also erforderlich, durch Palpation, Urethralsondierung, Residual- 
harnuntersuchung das klinische Bild zu klären, ehe man die Bestrahlung vorschlägt. Diese ist im 
Beginne des Leidens die Methode der Wahl. Übrigens reagieren häufig auch vorgeschrittene Fälle auf 
die Bestrahlung sehr günstig, je nach der Beschaffenheit der Drüse. Die Röntgenbehandlung erfolgt am 
besten vom Perineum aus — ein Feld. — D. empfiehlt schwache Dosen, 10 Sitzungen mit Intervallen von 
jeweils einer Woche, p. d. 600 R, 10 mm Al. s. % mm Zink. Wenn nach einer Serie gar kein Erfolg 
erzielt ist, ist die Röntgenbestrahlung ungeeignet; bei schwachem Erfolg kann man eine zweite Serie 
versuchen. In der Regel bedingt eine Serie sehr gute und dauerhafte Ergebnisse. 

R. Eisenmenger (Wien): Derzeitige Rolle der Röntgen- und Lichttherapie im Heilplan tu- 
berkulöser Erkrankungen. (W. m. W. 1923/44, S. 1968.) Kurze Zusammenfassung der Indikationen. 

Evansund Leukutia (Harper Hospital, Detroit): Erfolg der Röntgentiefenbehandlung bös- 
artiger Magen-Darmtumoren. (Aın. J. of Roentg. X, 10, Okt. 1923, S. 793.) Von 6 Ösophaguskrebsen 
lebt nur noch der mit dem Sitz im obern Drittel. Lokale Ra-Anwendung ist zu empfehlen, ebenso Dila- 
tation nach der Bestrahlung. Von 25 Magenkrebsen heilten oder besserten sich klinisch 10, bei 2 ver- 
schwanden die Füllungsdefekte, 1 davon bekam später Lungenmetastasen. 3 starben binnen 10 Tagen, bei 
den übrigen 12 traten vorübergehende Erleichterungen ein in den Symptomen. Dreimal verschwand 
Aszites. Von 4 Coecumkrebsen lebten 3 noch nach einem Jahr, ebenso leben noch 3 mit Krebs des Sig- 
moids und der 1. Flexur bei klinischer Besserung. Von 17 Rektumkrebsen sind 9 tot,.7 zeigen klinische 


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Pe. ei En Ark er Ai Bra Aa ae U une er ae I Sr Eat ee nn A, az in nn Kot Ge ner Si zur e T a ei Zi ee nei 


XXXI, 4 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir., intern. usw. Strahlenther.). 551 


Besserung oder Heilung, 1 bekam eine Vaginalfistel. Ein 32 Jahre alter Patient mit bioptisch festge- 


stelltem Leberkrebs ist über 1 Jahr klinisch völlig frei. Bei sekundärem Leberkrebs trat meist, aber nur 
vorübergehend, Besserung ein. In 2 Fällen, in denen der primäre Tumor entfernt wurde, trat durch 
heroische Bestrahlung bedeutende Besserung ein. Ein offenbarer Pankreaskrebs mit Gelbsucht besserte 
sich, bekamspäterRü ckfälle, die sich wieder beheben ließen. Ein Fall mit Verdrängungsdefekt an der 
kleinen Kurvatur und 24 Stunden-Rest besserte sich klinisch außerordentlich. Bei einem vermutlichen 
Lymphosarkom mit Deformierung von Magen und Duodenum verschwand die Deformität in 4 Tagen. 
Technik: Lokalisation des Tumors durch Kontrastfüllung, womöglich auch durch Probelaparatomie unter 
Ausführung aller chirurgischen Indikationen. Geringer Hämoglobingehalt ist keine Gegenanzeige. 110 ` 
bis 130% HED mit 200 kV. 1,3 mm Cu, 1,0 Al, 20 X 20 Hautfeld, 40—60 cm FHA (ED = 45% in 10 cm). 


Die verkäuflichen Isodosenkurven führen zu schweren Irrtümern. Die Dose ist zu wiederholen; aber 
nicht vor Herstellung des Blutes und der Darmfunktion. Von gesunden Geweben sind besonders die Lun- 
gen wegen Gefahr der Fibrose und die Nebennieren zu vermeiden, da 70% HED auf beiden Nebennieren 


lebensgefährlich sind, und die Darmschleimhaut zu schonen. 

Eveleth (Concord): Behandlung eines Falles von primärem Mediastinaltumor der Lunge mit 
Böntgenstrahlen nach Erschöpfung der medizinischen Hilfsmittel. (Am. J. of Roentg. X, 10, Okt. 1923, 
S. 802.) Ein Mann mit 12 Jahre bestehendem Reizhusten, glatt begrenztem, rechts im obern Mediasti- 
num gelegenem Tumor, verlor Beschwerden und Tumor nach 8—9 Bestrahlungen von 25—30 mA-Mi- 
nuten, mit 25 cm FS und 4 mm Al.-Filterung. 

M. Fraenkel (Charlottenburg): Basedow als dysfunktionelle Teilerkrankung des endokrinen 
Systems: eine Abwehrmaßnahme des Körpers. (Zschr. f. die ges. phys. Ther. 27, 3/4, S. 159.) 

v. Gerlóczy (Budapest): Über 3 mit Röntgenstrahlen behandelte Fälle von Hypophysisge- 
schwülsten. (Ther. d. Gegenw. 1923, 9—10, S. 354.) In 2 Fällen (bedeutend erweiterte Sella turcica, 
schwere Sehstörungen) wunderbarer Erfolg. Bei einem Fall von hypophysärem Zwergwuchs und In- 
fantilismus dagegen Verschlimmerung (,Reizdosis“, Kachexie, Zunahme der Sehstörung usw.). 

Goosmann (Cincinnati): Erfolg mit moderner Strahlentherapie bei Blasentumoren. (Am. J. of 
Roentg. X, 10, Okt. 1923, S. 804.) 3 Fälle mit Röntgen- ohne Ra-Behandlung blieben ohne Erfolg. Von 
3 Fällen mit suprapubischer Zystotomie heilte 1 mit Kauterisation, die anderen hatten Ra in Blase oder 
Trigonum bekommen, ohne Erfolg. Unter 9 mit Röntgen- und Ra-Bestrahlung behandelten Fällen hatte 
Verf. nur 1 Mißerfolg. 3 davon bekamen Fulguration; ein nach 6 Wochen noch blutender Patient bekam 
eine zweite Behandlung, nunmehr mit Erfolg. Technik: 4 Stahlröhren von insgesamt 51,3 mg Ra-Element 
Inhalt und 1 mm Wanddicke werden in einen Katheter 12—14 geschoben, der aus sehr weichem Gummi 
besteht, sie werden in die Blase eingeführt und bleiben 6—8 oder 12 Stunden in der’ Blase liegen, wobei 
der Patient stündlich die Lage wechselt. Für Kreuzfeuer werden 9 Standard-Ra-Nadeln in 3 Messing- 
kästchen verwendet, die hintereinander in einen Gummischlauch gelegt werden; sie kommen nochmals 
in einen großen Gummischlauch und werden für 2—4 Stunden in Rektum, evtl. auch Vagina eingelegt. 
Dazu kommt Röntgenbehandlung 1% Stunden lang je von hinten und vorn bei 4 mA 200 kV.0,5 Cu und 
1,0 Al aus 60 cm FHA. Nötigenfalls folgt eine zweite Behandlung nach 6—10 Wochen. Erythem und 


= Epilation muß erreicht werden. Beseitigt auch diese Bestrahlung den Tumor nicht, so ist Fulguration 


angezeigt. 

= Gütig (Witkowitz): Beitrag zur Behandlung der Epikondylitis. (M. K1. 1923, 16, S. 539.) Die 
günstigen Erfolge von Richarz mit Röntgentherapie (% HED mit 3, später dann 5 mm A1.) konnten 
meist bestätigt werden. Ähnliche Krankheitserscheinungen bestanden übrigens auch an andern Kno- 
chenvorsprüngen (Femurkondylen). , 

HansHolfelder (Frankfurt a. M.): Die Erfahrungen mit der Röntgentherapie der malignen 
Tumoren an der Schmiedenschen Klinik. (Strahlenther. 15, 6, S. 715.) Vgl. „Fortschritte“ 31,1, S. 150, 
ferner Kl. W. 1923, Nr. 50 u. 51. l 

Jenkinson (Chicago): Röntgenstrahlenbehandlung von Tumoren. (J.ofRadiol.IV,7, Juli 1923, 
S. 229.) Übersicht über eigene Erfahrungen. Verf. bevorzugt bei sekundären Lungenkarzinomen häu- 
fige kleinere Dosen. Gute Erfolge bei Blasenkarzinom trotz anfänglicher Zunahme der Schmerzen, 
Spülungen sind während der Bestrahlungsperiode. zu unterlassen. Zur Überschichtung wurde auch 
Brotteig verwendet. Bei einmaliger Intensivbestrahlung der Hypophyse traten vorübergehend sehr be- 
ängstigende Pulsunregelmäßigkeiten auf. 

Jenkinson (Chicago): Die Röntgenbehandlung der Schilddrüse. (Am. J. of Roentg. X, 10, 
Okt. 1923, S. 814.) Verf. gibt bei starken toxischen Erscheinungen und bei stark erhöhtem Stoffumsatz 
eine Thymusbestrahlung, ebenso bei Kröpfen. Er verwendet zur Lokalbestrahlung Felder von 12 X 12 cm, 
6 mm Al, 5 mA, 12” FHA, 9” Funkenstrecke. Liegt der Stoffumsatz nicht mehr als 10% über der Norm, 
so wird nicht behandelt. Höhere Stoffwechselstörungen müssen um so niedrigere Dosen erhalten. Indi- 
vidualisieren ist die Hauptsache. Die Steigerung des Stoffwechsels läßt Basedow und Hyperthyre- 
oidismus von der nicht zu bestrahlenden endemischen kompensatorischen Hypertrophie unterscheidön. 

70* 


552 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir., interne usw. Strahlenther.) XXXI, 4. 


Unmittelbar nach der Bestrahlung ergab sich bei allen Untersuchten ein Anstieg des Stoffumsatzes um so 


höher, je höher vorher die Norm überschritten war. Kolloide, zystische und einfache Kröpfe sollten nicht 


bestrahlt werden. 

Kottmaier (Mainz): Kritisches zur Röntgensterilisation Lungentuberkulöser mit einem Bei- 
trag zur Herabsetzung: des sog. Röntgenkaters. (Fortschr. d. Med. 1923, 8—9, S. 143.) Verf. warùt vor 
schematischer einzeitiger Röntgensterilisierung. Gegen Röntgenkater empfichlt er „Verringerung der 
den Strahlen ausgesetzten Blutbahn“ durch Biersche Stauung aller 4 Extremitäten (s. oben, S. 535.) 

Kottmaier (Mainz): Die Röntgenbehandlung des Ulcus pepticum. (Fortschr. d. Med. 1923, 3, 
S. 41.) Nur kleine Dosen. Bei größeren Gefahr der Perforation. 

Oskar Langemak (srfurt); Schädelsarkom durch Operation mit nachfolgender Rönt- 
genbestrahlung, geheilt seit 6 Jahren. (Zbl. f. Chir. 1923, 36, S. 1392.) Kasuistik: Bei einem 33 Jahre 
alten Musketier wurde 1917 eine prall-elastische Geschwulst der rechten Stirn-Scheitelregion (Röntgen- 


bild: großer Defekt in Stirn- und Scheitelbeinen) unvollständig entfernt. Acht Röntgentiefenbestrah- 


lungen in Abständen von 14 Tagen jeweils von 10 Minuten Dauer wurden ausgeführt. Kontrolle fand 
Ende 1922 statt. (Die nicht völlig entfernte Geschwulst erwies sich als ein Osteosarkom der Dura mit 
psammomartigen Nestern.) 

Lengfellner: Die Behandlung der Tetanus- und Lyssa-Infektion mit Diathermie und Rönt- 
genstrahlen. (Fortschr. d.-Med. 1923/7, S. 121.) 

François Lepennetier: Die Behandlung von Folgeerscheinungen der Halsdrüsentuber- 
kulose mit Röntgeustrahlen, Hochfrequenz und Elektrolyse. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., Sept. 
1923, S. 393.) Die eiternde oder fistelnde Halsdrüsentuberkulose wird zweckmäßig kombiniert mit 
‚Röntgenbestrahlung — 3 bis 4 H, 3 bis 4 mm Al., Intervalle von 2 bis 3 Wochen — und Hochfrequenz- 
sitzungen — 3 mal die Woche, jeweils 15 Minuten bis zu eintretender Hautrötung — behandelt. Bei ver- 
alteten und ausgedehnten Fällen gebe man 4 bis 5 H, 6 mm Al., in einfacheren und mehr isolierten 
Affektionen Dosen von 2 bis 3 H,2 mm Al. Bei fehlender Fistelbildung soll man ausschließlich Röntgen- 
sitzungen zur Anwendung bringen. Keloide erfordern Röntgen- + Elektrolyse-Platiniridiumelektroden- 
behandlung. Die vorgeschlagene Behandlung ist bei ausgedehnter lokaler Infektion, sowie bei Allge- 
meininfektion kontraindiziert. Bei der Behandlung der lokalen Affektion darf man die Allgemeinbe- 
"handlung nicht zurückstellen. 

L. und M. Martin (Dallas): Klinische Probleme bei der Röntgenbehandlung tiefsitzönder bös- 
artiger Geschwülste. (Am. J. of Roentg. X, 10, Okt. 1923, S. 818.) Verf. geben sehr übersichtliche Ta- 
bellen und Skizzen über die Ausbreitungswepe verschiedener Tumoren unter Besprechung ihrer Strah- 
_ lensensibilität und der Empfindlichkeit der Nachbargewebe, so von Protasta-Ca, Magen-Ca, Ca des 
Pankreaskopfes, Hodenkrebs (sehr empfindliche Metastasen längs der Vasa spermatica, dort prophy- 
laktische Bestrahlung), Larynx-Ca, Eierstockstumoren, interligamentären Tumoren (nach Entfernung 
des Primärtumors wurde Rückgang der peritonealen Metastasen beobachtet), Fundus-Ca (mit Bestrah- 
. lung der Gl. iliacae, Metastasen konnten nicht dauernd beeinflußt werden, außer einer Lungenmeta- 
stase. welche durch Rö. beseitigt wurde), Zervix-Ca, Mamma-Oa. Bei letzterem ist möglichste Bestrah- 
lung der Brustlymphbahnen zur Vermeidung der Lungenmetastasen anscheinend erfolgreich. Die 
'terminalen Kreuz- und Hüftschmerzen führt Verf. auf Metastasen in den tiefliegenden retroperito- 
nealen Lymphdrüsen zurück und möchte daher die Behandlung des Mamma-Ca mit einer Bestrahlung 
des Abdomens einleiten. Eine Lungenmetastase wurde mit 720 mA-Minuten auf ein Rückenfeld von 
20 X 20 cm bei 140 kV und Schwermetallfilterung ‘und 360 mA-Minuten auf die vordere Brustwand 
(15 X 15 cm) verkleinert und nach einer weiteren Dose von 360 mA-Minuten nach Ablauf von 6 Mo- 
naten so gebessert, daß % Jahr später der Tumor verschwunden war. 

Heinz Herbert Matoni (Oberhausen): Die Röntgentiefenbestrahlung von Magen- und 
Duodenalgeschwüren und deren Erfolge. (Med. K1. 1923/36, S. 1220.) Die Röntgentiefenbestrahlung 
ist in der Lage, die verschiedenen, die Entstehung der Ulzera begünstigenden Momente umzustimmen. 
Die Röntgenbestrahlung beeinflußt die Hyperazidität, die neurologische (analgesierende Wirkung) und 
die zirkulatorische (Beeinflussung der Geschwürsbildung als solcher) Disposition. Die Tiefenbestrah- 
lung beeinflußt summierend drei Faktoren der Geschwürsbildung. Sämtliche Magenulzera ohne steno- 
sierenden Charakter — ausgenommen das Ulcus callosum —, sämtliche Duodenalulzera ohne steno- 
sierenden Charakter, parapylorische Prozesse, Pylorospasmus sind für die Bestrahlung geeignet. 60% 
der HED an dem Ort der Erkrankung erscheint als geeignete Dosis. Von 140 zum Teil über 2% Jahre 
zurückliegenden. Fällen wurden 108 völlig geheilt, 19 bedeutend gebessert, 13 waren Versager. Die an 
die Bestrahlung eintretende Minderung der Salzsäurewerte bleibt dauernd. Die Analgesie tritt bald 
uach der Bestrahlung ein. Profuse Blutungen kommen prompt zum Stehen. 

A. Mosenthal (Berlin): Die Behandlung der Polyglobulie mit Röntgenstrahlen. (Med. Kl. 
1923, 33/34, S. 1158.) Kasuistik: Bei einem Patienten mit Polyglobulie wurden in 3 Serien 10 HED 
verahfolgt. In der ersten: Serie wurden 4 HED, (pro Feld ?/s) auf Milz, Brustbein, Schulterblätter, Kreuz- 


Bun u 


XXXI, 4 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir, interne usw. Strahlenther.). 5583 


bein, hate Oberarinknochen und Trochanteren, in der zweiten 3 HED (Intervall 4 Wochen) in 7 Sitzun- 
gen und in der dritten (Intervall 6 Wochen) wiederum 3 HED in 7 Sitzungen gegeben. Die Milz hat im 
ganzen 1 HED in 3 Sitzungen — Reizdosen — erhalten. Mit dieser Behandlung wurde ein voller Heil- 
erfolg erzielt, der nunmehr 3 Jahre anhält. Es wird empfohlen, in ähnlichen Fällen zunächst mit kleinen 
Dosen zu beginnen und nur, falls erforderlich, höher zu dosieren, unter Erinnerung, daß in der Literatur 
mitunter erst nach hohen Strahlendosen Erfolge erzielt werden konnten (Lüdin erst Erfolge nach 142 
Volldosen). Jedenfalls soll man versuchen, mit möglichst niedriger Strahlenquote auszukommen. Die 


. Bestrahlung der erkrankten Blutzellen und die Reizbestrahlung der Milz sollen ae des Be- 


handlungserfolges sein. 

Mühlmann (Stettin): Über Röntgenreizbestrahlung. (Strahlenther. 15, 5, S. 646.) Vgl. „Fort- 
schritte“, Kongreßheft 1928, $S. 71. 

Karl Neidhardt (Rostock): Zur Frage der Therapie der. akuten Leukämie, (Strahlenther. 
16, 1. S. 124.) Kasuistik von zwei Fällen, ohne autoptische Kontrolle bzw. ohne Bericht über den Ver- 
lauf: Der eine Fall hat 2 mal 50 E. S. Thorium X, der andere 3 mal 4 HED auf Drüsen bzw. Milz er- 
halten. Weitere Erfahrungen der Röntgenbehandlung der akuten Leukämie sollen abgewartet bzw. . 
der Dosierung größte Aufmerksamkeit zugewendet werden. „Neben der Röntgentherapie mag die In- 
jektion von Thorium X versucht werden.“ 

R. Nußbaum (Med. Polikl, Leipzig): Die Wirkung der Röntgenstrahlen auf tuberkulöse Lym- 
phome. (Der prakt. Arzt, 1923, Heft 15/16, S. 185.) Fortbildungsaufsatz. l 

Pfahler (Philadelphia): Röntgentiefentherapie bei der Behandlung des Brustkrebses. (Am. 
J. of Roentg. X, 7, Juli 1923, S. 566.) Warnt vor der Verringerung des HFA auf 23 cm bei Transforma- 
torbetrieb, da im Gegensatz zu Induktor ein überspringender Funke tötlich wirken kann. Er sucht 
120% HED an den Tumor zu bringen, indem er mit 200/210 kV (0,17° A) aus 62 cm Abstand durch ein 
Filter von 0,5 mm Cu, 2 mm Glas und 25 mm „mattrêss“ 60° lang 4 mA je auf Mamma, Supra- 
klavikular- und Rückengegend, jeweils über den andern Tag, einwirken läßt. Eventuelle Wiederholung 
nach 6 Wochen. Gegebenenfalls verwendet P f. Radium- oder Emanationsnadeln. Diskussion: 
Stern bevorzugt 23 em Abstand für umschriebene Tumoren. Sittenfeld hebt den Unterschied 
hervor zwischen den lang umschrieben bleibenden, gut reagierenden und den rasch metastasierenden 
Karzinomen, die 3—400% HED unter Überschichtung erfordern. Warren gingen Hunde nach ein- 
maliger Bestrahlung mit 350 mA unter 2 mm Al. mit 95 kV aus 10 Zoll Abstand in 4 Tagen ein, wobei 
schon nach 2 Stunden Kryptenzellen im Dünndarm zerstört wurden. Die. Kapillarschädigung ist ver- 
ursacht durch die der Gewebsschädigung folgende Entzündung. Kingery konnte alle 3% Tage 50% 
der HED, ohne Erythem zu bekommen, geben. Wurde die obengenannte Dosis auf einmal gegeben, so 
wurden nur wenig Epithelien zerstört, wurde sie über eine Woche verteilt, so wurden mehr Epithelien 
vernichtet, aber die Tiere blieben am Leben. Bei den Darmbestrahlungen beschränkte sich die Zerstö- 
rung auf das bestrahlte Feld, Streuwirkung konnte nicht nachgewiesen werden. Pfahler hatte eine 
Patientin, die bei der zweiten Serie nach jeder Teildosis Kater, bei jeder dritten auf einmal gegebenen 
Serie keinen Kater bekam. 

Loucks (Detroit): Radiumbehandlung des toxischen Kropfes mit Schlußfolgerungen auf den 
Stoffwechsel, (Am. J. of. Roentg. X, 10, Okt. 1923, S. 767.) Natürlich kann nicht eine Methode alle 
Fälle heilen; Behandlung der Nebensymptome ist wichtig. Im ganzen ist aber die Thyreotoxikose keine 
chirurgische Erkrankung, sondern mit Ra zu heilen. Von 180 behandelten Fällen erhielten 10 eine 
zweite Behandlung. Bei 4 großen zystischen Adenomen konnten die toxischen Erscheinungen nicht 
beherrscht werden: 3 starben an Myodegeneration, 1 psychotischer Fall verhungerte. In den ersten 
10 Tagen tritt Besserung ein, um die Mitte der 3. Woche können jedoch infolge von Ra-Reaktion alle 
früheren Symptome wiederkehren. In 4 Wochen beginnt der Tumor zu schwinden, die Pulszahl zu 
sinken. In 2 Monaten sind alle Symptome besser, in 6 Monaten bei manchen verschwunden, ältere 
Fälle und solehe mit Myokardbeteiligung brauchen 12—18 Monate. Alle Hyperplasien und Hypertro- 
phien bilden sich zurück, während die zystische Form sich auf etwa die Hälfte verkleinert. Oedeme 
zeigten sich niemals, der Stoffwechsel blieb 2% Jahre normal. Auch Fälle von rasch nach Schwanger- 
schaften oder Geburten ausgebrochener Krankheit wurden geheilt und machten teilweise später nor- 
male Geburten durch. Unter den Behandelten fanden sich auch Kranke, die früher mit Exzision, Arte- 
rienunterbindung nur vorübergehend gebessert worden waren. Ob die Ra-Strahlen das Sckret vermin- 
dern oder durch mechanische Einengung der Blutzufuhr wirken, ist unsicher. Fürs erstere könnte die 
rasche Wirkung sprechen, dann könnte aber auch zunächst Sekretverminderung und schließlich Throm- 
bose folgen. Der Stoffumsatz beim toxischen Kropf ist ein wichtiges diagnostisches und prognostisches 
Zeichen. Technik: 130 oder auch 100 mg Ra in 4 Röhren, die in 1 mm Messing und 1 mm Gummi ecin- 
geschlossen sind, werden in einem Abstand von 1 cm auf einem 2 em dicken Gazekissen aufgelegt, auf 
jeden Lappen 8—10 h, evtl. auch auf die eine Hälfte des Isthmus. Erkrankte Tonsillen werden in einen 
Feld mitbestrahlt. Hernach empfiehlt sich stundenweise Auflage eines Eisbeutels. Der Stoffumsatz 


554 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir, interne usw. Strahlenther.). XXXI, 4. 


wurde in vielen Fällen binnen 3 Monaten normal, er ist ein Maß für die Tätigkeit der Schilddrüse. Sinkt 
der erhöhte Blutdruck der späteren Stadien nicht, so ist Degeneration von Herz oder Nieren anzunehmen. 

N. Piecaluga (Rom): Über die Röntgenbehaudung der Hämorrhoiden. (La Radiol. Medica 
X, 10. Okt. 1923, S. 419.) Gute Erfolge an 17 Kranken mit Bestrahlungen nach Sensibilisierung mittels 
Lösung von %°/oo Quecksilbersalz (succiminide), 40—60% der HED, 2—3 mal wiederholt in Abständen 
von 15—20 Tagen, wobei die Dosis bis 20% HED vermindert wurde. Verf: geht von der Anschauung 
Qu&nus aus, daß bei den Hämorrhoiden stets auch entzündliche Vorgänge in der Schleimhaut und 
den darunterliegenden Schichten nebenhergehen. Die Erfolge — Verschwinden von Blutung und 
Schmerzen, Rückbildung der Knoten — bezieht er auf die a erselerenge Wärkung der Strahlen, die 
allerdings pathologisch-histologisch noch nicht bestätigt ist. 

P’irie (Montreal): Behandlung des Ösophaguskarzinoms mit Tiefentherapie. (Am. J. of Roentg. 
Juni 1923, S. 459.) Kein Dauererfolg; in der Diskussion wird eine zehnjährige Heilung durch Operation 
berichtet. 

Poswik (Seranton): Bericht über die Resultate der Röntgenbehandlung der Alveolarpyorrhoe- 
(Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 724.) Nach Reinigung der Zähne, Verbot des Gebrauches von Jod 
und Zahnbürste, wird mit 5 mA 4’ bei 61,” Abstand und 8” Funkenstrecke bestrahlt unter 2 mm Al- 
Filter, 3 cm Holz und Sohlenleder; die Dose wird, wenn nötig, wiederholt. Nach etwa 1 Woche ver- 
schwand der Eiter, die Zahnfleischschwellung nahm später ab, die Zähne festigten sich nach einigen 
weiteren Wochen. | l | 

Albert Raynal (Limoges): Hyperglykämie und Azetonämie, zusammen mit leichter 
Thyreoidea-Hypertrophie, Heilung durch Röntgentherapie. (Journ. de Radiol. et d’Electrol.,, Aug. 
1923, S. 379.) Kasuistik: Bei der 66j. Dame ist bemerkenswert, daß 1906 eine Totalexstirpation gemacht 
war und daß die Glykosurie bereits lange Jahre bestand. 12 Röntgenbestrahlungen in Pausen von 
7 Tagen, jeweils 232 H auf beide Thyreoidealappen, unter 6 mm Al., brachten die Zuckerausschei- 
dung trotz Aufgabe des alimentären Regimes gleichzeitig mit der Rückbildung der Thyreoideavergrö- 
Berung zum völligen Verschwinden. 

Frode Rydgaard: Röntgenbehandlung von Polyglobulie. (Acta Radiol. II, 3, S. 243.) -Be- 
richt über 3 beobachtete Fälle von Polyglobulie. Einer von ihnen wurde durch Röntgenbehandlung der 
Milz und die beiden anderen durch Behandlung der Milz und des Knochenmarks geheilt. In manchen. 
Fällen gibt die Bestrahlung der Milz allein günstige Resultate, in der Mehrzahl der Fälle aber hat sie 
keine Wirkung auf die Polyglobulie. Kräftige Röntgenbestrahlung der Knochen scheint, soweit man 
his jetzt urteilen kann, ein wirksames Mittel gegen Polyglobulie zu sein. Der Artikel bespricht die 
Hauptzüge in der Technik der Behandlung. 

Ä Scherer (Magdeburg): Schwangerschaft und Tuberkulose. (Vortr. auf d. Vers. d. Lungenheil- 
anstaltsärzte in Mannheim 16. 5. 23; Beitr. z. Klin. d. Tuberk. 56, 2, S. 234.) Mit längerer Aussprache. 

Carl Schwensen (Kopenhagen): Wiederherstellung des normalen Vorhofrhythmus einer 
Patientin mit Basedowscher Krankheit und Vorhofflimmern, nach Röntgenbehandlung. (Acta Radiol., 
Bd. 2, H. 4—5, S. 430.) In diesem Fall konnte Verf. nach Röntgenbehandlung einer Patientin mit Vor- 
hofflimmern und B a s e d o w scher Krankheit ganz dasselbe Resultat sehen, wie es nach einer Operation 
der 'Thyreoidea zu beobachten ist: Zunächst einen Zustand von ausgesprochenem Hyperthyreoidismus; 
nach einiger Zeit scheint derselbe aufgehört zu haben, indem die Patientin an Körpergewicht zunimmt 
und sich ihr Zustand -beträchtlich bessert. Gleichzeitig verschwand das Vorhofflimmern und die Vor- 
kammertätigkeit zeigt jetzt einen ganz normalen Befund. Ferner zeigt dieser Fall die sehr interessante 

'atsache, daß die Elektrokardiogramme zweifellose Anzeichen einer Präponderanz der rechten Seite 
aufwiesen, solange «das Vorhofflimmern bestand, während nach Rückkehr der Vorkammern zu ihrer 
normalen Aktion auch das normale Gleichgewichtsverhalten zwischen der rechten und linken Seite 
wiederhergestellt war. 

' Egb.Schwarz (Chir. Kl. Rostock): Über die Behandlung der männlichen Genitaltuberkulose 
und der chronischen unspezifischen Epididymitis. (Archiv f. klin. Chir. 127, S. 474.) Verf. bespricht 
vor allem die Anzeigen zur operativen Behandlung. Bei doppelseitigen Nebenhodentuberkulosen hatten 
Röntgenbestrahlungen (alle 3 Wochen je %—!/s HED unter 3 mm Al.) gute Erfolge. Auch Nachbestrah- 
Jung nach Operation schien die Heilung zu beschleunigen. Röntgenbestrahlung soll immer versucht 
werden, wenn neben der Epididymistuberkulose eine Samenblasen-Prostatatuberkulose vorliegt. 

Rich. Sielmann (München): Röntgentherapie bei Basedow. (Strahlenther. 15, 4, S. 450.) Vel. 

„Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 81. 

Stevens (Montclair): Die Röntgenbehandlung der chronischen Prostatahypertrophie. (Am. T. 
of Roentg. X, 10, Okt. 1923, S. 810.) Von 33 Prostatatumoren blieb 1 unbeeinflußt, von den übrigen 
mit Ausnahme von Kranken, die an Schlagfluß bzw. Herzinsuffizienz zugrunde gingen, ging der Tumor 
bei 3 völlig, sonst durchschnittlich auf t/s zurück. Krankengeschichten, darunter die von einem Fall, 
der auf 4 suprasymphysäre und je zwei rechts und links vom Anus gelegene Felder jeweils %, HED 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verwandte physik. Heilmethoden). 555 


aus 25 cm FHA bei 5`mA, 133 kV unter 6 mm Al erhielt. Vom 3. Tag an brauchte der Kranke nicht 
mehr katheterisiert zu werden, es kam noch einmal eine blutige Harnentleerung mit Steinen. Eine 
zystische Prostata von 52 g konnte nicht wesentlich gebessert werden. Bei der Operation zeigte sich 
keinerlei etwa auf die Bestrahlung zu beziehende Verwachsung, die Blutung war gering. — Dis- 
kussion: Pfahler wird weiterhin von unten her Fernfelder auf das Perineum geben, wozu er einen 
eigenen Stuhl konstruiert hat. Dosis: 50% HED. evtl. monatl. wiederholt bis zur Atrophie. Stern 
gibt 4 Wochen lang wöchentlich % HED auf Rektum und Perineum, wiederholt diese Serie nach 
4 Wochen und abermals nach 1—2 Monaten. Hunter glaubt von Mitbestrahlung der Hoden Gutes 
gesehen zu haben. Stevens: 3 Kranke verloren den Restharn, bei den übrigen ging er durchschnitt- 
lich auf t/s zurück. 

O. Strauß (Berlin): Über die Strahlenbehandlung der Basedowschen Krankheit. Übersichts- 
referat in M. K1. 1923/41, S. 1372.) 
| Tanturri (Clinica Spinelli): Über einen Fall von Mischtumor (Melanoendotheliom una Epi- 
theliom) der Ohrmuschel. (L’Actinoterapia III, 3, 30. VI. 23, S. 167.) Nach allgemeinen Darlegungen 
über die Seltenheit der einzelnen Tumoren an der Ohrmuschel bespricht Verf. einen Fall, in dem die 
histologische Untersuchung Maschen aus Plattenzellenepitheliom ergab, die ein Melanoendotheliom- 
gewebe umschlossen. Mit Intensiv-Reform und Coolidge-Röhre wurden in 60 cm Abstand unter 0,5 Zn 
+ 3,0 Al-Filter 8 Stunden lang 2,0 mA bei 180 000 V gegeben. 5 Monate später klinische Heilung. 

Vietor Veau (Paris): Chirurgie und Röntgenbehandlung des Thymus. (Journ. de Radiol. et 
d’Electrol., Okt. 1923, S. 449. Bericht, internat. Chirkongr.. London, Juli 1923.) Der Bericht bezieht 
sich nur auf die Behandlung der Thymushypertrophie des ersten Kindesalters: Die Thymusdyspnoe 
wird durch die Röntgenbestrahlung behoben. die praktische Folgerung, daß man die Thymushyper- 
trophie nicht mehr dem Chirurgen zuführt, ist berechtigt. Die Thymusbestrahlung ist ungefährlich, 
während der nicht mehr leistende chirurgische Eingriff ein Risiko einschließt. | 

Ware (Santa Barbara): Röntgentherapie bei der Behandlung von Nasenpolypen. (Am. J. of , 
Roentg. X, 7, Juli 1923, S. 579.) Hatte, besonders nach vorheriger Entfernung der Polypen, mit einer 
wöchentlich, im ganzen 4—6 x, verabreichten Dose von 5 mA, die 4’ lang bei 25 cm FS 30 cm HFA 
durch 3 mm Al und eine Blende von etwa 8 cm’? jederseits über die Nase und aufwärts über die Neben- 
höhlen gegeben wurde, gute Erfolge. | 

= F. Winter (München): Epilepsie und Menstruation. (M. m. W. 1923/37, S. 1172.) Es wurden 

4 Mädchen zwischen 17 und 21 Jahren, welche an genuiner Epilepsie mit periodisch — anscheinend 
durch die Ovulation vermittelt — auftretenden Anfällen litten, temporär mittels 4 Ovarialdosis ka- 
striert, wodurch eine Verringerung in 3 Fällen, vorläufig sogar cine Beseitigung der Anfälle erreicht 
wurde. Verf. nimmt an, daß nicht die Epilepsie als solche beeinflußt, sondern das Gefüge des vorgebil- 
deten Krampfmechanismus im Ovarium unterbrochen wird. 

Ziegler (Heidhaus, Hannover): Röntgenbehandlung der Tuberkulose des Kehlkopfes. (Vortr. 
auf d. Vers. d. Lungenheilanstaltsärzte in Jena 20.—22. 5. 22; Beitr. z. Klin. d. Tuberk. 56, 2, S. 182.) 
Geeignet sind Kranke mit guter Reaktionsfähigkeit, und zwar infiltrative Prozesse; in schwereren 
Fällen wird wenigstens Besserung der Schluckbeschwerden und Schmerzen erreicht. Ungeeignet sind 
tiefergreifende ulzeröse Zerstörungen. Neben den Sitzungen (Serien: 3 mm Al.) ist Allgemeinbehanll- 
lung, Krysolgan usw. notwendig. 


7. Verwandte physikalische Heilmethoden. 


D. Alpern (Berlin): Über den Einfluß von ultraviolettem Licht auf den Zucker- und Fettgehalt 
im Blute avitaminöser Tiere. (Strahlenther. 15, 5, S. 861.) Nach Bestrahlung mit ultravioletten Strah- 
len kann die Temperatur — Tauben und Meerschweinchen — um 2 Grad gesteigert werden. Der Pro- 
zentgehalt an Zucker im Blute und der der beiden Fettextraktionen wird gesteigert, während die Menge 
Cholesterin vermindert oder unverändert bleibt. Die Steigerung des Gehalts der erwähnten Stoffe er- 
scheint noch ausgesprochener, falls man berücksichtigt, daß das Quantum trockenen Blutsatzes unter 
dem Einfluß der Bestrahlung vermindert wird. 

Barcat: Stellschraubenschutz für Radiumtherapie. (Journ. de Radiol. et d’Electrol., Okt. 1923, 
S. 456.) Stellung und Lagerung von Radiumträgern und Radiumsonden kann zweckmäßiger und siche- 
rer als durch Verbände und Pflaster mittels Anwendung eines neuartigen Stellschraubenschutzes ge- 
währleistet werden. Die Sonde wird durch eine.scheidenartige, breit der Haut aufliegende Führung 
geleitet, die kleine Apparatur hält vermittelst Stellschraube die Radiumträger an der jeweils ge- 
wünschten Stelle fest. 

` E. Becker (Breslau): Die Mitwirkung des Zahnarztes bei der Radiumbestrahlung bösartiger 
Tumoren in der Mundhöhle und deren Umgebung. (Vjschr. f. Zahnhk. 38, 4, S. 459.) Schilderung und 
Abbildung von Radiumträgern, d. h. intra- und extraoralen Prothesen aus Hartgummi und Metall zur 


_ 


556 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verwandte physik. Heilmethoden). XXXI, 4, 
Bestrahlung von Tumoren der Kiefer, des Gatmens. Mundbodens, Nasenrachenraums, der Tonsillen 
< und der Hypophyse. Lit. 

Beers (Broklyn Hosp., N. Y. City): Ein Radiumträger für kleine Erkrankungen. (Am. J. of 
Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 643.) Ein kleiner Radiumträger wird beschrieben, der mittels Heftpflaster 
entweder direkt oder mittels Ansätzen überall befestigt werden kann. 

E. Berven (Stockholm): Radiumbehandlung der chronischen Tonsillitis. (Acta Radiol., Bd. 2, 
H. 4—5, S. 301.) Das Material umfaßt 154 Patienten, von welchen 150 mit Radium und 4 mit Röntgen 
behandelt worden sind. Die Applikation an den Gaumenmandeln geschah mittels eines zangenähnlichen 
Instruments, welches sowohl eine genaue Einstellung auf das zu behandelnde Gebiet als auch eine 
sichere Fixation ermöglicht. Die Applikation an die Rachenmandel\geschah mittels einer Anordnung, 
welche den weichen Gaumen gut schützt und gleichzeitig das Radiumpräparat in direkte Berührung 
mit der zu behandelnden Oberfläche bringt. Distanzbehandlung wurde mittels des Apparates von Doktor 
Lysholm vorgenommen. Sehr große, feste, fibröse Tonsillen bei Erwachsenen wurden durch 10 bis 
12 Stunden mit einer Dosis von ungefähr 96 mg Ra.-El. behandelt. Das Gesamtfiltrationsvermögen des 
Filters entspricht dem Filtrationsvermögen von 2 mm Blei. Distanz 4—5 mm. Große, weiche Tonsillen 
bei Erwachsenen und Kindern wurden durch 2%—3 Stunden mit einer Dosis von 96 mg Ra.-El. behandelt. 
Filter 0,35 mm Gold + 0,30 mm Platin, dem Filtrationsvermögen von 1 mm Blei entsprechend. Distanz 
1 mm. Kleine Tonsillen wurden durch 3 Stunden mit einer Dosis von ungefähr 75 mg Ra.-El. und mit 
derselben Technik wie vorher behandelt. Die Rachenmandel wurde durch 3 Stunden mit einer Dosis 
von 50—96 mg Ra.-El. behandelt. Filter: 0,35 mm Gold + 0,30 mm Platin. Distanz 1 mm. Bei Appli- 
kation dieser Dosen wird durch die weichen y -Strahlen und die sekundären -Strahlen eine verhältnis- 
mäßig kräftige oberflächliche Wirkung erzeugt, während gleichzeitig durch die harten y -Strahlen eine 
Tiefenwirkung erzielt wird. Die Distanzbehandlung wurde von außen in einer Distanz von 5 em mit 
einem Gesamtbleifilter von 3 mm durch 3—4 Stunden verabreicht. Jede Tonsille für sich wurde in der 
Regel einer Behandlung unterzogen, mit einem Intervall von 4—5 Wochen zwischen den Behandlungen 
einer Tonsille und der anderen. Die Röntgenbehandlung wurde im wesentlichen in Übereinstimmung 
mit der Technik Witherbees vorgenommen. Die Radiumbehandlung hat folgende Resultate 
ergeben: Die stark vergrößerten Tonsillen verkleinerten sich bis zu normaler oder etwas geringerer 
Dimension; auch feste, fibröse und narbige Mandeln reagierten mit einer deutlichen Volumverminde- 
rung. Die gefurchte Oberfläche wurde glatter und die tiefen Krypten seichter. Der Krypteninhalt wurde 
geringer oder verschwand. Die Anfälle von Anginen, an denen die Patienten vor der Behandlung häufig 
zelitten hatten, blieben aus und der Allgemeinzustand der Patienten wurde besser. Das letztere gilt 
besonders von Kindern. Wenn die Sekundärerscheinungen, die in Verbindung mit den L.okalsymptomen 
auftreten, nicht ausgesprochen chronisch oder besonders stark entwickelt gewesen waren, wurden sie in 
der Regel erheblich gebessert. Die Behandlungsresultate erwiesen sich soweit durch die ganze Beob- 
achtungszeit als anhaltend. Von den radiumbehandelten Patienten wurden 135 von ihren lokalen Sym- 
ptomen befreit; bei 2 wurde der Zustand beträchtlich gebessert; 3 haben weiter ebenso starke Beschwer- 
den seitens ihres Rachens als vorher; 3, die nur eine partielle Behandlung genossen hatten, haben auch 
ihr Rachenleiden behalten; 7 haben die Behandlung abgebrochen. Von 4 Patienten, die mit Röntgen- 
strahlen behandelt worden waren, wurde einer symptomfrei, bei 2 trat eine wesentliche Besserung ein, 
1 entzog sich der. Behandlung. Eine Nachuntersuchung von 150 Patienten, die wegen tuberkulöser Lym- 
phome mit Röntgenstrahlen behandelt worden waren, hat ferner gezeigt, daß bei diesen Fällen die Fre- 
quenz von Anginen nach der Behandlung ungewöhnlich gering war. Im Anschluß an die Radiumbehand- 
lung tritt eine vorübergehende Veränderung des Blutbildes, entsprechend der Siegelschen Blut- 
reaktion ersten Grades ein. Die mikroskopische Untersuchung zeigt, daß die Größenabnahme auf einer 
Lymphozytendegeneration beruht und auf einer Involution der sekundären Follikel. Die Radiumbe- 
handlung ruft Prozesse hervor, welche klinisch und anatomisch jenen gleichen, durch welche sich die 
normale physiologische Involution des Iymphoiden Gewebes vollzieht. Die Radiumbehandlung hat. in 
der beschriebenen Technik vorgenommen, keine Schädigungen veranlaßt. 

F. Blumenthal und Finkenrath (Univ.-Hautkl. Berlin): Über quantitative Messung 
der Strahlen in der Lichttherapie. (Klin. Wochenschr. 1923, 29, S. 1358.) Empfehlung des Aktinimeters 
von Fürstenau zur genauen Dosierung bei Anwendung verschiedener Lichtquellen zu Heilzwecken. 
Zum Vergleich des Rötungsgrades der Haut wird bei den erzielten Erythemen ein „Rötungsmesser“ be- 
nutzt. der nicht näher beschrieben wird. Da sich eine Übereinstimmung zwischen Lichtüberempfind- 
lichkeit und einer gesteigerten Radiosensibilität herausgestellt hat, wird an die Lichtempfindlichkeits- 
prüfung die Hoffnung geknüpft, daß man auch für die Röntgentherapie daraus Vorteil ziehen könnte. 

Bower und Clark (Univ. of Pennsylvania, Philadelphia): Die Widerstandsfähigkeit der 
Schilddrüse gegen Radiumstrahlen. Die Ergebnisse experimenteller Einführung von Radiumnadeln 
in die Schilddrüse von Hunden. (Am. J. of Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 632.) Kleine, aber mit der Be- 
strahlungszeit zunehmende gelbliche Felder, die von rötlichem Band umgeben sind, weisen in der Mitte 


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XXXI, 4 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verwandte physik. Heilmethoden). . 557 


Nekrose und Hämorrhagie auf, mit Spuren der ursprünglichen Struktur, mit Fibrin und Erythrozyten; 
nach außen fanden sich Kerntrümmer, Lymphozyten, Plasmazellen und gelegentlich Polynukleäre. 
In der rötlichen hämorrhagischen Zone waren die Epithelien geschwollen, umschlossen wenig Kolloid; 
darüber hinaus war das Gewebe normal. In der 3. Woche begann die Heilung. Die Trümmer wurden 
teilweise fortgeschafft und durch Bindegewebe ersetzt. Zellkerndegeneration fand sich nirgends. In- 
jektion von kochendem Wasser verursachte keine mikroskopische Änderung, Injektion von Chinin und 
salzsaurem Harnstoff Schwellung der Epithelien und Verlust des Kolloids in einigen Acini. Wie bei 
Röntgenbestrahlung bildeten sich Verwachsungen der Kapsel aus, während diese nach Radium fehlten. 
Bei Schilddrüsenbehandlung müssen also hohe Dosen verwendet werden. 

Burnam und Ward (Baltimore): Neue Entwicklungen an Schutzmaßnahmen u. Geräten für . 
Radiumbehandlung. (Am. J. Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 625.) Eine Bleiröhre, in der ein verschieblicher 
Stempel das Radium aufnimmt, ist vorne mit Al-Blenden ausgestattet und kann sowohl an eigens kon- 
struiertem Deckenstativ, sowie an tragbarer Vorrichtung aufgehängt werden; ebenso ist ein eigener 
Bestrahlungstisch beschrieben. Einzelheiten eignen sich nicht für kurzen Bericht. 

Casati (Ferrara): Strahlenbehandlung mit der verbrennungsfreien Ultrasonne, System Lan- 
deker-Steinberg. (Fortschr. d. Med. 1923/7, S. 123.) 

C. E. Christensen: Sekundäre Strahlen in der Radiumtherapie. (Acta Radiol. II, 3, S. 210.) 
Im Jahre 1894 publizierte Niels Finsen seine erste Beobachtung des Faktums, daß er imstande ge- 
wesen, die Entwicklung der entstellenden Hautnarben bei Blatternpatienten — sonst eine unvermeid- 
liche Folge dieser Erkrankung — zu verhindern, einfach dadurch, daß er die Patienten vor der Einwir- 
kung der chemischen Strahlen des Lichtes schützte. Im Jahre 1895 begann er seine grundlegenden Un- 
tersuchungen über die therapeutische Wirkung konzentrierten Lichts auf den Lupus vulgaris. Die aus- 


` gezeichneten Resultate derselben erweckten das lebhafte Interesse einer Anzahl hervorragender Ge- 


schäftsleute und Ärzte und bewogen sie dazu, ihm die Errichtung und Erhaltung eines provisorischen 
Laboratoriums für weitere Versuche anzubieten. Im Jahre 1896 führte dies. zur Gründung eines per- 
manenten Institutes für Lichtbehandlung unter dem Namen „Finsens medicinske Lysinstitut“. Das 
erste permanente Institut wurde innerhalb der Grenzmarken des großen städtischen Spitals in Kopen- 
hagen (Kommunehospitalet) erbaut. Unter diesen Umständen war es Finsen möglich, dem Studium 
der Behandlung der Lupus vulgaris durch direkt auf die erkrankte Stelle appliziertes konzentriertes 
Licht seine ganze Energie zu widmen. Das Resultat, das durch diese Behandlung erreicht wurde, er- 
regte die Aufmerksamkeit vieler medizinischer Autoritäten im Auslande. Dadurch wurde es notwendig, 
eine regelmäßige Fabrikation und Ausfuhr von Instrumenten zur lokalen Lichtbehandlung nach Fin- 
sens Methode zu organisieren. Im Jahre 1901 wurde ein neues großes Institut in Rosenvaenget gebaut, 
unı dem stetig zunehmenden Bedarf an Platz für die rapid anwachsende Zahl von Patienten zu ge- 
nügen. Gleichzeitig machte Finsen die vorbereitenden Schritte, um eine neue Serie von Untersu- 
chungen über die Wirkung allgemeiner Lichtbäder auf eine Anzahl anderer Erkrankungen zu begin- 
nen. Aber Finsens Gesundheitszustand war immer äußerst schwach gewesen, und es war kurz vor 
seinem Tode (24.9. 1904), als er in einem detaillierten Vorschlag seine endgültigen Ideen betreffs der 
Errichtung eines Sanatoriums für das spezielle Studium der Wirkung des allgemeinen Lichtbades auf 
den menschlichen Organismus und auf verschiedene seiner krankhaften Störungen präzisierte. Dieser 
Plan kam im Jahre 1906 zur Ausführung, indem im Mai dieses Jahres eine neue große Klinik für innere 
Erkrankungen eröffnet wurde. Im Jahre 1913 begann Rey n eine Reihe von Untersuchungen über die 
Behandlung von chirurgischer Tuberkulose und von Lupus vulgaris durch allgemeine, Kohlenbogen- 
Lichtbäder. Die Experimente waren durchaus erfolgreich. Um diese Tatsache in einer genügenden 
Zah! von Versuchen festzustellen, wurde im Jahre 1916 eine Spezialklinik für diese Behandlungs- 
methode erbaut. Im November 1921 wurde ein neues großes Krankenhaus für Patienten mit Haut- und 
chirurgischer Tuberkulose eröffnet. 

C. Dahlfeld (Bad Nauheim): Zur rationellen Dosierung der ultravioletten Reizstrahlen. 
(Strahlenther. 16, 1, S. 75.) Vorschlag, aus der Dosierung die Entfernung herauszunehmen und sie 
durch die Angabe der relativen Intensität zu ersetzen. Die Zahl „relative Intensität“ gibt an, um wie- 
viel die Intensität stärker oder schwächer wird, wenn man unter sonst gleichen Umständen eine grö- 
Bere oder kleinere Entfernung als 100 zugrunde legt. Eine Minute mal relative Intensität 1 (100 cm) 
wird als Einheitsminute angenommen. Man bedarf höchstens 8 bis 9 Entfernungen (Tabellen). Die 
Hautreaktion ist das Verhältnis zwischen physikalischer Dosis und Hautempfindlichkeit. Als Ein- 
heitsreaktion wird der schwächst erkennbare Belichtungsstreifen der Haut bezeichnet. Die Einheits- 
reaktion ist stärker als der Schwellenwert der Hautreaktion. Feste Beziehung zwischen Stärke der 


. Hautrötung und Beschwerden bestehen nicht. 


Dean (Memorial Hosp. N. Y. City): Ergebnisse von Hautproben zur Feststellung einer objek- 
tiven Dose für Radiumbestrahlungen. (Am. J. of Roentg. X, 8, Aug. 1923, S. 654.) Auf der Volarseite 
des Vorderarms unmittelbar unterhalb des Ellenbogengelenks wurden bei verschiedenen Patienten auf 

Fortschritte a. d. Gebiote d. Röntgenstrablen. XXXI. ; 71 


558 . Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verwandte physik. Heilmethoden). XXXI, A: 


kleinem Felde Bestrahlungsproben gemacht und eine Dose ermittelt, welche bei der Mehrzahl Erythem, 
bei einer gewissen Zahl keines erzeugte, also nicht über der Erythemdose lag. Das Erythem, erschien 
in der 4. Woche und machte dann einer Bräunung Platz, und zwar eignete sich am besten die Bestim- 
mung der Dose nach dem genannten sekundären y-Strahlen-Erythem, welches am besten mit den thera- 
peutischen Erfolgen übereiustimmte, indem es bei gutem Blutbefund, wo die günstige Wirkung der Be- 
strahlung zur ungünstigen wie 6:1 sich verhielt, auftrat, bei schlechtem aber fehlte, wobei zugleich 
Erfolg und Mißerfolg wie 1:11 sich verhielten. Das £- -Strahlen-Früh- Erythem ist unzuverlässiger, er- 
scheint allerdings vor dem y-Strahlen-Früh-Erythem. 

A. Döderlein (München): Die Therapie der gynäkologischen Krebse mit radioaktiven Sub- 
‚stanzen. (Strahlenther. 15, 6, S. 766.) Vgl. „Fortschritte“ 31, 7 S. 152. 

Eymer (Heidelberg): Radium- und Mesothoriumbehandlung gutartiger gynäkologischer Blu- 
tungen. (Kl. W. 1923, Nr. 37/38.) Sammelbericht. - 

A. Fröhlich (Pharmak. Inst. Wien): Die Wirkung der Radiumemanation auf das Herz von 
Frosch und Ratte. (Zschr. f. die ges: exper. Med. 35, 1—3, S. 1.) Mit Radiumemanation beschickte 
Ringerlösung wirkte auf das isolierte, künstlich ermüdete Herz von Fröschen und Ratten unverkenn- 
bar günstig. 

P.György und K. Gottlieb (Univ.-Kinderkl. Heidelberg): Verstärkung der Bestrahlungs- 
therapie der Rachitis durch orale Eosinverabreichung. (Kl. Wschr. 1923/28, S. 1302.) Für die Therapie 
der Rachitis gilt die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht als die Methode der Wahl. Die erforder- 
liche monatelange Behandlung läßt sich um mehr als die halbe Zeit abkürzen durch gleichzeitige Ver- 
abreichung des sensibilisierend wirkenden Eosins, das, peroral zugeführt, vollkommen unschädlich ist. 
. Die Erfolge mit dieser kombinierten Methode sind Tielverepzechend, jedoch ist bei manifest spasmo- 
philen Erscheinungen Vorsicht geboten. 

G. Holzknecht (Wien): Licht und Schlaf. Abklingende Leuchtbilder als physiologisches 
Schlafmittel. (Strahlenther. 15, 4, S. 443.) Für die Hygiene des Schlafens fehlt die physiologische 
Dämmerung. Die plötzliche Dunkelheit beeinflußt hauptsächlich durch die dabei überwuchernden, 
schlafstörenden Vorstellungen das Einschlafen ungünstig. Vorgeschlagene abklingende Leuchtbilder 
an der Lampe als hygienisches Einschlafemittel ersetzen die physiologische Dämmerung und konzen- 
trieren auf nicht schlafhemmende Objekte. Schlafbilder haben sich bei Gesunden ke leicht Schlaf- 
gestörten, besonders bei Kindern, nützlich erwiesen. 

K. Huldschinsky (Charlottenburg): Das Problem der Heilwirkung des Ultravioletts bei 


Rachitis. (Zbl. f. die ges. phys. Ther. 27, 3/4, S. 132.) Wirksam sind Wellenlängen unter 300 uu, und ` 


zwar ist wenig Unterschied zwischen dem im Bogenlampenlicht vorherrschenden Ultraviolett I und 
dem Quarzlampenlicht, welches fast nur das kurzwelligere, Hauterythem erzeugende Ultraviolett II 
enthält. Auch Röntgenlicht ist wirksam. Es handelt sich um eine Reizwirkung auf die Haut, wobei 
aber nicht etwa das Erythem das wirksame ist. Am besten sind intensive, kurze und gehäufte Reize. 
Angabe der Technik. Die Vitaminlehre steht im Widerspruch mit der Lichtheilwirkung. Lit. 

= Jessund Koschella (Augenkl. Gießen): Über den Einfluß des ultravioletten Lichtes auf die 
Zysteinreaktion der Linse. (Archiv f. Ophth. 111, 3—4, S. 370.) Verf. kommt zu entgegengesetzten Er- 
gebnissen wie Chalupecky, welcher auf Grund seiner Versuche die Entstehung des Stars auf 
ultraviolette Strahlenwirkung zurückführte. 

Ishido (Chosen in Japan, z. Z. Berlin): Über die Wirkung des Radiothoriums auf die Gelenke. 
‘(Strahlenther. 15, 4, S. 537.) Untersuchungen an Kaninchen, Einspritzungen von Radiothorlösungen, 
sowie von unlöslichem Radiothorpulver in die Gelenkhöhlen: Synovialmembran und Fettkörper nehmen 
die in die Gelenkhöhlen verbrachten Substanzen auf und erleiden dabei Schädigungen: Hyperämie, 
Quellung, Atrophie, Nekrosen. Erst viel später stellen sich reaktive Gewebswucherungen und Rund- 
zelleninfiltrationen ein. Das Knorpel- und Knochengewebe ist gegen die radioaktiven Substanzen recht 
resistent. Veränderungen treten wohl erst auf, wenn die Synovialmembran ihre Resorptionskraft ver- 
loren hat. Bei Gelenkleiden werden die radioaktiven Substanzen Hyperämie, Auflockerung und Quel- 
lung des Gewebes, Atrophie, Nekrosen zunächst in den Weichteilen, später vielleicht allmählich in den 
Knorpelmassen hervorrufen, damit die Resorption von Ergüssen begünstigen und die Einschmelzung 
pathologischer Bildungen befördern helfen. 

A. Jesionek (Gießen): Die Reizwirkungen des Lichtes und ihre therapeutischen Indikationen. 
(Strahlenther. 16, 1, S. 24.) Die epidermalen Basalzellen sind auf Lichtgenuß und Lichtabsorption ein- 
gestellt. Das Licht wirkt auf die Haut germinativ, keratoplastisch, pigmentophor, sekretorisch bzw. 
hyperämisierend und nutritiv, sowie entzündungserregend. Der Lichtreiz wird zur Epidermisierung, 
Pigmentbildung, Erregung von Entzündung (Lupus) verwandt. Erst wenn die Wirkungen der akuten 
Lichtreizung abgeklungen sind, darf lokale Belichtung wieder aufgenommen werden. Diese direkten 
Liehtwirkungen sind an die Beeinflussung der lichtabsorbierenden Basalzellen gebunden. Eine sichere 
Erklärung der indirekten Wirkungen — Blutdruck-, Blutzucker-Leukozytenbeeinflussung — steht aus 


XXXI, 4. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verwandte physik. Heilmethoden). 559 


(Rothman: Lichtbewirkte, lähmende Beeinflussung der Sympathikusenden). Die lichtbewirkte 
Heilung der Rachitis hängt mit der lichtveranlaßten Tyrosinausschwemmung zusammen. Um bei tuber- 
kulösen Individuen durch Licht Heilungsvorgänge auszulösen, bedarf es der entzündlichen Reizung der 
Haut nicht. Neben kräftiger Pigmentierung wird nur die physiologische Hautrötung erstrebt. Nächst 
dem Sonnenlicht ist die künstliche Lichtquelle die beste, deren Licht in der Hauptsache aus chemisch 
aktiven, insbesondere ultravioletten Strahlen besteht. 

Keller: Über Höhensonnendosierung. (Kl. W. 1923/46, S. 2129.) 

Philipp Keller (Freiburg i. Br.): Über die Wirkung des ultravioletten Lichtes auf die Haut 
unter besonderer Berücksichtigung der Dosierung. (Strahlenther. 16, 1, S. 52.) 3 Methoden sind für die 
Dosierung des ultravioletten Lichtes bedeutungsvoll geworden: die Jodmethode, die Messung mit dem 
Graukeilphotometer und die mit dem Aktinimeter Fürstenau (Jodabspaltung, Photometerpapier, 
Erhöhung der Leitfähigkeit von Selen). Nach Rost verläuft die Heilwirkung parallel mit dem Ery- 
them. Die Dosimetrie muß auf die Wellenlängen um 300 uu eingestellt sein. Die Meßreaktion — halber 
Brenner-Hautabstand — wird mehr durch die kurzwellige Strahlung beeinflußt. Die Bering- 
Meyersche Jodmethode wird als die vorläufig beste Methode zur Dosierung von Kromayerlampen an- 
gesehen. Für die Dosierung wird die Hauterythembildung als Gradmesser zugrunde gelegt. 

Jean Kottmaier (Mainz): Die Durchwärmung des Kreislaufs. (Strahlenther. 15, 5, S. 676.) 
Nur das Basedow herz stellt Kontraindikation gegen die Durchwärmung dar (manchmal leichte Er- 
regungszustände). Am besten sprechen auf Durchwärmung die Herzerschlaffungen bei jugendlichen 
Anämien an. Hervorragend erfolgreich erwies sich die lokale Herzdiathermie bei Angina pectoris (anti- 
spasmotisch erweiternder Einfluß der Wärme und besonders des Sympathikus auf die Kranzgefäße des 
Herzens). Auch Herzinsuffizienzerscheinungen mit Störungen im Pfortaderkreislauf und schlechter 
Ansprechharkeit auf Digitalis ohne Indikation der intravenösen Zufuhr von Digitalispräparaten kom- 
men für die Durchwärmung in Betracht (! ? d. Ref.). — Auszug in Fortschr. d. Med. 1923/7, S. 113. 

C. Kraemer: Über die heilende und „vorbeugende“ Wirkung der Sonne auf die Tuberkulose. 
(Fortschr. d. Med. 1923/1, S. 1.) 

Fritz Kraus (Physiol. Inst. u. Derm. Kl. Prag): Thermometrische Untersuchungen bei 
Diathermie am Tiere und Menschen. (Zschr. f. die ges. phys. Ther. 27, 3/4, S. 120.) Ischiaskranke emp- 
finden krankseitig geringere Durchwärmung als im gesunden Bein. Tiefenthermometrische Unter- 
suchungen ergaben tatsächlich eine geringere Durchwärmung des kranken Beines. Ferner war die 
Durchwärmung bei Kaninchenextremitäten nach Ischiadikusdurchschneidung in den ersten Tagen 
herabgesetzt. | 

Landeker: Die Bedeutung der Körperhöhlenbestrahlung für die Gynäkologie. (Fortschr. d. 
Med. 1923/7, S. 118.) 

A. Laqueur (Berlin): Über den heutigen Stand der Radiumemanations- und Lichtbehandlung. 
(Jahreskurse f. ärztl. Fortbildung, Aug. 1923.) Sammelbericht unter Berücksichtigung der Blutdruck- 
erniedrigung, der Anregung immunisatorischer Kräfte, der schädlichen Lichtwirkungen u. a. 

M. Larkin (Chicago): Ra-Nadeln bei bösartigen Zungengeschwülsten: Der Zeitfaktor. (Am. 
J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 734.) 12,5 mg Ra-Nadeln in 1 cm Abstand liefern die besten Resultate 
in $---10 Stunden, bei kürzeren Zeiten gibt es Rückfälle, bei. längeren Hämorrhagien, Zerfall und allge- 
meine Schwächung. 

Liebman: Beschreibung von Elektroden zur Verbindung von Diathermie mit Kolpeurynter- 
Massage. (L’Actinoterapia III, 3, 30. VI. 23, S. 172.) Eine mit Blei gefüllte Hohlelektrode aus ver- 
nickeltem Messing wird in Beckenschräglage in das hinterr Scheidengewölbe geschoben und der Druck 
durch 4 Bleikugeln weiter erhöht auf 650 bzw. 1100 g. 

L o u c ks (Detroit): Thyreotoxikose mit pathologischen Befunden nach Radiumbehandlung. (J. ot 
Radiol. IV, 8, Aug. 1923, S. 276. S. auch S. 553.) Besserung aller Krankheitssymptome in einigen Wo- 
chen bis 3 Monaten nach der Behandlung. 

A. Passow (Univ.-Augenkl. München): Untersuchungen über die Lichtwirkung und die pho- 
todynamische Wirkung auf Bakterieu als Grundlage zur Lichttherapie bazillärer Augenerkrankungen. 
(Archiv f. Augenhk. 98, 3—4, S. 95.) Die Lichtwirkung auf Bakterien ist spezifisch, hängt im wesent- 
lichen ab von ihrer Fähigkeit, bestimmte Strahlen zu absorbieren. Bei infektiösen Augenerkran- 
kungen ist Quarz- und Eisenlicht wirksamer als Kohlenbogenlicht. Es sind möglichst ultraviolette 
Strahlen von 300 uu abwi ärts anzuwenden, ungefiltert, da diese gerade von Staphylokokken gut absor- 
biert werden. 

H. Picard (Chir. Kl. Charite Berlin): Die Hochfrequenztherapie bei narbigen Strukturen im 
Körperinnern. (Kl. W. 1923/39, S. 1796.) 

H. Picard: Intensivbestrahlung des Körpers und Inhalation im ionisierten Luftraum als the- 
rapeutische Wege. (Kl. W. 1923/45, S. 2066.) Erscheint ausführlich in der „Strahlentherapie“. 

Mori (Bologna): Strahlenbehandlung mit der Ultrasonne, System Landeker-Steinberg. 
(Fortschr. d. Med. 1923/7, S. 124.) 71* 


560 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verwandte physik. Heilmethoden). : XXXI, 4. 


Quick (Memorial Hospital New York City): Das Karzinom des Mundbodens. (Am. J. of Roentg. 
X, 6, Juni 1923, S. 461.) Es ist ein wohlcharakterisiertes Krankheitsbild; Infiltration beginnt am 
Frenulum und dringt in die Muskulatur des Mundbodens hinab und in die der Zunge hinauf. Behand- 
lung mit Ra-Emanationsnadeln zu 1 Millikurie pro Kubikzentimeter Tumor. Finden sich Drüsenmetasta- 
sen, so wird einseitige Blockierungsoperation vorgenommen und in alle verdächtigen Stellen Ra-Ema- 
nationsnadeln eingestochen. Wenn der Kräftezustand keine Operation erlaubt, werden die Nadeln durch 
die Haut gestochen; finden sich keine Drüsenmetastasen, so wird der Hals einfach mit Röntgenstrahlen 
oder schwergefiltertem Ra behandelt. Der Primärtumor kann bei der Blockierungsoperation eventuell 
noch von unten her mit Nadeln gespickt werden. 20% Heilungen bis jetzt von 8—52 Monaten. In der 
Diskussion empfiehlt Pfahler vor den stärkere Nekrosen erzeugenden Ra-Emanation Nadeln von 
10 mg Ra pro Kubikzentimeter Tumor 6—10 Stunden lang einzuführen. 

Quick (N. Y. City): Der relative Wert ungefilterter Ra-Emanation in der Tiefentherapie. 
(Journ. of Radiol. IV, 9, Sept. 1923, S. 318.) Feine Glaskapillaren von 0,3 X 3 mm Größe, 0,5—2,0 me 
werden mittels Troikart in die Tumoren gebracht, die schwächeren in die Nähe der Nerven und Ge- 
tfäße. Ein me gibt bei 15% tägl. Abnahme 132 mg-Stunden. Die besten Erfolge wurden erzielt, wo £- 
Strahlen eine beträchtliche Rolle spielten und die erkrankten Stellen direkt getroffen wurden. Die 
Stellen können vorher chirurgisch bloßgelegt und nachher exstirpiert werden. Die Kapillaren sind 
sterilisierbar; sie dürfen der Sekundärinfektion wegen nicht durch Ulzerationen eingeführt werden. 
Erfahrung lehrt kaustische Wirkungen vermeiden. Die Anwendungsmöglichkeit ist an Hals und Unter- 
. leib sehr vielfältig. Die Emanation regt mehr wie andre Methoden die Lymphozyteninfiltration und 
Bindegewebsbildung an. Die Kapillaren sind wegen ihrer besseren Anpassungsfähigkeit den Ra-Nadeln 
vorzuziehen. 

Quimby (N. Y. City): Ein einfaches Nomogramm für die Bestiminung der Radiumhautdosis. 
(Am. 1. of Roentg. X, 7, Juli 1923, S. 574.) Aufbauend auf der Formel HED = 0, aaa Na >x< «>x< ð 
konstruiert Q. für verschiedene Filter ein Koordinatensystem, in dem aus 8 der obengenannten Fak- 
toren, die aufgetragen werden, durch Konstruktion der 4. gefunden wird. (S. Am. J. of Roentg. Aug., 
Okt. 1922.) 

Ransom (Chicago): Der Radiumemanationsrechenschieber zum Gebrauch in der Therapie. 
(Am. J. of Roentg. X, 9, Sept. 1923, S. 735.) Umarbeitung eines geraden Rechenschiebers (Mann- 
heim) für die Berechnung der Stärke der Emanation und der Dose, sowie Angabe eines kreisförmigen 
zur Berechnung der Emanationsstärke. 

Rocchi: Die Radiopunktur beim Lippenkrebs. (L’Actinoterapia III, 3, 30. VI. 1923, S. 163.) 
Die Kankroide am äußeren Lippenrand bestehen im wesentlichen aus Stachelzellen mit Basalzellen ohne 
Neigung zu atypischer Wucherung. y- und Röntgenstrahlen wirken nach Regaud besonders auf das 
Kernchromatin, umsomehr, je kleiner die Wellenlänge. R. glaubt, auch den 8-Strahlen, wenigstens den 
harten, Wirkung zuschreiben zu dürfen. R. hatte nach Röntgenbestrahlungen soleher Kankroide Rizi- 
dive, ebenso nach Radiumauflagen, jedoch in 3 Fällen jetzt 5—12 Monate dauernde Heilung mit Radio- 
punktur (280 Mikrokurie pro Kubikzentimeter Tumor bei 0,4 cm Pt-Filter in 7 Tagen, bei Verdoppelung 
etwas sklerotische Narbe). Dazu waren in 3 em Tiefe 80—90% der HED gegeben worden auf die Gegend 
der Unterkieferdrüsen. Amerikaner und Engländer geben in Stahlnadeln große Radiumdosen für wenige 
Stunden. Auch Emanation könnte man in die Nadeln eingießen, aber diese wäre schwer zu dosieren. 

Rothman und Callenberg (Univ.-Hautklinik Gießen): Untersuchungen über die Phy- 
. siologie der Lichtwirkungen. II. Mitteilung: Lichtbäder und Serumkalkspiegel. (Klin Wochenschr. 
1923, Nr. 37/38, S. 1751.) Bei Allgemeinbelichtung mittels Quarzquecksilberlampen wird der Kalk- 
spiegel des Blutserums ganz beträchtlich erhöht. Mit zunehmender Pigmentierung steigt der Kalk- 
spiegel. Dieser Zustand dauert längere Zeit an (selbst nach Aussetzen der Liiehtbäder) und entspricht 
der wochenlang dauernden Syınpathikushypotonie. Das Verhalten des Kalkspiegels spielt jedenfalls 
bei der günstigen Einwirkung des Lichtes bei Rachitis, Tuberkulose und Tetanie eine wichtige Rolle. 

H. Sachs (Berlin): Über den Herzschmerz und seine Behandlung mit hochfrequenten oszillie- 
renden Strömen. (Zschr. f. die ges. phys. Ther. 27, 3/4, S. 150.) 

Schotten: Die Behandlung des Keuchhustens mit künstlicher Höhensonne. (D. nı. W. 1923/35.) 
Sch. berichtet über sehr günstige Erfahrungen bei der Behandlung des Keuchhustens mit künstlicher 
Höhensonne. Schon nach 3—4 Bestrahlungen pflegen die krampfartigen Hustenanfälle nachzulassen, 
das Allgemeinbefinden hebt sich, die Kinder bekommen wieder Appetit. Es bleibt noch einige Zeit ein 
leichter Husten zurück, der aber nach 20 Bestrahlungen im allgemeinen ganz verschwunden ist. 

Rolf M.Sieverth: Sekundäre Strahlen in der Radiumtherapie. (Acta Radiol. Il, 3, S. 268.) 
Es sind die physikalischen Fakta, die für das Studium des Sekundärstrahlenproblems der Therapie von 
Interesse sein können, zusammengestellt worden. Einige einfache, mathematische Sätze sind aulgestel!t 
worden, um von der Verteilung der Sekundärstrahlen ein allgemeines Bild zu geben. Mit Hilfe eines 


XXXI, 4. Patentanmeldungen. 561 


in einem früheren Artikel beschriebenen Meßinstrumentes sind über folgende Punkte Untersuchungen 
gemacht worden: 1. Sekundärstrahlung von Schirmen mit verschiedener Dicke und aus verschiedenem 
Material in verschiedenen Lagen zwischen Radiumpräparat und lIonisationskammer. 2. Messungen 
von Sekundärstrahlung bei verschiedener Dicke und verschiedenem Material der Ionisationskammer- 
wände. 3. Sekundärstrahlung von Wassermengen in verschiedenen Lagen. Die Ergebnisse der unter 
1. genannten Messungen sind in guter. Übereinstimmung mit früheren Arbeiten. Zum Schluß werden in 
Kürze einige Fragen berührt, die in der Radiumtherapie von Interesse sein können, und wird hierbei 
besonders folgendes hervorgehoben: 1. Die Wand der Ionisationskammer muß bei Intensitätsverteilungs- 
untersuchungen verhältnismäßig dick sein (z. B. 2—5 mm Elfenbein). 2. Die Sekundärstrahlung: von 
Massen außerhalb einer Sphäre, deren Radius gleich dem Abstand zwischen Applikator und dem be- 
strahlten Teil mit ihrem Mittelpunkt zwischen diesen beiden ist, kann im allgemeinen unberücksichtigt 
bleiben. 3. Bei Distanzbehandlungen ist es zweckmäßig, das Sekundärfilter mitten zwischen Applikator 
und Haut zu plazieren, da hierbei die sekundäre -Strahlung ein Minimum ist. 

CarlSonne: Eine Thermonadel mit eingeschlossenem regulativem Heizapparat, nebst einige 
Messungen von Ertragen der Hitze an der Oberfläche der Haut, unter der Haut und in den Muskeln. 
(Acta Radiol. Il, 2, S. 187.) Mittels der beschriebenen, aus einer gewöhnlichen Stahlkaniile hergestellten 
Thermonadel, bei der die Spitze mit Hilfe einer elektrischen Widerstandsrolle zu verschieden hohen 
Temperaturen erwärmt werden kann, wird gezeigt, daß unter der Haut eine um mehrere Grade höhere 
Temperatur ohne Schmerzgefühl ertragen werden kann als an der Oberfläche der Haut. Das steht in 
Übereinstimmung mit der Tatsache, daß bei Bestrahlung der Hautoberfläche mit leuchtenden resp. mit 
liehtlosen Strahlen ein weit größerer Teil der Energie absorbiert werden kann, wenn die Bestrahlung _ 
mit Strahlen der ersten Art vorgenommen wird, von welchen der größte Teil in der Tiefe absorbiert 
wird. Wenn die Bestrahlung mit lichtlosen Strahlen geschieht, wird die Energie nur an der Oberfläche 
absorbiert 

Strasburger: Untersuchungen und Erfahrungen über Behandlung mit Radiumemanation. 
(Ärztl. V. Frankfurt 17. 9. 23, Bericht M. m. W. 1923/42, S. 1308.) 

Swanberg (Quincy): Naevus vasculosus. (J. of Radiol. IV, 8, Aug. 1923, S. 284.) Heilung mit 
Radium in 17 Sitzungen. 

N. Temesväry (Staatl. Frauenkl. Dresden): Die Behandlung puerperaler Brusterkrankungen 
mit Licht. (Zbl. f. Gyn. 1923/38, S. 1513.) Gute Erfolge mit der Engelhornschen Bestrahlungs- 
lampe (konzentriertes Nitralglühlampenlicht, monochromatisch). | 

R. Werner (Heidelberg): Über die Behandlung chirurgischer Karzinome und Sarkome mit ra- 
dioaktiven Substanzen. (Strahlenther. 15, 6. S. 732.) Vgl. „Fortschritte“ 31. 1. S. 151. 


Patentanmeldungen. 


848 493 (9. Juli 23). Dr. Artur Kriser, Vertr:P.Dominik, Pat.-Anw. (Wien, Otfenbach a.M.): 
Vorrichtung zum Einstellen des Röntgenstrahlenkegels. 23. 5. 23. K. 94 355. 

18 K. 84148 (16. Juli 23). Fritz Kirchhoff (Berlin-Wilmersdorf, Nassauische Str. 14): Strahlen- 
leitrohr für die therapeutische Strahlenbehandlung von Körperteilen. 30. 11. 23. 

16 E. 29055. Dr. Josef Engl (Berlin-Grunewald, Hohenzollerndamm 53): Einrichtung zum Messen 
von Röntgenstrahlen. 17. 2. 23. M | 

15 P. 44341. „Phönix“, G.m.b.H., Glastechnische Werkstätten (Rudolstadt i. Ana? Glühkatho- 
denröntgenröhre. 6. 6. 22. 

15 P. 42438. ErnstPohl (Kiel, Hospitalstr. 27): Antikathode für Röntgenröhren, deren wirksame 
Fläche aus verschiedenen Metallen zusammengesetzt ist. 8. 7. 21. 

15 P. 42980. Ernst Pohl (Kiel, Hospitalstr: 27): Antikathode für Röntgenröhren; Zus. z. Anm. 
P. 42 438. 5. 10. 21. 

15 R. 57959. Radiologie-Akt.-Ges. (Berlin): Verfahren und Röntgenröhre zur Erzeugung 
scharfer Röntgenbilder. 5. 3. 23. 

850 218 (1. August 23). Werner Otto (Berlin, Müllerstr. 35): Röntgenröhrenhalter. 18. 6. 23. 
O. 13 451. 

850 281. Dr. Ing. K. A. Sterzel (Dresden, Zwickauerstr. 42): Hitzebeständiges Strahlenschutzge- 
häuse für Röntgenröhren. 2. 6. 23. St. 28 213. 

851.069 (15. August 23). Werner Otto (Berlin, Müllerstr. 35): Bestrahlungsgerät zur Krankenbe- 
handlung mit Röntgenstrahlen. 20. 6. 23. O. 13 456. 

17 S. 61104. Siemens & Halske, A.-G. (Siemensstadt b. Berlin): Vorrichtung zur Vermeidung 
der bildverschleiernden Wirkung der Sekundärstrahlen bei Röntgenaufnahmen. 19. 10. 22. 

850 537. Koch & Sterzel, A.-G., u. Dr. Mario Jona (Dresden, Zwiekauerstr. 42): Teilweise aus 
Metall bestehende Röntgenröhre. 18. 6. 23. K. 94 576. 


562 Neueste ausländische Zeitschriften, welche in diesem Heft noch nicht referiert sind. XXXI, 4 


850570. Siemens & Halske, A.-G. (Siemensstadt b. Berlin): VORNE zur Röntgenunter- 
- suchung von Gepäckstücken. 5. 12. 22, S. 51.296. 

851 718—19 (20. August 23). Koch & Sterzel, A.-G., u. Dr. Mario J ona (Dresden, Zwickauer- 

straße 42): Einrichtung zum Betrieb von Röntgenröhren. 14. 6. 23. K. 94 5583—59. 

850 084. Dr. Carlos A.dosSantos, Vertr.: Dr. Erich Hensch ke (Lissabon, Berlin-Schmar- 
gendorf, Marienbaderstr. 9): Logarithmische Rechenskala zur schnellen Ermittlung der Bestrah- 
lungszeiten beim Gebrauch von Bestrahlungsintensimetern. 26. 2. 23. S. 51 815. 

22180 (25. Juni 1923). Viktor Julin, Djursholms-Danderyd, Schweden. Vertr. Pat.-Anw. Tann- 
häuser (Djursholms-Danderyd, Berlin): Bestrahlungsapparat für therapeutische Zwecke. 
19. 11. 22. 

16. St. 33 346 (26. Juni 23). Dr. Ing. Kurt August Sterzel (Dresden, Zwickauerstr. 42): Einrich- 
tung zur Messung von Röntgen- und ähnlichen Strahlen mittels ihrer ionisierenden Wirkung. Zus. 
zu Pat. 375 383. 29. 6. 20. 

18. R. 57845. Reiniger, Gebbert & Schall (Erlangen): Verfahren zum Betriebe von Rönt- 
genröhren mittels eines mit Maschinenstrom gespeisten Transformationsgerätes. 7. 2. 28. 

848245. Reiniger,Gebbert & Schall (Erlangen): Kompressionsgurt für die Anwendung von 
Röntgenstrahlen. 31. 5. 22. R. 56178. 

15 S. 56147 (6. Juli 23). Dr. Ernst von Seuffert (München, Bavariaring 11): Anordnung in 
Röntgenröhren für Tiefenbestrahlung. 26. 3. 21. 

16 L. 57 238. Dr. Karl Lengfellner (Berlin-Wilmersdorf, Prager Platz 1): Anörönine zur Be- 
rücksichtigung des absorbierenden Einflusses menschlicher Körperschichten bei der Intensitäts- 
und Härtemessung von Röntgenstrahlen. 24. 1. 23. 

16 S. 60667. Siemens & Halske, A.-G. (Siemensstadt): Einrichtung zur Frsugungh von Rönt- 
genstrahlen verschiedener Härtegrade mittels einer Röntgenröhre. 23. 8. 22. 

18 V. 17430. Veifa-Werke, A.-G. (Frankfurt a. M.): Einrichtung zum Betriebe von Röntgen- 
röhren o. dgl. 12. 5. 22. 


Neueste ausländische Zeitschriften, welche in diesem Heft noch nicht 
referiert sind. 


Archives d’Electrieite Médicale etde Physioth&rapie (Bordeaux): Nr. 491, 
Aug. 1923. Bericht über die Sitzungen der Sektion für Med. Elektrizität auf dem Kongreß der Französ. 
Ges. f. wissenschaftl. Fortschritt in Bordeaux 30. 7. — 4.8.23: DelhermetChaperon: Comment 
doit-on interpräöter les ombres hilaires normales? (Erscheint im Journ. de radiol.) — Guilbert: 
Traitement de l’hypertrophie de la prostate par la radiothérapie profonde. — GunsettetKeigel: 
La radiographie en serie de ulcus du duodenum et de l’estomac. — Gunsett ct Siebel: Quelques 
remarques sur la radiothérapie de l’ulc£re de l’estomac et du duodenum. — Alinatet Cazejust: 
Diverticule cong£nital de la paroi latérale haut de l’hypopharynx. — Arcelin: Exploration radio- 
graphique du rocher. — Speder: Calcifications pathologiques des tissus (d’origine parasitaire ou 
eicacitrielle) révélées par la radiographie. — Solomon: Les doses biologiques en radiothérapie pro- 
fonde. — Kergrohen: La radiothérapie penetrante en Alemagne. Instrumentes et méthodes. — 
Chuiton: Dose de rayons X provoquant la chute des poils, mesurée en H et en R, sans filtre, avec 
tubes à gaz et Coolidge Standard. — Huguet: Sur un nouveau fantôme à rayons X. — Coliez: 
Méthode graphique d’evaluation schématique de la répartition en profondeur du rayonnement X dansles 
applications curiethérapiques à foyers multiples. — Desplats: La radiothérapie moyennement péné- 
trante dans le traitement des ostéites inflammatoires. — RoquesetDupas: Etude sur l’ossification 
de la tuberosité antérieure du tibia. — Jaulinet Mercier: Apophysite de la tubérosité antérieure 
du tibia. — Bordier: La diathermie combinée à la radiothérapie dans la poliomyélite antérieure. — 
Jaulin et Limouzi: Poliomyélite antérieure aiguë de l'adulte traitée par la radiothérapie. — 
Bergonie: Traitement des séquelles de lencéphalite léthargique par la radiothérapie pénétrante. — 
Lamarque: Des mesures de potential en radiologie. — Laborderie: Adénopathie trachéo-bron- 
chique. — Henrard: Trois cas de sténose du grele diagnostiqués par la radiothérapie (radiothérapie 
en serie). —Dauvillier: Un dosimètre absolu à lecture directe pour rayons X pénétrants.— Dau- 
villier: Sur lutilisisation du radiochromomètre du Benoist pour la mesure directe de la longeur 
d’onde effective de rayons Röntgen pénétrants. — de Broglie: Considérations sur les radiations de 
très courtes longeurs d'onde. — Lachapele : De l'importance des mitoses dans l'établissement du pro- 
nostic immédiat de la thérapentique par les radiations du cancer du col de l'utérus. — Nogier: Com- 
men? ont peut augmenter puissament l’action du radium et des rayons X dans le traitement des néo- 
plasmes. — Nogier: Considérations nouvelles sur le traitement du cancer. Applications thérapeu- ` 


XXXI, 4. | ` Mitteilungen. | 568 


tiques. — Lambert: Sur la stereoradioscopie. — Pronst, Malletet Colier: Deux années de 
radiothérapie profonde. — Courtade et Hautant: Résultats du traitement du cancer du larynx 
par les rayons X. — Desplats: Quinze mois de pratique de la radiothérapie profonde sur 31 cas de 
cancers inoperables ou reeidives.. —GunsettetSichel: Deux années de radiotherapie profonde du 
cancer. — Mehrere Vorträge über Diathermie, Radiumtherapie. (Diese Vorträge werden in den „Fort- 

schritten“ nicht näher besprochen.) Nr. 493, Okt. 1928. La marque: Etude théorique de la filtration 
_ (suite et fin). — Congoureux: Sur un effet remarquable de la diathermie. — Lachapele: 
Cancer du col uterin. De l’importance des mitoses dans l’&tablissement de son pronostic immediat. 
Nr. 494, Nov. 1923: Ledoux et Sluys: Technique de localisation des cancers de l’oesophage. — 
Heymann: Dela valeur du pneumoperitoine dans le diagnostic des abcès du foie. 


JournaldeRadiologieet d’Eleetrologie (Paris) VII, 11, Nov. 1928. Vialletet 
Randavel: Les kystes. hydatiques calcifiés du foie. — Lory et Bruneaude Laborie: Tech- 
nique précise d’application de radium dans les néoplasmes du rectum bas-situes. 


me m a a e a nn ae 


Mitteilungen. 


Die mit der grenzenlosen Geldentwertung zusammenhängenden Schwierigkeiten im Buchge- 
werbe haben das Erscheinen dieses Heftes bedauerlicherweise um Monate verzögert. Infolgedessen 
haben sich auch die zum Abdruck bestimmten Arbeiten in bisher nie gesehenem Maße angehäuft. Wir. 
müssen daher die Verfasser der rückständigen Arbeiten um Geduld bitten. Bei weiteren Einsendungen 
müssen wir auf möglichste Kürze dringen und auch die Abbildungen auf das Allernotwendigste be- 
'schränken, um den Verkaufspreis der Zeitschrift in erschwinglichen Grenzen halten zu können. Das 
Schlußheft dieses Bandes (Doppelheft) soll mit möglichster Beschleunigung erscheinen. 


Hochschulnachrichten. 


Das bis 1919 von Geh. Med.-Rat Prof. Grunmach bekleidete Extraordinariat für Unter- 
suchungen mit Röntgenstrahlen in der Medizinischen Fakultät der Universität Berlin ist in ein Ordi- ` 
- narjat. für Strahlenforschung umgewandelt und dem a. o. Professor an der Universität Freiburg i. B. 
Dr. Walter Friedrich unter Ernennung zum ordentlichen Professor übertragen worden. Fried- 
rich, der zugleich die Leitung des neu zu errichtenden Instituts für Strahlentherapie übernehmen 
wird, leitete bisher das radiologische Institut der Freiburger Frauenklinik. 

Am Stuttgarter Röntgenforschungsinstitut wurde im August ein planmäßiges Extraordinariat 
für Röntgentechnik — als erstes dieser Art in Deutschland — errichtet und dem Leiter dieses Instituts, 
Prof: Dr. R. Glocker, übertragen. Röntgentechnik ist Prüfungsfach im. Diplomingenieurexamen für 
Elektrotechnik. In Röntgentechnik kann der Grad eines Dr. ing. erworben werden.. 


Röntgenmuseum in Buenos-Aires. 


In argentinischen wissenschaftlichen Kreisen ist eine Sammlung veranstaltet worden zwecks 
Beschaffung von Mitteln zur Einrichtung eines Saales zum Andenken an den verstorbenen Physiker 
Bauten in Würzburg. | 

: Das Laboratorium der Militärschule in Argentinien hat allein 250 Pesos gestiftet. In den Fakul- 
täten sämtlicher argentinischer Universitäten, im Reichsgesundheitsamt, in den Instituten für das 
Rettungswesen werden Beiträge gesammelt, so daß mit einer Summe von etwa 1000 Pesos zu rechnen 
ist. In Buenos Aires hat sich auch der Sache ganz besonders angenommen der bekannte argentinische 
Botaniker und Universitätsprofessor Christobal Hicken, der im vergangenen Mai einige Tage in 
München geweilt hat. | (M. N. N.) 


— 


Haftpflicht des Arztes wegen Unterlassung einer notwendigen Röntgenuntersuchung. 


Ein beachtenswertes Urteil des Reichsgerichts teilt Oberreichsanwalt Ebermayer in der 
D. med. W. 1923, Nr. 32, mit: Ein Patient hatte beim Besteigen der Straßenbahn einen Unfall erlitten. 
Der Arzt stellte ohne Röntgenuntersuchung einen Schenkelbruch fest und behandelte dementsprechend. 
In Wirklichkeit lag eine Hüftverrenkung vor. Durch die falsche Behandlung blieb das Bein verkürzt 
und die Bewegungsfreiheit beschränkt. In drei Instanzen wurde der Anspruch auf Schadenersatz aner- 
kannt. Nach dem Urteil des Reichsgerichtes kann der Kranke verlangen, daß der Arzt alle auch ent- 
{ernten Verletzungsmöglichkeiten in den Kreis seiner Erwägung zieht und die modernsten Mittel an- 
wendet. Durch ein Röntgenbild hätte sich sofort die Art der UeHeRUNE feststellen lassen. Das Ver- 


u 


` 


564 Tarif der Deutschen Röntgen-Gesellschatt. XXXI, 4. 
schulden des Arztes liegt darin, daß er'unterließ, eine Röntgenuntersuchung vorzunehmen. Dies Ver- 
` schulden ist zwar nur gering, aber auch ein sehr geringes Verschulden genügt schon, um die Schadens- 


ersatzpflicht zu begründen. 


Die Neue Photographische Gesellschaft (Dresden-A. 21, Bärensteiner Straße 31) versendet kosten- 
los eine im Selbstverlag erschienene, von Prof. Dr. Heinrich Kraft verfaßte kurze Anleitung „NPG- 
Röntgenpapier und seine Verarbeitung“. 

Die nächste Tagung der Deutschen Röntgengesellschaft findet in Berlin statt vom 27. April 
(Sonntag nach Ostern) bis 29. April 1924. 


Eine Büste Albers-Schönberg'’s, zu welcher zahlreiche Schüler, Freunde und Verehrer des 
In- und Auslandes beigesteuert haben, wurde im Garten des Allg. Krankenhauses St. Georg in Ham- 
burg enthült anläßlich der Feier des hundertjährigen Bestehens dieser Anstalt. 


Der Dr. Sofie A. Nordhoff-Jung-Krebspreis für die beste Arbeit der letzten Jahre auf dem Gebiet 
der Krebsforschung wurde für das Jahr 1923 durch einstimmigen Beschluß der mit der Verteilung des 
Preises betrauten Kommission dem Professor der Pathologischen Anatomie an der Universität Kopen- 
hagen JohannesFibiger zuerkannt. Professor Fibiger ist es als erstem gelungen, durch systema- 
‘tische Untersuchungen Krebs bei Versuchstieren experimentell hervorzurufen und hierbei die Bedeu- 
tung von Parasiten für die Krebsentstehung klarzulegen. Seine Arbeiten stellen einen Markstein iu 
der Geschichte der Lehre vom Krebs dar, und sie haben insbesondere der experimentellen Krebsfor- 
schung unserer Tage neue Anregung und neuen Aufschwung gegeben. Die Kommission setzte sich zu- ` 
sammen aus den Professoren der Universität München Borst, Döderlein, v. Romberg, Sauerbruch. 

Romberg (München). 


Deutsche Röntgen - Gesellschaft. 


Die sich überstürzende Geldentwertung macht eine rechtzeitige Veröffentlichung entsprechender 
Tarife unmöglich. Die Tatsache, daß die Röntgenologen alle Unkosten, Platten, Röhren und Apparate 
zum Friedenspreis in Gold bezahlen müssen, zwingt uns dazu, ebenfalls auf Goldbasis zu gehen. Die 
Herbeiführung eines Beschlusses der Mitglieder ist zurzeit unmöglich. Ich mache daher als Vorsitzender 
der D. R.-G. und als Vorsitzender des Wirtschaftlichen Verbandes den Vorschlag, ab 1. Oktober 4 der 
ilonorare auf Goldbasis zu berechnen. Als Übergang wird zunächst der halbe Friedenspreis vorgeschla- 
gen, sowohl für die Privat- wie auch für die Kassenpraxis !). Für die Kassenpraxis schlage ich folgenden 
Organtarifvor: 


Film . 4—  Halswirbel (2 Aufnahmen) e 12.— 
Finger und Zehen 2 Annahmen . . ' 6.— Wirbel pa 
Mittelhand, Mittelfuß, Handgelenk, Fuß, Jede folgende . P AET õ.— 
Ellenbogen (2 Aufnahmen) . . 9.-- Rippen einschließlich Darahleuchtung. 15.— 
Oberarm, Unterschenkel, Knie, Ober sehe: Niere, einseitig (3 Aufnahmen) . . . . . 20.—- 
kel (2 Aufnahmen) . 12.— Andere Seite (2 Aufnahmen) 12, 
Schulter . : S.—  Lungenspitze, Struma, Halsrippe, Sr 
Zweite Aufnahme . A ; 4— (1 Aufnahme) einschl. Durchleuchtung . 13.— 
Teil vom Becken, z. B. Hüfte ; 8.— Lunge, Ösophagus, Herz, Durchleuchtung 
Zweite Aufnahme 4.-- (1 Aufnahme) . ee 
Ganzes Becken (24/30) . 10.— Ganze Lunge, Durchlänehtung 2 Aio he a m 
Ganzes Becken (30/40) . 12.— Magen, 3 Durchleuchtungen (2—3 Aufn.) pii 
Schädel u. Nasennehenhöhlen (2 Aufnahmen) 15.— Darm mit Einlauf, Durchl. (1 Aufn.). 22. — 
Kiefer 7.— Einfache Durchleuchtung 5.— 


Dieser Organtarif soll für Mindestpreise und-Kassen gelten und soll 


Unkosten und Honorar zusammen enthalten. In der Privatpraxis 


sollen sinn- 


gemäß die früheren Friedenspreise zunächstmit %, dann mit % Goldmark berechnet werden.) 4.20 Gold- 
mark — 1 Dollar, Berechnung nach dem letzten amtlichen Kurs vor dem Zahlungstage. 


1) Ab Ende November wird der volle Goldmarkpreis berechnet. 


De ee a Et a Wh a ar el EZ 


XXXI, 4. töntgen-Gedächtniszimmer in Würzburg. — Bekanntmachung usw. 565 


Therapie. 


. Vberflächentherapie mit oder Aline 1—2 mm Al: 0,09. 


Vollwertige Tiefentherapie mit Schwerfilter pro MAM 1—250 mA: 0,15, bis 500 mA : 0,12, bis 1000 mA : 0,10. 
Nicht vollwertige Apparate, Filter 3—6 mm Al, 1—250 mA: 0,12, bis 500: 0,10, bis 1000: 0,08. 

Von diesen Preisen also die Hälfte auf Goldbasis, Zahlung wöchentlich. In der Privatpraxis eben- 
falls halber Friedenspreis, bei der Therapie, z. B. Oberflächenbestrahlung 15, vollwertige 25, nicht voll- 
wertige 20 Goldpfennige. Den örtlichen Vereinigungen muß es vorbehalten bleiben, diesen Tarif durch- 
zusetzen. 


Hamburg, September 1923. Prof. Haenisch, Hamburg. 


Röntgen-Gedächtniszimmer in Würzburg. 

Am 9. Dezember 1923 wurde im Anschluß an eine Gedächtnisfeier der Universität Würzburg das 
Röntgen-Gedächtniszimmer im Physikalischen Institut eröffnet. 

Verehrer und Freunde Röntgens, insbesondere Frau Boveri, die Urheberin des Gedankens, 
haben in pietätvoller Weise aus dem Nachlaß das Studierzimmer Röntgens erworben, um am Ort der 
Entdeckung eine dauernde Stätte der Erinnerung an die große Tat und an den großen Forscher zu . 
schaffen. 

Durch eine Sammlung in der Deutschen Röntgen-Gesellschaft und Röntgen-Industrie April 23 
sowie durch ausländische, namentlich japanische Stiftungen war es ferner möglich, einen größeren 
Teil der Bibliothek Röntgens sowie dessen reiche Separatensammlung zurückzukaufen. Es besteht di« 
Aussicht, auch noch den Rest der Bibliothek zu beschaffen. 

Einen besonderen Schmuck des Zimmers bildet der Ehrenschrein. Er enthält einen gioie Teil 
der oft künstlerisch hervorragend ausgeführten wissenschaftlichen Ehrenpreise aus aller Welt (No- 
belpreis usw.), ferner die Ehrenmedaillen, z. B. die Helmholtzmedaille, endlich auch einige der hohen 
Staatsauszeichnungen, wie den Orden Pour le mérite u. a., die die Regierungen bereitwillig überlassen 
haben. Röntgen selbst hat durch testamentarische Bestimmung die Ehrenpreise der Universität Würz- 
burg zur Aufbewahrung anvertraut. Inmitten des Ehrenschreins erhielt den Ehrenplatz die Original- 
handschrift der Entdeckungsarbeit: „Über eine neue Art von Strahlen“ vom Dezember 1895. Sie ist 
die einzige wissenschaftliche Handschrift, die nach Röntgens letztem Willen von der Vernichtung 
durch Feuer verschont blieb. 

Das Gedächtniszimmer enthält eine Fülle persönlicher Andenken: Bilder des Geburtshauses 
in Lennep. der Familie, der verschiedenen Stätten von Röntgens Tätigkeit in Zürich, Straßburg, 
Gießen; Erinnerungen an seine Reisen und seine Jagd, an sein Sommerhaus in Weilheim. 

Eine besondere Zierde bildet die Hildebrandsche Büste in Gipsabguß: in ihrer sprechenden 
Ähnlichkeit überraschenderweise wesentlich die Originalbronze übertreffend. 

Aus dem Nachlaß besitzen wir zahlreiche historisch interessante briefliche und öffentliche Auße- 
rungen aus der Entdeekungszeit, unter andern ein besonders anerkennend gehaltenes Schreiben Le- 
nards, des Forschers, der der Entdeckung wohl am nächsten gekommen war. 

Als wertvollsten Besitz verwahren wir die Originalapparate und Photographien, 
diesichaufdieEntdeekungunmittelbar beziehen. Wir hatten das Glück, diese im 
Arbeitszimmer Röntgens im Münchener Physikalischen Institut von ihm aufbewahrten Apparate 
unter wertlosen Gerätschaften aufzufinden, so wie sie Röntgen vor Jahren einmal dem Schreiber 
dieser Zeilen persönlich als solche gezeigt hat. Ä 

Es sind dies mehrere Vakuumröhren (nach Hittorf und Crookes), mit denen die Röntgenstrahlen 
entdeckt wurden; zwei eigenhändig gefertigte Härtemesser; der Magnet zum Ablenken der Strahlen; 
die Prismen und Linsen aus Aluminium und Hartgummi zur Brechung der Strahlen; die kleinen, 
selbst hergestellten Leuchtschirme u. a. 

Auf den Originalplatten sehen wir das eigenhändig eingegrabene Datum und können damit man- 
chen Einblick in den Werdegang der Entdeckung gewinnen. 

Physikal. Institut der Universität Würzburg, Röntgenring 1. E. Wagner. 


Bekanntmachung 
betreffend die Eichung von Röntgenstrahlen-Dosismessern in der 
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 

In der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt können auf Antrag Röntgenstrahlendosimeter in 
absoluten Einheiten geeicht werden, und zwar zunächst innerhalb eines Härtebereiches bis zu 200 kV 
Scheitelspannung an der Röntgenröhre bei Filterung bis zu1 mm Kupfer + 1 mm Aluminium. In An- 
iehnung an den bekannten Vorschlag von W. Friedrich ist die Einheit der Dosis auf die Ionisierbar- 


- keit der atmosphärischen Luft unter Normalbedingungen gegründet und folgendermaßen definiert worden: 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 72 


566 


Autorenverzeichnis. 


XXXL 4. 


Als Einheit der Röntgenstrahlendosis wird diejenige Strahlenmenge gewählt, die bei der Be- 
strahlung von 1 ccm Luft bei einer Temperatur von 18° C und einem Druck von 760 mm Quecksilber 
bei voller Ausnützung der in der Luft ausgelösten Elektronen und bei Ausschaltung von Wand- 
wirkungen eine so starke lonisation erzeugt, daß bei Sättigungsstrom eme klektrizitätsmenge von 
einer elektrostatischen Einheit transportiert wird. Die Einheit der Dosis wird im Anschluß an 
W. Friedrich mit „e“ bezeichnet. Wird die Dosis 1, in 1 Sek. erreicht, so besitzt die Röntgen- 
strahlung die Einheit der Dosisleistung, für die die Bezeichnung 1 „p“ gewählt wurde. 


Als Eiehnormal wird eine mit Druckluft gefüllte Ionisierungskammer geeigneter Form benutzt, 
die die Ausmessung einer Röntgenstrahlung gemäß der oben gegebenen Definition in praktisch einwand- 
freier Weise gewährleistet. Eine Mitteilung über die technischen Einzelheiten der Eichanordnung er- 
scheint soeben in den Fortschritten auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen?), ausführlicher demnächst in 
der Zeitschrift für technische Physik?). 


Charlottenburg, den 7. November 1923. 


Der Präsident 
der Physikalisch Technischen Reichsanstalt. 
Nemst. 


1) In diesem Heft Sitzungsber. d. Banteentereinigung zu Berlin vom 25. Oktober 1923. Vortrag 


Behnken, Seite 479. 


2) Behnken, Die Vereinheitlichung der Röntgenstrahlendosismessung und die Eichung von 
Dosismessern (Mitteilung aus der P.T.R.) 


(Zahlen = Seitenzahlen; 


Autorenverzeichnis. 


f. = und folgende Seiten; 


* = Originalmitteilungen; V.-B. = Vereins- 


berichte; K. B. = Kongreßbericht; Disk. = Diskussionsbemerkung; Ziffer ohne Inhaltsangabe = 
Erwähnung im Text; eingeklammerte Zahl bedeutet: Nur Titel angeführt.) 


Acme (Momentschalter) 
498. Ä 

Adler 400£. 

Adler, E. (Lymphogran.) 
V. B. 492. 


Akerlund 451, 474, 496, 
497. 

Albers-Schönberg 442, 
503. 

Alpern (Ultraviolett bei 
Avitaminose) 555. 

Alter 548. 

Altmann (Rö. - Ule.- 
Ther.) 532. 
Altmann, V. 

tion) 540 

Amelung ` (Kasuistik) 
V. B. 490. 

Ancèle 433. 

Andler u. Schmincke 
(maligne Chordome) 
549. 

Andrews s. Mackee 536. 

Anschütz 437, 538. 

Arens aonb aaen: 
erkr.) 518 

Arnsperger 401. 

Aschoff 403, 477; (Ana- 
tomie.d. Magens) 503; 
(Krebsbestr.) (632). 

Aßmann 375f., 4121, 
438, 476. 

Attilj (Rö.-Ther. d. Tu- 
berk., Buch) 476. 

Aufrecht 401f. - 

Axhausen (Fingerge- 
lenkserkr.) 507. 


(Epila- 


 Baastrup (Knochenatro- 
Phi). vg (Proc. post. 
tali) 5 

a Re, -Str.-Mes- 
sung) 540. 


Bacıneister 413, 

Bakke (durchleuchtbare 
Frakturschiene) 498; 
(Spondylit. typh.) 508. 

Balli u. Fornero (Rö. bei 
Amenorrhoe) 546. 

Barcat (Radiumtechnik) 
555. 

Bassi (Dosimetrie) 54i. 

Bauer, Heinz 444. 

Bauer, K. H. (Magen- 
straße) vn 

Baumeister, L. (Rö.-Str.- 
Messung) 541. 

Beck, K. (Rö.-Ther. bei 
Kehlkopftuberk.) 549. 

Becker, E. (Radiumther. 
Mundhöhle) 555. 

Beclere s. Masmonteil 
512 


Beekmann (Pneumonie- 
folgen) 526. 
Beers (Radiumträger) 
556. 
Behnken (Dosismesser- 
Eichung) V.B. 479 bis 
501. 


Bin 378. 

Berberich u. Hirsch 
(Darstellung v. Arte- 
rien u. Venen) 498. 

Berg (Lungeninfarkt) 
V. B. 488; (Ule. duod.) 
V. B. 496. 

v. Bergmann 436, 488. 

Bergmann, E. (Spondy- 
lit. tuberc.) 508. 


Bering 559. 

Bernhardt (Rö,-Kater) 
532. - 

Berthold (Rö.-Schutz- 
stoff) 498. 


Bertolotti (Schluckakt) 


519. 


Berven (Radium b. Ton- 
sillitis) 556. 

Best 493. 

Betschart 404. 

Bickel 489. 

Bier 470; (Knochenrege- 
ner.) 517; (Reizver- 
zug) 532. 

Biermann (Lendenwir- 
belquerf.) 517. 

Biesalski (Albeespan) 
509. 

Bilfinger (Die Deutung 
der Magenform) *458. 


— (Die Durchleuchtung . 


“ades Duodenums) *462. 
Bingel(Luftembolie)498. 
Bissel (Lungentuberk.) 

626. 


Blaine (Nebenhöhlen- 
aufnahmen) 499. 

Blatt (blaue Sklera u. 
Knochenbrüchigkeit) _ 


(509). 
Blencke (Ossif.-Störung 
Kalkaneus) 509. 
re (Ostit. fibr.) 
509 


Blumenthal u. Finken- 
rath (Lichtmessung) 


(Gastroenterost.) 


Bönninger (Gastro- 
ptose) 519. 


Bötticher (Lux. femor. 


centr.) 517. 

Boin 433. 

Bondi o 
nie) (519). 

Borst (Knochenatro- 
phie) 509. 

Borzell (kindl. Herz- 


messung) 530. 


Bower u. Clark (Schild- 
drüse u. Radium) 556. 

Boyle (Wirbel-Ca.) (509). 

Bracht V. B. 482. 

Brack nenn 

ee . (Rö.-Ulkus, 

Sa 

Brasch Poricdontiis) 
(509). 

Brenzinger (Aufladevor- 
richtung) 541. 

Brieger 378; (Pleurit. 
mediastin. ) 526. 

Brown (Fremdkörper in 
d. Orbita) 505; (Ring- 
schatten in d. Lunge) 
526. | 

Brügelmann 438. 

Buchholz (Bauch- 
schmerz) 519. 

Bucky 420, 429 f., 450f. 

Bucky u. Kretsehmer 
(Rö. bei kindl. Lun- 
gentuberk.) 549. 


Budde 379. l 

Büscher (Ule. ventr.) 
519. 

Bumba (Fremdk. imHy- 


popharynx) 505. 
umm (Rö.-Ca. bei 
Frauen) 546. 
Del Buono (Rö.-Ther., 
Hautreaktion). 532. 
Burckhardt (Gelenkkör- 
per 509. 
Burnam u. Ward (Ra- 
diumschutz) 557. 
P (Form d. Fäzes) 


Cabonat s. Massart 504. 

Caldwell 451. 

et s. Rothman 
560. ' 


XXXI, 4. 


Calot (Perthessche Kr.) 
509 


). 
de la Camp (Rö. bei 
Lungentuberk.) (550). 


Campbell (Zeahnäfrztl. 
Rö.-App.) (499). 
Casati (Ultrasonne) 


Caspari, W. (Tumor u. 
Immun.) (530). 

Cathcart (Rö. bei Stoma- 
titis) 550. 

Cesbron s. Regaud 547. 


. Chalupecky 558. 


Chaoul 382, 462. 

Chaoul u. K. Lange (Rö. 
bei Lymphogranul.) 
550. 

Chaperon s. Delherm 
508. 

Charcot 511. 

Chauvin s. Gérin 522. 

Chelmonski 438. 

Chilaiditi (Kasuistik z. 
Strahlenther.) 550. 

Christeller 403. 

Christen 479, 486, 545. 

Christensen (Radium- 
ther.) 557. 

Christr& s. Groover 533, 
542. 

Clairmont u. Schinz (Lu- 
natumlux.) 517. 

Clark h Bower 556. 

Cohn 5 

Cook “elito 
szesse) 526. 

Cori (biolog... Rö.-Str.- 
Wirkung) 532. 

Cori u. Pucher (N- u 
ClNa - Stoffwechsel 
nach Bestrahlg.) 532. 

Cottenot s. Sergent 502. 

Coutard s. Regaud 547. 

Cramer (Ule. ventr.) 
V. B. 488. 


Creite u. Stricker (Kno- 


chen-Sa. nach Frak- 
tur) 509. 
Crouse (Rö. in Neurol.) 
509. 
Crow 


Dahlfeld (Ultraviolett- 
Dosierung) 557 

Dandy (Ventrikulogr.) 
509. 

Dauvillier 501. 

Davis 50L 

(Radiumdosie- 
rung) 557. 

Deetjen (Pneumothorax) 
626. 


(Lungentuberk.) 


Dehoff s. Klare 528. 
Deist 413. 

Delherm u. Chaperon 
(Hilusschatten) 503. 
Demmer (Bursit. olecr.) 

509. 
Denk (Enzephalogr. ) 509. 
Deppe (Herzneurose)530. 
Dessauer 478, 531, 542, 
543, 547. 
Dessecke Magenta 
ren) V. B. 487. 


Autorenverzeichnis. 


Deutsch 414. 
Devois (Rö. bei Prosta- 


tahyp.) 550. 
Dickson (Magendarm- 
erkr.) 520. 
Dienstfertig (kindlich. 
Duodenalulkus) 520. 
Dietlen 412, 494, 521, 520. 
Dillon (Ule. ventr.) 520. 
v. Dittrich (Pes calean.) 
510. 
Döderlein (Radium bei 
gyn. Ca.) (558). 
Dorner (künstl. Pneu- 
mothor.) 527. 


-Downes 477. 


Dresel 438. 

Duane 543. 

Duken (kindl. Mediasti- 
num) *476; (Östeodys- 
plasia exostotica) 510. 

Dunham 488. 

Dyroff (Verkupferung) 
(541). 


Ebstein 405. 

Eden (Callus) 517.. 

Edling 415. 

Eggers (Schenkelhals- 
frakt.) 517. 

Ehrmann 382. 

v. Eiselsberg (Steck- 
schußoper.) 505. 

Eisenmenger (Strahlen- 

, ther.bei Tuberk.) (550). 

Elias u. Hitzenberger 
(Hernia diaphr.) 527. 

Ellinger 544. 

Ellinger u. Landsberger 
(biolog. Rö.-Wirkung) 
532. 

Ellinger u. Rapp (Tho- 
rium - Sensibilisierg.) 


541. 

Enfield 512. 

v. Engelbrecht (Magen- 
Sa.) 520. 

Engelhorn 561. 

Engelns 
Frakturen) (49). 

Ephraim 407 f. 

Erdélyi (Lungenspitzen- 
unters.) 527. 

Erdmann, Rhoda (In- u. 
Explantation) (533). 

Eskuchen, E. (Bauch- 
aortenaneurfysma) 510. 

Evans u. Leukutia (Rö.- 
Ther. bei bösart. Ma- 
gendarmtumoren) 550. 

Eveleth (Rö.-Ther. Medi- 
astinaltumor) 551. 

Ewing 524. 

Eymer (Radium b. Me- 
norrhag.) (558). 


Faber, Knud 510; (Rönt- 
genologenanämie) 533. 

Fedder (Ostit. def. mit 
sek. Sarkom.) *391. 

Feinen 517. 

Fernau (Radiumbiolo- 
gie) 5838. 


Finkenrath s. Blumen- 


thal 556. 
Finsen 557. 


(Rö.-App. f. 


Finsterer (Ulkus-Ca. d. 
Magens) 520. 

Fischer, A. W. (Obsti- 
pation) V. B. 491. — 
(Kontrasteinlauf plus 
Luftaufblähung) 499. 

Fleiner 489. 

Flemming-Möller (inter- 
lob. Exsud. u. Pleura- 
verdickg.) 527. 

Flesch - Thebesius (Ge- 
schoß im Hirnventri- 
kel) V. B. 487. 

Flörcken En 
tion) 520 

Förster, W. (Pneumo- 
kolon für Magenun- 
tersuchung) 499. 

Forester u. Leroux (In- 
tratracheale Jodöhn- 
jektionen) 499. 

Fornero s. Balli 546. 

Forssell 453, 474f. 

Fox u. Farley (Rö.-Str.- 
Wirkung auf Lymph- 
drüsen) 533. 

Fraenkel, Albert 406f. 

Fraenkel, M. s. Lange 
535; (Basedow) (551). 

Freiberg 512. 

Freud 387. 

Freund 440, 523. 

Freund, H. (Ther. d. Ute- 
rusmyome) 546. 


Freund, L. (Rö.-Str.- 
Wirkung) 533. 
Fried 430. 


Friedrich, W. (Nekrolog 
auf Röntgen) (498). — 
430, 472, 480, 545, 547. 

Fritz 543. 

Fröhlich, A. (Radium- 
wirkung auf Herz) 558. 

Fromme 511. 

Fürst, W. 
tisch) 541. 

Gabriel, G. (Vorbestrah- 
lung) 541. 

Ganter (Dünndarmperi- 
staltik) 504. 

Gaßmann, Fritz, (kurz- 
zeit.Magenaufnahmen 
mit der Glühkatho- 
denröhre) *455; V. B. 
482. — (Serienblende) 
*453, V. B. 482. 

Gassul (Eosinsensibilis.) 
541. 

Gaugele 
Kr.) 510. 

George 488, 497. 


(Therapie- 


(Perthessche 


Gerin, Liautard u. Chau-* 


vin (Zwereht£.-Hernie) 
522. 
v. Gerlóczy (Hypoplıy- 


sistumoren Rö.-Ther.) 


551. 
Ghon u. Reymann (Lun- 
genprimärherd) 527. 
Giavedoni 434. 
Giles (Periostitis) 510. 
Girgensohn (akute Ma- 
gendilat.) 520. 
Glasser (Ionis. - Kam- 
mern) 541. 


567 


Pai 


Gött 378. 

Goetze 487, 522; (Wirbel- 
spalten) V. B. 488. — 
(Tuberkulom des Bulb. 
duod.) V. B. 492; 
(Zwerehf.-Hernie) V. 
B. 495; (Ule. duod.) 
V. B. 497 

„„|Wirbeldornab- 


) 51 

Goin: (Holfelders Tech- 
nik) (542). 

Goosmann (Strahlen- 
ther. bei Blasentumo- 
ren) 551. 

Gottlieb 541; (Isodosen- 
kurven) 542; s. Györ- 


8y. 

Graeff 528. 

Graeff u.Küpferle (Buch 
üb. Lungenphthise) 
476. 

Gragert (Pneumoperit.) 
499. 


Grau 440. 

Grebe (elektr. Leitfähig- 
keit fester Dielektrika 
bei Rö.-Bestr.) 499. 

Grier (Nebenhöhlenste- 
reosk.) 499. 


Grisson 442. 
Groedel 384, 492, 530; 
(Gesetzgeb. Maßnah- 


men auf d. Geb. d. 

med. Röntgenkunde) 

*419. — (Insuff. d. Zir- 
kul.-App.) V. B. 494. 

Groover, Christre u. Mer- 
ritt (Lungeninältr. 
nach Mamma-Ca.-Be- 
str.) 533; (Röhrenhal- 
ter) 542. 

Groß 433. 

Groß, O. (Pankreas- 
Diagn.) 520. 

Großer (Ca. d. Unter- 
schenkels, Rö.-Ca.) 533. 

Großmann, G. (Dosis- 
messung) V. B: 481; 
486. 

Gruber 436. 

Grunmach 408. 

Gütie (Bronchialhaunı- 
füllung) 521; (Rö. bei 
Enikondylitis) 551. 

Guth (Lungengangrän) 
527. 

György 541. 

György u. Gottlieb (U}- 
traviolett bei Rachi- 
tis) 558. 


P (Nar benknochen) 


Haeger (Leucht- u. Ver- 
stärk.-Schirme) 499. 
Halberstaedter,L. (Kehl- 

kopfschädigung durch 

Rö.-Str.) *425. 
Handovsky (Arndt- 

Schulz-Gesetz) 538. 
ra Th. (Liehtbal) 


Hart 436, 515. 
79% 


568 


Harttung (Rippenknor- 
pelerkr.) 510. 
Hassencamp’ 
kung auf Ca.) 534: 
‘ Haudek 
Ösoph. bei 'Lympho- 


sarkom u. -granulom 


d. Mediastin.) *386. 


Hauenstein (Zahnzy- 
sten) (510). 
Heidenhain (Arthrit. | 


senil.) 510. 


Heilbron (Rö. d. Felsen- 


beins) 500. 
Heimann (Rö. - Spät- 
~- schädigung) 584. 
Heinecke 471. 
Heitz, Fr. (Hilfsappa- 
- rate) (542). ` 
Heitzmann . (kongen. 
‘ Hüftlux.) 517. 
Henke 458. 
Henrichsen (Patellalux. ) 
517. 
Herrmann 408f£. 
Herxheimer (Radfahrer- 
herz) 530 
Hesse 415. 
Heßmann 
Kompendium) 478. 


| Heyer (Psych. Einflüsse: 


auf Magendarmmotil.) 
521. 

Heyrovsky 523. 

Hickey 512. 

Hieß (Beckenknochen- 


erkr. nach Abort) 510. . 


Hilgenreiner (Knochen- 
atr.) 511. 
Hirsch, S. (Mineralsalze 
u. Darmmotil )V.B.49. 
Berberich 498; 


E n deform. Ar- 
thritis) 511. 
„Hitzenberger s. Elias 


527. 
Tobert (Blutr egener. un-- 


ter. Lichtwirkg.) 534. 
Hodges (Potterblende) 


500; ‚(Perikarditis)530. 


Hoeßlin 404. 

Hofbauer 438, 88. 

Hoffmann, Albin 410. 

Hoffmann, F. A. 438. 

Hoffmann u. Schreus 
(Rö.- -Spätschädigung‘ 
: (584). 


v.. Hofmeister 495, 
Hohlweg (Harnleiter. 
' steine) 500; (Pyelogr.), 
5. 


50 

Holfelder 425, 542; (Ame- 
rikareise) V, B. 487; 
(Rö.-Ther., Knochen- 


Sa.) V. B. 489; (exper. 


Strahleńfor sch. ) (534); 
(Rö.-Ther. bei malig- 
nen Tum.) (551). 
Holler 436. l 
Holthusen 479; (physi- 
kal. u. biolog. Dosi- 
metrie) K. B. 485. 
Holweck (opt: Eigen- 
u d. Rö.-Str.) 
UN : i 


(Rö. Wir- 
(Veränd. . d. 


(Schmidts | 


Autorenverzeichnis. 


Holzknecht 382, 412, 433, 


459; (kein Reizverzug 


des  Röntgenlichts) 
*470, 533, 539; (Ca.- 
. Dosis) 542; (Oberflä- 


chendosismess.) 542: 
(Lieht u. Schlaf) 558. 
Horn, W. (Magen-Ca.- 
Perfor.) 521. - 
v. d. Hütten (Ule. pept. 


Huguet (Interpositio 
coli) 521. 
Huldschinsky  (Ultra- 


violett b. Rachitis) 558. 
‘ Hunter 555. i 


Iglauer (Trachea, La- 
rynx, Ösoph.) 528. 

Ingber (Magenpapillom) 
521. 

Ishido (Kniegalnkme- 


niskus; Gelenkunters.) 


511; (Ultraviolett u. 
Avitaminose) 534; (Ra- 
` diothor. u. Gelenke) 
558. 
Ivy, Orndorff, Jacoby u. 
Whitlow (Rö.-Str. u. 
Drüsen) 534. . 


Jackson (Symphysen- 
tuberk.) 511. 


Jacoby, A. s. Ivy 534. 


Jadassohn (Sensibilis. 
bei Ekzem) 534, (542). 


J aeckel 547. 


— s. Sippel 530. 

Jaeger, Rob. u. Rump 
- (Dosismessung) 542. 

J arre s. Pohle. 


.Jehn. (Nagel im Bron- 


- chus) 506. 

Teni (Ösoph. Fremdk:) 

Teen (Rö.-Ther. b. 
Tumoren) 551. — (Rö.- 
Ther. d. Schilddrüse) 
551. 

Jesionek PUPIN 
kung) 55 


í Jess u. IN (Ultra- 


violett und Linse) 558. 
Jessen, H. (epiphysäre 
Wachstumsdeform. 3 


511. 
Johan s. v. Kern 528. 
Johannesson (Gravidi- 


tät, Diagn.) 521. 
Jonas 459. 
Jüngling 427. 
Jüngling 545; 

kulogr.) (511). 
Jugenburg 433. 


‚Käding 440. 

- Kahl (Fraktur en) V.B. 
496. 

Kahn, Herb.  (Tumor- 


serumreaktion) (530). 
Kappis (Luftfüllung v. 
Abszeß- u. Empyem- 
höhlen) 500. 
Karger (Adaptometer) 
500. 


Keller 


-= Kirklin 


(Ventri- 


Karolus (Rö.-Spektrum) 
500. 


Kast 405. 

Katsch 489. 

Katz, R: (Ule. 
duod.) 521. . 

Kauffmann (Kolonspas- 
men bei Ule. duod.) V. 
B. 490. 

Kauffmann, Fr. 
tane 
V. B. 492. 

(Ultraviolett u. 
Haut) 559; (Höhen- 
sonnendos.) (559). 

Kennedy 509. 

Kerber (Lungentuberk.) 
528. 

Kergrohen (Rö.-Tiefen- 
ther.) 542, 

Kerley u. Le Wald (At- 
las d. kindl. Verdau- 
ungskr.) 477. 


ventr., 


(spon- 


v. Kern u. Johan (Mi- 
liartuberk.) 528. 
Kerr 509. 


Keßler (Hernia diaphr. ) 
528. 

Kestner, Peemöller u: 
Plaut(Strahlenwirkg.) 
525. 

Kienböck 507, 510. 

Kingery 553. 

Kingreen (seltene Rö.- 
Bilder) 512; age: 
trumfrakt.) 5 

AET 
Kr.) (512). 

Kirkpatrick (Rö.-Spek- 
trum) 501. 

Kirsch 436. 

Klare u. Dehoff (D’Espi- 
nesches Zeichen) 528. 

Kleemann (Magenent- 
leerung) 521. 

Knerr (Schutz v. Tiefen- 
therapieröhren) 543. 
Kneschaurek (Zahnzy- 

sten) (512). 


Knipping(Pseudo-Hoch- 


vakuum) 501. 

Knox s. Thomson-Wal- 
ker 506. 

Koch, ‘K. (Lendenwirbel- 
Gelenkfor tsatzbrüche) 


517. 

Köhler, Alban 448; (Me- 
tatarsalerkr.) 512. 

König 425. 

Körner 547, 

Kohler (Spontanpneu- 
mothorax) 528. 

Kohlrausceh(Wirbelsäule 
u. Sport) 512. 

Kok u. Vorlaender (bio- 
log. Strahlenwirkg.) 
585. . 

Kolle (Kontrolle d. Wis- 
muttherapie) 504. 

Kollert 381. 

Konjetzny 437. 

Koschella s. Jess 558. 

Kottmaier (Lungentu- 
berk., Rö.-Kater) 535. 
— (Rö.-Schäden) .535. 


Gastroenterost.) 


XXXÍ, 4, 


—  (Rö.-Sterilis. bei 
Lungentuberk.) 552; 
(Rö.-Ther. bei Ule. 
pept.) (552); (Herz- 
diathermie) 559. 

Kraemer, C. (Sonne u. 
Tuberk.) (559). | 

Kraft, Fr. (oper. Blase) 

2 


Kr ol (Strahlenther., 
Uterus-Ca.) 546. 

Kraus, Fr. (Diathermie). 
993). 

Krause, K. (Pseudoka- 
vernen) 528. 

Krause, P. 401 f., 438 f. 

Kretschmer s. Bucky 
549. 

Krönig 430, 545, 547. 

Kronenberg (Konkrem. 
d. Kieferhöhle) (506). 

Küpferle s. Gräff. 

Küstner 481. (Standard- 
gerät z. Dosierung) K. 
B. 483; (Dosimetrie) 
(543). 

Kumer (Radium bei An- 
giom) 546. 

Kundrat 386. 


Kuprijanoff (Colon 
transv.) 522. 
Lacassagne s. Regaud | 


54T. 

Lamarque (Filtrierung) 
543. 

Landeker (gyn. Körper- 
höhlenbestr.) (559). 

Landsberger s. Ellinger 


532. 

Lane 491, 525. 

Lange, Kurt s. Chaoul 
550. 

Lange, L. u. Fraenkel 


(Rö.-Str. 
baz.) 585. 
Lange, Max (kindl. Lun- 
ecenprimärherd) 528. 
Langemak (Schädel-Sa., 
Oper. u. Rö.) 552. 
Langer (gyn. Str.-Ther.) 
(947). 
Laqueur (Radium-Licht- 
Ther.) 559. 


u. Tuberkel- 


Larkin (Radiumnadeln) 


Leddy s. Weatherwax 

Leenderts 381. 

Lehmann, ©. (Fremd- 
körperperfor. d. Dünn- 
darms) 506. 

Lehmann, J. C. (Magen- 
straße) 504. 

Lehner (Hautüberemp- 
findlichk.) 536. 
Leix (zahnärztl. Rö., 
Buch) 477. 
Lenard 479. 

Lengfellner 
Ly ssa) (552). 


(Tetanus, 


'Lenhartz 404. 


Lenk (Rö. bei 
krankh.) 546. 

Leonard (Gallenblasen- 
erkr.) 522. 


Haut- 


a Fa >: a a T V ee a rl BF Fe 


XXXI, 4. 


Lepennetier (Halsdrü- 
sentuberk.) 552. 

Leroux s. Forester 499. 

Leukutia s. 

Levy-Dorn 
zum 60. Geburtstag) 
373%. — 407f.,, 439, 
441f.: 
v. d. Blase aus) V. B. 
479. 

Le Wald s. Kerley. 

Liautard s. Gérin 522. 

Liberson (Rö.-Technik) 
501. 

Liebman 
559. 

Lilienfeld 470. 

Lilienstein (Orthometer) 
(501) 

Liniger 420. 

LiB (Lungen - llerzver- 
änd. nach Eiweißimp- 
fung) 528. 

Löffler 518. 

Loescehke 512. 

Löwy u. Tezner (kindl. 
Magenmotilität) 504. 

Loose (Fortschr. d. Rö.- 
Ther.) *441. 

Lorenz 412. 

Lorey 542; (allg. Strah- 
lenther.) 530. 


(Elektroden) 


Lossen (Gesetzgeb. Maß- 


nahmen auf d. Geb. d. 
med. Röntgenkunde) 
*419. — (Obstipation) 
V. B. 492; (Ule. ventr., 
Hernia diaphr.) V. B. 
495; (Zwergwuchs) V. 
B 496; (Ule. duod.) V. 
B. 497. 

Lotsch 392. 

Lotzin 450. 

Loucks (Radium bei tox. 
Kropf) 553, 559. 

Ludloff 517. 

Lüdin 552. 

Lüppo-Cramer 502. 

Lust  (Ösophagusspas- 
mus) 522. 

Lydtin (Kavernen) 528. 

Lysholm 556. 


Mackee u Andrews 
(künstl. Dermatitis) 
536. 

Mader (Enzephalogr.) 
512 


Magenau (Lux. oss. na- 
vic. ped.) 517. 


Manasse (Osteomy. Ge- 


sichtsschädel) 512. 

Mandl (Unterschenkel- 
frakt.) 518. 

Mann 402. 

March 501, 531, 543. 

Marchand 402. 

Marcovich 436. 

Martin (maligne Haut- 
tumoren) 546. 

Martin, L. u. M. (Rö.- 
Ther.tiefsitzender bös- 
artiger Geschw.) 552. 

Martius (Ausspr. z. Do- 
simetrie) 486. 


Evans 550. 
(Begrüßung 


(Ureterfüllung 


' Autorenverzeichnis. 


Martius, Fr. (Arndt- 
Schulz-Gesetz) 586. 

Marx 438. 

Masmonteil u. Beclere 
(Knochentuberk.) 512. 

Massart u. Cabouat 
(Schulterentwicklung) 
504. 

Matoni (Rö. bei Ule. 
ventr. et duod.) 552. 

Matson 529. 

Matthes 381. 

Mckinney (Hypophysen- 
tumoren) 512 

Melion (Gravid. u. Lun- 
gentuberk.) 529. 

Merritt s. Groover 583, 
542. 

v. Meyenburg (Schädel- 
dacharterienfurchen) 
512. 

Meyer, P. S. (Bae. pro- 
digios.) 536. 

Miescher (rhythm. Rö.- 
Reaktion) 536. 

Milani (Dünndarnbewe- 
gungen) 504. 

Millewee (Bestr ahlungs- 
technik) 543. 

Minami s. Warburg 5832. 

Minonflet u. Schrumpf- 
Pierron (Blutreaktion 
auf Rö.) 536. 

Mönckeberg (Knochen- 
Sa.) 512. 

Monod s. Regaud 547. 

Montanari (Duodenaldi- 
vertikel) 522. 

Montgomery 548. 

Moore (Ostit. deform.) 
513. 

Morowitz 438f. 

Mori (Ultrasonne) (959). 

Moritz 494, 530. 

Moseytz (Knochentumo- 
ren) 513 

Mosenthal (Rö. bei Po- 
lyglobulie) 552. 

Mühlmann (Strahlen- 
ther. Uterus Ca.) 547: 
(Rö.-Reizbestr.) (553). 


. Müller, F. W. (Magen- 


form) 504. 

Müller, W. (Knochen- 
längenwachstum) 513: 
(kongen. Femurpseud- 


arthr.) 518. 
Munk (Gelenkerkr.) 
(513). 


Murphy 540. 
Mutcheller (lonis,-Kanı- 
mer) (543). 


Nager 402. 

Nagy s. v. Thurzó 508. 

Natale-Marzi (Netztu- 
mor) 522. 

Neidhardt (Leukämie 
Ther.) 553. 

Nemenow (Strahlenther. 
d. a TOPAS aan GAG 
ren) *43 

Neuda, Redlich u. Siel- 
mann (Rö.-Kater) 537. 


Neumann 3781. 
— Kurt E. 382. 


Nevermann (Rö. -Kater) 


537. 

Nicolis (Humerus varus) 
513; (Handwurzel- 
frakt.) 518. 

Nims (Vernichtungsdo- 
sis) 538. 

v. Noorden 493. 
Nordmann, E. (Uk. 
ventr. et duod.) 522. 
Nürnberger 540. 
Nürnberger, L. (Rö.- 
Wirkung auf Zellen) 

588. 

Nußbaum, R. (Pneumo- 
per.) 522; (Rö. bei 
Lymphom) (553). 


Odencrantz (physikal. 
Grundlagen) 501. 

Oehlecker (Ule. ventr. et 
duod. perfor.) 522. 

Ohly (Ule. ventr.) 523. 

Opitz, E. (Wirkung der 
Rö.-Str. auf Ca.) 538; 
(biolog. Strahlenwir- 
kung) (538); (Strah- 
lenther. des Uterus- 
Ca.) (547); (Problem 
d.  Krebsbestrahlg.) 
54T. 

Orndorff s. Ivy 534. 

Oser 459. 

Otten 4081. 

Otto 451. 


Pacini(Anthropometrie) 
5 


Palmieri 
lung) 543. 

Palugyay (Starkstrom- 
a en ai Ti (Ule. 
pept. jej.) 5 

an 523. 

— Ösophagogastro- 
anast.) 523. 

Pancoast 509. 

Parker (Mesenterialzy- 
ste, Dünndarmlivert.) 
523. 

Pascher 
fik. 

Passow (Licht u. 
terien) 559. 

Payr (pathogene Keime 
auf Rö.-Platten) 502. 

Pazzi (Rö.-Sterilis.) 547. 


( Streustrah- 


A Kcehlko pfossi- 
Bak- 


Peemöller s. Kestner 
332. 

Pels-Leusden (Rö.-Ul- 

kus) 536. 

Perrine (Fluoreszenz 


durch Rö.-Str.) 502. 
Perthes (Rö.-Ther. d. 
chir. Ca.) 538; (Kiefer- 
spätnekrosen) 5838. 
Piahler 538, 555, 560: 
(Ther.-App.) 543. — 
(Filtersicherung) 543: 
(Rö. bei Mamma-Ca.) 
“558. 
Picard, H. (Hochfre- 
quenzther. b. Narben) 


569 


(559); (Inhalation im 
ionisierten Luftraum) 
(559). 
— s. Siedamgrotzky 544. 
Piccaluga (Rö. b. Hä- 
morrh.) 554. 


Piergrossi (Dosierung) 
543. 
Pirazzoli (okuloösoph. 


Reflex) 523. 

Pirie (Rö. bei Ösoph.- 
Ca.) 554. 

Plank (Wirbel-Ca.) 513. 

Plaut 437; (Ulkus-Ca.) 
523; — s. Kestner 535. 

Plesch (Tumorbehand- 
lung mit fluoresz. 
Subst.) 544. 

Podestà (Ventrikulogr.) 
502. 

Podlaßky 
phrom) 529. 

Poehlmann (Gelenklues) 
513. 


(Hyperne- 


Pohl (Ausspr. z. Dosi- 


metrie) 486. 


Pohle u. Jarre (Physik 


d. Rö.-Ther.) 478. 
Poos. (Magenfunktion) 
505; (Hahnenkamm- 
bestr .) 538. 
Popow (Rippenknorpel) 
514 


Pordes 471£.: (Reizwir- 
kung?) (539); (biolog. 
Rö.-Str ‚„Wirkung)539. 

Porges (Ule. ventr. et 
duod.) 523. 

Portis (Dünndarm-Ca.) 


524. 
Poswik (Rö. bei Alveo- 
are) 554. 


Potter 4501. 

Pribram (Patellafr akt.) 
518. 

Pritchard (Thorax- 
schrägaufnahmen) 
(502). 


Pritzel 438. 
Pucher s. Cori 532. 


Puppe (Wirbelfrakt.) 
518. 
Quenu 554. 


Quick (Mundboden-OCa.) 
560; (Radiumemana- 
tion) 560. 

Quimby (Nomogramın) 
560. 

Quincke 508 

Raab, W. 
514. 

Rabl 
(514). 

Rajka (Hautüberenip- 
findlichk.) 539. 

Ransom (Radiumeman.- 
Dos.) 560. 

Rapp s. Ellinger 541. 

Ratig (Hirnsteckschüs- 
'se) 506. 

Rau 399. 

Raynal (Rö. bei Glyko- 
surie) 554. | 

Redlich, Fr. s. Neuda 
537. 


(Sella ture.) 


(Knochenkerne) 


570. 


Regaud 433, 560. 

Regaud, Roux - Berger, 
Lacassagne, Cesbron; 
Coutard; 


547. 
Rehn, E. (Fraktur u. 
Muskel) 518. 
Reich, Leo (Zwerchf.- 
Hernie) 524... 
Reichenbächer 391. 
Bann > Gen 


Reimer (Rö.-Ulkus) 539. 

Reischauer (Schulter- 
lux.) 518. 

. Reiß 492. 

Reiter 436. 

. Rendich (Magenschleim- 
haut) 524. 

Reymann s. Ghon 527. 

Reyn 557. 

Richard s. Regaud 547. 

Richarz 551. 

Ridder 386. 

Riedel, G. (Coxa Yara: 


Perihessche. Kr.) 514. 


. Rieder 488, 504. 

‚ Rocchi (Rö.-App.) 544; 

- (Radiopunktur b. Lip- 
pen-Ca.) 560. 

Rodenbaugh (Bronchit. 
fibrin.) 529 

Rößle 414. 

Rosenthal, R. (Vitium 
cordis congen.) 530. 


Rost, G. A. 404, 559: 


- (biolog. Grundlagen d. 
Ultravioletther.) 539: 


Ta d. Haut- 


Ca.) (54 

Rothmann 559; (physiol. 
Lichtwirkg.). 539. ` 

< Rothman u. Callenberg 
(Lichtbad u. Serum- 
kalk) 560. 7 

Roux-Berger s. Regaud 
547. | 


Rump s. Jaeger 542. 


Rydgaard (Rö. ber Poly- 


globulie) 554. 


Sachs, H. (Serodiagn. d. 
Geschwülste) (530). - 
Sachs, H. (Herzschmerz, 

Diathermie) (560). 
. Salzmann 431. 
Samuel (Ileozökalstau- 
ung) 525. 
Sandberg 433. 
Sale (Lungenabszesse) 


Santoro (Rö.-Ther. d. 


Uterusmyome) 548. 
Saraceni (Pes equino- 
varus) 514. 
Sauerbruch 400f. . 
Sawford (Spiralblende) 
502. 


Schanz ae. Hüft- 
lux.) 5 

Scherer (Gravid: u. Tu- 
berk.) 554. 


Schieffer 530. 


Monod, : 
Richard(Radiumther. ) 


"Schwarz, 


-  Autorenverzeichnis. 


' Seliinz509; (Pseudarthr. 


oss. ` nav.) 518; — 
Clairmont 517. 
Schittenhelm 379. 
Schlemmer (Nadelex- 
traktion) 506. 
Schlesinger 488. - 
Schlesinger, H. (Celene 
lues) 514. 


‘Schmidt 425 f., 520. 


Schmidt, A. (Kniege- 
lenkverl. 2 E 
Schmidt, (Kom- 


pend. d. k Thes -) 478. 
Schmidt, R: 436. 
Schmincke s. Andler 

549. 

Schmitt,. Walter (Strah- 
lenther. d. Uterus-Ca.) 
548. 

Schmitz (Larynxschädi- 
gung) 540; (Strahlen- 
' ther. des "Zervix-Oa.) 
548. 

Scehmoller (Diagn. d. 
Lungentumoren) *399. 

Schloffer (Pneumatocele 
eranii.bei Frakt.) 518. 

Schneider, G. H. (Fieber 
nach Bestrahlg.) 539. 


‚Schotten (Höhensonneb. 


Keuchhusten) 560. 


Schreus s. Hoffmann 
(534). 
Schröder 414. 


Schrumpf-Pierron s. Mi- 
nouflet 536. 

Sehüller, M. P. (Epicon- 
dylitis tubere.) 515. 


Schütze, J. 457; (De- 
monstr.) V: B. 482; 
u a 

Schultze, W. H. (Ossif. 


des 1. Rippenknorpels) 
515; (Magenpathol.) 
525. 


bei männl. Genital- 
tuberk.) 554. 
Schwarz, G. 5388. 


Schwensen (Rö. bei’ 


Basedow) 554. 
Seemann 484. 
Seitż, L. 542, 545, 546; 
. (Rö. u. Radium-Ther.) 
478; (Rö. Wirkung) 
(539). 
Sellheim (Uterusexstir p. 
od. Bestrahlung?) 549. 
a i (7. Halswirbel) 


Sergent u: Cottenot (in- 
tratrach. Lipojodinin- 
. jektion) 502. 


v. Seuffert. (Lehrb. d. 


Strahlentiefenther.) 
478. 
Sick (Atlanto oceip. Ge- 
lenk) 515. 
Siedamgrotzky u. Picard 


(Thorium - Sensibilis:) | 


544. 
Siegel 439. 
Sielmann, H. 

Stoffwechsel, Rö.-Ka- 


Sonne 


Egbert (Rö. 


(OINa- 


ter) (539); — s. Nouda l 


Sielmann, R , (Rö. bei‘ 


Basedow) (554). 


Sieverth (Radium-Kom- 


pensator) 544; (Sek.- 
. Strahlen in d. Radi- 
umther.) 560. 


' Simon, L. (Blasendiver- 


tikel) 525. 
Simons, Alb. (Rö. -Ther. 
v. Tumoren im Media- 


stin, u. am -Hilus) 
*384. 

. Singer 436. 

Sinnhuber 440. 

Sippel 547. 

Sippel u. Jaeckel (Miß: 
erfolge d. Rö.-Ther.) 
530. 

Sittenfeld 553. 

Skinner (r. Zwerchfeil) 
529. u 

- Smital areamny 
525. | 


Smith, Edwin (Krebs- 


forschung) 581. 
smider - (Bucky blende) 


Solomon 486, 542; (bio- 


log. Dosen) 545. 
(Lichtbad u. 
'Diphtherietoxin) 539; 
(Lichtwirkung auf 
Leukozyten) 539; 
(Thermonadel) 561. 
Sonntag 417 f.; (Finger- 
zyste) 515. | 
Spatz, H. (Brustkorb bei 


505. 

Spieß 407. 

Spinelli (postoper. 
Bestr.) 545. 


Rö. - 


. Ssoson - Jar :oschewitsch 


(Variationen des S- 
Romanum) 505. 

Stahl, R. (diagnost. 
Pneumothorax) (529). 

Staunig 543. | 

Stecher (Osteogen. im- 
perf.) 515 

Steinach 433. 

Stenvers 500. 

Stephan 433.. ` 

Stern 553, 555. 


Stevens (Strahlenther.) 


531; (Rö.-Ther 
chron. Próstatahy per- 
tr.) 554. 
Stewart (Lungenabszeß) 


Steyrer 411. 

Stierlin 491. 

Stöhr (luet. Gibbus) 515. 

Strasburger = (Ob- 
stipation) V. B. 491: 
N (561). 

Straßmann - (Kreuz- 
schmerz) (515). 

Strauß, Otto (Verschie- 
denartige Empfind- 


lichkeit gegen Rö.-: 


Str.) *428; (Strahlen- 
ther. Basedow) (555). 


a 


Se Körperlagen) 


 Veau (Rö. -Ther. 


` 


Strecker (Enzephalogr.) 
- 508. 


Stricker s. Creite 509. 


. Rö.-Platten) 503. 
Sturm 540. 
Sudeck 511. 


Stumpf (reflektierende- 


Sutherland (Rö.d. Harn- 


wege) 525. 


Swanberg (Naevus) 561. 
` Swearingen (Kugel im 


Herzen) 506. 


.Szabð (Pneumoradiogr.) 


. Szegö (Unters. üb. das 


Rö.-Str.-Gemisch beim 


` Transformatorbetrieb) . 
*464. 


Tabb’ (Harnsteine) 506. 


- v. Tabora 521. 


Talma 436. 
Tandler 433. 


Tanturri (Ohrmuschel- | 


tumor) 555. 


‚Taylor (Coccidiengranu- 


lom) 515;. (Magen- 
darmunters. bei. Ar- 
thrit. def.) 525. 
Temesväry (Lichtther.d. 
Mastitis) 561 


Teschendorf (Fehler des 


r. Cor-Aortenaneurys- 
ma) *375. 

Teschendorf, W. (intra- 
-abdom. 
525. ; 

Teutschländer 
Krebsf.) (531). 

Tezner s. Löwy 504. 

Thaler 546. 

Thedering (Strahlen- 
ther. d. Haarkrankh.) 
546. 

Theilhaber- ' (elektroma- 
gnet. Schwingungen u. 
Immunität) (540). 


(exper. 


Thibonneau (Schutz vor 
Leitungsdrähten) 503. - 
` Thomson - Walker u. 


Knox (Nieren- u. Gal- 
lensteine) 506. 

v. Thurzó u. Nagy (Li- 
quor nach Lufteinbla- 
sung) 508. 

Tietze 510. 

Trausner (Kniegelenks- 
lux.) (518). _ 

Tscherning (Konstitu- 
tion b. Ule. ventr.) 526. 


‚Ulrey 501. 
Umber 511. l 
Unterberger (Keimdrü- 


senbestr.) 540. 
ka 

mus) 555. bo 

Veczler 436. 

Vierheller 478, 547. 

Vierordt 379. , 

Virchow 486. 


Vogl, À. (Östit. jefsim,) 
Vost E 


E. (Ovarialtumor 
nach Rö.-Kastr.) (549). 


Vorlaender "Ss. Kok. 535. 


XAXA . 


'Verwachs.) 


XXXI, 4. 

Wagnon (Rückensar- 
kom) 532. 

Walcker (Bauchorgane) 
505. 

Walter, H. (Osteochon- 
dr. diss.) 516. 

Warburg u. Minami 
(überleb. Ca.-Gewebe) 
632. 

Ward s. Burnam 557. 


Ware (Rö. bei Nasenpo- - 


lypen) 555. 
Warnekros 547. 
Warren 553. 
Warsow (Ostit. fibr.) 516. 
Wartenberg (Enzepha- 
logr.) 503. 
Weatherwax u. Leddy 
(Ionisationsmessung) 
545. 
Weber 414; (Knochen- 
Karzinose) V. B. 496. 
Weber, E. (Magenmyon) 


526. 


Sachverzeichnis. 


Wegge (ÜUretersteine) — (Beziehungen zw. 
507. chron. adhäsiven u. 
er (Arthrit. def.) tuberkul. Lungenpro- 
zess., Asthmabronch. 
wen at. u. Emphysem) *438. 
Weingärtner 407. Weski (Kieferpathol.) 
Weinnoldt 512. 516). 


Weinstein (Pars dese. 
duod.) *382; (Appen- 
dicit. chron.) 526. 

Weiß, Jul. (Lymphogra- 
nulom) 529. 


Weißenberg 451. 
Weitzner (Magenlues) 
526 


Werner, P. (gyn. Hypo- 


physenbestr.) 549. 

Werner, R. (Krebsther.) 
(545); (radioakt. Subst. 
bei Ca., Sa.) (561). 

Wernscheid (Gemeinsa- 
mes Vorkommen von 
Lungentuberk. u. Ule. 
pept.) *436. 


West (Femurepiphysen- 
lösung) 516. 

Wetterer 429. 

Wetzel 425. 

Whitlow s. Ivy 534. 

Wiemann (Hernia dia- 
phr.) 530. 

Wilhelm, Th. 
Kyphose) 516. 

Williams (Entwickler) 
(503). 

Wimberger 476. 

Winter, Fr. (Epilepsie 
u.Menstr.) 555; (Strah- 
lenther. des inoper. 
Uterus-Oa.) (549). 

Wintz 465, 478, 489, 542, 


(tetan. 


. Zweifel. 


571° 
545; (Rö.-Ther. d. Ca.) 
(549). 


Wisbrun (Pes equinus) 
516. 


“ Witherbee 556. 


Withers (Strahlenbiolo- 
gie) 540. 

Wohlauer(Doppels.Erkr. 
d. Os lunat. u. Zyste 
in einem Os nav.man.) 
*417. 

Wolff 402. 

Wood (Dosierune) 545. 

un: (Hallux valg.) 
516. 


Zehbe 494. 

Ziegler (Rö. bei Larynx- 
tuberk.) 555: (Neue 
Rotationsblende) *450; 
(Lungenspitzenunter- 
suchg.) 503. 

E. (Ovarial-Ca.- 

Bestr.) 549. 


Sachverzeichnis. 
(Zahlen = Seitenzahlen; gesperrt gedruckte Autornamen beziehen sich auf Originalmitteilungen, 
einschließlich V. B. = Vereinsberichte; eingeklammerte Zahl bedeutet: Kurze Quellenangabe; 


Abortus, Beckenknochenerkr. nach 
(Hieß) 510. 

Abszeßhöhlen, Lufteinblasung 
(Kappis) 500; Bingel 498 (Em- 
bolie!). 

Adaptometer (Karger) 500. 

Äskulin (Plesch) 544. 

Akromegalie, Bestrahlung bei 
(Nemenow) 432. 

Albeespan s. Spondylitis. 

Allgemeinwirkung der Rö.-Str. 
(Kok u. Vorlaender) 535. 

— s. Röntgenkater, Röntgenstrah- 
lenwirkung. 

Alveolarpyorrhoe, Rö.-Ther. (Pos- 
wik) 554. 

Amenorrhoe, Rö.-Ther. (Balli u. 
Fornero) 546. 

Amerika, Reiseeindrücke aus 
(Holfelder) V. B. 487. 

Anämie, Liehtwirkung auf (Ho- 
bert) 534. 

Anämie, perniziöse b. Röntgeno- 
logen (Faber) 533. 

Aneurysma d. Bauchaorta (Es- 
kuchen) 510. 

Angiome, Radiumther. (Kumer) 
546. 


Anthropometrie (Pacini) (505). 

Aorta abdom., Aneurysma (Es- 
kuchen) 510. 

Aortenaneurysma (Teschen- 
dorf) 375f; (Schmoller) 
414. 

Aortenschatten (Delherm u. Cha- 
peron) 503. 

Appendicitis chron. (Weinstein) 
526. 

Arndt-Schulzsches Gesetz (Han- 
dovsky) 533; (Martius) 536; s. 
Reizwirkung. 


K. B. = Kongreßbericht.) 


Arteriendarstellung s. Gefäße. 


‚Arthritis deformans (Hirsch) 511. 


— Magendarmuntersuchung bei 
(Taylor) 525. 

— Pathogenese (Wehner) 516. 

— am  sSternoclavicular - Gelenk 
(Schultze) 515. 
Arthritis senilis 

510. 

Asthma bronchiale, Beziehung zu 
Lungentuberkulose (Wern- 
scheid) 438f. 

Atlantookzipitalgelenk, Synostose 
(Sick) 515 

Aufladevorrichtung f. Meßgeräte 
(Brenzinger) 541. 

Avitaminose, Ultraviolettwirkung 
(Ishido) 534; (Alpern) 555. 

Azetonämie, Rö.-Ther. (Raynal) 
554. 


(Heidenhain) 


Bakterien, Strahlenwirkung auf 
(Meyer) 536; s. Tuberkelb. 

Basedow, Rö. Ther. (Fraenkel, 
Jenkinson) 551; (Schwensen, 
Sielmann) 554; (Strauß) 555. 

Bauchschmerzen, Entstehung 
(Buchholz) 519. 

Bauchsitus (Walcker) 505. 

Beckenknochen, Erkrankung nach 
Abortus (Hieß) 510. 

Bestrahlungspausen 
534. 


Bindegewebe (Rö.-Str.-Wirkung 
auf (Fox u. Farley) 533; s. Rönt- 
genstrahlenwirkung. 

Biologische Strahlenwirkung 
(Holzknecht) 470f.; (Kok 
u. Vorlaender) 535. — s. Blut, 
Stoffwechsel, Glykosurie, Rönt- 
genkater, Temperatur. 


(Heimann) 


Blase nach Operation (Kraft) 521. 

Blasendivertikel (Simon) 525. 

Blasenkarzinom, Rö.-Ther. (Jen- 
kinson) 551. 

Blasensteine (Brack) 505; (Suther- 
land) 525. 

Blasentumoren, Strahlentherapie 
(Goosmann) 551. 

Blende, neue Rotations- (Zieg- 
ler) 450f. — Serienblende f. 
6 Aufnahmen (Gaßmann) 
453 f. — s. Spiralblende, Potter-, 
Buckyblende. 

Blut s. Anämie, Polyglobulie. — 
Liehtwirkung (Sonne) 539. — 
Rö.-Str.-Wirkung (Kiehne) 535; 
(Minouflet) 536. 

Blutbestrahlung bei 
(Poos) 538. 

Blutdruckherabsetzung n. Licht- 
bestrahlung (Rothman) 539. 

Blutgefäße, Darstellung (Berbe- 
rich u. Hirsch) 498. 


Hähnen 


"Blutsehädigung s. Anämie 533. 


— b. Röntgenologen (Faber) 533. 

Blutzucker nach Ultraviolettbe- 
strahlung (Alpern) 555. 

Bronchialbaum, Darstellung mit- 
tels Jodölinjektion (Forester u. 
Leroux) 499; (Sergent u. Cotte- 
not) 502. 

— therapeutische Füllung mit 
Wismutöl (Stewart) 529. 

— Spontanfüllung m. Kontrast- 
mitteln (Gütig) 521. 

Bronchialdrüsentuberkulose(Lan- 
ge) 528. 

— Rö.-Ther. der kindl. (Bucky u. 
Kretschmer) 549. 

— und D’Espinesches 
(Klare u. Dehoff) 528. 


Zeichen 


572 | 


| Bronchoskopie b. Tenor 
(Schmoller) 407. `.. 
Brotteig zur Überschichtung 
| (Jenkinson) 551. 
- Buckyblende 450, 454; (Ga B- 
man n) 457; (Snider) 502. 


Cholezystitis, Duodenum 
(Weinstein) 382 f.; B Gal- 
'lenblase. . 

‚Chondrodystrophies. Z wergwuchs. 

Chordome, maligne (Andler u. 
Schmincke) 549. 


Coceidiengranulom (Taylor) 515. 


= Coolidgeröhre, kurzzeitige Ma- 
genaufnahmen mit der (G aß- 
mann) 455f. 

— Momentaufnahmen ` (S chüt- 
ze) V. B. 482. 

— Messungen mit der (S zegö) 
488. 

Coxa vara statica (Riedel) 514. 


Hakibewerungen (Burnett) 519. 

Darmmotilität u. Mineralsalze (S. 
Hirsch). V. B. 493. 

Darmkrankheiten, kindi. (Buch 
v. Kerley u. Le Wald) 477. 

Dementia praecox u. Röntgen- 
sterilis. (Pazzi) 547. 


Dermatitis (Lehner u. Rajka) 536.. 
Diathermie bei Herzerschlaffung 


(Kottmaier) 559. - 

.— bei Herzschmerz (Sachs) (560). 

— bei gyn. Erkr. (Liebman) 559. 

— bei Ischias, mit Temperatur- 
messung (Kraus) 559. 

— bei Halsdrüsentuberk. neben 
Rö.-Str. (Lepennetier) 552. 

Diekdarm, Kontrasteinlauf neben 
Luftfüllung (Fischer) 499. 

Dean s. S-Roma- 


Dielekir ika, elektr. Leitfähigkeit 
(Grebe) 499. 


- Diphtherietoxin, Lichtwirkung 
-, auf (Sonne) 539. l 

Dosierung (Baumeister) 541; 

(Wood) 545. 
— biologische (Solomon) 545. 

— mittels Spektrometer (Pier- 
grossi) 543. 

- Dosierungsfehler. (Sippel u. 


Jaeckel) , 530. 
— durch „Vorbestrahlung“ (Ga- 
briel) 541. 


. Dosimetrie (Bassi) 541; (Küst- 


ner) (548 k 
— physikal. u. biolog. (Holthusen) 
485. — s. Röntgenstrahlenmes- 
sung. 


Dosismesser,; Eichung (Behnken) 


V. B. 479. 


Dosismessung (Holzknecht) 542; 


(Pfahler) 543: 


— mit Ionisationskammer n (Glas- 


ser) 541. 
— in der Tiehtiher; 
w. Finkenrath) 556. 
Ductus Botalli, offener 
.scehendorf) 3%. 
Dünndarmbewegungen (Milani) 
504. 
Dünndarmkarzinom (Portis) 524. 


. (Blumenthal 
(T e- 


- Duodenalgeschwür, 


. bei | 


: — bei Pankreaserkr. 


. Elektromagnet. 


Sachverzeichnis. 


Dünndarmperforation dureh 
Fremdkörper (Lehmann) 506. 
Dünndarmperistaltik (Ganter)504. 
Duodenaldivertikel (Montanari) 

522: (Parker) 528. 

Rö.-Diagn. 
(Dillon) 520; (Nordmann) 522: 
(Berg) V. B. 496. 

— chron., beim Kind (Dienstfer- 
tig) 520. 

— familiäres (Ohly) 523. 


.— Druckpunkte (Porges) 523. 


— Kolospasmen bei (Kauffmann) 
V. B. 490. : 
— Schulterschmerz bei 

(Oehlecker) 522. 


perfor. 


<- — und Nervensystem (Katz) 521; 


Rö.-Ther. (Matoni) 552. 
Duodenum, Durchleuchtung des 
(Bilfinger) 462£. 


. — rückläuf. Bewegung (Bilfin- 


ger) 463. 
— Tuberkulom i im Bulbus (Goetze) 
V. B. 492. 
— bei Gallenleiden (Arens) 518; 
(Leonard) 522. 
(Groß) 520. 


— nach R-geknickte Pars desc. 
(Weinstein) 382f. 

Dystrophia adioposogenitalis 
(N em'en o w) 432. 


Echinokokkus d. Lunge, Leber 
(Palugyay) 523. 
Eichung s. Dosismesser. 


Ekzem, Sensibilis. und Desensib. 


(Jadassohn) 534. 
Schwingungen 
(Theilhaber) (540). 


'. Elektroskope, Aufladevorrichtung 


(Brenzinger) 541. 
Ellbogengelenk s. Epikondylitis. 
Empfindlichkeit .gegen Rö.-Str., 

individuelle (O. S t r a u B) 428f. 
Empyemhöhlen, Lufteinblasung 

(Kappis) 500. 

Endokrine Drüsen (N e men o w) 

4327. 

Entwickler, Bereitung (Williams) 

(503). 


Entwicklung bei Gelblicht (Sasso) 


502. 
Enzephalographie (Podesta) 502. 
— Ergebnisse (Denk) 509; Tech- 
nik (Wartenberg) 503. 
— beim Säugling (Mader) 512. 
— Liquor nach (v. Thurzó u. 
- Nagy) 508. 


: — Liquorpumpen (Strecker) 503. 


—.s. Ventrikulogr. 
Eosin bei Rachitisbestrahlung 
(György ü. Gottlieb) 558. 


Eosinsensibilisierung (Gassul) 
Koikondylitis, Rö.-Ther. (Gütig) 
RE (Schüller) 515. 

Epilepsie, Rö.-Kastr. (Winter) 
n E E PEA s. Perthes- 


sche Kr. 
Epiphysenverknöcherung, vorzei- 
tige (Kingreen) 512. 
Epiphysenwachstumsstörung, 
traumat. (Jessen) 511. 


XXXI: 


Epithelzyste, traumat. im Pinger 
(Sonntag) 515. 
Epulis (Mönckeberg) 512. 


Espinesches Zeichen (Klare u. 


Dehoff) 528. 
lzxpositionszeit, Berechnung der 
(Liberson) 501. 


Fäzesform (Burnett) 519. 

Felderwähler (Goin) (542). 

Felsenbein, Rö.-Bild (Heilbron) 
500. 


Femur, Verlagerung der distalen 


Epiphyse (West) 516. 
Femurdefekt, angeb. (Müller) 518. 
Filter (Lamarque) 543. 
Filtersieherung (Pfahler) 543. 
Fingergelenksentzündung, nach 

Erysipeloid (Axhausen). 507. 
Fingerzyste (Sonntag) 515. 
Finsenlicht (Christensen) 557. 
Fluoreszenz, ultraviolette durch 

Rö.-Str. erregt (Perrine) 502. 
Fluoreszierende Substanzen, Tu- 

morbehandlung mit (Plesch) 

544. 

Fokusplattenabstand, Berechnung 

(Liberson) 501. 

Forense Fälle s. Idiosynkrasie. 
Forense Maßnahmen auf rö. Ge- 
biet (Groedel u. Lossen) 

419. 

Fraktur u. Muskel (Rehn) 518. 
Frakturen, Rö.-App. für (Engelns) 

499. 

Frakturheilung s. Kallus. 

Fremdkörper im Bronchus (Jehn) 
506. 

— in d. Orbita (Brown) 505. 

— im Dünndarm (Lehmann) 506. 

— im Hypopharynx (Bumba) 505. 

—im Gehirn (Flesch-Thebesius) 

V. B. 487: s. Steekschuß, Ge- 

hirn, Ösophagus, 

nadel. 
Fürstenau-Intensimeter, 
quellen -(IKüstner) 485. 


Fußsohlenschmerz, Halluxsesam-, 


bein bei (Wisbrun) 516. 


Gallenblasenerkrankungen, se- 
kund. Sympt. (Leonard) 522. 


— Magen u. Duodenum bei 
(Arens) 518. 
Gallensteine (Tabb, Thomson- 


Walker) 506. 
— und Nierensteine, 
(Arens) 518. 
Grastroenterostomie, spontane 
(Kauffmann) V. B. 492. 
sastroptose (Bönninger) 519. 
— durch Hypnose beseitigt 
(Heyer) 521. 


Diff. Diagn. 


‚Gehirn s. Enzephalographie. 
Gehirnsteckschüsse (v. Eiselsberg) 


508; a 506; 
besius) V. 48T. 
Gehir en s. Ventrikulogr. 
Gelenke, experim. 
s. auch Kniegelenk. 
Gelenkerkrankungen, 
(Munk) (513). 
— chron. deform. (Hirsch) 511. 
Gelenkkörper, freie (Burckhardt) 
309. ° 


(Flesch-The- 


chronische 


Sicherheits- 


Fehler- 


Verletzungen, 


XXXI, 4. 


Gelenksyphilis (Poehlmann) 513; 
(Schlesinger) 514. 


Gelenkuntersuchungen, anatom. 
(Ishido) 511. 
Genitaltuberkulose, männliche, 


Rö.-Ther. (Schwarz) 554. 
Geschlechtsdrüsen, Bestrahlung 
(Nemenow) 433. E 
Gesetzgeberische Maßnahmen auf 
rö. Gebiet (Groedelu. Los- 
sen) 419f. , - 
Gibbus, luet. beim Neugeb. (Stöhr) 
515. 
Glassplitter s. Fremdkörper. 


Glühkathodenröhren, Moment- 
` aufnahmen mit (Schütze) 
V.B. 482. 


— s. Coolidge 

 Glykosurie, Rö.-Ther. (Raynal) 
554. 

Gravidität u. Lungentuberk. (Me- 
lion) 529. 

— Rö.-Nachweis im 4. Monat (Jo- 
hannesson) 521. 

Grissonator (Loose) 442. 

Groceo - Rauchfußsches Dreieck 
(Teschendorf) 381. 

Gynäkologische Lichtbehandlung 
(Landeker) (559). 

Haarkrankheiten, Strahlenther. 
(Thedering) 546. 

Hämorrhoiden, Rö.-Ther: (Picca- 
luga) 554. 

Hahnenkamm-Bestrahlung (Poos) 
538 


Hallux-Sesambein (Wisbrun) 516.. 


Hallux valgus-Oper. (Wymer) 516. 

Halsdrüsentuberkulose, Rö.-Ther. 
neben Diathermie (Lepennetier) 
552. 

Halsrippen (Sénèque) 515. 

Halswirbel, Anomalien der ober- 
sten (Sick) 515. 
— Querfortsatz des VII. (Sene- 
que) 515. 
Handwurzelknochen, zyst. Er- 
krankung (Wohlauer) 417f. 

Handwurzelverletzungen (Nico- 
lis) 518. 

— 5. Triquetrum, Lunatum, Os 
triangulare. _ 

Haut, Strahlenwirkung auf die 
(Kestner usw.) 535. 

Hauterythem, rhythmisches (Mie- 
scher) 536; s. Dermatitis. 

Hautgeschwülste, maligne, Ther. 
(Martin) 546. 

Hautkrankheiten, Rö.-Str.-Ther. 
(Lenk) 546. i 

Hautkrebs, Strahlenther. (Martin, 
Rost) 546. 

Hautüberempfindlichkeit (Rajka) 
589. 


Heliotherapie bei Tuberk. (Krae- 
mer) (559). 

Herz, Form bei 
(Groedel) V. B. 494. 

— Kugel im (Swearingen) 506. 


Insuffizienz 


Herzerweiterung nach Impfung 


m. Eiweiß (Liß) 528. 
Herzfehler (r. Herz) (Teschen- 
dorf) 3751. . 
— angeboren (Rosenthal) 530. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgeustralilen. 


Sachverzeichnis. 


'Herzgröße beim Radfahren (Herx- 


heimer) 530. 
Herzmessung s. Orthometer. 
— an Kindern (Borzell) 530: 


' Herzneurose u. Flankenatmung 


(Deppe) 530. 
Hilfsgeräte (Heitz) (542). 
Hilfspersonal, Ausbildg. (Groe- 
delu. Lossen) 428. 
upon (Schmoller) 


408. 

Hilusschatten, Analyse der (Del- 
herm u. Chaperon) 503. - 
Hochfrequenztherapie bei Nar- 
benstrikturen (Picard) (559). 
Höhensonnendosierung (Keller) 


Hüftluxation, Späterkrankungen 
Te repon. angeborner (Schanz) 
514. 

— Untersuchung der Köpfe bei 
angeb. (Heitzmann) 517. 

— zentrale bei altem Mann (Böt- 
ticher) (517). 

Humerus varus (Nicolis) 513. 

Hypernephrom (Podlaßky) 529. 

Hypophyse, Rö.-Diagn. (Croux) 
509; s. Sella turcica. 

Hypophysenbestrahlung, Pulsun- 
regelmäßigkeiten nach (Jenkin- 
son) 551. 

— bei gyn. Krankh. (Werner) 549. 

Hypophysentumoren (Mckinney) 
512. 

— Strahlenther. (Nemenow) 
432 f. 

— Rö.-Ther. (v. Gerlóczy) 551. 


Idiosynkrasie (Lehner u. Rajka) 
536. . 

— gegen Rö.-Str. (O. Strauß) 
428 f. 

Immunisierung durch schwache 
Bestrahlung (Withers) 540. 

Immunität (Theilhaber) (540). 

Index spinar. (Kuprijanoff) 522. 

Inhalation im ionisierten Luft- 
raum (Picard) (559). 

Intensivbestrahlung, Einwände 
gegen (Nims) 538; (Holzknecht) 
542 


Intensitätsverteilung im Rö.- 
Spektrum (Kirkpatrick) 501. 
Ionisationskammern (Behn- 

ken) V. B. 480; (Küstner) K. 
B. 483; (Bachem) 540; (Glasser) 
541; (Mutcheller) (543). 
Ionisationsmessung (Sievert) 544; 
(Weatherwax u. Leddy) 545. 
Ionisierter Luftraum, Inhalation 
im (Picard) (559). 
Iontoquantimeter (Brenzinger) 
Ischias, Diathermie; thermome- 
trische Unters. (Kraus) 559. 
Isodosenkurven, fehlerhafte (Sip- 
pel u. Jaeckel) 530; (Gottlieb) 
542: (Evans u. Leukutia) 551. 


Jodölinjektion s. Bronchialbaunı. 


Kalkaneus, Ossif.-Störg.(Blencke) 
509; Ostit. fibr. (Warsaw) 516; 
Nekrose nach Nagelextension 
(Mandl) 518. 

XXXI. 


573 


Kalkwanderung in d. Rippen- 
knorpel (Wernscheid) 440. 

Kallusstudien (Bier, Eden) 517. 

Kardialage u. Lebergröße (Bil- 
finger) 461. 

Kardiospasmus, Spangen von der 
Leber her (Iglauer) 528. 

Karzinom, Rö.-Ther. (Holfelder) 
(551) 


— Erfolge der (Wintz) (549). 

Karzinombehandlung, biolog. uù. 

chemisch (Werner) (545). 

Karzinomdosis (Sippel u. Jaeckel) 
530; (Kok u. Vorlaender) 535; 
(Holzknecht) 542. 

Karzinomgewebe, Versuche an 
überlebendem (Warburg u. Mi- 
nami) 532. 

ae (Amelung) V. B. 


Kehikopf, Spätschädigung (H a 1- 
2 : rstädter)425£.; (Schmitz) 
540. 

Kehlkopftuberkulose, . Rö.-Ther. 
(Beck) 549; (Ziegler) 555. 

Kehlkopfverknöcherung(Pascher) 
505. 

Keimdrüsenbestrahlung u. Nach- 
kommenschaft (Unterberger) 
540. | 

Kieferhöhle, Konkremente in der 
(Kronenberg) (506). 

Kiefernekrosen nach Rö.-Ther. 
(Perthes) 538. 

Kieferpathologie (Weski) (516). 

Kienböckstreifen, Fehlerquellen 
(Küstner) 485: 

Kniegelenk, Mechanik des (Burck- 
hardt) 509. 


- — künstl. Verletzungen (Schmidt) 


514. 

Kniegelenksluxation (Trausner) 
(518). 

. Kniegelenksmeniskus (Ishido) 


spontane Ablösungen 511. 
Knochen, TLängenwachstunsstu- 
lien (Müller) 513. 
Knochenatrophie bei Ernährungs- 
störung (Borst) 509. l 
— Kritik der akuten, Indeckschen 
(Baastrup) 507; (Hilgenreiner) 
511. 


Knochenbrüchigkeit und blaue 
Sklera (Blatt) (509). 

Knochenentwicklung (Rabl) (514). 

Knochenerkrankung (Becken) 
nach Abortus (Hieß) 510. 


Knochenerkrankungen (Giles) 510. 


Knochen-Gelenktuberkulose, Rö.- 
Diagn. (Masmonteil u. Beclere) 
512. 

Knochenkarzinose (Weber) V. B. 
496. 


Knochenkerne d. Schulter (Mas- 
sart u. Cabonat) 504. 

Knochenlues, angeb. (Stöhr) 515. 

Knochenmark, Ultraviolettwir- 
kung auf avitaminöse Störun- 
gen (Ishido) 534. 

Knochenregeneration (Bier) 517. 

Knochensarkome, Histol.(Möncke- 
berg) 512. 

— von altem Fraktursplitter aus- 
gehend (Creite u. Stricker) 509. 


: 574 j 


5 Kyphose, . 


- — Rö.-Ther. 


| Kolon, . Interpos. - 


’Kuochensarkome auf Ostitis de- 


form.-Basis (F e-d d e r) 391 f. 
(Holfelder} V: B. 
489; s. Schädelsarkom. 


: Knochentumoren (Bloodgood) 509. 
` — primär multiple (Moseytz) 513. 
'Köhlersche Maler alerkeankune 


(Köhler) 5 


| Köhlersche Navioulareerkr. (Wal- 


ter 516. 
zw. Toben u. 
Zwerchfell (Huguet) 521. 


| ' — Variation d. Lage‘ (Kuprija- 


noff) 522. 


| Kolonspasmen Bi Ule. duod. 


(Kauffmann) V. B. 4 


490. 
.Kontrasteinlauf neben ` Luftfül- 


lung (Fischer) 499. 
Kontrastmahlzeit, 
‚ Mischung (Bi lin ger) 464. 


l Krebsforschung (Smith) 531. ` 
= . — experim. (Teutschländer) (531). 
` Kreuzbein - Chordom, Rö. - 


(Andler u. Schmincke) 549. 
Kreuzschmerzen,. Diagn.. (Straß- 
.mann) (515). 


Kumulativwirkung der Rö.- -Str. i 


(Strauß) 430. 


. Kunst£ehler s. Idiosynkr asies 
foran ische een i 


516. 


EIERN Ossit. Mih 


| Lippenendothelioin, 


| kalean 


ler) 510. 


; Latenzstadium. (Str a u B) 429; s. 


Reizverzug. 
Lebergröße u. 
bung (Bilfinger) 461. 


` Leitungsdrähte, Schutz gegen 
herabfallende (Thibonneau) 503. 
' Lendenwirbel, Gelenkfortsatz- 


. brüche. (Koch). 517: 


— Querfortsatzbrüche (Biermann) | 


517. 


_ Lepra, Knochen bei (Giles) 510. 
-< Leuehtschirm, Physik (Haeger) | 


499. 


Leukämie, Rö. und. Thorium X 


(Neidhardt) 553. 


Licht, Reizwirkung (Jesionek) 558. 


Lichtbad, Wirkung: auf“ Typhus- 
kaninchen. (Hansen) 534. 


"— auf Diphtherjetoxin (Sonne) 539. 
= E (Landeker, La- 


 queur)-559, 


— þei: Augenerkr. '(Passow) 559. 


— bei Mastitis (Temesväry) 561. 


eb Lug an der 


(Rothman) 539 


— auf anänische Maine (Hobert) 3 


"534. 
Lipojodin s. Bronehialbaum.. 


hippaa Co Radiopunktur (Roe- 


chi) 5 
Bö.- - Ther. 
(Alberti) 549. 


| en sS. Enzephalogra- 


in Abszeß- u. 
Empyemhöhlen (Kappis) 500. 

Luftembolie (Bingel) 498. 

— bei Pneumoradiogr..(Szab6) 508. 


. Luftfüllung der Ventrikel nach 


Schädelhasisbruch | en 


518. 


i ra a ATT S 


_ verschiedene | 


Ther.. 


„Kar diaverschie- 


= neben Ule. 


— Uu. 


E Lungentumoren, 


'- Sachverzeichnis. 


Lumbago, =- traumatische (Koch) 
. 517. 
:Luminalvergiftung, Magen bei 


. (Lossen) V.. B. 495. 
Lunatumluxation (Clairmont u. 

'Schinz) 517 — s. Os lunat. 
"Lunge, Pseudokavernen bei phy- 

sikal. Unters. (Krause) 528. 


—-Ringschatten (Brown) 526. 


— s$. Pleura, Bronchialdrüsen, Mi- 
liartuberkulose. 
Lungenabszeß (Sante,Stewart)529. 


Lungenaktinomykose 8 chmol- 


leer) 414. 
Lupusbestrahlung, Ca. paoi (Gro- 
. Ber) 53 
: vorge- 
. täuscht durch Thoraxwand- 
' tumor (Palugyay) 523. ` 


l Lungenentzündung, Folgeerschei- 


-= nungen (Beekmann) 526. 


 Lungengangrän (Guth) 527. 


na ner en, Rö.-Ther. 


(Simons) 384f. 


. Lungeninfarkt (Ber g) V.B. 488. 
'Lungenkarzinom, Rö.-Ther. (Jen- 


kinson).. 


 Lungenmetastasen . b. Hyperne- 


phrom (Podlaßky) 529. 
— Rö.-Ther.: (Martin) 552. 


Lungenlues (Schmoller) 414. 


Lungenphthise (Buch v. Gräff u. 
Küpferle) 476. - 

— Rö.-Ther. (de la Camp) (550): 

Lungenspitzen, Rö.-Unters. (Zieg- 
ler) 508. | 

— Schluckverfahren (Erdélyi) 527. 


~ Lungentuberkulose (Bissel) (526); 


(Kerber) 528. - 


. — Beziehung zu Asthma brorcch. 


-u.Emphysem(Wernscheid) 
38 ʻ. : 


` pept. (Wern- 


scheid) 436f. 


— Bedeutung der Kavernen (Lyd- 


tin) 528 


— Vortäuschüung durch Coeeidien- 


` granulom (Taylor) 515. 


— Größe d. Primärherdes (Ghon ` 


u. Bergmann) 527. 
— kindl. Primärherd (Lange) 528. 
interlob. Exsudat (Flem- 
ming-Möller) 527. 
— u. Gravidität (Melion) 529. 
— Rö.-Sterilisierung bei’ (Kott- 
:maier) 535, 552. 


l 


— Rö.-Ther. d. kindlichen: (Bucky 


u. Kretschmer) 549. — S. auch 
Pneumothorax. 

Diaen der 
(Schmoller)399f 


Lungenveränderungen nach Imp- 


fung mit Diphtherie-Antitóxin 
(Liß) 528. 


— nach Mamma- Ca.-Bestr ahlung 


: (Groover usw.) 533. 


' Lungenzeichnung s. Hilus. 


Lymphdrüsengewebe u. .Rö. -Sti. 
(Fox u. Farley) 533. 

Lymphogr anulomatose,Rö.-Diagn. 
(Weiß) 529; (Adler) V. B. 492. 

— Rö.-Ther. (Chaoul u. Lange) 
(550). i 


 — bei 


— nach 


Magenstraße 


XXXI, 4 


Lymphome, Wirkung d. Rö.-Str. 


auf tuberkulöse (Nußbaum) - 
(553). 

Lyssa, Rö.-Ther. (Lengfellner) . 
(552). 


Magen, Anatomie (Aschoff) 503. 
— Form u. Lage (Müller) 504. 
— bei Gallenblasenerkr. 
518; (Leonard) 522. 
— bei Anazidität (Kleemann) 521. 
Luminalvergiftung (Los- 
sen) V. B. 495. 
Gastroenterost., 
tion (Bode) 519. 
— Adenopapillom (Ingber) 521; 
s. Gastroptose. 


Magen, Ulkuskarzinom (Wern- | 


scheid) 437; 
(Plaut) 523. 
Magenaufnahmen, kurzzeit. mit 
Ber öhre 

455 f. 


(Finsterer) 520; 


Magendarmbewegung, Abhängig- 


keit v. d. Psyche (Heyer) 521. 
Magendarmkarzinome, 
(Evans u. Leukutia) 550. 


' Magendarmuntersuchungen bei 


unklaren Erkr. (Dickson) 520. 


' — bei Arthrit. def. (Taylor) 525. 


Magendilatation, akute (Girgen- 
.sohn) 520. 

Magenform, Deutung der (Bil- 
finger) 4581. 

Magenfunktion (Poos) (505). 

Magengeschwür (Nordmann) 522; 
(Lossen) V. B. 495; (Büscher) 


519. 


, — familiär (Ohly) 523. 


— Konstitution (Tscherning) 526. 

— Druckpunkte (Porges) 523. 

— neben ‚Lungentuber k.(Wern- 
sc heid) 436f. 

— u. Nervensystem (Katz) 521. 

— Exzitationsneurose beim (Cra- 
mer) V. B. 488 


— Schulterschmerz bei Perfor. 
o (Oehlecker) 522. 
— Rö. -Ther. (Kottmaier, Matoni) 


552. 

Magenkarzinom, ‚durch Adhäsio- 
nen vorgetäuscht (Amelung) V. 
B. 491. 

— Perforation (Horn) 521. 

Magenlage (Walcker) 505. 

Magenmotilität, kindliche (Löwy 
u. Tezner) 504. 


'Magenmyom. (Smital) 525; (We- 


ber) 526. 
Magenpathölogie (Schultze) (525). 
Magenresektion (Flörcken) 520. 


Magensarkom, primäres (v. Engel- ` 


brecht). 520. 

Magenschleimhaut, gesunde und 
kranke (Rendich) 524. 

(Lehmann) 504: 
(Bauer) (519). 

Magensyphilis (Weitzner) 526. 

— kindliche (im Buch v. Kirley) 
477. 

Magentumoren, ER zin. (Des- 
secke).V. B. 4 

E A bei, luftge- 
blähtem Dickdarm (Förster) 499. 


(Arens) | 


Resek- 


(Gaßmann). 


Rö.-Ther. - 


EEE EN a a N ON ai = 


XXXI, 4. 


Magenuntersuchung beim Kind 


(Buch v Kirley) 477; s. Pylorus, 


Mammakarzinom, raschere Me- 
tastasierung bei örtl. Schwund 
(Sippel) 530. 

— Lungenveränd. nach Rö.-Ther. 
(Groover usw.) 533. 

— Rö.-Ther. (Pfahler) 553. 

— Abdominalbestrahlung 
(Martin) 552. 

— Radium- u. Rö.-Ther. 
diti) 550. | 

Mastitis, Lichtbehandlung (Te- 
mesväry) 561. 

Mediastinalabszesse, akute (Cook) 
526 

Mediastinaldrüsen, hintere (Crow) 
526. 

Mediastinale 
526. 

Mediastinales Emphysem b. Kind 
(Duken) 476. 

Mediastinalhernie (Kohler) 528. 

Mediastinalorgane, narbige Ver- 
zichung (Krause) 528. 

Mediastinaltumoren, Diff. Piae 
(Sehmolle r) 405£., 415£. 

— Ösoph. Veränd. bei (Ha udek) 
386 f. 

— Rö.-Ther. (Simons) 384f.; 
(Chilaiditi) 550. 

Metastasen, Rö.-Ther. 
552, 

Mediastinum bei Lymphogranul. 
(Weiß) 529. 

Mesenterialzyste (Dickson) 520; 
(Parker) 523. 

Metakarpale V, Wachstumsstö- 
rung (Kingreen) 512. 

Metatarsalerkrankung, 
sche (Köhler) 512. 

Miliartuberkulose, Heilungsmög- 
lichkeit (v. Kern u. Johan) 528. 

Milz, Lage der (Walcker) 505. 

Milzbestrahlung (Ivy usw.) 534; s. 
Polyglobulie, Blut. 

Milzreizbestrahlung (Pordes) 539. 

Momentaufnahmen mit Coolidge 
(Schütze) V. B. 482. 

Momentschalter (Acme) 498. 

Mondbcin s. Lunatum, Os lunat. 

'Mundboden-Ca., Radiumeman. 
(Quick) 560. 


bei 


(Chilai- 


Pleuritis (Brieger) 


(Martin) 


Köhler- 


Nabelfistel, angeb. (Parker) 523. 

Nachbestrahlung (Sippel und 
Jaeckel) 530; (Spinelli) 545. 

— bei Schädel-Sa.. (Langemak) 
552. | | 

Nagelextension, Drucknekrosen 
nach (Mandl) 518. 

Narbenverknöcherung 
510; (Bier) 517. 

Narbenstrikturen, Hochfrequenz- 
ther. (Pieard) (559). | 

Ne RRALADER, Rö.-Ther. (Ware) 


Naviculare s. Os nav. 

Nebenhöhlendarstellung (Blaine) 
499. 

-— stereosk. (Grier) 499. 

Nebenhöhleneiterung, Osteomve- 
litis bei (Manasse) 512. 


.Ösophaguskarzinom, 


(Häbler) 


Sachverzeichnis. 


Netztumor, - Rö.-Diagn. (Natale- 


Marzi) 522. 
Sursee Rö. in der (Crouse) 
Niereninfarkt nach Intensivbe- 
strahlung eines Lymphosar- 
koms (Simons) 386. 
Nierensteine (Hohlweg) 505; 
(Tabb, Thomson-Walker) 506. 
— Aufnahmetechnik (Sutherland) 
525; s. Pneumoradiogr. 


.Nierentumoren (Dickson) 520. 


Noma, Rö.-Ther. (Cathcart) 550. 


Oberflächendosis, direkte Messung 
(Holzknecht) 542. 

Oberschenkel, angeb. Pseudar- 
throse (Müller). 518. 

Obstipation (Strasburger, Fischer) 
V. B. 491. 


— Studien (Samuel) 525. 

Ödem, induratives (Heimann) 534. 

a eTo a e im 
Rö.-Bild (Palugyay) 523. 

Ösophagospasmus (Lust) 522. 


Ösophagus, Veränderungen bei 
Mediastinaltumoren (Hau- 
d e k) 386 f. 


— Gaumenplatte im (J enk) 521. 
— Störungen des Schluckaktes 
(Bertolotti) 519. 


a ER okuloösopha- 


gealer Reflex (Pirazzoli) 528. 

Rö.-Theı 
(Pirie) 554. 

Osophagustrenndkör per (Iglauer) 


Ohrmuschel - Mischtumor, Rö.- 
' Ther. (Tanturri) 555. 
Olekranon, Osteomyelitis, Bur- 


sitis (Demmer) 509. 

re f. Rö.-Platten (Stumpf) 
5 

Operationen, röntgenoskopische 
(v. Eiselsberg) 505. 

Orthometer (Lilienstein) (501). 

Os lunatum, Malazie (Wohl- 
auer) 417f. — s. Lunatum. 
Os naviculare manus, zyst. Erkr. 

(Wohlauer) 417f. 
— geheilte Fraktur (Kahl) V. B. 
496. 
— Pseudarthrose (Schinz) 518. 
Os nav. pedis, Lux. (Magenau), m 
Os srianeulere (Reimann) V 
482 


Osteochondritis deformans coxae 
juvenilis s. Perthessche Krankh. 

Osteochondritis dissecans (Burck- 
hardt) 509; s. Kniegelenk, Ge- 
lenkunters. 

ÖOsteodysplasia exostotica (Kien- 
böck) (Duken) (510). 

Osteogenesis imperfecta, späteres 
Schicksal (Stecher) 515. 

Osteomyelitis (Giles) 510. 
— d. Gesichtsschädels bei Neben- 
höhleneiterung (Manasse) 512. 
Ostitis deformans (Giles) 510: 
(Moore) 513; (Vogl) 515. 

— mit sek. Sarkomatose (Fed- 
der) 391f. . 

Ostitis fibrosa (Bloodgood) 509: 
(Warsow) 516. 


575 


Ostitis fibrosa bei Perthesscher 
Krankheit (Riedel) 514; 8. auch 
Ostit. deform. 


Ovarialkarzinom, Bestrahling 
(Zweifel).549. 
Ovarialsarkom, postoper. : Bestr. 


(Spinelli) 545. 
Ovarialtumoren, Auftreten nach 
Rö.-Kastr. (Vogt) (549). | 


Pagetsche Krankheit s. Ostit. de- 


form. | 

Pankreaskrankheiten, Rö.-Diagn. 
(Groß) 520. 

en Rö.-Bild (Dickson) 

Patellafrakturen (Pribram) 518. 

Patellaluxation (Henrichsen) 517. 

Perikarditis (Hodges) 530. 

Periodontitis, Rö. - Kontrolle 
(Brasch) (509). 

Periostitis non luet. (Giles) 510. 

Perthessche Krankheit (Kirklin) 
(512); (Gaugele) 510. 

— Bein. Anat. u. Ätiol. (Riedel) 
514 

— Auffassung als verkannte an- 
geb. Lux. (Calot) (509): ' | 

— und Hüftlux. (Heitzmann) 517. 

— nach repon. angeb. Hüftlux. 
(Schanz) 514. 

— und Coxa vara (Riedel) 514. 

— neben gleichsinnigen Verände- 
rungen an Händen und Füßen 
(Walter) 516. 

Pes calcaneus par alyt., Oper. (v. 
Dittrich) 510. 

Pes equinovarus (Saraceni) 514. 

Pes equinus (Wisbrun) 516. 

Physik der Rö.-Str. (Peena 
501. 

Physikalisches z. Rö. Tietenthei. 
(Pohleu.Jarre) 478. 

Pigmentierung (Miescher) 536: 
(Rost) 539; s. auch Haut. 

Platten, Keimgehalt (Payr) 502. 

Pleuratumoren, Pleuraschwarten 
(Schmoller) 413f. | 

Pleuraverdiekungen,interlobuläre 
T (Flemming - Möller) 
527. 

us mediastinalis (Brieger) 
526. 

Pneumatocele cranii nach Schä- 
delbasisbruch (Schloffer) 518. 
Pneumonie, ehron.(Schmoller 

413. 

Pneumoperitoneum, ö 
(Nußbaum) 522. 

— Technik (Gragert) 499. 

— bei Adhäsionen (Teschendorf) . 
525. 

— bei Kardiospasmus (Iglauer) 
528. 

—- bei Pankreaserkr. (Groß) 520. 

Pneumoradiographie (Szabó) 503. 

Pneumothorax, künstl. (Dorner, 
Guth) 526 

— spontaner (Brown) 526. 


Vorteile 


' — spont. u. traumat. (Deetjen) 526. 
:— diagnostischer (Stahl) (529). 


Folyelebalie (Rydgaard) 554. 
— Rö.-Ther. (Mosenthal) 552. 
Potterblende (Hodges) 500. 
TAr 


376 


Probeexzision, Gef: ährlichkeit bei 
Sa. (Holfelder) V. B. 490. 

Proc. post. tali (Baastrup) 516, 

Prophylaktische Bestrahlung(Sip- 
pel u. Jaeckel) 530. 

Prostatahypertronhie, 
(Devois) 550; (Stevens) 554. 

Prostatasteine (Sutherland) 525. 

Dun osen, Studien an (Bier) 


Pseudo:Hochvakuum (Knipping) 


- 501. | 
Pyelogr aphie _(Thomson-Walker 


Knox) 506; ‚(Hohlweg) 505; | 


- (Sutherland) 525. 
Pylorus, Handgriff z. Eröffnung 
des (Schütze) 474. 


. Quantimeter, Fehlerquellen etet: 


ner) 485. 


"E Rachitis, Rö.-Bild (Giles) ! 510. 
.  — Epiphysen bei (Jessen) 511. 


`. — Bestrahlung u. Eosin (György 
. u. Gottlieb) 558. - 


— Liehtwirkung, Ultr aviolett (Te- 

“ sionek, Huldschinsky) 558; $. 

Avitaminose. l 

. Radioaktive Substanzen b: zn 
Ca. (Döderlein) (558). | 


. — bei gynäk. Blutungen (ymer) 
Ca. u. Sa. (Werner). 


(658). 

— bei chir. 
(561). 
Radiopunktur b. Lippen- Ca. (Roc- 

chi) 560. 
Radiothorium, Wirkung auf Ge- 
lenke (Ishido). 558. 
-© Radium bei Naevus vasculosus 
(Swanberg) (561). 
— bei Thyreotoxikose (Loucks) 
- 558. 
. — bei Angiomen (Kumer) 546. 
To chron. Tonsillitis (Berven) 
| 55 
— bei Uterus- Ca. (Regaud usw.) 
547. 


— biolog. Wirkung (Fernau) 533. 
Radiumdosierung ' (Dean) 557: 

“ (Quimby) 560. 

Radinmemanation (Strasbur ger) 
(561). 

— ungefilterte (Quick) 560. 


— bei Mundboden-Oa. (Quick) 560. 


— Wirkung aufs Herz (Fröhlich) 
568. 

Radinmemanationshehandlung 
(Laqueur) 55 

Radiumema es st echenschieber 
(Ransom) 560. | 


Radiumkompensator (Sievert) 544. 
Zungen-Ca. 


Radiumnadeln bei 
(Larkin) 559. 


| Radiumröntgentheranie bei Ute- 


rus-Ca. (Schmitt) 548; (Regaud 
- usw.) 547. 
Radiumtherapie, Sekundärstrah- 
` len in der (Christensen) 557: 
(Sieverth) 560. 


— Schutzgeräte für (Burnam, und l 


Ward) 557. 


— Eo aubenschutz (Bar cat) | 


— in Amerika (Holfelder) V. B. 
| 487. 
Ä Radiumträger (Becker, Beers) 555. 


Rö.-Ther. - 


Röntgenschwestern 


Sachverzeichnis. 


‚Raumladungsgrenze (Schütze) 
V.B. 482. 


v. Recklinghausensche Kranknh. s. 
Östit. fibr. 


Reizbestrahlung (Mühlmann) 
. (553). 
Reizverzug (Bier) 532: Entgeg- 


nung v. Holzkneecht 470. 


‚ Reizwirkung d. Rö.-Str. (Pordes) 


(539); (Ivy usw.) 534; (Neme- 
now) 433; s. Arndt-Sehulz- 
sches Gesetz. 
Wippen norpel Verknöcher. bei 
' Tuberk. (Wernscheid)44. 
— Altersveränderungen (Popow) 
514. . 
— eigenartige (Harttung) 510. 
— Össif: der ersten (Schultze) 515. 


Röntgenbestrahlung bei Arthrit. 


senil. (Heidenhain) 510. 


g Röntgendermatitis, vorgetäuscht 


(Mackee u. Andrews) 536. 
RontePaobilation, Technik (Alt- 
mann) 5 
ale (Groover usw.) 542. 
Röhrenschutz (Knerr) 543. 


Röntgenbestrahlung zweier Per- 


sonen .(Millewee) 548. 
Röntgeninstitute, Lizenz der 
(Groedelu.Lossen) 421. 


Röntgenkarzinome bei : Frauen 
(Bumm) 546. 

— nach‘ Lupusbestrahlung (Gro- 
Ber) 533. 

Röntgenkastration (Minouflet) 


537. | 

— Nachteile (Sellbeim) 549. 

— Auftreten von Ovarialtumoren 
nach (Vogt) 549. 

Röntgenkater (Bernhardt) 532; 
(Kottmaier) 552: (Neuda, Red- 
lich u. Nevermann) 537. 

— bei Neurasthenischen , 
(Strauß) 429. 

mus geg. (Kottmaier) 

53 

Röntgenologen, Schädigung (Fa- 
ber) 533. 

Röntgenphosphoreszenz (Ellinger 
u. Landsberger) 532. 

Röntgenplatten, Staphylokokken 
auf (Payr) 502. 

— reflektierende (Stumpf) 503. 

Röntgenradiumtherapie, kombi- 
nierte (Sippel u. Jaeckel) 530. 

Röntgenreaktion, rhythmische, d. 
Haut (Miescher) 536. 

Röntgenröhre s. Wasserdampf. 

(Groedel 

u. Lossen) 423. | 

Röntgenschwielen (Pels-Leusden) 
536. 

Röntgenschäden (Kottmaier) 535. 

Röntgensehädigung beit erhöhter 


Empfindlichkeit (Strauß) 
428 f. i 
— des ` Kehlkopfs (Halber- 


'städter) 425{ 
— der Nachkommenschaft nach 
Keimdrüsenbestr.(Unterberger) 
540. — s. Niereninfarkt, Rönt- 


genverbrenng., KRöntgenspät- 
schädigung, . Röntgenulkus, 
Röntgenkarzinom, Röntgen- 


sarkom, Ovarialtumor. 


— auf Te ‚mperatur 


Röntgenspätschädigungen (Hoff- = 


mann u. Schreus) (534); (Hei- 
mann) 534; 
473 


— des Kehlkopfs (Schmitz) 540. 
— des Unterkiefers, 
(Perthes) 538. 


Röntgenspektrograph (Küstner) i 
484. 


K.B.4 


Röntgenspektrometer (Biersrosst) Br 


543. 


Röntgenspektrum (Karolus) 500; 


Kirkpatrick) 501. 


Röntgensterilisierung, Bedenken 


gegen (Pazzi) 547. 


— bei Lungentuberk. (Kottmaier): 


535, 552. 


Röntgenstrahlen, Physik d. (Hol: 


w eck) 500. 


— Fluoreszenzerregung der (Per- 


rine) 502. 

— als starkwirkendes Arzneimit- 
tel betrachtet (Groedel u. 
Lossen) 419£. 


— biolog. ARETINO (Ellinger 


u. Landsberger) 532. 
— Wirkung auf die Organe Mi- 
nouflet) 537. 


— lokale u. allg. Wirkung (Seitz) _ 


(539): (Opitz) 538. 
— Art der Wirkung (Freund) 533. 
— biologische (Pordes) 539. 


— Wirkung auf N- u. NaCl-Stoff- 


"wechsel (Cori u. Pucher) 532. 

— auf Ca. (Hassenecamp) 534; 
(Kok u. Vorlaender) 535: (Opitz) 
538... »- 


— auf Drüsen (Ivy usw.) 534. 
— auf Lymphdrüsen (Fox u. Far- 
ley) 533. 


— auf Zellprotoplasma (Nürnber- 


ger) 538... 


2 auf Tuberkelbazillen (Lange u... 


Fraenkel) 535. 
(Schneider) 
539; s. Reizw irkung. 
Röntgenstrahlengemisch 


formatorbetrieb (S z e g ö) 464. 
Röntgenstrahlenmessung 
chem) 540. 
— Irrtümer. (Baumeister) 541: 's. 


Dosierung, Dosismessung, Ioni-- ' 


sation. 
Röntgenstrahlensch: idigung siehe 
Röntgenschädigung. 


Röntgentherapie der "Tuberkulose 


(Buch v. Attilj) 476. 
— bei Knochensarkom (Holfelder) 
V. B. 489. - 


‘— bei malignen Tumoren (Holfel- 


der) (551). 
— bei chir. Ca. (Perthes) (538). 


— bei Epicondylitistubere. (Schül- 


(Holzknecht) . 


Nekrosen. “ 


(Span- ` 
nung, Intensität) beim Trans- 


(Ba-. 


ler) 515. NE 
— Erfahrungen heim Ca. (Wintz) _ 

(549). | 
— Fortschritte der, 


Röhren usw. (Loose) 441f. 

— Apparate (Rocchi) 544. 

— Tisch (Fürst) 541. 

— s. Alveolarpvorrhoe, Arthritis, 
Basedow, Dementia, Epikondy- 
litis, Epilepsie, Genitaltuberku- 
lose, Glykosurie, Hämorrhoiden, 


Apparate, 


t 

r 
9 2m nn Hi 
| 


XXXI, 4. 


Leukämie, Lymphogranuloma- 
tose, Lyssa, Magengeschwür, 
Nasenpolypen, Noma, Polyglo- 
bulie, Tetanus, Thymus, Tumo- 
ren (auch bei den einzelnen 
Körperteilen). 


Röntgentiefentherapie, Physika- 


lisches zur (Pohle u. Jarre) 478. 

— Lehrbuch d. gynäkol. (v. Seuf- 
fert) 478. 

—in Deutschland (Kergrohen) 
542. 

Röntgenulkus, Vermeidung, Ther. 
(Pels-Leusden) 536. 

— Therapie (Altmann) 532; (Rei- 
mer) 539. 

— Sarkomentwicklg. auf (Brandt) 
532. 

Röntgenunterriecht (Holz- 
k n echt) 473. 

Röntgenverbrennungen, Ursachen 
(Del Buono) 532. 

Rückenmarkstumoren, Höhendia- 
gnose durch „Eichung“ b. Lum- 
balpunktion (Denk) 509. : 


S-Romanum, Variationen (Ssoson- 
Jaroschewitsch) 505. 

Safranin (Sasso) 502. 

Sarkom der Rückenfaszie (Wag- 
non) 532; s. Schädel. 

Sarkom, Rö. Ther.(Holfelder) (551). 

Sarkomdosis 489. 

Schädel, Ostit. def. (Vogl) 515. 

— Sarkom, Rö.-Ther. (Langemak) 
552. 

Schädeldach, Entstehung d. Fur- 
chen (v. Meyenburg) 512. | 
Schädelstudien, anthropometr. 

(Pacini) 505. 

Schädigung durch Enzephalogra- 
phie (v. Thurzó u. Nagy) 503; 
(Mader) 512. 

— durch Luttfüllung eines Abszes- 
ses, Embolie (Bingel) 498. 

— durch Induktorfunken (Pfah- 
ler) 553. 

— durch Pneumoradiogr. (Szabó) 
503. — s. Schutz. 

Schenkelhalsbrüche (Eggers) 517. 

Schienen, hölzerne, für Fraktur- 
durchl. (Bakke) 498. 

Schilddrüse, Rö.-Ther. (Jenkin- 
son) 501. 

Schilddrüse u. Radium (Bower u. 
Clark) 556. 


Schlaf u. Lieht (Holzknecht) 558.. 


Schluckakt, Studien (Bertolotti) 
519. 

Schulter, _Knochenentwicklung 
(Massart u. Cabonat) 504. 

Schulterluxation, willkürliche, 
„schnappende Schulter“ (Rei- 
schauer) 518. 

Schulterschmerz bei Magen-Duo- 
denalgeschwürsperfor. (Oeh- 
lecker) 522. 

Schutz gegen herabfallende Lei- 
tungsdrähte (Thibonneau) 503. 

Schutzstoffe f. Röntgen (Berthold) 
498. 

Sella turceica, Normalschnitt; Ge- 
nitaldystrophie (Raab) 514. 

Sensibilisierung mit fluoresz. Sub- 
stanzen (Pleseh) 544. 


Sachverzeichnis». 
Sensibilisierung Eosin (Gassul) 
54l 


— von Ekzemen (Jadassohn) 534, 
(542); s. Thoriumnitrat. 

Sensibilität d. Geschwülste (Sip- 
pel u. Jaeckel) 580. 

Serodiagnostik der Geschwülste 
(Kahn, Sachs) (830). 

Sicherheitsnadel im Ösophagus 
(Iglauer) 528. 

Sicherheitsnadeln, offen ver- 
schluckte (Schlemmer) 506. 

Sklera, blaue u. Knochenbrüchig- 
keit (Blatt) (509). 

Skorbut, Knochen bei (Giles) 510. 

Spätschädigung s. Röntgenspät- 
schädigung. 

Spektrograph s. Röntgensp. 

Spiralblende (Sawford) 502. 

a Albeespan bei (Bie- 
salski) 50 

Spondylitis ende bei Verän- 
derung der 1. Rippenknorpel 
(Schultze) 515. 


= Spondylitis tuberculosa (Berg- 


mann) 508. 
Spondylitis typhosa (Bakke) 508. 
Spontanpneumothorax (Brown, 


Deetjen) 526; (Kohler) 528. 

Spulwurmeier zur Dosierung 
(Holthusen) 486. 

Standardgerät z. Dosierung (Küst- 
ner) K. B. 483. 

Starkstromverletzung, Knochen 
bei (Palugyay) 513 

Steckschußoperationen, röntgeno- 
skopische (v. Eiselsberg) 505. 

Stereogramme d. Lunge 488. 

Stereoskopie der Nebenhöhlen 
(Grier) 499. 

Stoffwechselsteigerung durch Be- 
strahlung (Kestner usw.) 535. 

Strahlenforschung, Ergebnisse d. 
experim. (Holfelder) (534). 

Strahlentherapie, gegenw. Stand 
(Stevens) 531. 

— zur Krebs- (Aschoff) (532). 

— gynäkolog. (Langer) (547). 

— Mißerfolge (Sippel u. Jaeckel) 
530. 

Strahlenwirkung, 
(Withers) 540. 

— auf Ca. (Opitz) (538). 

— auf die Haut (Kestner) 534. 

— indirekte (Opitz) 547. 

a Bac. prodigiosus (Meyer) 

Streustrahlung (Palmieri) 543. 
— Messung (Jaeger u. Rump) 542. 

Struma, toxische, Radium-Ther. 
(Loucks) 553. 

Symphyse, Tuberkulose d. (Jack- 
son) 511 

— Verbreiterung nach Abortus 
(Hieß) 510. 


biologische 


Tarife f. Rö.-Leistungen (Groe- 
delu. Lossen) 424. 
Temperatursteigerung nach Be- 
strahlung (Schneider) 539. 
Tennis-Ellenbogen (Schüller) 515. 
Tetanus, Rö.-Ther. (Lengfellner) 


(652). 
Thermonadel (Sonne) 561. 


577 


Thorax, Schrägaufnahmen (Prit- 


chard) 502. 


Thoraxorgane bei verschiedener . 


. Körperstellung (Spatz) 505. 

Thorium X bei Leukämie (Neid- 
hardt) 553. 

Thorium z. Sonrbihsierung (El- 
linger u. Rapp) 541 

Thoriumnitrat (Siedamgrotzky u. 
Picard) 544. 


Thymushypertrophie, Rö.-Ther. ' 


(Veau) 555. 
Thymusbestrahlung 
now) 435. 
— bei Kropf (Jenkinson) 551. 
Thyreotoxikose, Heilung mit Ra- 
dium (Loucks) 553. 
rn Radium bei (Berven) 
Transformatorenbetrieb, Röntgen- 
au ongerniseh beim (Szegö) 


(Neme- 


Trichobezoar (Abb. im Buch von 
Kerley) 477. 
Triquetrumfraktur ` 
517. 
Tuberkelbazillen, Rö.-Str.-Wirkg. 
auf (Lange u. Fraenkel) 535. 
Tuberkulose, Strahlenther.(Lorey) 
530; (Eisenmenger) (550). 
— u. Schwangerschaft (Scherer) 
(554). — s. Lungentuberk. 
en und Immunität (Caspari) 
Tumoren, biolog. Eigensch. (Erd- 
mann) (533). 


(Kingreen) 


— Serodiagnostik (Kahn, Sachs) 
(530). 


Typhusagglutinin, Lichtbadwir- 
kung auf (Hansen) 534. 


Überempfindlichkeit s. Idiosyn- 
krasie. 

Ulcus pept. jejuni. R 
(Lalugyay) 523; (v. d. Hütten) 


Ultraonne (Casati) (557); (Mori) 

Ultraviolett, Dosierung (Dahl- 
feld) 557. 

Ultraviolettlicht bei Avitaminose, 
Rachitis (Huldschinsky) 558; 
(Ishido) 534; (Alpern) 555. 


— auf de Linse (Jess u. Koschel- 


la) 558 

Ultraviolott-Therapie, biologische 
Grundl. (Rost) 53 

Unterricht, röntg. (G roedelu. 
Lossen) 421. 

Unterschenkelpseudarthrosen 
(Müller) 51 

Ureterfüllung, spontane v.d. Blase 
aan b. Insuffizienz (Levy-Dorn) 
4 

Uretersteine (Sutherland) 525. 

— Fehlerquellen (Hohlweg) 500. 

— multiple (Wegge) 507; s. N 
rensteine. 

Uterusexstirpation, Vorteile nn 
genüber Bestr. (Sellheim) 549. 

Uteruskarzinom, Strahlenerfolge 
(Opitz) 547; (Wintz) (649). 

a (Sippel u. Jaeckel) 


nn 


578 


Uteruskarzinom, Ergebnisse `. 
(Kraul) 546. 

| bei inoperablem (Winter) (549). 

` — Wirkung gemessener Strahlen- 
‘dosen auf (Schmitz) '548. 

 —Radiumther. (Regaud usw.) 547. 
— rn 

u) 


EN Operat. òd. Bestr. | 


(Freund) 546. e 


a ena cava 
504. 
| Ventrikulographie (Crouse, Dan- 
dy):509; (Jüngling) (511). — s. 
Pneumatozele, Enzephalogr. 
Verkupfezung (Dyroff) (541). 
Verstärkungsschirme, 
(Haeger) 499. 
Verwachsungen im Bauch ‚(Te- 
ee 525. 


(Schmitt) Wirbel, ‘Ca. -Metastasen, 


Pesshendord l 
- 875, 378; (Delherm u. Chaperon) 


Physik - 


Sachverzeichnis, 


u „Vorbestrahlung“ (Gabriel) 541. 
Vorreaktion 471. 


Wachstum s. Knochen; 


ai Wasserdampf in der Rö. -Röhre 


- (Knipping) 501. - 
Diagn. 
(Plank) 513.: 


, — Spalten im jugend]. (Goetze) V. 


= B. 488; s. Spondylitis, Halswir- 
bel, Lendenwirbel. 


'Wirbeldornabrißfraktur (Goetze) 


517. 
Wirbelkatzinom (Boyle) (509). 
Wirbelsäule, zweifacher ‘Bruch 
(Puppe) 518. 


— luet. Gibbus bei Neugebornem 
(Stöhr) 515. 

— Form bei versch. Sportarten 
(Kohlrausch) 512; s. Skoliose, 
Kyphose. | 


Druck von Hesse & Becker in Leipzig. 


XXXI, i$ e y 


Wismuttherapie, 
(Kolle) 504. 


Zahn s. Periodontitis. 

Zahnärztl. Rö.-Apparat (Camp: 
bell) (499). 

Zahnärztl. Röntgenol. (Buch von 
Leix) 477 

Zahnwurzelgranulome u. 
(Kneschaurek) (512). - 

Zahnzyste (Sehütze) V. B. 482; 
(Hauenstein) (510). 

Zwerchiell, Lage (Walcker) 505. 


Zysten 


— rechtes (Skinner) 529. - ; 
Zwerchfellhernie (Goetze) V. B. 


495; (Bondi) (519); (Reich) 524°% . 


(Elias und Hitzenberger) 527: 
(Wiemann) 530. 
— traumat. (Gerin usw.) 522. 
— nichttraumat. (Keßler) 528. 
Zavergwuchs (Lossen) V. B. 496. 


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` —im Kniehang usw. (Spatz) 505. ° 


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Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. Tafel XIV. 


Fig. 1a. | = Fig. 1b. 


Simons: Zur Röntgenbehandlung von Tumoren im Mediastinum und am Lungenhilu® (s. Seite 384). 


2 ; : T 2 T ar g S f ; Te RE S De ee re , p OTOT n duae a 2 U 4 


fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. Tafel XV 


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Fig. d. 
Fig. 1—3. Haudek: Veränderungen des Osophagus bei Fig. a-—d. Fedder: Ostitis deformans mit 
Lymphosarkom und Lymphogranulom des Mediastinums (s. Seite 386). sekundärer Rundzellensarkdımätose (s. Seite 391) 


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Über Spina ventosa. 


Von 
Eagen Fraenkel, Hamburg. 
(Hierzu Tafel XVII und XVIIL) 


Die Mitteilungen von Jüngling über „eine eigenartige Form multipler Knochentuber- 
kulose“ in Band 27 der „Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen‘“, veranlaßte mich, 
gelegentlich der Beobachtung eines mit den Jünglingschen übereinstimmenden Falles, über 
den ich in Band 50 der „Beiträge zur Klinik der Tuberkulose“ (S. 441) berichtet habe, mich rönt- 
genologisch etwas eingehender mit der als Spina ventosa (sp. v.) bekannten Knochenerkrankung 
zu beschäftigen, vor allem mit Rücksicht auf das schließliche Schicksal dieser Kranken. In dieser 
Beziehung liegt, so weit ich sehe, wenig einschlägiges Material vor. Dankenswerte Untersuchungen 
hierüber hat m. W. nur Eugen Kisch angestellt und seine Befunde durch lehrreiche Röntgen- 
bilder in der von ihm herausgegebenen „Diagnostik und Therapie der Knochen- und Gelenktuber- 
kulose“ (1921) illustriert. J eder, der diese Bilder sieht, muß über die geradezu idealen Heilungen, 
die sie uns vor Augen führen, seine Bewunderung ausdrücken und kann leicht zu der Überzeugung 
gelangen, daß sie bei der in Frage stehenden Erkrankung die Regel darstellen. Die Fälle sind sämt- 
lich der von Bier neuerdings so warm empfohlenen Sonnenbehandlung unterworfen gewesen, 
und so dürfte bei manchem Leser des K isch schen Buchs der Eindruck erweckt werden, daß diese 
günstige Beeinflussung des tuberkulösen Prozesses, um den es sich bei der sp. v. handelt, im wesent- 
lichen auf die genannte Terapie zurückzuführen ist. Es liegt mir nun absolut fern, die hervor- 
ragende Wirkung des Sonnenlichts auf die Heilung tuberkulöser Prozesse, besonders solcher der 
Knochen, irgendwie in Zweifel zu ziehen, aber ich will doch daran erinnern, daß ein solcher Rück- 
gang gerade bei diesem Leiden „manchmal unter Hinterlassung einer dauernden, häufig nur ge- 
ringen Wachstumshemmung sogar spontan“ (Kaufmann, Lehrbuch der pathol. Anatomie, 
7. und 8. Auflage, 1922, Bd. II, S. 880) erfolgen und ein der völligen restituio ad integr. sehr 
nahekommender Zustand eintreten kann. Andererseits möchte ich schon hier betonen, daß bei 
dieser, selbst an einer größeren Zahl tuberkulös erkrankter Knochen erfolgenden Rückbildung der 
Krankheitserscheinungen tuberkulöse Prozesse an anderen Organen neu auftreten, oder vorher 
bestehende progredient werden können. Kisch hat sich über diese Verhältnisse nicht geäußert, 
auch nicht darüber, ob die von ihm erzielten überaus günstigen Heilungsresultate von Dauer ge- 
wesen sind. Ich bin aber geneigt, letzteres anzunehmen, da wenigstens bei einzelnen seiner Fälle 
zwischen der Anfertigung des ersten, den Beginn der Erkrankung und jener des letzten, ihren End- 
ausgang erläuternden Röntgenbildes ein Zeitraum von einem Jahr und mehr verstrichen war. Es 
kann also keinem Zweifel unterliegen, daß diese Sonnenlichttherapie in der Tat bei der Behand- 
lung der Knochentuberkulose, insonderheit der sp. v., Hervorragendes zu leisten vermag, und es ist 
dringend erwünscht, daß das weitere Schicksal derartiger Kranker, vor allem mit Rücksicht auf 
das Auftreten anderweitiger tuberkulöser Prozesse im Organismus, sei es an anderen Teilen 
des Skeletts, sei es an inneren Organen, besonders den Lungen, sorgfältig. verfolgt wird. Daß das 
mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft sein wird, besonders bei einer so fluktuierenden Be- 
völkerung, wie sie die Großstadt birgt, weiß jeder, der sich mit derartigen Untersuchungen be- 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 74 


HA s 


I a O Fraenkel | pi -> OXXX%'5j6, 


schäftigt hat. ‚Ich habe den Versuch ‚gemacht, zunächst über das Verhalten der erkrankten 
Knochen bei i in späterer Zeit vorgenommenen Nachuntersuchungen ins klare zu kommen und da- 
bei leider feststellen müssen, daß man: nur.eines Teils der vor Jahren an sp. v. erkrankt gewesenen 
| Patienten habhaft werden kann. Immerhin habe ich doch, wenn auch eine geringe Anzahl solcher 
Patienten nachuntersuchen können und möchte über die dabei gewonnenen Ergebnisse nachstehend 
berichten. Das einschlägige Material an Röntgenplatten, die sich auf die Fixierung des ursprüng- 
lichen Krankheitsprozesses beziehen, verdanke ich meinem Eppendorfer Kollegen, Prof. Sick. 
 DieN achuntersuchungen habe ich i. J. 1921 vorgenommen, zu einer Zeit, wo Intervalle von einem 
Jahrzehnt und mehr seit dem Beginn der Erkrankung verstrichen war. In solchen Fällen scheint 
die Annahme vollauf berechtigt, daß tatsächlich ein Dauerzustand eingetreten ist. 

Bemerken will ich zunächst, daß i in meinem Material die Erkrankung dier.und l. Hand 
gleichmäßig betroffen hat und weiter, daß in der überwiegenden Mehrzahl 


a die Grundphalanx ergriffen war, 4mal die des Zeigefingers, 2mal die des kleinen, je lmal 


die des 3., des 4. und des Daumens. Die Zahl der von mir untersuchten Fälle ist indes nicht grol 
_ genug, um hieraus irgendeine Gesetzmäßigkeit abzuleiten, und es bedarf in dieser Beziehung der 
Verwertung eines wesentlich größeren, Materials. Dann: wird es sich herausstellen, ob meine 
nunmehr erfolgenden Angaben über eine Mitbeteiligungder me t a carpi ihre Bestäti- 
gung finden. Ich habe diesbezüglich eine ‚Erkrankung des Metakarpus V lmal, eine gleichzeitige 
‚des Metakarpus I/II, sowie des III/IV auch je 1mal festgestellt. Richtig dürfte aber sein, was 
Kaufmann (l c.) hervorhebt, daß das Nagelglied meistfreibleibt. Indes zeigt die- 
ser Autor. andererseits an einer ($. 878, Fig. D wiedergegebenen) Abbildung, daß sämtliche Pha- 
langen eines und desselben: Fingers, also einschließlich. des Nagelglieds, ergrifien sein können. 

Der Verlauf und schießliche Ausgang in den einzelnen Fällen wird von verschiedenen 
Faktoren abhängen, einmal von dem- Zustand des Gesamtorganismus, ferner 
-von der Schwere und der AusdehnungdesProzesses und endlich, zum anirai bis 
zu einem gewissen Grade, vond ereingeleiteten Behandlung. Aber ich habe hinsicht- 
lich ‘dieses Punktes bereits. erwähnt, daß auch ohne jede, wenigstens örtliche Therapie 
perad ezu ideale Heilungen erfolgen können. 

DieRöntgenuntersuchung hat uns nun in letzter Badehune darüber belehrt, daß, 
Hack Rückbildung sämtlicher Erscheinungen, d. h. wenn jede Spur von Schwellung geschwunden 
ist und der Finger seine normale Form wiedererlangt hat, doch eine ausgesprochene 
 Knochena tr.ophie zurückbleiben kann.‘ Ob sich diese nach einiger Zeit verlieren und nor- 
= maler Knochenstruktur Platz machen- kann, vermag ich auf Grund eigener Beobachtungen nicht 
anzugeben. Auch das wäre also ein Punkt, auf den bei.der Kontrolle einschlägiger Fälle die Auf- 
merksamkeit zu richten ist. Abgesehen von dieser, eine Verschmächtigung der Spongiosabälkchen 
und eine entsprechende Verbreiterung der Markräume, sowie eine Verdünnung der Kompakta auf- 
weisenden, eine ganze Phalanx betreffenden Atrophie, kann nun röntgenologisch auch ein 
'herdweiser ‚Schwund von Knöchengew ebe an den erkrankt gewesenen Skelett- 
 abschnitten festgestellt werden, der- sich bei der gewöhnlichen Betrachtung der Finger und der 
Mittelhand nicht bemerkbar zu machen braucht. Die Knochen zeigen dann eine b a ldflachere, 
. bald tiefere muldenförmige Aushöhlung,i in deren Bereiċhdas Knochen- 
gewebe nicht nur ‚nicht atrophisch, sondern sogarsklerosiertist. Die aus der Vorröntgen- 
ära von. chirurgischen Eingriffen, oder von Untersuchung mazerierter Präparate her bekannte 
Tatsache, daß es in einem Teil der Fälle zu periostaler Wucherung kommt, „welche Knochen oder 
nur unvollkommen verknöcherte Periostlagen produziert“ (Kaufmann l. c.), ist in sehr viel 
| bequemerer: Weise röntgenologisch nachzuweisen. Indes scheint das nicht übermäßig häufig zu- 
zutreffen, Es braucht sich dabei auch nicht um zusammenhängende, die ganze Phalanx über- . 
ziehende Knochenlagen. zu handeln, sondern diese können sich herdweise bilden, und man begegnet 
Fällen, bei denen, nach völliger Zerstörung der Rinde, die übrigens aufgetriebenie Spongiosa direkt 
‘an die.periostalen- Auflagerungen angrenzt.: Ich habe das in ausgezeichneter Weise einmal am 


` 


XXXI, 5/6. Über Spina ventosa. E | | 581 


Mc. IV. der r. Hand eines 22jährigen Mannes gesehen. Die Bedingungen, unter denen diese vom 
Periost ausgehende Neubildung das eine Mal auftritt, in andern Fällen ausbleibt, sind uns einst- 
weilen völlig unbekannt. Und doch wäre es praktisch äußerst wichtig, sie kennen zu lernen, weil 
man dann eventuell therapeutisch in der Lage wäre, derartige Knochenanbildung anzuregen, und 
eine Deformierung des betreffenden Knochens zu verhüten. Eine solche Verlinstaltung eines 
Krochens habe ich einmal röntgenologisch am Mc. V der r. Hand eines damals einjährigen äußerst 
elenden Kindes festgestellt. Der Knochen war stark aufgetrieben, ohne jede Spur periostaler 
Knochenanbildung, und erschien medial konkav, lateral konvex verbogen. Im Bereich der Auftrei- 
bung bot der Knochen eine äußerst feinporöse Struktur dar. Es kann also schon frühzeitig zu 
Deformierungen der kleinen Knochen kommen, die von den sich später einstellenden Ver- 
unstaltungen, wie sie sich unter dem Einfluß der Sehrumpfung des ‚„ausheilenden Granula- 
tionsgewebes... unter Mitwirkung des Sehnenzuges“ entwickeln, wodurch die Phalangen zu 
klobigen Rudimenten (ef. Fig. 1) verwandelt werden, wohl zu unterscheiden sind. Deun die letz- 
teren sind selbstverständlich einer Rückbildung zur Norm nicht mehr fähig, während dieser Aus- 
gang bei der ersten hier von mir geschilderten Art sehr wohl denkbar:ist. Besonders ausgesprochen 
werden die Deformierungen natürlich dann sein, wenn es zu einer Einbeziehung der Ge- 
lenke in den Krankheitsprozeß gekommen ist. Zweierlei Folgezustände sind es, die 
dann in Betracht kommen, einmal Luxationen bzw. Subluxationen, und zum andern 
Ankylosierungen bis zu vollkommen synostotischer Verschmelzung der benachbarten Pha- 
langen, unter völliger Aufliebung der eigentlichen Gelenkkonfiguration. In dem von mir unter- 
suchten Material handelte es sich ausschließlich um die Articul. interphalang. I, Imal des Mittel- 
fingers, 2mal des kleinen Fingers (cf. Fig. 2 und 2a), 2mal des Zeigefingers, Imal des Daumens, 
und zwar bestand 4mal eine knöcherne Versteifung in gestreckter Stellung, während es 2mal zu 
einer Verschiebung der Phalangen gekommen war, lmal zu ulnarwärts gerichteter Subluxation 
der 2. (cf. Fig. 3) gegen die Grundphalanx des kleinen Fingers der r. Hand, Imal zu winkeliger . 
Stellung des Nagelglieds gegen die Grundphalanx des r. Daumens (cf. Fig. 4). In diesem letzten 


Fall dürfte aber der vorgenommene chirurgische Eingriff, der in einer Keilexzision und Aus- 


kratzung des erkrankten Knochengewebes bestand, nicht ohne Einfluß auf den erwähnten Aus- 
gang gewesen sein, während in dem andern Fall die Erkrankung an sich zur Zerstörung des Ge- 
lenks und zur Dislokation der Phalangen in der erwähnten Richtung geführt hat. 

Auch bei diesen, durch die einfache Besichtigung wahrnehmbaren, groben Verunstaltungen 
des Hand- und Fingerskeletts gibt allein die Röntgenuntersuchung Aufschluß über 
das feinere Verhalten der in die Deformierung einbezogenen Knochen, und man kann erkennen, 
wie an einem so versteiften, spindelförmig verdickten Finger, die Knochenbälkchen der einen 


: Phalanx, entsprechend dem Gesetz der funktionellen Anpassung, kontinuierlich in die der anderen 


übergehen. Ein sehr interessantes Bild bot der oben erwähnte Fall von winkeliger Stellung des 
Nagelglieds des r. Daumens. Dieses erwies sich stark verkürzt, an der Basis breit gabelig und 
ddorsalwärts zur Grundphalanx verschoben. Das Köpfthen der letzteren erschien pilzförmig, mit 
dorsalwärts gerichteter Abschrägung. Also auch hier eine, durch Umformung bewirkte, gegen- 
seitige Anpassung der in abnorme Lage zueinander gebrachten Phalangen. 

Von ganz besonderem Wert ist aber die Röntgenuntersuchung für die Erkennung der An- 


_fangsstadien des Leidens. Freilich muß betont werden, daß das Röntgenbild erst dann sichtbare 


Zeichen zu liefern vermag, wenn es unter dem Einfluß des tuberkulösen Gewebes zur Einschmel- 
zung von Knochengewebe gekommen ist. Aber dann machen sich in der sonst so dichten Struktur 
der Phalangen schon die kleinsten Lichtungsbezirke bemerkbar. Diese können selbstverständlich 


. ihrem Sitz und ihrer Ausdehnung nach sehr variieren, bald mehr die Gegend der Basis, bald die 


des Köpfchens betreffen, oder von vornherein mehr diffus, bisweilen über die ganze Länge einer 

Phalanx ausgebreitet sein. So kann es kommen, daß unter Umständen überhaupt kein zusammen- 

hängender Knochen mehr vorhanden ist, sondern nur lose vereinigte, verwaschen begrenzte 

Knochenstücke. Oder man sieht eine weitgehende Zerstörung des Knochens und an der entspre- 
74* 


582 pgi | Fraenkel. Ț en e f ean ` XXXI, 5/6 Fi 


chenden Stelle einen ausgedehnten Höbleäum, innerhalb dessen jede Spur v von Knschengewebe | 
fehlen kann, während andere Male, bei Abwesenheit jeglicher periostaler Knochenanbildung, doch . 


noch vereinzelte Knochenblättchen sichtbar sind.. Oder der verschieden stark aufgetriebene 
‘Knochen zeigt eine Reihe dicht aneinander grenzender, kleinerer und größerer rundlicher Hohl- 


räume, wodurch eine ausgesprochen wabige Struktur entsteht. Endlich kann es vorkommen, daß 
sich der Prozeß lediglich an der Kortikalis abspielt und zu totaler ‚Unterbrechung dieser an einer 


. dder mehreren Stellen führt. Ich habe das freilich nur. ein einziges Mal beobachtet, und konnte 


, bei der 10: Jahre nach der ersten Untersuchung: vorgenommenen Nachschau feststellen, daß es an 


dem betreffenden Finger — es handelte sich um’ die Grundphalanx I= abgesehen von einer er- 


- heblichen Verschmächtigung des Knochens, zu 'einer-Versteifung sämtlicher Gelenke gekommen. 
war. Die Knochenstruktür war, besonders im Bereich der knöchernen Veerschmelzungen undander 


' Basis der Grundphalanx, durchaus verwaschen. 
Aus der vorstehenden Schilderung geht hervor, daß die röntgenologischen Befunde, bei der 
sp. v. doch in ‚mancher Hinsicht gemeinsame Züge mit den als eigenartige Form multipler 


Knochentuberkulose von Jüngling und mir beschriebenen Fällen besitzen können. Gerade die 


| lochartigen, multiplen, in einer Phalanx-auftretenden, dem Knochen dadurch das so eigenartige’ ur 


lockerwabige Aussehen verleihenden Aufhellungen sind es ja, die von Jüngling und mir als 
röntgenologisch einigermaßen charakteristisch für jene Form der Knochentuberkulose angeführt 


worden sind.. Nun habe ich an der Hand eines größeren Materials von Fällen typischer sp. v. 


zeigen können, daß bisweilen auch beidieser Erkrankung die gleichen Röntgenbefunde 


zu erheben sind, und will auch hier nochmals anführen, daß Rieder schon i. J. 1910 die gleichen . 


‚röntgenologischen Bilder bei echter sp. v. ‘festgestellt hat. Freilich dürfte das bei diesem 


Leiden immer nurausnahmsweise und meist nur an einer Phalanx anzutreffen sein, so 
daß wir in der Vielheitderden Phalangen die eigenartig wabige Struktur 
verleihenden Herde und in der Multiplizität der, nicht nur an einer, son- 


dern an beiden Händen (und Füßen) ergriffenen Phalangen doch wesentliche 
Unterscheidungsmerkmale dereigenartigen multiplen Knochentuber- 


kulose gegenüber der gewöhnlichen: sp. v. zu erblicken hätten. Auch darauf darf hingewiesen 


~- werden, daß bei jener eben nicht nur das Hand-, sondern auch das Fußgelenk in Mit- | 
leidenschaft gezogen wird, was bei der gewöhnlichen sp. v. nur äußerst selten. 


vorzukommen scheint. 'Berücksichti gt man endlich, daß periostale Knochenauflage- 
rungen beidieser öfters anzutreffen sind, bei jener, wenigstens nach dem bisherigen, 
freilich noch nicht sehr großen Beobachtungsmaterial gemeinhin fehlen, so dürften doch 


genügend Unterscheidungsmerkmale gegeben sein, beide Prozesseklinisch anesinander-uhalten: 


wobei man sich aber bewußt bleiben muß, daß, wie ich in meiner Arbeit hervorgehoben habe, 
prinzipiell eine Trennung beider Erkrankungen weder vom anatomi- 


‚schennoch vomätiologischen Standpunkt aus berechtigtist. Ich halte es 


für dringend notwendig, das nochmals zu betonen, weil in einer jüngst erschienen Arbeit V oor- 


-hoeve (,„Ostite à kystes multiples et son &tiologie“ [Acta radiolog. II, 1, S. 42 £f.]) „die tuber- 


' kulöse Natur als nicht bewiesen“ hinstellt, im selben Atemzuge aber „eine neue Stütze zugunsten 
des Annahme des tuberkulösen Ursprungs“ hinzufügt. Der. Verfasser stellt nämlich die Hypothese 


auf, daß es für das Zustandekommen der uns beschäftigenden Krankheit nicht bloß einer tuber-. 


kulösen Infektion bedürfe, sondern auch einer Schädigung der trophischen Zentren der Finger 


und Zehen. Ich stehe von einer Kritik dieser Hyp ofhene ab, die ich für durchaus ‚unbewiesen und ` 
nd als in keiner Weise gestützt ansehe. Prote- . 
ie Affektion kurzweg als „Ostitis multiplex cy- 


durch den vom Verfasser mitgeteilten Soa 
stieren muß ich ferner dagegen, daß Verfasser 

` stika“ bezeichnet, unter Weglassung des die. pi ihm ja als nicht gesichert geltende Ätiologie 
charakterisierenden Beiworts ‚tubereulosa“ i 

Jünglin g gegenüber hervorgehoben habe, glar keine Rede. Die Terminologie ist also irreführend 


= und schnellstens fallen zu lassen. Nach wie wor stehe ich mit J i üngling auf dem Standpunkt, 


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enn von einer Zystenbildung ist, wie ich auch. _ 


XXXT, 5/6. Variationen der Halswirbelsäule und der angrenzenden Gebiete, 583 


daß das uns beschäftigende Leiden tuberkulösen Ursprungs ist und sich in dieser Hinsicht von der 
gewöhnlichen sp. v. nicht unterscheidet. 

Das gleiche gilt hinsichtlich der Prognose. Sie darf für beide Erkrankungen, soweit der 
lokale Prozeß in Betracht kommt, als im ganzen günstig bezeichnet werden. Die von Kisch in 
seinem Buch reproduzierten Bilder und nicht zum wenigsten auch der von mir berücksichtigte 
Fall von multipler sp. v.am Handgelenk beweisen das. Ebenso sprechen die von mir noch 10 Jahre 
und länger nach Beginn der Erkrankung untersuchten Fälle von Dauerheilung in diesem Sinne. 
Gerade sie lehren uns aber weiter, daß bei derartigen Kranken ein Befallenwerden anderer Organe . 
von Tuberkulose ausbleiben kann. Immerhin muß die Vorhersage mit Vorsicht gestellt werden. 
Speziell in dem so ideale Heilungsresultate aufweisenden Fall von multipler sp. v. bei dem jugend- 
lichen Kinde (cf. Fig. 5, 5a, 6, 6a) haben sich trotz des Rückgangs der Prozesse am Skelett aus- 
gesprochene Erscheinungen einer tuberkulösen Lungenerkrankung bemerkbar gemacht. Ebenso 
sind in dem von mir als eigenartige Form multipler Knochentuberkulose geschilderten Fall ernste, 
auf eine Progredienz der Erkrankung der Lungen hinweisende Symptome in den Vordergrund ge- 
treten. Ob in dieser Beziehung durch die modernen, gegen die Bekämpfung tuberkulöser Erkran- 
kungen gerichteten Heilbestrebungen ein Wandel herbeizuführen sein wird, bleibt abzuwarten. 


Aus der chirurgischen Klinik Zürich (Prof. Dr. P. Clairmont). 


Variationen der Halswirbelsäule und der angrenzenden Gebiete. 
Von 
Hans R. Schinz. 
(Hierzu Tafel XIX.) 


Variationen und Varietäten hatten früher Interesse für den Sonderling, die große Wissen- 

schaft ging an ihnen vorbei. Höchstens in der Medizin ließ man sie gelten, da sie z. T. große prak- 
tische Bedeutung haben. In den letzten 30 Jahren hat sich aber das Blatt gewendet, mit den 
Spielarten, den Lusus hat Bateson den Grundstock für die gesamte moderne Variabilitäts- 
forschung gelegt und de Vries hat darauf seine großartige Idee der Mutationstheorie aufge- 
baut. Auch die Anatomie sucht heute nach Varietäten, um aus ihnen Fingerzeige für den mut- 
maßlichen Gang der individuellen Entwicklung zu finden. Die Arbeiten von Gruber, Pfitz- 
ner u. a. werden sorgfältigst nachgelesen und ergänzt durch ein viel breiteresAnschauungs- 
material, das nicht dem Präparierboden, sondern dem klinischen Betriebe entstammt, Material, 
das zum großen Teil durch die Röntgenographie gewonnen wird. 
j Was nun speziell die Varietäten der Wirbelsäule anbetrifft, so finden wir eine große 
Zahl der verschiedensten Abweichungen von der Norm, die nicht krankhaft sind, sondern durch 
bloße Variationen des Anlagematerials entstanden sind. Die menschliche Wirbelsäule ist nach 
Resenbergim Prozeßder Umformung begriffen, indem die Grenze zwischen den ein- 
zelnen Regionen sich kranialwärts im Laufe der Phylogenie und der Ontogenie verschieben soll. 
Lieblingslokalisationen solcher Vorgänge sind dabei die Übergangsregionen vom 
Schädel in die Halswirbelsäule (Atlas), von der Halswirbelsäule in die Thoraxregion (C. VII und 
Th. I), von der letzteren in die Lendenregion (Th. I und L. I) und vor allem in der Lumbo- 
Sakralregion (L. V, S. I. und S. IT)*!). 

Nach ihrer allgemeinen Richtungstendenz können diese Variationen progressiver 
oder regressiver Natur sein, es kann sich ferner um Hemmungsbildungen handeln, 
die hart das Pathologische streifen oder direkt um Mißbildungen. 


1) Herrn Professor Dr. Felix und Herrn Kollegen Vonwiller danke ich für die lieben:- 
würdige Beratung in anatomischen Fragen. 


BER E20 27 We Se Far Er Ze Ze ee A IA WB eu are t Ta Ma Se Tege ee SE De rer MENR 
; EEE esi l Bon : eo -o> i A ! u ! en - ee Ea e E AES RRA N: 
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“ - + a . ` 2 en: f ze i 


584 Aa o į ni a e Eee u | Ber XXXI, 5/6: . 
In dieser Feen Studie wollen wir uns ad das Gebiet der Halswirbelsäule und ihrer-an- <. 

| 'grenzenden Partien, also des Okziput und den obersten Brustwirbel beschränken und folgende , 
. Variationen beschreiben: | 

I Die Assimilation a esA tla as, gudir ki ‚lose oder Miassynoskns genannt. 
„1. Manifestation des Okzipitalwirbels. 
I. Das Offenbleiben des hinteren Bogens des Atlas, der Hiatusatlantis. 
- IV, Das Os odontoideum. | 

V. Das Auftreten von Halsri pp en, ` 

VI. Die Rückbildung der I. Thorakalrippen. 
VII. Den Hiatus cervicalis persistens. | | 
7; Eine progressive Variante ist die sogenannte „Assimilation des Atlas“, auch 


i ar Atlasankylose, Atlassynostose oder Atlanto-Okzipital-Synostose genannt. 


Der 1. Halswirbel der menschlichen Anatomie ist stammesgeschichtlich erst der IV. der 
i Gesamtreihe. Die vordersten 3 Ursegmente sind in das Os occipitale einbezogen. Es kommen nun 


-beim Menschen Fälle vor, in welchen im Okzipitale des Erwachsenen deutliche 


Formbe 8 tandteileeimesAtlas unterschieden werden können. In vielen Fällen erscheint 
der Atlas wie angeklebt an den Schädel, vgl. z. B. Fig. 75 in Braus oder Fig. 61 in Rauber- 
Kopsceh. Ähnliche Fälle sind von Kollmann, Bolk, Allen, Schiffner, Maca- 


Ee ster u:.a. beschrieben worden. Ferrari hat in einem Falle die Assimiletion des Atlas am 


- Lebenden mit Hilfe der Röntgenographie feststellen können. Der Atlas ist dabei oft mangelhaft 
| ausgebildet, zeigt z. B. einen hinten offenen Bogen u. dgl. mehr und ist oft nach vorn verschoben. 
Die Zahl der Halswirbel beträgt dabei 6. Durch gleichzeitiges Rudimentärsein des 1. Rippen- 
. paares, d. h. kaudale Verschiebung der oberen Thoraxapertur kann freilich die Zahl der Hals- 
© wirbel wiederum um einen vermehrt werden;man kann scheinbar wiederum 7 Halswirbel abzählen. 
| André Feil hatam Lebenden ebenfalls solehe.Assimilationen des Atlas beschrieben, unter 
, dem Namen: Oceipitalisation de l’atlas, bei gleichzeitigem kongenitalen Tortikollis. 
Es sind in der ‘anatomischen und anthropologischen Literatur zirka 200 bis 300 solcher 
. -Fälle beschrieben worden und die Mehrzahl der Anatomen hält diese Atlanto-Okzipital-Synostose 
in der Tat für die Äußerung eines Kaudalwärtswanderns der Kraniovertebralgrenzen, und gliedert . 
sie in die. normalen Variationsbreiten ein. Der neueste Bearbeiter dieser Frage, G. Rose, macht — 
B allerdings mit Recht darauf aufmerksam, daß am Skelettpräparat — und in der rolin Mehr- | 
` zahl der Fälle handelt es sich ja um Skelettpräparate ohne klinische Daten und anamnestische 
Angaben — Endzustände nach Erkrankungen. und Verletzungen u. dgl. wohl zu ganz ähnlichen 
erworbenen Atlanto-Okzipital-Synostosen führen. können und sieht die noch übrig bleibenden 
Fälle, soweit nicht eine extrauterine Entstehung in Frage kommt, als Mißbildungen an, die 
entweder auf Entwicklungsstörungen, oder einem primären Bildungsmangel beruhen. | 
Es ergibt sich also bei jedem Befund von ‚Atlasankylose die Frage: progressive, rein mor- 
-phologische Variation, Mißbildung oder erworbene Atlassynostose? - ‘Gerade die Röntgenunter- 
suchung dürfte hier ‚Entscheidungen ermöglichen, die der Anatom nicht treffen kann, da der 
‚Röntgenologe die Anamnese und den übrigen Körperbefund aufnehmen kann und soll. Zu den 
häufigsten Erkrankungen, welche die Assimilation des Atlas als Ausdruck eines:noch nicht ab- 
_ geschlossenen phylogenetischen Entwicklungsprozessess nachahmen, gehört die. Spondyl- 
arthritis und Spondylitis tuberculosa, das Malum suboceipitale. Auch 
= nach schwersten Zerstörungen ist eine Ausheilung und .Synostose der Rudimente möglich, wie 
| eine Abbildung von Lewandowsky auf S. 515 des 2. Teiles seines Handbuches der Nerven- 


| ‚krankheiten und eine Beschreibung von G'elsam beweist, wo durech Callusmassen Atlas und 


Okziput an den massae laterales und den hinteren Bogen vollkommen verschmolzen sind. Solche 
Zustände von Malum suboeccipitale sind röntgenologisch von Gallan untersucht worden. 
Schüller.bildet in seinem Atlas über die Schädelhasis im Hongenbia: auf Tafel V, Fig. 3 
und 4 einen solchen Befund ab (Fal 23). | | 


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XXXĪ, 5/6. | Variationen der Halswirbelsäule und der angrenzenden Gebiete. 585 


Auch syphilitische Wirbelentzündungen sitzen mit Vorliebe in der Gegend 
des Kopfgelenkes (Ziesche&). Die Heilung erfolge meist in knöcherner Ankylose. 

Auch die Spondylarthritis ankylopoetica kann im Atlanto-Okzipital-Gelenk | 
sitzen, während das Atlanto-Epistrophealgelenk gewöhnlich frei bleibt. Begleitende Exostosen 
und Spangenbildungen und die Ausdehnung des Prozesses über größere Abschnitte der Wirbel- 
säule ermöglicht die Differentialdiagnose in vivo. 

Die Spondylitis deformans kann ebenfalls gelegentlich einmal zu einer Atlanto- 
Okzipital-Synostose führen. An den begleitenden Veränderungen der übrigen Wirbelsäule wird 
eine Erkennung des Krankheitsbildes wohl verhindert. 

Auch Luxationen und Frakturen können zu einer Atlas-Synostose führen, denn 
nicht jede Luxation des Atlas muß den unmittelbaren Tod zur Folge haben, wie z. B. ein Präparat . 
von Gelsam zeigt, wo eine reparatorische Ankylose auftritt. Die Differentialdiagnose wird ’ 


allerdings dadurch erschwert, daß auch bei den echten kongenitalen Assimilationen der Atlas 


häufig in Subluxationsstellung gegenüber dem Schädel sich befindet. 

Über eine Atlasankylose infolge Polyarthritis rheumatica berichten er h 
und Chiari. | 

Gonorrhoische Arthritiden können zu ähnlichen Tiumen Anlaß geben 
(Brodhurst). 

Die akut-infektiösen Prozesse des Kopfzöjänke: (infolge Staphylokokken, Strepto- 
kokken, Aktinomykose, Thyphusbazillen) sind selten und führen so rasch zum Tode, daß kaum 
Gelegenheit zur Entstehung von Bildungen gegeben ist, die später eine Atlasassimilation vor- 
täuschen könnten (Hahn, Engelhardt). | 

Hier muß auch die basilare Impression (Virchow, Grawitz) angeführt wer- 
den, bei welcher es sich um eine Art von Eindrückung der Umgebung des Hinterhauptloches 
gegen den Schädelraum zu handelt. Eine gute röntgenographische Beschreibung hiervon und eine 
Diagnose in vivo verdanken wir wiederum Schüller (Fall 27 und 28, Tafel V, Fig. 1 und 2). 
Durch die. basilare Impression erfährt der Klivus eine Verkürzung und Abflachung, während die 
hintere Schädelgrube besonders vertieft erscheint. Als Ursache der basilaren Impression wird 


-bald Rachitis, bald Osteomalazie oder auch nur Osteoporosis senilis angenommen, wobei als be- 


günstigendes Moment das Tragen schwerer Lasten auf dem Kopf mitwirkt. Beweise hierfür sind 


keine erbracht. Hingegen ist ein Zusammentreffen von basilarer Impression und Atlanto-Okzi- 


pital-Synostose ein häufiges. Ein von Schüller beschriebener Fall und ebenso der ausführlich 


- geschilderte Fall von Rose gehören hierher. In 2 Fällen fand sich gleichzeitig noch eine zervi- 


kale Syringomyelie, die unter dem Bilde der Quadriplegie zum Tode geführt hatte. Wenn also die 
Trias l. basilare Impression, 2. Atlas- MıiBbildung und Atlas-Ankylose, 
3. zervikale Syringomyelie, vorhanden ist, so dürften die Ursachen für alle drei Er- 
scheinungen wohl in der gleichen Ertwicklungsstdrung zu suchen sein, die sich im Knochen- 
system und im Rückenmark offenbart. Auch als Teilerscheinung der DET cleido-cranialis 
kommt ja die basale Impression und Atlas-Synostose vor. 


Zusammenfassend können wir also sagen, es gibt wohl 


1l. eine eigentliche Assimilation des Atlas, die als rein morphologische s 
Varietät zu deuten ist im Sinne von Bolk und anderen Anatemen. Die Mehrzahl der unter 
diesem Namen der Assimilation des Atlas beschriebenen Fälle gehört aber wohl nicht hierher, 
sondern zur 2. und 3. Gruppe. Es geht hier bei fortschreitender Erkenntnis genau so wie.bei den 
Handwurzelknöchelchen, dem Naviculare bipartitum usw., die urspünglich ebenfalls als ana- 
tomische Varietät und Reminiszenz gedeutet wurden und später als pathologisch erkannt wurden. 

| 2. Es gibt eine Atlas-Ankylose als Ausdruck einer kongenitalen Mißbil- 
dung. Es findet sich dabei u. a. die oben aufgezählte Trias der Symptome. Hierher gehören die 
Fälle o S und Rose. 


586 ee ee Eu Ve Br s ne AXA, a. 


1 


re 


‚= ‘8% Ar häufigsten dürften die erworbenen Atlas- Ankylosen: sein, die eine SR 


| phologische Atlas-Assimilation vortäuschen. Atiölogisch on in Beträcht: Tuberkulose, "Sy- | 
a philis, Arthritiden, Luxationen und Frakturen usw. i e 


II. Das Gegenteil hierzu, die entsprechende regressive Variante ist: die. EHRE N 


i „Manifestation des Okzipitalwirbels“ (Koll m ann). Es finden sich in der Umgebüng des. = 


Foramen magnum Relieferscheinungen, die an einen Atlas oder an Teile eines solchen erinnern. ` 


j Gleichzeitig ist die Zahl der Halswirbel 7; ein normaler Atlas ist neben dieser Manifestation des ` 

| Okzipitalwirbels vorhänden. Ein. zuverlässiger Maßstab ist allerdings die Halswirbelanzahl nicht, 

„weil die kaudale Grenze — wie gesagt — schwanken kann. Im Zusammenhang mit dieser Mani- 

ie - festation des Okzipitalwirbels steht z. B. das Auftreten eines Kondylus- tertius. (Atrophischer K 
 vorderer Okzipitalwirbelbogen oder Andeutung von Processus transversi, Processus suprácondyloidei - 

usw. ).Wiedersheim berichtet darüber ausführlich in seinem Bau des Menschen. Eine Art. 
Condylus tertius kann allerdings auch entstanden sein durch Ossifikation des Ligamentum apicis ia 
a dentis, wie Kalenscher und Sch lag inhaufen wahrscheinlich gemacht haben. | 


Leicht ist die Unterscheidung zwischen der Atlasassimilation und der Manifestation des 


Okiipitalwirbels allerdings nicht. Sie ist auch nicht immer möglich, da es fließende Übergänge 
' gibt. Als Unterscheidungsmerkmal kann in unklaren Fällen das Verhalten der Gelenkhöcker an- 
- "der Schädelbasis dienen: Zeigen diese die Form der unteren Gelenksflächen des Atlas, so wird man 


von einer Atlasassimilation sprechen. Nähern sie.sich in ihrer Form Jesorı den normalen Minter 
hauptskondylen, so liegt eine Manifestation des Okzipitalwirbels vor 
Ale- differentialdiagnostischen Überlegungen, die wir bei der Aane Heeii 


haben, gelten auch hier. In vivo wurde die anatomische Diagnose: Manifestation des Okzipital- u 


se wirbels jedenfalls noch nicht gestellt. | Du 


'Es steht auch mir kein einschlägiger Fall zur Verfügung: ich möchte aber in diegem Zu- 


~ „sammenhang darauf aufmerksam machen, daß wir die Condyli oceipitales beim Lebenden dadurch 
„sehr schön zur Darstellung bringen können, daß wir die Aufnahmerichtung verwenden, wie sie 
von Tschebull für die Kieferhöhlen: beschrieben worden ist, d. h. das Gesicht mit geöffnetem 
- "Mund liegt der Platte an, dieselbe ist dabei um einige Grade geneigt, der Siahiengang | ist P a., 
vgl. z: B. Bild (Tafelfigur 1). 


III. Als Hemmungsbildung ist das Offenbleiben des hinteren Kokon des Atlas 


aufzufassen. Der hintere Bogen des Atlas entsteht aus 2 Bogen-Ossifikationen, die beim Neu- | 
‚geborenen: ungefähr..bis zum 4. oder 5. Jahre‘ noch. voneinander durch Knorpel getrennt sind. ` 
‚Bleiben diese Verschmelzungen aus, so finden wir einen Hiatusatlantis, wie er fast regel- 
mäßig bei einem assimilierten Atlas vorkommt, aber auch als Einzelerscheinung auftreten kann. | 
'" TestutundQuain machen auf diese Variation aufmerksam. Das bei gegebene Röntgenogramm 

zeigt den Atlas eines Neugeborenen (Tafelfigur 2), den Atlas eines zirka N eunjährigen (Tafel- 

“fiur 3) und den Atlas eines Erwachsenen mit geschlossenem hinteren Bogen (Tafelfigur 4). | 
Die beiden folgenden „Bilder zeigen 1. den Atlas eines Erwachsenenmitoffenem 
‘hinteren Bogen (Tafelfigur 5), wobei man annehmen muß; daß in vivo: diese Lücke durch 
| Knorpel geschlossen war, und 2. eine kleine Variation, die darin besteht, daß das Foramen trans- 


versarium der einen Seite nach vorn offen ist, indem ‘der P roces s us costari us fehlt, 


bogens ist auch in vivo zu stellen, wie man auf einer Röntgenaufnahme aus dem Jahre 1901 er- 
sehen kann: (Tafeligur 7). Es war damals bei dem ‚Patienten die Frage aufgetaucht, ob es sich 


werden. 


. oder zumindestens ganz rudimentär ist (Tafelfigur 6). Die Diagnose des offenen hinteren Atlas- 


um eine Fraktur des hinteren Bogens handelte, oder um. eine anatomische Variation: Ein Jahr _ 
vorher war ein schweres Trauma vorausgegangen. Die scharfe Begrenzung der Lücke spricht 
„absolut. gegen. eine traumatische Genese und die Annahme einer Atlasfraktur mußte abgelehnt 


Alban Köh loi macht abuzoi bereits darauf aufmerksam, daß beim Atlas oft die eine 
| Bogenhälfte bedeutend schmächti ger als e andere ist,ohne daB das ein pathologischer‘ Zustand sei. 


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ne | a S 
- 


XXXI, 5,6. Variationen der Halswirbelsäule und der angrenzenden Gebiete. 587 


IV. Eine ähnliche Hemmungsbildung ist das Os odontoideum, dessen Entstehung 
ebenfalls leicht aus der Ontogenie ersichtlich ist. Der Zahn des Epistropheus besitzt einen eigenen 
Ossifikationspunkt, da er ja eigentlich den Körper des Atlas repräsentiert. Kommt es infolge 
einer Hemmung der Ossifikation nicht zur Synostosierung mit dem Körper des Epistropheus, so 
bildet sich zwischen dem „Zahn“ und dem Epistropheuskörper eine echte Diarthrose aus (vgl. z. B. 
Macalister, Funke). Die Röntgendiagnose dürfte recht schwer zu stellen sein, denn nicht 
nur sind Frakturen des Zahnfortsatzes schwierig zu erkennen, sondern durch Streuung der 
Röntgenstrahlen an der im Gaumen retinierten Luft können fälschlicherweise solche selbständige 
Fpistropheuszähne vorgetäuscht werden, wie soeben De Quervain nachgewiesen hat. Ana- 
tomen haben endlich Synostosierungen zwischen dem Zahnfortsatz des Epistropheus und dem 
vorderen Atlasbogen beschrieben (G. Elliot Smith). | 

V. Weitaus die häufigste regressive Variation ist das Auftreten von Halsrippen. 
Gruber hat in den Jahren 1865 bis 1869 schon ein eingehendes anatomisches Material bei- 
gebracht. Borchard hat 1895 aus der Literatur nicht weniger als 139 Fälle zusammengestellt, 
von denen aber nur 28 am Lebenden erkannt worden waren. Davon hatten wiederum nur 14 klini- 
sche Erscheinungen gemacht. Streißler verdanken wir eine ausführliche moderne monogra- 
phische Bearbeitung. Das Material hatte sich sehr angehäuft, denn durch die Röntgenunter- 
suchung wurden nun mit Leichtigkeit Halsrippenam Lebenden festgestellt. Streißler 
zählt nicht weniger als 87 operierte und nachträglich publizierte Fälle auf, diskutiert eingehend 
das anatomische Verhalten, also kurze gelenkig verbundene oder längere frei liegende, lange mit 
der 1. Rippe oder sogar mit dem Sternum artikulierende Halsrippen, die Abweichungen an den 
Weichteilen, z. B. überzählige Interkostalmuskulatur, den Verlauf der Arteria subelavia, die je 
nach der Größe der Halsrippe vor oder über ihr verläuft, die Lage des Plexus cervicalis vor oder 
über der Rippe, die innigen Beziehungen zwischen diesen Rippen und der Pleurakuppe usw. Er 
zählt die Beschwerden und Symptome auf, die eine Halsrippe machen kann; sie kann als sicht- 
oder fühlbarer Tumor in der oberen Schlüsselbeingrube in Erscheinung treten, bald stehen die 
Beschwerden von seiten des Nervensystems (Plexus) bald diejenigen der Gefäße im Vordergrund. 
Häufige Begleiterscheinung ist der gleichzeitige Hochstand eines Schulterblattes, 
das Vorhandensein einer Skoliose; aber nicht jede Halsrippe braucht einen Schulterblatt- 
hochstand oder eine Skoliose zu haben. Als Operation der Wahl empfiehlt er die Exstirpation der 
Halsrippe von hinten und geht mitdeQuervain darin einig, daß jeder Träger einer Halsrippe 
vom Militärdienst zu befreien sei, gleichviel ob der Mann Beschwerden hat oder nicht, da er jede 
Dienstleistung mit Belastung der Schulter zu vermeiden hat. 

Es besitzt wohl jeder Röntgenologe eine größere Zahl von Belegexemplaren von Halsrippen, 
Neues ist wohl kaum mehr beizubringen. Die unten stehenden Skizzen sollen nur verschiedene 
beobachtete Variationen zusammenstellen, also Halsrippen ohne Skoliose, Halsrippen mit Skoli- 
ose, Halsrippen mit Schulterblatthochstand, Halsrippen mit Schaltwirbel usw. 


Textfig. 1. Rechtsseitige Halsrippe mit inter- Textfig. 2. Rechtsseitige Halsrippe, gelenkig 
kalarem Keilwirbel, der rechte Seitenfortsatz verbunden mit Seitenfortsatz des C. VII. 
des ©. VII vergrößert. (Big. 2597.) (Sig. 73893.) 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 75 


588 Schinz. 


Textfig. 3. Doppelseitige Halsrippe, gelenkig Textfig. 4. Halsrippenreste. Rechts beweg- 
verbunden mit dem Seitenfortsatz von C. VII. liches Halsrippenrudiment, links vergrößerter, 


rabenschnabelartiger Processus transversus 
des Cervicalis Vl. 


Diese 4 Bilder zeigen also sowohl echte Halsrippen, die wie eine gewöhnliche Rippe 
ein Kapitulum, ein Kollum und ein Tuberkulum besitzen und am Wirbelkörper und am Processus 
transversus artikulieren, als auchunechteHalsrippen, denen ein Köpfchen und Hals fehlt. 
Sie sind syndesmotisch oder mit einem wirklichen Gelenk, mit einem medialen Köpfchen, das dem 
Tuberculum anderer Rippen entspricht, mit der Spitze des Querfortsatzes des Halswirbels ver- 
bunden. Die meisten Halsrippen gehören dem 1. Typus an, unechte Halsrippen, wie sie unsere 
Figur 4 auf der rechten Seite zeigt, sind außerordentlich selten und nur in 2 Fällen von Moret 
und Foucher beschrieben und von Gruber einmal bei einem Hunde beobachtet. ` Sie bilden 
einen kontinuierlichen Übergang zum verlängerten adlerschnabelförmigen Querfortsatz des 
VII. Halswirbels, wie wir einen auf der linken Seite derselben Figur sehen. | 


Ein Diagramm nach Streißler (Textfigur 5) zeigt die Verhältnisse in der Ansicht. 


von oben. 


ra 


= RR 


N 


e 


Adlerschnabelform des Niederster Grad einer Höherer Grad einer Unechte 
Processus transversus. echten Halsrippe. echten Halsrippe.  Halsrippe. 


Textfig. 5. Diagramme der verschiedenen Grade von Halsrippenbildung. 


Darin sind sich alle Autoren einig, daß die meisten Halsrippenihren Ursprung 
vom 7. Halswirbel nehmen. Man hat sich direkt daran gewöhnt, unter dem Ausdruck 
„Halsrippe‘“ Rippen am 7. Halswirbel zu verstehen, wobei alle Zwischenformen zwischen unvoll- 
kommenen und völlig ausgebildeten Rippen möglich sind. In wenigen seltenen Fällen hat man 
freilich auch Halsrippen vom 4., 5., 6. Halswirbel, oder von mehreren zugleich entspringen sehen. 
Von Szawlowski (beiderseits) und Fischel (einseitig) existieren Beobachtungen über 
Halsrippen am 4. Halswirbel. Eine Halsrippe am 5. Halswirbel beobachtet Völcker, sie bil- 
dete den Ausgangspunkt für ein großes Lipom. Eine Halsrippe am 6. Halswirbel erwähnt 
Hauswirth. Zahlreiche Beobachtungen über das gleichzeitige Vorhandensein am 6. und 
7. Halswirbels existieren z. B.vonStruthers,deQuervain,Becku.a.—Lechleutner 
fand Halsrippen am 5., 6. und 7. Halswirbel beiderseits, Privat und Colombier echte 


XXXI, 5/6. Variationen der Halswirbelsäule und der angrenzenden Gebiete. E 589 


Halsrippen am 6. und 7. Halswirbel, die mit dem Sternum artikulierten und gleichzeitig 
kostiforme fluktuierende Halsrippen am 4. und 5. Halswirbel, ebenso wie die 1i., 12. oder 
13. Rippe verschwinden kann. 

Es muß hier betont werden, daß die Präparation natürlich gelegentlich kleine Halsrippen 
' aufdecken wird, die.der Röntgenuntersuchung entgehen, dann nämlich, wenn sich die Processus 
transversi und. die kleinen Halsrippen so überlagern, daß man sie bei der sagittalen Aufnahme 
scheinbar vereinigt erblickt. Umgekehrt können natürlich auch Spaltbildungen im Röntgenbild 
vorgetäuscht werden, die in Wahrheit nicht vorhanden sind, indem bloße Einkerbungen als Spal- 
ten zur Darstellung kommen können. Erwähnenswert bleibt, daß in einer kleineren Anzahl von 
Fällen im Zusammenhang mit dem Auftreten von Halsrippen in der Wirbelsäule Defekte, Spalt- 
bildungen, Interpolationen von Keilwirbeln sich finden, wie sie hauptsächlich von Drehmann, 
Puttiund Falk beschrieben worden sind. Diese Wirbeleinschiebungen oder Verluste innerhalb 
der Reihe (Interkalation und Exkalation) sind wohl nur so zu verstehen, daß es sich um die 
Weiterentwicklung von Segmenten handelt, die durch atypische Entwicklungszufälligkeiten ab- 
gesprengt worden sind. Sie gehören nicht ins Gebiet der normalen Variationen, sondern sind 
Zeichengestörten Entwicklungsablaufes. Tragen sie Rippen — jeder Wirbel hat 
in potenia die Fähigkeit, Rippen zu bilden — so sind diese Halsrippen wohl nicht in erster Linie 
regressive Varianten, sondern Teilerscheinungen des allgemein-gestörten 
Entwicklungsablaufes. 

Die Halsrippen dürften wohlembryonal-atavistische Merkmale sein. Wir 
erseben aus der schönen Arbeit von Charlotte Müller über die Entwicklung des mensch- 
lichen Brustkorbes, daß am 7. Halswirbel konstant das in der ventralen Querfortsatzspange ent- 
haltene Rippenrudiment in selbständiger Anlage auftritt und zwar bei Embryonen von 13 mm, 
wie auch bei Embryonen von 17 mm Scheitel-Steiß-Länge, währenddem bei größeren Embryonen 
von z. B. 23 mm Scheitel-Steiß-Länge in der Zervikalregion keine selbständigen Rippenanlagen 
mehr nachweisbar sind. Das Verschwinden dieses embryonal-atavistischen. Merkmals erfolgt also 
sehr rasch. Das Persistieren der Halsrippenanlage führt zur Halsrippe des Erwachsenen. Auch 
in der Össifikationsperiode sehen wir bei einem z. B. 5 Monate alten — 24 cm langen 
Fötus, zuerst die dorsalen, den Querfortsätzen entsprechenden Spangen ossfizieren, während die 
einem Rippenansatz entsprechenden ventralen Spangen erst viel später verknöchern (Bela Alex- 
ander). Erfolgte keine Synchondrose zwischen beiden Spangen, so bleibt auch die Synostose 
zum Processus transversarius der Halswirbelsäule aus und es resultiert eine freie Halsrippe. - 

VI. Die progressive Tendenz im Umbildungsprozeß der Wirbelsäule führt statt zu einer 
Vermehrung zu einer Verminderung der Rippenzahl, indem die 1. Thorakalrippe oder. 
sogar die 2. rückgebildet sein kann, ebenso wie die 11., 12. oder 13. Rippe verschwinden kann, 
wobei dann die erste typisch ausgebildete Rippe entsprechend weiter kaudalwärts steht. Lebou cq 
hat 4 Fälle von rudimentären 1. Brustrippen reproduziert, er macht darauf aufmerksam, daß die 
Reduktion sich in der Weise vollzieht, daß ein mittlerer Abschnitt der Rippe mehr oder weniger 
zugrunde geht, während ein dorsaler (vertebraler) und ein ventraler (sternaler) Abschnitt der 
Rippe in wechselndem Umfang sich erhält. Helm hat 1895 eine Zusammenstellung über der- 
artige Fälle verfaßt. Fischel zeigte an drei Fällen, daß die vertebralen Anteile ein rudimentär 
ausgebildetes Kapitulum und Kollum, ein etwas besser entwickeltes Tuberkulum aufweisen und 
daß die sternalen Enden das Brustbein nicht erreichen. In 2 Fällen (Gruber, Zuckerkand]) 
war die 1. Rippe zwar ganz vorhanden, aber nur in rudimentärer Gestalt. Ausnahmsweise kann 
die Defektbildung auch einmal an einer anderen tieferen Rippe, z. B. der 5. oder 6. (Kienböck) 
vorhanden sein. | 

Die Röntgenuntersuchung hat unsere Kenntnisse in dieser Beziehung stark erweitert. Das 
Interesse für diese Frage ist eine Zeitlang ein eminentes gewesen, indem nach Freund die 
Stenose der oberen Brustapertur eine Prädisposition für die Lungentuberkulose darstellt. In 
einer Skizze (Textfigur 6—10) möchte ich einige Fälle zusammenstellen: sie zeigen einseitiges 

75* 


590 | Schinz. XXXI, 5/6. 


Rudimentärsein einer Rippe bei Steilstellung derselben, doppelseitiges Rudimentärsein der 
1. Rippe, Verkürzung der sternalen Rippenknorpel (einseitig und doppelseitig) usw. 


Textfig 6. Rudimentäre rechtsseitige 1. Rippe, Textfig. 7. Rudimentäre rechtsseitige 1. Rippe 


sie ist nicht verkürzt, aber verschmälert. mit beginnender Verkalkung des Rippen- 
knorpels links, die Rippen sind verschmälert 


und verkürzt im Mittelstück und am sterna- 
len Ende, die Rippen verlaufen steil nach 
vorn. (Sig. 4387.) 


Textfig. 8. Rudimentäre Ausbildung der Textfig. 9. Starke Knorpelverkürzung des 
1. Rippe rechts wie links mit Verkürzung, 1. Rippenknorpels auf der rechten Seite, da- 
kompensiert durch Steilstellung. her steilerer Rippenverlauf rechts als links, 


Aperturasymmetrie durch leichte Skoliose, 

. welch letztere fast ausschließlich durch Ver- 

kürzung der einen und Verlängerung der 
anderen Rippe zustande gekommen ist. 


Schöne Röntgenogramme haben Hart und 
Harrasin ihrem Atlas über den T 
cus publiziert. Diese primäre Reduktion der 


horax phtisi- 


1. Rippe gehört sicherlich in das Gebiet der pro- 
gressiven Variation des Achsenskelettes hinein. 
Dazu dürfen wir auch noch andere Vorkomm- 
| nisse rechnen, z. B. das Verschmelzen der 1. echten 
Textfig. 10. Abnorıne Kürze der 1. Rippen- Brustrippe mit der 2. Rippe, wie es von 


knorpeln, ohne auffallende Veränderung an Kienböck beschrieben worden ist und nach 
den Rippen oder der Apertur selbst. 


dem ersten Beobachter als Serb’sche Sternum- 
Dippenanomalie bezeichnet wird. Stärkere Abwandlungen vom Normalen, z. B. intermediäre Span- 
genbildungen, Cruveilhiersche Rippenanomalien oder größere Rippendefekte im Zusammen- 
hang mit Pektoralisdefekt, wie sie von Kienböck, Hadda u. a. beschrieben worden sind, 
ebenso die hochgradigen Deformitäten des Thorax durch Verschmelzung oder Fehlen mehrerer 
Rippen (Typus Villet und Walsham) gehören nicht mehr zu den anatomischen Varietäten, 


peepee. — 


XXXT, 5/6. Variationen der Halswirbelsäule und der angrenzenden Gebiete. 591 


sondern sind richtige Entwieklungsstörungen, Mißbildungen. Hadda hat solche röntgenologisch 
untersuchte Fälle von totalen angeborenen Rippendefekten zusammengestellt und betont, daß sie 
fast ausnahmslos mit anderen Mißbildungen am Thorax und besonders häufig an der Wirbelsäule 
kombiniert sind. Es muß natürlich zugegeben werden, daß die Übergänge von den Variationen zu 
den Mißbildungen allmähliche sind. 

VII. Eine weitere Hemmungsbildung ist die Persistenz einer Knochenlü icke in 
einem oder mehreren Wirbelbögen der Halswirbel. Wir haben bei Besprechung der 
Variationen des Atlas gezeigt, daß der Verschluß des hinteren Bogens desselben ausbleiben kann, 
so daß wir von einem Hiatus atlantis persistens sprechen können. 

Bei Neugeborenen finden wir ja normalerweise die hinteren Bogen noch nicht knöchern 
geschlossen, sondern die Knochenspangen sind durch eine Lücke getrennt, wie eine Aufnahme 
bei einem 10 Tage alten Säugling zeigt (Tafelfigur 8). 

Eine ähnliche Spalte habe ich bei einem Erwachsenen am 7. Ha swanye beobachtet und 
möchte sie Hiatus cervicalis persistens nennen (Tafelfigur 9). ` 

Das Bild erinnert außerordentlich an die gut bekannten Spaltbildungen ix in der Lumbo- 
Sakralgegend, die wir fälschlicherweise Spina bifida occulta nennen, während es sich 
normalerweise einfach um ein Persistieren eines infantilen Zustandes handelt, wie Hintze 
nachgewiesen hat. Er nennt deshalb diesen noch ins Bereich des Normalen fallenden persistieren- 
den Spalt der Lumbo-Sakralregion Fontanellalumbo-sacralis oder Hiatussacra- 
lisintermedius. Er will den Namen Spina bifida occulta. reserviert halten für die Teil- 
erscheinung der echten Myelodysplasie, resp. Rachischisis, nämlich die Vorbedingungen derselben 
im knöchernen Skelett, eben das Offenbleiben der Neurapophysen. Er betont, daß eine Spina 
bifida occulta wohl nie aus dem Röntgenbild allein erkannt werden kann, da sie sich von der nor- 
malen, evtl. persistierenden Fontanella sacralis röntgenologisch nicht unterscheiden lasse und 
zum Bilde der Spina bifida ein pathologisches Vorkommnis gehört, nämlich ein offener oder ge- 
deckter Rückenmarksbruch, der sich äußerlich durch einen Pigmentfleck, durch einen Schwanz, 
durch Behaarung, ein Steißgrübchen oder dgl. äußern müsse. Immerhin kann bei geschlossenen 
Neurapophysen L V, S. I und S. II doch eine Myelodysplasie bestehen, ist aber dann röntgeno- 
logisch auf keinen Fall zu diagnostizieren. 

Diese Anschauungen, die in mühevoller Arbeit gefunden wurden, verdienen die vollste An- 
erkennung. Es ist nur dringendst zu wünschen, daß die etwas mühsam zu lesende Arbeit auch 
wirklich studiert wird, damit endlich die heutige Fehldiagnose Spina bifida oceulta verschwindet 
und nicht normale Össifikationsübergangsstadien bei Kindern mit Enuresis u. dgl. oder einem 
persistierenden Hiatus saeralis intermedius unter das glücklicherweise doch recht seltene und 
recht gefährliche Bild der Myelodysplasie subsummiert. werden. Die Auffassung H in tzes findet 
ihre Bestätigung in unseren Röntgenogrammen einer ganz anderen Wirbelregion. Zwar 
ist es auch hier eine Übergangsregion, die eine solche Hemmungsbildung aufweist, es würde aber 
niemandem einfallen, daraus eine Meningozele oder dgl. zu konstruieren, eine Spina bifida cervi- 


Textfig. 11. Textfig. 12. 
Offener Wirbelbogen des 5. Cervikalwirbels. Offener Wirbelbogen des 6. Halswirbele. 


592 l Schinz. | XXXI, 5/6. 


calis, sondern die naheliegendste und wohl einzig richtige Deutung ist die einer Össifikations- 
hemmung des Schlusses der Bogenossifikation des 7. Halswirbels. Schwegel hat 1859 einen 
ähnlichen Fall beschrieben und Gruber hat 1876 zwei sehr instruktive Knochenpräparate in 
Virchows Archiv abgebildet, bei denen der dorsale Verschluß der Wirbelbogen des 5. Hals- 
wirbels und des 6. Halswirbels nicht zustandegekommen war und außerdem die Ossifikation mit 
dem Wirbelkörper, beim 5. Wirbel rechtsseitig, beim 6. Wirbel linksseitig nicht zustandegekommen 

aı. Da diese Präparate unseren am Lebenden gewonnenen Befund sehr schön ergänzen, möchte 
ich 2 Abbildungen von Gru bers Tafeln reproduzieren (Textfigüur 11 und 12). 

Ähnliche Spaltbildungen der Wirbelbögen und des Hinterhauptbeines, also eine R a chi- 
schisis und Kraniorachischisis, kommt im Zusammenhang mit anderen schweren 
MiBbildungen vor. Dabei ist oft nicht nur der Bogen, sondern der ganze Wirbel gespalten, und 
die Bogenhälften können ganz fehlen statt wie in unserem Falle nur in der Mitte eine Lücke 
zwischen sich zu lassen. Die pathologische Anatomie kennt eine Unzahl solcher Fälle bei Anen- 
kephalen und anderen Mißbildungen. Diese pathologischen Spaltbildungen können große Ab- 
schnitte der Wirbelsäule einnehmen, z. B. vom Schädel bis zur Lendenwirbelsäule usw. Sie gehören 
selbstverständlich nicht zu den Variationen, sondern zu den Mißbildungen (vgl. darüber Kauf- 
mann, Recklinghausen, Oehlecker, Schmid, Schwalbe). 

Daß die Störungen auf dem Boden jeichter Hemmungen der Synostosierung minimale sind, 
ist einleuchtend. Wegweisend sind unsere Operationsresultate bei Laminektomien. Ich 
möchte dies mit einem Fall belegen: | 

Tafelfigur 10 und 11 zeigt eine Halswirbelsäule einer 56jährigen Frau, die vor 8 Jahren 
wegen eines 3% cm langen subduralen Gliosarkoms laminektomiert worden war. Die Dornfort- 
sätze und Bögen des 2. bis 7. Halswirbels und des 1. Brustwirbels wurden entfernt. Man erkennt 
das auf dem Röntgenbild daraus, daß bei der a. p. Aufnahme (Tafelfigur 10) von Dornfortsätzen 
nichts zu sehen ist und bei der Ansicht von der Seite diese ebenfalls verschwunden sind. Die 
Patientin kann jetzt nach 8 Jahren den Kopf nach allen Richtungen bewegen, zeigt absolut keine 
Funktionsbehinderung, nur beim Senken des Kopfes — etwa wenn sie näht — wird die Frau 
rascher müde als vor der Operation, und zwar spürt sie den Ermüdungsschmerz auffallenderweise 
am Sterno-Klavikularansatz des langen Kopfnickers (vgl. Veraguth). 


Zusammenfassung. 


Einige der wichtigsten Variationen der Halswirbelsäule und ihrer nächsten Umgebung 
werden beschrieben und ihre Differentialdiagnose gegen eigentlich-pathologische Vorkommnisse 
besprochen, Einwandfrei-pathologische Zustände und einwandfreie Mißbildungen wie Spalt- 
wirbel, Keilwirbel u. dgl. wurden nicht weiter berücksichtigt. Auch Synostosierungen einzelner 
Halswirbel untereinander wurden weggelassen, da sie nach meinem Dafürhalten pathologische 
Vorkommnisse, z. B. bei Arthritis deformans ankylopoetica sind. Die Synostose zwischen dem 2. 
und 3. Halswirbel, die Fischel in seiner Figur 18 abbildet, ist m. E. ebenfalls keine normale 
Variation mehr, sondern das Produkt einer Erkrankung. Die aufgezählten Variationen bewegen 
sich alle noch im Bereich der normalen Variationsbreite, sind als progressive oder als regressive 
Varietäten zu deuten, oder Hemmungsbildungen ohne pathologisch-anatomische\ Dignität. Es 
werden beschrieben: 

I. Die Assimilation des Atlas, die in seltenen Fällen eine progressiv-morphologische Varia- 
tion darstellt, häufiger aber das Endstadium einer Erkrankung ist: Erworbene Assimilation des 
Atlas, und gelegentlich auch das Resultat einer kongenitalen Mißbildung, dann charakterisiert 
durch die Trias: Basilare Impression, zervikale Syringomyelie, Assimilation des Atlas. 

II. Manifestation des Okzipitalwirbels, die als regressiv-morphologische Variation zu 
deuten ist. | 

III. Offenbleiben des hinteren Bogens des Atlas, eine Hemmungsbildung, die differential- 
diagnostisch gegen die hintere Bogenfraktur des Atlas in Frage kommt. 


XXXI, 5/6. | Variationen der Halswirbelsäule und der angrenzenden Gebiete. | 598 


IV. Os odontoideum, ebenfalls eine Hemmungsbildung. 

V. Halsrippen, die in echte und unechte zu trennen sind und deren Vorstadium der ver- 
größerte Adlerschnabelfortsatz des 7. Halswirbels ist. Sie sind als regressive Variationen zu 
deuten, haben aber gelegentlich auch klinische Bedeutung: 

VI. Rudimentäre Thorakalrippen des 1. Brustwirbels im Sinne einer progressiven Varia- 
tion, ohne eigentliche klinische Bedeutung. 

VII. Der Hiatus cervicalis peristens, der als einfache Hemmungsbildung zu deuten ist, 
im Gegensatz zur echten Spina bifida occulta cervicalis, die meist nicht occulta ist, sondern äußer- 
lich gut sichtbar und Begleiterscheinung schwerer Gehirn- und Rückenmarksbrüche. 

Daß die Resultate zum Teil mit Hilfe der Röntgenstrahlen gewonnen worden sind, bestätigt 
wiederum den großen Wert dieses Hilfsmittels, nicht nur für die ärztliche Praxis, sondern auch 
für die Forschung auf anatomischem Gebiete. 


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-n n OO 


XXXI, 5/6. Über Untersuchung der Gefäße parenchymatöser Organe mit Röntgenstrahlen. . 595 


Aus dem Institut für operative Chirurgie und chirurgische Anatomie von Prof. Victor 
Schewkunenkoan der Militär-Medizinischen Akademie zu Petrograd. 


Uber Untersuchung der Gefäße parenchymatöser Organe mit Röntgenstrahlen. 
Von 
Professor Alexander Melnikoff (Charkow). 
| l (Hierzu Tafel XX und XXa.) 

Das genauere Studium der Topographie der intraorganliegenden Gefäße parenchymatöser 
Organe ist nur mit Hilfe der Röntgenstrahlen möglich. Bei meinen Untersuchungen wandte ich 
diese Methode an und habe nun Resultate erhalten, welche über sogenannte rationelle Schnitte zu 
sprechen ermöglichen, 'da bei ihnen am wenigsten die Gefäße und die Ausführungsgänge verletzt 
werden. i 

In der Literatur ist eine Reihe von Arbeiten über die Gefäße innerer Organe, welche mittels 
der Röntgenstrahlen angestellt sind, veröffentlicht (Lalaubie, Wendel, Martens, Neu- 
mann, Kron, Bech und anderer Autoren), leider ist die Mehrzahl dieser Untersuchungen 
jeder praktischen Bedeutung bar, da sie an aus der Leiche ausgeschnittenen Organen angestellt 
sind, welche die natürliche Form außerhalb des Körpers nicht beibehalten. 

Daher müssen alle Untersuchungen an den Gefäßen parenchymatöser Organe unbedingt in 

situ an vorher gehärteten Objekten vor der Eröffnung der Höhlen ausgeführt werden!). Härtung 
des Organs erreichte ich durch Injektion von Gips mit Mennige (Blei- oder Eisenoxyd), in starker 
Formollösung (bis 30%). Die Vorteile einer solchen Methode liegen auf der Hand, da man schon 
nach einem Tage das Organ herausnehmen kann, ohne Gefahr zu haben, seine Konfiguration zu 
verändern; das (tesagte bezieht sich auch auf kleine parenchymatöse Organe, wie Schilddrüse, 
Niere u.a. Die Röntgenaufnahmen der ganzen Lunge und der Leber gelingen vollkommen befrie- 
digend, wenn nur das Kapillarnetz nicht injiziert wird, deshalb benutzte ich prinzipiell Gips für 
die Injektion in der Hoffnung, keine Injektion zu erhalten, welche das röntgenologische Unter- 
suchen der Gefäße behindert?). Die feine Injektion macht sogar an so kleinen Organen wie die 
Niere, es gänzlich unmöglich, derartige Aufnahmen für die Untersuchung der Gefäßtopographie 
anzuwenden; solche Aufnahmen sind nur fürs Museum von Wert, da sie ein äußerst schönes Bild 
darbieten. 
Für topographische Zwecke haben eine große Bedeutung Kontrastaufnahmen aller Röhren- 
systeme, die innerhalb des Organs verlaufen, wie man sie durch Injektion von verschiedener Menge 
des Blei- oder Eisensalzes in der Injektionsmasse erhält. Das beiliegende Röntgenogramm zeigt 
eine solche Aufnahme der Leber (Abb. 1). 

Die Aufnahmen des ganzen Organs samt dem Skelett (die Gefäße der. Lungen, der Leber) 
haben große Mißstände schon deshalb, weil wir unnatürliche topographische Verhältnisse erhalten, 
da das Objekt sehr dick und die Gefäße dünn und von der Röntgenplatte weit entfernt sind; daher 
ist es vorteilhafter, nicht das ganze Organ, sondern seine Schnitte, die in verschiedenen Ebenen 
ausgeführt sind, zu untersuchen (Abb. 1 und 2); solche Schnitte haben wir für die Untersuchung 
der Topographie der intraorganliegenden Gefäße angestellt, da sie neben der Anordnung der Ge- 
fäße auch über die Richtung der rationellen Schnitte zu urteilen die Möglichkeit geben. Für diese 
Zwecke ist es noch vorteilhafter, Schnitte an gefrorenen Leichen anzustellen (Abb. 2), obgleich 


1) Die Untersuchung des Organs durch Aufblähung ist weniger bequem. Die Kombination von 
Aufblähung mit Einblasen von Zinkoxyd in Pulverform kann vorteilhaft sein (Hasselwander und 
Bruegel) und kann auch für andere Organe angewendet werden. 

2) Bei der Injektion der Gallengänge ist es notwendig, zuerst die in ihnen enthaltene Galle zu 
entfernen; ebenso muß man bei der Injektion der Bronchialwege die Luft mittels einer Spritze ent- 
fernen. Daher sind bei Bech auf dem Röntgenogramm der Bronchien Flecke vorhanden, welche 
infolge der Ruptur derselben entstanden sind. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 76 


596 | Melnikoff. Ä ZIEXT5IE. 


man auch Schnitte durch Organe, welche in situ mit Formol gehärtet sind, benutzen kann, wenn 
eine bis zwei Wochen verflossen sind, in deren Lauf die injizierte Masse hart genug geworden 
ist!) (Abb. 1). | Ä 

In der Literatur habe ich einen Hinweis auf die Anwendung von Schnitten der Organe bei der 
Untersuchung der Geiäße nur bei Martens (1920) gefunden, welcher die Arterien der Leber, jedoch 
an ungehärteten Organen, untersucht hat. Die Methode ‘der Untersuchung der Schnitte gehärteter 
Lungen mit darauffolgenden Aufnahmen derselben, habe ich seit dem Anfang des Jahres 1919 ange: 
wandt, im Februar des Jahres 1920 habe ich darüber in meinem Vortrag in der Sitzung der Russischen 
Chirurgischen Gesellschaft von Pirogow (Protokolle der Gesellschaft, 1920) mitgeteilt. | 

Ich wandte Sehnitte in verschiedenen Ebenen an, nämlich in der sagittalen, fröntalen 
(Abb. 1 und 2), horizontalen, vertikalen; in der zum Hilus radial-vertikalen, sowie radial-schräg- 
horizontalen Ebene, als auch in der schräg-spiralen — welche der Teilungsebene der intraorgan- 
liegenden Gefäße entspricht; die angeführten Röntgenogramme N r. 1 und 2 illustrieren > 
Gesagte. j - 
Durch Rekonstruktion der Schnitte va es nicht schwer, das vollkommene topographische 
System der Gefäße des untersuchten Organs zu erhalten. Eine einfachere Rekonstruktion erzielt 
man, wenn man die Gefäße des Röntgenogramms auf einfachen Gläsern aufzeichnet, auf einer 
Seite des Glases zeichnet man die Gefäße einer Seite des Schnittes und auf der anderen die des 
anderen auf. Dazu muß man am Röntgenogramm in Form von Kreisen oder Punkten die Gefäße 
welche an ~ einen und an der anderen Seite des Schnittes durchschnitten sind, anmerken 
(Abb. 1, | 
| Um deutlichere Abbildungen der kleinen Gefäße zu erzielen, welche oft durch diese Stämme 
verdeckt werden, ist es von Vorteil, die von Solotuchin vorgeschlagene Methode zu gebrauchen, 
welche darin besteht, daß man ein und dasselbe Gefäß mit zwei Massen injiziert, zuerst injiziert 
man eine kleine Menge der Masse mit großem Gehalt an Mennig oder Zinnober, und alsdann mit 
einer geringeren, weswegen man auf der Aufnahme kleine Gefäße sieht, auch wenn sie mit großen 
Gefäßen bedeckt sind, dabei bekommt man sehr deutliche Bilder (Abb. 1und 3). | 

Die größte Bedeutung für das Studium der Gefäße hat die Methode ste- 
reoskopischer Aufnahmen der Organe in verschiedenen Richtungen (Taf. X Xa). 
Die Untersuchung wird beträchtlicherleichtert, wenn man den äußerst einfachen 
er Apparat von Dr. Vichreff benutzt, der im Jahre 1897 für die Betrachtung 
der Negative vorgeschlagen ist. Dieser Apparat ist auf nebenstehender Abbil- 


/ | dung dargestellt; er besteht aus CC, und 0,C,, — zwei Planken, welche unter 
/ einem geraden Winkel zusammengefügt sind, längs diesen Planken gleiten zwei 
/ Untergestelle für die Röntgenaufnahmen (AB). C, zweiseitiger Spiegel auf 


einem Untergestell, welcher unter einem Winkel von 45 Grad befestigt ist. Die 
Kreise bezeichnen das linke und das rechte Auge 
des Beobachters, aus welchen das linke Auge die 
/ ER u Aufnahme ABC,, das rechte aber den Spiegel be- 
| | c,  trachtet, in welchem sich die Aufnahme BAC,, ab- 
spiegelt, wenn der Beobachter die Lage verändert 
und mit dem rechten Auge die Platte BA, mit dem 
linken aber den Spiegel betrachten wird, so wird 
er stereoskopisch dasselbe Objekt, aber von der 
entgegengesetzten Seite sehen. Außer diesem Apparat hat Vichreff ein besonderes Doppel- 
fernrohr angeboten, welches es ermöglicht, die Negative stereoskopisch ohne irgendeinen A ppa: 
rat zu betrachten. 


besin. Ocdext 


1) Bei Injektion von Gips, wenn er in Formalin suspendiert ist, wird er nicht hart, erst etwa nach 
zwei Wochen wird er härter und fließt aus dem Schnitt nicht aus. Man kann die Injektion auch an 
einem vorläufig in situ gehärteten Präparat ausführen (Abb. 1), das ausgeschnitten ist, aber man muß 
dann die Gefäße mit warmem Wasser durchspülen. 


XXXI, 5/6. Über Untersuchung der Gefse parenchymatöser Organe mit Röntgenstrahlen. 597° 


Wend el und Martens weisen darauf hin, daß sie bei der Betrachtung von N sich 
Grissons Apparat benutzten, welcher später angeboten worden ist. 
Leider ist die stereoskopische Methode für Kontrastaufnahmen zweier oder dreier Gefäße, 


unersetzlich (Taf. XXa: Art. hepatica). Solche Aufnahmen der Arterien der linken Lunge in der 
frontalen und sagittalen Ebene sind in meiner Arbeit „Die chirurgische Anatomie der intrapul- 


ınonalen Gefäße‘“, welche im Archiv f. klin. Chir., 1923, Bd. 124, H. 3, erschienen ist, dargestellt. 
Außer dem Gesagten wandte ich die Untersuchung mit Röntgenstrahlen auch für das Studium 
sowohl einzelner Lappen der Lunge und der Leber, als auch der peripheren Schichten der Organe, 
um die feinere Anordnung der Gefäße zu ergründen, an. Nach der Aufnahme ist das nachfolgende 

Präpaärieren unumgänglich, um die Details der Gefäße, welche einander gegenüberliegen, zu 
untersuchen. 


Mir stehen mehrere Hunderte (400) von Röntgenogrammen von Gefäßen der Lungen, der Leber, 
‘ der Milz und anderer Organe zur Verfügung, welche im Laboratorium an der chirurgischen Klinik 
von Prof. Fedoroff von seinem Assistenten Privatdozent A. W. Smirnoff ausgeführt worden 
sind, welchem ich hier meinen herzlichsten Dank für diese kolossale Arbeit ausspreche. 


. Somit können nur die Untersuchung der fixierten Organe in situ mit nachfolgender Rönt- 
_ genaufnahme ihrer Schnitte, sowie stereoskopische Aufnahmen und das Studium derselben in 
einem speziellen Apparate uns die Möglichkeit geben, die genaue Topographie der intraorgan- 
liegenden Gefäße kennen zu lernen, die eine so u praktische Bedeutung beim Öperieren an 
diesen Organen hat. 


Literatur. 


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12, Enderlen und Zumstein, Mitt. a. d. Grenzg. d. Mediz. u. Chir., 1905, Bd. 14. 
13. Wichreff, Protokoly Russkago chirur. O-wa 1897. 
Abb.i1 Fröntaler Schnitt der Leber (dorso-petraler Typus der Lage der Leber) auf dem Ni iveau 


Erklärung der Abbildungen. (Tafel XX u. XXa) 


Abb. 1. Frontaler Schnitt der Leber (dorso-petaler Typus der Lage der Leber) auf dem Niveau 
der Porta hepatis. Injektion der V. portae (stärkere) und der V. hepatica (schwächere). Die Gefäße des 
linken Lappens sind schwächer von der Injektionsmasse angefüllt als diejenigen des rechten Lappens. 
Dicke des Schnittes — 3,0 cm. 

= Abb.2. Frontale Schnitte durch die rechte Lunge einer Frau mit schwach entwickelten Lungen; 
angefüllt sind bloß die Arterien, wenn man von hinten nach vorn rechnet, im ganzen wurden 8 Schnitte 
erhalten; der eben besprochene Schnitt ist der dritte; die Aufnahme zeigt, daß der untere Teil des 
Schnittes abgeschnitten ist, was durch Zufall, bei der Abteilung des mit den Lungen verwachsenen 
Zwerchfells geschehen ist. Auf derselben Abbildung ist die hintere Schnittfläche (die Arterien sind 
von einem Kreis umschlossen) näher zum Zuschauer gelegen, als die vordere (die Arterien sind von 
einer punktierten Linie umschlossen). 

Abb.3. Die Arterien der unteren Extremitäten eines neugeborenen Kindes (nach S olotuchin). 

Abb.4. Stereoskopische Aufnahme der Leber mit einer injizierten Art. hepatica, bei der Lage 
des Objektes (ein neugeborenes Kind) auf der Facies visceralis (in sagittaler Richtung ausgenommen): 

Abb.5. Schema des Apparates Vichreff. 


76* 


598 | Nishikawa. m XXXI, 5]6. 


N 


Über die röntgenographische Darstellung der Venenkanäle des Schädels. 
i Von 
Dr. Yoshihide Nishikawa (Okayama, Japan). ' 
(Hierzu Tafel XXI, XXII, XXIII, XXIV, Fig. g und h.) 


Die Gefäße, welche das venöse Blut aus dem Gehirn abführen, verlaufen zumeist in Furchen 
und Kanälen der Schädelwand. Diese können, wie Schüller gezeigt hat, mit Hilfe der Röntgen- 
strahlen größtenteils am Lebenden zur Darstellung gebracht werden, was vom praktischen Stand- 
punkt wichtig ist, da einerseits bei der Häufigkeit von Varietäten der Venenkanäle die Kenntnis 
ihres Verlaufes für den Chirurgen vor der Ausführung eines Eingriffes wünschenswert ist, ander- 
seits die Venenkanäle des Schädels bei Erkrankungen des intrakraniellen Inhaltes nicht selten 
Veränderungen aufweisen, welche diagnostisch von Bedeutung sind. 

Wir wollen in den folgenden Zeilen eine Übersicht‘ der für die Röntgenuntersuchung in Be- 
tracht kommenden Varietäten und der bei Erkrankungen im Bereich des Kopfes auftretenden 
Veränderungen der Venenkanäle des Schädels geben, wobei wir die uns aus der Sammlung des 
Herrn Prof. Schüller zur Verfügung gestellten Bilder neben den in der Literatur enthaltenen 
Darstellungen verwerten. 

Die Venenkanäle des Schädels sind bekanntlich dreifacher Art, nämlich 1. Furchen der 
Sinus venosi durae matris, 2. Kanäle der Venae diploöticae und 3. Kanäle der Emissarien. 

Von den Sinus venosi durae matris kommen für die Röntgendarstellung der Sinus longitu- 
dinalis superior, transversus, sigmoideus und sphenoparietalis in Betracht. 

Waleker unterscheidet 2 Grundformen des Sinus longitudinalis supe- 
rior, nämlich den einfachen Typus (mit geraden Konturen und schwach ausgebildeten La- 
kunen) und den lakunären Typus (mit stark ausgebildeten Lakunen). 

Von Varietäten des Sinus longitudinalis superior erwähnen Henle-Merkel vollstän- 
digen Mangel’ oder rudimentäre Beschaffenheit desselben, ferner Auseinanderweichen in 2 Arme, 
die sich unter Bildung einer Insel wieder vereinigen. Der Winkel der Gabelung des Sin. long. 
sup. in die beiden Sinus transversi nimmt nach Bluntschli von den Prosimiern (100 bis 
130 Grad) bis zu den Anthropomorphen und Menschen (170 bis 180 Grad) an Größe allmählich 
zu. Parallel damit wächst auch die Neigung der Sinus transversi zur Asymmetrie. 

= $Ö—inustransversus und sigmoideus sind zumeist rechts stärker entwickelt als 
links (Bluntschli, Rüdinger, Körner, Arai, Politzer u. a.). Der letztgenannte 
Autor hat darauf hingewiesen, daß bei Schläfenbeinen mit stark entwickeltem Sulcus sigmoideus 
vorwiegend ein diploetischer oder sklerotischer Warzenteil mit mangelhafter Entwicklung von 
Zellen sich vorfindet. | 

Dilatation des Sinus lateralis in Form umschriebener, sackförmiger, divertikelartiger, 

resp. bullöser m nl wurde von Zuckerkandl (2 Fälle), Hahn (2 Fälle) und Hart- 
mann beschrieben. Der erstgenannte Autor beschreibt in 

einem Falle eine bulbusartige Erweiterung des Sinus sigmoi- 

| deus mit Durchbruch nach außen, im zweiten Falle eine 

(a O a zirka 15 mm breite, bis an die Rinde des Knochens heran- 


dringende Erweiterung des Sinus transversus am rechten 


S/ O Warzenfortsatz. Jacques fand den Sinus lateralis bei 
= einem 8jährigen Kinde mit Wolfsrachen an der Stelle des 
Emissarium mastoideum direkt unter der Haut des Warzen- 

Fig. 1. fortsatzes. 


Skizze der Profilaufnahme des 
Felsenbeines mit umschriebener 
Ausweitung des Sinus sigmoideus. 


Eine umschricbene Ausweitung des Sinus sigmoideus 
dürfte auch in dem auf Figur 1 dargestellten Falle vor- 


XXXI, 5/6. Über die röntgenographische Darstellung der Venenkanäle des Schädels. 599 


liegen. Klinisch bestanden bei der Patientin (der Nervenkliniik Wagner) Symptome. von 

Seite der hinteren Schädelgrube (Kopfschmerz, Schwindel, Brechreiz) .Das Röntgenbild zeigt 

eine der Mitte der Pars mastoidea entsprechende ovale, haselnußgroße, scharfrandige Aufhel- 
lung. Vom unteren Rande derselben zieht ein dem Emissarium mastoideum entsprechender, schlangen- 

förmig gewundener Kanal von 2 mm Breite und 3 cm Länge nach hinten. 

Hypoplasie des Sinus sigmoideus findet sich nach Tervaert in 3% aller Fälle. F eh 1 en 
des Sinus sigmoideus wurde von Buhe-Wolff (2 Fälle) und May beschrieben. In diesen . 
Fällen ist eine dünne Vena jugularis interna, ein stark erweitertes Emissarium mastoideum und 
condvloideum oder ein ausgebildeter Sinus petrososguamosus vorhanden. Als Abflußweg des letz- 
teren kommt der bei vielen Säugern de norma sich findende Canalis temporalis in Betracht. Er 
mündet an der Wurzel des Jochfortsatzes (Bluntschli). 

Abnorm tiefe Furchen des Sinus longitudinalis und lateralis pflegen bei der durch präma- 
ture Nahtsynostose Kenpeigeführten Kraniostenose, insbesondere bei Turmschädel, vorhanden 
zu sein. | a 

Fig. 2 und 3 stellen einen derartigen Fall dar, bei welchem zugleich auffallende Abweichungen 


im Verlauf des Sinus lateralis zu konstatieren sind. Es handelt sich um einen 12jährigen Knaben mit 
Akrokephalosyndaktylie (nach Apert). Das Schädeldach ist hydrokephal, dünn, die Impressiones 


Fig. 2. Fig. 8. 
Skizze der antero-posterioren Aufnahme eines Transversale Aufnahme des auf Fig. 2 dbesbiasten 
Falles mit abnormem Verlauf des Sinus lateralis. | Falles. 


digitatae sind sehr stark vertieft, die Nähte nicht erkennbar. Vom unteren Ende des Sinus longitudi- 

nalis zweigt in der Höhe des Lambda jederseits eine Venenfurche ab, welche schräg nach vorn und 
abwärts gegen das Felsenbein zieht. Von dem rechten Schenkel zweigt etwa in der Mitte seines Ver- 
laufes eine ebenso breite Venenfurche ab, welche horizontal nach vorn verläuft und in der Frontal- 
ebene des Sinus sigmoideus plötzlich blind endet. Von der Gegend des Sinusknies sieht man ein ge- 
schlängeltes Emissarium nach hinten ziehen. 


Die Vertiefung der Sinusfurchen bei Kraniostenose kann stellenweise zur Entstehung selbst 
größerer Lücken der Schädelwand führen. 

Der Sinussphenoparietalis (Merkelscher Sinus, Sinus alae parvae) entspringt 
nach der Darstellung von Sperino aus einer Meningealvene als Fortsetzung der Vena magna 
‚anastomotica Trolard und aus der Vena magna anastomotica horizontalis. Ein ungewöhnlich, 
d. h. über 1 mm breiter und tiefer Sinus sphenoparietalis ist nach Schüller nur selten als 
Varietät bei normalen intrakraniellen Zirkulationsverhältnissen ein- oder beiderseitig vorhanden 
(s. Taf. XXT, Fig.a). Meist ist seine stärkere Ausprägung durch ein lokales Hindernis oder eine 
allgemeine Störung des venösen Blutabflusses hervorgerufen. Im ersteren Falle handeltes sich am 
häufigsten um Tumoren der Hirnbasis, welche, in der mittleren Schädelgrube liegend, den Sinus 


600 | Nishikawa. . XXXI, 5/6. 


cavernosus komprimieren. Auch Sighinolfi weist auf die Verwertbarkeit der röntgenogra- 
phischen Darstellung des Sinus sphenoparietalis hin. 

Über die meist am oberen Ende des Sinus sphenoparietalis und entlang dem Sinus longitu- 
dinalis liegenden Vertiefungen der Schädelinnenfläche finden sich genaue Angaben bei B rê m e. 
Nach ihm ist ein Teil derselben auf Druckwirkung seitens der wachsenden Arachnoidalzotten 
zurückzuführen (Pacchionische Grübchen im engeren Sinne), ein anderer Teil (die „T ro- 
lardschen Gruben“) verdanken ihre Entstehung dem Drucke der mit Arachnoidalzotten ge- 
füllten parasinualen Zottenlakunen. Man trifft sie gelegentlich an allen Stellen der zerebralen 
Fläche der Schädelkapsel; gewisse Stellen indessen sind Prädilektionsstellen, nämlich am 
Schädeldach die Umgebung des Sulcus longitudinalis superior, besonders die Gegend des Bregma, 
an der Schädelbasis der Grund der beiden mittleren. Schädelgruben.. Am Schädeldach sind die 
Gruben im Durchschnitt größer als an der Basis. Obwohl schon im Kindesalter vorhanden, sind 
sie doch bis zum 8. Lebensjahr selten und mäßig ausgebildet. Von dieser Altersgrenze an kann 
man auf ihr konstantes Vorkommen rechnen. Beim Manne ist ihre Zahl in der Regel größer als 
beim Weibe; sie nimmt mit dem Alter zu. Bei Hirndrucksteigerung sind die Pacchionischen 
Gruben meistens beträchtlich vergrößert. Smith (zit. nach Schüller) weist darauf hin, daß 
bei den Völkern der Balkanhalbinsel die retrobregmatischen Paechionischen Gruben beson- 
_ ders stark entwickelt sind. Schüller erwähnt das Vorhandensein von großen Venenkonvoluten 


in der Gegend der Pacchionischen Gruben bei Fällen mit chronischer Hirndrucksteigerung 


oder Epilepsie. Er nimmt an, daß derartige Konvolute durch Spannung der Dura und Usurierung 
des Knochens lokalen Kopfschmerz, durch Reizung der Hirnrinde zerebrale Symptome verur- 
sachen können. Auch AßBmann betont, daß Erweiterungen der Pacchionischen Gruben 
jahrelang unter dem Bilde der Migräne bestehen können, bis die Feststellung eines Knochen- 
defektes oder die Aufdeckung einer fluktuierenden Geschwulst die Ursache aufklärt. 


‚Die Fig.b der Taf. XXI veranschaulichtdieeinseitige Erweiterung desSinussphenoparietalisund 
der Pacchionischen Gruben hei einem 38jährigen Manne mit Tumor cerebri. Subjektiv bestanden bloß 
hartnäckige Kopfschmerzen; objektive Symptome fehlten. Der Röntgenbefund ergab: Schädel- 
dach von normaler Größe und Form, symmetrisch, 5 mm dick, seine Innenfläche eben, Schädelbasis nor- 
mal konfiguriert. Sella tureica von entsprechender Form und Größe, das Dorsum sellae plump. In der 
vorderen Hälfte der beiden Scheitelbeine, insbesondere des linken, finden sich abnorm zahlreiche und 
tiefe Pacchionische Gruben. Die Furche des Sinus sphenoparietalis der rechten Seite ist 2 mm breit, 
die der linken Seite weist eine ungewöhnliche Breite auf: ihr basaler Anteil įst durchschnittlich 10 mm 
breit, nach oben hin verschmächtigt sich die Furche und teilt sich im oberen Drittel in 2 Zweige von 
je A mm Breite. Die Annahme, daß die vorwiegend einseitige Vergrößerung des Sinus sphenoparie- 
talis und der Paechionischen Gruben durch Kompression des Sinus longitudinalis im Bereiche des 
Scheitelbeines, unmittelbar hinter der Furche des Sinus sphenoparietalis, bedingt sei, wurde durch 
Operation bestätigt. Es fand sich ein faustgroßes Endotheliom der Dura mater dieser Gegend. 


Im Anschluß an die Besprechung der durch Pacchionische Gruben hervorgerufenen 
Schädelusuren seien die unter der Bezeichnung Sinus perieranii (Stromeyer) oder Varix 
spurius communicans (Heinecke) bekannten Venenblutgeschwülste der äußeren 
=- Weichteile des Schädels erwähnt. Nach der Darstellung von Auvray kommen die genannten 
Blutgeschwülste nur selten durch Traumen zustande, die zur Zerreißung eines Sinus venosus 
durae matris, meist des Sinus longitudinalis, bzw. einer Diploevene oder eines Emissariums und 
zum Austritt des Blutes unter das Periost geführt haben; meistens sind sie kongenitalen Ur- 
sprungs (‚Sinusokele) oder durch Usur des Knochens auf der Höhe von Pacchionischen 
Gruben entstanden. In vereinzelten Fällen scheint auch ein perikranielles Angiom zur Usur des 
Knochens und zur Kommunikation des Tumors mit einem Sinus venosus zu führen. Die Knochen- 
öffnung, welche die Verbindung des Sinus pericranii mit dem intrakraniellen Sinus vermittelt, 
stellt sich als Spalte, als rundes oder sternförmiges Loch dar. Rings um die Blutgeschwulst bildet 
sich zuweilen eine knöcherne Leiste aus. 


Lewandowsky beschreibt einen Fall von angeborenem Sinus pericranii der rechten Schläfen- 


rt - 


XXXI, 5/6. Über die röntgenographische Darstellung der Venenkanäle des Schädels. 601 


gegend bei einem 25jährigen Soldaten. Das Röntgenbild zeigte ein kreisrundes Loch von etwa 
5 mm Durchmesser. Im Falle von Pleßner war der Röntgenbefund negativ. Einen eigenartigen, als 
Phlebektasia cranii progressiva bezeichneten Fall beschrieb Borchardt: ein Kavernom außen am 
ÖOkzipitale und im Sinus sagittalis, eine enorme Erweiterung des Sinus transversus, rectus und occipi- 
talis und der Venae meningeae. Weitere Fälle finden sich bei Mörig. 

Angeborene Hämatokele des Sinus longitudinalis superior beschrieb Goyanes in einem 
Fall, Worobjeffin zwei Fällen. Bei dem Fall von Goyanes handelt es sich um einen 20jährigen 
Mann, bei welchem seit der Geburt ein mehr als hühnereigroßer Tumor vorhanden war; ihm entspricht 
ein Knochendefekt von 15 mm Durchmesser. Im Defekt tastet man eine kleine bewegliche Knochen- 
leiste, die auch im Röntgenbild nach Art eines W o r m schen Schaltknochens erschien. Fall 1 von 
Worobjeff zeigt einen erbsengroßen Knochendefekt im Gebiete der kleinen Fontanelle. Beim 
Beugen des Kopfes findet sich an dieser Stelle eine pflaumengroße, leicht pulsierende, bläulichgefärbte 
Geschwulst. Im Fall 2 fand sich etwa 5 cm von der kleinen Fontanelle eine bleistiftdicke, zirka 10 cm 
lange Vene mit Pulsation und Anschwellung bei Beugen des Kopfes. Im Gebiete der kleinen Fonta- 
nelle wurde ein pfenniggroßer Knochendefekt konstatiert. 

Hierher gehört schließlich auch ein von Reichl unter dem Titel „Pulsierende Varizen an der 
Stirn bei abnormem Hirnsinus“ publizierter Fall. Bei einem 26jährigen Handlungsgehilfen fand sich 
eine aufrecht ovale, 1% cm große, etwas bläulich verfärbte und ganz wenig erhabene Partie, zirka 
3% cm nach rechts von der Mittellinie und zwei Finger breit oberhalb der Augenbraue. Der Sektions- 
befund lautete: Der Sinus sagittalis superior bietet normale Lage und Ausdehnung. Auf der Höhe des 
Scheitels, ein wenig weiter nach vorn als der Mitte zwischen dem Angulus frontalis und oceipitalis 
des Scheitelbeines entspricht, verbindet sich rechterseits mit ihm unter rechtem Winkel ein in die 
fibröse Substanz der Dura mater eingeschlossener, starrwandiger, im Durchmesser ihm gleichstehen- 
der, an der Eintrittsstelle leicht verengter venöser Blutleiter, welcher nach einer Strecke von 4 cm sich 
T-förmig gabelt. Der nach hinten zu ziehende Ast verjüngt sich in einer Weglänge von 7 cm zur Größe 
einer Hirnhautvene, die sich weiterhin verzweigt und verliert; der in mäßigem Bogen nach vorne sich 
wendende nimmt nur allmählich an Lumenweite ab und führt bis zu dem oben erwähnten Emissarium 
am Stirnbein. 

In einem von uns beobachteten Falle, der einen 20jährigen Mann mit beginnender Hemia- 
trophia facieiprogressiva betraf, fand sich auf der erkrankten Gesichtshälfte eine an die 
oben beschriebenen Beobachtungen erinnernde Ausweitung der Venen in der atrophischen Partie der 
Stirnhaut. 


Von den Emissarien kommt für die röntgenologische Darstellung fast ausschließlich 
das Emissarium mastoideum in Betracht. Nach Sperino durchsetzt es die Pars mastoidea; 
zuweilen findet man es in der Sutura occipito -mastoidea oder im Hinterhauptbein. Das Kaliber 
und die Zahl der äußeren Mündungen des Emissarium mastoideum ist recht variabel. Meist ist 
entsprechend der stärkeren Ausbildung des rechten Sinus lateralis das Kaliber des rechten Emis- 
sarium größer, auch finden sich rechts öfter multiple Emissarien. Über die Ausbildung des Emis- 
sarium mastoideum beim Fehlen des Sinus sigmoideus wurde bereits vorhin gesprochen. 

Als Emissarium orbito-frontale bezeichnet Tenchini einen Kanal, der am 
Schädel eines 29jährigen Mannes von der Wölbung der rechten Orbita, gleich hinter dem Foramen 
supraorbitale ausgehend, das Frontale in seiner ganzen Dicke auf zirka 5 cm Länge durchläuft 
und, quer nach oben und innen verlaufend, in der Nähe der Crista frontalis in die Schädelhöhle 
einmündet. Durch diesen etwa 2 mm weiten Kanal ging ein vielleicht der Vena orbito-frontalis 
zugehöriger Venenausläufer, der den Sinus longitudinalis superior mit der Vena ophthalmica 
verband. 

Ein derartiger Fall ist in Fig. 4 röntgenographisch dargestellt. Vom höchsten Punkte des linken 
Margo orbitalis superior zieht ein 2 mm breiter, scharf geränderter Knochenkanal festonartig ge- 
krümmt medial und aufwärts zur Crista frontalis. 

Die folgenden Bilder illustrieren die Ausbildung des Emissarium mastoideum bei hirn- 
drucksteigernden Prozessen. 

Fig.5 betrifft einen 22jährigen Mann mit Skaphokephalie und beiderseitiger Sehnervenatrophie. 
Das Röntge.nbild zeigte die für nahtsynostotische Schädel charakteristische Deformierung der 


Schädelbasis. Sinus transversus und sigmoideus sind als breites Band deutlich erkennbar. Das Emis- 
sarium mastoideum bildet einen hufeisenförmig gekrümmten, 4 cm langen, 3 mm breiten Kanal. 


602 | | Nishikawa. gon XXXI, 5/6. 


— 


RER J 


u 


Fig. 4.. Fig. 5. 
Skizze der postero-anterioren Skizze der transversalen Auf- 
Aufnahme eines Falles von nahme des Sinus lateralis 
Emissarium orbitofrontale. und Emissarium mastoideum. Fig. 6. 
Skizze der transversalen Aufnahme des 
Da ao: | Sinus lateralis und Emissarium mastoi- 
deum bei einem Turmschädel. 


D 


Fig. 7. 
Skizze der transversalen Auf- 
nahme des Sinus lateralis und 
Emissarium mastoideum bei 
Tumor cerebelli. 


Fig. 9. 
Dendritischer Verzweigungs-Typus der 
Diplo&-Venen. 
|! 
Fig. 8. 
Netzartiger Verzweigungs-Typus der oa 
Diploë-Venen. Be 5 a Fa 


Fig. 10. Fig. 11. 
Wurmstichähnlicher Verzweigungs-Typus der Korallenartiger Verzweigungs-Typus der 
Diplo&-Venen. Diplo&ö-Venen. 


| ` XXXI, 5/6. Über die röntgenographische Darstellung der Venenkanäle des Schädels. = 603 


i Auch Fig. 6 stammt von einem prämatursynostosierten Schädel eines 7jährigen Knaben mit 
| Taubstummheit. Das Röntgenbild zeigte die für Turmschädel charakteristischen Veränderungen. 
Sinus transversus und sigmoideus sind als tiefe, breite Furchen erkennbar. Vom Knie des Sinus sig- 
moideus zieht ein Emissarium mastoideum von 1 mm Breite und 5 cm Länge durch die ganze Hinter- 
hauptsschuppe. Dieser Fall wies außerdem in der Gegend des Foramen parietale ausgedehnte Defekte 
beider Scheitelbeine, sogenannte Foramina parietalia permagna (Pamperl|) auf; er 
wurde ausführlich von Neurath publiziert. 

Der in Fig. 7 abgebildete Fall zeigte klinisch Erscheinungen eines Tumors des Kleinhirns. Die 
Furche des Sinus transversus und sigmoideus ist breit und vorgelagert. Das Emissarium mastoideum 
hat eine Länge von 4 cm, eineBreite von 2 mm, einen geschlängelten Verlauf, eine seitliche Abzweigung. 


| Auch die Venae diploeticae sind geeignete Objekte der röntgenographischen Dar- 
stellung. Die Abbildungen Fig. 8 bis 11 reproduzieren die verschiedenen in Brechets Atlas 
dargestellten Typen des Verlaufes, der Verzweigungs- und Kaliberverhältnisse der Diploevenen. 
Danach kann man einen netzförmigen, baum- oder geweihartigen, korallenartigen, wurmstich- 
ähnlichen und sternförmigen Typus ‚unterscheiden. Häufig finden sich lakunäre Erweiterungen 
der Kanäle, namentlich beim sternförmigen Typus. 
Die Wände der diploetischen Kanäle zeigen fast stets kleinere oder größere Gingen zur 
Verbindung mit den venösen Sinus der Schädelinnenfläche. 


Fig. 12. Fig. 18. 
Sternförmiger Verzweigungs-Typus der Diploë Venen Skizze des Schädel-Röntgenogrammes mit luftgefüllter 
mit lakunärer Erweiterung. Subarachnoidal-Räumen des Gehirns (nach Dandy). 


Fig. 12 zeigt einen mächtigen Venenstern in der Diploe des Tuber parietale, in seinem Zentrum 
eine Erweiterung von 15 mm Durchmesser und innerhalb derselben eine linsengroße, mochendiohte 
Insel. Einzelne Strahlen des Venensterns erreichen eine Breite von 3 mm. 


Coen weist darauf hin, daß die an der Innenfläche des Schädels vorhandenen Furchen zu- 
weilen Diploevenen entsprechen, die nach Durchbruch der inneren Tafel an die Oberfläche gelangt 
sind. In solchen Furchen können Meningeal- und Diploevenen beisammen liegen. Ursache dieses 
Hervortretens der Diploevenen pflegt Vergrößerung derselben durch Stauung einerseits und 

_ Atrophie des Schädels infolge höheren Alters andererseits zu sein. 


Eine dem Typus der Diploevenen ähnliche Verzweigung zeigen die Subarachnoidal: 
spalten der Konvexität des Großhirns, wenn dieselben mit Hilfe der Luftfüllung (Dandy) am ` 
Röntgenbilde dargestellt werden (s. Fig. 13). i 

Eine gewisse Ähnlichkeit mit den Verzweigungen der Diploevenen zeigen ferner auch die Fis- 
suren und Splitterfrakturen des Schädeldaches (s. Fig. 14) sowie die Nahtspalten der Worm- 
schen Schaltknochen, insbesondere bei Hydrokephalus, Dysostosis cleidocranialis (s. Tafel XXIV g) 
und Osteopsathyrosis. ` ; 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 77 


604 


Nishikawa. 


Endlich sei auch noch auf die bei Aneurysmaarterialeracemosum vorkommenden 
Veränderungen, der Furchen der Arteria meningea media hingewiesen. Clairmont beschreibt ein 
derartiges, nahezu die gesamte Kopfhaut einnehmendes Rankenangiom, bei welchem das Röntgen- 
bild eine starke Verbreiterung und Schlängelung der der Arteria meningea media entsprechenden 
Furchen aufdeckte. Nicht nur die Teilung in den vorderen und hinteren Ast, welche starke Schlänge- 
lung zeigen, sondern auch die weiteren dichotomischen Verzweigungen in kleinere Äste sind gut zu 


erkennen (s. Fig. 15). 


Fig. 14. 


Skizze des Röntgenogrammes eines Falles von 


Splitterfraktur des Schädels. 


_ 
mn 


cl 


Skizze des Röntgenbildes eines Falles von 
Aneurysma racemosum der Arteria 
meningea media. 


Analoge Röntgenbefunde wurden von Ilsens chmid und von Schmitt erhoben. Letzterer 
konsiatierte am Röntgenbild deutliche Rinnenbildung am Knochen: man sieht entsprechend der 
rechten Schläfen- und Scheitelbeingegend zahlreiche baumförmig gestaltete, oft bis zu 1 cm breite 
Rinnenbildungen, die sich offenbar auch bis an die Hirnbasis erstrecken. Am Stereogramm war eine 
deutliche Erweiterung der Arteria meningea media zu sehen. 


Die folgenden Beispiele illustrieren die generelle Erweiterung der Diploevenen bei allge- 


meiner Hirndrucksteigerung. 


Fig. 16. 

Skizze des Röntgenogrammes eines Falles von 

Vermehrung der Diplo&-Venen bei Hirndruck- 
steigerung. 


a) 43jähriger Mann mit hartnäckigen Kopf- 
schmerzen. Das Röntgenbild (s. Fig. 16) 
zeigt einen Schädel von mittlerer Größe und nor- 
maler Form, seine Innenfläche ist eben, die Sella 
tureica in allen Durchmessern von beträchtlicher 
Größe, das Dorsum sellae stark verdünnt. Der 
Processus elinoideus anterior plump. Das Schä- 
deldach erscheint allenthalben von reichlichen, 
breiten Venenfurchen durchzogen. 

17jähriger Jüngling mit epileptischen An- 
fällen, die im 15. Lebensjahr aufgetreten sind. 
Anamnestisch ließ sich ein Schädeltrauma in- 
folge Sturzes aus einem Wagen im 5. Lebensjahr 
erheben. Das Röntgenbild (s. Tafel XXII, 


Fig. c) ergibt: Schädeldach in allen Dimensionen: 


mäßig hydrokephal vergrößert, 4 mm dick, seine 
Innfläche eben, die Nähte deutlich erkennbar. Im 
Zentrum des linken Stirnlappens findet sich ein 
großer Verkalkungsherd von unregelmäßiger 
Form, mit zackigen Rändern, höchstwahrschein- 
lich ein Gehirnstein als Residuum einer trauma- 


tischen Hirnblutung. Die diploetischen Venenkanäle sind auffallend groß, insbesondere der dem Pa- 


rietalhöcker entsprechende Venenstern. 


c) 50jähriger Mann mit unklaren zerebralen Symptomen. Das Röntgenbild (aus der Samm- 
lung des Herrn Dozenten Schinz) zeigt ein geräumiges Schädeldach von 5 mm Dicke und ebener 


XXXI, 5/6. 


XXI, 5/6. Über die röntgenographische Darstellung per Venenkanäle des Schädels. 605 


Innenfläche. Sella turcica von normaler Größe und Form. In beiden Hälften des Schädeldaches ver- 
laufen mächtige, durchschnittlich 4 mm breite, stellenweise geschlängelte Venenkanäle. Der Rich- 
tung nach kann man frontal, sagittal und schrägziehende Kanäle unterscheiden; einzelne derselben 
endigen in kreisrunden Öffnungen von Erbsengröße. Eigenartig ist in diesem Falle das Fehlen von 
Verzweigungen der Venenfurchen, die starke Schlängelung der Venenkanäle, endlich das Vorhanden- 
sein großer Öffuungen am Ende einzelner Kanäle (s. Tafel XXII, Fig. d). 

d) 52jähriger Mann mit periodischer Psychose vom Charakter epileptischer Dämmerzustände. 
In beiden Hälften des Schädeldaches finden sich am Röntgenbilde (s. Tafel XXIII, Fig. e) auf- . 
fallend reichlich und mächtig entwickelte Diploevenen von netzartigem und sternartigem Verzwei- 
gungstypus. Der Venenstern des rechten Scheitelbeines efreicht in seinem Zentrum eine Ausdehnung 
von 12 mm; einzelne Venenfurchen sind bis 5 mm breit. | 


Die folgenden Fälle zeigen Erweiterung der diploetischen Venenkanäle bloß einer 
| Schädelhälfte. 


a) 54jähriger Mann mit Tumor des linken Scheitellappens. Das Röntgenbild (s. Fig. 17) 
ergibt: Schädeldach 3 mm dick, seine Innenfläche eben, Diploevenen der linken Schädelhälfte ebenso 
wie der linke Sinus sphenoparietalis auffallend stark ausgeprägt. Die diploetischen Venen haben netz- 
artigen Verzweigungstypus. Die rechte Schädelhälfte zeigt weit spärlichere und schmälere Venen- 
furchen. 


\ 


Fig. 18. 

Fig. 17. Skizze des Röntgenbildes eines Falles mit 

Skizze des Röntgenbildes eines Falles mit Erweiterung der Erweiterung der Diplo&-Venen der rechten 
Diplo&-Venen der linken Schädelhälfte. Seite. 


b) 52jährige Frau mit Epilepsie (angeblich nach Trauma im 12. Lebensjahr). Der Röntgen- 
befund (s. Fig. 18) ergibt: Ein durchschnittlich 6 mm breiter Venenkanal zieht durch den hinteren 
Anteil des rechten Scheitelbeines in der Richtung von der Scheitelhöhe gegen den Sinus transversus; 
von seinem oberen Ende sieht man nach allen Richtungen schmälere Furchen abgehen. Auch der 
rechte Sinus sphenoparietalis ist kräftig entwickelt. 

Eine lokale Venenerweiterung dürfte auch in einem von Heuer und Dandy beschriebenem 
Fall vorliegen, der von den genanten Autoren allerdings als Beispiel einer Erweiterung der Furche der 
linken Arteria meningea media bei Endotheliom des linken Scheitellappens aufgefaßtwird (s. Fig. 19). 


Lokale Venenerweiterungen zeigt endlich folgender Fall: 


80jähr. Mann mit Anfällen von Kopfschmerzen und einem Defekt des Schädels oberhalb der Ohr- 
muschel, angeblich nach Trauma in der Kindheit entstanden. Der Röntgenbefund (s. Taf. XXIV, 
Fig. h) lautet: Entsprechend dem Defekt zeigt die knöcherne Schädelwand eine umschriebene Ver- 
dünnung und Vorwölbung, auf deren Höhe der Knochen einen 4 em langen und bis 12 mm breiten 
Defekt aufweist. Seine Ränder sind scharf. Der Umriß des Defektes ist blattförmig, nach vorn und 
hinten in einer scharfen Spitze endend, während der obere und untere Rand leicht wellig verläuft. 
Offenbar handelt es sich um eine in früher Kindheit entstandene, während des weiteren Wachstums 

77* 


E Fe a 9 i g a A A EA E R SE. Are aA A Er, E SAE 
i = . > 7 . 


606 a u Nishikawa. | | 2.4.57 5]6. 


durch Dehnung seitens des Gehirns erweiterte Kontinuitäts- 
trennung der Schädelwand. Oberhalb des Defektes sieht man 
den Knochenschatien fleckig und strangförmig aufgehellt, 
höchstwahrscheinlich durch variköse Erweiterungen der pa- 
rietalen Diploevenen. Ihre mächtige lokale Ausbildung’ läßt 
‚ vermuten, daß unterhalb des linken Scheitelbeines ein Ge- 
bilde (Zyste?) sich befindet, welches nach Art einer Ge- 
schwulst zur Venenstauung bzw. -Neubildung im Schädel- 
knochen geführt hat. 


Ein dem Netz der diploetischen Venenkanäle ähn- 
liches Bild kommt auch durch die syphilitische 
Osteoporose des Schädelknochens zustande. Nach 
Aschoff verbreitet sich das syphilitische Granulations- 

7 >75 gewebe nut Vorliebe entlang den Venenkanälen und er- 
Skizze des Röntgenogrammes eines zeugt dadurch Aufhellungen,-die dem Verzweigungstypus 
ee leise ee der genannten Kanäle entsprechen, jedoch weniger scharf 
Scheitellappens mit Erweiterung der 2 l ; nn N PR 
 parietalen. Diplo&-Venen. gerändert sind als diese. Eine derartige Affektion wird 
durch Fig. f der Tafel XXIII veranschaulicht. 

40jähriger Mann mit Lues des Schädeldaches. Schädeldach 6 mm dick, seine Außenfläche zeigt 

im Bereich des ganzen Scheitelbeines oberflächliche Absumptionen, welche in die Diploe sich fort- 4 


setzen und innerhalb derselben netzförmige Aufhellungen hervorrufen, deren Verzweigungstypus an 
diploetische Venenkanäle erinnert. 


Zum Schlusse sei noch der bei großen Geschwülsten der Schädelkapsel und der äußeren 
Weichteile des Schädels vorkommenden Ausbildung weiter Gefäßkanäle der Schädelwand Er- 
‚wähnung getan. | 

So sahen wir bei einer faustgroßen, wa Scheitel aufsitzenden eanne ata des Schädels 
" mehrere, bis zu 4 mm breite Venenkanäle im Scheitelbein von der Gegend des Tumors gegen die Schädel- 


basis herabziehen. Ähnlich. verhielt es sich bei einem Fall von EN Osteosarkom des 
'  Schädeldaches. Ä 


- 


Zusammenfassung. 


1. Die röntgenographische Untersuchungsmethode ermöglicht die sinnfällige Darstellung 
des komplizierten, mannigfaltigen Varietäten unterliegenden Verlaufes der venösen, die Sinus 
durae matris, Emissarien und Diploevenen führenden Furchen und Kanäle des Schädels sowie 
ihrer Kaliber- und Verzweigungsverhältnisse. 

Sie stellt auf diese Art einerseits ein brauchbares Hilfsmittel für anatomische und anthro- 
pologische Untersuchungen des Schädels dar, anderseits orientiert sie den Chirurgen über die 
bei der Durchführung von Eingriffen beachtenswerten Details der Venenkanäle. Hierbei 
kommt besonders das Verhalten der diploetischen Venen bei der Ausführung von Schädeltrepa- 
nationen wegen Tumor cerebri und des Sinus sigmoideus bei ‚Mastoidoperationen in Betracht. 

2. Die bei pathologischen Veränderungen des Schädels und seiner Inhaltsorgane auftreten- 

‚den Veränderungen der venösen Gefäßkanäle des Schädels lassen sich gleichfalls mit Hilfe des 
Röntgenverfahrens feststellen und diagnostisch verwerten, insbesondere handelt es sich um die 
bei chronischer .Hirndrucksteigerung vorkommende generelle Vergrößerung und Vermehrung der 
Gefäßkanäle und um die bei Hirntumoren auftretenden lokalen Veränderungen der Gefäßkanäle. 

Von Interesse sind die durch syphilitische Erkrankung des Knochens erzeugten röntgeno- 
logisch erkennbaren Veränderungen der diploetischen Venenkanäle sowie die gelegentlich bei 
. Sinus pericranii erhobenen Röntgenbefunde. 

Die Kenntnis der Röntgenbilder der Venenkanäle des Sohadels erleichtert die Unterschei- 
dung derselben von den durch anderweitige Veränderungen des Knochens hervorgerufenen Bil- 
dern, z. B. Schädeldefekten, Schädelfissuren und Arterienfurchen bei. Aneurysma arteriale 
racemosum. 


‚XXXI, 5/6. Über die röntgenographische Darstellung der Venenkanäle des Schädels. 607 


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Aus der chirurgischen Universitätsklinik Berlin (Direktor: Geh. Rat Bier). 


Kasuistischer Beitrag zur Diagnose der Duodenalstenose. 
Ä Von 5o l u 
Dr. med. Heinz Beck, außerplanmäßiger Assistent der Klinik. 
(Hierzu Tafel XXIV, Fig. 1—3.) 
Fölgender Fall von Duodenalstenose ist wegen des Röntgenbefundes und der sich an ihn 
knüpfenden differentialdiagnostischen Erwägungen von Interesse: | 

Frau H., 46 Jahre. Nach der 2. Impfung treten Geschwüre am Auge auf, später Drüsenschwel: 
lungen am Halse, die ebenso wie in der Gravidität auftretende Drüsenschwellungen operativ entfernt 
werden. Nervöse Beschwerden (Schwindelanfälle, Herzbeschwerden, Aussetzen des Gedächtnisses). 


Mehrfach rezidivierende Kopfrose. Vor 2 Jahren wegen tuberkulöser Schleimhauterkrankung der 
Nase operiert. 


Seit 25 Jahren Darmbeschwerden (krampfartige Schmerzen und Blähungen). Vor-’5 Jahren 


außerdem Magenschmerzen, Aufstoßen und Völlegefühl. In einer auswärtigen Klinik sollen damals- 


durch Röntgenaufnahmen Geschwüre festgestellt worden sein, die in der rechten Oberbauchgegend eine 
Geschwulst bildeten und den Darm einengten. Patientin lehnte eine Operation ab und begab sich in 
homöopathische Behandlung. Die Geschwulst soll verschwunden, die Geschwüre ausgeheilt sein. Be- 
schwerden gebessert. 3 Jahre hindurch Sonnenbäder im Gebirge. 

Seit 1 Jahr starke Magenschmerzen, Gefühl des Gespanntseins, häufiges Aufstoßen, Blähungen, 
Durchfälle, während früher der Stuhlgang normal war. Starke Gewichtsabnahme und Kräfteverlust, 
selten Erbrechen. 

Von 3 Kindern eins vor kurzem hier wegen eines als Geschwulst imponierenden, tefliegenden 
kalten Abszesses der Achselhöhle behandelt. 

Befund: Mittelgroße Frau von mäßig kräftigem Körperbau in schlechtem Ernährungszustand 
und elendem Allgemeinbefinden. Innere Organe o. B., Leib weich, keine Resistenz fühlbar; umschrie- 
bene Druckempfindlichkeit oberhalb des Nabels, Magen erweitert, deutliches Plätschern. 

Magenchemismus nach Probefrühstück: freie H Cl 12 bei 22 Ges. Ac., Blut — und Milchsäure —. 
Nach der Anamnese konnte bei der mehrfach wegen Tuberkulose behandelten Frau eine Mesenterial- 
drüsentuberkulose bestanden haben, die zu einer Stenosierung des Darmes geführt hatte; diese tuber- 
kulös erkrankten Drüsen waren jetzt klinisch nicht mehr nachweisbar. Der Befund ließ vielmehr auf 
eine Stenosierung des Pylorus und dadurch bedingte Dilatation des Magens schließen. Auffällig waren 
dabei die Durchfälle und das nur selten auftretende Erbrechen. 

Am 5. 1.1923 wurde eine Röntgendurchleuchtung vorgenommen, die mit Rücksicht auf den elen- 
den Allgemeinzustand nicht lange ausgedehnt werden konnte. Sie ergab folgenden Befund: In beiden 
Lungen geringe Hilusdrüsenzeichnung. Rasche Ösophaguspassage und trichterförmige Entfaltung der 
Cardia. Von da gelangt der Brei in schmaler Straße entlang der kleinen Kurvatur bis in Nabelhöhe 
und fällt dann in einzelnen Klumpen in den fast im kleinen Becken liegenden Fundus. Die große 
Kurvatur steht gut handbreit unterhalb des Nabels. Sehr großer schlaffer Magen mit oberflächlicher 
Peristaltik, die sich nach dem Pylorus zu vertieft. Gute, aber langsame Pylorusabschnürung. Deut- 


liche Füllung eines großen Bulbus duodeni. Etwas oberhalb und lateral des Bulbus duodeni ist eine 


breite Gasblase mit horizontaler unterer Begrenzung sichtbar. 

Eine genaue Duodenaldurchleuchtung ließ sich aus den oben angeführten Gründen nicht aus- 
führen. | ; 

Diese kurze Untersuchung zeigte, daß die klinische Diagnose Pylorusstenose nicht aufrecht 
erhalten werden konnte. Die enorme Dilatation des Magens sprach für eine Stenose, die aber 
weiter duodenalwärts liegen mußte. Es wurde sofort eine Röntgenaufnahme im Stehen bei dorso- 
ventralem Strahlengang angefertigt, eine zweite nach 4 Stunden (Fig. 1 und 2). 


rn 


XXXI, 5/6. Kasuistischer Beitrag zur Diagnose der Duodenalstenose. 609 


Sehr großer schlaffer Magen von Angelhakenform, der mit der großen Kurvatur im Stehen fast 
bis ins kleine Becken reicht. Große Luftblase und sehr große Saftschicht. Von 3 Querfinger oberhalb 
des Nabels ab bis in Nabelhöhe ist die große Kurvatur durch das stark gasgefüllte Colon descendens 
deutlich nach rechts verdrängt. Zähnelung der großen Kurvatur, die nur soweit reicht, wie der Magen 
nicht vollkommen gefüllt ist. Im Fundus ist der Magen handbreit dilatiert; Pylorus in Höhe des 
5. Lendenwirbels, also stark gesenkt und wie der Magen nach rechts verzogen. Im Antrum pylori eine 
peristaltische Welle, Pylorus selbst nicht ganz abgeschnürt. Bulbus duodeni enorm dilatiert, pokal- 
. förmig gefüllt mit scharfer, horizontaler oberer Begrenzung. Daumenbreit über ihm eine schmale 
Gasblase mit konvexer oberer und horizontaler unterer Begrenzung, die aber nicht genau über dem 
halbgefüllten Bulbus liegt, sondern etwas lateral davon; sie reicht medial bis 1 ém von der Wirbel- 
säule. Zwischen der Gasblase und dem Bulbus ist eine Flüssigkeitsschieht nicht nachweisbar. Der Bul- 
bus duodeni ist 4 Querfinger breit, also fast ebenso breit wie der Magen in gleicher Höhe. Der Leber- 
schatten ist nicht deutlich, scheint aber nicht dicht über der Gasblase zu liegen. Eine Füllung uer 
Pars sup. duodeni sowie der tieferliegenden Duodenalteile ist nicht nachweisbar. 

Nach 4 Stunden finden wir einen großen Rest in dem atonischen, ptotischen Magen, mit ober- 
flächlicher peristaltischer Einziehung nach dem Pylorus zu. Im oberen Magenteil geringe Wand- 
beschläge. Pylorus deutlich erkennbar, offenstehend. Bulbus duodeni nur im Anfangsteil gefüllt. Die 
Gasblase ist in gleicher Größe, aber etwas mehr medialliegend sichtbar; untere horizontale Begren- 
zung scharf. Magen und Duodenum liegen etwas weiter links. Etwas lateral vom Bulbus ein deut- 
licher, wenn auch schwach gezeichneter, posthornförmiger Schatten; über dem Schatten nach außen 
reichend eine bogenförmige Aufhellung, deren Begrenzung nach unten unscharf ist. Weitere Duo- 
denalfüllung nicht erkennbar. Im Jejunum und Ileum unzusammenhängende Füllung. Im Bereich der 
rechten Beckenschaufel schwache, aber breitere Füllung einer Darmschlinge; Colon descendens stark 
gasgefüllt. 

Die starke Dilatation des Magens in jedem Sinn mit dem großen 4-Stundenrest deutete auf‘ 
eine die Passage behindernde Affektion im Duodenum hin; ‚welcher Art diese sein konnte, ging 
aus den Aufnahmen nicht hervor, da in beiden Fällen eine Duodenalfüllung nicht sichtbar war. 
Der posthornförmige Schatten und die Gasblase auf dem Restbild konnte für ein Ulcus penetrans 
duodeni sprechen. Die auf beiden Bildern sichtbare Gasblase war aber zu weit von dem Schatten 
entfernt, als daß es sich um eine Nischenbildung handeln könnte. Die Gasblase als Gasansamm- 
lung an der Unterfläche der Leber anzusehen nach einem perforierten, aber wieder spontan ge- 
‘deckten Ulcus duodeni, wie sie A B m a n n beschreibt, ging nicht an, da der Leberschatten deutlich 
getrennt von der Gasblase zu sehen war. Die auf den einzelnen Aufnahmen verschiedene Aus- 
dehnung der Gasblase, sowie ihre seitliche Verschiebung bei den verschiedenen Füllungszuständen 
von Magen und Bulbus duodeni lassen eher den Schluß zu, daß es sich um eine Gasansammlung 
am Scheitel der Pars sup. duodeni handelt. Solche Gasansammlungen bei stark dilatiertem Magen 
und Duodenum sind ja mehrfach beschrieben. Der Bulbus duodeni ist enorm erweitert und nur 
unvollkommen mit Brei gefüllt; die den Brei überlagernde Saftschicht ist im Röntgenbild nicht 
erkennbar, sie wird von der Gasblase gekrönt; auf diese Weise erklärte sich auch der Sitz der 
Blase nicht unmittelbar senkrecht über dem Bulbus duodeni, sondern entsprechend dem Verlauf 
der Duodenalwandung etwas nach lateral verschoben. Das Ausbleiben der weiteren Duodenalfül- 
lung im Verein mit dem klinischen Bild ließ also an eine Duodenalstenose denken, und zwar an 
eine suprapapilläre, da röntgenologisch kein Ausguß des Duodenallumens zu erzielen war, wie 
er bei tiefem Sitz hätte in Erscheinung treten müssen, und da klinisch die Beimengung von Galle 
und Pankreassekret im Erbrochenen fehlte. Bei oberhalb der Papilla duodeni gelegenen Stenosen 
kann es nur zu einem Stenosenausguß kommen, solange der Magen noch funktionstüchtig ist. 
Bei längerem Bestehen der Stenose kommt es erst zu einer Erweiterung und Überdehnung des 
prästenotischen Duodenalanteils und dann, wenn die motorische Kraft des Magens erlahmt, auch 
zur Dilatation des Magens. Die bei Beginn der Breifüllung einsetzende Peristaltik erlahmt bald 
und ein Stenosenausguß kommt nicht zustande. Diese Überlegung stimmt überein mit den Durch- 
leuchtungsbefunden, wonach der Ausguß um so deutlicher ist, je tiefer die Stenose gelegen ist, 
und um so geringer, je höher sie sitzt. Bei tiefsitzender Stenose kommt es seltener zu einer Dila- 
tation des Magens, da das in seiner ganzen Ausdehnung dilatierte Duodenum gewissermaßen 
vikariierend für den Magen eintritt. Kommt es bei tiefsitzender Doudenalstenose doch zu einer 


610 u | E Beck. | XXXI, 5/6. 


Dilatation des Magens, wie in einem von A B man n mitgeteilten Fall, so ist diese Dilatation nicht 
eine Folge der in der Hauptsache mechanischen Überdehnung wie bei hochsitzender Stenose, son- 
‚dern sie ist: bedingt durch einen Spasmus des Pylorus, der bei pathologischen Prozessen am Duo- 
denum häufiger beobachtet wird. | 

Im klinischen Bild sehen wir deshalb bei hochsitzender Stenose häufiger Erbrechen auf- 
treten, wenn es zur Insuffizienz der Magenmuskulatur gekommen ist, als bei normaler Peristaltik; 
bei der tiefsitzenden Stenose tritt Erbrechen nicht so regelmäßig auf. Um so mehr fält in unserem 
Fall auf, daß nur selten Erbrechen beobachtet wurde. 

Die Deutung des auf dem Restbild sichtbaren, posthornförmigen Schattens lateral des Bul- 
bus duodeni bot Schwierigkeiten. Die Vermutung, daß es sich um eine Nischenbildung bei einem 
penetrierenden Ulkus in das Pankreas handle, lag nahe. Wenn die Gasblase dem Scheitel der 
Pars sup. duodeni entsprach, so hätte das Ulkus seinen Sitz an der Pars descendens oder gar 
ascendens haben müssen; dem widerspricht die Erfahrungstatsache, daß das Ulcus duodeni meist 
am Bulbus oder am Anfangsteil der Pars sup. sitzt. Nach der Lage konnte es sich auch nicht um 
einen Rest oberhalb der Stenose handeln, da dann die Stenose unterhalb der Papilla Vateri liegen 
müßte. Eine befriedigende Erklärung für diesen Restfleck war einstweilen nicht zu finden. 

Der Sitz der Stenose oder gar ihre Ursache gingen aus dem Röntgenbild nicht hervor. Da 
ein Stenosenausguß vollkommen fehlte, der Magen und der Bulbus duodeni stark erweitert sind, 
wird eine suprapapilläre Stenose angenommen. 

Die Diagnose: Stenose der Pars sup. duodeni infolge Spasmus oder Narbenzug durch Ulcus 
duodeni mit sekundärer Dilatation der prästenotischen Teile (Bulbus -duodeni und Magen) er- 
schien noch nicht sicher; es wurde daher 24 Stunden .nach der Kontrastmahlzeit eine weitere 
Aufnahme im Stehen angefertigt (Fig. 3). Sie ergab folgenden überraschenden Befund: 

~ Im Magen großer, flach-schalenförmiger Rest, dessen tiefster Punkt nicht ganz so tief und etwas 
mehr links gelegen ist als auf den vorhergehenden Aufnahmen, ohne sichtbare Peristaltik. Pylorus 
nicht erkennbar infolge teilweiser Überlagerung durch das'gefüllte Colon transversum. Bulbus duo- 
deni leer. Gasblase auf das Doppelte vergrößert mit scharfer horizontaler Begrenzung nach unten. 
Der Restfleck etwas lateral und unterhalb des Nabels ist deutlich und etwas vergrößert, halbmond- 
förmig. Die rechte Beckenschaufel ist ausgefüllt durch eine prallgefüllte, dilatierte Darmschlinge mit 
konischem unterem: Ende; die Darmschlinge scheint sich etwas oberhalb nach medial fortzusetzen, wo 
sie durch ihren Gasgehalt sich deutlich abhebt; im oberen Teil deutlich peristaltische Einschnürung, 
das ganze von einer kleinen, haubenförmigen Gasblase bedeckt, an die sich die gasgeblähte Schlinge 
medianwärts anschließt. Fleckige Füllung im Jejunum und Ileum. Streifenförmige schlechte Fül- 
lung im Querkolon. Die Flexura lienalis und das Colon descendens sind schwach gefüllt, keine Haustren- 
zeichnung. 

Das Hindernis im Duodenum ist also so stark, daß die motorische Kraft des Magens erlahmt 
und der Magen nach 24 Stunden noch einen großen Rest enthält. Peristaltik ist nicht mehr wahr- 
zunehmen. Außer dem großen Magenrest sehen wir noch einen Rest im Duodenum, der etwas 
größer als auf dem 4-Stundenrestbild ist, aber der Lage nach ihm entspricht. Hier erkennt man 
noch deutlicher, daß dieser Rest nicht mit der inzwischen bedeutend größer gewordenen Gasblase 
in Zusammenhang gebracht werden kann; seine Deutung gelingt auch jetzt nicht, vielleicht han- 
delt.es sich um einen Rest in der Pars inf. duodeni. Die Annahme, daß es sich bei der konstanten 
. Gasblase um eine Gasansammlung im Scheitel der erweiterten Pars sup. duodeni handelt, wird zur 
Gewißheit. Nach dieser neuen Röntgenaufnahme lautete die Diagnose: Duodenalstenose unbe- 
kannter Ätiologie mit suprapapillärem Sitz. 

Ein Neues aber hatte diese Aufnahme gebracht: im Bereich der rechten Beckenschaufel 
den Ausguß einer stenosierten Darmschlinge, die nach der Lage und der Form des Darmes dem 
unteren Ileum angehören mußte. Colon ascendens und transversum nur wenig gefüllt und teil- 
weise durch Magen- und Dünndarmschatten verdeckt. 

Die Ileumstenose machte bei der stark tuberkulös belasteten Patientin eine Darmtuber- 
kulose wahrscheinlich; für die auf Grund der Vorgeschichte angenommene Mesenterialdrüsen- 
tuberkulose findet sich im klinischen und im Röntgenbefund keine Bestätigung. 


XXXI, 5/6. Kasuistischer Beitrag zur Diagnose der Duodenalstenose. E 611 


Ein ursächlicher Zusammenhang der Stenosenbildung i im Duodenum und der im unteren 
Ileum war nicht sicher, aber wahrscheinlich. | 

Bevor die Operation unternommen wurde, wurde 5 Tage nach Einnahme der Kontrastmahl- 
zeit eine weitere Aufnahme gemacht. Sie zeigte Magen und Duodenum leer — etwas oberhalb 
und lateral des Nabels die Gasblase, deren Begrenzung diesmal, nachdem die Patientin vorher 
Seitenlage eingenommen hatte, nicht scharf horizontal, sondern etwas uneben ist; in Seitenlage 
war die untere horizontale Begrenzung nur ganz wenig unscharf geworden, stellte sich auf jeden . 
Fall nicht in der neuen Horizontalen ein. Der rechten Darmbeinschäufel anliegend eine 4 Quer- 
finger hohe, im ganzen dreieckige Schattenbildung, die sich nach unten verjüngt und in eine 
Spitze ausläuft. Nach oben zu wird der Schatten mit zunehmender Breite weniger intensiv. Das 
Ganze wird gekrönt von einer Gasblase. Der übrige Darm bis auf einige diffuse Schatten leer. 

Während also 120 Stunden nach der Kontrastmahlzeit Magen und Duodenum leer sind, ist 
der prästenotische Teil des Ileum noch prall gefüllt. 

Auf Grund der mehrfachen Röntgenuntersuchungen wurde die Diagnose gestellt: Stenose 
des Duodenum oberhalb der Papilla Vateri und Stenose des unteren Ileum, obwohl von den Holz- 
knechtschen Symptomen der Duodenalstenose nur die Reste im Duodenum und Magen vorhanden, 
die charakteristischen Zeichen des Duodenalausgusses und der effektlosen Peristaltik sowie Anti- 
peristaltik nicht nachgewiesen waren. 


‚Bei der am 16. 1. vorgenommenen Operation (Geh. Rat Bier) wurde folgender Befund hoben; 
Der Bauch wird in der Mittellinie eröffnet und, um die Verhältnisse klarzulegen, ein Querschnitt dar- 
auf gesetzt. Es erscheint der erweiterte Magen und der auf mehr als Gänseeigröße erweiterte Bulbus 
duodeni. Zwischen beiden liegt der Pylorus weit gedehnt, so daß man durch Einstülpung der Magen- 
wand 3 Finger bequem durchführen kann. Von der Gallenblase gehen Stränge quer herüber zum 
Duodenum. Reichlich handbreit vom Pylorus sitzt am Duodenum und Pankreas eine steinharte Narbe, 
‚die sich geschwulstartig anfühlt. Nach Emporheben des Querkolon ist von hinten nichts besonderes 
zu sehen. Es wird die hintere Gastroenterostomie ausgeführt. 

Da im Röntgenbild weiter unten nach 5 Tagen eine Stauung von Darminhalt zu sehen ist, so 
wird der ganze Dünndarm von der Flexura duodenojejunalis an abgesucht. Etwa 40 cm oberhalb der 
Ileozökalklappe sitzt eine stenosierende Darmtuberkulose im Dünndarm. Das ganze ist tumorartig, 
die Oberfläche von peritonitischen Beschlägen bedeckt. Man sieht zahlreiche Knötchen. Im zuge- 
hörigen Mesenterium harte Drüsen. Etwa handbreit darunter eine Stenose, von einer harten Narbe 
herrührend (ausgeheilte Tuberkulose). Bei der Weiterverfolgung findet sich in der Ileozökalgegend 
ein derber Tumor, bestehend aus Darmgeschwulst und Drüsen. 

Es wird oberhalb des tuberkulösen Dünndarmtumors das Mesenterium vom Darm schrittweise 
nach unten zu abgetrennt. Die Ileozökaltuberkulose ist ganz ungeheuer mit der Umgebung, vor allem 
nach oben mit der Leber verwachsen. Beim weiteren Ablösen gerät man in das Duodenum herein, die 
Papille des Gallenganges liegt frei und entleert Galle. Es hat also eine Perforation in das Duodenum 
stattgefunden: Das große Loch im Duodenum ist nur mit Mühe wieder zu schließen, ebenso wird die 
Perforationsöffnung des Dieckdarms, die viel kleiner ist als die des Duodenum, verschlossen, 

Da in dem ungeheuren Tumor das Duodenum, der Gallengang und der Dickdarm verbacken 
sind, so muß von der weiteren Resektion Abstand genommen werden. Es wird nur der vom Mesen- 
terium entblößte Dünndarm reseziert, der die Narbenstenose und die frische Tuberkulose enthält. Sein 
peripheres Ende wird hart an der Ileozökalklappe durch Tabaksbeutelnaht eingestülpt und außerdem 
noch übernäht. Das orale wird in die Taenia libera des Querkolon eingesetzt. Da der teilweise ab- 
gelöste Diekdarm in der Nähe der Perforationsstelle in das Duodenum bläulich aussieht und brandver- 
dächtig ist, wird diese Stelle mit Appendices epiploicae und Mesenterium übernäht. Die lange Wunde 
wird durch Naht geschlossen, in die Querwunde, da die Hinterwand des Darmes von Peritoneum ent- 
blößt ist, ein lockerer Gazetampon eingeführt. Das resezierte Darmstück wird aufgeschnitten: die 
geschwürige Stenose ist nicht für einen Bleistift durchgängig und proximal durch einen vorgelagerten 
‚Pflaumenkern ventilartig verschlossen. Es enthält noch reichlich Kontrastbrei. Die histologische | 
Untersuchung ergibt Tuberkulose. | 


Die Operation schien in diesem Fall Klarheit in das Krankheitsbild zu bringen. Die Dia- 
gnose der Ileumstenose und ihr tuberkulöser Ursprung wurden bestätigt. Unerkannt war die 
durch eine tuberkulöse Narbe bedingte zweite, weiter distal gelegene Stenose geblieben, die nicht 


so hochgradig war und daher klinisch und im Röntgenbild keine Erscheinungen machte. Auch 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 78 


612 | Beck. | | XXXI, 5/6. 


die Duodenalstenose ließ sich auf Grund des Operationsbefundes erklären: Die Patientin litt an 
einer ausgedehnten Ileozökaltuberkulose, die wahrscheinlich schon längere Zeit bestand und 
schon vor 5 Jahren Anlaß zu der Stenosenbildung gegeben hatte. Die Beschwerden, die sie ver- 
ursachte, waren durch langdauernde Behandlung — Sonnenbäder, Diät, Liegekuren — vorüber- 
gehend gebessert, um jetzt, wo die Patientin infolge wirtschaftlicher Notlage auf Behandlung 
verzichten und beruflich tätig sein mußte, erneut heftig aufzutreten. Die Tuberkulose reichte 
von der lleozökalgegend bis zur Flexura hepatica, es war zu ausgedehnten Verwachsungen auch 
nach der Leber und dem Duodenum hin gekommen, Verwachsungen, die so stark waren, daß eine 
Mobilisierung des Zökum und Colon ascendens unmöglich wurde. Beim Versuch, das Kolon zu 
mobilisieren, kommt es zum Einreißen der fest miteinander verbundenen Teile des Duodenum 
und Kolon, so daß momentan an eine intravital entstandene Perforation eines tuberkulösen Dick- 
darmgeschwüres in das Duodenum unterhalb. der Vaterschen Papille gedacht werden konnte. 
Dieser Gedanke ist aber nach dem klinischen und dem Röntgenbefund abzulehnen, da ein so symp- 
tomloser Verlauf einer Duodenumkolonfistel unwahrscheinlich war. Die oberhalb dieses Ein- 
risses liegende Stenose des Duodenum, die auch von dieser Seite her nicht darstellbar ist, wird im 
Hinblick auf die Ileozökaltuberkulose als eine auf Grund eines tuberkulösen Ulkus entstandene 
Narbenstenose angesehen; als die Stenose verstärkend kamen noch die ausgedehnten Verwach- 
sungen in Frage, die das ganze Konvolut als einen tief der Unterfläche der Leber anliegenden 
Tumor erscheinen lassen. Mit dieser Annahme fand der Röntgenbefund sowohl des Magenduo- 
denalabschnittes wie auch des Darmes seine befriedigende Erklärung. 

Die durch die lange Krankheit geschwächte Patientin erlag dem großen Eingriff 24 Stunden 
nach der Operation. Die Sektion ergab einen überraschenden Befund: 

Auszug aus dem Sektionsbericht: Magen lang ausgezogen und mit der Pars pylorica 
rechtwinklig abgeknickt. Der anschließende Teil des Duodenum liegt breit nach vorn und überragt 
das Querkolon. Vom Querkolon Verwachsungsstränge über das Mesokolon zum Magen und zur prall- 
gefüllten Gallenblase. Das Kolon hört dicht unterhalb der rechten Flexur blind auf und ist eingestülpt 
vernäht. Das blinde Ende sieht blaurot aus, jedoch erscheint die Naht dicht. In das Querkolon einge- 
- näht das untere Ende des Ileum. Im Querkolon 3 Finger breit vom blinden Ende eine hochgradige 
narbige Stenose ohne charakteristische Geschwürsbildung. Am absteigenden Schenkel des Duodenum, 
der mit den schwieligen Verdiekungen des Kolonperitoneum verwachsen ist, findet sich in der Nähe 
der Papille eine zirkuläre Naht, die sich auf das rückwärtige Peritoneum fortsetzt. Das Duodenum 


ist allenthalben durchgängig und zeigt außer den operativen Schleimhautveränderungen 
keine Gescehwürsbildung oder Stenose! 


Während die ganze Untersuchung und die Operation einwandfrei eine wahrscheinlich 
durch ein Ulkus bedingte, kaum durchgängige Duodenalstenose oberhalb der Papille zu ergeben 
schien, zeigt die Sektion ein vollkommen normales Duodenum ohne jede Geschwür- oder Stenosen- 
bildung. Und als zweiten, klinisch und operativ nicht erhobenen Befund, eine hochgradige Stenose 
des Querkolon unmittelbar distal der Flexura hepatica. Der Befund bei der Sektion — der an den 
Bulbus duodeni anschließende Teil des Duodenum liegt breit nach vorn und überragt das Quer- 
kolon — war bei der Operation nicht zu erheben. Vielmehr war die Lage des Magens und des 
Bulbus duodeni abgesehen von der starken Ptose und der geringen Rechtsverziehung durchaus 
normal. Handbreit vom Pylorus beginnt eine harte, narbige Geschwulstbildung, die es unsicher 
läßt, ob sie vom Pankreas oder dem Duodenum ausgeht. Die Sektion zeigte den Ausgang der Ge- 
schwulstbildung. Es war ein tuberkulöser Prozeß des Querkolon hart distal der Flexura hepatica, 
der durch Entzündung und narbige Schrumpfung Querkolon, Pankreas und Duodenum in einen 
großen, am Unterrand der Leber liegenden Tumor verwandelt hat. Die Verwachsungen, vor allem 
zur Leber und zur Gallenblase, waren so stark, daß das Lumen der Pars superior duodeni durch 
den Tumor vollkommen komprimiert wurde. Die durch das tuberkulöse Ulkus bedingte Stenose 
des Querkolons war im Röntgenbild nicht in Erscheinung getreten; das mag einmal daran liegen, 
daß die starken Verwachsungen. eine Dilatation des prästenotischen Abschnittes verhinderten, 
dann wirkte bei der Ileumstenose der Pflaumenkern als Ventil, der den Brei nicht durchließ, 


XXXI, 59: Zum röntgenologischen Nachweis von nicht schattengebenden Fremdkörpern usw. 613 


während im Querkolon eine enge, aber doch kontinuierliche Passage bestand. Weiter ist noch zu 
hedenken, daß der Brei erst die enge Ileumstenose passieren mußte und nur in kleinen Mengen an 


-die Stelle der Kolonstenose gelangte. Der Sektionsbefund bestätigte auch die Annahme, daß es 


sich um einen alten Prozeß handeln müsse, der infolge seines langen Bestehens allmählich zu 
dieser enormen Dilatation des Magens und zu dieser starken Erweiterung des Bulbus duodeni ge- 
führt hatte. 

Eine Stenosierung des Duodenum durch Kompression ist nicht häufig. Stenosierung durch _ 
Tumorbildung wird meist im Bereich der Pars inferior oder ascendens nahe der Plica duodeno- 
jejunalis beobachtet; als Ursache findet sich meist ein Karzinom des Pankreas oder ein durch 
tuberkulöse Mesenterialdrüsen gebildeter Tumor, seltener ein von der radix mesenterii ausgehen- 
der Tumor oder eine Strangbildung nach Peritonitis. Auch in der Pars superior kommt für die 
Stenosierung durch Kompression meist ein Neoplasma des Pankreas oder der Gallenwege in 
Frage. Daß ein tuberkulöses Geschwür des Colon transversum zu einer Stenose der Pars superior 
duodeni führt, dürfte immerhin ein seltener Befund sein. Hervorzuheben ist auch noch die starke 
Dilatation des Bulbus duodeni im Röntgenbild, der fast ebensostark erweitert war wie der dila- 
tierte Magen. | 


Aus dem Zentral-Röntgen-Institut des Allgemeinen Krankenhauses Wien 
(Vorstand: Prof. Dr. Holzknecht). 


Zum röntgenologischen Nachweis von nicht schattengebenden Fremdkörpern 
im Ösophagus. 


Von 
Dr. Robert Lenk, Assistent des Institutes. 
(Hierzu Tafel XXIV, Fig. a.) 

Der Röntgendiagnose von Fremdkörpern im Ösophagus dienten bisher zwei Methoden: 

1. Der direkte Nachweis bei schattengebenden, richtiger kontrastgebenden Fremdkörpern, 
d. h. solchen, von etwa mindestens Knochendichte. Die Fremdkörper sind als solche erkennbar. 
Ihre Lage im Ösophagus ist allerdings erst durch Kontrastmittelfüllung der Speiseröhre sicherzu- 
stellen. Diese ergibt dann eine Stauung oberhalb des Schattens bei obturierenden Fremdkörpern, 
eine vollkommene Deckung (in allen Durchleuchtungsrichtungen) bei nicht verstopfenden, je- 
doch ganz innerhalb des Lumens steckenden Objekten (z. B. Nadeln), eine teilweise Deckung bei 
teilweise die Wand durchbohrenden Fremdkörpern. Letztere Diagnose konnten wir z. B. vor 
kurzem auf Grund dieser Untersuchung bei einer Sicherheitsnadel stellen, die mit der stumpfen 
Branche im Ösophagus steckte, mit der Spitze durch die Wand hindurch getreten war. Welche 
Bedeutung ein derartiger Befund für die Wahl des vorzunehmenden Eingriffes hat, liegt auf der 
Hand. 

2. Nicht schattengebende, das sind für dieses Bereich weniger als knochendichte Ösophagus- 
fremdkörper (Fleischbissen, Knorpelstücke usw.) wurden bisher nur indirekt nachgewiesen: 
durch Kontrastmittelfüllung wurde die durch den Fremdkörper hervorgerufene Stenose, resp. 
bei nicht obturierenden ein Füllungsdefekt festgestellt. Die Diagnose „Fremdkörper im Öso- 
phagus“ ergibt sich natürlich nur im Verein mit der Anamnese. Dabei muß man aber immer bei 


älteren Leuten an die Möglichkeit denken, daß eine allmählich entstandene Stenose (Neoplasma) 


vom Patienten erst gelegentlich des Schluckens eines größeren Bissens entdeckt und dann als 
steckengebliebener Körper gedeutet wird, oder daß umgekehrt hei Schluckstörungen der Patient 


= von einem geschluckten größeren Bissen nichts weiß. Das auf diese Weise auf Grund der ‚in- 


direkten Methode“ Neoplasmen als Fremdkörper gedeutet werden können und umgekehrt, liegt 
auf der Hand. 

Wie folgende zwei von uns in letzter Zeit beobachtete Fälle zeigen, gelingt es nun auch, mit- 
unter nicht schattengebende Fremdkörper im Ösophagus direkt darzustellen, und als solche zu 
erkennen. _ | | 78* 


6l4 Bu Lenk. XXXI, 5/6. 


1.4) G. N. Der 66jährige Patient kam am 21. April d. J. in das laryngorhinologische Ambulatorium 
der Klinik Prof. Neumanns mit der Angabe, er habe gestern Suppe mit Nockerln gegessen und 
glaube, dabei, ohne dessen sicher zu sein, einen Knochen geschluckt zu haben, der in der Speiseröhre 
stecke, da er jetzt nur Flüssigkeiten und diese nur mit Mühe schlucken könne. 

Mit Rücksicht auf das Alter des Patienten wird diesmal von der primären Ösophagoskopie Ab- 
stand genommen und eine Röntgendurchleuchtung veranlaßt, um so mehr, als nicht anzunehmen ist, 
daß Patient, ohne es zu bemerken, einen so großen Fremdkörper schlucken konnte, daß derzeit eine so 
hochgradige Schluckstörung möglich wäre. 

Bei der üblichen Röntgenuntersuchung konnte zunächst weder ein schattengebender Fremdkör- 
per noch eine nennenswerte Passagestörung festgestellt werden. Sowohl Bariumaufschwemmung als 
Bariumpaste passierten glatt den Ösophagus. Nach Schlucken einer größeren Kontrastmittelmenge 
restierte aber folgendes Bild (Tafel 00, Fig. 00): 

Im Bereiche des obersten Anteiles des Ösophagus eine von Barium herrührende netzartige Zeich- 
nung innerhalb eines durch Bariumstreifen konturierten, an sich nicht sichtbaren, etwa pflaumen- 
großen Gebildes. Eine mit Barium gefüllte Kapsel blieb oberhalb des Gebildes stecken. 

Die darauf vorgenommene Ösophagoskopie ergab einen von einzelnen Fleischfasern umgebenen 
elastischen Körper, der zum Teil noch mit Barium bedeckt war. Erst nach mehrfachen Versuchen, da 
die Faßzange am Fremdkörper ausriß und nach entsprechender Mobilisierung konnte derselbe entfernt 
.werden. Durch das Rohr war er nicht hindurchführbar und mußte daher mit demRohr herausgezogen 
werden. Er stellt ein ungefähr hufeisenförmiges, 5 em im Durchmesser betragendes Stück Kalbs- 
knorpel dar, das in Ringknorpelhöhe so saß, daß die beiden Schenkel in die Recessus piriformes sahen. 
Patient erinnerte sich erst nachher, daß er vor der Suppe Suppenfleisch gegessen habe, ohne jedoch ein 
Steckenbleiben zu bemerken. ' 


2. R. B., 61jährige Patientin. Von der Klinik Prof. Neumann mit folgender Anamnese zur 
Röntgenuntersuchung zugewiesen: Seit heute früh nach Verschlucken eines größeren Bissens starke 
Schluckbeschwerden. Wasser passiert ziemlich leicht, feste Speisen etwas schwerer. Frage: Stecken- 
gebliebener Fremdkörper oder Stenose® Röntgenbefund: Im Ösophagus besteht weder für Flüs- 
sigkeiten noch für Paste ein wesentliches Passagehindernis. Im Bereiche des obersten Anteiles des 
Ösophagus bleibt nach Passieren des Kontrastmittels eine netzförmige Zeichnung in einer Ausdehnung 
von etwas mehr als Kirschengröße, oberhalb derselben bleibt eine Kapsel stecken. Es handelt sich 
offenbar um einen weichen, nicht schattengebenden, sich mit Barium imbibierenden Fremdkörper. — 

Endoskopischer Befund (Dr. Hofmann): Etwas unterhalb des Ösophagusmundes 
wird ein weißlicher, schnig glänzender Fremdkörper sichtbar, der sich nach Extraktion als ein zirka 
4 cm langes Fleischstück erweist. 


In diesen beiden Fällen kam es also nach Schlucken größerer Bariummengen zur Belegung 
‘und teilweisen Imbibition weicher poröser Bissen mit dem Kontrastmittel, und auf diese Weise zur 
di rèk ten Darstellung weichteildichter, nicht schattengebender Fremdkörper. Der gleiche 
Vorgang liegt ja dem von Sgalitzer beschriebenen Nachweis von nicht schattengebenden 
Fremdkörpern (Drainrohren, Tupfern) in Empyemhöhlen zugrunde. 

Zu den eingangs beschriebenen bekannten Methoden des Fremdkörpernachweises kommt 
also als dritte, neu hinzu: der direkte Nachweis von nicht schattengebenden Fremdkörpern durch 
Belegung resp\ Imbibition mit Kontrastmitteln. 

Eine Vortäuschung des beschriebenen Fremdkörperbildes durch ein zerfallenes resp. exul- 
zeriertes m wäre möglich, wenn in den Nischen und Buchten desselben Kontrastmittel- 
reste zurückbleiben. Das Schattenbild des bariumbelegten und imbibierten Fremdkörpers unter- 
scheidet sich jedo h von einem derartigen Karzinombild durch folgende Merkmale: 1. Es läßt 
sich durch Belag der ganzen Oberfläche mit dem Kontrastmittel als ein im Lumen des Ösophagus 
steckendes Gebilde erkennen. 2. Dieses Lumen wird von ihm zur Gänze eingenommen. 3. Die 
Wand der Speiseröhire, kenntlich an dem Bariumbelag, erweist sich in jeder Durchleuchtungs- 
richtung als intakt, ihr Lumen als erhalten. 4. Derartige solide Fremdkörper haben wahrschein- 
lich einen typischen Sitz, nämlich den Ösophaguseingang (Ringknorpelhöhe). 

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1) Der Fall wurde am 18. 5. 23 in der Gesellschaft der Arzte in Wien von Suchanek und L e nk 


vorgestellt. Die Anamne’se und der klinische Befund sind hier im Wortlaute den Bemerkungen des 
Herrn Suchanek entnommen. 


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XXXI, 5/6. Über den Halbseitentypus des multiplen Chondromes. . | 615 


Die Technik der Untersuchung ist sehr einfach: Füllung des Ösophagus in der allgemein 
üblichen Weise zuerst mit wässeriger Aufschwemmung von Barium, dann mit Bariumpaste, nur 
darf man sich bei Verdacht auf Fremdkörper nicht mit der Feststellung einer Stenose oder eines 
Füllungsdefektes begnügen, sondern muß nach Passieren des Kontrastmittels oder Entleerung 
desselben durch Würgen nachsehen, ob an einer Stelle die oben beschriebene Zeichnung zurück- 
geblieben ist. Diese Stelle wird wohl gewöhnlich, wie in unseren beiden Fällen die Ringknorpel- 
enge des Ösophagus sein. Die Untersuchung kann dann schließlich durch Schluckenlassen einer 
mit Barium gefüllten Gelatinekapsel ergänzt werden, die oberhalb des Fremdkörpers liegen bleibt. 
Resumée: Weiche, poröse, nicht schattengebende Fremdkörper im Ösophagus (Fleischbissen) 
können durch Imbibition mit Kontrastmitteln direkt dargestellt werden. 


Aus der I. ehiringischen Abteilung (Vorstand: Hofrat Prof. A. Fraenkel) und der Röntgen- 
abteilung (Vorstand: Prof. R. Kienböck) der Allgemeinen Poliklinik in Wien., 


Über den Halbseitentypus des multiplen Chondromes. 
Von 
Dr. Konrad Weiß, Assistent der Röntgenabteilung. 
(Hierzu Tafel XXV.) > 
Das Krankheitsbild des multiplen Chondromes war in jüngster Zeit vielfach 
Gegenstand von Publikationen. In der letzten einschlägigen Arbeit bringt Hackenbroch 


‘(Fortschritte 1922, Bd. 30) neben wertvoller Bereicherung der Kasuistik neuerdings eine Erörte- 


rung der Frage, ob es berechtigt sei, eine halbseitige Erscheinungsform dieser Er- 
krankung als selbständigen Typus anzuerkennen. Ich möchte nach Beschreibung eines 
eigenen Falles, der in der Reihe der publizierten’ und demonstrierten Fälle durch die Vollstän- 
digkeit der klinischen und radiologischen Untersuchung sowie durch die strenge Ein- 
haltung des Typus eine prominente Stellung einnimmt, mich ebenfalls zu dieser Frage äußern. 

Zuvor die Beschreibung meines Falles. | 


: Es handelt sich um eine 38jährige Patientin, Frau Johanna A...m, die der Röntgen- 
abteilung der Allgemeinen Poliklink von der chirurgischen Abteilung, 
Hofrat Professor A. Fraenkel, mit der klinischen Diagnose „multiples 
Chondrom“ zur Röntgenuntersuchung überwiesen wurde. 

Die Familienanamnese erscheint vollkommen belanglos; weder in der Ascendenz noch bei 
den Geschwistern der Patientin sind irgendwelche Skelettanomalien zu eruieren. Patientin lernte zu 
normaler Zeit (mit 1 Jahr) gehen und weiß von Kinderkrankheiten nur Morbillen anzugeben. So weit 
sie sich zurückerinnern kann, mit Sicherheit bis indas3. (4) Lebensjahr, hat sie nach längerem 
Gehen Schmerzen und rasche Ermüdbarkeit im linken Bein empfunden. Damals wurde auch von den 
Eltern unterhalb des 1. Knies eine flache, sich hart anfühlende Vorwölbung bemerkt, zugleich ein 
leichtes Hinken. Diese Erscheinungen nahmen langsam aber stetig zu. Im 7. Lebensjahr wurden an 
den Fingern der linken Hand Formveränderungen wahrgenommen und zwar kleine, knochenharte, 
halbkugelige, schmerzlose Auftreibungen, die anfangs die Beweglichkeit der Finger gar nicht ein- 
schränkten; dieselben wurden zuerst am Zeigefinger, später am Mittelfinger, zuletzt am Daumen be- 
merkt. Die Veränderungen nahmen unmerklich an Ausdehnung zu und kamen auch bei Abschluß des 
Körperwachstums nicht zum Stillstand. Patientin hat während ihrer Entwicklungszeit keine schweren 
Erkrankungen mitgemacht, sie war im 15. Lebensjahr zum ersten Male menstruiert und ist es bis heute 
in regelmäßigem Intervall geblieben. 

Aus dem Status. Patientin ist 159 cm groß, ihr Körpergewicht schwankte während des 
Spitalaufenthaltes zwischen 53 und 56 kg; sie ist blaß, das Fettpolster etwas dürftig. Interner und 
gvnäkologischer Befund ohne irgendwelche Besonderheiten. Die äußere Untersuchung zeigt sehr be- 
trächtliche Veränderungen des 'Skeletts und zwar — es sei dies schon hier hervorgehoben — aus- 
schließliehanderlinken Körperhälfte. 

Am Kopfskelett sind keine Abweichungen von der Norm zu sehen oder zu Selnieren, Sehr auf- 
fallend ist dagegen eine hochgradige Muskelatrophie und beträchtliche Verkürzung des linken Armes; 
die Verkürzung betrifft in erster Linie den Humerus, der im Längenwachstum gegen den rechten um 
6:4 cm zurückgeblieben ist; Knochenveränderungen sind aber nicht sicher palpabel. Der Unterarm 
ist nur wenig, zirka um 1 cm verkürzt, ist aber deutlich radialwärts verkrümmt. 


616 Ee WE Weib. ©? XXXI, 5je. 


Sover Veränderungen finden sich an der Hand: Atrophie der 

. Handmuskeln, sowie Verunstaltung der Finger I bis ID; diesesind mäch- 

tig vielknollig verdickt, bei der Palpation fühlt man fast unmittelbar 

‘unter der von erweiterten yenen dugohgogenan Haut eine knochenharte 
-. grobknollige Masse. : 

Am Thoraxskelett.sind Ver engen an den vorderen Enden der 
linksseitigen Rippen IV bis VII palpatorisch, nachweisbar. Weiter be- 
steht eine ‚Schiefstellung des Beckens, erkenntlich am Tieterstehen der 
linken Hüfte und einer leichten kompensatorischen Lumbalskoliose. Am 
linken Femur keine Anomalie, dagegen hochgradige Veränderungen am 
Unterschenkel und Fuß der genannten Seite. Der Unterschenkel ist be- 
trächtlich, .und zwar um 5% cm, verkürzt, zirka handbreit unter dem 
Kniegelenkspalte findet sich an. der Außenseite eine flache Vorwölbung, 
weiter eine mächtige Auftreibung in der Gegend des Malleolus externus, 
eine (scheinbare) Subluxation des Talus im oberen Sprunggelenk lateral- 
‚wärts, sowie multiple, knollige Verdickungen, palpabel : an den Metatar- 
sen III bis V, ersichtlich- und palpabel'an den zugehörigen. Phalangen. 

-= Sonstige Anomalien oder Mißbildungen fördert die äußere Unter- 

suchung nicht zutage,’ besonders erwähnt sei das Fehlen von Haut- 

. angiomen. | | 

. Aus der Reihe der Röntecabilder sei eines, das der 1l. 

. Hand, herenschoen und hescinieben; weil an diesem die verschiedenen EESCNeInang Summen und 
Stadien des Prozesses am klarsten zu erkennen sind (Fig. 3, Tafel XXV). 

An verschiedenen Knochen der Hand, z. B. am Metakarpus V, finden sich alurthegksndte runde 
Aufhellungsherde von Hirsekorn- bis Erbsengröße, teils einzeln, teils gruppiert, teils konfluierend,, 
meist zentral im Knochen gelegen, der in diesem Stadium noch keine Formveränderung aufweist. 

An den Metakarpen II und III finden sich zweifellos von Kortikalis-und Periost des Knochens aus- 
-gehende Vorwölbungen, die von einer dünnen, oft Raum angedeuteten Knochenschale begrenzt, gegen 
die Weichteile vorspringen; auch sie sind solitär, oder gruppiert, oft konfluierend. 

Eine_.Innenstruktur ist weder bei dem zentralen, noch bei dem kortikal-periostalen Typus nach- 
‚weisbar. Ein Zeichen periostaler Reaktion findet sich nirgends. 

` Anden Phalangen der Finger I bis IN ist von der ursprünglichen Form und Struktur Bin mehr 
etwas zu erkennen, so daß auch über den Ausgangspunkt der Veränderungen (Tumoren) am Knochen- 
querschnitt nichts Sicheres zu sagen ist; auch die Gelenkflächen sind hier nicht verschont — die 
Tumoren sind: unter Vernichtung des Gelenkes von einer Phalanx in die andere hinübergewuchert, 
aber in dem bizarrsten Formkonvolut ist da und dort das bei weitem häufigste Grundelement der ein- 
zelne, rundliche Herd(tumor) erkennbar. 


Dieses Röntgenbild gestattete mit Sicherheit, dieklinische Di ia g nose = ùlt. Ch. ) 
zu bestätigen und eine andere Natur der Tumoren auszuschließen. 
Wenige ‘Tage nach Herstellung des Radiogrammes der 1. Hand wurde es an der chirur- 
gischen Abteilung für notwendig erkannt, den Zeigefinger, an dem sich eine exulzerierte . 
‘Stelle fand, die wiederum zum Ausgangspunkt einer aszendierenden Lymphadenitis geworden 
= war, zu exarticulieren. Die histologische Untersuchung des gewonnenen Prä- 
parates durch Professor K. Sternberg ergab: zellreichesChondrom. Es ist nicht. die 
relative Seltenheit des m. Ch. die mich zur Publikation des Falles veranlaßt, sondern vielmehr die 
gesetzmäßige Anordnung der Tumoren, die sich einerseits in der — bereits erwähnten — strengen 
Halbseitigkeit des Prozesses äußert, andererseits an den mehrstrahligen Extremitätenabschnitten 
in dem Befallensein ganz bestimmter zusammengehöriger Strahlengruppen, die des öfteren auch 
bei Mißbildungen betroffen sind. Von diesem Gesichtspunkte aus will ich möglichst kurz di e 
Röntgenbilder des übrigen Skelettes beschreiben. 


l Schädel und Halswirbeilsaule Keine N 
Linke obere Extremität. Alle Knochen dieser Gliedmaße. sind mittel- bis hochgradig: M 
porotisch-atrophisch. In der Skapula finden sich knapp unter der Gelenkfläche des oberen Teiles 
der Cavitas glenoidalis — den Processus coracoideus jedoch begreifend — mehrere bis bohnengroße 
typische Herde, alle in der Spongiosa gelegen; dieGelenkfläche scheintunverändert (Fig. 1, Taf. XXV). 
Humerus, Das Kaput ist bis zum Collum anatomicum in Form und Struktur unverändert; 


#7 


-XXXI, 5/6. Über den Halbseitentypus des multiplen Chondromes. | 617 


von da distalwärts ist die Außenseite des Schaftes übersäet mit zahllosen grieß- bis hanfkorngroßen 


Herden; hier ist bis zur Schaftmitte keine normale Kortikalis zu sehen. Medial (gegen den Thorax zu) 


findet sich eine normale, glatt konturierte Kortikalis. Der Humerus ist leicht außenkonkav verkrümmt. 
In der distalen Schafthälfte keine Veränderungen, die Kubital-Gelenkfläche vollkommen normal. 

Antebrachium. (Fig. 2, Tafel XXV.) Die proximale Hälfte beider Vorderarmknochen un- 
verändert. In der distalen Hälfte des Radius wird der Kortikaliskontur buckelig, der Knochen ist ver- 
dickt und radialwärts verkrümmt. Das distale Viertel des Knochens ist bis an die Gelenkfläche von 
dichtgedrängten kleinen rundlichen Herden durchsetzt, die bis an die Gelenkfläche heranreichen und 
dieselbe höckerig gestalten. Die distale Ulnahälfte ist auffallend dünn und andeutungsweise radial- 
wärts verkrümmt; die Epiphyse ist atypisch geformt, aber glatt begrenzt. Zwischen Radius und Ulna 
finden sich 8 bis 10 zirka stecknadelkopfgroße, kreisrunde, kalkdichte Konkrementschatten, 
die ohne Zusammenhang mit den Knochen in den Weichteilen liegen (Steine in einem untermusku- 
lären venösen Angiom). Der Radio-Karpalgelenkspalt ist sehr schmal. 

Die Handwurzelknochen weisen vereinzelte kleine Herde auf. Os naviculare und Os 
lunatum sind unregelmäßig begrenzt, ihre Gelenkflächen sind (entsprechend der: höckerigen Radius- 
gelenkfläche) entrundet (Fig. 3, Tafel XXV). 

Die Veränderungen der Hand sind bereits beschrieben; es erübrigt, auf die Gruppierung der 
Tumoren hinzuweisen: Die drei radialen Strahlen sind schwerst betroffen, der IV. ist ganz frei, der V. 
wenig befallen: am Metakarpus V einige zentrale Tumoren von Erbsengröße, an der Grundphalanx V 
einige kleine konfluierende kortikale Tumoren. 

Überblieceken wir die Anordnung der Tumoren an der oberen Extremität, so finden 
wir befallen: Außenseite des Humerus, distale Radiushälfte, die (radialen) Strahlen I bis III der Hand. 
Frei von Tumoren: Innenseite des Humerus, Ulna, Strahl IV, geringfügige Veränderungen an Strahl V. 

Thorax. Rechte Hälfte vollkommen normal. An der linken Hälfte besteht eine ganz geringe 
Auftreibung der sternalen Enden der Rippenknochen II und III, mächtige Auftreibung der (sternalen) 
Rippenknochenenden IV. bis VI durch zentrale Tumoren; diese sind hier — im Gegensatz zu allen 
übrigen befallenen Skeletteilen — von dichten Verkalkungsherden durchsetzt. In den Rippen- 
knorpeln der chondromatösen Rippen finden sich zahlreiche Kalkherde, während die Rippenknorpel 
der unveränderten Rippen kalkfrei sind. 

Brust- und Lendenwirbelsäule frei von Tumoren. 

Das Becken ist etwas asymmetrisch, der Beckeneingang ist in seiner linken Hälfte etwas 
enger als in der rechten, der linke Darmbeinkamm steht deutlich etwas tiefer; der linke Darmbein- 
teller ist von zahlreichen großen Tumoren durchsetzt; an den ubrigen linksseitigen Beckenknochen 
keine Veränderungen. 

Femur. Der Knochen ist im proximalen Ende und Schaft unverändert, am distalen Ende findet 
sich am lateralen Kondyl eine kleine halbkuglige Vorwölbung, die als (kortikales) Chondrom aufzu- 
fassen ist. 

Unterschenkel. (Fig. 4 u. 5, Tafel XXV.) Es erscheint zweckmäßig, die Beschreibung der 
Fibula voranzustellen. Die Fibula ist (gegen den Knochen der gesunden Seite) um zirka 6 cm 
verkürzt. Die beiden Fibulaenden sind der Sitz mächtiger Tumorkonglomerate, von denen das proxi- 
male zirka 8 cm lang ist, deutlich aus zahlreichen, rundlichen Herden besteht und fast durchaus von 
einer dünnen Knochenschale bedeckt ist; der distale Tumor hat ebenfalls eine Längsausdehnung von 
zirka 8 cm und ist auch aus konfluierenden Herden zusammengesetzt. Sehr auffallend ist, daß die 
Fibula die Artikulation mit der Trochlea tali übernommen hat; die Gelenkfläche der Fibula ist un- 
eben, höckerig (ähnlich der des Radius), während die Trochlea normalen Kontur zeigt. Die Schaftmitte 
der Fibula ist etwas zu dünn, aber frei von Tumoren. 

Tibia. Die Kniegelenkfläche ist normal, ebenso der übrige Bereich der Epiphyse. Der Schaft 
zeigt eine beträchtliche Verkrümmung, deren Konkavität sich dem mächtig aufgetriebenen Kapitulum 
fibulae anpaßt. Strukturveränderungen am Schafte fehlen. Das distale Ende ist in seiner Form völlig 
umgestaltet: Es wird nach unten von einer schrägen etwas konvexen Fläche begrenzt, die mit der 
medialen Seitenfläche des Talus eine Artikulation eingegangen ist; ein Malleolus internus fehlt gänz- 
lich, Die Fußwurzelknochen sind durchwegs hochgradig porotisch- atrophisch, haben eine sehr 
grobe netzartige Struktur —deutlich sind Tumoren nur im Calcaneus zu sehen (zentraler Typus). 

In hohem Maße sind mehrere lange Knochen des Fußes: de MetatarsenundPhalangen 
derStrahlen III bis V betroffen (Fi g.6, Taf. XXV), in allen 3 genannten Metatarsen ist die proxi- 
male Hälfte normal, die distale besteht fast ganz aus Tumor, der von einer sehr dünnen Knochenschale 
begrenzt ist, die ungefähr die Konturen des früheren Knochens einhält. Die Gelenkflächen gegen die 
Phalangen sind uneben. Die Phalangen sind in gleicher Weise verändert wie die der Finger I bis III 
an der linken Hand. Im Strahl I findet sich im Metatarsus ein kirschkerngroßer zentraler Herd, die 
übrigen Knochen dieses Strahles sowie der ganze Strahl II sind unverändert, Es ist demnach — 


618 | | Weiß, | XXXI, 5'6. 


zusammengefaßt — an der unteren Extremität Sitz von Chondromen vorwiegend die laterale Knochen- 
reihe: Fibula, Kalkaneus und die 3 lateralen Strahlen am Fuße. Eine Ausnahme von dieser Regel stellt 
nur der solitäre Herd am Metatarsus I dar. | 

Es sei nochmals hervorgehoben, daß sich an der radiographisch auch vollständig untersuchten 
rechten Skeletthälfte kein Tumor, nicht-einmal eine auf Tumor verdächtige Stelle und auch 
keine sonstige Anomalie findet. 

Ich fasse das Ergebnis zusammen: 

Bei einer 38jährigen'Frau bestehen angeblich seit dem 3. Lebensjahr, also seit min- 
destens 35 Jahren multiple, vom Knochen ausgehende Tumoren, deren chon- 
dromatöse Natur schon durch klinische und radiographische Untersuchung zu erkennen, 
überdies aber durch histologische Kontrolle einwandfrei erwiesen ist. Die Tumoren unterscheiden 
sich weder einzeln in Form und Bau noch durch Gruppierung und Lokalisation an verschiedenen 
Skeletteilen von dem Typus des allgemein bekannten multiplen Chondromes, sie halten sich aber 
nicht nur an den mehrstrahligen Extremitätenabschnitten an zusammengehörige Strahlen- 
gruppen, sondern auch strenganeine Körperhälfte (linke Seite). 

Halbseitiges Auftreten des multiplen Chondromes ist in der Literatur bereits 
mehrfach beschrieben worden; zuerst von französichen Autoren, von Alier, Molin, Novè- 
Josserandund Destöt, Stephan und Boinet; später hat Wittek diesem Krankheits- 
bild eine größere Arbeit gewidmet, in der er die Fälle der oben genannten Autoren auszugsweise 
wiedergibt und einen eigenen hinzufügt. In all diesen Fällen wurde eine genaue radiographische 
Untersuchung des Skelettes vorgenommen, doch fehlt meist eine histologische Untersuchung; 
nach dem klinischen Befund und den Röntgenbildern ist aber an der chondromatösen Natur der 
Turnoren nicht zu zweifeln. Die Beobachtungsdauer einzelner Fälle (Wittek) reicht bis zu 
16 Jahren. Die Halbseitigkeit ist allerdings in der Mehrzahl der Fälle nicht streng gewahrt. 
Trotzdem wurde der Prozeß schon von dem ersten‘ Beobachter, Ollier, als eigener Typus auf- 
gefaßt und Wittek postulierte für ihn den Namen „Olliersche Wachstumstörung“. 
Frangenheim hat diese Bezeichnung sowie die Aufstellung eines eigenen Krankheitsbildes 
abgelehnt und hält die Halbseitigkeit für Zufall: „ich würde es vielleicht für berechtigt halten, 
ein neues Krankheitsbild aufzustellen, wenn die Erkrankung streng halbseitig wäre“ .. . „erst 
dann würde ich allenfalls glauben, daß Wittek uns mit einem neuen Krankheitsbild bekannt- 
gemacht hat, wenn ein Fall bekannt würde, bei dem die Halbseitigkeit ohne Ausnahme bestünde 
und auch während einer durch Dezennien sich hinziehenden Beobachtung gewahrt bliebe.“ Auch 
im Falle von StephanundBoinethält Frangenheim die Halbseitigkeit der Erkrankung 
für zufällig. l 

In den Fortschritten, 1916, Bd. 27, hat Bojesen einen streng halbseitigen Fall mit- 
geteilt. Es handelt sich dort um ein 6jähriges Mädchen, ein histologischer Befund fehlt; die 
Röntgenbilder sind aber wohl für Chondrom beweisend. Bojesen faßt seinen‘Fall als typische 
Olliersche Wachstumstörung auf. Wie schon eingangs erwähnt, beschäftigt sich zuletzt 1922 
(Fortschritte, XXX) Hackenbroch neuerlich mit der Frage der halbseitigen Chondroma- 
tose; er beschreibt dabei 4 neue Fälle von multiplem Chondrom, die beide Skeletthälften gleich- 
mäßig befallen. Hackenbroch pflichtet Frangenheim in der Ablehnung eines halbseiti- 
gen Typus bei und hält den Fall Bojesen, als den einzigen sicheren Halbseitenfall, für den - 
Grenzfall in der langen Reihe der möglichen Fälle. Hackenbroch schließt seine Aus- 
führungen mit dem Satze: ‚„Äußerste Seltenheit und völlige Unerklärbarkeit zwingen dazu, die 
Olliersche Wachstumstörung als Krankheitsbild eigener Art abzulehnen.“ 

Die Kenntnis meines Falles bringt die Frage, ob man von einem, Halbseitentypus des mul- 
tiplen Chondroms sprechen kann, zweifellos der Entscheidung näher. Ich glaube, daß bei Be- 
trachtung desselben niemand die Anordnung und Gruppierung für rein zufällig halten wird. 

Im übrigen erfüllt der Fall die von Frangenheim verlangten Bedingungen für die 
Aufstellung eines eigenen Typus restlos: strengste Halbseitigkeit bei mindestens 35jährigem Be- 
stehen der histologisch untersuchten Tumoren. 


XXXI, 5/6. | Über den Halbseitentypus des multiplen Chondromes. 619 


Gegen Hackenbroch aber ist zu bemerken, daß weder äußerste Seltenheit noch völlige 
Unerklärbarkeit (wie viele unleugbare Tatsachen sind unerklärt oder nur durch unbewiesene 
Hypothesen zu erklären!) einen Grund für die Ablehnung eines Krankheitsbildes geben können. 

Das Vorhandensein 'histologischer Untersuchung in meinem Falle berechtigt weiter dazu, 
die von Wittek stammende, sicherlich wenig befriedigende Bezeichnung ‚„Wachstumstörung“ 
endgültig fallen zu lassen. Wittek selbst hat zwar — ebenso wie Ollier u. a. — die Tumoren 
seines Falles richtig als Chondrome angesprochen, hat aber mangels histologischer Kontrolle cin- 
fach die Bezeichnung „Wachstumstörung“ vorgeschlagen, jedoch mit dem ausdrücklichen Vorbe- 
halt: „so lange kein histologisch erwiesener Fall vorliegt“ — also nur zeitlich bedingt. Auch 
dieser Forderung ist nunmehr Genüge getan und wir werden in Zukunft nicht von „Ollier- 
scher Wachstumstörung“, sondern von einem „HalbseitentypusdesmultiplenChon- 
dromes‘“ — oder um dem ersten Beobachter gerecht zu werden — vom „Ollierschen Typ 
desmultiplen Chondromes“ sprechen. 

Wenn man aber strenge Halbseitigkeit als etwas Besonderes, Typisches, Gesetzmäßiges auf- 
faßt, so ergibt sich sogleich die Frage nach dem Grunde dieser Gesetzmäßigkeit. 


- Hierüber finden sich in der Literatur nur ganz spärliche Bemerkungen. Wittek sagt in seiner 


Monographie: „Über die Halbseitigkeit sind nur Hypothesen möglich; in erster Linie wäre an 
tropho-neurotische Einflüsse zu denken.“ Kahler äußerte sich (in der ‚Diskussion) 
ähnlich, als ich Gelegenheit hatte, meinen Fall in der Vereinigung der Wiener Patho-Anatomen 
zu demonstrieren. Die Auffassung der Chondrombildung als trophoneurotische Störung hat ohne 
Frage viel für sich. | 

Unter anderem ist strenge Halbseitigkeit auf diesem Wege unschwer erklärlich. Das zu- 
weilen kombinierte Vorkommen mit Recklinghausenschen Tumoren (also mit einer 
sicheren trophoneurotischen Störung) könnte auch als Fingerzeig in dieser Richtung gelten. 

Es scheint mir aber auch noch einezweiteErklärung möglich: Mehrfach schon 
wurde (von maßgebender Seite) die Ansicht ausgesprochen, daß der erste Anstoß für die Ent- 
stehung der Chondrome in vielen Fällen indie frühe Embryonalzeit zurückzuverlegen 
sei; ich nenne nur die Namen Borst,v. Recklinghausen und M. B. Schmidt. So sagt 
z. B. Borst: „Man muß auch daran denken, daß bei der primären Anlage des Skelettes und 
während der embryonalen Wachstumsperiode Störungen eintreten können, die später der Aus- 
gangspunkt solitärer und multipler Chondrome werden.“ 

Wittek erblickt in der Tatsache, daß beim Halbseitenchondrom — ebenso wie bei anderen 
Anlagestörungen — zusammengehörige Strahlengruppen befallen werden, ebenfalls eine Stütze 
für die embryonale Anlage der Chondrome. 

Auch ist schließlich das Vorkommen kongenitaler Chondrome bekannt (Ruysch, Mur- 
chison, Syme). 

Ich verdanke weiters mündlicher Aussprache die Kenntnis der Ansicht unseres Prosektors, 
Professor K. Sternberg, daß es sich bei dem beschriebenen Fall von multiplem Chondrom 
um eine sehr frühzeitige Mesodermstörung handle. 

Ist dies zutreffend, so liegt der Gedanke nahe, daß bei ausgesprochenen Halbseitenfällen 
die Bestimmung der Symmetrieebene des Körpers durch Furchung auch 
über die Anordnung und Gruppierung der mesodermalen Schädigung (später der daraus ent- 
standenen Chondrome) entscheidet. Der Zeitpunkt der Mesodermschädigung wäre somit in die 
zeitliche Nähe dieser Furchung zu setzen. 

Es erscheint unschwer verständlich, daß manchmal in diesem Stadium nur die eine Körper- 
hälfte von einer Störung betroffen wird, während die andere vollkommen frei bleibt. 

Vielleicht gelingt es der Embryologie experimentelle Stützen für diesen letzteren ange- 
führten Erklärungsversuch zu finden. Pathologie und Embryologie würden hiervon in gleicher 
Weise Vorteil haben. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 79 


620 Schranz. XXXI, 5/6. 


Aus der 2. chirurgischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Eppendorf (Vog stand: 
Hofrat Prof. Dr. Sick). 


Über einen geheilten Fall von Luxationsfraktur des I. und Il. Halswirhels, 
Von 
Dr. med. H. Schranz. 


(Hierzu Tafel XXV, Fig. a und b). 


Distorsionen und Luxationen kommen an allen Abschnitten der Wirbelsäule als selbstän- 
dige Verletzungen vor. Sie bedingen meist eine nicht unbedeutende Verschiebung der einzelnen 
Wirbel gegeneinander. Am häufigsten befallen sie die Halswirbelsäule, die vermöge der relativen 
Höhe der Bandscheiben und des geringen Durchmessers sowohl in sagittaler als in transversaler 
Richtung der einzelnen Wirbelkörper ausgiebigste Bewegungen zuläßt. In den unteren Ab- 
schnitten der Wirbelsäule, die mehr gefestigt ist, werden Distorsionen und Luxationen meist nur 
als Begleiterscheinungen anderer Verletzungen beobachtet. 

Im Volksmunde hat die totale Luxationsfraktur der beiden oberen Halswirbel den Namen 
„Genickbruch“. Die Fraktur hat in dem besonderen Bau der Wirbel und der Gelenke ihre Eigen- 
tümlichkeiten. Eine Mitverletzung des Zervikalmarkes liegt im Bereiche der Halswirbelsäule 
nicht so nahe wie im Bereiche der Bauch- und Lendenwirbelsäule; das ist begründet durch die 
relative Weite des Zervikalkanales. Er kann eine nicht unbeträchtliche Verengerung erraten; 
bis Kompressionserscheinungn eintreten. 

Starker Widerstand wird einer Totalluxation des Atlas auf dem Epistropheus von den 
schlaffen Seitengelenken nicht entgegengesetzt. Groß dagegen ist die sehr feste Bandverbindung 
des Zahnes. Durch Bandzerreißungen können Verschiebungen auf folgende Art zustande- 
kommen: Ä 
1. Das Lig. transversum dentis, das den Zahn an den vorderen Atlasbogen herandrückt. 
zerreißt die transversale Partie des Lig. cruciatum. Anscheinend kommt das aber nur im Laufe 
von Ergüssen und Einschmelzungen im Bereiche der oberen Wirbelsäule vor, da das Band sehr 
kräftig ist. (Wittek beobachtete einen solchen Fall bei Osteomyelitis.) 

2. Der Zahn kann aus der Umschnürung, die durch das Lig. transversum dentis und den 
vorderen Atlasbogen gebildet wird, herausspringen. Wenn dieses eintritt und eine vollkommene 
Luxation vorhanden ist, so müssen neben dem schwachen Lig. suspensorium die starken Lig. 
alaria dentis und das crus infer. des Lig. eruciatum reißen. Wird nun auf einer Seite ein Lig. 
alare zerstört, so ist die Möglichkeit einer Subluxation gegeben, die spontan zurückgehen kann. 
Allen einwirkenden Kräften bietet das Lig. latum epistrophei kaum einen nennenswerten Wi- 
derstand. 

Bei starker Dislokation des Atlas nach vorne wird durch den Schädel und den hinteren At- 
lasbogen das Mark mit nach vorne gezogen und durch den Zahn komprimiert; es erfolgt auf der 
Stelle der Tod. 

Die Möglichkeit der Dislokation bei einer Luxation kann: 

1. durch Herausbrechen des vorderen Atlasbogens und 

2. weit häufiger durch Abbruch des Zahnes im Bereiche des Zahnhalses erfolgen. 

Eine Raumbeschränkung des Wirbelkanales pflegt die Fraktur des Zahnes nicht zu machen. 
Sie kommt erst zustande, wenn der schwere Kopf nach vorne sinkt und so eine Luxation des Atlas 
im Gefolge hat; dieser muß man durch Glisson sche Verbände begegnen. 

‘Nach hinten ist die Luxation bzw. die Luxationsfraktur des Atlas noch seltener. Die Ver- 
schiebung nach hinten wird meist bei Fall oder Schlag auf die vordere Partie des Schädels be- 
dingt, wenn derselbe nach hinten übergebeugt ist. 


XXXI, 5/6. Ein Fall von Karies der Symphyse als Osteosarkom diagnostiziert. 621 


Ich lasse einen solchen Fall folgen: 


Es handelt sich um einen 48jährigen Mann, der beim Decken eines Daches aus 8 m Höhe mit dem 
Oberkörper voran abstürzte. Einige Minuten soll die Besinnung verloren gewesen sein. Keine Blu- 
tungen aus Nase, Mund und Ohren. Starke Kopfschmerzen. Bewegungen des Kopfes schmerzhaft. Auf- - 
treten von Schluckbeschwerden. Stuhlgang und Urinlassen normal. 

Mittelgroßer, normal gebauter Mensch in gutem Ernährungszustande. Das linke, untere Augen- 
lid ist blau verfärbt, ebenso zeigt die linke Conjunctiva Blutungen. Pupillen reagieren prompt auf 
Licht und Konvergenz. Augenbewegungen frei; kein Nystagmus, Reflexe lebhaft. Patellar- und Achil- 
lessehnenreflexe stark gesteigert. Stark ausgeprägter Patellarklonus, geringer Fußklonus. Babiuski 


negativ. Vollständiges Fehlen des Würgereflexes bei Austastung des Rachens. Sensibilität nicht ge- 


stört. Keine Lähmungserscheinungen an den Extremitäten. Linksseitig stehen die Gaumenbögen &twas 
tiefer. Uvula weicht etwas nach links ab. Der Kopf wird geradeaus gehalten, jegliche Bewegung wird 
ängstlich vermieden. Die Gegend des obersten Teiles der Halswirbelsäule ist auf Druck stark schmerz- 
haft. Bei Austastung des Rachens läßt sich an der hinteren Pharynxwand keine Verwölbung fest- 
stellen. Keine Anzeichen einer Fazialislähmung. Im Bereiche der übrigen Wirbelsäule keinerlei Ver- 
änder ung festzustellen. 

l Die Röntgenuntersuchung ergibt eine Luxation des I. und II. Halswirbels, und zwar 
Abbruch des Dens epistropheus und Luxationsverschiebungen des Atlas nach hinten (Tafel XXV, a). 
Der Patient wird in Glissonsche Schlinge gelegt. Nach 6 Wochen Abnahme der Schlinge und Anlegung 
einer Gipskrawatte. Entlassung in ambulante Behandlung. 

Nach 4 Jahre hatte ich Gelegenheit, den Patienten zu begutachten und stellte dabei fest, daß 
außer sehr leichter Krümmung der Halswirbelsäule nichts Besonderes zu bemerken war. Die Bewe- 
gungen waren freier geworden, jedoch waren sie noch nicht dem Grade des normalen Menschen gleich. 

Eine erneute Röntgenaufnahme ergab folgenden Befund: Kompression des II. Halswirbels, 
starke Abknickung in der Längsachse der Wirbelsäule um den II. Halswirbel als Angelpunkt. 
(Tafel XXV, b.) 

Patient hatte seine Arbeit in geringem Maße wieder aufgenommen. 


Literatur. 
1.Gocht, Handbuch der Röntgenliteratur. — 2. Garré, Küttner,Lexer, Handbuch der 


prakt.Chirurgie. — 3. Helferich, Frakturen und Luxationen. — 4. Wullstein, Wilms, Lehr- 


buch der Chirurgie. — 5. Hahn, Die traumatischen Erkrankungen der Wirbelsäule. Sammelreferat, 
Zentralblatt für die Grenzgebiete der Med. u. Chir., Bd. 1, S. 269. — 6. Kocher, Die Verletzungen der 
Wirbelsäule. Ebenda. Bd. I, S. 415. — 7. H. Meyer, Ein Fall von Totalluxation der Halswirbelsäule. 
Deutsche Zeitschr. für Chir., Bd. 129, S. 288. — 8. Rauber, Kopsch, Lehrbuch der Anatomie. 


Ein Fall von Karies der Symphyse als Osteosarkom diagnostiziert. 
Von 
Dr. Leo Reich, Wien. 
(Hierzu Tafel XXVI, Fig. 1 u. 2.) 


Eine 53jährige Patientin (M. G.), welche angeblich immer gesund war und nur wegen monate- 
lang anhaltender Durchfälle und starker Gewichtsabnahme (Diagnose: Gastritis, gastrogene Diarrhoe) 
in Spitalsbehandlung stand, gab an, in der Symphysengegend einen Tumor und besonders beim Auf- 
richten aus der liegenden Stellung Schmerzen zu haben. 

Vom somatischen Befund wäre zu erwähnen, daß es sich um eine mittelgroße Frau in 
reduziertem Ernährungszustand handelt. Es finden sich vereinzelte Rasselgeräusche über beiden 
Lungenspitzen. Der Mageninhalt ist achylisch und enthält ebenso wie der Stuhl Schleim, aber kein 
okkultes Blut. Durch das Fettpolster des Mons veneris ist ein kleinapfelgroßer, knochenharter Tumor 
der Symphyse nur undeutlich palpabel. 

Die Röntgenbefunde von Lunge, Herz, Magen und Darm sind belanglos. Die Röntgen- 
platte der Symphyse (Fig. 1) zeigt folgendes: Walnußgroßer, unregelmäßig und stellenweise unscharf 
begrenzter Knochendefekt an der Symphyse, von dem hauptsächlich die rechten Schambeinäste, 
weni ger die linken, betroffen werden. Von den Knochenrändern, besonders an den Enden des Defektes, 

79* 


622 Reich. XXX), 56. 


streben knöcherne Bälkchen, Spieße und Zacken gegen das Zentrum des Defektes; sie überbrücken den 
Defekt vollkommen in der Gegend der jetzt zerstörten Tubercula pubis und wölben sich, ein kugeliges 
Maschenwerk bildend, über die Linea innominata ins Becken vor. Dieselben wolkigen Schatten über- 
decken auch die normale Knochenstruktur des linken Schambeins. Am rechten oberen Schambeinast 
findet sich ein erbsengroßer kreisrunder Schattenfleck, welcher als Drüsenmetastase eines Osteo- 
sarkoms der Symphyse gedeutet wird. 

Nachdem die chirurgische Behandlung abgelehnt worden war, verbringt die Patientin 3 Monate 
in häuslicher Pflege und sucht dann in kachektischem Zustand die Klinik auf. Ihr Körpergewicht 
beträgt nunmehr 35 kg, gegen 52 kg während ihres ersten Spitalsaufenthaltes und 74 kg in der Vor- 
kriegszeit. Es entwickeln sich starke Ödeme, besonders der rechten unteren Extremität, und die Patien- 
tin stirbt schließlich an einer Pneumonie. 

 Obduktionsbefund (Prof. Erdheim): Geheilte: Spitzentuberkulose beiderseits, ausge- 
dehnte tuberkulöse Geschwüfe des Dünn- und Dickdarmes, junge Tuberkulose beider Tuben. Karies 
der Symphyse und der benachbarten Abschnitte beider Schambeine, insbesondere des rechten, 
käsige Tuberkulose der inguinalen Lymphdrüsen. Frische Thrombose der rechten Schenkelvene. Hoch- 
gradiger allgemeiner Marasmus. Beiderseitiger Hydrothorax, Hydroperikard, Hydrops anasarka. Kon- 
fluierende Lobulärpneumonie im linken Oberlappen. 

Das Röntgenogramm des aufgesägten Präparates zeigt Fig. 2. Hier können wir deutlich 
die reaktiven, periostalen Knochenappositionen erkennen, besonders an den Enden der Knochendefekte, 
aber auch an der medialen Umrandung der Foramina obturata. Die deutliche Sklerosierung des 
Knochenrandes des Defektes im rechten Schambein war auf der ersten Platte (Fig. 1) nicht aufge- 
fallen. Das maschige Knochengewebe war auf Fig. 1 durch den verkästen Inhalt des kalten Abszesses 
- und die verkästen Lymphdrüsen der Umgebung vorgetäuscht worden, welche zum großen Teil bei der 
Präparation wegfielen und daher nicht mehr zu sehen sind. 


Epikrise: Die Knochenkaries ist bekanntlich charakterisiert durch scharfrandige De- 
fekte bei fehlender Atrophie. Die Ausheilung erfolgt, indem der Defekt mit Kalk abgekapselt, aber 
niemals ausgefüllt wird. In der Nachbarschaft kann bei längerer Dauer der Erkrankung, beson- 
ders wenn der Knochen stark belastet wird, Knochenneubildung auftreten; fast regelmäßig finden 
sich dann arthritische Veränderungen in der Umgebung. 

Das periphere osteoplastische Sarkom wird an der abnormalen Knochenstruktur, der grob- 
maschigen Felderung erkannt. Besonders charakteristisch sind die periostalen Randzacken am 
Übergang des Tumors in das normale Periost. Die Knochenarrosion findet ihren Ausdruck in der 
angenagten, gezackten Kontur des Defektrandes. Reaktive Knocheneubildung in der Nachbar- 
schaft fehlt. 

Die besonders stark kalkhaltigen Osteochondrosarkome enthalten den Kalk in Form von 
Schollen, weshalb dieser auf der Röntgenplatte ‚‚wolkige‘“ Schatten gibt. 

In unserem Falle wurden diese wolkigen Schatten durch den Kalkgehalt des tuberkulösen 
Käses hervorgerufen. Durch diese Schatten wurde die reaktive Knochenneubildung in der Nach- . 
barschaft verdeckt. Der vermehrte Kalkgehalt der Defektränder fiel, wie bereits erwähnt, auf der 
Platte von Tafel I nicht auf. 

So konnten die einzigen differentialdiagnostischen Möglichkeiten nicht ausgenützt werden, 
Dazu kommt noch, daß klinisch der Verdacht einer tuberkulosen Erkrankung nicht bestand. 

Zweck dieser kasuistischen Mitteilung ist, auf die Unmöglichkeit der Differentialdiagnose 
zwischen Osteosarkom und Karies hinzuweisen und die Notwendigkeit zu betonen, bei Verdacht 
auf Osteosarkom auch an die Möglichkeit einer Karies — selbst bei atypischer Lokalisation — zu 
denken. . 
| | Herrn Primarius Dr. Fritz Eisler erlaube ich mir hier für die Begutachtung der Platten 
 unddie Anregung zu dieser Publikation meinen ergebensten Dank auszusprechen. 


r 


XXXI, 5/6. Diagn. maligner, durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse kompl. Lungentumoren. 623. 


Aus der II. inneren Abteilung des Krankenhauses Moabit-Berlin (dirigierender Arzt: Geheimrat 
Zinn): und dem ARöntgeninstitut des Krankenhauses Moabit-Berlin (dirigierender Arzt: 
Dr. Max Cohn). 


Zur Diagnose maligner, durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse 
komplizierter Lungentumoren. 
Von 
Walter Goldstein. 
(Hierzu Tafel XXVI, Fig. a u. b.) 


Die Zeit, in der die ersten systematischen Beobachtungen über die Geschwülste der Lungen 
schriftlich niedergelegt worden sind, liegt kaum mehr als ein Jahrhundert hinter uns. 
G. L. Bayle, einer der Leibärzte Napoleons, prägte 1810 in seinen „Recherches sur la phtisie 
pulmonaire“ zuerst den Begriff der „Phthise cancereuse“. Von einer klinischen Diagnostik des 
primären Lungenkrebses war in dieser Zeit aber noch nicht die Rede. I. Wolff (1) berichtet, 
daß I. Bell (Glasgow) im Jahre 1844 der erste gewesen sei, der aus dem klinischen Symptomen- 
komplex (aber anscheinend ohne Anwendung von Perkussion und Auskultation) die, durch die 


' spätere Sektion bestätigte Diagnose eines primären Lungenkrebses gestellt habe. In den folgen- 


den Jahren haben sich dann R. I. Graves und vor allem William Stokes um die Diagnose 
und Differentialdiagnose der Lungengeschwülste verdient gemacht. Die starke Erweiterung der 
Hautvenen in der Hals- und oberen Brustgegend und das damit verknüpfte sukkulente, zyano- 
tische Ödem bei Kompression der V. cava sup., bzw. deren Wurzeln, durch intrathorazische 
Tumoren, führen zu dem charakteristischen klinischen Bild, daß wir heute noch einen „Stokes- 
schen Kragen“ nennen. | 

Mit der Bezeichnung „Lungenkrebs“ war man bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts und 
noch zum Teil darüber hinaus sehr freigebig. Lungenkrebs nannte man kurzerhand alle bös- 
artigen intrathorazischen Tumoren, unbekümmert um ihre Histiogenese und ihren Ausgangs- 
punkt, bis Waldeyer als erster den epithelialen Charakter des Lungenkrebses nachwies. — 
Ende der achtziger Jahre erschienen die aufsehenerregenden Veröffentlichungen Härtings (2) 
und Hesses(3) über das endemische Auftreten von Lungenkrebs bei Bergleuten in Schneeberg 
(Erzgeb.). Nach E. Wagner (4) handelte es sich um primäre Lymphosarkome, doch erscheint 
der sarkomatöse Charakter dieser Neubildung auf Grund späterer Untersuchungen Arn- 
steins(5) wieder zweifelhaft. Seit 1884 sind m. W. nur noch ganz vereinzelte derartige Fälle 
publiziert worden (5a). | 

Überhaupt sind die Veröffentlichungen über den primären Lungenkrebs in der vorröntgeno- 
logischen Zeit höchst spärlich. Und wenn schon hier und da einmal davon die Rede war, so han- 
delte es sich fast ausnahmslos um pathologisch-anatomische Betrachtungen. Jedenfalls wurde die 
klinische Seite auffallend vernachlässigt. Die Diagnose eines primären Lungenneoplasmas am 
Krankenbett war geradezu eine Rarität. Es klingt fast unglaublich, wenn wir in der 1904 ver- 
öffentlichten Arbeit Sehrts (6) lesen, daß unter 178 Erkrankungen an primärem Lungenkrebs 
nur 6mal in vivo eine richtige Diagnose gestellt worden ist. Die Ursache dieses völligen Versagens 
der klinischen Diagnosestellung ist wohl, abgesehen von ihrer tatsächlichen Schwierigkeit, eine 
doppelte. Erstens galt diese Krankheit (vielleicht nicht ganz mit Recht) als extrem selten, und 
zweitens war immer wieder die absolut schlechte Prognose das Leitmotiv aller klinischen Erörte- 
rungen. Das sind Dinge, die dem Arzte die frühzeitige Erkennung des Leidens als unnötig und 
nutzlos erscheinen ließen. Noch 1904 warnt v. Leube (7) davor, „aus dem bloßen Ensemble der 
Krankheitserscheinungen Lungenkrebs zu diagnostizieren“, und betont die Notwendigkeit des 
Nachweises von Krebselementen (im Sputum usw.). | 


624 | Goldstein. I XXXI, 5/6. 


In dieser Zeit aber trat in der Heilkunde ein großer Umschwung ein, der u. a. besonders 
auch die Lungentumordiagnostik außerordentlich förderte. Der Siegeszug der Röntgenstrahlen 
durch die gesamte Medizin gab dieser Zeit das Gepräge. Nicht nur, daß wir in der Röntgenunter- 
suchung ein ganz neues unschätzbares diagnostisches Hilfsmittel an die Hand bekamen, sondern 
wir verdanken den Röntgenstrahlen auch mittelbar eine ungeahnte Befruchtung alter klinischer 
Untersuchungsmethoden, die durch den neuen mächtigen Konkurrenten wachgerüttelt und zum 
Wetteifern angestachelt wurden. So entstanden die geradezu klassische Darstellung der Klinik 
der Lungengeschwülste von Lenhartz(8) und die Arbeiten seiner Schüler Müser (9) und 
Otten (10), auf deren Beobachtungen später noch mehrfach hinzuweisen sein wird. Müser 
(l. c.) berichtet über 24 Fälle von primärem Lungenkarzinom aus der Lenhartzschen Klinik, 
die ausnahmslos in vivo richtig als solche erkannt worden sind. Diese Tatsache bedeutet gegen- 
über den bisherigen kläglichen Ergebnissen der Lungengeschwulstdiagnostik einen ganz kolos- 
salen Fortschritt. — Seit dieser Zeit werden die Fälle, in denen intra vitam ein primärer Lungen- 
tumor richtig diagnostiziert worden ist, immer zahlreicher, so daß wir heute wohl imstande sind, 
die überwiegende Mehrzahl aller primären Lungengeschwülste mit an Sicherheit grenzender 
Wahrscheinlichkeit am Krankenbett zu erkennen. Daß auch heute noch hier und da in uncharak- 
teristischen Fällen, deren Verlaufsform atypisch ist, oder die durch sekundäre Prozesse kompli- 
ziert sind, die Diagnose recht schwierig sein kann, ist sicher, und soll auch durch die von mir gleich 
näher zu besprechenden beiden eigenen Beobachtungen illustriert werden. 

Bevor ich aber darauf eingehe, möchte ich noch ein Wort über die „große Seltenheit“ pri- 
märer Lungengeschwülste sagen, von der früher stets die Rede war, und die auch heute noch von 
vielen angenommen wird. Diese Auffassung ist irrig und muß auf Grund der Erfahrungen der 
letzten 20 Jahre endgültig aus den modernen medizinischen Köpfen und Schriften verschwinden. 
Otten (10) hat vor 13 Jahren schon auf diesen weitverbreiteten Irrtum hingewiesen und auch 
in jüngster Zeit (11) mit besonderem Nachdruck vor dieser Irrlehre gewarnt. Wenn man die 
Karzinomstatistiken der letzten 50 Jahre daraufhin durchsieht, ist man über die verhältnis- 
mäßige Häufigkeit des Lungenkrebses erstaunt. Außerdem ergibt sich daraus die höchst auffäl- 
lige Tatsache, daß die Zahl der primären Lungenkarzinome im Verhältnis zu den primären Kar- 
zinomen anderer Organe kontinuierlich steigt"). Es hat sich die relative Häufigkeit des primären 


1) Unerörtert bleibe die für unsere Betrachtung nebensächliche Frage, ob die Zunahme tatsäch- 
lich oder nur eine scheinbare ist; scheinbar insofern, als vielleicht nur die moderne pathologisch- 
anatomische Diagnostik mit ihrer verfeinerten Technik und verschärften Kritik manches atypische 
Lungenkarzinom „rettet“, das in früherer Zeit in dem großen Sammelbecken der Phthise unterge- 
gangen wäre. 

So fand ich in der Literatur folgende Zahlen: 


1886 Fuchs (12) . . . 2 2 2.2.2.2..127% 
1896 Päßler (13) . . 2 2 2 2.. . . 183% 
1897 Perutz (14) . . 2 2 2 222. 127% 
1901 Feilchenfeld (15). . : 2.2.4943 % 
1902 Riechelmann (16)... . .. 388% 
1907 Otten (17). ....... . . 38% 
1907 Redlich (18). . . ...... 63% 
1913 Mielecki (19) ........ 356% 
. 1914 Brinkmann (20). ...... 56% 
1919 Bejach Lil) . . . 2... .. 48% 
1920 Briese (22) .... 4,51% 


Die Prozentzahlen bedeuten die Prozente, die auf die primären ungenkariinohie entfallen, rela- 
tiv zum primären Karzinom aller anderen Organe. Die Jahreszahlen entsprechen dem Erscheinungs- 
jahr der betreffenden Statistik, die Namen mit dem Literaturhinweis sind die, der jeweiligen Verfasser 
derselben. 

Eine ähnliche Steigerung scheint auch die absolute Zahl primärer Zungenkarzinome; berechnet 
auf die Zahl der Sektionen, erfahren zu haben. 

Nach umfangreichen Statistiken (23) ist das primäre Lungenkarzinom etwa viermal so häufig 
wie das primäre Lungensarkom. 


XXXI, 5/6. Diagn. maligner, durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse kompl. Lungentumoren. 625 


Lungenkrebses im Laufe der letzten 50 Jahre rund vervierfacht. Damit ist der Beweis geliefert, 
daß das primäre Lungenkarzinom mindestens keine Seltenheit ist, und es ergibt sich die Forde- 
rung, die frühzeitige richtige Diagnose dieses Leidens nach Möglichkeit auszubauen und zu 
fördern. Das gilt ganz besonders für diejenigen Verlaufsarten. die von dem Prototyp des klini- 
schen Bildes mehr oder weniger abweichen, und die erfahrungsgemäß nicht selten zu Fehldia- 
gnosen Anlaß geben. Am häufigsten ist dies der Fall, wenn infolge des primären Tumors eine 
sekundäre intrathorakale Erkrankung Platz greift, die die Erscheinungen des Neoplasmas ver- 
deckend, ihrerseits das Symptomenbild beherrscht. Es präsentiert sich uns unter diesen Um- 
ständen der maligne Tumor sozusagen maskiert als Empyem, Bronchiektasien, Gangrän, Abszeß 
usw. In solchen Fällen an die Möglichkeit einer Neubildung zu denken und sie gegebenfalls 
auszuschließen, das ist die Kunst aber auch die Pflicht des Arztes. Ich habe vor etwa % Jahr auf 
der zweiten inneren Abteilung des Krankenhauses Moabit-Berlin Gelegenheit gehabt, kurz hinter- 
einander zwei Fälle von primärem Lungenkrebs zu beobachten, deren charakteristischer, atypi- 
scher Verlauf viel Interessantes und Lehrreiches bietet. | 


1. Fall. Es handelt sich um den 45 Jahre alten Schriftsetzer Max Kr., der am 19. Oktober 1922 
aufgenommen wurde. Aus der Familienanamnese ist zu erwähnen, daß der Vater des Patienten an 
Lungenkrankheit gestorben ist. Er selbst bezeichnet sich als kränklich und hatte vor 4 Jahren eine 
schwere Grippe von vierwöchentlicher Dauer durchgemacht. Im Herbst 1921 begann sein jetziges 
Leiden. Ganz allmählich stellten sich Husten und Schwächegefühl ein, das zeitweise so stark war, 
„daß der ganze Körper zitterte“. Er arbeitete zunächst noch weiter, obgleich sich die Beschwerden 
langsam aber stetig verstärkten. Seit Weihnachten 1921 bemerkt Patient eine rapide Zunahme seiner 
Krankheit. Er ließ sich im Februar 1922 in der Lungenfürsorge untersuchen, von wo er zwecks Auf- 
nahme nach der Charit& gewiesen wurde. Dort hielt man die Erkrankung nicht für Tuberkulose, son- 
dern stellte einen Lungentumor fest. Nach 14tägiger Behandlung wurde Kr. auf eigenen Wunsch 
wieder entlassen, Bis August desselben Jahres ging der Patient, wenn auch unter ziemlichen Be- 
schwerden, seiner Beschäftigung nach. Dann brach er völlig zusammen. Er klagte über außerordent- 
lich quälenden Husten, hatte ab und zu Nachtschweiße und zuweilen blutigen Auswurf. Er hatte erheb- 
lich an Körpergewicht verloren und fühlte sich ungemein matt und schlapp. Seit Anfang Oktober 
starke Zunahme aller Beschwerden. Der Appetit fehlte völlig, der Stuhlgang war angehalten. All- 


_ mählich entwickelten sich Brechneigung und unüberwindlicher Ekel vor der Nahrungsaufnahme, die 


fast völlig verweigert wurde. Am 19. Oktober Krankenhausaufnahme. 

Hier wurde folgender Status erhoben: 

Großer elender Mann in denkbar schlechtestem Ernährungszustand. Hochgr adige Anämie. 
Unterhautfettpolster und Muskulatur sind auf ein Minimum reduziert. Es besteht mäßige Dyspnoe. 
Mit der Atemluft verbreitet der Patient einen intensiven, widerlichen Gestank, so daß ein längerer 
Aufenthalt in seiner Umgebung unerträglich ist. Das Sensorium ist frei. Pupillen: o. B.; Motilität 
und Sensibilität sind ungestört. Die Sprache ist klar, keine Heiserkeit, keine Drüsenschwellungen, 
keine Ödeme. Gaumen und Rachen sind mit dieker Soorschicht belegt. Die Inspektion des Thorax läßt 
sofort ein abweichendes Verhalten beider Hälften erkennen. Rechts ist die Brust deutlich eingesunken 
und beteiligt sich kaum sichtbar an den Atembewegungen. Die linke Seite ist gut gewölbt, ihre Atem- 
exkursionen jedoch sind auch nur oberflächlich. Die Untersuchung der rechten Lunge ergibt vorn 
zwischen 2. und 4. Rippe eine Dämpfung mit tympanitischem Beiklang. Unterhalb der 4. Rippe ist die 
Dämpfung absolut; sie geht nicht abgrenzbar in die Leberdämpfung über. Das Atemgeräusch in der 
Fossa supraclavieul. ist bronchial. Unterhalb der Clavikula hört man lautes amphorisches Atmen und 
wenige mittelblasige, zum Teil klingende Rasselgeräusche. Von der Höhe der 4. Rippe abwärts ist das 
Atemgeräusch fast völlig aufgehoben. Hinten rechts besteht in toto ziemlich intensive Dämpfung 
und Bronchialatmen, der Stimmfremitus ist vermehrt. Linke Lunge,Herz,Puls, Abdomen 
und Nervensystem bieten keine Besonderheiten. Im Urin finden sich außer Spuren von Albumen 
reichlich Urobilin, aber kein Bilirubin; Sediment: o. B. Die Unterschung des stinkenden, reichlichen, 
geschichteten Sputums ergibt zahlreiche elastische Fasern und Dittrichsche Pfröpfe, jedoch keine 
Fettkörnchenzellen, keine Tumorzellen und keine Tuberkelbazillen. Am Tag nach der Aufnahme des 
Patienten erfolgte die Röntgenuntersuchung der Lungen (Dr. Max Cohn): 

Durchleuchtung und Aufnahme in dorso-ventraler Riehtung (s. Fig. a). Die linke Lunge zeigt 
keine krankhaften Verdichtungen, die Gefäßzeichnung ist verstärkt. Die rechte Thoraxhälfte ist ein- 
geeängt (Pleuraschwarte). Das ganze rechte Lungenfeld ist luftarm. In den mittleren Partien sieht 
man einen nach unten regelmäßig kreisförmig begrenzten Schatten, nicht ganz bis zur Peripherie 


626 Goldstein. XXXI, 5/6. 


reichend, der nach oben horizontal abschließt. Die horizontale Linie zeigt bei Bewegung des Körpers 
Fluktuation. Darüber sieht man 2 unregelmäßig begrenzte Luftblasen, die zwischen sich eine ver- 
dichtete Gewebspartie einfassen. | 

Diagnose: Abszeßbildung der rechten Lunge in den mittleren Partien, ausgedehnte Pleuro- 
pneumonie der rechten Lunge. 

Im Hinblick auf den anscheinend eindeutigen klinisch-röntgenologischen Befund wird ange- 
nommen, daß der vor zirka 8 Monaten von anderer Seite gestellten Wahrscheinlichkeitsdiagnose 
„Lungentumor“ in Wirklichkeit ein pneumonischer Prozeß zugrunde lag, der inzwischen zur Ein- 
schmelzung gelangte und infolge Kommunikation mit einem Bronchus das Fluktuationsphänomen auf 
dem Röntgenschirm zeigt. 

Der weitere Verlauf bietet nichts besonderes und entwickelt sich unter den Zeichen des progre- 
dienten Marasmus. Die Temperaturkurve ist normal. Am dritten Tage nach der Krankenhausauf- 
nahme erfolgte unter zunehmender Kachexie der Exitus letalis. 

Sektionsbefund (Dr. Löwenthal): Rechte Lunge: Ausgedehnte Pleuraverwach- 
sungen. Auf der Schnittfläche von der Kante zum Hilus trifft man in den lateralen Partien auf eine 
über faustgroße mit Eiter gefüllte Höhle, die in der dorsalen Hälfte durch eine sehr derbe fibröse, von 
vorn nach hinten verlaufende Wand in zwei deutliche kleinere Höhlen geschieden wird. Mehr ventral 
und medial geht die Haupthöhle in einen großen Bronchus über, der kurz’ vor der Vereinigung mit den 
übrigen Bronchien durch einen mäßig weichen, rötlich-weißen, hiluswärts freiendigenden Polypen fest 
verschlossen wird. Im übrigen ist die ganze Höhle von einer derben fibrösen Wand ausgekleidet. Aut 
einigen weiteren Schnitten sieht man von der Ansatzstelle dieses Polypen, ungefähr entsprechend der 
Umgebung der Bronchialbaumverästelung, eine in das Lungengewebe strahlenförmig infiltrierende 
markig-weiße Masse, die vereinzelt eine eiterähnliche Erweichung zeigt. Besonders wird der Ober- 
lappen von diesen Massen eingenommen. Eitrige Bronchitis, hypostatische Bronchopneumonien, sekun- 
däre Pleurakarzinose. Bei der mikroskopischen Untersuchung erwies sich der Tumor als Karzinom. 

Die pathologisch-anatomische Hauptdiagnose lautet: Primäres, polypöses Karzinom des rechten 
Oberlappenbronchus, sekundäre Karzinose und große Abszesse des rechten Oberlappens. 


2. Fall. 58 Jahre alter Kaufmann Georg M., der am 16. November 1922 aufgenommen worden 
ist. Familienanamnese: o. B. Der Patient wurde, obgleich er von einer syphilitischen Ansteckung 
nichts weiß, vor 16 Jahren in einem Dresdener Krankenhaus antisyphilitisch behandelt (Schmierkur 
und Spritzen), weil er „nässende Geschwüre“ am rechten Vorderarm, im Rücken und am rechten Knie 
hatte. Nach der Kur waren die Geschwüre ‘und angeblich auch die Syphilis ausgeheilt. Wiederholte 
Blutuntersuchungen’ gaben stets ein negatives Resultat. Sonst war er im großen und ganzen immer ge- 
sund, hatte auch nie Zeichen einer Lungenerkrankung. Den Beginn seiner jetzigen Krankheit verlegt 
der Patient in den Januar dieses Jahres (1922). Nach einer in dieser Zeit durchgemachten Grippe von 
6tägiger Dauer wurde M. zunächst wieder völlig arbeitsfähig; aber bald danach fühlte er sich nicht 
mehr so frisch und arbeitslustig wie früher. Er klagte über Auftreten von Luftmangel bei geringen 
Anstrengungen, Hustenreiz und Bruststechen. Allmählich wurde das Allgemeinbefinden schlecht, er 
fühlte sich elend und schlapp. Als im Oktober Füße und Hände anschwollen, begab er sich in ärztliche 
Behandlung. Seine Beschwerden bestanden in außerordentlich quälendem Hustenreiz, starken Stichen 
in der Brust und ziemlicher Atemnot. Auswurf war spärlich, Nachtschweiße und Fiebergefühl fehlten 
völlig. Seit den letzten Monaten beobachtet der Kranke an sich eine stetige rapide Gewichts- und 
Kräfteabnahme. Da er trotz ärztlicher Behandlung über eine ständige Verschlechterung des Befindens 
und Steigerung der genannten Beschwerden zu klagen hat, begibt er sich ins Krankenhaus. 

Status: Elender, erheblich abgemagerter Mann in schlechtem Ernährungszustand. Hoch- 
gradige Anämie. Die Pupillen verhalten sich normal. Exantheme und nachweisbare Drüsenanschwel- 
lungen sind nicht vorhanden. Hals und Rachen o. B. Die Zunge ist trocken und borkig belegt. Die 
Stimme ist klar, Kehlkopf o. B. Der Thorax ist flach, angedeutet trichterförmig. Die Atmung ist be- 
schleunigt und oberflächlich. Die rechte Seite bleibt deutlich zurück und ist im ganzen etwas vor- 
gewölbt. Der Perkussionsschall vorn über der rechten Lunge ist von der Spitze bis zur 2. Rippe 
gedämpft und geht von da ab allmählich in vollen, lauten Lungenschall über. Die Lungen-Lebergrenze 
entspricht der 6. Rippe und ist gut verschieblich. Über dem Dämpfungsbezirk ist das Atemgeräusch 
abgeschwächt und von broncho-vesikulärem Charakter. Weiter abwärts reines Vesikuläratmen. Hinten 
rechts ist der Klopfschall verkürzt zwischen 2. und 5. Brustwirbeldorn, im übrigen ist er hypersonor 
bis tympanitisch, die untere. Grenze entspricht dem 10. Brustwirbeldorn und ist gut verschieblich. In 
Höhe der Schallverkürzung hört man leises Bronchialatmen mit amphorischem Beiklang, sonst reines 
Vesikuläratmen. Stimmfremitus im Dämpfungsbereich abgeschwächt. Linke Lunge o. B. 

Herz: nach links um 1 cm verbreitert; über dem Aortenostium ein leises diastolisches Ge- 
räusch; im übrigen o. B. Der Puls ist von mittlerer Spannung regelmäßig und gleichmäßig. 


XXXI, 5/6. Diagn. maligner, durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse kompl. Lungentumoren. 627 


Bei Betrachtung des Abdomens fällt eine Erweiterung und Schlängelung der oberflächlichen 


epigastrischen Venen auf. Die Leber überragt etwa 2 Querfingerbreit den Rippenbogen. Milz: o. B. 


Die rechte Niere ist palpabel, aber nicht druckempfindlich. Kein Aszites. 

Es besteht an Händen und Füßen ein Anasarka mäßigen Grades. An der Radialseite des rechten 
Vorderarms, in Höhe des Apex patellae dext. und in der Gegend der Crista iliaca sin. befindet sich je 
eine etwa Markstück große, glatte, über der Muskulatur gut verschiebliche weiße Narbe mit zackigen 
Rändern und von zigarettenpapierartiger Beschaffenheit (alte Gummata?). Die Patellarreflexe sind 
beiderseits nicht auslösbar, dagegen sind die Achillessehnenreflexe links und rechts vorhanden. Kein 
Babinski und kein Klonus. Motilität und Sensibilität sind ungestont; keine Ataxie; Harnbefund und 
Temperatur normal. 

Am 17. November 1922, einen Tag nach der Krankenhausaufnahme des Patienten, erfolgte die 
Röntgenuntersuchung (s. Fig. b) in dorso-ventraler Richtung (Dr. Max Cohn). Das linke 
Lungenfeld zeigt normale Lufthaltigkeit und keinerlei krankhafte Veränderung des Lungengewebes. 
Rechts kann man 2 intensive Schattenbildungen voneinander differenzieren. Der eine Schatten hat 
längliçhe Gestalt und begleitet die Aorta vom Herzen bis zum Arkus. Daneben sieht man einen großen 


= nach ünten kreisförmig begrenzten Schatten, der nach oben horizontal abschließt. Die obere Begren- 


zungslinie des Schattens zeigt bei Bewegungen des Körpers deutliche Fluktuation. Über ihr erkennt 
man eine unregelmäßig begrenzte Luftzone ohne Lungenzeichnung. Das rechte obere ‚Lungenfeld 


"ist leicht verschattet (Atelektase). 


Es wird danach im rechten mittleren Lungenfeld ein en ZUnBEDEOZERL des Lungengewebes 
angenommen, der mit einem größeren Bronchus in Verbindung steht. 

Im Hinblick auf die Erfahrungen des vorigen, vor 4 Wochen beobachteten Falles wird daran 
gedacht, daß der Einschmelzungsvorgang des Lungengewebes sekundärer Natur sei und zu dem längs 
der Aorta verlaufenden Schatten in Beziehung stehen könne. Somit lautet die Wahrscheinlich- 
keitsdiagnose: rechtsseitiges Bronchialkarzinom, Durchbrueh des Tumors in das Lungengewebe, 
Infektion und Abszeßbildung. 

Am 20. November 1922 wurde folgender Blutstatus erhoben: Hämoglobin (Sahlı): 65%. Erythro- 
zyten: 4500000. Leukozyten: 7000. Die Senkungsgeschwindigkeit der Erythrozyten war extrem ge- 
steigert. Die Höhe der Plasmasäule war nach einer Stunde 81 mm, nach zwei Stunden 119 mm, was 

119 
8 == 


(nach ‘Georg Katz) einem Mittelwert von 2 — 70,25 entspricht. Die Wa. R. war negativ, 


2 


auch die „Tuberkulose-Komplementablenkung“ (nach Besredka) fiel völlig negativ aus. 


21. November 1922. Da bisher die mikroskopische Untersuchung des Sputums wiederholt in jeder 
Beziehung negativ ausfiel, wird heute das von 3 Tagen gesammelte spärliche, schleimig-eitrige Sputum 
mikroskopiert. Keine Tuberkelbazillen, keine elastischen Fasern, keine Fettkörnchenkugeln, keine 
Tumorzellen, keine aktinomyzesverdächtigen Fäden, keine Spirillen, dagegen sehr zahlreiche Kokken 
und Bakterien. Klinisch ist die rapide Verschlechterung des Zustandes unverkennbar, obgleich sich 
die subjektiven Beschwerden (Reizhusten, Bruststechen, Dyspnoe) IROI dauernder Morphiummedi- 
kation gebessert haben. 

23. November 1922. Im ganzen Verschlechterung. Der Lungenbefund ist unverändert, nur hört 
man außerdem hinten, rechts neben der Wirbelsäule in einem handbreiten Bezirk zwischen der Höhe 
des 5. und 8. Brustwirbeldorns inspiratorisches gurgelndes Pfeifen, ähnlich dem Wasserpfeifen- 


geräusch. Temperatur immer normal. 


26. November 1922. Status idem. 
29. November 1922. Extreme Kachexie, Zunahme der Ödeme an Händen und Füßen. a 
1. Dezember 1922. Herz und Kreislauf erhalten sich höchst labil, versagen mehrmals vorüber- 
gehend. Das Sensorium ist klar. l 
2. Dezember 1922. Exitus letalis. 
.Sektionsbefund (Dr. Löwenthal): Nach Eröffnung des Thorax zeigt sich eine mit 


-fast einem Liter Eiter gefüllte Höhle, der unteren Hälfte der rechten Lunge entsprechend. Nach Ent- 


leerung des Eiters zeigt sich diese Höhle von einer derben, weißen, etwas schmierig-gelblich belegten 
Wand umgeben, die der Pleura pulmonalis et costalis entspricht. Sie reicht lateral, hinten mit einem 
schmalen Zipfel bis in die Höhe des zweiten Interkostalraums. Im übrigen zeigt die Lunge zahlreiche, 
ziemlich feste Verwachsungen mit der Brustwand. Das Volumen der Lunge ist sehr verkleinert. Im 
rechten Oberlappenbronchus zeigt sich ein flaches Geschwür mit weißlichen, über die Oberfläche vor- 
springenden Verdiekungen, durch die das Lumen stark verengert wird. In der lateralen Partie der 
Mitte des Oberlappens, unmittelbar unter der Pleura in Höhe der 3. bis 4. Rippe, findet sich eine zirka 
apfelgroße mit’ Eiter gefüllte Höhle, die mit einem mittleren Bronchus in Kommunikation steht, und 


Fortschritte a. d. Gebiete d, Röntgenstrahlen, XXXI. 80 


628 | Goldstein. XXXI, 5/6. 


deren Wandung mit schmierigen, zum Teil fetzigen, unter Wasser flottierenden Belägen ausgekleidet 
ist. Eine deutliche offene Verbindung dieser Höhle mit dem Cavum pleurae besteht nicht (frische 
Verklebungen). Von der Stelle dieses mittleren Bronchus an der er mit der Höhle kommuniziert, er- 
streckt sich ein markig-weißes, zum Teil ziemlich weiches Gewebe mit unscharfen Grenzen durch den 
OLerlappen, überwiegend in ventraler Richtung und erreicht an der Vorderfläche des Oberlappens die 
Pleura, unter der es einige etwas derbere weiße Knoten von 1 bis 2cm Durchmesser bildet. Die Tumor- 
masse bildet besonders in der Hilusgegend eine kompakte Infiltration, die die Hilusdrüsen vollkommen 
einschließt und durchwachsen hat. Außerdem ist die Geschwulstmasse mit der rechten oberen Lungen- 
vene. sowie mit der V. cava sup. verwachsen und wölbt sich in größeren Knoten in das Lumen dieser 
Gofäße vor. | Ä 

Markstückgroßes chronisches Uleus ventr. penetrans der kleinen Kurvatur. 

Die pathologisch-anatomische Hauptdiagnose lautet: Primäres Karzinom des rechten Ober- 
lappenbronchus. Abszedierende Pneumonie. Pleuraempyem. Kompressionsatelektase des rechten 
Unterlappens. 

Pathologisch-histologische Diagnose: Sehr zellreiches Karzinom oder polymorphzelliges Sarkom. 
Wahrscheinlich das erstere. 


Rufen wir uns noch einmal in kurzer zusammengedrängter Form das Wesentliche der beiden 
eben mitgeteilten Krankengeschichten ins Gedächtnis zurück. 

Im ersten Fall erkrankt ein 45 Jahre alter Schriftsetzer unter ziemlich uncharakteristischen 
Symptomen, wie etwas Husten und Schwächegefühl. Den Krankheitsbeginn kann der Patient 
nicht genau angeben, da der Übergang vom Wohlbefinden zum Krankheitsgefühl im Verlauf 
mehrerer Wochen ganz allmählich stattgefunden hat. Ebenso schleichend entwickelt sich der 
Krankheitsverlauf in den ersten Monaten. Husten und Schwächegefühl, zunächst die einzigen 
Beschwerden des Kranken, steigern sich stetig, aber ganz allmählich. Nach rund 6monatlicher 
Krankheitsdauer wird auf Grund einer Röntgendurchleuchtung ein Tumor pulmonis vermutet. 
Ungefähr nach Jahresfrist haben Schwächegefühl und Husten einen extremen Grad erreicht. 
Hinzu treten starke Abmagerung und zuweilen blutiggefärbtes Sputum. Jetzt, also erst im 
Stadium der Kachexie, zeigen sich die ersten minimalen Teemperatursteigerungen. In dieser Zeit 
kommt der Kranke zur Aufnahme und bietet folgende Symptome dar: Macies extrema; Kachexie: 
Anämie; Foetor ex ore; klassische Zeichen von Höhlenbildung in der rechten Lunge, sowohl 
klinisch als auch röntgenologisch; typisches Gangränsputum; es fehlt jedoch, abgesehen von der 
Anamnese und der Kachexie, jedwedes Anzeichen eines Tumor intrathoracicus. Ja, der Be- 
fund schien so klar zu sein, daß die vor 8 Monaten von anderer Seite gestellte Wahrscheinlichkeits- 
diagnose eines Tumor pulmonis jetzt als nicht mehr haltbar abgelehnt und Lungenabszeß bzw. 
-gangrän angenommen wurde. Der autoptische Befund bestätigte die Richtigkeit beider Dia- 
gnosen, deren kausale Beziehungen zueinander eindeutig unter Berücksichtigung des klinischen 
Verlaufs aus dem pathologisch-anatomischen Bild abgelesen werden können: Es hatte sich in 
einem großen Bronchus des rechten Lungenoberlappens ein primäres Karzinom gebildet, das all- 
mählich zuden geschilderten Beschwerden (Reizhusten, Schwächegefühl, Hämoptysen) führte, und 
das nach etwa 6monatlicher Entwicklung röntgenologisch richtig als solches erkannt worden ist. 
Die Wachstumstendenz des Tumors war aber nicht nur eine in das Lungenparenchym infiltrie- 
rende, sondern auch eine oberflächlich im Bronchiallumen proliferierende. So entwickelte sich in 
dem erkrankten Bronchus ein mächtiger, karzinomatöser Polyp, der bald zur Bronchostenose und 
schließlich zur völligen Verstopfung des Bronchus führte. Da, begünstigt durch den langdauern- 
den Reizzustand in den Luftwegen der rechten Seite, sich im Laufe der Zeit eine putrid-eitrige 
Bronchitis entwickelt hatte, so war mit der Verlegung eines großen Bronchialastes das Schicksal 
der peripher von der Verstopfung gelegenen Lungenpartie besiegelt. Die massenhafte Sckretion 
in dem abgeschlossenen Bronchialbaum, sowie gewisse, durch die Bronchostenose geschaffene 
mechanische Verhältnisse (24), hatten bronchieektatische Erweiterungen zur Folge. Die proteo- 
lytischen Fermente des jauchig-eitrigen Bronchialinhaltes führten dann zur Einschmelzung des 
durch sekundäre Karzinose minder resistenten Lungengewebes. In dieser Weise, über den Weg 
der infektiös-bronchiektatischen Kaverne kann man sich die große Abszeßhöhle im Oberlappen 


} 


XXXI, 5/6. Diagn. maligner, durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse kompl. Lungentumoren. 624 


entstanden denken’). Von dem im Verhältnis zu der Abszeßhöhle kleinen Primärtumor war auf 
der Röntgenplatte nichts zu sehen. Dagegen konnte man recht schön schon D a BERN die 
teilweise Zweikammerung der großen Höhle erkennen. (Fig. a.) | 

Im zweiten Fall handelt es sich um einen 58 Jahre alten Kaufmann. In der Anamnese eine 
zweifelhafte Lues. Die jetzige Erkrankung trat kurze Zeit nach einer leichten Grippe im Januar 
1922 in die Erscheinung. Symptome: Hustenreiz, Dyspnoe und Bruststechen, später spärlicher 
Auswurf, Ödeme an Händen und Füßen, Gewichts- und Kräfteabnahme, jedoch kein Fieber, 
Auch hier wieder eine ganz allmähliche Entwicklung, eine sukzessive Steigerung der Be- 
schwerden, die erst nach 1Omonatlichem Krankheitsverlauf den Stärkegrad erreicht haben, der 
den Patienten nötigt, sich in Krankenhausbehandlung zu begeben. Untersuchungsbefund: Mazies, 
Anämie, Dyspnoe, Reizhusten, Brustschmerzen, Anasarka der Hände und Füße, epigastrische 
Venektasien, leises diastolisches Geräusch über dem Aortenostium. Trotz des leisen Aorten- 
geräusches und der syphilisverdächtigen Anamnese erschien das Bestehen einer Lues als höchst 
unwahrscheinlich. Gegen Aortenlues sprachen die negative Wa. R., die Beschaffenheit des Pulses. 
und die röntgenologische Konfiguration des Herzens. Auf Grund des klinischen, nicht ganz ein- 


_ deutigen Lungenbefundes mußte ein chronisch-infiltrativer mit Höhlenbildung verknüpfter Pro- 


zeßb angenommen werden. Die Sputumuntersuchung lieferte überhaupt keine Anhaltspunkte. 
Der extrem hohe Sedimentierungswert der Erythrozyten deutete auf gewaltigen Zellzerfall. Die 
Röntgenuntersuchung förderte die Diagnose vorzüglich und lieferte das ungemein interessante 
und charakteristische Bild (s. Fig. b): Tumorschatten neben dem Schatten einer großen Er- 
weichungshöhle. Einige Tage ante exitum konnte man aus dem Auftreten des sogenannten 
„Wasserpfeifengeräusches“ (Unverricht) oder „Lungenfistelgeräusches“ (Riegel) eine 
Perforation des Erweichungsherdes in die Pleurahöhle, d. h. einen Pyo-Pneumothorax vermuten. 
Die Diagnose eines Tumor pulmonis mit sekundären Einschmelzungsprozessen war hier leichter 
als in dem vorigen Fall. Erstens war hier rein klinisch das Vorhandensein einer intrathorakalen 
Raumbeschräönkung augenfällig (Venektasien, Ödeme), zweitens mahnten uns die Lehren des 
ersten Falles, und drittens drängte das höchst eigenartige Röntgenbild einem diese Diagnose 
geradezu auf. Ihre Richtigkeit wurde durch die Sektion in allen Einzelheiten bestätigt. Die 
‚Pathogenese ist hier prinzipiell die gleiche wie im vorigen Fall und unterscheidet sich von dieser 
nur durch Einzelheiten. Das primäre Bronchialkarzinom führte zur Bronchostenose und erleich- 


terte das Zustandekommen einer zirkumskripten pneumonischen Infektion. Die Resolution dieses 


broncho-pneumonischen Herdes erfolgte wegen der zunehmenden Stenosierung des zugehörigen 
Bronchus nur mangelhaft. Stagnation und Retention der verflüssigten infektiösen Massen führten 
zur Gewebseinschmelzung, zur Abszeßbildung. Schließlich perforierte der wachsende Abszeß in 
die Pleurahöhle und es entstand, da er selbst mit einem Bronchus kommunizierte, ein Pyopneumb- 


.thorax. 


Es ist zwar selten, doch kommt es zuweilen vor, daß eine Bronchostenose nicht nur, wie es 
die Regel ist, zur Atelektase, sondern auch zur pneumonischen Infiltration des betreffenden 
Lungenabschnittes führt. So berichtet Frieda Malk witz (25) von einem Fall, wo infolge eines 
stenosierenden, polypösen Bronchialkarzinoms es ebenfalls zur Entwicklung einer chronischen 
Pneumonie in dem peripherwärts von der Stenose gelegenen Lungenabschnitt, kam. Auch hier 
erfolgte keine Resolution, allerdings auch keine Einschmelzung, sondern Übergang in Karnifi- 
kation. Fraenkel (26) und Friedel Pick (23) sahen dagegen beginnende Gangrän einer 
schlaffen Pneumonie infolge karzinomatöser Bronchialstenose; also ähnliche Bilder, nur nicht in 
dem Ausmaß und dem VER Stadium der Einschmelzung wie in unseren beiden Beo- 


 bachtungen. 


Es handelt sich also in den beiden Fällen, deren Krankheitsgeschichten ich mitgeteilt habe, 


1) Eine eingehende Studie des Entstehungsmodus solcher Kavernen mit sekundärer Schädigung 
seibst gesunden Lungenparenchyms hat Kirch (24) in einer interessanten Arbeit veröffentlicht. 
er 


630 Goldstein. | XXXI, 5/6. 
um einen durch sekundäre Einschmelzungsprozesse komplizierten primären Lungentumor, dessen 
Verlauf klinisch und röntgenologisch nicht (erster Fall) oder kaum (zweiter Fall) die Erschei- 
nungen einer N eubildung zeıgte, sondern fast ausschließlich durch die sekundären Erweichungs- 
herde charakterisiert war. Der erste Fall imponierte i in jeder Beziehung, klinisch und röntgeno- 
logisch, als eine typische Lungengangrän. Der zweite Fall verlief klinisch nicht eindeutig, kam 
dem Bilde der „chronischen Lungenabszeßbildung“ (27) am nächsten, war jedoch tumorver- 
dächtig; die Entscheidung brachte in diesem Fall das Röntgenbild. 

Gegen tuberkulöse Kavernen sprachen in beiden Fällen, hinsichtlich der enormen Aus- 
dehnung des Prozesses, der stets negative Bazillenbefund sowie der völlig fieberlose Verlauf. 

In der Literatur sind die Fälle von mit Erweichnungsprozessen einhergehenden Lungen- 
tumoren nicht selten. Aber in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle traten die meist kleinen 
Höhlenbildungen klinisch überhaupt nicht oder kaum in Erscheinung, und es war lediglich der 
pathologische Anatom, der sie feststellte. Die Mitteilungen über große, das klinische Bild voll- 
kommen beherrschende Einschmelzungsprozesse bei Lungenneubildungen sind schon viel weniger 
zahlreich, und wo dies beobachtet worden ist, war es fast stets der Tumor selbst, der zentral er- 
weichte und durch Fortschreiten dieses Prozesses in sich selbst die Bildung der Höhle verursachte, 
deren Wandung also Tumormassen waren. Wie ich oben bereits dargetan habe, liegen die Dinge 
in den beiden hier mitgeteilten Fällen anders, indem die Höhlenbildung nicht in sondern neben 
dem Tumor erfolgte. | | 

Ich will in Kürze die Auszüge einiger der Literatur entnommener Krankheitsgeschichten 
mitteilen, die die diagnostischen Schwierigkeiten solcher Lungengeschwülste beleuchten, die mit 
ausgedehnten, im Vordergrund der klinischen Erscheinungen stehenden, Erweichungsprozessen 
einhergehen. 

Aus der oben erwähnten Arbeit Müsers(9) interessieren uns hier besonders Fall 6, 
Fall 7 und Fall 10. 


Fall 6. Privatier, 66 Jahre alt. Anamnese: Im Anschluß an Influenza (1900). heftige Erkältung 
mit starkem Husten und himbeergeleeartigem Auswurf. Ein Schwindelanfall mit halbseitiger Läh- 
mung. Später ein Blutsturz. Status: 1902: Unterschenkelödem. Hustenparoxysmen. Typisches 
Abszeßsputum, das mikroskopisch Leukozyten, Erythrozyten, aber keine sicheren Fettkörnchenkugeln 
enthält. Lunge: rechts hinten unten zwischen 6. und 8. Brustwirbeldorn Schallverkürzung. Zwischen: 
8. und 10. Brustwirbeldorn Dämpfung. Darüber abgeschwächtes Atmen mit spärlichen Rasselge- 
räuschen, abgeschwächter Stimmfremitus. Linke Lunge: o. B. Die Diagnose schwankt zwischen 
Lungenabszeß und erweichtem Lungentumor. 

Zweizeitige Operation. Eröffnung und Entleerung einer apfelgroßen Höhle in der Lunge. Vor- 
übergehende Besserung. Nach etwa 14 Tagen unter rapidem Verfall und halluzinatorischer Psychose 
‘ Exitus letalis. 

Sektion: Großer Tumor des rechten Unterlappens; im Zentrum Öperationskokie deren Wan- 
dung aus erweichten Tumormassen gebildet wird. Kleinhirnmetastase. 


Fall 7. Arbeiterin, 65 Jahre. Seit zirka 6 Wochen Husten. Dyspnoe, Bruststechen, Abmagerung. 
Sputum, eitrig, enthält Leukozyten, Pigmentzellen und zweifelhafte Fettkörnchenkugeln. Vorn über 
der rechten Lunge bis zur 3. Rippe tympanitisch leicht gedämpfter Schall mit fast aufgehobenem 
Atemgeräusch, weichem Knarren und einzelnen Rasselgeräuschen. In Höhe der 2. und 4. Rippe median 
absolute Dämpfung, lateral tympanitisch gedämpfter Schall mit stark abgeschwächtem Atemgeräusch. 
Hinten rechts über der Spitze Schallverkürzung nach unten zu allmählich übergehend in absolute 
Dämpfung. Fossa supraspinata: abgeschwächtes Atmen, Pleurareiben; Fossa infraspinata: amphorisch 
"hauchendes Inspirium, bronchiales Exspirium, weiter abwärts aufgehobenes Atemgeräusch und stark 
abgeschwächter Pektoralfremitus. Röntgenologisch: Diffuser dichter Schatten von der Mittellinie 
bis zur Peripherie im Bereich des rechten Mittel- und Unterlappens. Verlauf: Temperatur um 
39 Grad. Punktionen. Entleerung einer eitrig-hämorrhagischen Masse, die Streptokokken enthält. 
Operation: Entleerung hämorrhagischen Pleuraexsudates. Man stößt auf infiltriertes, brüchiges 
Lungengewebe, aus dem bräunlich-grünliche, eitrige Flüssigkeit quillt, die mikroskopisch reichlich 
sichere Fettkörnchenkugeln enthält. Entfernung des Tumors unmöglich. Exitus letalis. Die durch 
die Sektion bestätigte klinische Diagnose war Karzinom der rechten vorderen Lungenteile, Pleuritis 
exsudativa. 


XXXI, 5/6. Diagn. maligner, durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse kompl. Lungentumoren. 631 


Fall 10. Maurer, 31 Jahre. Krankheitsbeginn vor einem Jahre mit Schmerzen unter dem rechten 
Rippenbogen. Allmählich Gewichtsabnahme, zunehmende Mattigkeit, stärkerer Hustenreiz und bluti- 
ger Auswurf, Status: Extreme Kachexie. Temperatur 38,8.Grad. Fühlbare Drüsen in der rechten 


Axilla. Rechte Thoraxhälfte bei der Atmung nachschleppend. Im Bereich des rechten Mittellappens 


eine absolute Dämpfungszone, die peripherwärts allmählich in Schallverkürzung übergeht. Rechts 
vorn fast aufgehobenes Atemgeräusch und bronchitische Geräusche. Rechts seitlich bronchiales bis 
amphorisches Atmen und feuchte Rasselgeräusche. Linke Lunge: o. B. Sputum: Reichlich, schlei- 
mig-eitrig-hämorrhagisch, dreigeschichtet; mikroskopisch enthält es Leukozyten, Erythrozyten, Hämo- 
toidinkristalle, zahlreiche Fettkörnchenkugeln. Probepunktion ergibt eine schleimig-eitrige hämor- 
rhagische Flüssigkeit mit „prachtvollen Fettkörnchenkugeln“. Röntgenologisch zeigt sich über 
der rechten Lunge seitlich in der Höhe der 5. Rippe ein über handtellergroßer, nach oben konvexer, 
intensiver Schatten. Diagnose: Erweichtes Lungenkarzinom. Verlauf: Operative Eröffnung 
und Entleerung der über hühnereigroßen, mit dickflüssigen eiterartigen Massen angefüllten Er- 
weichungshöhle, deren Wandung aus fetzigen Geschwulstmassen besteht. Die Tumormassen werden 
soweit wie möglich abgetragen. Ihre mikroskopische Untersuchung ergibt, daß es sich um einen 
„malignen Tumor (Karzinom) übelster Art handelt“ (Prosektor Dr. Fränkel). Nach der Operation 
allmähliche Besserung des Befindens. Die Wunde heilt höchst auffallenderweise vorzüglich. Bestrah- 
lungstherapie. Weitere Besserung des Zustandes. Patient erholt sich glänzend. Etwa 3 Monate post 
operationem nochmalige Röntgenuntersuchung: Von dem Tumor ist nichts mehr 
nachzuweisen. Es besteht nur noch ein leichter Schatten im Bereich des Unterlappens (Schwarte). 
Patient fühlt sich völlig wohl, hat 25 Pfund zugenommen und wird als geheilt entlassen. Nach Jahres- 
frist berichtet der Patient auf Anfrage, daß er seit seiner Entlassung völlig gesund und dauernd 
arbeitsfähig- sei. 


Otten (10) teilt in seiner für die Röntgendiagnostik der nn fundamentalen 
Arbeit u. a. folgenden Krankheitsfall mit: 


Fall 7. Reisender, 67 Jahre. Anamnese: Seit Jahren Husten und Auswurf, jetzt außerdem 
Kurzatmigkeit und schmerzhafte Schwellung der rechten Schulter. Befund und Verlauf: Ab- 
magerung, Zyanose, Ödem der Arme, Venenzeichnung an Thorax und Abdomen, Dyspnoe, Husten, 
eitriger Auswurf. Dämpfung im Bereich des rechten Oberlappens, im Zentrum derselben Höhlen- 
symptome. Röntgenbefund: Etwa im mittleren Drittel des rechten Lungenteldes zieht sich ein 
breiter Schatten vom Mediastinum bis zur seitlichen Brustwand hin. Er ist nach unten ganz scharf 
abgesetzt, nach oben grenzt er an die Clavicula an. Exitus letalis 5 Tage nach der Krankenhausauf- 
nahme. Sektion: Karzinom des rechten Oberlappens, im Zentrum zu einer Höhle erweicht. Throm- 
bose der V. jugular. int. beiderseits bis in die V. cava sup. 


S. Laache (28) berichtet in seinem jüngst erschienenen Buch als Fall 21 den Krankheits- 
verlauf eines 54 Jahre alten Landarbeiters: 


Der Kranke klagte über starken Husten und zeitweise Schüttelfröste. Sputum reichlich, ge- 
schichtet, faulig stinkend, zuweilen blutig. Subfebrile Temperaturen. Über dem linken Lungenunter- 
lappen Dämpfung und einige Rasselgeräusche. Röntgenologisch wurde ein schmaler abnormer 
Schatten außerhalb des Herzens festgestellt. An einer unteren Extremität waren die Erscheinungen - 
einer Phlegmasia alba dolens ausgebildet. Es ist aus dem Bericht nicht ersichtlich, was für eine kli- 
nische Diagnose gestellt worden ist, doch hat es den Anschein, daß lediglich eine Lungengangrän ver- 
mutet wurde. Der Tod erfolgte etwa vier Monate nach Beginn der Erkrankung. Bei der Sektion wurde 
in beiden Lungenunterlappen eine walnuß- bzw. apfelgroße, gangräneszierende Abszeßhöhle fest- 
gestellt, die von Geschwulstmassen umgeben waren; außerdem Hiluslymphdrüsen- und Leberkarzinom. 

Ungemein lehrreich und interessant, besonders im Rahmen unserer Betrachtungen hier ist 


der Verlauf eines von Alfred Weil(29) beobachteten und beschriebenen Falles: 


Ein 87 Jahre alter Ackersmann klagt über Mattigkeit, Husten, Auswurf und Nachtschweiße. 
Lungenbefund Juli 1911: Linke Lunge o. B. Vorn rechts zwischen 3. und 5. Interkostalraum 
absolute Dämpfung, abgeschwächtes Atemgeräusch und aufgehobener Stimmfremitus. Oberhalb des 
Dämpfungsbezirkes rauhes Atmen, verstärkter Stimmfremitus. Untere Lungengrenzen gut verschieb- 
lich. Das rötlich-gelbe Sputum enthält Fettkörnchenkugeln. Eine Probepunktion im Bereich der 
Dämpfung fördert reines Blut zutage. Die Röntgenuntersuchung ergibt einen dem Mittel- 


lappen entsprechenden, halbkreisförmigen, dichten Schatten, der sich mit unscharfen Rändern in dem 


umgebenden Lungengewebe verliert, aber nach oben mit scharfer, horizontaler Linie abschneidet. 
Diagnose: Tumor pulmonis. Im Oktober 1911, also 3 Monate später, wird durch nochmalige 


- 


632 | Goldstein. | XXXT, 5/6. 


Probepunktion reiner, geruchloser Eiter entleert. Nach Injektion von 2 cem Methylenblaulösung an 
der Punktionsstelle nimmt das Sputum eine blaue Farbe an. Röntgenologisch zeigt sich der 
Schatten im Vergleich zum vorigen Untersuchungsbefund (vor 3 Monaten) stark vergrößert. Die hori- 
zontale Begrenzung nach oben ist äußerst scharf und zeigt auf dem Röntgenschirm bei Bewegung des 
Patienten Wellenbewegung. Über dem horizontalen Niveau eine halbkreisförmige Aufhellung. Auf 
Grund dieses Befundes wird die Tumordiagnose als unwahrscheinlich abgelehnt und statt dessen ein 
Lungenabszeß oder ein abgekapseltes, in einen Bronchus durchgebrochenes Empyem angenommen. 
Operative Eröffnung und Entleerung einer großen Lungenabszeßhöhle. 8 Tage nach der Operation 


‚trat der Tod ein. Die Sektion ergab eine dreimannsfaustgroße Abszeßhöhle der Lunge, deren Wan- 
‚dung aus derben, nach der Höhle zu zerfallenen Tumormassen gebildet wird. 


A.Fraenkel(30) veröffentlichte einmal 5 eigene Beobachtungen von primärem Lungen- - 


krebs, von denen die Fälle 1 und 3 sehr gut die diagnostischen Schwierigkeiten illustrieren, die 


‚sich bei Lungentumoren durch das Hinzutreten großer Einschmelzungsprozesse ergeben. 


Der 1. Fall betrifft einen 36jährigen Mann. der sich unter den Erscheinungen einer exsudativen 
Pleuritis in Krankenhausbehandlung befand. Probepunktionen entleerten erst seröse, dann eitrige, 
später stinkende, elastische Fasern enthaltende Flüssigkeit. Sputum: o. BB Röntgenologisch 
bestand eine gleichmäßige Verschattung des ganzen linken Lungenfeldes. Es wurde anfangs mit Rück- 
sicht auf den Gesamteindruck und -verlauf (Kachexie) an die Möglichkeit eines malignen Tumors mit 
sekundärer Pleuritis gedacht. Doch geriet die Tumordiagnose später ins Schwanken, und es wurde 
auf Grund der Beschaffenheit des Punktates eine Lungengangrän als Ursache der gesamten Krank- 
heitserscheinungen angenommen. ZRadikaloperation, die der Patient nur 24 Stunden überlebte. 
Sektion: Tumor pulmonis (Alveolarsarkom), sekundäre Gangrän und Pleuraempyem. 

In Fall 3 handelt es sich um einen 56jährigen Arbeiter, der mit Schmerzen in der rechten Brust- 
seite und Fieber erkrankt war. Sputum: reichlich, dreigeschichtet, intensiv stinkend. Die Diagnose 
„Lungengangrän“ schien durch das Röntgenbild bestätigt zu werden. Es zeigte sich seitlich und unter- 
halb des rechten Lungenhilus eine zirkumskripte, etwa kleinhandtellergroße, von lufthaltigem Paren- 
chym umgebene Verschattung. Auffallend war bei dem Patienten das Vorhandensein multipler, etwa 


bohnengroßer Hauttumoren, im Unterhautbindegewebe. Einer dieser Knoten wurde exzediert und ` 


mikroskopisch als Karzinommetastase erkannt. Im Hinblick auf diesen Befund wurde angenommen, 
daß der in der rechten Lunge befindliche Krankheitsprozeß auf Tumorbildung mit sekundärer Gangrän 
des Parenchyms beruhe, und den primären Geschwulstherd darstelle. Näheres über den weiteren Krank- 


heitsverlauf ist, da der Fall zur Zeit der Veröffentlichung zu keinem Abschluß gelangt ist, nicht 


mitgeteilt. 


Um auf die praktischen Ergebnisse dieser Ausführungen einzugehen, ist es nötig, 
den Extrakt obiger Mitteilungen in Kürze zusammenzufassen. 

Wir haben gesehen, daß die eigentliche Diagnostik der Lungentumoren ein ziemlich junges 
Kapitel der Medizin darstellt. Um die Jahrhundertwende hat sie einen enormen Aufschwung 
erfahren, ist weiterhin mehr und mehr ausgebaut worden, so daß man heute die überwiegende 
Mehrzahl aller Lungenneubildungen in vivo mit Sicherheit diagnostizieren kann. Es wurde dar- 
auf hingewiesen, daß der primäre Lungenkrebs nicht eine so große Seltenheit ist, wie vielfach 
angenommen wurde und wird, ja es scheint die Häufigkeit dieser Erkrankung in den letzten Dezen- 
nien zugenommen zu haben. Bedeutende diagnostische Schwierigkeiten erwachsen zuweilen, wenn 
infolge des Tumors eine sekundäre Affektion der Lunge Platz greift, die ihrerseits das Krank- 
heitsbild beherrscht. Es wurden die Krankheitsgeschichten von 10 derartigen Fällen mitgeteilt, 
in denen ein Lungenneoplasma durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse kompliziert und 


klinisch verdeckt war. Zwei der beschriebenen Fälle sind eigene Beobachtungen, während die 


übrigen acht der Literatur entnommen sind. Es wurde in diesen 10 Fällen 5mal mit ziemlicher 
Sicherheit in vivo ein Lungentumor diagnostiziert, während ebenfalls 5mal die richtige Diagnose 
verfehlt wurde. 

In dem von Müser (l. c.) mitgeteilten Fall 7 ließen die klinischen und röntgenologischen 


‘ Symptom zunächst die Diagnose in der Schwebe. Die Anamnese: Husten, Dyspnoe, Brust- 


stechen, Abmagerung war immerhin etwas tumorverdächtig. Mit Sicherheit wurde die Neu- 
bildung erst auf dem Operationstisch erkannt. Ähnlich liegen die Dinge in Müsers Fall 10, 
doch. war hier schon vor dem operativen Eingriff die maligne Neubildung sehr wahrscheinlich. 


XXXI, 5/6. Diagn. maligner, durch ausgedehnte Einschmelzungsprozesse kompl. Lungentumoren. 633 


Der Kranke war kachektisch, hatte Hämoptisen und ausgesprochenen Reizhusten; die Unter- 
suchung ergab axillare DympBerusenschwellung: Sputum und Punktat enthielten reichlich Fett- 
körnchenkugeln, die Röntkenplatte sprach für Tumor und schließlich ergab die mikroskopische 
Untersuchung eines exzidierten Tumorstückchens ein einwandfreies Karzinom.: Im übrigen ist 
dieser zu völliger Heilung gelangte Fall wegen seines fast unglaublichen Verlaufs geradezu ein 


 Tnikum. 


In dem von Fraenkel (30) beschriebenen 3. Krankheitsfall, der ausschließlich die klas- 
sischen Zeichen einer Lungengangrän aber keine Symptome eines Lungentumors darbot, wurde 
die Diagnose ermöglicht durch den Nachweis metastatischer Karzinomknoten im Unterhaut- 
fettgewebe. 

Der hier erwähnte Ottensche (10) Fall war relativ BR richtig zu erkennen: Mazies, 


. Zyanose, Ödeme, Venektasien und Dyspnoe leiteten die Diagnose von Anfang an in die richtige 


Bahn; ein eharakteristischee Röntgenbild erhärtete den Tumorverdacht zur Tumordiagnose. 
Schließlich wurde in dem von mir selbst beschriebenen 2. Fall auch eine richtige Diagnose 
gestellt, und zwar in erster Linie auf Grund des in Fig. b wiedergegebenen Röntgenbildes; doch 


‘erweckten hier Gesamtverlauf und -eindruck auch schon den Verdacht eines malignen Tumors. 


Während es also in diesen 5 Fällen möglich war, neben den mehr oder weniger ausgedehnten 
Einschmelzungsprozessen als deren Ursache die bösartige Neubildung mit größter Wahrschein- 
lichkeit nachzuweisen, war es in den anderen 5 Fällen nicht gelungen, den ursächlichen Tumor 
zu diagnostizieren. 

So blieb die Diagnose in Mü sers (l. c.) Fall 6 trotz Operation unentschieden. Eine bei 


‚dieser Gelegenheit verabsäumte Probeexzision hätte wahrscheinlich .die Entscheidung gebracht. 


Klinisch sprach alles für Lungenabszeß, nur die Anamnese war etwas tumorverdächtig (Hämo- 
ptisen, Reizhusten). 

Ähnlich verhält es sich in dem erwähnten Fall Laaches (l. c.) der ausschließlich die Er- 
scheinungen einer Lungengangrän darbot, während die einzigen tumorverdächtigen Mumente nur 


der Vorgeschichte zu entnehmen waren. Und zwar handelte es sich auch hier wieder um Reiz- 


husten und um wiederholte kleine Hämoptisen. 

Der oben von mir ausführlich beschriebene erste Fall, die hier erwähnte Beobachtung 
Weils(29) und der Fall 1 von Fraenkel(30) zeigen in ihrem Verlauf ein ganz charakteri- 
stisches, analoges Verhalten. In allen drei Fällen wurde im Beginn der Erkrankung ein. Lungen- 
tumor diagnostiziert, in allen drei Fällen wurde im Spätstadium diese Diagnose umgestoßen und 


statt ihrer eine Lungengangrän angenommen, und in allen drei Fällen war der Verzicht auf die 


Tumordiagnose ein Trugschluß. 

Es ergibt sich folgende Frage: Auf Grund welcher Beobachtungen elkubke man die al 
gestellte Diagnose: „Tumor pulmonis“ fallen lassen zu müssen? 

Die Antwort ist eine dreifache. Erstens, weil die ehedem vorhandenen, höchst spär- 
lichen Tumorsymptome (mit Ausnahme der Kachexie) nicht mehr nachweisbar waren: Das 
Röntgenbild zeigte nicht mehr die für das Neoplasma charakteristische Schattenbildung und das 


=- Sputum war seit Monaten nicht mehr blutig gefärbt. Zweitens war kein. einziges von den 


vielen bei Lungentumor sonst beobachteten Symptomen hinzugekommen: Lymphdrüsenschwel- 
lungen, intrathorakale Kompressionserscheinungen, Dyspnoe, Plexusschmerzen usw., nichts der- 
artiges konnte festgestellt werden. Statt dessen waren drittens zu dem Krankheitsbild hinzu- 
getreten die klassischen Erscheinungen einer Lungengangrän bzw: eines Lungenabszesses, zu 
denen dann noch im Falle W eils, sowie in unserm eigenen 1. Fall (Fig.a) das für Einsch mel- 
zungsprozesse typische Röntgenbild hinzukam. 

Wie gesagt, glaubte man irrtümlicherweise mit diesen Behaehlingen ‘die Existenz eines 
Lungentumors nicht in Einklang bringen zu können. Wenn man aber bedenkt, daß maligne Neu- 
bildungen der Lunge gar nicht so selten entweder durch Zerfall oder durch Bronchostenose zu 
Höhlenbildungen mit sekundärer putrider Infektion führen, und daß diese Einschmelzungsherde, 


634 ° E Goldstein... . ` | | XXXI, 5/6. 


wenn sie groß sind, im Vordergrunde der klinischen und röntgenologischen Erscheinungen stehen 
können, so ergibt sich die wahre Deutung dieser Beobachtungen zwanglos von selbst. Es ist ein- 
leuchtend, daß in solchen Fällen die an sich sehr variablen Tumorsymptome an Zahl und Inten- 
sität gering sind, denn die Quelle der meisten klinischen 'Tumorsymptome, die intrathorakale 
Raumbeengung, schwindet eben mit dem Entstehen großer Erweichungshöhlen, auf deren Kosten 
sich die Neubildung ausdehnen kann, ohne den intrathorakalen Druck wesentlich zu steigern. 

Wenn ich jetzt zum Schluß aus meinen Darlegungen das Fazit ziehe, so will ich damit der 
Hoffnung Ausdruck geben, einen kleinen Beitrag für die Erkennung einer wohlbeachtenswerten 
atypischen Krankheitsform geliefert zu haben, der vielleicht geeignet ist, unsere Kenntnisse auf 
diesem Gebiete zu fördern. 

Finden wir bei einem älteren Menschen die Erscheinungen einer Lungengangrän oder eines 


Lungenabszesses ausgeprägt, so ist sorgfältig nach ursächlichen Momenten zu forschen, wie z. B. - 


septische Embolie, eine überstandene Pneumonie oder Bronchopneumonie, Fremdkörperaspiration 
usw. Können alle diese Dinge ausgeschlossen werden, und hat sich der Beginn der Erkrankung 
ganz allmählich, kaum merklich vollzogen, ist der gesamte Krankheitsverlauf schleichend, pro- 


gredient, völlig oder fast fieberlos, so ist der betreffende Fall einer bösartigen Neubildung in 


hohem Maße verdächtig, selbst wenn keine direkt für einen Tumor sprechenden Symptome vor- 
handen sind. Die Diagnose wird fast sicher, wenn außerdem der Nachweis auch nur weniger 
tumorverdächtiger Symptome gelingt, wobei es gleichgültig ist, ob diese Tumorsymptome zurzeit 
ausgebildet sind oder sich nur vorübergehend während des Krankheitsverlaufes gezeigt haben. 
Solche besonders beachtenswerten Symptome für einen Tumor incipiens sind z. B. der dauernde 
Reizhusten und die ominösen, kleinen, zeitweilig auftretenden Blutbeimischungen zu dem meist 
. spärlichen schleimigen Sputum. Im übrigen will ich darauf verzichten, das Heer der für Lungen- 
tumor charakteristischen Symptome aufzuzählen, deren Zahl im umgekehrten Verhältnis zu ihrer 
‚Beweiskraft steht. Absolut sichere Symptome, die auf dem Nachweis von Tumorelementen im 
Sputum (30, 31) im Punktat (32) oder in Metastasen (30) beruhen, sind ja so selten, daß ihr 
praktischer Wert recht gering ist. Kommt es zu einem operativen Eingriff, so sollte die Probe- 
exzision in keinem Falle versäumt werden. Welch wertvolles diagnostisches Hilfsmittel oft die 
Röntgenstrahlen darstellen, ist allgemein bekannt und ging auch wieder aus dem Krankheits- 
verlauf des von mir hier mitgeteilten 2. Falles deutlich hervor. 


Literatur. 


1. I. Wolff, Lehre von der Krebskrankheit, Il. 
2. F.H. Härting, Eulenbergs Viert. f. gerichtl. Med., XXXI. 
3. W. Hesse, Arch. d. Heilk., 1878, XIX. 
4 E. Wagner, Viert. f. gerichtl. Med., XXX. 
5. Arnstein, Deutsche path. Ges.„ 1913, XVI. 
5a. Marg..U hlig, Virch. Arch. f. path. Anat. u. Physiol., 1921, Bd. 230. 
6. Sehr t, L-Diss., Leipzig 1904. 
7. v. Leube, Spez. Diagn. d. inneren Krankh., 7. Aufl., 1904, Bd. I. . 
8. Lenhartz, Handbuch d. prakt. Med. v. Ebstein-Schwalbe, 2. Aufl., 1907, Bd. I. - 
9. Müser, I.-Diss., Jahrb. d. Hamb. Staatskrankenanst., Jahrg. 1907, Bd. XIL 

10. Otten, Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahlen, Bd. 15. 

11. Otten, 13. Tagung d. Deutsch. Röntgen-Ges., Berlin, April 1922. 

12. Fuchs, I.-Diss., München 1886. 

: 13. Päßler, Virch. Arch., 1896, Bd. 145. 
` 14. Perutz, I.-Diss., München 1897. 
-15. Feilehenfeld, I.-Diss., Leipzig 1901. 

16. Riechelmann, L-Diss., Rostock 1902. 

17. Otten, Jahrb. d. Hamb. Staatskrankenanst., Bd. VIII bis XII. 

18. Redlich, Zeitschr. f. Krebsforsch., 1907. 

19. Mielecki, Zeitschr. f. Krebsforsch., 1913. 

20. Brinkmann, I-Diss., Leipzig 1914. 


tn er 


` XXXI, 5/6. Die Röntgenologie der Gefäße, insbes. Lungengefäße am lebenden Menschen. . 635 


21. Zeitschrift f. Krebsforsch., 1919. 

22. Briese, Frankf. Zeitschr. f. Pathol., 1920, Bd. 23, H. 1, S. 48, 
23. Kraus- B rugsch, Spezielle Pathol, u. Therap. innerer Krankh., Bd. 3. 
24. Kirch, Zentralblatt i. pathol. Anatom., 1917, XXVIII. 

25. Malkwitz, Frankf. Zeitschr. f. Pathol., Bd. 26, H. 2. 

26. A.Fraenkel, D. m. W., 1911, S. 531. 

27. Bacmeister, Lehrb. d. Lungenkrankheiten, 2. Aufl., 1921. 

28. Laache, Tntrathorazische Geschwülste. Kristiania 1922. 

29. A. Weil, Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr., Bd. 19. 

30. A. Fraenkel, Med. Klin., 1913, Nr. 15. 

31. Nußbaum, M. m. W., 1922, Nr. 14. 

32. Hellendall,Z. f. klin. Med., 1899, XXXVII. 


‘ 


Aus dem Röntgeninstitut des städtischen Krankenhauses Moabit in Berlin 
(dirigierender Arzt: Dr. Max Cohn). 


Die a der Gefäße, insbesondere Lingongerane a am lebenden Menschen‘) 
Von 
Lasar Dünner und Adolf Calm. 
(Hierzu Tafel XXVI, Fig. c.) 

Man kann Jodlösungen, die sich bei der Pyelographie als ein sehr gutes Kontrastmittel er- 
wiesen haben, in ziemlich hohen Konzentrationen intravenös einspritzen. Wir stellten uns die 
Aufgabe, gelegentlich therapeutischer Einspritzungen in die Kubitalvene das Gefäß selbst in 
seinem Verlaufe bis zum Herzen röntgenologisch darzustellen. Außerdem erhofften wir, mit 
dieser Methode die Lungengefäße darzustellen und so einen wichtigen, vielleicht sogar entschei- 
denden Beitrag zu den alten Streitfragen über das Substrat der Lungenzeichnung am Leben- 
den liefern zu können. 


Die Injektion ist relativ einfach. Wir spritzten 10 bis 15% Jodnatriumlösungen mittels einer 
200 ccm fassenden Spritze nicht allzu schnell, aber kontinuierlich in die Kubitalvene ein. Um bei dem 
Einspritzen möglichst gute Bewegungsfreiheit zu haben, wird die Straußsche Nadel mit einem 
Schlauchstück armiert. Andererseits befindet sich an der Spritze ebenfalls ein Schlauch, der in ein 
Glasverbindungsstück ausläuft. Sobald Blut aus der Vene austritt, werden beide Teile miteinander ver- 
bunden (Vorsicht wegen Luftblase!). Damit die Nadel in. der Ellenbeuge sich nicht verschiebt und 
paravenöse schmerzhafte Infiltrationen vermieden werden, fixiert man die Nadel mit einem Heft- 
pflasterstreifen an der Haut. Auch ist durch entsprechende Lagerung auf einem Tisch dafür Sorge zu 
tragen, daß der Arm des Untersuchten ruhig und bequem liegen kann. — Wenn man lediglich die Arm- 
vene bis zur Subklavia oder bis zum Herzen verfolgen will, so genügen etwa 20 ccm Jodnatrium. Selbst- 
verständlich muß die Aufnahme unter der Injektion erfolgen. Will man den Gefäßverlauf kurz vor dem 
Eintritt in das Herz auf die Platte bringen, so empfiehlt sich die Aufnahme im schrägen Durchmesser. 
Größere Jodmengen sind für die Darstellung der Lungengefäße erforderlich, weil vom rechten Vorhof 
ab allmählich eine zunehmende Verdünnung der Lösung erfolgt, die man durch etwas schnelleres Inji- 
zieren von größeren Mengen bis zu 100 und 150 cem zu kompensieren sucht. Vielfach werden so große 
Jodmengen gut vertragen. Andererseits stellten sich bei einzelnen Personen Beschwerden wie Kopf- 
schmerz, Unbehagen und Fieber ein, die nach 12 bis 24 Stunden spontan zurückgingen. Diese Neben- 
erscheinungen kann man dureh mehrere Pyramidongaben, mit denen man bald nach der Injektion be- 
ginnt, herabsetzen. Es sei noch bemerkt, daß der Untersuchte noch während der Einspritzung salzigen 
Geschmack im Munde bekommen kann. Bei den Lungenaufnahmen sind wir so vorgegangen, daß wir 
vor und während der Injektion unter genau den gleichen Bedingungen röntgenographierten. — Man 
kann das eingespritzte JNa. auch bei der Durchleuchtung verfolgen. 


1. Darstellung der Vene. Das beifolgende Bild zeigt deutlich den Verlauf des Ge- 


fäßes. wie es infolge der Dichtigkeitsdifferenz zwischen dem mit Jod gefüllten Gefäß und den 
Weichteilen gegeben ist. Auch gegenüber den platten und Röhrenknochen bleibt das Gefäß sicht- 


1) Die Arbeit wurde vor 2 Jahren abgeschlossen, aus äußeren Gründen erst am 31. Juni 23 der 
- Redaktion dieser Zeitschrift eingesandt. Ä 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. Ä 8l 


636 | | Kautzky-Bey. | | XXXI, 5/6. 


bar, nur bei kompakteren Knochen mindert sich der Kontrast. Das Einmünden des Gefäßes in 
das Herz ist auf der Originalplatte deutlicher zu sehen. Auffällig sind knotige Verdickungen im 
Bereich der Vene, die wir zuerst als Venenklappen ansprachen. Es ist aber wahrscheinlicher, daß 
es sich um die Einmündungstellen von Seitenästen handelt, die an diesen Stellen durch den von 
der Spritze ausgeübten Druck eine mehr oder weniger starke Stauung erfahren. | 

2. DarstellungderLungengefäße. Bekanntlich gibt es eine umfangreiche Lite- 
ratur, auf deren Wiedergabe wir verzichten, ob Gefäße oder Bronchien das wesentliche Substrat 
der Lungenzeichnung ausmachen. Vergleicht man die vor und nach der Injektion aufgenom- 
menen Bilder’), so ist ohne weiteres zu erkennen, daß die stellenweise nur zart angedeutete Lungen- 
zeichnung auf dem vor der Injektion gewonnenen Bilde auf dem zweiten bedeutend verstärkt und 
deutlich in die Erscheinung tritt. Es gelingt also, die Lungengefäße am Lebenden darzu- 
stellen, zum Teil sogar in dem Maße, daß man wie an einem injizierten anatomischen Präparate 


ein Gefäß mit seinen Seitenästen sieht. Da diese Bilder im Gegensatz zu den Untersuchungen 


früherer Autoren unter relativ physiologischen Bedingungen ohne Störung des Kreislaufs gewon- 
nen sind, so stehen wir auf dem Standpunkt, daß auch jede normale Lungenzeichnung van 
lich durch die Gefäße verursacht ist. 

Mit unserer Methode konnten wir noch ein Weiteres feststellen: Man sieht auf Röntgen- 
platten neben quergetroffenen Bronchien zarte Begleitschatten. Daß diese Begleitschatten nur 
Gefäße sein können, ergibt sich aus der Tatsache, daß wir sie wiederholt nach der Injektion viel 
stärker beobachten konnten. Auch mehr oder weniger längsgetroffene Bronchien in der Nähe des 
Hilus zeigten diese Begleitschatten, die auf der ersten Platte fehlten. | ` 


Aus dem Radiologischen Institut der Allgemeinen Poliklinik in Wien 
(Vorstand: Prof. Dr. R. Kienböck). 


Ein seltener Fall von Knochengeschwulst. 
Von 
Dr. Anton Kautzky-Bey, Wien. 
(Hierzu Tafel XXVI, Fig. d.) 

Von den primären Geschwülsten der Knochen kennen wir eine große Zahl von Arten, man 
kann dabei auch häufig wiederkehrende Typen aufstellen. Ein Fall, der in die gewöhnliche Ein- 
teilung der Geschwülste zwar gut unterzubringen ist, aber in seiner Art doch eine Seltenheit dar- 
stellt, sei hiermit beschrieben. 


Beobachtung. 
N.H.,35jährigeFrauausKairo,Untersuchung am 26. Mai 1920. 
Anamnese Seit 7% Jahren eine Anschwellung des linken Ober- 

schenkels entstanden, allmählich immer mehr gewachsen, wenig Schmerzen. 

Klinischer Befund. Kleine blasse Frau, gut genährt, vermehrte Lendenlordose; sie kann 
gehen, hinkt dabei nur wenig. Der linke Oberschenkel ist in dem ganzen oberen Teil (zwei Dritteln) 
enorm verdickt und zwar allseitig, die Haut nicht erkrankt, nur die Hautvenen etwas erweitert. Die 
aktiven und passiven Bewegungen im Hüftgelenk sehr eingeschränkt, die Rotation gut. Bei der Pal- 
pation zeigt sich ein entsprechend großer derber, offenbar dem Knochen angehöriger Tumor. 

Klinische Diagnose: „Geschwulst des Kuochens, Sarkom.“ 

Röntgenuntersuchung des linken Oberschenkels, Aufnahme bei am Rücken liegender 
Patientin, bei Abduktion und Außenrotation im Hüftgelenk, der Teil auf der Unterlage gut aufliegend, 
Strahlenrichtung von oben nach unten (von medial nach lateral), laterales Seitenbild. (Größe 
der Platte: 30 zu 40 cm.) 


1) Die kleinen Reproduktionen geben leider kein klares Bild von den tatsächlichen Verhältnissen; 
wir verzichten daher entsprechend dem Rat des Herrn Herausgebers auf deren Wiedergabe. Es ist aber 
beabsichtigt, auf dem nächsten Röntgenkongreß die Diapositive durch den einen von uns (C.) proji- 
zieren zu lassen. 


_ u 


XXXI, 5/6. Ein seltener Fall von Knochengeschwulst. 637 


= Ergebnis. Der Oberschenkelknochen trägt im ganzen oberen Schaftabschnitt eine rings- 
um breit aufsitzende, mäßig dunkle, mannskopfgroße, etwa kugelige 
Geschwulst, die obere Grenze liegt etwas unterhalb der Kuppe des großen Rollhügels, die untere 
Grenze unterhalb der Längenmitte des Knochens, die Vorwölbung über das normale Knochenniveäu 
ist an der Beugeseite noch etwas größer als an der Streckseite, etwa 10 em und 8 cm, die ganze Quer- 


Fig. 1. 
Skizze des Röntgenbildes. 


Der Beckenknochen mit dem Femur. 
Gezeichnet sind: die Geschwulst, und 
zwar sowohl die Oberfläche, als auch die 
Struktur und die Zerstörung der Femurober- 
fläche an der Medialseite, sowie die dichte 
Knochenauflagerung in Form einer „Nackt- 
schnecke“ an der Lateralseite — die eigen- 
tümlich aussehenden Basalteile der Ge- 
schwulst. 


ausdehnung der Masse beträgt im Bild 22 cm, die Längsausdehnung ebenfalls 22 cm. Die Grenzen der 


Geschwulst erscheinen nach allen Seiten hin etwas undeutlich, nirgends ist eine Knochenschale zu 
erkennen; in den basalen Teilen zeigt sich die Geschwulst dunkler als in den oberflächlichen Teilen, 
hier und da lassen sich wolkige, sehr verschwommene dunklere Streifen unterscheiden, von der Basis 
radiär gegen die Oberfläche ausstrahlend, die oberflächlichen Teile der Geschwulst sind sehr hell, die 
Oberfläche unregelmäßig wellig-höckrig. Die Muskulatur ist im Gebiet der Geschwulst bogig vor- 
gewölbt, ebenso die Haut. Die dem KnochenanderS trec kseite unmittelbar anliegenden, basalen 
Teile der Geschwulst bieten ein besonderes Bild: dem Knochen ist fast in der ganzen Längsausdehnung 
der Geschwulst eine flache, sich bis zu 3 cm erhebende, dichte (dunkle) Knochenmasse aufgelagert, so 
dicht wie die alte Kortikalis selbst, die Oberfläche ist flach gewölbt, ziemlich gleichmäßig, meist scharf, 


“ zwischen dieser dichten basalen Knochenmasse und dem ursprünglichen Femurschaft ist keine Grenz- 


marke sichtbar. An der Beugeseite des Femur findet sich in der Geschwulst keine solche Masse, 
hier sind im Tumor nur hier und da dunklere, fetzige, schrägstehende Streifen sichtbar, die Rinden- 
masse des Femur ist hier zum größten Teil in normaler Lage zu unterscheiden, stellenweise allerdings 
sehr undeutlich, an einer Stelle (im Zentrum des Tumors) sogar gar nicht, hier scheint die Kortikalis 
des Femurs zerstört zu sein. Ob auch ein Teil des Inneren des Femur in Geschwulstmasse umgewan- 
delt ist, läßt sich nicht entscheiden, ist aber wahrscheinlich. Der Femur erscheint dabei nicht ver- 
bogen, nicht gebrochen. Die an den veränderten Abschnitt angrenzenden Teile des Femur: 
oben der Hals mit der Kuppe des großen Trochanters und der Kopf, unten das untere Schaftdrittel, 
erscheinen normal, abgesehen von leichter diffuser porotischer Atrophie. Im Hüftgelenk keine Ver- 
änderung, auch der Beckenknochen normal. (Fig. d auf Tafel XXVI und Fig. 1 im Text.) 


Nach dem Röntgenbild handelt es sich um einen langsam gewachsenen Tumor 
und zwar eine sogenannte „periostale Geschwulst“, weder ausgesprochen gut-, noch aus- 
gesprochen bösartig, anscheinend ein Chondrom; der basale Teil an der Streckseite des 
Knochens sieht an sich wie ein Osteom aus. Es besteht keine Wachstunisstörung des Femur der 
Länge oder Dicke nach, also ist der Beginn der stärkeren Geschwulstwucherung eher nach Ab- 
schluß der Pubertätszeit anzusetzen, allerdings nicht, wie Patientin meint, vor 7'/, Jahren, son- 


dern schon früher. 
81* 


638 Saur Fritz. | ' XXXI, 5/6. 


Daß es sich um ein Chondrom oder eine nahe verwandte gutartigere Ge- 
schwulst, nicht etwa um ein sehr bösartiges Sarkom handelt, geht nicht nur aus dieser anam- 
nestischen Angabe der Kranken, sondern auch aus dem Röntgenbefund vor: in dem Bilde fehlen 
die für die periostalen Sarkome so charakteristischen dunklen Spornfiguren an den Polen der 
Geschwulst, dem Schaft des Knochens aufsitzend und schräg gegen die Längenmitte des Tumors 
blickend (von den wandernden knöchernen Randwällen herrührend). 

Die Entscheidung, welche Behandlung einzuschlagen sei, läßt sich schwer treffen, 
Patientin gibt übrigens die Vornahme irgendeiner Operation nicht zu. 

Es wird der Versuch mit Röntgenbehandlung gemacht und zwar Tiefenbehand- 
lung. Die Behandlung bleibt aber erfolglos. Dies ist bei unserer Annahme einer chondromatösen 
Natur des Tumors nicht auffallend. 

Beiläufig 1 Jahr spä ter stirbt dieKrank e; 'von Erscheinungen von: Metastasen 
wird uns nichts berichtet. 

= Ohne von dem Falle einen mikrogkopiechän Befund zu besitzen, können wir, wie gesagt, 
doch durch andere Momente gute Anhaltspunkte für die Natur des Tumor erlangen. Bemerkens- 
wert ist noch, daß es sich um einen Tumor handelt, der einem sehr großen Schaftteildes 
Knochens (zwei Drittel) angehört (nicht wie gewöhnlich nur einem Schaftende). ferner daß ein 
solitärer Tumor des Skeletts vorliegt, nicht etwa eine multiple Chondromatose. 


_ Aus dem Zentral-Röntgeninstitut der Universität in Innsbruck 
(Vorstand: Professor Dr. K. Staunig). 


Zum röntgenologischen Nachweis von Askariden im Magendarmtrakt. 
Von 
Dozent Dr. Otto Fritz, Assistent des Institutes. 


(Hierzu Tafel XXVII, Fig. a u. b.) 


Bekanntlich gelingt es bei der Durchleuchtung des Magendarmtraktes unter Einführung 
der gebräuchlichen Kontrastmittel nicht selten, im Magen oder ganz besonders im Dünndarm 
Askariden nachzuweisen, wobei diese Nematoden als zirka spannenlange, spindelige oder leicht 
geschlängelte, 4 bis 6 mm breite Schattenaussparungen im Kontrastmittel des Wirtsdarmes er- 
seheinen; sie bilden hier durch Verdrängung des Kontrastmittels gemäß ihrer Form eine ent- 
sprechende Aufhellung im Bariumschatten, sozusagen ein Negativ ihrer Wurmform. Selbstver- 
ständlich ist hierzu nötig, daß der Darm des Wirtes genügend Kontrastmittel enthält, um die 
Darmparasiten auf diese Weise zur Darstellung zu bringen; die Aussichten für diese Art des 
Nachweises sind also um so günstiger, je gleichmäßiger das Kontrastmittel über die Dünndarm- 
schlingen verteilt ist, also im allgemeinen verhältnismäßig kurze Zeit nach der Füllung des 
Magens (zirka % bis 2 Stunden). 

Gelegentlich können aber die Askariden auch unter einem anderen sehr bemerkenswerten 
Bilde in Erscheinung treten, wenn sie, was des Öftern zu geschehen scheint, im Laufe der Unter- 
suchung von dem Kontrastmittel im Darme des Wirtes eine kleine Menge in ihren eigenen Darm- 
kanal aufnehmen. Hier ist es naturgefäß günstiger, wenn die wurmführenden Darmteile des 
Wirtes bereits wieder vom Kontrastmittel entleert sind, was im allgemeinen erst 2 bis 4 Stunden 
“nach der Kontrastmahlzeit der Fall zu sein pflegt. In diesem Falle ist dann, vorzugsweise im 
Gebiete des mittleren Jejunums, bei völlig kontrastmittelfreiem Dünndarm, das frappante Bild 
des kontrastmittelgefüllten Askaridendarmes zu beobachten, der als 2 bis 3 mm breiter und etwa 
10 bis 15 cm langer, wurmförmiger Schatten in Erscheinung tritt, der aktive Bewegungen zeigt 
(die vor allem in Verbiegungen seiner Enden und in Schleifen und Ringbildungen besteht), wobei 
auch häufig eine teils aktive, teils passive Ortsveränderung des Wurmes zu bemerken ist. Der 
Durchleuchtungsbefund ist so charakteristisch, daß eine Verwechslung mit evtl. Fer 
nicht in Frage kommen kann. 


ni Ze ice. „> SE E O E in zo. pen Bea RES m il Fe A a air mem ar nn A at > cn er — 7 er Al re aa ee ee tar ni Feen: FREE. SEE P 


XXXI, 5/6. | Spondylitis tabica. | | 639 


Im Folgenden wird ein Fall, der unlängst zur Beobachtung gekommen ist, mitgeteilt. 


Patientin A. R., 28 Jahre alt, leidet seit einigen Tagen an unbestimmten Magenbeschwerden, 
Appetitlosigkeit, Kopfschmerz (kein Erbrechen), leichter Druckschmerz im Mittelbauch. Der behan- 


- delnde Arzt überwies sie wegen Verdacht auf Ulcus ventriculi zur Röntgenuntersuchung. Es ergab sich 


ein großer, leicht ptotisch-atonischer Hakenmagen, der zu Beginn der Untersuchung eine geringe Menge 
Flüssigkeit enthielt (Hypersekretion). Am Magenkörper keine Wandveränderungen nachweisbar. Der 
Pylorus sehr vollkommen durchgeschnürt, der Bulbus duodeni voll entfaltbar, regelmäßig begrenzt, die 
Peristaltik entspricht der Norm. Nach 2 Stunden noch ungefähr % Rest, in den ersten Jejunum- 
schlingen erscheinen als typische Schattenaussparungen mehrere Askariden; nach 6 Stunden ist der 
Magen entleert. Um diese Zeit ist das Kontrastmittel bereits bis in das Aszendens vorgedrungen. In 
einer Jejunumschlinge vor der linken Crista iliaca ein fragezeichenförmiger, dünner Schattenfaden 
(Fig. a) von etwa 12 em Länge, der innerhalb weniger Minuten seine Lage und Form ändert und bald 


als Kreisring erscheint. Nach neuerlicher Kontrastmittelaufnahme vom Magen in diese Jejunum- 


schlinge gelingt es, den zu diesem Askaridendarm gehörigen Wurmkörper im umgebenden Kontrast- 
mittel zur Darstellung zu bringen (Fig. b). Der erste erwähnte Schattenfaden erscheint innerhalb der 


 Schattenaussparung des zu einer Ellipse gekrümmten Wurmkörpers. 


Die Patientin hatte von ihren Askariden keine Kenntnis. Eine vom behandelnden Arzte darauf- 
hin vorgenommene Santoninkur hatte prompten Erfolg, förderte 2 ausrigen zutage, worauf die Be- ` 
schwerden der Patientin aufhörten. 


Aus dem a ne Institut des Krankenhauses See 


Spondylitis tabica. 
| Von 
Prof. Oberndorfer. 
(Hierzu Tafel XXVII, Fig. c.) 


Wegen eines Rückenmarkleidens suchte die 64 Jahre alte Patientin das Krankenhaus auf. 
Ihr Leiden datierte auf 24 Jahre zurück; es begann mit’ Schmerzen im Leib und Durchfällen, 
Blasen-, Mastdarmstörungen. Im Laufe der Jahre gesellte sich eine schwere Arthritis deformans 
der Kniee dazu, die Beinschmerzen waren lange Zeit hindurch fast unerträglich, die Geh- und 
Bewegungsmöglichkeit wurde immer mehr eingeschränkt. An der Diagnose — Tabes — war 
nicht zu zweifeln. Ihrer Umgebung fiel nun auf, daß die Patientin immer kleiner wurde, „sie 
mußte die Röcke immer weiter hinaufziehen“. Dieser Zustand dauerte bis vor 5 Jahren, wo die 
Patientin einmal beim Ausleeren eines schwereren Wassereimers völlig zusammenbrach. Seit der 
Zeit konnte sie nur an Händen und Füßen fortkriechend die notwendigsten Arbeiten verrichten, 
wobei, nach ihrer Angabe, noch zweimal der Unterarm im Anschluß an geringfügige Anstren- 
gungen brach. Bei der Aufnahme im Krankenhaus bot sie das Bild stärkster Abmagerung. In 
der Lendenwirbelsäule war eine starke Kyphose. Die Diagnose „Tabes‘ wurde bestätigt. Die . 
Lendenwirbelsäule bot nun eigenartige Verhältnisse, die ich auf dem Röntgenbild zeige: 
Die Brustwirbelsäule ist ziemlich intakt, hat nur weitmaschige Spongiosa; der erste Lendenwirbel- 
körper ist hochgradig verdünnt, halb so dick wie normal; während die obere Platte seines Körpers 
noch intakt ist, ist die untere leicht konvex gebogen, und artikuliert bei freier Gelenkspaltbildung 
gelenkkopfförmig mit einer breiten Pfanne, die der 2. Lendenwirbel bildet. Die Zwischenwirbel- 
scheibe ist hier völlig zugrundegegangen. Der obere Teil des 2. Lendenwirbels ist breit ausein- 
andergezogen und zeigt starke Exostosenbildungen an den Außenseiten. 1. und 2. Lendenwirbel 
sind sklerosiert. Der 3. Lendenwirbel ist ebenfalls hochgradig verdünnt, seine Spongiosa stark. 
aufgelockert,: im Röntgenbild bestehen in ihm größere Spalträume; die Zwischenwirbelscheibe 
ist verschwunden, an ihrer Stelle finden sich neben vielen Knochenbrücken zwischen den beiden 
Wirbelkörpern dichtstehende, inselartige Einlagerungen hyalinen Knorpels. Dieses Bild wieder- 
holt sich bei den anderen Lendenwirbeln und ihren Zwischenwirbelscheiben. Die letzteren stellen 
nicht mehr kontinuierliche Polster dar, sondern scheinen zersprengt zu sein und in die Masse der 


640 Altschul. | 'XXXI, 5/6. 


Lendenwirbelkörper eingedrückt worden zu sein, wobei hyalinknorpeliges Gewebe gewuchert ist. 
Die Brustwirbelsäule mit dem ersten Lendenwirbel ist nach hinten verschoben und bildet so mit 
der Lendenwirbelsäule einen stumpfen Winkel. | 

Nach dem anatomischen Bild müssen hier ausgedehnte Umbau- und Erweichungsprozesse 
in der Lendenwirbelsäule bestanden haben. Man wird in erster Linie dabei an die auch von der 
Klinik vermutete Osteomalazie als Ursache denken müssen, aber isolierte Osteomalazie ist zum 
mindesten ein seltener Befund. Gegen Osteomalazie spricht auch das Röntgenbild der besser 
erhaltenen Brustwirbel; denn bei Osteomalazie, auch wenn sie geheilt ist, müssen die Spongiosa- 
räume enger als normal sein, während sie umgekehrt hier auffallend weit sind. Das Becken bot 
keine Veränderungen. Mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat die Annahme einer schweren Osteo- 
porose, die vor einigen Jahren bestanden, aber wieder ausgeheilt ist; dafür sprechen die in der 
Anamnese erwähnten zweimaligen Frakturen des Unterarms. Als Ursache der Lendenwirbel- 
säulenveränderungen als Stellen stärkster Belastung, als Ursache der Osteoporose überhaupt könnte 
mit genügendem Grund neben dem Senium der extrem schlechte Ernährungszustand der 
Patientin angenommen werden. Aber Osteoporosen bei alten Leuten sind im ganzen sehr häufig, 
derartige Lendenwirbelsäulenveränderungen habe ich noch nicht gesehen. Es muß hier noch 
etwas weiteres dazugekommen sein, und diesen Faktor sehe ich in den Sensibilitätsstörungen der 
Tabes. Trotz der Kompression der Wirbel, der Atrophie der Bandscheiben, die es zu einem Auf- 
einanderreiben benachbarter Wirbelkörper und Zerreiben der Bandscheibenreste kommen ließ, 
wurde die Lendenwirbelsäule nicht ruhig gestellt, so daß ein leichtes Trauma genügte, schließ- 
lich zur Subluxation der Lendenwirbelsäule zu führen. Die Ausbildung des Gelenkes, die starke 
Exostosenbildung, die hyperplastische Arthritis dieses neuen Gelenkes, schließlich auch die Kon- 
solidierung und Verwachsung der unteren Lendenwirbel miteinander ist nur entstanden denkbar 
durch die weitere statische Beanspruchung dieser Wirbelsäulenteile. Wir hören, daß auch nach 
der Subluxation der Wirbelsäule die Patientin nicht dauernd bettlägerig blieb, sondern 
sich noch kriechend fortbewegen mußte. Die übrige Sektion (S. 293/23) ergab noch eine Aorten- 
lues mit Arteriosklerose, stärkste Atrophie aller Organe, die Extremitätenknochen und das 
Becken waren nicht verändert, eher sklerosiert. 


Aus der deutschen chirurgischen Klinik-in Prag (Vorstand: Prof. H. Schloffer). 


Die Geschwüre des Magenausganges. | 
Röntgenologische Erfahrungen und Betrachtungen 
von | 
Dozent Dr. Walter Altschul. 
Einleitung. 

Das zuerst von Cole!) angegebene, dann von Holzknecht?) und Äkerlun d?) aus- 
gebaute Verfahren des Nachweises morphologischer Veränderungen am Duodenum bedeutet einen 
groBen Fortschritt in der Diagnostik und hat das alte Verfáhren, das hauptsächlich die funk- 
tionellen Symptome berücksichtigt, vollkommen verdrängt. In der neueren Literatur werden die 
funktionellen Symptome als etwas ganz Unsicheres und nur in Ausnahmefällen Verwertbares 
hingestellt. 

Das ist aber zweifellos nicht richtig. Es würde hier zu weit führen, die Vorteile und Nach- 
teile der beiden Verfahren gegeneinander abzuwägen, umsomehr, als es sich ja nicht darum han- 
delt, welchem Verfahren der Vorzug zu geben ist, da beide Verfahren nebeneinander zur Anwen- 
dung gelangen sollen. Ich muß aber doch einige Punkte herausgreifen. 


1) Journ. of amer. med. assoc., 1912, S. 1947. 
?) Röntgentaschenbuch II, S. 20, 1909. 
3) Acta radiologica, Suppl. I, 1921. 


XXXI, 5/6. Die Geschwüre des Magenausganges. ‚ 641 


Die Bulbusdeformität zeigt, daß eine Veränderung am Duodenum vorliegt, kann aber mit 
Sicherheit nicht beweisen, daß es sich wirklich in allen Fällen um Veränderungen durch ein 
Ulkus handelt. Auch dann, wenn ein Ulkus angenommen werden kann, gibt uns das Röntgenbild 
keinen Aufschluß über die Floridität des Prozesses. 

Die indirekten Symptome gestatten zwar auch nicht die Entscheidung, ob es sich um ein 
Ulkus oder um andere Veränderungen handelt, sie geben uns aber, wie ich später zeigen werde, 
Aufschluß über die Floridität des Prozesses. Dies ist wohl der Hauptgrund, warum ich die 
Beobachtung der indirekten Symptome nicht missen will. 

Einen ziemlichen Nachteil der Untersuchung auf direkte Symptome sehe ich darin, daß sie 
doch eine geraume Zeit in Anspruch nimmt. Denn es beträgt die Dauer des Durchleuchtungsver- 
fahrens nach dem Muster Holzknechts für eine Magenuntersuchung etwa 20 bis 25 Minuten, 
eine Zahl, die der aus der Wiener Schule hervorgegangene Sau pe!) angibt. Beim Plattenver- 
fahren erhöht sich selbstverständlich noch diese Zeit. | 

Ich habe nun, um den Wert der funktionellen Symptome festzustellen, durch 2 J ahre die 
Diagnosen, die sich ohne Berücksichtigung der Bulbusveränderungen ausschließlich aus den in- 
direkten bzw. sekündär anatomischen Symptomen ergeben haben, auf ihre Zuverlässigkeit ge- 
prüft. Berücktsichtigt habe ich hierbei nur solche Fälle, die ich selbst röntgenologisch untersucht 
habe und bei denen ich auch Gelegenheit hatte, bei der Operation anwesend zu sein und mich 
persönlich von dem autoptischen Befunde zu überzeugen; und zwar beziehe ich hier alle Fälle ein, 
wo Ulcus duodeni bzw. Ulcus pylori bei der Operation gefunden wurde oder wo eine solche Dia- 
gnose differentialdiagnostisch in Betracht kam. Nichtoperierte Fälle sind wegen ihrer mangeln- 
den Beweiskraft von vornherein ausgeschieden worden. Es bleiben für die Verwertung in den 
nachfolgenden Fällen 208 Fälle übrig. | 

Fehldiagnosen wurden in 13 Fällen gestellt, was ungefähr denselben Prozentsatz, wie ihn 
Äkerlund mit den direkten Symptomen hat (5%), ausmacht. 

In welcher Weise man mit den funktionellen Symptomen allein einen so Hohes Grad von 
Sicherheit in der Diagnose erzielen kann, will ich in meinen Ausführungen zeigen. Ich werde 
hierbei die morphologischen Veränderungen nicht berücksichtigen und nur die Symptome be- 
handeln, die ohne Untersuchung auf Wandveränderungen des Bulbus eine Diagnose gestatten. 
Um Mißverständnissen vorzubeugen, betone ich ausdrücklich, daß jedoch das Studium der Bulbus- 
deformitäten nach Holzknecht oder Akerlund unbedingt erforderlich ist, denn es könnte 


‘den Anschein erwecken, als ob ich den großen Fortschritt, den die Erkennung der Bulbusdeformi- 


täten mit sich gebracht hat, nicht würdigen würde. Aber ein Fortschritt soll nicht ein Rück- 
schritt sein. Wir dürfen die alte Methode nicht vernachlässigen, da es Fälle gibt, wo wir mit der 
einen Methode einen positiven Befund erhalten, während die andere Methode nichts Pathologi- 
sches erkennen läßt. In diesem Sinne sollen die nachfolgenden Ausführungen verstanden werden. 

Ich habe als Titel dieser Arbeit den Ausdruck Geschwüre des Magenausganges und nicht 
des Duodenums gewählt. Der Grund hierfür liegt darin, daß das Ulcus pylori eine Mittelstellung 
zwischen den Geschwüren des Magens und des Duodenums einnimmt. Obwohl es seiner anato- 
mischen Zugehörigkeit nach zu den Magengeschwüren gezählt werden müßte, steht es in seinem 
ganzen Symptomenkomplex und namentlich röntgenologisch den Geschwüren des Duodenums 
näher und ist jedenfalls von den Geschwüren des Magens scharf zu trennen. 

Ich fasse daher die Pylorusgeschwüre mit den Duodenalgeschwüren in eine einzige Gruppe: 
„Geschwüre des Magenausganges“ zusammen. Demgegenüber steht die Gruppe der 
„DenPylorusnichterreichendenGeschwüredesMagens“ oder wie sie gewöhn- 
lich genannt werden, extrapylorischen oder pylorusfernen Geschwüre. Den allgemein üblichen 
Ausdruck „pylorusfern‘“ möchte ich vermeiden, weil dieser sehr dehnbare Begriff zu Mißverständ- 
nissen Anlaß geben kann. Denn die Grenze, wann man ein Ulkus noch als pylorusnahe und wann. 


1) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., 1922, XXXV, S. 555. 


642 er GE Altschul. | XXXI, 5/6. 


schon als pylorusfern bezeichnen soll, kann nach der subjektiven Auffassung der einzelnen Unter- 


sucher beliebig gezogen werden. Im allgemeinen wird ja die Unterscheidung leicht sein, da der 
Lieblingssitz der pylorusfernen Ulzera der „Engpaß des Magens“ ist und zwischen diesen Ge- 


schwüren und den in der Pylorusgegend sitzenden eine Zone liegt, in der sich nur selten ein Ulkus 
vorfindet. Immerhin wird es aber Fälle geben, bei denen die Zugehörigkeit eines Geschwüres zu 
der einen oder der anderen Gruppe nicht sicher erkannt werden kann. Präzis ist der Ausdruck 


nur dann, wenn wir unter pylorusnahem Ulkus ein Geschwür verstehen, das den Pylorus berührt. 


‘oder bei welchem wenigstens die das Geschwür umgebende Infiltration an den Pylorus heran- 
reicht. Jedes andere Ulkus des Magens wäre dann als pylorusfern zu bezeichnen. Die anatomische 
‚Einteilung des Magens in die Pars pylorica und den Magenkörper ist bei der radiologischen Be- 
urteilung der Magengeschwüre nicht verwendbar, die röntgenologischen Symptome verlangen eine 
Einteilung auf funktioneller und nicht auf anatomischer Grundlage. 

Die den Pylorus nicht erreichenden Geschwüre des Magens. 

Wiewohl ich mich hauptsächlich mit den Geschwüren des Magenausganges beschäftigen 
will, halte ich es dennoch zwecks späterer Erklärung ihrer Symptome und wegen der differential- 
diagnostischen Schwierigkeiten für unbedingt notwendig, auf die den Pylorus nicht erreichen- 
den Geschwüre des Magens kurz einzugehen. 

Das kleine flache Ulkus kann klinisch bisweilen schwere Erscheinungen (Blutung) hervor- 
rufen. Sieht man sich durch eine bedrohliche Blutung zur Laparatomie veranlaßt, so findet man 
das Ulkus zuweilen nicht. Ob derartige Ulzera röntgenologisch zu lokalisieren oder überhaupt zu 
diagnostizieren sind, darüber läßt sich etwas Bestimmtes nicht sagen, da man in diesem Stadium 
eine Untersuchung mit Kontrastmahlzeit wohl kaum riskieren kann. Erst wenn das Ulkus chro- 
nisch geworden ist, kann eine Röntgenunterschung vorgenommen werden. 

Für die Geschwüre des Magens, die den Pylorus nicht erreichen, kann man folgenden 
röntgenologischen Symptomenkomplex als charakteristisch bezeichnen: | 

Herabsetzung der Motilität bei guter oder sogar verstärkter Peristaltik (,„6-Stunden-Rest‘“) 
ohne wesentliche Veränderung der Form des Magens. Finden sich überdies noch lokale Spasmen 
(stehende Einziehungen) an der großen oder eine Vorwölbung an der kleinen Kurvatur, so kann 
das Ulkus genau lokalisiert werden. 

Bei penetrierenden und in der Regel auch bei kallösen Geschwüren zeigt sich das bekannte 


Bild einer Haudekschen Nische mit oder ohne spastische Sanduhrform des Magens, bei denen 


die Herabsetzung der Motilität nicht durch eine Stenose der Sanduhrenge — wie dies bei organi- 
scheın Sanduhrmagen der Fall ist — sondern durch einen Verschluß des Pylorus (Pvlorusspas- 
mus, Erschlaffung, Hypersekretion, Adhäsionen) bedingt ist. 

Natürlich gibt es auch Ausnahmen von diesen typischen Bildern, auf die ich aber erst nach 
Besprechung der Geschwüre des Magenausganges zurückkommen will. 


Die Geschwüre des Magenausganges. 


Die Geschwüre des Magenausganges zerfallen in folgende Untergruppen: 

1. Die reinen Duodenalgeschwüre. 

2. Auf das Duodenum übergreifende Geschwüre des Pylorus bzw. auf den Pylurus über- 
greifende Geschwüre des Duodenums: Uleuspyloroduodenale. 

3. Das Ulcus pylori. 
| Hierzu kommen die Folgezustände bzw. die durch andere Ursachen hervorgerufenen ana- 

tomischen Veränderungen: 

4. Die echten organischen Stenosen des Pylorus und des Duodenums, 
die analog dem organischen Sanduhrmagen röntgenologisch eine selbständige Stellung einnehmen. 
Wenn ich daher von gemeinsamen Symptomen aller Geschwüre des Magenausganges sprechen 
werde, ist diese Gruppe nicht inbegriffen. 


ei Oo 


XXXI, 5/6. Die Geschwüre des Magenausganges. 643 


5. Die inkomplette Stenose des Duodenums. Während die inkomplette 
Stenose des Pylorus, möge sie spastisch oder organisch sein, von der kompletten nur graduell ver- 
schieden ist, liegen die Verhältnisse bei verengernden Prozessen am Duodenum ganz anders. Die 
komplette organische Stenose des Duodenums führt vollkommen analog der Pylorusstenose zur 
Dilatation der oralwärts gelegenen Partien (also hier Duodenum und Magen) und zur vollstän- 
digen Retention der Speisen (24-Stunden-Rest) . Hingegen bietet die inkomplette organische 
und namentlich die funktionelle Stenose des Duodenums eigentlich weder klinisch noch röntgeno- 
logisch das Bild einer Stenos, da das a derselben, nämlich die Stauung der Speisen, 
nicht zum Ausdruck kommt. 

Ich schlage daher zum Unterschied von der echten Duodenalstenose für diese Form der 
Stenose ohne Stase der Ingesta den Namen astasische Duodenalstenose vor. Ich 
werde im folgenden diese astasische Duodenalstenose von den. echten Stenosen des Magenaus- 
ganges abtrennen und gemeinsam mit den reinen Duodenalgeschwüren besprechen. 


1. Das reine Duodenalgeschwür und die astasische Duodenalstenose. 


Als größter Nachteil wird der „funktionellen“ Methode der Umstand vorgehalten, daß es 
nicht wie bei der „morphologischen“ Untersuchung gelingt, den genauen Sitz des Ulkus anzu- 
geben. Dies trifft aber nur in gewissem Sinne zu. Wir können auch hier — und das fand ich bis- 
her nirgends betont — feinere Unterscheidungen machen, so zwar, daß wir angeben können, ob 
ein Ulkus ein reines Duodenalgeschwür ist, ob Duodenum und Pylorus ergriffen ist oder ob: es 
sich um ein aufs Duodenum nicht übergreifendes Ulkus des Pylorus handelt. 

Allerdings ist hierbei dieselbe Einschränkung wie bei den morphologischen Veränderungen 
zu machen. Die Diagnose Ulkus können wir nicht so ohne weiteres stellen, denn es bedingen auch 
sekundäre Veränderungen des Duodenums, wie stenosierende Adhäsionsstränge von der Gallen- 
blase her oder Kompression durch extraduodenale Tumoren (z. B. Pankreastumoren) einen 
röntgenologischen Symptomenkomplex, der von dem des Ulcus duodeni nur unter Umständen zu 


differenzieren ist. 


Zunächst will ich zeigen, worauf wir in erster Linie unser Augenmerk bei der „funktio- 
nellen“ Methode zu richten haben und wie man die oben angeführten einzelnen Affektionen des 
Magenausganges auseinanderhalten kann. 

Als wichtigstes Symptom betrachte ich die tiefgreifende, hoch 
oben am Magen beginnende, segmentierende Peristaltik, welche aus- 
schließlich bei Affektionen des Magenausganges vorkommt. Sie fin- 
det sich nicht — wie schon erwähnt — bei echten Stenosen und bei ohne 
Verengerung ausgeheilten Geschwüren. Sie ist aber pathognomonisch 
für floride Ulzeraund fürinkomplette Stenosen, auch solche, dienicht 
durch Ulkus bedingt sind. 

Die segmentierende Peristaltik tritt dann besonders deutlich auf, wenn man zu der 
Riederschen Mahlzeit Vani a lin (am praktischsten in der Menge von 0,05 g pro Mahlzeit) 
zusetzt. 

Die bisherige Annahme, daB die segmentierende Peristaltik zum Symptomenkomplex der 
duodenalen Motilität gehört, ist demnach unrichtig. Unter duodenaler Motilität ist also 
folgendes zu verstehen: Lebhafte, jedoch nicht segmentierende Peristaltik, wenigstens anfangs 
beschleunigte Magenentleerung und sofortige Füllung des Duodenums. 

Haben wir nun eine segmentierende Peristaltik festgestellt, so müssen wir versuchen durch 
weitere Beobachtungen die Art der vorliegenden Affektion des Magenausganges zu bestimmen. 

Eine wichtige Rolle spielt hierbei das Verhalten des Pylorus; ob er offensteht oder ge- 
schlossen ist. Ich möchte hier gleich darauf hinweisen, daß die Ausdrücke „offen“ und „ge- 
schlossen“ in vielen Arbeiten etwas ungenau angewendet werden. Es wird nämlich schon von 


einem offenen Pylorus gesprochen, wenn eine duodenale Motilität vorhanden ist. Es handelt sich 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 82 


644 | Altschul. = XXXI, 5/6. 


aber in einem solchen Falle doch um einen geschlossenen Pylorus, der sich nur häufiger öffnet. 
Als offen kann man den Pylorus wohl nur dann bezeichnen, wenn zwischen Magen und Duodenum 
eine scharfe Grenze nicht zu sehen ist und die Magenfüllung mit der Füllung des (dann gewöhn- 
lich erweiterten) Duodenums breit kommuniziert. Die Lage des Pylorus ist hierbei gewöhnlich 
durch eine leichte Einziehung an der großen oder kleinen Kurvatur gekennzeichnet. Ist jedoch 
der Kontrastschatten des Magens von dem des Duodenums durch eine breite Spalte getrennt, dann 
muß der Pylorus geschlossen sein und kann nicht mehr als offen bezeichnet werden, auch wenn 
eine fortwährende und reichliche Füllung des Duodenums zu beobachten ist. Der Pylorus läßt 
dann eben häufiger als normal Speisen durchtreten, schließt sich aber sofort wieder. 

Wir sehen also, daß ein wirklich offener Pylorus nur selten zu finden sein wird. 
Er kommt eigentlich nur bei Duodenalstenosen vor, und man kann daher auf Grund dieses Symp- 
tomes allein ohne weiteres die Diagnose Duodenalstenose stellen, ohne nach anderen Symptomen 
zu suchen. 

Neben dem Verhalten des Pylorus ist von besonderer Wichtigkeit die spontane Fül- 
lung des normalerweise nicht sichtbaren Duodenums. Bei jedem Duodenal- 
ulkus ist eine, wenn auch manchmal nur flüchtige Füllung im Duodenum zu beobachten. Fehlt 
eine solche nach Einnahme der Kontrastmahlzeit, so liegt kein Duodenalulkus vor. 

Es steht diese Behauptung in scheinbarem Widerspruch mit den Erfahrungen bei der 
„morphologischen“ Methode, wo gerade eine schwere Füllbarkeit des Bulbus für eine Affektion 
desselben spricht. Der Widerspruch ist aber nur ein scheinbarer, denn hier handelt' es sich um 
vollständige Auffüllung des ganzen Lumens, während bei der Untersuchung auf indirekte Symp- 
tome auch kleinere Wismutflecke im Duodenum in Betracht kommen. 

Die spontane Füllung des Duodenums kann verschiedener Art sein: 

1. Eine nur vorübergehende Füllung ohne konstante Formen. 

2. Eine andauernde Füllung des Bulbus duodeni (in solchen Fällen werden auch die 
direkten Symptome leicht nachweisbar sein). 

3. Ausgußförmige Füllung des ganzen Duodenums oder wenigstens eines großen Teiles 
desselben (kommt fast nur bei Passagehindernissen im Duodenum vor und ist gewöhnlich mit 
einem Öffenstehen des Pylorus verbunden). 

4. In seiner Lage und Form konstanter Fleck im Duodenum. 

Haben wir eine segmentierende Peristaltik und eine spontane Füllung des Duodenums 
festgestellt, so ergibt sich je nach der Art der letzteren folgendes: 

ad 1. Eine flüchtige Füllung nach der Kontrastmahlzeit gibt an und für sich noch keinen 
Anhaltspunkt für die Diagnose, hier entscheidet erst die weitere Untersuchung. Finden wir den 
Magen nach 3 Stunden fast oder ganz leer und im Duodenum einen persistierenden Fleck von 
konstanter Form, ist die Diagnose Ulcus duodeni gesichert. Ist nach 3 Stunden nur ein kleiner 
Restschatten im Duodenum vorhanden, so kann man höchstens eine Affektion, die zu einer leichten 
Verengerung des Duodenums geführt hat, annehmen. Ist nach 2 bis 3 Stunden bei noch nicht 
entleertem Magen keine irgendgeartete Füllung des Daocenums zu sehen, können wir ein reines 
Ulcus duodeni ausschließen. 

ad 2. Hierfür gilt dasselbe wie bei 1. 

ad 3. Bei ausgußförmiger Füllung bzw. bei offenem Pylorus mit Füllung des erweiterten 
Duodenums können wir bei der späteren Untersuchung (nach 2 bis 3 Stunden) entweder dasselbe 
Bild finden, wobei natürlich die im Magen befindliche Menge der Kontrastmahlzeit stark ab- 
genommen hat, oder wir sehen, was vielleicht häufiger ist, einen kleinen Rest im Magen und von 
diesem getrennt, einen deutlichen persistierenden Wismutfleck im Duodenum. Dann haben wir 
eine astasische Duodenalstenose vor uns. Die Entscheidung, ob dieselbe durch Ulkus oder durch 
Adhäsionen (z. B. von der Gallenblase her) oder vielleicht durch eine maligne Geschwulst bedingt 
ist, läßt sich durch die Röntgenuntersuchung allein nicht treffen. Hier sind Anamnese und die 
klinischen Untersuchungsmethoden häufig das Ausschlaggebende. 


| 


XXXI, 5/6. Die Geschwüre des Magenausganges. 645 


ad 4. In den Fällen, wo bei der ersten und zweiten Untersuchung ein konstanter Wismut- 
fleck gefunden wurde, kann kein Zweifel an der Diagnose Ulcus duodeni aufkommen. Ist aber 
der anfangs vorhandene Wismutfleck nach 3 Stunden verschwunden, obwohl sich noch Reste im 
Magen befinden, so können wir annehmen, daß kein Ulcus duodeni vorliegt, sondern eine andere 
Erkrankung des Magenausganges. Ist bei der zweiten Untersuchung Magen und Duodenum 
bereits leer, so muß die ganze Untersuchung wiederholt werden, wobei die zweite Durchleuchtung 
schon nach 2 oder noch weniger Stunden vorgenommen werden muß. Es empfiehlt sich daher bei 
Verdacht auf Ulcus duodeni die Durchleuchtungen in kürzeren Intervallen durchzuführen. 

.Wir sehen also, daß bei vorhandener segmentierender Peristaltik der isolierte konstante 
Wismutfleck charakteristisch für ein Ulcus duodeni ist. Er muß aber stets sichtbar sein, solange 
noch eine Magenfüllung vorhanden ist. Die Dauer des Persistierens ist durch die jeweiligen 


‘anatomischen Verhältnisse der vor dem Ulkus gelegenen Duodenalpartie bedingt. Der Grad der 


duodenalen Motilität spielt, solange er in mäßigen Grenzen schwankt, eine geringere Rolle für die 
Stellung der Diagnose, als gewöhnlich angenommen wird. Im allgemeinen kann man wohl sagen, 
daß die Motilität bei Ulcus duodeni eine beschleunigte ist; wir finden bisweilen schon nach 
2 Stunden. den Magen vollkommen leer. Aber auch kleine Rückstände nach 4 Stunden können an 
der — nach den hier besprochenen Gesichtspunkten gestellten — Diagnose nichts ändern. Ist es 
hingegen zu groben Rückständen nach 6 Stunden gekommen, können wir zwar noch immer an 
der Diagnose einer Erkrankung des Duodenums festhalten, müssen aber dann bereits eine asta- 
sische Duodenalstenose annehmen. Der von Haudek zuerst beobachtete paradoxe Sechsstunden- 
rest wird häufig sogar unter den typischen Symptomen des Ulcus duodeni angeführt. Es ist wohl 
zweifellos richtig, daB wir öfters einen solchen paradoxen Sechsstundenrest finden, doch kann ich 
ihn nicht als charakteristisch für Ulcus duodeni ansehen. 

Ich möchte jetzt aus meinem Materiale einige Beispiele anführen, welche am besten die 
typischen Röntgenbefunde veranschaulichen, die wir bei den verschiedenen Formen des Ulcus 
duodeni, bzw. der astasischen Duodenalstenose finden. 


' Uleusduodeni(beigeschlossenem Pylorus) Fall 1: Magen nicht gesenkt, nicht 
dilatiert, von normaler Form. Äußerst lebhafte, tiefgreifende, segmentierende Peristaltik. Pylorus 
geschlossen, das Duodenum zeigt sofort eine Füllung. Nach 3 Stunden Magen leer, im Duodenum ein 
persistierender Wismutfleck, der auch noch nach 8 Stunden sichtbar ist. Nach 4 Stunden finden wir 
schon den Anfangsteil des Kolon transversum mit Kontrastmahlzeit gefüllt. Diagnose: Ulcus duodeni. 
Operationsbefund: Ulcus duodeni an dgr hinteren Wand. 

Die rasche Füllung des Kolons, die in diesem Falle vorhanden war, hat J o nast) als etwas 
charakteristisches für Ulcus duodeni beschrieben, besonders wenn diese Hypermotilität des Darmes 
mit Hypomotilität des Magens verbunden ist. Jonas meint hiermit wohl den paradoxen Sechs- 
stundenrest, denn von einer JJypomotilität kann man eigentlich in einem solchen Falle nicht sprechen, 
da ja anfänglich sogar eine Hypermotilität besteht und nur ein ganz kleiner Rest dann längere Zeit 
zurückgehalten wird. Finden sich also noch Reste im Magen, während die Tête der Füllung im Dick- 
darm abnorm weit vorgeschoben ist, so kann man zwar auf Grund dieser Beobachtung allein keine Dia- . 
gnose stellen, es kann aber dadurch eine vielleicht etwas zweifelhafte Diagnose Ulcus duodeni wesent- 
lich gestützt werden. Bei der Seltenheit dieser Diekdarmhypermotilität — ich selbst habe sie aus- 
gesprochen außer in diesem Falle nur noch ein einzigesmal gesehen — kommt jedoch diesem Symptom 
keine ausschlaggebende Bedeutung zu. 

AstasischeDuodenalstenose, Fall2: Magen etwas dilatiert und gesenkt, erhebliche 
Rechtsdistanz. Lebhafte segmentierende Peristaltik. Der Pylorus steht offen, der Magen geht direkt 
in das erweiterte Duodenum über, wobei aber der Pylorus durch zwei gegenüberliegende stehende Ein- 
ziehungen erkennbar ist. Nach 3 Stunden Magen vollkommen leer, im Duodenum ein persistierender 
Wismutfleck sichtbar. Diagnose: Ulcus duodeni mit astasischer Stenose. Operationsbefund: 2 Quer- 
finger vom Pylorus ein Ulcus des Duodenums. 

Dieser Fall stellt den reinsten Typus einer astasischen Doudenalstenose dar. Eine Stenose des 
Duodenums ist zweifellos vorhanden, wofür der erweiterte Magen und das erweiterte Duodenum 
sprechen. Andererseits haben wir aber eine beschleunigte Magenentleerung vor uns. Es besteht also. 
eine Stenose ohne Stauung der Ingesta. 


1) Archiv für Verdauungskrankheiten, 1912, 6. 
82* 


646 = | Altschul. 00 © XXXI, 5j6. 


Astasische Duodenalstenose infolge Adhäsionen von einer Gallen- 
blasenerkran kungher,Fall3:Magen nur ganz geringgradig dilatiert, tiefgreifende segmen- 
tierende: Peristaltik, Pylorus geschlossen, Duodenum sofort gefüllt. Nach 3 Stunden noch Reste im 
Magen, im Duodenum großer persistierender Wismutfleck. Diagnose: Astasische Duodenalstenose. 
Operationsbefund: Starke Verwachsungen zwischen Leber, Duodenum und Querkolon. Duodenum 
von den Adhäsionen breit überlagert, in der Gallenblase zwei Steine. | 

Astasische Duodenalstenoseinfolgeextraduodenalen Tumors, Fall 4: 
Magen von normaler Größe und Form, lebhafte tiefgreifende Peristaltik. Pylorus etwas nach rechts 
verzogen, Duodenum sofort gefüllt. Nach 3 Stunden geringe Reste im Magen, persistierender Wismut- 
fleck im Duodenum. Diagnose: Affektion am Duodenum. ÖOperationsbefund: Das Duodenum kompri- : 
mierender Tumor, retroperitoneal an der Flexura duodeno-jejunalis gelegen. 

' Mit Rücksicht darauf, daß die Peristaltik zwar tiefgreifend, aber doch nicht vollkommen segmen- 
tierend war, wie wir es bei Ulcus duodeni gewöhnlich sehen, habe ich in diesem Falle die Diagnose nur 
auf Affektion des Duodenums und nicht auf Ulkus gestellt. 

Bei Fall 4 war auch ein häufig als charakteristisch für Ulcus duodeni angeführtes Symptom zu 
finden, nämlich die Rechtsverlagerung des Pylorus der wohl eine ausschlaggebende Be- 
deutung für die Diagnosenstellung abgesprochen werden muß: Ich habe dieses Symptom außer in 
diesem Falle eigentlich nur dann gesehen, wenn es zu einer Dilatation des Magens gekommen war. Es 
ist eine bekannte Tatsache, daß bei starker Dehnung des Magens die sogenannte Rechtsdistanz ver- 
größert wird, d. h. der Pylorus rückt, je stärker die Dilatation wird, immer weiter nach rechts. Ist 
bei einem nicht dilatierten Magen eine Rechtsverlagerung des Pylorus vorhanden, so spricht dies 
meines Erachtens nicht für ein Uleus duodeni, sondern ist auf Adhäsionen zurückzuführen, welche den 
Magen nach rechts verziehen. Es ist demnach die Rechtsverlagerung des Pylorus zwar ein Symptom, 
das bei Ulcus duodeni vorkommen kann, aber nicht unbedingt charakteristisch für dasselbe ist. In dem 
zuletzt beschriebenen Falle 4 war die Rechtsverlagerung des Pylorus nicht durch Adhäsionen bedingt, 
sondern durch Verdrängung von seiten des Tumors, der sich von der Flexura duodeno-jejunalis nach 
aufwärts gegen die Stelle erstreckte, wo sich normalerweise der Pylorus hätte befinden sollen. 


Als charakteristisch für ein florides Ulcus duodeni oder eine astasische Duodenalstenose 
(sei sie primärer oder sekundärer Natur) können wir folgenden Symptomenkomplex bezeichnen: 

1. Tiefgreifende segmentierende Peristaltik. 

2. Sofortiges Sichtbarwerden einer Duodenumfüllung, sei es als 
isolierter Fleck, als Bulbusfüllung, als Ausguß, sei es nur als vorübergehend sichtbare Füllung. 

3. Persistierender Wismutfleck oder wenigstens deutlicher Füllungsrest des 
Duodenums nach 2 bis 3 Stunden. | - 

Bei den höheren Graden der astasischen Duodenalstenose tritt noch, wenn das Duodenum 
erweitert ist, das Offenstehen des Pylorus hinzu. Bei nicht erweitertem Duodenum, also 
bei den nicht stenosierenden Geschwüren zeigt sich der Pylorus immer geschlossen. 

Die Dauer des Persistierens des Wismutfleckes (im Fall 1 war er z. B. noch nach 8 Stunden 
sichtbar) hat für die Diagnosestellung keine weitere Bedeutung mehr, ebenso die übrigen in der 
Literatur angeführten Symptome wie Dextroposition des Pylorus. Hypermotilität, paradoxer 
Sechsstundenrest, Hypermotilität des Dickdarmes u. ä. 

Da ich mich bei meinen Ausführungen nur auf die indirekten Symptome beschränke, so 
habe ich den Nachweis einer Bulbusdeformität, welche natürlich eine auf indirekte Symptome 
gestellte Diagnose stützt, nicht berücksichtigt. 

Wenn wir eine Bulbusdeformität nachgewiesen haben, können wir aus dieser allein uns kein 
Urteil über die Floridität des Prozesses bilden. Hingegen zeigt uns dèr Grad der Peristaltik an, 
ob wir es mit einem floriden oder bereits ausgeheilten Prozeß zu tun haben. Ich habe wiederholt 
bei Fällen, die sich nicht operieren ließen, gesehen, daß im Verlaufe der Ulkuskur die anfangs 
segmentierende Peristaltik zu einer tiefgreifenden oder sogar zu einer ziemlich mäßigen Peri- 
staltik abschwächte, wobei klinisch Beschwerdefreiheit eintrat. Die Bulbusdeformitäten können 
dabei erhalten bleiben eder sich sogar verstärken. Besonders instruktiv ist folgender 

.Fall 5. Ulcus duodeni im floriden und im Narbenstadium: Magen von ge- 
wöhnlicher Form und Größe, segmentierende Peristaltik, Pylorus geschlossen. Duodenum 


spontan gefüllt, zeigt keinerlei Wandveränderungen. Nach 3 Stunden kleiner Rest im Magen, im 
Duodenum ein isolierter Fleck. Diagnose: Florides Ulcus duodeni. Patient lehnte zunächst eine sofor- 


i 


Et ni RE AT a ee nn ne nen Be ET AS a a ESRT a EO E A ee a g e A E A PENNE LERE g O a ia, a0 A A E 0 SEEN a A en = 


XXXI, 5/6. - Die Geschwüre des Magenausganges. | 647 


tige Operation ab und wurde intern behandelt. Trotz Schwindens der klinischen Erscheinungen ent- 
schloß sich Patient nach 2 Monaten zur Operation. Der vor der Operation erhobene Röntgenbefund 
ergab: Normaler Magen, Peristaltik von mittlerer Stärke, bisweilen etwas tiefergreifend, aber nicht 
segmentierend. Am Bulbus duodeni jetzt ein Colescher Defekt nachweisbar. Diagnose: Ulcus duodeni 
nicht florid. Operationsbefund: Entsprechend der Stelle der Bulbusveränderung ein Adhäsionsstrang 
am Duodenum, ein Ulkus nicht zu tasten. 

Es handelt sich hier offenbar um ein flaches Ulkus, das keine direkten, wohl aber die in- 
direkten Symptome gezeigt hatte. Als nach 2 Monaten ein direktes Symptom nachgewiesen 
wurde, das, wie die Operation ergab, auf Adhäsionen, also Heilungsvorgänge zurückzuführen 
war, konnten keinerlei indirekte Symptome mehr beobachtet werden. Hieraus ist zu ersehen, daß 
bei oberflächlichen Geschwüren lokale Bulbussymptome uns im Stiche lassen können, während die 
indirekten Symptome die Diagnose ermöglichen. Die segmentierende Peristaltik ist bei allen 


'floriden Geschwüren des Magenausganges vorhanden, bei den ausgeheilten nur dann, wenn 


die Narbe zu einer Verengerung des Duodenums geführt hat. 


2. Das Ulcus pyloroduodenale. 


Das Ulcus pyloroduodenale unterscheidet sich von dem reinen Ulcus duodeni dadurch, daß 
der Zwischenraum zwischen Ulcus und Pylorus, der uns beim reinen Duodenalgeschwür wertvolle 
Zeichen für die Diagnose geboten hat, wegfällt. Dementsprechend werden wir bei diesen Ulzera 
nie einen persistierenden Wismutfleck beobachten können. Beim Ulcus pyloroduodenale verhält 
sich der Pylorus verschieden, je nach der Ausdehnung, in welcher er ergriffen ist. Immerhin 
kann man stets vor dem Sckirm sofort nach Einnahme der Kontrastmahlzeit Übertritt von 
Speisen ins Duodenum beobachten und sieht auch während der ganzen Untersuchung eine zwar 
nicht konstante, aber doch deutliche Füllung des Duodenums. Zu einem Offenstehen des Pylorus 
mit breiter Kommunikation zwischen Magen- und Duodenumfüllung kann es natürlich hier 
nicht kommen, da dieses Verhalten, wie ich schon bei der Besprechung der reinen Duodenal- 
ulzera betont habe, nur dann zu beöbachten ist, wenn sich eine Erweiterung der zwischen dem 
Ulkus (bzw. dem stenosierenden Prozesse) und Pylorus gelegenen Partie ausgebildet hat, was 
selbstverständlich beim Ulcus pyloroduodenale wegen Wegfall dieser Partie nicht möglich ist. 
Hingegen tritt der ‚„‚Tardivpylorospasmus‘“ hier schon viel früher ein, so daß wir beim Ulcus 
pyloroduodenale gewöhnlich nach 3 Stunden immer noch nennenswerte Reste vorfinden. 

Als charakteristische Kontgengymprone für das Ulcus pyloroduodenale möchte ich also 
folgende bezeichnen: 

1. Tiefgreifende segmentierende Peristaltik. 

.2. Sofortiges Sichtbarwerden einer Füllung im Duodenum, sei es 
vorübergehend, sei es als Bulbusfüllung. | 

3. Füllungsrest im Magen nach 3 en bisweilen auch im 
Duodenum. 

` Die Duaodenumfüllung nach 3 Stunden ist nicht immer zu beobachten, da wir beim Ulcus 
pyloroduodenale keine persistierende Füllung haben, sondern nur ein langsames Passieren der aus 
dem Magen eintretenden Ingesta. Ist nun bei der zweiten Durchleuchtung der Tardivpylorospas- 
mus, der sich zu dieser Zeit schon eingestellt haben muß, so kräftig, daß überhaupt kein Austritt 
von Speisen aus dem Magen vor dem Schirm sichtbar wird, so bleibt das Duodenum leer. Doch 
dürfte man auch in solchen Fällen bei nochmaliger Durchleuchtung in einem späteren Stadium 
wieder eine Duodenumfüllung beobachten können. 

Als Beispiele für Ulcus pyloroduodenale mögen folgende 2 Fälle dienen: 

Fall6 (mit Füllungsrest i im Duodenum): Magen gesenkt, etwas dilatiert, tiefgreifende, segmen- 
tierende Peristaltik, Duodenum zeigt sofort eine Füllung, deren Bild einem fortwährenden Wechsel 
unterliegt. Nach 3 Stunden mäßige Reste im Magen, auch im Duodenum ein kleiner Rest von wech- 
selnder Größe zu sehen. Diagnose: Ulcus pyloroduodenale. Operationsbefund: Ulkus am Pylorus, weit 
aufs Duodenum übergreifend. 


1 


648 | Altschul. | Ä a XXXI, 5/6. 


Fall7 (ohne Füllungsrest im Duodenum): Magen etwas dilatiert, sonst der Norm entsprechend, 
äußerst lebhafte, tiefgreifende segmentierende Peristaltik. Pylorus etwas unscharf begrenzt, sofortige 
Duodenumfüllung. Nach 3 Stunden noch erhebliche Reste im Magen, Duodenum leer. Diagnose: Ulcus 
pyloroduodenale. Operationsbefund: Pylorus und Duodenum zeigen starke Verwachsungen mit der 
Leber, am Pylorus eine Verdickung tastbar, Pylorus selbst verengt. 


3. Das Ulcus pylori. 


Unter Ulcus pylori kann man natürlich nicht ein reines Ulcus pylori verstehen. Denn bei 
der geringen Breite des Pylorus kann man wohl ruhig behaupten, daß bloß auf den Pylorus be- 
schränkte Geschwüre zwar theoretisch angenommen werden können, daß aber in der Praxis sich 
jedes am Pylorus sitzende Ulkus entweder mehr gegen das Duodenum oder mehr gegen den Magen 
zu ausbreitet. Da nun die auf den Magen übergreifenden Geschwüre des Pylorus (ohne Beteili- 
gung des Duodenums) und die den Pylorus erreichenden Geschwüre des Magens röntgenologisch 
und wohl auch klinisch dieselben Symptome darbieten, so fasse ich unter dem Namen Ulcus 
pylori alle Geschwüre der Pars pylorica des Magens mit Beteiligung des Pylorus, aber ohne Über- 
greifen auf das Duodenum zusammen. Die Pylorusgeschwüre sind sowohl von den übrigen Ge- 
schwüren des Magens, als auch von den Duodenalgeschwüren röntgenologisch abzugrenzen. Durch 
die Mittelstellung, welche die Pylorusgeschwüre zwischen denen des Magens und des Duodenums 
einnehmen, erhalten sie Symptome von beiden Kategorien, und zwar die tiefgreifende segmen- 
tierende Peristaltik von den Duodenalgeschwüren, die Verlangsamung der Motilität von den extra- 
pylorischen Magengeschwüren. Die tiefgreifende segmentierende Peristaltik ist also ein Symp- 
tom, das allen Geschwüren des Magenausganges gemeinsam ist. Von den übrigen Symptomen 
des Duodenalgeschwüres findet sich keines bei einem Pylorusgeschwür, was ja eigentlich natürlich 
ist, da der Duodenalreflex in normaler Weise ablaufen muß. Der Pylorus bleibt geschlossen, eine 
Füllung des Duodenums ist nie zu sehen, weder sofort nach Aufnahme der Mahlzeit noch im 
weiteren Verlaufe der Untersuchung. Eine duodenale Motilität besteht in diesen Fällen nicht, 
es tritt im Gegenteil, wie schon erwähnt, eine Verlangsamung der Motilität, welche in erster Linie 
dem Pylorusspasmus zuzuschreiben ist, ein. Duodenale Motilität finden wir nur dann, wenn der 
Pylorus infolge eines Ulkus in einen vollständig starren, nicht verengten Ring umgewandelt ist. 
Wir erhalten dann den Symptomenkomplex eines Ulcus pyloroduodenale; übrigens dürfte in sol- 
chen Fällen gewöhnlich auch das Duodenum mitergriffen sein. 

Die Symptome des Ulcus pylori sind also: 

1. Tiefgreifende segmentierende Peristaltik. 

2. Resteim Magennach 3 Stunden,ebensonochnach 6 Stunden. 

3. Keine Duodenumfüllung während der ganzen Zeit der Untersuchung. 


Beispieleines Uleuspylori, Fall 8: Magen von gewöhnlicher Form, etwas gesenkt, 
nicht dilatiert. Äußerst tiefe, segmentierende Peristaltik, Duodenumfüllung nicht zu sehen. Nach 
3 Stunden noch Reste im Magen, die auch noch nach 6 Stunden vorhanden sind, im Duodenum keine 
Füllung. Diagnose: Ulcus pylori. Operationsbefund: Nierenförmiges Ulkus der Pars pylorica knapp 
neben dem Pylorus. Der Pylorus selbst ist nicht vom Ulkus ergriffen, doch wird er von dem das Ulkus 
umgebenden Infiltrat erreicht, das Duodenum ist vollkommen frei. 


4. Organische Stenosen des Magenausganges. 


Organische Stenosen des Pylorus geben röntgenologisch dasselbe Bild wie die Stenosen des 
Duodenums, wenn sie komplett sind. Es empfiehlt sich daher, die Ausdrücke Pylorus- bzw. Duo- 
denalstenose außer Gebrauch zu setzen und stets nur die Diagnose auf Stenosedes Ma ag en- 
ausganges zu stellen. 

Bei inkompletten Stenosen gelingt die Differentialdiagnose öfter. Der Hauptuntersehisi ist 
der, daß bei den Stenosen des Duodenums die Ektasie des Magens nicht so stark ist, wie bei den 
Pylorusstenosen, und daß der am weitesten nach rechts gelegene Teil des Kontrastschattens, der 
bei ersteren ja bereits dem Duodenum angehört, von dem übrigen Teil durch den als konstante 


ir il o A 


XXXI, 5/6. Die Geschwüre des Magenausganges. 649 


Einziehung sichtbaren Pylorus getrennt ist. Bei dieser Gruppe, die zwar auch zu den (häufig 
narbig ausgeheilten) Geschwüren des Magenausganges gehört, vermissen wir im allgemeinen die 
tiefgreifende segmentierende Peristaltik, die ich als pathognomisch für die Affektionen des 
Magenausganges bezeichnet habe. In solchen Fällen von starker Ektasie ist der Magen in seinen 
oberen Partien überhaupt nicht gefüllt. In den unteren Partien sehen wir zwar häufig kräftige 
peristaltische Wellen ablaufen, welche aber infolge des vermehrten Gewichtes des großen Magen- 
inhaltes und demgemäß verstärkten Innendruckes nicht zur Segmentation führen können. Bei 
beginnender Dilatation werden wir aber stets die charakteristische Peristaltik sehen. 

Ob die Stenose des Magenausganges durch ein Ulkus, Narbe oder durch einen Tumor be- 
dingt ist, läßt sich röntgenologisch aus dem Grunde, daß sich die Pars pylorica wenig oder gar 
nicht füllt, nicht in allen Fällen entscheiden. Übrigens spielt diese Frage eine untergeordnete 
Rolle, da die Konstatierung einer Stenose des Magenausganges einen sofortigen chirurgischen 
Eingriff verlangt. | 

Komplet te Duodenalstenose, Fall 9: Magen stark gesenkt und dilatiert, tiefster 
Punkt 3 Querfinger über der Symphyse. Große Rechtsdistanz. Halbmondförmige Füllung nur der 
unteren Partien. Duodenum nicht füllbar. Nach 3 und 6 Stunden nahezu die ganze Mahlzeit im Magen. 
Diagnose: Stenose des Magenausganges. Operationsbefund: Stenosierendes Ulkus des Duodenums. 

Bei derartigen hochgradigen Fällen wird die Differentialdiagnose zwischen Pylorus- und Duo- 
denalstenose in der Regel nicht zu stellen sein, hingegen gelingt dies häufig bei den nicht vollkom- 
menen Stenosen, die zwar noch als Stenosen aufzufassen sind, aber eigentlich Grenzfälle darstellen. 
Bei diesen kann man auch bisweilen die segmentierende Peristaltik, wenigstens angedeutet, beobachten. 
Als Beispiel: 

Inkomplette Pylorusstenose (Grenzfall mit angedeuteter segmentierender Peristal- 
tik). Fall 10: Magen stark gesenkt, 2 Querfinger oberhalb der Symphyse mit dem untern Pol stehend. 
Während der Durchleuchtung sieht man manchmal tiefgreifende, hoch oben beginnende Wellen ab- 
laufen. Duodenum nicht füllbar. Nach 3 Stunden großer Rest, auch nach 6 Stunden noch beträcht- 
liche Rückstände. Diagnose: Stenose des Magenausganges. Operationsbefund: Ulkus am Pylorus. 


Fehldiagnosen. 


Fehldiagnosen wurden — wie schon oben erwähnt — in 13 Fällen gestellt. Ich will die- 
selben jetzt ausführlicher behandeln, um festzustellen, inwieweit dieselben auf die Methodik 
zurückzuführen sind, und ob dieselben bei Berücksichtigung der morphologischen Verände- 
rungen zu vermeiden gewesen wären. 

Zunächst seien 6 Fälle erwähnt, die ich zwar in die Gesamtzahl der Fehldiagnosen einge- 
rechnet habe, obwohl sie meiner Meinung nach nicht als Fehldiagnosen aufzufassen wären. Es 
sind dies Fälle, die röntgenologisch das Bild eines Ulcus duodeni ergaben, bei welchen aber ein 
solches bei der Operation nicht gefunden wurde, sondern nur gewisse Veränderungen am Duo- 


denum (namentlich Erweiterungen). Andere Erkrankungen des Abdomens konnten bei diesen 


Fällen nicht nachgewiesen werden mit Ausnahme eines einzigen 


Falles (Nr. 11): Dieser ergab neben der Erweiterung des Duodenums einen Adhäsionsstrang 
am Pylorus. Es wurde bei diesem Fall auch die Appendix entfernt, welche nur mikroskopische Ver- 
änderungen darbot, die als Residuen einer alten Entzündung aufzufassen waren. Der Mann erschien 
nach zirka % Jahr wieder mit denselben Beschwerden wie vor der Operation und es wurden bei der 
neuerlichen Röntgenuntersuchung abermals die Symptome einer astasischen Duodenalstenose ge- 
funden. Eine zweite Operation lehnte der Patient ab. 

Der Umstand, daß keine andere Erkrankung vorlag — denn die Appendix in Fall 11 scheint 
nach dem weiteren Verlauf nicht die Ursache der Beschwerden gewesen zu sein — läßt die Ver- 
mutung als gerechtfertigt erscheinen, daß bei diesen Fällen doch ein Ulkus, vielleicht ein Schleim- 
hautulkus, vorhanden war, um so mehr als in einem Falle im Dünndarm deutlich blutig tingierter 
Stuhl gesehen wurde. Man hätte das Ulkus vielleicht gefunden, wenn man eine Resektion oder 
wenigstens eine innere Austastung, wie sie Wilm s!) vorgeschlagen hat, vorgenommen hätte. 


1) Münchener med. Wochenschrift, 1910, S. 673. 


650 | Altschul. |  XXKXI, 5/6. 


Während die bis jetzt besprochenen Fälle nicht unbedingt als Fehldiagnosen aufgefaßt wer- 
den müssen, sind die folgenden zweifellos zu den Fehldiagnosen zu zählen. 

Ich erwähne zunächst die Fälle, bei denen die Röntgenuntersuchung trotz eines bestehenden 
Ulcus duodeni einen andern Befund ergeben hatte: 

Fa1112: Die 22jährige, sehr abgemagerte Patientin litt seit 5 Jahren an Schmerzen bei leerem 
Magen, die periodisch auftraten. Die Magensaftuntersuchung ergab Anazidität. Die Röntgenunter- 
suchung zeigte nun, daß nur die kardiale Partie des Magens gefüllt war und nach unten zu mit einer 
scharfbegrenzten konvexen Linie abschloß. Ein Austritt von Wismutbrei aus diesem Depot, das auch 
noch nach 3 Stunden vollkommen gefüllt erschien, war nicht zu beobachten, hingegen wurde nach 
Trinken von Wismutaufschwemmung ein zweites kleineres unteres Depot sichtbar, aus dem sich jedoch 
die Aufschwemmung, ohne lange zu verweilen, sofort unter tiefgreifender Peristaltik in das ziemlich 
weite Duodenum entleerte. Nach 3 Stunden war neben dem gefüllten oberen Depot auch eine Füllung 
des Duodenums zu sehen, das untere Depot war leer. Eine Nische war weder bei der ersten, noch bei 
der zweiten Durchleuchtung zu konstatieren. Beeinflußt durch die das Bild beherrschende Stenose am 
unteren Ende.des oberen Depots habe ich die Verhältnisse am übrigen Magen und am Duodenum nicht 
genügend berücksichtigt und die Diagnose: Organischer Sanduhrmagen mit Stenose an der Sanduhr- 
enge gestellt. Bei der Operation fand sich aber ein vollständig normaler Magen ohne die geringsten 
Zeichen eines spastischen, geschweige denn eines organischen Sanduhrmagens, hingegen ein Ulcus 
duodeni nahe an der Papilla Vateri. 

Ich hätte in diesem Falle auf Grund der röntgenologischen Untersuchung den Verdacht, 
daß eine Erkrankung des Duodenums vorliege, schöpfen und eine Kontrolluntersuchung vor- 
nehmen sollen. Vielleicht hätte ich dann erkannt, daß es sich um schwere spastische Vorgänge 
am Magen handle und dann die richtige Diagnose stellen können. Denn das Fehlen einer Nische 
bei so hochgradiger Stenose hätte mich schon einmal veranlassen sollen, an der Diagnose organi- 
scher Sanduhrmagen zu zweifeln. Überdies war der Umstand auffallend, daß der oberhalb der 
Stenose befindliche Teil des Magens absolut nicht erweitert, sondern eher schmäler als normal war, 
was ich aber darauf zurückführte, daß die Patientin sofort nach Nahrungsaufnahme erbrach, 
wodurch es zu einer stärkeren Füllung, die eine Erweiterung bewirken müßte, nicht gekommen 
war. Möglicherweise hätte eine Untersuchung mit Papaverin uns Aufklärung verschaffen können. 

Ähnliche Fälle sind von Kienböck!), Bäron und Barsony?) und Bier?) be- 
schrieben. Doch handelte es sich in allen diesen Fällen nicht um eine vollständige Sanduhr- 
stenose, sondern nur um eine spastische Einziehung, während die übrigen Symptome für Ulcus 
duodeni sprachen und die Entleerungszeit des Magens eine normale war. Es lag also der Verdacht 
vor. daß es sich um ein doppeltes Ulcus handle, bei der Operation wurde aber nur ein Ulcus duo- 
deni ohne irgendeine Veränderung am Magen gefunden. In meinem Falle konnte aber die untere 
Partie des Magens mit Kontrastbrei überhaupt nicht gefüllt werden; nach Trinken von Barium- 
aufschwemmung wurde erst ein unteres Depot sichtbar, das eine. tiefgreifende Peristaltik zeigte 
und sich sofort in das (wie ich nach der Operation auf der Platte feststellen konnte, erweiterte) 
Duodenum entleerte. Diese rasche Entleerung fiel mir nicht weiter auf, da wir ja bei Aufschwem- 
mung eine rasche Auffüllung des Duodenums sehen. | 

In einem zweiten Falle (13) fand sich analog den vorher aus der Literatur erwähnten Fällen 
eine tiefe Einziehung an der großen Kurvatur, der gegenüber eine Nische zu sehen war. Bei der Ope- 
ration wurde kein Ulkus am Magen, sondern ein solches im Anfangsteil des Duodenums gefunden. Da 
dieser Fall noch aus der ersten Zeit meiner Beobachtungen stammt, wo ich noch keinen Wert auf das 
Verhalten der Peristaltik legte, so erübrigt eine nähere Besprechung dieses ungenau untersuchten 
Falles; ich habe mich aber verpflichtet gefühlt, ihn unter den Fehldiagnosen anzuführen. 

Hingegen wurde in einem dritten Falle (14) der Verdacht auf ein präpylorisches Ulkus (be- 
sonders auf Grund des Druckpunktes) angenommen, die Peristaltik war in diesem Falle von mittlerer 
Stärke, nach 3 Stunden war im Magen noch ein erheblicher Rest. Die Operation deckte ein Ulcus 
duodeni kdapp neben dem Pylorus auf. Das Ulkus war nicht vernarbt, doch war eine monatelange 


1) Wiener med. Wochenschr., 1912, Nr. 16. 
2) Wiener klin. Wochenschr., 1912, S. 1185. 
3) Deutsche med. Wochenschr., 1912, S. 788 und 836. 


— 


XXXI, 5/6. Die Geschwüre des Magenausganges. 651 
Ulkusdiät eingehalten worden, so daß das Ulkus zur Zeit der Röntgenuntersuchung sich in keinem 
floriden Stadium befunden haben mag. Übrigens ist in einem früheren Befund (von anderer Seite) 
die tiefgreifende Peristaltik- besonders bemerkt. 


Geradeso wie in diesem Falle ließ ich mich in einem anderen Falle durch die Lage des 
Schmerzpunktes trotz eines für Ulcus pyloroduodenale sprechenden Befundes verleiten, eine Dia- 
gnose auf Erkrankung der Gallenblase zu stellen. Es ist dies 


Fall1ö5. Es handelte sich um einen ö3jährigen Mann, der seit 10 Jahren periodisch an Schmer- 
zen und Erbrechen gewöhnlich 1 Stunde nach der Mahlzeit litt, und bei dem vor 6 Jahren vorüber- 
gehend Gelbsucht aufgetreten war. In der letzten Zeit verschlechterte sich der Zustand, indem sich 
stechende Schmerzen in der ÖOberbauchgegend rechts einstellten, welche nach allen Richtungen, 
namentlich aber gegen die Schulter ausstrahlten. Die Röntgenuntersuchung ergab: Magen von ge- 
wöhnlicher Form und Größe, lebhafte tiefgreifende segmentierende Peristaltik, Bulbus duodeni sofort 
gefüllt. Nach 3 Stunden noch geringe Reste im Magen, Duodenum leer. Der Ausgangspunkt der aus- 
strahlenden Schmerzen wird von dem Patienten außerhalb des Magens in die Lebergegend etwa an 
die Stelle der Gallenblase verlegt. Durch Anamnese und die Lage des Schmerzpunktes verleitet, stellte 
ich die Diagnose: Gallenblasen- oder Lebererkrankung. Die Operation zeigte jedoch ein bohnen- 
großes altes Ulkus in der Vorderwand des Pylorus, das zu einem hühnereigroßen Ulkustumor geführt 
hatte, der sich auch auf das Duodenum erstreckte. Eine von hier ausgehende infiltrierende Schwarte 
umgriff das kleine Netz und die Gallenwege, so daß es zu einer Erweiterung der Gallenblase gekommen 
war; die Gallenblase war jedoch ausdrückbar und enthielt keine Steine. 


Der Röntgenbefund entspricht dem von mir für Ulcus pyloroduodenale als typisch aufge- 
stellten Symptomenkomplex. Ich habe mich aber bei der Diagnosenstellung vom Schmerzpunkt 
beeinflussen lassen. Daß dieser in der Gallenblasengegend angegeben wurde, hat seinen Grund 
wohl darin, daß die sekundären Erscheinungen — bei diesem Falle die Beschwerden durch die 
Gallenstauung — im Vordergrunde der Erkrankung standen; die durch die schwartige Infiltration 
bedingte Stenose der Gallenwege hat die in der letzten Zeit aufgetretenen, Gallensteinkoliken 
ähnelnden, ausstrahlenden Schmerzen hervorgerufen und den Patienten zur Operation bewogen. 

In diesem Falle wäre die Differentialdiagnose zwischen Ulkus und Gallenblasenerkrankung 
möglich gewesen. | 

Während also in 4 Fällen ein vorhandenes Ulcus duodeni röntgenologisch nicht diagnosti- _ 
ziert wurde, konnte in den folgenden 3 Fällen die röntgenologische Diagnose Uleus duodeni bzw. 
Duodenalstenose bei der Operation nicht bestätigt werden. 

Im ersten Falle (16), welcher segmentierende Peristaltik, duodenale Motilität und einen persi- 
stierenden Wismutfleck zeigte, ergab die Operation eine chronische Appendizitis, jedoch keine Ver- 
änderungen am Duodenum. 

Ferner zeigte Fall 17 zunächst eine tiefe Einziehung an der großen Kurvatur hoch oben. Als 
ich dann mit Aufschwemmung untersuchte, setzte eine typische segmentierende Peristaltik ein, so daß 
ich annahm, die zuerst gesehene Einziehung sei eine unvollständige Segmentierung gewesen, um so 
mehr als es mir nicht gelang eine Nische nachzuweisen. Die Operation ergab aber ekg ein hoch- 
sitzendes kleines Ulkus gegenüber der Einziehung. 

Bei diesem Falle konnte ich zuerst feststellen, — was ich auch später durch andere Fälle 
bestätigt fand — daß eine segmentierende Peristaltik bei Aufschwemmung kein für irgend- 
eine Erkrankung charakteristisches Zeichen ist, sondern häufig auch bei ganz gesundem Magen 
vorkommt. Pathognomonisch für Erkrankungen des Magenausganges ist sie nur bei konsistenter 
Mahlzeit, namentlich in der weiter unten im Kapitel Untersuchungstechnik angeführten Dar- 
reichung. 

Der letzte Fall von Fehldiagnose ist Jopie 

Fall 18: Bei einem bereits 6 Jahre hindurch an Schmerzen und Erbrechen einige Stunden nach 
der Nahrungsaufnahme leidenden Manne wurde folgender Röntgenbefund erhoben: Magen gesenkt. 
dilatiert, nur der untere Pol erscheint gefüllt, die kleine Kurvatur nicht darstellbar. Beim Empor- 
drängen der Ingesta gegen den Pylorus scheint sich auch der Anfangsteil des Duodenums zu füllen, 


Pylorus breit offen. Nach 3 Stunden noch die gesamte Mahlzeit im Magen, nach 6 Stunden noch erheb- 
liche Reste. Diagnose: Stenose des Magenausganges, dem Duodenum angehörend. Die Operation ergab 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 83 


652 | Altschul. ` | XXXI, 5/6. 
zwei Ulzera an der kleinen Kurvatur, etwa 5 bis 6 cm vom .Pylorus entfernt. Es wurde eine quere 
Resektion vorgenommen, welche Patient jedoch nicht überstand. Bei der Obduktion wurde noch ein 
drittes Ulkus gefunden. Das kleine Netz war zu einer Platte verdickt und die schwartigen Verände- 
rungen, die am stärksten zwischen kardialem und mittlerem Magendrittel ausgeprägt waren, zogen 
sich bis gegen den Pylorus und das Duodenum hin. Ob durch diese Schwarte auch eine Verengerung 
des Duodenums bewirkt war, ließ sich nicht mit Sicherheit entscheiden. 


Wir müssen daher diesen Fall zu den von Schlesinger!) beschriebenen chronischen 
Gastroparesen rechnen, obwohl doch die Möglichkeit zugestanden werden muß, daß die dicke 


Schwarte eine Verengerung am Magenausgang bewirkt hat. Denn derartige Fälle wo hoch-- 


sitzende Magengeschwüre, die keine röntgenologischen Symptome hervorrufen, durch Adhäsionen 
zu einer Verengerung des Duodenums geführt haben und dementsprechend als einfache Duodenal- 
stenosen diagnostiziert wurden, konnte ich noch Amal beobachten. Ich rechne diese Fälle jedoch 
nicht zu den Fehldiagnosen, da ja tatsächlich eine organische Duodenalstenose bestand und nur 
das Magengeschwür nicht diagnostiziert wurde. Es ist dies wohl eine Fehldiagnose in bezug auf 
das Magengeschwür, aber die uns interessierende Affektion des Ma genausganges war richtig 
diagnostziert. Fall’18, bei dem nicht sicher ist, ob tatsächlich eine Duodenalstenose bestand, zähle 
ich natürlich zu den Fehldiagnosen. | 

Von den angeführten 13 Fällen sind die ersten 6 wohl kaum als Fehldiagnosen aufzufassen, 
bei Fall 19 und 21 hätte die richtige Diagnose gestellt werden können, es bleiben daher nur 5 Fälle 
übrig, bei denen die Methode der indirekten Symptome als solche versagt hat, das wäre also nur in 
kaum 2%%. 
| In diesen Fällen hätte uns die morphologische Methode vielleicht eine Klärung bringen 
können. Demgegenüber stehen aber eine Reihe von Fällen, wo ich bei positivem funktionellen 
Befund keine Wandveränderungen konstatieren konnte und die Operation ein Ulcus duodeni 
ergab. 


Differentialdiagnose. 


Die Differentialdiagnose zwischen den extrapylorischen Geschwüren des Magens und denen 
des Magenausganges dürfte im allgemeinen wenig Schwierigkeiten bereiten. Schwieriger ge- 
- .staltet sich die Differentialdiagnose zwischen Ulcus ventriculi und duedeni,..wenn von einem 
Magengeschwür starke Adhäsionsstränge oder Schwarten ausgehen, welche das Duodenum ver- 
engern oder wenigstens verziehen. Falls es sich nicht um ein Nischenulkus handelt, bei dem die 
Diagnose durch die Lage. der Nische ermöglicht wird, können die Veränderungen am Duodenum 
derart überwiegen, daß sie — wie schon erwähnt — die Röntgensymptome des agenuku: voll- 
ständig verschleiern können. J 


So sprach ganz eindeutig für Ulcus duodeni -der Röntgenbefund in F all 19: Magen dilatiert, 
tiefgreifende, segmentierende Peristaltik. Duodenum zeigt sofort eine Füllung des Bulbus. Nach 


3 Stunden Magen vollkommen leer, persistierender Wismutfleck im Duodenum. Diagnose: Ulcus duo- 


‘ denji. Operationsbefund: Stenose des Duodenums durch breite Verwachsungen, herrührend von einem 
Ulkus der kleinen Kurvatur, das etwa 4 Querfinger von der Kardia entfernt war. 

Bei diesem Falle war die Hauptursache für die zur Zeit der Operation aaneen Krank- 
heitserscheinungen die diagnostizierte astasische Duodenalstenose, während das zwar ätiologisch 
für die Verwachsungen verantwortliche Ulkus in der Pars cardiaca bei dem vorlongenen Krank- 
heitsbild mehr in den Hintergrund trat. | 


Ob es sich um Duodenalstenosen infolge von Verwachsungen oder um Veränderungen am 


Duodenum durch ein Ulkus handelt, kann röntgenologisch weder durch die direkten, noch.durch 
die indirekten Symptome entschieden werden. Denn Adhäsionen können zu Verziehungen und 
Taschenbildungen am Duodenum führen, die sich dann als Bulbusdeformitäten dokumentieren, 
ohne daß ein Ulkus vorhanden sein muß. Bei der von mir beschriebenen Beobachtung der in- 


1) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., XXXII, S. 30. 


BD 


` 


XXXI, 5/6. Die Geschwüre des Magenausganges. 658 


direkten Symptome ist es manchmal möglich, bei solchen Bulbusveränderungen aus dem Grad 


der segmentierenden bzw. nur sehr tiefgreifenden Peristaltik die wahrscheinliche Art der Affek- 
tion zu erkennen. Doch ist die Beurteilung solcher geringer Unterschiede zu subjektiv gefühls- 
mäßig, um daraufhin mit Sicherheit die Differentialdiagnose stellen zu können. 

Neben den soeben besprochenen Adhäsionen von einem Magengeschwür aus, kommen in 
erster Linie Adhäsionen von der Gallenblase aus in Betracht. Die übrigen adhäsiven Prozesse, 


welche zu Verwachsungen im Bereiche des Duodenums führen können, sind gewöhnlich schon 
„durch die Anamnese festzustellen, so z. B. vorangegangene Laparatomien oder ein appendizitischer 


Anfall. Die Peritonealtuberkulose wird sich wohl nur ausnahmsweise auf das Duodenum allein 


beschränken, sondern wird auch noch andere adhäsive Veränderungen im Verlaufe des Darm- 


kanales aufweisen. Bei diesen Fällen werden wir den Befund im allgemeinen richtig deuten 
können; aber gerade die Gallenblasenerkrankungen verlaufen bisweilen unter so unklaren Bildern 
und ähneln auch klinisch häufig einem Ulcus duodeni, daß es namentlich mit Rücksicht auf die 


. verschiedene Art der Schnittführung bei der Operation wegen dieser zwei Krankheiten wünschens- 


wert wäre, eine sichere Differentialdiagnose zwischen Ulcus duodeni und Gallenblasenerkrankung 


. stellen zu können. Solange keine wesentlichen Adhäsionen vorliegen, ist eine Unterscheidung 


möglich. Die Gallenblase gehört zu den Anhangsorganen des Duodenums, und es bewirkt daher 


eine Erkrankung derselben, daß die Magenentleerung den duodenalen Typus annimmt. Wir fin- 


den eine Füllung des Bulbus duodeni sofort nach Einnahme der Kontrastmahlzeit, bisweilen, aber 
nur selten, auch im weiteren Verlaufe der Untersuchung, wir finden eine gesteigerte Entleerungs- 
geschwindigkeit (z. B. trotz Ptose kein 3-Stunden-Rest), aber es fehlt die tiefgreifende segmen- 
tierende Peristaltik, welche wir bei direkten Erkrankungen des Duodenums immer nachweisen 
können. .Derartige Befunde finden sich natürlich auch bei allen anderen Erkrankungen, die mit 
duodenaler Motilität einhergehen. Da aber unter diesen die Gallenblasenerkrankungen an Zahl 
bei weitem überwiegen, so kann man mit größter Wahrscheinlichkeit den Verdacht auf eine 
Gallenblasenerkrankung aussprechen. Gestützt wird dieser Verdacht, wenn die Patienten in der 
Lage sind, den Schmerzpunkt genau zu bezeichnen. Dieser Punkt muß bei Gallenblasenerkran- 
kungen außerhalb des Magens gelegen sein, etwa unterhalb des rechten Rippenbogens am unteren 


‚Leherrand. Natürlich ist diesem subjektiven Symptom nur wenig Bedeutung beizumessen, da 


einerseits der Patient seine Schmerzen nicht immer richtig lokalisiert, andererseits auch bei rich- 
tiger Lokalisation noch Täuschungen möglich sind. Ein derartiger Fall, bei dem ich mich durch 
die Lage des Schmerzpunktes verleiten ließ, trotz eines für Ulcus pyloroduodenale sprechenden 
Befundes die Diagnose auf Gallenblasenerkrankung zu stellen, ist der bereits beschriebene Fall 15. 

Es ist also äußerst schwer, wenn nicht unmöglich, bei astasischer Duodenalstenose zu ent- 
scheiden, ob sie auf Ulkusbasis oder sekundär durch Adhäsionen entstanden ist. Selbstverständ- 
lich können auch beide Prozesse gleichzeitig vorkommen, z. B. in folgendem 


Fall 20: Magen gesenkt, etwas dilatiert, lebhafte tiefgreifende segmentierende Peristaltik, 


Pylorus offen, Magen kommuniziert breit mit dem sofort gefüllten erweiterten Duodenum. Nach 


3 Stunden erhebliche Reste im Magen und Duodenum. Diagnose: Astasische Duodenalstenose. Ope- 
rationsbefund: Alte Ulkusnarbe im Duodenum neben dem Pylorus, stenosierender Adhäsionsstrang 
zum Duodenum infolge Cholelithiasis. | 


Selten sind die Fälle, bei denen eine erkrankte Gallenblase ins Duodenum durchbricht und 
sc ein Perforationsgeschwür des Duodenums bewirkt, das selbstverständlich dasselbe Bild wie ein 
peptisches Geschwür bietet, wie | 


Fall 21 zeigt: Magen nicht dilatiert, lebhafte tiefgreifende segmentierende Peristaltik, Bulbus 
duodeni sofort gefüllt, Pylorus geschlossen. Nach 3 Stunden Magen leer, im Duodenum ein persistie- 
render Wismutfleck. Diagnose: Ulcus duodeni. Operationsbefund: Ulkus des Duodenums, hervor- 
gerufen durch eine Perforation der Gallenblase ins Duodenum; in der Gallenblase ein ziemlich großer 
Stein. 


Auch die Erkrankungen des Pankreas, dessen Entwicklung von jenem Teil des primitiven 
| | 83* 


654 | Altschul. XXXI, 5/6. 


Darmrohres erfolgt, welcher dem späteren Duodenum entspricht, bieten röntgenologisch oft das 
‘Bild einer duodenalen Erkrankung oder üben einen gewissen Einfluß auf die Motilität des Magens 
aus. So ist es z. B. eine bekannte Tatsache, daß bei pankreaspenetrierenden Magengeschwüren 
eine duodenale Motilität gefunden wird, während wir sonst bei penetrierenden Geschwüren eine 
Motilitätsherabsetzung zu sehen gewohnt sind. 

Die duodenale Motilität findet sich auch bei primären Erkrankungen des Pankreas. Bezüg- 
lich der Peristaltik gilt dasselbe wie bei den Gallenblasenerkrankungen. Bei unkomplizierten 
Pankreaserkrankungen vermissen wir die für eine wirkliche Duodenalaflfektion charakteristische 
tiefgreifende segmentierende Peristaltik. 

Segmentierende Peristaltik tritt erst dann auf, wenn ein Pankreastumor aufs Duodenum 
übergreift und daselbst eine Stenose hervorruft. Dies zeigt z. B. 


Fa1l122: Magen leicht gesenkt, nicht dilatiert. Peristaltik hoch oben beginnend, segmentierend. 
Duodenum spontan nicht gefüllt, nur eih kleiner Fleck am untern Leberrand wird bald sichtbar. Druck- 
punkt unbestimmt. Nach 3 Stunden noch ein sehr erheblicher Rest im Magen. Diagnose: Stenose des 
Magenausganges, dem Duodenum angehörend. Operationsbefund: Pankreaskarzinom aufs Duodenum 
übergreifend. 


Von den. übrigen „Exzitationsneurosen‘ wäre noch die Neurasthenie und die Appendicitis 
zu besprechen. Die Nephrolithiasis, die Schlesinger noch anführt, wird wohl kaum einen 
~ Anlaß zu diagnostischen Verwechslungen bieten. 

Die Neurasthenie bzw. Hysterie könnte hingegen zu Verwechslungen und zwar nicht mit 
einem Ulcus duodeni, sondern mit einem Pylorusgeschwür führen. Wir finden keine duodenale 
Motilität, sondern im Gegenteil eine Herabsetzung der Entleerungsgeschwindigkeit des Magens 
bei äußerst lebhafter, tiefgreifender, segmentierender Peristaltik, also ganz das Bild, wie ich es 
als typisch für Ulcus pylori aufgestellt habe. Aber trotzdem lassen sich auch diese beiden Erkran- 
kungen röntgenologisch gut auseinanderhalten. Denn die segmentierende Peristal- 
tik bei der funktionellen Neurose des Magens zeigt nicht die Eigen- 
schaften der hoch oben beginnenden und dann wellenförmig nach ab- 
wärtszu verlaufenden segmentierenden Peristaltik der Erkrankungen 
des Magenausganges, sondern es treten an mehreren Stellen gleich- 
zeitig tiefe, stehende Kontraktionen auf, welche bisweilen zu einer 
direkten Zerstückelung der ganzen Magensilhouette in mehrere Teile 
führenkönnen. Der Ansicht, daß sich bei Appendizitis gewöhnlich duodenale Motilität findet, 
kann ich nicht beistimmen. Denn die Fälle, bei denen röntgenologisch eine direkte Duodenalaffek- 
tion diagnostiziert worden war, die bei der Operation nicht gefunden und bei denen dann aus Ver- 
legenheit die Appendix entfernt wurde, scheiden hier selbstverständlich aus. Ist duodenale Motili- 
tät bei chronischer Appendizitis vorhanden, so müssen andere Veränderungen im Abdomen vor- 
liegen, die für die duodenale Motilität verantwortlich zu machen sind. In erster Linie kommen 
hier Adhäsionsstränge in der Pylorusgegend und am Duodenum in Betracht, die zu einer Ver- 
engerung oder zumindesten Verzerrung der Organe des Magenausganges führen, doch sind solche 
Verwachsungen wegen der großen Entfernung zwischen Appendix und Duodenum ziemlich selten. 
Sind stärkere Adhäsionen vorhanden, so führen sie gewöhnlich nur zu einer Verziehung des 
Magens nach rechts. 

Nur zweimal habe ich bei chronischer Appendizitis ausgesprochene duodenale Motilität 
gesehen: ' 


Fall 23: Magen gesenkt, atonische Konfiguration, sehr lebhaft, tiefe Peristaltik, Bulbus duo- 
deni sofort gefüllt. Nach 2% Stunden Magen nahezu leer, im Duodenum ein Wismutfleck, der auch 
noch nach 6 Stunden persistiert. Magen nach 6 Stunden leer. Diagnose: Möglicherweise Ulcus duodeni. 

Fall 24: Magen von normaler Größe, Form und Peristaltik, etwas gesenkt, Duodenum sofort 
gefüllt. Nach 6 Stunden Magen leer, im Duodenum noch ein kleiner persistierender Wismutfleck. Kolon 
‘ascendens nach oben und links verzogen. Diagnose: Erkrankung der Gallenblase. 


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Ga: Su ei het. Aue ii u si 


XXXI, 5/6. Die Geschwüre des Magenausganges. 655 


In beiden Fällen war der Operationsbefund an Magen und Duodenum trotz innerer Aus- 
tastung dieser Organe durch den Operateur (Prof, Schloffer) vollständig negativ, in beiden 
Fällen wurde aber eine chronische Appendizitis gefunden. Diese 2 Fälle stammen aus einer Serie 
von 7 Fällen, über die ich im Jahre 1913!) berichtet habe. Ich habe als Grund für das Zustande- 
kommen der duodenalen Motilität und besonders des persistierenden Wismutfleckes die Hepa- 
toptose verantwortlich gemacht, die in allen diesen 7 Fällen bestand. Ich habe damals die 
Ansicht ausgesprochen, daß derartige Fälle von Hepatoptose röntgenologisch kaum von Ulcus 
duodeni zu unterscheiden sind, und daß man bei einem für Ulcus duodeni sprechenden Röntgen- 
befund, der mit den Ergebnissen der klinischen Untersuchung nicht recht übereinstimmt, auch 
die Möglichkeit einer Enteroptose ins Auge fassen muß. Doch habe ich jetzt meine Ansicht ge- 
ändert, da ich gefunden habe, daß den Fällen von Enteroptose das für Ulcus duodeni charakte- 
ristische Symptom, nämlich die segmentierende Peristaltik, fehlt. Ich habe daher in letzter Zeit 
die Enteroptose leicht vom Ulcus duodeni unterscheiden können. 

Die Bestätigung dafür, daß es die gesenkte Leber ist, welche in diesen Fällen die Kompres- 
sion des Duodenums und dadurch die duodenale Motilität bewirkt, glaube ich in folgenden 2 Fällen 
gefunden zu haben. . 

Fall 25: Magen gesenkt, stark dilatiert, nur die unteren Partien gefüllt, träge Peristaltik. 
Pylorus geschlossen, Duodenum zeigt eine sofortige Füllung. Nach 3 Stunden im Magen nur noch 
. unwesentliche Reste, die Duodenumfüllung unverändert sichtbar. Diagnose: Verengerung des Duo- 
denums (Adhäsionen?). Die Operation ergab nun, daß ein Teil des rechten Leberlappens abgeschnürt 
war und sich über das Duodenum gelagert hatte. Mit Rücksicht auf das Fehlen der segmentierenden 
Peristaltik habe ich die Diagnose nur auf sekundäre Verengerung des Duodenums gestellt. Wenn ich auch 
nicht die Art der primären Affektion erkannt habe, so liegt das wohl in der Seltenheit derartiger Fälle. 

Während also in diesem Falle die sekundäre Natur der Affektion klar war, so war die Unter- 
scheidung zwischen primär und sekundär in dem zweiten Falle nicht möglich. 

Fall26: Magen ziemlich gesenkt, nicht dilatiert, lebhafte, tiefgreifende Peristaltik. Duodenum 
spontan gefüllt, zeigt an der Majorseite einen kleinen Defekt, welchem auch der Druckpunkt ent- 
spricht. Nach 3 Stunden kleiner Rest im Magen. Diagnose: Astasische Duodenalstenose mäßigen 
Grades. Operationsbefund: Kompression des Duodenums durch einen Schnürlappen der gesenkten 
Leber. 

' In diesem Falle gaben eigentlich die direkten Symptome den Ausschlag bei der Stellung 
der Diagnose. Ohne den Nachweis der Bulbusdeformität wäre die Diagnose nicht so bestimmt 
gestellt worden, da die Peristaltik zwar tiefgreifend, aber nicht eigentlich segmentierend war. 

Diese zwei Fälle bestätigen also die engen Beziehungen zwischen Leber und Duodenum, die 
ich schon vor Jahren angenommen habe. 

Ich glaube jetzt alle Erkrankungen besprochen zu haben, welche zu Verwechslungen mit 
Geschwüren des Magenausganges führen könnten, andere abdominelle Veränderungen werden 
wohl kaum differentialdiagnostische Schwierigkeiten bereiten. Es wäre höchstens noch darauf 
"hinzuweisen, daß auch bei beginnenden Karzinomen des Magens eine duodenale Motilität infolge 
der Anazidität gefunden werden kann. Aber auch hier ist es mit Rücksicht auf das Fehlen der 
segmentierenden Peristaltik leicht, ein Geschwür des Magens auszuschließen. Ein karzinomatös 
entartetes Geschwür des Magenausganges wird, wenigstens im Beginn, trotzdem alle Zeichen des 
Geschwüres, also auch die segmentierende Peristaltik zeigen. 


Untersuchungstechnik. 


Uber die Untersuchungstechnik selbst will ich mich ganz kurz fassen, hingegen möchte ich 
zu einigen prinzipiellen Fragen auf diesem Gebiete ausführlicher Stellung nehmen. 

Als Kontrastmittel habe ich (wenigstens vor dem Kriege) ausschließlich Bismutum 
carbonicum benützt, mit dem unbedingt die besten Resultate zu erzielen sind. Durch die ziemlich 


1) 85. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte, Wien 1913. 


656 Altschul. | XXXI, 5/6. 


lange Magenentleerungszeit bei Wismut gelingt es, viel feinere Differenzierungen in der Störung 
der Motilität zu erkennen als mit dem jetzt so beliebten Zitobarium, das beinahe in der 
Hälfte der beim Wismut beobachteten Entleerungszeit den Magen verläßt. Ich muß daher auf 
der Forderung bestehen, bei subtileren Magenuntersuchungen immer eine konsistente und nie 
eine flüssige Kontrastmahlzeit zu verwenden. Als Notbehelf, z..B. bei Untersuchungen kurz nach 
einer Magenoperation, kann das Zitobarium empfohlen werden, aber als Normalmahlzeit möchte 
ich es entschieden ablehnen. Statt Wismut mußte ich in letzter Zeit, wegen Unmöglichkeit der 
Beschaffung desselben, Baryum sulfuricum verwenden, das aber keinen so intensiven Schatten wie 
Wismut wirft und auch dem Wismut gegenüber den Fehler der rascheren Entleerungszeit hat. 
Immerhin ist es ganz gut zu verwerten, da die normale Entleerungszeit einer Baryummahlzeit 
doch etwa 2% Stunden beträgt. 

Die zweite Frage, die ich besprechen will, ist die, ob man das Haudeksche Doppel- 
mahlzeitverfahren anwenden soll oder nicht. Die Idee, die Magenuntersuchung in einer 
Sitzung durchzuführen, ist sicherlich eine ausgezeichnete und hat sich auch in der Praxis für - 
gewisse Zwecke als sehr wertvoll erwiesen, so z. B. bei entfernt wohnenden oder beruflich sehr 
beschäfigten Patienten. Wenn ich mich aber trotzdem dieser Untersuchungsart nur in Ausnahme- 
fällen bediene, so hat dies seinen Grund darin, daß meines Erachtens doch die Nachteile derselben 
die Vorteile überwiegen. Vor allem wird eine große Zeitersparnis, wie sie dieser Methode nach- 
gerühmt wird, nicht erzielt. Denn findet man 6 Stunden nach der ersten Mahlzeit, wo die erste 
Durchleuchtung vorgenommen wird, den Magen bereits leer, so kann man sich kein Urteil bilden, 
ob die Magenentleerung vielleicht doch etwas verlangsamt, geschweige dennn ob sie beschleunigt 
war. Man wird daher mit der Untersuchung in einer Sitzung sein Auslangen nicht finden und 
den Patienten 3 Stunden nach der zweiten Mahlzeit wieder bestellen müssen. 

Man erspart also durch die Doppelmahlzeit in der Regel nur die Untersuchung nach 6 Stun- 
den, die aber gewöhnlich auch bei der einfachen Darreichung der Kontrastmahlzeit nicht mehr 
nötig ist, da der 3-Stundenrest uns ausgezeichnet über die Motilitätsverhältnisse orientiert. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich überhaupt gegen die allzugroße Bedeutung Stellung 
nchmen, die man gewöhnlich dem „6-Stundenrest“ zumißt. Der Begriff 6-Stundenrest ist 
so Allgemeingut geworden, daß man wohl kaum eine Arbeit über Röntgenuntersuchung des 
Magens finden wird, in der dieser Ausdruck nicht gebraucht worden ist. Es liegt mir selbstver- 
ständlich fern, das Verdienst zu verkennen, das sich Haudek durch die Einführung des 
6-Stundenrestes erworben hat. Denn dadurch wurde ein Schema geschaffen, nach welchem eine 
Trennung zwischen physiologischer und pathologischer Motilitätsherabsetzung des Magens mög- 
lich wurde. Aber jede schematische Klassifikation birgt die Gefahr in sich, daß durch das Fest- 
halten am Schema die Individualisierung der einzelnen Fälle verloren geht. Nun hat die Röntgen- 
untersuchung des Magens einen derartigen Aufschwung genommen, daß wir uns heute nicht 
mehr mit der einfachen Diagnose Motilitätsherabsetzung begnügen, sondern feinere Unter- 
scheidungen vornehmen müssen, die sich in ein Schema nicht gut einfügen lassen. ou: 

Der 6-Stundenrest ist zwar imstande, uns allgemeine orientierende Aufschlüsse über die 
Motilität zu geben, es kommt ihm aber keine ausschlaggebende Bedeutung bei der Beurteilung 
derselben zu). Viel wichtiger ist die Beurteilung des 3-Stundenrestes, da dieser uns die wert- 
vollsten Aufschlüsse über die Motilitätsverhältnisse zu geben vermag. Die dritte Durchleuchtung 
wird man am zweckmäßigsten bei kleinen 3-Stundenresten nach 4 bis 5 Stunden, bei mäßigen 
Resten nach 7 bis 8 Stunden, bei großen Resten nach 10 bis 12 Stunden vornehmen. 

Mit der Eliminierung der Bedeutung des 6-Stundenrestes fällt auch, wie schon oben an- 
gedeutet, der Hauptvorteil des Doppelmahlzeitverfahrens weg, daß man sich in einer Sitzung über 
Magenform und Motilität orientieren kann. Es ist daher dem Einmahlzeitverfahren der Vor- 
zug zu geben. i 


1) Auch Schlesinger tritt für eine genaue Ausmessung der Verweilzeiten unterhalb der 
Grenze von 6 Stunden ein. 


XXXI, 5,6. - Die Geschwüre des Magenausganges. 657 


Die Untersuchungstechnik, die ich als die zweckmäßigste erprobt habe, ist folgende: 

Der Patient erhält auf nüchternen Magen eine Mahlzeit von nachstehender Zusammen- 
setzung: Baryi sulfuriei 75,0, Amyli puri 7,5, Sacchari albi 16,5 und Vanillini 0,05 auf einen 
Teller Griesbrei gut verrührt. Ich möchte hier bemerken, daß die segmentierende Peristaltik, als 
aus äußeren Gründen der Vanillingehalt dieses Gemisches herabgesetzt werden mußte, nicht so 
deutlich und nicht so regelmäßig auftrat. Als der Vanillinzusatz wieder erhöht wurde, war die 


‚segmentierende Peristaltik wieder in ausgesprochenem Maße bei den Geschwüren des Magen- 
ausganges zu beobachten. 


Sofort nach Einnahme dieser Mahlzeit wird die erste Durchleuchtung vorgenommen. Die 


_ zweite Durchleuchtung folgt nach 2 bis 3 Stunden. Ist der Magen leer oder nur wenig gefüllt, so 


kann gleich die Untersuchung mit Aufschwemmung auf eventuelle Nischen oder Bulbusdeformi- 
täten angeschlossen werden. Habe ich mir mein Urteil nach diesen zwei Durchleuchtungen bereits 
gebildet, was wohl meistens der Fall ist, so wird die Untersuchung beendigt. Nur wenn die Dia- 
gnose nicht feststeht oder noch genauere Aufschlüsse über die Entleerungszeiten bei Motilitäts- 
störungen notwendig erscheinen, setze ich die Untersuchung fort, wobei die Zeit der dritten 
Durchleuchtung durch die Art und Größe des 3-Stundenrestes — wie oben erwähnt —. 
bestimmt wird. 


Anatomisch-physiologische Bemerkungen. 


Die Beziehungen zwischen dem vegetativen Nervensystem und den Geschwüren des Magens 
und Duodenums sind, seitdem G. v. Bergmann!) die Störungen im vegetativen Nervensystem 
als ätiologisches Moment für die Entstehung von peptischen Geschwüren bezeichnet hat, Gegen- 
stand zahlreicher Untersuchungen gewesen. Sehr erschwert sind diese Untersuchungen dadurch, 
daß die Innervationsverhältnisse äußerst kompliziert und auch noch nicht vollkommen klar- 
gestellt sind. 

Nach den Röntgensymptomen zu urteilen, scheinen die Partien, die ich unter dem Namen 
Magenausgang zusammengefaßt habe (Pylorus und Duodenum), eine gemeinsame, von den 
übrigen Partien des Magens und des Darmes verschiedene Innervation zu haben. Gewisse Anhalts- 
punkte für diese Ansicht habe ich einerseits in der vergleichenden Anatomie (Müller und 
Liljestrand?), Getrennte Innervation des Magenkörpers und des Pyloruskanales bei Rochen), 
andererseits in tierexperimentellen Arbeiten gefunden. So fiel mir z. B. in der Arbeit von . 
Gundelfinger*) folgende Tatsache auf, die der Autor gar nicht beachtet hat, da seine Expe- 
rimente einen andern Zweck, nämlich experimentelle Erzeugung von Geschwüren, verfolgten. 
Wurden beide Ganglia coeliaca entfernt, so entstanden Geschwüre am Magen und Duodenum, 
wurde nur das linke Ganglion entfernt, so zeigten sich fast immer die Geschwüre aufs Duodenum 
und den Pylorus beschränkt. Ich bin nun darangegangen, diese Versuche zu überprüfen und die 
Folgen der Entfernung nur des rechten Ganglions zu studieren. Diese Untersuchungen sind noch 
nicht abgeschlossen. Aber auch so kann man schon sagen, daß die Befunde von Gundelfinger 
die Ergebnisse der Röntgenuntersuchung bestätigt haben, daß nämlich der „Magenausgang“ 
(Duodenum und Pylorus) ein eigenes System bildet, das von dem restlichen Magen physiologisch 
abzutrennen ist. 


Schlußkapitel. 


Wenn ich die Ergebnisse, zu denen meine Ausführungen geführt haben, zusammenfassen 
will, so ist es zweckmäßig, dieselben in 3 Gruppen zu ordnen. 


1) Münchner med. Wochenschr., 1913, Nr. 4. 
3) Archiv für Anatomie, 1918, S. 137. 
8) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir., Bd. XXX, S. 189. 


.658 “ Altschul. XXXI, 5/6. 


I. Richtigstellung gebräuchlicher ungenauer Bezeichnungen. 


1. Pylorusfern und pylorusnahe sind viel zu ungenaue Bezeichnungen, die zu 
Mißverständnissen Anlaß geben können. Es ist daher zweckmäßiger, die Ulcera peptica in „den 
Pylorus nicht erreichende (extrapylorische) Geschwüre des Magens“ und „Geschwüre des Magen- 
ausganges“ (d. h. die Geschwüre des Magens, bei denen der Pylorus mitergriffen ist und die 
Duodenalgeschwüre) einzuteilen, da eine solche Einteilung den röntgenologischen Symptomen- 
komplexen und den Innervationsverhältnissen entspricht. 

2. Die segmentierende Peristaltik gehört nicht zu den Symptomen der duodenalen 
Motilität. 

3. Die Behauptung, daß bei duodenaler Motilität der Pylorus „offenstehe‘“, ist nicht 
ganz zutreffend, denn die Magenentleerung ist nicht durch Offenstehen, sondern durch häufiges 
Öffnen des sich immer wieder schließenden Pylorus beschleunigt. Zu einem wirklichen Offen- 
stehen eines organisch nicht veränderten Pylorus kommt es nur bei einer Stenose des Duodenums, 
wenn infolge von Stauung das erweiterte Duodenum durch den ebenfalls erweiterten Pylorus breit 
mit dem Magen kommuniziert. 

4. Unter dem Ausdruck Duodenalstenose sind in der Literatur eine ganze Reihe von 
Veränderungen am Duodenum zusammengefaßt, deren Symptomenkomplexe untereinander 
wesentliche Unterschiede aufweisen. Man muß wenigstens 2 Arten unterscheiden: Die eigentliche 
echte Duodenalstenose, nämlich die komplette oder nahezu komplette Stenose mit Stau- 
ung der Ingesta, und die inkomplette, teils organische, teils funktionelle Stenose ohne Stase der 
Ingesta, für die ich den Namen astasische Duodenalstenose vorschlage. 


II. Methodik. 


1. Dem „6-Stundenrest‘“ kommt keine ausschlaggebende Bedeutung für die Dia- 
gnosenstellung zu; viel wichtigere Anhaltspunkte für die Diagnose bietet der „3-Stunden- 
rest“. 

2. Dadurch fällt der Hauptvorteil ds Doppelmahlzeitverfahrens weg, das als 
Normalverfahren nicht zu empfehlen ist. 

3. Die flüssigen Kontrastspeisen (z. B. Zitobarium) verlassen den Magen viel zu schnell, 
als daß sie feinere Differenzierungen in der Motilität zulassen würden. Es ist daher bei der Unter- 
suchung auf indirekte Symptome den konsistenten Mahlzeiten (Brei) der Vorzug zu geben. 

4. Die Untersuchung mit Wismutaufschwemmung zur Darstellung von Bulbusdeformitäten 
ist zweckmäßig erst nach Abschluß der Untersuchung mit Wismutbrei vorzunehmen. 

5. Die Untersuchungstechnik gestaltet sich also am besten folgendermaßen: Einnahme der 
Kontrastmahlzeit (ein Teller Griesbrei mit 75 g Barium sulfuricum bzw. 50 g Bismutum carbo- 
nicum sowie ein Zusatz von 7,5 g Amylum purum, 16 g Zucker und 0,05 Vanillin); hierauf so- 
fortige Durchleuchtung, die zweite Durchleuchtung nach 3 Stunden. Die dritte Durchleuchtung 
wird je nach der Größe des 3-Stundenrestes bei geringen Mengen nach 4 bis 5 Stunden, bei 
mäßigen nach 7 bis 8 Stunden, bei großen nach 10 bis 12 Stunden vorgenommen. Ist der Magen 
bereits nach 3 Stunden leer, fällt sie natürlich überhaupt fort. Sobald der Magen leer ist, wird 
die Untersuchung auf Bulbusveränderungen angeschlossen. Plattenaufnahmen werden nur ge- 
macht, wenn ein interessanter Befund festgehalten werden soll oder wenn die Durchleuchtung 
nicht genügend Klarheit gibt. | 


II. Symptomatik. 
= 1. Vollständig beweisend für die Diagnose ist der Naehweis von anatomischen Wandver- 
änderungen. Aber auch ohne denselben gelingt es in der Mehrzahl der Fälle auf Grund der in- 


direkten Symptome die Diagnose zu stellen, wenn man die geschilderte Untersuchungstechnik 
anwendet. 


Pa ia ei Zr er Sn a a a VE 


XXXI, 5/6. . Die Geschwüre des Magenausganges 659 


2. Ein Vorteil der „indirekten“ Methode liegt darin, daß sie eine Unterscheidung zwischen 
floriden und nichtfloriden Prozessen bzw. zwischen „chirurgischen“ (d. h. Fällen, wo ein chirur- 
gischer Eingriff indiziert ist) und nichtchirurgischen ermöglicht. | 

3. Die Symptome der eo yane des Magenausganges in floridem Zustande 
sind folgende: 

a) Allen Arten gemeinsam ist die tiefgreifende segmentierende 
Peristaltik, die besonders deutlich bei Vanillinzusatz zu 
sehenist. 

Hierzu kommt bei reinem Duodenalgeschwür: 
b) Sofortige Füllung des Duodenums und 
c) persistierender Wismutfleck oder wenigstens deutlicher Füllungsrest nach 3 Stunden. 


Bei Ulcus pyloroduodenale: 


b) Sofortige Füllung des Duodenums und 
c) Füllungsrest im Magen; kein Wismutfleck, höchstens eine vorübergehende Füllung im 
Duodenum nach 3 Stunden. 
Bei Ulcus pylori: 

b) Keine irgendgeartete Füllung des Duodenums während der ganzen Unterenehung, 

c) Erhebliche Reste im Magen nach 3 Stunden. 

4. Die astasische Duodenalstenose, sei sie durch floride Geschwüre, sei sie 
durch Narben, sei sie durch Adhäsionen oder Tumoren bedingt, zeigt folgenden Symptomen- 
komplex: 

a) Tiefgreifende segmentierende Peristaltik. 

b) Sofortige Füllung des gewöhnlich erweiterten Duodenums und in der Mehrzahl der 

Fälle Offenstehen des Pylorus. 

c) Füllungsrest im Duodenum nach 3 Stunden. Magen nach 3 Stunden fast leer oder nur 

mit geringem Füllungsrest. | 

5. Die echte Duodenalstenose ist in der Regel röntgenologisch von der Pylorus- 
stenose nicht abzugrenzen, es wäre daher besser, im Befunde nur von der (röntgenologisch sicher 
zu diagnostizierenden ) Stenosedes Magenausganges zu sprechen. 

6. Die übrigen in der Literatur angegebenen Symptome haben nur untergeordnete 
Bedeutung. | 

7. Duodenale Motilität (ohne segmentierende Peristaltik) ist bei unkomplizierten 


Fällen von Erkrankungen der Gallenblase und des Pankreas zu beobachten. Die unkomplizierte 


Appendizitis bewirkt keine duodenale Motilität. 

8. Duodenale Motilität mit persistierendem Wismutfleck ist ein 
Zeichen der Kompression des Duodenums durch die Leber und zwar entweder bei Hepatoptose . 
infolge Enteroptose oder durch einen abgeschnürten Leberlappen, evtl. durch einen Tumor der 
Leber. | | | 

9. Adhäsionen am Duodenum, mögen sie von einem röntgenologisch keine Symptome 
zeigenden Magengeschwür, von einer Gallenblasenerkrankung, von einer Appendizitis, von einer 
Tuberculosis peritonei oder von einer vorangegangenen Laparatomie herrühren, sowie Verände- 
rungen durch einen primären oder sekundär aufs Duodenum übergreifenden Tumor, geben in 
der Regel das Bild einer astasischen Duodenalstenose, die sich von einer solchen auf Ulkusbasis 
nicht differenzieren läßt. Selten kommt es bei diesen Erkrankungen zu einer echten Duodenal- 
stenose. 

10. Beifunktionellen Neurosen des Magens findet sich segmentierende Peri: 
staltik bei geschlossenem Pylorus ohne Duodenumfüllung. Diese Peristaltik unterscheidet sich 
von der bei Geschwüren des Magenausganges vorkommenden dadurch, daß sie nicht hoch oben 
am Magen beginnt und wellenförmig nach abwärts läuft, sondern an mehreren Stellen gleich- 


-zeitig auftritt und zu einer direkten Zerstückelung des Magenschattens führt. 


Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlon. XXXI. . 84 


660 Ä Knipping und Kowitz. XXXI, 5/6. 


Zusammenfassung. 


Der große Fortschritt, den die Erschließung der morphologischen Veränderungen am Bulbus 
duodeni für die Diagnose bei Geschwüren des Magenausganges bedeutet, darf nicht dazu führen, 
daß die indirekten Symptome vollkommen vernachlässigt werden. 

An meinem Material konnte ich feststellen, daß bei alleiniger Berücksichtigung der in- 
direkten Symptome die Fehlerprozente nur um ein geringes höher waren, als bei der ‚„morpho- 
logischen“ Methode. 

Hingegen bieten uns die indirekten See die Möglichkeit, die Floridität des Pro- 
zesses beurteilen und so die Indikation für einen chirurgischen Eingriff stellen zu können. 

Durch die Kombination der beiden Methoden ist eine Herabsetzung der Fehlerprozente 
zu erreichen. Ä 


Aus der Direktorialabteilung (medizinische Universitätsklinik, Direktor: Prof. Dr. L.Brauer) 
und dem allgemeinen Röntgeninstitut (Oberarzt: Priv.-Dozent Dr. Lorey) des Eppendorfer 
Krankenhauses, Hamburg. 


Über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Eiweißkörper des Plasmas. 
| Von 
Dr. H. W. Knipping und Priv.-Doz. Dr. H. L. Kowitz. 


Zahlreiche und zum großen Teil gut übereinstimmende Untersuchungen (Burckhardt[1]. 
Robertson [2], P..Müller[3]) haben gezeigt, wie empfindlich der Organismus auf die ver- 
schiedenen Störungen im normalen Ablauf der Lebensvorgänge (Infekte, Krebs, Hunger) mit 
Veränderungen des Blutplasmas, insbesondere Verschiebungen zwischen den 3 großen Eiweiß- 
gruppen, Fibrinogen, Globulin und Albumin reagiert. Wie diese Veränderungen zustande kom- 
men, ist bisher nicht mit Sicherheit zu sagen. Die darüber aufgestellten Theorien sind nicht ge- 
nügend gestützt und haben auch nicht allgemeine Anerkennung gefunden. Es scheint, daß das 
Auftreten von artfremden Eiweißkörpern und von Eiweißzerfallsprodukten, Toxinen usw. im 
Blute beim Zustandekommen der Verschiebung zwischen den Eiweißfraktionen eine große Rolle 
spielt und auch fast allen erwähnten Störungen gemeinsam ist. | 

Zur Feststellung dieser Veränderungen stehen uns 2 Methoden zur Verfügung. Die eine 
ist eine exakt quantitative. Man isoliert die Eiweißkörper durch fraktionierte Fällungen, reinigt 
und wiegt direkt. Untersuchungen dieser Art über die Einwirkung der Bestrahlung des Organis- 
mus auf die verschiedenen Eiweißgruppen des Plasmas bestehen bisher nicht. Die zweite Methode 
gestattet, durch Messung von Refraktion und Viskosität und mit Hilfe von Kurven, die von 
 Naegeliund Rohrer (7) angegeben sind, ungefähre Werte über das Verhältnis von Globulin 
zu Albumin zu bekommen. Herzfeld und Schinz(4) haben die genannten Verschiebungen 
bei der Bestrahlung mit der zweiten Methode bestimmt und fanden Veränderungen in dem Ver- 
hältnis von Globulin zu Albumin zu ungunsten des Albumins (Fall 1: Aktinomykose, vorher 
70 : 30, nachher 55:45. Fall 2: Struma sarcomatosa, vorher 70 : 30, nachher 60:40. Fall 3: 
Sarkom, vorher 54 : 43, nachher 45 : 55). Die Autoren betonen selbst, daß es sich nur um Nähe- 
rungswerte handelt. 

Die Einwände, die man sowohl gegen die ng der Werte für Albumin und Globulin 
aus der Viskosität und den Refraktometerzahlen als auch gegen die Viskositätswerte selbst haben 
kann, sind zahlreich. Der Viskositätswert hängt außer vom Globulinanteil des Serums noch von 
mehreren Faktoren ab (Serumelektrolyte usw.). Die Rohrerschen Kurven sind gewonnen worden 
durch Messungen mit dem Heßschen Viskosimeter. Da bei dem bisher gebräuchlichen Modell 
nicht im Thermostaten untersucht werden kann, ist es unmöglich, wirklich genaue Werte zu be- 
kommen. Für klinische Zwecke fallen diese und andere Mängel nicht ins Gewicht, wohl aber, 
wenn man diese Viskositätszahlen rechnerisch, wie erwähnt, auswertet. 


XXXL 5/6. Über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Eiweißkörper des Plasmas. 661 


Die vorliegenden Untersuchungen wurden ausgeführt mit der üblichen gewichtsanalytischen 
Methode (5) und einigen Abänderungen, über die wir in einem anderen Zusammenhange noch 
berichten werden. Es wurden gleichzeitig bestimmt die 4 Eiweißfraktionen; Fibrinogen, Euglo- 
bulin, Pseudoglobulin und Albumin im Plasma vom Patienten vor und nach einer Bestrahlung. 
Weiterhin wurden einige Untersuchungen an in vitro bestrahlten Eiweißsolen und Plasma ` 
ausgeführt. | Ä 

Es ist viel über die Einteilung der Serumeiweißkörper gestritten worden. Die genannten 
Gruppen sind außerordentlich reaktionsfähig und neigen vor allem zu Reaktionen mit dem Dis- 
persionsmittel. Das erschwert sehr die Arbeit mit ihnen, weil nicht feststeht, ob man nach kürzerer 
oder längerer Zeit und nach geringfügigen, rein physikalischen Einwirkungen es rein chemisch 
betrachtet noch mit demselben Sol zu tun hat wie am Anfang. Die physikalisch-chemischen 
Eigenschaften sind auch durch geringfügige Eingriffe verändert; ob chemische Veränderungen 
dem immer parallel gehen, ist nicht sicher. Die notwendig fließenden Grenzen zwischen rein che- 
misch und kolloid-chemisch sind bei diesen Eiweißsolen besonders schwer festzustellen. 

Wir sprechen im Folgenden von diesen Gruppen als von Eiweißfraktionen, die durch ihre 
Fällungsgrenzen und Optima, durch ihre isoelektrischen Punkte und ihren Dispersionsgrad, also 
rein physikalisch-chemisch charakterisiert und gruppiert sind. Rein 
chemisch ist von den Fraktionen Globulin und Albumin lediglich die elementare Zusammen- 
setzung bekannt. o H N S . O 

Fibrinogen 52,93 6,90 16,66 1,25 22,26 (Hammerstein) 
Serumglobulin 52,71 7,01 1585 1,11 22,382 , 
Serumalbumin 53,08 710 15,983 1,9 21,86 (Michel) | 

Außerdem wissen wir, daß Albumin Cystin enthält. Das genügt aber nicht, um die Frak- ' 
tionen rein chemisch voneinander zu trennen und quantitativ zu fassen, während Trennung und 
Messung der physikalisch-chemisch eingeteilten Fraktionen nicht schwierig ist. Praktisch sind 
die Plasmaeiweißkörper bisher auch nur nach Fällungsgrenzen gegliedert, worden. 

Von den Globulinen haben wir Pseudoglobulin und Euglobulin getrennt untersucht, weil 
das Euglobulin bei einigen pathologischen Vorgängen in seinem Verhalten aus der Reihe der 
anderen labilen Eiweißfraktionen herausspringt, worüber später zu berichten sein wird.. Nach 
Porges und Spiro (6) zeigt die chemische Analyse der beiden Globuline erhebliche Diffe- 
= renzen im C- und N-Gehalt. Da das Verhältnis C : N aber konstant ist, so besteht der rein che- 
mische Unterschied lediglich in einem verschiedenen Wassergehalt. 

Als Fällungsgrenzen nach oben sind hier für die genannten Plasmafraktionen angenommen 
in Ammoniumsulfatzahlen — Gehalt des Sols einschließlich Ammoniumsulfatzusatz in Prozenten 
an kalt gesättigter Ammoniumsulfatlösung — 


Fibrinogen . . . 28 
Euglobulin . . . 32 
Pseudoglobulin . . 50 


Albumin alles über 50 


Die isoelektrischen Punkte dieser Eiweißgruppen liegen bei 4.7 für das Albumin, 5.4 für das 
Globulin; der isoelektrische Punkt des Fibrinogen ist noch nicht genau bekannt, jedoch ist an- 
zunehmen, daß er wegen der überaus großen Labilität dieses Eiweißkörpers noch näher der Blut- 
reaktion liegt. Es ist noch nicht sicher, ob und wie weit die Verschiebung des Flockungsoptimums 
der Verschiebung des isoelektrischen Punktes parallel geht. Michaelis fand, daß bei den 
Solen der Eiweißstoffe im isoelektrischen Punkt ein Minimum der Beständigkeit herrscht. Die 
Ausflockungstendenz ist im isoelektrischen Punkt am größten, weil die zwischen den einzelnen 
Kolloidteilchen bestehenden Anziehungskräfte nach einer gewissen Entladung nicht mehr durch 
die elektrischen Ahstoßungskräfte paralysiert werden, so daB sich größere Aggregate bilden 
können. | 

Das zur Untersuchung entnomimene Blut wurde morgens nüchtern aus der ungestauten 

84* 


` 


662 Knipping und Kowitz. | XXXI, 5/6. 


Armvene unter Parafün entnommen, um keine Veränderung der Kohlensäurespannung zu be- 
kommen. Wichtig ist, daß sich die Sedimentierung der Blutkörperchen unter dem Schutz des 
Paraffins vollzieht. Außerachtlassen dieser Vorsichtsmaßregel bedingt grobe Fehler (Abfall des 
osmotischen Druckes im Plasma, Flüssigkeitsaustausch zwischen den roten Blutkörperchen und 
dem Plasma und Veränderung der Eiweißwerte, wie wir in Kontrolluntersuchungen feststellen 
konnten). | | 
Es wird von jedem Plasma 10 ccm abpipettiert und so verdünnt, daß die Gesamtmenge 
Plasma, Ammoniumsulfat und Wasser 100 ccm beträgt. Es empfiehlt sich, immer mit solchen 
Verdünnungen zu arbeiten, da in konzentrierten Lösungen die untere Fällungsgrenze sich außer- 
ordentlich stark nach unten verschiebt, ein Verhalten, auf das die gelegentlich gegen die Salz- 
fällung erhobenen Einwände zurückzuführen sind. Man vermeidet dadurch auch Störungen 
durch den verschiedenen Elektrolytgehalt der Blutproben, die man miteinander vergleichen will. 
Der Zusatz des Ammoniumsulfates muß bei allen Proben gleichmäßig schnell und in gleichen 
Zeiträumen geschehen, denn wir wissen aus Untersuchungen Höbers und Gordons, daß bei 
raschem Zusatz mehr ausfällt als bei langsamen, über mehrere Stunden sich hinziehendem!). Im 
übrigen war die Technik, von kleinen Abänderungen abgesehen, wie die von Cohnheim ange- 


' gebene: Ausfällen mit Ammoniumsulfat, Auswaschn mit gleichprozentiger Ammoniumsulfatlö- 


sung, bis das Filtrat eiweißfrei ist, irreversible Fällung, Auswaschen mit destilliertem Wasser, bis 
das Filtrat elektrolytfrei ist, Durchspülen mit Äther und Alkohol, Wiegen auf Filtern, die vorher 
und nachher bis zur Gewichtskonstanz im Vakuumheißtrockner getrocknet sind. Dann Bestim- 
mung des Ammoniumsulfatgehaltes im Filtrat der Fällung zuzüglich der zum Nachwaschen 
durch das Filter geschickten gleichprozentigen Ammoniumsulfatlösung, Ammoniumsulfatfällung 
der nächsten Eiweißfraktion usw. Bei einzelnen Untersuchungen sind Proben durch gleichzeitige 
Gesamteiweißbestimmung und Vergleich dieser mit der Summe der Fraktionen mit angeführt. 

Alle Bestrahlungen wurden ausgeführt mit einem Symmetrieinstrumentarium, welches bei 
40 cm Funkenstrecke (180 Kilovolt), 2 Milliampere, 30 cm Fokus-Objektabstand in 43 Minuten 
eine HED. gibt. Temperaturerhöhungen bei den in vitro bestrahlten Solen traten nicht ein. 


1. Frl. L.; etwa walnußgroßes Uteruskarzinom. Patientin noch in gutem Ernährungszustand. 
P. S. (Primäre Spannung) 220 Volt; K. (Kilovoltzahl) 190; M. (Milliampere) 2; Filter % mm Kupfer; 
D (Fokus-Hautabstand) 50 cm; minutliche Oberflächendosis 11,8 F.; Bestrahlungszeit 37 Min. 


Vor der Bestrahlung in 9 cem Plasma: 2 Stunden nach der Bestrahlung 
Fibrinogen . . . . 0,0612 in der gleichen Menge Plasma: 
Euglobulin © Fibrinogen . . . . 0,0820 
Pseudoglobulin . . 0,3922 Euglobulin . . . . 0,0072 
Albumin. . . . . 0,4120 Pseudoglobulin . . 0,8902 

Summa 0,8654 Albumin. . . . . 0,8601 
Gesa mteiweiß, getrennt bestimmt 0,8407. Summa 0,8395 


Gesamteiweiß 0,8186 


2. Frl. M., Kehlkopftuberkulose. P.S. 220; K. 85; M. 2; 5mm Aluminium; D. 23 cm; 22,2 F.; 6 Min. 


2 Stunden nach der Bestrahlung 


Vor der Bestrahlung in 9 cem Plasma eines seitlichen Feldes 


Fibrinogen . . . ! 0,045 | 0,0412 
Euglobulin . . . . 0,0042 0,0051 
Pseudoglobulin . . 0,3876 0,3612 
Albumin. . . . . 0,3612 0,3281 

Summa 0,7965 | 0,7306 


1) Störungen durch Differenzen der Wasserstoffionenkonzentration waren nicht zu erwarten, da 
durch Paraffin das Blut vor Kohlensäureverlust geschützt war und die Blutproben alle eine für unsere 
Zwecke ausreichende Konstanz der Wasserstoffzahl hatten, und die gleichmäßige Verdünnung aller 
Proben daran nichts änderte. 


\ 
XXXI, 5/6. Über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Eiweißkörper des Plasmas. 663 


| 3. Frau Sch., starke Metrorrhagien, Anämie. Bestrahlung zum Zwecke der Kastration, P. S. 220; 
K. 85; M. 2; % mm Zink und 3 mm Aluminium; D. 30 cm; 35 Min. 


Nach der Bestrahlung eines 


Vor der Bestrahlung Feldes (Abdomen links) 
Fibrinogen . . . . 0,0212 | 0,0265 
Euglobulin ð O 
Pseudoglobulin . . 0,5173 0,5331 
Albumin. . . 0,3183 | 0,2810 
Sumi 0,8568 0,8406 
Gleichzeitige Gesamteiweißbestimmung 0,8475 0,8348 


4. Frau B.; kindskopfgroßer, inoperabler Uteruskrebs mit Zerfallsprozessen. P. S. 220; K. 190; 
M. 2; 1 mm Kupfer; D. 50 cm; 22,6 F., 75 Min. 
| 2 Stunden nach der Bestrahlung. 


Vor der Bestrahlung _ eines Feldes (Rücken) 


Fibrinogen . . . 0,0520 | 0,0702 
Euglobulin ð 0,0033 
Pseudoglobulin . . 0,3923 0,4407 
Albumin. . . 0,3872 0,2878 

Suma 0,8315 0,8020 


- Bestrahlung von Plasma und Eiweißsolen in vitro. Das Plasma enthält jedesmal 10% einer iso- 
tonischen Natriumzitratlösung. 


1. Plasma von einem normalen Manne. P. S. 220; K. 180; M. 2; % mm Zink; 3 mm Aluminium; 
D. 32 em; 20 Minuten. 


Vor der Bestrahlung | Nach der Bestrahlung 


Durch Zusatz der gleichen 
Menge der gesättigten 
Ammoniumsulfatlösung 
gefällte Eiweißfraktion 
(Globuline) . . . . . . 0,8051 0,3008 
Plasmarest (Albumine) . 0,4127 0,4201 


2. Plasma von einem Patienten (Pneumonie crouposa). P. S. 220; K. 180; M. 2; % mm Zink; 3 mm 
Aluminium; D. 30; 86 Min. 


Vor der Bestrahlung Nach der Bestrahlung 
Globuline . . . . 0,6678 0,6147 
Albumine . . . . 0,2213 | 0,2899 


3. Aus Hundeblutserum wird durch volle Ammoniumsulfatsättigung alles Eiweiß ausgefällt. 
Das ausgefällte Eiweiß wird gewaschen und in soviel physiologischer Kochsalzlösung suspendiert, bis 
die en erreicht ist. P. S. 220; K. 180; M. 2; 5 mm Aluminium; D. 30 cm; 150 Min. 


Vor der Bestrahlung Nach der Bestrahlung 
Globuline . . . . 0,3056 e 0,2912 
Albumine . . . . 0,3218 0,3392 


4. Plasma von einem normalen Patienten. P. S. 210; K. 180; M. 2; 5 mm Aluminium; D. 30 cm; 


30 Min. 


Vor der Bestrahlung Nach der Bestrahlung 
Globuline . . . . 0,3257 0,3210 
Albumine . .. 0, 4384 0,4456 


Wir sehen im Blut der Patienten nach der Bestrahlung eine recht deutliche Verschiebung: 
Zunahme des Fibrinogens, des Euglobulins und Pseudoglobulins, Abnahme des Albumins, die 
zahlenmäßig bei Bestrahlung eines großen Karzinoms stärker als bei Bestrahlung z. B. des Ova- 


664 Ze | Knipping und Kowitz. XXXI, 5/6. 


riums ist. Gleichzeitig fanden wir einen Rückgang des Gesamteiweißwertes in 3 Fällen und einen 
Anstieg desselben in einem Falle. Die Veränderungen in Eiweißsolen und Plasma, welche in vitro 
bestrahlt wurden, waren viel geringfügiger, auch bei Bestrahlungsdosen, die weit über die in der 
Therapie gebräuchlichen hinausgingen, und waren entgegengesetzter Natur. 

Die unmittelbare Wirkung der Röntgenbestrahlung auf Plasma und Bluteiweißkörper ist 
demnach eine Veränderung im Sinne einer größeren Stabilisierung, Verschiebung des Flockungs- 
optimums. Das Globulin wird albuminähnlicher. Wahrscheinlich wird die Messung der isoelek- 
trischen Punkte eine entsprechende Veränderung durch Bestrahlung ergeben. Bei der größten 
angewandten Strahlendosis wurde diese Wirkung wieder schwächer und es ist nicht ausgeschlossen, 
daß bei sehr langen Bestrahlungszeiten, die bei der großen Kostspieligkeit des Verfahrens uns 
nicht möglich waren, wieder die Globulinfraktion ansteigt. 

Man darf sich, vielleicht vorstellen, daß durch die Röntgenbestrahlung wie auch durch Er- 
wärınung das Eiweiß etwas gespalten wird, und daß dabei Produkte entstehen, die 1. die Ober- 
flächenspannung erniedrigen und 2. schwerer fällbar sind als das Ausgangseiweiß. Welche che- 
mischen Veränderungen diesen physikalisch-chemischen parallel gehen, ist, wie schon gesagt, 
unbekannt. Es ist bisher der Zusammenhang zwischen der Konstitution sowohl der Polypeptide 
als auch der Eiweißkörper und den kolloid-chemischen Eigenschaften kaum untersucht worden. 
Soweit die bisherigen Versuche reichen, ist dabei die Länge der Peptidketten von Bedeutung, 
ferner die Adsorption von abgespaltenen Peptiden und Aminosäuren an die Eiweißkörper als 
Adsorbentien. Diese Verhältnisse sind kompliziert durch sehr verwickelte und noch nicht voll- 
ständig aufgedeckte Adsorptionsgesetze und durch die chemische Konstitution, vzgl. wieweit der 
betr. Eiweißkörper mehr Säure- oder mehr Basencharakter hat; der isoelektrische Punkt ist ab- 
hängig von der Säuren- und der Basendissoziationskonstante. 

Nach Bestrahlung des Organismus finden wir im Plasma Veränderungen anderer Art wie 
dienach Bestrahlung in vitro: Anstieg der labilen, grobdispersen Eiweißkörper, also eine Verände- 
rung, wie sie auch bewirkt wird, wenn irgend ein artfremdes Eiweiß oder Abbauprodukt im 
Körper kreist. Wir können annehmen, daß bei der Bestrahlung Zellen zerfallen und die Zerfalls- 
produkte beim Zustandekommen der typischen Veränderungen die Rolle spielen, wie ein paren- 
teral applizierter Eiweißkörper. Es ist deshalb die Veränderung im Plasma von bestrahlten Pa- 
tienten wahrscheinlich eine unspezifiische Wirkung der Strahlen, und vor allem ist sie eine se- 
kundäre Wirkung. | 

Hinter dieser indirekten starken Strahlenwirkung auf das Plasma verbergen sich die ge- 
ringen direkten Veränderungen, welche sich auch bei der Bestrahlung von Eiweißkörpern in vitro 
fanden. Sie werden ober übertönt von der viel mächtigeren und im Gesamtplasma nach der Be- 
strahlung des Organismus allein zum Ausdruck kommenden indirekten Wirkung. 


Literatur. 


. Burkhardt, Arch. f. exp. Path. u. Pharm., Bd. 16. 

. Robertson, Journ. of. biol. Chem., Bd. 13. 

.‚P. Müller, Hofmeisters Beiträge, Bd. 5. 

. Herzfeld und Schinz, Strahlentherapie, Bd. XV, H. 1. 
.Cohnheim, Chemie der Eiweißkörper, 3. Aufl., 1911. 

. Porges und Spiro, Hofmeisters Beitr. III. 

. Rohrer, Archiv f. klinische Medizin, Bd. 121. 


JDT AUNI 


XXXI, 5/6. Zum Problem d. wachstumsfördernden Reizwirkung d. R.-Str. bei höheren Pflanzen. 665 


Aus dem Röntgeninstitut des Kaiserin Elisabeth-Spitals in Wien XIV. (Vorstand: 
Dr. Gottwald Schwarz). 


Zum Problem der wachstumsfördernden Reizwirkung der Röntgenstrahlen bei 
höheren Pflanzen’). | 

Von 
G. Schwarz, Czepa und Schindler. 


I. Einleitung. 


Wir haben in unserer kurzen Mitteilung (Bd. XXIX, Nr. 6) angekündigt, noch in detail- 
lierter Form über unsere ausgedehnten Versuche zu berichten, deren Ergebnis es gewesen ist, daB 
wir die von zahlreichen Autoren behauptete wachstumsfördernde Wirkung kleiner Röntgenlicht- 
dosen in keiner Weise bestätigt fanden. Da dieser Frage große strahlenbiologische Bedeutung 
zugemessen wird und: so zahlreiche Angaben über positive Resultate vorliegen, daß sich bei Me- 
dizinern die Meinung verbreitet hat, man könne mit schwachen Röntgenstrahlen das Wachstun: 
der Pflanze ebenso sicher steigern wie mit einem Düngemittel, kommt es uns sehr darauf an, 
diese irrtümlichen Vorstellungen zu korrigieren. Sieht man, wie fest bereits das Dogma von 
einer spezifisch den Röntgenstrahlen zugeschriebenen direkten wachstumsfördernden Wirkung 
bei der Mehrzahl der Radiologen verankert ist, so wird man die Zahl unserer Versuche begreifen 
und die Ausführlichkeit unserer Darlegungen entschuldigen. 

In festem Glauben an das Bestehen einer Reizwirkung begannen auch wir unsere Ver- . 
suche (an Hafer, Weizen und Bohnen). Wir bestrahlten teils trockene, teils vorgequellte Samen 
und auch Keimlinge, wobei wir allerdings von vornherein die Vorsicht walten ließen, stets mit 
einer großen Anzahl von Individuen, und zwar nicht nur bei den bestrahlten Objekten, sondern 
auch bei den nicht bestrahlten Kontrollen zu arbeiten. Wir nahmen gewöhnlich je 100 Samen 
oder Keimlinge in einer Gruppe und hielten sie bei einer Reihe von Versuchen auf nassen Säge- 
spänen, bei einer anderen Reihe auf feuchtem Filtrierpapier und später auf reinem Sand. Bei 
einem Teil der vielen Versuchsreihen gaben wir den Pflanzen nur reines Wasser, bei einem an- 
‘deren eine Nährlösung. 

Da wir bei den aus Samenhandlungen bezogenen Samen schon bei den Kontrollen die ver- 
schiedensten Keimlingslängen erhielten, bezogen wir später das Samenmaterial aus der öster- 
reichischen Bundesanstalt für Pflanzenbau und Samenprüfung in Wien. Aber obwohl diese Sa- 
men eine gleichmäßig gute Keimfähigkeit zeigten, fanden wir unter den 100 Keimlingen einer 
einzelnen Gruppe noch immer sehr große Längenunterschiede. 

Die Hemmung stark bestrahlter Samen und Keimlinge war stets mit ge- 
setzmäßiger Sicherheit zu sehen. Eine nur irgendwie reguläre Förderung bei schwachen Be- 
strahlungen war aber im unvoreingenommenen Vergleich mit den Kontrollen nicht zu erkennen. 

Wir hofften durch genauestes Ausmessen der einzelnen Keimlinge und Aufstellung von 
Mittelwerten zu einem positiven Resultat zu kommen. Aber auch dies lieferte keine einwand- . 
freien Ergebnisse. Die Schwankungen zwischen den einzelnen Exemplaren waren sehr groß, und 
die Mittelwerte aus je 100 Keimlingen einer Gruppe ergaben immer wieder, daß wohl stets eine 
Hemmung bei starker Bestrahlung, aber keine nur einigermaßen gesetzmäßige Förderung 
bei schwacher Bestrahlung zu konstatieren war. 

Wir begannen deshalb an dem Bestehen einer wachstumsfördernden Reizdosis zu zweifeln. 
In diesem Zweifel wurden wir noch bestärkt, als uns eine genaue Durchsicht der in der Literatur 


1) Der Redaktion zugegangen im August 1923. 


666 Schwarz, Czepa und Schindler.. E | Ä XXXI,. 5/6. 


verzeichneten Originalarbeiten zeigte, daß fast alle Autoren mit nur ganz wenig Exemplaren 
gearbeitet und die großen individuellen Schwankungen der Pflanzen nicht berücksichtigt natten. 

Um nun sicher zu gehen und nicht vom botanischen Standpunkt grobe Fehler in der Be- 
handlung der Samen unterlaufen zu lassen, zogen wir einen Fachmann zu Rate (Dr. Schindler 
von der Bundesanstalt für Pflanzenbau und Samenprüfung in Wien). 5 

Wir bestrahlten zunächst einige Ziergräser (Fiorin-, Timote-Gras), die sehr gleichmäßig 
wachsen, dann andere Pflanzen (Senf, Salat, Esparsette, Spitzwegerich), konnten aber auch hier 
nur Schädigung nachweisen. | | 

Nach zahlreichen Versuchen gingen wir daran, durch Messungen, wie sie bisher mit ähn- 
licher Ausdauer nicht vollführt wurden, uns davon zu überzeugen, ob eine fördernde Wirkung bei 
Pflanzen in dem bisher angenommenen Sinne überhaupt bestehe. Es ist nicht möglich, alle unsere 
vielfältigen Experimente hier anzuführen; sie würden den Umfang dieser Arbeit ins Ungeheuere 
anwachsen lassen. Wir müssen uns beschränken und bringen nur einige Tabellen; diese aller- 
dings mit allen gemessenen Zahlen, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich selbst ein Urteil 


zu bilden. (Von diesen Tabellen konnte infolge ökonomischer Gründe hier nur eine einzige ab- 
gedruckt werden.) 


II. Pflanzenphysiologische Vorbemerkungen. 


Der Mehrzahl der Ärzte ist die Physiologie der Pflanzen und insbesondere die Physiologie 
des Wachstums der Pflanzen nicht geläufig. Da aber ihre Kenntnis beim Experimentieren not- 
wendige Voraussetzung ist, so mögen hier die einschlägigen Tatsachen Raun finden. 

Während die Organe der Tiere vornehmlich durch Vermehrung ihrer organischen Bau- 
steine, durch Bildung neuer Zellen, an Größe zunehmen und deshalb für ihre Vergrößerung einer 
starken Zufuhr und Verarbeitung von Nährstoffen bedürfen, erreichen die Pflanzen ihre haupt- 
sächlichste Größenentfaltung durch die Aufnahme von Wasser in ihre Zellen. 

In der jugendlichen, mit Protoplasma dicht erfüllten Zelle ist das Wasser im Protoplasma 
ziemlich gleichmäßig verteilt; bei Wasseraufnahme entstehen dann im Plasma die Vakuolen, 
die sich bei weiterer Wasseraufnahme zu einem einzigen großen Saftraum in der Zelle vereinigen. 
Durch diese Wasseraufnahme wird das Volumen der Zelle auf das Hundertfache und mehr ver- 
größert, ohne daß das Protoplasma eine merkliche Vermehrung erfährt. Es wird meist sogar 
vermindert, da es zum Aufbau der Zellmembran (Zellulose) verwendet wird. Die Füllung der 
Zellen mit Schwellwasser beginnt langsam, wird zu einem Höchstbetrag beschleunigt und fällt 
allmählich bis zu völligen Stillstand ab. Da alle gleichaltrigen Zellen eines Organes dieses An- 
steigen und Sinken der Größenzunahme etwa zu gleicher Zeit mitmachen, so kommt diese Er- 
scheinung auch im Wachstum ganzer Organe zum Ausdruck und führt hier zum Auftreten: der 
sogenannten „großen Periodedes Wachstums“, wie wir es beim Austreiben der Pflanze 
im Frühjahre und vor allem beim Keimen der Samen deutlich sehen können. Man nennt diese 
Art des Größenwachstums der Zellen und damit der Organe Streckung. Die Streckung ist 
es, die beim Wachstum der Pflanzen die dem Laien ins Auge fallende Hauptrolle spielt. Neben 
dieser großen Periode des Wachstums treten kleinere Perioden des Anstigens und Abnehmens im 
Zuwachs auf, die vor allem in der Temperatur, in der Feuchtigkeit, in den Lichtverhältnissen, 
‚in der Zusammensetzung der Luft usw. begründet sind. Aber auch dann, wenn alle diese Fak- 
toren gleich gehalten werden, kommt es aus bisher unbekannten Ursachen zu Änderungen im 
Wachstumsablaufe, die ‚„stoßweise Änderungen“ genannt werden. 

Diese auf Streckung beruhende Größenzunahme der Pflanze ist mit dem Wachstum, das 
der Mediziner im Hinblick auf die Verhältnisse beim Tiere stets im Auge hat, nicht zu verglei- 
chen. Die Größenzunahme der Tiere erfolgt in erster Linie durch Zellvermehrung. Auch die 
Pflanze zeigt natürlich eine solche Zellvermehrung. Stengel- und Wurzelspitze tragen den so- 
genannten Vegetationskegel, der aus embryonalen, sehr kleinen Zellen besteht, die sich durch mi- 
totische Teilung vermehren. Die an diesen Stellen vor sich gehende Vermehrung wird aber erst 


XXXI, 5/6. Zum Problem d. wachstumsfördernden Reizwirkung d. R.-Str. bei höheren Pflanzen. 667 


dann deutlich, wenn die jungen Zellen auf die oben geschilderte Weise sich zu strecken beginnen. 
Auch bei solchen Organen, wie Blätter und Blütenschäfte mancher monokotyler Pflanzen, bei 


denen ein Vegetationskegel fehlt und die Zellvermehrung an verschiedenen Stellen auftreten kann 


(sog. interkalares Wachstum), ist die Streckung die Ursache der sinnfälligen Größenzunahme. 
Ein solches Organ ist die auch nur den Gräsern eigentümliche Keimblattscheide, die sogenannte 
Coleoptile. Da zu zahlreichen Pflanzenversuchen Keimlinge der Gräser, vor allem die der Ge- 
treidearten, Verwendung fanden und finden, so sei kurz der Bau und das Wachstum der 5 oleop- 
tileder Gräser geschildert. 

Die Keimblattscheide oder, wie sie von Mirbel genannt wird, die Coleoptile, ist ein 
anfangs allseits geschlossenes, hohles Organ von zylindrischer Form und ovalem Querschnitt, 
welches den Keimsproß ringsum umschließt und beim Durchbrechen des. Bodens schützt. Sie 
besteht aus meist sechs Zellschichten parenchymatischer Zellen, in welchen zwei einander gegen- 
überliegende Gefäßbündel verlaufen. Ein Vegetationskegel ist nicht vorhanden. Die Coleoptile 
erreicht bei unseren vier Hauptgetreidearten eine Länge von 7—15 cm, stellt dann ihr Wachs- 
tum ein und geht durch Verwelken zugrunde. Bevor sie noch ihr Wachstum beendet hat, wird sie 
von dem rascher wachsenden ‚Primordialblatt‘“ (d. i. das erste Laubblatt der eingeschlossenen 
Stammanlage) des Getreidehalmes durchbrochen und umgibt später den Getreidesproß an der 
Basis als manschettenartiges Häutchen. Das Wachstum erfolgt, wie erwähnt, besonders durch 


- Streckung der vorhandenen Zellen, wobei die anfänglich kleinen, mit Zellsaft erfüllten Vakuolen 


bedeutend an Größe zunehmen, der plasmatische Inhalt und die reichlich vorhandenen Reserve- 
stoffe zum Aufbau der sich stark vergrößernden Zellwände verbraucht werden, so daß schließlich 
die Zellen beim Abschluß des Wachstumes des Organes nahezu inhaltsleer sind. Zu Anfang des 


= Wachstums findet noch Zellvermehrung durch ‚‚interkalare Zellteilung“ statt, d. h. einzelne, zer- 


streut: liegende Zellen des Parenchyms vermehren sich mitotisch. 
Es ist notwendig, sich all dies, bei Beurteilung von Wachstumsvorgängen der Pflanzen stets. 
in Erinnerung zu rufen, um nicht Größenzunahmen, die auf einer Streckung beruhen, ohne wei- 
teres für ein Wachstum im Sinne von Zellvermehrung anzusprechen. | 
Noch ein anderes Beispiel. Der Laie ist geneigt, bei einem keimenden Samen das Aus- 
treten des Würzelchens überhaupt schon für Wachstum zu nehmen. Daß das mit Zellvermehrung 
fast nichts zu tun hat, zeigen uns alte Samen, welche ihre Keimfähigkeit bereits verloren haben. 
Wenn wir z. B. vieljährigen Kleesamen (etwa Weißklee oder Rotklee) zur Keimung ansetzen, so 
sehen wir, daß aus dem Samen das Würzelchen austritt und Wurzelhaare ansetzt, aber bald zu- 
grunde geht, ohne weiter zu wachsen. Vergleichen wir diese Würzelchen mit denen eines ge- 
sunden Samens, so sehen wir auf den ersten Blick einen großen Unterschied. Das Würzelchen 


_ eines gesunden, gut keimfähigen Samens ist milchweiß, undurchsichtig, weil seine Zellen plasma- 


reich sind. Das Würzelchen eines alten, nicht mehr keimfähigen Samens ist glasklar, weil seine 


Zellen sehr plasmaarm und nur mit Zellsaft erfüllt sind. 


Ebenso erhellt aus dem vorher Gesagten, daß, wenn also zwei gleichzeitig zum Keimen ge- 
brachte Samen Pflanzen liefern, die sich zu einer bestimmten Zeit durch die Größe unterscheiden, 
es nicht von vorneherein zu sagen ist, daß die größere Pflanze eine stärkere Zellvermeh- 


` rung durchgemacht hat als die kleinere, denn es kann bei der größeren Pflanze die Zellstrek- 


kung eine raschere gewesen sein. In diesem letzteren Falle wird der &rößenunterschied beider 
Pflanzen rasch ausgeglichen werden, weil die kleinere Pflanze dann, wenn ihre Streckung ein- 
setzt, die andere Pflanze einholt. Man sieht aus den geschilderten 'Tatsachen, daß man den Be- 
griff „Wachstumsförderung am pflanzlichen Organismus“ (Bakterien ausgenommen) dem 
Begriff Wachstumsförderung am tierischen Organismus durchaus nicht gleichsetzen darf. Das 
der Pflanze eigentümliche Wachstum durch Streckung unterliegt ebenso wie das durch Zellver- 
mehrung individuellen Verschiedenheiten. Darum spielt beim Wachstum im Pflanzenreiche die 
individuelle Variation eine noch viel größere Rolle als im Tierreiche. Sie erfordert daher ein- 
gehende Besprechung. | 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. 85 


668 Schwarz, Czepa und Schindler. = XXXI, 5/6. 


III. Die fluktuierende oderindividuellekleine Variabilitätals Ursache 
falscher Schlußfolgerungen bei unzulänglichen Versuchsreihen. 


Einen ganz hervorragenden Einfluß auf die Brauchbarkeit der Resultate der in unserer 


Frage notwendigen Längenmessungen hat die „fluktuierende‘ oder „individuelle kleine 


Variabilität‘ der Versuchspflanzen. Dieser Umstand wurde bisher von allen Autoren, die 
sich mit der Frage des Reizwachstums beschäftigten, bis auf Körnicke und Petry, 
vollends übersehen. Um nicht zu weit ausholen zu müssen, verweisen wir auf die wichtigsten 
Werke über Vererbungslehre, Bastardierungslehre und landwirtschaftliche Pfianzenzüchtungs- 
lehre*) und die dort zitierte Literatur und wollen nur das Allernotwendigste kurz hervorheben. 


Unter „fluktuierender‘ oder ‚individueller kleiner Variabilität‘ verstehen wir die Tat- 


sache, daß viele Merkmale der Pflanzen, sei es der Zahl („ganze oder dıskrete Varianten‘), sei es 
der Größe nach. (,„Klassenvarianten‘‘) nicht einen ganz bestimmten Wert aufweisen, sondern um 
einen „Mittelwert“ schwanken, so zwar, daß die dem Mittelwert zunächst liegenden Werte, und 
zwar sowohl die „Minusvarianten“ als auch die „Plusvarianten‘“ am häufigsten, die am weitest 
entfernten am seltensten sind. Diesem Gesetze sind aber nicht bloß jene Beobachtungsgrößen un- 
terworfen, die wir in der Literatur als Beispiele am häufigsten angeführt finden (z. B. Zuckerge- 
halt der Zuckerrübe, Samengröße von Feuerbohnen, Zahl der Blumenblätter verschiedener krau- 
tiger Pflanzen, Zahl der Samen in den Fruchtfächern), sondern auch die meisten anderen Eigen- 


schaften, wie die Zahl der Blätter, der Seitenzweige, die Dicke und die Länge des Stengels. 


Das nämliche gilt aber auch von den Wurzeln bezüglich ihrer Länge, der Zahl der Verzweigur- 
gen usw. Auch hier sind die Schwankungen recht bedeutend, was schon in den ersten Entwick- 
lungsstadien zum Ausdruck kommt, und wovon man sich, wenn man nur einigermaßen genügend 
zahlreiches Untersuchungsmaterial heranzieht, leicht überzeugen kann. Dies alles unter streng 
gleichförmigen Außenbedingungen. Nehmen wir aber an, daß die Objekte in Erde eingepflanzt 
werden, wie viele Experimentatoren es getan haben, von der es gewiß ist, daß sie nicht bis in die 
kleinsten Partikelchen chemischeund physikalische Homogenität aufweist, somuß diean und für 
sich schon vorhandene, auch im völlig indifferent sich verhaltenden Papierkeimbett auftretende 
Variabilität der Wurzel dadurch noch gesteigertwerden. Die Ungleichheit der Wurzelentwicklung 
beeinflußt ihrerseits wieder die an sich schon große Variabilität des Stammes sowohl der Dicke 
als auch der Gesamtlänge und der Länge der einzelnen Internodien nach. Wenn wir daher in fast 
jeder Versuchsgruppe Individuen vereinigt finden werden, die um die doppelte Gesamtlänge dif- 


ferieren, so ist das eine durchaus begreitliche Erscheinung. Dazu kommt aber noch etwas anderes. 


Es ist jedem Gärtner und jedem Landwirt eine geläufige Erscheinung, daß Samen von einer be- 
stimmten Pflanzenart trotz gleichmäßiger Keimbedingungen zu verschiedenen Zeiten 
auskeimen. Auch diese Erscheinung ist in der individuellen Variabilität bedingt. Setzen wir 
z. B. 100 Samen einer Kleeart zu gleicher Zeit zur Keimung aus, so werden am zweiten Tage 
etwa 60°/,, am dritten 15°;,, am vierten Tage 5°/,, an den weiteren Tagen etwa 3—1°/, auskei- 


men, so daß sich das Auskeimen aller 100 Samen auf eine Woche hinaus erstreckt. 


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IV. Allgemeine Versuchsanordnung. 


Aus dem bisher Gesagten geht zur Genüge hervor, daß man, um den Schwankungen der in- 
dividuellen Variabilität zu entgehen, mit großen Zahlen arbeiten muß, und auch dann noch 


1) Siehe C. Fruwirth: Handbuch der landw. Pflanzenzüchtung, Bd. I, Allg. Züchtungslehre, " 


Bd. 5, Berlin, 1920. — W. Johannsen: Elemente der exakten Erblichkeitslehre, Bd. 2, Jena, 1913. — 
E. Baur: Einführung in die Vererbungslehre, Bd. 2, 1914. — W. Bateson: Mendels Vererbungs- 
theorien. Deutsch v. Alma Wmkler, 1914. — Zur raschen Orientierung empfehlen wir: E.Lehmanun. 


Experimentelle Abstammungs- und Vererbungslehre, 1913, bei Teubner. — Aus Natur und Geisteswelt, | 


Rd. 379, und Fruwirth und Roemer: Einführung in die landw. Pflanzenzüchtung, Berlin. 1921. 


. 


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XXXI, 5/6. Zum Problem d. wachstumsfördernden Reizwirkung d. R.-Str. bei höheren Pflanzen. .ı .669 


alle sonstigen Faktoren, die das Wachstum der Pflanzen beeinflussen, genau in Rechnung zu 
| ziehen hat. 
| Die Pflanze ist in ihrer Entwicklung des Längen- und Dickenwachstums in weitgehendeu 
| Maße von äußeren Bedingungen abhängig: Standort, Lichtverhältnisse, Luftfeuchtigkeit, Feuch- 
tigkeit des Bodens, Wärme der Luft und des Bodens, sogar von der Luftbewegung. Diese 

Faktoren wirken auf die Pflanze so stark, daß bei ihrer Änderung nicht nur die Größe der 

Pflanze, sondern auch ihr ganzes Aussehen geändert werden kann. Hat die Pflanze zu wenig 

Licht, so etioliert (vergeilt) sie, ihr Stengel wird länger und dünner. Wenn auch die extremen 
Fälle des Etiolements (grüngelbe, dünne, haltlose Stengel usw.) bekannt und nicht zu verkennen 
sind, so gibt es doch zwischen einer in vollem Lichtgenusse wachsenden Pflanze und der vollkom- 
men etoilierten Pflanze fließende Übergänge, die unsere Ergebnisse stark beeinflussen können. 
Die Pflanze reagiert derart stark auf Intensitätsunterschiede des Lichtes, daß bei Versuchen, bei 
denen absolut gleiche Versuchsanordnung Grundbedingung ist, nicht u genug anf 
eine gleichmäßige Belichtung aller Objekte gesehen werden kann. | 

Wie wir eben ausgeführt haben, kann Erde als Kulturmedium für exakte Versuche nicht 
gut verwendet werden. Wir sind deshalb auf die Anwendung von Papierkeimbetten aus starkem, 
weißem Filtrierpapier übergegangen und haben auf die Anwendung jedweder Nährlösung ver- 
zichtet, da in den Samenkörnern Reservestoffe vollauf genügend enthalten sind, um die Keim- 
pflanzen durch die ganze in Betracht kommende Beobachtungsdauer bei gesundem Wachstum zu 
erhalten. Die Kultur der Keimlinge auf Papierkeimbetten hat noch den großen Vorteil, daß so- 
wohl Stengel als auch Wurzeln jederzeit beobachtet werden können. Die Papierkeimbetten sind 
kuvertartig zusammengefaltet und garantieren, wenn sie als Keimbetten einer Versuchsreihe in 
einer großen. zugedeckten Glastasse gehalten werden, gleichmäßige Feuchtigkeit. Um die 
Pflanzen zum Ergrünen zu bringen und der Stammanlage ein senkrechtes Vorwachsen zu er- 

möglichen, ist es notwendig, die Keimbetten von Zeit zu Zeit zu öffnen und in diffusem Tages- 
licht; auszusetzen. Die Befeuchtung erfolgt gleichmäßig mit einer Spritzflasche. 

Kultiviert man z. B. Getreidearten in solchen Keimbetten, so verwachsen die Keimwurzeln 
der einzelnen Keimlinge innig miteinander und haften an der Unterlage ziemlich fest, 50 daß die 
Jängenmessungen des Stammes, ohne die Keimlinge vom Keimbett abzulösen, leicht durchge- 
führt werden können. Kultiviert man dikotyle Pflanzen, der en Pfahlwurzeln man durch häufige 
Lageänderung des Keimlings nicht in das Papier eindringen und mit diesem verwachsen läßt, 
dann kann man sowohl Stamm als auch die Wurzellängen beliebig häufig messen. .Da wir auf 
Einzelheiten bei der Besprechung u unserer Versuche noch des Öfteren eingehen, mögen hier diese 
allgemeinen Angaben genügen. 


Versuchl. 
Von unseren zahlreichen Versuchen mit Weizen bringen wir zunächst eine Versuchsserie 
(Tabelle I). Je 20 gleich große Weizenkörner wurden ohne Vorquellung in Papierkeimbetten 
zur Keimung angesetzt und in verdunkeltem Keimschrank bei Zimmertemperatur (ca. 20° C) zur 
Keimung gebracht!). Sobald die Keimung begonnen und die ausgetretenen Wurzeln sich an die 
untere Fläche des Papierkeimbettes angeheftet hatten, wurden die Keimbetten geöffnet, damit 
die Stammanlage senkrecht emporwachsen, d. h. (negativ geotropisch) sich aufrichten konnte. 
Von Zeit zu Zeit wurden die Objekte diffusem Tageslicht ausgesetzt, um normale Ergrünung 
herbeizuführen. Die Befeuchtung erfolgte gleichmäßig mit Hilfe einer Spritzflasche. Die Keim- 

wurzeln wurden vom Keimbette nicht abgelöst, sondern wir ließen. sie mit dem Keimbett innig 
verwachsen. Am dritten Tage nach der Einleitung des Keimversuches 
wurde die Röntgenbestrahlung vorgenommen, und zwar bei 12 Keimbetten zu 


1) Genau gesagt wurden etwas mehr Körner ausgelegt, der Überschuß jedoch sofort nach Be- 
ginn der Keimung entfernt. 
a | 85* 


reja?) e 


Tabelle zu Versuch 1. 


Dauer der Bestrahlung = Dosis 5 Sek. 10 Sek. E 20 Sek. 
Tag.der Messung 10 /XI. 18./XI. 16./XI. 28./XI. | 10./XI. 18./XI. 16./XI. 28./XT. | 10./XI. 18./X1. 16/.X1. 28./X1. 


17... 70...118...148. 


Länge der einzelnen Keimlinge 39... 53... 72...100 


546: 1425: 1956: 2643: 
20 — 20—- 19—- 19— 
27.3 712 103.0 1391 


Summe der Einzellängen i 
Zahl der Keimlinge . 


22... 60... 99...135 | 37... 86...112...150 | 24... 66...100...182 
Mittelwert aus den Keimlingen | 


25.0 67.0 979 129.8 23.0 655 99.4 1312 


` 10 Min. 
16./XI. 28./XI. 


20 Min. 
18./XT. 16./XI. 


> Min. 
18./XI. 16./X1. 28 /XI. 


Dauer der Bestrahlung = Dosis 


10./X1. 18.1XI. 10 /XI. 28./X1. 


Tag der Messung 10X1. 


Länge der einzelnen Keimlinge | 38... 91...109...169 | 35... 87...115...135 | 35... 73...112...128 


33... 78...104...165 | 3... 78...117...140 | 31... 78...105...128 
34... 66... —...151 | 35... 80...113...158 | 29... 94...117...198 
an il 50 72...106...115 31... 81...112...119 


—— — — — — nn — —— — —,— 
e. > e eo o e. o è 


525: 1462: 1951: 304: 78: 16 1608; A 27: 2808: 549: 1590: 2133: 2354: 
19= 19= 9- 19= 


m nn m 


Summe der Einzellängen . 
Zahl.der Keimlinge ... 


...|19=- 8= 7- 18- |19- 9- 9- 19- 
Mittelwert aus den Keimlingen 28.9 83.6 107.0 124.1 


27.6 812 114.8 168.0 | 30.4 84.4 115.6 147.3 


Kontrolle 5 
18./XI. 


Kontrolle 4 
16./X1. 28./X1. 


Kontrolle 3 
16.[XI. 28./X1. 


Dauer der Bestrahlung = Dosis 


16.1XI. 


11./XI. 18./XI. 11.[/XI. 18./X1. 11 /XT. 


5.IX1, 28X1. | 11 AT. _18/XI. 16.87. 28X1 


Tag der Messung 


Q9 
(e> 
~ 
DD 
D 
© 
Qə 
or 
EN 
© 
(0 o) 
jt 
or 


| 

| 

Länge der einzelnen Keimlinge 36... 72...107...118 46... 84...115...170 
1 45... 73...104...18 | 35... 76...124...185 ı 8... 65...110...188 


Er 30... 87...113...145 
Summe der Einzellängen . . 816: EGLE 2067: 1: | X12: 1687: 3: 3308: 676: 1485: 2167: 3007: 
Zahl der Keimlinge . . ; 20 = 19= 19= 19=  20= 20 - 20= 20= |20 = W= 2%W= W= 


Mittelwert aus den Keimlingen 40.8 79.6 108.7 157.4 | 40.6 828 121.1 168.1 | 33.8 74.3 108.3 150.3 


| 


Kan 1 DD 222 220 u u = nn Sn nn u O2 300 Senn Sn Tr u a U U U = 


30 Sek. 45 Sek. 1 Min. 3 Min. 
10.[/XI. 13./XI. 16./XI. 23 | 10./X1. XI. 16./XI. 28.[XT. | 10./X1. 18.XT. 16./XI. 23./XI. | 10./XI. 18./X1. 16./XI. 23./X1. | 10./XI. 18./XI. 16./XL 28./XI. 16./X1I. 28./XI. | 10./XI. 13./XI. 16./XL 28./XI. 
33... 86...125...152 | 23... 67...103...150 35... 95.. 
Sur: 78: E ia OE 1:7 26... 80...119...111 15... 65.. 
30... Os; Fsg 29... 76...110...150 32... 83.. 
25... 59...116...198 30... 84...119...12%4 18... 67.. 
20,.,: y s OESR Tia PDG ii 35... 81...117...162 15... 74.. 
270 OD Ag 27... 94...127...149 2... 57.. 
A... 70:..128...148 16... 77...114...112 18... 72. 
81....88,.,.119....320 24... 86... 98...119 17... 66.. 
o ARM. i E 15 23... 68... 92...135 25... 63.. 
30... 805.107 4; 182 26... 81...128...189 25... 81.. 
40... 83...104...144 28... 79...120...157 26... 57.. 
36... 96...120...160 32... 60...117...155 26... 79.. 
38. 25-8510 24... 89...123...170 28... 80.. 
36... 87...120...178 32... 72...114...155 24... 67.. 
34... 84...107...180 .| 21... 84...120...198 28... 87.. 
41..,: 98:..116:,.149 33... 77...125...135 19... 79.. 
354 79.:.116.,,.,.18 15... 68...127...138 20... 78.. 
9.5 78... 115.1 28... 51...104...130 20... 57.. 
De er | 2... 84 65...120 28... 78.. 
28... Pea taae — ee 28... 81.. 
625: 1613: 2251: 2988: | 494: 1458: 2142: 2684: | 465: 1461: 2172: 3090:| 492: 1418: 2103: 3061: 288: Z142: 2684: 465: 1461: 
D— D U O= 1 9—- 19= 19= 19= | 20 —- 2% — 
313 80.6 112.6 149.4 | 26.0 76.7 112.7 1413 | 23.3 73.0 
= A a R Min. 60 Min. = Kontrolle 1 Kontrolle 2 
10./XI. 13./XT. 16./XI. 28 [XI. | 10 /XI. 18 [XE 16 [XT. 28./XI 11 XIT. 13./XI. 16 /XT. 28 /XI. | 11.XT. 18 'XT. 18 [XT. 33.[X1. 
3, er. DA 28... 63... 67... 74 15... 85...122...162 35... 75...104...144 
2. BAR E.: 32... 63... 75... 66 ! 10... 83...119...163 33... 88...114...179 
Bee Wie 0 87 2... 45... 56... 70 26... 96...139... 208 30... 89...119...183 
20.00 Br Si 22... 58... 73... 57 24... 83...110...166 41... 80...102...150 
ne Blase DB 9... 64... 74... 74 4... 79... 91...193 36... 82...110...145 
nie 87:5, 108 27... 48... 68... 63 | 37... 76... 68...147 26... 78...121...138 
BE... 08508 BR 21... 4... 58... 59 45... 80...113...151 41... 87...115.. 133 
A O Der 18... 47... 61... 64 40... 67...124...179 43... 83...108...111 
Be Mrs Bar. 4 23... 50... 61... 53 34... 68...118...120 51... 83...101...168 
2... 61... 88... 86 21... 40... 52... 59 33... 83... 98...116 15... 73...114...168 
A RE BO 25... 38... 56... 62 41... 97...117...194 36... 91...116...159 
12... 37... 7A... 86 14... 26... 37... 60 36... 80...104...157 40... 46...115...178 
lu Aber Bin BI 12... 58... 65... 39 30... 69... 95...139 41... 84...122...115 
Br 7010 27... 4... 58... 51 46... 90...129...198 48... 74... 74...164 
De Bea: ur ST 28... 72... 67... 66 27... 64...115...164 44... 82...113...150 
19... 61... 9... 69 23... 50... 50... 66 28... 64...133...150. | 42... 75...108,..167 
15... 42... 85... 98 33... 53... 77... 75 40... 65:..102...156 46... 84...121...183 
31... 74... 60... 92 ea —... — | 24... 64...106...120 | 39... 87...105... 96 
24... 67... 84 84 a A ee 25 46...104...14 ` 39... 73... 97...137 
a es ee Day — 36... 49... 95...118 ı 44... 78...117...171 
443: 1°91: 1612: 1692: ] 408: s83: io 055: "insg, :1 637: 1488: 2197: 3140: | 770: 157: 2 2196: 3034: 
19= 19= 19= 1- | 7- 7- 7- 17= |20= 2% - 2 - 2%W= | 20 - W= W= 0 — 
233 574 84.7 89.0 | 23.7 508 621 622 | 31.9 744 1099 1570 | 38.5 786 109.8 151.7 
Kontrolle 6 Kontrolle 7 Kontrolle 8 Kontrolle 9 
11.[XT. 18 XI 16./XI. 28.]XI. | 11 /XI. 18 /XT. 18./XI. 28./X1. | 11 /XI 18./X). 18./XT. 28./XT | 11./XI. 38./XI. 18./XI. 28 [XI. 
87... 76...108...124 | 38... 77...107 122 | 35... 76...107...160 | 44... 85...126...150 
45... 79... 97...165 35... 69... 96...110 82... 71...117...136 42... 89...130...165 
54... 64... 96...163 35... 76...115...149 44... 86...122...143 46... 88...130...129 
46... 77...119...119 46... 85...120...165 44... 79...118...159 38... 73...117...153 
37... 71...104...192 40... 69...112...157 40... 86...108...148 42... 84...124...154 
36... 69...114...140 33... 87...120...181 48... 82...116...153 27... 64...101...142 
28... 77...108...134 35... 74... 97...150 42... 88...112...157 44... 84...126...136 
32...105...121...200 4... 80...123...185 46... 65...100...123 43... 67...108...160 ` 
42... 82...144...163 34... 86...107...146 38... 69...103...149 40... 80...117...115 
33... 88...126...141 35... 75...109...153 35... 76...111...131 30... 85...198...17 
41... 70...116...182 41... 71...120...156 27... 77...109...140 26... 58... 85...151 
42... 74...117...155 | 40... 77...124...139 39... 83...121...149 40... 78...125...142 
2... 8%...120...127 44... 87...111...185 34... 89...121...160 32... 89...107...128 
40... 82...105...169 41... 71...106...156 39... 97...111...116 | 47... 71...115...139 
46... 78...116...152 43... 73...195...146 19... 77...104...145 39... 75... 92...158 
33... 83...125...155 | 36... 81...122...193 50... 50... 71...149 19... 53...112...135 
46... 82...113...140 46... 79...122...159 31... 73... 99...158 39... 78...116...137 
42... 82...127...191 42... 82...118...181 39... 52...135... 96 40... 78...109...153. 
40... 81...107...176 | 44... 82...119...185 ° —... — = -= 33... 73... 68...126 
ee a eea ea | aa e en ee ao Aa. a S 
762: 1502: 2181: 2988:| 749: 1481: 2173: 2968:| 682: 1376 1985: 357: 728: 1497: 2126: 2743 
19— 19- 19=— 19- |19- 19= 19- 19= |18= 18= 18= 18= |20= 0% = 19= 19- 
401 790 114.8 157.2 | 39.4 78.1 1144 156.2 | 37.8 76.4 110.3 142.8 | 86.4 74.8 111.9 144.4 


an 672 a0 Sohwarz, Ozepa und Schindler. —— ~ a NXX Dibba 


je 20. Koen. ‚Neun‘ 'Keimbetten blieben zur Kontrolle unbestrahlt. Fokus-Distanz immer 
'30 cm, Aluminium-Filter (3. mm), Gasröhre. Sekund. Strom 2,5 mA. Die Röntgenlichtdosen 


| ‚betrugen 1—30 H.. in Belichtungszeiten von 5 Sekunden — 60 Minuten. Nach weiteren zwei 


Tagen wurde mit den. Messungen begonnen, und zwar wurde die Länge der Stammanlage!), d. i 
von: der Austrittsstelle aus dem Samenkorn bis zur Spitze, gemessen, wobei die Längen zwiechen | 
. die: ‚Spitzen eines Zirkels genommen und an einem Lineal abgelesen wurden. Die bereits gemes- ` 
senen Keimpflanzen wurden von den noch nicht gemessenen durch schmale Streifchen aus Kar-. 


u tonpapier zur Vermeidung von Doppelmessungen oder Auslassungen getrennt. Die Messungen ` 


` wurden in Intervallen von 3—4 Tagen wiederholt (siehe Tabelle). Nach der letzten Messung trat ` 

: alsbald "Waächstumsstillstand ein, weil das Primordialblatt seine Maximallänge erreicht hatte. 
Auch die ersten Halmblätter nahmen nur noch: wenig an.Länge zu und nahmen eine zur Rich- 
tung des Halmes ‚schräge Haltung an. Damit waren auch offensichtlich jene Entwicklungssta- ` 
dien überschritten, i in denen ein. Wachstumsreiz manifest werden konnte. Das weitere Wachstum : 
der Pflanzen würde nur den Ausbau und die Streckung des Halmes und die Entwicklung der 
oberen, Laubblätter betroffen haben. Dieses Stadium ist aber in so hohem Malie von der Ent- 
wicklung des Wurzelsystems und von seiner Variabilität abhängig, daß eine kritische Weiter- 
. beobachtung der Versuchspflanzen i im Hinblick auf die gestellte Frage unmöglich gewesen wäre. 
Wie die Betrachtung der Tabelle zeigt, variieren die Längen der einzelnen Keimlinge in sehr 
weiten Grenzen. Gleich in der ersten Kolonne (5 Sekunden Bstrahlung, Messung am 10. XI. 
1922), die die Länge von 20 Keimlingen enthält, haben wir als kleinste Länge 11 mm und als 
größte 39 mm, also nicht weniger als eine Differenz von 28 mm."Wenn man sich die Mühe nimmt, 
- alle senkrechten Kolonnen diesbezüglich durchzusehen, so wird man sich von der Variationsbreite 
der einzelnen Keimlinge leicht überzeugen können. 

Um Fehlern der Variabilität auszuweichen, haben wir zu den 12 befahren Versuchs- 
reihen; wie bereits erwähnt, 9 Kontrollen — 180 Individuen angesetzt. Bei der Zahl von 20 Keim- 
lingen ist es sehr leicht möglich, daß.in irgendeiner Versuchsreihe besonders große oder besonders 

‚kleine Mittelwerte erscheinen, die eine eventuelle Hemmung oder Förderung vortäuschen. Nur 
| i an der Hand vieler Kontrollen kann man sich von der Zufälligkeit derartiger Erscheinungen 
überzeugen und so erfahren, daß diese Schwankungen noch in die normale Variationsbreite fallen. 

‚Vergleichen, wir z. B. den Mittelwert der letzten Ausmessungen aller bestrahlten Gruppen 
am 23. XI., so finden wir als niedrigste Zitler 62, 2 mm und als’ nächsthöheren Wert 89,0 mm, 
und zwar bei den 60 bzw..40 Minuten bestr ahlten Keimlingen. Diese Ziffern sind im Verhältnis 
| zu allen übrigen, die zwischen 124 und 168 schwanken, derart niedrig, daß wir die Keimlinge 
. dieser beiden Gruppen als bereits geschädigt von unserer weiteren Betrachtung ausschließen kön- | 
nen und eine eventuelle Förderung in den Gruppen der von 5 Sekunden bis. 20 Minuten lang be- 
strablten Keimlinge suchen müssen. Wir finden bei diesen Gruppen’ als kleinsten Mittelwert die 
-Ziffer 124.1 mm bei den 20 Minuten bestrahlten und 129,8 mm bei den 5 Sekunden bestrahlten 

 Keimlingen. Als höchsten Wert finden wir 168,0 mm hei den 5 Minuten bestrahlten. Man kann, 
=- wenn man die Ziffern der Mittelwerte: in. der Reihenfolge der Bestrahlungsdauer vergleicht, ein 
Ansteigen der Mittelwerte bis zur Ziffer 168,0 mm bei 5 Minuten Bestrahlung und von hier wieder 
ein Abnehmen gegen das Ende der Versuchsreihen erkennen. Man könnte also. glauben, daß 
wir, bei den 1, 3 und 5 Minuten bestrahlten es mit einer Förderung des Wachstums zu tun hätten. 
Vergleichen wir aber diese Mittelwerte mit den Mittelwerten der Kontrollen, so finden wir 
als niedrigste Ziffer. bei den Kontrollen 1-42,8 mm (bei Kontrolle 8) und als höchste Ziffer 
168, 1 mm (bei Kontrolle 4). Wir sehen also, daß der als Förderung imponierende höchste Mittel- 
wert der 5 Minuten bestrahlten Versuchsreihen durchaus normal ist und von- der Kontrolle 4 
noch etwas übertroffen, wird. Daß die 5 Sekunden lang bestrahlten Keimlinge im Mittelwert 


=œ 1) Bei der. ehsan Messung wurde die Coleoptile gemessen. Nach dem Austreten des Primordial- 
blattes aus der r Coleoptile wur rde regelmäßig das Primordialblatt gemessen. 


XXXI, .5/6. Zum Problem d. ‚wachstumsfördernden. Reizwirkung d. R.-Str. bei höheren Pflanzen. 673 


niedriger sind als alle Kontrollen, besagt weiter nichts anderes, als daß selbst die Zahl von neun 
Kontrollreihen noch zu gering ist, um die Variationsbreite der Größenzunahmen voll zu erfassen. 
Sie zeigt aber auch, welche Fehler man machen kann’ (die von sehr vielen Autoren auch gemacht 
wurden), wenn man zu wenig Exemplare in die einzelnen Versuchsreihen aufnimmt. Man könnte 
nun gegen diese Art der Beweisführung einwenden, daß das Aufstellen eines Mittelwertes nicht 
angängig ist. Dieser Vorwurf wäre teilweise gerechtfertigt. Gewiß verdeckt ein Mittelwert die 
Einzelheiten. Doch auch ohne Anwendung der Mittelwerte lassen unsere Versuchsreihen keine 
Förderung im Wachstum erkennen. Suchen wir z. B. die höchste Einzelmessung innerhalb der 
bestrahlten Versuche (wir finden sie unter den 3 Minuten bestrahlten mit 211 mm) und die 
höchste Einzelmessung innerhalb der Kontrollen (sie ist 212 mm bei Kontrolle 4), so erweisen 
sich auch Einzelwerte in den Kontrollen als größer als in den bestrahlten Grupven. 

Wir können es uns nicht versagen, immer wieder darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, bei 
derartigen Versuchen mit sehr viel Kontrollen zu arbeiten. Wir haben in der Kontrolle 4 
bei der letzten Ausmessung die größte Einzellänge mit 212 mm und in derselben Kontrolle einen 
Wert von 115 mm. Die beiden Keimlinge unterscheiden sich in der Länge um fast das Doppelte. 
Hätten wir also zufällig die Kontrolle 4 nicht aufgestellt, die auch als Mittelwert die Höchstziffer 
von 168,1 mm geliefert hat, dann wäre es uns widerfahren, die 5 Minuten bestrahlte Versuchs- 
reihe als gefördert zu bezeichnen, um so mehr, da wir gegen diese Gruppe hin ein Ansteigen der 
Mittelwerte und danach gegen die Schädigungsgrenze zu ein Abfallen der Mittelwerte konsta- 
tiert haben. Von den neun Kontrollreihen erreicht nur eine, nämlich Kontrolle 4, dieselben Grö- 
ßen wie die 5 Minuten bestrahlte Gruppe, und zeigt damit, daß auch diese Werte durchaus in den 
Grenzen des Normalen liegen und mit einer Förderung nichts zu tun haben. 

Dieser eine Versuch aus unserer großen Anzahl, die alle gleichartig verliefen, zeigt un- 
serer Meinung nach deutlich genug, daß die von den meisten Autoren angegebene Förderung 
bloß auf Nichtbeachtung der individuellen Variabilität beruht. 

Auch unsere Messungen der Stammlänge dikotyler Pflanzen (Bohnen, Pferdebohnen, 
Linsen) hatten dasselbe Ergebnis. Bei diesen Versuchen zeigt es sich, wie wir oben kurz erwähnt 
haben, daß man, um brauchbare Messungen von Stammlängen zu erhalten, die Keimlinge nicht 
auf Papierkeimbetten kultivieren kann, vor allem nicht die Bohnen und Pferdebohnen, da diese 
Pflanzenarten zur Entwicklung ihres Stammes ein Kulturmedium benötigen, in das sie mit ihren 
großen Wurzeln eindringen können. Nur die Linsen sind, weil kleinsamig, wohl gut in Papier- 
keimbetten zu kultivieren, doch ist die Messung des Stammes bei der Linse nicht exakt möglich, 
weil er sich windet. Versuchsreihen mit großen Zahlen: benötigen bei diesen Pflanzen umfang- 
reiche und schwierige experimentelle Vorkehrungen. Wir ließen deshalb, von der Überlegung 
ausgehend. daß die Entwicklung der Wurzel] bei dikotylen Pflanzen der Entwicklung des Stam- 
mes zeitlich vorausgeht, die Stammessungen bei diesen Pflanzen fallen und gingen auf Wurzel- 


. messungen über. Hierzu hatten wir um so mehr Berechtigung, als die Stämme ohnehin keine 


primären Beobachtungsobjekte sind. (Siehe oben.) 


Versuch 2 (an Wurzeln der Pferdebohne). 
Pferdebohnen wurden 48 Stunden vorgequellt und in vorgekeimtem Zustande in der bei 


allen anderen Versuchen ‚eingehaltenen Anordnung bestrahlt. Wir wählten wegen des Volumens 


der Samen nur je zehn Bohnen gleicher Größe pro Gruppe und setzten zchn Kontrollgruppen an. 

Wie aus den angefertigten Tabellen leicht zu erkennen ist (sie konnten, wie schon erwähnt, 
aus ökonomischen Gründen hier nicht abgedruckt werden), beginnt die Schädigung bereits 
bei 6 Minuten Bestrahlung und ist bei 18 Minuten aın stärksten. Wir müssen also eine eventuelle 
Förderung in den Reihen von 8 Sekunden bis 1 Minute Bestrahlung suchen. Wir finden bei 
10 Sekunden Bestrahlung als Mittelwert der letzten Messung 136,7 mm, den größten Mittelwert 
aller bestrahlten Gruppen überhaupt. Die Kontrollen ergeben als größten Mittelwert der letzten 
Messung 148,9 mm in der Kontrolle 5. Es ist also auch dieser Wert von 136,7 mm durchaus nor- 


674 - Schwarz, Czepa und Schindler. Se © XXXI, 5/6. 


mal und kein Zeichen eines geförderten Wachstums. Auch der Vergleich der Mittelwerte früherer 
Messungen zeigt, daß sich die Längen der gering bestrahlten Keimlinge in durehaus normalen 
Grenzen bewegen. 

Der Höchstwert der vorletzten Messung mit 100 ‚* mm steht in der Gruppe der 8 Sekunden 
. bestrahlten Keimlinge und der höchste Wert in den Kontrollen 104,0 mm in Kontrolle 10. Der 
höchste Mittelwert der zweiten Messung mit 57,2 mm in der Gruppe der 8 Sekunden bestrahlten 
 Keimlinge und der korrespondierende Wert in den Kontrollen mit 54,2 mm in Kontrolle 6. Der 
. höchste Mittelwert der ersten Messung mit 25,8 mm in der 18 Sekunden bestrahlten Gruppe und 
der korrespondierende Mittelwert in den Kontrollen mit 27,7 mm in Kontrolle 10. Von einer 
Förderung des Wachstums ist also auch bei diesem Versuche keine Rede. _ | 

Eine weitere Beobachtung dieses Versuches, um festzustellen, ob nicht etwa später eine 
Reizwirkung eintritt, hatte angesichts der Entwicklungsweise des Wurzelsystems keinen Zweck. 
-= Denn inzwischen war die Ausbildung zahlreicher Nebenwurzeln erfolgt, deren Gesamtlängenzu- 
nahme zu verfolgen physisch ganz unmöglich ist, so daB alle aus diesem Versuche etwa erfließen- 
den Schlußfolgerungen müßiges Gedankenspiel gewesen wären. i 

In zahlreichen Vorversuchen haben wir, wie erwähnt, festgestellt, daß die Linse infolge 
ihrer Empfindlichkeit ein für unsere Versuchszwecke sehr geeignetes Objekt:ist. Die Samen 
brauchen wegen ihrer Kleinheit und wegen der Wasserdurchlässigkeit ihrer Samenschale nicht 
vorgequellt zu werden, wie Erbsen, Pferdebohnen usw., sondern quellen und keimen, direkt ins 
feuchte Filtrierkeimbett gebracht, rasch und gleichmäßig aus. Da die Linsen flach sind, lassen 
sie sich mit einer in der linke Hand gehaltenen Pinzette leicht und sicher fassen; mit einer in 
der rechten Hand gehaltenen Pinzette kann man dann die Wurzel behutsam gerade richten und 
an einem Lineal messen. Diese Messungen gehen bei einiger Übung ohne Verluste sehr rasch 
vonstatten, so daß man beim Arbeiten gerade mit dieser Samenart in der Lage ist, lange und um- 
fangreiche Versuchsreihen anzulegen. 

Wir haben uns deshalb weiterhin nur mehr auf das Arbeiten mit der Linse beschiknit, 
deren Eigenart wir voll zu übersehen imstande waren. 


Versuch 3 (an Wurzeln der Linse). 

Je 200 Linsen ohne Vorquellung wurden am 25. VII. 1922 in Papierkeimbetten ausge- 
setzt und am 28. VTI. je 25 der bestentwickeltenKeimlinge ausgewählt, gemessen und in Ab- 
stufungen bestrahlt. 

Die Messungen der einzelnen Keimlinge zeigen, daß bei 6 Minuten Bestrahlung die Schä- 
digung der Keimlinge beginnt und von diesem Werte an stark zunimmt. Höchster Mittelwert 
der letzten Messung dieses Versuches ist bei 15 Sekunden Bstrahlung mit 94,1 mm. Alle elf Kon- 
trollen enthalten nicht einen einzigen Mittelwert von dieser Größe. Kontrolle 5, die den größten 
Mittelwert der letzten Messung mit 92,1 mm aufweist, ist immer noch eine Spur kleiner als die - 
. 15 Sekunden bestrahlte Gruppe. Diese Gruppe scheint also im Wachstum gefördert. Der Ver- 
gleich mit den folgenden Gruppen zeigt aber, daß es sich hier um ein zufälliges Ereignis han- 
deln muß. Denn die 30 Sekunden bestrahlte Gruppe hat einen Mittelwert von 81,4 mm, die 45 Se- 
kunden bestrahlte Gruppe einen. Mittelwert von 76,9 nım und die 1 Minute bestrahlte Gruppe 
aber wieder einen Mittelwert von 90,1 mm, der sich dem Wert der 15 Sekunden bestrahlten 
Gruppe stark nähert. Wir müßten also, da auch der Wert von 90,1 mm der 1 Minute bestrahlten 
Gruppe ein verhältnismäßig hoher ist, eine Förderung bei der 15 Sekunden bestrahlten und der 
1 Minute bestrahlten Gruppe annehmen, während die 30 Sekunden und 45 Sekunden bestrahlten 
Gruppen von dieser Förderung nicht betroffen wären. Da der-Mittelwert der 1 Minute bestrahl- 
ten Gruppe von dem Mittelwert der Kontrolle 5 übertroffen wird, so kann man eine Förderung 
des Wachstums nur für die 15 Sekunden bestrahlte Gruppe annehmen. Es unterliegt wohl keinem 
Zweifel, daß auch dieser hohe Mittelwert der 15 Sekunden bestrahlten Gruppe ein noch normaler 
Wert ist, wenn man sieht, daB der Mittelwert der. ontroer zwischen 67,9 mm und 92,1 mm 
schwankt. . | 


XXXI, 5/6. Zum Problem d. wachstumsfördernden Reizwirkung d. R.-Str. bei höheren Pflanzen. 675 


Nichtsdestoweniger zwang dieser Versuch zu einer Wiederholung mit einer speziellen Er- 
weiterung der bestrahlten Versuchsreihen innerhalb der mit ganz geringen Dosen belegten 
»ruppen. 


Versuch 4. 

Linsen wurden unter den gleichen Bedingungen angesetzt und bestrahlt wie bei Ver- 
such III. | 

Da wir bereits bei 6 Minuten Bestrahlung eine Schädigung gefunden hatten, dagegen bei 
15 Sekunden eine scheinbare Förderung, so haben wir uns bei diesem Versuche auf die Intervalle 
von 5 Sekunden bis 1®/, Minuten beschränkt. Es wurden angesetzt 12 bestrahlte Gruppen mit 
steigenden Dosen und neun Kontrollen. | 

Die Durchsicht dieses Versuches ergibt den höchsten Mittelwert der letzten Messung mit 
61,6 mm bei 6 Sekunden Bestrahlung, den höchsten Mittelwert der letzten Messung inner- 
halb der Kontrollen mit 78 mm bei Kontrolle 6. Also auch hier wiederum eine 
scheinbare Förderung, allerdings nur um 3,6 mm in der Reihe der mit ganz geringer 
Dosis bestrahlten Keimlinge. Daß auch hier die Förderung nur eine scheinbare ist und die Ur- 
sache des hohen Mittelwertes nur in der individuellen Variabilität zu suchen ist, die bei der im- 
merhin nur geringen Zahl von je 20 Exemplaren in einer Gruppe nicht vollständig ausgeschaltet 
werden kann, ersehen wir daraus, daß z. B. die 1’/, Minuten bestrahlten Keimlinge einen Mittel- 
wert von 74,1 mm ergeben, dagegen die nur 20 Sekunden bestrahlten Keimlinge, also nur um 
10 Sekunden länger als die scheinbar geförderten, einen Mittelwert von 64,9 mm aufweisen. 

Ferner ergibt eine Durchsicht der Einzellängen der letzten Messung der 10 Sekunden. be- 
strahlten Gruppe, daß die größte Einzellänge 119 mm beträgt. Solche größte Längen sehen wir 
aber auch in den Kontrollen 2, 3 und 6 und außerdem in Kontrolle 4 und 6 Einzellängen von 
112 mm, die sich in der scheinbar geförderten Gruppe überhaupt nicht finden. Es sind also alle . 
diese Werte durchaus Normialwerte, und wir erinnern hier an das bei Versuch 1 Gesagte, bei dem 


_ eine einzige Kontrolle den Höchstwert der Mittelwerte der bestrahlten Versuche zufällig über- 


schritten hat. Eine Vermebrung der Kontrollen oder eine Vergrößerung der Zahl der Keimlinge 
innerhalb der einzelnen Gruppen hätte dieses scheinbar für Förderung sprechende Ergebnis 
verschwinden lassen. Nichtsdestoweniger mußte, um jedweden Einwand zu entkräften, eine 
weitere Versuchsreihe herangezogen werden. 


Versuch 5. 


Um den Raum der scheinbaren Reizdosis zu verbreitern, wurden acht Bestrahlungsgrup- 
pen von 1 Sekunde bis 1 Minute in steigender Dosis angesetzt und noch vier Gruppen mit stei- 
gender Dosis bis über die Schädigungsgrenze hinaus hinzugefügt. Zahl der Kontrollen 12. Der 
höchste Mittelwert der letzten Messung ist bei diesem Versuche in der 5 Sekunden bestrahlten 
Gruppe mit 93,8 mm und in den Kontrollen mit 94,1 mm in der Kontrolle 11 zu finden. Kon- 
trolle 6 zeigt einen Mittelwert von 93,4 mm und die 2 Minuten bestrahlte Gruppe einen Mittel- 
wert von 93,2 mm. Wir sehen also aus dieser Tabelle wohl zur Genüge, daß auch eine Förderung 
vortäuschende Höchstziffer in der Gruppe der wenig bestrahlten Keimlinge durchaus in die nor- 
male Variationsbreite fällt und bei genügender Anzahl von Kontrollen als normal erkannt werden 
kann. | | 

Daß in der ganzen Bestrahlungsreihe von irgendeiner Förderung nicht die Rede sein kann, 
zeigt am besten der Mittelwert der 1 Minute bestrahlten Gruppe, der nur 74,1 mm beträgt und 
zwischen den beiden Höchstwerten der ganzen Bestrahlungsreihe (zwischen 5 Sekunden und 2 Mi- 
nuten) liegt. Was wir aber immer bei allen Versuchen regelmäßig erzielen können, ist die - 
Schädigung, die auch hier bei 12 Minuten Bestrahlung einsetzt, also den kleinsten Wert, 
den die Versuchsreihe überhaupt aufweist. Fine weitere Diskussion dieses Versuches er- 
übrigt sich. | 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. i i 86 


676 0 = Schwarz, Czepa und Schindler. - XXXI, 5/6. 


Wir- könnten auch die Wiedergabe unserer: Versuche hier überhaupt abbrechen, doch mögen 
zur Stützung der Resultate noch: zwei Versuche er ihren Platz finden. 


‚Versuch 6. 
12 Bestrahlungsgruppen von einer Sekunde bis 1 Minute in ziemlich engen und bis 6 Mi-, 
nuten in größeren Intervallen; 12 Kontrollen. 

Höchster. Mittelwert der letzten Messungen in den 1 Sekunde bestrahlten Gruppe 84,3 mm. 
nächsthöchster Wert in den bestrahlten Gruppen ist 78,9 mm in der 1 Minute bestrahlten Gruppe. 
Höchster Mittelwert der Kontrollen 88,0 mm in Kontrolle 2, nächsthöchster Mittelwert, der den. 
höchsten Mittelwert der bestrahlten Gruppen übersteigt, ist 84,6 mm bei Kontrolle 3. Außerdem 
finden wir bei der Kontrolle 6 Mittelwerte, die den höchsten Mittelwert der bestrahlten Gruppen 
| übersteigen. 


Versuch”. 

et wurden 13 Bestrahlungsgruppen und 9 Kontrollen. Hier haben wir das Intervall 
von 8 Sekunden bis 17 Sekunden eingehend untersucht, und zwar in Abständen von je einer Se- 
kunde: Der Dosenunterschied zwischen den einzelnen bestrahlten Gruppen der Reihen von 8 Sè- 
kunden bis 17 Sekunden ist so minimal, daß das Ergebnis dieser Versuchsreihen gleichmäßig sein 
müßte.. Nun sehen wir aber als höchsten Mittelwert der letzten Messung 57,4 mm in der 11 Se- 
kunden bestrahlten Reihe und den niedrigsten Mittelwert von 46,7 mm’in der 14 Sekunden be- ` 
strahlten Reihe, also immerhin eine Differenz der Mittelwerte von 11 mm, der Dosenunterschied . 
ist ein kaum meßbarer. Bei den Kontrollen finden wir als höchsten Mittelwert 55,2 mın bei der 
Kontrolle 1 und den niedrigsten Mittelwert von 44,5 mm bei der Kontrolle 4, also wiederum eine 
Differenz der Mittelwerte von 11 mm. 

Man könnte nun aus diesem Versuche wiederum! eine Wachstumsförderung der geringen 
Röntgendosen ableiten, weil der Höchstwert unter den bestrahlten Gruppen um 2 mm größer ist 
` als der Höchstwert unter den Kontrollen, um so mehr, als auch der niedrigste Wert der bestrahl- 
ten Gruppen (8—17 Sekunden) uin 2 mm größer ist als der niedrigste Wert unter den Kontrollen. 
Wenn wir aber selbst ohne Rücksicht auf die Ergebnisse der früheren Versuche sehen, daß der 
Mittelwert der Bestrahlungsgruppen von 57,4 mm bis 46,7 mm schwankt, daß neben dem höch- 
sten Mittelwert zwei Mittelwerte stehen, die fast zu den niedrigsten, gehören, daß ferner in der 

Gruppe der 11 Sekunden bestrahlten Keimlinge ein 98 mm langer Keimling neben einem 33 mm 
langen steht, daß also die Differenz der einzelnen Keimlinge untereinander inderscheinbar 
geförderten Gruppe nicht weniger als 60 mm beträgt, und wenn wir sehen, 
daß dieselbe regellose Reihenfolgeder Wertein den Kontrollen zu finden ist, dann kön- 
nen die 2 mm, um die der höchste Mittelwert der bestrahlten Gruppen ‘den höchsten Mittel- 
wert der Kontrollen übersteigt, nicht gu das Konto eines durch Röntgenstrahlen geförderten 
Wachstums geschrieben werden. 

Obwohl es eigentlich nicht notwendig ist, zu betonen, daß unsere Versuche sine ira et studio 
angestellt wurden und die Ausmessungen in den einzelnen Tabellen die wahren Werte ohne jede 
Beschönigung enthalten, so möge als Beweis dafür gerade dieser letzte Versuch gelten, der ja eine 
‚Förderung des Wachstums geringer Röntgendosen zu beweisen scheint, allerdings nur dann, wenn 
man sich sklavisch an die Zahlen hält und deren nähere Analyse nicht berücksichtigt. 


l | V. Kritik der Literatur. 

Aus allen unseren Versuchen geht zur Genüge hervor, daß die individuelle Variabilität der 
Länge von -Keimlingen sehr groß ist, so daß selbst die Zahlen, mit denen wir gearheitet haben, 
noch viel zu klein sind, um Mittelwerte zu schaffen, bei denen dieser eine Faktor immer ausge- 
schaltet wäre. Wir halten uns auf Grund unserer Ergebnisse für berech- 
tigt, eine Förderung des Wachstums der Pflanzen durch geringe Rönt- 
gendosen zu bestreiten. 


DE ae 


XXXI, 5/6 Zum Problem d. wachstumsfördernden Reizwirkung d. R.-Str. bei höheren Pflanzen. 677 


Wenn andere Autoren zu dem gegenteiligen Resultat gekommen sind, so ist es notwendig, die 
Versuchsanordnung dieser Autoren zuprüfenund ihre Versuchsergebnisse kritisch zu beleuchten. 

Die erste Mitteilung über die Einwirkung von Röntgenstrahlen auf keimende Samen rüh- 
ren von Maldiney und Thouvenin*) her. Es wurden nur drei Samen pro Versuch be- 
strahlt. Die Resultate waren folgende: Es hatten ausgekeimt: 


bestrahlt = unbestrahlt 
Convolvolus arvensis am 2. Tage am 6. Tage 
Lenidium sativum am 2. Tage am 6. Tage 
Manicum miliaceunı am 6.—7. Tage am 18. Tage. 


Betrachten wir diese Resultate etwas genauer; die Hirse hat in diesem Versuche in. ganz 
ungewöhnlich später Zeit ausgekeimt. In der Regel pflegt sie am dritten, spätestens am vierten 
Tage mit 60—80°/, auszukeimen, so daß nach zehn Tagen eine gut keimende Hirse ausgekeimt 
haben muß. In dem obigen Versuch keimen die nicht bestrahlten Samen erst nach 18 Tagen; 
zweifellos haben die Samen unter ganz ungewöhnlich ungünstigen Keimbedingungen gestanden. 
Dazu kommt noch, daB der Versuch nur je drei Samen umfaßt, also für Pflanzenversuche eine 
viel zu geringe Zahl. Aus der Anordnung und dem Umfange des Versuches und dem Verlaufe 


der Keimung ist zu entnehmen, daß er nicht verwertet werden kann. Bei Convolvulus arvensis 


haben wir es mit einer Unkrautpflanze zu tun, deren Samen ungleichmäßiger und schleppender 
keimen als die rasch und gleichmäßig auflaufenden Kulturpflanzen (Getreidearten). Daß Lepi- 
dium sativum, das einınal am zweiten, das andere Mal am sechsten Tage auskeimt, braucht eben- 
falls nicht wunderzunehmen. Lepidium sativum keimt manchmal rasch und gleichmäßig, maneh- 
mal aber dauert es 14 Tage bis 3 Wochen, ehe die Keimung einsetzt, dann aber erfolgt sie rasch 
und gleichmäßig. | 

Ferner haben wir Versuche von Promsy und: Drevon?) über die Reizwirkung der 
Röntgenstrahlung auf das Wachstum der Pflanzen. Nach diesen beiden Autoren sollen bei 
15 Grad unwirksam bleibende Strahlen fördernd auf die Keimung einwirken, sobald die Zucht- 
temperatur auf 35—40 Grad steigt. Dazu wäre folgendes zu bemerken: Bei 15 Grad keimen die 
meisten Samenarten nur langsam, keimen aber wesentlich rascher, wenn man die Temperatur 
auf das Optimum, welches bei den meisten Samenarten bei 23—30 Grad liegt, erhöht. Steigert 


man also die Temperatur, von 15 Grad ausgehend, auf 35 Grad, so tritt unweigerlich eine Kei- 


mungsförderung infolge von 'T’emperaturerhöhung auf und es bleibt unentschieden, ob und wie- 

viel von dieser Förderung auf Rechnung der Röntgenbestrahlung zu setzen ist. | 
Max Körnicke hat trockene Samen bis über 20 H.E. bestrahlt und dann bei 26° C in 

Wasser zum Quellen gebracht. Es zeigte sich — am auffälligsten bei Brassica Napus — eine kleine 


Beschleunigung der Keimung bei den bestrahlten Samen. Bei Brassica Napus waren von 


100 bestrahlten Samen einen Tag nach der Überführung in Wasser über die Hälfte gekeimt. Bei 
den Kontrollpflanzen waren erst drei Tage nach der Überführung in Wasser ebensoviel Samen 


ausgekeimt. Späterhin glichen sich die Unterschiede aus. Zu diesen Resultaten wäre folgendes zit 


bemerken: Brassica Napus gehört zu den gleichmäßig und rasch auflaufenden Samenarten. Das 
Auskeimen erfolgt nun derart, daß der größte Teil der Samen 1—2 Tage nach Einleitung des Ver- 
suches und nur-ein geringer restlicher Teil in den folgenden sukzessive nachkeimt. Das Auflaufen 
der Hauptmasse der Samen kann nun schon durch kleine Differenzen in der Temperatur, Feuch- 
tigkeit um !/,—2 Tage beschleunigt oder verlangsamt werden. Auch in einem gut funktionieren- 
den Thermostaten können sich mitunter kleine Unterschiede in der Entwicklung einzelner Ver- 
suche zeigen. Auch bei anderen Versuchsanordnungen sind kleine Differenzen leicht möglich und 
können deren Ursachen übersehen werden. Wir können also nicht sagen, daß diese Versuche K ör- 
nickes in der Frage der Reizwirkung der Röntgenstrahlen entscheidende Ergebnisse in be- 
jahendem Sinne gezeitigt hätten. 


ı) “Compt. rend. de l’acad. des sciences 1898. 
2) Revue generale de Botanique, Bd. 24, 1912, S. 177. 
86 * 


678 a Schwarz, Czepa: und Schindler. i p XXXI, 5/6. 


Eigene Versuche mit lufttrocken bestrahlten Linsen, welche im Hinblick auf die Frage, 
ob durch Röntgenstrahlen der Zei tpu nkt des Auskeimens verschoben wird, mit je 100 
Samen in einem Versuche durchgeführt wurden, hatten ein negatives =. Doch wird die-: 
ses an anderer Stelle besprochen werden. ` 

| Eine der meist zitierten Arbeiten auf diesem Gebiete rührt von E.Schwarz- Tübingen‘) 
her. Der erste. Versuch von. E. Schwarz besteht aus fünf Einzelversuchen und einem Kontroll- 
versuch mit eben auskeimenden Pferdebohnen (je 2—3 Samen). Bestrahlung war 30 Sekunden. 
90 Sekunden, 1 Minute, 2!/, Minuten und 5 Minuten. Die Länge der Pflanzen war nach drei 
Wochen beim Kontrollversuch 24,5 enı, bei dem angeblich geförderten Versuch 21, Minuten) 
51 em, bei dem 5° Minuten bestrahlten Versuche 2—3 cm (deutlich m) Hier ist Fol- 
- gendes zu bemerken: ! 

Betrachten wir die von ihn ee Abbild ungen, so sehen wir, daß die Pflanzen deut- 
lich etioliert sind, worauf auch Kärnicke?) in seiner Mönographie hinweist. Seine Versuche 
‚sind also, abgesehen davon, daß ihre zu geringe Zahl gar keinen Schluß zuläßt, auch deshalb wis- 
senschaftlich nicht einwandfrei, weil hier ganz andere Faktoren das Pflanzenwachstum wesent- 
"lich im Sinne der Förderung beeinflußt haben. Auch die weiteren Versuche von E. Schwarz 
mit vorgekeimten Bohnen, bei welchen er die am raschesten wachsenden Exemplare als Kon- 
trollen verwendete, die schwächer wachsenden aber bestrahlte und trotzdem’ Förderung fand, sind 
nicht beweiskräftig. Bei den zuerst auskeimenden Samen ist, wie wir bereits in der Einleitung. er- 
wähnt haben, durchaus nicht vorauszusagen, daß sie in der Folge die längsten Keimpflanzen lie- 
fern werden. Wenn also der Verfasser die vorgeschritteneren Keimpflanzen als Kontrollen ver- 
wendete, die anderen nach dem Grade ihres Zurückbleibens mit wechselnden Röntgenstrahlen- 
dosen behandelte, so ist durchaus nicht bewiesen, daß das später einsetzende stärkere Wachstum 
der zögernd keimenden Bohnen eine Reizwirkung der Röntgenstrahlen gewesen ist. 

Eine sehr wichtige Arbeit über Reizwirkung von Röntgenstrahlen verdanken wir P fei f - 
' ferund Simmermacher‘). 

Im Hinblick auf die besprochenen Versuche von E. Schwarz haben die beiden Verfasser 
mit Pferdebohnen Versuche zur Nachprüfung vorgenommen, indem sie darauf hinwiesen, daß die 
Versuchsreihen von E. Schwarz zum Teil den Eindruck etiolierter Pflanzen machen. Es wur- 
‘den die Versuche bei verschiedenem Lichtgenuß wiederholt: Bei vollem Tageslicht, bei beschränk-. 
tem Lichtzutritt und bei Lichtausschluß. Es wurde sowohl der Zeitpunkt des Auskeimens, als 
auch die Länge der Keimlinge bei verschiedenen lang bestrahlten und bei unbestrahlten Ver- 
suchspflanzen festgestellt. Die individuellen Verschiedenheiten der wenigen beobachteten Pflan- 
zen (es handelt sich bei jeder Versuchsreihe um je 10 Pflanzen) und die Größe der wahrschein- 
lichen mittleren Abweichungen sin dvon einer solchen Beschaffenheit, daß es den Autoren selbst. 
recht zweifelhaft erscheint, ob den etwas größeren Längenmaßen der bestrahlten Pflanzen eine 
Beweiskraft zukommt. Sie sprechen direkt von zweifelhaften Ergebnissen. 

"Eine weitere Arbeit, die über wachstumsfördernde Wirkung geringer Röntgenstrahlen- 
mengen berichtet, rührt von Rost und Krüger‘) her. Der von diesen Autoren berechnete 
Längenunterschied an Erbsenkeimlingen von + 14°), (Tabelle IV) ist durchaus noch normal. 

Vier Versuche und insgesamt vier Kontrollen sind unzulängliche experimentelle Belege. 
| Neuerdings haben Halberstädter und Simons in einer ausführlichen, mit graphi- 
schen Darstellungen illustrierten Arbeit’) über das Vorhandensein einer wachstumsfördernden 


1) M. m. W., 1913. 

2) Körnicke siche später. 

3) Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen, Parey, Berlin. 

4) Strahlentherapie, Bd. II. | 

5 L. Halberstädter.und A. Simons, Zum Problem der Reizwirkung der Röntgenstrah- 
len. Biologische Ergebnisse aus Versuchen an Pflanzen, Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahlen, 
: Bd. 28, H. 6, S. 499 ff., 1922. 


XXXI, 5/6. Zum Problem d. wachstumsfördernden Reizwirkung d. R.-Str. bei höheren Pflanzen. 679 


Reizwirkung der Röntgenstrahlen Mitteilung gemacht. Die neun Hauptversuche dieser Arbeit 
umfassen je sechs bis sieben Teilversuche, die aber, soviel aus den Autotypien (Abb. 3 und 4, 
S. 509) zuentnehmen ist, nur je zwei Individuen umfassen. Wir glauben — und dafür spre- 
chen eben unsere Versuche mit großen Zahlen derselben Objekte, die Halberstädter und 
Simons verwendeten —, daß die Resultate dieser beiden Autoren zufällige Befunde darstellen. 
Uns wenigstens ist es nicht gelängen, die Halberstädter-Simonsschen Kurven auch nur 
mit einer den bescheidensten Forderungen an Regelmäßigkeit entsprechenden Häufigkeit zu re- 
produzieren. Immerhin muß die Halberstädter-Simonssche Arbeit als sehr dan- 
kenswert bezeichnet werden, da sie zur neuerlichen Aufrollung des Problems geführt hat. 

Von Wichtigkeit ist ferner die 1922 erschienene Monographie Körnickes!). Kör- 
nicke, der gleich uns „in seinen früheren Versuchen eigentlich nur die wachstumshemmende 
‚Wirkung der Röntgenstrahlen kennen gelernt hatte“, unterzog die Erwin Schwarzsche Ar- 
beit einer Nachprüfung. Aus seinen Ergebnissen ist zunächst hervorzuheben, daB er bei den Ge- 
treidearten Mais, Weizen undHaferüberhaupt keine wachstumsfördernde Wirkung erkennen 
kounte. Dies ist eine Stütze unsres Standpunktes gegenüber Halberstädter undSimons, 
die ihre Hauptkonklusionen gerade aus Versuchen mit Weizen ableiteten. Nur bezüglich der 
Viga faba (Pferdebohne) läßt Körnicke gelten, daB die stark bestrahlten, ruhenden. Samen 
früher auskeimten und die daraus hervorgehenden Pflänzchen zunächst in der Entwicklung 
etwas vorauseilten, „doch glich sich dieser Unterschied in der weiteren Ent- 
wicklung wiederausund warzur Blütezeit nicht mehr zu erkennen“. | 

Körnicke steht im ganzen der wachstumsfördernden Wirkung der Röntgenstrahlen selbst 
bei Vicia faba ziemlich skeptisch gegenüber. Wir glauben die Bemerkung machen zu dürfen, daß 
Körnicke,hätteerebensoviele Kontrollen als bestrahlte Objekte — und er bestrahlte 
grolie Zahlen — verwendet, er zu einer ebenso ablehnenden Ansicht wie wir gekommen wäre. 

Schließlich müssen wir noch die viel zitierten Versuche von Sierp und Robbers?) be- 
sprechen. Diese Versuche betreffen mikroskopische Messungen der Coleoptile des Hafers 
und haben wegen ihrer Subtilität sehr zur Verbreitung des allgemeinen Glaubens an eine spezi- 
fische Röntgenwachstumsförderung bei Pflanzen beigetragen, obwohl sie eigentlich, wie wir zei- 
gen werden, gegen dieselben sprechen. Die Coleoptile des Hafers ist, wie Sierp und Robbers 
selbst auf S. 540 sagen, enorm lichtempfindlich. „Kurze Lichtblitze werden ebenso wie vom 
menschlichen Auge wahrgenommen und durch eine Krümmung zur Lichtquelle hin beant- 
wortet.“ Diese Krümmung zur Lichtquelle hin bedeutet bekanntermaßen Hemmung des 
Wachstumsanderbelichteten Stelle. 

Der definitiven Hemmung gehen aber nach Sierp, wenn man von zehn zu zehn Minuten 
mikroskopisch mißt, wellenförmige Schwankungen in den Zuwächsen durch einige Zeit voraus, 
die mit Verkleinerungen — aber auch mit Vergrößerungen der Zuwächse beginnen können. 

Ganz analog wie Belichtung wirkte nun Röntgenbestrahlung, was uns nicht wundernimmt, 
da ja Röntgenstrahlung auch nichts anderes als Licht von kurzer Wellenlänge ist. 

Sierp und Robbers fanden nun speziell bei den Röntgebestrahlungen anfängliche Ver- 
größerungen der zehn Minuten-Zuwächse bei Exemplaren, die schließlich doch alle mikroskopisch 
Wachstumshemmung zeigten. Wie vorsichtig man bei der Beurteilung dieser wellenartigen 
Schwankungen sein muß, geht wohl am besten aus dem hervor, was Sierp undRobbers selbst 
sagen (8.548): „Über dieNatur der Wellenlinie wissen wirnoch nichts. Wir finden sie immer, 
wenn eine Coleoptile irgendwie gereizt wird, nach einer kräftigen Erschütterung, nach kurzer 
Nakotisierung, nach Belichtung und nach Verdunkelung, nach Feuchtigkeitsänderung. Nach 
unseren Erfahrungen über die Wirkung der verschiedenen äußeren Faktoren auf das Längen- 


1) Handb. d. ges. mediz. Anwend. der Elektrizität für Röntgenkunde. Herausgeg. v. M. Levy-Dorn 
und Paul Krause, Verlag W. Klinkhardt, Leipzig. 
?) Strahlentherapie, Bd. XIV, H.3. 


680 E T |  Wehefrit © TE XXXI, 5/6. 


wachstum dürfen wir heute das eine sagen, daß die nach einer Bestrahlung gefundene Wellenlinie 
nicht etwas Spezifisches für das Röntgenlicht ist.“ 

Die von Sierp und Robbers konstatierten mikroskopischen initialen Schwankungen an 
der Coleoptile, die dann doch im ganzen gehemmt wurde, dürfen also keineswegs 
einer Wachstumsförderun g im ganzen gleichgesetzt werden. 


Schlußfolgerungen. 


Ausgedehnte Versuche an tausenden Exemplaren pflanzlicher Individuen mit mehreren 
zehntausenden sorgfältigen Messungen haben uns gezeigt, daß zwar, von einer bestimmten Be- 
strahlungsintensität. angefangen, gesetzmäßige Hemmung, bei geringeren Dosen aber eine 
Förderung des Wachstums durch Röntgenlicht nicht erzielt werden kann. 

Die Röntgenstrahlen wirken auf das Pflanzenwachstum vom Beginn der makrosko-;, 


pisch erkennbaren Wirkung an lähmend. Wenn zahlreiche Autoren eine sichtliche Förde- 
rungswirkung gefunden zu haben glauben, so ist dies ein Irrtum, beruhend auf der Vernach- 
lässigung des Faktors Ger fluktuierenden Variabilität, die beim Wachstum eine wichtige Rolle 
spielt. 


Z ; 2 a au en 


-Aus der chirurgischen Universitätsklinik Göttingen (Direktor: Professor Dr. R. Stich). 


Die Röntgenbestrahlung der Hypopbysentumoren. . 
Von 
Dr. E. Wehefritz, jetzt Assistent an der Universitätsfrauenklinik Göttingen. 


Als im Jahre 1909 Gramegna zum ersten Male den Versuch machte. einen Hypophysen- 
tumor mit Röntgenstrahlen therapeutisch zu beeinflussen, bedeutete dies entschieden einen Fort- 
schritt; denn wenn auch seit Hersley eine Reihe von Autoren die Hypophysektomie verbessert 
und vervollkommnet hatten hauptsächlich durch die Einführung der rhinologischen. Opera- 
tionsmethode durch Hirsch und Chiari-Kahle r, blieb diese Operation doch infolge der 
nur schwer zugänglichen anatomischen Lage dieses Organs eine sehr schwierige und gefährliche. 

Nach den ersten Mißerfolgen, die Gramegna und Strauß zu verzeichnen hatten, 
mehrten sich in der Literatur die Fälle mit einem überraschend günstigen Endeffekt, den die 
Bestrahlung erzielt hatte. (B&ecelere, Gunsett, Krecke, von Szily und Küpferle, 
Fleischer und Jüngling, Darier und Strauß, der nach den ersten ımißglückten Be- 
strahlungen von neuen: zu der verlassenen Methode zurückgekehrt war.) An diesen günstigen 
Resultaten hatten zwei Umstände schuld: Einmal die Vielfeldbestrahlung, die Beclere an 
Stelle der buccalen Methode Gramegnas eingeführt hatte und die in der Folgezeit verbessert 
wurde, und zweitens eine gewisse Indikationsstellung, die nur beginnende Veränderungen der 
Hvpophyse der Bestrahlung überließ. 

- Wenn ich nun im folgenden über eine Reihe von Hypophysentumoren berichte, die in der 
Klinik in den Jahren 1920 und 1921 zur Bestrahlung kamen, so geschieht dies in der Absicht, 
unsere Resultate mitzuteilen. Die einzelnen Fälle sind seit den letzten Bestrahlungen nachunter- 
sucht worden, teilweise wurden sie von der hiesigen Augen- und Nervenklinik der Röntgenab- 
teilung erst zur Behandlung überwiesen. Vor Beginn der Röntgenbestrahlungen überhaupt wurde 
eine genaue Untersuchung der Augen vorgenommen, ein Gesichtsfeldschema aufgezeichnet, das 
im Laufe der Behandlung nach den einzelnen Bestrahlungen immer ‘wieder nachgeprüft und 
korrigiert wurde. 

Bevor ich auf die einzelnen Fälle näher eingehe, sei die Apparatur mitgeteilt, mit der die 
Bestrahlungen ausgeführt wurden: Veifa Intensiv Reformapparat; 170 kV, 2,0 mA, 1 mm Cu. 
X 1 mm Al. Filterung. Zur Bestimmung des Intensitätskoeffizienten wurde ein Goldblattelek- 
troskop mit getrennter Meßkammer benutzt. M üller- Elektronenröhre: ferner häufig Für 
sten a u - Coolidge-Röhre. 


fd > LEERE u. DEE = E P, + a Par ee Be N a Fe > _ en N E u OA ae kak aer En a AN we a IAG yoo rae E E en Bi 
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XXXI, 5/6. Far Eo, Die Röntgenbestrahlung der Hypophpsentuinoren l L | . 681 - 


Im folgenden seien zunächst die einzelnen Fälle mitgeteilt, die bestrahlt; ‚wurden: 
Fall I. N . 
: W. H., 38 Jahre, Zi mermann. | k 
Anamnestisch o. B. Seit 1914 bemerkte‘ Patient, daß seine "Hände, Füße und der Kopf, vor allen: 
‘der Unterkiefer, erheblich an Größe und Breite zunahmen. Trotzdem am 25. November’ 15 eingezogen 
"zum Feld-Art.-Regt. 46., Im. April 16 erkrankte Patient unter heftigsten. Köpfschmerzen, die die Über- 
führung über verschiedene Lazarette in die. Heimat zur Folge hatten, Die Diagnose lautete t | 
 Akromegalie. 
Das Krankheitsbild war bereits ein sehr arenröchende \(Siehe die tolgände Photographie!) 
Der Patient war unfähig zu mittelschwerer Arbeit, die Potentia coceundi et generandi seit einigen J ah- 
ren erloschen. Bereits bei jeder kleineren körperlichen Anstrengung ; . - 
starke Ermüdung und Luftmangel. Besonders über Vergeßlichkeit. 
hatte der Patient zu klagen. Die Intelligenzprütung ergab langsames- 
Antworten, überhaupt langsames Rechnen mit dem großen Einmaleins. 
Die inneren Organe erwiesen sich frei von pathologischen Ver-.. 
änderungen, mit Ausnahme des Herzens, das eine: leichte Verbreite- | 
- rung nach rechts zeigte. Die. Röntgenaufnahme des Schädels ergab 
eine enorme Verbreiterung der Sella tureiea. 
Am 4. November 20 wurde die erste Bestrahlung vorgenommen 
Die rechte und linke’ Schläfenseite wurden mit dem 8 em-Tubus 
- bei 23 cm Fokushautabstand, 1 mm Cu. + 1 mm Al. Filterung, 2,0 mA, | 
140 kV je 30 Minuten.lang bestrahlt. | | 
Die Nachuntersuchung ergab eine sehr. starke Reaktion auf. die 
Bestrahlung in Form von heftigsten Kopfschmerzen und starkem Er- 
brechen unmittelbar nachher, das tagelang anhielt. Die Bestrahlüngs- 
felder zeigten leichten’ Haarausfall, sonst keine Reaktion. T j 
i Unmittelbar nach der ersten Bestrahlung. und ı vier " Wochen später wurde die Augenuntersuchung 
vorgenommen (Professor Igersheimer). ; 
Rechts: Temporale Pupillenhälfte vielleicht etwas blaß; temporale Be vor allem im 
| ‘oberen Quadranten, | i 
| z Links: Deutliche temporale Abblassung, temporale Hemianopsie, die den- oberen und unteren - 
` Quadranten einnimmt. ' I 
Nach Wochen wurde der Patient zum zweitenmal bestrahlt Die "Bedingungen waren die: gleichen. | 
Abermals sehr. heftige Reaktion: Kopfschmerzen, Erbrechen, sehr starkes, Mattigkeitsgefühl. 


N 


zu bewegen. Zu Hause in Behandlung eines Arztes, der den- Kranken symptomatisch behandelte. Auf 


| | 
| Infolge der ungemein:.starken Reaktion war der Patient nicht‘ mehr zu einer weiteren Sitzung 


wiederholte schriftliche Aufforderung hin stellte sich der Patient erst am 11. Januar 23 wieder ein. 
Die Nachuntersuchung ergab ungefähr. denselben klinischen Befund. Das Schwächegefühl, über das 
: - der Patient schon früher immer geklagt hatte, hatte sich bedeutend verschlimmert. Gegenwär: tig ist 
er so zu jeder, auch der kleinsten körperlichen. Arbeit unfähig. 5 | E 
Die Augenuntersuchung zeigte, daß die Einengung: des Gesichtsfeldes bei. bewen Augen zuge- 
| nommen hatte. Eine weitere Berne lehnte der Patient ab. 
b 


Fall II. | = $ 

A. Sch., 49 Jahre, Oberbahnassistent. | 

- Früher stets gesund gewesen. .Schon seit 15 J aan fällt es dem Patienten auf, daß die Naso: die 
Hände, die Ohren, die Gesichtsknochen größer und plumper werden. Da Patient jedoch jahrelang keine 
Beschwerden hatte, legte er diesen Veränderungen, wenig Bedeutung bei.. Die inneren Organe er- 


unterzog, ergab folgenden Befund: T | 
Die temporalen: Papillenhälften sind etwas gräulich verfärbt. Beiderseits sy mmetrische temi- | 
“ porale Defekte vom blinden Fleck. Pupillenreaktion normal. -. ` -a 
Sehschärfe rechts — 1,0 an Uhthoffscher Scheibe auch, mit Farben, 
-Jlinks — 1,0 nichts Hemianopisches feststellbar. a gt 
. Erst nach Ablauf von 2 Jahren kommt Patient wieder in die Poliklinik, da er' angeblich seit- 


A 2 EE y 
. ' 


& m 
-^ iw 


t \ 


= wiesen sich frei von Veränderungen. ‚Eine Augenuntersuchung, der‘ an der Patient Ende Mai 1916 — 


kurzer Zeit-auf dem linken Auge bedeutend schlechter sieht. Das Größenwachstum hat sich nicht ge- er 


steigert; es.besteht Polyphagie und Polyurie. Die Libido ist stark herabgesetzt. . Nach Gebrauch "von. 
Schwefelbädern vier Wochen lang fühlt sich Patient wesentlich wohler. Die Hände seien weniger „ge-.. 
schwollen“,. Der: Visus beträgt rechts 0,9, links 0, 8. Der Patient befand sich nun. bis Juli 1920 in am- 
bulanter Behandlung der Univ. -Augenklinik. Kurz vor der Bestrahlung wurde eine genaue Augenunter- < 
. . suchung vorgenommen; die ‚beiden Gesichtsfelder zeigten folgendes Bild:, Dre 


- 


682 


15 
. 30] 
405 


120 


| | | 165 180 = 
_ Rechtes Auge: 1. 7. 20. E . í _  Linkes Auge: 1..7. 20. - 


Am 10. 7. 20 wurde die Bestrahlung vorgenommen, .und zwar wurden ünter denselben Bedin- 
gungen wie im Fall:I die beiden Schläfenfelder bestrahlt. Bei der Nachuntersuchung gab Patient an, 
daß.er. tagelang nach derBestrahlung an :heftigem Erbrechen und an Kopfschmerzen gelitten habe. 
Er sei auch heute (10 Tage nachher!).noch nicht vollständig hergestellt, fühle sich noch nicht arbeits- 
. fähig. ‘Andererseits begann seit dem Tag der Bestrahlung die „Schwellung“ an allen. Teilen des Kör- 
pers zurückzugehen, so daß Patient sich wie von’einer schweren Last befreit fühlte; und auch objektiv 
- ist eine deutliche Verkleinerung der Lippen, Augenlider, Hände und Füße feststellbar. Haut welk und 


Wehefrtu =. 3 2 28 sun 


. faltig. Am 15. 10. 20 zeigte sich die Haut der beiden Felder atrophisch und bräunlich. Wegen eines 
Erythems II. Grades, das besonders links ausgebildet war, war eine weitere Bestrahlung ‚ausgesetzt ` 
worden. Nun fühlte sich Patient in der Folgezeit so wohl, daß er weder zur Bestrahlung, noch zur 


Nachuntersuchung zu bewegen war. Abgesehen davon, daß seine bisherigen ‚Beschwerden, wie Steif- 
heit der Hände, Polyurie sich wesentlich gebessert hatten, kam Patient selbst am 27. 6. 22. zur Nach- 
` untersuchung mit der Angabe, daß das Sehen in letzter Zeit etwas weiter geworden sei: Rechts ergab 
sich eine Sehschärfe von 0,9 und 2,5 D. Nd. I, links eine solche von 1,0 und 2,5 D. Nd. I.: Die Bestimmung 
des Gesichtsfeldes ergab beiderseits eine wesentliche Besserung, besonders am rechten Auge, wo mit 
-2. mın manchmal absolut, mit 4 mm immer gesehen wird. Links hat sich das Gesichtsfeld wesentlich 
erweitert, wenn auch hier die Besserung nicht so in die Augen fällt wie rechts. | | 


x 
® 
_— b 
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anıs JE i 


Rechtes Auge: 1.1.2. Linkes Auge: 12. IL 22, 


‘- Fall Io. 
i Edmunde Sch., 39 Jahre, Verkäuferin). 
Anamnestisch o. B. eo = | a 
| Im Jahre’ 1919 bemerkte die Patientin -bei Ausübung ihres Berufes, daß ihr Sehvermögen ab- 
` nahm, und zwar auf beiden Augen, hauptsächlich aber links. Die Menses waren schon seit längerer 


1) Herrn Geheimrat v. Hip pel erlaube ich mir für die Überlassung dieses Falles und der in 


der Arbeit enthaltenen Gesichtsfelder meinen besten Dank auszusprechen, ebenso Herrn Professor . 


Igersheimer für die liebenswürdige Unterstützung. _ 


Ba FREE 


XXXI, 5/6. ; Die Röntgenbestrahlung der Hypophysentumoren. pr ‚688. 


Zeit ausgeblieben. Der Patientin fiel ferner auf, daß die Haare ihr ausfielen. Sie wurde mit J Bora | 
behandelt. Am 19. 4. 21 wurde in. der Augenklinik. folgender Befund erhoben: 
Überfette Patientin. (Adipositas.) Innere Organe o. B., ‚kein pathol. ‘neurol. Befund. o 

Linkes Auge: Temporale Hemianopsie mit Beteiligung des Zentrums, infolgedessen ist das Seh- 
vermögen auf Fingerzählen in 2 m herabgesetzt. | 

Rechtes Auge: Temporaler ‚Charakter. der Hemianopsie deutlich im oberen Quadraniten. Für 
Farhen schneidet er genau mit der Mittellinie ab. 3 

Die Röntgenaufnahme ergibt sehr starke. Vergrößerung der Sella lieci Keine Tumor- 

- symptome. 

Am 26. 4. 21 wurde die Patientin der ersten Bestrahlung unterzogen. Die Bodmgoneei waren | 
wieder dieselben. Es wurden 3 Felder gewählt, linkes und rechtes Schläfenfeld und | Stirnfeld. Un 
mittelbar nach der Bestrahlung sehr schlechtes Allgemein- Ä p 
befinden. Sehr starke Kopfschmerzen, große Mattigkeit und 
Erbrechen. Da das linke Auge nahezu Erblindung. zeigt we- - 
gen der Beteiligung des Zentrums, wunde das Hauptaugen- 
merk auf das rechte gerichtet. 1 Monat nach der ersten Be- 
strahlung wurde nebenstehendes Gesichtsfeldschema aufge- 
nommen: 

Nach 8 Wochen wurde die Bestrahling unter densel- 
ben Bedingungen wiederholt, nach. weiteren 8 Wochen eine 
3. Bestrahlung vorgenommen. | 

Bei der Nachuntersuchung machte die Patientin einen 
frischeren Eindruck; sie selbst glaubte an eine wesentliche 
- Besserung -ihres Sehvermögens. Die Augenuntersuchung er- ` 

gab am 13. 10. 21 eine unzweifelhafte und nicht unerhebliche 
‚, Besserung der ‚unteren temporalen Gesichtshälfte des receh- N u 
“ten Auges. Leider hat sich dann die Patientin, zufrieden k Rechtes Auge: 8175. 21.. 


= mit dem Heilerfolg; der Behandlung entzogen. Am 22,1. 23° 


- konnte sie wenigstens zur Nachuntersuchung bewogen werden. Die Gesichtsfeldaufnahme ergab auf 
‚beiden Augen eine deutliche Besserung, wovon die folgenden Schemata Zeugnis ablegen. Eine noch- 
| nielige Nachuntersuchung ergab erst kürzlich das Stationäre des etzien Befundes. , jai 


Rechtes Auge: 22. 1, 28. Wesentliche Benai . Linkes Age: 22. 1. 23. Deutliche Besserung! 


Fall IV.. ° 
‚Elise F., 46 Jahre. 
| _ Anamnestisch o. B. 4 Hönnele Geburten. | | | 
- Im Februar 1919 bemerkte Patientin, daß sie beim Lesen nicht mehr so gut sah wie s fr üher. 
Der Augenarzt verschrieb eine Brille, die wieder vollständige Sehkraft verlieh. Im Herbst 1920 ließ 
die Sehkraft wieder nach. ‚Verschärfung des Glases. Nach einem. weiteren Vierteljahr bemerkte Pa- 
tientin, als sie Kaffee in eine Tasse gießen wollte, daß sie denselben vorbeigoß. Der Arzt konstatierte 
links nur 1/3 Sehkraft, rechts %. Die Röntgenaufnahme des Schädels, die nun vorgenommen: wurde, 
ergab Erweiterung der Sella turcica, Hypophysentumor, Im Anschluß daran wurde die Patientin in ` 
Braunschweig 9mal mit dem Resultat bestrahlt, daß links. ein Fünfzigstel Sehkraft, rechts.ein Drittel 
. Sehkraft bestand. Am 6. August 1920 wurde die Patientin in die hiesige Universitätsnervenklinik auf- 
genommen. ER er Doa . | | se 


Fortschritte a. d. Gebieto d. Röntgenstrahlen. XXXI. i i . 87 


684 e Wehefritz. XXXI, 5/6. 


Aufnahmebefund: 


a a a i AF, A 


Größe 1,61 m, Gewicht 73 kg. Seit dem 38. Lebensjahre Menopause. Keine Kopfschmerzen, kein 


Schwindelgefühl, keine Schädelklopfempfindlichkeit, Pupillen mittelgroß, gleichweit rund. 

Lider etwas geschwollen, Bulbi prominent, Graefe negativ. Gesichtsteld links und rechts nach 
‚außen vollkommen fehlend. Bitemporale Hemianopsie, Augenhintergrund frei, kein Nystagmus, 
Cong. Reflex beiderseits positiv. Keine besonderen Hauterscheinungen, keine besondere Fettentwick- 
` Jung. Pubes außerordentlich gering. Schilddrüse nicht wesentlich palpabel. Keine Zunahme der 
Urinmenge. 

Motilität der Beine frei, links manchmal Babinsky angedeutet. Keine Spasmen, spitz und 
stumpf wird überall unterschieden. 

Eine nochmalige Aufnahme des Schädels Sach folgenden Befund: 

Türkensattel im stereoskopischen Bild sicher verbreitert, Processus celinoideus posterior fehlt, 
die untere Begrenzung des verbreiterten Türkensattels ist auffallend unscharf. Die Höhle im Keilbein 
` ist nicht zu sehen. Die Knochen der Schädelbasis sklerosiert. 

Lumbalpunktion verweigert. > 

Da es sich nach dem ganzen klinischen Bild um einen progredienten Prozeß handelte, wurde die 
Röntgenbestrahlung begonnen, trotzdem die Patientin schon anderwärts vorbestrahlt worden war. 
Vor Beginn der Strahlenbehandlung wurde von den beiden Augen ein Gesichtsfeldschema aufge- 
nommen, | 

Am 23. 8. 20 wurde die erste Sitzung vorgenommen. Bestrahlt wurden die rechte und linke 
Schläfengegend in der üblichen Weise. Da nach 8 Wochen sich links ein Erythem 2. Grades ausgebildet 
hatte, das allerdings bei der Nachuntersuchung in Abheilung begriffen war, wurde nur das rechte 
Feld bestrahlt. Die Reaktion nach jeder Bestrahlung war außerordentlich schwer. Heftige Kopf- 
schmerzen, die tagelang anhielten, und Erbrechen setzten der Patientin so zu, daß sie nur schwer zu 
einer weiteren Bestrahlung zu bewegen war. 

Die Augenuntersuchung ergab folgenden Befund: 

Die Sehschärfe des besseren Auges (des rechten) ist von 0,4 auf 0,3 zurückgegangen. Der Ge- 
sichtsfelddefekt am rechten Auge hat den medialen oberen Quadranten mehr beteiligt, so daß als 
völlig intakt nur noch der mediale untere Quadrant zu bezeichnen ist. 

Am linken Auge ist wegen des Verlustes des zentralen Visus eine sonop Vergleichung aus- 
geschlossen. 

Am 24. 11. 20 wurden Hirnfeld und rechte Schläfe bestrahlt und kurz darauf ein Hinterkopffeld 
gegeben. 

Über das rechte Auge orientiert noch eine Gesichtsfeldbestimmung, die am 5. 7. 21, also sehr 
spät nach der letzten Bestrahlung vorgenommen wurde. Gegenüber der Untersuchung vom 10. 8. 20, 
also der Untersuchung vor etwa einem Jahr, zeigt der Vergleich der beiden Gesichtsfelder eine leichte 
Verschlechterung. 

Trotz wiederholter schriftlicher Aufforderung war die Patientin nicht mehr zu einer weiteren 
Bestrahlung zu bewegen gewesen. Wie ihr Mann mitteilte, befindet sie sich in einem sehr schlechten 
körperlichen Zustand, an dem Augenbefund hätte sich nichts geändert. 

Fall V. 

Hermine G., 46 Jahre, Ehefrau. 

Anamnestisch o. B. 

Seit August 1922 bekam die Patientin Kopfschmerzen, die immer schlimmer wurden. Dazu ge- 
sellte sich „ein unerträglicher Druck besonders über den Augen, öfters mit Übelkeit und Erbrechen“. 
November 1922 Aufnahme in die hiesige Universitätsaugenklinik. 

Kräftig gebaute Frau in gutem Ernährungszustand. Die Angaben der Patientin erfolgen lang- 
sam und erst nach längerem Besinnen. 


Pupillen: rechts: prompte Reaktion auf Licht und Konvergenz. Deutliche Abblassung der 


linken Papille, während rechts eine fragliche Verfär bung der Papille besteht. 

Links: sehr träge, schwache Reaktion. 

Beide Pupillen rund und gleich weit. 

Leichte Verbreiterung des Herzens nach links (1 Querfinger); kein Geräusch. Innere Organe: 
sonst o. B. Patientin wurde, nachdem durch eine Röntgenaufnahme eine Erweiterung der Sella tureica 
und damit ein Hypophysentumor festgestellt war, der chirurgischen Klinik zur Bestrahlung übersandt. 

Am 14. 12. 22 wurde die Bestrahlung vorgenommen unter den gleichen Bedingungen, wie in den 
anderen Fällen, und zwar wurden Stirn- und Nackenfeld sowie rechtes und linkes Schläfenfeld be- 
strahlt. Nach einer ziemlich heftigen Reaktion glaubte die Patientin etwas besser schen zu können. 

Am 18. 12. 22 bot das Gesichtsfeld des rechten Auges im Vergleich zum Befund vom 11. 12. 22 
entschieden eine Besserung. Jedoch bereits 2 Monate später, am 23. 2. 23, mußte die Aufnahme der Pa- 


ne 


i 
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| 


XXXI, 5/6. Die Röntgenbesttahlung der Hypophysentumoren. 685 


tientin in die chirurgische Universitätsklinik erfolgen, wegen zunehmender Hirndrucksymptome, die 
am 15. 2. 23 einen operativen Eingriff nötig machten. 

Halbkreisförmiger Schnitt an der medialen Seite der rechten Orbita. Orbitalfett weit lateral ab- 
geschoben. Entfernung des Tränenbeins und der Siebbeinzellen. An einer Stelle wird der Knochen 
der Schädelbasis entfernt, so daß man die Pulsation der Dura sieht. Man stößt nach Wegnahme der 
vorderen Keilbeinwand auf keine ausgebuchtetg Sella turcica. Mit dem scharfen: Löffel Entfernung 
von etwas Gewebe, ohne Gewißheit, daß die Hypophyse erreicht wurde. | 

Leichte Temperatursteigerung bei heftigen Kopfschmerzen. Am 28. 2. 23 wurde der Tampon ge- 
wechselt und eine Sonde eingerührt: Auftreten von Kopfschmerzen. Hyperästhesie, Nackensteifigkeit. 


Nach leichter Besserung am 2. 3., Exitus am 4. 3. 23. 3 Uhr morgens. 


Die Sektion ergab: Kirschgroßer, zystischer Tumor der Hypophysis cerebri, Erweiterung der 
Sella tureica. 

Kompressionserscheinungen am Boden des 3. Ventrikels, insbesondere beiderseitige Sehbahn be- 
treffend. (Tractus, Ohiasma, Nerv. opt.) | 

Eitrige Leptomeningitio der Hirnbasis. 

Atrophie der Ovarien, keine Zeichen von Akromegalie. 


Fall VI. 

H. G., 24 Jahre, Maurer. | 

Anamnestisch o. B.. 3 Jahre lang im Feld. Im Juli 1918 meldete sich Patient im Revier krank, 
weil er merkte, daß sein Sehvermögen abnahm. Über verschiedene Lazarette ab 30. Februar 1919 in 
Behandlung der hiesigen Augenklinik. 

Aufnahmebefund: i 

Untersetzt, blühendes Aussehen. Muskulatur und Knochensystem gut entwickelt. Auffallend 
dicke und wulstige Lippen, die, wie Patient angibt, eine Familieneigentümlichkeit darstellen. Sonst 
keinerlei Zeichen von Akromegalie. Genitale normal entwickelt. 

Innere Organe sowie Nervensystem o. B. Wa. Re. negativ. 

Augenbefund: 

Links: nahezu blind. | 

Rechts: S. 1,0; totaler Defekt der temporalen Gesichtsfeldhälfte. Nach 100 und 200 g Glykon 
keine Glykosurie. 

Röntgenaufnahme des Schädels ergibt: Sella turcica vergrößert. Anfang Januar 1920 stellten 
sich Kopfschmerzen ein, die immer mehr zunahmen. Neigung zu Schläfrigkeit. Zeitweise Erbrechen. 
Ausgesprochener Druckpuls. Lumbalpunktion ergibt Druck von 200 mm Hg. Wegen dieser zunehmen- 
den Hirndruckerscheinungen wurde der Patient in die Klinik verlegt, wo am 31. 1. 20 in Lokal- 
anästhesie der Balkenstich und am 17. 2, 20 die Entlastungstrepanation nach Cusching vorge- 
nommen wurde. Am 28. 2. 20 konnte der Patient bei manifestem Augenbefund (linksseitige Amau- 
rose, heteronyme Hemianopsie) entlassen werden. Nun wurde der Patient der Strahlenbehandlung 
zugeführt, die unter den gleichen Bedingungen wie bei Fall I vorgenommen wurde. In den beiden 
ersten Sitzungen wurden je 2 Felder, rechtes und linkes Schläfenfeld, gegeben. Die Reaktion auf 
diese beiden Bestrahlungen war sehr stark. Heftige, tagelang dauernde Kopfschmerzen und Er- 
brechen, das allerdings nur am 1. Tage anhielt. Der Urin erwies sich dauernd frei von Eiweiß und 
Zucker. Im Bestrahlungsfeld trat Haarausfall ein. In der nächsten Sitzung war noch ein Stirnfeld 
hinzugefügt worden. Das Allgemeinbefinden besserte sich wesentlich. An beiden Schläfenfeldern zeigt 
die Haut Teleangiektasien. Die Augenuntersuchung ergab den gleichen Befund. Auch das Gesichts- 
feld hatte sich nicht verändert. Die Aufnahme des Schädels ergab das gleiche Bild wie zu Beginu 
der Bestrahlungen. 

In der nächsten Bestrahlung wurden nur Stirnfeld und Hinterkopffeld gegeben mit Ein- 
stellung des Zentralstrahles nach der Hypophyse. Wegen der Hautveränderung an den beiden Schlä- 
fenfeldern fallen diese aus. Die letzte Bestrahlung bestand aus 4 Feldern: 2 Schläfenfelder, Stirnfeld 
und Hinterkopffeld. Die Nachuntersuchung ergab: Gutes Allgemeinbefinden, Augenbefund unver- 
ändert. Röntgenaufnahme ergibt dieselben Verhältnisse am Schädel. Auch bei einer 2. Nachunter- 
suchung, die 5 Monate später vorgenommen wurde, ist der Augenbefund unverändert. Dagegen zeigte 


- sich die linke Schläfengegend stark gerötet, die Haut schuppt stark. Die Haut der rechten Schläfen- 


gegend ist atrophisch, ebenfalls stark gerötet. Etwa 3 cm oberhalb des Ohrs findet sich eine bohnen- 
große, mit dicken Krusten bedeckte Stelle. Totaler Haarausfall. Das Ulkus besteht nach Angaben 
des Patienten seit 3 Wochen. Am 20. 11. 22 ergab die letzte Nachuntersuchung keinerlei Veränderung 


"des Gesichtsfeldes. Nach Aussage des Patienten sind in den letzten Monaten gelegentlich ohne äußere 


Ursache Ohnmachtsanfälle aufgetreten, die mitunter auch nachts sich zeigten. Öfters Kopfschmer- 
zen, einmal will sich Patient in die Zunge gebissen haben; sonst keine Beschwerden. 


87* 


Br 1 0 0. Wehefritz. Er u; XXXI, 5/6. ` 


| Der Erfolg einer jeden Röntgenbestrahlung hängt von zwei Faktoren ab:- Einmal von der 
‚Lage und dann von. der Art .des zu bestrahlenden Objektes. So. ungünstig die Lage der Hy- 
Pi ophyse für einen chirurgischen Eingriff‘ ist, so günstig ist sie für die Bestrahlung. | 

„Der Türkensattel liegt- beinahe im Mittelpunkt eines Kugelsegmentes, ‚dessen Oberfläche 


` durch das, Stirnbein, die Schläfenbeine und die Sckeitelbeine gebildet wird.“ (Gun sett.) Diese - | 
ziemlich exakte anätomische Fixierung ermöglicht: eine genaue Einstellung. Alle Strahlen, die” 
= von der Peripherie dieses Kuügelsegmentes auf den Mittelpunkt desselben zentriert werden, müs- - 5 


sen den Türkensatte] und damit die Hypophyse treffen. 


Durch vergleichende ‚Röntgenaufnahmen von 100 Fällen, ohne- ETAT oder sonstige 
Symptome, hat Enfield für die Sella tureica eine Breite von 2—19 mm und eine Tiefe von - 


. '3—12 mm gefunden. Und Hofbauer, der diehypophysäre Kastration einführte, gibt für die 

Hypophyse eine Tiefönläge von 6—7,5 mm an, in der Mitte des biternporälen Durchmessers. 

j Während demnach die ziemlich genaue Lokalisation eines Hypophysentumors möglich 
ist, vor allem, was die Tiefenläge anbelangt, sind wir über die Art des zu bestrahlenden Tumors 


vollkommen im ungewissen. Die Röntgenaufnahme des’ Schädels gibt uns nur Aufschluß über . 


das Bestehen. eines Hypopliysentumors überhaupt. 


„Ein innerhalb‘ der Hypophyse wachsender Tumor erzeugt eine Vedig und Aus- 
valons des Bodens der Sella tureica, wodurch das Dorsum sellae schmächtig, verlängert und re- i 


= troflektiert wird. Bei weiterer Größenzunahme verdrängt der Tumor den Boden des Türken- 


‚sattels immer mehr gegen die Keilbeinhöhle, so daß diese wesentlich eingeengt wird. Sa oe 


- sum sellae wird destruiert, der Processus clinoideus anterior unterminiert bzw. zerstört. 


Die extrasellar gelegenen Tumoren zerstören zunächst bloß die am Eingang der Sella be- ` 


findlichen Knochenvorsprünge, das Dorsum, während sich der Boden der Sella nicht verändert. 


Hierdurch kommt eine flache, schüsselförmige Erweiterung des Sellaeingangs zustande.. Erst bei 


. weiterem Wachstum pflegen die in Rede stehenden Geschwülste den Boden der Sella auszuhöhlen, 
‘so daß ähnliche Destruktionen entstehen wie bei den intrasellaren Tumoren.“ (A. S chüller 
nach Biedl.) Wir erkennen also, den Deu ld 2 an der Druckatröphie, 
der. das Knochenbett verfällt. 

‘Nun hat schon B&clere betont, daß der ganze Erfolg der Bez von der Frü h- 
diagnose abhänge, welches auch die klinische Form sein möge, die die Geschwulst auslöst. "Und 
gerade in diesem Zusammenhang weist er darauf hin, daß die Frühdiagnose gegenwärtig mög- 
lich sei durch eine Schädelaufnahme auf Grund der oben gese idenken: Veranderungen, die der 
Türkensattel erleidet. Fu 


| Dem möchte ich doch entgegenhalten, daß ein geschwulstartiges Wachstum eines Ki 
das sein Knochenbett bereits so verändert hat, nicht mehr ein frischer Prozeß genannt werden . 
-= kann. Auf der anderen Seite äußert sich klinisch ein solcher Tumor durch Störungen der Augen 


im Sinne eines Gesichtsfeldausfalles, eine e Fol ge der. mechanischen Kompression, die das Chiasma. 
erleidet. Ä | | 
Bis es vor allem zu den nachweisbaren Veränderungen des Türkensattels kommt, vergehen 


"meiner Ansicht nach immer Jahre, zumal wenn man noch das langsame Wachstum der in der | 
überwiegenden Mehrzahl gutartigen. Hypophysentumoren in Erwägung zieht. Frühfälle im 


| Sinne Becleres dürften also für die Aoneenaeape dieser Geschwülste m in ı Betracht 
kommen. | Ä Ser 
Daß dem Alter des Prozesses eine wesentliche Bedeutung für den Erfolg. der Be- 
strahlung tatsächlich nicht zukommt, zeigt ein Blick auf die von uns bestrählten Fälle. . 


Bei Fall III hatte die Patientin schon seit 1919 -eine Abnahme ihres Sehvermögens be- 


merkt, Aber erst nach. 13 J ahren, 1921, wurde sie der Röntgenbestrahlung zugeführt, die nun, 
im Abstand von 8 Wochen, zweimal ausgeführt wurde.. Ein Vergleich des rechten. Gesichtsfeldes 
. vor und nach der Bestrahlung zeigt, ‚abgesehen von der wesentlichen subjektiven Besserung, wie 


4 


en 


XXXI, 5/6. Die Röntgenbestrahlung der Hypophysentumoren. 687 


günstig die Bestrahlung gewirkt hat. Auch das linke Auge weist eine wesentliche Besserung 
auf, wenn auch nicht in dem Maße wie das andere. 

Eine viel größere Bedeutung als das Alter hat die Art des Tumors der Hypophyse. 
Wir wissen heute noch nicht, wie die Röntgenstrahlen auf die Zelle wirken, doch kennen wir ihre 
sogenannte Elektivwirkung. Die Röntgensensibilität der verschiedenen Zellformen ist ver- 
schieden. Wenn wir nun die Literatur verfolgen, so überrascht uns das günstige Resultat, das 
die Röntgentherapie bei so manchem Fall von Hypophysentumor aufzuweisen hat, was um so 
auffallender ist, als es sich doch bei der Mehrzahl ‘aller in Betracht kommenden Geschwulstarten 
um gutartige, langsam wachsende, aber deshalb nicht gerade durch die Bestrahlung intensiv zu 
beeinflussende Tumoren handelt. Wohl in der Mehrzahl handelt.es sich um Adenome. Epithe- 
lialen Ursprungs sind zystische Tumoren, die vom Hypophysensäckchen oder Hypophysen- 
gang ausgehen. Fibrome, Sarkome und Karzinome (diese wohl nur in Form von Metastasen!) 
sind so selten, daß ihnen keine praktische Bedeutung zukommt. Röntgenologisch lassen sich die 


- einzelnen Geschwulstarten nicht erkennen, es sei denn, daß einmal durch den Nachweis von Kalk- 


oder metastatischer Knochenbildung auf die Art der Geschwulst sich ein Schluß ziehen ließe. 
Eine besondere Bedeutung kommt dem Krankheitsbild der Akromegalie zu. Ätiologisch 


nimmt man eine Hyperfunktion des geschwulstartig veränderten Vorderlappens der Hypophyse 


an. Petrén beschrieb allerdings Akromegalie ohne Tumor, während B. Fischer als morpho- 
logische Grundlage immer Adenome der Hypophyse fand. Aber nicht nur eosinophile Adenome, 
sondern auch basophile und chromophobe liegen der Akromegalie zugrurde. Daß gerade die 
Hauptzellen dabei eine wesentliche Rolle spielen können, zeigen die akromegaloiden Erscheinun- 
gen, die die Schwangerschaftshypophyse auf Grund der Vermehrung solcher Zellen erzeugt. 
(Biedl.) Immerhin sind außer Adenomen keine anderen Geschwulstarten bei diesem Krank- 
heitsbild beobachtet worden. o 

Betrachten wir nun die Resultate, die die Röntgenbestrahlung bei der Akromegalie erzielt, 
so fällt auf, daß im Gegensatz zu recht günstiger Beeinflussung dieser Krankheit manche Fälle 
von Akromegalie vollständig strahlenrefraktär sind. Hier geht der Prozeß unaufhaltsam 
weiter, was sich in der langsamen Ausbildung einer hypophysären Kachexie klinisch äußert, wie 
sie von Simmonds beschrieben wurde und wie Fall I sie darbietet. | 

Strauß macht deshalb den Versuch, zwei Arten von Akromegalie zu unterscheiden: Eine 
reine Hypophysenakromegalie, die gut auf die Bestrahlung reagiert, und eine zweite, 
die pluriglandulär ausgelöst wird. Er schlägt deshalb bei dieser „Form“ von Akromegalie neben 
der Bestrahlung der Hypophyse noch eine solche von Thymus und Nebennieren vor, in der An- 
nahme. einer mehr oder minder gleichgerichteten Wirkung dieser beiden innersekretorischen 


. Drüsen zur Hypophyse. Versagt auch diese erweiterte Bestrahlung so hält er solche Fälle ge- 


eignet zur Operation, da er von der Voraussetzung ausgeht, es liege nicht ein Adenom, sondern 
eine zystische Geschwulst vor. 

Ich glaube, daß zunächst einmal die Unterscheidung von Strauß in eine reine Hypophy- 
sentumorakromegalie und in eine pluriglandulär ausgelöste sich nicht aufrechterhalten läßt. Die 


. te b s . ` . » . . . . . 
Korrelation der Drüsen mit innerer Sekretion ist eine so innige, daß die Akromegalie im letzten 


Grunde wohl immer eine pluriglandulär bedingte Erkrankung darstellt. Kommt es bei einem 
Organ mit innerer Sekretion zu einer Dys- oder Hyperfunktion infolge geschwulstartigen Wachs- 
tums, wie wir das beim Adenom der Hypophyse ja gerade annehmen, so E das ganze inner- 
sekretorische System davon betroffen. 

Ferner ist dieAnnahmevon Strauß, daß bei Akromegalien, die sich strahlenrefraktär ver- 
halten, eine Zyste vorliege, ebenfalls nicht haltbar. Wohl haben Autoren dieses Krankheitsbild 
beschrieben ohne Tumorbildung der Hypophyse. Lewis fand eine Vermehrung der spezifischen 
Zellen des Organs ohne Geschwulstbildung. Sind aber Veränderungen des Türkensattels vor- 


handen, ist damit das Bestehen eines Hypophysentumors gesichert, so müssen wir unbedingt ein -> 


Adenom annehmen. Andere Geschwulstarten erzeugen keine Akromegalie. 


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688 0 Wehefritz.  .XXXL5f6, 


“Auch die beiden von mir bestrahlten. Akromegalien weisen ein ganz ver schledänes Bestrah- 
lungsresultat auf. Bei beiden war durch eine Schädelaufnahme die Erweiterung der Sella tureica 
und damit das Bestehen eines Hypophysentumors nachgewiesen. | 

Das Alter des Prozesses scheint auch hier keine wesentliche Rolle zu spielen. Während sich 
hei dem ersten Patienten die charakteristischen Knochenveränderungen nur auf 6 Jahre zurück- 
‚verfolgen lassen, besteht bei: dem anderen Kranken die Symptomentrias, Abnahme der Sexual- 
funktion, Vergrößerung des Knochengerüstes, bitemporale Hemianopsie, schon über 15 Jahre. 
Und gerade dieser Patient reagierte sehr günstig auf die Bestrahlung. Außer einem Stillstand 
des Knochenwachstums und einer wesentlichen Besserung des Allgemeinbefindens, die durch Zu- 

. rückbildung der veränderten Haut des ganzen Körpers, einem Nachlassen, ja sogar zeitweisen. 
Verschwinden der bisher rasenden, dadurch stark deprimierenden Kopfschmerzen bedingt war, 
zeigte sich vor allem eine wesentliche Erweiterung der beiden Gesichtsfelder, die besonders am ; 
rechten Auge zu einer fast vollständigen Wiederherstellung der Sehschärfe führte. Im Gegensatz 
dazu stellte sich bei dem anderen Patienten bei der gleichen Strahlenbehandlung eine langsam in - 
Erscheinung tretende, dafür unaufhaltsam vorschreitende hypophysäre Kachexie ein, wie sie _ 
Simmonds beschrieben hat. S. 8. 687 unten. 

Wie schon ausgeführt, Naben auch andere ein solches Versagen der Strahlenbehandlung bei 
der Akromegalie beobachtet. Strauß versucht diese konträren Bestrahlungsresultate durch die 
_ Annahme von 2 Arten von Akromegalie zu erklären, eine BL ype, die ınir zum mindesten sehr 
unwahrscheinlich erscheint. | 

Ich möchte vielmehr bei all den Fällen von Akromegalie, die sich strahlenrefraktär ver- 
halten, eine Mitbeteiligung des Zwischenhirns annehmen, jener wichtigen Hirnpartie, die 
zwischen Hypophyse und Glandula pinealis gelegen ist. 

Das Zwischenhirn hat seit den Arbeiten von Erdheim, Aschner und ee 
eine besondere Bedeutung gewonnen. Wie Aschner zeigen konnte, haben wir gerade in diesem 
Gehirnabschnitt, am Boden des dritten Ventrikels, ein sehr wichtiges Stoffwechsel- und Einge- 
weidezentrum vor uns. Der Autor fand bei Stichverletzung des Hypothalamus Ausschüttung von 
Zucker im Harn, Eckhard rief'Polyurie hervor bei Verletzung der Corpora mammillaria. Ja, 
Aschner nimmt sogar auf Grund von Tierexperimenten sensible Zentren und Bahnen in die- 

' sem Gehirnabschnitt an. Nun ist der innige Zusammenhang zwischen dem endokrinen Apparat 
und dem vegetativen Nervensystem bekannt. Allerdings sind wir uns über die Abhängigkeit der 
beiden voneinander noch nicht im klaren. Krankheiten, die man bisher als Folge der Erkrankung 
einer innersekretorischen Drüse auffaßte, können, wie z. B. die Dystrophia adiposogenitalis, durch 
Schädigungen des Zwischenhirns und des Tuber einereum ausgelöst werden. Deshalb liegt die An- 
nahme nahe, auch an solche bisher noch nicht geklärte Beziehungen der Hypophyse zum Zwi-.. 
schenhirn zu denken. Selbstverständlich müssen wir uns immer vor Augen halten, daß Tumoren, 
die morphologisch den gleichen Au fbau, die gleiche Zellenart aufweisen, öfters ganz verschieden 
auf die Bestrahlung reagieren. 

Gegen Aschners Annahme, daß im Zwischenhirn sensible Zentren und Bahnen, die bis- 
her unbekannt waren, spricht die Erfahrungstatsache, daß nie einwandfrei Schädigungen der 
Hirpsubstanz ‘durch die Bestrahlungen hervorgerufen wurden. Schon Béclère hat auf diesen 
Umstand hingewiesen, und der Erfolg hat ihm bis jetzt immer recht gegeben. Ohne weiteres ist 
'ja wohl anzunehmen, daß bei Röntgenbestrahlung der Hypophyse dies unmittelbar benachbarte 
Zwischenhirn mitbestrahlt wird. Die meisten Autoren haben nun niemals Schädigungen der 
Gehirnsubstanz gesehen, deshalb .hielt man auf Grund dieser Erfahrungstatsache die Unemp- 
findlichkeit des Gehirns für erwiesen.- Nun haben allerdings Kontschalowsky und Eisen- 
stein voriges Jahr das Auftreten von 2 typischen epileptischen Anfällen 11 Tage nach einer 
Akromegaliebestrahlung beschrieben, die sie in ursächlichen Zusammenhang mit der kurz vorher 
erfolgten Bestrahlung bringen. Die beiden Autoren weisen darauf hin, daß Lenk bei der Strah- 

_ lenbehandlung der Epilepsie, die Strauß mit ganz kleinen Dosen ausgeführt wissen will, eine 


E 


XXXI, 5/6. ‘ Die Röntgenbestrahlung der Hypophysentumoren. 689 


Verschlimmerung des Leidens erreicht hat, allerdings wohl durch Verabreichung von zu inten- _ 
siver Bestrahlung. Und Brunner und Schwarz wollen bei Gehirnbestrahlungen von jungen 
Tieren jedesmal epileptische Krämpfe ausgelöst haben. Dem gegenüber steht die Tatsache, daß 
alle anderen Autoren, die Hypophysenbestrahlungen vornahmen, nie Gehirnschädigungen sahen. 

Auch ich habe bei den von uns bestrahlten Fällen nichts Derartiges beobachtet. Nur bei 
einem 24jährigen Patienten (Fall VI) mit Hypophysentumor ohne jegliche akromegale Erschei- 
nungen, der im Anschluß an eine Entlastungstrepanation wegen Hirndruckerscheinungen ver- 
schiedentlich nachbestrahlt wurde, traten, wie der Patient bei der letzten Nachuntersuchung an- 
gab, in den letzten Monaten, im Anschluß an die zuletzt vorgenommene Bestrahlung (allerdings 
erst nach Monaten), öfters Ohnmachtsanfälle auf, einmal will sich der Patient auch einen Zun- 
genbiß beigebracht haben. Die Kopfschmerzen hätten sich schon vor Beginn der „Anfälle“, die 
leider ärztlich nie beobachtet wurden, wesentlich verschlimmert. | 

Nun gibt es eine Theorie über die Entstehung der Epilepsie, die dieses Leiden mit Stö- 
ungen des endokrinen Systems in Zusammenhang bringt, was ja schon länger bekannt ist; epilep- 
tische Anfälle bei Morbus Basedowii (Rothfeld), bei sporadischem Kretinismus (Manson) 
sind bekannt (nach Bremer). Veränderungen der Schilddrüse von Nebennieren und Epithel- 
körperchen wurden gefunden. 

Wenn wir also „ein endokrines Stoffwechselgift als Ursache der Epilepsie“ annehmen kön- 
nen, so sind wohl auch auf diese allerdings nach ihrer Wirkung noch unklaren Zusammenhänge 
solche epileptische Anfälle bei Hypophysentumoren zurückzuführen. Daß nach Kontscha- 
lowsky und Eisenstein Intensivbestrahlungen anfallauslösend und verschlimmernd wir- 
ken können, liegt dann wohl im Bereiche des Möglichen. 

Wie ist nun aber de Wirkung der Röntgenstrahlen auf die Hypophy- 
sentumorenohneakromegale Erscheinungen? In erster Linie auf das Adenom? 


Hier haben die experimentellen Untersuchungen von Strauß Aufschluß gebracht. Dieser Autor 


fand bei Hypophysenbestrahlungen an Meerschweinchen überhaupt keine nennenswerte Einwir- 
kung auf den Vorderlappen dieses Organs, außer einer Hyperämie, dagegen einen deutlichen 
Kolloidschwund der Pars intermedia. Nun kommt ja freilich gerade diesem Abschnitt der Hypo- 


 physe beim Menschen infolge seiner Kleinheit keine Bedeutung zu. Reichlichen Kolloidgehalt‘ 


weisen aber die Adenome des Vorderlappens auf, was ja bekanntlich zu der Beziehung Struma 
pituitaria führte. Strauß glaubt deshalb die Wirkung der Bestrahlung auf diese Adenome in 
einem rasch eintretenden Schwund des Kolloids zu erblicken, ähnlich dem Schwund dieses Se- 
kretionsproduktes an dem unveränderten Organ bei seinen Tierversuchen. Auf jeden Fall müssen 
wir bei Tumoren, die sich strahlenrefraktär verhalten, eine Hypophysenzyste, nicht ein Adenom 
annehmen. Das sind dann wohl die Fälle, die sich zu einem chirurgischen Eingriff eignen. Wie 
als Bestätigung für die Richtigkeit dieser Annahme verweise ich auf Fall V, bei dem nach er- 
folgter Bestrahlung infolge zunehmender Hirndrucksymptome die Entlastungstrepanation nötig 


geworden war, der die Patientin erlag. Die Sektion ergab eine kirschgroße, zystische Geschwulst 


der IIypophyse. Meines Erachtens sollte deshalb jeder Hypophysentumor der Röntgenbestrah- 
lung zugeführt werden, gleichsam um auszuprobieren, um welche Art von Tumor es sich handelt. 
Spricht er auf die Bestrahlung an, so muß eine adenomatöse Geschwulst angenommen werden, 
bleibt dagegen die Bestrahlung ergebnislos oder machen sich gar die ersten Anzeichen eines wei- 
teren Wachstums bemerkbar, in Form einer beginnenden Kachexie, so ist eine weitere Bestrah- 
lung nur Zeitverlust. Wie Strauß möchte auch ich diese Fälle von Hypophysentumoren der 
chirurgischen Behandlung als ultima ratio zugeführt wissen in der Annahme einer zystischen | 
Geschwulst. . 

"Wie ist nun die Technik der AEAN E anne Beclere war 
der erste gewesen, der die Vielfeldbestrahlung einführte an Stelle der buccalen Methode Gra- 
megnas. Er wählte vier Eingangspforten, die beiden Temporalgegenden, die sich wegen ihrer ` 
kürzesten Entfernung von der Hypophyse und der dünnen Knochenwand an dieser Schädelpartie 


i 


20. | E use Ch : En Wehotrit. er w ” NS T XXXI, 5/6. 


g besonders eignen, and ‚die beiden Hälften. der Regio frontalis. Die auf £ jede | Stelle applizierte Ober- x 


flächendosis betrug: 3.H. Gefiltert‘ wurde mit 1 mm Aluminiumfilter. Das Resultat seiner Be- 


strählungen i in vier Fällen war ein auffallend günstiges.. Besonders hervorheben möchte ich seine 


therapeutischen Resultate bei einem 161, jährigen Mädchen mit Hypophysenmegalie, die einen . 


ausgesprochenen Symptomenkomplex. darbot. Nach ‚6monatiger Bestrahlung. konnte Becelere 


anläßlich einer- N achuntersuchung nach einjähriger. Pause nicht nur eine wesentliche Besserung . 


` des Gesichtsfeldes der.beiden: Augen, besonders des linken, feststellen; auch das Längen- und Dik- - | 


g kenwachstum des Skelettes,.die Menstruation trat wieder auf, Fettansatz, Hejßhunger schwanden. 


o i Auch Gunsett, der statt 4 Felder 11 kleinere wählte, und pro Feld 10 H Oberflächendosis gab. 


bei 4 mm Aluminiumfilterung, hatte trotz verzettelter Bestrahlung‘ bei einem 44jährigen Patien- 
ten mit Akromegalie einen günstigen Erfolg. Während B&cl&re zu Beginn seiner Strahlenbe- 


| handlung jede Woche, ‘später in größeren Intervallen, bestrahlte,: gab Gunsett jeden Tag ein 


i anderes. Feld. Die Entwicklung, die im Laufe der Jahre dann die Strahlentherapie nahm, gab 


verständlich. des mitbestrahlten Zwischenhirns angebracht sei. Der größte Prozentsatz aller Hy- 


E pophyšentumoren und vor allem diejenigen, die überhaupt nur für die Bestrahlung ; in Betracht - 
kommen, sind Adenome. Diese Geschwülste sind nun aber sehr radiosensibel, so daß man mit ge- 


nn uns immer leistungsfähigere Apparate und immer. härtere Str ahlung. Kontschalowsky. 
und Ei senstein fragen mit Recht, ob diese Intensivbestrahlung der Hypophyse und selbst- 


ringeren Dosen bei unseren leistungsfähigen Apparaten eine gute Wirkung erwarten kann. Vep- 


folgen wir die Literatur über die Hypophysentumorenbestrahlung, so fallen ohne weiteres die ` 
guten Erfolge der früheren Autoren auf, eine Tatsache, die man allerdings auch sonst beobachten 
kann. Holzknecht warnte deshalb auch vor allzu intensiver Bestrahlung nicht karzinomatöser, 3 
| ` Prozesse. Dem gegenüber hat Rahm erst jüngst an experimentellen Bestrahlungen der Hypo- 


physe von Kaninchen festgestellt, daß die Hypophysenschädigungsdosis zwischen 75 und - 100°/ 


HED liege, im Gegensatz zu Geller, der noch höhere Werte errechnet hatte. Diese Dosis gilt -` | 


aber wohlgemerkt für die gesunde Hyponhyac, und noch dazu für die des Tieres, das. nach allge- 
meiner Ansicht an und für sich‘ überhaupt strahlenresistent ist. Auch beim Menschen ist natür- 


lich ein großer Unterschied in der Sensibilität zwischen einer normalen und geschwulstartig, i im 


Sinne eines Adenoms veränderten Hypophyse. 


Was nun unsere. Bestrahlungstechnik betrifft, so haben wir auch als Bestrahlungsfelder die u 
`. Fossa temporalis bevorzugt wegen der bereits damit verbundenen Vorteile. Fast in allen Fällen 
. wurden also die beiden Schläfenfelder gegeben, mit der Bestrahlungszeit blieben wir knapp unter 


der HED. Gefiltert wurde mit 1 mm.Cu + 1 mm Al. Das Intervall zwischen zwei. Bestrahlungen 


betrug 4 Wochen, veränderte sich allerdings öfters durch unpünktliches Erscheinen des Patienten... 
Bei Fall IV sahen wir eine oberflächliche Gschwürsbildung, so daß aus diesem Grunde der Ab- | 
stand auf 8 Wochen erhöht werden mußte. Nach unseren Berechnurigen mit dem Goldblattelek-. 


troskop brachten wir mit:2 Feldern in einer Sitzung 40°/, an die Hypophyse, eine Strahlenmenge, 

_ die sich bei.den geeigneten Fällen als genügend erwies. Nur in den Fällen, die sich. refraktär 
gegen die Bestrahlung erwiesen, haben wir versuchsweise noch ein Stirnfeld hinzugefügt. 

i Zusammenfassend können wir feststellen: Die Schwierigkeit der: Röntgenbestrah- 

lung der Hypophysentumoren liegt in erster Linie in der Unkenntnis über die Art. des Tumors, 

Die Röntgenschädigungsdosis der Adenome d. H. liegt bei 40°), HED. 


Bei Akromegalie bleibt mehr denn bei den anderen Hypophysentumoren die Strahlenbe- 


handlung nur ein Versuch. Eine große Rolle dürfte er bei 2 Krankheit. die Beteiligung, u 


des Zwischenhirns spielen. 


Strahlenrefraktäre Fälle von EBENE ohne ei sind i in der Annahme 
von. zystischen Tumoren der Operation zuzuführen. 


Literatur. 


1. Bauer, J., Die konstitutionelle’ Disposition zu inneren Krankheiten, I. Kufl, "Berlin, 


u, Springer, 1921. — 2, B&clere, Die el der a wit a Gigan- 


XXXI, 5/6. R.-Untersuchungen d. Harnblase nach Profixation des Uterus u. bei Totalprolaps. 691 


tismus und der Akromegalie, Strahlentherapie, Bd. III, 1913, S. 508. — 3. Biedl, Innere Sekretion, 
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heilkunde, 1916, 57, S. 631. — 5. Darier, Atrophies obtiques, hypophyse et rayons X, Ref. Klin. 
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J. Springer, 1913. — 7. Fleiseherund Jüngling, Ein durch Röntgenbestrahlung gebesserter Fall 
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Zur Pathologie der Sehbahn. Von Gräfes Archiv f. Ophthalmologie, Bd. 96, 1918, S. 1. — 10. Kauf- 
ınann, Lehrbuch der speziellen pathologischen Anatomie, 7. und 8. Aufl., 1922, Bd. II. — 11. Kon- 
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D. med. W., Nr. 22, 1922, S. 723. — 12. Küpferle und von Szily, Über Strahlentherapie bei Hy- 
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Hemianopsie, Ref. Berl. Klin. W., 1919, Nr. 37, S. 886. — 15. Schäfer, F,u. Chotzen, Th., Zur 
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16. Strauß, O., Über Röntgenbehandlung von Gehirn- und Rückenmarksbehandlung, Strahlen- 
therapie, Bd. 11, 1920, S. 402. — 17. Strubell, A., Zur Röntgendiagnose der Hirntumoren der Hypo- 
physengegend, Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, 1914—15, Bd. 22, S. 389. — 18. von 
Szily, Über Hypophysisoperationen, Klin. Mbl. f. Augenheilkunde, Bd. 52, S. 202. — 19. von Szily 
und Küpferle, Über die nichtchirurgische Behandlung, insbesondere über Strablenbehandlung der 
Hypophysentumoren, Ref. Klin. Mbl. f. Augenheilkunde, 1918, Bd. 60, S. 847. — 20. En field, C. D., 
Die normale Sella turcicn, Zentralorgän £. d. ges. Chirurgie und ihre Grenzgebiete, Bd. 21, 1923, H. 2. 


Aus der Universitäts-Frauenklinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. A. Mayer). 


Röntgenuntersuchungen der Harnblase nach Profixatiòn des Uterus und bei 


Totalprolaps. 
Von 
Privatdozent Dr. E. Vogt, Oberarzt der Klinik. 


‚ Die physiologische Beweglichkeit der Harnblase in der Schwangerschaft und unter der 
Geburt ist eine ganz bekannte Erscheinung. Die früheren Untersuchungen über die Lageverände- 
rungen der Harnblase waren auf die Inspektion, die Palpation und auf den Katheterismus an- 
gewiesen. Diese Untersuchungen wurden schon durch die Zystoskopie in mancher Hinsicht ver- 
vollständigt und in neuerer Zeit durch Röntgenaufnahmen nach Füllung der Harnblase mit einem 
Kontrastmittel ergänzt. | 

In der zweiten Hälfteder Schwangerschaft findet man regelmäßig nach den Unter- 
suchungen von Gauß und E. Martin eine ausgesprochene extramediane Entwicklung und 
Ausdehnung der Harnblase nach rechts, dadurch, daß die hintere Blasenwand der vorderen 
Blasenwand in der Mittellinie sehr weit genähert wird. Die Verschiebung der Harnblase nach 
links kommt auch vor, aber nur selten. , 

Unter der Geburt selbst wird die Verschiebung der Harnblase noch hochgradiger. 
Nach Stoeckel (1) bestimmt die Lage des Kopfes die Verschiebung der Harnblase. Ist der Kopf 
oder vorangehende Teil noch beweglich über dem Beckeneingang, so liegt die Harnblase gewöhn- 
lich darunter im kleinen Becken. Rückt der Kopf aber tiefer, so weicht die Harnblase nach oben 
aus.und steigt aus dem kleinen Becken in das große Becken empor. Die Harnblase wandert. Steht 
schließlich der Kopf am Ende der ersten Geburtsperiode und während der zweiten Geburtsperiode 
tief im Becken, so hat sich die Harnblase völlig in die Bauchhöhle hinauf entfaltet. Schon aus 
diesen Tatsachen, welche allgemein anerkannt sind, geht zur Genüge hervor, daß die Harnblase 
schon unter physiologischen Bedingungen während der Schwangerschaft und unter 
der Geburt ungemein beweglich und in ausgedehntester Weise anpassungsfähig ist. 

In noch höherem Maße können wir das bei den seltenen pathologischen Verlage- 
rungen der Harnblase beobachten, wofür Sachs (2) und ich (3) Beispiele mitgeteilt haben. 


` Fortschritte a. d, Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 88 


ee a -U XXXI, 5J6. 


Nach Sachs muß man bei der sogenannten intraligamentären Harnblase wieder 2 Formen 


. unterscheiden, welche sich anatomisch und klinisch trennen lassen. Bei der ersten Form ent- ` 
wickelt sich die Harnblase cranialwärts in den oberen Abschnitten des Ligamentum latum 


zwischen den beiden’ Peritonealblättern. Hier fehlt regelmäßig die Excavatio vesico-uterina. Bei- 


an der 2. Form drängt sich die Harnblase mehr nach unten in die Basis des breiten Mutterbandes g 


` hinein. Dadurch wird unter Umständen: bei der Palpation ein intraligamentärer, zystischer 
° Tumor vorgetäuscht.. "Kommt die Blase bei geschwächtem Beckenboden seitlich im Scheiden- 
` gewölbe dabei zum Vorschein, so kann man von einer lateralen Cystocele sprechen. u 
= — Bei meinen eigenen Fällen, welche sämtliche unter der Geburt beobachtet wurden, lagen. 
die Verhältnisse ‚ganz ähnlich. Im ersten Fall ergab nach einer 3stündigen Wehentätigkeit die 
innere Untersuchung, daß die. vordere Scheidenwand durch einen prallelastischen Tumor vor- 
gewölbt war. Die Portio war so hochgedrängt, daß die Weite des Muttermundes nicht genau be- 
. stimmt werden. konnte. Der minae perone, Tumor verschwand auf Katheterismus, wobei 
1% Liter Urin entleert wurden. | 
=. Ganz ähnlich lagen die Verhältnisse. im 2. Fall. Auch hier kam es zum Geburtshindernis 
| dadurch, daß die gefüllte, rein im Becken fixierte Harnblase als faustgr oßer Tumor den Uterus- 
 ausführungsgang verlegte. Die Harnblase enthielt 800 cem Urin. = 
| - Bei diesen beiden Fällen. und auch bei den meisten anderen, welche in der Literatur nieder- 
gelegt sind, bestand die verlagerte Blase aus einem einheitlichen Gebilde. Im Gegensaiz dazu 
sind aber auch wenige. Fälle bekannt, bei welchen die extraperitoneal verlagerte 
Blase’'sich aus 2 Abschnitten zusammensetzte. Durch diese Erscheinung wird 
selbstverständlich die Diagnose und Therapie beeinflußt. Der eine Fall ist von Brenn eck e be- 
‚schrieben. Er fand den Hawpttumor in der rechten Beckenhälfte. Dieser. Befund entsprach ja 
auch der, sonstigen Beobachtung, daß die Harnblase so gut wie fast immer nach rechts unter der 
Geburt ausweicht. Das Auffallende war aber, daß ein kleinerer Abschnitt, welcher mit dem 
größeren i in deutlicher Verbindung stand, in der linken Beckenhällfte lag. | 
-In dem Falle von Dick bestand auch eine Zweiteilung der Harnblase, aber wieder von 
anderer Art. Der eine. Teil wurde als fluktuierende, 10 cm lange Geschwulst rechts im Scheiden- 
eingang festgestellt. Diese Geschwulst setzte sich nach oben fort durch einen Stiel in den eigent- 
2 lichen Hauptteil der Blase, welche die ganze Ileozökalgegend auf der rechten Darmbeinschaufel. 
' in der Förm eines prallen Tumors vorwölbte. 
Die Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit- 3a Harnblase in a er Schwanger- ` 
schaft undunter der Geburt führt nur zu einer vorübergehenden Lagever- 
änderung des Organs, gleichgültig, ob es sich dabei um die physiologischen oder patho- ` 
| logischen Formen der Verlagerung handelt. Im Wochenbett kehrt die Harnblase regelmäßig in 
die normale Lage zurück. Es frägt sich nun, ob auch eine dauern de Verlagerungder 
' Harnblase beschwerdelos vertragen wird. Wir kommen damit zu den Pr führungen, welche die 


. "operative Geburtshilfe und Gynäkologie über das postoperative Verhalten der Harnblase gemacht 


hat. Darnach wissen wir, daß die Harnblase im allgemeinen auch dauernd ohne den geringsten . 
Schaden ganz erheblich verlagert werden kann. Aus der Fülle der Erfahrungen, welche jedem 
Bauchehirurgen bekannt sind, möchte ich mich auf folgende Beispiele beschränken. 

Die operative Geburtshilfe verwendet die Blase sehr -gern gleichsam plastisch 
zur. Deckung von Uteruswünden. So näht. man bei.der Sectio caesarea cervicalis intraperito- 
- nealis (4) nach der Vorschrift von Sellheim die Blase nach Schluß der Uteruswunde möglichst 
-hoch hinauf, damit dadurch die ganze Uteruswunde peritonealisiert wird. Das Operationsfeld _ 
wird extraperitoneal gelagert und aus der Bauchhöhle ausgeschaltet. Auf die Vorteile dieses Ver- 
fahrens, welche allgemein bekannt sind, brauche ich hier ja nicht näher einzugehen. Nach den 


' gleichen Grundsätzen gehen wir auch vor bei der Unterbrechung der Schwangerschaft mit gleich- 


zeiti ger Sterilisierung in einer Sitzung durch tiefen Uterusschnitt und vollständige Exstirpation 
der Tuben (5) . Fällt hier einmal‘der Schnitt mehr. in die oberen Abschnitte der vorderen Gebär- 


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XXXI, 5/6. R.-Untersuchungen d. Harnblase nach Profixation des Uterus u. bei Totalprolaps. 693 


mutterkörperwand, so scheuen wir uns nicht, die Blase hoch herauf bis zum Uterusfundus oder | 
sogar über den Fundus hinweg zu fixieren, um auf diese Weise die Wunde zu peritonealisieren. 
Nach unseren Erfahrungen an über 40 Fällen, welche ich kürzlich veröffentlicht habe, traten 
durch diese operative künstliche Verlagerung der Harnblase später keine Störungen auf, wenn 
auch zu bedenken ist, daß sich der Uterus ja zurückbildet und auch die hochgenähte Blase ent- 
sprechend herabrückt, wodurch sie wieder in eine natürlichere Lage zu der Gebärmutter kommt. ' 
Auch aus deroperativen Gynäkologie möchte ich, obwohl es hier unzählige Modi- 
fikationen gibt, wieder nur die wichtigsten Beispiele anführen, wie man die Blase absichtlich 
künstlich ohne Schaden verlagert. Schon bei der gewöhnlichen Radikaloperation wird das Peri- 


' toneum der Plica vesico-uterina auf die vordere Scheidenwand festgenäht, die Wanderung der sich 


füllenden Blase nach oben entsprechend der großen Verschieblichkeit der Plica vesico-uterina 
unter normalen Bedingungen wird dadurch künstlich mehr oder weniger ausgeschaltet. Wird 
z. B. beider Freund-Wertheimschen Karzinomoperation noch das obere Drittel der Scheide 
mit abgetragen, so wird die Verlegung der Fixation des Blasenperitoneums nach unten an den 
Scheidenstumpf besonders hochgradig. Aber trotzdem kommt doch meistens die Funktion der 
Harnblase wieder bald gut in Gang. Bei atypischen Radikaloperationen mit unregelmäßigen 
Defekten des Beckenperitaneums ist man oft genötigt, die Harnblase teilweise oder vollständig 
zur Deckung heranzuziehen. Dabei wird die Blase nicht nur an das Peritoneum parietale der 
Beckenhöhle, sondern auch an das Bauchfell des Douglas, des Rektums und sogar der Flexura 
sigmoidea absichtlich fixiert. Auf diese Weise erzielt man doch noch in schwierigen Fällen eine 


 Abdachung des Operationsgebietes gegen die freie Bauchhöhle. Diese Methode der Peritoneali- 
‘ sierung, welche schon lange allgemeine Anwendung findet, hat auch Beuttnerin seiner großen 


Arbeit zusammenfassend dargestellt. 

Schließlich zeigt sich die Anpassungsfähigkeit der Harnblase auch noch ganz besonders 
nach allen Prolapsoperationen, welche am Uteruskörper, an der Zervix oder an der 
Vagina angreifen. Mit dieser Tatsache hat man bei der Ausführung dieser Operationen bisher 
stets gerechnet. Die praktischen Erfahrungen lehrten uns nämlich, daß man bei diesen profixie- 
renden Operationen des Uterus auf die Harnblase so gut wie keine Rücksicht zu nehmen braucht, 
das sie sich den neuen, zwangsweise aufgedrängten Verhältnissen, meist in kurzer Zeit ohne 
weiteres anzupassen pflegt. Störungen dabei kommen kaum einmal vor. Es war naheliegend, 


- diese Veränderungen der Harnblase nach Prolapsoperationen röntgenologisch zu studieren. Wir 


haben solche Untersuchungen schon längere Zeit systematisch angestellt und möchten heute die 
Ergebnisse an der Hand charakteristischer Beispiele kurz mitteilen. Die Bilder wurden dadurch 
gewonnen, daß die Blase mit ungefähr 200 ccm einer 3prozentigen Lösung Natri bromati gefüllt 
wurde. Die Aufnahmen wurden ventrodorsal gemacht. Die Lösung wird gut vertragen; Reizun- . 
gen oder Schädigungen traten nicht auf. Die Abbildungen sind verkleinerte Pausen der Original- 
platten und alle von unserem Universitätszeichner, Herrn Schuler, angefertigt. 

Bei derventralen Fixation des Uterus kann man die Entfaltung der Harnblase 
nach der Seite zu gut beobachten. Gewöhnlich erfolgt auch hier die Entwicklung hauptsächlich 
nach rechts, genau wie unter der Geburt. In der Abbildung 1 kommt das gut zum Ausdruck. 


Abbildung 1. Abbildung 2. Abbildung 8. 
88 * 


Da unsere Klinik m den Anschauungen von A. Hegar, 8 ellheim und A. Mayer 


; über. die Wertigkeit der Retrotiexio uteri mobilis die ventrale Yixation- des Uterus überhaupt ab- 


lehnt, so beziehen sich meine Beobachtungen durchweg auf solche Fälle, welche außerhalb operiert . 
worden waren und später bei uns in Behandlung waren. Die Fälle beweisen demnach, daß die 
ventrale Fixation des Uterus für die Blase im allgemeinen bedeutungslos ist, weil sie die Fähig- 


keit behält, genau wie unter der Geburt, sich-nach der rechten Seite zu Platz zu verschaffen. 
‘Wird zur Fixierung des Uterus nicht das Corpus uteri, sondern nach Bumm das Col- 


lù ù m benützt, so haben wir meist ganz ähnliche Bilder. Der Harnblase ist der Weg nach oben ver- 
legt. Sie kann bei der Füllung nur nach der Seite hin ausweichen. In der Abbildung 2 erkennt, 
man das. Gleichzeitig möchte ich aber noch darauf aufmerksam machen, daß in diesem Falle die `: 


Entfaltung die linke Seite bevorzugt; das ist ein außergewöhnlicher Befund. Meist geschieht 


- auch nach dieser Operation die Entfaltung doch mehr nach der rechten Seite zu. 


Während bei der ventralen Fixation am Corpus und bei der Collifixur die gefüllte Blase nur 


zum Teil im kleinen Becken liegt, so wird bei der Vaginifixur, welche die Scheide strafft, 
hochzieht und an die Bauchdecken suprasymphysär befestigt, der Fixationspunkt der Scheide 


noch mehr nach der Symphyse zu verlagert, was zur Folge haben muß, daß die Harnblase, der 
Möglichkeit in die Bauchhöhle emporzusteigen, vollkommen beraubt wird und daß sie sich schon 
_ retrosyinphysär im kleinen Becken nach beiden Seiten hin ausdehnen muß. Es bleibt eben nur 
die Entwicklungsmöglichkeit in. frontaler Richtung offen. Aus der Abbildung 3 geht das sofort 
hervor. Die beiden Blasenhälften sind fast symmetrisch gefüllt; es fehlt ja der Uterus und damit 


die feste hintere Begrenzung und der Gegenhalt. Der Harnblase sind bei der Entwicklung in `. 

sagittaler Richtung keine Grenzen gesetzt. Ich muß mich auf diese 3 charakteristischen Beispiele ° 

beschränken. Sie sollen ja nur veranschaulichen, daß die Harnblase auch bei plötzlicher Umstel- - 

` lung ihrer topographischen Beziehungen zu den Nachbarorganen mit gleichzeitiger Ausschaltung - 
: ihrer gewöhnlichen Entfaltungsmöglichkeiten in die Bauchhöhle durch eine profixierende Opera- - 


- tion sich reibungslos in die Zwangslage einpaßt dank ihrer beispiellosen - a N CRESI und 
- Verschieblichkeit. 

Das postoperative Ausweichen der Harnblase nad der Seite z zu vollzieht sich ‚größtenteils 
 extraperitoneal, ganz ähnlich wie es für besondere Verhältnisse unter der Geburt eingangs gezeigt 


‘wurde. Damit komme ich schließlich noch auf das Wandern der Harnblase, die Ver- 


` schiebung des Organs in vertikaler Richtung zu sprechen. Diese Erscheinung kennen ` wir genauer 
erst, seit der Einführung der suprasymphysären Schnittentbindung. . Mit der Erweiterung des 
Muttermundes, mit der Dehnung und Entfaltung der Cervix rückt nicht nur der innere Mutter- 
mund nach’ oben, sondern gleichzeitig die ganze. Harnblase. Am besten erkennt man diese Ver- 
schiebung an dem Verhalten der Plica vesico-uterina. Sie steht vor Wehenbeginn fast immer noch 
im Bereich der Symphyse und wird. allmählich mit fortschreitender Wehentätigkeit nach oben 
an der Vorderfläche des Uterus entlang über den inneren Muttermund hinaus in die Höhe ge- 
schoben. . Diesem Wandern der Harnblase in ihrer Längsrichtung möchte ich noch das Wandern 


der Harnblase in frontaler Richtung, wie wir es oben an den 3 Beispielen nach ventraler- Fixation - 


‘des Uteruskörpers, nach der Collifixur und naeh der Vaginifixur ausgeführt haben, an die Seite 
. stellen. 


Es ist nun gelungen, R an einem 13. Beispiel die Wanderungsfähigkeit der Harnblase nach-. 
zuweisen und zwar durch Röntgenuntersuchungen der Harnblase bei Totalprolaps. 


Wir sind dabei so vorgegangen, daß zuerst die Blase im Stehen mit Kontrastflüssigkeit gefüllt 


wurde. Die erste Röntgenaufnahme wurde sofort aueh im Stehen gemacht. Besondere technische 


Schwierigkeiten ergaben sich dabei nicht. Hierauf wurde die Patientin in Rückenlage gebracht 
und nach der ersten Aufnahme im Stehen wurde jetzt die zweite Aufnahme im Liegen unter sonst 
gleichen Bedingungen vorgenommen. Meist wurde noch eine 3. und 4. Aufnahme, und zwar 


wieder im Liegen, ungefähr 3 Minuten nach der 2. Aufnahme zur Hilfe herangezogen. Auf diese 
‚ einfache Weise ist es möglich, Veränderungen in Form und Lage der Harnblase zu studieren, 


694 a a E Voss er ei SN XXXI, 5/6. 


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XXXI, 3/6.  R.-Untersuchungen d. Harnblase nach Profixation des Uterus u. bei Totalprolaps. 695 ! 


_ welche ich auch als eine Form des Wanderns kurz bezeichnen möchte. Die Abbildungen sollen -das 

illustrieren. In der Abbildung 4 sieht man den 'Totalprolaps mit vollständiger Inversio vaginae 

und die mit Flüssigkeit gefüllte Harnblase. Dr untere Pol der Vesica urinaria geht bis in die 
Nähe der Portio herunter und schneidet mit den letzten Querfalten der Vagina, welche zur Über- 
sichtlichkeit eingezeichnet sind, ab. Die Harnblase hat eine unregelmäßige Hantelform. Zwei 
Drittel-davon werden ungefähr von den oberen Abschnitten eingenommen. Wenn unten und seit- 
lich die Begrenzung der Harnblase nicht gleichmäßig erscheint, so hängt das mit einer asymme- 

trischen Konfiguration des Kollums zusammen, welche wieder von narbigen Veränderungen ab- 

hängt. Auch aus dieser Beobachtung erkennt man wieder die große Bedeutung der Cervixrisse. 

` Sie verändern nicht nur die Form des Muttermundes und der Portio vaginalis, sondern sie ver- 

- ziehen auch h gleichzeitig die Harnblase. i 


Abbildung 4. ` Abbildung 5. EEE = Abbildung 6. 

= Dieses Bild der Harnblase verändert sich gewaltig, sowie die Frau in horizontale Rücken- 
lage gebracht wird. Der Vorfall selbst bleibt dadurch so gut wie unverändert in seiner gesamten 
Ausdehnung. Nur’der Wegfall der Stauung führt natürlich zu einer gewissen, aber unbedeuten- | 
den Verkleinerung. Die Harnblase rückt aber dafür in die Höhe.(Abb. 5). Sie bekommt eine 
ganz charakteristische Form, ähnlich wie eine Keule oder Flasche. Die Beziehungen zum Collum 
uteri gehen völlig verloren. Der Fundus ist sehr breit, der Körper der Harnblase verjüngt sich 
ziemlich plötzlich und geht mit einer gleichmäßigen Begrenzung in die schmale Harnröhre über. 
‘Die Verkürzung der Harnblase in der Längsrichtung hat eine stärkere Ausdehnung der Harn- 
blase in sagittaler Richtung zur Folge, wodurch der notwendige Ausgleich geschaffen wird, sofern 
das Volumen das gleiche bleibt und die Harnblase nicht entleert wird. Auf der Abb.. 6 ist die 
Veränderung der Harnblase noch ausgesprochener. Diese. Aufnahme ist vorgenommen, nachdem 
die Patientin schon längere Zeit Rückenlage eingehalten. hat. Jetzt ist die ganze Blase noch. 
kleiner geworden. Der Fundus ist wieder herabgerückt. Ein weiteres Wandern des unteren Pols 
- in die Höhe ist nicht mehr möglich. Die Ballonform hat sich nicht verändert. Da der Uterus sich - 
in Retroversions- oder in Retroflexionsstellung befindet, so kann sich die Harnblase in sagittaler 
Richtung ohne Schwierigkeiten. ausdehnen. Man hat dabei, besonders bei Schirmdurchleuch- 
tungen, doch den Eindruck, daß der Tonus der Harnblase, welcher nach Füllung gering ist, all- 
mählich sich verstärkt. Durch diesen Umstand erklärt sich auch noch die Verkleinerung des 
ganzen Organs. Vergleicht man in den 3 letzten Abbildungen den Stand des unteren Blasenpols 
miteinander,'so kommt man zu dem. Ergebnis, daß die Harnblase eine ganz gewaltige Strecke 
zurückgelegt hat und daß das Wandern des Organs bei solch hochgradigen ‚Fällen von Totalprolaps 
einen recht hohen Grad erreichen kann. An mehreren Fällen von Totalprolaps konnten wir uns 
von diesen charakteristischen Gestaltsveränderungen der Harnblase in der Form des. Wanderns. 
_ immer wieder überzeugen, so daß wir diese Veränderungen als charakteristisch beim Totalprolape 2 

bezeichnen möchten. Ä 


- 96 | | / | Regnier. | XXXI, 5/6. 


Wir kommen zu dem Siss, daß durch Röntgenuntersuchungen folgende neue Tatsachen = 


ü b e rdasWande rn der Harnblase festgestellt wurden: 


Die Harnblase beweist ihre große Anpassungsfähigkeit nicht nur 


bei der vorübergehenden Verlagerung in der Schwangerschaft und 


unter der Geburt, sondern auch bei der künstlichen, dauernden Aus- >. 


schaltung der Entwicklung der Harnblaseindiefreie Bauchhöhle nach 


der ventralen Fixation des Uterus, nach der Collifixur und nach der. 
Vaginafixur. Die Harnblase paßt eh ohne Schwierigkeiten bald den 


neuen Raumverhältnissen an; ebenso wie bei der Geburt verschafft. 


sich die Harnblase vorwiegend nachder rechten Seitezuhin Platz. Die 
Harnblase wandert nicht nach oben zu, sondern nach den beiden 


Seiten zu. 


L 


Beim tage) 1äßt sich das Wandern der Harnblase durch ver- 


Literatur. 


, | 1. S to oeckel, Handbuch der Geburtshilfe von Döderlein, 3. Bd., München 1920. 


2. Sachs, Über die sogenannte intraligamentäre Blase. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn., Bd. 60. 

3. E. Vogt, Über 'die Bedeutung der extraperitonealen Harnblasenentwicklung unter der Geburt. 

| Zeitschr. f. Geb. u. Gyn., Bd. 85. 

4. — Über die Entwicklung und den Ausbau der suprasymphysären Schnittentbindung an der 
 ‚Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Berlin 1921, S. Karger. 


5 — Über die Unterbrechung der Schwangerschaft mit gleichzeitiger Sterilisier ung durch Uterus- 


- schnitt und Exstirpation der. Tuben. Erscheint in Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 


Aus dem Rudolf Virchow- Krankenhaus zu Berlin. 
Zum Verhalten des Magens bei hinfälligen Leuten. ’) 


Von 


Prof. Dr. Max Levy-Dorn. 


. Den Ausgang für die vorliegende Studie bildete ein Patient von 64 Jahren, dessen Magen 
4 Stunden nach Einnahme des Kontrastbreis noch fast vollständig gefüllt war. Die deswegen 
gestellte, Diagnose ‚‚Pylorusstenöse“ wurde durch die Autopsie nicht bestätigt. Der Magen erwies 


sich ‘als anatomisch normal. Ein anderer Kranker zeigte im Darm deutlich Niveaus,: wie bei 


| 


Darmstenosen. Auch hier wurden bei der Sektion keine organischen Veränderungen gefunden. 


Beide Patienten litten bereits während der Untersuchung an großer Schwäche und ich wollte da- 
her feststellen, ob ein Zusammenhang zwischen der nfallieken und dem Verhalten des Magen- 
darmkanals bestehen konnte. 

Behufs dessen wurden 15 hinfällige, klinisch magengesunde Greise zwischen 70 und 


81 Jahren — und zwar 10 Männer und 5 Frauen — mit Kontrastbrei untersucht?), und in der 
Tat fanden sich in der Mehrzahl der Fälle — zum Teil nicht unwesentliche Störungen der Magen- 


gleichende Röntgenuntersuchungen im Liegen und Stehen unmittel- 
bar: beobachten. Das Wandern der Blase erreicht hier wohl seinen 
 nöchsten Grad. | 


entleerung: 7mal.blieb 4 Stunden nach der Mahlzeit ein Rest von Pflaumen bis Faustgröße zu- 


‘ rück, da ein Kranker aus äußeren Gründen nicht daraufhin untersucht werden konnte, waren 


also 50% der Fälle betroffen. - Von den übrigen hatten fast alle darauf Untersuchten (3) noch etwa 
die Hälfte des Breis 2 Stunden u seiner Banalıe im Magen. Nur ein Magen hatte sich 


1) Nach einem auf dem Röntgenkongreß 1923 gehaltenen Vortrag.. 
2) Die Durchleuchtungen wurden von meinen Assistenten Dr. FedderundDr. Wernscheidt 
en 


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XXXI, 5/6. l Die men ieocossalis im Röntgenbilde. | o 697. 


bereits in einer Stunde fast entleert. Bei 3 Patienten wurde der Magen lediglich nach 4 Stunden 
auf Reste besichtigt, so daß vielleicht die Verzögerung nach 2 Stunden übersehen wurde. 

Trotz des mangelhaften Gesamtergebnisses der Entleerung konnte man zeitweilig, besön- 
ders im Anfang der Untersuchung, einen recht lebhaften Breiübertritt durch den -Pylorus be- 
merken. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß entsprechend der Schwäche der aus- 
treibenden Kräfte auch die Funktion des Pylorusverschlusses gestört ist. Das Verhalten erinnert 
sehr an die sogenannte duodenale Magenmotilität; es handelt sich um mehr oder weniger bald 
- erlahmende energische Versuche des Magenmechanismus, seiner motorischen u gerecht : zu 
werden. 

Auffallend war die große Zahl der Ptosen, nämlich 7 = 50%. Man kann sich vorstellen, 
daß im Verlauf eines langen Lebens der Magen usuber durch Erschlaffung seiner Fixations- - 
stellen und Wände herabgezogen wird. 

Ein Zusammenhang zwischen der Ptosis und verlangsamten Entleerung ließ sich nicht fest- 
stellen. Die Störung war. unter den tiefer- und höherstehenden Mägen ziemlich gleichmäßig 
verteilt. 

Außer dem Steigen zur Ptose fade sich noch andere Zeichen dafür, daß der Magen nicht 
mehr wie in der Norm aus eigener Kraft seine Gestalt und Lage zu bewahren vermag. In 4 Fällen 
(zirka 25%) war die bekannte Impression der großen Kurvatur, für die in der Regel das Colon 
descendens beschuldigt wird, ungewöhnlich stark ausgeprägt. Einmal konnten sogar die beiden 
Teile der hierdurch bewirkten Sanduhrform getrennt gefüllt werden. 

In einem anderen Falle befand sich die Eindellung an der großen Kurvaturseite, nicht wie 
sonst im Bereich des Körpers, sondern des Sinus ventriculi. 

~ Bei 2 Patienten war die distale Magenhälfte fast horizontal gestellt, so daß der Längsduroh- 
‘messer einen rechten Winkel bildete. 

. Ein Magen war sehr weit nach rechts verdrängt, zugleich war sein Fornix ganz außer- 
gewöhnlich durch Luft gedehnt. Ein anderer Magen hatte die Form eines Schlauches. pe 

Außer den motorischen und tonischen Veränderungen wurde bei meinem Krankenmaterial 
viermal (zirka 25%) eine bis handbreite Intermediärschicht, also Hypersekretion,. gefunden. 

Die Untersuchung des Darmkanals ergab nichts besonderes. Außer in dem eingangs er- 
wähnten Falle wurde kein Niveau gesehen. 

Mögen jugendliche erschöpfte Menschen in mancher Hinsicht auch andere Erscheinungen 
ale die greisen zeigen, so kann man doch aus dem Beobachteten mit Sicherheit folgern, daß in 
allen Fällen, in welchen die Patienten hinfällig sind, aus einem anscheinend abnormen Verhalten 
des Magens, insbesondere seiner verlangsamten Entleerung, nur mit größter Vorsicht Schlüsse 
auf seine Erkrankung gezogen werden dürfen. 


Aus dem Röntgeninstitut d. Krankenhauses Wiedenin Wien (Vorstand: Dr. F ritzEisle r). 


Die Invaginatio ileocoecalis im Röntgenbilde. 
Von l 
Dr. Ernst Regnier, Assistent des Institutes. 
i (Hierzu Tafel XXVII, Fig. 1—3.) 

Vor kurzer Zeit hatten wir Gelegenheit, einen Fall von Invaginaito ileocoecalis röntgenolo- 
gisch zu diagnostizieren. Die Durchsicht der einschlägigen Literatur ergab, daß es bis jetzt nur 
in wenigen Fällen gelungen ist, eine Invagination radiologisch sicherzustellen. Wir wollen da- 
her versuchen, an der Hand der Literatur und des von uns beobachteten Falles eine radiologische 
Symtomatologie für die Invaginatio ileocoecalis aufzustellen. 


Wenn wir uns nun der Literatur zuwenden, so erwähnen wir zuerst eine Arbeit, in der rein 


theoretisch die Symptome einer Invagination besprochen werden. Es ist dies die Arbeit von Kloiber 


698 Be = “rd : TA G R n | Regnier, Er ar n a - = = ; i a ° “XXXİ, 5/6. : 


- 


` (Die E des Derminvaginatiop, F. d: R. XXVIË, Heft 2. Verfased kommt darin. 


zu dem Schlusse, daß es sowohl bei Füllung per os als auch bei Füllung. per rectum die Erscheinungen 


der Stenose sind, die uns, zusammen mit dem klinischen Bilde; die‘ Wahrscheinlichkeitsdiagnose einer 


Invagination ‚gestatten. Als: Ursache, daß es so selten gelingt,.eine Invagination ‘durch Klysma darzu- 
stellen; erwähnt er die Möglichkeit eines Spasmus oder eines Ventilverschlusses; außerdem kämen für 
einen- Mißerfolg, auch eine "‚Desiuvagination beim Einlauf; sowie auch der Umstand in Betracht, daß 
dureh Füllung sowohl des Invaginatums als auch des Invaginans der Kontrast verloren geht. 


r. 


Oze pa (W. kl. W. 1922, Nr. 2) teilt einen Fall mit, bei dem klinisch ein Tumor im rechten Epi- ä 


 gastrium von der Regio ileocoecalis bis zur. Nabelhöhe bestand. Die Röntgenuntersuchung ergab bei Fül- - 


lung 'per.os eine Stagnation bis zu 48 h. p.c. in.der JTieoeoecalgegend;; das Klysma wurde an der Stelle 


des palpablen Tumors arretiert, so daß die Diagnose auf Tumor oder tuberkulöse Stenose gestellt wurde. 
` Die Obduktion jedoch deckte eine Invagination des BAIGESTEN, Deums, > von ‚der Bauhinschen Klappe 3, 


bis zum Anfaügsteil des Sigmas reichend, auf. | 
.Groedel (F. d.R.XXII, 2) gibt eine Aufstellung der verschiedenen Unterarten der Invaginatio 


ileocoecalis und erwartet auch dementsprechend verschiedene Befunde. Von 3 Fällen ist es ihm einmal 
gelungen (M. med. W. 1913, Nr. 4), die klinische Diagnose einer Invagination auf Grund einer Appen- 
dicitis durch den Nachweis einer auf Querdarmbreite dilatierten, bis 8 h. P. è. gefüllten letzten Ileum- 


'schlinge,, zů stützen. Der Einlauf. ergab ein negatives Resultat, was ja ‚nieht "Wunder nimmt, da 


"Groedel selbst erwähnt, daß sich die Invagination bei der Operation auf. leisesten' Zug löste.. In dem ` 


zweiten Falle war nur ein etwas verlangsamter Durchtritt des Dünndarminhaltea in: das RD, im 


dritten Falle überhaupt nichts Pathologisches nachzuweisen. ` 


'Haenisch (M. med. W. 1911, Nr. 45) erwähnt einen Fall, in da seit 10 J ahres Stuhlbeschwer- E | 


den bestanden; klinisch fand sich ein-druckschmerzhafter Tumor oberhalb der linken Inguinalgegend. 


Die Röntgenuntersuchung per Klysma ergab eine Verengerung des Sigmaäs i im Bereiche der Resistenz, l 


das Fehlen einer Sigmaschlinge und die Arretierung des Einlaufes mit scharfer Begrenzung in der 


linken Beckenschaufel, entsprechend dem Tumor. Die Wahrscheinlichkeitsdiagnose. lautete. auf eg ze 


Ä gination, doch ergab die Operation nur Verwachsungen. 


-In seiner Arbeit: Die Invaginatio ileocoecalis im Röntgenbilde M. med. W, Nr. 39) will Alt- 5 


schul drei Gruppen von Invaginationen aufstellen: 1. temporäre, 2. konstante, aber lockere, 3. kon- 
` stante, aber. straffe, und bespricht an der Hand dieses Schemas die Möglichkeiten der Diagnose: ' Außer- 


dem erwähnt er einen Fall, bei dem es sich um einen Abdominaltumor mit Schmerzen i in der Ileocoecal- Se 


. gegend handelte. Das Klysma ergab einen negativen Befund. Die Probemahlzeit zeigt 12 h. p. c. eine 


starke Dilatation der letzten Ileumschlinge, das Fehlen des Coecums. . Die letzte, dilatierte Deum- 


‚schlinge war von Gasblasen. umgeben, die deutliche Haustrierung zeigten. Auf Grund dieses Befundes 


wurde der Verdacht.einer Invagination ausgesprochen, den die Operation auch bestätigte. 


| Eine Invagination mittels Klysma darzustellen, ist bis heute nur zweimal gelungen. Der erste 
war Lehmann (Œ. d. R: XXI, 5). In seinem Falle, bei dem klinisch ein. wurstförmiger Tumor im Epi- 
gastrium bestand, wurde der Einlauf ungefähr i in der Mitte des Colon transversum glatt abgeschnitten. ` 


Die Aufnahme aber zeigte, daß sich von dieser Stelle aus zwei schmale, %—-1 em breite Wismutstreifen 
‚auf ca. ` 15—20 em Länge fortsetzten, die deutliche Haustrierung zeigten; zwischen beiden lag ein 


schmales, eben erkennbares Wismutband. Die Operation bestätigte die Diagnose e einer Tayagind tioii 


' Die Próbemahlzeit passierte den Darm ohne Widerstand in 24 Stunden. 


< Den zweiten derartigen Fall beschreibt Mu ff (Beiträge zur klinischen er Bd. 118) ki- = 
nisch. Abdominaltumor. Die Probemahlzeit wurde bis.10 h. p. c. in den untersten IDleumschlingen ge- 


staut, von da setzte sich ein schmales Schattenband bis zum Anfangsteil des Transversums: fort. Das 
=- ganze Kolon schien in seiner Länge zusammengeschoben. . „Das Klysma fließt bis zum Transversum 
knapp hinter der Flexura lienalis und macht hier einer Zeichnung Platz, die nur vom Dünndarm her- 
. rühren konnte; von der rechten Seite ‚der Wirbelsäule an ein normaler Dickdarmschatten.“ Die 
Diagnose Invagination wurde durch Operation bestätigt. Muff macht noch auf eine eigentümliche 
Kolonzeichnung aufmerksam, die er als typisch für Invagination erklärt. Es sind dies breite, über die 


Zirkumferenz des Kolon herumlaufende: Bänder, die sich an der Flexura lienalis rosettenförmig anord! . 


nen. Ihre Entstehung. stellt er sich so vor, daß der Zug, den das eingeklemmte Mesenterium auf den 
Dünudarm ausübt, sich: auf das invaginierende Kolon überträgt, wodurch dies zusammengeschoben 
wird und dadurch zur Bildung dieser Zeichnung Anlaß gibt. | Ä | 


‚Soweit die in der- Literatur beschriebenen Fälle. Wir wollen nun. zunächst den. von uns 


"beobachteten Fall mitteilen: 


U. W. 13 Jahre. 1921 Grippe, sonst immer gesund. Seit einem J ahr stechende Schmerzen im . 


rechten Unterbauch; die Anfälle traten öfters auf, Dauer %—1 Stunde. Im letzten Halbjahre Ver- 


ne RE, seit 14 Tagen treten die Anfälle täglich auf und Patient sucht deshalb das Spital auf, wo 


N 


XXXI, 5/6. Die Invaginatio ileocoecalis im Röntgenbilde: 699. 


` eine Appendicitis diagnostiziert und die typische Appendektomie ausgeführt wurde. Die Operation 
(Hofrat Schnitzler) ergab eine ca. Sem lange, an der Spitze aufgetriebene, vollkommen freie 
Appendix. Path. anatom. Befnud (Prof. C. Sternberg): Chron. Appendicitis. Sechs Tage post opera- 
= tionem: bekam Patient plötzlich Schmerzen im Oberbauch, wobei er das Gefühl hatte, als ob sich etwas 
in seinem Bauche aufrichten würde; nach einer Stunde verschwand der Schmerz. Nach der Entlassung 
traten die Schmerzen täglich auf, so daß Patient am 7. IV. 22 abermals in das Spital kommt. Auf 
Thermophor hin Besserung. Entlassung am 11. IV. 22. Schon am nächsten Tage treten die Schmerzen 
‚abermals auf, und halten ununterbrochen an, so daß Patient am 2. Mai 1922 zum dritten Male das 
Spital aufsucht. Die klinische Untersuchung ergibt einen wurstförmigen, quer vom rechten 
zum linken Hypochondrium verlaufenden Tumor. Dieser ist sowohl respiratorisch, als auch gegen seine 
* Unterlage verschieblich; er gibt gedämpften, bis gedämpft tympanitischen Schall. Die Konsistenz des 
Tumors ist mäßig derb. Zwei Tage später wurde uns der Patient zur Röntgenuntersuchung überwiesen. 
Die Auffüllung des Magens ergab einen schräg gelagerten, gut kontrahierten Hackenmagen mit 
tiefer Peristatik, mittelrascher Entleerung ohne Wandveränderung. Auch das Duodenum zeigte nor- 
male Verhältnisse. Der Einlauf füllte Ampulle, Sigma und Deszendens. Knapp hinter der Flexura 
lienalis aber macht er halt, wobei Patient starke Schmerzen äußert. Die Untersuchung wurde abge- 
brochen und eine Füllung per os angeordnet. Diese ergab nun ein überraschendes Bild. 14 h. p. c. war 
die letzte Ileumschlinge noch prall gefüllt; deutliche Stenosenperistaltik. Coecum und Colon ascend. 
scheinen zu fehlen und an ihrer Stelle zieht sich ein bleistiftdünner Strang bis zur linken Seite der 
Wirbelsäule fort; die Palpation zeigte, daß der Strang mit dem Tumor zusammenfiel. Die Aufnahme 
ergab folgendes Bild (Bild 1). Die zweite Aufnahme, zwei Stunden später, zeigt dieselben Verhältnisse. 
Von nun an wurden alle zwei Stunden Aufnahmen gemacht, um den Verlauf des Kontrastmittels zu 
verfolgen. Die dritte Aufnahme, 18 h. p. c., zeigte nur mehr eine fleckige Füllung der letzten Deum- 
schlinge, der Strang reichte nun noch bis zum rechten Rande der Wirbelsäule; im distalen Kolon und 
Deszendens Gas und vereinzelte Bariumschatten. 

Die vierte Aufnahme 20 h? p. ce. zeigt vereinzelte Bariumflecken im letzten Ileum; der Strang 
war verschwunden, Deszendens gashältig, der Bariumbrei im unteren Deszendens und Sigma. Die letzte 
Aufnahme, 22.h. p. c., zeigt noch immer geringe Reste im letzten Ileum, der Hauptteil des Kontrast- 
mittels ist im unteren Deszendens und Sigma. 

Es wird nun ein Einlauf angeschlossen, der Ampulle, Sigma, Deszendens füllt, und an der Flexura 
lienalis ins Transversum umbiegt. Ungefähr handbreit hinter demselben teilt er sich in zwei, ca. 2 em 
lange Fortsätze, die deutliche Haustrierung zeigen: Da Patient heftige Schmerzen äußert, wird die 
Untersuchung abgebrochen und eine Aufnahme gemacht, die beistehendes Bild ergibt (Bild 2). Bei 
Betrachtung dieser Bilder war in uns der Verdacht aufgestiegen, daß es sich um eine Invagination 
handeln könnte. Am nächsten Tage machten wir den Versuch, das Intussusceipiens und das Intussuscep- 
tum durch Füllung per os als auch durch Klysma darzustellen. Zu diesem Zwecke warteten wir das 
Erscheinen des bleistiftdünnen Stranges ab und schlossen gleich darauf den Einlauf an. Dieser füllt 
Ampulle, Sigma und Deszendens, biegt an der Flexura lienalis um und wird hier sofort arretiert. Pa- 
tient äußert wieder Schmerzen, daher Abbruch der Untersuchung und Versuch, durch leichte Massage 
das -Kontrastmittel weiterzubefördern. Schon auf leisestem Druck dringt die Flüssigkeit um ca. 2 em 
vor und breitet sich von hier aus spontan bis zur Flexura hepatica aus. Dabei bietet sich nebenstehendes 
Bild (Bild 3). Bis handbreit hinter der Flexura lienalis normale Kolonzeichnung, von hier aus hat es 
den Anschein, als ob über die Cireumferenz des Darmes breite Bänder hinziehen würden. Diese Zeich: . 
nung reicht bis zur Flexura hepatica. Durch diese Zeichnung sieht man einen hellen, bandartigen 
Streifen hindurchschimmern, so daß es den Anschein hat, als umgäbe das Kontrastmittel wie ein 
Mantel ein zweites, in dem Kolon befindliches Rohr; Aszendens und Coecum scheinen zu fehlen. Letzte 
Jleumschlinge noch immer (22 h. p. c.) gefüllt. 

Unsere Diagnose lautete: Invaginatio ileocoecalis. bis fast zur Mitte des Transversums reichend. 

“ Die zwei Tage später vorgenommene Operation (Hofrat Sehnitzler) ergab: Mediane Lapara- 
. tomie. Nach Lösung der Netzadhäsionen läßt sich sofort der Invaginationspunkt darstellen, der der 
Flexura hepatica und der rechten Hälfte des Kolons entspricht. Invagination des untersten Ileums und 
Coecums mit Beginn des Colon ascendens und des distalen Teiles des Colon ascendens und Colon trans- 
versum. Die Spitze des invaginierten Tumors reicht bis beinahe in die Mitte.des Colon transversum. 
Eine Desinvagination gelingt nur zum geringsten Teile. Es wird daher die Resektion der ganzen in- 
vaginierten Strecke vorgenommen. Der path. anatom. Befund (Prof. C. Sternberg) lautet: 43 cm 
langes Darmstück, welches das unterste Ileum, Coecum und Colon ascendens umfaßt. Das unterste Ileum | 
‘und das Coecum sind in das Colon ascendens eingestülpt, derart, daß die valvula Bauhini und die orde- 
matös aufgetriebene Schleimhaut des Coecum den untersten Teil des Intussusceptums bilden. Die 
Schleimhaut der untersten Ileumschlinge stark gerötet, jene des Coecums blaß, oedematös. — Wenn 
wir nun versuchen wollen, an der, Hand unseres und der in der Literatur beschriebenen Fälle eine ra- 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI, 89 


`: © Zustande der Erschlaffung ist; finden wir doch gerade bei Invaginationen eine fortschreitende 


200 ee Sale, Regnier. En ne a 5: 


E TEN Sanoati der Invagination ileocoecalis aufzustellen, $ 50. müssen wir uns zuerst die - 
| _ patholog. anatom. Verhältnisse vor Augen führen. 


Ein an durch eine a ee Br folgendes 1 Bild erkennen: 


`~ ET 
~ Cylinder 


; © >- innerer, 


Cylinder Sußerer Tylnder 


= Deri innere Zylinder gehört dem Baraat der äußere dem Tavrin an. Der mittlere: 
Z ‚ylinder- entspricht der Umschlagstelle des Invaginatums’ in das Invaginans. Es berühren sich 
‚also- Serosa-Serosa ‚(innerer-mittlerer.. Zylinder) und Mukosa-Mukosa (mittlerer-äußerer Zy- . 
lindet). Das Mesenterium des eingestülpten Darmes kommt zwischen mittleren und inneren AR. 
mo zu liegen, was s auf den Durchsehnikt folgendes Bild ergeben würde: 


Mesenterium 


-Welche Veränderungen gehen nun. im Laufe der Zeit in einer solchen Invagination 'vor . 
' sich? Einmal rein formative. Wenn das Invaginatum sich immer mehr vorschiebt, so übt das 
 Mesenterium.auf den Darm einen Zug aus, der das Bestreben hat, denselben dem Mesenterialan-. 

| satze zu nähern; der Darta wird sich. also gegen den Mesenterialansatz hin konkav krümmen; 
dieser Zug des Mesenteriums wird sich aber auch auf das invaginierende Klon übertragen, das 
nun ebenfalls gekrümmt, mehr aber. zusammengezogen, zusammengefaltet wird. (Wilms, Der 
Ileus. Deutsche Chirurgie, Bd. 46g) \ 

. Die zweite Veränderung, der eine Invagination unterworfen ist, ist eine Folge der Abklem- 

‘mung des Mesenteriums. Es kommt zur Stauung, Blutaustritt aus den Gefäßen, Ernährungsstö- 

rung, endlich kann Gangrän das Ende sein. Durch lokale Peritonitis kommt es zu Verwaechsung 

des äußeren und mittleren, ja.auch des inneren und mittleren Rohres. (Wilms l. c.) | 
‚Welche Bilder können wir also radiologisch erwarten? fa | 
Bei Füllung per os wird es oralwärts der Invagination zu ı dem Bilde einer Stenose kommen. 

Der Grad der Stenose hängt ab von dem Kontraktionszustand des Darmes. Anschließend an den 
` Dleumschatten werden wir an Stelle des Coecum eventuell Colon ascendens einen Schattenstreifen ` 

, . von mittlerer Dichte, ohne nachweisbare Peristallik, finden, der dem Invaginatum entspricht, wie ` 

' dies Altschul, Muff und wir dargestellt haben. Das Fehlen einer Stenosenerscheinung, das 

heißt ein negatives Resultat bei Füllung per os, ließe sich vielleicht so erklären, daß einerseits die. 

Kontrastmittelmenge zu gering ist, um eine Stenöse herbeizuführen, andererseits der Darm im | 


Änderung des Darmtohus. Ä | 

Welche Symptome wird uns nun eine Kuffüllung per reehuin bieten? Wir müssen uns hier 
‚vor allererst die Möglichkeit einer Desinvagination vor Augen halten; daß eine solche eintreten ` 
‚kann, beweist je die’ehemals ausgeübte Therpaie, die Invagination. durch hohe Einläufe zu lösen. 
Kommt .es zu einer Desinvagination durch den Einlauf, dann natürlich werden wir nichts Pa- 


u thologisches nachweisen können. Wurde in einem solchen Falle aber bereits vorher eine % nn. 
: füllung per os PO Eero mRE, das die oben erwähnten Symptome (Bienäpe des untersten ” rn 


` 


E 


XXXI, 5/6. | Die Invaginatio ileocoecalis im Röntgenbilde. Ä . 701 


Fehlen des Coecums, an dessen Stelle ein schmales Schattenband) erkennen ließ, so möchten wir 
vielleicht gerade in dem negativen Ausfall des Klysmas einen Hinweis auf eine Invagination 
erblicken. 
Wenn wir aber von einer Desinvagination absehen, so sind es hauptsächlich drei Symptome, 
die uns nicht nur die Diagnose einer Invagination gestatten, sondern die wir direkt für pathogno- 
monisch halten möchten. Das eine Symptom ist die Gabelung der Bariumsäule. Diese kommt da- 
durch zustande, daß das Kontrastmittel zwischen äußeres und mittleres Rohr gelangt, wie es Leh - 
mann, Altschul und wir darstellen konnten. Reicht die Invagination hoch hinauf, wurde 
das Mesenterium abgeklemmt, und ist es nach mehreren peritonitischen Attacken zu einer Ver- 
wachsung dieser Zylinder gekommen, dann wird uns auch dieses Symptom im Stiche lassen; in 
dem Falle aber werden wir eine andere Erscheinung wahrnehmen können, die uns einen Hinweis 


auf eine Invagination bietet — das verschiedene Kaliber des Intussuscipiens und des Intussuscep- - 


tums. Wir könneh annehmen, daß der Einlauf, der bis an die Verwachsungsstelle heran Kolon- 
zeichnung erkennen ließ, sich von hier ab entsprechend dem geringeren Dünndarmkaliber ver- 
schmälern wird und die typische Kolonzeichnung vermissen läßt. Das zweite Symptom, auf das 
bereits M u f f (l. c.) hingewiesen hat, ist die auf unserem letzten Bilde sichtbare, eigenartige Ko- 
lonzeichnung. 'Diese kommt dadurch zustande, daß das Kolon, dem Zuge des Dünndarmmesen- 
teriums folgend, in seiner Länge zusammengeschoben, zusammengefaltet wird und so zu der Bil- 
dung der breiten, um seine Zirkumferenz herumlaufenden Streifen Anlaß gibt. Das dritte Symp- 
tom, das wir zum ersten Male darstellen konnten, ist dieser lichte bandartige Streifen, der wie eine 
„Seele“ in dem Invaginans drinnensteckt und der dem gar nicht, oder nur kaum gefüllten Inva- 
ginatum entspricht. 

Der Ansicht Kloibers (l. c.), daß ein Ventilverschluß die Diagnose einer Invagination 
mittels Klysma verhindert, können wir uns nicht anschließen. Im Gegenteil müßte gerade durch 
den Verschluß des Invaginatums infolge des andrängenden Kontrastmittels die Gabelung der- 
selben in zwei Fortsätze noch deutlicher zur Ansicht kommen, da ja ein Abfluß aus dem durch 
äußeren und mittleren Zylinder gebildeten Taschen nicht möglich ist. 

Ein Spasmus des Darmes kann die Diagnose einer Invagination wohl verhindern, doch wird 
eine wiederholte Untersuchung in dem Falle Klarheit schaffen, wie es ja auch in unserem Falle 
eintraf, bei dem die erste Untersuchung per rectum eine einfache Arretierung zeigte, während 
erst der zweite Einlauf das Bild klarstellte. 

Wollen wir nun das Gesagte kurz zusammenfassen, so ergeben sich für die Diagnose einer 
Invaginatio ileocoecalis folgende Symptome: 


Bei Füllung per os: 


1. Stenose oral der Invagination. 
2. Fehlen des Coecums, eventuell auch Colon ascendens. | 
3. Bildung eines Schattenbandes im rechten Hypochondrium ohne Zeichnung, ohne: Pe- 
ristaltik und von geringer Schattendichte, dessen Breite von dem Kontraktionszustand des Darmes 
N 
Bei Füllung perrectum: 


1. Zweiteilung der Kontrastmittelsäule entsprechend der Umschlagstelle des Invaginatum 
auf das Invaginans. 

2. Eigentümliche, um die Circumferenz des Koloni herumlaufende Streifen als Ausdruck 
der Zusammenfaltung infolge Mesenterialzuges, wobei das Kolon eine glasige Farbe aufweist. 

3. Ein heller, bandartiger Streifen im Kolon, der von ihm wie von einem Mantel umgeben 
ist und dem mangelhaft oder gar nicht gefüllten Invaginatum entspricht. 

4. Unterschied im Kaliber des Invaginatums und des Invaginans, wobei an der Über- 
gangsstelle a Kolonzeichnung mn aufhört. 


702°. we Rotky und Herrnheiser. == XXXI, 5]6. 


! 


Aus dem Röntgen] aboratorium der medizinischen Universitätsklinik J aksch- Wartenhorst 
i -in Prag. 


| Untersuchungen zur physiologischen Dickdarmlage und zur Frage der Koloptose. 


| . Von | Zr 
Prof. Hans Rotky und Dr. Gustav Herrnheiser, Assistent. 
Die große physiologische Schwankungsbreite der Dickdarmlage des Menschen ist bekannt. 
Treffend charakterisiert diese Tatsache der viel zitierte — gewiß zu Recht bestehende — Aus- 


| spruch Holzknechts:: „Fast jede pathologische Verlagerung und Fixation des Kolons hat 


einen Doppelgänger im Ruyelolopischen Bereich. Infolgedessen ist jede Annahme einer patholo- 
gischen Lageanomalie unsicher.“ | | 

Die Konsequenzen, zu denen die allgemeine prinzipielle Ausrkeneing des Holzknec h t- = 
schen Standpunktes nötigt, werden aber vielfach nicht gezogen. Einerseits sind fast keine wei- 


` teren Untersuchungen mitgeteilt :worden, deren, Ergebnis über den Holzknechtschen Skepti- 


zismus hinausführen könnte. Andererseits spielt in der Praxis der röntgenologischen Dickdarm- 
untersuchung die „Diagnose“ von Lageanomalien eine gewisse, öfters bedeutende Rolle. Die ge- 
botene, auch in verschiedenen Lehrbüchern empfohlene Zurückhaltung wird nicht von allen Un- 
tersuchern geübt. Namentlich a „Koloptose‘“, BREI usw. nimmt man viel- 


` fach noch häufig an. 


Als unerläßliche Vorbedingung: zur objektiven aa E E N 
pathologischen Dickdarmlage wäre die präzise Normierung dessen zu 
fordern, was noch als physiologisch zu gelten hat. Diese Bedingung ist jedoch 
nicht erfüllt, auf Grund der vorliegenden Angaben auch kaum erfüllbar. Denn die in der Litera- 
tur vertretenen Auffassungen über die Grenzen des Normalen, die Anfänge des Pathologischen 
sind nicht bloß verschieden. Sie erscheinen vor allem unbestimmt, unklar und lassen dem indivi- 
duellen Ermessen weiten Raum. Zur Illustrierung seien die Angaben einiger der bekanntesten 
Autoren. nachstehend angeführt: 

Schwarz: Die Flexura hepatica zeigt eine höchst variable Lage. Sie ist z. B. manchmal — 


wenn man so sagen darf — gar nicht vorhanden. Das Ascendens geht schon tief in das Transversum 
über. In anderen Fällen ist sie hochgelegen. Die Flexura lienalis findet man fast immer hoch oben im 


‚, Traubeschen Raum. Beim Transversum sind ganz außerordentlich wechselnde Befunde anzutreffen. 


Seine palpatorische Verschieblichkeit ist sehr beträchtlich. Dasselbe gilt für Lageveränderungen des 
Individuums. In flacher Rückenlage zieht das Transversum durch die Regio epigastrica, während es 
im Stehen hinabsinkt und fast immer tiefer als der Nabel zu liegen kommt. Auch aus anderen Ursachen 
kann bei ein und demselben Individuum Lage und Form des Querkolons eine vollkommen verschiedene. 
sein. Als solche kommen nach Schwarz in Betracht: 1. die großen Kolonbewegungen, 2, die enge 
Raumbeziehung zwischen Magen und Querdarm. Mit zunehmender Füllung des ersteren rückt auch das 
Transversum tiefer. Eine Ausnahme bilden nur vereinzelte Fälle mit ungewöhnlicher Kürze des Mesen- 
teriums. Bei diesen kann u. U. das Transversum der Dilatation des Magens nicht folgen. Die Trans- 
versoptose, von der Schwarz wiederholt spricht, fanden wir bei ihm nicht näher definiert. 
Schlesinger: Die Flexura hepatica liegt in der Regel unter der Leber. Die linke Flexur 
steht gewöhnlich wesentlich höher als die rechte. Bei leerem Magen dicht unter dem Zwerchfell. Bei 
Magenfüllung wird sie etwas nach links unten abgedrängt. Doch kann die Lage jeder der beiden Fle- 
xurn in. weiten Grenzen schwanken. Sie können sich auch einmal in gleicher Höhe befinden, ohne daß 
etwas Pathologisches ihre Lage beeinflußt hätte. Hochstand der rechten Flexur. darf nicht als Ver- 
wachsung mit der Leber ausgelegt werden. Die Koloptose kommt nicht nur, wie meist (Faulhaber, 
Strauß u.a.) angenommen wurde, durch einen Tiefstand der rechten Flexur zustande. In der Regel 
steht auch die linke Flexur tiefer — z. B. durch Tiefstand des Zwerchfells — und außerdem findet sich 
gleichzeitig eine Elongation des Transversums als Folge der Dehnung der Längsmuskulatur. Das 
Transversum entfernt sich bei weitgehendem Tiefstand bisweilen um handbreit und mehr von der gro- 
Ben Kurvatur des Magens, der es sonst in seinen letzten zwei Dritteln.eng angeschlossen folgt. Schle- 


XXXI, 5/6. . Untersuchungen zur physiologischen Dickdarmlage u. zur Frage der Koloptose. 708 


singer bemerkt auch, daß hinsichtlich der Darmptose methodische Untersuchungen noch ausstehen ; 
daß man häufig bei hochgradiger Entero- und Koloptose die Darmfunktion subjektiv und objektiv un- 
gestört vorgefunden hat, und daß dadurch die Abgrenzung gegen das Pathologische sehr erschwert 
werde. 

Köhler: Auf den allermeisten Kolonbildern fällt das Tieferstehen der rechten Flexur auf. 
Eine pathologische Bedeutung kommt aber dieser Erscheinung nicht zu, solange sie mit keiner anderen 
Aufrtälligkeit kombiniert ist. Bedeutend seltener fndet man die linke Flexur gesenkt. Wenn letztere 
einmal beträchtlich tiefer steht als gewöhnlich, ist dies schon eher ein pathologisches Symptom. 
Köhler bildet einen Normalfall mit hochstehender rechter Flexur ab. (Etwa zwei Drittel der Di- 
stanz Zwerchfell—Darmbeinkamm über dem letzteren stehend.) Er bemerkt, daß man diesen Befund 


nach den Abbildungn der normalanatomischen Atlanten immer erwarten sollte, daß er aber bei seinem 


sehr großen Material über kein zweites Röntgenogramm mit so hochstehender Flexur verfüge. Be- 


 züglich des Transversums weist Köhler darauf hin, daß es bei hohem Einlauf in seiner Lage oft stark 


verändert wird. Die Koioptose kann entweder nur das Transversum betreffen, oder (sehr selten) nur 
das Ascendens, oder die beiden Flexuren und den Querdarm. Man kann Koloptosen nicht unbedingt als 
pathologischen Zustand ansprechen, zumal der Übergang vom Normalen zum Pathologischen ein ganz 
allmählicher ist. (Abbildung eines Falles von ee Koloptose“, die als reiner Zufallsbefund be- 
obachtet wurde.) 

Groedel: Die rechte Flexur reicht beinahe bis zum Rippenbogen und ist fast regelmäßig mehr 
weniger luftgefüllt. Die linke Flexur steht stets höher als die rechte, nicht selten unter dem Zwerch- 
fell. Sie ist ebenfalls fast regelmäßig an einer Gasansammlung erkenntlich. Bezüglich der passiven 
Verschieblichkeit des Kolons betont G r oed el die auffallende Konstanz der einmal bestehenden Dick- 
darmlage. Bei wiederholter Füllung, nach manuellen Verschiebungen sieht er stets die Kontrast- 
schatten in ihre Anfangsstellung zurückkehren. Ausnahmen von dieser Regel erklärt er durch plötz- 


liche Tonusänderungen. Durch Füllung des Magens wird der Dickdarm nur sehr wenig verlagert 


(Groedelund Sehenk). Eine Ausnahme macht bloß die linke Flexur, welche nicht allzu selten 
kaudalwärts verdrängt wird. Auch die Art des Darminhaltes hat einen Einfluß auf die Darmlage. 
Zum Beispiel werden durch starke natürliche oder künstliche Aufblähungen die höhergelegenen Teile 
evtl. gehoben. Die Koloptose ist als Schlingenbildung des Diekdarms bei angeborener abnormaler 
Länge, dagegen bei normaler Länge als Flexurtiefstand oder als Kombination beider Anomalien zu er- 
kennen. Man muß als häufigste Formen die Querdarmptose und die  Ascendensptose unterscheiden. 
Beide: werden oft beschwerdelos ertragen. 

Aßmann: Eine erhebliche Senkung des Kolone kann als Teilerscheinung einer allgemeinen 
Enteroptose oder in anderen Fällen mehr selbständig eintreten. Die beiden Flexuren, von denen na- 
mentlich die Flexura lienalis durch‘ das straffe Ligamentum phrenicocolicum ziemlich fest fixiert ist, 
verändern gewöhnlich nur wenig den Ort. Dagegen zeigt besonders das Transversum die größte Ver- 
schieblichkeit der Lage. Es kann tief in das kleine Becken hinabreichen. Auch Schlingenbildungen 
kommen vor. Die Koloptose braucht an sich keine Beschwerden, auch keine Störungen der Stuhlent- 
leerung zu veranlassen. In anderen Fällen kann sie den Eintritt von Obstipation begünstigen. | 


Aus den mitgeteilten Literaturangaben geht die gegenwärtige Subjektivität und Unbe- 
stimmtheit in der röntgenologischen Beurteilung der Dickdarmlage wohl klar hervor. Ein Fort- 
schritt in diesem Problem wäre vom. Gewinn einer festeren Basis zu erwarten. Der hierzu ge- 
eignete Weg ist die Einführung einer objektiven Untersuchungsmethode, der Messung. 

Soweit wir die Literatur überblicken, ist Heß Thaysen der einzige, der systematische, 
messende Untersuchungen über die Kolonlage mitgeteilt hat. Er bestimmte bei 20 normalen, kräf- 
tigen, darmgesunden Männern und 20 ebensolchen Frauen in Vertikalstellung den Abstand des 
tiefsten Transversumpunktes vom Nabel. Diese Untersuchungen wurden bei der großen Mehr- 
zah] der Fälle einmal, gelegentlich zweimal wiederholt. Leider fanden wir keine näheren Angaben . 
über das von Heß Thaysen angewandte Meßverfahren (Orthodiagraphie? Fernaufnahme?). 

Heß Thaysen fand bei Männern das Transversum 3mal oberhalb, 4mal in der Umbili- 


'kaltransversale, 13mal unterhalb derselben. 5mal (also bei jedem 4. Manne) reichte es 10 cm oder 


noch tiefer unter den Nabel. Bei .Frauen lag das Querkolon nur bei 3 Fällen in Umbilikalhöhe. 
Fast bei jeder 2. Frau(9mal) stand das Transversum 10 cm oder noch tiefer unter dem Nabel. 
In weiteren 3 Fällen 8—9 cm tief. Interessant waren auch die Schwankungen der Transversum-. 


lage bei wiederholter Untersuchung desselben Individuums an verschiedenen Tagen. Bei 3 unter 


17 Frauen fand Heß Thaysen Schwankungen in größerem Ausmaß (je einmal 8, 6, 5 cm). 


704: Br Mr | Ba Rotky und Herrnheiserr a XXXI, 5/6. , 


In der Mehrzahl der übrigen Fälle Differenzen von 1—2 cm. Unter 16 Männern beobachtete er- 


10ma] Lageunterschiede, meist geringfügig, einmal 5, zweimal 3 cm. 

= HeßTh aysen wurde zu seinen Untersuchungen speziell im Hinblick auf die von L ane, 
Rovsingu.a angenommene Bedeutung der Koloptose für die Pathogenese der chronischen 

 Obstipation veranlaßt. Er kommt zu dem Schlusse, daß das Transversum sowohl bei Männern, 
als auch bei Frauen mit tadellosem Verdauungstrakt sehr oft eine Lage einnimmt, die früher als 


sicheres Zeichen von Ptose aufgefaßt worden wäre. Das Vorhandensein einer Ptose könne aus der - 


Lage des Transversums nur dann vermutet werden, wenn das Organ mit mehreren Zentimetern 


i die bei Normalen gefundenen Zahlen überschreitet. Das heißt, ein bis zu 15 cm unter dem Nabel- 


liegendes Kolon könne nicht als sicher päthologisch betrachtet werden. Die Diagnose werde also 


| gegebenenfalls sehr schwierig; Noch schwieriger, indem die einmal gefundene Lage am nächsten. - 


u ` Tage. vielleicht eine höhere oder tiefere sei. 


- Durch Einführung des Meßprinzipes hat He B Thaysen unstreitig ein großes Ver- 


E } dieat erworben: Der Ersatz der vagen, subjektiven Begriffe woch S atret 
= usw. durch vergleichbare und iberall reproduzierbare Distanzwerte ist. 


zwei ifellos.ein Fortschritt. Er gibt die erwähnte objektive Grundlage, welche allein eine systema- 


tische Bearbeitung der erörterten Fragen, vielleicht auch deren Klärung gestattet. Ein weiterer 
=| Vorteil dèr Messung ist die Ausschaltung der Zentralprojektion als Fehlerquelle. Anwendung . ' 
~ einer exakten Methodik (Orthodiagraphie, Fernaufnahme) ist natürlich Voraussetzung. Die- 


. durch die Zentralprojektion bedingten Irrtümer, können erheblich ins Gewicht fallen. Man be- 


| “ trachte nur die bei Röhrenverschiebung auftretenden, oft beträchtlichen Scheinveränderungen im ` 


Lageverhältnis eines Kolonteiles zu einem Fixpunkt, (z. B. Crista ilei): 
' Die Beobachtungen Heß Thaysens erscheinen jedoch in manchen Punkten nicht ganz 


"zureichend. ' Ausdehnung der Untersuchungen auch auf einige andere Dickdarmpartien wäre . - 


S wohl. wünschenswert. Zur Charakterisierung der Lage des Querdarmes ist zumindest auch die 


E Bestimmung des Flexurenstandes erforderlich. Zudem ist der Nabel ein für die Distanzmessung 


wenig geeigneter Beziehungspunkt (Groedel u. a.). Denn die Höhenlage des Nabels ist be- 


kanntlich eine individuell sehr verschiedene. Dazu kommt seine (ungewollte) passive Verschieb- 
lichkeit, ‘welche bei derselben Person mehrere Zentimeter betragen kann. 

Unsere Untersuchungen, die vor Kenntnis der Heß Thaysenschen Arbeit begonnen 
waren, sind auf breitere Basis gestellt. . Sie werden fortgesetzt. Denn eine allgemeingültige, zif- 
fernmäßige Normierung der physiologischen: Lagevarianten wird — wenn überhaupt — erst an 


"Hand eines sehr großen Materiales durchführbar sein. Die Zahl unserer Beobachtungen hat 


‚diesen. Umfäng noch nicht erreicht. Immerhin brachten sie einige Ergebnisse, deren vorläufige 
Mitteilung gerechtfertigt scheint. 
‚Wir machten uns zur Aufgabe: 
= L. Die Bestimmung der Schwankungsbr eitein der Tags der Flexura 


hepatica, Flexura lienalis und- des tiefsten Transversumpunktes bei’ 


darmgesunden Menschen. 


2. Die Bestimmung des Bintlhseen Yorschiällener Faktoren auf die 


physiologische Dickdarmlage, und zwar: a) Geschlecht, b) Konstitution, 
=c) Füllungsgrad und. Füllungsmodus, d) Bauchpr esse.und passive 
| Bauchkompression. | 
- Alle Versuchspersonen waren ddarmgesund, besonders auch chronisch Obstipierte ausge- 
schlossen. Zwecks Prüfung des konstitutionellen. Faktors wurden, neben der Mehrzahl kräftiger, 
auch eine Reihe.von typisch‘ asthenischen Individuen untersucht. Die Beurteilung der Konsti- 
| tution stützten ` wir. nicht bloß auf Aspekt und eventuelle klinische Zeichen. Zur Ergänzung wur- 
den auch verschiedene ‘Maße (Größe, Gewicht, Akromialdistanz, Brustumfang, Respirations- 


' breite, Bauchumfang usw.) herangezogen. Die Einwirkung des Füllungsgrades und Füllungs- 


modus suchten wir durch Vergleich zwischen Darreichung per os und Klysma festzustellen: Ein- 


XXXI, 5/6. Untersuchungen zur physiologischen Dickdarmlage u. zur Frage der Koloptose. 7206 


mal wurde ca. 12 Stunden nach Einnahme einer mäßigen Menge (250—300 g) Bariumbrei, ein 
zweites Mal nach Kontrasteinlauf von ca. 1'/, Litern gemessen. Zur Ermittlung des Einflusses 
der Bauchpresse wurde in.einem großen Teil der Fälle die Messung nach Klysma zuerst bei mög- 
lichster Entspannung vorgenommen. Dann bei forcierter Bauchdeckenspannung wiederholt. 
Eventuell mangelhafte Aktion der Bauchpresse wurde durch manuelle Kompression des Bauches 
unterstützt. | | | | g 

Die Messungen erfolgten auf orthodiagraphischem Wege, immer im Stehen. Wir 
verzeichneten: Die höchsten Punkte beider Flexuren; im Falle von Gasansammlung die Kuppe 
der Gasblase. Ferner den tiefsten Punkt des Transversums. Dann — durch Bleistückchen mar- 
kiert — die Spitze des Xiphoids, Nabel und oberen Symphysenrand. Endlich die obersten Punkte 
der Darmbeinkämme, welche stets bereits ohne Markierung deutlich sichtbar waren. 

Einigemal schien die Füllung einer Flexur oder des Transversums nach Breimahlzeit 
nicht zuverlässig komplett. In der Annahme, daß in diesen Fällen der höchste resp. tiefste Punkt 
des betreffenden Kolonabschnittes nicht sicher dargestellt sei, verzichteten wir auf seine Ver- 
zeichnung. Fälle mit ausgesprochen mangelhafter Füllung wurden überhaupt ausgeschieden. 
Im ganzen verfügen wir über 51 Beobachtungen, und zwar: 20 Männer, 18 Frauen von nor- 
maler Konstitution und 13 Astheniker (darunter 11 Frauen). | 

Wahl der Fixpunkte: Als Beziehungspunkte, zu welchen die Abstände der ver- 
schiedenen Kolonabschnitte ausgemessen werden können, kamen Xiphoid, Nabel, Crista. ilei und 
Symphyse in Frage. Wir bestimmten in allen Fällen die Distanz der Flexuren von Xiphoid, 
Nabel und Crista ilei. Der unterste Transversumpunkt wurde gegen Nabel, Crista und oberen 
Symphysenrand ausgemessen. Hierbei bestätigten sich wieder die älteren Erfahrungen anderer 
Autoren: Die individuell recht variable Ausbildung des Xiphoids erschwert den Vergleich. In 
noch stärkerem Grade ist dies beim Nabel der Fall, dessen Lage nicht nur individuell sehr ver- 
schieden ist, sondern auch bei derselben Person sich öfters verschiebt. Die verhältnismäßig ge- 
ringsten individuellen Differenzen und Unverschieblichkeit zeigen Crista und Symphyse. Sie 
sind daher die geeignetsten Beziehungspunkte. Die Lage der Flexuren wird am bequemsten durch 
den Abstand von der Crista, die Lage des Transversumtiefpunktes durch die Symphysendistanz 
charakterisiert. | 

. Unsere bisherigen Meßresultate sind nachstehend in 3 Gruppen (Flexura hepatica, Flexura 
lienalis, Transversumtiefpunkt) tabellarisch zusammengefaßt. Einerseits sind die Zentimeter- 
distanzen der Flexuren resp. des Transversums von Crista bzw. Symphyse bei Füllung per os oder 
Klysma angegeben. (Tab. 1—3, 6—8, 11—13.) Andererseits die Verschiebungsgröße in Zenti- 
metern bei wechselnder Füllungsweise und Bauchdeckenspannung zusammengestellt. (Tab. 4, 
5, 9, 10,.14,'15.) Die Pluswerte entsprechen einer Lage über dem Fixpunkt resp. einer Ver- 
schiebung nach oben. Die Minuswerte einer Lage unter, dem Beziehungspunkt, resp. einer Ver- . 
schiebung nach unten. Die Meßresultate wurden stets zu ganzen Zahlen abgerundet, da es auf 
Millimeter natürlich nicht ankommt. Wiedergabe der zu anderen Beziehungspunkten (Nabel, 
Xiphoid) ermittelten Distanzen erschien unnötig. 


I. Flexura hepatica. 


Abstand von der Crista cm 


Normale & 2 8 — | 1 

Normale 9 =d 2 2 | — 

Asthen. — . 2 cij 1 

Summe | 48: | 3| 2| 6eļ 5| 8] | s| 4| 83| 2 
Tabelle 1 


Abstand von der Orista ilei bei Füllung per os. 


706  Rotky und Herrnheiser. . 200.2. XXXL 5/6. 


` Die Lagevarianten der rechten Flexur bewegten sich bei unseren Normalfällen nach Fül- 
lung per os zwischen 6 cm über und 3 cm unter dem Darmbeinkamm. Am häufigsten sahen wir 
einen Stand von 4 cm über bis 1 cm unter der Crista. Männer und Frauen zeigten keinen durch- 
greifenden Unterschied. Höhere Werte scheinen allerdings bei Männern etwas häufiger zu sein. 
Andererseits aber auch bei Männern öfters Gleichstand von Flexur und Crista. Auch die tiefste 
Flexurlage.(3 cm) wurde bei einem Mann beobachtet. Bei Asthenikern ähnliche Verhältnisse. 
Tiefere Lagen als auch in einzelnen Normalfällen wurden nicht gefunden. 


Abstand von der Crista cm. 


ESUEUIEIELIENEIENKSEBEHEZEIENEZENKEE E ENKIE: 


Normale & | 20: =p 1-]| 2|.2I 8] | 8| 21 2| | - I) reed 

Normale 9 18: 1|1-|I—-|I-|-|1|)1]j) -—-|5| 3| 1| 5| I1 

- Asthen. 18: = 1l—|j-| I=] 2] 1| 178 |. 2I- |Siesf 4 

Summe | 5: | 1ı]-| ı/)-| ee) 4| al 2els|e|5 il ıl- | ı 
Tabelle 2 


Abstand von der Crista ilei nach Klysmafüllung, Entspannungslage. 


Nach Klysmafüllung im allgemeinen beträchtlich höhere Lage der Flexur. Am häufigsten 

4— cm über der Crista; nicht selten noch wesentlich höher (9—11 cm, Maximum 15 cm). Nur 

einmal blieb sie unterhalb des Darmbeinkamms. Bei Frauen in der Regel etwas niedrigere 

Werte. Andererseits gerade das Maximum von 15 cm bei einer kräftigen Frau. Astheniker 
analog: Kein Fall unter der Crista. Maximum 13 cm über derselben. 


Abstand von der Crista cm 


Normale & 
Normale 9 
Asthen. 


Summe | 35: | 1| 


Tabelle 3 
Abstand von der Crista ilei nach Klysmafüllung und Bauchdeckenspannung. 


Durch foreierte Bauchpressenaktion noch höherer Flexurstand. Bei normalen Individuen 
beiderlei Geschlechts am häufigsten 9—11 em über der Crista, nicht so selten auch mehr (12 bis 
. 14 cm), extrem 17, 18 cm. Minimum 6 cm über dem Darmbeinkamm. Astheniker kaum diffe- 
. rierend. Nur wurde dreimal ein. Minimalwert von + 5 cm beobachtet. 


Zahl der | Verschiebung in Zentimetern | 
Fälle |Lıol 9 | 8 sofao 
Normale g | 19: | — el ılı- 
Normale Q 16: ] sh, 2 
Asthen. 12:. 1 — |.1 
Summe | 47: | 2| ıļ—| 3| 2ļ12|10ļf10| 3| 3| ı 
Tabelle 4 


Verschiebungsgröße bei Klysmafüllung geBenuner Füllung per os. 


Im Vergleich zur Lage nach Kontrastmahlzeit bei Normalen, als auch bei Asthe- 
nikern nach Klysmafüllung fast durchwegs Aufwärtsverschiebung. In der Regel im Ausmaß 
von 3—5 cm, manchmal auch mehr (6, 7, Maximum 10 cm), gelegentlich nur I—2 cm. rule 
bei einem Falle (Mann) wurde eine Lageveränderung vermißt. o- 


Regae e eae- 


Rz er - m 


XXXI, 5/6. Untersuchungen zur physiologischen Dickdarmlage u. zur Frage der Koloptose. 7 07 


Zahl der 
Fälle 


Verschiebung in Zentimetern 


+s|s| te |sjJa|3ı2|Jı|o 


Normale & | 10: | lee 21 2 ee 

Normale 9 15: — | 2|—| 3| —| 4| 4| 1|—| 1 

Asthen. 10: 1 — i Me 1 3 2 2 1 = 

Summe | 35: | ıl 3|-|5| 3] s| s| s[ ıJl ı 
Tabelle 5 | 


Verschiebungsgröße bei Klysmafüllung und Bauchdeckenspannung gegenüber Entspannungslage. 


Bei kräftiger Bauchmuskelspannung evtl. durch manuelle Kompression unterstützt, meist 
weitere Aufwärtsverschiebung, gewöhnlich um 2—6 cm. Maximum 9 cm bei einem Astheniker. 
Selten geringfügige oder fehlende Lageveränderung der Flexur. 


II. Flexura lienalis. 


Abstand von der Crista cm 


[+16] 15 |14|13|13 GEIDGRDDIREIIEIDIE 


Normale 5 2 1 as ! DENI N 

ae O T | 2 EnFEEBEr 2 

Asthen. llalslaı-lı 

Summe | 47: | i 2| 2| 2| 2| 2| 4| = 2| J 2| 3| 6ļ ı| 2 6|—|—| 3 
- Tabelle 6 


Abstand von der Crista ilei bei Füllung per os. 


Schon bei Füllung per os häufig, besonders bei Männern, bedeutender Hochstand über dem 
Darmbeinkamm. Maximum 16.cm. Andererseits jedoch auch ziemlich oft — namentlich bei 
Frauen, u. U. aber auch Männern — nur wenige (2—3) Zentimeter, über der Crista. Vereinzelt 
sogar unterhalb der letzteren. Demnach links größere physiologische, Variationsbreite als rechts. 
Bei Asthenikern der tiefere Flexurstand noch etwas häufiger, aber graduell nicht stärker als ge- 
legentlich auch in Normalfällen. 


| Zahı der Abstand von der Crista cm 
zone Faz J19 18 17 [ie [is uafıs[w[nfnolsTsTrfeTs 13 j|12|u]io|9]s|7]|6ls 


0 | | 
Norma $ 2: | 2)-|-| 2|-| | 83|2|11] 2| 2| 3|-|ı|-|-]- 
Normale 9 17: — | 1, 1,—-|ı-| 1; 1; 1; 2| 2; 1,4, 1;}—j—] 1}; 1 
Asthen. 13: ge E 1 -|2| 3| 2l ıl-Ii|- ılı 
Summe | 50: | ae al 


. Tabelle 7 
Abstand von der Crista ilei nach Klysmafüllung, Entspannungslage. 


Nach Klysmafüllung mit entspannten Bauchdecken in der Regel Flexurstand von 10 bis 
16 cm über dem Darmbeinkamm. Öfters auch höhere Werte (Maximum 21 cm). Nur verein- 
zelte Fälle (Frauen) weniger als 8 cm über der 'Crista (Minimum 5 m): AstHeniker ähnlich, 
bloß die Maximalwerte wurden nicht erreicht. 


Abstand von der Crista cm i 


Zahl der | 
Fale [+asjesj2s]2e]j2ı]zofisjasjızjsejisjıajısjıej1nfiolsja]7jels 
Normale & | l | | Marele 
Normale 9 1i) 1|— 
Asthen. | ze Fer u 2| 11—| 11—|—|— 
Summe | 8: | ı]ıl-| ıl-| 2| 1] 3l 2| 6l 2] a| 2 2| 4| 2| ıl-| 1) -|-|ı 
Tabelle 8 | 


Abstand von der Crista ilei nach Klysmafüllung und Bauchdeckenspannung. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 90 


708 | | _ Rotky und Herrnheiser. | XXXI, 5/6. 


Bei Steigerung des intraabdominellen Druckes durch die Bauchpresse durchschnittlich noch 
etwas höhere Flexurlage. Gewöhnlich 12—18 cm, extrem bis zu 25 cm über der Crista (Zwerch- 
fellhochstand). In Ausnahmefällen relativ geringe Erhebung über den Darmbeinkamm (Mini- 
mum: plus 5 cm bei einer dicken Frau). Bei Asthenikern kein höherer Stand als 17 cm über der 
Crista. beobachtet. | 


| Zahl der Verschiebung in Zentimetern 

BRESURRE: Saa EEEIENEICHESEHESENENENEHENKT EIEUFDEBTEBBEIEIEIEREI SET 
Normale Q 16: 3 
_Asthen. | 11: | ılı 
Summe . | 46: | 


Tabelle 9 
Verschiebungsgröße bei Klysmafüllung gegenüber Füllung per os. 


Nach Klysmafüllung bei entspannten Bauchdecken regelmäßig Aufwärtsverschiebung der 
Flexur gegenüber der Lage bei Untersuchung per os, in sehr wechselndem Ausmaß (1—13 cm). 
Nur bei einem Falle (Mann) keine Lageänderung. Bei Männern im allgemeinen die Verschie- 
bung geringer (Maximum 8 cm) als bei Frauen (Maximum 12 cm) und Asthenikern (Maxi- 


mun 13 cm). 


Zahl eo Verschiebung in Zentimetern 


elijo 


Asthen 
Summe 


= 
PIBE Ser 
Tabelle 10 


Verschiebungsgröße bei Klysmafüllung und Bauchdeckenspannung gegenüber Entspannungslage. 


Bei forcierter Bauchdeckenspannung häufig weitere Aufwärtsverschiebung der Flexur. 
Öfters nur wenige (1—4) Zentimeter. Aber auch mehr, bis zu 8—9 cm in einzelnen exzessiven 
Fällen. Astheniker analog, nur keine extremen Verschiebungen. 


III. Tiefster Punktdes Transversums. 


- | Zahl der | Abstand von der Symphyse cm 
Fälle | 17]ı6]ıslı1a]ıs w|jufıo|s]s[?]s]sje]lsj2]ıJoj]-ı 


Normale & | 16: = elel4le]4| 702 8 2| z| af- 2] || 1 1|— 

Normale 2 17: ea aa a a e E l;—; 2| 2| — 

Asthen. 11: Telele 1 “aj 2 ea |=| o| 2| 1 

Summe | 44: | Perser ar ale Toe |5| sji 
l Tabelle 11 


i Abstand von der Symphyse bei Füllung per os. 


Bei Personen normaler Konstitution nach Kontrastmahlzeit große Schwankungsbreite in 
der Lage des Transversumtiefpunktes; Abstand des letzteren vom oberen Symphysenrand 0 bis 
15 cm darüber. Bei Männern eine größere Distanz (10 cm und mehr) häufiger als bei Frauen. 
‚Astkeniker zeigten in ca. der Hälfte der Fälle annähernd Gleichstand (+ 1 cm) von Trans- 
versum und Symphysenrand. Andererseits aber auch bei Asthenikern gelegentlich Hochstand von 
7, 10 cm, ja das Maximum von 17 cm über der Symphyse. 


XXXI, 5/6. Untersuchungen zur physiologischen Dickdarmlage u. zur Frage der Koloptose. _ 709 


Abstand von der Symphyse cm 


Flle | sfız]ıs]isjalisfıe]jufiols]s|7]j6]5]#]s]2JıJo|-ı 
SE Br BERRBERHRENERRERE 
Normale © | 18: =jel2)2 201 11 27-1132 18.111.203] 1 
Asthen. 13: — | 1/|—|\—-|—|1 —| 1| 1) 1| 1| 1| 2| —|—|—i 1| 1|; 2 
Summe | 51: | ıļ]2afj—] 4| 2| 4| 2| 6j 3| 4| 2| 5] 2] 5|—]—| l 4| 2| 3 

Tabelle 12 


Abstand von der Symphyse nach Klysmafüllung, Entspannungslage. 


Bei Klysmafüllung kaum eine Änderung der Variationsbreite. Maximum 18 cm über, Mi- 
nimum 1 cm unter dem Symphysenrand. Innerhalb dieser Grenzen insofern ein gewisser Unter- 
schied, als die höheren Lagewerte — besonders bei Männern, z. T. aber auch bei Frauen und Asthe- 
nikern — zunahmen. Andererseits blieb das Transversum jedoch bei einer beträchtlichen Anzahl, 
besonders Frauen und Asthenikern, an der Symphyse stehen. 


Zahl 


i Abstand von der Symphyse cm 
er 
Fälle 


+22|22|21|20|19|18|17|16ļ1 1418] 12] 10 JUU 6|5/4|3|2 ı [o j~ 


lee ilill 2 2|- ee 
j Se 2| ıl 1 1-1] 2) -)1]-|-|—-)-|— 
l 1:| — | -|-1-|-|)-1—-|1-|- 1| - |— a een 
Summe | 35: | ı|-|-|-[-| 2] ıl 2] 2] 3| 2] s[ 3] ı 5 aaa Falsch 7 A 1|—l- | 3 3 TAE 1 
Tabelle 13 


Abstand von der Symphyse nach Klysmafüllung und Bauchdeckenspannung. 
Während kräftiger aktiver, evtl. auch passiver Bauchkompression bei Individuen normaler 
Konstitution gewöhnlich höherer Transversumstand. Variationsbreite bei Männern 7—23 cm, 
bei Frauen 1—18 cm über der Symphyse. Bei Asthenikern Hebung viel weniger ausgesprochen. 


Zahl der Verschiebung in Zentimetern 


FOS mee sjaje JL pgEEgpggggHHAL 


Normale $ 16: E s 2| — ae 
Normale 9 16: HREF 1 1 
Asthen. 11: 1 u 
Summe | 48: ECET EE RE 2| 2| ıJ-|-Jı 


Tabelle 14 
Verschiebungsgröße bei Klysmafüllung gegenüber Füllung per os. 

Nach Kontrasteinlauf bei normalen Männern unveränderte Lage oder Aufwärtsverschie- 
bung, z. T. um wenige (1—3) Zentimeter, z. T. sehr bedeutend, 5, 6, ja selbst 11 cm. Bei normalen 
Frauen in der Mehrzahl ebenfalls geringe, seltener starke Verschiebung nach oben. Andererseits 
aber auch öfters mäßiges, u. U. sogar beträchtliches (Maximum 7 cm) Tiefertreten gegenüber der 


Lage nach Füllung per os. Astheniker ähnlich wie normale Frauen (Variationsbreite + 9 bis 
— 4 cm). 


Verschiebung in Zentimetern 


Zahl der 
Fälle 


+7|e|s|a|]s]|2eJıJa 


Normale 3 4| -— 1 
Normale 9 1) 2|ı 1 
Asthen ; 1| 2| 4 
| Summe | 29: sta sl arer.re 


Tabelle 15 
Verschiebungsgröße bei Klysmafüllung und Bauchdeckenspannung gegenüber Entspannungslage. 
Unter Wirkung der Bauchpresse fast regelmäßig bei Normalen, weniger häufig bei Asthe- 
nikern geringe oder beträchtliche (1—7 cm) Aufwärtsverschiebung des Querdarms. 
90* 


710 Sr Rotky und Herrnheiser. XXXI, 5/6. 


Höhendifferenz zwischen Flexura lienalis und hepatica. 


 Verschiedentlich wurden beiläufige Angaben über das gegenseitige Lageverhältnis der Fle- 
xuren gemacht. Wir lassen deshalb die bei unseren Fällen beobachteten Höhendifferenzen zwischen 
linker und rechter Flexur tabellarisch folgen. Die Pluswerte entsprechen der Zentimeterdistanz 
der Fl. lienalis über der hepatica. Die Minuswerte zeigen in Zentimetern eine Tieflage der 
linken Flexur unterhalb der rechten. 


Zahi der Abstand in, Zentimetern 
"ae (+1sl1s[rafisfıelnnliolsisj7je]sielsjejı]o| 12] 
Normale § | 19: a la E PE re = 
Normale 9 | 16: — |-|-|-| 1|- A er e AEE EE. 1| 1 1 
Asthen. OH: = S dfean DEE al TE TI 2 ts 
Summe | as | ı|J-}!ıl-|al il 2| z| 4l z] alal 246| 4-2] si ılılı 


Tabelle 16 
Höhendifferenz zwischen linker und rechter Flexur bei Füllung per os. 

In der Mehrzahl der Fälle deutlicher Hochstand der linken Flexur (Maximum 18 cm). 
Öfters jedoch, namentlich bei Frauen, auch nur geringe Erhebung, selbst Gleichstand. Bei Frauen 
sogar vereinzelt tiefere Lage der Flexura lienalis (bis 3 cm unter der rechten), Astheniker ähnlich . 
wie Frauen. Kein stärkerer Tiefstand. 


Zahit der Abstand in Zentimetern 

Fälle (islaalısfıelnfiols|s|zlelsjalsjejılo| 2 
Normale & | 20: | 1ļ-ļ|—'—-lıl2]| 2| 3 JE il- |-| 2|-l-]— 
Normale © 17: E Siia 1|-| 2| 2| H Hea 1 
Asthen. DDE E ee Lig ll ıleı 1 E |1 
Summe | 50: | ıl-|-|-|s| ERE 2| 5| 2] SE 


Tabelle 17 
Höhendifferenz zwischen linker und rechter Flexur bei Klysmafüllung. 

Ausgesprochener Hochstand der linken Flexur nach Klysmafüllung nóch etwas häufiger. 
Aber auch hier je cine Frau und ein Astheniker, bei welchen dıe Flexura lienalis 2 cm unter der 
hepatica lag, ohne irgendwelche Darmbeschwerden. 

Auf die Einzelheiten unserer Untersuchungsresultate wurde oben an Hand der Tabellen 
kurz hingewiesen. Von einer zusammenfassenden, ziffernmäßigen Aufstellung von Normen der 
physiologischen Schwankungsbreite wollen wir vorläufig absehen. Sie würde. wie erwähnt, 
wegen des derzeit noch nicht genügenden Umfanges unseres Materials keinen Anspruch auf All- 
gemeingültigkeit haben. | 

Kichergestellt ist aber die Tatsache, daß nicht nur das Tr ransversum, sondern 
auch beide Flexureninihrer Lage sehr variieren. Die Flexura ep steht 
doch öfters ziemlich hoch. Nicht so selten findet man die linke Flexur nur wenige Zentimeter 
über der rechten, oder Gleichstand. Ja vereinzelt kann auch bei Darmgesunden die Fl. hepatica 
1—3 cm höher als die lienalis liegen. 

Bezüglich des Transversums stimmen unsere Beobachtungen mit den Messungen Heß 
Thaysensgut überein. Wir haben:auch in allen Fällen die Distanz des Transversumtiefpunktes 
vom Nabel gemessen. Dabei ähnliche Werte wie Heß Thaysen gefunden. Maximaler Tief- 
stand 13 cm unter dem Nabel bei 2 Frauen und 1 Astheniker. Auf detaillierte Mitteilung dieser 
Messungen wurde verzichtet» da uns die Lagedefinierung des Transversums durch den Symphy- 
senabstand richtiger erscheint. 

Geschlechts- und Konstitutionsunterschiede spielen als Ursache 
derLagevariantennureineuntergeordneteRolle. Als gewisse Geschlechtsdiffe- 
renz wäre die bei Männern im allgemeinen etwas größere Häufigkeit hoher Lagewerte anzufüh-. 
ren. Astheniker, z. T. auch normale Frauen, zeigen ein relatives Überwiegen der tieferen Lagen. 


XXXI, 5/6. Untersuchungen zur physiologischen Dickdarmlage u. zur Frage der Koloptose. 711 


Absolute Unterschiede, höhere Grade von Tiefstand, als man sie gelegentlich auch bei Normalen 
' sieht, wurden jedoch nicht beobachtet. . 

Sehr bemerkenswert ist der große Einflußdes Füllungsgradesund-modus, 
sowie ferner der Bauchpresse auf die Kolonlage. An den Flexuren macht 
sich derselbe stets in gleicher Richtung (Höherstand bei Klysmafüllung und Bauchdeckenspan- 
nung), wenn auch in wechselndem Grade, geltend. Beim Transversum kann — speziell bei Frauen 
und Asthenikern — sowohl ein Auf, als ein Ab gefunden werden. Bei diesen Verschiebungen 
spielen wohl z. T. äußere mechanische Momente (Hochdrängung des Zwerchfells, passive Ver- 
schiebung des Kolons) eine Rolle. Zum Teil dürften aber auch Zustandsänderungen des Dick- 
darms selbst (Tonusänderungen, Längenzunahme usw.) mitwirken. Auf diese Fragen soll jedoch 
heute nicht näher eingegangen werden. 

Die Lagedefinierung des Kolons durch den Zentimeterabstand von irgendeinem Fixpunkte 
läßt die individuellen Körperverhältnisse ganz unberücksichtigt. Wir suchten nach einem Maße, 
welches unter Wahrung des zahlenmäßigen Charakters auch eine konstitutionelle Komponente in 
sich birgt. Ein Weg hierzu wäre die Aufstellung des Verhältnisses zwischen dem gemessenen Ab- _ 
stand und der ebenfalls in Zentimetern bestimmten Distanz zweier Körperfixpunkte. Wir haben 
unsere Meßresultate auf den Quotienten | 
Distanz Crista ilei — Ense. cm 


Abstand des Kolonpunktes vom Fixpunkt cm | 
umgerechnet. Eine Ordnung unserer Untersuchungsresultate nach diesem Maße brachte jedoch 
nicht die erhoffte Einengung der Grenzen der physiologischen Lageunterschiede. 

oe Gleich früheren Autoren sind wir zu dem Ergebnis gekommen, daß man bei völlig Darm- 
gesunden und normal konstituierten Individuen nicht so selten Darmlagen findet, die vielfach 
glatt als „Ptose“ angesprochen werden. Es bleiben demnach zur Definition der „Ptose“ nur zwei 
Möglichkeiten. Entweder man reserviert den Begriff der Senkung für solche 
Tiefenlagen, die merklich unter den bei Darmgesunden beobachteten 
' Minimalwerten liegen. Diesen Weg hat Heß Thaysen für die Diagnose des Trans- 
versumtiefstandes vorgeschlagen. Er scheint auch uns der richtigere. Doch werden die Grenzen 
des Normalen erst an Hand eines viel größeren Materiales präzisiert werden können. oo. 
Will man auch die bei darmgesunden normalen Menschen vorkommenden tiefen Lagen des 
Kolons schon als ptotisch ansehen, so wäre es Sache der Übereinkunft, von welcher Tieflage ab man 
als Ptose zu sprechen hätte. Jedenfalls müßte eine willkürliche Grenze gezogen werden. 
Einen praktischen Vorteil möchten wir aber von einer derartigen Konstruktion des Ptosebegriftes 
| -nicht erwarten. Esfehlenu:E.nochsichereBeweise,welchezurursächlichen 
Beziehung mehr minder unklarer Darmbeschwerden auf „Kolonsen- 
kung“ berechtigen, sobald wirdiegleichen Lageverhältnisse oft völlig 
beschwerdelos bestehen sehen. Es darf nicht dem Kliniker zur Last gelegt werden, 
wenn er u. U. die bequeme röntgenologische Diagnose und „Erklärung“ gern annimmt. Er baut 
auf die Zuverlässigkeit des röntgenologischen Ptosebefundes. Um so mehr wird die Zurückhal- 
tung dem Röntgenologen zur Pflicht, solange er keinem zweifellos abnormen Befunde gegen- 
übersteht. 
. Literatur. | 
Aßmann:D. Röntgendiagn. inn. Krh., Leipzig 1921, Vogel. — Groedel: Grundr. und Atlas 
d. Röntgendiagn. i. d. inn. Med., München 1921, Lehmann. — Groedel und Schenk: M. m. W., Bd. 
58, S. 2539, 1911. — Faulhaber: Samml. zwangl. Abh. a. d. Geb. d. Verdauungskrh., Bd. V, H: 1. — . 
Heß Thaysen: Grenzgeb. d. inn. Med. u. Chir., Bd. 34, S. 175, 1922. — Köhler: Grenz. d. Norm. 
u. Anf. d Patholog., Hamburg 1920, Lucas Gräfe & Sillem, Lane zit. nach Heß Thaysen. — Rovsing 
zit. nach Heß Thaysen. — Schlesinger: Röntgendiagn. d. Magen-Darmkrankh., Berlin 1917, Urban 


Schwarzenberg. — Seh war z: Klin. Röntgendagn. d. Diekdarms, Berlin 1914, Springer. — Str auß: 
D. m. W., Bd. 41, S. 705, 1915. 


712 | g Weber und Prelinger. s | XXXI, 5/6. 


Aus dem Laboratorium der medizinisch-technischen Lehr- und 
Forschungsstelle der Siemens & Halske A.-G., Wien. 


Fragen und Antworten aus der Röntgenpraxis. 
Von a 
Prof. Dr. Eugen Weber und Dr. Heinrich Prelinger. 


. Wir veröffentlichen hiermit die erste Reihe von Arbeiten der med.-techn. Lehr- und Forschungs- 
stelle, welche an uns gerichteten Anfragen von allgemeinem Interesse und praktischer Bedeutung ihre 
Entstehung verdanken. 

Da jene Anfragen nur teilweise auf Grund schon bekannter Tatsachen und von Literaturangaben 
beantwortet werden konnten, haben wir sie einer experimentellen Untersuchung unterzogen. Wenn 
es auch bei einem Teil dieser Arbeiten den Anschein hat, als wäre das Ergebnis der Versuche auf 
Grund einer Betrachtung vorauszusagen gewesen, so scheuten wir dennoch vor dem Experimente nicht 
zurück, weil die quantitative Seite der behandelten Erscheinungen, die ja die in der Praxis allein aus- 


|  schlaggebende Rolle spielt, erfahrungsgemäß einer Abschätzung nicht mit Sicherheit zugänglich ist. 


So kann eine Erscheinung, deren Vorhandensein mit Sicherheit vorauszusagen ist, für den Praktiker 
ganz ohne Bedeutung sein und umgekehrt. 


Über die Ursachen des in Körperfalten bisweilen auftretenden Röntgenerythems. 


Die Ursachen dieser in der Praxis bekannten Erscheinung können sowohl physikalischer 
als auch biologischer Natur sein. Es ist denkbar, daß in der Tiefe einer Körperfalte der von allen 
Seiten her die Haut treffende Streuzusatz eine derartige Dosissteigerung hervorbringt, daß es zur 
Entstehung eines hochgradigen Erythems auch dann kommen kann, wenn die dem Röhrenfokus 
nähergelegenen Hautpartien ein solches nicht aufweisen. Es ist auch denkbar, daß Sekundärelek- 


tronen die Ursache des Effektes sind. Endlich können auch rein biologische Verhällnisse dafür 


verantwortlich sein, nämlich höhere Strahlenempfindlichkeit der durch ständigen Kontakt mit 
dem abgesonderten Schweiße ınazerierten und.oft entzündlich veränderten Haut. Die Klärung 
dieser Fragen schien wichtig, da die Prophylaxe der in Rede stehenden Erscheinung je nach ihrer. 
Ursachen verschieden sein wird. 

Wir beschlossen, zunächst die natürlichen Verhältnisse möglichst genau nachzuahmen, und 
gossen einen Paraffinblock von 27 X 12 cm Grundfläche und 17 cm Höhe, der durch nachfol- 


4 gende Bearbeitung das nebenstehend abgebildete Profil erhielt. Nun waur- 


den Kinofilmstreifen, Schichtseite nach oben, vom Punkte a bis b über das 
Paraffin gespannt und das Ganze, in einem lichtdichten Kasten aus dün- 
nem Holze eingeschlossen, einige Sekunden lang aus 34 cm Fokusabstand 
(gemessen bis Punkt b) mit einer Coolidge-Therapieröhre bei 120 kV eff. 

Fig. 1. unter 0,5 mm Cu-Filter bestrahlt. Der Zentralstrahl verlief lotrecht von 
oben zum Punkte a; bei einigen anderen Versuchen wählten wir eine etwas seitliche Stellung 
der Röhre. 

Zur Kritik der Versuche muß erwähnt werden, daß die Schwärzung einer photographi-, 
schen Schichte vom Einfallswinkel der Röntgenstrahlung nicht abhängt. Allerdings nimmt die 
auf die Flächencinheit auffallende Energiemenge mit dem Cosinus des Einfallswinkels ab, in- 
- des steigt nach dem gleichen Gesetze die durchstrahlte Schichtdicke, so daß der Einfallswinkel 
aus der Betrachtung ausscheidet. Wegen der Wichtigkeit dieser Überlegung für die in Rede 
stehenden Versuche wurde ein Kontrollexperiment angestellt, das die Erwartung bestätigte. Die 
Versuche, bei denen jedesmal gleichzeitig drei Filmstreifen derselben Emulsionsnummer expo- 
niert, gemeinsam entwickelt und photometrisch gemessen wurden, führten zu dem Ergebnis, daß 
keine Steigerung der Dosis in der Tiefe der Hautfalte photographisch konstatierbar war. 


i 


XXXI, 5/6. Fragen und Antworten aus der Röntgenpraxis. 713 


Es wurde ferner eine Reihe von iontometrischen Messungen mit dem Siemensröntgendosis- 
messer an dem ganzen und an dem in der Mitte durchschnittenen Paraffinphantom angestellt, 
deren Ergebnisse in Fig. 2 enthalten sind. Betriebshe- | 
dingungen: Universalapparat, AEG-Röhre Type TI, O mmlv 2mm Al 
Fokusabstand 34 em, Blende 6 cm Durchmesser, 120 
kV eff., 2 mA, Filter 0,5 mm Cu und 2 mm Al, Zen- 
tralstrahl lotrecht von oben. Die Zahlen stellen will- 
kürliche Einheiten dar. Auch aus diesen Messungen 
` geht hervor, daß zwar eine beträchtliche Streuzusatz- 
dosis vorhanden ist, daß aber von einer Steigerung der 
Dosis in der Tiefe der Falte gegenüber der Hautober- 
fläche nicht gesprochen werden kann). 

Es erscheint somit sicher, daB als Ursache für das 
Auftreten des Erythems in Körperfalten die höhere 


| 
Empfindlichkeit der Haut an diesen Stellen anzusehen : . ' 
ist. Daraus folgen von selbst die nötigen, bei der B- . 5.8 | ' ./4,6 Ä 
strahlung von überempfindlicher Haut zu verwenden- ‘ohne Phantom‘ ohne Pheantam: 
den prophylaktischen Maßnahmen. Fig. 2. 


Ist das Strahlenfeld der Coolidge-Therapieröhren hinsichtlich der Intensitäts- 
= verteilung symmetrisch? 

Lochkameraaufnahmen von Glühkathoden-Therapieröhren haben den Beweis geliefert, dal) 
außer dem Brennfleck noch andere Gebiete der Antikathode an der Strahlenemission beteiligt sind. 
So erscheint z. B. bei Lochkameraaufnahmen von strahlungsgekühlten Coolidgeröhren der ganze 
Antikathodenklotz und in abfallender Intensität ein Stück des Stieles auf der Platte. Quanti- 
tative Messungen dieser sogenannten Stielstrahlung ) führten zu einer Abschätzung ihrer In- 
tensität, die zu etwa 10°/o der Gesamtintensität ermittelt wurde. In quantitativer Hinsicht scheint 
die Stielstrahlung etwas weicher zu sein als die vom Brennfleck ausgehende. 

Als Ursache der Erscheinung dürfte die Streuung der Glühelektronen bzw. Auslösung einer 
sekundären Elektronenstrahlung an der Glaswand der Röhre oder am Brennfleck anzusehen sein. . 
Es ist vorauszusehen, daB die Stielstrahlung eine Unsymmetrie in der Intensitätsverteilung des 
Strahlenkegels veranlassen wird. Der Lochkameraeffekt nämlich, d. h. die Projekion des strah- 
lenden Antikathodenklotzes auf die exponierte Fläche, wird auch bei „Löchern“ größeren Durch- 
messers, beispielsweise bei Anwendung von Bestrahlungsblenden, bestehen bleiben, wenn auch von 
einer Abbildung im eigentlichen Sinne des Wortes dann nicht mehr gesprochen werden kann. 

Von diesen Verhältnissen kann man sich leicht überzeugen, wenn man die Strahlung einer 
Coolidge-Therapieröhre (Feld etwa 6 X 8 cm) auf einem Leuchtschirm auffängt. Man sieht dann 
auf der Kathodenseite im Anschluß an die Feldbegrenzung einen langen Pe mehr oder we- 
niger hell aufleuchten. 


Zum quantitativen Studium der Intensitätsverhältnisse verwendeten wir einen Siemens-Röntgen- 
dosismesser, dessen Ionisationskammer auf einem in Zentimeter geteilten Papierstreifen von der Ano- 
denseite her durch den Strahlenkegel hindurch auf die Kathodenseite und wieder zurück verschoben 
werden konnte. Apparatur: AEG.-Therapieröhre in Säulenstativ, Siemens-Universalapparat, 120 kV 
effektiv (— 170 kV max.) 2 mA, ohne Tubus, ohne Filter; auch der zur Aufnahme der Tuben dienende 


1) Messungen von Jaeger und Rump (Strahlenther. XV), die von uns nachgeprüft wurden, 
haben gezeigt, daß die Dosis 1—2 cm unter der Hautoberfläche ein Maximum besitzt. Es kann danach 
zugelassen werden, daß in zusammengepreßten Falten in Oberflächennähe cine ähnliche Erscheinung 
auftreten mag. Doch beträgt diese Steigerung nur etwa 23%, kommt mithin hier praktisch nicht in 
Betracht. 

®) L. Halberstaedter, Fortschr. XXVIII, 1. 


74 | I Weber und Prelinger. XXXI, 5/6. 


Ring war vom Stativ entfernt. Die Röhre wurde durch genaue Visur so eingestellt, daß der Zentral- 
strahl auf den mit Null bezifferten Punkt des geteilten Papierstreifens zielte. Von 2 zu 2 cm wurde ab- 


gelesen; der Durchmesser des Feldes konnte aus dem Öffnungsdurchmesser des Röhrentopfes und den 


Abständen des Brennfleckes von letzterem und von der Meßebene ermittelt werden. 

Auf diese Weise wurden bei der Ausmessung des Feldes Unsymmetrien in der Intensitäts- 
vere ung festgestellt; wir fanden z. B. am anodenseitigen Feldrande 81"/o, an der Kathodenseite 
` 94°f, von der Intensität des Zentralstrahles. 

Es stellte sich jedoch bald das Bedürfnis ein, die Lage des Zentralstrahles und die Feld- 
grenzen genauer zu bestimmen, als es bei der obenerwähnten Anordnung möglich war. Der steile 


Intensitätsabfall' am Feldrande kann bei Messungen dieser Art zu einer beträchtlichen Fehler- 


quelle werden, wenn die Lage ‘des Zentralstrahles auch nur um einige Millimeter falsch be- 
stimmt ist. 

‚ Wir gingen daher so vor, daß die Röhre in ein als rsshöskon verwendetes Siemens-Universal- 
stativ horizontal eingespannt und unter dem horizontal liegenden Leuchtschirm ein dünner, gerader 
Metallstab freischwebend aufgehängt wurde. Der Aufhängepunkt wurde so lange verschoben, bis sich 
der Querschnitt des Stabes auf den Schirm projizierte. Dieser Punkt wurde markiert und stellt den 
Fußpunkt des Zentrahlstrahles*) dar. Durch Auflegen von ausgeschnittenen Bleiplatten konnten nun- 
mehr unter Kontrolle durch den Leuchtschirm genau definierte Felder gewonnen werden. Unter diesen 
Bedingungen wurden zunächst mit einer AEG.-Röhre (mit Wolframklotz), dann mit einer Therapie- 
röhre der Firma „Radion“ (mit Plattenantikathode) Messungen vorgenommen. 

Die Ergebnisse sind im folgenden graphisch dargestellt. Als Abzissen finden wir die Ent- 
fernungen vom Zentralstrahl aufgetragen. Sie sind längs des mit der Röhre parallelen Felddurch- 


I strahl ist. gleich 100 gesetzt. 
| Um das Bild nicht zu verwirren, sind 
von den ausgemessenen Kurven nur 3 in der 
Figur I wiedergegeben. Die Intensitätsver- 
teilung bei den übrigen gemessenen Kombina- 
tionen (z. B. Klotzantikathode, großes Feld) 
schließt sich eng den eingezeichneten Kurven 
an. Figur II zeigt das Ergebnis der Inten- 
sıtätsmessung bei der obenerwähnten Leucht- 
schirmanordnung. Das Feld betrug 8X 12 cm, 
die Betriebsbedingungen sind die gleichen wie 
24 a 6 2 9 é 303 é 9 12 15 18 21 in Fig. I, doch betrug die Röhrenspannunz 
Anodenseite a Kathodenseite nur 50 kV. In ihrem Gesamtcharakter wei- 
I Klotzantikathode, gr. Feld chen die gewonnenen Kurven kaum voneinan- 
II Klotz- _} Antikathode ohne Tubus der ab. Ihnen allen ist eigentümlich, daß der 
III Plattenantikathode mit Tubus. seitliche Intensitätsabfall auf der Anodenseite 


wi nn zn an m an te On ip > Ein an En GE In Gira ab Eh GER En an ab up an > En Eh Gb En En En = en m 


Fig. I. 


1239450607989 T T2 1314 1516 17 18 19 cm 
Fig. II. Intensitäten in °/, von der des Zentralstrahls. 


1) Siehe z. B. Wetterer, Hdb., Bd. I, S. 102 (IV. Aufl.). 


ınessers gemessen, die Intensität im Zentral- 


» 


XXXI, 5]6. Fragen und- Antworten aus der Röntgenpraxis, 715 


in geringerer Entfernung vom Zentralstrahl sich geltend macht als auf der Kathoden- 
seite, ferner, daB die Intensität außerhalb des Strahlenkegels kathodenseitig im Mittel etwas’ 
höher liegt als auf der Anodenseite, ein Umstand, der seine Erklärung ebenfalls darin findet, daß 
der strahlende Antikathodenkörper und -stiel durch die Blende auf der Kathodenseite „abge- 
bildet“ wird. Von der Berechtigung dieser Sprechweise kann man sich leicht dadurch überzeugen, 
daß man in der oben geschilderten Anordnung die Blende auf ein sehr kleines Feld, etwa 
2% 2 mm. zusammenzieht. Es entsteht dann ein regelrechtes Bild des Brennfleckes und des Stieles. 

. Vor kurzem. hat F. Caesar?!) Messungen veröffentlicht, die allerdings zu anderen Zwecken 
und mit anderen Mitteln unternommen waren. Der Wiederanstieg der Intensität außerhalb des 
Strahlenkegels, den Caesar bei jener Lagerungsart der Röhre findet, bei welcher sie im Röhren- 
topf höhergelegt und der Topf selbst mit verbreiterten Ausschnitten versehen ist, wird auf Rech- 
nung eines seitlich aus dem Röhrentopfe austretenden Strahles zu setzen sein und ist bei einem 
richtig gebauten Röhrenstativ nicht vorhanden. 

Es möge hier an die bekannte Tatsache erinnert werden, daß auch Ionenröhren im allge- 
meinen eine Asymmetrie im Strahlenkegel aufweisen, die, soweit die praktische Seite in Frage 
kommt, mit der hier behandelten vergleichbar ist, deren Entstehung jedoch auf andere Weise er- 
klärt werden muß. Es sei hervorgehoben, daß durch ungenaue Einstellung der Röhre (Nichtzu- 
sammenfallen des Hauptstrahles mit dem Zentralstrahl) die vorhandenen Asymmetrien leicht um 
ein Erhebliches vergrößert werden können. 

Als Konsequenz der Untersuchungen über die Energieverteilung im Strahlenkegel ergibt 
sich (vor allem für die Technik der Mehrfelderbestrahlung) die Notwendigkeit einer exakten 
Festlegung des Zentralstrahles, der Rücksichtnahme auf Asymmetrien, die bei den jetzt ge- 
bräuchlichen Röhren sowohl mit Klotz- als auch mit Plattenantikathode bestehen, und nicht zu- 
letzt der genauen Kontrolle der Röhrenstative hinsichtlich ihrer „Dichtigkeit“ gegenüber der 
Strahlung. | 


Die Bedeutung der Beckenkunochen als Filter und Streuer bei Therapiebestrahlungen. 


Im Gegensatz zu der sehr großen Anzahl von Untersuchungen, die sich mit der Verteilung 
einer Röntgendosis in homogenen Medien beschäftigen, sind die Abweichungen von den Verhält- 
nissen in solchen, wie sie im menschlichen Körper durch das Vorhandensein des Knochenskelettes 
bedingt sind, bisher nur selten Gegenstand des Experimentes geworden. i 

Seitz und Wintz?) stellten in vivo iontoquantimetrisęhe Messungen an der Portio bei 
Applikation eines Mittelfeldes a) über dem Kreuzbein, b) über der Symphyse und c) eines Seiten- 
feldes seitlich der Articulatio sacro-iliaca an. Sie konnten in den Fällen a), b) und c) bzgl. 22 bis 
24°/,» 28°%/o und 18—20°/, der Oberflächenbelastung am Orte der Ionenkammer konstatieren. Die 
Autoren fügen hinzu, daB im praktischen Betriebe unter den üblichen Bedingungen die Prozent- 
zahlen im Mittel etwas geringer, nämlich mit 20, 23 und 15°/, anzusetzen sein werden. 

Bei den hier mitgeteilten Experimenten zur Ermittlung des Einflusses des Knochenskelettes 
auf die Dosisverteilung beschränkten wir uns auf den praktisch bedeutsamsten Fall.der Becken- 
knochen, den wir verinittelst eines Phantoms in folgender Weise untersuchten: 

Ein zylindrisches Gefäß von 35 em Höhe und 40 cm Durchmesser wurde mit Wasser angefüllt. 
Das Gefäß war aus Cellon (Nitrozelluloseprodukt) angefertigt, einem Stoff, der an Dichte, Absorptions- 
und Streuvermögen gegenüber Röntgenstrahlen dem Wasser gleichkommt. In das gefüllte Gefäß wurde 
ein normales weibliches Beckenskelett mit einem Teile der -Wirbelsäule eingeführt und durch Cellon- 
streifen in seiner Lage festgehalten, so daß das Kreuzbein der Gefäßwand nahe anlag. 

Bestrahlt wurde mit Siemens-Universalapparat und einer Coolidgeröhre 'der Firma „Radion“ 
mit Plattenatikathode ein Feld von 68XB cm bei einem Fokushautabstand von 23 cm. Der Strahlen- 


kegel verlief horizontal, der Zentralstrahl lag in der Höhe des Promontoriums. Auf abdominale Felder 
wurde verzichtet, da bei solchen nach den gewonnenen Erfahrungen mit einem Einfluß der Becken- 


'1) Strahlentherapie XV, 1. 
2) Rieder-Rosenthal, Röntgenkunde, Bd. II, S. 327. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 91 


- 


716 J po we Weber und Prelinger. a Se k XXXI, 5/6. 


knochen nicht gerechnet werden kann, wovon wir uns auch dureh Versuche überzeugten. Alle Mes- 


í sungen wurden mit einem Siemens-Röntgendosismesser ausgeführt. 
| Zur Erzielung eindeutiger Resultate ist unbedingt notwendig, die Knochen vor der Messung hin- 
reichend lange im Wasser zu lassen, damit’das poröse Material Zeit hat, sich vollzusaugen. Nach ein- 
stündiger Wässerung z. B. ist zwar.das Aufperlen von Luftblasen beendet, der Knochen jedoch noch 
so stark Jufthältig, daß seine Absorptionswirkung höchstens der des Wassers gleichkomit: Unsere 
Versuche sind durchwegs erst nach 24stündiger Wässerung angestellt worden. 
- Die schweren Atome der Knochensubstanz (Ca, P) fungieren a) als Absorber, b) als Seetee, 


ec) als Sekundärstrahler. Punkt c) wird, das läßt’ sich im vorhinein aussagen, für die Praxis nicht in 


Betracht zu ziehen sein, hat doch die Ka-Linie des Ca eine Wellenlänge von 8,35 AE; die des P eine 
solche von 6,14 AE. Diese Strahlung wird bereits von ganz dünnen Wasserschichten verschluckt. 

| Unsere Resultate sind in der. folgenden Tabelle zusaminengestellt. Wo nicht anders be- 
merkt, lag die Kammer knapp hinter dem kompakten Teile des Kreuzbeins, so daß dieses zwischen 
ihr und der Röhre sich befand. Einige Versuche, die in der Tabelle nicht mitenthalten sind, wur- 
_ den ausgeführt, um festzustellen, ob vom Knochen ein niennenswerter Betrag an Streustrahlung 
ausgeht. Es wurden massive Teile des Beckens knapp hinter die Ionenkammer gebracht, bzw. das 
Becken ganz aus dem Gefäß entfernt: Beikeinem Versuche konnten wir eine Er- 


 höhungder Streuung durchden Knochen feststellen, undsind daher ge- 


neigt, anzunehmen, daß dieselbe unter den vorliegenden Bedingungen 
nur Bruchteile von Prozenten der Gesamtintensität ausmacht. | 


i I eoe 2° häl . mit B k 
ntensitätsverhä sul Ohne Pecken.. 


‚,  Röhrenspannung kV max. 


Filter | 120 | 150 | 200 
| © 0 aA a h 5 
| 2 mm Al: aa, | — | 
mi l mm Al —° | 820, | 850, 
Ä .- b mm Zn — | 83%), | 29%, 
1%, mm Cu-lmmZa | — | — | 88% 


‚Wir TA auch den Versuch, die Dosisverteilung im Beckenräume zu bestimmen und 
fanden folgende Verhältniszahlen (Filter 1 mm Cu, 200 kV max.): | 
Kammer nahe dem Promentornum 85%, 


» Mitte des Beckens 89%, - 
s ohne Becken = > 100%. 


Es geht hieraus hervor, daß in der Mitte des Beckens die Knochenabsorption weniger merklich ist 


„als im „Schatten“ unmittelbar hinter dem Sacrum, ein Umstand, der durch die Streuung in der 
Wassermasse und durch die größere Durchlässigkeit des Sacrums im Bereiche der Foramina sa- 
cralia seine Erklärung findet. | 


Zusammenfassend läßt sich sagen, daß nach den hier: mitgeteilten Messungen der. Einfluß 


‘der Beckenknochen auf die Dosisverteilung im Körper praktisch ausschließlich auf ihrer Ab- 
sorption beruht. Bei.Verwendung von harter, hochgefilterter "Therapiestrahlung bedingt z. B. die 
Durchstrahlung des Kreuzbeins einen Intensitätsabfall von 10—15°/,. Die Messungen von Seitz 

und W intz schließen sich diesem Ergebnis an, wenn man bedenkt, daß die Lage der Portio zum 


Vorder- und Rückenfeld ungefähr symmetrisch ist, so daß für den Intensitätsunterschied i in der. 


Hauptsache nur die Absorption des Kreuzbeins in Frage kommt. Die Zahlen von Seitz und 
Wi ntz verhalten sich dann wie 100 : 87, was einen Absorptionsverlust von 13°/o bedeutet. 
Aus den Zahlen der Tabelle geht endlich hervor, daß der Strahlenverlust im Knochen mit 


zunehmender Röhrenspannung abnimmt; doch beträgt diese Abnahme nur wenige Prozente, 


ist also für. die Wahl des Härtegrades der Therapiestrahlung von weit geringerer Bedeutung als 
die Erhöhung. der prozentualen Tiefendosis. o 


XXXI, 5/6. Experimentelle Untersuchungen über die primäre Wirkung d. R.-Str. auf die Gefäße. 717 


Aus der chirurg. Univ.-Klinik Basel (Prof. G. Hotz). 


Experimentelle. Untersuchungen über die primäre Wirkung der Röntgenstrahlen 


auf die Gefäße. 
2 Von 
Privatdoz. Dr. W. Odermatt, Sekundärarzt der Klinik. 


Die theoretische Röntgenologie hat zur Aufgabe die biologische Strahlenwirkung zu er- 
forschen und damit der praktischen Strahlenverwertung positiye Grundlagen zu geben. Bei dem 
Studium des Angriffspunktes der Strahlen im Körper wurden hauptsächlich histologisch dar- 
stellbare Gewebsveränderungen berücksichtigt, in letzter Zeit dann aber auch die funktionellen 
Änderungen studiert. Den Gefäßen wurde bei jeder Betrachtungsweise eine Hauptrolle für das 
Zustandekommen der Strahlenwirkung zugeschrieben. 

Schon 1898 hatte Kaposi die Möglichkeit angenommen, daß durch die Röntgenstrahlen 
eine Änderung des Gefäßtonus bewirkt werde, wodurch vielleicht günstigere Zirkulationsver- 
hältnisse geschaffen werden. Das Verhalten des Gefäßsystems nach Strahleneinwirkung ist dann 
aber erst von Ricker bei seinen Untersuchungen berücksichtigt worden. 

Die Einwirkung der Röntgenstrahlen bewirkt z. T. funktionelle Zirkulationsstörungen in 
der Haut, über welche die mikroskopische Untersuchung am leblosen Präparat ungenügenden 
Aufschluß gab. Die Hautkapillarmikroskopie trat in diese Lücke. Diese Mikrokapillarbeobach- 
tung macht den Stromablauf der Hautkapillaren direkt sichtbar. Änderungen der Kapillarströ- 
mungen und der Konfiguration der Kapillarschlingen, Verengerung oder Erweiterung ihres Lu- 
mens und Vermehrung oder Verringerung ihrer Zahl lassen uns die Wirkung des stattgehabten 
Einflusses erkennen. Wir haben damit aber nur die Möglichkeit, nach vollendeter Bestrahlung 
Änderungen zu konstatieren. | 

Um während der Strahleneinwirkung das Verhalten der Gefäße studieren zu können, 
haben wir das überlebende Gefäßpräparat des Kaninchenohres für unsere Versuche verwendet. 
Nach Ricker und David soll das Primäre eine Einwirkung auf die Nervenendigungen sein. 
Es kann daher die Zusammensetzung der Durchspülungsflüssigkeit, ob Blut, ob künstliche Nähr- 
lösung, keine Rolle spielen für den Ausschlag der Versuchsresultate. Wir wissen, daß auch phar- 
` makologisch das überlebende Gefäßpräpärat (Frosch, Kaninchenohr) in richtiger Weise reagiert, 
und wir können daher mit dieser Versuchsanordnung unsere Fragestellung in sicherer Weise 
prüfen. 


Die histologischen Veränderungen der verschiedenen Gewebsteile nach Bestrahlungen sind all- 
gemein bekannt. Ich möchte nur nochmal an die Befunde an den Gefäßen von Gaßmann erinnern. 
Er beschrieb am tiefen Röntgenulkus beim Menschen eigentümliche Veränderungen, bestehend in 
Lückenhildung in der Muscularis und der gewucherten Intima. Die Gefäßwand erhält dadurch auf 
dem Querschnitt ein stellenweise siebartiges Ausschen. Auch am künstlich erzeugten Röntgenulkus - 
beim Kaninchen fand Gaßmann an den großen Gefäßen siebartige Durchlöcherung der Museularis, 
Verdiekung und Durchlöcherung der Intima, sowie Auflockerung der Elastica. | 

Scholtz fand bei seinen Experimenten mit histologischer Untersuchung der Haut des 
Schweines, daß die Röntgenstrahlen beinahe ausschließlich die zelligen Elemente beeinflussen. In 
erster Linie kommt es zu Degenerationserscheinungen an den Epithelzellen, in geringerem Maße an - 
den Zellen der drüsigen Organe, der Gefäße, der Muskulatur und des Bindegewebes. Als Folge dieser 
Degeneration komme es zu entzündlichen Reaktionserscheinungen, vor allem starker Gefäßer- 
weiterung. | 

Ricker und Foelsche fanden auf Grund ihrer Versuche an der Kaninchenniere die Ge- 
.webswirkung des Mesothoriums als eine Folge der Einwirkung auf die Gefäßnerven. „Die stärkste 
Einwirkung führt über zunehmende Verlangsamung zur Stase und. hämorrhagischen Infarzierung, die 
schwächere zu dem mit Extravasation weißer Blutkörperchen verbundenen Typus der Stromverlang- 
samung, der schließlich ebenfalls in Stillstand übergeht, die schwächste zu einem dritten Typus einer 

j 91* 


> EEE BE a Odermatt. ` 2.7. XXXI 5/6. 


Hyperämie mit.relativ leichter: Verlangsamung, bei der die Strömung im allgemeinen dauernd erhalten 


. bleibt.“ 


. Bei seinen EE E E E am lebenden Kaninchen stellte R ic ker folgendes Verhalten 
der Kapillaren fest: 1. Die Dilatatoren und Konstriktoren werden durch schwache Reize gleich er- 
regt. 2. Bei stärkeren Reizen werden die Konstriktoren erregt. Bei weiterwirkendem Reiz kann die 


- Wirkung der länger erregbar bleibenden Dilatatoren hinzutreten. 


‘Kurz zusammenfassen möchte ich dann noch die Resultate der Mikrokapillarbeob- 
achtungen. Eine gewisse Schwankung in de; Reaktion an demselben Menschen stellte schon 
Schugt fest, indem er in den verschiedenen Abschnitten der Haut einmal eine sofort nach der Be- 
strahlung vorhandene Verengerung längere Zeit nachweisen konnte, während auf der anderen Seite 
eine Erweiterung vorhanden sein könne. David und Gabriel fanden bei den verschiedenen Krank- , 
heiten (Hyperglobulie, Diabetes, chron. Nephritis) ein verschiedenes Verhalten in bezug auf das Rönt- 
generythem nach Strahleneinwirkung. 

Gabriel konnte schon am zweiten Tage nach der Bestrahlung eine beginnende Reaktion 
‘beobachten und dann weiterverfolgen. Diese ist nach seiner Ansicht als primäre Gefäßreaktion auf- 
zufassen. Die kontraktile ‘Substanz und auch die Nervenelemente der Kapillaren werden durch die . 
Röntgenstrahlen irritiert. Die: einmal durch kleine Dosen geschädigten Kapillaren reagieren bei er- 
neuter, nach Wochen stattfindender Bestrahlung viel stärker als normale Kapillaren. David und- 
‚Gabriel fanden die Stärke der Gefäßveränderungen bei normaler Haut umgekehrt proportional dem 
Atomgewicht des Filters. Die-Zwischenschaltung von Paraffin zwischen Filter und Haut verstärke die ' 
Reizwirkung, wahrscheinlich infolge der gebildeten Sekundärstrahlen. | 

Schugt studierte bei 98. Frauen in 600 Sitzungen die Bauchhaut direkt nach der Bestrahlung 
bis zur H.E.D,, nach mehreren bis 24 Stunden, nach Tagen und Wochen bis zu 3 Monaten. Unmittelbar. 
nach der Bestrahlung konnte Schugt in 60% eine Verminderung und Verengerung der Gefäße fest- 
stellen, und bei diesen in 24% sichtbare Stase oder pulsierende Blutbewegungen. In 30% war keine 
Abweichung an den Kapillaren gegenüber der unbeeinflußten Haut festzustellen. In den letzten 10% 
setzte bald nach der Bestrahlung eine eben erkennbare Rötung ein, welche kapillar mikroskopisch, mit | 
einer Ausnahme, Kapiliaren in‘reichlicher Menge, breitere und längere sichtbare Gefäße aufwies. 

‚Nach 24 Stunden war in, 30% der Fälle makroskopisch Rötung und mikroskopisch eine größere 
` Anzahl Kapillaren zu schen. In 40% war nach dieser Zeit weder makro- noch mikroskopisch ein Un- 
‚terschied gegenüber der Normalhaut zu sehen. 

Nach 48 Stunden waren mikroskopisch in über 75% im bestr ahlten Gebiet Erweiterungen sicht- 
bar, makroskopisch erst in 30% Rötung. Nach 8 Tagen waren auf allen Feldern leichte Rötung oder 
beginnende Bräunung mit unbewaffnetem Auge sichtbar, mit entsprechendem Befund im Kapillar- 
mikroskop. Von der 2. bis zur 6. Woche weichen diese Veränderungen wieder, so daß von der 6. Woche 
ab sich bestrahlte und unbestrahlte Haut im Kapillarmikroskope sehr gleichen. Die Gefäßmenge 


: scheint an den bestrahlten Stellen i in der 12. Woche mehr oder weniger verringert. 


Bei einer Wiederholung der H.E.D. nach 6—8 Wochen an derselben Stelle fand er in 50% bald . 
"nachher Bräunung und. Rötung. In 32% war die sichtbare’ Kapillarmenge größer, in 48% gleich und 
in 20% geringer als in der Normalhaut. 
Die nach weiteren 6—8 Wochen erneut mit einer EEA H.E.D. belastete Haut zeigt eine ge- 
ringere Kapillarmenge, dafür in 75% autfallend weite und lange neben dünnen Kupillaren. 
Niekau konnte an einem Fall von Röntgenulkus als Ursache desselben mit dem Kapillarıni- 
kroskop eine Gefäßnervenstörung sichtbar nachweisen. 

" Als'erste Anderung fand David ein Anschwellen des Schaltstückes zwischen arteriellen und 
venösem Schenkel der Kapillaren nach kaum 2 Tagen eines bei Stauung mit der Erythemdosis bestrahl-. 
ten Hautgebietes. Das voll entwickelte Röntgenerythem ist nach Hinselmann bedingt durch be- 
deutend erweiter te Kapillaren. und Venen im Plexus subpapillaris. Die Erweiterung der Venen kann à 
derjenigen der Kapillaren koordiniert, oder nur eine Folge des vermehrten Abflusses sein. Hinsel- 
mann vermutet auf Grund des noch 'ungenügenden Beobachtungsmaterials folgende Wirkung: 
1. Nicht sichtbare Beeinflussung oder Konstriktion der Gefäße je nach der Intensität der Bestrah- 
lung. 2. Möglicherweise Erweiterung der Kapillaren im Latenzstadium. 3. Im Erythem Erweiterung 
der Kapillaren und des venösen Plexus subpapillaris. 4. Höchstens primär vorübergehende stärkere Be- 
einträchtigung der "Zirkulation. 


Diese Resultate aus Beobachtungen der Haut mit dem Kapillarmikroskop stunden- oder 
. tagelang nach der Bestrahlung suchten wir zu ergänzen -durch Versuche, welche während der 
Bestrahlung die Einwirkung auf das Gefäßsystem verfolgen lassen. 

Als Versuchsobjekt habe ich das Kaninchenohr als überlebendes Gefäßpräparat verwendet. 


| 


XXXI, 5/6. Experimentelle Untersuchungen über die primäre Wirkung d. R.-Str. auf die Gefäße. 719 


Während das Froschgefäßpräparat (Laewen-Trendelenburg) einem Kaltblüter ange- 
hört, haben wir hier ein Warmblüterpräparat, welches bei Zimmertemperatur ziemlich lange Zeit 
konstante Empfindlichkeit aufweist. Das Prinzip besteht bekanntlich darin, daß eine Kanüle in 
die Hauptarterie dieses Gefäßgebietes eingeführt wird, von hier aus wird das überlebende Organ 
durchspült, und aus dem Zu- oder Abnehmen der Zahl der Tropfen aus der Hauptvene bekommen 
wir Aufschluß ‘über die gefäßverengernde oder gefäßerweiternde Wirkung eines bestimmten 
Einflusses. 


Die Präparation des Ohres (Abb. 1) gestaltet sich nach der von Rischbieter modifizierten 
Methode Krawkow-Bissemski wie folgt. Bei einem großlöffeligen Kaninchen wird die Vena 
auricularis post. (v.) möglichst zentralwärts unterbun- 
len. Die Art. auric. post. (a.) wird frei präpariert 
und peripher ihrer Kreuzungsstelle mit dem Nervus 
facialis (N. f.) ebenfalls mit einem Faden angeschlun- 
gen, damit sie sich bei der folgenden Abtrennung des 
Ohres nicht zurückziehen kann. Das abgetrennte Ohr 
wird auf einem Holzbrett festgesteckt. In die Arterie 
wird eine feine Arterienkanüle eingeführt (beim ein- 
zelnen Stern) und festgebunden, in die Vene wird die 
lange Venenkanüle eingebunden (bei den zwei Ster- 
nen). Die Zufuhr der .Spülflüssigkeit (Tyrodelösung 
ohne Zucker) erfolgt aus einer Mariotteschen 
Flasche, durch deren Heben oder Senken man deu 
Flüssigkeitsdruck regulieren kann. Aus der Venenka- 
nüle fallen die zu zählenden Tropfen. 


Die Tropfenzahl ist abhängig von der Weite 
der Gefäße, der Luft- und Flüssigkeitstemperatur 
und dem Druck, unter dem die Spülflüssigkeit ein- 
strömt. Da bis auf den ersten alle andern Faktoren 
konstant gehalten werden, entspricht die Tropfen- 
zahl direkt der Gefäßweitee Durch Zusatz von 
Adrenalin und nachher Amylnitrit kann man die Funktionstüchtigkeit der Vasokonstriktoren 
und Dilatatoren prüfen. i 

Diese Versuche habe ich in 5 Gruppen geteilt, je nachdem ob das Ohr nur nach der Präpa- 
ration bestrahlt wurde, ob die Bestrahlung am selben Ohr nochmals wiederholt wurde, ob das 
Ohr Tage oder Wochen vorher schon am Tier bestrahlt worden war, ob zur Verstärkung der Se- 
kundärstrahlung Paraffindirekt vor das Präparat gelegt wurde. Die fortwährend gezählte T'rop- 
fenzahl ist in den nachstehenden Protokollen nur bei Änderungen angeführt. 


Gefäßverhältnisse zur Präparation des über- 
lebenden Kaninchenohres nach Rischbieter. 


Alle Bestrahlungen wurden mit Coolidgeröhren ausgeführt, Klingelfußsche Apparatur. 
Hautfokusabstand 22 cm, Sklerostand jeweils angegeben. Die Kaninchen sind vorbereitet mit 5 cem 
20%igem Urethan pro Kilogramın Körpergewiclft. Die am Schluß des Versuches verwendete Adrena- 
linlösung (Vasokonstriktion) hat eine Verdünnung von 1 zu 2 Millionen, das Amylnitrit (Vasodilata- 
tion) folgende Zusammensetzung: Amylnitrit 3,85 cem, Alkohol 8 cem, Tyrode 92 cem. 


I. Bestrahlung des frisch hergestellten Ohr-Gefäß-Präparates. 


1. 26. X. 22. Sklero 160, Mamp. 2, ohne Filter, 1 Sab. (4’ Dauer). Tropfenzahl konstant 45. 
1’ während d. Bestrahl. 45 14.’ nach Beg. d. Bestrahl. 43 35.” nach Beg. d. Bestrahl. 38 


8 o y ; 4 16 } „ 4 40. a „ 39 
6.” nach Beg. d. Bestrahl. 55 18.’ R E 40 45. x ® 40 
8.’ a Ir 50 20. a. 5 38 60.’ š Er 40 
10,’ 5 e 47 22. 24 35 re 38 
12. 5 s 45 26. 5 5 87 


Die Bestrahlung mit 1 Sabouraud ungefiltert (4°) bewirkt während der Einwirkung unbedeu 
tende Verengerung der Gefäße, nach Ausschalten der Röhre wird die Vasodilatation sofort am stärk- 


720 zz; 2 Odermatt, > ` Bud Ben _XÝXI, 516; 


sten, seht sehnell zurück und kreuzt nach 12 Minuten die Anfangszahl. Die tolg: »nde Vasokonstr ten 
erreicht von der 22.--26. Minute ihre größte Stärke, verliert sich wieder langsam, nach 60’ ist aber der 
Anfangswert noch nicht erreicht. š : : 


2.7. XL 22. ‚Sklero 170, es 2, ohne Filter durch 10 cm Wasser, 1 Sab. (5’ Dauer), 25 cm 
E.H.D. | 


Tropfenzahl keit 34. | 
1. während d. Bestrahl. 33 20, nach e d. Bestrahl. 31 


3 » _ 9» 32 i 35.’ i » » 30 


E N 60° o ay 30 
6. nach: Beg, d. Bestrahi. 30 a 2 | 
1 Sab. in 25 cm Fokushautabstand ohne Filter durch 10 ı cm Wasser (d’ " Dauer) bewirkt leichte 


Vasokonstriktion schon während der Bestrahlung, die nachher bestehen bleibt, ohne von einer Dil: ata- = 
tion und nachfolgenden zweiten Konstriktion abgelöst zu werden. 


> 8.26. IV. 23. Sklero 180, Mamp. 2, Al 3, 1 Sab. (12° Dauer). Tropfenzahl konstant 42. 


I während d.. Bestrahl. 4 13. nach Beg. d. Bestrahl. 44 75. nach Beg. d. Bestrahl. 53 . 
2 m 3 32 18. 5 ss 47 80. a oy s) 54 

0 roo >» ` 8 20. ao A 46 -.85.' A sI 50 

1. » | „ 42 23. i 33 , „ 49 90.” » > 47 
8.” è » ” 43 i 25. 39 33 0. i 95. 3) 39 45 

gr Pe 4 35, Pre u 3 15° ° s 5 43 
10.’ TE 5 44. 40, 5 3: 55 110.’ i 43° 
12. | „ » 43 55.’ ss „ 34 150. » > 42 


‚Leichte Vasodilatation während der Bstähleng, die nach. 25—40’ am. stärksten wird, um nach 
tunden ohne Vasokonstriktion den Ausgangszustand zu erreichen. 


- 4.19. XIL 22. Sklero 160, 2 Mamp., Al 5, 2 Sab. (Dauer 36’). Tropfenzahl konstant 37. 


2% 


Mn 


Be ee ee 5 3 607: i 36 
oOo, o B9 > 88 i „o 839 100° X o 
3. a a g 38 10 yooo 34 
13 | > ”. 38 > i „ „ pe 3 37 ‚1707 ©» 99 34 
27. ha e T | 39 Ä | ` ' 


\ 


Ohr schwillt von der 100,’ ab langsam an, weshalb Kontrollen ı mit Adrenalin und Amylnitrit weg- 
gelassen werden. Geringe Dilatation mit nachfolgender Konstriktion, über der en Dauer nichts Si- 
cheres zu sagen ist, wegen Anschwellen des Präparates. 


5. 14. VIIL 23. Sklero 170, 2 Mamp., % Zn, 2 Sab. (80° Dauer). Tropfenzahl konstant 39. 


Le. hs 5 39 80.’ a: Š 39 10. E ga 39 
0. #3. S 40 100. 55 » u 40 160.’ FE Ta 38 
40. 5 » >- 89 110.’ 5 5 41 180. = 5 E „38. 
70, „ 33 | - 88 . 120. l ” 33 40 | ' | | 

Mit Ausnahme von ganz kleinen Schwankungen im Hilatatorischen und konstriktorischen Sinne 
keine Änderungen. nos 


Die Versuche der ersten Gruppe zeigen inkonstante Schwankungen. 
Keine Änderung, leichte Dilatation oder leichte Konstriktion während 
der Strahleneinwirkung, nachher Dilatation, Konstriktion und Anstieg 
zur Norm, oder nur Konstriktion, oder nur Dilatation. mit Rückkehr zur 
Norm. Eine Abhängigkeit der Einwirkung auf die Vasodilatatoren oder 
Konstriktoren. von der verschiedenen Härte des Strahlengemisches 
konnte nicht festgestellt werden. Bei weicher Strahlenart sckeinen die 
Ausschlägeinbeiden Richtungenstärkerzuseinalsbeiharten Strahlen. 


- II. Bestrahlung des frisch höre siten Gefäß- Prüparates wid 
Wiederholung derselben. 


6. 26. X. 22. Ohr von Versuch 1. Dieselben Bedingungen. 60’ nach erster Bestrahlung. 1 Sab. 
offen. (Dauer 4’ ) 


XXXI, 5/6. Experimentelle Untersuchungen über die primäre Wirkung d. R.-Str. auf die Gefäße. 721 


Tropfenzahl konstant 40. 
1.” während d. Bestrahl. 39 6’ nach Beg. d. Bestrahl. 47 23. nach Beg. d. Bestrahl. 37 


2. » „ 35 8. 2) „ 44 35. » „ 42 
3, M = 34 10. AN A 41 60.’ > m 42, 
4. A = 35 12. 5 p 40 0,5 ccm Adrenalin | 25 
5. nach Beg. d. Bestrahl. 5t 15.’ n = 30 0,5 cem Amylnitrit 40 


3% Stunden nach Beginn des 1. Versuches Tropfenzahl wieder konstant 45. 


Bei direkter Wiederholung der ungefilterten Bestrahlung stärkere Konstriktion während Strah- 
leneinwirkung, nachher etwas stärkere Dilatation mit stärkerer nachfolgender Konstriktion als in 
Versuch 1. Reaktion auf Adrenalin und Amylnitrit prompt, 3% Stunden nach Versuchsbeginn Gefäß- 
system wieder im Anfangszustand. 


7. X1. 22. Ohr von Versuch 2. Gleiche Bediugungen. 1 Sab. unter 10 cm Wasser, 25 cm F.H.D. 
(5 ” Dauer.) 


Tropfenzahl konstant 30. 


1. während d. Bestrahl. 30 17’ nach Beg. d. Bestrahl. 32 70’ nach Beg. d. Bestrahl. 33 

4. „ „ 28 20. . „ „ 31 80. Mr) „ | 34 

6.’ nach Beg. d. Bestrahl. 31 25.’ a 5 30 90. a 5 31 

E K 5 32 80.” j 3 29 0,5 ccm Adrenalin 20 

9.” pe. 55 33 40. ee z 30 0,5 cem Amylnitrit 34 
12. y ” 34 55.’ og x 31 
15. 3 a 33 60.’ 5 3 32 


Leichte Vasakonstriktion, nach Bestrahlung mäßige Dilatation, die von keiner Konstriktinn 
mehr gefolgt ist. Adrenalin wirkt prompt, ebenso Amylnitrit. 4 Stunden nach Beginn des Versuches 2. 
Tropfenzahl konstant wie zu Anfang. 


8. 26. VI. 23. Ohr von Versuch 3. Gleiche Bedingungen. 2% Stunden nach 1. Bestrahlung Al ». 
1 Sab. (12° Dauer.) 


Tropfenzahl konstant 42. 


1. während d. Bestrahl. 43 11° während d. Bestrahl. 45 100,’ nach Beg. d. Bestrahl. # 
2." is 44 12. M 5 44 110.’ j $ 42 
3. m 3 45 15.” nach Beg. d. Bestrahl. 45 120. pr = 41 
4. Pr = 44 25. 3 X 46 150.’ en 3 42o 
6. " Ai 45 50. i 5 45 0,5 cem Amylnitrit 44 
7. m PR 4 60.’ en 5 46 0,5 ccm Adrenalin 34 
u = 45 70. j r 45 

9. 33 l 39 44 80. „ „ 44 


Mäßige Vasodilatation während der Strahleneinwirkung, die sich nachher noch etwas verstärkt, 
nach 2% Stunden Anfangszustand, Amylnaitrit und Adrenalin wirken prompt. 
9. 14. VIII. 23. Ohr von Versuch 5. Gleiche Bedingungen. 3 Stunden nach 1. Bestrahlung Sklero 
170, 2 Mamp., % Zn, 2 Sab. (80° Dauer.) 
Troyfenzahl konstant 38. | 
1 Pe o TO 2... 4 120. . . . . . 38 


DI. Eee e 80°... . . 42 130. a a oe, 87 
II o ae AO 65. ee A ı aeaa S 
45 aa‘ a 3 0 222.40 0,5 cem Amylnitrit 43 
80° z oa Ad 10. 2.2 .. . 39 0.5 cem Adrenalin 26 


Leichte dilatatorische und nachher konstriktorische Schwankungen. Reaktion auf Amylnitrit 
und Adrenalin prompt. 


Die Versuche der zweiten Gruppe mit direkter Wiederholung der 
Bestrahlung zeigen den ersten Resultaten ziemlich gleiehsinnige Aus- 
schläge. wobei die Gefäßreaktion meist etwas stärker ist als nach der 
ersten Bestrahlung. Eine auffallend stärkere Beeinflußbarkit der Ge- 
fäßnerven bei direkter zweiter Bestrahlung ist aber nicht festzustelen. 
Die verschiedenen Gefäßpräparate reagieren individuell verschieden, 
dasselbe Präparat bei mehreren Bestrahlungen aber ziemlich gleich- 


sinnig. 


799) Si, s . Fp % | Odermatt. | er XXXI, 5/6, 


i 


I. Norbestrahlung des Ohresam lebenden Kaninchen und erneute 
Bestrahlung am überlebenden Ohrpräparat. 


10. 20. IV: 23. Sklero 160, Mamp. 2, offen 1 Sab. (4’ Dauer) rechtes Ohr am lebenden Tier. 

21. IV. 23. 24 Stunden nach erster Bestrahlung Präparation des rechten Ohres. Bestrahlung 
dieses Ohrgefäßpräpärates unter obigen Bedingungen. | 

 Tropfenzahl konstant 46. 


1. während d. Bestrahl. 46 ° 12/ nach Beg. d. Bestrahl. 49 70. nach Beg. d. Bestrahl. 53 | 


I. E 2:48 15.’ è j 50 80.’ 5 is 532 
A s a r: r I 0°! y 52 90. de Wi 5L 
5. nach Beg. d. Bestrahl. 9° 37. p ` F 53 100.’ > ee 
9. TE E 50 830 > wir. 54 120. p $ 50 
10’. . ae ea i a 60.7 Š r 54 | | 
10a.. 2 Stunden nach Beginn von Versuch 10 erneute Bestrahlung desselben Ohres unaer gleiche» 
Bedingungen. 
_Tropfenzahl konstant 50. | , 
1.. während d. Bestrahl. 50 10. nach Beg. d. Bestrahl. 51 55.” nach Beg. d. Bestrahl. 47 . 
2. es; Br -3 o R k 50 70. N R 49 
‘5.’ nach Beg. d. Bestrahl. 53 25. E u 49 90.’ aA 2 46 
a is ner Bin a i Lip 50 0,5 cem Adrenalin | 20 
8. po y 53 Bu t G Te 49 0,5 cem Amylnitrit 40 
9.. 33: | Ps 52 45." ; „ Ta 45 


Das am lebenden Tier bestrahlte Ohr zeigt im überlebenden Gefäßpräparat schon während Air 
Bestrahlung Vasodilatation, die 30—60 Minuten nach Beginn der Strahleneinwirkung den Höhepunkt. 
erreicht, nachher. ganz langsames Abfallen, wobei nach 2 Stunden der Ausgangswert noch nicht er- 
reicht ist. Die jetzt einsetzende Wiederbestrahlung (10a) bewirkt wiederum Dilatation, deren Maxi- 
mum schneller erreicht ist als in Versuch 10. Nach 1% Stunden ist ohne Vasokonstriktion der An- 
fangszustand des Versuches 10 erreicht. Darauf gute Reaktion mit Adrenalin und Amylnitrit. 


11. 10. VII. 23. Rechtes Ohr am lebenden Kninchen bestrahlt mit Sklero 170, 2 Mamp., Al 3, 


1 Sab. (Dauer 12’.) 


16. VIII. 3. 6 Tage später selon des rechten Ohrcs. Bestrahlung dieses Ohrgefäßpräpa- 
rates unter obigen Bedingungen. 
Tropfenzahl konstant 44. 


1 ae er, TR ze le? r ENG; 
> N |; | DEN SALE Sea: A | BE In nn A 

u a |. | | BIT a A r Se e a OA o 

e N e ar on AT A ME AE er |: E a a ar A 
PAE: E RE > 90 44 
|: | | er AT 0,5 cem t Adrenalin 88 
180, es. 0 Ze Bar an eg A | 0,5 cem Amylnitrit 46 
D e s aea | | PR 


Bestrahlung des präparierten - ‚Ohres 6 Tage nach Sshleneiherinkung am lebenden Tier bedingt - 
langsam zunehmende Vasodilatation und ‚langsames Abfalon zum Ausgangspunkt ohne Vasokon- 
'striktion. Adrenalin und Amylnitrit wirken gut. 
<. +12. 10. VIII. 23: Linkes Ohr am lebenden Kaninchen bestrahlt mit Sklero 170, 2 Mamp., Al 5, 
1 Sat. (Dauer 18’ D E 

16. VIII. 23. 6 Tage nach obiger Bestrahlung E TADAA des linken Ohres und Bestrahlung 
unter obigen Bedingungen. Trepienzen) konstant 58. - 


Lo e e 20: e DS d re ee O8 a lee ae 
13.2: BON ar. Ne zo Fi 0 a aa iii O 
16° 2% . -60 | Da ee a ee 

BEE Er. E Ea e a O A o NE © 
n) E ‚>; O a a BS eea D 
30. o a e w GA- BE E 5 re BB | : 2} a er a 58 
BB 22 20% 1 1), 1 A A E A ; 0,5 ccm Amylaiteit 60 
EEE 7 - 110. Ka ca F 0,5 cem Adrenalin 51 


! 


Strahleneinwirkung am. überlebenden Ohr 6 Tage nach Bestrahlung: am lebenden Tier mit 1 Sab. 
unter 5 Aluminium bewirkt ziemlich, starke Dilatation, Maximum nach 50’, Abfall und über ziemlich 


XXXI, 5/6. Experimentelle Untersuchungen über die primäre Wirkung d. R.-Str. auf die Gefäße. 723 


starke Vasokonstriktion Rückkehr ungefähr zur Anfangszahl nach 160’. Amylnitrit und Adrenalin 
reagieren prompt. 

13. 5. X. 22. Sklero 180, Mamp. 2, % Zn, 1 Sab. (Dauer =) Rechtes Ohr am lebenden Tier 
bestrahlt. 

27. X. 22, 22 2 Tage nach erster Bestrahlung rechtes on Dear und unter obigen Bedin- 
gungen bestrahlt. 

Tropfenzahl konstant 27. 


1.‘ während d. Bestrahl. 27 20. während d. Bestrahl. 28 90.’ nach Beg. d. Bestrahl. 28 
8.’ re x 28 41.’ nach Beg. d. Bestrahl. 28 110.’ T z 27 
6.’ M js 27 45. y 5 29 180.’ ie u 27 
12,7 = i 26 55. j A 30 0,5 cem Adrenalin 16 
15: i S 27 65. ” ss 29 0,5 ccm Amylnitrit © 2 


22 Tage nach Bestrahlung am lebenden Tier mit zinkgefilterter Strahlung bewirkt Einwirkung 
derselben Strahlenart, nur geringe dilatatorische Veränderungen am präparierten Ohr, bei guter Ge- 
fäßreaktion auf Adrenalin und Amylnitrit. 

Die Versuche der dritten Gruppe miterster Bestrahlung des Ohresam 
lebenden Tier, dann nach Tagen oder Wochen Präparation des Ohres und 
erneute Strahleneinwirkung zeigen in den Versuchen 10, 10a und 2 viel- 
leicht etwas empfindlichere Gefäßnerven, inden andern Versuchen ist 
gegenüberderfrühern Versuchsanordnungkein Unterschied. l1und6 Tage 
nach derersten Bestrahlung scheint Wiederholung derselben auf die Ge- 
fäßnerveneinengrößerenEinflußauszuübenalsnach 22 Tagen, wobeiaber 
noch zusagenist, daß hart gefilterte Strahlen überhaupt geringere di- 
rekte Gefäßreaktionhaben. 


IV. Bestrahlung des Ohrpräparates mit zwischengeschaltetem 
Paraffinzur Erzeugung von Sekundärstrahlen. 

14. 22, VIII. 23. Rechtes Ohr. Sklero 160, 2 Mamp., 25 cm Fokushautdistanz, 1 Sab. (15° Dauer) 
ohne Filter, aber 6 cın dicker Paraffinblock (Schmelzpunkt 57°), 4 cm vom Ohr entfernt zwischen- 
geschaltet. | 

Tropfenzahl konstant 82. 


1 le r K e a 62 .18.' nach Beg. d. Bestrahl. 81 36. nach Beg. d. Bestrahl. 54 
2S e e m e 61 19. 1. ie 80 44. 5 55 50 
A ee a 60 20. 5 J 67 60.’ Br Pr 53 
A a ee E u E 59 21. u j 60 80.’ 5 55 55 
E O E O E E 60 22. a5 P 55 100.’ ss ; 59 
Me E E de E 61 23. s S 48 120. 5 5 61 
De. al ee Se 60 24. > Fi 56 140. er s; 62 
IL opea a eat 59 25. RN a 61 180. y 5 62 
Dn = oe oe 59 27. 5 j 56 0,5 cem Adrenalin 43 
16.” nach Beg. d. Bestrahl. 65 30. z 3 54 0,5 ccm Amylnitrit 67 
11: A = 71 32. 55 5 57 


Durch Bildung von Sekundärstrahlung vor dem Ohrgefäßpräparat 
kann die Reizwirkung auf Vasodilatatoren und Konstriktoren gesteigert 
werden, der Anfangszustand wird auch jetzt wieder erreicht nach 140 Minuten, nachher gute Re- 
aktion auf Adrenalin und Amylnitrit. 


V. Weit über therapeutische Bestrahlung des herie bonden 
Ohrpräparates. 
15. 22. VIII. 28. Linkes Ohr. Sklero 160, 2 Mamp., offene Bestrahlung in 22 em Distanz von 60’ 


Dauer. Präparat erhält also 14 Sabouraud. 
Tropfenpahl konstant 57. 


L raara D S aea a a 9 22 >. 


Ot Ot O 
DVDN 


5 
B s eoa e DO 10. a © 8.08.0800 30. 
A s a o D 127 s soa a 9 35.’ 
B aa a ae DB . I is se aa Dr 40. 
De s ee ie G0 20.7 2.2.2.0. 68 45. d 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. ` 92 


: 724. BE x i, CE eT en e =" Odermatt. i $ | XXXI, 5/6. 


BB... 4 n. 51: er er l 08, n re EF EE E. $3.’ 0,5 cem Adrenalin 


On ee TO a a Ba ia a SR 
620,5 cem Amylnitrit 00 TBZ a. B4 ne E E 
BA ee Y0 2 e Ao 
ee ee ee 100. Re 


ya © 


Diese weit über daster. ungefilter te Bestrahlung mit 14 Sabouraud bewirkt- - 


J am Anfang, wie in entsprechend früheren Bestrahlungen, unbedeutende Verengerung, dann geringe 


Erweiterung, um nach einer halben Stunde i ineineköntinuierlichzunehmendeVasokon- 


f striktion überzugehen. Nach einstündiger Bestrahlung sprechen die Gefäßnervenauf- 
3 Amylnitrit und Adrenalinnur seirschwachan. Diese Dilatation ist gering und sehr‘ 
22 kurzdauernd, die Konstriktion aut Adrenalin: hebt sich aus der in langsam tallender ropfenzahl be- - 
findlichen. Tendenz gar ‚nicht besonders hervor. Die Gefäßnerven sind also schwer geschädigt. 


r’ 


| % usammenfass ung: Nach S c hi ugt een die Konstriktoren in der Mehrzahl der l 
Beobachtungen nach einer H.E.D. an Erregbarkeit. Unsere Untersuchungen ergeben, daß sowohl 


> Konstriktoren wie Dilatatoren nach einmaliger Bestrahlung von 1j, bis 1 H.E.D., nach sofortiger“ | 


x Wiederholung derselben oder nach Intervallbestrahlung pharmakologisch i in den weit schwanken- 


. den Grenzen des Normalen ansprechen. Die Tropfenzahl stellt sich nach. verschiedenen Schwan: . 


- 


kungen i immer wieder beinahe zum Ausgangswert ein, nach längstens 3-Stunden. 
- Auch; unsere Untersuchungsresultate sprechen dafür, daß nach Ricker scharf zu trennen - 


“ist Aen einer primären und einer sekundären Reaktion. des Gefäßsystems auf den Strahlen- ` 


durchgang. Die Primärwirkung ist bei Dosierungen, wie sie klinisch in Anwendung kommen; 
nicht sehr ausgesprochen, ‚wie unsere Versuche und kapillarmikr oskopische Beobachtungen direkt : 
nach Bestrahlung zeigen. Eine am Schluß der Bestrahlung schon einsetzende Parese oder Para- 
lyse der kontraktilen Elemente der verschiedenen Gefäße können wir. sicher ausschließen, denn. 

die hächfolgende Durchspülung mit ‚Adrenalinlösung bewirkt prompte Kontraktion in den schon i 
normalerweise schwankenden Grenzen. Die sekundären Reaktionen können da gegen hochgra- 


n; dige sein. Zwischen beiden liegt ein freies Intervall ohne irgend welche Störung im Gefäß- 


. „system. "Die sekundäre Reaktion. hängt mit der direkten, eventuell auch wiederholten Strahlen- 


einwirkung in therapeutischen Grenzen nicht zusammen. Die biologischen Verände- 


rungenim Gewebe nach Bestrahlung können dahernichtals Folgeeiner 


primären Beeinflussung der Gefäßnerven gedeutet werden. 


' Die histologischen Untersuchungen (S: choltzu. a.).haben uns gelehrt, dal hauptsächlich | 


E die zeiligen Elemente beeinflußt werden, und die sekundären Gefäßreaktionen sind dann eine 
‚entzündliche Reaktionserscheinung dieser Degenerationsprozesse, 


‘Gleich wie Schugt an demselben Menschen mit dem Kapillarmikroskop eine gew isse 


enge der Gefäßreaktion. feststellen. konnte, so fanden wir'individuell verschiedene Reak- 


tionen bei den verschiedenen Präparaten, und zwar in bezug auf Stärke und Art (Konstriktion 


_ oder Dilatation). Am Menschen fand Schugt direkt nach Bestrahlung mit der H.E.D. in 60°], 


Verminderung und Verengerung der ie in 3% DR keine Änderung und in 10°, u 


mehr und größere Gefäße. . 
‘ Der Unterschied der Reaktion der Gefäße auf Bestrahlung und Adrenalin oder Amylnitrit ist 


$ ka wesentlicher zwischen vorbestrahlten und er stmals bestrahlten Ohrpräparaten. 


Die Stärke der Gefäßreaktion ist, wie schon David und Gabriel ka pillarmikroskopisch 
fanden, ungefähr umgekehrt proportional dem Atomgewicht des Filters. Durch Bildung von 


‚Sekundärstrahlen, 2.'B. Zwischenschaltung von Paraffin, wird die primäre Reizwirkung auf die 


. Gefäße etwas verstärkt, hält aber nicht wesentlich länger an. 


Durch starke Überdosierung der. Strahlen verlieren die Gefäße primär ihre Reaknonstaiig: ` 


keit, sie sprechen pharmakologisch nur noch wenig oder gar nicht mehr an. 


Aus diesen Versuchen ergeben sich neben den Resultaten theoretischer Natur auch prak- 
tische Folgerungen. Funktionelle Gefäßstörungen, wie Z. B. Angiospasmen u, a. m., können wir 


| durch Röntgeribestrahlung nicht wesentlich beeinflussen. Störungen der Wundheilung von seiten , | 


t 


„XXXI, 5/6. Die prognostische. Bedeutung der Harnsäureausscheidung nach R.-Bestrahlung usw. 7 95. 


der Gefäße bei event. späteren Verletzungen oder Operationen können wir ausschließen, wenn 
nicht überdosiert, nicht zu häufig oder nicht in zu kurzen Abständen bestrahlt wurde. Auf Strah- 
'leneinwirkung bestehen auch an den Gefäßen wesentliche individuelle Unterschiede, welche sich 
in der Stärke, Schnelligkeit des Auftretens und Dauer des Erythems zu erkennen geben. 


Literatur. 


David, Über die Kapillarmikroskopie des Röntgenerythems, Zbl. f. innere Med., 1924, S. 697. — 
David, Kapillarmikroskopie i. Dienste d. Röntgenol.; Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr., 1922, Bd. 30, 
S. 143. — Gabriel, Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr., 1923, Bd. 30, S. 89. — Gaßmann, Histolo- 
gische Befunde beim Röntgenulkus am Kaninichen. Arch. f. Dermat. u. Syph., 1904, Bd. 70, S. 97. — 
Hinselmann, Die Bedeutung der Kapillarmikroskopie für die Röntgenologie, Fortschr. a. d. Geb. 
d. Röntgenstr., 1923, Bd. 30, S. 79. — Jürgensen, Mikrokapillarbeobachtungen, Deutsches Arch. 
f. klin. Med., 1920, Bd. 132, S. 204. — Kaposi, Gesellsch. d. Ärzte in Wien, 11./II. 1898. — Levy- 


Dorn und Sehulhof, Zur Frage der Blutgerinnung nach Röntgenbestrahlung, Strahlenther.,. 


1922, Bd. 14, S. 672. — Niekau, Anatomische und klinische Beobachtungen mit dem Hautkapillar- 
- mikroskop, Dtsch. Arch. f. kl. Med., 1920, Bd. 132, S. 3801. — Odermatt, Die Schmerzempfindlichkeit 
der Blutgefäße und die Gefäßreflexe, Bruns Beiträge, 1922, Bd. 127, S. 1. — RiekerundFoelsche, 

Eine Theorie der Mesothoriumwirkung auf Grund von Versuchen an der Kaninchenniere, Ztschr. £. d. 


ges. exper. Med., 1914, Bd. 3, S. 71. — Rischbieter, Das isolierte Kaninchenohr als überlebendas ` 


Gefäßpräparat (nach Krawkow-Bissemski), zur Prüfung von Gefäßmitteln, speziell Adrenalin und Hy- 
pophysin, Ztschr. f. d. ges. exper. Med., 1913, Bd. 1, S. 355. — Scholz, Über den Einfluß der Röntgen- 
strahlen auf die Haut im gesunden und kranken Zustande, Arch. f. Dermat. u. Syph., 1902, Bd. 59, 
S. 87, 241, 421. — Sehugt. Kapillarmikroskopie des Röntgenerythems an der Bauchhaut, M. med. 
W., 1922, S. 1178. 


Aus dem Zentral-Röntgeninstitut des Wiener Allgem. Krankenhauses (Vorstand: Prof. Holz- 
knecht) u. der chemischen Abteilung des physiologischen Univers.-Instituts (Vorstand: 
Prof. Fürth). 


Die FERIEN Bedeutung der Harnsäureausscheidung nach Röntgenbestrahlung 
‘von Tumoren und Exsudaten. 
Von 
Dr. Jonas Borak. 
I. Problemübersichtund Versuchsmethodik. 


Seitdem die Eigenschaft der Röntgenstrahlen, Gewebsveränderungen hervorzurufen, er- 
kannt wurde, hoffte man durch sie vor allem auch der 'Tumoren Herr werden zu können. Wäh- 
rend man nun einerseits in diesem Bestreben so weit ging, daß man für verschiedene Tumor- 
arten fixe Dosen annehmen zu können glaubte, deren Anwendung eine sichere Vernichtung der 
betreffenden Neubildung zur Folge haben sollte, stellte es sich auf der anderen Seite immer mehr 
heraus, daß es viele N eubildungen gibt, die sich durch Röntgenstrahlen gar nicht beeinflussen 
lassen. 

Die Behandlung solcher Fälle kann nun zunächst unter Umständen vor allem für den Pa- 


tienten selbst verhängnisvoll werden (sogenannte Röntgenkachexie). Sie bedeutet ferner eine un- ` 


nötige Belastung der Röntgenbetriebe, was namentlich in größeren Anstalten in Betracht kommt, 
und kann schließlich Verwirrung in die röntgentherapeutische Indikationsstellung bringen, in- 
dem sie geeignet ist, das Vertrauen in die Wirksamkeit der Röntgenstrahlen häufig auch in Fällen 
zu erschüttern, in welchen sie mit bester Aussicht auf Erfolg verwendet werden könnten, während 
andererseits ein MißBerfolg auf fehlerhafte Bestrahlung, statt auf eine im vorliegenden Falle so- 
zusagen mit untauglichem Mittel unternommene Behandlungsart, hierdurch BULLET) ührt 
werden kann. | 


Aus diesen Gründen heraus hat Holz k necht für maligne Tumoren die Foriening nach’ 


einer sogenannten Probebestrahlung aufgestellt. Die EODEDENITENL UNE hat den Zweck, die Strah- 
soas 


= bgi s$; Hi yrf a Er ie 2.2 re a AEE T i f. ahas | -h WE T E A E ee A Sa ME RER Pie TH a u EEE Sr N. im 
t ` E T Ay \ O e.e. T Ne T is a t a, r nt it, wi el -er F 
4 


o 726 RE a $ lat Boraks 0 = E e - 
Nenempfindlichkeit eines Tumors zu er rmitteln, und erreicht iin auf diese Weise, daß nach einer 
energischen Bestrahlung‘ 'bei den Patienten durch 6; Wochen. hindurch das Allgemeinbefinden (Ge- 
„wicht, Blutbild) und der lokale Befund (Veränderung des Tumors) kontrolliert werden. Zeigt 
sich in diesem Zeitraume keine Besserung, so wird die Röntgenbehandlung nicht weiter fortge- 
setzt, sondern, wenn möglich, durch eine andere Behandlungsart ersetzt, „denn — wie es bei 
| ‚Holzknecht heißt — wenn es auch unzutreffend ist, daß bei malignen Tumoren nur eine ein- ` 
 zige ‚vernichtende‘ A PPHRANON in Betracht kommt, so» ‚ist doch der Effekt. der ersten Serie ent- 
scheidend.) | ` 

` Von diesem Gedanken iuegehand; ken wir nun unter Berücksichtigung der all gemeinen 
Tatsachen aus der Physiologie des Purinstoffwechsels und der Ergebnisse. unserer Versuche über 
die. Harnsäureausscheidung nach Bestrahlung normaler Individuen festzustellen, inwieweit. 
der Verlauf der Harnsäureausseheidung nach Bestrahlung vonmitTu- 


=- mor en oder zellreichen Exsudaten behafteten Patienten eine Grund- 


lage für die Beurteilung der Strahlenwirkung abgeben. könnte. - 

Die hier gemeinten physiologischen Tatsachen bestehen kurz zusammengefaßt in folgen- 
l dem: Die Zellkerne setzen. sich zum allergrößten Teile aus sonst im Organismus nicht vorkommen- - 
den N ucleoproteiden zusammen.  (Miescher.) Aus diesen Kernnucleinen resultiert, durch eine 
große Reihe von fermentativen Prozessen hindurch,'zuletzt die Harnsäure als Endprodukt dieses 
besonderen Kernstoffwechselsystems. (Horbaczewski.) Diese zum Unterschied von der „exo- . 
genen“, d. i..aus den Purinen der Nahrung hervorgehenden, als „endogen“, d.i. aus dem physiolo- 


= Fischen. Abbau der körpereigenen Zellkerne entstehende Harnsäure, stellt einen von Individuum 


zu Individuum ; zwar äußerst variablen, individuell aber höchst konstanten. Mert dar. (Buri an 
und Schur.) _ ; 
Bildet auf diese Weise die Dae bei purinfreier Ernährung ein \ Maß der ‚Abbaupro- 
- zesse, die sich physiologischerweise in den Zellkernen abspielen, so kann angenommen werden, daß, 
. wenn es durch Röntgenstrahlen zu einer Schädigung der Zellkerne kommt, daraus eine Vermeh- 
rung der Harnsäureausscheidung resultieren werde. | 
= Bestünde jedoch die noch vielfach verbreitete Ansicht von einer besonderen Affinität der 
Röntgenstrahlen zu den Zellkernen zu Recht, so, daß demnach jede Röntgenbestrahlung eine Ver- 
mehrung der Harnsäureausscheidung zur Folge haben würde, so ließen sich in diesem Falle aus 
den Harnsäurebestimmungen allerdings keine bzw. nur unsichere Schlüsse über die erzielte Wir 
kung auf den bestrahlten Tumor ableiten. | en 
Unsere Versuche an normalen Individuen 2) führten uns aber zu dem enkicheillenden Er- 
gebnis, daß die Harnsäureausscheidung nach Bestrahlung normaler Personen. ceteris paribusvon | 
der bestrahlten Körperpartie bzw. vondenin ihr enthaltenen, durch 
ihren natürlichen Zellreichtum voneinander unter schiedlichen Or- | 
ganenabhängigist. | 
So fanden. wir, daB nach Bestrahlung des Thorax, des. A b a omens (anter Ausschluß 
. von Leber und Milz) und der.unteren Extremitäten es normalerweise zu ‚keiner Ver- 
mehrung der nenne komme 8) 


1). Holzknecht, Dosierungstabellen, S. 27; 1922. 

o 3) „Die ee une nach ee normaler. Individuen“, Diese Ztschr. 

` Bd. XXXL 

| ® Dagegen ist nach Bestrahlung von Leber ynd Milz eine A E ET von folgender Ä 
Verlaufsform zu beobachten: 24 Std. nach der Bestrahlung tritt- eine Steigerung der Ausscheidung ein 

(1. Phase); dann eine Senkung unter den normalen Durchschnittswert - .(2.: Phase); darauf ein neuer- 

licher Aufstieg (3. Phase). — Über die Deutung dieser Verlaufsform als Ausschwemmung von purin- 

haltigen Depots sei auf die Originalarbeit verwiesen. Diese Verlaufsform hat zur Folge, daß.die Harn- 

7 säurebestimmung nach Bestrahlung von Leber und Milz nicht auf gleich einfache. Weise, wie nach 

Bestrahlung der übrigen Organe, sondern nur unter den sich aus den physiologischen Versuchen er- 

cebenden Kautelen in prognostischer Hinsicht sich verwerten ließe. 


XXXI, 56. Die prognostische Bedeutung der Harnsäureausscheidung nach R.-Bestrahlung usw. 727 


Aus diesen Ergebnissen glaubten wir die Vermutung ableiten zu dürfen, daß die Unter- 
suchung der Harnsäureausscheidung nach Bestrahlüng von Tumoren und Exsudaten in Körper- 
teilen, nach deren Bestrahlung physiologischerweise keine Vermehrung der Harnsäure erfolgt, uns 

tatsächlich erlauben könnte, ihre Resultate im Sinne einer prognostischen Richtlinie zu ver- 
werten.) 


Was die Versuchsmethodik anbelangt, so wich diese naturgemäß von der von uns bei nor- 
malen Versuchspersonen angewandten teilweise ab. Es wurde nicht mehr nach dem Prinzip der 
verschiedenen Köperregionen bestrahlt, sondern die Auswahl der Fälle erfolgte nach der erfah- 
rungsgemäß bekannten Röntgensensibilität verschiedener Tumoren. 


Die Behandlungstechnik mußte sich der zu behandelnden Affektion anpassen. Während bei 
den normalen Versuchspersonen immer mit der gleichen Dosis (8 H [Holzknechteinheiten] Ober- 
flächendosis, 4 mm Aluminium Filterstärke — was ungefähr der Hauttoleranzdosis entspricht) 
eine einmalige Bestrahlung durchgeführt wurde, erforderte die Behandlung stets eine Serie von 
Bestrahlungen. Wir haben nun nach Tunlichkeit die von uns beobachteten Patienten zuerst ein- 
mal mit der angeführten, sodann aber mit der bei der betreffenden Krankheit üblichen Dosis 
weiterbestrahlt, wobei sich die Feldgröße nach dem Sitz des Krankheitsherdes richten mußte. Die 
übrigen bestrahlungstechnischen Bedingungen sind die gleichen geblieben (Universalapparat von 
Siemens & Halske, Coolidgeröhre, 150 kV, 3 mA, 28 cm Fokushautdistanz)., 


Die diätetischen Vorschriften wurden unverändert beibehalten. Die Patienten erhielten eine 
fleischlose, von purinhältigeren Nahrungsmitteln freie, im wesentlichen aus Brot, Milchspeisen, 
‚ Gemüsesuppen, Mehlspeisen,. Kartoffeln bestehende Kost. Sie verbrachten die Zeit meist im 
Bett oder aber im Krankenzimmer. Jeder Fall wurde durchschnittlich 10 Tage lang beobachtet, 
und zwar 3 Tage vor und 7 Tage nach der Bestrahlung.?) 


Im Mischharn von 24 Std. wurde die Harnsäure nach der Methode von Folin-Shaf- 
fer®) bestimmt. Das Prinzip dieser überaus einfachen, dabei sehr verläßlichen Methode besteht 
im Ausfällen der Urate des vorher stark alkalisierten Harnes als Amoniumsalze und titrimetri- 
scher Bestimmung derselben gegenüber einer 20/n Kaliumpermanganatlösung.‘) 


II. Versuchsergebnisse. 


1. Wir führen zunächst das Ergebnis unserer Untersuchungen bei einem 41jährig. Patien- 
ten S. (III. Med. Kl.), der wegen eines Lungentiumors zur Röntgenbehandlung überwiesen 
wurde, an. 


Wir lassen den am 3. März 1922 erhobenen Röntgenbefund folgen: „Etwa orangengroßer Tumor 
im linken oberen Lungenfelde. Das breite Aufsitzen am Mediastinum spricht für den Ausgang von den 
modiastinalen Drüsen, die Einseitigkeit sowie der ungekerbte Kontur für Bronchuskarzinom“ 
(Dr. Lenk). ’ 

Die fortlaufende Untersuchung des auf purinfreie Kost gesetzten Patienten ergaben nun fol- 
gende Harnsäurewerte vor und während der Bestrahlung: 


1) Über die Möglichkeit, aus dem Verhalten der Harnsäure (und des Blutbildes) nach Bestrahlung 
von Leukämie Indikation und Prognose der weiteren Behandlung abzuleiten, siehe Lassen und M o- 
rawitz(D. Arch. f. klin. Med. 83, 1905). 

2) Die Beobachtungszeit ließe sich vielleicht auf 2 Tage vor und 5 Tage nach der Bestrahlung 
reduzieren. In praxi müßte auch die Kost nicht völlig purinfrei, wohl aber purinarm und vor allem 
gleichmäßig sein. 

3) Folin-Shaffer: Zeitschr. f. physiologische Chemie 1566, 32, 1911. — Neuberg: Der. 
Harn 690, 1, 1911. 


4) In unseren früheren Versuchen haben wir uns auch der Methode von Hopkins-Wörner 
bedient. Über die Unterschiede beider Methoden vgl. 1. e. S. 299. 


pO Pe R a e a ng non Aa aa 
. . "i % . R N x . s., -o y A aR -= + 
Cis bád nE i 
+ . Pa ka s * y 2: 
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1285 a Se uo ge S Borak. XXXI, 5/6; 
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ee PEE T abelle]. Datum | u Anmerkung 
E aa ; e en rt = 4 II . 0.668 n. Folin 
27 ER g he et aage O a e 
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Bu nd ae 0.735 60.3 +1?) A 
-10. „ 0.705 a N z 
11. „.: 0.683 $ k . Bi 
u, 01, 
13. „ 0.72 » F 
E A a 0.59 -> i > 
15. , 0.64 bi r 


| Wir Shen also: Die Bestrahlung hitte in diesem Falle keine Vermehrung der Harn+' 
.säureausscheidun g zur Folge, wie wir sie erwarten konnten, wenn es unter dem Einfluß der T 
‚Röntgenstrahlen zu einem Zerfall des Tumors gekommen wäre, denn die Bestrahlung eines normalen 
‚ Thorax ist von keiner Erhöhung der Harnsäure begleitet. Auffallend ist zwar der abnorm hohe Harn- 
säurewert und die ganz ungewöhnlichen Schwankungen in der Harnsäureausscheidung, doch sind das ` 
auch sonst bei Tumore en zu erhebende, offenbar auf spontan vor sich gehende Zerfallsvorgänge zurück- l 
zuführnde Befunde.? 2) Aus unseren Untersuchungser gebnissen glaubten wir den Schluß ableiten zu ` 
dürfen; daß die Behandlung. des Tumors erfolglos bleiben werde. Der weitere Ver lauf der Erkrankung ; 
ea i hat die Berechtigung der Vermutung erwiesen. 
INS a | Ä Am 2. IÑ., 8 Tage nach Abschluß der Bekanällıng‘ RER gender Röntgenbefund erhoben: 
„Der Tumorschatten ist seit der letzten Unter suchung beträchtlich vergrößert. Daneben geringgradiges | 
Pleuraexudat. Eshandelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um ein Carcinoma bronchi (Dr. Lenk). 
Der orthodiagraphisch bestimmte Durchmesser des Tumors nahm fast um 3 cm zu (von 5,5 auf 8 em). 
. Der am 23. IV. erhobene Befund ergab eine Verschlechterung des Allgemeinbefindens und wei-. 
tere Zunahme des Tumors. (Durchmesser 9 cm.) | 
Bald darauf erlag der Patient seiner auch autoptisch bestätigten’ Erkr en 


| E i Wenn a priori angenommen werden könnte, daß durch Röntgenstrahlen unter allen Um: 
ständen ein Zerfall des Tumorgewebes erfolge, nur, daß er-durch noch rapideres Wachstum der 
Geschwulst wettgemacht' werde, so folgt aus unserem Befunde der zwingende Schluß, daß die 
Strahlenunempfindlichkeit eines Tumors in einer offenbar nicht zu üherwindenden Resistenz- 
fähigkeit besteht, so daß die Einwirkung der Röntgenstrahlen keine bedeutenderen Zerfallser- 
|  scheinungen zur Folge hat, als dies-bei jedem Tumor anscheinend spontan ohnehin der Fall ist. 
pa a  Nichtsdestoweniger ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß die Bestrahlung ` 
Zu doch. zeitweise zu einer Vermehrung der Harnsäureausscheidung führen könnte. In diesem Falle 
müßte durch Verfolg des weiteren Krankheitsverlaufes gelernt werden, aus der Größe der Dif- 
- ferenz Schlüsse bezüglich der Prognose zu ziehen. (S. Tabelle II. I 


‚2. Wir wenden uns einem weiteren Falle zu. 
Dieser betraf eine 22jährige Patientin Z. (III. Med. Abtlg.), bei weichen klinisch eine tuberkuldss | 
Luhgentnfilttetion festgestellt wurde. Die Röntgenuntersuchung führte außerdem zur Erkennung 
eines von den Hilusdrüsen ausgehenden rechtsseitigen Mediastinaltumors. 

Die Paiak ol) bei dieser daraufhin der Bestrahlung zugeführten Patientin verlief 


SE > nyn folgendermaßen; se 
U a a E | Tab elle IL _ Datum 1 Ber Anmerkung 
Ä | a | 
C "gm. [0.040648 Polin 
Bu = gs 10. „4 0.435 
Il goe 0.508 
12. . 0.472 5/0- +1. 
18. „. - 0,561: ; 
14 , 0.491 | $ Š 
15. 3 0.877., $ A 
16... 100408: | 


1) Die Formel jedeutet 6 H (Holzkierkteinhaiten) Oberflächendosis bei 0,8 mm Zink und 1 mm, 


_ Aluminium Filterstärke. - 

2) So führt. Wiechowski folgenden Fall von Leberkarzinom an: „Der gesamte Purin-N 
 schwankte nicht unerheblich von Tag zu Tag, zeigte aber immer bis zum Tode die enorme Höhe von 
mindestens 0,5 p. die = 1,5 g nn “(Neuberg 1 c. 914) 


# 


XXXI, 5/6. Die prognostische Bedeutung der Harnsäureausscheidung nach R -Bestrahlung usw. 729 


Auch in diesem Falle ist das etwas stärkere Schwanken der Harnsäuremengen das allein Bemer- 
kenswerte. Wohl kam es nach der zweiten Bestrahlung zu einer Vermehrung der Harnsäure, allein die - 
Erhöhung war ebenso unbedeutend als flüchtig, denn trotz weiter fortgesetzter Bestrahlung blieben die 
Harnsäurewerte auf einer Höhe, die durchaus dem Niveau derjenigen vor der Bestrahlung entsprach. 

Acht Tage nach der letzten Bestrahlung war der röntgenologische Befund unverändert. 

Im weiteren Verlaufe der Beobachtung besserte sich das Befinden der Patientin derart, daß kli- 
nisch mit einem Verschwinden des Tumors gerechnet werden konnte. Die röntgenologische Unter- 
suchung, die nach vier Wochen vorgenommen wurde, erwies aber, daß der Tumor sich nicht nur nicht 
verkleinerte, sondern im Gegenteil eher zugenommen hat, so daß die scheinbare Gesundung nur auf 
Besserung der sonstigen Lungentuberkulose zurückzuführen war. 


Wir möchten daran die Bemerkung anschließen, daß fortlaufende Harnsäurebestimmungen 
vor und nach der Bestrahlung eines intrathorakalen Tumors unter Umständen auch in diffe- 
rential-diagnostischer Hinsicht von Belang sein könnten. So würde, wenn es sich bei- 
spielsweise um die bekanntlich nicht selten große Schwierigkeiten bereitende Differentialdiagnose 
zwischen einem Lymphosarkom und einem Aneurysma aortae handeln würde, die Harnsäurever- 
mehrung nach Röntgenbestrahlung für ein Sarkom und gegen ein, Aneurysma sprechen. Doch‘ 
stand uns ein solcher Fall nicht zur Verfügung. 


3. Als dritter Fall sei der Patient H. (II. Med. Kl.) mittuberkulöser Peritonitis 
angeführt, bei welchem die Punktion ein hämorrhagisches Exsudat mit sehr zahlreichen Lym- 
phozyten ergeben hatte. Da die genannte Affektion auf Röntgenstrahlen sehr gut zu reagieren 
pflegt, erwarteten wir in diesem Falle einen Anstieg der Harnsäureausscheidung nach der Be- 
strahlung infolge gesteigerter Resorption des zellreichen Exsudates. Die Harnsäurevermehrung 
blieb’aber auch in diesem Falle, wie aus nachstehender Tabelle hervorgeht, aus: 


Tabelle III. 
Datum | ET en 
17. III. 0.382 n. Folin 
18. „ 0.321 
19 „ [0371 
20. „ 0.340 8/4 Abdomen [unter 
Abdeckung der Leber] 
21. „. 0.366 
22. „ 0.418 5/0-2 +1 
2R. „ 0.381 A a 
24., 0.262 , z 
25. „ 0.384 2 3 
26. „ 0.390 P . 


Dieses Ergebnis der Harnsäurebestimmung entsprach vollständig dem übrigen klinischen Ver- 
lauf der Erkrankung. Es zeigte sich nämlich auch klinisch kein Zeichen der Besserung: es trat weder 
eine Steigerung der Diurese ein, wie das bei günstig reagierenden tuberkulösen Lagen sonst 
prompt der Fall zu sein pflegt, noch nahm der Bauchumfang im mindesten ab. 

4. Als Beispiel eines röntgenempfindlichen Tumors, bei dem der Vergleich der Harnsäure- 
ausscheidung vor und. während der Behandlung eine günstige Periode zu stellen erlaubte, sei der 
Fall des Patienten, H. (ITI. Med. K1.) mit einem m Lymphosa Ex omam Halse 
angeführt, 


Tabelle IV. 

= | Datum an En Anmerkung 
15. III. 0.361 n: Folin 
16., 0.366 
172.4 0.352 
a 0.425 8/4 
19. 2 | -0598 | 
20. „ 0596 ; 11/0-3+1 
21, „ 0.732 $ A 

22. . 0.632 . r 

23., 0.656 ; P 
24. „ 1.0571 Š x 


-> 


780° z a aN | o iE . Borak g 23: se XXXL, 5/6. 


In einer Kurve veranschaulicht, stellt sich der Verlauf folgendermaßen dar: 


ee ee —— 
2m m w 
- | | rn na ano mm. 


e am nom mm mu m mes ch u m in nn aa 


C É B B G Er E 


Diese Kurve stellt ein Beispiel vor, wie eine grob anatomische Destruktion in der Harn- 


säureausscheidung zum Ausdruck gelangt. Wir sehen hier einen treppenförmigen Anstieg mit - 


Schwankungen, die stets oberhalb der normalen Durchschnittswerte bleiben und niemals unter 
die Norm herabsinken, wie das durch Ausschwemmung Purinnaliger Dep nach Beswahling 
der Leber und Milz zu beobachten war. 


‘Die günstige Prognose, die wir auf Grund dieser A dem Patienter glaubten 
stellen zu dürfen, hat sich vollständig erfüllt. Durch photographische Aufnahmen wurde der | 


= 


Rückgang. der Geschwulst festgehalten. 
Bemerkenswert war in diesem Falle das Auftreten einer eng am 5. und 
6. Tage der Behandlung, welche dem Patienten: selbst aufgefallen war. Dieses Phänomen kann 


-als Hinweis auf vermehrte Uratausscheidung vielleicht als klinisch leicht faßbares Zeichen: einer 


_ heilbringenden: Reaktion auf die Röntgenbehandlung eines Tumors gedeutet werden. *). 


. Die 4 mitgeteilten Fälle stellen Typen von Tumoren bzw. Exsudaten Bar, wie sie der Ron 


m 


. genbehandlung zugeführt werden. 


Fall 1 (Careinoma bronchi) ist der Typus einer en Neubildung, bei welcher n 


die Effektlosigkeit der Bestrahlung erfahrungsgemäß feststeht. 

Dagegen stellt der Fall 4 (Lymphosarcoma colli) das Beispiel eines Tumors dar, dessen 
- Röntgensensibilität empirisch seit jeher bekannt ist. | 

Damit befinden sich: die Ergebnisse unserer Harmsänreuntersuchüngen in bester Uberein- 
stimmung. Dieser vollkommene Einklang berechtigt uns, den Harnsäurebestimmungen auch. in 


Fällen Beachtung zu schenken, in welchen sich auf Grund vorliegender Erfahrungen eine 


= Prognose nicht mit voller Sicherheit stellen läßt. 

` Beispiele für diese, wohl zahlreichste Gruppe von Erkrankungen bilden: unsere , Fälle 2 
(Tumor mediastini) und 3 (Peritonitis tuberculosa exsudativa), bei. welchen Affektionen sich 
wohl häufig, jedoch nicht regelmäßig, eine Besserung erzielen läßt, wenn wir in. dem uns beschäf- 


tigenden Zusammenhange von der an sich gewiß nicht zu unterschätzenden subjektiven Beein-. 


flussung- absehen. | | 
Wie wir nun gesehen haben, hat such in diesen Fällen die Harnsäureuntersuchung vor. - und 
während der Bestrahlung zu einem Resultate geführt, das nicht nur, wie im Falle 3, den sonstigen, 


durch Messung zu gewinnenden klinischen Ergebnissen vollständig entsprach, BOngem such, wie _ 


1) Der Freundlichkeit des Herrn Prof. Holzknecht verdanke ich die Mitteilung, daß hm 
Patienten nach Bestrahlungen häufig über Harntrübungen berichtet haben. Ebenso hatten die. Herren 


NeudaundSielmann die Güte, mit die Mitteilung zu machen; daß sie ‚gelegentlich ihrer Harnunter- 


suchungen nach Röntgenbestrahlungen sehr häufig Harntrübungen, und zwar in den ersten Stunden 
nach der Bestrahlung, beobachtet haben. Ä 


f 


men nn 


XXXI, 5/6. _Experimenteller Beitrag zum Problem der wachstumssteigernden Wirkung usw. 731 


Fall 2 zeigte, eine ee Anzeige für das. röntgenoskopisch verfolgte Verhalten des Tumors 
bot, als die übrigen scheinbar gegensetzlichen klinischen Symptome. 


III. Zusammenfassung der Ergebnisse. 


1. Bei pathologischen, mit Tumoren oder zellreichen Exsudaten behafteten Fällen vermag. 
die nach Röntgenbestrahlung auftretende Harnsäureausscheidung im Vergleich mit der vor der 
Bestrahlung bestandenen einen Indikator für die Wirkung der Strahlen abzugeben. 

Unter Berücksichtigung der sich aus der Bestrahlung normaler Individuen ergebenden Fol- 
gerungen, daß nämlich die Harnsäureausscheidung vornehmlich von dem bestrahlten Körperteile 
abhängt, ist das Auftreten einer Harnsäurevermehrung nach Bestrahlung von 
Tumoren und Exsudaten in einer Körperpartie, deren Bestrahlung physiologischerweise von kei- 
ner Zunahme der Harnsäure gefolgt ist, als Zeichen gewebszerstörender Wirkung der Strahlen 
und demgemäß im Sinne einer günstigen Prognose der Behandlung zu deuten. Dagegen 
berechtigt das Ausbleiben einer Harnsäurevermehrung nach Bestrahlung eines 
Tumors zur Vermutung, daß die Behandlung ohne Erfolg auf den Tumor bleiben werde. Eine 
quartitativ nicht zum Ausdruck kommende Schädigung läßt sich natürlich nicht ausschließen. 

Die fortlaufende Kontrolle der Harnsäure vor und während einer Röntgenbehandlung stellt: 
eine Ergänzung des Vorganges dar, den Holzknecht zwecks Feststellung der Ansprechbarkeit 
eines Tumors auf Röntgenstrahlen nach einer Probebestrahlung empfohlen hat. Die Harnsäure- 
untersuchung bildet hierbei einen Behelf, der zwar etwas umständlicher als die anderen, doch 
völlig eindeutig und in verhältnismäßig viel kürzerer Zeit, denn durchschnittlich bereits im Laufe 
einer Woche, ein Urteil über das morphologische Verhalten des Tumors unter dem Einfluß der 
stattgehabten Behandlung ermöglicht. | 

2. Unter Umständen könnte die Harnsäureveränderung nach einer Bestrahlung auch dif- 
ferential-diagnostischen Wert erlangen, indem ihre Vermehrung z. B. für einen Mediastinaltumor 
und gegen ein Aneurysma u. ä. sprechen würde. 

3. Durch die Resultate an den pathologischen Fällen werden die an normalen Versuchs- 
personen gewonnenen Ergebnisse dahin erweitert, daB nicht nur eine einmalige, sondern auch eine 
mehrmalige Bestrahlung des Thorax und des Abdomens (mit Ausschluß von Leber und 
Milz) keine Vermehrung der Harnsäureausscheidung zur Folge hat. 


Aus demRöntgen-Institute des Kais. Elisabeth-Spitales Wien. (Vorstand: Doz.D.G.Schwarz.) 
Bemerkungen zur Arbeit A. Simons: 


| Experimenteller Beitrag zum Problem der wachstumssteigernden Wirkung der 
Röntgenstrahlen auf normales menschliches Gewebe. 
Von 
Dr. med. et phil. Alois Czepa. 


In Heft 3, 4 des Jahrganges XXX der Fortschritte bringt A. Simons einen Beitrag zum 
Problem der wachstumssteigernden Wirkung der Röntgenstrahlen auf normales menschliches Ge- 
webe. Er wählte als Bestrahlungsobjekt die Fingernägel und.gab, nachdem er sich durch An- 
bringen einer Marke an der Grenze des Nagelhalbmondes von dem gleichmäßigen Wachstum der 
Nägel von Woche zu Woche überzeugt hatte, auf die Nägel des 4. und 5. Fingers der linken Hand 
“eine Dosis von !/, bzw. !/, der HED, während die Nägel der gleichen Finger der rechten Hand als 
Kontrollen dienten. Simons konnte sich nun überzeugen, daß in der ersten Woche nach der Be- 
strahlung die bestrahlten Nägel um ca. !/, mm stärker wuchsen als die unbestrahlten, und diesen 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 98 


| Vorsprung auch weiterhin 'beibehielten. Eine Wiederholung der Bestrahlung an den gleichen Nä- = 
geln hatte das gleiche Ergebnis und zeigte wiederum ein rascheres Wachstum der bestrahlten. 
| ` Simons kommt deshalb zu dem Schlusse, daß kleine Röntgenstrahlenmengen auf normales 


D 


menschliches Gewebe. eine wachstumsfördernde Wirkung ausüben. 


. Daß die Frage der wachstums- und funktionssteigernden Wirkung geringer Röntgenstrah- | 


Teen nicht nur aus theoretischen Gründen sehr interessant und wichtig, sondern auch wegen 
ihrer möglichen und bereits erfolgten Nutzanwendung auf den praktischen Therapiebetrieb von 


| Sicherheit behauptete wachstumsfördernde "Wirkung geringer Röntgenstrahlenmengen auf 
Pflanze n ist. durch die" eingehenden Untersuchungen von G. Schwarz, Ozepa und 
Schi i ndlerals de facto nicht bestehend, sondern als ein Beobachtungsfehler, entstanden durch 


der größten Bedeutung ist, ist oft gesagt worden. 


. Die in so vielen Arbeiten auf Grund recht dürftiger Versuchsreihen mit mehr oder weniger 


| nicht genügende Berücksichtigung des individuellen Variabilitätskoöf fizienten erkannt worden. 


Untersuchungen über Wachstumsförderung nach geringen Röntgendosen bei Tieren sind 
i wesentlich spärlicher und ihre Ergebnisse widersprechen sich zum Teile. Versuche am mensch- 
lichen Gewebe sind, sofern.es sich nicht um unbewiesene, rein hypothetische Erklärungsyersuche. 


| therapeutischer Effekte. auf dem Boden einer pröponierten Re ahlung handelt, sehr. gering 


l und Senne einwandfrei. 


Um so wichtiger wäre das Versuchsergebnis von Simons, das an einem sehr schön ge- 
wählten Beobachtungsobjekt: das Vorhandensein einer wachstumsfördernden Wirkung geringer 


'Röntgendosen ı deutlich und einwändfrei zu beweisen scheint. Die Wichtigkeit des ganzen Problems 
der Röntgenreizwirkung i im allgemeinen und der Ergebnisse von Simonsim besonderen machte- 


„eine Nachprüfung des genannten Versuches unbedingt. notwendig. 


| herangezogen. Bei einigen Personen wurde die linke, bei anderen die rechte Hand bestrahlt, Dosis 
1; oder */, der HED durch Al. Filter 1 mm, so wie bei Simons. 


Ich habe den Versuch Simons wiederholt und, um sicher zu gehen, 20 Personen dazu 


Simonshat die Grenze des Nagelhalbmondes durch Ritzen markiert. Ich ließ diese Grenze 


: frei. und setzte die Marke eine bestimmte Strecke distal von der Nagelhalbmondgrenze, um diese 
' für die Messungen notwendige Zone klar zu behalten: Nägel, die keine deutliche Nagelhalb- 
‚mondgrenze: zeigten, wurden nicht zum Versuche herangezogen. Um die Marke bei allen Nägeln 
einer Versuchsperson wirklich gleichweit von der Nagelhalbmondgrenze zu setzen, verwendete ich: 
` bei ‘den ersten. Patienten einen Zirkel mit feinen Spitzen, bei den übrigen dann ein Stück Stahl- 
blech mit zwei haarscharfen, ca. 4, 6 mm voneinander entfernten Spitzen (abgebrochene Stahl- 
'schreibfeder). Dieses kleine Instrument hatte, abgesehen davon, daß es die.gleiche Mar kendistanz 
bei allen Patienten gewährleistete, den Vorteil, daß es ein genaues Einstellen der einen Spitze auf 
| die Nagelhalbmondgrenze und gleichzeitig ein Ritzen des Nagels mit der anderen Spitze gestattete. ` 
-` Ich wählte dieses im Vergleich zur Simonsschen Versuchsanordnung scheinbar umständ- 


liche Verfahren, ‘da nach diesem Autor die Größenzunahme des Nagels auf Grund der Röntgen- 


reizwirkung nur einen halben Millimeter betragen soll, also eine sg kleine Dimension, daß wirklich‘ 
nur größte Genauigkeit bei: absolut reinem Operationsfeld ein wirklich verwendbares Resultat er- 


geben konnte. | 
6—8 Tage nach der Beskrahlahg habe ich. die Massen vorgenommen und die Strecke 
zwischen Nagelhalbmondgrenze und der deutlich erkennbaren, fast haardünnen Marke gemessen. 


Um jede Befangenheit meinerseits bei der Messung von vornherein auszuschalten, nahm ich die’ 
Messungen. ab, ohne mich vorher zu vergewissern,.welche Hand bestrahlt wurde, und ließ außer- | 
dem.zu. meiner Kontrolle ein Großteil der Messungen durch Kollegen überprüfen. l 


'MeineErgebnissebestätigennuüundiéAngabenSimonsnicht. In einigen 


Fällen waren die. bestrahlten Fingernägel länger als. die unbestrahlten, in anderen wiesen die un- 


E bestrahlten die größere Länge auf, in einem Teile der Fälle war die Wachstumszunahme bei dan 


Nägeln. beider Hände pomy 5 


Be ee ee > sk DS u en Ta oem 


b4 
bA 
„ 
oo 


XI, 5/6. _Experimenteller Beitrag zum Problem der wachstumssteigernden Wirkung usw. 183 


Die beifolgende . Ta- 
Entfernungen (Nagelhalb- | Ä 


20 


9 


Form von Strecken‘), und = AS 
-zwar stehen die 2., 3. und 4. . 

Finger der einzelnen Ver- 

suchspersonen untereinan- | 


jeden Streckenpaares (bzw. 


8 


N 
m 


46. 


Fingerpaares) bedeutet den 
rechten, die zweite den lin- 
ken Nagel; die ausgezoge- 
nen Linien bedeuten „unbr- 
strahlt“, die unterbrochenen 
„bestrahlt“. Fehlende Strek- 
ken in einer senkrechten 
Kolonne weisen darauf hin, 
daß an diesen Nägeln wegen 
Undeutlichkeit des Nagel- 
halbmodes keine ` Messung 
vorgenommen wurde. 

Wie aus der Tabelle 
leicht zu ersehen ist, kann 
von einer regelmäßigen 
Wachstumsförderung der hbe- 
strahlten Nägel nicht ge- 
sprochen werden. 

Betrachten wir die Mes- 
sungen der Nägel der 2. 
Finger, so finden wir, daß 
von den 20 bestrahlten Nä- | 
geln 8 länger sind als die 
unbestrahlten, 12 kürzer 
oder gleich lang. Bei den 
Nägeln der 3. Finger finden 
wir von den 20 bestrahlten 
Nägel 11 länger als die un- 


bestrahlten und 9 kürzer f | .=---- | oo łe- 
oder gleich und bei den Nä- ` © 

geln der 4. Finger von 16 , 

als die nicht bestrahlten en IFE KE 
Ziehen wir den. Vergleich : - = == 

aus der Gesamtsumme, so È I. my T. INQ E: Finger 


sind von 56 bestrahlten Ni- 
geln 23 länger ale die unbe- SS 


4) Um die Abbildung deutlich und doch nicht zu groß werden zu lassen, wurde von allen Strecken 


ein gleichlanges Stück fortgelassen und der Rest 3mal vergrößert. 
95* 


Ake ED ER a Altstaedt, Ea -i XXXI, 5/6. 


| strahlten und 33 kürzer oder sich. Es überwiegen abo die Summe der kürzeren oder gleichen. 
Spalten wir die Zahl der bestrahlten Nägel, die gleich oder kürzer als die unbestrahlten sind, 


o auf, so erhalten wir 16 gleich lange und 17 kürzere.: Von den 56 bestrahlten Nägeln haben also 


-die längeren die höhere Zahl, nämlich 23. Es könnte bei dieser Art der Darstellung auf dem | 
ersten Blick vielleicht scheinen, daß doch eine gewisse Förderung durch die Bestrahlung aus 
den Messungen herausgelesen werden kann. Aber es braucht wohl nicht erst erwähnt zu wer-. 
den, daß die gleich langen und die kürzeren N ägel als Gesamtsumme den längeren gegenüberge- 
stellt werden müssen, wẹil sowohl bei den gleich en als "auch bei- den ‚kürzeren eine Förde- 
| rung nicht in Frage kommen kann. | | | Ä 

Daß meine Messungen an 20 Personen im Vergleich zu den Messungen. Simons so un- 
gleiche Resultate ergeben, dürfte seinen Hauptgrund darin haben, daß die Nägel bei den ver- 
schiedenen Personen verschieden wächsen. Es spielt auch hier die individuelle Variation sicher 
. eine große Rolle und kann nur durch die Anwendung großer. Zahlen, wie bei allen solchen Experi- 
` menten in der Biologie, vermieden werden. ` | 

Vergleichen wir einmal die ‚Messungen der Nägel-der ersten 5 Versuchspersonen, so sehen. 


wir, laß von 15 bestrablten Nägeln 9 länger sind als die unbestrahlten, 5 kürzer oder gleich lang. 


Bei den ‚bestrahlten N; ägeln der 6.—10.- - Versüchspersonen: kehrt sich dieses Verhältnis um; hier_ 
finden wir von 14 bestrählten Nägeln nur 5 länger als die unbestrahlten und 9 kürzer oder gleich. 

` Bei den. Nägeln derVersuchspersonen 11—15 sind von 13 bstrahlten Nägeln 6 länger als die un- 
bestrahlten und 7 kürzer oder gleich, und bei den Versuchspersonen 16—20 sind von 15 bestrahl- 
‚ten Nägeln nur '3 länger und 12 kürzer oder gleich. Wir sehen .also, zu welchen Felilresultaten 
man kommen kann, wenn man sich bei solchen Versuchen auf kleine Zahlen beschränkt. 

Die: Unstimmigkeiten mögen zum Teil auch ihre Ursache in Meßfehlern haben, die trotz 
aller Genauigkeit darauf zurückgeführt werden können, daß die Nagelhalbmondgrenze nicht zu 
-allen Zeiten gleich gut zu sehen ist, da sie bei einzelnen Personen oft durch kleine weiße Flecken 
etwas.verdeckt wird. Außerdem ist die Form des Nagelhalbmondes nicht zu allen Zeiten dieselbe. 
Sind diese Veränderungen äuch nur gering, so fallen sie doch bei der geringen -Größenzunahme 

-stark ins Gewicht. Ich habe mich deshalb nicht bloß auf die in der Tabelle angegebenen Messun- 
. gen beschränkt, sondern in Zeiträumen von 6—8 Tagen die Nägel wiederholt nachkontrolliert.. 
‚Aber auch diese Messungen hatten kein anderes abe als aus den Angaben der Tabelle zu 
ersehen ist. Ä | 
Ich kann also nach meinen Untersuchungen sagen, daßsichein ewac T S 3 umsför- 
 derndeWirkunggeringer Röntgendosenam Fingernagel wenigstens mit 
dieser Metkode nicht nachweisen läßt. 


Aus der Physikalischen Abteilung des Allg. Krankenhauses Lübeck, 
‚Leiter: Oberarzt Dr. Altstaedt. 
Sensibilisierung von ı Tuberkulin durch Röntgenstrahlen. 
Von 
E. Altstaedt. 

Die im allgemienen heilsame, i ee Dosierung jedoch in- er Gegenteil. um- 
‚schlagende Wirkung der Röntgenstrahlen auf den tuberkulösen Prozeß hat bereits zu zahlreichen 
Untersuchungen über den Angriffspunkt.der Röntgenstrahlen geführt. Die Versuche, die Wir- 
kung aus der Beeinflussung der Bazillen selbst zu erklären, haben alle erwiesen, daß bei der Ge- 
-~ ringfügigkeit der Behandlungsdosis eine Einwirkung auf die Tuberkelbazillen nicht in Betracht 
‚kommt. Man hat sich dann mit der Erklärung begnügt, die Röntgenstrahlen wirkten auf das 
. Granulationsgewebe, auf .die Zellen, in der Hauptsache als Reiz, dieser Reiz rufe eine Umstim- 
. mung hervor und eg bilde sich als Folge dieser Umstimmung reichlich Bindegewebe, eine Sklero- 
sierung finde statt, und so käme es auf indirektem Wege zu einer örtlichen Ausheilung. Eine 
andere, jedoch. recht wenig begründete Auffassung ist die, daß die Röntgenstrahlen das wenig 


XXXI, 5/6. Sensibilisierung von Tuberkulin durch Röntgenstrahlen. 735 


widerstandsfähige, kranke Granulationsgewebe vernichten, und der Bazillus sähe sich nun des 
Bodens für sein Wachstum beraubt. Diese Theorien, die sich auf die Zelle als die Grundlage einer 
Wirkung beziehen, können nicht befriedigen. Die Zelle selbst ist ein so zusammengesetzter Or- 
ganismus, daß stets immer wieder die weitere Frage offen bleibt, wieso denn die physikalisch- 
chemischen Verhältnisse in der Zelle wieder verändert werden? Auf der Suche nach der Zellwir- 
kung hat man bestrahltes Gewebe geschnitten, Intrakutanreaktionen, die mit Tuberkelbazillenan- 
tigenen angesetzt waren, nach der Einspritzung bestrahlt), kurz, man hat alles Mögliche ver- 
sucht, um an der gesunden und kranken Zelle die Röntgenwirkung nachzuprüfen. 

Bisher ist nun zwar die Wirkung der Röntgenstrahlen auf den Bazillus selbst und auf das 
in Wechselwirkung entstehende Granulationsgewebe weitgehend beforscht, m. W. aber noch nicht 
die Wirkung auf das Tuberkulin untersucht. Tuberkulin, d. h. die Stoffwechselprodukte des Ba- 
zillus und seine löslichen Substanzen, sind gerade in nächster Umgebung des Herdes und im Herde 
selbst stark gehäuft, es stellt also den dritten Faktor dar, den man bei der Röntgenwirkung in Be- 
tracht ziehen muß. Hier setzen meine Versuche ein, die die natürlichen Verhältnisse; zunächst 
nach Möglichkeit .nachahmef sollten: 

Alttuberkulin, mit dem Serum des zum Versuche dienenden Kranken verdünnt, unterzog 
ich einer Bestrahlung mit geringen Dosen und prüfte die bestrahlte Verdünnung im Intrakutan- 
versuch auf veränderte Wirksamkeit. 

Bei der Verwendung eines stärker verdünnten Tuberkulins leitete mich der Gedanke, daß 
das Tuberkulin am Herde für unsere Begriffe eine recht starke Verdünnung schon haben müsse, 
dann aber auch die bekannte Beobachtung, daß Tuberkulin in stärkeren Verdünnungen sich leicht 
dissoziiert und unwirksam wird. Vielleicht würden auf einen solch labilen Stoff die Röntgen- 
strahlen eher wirksam sein als auf das beständige, konzentrierte Alttuberkulin. Das folgende Pro- 
tokoll gibt über die Wirkung der Bestrahlung Aufschluß: 


A.T. wurde mit physiologischer Kochsalzlösung auf 1:1000 verdünnt, die weitere Verdünnung 
auf das 10fache, also 1 : 10 000, wurde mit unverdünntem Serum gemacht, die Lösung auf 6 Fläschchen 
von 5 ccm Inhalt, jedes 2 cem der Lösung enthaltend, verteilt und fünf von ihnen in nachbezeichneter 
Röntgenanordnung gleichzeitig bestrahlt, die 6. Flasche wurde zur Kontrolle 1 benutzt. 

Röntgenbestrahlung mit Fürstenau-Coolidge-Rohr am Symmetrieapparat, 23 cm Abstand, % mm 

Zn. -Filter, 110 SDAREDREF FE 41,5 Funkenstrecke. 


Quaddelgröße 
nach 48 Std.| 72 Std. 


| 


1. Kontrolle, A. T. 1: 10000 nicht bestrahlt |14>< 14 mm | 12><14 mm 
2.04 Serum nicht bestrahlt 0 0 

8 : A. T. 1:10000 2” bestrahlt 16. >< 14 mm | 16 >14 mm 
4. . A. T. 1:10000 3 ” bestrahlt 16 >< 22 mm | 18 < 22 mm 
5. a A. T. 1: 10000 5” bestrahlt 22 >< 86 mm | 22 >< 36 mm 
6. i A. T. 1:10000 10 ° bestrahlt 30 >< 36 mm | 85 >< 82 mm 
7 er A. T. 1:10000 20 ° bestrahlt 30 >< 80 mm | 30 >< 30 mm 
8 : Serum unverdünnt 10 ’ bestrahlt 0 0 


Anschaulicher als das Protokoll zeigen die nebenstehenden Abbildungen die Veränderung, die 
"nach der Röntgenbestrahlung im 'Tuberkulin vor sich gegangen ist: die Bestrahlung hat 
eine ganz wesentliche Vermehrung der Wirksamkeit des Tuberkulins 
über ein Optimum hinaus hervorgerufen, das Optimum liegt bei etwa 
10 Minuten Bestrahlungszeit. 

Zum Protokoll ist zu bemerken: Die Intrakutanreaktion wurde unmittelbar nach Ansetzen der 
Verdünnung mit dem Serum des Intrakutankranken und nach Bestrahlung der Mischung vorgenom- 
men. Die erste Kontrolle zeigt die Normalgröße einer unbestrahlten Reaktion, die zweite beweist, daß 


das Serum allein nicht reaktiv ist, die letzte Kontrolle (ICR. Nr. 8), daß auch das bestrahlte Serum 
allein keine positive Reaktion macht. Die Ablesung erfolgte nach 48 und 72 Stunden. Bei dieser In- 


1) Wilh: Müller, Wien, Kl. W. 17, Nr. 35. 


Be ET an Ze TEE re 4 ” E Lane r 5 am Ey GTA A eo a EEE A EA RT A A E E E a OA, O E a 


`~ ki % 


u 7 a E E = yo ae m riayat FRE Re XXXI; 55, 


- 


' | 


tr akutanreaktion. ist akas wie bei der der Partialantigenė auf shengate biologische Reinlichkeit zu 
achten. - Wer die Versuche zum ersten Male nachprüfen will, achte streng darauf, daß die Reaktionen 
| entweder mit je einer neuen Spritze und Kanüle für. jede Reaktion vorgenommen werden, oder daß er 
i wenigstens: die als negativ zu erwartenden Kontrollen zuerst setzt und dann mit der gleichen Spritze 
"und Kanüle die anderen. folgen läßt. ‘Zur Prüfüng suche man sich nur kräftig reaktive Menschen aus, 
jedoch darf bei der nicht unerheblichen ‚eingespritzten Dosis die Reaktivität nicht zu stark sein, sonst 
setzt es Fieber und außerdem laufen die 'Einzelreaktionen ineinander über, wenn sie nicht genügenden 
gegenseitigen Abstand haben.‘ Aus diesen Gründen. habe ich im späteren Verla ufe ı nur noch verdun- 
nungen: von. 1: 100 000 verwandt. : 


. 


1 ' ed i x 


CN achdem ich die genannte Bananine. an einer größeren Reihe tüberkulin-hautempfind- 
" licher Menschen (9) immer wieder einwandfrei bestätigt gefunden hatte, galt es, den Versuch zu 


erweitern. Zunächst zeigte sich, daß. die Röntgenwirkung. keine dauernde ist. Die gleiche Ver-. 


; dünnung, die bei der sofortigen ICR. deutliche Vermehrung der Reaktion gibt, ist nach 24 Std. 
eingespritzt nicht mehr wesentlich stärker als die unbestrahlte Kontrolle. Dieselbe Verdünnung, 
die dann aber 8 oder 14 Tage gestanden hätte und von 'neuem bestrahlt wurde, zeigte wieder’ die 
" Vermehrung der Reaktivität im ICR.-Versuch wie unmittelbar nach der ersten Bestrahlung. So- ` 
dann galt noch ein besonderer Versuch der Prüfung, ob Alttuberkulin mit Serum allein ohne Be- l 
„strahlung nicht bereits eine verimehrte Wirkung gab, das bestätigte sich in wiederholtem Versuch, 
jedoch reicht die Sensibilisierung des Tuberkulins durch’ Serum bei weitem nicht an die durch ' 
"Bestrahlung heran. Einen grundsätzlichen Unterschied macht es nicht aus, ob. man als Verdün- 
| nüngsjlüssigkeit Serum oder 0,‘ 99%, NaCl-Lösung oder Aqua dest. nimmt, jedoch ist die. Wir- 
‚bei Anwesenheit: von Eigenserum oder auch normalem Pferdeserum sichtlich stärker: | 
Alttuberkulin ist eine Mischung verschiedener, z. T. unkontrollierbarer Stoffe, neben ‘den. 
. löslichen Tuberkelbazillenstoffen enthält ‘es ‚Stoffwechselprodukte und Bouillon. Im weiteren 
í ‚Ausbau des Versuchs 'nahm ich daher das Partialantigen „L“ in Verdünnungen von 1:10000 . 
auf 1: 100 000 mit Serum, Aqua dest. und ’0 Dh NaCl-Lösung verdünnt. L“ ist das Wirksame 
im-K.ochschen klassischen Meerschweinchenversuch und -besteht lediglich. aus den. löslichen Be- 
standteilen des Tuberkelbazillenleibes ohne Verunreinigungen oder Beimengungen. Die Vermeh- 
rung der Reaktivität im ICR. -Versuch v ‚war grundsätzlich die gleiche wie beim A. T.; nur ist auf- 


t 


` B 
` 


| XXXI, 5,6. Sensibilisierung von_Tuberkulin durch Röntgenstrahlen. / E 787 


fallend, daB das Optimum der Bestrahlungswirkung für L nicht bei 10 Minuten, sondern. bei 
5 Minuten liegt. | 

Es lag nahe, auch die übrigen Partialantigene, MT'bR., A, F. und N zur Prüfung esse 
ziehen, ebenso versuchte ich das intrakutan wenig reaktive, aus der Leprabehandlung bekannte 
Nastin-Deycke’(N.D.). Auch in wiederholtem Versuch ließ sich durch Röntgenbestrahlung. | 
eine Vermehrung der Reaktivität dieser Antigene nicht erzeugen, obgleich z. B. F und N bei ein- 
zelnen Fällen sehr stark reaktiv waren. In der Annahme, daß die Wirkung deshalb nicht eintrat, 
weil diese Antigene Aufschwemmungen fester Teilchen darstellen, bestrahlte ich F,N. und N.D. 
nach Lösung in heißem Chloroform, setzte nach der Bestrahlung Alkohol abs. zu und verdampfte 
unter Kochen das Chloroform, worauf ich den verbleibenden Rest Alkohol in Aqua dest. aufnahm 
und so wieder eine zur Injektion fähige Aufschwemmung herstellte. Aber auch die so verarbei- 
teten Antigene wurden nicht an Intrakutanwirksamkeit erhöht. Es dient, das sei hier nebenbei 
bemerkt, dieser negative Ausfall des Versuches mit als Beweis dafür, daß die Reaktivität von F. 
und N. nicht durch Beimengung von Tuberkulin hervorgerufen sein kann, wie das von Zeit zu 
Zeit immer wieder behauptet wird. Ä 

Von vornherein hatte ich bei dem Grundversuch die biologischen Verhältnisse änter Vol: 
nahme größerer Verdünnungen ynd unter Verwendung von Serum als Verdünnungsflüssigkeit 
nachahmen wollen; nun war es wertvoll, zu erfahren, wie sich konzentriertes Alttuberkulin ver- 
hielt. Zu diesem Zwecke bestrahlte ich konzentriertes A.T. mit 50 mg Radiumelement. 3 Std. und 
das andere Mal 24 Std., und stellte mit diesem A.T. Pirquet-Proben an. Es zeigte sich jedoch kein 
Unterschied zwischen bestrahltem und unbestrahltem A.T. 

Das Menschenmaterial ist nicht so reichlich, wie man es für es Veide haben möchte, da 
sich zu wissenschaftlichen Zwecken nicht jeder gern wiederholt 6—8 ICR.-Quaddeln setzen läßt. 
Ich habe daher Ausschau gehalten, wie man die Prüfung der Sensibilisierung vielleicht in das 
Reagenzglas verpflanzen könnte. Ich versuchte es zunächst mit der Komplementbindung, und hier 
war es möglich, daß die Auswertung des Antigens Ausschläge gab.. Ich setzte die Auswertung so- 
wohl mit in Konzentriertem Zustande bestrahltem A.T. an, das nachher zum Zwecke der Reaktion 
mit Kochsalzlösung verdünnt wurde, als auch mit !/,, verdünntem A.T., das nach der Verdün- 
- nung bestrahlt wurde. Es scheint hier in der Tat ein Ausschlag nach der Richtung hin zu be- 
stehen, daß diejenige Dosis, die die Hämolyse völlig hemmt, beim bestrahlten A.T. geringer ist als 
beim. unbestrahlten, und zwar ist der Ausschlag bei dem vor der Bestrahlung verdünnten A.T. 
bei gleicher Dosis größer als beim konzentriert bestrahlten. Die Annahme aber, daß das bestrahlte 
A.T., das also einen niedrigeren Titer hatte, auch in der Komplementbindung selbst gegen tuber- 
kulin-positive Sera stärkere Bindung erzeugte, hat sich i in wiederholtem Versuche nicht bestätigt. 

Ich habe meine Bestrahlungs- und ICR.-Versuche auch auf andere Stoffe, die erfahrungs- 
gemäß positive Intrakutanreaktionen, z. T. in sehr erheblichem Grade, geben, ausgedehnt: mit 
löslichem Antigen der Coli-Vaccine, mit Diphtherie-Vaceine,; aber hier war ebensowenig eine 
Wirkung zu beobachten, wie bei der Bestrahlung von Typhus- und Paratyphus-Aufschwemmun- 
E gen zum Zwecke der Agglutination im Reagenzglas. Einzig und allein das Vaccineurin gab einen 
sehr ausgesprochenen Ausschlag im Sinne einer kräftigen Vermehrung der Hautreaktion: 
| Vaceineurin-Ampulle, */,, cem, mit NaCl-Lösung verdünnt auf !/,, ccm Symmetrie-App. 

SHS.-Röhre, 0,5 Zn. 23 Abstand, 130 Spannungshärte, 41,5 cm Funkenstrecke. 


Quaddelgröße 
nach 24 Std.Inach 48 Std. 
"1. Kontrolle, unbestwablt | 1,2><1,4 cm | 0,7 >< 0,7 cm 
2. 5 Minuten bestrahlt 2, 7 ><3, 0„ 120x155, 
3. 10 R bestrahlt |35 >40 „ |1,6>x<1,4 , 


Es ist also gelungen, einen toten, biologischen Stoff, einstweilen nur Tuberkulin und Vacci- 
neurin, durch Röntgenstrahlen zu sensibilisieren. Daß diese auffallende Eigentümlichkeit bisher 


en ee N ER ed a E NeT 
(i ' Grr z $ 5 i. . api a æ t . j 
A ‘. PAS E ` 
3 k TER = ae 


738 Re u. 2% ER,  Altatacdt. Pr u EErEE we XXXL 5/6... 


nur hei diesen beiden nachzuweisen’ ist, wird nicht davon: abhalten. ständig such nach ida en. = 


| ‚biologischen Stoffen zu suchen, ob sich bei ihnen nicht die gleiche Wirkung erzielen läßt. Be- 


trachten wir zunächst einmal, zu welchen Überlegungen u uns der Pontine Ausfall. der Tuberkulin- 
und Vaeeineurin-Versuche bringt: Í 
Erstmal wird hier der Beweis erbracht; daf ein 1 toter, , biologiacher Stoft; außerhalb des Zu- 
i ‚sommenhargs mit einer lebendigen Zelle, außerhalb des Tuberkelbazillus und außerhalb des tuber- 
. kulösen Gewebes durch Röntgenstrahlen zu größerer: biologischer Wirkung angeregt werden kann, 

. Im allgemeinen ist man geneigt, biologische Wirkungen mit Röntgenstrahlen durch den Weg. 
über die lebendige Zelle zu erklären; hier sieht man, daß man daran denken. muß, daß bestimmte 
Stoffe in einem Gewebe, das man bestrahlt, sensibilisiert werden können. Es kann daher unter: ` 
Umständen eine fruchtbare Arbeit werden, in einem gesunden oder kranken. Gewebe, sei es Neben- 
niere, Hypophyse, Pankreas oder Granulom, Milztumor, Knochenmark, ‘Sarkom oder Karzinom 
Säfte herauszufinden und zu isolieren, die sich durch Röntgenstrahlen i in sensibilisierendem oder 
| desensibilisierendem Sinne beeinflussen lassen. Der Leeithin-Abbau bzw. djé Cholinbildung dur ch‘ 

Röntgenbestrahlung gehört i in. diese ‚Fragestellung hinein. | | | 

Man’ wird in keiner Weise fehlgehen, wenn man annimmt, daß PIERRE der Röntgen- 
strahlen auf tuberkulöses- Gewebe, besonders aber auch die unmittelbar’ nach der Bestrahlung auf- 
tretenden Erscheinungen, wie Schwellungen in der Gegend der bestrahlten Drüsen, Fieber und ` 
alle Erscheinungen einer örtlichen und allgemeinen Reaktion, die Erweichung, die Auswurfyer- 
mehrung, die Verschlimmerung nach unvorsichtiger Lungenbestrahlung, zum, ‚großen Teil auf die 
| Sensibilisierung des Herdtuberkulins zurückzuführen sind. : Verlaufen doch die Erscheinungen 
völlig unter dem Bilde einer Tuberkulinreaktion, wie wir sie fürchten, und ist doch der historische f 
. Gang der Röntgendosierung genau den jeder Tuberkulinbehandlung gegangen, d. h. Beginn mit 
~ zu großen Dosen und Rückgang bis zu Dosen unterhalb der Grenze, die noch Erscheinungen macht. 

Ganz empirisch ist Hilpert (Strahlentherapie, Bd. XIV) dazu übergegangen, die Röntgendo- | 
sierung genau analog einer T,uberkulinkur vorzunehmen, mit geringsten Dosen beginnend und 
unter ständiger klinischer Kontrolle zu größeren ansteigend. Daß daneben auch Wirkungen. auf 
die Zelle selbst stattfinden, soll gar nicht in Abrede gestellt werden. Ich möchte aber annehmen, 
daß man auf Grund dieser Versuche mit Recht die Hauptwirkung der Tuberkulose-Röntgenbe- 
"handlung auf eine Sensibilisierung des Herdtuberkulins bezieht. Es muß dabei bedacht werden, | 
daß dieses Herdtuberkulin sicherlich anders und ‚komplizierter, vielleicht auch immunisatorisch 
E wirkungsvoller zusammengesetzt ist als das Tuberkulin, das wir als Kunstprodukt einspritzen. 

'Es bekommt so die Auffassung von Much und W. Müller über die Beeinflyssung der Immu- 

` nität durch Strahlen eine a ne (Erg. d: Hyg. 3 Bd. 2, 1917, u. „M. M. Woch., 
` 1915, 41.) 
: "Sind die genannten Uble riähtig, so folgt daraus, daß man die zelluläre Empfind- 
lichkeit, gemessen an der Hautreaktion, zu Dosierungszwecken für die Röntgenbehandlung. vor 
alleın der tuberkulösen Lunge benutzen känn. Es ist einleuchtend, daß die Röntgensensibilisierung 
des Herdtuberkulins mit einer mittleren Dosis, die bei. Schwachreaktiven noch überhaupt keine 
sichtbare Wirkung hervorruft, bei Hochreaktiven: selbstverständlich kräftige, unter Umständen = 
‚erweichende Reaktionen hervorrufen wird. Die Durchprüfung dieser Überlegung wird ein ar 
| DeileToEwur! sein, der ich aus diesen a u | | 


XXXI, 5/6. Über die photographische Intensitätsmessung der Röntgenstrahlen usw. 739 


Aus der Universitätsfrauenklinik zu Berlin (Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Bum m) und dem 
Inst. für Physik der Landwirtschaftl. Hochschule zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. von Baeyer). 


Uber die photographische Intensitätsmessung der Röntgenstrahlen und ihre 
Verwendbarkeit für die Dosierung‘). 
Von 
. Dr. Georg Jaeckel. 
(Hierzu Tafel XXIII, Fig. 1.) 

Den Anstoß zu der folgenden, vor etwa 2 Jahren begonnenen Untersuchung gaben einige 
auffällige physikalische Widersprüche in den bekanntn Arbeiten von Dessauer und Vier- 
heller über die photographische Intensitätsmessung der Röntgenstrahlen an einem Wasserphan- 
tom. Die Aufklärung dieser Unstimmigkeiten war aber auch aus medizinischen Gründen er- 
wünscht, weil die auf Grund jener Messungen gezeichneten Strahlenkegel des Frankfurter Uni- 
versitätsinstituts für die physikalischen Grundlagen der Medizin von sehr vielen Röntgenstationen 
zur exakten Dosierung bei der Tiefentherapie benutzt werden, und weil alle darauf aufgebauten 
Ansichten über die Strahlenempfindlichkeit tiefgelegener Geschwülste mit dieser Dessauer- 
Vierhellerschen Arbeit stehen und fallen. 

Die Dosierung, die heute in den meisten Röntgenstationen angewandt wird, besteht aus 
2 Teilen: der Messung der oberflächlich verabfolgten Dosis und der Berechnung der Tie- 
fendosis; hierzu gebraucht man die vorher unter den jeweiligen Betriebsbedingungen gemessenen 
Dosenquotienten, d. h. die prozentuale Tiefenintensität. Erst mit Hilfe dieser beiden Messungen 
kann man angeben, welche Dosis dem bestrahlten tiefgelegenen Tumor, den Metastasen, der Darm- 
schleimhaut usw. verabfolgt wird. Nun bereitet schon die physikalisch exakte Angabe der Ober- 
flächendosis Schwierigkeiten. Von allen z. Zt. im Handel befindlichen Meßgeräten ermöglicht 
nur der Siemenssche Röntgendosismesser die unbedingt anzustrebende dauernde Messung und 
Aufzeichnung der Intensität während der ganzen Bestrahlungszeit; die Dosierung nach Kilovolt, 
Milliampere und Zeit nach erfolgter einmaliger Intensitätsmessung kann man nur als Notbehelf 
gelten lassen, und auch nur unter gewissen Kautelen (elektrostatisch geschütztes Milliampere- 
meter *), Kontrolle des Kilovoltmeters durch Parallelfunkenstrecke °) usw.). 

Noch weit schlimmer steht es um die Messung der Intensitätsverteilung im Körper. Die 
gewissenhafte Ausmessung der Intensität in vielen hundert Punkten eines Wasserphantoms ist 
sehr zeitraubend und wird durch die Betriebsschwankungen sehr erschwert. Diese Messungen 
können schon wegen der Kostenfrage nur an einer großen Klinik oder einem Forschungsinstitut 
ausgeführt werden. Der Röntgentherapeut wird also im allgemeinen die von anderen ausgeführ- 
ten Standardmessungen über die Intensitätsverteilung im Körper unter denselben Betriebsbe- 
dingungen auch für seine Apparatur als gültig annehmen und aus der verabfolgten Oberflächen- 
dosis die Tiefendosis an der Stelle des Karzinoms berechnen. 

Und hier beginnt nun das große Leid: die beiden gebräuchlichen Standard- 
messungenzeigenganzerhebliche Unterschiede, so daß man zu ganz verschie- 
denen Ansichten über die Tiefenwirkung der Röntgenstrahlen und die Strahlenempfindlichkeit 
der Tumoren kommt, je nachdem welche Messungen man zugrunde legt. 

Tabelle 1 gibt eine Gegenüberstellung der Intensitätsmessungen im zentralen Strahlenkegel 
nach Dessauer-Vierheller*) (Filmmethode) einerseits und Friedrich und Kör- 
ner‘) (Ionisationsmethode) andererseits, die unter fast denselben äußeren Bedingungen gemacht 


1) Vortrag vor der Berliner Röntgenvereinigung 24. Mai 1923. 

2) Jaeckel, Röntgenkongreß 1922, Vortrag 78. 

3 Sippel u. Jaeckel, Münchener Medizinische Wochenschrift 1923, S. 1191. 
1) Strahlenther. XII (1921), S. 17, Tabelle 6. 

6) Strahlenther. XI (1920), Heft 3. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 94 


Jaeckel. 


XXXI; 5/6. 


740 :. ner 
wurden. (Die Intensität i in 19 cm a Tiefe ist für die Tonisationsmethode nach eigenen Messungen K 
eingefügt.) u, | 
| Tabelle. 
ee, oo „Friedrich u. Körner | Dessauer u. Vierheller 
- Spannung . 180. 181.5 Kilovolt 
Filter . 1 mm Cu 0.8 mm Cu + 1 mm Al 
..Feld = 20 >< 20 | 18 x 24 
u ; Fokys-Haut-Abstand ` ..80 cm | 30 em 
, Tiefe: Intensitäten: 
0 ‚100 | 100 
1 94.8 90.5 
2 88.8 81.5 
3 u 81.5 74.8 
4 p 74.5 16.5 
% ! i 8 i 62.53 60.0 
6 60.0. 55.0 
7 52,4 91.0: 
8 45.5 47.5 
y 39.0 45.0 
‚lu 33.6 43.0 


Man sieht: die Dessauerschen Werte bleiben hinter denen Friedrichs zunächst zurück, um " 
sie dann in mehr als 7 cm Tiefe ganz auffallend-zu überholen. Es scheint also bei'der photogra- 
phischen Methode Dessauers ein systematischer Fehler vorzuliegen, der mit wachsender Tiefe zu 
hohe Doseiiquotienten vortäuscht, während die verhältnismäßig zu hohen Intensitätswerte in 1 bis 
5 cm Tiefe bei der Ionisationsmethode sich dadurch erklären können, daß die Ionisationskammer 
mit 1—2 cm Durchmesser Wasser verdrängt, so daß die zwischen Röntgenroh ır und Kammer ge- 
legene absorbierende Wasserschicht geringer ist als der Distanz Wasseroberfläche—Kammermitte 
entspricht; dieser Fehler der großen Ionisationskammer macht sich vornehmlich in ger ingen 
_ Wassertiefen bemerkbar. 

` Auch die mit anderen Methoden ausgeführten neueren Messungen der Tiefenintensität 

nach Glocker, Rothacker und Schönleber'), Wintz?), Holfelder?) zeigen be- 
trächtliche Abweichungen von den D essa uer schen Resultaten und sprechen mehr für die Rich- 
tigkeit‘ der Ionisationsmessungen. Aber man braucht nicht einmal so weit zu gehen: in der Ar- 
beit: von Dessauer und Vierheller*) findet sich eine Gegenüberstellung von eigenen In- 
tensitätsmessungen. nach der photographischen und nach der Ionisationsmethode, die sicher als 
 Vergleichsmessungen unter absolut gleichen Bedingungen ausgeführt sind. (Tabelle 2). Die letzte 
Zeile dieser Tabelle ist vom Verfasser. hinzugefügt. 


Bi Tabelle 2 
Tiefe 0 5 10 15 19 cm 
Ionisationsmethode ` .100 46.5 30 14.0 5.0 
Filmmetmeihode 100, 52 39 20", 7 1041 
‘Unterschied absolut ` ' NG, 5.5 9 6 5.1 
43 102 h 


Unterschied in Prozenten. -0 12 - 80 


t 


Dessau er stellt‘ ‚fest, daß der Unterschied nur höchstens '9°/, beträgt, und schenkt ihm 
weiter keine Bedeutung. Die: Differenz erscheint aber nur so.klein, weil sie entgegen dem Brauch 


` 


in Prozenten der großen Oberflächenintensität 100 an gegeben wird. Hätte Dessauer jedoch — 


wie.es in: der. Physik üblich ist — den Unterschied in Prozenten vom absoluten Betrag der ge- 


. 1) Strahienther. XIV (1922), S. 389. 
2) „Fortschritte“ 29 (1922), S. 58086. 
. 3) Klinische Wochenschrift 2 (1923), S. 154. 
Ä 3). Zschr. f. Physik 4 (1921), S. 141. 


! 


ame Aa S aAa a Gre aa 


XXXI, 5/6. Über die photographische Intensitätsmessung der Röntgenstrahlen usw. 741 


messenen Größe angegeben, so hätte er unbedingt 
eine systematische, mit der Tiefe 
ständig wachsende Abweichung er- 
kennen müssen. 

Welche praktische Bedeutung die Differenz 
hat, zeigt die folgende Tabelle 3, in welcher die 
verabfolgten Dosen in 5 Punkten eines Wasser- 
phantoms von rechteckigem Querschnitt 20X40 
cm verzeichnet sind bei Verabfolgung von 1 Vor- 
der-, 1 Rückenfeld und 2 Seitenfeldern von 20X20 
cm Feldgröße, 30 em FHA, 180 kV, Filter 1 mm 
Cu; links sind die Film-, rechts die Ionisations- , 


Fig. 1. 
messungen nach Tabelle 1 angegeben. (gibt einen Querschnitt durch das Bestrahlungsfeld). 
Tabelle3. 
Dosis in Punkt 1 2 08 4 5 
l. Bestrahlung vn A 100 00 ° —-—- =— 128 6 — — — — 430 33.6 
2, : > B 64 3 100 100 64 3 — — —— 128 6 
g. k SC 128 6 — — -- 100 10 —— — 43 33.6 
4. i „a D 64 I 0 —-— —- - — 64 3 100 100 12.36 
Gesamtdosis 125 112 100 100 100 125.6 112 100 111.6 69.2 
Punkt5 111.6 79.2 


Dosenquotient Pukı 56” 89 9), bzw. 112 = T o 


Wenn man die bei allen 4 Bestrahlungen verabfolgten Dosen summiert, so erhält man in der 
Körpermitte 112°/, bzw. 79°/, der bei der ersten Bestrahlung auf das Vorderfeld verabfolgten 
Dosis. Das ist aber nicht der wahre Gesamtdosenquotient, wie leider vielfach angenommen wird. 
Denn man muß bedenken, daß auch das Vorderfeld bei allen 4 Bestrahlungen merkliche Dosen 


erhält, die sich zu 125,6 bzw. 112 summieren, so daß also der wahre Dosenquotient für den Mittel- 


punkt des Phantoms nach der Filmmethode 89°/,, nach der Ionisationsmethode 7 1% wäre Ein 
gewaltiger Unterschied! 

Weit einfacher als durch diese rohe Vergleichsrechnung kann man sich an Hand der Ta- 
helle 2 schon durch eine summarische Betrachtung davon einen Begriff machen, wie die nach 
den Dessauerschen Messungen berechnete, mit 4 Großfeldern verabfolgte Dosis sich ändert, 
wenn man überall in i0 cm Tiefe die Intensitätsangaben im Verhältnis 30 : 39 verringert. 
Man sieht. daß der schöne Traum einer homogenen Durchstrahlung des ganzen Körpers 
mit 4 Großfeldern aus 30 cm Abstand nur geträumt werden kann. wenn man nach der Film- 
methode die hohen Dosenquotienten in 10cm Tiefe mißt. Nach der Ionisationsmethode da- 
gegen erhält man bei Bestrahlungen aus 30 em Entfernung in der Körpermittenur 71°, 
der Oberflächengesamtdosis, also einrechtempfindliches Minimum! Man kann da- 
nach, wenn ınan die Haut nur bis zum Erythem bestrahlen will, nur diejenigen tiefgelegenen Kar- 
zinome zum Verschwinden bringen, die bei 71°/, der HED zurückgehen. Es ist daher ratsam, 
durch direkte Bestrahlung des Karzinoms mit Radium oder mit weichem Strahlengemisch von der 
Scheide aus mit Bleiglastubus das Minimum der Dosis auszugleichen. Daher erklären sich die 
besseren Erfolge der kombinierten Radium-Röntgenbehandlung in unserer Klinik gegenüber der 
reinen Großfeldermethode Dessauer-Warnekros. 

Das Nebeneinanderbestehen zweier Meßmethoden, von denen die eine sicher falsch sein muß, 
ist für die Tiefentheräpie äußerst störend. In dem Wettstreit, welche Instrumentarien die höchste 
Tiefenwirkung haben, werden die Firmen einen ungerechtfertigten Vorsprung haben, welche ihre 
Dosenquotienten nach Dessauer-Vierheller photographisch messen. Und in den biolo- 
gischen Arbeiten werden sich ganz verschiedene Angaben über die Strahlenempfindlichkeit tiefge- 
legener Tumoren finden, je nachdem, ob der Forscher die Tiefenwirkung nach der Ionisations- 


messung oder mit den ihrer Übersichtlichkeit wegen sehr viel benutzten Dessauer schen Strah- 


94* 


742 | Jaeckel. XXXI, 5/6. 


lenkegeln berechnet hat. Wissenschaft und Technik haben also gleich großes Interesse an der Ent- 
scheidung des Streites, welche Meßmethode zu verwerfen ist. 
Die folgende Arbeit geht den Fehlern der Filmmethode nach und komit zu dem Schluß, 
daß sie für eine richtige Ermittelung der Intensitätsverteilung in der Tiefe ungeeignet ist. 


Die Filmmethode. 


Dessauer und Vierheller*) benutzten bei ihren Versuchen ein Wasserphantom vo: 
64 cm Länge, 43 cm Breite und 20 cm Höhe, in dem photographische Films in den verschieden- 
sten Höhen ausgespannt waren. Dieses Wasserphantom, das lichtdicht eingeschlossen wurde, be- 
strahlten sie wie einen Patienten mit gefilterter Röntgenstrahlung. Dem Wasser gaben sie gleich 
einen Entwicklerzusatz, so daß die Films während der Bestrahlung gleichmäßig entwickelt und 
geschwärzt wurden. Aus dem Grade der Schwärzung schlossen sie auf die Intensität vermdpe einer 
empirischen Skala. 

DieMethodehatsi Sl 2 die jut denenen Biiekibetechen: 

1. Das Meßgerät ist klein. 

2. Die Betriebsschwankungen sind ausgeschaltet, weil alle Films gleichzeitig belichtet 
werden. | | 

3. Fehler durch verschiedene Temperatur und Konzentration des Entwicklers sind ver- 
mieden. | k | 

4. Die gleichzeitige Bestrahlung aller Films bedeutet eine große Röhrenersparnis gegenüber 
der punktweisen Ausmessung eines Wasserphantoms nach der Ionisationsmethode. _ | 

5. Die Meßergebnisse sind als Schwärzungen verschiedener Stärke auf den Filmstreifen 
konserviert; man kann sie zu beliebiger Zeit auswerten. 

Wir werden aber bei- kritischer Untersuchung sehen, daß neben diesen Vorzügen so viele 
Fehler der Filmmethode vorhanden ind, daß sie für die Ermittelung der Intensitätsverteilung 
im Körper unbedingt zu verwerfen ist. 


DieFehlerderFilmmethode. 


1. Diezufälligen Fehler durch 
ungleichmäßige Schichtdicke und Schleierschwärzung. 


Der Vorzug, daß bei der Filmmethode die Betriebsschwankungen durch gleichzeitige Be- 
lichtung aller Films ausgeschaltet werden, wird vollkommen ausgeglichen durch die Unregel- 
mäßigkeiten der photographischen Schicht. Man macht bei der Filmmethode denselben Fehler, 
als ob man bei einer Ionisationsmessung zur Vermeidung von Betriebsschwankungen mit sehr 
vielen Kammern gleichzeitig mißt, deren Volumina nur ungefähr z. B. auf + 5°/, übereinstim- 
men. Die Unregelmäßigkeiten der Schicht machen sich schon — wie jedem Photochemiker be- 
kannt ist — innerhalb einer einzelnen Platte bemerkbar, weit stärker aber noch zwischen ver- 
schiedenen Platten und Films. 

"Aber auch abgesehen von diesen unkontrollierbaren Unregelmäßigkeiten der Schicht kann 
die photographische Intensitätsmessung einer Strahlung nur dann Anspruch auf Exaktheit ma- 
chen, wenn man an jeder Stelle die — lediglich durch die Entwicklung hervorgerufene — 
Schleierschwärzung von der Gesamtschwärzung abzieht. Bei der Photometrierung von Spektral- 
linien stellt man daher unmittelbar neben der Spektrallinie stets die Schleierschwärzung fest und 
gelangt nur so zu einer Meßgenauigkeit von + 1°/,, die der Einstellungsgenauigkeit des Mikro- 
photometers entspricht. — Bei der Bestimmung der Intensitätsverteilung in einem Wasserphan- 
tom ist aber eine Feststellung der lokalen Schleierschwärzung ganz unmöglich; denn eine Ab- 
deckung von Filmteilen mit 5 mm starkem Blei, wie sie zum Schutz gegen die harte Röntgenstrah- 
lung erforderlich wäre, würde die ganze Intensitätsverteilung in dem bestrahlten Wasserphantom 


1) Phys. Zsehr. 21 (1920), S. 171, 512, Zschr. f. Physik 4 (1921), S. 131, Strahlenther. 12, (1921), S. 1. 


XXXI, 5/6. Über die photographische Intensitätsmessung der Röntgenstrahlen usw. 743 


derartig stören, daß Dessauer und Vierheller sie unbedingt nicht vornehmen konnten. 
Auch stößt die Entwicklung der also geschützten Filmstelle, die ja unter absolut den gleichen Be- 
dingungen erfolgen muß wie die der geschwärzten Filmstellen, auf Schwierigkeiten. 

Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß Dessauerund Vierheller bei ihren Messungen 
den Entwicklungsschleier garnicht berücksichtigt haben. Das würde eine 
in allen Tiefen ungefähr gleich große zusätzliche Schwärzung bedeuten, die mit wachsender Tiefe 
prozentual mehr ausmacht. Es würde sich z. B. bei einer Schleierschwärzung, welche allenthalbeu 
eine Erhöhung der Intensität um 10°/, der Oberflächenintensität vortäuscht, statt der wahren 
Intensitätsstufen in % 5, 10,15, 19 cm Tiefe 


100 46,5 30 14 5 
die fehlerhaften Intensitätsstufen 
110 56,5 40 24 15 
also die falschen Dosenquotienten 
$ 100 51 36 22 14°), 


ergeben. — Das könnte ebenso den mit der Tiefe wachsenden Unterschied zwischen den Ionisa- 
tions, und Filmmessungen in Tabelle 2 erklären, als auch die von Holfelder?) gerügte Tat- 
sache, daß bei den Dessauerschen Strahlenkegeln im Gegensatz zu den biologischen Erfah- 
rungen und den Holfelderschen Ionisationsmessungen erhebliche Oberflächenintensitäten 
außerhalb des Bestrahlungsfeldes erscheinen. 

Aber selbst wenn dieser schwere Fehler vermieden und eine irgendwie bestimmte mittlere 
Schwärzung in Abzug gebracht worden ist, so bleiben diedurch Abweichungen von 
der mittleren Schwärzung hervorgerufenen örtlichen Fehler. Diese be- 
trugen bei 15 von Friedrich und Koch?) benutzten Röntgenplatten im Mittel + 6,3°|, 
(+ 3,8°/, bei 10 als gut, + 11°/, bei 5 als „typisch schlecht“ bezeichneten Platten) bei absoluten 
Schwärzungen von 0,85 bis 1,7. Bei einem von mir benutzten doppelt gegossenen Film betrugen 
sie + 9°/, bei einer absoluten Schwärzung von 1,5. Die Angabe von Dessauer und Vier- 


. heller, daß sie eine Meßgenauigkeit von + 2°/, erzielt haben, wird sich also wohl auf die Er- 


reichung dieser anerkennenswerten Meßgenauigkeit bei der Schwärzungsbestimmung derselben 
Filmstelle beziehen. Bei der Feststellung der relativen Schwärzung von Teilen aus verschiedenen 
Films muß sich aber wegen der Unregelmäßigkeiten der Schicht und des Schleiers unbedingt ein 
höherer Fehler ergeben. 


2. Fehler der Intensitätsskala. 


Aus der Schwärzung kann man auf die Intensität nur schließen, wenn man eine Schwär- 
zungsskala ınit bekannten Intensitäten benutzt. Diese Schwärzungsskala muß — um streng richtig 
zu sein — in demselben Entwickler und gleich lange entwickelt werden wie der zu untersuchende 
Film. Wir wollen — in dubio — annehmen, daß hei jedem von Dessauerund Vierheller 
angestellten Versuch jedesmal eine neue Intensitätsskala aus demselben Film 
angefertigt und unter absolutem Schutz gegen Röntgenstrahlen in demselben Gefäß gleich lange 
mitentwickelt wurde. Auch dann noch sind Einwände gegen die benutzte Intensitätsskala zu 
machen. 

Dessauer und Vierheller benutzten 2 Skalen: die eine war durch versehen lange 
Belichtungen in der gleichen Entfernung vom Röntgenrohr hergestellt, die andere durch gleich 
lange Belichtung in verschiedenen Entfernungen vom Röntgenrohr. Die erste Skala wird durch 
die Betriebsschwankungen des Röntgenrohres, die bei einem mit Netzspannung betriebenen Hoch- 
spannungsgleichrichter beträchtlich sein können, mit Fehlern behaftet und ist auch nur erlaubt 
bei strenger Gültigkeit des Bunsen-Roscoeschen Gesetzes, daß die Schwärzung eine Funk- 


1) Holfelder,l].c.S. 156, 157. 
2) Annalen der Physik 45, S. 408 (1914), berechenbar aus Tabelle 3 u. 4. 


744 ze Jaeckel. | XXXIT, 5/6. 


tion des Produktes Intensität x Zeit. Eine genaue Nachprüfung dieses Gesetzes für die benutzte 
. harte Röntgenstrahlung ist aber bisher noch nicht erbracht. Für weiche Röntgenstrahlen von 
0,47 bis 1,1 Angström ist vor 2. Jahren von Glocker und Traub?) das Schwärzungsgesetz zu 
S.—: f (I.t99%) ermittelt worden, was bei Intensitätsverhältnissen 1 : 10 schon etwa 5°/, Ab- 
weichung von dem von Dessau er benutzten einfachen Gesetz S — f (].t) bedeutet. 

Die andere empirische Skala von Dessauer und Vierheller wird aber unbedingt da- 
durch fehlerhaft, daß die durch Streustrahlung von den Wänden hervorgerufenen Beiträge zur 
Gesamtintensität keineswegs mit dem Quadrat der Entfernung von der Röntgenröhre abnehmen. 
‘Daß die Streustrahlung von den Zimmerwänden aber einen merkbaren Beitrag zur Gesamt- 
- strahlung liefert, wird in der Arbeit von Dessanerund Vierheller selbst berichtet 2). Diese 
ganz unkontrollierbare Streustrahlung muß eine unbestimmte zusätzliche Schwärzung geben 
und’ daher die empirische, nach dem quadratischen Gesetz berechnete Intensitätsskala verderben. 
| Gegen die Benutzung beider Intensitätsskalen läßt sich aber auch noch der Einwand er- 
heben, daß man nicht ohne weiteres eine vor der Entwicklung belichtete mit einer 
wä hrendderEntwicklungbelichteten Skala vergleichen darf. Bei der Kompliziert- 
heit des Entwicklungsvorgangs kann das auch noch bedenkliche Unterschiede ergeben. 


- 3.MeBfehlerdurch Streustrahlungvonden Wänden. 


. Wie schon oben erwähnt, berichten Dessauer und Vierheller: ‚Bei Einhüllung des 
Wasserphantoms in Blei (von 4 Seiten und von oben außer der Einfallsöffnung) änderten sich 
die relativen Werte nicht, dagegen waren die Absolutwerte im allgemeinen etwas geringer, ein 
Zeichen dafür, daß auch vom Außenraum gestreute Strahlung in das Wassergefäß eindringt.“ 
Das ist aber nicht gut miteinander in Einklang zu bringen, denn die Streustrahlung von den 
Zimmerwänden wird hauptsächlich von den Seiten in das Wasserphantom eindringen und muß 
deswegen im Zentralstrahl ungefähr gleichviel absolut, also in großen Tiefen prozentual mehr 
‘ausmachen. — Bei den zahlreichen anderen Fehlerquellen der Filmmethode wird aber wahr- 
` scheinlich ein derartiger feiner Unterschied nicht erkennbar sein. — Immerhin ist die von Des- 
sauer selbst zugegebene Streustrahlung von den Zimmerwänden ein Argument mehr für die 
Erklärung der hohen Dosenquotienten in großen Tiefen. z 

Die Folgen der zahlreichen zufälligen und systematischen Fehler kann man bei aufmerk- 
samer Betrachtung leicht aus den verschiedenartigen Krümmungen der Isodosen 30, 25, 20, 15, 
12,5 in Abbildung 28 auf S. 32 der Dessauer-Vierhellerschen Arbeit in der „Strahlen- 


| Abbildung a (aus der Arbeit von Dessauer 
Längsschnitt 24 cm und Vierheller, 
Es: Strahlenther. Bd. XII (1921). 
| Intensitätsverteilung bei folgenden Be-., 
dingungen: Fürstenau-Coolidge-Röhre mit 
Wolfram- oder Platin-Antikathode; Trans- 
formatorscheitelspannung ca. 180 kV; 
Klemmenspanuung an der Röhre (wegen 
der Nadelschalterverluste) 162,5 kV; Be- 
lastung bis zu 2.0 mA; Filter: 0.5 Cu + 
‘1.0 Al; Fokus-Haut-Abstand 30 cm; Ein- 
' fallsfeld auf der Haut 18 >x 24 cm; Ent- 
ladungsform:Hochspannungstransformator 
mit Nadelschalter (gemessen mit Intensiv- 
| | Reform-Apparat) 
therapie“ erkennen.. Man sollte erwarten, daß die Kurvenformen sich stetig ändern, daß die Iso- 
dose. 20 z. B. die Mitte hält zwischen den Isodosen 15 und 25; statt dessen drängt sie sich in der 
` Mitte an die Isodose 25, seitlich davon an 15; umgekehrt benimmt sich die Isodose 12,5 zwischen 


ihren Nachbarn 15 und 20. Das ist ein deutliches Zeichen für Meßfehler. 


1) Physikalische Zeitschrift 22 (1921), S. 345. 
3) Zeitschr. f. Physik 4 (1921), S. 143. 


Ä 
| 


XXXT, 5/6. Über die photographische Intensitätsmessung der Röntgenstrahlen usw. 745 


4. Der Einfluß der Strahlenrichtung auf die Schwärzung. 


Die bisher festgestellten Fehler der Filmmethode können denen entgehen, die sich noch 
nicht viel mit photographischer Intensitätsmessung befaßt haben, oder die nur flüchtig die 
betr. Arbeit von Dessauer und Vierheller gelesen haben. Der folgende Trugschluß 
ist aber äußerst auffallend: " 

Dessauer und Vierheller geben an‘), daß sie bei einem ebenen Film, der senkrecht 
zum Zentralstrahl ausgespannt war, nach dem Rande zu merklich zu hohe Intensitäten festge- 
stellt hätten; sie erklären sich diese Erscheinung so, daß die schräg auffallenden Strahlen einen 
längeren Weg in der Schicht zurücklegen, also mehr Silberteilchen treffen und infolgedessen 
stärker schwärzen als der senkrecht auftreffende Zentralstrahl. Zur Vermeidung dieses Fehlers 
spannen sie ihre Films auf Kreisbögen, die den Fokus der Röntgenröhre zum Mittelpunkt haben. | 

Wenn Dessauer und Vierheller mit ihrer Beobachtung Recht hät- 
ten. dann wäre die Abhilfe zwecklos und die Filmmethode absolut un- 
brauchbar. Denn wir wissen aus den Uutersuchungen von Friedrich und Körner — 
ja selbst aus der Arbeit von Dessauer und Vierheller geht es hervor —, daß bei einem 
großen Bestrahlungsfeld und extrem harter Strahlung in 10 cm Tiefe ca. 80°, der Intensität 
auf Streustrahlung zurückzuführen sind, und gegen alle Streustrahlen können die 
Films nicht senkrecht gestellt werden. Da die Streustrahlen aber — wie 
aus der Zunahme der Dosenquotienten beim Übergang vom Kleinfeld 8X 8 zum Großfeld 20X20 
hervorgeht — zum großen Teil schräg durch die Schichthindurchgehen, müß- 
ten sie nach Dessauer stärker schwärzen, als ihrer Intensität ent- 
spricht, und daher müßten sich mit wachsender Tiefe infolge Zunahme des 
Streustrahlenzusatzeszuhohe Intensitäten ergeben. 

Ihre eigene Erklärung der beobachteten Erscheinung hätte Des- 
sauerund VierhelleralsofolgerichtigzurAufgabeihrer Methodebrin- 
gen müssen. | 


5. mm Blei- 
blende 


5 
f 
7 


N 


n AUIIILLLISLLLLLIL ILEA, 


SLLLS PLAS a 


Fig. 2. Fig. 8. 


Nun ist aber bei richtiger Überlegung gar nicht einzusehen, weswegen die Schwärzung 
von der Einfallsrichtung der Röntgenstrahlen abhängig sein soll. — Der Weg in der Schicht ist 
bei schrägem Einfall (Einfallswinkel a) zwar im Verhältnis AB : CD = cosa länger, und in- 
folgedessen werden von einem solchen Strahl mehr Bromsilberteilchen getroffen als bei senk- 
rechter Inzidenz. — Aber ein Strahlenbündel von bestiimmtem Öffnungswinkel-p muß sich da- 
für bei schrägem Einfall auf eine im Verhältnis EA: FA=1:cos « größere Fläche ausbreiten 


1) Zeitschr. f. Physik 4 (1921), S. 137. 


746 o | |  Jaeckel. e | Ä XXXI 576; 


als hei senkrechlem Einfall, so daß also die auf die Flächeneinheit berechnete Intensität gerade im 
Verhältnis 1 : cos æ kleiner ist als bei senkrechtem Einfall in der gleichen Entfernung. Dieser 
Effekt muß also den von Dessauer und Vierheller erwähnten gerade 
kompensieren, so daß in derselben Entfernung vom Röntgenrohr pro gem Film gleich- 


viel. Biomsilberteilchen getroffen werden, ganz unabhängig vonder `’ 


Einfallsrichtung der Röntgenstrahlen. 

Da nun eine theoretische Überlegung allein für viele nicht zwingend ist, wurde der fol- 
gende Versuch ausgeführt, um den Einfluß der Einfallsrichtung festzustellen : 

Ein doppelt gegossener Film (18X24 cm) wurde zu einem Zylinder von 18 cm Höhe und 

22 cm Umfang gerollt, so daß seine Enden 2 cm weit übereinander griffen; die Enden dieser Rolle 
wurden mit Reißnägeln an 2 kreisförmigen Holzscheiben befestigt, die koaxial von außen gehal- 
ten und an einer gemeinsamen hölzernen Fußplatte befestigt waren. Das Gerät war in einer 
..grofßen lichtdichten Pappschachtel untergebracht und wurde aus einer Entfernung von 50 cm 
“von der Filmoberfläche mit gefilterten Röntgenstrahlen 4 Minuten lang belichtet (Veifa In- 
tensiv-Reformapparat, 200 kV, 2 mA, Coolidge-Rohr, Filter 0,8 mm Cu + 1 mm Al). 

Diese Anordnung bot den Vorteil, daßallemöglichenEinfallsrichtungenauf 
demselben Film vorkamen, so daß NE ENR EERE ausgeschaltet wurden; auch 
waren keine Streustrahler in der Nähe. 

= NachDessauerund Vierheller wäre zu erwarten, daß an das Stellen strei- _ 
fender Inzidenz (C und D in Figur 3) eine ungewöhnlich hohe Schwärzung 
-` auftritt. Die Betrachtung des ausgespannten entwickelten Films (Fig. 1 auf Tafel XXIII) 
zeigte aber, daß die Schwärzung von der Mitte des Films, die der Röntgenröhre bei der Bestrah- 
lung am nächsten lag, ganz allmählich nach den Filmenden zu abnahm. An den Stellen 
streifender Inzidenz zeigte sich sogar — ganz im Gegensatz zu Dessauer und Vier- 
hellers Interpretation — eineauffallende Aufhellung von etwa 1 mm Breite, und, 
'3,7 ram davon entfernt, eine weitere 0,5 mm breite scharfe Aulnelung. > = 

_ Die Erklärung dieser Pen ist: 

Bei fast streifender Inzidenz ist der Weg der Rönt- 
genstrahlen in der Schicht so lang, daß die einfallende 
Strahlung fast vollkommen durch Absorption und Streu- 

ung von den tiefergelegenen Stellen der Schicht ferngehal- 
ten wird. Dadurch ergibt sich eine Aufhellung bei C auf 
der äußeren, bei E auf der inneren Schicht des doppelt ge- . 
gossenen Films (Figur 4), die bei der Durchsicht beide zu- 
sammenfallen, und drittens eine Aufhellung bei G auf der 
äußeren Schicht, entstanden durch die Schattenwirkung 
der ‘inneren Schicht, da, wo sie streifend durchstrahlt 

wird. 

Der Abstand. GE der beiden Aufhellungen berech- 
net sie entsprechend dieser. Erklärung aus dem Radius 
r = 35 mm und der Filmdicke CE = 0,2. mm zu 


GE = y (GM)? — (Em = y (35 F027 — 85? — Yi4 = 8.7 mm. 
übereinstimmend mit dem Experiment. Ein zweiter Beweis für die Richtigkeit dieser Darling 
ist, daß beim Ablösen der inneren Bromsilberg gelatineschicht vom Film beide Aufhellungen er- 
halten bleiben, beim Ablösen der äußeren Schicht dagegen nur der breite Streifen. 

Dieser Versuch lehrt — im Gegensatz zu Dessauer und Vierheller —, daß. 
Strahlen mit großem Einfaliswinkel (fast 90°) sehr wenig: Schwarzen, 
da sie nicht die ganze Schicht durchdringen, daß im übrigen aberdie 

Schwärzung vonder i e a N a unabhängig ist. 


selektiv arbeitenden Intensitätsmessers. 


XXXI, 5/6. Über die photographische Intensitätsmessung der Röntgeustrahlen usw. 747 


5. Die Sekundärstrahlung der photographischen Schicht. 


Weiter lehrt dieser Versuch, daß die Filmrolle an der der Röntgeuröhre abgewandten Seite 
an der Stelle, wo die Filmendeh 2 cm weit übereinandergreifen, eine 
auffallende Erhöhung der Schwärzung aufweist, die bei einer Aufnahme 
einer Intensitätserhöhung gegen die Nachbarschaft um 38°/, entsprach. Die Schwärzung war 
also hier stärker als in der Mitte des Films, die der Strahlenquelle 7 cm näher war. 

Diese starke Erhöhung. der Schwärzung trat nur auf dem vom Fokus gerechnet unteren 
Film auf, der also durch den aufliegenden anderen Filmrand sogar gegen die direkte Bestrahlung 
besser geschützt sein sollte; in dem aufliegenden Film war sie weit schwächer. 

Dieses Versuchsergebnis zeigt, wie falsch es ist, 2.Röntgenplatten miteinan-. 
der zu vergleichen, indem man sie, Schicht auf Schicht gelegt, be- 
strahltundgemeinsamentwickelt. Dieses vonSchleußner') und anderen einge- 
schlagene Verfahren des Plattenverglefchs ist bei harten Röntgenstrahlen absolut unstatthaft. 

Ebenso wurde eine bedeutende Erhöhungder Schwärzunganden Stellen 
eines anderen Films erhalten, die mit einer 0,05 mm starken Kupferfolie 
gegendieRöntgenstrahlenabgedeckt waren. | 

Das Versuchsergebnis erklärt sich so: In der Kupferfolie und in dem Silber der photogra- 
phischen Schicht löst die direkte Bestrahlung nicht nur eine Streustrah- 
lung der gleichen Wellenlänge, sondern auch eine bedeutend weichere Se- | | y Y 
kundärstrahlung aus, die überwiegend unter geringen Winkeln mit der l} | 
einfallenden Strahlung ausgesandt wird (Figur 5). Da diese Sekundär- | | 
strahlung weicher ist als die harte Primärstrahlung, wird sie auch im — w v 
Film stärker absorbiert. Hier zeigt sich der große Nachteil des FE 

Ig. 5. 

Wir können hieraus zwei wichtige Schlüsse ziehen: 

1. Wird die Schicht verdoppelt, so verdoppelt sich bei Bestrahlung mit harten Röntgen- 
strahlen nicht die Schwärzung, sondern sie steigt noch stärker an, entsprechend dem Zusatz von 
Sekundärstrahlen aus der obersten Schicht. (Das steht nicht in Widerspruch mit der oben be- 
richteten Aufhellung der streifend getroffenen Filmstellen; denn bei diesen kann die Sekundär- 
und Streustrahlung nach den Seiten ungehindert austreten.) | | 

2. Spannen wir in einem Wasserphantom mehrere Films übereinander in 1 cm Abstand 
und belichten von oben mit harten Röntgenstrahlen, so müssen die tiefergelegenen Films unver- 
hältnismäßig mehr Sekundärstrahlen erhalten als die oberen, und — wegen der stärkeren Ab- 
sorption dieser Sekundärstrahlen — weit stärker durch die Sekundärstrahlen geschwärzt'werden, 
als deren Intensität entspricht. Das erklärt die Überschätzung der Tiefenwirkung 
nach der Dessauer-Vierhellerschen Filmmethode. | | 

Es zeigt aber auch, wie sehr sich für eine photographische Intensitätsmessungen die Ver- 
hältnisse komplizieren, sobald die Sekundärstrahlung des Silbers angeregt wird. Das muß zur 
Vorsicht mahnen bei allen photographischen Intensitätsmessungen von harten Röntgenstrahlen, 

æ -Strahlen und -Strahlen hoher Geschwindigkeit. 


6. Der „Nachbareffekt“ am Rande des Bestrahlungsfeldes. 


Unser Versuch zeigte, daß eine Richtungsabhängigkeit in dem von Dessauer und Vier- 
heller vermuteten Sinne nicht besteht; also muß die stärkere Schwärzung am Rande des Be- 
strahlungsfeldes eine andere Erklärung haben. Auch unser Film zeigt?), wenn er in Richtung 
der Zvlinderachse durchphotometriert wird, am Rande des Bestrahlungsfeldes merklich höhere 


1) ‚Die Umschau“, 26, S. 561 (1922). 
2) Für die mikrophotometrische Ausmessung meiner Films bin ich Herrn Dr. Kohlschütter 
vom Astrophysikalischen Institut in Potsdam zu großem Danke verpflichtet. 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 95 


as E n “Jaka a EEE, XXXI, 5/6.- 
Schwärzungen, entsprechend etwa a Intensität, obwohl die Intensität dort wegen des etwas 
‚größeren Abstandes vom Fokus der aa gonger sein müßte als in der Mitte. 


Sch wärzung: 


TURE - = fr 
Milte. et Ran ;- 
Fig. 6.. . 
Schwärzungen in der Mitte und -àm Rande des Bestrahlungafeläes bei 
= nahezu gleichem Fokusabstand. o = photometrierte Schwärzungen. 


Die Erklärunghierfüristreinchemisch: Es ist der „Ñachbareffekt“ der un- 
-  belichteten Stelle, der von: Professor Dr. Eberhard!) näher erforscht wurde. 
| Eberhard fand, daß bei gleich starker Belichtung verschieden: großer Felder die klei- 
neren stärker geschwärzt wurden als die großen, und daß bei großen, gleichmäßig belichteten Fel- 
deru der Rand stärker geschwärzt wird als die Mitte. Diese — „Nachbareffekt“ genannte — Er- 
scheinung tritt auf bei allen organischen Entwicklern, und ist desto stärker, je schwächer der 
Entwickler, je dicker die Schicht und je länger die Entwicklungsdauer: alles gun, die 

bei der Dess auer schen Filmmethode weitgehendst erfüllt sind. 
| Die Erklärung dieses Entwicklungseflektes ist nach Eberhard: l 
' »Das durch die Alkalisulfite gelöste unbelichtete Bromsilber wird in -der Entwicklerflüssig- 
keit. zu Silber i in kollöidaler Form reduziert und wird einige Zeit in ihr existenzfähig bleiben, bis 
es mit den durch die Belichtung und durch die chemische. Entwicklung entstandenen Silberteil- . 
- chen der Bilder in Berührung kommt und:sich auf diesen niederschlägt. Überstreicht nun die Ent- 
wicklerflüssigkeit- eine große belichtete‘ Fläche, so wird das kolloidale Silber der. Flüssigkeit 
eher erschöpft sein als beim Überstreichen. einer kleinen Fläche. Andererseits wird sie sich in letz- 
terem Falle, wo reichlicher unbelichtetes Bromsilber vorhanden ist, wieder schneller mit Silber 
‚sättigen als in der Nähe einer großen belichteten Fläche. Diese zu daher eine geringere Schwär- 
zung als eine kleinere Fläche erlangen.“ | Ä en | 

Das ist also die wahre Erklärung der „hohen Intensitäten“ am Rande des Bestrahlungs- 

feldes.. Durch die von Dessauer und. Vierheller benutzte Krümmung des Films” wird der 
` Fehler selbstverständlich nicht behoben, sondern nur verwischt. — Alle Kurven gleicher 
Intensität müssen wegen des Nachbareffektes. am Rande des Bestrah- 
lungsfeldes Basen sein. er > $ | | T 


\ 
t 


Zusammenfassung. 


I. Die von Dessauer und Vierheller benutzte photographische Methode zur Bestim- 
mung der Intensitätsverteilung i in einem mit Röntgenstrahlen bestrahlten Körper: ist abzulehnen 
° 1. wegen der unkorrekten Intensitätsmessung (Fehler durch ungleiche Schicht, Entwick- i 
lungsschleier, Intensitätsskala, Streustrahlung von den Wänden), | l 
2. wegen der Streu- und PAR NE des Silbers, welche zu hohe Tiefenintensitäten 
vortäuscht, i 
3. wegen des ‚„‚Nachbareffektes“ der photographischen Schicht, welcher falsche. Intensitäten 
am ande des Bestrahlungsfeldes ergibt. | | 


') Photographische Korrespondenz 1922, Nr. 736/739. 


XXXI, 5/6. Neue Erfahrungen über die Bedeutung d. Allgemeinreaktion bei d. R.-Sterilisierung. 749 


II. Die Bestrahlungsrichtung hat im allgemeinen keinen Einfluß auf die Schwärzung einer 
photographischen Schicht; nur bei nahezu streifendem Auftreffien der Röntgenstrahlen ist die 
Schwärzung geringer, da die Röntgenstrahlen infolge Absorption und Streuung nicht die ganze 
Schicht durchdringen. 

Trotz dieser Kritik soll die ungeheure mühselige Arbeit von Dessauer und Vi er-' 
heller, die in der Photometrierung und der Auswertung der Versuchsergebnisse und der Ab- 
fassung der zahlreichen Publikationen über diese Messungen liegt, nicht verkannt werden. Aber ` 
imInteressedergesamten TiefentherapiemußmanvoneinerStandard- 
messung, die von jedem Arzt als absolut richtigangenommen werden 
soll, eine bessere physikalische Grundlage verlangen. Die Filmme- 
thode führt aber nach den dargelegten 9 mehr oder weniger schweren 
FehlernunbedingtzueinerÜuberschätzungderTiefenwirkungderRönt- 
genstrahlenunddemzufolgezu faischen Vorstellungen über die Strah- 
lenempfindlichkeit tiefgelegener Gewebe. 

Es sei mir vergönnt, auch an dieser Stelle Herrn Geheimrat Professor Dr. Bumm und 
Herrn Professor Dr. von Baeyer für die Bereitstellung der Mittel und das Interesse an dieser 
Arheit zu danken. _ | 


Aus dem Strahlentherapeutischen Institut Dr. Jean und Dr. Elsa Kottmaier (Mainz). 


Neue Erfahrungen über die Bedeutung der Allgemeinreaktion bei der 


Röntgensterilisierung. 
Von 
Dr. Jean Kottmaier. 
Die Zeit, wo der Strahlentherapeut in den Allgemeinerscheinungen des Röntgenkaters ledig- 
“lich unangenehme Begleiter seiner Bestrahlungen erblickte, liegt noch nicht ferne. | 

Heute gehen wir in ihm den subjektiven Ausdruck jener tiefgreifenden Veränderungen, 
welche die y-Strahlen im Gesamtorganismus hervorrufen. Die Untersuchungen von Kaznelson 
und Lorant?) haben erwiesen, daß den subjektiven Symptomen des sog. Röntgenkaters in ihrer 
Ähnlichkeit mit jenen nach Protaplasmaaktivierung tatsächlich die objektiven Vorgänge der letz- 
teren zugrunde liegen. Zwar sind wir weit davon entfernt, dieses komplizierte Zusammenspiel 
der Organe, Blutzellen und Körpersäfte unter nervösen und gar psychischen Einwirkungen zu 
übersehen, aber die vollkommene Analogie zwischen den Allgemeinreaktionen des Organismus auf 
Einwirkungen der y-Strahlen und jenen der Protoplasmaaktivierung bietet zum mindesten die 
Möglichkeit der Erforschung des Problems von einer anderen Seite. 

Was von früheren Autoren über unverständliche Fernwirkungen der Böntesnskrahlen þe- 
richtet wurde, welche mit ungenügendem Schutz vor „vagabundierenden Strahlen“ erklärt wur+ 
den, würden wir heute meist in obigem Sinne als Ausdruck einer Allgemeinreaktion nach mehr 
oder weniger intensiven Röntgenbestrahlungen ansehen. Eine solche Auffassung läßt keinen 
Raum für den von Grödel?) unternommenen Versuch einer Einteilung der „Fernwirkungen“ 
in eigentliche und indirekte. Die Zusammenarbeit der Zellen und Säfte, vollends wenn man der 
inkretorischen Sekretion gedenkt, ist so ineinanderfließend, daß selbst dort eine systematische 
. Trennung unmöglich wird, wo man bisher gewohnt war, an eine so ausschließliche lokal-regionale 
Einwirkung der y-Strahlen zu denken, wie z. B. bei der Röntgensterilisierung durch Verabfolgung 
einer Kastrationsdosis. Selbst bei dieser ausschließlich auf die Ovarien gerichteten Bestrahlungs- 
methode muß diese Allgemeinreaktion des Körpers in der schließlichen Herbeiführung der Steri- 
lisierung eine nicht unerhebliche Rolle spielen. 

4) Kaznelson und Lorant, M. m. W. 1921/5. 
2) Grödel, Strahlenther., Bd. X, S. 1047. 
95 * 


` 


750 eher at, | Si Kottmaier. | we | n Sk XXXI, 5/6. 


Die ungünstige Wendung, welche ich!) einige Male bei tuberkulösen Frauen nach der ein- 


zeiti ge n Röntgensterilisierung sah, veranlaßte mich, von deren schematischer Anwendung für. 
' alle F älle abzugehen. Ihre Zweckmäßigkeit, ihre Ökonomie, welche heute mehr wie je zu ihren 
‘Gunsten sprechen, bergen die Gefahr in sich, daß wir gegen die wahrscheinlich doch nicht allzu. : 
seltenen ‚schlimmen Folgen dieser Methode in gewissen Fällen blind sind. Steht man auf dem 
Standpunkt, daß schon allein der „explosionsartige Zerfall“ der Lymphozyten (Heineke) in- 
jedem Falle intensiverer. Bestrahlung i im Sinne einer Protoplasmaaktivierung wirkt, so ist es nur 
folgerichtig, zu fordern, daß dieser radiologisch ausgelöste Reiz, wie er unvermeidbar bereits mit 


‚ der lokal applizierten Ovarialdosis verknüpft scheint, möglichst in keinem Fall die reaktive Be- 


meiden bestrebt waren, sind vorzüglich. Kombinierten wir Biersche Stauung mit einzeitiger Be- 
strahlung, so war meist eine deutliche Abschwächung jener lästigen Erscheinungen zu konsta- 
tieren. Aber bei dieser Art des Sterilisierens mußten wir gerade jenen Umstand beobachten, der 
| - zum mindesten die Bedeutung einer radiològischen Beeinflussung des Blutes als Komponente in 


lastungsfähigkeit des Organismus überschreitet. 


: ‚Demzufolge wurde in suspekten Fällen lieber wieder auf die unterteilte Röntgenkastration 


y zurückgegriffen, trotz deren sonstiger Nachteile. Ferner wurde zur möglichst w eitgehenden 
3 Schonung der Blutelemente die vor der Bestrahlung einzuleitende und während ihrer Dauer durch- 
_ zuführende Biersche ‚Stauung der vier Extremitäten angewandt. Bei unseren bis jetzt gültigen 
| "Anschaungen hatten wir ja in den radiologischen Blutsehädigungen ı nur ganz unnütze „N eben- 
| wirkungen“ zu erblicken. 


Die Resultate bezüglich. des Röntgenkaters, den wir in lesen Fällen also möglichst zu ver- 


der Herbeiführung des Erlöschens der spezifischen Keimdrüsenfunktion beweist. Ä 
Wir hatten unsere Technik der Röntgensterilisierung so gestaltet, daß wir nach hundert- 


fältig ger Erfahrung damit rechnen konnten, nie mehr wie eine einmalige Wiederkehr der Periode 


zu erleben. Nebenbei gesagt, kamen wir erst dann sicher zu diesem Ziele, als wir das 0,5 mm Zink- 


filter: durch‘ das 1 mm Kupferfilter ersetzten. Unter ihm verabreichen wir.vorn und hinten mit. 
dem: anatomischen Tubus auf je zwei Felder 1 H.E.D. bei einer Spannung von 42 em und einer 


"Intensität von 2,0 mA. Wir sahen nun nicht nur nach der Unterteilung der Kastrationsdosis, son- 


dern selbst bei der einzeitigen Röntgensterilisierung (trotz gleichbleibender Bestrahlungstechnik) 


. die Periode regelmäßig zweimal, mehrmals sogar dreimal wiederkehren. Dabei ist irgendeine 


suggestive, Beeinflussung, die ja besonders in der Physiologie der monatlichen Blutungen eine . 


Rolle spielen könnte, von unserer Seite nicht ausgegangen. Nicht nur, daß wir viel zu sehr auf 
die unmittelbare Wirksamkeit der lokal-regional applizierten Kastrationsdosis auf die Ovarien 
eingesteilt waren, kamen uns diese Abweichungen von dem Gewohnten recht unangenehm, weil wir 
auch diese Patienten gemäß unseren bisherigen Erfahrungen über den weiteren Verlauf nach der 
Röntgenkastration unterrichtet hatten. Besonders peinlich war uns dies ungewohnte Verhalten, 


als es ‘sich um eine Patientin handelte, deren Ausweisurig ausdem besetzten Gebiet zu erwarten war. 


Röntgenkastration: spielen die hierbei gesetzten Blutveräußerungen 
inder Herbeiführung der Sterilisierungder Keimdrüseneinenichtun- 


Es besteht also die. Tatsache: Selbst beider regional- lokal durchgeführten 


erheblicheRolle. i 
‚Erinnern wir uns ds häufigen Funktionsausfalls der Kein bei der Chlorose, der Leu- 


| kämie, der perniziösen Anämie, so ist uns die Wechselwirkung zwischen Ovarien und Blutverände- 


rungen schon geläufiger. Sie dürften im ganzen neben ihrer passiven’ wohl aber auch eine aktiv 


vermittelnde Rolle zwischen den einzelnen Organen spielen, wie außer klinischen Beobachtungen 


aus den Versuchen von Poos?) hervorgeht, wonach sich bestrahlte Kaninchen gegen unbe- 
strahlte in dem Sinne nur wenig unterschieden, daß es so gut wie einerlei war, ob sie am Ober- 


1) Kottmaier, Strahlentker,; Bd. XV, S. 555. 
9 Poos, Kl. W: 1922117. 


XXXI, 5/6. Über die Antiperistaltik des Magens. 751 


schenkel, dem Thorax oder der Hypophysengegend bestrahlt worden waren. Die Veränderungen 
der untersuchten Organe waren etwa gleichmäßig. 

Aus all dem geht hervor: 1. So grundlegend wichtigdie Schaffungbiolo- 
gischerDosierungsbegriffewarundbleibt,niedürfenwirsiepraktisch 
reinschematischanwenden. 2. Magauch, wie Seitz!) sagt,z.2.dieAllge- 
meinwirkungderRöntgenstrahlenüberschätztwerden,sodürfteesdoch 
gerade dieses Gebiet sein, dessen Erforschung uns durch biologische 
Einblicke in die Wirkungsweise dery-Strahlen höchsten therapeuti- 
schen Nutzen verspricht. In dieser Beziehung bedeuten die Versuche von Kok und 
Vorländer?) immerhin einen Anfang. . 


Aus dem Röntgeninstitut der „Apponyi“-Poliklinik (Leiter: Oberarzt Rudolf: Holitsch) 
und des „Birö Däniel“-Spitales (Leiter: L. Haas) in Budapest. u 


Uber die Antiperistaitik des Magens. 
| Von 
Dr. Ludwig Haas. 

("ber das Vorkommen und die klinische Verwertbarkeit der Magenantiperistaltik herrscht 
noch immer kein endgültiges Übereinkommen zwischen den Magendiagnostikern. 

Es wurde von einigen sogar ihr Vorkommen bezweifelt. Nach anderen ist die Antiperi- 
staitik des Magens nur sehr selten zu beobachten. Schlesin ger sah z. B. — wie er es in sei- 
nem wohlbekannten T.ehrbuche schreibt — nur in 10—12 Fällen eine echte Magenantiperi- 
staltik. Auch nach Strauß — der meines Wissens zuletzt diese Frage eingehender besprochen 
hat — ist sie ein sehr seltenes Ereignis. Viele hingegen — mit Haudek an der Spitze — hal- 
ten die Antiperistaltik für einen alltäglichen Befund. | 

Hinsichtlich der klinischen Bedeutung des Symptoms gehen die Meinungen geradeso aus- 
einander: Nach Köhler kann über die Möglichkeit der physiologisch vorkommenden Anti- 
peristaltik noch kein endgültiges Urten ausgesprochen werden. Er sah die Erscheinung bei Py- 
lorusstenose und hält sie für ein wichtiges Frühsymptom des Pyloruskarzinoms. Salomon 
beohachtete die Antiperistaltik bei Neurasthenie, Holzknecht und Robinsohn bei der ta- 
-= bischen Crise gastrique, Schwarz am normalen Magen Neurastheniker und Taketiker, aber 
am häufigsten bei Pvlorus- und Duodenalstenose. Strauß sah die Antiperistaltik auch bei zwei 
Kranken mit Crise gastrique, glaubt aber, daß sie durch die gleichzeitig beobachtete spastische 
Dünndarmkontraktur als Stenose verursacht worden ist. Außerdem konnte er bei je einer kreb- 
 sigen und einer ulzerösen Pvlorusstenose die Antiperistaltik beobachten; im Karzinomfalle war 
eine normal. gerichtete Peristaltik überhaupt nicht vorhanden. Bei den operierien Fällen von 
Hesse ging die Antiperistaltik vom Pylorus bis zur Öffnung der Gastroenteroanastomose zu- 
rück. Jonas — der zuerst über Antiperistaltik berichtet hat — hält sie für ein charakteristi- 
sches Symptom der Pylorusstenose. Groecde]l sah eine echte Antiperistaltik nur beim Pylorus- 
karzinom. Schlesinger sah sie ebenso oft beim Ulkus als beim Karzinom, bezweifelt aber, 
ebenso wie Strauß, die praktische Bedeutung des Symptoms. Haudek betont, daß es keine 
funktionelle Antiperistaltik gibt. In seinen ziemlich vielen Fällen fand der Chirurg immer eine 
organische Veränderung; die Antiperietaltik soll ein Zeichen einer organischen Veränderung 
der Magen- oder Duodenalschleimhaut sein. Gewöhnlich sitzt ein Ulkus oder Karzinom am Py- 
lorus. In einem Falle aber war das Ulkus entfernt vom Pylorus gelegen. und verursachte weder 
eine funktionelle, noch eine organische Stenose. Holitsch vertritt in seinem Buche dieselbe 
Meinung. 


1) Sei it Z, Strahlenther., Bd. XV, S. 436. 
2) Kokund Vorländer, Strahlenther., Bd. XIV, S. 497 u. Bd. XV, S. 561. 


752 . a, | ER u ‚Haas, en aag T er A i e ei XXXI, 5/6. 


"Die Hä ufigke it des Bade kaa ich mit den folgenden Zahlenangaben erläutern. 


-An einer vorigen Arbeitsstelle habe ich bei 114 Magenuntersuchungen — — größtenteils schwerere . . 


| Spitulsf älle — 9mal die Antiperistaltik beobachtet (7.9°/,, jeder zwölfte Kranke). In einem an-. | 
‚deren Röntgenlaboratorium — ‚hauptsächlich ambulante Fälle mit spärlicheren positiven Be- 
g funden — fielen: auf 247 Kranke 9. Antiperistältikbeobachtungen. (3.6°/,). Bei den letzten 1000 


‚Magendurchleuchtungen . des poliklinischen Röntgenlaboratoriums (gemischt schwere Spitals- ` 


Fe fälle und leichte ambulante. Fälle) - wurde 58mäl die Antiperistaltik: beobachtet (5.8°/,). (Die 


poliklinischen U ntersuchungen wurden zum größeren Teil von Herrn Oberarzt Holitsch un- 
 »ternommen, die Angaten hat mir Herr. Assistent Köväri'aus unseren Protokollen zusamn:en- . 


gestellt.) Dürehschnittlich wurde in 5. Eh der. Fälle; also bei jeder 18. Magendurchleuchtung, 


Ä ' eine Antiperistaltik beobachtet. 'Ich kann also mit Sicherheit behaupten, daß die Antiperistaltik . 


‚an größerem Krankenmateria] ein ziemlich. häufiges Symptom ist.: Laut .obigen Angaben ist sie 


bei. dem schwareren, öfters s positiven Spitalsmaterial häufiger, als bei den leichteren, ambulanten 


Kranken. - . (Die röntgenpösitiven ‚Fälle konnten nicht als- Vergleichungsbasis dienen, da in einem 
. Teil der Fälle ‚eben die Anwesenheit der Antip aatik eine Be Diagnosestellung er- 
 möglichte.) | Zu Ä p 
‘Daß die Antipėristaltik von einigen. o nur selten konstatiert. wird, kann in den . 
folgenden Umständen ihre Ursache finden: 1. Die Persönlichkeit: des Untersuchers, Sag Auf-. 
. merksamkeit auf die Wahrnehmung dieser peristaltischen Abnormität nichteingestellt ist. 2. Die 
| verschiedene Auffassung der Antiperistaltikbezeichnung. Einige bezeichnen nur. die En | 
tisch spontan. auftretenden, nach links- laufenden Wellen als Antiperistaltik. Wir bezeichnen 


“eine, wenn auch nur einmal sicher beobachtete, mit einem beliebigen Manöver verursachte, nach . 


links haltende Weile für echte Antiperistaltik und schreiben ihr ‚dieselbe diagnostische Bedeu- 
tung bei: Pseudoantiperistaltik (nach Sick usw.) natürlich ausgenonmen. ‚3. Die Dauer der 
| Untersuchung: In einem verdächtigen: Falle ist es notwendig, eine größere Anzahl von peristal- 
tischen Wellen genau zu verfolgen, um eine eventueli nur selten auftretende antiperistaltische Be- 
wegung. beobachten zu. können. 4. Die Untersuchungsmethodik. Einfache Beobachtung ist oft 
nicht genügend. | Haud ek betont, daß zur Beobachtung der Antiperistaltik. eine gewisse Wel- 

lentiefe notwendig ist, welche nötigenfalls mit solchen: Reizen zu erreichen ist, weiche die peri- 


staltischen Einziehungen vertiefen; die: Antiperistaltik solcherweise zu provizieren, sind irgend- E | 


welche auslösende Manöver erlaubt (Hindrücken des Röntgenschirms, Palpation, Massage usw.). 


5. Die Verabreichungsweise der Kontrastspeise. Es kann vorkommen, daß die treibende Kraft 


der Antiperistaltik das Gewicht des Bariumbreies nicht überwinden kann. In sölchen: Fällen 
ist das Symptom nur nach Darreichung von wenig Bariumwasger zu beobachten, nach Brei nicht 
| (s. Fall V). In anderen Fällen wieder spielt eben die Belastung. mit dem Brei die Rolle des die 
: Antiperistaltik auslösenden Faktors. Das. ist die eine Ursache, warum: wir die Magenunter- | 


suchung vör der Darreichung des Breies mit der von H ol zknecht en Bariumemul- E 


sion beginnen. | 
.. Was die diag nos tische Verwen nd u n g e Antipèristaltik betrifft, so stand. ich 
früher am schon oben erwähnten Standpunkte von Haudek, nach dem das Symptom immer. 
als die Folge einer. org ganischen Veränderung der Magen- oder Duodenalschleimhaut aufgefaßt 
wird. Ich ‚wurde aber meinen Erfahrungen entsprechend gezwungen, diese Ansicht zu revi- 
dieren und zu ergänzen, dabei ‚will ich auch einige, in der Literatur ‚aufgeworfene, zum Teil strit- - 
tige — schon oben erwähnte - — - andere Fragen berücksichtigen: 1. Gibt es eine physiologische 
| 'Antiperistaltik? 2. Wenn sie. eine pathologische Erscheinung ist, kann sie auch funktionell zu- 
stande kommen? 3. Im Falle, wenn eine organische Veränderung notwendig ist, ist ihr- Zu- 
standekommen auch ohne Stenose möglich? 4. Welche Organveränderungen können die Anti- 
. peristaltik auslösen? Zur Frage 1—2 werde ich später Stellung nehmen. Ich will zuerst meinen 
heutigen Standpunkt (zur Frage 3—4) durch einige mit Operation (z. T. mit Sektion) kontrol- 
lierte Fälle unter stützen. (Von den Krankengeschichten g gebe ieh hjer nur die zu meinem Thema | 


XXXI, 5/6. Über die Antiperistaltik des Magens. 753 


notwendigsten Angaben, obzwar .es sehr lehrreich wäre, alle eben bei den Antiperistaltikfällen 
häufig vorkommenden diagnostischen Irrtümer zu» besprechen.) | 

. Die Antiperistaltik als Symptom eines Ulkus oder Karzinoms des Pylorus ist 
allgemein bekannt, bedarf daher nicht weiter illustriert zu werden. 


Andere organische Veränderungen waren in folgenden Fällen nachweisbar: 


Falll. KlinischeDiagnose:Cholelithiasis. Röntgenbefun.d: Mäßige Hypertonie, 
dementsprechend etwas nach rechts verlagerter Pylorus, daselbst zirkumskripte Druckempfindlichkeit. 
Ausgesprochene großwellige Antiperistaltik. Radiologisch: Organische Veränderung, wahr- 
scheinlich Ulkus, am Pylorus. Operation (Dir. Oberarzt Dr. Rosenak). Cholelithiasis. Die mit 
Steinen gefüllte Gallenblase ist dem Antrum pylori derb angewachsen, so daß bei der Resektion der 
Gallenblase ihr Vertex teils am Magen gelassen werden mußte. (Zur Röntgenkonklusion habe ich noch 
persönlich bemerkt, daß die Röntgensymptome nur dann mit einer Cholelithiasis in Zusammenhang 
gebracht werden können, wenn die Gallenblase mit dem Pylorus stark verwachsen ist, ohne — wie 


gewöhnlich — denselben nach rechts verzogen zu haben. Der Röntgenologe hat aber seine Meinung wo- 


möglich objektiv, von den klinischen Daten unbeeinflußt, abzugeben; in diesem Falle vielleicht zum 
Nachteil des Röntgenbefundes, zumeist eher dessen zugunsten.) 

Epikrise: Nicht nur Ulkus oder Karzinom, sondern jede organische Veränderung des Py- 
lorus kann die Antiperistaltik hervorrufen. 


. Fall II. Klinisch: Resistenz über dem linken Os ilei. Röntgenbefund: Etwas quer 
gelagerter Magen, Konturen scharf, glatt überall, auch an der unteren Grenze der Pars media, wo eine 
anhaltende, sich kaum verändernde, tiefere Einziehung der großen Kurvatur zu sehen ist. Eine Peri- 
staltik ist nur am pylorischen und präpylorischen Teil zu sehen; hier oft Antiperistaltik. An den 
übrigen Teilen der großen Kurvatur ist keine Peristaltik zu konstatieren (rigide Wand). Ständig 
offener Pylorus. Nach 1% Stunden vollkommen leerer Magen. Die Resistenz ist 2 Querfinger unter 
dem Magenschatten zu palpieren, bewegt sich aber mit dem Magen. Radiologisch: Infiltrierte 
Magenwand (Skirrhus, eventuell ein auf den Magen sich verbreitender Tumor der Umgebung). Ope- 
ration (Dir. Oberarzt Dr. Rosena k): Hart infiltriertes Omentum majus, mit einigen Drüsen, an 
dessen Ansatzstelle die große Kurvatur ebenso etwas infiltriert. An der Stelle, wo bei der Durchleuch- 
tung die Einziehung konstatiert wurde, eine durch Schrumpfung verursachte Falte. Pars pylorica, 
präpylorica und übriger Teil des Magens frei. 

.Epikrise: Antiperistaltik kann auch distal von der Stelle der organischen Magenveränderung 
zustande kommen. Alle organischen Veränderungen des Magens können die Antiperistaltik verur- 
sachen, auch ohne funktionelles oder organisches Hindernis am Pylorus. 


Fall III. Röntgenbefund: Nach rechts gezogener Pylorus. Außer den tiefen hyperperi- 
staltischen Wellen ist auch eine rücklaufende, kleinwellige Antiperistaltik zu beobachten. Nach oben 
verlagertes, schmerzhaftes Duodenum. Nach 3 Stunden ist der Magen leer. Radiologisch: Ve- 
rosim. ulcus duodeni, mit periduodenalen Adhäsionen. Operation (Prof. Lobmayer): Ulcus 
duodeni mit periduodenalen Adhäsionen. i | 

Epikrise: Die Antiperistaltik kann auch durch organische Veränderungen des Duodenums 
ausgelöst werden. 


Fall IV. Vor 6 Monaten angeblich Typhus. Seit dieser Zeit immer öfters vorkommende, tagc- 
lang andauernde, äußerst schmerzhafte Krampfanfälle im Bauche, welche mit Meteorismus und Er- 
brechen verbunden sind. Der Patient kommt aus der Provinz mit der Diagnose des Hausarztes: Darm- 
stenose, zur Operation. Röntgenbefund: In den phrenicocostalen Winkeln Adhäsionen. In der 
Nähe des Pylorus spärliche seichte Antiperistaltik, sonst keine anatomische oder funktionelle Verän- 
derung. Normale Magen-Darmpassage. Ergebnis des Kontrasteinlaufes normal. Radiolog is sch: 
Keine nachweisbare ausgesprochene organische Veränderung. 

Nach einigen Tagen charakteristischer Ileusanfall. Erneute Röntgenuntersuchung: 
Typisches Bild des Ileus. Meteorismus höchsten Grades. Es sind mehrere fr eibewegliche Flüssigkeits- 
niveaus zu konstatieren, über welchen Luft sichtbar ist. Wegen der Darmblähung ist der Magen dislo- 
ziert und deformiert. Nach 7 Stunden beinahe totales Residuum, ein wenig Barium in den ersten, 


nicht erweiterten Jejunalschlingen. Nach Einguß regelmäßige Füllung des ganzen Dickdarms. Ra- 


diologisch: Ileus. Mechanisches Hindernis am Dünndarm. Operation (Dir. Oberarzt Dr. Ro- 
senäak): Peritonitis Abe. ndhaesiva. Zahlreiche strangulierende Stränge zwischen den Dünndarın- 
sehlingen, welche das Lumen einschnüren, aber nicht verschließen. An mehreren Strangulations- 
stellen Abknickung des Darmes. Es wurden ungefähr 15 Stränge durehgetrennt. 

Zur Röntgenkonklusion: Die erste Untersuchung war negativ, weil die Strangulationsstenose 


74. | a g | | | u KR 5/6. 


noch ‚keine ausgesprochene Passagestörung verursacht hat. Das vollkommene mechanische Hindernis. 
und auch die Anfälle wurden durch die — an Strangulationsstellen leicht auftretenden — Abkniekun- ` 
gen des Darmes verursacht. Stützend auf die konstatierte Antiperistaltik — welche ich damals noch 


‚nieht genügend verwerten konnte —, hätte ich eine „sicher organische Veränderung“ diagnostizieren 

‘können. Eine solche Konklusion. wäre — samt der Anamnese und den Beobachtungen .des Hausarztes 

— zur Indikation eines operativen Eingriffes genügend gewesen, welche so in anfallfreiem Zustande 
ausgeführt, werden könnte. 


Epikrise: Antiperistaltik kann auch durch organische Dünndarmveränderung verursacht 


werden. (Es war vielleicht ebenso eine Dünndarmverä nderung vorhanden im 6., nicht geklärten Falle 
von Jonas.) ` S 2 


. F all V. Seit 2 Jahren wiederholte, 1—2 Tage dauernde lleusanfälle. In der rechten Hälfte des 


Rauches ist eine Resistenz tastbar, welche oft spontan, durch Massage aber immer verschwindet. Rönt- - 
genuntersuchung an zwei Medizin. Kliniken negativ. Da der Patient glaubt, daß seine Anfälle und’ 


dauernden Darmbeschwerden — welche allen antispastischen Mitteln trotzen — mit seinen Haemor- 


rhoiden in Zusammenhang sind, möchte er letzte operieren lassen. Röntgenbefund: Nach Ba-' 
riumwasser ist am Magen präpylorisch eine stehende Welle sichtbar, von welcher zeitweise ausge- 


sprochene antiperistaltische Wellen ausgehen und oralwärts weiterlaufen. Nach Bariumbrei ist keine 
peristaltische Unregelmäßigkeit nachweisbar. (Der schwere Brei unterdrückt es.) Keine anato- 
mische und funktionelle Veränderungen am Magen. Ungestörte Darmpassage. Nach Kontrasteinlaui 
radiologisch: Zirkuläre ‚Stenose am größten Teil des Coecum ascendens und Flex. hepatica, an 
der Stelle, wo die Resistenz tastbar ist. Operation (Dir. Oberarzt Dr. Farkas): Ausgedehntes 
_ zirkuläres Karzinom des Coecums und Colon ascendens, welche bis zur Flexura hepatica hinaufsteigt. 
Resektion noch möglich. Magen frei. 

Epikrise: Eine organische Veränderung des Coecums und Colon ascendens kann auch die 
- Antiperistaltik verursachen. — 
Solche Fernwirkungen sind nicht Sbösschend: Es sind z. B. die Tierexperimente von 
‚Bayliß und. Starling bekannt, in welchen durch Reizung des Darmes an weit oralwärts gele- 
` genen Stellen des Darmtraktes Kontrakturen ausgelöst wurden. In einem Falle von Coecumtuberku- 
lose ssh Barson y Deum-spasmus. 


Ob die Veränderungen der distalen Diekdesolechiment Antiperistaltik auslösen können, 
darüber weiß ich nichts. Da sie in ein anderes Nervengebiet gehören, halte ich es auch für un- 
wahrscheinlich. Der orale Teil’ des Magendarmkanals gehört. bekanntlich bis zur Flexura hepa- 
tica in das Innervationsgebiet des Ganglion coeliacum und des N. Vagus. 

° Wir müssen aber mit der Möglichkeit rechnen, daß auch andere, in das genannte Nerven- 
gebiet gehörende Bauchorgane resp. ihre organischen Veränderungen die, Antiperistaltik aus- 
lösen können. Ä 

Bis das aber nicht tatsächlich nachgewiesen wird, müssen wir uns nach den obigen Epi- 
krisen halten: Die A ntiperistaltik ist ein Symptom, welches bei organi- 
schen Veränderungen des Magen-Darmkanals (bis zur Flexura hepa- 
tica) vorkommt, auch ohne Passagestörung. _ 

‘ Auf die zuerst erwähnte strittige Frage (1. und 2.), ob die Eine ıngen des Nervensv- 
steme (Tabes, Hysterie, Basedow), also funktionelle Faktoren ,eine Antiperistaltik aus- 
lösen können, kann ich nach meinen Erfahrungen dasselbe aussprechen, was Haudek vor 


11 Jahren gesagt hat: Bisher war inallen unseren operierten Fällen von An- 


tiperistaltikeine'organische Veränderung zu konstatieren. 


Eine alte klinische Erfahrung lehrt, daß Erkrankungen des Nervensystems die Aufmerk-. 


samkeit von etwaigen Organerkrankungen ablenken können. Beim Tabes — schreiben mehrere 
Autoren — kommt Ulkus ziemlich oft vor. Typischer Fall: Das Magenleiden eines Ta- 
. bikers wird jahrelang als Crise. gastrique behandelt. 

Röntgenbefund: Ulcus pylori mit Stenose. Auch Antiperistaltik, ‚Trotzdem weitere 
konservative Behandlung. Nach °/, J ahren erneute Röntgenuntersuchung: Stenose fortge- 
‚schritten, typisch. Nach 24 Stunden. ein Residuum über die Hälfte. 

= Manchmal wird die Anamnese über die Ursache der Antiperistaltik Auskunft geben 
Z. B. bei der Magendurchleuchtung eines B asedowkranken konnte die Antiperistaltik 


à 
: 
j 

« 


XXXT, 5/6. Über die Antiperistaltik des Magens. 755 


festgestellt werden. Nachfragend konnte man erfahren, daß er ein nach Ulkuskur ‚geheiltes Ge- 


schwür hatte. So wie die spastische Einziehung. kann auch die Antiperistaltik nach einer klini- 
schen Heilung fortbestehen. 

Diese Erfahrungen zeigen, daß man in der „funktionellen“ Deutung der Antiperistaltik 
sehr vorsichtig sein muß. Die Antiperistaltik kann evtl. in gegebenem Falle eine selbständige 
(lokale) organische Veränderurg des Magen-Darmtraktus aufdecken, welche bis dahin durch 
eine polysymptomatische Systemerkrankung verborgen war. 

Wir können also behaupten, daß die Antiperistaltik nicht nur eine theoretische Bedeu- 
tung hat, wie es von Schlesinger und Strauß behauptet wird — vielmehr ist ihr in der 
radiologischen Diagnostik eine sehr wertvolle praktische Bedeutung zuzuschrei- 
ben. Neben den schwer verwertbaren, unsicheren indirekten Symptomen verleiht die Antiperi- 
staltik unserer positiven radiologischen Diagnose eine weit größere Sicherheit, so daß wir bei 
unseren Patienten mit ruhigerem Gewissen die operative Indikation aufstellen lassen werden. 
Nicht selten werden wir auf solche Fälle treffen, bei deren die Antiperistaltik das einzige objek- 
tive, frühzeitige Symptom einer schweren organischen Veränderung ist, wie es bim Pyloruskar- 
zinom von Groedel und Köhler beschrieben worden ist. In meinem obigen IV. Falle hätte 
ich mit genügender Berücksichtigung der Antiperistaltik das Aufstellen einer — radiologisch 
zwar verständlichen — klinisch doch nicht zutreffenden negativen Konklusion vermeiden 
können. 


Den Wert des Syvmptoms beweisen folgende Fälle: 


Fall VI. Klinisch: Ca. ventriculi? Röntgendurchleuchtung 3mal in sechs 
Wochen, jedesmal durch einen anderen Untersucher des Laboratoriums unternommen. Ein Defekt 
konnte auf keine Weise aufgedeckt werden. Es war aber zeitweise ausgesprochene Antiperistaltik 
an der großen Kurvatur nahe zum Pylorus zu konstatieren. Offener Pylorus. (Hypermotilität.) In 
liegender Lage Ösophagusstasis. (Offene Cardia.) Trotzdem war meine radiologische Konklu- 
sion: Sichere organische Veränderung am Magen (Ca.?). Operation (Prof. v. Lobmayer): Ca. 
inop. im oberen Drittel der kleinen Kurvatur, fest mit der Umgebung verwachsen. Die übrigen Par- 
tien der Magenwand frei. 

Epikrise:'Antiperistultik distal! von der Stelle der organischen Veränderung (wie im 
Falle ID. Ein positiver Röntgenbefund konnte hauptsächlich auf die Antiperistaltik 
gestützt abgegeben werden, bevor noch ein Karzinomdefekt radiologisch sichtbar war. Die Anti- 
peristaltik kann also wirklich als ein radiolorisches Frühsvmptom organischer Magen- 
veränderung gelten. 


Fall VII. Klinisch: Ulcus duodeni. Röntgenbefund: Etwas gesteigerter Tonus. 
Lebhafte Peristaltik. An dem pvlorischen Ende der großen Kurvatur zeitweise oberflächliche Anti- 
peristaltik. Die Druckempfindlichkeit wird nicht verwertbar lokalisiert. Motilität: nach 3 Stunden 
% Residuum. Radiologisch: Sichere Diagnose nicht feststellbar. Verosimiliter: Ulcus juxtapy- 
lorieum callosum. Operation (Prof. v. Lobmavyer): Ulcus callosum pylori. Hellergroße Ulkus- 
narbe mit Adhäsion. | 

Epikrise: Die positive radiologische Diagnose kann auch ohne andere, ernstere Rönt- 
gensymptome, ausschließlich auf die Antiperistaltik gestützt, abgegeben werden. 


Der diagnostische Wert des Symptoms wird dadurch nicht verkleinert. daf es 1. über den 
genaueren Sitz der organischen Veränderung und 2. über das Wesen (Ulkus, Ca.) derselben 
keine Auskunft gibt. Wenn wir die oben angeführten Veränderungen überblicken, so gewinnen 
wir den Eindruck, daß es sich hauptsächlich um ausgedehntere, tiefgreifende Wandprozesse han- 
delt, wie Karzinom, tiefe Geschwüre, Stenosen, also solche Veränderungen, welche nicht nur die 
oberflächliche Schleimhaut, sondern auch die tieferen — die Nervengeflechte enthaltenden — 
Schichten treffen (s. später über Pathomechanismus). Haudek hetont das Vorhandensein von 
Schleimhautveränderungen, ich glaube aber, es sind zur Auslösung der Antiperistal- 
tik tiefergreifende Laesionen der Magen- resp. Darmwand nötig. Das 
sind Veränderungen, welche zumeist die Operation nötig machen. Wie schon hervorgehoben, 
kann die Antiperistaltik das einzige radiologische Symptom einer ernsten Organveränderung 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 96 


\ 


156 | E Haas. Zu XXXI. 5/6. 


sein. Sie ist also als ernstes, wichtiges Syiptom zu betrachten, welches in therapeutisch oder 
diagnostisch zweifelhaften Fällen — natürlich mit Erwägung der klinischen Symptome — die 


Entscheidung zugunsten der Operation verschieben kann. Die Antiperistaltik hat also nicht 
nurihre pathognomische, sondern auch die Ser beeinflussende ` 


Bedeutung. 
Ich habe den Eindruck, daß zwischen Äer esee und Intensität der Antiperi- 


staltik resp. Ort und Schwere der Veränderung etwa ein Parallelismus besteht. So kom- 


men systematisch auftretende, rhythmische, tiefeinschneidende antiperistaltische Wellen haupt- 
sächlich bei in der Nähe des Pylorus sitzenden Erkrankungen vor. Die extremste Antihyper- 
peristaltik — ohne normale Peristaltik — konnte ich bei-einem floriden, stenosie- 


renden Ulcus pylori beobachten, welches — der Patient verweigerte die Operation — f 
10 Tage nach der Röntgenuntersuchung perforierte. Ich glaube, sorgfältige klinische Beobach- 


tungen könnten in dieser Richtung noch praktisch sehr wichtige Zusammenhänge aufdecken. 


Bei der ätiologischen Forschung der Antiperistaltik können wir uns ausschließlich auf die 
Kasuistik stützen; ihr Path omechahismus kann noch heute objektiv nicht geklärt wer- 


den, da die Physiologie der normalen Mageninnervation bisher noch nicht restlos erforscht wer- 
den konnte. Das Zustandekommen der Antiperistaltik können wir uns theoretisch vorstellen: 
T. auf mechanischem, II. muskulärem, III. nervösem Wege. 

I. Die mechanische Erklärung ist nicht befriedigend, da die Antiperistaltik — wie 


oben schon geschildert ist — auch durch von ihrer Stelle oralwärts liegenden, nicht stenosieren- ° 


den Veränderungen ausgelöst werdenkann. Ebenso trifft die mechanische Erklärung auch in 
Fällen nicht zu, wo nur Antiperistaltik zu beobachten war, normale Peristaltik aber nicht. Bei 
‚manchen Stenosen, selten, gewinnt man hingegen den Eindruck, als ob die der zum Pvlorus an- 
gelangten tieferen peristaltischen Welle anschließende, seichte, kleinwellige Antiperistaltik 

wirklich eine mechanisch zurückgeworfene Welle wäre; geradeso wie die Wasserwelle zum Hin- 
dernis angelangt, zurückgeschlagen wird. II. Auch auf muskulärem Wege kann das Ent- 


‚stehen der Antiperistaltik nicht erklärt werden, schon aus dem oben angeführten ersten Grunde - 
nicht (Entstehen durch Fernwirkung.) III. Auf nervösem Wege kann diese neurologisch 
fast ohne Analogie dastehende Erscheinung — eine Funktion auf denselben Muskel- und Ner-. 


venbahnen, aber in der der normalen entgegengesetzter Richtung — durch Vermittelung zweier 
‚Reflexbogen zustande kommen; intramurale und extramurale (vegetative) Bahnen. Die nor- 
male Pristaltik entsteht auf intramuralem Wege. Der primäre Reiz schreitet — vielleicht aus 


einem dem Sinusknoten des Herzens analogen Ganglion ausgehend — von der Kardia her in 


den: nebeneinander anliegenden intramuralen Ganglien bis zum Pylorus fort und reizt die zum 


einzelnen Ganglion gehörenden Muskelfasern zur Kontraktion.. Der Vagus und Sympathikus | 


= wirkt nur auf das Tempo und den Rhythmus der intramuralen Reflexe‘ regulierend. 


Die Antiperistaltik ist dasselbe Ereignis, der Reiz läuft nur in entgegengesetzter Richtung 


vom. Pylorus her gegen die Kardia zu. Wie gesehen, ist erstens eine organische Wandverände- 
“rung (wahrscheinlich durch Reizung einer Stelle des intramuralen Systems), zweitens ein Re- 
flexbogen notwendig, welcher den — den Ausgangspunkt und die Richtung der Peristaltik ver- 
‚ ändernden — Reiz zum Pvlorus weiterbefördert. Dieser Reflexbogen kann das intramurale und 
das extramurale System (Vagus—Sympathikus) sein. 

Theoretisch wäre auch die intramurale Entstehungsweise zu ee "Die beka Anten 
Tierversuche von Langley und Magnus zeigten, daß auch nach Durchtrennung des Va gus 
und Sympathikus resp. am überlebenden Darme die von Bayliß und Starling beobachtete 
fernere, von der Reizungsstelle oralwärts entstehenden Reflexkontraktionen zustande kommen. 
was nur auf intramuralem Wege geschehen kann. Es wurde aber schon wiederholt hervorge- 
hoben, daß die Antiperistaltik von der Stelle der Veränderung auch aboralwärts liegen kann. 
Infolgedessen ist die Annahme nur intramularer Reflexvorgängenicht genügend, weil ein pylorus- 
wärts wirkender Reiz keinen entgegengesetzt kardiawärts fortschreitenden Effekt hervorrufen 


Te 3” 
SE - 


XXXI, 5/6. | Zur Physik der Magenblase. 757 


kann, wenn wir nur nicht ein besonderes Antiperistaltikreizzentrum am Pylorus annehmen, was 
sehr problematisch ist; es müssen auch die extramuralen Bahnen eine Rolle spielen. Roßbach 
sah als Nachwirkung von Vagusreizung Antiperistaltik. Watanabe sah nach beiderseitiger 
Sympathikotomie unregelmäßige Peristaltik. Der Umstand, daß wir die Antiperistaltik nur bei 
Veränderungen solcher Teile des Magendarmtraktes beobachten konnten, deren extramurale 
Nervenversorgung gerneinsam ist (Vagus, Ggl. coeliacum), scheint unsere letzte Erklärung zu 
unterstützen. Der wahrscheinlichste Weg der Antiperistaltik ist also: 1. Intramurale Zentrum- 
.erregung an der Stelle der organischen Veränderung ausgelöst; 2. Beförderung des Reizes durch 
die zwei extramuralen Nervenbahnen bis zu den intramuralen Ganglien des Pylorus; 3. die in- 
tramurale Reflexbahn des Magens (hauptsächlich der Pars pylorica). 

Mines und Lewis nehmen bei Herzarythmien besondere Zentren an. Ob — per Analo- 
giam — am Pylorus ein besonderes Zentrum ist, welche die Antiperistaltik auslöst, und zu des- 
sen Erregung die physiologischen Reize unfähig sind, die pathologischen Reize infolge einer or- 
ganischen muralen Veränderung aber genügen, oder ob die retrograde Nervenleitung des peristal- 
tischen Reizes an normaler Reflexbahn geschieht, und wie die Umkehrung der Richtung möglich 
ist, sind schwer lösbare biologische Probleme, welche von meinem 'Theina weit abweichen. 


Zusammenfassung: 


1. Die Antiperistaltik ist ein ziemlich häufiges Symptom. 

2. Die Antiperistaltik konnte nur bei organischen Veränderungen festgestellt werden. 

3. Die Antiperistaltik kommt auch ohne Passagestörung vor. 

4. Der Sitz der organischen Veränderung ist zumeist der Magen, selten der Dünndarın 
oder Dickdarm his zur Flexura hepatica. 

5. Die Antiperistaltik hat eine sehr wertvolle praktisch-diagnostische Bedeutung auch 
ohne andere radiologische Symptome; sie kann auch auf das therapeutische Handeln von Ein- 
fluß sein. Zu | EI: 

6. Die Antiperistaltik kann gelegentlich als ein radiologisches Da a von Organ- 
veränderungen (z. B. Ca.) gelten. 

7. Die genannten Teile des BESBELSDEE ana gehören in das Innervationsgebiet des Va- 
gus und Ggl. coeliacum. 

8. Die Antiperistaltik kommt wahrscheinlich auf reflektorischem Wege zustande. Bei 
ihrem Auslösen spielt außer dem intramuralen System auch der extramurale Teil des vegetativen 
Systems eine Rolle. 


Zur Physik der Magenblase. 
Von i 
Dr. Ladislaus Rothbart, Spezialarzt für Röntgenologie (Budapest). 


Unlängst schrieb ich über die „chronisch-idiopathische Magenblase“ („Magyar Orvos“, 
Nr. t9), diesmal sollen die physikalischen Verhältnisse der normalen Magenblase be- 
sprochen werden, um so mehr, als mir diesbezüglich nur leise Andeutungen in der Fachliteratnr 
bekannt sind. | | 

Nachdem die Menschen überwiegend geneigt sind, Tatsachen so zu akzeptieren, wie diese 
gegeben sind, überraschte es mich nicht besonders, daß ich gelegentlich bei Röntgenkursen oder 
im Privatgespräch, als die Rede auf die Magenblase kam, die Kollegen gestanden, daß sie nie 
über die Ursache der bekannten Lage der Magenblase nachdachten; oder andere, daß sie über- 
rascht wären, wenn die Magenblase nicht dort und so wäre, wo und wie sie eben ist und sein 
soll. Das könnte schließlich durch den achtungswerten und idealistischen Glauben an der Voll- 
kommenheit der NT Chlung der Natur entschuldigt werden. Das aber, was ich von vielen aner- 

96* 


358. E Rothbart. “ i XXXI, 5/6. 


kannten Fachleuten auch zu hören bekam: daß nämlich die Ma genblase durch „Aufsteigen‘“ der 
Luft zustande käme, das kann nicht mit solchen Motiven entschuldigt werden. 

Es ist ein altbekanntes physikalisches Gesetz, daß die Gase — also auch die Luft — den 
ihnen zur Verfügung stehenden Raum gleichmäßig auszufüllen bestrebt sind. D. h.: in einem 
geschlossenen Raum herrscht überall der gleiche Gasdruck. 

Wenn also die Magenblase durch ‚.Aufsteigen“ zustande käme, müßte sich unter ihr ein - 
Vakuum bilden — ein Vakuum, das nach oben durch Luft begrenzt wäre: die Absurdität sol- 
‚cher Vorstellung entbehrt jeder weiteren Kommentare. 

I Das, was wir über die Gleichmäßigkeit: des Gasdruckes sagten, gilt selbstverständlich auch 
| für den Magen, so daß der Gasdruck im Magen ebenfalls überall der gleiche ist. Aber die Ma- 
sn existiert doch; ; wie kommt sie zustande? Es gibt nur zweierlei Möglichkeiten: 

1. Betrachten wir den Magen als ein steifes Rohr, dessen ein (kranielle) Ende stärker aus- 
gebuchtet, das andere schmal ist. Kommuniziert dieses Rohr mit der atmosphärischen Luft, so - 
herrscht überall im Rohre auch der gleiche atmosphärische Druck, also sowohl im weiten kra- 
` niellen, als auch im engen kaudalen Pol. Diese Tatsache kommt zur Geltung sowohl in der ho- 
rizontalen, als auch in -der vertikalen Lage des Rohres, gleichgültig, ob das weite Ende kaudal- 
oder kranialwärts. zu liegen kommt. Die Dieke der Luftsäule ist verschieden, je 
nach dem Querschnitt in verschiedenen Durchmessern des Rohres, je- 
doch ist der Gasdruck überall der gleiche. Wenn wireine Magendurch- 
leucehtung — leeren Magen vorausgesetzt — beieinemam Kopf stehen- 
den Menschen vornehmen, ist die Magenblase stets auf ihrem gewohn- 
ten Platz, inder Kardia, zusehen. 

‚Wenn bei dieser Untersuchung der Magen teilweise oder ganz gefüllt ist, so wird die 

‚Magenblase durch den Mageninhalt — der infolge der Schwerkraft nach ihrem tiefsten Punkte 
strebt — von seinem Platze teilweise oder gänzlich verdrängt, d: h. im ersten Falle wird sie klei- 
ner, im zweiten über dem Mageninhalt sichtbar sein. 
2, Der (normale) Magen ist aber kein steifes Rohr, vielmehr ist er elastisch, und besitzt 
_ eine aktive Kontraktilität, welche seinen Muskelwänden innewohnt. Seine muskulösen Wände 
haben — wie jeder lebende Muskel — einen gewissen Tonus. Dieser Tonus ist — entsprechend 
: dem Verlauf der Muskelfasern — bestrebt, das Lumen zu verengern. Infolge dessen legen sich 
auch die Wandungen des normalen Magens — mit Ausnahme der Cardia — im nüchternen Zu- 
: stande aneinander. l 

Der Magen ist in dieser Form mit einem Kapillar-Rohr vergleichbar, dessen ein Ende stark 
ausgebuchtet ist; die eine Öffnung iener Kapillare ist am Pförtner, die andere an der Finmün- 
dung des’ Ösophagis. 

Es herrscht auch in diesem Rohr überall der gleiche Gasdruck: er Sn nicht Kleiner im Ka- 
pillar- als im erweiterten Teile des Rohres. Wenn sich nun der Magen aktiv kontrahiert, so wird 
‘ die Luft auf ein kleineres Volumen zusammengedrängt, ihr Druck steigt, und sie sucht entweder 
durch die pylorische oder durch die kardiale Öffnung zu entweichen. Da aber der kardiale Ma- 
'genteil schon vor Beginn der Kontraktion durch seine stärkere Muskulatur (u. a. manche Mo- 
mente) enger war, als der schlaff erweiterte kardiale Teil, so ist es klar, daß sich die volumver- 
mindernde Wirkung der Kontraktion BUSBSSPIOCHENS? am kaudalen als am kardialen Ende gel- 
tend machen wird. ! Bu 

Die dem Magenvolumen entsprechende Luftmenge sammelt sich eher i in dem leichter dehn- 
baren kardialen Teil als in dem stark kontrahierten pylorischen (Locus min. resistentiae). Es 
sammelt sich also im kardialen Teil die Luft voluminöser an — doch bleibt der Gasdruck im 
ganzen Magen der gleiche. Das weitere Schicksal der Luft hängt davon ab. ob a) ihr 
Druck genügt, den Ösophagusverschluß zu überwinden, oder b) ob ihr Druck — infolge später 
zu erörternder Momente— noch weiter zunimmt. 


XXXI, 5/6. E Zur Physik der Magenblase. 159 


Im Falle a) entweicht so viel Luft, daß die vorherige Relation mit der nnosphärischen | 
Luft — der status quo ante — wieder hergestellt wird. 

Im zweiten Falle treten jene Krankheitsbilder auf, die ich in meiner erwähnten Arbeit 
(l. c.) beschrieb. Deren Ursache wäre kurz gefaßt jener Umstand, daß in den Magen mehr 
Luft gelangt, als aus demselben entweichen kann; also ein ähnliches Bild wie beim Ven- 
tıl-Pneumothorax. 

Machen wir hier einen Moment Halt. Auch unter normalen Verhältnissen wird beim 
Essen die Magenluft — abgesehen von der mitgeschluckten Luft — durch die in den Magen ge- 
langenden Bissen von ihrem Platze verdrängt. Das bewirkt, daß dieselbe Menge Luft gezwungen 
ist, sich mit einem kleineren Raum zu begnügen, d. h. sie wird komprimiert. Von dieser 
Tatsache kann sich ein jeder ohne komplizierte physikalische Einrichtungen sofort überzeugen: 
wir brauchen ja nur ein tüchtiges Glas Wasser (um chemischen Vorgängen vorzubeugen) auf 
„ex“ auszutrinken, das von 100 Fällen wenigstens 95mal sofort auftretende Aufstoßen ist ein 
Zeichen des durch diekomprimierte Luft ausgelösten Cardia-öffnenden 
Reflexes. (Rothbart.) 

Falls die Auslösung dieses Reflexes ausbleibt, kann die Kardi infolge des inneren Druckes 
gedelnt werden: „die Magenblase wächst“. Infolge der Raumvergrößerung, welche durch die 
Dehnung zustande gekommen ist, sinkt natürlich der Druck. 

Wenn der Muskeltonus mit der Vergrößerung des Gasdruckes ebenfalls zunimmt, also nicht 
„nachgibt“, so klagen die Patienten — wenn die Kompression einen gewissen Grad erreicht hat 
— über Spannung, Beklemmung und über Gefühl der Sättigung, obwohl der Magen — unter 
dem Röntgenschirm — bei weitem nicht mit der seiner Kapazität entsprechenden nur ge- 
füllt ıst. 

AlsowennderDruckder Magenluftbiszueinem gewissen Grade; ge- 
stiegen ist, öffnet sich reflektorisch die Kardia. Falls die zum Aus- 
lösen dieses Reflexes notwendige Reizschwelle höher wird, kann der 
Druck der Magenluft dauernd erhöht bleiben. (Rothbart.) 

Durch eine angeborene oder aquirierte (temporäre) Muskelschwäche kann eine Ansamm- 
lung der Magenluft auch ohne wesentliche Drucksteigerung erfolgen, nämlich dann, wenn der 
zur Überwältigung des Muskeltonus notwendige Gasdruck unterhalb 


der Reizschwelle bleibt. In solchen Fällen können — meines Erachtens — die subjek- 
tiven Beschwerden fehlen, wie z. B. bei den Fällen Köhlers und Dietlens. 


Alsnormalsind die Fälle unter a) anzusehen. 
Der Magen enthält auch normalerweiseim „leeren“ Zustande Luft. 
Die morphologische Eigentümlichkeit des Magens bedingt die 


| Magenblase, welche im physikalischen Sinne keine „Luftblase“ ist, 


sondern jene Luft, welche den ausgedehnteren kardialen Magenteil 
ausfüllt. 

Daß wir.bei der Röntgenuntersuchung des normalen Magens blob 
die Magenblase sehen, istdadurcherklärlich,daß dieLuftschicht zwi- 
schen den zusammenliegenden Magenwänden — mit Ausnahme des kar- 
dialen Teiles — vieldünnerist,alsdaßsiebemerkbare Strahlenabsorp- 
tionsdifferenzen erzeugen könnte. 


70 © Ziegeiot. FF RREL SIG, 


Über leicht N und gut Eros Röntgenfiter. 
` Dr. Ziegelroth, Krummhübel. 


“Die neueren Arbeiten der Röntgenforscher (ef. Ghilar ducei, Haben ‘die verschiedenen 
Wellenlängen. der Röntgenstrahlen verschiedene biologische Eigenschaften?“ Ref. in den Fortschritten ` 
auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, 25. 2. 1922) lassen das Ziel erkennen, durch geeignete Filterung 
eine größere Sicherheit bei der Anwendung der Röntgenstrahlen zu erreichen. : Ja, die Zukunft der 
 Röntgentherapie scheint bis zu einem gewissen Grade davon abzuhängen, ob und wie weit es gelingt, 

die diagnostisch und therapeutisch nützlichen Strahlen von den biologisch schädlichen zu trennen. Am 

- meisten berechtig erscheint die Hoffnung durch geeignete, möglichst weitgehende Filterung die oft 
so verderblichen Nebenwirkungen und Schädigungen durch Röntgenstrahlen zu verhüten. 

Deshalb sei hier auf einen einfachen Weg hingewiesen, der es erlaubt, Röntgenfilter in fast 


-= unbegrenzter Mannigfaltigkeit und Dosierbarkeit leicht selbst herzustellen, gewissermaßen zu impro- 


visieren. Das, worauf es ankommt, ist: die betreffenden absorbierenden Stoffe nicht wie üblich in 
Substanz als Platten zu verwenden, sondern sich Lösungen herzustellen von den die Röntgenstrahlen 
.absorbierenden Stoffen, und diese Lösungen in der nötigen Konzentration: oder Verdünnung als Filter 
zu benutzen. < r 

| . Da.die Atomgewichtszahlen der betreffenden Elemente von erheblichem Einflusse sind auf die 
Filterkraft, so.lag: es nahe, ` es zunächst mit den hochatomigen Elementen zu versuchen. Das Atom- 
a. gewicht des Mueckailberi i ist 200, das des Bleies 207, das des Wismuts 208 und das des Urans 238. Vom 

Quecksilber . haben wir im Sublimat eine aus- | 
gezeichnet in Wasser lösliche Verbindung. 


berbijodid, bei dem. zu der hohen Atomzahl 
des Quecksilbers noch die relativ hohe Atom- 
zahl des Jod (127) 2mal hinzukommt. Das 
Quecksilberbijodid ist in J odkalilösung leicht 
'  Jöslich und beliebig verdünnbar. Vom Blei ist 
der im Handel befindliche Bleiessig als kry- 


. und mit Essigsäure beliebig verdünnbar. Und ` 
endlich ist das im Handel befindliche Uranni- 
trat sehr leicht in Wasser löslich. Diese Fil- 
terlösungen kann man auf 2 Arten verwen- 
den.. Erstens: Die betreffenden Lösungen wer- ` 
den in flache Glasgefäße, Art Taschenfla- 
schen, gefüllt, ünd als Filter‘ vorgelegt — 

durch eine e Papp- oder Holzschicht gegen etwaiges Überspringen von Funken geschützt. Hierbei spielt 

die Dicke des Glases eine Rolle, da es mit seinem Siliziumgehalt eine gewisse Absorptionskraft besitzx. 

Zu empfehlen wären hier ganz dünnwandige nn oder Gefäße aus besonders präparierter 

Pappe oder Celluloid. | 

Die zweite Art besteht darin, daß man Pappe von etwa 1 Millimeter Dicke mit br betreffenden 
Lösung tränkt und als Filter benützt. . Ä 

Bild a ist das Röntgenbild eines Reagenzglasversuches, das allerdings nur eine ungefähre N 
stellung der Filterkraft der einzelnen Lösungen gibt. Die dunkelsten Schatten im Reagenzglase 2,.3° 
und 5 sind bedingt durch 10% Lösung von Bismutum.subnitrieum (2), von .Bleiessig. des Handels (3) 
und einer 20prozentigen Lösung von Urannitrat (5). Die geringe Absorptionskraft von 4 ist bedingt | 
durch eine Verdünnung von Bleiessig mit 2 Teilen, Essig. Reagenzglas 1 ist gefüllt mit Eisenchlorid- 
lösung des Handels, und 6 mit 5%. Sublimatlösung. Zr 

Schärfer tritt der Unterschied der Filterkraft bei den Banpsärkuchen zutage. 

Nichts liegt mir ferner als hier eine erschöpfende Untersuchungsreihe zu geben, die schließlich 
ja nur in Fachinstituten mit der genügenden Exaktheit gemacht werden können. Mir liegt nur daran,. 
das, Prinzip klarzulegen und eine kleine Anregung zu geben, von.der ich hoffe, daß sie in sachverstän- 
digen Händen einige gute Dienste leisten wird. Alle Metallverbindungen sowie alles, was irgend lös- . 


' Vortrefflich geeignet ist auch das Quecksil- _ 


stallklare Flüssigkeit sehr gut verwendbar | 


- XXXI, 5/6. Zehn Jahre Citobaryumpraxis. 761 


lich ist, kann auf diese Weise auf seine Filter- und Absorptionskraft den Röntgenstrahlen gegenüber 
untersucht werden. 

Am besten aber scheinen sich die löslichen Blei- und Uranverbindungen für Filterzwecke zu 
eignen. Röntgen- und Radiumstrahlen haben ja allerlei Beziehungen zueinander. Vielleicht ist es da 
von Belang, daß Uran und Blei wiederum starke Beziehungen zum Radium haben. Denn nach Ost- 
wald ist das Uran der „Urahn“, aus dem die Elemente der Radiumreihe vom Radium A bis G ent- 
stehen, durch jedesmaliges Abspalten vom Helium. Radium G ist aber schließlich kaum etwas anderes- 
als Blei, man nennt ja auch das Radium G Uranblei oder Radiumblei. Wie dem sei, die löslichen Blei- 
verbindungen sind verhältnismäßig billig zu haben und besitzen den Röntgenstrahlen gegenüber eine 
große Filterkraft, die auf obige Weise leicht zu dosieren ist. 

2 gr Quecksilberbijodid in 10 ccm Jodkalilösung erzeugen auf dem Schirm und dem Photogramm 
einen ähnlich tiefen Schatten wie die klare Bleiessiglösung des Handels. Aber bei dem Ko PENETSMSE 
fällt durch das Eintrocknen das rote HgJ; wieder aus. 


Zehn Jahre Citobaryumpraxis. 
Von 
Dr. W. Bauermeister, Braunschweig. 


Jede aussichtsvolle pharmazeutische Neuheit führt zur Entstehung neuer Präparate. So ge- 
rechtfertigt das Bemühen ist, Besseres an Stelle des Guten zu setzen, so wenig oft gelang dieser Vor- 
satz. Der Nachfolger ist oft unbewußt so sehr von den Gedankengängen des Originals umfangen, 
wandelt mehr oder weniger bewußt so sehr in den Spuren des Vorgängers, daß er günstigen Falles zu 
demselben Ziel gelangt; meist bleibt er jedoch, da gesetzliche Schranken scine volle Bewegungsfrei- 
heit hindern, hinter dem vorschwebenden Ziele zurück. Diese Erfahrungssätze haben sich auch ge- 
genüber dem Röntgen-Kontrastmittel Citobaryum bewahrheitet. Der Umstand, daß es heute sein 
10jähriges Bestehen feiert, läßt schon erkennen, daß es die bei seiner Schöpfung gegebenen Verspre- 
chungen während zweier Lustren gehalten hat. 

In der Einführungsschrift des Citobaryums sind zum erstenmal die Grundsätze für die Schai- 
fung eines rationellen Kontrastmittels festgelegt, wie sie seitdem überall als maßgebend betrachtet 
werden. Die wesentlichen Eigenschaften des Präparates und ihre Auswirkung für die gesamte 
Diagnostik wurden in kurzen Zügen hervorgehoben und die ziemlich zahlreich einsetzende Literatur 
hedeutete eigentlich nur cine weitere Ausführung der Programmpunkte. Selbst in den Kreisen schaf- 
fender Nacheiferer wird ihr Inhalt auch heute noch insofern hochgewertet, als kurz hingeworfene 
Citobaryum-Hinweise in der Literatur neuerer Kontrastpräparate oft satz- und wortweise ihre Aufer- 
stehung feiern, dem Unkundigen als etwas neues und eigenes imponierend, den Kundigen im Zweiiel 
lassend, ob hier unbewußte Erinnerungshilder oder bewußfe Anleihen vorliegen. Als Beispiel führe 
ich an, daß ein Autor als seinem Präparat eigenen Vorteil anführt, daß vermöge der Ko- und Ad- 
härenz dieses Präparates auch Teile der normalen Speiseröhre auf dem Leuchtschirme zur Sicht kä- 
men. Schon vor 10 Jahren setzte mich das Citobaryum instand, normale Speiseröhren in ganzer 
Länge in photographischer Wiedergabe zu bringen (D. med. Woch., 1915, Nr. 26; ferner Volkmanns 
Sammlung klinischer Vorträge, Innere Medizin, Nr. 262). 

Diese Wiedergabe war allerdings auch nur möglich, eben weil das Citobaryum, und zwar als 
erstes Präparat, jene eminente Adhärenz zeigt, die nicht nur die normalen Speiseröhrenwände, son- 
dern beispielsweis auch die Falten der normalen Magenschleimhaut zur Darstellung bringt, wie ich 
sie im entleerten Magen (Arch. f. Verdauungskrankheiten, Bd. 25, Heft 18), in der luftgefüllten Ma- 
genkuppel und in der Umgbung von Geschwürsnarben (Röntgenkalender, Jahrg. u. a. O.) photogra- 
phisch fixiert habe. Wertvolle Dienste in der Darstellung der Ösophaguskrankheiten leistet das Ci- 
tobaryum namentlich beim Karzinom, beim Divertikel und der Atonia oesophagi. Vor allen Dingen ` 
leistet das Citobaryum häufig außerordentlich gute Dienste in der Darstellung und Erkennung des 
hochsitzenden Ca., das der objektiven Diagnostik seit jeher die größten Schwierigkeiten machte. Ge- 
lingt es, den Patienten zum Verschlucken von, wenn auch nur wenig, sämigflüssigen Citobaryumge- 
tränkes zu bewegen, so erhält man doch oft recht wertvolle diagnostische Zeichen. Das Haftenblei- 
ben kleiner Citobaryummengen in den Plicae ary-epiglotticae und glossoepiglotticae, das Haften des 
Stoffes im Speiseröhreneingang bei unebenhöckriger, wagrechter oder etwa schiefgestellter Kontur 
der unteren Schattengrenze, die dabei sichtbare Abdrängung des Kehlkopfes nach vorn (falscher Po- 
mus adami beim weiblichen Geschlecht) zeugen mit Sicherheit für eine Geschwulst im Eingang des 
Ösophagus. Bemerkenswerte Bilder liefert auch die Darstellung des Ösophagus-Divertikels: neben 
der vollständigen Kugel- oder Eiform, wie sie das Bild des vollgefüllten Divertikels liefert, sind die 


762 Es Zr. = = Bauermeister. | XXXI, 5/6. 


| Konturen auch nach der Eierne oft noch längere Zeit wie eine Eierschale sichtbar. (Vgl. o. 
"Sammlung klin. Vortr.) Ebenfalls sehr instruktive Leuchtschirmbkilder liefert eine dieksämige. Auf- 


schwemmung bei Atonia oesophagi (Holzknecht). 


‘Während die für die Diagnostik der Speiseröhrenaffektionen wichtigen Vorzüge wesentlich in ` 
den Eigenschaften der starken Kohärenz und Adhärenz und daneben in der leichten Variabilität der 


Konsistenz des Mittels bestehen, kommt für die Diagnostik der Magenalicktionen neben den anderen 


' Vorzügen die Beständigkeit der einmal geschaffenen Citobaryumsuspension zur Geltung. Sie ist bis- 


her noch von keinem anderen Präparat erreicht worden. Die Konsistenz des lege artis bereiteten 


. Citobaryumtrankes in flüssig-sämiger Form ist so bedingungslos zuverlässig, daß, wo immer wir im 


Laufe der Magenbeobachtung eine breitere, nach oben scharflinig begrenzte Silhouette konstatieren, 
es sich um eine Ver gesellschaftung mit Magensaftfluß handelt. Diese Beständigkeit des Citobaryums 


„auch bei längerer Verweildauer im Magen ist von der Güte des Präparates selbst abhängig, denn die. 


von einem Autor im Interesse eines anderen Präparates geäußerte Ansicht, daß die natürliche Peri- 


 staltik des Magens ein vorzeitiges Ausfallen des Kontrastmaterials verhindere, ist durchaus irrefüh- | 
rend. Meine daraufbin wiederholt in vivo angestellten Nachprüfungen mit den verschiedensten Prä- 


paraten haben mir immer und immer wieder bewiesen, daß die natürliche Peristaltik des Magens auf 
die Haltbarkeit einer mangelhaften Suspension ohne jeden bemerkenswerten Einfluß ist. 

‚Eine vor Jahren schon, von v.'Bergmann stark betonte Ermahnung, wie wichtig für. die 
röntgenologische Magendiagnostik das Studium der natürlichen Entialtungsvorgänge sei, hat mich 
seinerzeit zu dem Aufsatz über Entfaltung, Entleerung und Einfaltung des Magens veranlaßt; und 


'wenn ich derzeit mit Vorteil mich des Citobaryums bedient hatte, so lag das im wesentlichen daran, 


daß ich ‘dies Mittel in einer solchen Konsistenz nehmen ließ, daß es in. dem Magenschlauch bei der 


Fortbewegung den natürlichen physiologischen Bedingungen unterlag. [Gerade die in dieser Weise 
geleiteten Untersuchungen haben den Beweis erbracht, daß die For soll sche Ansicht zutrifft, nach 
‘der es sich bei der Entfaltung des Magens nicht nur-um einen Vorgang der passiven Dehnung, son- - 
.dern auch um einen höchst aktiven Vorgang handelt, bei dem agonistische und antagonistische Mus- ' 
kelgruppen die Ausdehnungsiorm bestimmen. Diese au gesunden Mägen angestellten Beobachtungen 
ließen ferner erkennen, daß das Citobaryum im Gegensatz zu damals noch in der Röntgenologie an- 
` gewandten anderen Schwermetallen i va weder ‚die natürliche Motilität noch die Sekretion ir- 


gendwie beeinflußt. 
Vom Wismut ist es bekannt, daß es ‚ab Verweildauer im Magen yerlingekt; das ist für die Be- 


"urteilung der Motilität an sich kein Nachteil, denn nach den Resten, die wir nach 2, 4, 6 Stunden im 
` Magen vorfanden, ließ sich die motorische Funktion sehr gut beurteilen, im Gegensatz zu andereu 
neueren Präparaten, die den Magen in so kurzer Zeit verlassen, daß die Beobachtungszeit auf Minuten ` 
` zusammengedrängt wird. Aber.je weniger breit das Ausmaß, desto unsicherer die Bestimmung. Des- 


halb ist eine gewisse mittlere ‚Verweildauer bei Abkürzung der Gesamtuntersuchungszeit für einiger- 


 maßen sichere Beurteilung der motorischen Kräfte erwünscht, Dieser Forderung wird das Citoba- 
ryum in idealer Weise gerecht; es verläßt den Magen in 2—2% Stunden, die eben gerade genügen, 
um sieh ohne übergroßen Zeitverlust ein sicheres Urteil über die Motilität zu verschaffen. Unter 
voller Bestätigung dieser Tatsache fordert Groedel im Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im 


Weltkrieg 1914/18, Bd. IX (Röntgenologie), eine Typisierung der Magenröntgenuntersuchung und 


empfiehlt — was bereits in an meisten Instituten auch der Fall ist — nur noch das Citobaryum zu 
verwenden. 


Soviel über die grundsätzlichen Momente, die meines Paddon über die Brauchbarkeit der 
Röntgenkontrastmittel und den Wert des Oitobaryums. Aufschluß erteilen. Wie in der Ösophagus- 


und in der Magendiagnostik, so hat es sich auch in der Diagnostik, der Erkrankungen des Dünn- und ` 
"Diekdarms außerordentlich bewährt. Nur auf eine, Erkrankung sei hier noch hingewiesen, bei der 
das Citobaryum. ‚Unübertreffliches leistet, denn es gestattet eine besondere Anwendungsform, 


deren Ausübung bei anderen Präparaten u. U. geradezu verhängnisvoll werden könnte. Die Hirsch- 
sprungsche Krankheit — Megalokolon —, so leicht sie in.den ersten Stadien z. B. bei Kindern und 


` in nieht allzu vorgeschrittenen Fällen auch bei Erwachsenen röntgenographisch festzustellen ist (es 
genügt ein Einlauf von entsprechenden Mengen flüssigen Kontraststoffes), macht in vorgeschrittenen. 


Fällen. die bildliche Darstellung bei Darmfüllung per reetum äußerst schwierig, ja oft unmöglich. 


‘Wenn das Megakolon bis zu 16 Liter faßt, so ist annähernd der ganze Bauch gleichmäßig von der 


Kontrastflüssigkeit erfüllt und eine Differenzierung verschiedener Darmteile gegeneinander gar 
nicht möglich. Wir bekommen röntgenologisch dasselbe verschwommene Bild, wic es der Aszites 
liefert. Anders dagegen, wenn man eine Darstellungsweise wählt, die ich seit Jahren möglichst bei 


jedem Fall’ von Megalokolon übe: nach gründlicher Entleerung wird der Darm wieder systematisch 


mit dem Kontrastmittel angefüllt, und zwar per os: 2 bis 3 bis 4 Tage hintereinander bekommt der 


Patient neben jeder Mahlzeit ein Glas (ca. 150 cem) Citobaryum zu trinken. Dabei erzielt man eine 


Baur Aa > u 


un 7 E E 


XXXI, 5/6. Bücherbesprechungen. 763 


so vorzügliche und sich prächtig differenzierende Kontrastfüllung der einzelnen Darmabschnitte, 
daß die entstehenden Bilder in ihrer Sinnfälligkeit und vor allem Eindeutigkeit jedes Auge erfreuen. 
Und vermöge dieser Methode, die den Patienten täglich mehrere Male vor den Leuchtschirm führz, 
gewinnen wir einen Einblick in die Pathologie des Megakolon, wie er bei keinem anderen Verfah- 
ren und keinem anderen Mittel möglich ist. Wer würde z. B. wagen, einen Hirschsprung oder auci 
nur eine andere schwere Stuhlverstopfung tagelang mit Bismut zu füttern? Das würde zu einer Ku- 
tastrophe führen, bei der schließlich das Rektum mit Meißel und Hammer entleert werden müßte. 
Das Citobaryum gestattet derartige Dauerfüllungen per os in fast unbeschränktem Maße, weil eine 
Eindiekung und Verhärtung des Darminhaltes auch bei tagelangem Verweilen im Darm ausbleibt. 
Es liefert immer einen festweichen, leicht. gleitenden Stuhl, der nie Anlaß zu Beschwerden gibt, son- 
den Defäkationsakt zu einer geradezu angenehmen Leistung macht. (Centr.-Bl. f. Rtgstrahlen, 
Bd. $ H. 14-32; | 

Zum Schluß sei nur noch auf die Bedeutung des Citobaryums bei bestimmten Störungen in: 
Coecum hingewiesen, die als Begleiterscheinungen resp. Vorboten von Affektionen des Blinddarms 
und Wurmfortsatzes bekannt sind und von mir als prämonitorische Coecumstauung angesprochen 
wurden. (Boas Archiv, Bd. 26, H. 1—2.) Man findet in solchen Fällen eine leichte Zurückhaltung des 
Citobaryums im Coecum (nicht zu verwechseln mit dem sog. Aszendens-Typus der gewöhnlichen | 
Stuhlverstopfung), dem Endteile des Blinddarms, der oft, etwas triehterförmig ausgezogen, mit leich- 
tem, meist etwas schleierförmigem Schatten für 24—48—72 Stunden sichtbar bleibt. Ich sehe darin 
ein Zeichen, daß-an einer infiltrierten, in seiner Bewegung gehinderten Darmwand das Kontrast- 
mittel mit seiner starken Adhärenzeigenschaft lange hängen bleibt, eine Ansicht, die bereits mehr- 
fach autoptisch in vivo bestätigt wurde. 

Dies möge genügen, um die grundsätzlichen Vorteile des Citobaryums im allgemeinen und seine 
Leistungsfähigkeit auf einzelnen Gebieten, im besonderen an einzelnen Beispielen, die von Eingeüb- 
ten nach Belieben fortgesetzt werden könnten, zu demonstrieren. Ich bin überzeugt, daß das zweite 
Dezennium die guten Erfahrungen über die Zweckmäßigkeit dieses Kontraststoffes weiter bestä- 
tigen wird. 


Bücherbesprechungen. 


Max Küpfer u. Hans Schinz: Beiträge zur Kenntnis der Skelettbildung bei domesti- 
zierten Säugetieren auf Grund röntgenologischer Untersuchungen. Anlage und 
Entwicklung des Knochenskelettes der Vorder- und Hinterextremitäten des Haus- 
rindes (Bos. taurus L). Kommissionsverlag von Gebrüder Fretz, A.-G., Zürich, 1923. 
Mit 26 Tiefdrucktafeln, 2 farbigen lithographischen Doppeltafeln, v8 Figuren im Text 
und mehreren Tabellen. 


Der vorliegende stattliche, glänzend ausgestattete Band ist das erste Bruchstück eines groß an- 
gelegten Werkes, welches die Knochenentwicklung von Rind, Schaf, Schwein, Ziege und Pferd mehr 
oder weniger eingehend umfaßt, je nach dem verfügbaren Material. Gerade beim Rind war die Kriegs- 
zeit mit den massenhaft anfallenden Schlachtungen einer Sammlung von Föten besonders günstig, so 
daß lückenlose Entwicklungsreihen aufgestellt werden konnten. Die Verf. haben bis zum Austragen 
der Frucht, welche dann im Gegensatz zum Menschen bereits sämtliche Ossifikationen angelegt zeigt, 
11 Ossifikationsstufen aufgestellt, welche einem gewissen. Rhythmus in der Entwicklung entsprechen. 
Auch sonst ergaben sich eine Reihe wichtiger gesetzmäßiger Beziehungen, z. B. daß diejenige Epi- 
physe, welehe zuerst auftritt, am längsten persistiert, -daß die Verlaufsrichtung der Gefäße (Canales 
nutricii) eine gewisse Rolle spielt u. a. Wichtig ist in phylogenetischer Hinsicht das Studium der 
embryonal angelegten und dann zurückbleibenden Anlage von Skeletteilen, interessant ist die Be- 
ziehung mancher beim Rinde kanonischen Skelett-Elemente zu akzessorischen Stücken beim Menschen. 
Auf schönen Lichtdrucktafeln sind 180 Röntgenogramme wiedergegeben und an Deckpausen erläutert. 
Außerdem sind 8 mikroskopische Schnitte in tadellosem Farhdruck beigegeben. Das Buch sei jedem 
wissenschaftlich arbeitenden Röntgenologen empfohlen. Er wird manche Anregung und Belehrung 
daraus schöpfen. Gr. 


Priv.-Doz. Dr. Walter Müller (Marburg a. L.): Die normale und pathologische Phy- 
siologie des Knochens (Experimentelle Orthopädie). Mit einem Vorwort von Prof. 
Dr. A. Läwen. Leipzig 1924. vegi Joh. Ambr. Barth. 218 S., 67 Textabbildungen. 
Preis br. 12, geb. 14 Goldmark. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 97 


nn, 
\ 


ö 764 g € “Vereins: und Kongreßberichte (Berliner Röntgenvereinigung). t FAAK 5/6. 


. Verf. hat sich der keineswegs leichten Aufgabe unterzogen, die in vielen verstreuten Arbeiten . 
niedergelegten experimentellen Unterlagen für die Physiologie und Pathologie des Knochenwachs- 
tums zu sammeln und in organischem Aufbau darzustellen, als Teil einer „experimentellen Ortho- 
` pädie“, wie er die neuzeitliche physiologische Betrachtungsweise der Vorgänge am lebenden Knochen 

“nennt. Verf. gibt aber mehr als ein sogenanntes Übersichtsreferat. Da er selbst experimentell aui 
diesem Gebiete der normalen und pathologischen Physiologie arbeitet, ist er tiefer in die Gedanken- 
- gänge der einzelnen Forschuugsrichtungen. eingedrungen und konnte sie daher in großzügiger Weise 
‚entwickeln 'und kritisch ‘beleuchten. Die ganze Darstellung des vielfach etwas spröden Stoffes liest 
sich‘ daher ungemein anregend und fesselnd. Gerade der Röntgenologe, der durch seine morpholo- 
gische Betrachtungsweise Gefahr läuft, die biologischen Gesichtspunkte zu vernachlässigen, tut gut 
daran, dieses Buch zu studieren. Er wird’ dann nicht nur Zustandsbilder betrachten, sondern das phy- 
siologische Geschehen ünter normalen und krankhaften Bedingungen aus seinen Röntgenbildern albe 
. lesen. Er wird sich darüber Rechenschaft geben, wie die normale Form unter dem Einfluß konstitu- 
‚tioneller und mechanisch-funktioneller Momente zustande kommt und wie sie unter der Einwirkung 
fehlerhafter mechanischer, alimentärer, nervöser, innersekretorischer Einflüsse sich verändert, wie 
. der physiologische „Umbau“ dann verändert wird usw. Gerade in das in jüngster Zeit viel erörterte 
Gebiet ‘der Östeopathien, lokalen Malazien, Wachstumsdeformitäten wird er sich gerne führen lassen 
“und die Zusammenhänge rascher erfassen, als dies beim Verfolgen. der -kaleidoskopartigen Fachlite- 
ratur möglich ist. ‘Die Ausstattung des Buches ist sehr gut, zahlreiche Skizzen und Röntgeriogramme 
aus eigenen und fremden Arbeiten sind heigegeben. Auch das Sachregister kommt sehr erwünscht. 
| | Gr. 


Harry Eaton Stewart, M. D.: _Diatheriny and its Application to Pneumonia, New 
York 1928. Verlag Paul B. Hoeber. 210 S. 45 Abb.. Preis geb. 3 Dollars. 


| Verf. beschreibt die Apparate, die vielsektältigen, sehr praktischen Elektroden, die physika- 
lischen . Verhältnisse und physiologischen Wirkungen, die Technik der Anwendung bei den verschie- 
denen Körperregionen. Ausführlich wird die Anwendung der Diathermie bei Pneumonie erläutert. 
Es' werden geschmeidige silberne netzförmige Elektroden verwendet, Stromstärke 800—2000 mA. 
Bei Myokarditis wird auch das Herz, bei Nephritis die Niere durchwärmt. Bei Pneumonie wirkt die 
Diathermie. günstig auf Puls, Zyanose, Atmungsschmerz, Temperatur, die Lösung wird meist beschleu- 
‚nigt und vollzieht sich ohne Schock. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser der Erfolg. Sie 
.. Ist bei richtiger Anwendung harmlos. Bei einer Epidemie starben im Spital von 36 diathermierten 
Kranken 19,4%, von 21 möglichst gleichartigen Kontrollfällen 42,9%; dabei war das mittlere Alter 
~ der Kranken (meist Seeleute) 35 Jahre. —. Die Ausstattung des Buches — Taschenformat — ist für 
` unsere Begriffe luxuriös zu nennen. Gr. 


— 


Dipl Jos V. Vieweg: Klektrotechnik. Zweite neubearbeitete und erweiterte Auflage der 
Elektromechanik und Elektrotechnik von ‚Dr. F. Grünbaum. Leipzig 1924. Verlag 
Georg Thieme. 214 S., 173 Textabb. Preis geb. 6 M.. 


= Das Buch ist in erster Linie als Repetitorium für Studierende der Technischen Hochschule ge- 
_ dacht ung dementsprechend bei der großen Fülle des Stoffes ziemlich knapp gehalten, Grundlegendes 
 voraussetzend. Der Röntgenologe, der sich über das ihn unmittelbar Berührende aus seinen Fachlehr- 
büchern schon unterrichtet hat, wird ein solches Buch gerne zur Hand nehmen, um seine Apparate 
B im Rahmen des großen Ganzen zu betrachten und auf dem Gebiete der Gleich- und Wechselstrom- . 
_ generatoren und -motoren, Meßinstrumente usw. Umschau zu halten, einzelne Lu sbestimmungen. 


‘oder wichtige Formeln nachzuschen. Gr. 
5 i 


a = Vereins- und Kongreßberichte. 


Berliner Röntgenvereinigung. 
Sitzung vom 29. November 1923. 


J. Rother: Demonstration dreier Kranker mit großen Iymphogranulomatösen Mediastinal- 
tumoren, von denen zwei in lebensbedrohlichem Zustande zur Aufnahme gelangt waren Sehr rasche 
Besserung des Befindens und der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit unter Röntgenstrahlenbe- 
handlung. Bei der Dosierung ist besonders auf zwei Gefahrmomente zu achten: Einmal kann es zu 
raschem Entstehen von Pleuraexsudaten unter Intoxikationserscheinungen kommen, wenn die ersten 


I RN N 


XXXI, 5/6. Vereins- und Kongreßberichte (Münchener Röntgenvereinigung). 7165 


Bestrahlungen zu stark gewählt werden. %—2/s HED (auf die Haut bezogen) sollten nicht überschrit- 
ten werden. Zum andern muß durch gehörige Pausen einer allzu schnellen Entwicklung der Leuko- 
penie, eines Zustandes, dem die meisten Lymphogranulomatosen ohnedies zuzustreben scheinen, ge- 
steuert werden. Die Bestrahlung pflegt den größten Effekt immer dann zu haben, wenn die Granu- 
lome sich in einem Stadium größeren Wachstums befinden. — Weiterhin wurde cin Fall von histo- 


“logisch sichergestellter Lymphogranulomatose geschildert, bei dem nach einjährigem Bestehen der 
‚Erkrankung über einem Granulomknoten am Halse ein fünfmarksiückgroßer Hautdefekt entstanden 


war. Unter Röntgenstrahlenbehandlung kam es innerhalb eines Monats zu vollständiger Überhäu- 
tung. die indessen nur vorübergehend war. Nach einem zweiten spontanen Wiederaufbruch wirkten 
die Strahlen nur unvollkommen. 


P. Reyher: Aus der Röntgenologie des Kindesalters (Schädel, Herz, Magendarmkanal). Im 
Gegensatz zu früher hat in den letzten Jahren erfreulicherweise auch in der Kinderheilkunde das 
Rönteenverfahren eine zunehmende Anwendung gefunden. Eine ganze Reihe bemerkenswerter Bei- 
träge zur Röntgendiagnostik der Erkrankungen des Kindes ist so von pädiatrischer Seite geliefert 
worden. Waren es zuerst hauptsächlich die gerade im frühesten Kindesalter so mannigfaltigen Er- 
krankungen und Entwicklungsstörungen des kindlichen Knochensystenis, die zu einer Heranziehung 
der Röntgenuntersuchung aufforderten, so hatte man in neuerer Zeit seitens der Kinderärzte neben 
dem röntgenologischen Studium der Entwickelungs- und Abheilungsvorgänge am Knochen bei der 
Rhachitis und anderen Entwickelungsstörungen des Kindes auch der Aufklärung maucher patholo- 
gischen Prozesse innerer Organe mit Hilfe der Röntgenuntersuchung besondere Aufmerksamkeit zu- 
gewandt. In letzterer Hinsicht sei auf die Fortschritte in der Röntgendiagnostik der kindlichen Tu- 
berkulose, auf die Röntgenbefunde bei Thymushyperplasie, bei Bronchotetanie u. a. hingewiesen. 

Demgegenüber beschäftigte sich der Vortragende mit bisher weniger allgemein bekannten Er- 
gehunissen der Röntgendiagno"tik aus dem Gebiete der Kinderheilkunde. 

Zunächst wurde auf die Röntgenuntersuchung bei prämaturer Synostose kindlicher Schädel- 
knochen näher eingegangen, für die R. als Kollektivname die Bezeichnung „Prämatur-synostotische 
Stenokephalie“ angewandt wissen möchte, da, wie auf Grund eines Material$ von 20 Fällen gezeigt 
wurde, die vorzeitige Schädelnahtverknöcherung je nach Sitz und Ausdehnung der prämaturen Sy- 
nostose und je nach Vorhandensein oder Fehlen kompensatorischer Wachstumsvorgänge in anderen 
Schädelnähten zwar häufig zu dem bekannteren Bilde des Turmschädels führe, aber auch zu der bisher 
nur wenig beachteten Forinanomalie des Kahn- oder Schiefschädels, ja selbst zu kaum Jefinierbaren. 
geringfügigeren Abweichungen von der normalen Schädelgestalt führen könne. Es: wurde hervorge- 
hoben, daß die prämatur-synostotische Stenokephalice weit häufiger vorkomme, als bisher angenommen 
wurde. Sie werde deshalb öfters übersehen und nicht erkannt. An der Hand der Demonstration von 
Diapositiven wird auf die differentialdiagnostischen Momente gegenüber der Mikrocephalie und dem 
Hydrocephalus hingewiesen. Die klinischen Erscheinungen sowie die Indikationsstellung für die Ent- 
lastungstrepanation (günstigster Zeitpunkt für die Operation im Beginn der Sehnervenstörung, im 
Durchschnitt zwischen 3. und 5. Lebensjahr, auf jeden Fall vor dem 7. Lebensjahr; Ort der Trepana- 
tion je nach Verlaufsrichtung der prämatur-synostosierten Nähte verschieden, beim brachykephalen 
Turwischädel am besten okzipital) werden erörtert. 

Danach wird das kleine und große Herz im Säuglingsalter besprochen. Das kleine Herz findet. 
sich, wie Czerny-Kleinschmidt zuerst beobachtet haben, bei schweren akuten Ernährungs- 
störungen (Toxikosen) des Säuglings und verschwindet wieder mit zunehmender Besserung des Zu- 
standes. In Übereinstimmung mit der Auffassung Czerny-Kleinschmidts wird das kleine 
Herz in erster Linie abhängig gefunden vom Tiefstande des Zwerchfells als Folge des verminderten 


2 intraabdominellen Druckes. An einer Reihe von Röntgenbildern von Toxikose sowie eines Falles von 


angoborenem Verschluß des Ösophagus wird dies demonstriert. Wirklich große Herzen werden im 
Säuglingsalter vornehmlich bei Spasmophilie, wie Reyher zuerst nachgewiesen hat und dureh 
Schiff bereits bestätigt wurde, ferner bei schwerer Rhachitis, zumal bei starker Thoraxrhachitis, 
sowie bei exsudativer Diathesr beobachtet. Vorgetäuscht werden sie bei allen krankhaften Zuständen 
des Säuglings, die mit Hochstand des Zwerchfells (hauptsächlich infolge gesteigerten intraabdomi- 
nellen Druckes) einhergehen. An dritter Stelle werden noch mittels Kontrastmahlzeit gewonnene 
Magenröntgenogramme von Säuglingen mit Pylorospasmus, Spasmophilie und Vagotonie gezeigt. 


Münchener Röntgenvereinigung. 
Sitzung am 18. Oktober 1923. 
Voltz: Spannungsmessungen an Röntgenröhren. 
Der Vortragende weist auf die Wichtigkeit hin, über die an den Röntgenröhren wirksamen 


Spannungen orientiert zu sein, da nur dann eine gleichmäßige Dosierung möglich ist. 
y7* 


766 . Vereins- und Kongreibeiichte (Münchener Röntgenvereinigung). EXKI. 5/6: 


Es wird an Beispielen Bet wie bei Shoren Stromstärken bei manchen Apparaten die an 
der Röntgenröhre wirksame Spannung bedeutend zurückgeht. Dementsprechend steigen die Zeiten 
für die Erzielung der Erythemdosis. Das Sinken der. Spannung beträgt teilweise bis zu 50%. 

Der Vortragende demonstriert eine Schaltung, die sich der Glüventile bedient, um auch bei- 
Induktorapparaten Spitzenspannungen messen zu können. Die Schaltung wird: in einer ausführlichen 


Arbeit beschrieben: werden. 


Im Anschluß an diese Ausführungen wird- Senet unter welchen Kautelen die parallele Fun- 
kenstrecke ein recht gutes Maß für die Messung der Röhrenspannung ist. Zu seinen Messungen hat der 
Vortragende eine Funkenstrecke verwendet, deren Elektroden aus Kugeln von 50 mm Durchmesser be- 
standen. Diese Funkenstrecke ergab die genauesten Meßwerte, und er empfiehlt deshalb, diese Anord- 
nung allgemein zu gebrauchen. Zum Schluß seines Referates gibt der Vortragende die SEROHUNES- 
werte bekannt, die bei dieser Anordnung den Funkenschlagweiten entsprechen. 

Tabelle der Funkenschlagweiten und der zugehörigen Spannungswerte: 

s (Funkenschlagweite) 3 

28-35 46 51 58 65 75.88 98 

11,4 135 15,4 173 192 22,0 24,5. 

V. (Spannung an’ der 'Röhre) in Kilo-Volt: 

69,5 755 821 90,0 -98,0 106,0 112,5 122,3 130,5 189,6 ar 

147,8 158,0 165,5 173,4 179,0 186,0 194,5. o 

Diese Werte ergeben eine sehr schöne und gleichmäßige Kurve, aus der sich für ‚jede Funken- 
schlgaweite die zugehörigen Spannungen interpolieren lassen. =  Autoreferat. 


Aussprache. Kaestle, Chaoul, Voltz. 


Kurt Lange: Über Tleocoecaltuberkulose. 
. Nach kurzer Besprechung der Pathologie und der Klinik wadi die A A N der 


| Tieoeoeealkuberkulose besprochen. Bekanntlich ist das Stierlinsche Symptom — der dauernde 


Schattenausfall im Bereich des erkrankten Darmabschnittes — nicht in allen Fällen vorhanden. Man 
spricht deshalb von einem negativen und einem positiven Stierlin. Eine befriedigende Erklärung ist 
aber bisher weder für den positiven noch für den negativen Stierlin vorhanden. Verf. glaubt, eine 
solche gefunden zu haben auf Grund der von Conrath gegebenen pathologischen Einteilung der 
Ileoeoecaltuberkulose. Conrath unterscheidet die submucös-mucöse Form und die subseröse Form. 
Bei der letzteren wird primär und vorwiegend der ileocoecale Lymphapparat befallen. I. Stadium: 
Drüsenschwellungen, .II. Stadium: Verkäsung und Zerfall der Drüsen mit entzündlichen Reaktioneu 
in der Umgebung, Fortschreiten des tuberkulösen Prozesses auf der Serosa, Verklebung mit den be- 

nachbarten Organen, Tumorbildung. Erst im Endstadium wird die Coecalwand befallen, so daß Ul- 
zerationen, wenn überhaupt, erst. sehr spät auftreten. Hingegen wird bei der mucös-submucösen Form 
zuerst die Darmschleimhaut angegriifen (Ulzerationen), von der der Prozeß dann in die Tiefe schreitet, 

die Serosa befällt und peritoneale Reaktionen hervorruft, bis schließlich das gleiche Bild (Tumorbil- 
dung usw.) entsteht wie bei der subserösen Form. Bei der einen Form sind also frühzeitig Ulzera- 
tionen vorhanden, bei der anderen Form treten diese nicht oder doch erst im Endstadium auf. Da wir 
wissen, daß jede Ulzeration im Magen-Darmkanal einen Reiz darstellt, der durch eine erhöhte Moti- 
lität des erkrankten Abschnittes beantwortet wird, so ist anzunehmen, daß auch im Coeeum Ulzera- 


' tionen eine erhöhte Motilität bedingen. Diese erhöhte Motilität wird sich auch hier — wie im ganzen 


Magen-Darmkanal — durch Spasmen äußern, die sich im Röngenbild durch einen mehr oder weniger 
ausgesprochenen Schattendefekt kundgeben:: je | 

Bei der Schwierigkeit, die einzelnen Phasen einer Hypermotilität zu erfassen — vgl. das Ulcus 
duodeni —, dürfte die Erklärung des Schattenausfalles durch Spasmen wohl berechtigt sein, wenn 


. wir uns hierüber auch keine klare mechanische Vorstellung machen können. Wir hätten also in den 


Fällen, wo Ulzerationen vorhanden sind, einen Schattendefekt, also einen positiven Stierlin zu er- 
warten, eine Annahme, die in 2 Fällen durch die Sektion bestätigt werden konnte. In allen anderen 
Fällen jedoch, bei denen Ulzerationen fehlen, und damit auch die Ursache einer Darmreizung, müßte 


“der Stierlin negativ ausfallen. So erklärte sich aus der verschiedenen Pathogenese der ‘verschiedene 
. Röntgenbefund, dessen befriedigende Erklärung aus dem klinischen Bild bisher nicht gelungen ist. — 


4 Fälle von positivem Stierlin bei Ileocoeealtuberkulose werden demonstriert. | 
Aussprache. H. Rieder weist auf die im Gefolge der Dleocoecaltuberkulose sowie anderer In- 


'Tektionskrankheiten, namentlich der Ruhr; auftretenden Dünndarm-Spasmen hin, welche be- 


sonders im Gebiet der lleocoecalschlinge gut zu erkennen sind. — Sielma nn, Chaou 1l, G ras- 
Bersbanee 


FE E a ee RT mu LE | = ee a ge 
A bw a . ek 7 ` . . 3 p A t.. f' Pa .. - 


XXXI, 5/6. Vereins- und Kongreßberichte (Ärztl. Verein München. — Ärztl. Verein Prag). 767 


Ärztlicher Verein München. 


Gemeinsame Sitzung mit der Gynäkol. Ges. am 19. Dezember 1923. 

Voltz: Betrachtungen zum Problem der Strahlenbehandlung des Karzinoms. 

Im Anschluß an die Arbeiten von Sippel und Jäckel „Über die Mißerfolge der Röni- 
genstrahlenbehandlung der malignen Neubildungen“ und von Opitz „Über dieErfolge der Strah- 
lenbehandlung des Gebärmutterkrebses“ bespricht der Referent die Probleme der Strahlenbehand- 
lung des Karzinoms. 

Die Strahlenwirkung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: 

1. aus der Komponente der Strahlung, 

2. aus der Komponente der Empfindlichkeit der bestrahlten Zellarten. 

Beide Komponenten zusammen ergeben erst die Wirkung, wobei es weiter darauf ankommt, wie 
die beiden Komponenten zusammentreffen, das heißt, es kommt auf die Begleitumstände an. . 
| An Hand teils eigener, teils fremder Versuche bespricht der Referent die biologischen Grund- 

lagen der Strahlenwirkung. | 

Von der Seite der Biologie der Strahlenwirkung muß das Problem der Strahlenbehandlung des 
Karzinoms heute betrachtet werden. Autoreferat. 

Der Vortrag erscheint ausführlich in der Monatsschrift für Geburtshilfe. 


W.Simon: Kritische Beurteilung der Entwicklung und der Erfolge der Strahlenbehandlung 
der letzten 10 Jahre am Material der Collumkarzinome der Universitäts-Frauenklinik München. 

Seit 1912 werden an der Münchener Universitäts-Frauenklinik alle Karzinompatienten be- 
strahlt. Gesamtzugang 2320. Die Beurteilung der Erfolge geschieht nach den W in ter schen Grund- 
sätzen der Krebsstatistik. Hiernach gelangen 853 Collumkarzinome zur Verwertung, die 5 Jahre oder 
länger seit Beginn der Behandlung in Beobachtung stehen. Von diesen 853 Fällen leben heute — nach 
11—5jähriker Beobachtung, 94 — 11,1% absolute Lebensziffer. Werden die einzelnen Fälle auf 5jäh- 
rige Beobachtungszeit hin verwertet, wie es Mindestforderung nach Winter ist, so ist die absolute 
Lebensziffer 13%. Die günstigen Fälle der Gruppe I haben nach 11—5 Jahren eine absolute Lebens- 
ziffer von 33,5%. Es leben 44 von 130. Bei nur 5jähriger Beobachtungszeit leben 38,6%. Das ist die Ge- 
samtleistung der Strahlentherapie bei den beginnenden Collumkarzinomen. 

Unter den Begriff der Strahlentherapie fällt Radiumtherapie in verschiedenen Dosen und 
Applikationsarten und kombinierte Radium- und Röntgentherapie in verschiedenen Radium- und ver- 
schiedenen Röntgendosen. Es wird eine Kurve gezeigt, aus der zu ersehen ist, daß trotz Zunahme der 
Operabilität des Materials von 25% auf 53% keine Besserung der Erfolge eingetreten ist, sondern daß 
seit dem Jahre 1918, d. h. seitdem zu der früher bereits zur Karzinombehandlung genügenden Radium- 
dosis noch die volle Röntgendosis nach Seitz-Wintz, später mit Großfernfeld, gegeben wurde, die 
Erfolge sich dauernd. verschlechterten. Im Jahre 1914 war bei ausschließlicher Radiumbehandlung 
die absolute Heilungsziffer, berechnet nach 10 Jahren, 14,3%. Im Jahre 191& war die absolute Lebens- 
ziffer nach nur 5jähriger Beobachtung bei kombinierter Radium-Röntgentherapie 9,7%, im Jahre 
1919 nach nur 4jähriger Beobachtung 8,1%. R 

Es wird seit einiger Zeit an der hiesigen Strahlenabteilung nicht mehr die volle Röntgendosis ge- 
geben, da die Erfahrung gelehrt hat, daß es bei der Karzinombehandlung nicht auf möglichst hohe 
Dosen ankommt, sondern daß die Mitarbeit des Gesamtorganismus für die Karzinomheilung von gro- 
Ber Wichtigkeit ist; diese wird durch allzu intensive Bestrahlung gestört. Es scheint sich, wie aus 
den Bestrebungen vor allem von Opitz zu ersehen ist, allgemein die Erkenntnis auszubreiten, daß 
wir an dem zweiten Wendepunkt der Strahlentherapie stehen, der uns von den großen lokalen Strah- ` 
lendosen wegführt. 


Verein deutscher Ärzte in Prag. 


Sitzung vom 8. Juni 1923. 

G. A. Wagner: Geburt eines submukösen Myoms nach Hypophysenbestrahlung. 

Hofbauer hat auf Grund des bekannten Zusammenhanges zwischen Hypophyse und Zwi- 
schenhirn mit Wachstumsvorgängen und Funktion des Genitale verschiedene uterine Blutungen 
(Metropathie, Menorrhagien bei Myomen) durch Röntgenbestrahlung der Hypophyse zu beeinflussen 
getrachtet. Nach seinen Mitteilungen konnte er stets die Blutungen beseitigen und die Myome zun: 
Schwinden bringen. Wie an anderen Kliniken wurde das Verfahren auch an der Prager Frauen- 
klinik angewendet. In 2 Fällen juveniler Blutung ohne Erfolg (in einem davon bestanden Follike- 
zysten!), bei Frauen über 42 Jahre mit wechselndem Erfolg. Niemals wurde völlig Amenorrhoe er- 
zielt. Einen mit Rücksicht auf die neuen Mitteilungen Hofbauers aus der Döderlein sehen 
Klinik (Gynäkologenkongreß in Heidelberg) — die Möglichkeit, durch Bestrahlung der Hypophyse 
Wehen anzuregen — auffallenden Effekt der Hypophysenbestrahlung zeigte folgender Fall: 42jäh- 


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768 | Vereins- und Kongreßberichte (Ärztlicher Verein Prag). | ¢ XXXI, 5/6. 


rige Frau, 2.Geburten, 1 Abort. Seit 6 Jahren zunehmende Menorrhagien. Kur in Bad Elster 
. (Kurettage, Moor, 2 Bestrahlungen) ohne Erfolg. Im Herbst diagnostizierte W. einen faustgroßen - 
myomatösen Uterus. Die angeratene Operation wurde abgelehnt. Als die Blutung nun schon jedes- - 
mal 14 Tage dauerte, kam Pat. wieder. Hypophysenbestrahlung. Es wurde von 2 Temporalfeldern, 
um Haarausfall an den Schläfen zu verhüten, nicht die volle HED appliziert. Kurze Zeit nach der 
Bestrahlung der Hypophyse setzte — während sonst die Menstruation ganz regelmäßig in vierwö- 


` chentlichen Intervallen kam — vor dem Termin eine Blutung ein, zunächst ohne Schmerzen, dann 


aber mit zunehmenden Schmerzen, die wehenartigen Charakter annahmen. Ein Ohnmachtsanfall 
— vom Arzt als „Herzkollaps“ bezeichnet. Die Blutung ging dann in einen starken, übelriechenden, - 
blutigen Ausfluß über. Man fand nun den Uteruskörper von normaler Größe, in die Scheide geboren 
lag ein apfelgroßes submuköses Myom vor, dessen Stiel in den Uterus verschwand. Abtragung.' 
Glatte Heilung. Wenn es auch schwer ist, zu entscheiden, ob hier ein propter oder ein post hoc vor- 
liegt, so ist es doch immerhin interessant, daß nach Röntgenbestrahlung der Hypophyse bei submu-. 
kösem Myom Wehen. auftraten, durch die das Myom aus dem Uterus herausgeboren wurde. 


Sitzung'vom 27. Juni 1923, 
W. Raab: Kongenitales Herzvitium, intra vitam Varnosti: Pulmonalstenose, Ventri- 


kelseptumdefekt, reitende Aorta. Vollkommene Übereinstimmung mit dem pathologisch-anatomi- 


schen Befund. Pulmönalostium kaum für. einen Notizbleistift durchgängig, Aorta weit, Ventrikel- 


. septumdefekt vor dem Septum membranaceum. Die Aorta reitet über dem Defekt, d. h. man gelangt 
‘von beiden Ventrikeln durch den Defekt direkt in die Aorta. Rechter Ventrikel höchstgradig kon- 


zentrisch, hypertrophiert (Wanddicke 2 cm), linker Ventrikel dilatiert (Wanddicke 13 mm). Kli- 
nisch: Maximale Zvanose (bei Tachykardie [130] und. Bradykardie [50 Hirndruck] verschwindend), 


~ "Tronımelschlägelfinger; Uhrglasnägel, Polvzythaemie (8400). Starke „Voussure” der Herzgegend, sy- 


stolisches Stenosengeräusch über der A. pulm., „Preßstrahlgeräusch“ (H. Müller) über dem unte- 
ren Sternum? Röntgen: Medlianabstand rechts 7 em, links 8,8 em. Starke Rechtslagerung der Aorta. 
welche u. a. zur Diagnose „reitende A.“ geführt hatte, tiefe Herzbucht von dem zarten, sehr schma- 
len Schatten .der A. pulmonalis überbrückt. Am linken Herzrand eine leichte Kerbe, welche der‘ 
Grenze (sulcus longitud. ani.) zwischen dem oberhalb davon randbildenden rechten und unterhalb 


randbildenden linken Ventrikel entspricht. Aurikularbogen vom rechten Ventrikel überdeckt. Herz- 


„spitze äußerst plump (2 stumpfe Ecken) infolge Beteiligung des rechten Ventrikels an der Spitzen- 


bildung. Denekesches Phänomen fehlte. Interventrikularkerbe und Doppelspitze eventuell ais 
neue Diagnostika für isolierte oder wenigstens PYA Aeee Hypertrophie des rechten Ventrikels 
verwertbar. 

Raab: 50jäbrige Chondrodystrophische Zwergin mit Adipositas. Eigentümlich weich sul- 
ziges Fettpolster. Normale Genitalfunktion. Röntgen: Je ein fast kirschengroßer fleckiger Kalkkon- 
krementherd in den Plexus chorioidei der Seitenventrikel des Gehirnes. Kommt differential-diagno- 
stisch gegenüber Tumoren in Betracht. (Besonders deutlich Darstellung mittels Röntgen-Relier- 
Aufnahme.) 


Sitzung vom 2. Konnie 1923. 
C. S chi önhof demonstriert den Wert der sogenannten Reizbestrahlung der Ovarien bei en- 


dokrinen Störungen bei einem 22jährigen Mädchen, die seit 3 Jahren bestehen. Zugleich mit dem 


Seltener- und Schwächerwerden der Menstruation (die Intervalle betrugen bis zu 6 Monaten) trat 
atypische Behaarung im Gesicht, am Mons veneris, der Linea alba, den Nates und Oherschenkeln auf. 
Gleichzeitig bedeutende Gewichtszunahme. Nach einer Reizbestrahlung beider Ovarien — auf 1 Ovar 
%, auf das andere t/s der HED am Erfolgsorgan unter Zinkfilterung — traten normal starke Menses in 


28tägigen Intervallen auf, die atypische.Behaarung verlor sich nach und nach, die Pat. verlor 4 kg 


an Gewicht. Das Genitale war für den Tastbefund vor und nach der Bestrahlung gleich, hypopla- 
stisch. Dann Bericht über einen zweiten günstigen Fall von Ovarialbestrahlung bei einer 13 Mo- 
nate dauernden Amenorrhoe, bei Bestehen einer Parapsoriasis atrophicans. Die Hautaffektion war 
zugleich mit der Amenorrhoe aufgetreten und ist nach Eintreten. der normalen Menses wieder er- 
loschen. Es decken sich diese Befunde mit den Erfahrungen Thalers und Flataus, die über 
große Reihen von Reizbestrahlungen des Ovars bei Amenorrhoe und Oligemenorrhoe mii überwie- 
gend günstigem Resultat verfügen. — Trotz der momentan besonders strittigen Frage über die Wir- 
kungsweise der sogenannten Reizbestrahlung im Sinne einer Leistungssteigerung empfiehlt es sich 
für die Praxis, an dem Wort Reizbestrahlung, mit dem wir den Begriff Schwachbe- 
strahlung verbinden, festzuhalten. Denn die besonders von Pordes und Mühlmann ver- 


‚ fochtene Theorie der Lähmung der gegen die Funktion gerichteten Hemmungen braucht zur Stüt- 


zung ihrer Hypothese die hormonale Umstimmung. Also bleiben wir bei der Reizkrafthypothese, da 
der Effekt wenigstens etwas Tatsächliches ist. | 


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.XXXI, 5/6. Vereins- und Kongreßberichte (Il. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). 769 


II. Tagung der Deutschen Röntgenologen und Radiologen in der tschechosiowakischen 
Republik in Prag am 3. und 4. November 1923. | 


Die diesjährige Tagung hat sowohl in bezug aut Teilnehmerzahl (ca. 150), als auch an Umfang 
der Tagesordnung im Vergleiche zum Vorjahre einen gewaltigen Zuwachs erfahren. Auch konnte 
diesmal den Teilnehmern eine Ausstellung, an welcher sich die führenden deutschen Firmen betei- 
ligten, geboten werden. Gleichzeitig fand die gründende Versammlung der von der Behörde genech- 
migten „Vereinigung deutscher Röntgenologen und Radiologen in der tschechoslowakischen Re- 
publik“ feierlich statt, bei welcher Vertreter der deutschen Technik, der deutschen medizinischen- 
Fakultät, mehrerer ärztlicher Vereine und Korporationen, Prof. Dessauer-Frankfurt, sowie 
Dr. Lenk-Wien namens der Wiener Röntgenologen Begrüßungsansprachen hielten. Auch zahl- 
reiche schriftliche Begrüßungen waren eingelangt. In den Ausschuß wurden gewählt: Vorsitzender 
Jaksch-Wartenhorst-Prag, Stellvertreter Bardachzi-Aussig, Hartman'u-Kaschau, 
reschäftsleiterr Altschul-Prag, Kassier Porges-Prag, Schriftführer Herrnheiser-Praug, 
ferner Bacher-Olmütz, Gütig- Witkowitz, Helm-Reichenberg, Niethammer-Prae, San- 
lader-Troppau, Tuma-Prag, Wagner-Prag, Weil-Prag. Hierau! berichtete W eil- Prag 
über wirtschaftliche und Marx-Prag über forensische Fragen. ! 


I. Sitzung. Vorträge über Technik. 


sardachzi (Aussig): Erfahrungen mit der Lilienfeldröhre. Die Untersuchungen des Vor- 
tragenden ergaben wesentliche Abweichungen von den bisher festgelegten Anschauungen. Die 
L.-R. kann während vielstündigen Betriebes wohl als konstaut bezeichnet werden, doch kommt es 
nach längerem Gebrauch zu allmählichem Härterwerden, ferner zu zunehmendem Sperren. Genaue 
Messungen ergaben, daß die Lichtausbeute gegenüber den gashaltigen Röhren um über 20% ge- 
ringer ist. Die Bildschärfe der Ionenröhre ist etwas besser. Die Angaben von Koch und Hirsch 
über die Vorteile von Schnellaufnahmen mit der L.-R. können nicht bestätigt werden. Dagegen ist 
die große Leistungsfähigkeit unbestritten. Der Begriff der sogenannten Weichstrahlaufnahmen 
bedarf einer Korrektur, da er falsche Begriffe über die nötige Härte bewirkt. Vortr. bespricht die für 
die einzelnen Aufnahmszwecke nötigen Strahlenhärten, Expositionszeiten und Stromstärken unl 
weist darauf hin, daß genaue Härtebestimmung sichere Resultate verbürgt. Der Vorteil der L.-R. 
tritt besonders bei Durchleuchtungen und Bestrahlungen hervor, bei letzteren wird die Erreichung 
größter Durchdringungsfähigkeit und störungsfreien Arbeitens besonders gerühmt. Arbeiten nach 
Zeit ist aber nach Ansicht des Vortr. nicht zulässig. (Erschien ausführlich M. Kl. 1924, Nr. 2.) 


Aussprache: Jona (Dresden): Die im Vortrag gebrachten Erfahrungen beziehen sich auf die 
L.-R. alter Konstruktion. Viele der erwähnten Nachteile wurden durch die Konstruktionsände- 
rungen am Lilienfeldrohr neuen Typus behoben, so vor allem die erwähnten Sperrerscheinungen, 
die jetzt nicht mehr auftreten können. Neuere Messungen haben nachgewiesen, daß die Belichtungs- 
zeiten mit einem guten Ionenrohr am kürzesten sind, am ungünstigsten sind die Belichtungszeiten 
beim Coolidgerohr. Eine mittlere Stellung nimmt das Lilienfeldrohr ein. — Porges (Prag) hat 
seit 10 Jahren die besten Erfahrungen gemacht, Magenaufnahmen lassen sich bei normal starken 
Menschen in einer halben Sekunde machen. Sperrung der Röhre scheint doch mit der unzweckmäßi- 
gen Sperrung des Heizstromes einen Zusammenhang zu haben. — Kaznelson (Prag): Das Sper- 
ren der L.-R. ist besonders störend bei den Therapieröhren alten Systems (am Radio-Silex) und 
hängt nicht von Unexaktheit der Heizung ab. — Helm (Reichenberg): Nach meinen Erfahrungen 
mit den verschiedenen Elektronen- und Ionenröhren möchte ich für den gewöhnlichen Laborato- 
riumsbetrieb noch immer den Ionenröhren für photographische Aufnahmen den Vorzug geben. Es 
hat sich auch im praktischen Betrieb gezeigt, daß die Röhrenkosten bei gashaltigen Röhren am ge- 
ringsten sind.. | 


Buxbaum (Prag): Über einen neuen Universalapparat für Diagnostik und Therapie. Für 
den Universalapparat kommt nur ein Apparat mit Hochspannungsgleichrichter und Hochspannungs- 
 Öltransformator in Frage. Der Transformator muß zwei Bedingungen genügen: 1. Für Diagnostik 
eine große Milliamperezahl (150 mA) bei relativ niedriger Spannung (60 V eff.) geben; 2. für The- 
rapie eine hohe Spannung (160—180 kV Scheitelspannung) bei kleinen Milliamperezahlen (5) liefern. 
Die Vermeidung der Nachteile bei den bisherigen Universalapparaten ist bei dem zu demonstrieren- 
den Apparat dadurch gelungen, daß bei Diagnostikbetrieb die überflüssigen Windungen durch einen 
einfachen Handgriff abgeschaltet werden und so ihren verderblichen Einfluß nicht ausüben können. 
Dabei wurde die Anordnung so gewählt. laß keine Vermehrungen der Durchführungen stattgefunden 


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770. Vereins- und Kongießberichte (i. Tagung der. Deutschen Röntgenologen | in Pre) ; XXXI, 5/6: . 


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haben, sondern die Akale im Innern des esnefohater unter öl erfolgt. Der erzeugte Hoch- 
spannungs-Wechselstrom wird durch einen einebenigen : Gleichrichter in pulsierenden Gleichstrom 
< verwandelt. Der. Heizstrom wird durch einen kleinen, mit Öl. gegen die Hochspannung isolierten 
- Heiztransformator geliefert und vom Reguliertisch aus ‚geregelt. Der Apparat, der in der Ausstellung 
zu sehen ist, wird unter dem Namen „Heliopan: (Veifa) bzw. „Neo-Ideul“ (Reiniger, Gebbert u. 


| Schal) gebaut. 


Mannl (Karlsbad): Ein Verfahren zur Verbesserung von. Röntgenbildern. Vortr. empfiehlt 


zur Verstärkung von schwachen oder verschleierten Röntgenogrammen, diese mit nachträglich auf . 


photomechanischem Weg. hergestellten, symmetrischen Duplikaten exäkt zur Deckung zu bringen. 
-Effekt wie beim Doppelplattenverfahren Köhlers. Vorteile: Möglichkeit der ‘Verbesserung kleiner 
Plattenpartien. Beliebige Erhöhung der Kontrastwirkung durch Summation „mehrerer Schichten. 


Ders elbe:: Röntgentechnische ‚Neuerungen. a) Spiegelvisie rlam pe. Visierlampe 
und Röhrenfokus sind symmetrisch zu einer am Boden des Blendenkastens ungekrsehten Spiegel- 
‘fläche. Die reflektierten Lichtstrahlen verhalten sich wie später die Röntgenstrahlen. b) Abdich- 
tungsmanschette. "Kompressionstubus aus Bleiblech, dessen freier Rand vielfach eingeschnit- 
ten ist, so daß sich ein Kranz von ‚Bleilappen ergibt, welcher die Adaptierung an beliebige Körper- 
oberflächen ermöglicht. c) Feldabgre nzung. M. bedeckt die nähere Umgebung des Feldes mit 
Bleiblech, in das eine sternförmige Figur eingeschnitten ist. ' Durch Aufbiegen der Lappen können 
Felder beliebiger Form und Größe abgedeckt werden. d) Vord erblende zur Abblendung der Se- 
kundärstrahlen, bei welcher die Lamellen fächerartig angeordnet und. nicht gegeneinander geneigt 
- „sind. Sie ist unabhängig von der Distanz zur Lichtquelle und wird wie die Holzknechtsche Vor- 
derblende am lLeuchtschirm befestigt. Leichte Handhabung, niedriger Preis. e) Ziel, apparat für 
die Röntgenphotographie, der die Projektion des Aarzustellenden Objektes auf die- Mitte der Platte 
.. gewährleistet. Die Anordnung ist so getr offen,- daß die Achse des Tubus in jeder Lage auf ‘den Mittel- 

punkt der Platte gerichtet ist. f) Kugelzirkel. Zielapparat für Tiefentherapie, bei welchem die 
Einstellung des Zentralstrahles durch Drehung in kugelradiär gerichteten Scharnieren zustande 
kommt. Die Lage des Bestrahlungszentrums bestimmt M. durch 2 Marken auf der Körperoberflächv. 


Aussprache. Gütig (Witkowitz) mahnt zur Vorsicht bei Verwendung ‚sektorförmig auf- 


| klappbarer Abdeckstoffe, da durch die unvermeidlichen Schlitze zwischen den Sektoren leicht lineare . ' 


Verbrennungen zustande kommen können. — Bardachzi (Aussig): Die Fächerblende weist eine 

ganz verschiedene Größe der Waben auf, wodurch in den’ zentralen Partien eine Verringerung der 
k Helligkeit, in den peripheren der'Schärfe entstehen müsse. B. hat vor-dem Krieg eine ähnliche Blende 
herstellen lassen, wobei die fächerförmigen Streifen den innersten Bezirk freiließen und überdies 
noch konzentrische Kreise angeordnet waren. — Altschul (Prag) hat, obwohl die theoretischen 
Bedenken Bardachzis berechtigt sind, in der Praxis bei der gezeigten Blende Unterschiede nicht 
bemerkt. — Franke (Hamburg): Die Methode der pseudo-plastischen Aufnahme nach Alexander 


Béla hat im Felde bei Schädelverletzungen recht gute Dienste leisten können. — Eine radial ange- ` 


| ‚ordnete Vorderblende, allerdings in Kombination mit einer darüber rotierenden Spiralblende, ist be- 
reits im Jahre 1914 patentiert, aber niemals ausgeführt worden. — Das mitgeteilte Schichtenüberla- 


gerungsverfahren besitzt den Vorzug, daß die Platte selbst keinen Manipulationen: unterworfen ist und 


beliebige Teile des Bildes zur Verstärkung kommen können. Ähnliche Verfahren sind bereits aus der 


Kriminalistik. bekannt, wo es gelang, durch wiederholtes Übereinanderkopieren von Pigmentbildern 
Lichteindrücke sichtbar zu machen, welehe auf chemischem Wege aus der Platte‘ nicht mehr hätten 


herausgeholt werden‘ können. sa 


Prelinger (Wien): Uber die Ursachen des in Körperfalten bisweilen aufiellenden Röntgen: l 


erythems. P. und Prof. Weber fertigten ein Par affinphantom der Glutealfalte an, mittels welchem 
sie verschiedene Arten von Messungen vornahmen. Nach diesen Versuchen erscheint es somit sicher, 
daß als Ursache für das Auftreten des Erythems in Körper falten nur die höhere Empfindlichkeit. der 
Haut an diesen Stellen anzüsehen ist. Daraus folgen von selbst die nötigen, bei der Bestrahlung von 
‚überempfindlicher Haut verwendeten pr ophylaktischen Maßnahmen. ` 


Derselbe: Ist das Strahlenfeld der Coolidge-Therapieröhre hinsichtlich ‚der Intensitätsver- 
teilung symmetrisch? Als Resultat systematischer Intensitätsmessungen fanden P. und W. im ka- 


 thodenseitigen Feldrand stets die größere Intensität, beispielsweise 94% von der Intensität des Zen- 


tralstrahles gegenüber 81% imanodenseitigen Feldrand. Außerhalb des Feldessieht man þei der Durch- 
leuchtung auf dem Leuchtschirm kathodenseitig einen Streifen aufleuchten, ein Umstand, der seine 
Erklärung darin findet, daß der str ahlende Antikathodenkörper und Stiel durch die Blende auf der- 
Kathodenseite abgebildet wird. Diese Verhältnisse müssen vor allem bei der Mehrfelder-Bestrahlung 
berücksichtigt werden. | 2 | | 


‘. . 


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XXXI, 5/6. Vereins- und Kongreßberichte (II. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). 771 


Derselbe: Aus welchen Objekttiefen gelangt bei Röntgenaufnahmen Streustrahlung auf 
die photographische Platte? Die Versuche ergaben, daß der prozentuelle Anteil der Streustrahlung 
mit wachsender Objektdicke ständig zunimmt, daß aber die Zunahme und die dadurch bedingte Ver- 
ringerung der Kontraste nur bis zu Tiefen von 20 em praktisch eine Rolle spielt. Für die röntgeno- 
graphische Praxis läßt sich somit sagen, daß 20 cm die größte Objekttiefe darstellen, aus der noch 
merklich Streustrahlung auf die photographische Platte gelangt. 

Aussprache: Gütig macht auf wenig beachtete Röntgenstrahlen aufmerksam, die von der 
Antikathode ausgehend trotz Schutzkasten ungehindert durch die Kathode und den Kathodenhals aus- 
treten und bei.Schiefstellung der Röhre fern vom -Bestrahlungsfeld Verbrennungen hervorrufen köa- 
nen, z. B. Erythem und Haarausfall am Kopfe nach Bestrahlung eines Unterbauchfeldes. — Franke 
(Hamburg): Veränderungen in der Leistung der Glühkathodenröhre sind zweifellos möglich durch De- 
formation des Glühdrahtes, welcher durch das elektrische Feld aus der Sammelvorrichtung herausge- 
rissen werden kann: ferner durch ‘Veränderungen der Antikatihodenfläche. Schließlich läßt es sich 


-auch beobachten, daß Röhren, die zur Gasabgabe neigen, wesentlich schlechteren Nutzeffekt ergeben 


können. Letzterer Erscheinung dürfte auch die Lilienfeldröhre unterworfen sein. — Reiser (Prag), 
Kaznelson (Prag), Rigele (Prag). 

Rigele (Prag): Neueste Entwicklung der Tiefentherapieapparate. Da bei allen bisher üb- 
lichen Transformator- und Induktorapparaten an der Röntgenröhre nicht zeitlich unveränderliche, 
sondern variable Spannung liegt, so wird der Durchschnittswert der Spannung niedriger sein, als bei 
einem Apparat, der mit Gleiehspannung betrieben wird. Hull gab im Jahre 1916 eine Schaltung an, 
die mittels Transformators und Kondensatoren hochgespannten Gleichstrom erzeugt. Diese Schaltung 
hat zum erstenmal in die medizinische Praxis die Firma Siemens & Halske bei ihrem Stabilivolt 
eingeführt, der vom Vortr. genau beschrieben wird. Ein Motor kommt bei der ganzen Anlage nicht 
zur Anwendung, sie arbeitet demnach vollkommen geräuschlos. l 

Aussprache: T u m a (Prag) frägt an, ob etwas über die Verwendung von Drehstromgleichrich- 
tern bekannt ist. — Franke (Hamburg): Zur Anfrage der Gleichrichtung hochgespannten Dreh- 
stromes wird auf den Vortrag von K. Lasser aus dem Jahre 1915 verwiesen. Darin wird eine. der- 
artige Anordnung für 6 Glüh-Ventile bekanntgegeben, welche zur Erzeugung eines nur schwach pul- 
sierenden Gleichstromes dienen soll. — Jona (Dresden): Drehstromgleichrichter mit Glühkathoden- 
gleichrichtern søwohl wie mit mechanischen Gleichrichtern sind von Koch und Sterzel gebaut 
worden. Da dic 3 Phasen nicht nur auf die Phasenspannung, sondern auf die höhere Spannung zwi- 
schen den Phasen isoliert werden müssen, werden die Transformatoren sehr groß und unhandlich. — 
Dessauer (Frankfurt): Versuche mit Kondensatorbetrieb (Gleichspannung) für Röntgenröhren 
haben: vor Jahren Bergen Davis (Neuyork), ferner Coolidge (Schenectady) und Duane in 
Boston gemacht. Ihre Ergebnisse zeigten übereinstimmend, daß bei mittleren Spannungen (etwa 
100 kV) die Ausbeute an Röntgenstrahlung erheblich (vielleicht 20%) besserist bei Kondensatorgleich- 
stronıhetrieb als beim Wechselstrombetrieb. Sie fanden aber auch, daß dieser Vorsprung kleiner wird, 
wenn man die Spannune steigert. Nach meiner Rückkehr von U.S.A. habe ich in meinem Institut 
Versuche darüber aufnehmen lassen. Sie ergnhen dasselbe Resultat. Der Vorteil größerer Strahlen- 
ausbeute ist bei höheren Spannungen nur noch gering. Die Verteilung scheint der Behnkenschen 
Formel zu entsprechen. — Rigele (Schlußwort): Auf die Bemerkungen des Herrn Prof. Dessauer 
gestatte ich mir noch kurz, um jedes Mißverständnis zu vermeiden, zu erwidern, daß es natürlich nicht 
Aufgabe dieses kurzen Referates sein konnte, die vielen, heute noch -schwebenden Fragen, die bei dem 
behandelten Thema auftreten, eingehend zu behandeln. Nur die einfachsten, sich von vornherein er- 
gebenden Überlegungen, deren Richtigkeit wohl auch unbestreitbar ist, sollten zugunsten des ange- 
führten Prinzips ins Treffen geführt werden. 


Russo (Prag): Über das Problem der exakten Röntgendosismessung. Auch in einer kleinen, 
physikalisch betrachtet, nieht den Anforderungen an Exaktheit genügenden Ionisationskammer kön- 
nen die Ionisationsströme als der biologischen Wirkung pro Sekunde proportional verlaufend ange- 
nommen werden. Die übliche Ablesung mit der Stoppuhr führt zu Fehlern und ist zeitraubend. Die 
Glühkathodenverstärkerröhre ermöglicht es aber, Ionisationsströme so zu verstärken, daß sie bequem 
an einem technischen Zeigerinstrument abgelesen und sogar registriert werden können. Dieser Ge- 
danke ist durchgeführt am Röntgendosismesser von Siemens & Halske, dessen Prinzipschema 
gezeigt wird. In der technischen Durchführung ist der Apparat nicht so einfach. Aus Zeitmangel 
kann nicht näher darauf eingegangen werden. sondern nur auf das 2. Gitter aufmerksam gemacht 
werden (das sogenannte Raumladegitter), das bei der verbesserten Ausführung angebracht ist und die 
Elektronen zunächst auf einen größeren Raum verteilt. Es.ist übrigens auch möglich, für den Zweck 
der Kontrolle während der therapeutischen Bestrahlung mittels der Glühkathodenverstärkerröhre di- 
rekt integrierende Instrumente zu konstruieren (Dosisuhr von S. u. H., die demonstriert wird). 

Fortsshritte a. d. Gobiete d. Röntgonstrahlen. XXXI. 98 


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772 Vereins- und Kongreßberichte (II Tagung der Deutschen Röntgenologen i in Prag) Bez 


Franke. (Hamhurg): Neuere Hochleistungsröhren. Bericht über de Fortschritte. im Ben 
bau. Die Groß-Metro-Röhre ist ein Elektronenrohr für Schwertherapie mit dureh ‘Strahlung 
sekühlter Antikathode für eine dauernde Leistung von 8 mA, bei 200 kV Spitzenspannung, welche 
eine Platte statt des üblichen massiven Wolframklotzes besitzt. Um eine derartige Röhre für 8 mA 
brauchbar zu machen, genügte es nicht, die strahlende Antikathodenplatte einfach entsprechend grö- 
Ber zu wählen, sondern der Brennfleeck mußte entsprechend ausgebreitet und möglichst gleichmäßig 


verteilt werden. Durch ein vor dem Glühdraht ausgespänntes Gitter ist eine vollkommene Verteilung Be 


des Brennfleckes möglich geworden.- Das Metallnetz befindet sich auf dem gleichen Potential wie der 
Glühdraht. Es ist also eine gewisse Spannung nötig, um den genügenden Durchgriff zu erhalten, wel- 


cher die Wanderung der Elektronen vom Glühdraht auf die Antikathode bewirkt. Es werden also in- 


nerhalb bestiminter Grenzen nur Elektronen auf die Antikathode treffen, deren Beschleunigung be- 
reits einer für die Therapie wirksamen Strahlung entspricht. Würde man das Gitter vom Glühdraht 
elektrisch trennen, so wäre es ebensowohl möglich, den Glühdraht auf eine gewisse Maximalstrom- 
stärke aufzuheizen und dann die Milliamperezahl der Röhre lediglich dadurch zu regulieren, daß man 
dem Gitter durch eine gesonderte Stromquelle eine gewisse Spannung erteilt, welche den Durchgriif 
bis zu der gewünschten Milliamperezahl erhöht oder vermindert. Man würde also in diesem Falle die 
Röhre gewissermaßen nach dem Lilienfeläprinzip betreiben können. Ein Gegenstück zur Groß-Metro- 
Röhre, welche zur Erzeugung extrem hoher Spannungen bei möglichst groß verteiltem Brennfleck 
dient, bildet die mit Lindemannfenster versehene Spektralröhre, welche befähigt ist, bereits 
einem von wenigen tausend Volt erzeugten Strahl den Austritt zu gestatten. Im erster Linie ist diese 
Röhre dazu bestimmt, Spektralaufnahmen niedrig atomiger Substanzen, z. B. nach dem Verfahren 
Debye-Scherrer,zu machen. Die hierfür notwendige punktförmige Ausstrahlung der Röntgen- 
energie konnte in idealer Weise durch die Anwendung des striehförmigen Brennflecks nach Prof. 
Götze erreicht werden. Die Medas-Röhre ist eine ebenfalls nach dem Götze- Prinzip ausge- 
bildete Diagnöstik-Röhre mit durch Strahlung gekühlter Antikathodenplatie. Bei der Dental-Röhre 
zeigt sich der Vorteil des bandförmigen Brennflecks besonders augsenfällig dadurch, daß sie mit den 
üblichen kleinen Transformator-Apparätenselbstsperrend,ohne jedeGefahr, bis 30 MA belastet werden 
kann, ohne daß ihre extreme Schärfenzeichnung deswegen zum Opfer gebracht werden müßte. Ini 
allgemeinen soll an dieser Stelle noch auf den Vorwurf des Astigmatismus, der. der Röhre mit strich- 
[örmigem Brennfleck gemacht worden ist, eingegangen werden. Es ist selbstverständlich, daß eine 
Röhre mit bandförmigem Brennfleck ihre hervorragende Eigenschaft der höheren Belastbarkeit bei 
extremer Schärfe nur über einen gewissen Bildwinkel entwickeln kann. Dieser Bildwinkel, welcher 
35 Grad umfaßt, umschließt jedoch alle in der Röntgentechnik gebräuchlichen Formate und dazuge- 
hörigen Entfernungen. Am neuen Modell des Simplex-Ventiles ist charakteristisch gegenüber 
ähnlichen Konstruktionen die dem Kraftfeld angepaßte symmetrische Anordnung des Glühfadens und 
die glockenförmig resp. kugelförmig ausgebildete Anode, die nach Art eines Skelettpanzerturmes von 
gekreuzten Drähten gehalten wird. Diese Kombination verschiedener sorgfältig gewählter Kon- 
struktionselemente bewirkt, daß ein solches Ventil bei einem Sättigungsstrom von mehreren hundert 
Milliamperes in der Lage ist, Ströme von 200 kV Spitzenspannung gefahrlos gleichzurichten. Auf 
diese Weise wird das Simplex-Ventil zu einem Konstruktionselement für Röntgenapparate vom Typ 
des Stabilivolt. Auch die Entwieklung der gashaltigen Röhre ist trotz der Fortschritte, welehe die 
gasfreie Röhre gemacht hat, nicht vernachlässigt worden. 

Aussprache: Altschul warnt vor dem Lindemannglasfenster. Er hat bei solchen Fenstern. 
die vor. dem Kriege an einigen Röhren angebracht waren, nach ganz kurzzeitigen Aufnahmen, z. B. 
— Franke (Schlußwort): Das Lindemannglas 
fenster wird jetzt bei Diagnostikröhren nicht mehr angebracht. 


Jona (Dresden): Fortschritte und Enttäuschungen auf dem Gebiete der Röntgenologie. Eines 
der wiehtigsten Probleme der Röntgentherapie war das. wie man in die Tiefe des menschlichen Kör- 
pers an die Stelle, an der der anzugreifende Tumor liegt, eine möglichst große Dosis bringen kann. 
Zu diesem Zwecke wurde die Spannung an den Apparaten über die bisher angewendete Höhe bis 2509 
und mehr kV gesteigert. J. hat nachgewiesen, daß eine Steigerung der Spannung über ca. 160 kV 
hinaus keine wesentliche Steigerung der prozentualen Tiefendosis mit sich bringt. Großmann be- 


_ stätigt dies, schiebt aber die Grenze auf ca. 180 kV hinauf. Das Coolidgerohr wird heute häufig dem 


Lilienfeldrohr vorgezogen, obwohl oft nachgewiesen wurde, daß die Strahlenleistung der Coolidge- 
röhre an Konstanz der der Lilienfeldröhre bei weitem unterlegen ist. Bezüglich der Genauigkeit der 
Messungen macht heute der Arzt, nachdem die Physiker ihm oft genug den Vorwurf nicht exakter Do- 
sierung gemacht haben, nunmehr viel zu große Ansprüche. Die Apparate sind so auszubauen, daß die 
von ihnen gelieferte Spannung unabhängig ist von der Belastung und von der Beanspruchung des 
Jin- oder Mehrröhrenbetriebs. Diesen Anforderungen entspricht der Radio-Transverter von Koch 
und Sterzel. Die Frage nach der optimalen Spannung muß von medizinischer Seite gelöst werden, 


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XXXI, 56. Vereins- "und Kongreßberichte (II. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). 778 


Aussprache. Buxbaum hat bei vollkommen gleichen Strom- und Spannungsverhältnissen 
in der Röhre Verschiedenheiten in der HED festgestellt, die so groß sind, daß sie zu Verbrennungen 
führen müssen, wenn nur nach MA-Meter und kV-Meter dosiert wird Es muß jede Röhre bei verschie- 
denen MA-Zahlen, bei Ein- und Zweiröhrenbetrieb ausdosiert werden. Zur Behauptung, daß die Coo- 
lidgeröhre weniger konstant arbeitet wie die Lilienfeldröhre, bemerkt B., daß ihm kein Fall bekanut 
sei, daß eine Röhre ihre Strahlenqualität im Laufe der Zeit geändert hätte, wenn der Apparät kou- 
stant arbeitet, ausgenommen ganz alte Röhren mit starkem Metallniederschlag. — Dessauer 
(Frankfurt): Der Herr Vortr. hat als Ziel der tiefentherapeutischen Technik formuliert: „Eine mög- 
lichst große Dosis in die Tiefe zu bringen.“ Mit dieser Formel kann ich mich nicht einverstanden er- 
klären. Das Ziel ist meiner Meinung nach „unter möglichst geringer inkorporierter Gesamtdosis 
diejenige am tiefliegenden Krankheitsherd so groß wie nötig zu machen, und zwar unter äußerster 
Schonung der umliegenden Partien‘. .Das ist wohl das Ziel der lokalen quantitativen Dosierung in der 
Tiefentherapie. Hinsichtlich der Beanstandung, welche der Herr Vortr. gegenüber der Anwendung 
hoher Spannungen macht, darf ich, da ich sie zuerst eingeführt und Apparate dafür erdacht habe, be- 
merken: Die Spannungsangaben waren bei diesen Apparaten durchaus richtig — vorausgesetzt, daß 
sie richtig angeschlossen und betrieben wurden. Auf verschiedene Weise, insbesondere aber mit der 
spektographischen Methode der Grenzwellenlänge (auch durch Funkenstrecken und Hochspannungs- 
voltmeter), sind sie vielfach gemessen worden. Richtig ist, daß die ersten Modelle dieser Art mit offe- 
nen Transformatoren bei höherer als der vorgeschriebenen Strombelastung merklichen Spannungsab- 
fall zeigten. Das war eine Unvollkommenheit der Anfangszeit, die wohl bei jeden: prinzipiellen Schritt 
der Technik vorkommt und bei neueren Methoden praktisch nicht mehr existiert. Das Hinzufügen 
eines an den Primärklemmien des Transfornmators angeschlossenen, jedesmal mit einem Hochspan- 
nungsinstrument empirisch geeichten sogenannten Kilovoltmeters bedeutete aber nicht den Fehler, 
den der Herr Vortr. rügte. Denn es wurde in der Anleitung darauf hingewiesen, daß diese Eichung 
für eine bestimmte Belastung gültig ist. Unter Beachtung der Vorschrift war die Benutzung 
dieser Instrumente ein einwandfreies Hilfsmittel. Wenn der Herr Vortr. meinte, der Hinweis auf die 
Notwendigkeit exakten, messenden Arbeitens sei gewissermaßen übertrieben, in dem Sinne, ’daß es Ge- 
nauigkeitsansprüche der Benutzer hervorrufe, die keine Berechtigung hätten, so weiß ich mich mit 
ihm darin einig, daß wir unterscheiden müssen: Für wissenschaftlicheZwecke derTiefentherapie kön- 
nen wir natürlich nicht umhin, genaue Messung zu verlangen. Für die Praxis genügt ein geringerer 
Grad von Genauigkeit manchmal — aber auch hier gilt, sie nach Kräften zu steigern. Haben wir gute 
'Meßmethoden, so hahen wir einen großen Fortschritt. Die sehr interessante Frage, ob der Ausbau der 
Tiefentherapie Steigerung der Spannung erfordert, ist meiner Ansicht nach mit Ja zu beantworten. 
Erstens fand ich bei unseren Messungen stets Verbesserung der Tiefenverteilung, auch bei höheren 
Spannungen als 200 Kilovolt. Ferner scheint die Wahrscheinlichkeit dafür zu sprechen, daß wir in 
den kürzeren Wellen für gewisse Zwecke ein besseres Medikament haben — in Annäherung an die Ra- 
diumstrahlen. Endlich aber: die ausgestrahlte Röntgenenergie steigt mit dem Quadrat der Spannung. 
Also nicht nur härtere Strahlung liefert die höhere Spannung, sondern überdies eine im Quadrat stei- 
gende Ausbeute der Strahlenerzeugung. Das ist meinem Ermessen nach entscheidend. — Franke 
(Hamburg): Zu dem Bemerken Dessauers,daß in Amerika eine Röhre mit 270 kV und 8 mA liefe, 
wird die Frage gerichtet. wann diese Röhre und wo diese Röhre gelaufen habe und wer Zeuge dieser 
tatsächlich vollbrachten Leistung sei. Skepsis scheint amerikanischen Nachrichten gegenüber inso- 
fern durchaus berechtigt. als auch die übrigen Nachrichten über Wunderleistungen amerikanischer 
Röhren gegenüher unseren Fabrikaten sich glücklicherweise nicht bestätigt haben. — Jona (Schluß- 
wort): Der Vorwurf der nicht genügenden Zuverlässigkeit der kV-Meter bei Apparaten neuesten Typs 
muß aufrechterhalten werden. Die Röntgenbestrahlung erfordert möglichst zroße Dosis weicher 
Strahlung in die Tiefe zu bringen und gleichzeitig harte Strahlung anzuwenden, um die Haut zu 
schonen. Diese widersprechenden Forderungen bedingen ein Kompromiß durch Anwendung mittlerer 
Spannung, Universalapparate sind nur eine Frage des Transformatorenbaues und sind technisch mög- 
lich (Radiotransverter). 


IT. Sitzung. Hauptreferat. Vorträge über Diagnostik. 


Auf Einladung: Dessauer (Frankfurt): Über das Wesen der Strahleneinwirkung im Körper. 
Die Absorption des Lichtes, auch des Röntgenlichtes, erfolgt nicht kontinuierlich gleichmäßig, son- 
dern diskontinuierlich in Einzelbeträgen, gewissermaßer regentropfenartig. Nach den Gesetzen des. 
Zufalls wird in jedem Augenblick der Bestrahlung hier und dort ein Quantum Lichtenergie oder 
'Strahlenenergie absorbiert. An diese zufallsmäßige Verteilung ist auch die biologische Wirkung ge- 
knüpft. Wenn wir auch bislang nicht wissen, wie die Röntgenstrahlenwirkung zustande kommt, an 
Versuchen zur Erklärung hat es nicht gefehlt. So meint Wolters, daß die eiittierten sekundären 

98* 


774 Yei- und ‚Kongreßberichte (II. ee der Deutschen Röntgenologen in ' Prag). | XXXI, 5/6. 


Elektronen bei ihrer a weichere Strahlen austönden, die zu biologischem Wirken gelangen. 
Rohrer denkt an die Vorgänge bei Sensibilisatoren, W e tterer an die Wirkungen elektrostati- 
scher Felder. In allerneuester Zeit ist die Katalyse-Theorie wieder aufgetaucht. Da nun die absor- 


` bierte Röntgenstrahlenenergie unmittelbar nach ihrer Absorption in Wärme übergeht, die im Laufe _ 


von Stunden insgesamt nur einige Grammkalorien beträgt, läßt- sich der wichtige Schluß ziehen, daß 
die biologische Wirkung, die doch indiskutabel feststeht, in solchen: Stadien der Energietransforma- 
tion geschehen muß, wo die Energie noch gewissermaßen konzentriert und. nicht etwa über größere 
Bezirke des bestrahlten Gebietes ausgebreitet ist. Der erste entscheidende Entschluß der hier vorzu- 
tragenden Hypothese ist: Das biologische Wirken setzt an den Stellen ein, wo die quantenhaften Ab- 
sorptionen: stattfinden. Es bleiben dann zwei Möglichkeiten für die Wirkung nach. dem bisherigen 
physikalischen Wissen. Die erste Möglichkeit ist die Analogie zum photochemischen ` Geschehen, der 


~- Weg über die Erregung der Atome, Erregung der Atome, ein Fund der Atomphysik der letzten De- 


| zennien, bedeutet, daß von den Elektronen, welche den Atomkern in ihren Bahnen umlaufen, ein Elek- 
tron zwar nicht von dem Atom ganz weggerissen, wohl aber in eine höhere, weiter vom Atomkern weg- 
‘führende Bahn gehoben wird. Es gibt aber noch ein anderes Geschehen. Die Energie von Elektronen 
kann auch in molekulare Bewegung übergehen, und zwar:ist, ein sicher festgestellter Weg der, daß 
‚ein wie oben erregtes Atom beim Zusammenprallen mit Atomen oder Molekülen seine Erregung ver- 
liert und in Antrieb der Teilchen verwandelt. Dieser Übergang in „Transformationsenergie“; wie man 
sagt, also in beschleunigte Bewegung, ist der von der Natur bevorzugte Vorgang. Der 2. Satz meiner 


Hypothese besteht nun darin, daß der Beginn des destruktiven Geschehens bei der: Einwirkung von 


Röntgenstrahlen, Gammastrahlen und kurzwelligem. Licht geknüpft wird an die Verwandlung der 
absorbierten Röntgenstrahlen- oder Kathodenstrahlenenergie in Molekülantrieb (Transformations- 


energie, Wärme). Die Übertragung der Bewegung von einem 'Eiweiß-Molekül zu seinen. Nachbarn e 


wird erheblich langsamer vor sich gehen als die Ausbreitung im Innern des Moleküls, Eine: Aufspei- 


cherung der Energie für eine gewisse Zeit, welche hiedurch zustande kommt, bedeutet zugleich eine 
ungewöhnlich mechanische Beanspruchung des Molekülgefüges oder, nur in einer anderen Ausdrucks- 
weise, eine Punktwärme sehr hoher Temperatur. In der Hypothese wird nun. angenommen, daß die 


Kräfte, welche das Molekül aus seinen Bestandteilen zusammenhalten, diesen Angriffen nicht ge- - 


Reihe von zerstörten Molekülen, und die Zelle wird daran erkranken. Diese Erkrankung kann sie 


überstehen oder sie kann daran zugrunde 'gehen. Die gewissermaßen explosionsartige Zerstörung 


einer gewissen Anzahl von Molekülen in einer Zelle erzeugt‘ Zerstörungsprodukte und diese bedingen 


weitere Schädigungen. Es wird für jeden in Frage kommenden Teilchenkomplex (Eiweißmolekül - 


= oder dgl.) ein minimales Energiedepot geben (ein minimaler Punktwärmebetrag). Wird dieser Be- 


trag unterschritten, so tritt keine Schädigung ein. Die Hypothese’hat den Namen Punktwärmehypo- ° 


these bekommen, um durch den.Namen zu veranschaulichen, daß das destruktive biologische Ge- 
schehen seinen Ausgang nehmen soll an sehr kleinen Orten (Punkten), wo die quantenhafte Absorp- 
tion stattfindet und wo infolge der Beteiligung nur sehr geringer Massen sehr hohe Bewegungsge- 


wachsen sind ‚und daß hier das weitere Geschehen einsetzt. Innerhalb einer Zelle befindet sich eine | 


schwindigkeiten oder in anderer Sprache hohe Temperaturen auftreten. Es fragt sich nun, wie diese 


Vorstellung mit der Biologie harmoniert. Wir haben bis jetzt zwischen den biologischen Beobach- 
tungen und dieser Vorstellungsweise keinerlei Differenzen gefunden, wohl aber läßt sich eine Reihe 
von Tatsachen deuten, die bisher schwer verständlich war, so z. B. die der Latenz. Es ergibt sich 
‘ferner, daß die Sensibilität eine wesentlich biologische Angelegenheit ist. Ist die Zelle aus irgend- 


. einem Grunde labil, dann ist wahrscheinlich ihre Sensibilität gegenüber. der Strahlung groß. Wir | 


' finden im bestrahlten Karzinomgewebe stets noch intakte Zellen, während selbst wesentlich weniger 


empfindliche Zellen der verschiedensten Art gänzlich . zerstört sind. Wir finden selbst im autoly- 


sierten Gewebe noch überimpfbare Karzinomzellen. Nach der hier vorgetragenen Theorie muß das 


so sein. Denn die zufallsmäßige Verteilung führt zu sogenannten exponentiellen Gleichungen und. . 


Kurven, und diese ergeben, daß auch bei sehr langer Übersteigung der Bestrahlung eben durch die 
zufallsmäßige Verteilung eine gewisse kleine Anzahl, sozusagen Ausnahmen, vorkommen, d. h. Zel- 
len, bei denen noch zu wenig Moleküle geschädigt sind. Meine Damen und Herren! Ich habe diese 
neue Hypothese anläßlich ihrer Gründungstagung zum ersten Male vorgetragen, gewiß mit. dem 
Bewußtsein, daß noch viel Arbeit zu geschehen hat, bis ste gesichert ist und bis sie fruchtbar wird. 
Die früheren Veröffentlichungen sind nur in physikalischen Zeitschriften erschienen. Es ist mein 
'lebhafter Wunsch, daß sich Radiologen und Biologen in ı diese Gedankengänge einfinden und sie mit 
ihrem Material kontrollieren. 


Aussprache. Franke (Hamburg): Zur Theorie der Punktwärme sei an die schon zu "Anfang 
des Jahrhunderts gemachte Beobachtung der durch das Licht eingeleiteten ` Explosion: eines Chlor- 
. und Wasserstoffgemisches hingewiesen, welche schon damals mit einer auf engstem Raum lokali- 
sierten Überhitzung und weiterer For tpianzung dieses Zündvorganges erklärt: wurde. Da Licht- und 


\ 


XXXI, P j6. Vereins- und Kongreßberichte (LI. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). 775 


Röntgenstrahlung wesensgleiche Vorgänge sind, so läßt sich diese Analogie sehr wohl auch auf ge- 
wisse Wirkungen der Röntgenstrahlen übertragen. — Len k (Wien): Die D.sche Punktwärmetheorie 
soll die Brücke zwischen physikalischem und biologischem Geschehen schlagen. Sie ist ein Geschenk 
der Physik an die Medizin. Wir haben schon einmal von Herrn D. ein äußerst wertvolles Gescheak 
bekommen, für das wir ihm immer dankbar sein werden: die prinzipielle Forderung der räumlichen 
Homogenität. Herr D. wird gewiß mit mir einverstanden sein, wenn ich der Ansicht bin, daß wir 
auch sein neues Geschenk nicht kritiklos annehmen sollen, sondern uns es zuerst eimnal daraufhin 
anschauen, was wir in der Medizin damit anfangen können. Vom physikalischen Gesichtspunkt will 
ich die Theorie nicht kritisieren, das ist Sache der Physiker. Wir müssen von ihr aber mit Rück- 
. sicht auf ihren eingangs skizzierten Zweck verlangen, daß sie mit bekannten biologischen Erschei- 
nungen nicht in Widerspruch steht. Leider war in dem Vortrage Herrn D.s gerade der Teil, der die 
biologische Stütze seiner Theorie bringen sollte, sehr unvollständig, so daß ich mich in meinen Ge- 
genargumenten teilweise an die bereits vorliegende Literatur, namentlich an die Arbeiten Caspa- 
ris, der für die Theorie biologische Argumente zu bringen sucht, halten muß. Die von Herrn D. 
hervorgehobene Tatsache, daß auch bei intensivster Bestrahlung zwischen vollkommen zerstörten 
Karzinomzellen ganz intakte zurückbleiben können, eine übrigens schon vor sehr langer Zeit von 
Rost auch bei normalem Gewebe beschriebene und von ihm als fleckweise Wirkung der Röntgen- 
strahlen bezeichnete Erscheinung hat mit physikalischen Vorgängen gar nichts zu tun, sondern ist 
eine Folge differenter Strahlenempfindlichkeit der Zellen, offenbar in Abhängigkeit von dem vorlie- 
genden Kernteilungsstadium (Zellzerstörung offenbar besonders an den Wachstumszentren). Wir 
müssen nach D. den Strahleneffekt als zwar eigenartigen, am besten vielleicht als ultramikroskopische 
Ignipunktur der Zelle zu bezeichnenden, aber immerhin als Wärmeeffekt auffassen. Die histologisch 
nachweisbare Strahlenschädigung ist keine typische Hitzeschädigung, sondern uncharakteristische 
Degeneration und Nekrose. Die bekannten Empäfindlichkeitsdifferenzen der Zellen sind unmöglich 
als Wärmeempfindlichkeitsdifferenzen zu erklären. Einzig und allein für den Zellkern versucht 
Caspari eine in dieser Richtung gehende Erklärung. Sie basiert auf 3 unbewiesenen Hypothesen. 
Wie erklärt aber.D. die ganz enorme Empfindlichkeit eines bestimmten Kernteilungsstadiums, der 
- Äquatorialplatte (Mohr, Holthusen), wie erklärt er aus seiner -Theorie heraus, daß z. B. die 
Eıinpfindlichkeit der Lymphozyten hundertmal größer ist als die der Nerven- oder Muskelzelle. Auf 
Wärme antworten sie alle gleich, wenn sie nur genügend groß ist, nämlich mit Koagulation des Ei- 
weißes. Ich resümiere: in der Biologie resp. Medizin können wir mit der neuen Therapie nichts an- 
fangen, da sie mit einer Reihe bekannter biologischer Erscheinungen in Widerspruch steht. — Alt- 
schul (Prag) frägt, ob die Punktwärme nur durch die bei der Absorption auftretenden Elektronen 
bedingt ist oder ob vielleicht auch durch penetrierende Röntgenstrahlen Punktwärme ausgelöst wer- 
den kann. — Tuma (Prag). — Dessauer (Schlußwort): Zunächst danke ich für die Erwähnung 
des Herrn Franke über die Chlorwasserstoffreaktion. Ich kann dazu eine eigentümliche Tatsache 
mitteilen: Als ich die Hypothese entworfen hatte, fand ich (und habe es in meiner ersten physika- 
lischen Arbeit zitiert), daß vor ungefähr einem Jahrhundert ein Physiker schon auf dıe Idee gekom- 
men ist, daß Reaktionen, wie die Chlorwasserstoffreaktion, im Licht durch Lokaltemperaturen bei der 
Absorption entstehen können. Auf die Einwände des Herrn Lenk, die sich mehr gegen die Caspa- 
rische Arbeit richten, kann ich als Nichtbiologe nicht so gut antworten, als ich es wünschte. Aber na- 
türlich sind diese Fragen bei uns eingehend besprochen worden. Was zunächst die Ansicht betrifft, daß, 
wie Herr Lenk sich ausdrückt, die fleckenweise Wirkung der X-Strahlen nichts mit der Physik zu 
tun hätte, sondern einfach die verschiedene Empfindlichkeit aufzeige, so glaube ich, daß dieser Ein- 
wand strikte zu widerlegen ist. Variationen mit der Empfindlichkeit gleichartiger Zellen mögen 30 
oder 40 oder 100% betragen, also wenn durchschnittlich das Karzinom eine gewisse Sensibilität hat, 
so mögen von den normalen vorhandenen Karzinomzellen, die beim Impfen angehen, einige sich um 
30 oder 40 oder 100% der Empfindlichkeit von der Norm entfernen. Damit läßt sich nicht erklären, 
was z. B. Wood (Neuyork) gefunden hat, daß die Überimpfbarkeit etwa in der Form einer Expo- 
nentialkurve mit der Einstrahlungsdauer abnimmt, d. h. also, daß auch nach der 10- oder 20fachen 
Dosis noch einzelne Impfungen angehen. 

Der zweite Einwand des Herrn Lenk betrifft die Empfindlichkeitsdifferenzen, aufgefaßt als 
Wärmeempfindlichkeit. Nun, eine Schwierigkeit existiert meiner Ansicht nach hier nicht. Es han- 
delt sich ja nicht um die gewöhnliche Wärmeempfindlichkeit, sondern um die Empfindlichkeit einer 
Zelle darauf, daß von ihrem Bestand ein mehr oder weniger großer Anteil Größenordnung 10/00 
hohe Temperatur 100°, ja 1000° empfängt und dadurch zerstört wird. Lyimpho2yten- oder Leukozyten- 
änderungen sind da sehr leicht zu erklären. Sie sind doch, soviel ich weiß, bei allen möglichen Schi- 
digungen im Blut nachweisbar, und das Blut wird ja mitbestrahlt. 

Im übrigen bin ich dankbar für die Einwände und lade die Herren von Wien ein, doch einmal 
nach Frankfurt zu kommen und die Sache durchzudiskutieren. Hinsichtlich der Bemerkung des 


-~ 


776 Vereins- und Kongreßberichte (IL. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). XXXĪ, 5/8. 


Herrn Altschul ist zu sagen, daß die Elektronen gewisse Weglängen zurücklegen und dabei stu- . 
fenweise ihre Geschwindigkeit verlieren bei der Durchquerung von Atomen. Diese Vorgänge sind 
zuerst von Lenard und seinen Schülern, neuerdings von Wilson und den verschiedensten Me- 
thoden geklärt worden. _ 

Ich danke noch besonders für die Bemerkungen des Herrn Tuma. Die Augenschädigung 
durch Ultraviolett paßt ohne weiteres zu dem von mir Vorgetragenen. 


Vorträge über Diagnostik. 


Guth (Aussig): Verwertung des Röntgenverfahrens zur Diagnostik und Prognose der Lun- 
generkrankungen. Nach Demonstration einiger differenzialdiagnostisch in Betracht kommender 
Lungenaufnahmen (Abszeß, Gangrän, Lues -und Tbk.) werden Fälle erörtert, wo genaueste physika- 
lische Untersuchung durch mehrere Untersucher keine volle Übereinstimmung mit dem Röntgen- 
befunde ergaben. Diese durchwegs beginnenden Fälle lassen sich in 2 Gruppen scheiden: 1. ınit 
überwiegendem physikalischem, 2. mit überwiegendem röntgenologischen Befund. Beide Gruppen 
zeigen intrakutane und subkutane Tuberkulinempfindlichkeit, in der ersten Gruppe durch Adrenalin 
kupierbar, in der zweiten nicht. Dementsprechende Adrenalinblutdruck- und Pulskurven. In der 
ersten Gruppe ist die prognostisch günstige Lymphozytose häufiger, die Blutbildänderung nach Tu- 
berkulin und . Adrenalin nicht einheitlich. Die Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen 
ist im allgemeinen (Frühfälle) normal, in der zweiten Gruppe etwas größer. Der Krankheitsverlauf 
in der ersten Gruppe absolut günstig, in der zweiten weniger. Vielleicht entwickeln sich aus dieser 
Gruppe die akut-progredienten Formen. Diese Kranken sind daher prognostisch vorsichtig zu beur- 
teilen. jedenfalls dringend anstaltsbedürttig. | 

Aussprache Kaznelson (Prag): Zusammenarbeit von Internisten uad Röntgenologen ist 
sehr wichtig. Stauungszustände in der Lunge können gleiche Bilder erzeugen wie Tbk. und ebensu 
chronische Influenza zu kavernöser Infiltration führen. (Demonstration von 2 entsprechenden 
Fällen.) — Lenk (Wien): Die Differentialdiagnose zwischen gewissen Formen der Lungentuberku- 
lose und der Stauung im Lungenkreislauf ist tatsächlich schwierig. Doch möchte ich auf ein unter- 
scheidendes Merkmal aufmerksam machen, auf das ich öfters hinzuweisen pflege: die Helligkeits- 
verteilung ist bei den 2 Krankheitsformen eine verschiedene, nämlich Helligkeitsabnahme von den 
Spitzen gegen die Basis bei Tuberkulose, das Umgekehrte bei der Lungenstauung. — Reiser 
(Prag): Dreieckiger Schatten rechts spricht für interlobäre Prozesse. Daraus allein wäre auf lue- 
tische Ätiologie noch nicht zu schließen. 


Hartmann (Kaschau): Es werden 2 Fälle von Spontanpneumothorax demonstriert, die bei 
‚beginnender benigner Lungentuberkulose aufgetreten sind. In einem Falle entstand ein traumati- 
scher Ventilpneumothorax infolge körperlicher Anstrengung, mit Verdrängung der Mediastinalor- 
gane und kostomediastinaler Pleuritis. Der Pneumothorax wurde durch Retraktion der Lunge ein- 
geschlossener. Restlose Heilung.. Beim 2. Falle Mediastinalflattern, paradoxe Bewegung des Zwerch- 
fells. 


Aussprache. Reiser: Kleine Pneumothoraces bei relativ gutartiger Tbk., die keine ulzeru- 
tiven Prozesse bei der Durchleuchtung aufweist, werden bestätigt. 


Zollschan (Karlsbad): Extrathorakaler Pneumothorax. Z. zeigt Röntgenbilder eines Fal- 
les, der in der rechten Flanke zwischen 8. und 9. Rippe eine hernienartig hervortretende, gashaltige 
Geschwulst aufwies. Die Untersuchung mit Kontrastmahlzeit und Einlauf zeigte keinen Zusam- 
menhang mit dem Verdauungstrakt. Bei Durchleuchtungen in verschiedenen Richtungen wurde 
nun bei einer einzigen, dem zweiten schrägen Durchmesser angenäherten Randstellung, bei einem 
Winkel von etwa 40 Grad zur Frontalebene, eine ganz schmale und nur bei tiefster Inspiration isth- 
ınusartige Verbindung mit dem Thorax festgestellt. Gegen Lungenhernie sprach das Fehlen selbst 
der leisesten Andeutung einer Lungenzeichnung. Es muß daher ein Ventilpneumothorax angenom- 
men werden, wobei der Verschluß der Kommunikation durch Anlegen des Zwerthfells an die Thorax- 
‘wand bei Exspiration erfolgt. Ob es sich um eine Zerreißung durch Hustenstöße oder um einen kon- 
genitalen Defekt handelte, kann nicht entschieden werden. Heilung queni Anlegen einer bruch- 
bandartigen Pelotte. 


Aussprache. Reiser: Es könnte sich um ein von der Lunge her entstandenes Pneumoperi- 
toneum handeln, das aber abgesackt sein muß, da nicht das Leberdach, sondern bloß die rechte Seite 
der Leber vom Zwerchfell abgedrängt ist. — Steiner (Teplitz) macht darauf aufmerksam, daß die 
angeborenen Defekte des Zwerchfells in der Regel medialwärts gelegen sind. — Zollschan 
(Sehlußwort): Die Annahme eines Pneumoperitoneums scheidet wegen der deutlichen Kommunika- 
tion mit dem Thorax aus. Kongenitale Defekte kommen, allerdings viel seltener, auch in den late- 


ZXXI; 5/6, Vereins- und Kongreßberichte (II. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). 777 


ralen Partien vor (Mitteilung von Prof. Ghon). Außerdem liegen in diesem Falle kongenitale Ano- 
malien auch anderweitig vor. 


H oke (Kamotau): Die Eisenlunge. Die Eisenlunge, Siderosis pulmonum, gehört in die große 
Gruppe der Pneumpkoniosen. Bei ihrer Entstehung spielt die Disposition eine große Rolle. Der Weg, 
den der Eisenstaub nimmt, ist ein ganz ähnlicher wie der des Tuberkelbazillus. Es.läßt sich daher 
von. röntgenologischen Standpunkte aus die beginende Siderose vom primären Komplex der Tu- 
berkulose nicht unterscheiden. Die röntgenologische Differentialdiagnose der beiden Prozesse ist 
äußerst schwierig. Vor den anderen Pneumokoniosen ist die Siderose durch dichtere Schattenbil- 
dung ausgezeichnet. Zur Darstellung der bronchiektatischen Kavernen hat sich der Kunstgriff von 
Lorey (Morphindarreiehung, Aufnahme, Expektorans, neuerliche Aufnahme) gut bewährt. In 
schweren Fällen sieht man auf der Platte die Lunge als ein wabenähnliches, von: zahllosen Strängen 
durchzogenes Gebilde, oft mit auffallend dunkeln Partien zwischen dem wie gekörnten Gewebe. 
Die Veränderungen sind meist auf beide Lungen gleich verteilt, ein Punkt, der gegen Tuberkulose 
ins Gewicht fällt. Die Mittelfelder sind meist am stärksten verändert. 


Aussprache. Pokornv (Prag): Vortr. hat mit Recht betont, daß die Entscheidung, ob Pnen- 
mokinose oder Tbk. röntgenographisch oft nicht zu treffen ist. P. ist es in einem solchen fraglichen 
Fal! geglückt, kleinste metalldichte Schatten im Sputum radiographisch nachzuweisen. Bei der 
Pneumosiderose — wo gute chemische Reaktionen zur Verfügung stehen — ist dieses Verfahren ent- 
behrlich, könnte bei der Frage einer anderen Pneumokoniose eventuell die Entscheidung herbei- 
führen. 


Jaksch-Wartenhorst (Prag): Zur Radiodiagnostik der Lungenerkrankungen, 1. Eine 
Röntgenplatte mit ausgedehnten Infiltrationen des rechten Oberlappens, Mischform acinös-nodös und 
exsudativ. Der Fall hat ein großes Interesse, weil dieser Befund erhoben wurde, bevor irgendein 
objektives Krankheitssympton vorhanden war. Trotzdem sofort alle Maßregeln ergriffen wurden, 
lief der Fall letal ab. — 2. Eine Röntgenplatte: rechts über der ganzen Lunge disseminierte, reich- 
lichste, hanfkorngroße, zum Teil kleeblattförmig angeordnete, mäßig intensive Schattenflecke. Im 
Unterfeld an Größe und Dichtigkeit etwas abnehmend. Links ähnliche Veränderungen, auch in bei- 
den Spitzen disseminierte Flecke. Weder der perkutorische noch der auskultatorische Befund der 
Lunge wies auf eine derartige Erkrankung hin, noch waren irgendwelche 'Allgemeinsymptome vor- 
handen. Es handelt sich offenbar um eine disseminierte Tuberkulose in beiden Lungen, welche in 
Ausheilung begriffen war. Die vorgestellten Röntgenplatten haben insofern ein Interesse, als sie 
zeigen, daß erstens schwere Befunde tuberkulöser Natur in den Lungen sich finden können, ohne daß 
klinische Symptome auftreten, und solche Fälle trotz sorgfältigster Behandlung von Anfang an trotz- 
dem ihrem Leiden erliegen, und andererseits, wie die 2. Platte zeigt, ausgebreitete tuberkulöse Ver- 
änderungen in beiden Lungen vorhanden sein können bei Fehlen klinischer Symptome und vollkom- 
menem Wohlbefinden. — 3. Es werden Platten gezeigt, die von einem 23jährigen Mädchen stammten, 
welche im Laufe des Jahres 1923 wiederholt auf seiner Klinik untersucht wurde. Ihre Mutter litt 
angeblich vor 3 Jahren an einem Bandwurm. Sie selbst zeigte die Symptome eines Lungenkatarrhs, 
in dem spärlichen Auswurf fanden sich keine Tüberkelbazillen und keine Parasiteneier. Im Stuhle 
wurden einmal Taenieneier nachgewiesen. Eine 2malige Bandwurmkur führte aber zu keinem Re- 
sultat. Aus den Platten ersieht man, daß nebst einer um den Hilus gruppierten Veränderung tuber- 
kulöser Natur, welche im Verlaufe der Beobachtung an Intensität zunahm, im rechten und linken 
Lungenfeld eigentümliche, kreisrunde, an Größe wechselnde, gut begrenzte Schatten, je 6 an Zahl, 
in deren Zentrum man einen noch intensiveren, kleinerbsengroßen Schattenkern erkennt. Es wird 
zum Vergleich eine Schweinslunge gezeigt im Röntgenbild, welehe von Zystizerken durchsetzt ist. 
Es ergibt sich eine unleugbare Ähnlichkeit zwischen dem bei der Patientin erhobenen und diesem 
Befunde. Der Vortr. glaubt, berechtigt zu sein, auszusagen, daß hier der erste intra vitam diagno- 
stizierte Fall von Cysticerkosis der Lunge vorliegt. Eine ausführliche Publikation wird 2. 
erfolgen. (Erschien Med. Kl. 1924, Nr. 1.) | 


Aussprache. Altschul: In dem ersten Falle scheint die Spi wenig befallen zu sein. Es 
ist dies ein Analogon zu der von Spitz und mir beschriebenen infraklavikulären Lokalisation, wo 
auch vor Auftreten physikalischer Symptome ein positiver Röntgenbefund erhoben wird. 


' Steiner (Teplitz): Demonstration von Relaxatio diaphragmatica bei Struma substernalis. 
Röntgenbefund: Konstanter Hochstand der linken Zwerchfellkuppe im 3. Interkostalraum, Wage- 
balkensymptom, beim Müllerschen Versuch (Wellmann) wenig wcchselnde Mediastinalver- 
drängung. Die Größe der Magenhlase war wechselnd. Bei geringer Blähung gelang die Differenzie- 
rung der lateralen obern Funduswand (Beltz) vom Zwerchfellbogen sehr gut, nicht aber durch Ko- 
lonfüllung. Peristaltische Phänomene, ähnlich wie Hitzenberger beschrieb, deutliche, an 


778 Vereins- und Kongreßberichte (IT. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). XXXI, 5/6. 


Stärke wechselnde Kaskadenbildung. Der Pylorus zeigte nach unten. Dauernd Lungenkompression 
bzw. Querstellung und Einandernäherrücken der Hilusverästelungen. Das Fehlen von Mediastinal- 
wandern ist erklärbar einerseits durch Zugverminderung infolge Emphysems, andererseits durch 
Sklerose und durch infolge Struma bewirkte seitliche Ausbiegung und Herabdräägung der Aorta. 
Vortr. hält einen Kausalzusammenhang der substernalen Struma mit der Relaxation für möglich, 
jedoch nur indirekt durch Zirkulationsbehinderung und dauernd pralle Füllung der Vena jugularis 
`- interna. Bei dauerndem Druck der prall gefüllten Vene gegen den Skalenus wäre eine Degeneration 
des dazwischenliegenden Nervus phrenicus denkbar. . Ä 


Aussprache. Hirsch (Prag) hat bei einem Fall von Relazätio diaphragmatica beim Trinken 


von Kontrastaufschwemmung beobachtet, daß der letzte Teil -iœ 3—4 kräftigen Strahlen aus der . 


Kardia in den oberen, gasgefüllten Anteil des Magens hineingespritzt wurde. Das Zustandekom- 
men dieses Phänomens erklärt sich leicht aus der durch die Gasblähung bedingten Diastase der 


Ma Cen W ANE , 


Wagenknecht (Prag): Über Füllung des Bionchiaibaumes mit Kontrastmasse. Bei'einem 
perforierten Karzinom der Speiseröhre füllte sich zunächst ein Depot unterhalb des Sternoklaviku- 
lar-Gelenkes, und von hier ausgehend ein beträchtlicher Teil des rechten und ein geringerer Teil des 
linken Bronchialbaumes. Auch hier fehlten zunächst Entzündungserscheinungen seitens des Respi- 
rationstraktes, Patient starb jedoch 14 Tage später nach Gastrostomie an Pneumonie. 


Aussprache Meier (H.) erwähnt einen in Wien gesehenen Fall von Kommunikatiön des 
Ösophagus mit der Trachea durch eine erweichte anthrakotische paratracheale FynEnenue (autop- 
tischer Nachweis). Ä 


Herrnheiser (Prag): Die morphologische Rötngendiagnose des Ulcus praepyloricum und 
‚ Uleus pylori. Man findet beim präpylorischen und Pylorusgeschwür umschriebene morphologische 
` Veränderungen keineswegs selten. Dieselben lassen zwanglos die gleichen Elemente erkennen, aus 
denen sich nach Akerlund das mannigfaltige Bild der Bulbusderformität zusammensetzt. Vortr. 
unterscheidet demnach auch beim präpylorischen und Pylorusgeschwür die 4 Grundtypen: Nische, 
Einziehung, Retraktion und Divertikelbildung. Besprechung der einzelnen Typen an Hand von Bil- 
dern operativ kontrollierter Fälle. Gesamtmaterial. 32 Fälle, darunter 16 operative Kontrollen. (Er- 
scheint ausführlich.) 

Aussprache. Lenk (Wien): Die Einsichunsd der großen Kurvatur ist für fie Lokalisation des 
Ulkus nur bei Konstanz des Symptoms zu verwerten. Es ist wohl zu unterscheiden von der von. mir 
vor einigen Jahren beschriebenen präpylorischen Einziehung an Restbildern, die meiner Erfahrung 


nach wohl auch für Ulkus spricht, aber nichts über seine Lokalisation aussagt. Ein wichtiges di- 


rektes Symptom des präpylorischen Ulkus ist die auch an dieser Stelle manchmal nachweisbare Kon- 
vergenz der Schleimhautfalten. (Eisler und Lenk.) 


“ Kaznelson (Prag): Polyposis ventriculi. Die Röntgenuntersuchung bei einem klinisch alle 
. Symptome eines Ca. ventriculi aufweisenden Falles ergibt zunächst ein normales Magenbild. Bei 
Druck, sei es durch den Palpator oder durch Einziehen des Bauches, entstehen 2 kreisrunde, scharf 
begrenzte Aufhellungen, die alle Bewegungen des Magens mitmachen. Es wurde die Diagnose auf 


Schleimhautpolypen gestellt. Die Operation ergab 3 erbsengroße und 2 nußgroße Papillome, welche . 


entfernt wurden. Bei einem dieser Polypen konnte beginende maligne Entartung festgestellt wer- 


. den. Bei dieser Gelegenheit wird.auch das Bild eines benignen Magentumors gezeigt, das Lieb- 


lein im Verein Deutscher Ärzte in Prag demonstriert hat. 


Aussprache. Helm (Reichenberg) führt einen Fall von Myofibrom des Magens an, der ziem- 
lich dasselbe Röntgenbild wie der von K. demonstrierte 2. Fall zeigte. Der apfelgroße, gut abgrenz- 
bare Tumor saß mit einem kurzen. Stiel der großen Kurvatur am kaudalen Pol auf. Klinisch nur 
schwere Hämatemesis, 


Maczak-Ottenbur g (Aussig): Untersuchungen über die Möglichkeit der vollständigen 
Magenentleerung. Die immer wieder angeführte Behauptung, daß es nicht gelingt, den Magen mit 
der gewöhnlichen Kußmaulschen . Magensonde gänzlich zu entleeren, wird bestätigt. Sahli 
hat dagegen behauptet, daß es mit der eigens von ihm angegebenen Sonde gelingt, den Magen stets 
völlig zu entleeren. Die bisher noch nicht erfolgte Nachprüfung dieser Angaben wurde röntgenolo- 
gisch mit Hilfe der von G. Schwarz erstlich angegebenen Wismut-Kapsel,Methode versucht, 
“welche bereits von anderen Autoren für ähnliche Fragestellungen mit Erfolg verwendet wurde. 
Der Patient bekam nüchtern eine sinkende und schwimmende. Kapsel zum Schlucken, trank hierauf 
500 ccm Wasser und wurde nun zuerst mit der gewöhnlichen, dann mit der Sahlischen Sonde aus- 
gehebert. War der Magen leer, so ruhten beide Kapseln am Grunde des Magens. Bei der Aushebe- 


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XXXI, 5/6. Vereins- und Kongreßberiehte (II. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). 779 


rung mit der gewöhnlichen Sonde gelang es von insgesamt 30 untersuchten Fällen nur in 2 Fällen, 
die völlige Entleerung zu bewirken; mit dem Sahlischen Schlauche dagegen wurden bis auf 
3 Fälle alle völlig entleert. Die Untersuchungen zeigen also die Richtigkeit der Sahlischen Be- 
hauptung und möchten zur öfteren Verwendung dieses Instrumentes in Klinik und Praxis anregen. 


Aussprache. Fischl (Prag): Die Entleerung des Magens gelingt ohne weiteres vollständig 
durch die ganz ungefährliche Aspiration des Magensaftes oder durch Senkung des Oberkörpers bei 
erhöhtem Unterleib nach Einführung des gewöhnlichen Magenschlauches.. — Helm: Die Käst- 
lesche Probe mit sinkender und schwimmender Kapsel erweist sich bei kleineren Mengen von Saft 
im Magen als nicht genau, indem die schwimmende Kapsel bei Kollabieren der Magenwand in den 
mittleren Magenabteilen oft stecken bleibt und auch die sinkende Kapsel nicht immer den kaudalen 
Pol erreicht. Daß die gewöhnlichen, nur in der Nähe des Endes perforierten Magenschläuche sehr oft 
eine totale Entleerung des Magens nicht gestatten, ist nach vor dem Röntgenschirm gemachten Be- 
obachtungen darauf zurückzuführen, daß sich beim Ausheberungsversuch die präpylorischen Ma- 
genanteile fest um den Schlauch zusammenlegen und die Schlauchlöcher verlegen. In solchen Fällen 
erfolgt volle Expression, wenn das Schlauchende bis in die Pars cardiaca zurückgezogen wird. 


Porges (Prag): Zur Technik der Duodenalaufnahmen. Der Vorir. demonstriert ein Auf- 
nahmegerät zur Serienaufnahme des Duodenums, welches mit kleinen Modifikationen dem Bere- 
schen Stativ nachgeahmt ist. Es verbindet mit großer Einfachheit und verhältnismäßiger Billigkeit 
alle Vorzüge des Forssellschen Statives. An der Hand der mit diesem Stativ gewonnenen Auf- 
nahmen bespricht der Vortr. die weitere Technik der Aufnahme und die Wichtigkeit der Photogra- 
phie neben der Durchleuchtung. Die Aufnahme ist besonders wichtig bei Fällen, die nicht leicht zu 
deuten sind, dann aber in den Fällen, wo eine Vergleichsaufnahme nach durchgemachter Behand- 
lung notwendig ist. Sie ist eine gewiß wünschenswerte Ergänzung der Durchleuchtung, indem sie 
die subjektive Beobachtung vor dem Leuchtschirm durch ihre Objektivität sicherstellt. 


Aussprache. Steiner (Teplitz) demonstriert anschließend die Platte eines Pseudodivertikels 
der Pars superior. ‘Operation bzw. Obduktion ergab eine den Pylorus freilassende, 5 cm lange Ulz»- 
ration des Duodenums mit ausgedehnter Wandsklerosierung des halben Duodenums und lockeren 
Adhäsionen ohne Stenosierung. In etwa 3 cm Umfang war die Duodenalschleimhaut innerhalb der 
sklerosierten Wand am unteren und hinteren Teil der Pars superior intakt geblieben und hatte duren 
passive Füllung (Pulsion nach Hart) zur divertikelartigen Vorbuchtung im Röntgenbilde geführt. 
— Lenk (Wien) hält das photographische Verfahren für das Ulcus duodeni nicht nur für über- 
flüssig, sondern auch die Durchleuchtung in manchen Fällen für crgiebiger. (Erkennung einer 
Nische als solche durch zweckmäßige Manipulation mit dem Distinktor.) — P orges (Schlußwort): 
Gegen Lenk wäre zu erwähnen, daß Fälle, welche bei der Durchleuchtung diagnostiziert werden, 
nur bei mangelhafter Technik oder mangelhaftem Instrumentarium bei der photographischen Auf- 
nahme :nicht dargestellt werden können. 


Walko (Prag): Vergleichende Bewertung der klinischen und röntgenoskopischen Zeichen 
des gastroduodenalen peptischen Geschwürs. Eine vergleichende’Bewertung der klinischen und der 
modernen röntgenologischen Ulkusdiagnostik ergibt, daß die Leistungen der letzteren über die Er- 
gebnisse der klinischen Untersuchung hinausgehen. Absolut überlegen ist die Röntgendiagnostik 
durch die genaue Lokalisation des Geschwürs, durch eventuelle Feststellung seiner Multiplizität, so- 
wie unter Umständen durch den Nachweis sekundärer Veränderungen, wie Schrumpfungen, Adhä- 
sionen, Penetration, Stenosen usw. Die Zahl der tiefergreifenden Ulcera, die radioskopische Zeichen 
ganz und dauernd, vermissen lassen, ist sehr gering. Immerhin muß daran festgehalten werden, daß 
ein negativer Röntgenbefund ein oberflächliches Geschwür nicht ausschließt. Ebenso wie obeť- 
flächliche Ulcera, entziehen sich auch atherosklerotische Blutungen und Erosionen dem Röntgen- 
nachweis, auch bei wiederholter Untersuchung. Letztere Affektionen dürfen mit’ dem echten pepti- 
schen Geschwür nicht identifiziert werden, da sie fast nie in ein tiefgreifendes peptisches Geschwür 
übergehen. Außerordentlich wichtig für die Röntgendiagnose des Ulkus ist aber auch beim nega- 
tiven Befund die wiederholte Untersuchung. Es ist öfters zu beobachten, wie durch die: Umwand- 
lung eines oberflächlichen Geschwürs in ein tiefgreifendes sich der anfänglich negative Röntgenbe- 
fund in einen positiven umwandelt. Der Nutzen der morphologischen Röntgendiagnostik besteht 
nicht allein in der Feststellung und Lokalisation der Geschwüre, sondern gibt uns durch die fort- 
laufende Untersuchung einen instruktiven Einblick in den weiteren Verlauf der Geschwüre, z. B. 


die Entwicklung von Stenosen, Schrumpfungen usw. Ein genauer Röntgenbefund ermöglicht vor 


dem operativen Eingriff die Entscheidung, ob Resektion oder Gastroenterostomie in Frage kommt. 

Er zeigt gelegentlich auch die Unmöglichkeit einer Operation durch den hohen Sitz eines Geschwürs 

-an,:gibt uns wertvolle Aufschlüsse über das Bestehen und die Größe einer Penetration und orientiert 

‚damit zum Teil auch über die Aussichten und Gefahren einer Operation. Aus allem ergibt sich, daß 
Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrablen. XXXI. 99 


780 . Vereins- ‚und Kongreßberichte (II. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). XXXI, 5/6. 


die Klinik des Magengeschwürs .in. der modernen Röntgendiagnostik ihre wertvollste Stütze hat, daß 
aber andererseits die. klinische Beurteilung ein maßgebender Faktor bleibt und erst die Vereinigung 
aller Methoden in vielen. Fällen das richtige und vollständige Gesamtbild gibt. 

Aussprache: Fischl (Prag): Große objektive Statistiken mit genauer Angabe der Röntgen- 
Irrtümer bei bioskopisch oder nekroskopisch beobachteten Fällen wären zur Feststellung der Wertig- 
‚keit der einzelnen morphologischen Röntgensymptome des Ulkus sehr wünschenswert. — Herrn- 
heiser: Größere: Statistiken ‚über die Operationsresultate morphologisch diagnostizierter Ulkus- 
fälle liegen bereits in nicht geringer Zahl vor, besonders von amerikanischer, aber auch von deut- 
scher -upd schwedischer. Seite. Mein eigenes morphologisches Ulkusmaterial mit ca. 100 operierten 
Fällen ist gegenwärtig noch nicht vollständig zusammengestellt. Nach vorläufigem Überschlag 
dürfte der Fehlerprozentsatz zwischen 5%—10% liegen. — Walko (Schlußwort): Aus dem Material 
der Klinik Jaksc.h (ca. 200 Fälle mit über 1000 Einzelbeobachtungen) ergab sich: in einer großen 
Zahl. von Fällen treten mit dem Einsetzen des Reizstadiums, der Ulkusschmerzen Nischenbildung 
oder zunehmende morphologische Veränderungen ein, in anderen Fällen bleiben die direkten Ulkus- 
zeichen sowohl in der Schmerzphase, als auch in der darauffolgenden Latenz annähernd konstant 
oder zeigen wechselnde Befunde. Besonders interessant sind aber jene Fälle, bei denen während der 
klinischen Latenz die direkten radiologischen Ulkuszeichen auifallend zunehmen, bei denen sich ge- 
rade während des beschwerdefreien Verlaufes auch Nischen bilden. Dazu gehören auch die völlig 
beschwerdefreien Ulkusträger mit radiologisch positivem Befund und starken okkulten Blutungen. 
Daraus ergibt sich, daß sowohl beim Magen- als auch beim Duodenalgeschwür die subjektiven Er- 
scheinungen und die umschriebenen morphologischen Röntgenbefunde miteinander nicht parallel 
gehen, was beim völligen Fehlen klinischer Symptome den objektiven Wert der Röntgenuntersu- 
chung für die Beurteilung der Heilung noch erhöht. 


AltsehulXKöhler II. Auf Grund von 42 bereits publizierten und 5 eigenen Fällen (alle im 
Laufe des letzten Jahres beobachtet) wird folgende Deutung der. Köhlerschen Erkrankung ver- 
sucht: durch Änderung der statischen Verhältnisse wird das Köpfchen des 2. Metatarsus einem er- 
‚höhten Druck ausgesetzt. Hierdurch entsteht eine Drucknekrose der Epiphyse, welche schließlich 
einbricht. Durch regeneratorische Prozesse vom metaphysären Periost aus kommt es zu einem Um- 
bau der Epiphyse. Die Knochenneubildung breitet sich nicht nur gegen. die Epiphyse, sondern auch 
diaphysenwärts aus. Möglicherweise liegt bei diesen Fällen eine konstitutionelle Schwäche des Kno- 
cheusystems vor. (Erschien ausführlich Med. Kl, 1924, Nr. 2.) 

Aussprache. Jaroschy (Prag) glaubt ebenfalls, daß der Spreizfuß ein wichtiger Faktor bei 
der Entstehung der Köhlerschen Erkrankung ist. Alle Erklärungsversuche sind aber nicht im- 
stande, die Tatsache zu erklären, daß das Leiden nicht früher beobachtet wurde. Umbauzonen wür- 
den auch experimentell: durch Überanspruchung einer Knochenpartie erzeugt, sind aber keineswegs 
immer ein Zeichen von Rhachitis tarda, — R. Kuh (Prag) pflichtet der Anschauung Altschuls 
bei, daß .es sich bei dieser Krankheit um: eine Konstitutionserkrankung handeln dürfte, ähnlich der 
‚Erkrankung des Naviculare und der Schlatterschen Krankheit infolge Funktionsstörung der en- 
dokrinen Drüsen. Es wird notwendig sein, in dieser Richtung hin Aufklärungen zu suchen. 


Bacher (Olmütz): Seltene Röntgenaufnahmen. 1. Verkalkter Echinokokkus der Leber über 
faustgroß, der operativ aus der Leber entfernt werden konnte. — 2. Großer, scharf begrenzter, herz- 
förmiger Tumorschatten im hinteren Mediastinum, die Speiseröhre etwas nach vorne und seitlich 
verdrängend, klinisch fast vollkommen symptomlos. Auf Röntgentiefenbestrahlungen reagiert der. 
Tumor überhaupt nicht. Bei fast 6jähriger Beobachtung immer derselbe Befund. Wahrscheinlich 
handelt es sich in diesem Falle um eine Dermoidzyste des hinteren Mediastinums. Hinweis auf den 
von’Jehn demonstrierten und von Sauerbruch mit Erfolg operierten ähnlichen Riesentumor, 
der sich als Ganglioneurom des Sympathikus verifizierte. — 3. Polydaktylie (7 Zehen beiderseits) und 
'Syndaktilie. : Hinweis auf die Entstehungstheorien von Marchand und Ziegler. — 4. Morbus 
Hirschsprung mit über faustgroßem Kottumor im unteren Sigma. Die Röntgenuntersuchung ergab 
ein dilatiertes, schlingenförmiges, langes Sigma. Der Einlauf ergab entsprechend dem tastbaren Tu- 
mor eine Aussparung,. die von Kontrastmahlzeit nur spärlich umflossen war. Die Diagnose wurde 
‘operativ bestätigt; — 5. Unvollständiger Volvulus bei Makrosigma. Operation: starke Verwachsun- 
gon des schlingenförmigen Sigma. Nachuntersuchung mit Röntgenstrahlen- ergibt normal liegendes, 
Jetzt etwas erweitertes Sigma, während das Röntgenbild vor der Operation ‘die Drehung und Ver- 
'engerung der Sigmaschlinge deutlich aufwies. — 6. Röntgenaufnahmen der rechten Hand eines 
‚84jüährigen: Mannes zeigen 'zystische Hohlräume in fast allen Phalangen und Metakarpalknochen. Die 
normale Knochenstruktur ist verschwunden, die Knochen sind plump, aufgetrieben, und zeigen einen 
'hlasig-wabigen "Bau. Die Kompakta ist fast ganz verschwunden und nur als feiner Knochensaum 
nachweisbar, jedoch nirgends durchbrochen. Die Gelenkspalten sind überall normal. Es könnte sich 


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XXXT, 5/6. Vereins- und Kongreßberichte (II. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag): 781: 


in diesem Falle um eine Ostitis fibrosa, um multiple zystische Enchondrome oder um die von Jüng- . 
ling beschriebene Ostitis tuberculosa multiplex cystica handeln. | = 


Gütig (Witkowitz) zeigt an der Hand von Diapositiven die großen Schwierigkeiten, die einer 
exakten Röntgendiagnose oder der Diagnose überhaupt bei isolierten Knochenerkranküngen ent- 
gegentreten können. Bei dem demonstrierten Fall von Spontanfraktur der Klavikula wurden die zy- 
stenartigen Aufhellungen anfangs als Ostitis fibrosa gedeutet. Die ein Jahr später erst bewilligte 
Probeexzision machte ein Myelom (Myelozythom) wahrscheinlich. Schließlich wurde die Klavikula . 
durch den Tumor vollkommen resorbiert und es wurde durch neuere Untersuchung ein Sarkom fest- 
gestellt. 


Weil (Prag): Ostitis fibrosa. Ich erlaube mir, einen recht seltenen Befund einer fibrösen 
Ostitis des rechten Unterschenkels zu zeigen. Die zahlreichen zystischen Hohlräume, die im Röntgen- 
bilde als helle Stellen in den aufgeblasenen Knochenkonturen erscheinen, haben eine rundliche Ge- . 
stalt und sind scheinbar der Ausdruck einer regressiven Metamorphose. Besonders schwer fällt die 
Scheidung der Knochenschichten. Dazu kommt noch eine scheinbar entzündlich bedingte Umwand- 
lung in eine osteoide Masse. Reaktive Entzündung des Periostes. Eigentlich wäre hier die Bezeich- 
nung einer Osteomyelitis fibrosa osteoplastica am Platze. 


Ad. Schulz (Prag): Bericht über 2 Fälle von Ostitis bei Mutter und Tochter.. Beim 1., nicht 
dureh Röntgenaufnahmen belegten Fall (Mutter) handelt es sich um die Reeklinghausensche 
Form der Ostitis fibrosa — metaplastische Malacie —, die zwar fortschreitend viele Knochen befiel, 
sich aber von der Pagetschen Form oder hyperostotisch metaplastischen Malacie durch Benignität 
auszeichnet. Im 2. Falle (Tochter) handelt es sich um eine stagnierende zystische Form oder Höhlen- 
bildung in der Kompakta der rechten Tibia und Fibula. Besonders beachtenswert ist das vollkommen 
scharfe Bild des Periostes, die absolut einseitige Einstellung sowie ferner die Heredität. Im 2. Fall 
hat sich bisher die Behandlung mit Calcium lacticum, das die Patientin sehr gut verträgt, am besten 
bewährt. Phosphor, Ovarial- und Thyreoideapräparate, Jodkali, Salvarsan, Suprarenin, parenterale 
Eiweißtherapie wurden zum Teil nicht länger, vertragen oder waren wirkungslos. Baantierapıg 
wurde bisher nicht versucht. 


| Aussprache. Zollschan (Karlsbad) zeigt 2 Platten eines Falles von Myelom mit typischen 
Veränderungen am: Schädeldach. — Herrnheiser demonstriert im Auftrage von Prof. Jaksch 
Röntgenogramme eines eigentümlichen Falles multipler Spontanfrakturen, den Jaksch bereits im 
Jahre 1902 beobachtet und mitgeteilt hat. Es handelte sich um regressive Knochenveränderungen auf 
Basis eines Basedows. x 


Jarosch y (Prag): Die diagnostische Verwertbarkeit axialer Patellaraufnahmen. Um die 
Kniescheibe in 2 aufeinander senkrecht stehenden Ebenen in einwandfreier Weise darzustellen, ge- 
nügen die üblichen Bilder des Kniegelenks infolge der schweren Mängel des sagittalen Bildes nicht. 
Auch verschiedene Kunstgriffe, um die Patella seitlich neben einen Kondylus zu projizieren, können 
nicht voll befriedigen. Es wird daher empfohlen, zur Ergänzung in geeigneten Fällen ein Bild bei 
axinlem Strahlengang anzufertigen. Derartige Aufnahmen (von Settegast angegeben) sind bis- 
her anscheinend so gut wie gar nicht gemacht worden. In der deutschen chirurgischen Klinik hat 
sich nach verschiedenen Versuchen eine von Doz. Altschul ausgearbeitete Modifikation am besten 
bewährt, die gegenüber der ursprünglichen Methode manche Vorteile hat. Auf Grund von 26 Fällen 
mit 15 positiven Befunden kann gesagt werden, daß dem axialen Bilde eine gewisse praktische Be- 
deutung zukommt. Neben Zackenbildung und Ausziehung der Seitenränder, Deformierung und Ver- 
breiterung der Patella, Veränderungen, die mit denen an anderen Stellen des Kniegelenkes bei der 
Arthritis deformans übereinstimmen, wurden mehrmals in einer Reihe angeordnete, kleine, zapfen- 
förmige Verknöcherungen an der Vorderfläche nachgewiesen. Wichtiger erscheint der Nachweis, daß 
Verknöcherungen neben der Patella, offenbar im Bereiche der Retinacula pat., relativ häufig sind, 
auch ohne daß im Gelenke Zeichen einer Arthritis deformans bestehen. Sie scheinen insbesondere 
bei der habituellen und rezidivierenden Patellarluxation ein typischer Befund zu sein. In einzelnen 
Fällen war es das axiale Bild allein, welches einen pathologischen Befund am Kniegelenk festzu- 
stellen erlaubte. Auch zum Nachweis von Längsfrakturen, von Absprengungen kleiner Randstücke, in 
bestimmten Fällen von Össifikationsanomalien der Patella, vielleicht auch bei Tumoren und Knorpel- 
ablösungen dürfte das axiale Bild brauchbar sein. Es erscheint jedenfalls wert, unter die typischen 
Aufnahmen der Röntgenstationen eingereiht zu werden. (Erscheint ausführlich.) 


Aussprache. Altschul berichtet an Hand einer Skizze über seine Technik der axialen Pa- 
töllaraufnahmen. In Rückenlage des Kranken, bei möglichster Beugung der Unterschenkel, wird die 
Platte an der Streckseite des Oberschenkels am besten vom Kranken selbst gehalten und die Röhre 
go eingestellt, daß die Strahlen die Patella in kaudokranialer Richtung durchsetzen. Die bisherigen 

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782 Vereins- und Kongreßberichte (II. Tagung. der Deutschen: Röntgenologen: in. Prag). XXXI; 5/6: 


Methoden setzten eine vollständige Beugung: voraus, wie sie nur bei gesunden Knien möglich ist:. 
Die eben, geschilderte Modifikation ermöglicht Aufnahmen, auch bei geringerer Beugung. Dies ist 
cin Hauptvorteil gegenüber den früheren Methoden, da die meisten der Patienten eine stärkere Beu- 
gung nicht ausführen konnten. Ä 


R. Kuh (Prag): Die Beziehungen der. Varietäten des Fußskelettes zur Distorsio pedis. Die in- 
konstant auftretenden Tarsalelemente sind in ihrer Form, Lage, Häufigkeit durch die Röntgenstrahlen 
vollkommen geklärt. Allgemein ist die Ansicht verbreitet, daß es sich um harmlose Varietäten han- 


` delt, die klinisch und pathologisch keine Bedeutung hätten. In der Praxis mehren sich immer mehr 


die Fälle, wo wir bei einer Verstauchung des Fußes ein inkonstantes, akzessorisches Tarsalelement 
finden. Diese Kombination kann keine zufällige sein. Die akzessorischen Tarsalelemente bilden einen 
Locus minoris resistentiae; durch mechanische Einflüsse kommt es zur Abspaltung derselben, die 
Schmerzen, Schwellungen, Druckschmerzhaftigkeit, Gehstörungen hervorruft. Bei Ablösung des Os 
trigonum z. B. verliert das obere Sprunggelenk seine Festigkeit, dadurch wird es leichter Läsionen 
ausgesetzt sein. Die anderen akzessorischen Elemente des Fußes spielen eine ähnliche Rolle bei deren 
Abspaltung wie das Os trigonum. Die Ursachen des Auftretens der akzessorischen Elemente liegen in 
Össifikationsverzögerungen infolge Funktionsstörung der endokrinen Drüsen. Die Epiphysen und 
Apophysen verlieren den Anschluß an die Hauptknochen und werden überzählig. Dieselben Erschei- 
nungen finden wir bei anderen orthopädischen: Erkrankungen, so bei der Köhlerschen, der 
Schlatterschen Krankheit, bei manchen Fällen von Perthes. 


Pokorny (Prag): Zur Nierendiagnostik. Zur Beseitigung des Kolonmeteorismus als Vorberei- 
tung zur Nierenradiographie wird die Verabreichung von Tierkohle empfohlen. Dieses Verfahren 
wird an der Klinik Prof. Jaksch-Wartenhorst seit % Jahren mit bestem Erfolg geübt. Es 
führt öfter auch dann zum Ziel, wenn die früher üblichen Methoden versagen. Außerdem erspart die 
ausschließliche Tierkohledarreichung dem Patienten andere lästige Vorbereitungsmaßnahmen. De- 
monstration von Nierenradiogrammen vor und nach Darreichung von Tierkohle. (Erscheint aus- 
führlich Fortschritte, Bd. 32, Heft 1.) 


Aussprache. Herrnheiser bestätigt die günstigen Erfahrungen der voni 


Raub (Prag): Beziehungen zwischen Sella turcica und Zwischenhirnzentren. Zur Dystrophia 
adiposo-genitalis oder ihren Teilsymptomen führende mechanische Läsionen der am Boden des 
3. Hirnventrikels gelegenen vegetativen Zentren können erfolgen: a) durch intrasellar entstandene 
Tumoren der Hypophyse, welche in Fällen von Akromegalie ein mehr nach vorne und abwärts ge- 
richtetes Wachstum zeigen, wobei das Dorsum sellae relativ gut erhalten zu bleiben: pflegt; daher nur 
seltene und geringe Beteiligung der Zwischenhirnzentren, während andere Hypephysentumoren mit 
nach rückwärts gerichteter Expansion das Dorsum häufig ganz wegrasieren und durch Druck auf die 
Zentren das Syndrom verursachen; b) durch suprasellare Tumoren, soferne sie einen direkten: Druck 
auf. die Zentrenpartien ausüben resp. diese destruieren; c) durch Hydrocephali interni des 3. Ven- 
trikels, welcher Genese immer, dadurch, daß die Zentrenpartie von oben her an die Dorsumkante an- 
gepreßt wird, dies — auch bei nur geringer Liquordrucksteigerung und im allgemeinen negativen 
Röntgenbefund — besonders dann, wenn das Dorsum hoch und steil resp. plump ist. Auch ohne patho- 
logischen Gegendruck von oben können ekzessiv hohe, steile und plumpe Dorsa als solche von unten 
her einen schädigenden Druck auf das zentrenhaltige Tuber einereum ausüben. Es wird daher emp- 
fohlen, auch bei in gewöhnlichem Sinn röntgennegativen Fällen von Dystrophia adipnoso-genitalis 
bzw. einfacher Fettsucht oder. Genitaldystrophie der Konfiguration des Dorsum sellae besonderes 
Augenmerk zu schenken. Das nicht selten getrennte Vorkommen von Adipositas und Hypogenitalis- 
mus scheint seine Ursache in isolierter Läsion einzelner der für Genitaltophik und Fettstoffwechsel 
verantwortlichen Zentren zu haben. 


Sanlader (Troppau): Arkuäre Kyphose der Brustwirbelsäule. Dieselbe ist errors 
durch eine 2 Wirbelkörper ergreifende Verschmälerung ihres vorderen Anteiles. Es zeigen sich nicht 
nur an den 2 in ihrem vorderen Anteile verschmälerten Wirbelkörpern, sondern auch noch an einer 
Reihe benachbarter Wirbelkörper recht dichte Kalkschattenherde, sowohl an der oberen, als insbe- 
sondere an der unteren Wirbelkörperfläche. Alban Köhler skizziert ähnliche Auflagerungen und 
beschreibt sie als Anlagen der Epiphysenscheiben der Wirbelkörper, läßt es aber daliingestellt, ob 
es sich um eine normale oder schon pathologische Erscheinung handelt. Atrophie und die für: Spon- 
dylitis typische Verschmälerung des Intervertebralspaltes fehlt. Gegen die Spondylitis spricht aueh 
der übrige Untersuchungsbefund (freie. Beweglichkeit; Fehlen von Stauohungsschmerz). Diese Er- 
scheinung sowie der Umstand, daß der Prozeß gerade an den Körperepiphysen sich abspielt; legen: den- 
Gedanken nahe, daß es sich in diesem Falle um eine Störung der Knorpelossifikation handelt, mithin: 
um eine Osteochondritis der Wirbelsäule. Zu dieser Ansicht brachte mich auch der Verlauf der Er- 


XXXI; 5/6. Vereins- und Kongreßberichte (II. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). 788: 


krankung. Patient fühlt-sich während der Zeit der Beobachtung (ca. 1 Jahr) vollkommen gesund, die 
ihm anempfohlene Wiederbehandlung hat er abgelehnt, da er überhaupt vollkommen beschwerde- 
frei ist. i 

Wohrizek (Prag): Myositis ossificans. Aufnahme bei einem Manne von 46 Jahren, der in 
frühester Jugend von einem Gespann überffhren wurde. Anschließend sehr langes Kranken- 
lager. Im Laufe der Jahre ‘entstand an der Vorderseite des linken Oberschenkels, im Bereiche des 
M. quadriceps erur, knapp über den oberen. Taschen des Kniegelenkes, eine Knochenneubildung, 
welche unter allmählicher Zunahme zu der heutigen Größe gedieh. Man sieht im Röntgenbilde an der 
bezeichneten Stelle eine dreigeteilte Knoohenmasse, welche der Fläche nach die Größe der Kniescheibe 
um etwa drei Viertel ihres Ausmaßes übertrifft und ihre Dicke erreicht. Am untersten und mittleren 
der 3 Stücke kann man deutlich Fazettierung beobachten, das proximalst gelegene hat die ungefähre 
Größe eines Sesambeines, An der Beugeseite des Kniegelenkes ist ein Sesambein sichtbar, welches, 
wie es vorzukommen pflegt, im M. gastrocnemius eingelagert sein dürfte. Die Therapie in solchem 
Falle besteht in Exstirpation. An ein Herausschälen ist nicht zu denken, weil derartige Verknöche- 
rungen nicht bloß das interstitielle Bindegewebe, sondern aueh das Perimysium internum betreffen. 


3. Sitzung. Vorträge über Therapie: 


Gans (Braunau): Die Behandlung entzündlicher Frauenkrankheiten. Die therapeutische Wir- 
kung des Sonnenlichtes ist an den ultravioletten Teil des Spektrums gebunden, den die Hochgebirgs- 
sonne in fast ununterbrochener Kontinuität bis zur Wellenlänge von 290 uu enthält. Die künstlichen 
Lichtquellen, die bisher gebräuchlichen Kohlenbogenlampen, sowie die Hanauer künstliche Höhen- 
sonne, besitzen ein Spektrum mit Lichtwellenlänge von 400—200 uu. Also: Vereinigung der thera- 
peutisch wirksamen Strahlen (bis 290) mit Reizstrahlen (290—200). Letztere führen zur Gewebsschä- 
digung und machen Schleimhautbestrahlungen von längerer Dauer unmöglich. Landeker und 
Steinberg konstrujerten nach dem Prinzip der Kohlenbogenlampe einen Apparat „Ultra-Sonne“,, 
der ein Spektrum bis zur Wellenlänge von 290 aufweist, ohne die kurzwellige Reizstrahlung. Mit 
diesem Apparate wurden mit gutem Erfolge chronische, entzündliche Adnextumoren, chronische Er- 
krankungen der Parametrien behandelt. Bestrahlungen im Abstande von 2—3 Tagen in der Dauer 
von 5 Minuten, steigend auf 20—30. Intravaginale Lichtbestrahlungen sind die Behandlung der 
Wahl bei Erosionen des Muttermundes. Die Ultrasonne erfüllt alle Forderungen der lichtbiologischen 
Wissenschaft und hat große und fruchtbare therapeutische Indikationsgebiete für eine erfolgreiche 
und völlig ungefährliche ultraviolette Lichtbehandlung erschlossen. 


Kodon (Brünn): 10 Jahre Röntgentherapie des- Magengeschwürs, Im Jahre 1908 versuchte 
ich die ersten Fälle von Ulcus ventriculi et duodeni röntgentherapeutisch zu beeinflussen. Die darauf 
bezügliche Publikation erfolgte im Jahre 1913 in den „Fortschritten auf dem Gebiete der Röntgen- 
strahlen“. Wenn man von der Vorstellung ausgeht, daß das Ulcus rot. ventriculi et duodeni ein vom 
Magen-Zwölffingerdarmferment verdautes Schleimhautexanthem ist, kommt man mit der Tatsache 
der Form, der Lokalisation, der Zeit, der Ausdehnung der Geschwürsbildung am besten aus. Ich gebe 
einen kurzen Überblick über das nicht offizielle Material und ersuche die Herren Kollegen um Nach- 
prüfung — natürlich nur mii sachverständigster Hand. Die Behandlungen habe ich an Ulkusverdäch- 
tigen und sehr alten Ulkuskranken vorgenommen. Ob sie nun geblutet haben oder auch nicht, war 
nicht der Grund, von der Therapie abzulassen. Eine Kontraindikation ist mir nicht vorgekommen. 
Versager waren bei beginnenden malignen Prozessen am Ulcus rot., welehe durch die Therapie keine 
Einhuße erlitten, aber auch den Chirurgen keine Überraschungen mehr bereiten konnten. Über die 
therapeutische Technik haben bereits Prof. Holzknecht: „Dosierungstabelle für die Röntgenthe- 
rspie“ (Deuticke) und Dr. Lenk aus dem Institut Holzknechts: „Röntgentherapeutisches 
Hilfshuch“ (Springer), berichtet. 


Lenk (Wien): Röntgentherapie der Ulkuskrankheit. Ich teile meine Fälle in 2 Gruppen. In 
die ergte gehören operierte Fälle mit schlecht funktionierenden Anastomosen und anderen postopera- 
tiven Beschwerden. Diese Indikation habe ich vor mehreren Jahren auf Grund guter Erfahrungen 
aufgestellt. Meine Resultate sind jetzt von Matoni vollauf bestätigt. Unter meinen 22 Fällen sah 
ich: 15mal Herstellung der normalen Funktion und Schwinden oder bedeutende Linderung der sub- 
jektiven Beschwerden. Die Versager erwiesen sich, soweit eine 2. Operation vorgenommen wurde, 
als anatomisch (schlechter Sitz der Anastomose oder meist Adhäsionen) bedingt. Das gibt einen wich- 
tigen Hinweis auf die Grundlage der Röntgenwirkung sowie der Indikationsstellung. Die 2. Gruppe 
umfaßt die nicht operierten Fälle von. Ulcus ventriculi und duodeni. Ich verfüge über nicht mehr als 
9 Fälle, von denen einige erst aus dem letzten Jahr stammen, also noch kein abschließendes Urteil 
zulassen. Bemerken möchte ich, daß ich nur röntgenologisch sichergestellte Fälle verwerte, also nur. 


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784 Vereins- und Kongreßberichte (II. Tagung der Deutschen Röntgenológen in Prag). XXXI, 5/6. 


solche mit direkten Röntgensymptomen. Unter diesen Fällen ist nur ein Versager zu verzeichnen; 
diese Patientin ist aber vorzeitig von der Behandlung ausgeblieben. In allen übrigen Fällen bedeu- 
tende Besserung bis klinische Heilung, ob auch anatomische, läßt sich begreiflicherweise noch nicht 
sagen. Meist tritt schon nach der ersten Serie Besserung auf, oft ist eine zweite nicht notwendig. 
Entschieden abzulehnen ist die mehrfach gemachte Ahnahme (Fraenkel,Schulze-Berge), es 
handle sich um eine direkte Heilwirkung auf die Ulkuswundfläche durch Bindegewebsreizung. Mit 
Sicherheit ist erwiesen, daß wir wenigstens 2 wichtige Ursachen des Ulkus durch die Röntgenbestrah- 
lung günstig beeinflussen können: die Hyperazidität und die Spasmen. Für die schlecht funktionie- 
renden Anastomosen ist die Behebung von Spasmen wohl als die einzige Grundlage des Röntgeneffek- 
tes anzusehen. Der feinere Mechanismus, der der Spasmenbehebung durch Röntgenstrahlen zu- 
grunde liegt, ist uns nicht bekannt. Keinesfalls geht er über die röntgenogene Senkung der Aziditäts- 
werte; letztere erfolgt in der Regel viel langsamer, auch sahen wir Schwinden von Spasmen an ana- 
ziden Mägen. Wir müssen an eine direkte Beeinflussung der Nervenendigungen denken, die ihre Ana- 
logie in der Einwirkung auf neuralgische Erkrankungen und Sensibilitätsherabsetzung haben. In- 
dikationen und Kontraindikationen: Unter den postoperativen Fällen sind ungeeignet alle jene, deren 
mangelhafte Funktion auf groben anatomischen Veränderungen beruht, dazu gehört vor allem 
schlechte Lage, sowie Adhäsionen. Alle anderen Fälle, also Funktionsstörungen durch Spasmen an 
der Anastomosenstelle (und dazu gehört die Mehrzahl der Fälle), andauernde Hyperaziditätsbeschwer- 
den, die so häufigen postoperativen Schmerzen unklarer Genese, sowie Ulcera peptica, jejuni sind zu 
bestrahlen. Bei den nicht operierten Geschwüren ist ein Bestrahlungsversuch in allen Fällen zu 
machen, bei denen einfache Diätbehandlung nicht rasch zum Ziele führt. Auszuschließen, d. h. sofort 
der Operation zuzuführen sind alle Fälle mit organischen Stenosen und solche, bei denen Verdacht auf 
drohende Perforation oder maligne Degeneration besteht. Bei blutendem Ulkus ist eine Milzbestrah- 
lung vorauszuschieken. Natürlich kann eine lebensbedrohende Blutung eine Indikation zu sofortigem 
Eingriff darstellen. Über unsere Bestrahlungstechnik haben wir eingehend vor kurzem berichtet. 
(Lenk, Holzknecht und Sielmann, Wiener Archiv für innere Medizin, Band VI, 1923.) 
Man kommt mit recht kleinen Dosen aus. Die Röntgenbestrahlung stellt eine wohlfundierte, erfolg- 
verheißende Behandlungsart des Ulkus dar, die wert ist, in die Allgemeinpraxis Eingang zu finden. 


Aussprache. Heiner (Joachimstal) berichtet über einen mit Radium bestrahlten Fall von 
Ulcus ventriculi bei einem 57jährigen Patienten, bei dem Narbenschmerz und Spasmen mit Gewichts- 
ahnahme im Vordergrund standen. Es wurden 3800 mgeh in 6 Sitzungen stark gefiltert appliziert. Die 
Allgemeinreaktion war nur leichter Natur, die Symptome waren schon wenige Tage nach der Bo 
handlung geschwunden, das Gewicht ist gestiegen und Pat. seither bei gewöhnlicher Kost vollkommen 
heschwerdefrei. — Hirsch (Prag). unterstützt den Vorschlag Lenks, bei blutenden Ulcera die 
Milz zu bestrahlen, da er erst kürzlich bei einer schweren okkulten Blutung nach einmaliger Milz- 
bestrahlung einen sehr guten Erfolg sah, der im Aufhören derselben und bedeutender Besserung des 
Allgemeinbefindens bestand. In Anbetracht der häufigen Blutung bei Ulkus wäre es übrigens ange- 
zeigt. bei allen Bestrahlungen den beiden von Lenk angegebenen Magenfeldern ein Milzfeld. anzu 
schließen. — Kaznelson (Prag): Außer stenosierenden Ulcera sollen alle zunächst intern behan- 
delt werden. Die Röntgenbestrahlung ist den anderen Methoden wohl nur gleichwertig, keineswegs 
überlegen. — Jaksch-Wartenh.orst (Prag): Ich glaube, daß die Fragestellung bezüglich der 
Ulkusbehandlung von seiten der Herren Kollegen zum Teil unrichtig ist. Man kann nicht Sagen, 
wir behandeln die Fälle chirurgisch, wir behandeln die Fälle konservativ. Es muß individualisiert 
werden und der einzelne Fall dann entweder der ehirurgischen oder konservativen Behandlung unter- 
worfen werden. Dabei wird man finden, daß in der Tat einmal diese, einmal jene Behandlung den Er- 
folg verbürgt. Ich als Internist möchte vor allem hervorheben, daß man in einer Reihe von Fällen 
ohne chirurgische Behandlung gewiß nicht auskommen kann. — Gütig (Witkowitz) bestrahlt nur 
jene Fälle, bei denen die Symptome der Hyperazidität und Hypersekretion in den Vordergrund treten: 
und im Gegensatz zu Lenk nur solche, die keine direkten Röntgenveränderungen zeigen. Anato- 
misch veränderte Mägen werden nach vergeblicher interner Therapie operiert. Ließe sich drohende 
Perforation im voraus erkennen, dann wäre die Indikationsstellung wesentlich einfacher, öfter tritt 
aber die Perforation in der Periode des Wohlbefindens auf. Bei operierten Magen ließen sich offen- 
bar auf Sekretionsanomalien beruhende Beschwerden einigemal durch Bestrahlung mit geringen 
Dosen günstig beeinflussen. — Steiner (Teplitz): Wir Provinzradiologen begrüßen die genauen Mit- 
teilungen Len ks besonders, weil es sich um eine Erweiterung des Indikationsgebietes auf einem Ge- 
biet handelt, das nicht technisch strittig ist und wo Schädigungen ausschließbar sind. Aber auch des- 
halb. weil in Nordböhmen die operativen Resultate häufig ungünstige sind. (Adhäsionsbeschwerden, 
Uleus jejuni.) | 
| Kraus (Prag): Die kombinierte Röntgen-Diathermiebehandlung der Ischias. Nach einleiten- 
den Worten, in denen der Vortr. darauf hinweist, daß die Strahlentherapie der Neuralgien bis auf das 


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XXXI, 5/6. Vereins- und Kongreßberichte u. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag). :785 


Jahr 1897 zurückgeht, gibt er seiner Verwunderung Ausdruck, daß die Strahlentherapie der Neural- 
gien bisher noch nicht Allgemeingut der Ärzte geworden ist, trotzdem die praktischen Resultate mehr 
als erınunternd sind. In technischer Hinsicht empfiehlt er die im Jahre 1912 von Cottenot,Pa- 
riaux und Zimmern in die Therepie eingeführte Wurzelbestrahlung, die besonders den intrame- 
ningealen Anteil des Nerven in das Strahlenbereich einbezieht. Bei Fokus-Hautdistanz 25 cm,.12 bis 
14 W. Härte, gibt der Vortr. 5 H mit 4 mm Al. Die Röntgenbestrahlungen werden in Abständen von 
3.4 und 6 Wochen vorgenommen, es genügen meistens 3—4 Bestrahlungen. Die Diathermie wird haupt- 
sächlich in den ersten 10—12 Tagen, in Form der Längsdiathermie des erkrankten Beines, angewendet 
und dient hauptsächlich dazu, die besonders bei nervösen und neurasthenischen Patienten oft recht 
unangenehmen Reaktionsschmerzen zu mildern. Die Ätiologie des Falles spielt nur insoweit eine. 
Rolle. als man sich durch exakte interne Untersuchungen bemühen muß, die vorliegende Ischias sicht 
mit einer sekundären Erkrankung zu verwechseln, da ja sonst der. therapeutische Erfolg im vorhinein 
ausgeschlossen ist. Schließlich fordert der Vortr. seine Fachkollegen und die Neurologen auf, seine 
Mitteilungen nachzuprüfen. u 

Aussprache Heiner (Joachimstal) bemerkt, daß die Radiumtherapie sich seit: len Jahren 
in der Behandlung der Neuralgien und Neuritiden sehr bewährt hat, in erster Linie bei infiltrativen 
Prozessen und diabetischer Neuritis, wobei schon relativ kleine Radiumdosen zum Erfolg führen. — 
Lenk (Wien): Die guten Erfolge K.s kann ich nicht bestätigen.. Als anatomische Grundlage der 
Wirkung kommt Beseitigung entzündlicher Infiltrate bei kranken, „Infiltrationsanästhesie“ (Por- 
des) dureh Frühreaktion (Ödem) bei gesunden Nerven. | 


Klara Schönhof (Prag): Die Hypophysenbestrahlung in der Gynäkologie. 16 Fälle von der 
deutschen Frauenklinik, davon 11 Myome, 3 Metropathien, 2 Follikelzysten. Bei 7 Frauen mit Myom, 
die profuse Blutungen hatten, nach der Bestrahlung normal starke Menses mit 2Stägigem Intervall. 
‘Rasche Schrumpfung der Tumoren. Eine 48jährige Frau kastriert. Die Bezeichnung hypophysäre Ka- 
stration, wie sie Hirsch für die Methode vorschlägt, daher abzulehnen. Die an Myom erkrankten 
"Frauen nicht unter 40 Jahren alt. Von den Metropathien 2 günstige Erfolge. Der 3. Fall ein Versager, 
offenbar nur durch Ungeduld der Patientin, da die der Hypophysenbestrahlung in kurzem Zeitraum 
folgende Ovarialbestrahlung sehr rasch wirkte. Dieser Effekt ist vielleicht zum Teil auch der Hype- 
physenbestrahlung zugute zu schreiben. Die 2 Follikelzysten stellen vollständige Versager dar. Von 
den restlichen 3 Fällen mit Myom ist von einer Patientin kein Bericht zu erhalten, eine Patientin aus 
unhekannter Indikation anderswo operiert. Bei der 3. hat die Hypophysenbestrahlung weder eine Ver- 
kleinerung des Tumors, noch eine Veränderung der Metrorrhagien bewirkt. Nach Ovarialkastration 
Stillstand der Blutung. Besonders bemerkenswert ein Fall von submukösem Myom, das neue Wege 
in kezug auf die Röntgentherapie dieser Geschwulstform zu eröffnen schien. 6 Tage nach der Hypo- 
physenbestrahlung wurde während der Menstruation bei einer 43jährigen Frau, bei der 2 Tage vor 
‘der Bestrahlung genaueste gynäkologische Untersuchung nicht den mindesten Anhaltspunkt auf sub- 
mukösen Sitz des Myoms bot, ein submuköses Myom geboren, das dann durch Durchtrennung des Stie- 
les auf leichteste Weise entfernt werden konnte. Seither Patientin beschwerdefrei. Deshalb wurden 
2 Fälle, die klinische Symptome eines submukösen Myoms zeigten, knapp vor der Menstruation an der 
Hypophyse bestrahlt. Die Uteri verkleinerten sich, ohne daß irgendein Knoten ausgestoßen ‘wurde. 
Die Symptome, bestehend. in Fluor, Blutungen zwischen den Perioden usw., verschwanden. Diese 
Fälle haben leider keine Aufklärung gebracht, ob die Ausstoßung des Myoms im ersten Falle mit der 
Hy pophysenbestrahlung im Sinne einer Wehenanregung in ursächlichen Zusanımenhang zu bringen 
war. Jedenfalls müssen diese Versuche fortgesetzt werden, um vielleicht für manche Formen von sub- 
mukösen Myomen, die bis jetzt in ihrer Gesamtheit ein Noli me tangere der Röntgentherapie waren, 
doch die Röntgentherapie zu ermöglichen. Auch sonst erscheint uns die Verminderung der Blutungen 
die Umwandlung von Metrorrhagien zu normalen Menses, vereint mit der rascheren Schrumpfung der 
Tumoren, als so bedeutender Gewinn, daß wir, falls auch der Erfolg der Hypophysenbestrahlung nur 
ein temporärer sein sollte, diese Bestrahlung bei gutartigen Blutungen immer wieder versuchen 
werden. Man kann ja immer dann noch zu einem späteren Zeitpunkt eventuell zu einer Ovarialka- 
stration greifen. Eine unangenehme Folge, wie sie Wintz sah, der eine Dystrophia ndiposo-geni- 
talis nach Hypophysenbestrahlung beobachtete, haben wir nicht erlebt. 


Ä Aussprache. Guth (Aussig) hält einen- günstigen Einfluß der Menstruationsregelung durch 
Hypophyse nbestrahlung bei lungenkranken Frauen für möglich, wenn die schädigenden Einflüsse des 
Menstruationsprozesses auf den Verlauf der Tbk. dadurch beseitigt würden. Das wäre sehr wün- 
schenswert, denn die temporäre Röntgenkastration scheint nicht dazu geeignet. — Schönhof 
(Schlußwort): Wir glauben nicht, daß Hypophysenbestrahlung im Sinne der temporären Kastration 
:zu verwenden ist, da wir mit Ausnahme eines Falles bei einer 48jährigen Frau keine Kastration er- 
‚zielen konnten. Die Abschwächung der Blutungen, wie wir sie erzielt haben, dürfte in der, Therapie 


- 


786 Vereins- und :Kongreßberichte. (II. Tagung :der Deutschen ‚Röntgenologen in Prag). XXXI, 5/o. 


der Tbk. kaum eine neunswerte Rolle spielen, da die normalen Menses schon von Temperatursteige- 
rung begleitet sind. Die sonstige temporäre Kastration ist:in ihrer Wirkung zu ungewiß. 

2 Dieselbe: Geheiltes Blasenpapillom. Demonstration der zystoskopischen Bilder vor uad 
nach Bestrahlung eines Rezidivs eines Blasenpapilloms. Die Patientin wurde mit foudroyanter Bla- 
senhlutung eingeliefert und hatte seit 14 Tagen übelriechenden, stark mit Blut und Eiter untermisch- 
ten, ammoniakalischen Harn. Sehr intensive Beschwerden beim Harnlassen. 3 Tage nach der Be- 
strahlung keine Blutung mehr aus der Blase, 5 Tage nach der Bestrahlung war der Harn klar und 
- blieb es auch. Zystoskopisch sind noch kleinste Reste der vor der Bestrahlung die ganze rechte Seiten- 
wand und große Teile des Fundus der Blase einnehmenden Papillome zu erkennen. Die schwarzen 
Stippchen rühren von Kollargol ‚als Eigenstrahler her. Die vollkommen schmerzlose Methode, die 
wohl in ihrer Wirkung entsprechend der Röntgenwirkung der Kondylome bei Mann und Frau aufzu- 
fassen ist, ist bestens zu empfehlen. | 

Aussprache. Lenk fragt nach der Technik. Glaubt nicht an die Besserung des Effektes durch 
sogenannte Sekundärstrahlen. — Schönhof (Sehlußwort): Wir gaben 50% der HED am Erfolgs- 
organ aus 3 abdominalen Feldern mit Zinkfilterung. Während der ersten und zweiten Bestrahlung 
Verweilkatheter, nur bei der dritten der Versuch mit Kollargol als Eigenstrahler. Die Arbeit von 
Lenk war Vortr. nicht bekannt. 

Siegm. Schönhof (Prag): Röntgentherapie bei Hautkarzinomen. Bezüglich der histologi- 
schen Differenzen ergeben die Stachelzellkrebse vielleicht eine etwas ungünstigere Prognose als die 
Basalzellkrebse. Doch verhalten sich auch Tumoren des gleichen histologischen Aufbaues der Rönt- 
gentherapie gegenüber verschieden. Selbst bei gleichen Tumoren am selben Individuum können sich 
Verschiedenheiten in der Radiosensibilität ergeben (2 Fälle). Wichtig für die Strahlenempfindlichkeit 
und Prognose scheint auch das Geschwulstbett zu sein; sọ geben Karzinome der Wange und Nase meist 
günstige Resultate, während solche der Schläfe sich ungünstig verhalten, ebenso Geschwüre, die auf 
die Schleimhaut übergreifen. Narbenrezidive geben eine schlechtere Prognose. Das Material wird 
nach klinischen Gesichtspunkten in inoperable und operable Tumoren eingeteilt, letztere wieder in 
solche, die leicht operabel sind, und in solche, wo die Operation mit kosmetisch sehr ungünstigem Re- 
sultat verbunden wäre. Von den inoperablen Fällen ergaben Geschwüre mit ausgedehnter Zerstörung 
der Weichteile noch in 40% Heilung, dort, wo die Tumoren auch auf die Schleimhaut und Knorpe 
übergegangen und die Knochen freigelegt waren, keine Heilung, ebensowenig wie bei fortgeschritte- 
nen Lupuskarzinomen. Naturgemäß günstiger lagen die Verhältnisse bei den operablen Tumoren. 
Am günstigsten reagierten kleine Tumoren, die leicht hätten operiert werden können. (81% Heilung.) 
Rezidive wurden verhältnismäßig selten beobachtet. Da auch in jenen Fällen, die sich gegen Rönt- 
genstrahlen refraktär verhielten, bei der nachfolgenden Operation niemals Schwierigkeiten oder ein 
ungünstiger Heilungsverlauf, der auf die vorhergegangene Bestrahlung zu beziehen gewesen wäre, 
beobachtet wurden, hält Vortr. auch bei aperablen Fällen wegen der wesentlich besseren kosmetischen 
Resultate, die primäre Röntgenbestrahlung für angezeigt. Wichtig ist allerdings eine genaue Kon- 
trolle in den der ersten Bestrahlung folgenden Wochen, damit die refraktären Fälle sofort erkannt 
und dem Chirurgen überwiesen werden können. | | 

Aussprache. Gütig weist darauf hin, daß es keinem Röntgenologen erspart bleibt, vereinzelte 
Hautkarzinome zu beobachten, die trotz Röntgenbestrahlung plötzlich zu wachsen beginnen. Für ope- 
rable Karzinome ist wohl die Kombination von Frühoperation und Nachbestrahlung heute noch die 
aussichtsreichste Therapie. — Porges glaubt, daß gerade die kleinen Hautkarzinome zu bestrahlen 
sind, da sie erfahrungsgemäß die besten Resultate geben. Es wäre weiter interessant, zu wissen, ob 
die verschiedenen Tumoren bei demselben Patienten primäre Tumoren waren. — Schönhof 
(Schlußwort): Bei genauer Beobachtung kann bei Versagern der Röntgentherapie noch immer recht- 
zeitig zur chirurgischen Behandlung übergegangen werden. Rapide Verschlechterung kann auch bei 
chirurgischem Vorgehen eintreten; als Beispiel ein Fall eines Lippen-Ca., das unter Röntgenbehand- 
lung über 2 Jahre stationär blieb, unter chirurgischer Behandlung binnen 5 Monaten zugrunde ging. 
Genaue und frühzeitige Diagnose und Individualisierung müssen in jedem Falle den für die Behand- 
lung einzuschlagenden Weg bestimmen. 

Zollsehan (Karlsbad): Die Ausrottung einer Volkskrankheit durch das Röntgenverfahren. 
Es handelt sich um die Favus- Ausrottungsaktion des American Joint Distribution Comittee (kurz 
„Joint“ oder „J.D.C.“ genannt) in Osteuropa. Meine Arbeit bestand in der Ausarbeitung der Pläne 
und Entwürfe. 'Dieselben wurden von den Ärzten des J.D.C., sowie denjenigen der einheimischen Kör- 
perschaften gebilligt und dann auch das von mir zunächst für das polnische Territorium angespro- 
chene Budget von 100000 Dollar von der amerikanischen Zentrale voll bewilligt. Die Durchführung 
erfolgte bis in die Einzelheiten nach den damals ausgearbeiteten Entwürfen. Der Erfolg ist ein über- 
raschend zufriedenstellender. Nach dem letzten Ausweis vom September sind bis jetzt mehr als 6000 
Kinder als vollständig geheilt zu bezeichnen. Ich wollte mit der Publikation dieses Aktionplanes 


| XXXI, 5/6. Vereins- und Kongreßberichte (H. Tagung der Deutschen Röntgenologen in Prag), 787 


warten, bis die Richtigkeit seiner Konzeption durch den Erfolg bestätigt sein würde. Und ich habe 
dafür als Gelegenheit zur Mitteilung unsere Tagung gewählt, weil diese Aktion zu zeigen in der 
Lage ist, wie durch bestimmte Improvisationsmöglichkeiten eine Wirkung der Röntgentherapie auf 


die breitesten Massen möglich ist und welchen Wert das Röntgenverfahren auch für ae rassen- 


hygienische Ziele entfalten kann. (Erscheint ausführlich.) 


Heiner (Joachimstal): Uber Dosierung bei der Radiumtherapie. In der Radiumtherapie man- 
gelt es leider noch immer an einem praktisch verwertbaren Dosimeter. Man ist deshalb auch weiter- 
hin auf die Angaben nach Milligrammstunden-Element oder HED angewiesen und ist stets gezwun- 
gen, seine Radiumpräparate durch langwierige Versuche biologisch zu eichen. Die Dosierung wird 
derzeit am besten nach Milligratmmstunden-Element bezeichnet unter Angabe der jedesmal verwen- 
deten Radiummenge, der Filterung und Verpackung des Präparates, der Eitfernung vom Bestrah- 
lungsobjekt, der einzelnen Bestrahlungsdauer und der Intervalle zwischen den einzelnen Sitzungen 
- und Bestrahlungsserien, wie dies gegenwärtig ja von den meisten Radiumtherapeuten gehandhabt 
wird. In dieser Beziehung könnte nach Ansicht des Vortr. eine wosentliche Erleichterung und Ver- 
einfachung erzielt werden, wenn man einheitliche Apparate und Filterung einführen würde. In die- 
sem Sinne schlägt Vortr. als zweckmäßige und für nahezu alle Bestrahlungsfälle gut verwendbare 
Form vor, Radiumröhrchen nach Art der Dominiei-Röhrchen von bestimmtem Durchmesser und etwa 
1—2 cm Länge mit ungefähr 50% Radiumsalz gefüllt zu verwenden. Das Radiumsalz befindet sich 
in einer zugeschmolzenen Glasphiole, die in einem Messingröhrchen von 0,5 mm Wandstärke und den 
eben angegebenen Dimensionen eingelötet ist. Die Röhrchen sollen mit 10, 20, 30 und 50 mgr Ra- 
diumelement beschickt sein, wobei kleine Abweichungen in der Quantität unberücksichtigt bleiben 
können. Sie werden mit 4 verschiedenen Filterungen verwendet: 1. schwach gefiltert, d. h. nur mit 
‘einem dünnen Gummischlauch oder Watte und Condomgummi umhüllt; 2. mittelstark gefiltert, d. h. 
das Messingröhrchen wird in mehrere übereinanderpassende metullfreie Gummischläuche gesteckt, 
die an beiden Enden etwas übergreifen, dann in etwas Watte und Gaze oder Billrothbatist eingehüllt, 
so daß der Durchmesser des Querschniites 1,5 cm beträgt; 3. stark gefiltert, d. h. ganz analog wie oben 
in Gummischläuche und Watte usw. eingehüllt, so daß der Durchmesser des Querschnittes 3 cm be- 
trägt; 4. das 0,5 mm dicke Messingröhrchen wird noch in ein genau anliegendes Messingröhrchen von 
1 mm Wandstärke gesteckt und nun mit etwas Watte und Condomgummi umhüllt, bei bestimmten 
Fällen zu inneren Applikationen verwendet. Mit dieser relativ einfachen Apparatur kann man bei 
allen Bestrahlungsfällen gut auskommen, ein bequemes Behandlungsschema aufstellen und auch 
starke Tiefendosen ohne Schädigung des gesunden Gewebes in kurzer Zeit verabreichen. Nur bei 
oberflächlichen Hauterkrankungen, wie chron. Ekzem und Psoriasis, wird man die weiche Strahlung 
der Lackträger und Radiumleinwand bevorzugen, weil man damit rascher das Ziel erreicht. Aber 
schon beim Lupus vulgaris und Epitheliom muß man neben der weichen Strahlung schwach und mit- 
telsturk gefilterte Präparate (s. 0.) anwenden, um einen Dauererfolg zu erreichen. Vortr. bespricht 
noch die Dosierung bei einem erfolgreich behandelten Fall von Ca-linguae/Morbus Banti und Oa-recti. 

Aussprache. Dessauer ist mehr für Salzpräparate, Radium-Emanation eignet sich nur, wo 
große Radiummengen zur Verfügung stehen. — Markl (Prag): Wegen der großen Verbreitung der 
Emanationstherapie in Amerika, England und in Europa wird vorgeschlagen, sich auf die Dosisan- 
gaben in me (Millicurie) zerstörter Emanation einzustellen, um bei Radiumsalz und Radiumemana- 
- tion-Applikationen untereinander vergleichbare Werte zu erlangen. Bei Anwendung von Radium- 


emanätion ergibt die Differenz zwischen Anfangswert und Endwert des Strahlers am Ende der Appli- 


kation die Anzahl zerstörter Millicurie. Bei Radiumsalzpräparaten hat man natürlich die Anzahl der 


mg Rael mit der Zerfallskonstante der Radiumemanation (0,00751) zu multiplizieren. Der Anfangs- 
wert des Strahlers bei Verwendung von Emanation oder die Stärke des Radiumsalzpräparates ist na- 
türlich anzugeben. Die Verwendung von Radiumemanation kommt für uns in Prag auch in Be- 
iracht, weil wir über größere Radiummegen (etwa 2,5 gr Rael) verfügen. Wo nur geringe Mengen 
von Rael, wie in Joachimstal, zur Verfügung stehen, hätte natürlich das Arbeiten mit Emanation 
keine Berechtigung. Theoretisch hat man beim Gebrauche der Radiumemanation statt des Radium- 
salzes einen geringen Verlust (von etwa 5—10%). Bezüglich der Filterung ist auf die Wichtigkeit ge- 
nügender Filterung hinzuweisen. Für Applikationen an Schleimhäuten ist nach unseren Erfahrungen 
ein Filter von 1,5 mm Messing zu schwach. Zu empfehlen sind für solche Applikationen 2 mm Platin, 
um Verbrennungen der empfindliehen Schleimhäute, Reizungen der Mastdarm- und Blasenschleim- 


haut oder schmerzhafte Begleiterscheinungen zu vermeiden. Bei geringer Filterung (Nadeln 0,3 mm . 


Platin) hat man insbesondere bei stärkeren Präparaten bei iptratumoraler Applikation (Radium- 
puuktur) die Beobachtung gemacht, daß die Applikation. selbst Schmerzen auslöst, während dieselben, 


wenn sie früher bestanden haben, bei stärkerer Filterung Prompt schwinden. — Bromatka (Preß- 


burg). — Heiner (Schlußwort). 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 100 


a 


Zen = . Wiener Röntgen-Gesellschaft. 
Bere en a Sitzung vom 4. Juni 1923. 

u Im CAREN Fachkreise ist am 4. Juni 1923 in cinem Hörsaal des Allg. Krankenhauses diese neue 

medizinische Gesellschaft unter dem Namen „Wiener Gesellschaft für Röntgenkunde“ gegründet wor 


den. Der Präsident führte aus: 
"U Unser aller Wunsch nach einer wissenschaftlichen Fachvereinigung tür medizinische Röntgen- 
kunde işt endlich in Erfüllung gegangen. Gut Ding braucht Weile! Lassen wir dieses Wort unserer 
Gesellschaft ein Zeichen sein. . 

M.H. Ich br auche Ihnen nicht zu sagen, was Wien tür die Röntgenologie geleistet hat. Es ist 
; allgemein anerkannt. Blättern wir dieses Ruhmesblatt. an dem jeder von uns Anteil hat, bescheiden 


` um und fragen wir uns, was wir weiterhin für unser schönes Fach leisten können, insbesondere dureh 


Unsere, neue‘ Gesellschaft. -Diese wird uns und der. Welt die Erfahrungen und Gedanken der Mitglieder . 
vermitteln. Die. Diskussion derselben wird klärend -und bildend wirken, nicht nur durch- das 


' Neue, ‘das sie bringt, sondern auch durch das Alte, das dabei zur Sprache kommt. Die Jungen werden , 


von den Alten und die Alten :von.den Jungen lernen. Die Sitzungsberichte (in der Wr. med. W ochschr. 


| undi in den Fortsch. auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen) werden durch Autoreferate verbreiten, was 
. wir: ‚bringen. Die Gesellschaft wird, so hoffe ich, als Symptom ihres Gedeihens die Genugtuung er- 


leben, daß die Röntgenologen und Röntgeninteressenten der Welt den Wiener Bericht mit Spannung . 
erwarten und mit. Eifer studieren werden, eine Ehre, der bisher viele Wiener röntgenologische Publi-. 


; Po gewürdigt wurden.. 


: Vor. allem wollen wir trachten, zu EE TEA woran ie Röntgenologie als Wissensöhalt unver- 


schuldeterweise am meisten leidet, daß nämlich ihre vielfachen, wertvollen Aufschlüsse und Wirkun- 
gen von der praktischen Medizin herangezogen werden, bevor noch ihre wissenschartliche Grundlage 
exakt ausgebaut werden konnte, und das Andere, wor unter sie nicht weniger und ebenso unverschuldet 
' leidet, daß die wissenschaftlich gesicherten Indikationen immer wieder ver gessen werden. Beide Er- 
Beenden sind ‚bloß die schwer vermeidlichen Fojgen ‚der Jugend des Faches und seiner überreichen 
Möglichkeiten. Die, ‘neue. Gesellschaft wird zur Besserung beider, durch Anbahnune exakter U nter- 
suchungen und durch geordnete Darstellungen beitr agen können. 
Damit die Gesellschaft sich und der Welt von Nutzen ist, muß sie nach Inhalt und Form gut und 


richtig arbeiten, und das ist nicht leicht. Jedenfalls aber müssen wir uns bemühen, ihre Leistung nicht 


i 'unter das Mittelmaß sinken zu lassen, denn das schadet dem jungen Fach, das noch immer um seine 

volle ‚Anerkennung ringt. Was dazu notwendig ist, ist nicht zweifelhaft ùnd braucht nicht erörtert zu 
wer den. Höchstens lohnt es sich, vielleicht hervorzuheben, was diesen Zielen der Gesellschaft schaden 
würde. Die Demonstrationen, kurzen Mitteilungen und Vorträge sollen nicht bloß Neues bringen 
“wollen. ‚Es ist ebenso notwendig, ‚Altes in neuer Beleuchtung und in neuer Form zu bringen. Das 


Vorgebrachte sol ınehrmals durchdacht und geordnet dargestellt werden, z. B. nicht die Voraus- ` 


setzungen am Schluß. Dagegen ist die Vorausstellung der Ergebnisse sehr vorteilhaft. Der Hörer ist 
. nicht in der Lage des Lesers, er hat keine Übersicht, kaun nicht zurück- und vor 'ausblättern, und kann 
"nicht überschlagen; er ist auch nicht so ungestört wie der Leser. Der Redner soll daher nicht rein ið- 
. duktiv darstellen, sondern durch öfteres Vor- und Zurückgreifen den Zusammenhang aufrechterhalten. 
Die Diskussionen sollen. nicht wichtige Punkte des Gegenstandes außer acht lassen. Der Verhand- 
 ‚lungsleiter hat dafür zu sorgen, daß es nicht am Heimweg heißt: Verdammt, von der w ichtigsten Seite 
‘des. Gegenstandes hat niemand gesprochen! Die Gesellschaft soll ihn dadurch unterstützen, daß sich 
die Diskussion nicht an einzelnen Punkten allzusehr erhitzt und verbeißt, damit nicht der Beschluß 
nötig wird, ‘daß jeder nur einmal in einer Diskussion das Wort erhalten, kann. 

Die ausgedrückten Gedanken sollen in formaler Beziehung nicht das Licht der Öffentlichkeit 
scheuen müssen, Daher soll die Nomenklatur der Klinik und der Physik und Technik angewandt 
werden., Wenn die Gedanken und Bezeichnungen, die wir den Patienten gegenüber anwenden, in die 
wissenschaftlichen Verhandlungen übernommen werden, wenn Lokalausdrücke, die nur in dem einen 
Laboratorium üblich sind, ohne Not, weil bessere existieren, oder ohne Erklärung gebraucht werden, 
endlich wenn die Redner ‚sich über ihren Gegenstand bloß so weit verbreiten, daß nur sie selbst ver-' 


stehen können, was sie meinen, also ohne sich in. den Hörer einzufühlen, der sich mit dem Gegen- 


stand nicht beschäftigt hat, so ist das nicht gut. Mit einem Wort, wir wollen trachten, inhaltlich und 
“formal ein gutes Niveau zu hälten, wenn das auch nicht bequem ist. Die Autoreferate sollen nicht‘ 


durch großen Umfang, durch Dreschen von altem und leerem Stroh und durch breite Einleitungen 


am Erscheinen verhindert oder verzögert und dem Leser verleidet werden. "Trotz der Kürze soll aber: 
alles Wichtige enthalten sein. Ich weiß es, daß jedes erste Manuskript durch Zusammenziehungen,, 


durch Streichungen und Kürzungen nicht nur auf einen Bruchteil reduziert werden kann, sondern’. 


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788 u Bee Vereins! wid: Kongreßberichte (Wiener 'Röntgen-Gesellschaft). ; XXXÍ, 5/6. 


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XXXI, 5/6. Vereins- und Kongreßberichte (Wiener Röntgen-Gesellschuft. — 789 


meist verbessert wird. Wer das erste Manuskript'ohne umfangreiche Änderungen abgibt, schadet sich 
und der Gesellschaft. Der Ausschuß hat vorläufig für Demonstrationen‘ eine halbe Maschinenbogen- 
seite, für Mitteilungen oder Demonstrationen mit Mitteilungen eine ganze, für Vorträge zwei, für 
Diskussionen 4—% Maschinenbogenseiten festgesetzt und dafür die Zustimmung der Redaktioneu 
erhalten. Ausführliche Darstellungen müssen als Originalartikel in Zeitschriften erscheinen. 


M. H. Ich eröffne die erste einer hoffentlich großen Reihe von monatlichen — er Montnz 
jedes Monates — Ort: Allg. Krankenhaus, III. Hof — wissenschaftlichen Sitzungen, in welchen wir 
in ernster, würdiger und erfolgreicher Arbeit, unheeinflußt durch die Mißgunst unserer Zeit, unser 
geliebtes Fach behandeln wollen. 


Regnier: Invagination. (Demonstration.) Erscheint ausführlich a. a. O. 


Aussprache. Haudek hebt als besonders interessant an dem von Regnier demonstrierten 
Fall den.Umstand hervor, daß das Invaginatum innerhalb des invaginiererden Colon transversum als 
zentrale bandartige Aufhellung direkt sichtbar ist. Dies sei ein neues und zugleich das verläßlichste 
Symptom einer Invagination, da bei den früheren Beschreibungen derartiger Fälle, wie von Leh- 
mann,Altschul und Czepa,nur die Gabelung des mittels Klysma erzielten Kolonschattens als 
charakteristisch erwähnt worden sei, auf Regniers Bild sei aber auf eine weite Strecke der inva- 
ginierte Darm direkt sichtbar. 


Kraft: 1. Demonstration eines Falles von linksseitiger Doppelniere bei zweigeteiltem 
Ureter. Bei Wiederholung der Aufnahme mit eingeführten schattengebenden Ureterkatheter und 
gleichzeitiger Kontrastfüllung (20 cem 20% Na. Br.-Lösung) dringt die Kontrastflüssig- 
keit anscheinend infolge einer Verletzung durch den etwas starren Spiralkatheter in den sub- 
kapsulären Raum der Niere. Keine stürınischen Erscheinungen bei der Patientin. Mäßige 
Temperatursteigerung (bis 37,8%) und Pulsbeschleunigung durch 3 Tage. Kein Erbrechen. Gering- 
gradige Hämaturie durch 2 Tage. Mäßiger, bald schwindender Lendenschmerz. Sonst keine Störung 
des Allgemeinbefindens. Nach 5 Tagen ist die Kontrastflüssigkeit im subkapsulären Raum bereits 
resorbiert. | | 

2. 2 Fälle von enorm großer Steinbildung in den Nieren. Das Gewicht der operativ entfernten 
Steine betrug 193 Gramm resp. 465 Gramm. 


Aussprache. Haudek richtet an den Vortragenden. die Frage, ob,bei dem Fall mit dem großen 
Konkrement eine Rückenmarksaffektion vorgelegen hat, da er sicherinnere, die größten Konkremente, 
die er je gesehen hatte, bei einem Soldaten mit Schußverletzung des Rückgrats, und zwar in beiden 
Nieren, beobachtet zu haben. Als Beispiel für die Beschwerdelosigkeit, mit der gerade die großen 
Beckenausgußsteine getragen werden, verweist er auf einen Fall, bei dem er gelegentlich einer Ma- 
gendarmdurchleuchtung einen riesigen rechtsseitigen Nierenstein fand. Auf Befragen erinnerte sich 
der Patient, vor 25 Jahren an Schmerzen in der rechten Flanke gelitten zu haben. — Kienböck: Es 
ist uns sonst eine bekannte Erfahrung, daß schr große Nierensteine gefunden werden, die wohl schon 
vor mehreren Jahrzehnten zu wachsen begonnen haben, und daß dabei niemals ausgebildete Nieren- 
koliken aufgetreten sind. Die Ursache der Entstehung der Blasen- und Nierensteine ist eine sehr ver- 
schiedene. Affektionen, die mit rasch ausgebreiteter Auflösung von Knochengewebe an mehreren 
oder allen Skeletteilen einhergehen — Affektionen der allerverschiedensten Art —, führen keineswegs 
zu Steinbildung in den Harnwegen. — Kraft: Eine Erkrankung des Zentralnervensystems lag bei 
den Fällen mit enorm großer Steinbildung nicht vor. Die Steinbildung datierte bei deni einen 18 Jahre 
(leichte Kolikanfälle) zurück. — Doppelnierenbildung mit doppeltem Ureter trifft man ziemlich 
häufig an, selten sind Doppelnieren mit zweigeteiltem Ureter, wie der vorgestellte Fall. Ubceraus 
selten Doppelniere mit zweigeteiltem Ureter und kommunizierendem Niernbecken,. wie in Sga- 
litzers Fall. 


H audek: Zur Filterung bei Dermatosen. M. H. Bei der Bestrahlung von Keloiden, die ich in 
der jetzt üblichen Weise mit stärkerer Aluminiumfilterung oder schwacher Zinkfilterung vorgenon- 
men habe, fiel es mir auf, daß die therapeutischen Erfolge weit hinter denen zurückblieben, die ich 
noch vor 10 oder 15 Jahren am Holzknechtschen Zentral-Röntgen-Institut zu beobachten Ge- 
legenheit hatte. Damals war noch ohne Filterung mit mittelharter Strahlung behandelt worden. 

Ich machte nun an einer Patientin, die an der Ellbogenbeuge mehrere dicke Keloide aufwies, 
die Bestrahlung der einzelnen Plaques in beschriebener Weise und sah den schönsten Effekt an der 
mit 5/1 bestrahlten Stelle, hingegen geringe und sehr späteinsetzende Reaktion an den mit 8/4 bzw. 
8/Z bestrahlten Stellen. 

Die Patientin, die ich Ihnen heute vorstelle, hat seit 2: Jahren keloidartige, halbfingerdicke 
Skrophulodermata am Hals, und zwar im ganzen vier, zwei ‘an: der Vorderfläche und zwei an der 
Außcaseite. Erstere haben wir im Röntgeninstitut des Wilhelminenspitales mit je 5/1, letztere mit 

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790 Vereins und Kongreßberichte (Wiener Röntgen-Gesellschaft). XXXI, 5/6. 


4 H ungefiltert bestrahlt, und zwar unter Benützung eines kleinen, alten Therapieinduktors von 
30 cm Schlagweite mit einer mittelharten Strahlung. 

| Sie sehen die Plaques an den Seitenflächen des Halses vollkommen ausgeheilt, die an der Vor- 
derfläche haben langsamer reagiert, sind noch erhaben, zum Teil mit Borken bedeckt. 

Die gute Wirkung der scheinbar geringen Dosen erklärt sich daraus, daß diese fast zur Gänze 
in dem oberflächlich gelegenen kranken Gewebe zur Absorption kommen, von den zu sehr penetrie- 
renden Strahlen wird hingegen nur ein geringerer Bruchteil absorbiert, während der Hauptteil an 
die umgebenden Gewebe verloren geht, wobei die Streuung keine geringe Rolle spielt. 
| Meine Demonstration soll zeigen, daß wir die Tendenz, die intensive Starkfilterbestrahlung 

allgemein zu verwenden, für eine Reihe von Affektionen, vor allem für die der Haut, ablehnen und 
an den häufig bewährten Richtlinien festhalten sollen. 


Aussprache. Kienböck: Es scheint nach meinen Erfahrungen der letzten Jahre, daß bei Ke- 
Jloi.den tatsächlich eine Behandlung mit schwach filtriertem Licht weit besser, vor allem schneller 
wirkt. Die Behandlung von Hauterkrankungen mit schwach filtriertem Licht ist vielleicht deshalb 
besser, weil dabei eine Verschonung der unter der Haut liegenden Gewebe (Gefäße!) mit Licht 
stattfindet. — Holzknecht: Ich schließe mich, was die Erfahrung anbelangt, Haudek, was die 
Deutung anlangt, Kienböck an. Bei Dermatosen habe ich bei keinem Versuch, den Effekt durch 
Steigerung der Filierstärke üher 4 mm Aluminium zu verbessern, Nutzen, oft Nachteil gesehen, und 
zwar bei allen Dosishöhen. Ich wende daher meist % und 1 mm Al, selten 3 und 4 an, wobei ich höhere 
Dosen und Dosen, welche tiefen Hautschichten zugedacht sind, durch stärkere, kleinere Dosen durch 
die schwächeren Filter appliziere. Da ich hei keiner Dosishöhe durch noch stärkere Filter gleich 
gute Effekte wie durch schwache zu sehen bekam, glaube ich mit Kienböck,daß die Ursache nicht 
in der Verschiedenheit der absorbierten Liehtmengen im kranken Zellbereich, sondern in der Sub- 
eutisschädigung durch zu große Tiefenwirkung stark filtrierten Lichtes gelegen ist. Die 
Hauttherapie darf nicht vergessen, daß sie im physikalischen Sinne keine Oberflächentherapie ist. — 
Ohne Filter zu bestrahlen, würde ich nicht raten; die Menge weichen Lichtes ist zu groß. 

Weitere Aussprache Pordes, Haudek. 


II. Sitzung vom 2. Juli 1923. 

Regnier: Demonstriert zwei Fälle Othaematom, die er auf Bitte des Herrn Forschner 
bestrahlt hat. In beiden Fällen trat auf die Bestrahlung hin bereits nach 14 Tagen Verkleinerung, 
nach 4 Wochen Verschwinden der Geschwulst auf. Im ersteren Falle wurden 6/4 H dreimal in Pausen 
von 4 Wochen, im zweiten Falle 3/3 H in demselben Ausmaße verabfolgt. Beide Patienten waren vor- 
her mit der üblichen Therapie (Punktion und Druckverband) erfolglos behandelt worden. Über die Art. 
der Wirkung der Röntgenstrahlen sollen erst die experimentellen TIntersuchungen Aufschluß geben. 


Aussprache. Forschner, Pordes, Holzknecht. 


Czepa: Ein Fall von Bronchiektasien (Platte und anatomisches Präparat). 
Aussprache Hitzenberger, Pordes, Eisler, Haudek. 


Borak: Metastatische Phrenicuslähmung bei Mammakarzinom mit Autopsiebefund. Das in- 
spiratorische Mediastinalwandern war stets vorhanden; erst nach Beruhigung der Dyspnoe durch 
Morphium trat auch die paradoxe Zwerchfellbewegung auf. 


Aussprache Hitzenberger. 


Holzknecht: Zur Behandlung des Röntgenulcus. Das nekrotische, durch ungeteilte oder 
geteilte Überdosierung oder das durch zu kurze Serienpausen verursachte Spätulcus wird mannigfach 
und wenig einheitlich behandelt, nebenbei gesagt am seltensten von uns Röntgenologen, denen es 
merkwürdigerweise meist nicht gezeigt wird. Die Außerachtlassung einiger recht wirksa- 
mer neuerer Heilmittel und Methoden kann aber weder im Interesse der Kranken noch in 
unserem gelegen sein. Von den alten sind nur das Wasserbett. Teilbäder und reichlich feuchte Um- 
ochläge wertvoll. Höhensonne, oft gelobt, ist glatt schädlich, ebenso Radium, mißver- 
ständlich herangezogen wegen seiner Wirkung beim hyperkeratotischen Ulcus der Röntgenologen, 
das trotz gleicher primärer Ätiologie nicht hierher gehört. Von den Salben sind diejenigen, deren 
anästhesierende Wirkung mit Gefäßkontraktion einhergeht (Cocain, Anästhesin), verderb- 
lich: als Anästhetika kommen außer dem Wasser nur die innerlichen Mittel in Betracht. Gute 
Salben sind diejenigen mit Scharlachrot und Granulogen, nützlich der gelegentliche 
Verband mit Freunds (Unnas) physiologischer Pepsin-Salzsäurelösung. Recht wirksam 
ist das neue Payersche Verfahren, der wiederholten Umspritzung mit Cocain-Adre- 
nalin wie zwecks Lokalanästhesie. Die meisten Ulcera werden daraufhin sofort schmerzfrei. viele 
heilen. Ulcera, welche darauf einigermaßen reagieren, scheinen mir für die Operation reif. 


XXXI, 5/6. Vereins- und Kongreßberichte (Italienischer Reisebericht). 791 


Endlichschleppe man das qualvolle Leiden nicehtunnützhin und schreite 
lieber früher als später, also sobald einigermaßen Stabilität des Umfanges eintritt, zur chirur- 
gischen Entfernung und Deckung mit Lappen oder Thiersch. Mit der so einfachen und in 
kundiger Hand so ungemein sicheren T hier schen Transplantation hat Gilmer in München selbst _ 
bei Frühoperationen (2. und 3. Monat) überraschende Erfolge erzielt. Auch auf priostentblößten 
Knochen und selbst auf wunden Knochenflächen haftet das Transplantat. Er gibt an, daß beim Tie- 
fenlicht-Uleus der pränekrotische Zustand des Panniculus adiposus peripher 
oft vielausgedehnteristalsdie Hautschädigung, so daß die Ulkusränder gleich- 
sam pränekrotisch unterminiert sind, ein Zustand, dem durch subkutane Ausdehnung der Operation 
Rechnung getragen werden muß. 


Aussprache. Kienböck: Röntgenschäden entstehen sehr häufig bei der Röntgen- 
bestrahlung dadurch, daß, obwohl die Haut bereits dauernde Veränderungen, Dystrophiemit 
Teleangiektasien, zeigt, doch noch weitere Bestrahlungen gegeben werden, oft auf Drängen 
aer Ärzte und Patienten. In Fortführung der Äußerungen der Vorredner könnte darauf hingewiesen 
werden, daß röntgendystrophische Hautabschnitte möglichst vor jedem Licht geschützt werden 
sollen, auch vor lang ausgedehnter starker Tagesbelichtung, dadurch könnte vielleicht in manchen 
Fällen einer Verschlechterung vorgebeugt werden. Röntgenschäde n am Rücken der Patienten 
nach diagnostischen Untersuchungen können auch dadurch entstehen, daß die Haut 
überempfindlich ist, sei es, daß Psoriasis besteht, sei es ein anderes Leiden, die Kranken 
sollten wohl daraufhin vorher untersucht werden, jedenfalls stets ganz entblößt werden. | 

Vor ein paar Jahren ist Kollegen Dr. Werkgartner und mir ein Fall vonschwerem 
Radiumschaden vom Gericht zur Begutachtung zugewiesen worden. Ein sonst gesunder 26jäh- 
riger Mann hat seit Jahren an Psoriasis der gewöhnlichen Form gelitten, Schübe mit starkem Juck- 
reiz. In einer Kuranstalt Behandlung mit Radium, Auflegen einer hochwertigen Kapsel (2 cm) 
an etwa zwei Dutzend Hautstellen, meist durch die gewöhnliche Zeit (die Stelle zwei Stunden). Bald 
nachher Auftreten von starker Reaktion, allmählich immer weiter fortschreitend. an manchen Stellen 
bloß Blasenbildung, an anderen Stellen Entstehen von tiefgreifenden Geschwüren. walnußgroßen 
Höhlen mit starker Eiterung und heftigen Schmerzen, weiterhin nur hie und da Neigung zur Heilung, 
an anderen Stellen die Geschwüre mit mißfarbigem nekrotischen Grund bestehen bleibend, Behand- 
lung auf verschiedene Art, auch im Wasserbett. An die hochgradige Überempfindlichkeit der Haut 
bei Psoriasis-Erkrankten, gegen Röntgen- und Radiumstrahlen war vom Arzte nicht gedacht worden. 

Weitere Aussprachen: Fuß, Haudek, Stein, Pordes, Holzknecht. Aus denselben: 
Die Dermatologen geben an, häufiger als wir wissen, Röntgendermatitiden nach diagnostischer Rönt- 
genuntersuchung zu sehen. Wir ersuchen um Kenntnis der Fälle zur Ermittlung und eventuellen Kor- 
rektur der Ursachen. Nochmals wird die Scharlachrotsalbe (4%) empfohlen, welche unzweifelhaft die 
Epithelialisierung begünstigt und die Nekrose hemmt. Unter ihr geht auch die Neigung zur Spät- 
ulceration zurück. Sie ist auch für die hier nicht erörterten hyperkeratotischen Uleerationen der 
Röntgenhände ungemein wertvoll. Sie kann dauernd angewandt werden. Röntgenhaut mit Epithe- 
liomen kann entfernt und mit Rumpflappen gedeckt werden. Doch genügt das viel einfachere Ver- 
fahren, die Haut zu entfernen. Man kann wohl nur auf diese Weise bei älteren Individuen den großen 
Umfang der Veränderungen wirklich beherrschen. (Holzknecht.) 


Italienischer Reisebericht. (zugleich Kongreßbericht). 
Von Dr. Friedrich Kraft, Wien-Lainz. 


Der Einladung des Herrn Prof. Ponzio (Turin) Folge leistend, trat ich Ende September 1923 
die Reise nach Palermo an, dem Tagungsorte des V. italienischen Röntgenkongresses. 

“Die Reise dahin benützte ich auch, um in den Stationen, wo ich Halt machte, neben den Kunst- . 
schätzen und Naturschönheiten der betreffenden Orte mir den Betrieb und die Arbeitgweise in den 
Röntgeninstituten anzusehen, wozu mir reichlich Zeit zur Verfügung stand. 

Leider war es mir aber trotzdem nicht möglich, einen genauen und umfassgnden Einblick in 
dieser Sache zu erhalten, da die öffentlichen Institute, welche den Universitäten angegliedert sind, 
infolge der noch bestehenden Universitätsferien nur in stark reduzierter Weise ihren Betrieb auf- 
rechterhalten hatten. | 

Immerhin scheinen mir die Eindrücke, welche ich bei diesen Besuchen gewann, doch derart zu 
‚ sein, daß sie den Schluß auf die normale und volle Arbeitsweise zu gestatten erlauben und auf diese 
Weise ein annähernd richtiges Bild der Tätigkeit der italienischen Kollegen entwerfen, welches das 
Interesse auch von uns Deutschen in mancher Beziehung wachrufen mag. 


792 Vereins- und Kongreßberichte ee Reisebericht). a XXXL 5 6. f 


Durch die Teilnahme am Kongresse wurden durch persönliche ANissprec hei A anderen- 
Herren, deren Institute zu besichtigen ich keine Gelegenheit fand, meine Beobachtungen noch mehr 


vervollständigt, und aus den Abhandlungen und Debatten am Kongresse konnte ich meine Erfah- 


rungen noch mehr verdichten, so daß daraus ein weniger lückenhaftes Bild zustande kommt. en 


J" 


Bevor ich nun in die speziellen Ergebnisse in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht ein- ~- 


gehe, möchte ich allgemein vorausschicken, daß, soweit meine Erfahrungen reichen, in den Insti- 


tuten hauptsächlich italienische Apparate aufgestellt sind: vor allem kommt hier die Firma Bal- 
zarini in Mailand in Betracht, anscheinend die leistungsfähigste von allen. Ihre Apparate, ge- 
wöhnlich Induktorien, sind nach den Angaben der mit ihnen arbeitenden Kollegen sowie nach 


meinen eigenen Wahrnehmungen sowohl in bezug auf Diagnostik, beurteilt nach Durchleuchtungs- 


bildern und photographischen Aufnahmen, als auch in therapeutischer Hinsicht vollkommen den 


Zwecken entsprechend. Daß weniger ausländische Fabrikate in Verwendung stehen, scheint seine 


Ursache nicht so sehr in nationaler Hinsicht zu haben, als in dem manchmal ganz gewaltigen Preis- 
unterschiede der ausländischen Apparate gegenüber den einheimischen, was durch den hohen Zoll, 
welcher darauf festgesetzt ist, bewirkt wird. Immerhin sieht man auch ganz genügend nicht italie- 
nische Fabrikate; so zum Beispiel einen Gleiehriehterapparat von Siemens-Halske für Dia- 
genostikzwecke in Rom; für die Therapie benützt man Apparate von Reiniger, Gebbert & 


Schall (Neapel), auch einen amerikanischen Victor- Snook-Apparat konnte ich in Palermo, in Be-. 


trieb sehen. ? 
Was die Hilfseinrichtungen, welche zu einem geordneten Betriebe nötig sind, wie Durch- 


leuchtungsstativ, Aufnahmetisch, Therapiestativ und so fort, anlangt, so stammen sie aus dem oben- 
angeführten Grunde gleichfalls in der Mehrheit aus italienischen Fabriken; in ihrer Ausführung 


und Anordnung entsprechen sie durchaus den bei uns üblichen Modellen, von welchen sie oft geradezu 
Kopien darstellen. Besondere Sorgfalt ist bei diesen Hilfsgeräten stets dem Strahlenschutze 
gewidmet. | 


Was nun die Röntgenröhren betrifft. so arbeitet man in Italien meist noch mit Gasröhren, be- 


sonders in der Diagnostik. wo ich mit einer einzigen Ausnahme (Palermo) nie Coolidge- oder Lilien- 
feld-Röhren, welch letztere nach meinen Erfahrungen in Italien in praktischer Hinsicht vollkommen 
unbekannt zu sein scheinen, sah. In der Therapie geht man meist schon zum Ooolidge-Betrieb über. 
Von den einzelnen Fabrikaten kommen trotz der hohen Zollspesen zumeist deutsche Röhren vor, vor 
allem Müller-Röhren, Gundelach-Röhren werden gleichfalls gelobt, andererseits sind aber 
auch die Röhren der Radion- Gesellschaft, welehe in Mailand eine Filiale besitzt, in immer stär- 
kerem Maße vertreten: endlich konnte ich auch amerikanische Original-Coolidge-Röhren in Betrieb 
sehen. | i 
Für die photographischen Aufnahmen werden durchwegs doppelseitig begossene Films, ge- 
wöhnlich der Kodak- Gesellschaft, verwendet; Platten bekam ich nirgends zu Gesicht. Die Bilder 
sind insgesamt von einer hervorragenden Schärfe und Deutlichkeit, wie man sie kaum bei Platten- 
material herstellen kann. 

Von den Instituten, sowohl öffentlichen wie privaten, die zu besichtigen ich GElERENRATT hatte, 


will ich in besonderer Weise nur das Universitäts-Institut von Prof. Ghilardueciin Rom und 


das Instituto Foto-radio-terapico in Neapel, dessen Vorstand Prof. Guarini ist, erwähnen. Beiden 
Herren sowie deren Assistenten danke ich für die Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit, mit welcher 
sie mir bei meinem Besuch entgegengekommen sind. Beide Institute sind auch nach unseren Be- 
griffen, was räumliche Dimensionen anlangt, sehr groß und in bezug auf ihre Inneneinrichtung 
reichlich und modern ausgestattet. 

Das römische Institut ist in den Parterreräumen eines großen Pavillons unter&epracht und be- 
sitzt einen überaus großen Raum für Diagnostik, daneben gleichfalls ein sehr großes Zimmer für 
Therapie mit Zwei-Röhren-Betrieb. Besonders hervorheben möchte ich weiter einen Raum, welcher 
für die Obduktionen des Röntgeninstitutes bestimmt ist. Ein kleines Kränkenzimmer mit einigen 
Betten, welches gleichfalls dem Röntgeninstitute angegliedert ist, hauptsächlich für Therapie-Pa- 
tienten bestimmt, ist ebenfalls vorhanden. Eine große und reichhaltige Bibliothek, in einem eigenen 
Zimmer untergebracht, steht den Ärzten zur Verfügung. Bemerkenswert ist die besondere Art der 
Therapie, welehe dort geübt wird und nach Prof. Ghilarducci benannt ist. Durch Iontophorese 
wird zuerst der Tumor verkupfert oder versilbert und dann die Röntgenbestrahlung in der Weise an- 
geschlossen, daß zuerst durch einige, meist kurze Zeit Schwerfilter angewendet werden, welche lang- 
sam und allmählich dureh immer schwächer werdende Filter ersetzt werden (5 mm Al, A mm Al, 
3 mm Al usw.), bis endlich eine vollständig unfiltrierte Strahlung resultiert. Auf diese Art und Weise 
will man die verschiedenen Strahlenqualitäten auf das Tumorgewebe einwirken lassen. | 

Das Ncapler Institut, in der dermato-syphilidologischen Abteilung untergebracht, deren gan- 
zen ersten Stock es einnimmt, ist durch die eifrige Bemühung des Prof. Stanziale und allgemeine 


XXXI, 5/6. = Vereins- und Kongreßberichte (Italienischer Reisebericht). 7938 . 


Werbetätigkeit entstanden und wurde anfangs Januar 1922 feierlich eröffnet. Die durch die öffent- 
liche Wohltätigkeit eingebrachte Summe belief sich auf rund % Million Lire, womit das Institut 
errichtet wurde. Wie sein Name (Instituto foto-radio-terapico) schon sagt, umfaßt das Institut nicht 
nur Röntgen-, sondern die gesamte Lichttherapie (Radium, Höhensonne, Finsen) und Elektrothe- 
rapie (Diathermie, Arsonval usw.). Für Röntgenzwecke stehen drei große Räumlichkeiten zur Ver- 
fügung, in denen das Zweikammersystem (Apparat und Schaltung in einem Zimmer, Patient und 
Röhre in einem anderen) eingeführt ist. Was die Therapie anlangt, so wird die entsprechende Dosis 
nicht in einer Sitzung verabreicht, sondern auf mehrere Tage verteilt und nach längerer Zeit, wenn 
die Haut und der Organismus in normale Verhältnisse zurückgekehrt sind, wiederholt. Die Rasul- 
tate, welche auf diese Weise im Institute erhalten werden, sind durchaus zufriedenstellend. 

Die Privatinstitute, welche ich in Neapel zu sehen Gelegenheit hatte, sind alle sehr gut ein- 
gerichtet und vornehm und luxuriös ausgestattet. | 

Was nun den Kongreß in Palermo betrifft, welcher inter dem Vositze des Prof. Sca- 
duto in den Räumen der königlichen Universität stattfand, so verlief er sehr.glänzend und festlich; 
gegen 400 Röntgenologen waren gekommen, um am Kongresse. teilzunehmen. Mit wenigen Aus- 
nahmen waren es fast nur Italiener; von den Ausländern war Dr. Carlos Heuser aus ‘Argentinien, 
Dr. Jaubert de Beaujeu aus Tunis, Physiker G. Failla aus dem nn ia 
New-York anwesend. 

Die diagnostischen Vorträge, die hauptsächlich Urologie behandelten, brachten ein durch zahl- 
reiche Bilder geschmücktes und sehr ausführliches Referat über die urologische Röntgendiagnostik 
von Boidi-Trotti (Turin), die übrigen Berichte beschränkten sich hauptsächlich auf kasuisti- 
sche Beiträge, von denen besonders Perussia (Mailand) hervorzuheben ist, der einen Fall von par- 
tieller Verkalkung der Nierenkapsel demonstrierte, was Steinbildung in der Niere vorgetäuscht hatte. 

Von anderen Vorträgen auf dem Gebiete der Diagnostik sind noch erwähnenswert Milani 
(Rom), welehe, durch schöne Bilder unterstützt, die Magensyphilis behandelt; weiter Piergrossi 
über Lungentumoren und Salomone (Catania), welcher Bönieenogramıme von Askariden im Ver- 
lauungstrakt zeigte. i 

Der Therapie war gleichfalls ein großer Zeitraum gewidmet. Unter den Vorträgen und De- 
ı:onstrationen ist am meisten bemerkenswert derjenige von Dr. Carlos Heuser (Buenos-Aires), 
welcher sehr eindrucksvolle Photographien von Spätschädigungen nach Intensiv-Bestrahlungen und 
Anwendung eines Goldfilters. welches er den anderen Schwerfiltern wegen seiner Homogenität uad 
Reinheit vorzieht, hrachte. 

Weiter ist hervorzuheben ein ausführlicher Bericht Prof. Gorta ns (Triest) über Erfolge der 
Milzbestrahlung bei der Tuberkulose nach der Methode von Manoukline. Prof. Scaduto (Pa- 
lermo) hatte eine sehr große Anzahl von Photographien vor und nach der Behandlung von Epithe- 
liomen der Gesichtshaut’ ausgestellt, welche trotz des äußerst vorgeschrittenen Stadiums nach der 
alten Methode gänzlich zur Ausheilung mit sehr gutem kosmetischen Efekt gebracht werden kounten. 

Von anderen Vorträgen sind erwähnenswert Prof. Pagliani (Turin), welcher über die bio- 
logische und therapeutische Wirkung der Radium-Emunation in gewöhnlichem Wasser spricht. 

Penciano (Tarent) berichtet über gute Erfahrungen bei der Malaria-Therapie und Ionto- 
phorese der Hautkrebse. Spinelli (Neapel) spricht über die histologischen Veränderungen des be- 
stranlten Uterusmyoms. Rossi (Parma) liefert einen Beitrag zum Studium der morphologischen 
Veränderung des Blutes nach Bestrahlung der Milz durch sogenannte Reizdosen. Gindano (Neapel) 
berichtet über seine Erfahrung mit dem Spektrometer nach March-Staunig-Fritz. 

In erregten und manchmal recht lange dauernden Debatten wurde Stellung zum Therapie- 
Problem nach Seitz und Wintz genommen, ohne indes noch zu einer definitiven Klärung zu 
gelangen. 

Die Leitung des ee abwechselnd in den Händen von Prof. Scaduto, Prof. Be 
tolotti, dem Präsidenten der italienischen Röntgengesellschaft, Prof. Busi und Prof. Ma. 
ragliano, war gut. i 

Eine sehr große Ausstellung von Apparaten fand in gleicher Zeit in der Aula statt; neben der 
Fabrik Balzarini, welche die meisten Apparate ausgestellt hatte, konnte man auch Fabrikate von 
Siemens, Reiniger, Vietor, Rudorff sehen. Von Sahlenfabriken waren Müller, Ra- 
dion und Fürstenau vertreten. 

Ein Besuch der Klinik Orestano, welche sehr gut eingerichtet ist, beschloß den Kongreß. Ein 
Empfang beim Bürgermeister, eine Galavorstellung im Teatro Massimo sowie ein Bankett und Aus- 
flüge in die Umgebung von Palermo sorgten auch für die Zerstreuung der Kongreßbesucher. 

Als Tagungsort des nächsten Kongresses wurde Triest bestimmt, wo der Kongreß um die Oster- 


zeit 1925 stattfinden wird. ; 


794 


Auszüge aus Zeitschriften des Jn- aas Auslandes (Physik und Technik). 


XXXI, 5/6 


Das. freundliche A PAE EREE des Dn: Ponzio sowie des Sekretärs Dr. Sgroi, weiter 
des Kollegen Piccinino, welche mir den Aufenthalt in Italien und besonders in Palermo in jeder 
Weise angenehm gestalteten, verdient meinen herzlichsten Dank. 

Zum Schluß noch einige Worte von den Tarifen in der Privatordination, die nicht ohne Inter- 
esse sind; eine Thoraxuntersuchung (Durchleuchtung und Aufnahme) kostet gewöhnlich 200 Lire, 
Magen oder Darm 5—600 Lire, für Tiefentherapie werden Preise bis zu 10000 Lire gefordert 


(ca. 1800 M.) 


Auszüge aus Zeitschriften des In-‚und Auslandes. 


Y’Actinoterapia III 7 (Ref. F ritz- Innsbruck). 

The Amer. Journ of Roentg. X, 11, Nov. 1923 (Ref. 
Loichinger-München) 

Annalen d. Physik, 68—69 (V o 1t z - München). 

Archiv f. Derm. u, Syph., 146, 1. 

Arch. f. Gynäkol. 119, 3; 120 (Kongreß 1923). 

Archives of Radiology Nr. 281, Dez. 1923 (F ritz- 
Innsbruck). 

Arch. f. klin. Chir. 125, 4; 126 (Kongreß 1923); 
128, 1—2. 

Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 22, 3. 


Archives d’Electricit& med. (Bordeaux) Okt., Nov. 


1923 (Chr. Müller- München). 

Arch. f. Verdauungskr. 32, 3—4. 

Beitr. z. klin. Chir. 130, 2. 

Beitr. z. path. Anat. 72, 1. 

D. med. W. 1924, 1—6 (L o r e y - Hamburg). 

D. Zschr. f. Chir. 183, 1—6. 

D. Zschr. £. Nervhk. 80, 3—4. 

Ergebnisse d. Chir. u. Orthop., Bd. 16. 

Journ. de Radiol. (Paris) (Klieneberger- 
Zittau). 

Journ. of Radiol. (Omaha) IV 11, Nov. 1923 
(Loiching er- München). 

Klin. Wocheinschr. 1923, 51—52; 1924, 1—6. 


La Radiol. Med. (Mailand) (F ritz- Innsbruck). 


Med. Klinik 1923, 44—52; 1924, 1—5 (Kliene- 
berger). 

Monschr. f. Geburtsh. 65, 1—2. 

Münch. med. W. 1923, 50—52; 1924, 1—6. 

Naturwissenschaften, Die, 12, 4. 

Physikal. Zeitschr. 1923. 

Pflügers Arch. f. Physiol. 201, 3—6. 

Strahlenther. 16, 2 (Klieneberger). 

Verhandl. d. D. pathol. Ges. 1923. 

Virchows Arch. 247, 3. 

W. klin. W. 1923, 33—52; 1924, 1 (Haenisch- 
Hamburg). 

W. med. W. 1923, 50—52; 1924, 1—2. 

Zeitschr. f. klin. Med. 98, 1—-4; 99, 1—3. 

Zschr. f. orthop. Chir. 43, 4. 

Zschr. f. die ges. physik. Ther. 27, 5—6. 

Zschr. f. Geburtsh. 86, 3. ` 

Zschr. f. Kindhk. 36, 4—5. ° 

Zschr. f. Stomatol. 1923, 6. 

Zschr. f. Tuberk. 39, 3. 

Zentralbl. f. Chir. 1923, 48—52; 1924, 1—6 (K lie- 
neberger). | 

Zbl. f. Gyn. 1923, 50—52; 1924, 1—4. 


“1. PhysikTund Technik. | 
Abgabe von Badiumnormallösungen durch die physikalisch-technische Reichsanstalt. (Physik. 


Zschr. 1923/13, S. 286.) 


W. Blank (Berlin): Röntyum, ein Bariumkonleastmiktel für Magendarmdiagnostik. Vgl. 


„Fortschr.“, Bd. 31, 
Hermann Bongards: 


Radioaktive Zerfallsprodukte in der Atmosphäre u. die Wahrschein- 


lichkeit ihrer Herkunft von der Sonne. (Physik. Zschr. 1923/1, S. 16.) Versuch des Nachweises der 
Abhängigkeit der Radiumemanationen von der Sonne mittels Sonnenaufnahmen. 


Hermann Bongards: 


Ein Beitrag zu der Frage, welche Art korpuskulärer Strahlung als 


Ursache des Polarlichts anzusehen ist. (Physik. Zschr. 1923/13, S. 279.) 

Hermann Bongards: Radioaktive Zerfallsprodukte in der Atmosphäre u. die Wahrschein- 
lichkeit ihrer Herkunft von der Sonne HL (Physik. Zschr. 1923/14, S. 295.) 

Braitmaier (Kiel): Über ein neues Röntgenkontrastmittel. (M. Kl. 1923/49, S; 1607.) Das 


Kontrastmittel Röntyum (C. A. F. Kahlbaum, Berlin-Adlershof) bildet einen ausgesprochenen 
Fortschritt für die Röntgendiagnostik. Vorzüge werden in der stets gleichmäßigen feinen Substanz, 
in der ausgezeichneten Suspendierbarkeit bei denkbar einfachster Technik der Zubereitung erblickt. 


XXXI, 5,6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes ‚Physik und Technik). | 795 


Die Mischung wird gern und ohne Widerwillen genommen. Das Mittel ist sparsamer im Gebrauch 
als andere ähnliche Präparate. Oft genügte !/;—/s der Packung zu 200 g. Der Gehalt an schatten- 
gebender Substanz ist auf ein Höchstmaß gesteigert. Die normale Entleerungszeit beträgt bei Rön- 
tyum 60—120. Minuten. Röntyum hət sich auch für die graphische Darstellung des Dickdarıns 
bewährt. i 

B. Bromée: Röntgenometrische Beobachtungen an festem Benzol. (Physik. Zschr. 1923/6, 
S. 124.) Versuch nachzuweisen, daß die Vorstellyng über den räumlichen Bau der organischen Mo- 
leküle, die man sich aus chemischen Gründen macht, mit der Kristallstruktur übereinstimmt. Zu 
diesem Zweck Untersuchung von festem Benzol nach der Debye-Scherr.er-Methode. | 

Coolidge und Moore (Schenectady N.-Y.): Eine wassergekühlte Hochspannungs-Röntgen- 
röhre. (Am. J. of Roentg. X, 11. Nov. 23, S. 884.) Die bisher konstruierte Hochspannungsröhre für 
hohe Belastungen hatte zwar 50 mA bei 200000 V in wassergekühltem Öl ausgehalten, aber die 
innere Glasseite hatte Aufrauhungen und Erosionen bekommen. Auch waren bei einer Röhre, für 
100 mA und 140000 V in der Antikathode kleinste Risse aufgetreten, die sich allmählich vertieften, 
bis schließlich das Kühlwasser in die Röhre tropfte. Da nun die Verziehung der Antikathode mit 
dem Temperaturquotienten wuchs, wurde der Fokus vergrößert (11/s”). Die Antikathode wurde mit 
in kleinen nahtlosen Kupferröhren zirkulierendem Wasser (4 | pro Minute) gekühlt, wobei sich an: 
- besten die Anordnung bewährte, bei der runde Röhren mit Silber der Rückseite des die Wolframplatie 
tragenden Kupfers angelötet waren. Die Kugel der Röhre hat 8” Durchmesser. Der Kathodenglüh- 
spirale ist vorne eine Molybdännadel aufgesetzt, um dem elektrischen Felde die für Erzielung eines. 
größeren Brennfleckes nötige Änderung zu geben. Die Zirkulation des Kühlwassers, das sich auf 70° 
erwärmt und in einem Fordschen Kammerradiator auf 50° abgekühlt wird, besorgt eine motorgetrie- 
bene Zahnradpumpe. Durch eine auf der Hochdruckseite der Pumpe angeschlossene Sylphonröhre 
(anscheinend eine Art Windkessel) wird bei genügender Zirkulation ein Relais geschlossen, bzw. bei 
ungenügendem öffnet es sich durch Federdruck, so daß der zum Transformator führende Priinärkrsis 
geschlossen bzw. unterbrochen wird. Am besten bewährte sich die Röhre bei einem exakt regu- 
lierten Hochspannungstransformator mit 4armigem Gleichrichter, der 70% der Welle ausschnitt; 
bei 50 mA und 250 kV wurde durch den Widerstand die Primärspannung von 250 auf 195 V herab- 
gedrückt; dann verbraucht die Röhre 9 kW. Eine lief 50h ohne Änderung. Die Röhre läßt sich auch 
für höhere Belastungen gebrauchen. Die Strahlenausbeute, gemessen mit Ionisationskammer und 
Goldblattelektroskop unter 1 mm Cu, blieb bei zunehmender mAmip£rezahl, bei 250000 V mehr wie 
. bei 200000 V, hinter der direkten Proportionalität zurück, was V. einer Deformierung der Welle zu- 
schreiben. Doch blieb (bei 250 000 V) die Wärmeahgabe an das Kühlwasser und die Strahlenausbeute 
praktisch in gleichem Verhältnis. Die Röhre liefert bei 5 mA Belastung und 200 kV soviel Strahlen 
wie die bisherige Universalhochspannungsröhre bei 5 mA und 200 kV, bei 30 mA und 200 kV 4,3X 
mehr, bei 30 mA und 200 kV 8,3X mehr, bei 50 mA und 250 kV 14X mehr, bei 50 mA und 250 kV mit 
größerem Transformator 15X mehr. Mit hochgespanntem Gleichstrom gibt sie bei 10 mA und 250 kV 
1,82X soviel als unter denselben Bedingungen im Anschluß an den großen Transformator. Bei gə- 
ringeren Belastungen und Spannungen dürfte ihre Lebensdauer die der bisherigen Röhren über- 
steigen. 

P. Debye: Zerstreuung von Röntgenstrahlen und Quantentheorie. (Physik. Zschr. 1928/8, 
S. 161.) Nachweis mit Hilfe der Quantentheorie: 1. Streustrahlung ist in Richtung der Primärstrah- 
lung wesentlich stärker als in entgegengesetzter Richtung. 2. Streustrahlung in Richtung des Pri- 
märstrahls ist härter als in entgegengesetzter. 3. Nach Barkla Verhältnis von 

l Zerstreuungskoeff. s 02 


Dichte o 
indessen bei leichten Elementen Elektronenzahl — Atomnummer. 4. Elektronenemission in Rich- 
tung des Primärstrahls um so mehr fortgeschleudert, je kürzer die Wellenlänge wird. 

Fritz (Innsbruck): Oscillegraphische Messung an Röntgensirahlen. (W. kl. W. 1923/43.) Verf. 
ist es gelungen, durch eine synchron mit der Phasenänderung des Röhrenstromes rotierende Blende, 
durch die die Strahlung hindurchgeschickt wird, diese in ihre zeitlichen Komponenten zu zerlegen 
und durch das Spektrometer nach March, Staunig und Fritz zu messen. Das rotierende Blen- 
'densystem ist auf der Achse des Synchronmotors verstellbar angeordnet, so daß man vom Nullpunkt 
bis zum Scheitelwert der Sinuskurve beliebige Punkte aus ihrem Ablauf herausgreifen kann. Es 
zeigte sich, daß die Tiefenstrahlungen ebenso komplexer Natur wie die Gesamtstrahlung sind und 
daß sie eine scharfe und wohldefinierte Grenzwellenlänge aufweisen. Die Strahlung in der Mitte 
der Sinuskurve wies die kürzeste Grenzwellenlänge auf und behielt diesen Wert über einen Bereich 
von 15° vor und nach der Kuppe der Sinuskurve bei. Mit dieser Untersuchungsmethode gelingt es, 
die Ausnutzung der Spannungskurven verschiedener Apparate und Röhrentypen hinsichtlich ihrer 
quantitativen und qualitativen Ergiebigkeit miteinander zu vergleichen, 

Fortschritte a. d, Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 101 


= Dorata Ce Ze 
Ser u a Be S ei ie uhr <A je 
. X . ' $ 
$ A r 


796 | Auszüge aus, Zeitschriften des In- und Auslandes nah und zen) XXXI, 5/6. 
Q locker Bi B erthol A u. N eeff (Stuttgart): Fortschritte. in: der‘ Rönigenstrählenunter- 
‚suchung dicker Metallstücke durch Verwendung bewegter blenden. (Die Natur wsch. 12/4.) Durch lr- 
 höhung der Röhr enspannung gelingt es, in 15 Min. einen 8 em dicken Eiserblock zu: photographieren. 
Für. Streustrahlenblenden ist hier. Blei ungeeignet wegen der starken Anregung seiner kurzwelligen 

. Eigenstrahlung. Mit einer rotierenden Blende aus spiralig. ungeordneten Zinkbändern wurde bei Ver- 
längerung- der Expositionszeit aut etwa’das Doppelte € eine wesentliche V Rene des kleinste: 
nachweisbaren Absorptionsuñterschieds erzielt. _ 

I.Herwegu. G. Mie: Die zahl der von sehr schwachen Röntgenstrahlen ausgelösten Elek- 
tronen. - (Ann. d. Fhysik, Bd. 68, 1922/10, S. 120.) Bestimmüng der an einer Aluminiumscheibe aus-- 
gelösten Elektronen durch Röntgenstrahlen geringer Intensität ist eine Funktion der auftreffenden.. _ - 
Strahlenintensität. Ein mit der Aluminiumelektrode verbundenes Saitengalvanometer zeigt durch 
die. auftretenden Stromstöße, daß die Zahl der Stöße dem Quadrat der Entfernung umgekehrt, also. 
der Strahlenintensität direkt proportional is. . = 
| J. Holtsmark: Über. die charakteristische Röntgenstrahlung der ersten Elemente. (Physik. P 
_ Ztschr., 1923/11, S. 225.) Da der Wert für die Erregungsspannung der K-Strahlung des Bors niedriger 
war in, bezug auf die beobachtete, Anregungsspannung als, der extrapolierte Wert, wird in dieser 
Arbeit das Verhalten des Lithiuns u. Berylliums diesbezüglich untersucht. i , 

Jewett (Cliston Spring): Eine einfache Methode, Patienten im Stehen zu befestigen,“ Am: 
J. of. Roentg., Nov. 1923.) Ein Segeltuchstreifen ist an der einen Seite an einer Stange befestigt; er wird 
hinter dem Patienten, diesen an das Aufnahmegestell pressend, vorüber zur ander en Seite geführt und: 
dort mittels Leiste und entsprechend ausgehöhlter Holzlatie befestigt. 

E. H. Kennard: Die Art der Röntgenimpulse. (Physik. Ztschr. 1923/17, S. 372.) ‘Ableitung 
der Form der durch Bremsung der Elektronen verursachten Röntgenstrählenimpulse aus der be- 
obachteten spektralen Verteilung. . 
| Helmut Kulenkampf: Über das kontinuierliche Röntgenspektrum. (Ann. d. Physik, Bd. 69, 
1922/23—24, S. 548) Aufnahme der spektralen Verteilung im kontinuierlichen Röntgenspektrum mit 
Hilfe eines Bragg’schen Ionisationsspektrometers mit Calcitkristall.. `- E 

© P.Lamarque: Theoretische Studie über die Filter. Fortsetzung u. Schluß, (Arch. d’Eleetr. u 
med. Nr. 493, Okt. 1923, S. 339.) Die rein physikalische umfangreiche Arbeit kommt zum Schlusse; . 
daß den Sohwermeialläiltern unter allen Umständen der Vorzug, einzuräumen ist.. Die Hauptfehler 
der Filter beruhen in der Hauptsache in ihrer Komposition. In einer folgenden Arbeit sollen die 
Richtlinien für eine richtige Herstellung der Filter und ihre Auswahl auf Grund der theoretischen 
Er wägungen und experimentellen Studien angegeben werden. 

'P. Ludewig: Demonstrationen aus dem Gebiete der- Radionktivität. (Physik. Ztschr. 1923/6, 
S. 138.) 'Übersichtliches Demonstrationsverfahren von elektr ometrischen Messungen mit Radiumpräp. 
für Hörerkreis mittels optischer Bank. n3 

Erich Marx u. Lothar Wolf: Vorlesungsversuch der Isolierung radioaktiver Substanzen dreh 
Rückstoß. (Physik. Ztsehr. 1923/13, S. 285.) Beruht auf Bestimmung der Halbwortzeit durch Halbie- 
rung des Elektrometerausschlags. 

Neill (Baltimore): Ein Instrument zur Einbettung von nackten Be Emsnaonzundeln in das 
Gewebe. (Am. J. of Roentg. X, 11. Nov. 1923, S. 371.) In einer in eine Nadel auslaufenden dünnen 
 Stahlröhre werden die Emanationsnadeln durch eine vorschnellende Stange ins Gewebe gestoßen. ks 
gibt gerade und gebogene Ansätze. ‘Die Röhre sitzt an einem Griff. | 

Neupert: Blasenschädigung durch Bromnatriumlösung. (Berliner Ges. f. Chir. „10. 12. 23, 
Bericht Kl. W. 1924/6, S. 249.) Schwere nekrotisierende Zystitis nach Füllung mit 20-proz. Brom: 
' natriumlösung zwecks Röntgenographie bei 60-j. “Mann. 

A. Piccard u. E. Stahel: Über das U. V. (Physik. Ztschr., 1923/4,. S. 80.) U. V. -ein Radio- 
element, entsteht aus Uran gleichzeitig mit U. X. und wird mit diesem- als Fluorid ausgeschieden. 

. Halbwertzeit 34 Tage. Nachweis, daß U. V. nicht identisch mit U. X, ist. 
i M. Polanyi: Strukturbestimmung mit Hilfe .von Röntgenstrahlen. (Vortrag auf dem deut- | 
schen Physikertag zu Bonn, Sept. 1923.) (Physik. Ztschr., 1928/19, S. 40.) Sammelreferat. 

Tsiang. (Peking): Eine zeitsparende Vorrichtung für Hauttherapie. (Am. J. of Roentg. X, 
11, Nov. 1923, S: 917.) Ein Brett von der Größe des Filters mit Ausschnitt von der Größe desjenigen 
der Röhrenhaube wird unten am Filter befestigt. Von der Mitte jeder Seite wird zur Gegenseite ein 
Faden gezogen, an deren Kreuzung an einem der Fokus-Haut-Distanz entsprechendem’ Faden eine 
Perle.aufgehängt wird. Bei horizontaler Kobreusiellung ist so: Zentralstrahl und Fokus-Haut-Distanr 
markiert 

Ratköczi (III. med. Kl. Budapest): Röntgenuntersuchungsmethode des Duodenum. (KI. W. 
1924/3, S. 113.) Der Kranke verzehrt den dünnen Bariumbrei vor dem Schirm und wird in stark nach 
rechts gedrehter Stellung, wobei die Wirbelsäule nach links ausweicht und ein langarmiger Dis- 


XXXI, 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Diagnostik: Allgemeines, Anatomie). 797 


tinktor die Flex. duodenojejun. komprimiert und gleichzeitig die kleine Kurvatur des Magens zur 
Seite schiebt. durchleuchtet: Skizzen. | 

Rocchi:'Röntgenapparate mit Hochfrequenz. (La Radiol. Med. X, 12, Dez. 1923, S. 507.) 
Versuche, eine kleine Röntgenröhre an einen :D’Arsonval-Apparat einpolig anzuschließen. Die 
Antikathode lädt sich auf ein positives Potential auf, wenn die Kathode mit der freien Elektrode der 
Hochfrequenz-Spule verbunden ist. Die auf diese Weise erzeugte, freilich sehr wenig intensive Strah- 
lung ist um 2—3 Grad Benoist härter als die mit derselben Röhre beim selben Vakuum an einer ge- 
wöhnlichen Apparatur erzeugten Strahlung. Die Funkenstrecke zwischen aktivem Pol und Erde 
beträgt wenige em. Der Autor erhofft sich von seinen Versuchen die Möglichkeit, eine Röhre mit 
mehreren hunderttausend bis 1—2 Millionen Volt am D’Arsonval-Apparat zu betreiben und die ge- 
eignet konstruierte Röhre gegebenenfalls ins Körperinnere einführen zu können, womit ähnliche 
Bedingungen gegeben wären, wie bei der Radiumtherapie. Die verwendete Apparatur wäre freilich 
sehr einfach. | Ä 

Scherbel (Leipzig): Eine einfache Meßmethode bei zahnärztlichen Röntgenaufnahmen. 
(Ztschr. f. Stomatol. 1923/6, S. 343.) Um die Länge von Wurzeln usw. aus dem Film berechnen z'ı 
können, führt Verf. entweder nach Dieck eine Millersche Nadel von bekannter Größe in den 
Zahnkanal oder er bringt parallel zum gewünschten Zahn, senkrecht zum Normalstrahl, ein metal- 
lisches Quadrat mit, welches mitphotogranhiert wird. Rekonstruktion des Strahlenganges auf einem 
“ Bogen Papier. 

E. Schlechter: Einfluß der Entwicklungsweise u. Wirkung des Verstärkungsschirmes auf 
die photographische Platte bei Röntgenstrahlen. (Physik. Ztschr., 1923/2, S. 29.) Gleichwertigkeit 
der Entwickler, Kleiner Vorteil des Glyzinentwicklers. Yariable Verstärkungsfaktoren bei Bestrah- 
lungen mit verschiedenen Intensitäten. 

Sicard et Forestier (Paris): Höniesnuntersnehuig mit Jodöl. (La Presse med. XXXT; 
44, 2. 6. 23.) „Lipindol“, eine organische Verbindung von Jod mit Mohnsamenöl — 0, 54 g Jod auf 
1 cem — eignet sich, wie die beigegebenen Abbildungen veranschaulichen, an der Wirbelsäule zur 
Darstellung des Subarachnoidal- und Epiduralraums, ferner von Senkungsabszessen, Fisteln und nach 
intratrachealer Injektion zur Sichtbarmachung von Bronchiektasen, von Höhlen in und außerhalb 
der Lunge (Tuberkulose, Gangrän). Das Jodöl ist unschädlich. 

Ernst WagneruH.Kulenkampf: Die Intensität der Reflexion von Röntgenstrahlen ver- 
schiedener Wellenlänge an Kalkspat und Steinsalz. (Ann. d. Physik, Bd 68, 1922/13, S. 369.) Be- 
stimmung des Reflexionskoeffiz. durch Methode doppelter Brechung. Benützung des Retlexions- 
koeffiz. zur Korrektion des fälschenden Kristalleinflusses auf Spektren. 

Gregor Wentzel: Zur Theorie der Streuung von f-Strahlen. (Ann. d. Physik, Bd. 69, 1922121, 
S. 335.) Behandlung der Mehrfachstreuung (d. h. Streuung durch Körper, deren Dicke größer ist wie 
die freie Weglänge des ß-Strahls, 


‘ 


Diagnostik. 


1. Allgemeines. 


Holzknechtu. Haudck: Fragen und Antworten aus dem Gebiete der Röntgenologie. (W. 
‚med. Doktorenkollegium, 10. 12. 23, Bericht W. m. W. 1924/1, S. 37.) Kurz besprochen wird: Röntgen- 
therapie von Frostbeulen, Ekzemen: Röntgendiagnostik beginnender Lungentuberkulose, des Magen- 
karzinoms im Frühstadium; Natur der Streifenschatten im Lungenbild. 


2. Anatomie, Physiologie, 


Barsonv (Budapest): Uber die Bewegung der Pylorusklappe und die Form der Bulbusbasis. 
(W. kl. W. 1923/36.) Nach B.’s Ansicht gibt es einen duodenalen Reflex, der den Pylorusschluß be- 
wirkt (Hirsch-Mehring), nicht, sondern die Öffnung und die Schließung wird hauptsächlich 
von den Antrumkontraktionen geregelt. Eine zweite Bewegung des Pylorus, eine Hervorwölbung der 
Klappe einmal gegen das Duodenum und dann gegen das Antrum unterliegt ebenfälls ausschließlich 
mechanischen Verhältnissen und wird durch den antralen resp. bulbären Druck bewirkt. Diese Bc- 
wegung ist nur in wenigen Fällen und nur in einem gewissen Stadium zu beobachten. Da die Bulbus- 
kontraktion nur kurze Zeit, die Antrumsystole aber Bars anhält, bestimmt der antrale Druck den 
Charakter der Bulbusbasisform. 

Busch (Erlangen): Die für die Wacköinmarichlung des Knochens maßgebenden Bedingungen. 
(Vhalg. d. Deutschen Path. Ges. betr. ihre 19. Tagung 1923, S. 327.) Studie am Randgebiet einer 

i 101* 


798 | Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Fremdkörper). XXXI, 5/6. 


Trepanationslücke des Schädels, wobei die Spannungsverhältnisse im Winkel zwischen Prolaps und 
Schädeldach die Knochenbildung bestimmten. 
C. Göcke (Dresden): Über Gelenkbildung in den Seitenfortsätzen des 1. Lendenwirbels. (Arch. 

f. Klin. Chir. 128, 1—2, S. 334.) 4 Fälle mit Röntgenskizzen. Die Querfortsätze des 1. Lendenwirbels 
zeigen halb- oder doppelseitig ein Gelenk, das mit Fraktur verwechselt werden kann. Es handelt sich . 
um ein Rippenderivat, das normaler Weise mit dem Querfortsatz verschmolzen ist: Lit. (Vgl. Grashey, 
Normalatlas, 4. Auflage, S. 171.) 

` R. Thoma (Heidelberg): Über die prämaturen Synostosen der Schädelnähte und über das 
Wachstum, die Seneszenz und die Hyperostose des Schädels. (Beitr. z. path. Anat. 72, 1, S. 207.) 
Kritische Auseinandersetzung mit den in den Arbeiten von Loeschke und Weinnoldt ent- 
wickelten Theorien. Betonung des bestimmenden Einflusses der Materialspannungen und lokaler 
Kreislauf- bzw. Innervationsstörungen. 


$. Fremdkörper. Konkremente. 


Joseph Bum ba (Prag): Einige interessante Fremdkörper in Luft- und Speisewegen. (M. Kl. 
1923/50, S. 1633.) Die Fortschritte in der Fremdkörperdiagnostik der Luftwege werden dem Röntgen- 
verfahren und der Bronchoskopie verdankt: 4 kasuistische Mitteilungen: ovaler Kieselstein, drei- 
eckiges Knochenstück, Geflügelknochen (der dem Röntgennachweis sich entzog) und aspirierte Steck- 
nadel. Neben typischen Fällen mit leichter Extraktiopsmöglichkeit gibt es atypische Fälle, hei denen 
man auf unvorhergesehene Schwierigkeiten und Überwindung dieser durch Improvisationen gefaßt 
sein muß. 

F. Franke (Braunschweig): Über Periarthritis humeroscapularis. (M. m. W. 1924/2, S. 39.) 
Das Leiden spielt sich in dem die Gelenkkapsel umgebenden lockeren Bindegewebe ab, unter Mitbe- 
teiligung der dort befindlichen Schleimbeutel und Nerven; letztere erkranken wahrscheinlich zuerst 
(Druckpunkte!). Die Krankheit ist eine typische Komplikation bzw. Nachkrankheit der Influenza; 
Trauma ist nur als Gelegenheitsursache wirksam. 

Heinr. Hoffmann (Univ.-Hautk). Breslau): Über zirkumskriptes planes Myxödem, mit Be- 
merkungen über Schleim und Kalk bei Poikilodermie und Sklerodermie. (Arch. f. Derm. u. Syph. 146, 
1, S. 89.) Bei der Caleinosis (Kalkgicht) finden sich auffallend oft sklerodermatische Hautver- 
änderungen. Beispiel. Lit. 

Krutzsch (Coswig): Ein Fall von Cysticercus cellulosae, röntgenographisch dargestellt am 
Lebenden. (M. m. W. 1924/5, S. 137.) Röntgenskizzen von Thorax und Oberschenkel mit zahlreichen 
verkalkten Zystizerken. 

Oehlecker (Hamburg): Perforierende Fremdkörper des Duodenums als Ursache einer Chole- 
zystitis. (Arch. f. klin. Chir. 128, 1—2, S. 437.) Die Diagnose Cholelithiasis und Cholezystitis wurde 
durch Operation bestätigt, doch war eine durchs Duodenum perforierte Haarnadel mit der Spitze in 
die Gallenblase eingewandert. Die Kranke hatte verschwiegen, daß sie öfters Fremdkörper, auch 
Nägel u. a. verschluckt hatte. | 

Staemmler (Göttingen): Beitrag zur Lehre von den Gehirnverkalkungen. (Vhdlg. d. Deut- 
schen Path. Ges. hetr. ihre 19. Tagung 1923. S. 302. Schon kurz ref. in Fortschr. 31, 2—3. S. 328.) 

H. Stegemann (chir. Kl. Königsberg): Die chirurgische Bedeutnng paraartikulärer Kalk- 
ablagerungen. (Arch. f. klin. Chir. 125, 4, S. 718.) Außer am Schultergelenk sah Verf. Verkalkungen 
auch am Trochanter maior, vermutlich in der Bursa trochanterica subeutanea (vgl. Lehrbuch Rieder- 
Rosenthal, 1. Aufl.. 1. Bd., S. 65.) Er läßt cs dahingestellt, ob diese Ablagerungen kohlen- und phos- 
phorsauren Kalks in den Schleimbeuteln oder Sehnenansätzen oder im paraartikulären Bindegewebe 
gelegen sind. Sie entstehen in erster Linie durch dystrophische Verkalkung eines vorher entzündlich 
veränderten Gewebes, und sind unter Heißluft, Diathermie usw. resorptionsfähig. Sie können symp- 
tomlos bestehen, können aber auch einen benachbarten Schleimbeutel irritieren. Rö.-Bilder, Lit. 

Taft (Charleston): Ein ungewöhnlicher Schatten im Kopf, gedeutet als Verkalkung im linken 
Ventrikel. (Am. J. of Roente. X, 11, Nov. 1923. S. 907.) Diagnose von Dandv bestätigt; dreieckiger 
Schatten in der Gegend des Sprachzentrums. Klinisch: Viele epileptiforme Anfälle, die eingeleitet 
wurden mit Verziehen des Kopfes nach rechts und zusammenziehen der rechten Hand. 

Vialletund Randavel (Algier): Die verkalkten Hydatidenzysten der Leber. (J. de Radiol. 
Nov. 1923, S. 490). Die verkalkten Hydatidenzvsten der Leber (bislang Feststellung des pathologischen 
Anatomen) sind weniger selten als man bisher annahm. Rechtzeitig vorgenommene Röntgenunter- 
suchung ergänzt bzw. gestattet die klinische Diagnose. Die verkalkte Neubildung zeichnet sich 
scharf und homogen von dem Lebergewebe ab, stellt einen runden, tiefen Schatten dar. dessen Ränder 
entsprechend der Kalkimvrägnation heller. fleckig. wie retuschiert von dem tieferen Zentralschatten 
sich abheben. Die Randkonfiguration der Kalkzyste ist, wenn nicht kreisrund. abgesetzt, d. h. ent- 


XXXI, 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des fn- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). 799 


sprechend Adhäsionen und Gewebsreaktionen verändert. Der Röntgenologe muß bei der Diagnosen- 
stellung die Zystendegeneration, Verkalkung anderer Neubildungen, Nierengsteine, Gallensteine, alte 
Abszessnarben differentiell berücksichtigen. 

V inson (Rochester): Irrtümer bei der Diagnose von Fremdkörpern in den Luftwegen. (Am. J. 
Roeutg. X, 11, Nov. 1923, S. 908.) Bei cinem 28-Jährigen glaubte man einen vor Jahren aspirierten 
Kragenknopf im rechten Bronchus festgestellt zu haben. Bronchoskopie stellte nur Stenose fest, die 
erweitert wurde, worauf der Schatten nicht mehr aufzufinden war. — Sonstige Fälle ohne Interesse. 

Wimberger: Ein Fall von Fremdkörperpneumonie. (Ges. f. innere Med. u. Kindhlk. in 
Wien, 28. 11. 1923, Bericht W. m. W. 1924/2, S. 106.) 7-jähriger Knabe, im 8, I,ebensmonat „Pseudo- 
krupp“, seitdem kränklich. Röntgenbild‘ Verschattung des Mittellappens, im zuführenden Bronchus 
eine Schuhöse, die bronchoskopisch extrahiert wird. 

De Witt (Valparaiso, Indiana): Nierentuberkulose mit Verkalkung. (Journ. of Radiol., IV. 11, 
Nov. 1923, S. 400.) Bei einem Patienten, der vor 15 Jahren an Nierentuberkulose litt, fanden sich als 
“Nebenbefund bei nunmehr klinisch gesunden Nieren 3 Kalkherde. 


4. Knochen- und Gelenkkrankheiten, Mißbildungen. 


Walter Altschul (Prag): Die Köhlersche Erkrankung des 2. Metatarsus. (M. Kl. 1924/2, 
S. 42.) Vortrag auf der 2. Röntgenologentagung in Prag, Nov. 1923: Die Zahl der bereits publizierten 
Fälle Köhlerseher Erkrankung beträgt 42. A. bereichert die Kasuistik um 5 weitere Beobachtungen. 
Nach A. wird durch Änderung der statischen Verhältnisse das Köpfchen des 2. Metatarsus einem er- 
höhten Druck ausgesetzt. Hierdurch entsteht eine Drucknekrose der Epiphyse, welche schließlich 
einbricht, worauf es durch regeneratorische Prozesse vom metaphysären Periost aus zu einem Um- 
bau der Epiphyse kommt. Die Wucherung des metaphysären Periostes breitet sich auch diaphysen- 
wärts aus, wodurch es zu einer Verdiekung der Diaphyse kommt. Möglicherweise liegt bei diesen 
Fällen eine konstitutionelle Schwäche des Knochensystems vor. S. Seite 780 Jieses Heftes. 

Axhausen: Die Arthritis deformans, ihre Abarten und Behandlung. (Chir. Kgr. 1923, Arch. 
f. klin. Chir. 126, S. 573, Ausspr. S. 130 f.) Mit Röntgen- und histologischen Bildern. 

Bäron (Budapest): Neue Wirbelsäulenerkrankung, Chondritis intervertebralis acuta calcarea. 
(Vortr. Ungar. Chir. Kgr., Sept. 1923, Bericht Zentralbl. f. Chir. 1924/6, S. 250.) Akute schmerzhafte 
Versteifung-nach akuten Infektionskrankheiten, rasches Abheilen mit Auftreten scharf umschricbener 
Kalkschatten eines Zwischenwirbelknorpels. 

A. Beck (Chir. Kl,.Kiel): Zentrales Knochenfibrom der Tibia. (D. Ztschr. f. Chir. 183, 1—2, 
S. 114.) 19-jähriges Mädchen. Spindelförmige Auftreibung des Tibiaschaftes mit scharf begrenzter 
Aufhellung im Rö.-Bild. Exzision, später Transplantation eines Periostknochenspans. Schriftumschau. 

Burkhardt (Marburg): Entstehung der nicht arthritischen freien Gelenkkörper. (Aussprache 
. Chir. Kongr. 1923, Arch. f. klin. Chir. 126, S. 137, vgl. Bericht Fortschr. 31, 4, S. 509.) - 

Chrysospathes (Athen): Angeborene willkürliche Drehung der Unterschenkel nach außen 
mit. Subluxationserscheinungen. (Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 22, 3, S. 294.) 21-jähriger Mann, an- 
geborene Bänderschlaffheit wird angenommen. : Kniegelenksröntgenbild. 

Mich. Cohn: Über die vererbbaren Verknöcherungsdefekte der Scheitelbeine und die Eais 
vom Weich- und Lückenschädel der Neugeborenen. (Vercin f. innere Med. u. Kindhlk zu Berlin, 
19. 12. 23, Bericht M. m. W. 1924/1, S. 24.) 

Eden (Freiburg i. Br.): Versuche über die Vorgänge bei der Verknöcherung und deren Beein- 
Tlussung. (Chir. Kongr. 1923, Arch. f. klin. Chir. 126, S. 418, vgl. Bericht Fortschr. 31, 4, S. 517. 

Ph. Erlacher (Graz): Gabelhand bei kongenitaler Tues. Beiträge zur Entstehung, der Ma- 
delungschen Deformität. (Arch. f. klin. Chir. 125, 4, S. 776.) 1% monat. Kind, Entstehung der M.-De- 
formität infolge Einkniekung (Übergewicht der Beuger) der luetisch-osteochondritisch erweichten 
Knochenmetaphysen (Rö.-Skizzen). 

+ A.W. Fischer (Chir. Klinik Frankfurt a. M.): Über die Epicondylus- und Styloideeneuralgie, 
ihre Pathogenese und zweckmäßige Therapie. (Arch. f. klin. Chir. 125, 4, S. 749.) Bei der Epicondyli- 
tis unterscheidet Verf. 1. eine rheumatoide Form ohne traumatische Anamnese, 2. eine rheumatische 
Form mit traumatischer Vorgeschichte; der periostale Reizzustand greift auf die feinen Nervenver- 
zweigungen im Periost bzw. in der Faszie über; Heilung durch Periostexzision; 3. indirekt traumati- 
sche Überanstrengungsform, Beschäftigungsneuralgie. Röntgenbild meist negativ, im Gegensatz zu 
ossären Formen. Bei der Styloidesneuralgie ist der Radialishautast beteiligt, nach dessen operativer 
Verlagerung die Beschwerden verschwinden. Hier unterscheidet Verf. 1. rheumatisch-postinfektiöse 
Form. mit und ohne Ükeranstreneung, 2. die indirekt traumatische Form — Überanstrengung (Wäü- 
schewringen) ohne Rheuma. Röntgenbild negativ. Lit. 

E. S. Frank (Haarlem): Lipedystrophian progressiva und Osteopsathyrosis infantilis. (Zschr. 


80° Auszüge : aus Zeitschriften: des In- und Ausländer (Knochen. u. Gelenkkr.). XXXL, 3/6. | 


Kindhlk. 38, 4—5, S. 229.) Im‘ Stammbaum des besdheidhenen Kindes k6mmt öfters Knochenbrü- | D 


chigkeit vor. Gemeinsame Ursache: Minderwertigkeit des Mesenchyıms. 


. -Fritzler (Stendal): Ein Beitrag. zur Osteomyelitis acuta der Wirbel ohrie Beteiligung des 
Rückenmarks. (M..m. W. 1924/4, S. 107.) 14j. Mädchen. '10 Tage nach Fingerguetschung (Eiterung). 
Rückenschmerzen, welche zunehmen. Ausbildung eines Abszesses. Röntgenbild zeigt r. Gelenkfort- - 


satz des 12. BW. unscharf. Operation legt den zerfressenen Proc. transversus frei (Sequester). Hier- 
auf Zerfall des 2. LW., mit Ausbildung von Gibbus, Skoliose. 


 Gütschow u. Fr. Walter: Ein Beitrag zur Ostitis detormans Paget). (Kl. W. 1924/2, 


S. 71.) 76j. Frau, seit 49. Jahr spontan entwickelte. Verkrümmung und Verdickung der r. Tibia (ohne 


- Fibula). Arterienverkalkung, nur krankseitig. Im Vergleich mit einem Röntgenbild einer Ostitis ` 
fibrosa werden die röntgenologischen Unterscheidungsmerkmäle hervorgehoben. 
Hackenbr och (Köln): Über einen Fall von kongenitaler.Kontraktur der Kniegelenke mit _ 


u Fiughautbildung. Beitrag. zur Frage der: Epiphysenwachstumsstörungen. (Zschr. f. orthop. Chir. 43, 


4, S. 508.) An einem Knie bestand. Zweiteilung der Patella und. Schlattersche: Abhebung der Tuberos. ' 


tibiae (16j. Mädchen). 
Harvey (Canton): Chinesische Schnürfüße. (Am: J. of Roentg. X, 11, Nov. 1923, S. 911.) 


Verschiedene Röntgenbilder von echten Schnürfüßen und von solchen, die seit Jahren nicht mehr ge- 
'schnürt wurden. ` 


- J. Haß (Wien): Zur Technik der Lorenzschen Bifurkation (die schräg-frontale Deleotamie): 


(Zschr. f. orthop. Chir. 43, 4, S. 481.) Mit Röntgenbildern, welche die Erfolge bei angeborner Hüft- - 
luxation, bei Schenkelhalspseudarthrose, angeborner Coxa vara zeigen. 


Sven Johanssen (Gotenburg): Ersatz des Os metatarsale I durch Umdrehunggpkstik, (Zbl. 
f. Chir. 1923/50—51, S. 1806.) Exstirpation des Metatarsale I wegen Knochentumor, Ablösen von Na- 
gel, Haut und Sehnen an der Dorsalseite .der großen Zehe, Arthrodese des Interphalangealgelenks, 
Drehung der großen Zehe um 180°, Implantation der Endphalange mittels Elfenbeinstifts in das’ Os 


cuneiforme I. Bei der Nachuntersuchung. war der Knochen fest und in richtiger En Verbindung 


zwischen Phalanx II und Cuneiforme, ebenso die Arthrodese sind konsolidiert.- 
E. Jungmann (Breslau): Die Epicondylitis humeri. (Ergebnisse d. Chir. u. Orthop. ES 16. Bd.. 
S. 155.) Besprechung. der` Atiologie, .Pathogenese, Prognose und Therapie. Der laterale Ep. ist häu- 


figer befallen. Röntgenbefund selten positiv, Spätkontrollen wären erwünscht. Lit. | 
Max Kappis (Hannover): Klinische und röntgenologische Dauerer gebnisse ‚der: Epiphysen- 


lösung. am Oberschenkelhals. (Zbl. f£. Chir. 1924/3, S.:113.) Den Ausführungen liegen 10 genaue Nach- 
untersuchungen. zugrunde: Behandlungsart der Wahl war die Reposition der Coxa vara-Stellung, in 


der der Oberschenkel sich stets befand, in Narkose. Die Stellung des Kopfes zum Hals wurde durch’ 


Röntgenuntersuchung wiederholt kontrolliert, evtl. korrigiert. Funktionell sehr gute Ergebnisse 


wurden 4mal erreicht, die Röntgenbefunde sind auffallend schlecht. Es entstehen Deformierungen 
des Kopfes, die an die Perthessche juvenile Oberschenkelkopf-Osteochondritis erinnern: - In der abge- , 


‚lösten Kopfepiphyse kommen Ernährungsstörungen bis zu Totalnekrosen des Knochens .vor. Der 


Kopf wird deformiert und umgebaut. (Vgl. die Perthessche Krankheit.) Es ist möglichst frühzeitige 
Reposition und Retention durch Gipsverband oder Nagelextension erforderlich. Die veraltete Fpi- 


physenlösung ist zunächst konservativ, später mit subtrochanterer .Osteotomie zu behandeln. Aus u | 


Epiphysenlösung kann sich leicht die Arthritis deformans entwickeln. 


L. Kirchmayr (Wien): Zur Kenntnis des Knochenechinokokkus. (Arch. f. klin. Chir. 128. | 


1—2, S. 162.). Operierter. Fall, weitgehende Zerstörung des Kreuzbeins. Keine Röntgenuntersuchung. 


Knox: Die Radiographie der Sella tureica. (Fortsetzung.) (Arch. of Radiology, Nr. 281, Dez. 


' 1923.) Bei Größenbestimmungen der Sella muß eine gewisse Variationsbreite ihrer Maße berücksich- 


tigt werden; insbesondere mit Hinblick auf die Schädelmaße. Vergrößerung der Sella beobachtet 


man hauptsächlich bei Akromegalie und bei Tumoren in der Sella.. bei ersterer ist die Gestalt ‚der 


Sella gewahrt, aber sie wächst in allen Dimensionen, nur bei vorgeschrittenen Tumoren sind wesent- 


liche Veränderungen, die auch die Keilbeinhöhlen erfassen: dureh direkten Druck des Tumors auf. die 
Wände der Höhle, dureh steigenden Hirndruck und durch infiltrierendes Wachstum des Tumors.in 


die Höhle. Die Zerstörungen der Sella stehen in engen Beziehungen zur Dysfunktion‘ der Hypophyse. M 


Wesen der Akromegalie, pathologische Anatomie, Symptomatologie. Dystrophia adiposo-genitalis. 
Andere mögliche Erkrankungen: Karzinom, Sarkom, zystische Entartung, gummöse und tuberku- 
löse Prozesse. Kennzeichen von Tumoren in der Sella sind: Vergrößerung des Abstandes zwischen 


den vord. und hint. Sattelhöckern, ungleichmäßige Erweiterung der Höhlen der Sella und Zerstör ung 


der Wände. Tumoren der Sella können auch außerhalb der Sella ihren Ursprung haben. Die Beur- 
teilung der kindlichen Sella muß Schädelform, Alter und Geschlecht noch mehr in Rechnung ziehen 
als heim Erwachsenen. Mehrere Röntgenogramme, davon ein besonders schönes bei einem Hypanhv- 
sentumor mit sehweren Hirndruckerscheinungen. 


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XXXI, 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Knochen- u. Gelenkkr.). 801 


Alban Köhler (Wiesbaden): Uber die ersten Veröffentlichungen der typischen Erkrankung 
des II. Metatarsophalangealgelenks. (M. m. W. 1924/4, S. 109.) Prioritätsabgrenzung gegenüber 
Freiberg, der den Befund einige Monate vor K. in einer amerikanischen Zeitschriff als „Inirak- 
tion“ beschrieben, aber verschiedene Symptome, namentlich die Verdickung der distalen Metatarsus- 
hälfte, nicht beachtet hatte. 

Ernst König u. Hans Rauch (Chir. Kl. Königsberg): Zur Histologie und Atiologie der 
Köhlerschen Metatarsalerkrankung. (Arch. f. klin. Chir. 128, 1—2, S. 369.) Verf. nehmen an, daß 
cine primäre Erkrankung der periostalen Gefäße, welche auf Störungen der die Ossifikation regulie- 
renden innersekretorischen Organe beruht, zu Ernährungsstörungen mit regressiv-destruktiven Ver- 
änderungen in der Epiphyse führt. 

Fritz König (Würzburg): Röntgenbeobachtung an tuberkulösen Gelenken. (Zbl. f. Chir. 
1924, Nr. 1/2, S. 15.) Unter den Hilfsmitteln zur Erkennung der Gelenktuberkulose nimmt das Rönt- 
genbild zweifellos eine der ersten Stellen ein. Die Atrophie der benachbarten Knochen ist eine häu- 
fige, keine notwendige Begleiterscheinung. Unter Einwirkung der Atrophie finden sich deformie- 
rende Veränderungen. Knochenwucherungen sind meist Ausdruck schwerer Zerstörung, wurden in 
10% bei noch nicht fortgeschrittener Tuberkulose gefunden. Tuberkulöse Sequester größeren Uu- 
fangs sind selten. In 10% aller Fälle (112 Beobachtungen) ließ das Röntgenbild erkennen, daß der- 
Knochen primär Ausgangspunkt der Tuberkulose war. Gelenkknorpelveränderungen konnten 19mal 
dargestellt werden. Der Gelenkspalt kann sich verbreitert — fungöse zwischenliegende Massen — 
oder verschmälert — Zerstörung der Knorpelflächen — darstellen. Mitunter kann auch die Beob- 
achtung der Weichteile besonderen Aufschluß ergeben (verdiekte Gelenkkapsel, Durchbruch der 
Kapsel, granulierende Tuberkulose der äußeren Kapsel, Senkungsabszesse). Kenntnis der pathologi- 
schen Vorgänge am tuberkulösen Gelenk ist Voraussetzung des Röntgenogranmım-Verständnisses. 

s E. Kratzeisen (Mainz): Beitrag zur Frage der Osteogenesis imperfecta. (Virchows Arch. 

247, 3, S. 580.) 2 Fälle, mit Abbildungen des einen Schädels (zahlreiche Schaltknochen); der andere 
zeigte keine Spur von Deckknochen. Verf. nimmt eine individuell im Foetus bedingte Störung an. 
Lit. | 

Leontjewa (St. Petersburg): Über Veränderungen der Knochen und Gelenke bei Sklero- 
dermie. (Arch. f. klin. Chir. 128, 1—2, S. 293.) Röntgenbefunde: Dekalzination, teiiweiser Schwund 
der Gelenkspalten, Erweiterung der Sella turcica. 

H Maaß: Das anatomische und klinische Bild der Rachitis. (Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 
22, 3, S. 212.) Mit Ossifikationsskizzen und path.-anat. Erläuterungen. | 

- Mau (Chir. Kl. Kiel): Über einen Fall von Metatarsus varus congenitus duplex in Verbindung 
. mit Köhlerscher Erkrankung des Os navicularis pedis sin. (Arch. t. orthop. u. Unfallchir. 22, 3, 
S. 310.) 4jähr. Kind. Röntgenskizze. Verť. nimmt an, daß erhöhte mechanische Beanspruchung (in- 
folge der Deformitüt) eine Gefäßsehädigung im Navieulare bewirkte. 

Mau (Kiel): Kyphosis dorsalis juvenilis. (Chir. Kgr. 1923, Arch. f. klin. Chir. 126, S. 170, s. 
Fortschr. 31, 1, S. 101.) 

J. Naitou. A.Schüller (Wien): Über die Hyperostosen des Schädels. (W. kl. W. 1923/45.) 
An der Hand mehrfacher Skizzen kurzer Überblick über die verschiedenen Typen der Schädelhypero- 
stosen. Zunächst werden die Unterscheidungsmerkmale der Ostitis deformans (Paget), der Östitis 
fibrosa (Recklinghausen), Osteosarkome, Endotheliome der Dura und schließlich der Leontiasis ossen 
aufgeführt. Es folgt Besprechung der „partiellen Hyperostose“ des Schädels und der Knochenverän- 
derungen bei verschiedenen Systemerkrankungen (Rachitis, Syphilis, Akromegalie). Hyperostosen 
werden auch als Residuen von Hämatomen beobachtet. Als weiteres ätiologisches Moment kommi 
Schwund der intrakraniellen Weichteile in Frage (kompensatorische Hyperostosen, zerebrale Kin- 
derlähmung, ausgeheilter Hydrozephalus, Epilepsie und Psychose, senile Atrophie des Frontalhirus). 
Letzterer Befund wird durch drei Fälle belegt. Als Prädilektionsstelle für Hyperostosen im Schädel 
wird das Stirnbein angesprochen. | 

H. Nilsonne (Stockholm): Über Hallux valgus congenitus. (Zschr. f. orthop. Chir. 43, 4, 
S. 619.) 18j. Mann, an beiden Halluces hochgradige Deformierung des Grundgliedes und der Gelenk- 
fläche des atrophischen Endglicdes. 

Nußbaum (Bonn): Anatomie der Knochenarterien und Knochenkapillaren, ihre Bezithun- 
gen zur Entstehung der Gelenkmäuse, der Tuberkulose und der Osteomyelitis. (Chir. Kongreß 1923, 
Arch. f. klin. Chir. 126, S. 40; Bericht Fortschr. 31, 1, S. 101.) 

Nußbaum (Bonn): Demonstration über die Erfolge von Osteochondritis juvenilis. Experi- 
mentelle Erzeugung der Perthesschen Krankheit. (Chir. Kgr. 1923, Arch. f. klin. Chir. 126, S. 127.) 
Durch zirkulären Schnitt unterhalb des überknorpelten Gelenkkopfes und Durchschneidung des Lig. 
teres kann man die Blutzufuhr zum Schenkelkopf unterbrechen. Es bilden sich dann Authellungs- 
herde aus, der Gelenkspalt wird breiter, der Epiphysenkern unregelmäßig, dichter, nach außen auf 


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802 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Kuochen- u. "Gelenkkr.). XXXI, 5/6, 


dem Hals verschoben. Bild der gestörten enchondralen Ossifikation. Der Epiphysenkern wächst 


vom Gelenkknorpel aus, welcher wahrscheinlich von der Synovia ernährt wird. Die Perthessche Er- 
krankung muß beim Jugendlichen streng konservatıv behandelt werden. — Aussprache zur Arthritis 


deformans: Perthes, Aschoif, Heitzmann. 

0. Oertel (lopogr.-anat. Abt. Köln): Beitrag zur Anatomie und vergl. Anatomie des Pro- 
cessus trochlearis calecanei als Grundlage für seine Pathologie. (Virch. Arch. 247, 3, S. 563.) Der vor 
der Sehne des M. peronaeus longus liegende Processus ist als eine dem Menschen und einigen Säu- 
gern eigentümliche Verknöcherung in der Wand der Sehnenscheiden der Mm. peronaei aufzufassen. 
Verf. fand ihn beim Menschen in etwa ?/s der Fälle. Er ist keine Exostose, kann aber besonders bei 
alten Leuten der Sitz einer solehen werden, kann sich bei Druck und Reibung entzünden, die Ent- 
wicklung eines Schleimbeutels veranlassen. Bei stärkerer Ausbildung wird er durch die Haut fühl- 
bar und „muß im Röntgenbilde deutlich sein“ (d. h. bei axialer Projektion). | | 

E. Oesterlin (Wien): Ein Fall kombinierter Knochen-Bluterkrankung. (Virch. Arch. 247, 
3, S. 589.) Mitteilung eines Falles, 2jähr. Kind. Röntgenbilder zeigten diffuse und schwere Verände- 
rungen an den Knochen. Die histologische Untersuchung ergab: Symptomatische Blutleukämie ohne 
anatomische Knochenmarksleukämie. Myelozyten im Blut, myeloide Transformation in den Orga- 
nen, speziell der Milz, ohne daß echte Leukämie vorlag; Fehlen jeder Anämie. Lit. 

S. Peltesohn (Berlin): Innere Sekretionsstörung und angeborne Mißbildung. (Zschr. f. 
orthop. Chir. 43, 4, S. 585.) 15j. Mädchen mit angeborner Dystrophia adiposo-genitalis hatte symme- 
trische Brachydaktylien an Händen und Füßen und Polymastie. 

O. H. Petersen (Dortmund): Das Blutergelenk und seine Beziehungen zu den deformierenu- 
den Gelenkerkrankungen. (Chir. Kgr. 19235 Arch. f. klin. Chir. 126, S. 456.) Mit Röntgenbildern von 
Knie- und Hüftgelenken. Differentialdiagnose. Verwechslung möglich mit Gelenktuberkulose und 


namentlich mit der Perthesschen Osteochondritis def. juv. — Blutungen in die Knochensubstanz - 


selbst scheinen eine wichtige Rolle zu spielen. 

H. Rahm (Chir. K1. Breslau): Zur Schweinerotlaufarthritis der Fingergelenke. (Kl. W. 1924/6, 
S. 224.) Röntgenbilder negativ. 

J. Schuster (Budapest): Einiges zur röntgenographischen Darstellung des Gehirns. (D. 
Zschr. f. Nervhlk. 80, 3—4.) Der Wert der Bingelschen Enzephalographie wird an mehreren Fällen 
gezeigt. Kachektische Kranke sind auszuschließen (Todesfall); Vorbereitung: Veronal, Morf. 

W.V.Simon (Frankfurt a. M.): Die Knochensarkome. (Ergebnisse d. Chir. u. Orthop., 16. Bd., 
S. 199). Ausführliche Darstellung der path. Anatomie, Diagnose u. Therapie. Wegen der gründlichen 
Erörterung der Riesenzellensarkome, Gegenüberstellung der Zysten, Ostitis fibrosa und deformans so- 
wie eingehenden Berücksichtigung des Röntgenverfahrens (Diagn. u. Ther.) ist die 280 Seiten starke 
Arbeit für den Röntgenologen sehr wichtig. Großes Lit.-Verzeichnis. | 

G. Stiefler: Unilaterale tabische Arthropathie des ersten Karpometakarpalgelenks. (Kl. 
W. 1923/51, S. 2321.) 52j. Erdarbeiter, seit 12 J. Tabes. Schwere Ausfälle der oberflächlichen und tie- 
fen Sensibilität an der Hand. Röntgenbild zeigt im genannten Gelenk Arthritis deformans mit Sub- 
luxation und freien Körpern. 

Tavernier (Lyon): Röntgendiagnostik der Knochensarkome, (Archives franco-belges de 
Chirurgie, XXVI, 6, Juni 1923.) Differentialdiagnostisch werden die Sarkome den Östeofibromen, 
Zysten und den Entzündungen gegenübergestellt. 28 Abb. 

U mber (Berlin): Zur Nosologie der Gelenkerkrankungen. (M. m. W. 1924/1, S. 4.) Verf. un- 
terscheidet 1. die Infektarthritis, wozu auch der sog. Gelenkrheumatismus gehört. Schwere und 
Dauer des Verlaufs abhängig von persönlicher Konstitution („mesenchymale Infektbereitschaft“ 
nach Hueck). An der Wirbelsäule ist die Spondylarthritis ankylopoetica von der Osteoarthritis de- 
formans zu unterscheiden; 2. die relativ seltene „endokrine chron. Periarthritis (destruens)“, fast nur 
beim weiblichen Geschlecht, die kleinen Gelenke bevorzugend; pluriglanduläre Züge des Krankheits- 
kildes wichtig. Knorpel und Knochen bleiben lange Zeit intakt; 3. die als degenerative Erkrankung 
gekennzeichnete, mit primärer Knorpelnekrose (Axhausen) beginnende Osteoarthritis deformans, 
auf der Basis chondrotroper Schädigungen; letztere sind endogen (bei Alkaptonurie, Gicht; unbe- 
kannte intermediäre Stoffwechselgifte) oder exogen (traumatische Knorpelsehädigung). Röntgen- 
diagnostik ist berücksichtigt. 

Wehner (Köln): Über die Folgen abnormer mechanischer Reize auf die Gelenkenden und 
ihre Beziehung zur Pathogenese der Arthritis deformans. (Chir. Kgr. 1923, Arch. f. klin. Chir. 126, 
S. 126; vgl. Bericht Fortschr. 31, 4, S. 516.) l 

Hans Wernscheid (Hagen-Ambrock): Ein Beitrag zur Entstehungsmöglichkeit des kon- 
genitalen Defektes der Ulna. (M. Kl. 1923/48, S. 1578.) Kasuistische Mitteilung: Der 23j. Patient ist 
der zweite von 5 Geschwistern, stammt aus gesunder Familie, leidet an gutartiger Lungentuberku- 
lose, es besteht kongenitaler Defekt der Ulna mit charakteristischer geringerer Entwicklung der be- 


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XXXI, jö. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Frakturen). 808 


troffenen Gliedmaße, Fehlen eines Teiles der Ulna (ulnare Karpalknochen und die 3 letzten Fin- 
ger sind vorhanden). Im beschriebenen Falle liegt ein Unfall in der Gravidität vor. Die Mutter fiel 
3 Wochen vor der Entbindung von der Leiter auf die Füße und schlug mit der linken Seite auf, hatte 
das bestiminte Gefühl, es müsse etwas vorgekommen sein. 

Wimberger (Univ.-Kinderkl. Wien): Zur Diagnose des Säuglingsskorbuts. (Zschr. f. 
Kindhk. 36, 4—5, S. 279.) Bezeichnend für Skorbut ist ein mehr minder breiter Schattensaum um die 
Epiphysenkerne langer Röhrenknochen (Abb.). Der Befund ist namentlich differentialdiagnostisch 
wichtig, wenn noch andere Prozesse mitspielen, z. B. heilende Rachitis. Lit. 


5. Frakturen, Luxationen. 


Axhausen (Berlin): Der Heilverlauf bei den Ein- und Ausbrüchen der Gelenkflächen. (Chir. 
Kgr. 1923, Arch. f. klin. Chir. 126, S. 96; siehe Fortschr. 31, 2—3, S. 329.) 

Bier, Martin (Berlin): Frakturheilung, Pseudarthrosen. (Ausspr. Chir. Kgr. 1923, Arch. f. 
klin. Chir. 126, S. 106—107.) 

R. Bonn (Chir. K1. Frankfurt a. M.): Zur Frage der knöchernen Heilungsfähigkeit subkapi- 
taler Schenkelhalsfrakturen. I. Experimenteller Teil. (Arch. f. klin. Chir. 128, 1—2, S. 342.) Ver- 
suche am Hunde zeigten, daß die knöcherne Heilung abhängt vom Grade der Kopfnekrose. Der Kopt 
wird hauptsächlich von der umgeschlagenen Hüftgelenkskapsel aus ernährt. Ist diese wenigstens 
teilweise erhalten, so kann sich reichlich Markkallus bilden und bei guter Adaptierung die Verhei- 
lung bewirken. | 

Herrmannsdorfer (Chir. Kl. München): Klinische Untersuchungen über die Luxatio 
pelvis totalis und andere Beiträge zur Lehre von den sogenannten Beckenluxationen. (D. Zschr. f. 
Chir. 183, 3—4, S. 129.) 2 Fälle von totaler Beckenluxation — unter dem V. LW. weg — nach hinten 
durch direkte Gewalt (durch Straßenbahn angefahren). Röntgenbilder der einen, 13jähr., Kranken 
zeigen späteres starkes Abrutschen der Wirbelsäule: hochgrad. Skoliose. — 2 Fälle von Symphysen- 
zerreißung mit gleichzeitiger Verletzung der Kreuzdarmbeinverbindung. 

H. Hübener (Chir. Kl. Königsberg): Die Zerreißung des Kniescheibenbandes. (Arch. f. klin. 
Chir. 125, 4, S. 744.) Bei älterem Mann riß bei Sturz auf: einer Treppe das rechte Band durch (Naht), 
links schien die Quadricepssehne eingerissen zu sein. 

A. Keck (Orthop. Kl. München): Über die Wiederherstellung der frakturierten Malleolen- 
gabel. (M. m. W. 1924/5, S. 128.) Die Malleolengabel wird zusammengehalten durch die tibiofibulare 
Bandhaft sowie durch die seitlichen Bänder, welche von den Knächeln zu Talus und Kalkaneus 
ziehen. Die im Röntgenbild (Skizzen) gut zu beurteilende, für die Funktion des oberen Sprungge- 
lenks wichtige’ Gabel muß korrigiert werden (entlastender, die Knöchel gut stützender Verband). 

Joh. Kochs (Bürgerhosp. Köln): Doppelseitige Luxatio obturatoria traumatica inveterata. 
(Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 22, 3, S. 261.) Bombenexplosion, Zerschmetterung beider Unterschen- 
kel, Amputation. Später bei Prothesenanfertigung Feststellung der obengenannten Verletzung 
(Röntgenbild). Doppelseitige subtrochantere Osteotomie. l | 

Hermann Küttner (Breslau): Die schnellende und knurpsende Hand. (Zbl. f. Chir.: 
1923/60—51, S. 1807.) Das Schnellen und Knurpsen der Hand — rechte Hand, 54j. Eisenbahnlade- 
meister — ist durch das Auftreten und die Spontanreposition einer Subluxation des Os lunatum gegen 
das Os capitatum bedingt. Der Vorgang der „Knurpshand“ konnte röntgenographisch festgehalten 
werden. Die Ursache der Ausrenkungsmöglichkeit ist durch besondere Schwäche oder eine bei frühe- 
rer Verletzung entstandene schlitzförmige Zerreißung der mittleren Teile des sogenannten Strahlen- 
bandes der Hand gegeben. 

Fr. Löffler (Halle a. S.): Operative Behandlung veralteter kougenitaler Hüftluxationen. 
(Ergebnisse d. Chir. u. Orthop., 16. Bd., S. 484.) Mit Röntgenbildern zur Kontrolle der Erfolge. 

Albr. Meyer (Berliner orthop. Univ.-Kl.): Über die Torsion des Schenkelhalses und ihre Be- 
deutung für die Behandlung der angebornen Hüftverrenkung. (Arch. f. orthop. u. Unfallchir. 22, 3, 
S. 240.) Röntgenskizzen (Feststellung der Torsion schwierig. Nur in wenigen Fällen ist eine beson- 
ders starke Torsion anzunehmen; diese hatten aber nicht etwa besonders schlechte Heilungsaussicht. 

Hans R. Schinz (Zürich): Radiusfraktur, Abbruch des Griffelfortsatzes der Ulna und 
gleichzeitige Triquetrumfraktur, eine charakteristische Trias. (Zbl. f. Chir. 1923/48—49, S. 1764.) Die 
Komplikationen der Radiusfraktur mit begleitenden Navikularebrüchen, Lunatumluxationen vder 
mit Kombination beider sind bekannt; weniger bekannt ist die begleitende Triquetrumfraktur 
(hauptsächlich bei Fall auf die ulnar abduzierte Hand). Gewöhnlich ist die Verletzung des Trique- 
trum nur auf dem seitlichen Röntgenbilde erkennbar. In 4 kasuistischen Mitteilungen bestehen Ra- 
diusfraktur, Abbruch des Processus styloideus ulnae und dorsale Triquetrumabsprengung zusammen. 
Das Typische des Unfallereignisses besteht darin, daß die Hand im Moment des Unfalls ulnar flek- 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahblen. XXXI. f 102 


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804 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verdauungsorgane). ýy e j: 


tiert wird. Die dorsale NRN engung des Os triquetrum ist dadurch erklärt, daß am anA des ja 
Ligamentum radio-carpeum dorsale ansetzt, das ACHERN dorsale Verstärkungsband zwischen Un- 
or ag Handwurzel. Emit 
.Budeck (Hamburg-Barmbeck): Über die DechungeVeerankung des Atlas. (D. ES E 
Chir. T 5—6, S. 239.) 2 Fälle, 8j. Mädchen. Die eine (Sub-)Luxation entstand durch Überdrehen in 
Narkose, war nach 4 Wochen reponierbar; die andere, durch aktiven Muskelzug (ruckartige Abwehr- 
bewegung) entstanden, konnte nach 4% Monaten nicht mehr eingerenkt werden. Röntgenbilder. 
H. Turner (St. Petersburg): Über Nervenschädigungen beim typischen Radiusbruch. (Arch. 
f. klin. Chir. 128, 1—2, S. 422.) Nervenschädigungen, insbesondere des N. interosseus dorsalis, werden 
zu wenig beachtet; sie “Für en zu trophoneurotischen Störungen; traumatisches Ödem des Eh 
auch die im Köntgenbild auffällige Knochenatrophie, sind darauf zu beziehen. 
Willich (Jena): Experimentelles zur Pseudarthrosenbildung. (Chir. Kgr. 1923, Arch. i able 
Chir. 126, S. 44; Bericht Fortschr. 31, 1, S. 101.) 
Wüsthoff (Chir. Kl. Kiel): Über die Luxationsfraktur im unteren Kopfgelenk ‚(Atlas-Epi- 
stropheus-Gelenk). (D. Zschr. f. Chir. 183, 1—2, S. 78.) 16j. Knecht, Fall auf den Hinterkopf. Rö.- 
Bild zeigt Atlas nach vorne luxiert und nach 1l. gedreht, Fraktur des Dens epistr. — Allmählich auf- 
tretende Paresen schwanden im festen Halswatteverband wieder. Anatomische und klinische Be- 
trachtungen. Lit. > 


6. Verdauungsorgane; Urogenitalsystem (außer Konkremente). 
W.Baensch (Leipzig): Die Pyelographie. (Ergebnisse d. Chir. u. Orthop., 16. Bd., S. 755.) Be- 
schreibung der Technik (Vermeidung von Schädigungen), des normalen Pyelogramms und der 
diagnostischen Möglichkeiten mit zahlreichen Abhildungen charakteristischer krankhafter Befunde. 
Lit. P? 
Th. n$ årsony u. G. Szemzö (Budapest): Bulbusdeformität nach Ulkuskur. (Arch. f. Ver- 
dauungskr. 32, 3—4, S. 185.) Wenn die Kranken schon ganz beschwerdefrei geworden sind, kann Bul- 
busdeformität bestehen bleiben, sich sogar vergrößern (Beispiel); sie ist dann durch Spasmen und 
narbige Retraktionen verursacht. Ihr Nachweis spricht also nicht gegen Verheilung des Geschwürs. 
Bauermeister (Braunschweig): Carcinoma . oesophagi bei idiopathischer Dilatation. 
(Arch. f. Verdauungskr. 32, 3—4, S. 189.) Nach 15 Jahre bestehender Dilatation traten Anzeichen für 
Ca.-Entwicklung hinzu. : 
Ernst Bernheim (Augustahospital): Über die Heilungsdauer des Nischenulkus. (M. Kl. 
1923/48, S. 1577.) Zwei Mitteilungen: Im ersten Falle waren die Röntgensymptome des Nischenulkus 
bei 3 verschiedenen klinischen Aufnahmen vorhanden und verschwanden unter Ruhebehandlung. Die 
Operation ergab ein ziemlich hochsitzendes Ulkus der kleinen Kurvatur, das in Vernarbung begriffen 
war. In einen: zweiten Falle anatomische Kontrolle hatte die entsprechende Behandlung von 
4 Wochen Dauer ein mindestens seit 3 bis 4 Jahren bestehendes altes penetrierendes Geschwür in den 
Zustand eines ziemlich weit vorgeschrittenen Heilungsprozesses gebracht. ! EEE 
R. Demel (I. chir. Kl. Wien):,Zur Pylorusstenose auf tuberkulöser Basis. (L. Ztschr. f. Chir. 
183, 5—6, S. 348.) 3 Fälle, mit 1 Röntgenbefund: Hochgradige narbige Pylorusstenose, suspekt aut 
maligne Degeneration. Magen beträchtlich längs- und quergedehnt, keine sichtbare Entleerung, 
Antrum unscharf konturiert; nach 6 Std. noch nichts entleert. In beiden Spitzen konfluierende Infil- 
trationsherde. 
Desseceker (chir. Kl. Frankfurt a. M.): Das epiphrenale Pulsionsdivertikel der Speiseröhre. 
(Arch. f. klin. Chir. 128, 1—2, S. 236.) Fall von sackförmiger Erweiterung des Ösophagus oberhalb 
der Kardia nach hinten unten, mit engem Zugang, füllte sich mit Brei nur bis zur Hälfte, 4 Röntgen- 
bilder, in verschiedenen Körperstellungen. f 
Elsen (Detroit): Duodenaler Rückfluß. (J. of Radiol. IV. 11, Nov. 1923, S. 388.) Die Er- 
wähnung des 'Rückflusses aus dem Duodenum in den Magen bei Physiologen und Klinikern ist so 
häufig, daß sich-die Röntgenologen durch ihr bisheriges Stillschweigen verdächtig gemacht haben. 
In einjähriger Beobachtung konnte nur an 9 von 190 Fällen die Erscheinung festgestellt werden. 
Ihre klinische Bedeutung ist unbekannt; sie besteht in einem Rückfließen des Inhalts der Duodenal- 
haube in den Magen. Hyperperistaltik im Magen schwächt sie nicht. Bei einem Darmverschluß 
durch Duodenalgeschwür sah Verf. deutlich, wie der Mageninhalt durch den leeren Magensack des 
auf. dem Rücken liegenden Patienten mit tiefen, langsamen Wellen geschoben wurde, während 
zugleich recht häufig! duodenale Regurgigation auftrat. Ja später konnte sogar eine Art Ansaugung 
des Duodenalinhaltes durch den rückwärts fließenden Mageninhalt festgestellt werden, wenn auch 
nicht: mit Sicherheit. Beim einzelnen Rückfluß handelt es sieh um kleine Mengen, aber im ganzen 
macht die Regurgitation immerhin etwas aus. Bei einem Patienten, dessen Magen sich nach 3 Stunden 


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XXXI 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Verdauungsorgane). 805° 


zu zwei Drittel entleert hatte, fand sich nach 6 Stunden trotz Erbrechens der Magen wieder voll. So 
kann also die duodenale Regurgitation bei der Retention eine Rolle spielen. Das Rückfließen wurde 
während des ganzen Verlaufes der Verdauung und unter verschiedenen Bedingungen beobachtet, so 
bei einem operativ bestätigten Duodenalulcus, bei einem wahrscheinlichen Ulcus ad pylorum mit 
10 Stunden-Rest bei regelmäßig sich öffnendem 'Pylorus, bei einem Duodenalverschluß (jedoch im 
Liegen undeutlicher), bei einem epileptische Anfälle zeigenden Kinde, das bei der Untersuchung: sehr 
aufgeregt war, bei einem 12-jährigen Knaben, bei welchem das Duodenum eine halbe Stunde lang 
leer blieb, und der nach einigen Tagen Gelbsucht bekam. Entgegen klinischer Erfahrung fehlte der 
Rückfluß bei Gallenblasenerkrankungen mit einer Ausnahme, auch bei Tebereirrhose. Auch bei 4 
sastroenterostomierten mit Pylorektomie wurd» entgegen früherer röntgenologischer Beohach- 
tungen kein Rückfluß, auch nicht an der Anastomosenöffnung beobachtet. Bei akuter postoperativer 
Magenerschlaffung wagte der Verf. keine Kontrastmahlzeit zu geben. Die klinische Schlußfolgerung 
aus dem Vorkommen von Duodenalinhalt im Ausgeheberten auf das normale Auftreten von Regurgi- 
tation betrachtet Verf. nicht als einwandfrei. Auch neben einer Duodenalsonde, die sich leicht durch 
den Pylorus hin und her ziehen läßt, kann Duodenalinhalt zurücklaufen. Der Fall von Lebereirrhose 
hatte weder freie Salzsäure, noch Milchsäure, noch Galle im Ausgeheberten. Die anderen Fälle 
wurden nicht ausgehebert. Durch Palpation konnte die Regurgitation nicht hervorgerufen werden. 
Die Untersuchten erhielten meist ohne besondere Vorbereitung, mitunter nach 12%-stündigem Fasten, 
eine Barium-Wasser-, später eine Barium-Milch-Aufschwemmung. Als positiv wurden nur Fälle 
aufgeführt, die die Erscheinung im Stehen, in Rücken- und Bauchlage zeigten. Das seltene Vorkom- 
men derselben spricht dafür, daß ihr doch eine mechanische, chemische oder nervöse Störung zu- 

grunde liegt. Weitere Untersuchungen sind nötige. auch nach Morphium und Belladonna, sowie bei 
Alkoholismus. 

-~ Fahr (Hamburg-Barmbeck): Gutartiger Tumor als Passagehindernis im Ösophagus. (Kl. W. 
1923/52, S. 2347.) Riesiges Fibrom mit dünnem Stiel hoch oben. Fehldiagnose: Kompression des 
(erweiterten) Ösophagus von außen: Kardiospasmen. Erfolglose Operation. 

Haudek (Wien): Zum röntgenologischen Nachweis der Gallenblasenerkrankungen. (W. kl. 
W. 1924/1.) H. demonstriert in d. Ges. d. Ärzte in Wien einige eigene Beobachtungen und' Bilder aus 
dem Werke von George und Leonard und hofft, daß die Fortschritte von Technikern und Ärzten 
auch die österreichische Röntgenologie in den Stand setzen werden, den amerikanischen Vorsprung 
einzuholen. 

P.Heymann: Bedeutung des Pneumoperitoneums für die Diagnostik der Leberabszesse. Arch. 
d’Elecetr. méd., Nr. 494, Nov. 1923, S. 358.) Empfehlung auf Grund von 10 beschriebenen Fällen. 

A. H. Hoffmann (Offenburg in Baden): Die Bildung neuer und die Wiederherstellung 
operativ entfernter Kolonabschnitte. (Arch f. klin. Chir. 128, 1—2, S. 382.) War ein Colon ascendens 
infolge von Appendizitis in seiner Entwicklung gehemmt, so kann es nach Appendektomie vollständig 
nachwachsen: ferner trat in 7 Fällen ein operativ entferntes Diekdarmstück wieder auf. Die Haupt- 
rolle spielt die Substitution, bei jugendlichen Individuen kommt auch echte Regeneration hinzu. 
. Räntgenskizzen. 

Küttner (Breslau): Diagnose der Nierentuberkulose. (Aussprache Chir. Kgr. 1923, Arch. f. 
klin. Chir. 126, S. 51.) Die Pyelographie wendet Verf. wegen der Gefahr der Provozierung nicht an. 

“Melchior (Chir. Kl. Breslau): Beiträge zur chirurgischen Duodenalpathologie. I. Der arterio- 
mesenterinle Duodenalverschluß. (Arch. f. klin. Chir. 125. 4, S. 633.) Den akuten Verschluß bc- 
trachtet Verf. als identisch bzw. als sekundäre Teilerscheinung der akuten Magenatonie („Atonia 
gastroduodenalis acuta“). Chronische Störungen der Duodenalpassage konımen wohl häufiger vor, 
als bisher angenommen wurde (Röntgenuntersuchungen sind nötig!), doch dürfen sie nieht zur dia- 
g£nostischen Modekrankheit werden. II. Das Megaduodenum. (Ebenda 128, 1—2, S. 1.) 3 operierte Fälle. 
Sie kommen wahrscheinlich öfter vor. Wenn keine Kompensationsstörungen vorliegen, ist völlige 
Latenz möglich. Eine greifbare Ursache, insbes. mechanischer Art, kann fehlen. . Röntgenbilder. 
III. Störungen der Duodenalpassage bei akuter Pankreatitis. (Ebenda 128, 1—2, S. 11.) Operierter Fall 
von organischer Dundenalstenose infolge akuter abszedierender Pankreatitis bei 17 jährigem Mann. 
IV. Duodenum liberum (Duodenum mobile mesenteriale). (Ebenda 128, 1—2, S. 16.) Fall von Hem- 
mungsmißhildung hei 51-jährigenn Manr. Das ganze Duodenum hat seine ursprüngliche freie Mr- 
senterialversorgung behalten. das Lig. gastrocoliecum fehlt. Anatom. Abb. 

Palmer (Portland): Fortschritte in der Röntgenuntersuchung von Gallenblasenerkrankun- _ 
gen. (Am. J. of Roentg. X, 11, Nov. 1928, S. 901.) Symptomatologie und Statistik. Nur in 8% der Fälle 
waren die Nachbarorgane nicht verzogen. Von 45 mit verdächtigem Schatten um die Gallenblase 
wurden 12 operiert, nur 1 war normal. 

Ravenel (Florence): Divertikel der vorderen Magenwand nahe der Ösophagusmündung. (Am. 
T. of Roentg. X, 11. Nov. 1923, S. 704.) 65j. Frau mit Sodbrennen und Schleimerbrechen hatte 2 Diver- 
tikel an der Vorderwand. (Bilder.) 102 * 


~ 


- 806 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Atmungsorgane, 'Zweichfell). XXXI: 5/6. 


Reiter (Innsbruck): Zum röntgenologischen Nachweis von Askariden 'im Magen-Darmtrakt. 
(W. kl. W. 1923/33.) Im Anschluß an die Publikation von Fritz (Fortschritte, Bd. 29) teilt R. zwei 
weitere ‚Fälle mit, bei denen er Askariden röntgenologisch nachgewiesen hat. 15 Minuten p. c. sah 
R. mittels des Distinktors im ersten Fall in einer oberen Jejunumschlinge einige Parasiten, eine wei- 


= tere Gruppe. von: ‚Askariden weiter abwärts im. Ileum. Bestätigung der Diagnose durch Santoninkur. 
Im zweiten Fall lag ein Askaris im Magen pyloruswärts von einer Gastroenterostomie. . 


Ro lly: Über die diagnostische Bedeutung des Pneumoperitoneums. (Vortrag ` Med. Ges. Leip- 
zig 13. 11. 23. Bericht M. m. W. 1923/50, S. 1496.) Ambulante Ausführung. 2000 ccm O median bei 
Beckenhochlagerung unter Manometerkontrolle, später größtenteils wieder abgesaugt, Nie Schädi- 


' gung: Einmal Dünndarm angestochen, sogleich bemerkt.  -: en 


E. Steden (Frankfurt a. M.): Uber doppeltes primäres Magenkarzinom und ‚glsichzelkiaes 
Ulcus pepticum. (Beitr. z. klin. Chir. 130, 2, S. 346.) | | 
Swanberg (Quincy): Rasche Entwicklung einer vollständigen Batni Minikange 


schichte. (Am. J. of Roentg. X, 11, Nov.-1923, S. 905.) Rasch stenosierendes Karzinom am Pylorüs; 
nach 48 Stunden keine Entleerung, Atropin erfolglos. Klinisch: Völlegefühl ohne ai nur ein- 


mal Erbrechen, kurze Anamnese, 11 Pfd. Gewichtsabnahme. ` 

Karl Walke (Prag): Vergleichende Bewertung der klinischen and een Symp- 
tome des peptischen Magen-Duodenal-Geschwürs. (M. K1. 1923/48, S. 1567. ) Die Er gebnisse der Rönt- 
genuntersuchung der ‚peptischen. Geschwüre waren, solange man das Schwergewicht auf die funk- 
tionellen Symptome allein richtete, nicht sehr befriedigend. Die Bewertung der indirekten Zeichen 


(Hypertonie. Hyperperistaltik, Hypersekretion, Hypermotilität, Pylorospasmus, flüchtige Bulbusfül- 


lung u. a.) ist problematisch. Der Ausbau der morphologischen Diagnostik hat der. Gesehwürsdia- 
gnose eine anders nicht erreichbare Sicherheit gegeben. Zu den morphologisch eindeutigen Ulkus- 
zeichen rechnet 1. in der Pars media die Nische, die stehende Einziehung, die Faltenkonvergenz und 
die perigastritische Zacke, 2. in der Pars duodeni-Nische, Defektbildung, Retr aktion, divertikelartige 
. Ausstülpung, 3. in der-Pars praepylorica-Nische, Einziehung, Retraktion, Divertikelbildung. '— Das 
sicherste Tlkussymptom ist die Nische. Ziemlich häufig. beobachtet man- Verschwinden der Nischen, 
ohne daß daraus der Schluß auf Heilung gezogen werden kann. Floride Ulzera erzeugen gelegentlich 
ohne Nischenbildung konstant stehende Einziehung an der großen Kurvatur. Die-Kleeblattform — 
Holzkneceht —, welche durch doppelte Bulbuseinziehungen zustande kommt, entspricht meist 
mehreren Geschwüren. Multiplizität der Magen-Duodenalgeschwüre ist häufig. Bei der Nischenbil- 
dung an.der Pars media sieht man häufig Konvergenz der Magenfalten. Die umschriebenen morpho- 
logischen Symptome gestatten öfters nicht die Entscheidung, ob florides Ulkus, ob Narbe vorliegt. 
Mitunter ist die Abgrenzung gegenüber malignen Prozessen nicht möglich. Übrigens sind auch die 
indirekten anatomischen Zeichen der Pylorusstenose bzw. der schneckenförmigen Einrollung bedeu- . 
tungsvoll (— anatomische Wandveränderung). Ein negativer Röntgenbefund‘ schließt das oberfläch- 
liche Geschwür nicht aus. . Die Röntgenuntersuchung gestattet gelegentlich Beobachtung des Ge- 
schwürsverlaufs, ermöglicht die Beurteilung operativer Eingriffe, ist aber nur ein Faktor der klini- 
schen Beurteilung. 
Willerding (Berlin): Über die tuberkulöse Erkrankung des Magens. ‘(Arch. f. Klin. Chir. 

198, 1—2, S. 109.) In einem oper ierten (resezierten) Fall hatte der En ur ra Pylo- ' 
 russtenose gesprochen. 


| 7. Respirationsorgane, Mediastinum, 7werchfell. | 
B lum: Miliare Erkrankung der Lunge im Röntgenbild. (Wiss. -med. Ges, an- d. Univ Köln 


9 11. 23, Bericht M. m. W. 1924/2, S. 59.) Der hämatogenen disseminierten (Miliar-)Tuberkulose ähn- 


"liche Bilder ergaben 1. zahlreiche kleine Goschwulstthromben bei malignem Chorionepitheliom, 2. 
allgemeine Sarkomatose bei einem auf einem Naevus pigmentosus gewachsenen Melanosarkom. 

Burkhardt (Davos): Beiträge Zur. Pathologie der Zwerchfelldynamik. (M. m. W. 1924/5, 
S. 125.) Verf. stellt einen Fall halbseitiger Zwerchfellähmung bei juveniler progressiver Muskelatro- 
phie dem Diaphragmahochstand. bei schrumpfender Lungentuberkulose bzw. nach Phrenikusexairese 
gegenüber (Röntgenbilder), beschreibt ferner einen Fall von Boppeisagen Zwerehfellhochstand, 
neben Bauchmuskellähmung, infolge Syringomyelie, 

B. Epstein u. H. Kment (Prag): Ein Fall von akuter Phthise im Säuglingsalter. (M. EL 
1923/50, S. 1630.) Kasuistische Mitteilung: Phthisebeobachtung bei- einem Säugling, klinische und. 
"röntgenologische Beobachtung vom Primäraffekt an bis zum Tode. Das Kind erkrankte im Alter von 
11 Wochen; damals gleichmäßig dichte Verschattung des rechten Mittel- und Oberfeldes. Demnächst 
Aufhellung in den oberen Teilen der rechten Lunge, sodann Ausbildung. kleeblattförmiger Schatten- 
flecke im linken Ober- und Mittelfeld, sowie im rechten Unterlappen, schließlich intensive Verschat- 
{ung des rechten Ober- und Mittelfeldes mit bohnengroßer Aufhellung im Mittelfeld (Kaverno). 


` 


XXXI, 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Atmungsorgane, Zwerchfell). 807 


Schattenflecke in der übrigen Lunge, die im linken Oberlappen zu einem größeren Herde konfluier- 
ten. Endlich zeigte sich Vergrößerung der Kaverne im rechten Oberlappen. Die angenommene lym- 
phogene, intrakanalikuläre und hämatogene Tuberkuloseausbreitung konnte autoptisch erhärtet 
werden. 

H. Grau (Honnef): Kritisches Sammelreferat über die Bedeutung der Röntgenuntersuchaung 
der Lungentuberkulose für das ärztliche Handeln. (D. M. W. 1923/23—24.) | 

N. Guleke (Jena): Zur Diagnostik der intrathorakalen Tumoren (gestieltes Neurinom). (Zbl. 
f. Chir. 1924/1, 2, S. 50.) Kasuistik: Deutlicher Widerspruch zwischen dem Perkussions- und Auskul- 
tationsbefund einerseits und dem Röntgenbefund andrerseits. Die Unterscheidung, ob ein mediasti- 
naler oder ein von der Lunge gegen das Mediastinum gewachsener Tumor vorlag, war erst bei der 
zweiten Operation möglich. (Der im Röntgenbild wahrnehmbare Tumorschatten saß der Wirbel- 
säule breit auf und ließ keine Abgrenzung gegen das Mediastinum erkennen. Klinisch mußte auf 
Grund der Dämpfungsabnahme nach der Wirbelsäule zu ein Pulmonaltumor angenommen werden.) 
In Zukunft wird man differentiell — mediastinal oder pulmonal entstandener Tumor —- auch an ge- 
stielte, von der Wirbelsäule ausgehende Tumoren denken müssen, auch wenn man röntgenographisch 
den Stiel nicht erkennen kann. 

Einar Key (Stockholm): Fall von Hernia diaphragmatica, kompliziert mit penetrierendem 
Magengeschwür. (Zbl. f. Chir. 1924/3, S. 95.) Kasuistik: Bei der Röntgenuntersuchung wurde ein gro- 
Ber linksseitiger Diaphragmabruch, sowie eine nischenähnliche Bildung an der Mitte der kleinen 
Kurvatur nachgewiesen. Während der Operation war cs nicht möglich, die Lokalisation des Ge- 
schwürs im Magen genau zu bestimmen. Ebensowenig ließ sich feststellen, wie sich die Form nach 
der vorgenommenen Exzision gestaltet. Eine später vorgenommene Röntgenuntersuchung erwies 
nornıale Magenform und Magenentleerung, Beschwerden bestanden nicht mehr, Arbeitsfähigkeit war 
vorhanden (2 Jahre nach der Operation). 

K. Klare (Scheidegg): Einheitliche Nomenklatur bei der Beschreibung von Röntgenogram- 
men der kindlichen Lunge. (Kl. W. 1923/51, S. 2316.) Der Röntgenbefund soll Primärherd und Se- 
kundärinfektion auseinanderhalten; beim Hilus soll er angeben Form der einzelnen Schatten, Grad 
der Verdichtung, ob massiv oder mehr streifig fleckhaft, ob scharf abgesetzt oder ins umgebende Ge- 
webe unscharf übergehend. Neben den tracheobronchialen und tracheopulmonalen sind die halb- 
mondförmigen Paratrachealdrüsen zu beachten. Mit Grau unterscheidet Verf. 1. Trübung oder 
ausgebreitete Beschattung, 2. Schattenfleck, 3. Schattenstreifen. | 

Sessa (Mailand): Über einen Fall eines primären maligneu Lungentumors. (La Radiol. med. 
XI, 1, Jan. 1924, S. 6.) Rö.-Befund bei dem 52j. Kranken: Aortenschatten verbreitert, von ihm anschei- 
nend trennbar ein den ganzen r. Oberlappen einnehmender dichter Schatten mit unscharfen, nicht pul- 
sierenden Rändern. Retrokaurdialfeld frei; r. Hilusdrüsen vergrößert. Vermehrung der Hiluszeich- 
nung gegen die Basis; r. Zwerchfellkuppe vermindert beweglich. Verschattung des r. Oberfeldes nicht 
gleichmäßig. Klinisch: Lues, Diabetes. Fieberfrei, heftiger Husten ohne Auswurf. Wa. R. neg. Unter 
Annahme ciner malignen Neubildung Intensiv-Therapie in mehreren Serien. Rö.-Befund nach der 
2. Serie: An Stelle der Verschattung des r. Oberfeldes mandarinengroße Aufhellung, von ringförmigem 
Schatton umgeben, an deren Basis kleiner Flüssigkeitsspiegel. Nun etwas Auswurf, kein Fieber. Viel 
Zucker. Probepunktion: viel Eiter und Blut, keine neoplasmat. Formelemente. 10, 500 Weiße, davon 
72% Polynukleärc, Eosinophile normal. Der Fall steht noch in Beobachtung; die Besserung durch die 
Bestrahlung wird für die Diagnose malignes Neoplasma gewertet. 

Sick (Stuttgart): Über die Senkungsabszesse in der Brusthöhle und ihre Behandlung durch 
Punktion vom Rücken aus. (Kl. W. 1924/6, S. 218.) Mit Röntgenskizzen. 

A. Sternberg (St. Petersburg): Zur Klassifikation der Tuberkulose. (Zschr. f. Tuber k. 39,8, 
S. 178.) Einteilung nach Turban, aher mit Unterscheidung, ob kompensiert (klinisch gesund, To- 
xine vollkommen neutralisiert), subkompensiert oder dekompensicrt. 

Thiele, Rostoski, Saupe u. Schmor]: Über den Schneeberger Lungenkrebs. (Refe- 
rate in der Ges. f. Natur- u. Heilkunde in Dresden 8. 10. 23, Bericht M. m. W. 1924/1, S. 24.) Zum rönt- 
genologischen Teil Saupes vgl. „Fortschritte“, Kongreßheft 1923, S. 35. 

Egon Weige.ldt (Pokau bei Aussig): Eine seltene Komplikation im Verlaufe des künstli- 
chen Pneumothorax. (M. Kl. 1923/51—52, S. 1664.) Bei einem 26j. Kranken mit exsudativer Tuber- 
kulose besonders im rechten Mittelfeld entstand im Anschluß an den rechts angelegten künstlichen 
Pneumothorax ein rechtsseitiges Exsudat. In dieses hatte sekundärer Durchbruch einer rechtssei- 
tigen Kaverne, Ausbildung eines infizierten Ventilpneumothorax rechts und Ausbildung von Aspi- 
rationen links statt. Kontrolle. 

8. Zirkulationsorgane. 

M. Kranz (Med. Klin. d. Akad. Düsseldorf): Über einen Fall von Pulmonnlaneurysma, (Kl. 

W. 1924/6, S. 232). Eindeutiger Röntgenbefund, skizziert. 


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808. Auszüge aus Zeitsċhriften des In- und Auslandes (Allgemeines; biolog Str.-Wirkung). XXXI, 5/6. 


| Therapie. 
- 1: Allgemeines; zusammenfassende Aufsätze. 
Brandt: Die "bisherigen Ergebnisse der Röntgentherapie bösartiger Geschwülste (A. V. 


Halle 28. 11. 23, Bericht. M. m. W. 1924/3, S. 88.) Mit. reichl. Aussprache, u. a. Sellheim: Über Rö.- | 


Behandlung bei Myomen und Metropatbien (ablehnend), Vor- und Nachbestrahlung bei Karzinomen; 
Klöpzig: Überraschende. Röntgenerfolge bei 2 Peniskarzinomen, befriedigende bei 5 Prostata- 


N ypertrophien. 


H. Burekhardtu. W. Müller (Chir. Kl. Marbur g): Versuche zur Krehserzeugung durch 


lange fortgesetzte äußere Einwirkungen auf das Gewebe. (Beitr. z. klin. Chir. 130, 2, S: 364.) Bei 


Mäusen auf Teerpinselung prompte Geschwulstentwicklung, nach Brennversuchen und Röntgenserien 


u kleines Feld) jedoch nicht. ` 


Hassene amp: Die Röntgentherapie. in der inneren Medizin. (X. V. Halle 28. 11. 23, Be- 
richt M. m. W. 1924/3, S. 88.) Mit größerer Aussprache. 
Fr. König (Würzbure): Krebsprognose und Krebsbehandlung. (M. m. W. 1923/50, S. 1476.) 


' Die sogen. operablen chirurgischen Rarzinome sollen — mit wenigen Ausnahmen — operiert werden. 
Statistik. 


Fr. Kroll] (Chir. "Kl. Königsberg): Die ‘Erfolge der Mastdarmkrebsoperationen an unserer 
Klinik während der letzten 10 Jahre unter besonderer Berücksichtigung der Resektionen. (Arch. 
klin. Chir. 125, 4, S. 681.) Von 129 Kranken verweigerten 6 die Operation, bei 54 konnte nur ein a 
praeternat. angelegt werden. Bei 19 wurde sakral oder kombiniert abdomino-sakral reseziert, bei 50 
sakral oder kombiniert amputiert; bei ersteren hatten nur 4 ungestörte Heilung, aber ohne vollstän- 
dige Kontinenz. Besser waren die Erfolge mit der Amputation, namentlich der kombinierten. — Lit. 

Kurtzahn, Naujoks, Klewitz: Die Strahlentherapie maligner Tumoren. (In der Chir. 
Gyn. u. inneren Med.) Referate im Verein f. wiss. Heilk. 3. 12. 23, Bericht M. Kl 1924/5, S. 163. 

4 Ochsner (Chicago): Die Krebse vom chirurgischen Standpunkt. (Journ. of Radiol. IV, 11, 
Nov. 1923, S. 384.) Verf. bevorzugt vor dem Messer die Kaustik, besonders das. Glüheisen; dann Be- 
strahlung durch einen Facharzt. Er läßt auch vor der Operation bestrahlen und operiert die Fälle 
mit Aussicht auf Dauerheilung binnen einer Woche. Vielfach wurden nach der Operation cine oder 
mehrere Serien gegeben, doch schien es manchmal, als ob deren Unterlassung vorteilhafter gewesen 


wäre. Rezidivknoten werden kaustisch entfernt. Im übrigen ist Verf. für möglichst frühzeitige und 


schon bei der ersten Operation ausgiebige Entfernung der Geschwulst. 

Otto Strauß: Zur Frage der Karzinombehandlung. er 16. 2. S. 329.) Erwide- 
rungen: auf die Ausführungen von Erwin Zweif el,'Strahlenther. 15, S. 243. 

Turrell: Elektrische Energie als Heilfaktor. (Arch. of an. Nr. 281, Dez. 1923.) Eröftf- 
nungsrede der elektrotherapeutischen: Sektion der kgl. englischen Ges. f. Med., 19. 10. 23. Ein Be- 


richt über Entwieklung und Anwendung der Elektromedizin: zu kurzem Referat nicht geeignet. 


2. Biologische, chemische, physikalische Strahlenwirkung, Schädigung, Schutz. 


Anderson: Ausgebreitetes Ödem als Folge intensiver Röntgenbestrahlung; eine Warnung. 
Eine 57j. Frau wurde 1% Jahr nach Amputation der linken karzinomatösen Mamma wegen Metasta- 
sen in der ]. Supraklavikulargrube intensiv bestrahlt (2 Nackenfelder, je eine Erythemdose). Nach 
3 Wochen deutliche Reaktion der Haut, leichte Abschilferung. Pat. klagte um diese Zeit über trok- 
kenen Hals, es zeigten sich ausgedehnte Membranen über dem weichen Gaumen und im Schlunde. 


Diphtherie negativ!: Dazu kam "Heiserkeit und Schluckbeschwerden. Nach einigen Wochen Besse- 


rung beider Spitzenfelder,: die als Ödem gedeutet wurde. Laryngologisch: Atrophie der Kehlkopf- 
von rückwärts und der Seite her bestrahlt, wieder mit einer Erythemdose. Nach weiteren 4 Wochen 
ausgebreitetes Ödem der ganzen Halsgegend vom Nacken bis zum Kinn, Heiserkeit und Verschleie- 
rung beider Spitzenfelder, die als Ödem gedeutet wurde. Laryngologisch: Atrophie der Kehlkopf- 
schleimhaut, beiderseitige Parese der Abduktoren, hervorgerufen durch Druck auf den Rekurrens, 
was beim Fehlen palpabler Drüsen ebenfalls auf das Ödem bezogen wird. Bei Bestrahlungen in die- 
ser Region wird daher Zurückhaltung ‘empfohlen, in Übereinstimmung mit den Erfahrungen 
Jünglings. (Arch. of Radiol., Nr. 281.) 

Herm. Bernhardt (I; med. Kl. Charité Berlin): Zur Stoffwechselwirkung der Röntgen- 
strahlen. (Zschr. f. klin. Med. 98, 1—4, S. 50.) Untersuchung ‘der N- und P-Ausscheidung (bei Stan- 
dardkost) bei Bestrahlungen aus symptomatischer Indikation, bei Basedow und Leukämie. Bei Ver- 
gleich der Stoffwechselwirkung der Röntgenbestrahlung bei den einzelnen Gruppen zeigt sich, daß 
eine bestimmte Strahlenmenge nicht- zu einer gleich großen Stoffwechseländerung führt. Bei Tu- 


moren, namentlich malignen, kann man aus dem Harnsäurestoffwechsel auf die Ausdehnung der, 


ee Se en . 


XXXI, 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). 809 


Zelizerstörung schließen. Die einfacher kontrollierbare INOSPROIREUESAUSSEH EL INDE im Urin geht 
der Harusäureausscheidung parallel. 

K. Brandenburg: Experimentelle Untersuchungen über die Heilung des Mäusekrebses 
durch Röntgenstrahlen. (M. Kl. 1923/51—52, S. 1674.) Der spontan entstandene Mäusekrebs wird 
dureh Strahlenbehandlung geheilt. Dieser heilende Einfluß der KRöntgenstrahlen ist bedingt durch 
Veränderungen, welche im gesunden Gewebe unter dem Einfluß der Röntgenstrahlen zustande kom- 
men. Die Krebsheilung wird nicht durch eine Schädigung oder Tötung der Krebszellen durch die 
Röntgenstrahlen veranlaßt. Nach den Experimenten amerikanischer Forscher wird das befallene 
gesunde Gewebe in einen anderen Zustand versetzt und gewinnt dadurch die Fähigkeit, das Krebs- 
wachstum einzuschränken und die Krebszellen zu zerstören. Eine Übertragung dieser Ergebnisse auf 
die Krebserkrankung des Menschen ist nicht ohne: weiteres gestattet. Immerhin stützen die mitge- 
teilten Experimente amerikanischer Forscher die Auffassung, daß für die Frage der Krebsbeeinflus- 
sung die durch die Röntgenstrahlen ausgelöste Gewebsreaktion maßgebend ist. Dabei ist besonders 
zu berücksichtigen, daß die Abtötung von Krebszellen durch Röntgenstrahlen nicht einfach erreich- 
bar ist und daß es möglich ist, mit weit unterhalb der Krebsdosis liegenden Strahlenmengen Krebs- 
zellen zu schädigen und mit Krebs durchsetztes Gewebe zur Heilung zu bringen. 

de la Camp (Freiburg i. Br.): Über Reizung, Lähmung und Ausschaltung der Milzfunktion. 
(Chir.-Kgr. 1923, Archiv f. klin. Chir. 126, S. 443; Bericht Fortschr. 31, 1, S. 102.) Siehe auch Vor- 
trag Weinert, im gleichen Band des Archivs, S. 141. 

Del Buono (Neapel): Klinische und experimentelle Beiträge zu Strahlenschädigungen. (l’ Ne 
tinoterapia UL, 7, S. 345.) Verf. lehnt Idiosynkrasie ab. Früherythem ist ein Zeichen von Überdosie- 
rung oder bestehender Gefäßschädigung. Kumulativwirkung der Strahlen, häufige kleine Dosen seien 
schädlicher als vereinzelte große Dosen. Hinweis auf die möglichen Spätschädigungen. Verschiedene 

veaktion verschiedener Hautstellen, Schwierigkeit, Intensitätsdifferenzen von 20% bei der praktischen 

Arbeit zu beobachten, desgleichen, den Begriff der Erythemdose schart zu umgrenzen. Abhängigkeit 
der Bestrahlungsgröße von der Netzspannung. Umtangreiche Beobachtungsreihen über die Schwan- 
kungen von Strom-Spannung, Oberflächen- und Tiefendosen an Coolidge-Röhren. Zahlreiche Bestrah- 
lungsfälle werden referiert; wo es zu Schädigungen gekommen ist, war nicht die genau eingehaltene 
Dosierung schuld, sondern äußere Gründe, chemische, physische oder traumatische, die den normalen 
Heilvorgang störten. Verf. komınt zum Schlusse, daß 10—20% Differenz bei der Dosierung der Ery- 
themdose keine Schädigungen der Organe, weder der oberflächlichen noch der tiefer gelegenen, weder 
sofort auftretende noch späte, verursachen könne, und daß schwere Schäden nach der Bestrahlung 
stets von technischen Fehlern und von Unterschätzung der biologischen Empfindlichkeit abhängen 
müssen. 

Czepa u. Högler (Wien): Zur Pathogenese des Röntgen- und Radiumkaters. (Kl. W. 
1923/52, S. 2341.) Hinweis auf die großen Ähnlichkeiten zwischen den Veränderungen des Stoffwech- 
sels nach Proteinkörperinjektionen und nach Röntgeni und Radiumbestrahlungen. Die Mehrzahl 
der „Röntgenreizwirkungen“ sind höchstwahrscheinlich sekundär, d. h. Folge der durch die Bestrah- 
lung parenchymatöser Organe und Iymphatischen Gewebes bedingten Stoffwechselveränderungen. 

F. Dessauer (Frankfurt a. M.): Zur Erklärung der biologischen Sirahlenwirkungen. (Strah- 
lenther. 16, 2, S. 208.) Vgl. S. 7731. 

= Fraenkel: Beziehungen zwischen Schilddrüse und Genitale bei beiden Geschlechtern. (D. 
m. W. 1924/4.) Bei zwei Patienten mit Basedow und Nebenhodenschwellung kam es im Anschluß 
an die Bestrahlung der Schilddrüse zu vorübergehender stärkerer Schwellung der Nebenhoden. Im 
Anschluß daran weist Verf. an Hand von mehreren Fällen darauf hin, daß bei Kranken, die kurz 
zuvor eine Salvarsan-, Jod- oder Bromkur durchgemacht haben, die Haut eine wesentlich erhöhte 
Empfindlichkeit gegen Röntgenstrahlen aufweist, so daß es bei sonst durchaus erlaubten Dosen zu 
Schädigungen der Haut kommen kann. 

K. Frik u R. Krüger (Berlin): Gilt das Arndt-Schulzsche Gesetz für Röntgenstrahlen? 
(Zschr. f. klin. Med. 99, 1—3, S. 264.) An Kulturen des Bac. prodigiosus wurde zunächst die schädi- 
gende Wirkung längerer Bestrahlung bestätigt. (Die von P. S. Meyer gefundene „Gewöhnung“ 
bei wiederholter Bestrahlung erklären die Verf. als eine Auslese der von Anfang an resistenteren 
Bakterienindividuen.) Die Verminderung der Farbstoffproduktion fassen die Verf. nicht als direkte 
Folge der Bestrahlung, sondern als Folge der durch die Vereinzelung der Kolonien bedingten Wuchs- 
form auf. Auf keinem der 120 mit — durch Veränderung von Abstand und Bestrahlungszeit — ab- 
gestuften Dosen von einem Minimum bis zur Schädigungsdosis (deutlichen Hemmung der Vermeh- 
rungsfähigkeit) bestrahlten Versuchsfelder war im Vergleich zu den angrenzenden Kontrollfeldern 
eine Wachstumsförderung festzustellen. 

Ghilarducei (Rom): Die spezifische Strahlenwirkung, biologisch und klinisch betrachtet. 
(Kgr. der belgischen nationalen Vereinigung für Krebsbekämpfung, Nov. 1923.) G. nutzt die Sekun- 


810 Auszüge aus Zeitschriften des Ín- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung. XXXI, 5/6. 


därstrahlen der durch Ionophorese in die Gewebe gebrachten Metalle aus. (Die Sekundärstrahlung 
zeigt sich u. a. auch bei der Bestrahlung des mit Wismutaufschwemmung gefüllten Kaninchenma- 
gens.) Bei der Bestrahlung ulzerierter Hautepitheliome legt er, ebenfalls gestützt auf Kaninchen- 
versuche, Wert auf Verwendung von Strahlen verschiedener Qualität und wechselt daher die Filter- 
stärke während der Bestrahlung (1—3—4 mm Al.). | 

Gutzeit, Brinkmann u. Kötschau (Med. Kl. Jena): Zur Frage der Reizwirkung von 
Röntgenstrahlen, mit experimentellen Untersuchungen an Mikroorganismen. (M. m. W. 1924/6, 
S. 162.) Übereinstimmend mit Ruß fanden Verf., daß Bakterien in bestrahlten Kulturen vermehrte 
Beweglichkeit (,„Flattern, Schlenkern, Trudeln“) zeigten, z. B. Bac, paratyphi in Bouillonkultur 
stundenlang während schwacher Bestrahlung. Bei Hefezellen war keine funktionssteigernde Wir- 
kung. d. h. erhöhte CO;-Produktion, zu erzielen. Dagegen war die Säurebildung bestrahlter Bazillen 
deutlich erhöht, und zwar brauchten Koli- und Friedländerbazillen die gleiche Dosis zur optimalen 
Steigerung, während die Reizbreite bei ersteren größer war als bei letzteren. Verf. nehmen an, daß 
Zerstörung und Reizung bei Röntgenbestrahlungen von Organismen mehr oder weniger miteinan- 
der vergesellschaftet sind, da die Strahlenempfindlichkeit verschieden differenzierter Zellen un- 
gleich ist. Bei den einzelnen Zellen gilt das gleiche, was für den Gesamtorganismus bei der Immu- 
nisierung durch Infektionskrankheiten gilt: Geringe Anzahl Feinde facht zu Abwehr, d. h. Lei- 
stungssteigerung an, große Mengen überwältigen die Abwehrkräfte und schaffen Zerstörung 
und Tod. | Ä 
Philipp Keller (Freiburg i. Br.): Über die Wirkung des ultravioletten Lichtes auf die 
Haut, unter besonderer Berücksichtigung der Dosierung. (Strahlenther. 16, 2, S. 301.) Es bestehen 
individuell verschiedene Empfindlichkeiten gegen ultraviolette Strahlen. Der Schwellenwert der 
Wirkung, d. h. geringes, nach 24 Stunden vergehendes Erythem — hautgesunde Stelle am Stamm — 
liegt bei verschiedenen Individuen nahe beieinander. Die regionär verschiedene Empfindlichkeit ist 
groß. Unter den unbekannten Faktoren scheint die chronische Blutstauung und die dadurch be- 
dingte Verminderung der Gewebsvitalität eine Rolle zu spielen. 

Jos. Klein (Bonn): Untersuchungen über Senkungsgeschwindigkeit der Erythrozyten vor 
und nach Röntgenbestrahlungen. (Strahlenther. 16, 2, S. 233.) Untersuchungen, ob nach Röntgen- 
bestrahlungen Veränderung in der Dispersität und Stabilität der Bluteiweißstoffe festzustellen ist: 
Blutabnahmen vor und nach der Bestrahlung, Bestimmung der R-Senkungsgeschwindigkeiten. 
Unter 52 Fällen erwies sich 6mal die Senkungsgeschwindigkeit verlangsamt, 23mal beschleunigt. 

A.Laqueur u. H. Rohn (Berlin): Über neuere therapeutische Lichtquellen. (M. K1. 1923/44, 
S. 1460.) Die Frage, ob die kurzwelligen Ultraviolettstrahlen von einer Wellenlänge unter 290 uu 
für den therapeutischen Zweck entbehrlich sind, erscheint L. und R. noch nicht spruchreif. L. und 
R. berichten über Versuche, die mit der Ultrasonne und mit der „Ema“-Silberstrahllampe ange- 
stellt wurden. Der chemische Lichteffekt und die Beeinflussung des Blutbildes wurden untersucht. 
Die chemisch aktive Wirkung der Strahlen beider Lampen wird von der Quarzlampe erheblich 
übertroffen. Auch bezüglich Beeinflussung des Blutbildes zeigte die Quarzlampenbestrahlung die 
stärkeren Ausschläge. Die langwelligen penetrierenden Licht-Wärmestrahlen der Silberstrahllampe 
erschienen zur Beförderung der Resorption pleuritischer Exsudate und von pneumonischen Residuen 
angezeigt Die Verwendung der Landekerschen Ultrasonne, der die kurzwelligen Strahlen fehlen, 
eignet sich zur Bestrahlung bes. der Schleimhaut, sowie von Fällen, bei denen die Reizwirkung ver- 
mieden werden soll. | | 

Alfons Mahnert u Hans Zacherl (Graz): Der Einfluß der Röntgenstrahlen auf die 
Körpersäfte und den Stoffwechsel des menschlichen Organismus. (Strahlenther. 16, 2, S. 163.) Über 


den Einfluß der Röntgenbestrahlung auf das Verhalten der Blutgerinnung, des Lipoidgehaltes (Cho- 


lesterin), des antitryptischen Serumtiters, der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen, 
des 0O»-Bindungsvermögens des venösen Blutes, sowie des Serumeiweißgehaltes beim Menschen wird 
berichtet: 16 Fälle, meist Karzinome mit stundenlang fortgesetzter Fernfeldbestrahlung, gelangten 
zur Beobachtung. Die Gerinnungszeit war — außer fiebernden Fällen — nach der Bestrahlung im 
allgemeinen verkürzt, gleichzeitig erwies sich der Cholesteringehalt erhöht, die Senkungsgeschwin- 
digkeit beschleunigt. Der antitryptische Serumtiter ist unmittelbar nach der Bestrahlung ebenso 
wie der refraktometrisch bestimmte Eiweißgehalt des Blutserums gesteigert. Das CO,-Bindungsver- 
mögen des venösen Blutes war stets nach der Bestrahlung herabgesetzt. Abweichungen vom aufge- 
zeichneten Verhalten wurden auf febrile Zustände bezogen. Die Berechnung des Grundumsatzes 
ergab keine bedeutenden Veränderungen durch die Bestrahlung. Die Veränderungen im Gesamt- 
stoffwechsel waren je nach der Primärerkrankung verschiedenartig. (Untersuchungen an acht 
Fällen.) 

Martius (Bonn): Experimentelle Untersuchungen zur Röntgenstrahlenwirkung. (Arch. f. 
Gynäk. 120 — Kongreßband 1923 —, S. 193.) 


XXX1, 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (biolog. usw. Strahlenwirkung). sil. 


H. Meyer (Ill. med Univ.-kl. Berlin): Studien über die Einwirkung von kleinen Röntgen- 
dosen auf den respiratorischen Gaswechsel des normalen Menschen bei Bestrahlung drüsiger Organe. 
(Zsehr. f. d. ges. phys. Ther. 27, 5/6, S. 194.) Bestrahlung normaler Schilddrüsen mit sogenannten 
Reizdosen bewirkte auffallenderweise keine Funktionssteigerung des Organs, sondern eine mehr oder 
weniger lange anhaltende Senkung des Grundumsatzes. Verf. neigt zu der Annahme, daß auch sonst 
Reizwirkungen im Anschluß an Röntgenbestrahlungen indirekt zustande kommen. | 

v. Mikuliez-Radecki (Leipzig): Uber die Veränderung der Blutkörperchensenkungs- 
geschwindigkeit im Gefolge von .‚Röntgentiefenbestrahlungen. (Strahlenther. 16, 2, S. 222; siehe 
Fortschr. 31, 1, S. 149, ferner Arch. f. Gynäk., 120 — Kongreßband —, S. 187; Aussprache S. 208 f.) 

Neuda u. Redlich (Wien): Über die Rolle der Leber in der Frage der Röntgen-Allgemein- 
schädigung. (W. kl. W. 1923/44.) Verf. erklärt das Entstehen der Röntgen-Allgemeinschädigung 
durch eine spezifische Wirkung der Röntgenstrahlen auf das Eiweiß, durch die eine Chlorverschie- 
bung im Organismus hervorgerufen wird. Bei lebergesunden Individuen vollzieht sich dieser Vor- 
gang ohne besondere Störung und das überschüssige Chlor wird durch die Nieren ausgeschieden. 
Bei Ausbleiben dieser Regulierung kommt es aus noch ungeklärten Gründen zu einer Störung des 
chemisch-physikalischen Gleichgewichtes der Blutkolloide mit ihren Symptomen: Leukozytensturz, 
Blutdrucksenkung, Veränderung der Gerinnungszeit und des refraktrometrischen Index, sowie zur 
Senkung des Chlorspiegels im Blut. 

Opitz (Freiburg i. Br.): Zur Biologie der Strahlenwirkung. (Gyn. Kongreß 1923; Arch. f. 
Gynäk. 120, S. 175, Aussprache S. 210 f.; vgl. Berichte Fortschr. 31, H. 1, 2—3, 4.) 

Nino Piccaluga (Rom) (Frankfurt a. M.): Die Wirkung der Röntgenstrahlen auf das Re- 
duktionsvermögen von normalem Gewebe und von Neubildungen. (Strahlenther. 16, 2, S. 245.) Unter- 
suchungen über die Beeinflussung der Methylenblaureduktion lebenden Gewebes: Die gebräuchlichen 
Sarkom- und Karziıomdosen wirkten auf das Reduktionsvermögen von 'Lumorzellen anregend, nicht 
lähmend. Die bei normalen Zellen hervorgerufenen Veränderungef sind proportional der ange- 
wandten Strahlenmenge. Zuerst tritt Reizwirkung, dann hemmende Wirkung auf. Die der Be- 
strahlung folgende Periode der Reizung ist um so kürzer, je stärker die Bestrahlung war. Waren 
die Dosen zu groß, so erfolgte eine um so schwerere Reaktion, in depressivem Sinne, je mehr die 
physiologische Grenze überschritten war. 

Pordes (Wien): Über die Natur der Wirkung der Köntgenstrahlen speziell über das Ver- 
schwinden von Anurie nach Nierenbestrahlung. (W. kl. W. 1923/37.) P. erkennt das Arndt- 
Schulz’sche Gesetz für die biologische Wirkung der Röntgenstrahlen nicht an; große und kleine 
Dosen lösen nicht entgegengesetzte, sondern nur verschieden starke Wirkungen aus. Die Röntgen- 
heileffekte erklärt er als rein depressiv schädigende Zellwirkungen. Die auffällige Wachstumsver- 
melırung von bestrahltem Samen und Eiern hält P. nicht für direkte und primäre Förderung, sondern 
vielmehr für eine Schädigung der regulierenden Wachstumshemmung. Den Vorgang bei der Be- 
seitigung der Anurie durch Röntgenbestrahlung faßt P. als eine Druckentlastung durch Vermin- 
derung des hochempfindlichen Leukozyteninfiltrats auf in gleicher Weise, wie die chirurgische De- 
kapsulation als Druckentlastung wirkt. Die Hypothese eines Funktionsreizes hält P. für kompliziert, 
unwahrscheinlich und daher überflüssig. 

Risse (Freiburg i. B.): Über einige Blutveränderungen während Röntgen- und Radiumein- 
wirkung. (Arch. f. Gynäk. 120, Kongreßband 1923, S. 181; Ausspr. S. 207 f.) | 

Schugt (Univ.-Frauenkl. Göttingen): Über einen bemerkenswerten Fall von Blasenblutungen 
nach Röntgen-Radiumbestrahlung. Zbl. f. Gyn. 1923, 50/51, S. 1862.) Eine wegen Menorrhagien 
wiederholt mit Röntgen, auch Radium bestrahlte Frau blutete weiter. Anfangs Zweifel an der 
Glaubwürdigkeit, da Hysterica. Zystoskopie zeigte blutende Stelle, die später exzidiert wurde und 
als eine durch die Bestrahlung bedingte Teleangiektasie gelten konnte. 

Schwarz, G. (Wien): Über einige strahlenbiologische Phänomene in ihren Beziehungen zur 
therapeutischen Methodik. (W. kl. W. 1923/51.): Polemische Feststellungen, im Original nachzulesen. 

Gottwald Schwarz: Bemerkungen zu dem Artikel von E. Opitz „Über die Lebensvor- 
gänge am Krebs nach Bestrahlung“ in Nr. 36 dieser Wochenschrift. — Erich Opitz: Bemerkungen 
zu vorstehendem Aufsatz. (M. Kl. 1924/3, S.80 u. 81.) Nach Schwarz soll man die größtmög- 
lichen Strahlenmengen auf den Tumor selbst konzentrieren, Die Strahlung wirkt auf die Rück- 
hilduugsfähigkeit der Zellen ein, daneben kommt direkte Strahlenwirkung auf die Karzinomele- 
ınente in Betracht. — Gegenüber dem mystischen Begriff der Rückbildungsbereitschaft mißt Opitz 
der Strahlenwirkung auf das Bindegewebe — verschiedener Bindegewebsreichtum — Bedeutung 
bei. Die Strahlenwirkung auf den Krebs ist nicht die Hauptsache. Gegen das Karzinom ist wahr- 
scheinlich nur zelluläre Immunität zu erzielen (Bindegewebe, Blutdrüsen, Blutbildung, Nerven- 
system). Nicht auf Bestrahlung der Geschwulst, sondern auf die des Geschwulstbeties kommt es an. 
Theoretische Erwägungen sind nötig, entscheidend aber ist der Erfolg. 

Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 108 


p 


-8123 > Auszüge -aus Zeitschriften- des In- und Auslandes (allgemeine Technik) XAXA 5/6. 


Sippel: -Die Gefahren. -der- modernen -. Röntgenbestrahlung: und’ ihre Verhütung. (Vortrag 
Ges. ï. Gebh; u. Gyn. Berlin, 12. 1: 23; erschienen Zschr. f. Geburřtsh. .86/3,:S. 656.) Übersicht über die 
bekannten Schädigungen -und ‚Spätschäden. ‚Empfehlung einer .Filtersicherung (Filter und Blende 
‘werden in den Glühkathodenstromkreis eingeschaltet). Aussprache: Straßmann lordert, daß 
. das Filter. fest mit dem -Apparat-verbunden sei, empfiehlt Verteilung der "Dosen, Individualisierung. 
— Bumm verwirit Kastrationsdosen bei Frauen unter 40 J ee deren Myome er lieber enukleiert; 
bei 3 jüngeren röntgenkastrierten Frauen traten-Psychosen auf. un 

Otto Strauß (Berlin): Über. den Einfluß- der Röntgenstrahlen auf endozelluläre und Stoft- 
wechselvorgänge. -(Strahlenther.. 16/2, S. 195.) - Vegl. Kongreßheft der „Fortschritte“ 1923, S. 80. 

Paul Wels (Kiel): Die Wirkung der Röntgenstrahlen auf die Katalase. (Arch. f. Physiol. 201, 
3—6, S. 459.) Die Katalase-des Leberpreßsaftes wird durch intensive Röntgenbestrahlung nicht . v 
wesentlich gehemmt. Die Katalase in- ‚verschiedenen anderen. Säften tierischer und pflanzlicher 
Uerkunft wird durch ebenso intensive Röntgenbestrahlung nicht wesentlich gehemmt. Die Röntgen- 
strahlenempfindlichkeit der Katalase ist abhängig- von der Art und. Menge der beigemischten orga- 
nischen Substanzen, vom Lösungszustand des Ferments, von: der verschiedenen Konzentration ein und 

desselben Salzes, vom Alter der Fermentlösung. - TE ; 

Otto Wolmershäuser (Frankfurt a.. M.): Das- Verhalten ‚von ‚Blutdruck und Leukozyten 
während der Röntgenbestrahlung und deren Beziehung zum vegetativen Nervensystem. (Strahlen- 
ther. 16/2, S. 235.) Unter 90 Beobachtungen wiesen 75% :Blutdrucksenkung nach der Bestrahlung um 
10 -bis 50 mm. Hg. auf. Das Abfallen der Blutdruckkurve war-langsam und stetig. Dem Abfall des 
Blutdrucks entspricht ‚Ansteigen der- Leukozytenzahl und. umgekehrt. Das Verhalten der einzelnen 
Gruppen der Leukozyten war nicht einheitlich.- Die Senkung dės Blutdrucks und das Ansteigen ; 
der Leukozyten wird als direkte Vaguswirkung- aufgefaßt. EREESENNE der VIEORSERIEN, und 
Dilatatoren, wobei die Dilatatorenerregung überdauert). 

H. ZacherLl‘(Univ.-Frauenkl. Graz): Das Verhalten der Alwohrfermente gegen das Karzi- 
nom bei mit Röntgen oder Radium bestrahlten operierten und nicht operierten Gebärmutterkrebsen. 
(Arch. f. Gynäk. 119, 3, S. 440.) Serologische Untersuchungen mit der von Pregl und de Crinis 
modifizierten Abderhaldenschen Reaktion. Das- Serum Karzinomatöser enthält. Fermente, 
welche Ca. abbauen, im Serum Gesunder und Schwangerer fehlen und bei.radikaler Entfernung des 
Ca. "schwinden. Röntgen und Radium verzögert die Bildung der Ca.-Abwehıfermente nicht. Bei 
klinisch ‚Geheilten können trotz negativer Reaktion latente Ca.-Zellen: vorhanden sein; durch Rö.- 

‘ Bestrahlung kann aber auch negative Reaktion positiv. werden und trotz klinischer Heilung das 
Vorhandensein schlummernder Ca.-Zellen anzeigen. | 


3. "Allgemeine Technik, Apparate, Tiefentherapie, Filter, Sensibilisierung. 


-Erskine und Sm ith (Cedar Rapids): Vergleichende Studie über die Wirksamkeit ver- 

schiedener Filtermaterialien. (Am. J. of Roentg. X., 11, Nov. 1923, S. 881.) Durch Messung der P. E, D. 

` der gefilterten Strahlung unter gleichen Bedingungen haben die Verf. festgestellt, daß unter Filtern, 

“ welche gleiche Mengen ungefilterter Strahlung absorbieren, die’Metalle Kupfer, Eisen, Nickel, Zink 
und ihre Legierung Messing die besten Resultate geben. Für alle Materialien und Spannungen nimmt: ` 
über eine Filterdicke hinaus, die etwa. S0% absorbiert, die P. T. D. nicht mehr so zu, daß ihre Anwen- 
dung ökonomisch erscheint. 

. L. Fiedler (St. Gallen): Kritische Höiekanzeii zur gegenwärtigen Röntgenliteratur. (Zbl. 
Í. Gyn. 1924/4, S. 105.) Verf. tadelt, daß die Christenschen klaren Definitionen der Dosis vielfach 
mißverstanden und falsch angewendet werden, daß die biologische Forschung gegenüber der physi- 
kalischen Betrachtungsweise oft in den Hintergrund tritt, daß die schwierigsten Probleme als ge- 

"löst angenommen werden, und als Basis für spekulative Theorien, daß sehr vielgestaltige physi- 
kalische und biologische Vorgänge schematisiert und popularisiert, d. h. für den. praktischen Haus- 
gebrauch zufecht gemacht werden. Er bringt mehrere Beispiele aus der Liter atur, die er einesteils 
als überproduktiv, andererseits als abwegig bezeichnet. 

Kurt Finkenrath (Berlin): Quantitative Strahlenmessung in der Lichtbehandlung. 
(Strahlenther. 16/2, S. 309.) Außer Schwankungen in der Lichtempfindlichkeit der einzelnen. Men- 
schen untereinander findet sich wechselnde Empfindlichkeit der verschiedenen Hautpartieen. Zur 
Erzielung der gleichen Wirkung muß an den Armen die doppelte und am Kopf die fünffache Licht- 
menge angewandt werden, wie an. Rücken und Brust. Die Ellbogenbeuge ist so empfindlich, daß die 
Hälfte der auf dem Rücken ein Erythem Pe ERER Dosis genügt, dieses in der Ellbeuge hervor- 
zurufen. 

Glasser (Cleveland): Neuere Uurna über die Dosierung der ‚Strahlen des Ra. 
(T. of Radiol. IV., 11, Nov. 1923, S. 386.) Mit der Ionisationskammer wurden für die Streustrahlen 


SAXI 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (allgemeine Technik). 813 


ähnliche Ergebnisse erzielt wie bei den Röntgenstrahlen. Bei der Bestimmung von Isodosenlinien 
für silberne Ra-Kapseln von 25 mm Länge, 3,5 mm Dicke unter 1,5 mm Messingfilterung ergab sich, 
daß eine Ra-Kapsel unmittelbar an den Enden 50% weniger ausstrahlte als in der Mitte, für weitere 
Entiernungen gleicht sich aber dieser Unterschied immer mehr aus, was.auch durch Photogramme 
der Strahlung festgestellt wurde. Bei Verwendung von Ra-Emanation, sowie bei anders geformten 
Ra-Kapseln sind wegen der geänderten Absorptionsverhältnisse diese sowie die folgenden Ergebnisse 
entsprechend andere. 2 nebeneinander gelagerte Kapseln ergaben gegenüber der einen eine 2,6-fache, 
3 nur cine 4.2-fache Dose, während bei Hintereinanderreihung die entsprechenden Werte 1,7 und 2,3 mal 
so groß wie bei einer Kapsel waren. Als Erythemdose bezeichnet Verf. jene Dose, welche in 3 en 
Abstand vom menschlichen Gewebe in 3500 mg-Element-Stunden eine Erythemdose (?) erzeugt. 

Gottlieb (N. Y. City, Aus dem Hl.-Geist-Spital, Frankfurt a. M.): Der Gebrauch von Iso- 
dosenkurven in der Röntgentiefentherapie. Nachweis der Ungenauigkeit der Dessauerschen Ta- 
bellen. (Am. J. of Roentg. X, 11, Nov. 1923, S. S96.) Sowohl die Form des Strahlenkegels wie die 
Intensitäten an den einzelnen Punkten stimmen bei den Versuchen des Verf. (Neoint.-Ref. 200 kV 
13 cm Cu + 10 Al, u — 0,140 [Wasser], verschiedene Einfallsfelder und Abstände) mit den Hol- 
[elderschen überein. 

Holthusen (Hamburg): Biologische Dosierung der Röntgenstrahlen mit Askariseiern; 
(Kl. .W. 1924/5, S. 185.) Frische oder anaërob konservierte, reife, befruchtete Eier des Pferdespul- 
wurms werden, an Zelluloidblättehen haftend, bestrahlt. Die prozentische Schädigung (Abb.) der 
im Brutschrank zur Entwicklung angeregten Eier wird an etwa 3—500 ausgezählten Eiern hbe- 
stinunt. Die Methode dient zur vergleichenden Dosierung. etwa der biologischen Eichung eines 
Dosimeters für verschiedene Strahlenqyualitäten oder für den Vergleich der biologischen Wirkung 
verschiedener Apparate oder des gleichen Apparates bei verschiedener Filtrierung usw. 

Holthusen: Die biologischen Dosierungsmethoden der Strahlentherapie. (Ebenda, S. 199.) 
Kritische ‚Übersicht. 

Jüngling (Chir. Kl. Tübingen): Zur Frage der Raumdosis in der Röntgentiefentherapie. 
(M. m. W. 1924/5, S. 123.) Verf. berechnet die Raumdosis. d. h. die gesamte hei einer Bestrahlung zur 
Absorption gelangte Röntgenenergiemenge (im Sinne von Wintz) für chirurgische Bestrahlungs- 
fälle. Die sog. Dispersion (Abnahme im Quadrat der Entfernung) kann vernachlässigt werden, 
wenn die gesamte Strahlung im Körper bleibt, man kann also statt eines Kegels einen Zylinder an- 
nehmen. Auch die Streustrahlung stört die Berechnung nicht, wenn sie im Körper bleibt. Als Maß- 
einheit dient die Gesamtmenge der absorbierten -Röntgenenergie bis zu 20 em Tiefe bei 1 qem Ein- 
fallsfeld und 100 Proz. der HED als Oberflächendosis unter Schwermetallfilter. Diese Gesamtmenge 
wird mit 100 J bezeichnet. Die Berechnung geschieht unter Berücksichtigung der Feldgröße, der 
Tiefe des Strahlenkegels (Tabelle) und der Oberflächendosis. Die Bestimmung der relativen Raum- 
dosis in Beziehung zum Kilogramm Körpergewicht kann z. B. im Kindesalter bedeutungsvoll sein. 

Lorenz u. Ravewskiı (Frankfurt a. M.): Messungen des Absorptionskoeffizienten von 
Wasser und Al für harte Röntgenstrahlen. (Am J. of Roentg., X, 11. Nov. 1923, S. 890.) Um an prak- 
tisch homogener Strahlung die Absorptionskoeffizienten zu bestimmen, wurden unter näher be- 
schriebenen Kautelen (absorbierende Substanz in der Mitte zwischen Fokus und Ionisationskam- 
mer, genügend große Ionisationskammer, exakte Ausblendung eines 1 em? messenden Strahlenhün- 
dels, Fernhalten aller Außeneinflüsse) eine Reihe von Messungen für.4 Längen von 0,081—0.061 A? 
ausgeführt. Während die Wasserwerte mit den Dessaucerschen übereinstimmen, weichen die für 
Al mit wachsender Wellenlänge immer stärker davon nach unten ah, mit der gewöhnlichen Ver- 
suchsanordnung angestellte Bestimmungen liegen in der Mitte, nach Meinung der Verfasser alles- 
deshalb, weil nur sie die weichen Streustrahlen nach Verlassen des untersuchten Körpers genügend 
abgeblendet haben. Daß auch die wohl mit genügend kleinem Strahlenbündel gewonnenen Glas- 
serschen Zahlen um 30% über den ihrigen liegen, dürfte in einer Primärstrahlung mit weicheren 
Komponenten beruhen, wie sie bei Phasendifferenz in Haupt- und Heizstromkreis vorkommt. Nur 
23 und « charaktcrisieren die Strahlung genügend. Der für 0,061 Ä gefundene Massenabsorptions- 


koeffizient von 0,149 ergibt, daß die in der Riehtmeyerschen Formel $ Al = 1445 ), 4 015 


angenommene Massenstreuung für diese Wellenlänge zu groß ist. Für harte Strahlen wurde auch 
von ihnen der Massenabsorptionskoeffizient für beide Stoffe gleich gefunden, was sich aus dem ge- 
genüber der Streuung fast völligem Zurücktreten der reinen Absorption erklärt. 

Heinrich Martius (Bonn): Über Röntgenstrahlenmessung im Tiefentherapiebetrieb. 
(Strahlenther. 16/2, S. 277.) Als relatives Meßverfahren ist das Leitendwerden der Luft für den 
elektrischen Strom durch die ionisierende Wirkung der Röntgenstrahlen geeignet. Die direkte ro- 
lative Meßmethode mißt die auf den Körper auffallende Strahlenintensität während der ganzen Bve- 
strahlung. Die Strahlenhärte wird mit einem Härtemeßinstrument oder mit Hilfe eines Wasser- 

103 * 


814 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (dermatolog. u. gynäkol. Strahlenther.), XXXT, 5/6. 


phantoms bestimmt. Das von Grebe und Martius angegebene Strahlenmeßgerät (Ionimeter) 
ist vervollkommnet worden. 

Jose Puga (Granada) (Freiburg i. Br.): Die Streuungsrinne. (Strahlenther. 16, 2, S. 288.) Die 
Streuungsrinne ist eine neue Vorrichtung zur Erreichung einer größeren Tiefendosis und günstige- 
ren Dosenverteilung ohne Erhöhung der Öberflächendosis. Der Streukörper umgibt den Patienten 
ringförmig und gestattet kreistförmige Kompression. 

Rahm (Breslau): Beiträge zur Lösung des Homogenstrahlungsproblems. (Chir. Kongr. 1923, 
Arch. f. klin. Chir. 126, S. 47, Bericht Fortschr. 31, 1, S. 101.) 

Gottw. Schwarz (Wien): Zur Wahrung der Priorität in der Frage des Einflusses der zel- 
lulären Radiosensibilitätsschwankungen auf die zeitliche Verteilung der Strahlendosis. (W. kl. W. 
1923/50.) Verf. wies schon 1914 auf merkwürdige Schwankungen der Röntgenempfindlichkeit bei 
ein und demselben Patienten hin und empfahl, statt einmaliger Maximaldosen in großen Zwischen- 
räumen tägliche Verabreichung kleiner, aber noch wirksamer Dosen. 


4. Dermatologische Strahlentherapie. 


Morrow und Taussig (San Francisco): Radiumbehandlung der Naevi vasculares. (Am. 
J. of Roentg. X, 11, Nov. 1923, S. 867.) Der Naevus flammeus wird nur mit flachen Ra-Trägern 
behandelt (0,1 mm Al, alle 3—4 Wochen eine eben suberythematöse Dose) Es wirken -Strahlen, 
y- und Röntgenstrahlen sind praktisch wirkungslos, gut dagegen die Höhensonne. Der Naevus 
vasculosus erfordert je nach der Tiefenausbreitung die Anwendung von %#»—4 starken Platten 
unter 0,1 mm Al 40--45 Minuten lang bis zu 1% Stunden unter 0,3 mm Messing; er reagiert eventuell 
nach Wiederholung der Dose nach 3—4 Wochen — weitere Wiederholungen sollen in größeren Ab- 
ständen erfolgt recht gut. Das Angioma cavernosum wird behandelt mit Ra-Platten von 
%4—% Stärke unter 0,3 mm Messing 1—2 Stunden lang alle 4—6 Wochen, eventuell mit Kreuz- 
feuer und braucht bis 2 Jahre zur Heilung: auch röhrenförmige Applikatoren eigenen sich (0,5 cm 
Silber, % cm Hautabstand, 25 mgh pro em2), ebenso das Spieken mit Ra-Nadeln (12 mg Ra in 2—3 enı 
Abstand 6 Stunden lang) oder Emanation (0,1—0,2 me). — Diskussion: Withers behandelt N. flammei 
mit Höhensonne, empfiehlt bei Angiomen Kompression. Cole hebt die Wichtigkeit großer Ab- 
stände (2—3 Monate) zwischen den einzelnen Anwendungen von kleinen Dosen hervor (5—10 % 
starke Platten): ähnliches gilt für Lymphangiome. Andere empfehlen noch längere Pausen. 

Thedering (Oldenburg): Röntgenbehandlung mit kleinsten Dosen. (Zschr. f. d. ges. phys. 
Ther. 27, 5/6, S. 213.) Manche Krankheiten verlangen nur eine „homöopathische“ Röntgendosis, z. B. 
die Ekzeme im subakuten Stadium: kein Filter oder nur % mm Al, 1 mA, Härte 6—7 Bauer, Dosis — 
sruchteile eines X, Dauer %—1 Min.: bei tieferer Infiltration 2 mm Al, Dosis %—1, höchstens 2X 
Unter soleher Schwachbestrahlung trocknet das nässende Kopfekzem rasch ein, ebenso die hart- 
näckigen nässenden Intertrigoekzeme Skrofulöser. Ebenso heilt das ausgebreitete impetiginös-vesi- 
kulöse Gsichtsekzem (Puder!), Lichen simplex und Psoriasis espitis, das der Seborrhöe zugrunde He- 
gende chronische Ekzem der Kutis. Bei Hauttuberkulose genügen 2—3 X in Abständen von 2 bis 
ə Wochen (2—3 mm AI) bei gleichzeitiger Alleemeinbehandlune. 


5.Gynäkologische Strahlentherapie. 


Chilaiditis (Konstantinopel): 15 Jahre Radium- und Köntgentherapie der Uterusmyome. 
(Pages Médicales, Nov. u. Dez. 1923.) Verf. tritt auf Grund seiner Erfahrungen an über 170 Fällen 
nachdrücklich für die Myombestrahlung ein und widerlegt die Einwände gegen dieselbe. Er ist 
gegen Intensivbestrahlung in einer Sitzung, wendet vielmehr 2—3 Serien mit je 2stündiger Dauer 
und 25 Tagen Zwischenzeit an. 2 sehr große, bis zum Schwertfortsatz reichende Myome verklei- 
nerten sich auf Orangengröße. 

Fornero-Balli: Beziehungen der röntgenbestrahlten inkretorischen Uterin-Drüse zu 
den übrigen Drüsen mit innerer Sekretion. Versuche von Rö.-Therapie bei konstitutioneller Ame- 
norrhoe. (II. Teil.) (La Radiol. Med. X, 12, Dez. 1923, S. 501.) Bei Bestrahlung des Uterus antwor- 
ten auch die anderen endokrinen Drüsen, insbesondere die des Genitaltraktes, auf diesen Reiz. Der 
Einfluß der Bestrahlung des Uterus äußert sieh nieht in einer gewaltigen Produktion von Fett- 
stoffen, deren Bedeutung noch unbekannt ist, sondern von Stoffen hoher chemischer Wahlverwandt- 
schaft, wie Proteide, Lipo-Albuminoide, chromaffiner, kolloid-affiner und vieler anderer Substanzen, 
deren Natur derzeit noch nicht genügend bekannt ist. Da auf diese Weise eine Vermehrung der 
ınetaplasmatischen Produkte erzeugt wird, wird auch die Funktion aller jener Organe angeregt, 
in denen diese Produkte ebenfalls entstehen können, und an welche sie in synergeischem oder anta- 
gonistischem Sinne gebunden sind. Die Bildung gewöhnlicher Fettkörper, die in reichlichem und 


XXXI, 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (gynäkol. Strahlentherapie). 8i5 


ausschließlichem Maße erfolgt, ist ein Zeichen einer harmonischen Dystrophie, dagegen hat die Ent- 
stehung der höheren chemischen Verbindungen den Wert einer regelmäßigen Hypersekretion, die 
dem zellulären Metabolismus und damit dem ganzen Organismus von Nutzen ist. Die meisten dieser 
Produkte können auf chemischem oder’ mikroskopischem Wege nachgewiesen werden. Aus ihrem 
Vorkommen oder Fehlen kann auf die Art der Beeinflussung durch die Bestrahlung geschlossen wer- 
den. Mikroskopische Untersuchungen an allen Organen mit innerer Sekretion. Der erste Eindruck 
ist an allen Präparaten eine wirkliche Hyperplasie nach Uterus-Bestrahlungen; eine erhöhte Pro- 
duktion metaplasmatischer Substanzen in den endokrinen Drüsen. Belege hierfür an Präparaten 
der Nebennieren, der Thyreoidea, der Epithelkörperchen und der Hypophyse. Der Sekretionszustand 
dieser Drüsen kein konstanter, sondern den Forderungen des Organismus angepaßter. Die Präpa- 
rate” zeigen Veränderungen an den fixen und mobilen Elementen infolge der Bestrahlungen, Be- 
funde, die jedoch nicht konstant sind, die vor allem an eine gewisse Zeit nach der Strahleneinwir- 
kung gebunden scheinen. Auftreten von Zellen mit sudanophilen chromopositiven Granulationen, 
die prompt mit ihrem Erscheinen auf die Bestrahlung reagieren, und dadurch gleiche Organfunk- 
tion und inneren Zusammenhang zeigen. Von diesem Gesichtspunkte aus wurden verschiedene Fälle 
konstitutioneller Amenorrhoe bestrahlt. Die Uterinregion wurde mit einer Dosis belegt, die jener 
bei den experimentellen Untersuchungen entsprach. Die Menses traten auf und persistierten in 
einigen Fällen noch nach einjähriger Beobachtungszeit. Die Erfolge werden erklärt durch eine im 
ganzen Organismus begründete Hebung des daniederliegenden interstitiellen utero-ovariellen Sy- 
stems. sei es durch direkte Beeinflussung der Uterindrüse durch die Bestrahlung, sei es durch Rei- 
zung des extragenitalen interstitiellen Komplexes, der unlöslich mit den Genitalfunktionen ver- 
bunden ist. | 

Heimann: Strahlentherapeutische Besonderheiten. (Mschr. f. Geburtsh. 65. 1—2, S. 71.) 
Bei einer Frau trat 4 Jahre, nachdem sie wegen Myomblutungen durch Bestrahlung amenorrhoisch 
gemacht war, ein papillärer Ovarialtumor in Erscheinung. — Bei 2 ebenfalls erfolgreich bestrahlten 
Myomen trat nach Jahren ohne neue Blutungen ein ungeheures Wachstum der Myome auf. Die 
eine Kranke wurde operiert. Keine maligne Degeneration. Ovarien wie sonst nach Bestrahlung, 
der Wachstumsreiz ging also nicht von diesen aus. — Hinsichtlich der Hoffnung auf heilende Wir- 
kung der modernen Röntgenbestrahlung auf das Uteruskarzinom sieht sich Verf. enttäuscht. 

H. Hirsch (Altona): Weitere Erfahrungen mit der Hypophysenbestrahlung. (Zbl. f. Gyn. 
1924/3, S. 76.) Durch Hyp.-Bestrahlung werden die Blutungen günstig beeinflußt, der Rückgang der 
Geschwülste ist jedoch nur scheinbar, durch Quellung des Uterusgewebes werden sie verdeckt. Hy- 
pophysäre Myombestrahlung nimmt Verf. daher nur bei erschwerter Einstellung des Ovars vor (Adi- 
positas, große Tumoren). Bei Karzinomen verschiedener Organe konnte Verf. nie die von Hof- 
bauer geschene sensibilisierende Fernwirkung durch Hypophysenbestrahlung feststellen. 

J. Hofbauer (Univ.-Frauenkl. München): Der hypophysäre Faktor beim Zustandekommen 
mienstrueller Vorgänge und seine Beziehungen zum Corpus luteum. (Zbl. f. Gyn. 1924/3, S. 65.) Die 
Bedeutung der vegetativen Kerne an der Zwischenhirnbasis scheint darin zu liegen, daß sie ebenso 
wie den Woasser-, Salz-, Kohlehydrat- und Wärmehaushalt und die Gefäßinnervation auch die ova- 
riehe Funktionsleistung regulieren. Im Corpus luteum sieht Verf. einen Hemmungsfaktor uteriner 
Kontraktionen (Hüter der Gravidität) und gleichzeitig einen Regulator der Blutung. 

A. Lachapelle: Krebs des Collum uteri. Wichtigkeit der Mitosen für Prognose u. Strah- 
lentherapie. (Arch. d. Electr. med., Nr. 493, Okt. 1923. S. 321.) Die frühere Ansicht, daß das spino- 
zclluläre Epitheliom refraktär gegen Strahlung ist, während die baso-zellulären Epitheliome in der 
Regel radiosensibel sind, wurde verdrängt durch die Bergonie-Tribondeausche Auffassung, die auch 
Regaud vertritt, daß die Radiosensibilität der Zellen nicht abhängig ist von ihrem morphologi- 
schen Charakter, sondern von ihrer karvokinetischen Aktivität. An 15 beliebig herausgegriffenen, 
mit Radium resp. mit Röntgenstrahlen behandelten Fällen von Zervixkarzinom wird bewiesen, daß 
die Epitheliome. ohne Rücksicht darauf. ob sie haso- oder spino-zellulären Charakter hatten, günstig 
auf Strahlung reagierten, die reich an Mitosen waren. 

TLindig (Freiburg i. Br.): Weitere experimentelle Untersuchungen über Uterus und Ova- 
rium als innersekretorisches System. (Arch. f. Gvnäk. 120 — Kongreßband —, S. 233.) 

Naujoks (Univ.-Frauenkl. Königsberg): Die temporäre Sterilisiernng durch Röntgenstrah- 
len. (Zschr. f. Geburtsh. 86. 3, S. 638.) Erfahrungen an 62 bestrahlten Frauen: Bei jüngeren ist 
die Gefahr einer Dauersterilisierung sehr gering. Die Länge der erzielten Amenorrhoe können wir 
noch nicht vorausbestimmen. Ausfallserscheinungen nehmen mit dem Alter zu, bei Frauen über 
40 Jahre waren sie manchmal erheblich. Schwangerschaft nach Röntzenamenorrhoe wurde in 
2 Fällen beobachtet. 

E. Opitz (Freiburg i. Br): Über die Bewertung der Strahlenbehandlung von Myomen und 
funktionellen Uterusblutungen. (M. m. W. 1924/3, S. 76.) Wendet sich vor allem gegen die Ausfüh-, 


816 Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Chir., interne usw. Strahlenther.), XXXI, 5/6. 


rungen von Sellheim und Kiehne in Nr. 47, 1923 (s. Fortschr., 31, 4, S. 535 u. 549). Die Bestrah- 
lung ist der Operation vorzuziehen. Zu operieren sind submuköse Myome, solche, die den Nabel er- 
reichen, und alle Geschwülste, welche Druckerscheinungen und Schmerzen machen, ferner Fälle 
mit nicht ganz sicherer Myomdiagnose, schließlich ganz ausgeblutete Frauen. 

Schmitz u. Bundy (Chicago): Die Behandlung der gutartigen Blutungen des weiblichen 
Urogenitaltraktus mit Bestrahlung. (Am. J. of Roentg. X, 11, Nov. 1923, S. 872) Gegen hä- 
morrhagische Metropathien (essentielle Hämorrhagien) gibt Verf. mit 50 ıng Ra bei 
Jüngeren 300 mg El.-St. (— 25% Haut-Eryth.-D.), eventuell wiederholt nach 6 Monaten, bei über 
35jährigen das Doppelte, nach dem Klimakterium Dosen wie bei malignen Tumoren; bei 8% mußte 
die Dose einmal, bei 4% zweimal wiederholt werden. Myome werden in 33% kleiner, fibroide bis zu 
Apfelgröße mit Ra, größere mit Röntgenstrahlen oder beidem, Adenomyome chirurgisch oder wie 
maligne Geschwülste behandelt. Die Ra-Kapsel muß im Fundus liegen. Gegenindikationen bilden 
Drucksymptome, Degeneration. Komplikation mit Adnexerkrankungen oder submukösen Fibroiden, 
Lage in der Cervix. Sind die Myome größer als ein Uterus nach 4 Monaten, werden sie möglichst 
operiert. Bei Adnexblutungen, eventuell auch nach Abheilung der örtlichen Affektion, só- 
wie bei perniziößsen Schwangerschaftsblutungen bewährte sieh Milzreizung mit 15% 
H.-Eryth.-D., eventuell wurde nach 48 Std. noch ?/s H.-Eryth.-D. .gegeben. (Hemmung des Ovars 
durch Milzreizung) — Diskussion: Ullmann: Bei schwerst bestrahlten Tieren sank die Ge- 
rinnungszeit, bis man überhaupt kein Blut mehr entnehmen konnte. Withers sah bei 2 Ovarekto- 
mierten Blutungen nach Ra-Einlage verschwinden. Schmitz kam vor 2 Jahren aus eigenem auf 
die Milzbestrahlung bei einer Schwangeren mit Zahnfleischblutungen, bei der Transfusionen und 
. Placentaextrakt erfolglos geblieben. waren. Ra zerstört Endometrium, Röntgenstrahlen schädigen 
Ovar. Nur Blutungen sind Indikation für Bestrahlung, im’ Zweifel wird hysterektomiert oder myo- 
mektomiert. j 

Werner (Wien): Milzbestrahlung in der Gynäkologie. (Aussprache hierzu im Arch. f. Gy- 
näk. 120 — Kongreßband 1923 —, S. 207 f.) 


6. Chirurgische, interne, ophthalmologische usw. Strahlentherapie. 


Aikıns (Toronto): Die Anwendung des Radiums bei der Behaudlung der Leukämien und der 
Hodgkinischen Krankheit. (Am. J. of Roentg. X, 11, Nov. 1923, S. 853.) Bei der Behandlung der chro- 
nischen myeloischen Leukämie, die sich am besten für Ra-Behandlung eignet, verwendet Verf. 
flache Ra-Träger, die binten mit Metall abgedeckt sind: er bestrahlte bis zur Erythemdose und 
konrte so den Kranken das Leben erträglicher machen und vielleicht auch verlängern. Wenn auch 
bei der lymphatischen Leukämie im allgemeinen die Drüsen für die Ra-Behandlung zu zerstreut lie- 
een, so konnte doch das Allgemeinbefinden vorübergehend gebessert werden. 3 aufgeführte Hodgkin- 
Fälle können nach ausgiebiger Lokalbestrahlung in monatlichen bis Gwöchentlichen Abständen nach 
Rückfällen scit nunmehr 3—4 Jahren als klinisch geheilt betrachtet werden. In der Diskussion 
wurde neben intensiver, allerdings nicht bis zur Erythemdose gesteigerter, Radium-Bestrahlunge 
auch milde Röntgenbestrahlung empfohlen. Über die Wirkung der Bestrahlung der langen Knochen 
waren die Meinungen geteilt. | | 

Bower n. Clark (Philadelphia): Vorläufiger Bericht über die Wirkung von implantiertem 
Radium auf erkrankte menschliche Schilddrüsen. (Am. J. of Roentg. X, 11, Nov. 1923, S. 875.) Nach 
Operation rückfälliges Karzinom der Schilddrüse von 5X4X2 em Größe ging nach 48stündiger An- 
wendung von 2 12,5 mg-Nadeln und 25 mg oberflächlich in 3 Wochen auf die Hälfte, nach weiterer 
26stündiger Anwendung von 2 12,5 mg-Nadeln in 3 Monaten bis auf eine mäßige Induration ganz 
zurück. — Ein Kolloidkropf mit Larynxkarzinom und Tonsilbenschwellung erhielt nach Einschnitt 
S 12,5 mg-Nadeln 24 Std. lang und ging mit den Komplikationen in 6 Wochen auf die Hälfte zurück, 
der Stoffumsatz näherte sich der Norm. Weitere 5 Nadeln und 37,5 mg auf der entgegengesetzten 
Seite brachten die Schilddrüse auf normale Größe und verkleinerten Karzinom und Tonsillen er- 
heblich. — Bei einer Thyreotoxikose mit nervösen Herz- und Magendarmerscheinungen blieb die 
Einführung von 8 Nadeln durch die Haut erfolglos. Bloßlegung zeigte die Kapsel der Schilddrüse un- 
verändert, die aufliegenden Muskeln geschädigt, aber nicht mit ihr verwachsen: darauf wurden 
S Nadeln für 24 Stunden in die Drüse eingeführt, und nun trat Rückkehr fast bis zur Norm ein. 

Case (Battle Creek): Die Technik der Bestrahlung des Ösophaguskarzinoms. (Am. J. of 
Roenig. X, 11, Nov. 1923, S. 859.) Bei der Schwierigkeit, durch innere Radiumapplikation eine ge- 
nügende Tiefendosis zu erreichen, ist, wenn irgend angängig, diese durch Umhüllung des Ra mit 
8—15 mm Gummigewebe zu verbessern; die Bestrahlung wird auch ergänzt durch äußere Ra-Anwen- \ 


XXXI, 5/6. Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes (Ohir., intern. usw. Strahlenther.). | 317 


dung und Röntgenbestrahlung. Die Ra-tragende Sonde kann — unter. dreisten Atropingaben, das 
auch sonst gegen spastischen Anteil an den als Frühsyınptom auttretenden Schluckbeschwerden 
diagnostisch und therapeutisch emptohlen wird — über einen zuerst mit Hiltie von Wasser oder 


Par«ifin verschluckten Faden gestülpt werden und soll antangs etwas zu weit, im letzten Drittel 
der Behandlung etwas zu kurz gelegt werden. Es kann aber auch nur eine am unteren Ende bloß 
nach einer Richtung’ biegbare Ra-tragende Sonde nach Mills unter Kontrolle durch Durchleuchtung 
verwendet werden. Oder man legt, um dem Patienten die Unannehmlichkeiten des langen Liegens 
der Sonde zu ersparen, eine später doch häufig nötig werdende und auch an sich günstig wirkende 
Gastrostomieölfnung an, läßt von oben herab einen dünnen Faden, an dem ein resterer geknüpft 
ist, schlucken, sucht mittels Haken vder Herausspülens das untere Ende Jurch die Magenwunde zu 
lassen, und zieht an ihm die Ra-Lräger herab, die nach der Behandlung wieder hochgezogen werden. 
- Fixieren des Gummidrains an der Magenwunde Ëxiert auch die Radiumträger nach unten. Durch 
Implantation von Ra-Nadeln unter Leitung des Gastroskops sind nun 3 Jahre bestehende Heilungen 
erzielt’worden, aber das Verfahren ist eingreifend, und ott nur die oberen Teile des Tumors erreich- 
bar. Die bloße Röntgenbehandlung hat in 4 Tagen, bei geschwächten Kranken vielleicht besser in 
10—-12 Tagen von 4 Feldern aus 120—130% HED an den Tumor zu bringen. Kombination mit innerer 
Ra-Anwendung gab dem Vert. die besten Resultate. Die Ra-Träger haben am oberen Rand einen 
ring!örmigen Wulst; sie enthalten 100 mg und darunter, evtl. auch darüber 50 mg Ra. Verl. gibt 
nach Klärung des spastischen und organischen Anteils an der Störung zunächst Röntgenbestrah- 
lung, macht dann die Gastrostomie, läßt 14 Tage darauf den laden schlucken, um hierauf möglichst 
in kinem die nötige Ra-Dosis zu verabreichen. lei größerer Enge wird zunächst ohne die Gummi- 
umhüllung bestrahlt, etwa 2 Std. lang, bis eine Erweiterung die Umhüllung möglich macht. — ` 
Bowing hat von der Dilatation allein Erfolge gesehen; zum Fixieren der Ra-Applikationen be- 
nutzt er oben eine Olive, die eben nicht mehr, unten eine, die eben durch-, aber nicht mehr zurück- 
geht. Gegen Speichelfluß Morphium und Atropin. 

Hofbauer (Dresden): Klinische Beobachtungen bei Hypophysenbestrahlungen, insbes. amı 
Karzinom. (Arch. i. Gynäk. 120 — Kongreßband 1923 —, S. 194; Ausspr. S. 206 £.) 

F. Klewitz (Med. Kl. Königsberg): Kurzer Bericht über 85 bestrahlte Asthmafälle. (Kl. W. 

24/6, S. 228.) 85 Fälle. In etwa 75 Proz. Erfolg mit Röntgentherapie. Technik s. M. m. W. 1922/9. 

Lory (Paris) u Bruneau de Laborie (Limoges): Genaue Radiumapplikation bei den 
tief gelegenen Rektumneubildungen. (J. de Radiol., Nov. 1923, S. 493.) Da die Rektoskopie nur über 
den Endzustand rektaler Neubildungen unterrichtet, wird empfohlen, sich durch Kontrasteinlauf 
über die Ausdehnung der Neubildung und die Art der Stenose zu unterrichten, auf Grund des Rönt- 
genogramms die Radiunnträger einzuführen, die Lage der Radiumträger — Merkzeichen! — rönt- 
genographisch zu kontrollieren. Dies Vorgehen gestattet genaueste, gelegentlich auch röntgeno- 
skopisch. zu kontrollierende Bestrahlung. Die gegen Radiumstrahlen sehr empfindliche Rektum- 
schleimhaut muß hinreichend gegen die Radiationen geschützt bleiben. (2 Beobachtungen mit ent- 
sprechenden Bildern.) 

Rethi (Wien): Radiumbestrahlung bei Postikuslähmungen narbigen Ursprungs. (W. m. W. 
1923/50, S. 2252.) In 2 einseitigen und einem doppelseitigen Fall frischer Postikuslähmung nach 
Strumaoperation hatte Radiumbestrahlung anscheinend guten Erfolg. 5 Sitzungen mit dick ge- 
filtertem Kreuzfeuer. 

Schulte Tigges: Zur Röntgentiefentherapie der Lungentuberkulose. (D. m. W. 1924/6.) 
Bericht über 97 Fälle. Bestrahlt wurden nur knotige, fibrös knotige und fibröse Fälle in allen Sta- 
dien. Die Frage, ob mehr erreicht worden ist, wic ohne Röntgenbestrahlung sich hätte erreichen 
lassen, glaubt Verf. bei aller Würdigung der Schwierigkeit der Beurteilung in bejahendem Sinne 
beantworten zu müssen. Jedenfalls sind die Ergebnisse so, daß sie zu einer Fortsetzung der Rönt- 
gentiefentherapie erınuntern. Prognostisch ungünstige Fälle können jedoch durch Röntgentherapie 
nicht in prognostisch günstige verwandelt werden. Bezüglich der Technik ist zu bemerken, daß 
eine möglichst homogene Durechstrahlung der erkrankten Bezirke mit kleinen Dosen erstrebt wurde. 
Symmetrieapparat, Zinkfilter, 38 cm Funkenstrecke, Feldgröße 10:10 cm bei 30 em Fokusdistanz 
oder 10 : 15 bis 20 : 20 cm bei 40 bis 45 cm Fokusdistanz. Beginn mit 2,5—5% der HED am Wirkungs- 
ort, bei fibrösen Formen steigend bis 10—20—30%. Durch die von M. Fränkel angegebene Milz- 
und Knochenmarkreizbestrahlungen konnte kein sichtbarer Erfolg erzielt werden. 

Tyler (Omaha): Krebs der Zungenschilddrüse mit Lungenmetastasen. (J. of Radiol. IV, 11, 
Nov. 1923, S. 381.) Den bisher in der Literatur beschriebenen 44 Fällen von Zungenschilddrüsen fügt 
Verf. den anscheinend ersten an, in dem maligne Entartung auftrat. 54j. Mann kommt zum Arzt 
wegen Schluckbeschwerden, hat vor 8 Jahren auf dem Zungenrücken eine Geschwulst bemerkt, ohne 
Beschwerden. Vor 5 Jahren wurde angeblich’durch seitlichen Einschnitt eine vergrößerte Halsdrüse, 
1920 durch Medianschnitt ein Zungenkropt entfefnt. Befund: harte, unverschiebliche Masse l. am 


ee, i a 
r 


818 “Auszüge aus Zeitschr. usw. (Verwandte physik. Heilmethoden). — Patentanmeldungen. XXXI, 5/6. 


/Jungengrund. Thoraxdurchleuchtung 1921 entdeckte etwa 30 erbsen- bis kleinorangengroße Verdich- 
tungsherde, die in 1% Jahren noch weiter wuchsen. 1920—23 verschiedene Bestrahlungen auf Hals, 
Mediastinum und Bauch, ferner 400 mg-Std. Radium lokal unter 1% mm Messingfilter. Sektion er- 
gab Nekrose an der Tumorstelle, vergrößerte Drüsen im hintern Mediastinum, Narben im Mesente- 
rium und paricetalen Peritoneum. 

Zange: Über Behandlung der Kehlkopftuberkulose mit Röntgenstrahlen. (Verein d. Ärzte 
in Steiermark 23. 11. 33, Bericht M. m. W. 1923/51, S. 1523.) 


7. Verwandte physikalische Heilmethoden. 


Congoureux: Über einen merkwürdigen Erfolg mit Diathermie. (Arch. d'Electr. mèd., 
Nr. 493, Okt. 1923, S. 335.) Erfolgreiche Behandlung einer 45). Patientin, die seit ihrem 30. Lebens- 
jahre an einen Genitalprolaps leidet, mit Diathermie. Aulnahmebeiund: Kompletter Genitalpro- 
laps, Kolpokele, Zystokele. Der Vorfall des Uterus und die Hypertrophie des Collum uteri sind der- 
art, daß letzterer 15 cm aus der Vulva hervorragt. Auf der linken Seite der prolabierten Scheiden- 
wand befindet sich ein 4 em langes, 6 cm breites, tiefes Geschwür. Eine histologische Untersuchung 
des Geschwüres wurde nicht vorgenommen. Schwere Blasenerscheinungen. In vier Sitzungen vom 
2. bis 22. Mai wurde Diathermokoagulation des Geschwüres, die absolut schmerzlos war, vorgenom- 
ınen. Blasenspülungen, Verband der Wunde mit Kreosoformsalbe, Urotropin. Vier Tage nach der 
letzten Sitzung zog sich der Prolaps von selbst zurück. Die Untersuchung am 29. 5., also kaum 4 Wo- 
chen nach Beginn der Behandlung, ergab normale Lage von Uterus und Blase. Fortschreitende Hei- 
lung des Geschwürs, keine Blasenstörungen mehr. 

A. Eckstein (Univ.-Kinderkl. Freiburg i. Br.): Experimentelle Untersuchungen über Ra- 
ehitis. (Kl. W. 1924/3, S. 104.) Mit einem Futter, das frei von Faktor A, Phosphor und Fett war, ge- 
lang bei Ratten die Auslösung rachitisähnlicher Erscheinungen. Bestrahlungen mit der Kohlschen 
Bogenlanıpe (kontinuierliches Spektrum von 800—250 uu) boten prophylaktischen Schutz. Ferner 
ließ sich auch bei der Rattenrachitis eine Altersdisposition feststellen. 

Fecht: Höhensonnen-Behandlung der Lungentuberkulose und ein neues hämatologisch 
prognostisches Wertbild. (D. m. W. 1924/4.) Das Komplexbild der Arnethschen Zahlen und die 
Verhältniswerte der Gesamtleukozyten ergibt nach 3wöch. Höhensonnenbestrahlung ein bestimmtes 
prognostisches Wertbild. Man sieht nach 3wöch. Probebestrahlung: 1. bei günstigen Fällen 
eine auftretende Lymphozytose und eine Rechtsverschiebung der Arnethschen Zahlen: 2. bei we- 
nigergünstigen Fällen eine Lymphozytose bei gleichbleibenden Arnethschen Zahlen; 3. bei 
ungünstigen Fällen keine oder nur ganz geringe Lymphozytose bei gleichbleibenden Ar- 
nethschen Zahlen. Bei Diskrepanz zwischen dem Blutbild und dem augenblicklichen Allgemeinzu- 
stand beweist der weitere Verlauf die prognostische Überlegenheit ünd Richtigkeit des gewonnenen 
Blutbildes. Bei der Bestrahlung selber wird mit den Bestrahlungszeiten schnell angestiegen, um 
eine kräftige Hautreaktion zu erzielen. Zur Bestrahlung geeignet sind die stationären und zur La- 
tenz neigenden vorwiegend nodös pröduktiven und zirrhotischen Formen. Bei exsudlativen und offe- 
nen Formen, besonders bei solchen mit Kavernenbildung, ist die Bestrahlung kontraindiziert. 

Tyler (Omaha): Elektrothermische Koagulation. (J. of Rad. IV, 11, Nov. 1923, S. 400.) Ein 
nach Quetschung in der Gegend der Tabatiere aufgetretenes Sarkom, das vom Multangulum ausging, 
wurde durch Elektrokoagulation entfernt und mit Röntgenstrahlen nachbehandelt. Der 48). Pat. 
blieb 8 Jahre, bis heute, rückfallfrei. 


Patentanmeldungen. 


; Klasse 21 g. 

11 Sch. 63543. J. Schmierer (Berlin-Friedenau, Isoldestr. 1) & Deutsche Glimmlampen 
G. m. b. H. (Berlin): Verf. z. Einschalten v. Glimmlichtröhren od. Glimmlampen mit mehreren Ka- 
thodenflächen. 26. 11. 21. 

18 L. 47848. Dr. Siegm. Löwe (Berlin, Gitschiner Str. 108): Einricht. z. Betrieb v. Hochvakuum- 
Rö.-Röhren mit Glühkathoden mittels einer Teslaspule. 5. 3. 19. 

15 K. 81501. Dr. Alb. Kohler (Freiburg i. Br., Albertstr. 15): Röntgenapparat. 4. 4. 22. 

15 S. 61198. Siemens & Halske, A.-G. (Siemensstadt b. Berlin): Rönt.-Ther.-Röhre f. großr 
Leistungen. 

15 P. 43108. Fa. Otto Preßler (Leipzig): Verf. z. Herstellung v. Rö.-Röhren-Antikathoden. 
29. 10. 21. 

15 P. 44022. Phönix Rö.-Röhrenfabr. A.-G. (Rudolstadt i. Th.): Hochvakuum-Glühkathoden- 
röntgenröhre m. gekühlter Anode. 13. 4. 22. " 


XXXI, 5/6. Patentanmeldungen. 819 


15 P. 44553. PhönixRö-Röhrenfabr. A.-G. (Rudolstadt i. Th.): Hochvakuum-Glühkathoden- 
Rö.-Röhre m. gekühlter Anode. Zus. z. Anm. P. 44022. 7.7. 22, 

15 S. 55307. Dr. Ernst v. Seuffert (München, Bavariaring 11): Rö.-Röhre f. Tiefenbestrahlung. 
12. 1. 21. 

16 B. 110090. British Scientifie Instrument Research Association (London): 
Vertr.: Hans Heimann, Patentanwalt (Berlin SW. 61): Vorrichtg. z. Ändern d. Vakuums in 
Rö.-Röhren od. anderen elektr. Entladungsröhren. Zus. z. Pat. 382397. 25. 6. 23. England. 
29. 5. 23. 

15 P. Arthur Pfeiffer (Wetzlar): Einrichtung an Hochvakuum-Strahlenquellen zwecks Aus- 
wechslung Elektroden oder Teile derselben. 23. 3. 22. 

15 R. 57908. Radiologie A.-G. (Berlin): Verfahren zur Herstellung von Kathoden für Hochva- 
kuumröhren, insbes. Röntgenröhren. 27. 2, 23. 

15 St. 36902. Dr. Ing. K. A. Sterzel (Dresden, Zwickauerstr. 42): Verf. z. Betr. v. Rö.-Röhren 
innerh. geschlossener Strahlenschutzeinrichtung. 30. 5. 23. 

16 B. 107 663. Dipl.-Ing. Max Brenzinger (Frankfurt a. M., Neuhofstr. 47): Aufladevorricht. f. 
Ionisationsmeßgeräte. 7. 12. 22, 

17 A. 37633. Dr. Ludw. Ascher (Nürnberg, Plobenhotistr. 10): Verf. z. Unters. v. Stoffen aller 

Art mitt. Rö.-Str. 2. 5. 22. 

18 P. 46453. PolyphosE.-G.m.b.H.u. Wilh. Beer (München, Schillerstr. 16): Einrichtg. 
z. Regelung der Betriebsspannung f. Rö.-App. 25. 6. 23. 

16 S. 63 114. Siemens & Halske A.-G. (Siemensstadt b. Berlin): Tonisalionskanimen: 15. 6. 23. 

15 P. 45745. Phönix Rö-Röhrenfabr. A.-G. (Rudolstadt i. Th.): Glühkath.-Rö.-Röhre mit 
hohem Vakuum. 16. 2. 28. 

15 P. 45922. Patent-Treuhandges. f. elektr. Glühlampen m. b. H. (Berlin): Glühka- 
thode f. Rö.-Röhren. 17. 3. 23. 

15 R. 57842. Reiniger, Gebbert & Schall A.-G. (Erlangen): Rö.-Röhre mit Glühkathode. 
17. 2. 28. 

16 H. 88361. Dr. Erich Henschke (Berlin-Schmargendorf, Marienbader Str. 9): Verfahren zur 
Messung von Röntgenstrahlen. 

15 387 974. „Radiologie“ A.-G. (Berlin): Röntgenröhre zur Erzeugung scharfer Röntgenbilder. 
19. 9. 22. R. 56 831. 


Klasse 30a. 
6 R. 58059. Reiniger, Gebbert &Sehall A.-G. (Erlangen): Lagerungsgerät f. die Anwendg. 
v. Rö.-Strahlen. 19. 3. 23. 
6 S. 62710. Siemens & Halske (Siemensstadt b. Berlin): Drehblende z. Abschirmung d. bildver- 
schleiernden Sek.-Strahlen bei Rö.-Aufnahmen. 
6 S. 59535. Siemens & Halske A.-G. (Siemensstadt b. Berlin): Vorr. z. Erzielung einer gleich- 
mäß. Bewegung einer Gitterblende f. Rö.-Str. 22. 4. 22. 


Klasse 30 f. 

13 L. 57126. Dr. Hans Levin (Hamburg, Mönkebergstr. 17): Elektrode f. Diathermiebehandl. 
6. 1. 28. 

18 H. 89032. Dr. E. Henschke (Berlin-Schmargendorf, Marienbader Str. 9): Verf. u. Vorr. z. 
Bestimm. d. Rö.-Str.-Dosis. 

18 S. 56 148. Dr. Ernst v. Seuffert (München, Bavariaring 11): Anordnung v. Blenden an Rö.- 
Röhren f. Tiefenbestr. 26. 3. 21. 

16 Q. 1170. Quarzlampen-Ges. m. b. H. (Hanau): Stativ, insbes. f. med. App., Bestrahlungs- 

apparate od. dgl. 27. 6. 21. 

18 H. 88650. Dr. E. Henschke (Berlin-Schmargendorf): Verf. z. Messung d. Dosis v. Rö.-Str. 
8. 2. 22, 

18 R. 562541. Reiniger, G e bbert & Schall A.-G. (Erlangen): Haltevorricht. f. Rö.-Röhren. 
12. 8. 21. 

18 H. 88946. Dr. E. Henschke (Berlin-Schmargendorf): Verf. z. Messung d. Dosis v. Rö.-Str. Zus. 
z. Anm, H. 88660. 2. 3. 22. 

18 H. 88048. Dr. E. Henschke (Berlin-Schmargendorf) u. Dr. Adolf Miethe ((Berlin-Halense:, 
Halberstädter Str. 7): Einrichtg. z. Messung d. Dosis b. Bestrahlungen m. Licht -Rö.-Str. Zus. z. 

Pat. 868 554. 9. 12. 21. 

18 F. 53142. Dr. Walter Fürst (Frankfurt a. M., Passavantstr. 15): Einrichtg. f. Tiefenther. 
23. 12, 22. 


Fortschritte a. d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. XXXI. 104 


820 Neueste ausländische Zeitschriften, welche in diesem Heft noch nicht referiert sind. XXXI, 5/6. 


16 H. 87876. Dr. E. Henschke (Berlin-Schmargendorf): Verf. u. Vorr. z. Dosierg. v. Lichtstrahlen 
b. ther. Bestr. 25. 11. 21. | 

18 V. 18135. Veifa-Werke A.-G. und Fritz Bernhardt (Frankfurt a. M., Leipziger Str. 36): 
Verf. z. Darst. d. Rö.-Str.-Kegels im Phantom u. Gewebe. 17. 2. 23. 


Klasse 42h. 

34.E. 28207. Arthur John, Hawes Elverson (London); Vertr.: Dr. Ing. R. Geißler, Pa- 
tentanwalt (Berlin SW. 11): App. z. stroboskop. Unters. d. Bewegung irgendwelcher Körper. 
3. 6. 22. England 6. 12. 21. 

32 P. 44723. Dr. Aron Polak (Paris); Vertr.: Dr. C. Schmidtlein, Patentanwalt (Berlin 
SW. 11): Vorr. z. gleichmäß. Durchleuchtg. transparenter ebener Flächen. 3. 8. 22. 

34 K. 866865. Herbert Kennedy & Co. Ldt. (London); Vertr.: Dr. Ing. R. Geißler, Patent- 
enwalt (Berlin SW. 11): Stroboskop. 14. 8.23. England 8. 9. 22. 


Klasse 57 a. 
7 R. 55716. Reiniger, Gebbert & Schall A.-G. (Erlangen): Röntgenkassette. 24. 4. 22. 
T A. 39313. Aktienges. f. Anilinfabr. (Berlin-Treptow): Packung f. Röntgenfilme. 2. 2. 23. 
T Sch. 68466. Dr.Carl Schanz (Freiburg i. Br., Reischstr. S): Vorrichtg. z. Herstellg. verzerrungs- 
ireier Rö.-Aufn. 21. 8. 23. 
| | Klasse 57 b. 
8 St. 37320. Dr. PleikartStumpf (München, Rottimnannstr. 14): Schichtträger f. Röntgenzwecke. - 
Zus. Pat. 389 727. 29. 10. 28. ” 


Neueste ausländische Zeitschriften, welche in diesem Heft noen nicht 
referiert sind. 
Archives d’Electricité médicale et de Physiotherapie. 495, Dez. 1923. 
Solomon, Les doses biologiques en’radiotherapie profonde. — Liautard et Bianchi, 
Un cas de coxa-vara double chez une enfant de seize mois. — Gunsett et Sichel, Quelques re- 
marques sur la radiothérapie de l’ulcere de l'estomac et du duodenum. 


La Radiologia Medica. XI, 1, Jan. 1924. 

A perlo, E sempre possibile la diagnosi di sinfisi pleurica in base al solo reperto radiologico? 
— Sessa, Sopra un caso di neoplasia maligna primitiva del polmone. — Maragliano, I pasti 
magnetici in Radiologia ed una nuova applicazione dell’elettrovibratore Bergonié. — Bianchi, 
Sul rischiaramento dell’apice pulmonare. — Piergrossi, Casi di radiologia clinica. 

The American Journal of Roentgenology and Radium Therapy. X, 12, Dez. 1923. 

Duane, Ionization Methods of Measuring X-Ray Dosage. — Failla, The Economies ol 
Dosimetry in Radiotherapy. — Mavor, Studies on the Biological Effects of X-Rays. — Little, 
The Occurrence of Two Heritable Types of Abnormality among Descendants of X-Rayed Mice. — 
Ullman, Forceps for Cleaning Radium Needles and Tubes. XI, 1, Jan. 1924. — Knox, Some 


Aspects of the Cancer Problem. — Bachem, Radium and Roentgen Rays as Different Agents in 
Superficial and Deep Therapy. — Waters, The New Type of High-Voltage Roentgen Therapy in 
the Treatment of Carcinoma of the Bladder. — Heuser, The Results Obtained after two Years’ 


Application of Deep Roentgen Therapy in Cases of Cancer of the Prostate and Bladder. — Nichols, 
Hydronephrosis. — E vans and Leucutia, Deep Roentgen Therapy of N eoplastie Pulmonary Meta- 
stases, — Lawrence, High Voltage Treatment in a series of Sarcoma Cases. — Sante, Tuber- 
culous Lobar Pneumonia (pneumonie caseus tuberculosis) — Moore, A Roentgenologie study of 
benign tumors of the stomach. — Doub, Organic hour-glass stomach with some reference to its 
surgical treatment. —Bassler and Lutz, Defects in the contour of the stomach simulating 
Haudek’s Niche. 
Journal de Radiologie et d’Electrologie (Paris), 1924, Jan. 

Gunsett et Weigel: Contribution à la radiographie en serie du duodenum. — Garcin: 
Anatomie radiologique des poumons. Les arborisations pulmonaires. — Nadaud, Résultats fournis 
par quelques mesures ionométriques. i 


The British Journal of Radiology (London), XXIX, Nr. 282, Jan. 1924. 
Parry: The basis in experimental pathology for radium therapy of malignant disease. — 
Mather, Dislocation of the pisiform bone. — X-ray and radium protection committee. 


XXXI, 5/6. 15. Tagung der Deutschen Röntgen-Ges. — Tarife der Deutschen Röntgen-Ges. 821 


Die 15. Tagung der Deutschen Röntgen-Gesellschaft 
(Gesellschaft für Röntgenkunde und Strahlenforschung) 


findet. vom 27.—29. April dieses Jahres unter dem Vorsitz von Prof. W in tz (Erlangen) im Langen- 
beck-Virchow-Haus zu Berlin im unmittelbaren Anschluß an den Chirurgenkongreß statt. Dauer 
der Sitzungen vormittags von 9—1 Uhr, nachmittags von 3—5 Uhr. 

Tagesordnung: Erster Tag: Diagnostik (keine Referate). 

Zweiter Tag: Therapie. a) Die Dosimetrie in der Strahlentherapie. 

1. Die physikalischen Grundlagen der Dosimetrie der Röntgenstrahlen unter besonderer Be- 
rücksichtigung ihrer Standardisierung. (Küstner- Göttingen.) 

2. Über die Beziehungen zwischen physikalischer und biologischer Dosimetrie. (Holthusen.) 

3. Das Röntgen-Ervthem. (Miescher.) 

4. Über die Wirkung der ultravioletten Strahlen auf die Haut mit besonderer Berücksichti- 
gung der Dosierung. (Keller, Freiburg.) 

5. Die Dosierung in der Radiumtherapiec. (Friedrich.) 

b) Die Allgemeinwirkung der Strahlung. 

1. Röntgenstrahlen und Stoffwechsel. (Meyer, Bremen.) 

2. Die bisherigen kolloidehemischen Untersuchung: on über nn der Röntgenstrahlen. 
(Wels.) 

3. Die Einwirkung der Strahlung (Sonne und künstliche Auen) auf den Menschen. 
(Kestner.) 

Dritter Tag: Technik. Referat über Röntgenapparate (physikalische Grundlagen und Konstruk- 
tionsprinzipien) (Glocker). 

Anfragen wegen der Ausstellung sind zu richten an Direktor Hirschmann, Berlin N..24. 
Ziegelstr. 30, Neuanmeldungen nimmt entgegen der ständige Schriftführer Prof. Dr. Graeßner, 
Cöln/Rh., Bürgerhospital. Vorträge sind spätestens bis zum 1. März beim Vorsitzenden anzumelden. 


Tarife der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. 


(Mindestsätze für Kassen usw.) 


A. Allgemeine Bestimmungen. 


1. Der Tarıf I der Deutschen Röntgengesellschaft ist ein Unkostentarif, gültig für är zuieh 
geleitete Röntgeninstitute (Tarif I). 

2. Bei der Inrechnungstellung muß die reine ärztliche Tätigkeit nach den Ansätzen der Allg. 
Deutschen Gebührenordnung noch honoriert werden (Tarif ID. 

3. Durch Addition von I und II ergibt sich der Preis der Gesamtleistung. 

4. Die Höhe der im Einzelfall festzusetzenden Vergütung kann bei Privatpatienten ein Zwei- 
his Fünffaches der Tarife zu I plus II sein. 

3. Den Krankenkassen wird der Mindestsatz der Tarife zu I und II berechnet. 

6. Die Mitteilung des Befundes an Kasse und Arzt darf nicht mehr besonders berechnet werden. 
Platten bleiben Eigentum des Röntgeninstitutes (gerichtl. Entscheidung). 

7. Der Tarif gilt ab 1. Januar 1924 und setzt alle bisherigen Tarife der D. R.-G. außer Kraft. 


B. Tarife. 


Tarif I. Unkostentarif. Abzüge bis Größe 18/24 . . . 2.2.2. 1- 
Abzüge bis Größe 24/30 . . . 2 . . . 2150 
1. Röntgenuntersuchungen. . Abzüge bis Größe 30/40 . .: 222.2. 2— 
Plattengröße: Glasdiapositiv . . 2 2 2 2 2 2 nn. I 
9/12 13/18 18/24 24/30 30/40 40/50 2, Röntgenbehandlung. 
4,50 4,90 55 73 9.20 12,10 1. Oberflächentherapie 
Zahnfilm = Platte 9/12 Pro Milli-Amp.-Min. . . .... . 010 
Durchleuchtung 22040 Mindestsatz pro Sitzung . . . 2— 
Dreimalige Mascndichleuchtüng: , . . 1o— 2 Tiefentherapie (Aluminiumfilter 3 bie 
Orthodiagramm En SOE 7,50 6 mm) ee nn. 012 
Mindestsatz pro Sitzung u. 3,— 
Kontrastmittel auf Kassenrezept anzuforderu 3. Vollwertige Tiefentherapie (Schwerfilter) 
oder besonders zu berechnen. Pro Milli-Amp.-Min .. .. 05 


104* 


822 
Tarif IL Honorartarif. 
1. Röntgenuntersuchungen. 
Durchleuchtungen: 
336. Extremitäten 4,— 


. Brustorgane É Er 
. Magen und Darm, eine Durchl. . . 750 


338 
339. Jede folgende im Verlauf der selben 
Untersuchung 4,— 
Aufnahmen: 
340. Zahnfilm ; 4,— 
341. Jede folgende Aufnahme 3; — 
342. Finger und "Zehen l 4,50 
343. 2 Aufnahmen auf einer Platte 2g 6, — 
344. Mittelhand, Handgelenk, Ellenbogen, 
Mittelfuß, Sprunggelenk .. 6— 
345. 2 Aufnahmen auf ciner Platte 8, — 
346. Unterschenkel, Kniegelenk, Hüftge- 
lenk, Kreuzbein, ganzer Oberarm, 
Schultergelenk 10,— 
347. Jede folgende Annaku 5,—- 
348. Ganzes Becken . . 15,— 
349. Schädel, Nebenhöhlen. 10,— 
350. Jede folgende Aufnahme 8— 
351. Unterkiefer allein 7,— 
352. Halswirbel, Halsrippe 9,— 
353. Jede folgende Aufnahme 6,— 
354. Teile der Wirbelsäule sagittal (außer 
. Halswirbel, Rippen u. Brustbein) . 9,— 
355. Jede folgende Aufnahme 6, — 
355 a. Wirbelsäule transversal . 24 11,— 
356. Niere, Harnleiter, Blase, Gallenblase 12,— 
367. Jede folgende Aufnahme . 6,— 
358. Herzaufnahme (F ernaufnahme) 15,— 
359. Lungenspitzen 10,— 
360. Lungen 15,— 
Gesamtuntersuchungen: 
361. Lungendurchleuchtung, Spitzen und 
 Übersichtsaufnahme 20,— 
362. Speiseröhre, Magen u. Dainäufkehme 15,— 
363. Jede folgende Aufnahme “ . 750 
364. Untersuchung des ganzen Magen- u. 
Darnıkanals s 20, — 
365. Dasselbe bei mindestens 3 Aufnahmen 
und 3 Durchleuchtungen ; 25, — 
366. Darmuntersuchung mittels Kontrast: 
einlaufes 15,—- 


Die Ansätze 436—366 stellen lediglich das 
ärztliche Honorar dar. Die Materialunkosten 
(Platten, Chemikalien, Abnutzung der Apparatur 
usw.) sind außerdem nach dem jeweiligen Un- 
kostentarif der Deutschen Röntgengesellschaft zu 
berechnen. 


2. Röntgenbehandlung. 


Pro Mille-Amp.-Min. — 10 


Die Preise verstehen sich in 


Tarife der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. 


XXXI, 5/6. 


Mindestsatz pro Sitzung bei Oberflächen 


therapie von weniger als 3 Feldern 2,— 
Mindestsatz pro Sitzung bei Oberflächen- 

therapie von mehr als 3 Feldern 3,— 
Mindestsatz pro Sitzung bei Tiefentherapie 7,50 


Auch diese Sätze stellen lediglich das ärzi- 
liche Honorar dar. Daneben sind die Unkosten 


nach dem jeweiligen Unkostentarif der Deut- 
schen Röntgengesellschaft in Anrechnung zu 
bringen. 


Tarif III. Organtarif. 
(Umfaßt Unkosten und Honorar.) 


1. Röntgenuntersuchungen. 
Zahnfilm . . . un a 7 


Finger und Zehen (2 Anfiehme e ; 11,— 
Mittelhand, Mittelfuß, Handgelenk, Fuß, 
Ellenbogen (2 Aufnahmen) 15,— 


Oberarm, Unterschenkel, Knie, öberscheie 
kel. (2 Aufnahmen) . . sae a a 20,-- 


Schulter, Hüfte (1 Aufnahme) 14,— 
Jede weitere Aufnahme 7,— 
Ganzes Becken (Kind) 17, — 
ns (Erwachsene) 20,— 

Schädel und Nasennebenhöhlen (2 Aufn.) 25;—- 
Unterkiefer . . . U ie A= 
Halswirbelsäule (2 kufnahmen). are 
Wirbelsäule (erste Aufnahme) . 14,— 
N (jede weitere Aufnahme) 8, — 

N transversal 16,— 
Rippen (einschl. Durchl.) 18,— 
Niere einseitig (3 Aufnahmen) 30,— 
„ andere Seite (2 Aufnahmen) . 20, 


Lungenspitze, Struma, Halsrippe, Sternum 
(einschl. Durchl.) Er 24 — 

Lunge, Herz, Ösophagus (einschl. Durch.) 

Ganze Lunge (Übersicht, Spitze, Durch.) 

Magen (Aufnahme u. 3 Durchleuchtungen) 

Darm mit Kontrasteinlauf (Aufnahme 
einschl. Durchl.) 

Einfache Durchleuchtung 


2. Röntgenbehandlung. 


1. Oberflächentherapie 
pro Milli-Amp.-Min. ; 
Mindestsatz pro Patient und Sirine 
2. Tiefentherapie (Aluminiumfilter 3 bis 
6 mm) pro Milli-Amp.-Min. 1—250 
250—500 
500—1000 . 
8. Vollwertige Tiefentherapie (Schwer- 
filter pro Milli-Amp.-Min. 1—250 . . —,25 
250—500 . . —,20 
500—1000 . —15 


Goldn:ark (1 Dollar — M. 4,20). 


XXXI, 5/6. Mitteilungen. — Autorenverzeichnis, 823 


Mitteilungen. 


Aus Anlaß eines Todesfalles infolge von Überdosierung bei einer Röntgenbe- 
strahlung — der mit der Bestrahlung beauftragte Krankenwärter war von dem leitenden Kran- 
kenhausarzt zu einer Operation abgerufen worden und die Bestrahlung dauerte infolgedessen etwa 
80 Minuten — wurde beim preuß. Ministerium für Volkswohlfahrt angeregi, zu prüfen, ob und unter 
welchen Voraussetzungen die Vornahme einer Bestrahlung einer nicht ärztlichen Hilfsperson über- 
tragen werden dürfe. Nach Prüfung der Frage wurde davon abgesehen, besondere Richtlinien dafür 
aufzustellen, da solche den Schwierigkeiten jedes Einzelfalles doch nicht Rechnung tragen könnten, 
anderseits die notwendige Freiheit des Arztes in therapeutischer Hinsicht dadurch in unzulässiger 
Weise eingeschränkt werden würde. Grundsätzlich muß daran festgehalten werden, daß der Arzt 
Behandlungsmethoden, wie z. B. die Strahlentherapie, deren Wesen und Folgen nur auf Grund ein- 
gehenden wissenschaftlichen Studiums übersehen werden können, zunächst nur selbst bei seinen 
Kranken zur Anwendung bringen sollte. Er darf diese Anwendung nichtärztlichem Hilfspersonal 
nur dann übertragen, wenn er die bestimmte Überzeugung haben kann, daß die betreffenden Hilfs- 
personen mit den Schwierigkeiten der Strahlenbehandlung und deren unter Umständen zu befürch- 
tenden nachteiligen Folgen auf das genaueste vertraut sind. Unter allen Umständen ist es ein Feh- 
ler, derartige Hilfspersonen von einer begonnenen Strahlenbehandlung zur Übernahme anderer Ar- 
beiten — wenn auch nur vorübergehend — abzurufen und während dieser Zeit den Kranken unbeauf- 
sichtigt der Strahlenbehandlung zu überlassen. Im übrigen ist es selbstverständlich, daß jeder Arzt, 
der die Ausführupg einer solchen Strahlenbehandlung einer nichtärztlichen Person übergibt, für. 
deren kunstgemäße Durchführung und die etwa eintretenden schädlichen Folgen der Behandlung mit- 
verantwortlich ist. (Arztl. Mitt . v. und f. Baden 1924, Nr. 1.) 


Autorenverzeichnis. 


(Zahlen — Seitenzahlen; f. — und folgende Seiten; * — Originalmitteilungen: V.-B. — Vereins- 
berichte; K.B. — Kongreßberi icht: Ausspr. — Aussprache; Ziffer ohne Inhaltsangabe — Erwähnung 
im Text; eingeklammerte Zahl bedeutet: Nur Titel angeführt.) 


Aikins 
Leukämie u. 


. Kin) 816. 

Akerlund 640f., 778. 

Alexander, Bela 589, 770. 

Alier 618. 

Allen 584. 

Altschul 698f. — (Ge- 
schwüre qd. Magenaus- 
gangs) *640. — (Köh- 
lersche Metatarsal- 
erkr.) K. B. 780, 799. 
— (Kongreß-Ausspra- 
chen) 772, 775, 777, 
78. 

Altstaedt (Sensibilisie- 
rung von Tuberkulin 
durch Rö.-Str.) *784. 

Anderson (Röntgenöden 
808. 

Apert 599. 

Arai 598. 

= Arnstein 623. 

Aschner 688. 

Aschoff 606. 

Aßmann 600, 609 £., 703. 

Auvray 600. ; 

Axhausen 802. — (Ar- 
thritis deformans) 
799. — (Gelenkver- 
letzungen) (803). 


Bacher (Raritäten) K. 
B. 780 


(Radium bei 
Hodg- 


Baensch (Pyelographie) 
804. 


Bun a 
röhre) K. B. 769. 

Bäron 650. — (Neue Wir- 
helsäulenerkrankung) 
799 


Bärsony 650. — (Pylo- 
rusbewegung) 797. — 
u. Szemzö (PBulbusde- 
formität) 804. 

Bateson 583. 

Bauermeister (10 Jahre 
Citobaryum) *761. — 
(Ösoph.-Ca.) 804. 

Rayle .623. 

Bayliß 756. 


‘Bech 59. 


Beck 588. 

— A.  (Knochenfihrom 
Tibia) 799. — H. (Duo- 
denalstenose) *608. 

Beöclere 680 f. 

Bell, J. 623. 

Beltz 777. 

v. Bergmann 657, 762. 


Bernhardt (Stoffwech- 
selwirkung der Rö.- 
Str.) 808. 

Bernheim (Nischen- 


ulkus) 804. 
Berthold s. Glocker. 
Beuttner 693. 
Biedl 887. 
Bier 650. — (Pseudar- 
throsen) (803). 
Bingel 802. 
Blank (Röntyum) (794). 


Blum (Miliartuberku- 
lose) 806. 

Bluntschli 598. 

Bojesen 618. 

Boinet 618. 

Bolk 584. | 

Bongards (Strahlenphy- 
sik) 794. 

Bonn (Schenkelhals- 
frakt.) 803. 

Borak (Prognost. Bedeu- 
tung d. Harnsäure- 
ausscheidung nach 
Rö.-Bestr. v. Tumoren 
u. Exsud.) *725. 

Borchard 597. 

Borchardt 601. 

Borst 619. 

Bower und Clark (Ra- 
diumnadeln bei Ca.) 
816. 

Bowing 817. 

Braitmaier 
794. 

Brandenburg (Mäuse- 
krebs, Rö.-Str.-Hei- 


bei 
Tumoren) 808. 

Braus 584. 

Brechet 803. 

Bröme 600. 

Bremer 689. 

Rrennecke 692. 

Brinkmann s. Gutzeit. 

Brodhurst 585. 


(Röntyum) 


Bromée (Benzol) 795. 

Rruegel 59. 

Bruneau de Laborie s. 
Lory 


Brunner 689. 


Buhe-Wolff 599. 
gi (Fremdkörper) 
7 


Rumm 694, 812. 

Bundy s. Schmitz. 

Del Buono (Strahlen- 
schädigung) 809. 


Burekhardt 660. — u. 
Müller (Ca.-Erzeu- 
gung) 808. 


Burian 726. 

Burkhardt (Gelenkkör- 
per) (799). — (Zwerch- 
felldynamik) 806. 

Busch (Knochenwachs- 
tum) 797 

Buxbaum (neuer Univ.- 
App.) K. B. 769. 


Caesar 715. 

Calm s. Dünner *635. 

de la Camp (Milzfunk- 
tion) 809. 


Chilaiditis (Strahlen- 
ther. bei Myom) 814. 
Chrysospathes (angeb. 
Kniegelenkssublux) 

799. 
Clark s. Bower. 


824 
Coen 603. 
Cohn, ‚Mich. (Lücken- 


schädel) 799. 
` Cohnheim 662. 

Cole 640. 

Colombier 588.. 

Conrath 766. 

Coolidge und Moore 
(Hochspannungs- Bo, - 
' Röhre) 795. 

de Crinis 812. 

Cruveilhier 590. 

Czepa 698. — (Experi- 
mentell. Beitrag zum 
Problem d. wachstum- 
steigernden Wirkung 
d. Rö.-Str. auf norma- 
les menschl. Gewebe) 
*731. — s. G. Schwarz 
*665. 

— u. Högler (Rö.-Kater) 
809 


Czerny 765. ` 


'Dandy 603 f. 

Darier 680. 

David 717. 

Debye (Zerstreuung von 
Rö.-Str. u. Quanten- 
theorie) 795. 

Demel (Pylorusstenose) 

- 804. 

Dessauer 739£., 813. — 
(Tiefenther.-App.) K. 

‘ Ausspr. 771, 773, 
787. — Wesen d. Strah- 
lenwirkung K. B. 773, 
809 


Dessecker (Ösoph.-Di- 
vertikel) 804. 

Destöt 618. 

Dieck 797. 

Dietlen 759. 

Drehmann 589. 

Drevon 677. | 
Dünner u. Calm (Rönt- 

= genolog. Darstellung 

d. Gefäße, insbes. Lun- 

gengefäße am Leben- 

den) *635. 


Eberhard 748. 

Eckhard 688. 

Eckstein (Rachitis) 818. 

Eden (Versuche über 
Verknöcherung) (799). 

Eisenstein 688£. 

Eisler 778. 

Elsen (Duodenaler. Rück- 

-© Huß) 804. 
- Enfield 686. 

Engelhardt 585. 

Epstein u. Kment (Säug- 

. lingsphthise) 806. . 
Erdheim 688. 

Erlacher (Gabelhand, 
Lues) 799. 

Erskine u. Smith (Fil- 
terwirkung) 812. 


Fahr (Ösoph.-fibrom) 
805. 
Falk 589. 


' — B. 687. 


Autorenverzeichnis. 


Faulhaber 702. 

Fecht (Höhensonne bei 
Lungentuberk.) 818. 

Feil 584. 

Ferrari 584. 

Fiedler (Dosierung) 812. 

Finkenrath (Lichtmes- 
sung) 812. 

Fischer, A. W. (Epikon- 
dylitis) 799. 


Fischl 588f. 
Ausspr. 779, 780. 

Flatau 768. 

Fleischer 680. 

Foelsche 717. 

Forestier s. Sicard. 

Fornero-Balli (Rö. bei 
konstitutionellerAme- 
norrhoe) 814. 

Forssell 762. 

Foucher 588. 

Fraenkel, A. 629, 6321. 

— A. E. (Schilddrüse u. 
Genitale) 809. — 


— Eugen (Spina ven- 


tosa) *579. 
— M. 784, 809; (Schild- 
drüse u. Genitale) 814. 


Frangenheim 618. | 
Frank, E. S. (Osteopsa- 


thyrosis) 79. 

Franke K. B. 770. — 

‘ (Ausspr. z. Technik) 
774.— (Hochleistungs- 
röhren) K. B. 772. — 
(Periarthrit. humero- 
scap.) 798. 

Freiberg 801. 

Freund 589.. - 

Friedrich 7391. 


Frik u. Krüger (Arndt- 


“ Sehulzsches Gesetz) 


809. 


‘Fritz 806. — (Askariden- 


nachweis) *638. — 
(oszillograph.Messung 
an Rö.-Str.) 795. 
Be „(Wirbelosteo- 
my.) 8 
Funke en 


Gabriel 718. 

Gallan 584. 

Gans (Ultrasonne) K. B. 
783. 

Gaßmann 717. 

Gauß 691. 

Geller 690. 

Gelsam 584. 

George 805. 

Ghilarducei 760. — (Rö.- 
Ther.) 792, (Strahlen- 
wirkung) 809. - 

Gilmer 791. 

Ere (Dosierung) 812, 


Glocker 740 f. 

— Berthold u. 
(Rö.-Str.-Unters. 
Metallen) 796. 

Göcke (Gelenke in Len- 
denwirbelquerfortsät- 
zen) 798. 


von 


Gottlieb 


— K. B. 


\ 
Neeff' 


: Goldstein (Maligne Lun- 
gentumoren mit Ein- .- 


schmelzung) *623. 
Gordon 662. 
Gortan (Milzbestr.) K. 


B. 798 | 
(Isodosenkur- 
ven) 813. 


Goyanes 601. . 
Gramegna 680f. ` 


Grau (Lungentuberk.) 
(807). 
Graves 623. 5 : 
Grawitz 585. 
‚ Grebe 814. 


Groedel 698, 703£., 749, 
T51f., 762. 

Großmann 1772. 

Gruber 5831. 

Gütig 
770, 771, 781, 784, 786. 

Gütschow u. Fr. Walter _ 
(Ostit. deform.) 800. 

Guleke (Intrathorakale 
Tumoren) 807 

Gundelfinger 657. 

Gunsett 680f. 

Guth 

. Lungenerkr.) K. 
776. — Ausspr. 785. 

Gutzeit, Brinkmann u. 
Kötschau (Reizwir- 


kung) 810. 

Haas, L. (Antiperistal- 
tik des Magens) *751. 

Hackenbroch 615f. — 
(Kniegelenkmißbil- 
dung) 800. 

Hadda 590£. 

Haenisch 698. 

Härting 623. 

Hahn 585, 598. 

Halberstädter 6781. 

Harras 590. 

Hart 590. 


Hartmann 598. — (Spon- | 


tanpneumothor.) K. B. 
776. 
Harvey (Chinesenfuß) 
800. 
Haß, J 
. Zjurkation) 800. 
Hasselwander 59. 


Hassencamp (Rö.-Ther. 
in der inneren Med.) 


808. 
‚Haudek 642f., 751f. — 


(Schwachfilter bei Ke- 
loiden) V. B. 789. — 
(Allgemeines) 797. — 
TRR 


Hauswirth 588. 

Hegar, A. 694. 
Heimann (Strahlenther. 
Besonderheiten) 815. 

Heineke 600, 750. 

Heiner (Radiumdosie- 
rung) K. B. 787. — K. 
B. Ausspr. 784, 785. 

Helm (K. B. Ausspr.) 
:769, 778, 779. 

Herrmannsdorfer (Bek- 
kenlux.) 803. 


:(K. B. Ausspr.) 


(Rö.-Diagn. d. 


. (Lorenzsche Bi-: 


XXXL 5/6. 


Herrnheiser (Ule. ventr.) 
K. B. 778, 780, 781. — 
s. Rotky *702. 


 Hersley 680. 


‚Herweg u. Mie (Elek- 
tronen schwacher Rö.- 
Str.) 796. 


Herzfeld 660. | 
. Heß Thaysen 7031. 


Hesse 623, 751. 

Heuer 605. 

u (Goldfilter) K. 
793 


Heymann, P. (Pneumo- 
perit.) 805. 

Hilpert 738. 

Hinselmann 718. 

Hintze 591. 

Hirsch 680; K. B. Aus- 
spr. 778, 785. — (Hy- 
pophysenbestr.) 815. 

Hitzenberger 777. 

Höber 662. 

Högler s. Czepa. - 
Hofbauer 686f., 767. — 
EATA E h ) 

815, (81 

Hoffmann. A. H. (Ko- 
lonregeneration) 805. 

— H. (Sklerodermie) 798. 

A (Eisenlunge) K.B. 


Holfelder 740£., 813. 
Holitsch 7511. 
Holthusen 775; (biolog; 
Dosierung) 813. 
Holtsmark (charakt.Rö.- 
Str.) 796. 
Holzknecht 640£., 690, 


702, 725, 751f., 762, 


784, 806. — (Ther. d. 

Rö.-Ulkus) V. B. g 

— (Keloid-Ther.) V 

. B. 790. 

— u. Haudek (Allge- 
meines) 797. 

Horbaczewski 726. 

Hübener (Kniescheiben- 
bandzerreißung) 803. 

Hueck 802 

Hull 771. 


Ilsenschmid 604. 


Jacques 598. i 
Jaeckel 767. — (Photo- 
gr. Intensitätsmes- 


sung d. Rö.-Str. u. ihre 


Verwendbarkeit f. die 
Dosierung) *739. 
Jaeger 713. 
Jaksch-Wartenhorst585. 
— (Rö.-Diagn. d. Lun- 
generkr.) K. B. 777, 
807. — Ausspr. 784. 


Jaroschy (axiale Patel- - 


laraufnahmen) K. B. 
781; Ausspr. 780. 


Jewett (Fixationsstativ) 


. 796. 

Johanssen (Plastik am 
Metatarsale I) 800. 

J ona (Röntgenapp.) K. 
B. 772; le. 769, 
771, 773. 

Jonas 645, 751. 


XXXI, 5/6. 


Jüngling 579 f., 680, 808. 
— (Raumdosis) 813. 
Jungmann (Epicondy- 

litis humeri) 800. 


Käs (Radium bei Öso- 
phagus-Ca.) 816. 

Kaestle 779. 

Kahler 619, 680. 

Kaleuscher 586. 

Kaposi 717. 

Kappis(Perthessche Kr.) 
800. 

Kaufmann 579f. 

Kautzky-Bey (Seltener 
Knochentumor) *636. 

Kaznelson 749. — (Ma- 
genpolypen) K. B. 778. 
— A 769, 776, 


Kek (Knöchelbrüche) 
803. 


Keller, Ph. (Ultravio- 
lettwirkung) 810. 

Kennard (Art der Rö.- 
Impulse) 796. 


Kiehne 816. 

Kienböck 589f., 650, 
789. — V. B. Ausspr. 
790, 791. 

Kirch 629. 

Kirchmayr (Knochen- 


echinokokkus) 800. 
Kisch 579. 
Klare (Lungentuberk.) 
807 


Klein, Jos. (Blutkörper- 
chensenkungsge- 
schwindigkeit 
Rö.-Bestr.) 810. 

Klewitz (Rö.-Ther. bei 
Asthma) 817. — siehe 
Kurtzahn. 

Klöpzig (Ca.-Bestrah- 
lung) 808. 

Kloiber 697 f. 

Kment s. Epstein. 

Knipping und Kowitz 
(Wirkung der Rö.-Str. 
auf Plasmaeiweiß) 
*660. 

Knox (Sella tureica) 800. 

Koch 743. 


nach 


Kochs (Lux. obturat.) 
803. 
Kodon (Rö.-Ther. des 


Ule. ventr.) K. B. 788. 
Köhler, Alban 586, 703, 
751 f., 759, 782; (Meta- 
tarsalerkr.) 801. 
König, E. und Rauch 
(Köhlersche Metatar- 
salerkr.) 801. 
— Fritz (Gelenktuberk.) 
801. — (Ca.-Ther.) 808. 
Körner 598, 739. 
Körnicke 0681. 
- Kötschau s. Gutzeit, 
Kok 751. 
Kollmann 584f. 
Kongoureux (Prolaps- 
rückbildung nach Dia- 
thermie) 818. 
Kottmaier (Allg. Reak- 


Autorenverzeichnis. 


tion bei der Röntgen- 
sterilisation) *749 f. 
Koutschalowsky 688 f. 
Kowitz s. Knipping 
*660. 
Kraft (Doppelniere, Nie- 
renstein) V. B. 789. 
Kranz (Pulmonalaneu- 
rysma) 807. 

Kratzeisen (Osteogene- 
sis imperf.) 801. 

Kraus (kombin. Rö.- 
Diathermie b. Ischias) 
K. B. 784. 

Krawkow-Bissemski 
719. 

Krecke 680. 

Kroll (Rektum-Ca., Sta- 
tistik) 808. 

Kron 59. 

Krüger 678. — s. Frik. 

Ren (Cystizerken) 
798 


198. 
Küpfer u. Schinz, Ent- 
wicklung d. Extremi- 
tätenskeletts beim 
Hausrind (Atlas) 763. 

Küpferle 680. 

Küttner (schnellende 
Hand) 803. — (Nieren- 
tuberk.) 805. 

Kuh (Varietäten d. Fuß- 
gelenks u. Distorsion) 
K. B. 782. — Ausspr. 
780. 

Kulenkampf (Rö.-Spek- 
trum) 796. — s. Wag- 
ner. 

K urtzahn, Naujoks, Kle- 


witz (Strahlenther. 
maligner Tumoren) 
(808). 
Laache 631f. 
Lachapelle (Kollum- 
krebs) 815. 


Laewen 719. 

Lalaubie 595. 

Lamarque (Filterstudie) 
796. 


Lane 704. 

Lange, Kurt (Ileozökal- 
tuberk.) V. B. 766. 

Langley 756. 

Laqueur u. Rohn (Ultra- 
violettwirkung) 810. 

Laschke 688. 

Lasser 771. 

Leboucq 589. 

Lechleutner 588. 

Lehmann 898 f. 

lwenhartz 624. 

Lenk 888. — (Röntgeno- 
logischer Nachweis 
nicht schattengeben- 
der Fremdkörper im 
Ösophagus) *613. — 
Kongreßaussprache 
775, 776, 778, 779, 784, 
785, 786. 

Leonard 809. 

Leontjewa (Knochen u. 
Gelenke bei Sklero- 
dermie) 801, 

Leube 623. 


Levy-Dorn (Verhalten d: 
Magens b. hinfälligen 
Leuten) *696. 

Lewandowsky 584, 600. 

Lewis 687, 757. 

Liljestrand 657. 

Lindig (Uterus u. Ovar) 
(815). 

Löffler (Hüftlux.) 803. 

Loeschke 798 

Lorant 749. 

Lorenz und Rayewski 
(tahlenmessung) 


Lorey 777. 

Lory u. Bruneau de La- 
borie (Radium b. Rek- 
tum-Ca.) 817. 

Ludewig (Radioaktivi- 
tät) 796. 


Maaß (Rachitis) 801. 

Macalister 584, 587. 

Maczak-Ottenburg (Ma- 
genentleerung) K. B. 
TTB. 

Magnus 756. 

Mahnert und Zacherl 
(Stoffwechsel n. Rö.- 
Bestr.) 810. 

Malkwitz 629. 

a een) K. 
B. 7 


ns 793. 


Manson 689. 

March 795. 

Markl (Radiumeman.) 
K. B. Ausspr. 787. 

Martens 595f. 

Martin(Pseudarthrosen) 
691, 803 

Martius (Rö.-Str.-Wir- 
kung) (810). — (Mes- 
sung) 813. 

Marx u. Wolf (Radioak- 
tive Subst.) 796. 

Matoni 783. 

Mau (Metatarsus varus) 
801. — (Kyphosis dors. 
juv.) (801). 

Mayer, A. 694. 

Meier, H. (K. B. Aus- 
spr.) 778. 

Melchior (Duodenalpa- 
thologie) 805. 

Melnikoff (Rö.-Untersu- 
chung d. Gefäße pa- 
reuchymatös. Organe) 
*595. 

Meyer, Albr. (Hüftlux.) 
803. 

— H. (Gaswechsel nach 
Rö.-Bestr.) 811. 

Michaelis 661. 

Mie s. Herweg. 

Miescher 726. 

v. Mikulicz - Radecki 
(Blutkörperchensen- 
kung) 811. 

Milani (Magensyphilis) 
K. B. 798. 


Mills 817, 

Mines 757. 
Mirbel 667. 
Mörig 601. 


825 


Mohr 775. 

Molin 618. 

Moore s. Coolidge. 

Moret 588 

Morrow u. Taussig (Ra- 
dium bei Naevis) 814. 

Much 738. 

Mühlmann 768. 

Müller 657. 


— Charlotte 589. 
— P. 660. 
— W. 738. — s. Burek- 


hardt. — (Normale u. 
path. Physiol. d. Kno- 
chens, Buch) 763. 

Müser 624 f. 

Muff 698 f. 

Murchison 619. 


Naegeli 660. 

Naito u. Schüller (Schä- 
delhyperostosen) 801. 

Nastin-Deycke 737. 

Naujoks (temporäre Ste- 
rilis) 815. — s. Kurt- 
zahn. 

Neeff s. Glocker. 

Neill (Emanationsna- 
deln) 796. 

Neuda u. Redlich (Leber 
a ungenschällienng) 


Neumann 595. 
Neupert (Blasenschädi: 
gung durch Br.-Na.) 


Nickau 718. 

Nielsonne (Hallux valg. 
kongen.) 801 

Nishikawa (Röntgeno- 
graph. Darstellung d. 
Venenkanäle d. Schä- 
dels) *598. 

Neurath 603. 

Nove-Josserand 618. 

Nußbaum (Knochen- 
arterien) (801). — 
(Perthessche Kr.) 801. 


Oberndorfer, S. (Spon- 
dylit. tabica) *639. 
Ochsner (Chirurg. Ca.) 

808. 

Odermatt (Exper. Un- 
tersuchungen üb. die 
primäre Wirkung der 
Rö.-Str. auf die Ge- 
fäße) *717. 

Oehlecker 592. — (Haar- 
nadel in der Gallen- 
blase) 798. 

Oertel (Fersenbein) 802. 
Oesterlin (kombin. Kno- 
chen-Bluterkr.) 802. 

Ollier 618. 

Opitz 767. — (Biologie 
der Strahlenwirkung) 
811. — (Strahlenther. 
bei Uterusblutungen) 
815. 

Ostwald 761. 

Otten 624 f. 


Palmer (Gallenblasener- 
krankungen) 805. 


826 


Peltesohn : (Brachydak- 
'tylien) 802. 


Perussia (Nierenstein) 
793 


Petersen (Blutergelenk) 
802 


Petren 687. 

Petry 668. 

Pfeiffer 678. 

Pfitzner 583. 

Piccaluga (Rö.-Str.-Wir- 
kung auf Gewebe) 811. 

Piccard u. Stahel (Über 
d. U. V.) 796. 

Pick 629. 

Pleßner 601. 

Pokorny (Nierendiagno- 
stik) K. B. 782; Aus- 
spr. 777. 

Polanyi  (Strukturbe- 
stimmung mittels Rö.- 
Str.) 796. 

Politzer 598. 

Poos 750. 

Pordes 768. — (Röntgen- 
strahlenwirkung) 811. 

Porges 661. — (Technik 
d. Duodenalaufn.) K. 
B. 779. — Ausspr. 769, 
786. 

Pregl 812. 

Prelinger s. E. Weber 
*712; K. B. 770. — 
(Streustrahlung) K. 
B. 771. 


Privat 588. 

Promsy 677. 

Puga (Streuungsrinne) 
14 


Putti 589. 


Quain 586. 
de Quervain 587 f. 


Raab (Sella turc. und 
Zwischenhirn) K. B. 
782. — (Kongen. Herz- 
fehler, Kalkherd im 
Gehirn) V. B. 768. 

Radköezi (Duodenalun- 
tersuchung) 796. 

Rahm 690.— (Schweine- 
rotlaufarthritis) 802. 
ei (Homogenbestr.) 

Randavel s. Viallet. 

Rauch s. König, E. 

Ravenel (Magendiver- 
tikel) 805. 

Rayewski s. Lorenz. 

Recklinghausen 592,619. 

Redlich s. Neuda. 

Regaud 815. 

Regnier (Die Invagina- 
tio ileocoecalis i. Rö.- 
Bild) *697. — V. B. 
789. — RREO 
V. B. 790 

Reich, Leo (Karies der 
Symphyse, — ee 
sarkom“) * 

Reichl 601. 

Reiser (K. B. Ausspr.) 


776. 
Reiter (Askariden) 806. 


`~ 


Autorenverzeichnis. 


Rethi (Radium b. Posti- 
nung) 817. 

Reyher (Rö. d. Kindes- 
alters) V.B. 765. 

Ricker 7171. 

Rieder 582. — (Dünn- 
darmspasmen) V. B. 
766. 


Riegel 629. 

Rigele (Stabilivolt-App.) 
K. B. 771. 

Rischbieter 719. 

Risse (Blut bei Bestrah- 
lung) 811. 

Robbers 679. 

Robertson 660. 

Robinsohn 751. 

Rocchi (Rö.-App. mit 
Hochfrequenz) 797. 

Rohn s. Laqueur. 

Rohrer 660, 774. 

Rolly (Pneumoperitone- 
um) 806 

Rose 584 f. 

Rosenberg 583. 

Roßbach 757. 

Rost 678, 775. 

Rostoski s. Thiele. 

Rothacker 740. 

Rothbart (Physik der 
Magenblase) *757. - 


Rother a 
764. 


moren) V. B 

Rothfeld 689. 

Rotky u. Herrnheiser 
(Untersuchungen zur 
physiol. Dickdarmlage 
u. zur Frage d. Kolo- 
ptose) *702. 

Rovsing 704. 

Rüdinger 598. 

Rump 713. 

Ruß 810. 

Russo (Rö.-Dosismes- 
sung) K. B. 771. 

Ruysch 619. 


Sachs 691 f. 

Sahli 778. 

Salomon 751. 

Salomone (Askariden) 
K. B. 793. 

Sanlader (Kyphose der 
BWS) K. B. 782. 

Saupe 641. — s. Thiele. 

Schenk 708. 

Scherbel (Zahnaufnah- 
men) 797. 

Schiff 765. 

Schiffner 584. 

Schindler 732. — s. G. 
Schwarz *665. 

Schinz 660. — Variatio- 
nen der Hals-W.-S. 
usw.) *583.— (Radius- 
u. Triquetrumfrakt.) 
803. — s. Küpfer. 

Schlaginhaufen 586. 

Schlechter (Verstär- 
kungsschirme) 797. 

Schlesinger 652f., 702, 
Tö1f. 


Schmid 592. 
Schmidt, M. B. 619. 


` Scehulte-Tigges 


Schmitt 604. 

Schmitz u. Bundy (Be- 
strahlung bei Metror- 
rhagieen) 816. 

Schmorl s. Thiele. 

Schönhof (Reizbestr. d. 
Ovarien) V. B. 768. 

— K. (Gyn. Hypophysen- 
bestrahlg.) K. B. 785. 
—  (Blasenpapillom, 
N) K. 

B. 786. 


an, (Rö.-Ther. b. Haut- 
Ca.) K. B. 786. 

Schönleber 740. 

Scholtz 717. 

Schranz (Geheilte Luxa- 
tionsfraktur des I. u. 
IV. H.-W.) *620. 

Schüller. 5841., 598f., 
686. — s. Naito. 

Schugt 718. — (Blasen- 
blutung nach Bestr.) 
811. 

(Rö.- 
Ther. bei Lungentu- 
berk.) 817. * . 

Schulze-Berge 784. 

Schur 726. 

Schuster, J. (Enzephalo- 
graphie) 802 

Schwalbe 592. 

Schwarz 689, 702, 751. 

— E. 6781. 

— G. 732, 778. — (Biolog. 
Strahlenwirkung) 811. 
— (Radiosensibil.) 814. 

— — Üzepa u. Schindler 
(Z. Problem d. wachs- 
tumförd. Reizwirkg. 
d. Rö.-Str. bei höheren 
Pflanzen) *665. 

Schwegel 592. 

Sehrt 623. 

Seitz 715 f., 751, 767. 

Sellheim (gyn.Rö.-Ther.) 
692 f., 808, 816. 

Serb 590. 

Sessa (Lungentumor) 
807. 

Sgalitzer 614. 

Sicard u. Forestier (Rö.- 
a m. Jod- 
Öö 

Sen in (Spondylitis) 


Sielmann, H. 784. 

Sierp 679. 

Sighinolfi 600. 

Simmermacher 678. 

Simmonds 887f. 

Simon, W. V. (Knochen- 
sarkome) 802. 

Simons 678f., 731£. 

Sippel (Röntgenschädi- 
gungen) 812. — u. 
Jaeckel 767. 

Smith 587, 600. — Siehe 
Erskine. 

Solotuchin 596. 

Sperino 599 f. 

Spiro 661. 

Spitz 777. 

Staemmler (Gehirnver- 
kalkungen) (798). 


.. 


XXXI, 5,6. 


Stahel, E., s. Piccard. 

Starling 756. 

Staunig 795. 

Steden (Magen-Ca.) 
(806). 

Stegemann (Paraarti- 
kuläre Kalkschatten) 
798. 

Steiner (Relax. diaphr.) 
K. B. 777; Ausspr. 
776, 779, 784. 

Stephan 618. 

Sternberg 619. — (Tu- 
berkulose, Einteilung) 
807. 

Stewart (Buch üb. Dia- 
thermie) 764. 

Stiefler (tabische Ar- 
thropathie) 802. 

Stoeckel 691. 

Stokes 623. 

Straßmann 812. 

Strauß 680 f., 702, 751f. 
— (Ca.-Ther.) 808. — 
(Rö.-Str.-Wirkg.) 812. 

Streißler 587 f. 

Stromeyer 600. 


-© Struther 588. 


Sudeck (Atlaslux.) 804. 

Swanberg (Pylorusste- 
nose) S06. 

Syme 619. 

Szawlowski 588. 

Szemzö s. Bärsony. 

v. Szily 680. 


Tatt (Verkalkung i. Ge- 
hirnventrikel) 798. 

Taussig s. Morrow. 

Tavernier (Knochensar- 
kome) 802. 

Tenchini 601. 

Tervaert 599. 

Téstut 586. 

Thaler 768. 

Thedering (kleinste Do- 
sen) 814. 

Thiele, Rostoski, Saupe 
u. Schmorl (Lungen- 
krebs) 807. 

Thoma (Schädelkno- 
chen) 798 

Traub 744. 

Trendelenburg 719. 

Trolard 59. 

Tscehebull 586. 

Tsiang (Einstellung für 
Ther.) 796. 

Turban 807. 

Turner (Nervenschäldi- 
gung b. Radiusfrakt.) 
804. 

Turrell (Elektrother.) 

Tyler (Zungenschilddrü- 
senkrebs) 817; (Elek- 
trotherm. Coagula- 
tion) 818. 


Ullmann 846. 

Umber (Gelenkerkran- 
kungen) 802. 

Unverricht 629. 


Veraguth 592. 


Viallet und Randavel 


XXXI, 5,6. 


(Verkalkte 
sten) 798. 
Vichreff 596. 

Vierheller 739 f. 

Vieweg (Buch üb. Blek- 
trotechnik) 764. 

Villet 590. 

Vinson (Fremdkörp. im 
Bronchus) 799. 

Virchow 585. 

Völcker 588. 

Vogt (Rö.-Unters. der 
Harnblase nach Pro- 


Leberzy- 


fixation d. Uterus u. 
b. Totalprolaps) *691. 
Voltz (Röhrenspan- 


nungsmessung) V. B. 
765; (Ca.-Bestrahlung) 
V,.B. 767. 

Voorhoeve 582. 

de Vries 583. 


Wagenknecht (Bron- 
chialbaum - Kontrast- 
füllung) K. B. 778. 

Wagner, 
Kulenkampf 


Sachverzeichnis. 


—G. A. (Hypophysen- 
:bestr. bei Myom) V. B 
767. 

Waldeyer 623. 

Walcker 598. 

Walke (Magen - Duode- 
nal-Geschwür) 806; K. 
B. 779. 

Walsham 590. 

Walter, Fr., s. Gütschow. 

Warnekros 741. 

Watanabe 757. 

Weber, E., u. Prelinger 
(Fragen u. Antworten 
aus der Rö.-Praxis) 
*712; K. B. 770. 

Wehefritz (Rö.-Ther. d. 
Hypophysentumoren) 
*680. 


Wehner (Arthritis de- 
formans) (802). 
Weigeldt (Pneumotho- 
rax) 807. 
Weil oa fibr.) 631 f. 
B. 781. 


Weinert 809. 


tentyp des multiplen 


Chondroms) *615 
Wellmann 777. 
Wels (Rö.-Str.-Wirkung 
auf Katalase) 812. 
Wendel 595 f. 
Wentzel (Streuung von 
-Strahlen) 797. 
Werner (gynäk. Milz- 
bestr.) (816). 


Wernscheid (Ulnade- 
fekt) 802. 

Wetterer 774. 

Willerding (Magentu- 
berkulose) 806. 

Willich (Pseudarthro- 
sen) (804). 

Wilms 700. 


“"Wimberger (Fremdkör- 


perpneumonie) 799. — 
(Skorbut) 803. 

Wintz 7i5£., 740, 767, 
785, 813. - 

Withers 816. 

De Witt (Nierentuber- 
kulose) 799. 


827 


Wohrizek (Myosit. os- 
sif.) K. B. 783. 

Wolf, L., s. Marx. 

Wolfers 773. 

Wolff, J. 623. 

Wolmershäuser (Rö.- 
Str.-Wirkung) 812. 

Wood 775. 


` Worobjeff 601. 


Wüsthoff (Lux. fract. - 
am Atlas - Epistro- 
pheus) 804. 


Zacherl (Abwehrfer- 
ınente b. Bestrahlung) 
812. — s. Mahnert. 

Zange (Kehlkopftuberk., 
Rö.-Ther.) (818). 

Ziegelroth (Leicht her- 
stellbare Röntgenfil- 

.ter) *760. 

Ziesche 585. 

Zollschan (extrathora- 
kaler Pneumothorax) 
K. B. 776. 

Zuckerkandl 589, 598. 


flexion v. Rö.-Str.) 797. 


Weinnoldt 798. Wiedersheim 586. 
Weiß, Konr. (Halbsei- Wittek 618 f., 620. 
Sachverzeichnis. 


Zweifel, E. 808. 


(Zahlen — Seitenzahlen; gesperrt gedruckte Autornamen beziehen sich auf Originalmitteilungen, 
` einschließlich V. B. — Vereinsberichte; eingeklammerte Zahl bedeutet: Kurze Quellenangabe; 


Abwehrfermente bei Bestrahlung 
(Zacherl) 812. 

Akromegalie, Hypophysenbe- 
strahlung bei (Wehefritz) 
687. — s. Sella turecica. 

Allgemeinreaktion, Bedeutung 
der bei Röntgensterilisation 
(Kottmaier) 749f 

Amenorrhoe, Rö.-Ther. bei kon- 
stitutioneller (Fornero-Balli) 
814. 


Anatomische Untersuchungen s. 
Variationen, Gefäße, Dickdarm. 

Aneurysma d. Pulmonalis (Kranz) 
807. 


Angiom, Radium bei (Morrow u. 
Taussig) 814. 

Anomalien s. Variationen. 

Antiperistaltik des Magens 
(Haas) 751f. — vgl. Duode- 
num. 

Apparate s. 
Tiefentherapieapparat, 
nahmegestell, Einstellung. 

Appendizitis, Magensymptome b. 
chronischer (Altschul) 654. 

Arndt-Schulzsches Gesetz (Frik 
u. Krüger) 809; (Pordes) 811. 

Arthritis deformans (Axhausen) 
(799); (Wehner) (802), — bei 
Blutern (Petersen) 802. 

Arthropathia tab. (Stiefler) 802. 

Askariden im Magendarm (Rei- 
ter) 806; (Fritz) 638f. — (Sa- 
lomone) K. B. 793. 

Askariseier z. Dosierung (Holt- 
husen) 813. 

Asthma, Rö.-Ther. (Klewitz) 817. 


Universalapparat, 
Auf- 


Fortschritte a, d. Gebiete d. Röntgenstrahlen. 


K. B. — Kongreßbericht.) 


Atlas, Assimilation (Ankylose, 
Synostosen) (Schinz) 5831. 
Atlas-Epistropheusgelenk, Lux.- 

Frakt. (Wüsthoff) 804. 
Atlasluxation (Sudeck) 804. 
Aufnahmegestell (Jewett) 796. 


Beckenknochen, Bedeutung als 
Filter und Streuer (Weber u. 
Prelinger) 715f. 

Beckenluxation (Herrmannsdor- 
fer) 803. 

Blase s. Harnblase. 

Blasenblutung nach Bestrahlung 
(Schugt) 811. 

Blasenpapillom, Rö.-Ther. (Schön- 
hof) K. B. 786. 

Blenden: Vorderblende (Mannl) 
V. B. 770. 

Blut s. Röntgenstrahlenwirkung. 

Blutdruck bei Rö.-Bestr. (Wol- 
mershäuser) 812. 

Blutergelenk (Petersen) 802. 

Blutkörperchensenkung nach Rö.- 


Bestr. (Klein, Mahnert und 
Zacherl) 810; (v. Mikulicz) 
(811). 


Blutveränderungen während Be- 
strahlung (Risse) 811. 
Brachydaktylien (Peltesohn) 802. 
Bromnatriumlösung, Blasenschä- 
digung (Neupert) 796. 
Bronchialbaum, Kontrastmasse 
im (Wagenknecht) K. B. 778. 
Bronchien, Siehtbarmachung mit 
Jodöl (Sicard u. Forestier) 797. 
Chinesenfuß (Harvey) 800. 


XXXI, 


Chlor, Rolle des b. Rö.-Schädigung 
(Neuda u. Redlich) 811. 

Chondrom, Halbseitentyp des 
multiplen (Weiß) 615f. — 
s. Osteochondrom. | 

Citobaryum (Altschul) 656. — 
10 jähr. Erfahrung (Bauer- 
meister) 761f. 

Coolidgeröhren (Intensitätsver- 
teilung) (Weber und Pre- 
linger) 713f. 

Cysticercen s. Zystizerken. 


Dar en (Regnier, Hau- 
dek) V 789. 

BD bei 
(Beck) 610. 

Diathermie, bes. bei Pneumonie 
(Buch v. Stewart) 764. — bei 
Genitalprolaps (Congureux) 
818; plus Rö.-Str. bei Ischias 
(Kraus) K. B. 784. 

Diekdarm, physiologische Lage 
(Rotky u. Herrnheiser) 
702£. 

Dorr an ZSI (Altschul) 
65 

Doppelniere (Kraft) V. B. 789. 

Dosen, Kleinste bei Ekzem u. a. 
(Thedering) 814. 

Dosierung (Glasser) 812. — Kritik 
der (Fiedler) 812. — biologische 
(Holthusen) 813. — s. Raum- 
dosis. 

Dosismessung (Lorenz, Rayewski 
u. Martins) 813; (Russo) K. B. 
TI 


Tuberkulose 


105 


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828 


Dünndarmspasmen (Rieder) V. B. 
766. 

Duodenale Motilität(Altschul) 
654 f. 

Duodenaler Rückfluß (Elsen) 804. 

Duodenalgeschwür, -stenose 
(Altsehul) 640f. — -ge- 
schwür (Walke) 806. 

Duodenalpathologie (Melchior) 
805. 

Duodenalstenose (H.-B ec k) 608. 

Duodenum, Bulbus deform. nach 
Ulkuskur (Bársony u. Szemzö) 
804. 

— Haarnadel im (Oehlecker) 798. 

— Untersuchung bei Rechtsdreh- 
ung (Radköezi) 796. 


Einstellung f. Rö.-Ther. (Tsiang) 
796. 

Einstellvorriehtungen für Diagn. 
u. Ther. (Mannl) K. B. 770. 

Eiweiß s. Röntgenstrahlenwirkg. 

Ekzem, kleinste Dosen bei (The- 
dering) 814. 

Elektrokoagulation (Tyler) 818. 

Elektrotechnik (Buch v. Vieweg) 
764. 

Elektrotherapie (Turrell) 808. 

Enzephalographie (Schuster) 802. 
— mit Jodöl (Sicard u. Fore- 
stier) 797. 

Epieondylitis humeri (Fischer) 
799; (Jungmann) 800. 

Epiphysenwachstumsstörung 
(Hackenbroch) 800. 

Epistropheus, 
(Schinz) 587; 
(Sehranz) 620. 


Favus, Rö.-Ther. (Zollschan) K. 
B. 786. 

Fehldiagnosen b. Ule. pyl. (Alt- 
schul) 649. 

Filter aus metallsalzgetränkter 
Pappe (Ziegelroth) 760. — 
theoret. Studie (Lamarque) 796. 
— bei Dermatosen (Haudek) V. 
B. 789. — Wechsel während Be- 
strahlung (Ghilarducei) 792. — 
s. Goldfilter. 

Filtersieherung (Sippel) 812. 

Filterwirkung (Erskine u. Smith) 
812. 


Variationen 
Fraktur 


Finger, Schweinerotlaufarthritis 


d. Finger (802). 

Fingernagel, Wachstum nach Rö.- 
Bestrahlung (O z e p a) 7311. 
Fistelfüllung mit Jodöl (Sicard u. 

Forestier) 797. 

Fraktur (Schranz) 620. 

Frakturheilung (Bier, Martin) 
(803). 

Fremdkörper in Duoden. u. Gal- 
lenblase (Oehlecker) 798. — in 
Luft- u. Speisewegen (Bumba) 
798. — s. Ösophagus. 

Fußskelett, Distorsion u. Varie- 

‘ täten (Kuh) K. B. 782. 


Gallenblase s. Fremdkörper. 

Gallenblasenadhäsionen (Alt- 
s c hu l) 653. 

Gallenblasenerkrankungen (Hau- 
dek, Palmer) 805, 


Sachverzeichnis. - 


Gastroenterostomie s. Magen. 

yaswechsel nach Rö.-Bestr. drü- 
siger Organe (Meyer) 811. 

Gefäße parenchymatöser Organe, 
Rö.-Untersuchung (Melni- 
kof) 595£.; (Dünner und 
Calm) 6351. 

Gefäße, .Rö.-Strahlenwirkung auf 

OÖdermatt) 717£. 

Gehirn, Kalkherd im (Raab) V. B. 
768; (Staemmler) (798); (Taft) 
798. 

Gelenke, Heilung von Verletzun- 
gen (803). 

Gelenkerkrankungen, Einteilung 
(Umber) 802. 

Gelenkkörper, nichtarthritische 
(Burkhardt) (799). 

Gelenkmäuse (Nußbaum) (801). 


elenktuberkulose, Rö.-Bild (Kö- 


nig) 801. 

Gewöhnung an Rö.-Str. (Frik und 
Krüger) 809. 

Goldfilter (Heuser) K. B. 793. 


Hallux valg. econgen. (Nilsonne) 
801. 

Halsrippen (Schinz) 587f. 

Halswirbel, Lux. frakt. des 1. u. 2. 
(Schranz) 620f. 

Halswirbelsäule, 
(Schinz) 583T. 

Hand, Mißbildung b. Lues (Er- 
lacher) 799. 

Hand, schnellende (Küttner) 803. 

Harnblase, Rö.-Unters. nach Ute- 
rusfixation (V o g t) 6911. 

Harnsäureausscheidung nach Rö.- 
Bestrahlung von Tumoren und 
Exsudaten (B ora k) 7251. 

Hautfalten, Erythem in (Weber 
und Prelinger) 712f. 

Hautkarzinom, © Rö.-Ther. (S. 
Schönhof) K. B. 786. 

Heliopan- Apparat (Buxbaum) K. 
B. 769. 

Herz d. Säuglings (Reyher) V. B. 
765. 

Herzfehler, angeboren (Raab) V. 
B. 768. 

Hiatus cervicalis 
(Schinz) 591. 
Hirngeschwülste (Nishikawa) 

600 £f 
Hirschsprungsche 
(Bacher) K. B. 780. 
Homöopathische Dosen (Thede- 
ring) 814. 
Homogenstrahlung (Rahm) (814). 
Hüftluxation, angeb. (Löffler, 
Meyer) 803. 
Hypophysenbestrahlung (Hof- 
bauer) 816, (817); bei gynäk. 
Erkr. (Wagener) V. B. 767; 
(Schönhof) K. B. 785. 


Variationen 


persistens 


Krankheit 


Idiosynkrasie (Del Buono) 809. 


Tleozökalinvagination (Reg- 
nier) 6971. 
lleozökalstenose, tuberkulöse 


(Beck) 610. 
Ileozökaltuberkulose (K. Lange) 
V. B. 766. 
Impression, basilare (Schinz) 


585 


(SE 
a Google 


x 
2. 


he) 
- 
en 


XXXI, 5 
Innersekretorisches System re | 
dig) (815). 
Intensitätsmessung, photogra- 


phische (Jaeckel) 7391. 
Intensitätsverteilung b. Coolidge- 
röhren (Weber u. Rrelin- 
ger) 7131. 
Invaginatio Aegegesacz R eg- 
nier) 697f | 
Ionimeter (Mar tius) 813. 
lonisation ska onn (Russo) K. 
771 


- Jonophorese s. Verkupferung. 
Ischias, Rö.-Diathermie (Kraus) 


K. B. 784. 
Isodosenkurven (Gottlieb) 813. 


Jodlösung z. De d. Gefäße ` 


(Dünneru. Calm) 635f. 
Jodöl, Rö.-Untersuchung mit (Si- 
card u. Forestier) 797. 


Kalkablagerungen; paraartikuläre 
(Stegemann) 798; s. Gehirn, 
Kalkgicht, Periarthritis. 

Kalkaneus, proc. trochl. (Oertel) 
802. 

Kalkgicht (Hoffmann) 798. 

Karzinombehandlung, allgemein 
808. 

Karzinomdosis, Reizwirkung bei 
(Piecaluga) 811. — (Branden- 
burg) 809. 

Karzinomerzeugung durch Rö.- 
Str. (Burckhardt u. Müller) 808. 

Kehlkopftuberkulose, _ Rö.-Ther. 
(Zange) (818). 

Keloide, Rö.-Ther. (Haudek) V. B. 
789. 

Kindesalter, Röntg. des (Reyher) 
V. B. 765. 


Kniegelenk, angeb. Sublux. (Chry- 


sospathes) 799. 

Kniescheibenbandzerreißung(Hü- 
bener) 803. 

Knochen s. Ossifikation. 

— normale u. pathol. Physiol. 
(Buch v. W. Müller) 763. — bei 
Skorbut (Nußbaum) 801. 

Knochenarterien (Nußbaum) 801. 

Knochen-Bluterkr ankung(Oester- 
lin) 802. 

Knochenechinokokkus (Kirch- 
mayr) 800. 

Knochenentwicklung d. Extremi- 
täten beim Hausrind (Atlas v. 
Küpfer u. Schinz) 763. 

Knochenfibrom d. Tibia (Beck) 
799. 

Knochensarkome (Tavernier) 802; 
ausführl. Darstellung (Simon) 
802; Fehldiagnose statt Tuberk. 
(Reich) 621f. 

Knochentuberkulose s. Ostitis tab: 

Knochen- u. Gelenkveränderun- 
gen bei Sklerodermie (Leontje- 
wa) 801. 

Knochenwachstum (Busch) 797. 

Knochenzysten s. Ostitis tubere. 

Knöchelbrüche (Keck) 803. 

Köhlersche Metatarsalerkran- 
kung (Altschul) K. B. 780, 799; 
(Köhler,.König u. Rauch) 801. 

— Naviculare- Peera ae (Mau) 
801, 


u u Misere ee Ars ankm Ze Be i 


a us Bi El 


XXXI 56. 


Kollumkarzinom, Strahlenther. 
(Simon) V. B. 767. 

Kolon, Regeneration (Hoffmann) 
805. 

Koloptose, Untersuchungen zur 
Frage der (Rotkyu. Herrn- 
heiser) 702f. 

Kontrastmittel s. Citobaryum, 
Jodlösung, Jodöl, Bromnatrium, 
Röntyum. 

Kraniostenose (Nishikawa) 
599. 

Kyphose der Brustwirbelsäule 
(Sanlader) K. B. 782. 

Kyphosis dors. juv. (Mau) 801. 


Leberabszesse, Pneumoperit. bei 
(Heymann) 805. 

Leberzysten, verkalkte (Viallet u. 
Randavel) 798. 

lebergefäße, Darstellung (Mel- 
nikoff) 595. 

Lendenwirbel, Gelenk im Quer- 
fortsatz (Göcke) 798. 

l,eontiasis ossea (Naito u. Schül- 
ler) 801. 

Lichtstrahlenmessung (Finken- 
rath) 812. 

Lilienfeldröhre, Kritik der (Bar- 
dachzi) K. B. 769. 

lorenzsche Bifurkation (Haß) 
800. 

Lückenschädel (Cohn) 799. 

Lunge, Miliartuberk. (Blum) 806; 
Siderosis (Hoke) K. B. 777; 
Zystizerken (Jaksch) K. B. 777. 

Lungenabszeß bei Ca. (Gold- 
stein) 623f: 

Lungenbild, Streifenschatten im 
(Holzknecht) 797. 

Lungenerkrankungen, Rö.-Diagn. 
(Guth) K. B. 776. 

Lungengangrän bei Ca. (Gold- 
stein) 628f. 

Lungengefäße, Darstellung (M e 1l- 
nikoff) 595f.; (Dünner u. 
Ca l m) 635f. 

Lungenkrebs, Schneeberger 
(Thiele, Rostoski, Saupe und 
Schmorl) (807). 

Lungenphthise b. Säugling (Ep- 
stein u. Kment) 806. 

Lungentuberkulose, Rö.-Diagn. 
(Jaksch) 807; (Grau) (807); 
kindliche (Klare) 807; Fintei- 
lung (Sternberg) 807: Rö.-Ther. 
(Schulte-Tigges) 817; Höhen- 
sonne (Fecht) 818. 

Lungentumor (Sessa) 807. 

Lungentumoren, dureh Einschme!l- 
zung komplizierte (Gold- 
stein) 623tf 

Luxatio obturatoria (Kochs) 803. 

ae OR an oaDE (Rother) 


Madelungsche 
lacher) 799. 

Mäusekrebs, Rö.-Heilung (Bran- 
denburg) 809. 

Magen bei hinfälligen Leuten 
(Levy-Dorn) 696f.; Anti- 
peristaltik (Haas) 751f.; nach 


Deformität (Er- 


Sachverzeichnis. 


Gastroenterostomie (Elsen) 804; 
s. Pylorus. 
Magenblase; zur Physik der 
(Rothbart) 757f. 
Magendivertikel (Ravenel) 805. 
Magen-Duodenalgeschwür (W al- 
ko) K. B. 779, 806. 
Magenentleerung m. Sonde (Mac- 
zak-Ottenburg) K. B. 778. 
Magengeschwür (Herrnheiser) K. 
B. 78: am Pylorus (Alt- 
schul) 640f.; Heilungsdauer 
(Bernheim) 804; Rö.-Ther. (Ko- 
don, Lenk) K. B. 783. 
Magenkarzinom, doppeltes, neben 
Ulkus (Steden) (806). 
Magenneurosen (Altschu]) 
654. 
Magenpolypen (Kaznelson) K. B. 
778 


‚ Magensyphilis (Milani) K. B. 793. 


Magentuberkulose (Willerding) 
806; (Demel) 804. 

Malleolengabel (Keck) 803. 

Malum suboceipitale (Schinz) 
584. 

Mediastinaltumoren (Rother) V. 
B. 764; (Bacher) K. B. 780; (Gu- 
leke) 807. 

Meningealgefäße des Schädels 
(Nishikawa) 599f 

Meno- und Metrorrhagien s. Ute- 
rusblutungen. 

Messung der Röhrenspannung 
(Voltz) V. B. 766. — s. Dosis- 
messung. 

Metalle, röntg. Untersuchung 
(Glocker, Berthold u. Neeff) 796. 

Metatarsale I, Knochenplastik 
(Johanssen) 800. 

Metatarsus varus (Mau) 801. 

Milzbestrahlung in der Gynäk. 
(Werner) (816); b. Tuberkulose 
(Gortan) K. B. 793. 

Mißbildungen s. Halswirbelsäule. 

Mitosen und : Zellsensibilität 
(Lachapelle) 815. 

Myom s. Uterusmyom. 

io tis ossifieans (Wohrizek) K. 

. 783. 


„Nachbareffekt“ am Rande des 
Bestrahlungsfeldes (Jaeckel) 
747. 

Naevus, Radium bei (Morrow und 
Taussig) 814. 

Nebenhodenschwellung 
Schilddrüsenbestrahlung 
(Fraenkel) 809. 

Neo-Idealapparat (Buxbaum) K. 
B. 769. 

Nierenkapselverkalkung, Pseudo- 
stein (Perussia) K. B. 793. 

Nierensteine, enorm große (Kraft) 
V. B. 789. 

Nierentuberkulose (Küttner) 805: 
mit Verkalkung (de Witt) 799. 


nach 


Ösophagus, Nachweis nicht schat- 
'tengebender Fremdkörper 
(Lenk) 613f.,;, epiphrenales 
Divertikel (Dessecker) 804. 

— -Oa., Radium bei (Case) 816. 

Ösophagusfibrom (Fahr) 805, 


829 


Ösophaguskarzinom bei idiopath. 
Dilat. (Bauermeister) 804. 
Okzipitalwirbel (Schinz) 586f. 
Olliersche Wachstumsstörung 
(Weiß) 615£. 
K Sublux. (Küttner) 
Os odontoideum (S e hin z) 583. 
Ossifikationsstudie (Eden) (799). 
Osteochondritis (Burkhardt) (799): 
— coxae deform. juv. siehe 
Perthessche Krankh. 
Osteochondrom des Oberschenkels 
(Kautzky-Bey) 636f. 
ee imperf. (Kratzeisen) 


Osteopsathyrosis (Frank) 799. 

Ostitis deformans (Gütschow und 
Walter) 800; s. Leontiasis. 

— fibrosa (Weil, Schulz) K. B. 
781. 

— tuberculosa rn cystica 
(E.Fraenkel)579f. 

Othämatom, Rö.-Ther. (Regnier) 
V. B. 790. 

Ovarialtumor nach 
(Heimann) 815. 


Myombestr. 


Pagetsche Knochenerkrankung s. 
Ostit. deform. 
Pankreaserkrankungen (Alt- 
sc hu l) 653. 
Paraffin als Streustrahler (O der- 
matt) 728. 
Patella, axiale Aufnahmen (Ja- 
roschy) K. B. 781. 
— bipartita (Hackenbroch) 800. 
Periarthritis humeroscap. (Franke 
u. Stegemann) 798. 
Perthessche Krankheit (Kappis) 
800; (Petersen) 802; experim. 
Erzeugung (Nußbaum) 801. 
Pflanzenversuche (Schwarz, 
Czepau.Schindler) 665%. 
Photographische - Intensitätsmes- 
sung (Jaeckel) 739f. 
Photographisches: Verstärkung 
(Mann]) K. B. 770. 
Pneumoperitoneum (Rolly) 806; 
= Leberabszessen (Heymann) 
Pneumothorax, extrathorakaler 
K. B. 776; Kavernendurchbruch . 
in künstlichen (Weigeldt) 807. 
Pseudarthrosen (Bier, Martin) 
(803); (Willich) (804). 
re n. Rö.-Kastr. (Bumm) 
812. 
Punktwärmetheorie 
K. B. 773. 
Pyelographie 
(Küttner) 805. 
Pylorus, offener 
644. 


(Dessauer) 
(Baensch) 804; 
(Altschul) 


Pylorusbewegung (Bärsony) 797. 
Pylorusstenose, Ca. (Swanberg) 
806; tuberkulöse (Demel) 804. 
Quantentheorie und Rö.-Str. 

(Debye) 795. 
Rachischisis (Sehinz) 592. 


. Rachitis (Maaß) 801; Rattenexpe- 


rim. (Eckstein) 818. 
Radioaktive Substanzen, Isolie- 
rung der (Marx u. Wolf) 796. 


105 * 


830 - 


Radioaktive Zertallsprodukte 
(Bongards) 794. 

Radioaktivität (Ludewig) 796. 

` Radiosensibilität der Zellen (La- 

’ chapelle) 815. . 

Radium bei Leukämie u. Hodgkin 
= (Aikins) 816; bei Ösophagus-Oa. 
: (Case) 816; bei Naevus, Angiom 
(Morrow u. Taussig) 814; bei 
Kollum-Ca. (Simon) V. B. 767. 

— bei Rektum-Ca. (Lory u. Bru- 
. neau de Laborie) 817; bei narbi- 


ger Postikuslähmung (Rethi) 


817. 
Radiumemanation (Markl) = B. 
Ausspr. 787. 
Radiumemanationsnadeln, In- 


strument z. Einbettung (Neill). 


796. 
Radiumnadeln bei Schilddrüsen- 
Ca. usw. (Bower u. Clark) 816. 
- Radiumnormallösungen 794. 


Radiumschädigungen (Kienböck) 


V.B.7 

Radiumtherapie, Dosierung (Hei- 
ner) K. B. 787. 

Radiumträger (Aikins) 816. 

Radiusfraktur, Nervenschädigung 
bei (Turner) 804; plus Trique- 
trumfrakt. (Schinz) 808. 

Reizbestrahlung d. Ovarien 
(Schönhof) V. B. 768. | 

Reizdosen (Frik u. Krüger) 809; 
(Gutzeit, Brinkmann u. Köt- 
schau) 810. 

Reizwirkung d. Rö.-Strahlen 
(Schwarz, Czepa und 

= Schindler) 665£.; (Picca- 
- luga) 811; s. Fingernägel. 

Rektumkarzinom, oper. Statistik 
(Kroll) 808. 

Rippendefekte (Se Bi in z) 590. 

Röntgenapparate mit Hochfre- 
quenz (Rocchi) 797. 

Röntgenbilder, pseudo-plastische 
(Franke) K. B. Ausspr. 770. 


Röntgenerythem in Körperfalten: 


Weber und Prelinger) 
712£. 


EN Art der (Ken- 


- nard) 796. 

Röntgenkarzinom, exper. (Burck- 
hardt u. Müller) 808. 

Röntgen- u. Radiumkater (Czepa 
-u~ Högler) 809 

Röntgenödem EE 808. 

Röntgenröhre,Spannungsmessung 
(Voltz) V.. B. 765; wasserge- 
kühlte - Hochspannungs- (Coo- 
lidge u. u T95; neue 
(Franke). K. B. 772, s. Lilien- 

.  Ieldröhre. 

en (Kulenkampf) 
15 

Röntgensterilisation, 
(Naujoks) 815. 

‘ Röntgensterilisierung, Bedeitung 
der Allgemeinreaktion. bei 
(Kottmaier) 749fć. 

Röntgenstrahlen, physikal. Unter- 
suchungen: an festem Benzol 
(Bromée) 795. — Zerstreuung u. 
Quantentheorie (Debye) 795; 
oszillograph. Messung (Fritz) 
795; Reflexion (Wagner und 


tSMPOLARE 


Sachverzeichnis.‘ 


Kulenkampf) 797; von schwa- 


chen ausgelöste Elektronen 
(Herweg u. Mie) 796; Unter- 
suchung v. Metallen (Glocker, 
-Berthold u. Neeff) 796; Struk- 
turbestimmung mittels (Pola- 
- nyi) 796. 
Röntgenstrahlenschälligung Rolle 
d. Leber b. allgemeiner (Neuda 
u. Redlich) 811; bei: AuTi 
Haut (Kienböck) V. B. 791: 


— 


(Del Buono) 809; s. Röntgen- 


ödem, Blasenblutung, Psycho- 
sen, Röntgenverbrennung. 


Röntgenstrahlenwirkung auf Bak- > 
terien. (Frik u. Krüger) 809; 


(Gutzeit usw.) 810; biologische 
(Bernhardt) 808, (Dessauer) K. 


B. 775, (Ghilarducci) 809; (Mar-. 
tius) (810): (Neuda u. Redlich, 


Piccaluga, Pordes, Schwarz) 


S11; (Opitz) (811); auf Eiweiß- 


körper des Plasmas (Kni p - 
| ping u. Kowitz) 660f.; pri- 
märe auf die Gefäße (O der- 
matt) 717£f., auf Stoffwechsel 
(Strauß) (812); auf Katalase 
(Wels) 812; auf vegetative Ner- 
ven (Wolmershäuser) 812; auf 
Abwehrfermente . (Zacherl) 812. 
— s. Gaswechsèl. 
Röntgenstrahlung, charakteristi- 
sche (Holtsmark) 796. 


Röntgentherapie s. auch Strah- 


lenther. 

-—b. Blasenpapillom (K. Schön- 
hof) K. B. 786; b. Asthma (Kle- 
witz) 817; bei "Hautkarzinomen 
(S. Schönhof) K. B. 786; bei 
Favus (Zollschan) K. B. 786; in 
‚der inneren Med. (Hassencamp) 
808; bei chir. Karzinom (Kö- 


nig, Ochsner) 808; bei Keloiden 


(Haudek) V. B. 789; bei Othä- 
matom (Regnier) V. B: 790; bei 
Magengeschwür (Kodon, Lenk) 
. K. B. 783; bei malignen Tumo- 
ren (Brandt) 808; bei Penis-Ca., 
Prostatahypertrophie (Klöpzig) 
808; bei Mediastinaltumoren, 
Lymphogranul. (Rother) V. B: 
764; Komb. mit Da bei 
Ischias (Kraus) K. 
s. Strahlentherapie. 


V. B. 790. 

Röntgenverbrennung durch Lin- 
demannglasfenster (Altschul) 
K. B. 772. 


Röntyum (Blank) (794), Lerat 


: maier) 794. 


"Schädel, rö. Darstellung d. Venen- 


kanäle (Nishikawa) 598f.; 
Nahtsynostosen, 
‘(Thoma) 798; Nahtverknöche- 
rung b. Kind (Reyher) V. B 


765. 
Schädeldefekte (Cohn) 79. _ 
Schädelhyperostosen (Naito und 
Schüller) 801. 


Schädellues (Nishikawa) 606. 


Schädigung b. Enzephalographie 
(Schuster) 802; s. Bromnatrium, 
Pyelographie. 


Sechsstundenrest 


.. 7184. — 
Ban Sp Ther. (Holzknecht) 


Hyperostose 


` XXXI, 5,6. 


Schaltwirbel (Schin = 589, 

Schenkelhalsfrakturen, Heilung 

- (Bonn) 808. 

Schilddrüse, Radiumnadeln (Bo- 
wer u. Clark) 816. : 

Schlattersche Krankheit (Hacken- 
broch) 800. 


Schulterblatthochstand bei Hals- 


rippen (Sc hin z) 587. 
(Altschul) 


656. 
T S. ‚Streustrah- 


lun f 
Sella dea (Raab) K. .B. 782; 


(Knox). 800; bei Sklerodermie 
` (Leontjewa) 801. | 

Sensibilisierung von Tuberkulin 
durch Rö.-Str.: (Altstaedt) 
. 7341: 

Sensibilität (Dessauer) K.B. 774; 
‚gesteigerte nach Salvarsan, 
Jod, Bromkur (Fraenkel) 809. 

Sensibilitätsschwankungen 
. (Schwarz) 814. ` 

Sinus, venöse a. Schädel (Nishi- 
kawa)599f. 

Sklerodermie - (Hoffmann) : 798; 
Knochen- und Gelenkveränd. 
(Leontjewa) 801. 

Skoliose b. Halsrippen (S chinz) 
587. 


Skorbut d. Säuglinge (Wimber- 
ger) 803. 
Spina bifida an der Hals-W. -S. 
(Schinz) 583, 586, 591. 
— ventosa (E.Fraenke ]) 579. 
Spondylitis deformans (Schinz) 
585 f. 


— Senkungsabszeß (Sick) (807). 

— tabica (Oberndorfer) 639. 

Spontanfrakturen bei Basedow 
(Herrnheiser) K. B. 781. 


Spontanpneumothorax (Hart- 
mann) K. B. 776. 
Sterilisation s- Röntgensterili- 


sation. 
Sternum-Rippenanomalie R 
(Schinz) 590.. 


"Stierlinsymptom (Lange) V. B. 
766 


Stoffwechselwirkung d. Rö.-Str. 
ea 808, (Mahnert und 
Zecherl) 8 

an aehd des: Karzi- 

. noms, spez. des . Kollum-Ca. 
(Voltz, Simon) V. B. 767. 

Strahlentherapie maligner Tumo- 
ren (Kurtzahn, Naujoks u. Kle- 
witz) (808). 

Streustrahlung (Prelinger) 771; 
(Debye) 795; (Lorenz u. Rayew- 
. ski) 813; der Knochen (We ber 


u. Prelinger) 715f.; Mes- 
` sung (Jaeckel) 744. 
Streuung von Betastrahlen 


(Wentzel) 797. > ` 
Streuungsrinne (Puga) 814. 
Symphyse, Karies als Osteosar- 
kom aan (Ri eic ji 62i f. 


+ 


Tiefenther ahheiondeht Stabilivelt 
(Rigele) K. B. 771. 

Triquetrumfraktur neben Raädius- ’ 
frakt. (Schinz) 808, 


XXXI, 5/6. 


Tuberkulin, Sensibilisierung von 


durch Rö.-Str. (Altstaedt) 
134f. 

Tumorbestrahlung, Harnsäure- 
ausscheidung nach (Borak) 
129 Í 

Turmschädel (Nishikawa) 
599. i 


Ulcus s. Magengeschwür, Duode- 
nalgeschwür. 

Ulnadefekt, angeb. (Wernscheid) 
802. 

Ultrasonne (Laqueur und Rohn) 
810; bei gyn. Erkr. (Gans) K. B. 
T83. 

Ultraviolettlicht, Wirkung auf d. 
Haut (Keller) 810. 

Universalapparat „Heliopan, Neo- 


Ideal“ f. Diagn. u. Ther. (Bux- 
baum) K. B. 769. 
Urologie, Rö.-Diagn., K. B. 793. 


Uterusblutungen, Hypophysenbe- 
strahl. bei (Schönhof) K. B. 785, 
(Wagner) V. B. 767. — (Hirsch) 
815; Reizbestr. d. Ovarien bei 


Sachverzeichnis. 


(Schönhof) V. B. 768. — Strah- 
lenther. (Opitz) 815; (Schmitz 
u. Bundy) 816. 

Uteruskarzinom s. Kollum-Ca. 

Uterusmyom, Hypophysenbestr. 
(Schönhof) K. B. 785; Geburt 
eines subinukösen nach Hypo- 
physenbestr. (Wagner) V. B. 
767; Wachstum nach Bestr. 
(Heimann) 815; Oper. od. Be- 
strahlg.? (Bumm) 812; (Chilai- 
ditis) 814. 


Vanillinzusatz z. Kontrastmahl- 
zeit (Altschul) 643, 657. 

Varietäten s. Halswirbelsäule, 
Sternum, Rippen, Schädelve- 
nen, Koloptose, Lendenwirbel. 

— des Fußskeletts, ursächl. Be- 
ziehung zu Distorsionen (Kuh) 

. B. 782. 

Verkupferung (Ghilarducei) 792. 

Verstärkungsschirme, Wirkung 
der (Schlechter) 797. 

Volvulus s. Invagination. 


Nachzutragen in diesem Heft: 


831 
Vorbestrahlung (Ochsner, Sell- 
heim) 808. 
Wachstum s. Reizwirkung. 
Wirbelsäule, Verknöcherung der 
Zwischenwirbelscheibe (Báron) 
799; s. Kyphose, Spondylitis. 


Wirbelosteomyelitis (Fritzler) 
800. 
Wirbelsäulentumor (Neurinom) 


(Guleke) 807. 
Zahnaufnahmen, Messung (Scher- 
bel) 797. 
Ca. (Tyler) 


Zungenschilddrüse, 
817. 
Zystizerken (Krutzsch) 798. — d. 


Lunge (Jaksch -Wartenhorst) 
807. 

Zwerchfell, Relaxatio (Steiner) 
K. B. 777. 

Zwerchfelldynamik (Burkhardt) 
806 


Zwischenhirn (Wehefritz) 
688 


Zysterzerken in d. Lunge (Jaksch) 
B. 777. 


Seite 761 zu Vortrag Bardachzi: Erschien Med. Kl. 1924, Nr. 2. 
Seite 770 zu Vortrag Ma n n l: Erscheint Fortschr. Bd. 32, H. 1. 


Druckfehlerberichtigung zum vorigen Heft. 


In Heft 4 auf Seite 543 im Referat Palmieri muß es heißen: in der 8. Zeile 16% statt 10%, in 
Zeile 9 „in 5 cm 68,5%“ statt „in dem 68,5%“ und in der gleichen Zeile „0,5 Zn Filter" statt „0,5 zu Filter“. 


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-tschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. ` Fate EX: 


Fig. 2a. 


g. 1. Heilung d. Sp. v. m. Ausgang in Fig. 2. 
klobige Deformierung d. Phalanx 1. 42 J., BA 1921. Heilung d. Sp. v. m. Ausgang in knöcherne 


Ankylosierung d. Articul, interphalang. I. 


Fig. 3. Sp. v. m. Ausgang in Subluxation zw. Phalanx I/II digit, 


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L Sp. v. m. Ausgang in Deformierung u. 
hiebung d. Nagel- zur Grundphalanx des 
Daumens. 


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rtschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen XXXI. 


- 
+ 


A CE ‘pa g. Sp. vV. multiplex der 1. Hand, 22. VI. 20. 


7. 22 aks d. Sp. v. III/IV, Metacarpalköpfehen 
artieller Zerstörung der Corticalis d. Metac. IV u. 
reichlicher periostaler Knochenanbildung, 


8.8. 18 AR Ö, l. Hand, 1909. Klassische flaschenförmige 
Sp. v. Grundphalanx II. 


Tafel XVIII. 


ig. 8a. 25 J., Q, 1921. Mit lochartigem 


Defekt d. Grundphalanx Il u. 


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Deformierung 


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Sp. v. multiplex r. 


J., 


21 


1921. 


Mit starker 


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Hand, geheilt 30. XII. 


1922: 


Ver- 


schmächtigung der 


Wig? 9. 18 J., Q,)1918, 1. Hand. 


der Grundphalanx V, ausgedehnte Zerstö- 


heilte Sp. 


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Grundphalanx V 
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rtschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. 


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' Fortschritte a. d. (Gebiete der höntgenstrahlen. XAXI. Tafel XX. 


Melnikoff: 


/ber Untersuchung der Gefäße 
arenchymatöser Organe mit 
Röntgenstrahlen 
(s. Seite 595). 


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'ortschritte a. d. Gebiete der 753 
Röntgenstrahlen. XXXI. zZ Tafel XXa. 


Abb, 4 (stereoskopisch), 


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Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI, Tafel XXII. 


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Fig. c. 
Röntgenogramm eines 17jährigen Epileptikers mit Kalkherd im Stirnhirn und sternförmigen Diplo&- 
Venen im Scheitelbein. 


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Fig. d. 
Röntgenogramm eines Falles von wurmstichartigen Diploë-Venen. ` 


Nishikawa: Über die röntgenographische Darstellung der Venenkanäle des Schädels-(s. Seite 598). 


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Fortschritte a. d. Gebiete der höntgenstrahlen. AAAI. =- Jafel XXII. 


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Fig. e. 


Röntgenogramm eines 
Falles von netzförmigen 


Diploë-Venen. 

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’rofllaufnahme des Kopfes eines 
Falles von Ostitis luetica. 


ie. e und f. Nishikawa: Über 

die röntgenographische Darstellung 

der Venenkanäle des Schädels 
(s. Seite 598). 


Fig. 1. 
Jacckel: Über die photograpbische 
Intensitätsmessung der Röntgenstrahlen 
und ihre Verwendbarkeit für die Do- 
sierung (s. Seite 739). 


3 


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Film, aufgenommen nach Fig. 3 (Buch- 
staben übereinstimmend mit Fig. 3 u. 
4). AB = Mittellinie (Fig. 3), deren 
Schwärzungsverlauf in Fig. 6 darge- 
stellt ist; © = 1, Aufbellung (Fig. 4 
u. 3 links); G=2. Aufhellung (Fig. 4 
links; D = l. u 2 Aufhelluug 
rechts (Fig. 8). Am linken und rechten 
Rand des Films ist gemäß Fig. 5 ein 
et 5 ca. 15 mm breiter Streifen stärkerer 
A T K A Schwärzung wahrnehmbar, vor allem 
Eit auf der linken, bei der Bestrahlung 
unteren Seite. 


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Fig. g. Röntgenbild des Schädels eines Falles von Dysostosis 
cleidvcranialis mit zahlreichen Schaltknochen. 


Fie. 2. 


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n h. Profilaufnahme des Kopfes eines 30 jährigen Mannes mit trau- 

tischem Schädeldefekt und variköser Erweiterung der Diploö-Venen. 

shikawa: Uber die röntgenographische Darstellung der Venenkanäle 
des Schädels (s. Seite 598). 


Fie. 3. 


.. . Y . . In lre Et > dan Eu itype ñ^ F . Jc p oe 
ga Lenk: Zum röntgenologischen Nachweis von nicht schatten- Beck: Kasuistischer Beitrag zur Diagnose 


re: >, ANETTE u DADA INARA are fe ORASTA 4’ d\ ‚aba era er an la CSI KOAQ\ 


Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXXI. Tafel XXV. 


Fig. 4. Fig. 5. | Fig. 6. 
Weiß: Über den Halbseitentypus des multiplen Chondromes (s. Seite 615). 


Fig b. 


Schranz: Über einen); geheilten\ Fall von Luxationsfraktur 
Fig. a. des I. und II. Halswirbels (s. Seite 620). 


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rtschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. 


Magendarntrakt 


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Fig. b. 


schen Nachweis von Askariden 
(s. Seite 638). 


8g 


Zum röntgenolo 


. 
. 


Fritz 


Fig. 1. 14h p. c. letztes 
Ileum noch gefüllt; 
anschließend daran ein 
schmaler, bandartiger 
Streifen bis zur linken 
Seite der Wirbelsäule 
rcichend; der Strang 
entspricht dem Inva- 
vinatum; Coecum-As- 
eendens fehlt. 

il = letzte Ileum- 

schlinge. 
in = Invaginatum. 
si = Sigma. 


Fig. 2. Colonfüllung per rectum. 


XXXI, 


Oberndorfer: 
Spondylitis tabica 
(s. Seite 639). 


Tafel XXVII. 


Fig. c, 


Der Einlauf füllt Sigma-Descendens und distale Hälfte 


des Transversum. Hier gabelt es sich in zwei, ca. 2 cm lange Fortsätze, die deutlich 


Ilıustrierung zeigen. 
le = Descendens. 
si = Sigma. 


= Transversum. 


= Teilungsstelle der Kontrastmittelsäule. 


Fig. 3. Kolonfüllung per rectum. 
Das Transversum zeigt in seiner 
proximalen Hälfte eine eigenartige 
Zeichnung. Es sieht aus als ob 
bandartige Streifen um scine Žir- 
kumferenz ziehen würden. Durch 
diese Zeichnung sieht ınan einen 
hellen Streifen durchschimmern, der 
dem luftgefüllten Invaginatum ent- 
spricht. 
si = Sigma. de = Descendens. 
t = Transversum. ci = band- 
artige Kolonzeichnung in == 
luftgefülltes Invaginatum. il = 
letztes Ileum. 


Regnier: Die Invaginatio ileococ- 
lis im Röntgenbilde (s. Seite 697). 


LE 


Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen XXXI.. 
Kongreßheft. _ | | 


Verhandlungen 


Deutschen Rö ntgen-Gesellschaft 


Gesellschaft für Röntgenkunde und irn. 
Band XIV. 


Bericht über die wissenschaftlichen Sitzungen 


des 


Vierzehnten Kongresses 
am 16. bis 18. April 1923 in München. 


‚Herausgegeben vom 


Publikations-Sonderausschuß | 


unter Leitung von 


Professor Dr. Grashey-München. 


Hamburg 
Lucas Gräfe & Sillem 
(Edmund Sillem) 

1928. 


% 


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i - Vorträge’). 


i. Diagnostik. 


1. Jehn (München): Die Bedeutung des Röntgenverfahrens für die Entwicklung und Diagnostik 
der Thoraxchirurgie. S. 6. | 
2. Küpferle(Freiburgi.B.): Die anatomische Analyse des Röntgenbildes bei der Lungenphthise. S.14. 
3. Chaoul (München): Die Röntgenuntersuchung im Dienste der chirurgischen PAPER mAg der 
Lungentuberkulose. S. 16. 

.Fleischner (Wien): Zur Differentialdiagnose der Lungentuberkulose im Röntgenbilde. S. 18. 

. Altschul und Spitz (Prag): Zur Röntgenologie und Klinik der primären Tuberkulose. S. 22. 

. Peltason (Würzburg): Kompressionsdurchleuchtung der Lungenspitzen. S. 25. 

. Käding (Bonn): Kalkwanderungen in den Rippen bei Lungentuberkulose. S. 27. 

Aussprache zu 1—7: v. Romberg (München), Staunig (Innsbruck), Reimann (Ber- 

lin, Kerber (München), Lydtin (München), Czepa (Wien), v. De h n enehrusn): 
Haudek (Wien), Groedel (Frankfurt). 

8. Böhme (Bochum): Das Röntgenbild der Pneumonokoniose der Beraarbeiter: S: 33. 


-1 D Ol d 


9. Sa upe (Dresden): Röntgenologische Lungenbefunde bei der sogenannten Ber ERSTANNSHeN der Erz- . 


bergleute in Schneeberg (Sachsen). S. 35. 

10. Lorey (Hamburg): Über Lungengeschwülste. S. 38. | 

11. Chaoulund Lange (München): Intrathorakale Senkungsabszesse im Röntgenbilde. S. 40. 
Aussprache zu 8—11: Kraft (Wien), Flaskamp (Erlangen), Frik (Berlin), Haudek 

| (Wien). 

12. Groedel (Frankfurt-Nauheim): Die Herzbewegung im Röntgenkinematogramm (mit kinemato- 

graphischen Vorführungen). S. 42, 
Aussprache: Kaestle (München). 
13. Herman (Subotica, S.H.S.): Über einseitige Hiluspulsation. S. 43. | 
14. O. v. Dehn (St. Petersburg-Innsbruck): Röntgenologischer und anatomischer Beitrag zur Lehre 
von der Gastroptose. S. 44. 
Aussprache zu 13 u. 14: [Ste y rer (Innsbruck)|, Haudek (Wien), F rik (Berlin), v. De h n 
(Innsbruck). 
[15. Levy-Dorn (Berlin): Zu den rasen Magen- und Darnton S. 46. 
- Aussprache: Weinstein (Berlin), [Teschendorf (Königsberg)]. 
16. Rieder (München): Die anatomische und röntgenologische Unterscheidung von Jejunum und 
Ileum. S. 47. : 

|17. Dessecker (Frankiurt a. M.): Epiphrenales Ösophagusdivertikel mit Demonstration.] 

1S. Köhler (Wiesbaden): Arterienverkalkung im ersten Lebensjahr. S. 52. 

18. Teschendorf (Königsberg): Zur röntgenologischen Darstellung der Gallenblase. S. 54. 
Aussprache zu 15—19: Haenisch (Hamburg), Weinstein (Berlin), Ei is le r (Wien), 
ITeschendort (Königsberg)j. 

20. Martius (Bonn): Die Beckenmessung mit Röntgenstrahlen. S. 57. 

21. Grashey (München): Seltene Röntgenbefunde. S. 59. 

22. Levy-Dorn (Berlin): Kurze Demonstrationen. a) Beekenluxation. b) Triehinose im Röntgen- 

hilde. S. 61. | 
Aussprache zu 20—22: |Gocht (Berlin), H ae nisch (Hamburg), [Kohlmann (Erlangen)]. 


1) Von den in [ ] stehenden Rednern fehlen die Niederschriften, oder es ist nur auf die Stelle der 
ausführlichen Veröffentlichung hingewiesen. Von den Vorträgen im II. Abschnitt (Therapie) sind, ent- 
sprechend den Beschlüssen der DRG., nur kurze Selbstberichte niedergelegt, da die ausführliche 
Wiedergabe in der „Strahlentherapie“ erfolgen soll. 


u; n Inhalt. 


S eyer lei h (Würzburg): Über naate Epiphysenlösung und ihre Folgen. Ss. 61. 
V ogt: (Tübingen): Röntgenuntersuchungen seltener Mißbildungen. S. 61. 


Aussprache: Nemenow (Petersburg).] 


: . Lorey (Hamburg): -Demonstration einiger ‘interessanter Fälle. S. 62. 


ua ache: ur olitse h m ai audek (Wien). 


IL Therapie. 


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26. d e i Camp (Freiburg) (auf Einladung): Die Röntgentherapie der Lungenphthise. S. 67. 


88, 


39. 


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42, 


43. 


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45. 
46. 
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48. 


. Haenisch (Hamburg): Über Intensivbestrahlung. bei Lymphosarkom. S. 81. 


Aussprache: Bacmeister (St. Blasien), Kaestle (München), [B uck y (Berlin),] He B - 
mann (Berlin), Caspari (Frankfurt), delaCamp. 


H olzkne cht (Wien): Worauf beruht die 'Heilwirkung der Röntgenstrahlen? S. 69. 
.Pordes (Wien): Ist zur Erklärung der Böntgenwilhung Q. die Annahme von Funktions- und ` 


- Wachstumsreiz notwendig? S. 70. 
‚Mühlmann (Stettin): Über Röntgenreizbestrahlung. S. 7. 


30. Zweifel (München): Über Milzreizbestrahlung. S. 72. 


` Aussprache zu 26—30: G. Schwarz u. Czepa (Wien), Czepa (W as Vogt (Tübingen), 
Volhard (Halle), Opitz (Freiburg), Holfelder (Frankfurt), v. Seuffert (Mün- 
chen, Haudek (Wien), Wintz (Erlangen, Heßmann (Ber lin, Christoph 
Müller (München), Happel (Frankfurt), Voltz (München), Caspari (Frankfurt), 
= Nürnberger (Hamburg); Holzknecht (Wien). | u 
Theilhaber (München): Die elektro-magnetischen Schwingungen und die Immunität. S. 80. 
Strauß (Berlin): Über den Einfluß der Böntgensfrnblen auf endozelluläre und Stoffwechsel- 
vorgänge. S. 80. ` l 
R. Sielmann (München): Röntgentherapie bei Basedow. S. 81. | 
Ch aoulund Lange (München): Röntgenbestrahlung bei der Lymphogranulomatose (mit De: 
| monstration).. S. 81. PR 


é 


Aussprache zu 31—35: Klieneberger (Zittau) 


3, Holfelder (Frankfurt a. M.): Über die örtliche Verteilung der Röntgendosis in der Körper- 


tiefe. 8. 83. 
Aussprache: Voltz (München). 


i -Winter (München): Irfehrungen mit der. Strahlenbehandlung des inoperablen Uteruskarzi- 


.noms. S. 86. 
Aussprache: Holzbach (Mannheim). 


. Küstner (Göttingen): Tagesfragen der Dosimetrie. S.. 86. 


Aussprache: Schleußner (Frankfurt). 
H. Sielmann (z. Z. Wien): Untersuchungen über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf den Salz- 
‚stoffwechsel und seine Beziehung zur.-Therapie des sogenannten „Röntgenkaters“. S. S7. 

Ausspr ache:'Heßmann (Berlin, Kohlmann (Erlangen). | 

Vogt (Tübingen): Über das Auftreten von Ovarialtumoren nach Röntgenkastr ation. S. 88. 
Aussprache: Mühlmann (Stettin). 

Holitsch (Budapest): Modifikation der gynäkologischen Tiefenbestr SDLUNEAN S. 88. 
Aussprache: Winter (München). 

Zweifel (München): Über Bestrahlung des Ovarialkarzinoms. S. 89. 


IL Physik und Technik. 


Glocker (Stuttgart): Die al ger Röntgenstrahlen zur quantitativen chemischen 
Analyse. S. 90. ! aa N | 

Stumpf (München): Ster eo-Durchleuchtungen. S. 92. 

Klingelfu B (Basel): Direkt zeigendes Spektrometer für Röntgenstrahlen. S. 95. 

Schleußner (Frankfurt a. M.): Ein neuer Belichtungszeitmesser für Röntgenaufnahmen. S. 97. 

Berger (München): Technische Neuerungen. S. 100. 


Gotthardt (München): Spektrometrische Untersuchungen an Röntgen- Tiefentherapieröhren. 


S. 104. : 


Inhalt. | V 


|49. Alfter (München): Spektrographische uud iontoquantimetrische Messungen an Röntgenappa- 


61. 
62. 


raten.] 
Aussprache zu 45—49: [J aec kel (Berlin), Glocker (Stuttgart), Buck y (Berlin), Küst- 
n er: (Göttingen),]| Voltz (München), Staunig (Innsbruck), Sch le ußner, Klin- 
gelfuß, 


. Chaoul (München): Strahlensammler für kleine Felder. S. 108. 


Aussprache: Kriser (Wien). 


. Heitz (Landau): 1. Das Paraffin-Wachsphantom zur Messung der Röntgenstrahlen. 2. Filter- 


sicherung. S. 109. 
Aussprache: Kriser (Wien), Lorenz (Hamburg). 


. Kraft (Dresden): Die Verwendung photographischer Röntgenpapiere. S. 110. 
. Cramer (Frankfurt a. M.): Neue Versuche zur Verteilung und Verbilligung der FON BendIagnoet- 


schen Aufnahmetechnik. S. 111. 


. O. v. Deh n (St. Petersburg-Innsbruck): Demonstration eines vereinfachten Universalstativs. S. 112, 
. Kriser (Wien): Technische Verbesserungen bei Bestrahlung der Hypophyse und bei einseitiger 


Keimdrüsenbestrahlung. S. 112. 


. Strauß (Wien): Das Mekapion, ein neuer Isolations- und Strahlungsmesser. S. 118. 
. Jaeger (Berlin-Siemensstadt): Eine neue Röntgendosisuhr. S. 120. 


% 


Nicht gehaltene Vorträge. 


58. Schlesinger (Berlin): Dem Röntgenbild zu entnehmende Richtlinien für die Therapie des 


Kardiospasmus. S. 121. 


. Beyerlein (München): Neue Hilfsgeräte für stereometrische Radiographie, die ungebunden be- `’ 


wegliche Grasheysche Blende für kombinierte horizontale und vertikale Anwendung. Einstell- 
vorriohtung für Bestrahlung von Geschwülsten in Körperhöhlen. S. 123. i 


. Steuernagel (Kassel): Eine neue Bestrahlungslampe zur allgemeinen, Körperhöhlen- und Fin- 


sen-Bestrahlung. S. 125. 
Wehmer (Frankfurt a. M.): Einstellvorrichtung. S. 126. 
Lilienstein (Bad Nauheim): Das Orthometer. S. 126. : 


Namen- und Sachverzeichnis zu den Vorträgen siehe Seite 127—132. 


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Eröffnungssitzung. 


Vorsitzender Herr Haenisch (Hamburg): 


Hochansehnliche Versammlung! 


Die Deutsche Röntgengesellschaft schickt sich an, ihre 14. Tagung, die erste seit ihrem Bestehen 
außerhalb Berlin, abzuhalten., Die Wahl fiel auf München. Ein trauriges Geschick hat es gefügt, daß 
unsere stille Hoffnung, unsere diesjährige Zusammenkunft möge durch den Besuch unseres größten 
Ehrenmitgliedes eine Krönung erfahren, zunichte wurde, daß der Ort unserer Tagung zugleich die 
Sterbestadt des Mannes wurde, dem wir alles zu danken haben. è 

So ist es uns ein Herzensbedürfnis und eine heilige Pflicht, vor dem Eintritt in die Tagesordnung 
uns zu einer kurzen Gedächtnisfeier für unseren großen Toten zu vereinigen. 

Wilhelm Conrad Röntgen weilt nicht mehr unter den Lebenden. Am 10. Februar dieses 
Jahres ist mit ihm einer der größten Entdecker und Gelehrten aller Zeiten, das Vorbild eines idealen, 
schlichten deutschen Mannes dahingegangen. 

Am 13. Februar hat ihm eine auserlesene, aber kleine Trauergemeinde die letzte Ehre erwiesen. 
Wäre Röntgen nicht der stille, überaus bescheidene, in vornehmer Zurückgezogenheit lebende For- 
scher gewesen, so würde halb München, so wie er es verdient hätte, an seinem Grabe gestanden haben. 

W.C. Röntgen wurde am 27. März 1845 in dem kleinen Städtchen Lennepp im bergischen 
Lande am Niederrhein geboren. Seine Jugend verlebte er in Holland. Nach seiner Studienzeit zu- 
nächst in Utrecht und darauf in Zürich promovierte er dortselbst im Jahre 1869 an der technischen 
Hochschule. Als Assistent des Physikers Kundt kam er 1870 nach Würzburg und ging 1872 mit 
seinem Lehrer nach Straßburg, wo er sich 1874 habilitierte. 1875 folgte er einem Rufe als Professor 
an die landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim und kehrte 1876 als außerordentlicher Professor 
nach Straßburg zurück. 1880 wurde er als ordentlicher Professor nach Gießen berufen, 1888 nach Würz- 
burg. seit 1900 hat er hier in München gewirkt, wo er sich Ende 1919 vom Lehramt zurückzog. 

Im Dezember 1895, in der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würzburg, erstattete 
Röntgen seine erste epochemachende Mitteilung „Über eine neue Art von Strahlen“, der bereits am 
23. Januar 1896 die Bekanntgabe weiterer praktischer Ergebnisse folgte; diese Sitzung schloß mit der 
berühmt gewordenen Aufnahme der Hand Geh.-Rats v. Kölliker. Am 9. März 1896 und am 
13. Mai 1897 erschienen zwei weitere Mitteilungen, auf deren epochalen Inhalt einzugehen, sich im 
Kreise von Röntgenologen erübrigt. Allgemein ist stets die erstaunliche Tatsache gewürdigt und her- 
vorgchoben worden, daß Röntgen in diesen drei grundlegenden Arbeiten die physikalischen Eigen- 
schaften der Röntgenstrahlen fast restlos klar erkannt und in kurzer, präziser, dabei erschöpfender 
Weise bekannt gegeben hat, so daß unbeschadet der Würdigung der großen Zahl physikalischer Ar- 
beiten vieler Forscher, eigentlich nur die große Entdeckung Laues über die Wellennatur der Rönt- 
genstrahlen nach Ablauf von 1!/2 Jahrzehnten noch etwas wesentlich Neues beizubringen vermochte. 

Der Eindruck, den diese drei Mitteilungen auf die ganze zivilisicrte Welt machten, war überwäl- 
.tigend. Das überragend Große seiner wissenschaftlichen Tat liegt eben darin, daß Röntgen als ein- 
ziger unter den zahlreichen experimentellen Forschern auf dem gleichen Arbeitsgebiete das empirisch 
Entdeckte nicht nur sah, sondern auch richtig auffaßte, konsequent weiter verfolgte und ausbaute, daß 
er erkannte, daß eben nicht die Kathodenstrahlen, sondern eine neue bislang unbekannte Art von Strah- 
len die beobachteten Erscheinungen hervorriefen. Daß der Zufall ihm zu Hilfe kam, schmälert seine 
unsterblichen Verdienste nicht, nur neidische Mißgunst konnte solche Äußerungen hervorrufen. Im 
regenteil, gerade in der genialen Fähigkeit, den bei den großen Entdeckungen nie fehlenden Zufall 
richtig auszuwerten, liegt die Größe des sich über die höchsten Anforderungen noch heraushebenden 


Forschers. 
Aber nicht nur die physikalischen Eigenschaften der Röntgenstrahlen hat Röntgen schon in 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. l 


2 © Eröffnungssitzung. 


seinen ersten Arbeiten erschöpfend dargestellt und auch schon die Verwandtschaft seiner Strahlen mit 
den Lichtstrahlen vorausgeahnt, er sah auch die epochale Entwicklung, die seine Entdeckung in der 
medizinischen Wissenschaft nehmen würde, voraus. 

Den weiteren Ausbau der medizinischen Röntgenkunde, für die er den festgefügten Unterbau 
geliefert hatte, überließ er aber in bescheidener Zurückhaltung den Ärzten, die ihrerseits bei der 
rapiden Ausbreitung und den sprunghaften Fortschritten der Methode die. ausgiebigste Unterstützung 
von seiten der Physiker und Techniker, Männern der Wissenschaft sowie der Industrie, sehr bald nicht 
mehr entbehren konnten. 

Seine große Zurückhaltung und Abening: gegen jede Ruhmredigkeit verhinderte ihn immer 
wieder, der des öfteren ausgesprochenen Bitte Folge zu leisten, einen unserer alljährlichen Kongresse, 
die schnell zum Mittelpunkt der röntgenologischen Wissenschaft und Technik wurden, durch seine 
Gegenwart zu ehren. 

Über den.alles umfassenden Umfang und die praktische Bedeutung der Röntgenologie auf ihrer 
heutigen Höhe vor diesem Forum im einzelnen zu sprechen, erscheint nicht angebracht. Sie alle, meine 
Damen und Herren, wissen und sind praktische und werktätige Zeugen, daß es neben der inneren Medi- 
zin und der Chirurgie kein medizinisches Sonderfach mehr gibt, welches diẹ segensreiche Hilfe und 
Unterstützung der uns geschenkten Strahlen nicht erkannt und seinen Zwecken dienstbar gemacht 
hätte, sei es in diagnostischer oder in therapeutischer- Beziehung. 

Aber nicht nur die praktische Medizin, Zahnheilkunde und Tierheilkunde haben ungeahnte 
Förderung und Fortschritte durch den Ausbau der genialen Entdeckung erfahren, auch die theoreti- 
schen medizinischen Fächer, die Anatomie, pathologische Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Physio- 
logie, Biologie usw. bedienen sich mit stets wachsendem Interesse und Tenera] zunehmendem Nutzen 
der Röntgenstrahlen. 

Bei aller Begeisterung für unser im wohltuend grünlichen Lichte leuchtendes Rohr sollen wir 
Mediziner uns aber stets vor einer falschen einseitigen Überschätzung unserer Hilfswissenschaft eben- 
so hüten, wie vor einer gewaltsamen Unterordnung derselben unter eine vorgefaßte klinische An- 
schauung. Eine kritiklose, von der Allgemeinuntersuchung losgelöste Beurteilung des Röntgenbefun- 
des oder ein Hineinlesen von Dingen, die ein Röntgenbild nicht geben kann, bedeuten eine größere Ge- 
fahr und schwereren Nachteil als die gänzliche Unterlassung der Röntgenuntersuchung. Das Röntgen- 
bild hat immer Recht, es wird aber nicht richtig gedeutet, nicht immer richtig bewertet, es wird von 
ihm Auskunft verlangt, die es der Natur der Sache nach nicht zu bieten vermag. Die röntgenologische 
Darstellbarkeit eines pathologischen Geschehens kann fehlen, einen krankhaften Prozeß auf Grund 
dessen aber auszuschließen, würde in vielen Fällen einen Fehlschluß bedeuten. Eine pathologische 
Veränderung kann im Röntgenogramm vorhanden sein, hierin allein liegt aber noch nicht der Beweis 
dafür, daß sie identisch ist mit dem anatomischen Substrat der geklagten Beschwerden. In der 
Fähigkeit, die noch häufig eng gesteckten Grenzen seines Könnens richtig zu beurteilen, liegt die 
Größe, die Kunst des Röntgenologen. T 

Wir können dem großen Wohltäter der leidenden Menschheit nicht besser danken, als daß wir 
uns bemühen, das uns verliehene Instrument richtig zu spielen und das ist nicht immer leicht. Zu 
einer Eselsbrücke für die ärztliche Diagnostik dürfen Röntgenoskopie und Röntgenographie nicht 
herabgewürdigt werden, die ärztliche Kunst und die diagnostische Ausbildung sollen durch sie nicht 
verflacht, sondern im Gegenteil vertieft und erweitert werden. Auch das „nil nocere“ soll bei dem 
Ausbau mancher Sondertechnik stets höchstes ärztliches Gebot bleiben. 

Trotz der emsigen Arbeit ungezählter Praktiker, Forscher und Gelehrter ist aber noch auf fast 
allen Gebieten der Medizin, Technik und Physik weiterer Ausbau und weitere Klärung zu leisten, 
sind weitere Fortschritte in wissenschaftlicher und praktischer Beziehung zu erwarten. Trotz der 
Hemmungen, die der Weltkrieg und der Umsturz mit seinen katastrophalen Folgen der Entwicklung 
jeder Kultur entgegenstellten, sehen wir wieder überall auf unserem Gebiete frisches wissenschaft- 
liches Streben und Betätigen, wovon der diesjährige Kongreß wieder Zeugnis ablegen möge. 

Aber nicht allein die Medizin verdankt Röntgens Entdeckung so gewaltigen Fortschritt. 
Auch ungezählte andere Zweige der naturwissenschaftlichen Fächer haben die Röntgenstrahlen in 
ihre Dienste genommen, Zoologie und Botanik, Paläontologie und Anthropologie, ja selbst die Malerei, 
allen voran aber die Chemie, Mineralogie und Kristallographie. Manche Lehre aus der Kristall- und 
Molekularforschung mußte mit Hilfe der Röntgenstrahlen vollkommen neu durchgearbeitet werden, 
die planmäßige Untersuchung der Elemente hat durch die Röntgenspektroskopie eine ganz neue 
Grundlage erhalten. | 

Entdeckungen von so überwältigender Bedeutung, dazu noch gleichsam wie aus einem Guß, 
vollendet der Mitwelt übergeben, hat es nur ganz wenige in der Geschichte der Wissenschaften ge- 
geben. Röntgens Tat und Namen werden stets mit an der Spitze der Allergrößten aller Zeiten ge- 
nannt werden. 


t 


Eröffnungssitzung. o 8 


So kennen wir Mediziner unseren Röntgen und schätzen ihn und seine Größe`nur von unse- 
rem Gesichtspunkt aus und nur nach dem Gewaltigen, was er u ns beschert hat, ein, ohne daß viele 
von uns sich bis zu seinem Hinscheiden überhaupt. bewußt waren, welche überragende Bedeutung 
Röntgen auch ohne diese, sein übriges Schaffen fast überschattende Entdeckung als Physiker ge- 
habt hat. Mancher von uns hat erst aus dem Nachruf seines Nachfolgers auf dem Münchener Lehr- 
stuhl Geh. Rat Wien erfahren, daß allein seine übrigen physikalischen Arbeiten ihm einen Platz 
unter den ganz großen Physikern aller Zeiten sicherten, Arbeiten und Entdeckungen, die für die 
Theorie des Elektromagnetismus, ja selbst für die Relativitätstheorie von grundlegender Bedeutung 
waren. So hob Geh. Rat Wien die absolute Zuverlässigkeit, Knappheit der Darstellung und Ge- 
nauigkeit der Ausdrucksweise, durch welche sich alle Röntgenschen Abhandlungen vor allen an- 
deren auszeichneten, hervor und nannte ihn einen der besten Klassiker der exakten Wissenschaften. 

Äußere Ehrungen, seinen Verdiensten entsprechend, sind Röntgen nicht vorenthalten ge- 
blieben. 1896 wurde er Ehrenbürger seiner Vaterstadt, im gleichen Jahre erhielt er die Rumford- 
Medaille der Royal Society, London, 1900 die Barnard-Medaille der Columbia University und 1901 den 
Nobelpreis für Physik, er war Ehrenmitglied unserer Gesellschaft und zahlloser ärztlicher Vereini- 
gungen, die seinen Namen tragen durften, Mitglied der preußischen und bayrischen Akademien der 
Wissenschaften, Ritter hoher Orden, wurde geadelt und erhielt den Titel Exzellenz. 

Aus berufenem Munde hören wir von den großen persönlichen Eigenschaften Röntgens, 
die nur wenigen bekannt geworden sind, von den Vorzügen seines Charakters, dessen Hauptzüge Auf- 
richtigkeit, Wahrheitsliebe, Selbstkritik und Bescheidenheit waren. Er hing mit reinem Idealismus 
an seinen Forschungsarbeiten und hat nie einen persönlichen Nutzen oder materiellen Vorteil aus 
den Ergebnissen seiner Arbeiten geduldet. Je größere Berühmtheit er erlangte, um so größere Zurück- 
haltung legte er sich auf. Das Gefühl, Größtes geleistet zu haben, der Menschheit unvergänglichen 
Segen gespendet zu haben, war ihm ausreichender Lohn. 

Wir Ärzte und Naturwissenschaftler und mit uns die ganze Menschheit sind diesem Größten 
unter den Großen unvergänglichen Dank schuldig. Zu diesem Dank gehört noch eins, ohne das er 
unvollkommen wäre. l 

In der denkwürdigen Sitzung am 23. Januar 1896 schlug der greise Anatom Geh. Rat v. Köl- 
liker vor, die sogenannten X-Strahlen nach ihrem Entdecker Röntgenstrahlen zu nennen; der Vor- 
schlag fand allseitige Zustimmung. | 

Es sollte uns eine heilige selbstverständliche Dankespflicht sein, diese Bezeichnung, die den 
Namen des unsterblichen Entdeckers für alle Zeiten festhält, ohne Ausnahme beizubehalten und ihn 
gegen Gleichgültigkeit, vor allem auch gegen Böswilligkeit des feindlichen Auslandes, welches es an 
gehässigen Versuchen, den Namen des deutschen Entdeckers wieder fallen zu lassen, nicht hat fehlen 
lassen, zu verteidigen. 

Wenn die Bezeichnung „Radiologie“ für den Sammelbegriff der gesamten Strahlenkunde wohl 
zu Recht bestehen mag, so sollte es für keinen guten Deutschen möglich sein, irgendeinen Vorgang, 
der mit den Röntgenstrahlen im Zusammenhang steht, anders als durch Wortbildungen mit dem Namen 
Röntgens auszudrücken, also Worte wie Radiographie oder X-Strahlen-Durchleuchtung prinzipiell 
zu verpönen. 

Ich bitte Sie, sich zum Zeichen Ihres dauernden Dankes und Ihrer Verehrung von Ihren Sitzen 
zu erheben. Lassen Sie uns in dieser Gedächtnisstunde das feierliche Gelöbnis ablegen, daß wir uns 
bemühen wollen, das Vermächtnis Röntgens in seinem Sinne zu verwalten und zu wahren. 


Hochansehnliche Versammlung, meine Damen und Herren! 


Als Vorsitzender der Deutschen Röntgengesellschaft habe ich die Ehre, nunmehr unsere 14. Ta- 
gung zu eröffnen und erkläre gleichzeitig die Ausstellung für eröffnet. 


Ich heiße Sie alle herzlich willkommen und begrüße besonders diejenigen unter Ihnen, die es 
trotz der immer schwieriger sich gestaltenden Verhältnisse nicht gescheut haben, von weither und ` vom 
Auslande zu uns zu kommen. 


Ich habe weiter die Ehre zu begrüßen: S. K. H. Prinz Dr. Ludwig Ferdinand von 
Bayern, Se. Exz. Herrn Kultusminister Dr. v. Matt, Se. Magnificenz den Herrn Rektor der Tech- 
nischen Hochschule, Herrn Geheimrat Dr. v. D y ek, Herrn Oberbürgermeister Schmid, die Herren 
Geheimräte Döderlein, Grätz, Opitz und von Romberg. 


Meine Damen und Herren! An erster Stelle haben wir noch einiger Mitglieder zu gedenken, 
die uns im verflossenen Jahre durch den Tod entrissen wurden. .: 


c 


4 | Eröffnungssitzung. 


Soweit mir gemeldet wurde, starb: 


Herr Dr. Caro, L., Hannover. 
» GeorgLehmann, Ingenieur, Leipzig. 
„» Theodor Schilling, Nürnberg. 


I 


Als wir uns schon zur Reise hierher rüsteten, erreichte uns die niederschmetternde -Trauerbot- 
schaft von dem plötzlichen Ableben unseres allgemein beliebten, ständigen Schriftführers S.-R. Dr. 
M axImmelmann, einer der markantesten Persönlichkeiten unserer Kongresse, auf denen er seit 
Gründung der Deutschen Röntgengesellschaft, an der er persönlichen Anteil hatte, nie gefehlt hat. 
Immelman n war Vorsitzender des IX. Kongresses der Deutschen Röntgengesellschaft und hat sich 
als ständiger Schriftführer den dauernden Dank unserer Gesellschaft erworben. 

Wir alle werden das Andenken an diesen trefflichen Mann in Ehren halten. Ich bitte Sie, sich 
zum Gedächtnis unserer verstorbenen Mitglieder von den Plätzen zu erheben. 

(Geschieht.) Ich danke Ihnen. 


Meine Damen und Herren! Ein Wagnis erschien es wohl manchem unserer Mitglieder, unser 


altes Heim, das Langenbeck-Virchow-Haus, für dieses Jahr zu verlassen und uns Gastfreundschaft in 


einer anderen Stadt zu erbitten. Meine alte Liebe zu ‘der schönen Isarstadt drängte mich, soweit es 
in meiner Macht stand, die Wahl auf München zu lenken. Ich gebe hier meiner Freude Ausdruck, daß 
ich Erfolg hatte und hege die feste Überzeugung, daß trotz aller widrigen Umstände, die zeitweise das 
Gelingen des Kongresses in Frage zu stellen schienen, unsere hiesige Zusammenkunft einen vollen 
Erfolg zeitigen wird. 

Im Hinblick auf das große uns bevorstehende Programm verzichte ich auf die üblichen ein- 
leitenden Worte des Vorsitzenden, ich bitte aber auch Sie alle, mich in der Abwicklung unserer Sitzun- 
gen zu unterstützen, wobei ich besonders an die weise Selbstbeschränkung unserer Redner denke. Ohne 
diese würde es unmöglich sein, den geselligen Teil unserer Tagung zu seinem Recht kommen zu lassen. 
Gerade hierin und in der persönlichen Aussprache und dem privaten Gedankenaustausch glaube ich 
aber einen großen Vorzug eines Kongresses sehen zu dürfen. 

Erlauben Sie mir nun noch, dem Örtausschuß und vor allem seinem liebenswürdigen Leiter, 
Herrn Grashey, der mich in der Vorbereitung unserer Tagung in hundertfältigem Briefwechsel in 
ausgiebigster Weise unterstützte, meinen und, wenn Sie erlauben, auch Ihren herzlichsten Dank hier 
auszusprechen. 

Die Möglichkeit aber, unsern Kongreß hier in so glänzendem Rahmen abhalten zu können, ver- 
danken wir in erster Linie der überaus entgegenkommenden großzügigen Gastfreundschaft, mit der 
Geh. R. Doederlein uns seine Klinik zur. Verfügung gestellt hat. 

Ich erteile unserm Hausherrn das Wort. 


Herr Döderlein (München): 


Es ist mir eine angenehme Hausherrenpflicht, Sie in diesen Räumen herzlichst zu begrüßen. Zu- 
gleichhabe ich die Ehre, im Auftrage Seiner Magnifizenz des Herrn Rektors Ihnen den Willkommgruß 
unserer Ludwig-Maximilians-Universität zu entbieten,ebenso wie ich alsStellvertreter des Dekans der 
medizinischen Fakultät deren Grüße und beste Wünsche für das Gedeihen Ihrer Arbeit übermittle. 

Ihr Forschungsgebiet ist in diesen Räumen kein Fremdling, ist doch gerade die Gynäkologie 
derjenige Zweig unter den medizinischen Disziplinen geworden, der von der Strahlenforschung und 
deren Behandlung den größten Nutzen gezogen hat. Man darf ohne Übertreibung behaupten, daß eine 
vollkommene Umwälzung besonders innerhalb der operativen Gynäkologie stattgefunden hat und mit 
einer gewissen Entsagung haben auch diejenigen, die der Entwicklung der operativen Gynäkologie 
ihre. Lebensarbeit gewidmet haben, der Strahlenbehandlung das größere Recht eingeräumt, in der 
Überzeugung, daß damit ein großer Gewinn für die Frauen erreicht werden kann. 

Mit besonderer Freude berührt es mich, Ihnen in diesem Hause zeigen zu können, wie wir bei 
Errichtung von Neubauten von Frauenkliniken gerade der Einrichtung der Strahlenabteilung ganz 
besonderes Augenmerk schenken müssen, und ich glaube nicht unbescheiden zu sein, wenn ich be- 
haupte, daß Sie kaum irgendwo zweckmäßigere Bauanlagen dafür finden werden wie hier. 

Auch ist es dank dem großzügigen Entgegenkommen der Siemens-Werke möglich, Ihnen einen 
ganz neuen Stabilivolt-Apparat vollständig fertig eingerichtet in Betrieb zeigen zu können. 

Es muß uns in der gegenwärtigen Zeit mit Stolz erfüllen, daß wir dieses neue, jetzt schon so 
reich entwickelte Gebiet der Strahlenforschung eine deutsche Entdeckung nennen dürfen und daß auch 
die deutsche Wissenschaft hier an der Spitze steht. Ich hatte kürzlich Gelegenheit, in fernen Landen 
die Bewunderung des Auslandes sowohl für die industrielle Entwicklung wie für die wissenschaftliche 


_Eröffnungssitzung. 5 


Erforschung. der Strahlenkunde kennen zu lernen. Möge Ihre diesjährige Arbeit gleich einem weit- 


hin strahlenden Leuchtfeuer bis in die fernsten Länder Kunde geben von dem ungebrochenen Arbeits- 
: willen und der ungebrochenen Arbeitskraft deutschen Geistes! l ai 


Æ 


Vorsitzende i: Vor Eröffnung der ersten wissenschaftlichen Sitzung übergebe: ich noch 
unserem allverehrten Ehrenmitglied, Herrn Prof. Rieder, dessen Gegenwart wir auf ungeren letzten 
Tagungen leider entbehren mußten, das Wort. 


"Herr Hormann Rieder: n 


Hochansehnliche: Versammlung! Sehr verehrte Damen und Herren! 


Auf dem ersten deutschen, glänzend verlaufenen Röntgenkongresse im J ahre 1905 waren nach, 


den übereinstimmenden Berichten der Berliner Blätter — ganz im Gegensatz zu anderen wissenschaft- 
lichen Vereinigungen — fast nur jüngere Teilnehmer, selbst am Vorstandstische, zu sehen. Nahezu 


. zwei Jahrzehnte sind seitdem verflossen, und die damaligen Kongreßteilnehmer sind — samt der jun- 


gen Wissenschaft, die sie vertreten — älter geworden, ja manche derselben haben schon graue oder 
sogar weiße Haare. Zu der letztgenannten Gruppe der Röntgenologen gehöre auch ich und somit fühle 
ich mich als Nestor der hiesigen Röntgen-Vereinigung berechtigt, Ihnen allen, ganz besonders’ aber 
unsern lieben Gästen aus Deutsch-Österreich und aus den a S Gebieten, freund- 


liche Münchener Grüße zu entbieten und Ihnen zu sagen, daß wir uns "glücklich schätzen, Sie heute 


hier empfangen zu dürfen. Allerdings viele Teilnehmer früherer Kongresse und sogar Vorsitzende der- 


selben — ich nenne nur Albers- Schönberg, Eberlein, Immelmann — weilen nicht mehr 


unter uns, und der Tod hat, rücksichtslos wie er ist, durch seine Gewalttätigkeit schwer auszůfüllende 
Lücken in unsere Reihen gerissen. Aber wir wollen jetzt absehen von diesen her b e n. Schicksals- 


schlägen und des freudigen Ereignisses gedenken, daß auf der letzten hundertjährigen Naturfor- - 
. scher-Versammlung in Leipzig ein Zusammenschluß der älteren deutschen Röntgen-Gesellschaft und 
der jüngeren Gesellschaft für Strahlentherapie erfolgt ist. Somit ist der gegenwärtig. hier tagende 
Kongreß die erste größere Versammlung, in der die beiden genannten Gesellschaften gewissermaßen 
zu einer Einheit verschmolzen sind, und es ist hocherfreulich, daß seitens der maßgebenden Naturfor- 


scher und Ärzte das Fach der Röntgenologie unter der vielversprechenden Bezeichnung „Böntgen- 


: kunde und Strahlenforschung“ den übrigen Fächern bereits angegliedert wurde. 


Die heute sich bietende Gelegenheit möchte ich benützen, um Ihnen auch persönlich meinen 


herzlichsten Dank auszusprechen dafür, daß Sie mich eines Tages, ich darf wohl sagen plötzlich, zum _ 
 Ehrenmitgliede gewählt haben und mir dadurch eine Auszeichnung verliehen haben, mit der bis jetzt 
höchst sparsam verfahren wurde. Diese hohe und wertvolle Auszeichnung wird ‚denn auch mein er 


und meine Lebensfreude sein und bleiben, solange mein Dasein dies gestattet. 
Schließlich habe ich Ihnen, meine hochverehrten Damen und Herren, noch einen Wonsch 


vorzutragen: Möchten Sie doch alle hier in München, in der Stadt, wo unser Stammvater Röntgen seit 


. seiner Übersiedlung von Würzburg gelebt und gewirkt hat — möchten Sie in. dieser Stadt, trotz der 


mißlichen Zeitverhältnisse, sich wohl und behaglich fühlen! Wenn wir auch Röntgens Persönlichkeit, 


die uns lieb und teuer war, hier schmerzlich vermissen, so wird doch sein G e ist-während der ganzen 


Dauer des rn über uns und unseren Sitzungen schweben. 


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-V ors itzender: Ich.eröffne nunmehr die erste wissenschaftliche Sitzung und muß Ihnen mit- 
teilen, daß Herr Sauerbruch, der in dankenswerter Weise meiner Einladung, uns einen Vortrag 
über die Röntgendiagnostik der chirurgischen Lungenerkrankungen zu halten, entsprochen hatte, leider 


‚in letzter Stunde verhindert ist, rechtzeitig nach München zurückzukehren. Sein langjähriger Mit- 
, arbeiter, Herr Prof. Jehn, wird uns über die Erfahrungen und den Standpunkt der Klinik berichten. | 
Ich bitte Herrn J ehn das Wort zu Seen Saa et 


u — a nem, :_ 


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Wissenschaftliche Vorträge. 


I. Diagnostik. 


1. Jehn (München): Die Bedeutung des Röntgenverfahrens für die Entwicklung und 
Diagnostik der Thoraxchirurgie. (Mit 40 Projektionen) 


Meine hochverehrten Damen und Herren! 


Wenn ich heute den Vorzug habe, an dieser Stelle vor Ihnen zu sprechen, so habe ich Ihnen zu- 
nächst die Grüße meines Chefs, Herrn Geheimrat Sauerbruchs, zu übermitteln. Unvorherge- 
sehene Zwischenfälle haben ihn leider daran verhindert, nach München zu kommen und Ihnen an der 
Hand der Erfahrungen seiner Klinik über die Bedeutung des a für die Thoraxchirur- “ 
gie zu berichten. 

Ich will daher versuchen, an seiner Stelle Ihnen die Gesichtspunkte PEE EE nach denen die 
Röntgendiagnostik in Verbindung mit klinischer Beobachtung hier in München durchgeführt wird. 
Dabei bin ich mir darüber klar, daß in einem zeitlich bemessenen Vortrage das gewaltige Gebiet nicht 
erschöpfend dargestellt werden kann, zumal bei den speziellen Arbeiten und der Eigenart unserer 
Klinik das Thoraxmaterial im Verlauf der letzten 15 Jahre eine gewaltige Größe erreicht hat. Auch 
ist es nicht meine Sache, Ihnen die speziellen Fragen röntgenologischer Untersuchungsmethoden vor- 
zutragen. Sie werden im Laufe des Tages aus berufenerem Munde vieles darüber hören. | 

Ich will mich darauf beschränken, vor Ihnen an der Hand von Demonstrationen die wichtigsten 
Krankheitsbilder klinisch und röntgenologisch zu besprechen. 


Die Thoraxchirurgie ist so alt, wie die Chirurgie selbst. Indessen ist zu sagen, daß eine systema- 
tische Chirurgie der Brustorgane neuesten Datums ist. Unkenntnis der pathologisch-anatomischen 
Befunde, besonders aber die Unsicherheit in der Deutung klinischer Zeichen haben ebensosehr die 
Entwicklung dieses Zweiges der Chirurgie aufgehalten wie technische Schwierigkeiten. 

Solange es nicht möglich war, die mittelbaren und unmittelbaren Gefahren und Folgen des offe- 
nen Pneumothorax zu verhindern und auszuschalten, konnten weder Verletzungen systematisch an- 
gegriffen, noch intrathorakale Eingriffe bei den verschiedensten Erkrankungen, wie den 
eitrigen Entzündungen, Tumoren und Parasiten ausgeführt werden. Immer bedrohte der bei der 
Eröffnung des Thorax gesetzte Pneumothorax infolge eingreifender Änderungen der. mechani- 
schen und biologischen Verhältnisse der Brustorgane das Leben des Kranken unmittelbar. Er machte 
ferner häufig die Durchführung des geplanten operativen Eingriffes unmöglich und verhinderte ganz 
besonders eine reaktionslose Heilung. Erst die Einführung des Druckdifferenzverfahrens als techni- 
sches Hilfsmittel zur Ausschaltung dieser Pneumothoraxfolgen durch Sauerbruch beseitigte 
die Gefahren und gestattete zunächst einfache operative Eingriffe an der Brustwand, sodann schwie- 
rige Operationen an den intrathorakalen Organen. 

Aber ebenso bedeutungsvoll für die Entwicklung und den Ausbau der Thoraxchirurgie war die 
Verwertung der Röntgendiagnostik. Neben sorgfältigen experimentellen Arbeiten, ebenso sorgfältigen 
pathologischen Untersuchungen gelang es, die Veränderungen am lebenden genau so. deutlich zu 
erfassen wie am toten Material. Vor allem aber war es möglich, pathologische Befunde, welche keine 
physikalisch greifbaren Zeichen gaben, zu erkennen und zu lokalisieren. Der Vorzug der Methode 
liegt auf der Hand: in Verbindung mit exakter Untersuehung wurden die einzelnen klinischen 
Bilder schärfer voneinander abgegrenzt. Zugleich war es möglich, dadurch, daß am Lebenden in be- 
stimmten Zwischenräumen radioskopisch und radiologisch der jeweilige Befund fixiert wurde, den 
Verlauf der Erkrankung von ihrem Beginne bis zur Heilung oder dem ungünstigen Ausgang zu er- 
kennen. Diese Möglichkeit ist um so bedeutungsvoller, 'als sich gerade in der Chirurgie der Brust- 
organe die mechanischen und physiologischen Vorgänge von heute auf morgen ändern können und so- 
mit das Krankheitsbild schlagartig einen andern Charakter annimmt. 

Da die Thoraxchirurgie noch mehr als die Chirurgie anderer Organe eine Raumchirurgie ist, 
mußten von stereoskopischen Methoden ganz besondere Erfolge erwartet werden. Sie haben uns nicht 


Jehn: Die Bedeutung des R.-Verfahrens für die Entwicklung u. Diagnostik d. Thoraxchirurgie. 7 


enttäuscht. Röntgenoskopie, Röntgenogramm und Röntgenstereogramm haben die Diagnostik und 
Indikation gefördert, sie haben aber auch die Richtlinien für unser operatives Vorgehen und schließ- 
lich auch für die Nachbehandlung abgegeben. l 

Es darf daher betont werden, daß die Röntgendiagnostik adi keinem Gebiete so bahnbrechend 
für die Chirurgie gewirkt hat wie gerade in der Thoraxchirurgie. Sie verdankt ihr in gleicher Weise 
ihre Entwicklung und ihre überraschend guten Resultate wie der Einführung und Anwendung des 
Druckdifferenzverfahrens. u 

Auf der andern Seite muß hervorgehoben werden, daß sie nur in Verbindung mit gründlichen 
Kenntnissen der pathologischen Anatomie sowie mit exakter Untersuchung, zuverlässiger Beobach- 
tung und reicher Erfahrung nutzbringend angewandt werden darf. Verläßt man sich auf sie allein, so 
werden uns ebenso leicht Irrtümer unterlaufen wie wenn wir nur auf Grund klinischer Beobachtung 
handeln würden. Denn sie läßt aus der großen Serie von Bildern im Verlaufe einer Erkrankung nur ein 
Zustandsbild erkennen und verliert bei einseitiger Beurteilung ihren Charakter als Wissenschaft, in- 
dem sie zum Handwerk herabsinkt. 

Wenn wir versuchen, im folgenden die Bedeutung der Röntgendiagnostik für die Chirurgie der 
Brustorgane gebührend zu würdigen, so teilen wir das Material nach klinischen Gesichtspunkten ein. 
Wir werden in großen Zügen die klinischen Bilder der Erkrankungen der Brustwand, der Pleura, der 
Lunge, des Mittelfells und des Diaphragmas im Zusammenhang mit dem röntgenologischen Befunde 
besprechen, eine Darstellung der Indikationen sowie der operativen Eingriffe und ihrer Resultate 
geben. 


Dabei kann ich mich bei der Besprechung der Brustwanderkrankungen kurz fassen. Da es sich 
hierbei um Veränderungen handelt, welche meist an der Oberfläche liegen und so dem Auge direkt 
zugänglich sind, waren sie schon vor der Einführung der Röntgendiagnostik bekannt 

Immerhin bat diese uns das Wesen der Frakturen des knöchernen Brustkorbes nähergebracht, 
hat uns eventuelle Komplikationen von seiten der Pleura, der Lunge und des Mittelfells in ihrer Aus- 
dehnung und klinischen Bedeutung erklärt. 

In gleicher Weise gibt sie uns darüber Aufschluß, ob primäre Tumoren des Brustkorbs sowie 
auf diese übergreifende Sarkome und Karzinome der weiblichen Brustdrüse bereits Beziehungen zur 
Pleura und Lunge gewonnen haben. Damit läßt sich die Frage entscheiden, ob in solchen Fällen ein 
chirurgischer Eingriff noch indiziert und aussichtsreich erscheint. 

Von den Entzündungen des knöchernen Brustkorbs sind es in erster Linie die Osteomyelitis und 
die Tuberkulose, welche im fistelnden Stadium voneinander und im geschlossenen Zustande gleich- 
falls gegeneinander sowie gegen einen Tumor oder ein Gumma begrenzt werden können. Die seltenen 
Fälle von Senkungsabszessen der Rippen außerhalb und innerhalb des Pleuraspaltes werden durch das 
Verfahren den partiellen Empyemen gegenüber deutlich erkannt. Auch ist in ebenso seltenen Fällen 
die Unterscheidung, ob eine Brustwandfistel auf einen entzündlichen Prozeß der Rippen oder eine Er- 
krankung der Pleura bzw. der Lunge zurückzuführen ist, möglich. 


In weit größerem Umfang und mit ausschlaggebenden Resultaten waren Deutungen und 
Klärungen klinischer Bilder bei Erkrankungen der Pleura und der Lunge röntgenologisch mög- 
lich. Selbst die exakteste Untersuchung vermag nicht immer Licht in die dunklen Vorgänge, welche 
sich in der Tiefe des Brustkorbes abspielen, zu werfen. Röntgenoskopie, Röntgenologie und Stereoskopie 
zeigen uns die Funktion der Lunge unter normalen und pathologischen Bedingungen. Sie lassen die 
Erkrankungen ihrer serösen Häute, des Parenchyms sowie des Bronchialsystems einwandfrei erkennen. 

Nur in solchen Fällen, wo große Exsudate oder feste Schwielen das Lungenbild trüben, vermag - 
auch das Röntgenlicht nieht Klarheit zu bringen. In diesen Zuständen sehen wir also die Grenzen des 
Verfahrens. 

Die klinische Bedeutung des geschlossenen und offenen Pneumothorax für den Verlauf der ver- 
schiedensten Krankheitsbilder hat das Verfahren weiter geklärt und so die relative Harmlosigkeit 
des geschlossenen Pneumothorax in allen seinen Formen als totalen und partiellen Mantel- und Spon- 
tanpneumothorax erwiesen. Es gestattet uns, nicht nur Art, Größe und Ausdehnung desselben, sondern 
auch die Vorgänge bei seinem Verschwinden durch Resorption der Pneumothoraxluft zu studieren. 
Zugleich hebt er das Relief der Lunge so scharf ab, daß seine Anlage zu diagnostischen Zwecken ver- 
wandt werden kann. Auf den therapeutischen Pneumothorax werde ich noch kurz zu sprechen 
kommen. 

- Die klassischen Bilder der verschiedenen Pneumothoraxtypen sind bekannt. Interessant ist das 
. Studium der Lungenbewegungen beim geschlossenen Pneumothorax, deren Typ so lange dem 
der’ gesunden Lunge entspricht, als im Pleuraraume Unterdruck herrscht. Die Gefahren des offenen 


Ae 3 DEZ ee E > 25 EEE rn 
` x ee SEE 


8 s Wissenschaftliche Sitzungen. 


Pneumothorax setze ich als bekannt voraus. Den Vorgang der paradoxen Atmung, des Mediastinal- 
flatterns bei dieser Form kann man klar vor dem Röntgenschirm beobachten. 

Ganz besonders eindrucksvoll sind die einzelnen Bilder des Spannungspneumothorax. Der meist 
` auf traumatischem Wege oder bei jauchiger Zersetzung eines Exsudates durch Gasbildung eintretende 
Spannungspneumothorax wird dadurch charakterisiert, daß die Pneumothoraxluft unter Überdruck 
tritt, und so oft plötzlich eine Verdrängung des Mittelfells, ein Tiefstand des Zwerchfells und eine in- 
spiratorische Erweiterung des Brustkorbs auftritt, Veränderungen, welche ganz besonders schön im 
Röntgenbilde zutage treten. Punktiert man einen solchen Spannungspneumothorax vor dem Schirme, 
so kann man verfolgen, wie in dem Maße, wie die Druckverhältnisse im Pleuraraume augeglichen wer- 
den, die Mediastinalverdrängung schwindet und damit der lebensbedrohende Zustand beseitigt wird. 

Von größter praktischer Bedeutung sind die Ergüsse der Pleura, unter denen die Empyeme im 
Vordergrund stehen. Totale und partielle Ergüsse als Mantelempyeme, die mitunter schwer zu diagno- 
stizierenden epidiaphragmalen, mediastinalen und apikalen und vor allem die interlobären Empyeme 
sind in ihrer Bedeutung erst durch das Röntgenverfahren restlos erkannt worden. Dabei kann ich be- 
tonen, daß gewisse Typen interlobärer Empyeme heute noch trotz Röntgendiagnostik gelegentlich mit 
Lungenabszessen und Tumoren verwechselt werden. Zu ihrer Diagnose müssen vor allem klinische Ge- 
siohtspunkte herangezogen werden. Gerade die interlobären Empyeme erfordern zunächst immer eine 
Durchleuchtung vor dem Schirm und zwar so, daß der Kranke in den verschiedensten Achsen durch- 
leuchtet wird. Dabei wird man sich nach den anatomisch-topographischen Verhältnissen des Thorax 
zu richten haben und sein Hauptaugenmerk auf den normalen Verlauf der Interlobärspalten richten. 

Auch die mediastinalen Empyeme sind schwierig zu deuten, da leicht Verbreiterungen des Herz- 
schattens angenommen werden; um so mehr, als das Exsudat fortgeleitete Pulsationen zeigen kann. - 

Die basalen Empyeme sind gegenüber subphrenischen Abszessen dadurch abzugrenzen, daß sie 
fast regelmäßig eine nach der Lungenspitze hin konkave Begrenzung zeigen, während der sub- 
phrenische Abszeß, soweit nicht gleichzeitig Reizexsudate der Pleura bestehen, eine nach der Spitze 
hin konvexe Begrenzung aufweist und eine, wenn auch eingeschränkte Beweglichkeit des Zwerchfells 
erkennen läßt. N 

Wir sehen durch vergleichende Durchleuchtungen und Aufnahmen das Anwachsen des Exsuda- 
tes, die beginnende Resorption desselben, vor allem aber die lebensbedrohenden Zustände der Mediasti- 
nalverdrängung und Verschiebung. 

Steht über einem Exsudat eine Luftblase, so kann diese durch Punktionsversuche in die Pleura 
hineingelangt sein. Sie kann sich ferner bei jauchiger Beschaffenheit des Ergusses als Gasempyem 
aus diesem entwickelt haben und schließlich auch beweisen, daß ein Durchbruch eines Exsudates in 
die Lunge erfolgt ist. Im letzteren Falle ist die Anamnese von ausschlaggebender Bedeutung: sie wird 
erkennen lassen, daß ein hochfiebernder Kranker, der bis dahin keinen Auswurf hatte, plötzlich enorme 
Mengen Sputum entleerte. 

Auch die Frage der Abkapslung des Exsudates kann an der fehlenden respiratorischen Ver- 
sohieblichkeit studiert werden, ein Befund, der ebenso wichtig für die einzuleitende Therapie ist wie 
die Feststellung eintretender Verwachsungen bei vorher freiem Erguß und der Wicederentfaltung der 
Lunge nach erfolgter konservativer oder operativer Behandlung. 

Besonders wichtig ist es zu betonen, daß wir in vielen klinisch unklaren Fällen, die mit Fieber 
einhergehen, bei der Durchleuchtung als Ursache ein kleines, bis dahin nicht diagnostiziertes Empyem 
feststellen können, welches sich auf embolischem Wege von der Lunge:aus entwickelt hatte. Ebenso 
wird nach erfolgter operativer Behandlung in den Fällen, welche weiter fiebern, das Röntgenbild nach 
Ablassen des Exsudates Abszeßherde der Lungen oder noch restierende bis dahin nicht eröffnete 
Exsudatkammern erkennen lassen. 

Dehnt sich nach erfolgter Operation die Lunge nicht wiede aus, so sehen wir den Zustand der 
Resthöhle eintreten. Klinische Untersuchung wird in Übereinstimmung mit dem Röntgenbild die 
Ursache hierfür in der massiven Umwandlung des Lungengewebes durch Bindegewebe erkennen las- 
sen. Kontrastfüllungen dieser Höhlen zur Feststellung ihrer Größe führen wir nicht aus. Vergiftun- 
gen durch Wismut, Embolien und Aspirationen der Kontrastmasse durch eine bestehende Bronchial- 
fistel sind beobachtet worden. Die Notwendigkeit, diese Resthöhlen operativ durch eine Schedeplastik 
zu schließen, wird aus dem Röntgenbild eindeutig klar. Dieses gibt den Hinweis dafür, wie, 
d. h. an welcher Stelle, in welcher Ausdehnung und in wieviel Sitzungen die Entknochung des Brust- 
korbes vorgenommen werden muß. Sie zeigt auch letzten Endes die definitiven Resultate operativen 
Vorgehens. 

Die Häufigkeit bestehender Bronchialfisteln als eine der Hauptursachen für die Entstehung der 
Empyemresthöhle zeigt das Röntgenverfahren. In vielen Fällen sehen wir bei indirekten Fisteln in 
dem dicken, schwieligen, schattengebenden Gewebe der Pleura und der Lunge einen oder mehrere - 
schmale Gänge, welche nach dem Bronchus hinziehen. Diesen indirekten Bronchialfisteln gegenüber 


Jehn: Die anne des R.-Verfahrens für die Entwicklung u. Diagnostik d. Thoraxchirurgie. = 9 


stehen die direkten, bei dean unter vollständiger schwäeliger Obliteration der Pleura eine strahlen- 


durchlässige Verbindung zwischen dem Bronchus und der Außenwelt besteht. .. 

Chronische Empyeme gehen in der Mehrzahl der. Fälle klinisch unter .dem Bilde der Tuberkulöse, 
Bronchiektasen oder des Lungenabszesses, besonders wenn sie mit dem Bronchus kommunizieren. 

Auskultation und Perkussion gestatten höchstens den Nachweis einer zirkumskripten Dämpfung 
oder einer Höhlenbildung. 

Im Röntgenbilde dagegen sehen wir, durch dichte Bindegewebsmassen abgekapselt, extrapulmo- 


nal den Eiterherd, welcher bei bestehender Bronchialfistel stets eine sich in einer scharfen Linie gegen - 
das Exsudat absetzenden Luftblase erkennen läßt, beim Fehlen derselben dann, wenn es sich um Ein- 


dickung des Exsudates oder Verkalkung handelt, tumorähnliche Gebilde aufweist. 
Die Besprechung der pathologischen Züstände der Pleura in Form des Pneumothorax, der Exsu- 


date und der Verbindung dieser Zustände führt über zu der Besprechung der Verletzungen intrathora- 


kaler Organe, soweit sie mit einem Hämopneumothorax einhergehen. 
Hämo- und Pneumo-, sowie Hämopneumothorax geben die gleichen Röntgenbilder wie die eben 


skizzierten Krankheitsbilder nur mit dem Unterschiede, daß bei frischen Verletzungen selbstverständ- 


lich nie Schwartenbildungen bei vorher intakter Pleura beobachtet werden.: Erst wenn der Hämo- 
pneumothorax nach Resorption der Luft anfängt sich zu organisieren, kann es zu einer schwieligen, 
ae Umwandlung der Pleura mit Lungenzirrhose kommen. 


Das bei Lungenverletzungen beobachtete Mediastinalemphysem, welches klinisch über dem- 


Sternum das Symptom des Mühlengeräusches auslöst, wird röntgenologisch leicht dargestellt werden 
können, Hier finden sich in dem einen dichten Schatten gebenden Mediastinum kleinere und -größere 
strahlendurchlässige Luftblasen. Vor allem aber läßt die in bestimmten Zeiträumen. vorzunehmende 
Durchleuchtung Thoraxverletzter, bei denen ein geschlossener Hämopneumothorax besteht,. neben 


den klinischen Symptomen der intrathorakalen Blutung durch schnelle Vergrößerung des schatten- _ 
gebenden Ergusses erkennen, daß die Blutung nicht zum Stillstand gekommen und somit. ein chirur- 


gischer Eingriff indiziert ist. 
: Wie die chronischen Exsudate führt auch ein Hämothorax, der konservativ behandelt wurde, 


‚leicht infolge Schwielenbildung zum Retrecissament thoracique, und dementsprechend zur. Skoliosen- 


bildung. Das röntgenologische Studium dieser Vorgänge, welche sich nach ausgedehnter Brustwand- 
entknochung wieder ausgleichen können, hat die Anregung zu einer operativen Penanduiig der 


‘Skoliose gegeben. 


Die Verletzungen des Thorax und seiner Organe waren im Kriege für die Röntgendiagnostik ein 
dankbares Gebiet, soweit es sich um frische oder ältere handelte. Aber auch heute noch ee sie unsern 
Kriegsverletzten. 

Fremdkörper der Pleura und Lunge lassen sich in all den Fällen, bei denen es s sich um a 
undurchlässige Körper handelt, mühelos lokalisieren. Mit Hilfe des Hasselwanderschen Verfahrens 
haben wir in 45 Fällen von Steckschüssen des Brustkorbes, bei denen rezidivierende Blutungen und 


Lungenabszesse eine Indikation für ein chirurgisches Vorgehen abgaben, die Fremdkörper nicht nur 


genauestens lokalisiert, sondern auch nach Lage des Geschosses den direktesten Weg für seine Entfer- 
nung einschlagen können. Daneben gelang es in 5 Fällen chronischer Pleuraeiterungen als Ursache 
in der Pleura zurückgelassene Drains nachzuweisen. 

Bei den durch Aspiration in die Lunge gelangten Fremdkörpern zeigt die Röntgenoskopie den 
Sitz derselben in der Trachea oder dem Bronchialsystem und gibt so den Weg für die bronchoskopische 
Entfernung an. Dem Vorschlage, Fremdkörper vor dem Röntgenschirme zu extrahieren, folgen wir 
nur, wenn es sich um Extremitätenfremdkörper handelt. Für die Thoraxchirurgie ist dieses Verfahren 


ungeeignet, da es im wahrsten Sinne des Wortes ein Arbeiten im Dunkeln ist. Das Auge des Opera- | 
teurs sieht nach Lokalisation des Fremdkörpers im Operationssaale. mehr als der Röntgenologe vor 


dem Schirm. 
Lungenabszesse und Gangrän mit ihren wechselnden, häufig so unklaren Bildern warden, durch 


. das Röntgenverfahren immer dann, wenn die Pleura nicht in derbe schwielige Massen umgewandelt 
_ ist, diagnostiziert und lokalisiert. Mag es sich dabei um metapneumonische, Aspirations-, Fremdkörper- 


oder auf Vereiterung eines Echinokkokus beruhende Einschmelzungsherde handeln, so sehen wir beim 


- Abszeß in einer Zone infiltrierten Gewebes einzelne oder mehrere oft scharf umgrenzte, einen hori- 
zontalen Flügsigkeitsspiegel aufweisende Höhlen, in denen, soweit es sich um Fremdkörperabszesse 
handelt, dieser nachgewiesen werden kann. Die Schwierigkeit der Abgrenzung gogenükar chronischen 


Empyemen und interlobären Exsudaten wurde bereits betont. i 

Bei Gangränherden liegen die Verhältnisse noch schwieriger. Hier ist. der Proze an sich ein 
fortschreitender Zerfall des Lungengewebes mit Fäulnis und Sequestierung und dementsprechend. auch 
die Röntgendiagnose sehr schwierig. Der septische Zustand des Kranken, der jauchig stinkende Aus- 


 wurf läßt in Verbindung mit diffusen, unscharfen Schatten die Diagnöse stellen. _ ES, 


Verhandlungen der Deutschen Böntgen-Gesellschaft. XIV. | | | nt -e 2. 


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j: RA 


10 ! Wissenschaftliche Sitzungen. 

Bei Abszessen ist die stereoskopische Affnahme des Thorax nicht zu entbehren. Sie lokalisiert 
die Höhle plastisch und schreibt uns den Weg für den operativen Eingriff vor. 

Auf die Häufigkeit gleichzeitig bestehender Exsudate sei hingewiesen. Sie können den Ein- 
schmelzungsherd in der Lunge ähnlich wie dicke Pleuraschwarten verdecken. Punktiert man vor der 
Durchleuchtung den Erguß ab, so kommt der Abszeß zum Vorschein. 

Sind Lungenabszesse und Gangrän operativ eröffnet und fiebert der Kranke dauernd weiter, so 
läßt meist die klinische Untersuchung vollkommen im Stich. Schwielen- und Narbenbildung sowie 
Bronchialfisteln ändern die Auskultations- und Perkussionsphänomene. Hier hilft uns das Röntgen- 
bild weiter, besonders wenn von der Thorakotomiewunde aus nach der Abszeßhöhle eine Sonde einge- 
führt und so vor dem Schirm und auf der Platte die Verhältnisse demonstriert werden. 

In die Pleura durchgebrochene Einschmelzungsherde der Lunge geben in der Regel das Bild des 
nach dem Bronchus hin offenen Pyopneumothorax und lassen entweder die zum Teil leer gelaufene 
oder die einen Flüssigkeitsspiegel zeigende Höhle erkennen. 

Von den chronischen Eiterungen sind die Bronchiektasen in ihrer mannigfachen Form ein dank- 
barer Gegenstand röntgenologischer Untersuchung. Das Prinzipielle im Röntgenbilde dieser Erkran- 
kung ist die diffuse und sackförmige Erweiterung des Bronchialsystems neben schwieliger Verdieckung 
seiner Wandung. Daneben finden sich Infiltrationsherde des Lungenparenchyms; kleinere und größere 
. zum Teil konfluierende Kavernen mit und ohne Flüssigkeitsspiegel. Soweit es sich nur um diese Ver- 
änderungen handelt, ist die Diagnose der Bronchiektase nicht schwierig. Gegen das System von Hohl- 
räumen und längs, sowie quergetroffenen erweiterten Bronchien setzt sich scharf das infiltrierte 
Lungengewebe ab. Bestehen aber ausgedehnte Pleuraschwielen oder gar Exsudate, so kann die Dia- 
gnose unmöglich sein. 

Für den Chirurgen scheiden von vornherein doppelseitige Bronchiektasen für die Behandlung 
aus, Erfahrungsgemäß steht fest, daß viele Bronchiektasen kongenitaler Herkunft und auf den linken 
Unterlappen beschränkt sind. Deren Diagnose ist nicht schwierig. Auch ist sie relativ leicht gegen die 
Diagnose einer Lungentuberkulose abzugrenzen, da bei diesen Bronchiektasen die Spitzen der Lunge 
vollkommen frei sind. 

Von allen bisher vorgeschlagenen Methoden der Behandlung haben die Phrenikotomie und die 
Thorakoplastik bisher nur Besserungen gebracht. Heilungen werden bei Unterlappenbronchiektasen 
nur durch die Pneumotomie bei kavernösen Formen und die Pneumektomie bei diffusen nach vor- 
heriger Unterbindung der Arteria pulmonalis beobachtet. 
| Interessante Röntgenbilder sehen wir nach Exstirpation des linken Taterläpnene: Die Höhle 
schließt sich per secundam dadurch, daß die Organe der Nachbarschaft, Mediastinum, Zwerchfell und 
Brustwand den Defekt allmählich ausfüllen. 

Den Hauptanteil des Materials der Münchner Klinik bildet die Lungentuberkulose. Auf die Dia- 
gnosce einer beginnenden Spitzentuberkulose kann ich nicht eingehen. Das eine soll gesagt sein, daß 
nach unserer Auffassung die Beurteilung eines beginnenden Spitzenprozesses ohne Röntgenbild fast 
unmöglich ist. Die schon den alten Klinikern bekannte Tatsache, daß einseitige Lungentuberkulosen 
ausheilen können, wenn sich im Pleuraraume ein Exsuldat entwickelt, führte zur Einführung des 
therapeutischen Pneumothorax. Seine wissenschaftliche Begründung, die Technik und die Erfolge 
muß ich als bekannt voraussetzen. 

Unter die Zahl der für eine Pneumothoraxbehandlung geforderten Voraussetzungen fällt einmal 
die Forderung eines freien Pleuraspalts. Meist läßt sich an der Verschieblichkeit der Lunge vor dem 
Schirm diese Frage beantworten. Ist sie nur partiell, d. h. bestehen mehr oder weniger ausgedehnte 
Verwachsungen, so wird im Röntgenbilde die Lunge nur zum Teil retrahiert, zum Teil durch strang- 
und flächenhafte Verwachsungen an die Thoraxwand fixiert erscheinen. Gelingt dagegen der Pneumo- 
thorax vollständig, so sehen wir die imposanten Bilder einer maximalen Lungenretraktion. Sie wissen, 
daß Überdosierung des Druckes zur Mediastinalverdrängung, in leichteren Fällen zu einer Überblähung 
des Mediastinums an seinen schwachen Stellen führen kann. Sie wissen auch, daß bei bestehendern 
Pneumothorax die mannigfachsten Formen der Exsudate beobachtet werden vom einfachen Reixexsudat _ 
bis zum jauchigen Empyem der Pleura. 

Von andern Komplikationen will ich schweigen. Dagegen muß als zweite Forderung für die Be- 
rechtigung einen therapeutischen Pneumothorax anzulegen neben dem Fehlen tuberkulöser Verände- 
rung in andern Organen, speziell im Magen-Darmkanal, die Lunge der andern Seite praktisch gesund 
sein. Daraus ergibt sich für den Röntgenologen die Frage, ob diese Voraussetzung besteht. Nur selten 
ist nach unserer Erfahrung die Lungenspitze der andern Seite vollkommen gesund. Gelingt es, rönt- 

gehologisch und klinisch den Nachweis zu führen, daß hier ein immobiler Prozeß vorliegt, so ist der 
Pneumothorax erlaubt. Sie werden von anderer Seite Näheres darüber hören. 
Gelingt wegen ausgedehnter pleuraler Verwachsungen ein therapeutischer Pneumothorax nicht, 


Jehn: Die Bedeutung des R.-Verfahrens für die Entwicklung u. Diagnostik d. Thoraxchirurgie. 11 


so tritt an den Chirurgen die Frage heran, ob hier nicht andere operative Eingriffe indiziert sind. Da- 
bei ist von ausschlaggebender Bedeutung die Feststellung, welche Form der Tuberkulose vorliegt. 

Von der Behandlung exsudativer Tuberkulosen sehen wir ab. Dagegen fordern die einseitigen 
cirrhotischen Prozesse zum operativen Eingriff auf. Sie werden im Anschluß an Chaouls Vortrag 
Röntgenbilder von solchen Fällen sehen, bei denen nicht nur das Lungengewebe in typischer Weise 
eine ausgedehnte Schwielen- und Narbenbildung erkennen .läßt, sondern bei denen die tuberkulösen 
Herde infolge ausgesprochener Bindegewebsentwicklung einen diffusen, harten Schatten geben, wäh- 
rend das dazwischen liegende noch nicht erkrankte Gewebe infolge Atelektase ebenfalls strahlen- 
undurchlässig geworden ist. In diesem Lungenparenchym finden sich Kavernen verschiedener Größe, 
die alle dichte derbe Bindegewebsmäntel tragen. -~ 

Am eindrucksvollsten aber ist der Gesamteindruck der erkrankten Thoraxseite. Infolge 
hochgradiger Schrumpfungsvorgänge ist nicht nur das Volumen der Lunge eingeengt, sondern die 
Thoraxwand ist um ein Beträchtliches nach der Mittellinie hin verzogen, so daß die Interkostalräume 
verstrichen sind. Das Zwerchfell ist in Exspirationsstellung und ganz besonders das Mittelfell der- 
artig nach der kranken Seite hin verzogen, daß das Herz verlagert und die Trachea nach der erkrank- 
ten Seite hin bogenförmig verschoben erscheint. Mit andern Worten: in dieser Lunge geht ein Prozeß 
vor sich, der unter allen Umständen die Tuberkulose der Lunge zur Ausheilung bringen will. Sie kann 
nicht ausheilen, weil der knöcherne Brustkorb sie daran verhindert. 

Es lag daher der Gedanke nahe, durch ausgiebige Resektion der Rippen die Brustwand zy mobili- 
sieren und so der Lunge diese Möglichkeit zu verschaffen. 

Dies sind die Grundgedanken der modernen chirurgischen Behandlung der Lüngertaberkulees: 
eine Thorakoplastik über der erkrankten Lunge schafft bei richtiger Auswahl chronisch-eirrhotischer 
Fälle die Möglichkeit einer Heilung. 

Diese können Sie aus dem Röntgenbilde ablesen: maximalste Verkleinerung und Verdunkelung 
des Lungenfells, sowie Kollaps der Kavernen sind der röntgenologische Ausdruck für diesen hochinter- 
essanten Vorgang nach ausgeführter Operation. 

Alle übrigen vorgeschlagenen Operationen sind unterstützende Faktoren. So kann, wenn in- 
folge Starrheit ihrer Wandung die Kavernen nicht vollkommen zusammenfallen, der Eingriff kom- 
biniert werden mit einer in einer späteren Sitzung auszuführenden Paraffinplombierung. Auch die 
Phrenikotomie ist nur eine Hilfsoperation. Sie erleichtert in allen Fällen dem Zwerchfell dem Zuge 
der schrumpfenden Lunge zu folgen. Eine Bedeutung als selbständige Operation hat sie nur bei solchen 


. Fällen, wo klinisch und röntgenologisch vor der geplanten Thorakoplastik Bedenken über das Verhal- 


ten der Lungenspitze der andern Seite bestehen. Hier sehen wir gelegentlich schon nach dem kleinen 
Eingriff einer probatorischen Phrenikotomie eine Mobilisation des scheinbar latenten Prozesses auf 
der andern Seite. Diese kommt besonders charakteristisch röntgenologisch zur Darstellung, wenn wir 
die Bilder vor und nach der Operation miteinander vergleichen. 

Der Auffassung Götzes, daß allein schon die Phrenikotomie, selbst in ihrer modifizierten 
Form, eine einseitige Lungentuberkulose auf die Dauer ausheile, können wir nicht beipflichten, wenn 
wir den Begriff der Heilung streng fassen. 

_ Übereinstimmend mit klinischer Beobachtung und röntgenologischen Befunden kommen wir zu 
dem Schluß, daß bei den hier besprochenen Formen chronischer Tuberkulose röntgenologisch ebenso 
wie klinisch eine Dauerheilung festgestellt werden kann. Sie beträgt 35°. Dabei verstehen wir, daß 
nur solche Fälle als geheilt anzusehen sind, welche an einer fortschreitenden Tuberkulose mit und 
ohne Kavernenbildung, mit Sputummengen bis zu 300 cem litten, häufig bluteten und seit mindestens 
drei Jahren vollkommen gesund und arbeitsfähig sind. Es ist zu betonen, daß seit rund 15 Jahren die 
chirurgische Behandlung der Lungentuberkulose an unserer Klinik durchgeführt und ihr Wert an 
ungefähr 500 Fällen einwandfrei geprüft ist. 

Röntgenologisch ist interessant, daß es nach der extrapleuralen Thorakoplastik stets zu einer 
völligen Wiedervereinigung der Rippen im Sinne einer Frakturheilung kommt und so charakte- 
ristische Bilder entstehen, welche horizontal und vertikal verlaufende Kallusmassen deutlich erken- 
nen lassen. 

Die Formen schwer mischinfizierter tuberkulöser Pleuraergüsse, welche entweder spontan Hash 
außen oder in die Lunge durchgebrochen oder durch Thorakotomie operiert wurden, hinterlassen stets 
eine Empyemresthöhle. Diese gibt röntgenologisch die gleichen Bilder wie Resthöhlen nach nicht 
tuberkulösen Empyemen. Nur besteht der eine Unterschied, daß in der Regel die Veränderungen der 
Pleura pulmonalis und parietalis als Schwielenbildung breite Schatten geben und daneben häufig 
eıne schwielige Tuberkulose der Lunge mit und ohne Kavernenbildung oder Bronchialfistel zu er- 
kennen ist. 

Über die E der Lunge will ich mich kurz fassen. Die Röntgendiagnostik hat ihren Cha- 
rakter und ihre Häufigkeit deutlich vor Augen geführt. 

99 


12 ‚Wissenschaftliche a 


Wir neigen immer mehr zu der Auffassung, daß vor der operativen Behandlung der verschieden- r 
sten Tumoren stets eine Thoraxaufnahme anzufertigen ist. Überraschend häufig werden bereits Lun- i 
genmetastasen erkannt, ohne daß klinisch irgendwelche Anzeichen bestehen. Ganz besonders sollte 
vor jeder Mammaamputation die Kranke durchleuchtet werden. | 
Bei der Besprechung der Brustwandtumoren. wurde schon darauf hingewiesen, daß röntgeno- d 
logisch der Nachweis erbracht werden kann, ob der Tumor in die Tiefe und damit in die Lunge vor- 
gedrungen ist. Die seltenen primären Pleuratumoren, speziell das Endotheliom, geben instruktive Bil- - 
der. Bei Freibleiben der Rippen wächst der Tumor röntgenologisch als zirkumskripter dichter Schat- 
ten in die Pleura hinein und verdrängt so die Lunge.. ) 
Diese sowie die sekundären und primären bungentumoren verursachen meist frühzeitig hämor- 
rhagische Transsudate. Nach’ deren Beseitigung durch die Punktion schafft das Röntgenbild klarere 
Verhältnisse. 
Die relative Häufigkeit primärer Lungenkarzinome auf dem Boden ausheilender Tuberkulose 
und Bronchiektasen wurde durch das Röntgenbild erkannt. Es handelt sich dabei um dichte zirkum- 
skript oder diffus auftretende Schattenbilder, welche im Vergleich mit etwa vorhandenen früheren 
Aufnahmen an Stelle von Vakuolen und Höhlen eine solide röntgenologische Struktur besitzen. 
Die eigentlichen primären Tumoren der Lunge, speziell die Karzinome, verursachen lange Zeit 
keine lokalen klinischen Veränderungen. Nur das Allgemeinbefinden liegt danieder wie bei jedem 
Tumorkranken. Dagegen zeigt das Röntgenogramm schon frühzeitig entweder eine diffuse große 
Schattenbildung, wie sie namentlich beim Alveolarkrebs vorkommt; oder wir sehen in der Umgebung 
des Hilus einen intensiven Schatten, der sich nach der Peripherie zu aufhellt. Gerade die rechtzeitige 
Erkennung dieser Veränderungen garantiert günstige operative Resultate. 
Sauerbruch konnte so fünf Fälle von primären Lungentumoren operieren: der erste wurde 
radikal operiert, er starb am 5. Tage an Pneumonie. Zwei weitere starben gleichfalls, dagegen lebten 
die beiden andern noch 5 und 3 Jahre. 
Diese Erfolge sind durchaus ermutigend. Sie werden sicherlich noch verbessert werden können, 
wenn wir noch mehr wie bisher T gelernt haben, die röntgenologischen Befunde im Sinne einer Tumor- 
diagnose zu deuten. 
Dabei ist zu sagen, daß vom technischen Standpunkt aus die alveolären Karzinome weit bessere 
Chancen für den operativen Eingriff bieten als die Hiluskarzinome. 
Der Echinokokkus der Lunge bietet imposante Röntgenbilder. Man erkennt eine oder mehrere 
Zysten an ihren scharfen Umrissen, ihrer runden Form und dem tief dunklen Schatten. Sind sie in 
die Pleura oder den Bronchialbaum durchgebrochen, so bleiben große, jetzt strahlendurchlässige 
Höhlen zurück, welche sekundär vereitern können und dann einen Flüssigkeitsspiegel zeigen. Beim 
Durehbruch in die Pleura sehen wir einen großen Erguß in der Brusthöhle auftreten, der röntgenolo- 
gisch in seinem Charakter nicht abweicht von sonstigen Pleuraergüssen. Brechen sie in den Bronchial- 
baum durch, so können sie spontan ausheilen. Dieser Vorgang läßt sich röntgenologisch verfolgen. 


Einen wesentlichen Fortschritt verdankt die Chirurgie des Mittelfelles dem Röntgenverfahren. 
Zwar waren gewisse Kardinalsymptome der Entzündung des Mediastinums sowie des Herzbeutels, 
pathologische Veränderungen des Ösophagus und auch die allgemeinen Symptome intrathorakaler 
Tumoren schon früher bekannt. Erst die Röntgendiagnostik hat viele unklare Vorgänge geklärt. 

So "hat die Untersuchung der Speiseröhre mit Kontrastmassen uns das Wesen des Ösopha 
gospasmus eindeutig kennen lernen lassen, indem bei dieser Erkrankung infolge spastischer Kontrak- _ 
tion der Kardia das gleichmäßig erweiterte Organ sich gegen seine Umgebung scharf abgrenzt. Be- 
sonders ist für die Diagnose dieser Erkrankung wichtig, daß von Zeit zu Zeit der Spasmus der Mus- 
kulatur nachläßt und damit die Kontrastmasse im Strahl in den Magen fließt. 

Die Divertikel der Speiseröhre stellen kuglige, mit Wismut gesulite Schatten in Höhe der Kardia, 
der Bifurkation und am Ösophaguseingange dar. 

Narbenstrikturen von den bekannten Typen zeigen meist langgezogene Aussparungen der Kon- 
trastmasse von verschiedenem Durchschnitt. Sie lassen unter Umständen die absolute Stenose des 
Ösophagus erkennen. 

Ihnen gegenüber lokalisiert sich das Karzinom des Ösophagus an den gleichen Stellen wie die 
Divertikel und zeigt je nach Größe atypische Aussparungen. 

Divertikel und Karzinome können in das Mittelfell oder in das Bronchialsystem durchbrechen. 
Dann sehen wir die Kontrastmasse entweder in größeren Mengen in das Mediastinum austreten oder 
die Bronchialverzweigung eindrucksvoll darstellen. 

Ganz besonders gut gelingt der röntgenoskopische Nachweis von Fremdkörpern in dem Ösophagus, 
soweit es sich um strahlenundurchlässige Elemente handelt. "a R A 

Ich gehe wohl nicht zu weit, wenn ich behaupte, daß die schonende Methode der Ösc fhagus- 


N 


a 


Jehn: Die Bedeutung des R.-Verfahrens für die Entwicklung u. Diagnostik d. Thoraxchirurgie. 18 


durchleuchtung in vielen Fällen die gelegentlich eingreifenden und nicht ungefährlichen Sondierungs- 

versuche sowie die Anwendung des Ösophagoskops zu diagnostischen Zwecken verdrängt hat. 
Seröse und eitrige Ergüsse des Perikards werden bei der Durchleuchtung in einer der Perkussion 

überlegenen Form dargestellt, zumal wenn neben Flüssigkeit sich Luft im Herzbeutel findet. 


Für die Beurteilung der verschiedenen Tumoren des Mediastinums müssen neben Fontgenologischien f 


Befunden klinische Symptome herangezogen werden. z 
Dabei ist zu betonen, daß wenn wir von der Symptomatik des Ma EEE 'absehen, im 


allgemeinen selbst große Tumoren des hinteren Mittelfells symptomlios verlaufen können, während 


relativ kleine Geschwülste des vorderen das Bild der Trachealstenose, der Ösophagusverengerung so 
wie der Kompression der Vena cava superior fast regelmäßig auslösen. 
Das Verfahren zeigt nicht nur den Sitz des Tumors, sondern auch seine Beziehung zu den Nach- 


barorganen, sowie, seine Abgrenzung gegen dieselben an. Es gestattet daher mit einer gewissen 
Wahrscheinlichkeit die Frage der Benignität oder der Malignität zu entscheiden. Neben den typischen 


Bildern der intrathorakalen Strumen, welche eine hochgradige Kompression der Trachea zur Folge 


haben, zeigt es die diffuse Sarkomatose des Mediastinums, die von Resten Ir Thymus sowie vom Binde- 


gewebe des Mittelfells ihren. Ausgang nehmen kann. 

Es zeigt ferner die krankhaften Veränderungen der bronchialen AREE O bei der Hodgkin- 
schen Krankheit. Auch Echinokokken werden gelegentlich beobachtet. Die Abgrenzung dieser Tumo- 
ren gegenüber dem Aortenaneurysma bietet mitunter große Schwierigkeiten. 

Überraschend können Befunde des hinteren Mediastinums sein, wie wir es erst kürzlich beobach- 
teten. Hier können Riesentumoren vollkommen symptomlos verweilen. Ein: solcher Fall wurde 


von S auerbruch mit Erfolg operiert. Es handelte sich um ein Ganglioneurom des Sympathikus. 


. Einzig und allein durch das Röntgenverfahren nachzuweisen sind die Senkungsabszesse bei 
Spondylitis tuberculosa der Hals- und Brustwirbelsäule, über die Chaoul’und Lange heute vor- 
tragen werden. 


Die Klinik und Pathologie des Zwerchfells sind durch Ep D ingers Arbeiten bekaunt. Sie . 


sind in den Vordergrund des Interesses gerückt durch den Vorschlag von Stürtz, durch einseitige 


Phrenikotomie das Zwerchfell zu lähmen und so bestimmte Erkrankungen der 'Thoraxorgane günstig . 


zu beeinflussen. Angeregt durch Stürtz’s Vorschlag haben sich Sauerbruch, Felix u. Lange 
und aus der der Frankfurter Klinik Götze mit dieser Frage beschäftigt. Felix schlug an Stelle 


- 


der einfachen Phrenikotomie die Exhärese des Nerven vor, Götze die radikale Durchschneidung. | 


In einem Falle schwerster Atmungskrämpfe beim Tetanus durch Zwerchfellkrampf wurde auf meinen 
Vorschlag die doppelseitige Phrenikotomie ausgeführt und so der Kranke gerettet, nachdem es dann 
möglich war, die künstliche Atmung unter Überdruck auszuführen. 
Ein- und doppelseitige Zwerchfelläihmung wird vom Menschen ohne jede Störung vertragen. 
‚Das „gelähmte“ Zwerchfell zeigt bei der Durchleuchtung die paradoxe Atmung, d. h. es steigt 


bei der Exspiration in die Tiefe, bei der Inspiration in die Höhe. Zugleich wird in gewissen Fällen das — 
Mediastinum nach der operierten Seite hin in der Exspirationsphase verzogen. Immer ist der Effekt 


ein-Hochstand des Zwerchfells. Durch ihn wird das Lungenvolumen in seiner vertikalen Achse ver- 
kleinert und so besonders bei der Lungentuberkulose die Heilung der Krankheit unterstützt. 


Das seltene Bild der wohl angeborenen Relaxatio diaphragmatica zeigt. eine hernienförmige - 


Ausstülpung der Bauchhöhle mit ihren Organen nach der linken Brusthöhle hin. 
Die nach Schußverletzungen im Kriege beobachteten Zwerchfellhernien sind im renger 


Sinne wohl nicht .als Hernien, sondern als Prolapse und Eventerationen aufzufassen. Sie können im 


frischen Stadium das Bild des Spannungspneumothorax auslösen, im älteren Stadium symptomlos ver- 


laufen oder zu Inkarzerationen führen. In allen Fällen lassen sie sich ‘ebenso wie die Relaxatio 
diaphragmatica durch Kontrastaufnahmen röntgenologisch darstellen. Sie können differentialdiagno- 
stisch Schwierigkeiten bieten gegenüber basalen Empyemen. und subphrenischen Abszessen, wenn 
beide mit Gasbildung einhergehen. 


Meine Herren! Ich habe versucht, Ihnen in Umrissen die Bedeutung der Röntgenologie für die 


Entwieklung und die Diagnostik der Thoraxchirurgie zu geben. Sie werden mit mir der Ansicht sein, 
daß diese ohne Röntgenverfahren ihren heutigen Stand nicht erreicht haben würde. Aber die Röntgen- 
diagnostik gibt nur Zustandsbilder. Wir dürfen uns daher in der Deutung klinischer Krankheitsbilder 
nicht allein auf das Röntgenbild verlassen. 

Nur ‚der wird Erfolge haben, der neben der Fähigkeit, diese Bilder zu verwerten, über 
genügend pathologisch- anatomische Vorstellung verfügt und die andern exakten klinischen Unter- 
suchungsmethoden beherrscht. | 


— a a s - 


14. Wissenschaftliche Sitzungen, 


í 


2. Küpferle (Freiburg i. Br.): Die anatomische Analyse des ‚Röntgenbildes bei der 
Lungenphthise. 


Der Gedanke, die vielgestaltigen Schattenerscheinungen des Röntgenbildes bei der chronischen 
Lungenphthise einer anatomischen Deutung zugänglich zu machen, hat vor Jahren schon Schut, 
van Dehn und Aßmann veranlaßt, das kurz vor oder nach dem Tode gemachte Röntgenbild am 
Sektionstisch zu vergleichen mit den durch die übliche Sektionstechnik gewonnenen Untersuchungs- 
befunden. Dadurch gelang es den Autoren erstmals, die Ergebnisse der optischen Dichtigkeitsdiffe- 
renzierung des Röntgenbildes, die bis dahin meist nur als Maß für Sitz und Ausdehnung der Erkran- 
kung herangezogen wurden und in qualitativem Sinne oft einer rein spekulativen Betrachtungsweise 
- unteriagen, auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Eine feinere Differenzierung der Schatten- 
komplexe des Röntgenbildes war jedoch auf diesem Wege deshalb nicht zu erreichen, weil die Unter- 
suchungsmethode keinen systematischen Vergleich gestattete, der in den verschiedenen Tiefen der 
Lunge bunt durcheinander liegenden anatomischen Veränderungen mit den in eine Ebene projizierten 
Schattengebilden der Röntgenplatte. Brauer und Benecke haben um dieselbe Zeit ähnliche 
vergleichende Untersuchungen vorgenommen nach vorausgegangener Formalinhärtung der Lunge. 

Auf dieser Untersuchungsmethode fußend, habe ich gemeinsam mit Gräff vom pathologischen 
Institut in Freiburg vor einigen Jahren begonnen, vergleichende Untersuchungen an der gehärteten 
Phthisikerlunge anzustellen mit kurz oder einige Zeit vor dem Tode gemachten Röntgenbildern. Nach 
manchen Voruntersuchungen dieser Art sind wir dazu übergegangen, nach Löschke durch intra- 
venöse Formalininjektion in die Schenkelvene den Brustkorb als Ganzes zu härten und nach Abnahme 
der Brustkorbdecke die Lunge in Frontalserienschnitte zu zerlegen. Auf diese Weise gelang es, be- 
liebig viele Schnitte herzustellen und die in beliebiger Tiefe liegenden pathologisch-anatomischen 
Herdveränderungen der Lungen systematisch mit den Schattenerscheinungen des Röntgenbildes in 
Vergleich zu bringen. Die Methode hatte im Gegensatz zu den bisher angewandten Verfahren den Vor- 
zug, daß die Topographie der Lungen im Brustkorbraume über lange Zeit hin gewahrt blieb, so daß eine 
wiederholte Vergleichsuntersuchung möglich war. Auch konnten so stets die sekundären Pleuraver- 
änderungen und die damit in Zusammenhang stehenden Veränderungen der Brustkorbwand der Unter- 
suchung zugänglich gemacht werden. 

Daß dem Vergleiche mit den vor dem Tode gemachten Röntgenbildern insoferne gewisse Fehler: 
quellen anhaften, als die zwischen Röntgenaufnahme und Tod entstandenen Lungenveränderungen 
einer vergleichenden Betrachtung nicht zugänglich sind, mag nicht verschwiegen werden. Dies be- 
deutet jedoch nur einen geringen Nachteil gegenüber der erheblichen Einschränkung, die eine nach 
dem Tode gemachte Röntgenaufnahme durch agonale und postmortale Veränderungen erfährt. Die 
postmortal gemachte Röntgenaufnahme hat sich uns für vergleichende Untersuchungen deshalb als 
unbrauchbar gezeigt. 

Das bunte Bild der fortschreitenden Lungenphthise ist nur dann zu verstehen, wenn man von 
den beiden Grundveränderungen defensiver Herdreaktion, der produktiven und exsudativen Herd- 
bildung, ausgeht. Beide Reaktionserscheinungen sind, worauf Aschoff besonders aufmerksam ge- 
macht hat, zunächst an die Einheit des Lungenazinus geknüpft und man kann deshalb von einer azinös- 
produktiven und einer azinös-exsudativen Herdbildung sprechen. — Die aus phthisischem Granula- 
tionsgewebe bestehende produktive Herdbildung schreitet langsam fort, indem sie mehrere Acini er- 
greift und so zum azinös-nodösen Herd sich auswächst. Diese nodös-produktiven Herdbildungen sind 
grob anatomisch gekennzeichnet als gut gegeneinander abgesetzte Herde und als solche erzeugen sie 
auf dem Röntgenbilde, auch wenn sie dicht stehen, wie bei der hämatogenen Ausbreitung, gut gegen- 
einander abgesetzte Schattenerscheinungen. | 

Der vorwiegend aus eiweißhaltiger Flüssigkeit mit geringem Zellgehalt bestehende exsudative 
. Herd breitet sich rascher auf eine Anzahl Acini aus und ergreift so schnell ein ganzes Lungenläppchen. 

Auf dem Röntgenbilde gleicht die lobulär-exsudative Herdbildung dem bronchopneumonischen 
Herde und erzeugt eine verwaschene fleckige Schattenbildung. Beim Ergriffensein größerer Lungen- 
abschnitte fließen diese Schattenbildungen ohne scharfe Begrenzung ineinander über. 

Die an diese beiden Grundformen anatomischer Herdreaktion sich anschließenden sekundären 
Veränderungen der Induration und Narbenbildung einerseits und der Verkäsung und des Zerfalls 
andererseits lassen auf dem Röntgenbilde besonders charakteristische Erscheinungen entstehen. An 
die produktive Herdbildung schließt sich meist die Induration und Narbenbildung an und diese er- 
scheint auf dem Röntgenbilde als besonders dichte Schattenbildung. — Bei weiter ausgedehnter 
nodös-produktiver Phthise führt die Induration zu Atelektase, Schrumpfung und Verzerrung der zwi- 


Küpferle: Die anatomische Analyse des Röntgenbildes bei der Lungenphthise. 15 


N 
schen den indurierten Herden liegenden Lungenteile. Das zwischen den indurativ-zirrhotischen Her- 
den sich ausbildende vikariierende Emphysem ist auf dem Röntgenbilde an den zwischen den Schatten- 
komplexen liegenden aufgehellten Stellen erkennbar. — Rein fibröse Veränderungen treten oft in Ge- 
stalt unregelmäßig verzweigter streifenförmiger Schattenbildungen zutage. 

Außerordentlich vielgestaltig sind die Sekundärveränderungen des Zerfalls mit Höhlenbildun- ` 
gen. Die Erkennbarkeit einer Kaverne im Röntgenbilde hängt nicht nur vom anatomischen Verhalten 
der Kaverne selbst, sondern auch von den geweblichen Veränderungen der die Kaverne umgebenden 
Lungenteile und Lungenoberfläche ab. So kann beispielsweise die Lichtwirkung einer Höhlenbildung 
durch die Schattenentfaltung darüber und darunter liegenden indurierten und verkästen Gewebes ganz 
oder teilweise verloren gehen. Intrakavernöse Zerfallsmassen können die Ausdehnung einer Höhle 
kleiner erscheinen lassen, als sie tatsächlich ist. Häufig werden Herdveränderungen, die sich in über ' 
der Kaverne liegenden Lungenabschnitten finden, in die Kaverne hineinprojiziert. Indurative Ver- 
änderungen der Kavernenwand oder in deren Umgebung erzeugen oft ring- oder bandförmige Schat- 
tenhbildungen, die das mehr oder weniger aufgehellte Gebiet des Kavernenlumens umgrenzen. 

Weitaus am häufigsten finden sich Höhlenbildungen in den hinteren und oberen Lungenabschnit- 
ten und von da beginnend breiten sie sich zumeist nach vorne und unten aus. Die Beurteilung von 
Sitz und Ausdehnung bestehender Höhlenbildungen gehört mit zu den schwierigsten und wichtigsten 
Aufgaben der anatomischen Deutung des Röntgenbildes. Nur eine auf zahlreiche anatomische Ver- 
gleichsuntersuchungen gestützte Beurteilung wird im Einzelfalle eine sichere Feststellung von Sitz 
und Ausdehnung vorhandener Höhlenbildungen aus dem Röntgenbilde ermöglichen. Sehr häufig weisen 
Herdveränderungen, die in den oberen oder mittleren Teilen einer oder beider Lungen sich finden, 
auf die’ bronchiale Ausbreitung aus einer Kaverne hin. Gerade dieser Vorgang der bronchialen Aus- 
= breitung phthisischer Lungenveränderungen aus einer in den oberen Teilen bestehenden Kaverne 
läßt sich aus Serienbildern von Röntgenaufnahmen, die in größeren Ay elenpauuen gemacht sind, oft 
auf das deutlichste herauslesen. 

Die bronchiale Ausbreitung macht auf dem Röntgenbilde eine gruppenweise 
Anordnung von Herderscheinungen in den verschiedenen Teilen der Lungenfelder. Im Gegensatz 
dazu verrät eine auf dem Röntgenbilde meist leicht zu erkennendedisseminierteHerdanord- 
nung stets eine hämatogene Ausbreitung des Krankheitsvorganges. 

Die hier kurz skizzierten aus dem Röntgenbilde zu erschließenden pathologisch-anatomischen 
Veränderungen der Lunge fördern und ergänzen in wertvollster Weise die Ergebnisse der anderen 
klinischen Untersuchungsmethoden in prognostischer und therapeutischer Hinsicht. 

Die Prognose der oft rasch fortschreitenden, rein exsudativen Formen der Phthise ist wegen 
ihrer Neigung zur Verkäsung und Zerfall merklich schlechter als die der langsam fortschreitenden 
nodös-produktiven Phthise. Zeigt der Vergleich von Röntgenaufnahmen, die in größeren Zwischen- 
räumen gemacht sind, die zunehmenden Erscheinungen der Induration und Zirrhose, dann wird eine 
günstige Prognose aus solchen Erscheinungen eine weitere Stütze finden. Eine mit Sicherheit fest- 
gestellte größere Höhlenbildung läßt eine spontane Ausheilung des Krankheitsvorganges im vor- 
hinein äußerst fraglich erscheinen. Finden sich in der Umgebung einer Höhlenbildung fortschrei- 
tende Krankheitsvorgänge, dann fordert diese Tatsache zu mechanischem Vorgehen gegen die Kaverne 
durch Pneumothorax oder bei gleichzeitig vorhandener Pleuraobliteration mit Brustkorbschrumpfung 
zur extrapleuralen Thorakoplastik auf. 

Auch für immunbiologische Heilbestrebungen wird die aus dem Röntgenbilde zu erschließende 
Art der im Vordergrund stehenden anatomischen Veränderungen von ausschlaggebender Bedeutung 
werden können, im Sinne der Anwendung schwacher oder stärkerwirkender Tuberkuline. Schließlich 
wird sich auch die strahlentherapeutische Behandlung lediglich auf die nach dem Röntgenbilde zu 
beurteilenden, vorwiegend nodösen und nodös-indurierenden Formen ohne die Erscheinungen einer 
ausgeprägten Kavernenbildung zu beschränken haben. 

Das Röntgenbild gibt demnach im Rahmen der anderen klinischen Untersuchungsmethoden und 
Beobachtungen nicht nur am besten Aufschluß über Sitz und Ausdehnung der phthisischen Lungen- 
erkrankung, sondern es vermittelt unter Zugrundelegung. pathologisch-anatomischer Vergleichunter- 
suchungen eine Vorstellung von den anatomischen Herdveränderungen der Lungenphthise. — In 
diesem Sinne stützt und fördert die anatomische Analyse des Röntgenbildes im Einzelfalle in wert- 
vollster Weise die prognostische Überlegung und das therapeutische Handeln. 


16 | Wissenschaftliche Sitzungen. 


3 H. Chaoul (München, Chir. Klinik): Die Röntgenuntersuchung im Dienste der 
chirurgischen Behandlung der Lungentuberkulose. 


Unter chirurgischer Behandlung der Lungentuberkulose verstehen wir eine Anzahl von Metho- 
den, die den Zweck verfolgen, die funktionelle Ausschaltung und den Kollaps der erkrankten Lunge 
zu erzielen und damit günstige Ausheilungsbedingungen zu schaffen. 

Das einfachste und schonendste Mittel zur Erzielung von Kollaps und Ruhigstellung der Lunge 
ist die Anlegung eines künstlichen Pneumothorax. Die Anwendung dieser Therapie beschränkt sich 
jedoch auf solche Fälle, bei denen ein freier Pleuraspalt vorhanden ist. Bei Verwachsungen der Pleura- 
blätter vermag sie nicht ihr Ziel zu erreichen. Um auch in diesen Fällen das Prinzip der Ausschaltung 
der Lunge zur Wirkung zu bringen, tritt die ausgedehnte Rippenresektion, die sog. „extrapleurale 
Thorakoplastik“ in Anwendung. 

Es gelingt tatsächlich durch Fortnahme der Rippen eine mächtige Retraktion und Verkleine- 
rung des Organs hervorzurufen: die Kavernen werden eingeengt, Sputum, Sekretion und Toxinentwick- 
lung lassen nach. Durch die eingetretene Bindegewebsentwicklung und die hochgradige Schrumpfung 
wird die Lunge in derbes Narbengewebe umgewandelt. Die Folge hiervon ist eine Abkapselung der 
tuberkulösen Herde. | | 

Die Möglichkeit, durch die Thorakoplastik eine so bedeutungsvolle Beeinflussung der tuber- 
kulösen Lunge hervorzurufen, erklärt uns, warum alle anderen chirurgischen Eingriffe eine unter- 
geordnete Stelle annehmen müssen: Die von Tuffier und Baer empfohlene Plombierung, die Er- 
öffnung tuberkulöser Kavernen, haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung eingebüßt. Eine 
Ausnahme noch bildet die Phrenikotomie, oder noch besser die in der Sauerbruchschen Klinik 
durch Felix eingeführte Phrenikusexairese: Dadurch, daß die daraus folgende Lähmung und Hoch- 
stand des Zwerchfells zur Ruhigstellung und zum Kollaps der unteren Lungenabschnitte führen, bildet 
sie ein wichtiges Unterstützungsmittel der Thorakoplastik. 

Die Anwendung von Methoden, die eine Kollapstherapie bezwecken und insbesondere die An- 
wendung der extrapleuralen Thorakoplastik, hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn eine strikte und 
exakte Indikationsstellung vorausgegangen ist. 

Abgesehen von einer Anzahl anderer allgemeiner Natur, sind es insbesondere zwei Momente, die 
für die chirurgische Behandlung der Lungentuberkulose von ausschlaggebender Bedeutung sind, und 
zwar die Einseitigkeit des Prozesses und die fibröse Natur dieses Prozesses. 

Zur Beurteilung und Beantwortung beider Fragen ist die Röntgenuntersuchung unentbehrlich, 
gestützt auf einer langen vorausgegaügenen klinischen Beobachtung bildet sie ein Untersuchungsmit- 
tel, chne welches die Indikation zum chirurgischen Eingriff kaum gestellt werden kann. 

Der Begriff einseitige Tuberkulose muß dabei nicht streng gefaßt werden, sondern in dem Sinne 
verstanden sein, daß die eine Lunge keine ausgedehnten tuberkulösen Veränderungen aufweist, jeden- 
falls keinen Prozeß mit fortschreitender Tendenz. Kleinere mehr weniger intensive und homogene, 
scharf abgegrenzte, voneinander gut isolierbare Schattenbildungen auf der vermutlich gesunden 
Lungenseite, sind in der Regel der Ausdruck fibrös umgewandelter oder verkalkter Herde. Sie bilden, 
vorausgesetzt daß sie auch klinisch zur Ruhe gekommen sind, keine Gegenindikation für eine Thorako- 

plastik. Haben wir es dagegen mit unscharf begrenzten, verwaschenen, dichten größeren Herdschat- 
ten zu tun, wie sie von Gräff und Küpferle als charakteristisch für azinös-exsudative oder lobu- 
lärkäsige Herde beschrieben wurden, so muß jede Kollapstherapie der anderen Lunge ausbleiben. Es ist 
selbstverständlich, daß die Beurteilung solcher Herde auf dem Röntgenbilde, der größten Vorsicht be- 
nötigt und eine technisch einwandfrei durchgeführte Lungenaufnahme die erste und wichtigste Vor- 
aussetzung für eine richtige Deutung des Befundes bildet. 

Wenn aber auch der oben erwähnte Charakter der Schatten wertvolle Hinweise über die anato- 
mische Natur der einzelnen Herde liefert, so muß betont werden, daß die angeführten Merkmale, immer 
nicht so charakteristisch und so leicht zu deuten sind, daß sie zu einwandfreien Schlüssen berechtigen. 

Wichtiger für die Erkennung der Natur des Prozesses als die Detailanalyse ist die übersicht- 
liche Betrachtung des ganzen Bildes, wichtiger noch sein Vergleich mit anderen bereits früher auf- 
genommenen Bildern. Zeigt uns die Röntgenaufnahme auf der einen Seite die charakteristischen 
Merkmale einer fibrösen oder fibrös-kavernösen Phthise, so wird man auch eher Herde als fibrös 
deuten dürfen, die in der vermutlich gesunden Lungenseite sichtbar sind. 


Chaoul: Die B.-Untersuchung im Dienste der. chirurgischen Behandlung der Lungentuberkulose. 17 


Erkennt man dagegen, daß die stark veränderte Lunge das Bild einer Phthise von vorwiegend 
exsudativem Charakter aufweist, so wird man auch eventuell vorhandene Herde auf der anderen Seite 
mehr als exsudativ ansehen müssen. Besonders wertvolle Dienste leistet in der Regel der- Vergleich 
des Röntgenbefundes mit bereits früher aufgenommenen Bildern. "Zeigen beide Bilder in bezug auf 
Ausdehnung und Zahl der Herde in der vermutlich gesunden Lunge keinen wesentlichen Unterschied, 


so ist dann der beste Beweis erbracht, daß die vorhandenen Herde zum Stillstand gekommen sind: 


Es braucht hier kaum betont werden, daß man sich niemals auf den Röntgenbefund allein ver- 
lassen soll, um über die Natur der Herde und die Einseitigkeit des Prozesses zu entscheiden, sondern 


daß nur und allein die Übereinstimmung des Röntgenbefundes mit dem klinischen Untersuchungs- 


befund maßgebend bleibt. 


1 


Ist nun über die Einseitigkeit des Piens Klarheit geschaffen worden, so muß noch die zweite 


Frage geprüft werden, ob es sich in der kranken Lunge um einen Prozeß von vorwiegend fibröser 


Natur, d. h. einen solchen mit Ausheilungstendenz handelt. Denn der Zweck des Eingriffes ist, gerade 


diese Heilungstendenz der Erkrankung auf mechanischem Wege zu fördern. 


Die Röntgenuntersuchung wird uns auch hier zur Beantwortung dieser Frage wertvolle Auf- ' 


schlüsse geben. 


Proliferative und exsudative Prozesse, die zum Stillstand und damit zur Induration gelangen, 


geben charakteristische Röntgenbilder. 
In der Detailanalyse der verschiedenen Schattenbildungen und x vor allem in der übersichtlichen 


"Betrachtung des ganzen A ORAN DIOEN werden wir in der Regel die wichtigsten Merkmale einer fibrö- 


sen Phthise finden. 


Ein zirrhotischer Herd charakterisiert sich, wie bekannt, durch einen dichten, mehr weniger 
großen, regelmäßigen runden und scharf abgegrenzten Schatten. Nimmt der zirrhotische Herd größere 
Dimensionen an oder konfluieren mehrere solche Herde; so entstehen durch Verzerrungen, Schrumpfun- 
gen oder Atelektasen des umgebenden Lungengewebes diffuse mehr weniger intensive Schatten. 


Bezeichnend für das Bild einer fibrösen Phthise sind mehr weniger breite, dichte streifenför- 
mige- Schattengebilde, die meistens von der Hilùsgegend nach der Peripherie ausstrahlen, oft erkennt 
man sie bandartig verlaufend im Bereiche eines interlobären Spaltes Der Hilusschatten ist bei 
fibröser Phthise in der Regel vergrößert und der Verlauf der Pulmonalgefäße schwer erkennbar. Oft 
begleitet ein vikariierendes Emphysem die fibröse rates, das Lungenfeld erscheint dann stellenweise 
fleckig aufgehellt. 


Bei weiter fortgeschrittenen Stadien zeigt das Lungönfeld auf größere Ausdehnung Bin. eine 


diffuse, ziemlich intensive Trübung und in ihr erkennt man noch hie und da größere, dichtere, kaum 
mehr deutlich abgrenzbare Schattenbildungen. Dieses Bild entsteht in der Regel dadurch, daß größere 
Lungenabschnitte von fibrösen Prozessen befallen sind, wodurch auch weitgehende Schrumpfung und 


Atelektase des umgebenden Lungenfeldes entstehen. Zu dieser diffusen Beschattung des Lungenfeldes 


bei der fibrösen Phthise tragen auch Verdickungen und Schwartenbildungen der Pleura bei. Oft er- 


"kennt man im verdunkelten Lungenfeld im Bereiche des oberen Lungenabschnittes die charakte- 
ristische kreisrunde Aufhellung einer Kaverne, sie nimmt oft sehr große Dimensionen und kann sich. 


unter Umständen über die ganze obere Hälfte des Lungenfeldes ausbreiten. Die Aufhellung dieser 


Kavernen ist in der Regel nie sehr ausgeprägt, da meistens der Schatten der verdiokten Pleura | 


‘ 


störend wirkt. 


"Besondefs eindrucksvoll läßt sich auf dem: Röntgenbilde die Retraktion der kranken Thorax- 
seite bei fibtösdn Phthisen ‘erkennen: die Interkostalräume sind verschmälert, die Rippen verlaufen 
anstatt seitlich, mehr schräg abwärts, der Wirbelsäulenschatten zeigt eine Biegung, die nach ‘der ge- 
sunden Seite hin konvex ausgebuchtet ist, das Zwerchfell ist nach oben, das Mediastinum, der Herz- 
schatten sowie die Trachea nach der kranken Seite zu verzogen. Ä 


Bei hochgradigen Schrumpfungen kann unter Umständen der ganze Medianschatten völlig im 


dunklen Lungenfeld verschwinden. Die Trachea ist noch erkenntlich, sie projiziert sich als bandartige, 
bogenförmig verlaufende Schattenaufhellung in der geschrumpften Thoraxseite, wobei gleichzeitig 
die Bifurkation meist nach der Seite und insbesondere nach oben verzogen wird. 


Hat uns nun das Röntgenbild zur Beantwortung der beiden für die Indikationsstellung unent- 


behrlichen Fragen der Einseitigkeit und der fibrösen Natur der Erkrankung geführt, so wird es uns 
nicht minder in der Folge, für die Aussichten und die Beurteilung des Erfolges, ganz besondere Hin- 
weise liefern. An Hand des Röntgenbildes werden wir nach und nach die Wirkung des eingesetzten 
Eingriffes verfolgen können und ihn nötigenfalls durch entsprechende Maßnahmen verbessern oder 
vervollkommnen. Besser wie kein anderes Verfahren wird es uns zeigen, ob der erstrebte Kollaps der 


Lunge oder die Einengung einer Kaverne erreicht wurde oder welche Ursache gegebenenfalls Schuld | 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. l | l 3 


- -20 P = 


—— m m e 


18 Wissenschaftliche Sitzungen. 


der nicht erzielten Wirkung ist. Und besser wie kein anderes Mittel wird es uns Aufschluß über das 
Verhalten der gesunden Seite nach dem Eingriff geben. (Demonstration von Röntgenbildern.) 

Diese kurze Erörterung der Leistungsmöglichkeiten der Röntgenuntersuchung bei der chirur- 
gischen Behandlung der Lungentuberkulose zeigt uns, welche Bedeutung dem Röntgenverfahren für 
die Indikationsstellung und die Kontrollbehandlung des chirurgischen Eingriffes zukommt. 

Hier aber noch mehr wie wo anders muß jeder, der den Wert dieses Verfahrens richtig ein- 
schätzt, zugeben, daß trotz aller Erfahrung in der Deutung des gewonnenen Bildes, die Röntgenunter-. 
suchung nur dann ihre richtige Bedeutung erlangen kann, wenn sie parallel in Übereinstimmung mit 
der klinischen Untersuchung durchgeführt wird. 


4. F. Fleischner (Wien): Zur Differentialdiagnose der Langentuberkuloe im Röntgen- 
bild. 


Aus den Ausführungen meiner Herren Vorredner haben Sie entnommen, daß zahlreiche Ver- 
suche gemacht worden sind, in die bunte Erscheinungswelt der Lungentuberkulose einigermaßen Ord- 
nung zu bringen. Die meisten Vorschläge zur Einteilung der Tuberkulose, die versuchen, die Krank- 
heitsfälle nicht nur nach dem Quantum der Ausbreitung, sondern vielmehr nach der Qualität des 
Prozesses zu ordnen, gründen sich auf drei oder vielmehr zwei klinisch und anatomisch altbekannte 
Unterscheidungen und knüpfen im Wesen an die Dualitätslehre von Virchow an, indem sie die 
exsudative und produktive Grundform des Tuberkuloseprozesses unterscheiden. Es hat sich aber ge- 
zeigt, daß mit dieser Unterscheidung, die, wie Sie aus den überzeugenden Bildern von Küpferle 
gesehen haben, mittels des Röntgenbildes auch am Lebenden weitgehend gelingt, dem klinischen Be- 
dürfnis nicht Genüge getan ist. Aus der umfangreichen Tabelle von Nicol z. B. kann man Formen 
herauslesen, die klinisch nicht bekannt sind, andererseits lassen sich klinisch greifbare Bilder nur 
schwer einreihen. Und dort, wo man versucht hat, auf derartige anntomische Unterscheidungen durch 
Hinzufügen einiger weiterer Bestimmungsstücke klinische Einteilungen aufzubauen, wie es z. B.Bac- 
meister getan hat, dort kann man mit Hilfe dieser Bestimmungsstücke wohl einen einzelnen Fall 
klinisch einigermaßen erschöpfend beschreiben, aber auch hier wird der Versuch, Krankheitsbilder 
aufzustellen, unterlassen. 


Einen ganz anderen Weg geht eine neue Richtung in der Klinik der Tuberkulose. Aus dem 
Chaos der Erscheinungen haben sich frühzeitig klinisch und anatomisch wohl charakterisierte Typen 
losgelöst; z. B. nimmt besonders die akute Miliartuberkulose — auch rein äußerlich in den meisten 
Lehr- und Handbüchern — eine Sonderstellung ein, die aber an Berechtigung verliert, in dem Maße, 
in dem jede Tuberkuloseerkrankung als Allgemeinerkrankung erkannt wird, in dem Maße, in dem 
Klinik, Immunitätslehre und Anatomie Zwischenformen und Übergänge von der akuten Miliartuber- 
kulose zur chronischen Lungertuberkulose aufdecken. Anatomische Arbeiten — ich nenne nur Ghon 
und Ra n ke — die, wie R a n k e für seine Person erzählt, von klinischen Beobachtungen ausgegangen 
sind, geben uns durch eine neue Art das morphische Substrat zu betrachten und zu deuten, Aufschlüsse 
über den Entwicklungsgang der Tuberkulosekrankheit im Organismus. Ganz bestimmte, anatomisch 
faßbare Reaktionsweisen des Organismus gehören in typischer Weise zu bestimmten Stadien der sich 
durch Jahre und Jahrzehnte erstreckenden Krankheit. 


Zum Teil waabhängig und schon vor diesen neuen anatomischen Feststellungen, zumeist aber 
an diese anknüpfend, haben Kliniker, in erster Linie Pädiater, bestimmte Verlaufsformen als be- 
sondere Krankheitsbilder scharf umschrieben, aus der Masse der Lungentuberkulose schlechthin her- 
ausgchoben und versucht, sie mit den von Ranke festgelegten Stadien in Beziehung zu bringen. Ich 
nenne nur die Namen Petruschky, Hamburger, Hayek, Grau, Liebermeister, 
Holló. W. Neumann hat in Anlehnung an die klinischen Krankheitsbilder der Tuberkulose, wie 
sie Bard und Piery entworfen haben, und gefördert durch die grundlegenden Untersuchungen 
Rankes zahlreiche Verlaufsformen und Zustandsbilder der Lungentuberkulose klinisch abgegrenzt 
und sie in ein umfassendes organisches System eingeordnet. In mehrjähriger Zusammenarbeit mit 
Neumann im Wilhelminenspital in Wien haben wir, mein Chef Dozent Haudek und ich, die 
zu den einzelnen klinischen Typen gehörigen Röntgenbilder siudiert und voneinander abzugrenzen 
versucht, wobei wir uns in ausgedehntem Maße neben der klinischen auch der anatomischen Kontrolle 
bedienten. Meine Aufgabe ist es heute, Sie mit unserer Betrachtungsweise vertraut zu machen, indem 
ich ein Kapitel des ganzen Themas in großen Zügen entwickle. Dazu ist es zweckmäßig, daß ich über 
Neumanns System der Formen der Lungentuberkulose einige Worte vorausschicke. 


Fleischner: Zur Differentialdiagnose der Lungentuberkulose im Röntgenbild. 19 


Tabelle 1. 


Einfacher Primärkomplex lII. 
l. | l abgeheilt — Reinfektion — Phthisis fibrocaseosa. 
Entzündlicher Primärkomplex 


allgemeine Miliartuberkulose . 
Maligne Aussaat C 


j 


Proliferierender Primärkomplex —virulente Aussaat — Tub. miliaris discrètes 


Tub. miliaris migrans 


IE Nande Aussaat — Pleurite à répétition 


| /Ehthisis caseosa 
(I, III) | Generalisierter Primärkomplex 
NPubertätsphthise. 


Die Tabelle 1 führt den einfachen und den entzündlichen Primärkomplex an, das erste Stadium 
nach Ranke. Sie sehen den generalisierten Primärkomplex, der dem ersten und zweiten Stadium von 
Ranke entsprechend, durch massive Infektion in der Kindheit oder Pubertät zustande kommt. 
Schließlich habe ich die tertiäre Tuberkulose, also die organbeschränkte, bronchogen propagierte Tu- 
berkulose bei einem durch einen früheren Infekt allergisch gewordenen Individuum nur durch ihre 
Grundforın, die Phthisis fibrocaseosa angedeutet. Aus der wesentlich umfangreicheren, nach der Art 
eines Stambaums aufgebauten systematischen Tabelle von Neumann hebe ich nur den proliferie- 
rencen Primärkomplex etwas ausführlicher hervor (Tabelle 2), weil er uns als die Gruppe der Er- 


Tabelle 2. 


Proliferierender Primärkomplex | en a 
virulente Aussaat | Polyarthritis 
Mikroadenopathie 
Tub. miliaris discreta i Inkretstörungen 
| Tuberkulide | 
Tub. fibrosa densa Solitärtuberkel des Gehirns 
Tub. fibrosa diffusa i der Nieren 
| | : der Nebennieren 


Phthisis fibroulcerosa 
usw. 


scheinungsformen der sekundären Tuberkulose beim Erwachsenen heute beschäftigen soll. Dieses 
Stadium wird von Ranke als Generalisationsstadium bezeichnet und ist durch die hämatogene Meta- 
stasierung gekennzeichnet. Von dieser Gruppe ist die akute Miliartuberkulose als vorzüglicher und 
auch heute noch vielfach als einziger Vertreter klinisch und anatomisch und auch röntgenologisch gut 
bekannt. Wesentlich ungünstiger liegen die Dinge bei den übrigen Formen dieser Gruppe; einige 
klinische und röntgenologische Beobachtungen darüber finden sich bei Grau und Gerhartz. Mit 
den klinisch gutartigen Formen dieser Gruppe hat sich Holló eingehend beschäftigt und sie als 
juvenile Tuberkulögse beim Erwachsenen zusammengefaßt. 
Das Ihnen wöhlbekannte Bild der akuten Miliartuberkulose der Lunge ist charakterisiert durch 
kleinste Herdschatten; diese sind ungefähr von gleicher Größe und Dichte, kreisrund, mehr oder min- 
der scharf begrenzt. Sie sind über beide Lungenfelder annähernd gleich dichtstehend ausgestreut, 
manchmal erscheint im Röntgenbild eine geringere Beteiligung der Oberfelder. Ihre Anordnung ist 
dabei eine solche, daß sie ohne Anlehnung an eine präformierte Struktur der Lunge wahllos frei in 
das helle Feld eingetragen erscheinen. Neben dieser Form hat A Bma nn eine zweite, von ihm dis- 
seminiert peribronchitisch genannte beschrieben. Auch Gräff und Küpferle haben in ihrer 
grundlegenden Untersuchung neben der interstitiellen Form eine zweite, die Ausscheidungsform der 
hämatogenen Tuberkulose unterschieden. Ich möchte das Bild folgendermaßen beschreiben: Die Herde 
stehen zu kleinen Gruppen und besonders zu kleinsten Ringen zusammen, sie bilden derart ein zartes 
Netzwerk, das das ganze Lungenfeld überspannt. Dadurch kommt ein Bild zustande, das man als 
photographisches Negativ des klassischen Bildes der Miliartuberkulose bezeichnen könnte. Bei dieser 
stehen schwarze Flecken in hellem Felde. Bei der disseminiert peribronchitischen haben wir ein dunk- 
les, zartestes Netzwerk, das helle Maschenräume in sich faßt. Was die Bedeutung dieser Bilder anlangt, 
möchte ich mich weder Aßmann noch Gräff und Küpferle anschließen. Für die hämatogene 
Entstehung dieser Formen spricht im hohen Grade das Röntgenbild selbst (die gleichmäßige Vertei- 
lung). spricht beweisend der in den meisten Fällen zu erhebende anatomische Befund von hämatogenen 
g* 


20 E l - a | Wissenschaftliche Sitzungen. | 


Herden im ganzen übrigen Körper. Das E E Maschen: der Herde wird uns aber vollständig 


begreiflich, wenn wir uns an einige "Erfahrungen und Überlegungen der Dermatologen erinnern. Die ' 


Verschiedenheit der pathologisch-anatomischen Veränderungen und des klinischen Bildes der durch 
den Kochschen Bazillus hervorgerufenen Erkrankungen der Haut führt Jadassohn auf folgende 
"Umstände zurück: 1. den Immunitätszustand der Haut‘und des Gesamtorganismus, 2. den Infektions- 
weg (lmpftuberkulose, Metastasierung auf dem Blut- oder Lymphwege), 3. die Gewebsschicht, in wel- 
cher sich der Prozeß. entwickelt. Ich glaube für die Verschiedenheit der Formen der hämatogenen 
Tuberkulose der Lunge spielen die Verschiedenheiten des Immunitätszustandes eine große Rolle. Und 


ich halte es für zweckmäßiger, sich mit dieser vorläufigen und. summarisch begrifflichen Erklärung zu 


"begnügen als rein hypothetische Ansichten über eine unterschiedliche Pathogenese der verschiedenen 
Formen der hämatogenen Lungentuberkulose zu äußern. In der klinischen Wertung dieser verschie- 
denen Bilder pflichte ich Gräff und Küp ferle bei, daß man das Bild der disseminiert peribron- 
 chitischen Form zumeist bei den mehr subakut und chronisch. verlaufenden Fällen, das klassische Bild 


- der Miliartuberkulose öfter bei den akuten Fällen antrifft. Eine Beobachtung legt mir die Annahme 


nahe, daß das eine Bild in das andere übergehen kann. Manche Bilder, bei denen man beide Formen 
zugleich antrifft, machen es hingegen wahrscheinlich, daß verschieden alte Schübe vorliegen, eine ähn- 


liche Deutung dürfte auch für solche zutreffen, die von dem klassischen Bild nicht durch die geschil- 


derte Zusammenordnung der Herde, sondern durch Größenunterschiede unter den. Herden abweichen. 


Es sind Fälle von ausgeheilter Miliartuberkulose bekannt und über jeden Zweifel sichergestellt | 


worden. In einer Zeit, in der man den bakteriellen Angriff als einzigen krankmachenden Faktor ansah, 
_ mußte das wunderbar erscheinen. Heute, wo wir die Reaktionsweise des Organismus als gleichwer- 
tigen Faktor einschätzen, ist uns ein solcher Krankheitsverlauf durchaus verständlich. Der Durch- 
seuchungswiderstand des Organismus, die räumliche Ausdehnung der Aussaat, die Menge der ausge- 
streuten Bazillen, das sind die drei Faktoren, die für das Krankheitsbild maßgebend sind — drei Fak- 
toren, die von einem Maximum bis Null kontinuierlich variieren können. Angefangen von einer mas- 
siven, allgemeinen Aussaat bei darniederliegendem Widerstand, die im klassischen Gewand der akuten 
Miliartuberkulose einherschreitet, über klinisch weniger pompöse ADINEN bis zu klinisch eben merk- 
‘baren Aussaaten können wir alle Übergänge beobachten. 

.  . Geringe hämatogene Schübe sind ein häufiges Ereignis im Sekundärstadium der Lungentuber- 
kulose. Neumann nennt sie im Gegensatz zur Tuberculosis miliaris generalisata Tuberculosis milia- 
ris discreta. Ich fühle mich nicht berufen und überdies erlaubt es meine. Zeit nicht, auf das klinische 
Bild und die klinische Diagnose dieser Formen einzugehen. Im Röntgenbild sind sie leicht zu erkennen, 
wenn es sich um eine zwar räumlich beschränkte, aber immerhin reichliche Aussaat handelt. Schwie- 


rig, ja in vielen Fällen unmöglich wird die Röntgendiagnose. dann, wenn ganz spärliche Herde über das 


Lungenfeld ausgestreut sind. Da kann es unmöglich werden, die einzelnen Schattenflecken von Über- 
kreuzungen und Verzweigungsstellen der Gefäße im normalen Lungenbild zu unterscheiden. Ein 


= solcher Schub heilt aus; es kommen neue Schübe; die Knötehen verwandeln sich bindegewebig, sie ` 


können anatomisch völlig unkenntlich werden. Interstitiell und längs der Bronchien kommt es zu einer 
Verinehrung des Bindegewebes, es entsteht das Bild der Tuberculosis fibrosa densa oder, wenn die Ver- 
änderungen die ganze Lunge umfassen, das der Tuberculosis fibrosa diffusa. Das sind Ruhestadien, da- 


bei kann es bleiben; aber es können auch immer neue hämatogene Schübe erfolgen, einmal eingeleitet 


von eıner Hämoptoe, ein anderes Mal begleitet von einem Tuberkulid der Haut, von einer entzündlichen 
Schwellung eines Gelenks, von einem Meningismus. Diese Schübe sind in der Lunge zumeist beider- 


seitig und zeigen eine gewisse, wenn auch nicht ausgesprochene Vorliebe für die Dement- 


. sprechend findet, man auch die Veränderungen im Röntgenbild. 


‘Um das den gezeigten. Bildern Gemeinsame zusammenzufassen, müssen zwei Geupeh: ee 


schieden werden. In der ersten Reihe sieht man mehr oder minder reichlich kleine, dichte, harte 


Fleckschatten, angefangen von ganz vereinzelten, als Herdschatten nur im peripheren Lungenfeld 


eben-erkennbaren, bis zu dichtstehenden, die an das Bild der allgemeinen Miliartuberkulose erinnern. 
In seltenen Fällen findet man diese Herde verkalkt; sie sind dann zumeist von den als Primärherd auf- 
'zufassenden Schattengebilden durch Zahl und Art der Verteilung zu unterscheiden. In diesen Bildern 
gibt sich ein neuer Schub manchmal durch grobe, weiche Herdschatten zu erkennen: Frisehe Herde 
` mit reichlich unspezifischer, perifokaler Entzündung, die indes keineswegs zur. Verkäsung führen muß, 


sondern sich vollkommen zurückbilden kann. Bei einer zweiten Gruppe von Fällen treten die einzeln 


sichtbaren Herdschatten zurück oder werden vielmehr durch feinere oder gröbere streifige Schatten 
_ gedeckt, die einer Vermehrung des interstitiellen, des peribronchialen: und perivaskulären Binde- 


gewebes entsprechen. Diese Veränderungen betreffen, sofern sie nicht allgemein’ sind, mit Vorliebe 


die Oberfelder, meist beide Seiten in ziemlich gleicher Weise. Dabei kann der das Parenchym verdich: 
tende Charakter. in solchem Maße ausgebildet sein, daß man sie in der üblichen Art als zirrhotische 


Tuberkulose bezeichnen möchte, Ich werde aber zeigen konnen; daß es ganz ähnliche Bilder gibt, die; | 


l} 


B . 
Pe WE e` 


Fleischner: Zur Differentialdiagnose der Lungentuberkulose im Röntgenbild. ` 21 


dem Stadium der tertiären Phthise angehören, somit etwas ganz anderes bedeuten. Manche dieser Fälle 
sind schon im Thoraxbild durch eine Karies der Rippen, andere wieder durch Lymphome, eine Spina 
ventosa, eine Nebenhodentuberkulose usw. als dem Stadium der hämatogenen Generalisation ange- 
hörig legitimiert. 

In diesen, vorzüglich durch fibröse Verknderuingen charakterisierten Bildern gibt sich ein neuer 
Schub manchmal durch grobe, weiche Herdschatten zu erkennen: Frische Herde mit reichlich unspezi- 
fischer, perifokaler Entzündung, die indes keineswegs zur Verkäsung führen muß, .sondern sich voll- 
kommen zurückbilden kann. In einigen Fällen überwiegt der dag Parenchym indurierende Charakter 
derart, daß man sie in der üblichen Art als zirrhotische Tuberkulose bezeichnen möchte. Ich werde 
aber zeigen können, daß es ganz ähnliche Bilder gibt, die dem Stadium der tertiären Fhthise ange- 
hören, somit etwas ganz anderes bedeuten. Manche dieser Fälle sind schon im Thoraxbild durch eine 
Karies der Rippen, andere wieder durch Lymphome, eine Spina ventosa, eine Nebenhoden tuberiuloge 
usw. als dem Stadium der hämatogenen Generalisation angehörig legitimiert. 

Ich habe Ihnen einige typische Bilder von Tuberculosis fibrosa densa und fibrosa 
diffusa gezeigt. Oft sieht man aber viel weniger. Das kommt daher, daß manchmal die Herde viel 
spärlicher sind, oft noch von Emphysem überlagert und im Röntgenbild unsichtbar gemacht werden. 
Wir haben uns folgende diagnostische Regel zurecht gelegt: Wenn wir bei einem Patienten mit der 
klinischen Diagnose Tuberculosis fibrosa densa nichts sehen, so werten wir das nicht als Widerspruch. 
Wir vermeiden es, Zeichen; wie vermehrte Hilusschatten, vermehrte Lungenzeichnung, zarte Ver- 
- schleierung der Spitzenfelder, für die Diagnose der Tuberkulose zu verwenden, und nur wenn diese 
Zeichen ausgesprochen greifbar sind, beziehen wir sie — und auch da noch mit Vorsicht — in unser 
diagnostisches Kalkül ein. Zu dieser Vorsicht hat uns ständige anatomische Kontrolle geführt. 

Wenn es durch immer neue Schübe oder durch Unterernährung, Gravidität, erschöpfende Krank- 
heiten zu einer Verminderung der Abwehrkräfte des Körpers kommt, kann eine solche ruhende Tuber- 
kulose aktiviert werden, die Herde exulzerieren, es bilden sich Kavernen: Phthisis fibroul- 
cerosa. Dabei ist das Krankheitsbild noch immer als dem Sekundärstadium angehörig klinisch-und 
röntgenologisch charakterisiert. | 

Man sieht das Bild der Tuberculosis fibrosa diffusa und auf einer Seite etwa, keineswegs immer 
an der Spitze, einige Kavernen. Diese unterscheiden sich zumeist deutlich von den Kavernen der ter- 
tiären Phthise. Während diese als helle Stellen aus dicht verschatteter Umgebung deutlich aufleuch- 
ten, werden die Kavernen der Phthisis fibroulcerosa oft nur an einem zarten Saum erkannt und sind 
in das sonst helle Lungenfeld eingebettet. Ihr Rand setzt sich oft aus kleinsten Knötchen zusammen 
wie eine Perlenschnur. Da sich ihre Anwesenheit auch bei genauester klinischer Untersuchung oft 
nicht verrät, werden ihre wenig aufdringlichen Zeichen mitunter auch im Röntgenbild übersehen. 
Auch in diesen Fällen ist noch eine weitgehende Rückbildung und ein langjähriger Stillstand möglich. 

Kommt es aber zu ausgiebigen Aspirationsherden und: gleichzeitig zu einer Umstimmung des 
Gesamtorganismus, dann können diese Fälle in klinisch und röntgenologisch nicht mehr unterscheid- 
barer Weise in das Endstadium der tertiären Phthise ausmünden. 

Das Röntgenbild der gutartigen sekundären Tuberkulose, wie ich es als Tuberculosis fibrosa 
densa und fibrosa diffusa gezeigt habe, ist in den meisten Fällen leicht zu erkennen. Schwieriger wird 
mitunter die Abgrenzung der ulzerösen Formen von der tertiären Tuberkulose, von ihrer 
Grundform, der Phthisis fibrncaseosa. Ich will darum zum Schluß noch einige Bilder von dieser zeigen. 

Einen beginnenden tertiärphthisischen Prozeß von einer wenig ausgebreiteten Tuberculosis 
fibrosa densa zu unterscheiden, begegnet klinisch und röntgenologisch mitunter Schwierigkeiten. Wenn 
aber ein solcher Prozeß nur einigermaßen vorgeschritten ist, so gelingt diese Unterscheidung auf bei- 
den Wegen. Im Gegensatz zu den geschilderten Formen ist die Phthisis fibrocaseosa im Anfang zumeist 
einseitig; sie beginnt mit größter Gesetzmäßigkeit an der Spitze, während die übrige Lunge noch frei 
ist. Entsprechend ihrer bronchogenen Ausbreitung und ihrem zum Teil exsudativen Charakter zeigt 
das Röntgenbild mehr flächige Schatten, die bronchogene Ausbreitung verursacht weiterhin eine Vor- 
liebe für eine Abgrenzung des Prozesses nach Lappenterritorien. 

Noch ein Wort über ein zur blanden Form des proliferierenden Primärkomplexes gehöriges 
Krankheitsbild, das Neumann nach Piery Pleurite à répétition, rezidivierende Pleuritis, bezeich- 
net. Subpleurale Schübe, die gerne in die Spitze, in die Gegend der Lappengrenzen und an die Basis 
erfolgen, rufen trockene Pleuritiden hervor, die ein klinisch deutlich faßbares Krankheitsbild aus- 
machen. Im Röntgenbild die wohl bekannten Zeichen zirkumskripter obsoleter Pleuritis: Verschleie- 
rung der Spitze, interlobäre Schwarten, Zeltbildung am Zwerchfell und am Perikard. - 

Meine Herren! Rahmen und Umfang meiner Ausführungen haben es mir verboten, auch nur 
die dürftigsten Andeutungen über die Klinik der geschilderten Krankheitsbilder anzuführen. Eine 
Frage werden Sie aber stellen und darauf bin ich Ihnen Antwort schuldig: Wozu die ganze Differential- 
diagnose? Meine Herren! Bei jeder Krankheit wird die Frage nach einer dem Wesen der Krankheit 


22 _  Wissenschaftliche Sitzungen. 


gerecht werdenden Differentialdiagnose in dem Augenblick dringend, in dem wirksame oder zumin- 
dest eingreifende therapeutische Methoden auftauchen. Heute beherrschen neben der Heilstättenbe- 
handlung spezifische und chirurgische Methoden den Plan, beides eingreifende Methoden. Und da 
heißt es fürs erste, diese Methoden an pathologisch wohl definiertem Material zu erproben, ferner aber 
geeignete Fälle den geeigneten therapeutischen Maßnahmen zuzuführen. Zahlreiche Versuche in der: 
Differentialdiagnose der Lungentuberkulose sind gemacht worden; ich glaube, sie haben den Kliniker 
nicht befriedigt. Der Sinn aller Arbeiten, die auf R a n k e fußen und auch der Sinn vn Neumanns 
klinischem System liegt darin, daß sie klar die Sekundärformen von denen der. tertiären Phthise unter- 
scheiden. Und diese Unterscheidung ist von größter Bedeutung für Prognose und therapeutische Indi 

kation. Darum habe ich versucht, Ihnen zu zeigen, daß diese Unterscheidung, einmal an klinisch ein- 

deutigen Fällen erlernt, im Röntgenbild möglich ist und nun ihrerseits wiederum die klinische Diffe- 
renzialdiagnose wesentlich unterstützen kann. 


5. W. Altschul und A. Spitz (Prag): Zur Röntgenologie und Klinik der primären 
Tuberkulose. (Vortragender: Altschul.) 


Die aerogene Infektion eines bis dahin von Tuberkulose unberührten Organismus führt zur Ent- 
wicklung des sog. „Primärkomplexes“, d. h. zur Bildung des Primärherdes in irgendeinem Lungenab- 
schnitt und zur Miterkrankung der im lymphogenen Abflußgebiet liegenden Drüsen. Vom Primärherd 
aus zieht eine Kette verkäsender Miliartuberkel entlang den abführenden Lymphgefäßen zu den regio- 
nären Lymphdrüsen. 

Wir fanden bei unseren Untersuchungen oft genug den Primärkomplex oder seine Residuen als 
einzige tuberkulöse Veränderungen der Lungen. Die übrigen Abschnitte der Lungen, namentlich aber 
die Spitzen waren frei von jeder Veränderung. Diese „reinen Fälle“ waren vor allem der Gegenstand 
. unserer genauen Beobachtung. 

Befassen wir uns zunächst mit der Frage des Ghonschen Primärherdes! 

Daß man bei Kindern bei der Röntgendurchleuchtung isolierte käsige oder verkalkte Herde 
findet, ist bekannt. Aßmann erwähnt, daß diese Herde gewöhnlich in den unteren Partien sitzen, 
aber auch in den verschiedensten Lungenabschnitten zu finden sind. A Bman n hat als Ursprung die- 
ser Flecken autoptisch Käseherde gefunden. Von anderer Seite (z. B. Aufrecht) werden diese Ver- 
dichtungsherde, namentlich wenn sie nahe dem Hilus liegen, als intrapulmonale Drüsen gedeutet. Ob- 
wohl die von uns beobachteten Herde ihrer Lage und der Anordnung des ganzen Komplexes nach als 
Ghonsche Herde aufgefaßt werden können, wollen wir im folgenden nur von intrapulmonal gelege- 
nen, daher respiratorisch verschieblichen Herden sprechen, ohne zunächst entscheiden zu wollen, ob 
es sich immer bei den von uns beobachteten Fällen wirklich um Primärherde handelt oder ob in dem 
einen oder anderen Fall nicht doch intrapulmonale Drüsen den Verdichtungsherd bedingen. Die respi- 
ratorische Verschieblichkeit der Herde ist deshalb von großer Bedeutung, weil man diese Herde, 
namentlich wenn sie nahe dem Hilus liegen, von den im Hilus gelegenen Verdichtungsherden, die gar 
keine oder nur äußerst geringe Beweglichkeit zeigen, unterscheiden kann. Röntgenologisch nachge- 
wiesene G hon sche Herde sind in der Literatur selten beschrieben (Eisler, Rach, Simon, AB- 
mann). Aber auch in den Lehrbüchern sind sie nur wenig berücksichtigt. So spricht z. BAßmann 
nur davon, daß solche Herde bei Kindern bisweilen vorkommen, bei Erwachsenen erwähnt er 
solche Befunde überhaupt nicht. Trotzdem muß man annehmen, daß sie häufiger beobachtet werden, 
als nus der Literatur ersichtlich ist, denn wir fanden bei unserem Material solche Herde bei Kindern 
und Erwachsenen außerordentlich oft. Bei Kindern und Erwachsenen fanden wir teils verkalkte, teils 
nieht verkalkte intrapulmonale isolierte Verdichtungsherde, die respiratorisch verschieblich waren, 
und zwar um so stärker, je weiter nach unten und lateral vom Hilus sie gelegen waren. Ihre Größe 
schwankte zwischen der eines Hirsekorns bis zu der einer Kirsche. Die häufigste Lage dieser Herde war 
der 7. oder 8. Interkostalraum rechts, aber wir fanden sie auch in anderen Lungenabschnitten und 
auch auf der linken Seite. Meist fanden wir nur einen solchen Herd, haben aber in einigen Fällen 
auch zwei beobachten können. 

Die Darstellung der größeren und namentlich der älteren kalkdichten Herde auf der Röntgen 
platte ist uns in einer Reihe von Fällen gelungen, bei den kleineren und nicht verkalkten Herden ist ss 
oft schwer, ein Bild zu erhalten. Diese Herde sind oft durch die Rippe gedeckt und man sieht sie im 
Interkostalraum nur für ganz kurze Zeit während der Atmung auftauchen. Es ist manchmal äußerst 
schwierig, das Bild gerade in der Atemphase aufzunehmen, in welcher der Herd nicht gedeckt er- 
scheint. Bei der Durchleuchtung sind diese Herde fast immer zu finden, wenn auch erst nach länge- 
rem Suchen. 


Altschul u. Spitz: Zur Röntgenologie und Klinik der primären Tuberkulose. 23 


Die Technik der Untersuchung auf solche primäre Herde war analog der von Ghon für die 
Sektion angegebene. Die Veränderung der Lymphknoten ist viel auffallender als der Primärherd. 
Wir haben also vom Lymphknoten ausgehend immer sein Quellgebiet sorgfältig durchmustert. 

Bei der Verfolgung der tuberkulösen Infektion vom Primärherd zu den in sein Abflußgebiet ge- 
hörenden Lymphdrüsen, haben wir auch diese einem genauen Studium unterzogen. Wir kamen dabei 


in Übereinstimmung mit anderen Autoren, namentlich mit Köhler,dela Camp undAßmann, 
zu folgenden Resultaten: 


Die normalen Lymphdrüsen sind röntgenologisch nicht darstellbar, und man kann ihnen höch- | 


stens eine schattenverstärkende Wirkung zusprechen. Aber auch pathologisch veränderte Drüsen, 
welche vermöge ihrer Größe und Dichte wohl schattengebend wären, sind nur dann sichtbar, wenn sie 
innerhalb des Lungenfeldes liegen. So sind die im Bifurkationswinkel gelegenen Drüsen bei 
gerader Durchleuchtung nicht darstellbar. Die linksseitigen Hilusdrüsen kommen nur deutlich 
zum Vorschein, wenn sie sich lateralwärts vom Herzschatten ausbreiten, jedoch gelingt es bei leichter 
Drehung des Patienten nach rechts, auch kleinere, bei sagittaler Betrachtung durch den Herzschatten 
gedeckte Drüsen darzustellen. Die paratrachealen Drüsen können bei entsprechender Größe 
und Dichte sichtbar werden. Aßmann und Keiner haben solche Befunde beschrieben. 


Verkäste Drüsen heben sich deutlich von der hellen Umgebung ab. Käseherde eignen sich 
gut zur Darstellung wegen ihres Gehaltes an phosphorsaurem Kalk (Köhler auf Gründ der Unter- 
suchungen von Schmoll). Die intensivsten Schattenbildungen geben verkalkte Drüsen. In 
unseren Fällen waren die Drüsenschatten am Hilus fast immer sehr deutlich zu sehen. Es waren — 
je nach dem Zustand des Primärherdes — nichtverkalkte oder mit Kalk durchsetzte tuberkulöse Drü- 
sen, die ihrer Lage nach im Iymphogenen Abflußgebiet des Ghonschen Herdes lagen. 


Paratracheale Drüsen fanden wir einmal auf der Seite des Primärherdes, das andere Mal 
auf der entgegengesetzten Seite. Dies entspricht den von Ghon und Roman aufgestellten Gesetzen 
für die lymphogene Propagation der tuberkulösen Infektion vom Primärherd aus. Der tuberkulöse 
Prozeß kann sich vom Primärherd im Iymphogenen Abflußgebiet derselben Seite bis zum Venenwinkel 
hin ausbreiten oder der tbc. Prozeß kreuzt bei seiner Ausbreitung die Mitte und gelangt zum Venen- 
winxel der anderen Seite. 


Vom Primärherd geht die Infektion entlang der Lymphbahr zu den regionären Lymphdrüsen. 
Da die Lymphbahnen durch das lufthaltige Lungengewebe ziehen, sollte ihre röntgenologische Dar- 
stellung, wenn dieselben in ihren Wandungen krankhaft verändert sind, ohne besondere Schwierig- 
keit gelingen. Wir haben in zahlreichen Fällen tatsächlich gesehen, daß zwischen Primärherd und 
dazu gehörigen Drüsen eine sichtbare Verbindung bestand. Diese konnten wir manchmal im ganzen 
Verlauf verfolgen, während in anderen Fällen diese strangartigen Verdichtungen Unterbrechungen 


zeigten, wobei aber die einzelnen Teile immer dieselbe Richtung erkennen ließen. In solchen Fällen 


waren diese strangartigen Verdichtungen rein einseitig und markant. Damit gewinnt die Vermutung 
an Wahrscheinlichkeit, daß es sich tatsächlich hier um Iymphangoitische Veränderungen handelt, wie 
sie jn Aßmann bei chronisch-indurativer Tuberkulose autoptisch nachgewiesen hat, die er aber für 
primäre Tb. für unwahrscheinlich hält. 


Allerdings müssen wir zugeben, daß wir in anderen Fällen ähnliche Strangbildungen sahen, 
deren Zusammenhang mit dem primären Herd nicht angenommen werden konnte. Denn einesteils 
verfügen wir über Bilder, auf welchen neben dem „Verbindungsstrang“ noch analoge Stränge in größe- 
rer oder kleinerer Anzahl vorhanden waren, andererseits haben wir auch solche Stränge ohne nach- 
weisbaren Primärherd in verschiedenen Abschnitten der Lunge gesehen. 


Die gleichzeitige klinische Untersuchung und Beobachtung ermöglichte uns, die röntgenolo- 
gisch erhobenen Befunde richtig zu werten. So konnte in einzelnen Fällen schon aus der Anamnese 
der Zeitpunkt der Infektion mit einiger Wahrscheinlichkeit festgestellt und so das Alter des Primär- 
komplexes beiläufig bestimmt werden; besonders instruktiv scheinen uns zwei Fälle. Der eine betrifft 
ein zweijähriges, vorher ganz gesundes Kind eines gesunden Vaters, welcher sich nach dem Tode seiner 
Frau, die an Typhus gestorben war, mit einer Tuberkulösen wieder verheiratete. Das Kind erkrankte 
bald an den Erscheinungen einer „Hilusdrüsentuberkulose“. Röntgenologisch sahen wir einen intra- 
pulmonalen, respiratorisch verschieblichen, nicht verkalkten Herd im 7. Interkostalraum rechts, so- 
wie eine bedeutende Vergrößerung der zu diesem Herd gehörigen Hilusdrüsen. Im zweiten Falle han- 
delte es sich um ein 20iähriges Mädchen, dessen Schwester mit einer offenen Tuberkulose aus dem 
Kloster nach Hause kam. Auch in diesem Falle waren die Eltern gesund und eine Tuberkulose in der 
ganzen Aszendenz nicht nachzuweisen. Das Mädchen erkrankte unter den Symptomen einer Hilus- 
drüsentuberkulose, bei der Röntgendurchleuchtung konnten wir einen Primärkomplex feststellen. 


Diesen Fall faßten wir im Hinblick auf die Anamnese, den klinischen und röntgenologischen Befund 


als initiale Spätinfektion auf. 


’ 


24 Wissenschaftliche Sitzungen. 


Besonders wertvoll war uns die klinische Untersuchung im akut-entzündlichen Stadium des 
Priimärkomplexes, bei welchem ja die Röntgenuntersuchung viel weniger sichere Resultate ergibt, als 
bei schon geschrumpften und verkalkten Residuen eines Primärkomplexes, die sich einem klinischen 
Nachweis meist vollkommen entziehen. 

Der Primärherd selbst ist klinisch wohl nur in den seltensten Fällen nachzuweisen. Erst 
die folgende Erkrankung der regionären Lymphdrüsen zeitigt deutliche Symptome. Der klinischen 
Untersuchung sind, ebenso wie der röntgenologischen, die bronchopulmonalen Drüsen am 
besten zugänglich und ebenso wie für ihre röntgenologische Darstellbarkeit ist auch für die Klinik 
ihre Größe maßgebend. Die aktive Hilusdrüsentuberkulose zeigt meist ein wohl charakterisiertes klini- 
sches Bild. Neben toxischen Allgemeinsymptomen — kleinen hartnäckigen Temperaturerhebungen, 
Neigung zum Schwitzen, Nachtschweißen, leichter Ermüdbarkeit, Abmagerung und Magenbeschwer- 
den —, sind es vor allem physikalische Zeichen, die durch die Drüsenschwellung selbst hervorgerufen 
werden und Symptome, die durch Druck der Drüsentumoren auf die Nachbarorgane bedingt sind. So 
kommt es zu einer Verbreiterung der paravertebralen Dämpfungszone in der Höhe des 2.—7. Brust- 
wirbels, zu einer Veränderung des Atemgeräusches und der Stimmphänomene. Durch Druck der ver- 
größerten Drüsen auf die Bronchien, auf Venenstämme und Nerven entstehen mannigfache Erschei- 
nungen: Reizhusten, Drüsenkeuchen, Erweiterung von Hautvenen, einseitige Pupillenerweiterung. 
leichte Ermüdbarkeit der Stimme und vagotonische Symptome. 

Die tuberkulöse Natur der Drüsenschwellungen geht aus der Anamnese, aus den für Tb. charak- 
teristischen Allgemeinsymptomen und aus dem positiven Ausfall der Tuberkulinproben hervor. 

Erlischt der tuberkulöse Prozeß und schrumpfen die Drüsen, dann ist der Primärkomplex 
klinisch nicht mehr nachweisbar. Röntgenologisch sind aber seine Reste oft sehr gut zu erkennen. 
‘Die große Bedeutung des Nachweises auch schon geschrumpfter und verkalkter Residuen eines Primär- 
komplexes liegt darin, daß sich hierin Tuberkelbazillen durch Jahre lebend erhalten können und die 
weitere Propagation des tuberkulösen Prozesses bloß von der Zunahme der Virulenz der Bazillen 
abhängt. l 

Schließlich möchten wir noch über Beobachtungen berichten, die wir in einer Reihe von Fällen 
gemacht haben und die sich auf isolierte tuberkulöse Veränderungen im infraklavikulären Gebiet be- 
ziehen. Rieder,Hoffmann,Schutt und andere haben darauf aufmerksam gemacht, daß dieses 
Gebiet manchmal die Prädilektionsstelle beginnender Tuberkulose ist. Aßmann erwähnt Fälle, in 
denen sich infraklavikulär isolierte tuberkulöse Affektionen zeigten, und zwar meist in den lateralen, 
Partien, wo auch der Lieblingssitz von Kavernen scin soll. Ebenso hat Grau auf die Wichtigkeit der 
röntgenologischen Untersuchung der infraklavikulären Partien hingewiesen. 

Unsere Untersuchungen ergaben, daß sowohl in den lateralen als auch in medialen Partien des 
infraklavikulären Gebietes isolierte tuberkulöse Veränderungen vorkommen, wobei die Spitzen und 
das übrige Lungengewebe freibleiben, bzw. erst später erkranken. 

Die Art der Veränderungen war eine verschiedene. 

Wir fanden in diesem Gebiet isolierte Herde, die wegen ihres Zusammenhanges mit ebenfalls 
veränderten Drüsen, deren Quellgebiet in diesen Partien lag, als Primärherde aufgefaßt werden 
konnten. Häufiger konnten wir fächerförmig angeordnete Strangbildungen beobachten. Über die 
Natur derartiger Stränge sind die Meinungen in der Literatur geteilt, und nachdem autoptische Be- 
funde bei beginnender Tuberkulose naturgemäß selten sind, ist diese Frage noch unentschieden. Auf- 
fallend war bei den von uns beobachteten Fällen die nicht seltene einseitige Lokalisation solcher 
Strangbildungen. 

Außer Strängen fanden wir in diesem Gebiet, und zwar vorzugsweise in den medialen Partien, 
. Verdiehtungen. Wir verfügen über Bilden, wo mehr oder minder zahlreiche Herdbildungen und 
Kavernenbildungen zu sehen sind. 

Wir möchten noch erwähnen, daß manche dieser Fälle einen ganz besonders bösartigen Verlauf 
ihrer Krankheit zeigten, den wir röntgenologisch und klinisch verfolgen konnten. In zwei Fällen ent- 
stand in kurzer Zeit eine generalisierte Lungentuberkulose und in anderen Fällen breitete sich der 
Prozeß bald auf die Spitze und das übrige Lungengewebe aus. 

(Erscheint ausführlicher in den „Beiträgen zur Klinik der Tuberkulose“, mit Abbildungen.) 


‚Peltason: Über Kompressionsdurehleuchtung der Lungenspitzen. 25 


6. F. Peltason (Würzburg): „Über Kompressionsdurchleuchtung der Lungenspitzen“. 


Niemand wird leugnen, daß unsere Röntgenuntersuchung der Lungenspitzen noch immer der 
Verbesserung bedürftig sei. Auch der Gebrauch vervollkommneter Apparaturen sowie der gasfreien 
Röhren hat uns darin nicht wesentlich über den Stand von 1908 hinausgebracht. Vielleicht gelingt es 
mit Hilfe der modernen „Weichstrahlaufnahmen“ die Differenzierung weiter zu treiben. Bestehen 
bleiben aber all die bekannten Fehlerquellen, die eine „verdächtige“ Spitzenbeschattung hervor- 
rufen können, Asymmetrien des Knochenbaues und der Haltung des Patienten u. a. m. Die größte 
Rolle unter ihnen spielen Weichteilschatten, die das Lungenspitzengebiet überlagern und 
die ich als „akzidentelle Schattenbildner“ bezeichnen möchte, im Gegensatz zu den diagnostisch bedeüt- 
samen Verdichtungen, Infiltrationen der Lungenspitzen, Pleuraverdiekungen usw. Am häufigsten 
sind akzidentelle Verschattungen durch Strumen selbst leichtesten Grades, dann durch stark, evtl. ein- 
seitig entwickelte Muskulatur, Fetteinlagerung, vergrößerte Supraklavikulardrüsen. Mit diesen Ver- 
hältnissen glaubte man sich bislang abfinden zu müssen, indem man sie eben nach Inspektion resp. 
Palpation während der Durchleuchtung gebührend berücksichtigte. Man bleibt dann allerdings vor 
Fehlern bewahrt, aber gleichzeitig muß man in soundso vielen Fällen darauf verzichten, über die so 
verdeckte Lungenspitze etwas auszusagen. Hinter den akzidentellen Weichteilschatten. kann eine 
Spitzenaffektion sitzen, die unerkannt bleibt. | 

Mancher Untersucher mag in solcher Lage schon den von Fri k -kürzlich beschriebenen Hand- 
griff versucht haben. Er besteht darin, daß man mit dem eigenen Zeigefinger die seitliche Muskel- 
partie des Halses, also in der Hauptsache den Sternokleidomastoideus und die Skaleni, umgreift und 
soweit als möglich medianwärts verdrängt, dadurch wird etwa das laterale Drittel bis die Hältte des 
Spitzenfeldes frei. Dieser Handgriff ist zwar einfach, aber seine diagnostische Ausbeute ist gering, 
weil ja der eigene Zeigefinger noch einen großen Teil des Bildfeldes verdeckt; auch die Gefahr der 
Strahlenschädigung ist wohl nicht außer acht zu lassen. Nutzen verspricht der Handgriff überhaupt 
nur da, wo die akzidentelle Beschattung wesentlich durch die Muskulatur bedingt ist, aber nicht bei 
den viel häufiger vorkommenden störenden Weichteilbedeckungen anderer Natur. 

Ich machte, ohne Kenntnis der Frikschen Veröffentlichung und schon vorher den Versuch, 
die in der Magendarmdiagnostik mit so großem Erfolg von Holzknecht eingeführte Kompres- 
sion auch auf dieses etwas schwer zugängliche Gebiet der oberen Brustapertur anzuwenden. Den 
Erfolg davon können Sie an den gleich folgenden Bildern beurteilen. Er betrifft nicht nur die Be- 
seitigung solcher abnormen Hindernisse wie Strumen, die allerdings bei uns in Würzburg eine Haupt- 
rolle spielen, sondern auch bei ganz normaler Weichteilbedeckung resultiert ein wesentlich klareres 
Spitzenbild als bisher, so daß wir die Kompression bei jeder Röntgenuntersuchung anwenden. 

Das Instrument, dessen ich mich bediene, ist eine Art Löffel aus weichem Holz, am besten Pap- 
pelholz, das fast gar keinen Schatten wirft. Seine eckige Form ist in Anpassung an die in Betracht 
kommende Gegend gewählt. Sie ist symmetrisch, so daß man den gleichen Löffel für beide Seiten ge- 
brauchen kann. Da das Holz des Löffels, wie gesagt, keinen Schatten gibt, habe ich für Durchleuch- 
tungszwecke seine beiden geraden Ränder metallisch umrandet, so daß man ihn unschwer auch wäh- 
rend der Durchleuchtung hinter dem Schirm auf die Supraklavikulargrube des Patienten pla- 
‘ cieren kann. 

Man faßt den Löffel schreibfederartig, je eher mit der rechten oder linken Hand, und setzt 


ihn mit dem einen seiner geraden Ränder dicht über das Schlüsselbein auf die Supraklavikulargrube ` 
des Patienten, so daß der andere gerade Rand sich etwa 2 Finger. breit von der Mittellinie, die fast recht- 


winklige Ecke direkt über dem Sternoklavikulargelenk befindet. Man übt nun einen mäßigen Druck 
insagittaler Richtung aus. Durch die Kompression, welche die Weichteile teils seitlich, in der 
Hauptsache aber von vorn nach hinten drängt, wird‘ eine bedeutende Aufhellung des gesamten 


Spitzenfeldes erreicht: Die medinlen Rippenenden, die ohne Kompression von einem dichten Schleier- 


bedeckt schienen, heben sich sehr deutlich ab und lassen auch feinere Einzelheiten, z. B. an den Kosto- 


vertebralgelenken, deutlich wahrnehmen. Die Vergleichsbilder wurden jedesmal beide auf der gleichen - 


Platte unter denselben Bedingungen mit gleicher Belichtungszeit aufgenommen. 

‚Die Spitzenkompression ist vornehmlich für die Schirmdurchleuchtung gedacht, die ja aus immer 
dringender werdenden ökonomischen Gründen mehr als bisher in den Vordergrund tritt. Tatsächlich 
glaube ich, daß man manches, was bisher nur auf Röntgenplatten sichtbar war, unter Kompression 
auch bei der einfachen Durchleuchtung sehen wird. Selbstverständlich gehört eine güte Dunkelanpas- 
sung, enge Ahblendung, weiche Röhre usw. auch dazu. Es gelang uns denn auch nicht selten, in klinisch 
verdächtigen Fällen, wo bei gewöhnlicher Durchleuchtung. keine Differenzierung möglich war, durch 
' Kompression Spitzenherde sichtbar zu machen; sie fanden sich auf Kontrollaufnahmen wieder. 


i Verhandlungen de: Deu'schen Böntgen Gesellschaft. XIV. 4 


-— e a æ 


26 | Wissenschaftliche Sitzungen. 


Die Kompression läßt sich nun natürlich auch zur weiteren Verfeinerung der Plattenauf- 
nahme der Lungenspitzen heranziehen. Auch hier bietet schon die normale Weichteilbedeckung 
ein gewisses Hindernis für die deutliche Darstellung, dessen Beseitigung das Bild nicht unwesentlich 
verbessert; wichtiger sind die vorhin erwähnten Fälle abnormer Weichteilverdickung, wie Strumen 
usw. Denn der Platte allein kann man nicht immer ansehen, ob die vorliegende Beschattung einer 
oder beider Spitzen akzidentell oder tuberkulös ist, was man am Patienten selbst gewöhnlich mit 
einiger Wahrscheinlichkeit feststellen kann. Besonders gilt dies von den üblichen Aufnahmen in 
ventrodorsaler Richtung, wo die Muskelkontur bzw. der Umriß einer Struma verschwimmt, 
weil sie plattenfern gelegen sind. | 
| Eine einfache Vorrichtung, die wir zur gleichzeitigen Aufnahme beider Spitzen verwenden, habe 
ich bereits früher (Fortschritte Bd. XXX, H. 3/4) beschrieben. Sie besteht aus zwei senkrechten Säulen, 
an denen in der Höhe verstellbar je ein Querarm angebracht ist, der an einem. Gelenk einen Holz- 
löffe] trägt, wie Sie ihn schon sahen, aber hier natürlich ohne die metallische Umrandung. 

Diese Einrichtung verwenden wir erst seit kurzer Zeit; vorher begnügten wir uns mit der ein- 
fachen manuellen Kompression einer Spitze während der Aufnahme, ein Verfahren, das für die 
meisten Fälle wohl auch ausreicht. Auch damit gelingt es recht gut, z. B. bei initialer Spitzentbe. 
eine Zeichnung in der Lungenspitze, die scheinbar nur aus etwas unregelmäßigen Strängen besteht, 
in einzeln stehende Fleckchen aufzulösen, oder eine scheinbar diffuse Verschleierung zu beseitigen, so 
daß Fleck- bzw. Strangschatten auf hellem Grunde hervortreten. Es zeigt sich, daß auch bei deutlichem 
Spitzenbefund die verdächtige Zeichnung oft nur z. T. durch den tuberkulösen Prozeß verursacht war. 

Ich komme zur Theorie der Kompression in unserer speziellen Anwendung auf die Lungen- 
spitze. An sich ist es ja nach den Erfahrungen an anderen Körpergegenden leicht erklärlich, daß durch 
Diekenverminderung, durch Beiseitedrängen störender Weichteilmassen, durch Verdrängung von 
Blut und Gewebswasser die Absorption im durchstrahlten Gebiet geringer wird und dadurch eine Auf- 
hellung eintritt. Hand in Hand damit geht eine entsprechende Verminderung der Sekundärstrahlung 
mit ibrem bildverschleiernden Einfluß, also außer der Aufhellung auch eine Verdeutlichung 
des Bildes. Die Wirkung auf die Weichteile steht also außer Frage. 

Es wäre aber zu überlegen, ob nicht vielleicht bei stärkerem Druck auch eine Kompression des 
lufthaltigen Lun gen gewebes selbst eintritt. Die anatomischen Verhältnisse gestatten diese An- 
nahme. Die Lungenspitze liegt in einer Höhenausdehnung von 3—4 em, manchmal mehr, über der 
Klavikula frei zwischen der seitlichen Halsmuskulatur und ist jedenfalls einem Druck von vorn nach 
hinten, noch mehr einem solchen etwas schräg abwärts gerichteten erreichbar. Es spricht dafür die 
Erfahrung, daß es hie und da gelingt, sichere Herde (nicht etwa Supraklavikulardrüsen) in den seit- 
lichen Spitzenpartien durch Fingerdruck von außen ein wenig aus der Lage zu bringen. Auch ist ja 
die Art. subclavia in derselben Gegend bekanntlich leicht zu komprimieren; sie läuft aber unmittel- 
bar vor der Lungenspitze dahin. 

Zur Klärung der Frage habe ich Leichenversuche angestellt in der Art, daß nach Entfernung 
der Lungen vom Zwerchfell aus unter Zurücklassung der Pleura parietalis die obere Brustapertur mit 
einer Paraffinmischung oder Gips ausgegossen wurde. Dann habe ich von außen die Spitzengegend wie 
bei der Durchleuchtung komprimiert; es zeigte sich am herausgenommenen Ausguß stets ein der 
medialen Ecke des Kompressionslöffels entsprechender %—1 cm tiefer Eindruck. Demnach erscheint 
es nicht nur möglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich, daß auch die anscheinend so unzugängliche 
Lungenspitze selbst von der Kompression erreicht wird. 

Ein theoretischer Einwand könnte nun erhoben werden: Wenn eine direkte Kompression des 
Lungengewebes eintritt, so wäre vielleicht statt größerer Aufhellung eher eine Verdunklung der 
durchstrahlten Partie zu erwarten, nämlich wegen des verminderten Luftgehalts, analog dem Ver- 
halten bei Kollaps oder Atelektase. Aber es geht nicht an, den Vorgang bei der Kompression in der 
Strahlenrichtung dem beim Kollaps oder Atelektase gleichzustellen. Bei diesem letzteren rücken in- 
folge der elastischen Retraktionskraft des Lungengewebes die Alveolarsepten und die Balken der 
Zwischensubstanz mit ihren blutführenden Gefäßen von allen Seiten näher aneinander; daher die 
Verdunklung. Bei unserer Kompression dagegen ändert sich die Masse des Lungengewebes pro 
gem durchstrahlter Fläche nicht; es kann also keine Verdunklung eintreten, höchstens 
eine Aufhellung durch Verdrängung des Blutes aus den Gefäßen. 

Eine besondere Erscheinung an meinen Kompressionsaufnahmen verdient in diesem Zusammen- 
hang Aufmerksamkeit; es ist das Verschwinden der bekannten besenreiserartigen Gefäß- 
zeichnung auch an normalen Spitzen unter der Kompression. Die Interkostalräume erscheinen 
vollkommen leer. Das deutet m. E. auf eine teilweise Blutleere in der komprimierten Spitze. Für die 
Differentialdiagnose zwischen tuberkulösen Strang- und Fleckschatten und der normalen Gefäßzeich- 
nung scheint mir das jedenfalls wertvoll, wie man sich auch sonst zu der gegebenen Deutung stellt. 

Ich möchte nur noch kurz erwähnen, daß wir manchmal in die Lage kommen, auch an anderen 


Käding: Kalkwanderungen in den Rippen bei Lungentuberkulose. | 27 


Gegenden des Brustkorbs störende Weichteilschatten durch die Kompression mittels des Löffels wenn 
wicht zu beseitigen, so doch zu vermindern. So ist es manchmal, nicht immer, von Nutzen, bei der 
ventrodorsalen Durchleuchtung der Lungenspitzen auch die hinteren Halsmuskeln, wie den 
Trapezius, oder auch den Supraspinatus zu komprimieren. Stark entwickelte Pektoralmuskeln können 
hie und da einen Schatten werfen, der sogar diagnostisch mißdeutet werden kann und sich ebenfalls 
durch die Kompression bedeutend aufhellen läßt. Endlich kann man den Versuch machen, den oberen 
Teil des Mammaschattens, der sich durch Anheben der Brust nicht beseitigen läßt, durch Kompres- 
sion aufzuhellen. 

Meine Damen und Herren! Ich glaube, daß das Verfahren seinen Teil dazu beitragen kann, 
die Frühdiagnose der Lungentuberkulose, die jetzt wichtiger als je geworden ist, zu fördern. _ 


7. Kurt Käding (Med. Polikl. Bonn): Kalkwanderungen in den la bei Lungen- 
tuberkulose. 


Im Dezember des vergangenen und im Januar dieses Jahres haben der schwedische Militärarzt, 
Wilhelm Morsing, der bei uns an der Med. Poliklinik in Bonn auf der Röntgenstation arbei- 
tete, und ich auf Veranlasung von Herrn Geheimrat Krause unser Röntgenplattenmaterial auf die 
Verknöcherungen der Rippenknorpel durchgesehen. Dabei fiel Morsing auf, daß fast auf allen 
Platten eine Verschiedenheit der Dichtigkeit an den vorderen Enden der knöchernen Rippen sichtbar 
waren.. Wir lenkten von da ab unsere Blicke hauptsächlich auf diese Eigentümlichkeit und schlossen 
von vornherein diejenigen Platten aus, die technisch nicht einwandfrei erschienen, da es sich hier um 
sehr feine Unterschiede handelt, die sonst wohl auch schon vorher beobachtet worden wären. Ferner 
glaubten wir die Beobachtung zu machen, daß zwischen diesen Verschiedenheiten des Kalkgehaltes, 
auf den ja hauptsächlich die Dichtigkeit des Knochens zurückzuführen ist, und den tuberkulösen Ver- 
änderungen in der Lunge ein gewisser Zusammenhang bestände. Gleichzeitig wurden natürlich auch 
die Verkalkungen in den Rippenknorpeln beachtet, und wir stellten dabei fest, daß diese schon in ver- 
hältnismäßig frühen Jahren zutage treten. Schon nach der Durchsicht von einigen hundert Platten 
befanden wir uns in entgegengesetzter Ansicht zu Freund, Hart u. a. betreffs angeborener oberer 
Thoraxaperturverengerung und gingen nun, um festzustellen, wann nicht nur Verkalkungen in der, 
ersten Rippe, sondern besonders auch in den unteren Rippen, auftreten und damit auch gleichzeitig 
Kalkstörungen in den vorderen Rippenenden, in der Weise vor, daß wir die Platten in folgende Katego- 
rien einteilten: 1. in solche von Kranken bis zu 10 Jahren, 2. in die bis zu 20, 3. bis zu 25 Jahren 
und 4. darüber hinaus. Denn wir sagten uns, daß in den Rippenknorpeln nicht allein Kalkveränderun- 
gen auftreten können, ohne daß auch die dazugehörigen vorderen knöchernen Rippenenden sich, an 
der Kalkstörung beteiligen würden. Wir hatten zu anfangs die Literatur unberücksichtigt gelassen, 
um uns auf Grund unserer eigenen Beobachtung ein möglichst unbeeinflußtes Urteil über diese Ver- 
hältnisse zu verschaffen. Dazu stellten wir also jetzt in erster Linie die Verschiedenheit der Kalk- 
dichtigkeit der vorderen Rippenenden und besonders Unterschiede in den Strukturverhältnissen zwi- 
schen rechts und links in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen. In zweiter Linie sollten uns dann 
erst die Verkalkungen in den Rippenknorpeln beschäftigen. Weiter versuchten wir noch, einen gewis- 
sen Zusammenhang zwischen diesem, wie wir ihn nennen möchten, Kalkstatus und den tuber- 
kulösen Veränderungen in der Lunge und im Hilus zu eruieren. Hierbei sind vorläufig noch gewisse 
Schwierigkeiten in der richtigen Beurteilung der Verhältnisse zu berücksichtigen. Damit wir diese 
feinen Unterschiede in der Kalkdichtigkeit richtig beurteilen können, ist nicht nur eine gleichmäßige 
Einstellung Grundbedingung, sondern wir müssen auch noch bedenken, daß gröbere Herde in der 
Lunge durch zu starke Überlagerung die Knochenzeichnung der Rippen vollkommen verwischen. 
Somit mußten wir eine große Anzahl von Röntgenplatten als für unsere Zwecke unbrauchbar bei- 
seite stellen, wo eben gerade im Bereiche der vorderen Rippenenden stärkere pathologische Verände- 
rungen in den Lungen selbst vorhanden waren, da hierdurch die Beurteilung der Frage, was auf einer 
Störung in der Knochenstruktur selbst beruht und was auf die überlagerte Projektion der eben ge- 
nannten Veränderungen zurückzuführen ist, sehr erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht 
wird. Wenn man sein Auge auf diese Kalkstörungen eingestellt hat, wird man die Unterschiede un- 
schwer erkennen können. Bei den Reproduktionen kommen sie jedoch nicht so schön zur Darstellung, 
weshalb ich davon absehe, eine größere Anzahl von Platten zu zeigen. 

Unter Kalkstatus verstehen wir nun 1. Veränderungen in der Siaik turze ehate mit ab- 
nehmender Kalkdichtigkeit, die auch fleckförmig auftreten kann, also große Ähnlichkeit mit der so- 
genannten Sudeckschen Knochenatrophie hat, 2. dabei auftretende Ansammlungen von Kalk an 
dem oberen oder unteren Rande des vorderen Rippenendes und an der Knochenknorpelgrenze und 
3. Kalkeinlagerungen in den Rippenknorpeln. Alle diese Werte sind nun nur relativ, da wir nur 

i 4* 


28 | Wissenschaftliche Sitzungen. 
die, beiden Seiten an ein und demselben Individuum betrachten, wo ja auch beiderseits Lungen- oder 
Hilusveränderungen vorhanden sein mögen, so daß dadurch eben eine Veränderung auf beiden Seiten 
vorliegen kann. Aber das sollte gerade der Zweck unserer Untersuchungen sein, eventuelle Unter- 
schiede zugunsten der einen oder andern Seite festzustellen, um dadurch uns einen Schluß zu erlauben, 
auf welcher Seite der frischere Prozeß sitzt. 

Der Begriff der Kalkwanderung steht nun in engstem Zusammenhang mit dem Kalk- 
status. Und zwar sind wir zu dieser Bezeichnung gekommen auf Grund der Durchsicht der Röntgen- 
platten von Kindern, da wir schon im Alter von 6 und 7 Jahren deutliche Kalkschatten zu sehen be- 
kamen an der Knochenknorpelgrenze, die bei späteren Aufnahmen nicht mehr vorhanden waren. Wie 
ich nun nachträglich auf Grund des Literaturstudiums gesehen habe, ist die Bezeichnung Kalkwan- 
derung in unserem Sinne schon früher von Cohn gebraucht worden. Cohn hat diese Bezeichnung 
eingeführt auf Grund des Studiums der Sudeckschen Knochenatrophie, mit der unsere Beobach- 
tungen ja eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Auch hier sehen wir nach Entzündungen oder Ver- 
letzungen in einer großen Anzahl der Fälle eine zum Teil recht erhebliche Knochenatrophie an dem 
betreffenden Glied auftreten, die später wieder bis zu einem gewissen Grade ausgeglichen wird, so 
daß also zunächst eine Abwanderung von Kalk und später ein Rücktransport stattfindet, wodurch der 
Name Kalkwanderung seine Berechtigung erhalten dürfte. Dasselbe Verhalten, zum Teil auch noch 
in verstärktem Maße, können wir an unseren Lungenaufnahmen beobachten, was sich besonders schön 
aus den Knorpelstudien ergibt, da man bei der Verkalkung des Knorpels, wodurch er ja überhaupt erst 
sıchtbar wird, mit größerer Objektivität sagen kann, daß hier eine verstärkte Kalkansammlung statt- 
haben muß. 

Wenn wir nun kurz zu der Besprechung der Platten kommen, so ist zu der Einteilung noch kurz 
zu bemerken, daß wir das Alter von 10 bis 20 Jahren von dem unter 10 abgetrennt haben, weil in dem 
zweiten Dezennium die Entwicklung der Pubertät auf den ganzen Organismus und somit auch auf den 
Kalksioffwechsel einen Einfluß haben kann, so daß wir diese Gruppe getrennt betrachten wollten. 
Andererseits ist das Vorhandensein von Kalk in der Knochenknorpelgrenze und vereinzelt auch im 
Knorpel in der zweiten Hälfte des dritten Lebensdezenniums schon so gesetzmäßig, so daß wir hier 
einen Unterschied in der ersten und zweiten Hälfte glaubten machen zu müssen. Nach den Unter- 
suchungen von Sumita ist das Wachstum der Rippen auch erst am Ende des dritten Lebensdezen- 
niums im allgemeinen beendigt, so daß die fast regelmäßig anzutreffende Kalkansammlung an der 
Knochenknorpelgrenze hiermit wohl in Übereinstimmung zu bringen wäre. 

Bei den Aufnahmen von Kindern unter 10 Jahren kommen die Strukturveränderungen an den 
knöchernen Rippen selbst nun nicht so schön zur Geltung wie bei Erwachsenen. Dafür sehen wir 
aber an der überwiegenden Zahl der Platten an der Knochenknorpelgrenze auftretende strichförmige 
Kalkansammlungen, und zwar besonders in dem Rückbildungsstadium, wo also die Prozesse in den 
Lungen und im Hilus- auch schon Verkalkung aufweisen. Diese Verkalkung ist jedoch eine meist nur 
vorübergehende. Ferner fiel mir auf, daß sich an dem 2., 3. oder 4. Rippenknorpel Verdichtungen des- 
selben, also Kalkanhäufungen vorfinden. Zu bemerken ist hierbei, daß diese Veränderungen fast 
immer nur einseitig auftreten, woraus man also schließen kann, daß auf dieser Seite eine stärkere 
Kalkwanderung stattgefunden haben muß. Einen besonders instruktiven Beleg für unsere Behaup- 
tungen bilden die Röntgenaufnahmen von einem 7jährigen Mädchen, das an einer Hilusdrüsentuber- 
kulose litt, und zwar zuerst rechts und dann mehr links. Bei diesem Kinde sehen wir hier auf der 
ersten Aufnahme aus dem November 1922 eine Verkalkung sämtlicher Rippenknorpel auf der rechten’ 
Seite, die dann nach zwei Monaten wieder völlig verschwunden ist, wie hier auf der Aufnahme aus 
dem Januar 1923 zu sehen ist. Diese eine Aufnahme könnte schon genügen, um zu zeigen, daß die Ver- 
kalkung der Rippenknorpel nicht lediglich als Alterserscheinung zu deuten ist, sondern eben im frühe- 
sten Alter bei Erkrankungen in der Lunge oder im Hilus auftreten kann. Ferner ist hierdurch auen 
unsere Behauptung von der Kalkwanderung in den Rippen und Rippenknorpeln röntgenologisch 
sichergestellt. So ausgeprägte Fälle sind natürlich selten. Aber wie gesagt, beobachtet man relativ 
häufig teilweise und nur an einzelnen Rippenknorpeln auftretende Verkalkung bei kindlichen Lungen- 
aufnahmen. Leider sind von diesem Kinde in der Zwischenzeit nicht häufiger Aufnahmen gemacht 
worden, sonst wäre man wohl in der Lage gewesen, röntgenologisch die einzelnen Etappen genauer 
zu beobachten und röntgenographisch festzuhalten. In diesen vermehrten Kalkansammlungen möch- 
ten wir nun ein Zeichen des in Heilung begriffenen Hilusprozesses erblicken. Daß diese Kalkablage- 
rung hauptsächlich in den Rippenknorpeln auftritt, während in den vorderen Rippenenden noch eine 
deutliche Atrophie zu sehen ist, müßten wir demnach als eine Insuffizienzerscheinung in den vorde- 
ren Rippenenden, der Knochenknorpelgrenze und den Rippenknorpeln gegenüber dem Kalkstoffwechsel 
auffassen, die erst dann wieder behoben ist, wenn der Kalk aus den Rippenknorpeln wieder abtrans- 
portiert ist und die vorderen Rippenenden wieder ihren normalen Kalkgehalt aufweisen. Diese ver- 
mehrte Kalkansammlung über das eigentlich mit Kalk zu versorgende Gebiet können wir auch sonst 


Käding: Kalkwanderungen in den Rippen bei Lungentuberkulose. 29 


noch in der Heilung von Frakturen beobachten, wo sich zuerst vermehrter Kallus bildet, der nachträg- 
lich wieder abgebaut wird. Auch hierin glaube ich auch weiter einen Beweis zu erblicken, daß wir es 
hier mit ähnlichen Vorgängen zu tun haben wie bei der Sudeckschen Knochenatrophie, wonach 
dann also diese Kalkwanderung in den Rippen bei Veränderungen in der Lunge mit besonderer Be- 
teiligung des Hilus als reflektorisch bedingt aufzufassen wäre. 

Bei den folgenden Altersgruppen sind die Verhältnisse in der Beziehung etwas andere, als hier 
die Knochenatrophie in der Knochenstruktur_ deutlicher zum Ausdruck kommt. An den Knorpeln 
treten die Verkalkungen in derselben Weise auf wie bei den jüngeren Kranken, nur daß diese eben 
vom Beginn des 3. Lebensdezenniums an, also von 21 Jahren, sich intensiver gestalten und dichter er-, 
scheinen. Auch hier können wir wieder beobachten, daß nur ein Teil der Rippen, und zwar nur auf 
der einen Seite, Kalkveränderungen aufweist. Die Struktur ist hier, vor allem im Bereich der 2.—. 
Rippe, manchmal so stark aufgehellt, daß man röntgenologisch auch von einer glasigen ‚Atrophie 
sprechen könnte. 

Wenn man unter diesen Gesichtspunkten mehrere tausend Platten durchgesehen hat, so fällt 
- als besonders eigentümlich auf, daß diese Veränderungen hauptsächlich an den 2.—A. vorderen Rippen- 
enden auftreten, was unseres Erachtens damit zusammenhängt, daß in diesem Bereich eben die Hilus- 
drüsen sitzen, denen, wie man ja auch aus der häufigen Verkalkung deutlich ersieht, ein wesentlicher 
Anteil an dem Kalkstoffwechsel zukommt. In seiner Arbeit über die Beziehungen zwischen Knochen- 
atrophie und Knochenregeneration auf dem Wege der Kalkwanderung kommt Cohn zu dem Schluß, 
daß die notwendigen Kalksalze vom retrograden Säftestrom zur Stelle der Erkrankung bzw. der Frak- 
tur des Knochens herangeschafft werden, worin ich eine weitere Stütze unserer Ansicht glaube: er- 
blicken zu dürfen. . 

Ferner hat Sumita nach seinen mikroskopischen Untersuchungen einer großen Anzahl von 
Rippenknorpeln der verschiedensten Lebensalter festgestellt, daß es auch schon in sehr frühen Lebens- 
jahren zu einem mehr oder minder ausgeprägten Querbalkenabschluß kommt, worunter er die Ver- 
kalkung der Knochenknorpelgrenze versteht, und angenommen, daß dieser Querbalkenabschluß bei 
Veränderungen des Körperzustandes wieder teilweise oder vollständig zum Schwinden gebracht wer- 
den kann. Leider hat er keine vergleichenden Untersuchungen an beiden Seiten des Thorax angestellt 
und hat auch die Atrophie in den vorderen Rippenenden zu wenig beachtet. Aber gerade aus diesen 
Untersuchungen geht hervor, daß bei Verkalkungen im Knorpel stets eine Beteiligung in der Knorpel- 
knochengrenze stattfindet, und da liegt dann auch der weitere Schluß nahe, daß eben in den der Kno- 
chenknorpelgrenze zunächst gelegenen Teilen der Rippe ebenfalls Kalkstörungen vorhanden sind. 

Da nun diese Kalkablagerungen in den Rippenknorpeln, die eben in einer großen Anzahl nur 
vorübergehend auftritt, schon in den jüngsten Lebensjahren beobachtet wird, so kann man von diesem 
Prozesse wohl schlechterdings als Alterserscheinung sprechen. Vielmehr möchten wir darin einen 
biologischen Faktor erblicken, der im Zusammenhang mit den Kalkstörungen in den vorderen Rippen- 
enden bei weiterem Ausbau der Untersuchungen auf Kalkwanderung bei tuberkulösen Veränderungen 
in der Lunge vielleicht geeignet sein wird, uns darüber Aufschluß zu geben, ob und auf welcher Seite 
ein frischer Prozeß vorliegt, welche Erkenntnis für die Therapie ja doch von ausschlaggebender 
Bedeutung ist. 

Unter Zugrundelegung unserer Anschauungen von der Kalkwanderung in den Rippen bei 
Lungentuberkulose müssen wir uns gegenüber der Freundschen Lehre von der angeburenen ver- 
engerten Apertur ablehnend verhalten, weil, wie ich nur kurz streifen möchte, nach unserer Ansicht in. 
dem Stadium der Entkalkung eine Verbiegung der Rippen eintritt, die bei der Rückwanderung des 
Kalkes dann in dieser Deformierung ihre endgültige Gestalt annehmen. 

Zum Schlusse möchte ich noch betonen, ‚daß, genau wie bei der Sudeckschen Knochen- 
atrophie, die Kalkwanderung auch nicht bei allen Individuen gleich stark auftritt, sondern: wie wir 
besonders in den Aufnahmen des 7jährigen Mädchens gesehen haben, manchmal ganz extreme Grade 
erreichen kann, während sie in anderen Fällen kaum in Erscheinung tritt. Ich glaube nun, daß diese 
Verschiedenheit abhängig ist von der inneren Sekretion und dem vegetativen Nervensystem, also von 
denjenigen Faktoren, die an dem Gesamtbild der Konstitution den Hauptanteil haben. 

Zusammenfassend möchte ich nun kurz sagen: Bei tuberkulösen Veränderungen in der Lunge, 
besonders bei stärkerer Mitbeteiligung der Hilusdrüsen, sind Störungen in dem Kalkgehalt der Rippen 
zu beobachten. Und zwar scheint bei frischeren Prozessen eine Entkalkung aufzutreten, die später wie- 
der durch einen Rücktransport von Kalk ausgeglichen wird. Vorübergehend übersteigt diese Kalk- 
anhäufung den normalen Kalkgehalt und wird dann besonders in den Rippenknorpeln abgelagert. 

Scehlußwort: Die Kalkwanderung in den vorderen Rippenenden braucht für Tuberkulose 
nichts Spezifisches zu sein. Sie kann ebenso bei anderen Erkrankungen der Lunge auftreten, bei denen 
der Kalkstoffwechsel in größerem Maße gestört ist. 


30 u Ä Wissenschaftliche Sitzungen. 


Aussprache zu den Vorträgen 1—7 über Lungentuberkulose. 


von Romberg (München): Ebenso wie Kü.pferle möchte ich betonen, wie ausgezeichnete Er- 
gebnisse die Zusammenarbeit von physikalischer und Allgemeinuntersuchung, von BRöntgenunter- 
suchung und anatomischer Kontrolle für die Beurteilung der chronischen Lungentuberkulose geliefert 
hat. Für ärztliche Zwecke rate ich, an der Einteilung in exsudative,proliferätive oder 
produktive und zirrhotische Formen festzuhalten. Als Sonderform der zweiten Art 
kommt die seltene disseminierte proliferative Form, als Sonderform der ersten die disseminierte exsu- 
dative in Betracht, die sicher auf dem Blutwege entstehen. Mit großer Sicherheit gelingt die Trennung 
der verschiedenen Formen während des Lebens, die Erkennung der so oft verschiedenen Erkrankung 
der einzelnen Lungenabschnitte. Jeder, der sich eingehend damit beschäftigt, muß zu diesem Urteil 
kommen. Die Zuverlässigkeit des Urteils geht weiter über die bloße Scheidung der gutartigen und der 
schweren Erkrankungen hinaus. Das Krankheitsbild der Tuberkulose wird dadurch außerordentlich 
lebendig. Seine individuellen Verschiedenheiten treten scharf hervor. Und ebenso stützt sich die Be- 
handlung ganz auf diese Differenzierung. Von den Herren unserer Chirurgischen Klinik haben Sie 
gehört, wie das für die operative Behandlung gilt. Ebenso notwendig ist die scharfe Trennung für 
die Behandlung mit Tuberkulin, mit Strahlen, überhaupt für jede Behandlung. Ohne die scharfe Aus- 
einanderhaltung der Art der Erkrankung ist überhaupt keine Behandlung so sicher durchführbar, 
wie das tatsächlich möglich ist. 

Hinsichtlich der Primäraffekte ist es vielleicht nicht überflüssig zu bemerken, daß sie 
trotz des eindrucksvollen Röntgenbildes keine behandlungsbedürftige Erkrankung sind. Man muß der- 
artige Kinder — meist handelt es sich ja um Kinder — nur unter Augen behalten. In der Mehrzahl der 
Fälle heilt der Prozeß spurlos aus. Leider können wir einstweilen in diesem frühen Stadium nicht be- 
urteilen, ob an die primäre Infektion sich später eine wirkliche Erkrankung anschließen wird. Auf 
die Wichtigkeit additioneller Infektionen dafür in manchen Fällen sei nur kurz hingewiesen. 

Es sind hauptsächlich vorgeschrittene Erkrankungen gezeigt worden. Für die Erkennung der 
beginnenden Spitzentuberkulose genügt die übliche dorsoventrale Aufnahme oft nicht. Hier empfiehlt 
sich stets nach Durchleuchtung eine ventrodorsale Blendenaufnahme der Spitzen nach Albers- 
Schönberg. 

Nur die enge Zusammenarbeit der Röntgenuntersuchung mit den anderen klinischen Unter- 
suchungsmethoden sichert zuverlässige Ergebnisse. Oft gibt die Röntgenplatte die Entscheidung. 
Ich zeige Ihnen die Bilder einer hochgradigen und einer geringen Kyphoskoliose. Die erste war sechsmal 
in Lungenheilstätten. Die großen Ausgaben hätten sich durch eine gute Röntgenuntersuchung ver- 
meiden lassen, die gezeigt hätte, daß die als Tuberkulose angesprochene Dämpfung und Veränderung 
des Atemgeräusches nur Folgen der Rippen-Verkrümmung waren. Meist entscheidet ja die Durch- 
schlagbarkeit der Dämpfung, ihre Aufhellung bei der Einatmung, das Hinaufsteigen der perkutori- 
schen Lungenspitzengrenze dabei für Skoliose. Bisweilen zeigt aber bei zweifelhaften Erscheinungen 
erst die Röntgenplatte, daß in der skoliotischen Spitze eine Tuberkulose besteht. 

Umgekehrt entscheidet bei sicherem klinischen Befunde eine scheinbar negative Spitzenauf- 
nahme noch nicht gegen Tuberkulose. Sie sehen das Bild einer einschlägigen Beobachtung: Die in 
den Schatten der dritten Rippe fallenden, wenig schattentiefen Herde wagten wir nicht sicher zu 
werten. °/, Jahr später war auch röntgenologisch an der beträchtlich ausgebreiteten Tuberkulose 
kein Zweifel. 

Auch in anderen Fällen ist es zweckmäßig, sein Urteil nicht zu ausschließlich auf die Röntgen- 
untersuchung zu stützen. Die Stauung in einer zirrhotischen Lunge bei dekompensierter Insuffizienz 
der Acrtenklappen täuscht röntgenologisch einen viel schwereren Prozeß vor, als er nach Beseitigung 
der Stauung durch Digitalis vorhanden ist. Die ausgedehnte pneumonische Infiltration einer Lunge 
nach Hämoptoe erweist durch ihre rasche Rückbildung ihren nicht fortschreitenden Charakter und ist 
wohl durch eine ausgedehnte Herdreaktion nach Art der Tuberkulinwirkung entstanden. 

So verbürgt nur die Zusammenfassung aller verfügbaren Methoden ein so sicheres Urteil, wie 
es heute möglich ist. 


Staunig (Innsbruck): Ich möchte mir erlauben zu bemerken, daß es sich bei den demonstrierten 
Röntgenbildern durchwegs um recht ausgedehnte Veränderungen gehandelt hat; solche ausgedehnte 
Veränderungen sind auch in den meisten Fällen durch die klinische Untersuchung nachzuweisen und 
aus dem klinischen Symptomkomplex kann sich der Arzt meistens auch ein Urteil über die Qualität 
der spezifischen Erkrankung bilden. Aus den demonstrierten Platten war aber die Qualität des Pro- 
zesses aus der Form der einzelnen Herdschatten nicht in überzeugender Weise zu ersehen. Dies hängt 
meiner Meinung nach vornehmlich mit der angewandten Technik der Radiographie zusammen. Die 
demonstrierten Röntgenplatten waren durchwegs mit Verstärkungsschirm hergestellt und 


Aussprache zu den Vorträgen 1—7 über Lungentuberkulose. 31 


der Verstärkungsschirm bringt es mit sich, daß anatomisch gut begrenzte, also rein appositive Herde 
unscharf sich abbilden, wenn sie in einiger Entfernung von der lichtauffangenden Bromsilber- 
schichte liegen. Die demonstrierten Platten zeichnen sich allerdings durch großen Kontrastreichtum 
aus und bestechen so das Auge. Bei der Qualitätsbestimmung der Herde auf der Röntgenplatte handelt 
es sich aber nicht so sehr um den Kontrastreichtum, sondern um den Detailreichtum. Wenn 
wir bedenken, daß das anatomische Substrat bei der Lungentuberkulose aus dem Bereich mikroskopi- 
scher Größenordnung allmählich in die makrospopisch sichtbare Ausdehnung heranwäclıst, und wenn 
wir bedenken, daß der Form der Herdschatten auf der Platte entscheidende Bedeutung für die 
Qualitätsbestimmung der Herde zukommt, so müssen wir erkennen, daß die Röntgentechnik auf die 
Entfaltung des Detailreichtums der Platte, nicht auf die Entfaltung des Kontrastreichtums das Haupt- 
gewicht zu legen hat. 

Der Detailreichtum des Röntgenogrammes kann auf maniacle Weise gesteigert werden: 

1. Durch die kurzzeitige Aufnahme ohne Verstärkungsschirm, 2. dadurch, daß man das zu unter- 
suchende Lungengebiet teilt, und zwar statt einer großen Aufnahme drei Blendenaufnahmen herstelit, 
je eine vom rechten und linken Lungenfeld, die kranialwärts bis zum oberen Rand der Klavikel reichen, 
und eine Spitzenaufnahme. Dadurch wird die Sekundärstrahlung wesentlich eingeschränkt, denn es 
ist ein Unterschied, ob während der Aufnahme der ganze Thoraxbereich Sekundärstrahlen aussendet 
und eine reichliche Menge dieser unerwünschten Strahlung auf die Platte fällt, oder ob nur ein Teil 
des Thorax eine unverhältnismäßig geringere Menge von Sekundärstrahlung auf die Platte wirft. Wir 
wissen ja aus der Tiefentherapie, daß mit der Größe des durchstrahlten Volumens die Menge der Sekun- 
därstrahlung zunimmt. 

Eine dritte Möglichkeit liegt in der Auswahl der geeigneten Strahlung. Es ist natürlich, daß 
der Detailreichtum um so größer ausfällt, je weicher die verwendete Strahlung ist, doch reichen die 
heutigen Apparate noch nicht dazu aus, eine solche Menge von weicher Strahlung innerhalb der kurzen 
Expositionszeit auf die Platte zu werfen, damit die zureichende Deckung der Platte erreicht wird. Es 
ist daher heute noch notwendig, die Lungenaufnahme ohne Verstärkungsschirm mit einer verhältnis- 
mäßig harten Strahlung herzustellen, weil dieselbe, in geringeren Quantitäten angewandt, die Lungen- 
felder in zureichendem Grade zu durchdringen vermag und dabei doch einen hohen Detailreichtum 
des Bildes verbürgt. Ein viertes Mittel um den Detailreichtum zu erhöhen, ist natürlich die 
Buckyblende. | 

Die Notwendigkeit, den Detailreichtum auf das höchste zu steigern, liegt ferner auf praktischem 
Gebiete. Der Berufsradiologe wird in den meisten Fällen dann zu Rate gezogen, wenn die klinischen 
Untersuchungsmethoden noch nicht zur Stellung der Diagnose ausreichen, wenn also die Veränderun- 
gen noch verhältnismäßig gering sind. Die Patienten werden zu uns von den Ärzten geschickt mit 
der Angabe, daß die Patienten seit kurzer Zeit an Gewichtsabnahme, Magenschmerzen und Mattigkeit 
leiden, ohne daß oft Symptome, wie Husten und Nachtschweiße, vorhanden sind. Der Radiologe hat 
` dann die Aufgabe, zu entscheiden, ob ein Lungenprozeß vorliegt und welcher Art derselbe ist. Hier 
hilft ihm nur der Detailreichtum des Bildes. 


Reimann (Berlin) — zum Vortrag Peltason: Die das Lungenspitzenbild klärende Wirkung 
der Kompression der supraklavikulären Region mit einem Holzlöffel beruht im wesentlichen auf der 
Verdrängung der vorderen Halsweichteile nach der Mittellinie hin. Vor Jahresfrist hat Frik- Berlin 
einen Handgriff veröffentlicht, der diese aufhellende Wirkung ohne Instrument in überraschender 
Weise demonstriert. Frik hakt z. B. bei der Durchleuchtung der rechten Lungenspitze seinen linken 
Zeigefinger hinter den rechten Kopfnicker des Patienten und drängt den Muskel kehlwärts. Da dieser 
Handgriff aber wegen der Gefahr für die Hand des Untersuchers nicht häufig angewandt werden 
kann, so habe ich als Ersatz des Fingers ein Instrument anfertigen lassen. Es besteht aus einem zu 
einer Acht gebogenen federnden Stahldraht, dessen oberer Kreis gespalten ist und zwei Metallkugeln 
trägt. Diese Halsklammer wird beiderseits weit hinter den Kopfnickern auf die Wirbelsäule zu ein- 
gehakt und hält sich nun selbst, so daß der Untersucher wieder beide Hände frei hat während der 
Durechleuchtung. Aber auch für die Aufnahmen empfiehlt sich der dauernde Gebrauch der Halsklammer. 

Die demonstrierten Diapositive zeigen den Sitz am Halse des Patienten und die starke Raffung 
der vorderen Weichteile zur Mitte hin. Ferner wird die Klärung der Lungenspitzenbilder an Aufnah- 
men ohne und mit der Halsklau mer demonstriert. Das Instrument, das bestimmte Maße einhalten 
muß, wird von der Firma Reiniger, Gebbert und Schall-Berlin hergestellt. (Erscheint aus- 
führlich in den „Fortschritten“, Band XXXI, Heft 2.) 


Kerber (Assistent der J. Med. Klin., München): Die Schwierigkeit der a P E E Diffe- 
rentialdiagnose zwischen manchen Bildern konfluierender Zirrhose und konfluierender lobulär-käsiger . 
Herde war schon von Gräff und Küpferlein ihrer grundlegenden Arbeit erwähnt, sie wurde von 

Romberg in der Festschrift für den Tuberkulosekongreß in Bad Elster erneut betont. 


32 De Wissenschaftliche Sitzungen. 


Eine besondere Schwierigkeit: bieten dicke, die ganze Lunge, die Kuppe oder die oberen 
Drittel umhüllenden Schwarten. Sie bedingen homogene flächenhafte Abschattung, verdecken bis auf 
die Schrumpfung die charakteristischen Zeichen der Zirrhose und imitieren so das Bild käsig-pneumo- 
nischer Prozesse. Auch die Umwallung zirrhotischer Kavernen kann verdeckt werden und die wie mit 
dem Locheisen ausgestanzt aussehenden Luftaufhellungen imponieren dann als frische exsudativ- 
kavernöse Einsehmelzungsherde. Manchmal wird durch eine zweite härtere Aufnahme die Detailzeich- 
nung der Zirrhose aus dem Schwartenschatten differenzierbar sein, doch bleibt ein Rest von Fällen, in 
denen aus dem röntgenologischen Zustandsbilde nicht zu entscheiden ist, ob sich in einer zirrhotisch 
verschwarteten Lunge frische Prozesse angesiedelt haben oder nicht. Auch klinisch klärt in diesen 
Fällen häufig erst die fortlaufende Beobachtung, ob sekundäre Katarrhe unspezifischer Natur oder 
exsudative Einschmelzung in alter Zirrhöse die physikalischen Befunde bedingen. 

Hier liegt eine Grenze der differentialdiagnostischen Leistungsfähigkeit vor. 

Demonstrationen von fünf einschlägigen Bildern mit anatomischer Verifizierung. 


K. Lydtin (München, I. med. Klin.): Meine Vorredner haben bereits die Möglichkeit der Erken- 
nung differenter Formen der Lungentbc. im Röntgenbilde betont. Auf differentialdiagnostische 
Schwierigkeiten haben sie hingewiesen und haben gezeigt, daß diese häufig durch den perkutorischen 
and auskultatorischen Befund geklärt werden können. Wir hatten an der I. med. Klinik mehrfach 
Gelegenheit, einzelne Tuberkulosefälle längere Zeit zu beobachten, zum Teil in Serienaufnahmen zu 
verfolgen, und retrospektiv aus dem Verlauf der Fälle haben wir zur Deutung unklarer Schatten- 
zeichnung des Röntgenbildes dazugelernt. 

Demonstration von sieben Aufnahmefolgen mehrmonatlich beobachteter Tuberkulosefälle, von 
denen der erste Teil zeigt, wie weitgehend das Röntgenbild in das, Geschehen in der tuberkulösen Lunge 
hineinschauen läßt; der zweite Teil bringt typische Beispiele, bei denen es nur gelang, durch Kombina- 
tion des klinischen Untersuchungsbefundes mit dem Röntgenbild zu einem wahren Bilde von den Vor- 
gängen in der Lunge zu kommen. 


Czepa (Wien): Ich will Ihnen hier ganz kurz über folgenden Fall berichten. Es handelt sich um 
einen etwa 60jährigen Patienten, der im Kaiserin-Elisabeth-Spital in Wien wegen rheumatischer Be- 
schwerden in den beiden Kniegelenken Aufnahme gefunden hatte, und bei dem die interne Unter- 
suchung auch einen Prozeß im rechten Oberlappen feststellte. Die Röntgenuntersuchung, die in unse- 
rem Institute vorgenommen wurde, ergab eine Verdunkelung im rechten Oberlappen mit Verziehung 
des Mittelschattens nach rechts oben und mit einer großen runden, scharf begrenzten Aufhellung; also 
scheinbar ein schrumpfender Lungenprozeß mit Kavernenbildung. Da aber die luftgefüllte Höhle 
schon wegen ihrer Lage nicht sofort als Kaverne anzusprechen war, ließ ich den Patienten Bariumbrei 
zu sich nehmen und sah, daß sich bei jedem Schluckakte der untere Rand der Höhlung für kurze Zeit 
mit Kontrastmasse belegte. Eine Untersuchung des Patienten in der rechten Seitenlage führte zur 
Füllung des ganzen Hohlraums, 

Der Hohlraum ist also eine Erweiterung der Speiseröhre, und wir haben uns das Zustande- 
kommen dieser auffälligen Bildung so zu erklären, daß die erweiterte Speiseröhre durch den entzünd- 
lichen Prozeß in der Lunge von allen Seiten fixiert und nach rechts oben verzogen wird. 

Ich habe Ihnen über diesen Patienten berichtet, weil er eine Rarität ist und weil ein solcher 
Befund differentialdiagnostisch gegenüber kavernösen Bildungen in der Lunge in Frage kommen kann. 


O. v. Dehn (St. Petersburg-Innsbruck): Bei typhösen Pneumonien und bei Grippe werden bei der 
Röntgenuntersuchung ebensolche Befunde erhoben, wie sie für die exsudative Form der Tuberkulose 
charakteristisch sind. Da die Grippepneumonie chronisch verlaufen kann, sind Fehldiagnosen leicht 
möglich. Eine Unterscheidung kann dadurch erleichtert werden, daß chemisch verändertes, verkästes 
Gewebe mehr Strahlen absorbiert und daher dichtere Schatten gibt als das nur entzündliche. Zu 
empfehlen ist hier das Vorgehen Grunmachs, erst mit weichen, dann mit härteren Strahlen zu 
durchleuchten, durch die letzteren werden die entzündlichen Herde weggeleuchtet, die verkästen und 
verkalkten geben noch dichte Schatten. Somit kommt es oft nicht auf einen Nachweis der Tuberkulose 
als solcher, sondern auf einen Nachweis der eingetretenen Verkäsung und Verkalkung an, was prak- 
tisch gleichbedeutend sein kann. 


Haudek (Wien): Die Ihnen heute demonstrierten Lungenaufnahmen waren durchwegs Sagittal- 
bilder. Gewiß kann aus denselben, wie insbesondere die Demonstration von Küpferle gezeigt hat, 
manch wertvoller Aufschluß in bezug auf die Prognose gewonnen werden. Ich möchte Ihnen aber 
nun die heute vormittag nicht zu Ende gebrachten Ausführungen Fleischners ergänzend demon- 
strieren,:wie die Frontalaufnahme der erkrankten Lunge darüber hinaus uns noch viele wichtige Er- 
kenntnisse verschafft. Die neueren Erfahrungen, so von Wilhelm Neumann, lehren, daß progno- 


a * au ln. „ud au SE Te 


Böhme: Das Röntgenbild der Pneumonokoniose der Bergarbeiter. 83 


stisch weit ungünstiger als die hämatogen disseminierte Lungentuberkulose, die dem zweiten Stadium 
nach Ranke, dem generalisierten Primärkomplex, entspricht, die sich bronchogen verbreitende 
Lungentuberkulose verläuft, das tertiäre Stadium nach Ran ke, bei welchem die Tuberkulose organ- 
beschränkt erscheint, das heißt, in Schüben sich lappenweise ausbreitet. 

Das differentialdiagnostisch wichtige Moment ist also der Nachweis, daß der Prozeß an der 
Lappengrenze halt macht, ein Nachweis, der mittels Auskultation und Perkussion sehwerer gelingt, 
als mittels der Röntgenuntersuchung; allerdings,darf sich diese nicht auf die Sagittaldurchleuchtung 
oder Aufnahme beschränken, da man bei dieser nur den horizontal verlaufenden Spalt zwischen recht- 
tem Oberlappen und Mittellappen gut zu sehen bekommt, wofern pathologische Prozesse in demselben 
oder in seiner Umgebung Platz gegriffen haben. Ungünstig ist die Sagittalrichtung für die Beurtei- 
lung von Veränderungen im Bereiche der großen Interlobärspalte rechts und links wegen ihrer schrä- 
gen Verlaufsriehtung von hinten oben nach vorne unten. 

Während Sie auf der Sagittalaufnahme, die ich Ihnen hier demoner (Dem.-Bild 1), nur einen 
breiten Flächenschatten wahrnehmen, der rechterseits schärpenartig von oben außen nach innen unten 
verläuft, zeigt Ihnen das rechte Seitenbild (Dem.-Bild 2) vollkommen klar das Haltmachen eines Ver- 
dichtungsprozesses im Ober- und Mittellappen bei völliger Freilassung des Unterlappens. 

Während in Bild 1 der mehr homogene Flächenschatten immerhin einen exsudativen, also 
prognostisch ungünstigen Prozeß auch im Sagittalbilde schon annehmen ließ, zeigt Ihnen Bild 3 
(Demonstration) strangartige Verdichtungen im linken Oberlappen, die man auf einen indurativen, 
also günstig zu beurteilenden Prozeß zu beziehen geneigt wäre. Das linke Frontalbild aber (Demon- 
stration 4) läßt die Beschränkung der Erkrankung auf den oberen dorsalen Anteil des linken Oberlap- | 
pens eindeutig erkennen, der Unterlappen ist vollkommen frei. 

Die jetzt gezeigte Differentialdiagnose ist deshalb wichtig, weil der Verlauf der beiden Krank- 
heitsformen ein ungleichartiger ist. Während die hämatogene Form sich gutartig gestaltet trotz inter- 
kurrenter Hämoptoen und Fieberschübe und röntgenologisch erkennbarer ausgedehnter Veränderun- 
gen in beiden Lungen, führt nach Neumann die fibrös käsige Phthise, der Hauptrepräsentant der 
lappenweise sich ausbreitenden Phthise innerhalb sieben Jahren zum Tode, wenn nicht die Therapie, 
als welche hauptsächlich bei Vorwiegen einseitiger Prozesse der chirurgische Eingriff in Betracht 
kommt, noch Rettung bringt. 

Eine ausführliche Bearbeitung dieses überaus wichtigen Gegenstandes örscheint eben von 
Fleischner in den Fortschritten in den Heften 3—6 des 30. Bandes. 

Ich bedaure, daß infolge der Knappheit der zur Verfügung stehenden Zeit es Fleischner 
nicht möglich war, in seinem Vortrag einen Überblick über die Bedeutung der stadienmäßigen Diffe- 
rentialdiagnose der Lungentuberkulose im Rahmen der neueren Auffassungen zu geben. 


Groedel (Frankfurt a. M.): Sie haben aus den verschiedenen hier demonstrierten Bildern ge- 
sehen, daß Unterschiede in der Rippenzeichnung außerordentlich häufig vorkommen. Ich glaube daher 
verpflichtet zu sein, vor allzu weitgehenden Schlußfolgerungen aus solchen Unterschieden, wie dies 
Herr Käding getan hat, zu warnen. 


8. Böhme (Bochum): Das Böntgenbild der Pneumonokoniose der Bergarbeiter. 


Die engen Beziehungen des Röntgenbildes der Pneumonokoniose zu dem der Lungentuberkulose - 

. und ferner die Unterschätzung der Häufigkeit und der Bedeutung der Pneumonokoniose veranlassen 

mich, an dieser Stelle über die Erfahrungen zu berichten, die ich in den letzten drei Jahren über diese 
Erkrankung im Ruhrgebiet sammeln konnte. 

Unter 900 klinisch beobachteten kranken Bergleuten der inneren Abteilung litten 26 an ausge- 
sprochener Pneumonokoniose. 11 davon starben und wurden seziert. Die Sektion bestätigte stets die, 
Diagnose der anthrakotischen Induration. Durch diese autoptische Kontrolle ist, die Sicherheit der 
röntgenologischen und klinischen Beobachtung gewährleistet. Eine Anzahl von Röntgenogrammen 
soll Ihnen die verschiedenen Entwicklungsstufen der Krankheit veranschaulichen. Der in die Alveolen 
aufgenommene Staub gelangt in den längs der Gefäße und Bronchien und in der Pleura verlaufenden 
Lymphgefäßen zu den Hilusdrüsen. Infolge des Fremdkörperreizes kommt es in den Lymphgefäßen 
und Drüsen zur Bindegewebsentwieklung, zunächst in Form kleiner Knötchen und hiluswärts gerich- 
teter Stränge und zur Vergrößerung und Verdichtung der Hilusdrüsen. Die Anfänge der Erkrankung 
bekommt man am besten zu Gesicht, wenn man ältere gesunde Bergleute durchmustert (Demonstra- 
tion). Dieses erste Stadium geht also ohne klinische Krankheitserscheinungen und ohne wesentliche 
Einschränkung der Vitalkapazität einher. Die röntgenologischen Veränderungen erstrecken sich mit- 


Verhandlungen der Deutschen Böntgen-Gesellschaft. XIV. 9 


34 | Wissenschaftliche Sitzungen. 


unter auf die ganze Lunge, mitunter nur auf das Mittelgeschoß und bestehen in den leichtesten Fällen 
- nur in einer feinen netzartigen Zeichnung. 

Bei weiterem Fortschreiten der Veränderungen werden die Flecke und Stränge deutlicher, sie 
konfluieren zum Teil und lassen ohne weiteres die Verminderung des Luftgehaltes der Lungen er- 
kennen. Als regelmäßiges klinisches Symptom stellt sich eine Arbeitsdyspnoe, oft auch eine leichte, zu- 
nächst meist trockene Bronchitis und eine Abnahme der Lungenkapazität ein. Dämpfungen treten erst 
später ein. Man kann hier von einem zweiten Stadiym der Erkrankung sprechen. Meist ergreift der 
Prozeß alle Lungenabschnitte, nur die unteren seitlichen Teile pflegen weniger betroffen zu sein. 
Charakteristisch ist — wenigstens in unkomplizierten Fällen — stets die völlige Symmetrie der Ver- 
änderungen (Demonstration). In andern Fällen beschränkt sich die Erkrankung wieder mehr auf das 
Mittelgeschoß der Lungen (Demonstration). Hier sind die seitlichen Teile des Mittelgeschosses in 
derbe Schwielen umgewandelt. Sind hauptsächlich die medialen Teile des Mittelgeschosses ergriffen, 
so können tumorähnliche Bilder entstehen, wie z. B. in den Fällen von Jentsch. 

In den schwersten Erkrankungsformen (3. Stadium) sind große. Abschnitte der Lungen, beider- 
seits wieder symmetrisch, in homogene steinharte schwarze schwielige Massen verwandelt. Das Lun- 
genparenchym ist sehr stark vermindert, die Vitalkapazität hochgradig herabgesetzt, auf Werte von 
1500 und weniger. Es besteht ständige Atemnot, auch in der Ruhe. Die bronchitischen Erscheinungen 
sind deutlicher, nicht selten von Stridor begleitet. Dämpfungen über den oberen und mittleren 
Lungenteilen treten auf, sind aber oft geringer, als man nach den schweren Veränderungen des Rönt- 
genbildes erwarten sollte, da ein Randemphysem die indurierten Gebiete von der Brustwand trennen 
kann. Schrumpfungen, Verziehungen der Organe des Mittelfells, Bronchiektasien, Blutungen, kaver- 
nöser Zerfall nekrotischer Lungenteile können sich hinzugesellen. Die Kranken erliegen schließlich 
den schweren Veränderungen (Demonstration). . 

Das Röntgenbild der verschiedenen Stadien der Anthrakose ähnelt weitgehend dem der Tuber- 
kulose. Die wesentlichsten Unterschiede liegen in der Symmetrie des Prozesses und meist einem Miß- 
verhältnis der schweren röntgenologischen zu den geringen perkutorischen und auskultatorischen Ver- 
änderungen. Die Diagnose ist nur nach sorgfältiger klinischer Beobachtung zu stellen, wenn auch das 
 Röntgenbild für sich allein schon oft sehr wesentliche Hinweise gibt. 

Schwieriger wird die Diagnose bei der nicht seltenen Kombination von Anthrakose und Tuber- 
kulose. Der Kranke D. (Plattendemonstration) bot röntgenologisch die Zeichen der Anthrakose (sym- 
metrische dichte Verschattung der oberen und mittleren Lungenabschnitte, hiluswärts gerichtete 
Streifung der unteren Abschnitte). Im Sputum fanden sich dauernd Tuberkelbazillen. Die Autopsie 
ergab eine ausgedehnte schwere Anthrakose beider Lungen und eine pflaumengroße tuberkulöse Ka- 
verne eines Oberlappens. Den Pathologen ist die Tatsache bekannt, daß bei schwerer Anthrakose eine 
gleichzeitige Tuberkulose in der Lunge räumlich meist beschränkt bleibt, selbst wenn andere Organe 
wie Kehlkopf und Darm von einer Lungenkaverne aus infiziert sind. Die Diagnose der Kombination 
von Anthrakose und Tuberkulose war hier wie in andern Fällen intra vitam gestellt worden. 

Einen Anhaltspunkt für die Verbreitung der Krankheit gewinnen wir aus der Tatsache, daß von 
900 kranken Bergleuten 26 an Anthrakose litten. Da diese Zahl an Krankenhausinsassen gewonnen 
ist, darf sie nicht auf die Gesamtheit der Bergleute übertragen werden. Andrerseits umfaßt sie nicht 
die leichten Formen, bei denen nur röntgenologische, keine klinischen Veränderungen vorhanden sind. 
Um einen genaueren Überblick über diese Fragen zu bekommen, haben wir mit systematischen Unter- 
suchungen arbeitender Bergleute begonnen. Bei Leuten, die weniger als 10 Jahre unter Tage 
gearbeitet hatten, fanden wir keine anthrakotischen Veränderungen, bei solchen, die 10 bis 20 Jahre ge- 
arbeitet hatten, nur ausnahmsweise. Von den Bergleuten, die mehr als 20 Jahre in der Grube tätig 
waren, bot dagegen eine großer Teil, etwa 40°/» leichte aber sichere anthrakotische Veränderungen. 
Diese Untersuchungen werden fortgesetzt. Sie beweisen zunächst, daß die dauernde Arbeit unter Tage 
ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung der Krankheit ist. Ebenso wichtig ist die Art der Arbeit. 
Nur:der Kohlen- und Gesteinshauer ist der Staubeinatmung in stärkerem Maße ausgesetzt. Vielleicht 
ist auch die Beschaffenheit der Kohle und des Muttergesteins von Bedeutung. 

Wir hoffen, diesen Fragen auch durch die chemische Untersuchung der pneumonokoniotischen 
Lunge näherzukommen. Herrn Dr. Weinstein bin ich für die Ausführung der Analysen zu großem 
Dank verpflichtet. Die Kohlenlunge zeichnet sich zunächst durch ihr hohes Gewicht aus. In dem er- 
wähnten Fall D. wogen die beiden Lungen 2500 g, gegenüber dem Normalgewicht von 1300 g, also fast 
das Doppelte. Der Gehalt an Trockensubstanz beträgt in den anthrakotischen Teilen der Lunge 27%, 
gegenüber 17% beim Normalen. Die Trockensubstanz selbst besteht bei der Kohlenlunge zu 30% aus 
Kohle- und Gesteinsstaub. Daraus läßt sich berechnen, daß etwa 150 g Kohle- und Gesteinsstaub in der 


Kohlenlunge abgelagert sind. 


een ~ ta n rs 


Saupe: Über röntgenologische Lungenbefunde bei der sog. Bergkrankheit der Erzbergleute usw. 385 | 


9. Saupe (Dresden): Über röntgenologische Lungenbefunde bei der sogenannten Berg- 
krankheit der Erzbergleute in_Schneeberg (Sachsen). 


Meine Herren! Seit mehreren Jahrhunderten ist bei den Bergleuten der Schneeberger Erzgruben 
ein zum Tode führendes Leiden unter dem Namen Bergkrankheit, Berg- oder Lungensucht bekannt, 
das erst im Jahre 1879 von Härting und Hesse als maligner Lungentumor erkannt wurde. Ver- 
einzelte Fälle wurden weiter von Ancke, Arnstein und Frl. U hlig publiziert. In neuester. Zeit 
hat sich Risel-Zwickau mit dem Schneeberger Lungenkrebs befaßt. Auf eine Anregung von Herrn 
Geheimrat Thiele, dem sächsischen Landesgewerbearzt, hin, hat der sächsische Landesausschuß zur 
Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit (Vorsitzender: Herr Präsident des Landesgesund- 
heitsamtes Geh. Regierungsrat Dr. Weber) systematische klinische und röntgenologische Unter- 
suchungen der gesamten Grubenbelegschaft veranlaßt, um festzustellen, ob und in welchem Umfange 
das Leiden gegenwärtig noch vorkommt. Die Arbeiten wurden ermöglicht durch das Entgegenkommen 
des sächsischen Kultusministeriums, das größere Geldmittel bereitstellte, und durch die unentgeltliche 
Überlassung eines modernen Röntgenapparates seitens der Firma Koch und Sterzel, Dresden. 
Die Bekanntgabe der bisherigen Resultate erfolgt mit Genehmigung durch Herrn Präsidenten W eber. 

Im ganzen wurden 143 Bergleute, einschließlich 30 Berginvaliden und 3 freiwillig ausgeschiede- 
nen Bergleuten, untersucht. Zum Vergleiche mit den hierbei erhobenen Resultaten fand ferner eine 
Reihenuntersuchung von ca. 180 Arbeitern des staatlichen Blaufarbenwerks in dem Schneeberg be- 
nachbarten Oberschlema statt, in dem die in den Schneeberger Erzgruben zutage geförderten Roh- 
materialien, die Arsen, Wismut, Kobalt, Mangan, Eisen und Nickel enthalten, weiterverarbeitet wer- 
den. Schließlich konnten noch 120 Personen der übrigen Bevölkerung, soweit sie über Lungensymptome 
klagten, geröntgt werden. | 

Über die klinischen Ergebnisse unserer Untersuchungen hat Herr Prof. Rostoski soeben auf 
dem Internistenkongreß in Wien berichtet. Ich kann mich deshalb an dieser Stelle auf eine ganz 
kurze Beschreibung des typischen klinischen Bildes der Bergkrankheit beschränken: 

Anamnestisch wird hauptsächlich allmählich kürzer werdender Atem angegeben, der schließlich 
die höchsten Grade von Atemnot erreichen kann; es besteht meist quälender Husten, spärlicher, zäh- 
schleimiger, seltener reichlicher, eitriger Auswurf; häufig sind kleine Hämoptysen. Daneben wird 
über allgemeinen Kräfteverfall geklagt. Die Beschwerden können viele Jahre, bis zu 10 und mehr, be- 
stehen; doch geben manche Patienten eine rapide Verschlimmerung erst in der letzten Zeit, 1/2 bis 
2 Jahre vor der Untersuchung, an. Objektiv findet man mäßig kachektische Leute von eigentümlich 
erdfahlem Kolorit mit deutlicher Dyspnoe, die zu schwerem stridorösen Atmen anschwellen kann. 
Gelegentlich sind Drüsenvergrößerungen palpabel. Über den Lungen findet sich perkutorisch ent- 
weder gar nichts oder eine umschriebene Dämpfung von parasternaler oder paravertebraler Aus- 
dehnung oder Schallabschwächung über einem Lungenlappen oder über einer ganzen Seite. Auskulta- 
torisch ist im Bereich der Dämpfung abgeschwächtes oder aufgehobenes Atemgeräusch festzustellen. 
Analog verhält sich der Stimmfremitus. Sonst hat das Atmen meist verschärften Charakter; spärliche, 
grobe, trockene Rasselgeräusche sind häufig, feuchte Rasselgeräusche verhältnismäßig seltener. Im 
Blute ist gelegentlich eine Leukozytose vorhanden. 

Ich darf nunmehr gleich zur Schilderung der röntgenologischen Ergebnisse iperkëhsn, die eine 
ungewöhnliche Häufung pathologischer Lungenröntgenbilder aufdecken: 

Neben % Fällen von Tuberkulose, die sich in nichts von dem gewohnten Bilde unterschieden, 
wiesen 'nicht weniger als 17 Bergleute, die wir in der ersten Gruppe zusammenfassen wollen, eine 
disseminierte fleckige Trübung der Lungenfelder auf. Wir glaubten, wie hier gleich vorweggenommen 
sei, eine Pneumonokoniose diagnostizieren zu können. Klinisch boten einige Patienten gar keine 
Symptome, andere hatten eine Bronchitis, einige klagten über erhebliche Atemnot, einer wurde vom 
behandelnden Arzt als „typischer“ Lungenkrebs überwiesen. 

Ich zeige Ihnen zunächst das Röntgenbild dieses letzten Falles: 

1. U., Karl August, Kunstwärter, 62 Jahre. Sie sehen eine außergewöhnliche Vergröberung bg 
linken, weniger des rechten Lungenhilus. Neben erheblicher Verstärkung der gesamten Lungenzeich- 
nung findet sich eine ganz disseminierte Aussaat von fleckigen Herdschatten bis zu Erbsengröße, von 
denen nur das linke Spitzenfeld einigermaßen verschont ist. Stellenweise ist eine ausgesprochene Netz- 
oder Wabenstruktur vorhanden. 

Ein anderes, schwer pathologisches Röntgenbild zeigt der Patient: 2. K., Ernst Emil, Berginvalid, 
68 Jahre: Neben sehr groben Lungenhili läßt die Platte beiderseits eine ganz ungewöhnlich massige 
Aussaat von klein- und gröberfleckigen Herdschatten erkennen; eine schleierartige Trübung zwischen, 

gt 


36 Wissenschaftliche Sitzungen. 


den Einzelschatten ist lateral und oberhalb vom linken Hilus, namentlich bei leichter Drehung des Pa- 
tienten, festzustellen. 

Ein ganz ähnliches Bild bot ein anderer Bergmann dar, der allerdings außer in den Schneeberger 
Gruben noch in Zinnwald gearbeitet hatte: 3. B., Paul Moritz, Invalid, 36 Jahre: Beide Lungen sind 
übersät von massenhaften klein- und gröberfleckigen Herdschatten, die unterhalb und lateral von bei- 
den Hili am dichtesten stehen und hier stärker zu konfluieren scheinen. Die Form der Herdschatten ist 
stellenweise unregelmäßig sternförmig, stellenweise, namentlich lateral von den Lungenwurzeln, ist 
ein Wabencharakter der Lungenzeichnung erkennbar. 

4. B., Ernst Moritz, 48 Jahre: Neben Herdschatten von gleichem Charakter wie bei den vorigen 
Fällen ist hier eine Verschattung der rechten Spitze festzustellen. Die unteren lateralen Lungenpar- 
tien sind ziemlich frei, die rechte Seite ist im ganzen etwas stärker affiziert als die linke. 

5. G., Karl Ernst, 50 Jahre: Hier sind beide Spitzen in die disseminierte kleinfleckige Schatten- 
bildung mit einbezogen. Etwas dichter stehen die Schatten in der Gegend der linken Klavikula, wo 
sie z. T. ineinanderfließen. An vielen Stellen, am deutlichsten rechts lateral vom Hilus, sieht man eine 
ausgesprochen wabige Zeichnung. l 

6. K., Herrmann Gustav, 68 Jahre: An dem Röntgenbilde dieses Patienten ist die besondere 
Bevorzugung der lateral und unterhalb der Hili gelegenen Lungenpartien hervorzuheben. 

Als Beispiel eines Falles mit starker Konfluenz gröberer disseminierter Einzelschatten zu mas- 
siver, ausgedehnter, unscharf begrenzter Verschattung der oberhalb und lateral vom linken Lungen- 
hilus gelegenen Lungenpartie zeige ich das Röntgenbild von 7. B., Karl Heinrich, 54 Jahre; seit 
10 Jahren invalidisiert: Der Patient ist inzwischen verstorben; leider wurde die Sektion verweigert. 

Überblicken wir die bisher demonstrierten Fälle, so ergibt sich als gemeinsames Kennzeichen 
eine disseminierte fleckige Trübung beider Lungenfelder; die einzelnen Flecken haben bis Erbsen- 
größe, ‘seltener erreichen sie eine gröbere Knotenform oder konfluieren zu ausgedehnten massiven 
Schatten. Die Form der Herde ist vorwiegend rundlich, manchmal sternförmig, zackig, die Schatten- 
intensität ist verschieden groß. Die Herde sind in manchen Fällen ziemlich gleichmäßig über beide 
Lungenfelder verbreitet, wobei Spitzen und laterale unterste Lungenpartien jedoch weniger befallen 
zu werden pflegen. Prädilektionsstellen sind die Hiluspartien und die dicht lateral und unterhalb 
derselben gelegenen Lungenteile. In einigen Fällen zeigten die Oberlappen oder Spitzen eine stärkere 
Beteiligung, in anderen war die eine Seite stärker befallen als die andere. Besonders hervorzuheben ist 
die stellenweise sehr deutliche Netzstruktur oder der Wabencharakter der Lungenzeichnung, der uns 
für die Röntgendiagnose wichtig erscheint. 

Es soll zugegeben werden, daß man bei Betrachtung etwa nur einer einzigen Röntgenplatte im 
Zweifel sein kann, ob es sich um eine Pneumonokoniose oder um eine Tuberkulose handelt. Die außer- 
gewöhnliche Häufung des Bildes der disseminierten fleckigen Trübung, die Berücksichtigung des gan- 
zen klinischen Bildes, besonders des Fehlens von Tuberkelbazillen im Auswurf, die Tatsache, daß die 
Leute namentlich beim maschinellen Bohren ganz erheblicher Staubeinatmung ausgesetzt sind, die 
z. T. unter erheblichem Drucke erfolgt, da das Bohrmehl durch Preßluft mit großer Gewalt aus dem 


b en re re a 


Bohrloch herausgeschleudert wird, ferner die Beobachtung, daß die Bergarbeiter die als Schutz dienen- . 


den angefeuchteten Schwämme sehr oft nicht verwenden, da sie sich allzu rasch verstopfen und dann 
die Atmung behindern, läßt uns an der Diagnose Pneumonokoniose nicht zweifeln. Es ist nicht sicher 
auszuschließen, daß in einigen Fällen eine Tuberkulose mit der Pneumonokoniose kombiniert ist; 
namentlich gilt dies für Fälle mit besonderer Bevorzugung einer Spitze oder einer Seite, eine irgend 
nennenswerte Rolle spielt aber die Tuberkulose als komplizierende Krankheit bei den Schneeberger 
Fällen nicht. Andere, eine fleckige Trübung der Lungenfelder hervorrufende Krankheiten scheiden 
von vornherein aus, 

Es ist hier leider bei der Kürze der Zeit nicht möglich, auf die interessante Literatur über die 
Pneumonokoniose näher einzugehen. Ich muß in dieser Beziehung auf die Arbeiten von Aßmann, 
Dietlen, Entin, Jaensch, Munk, Staub-Oetiker, Weil, sowie namentlich auf den 
Kongreß-Vortrag von O. Strauß hinweisen. 

Die zweite, wichtigere Gruppe pathologischer Lungenröntgenbilder umfaßt 7 Fälle, in denen 
ein , Lungentumor diagnostiziert. werden konnte oder wenigstens vermutet werden durfte. Bei 
einem Patienten nahmen wir ein vom Bronchus ausgehendes Karzinom des rechten Oberlappens an, 
bei. cinem zweiten ein ebensolches im Bereich des linken Unterlappens, das durch eine Pleuritis puru- 
' lentu kompliziert wurde. 

In nicht weniger als 5 Fällen wurden hühnerei- bis mannsfaustgroße Tumoren am Lungenhilus 
gesehen. Auf allen Bildern war eine Verstärkung der Lungenzeichnung und eine melır oder minder 
ausgesprochene Fleckenbildung erkennbar, die denselben Charakter trug wie bei den Fällen der vorher 
beschriebenen Gruppe. Die Tumoren waren ziemlich scharf gegen das umgebende Lungenfeld ab- 
gesätzt; nur an wenigen Stellen konnten Fortsätze der Neubildung ins Lungengewebe hinein angenom- 


Saupe: Über röntgenologische Lungenbefunde bei der sog. Bergkrankheit der Erzbergleute usw. 37 


men werden; Wir haben uns hinsichtlich der Diagnose bei den letzterwähnten 5 Patienten zunächst 
vorsichtig geäußert und zogen neben malignen Tumoren noch gutartige pneumonokoniotische Tumor- 
bildungen etwa von der Art, wie sie Jaensch beschrieben hat, weniger auch tuberkulöse Drüsen- 
tumoren in Betracht. Immerhin sprach doch in mindestens 2 Fällen, bei denen Drüsenvergrößerungen 
am Halse oder an den seitlichen Thoraxwandungen festgestellt werden konnten, die größere Wahr- 
scheinlichkeit für bösartige Neubildung. Ich darf hier bemerken, daß Herr Prof. A B ma nn , der einen 
Teil der Schneeberger Fälle nachuntersuchte, mich ermächtigt hat, zu erklären, daß seine Ansicht in 
allen wesentlichen Punkten mit der von’ mir vertretenen übereinstimmt. 

Von den 7 hier zusammengefaßten Fällen sind im Laufe von °/, Jahren 4 verstorben and zur 
Sektion gelangt; und zwar sind es die beiden Fälle von Lappenkarzinom, dazu 2 Patienten mit Hilus- 
tumor. Bei allen Fällen fand sich ein typisches Lungenkarzinom von Plattenepithelcharakter oder 
vom Bau eines Carcinoma simplex. Einige frühere Fälle wiesen ein kleinzelliges Bronchuskarzinonı 
auf. Besonders muß hervorgehoben werden, daß neben dem Krebs in 3 Fällen eine ausgesprochene, in 
1 Fall eine geringere Pneumonokoniose festgestellt werden konnte. Über die anatomischen und histo- 
logischen Befunde wird Herr Geheimrat Schmor l auf dem Pathologenkongreß berichten. 

Bemerkenswert ist, daß 2 der verstorbenen Patienten seit vielen Jahren nicht mehr Gruben- 
arbeit verrichtet haben; gleichwohl muß auch bei ihnen auf. Grund der röntgenologisch und anato- 
misch nachgewiesenen Pneumonokoniose, die nur in der Grube erworben sein konnte, eine Schädi- 
gung durch den Bergbau angenommen werden. i ' 

Bei den Arbeitern des staatlichen Blaufarbenwerks Oberschlema haben wir, abgesehen von einer 
schweren Anthrakose bei einem Töpfer, der angeblich 5 Jahre lang an einem stark rußenden Ofen ar- 
beiten mußte, keine den Schneeberger Fällen ähnlichen Befunde erheben können. Bei der sonstigen 
Bevölkerung des betreffenden Bezirks sind Fälle mit Lungentumor ebenfalls nicht zu unserer Kenntnis 
gekommen. 

Von den 7 Patienten führe ich Ihnen zunächst das bekannte ‚Bild eines Lappenkarzinoms vor: 

8 H., Karl Herrmann, 60 Jahre: Die Platte zeigt eine ganz massive, dreieckförmige, nach 
außen scharf begrenzte Verschattung des infraklavikularen Dreiecks und des Spitzenfeldes rechter- 
seits. Das Lumen des rechten Hauptbronchus ist von ungleicher Weite, wie sich deutlich erkennen läßt. 
Kleinfleckige Herdschatten finden sich im restierenden rechten Lungenfeld, sowie auch links infrakla- 
vikular. Es handelte sich, wie die Sektion ergab, um ein Karzinom des rechten Bronchus; ein erheb- 
licher Teil der Verschattung ist infolge Verschlusses des Bronchiallumens auf Atelektase und nach- 
folgende pneumonische Infiltration zurückzuführen. 

9. G., Ernst Richard, 42 Jahre: In das rechte Lungenfeld wölbt sich vom unteren Ende des Hilus 
ein übergänseeigroßer, massiver, nach unten außen scharf, nach oben außen unscharf begrenzter 
Schatten vor. Deutliche Fleckenbildung und verstärkte Lungenzeichnung im Bereiche des rechten 
Unterfeldes. Im hinteren unteren Anteil des rechten Unterlappens findet sich ein Ringschatten von 
Apfelgröße, der auf der Sagittalaufnahme zu ?/s vom Zwerchfellschatten bedeckt‘ wird, jedoch bei 
. Durchleuchtung und Aufnahme von links vorn oben nach rechts hinten unten in ganzer Größe zur 
Darstellung gelangt. Die Wandung des Ringschattens ist medial kleinfingerstark, lateral nicht ganz 
halb so dick, im ganzen Umfange nicht völlig scharf und glatt begrenzt. Bemerkenswerterweise zeigte 
der Hohlraum bei einer zwei Wochen später vorgenommenen Durchleuchtung einen deutlichen, frei 
beweglichen Flüssigkeitsspiegel. Die Sektion hat die Diagnose eines malignen Tumors mit kavernösem 
Zerfall bestätigt. Die Form des Röntgenbildes dieses Patienten dürfte eine Seltenheit darstellen. 

10. W., Karl Moritz, 42 Jahre: Die Platte weist, abgesehen von den immer wieder erkennbaren 
Zeichen der Pneumonokoniose und einer linksseitigen Pleuritis, einen faustgroßen dichten Schatten 
am linken Hilus auf, der nach außen ziemlich scharf bogenförmig abgesetzt ist, während er nach oben 
fingerförmige Fortsätze aussendet. — Die zweite Platte wurde etwa ?/a Jahr später aufgenommen und. 


läßt den starken Fortschritt der Erkrankung erkennen, die nunmehr zu einer linksseitigen Broncho- — > 


stenose und einer dichten Verschattung der ganzen linken Seite geführt hat. 

11. S., Franz Emil, 55 Jahre: Auch hier sehen Sie die bekannten kleinfleckigen Trübungen der 
Lungenfelder, namentlich in den rechtsseitigen mittleren Partien. Vom linken Hilus wölbt sich nach 
hinten zu ein kleinfaustgroßer Schatten vor, der bei sagittaler Durchleuchtung und Aufnahme in seiner 
oberen Hälfte scharf, in seiner unteren dagegen unscharf begrenzt ist und im ganzen eine rundliche 
Form hat. Auffallenderweise erscheint nun der fragliche Tumorschatten im schrägen Durchmesser 
ausgesprochen dreieckig, wie Sie aus dem zweiten Bilde ersehen. Eine sichere Deutung dieses Befundes 
vermögen wir noch nicht zu geben. Klinisch machte der Patient den Eindruck eines Lungentumors. 

12. Zum Schluß führe ich Ihnen noch das einzige interessante Lungenbild von den 300 Durch- 
leuchtungen an der nichtbergmännischen Bevölkerung vor, nämlich das einer schwersten Anthrakose‘ 
mit dichten, groben, zusammenfließenden Schatten i in beiden Lungenfeldern und DEN verkalkten 
Drüsen’ (Franz M., 50 Jahre). 


38 -  Wissenschaftliche Sitzungen. 


Zusammenfassend kann folgendes gesagt werden: Bei den Bergleuten der Schneeberger 
Erzgruben werden in einem auffallend hohen Prozentsatz mehr oder minder schwere Veränderungen 
des J,ungenröntgenbildes angetroffen. In der Mehrzahl dieser Fälle muß als Folge der Inhalation des 
erzhaltigen Gesteinsstaubes eine Pneumonokoniose angenommen werden, die in einer Reihe von Fäl- 
len mit malignem Lungentumor kombiniert ist, während Tuberkulose augenscheinlich eine geringere 
Rolle spielt. Es liegt der Gedanke nahe, daß die Pneumonokoniose hier den Boden für die Entstehung 
des Lungenkrebses vorbereitet. Eine bestimmte histologische, für den Schneeberger Krebs charakte- 
ristische Karzinomart wurde nicht gefunden. Dem klinischen Bilde der „Bergkrankheit“ liegt somit 
teils eine Pneumonokoniose in ihren fortgeschrittenen Stadien zugrunde, teils ein echter maligner 
Lungentumor; in einem früheren Falle verursachte eine chronische Pneumonie die Zeichen der 
„Lungensucht“. Entgegen anderen Vermutungen muß auch heute noch an dem gehäuften Vorkommen 
des Lungenkrebses bei der kleinen Berufsgruppe der Schneeberger Erzbergleute festgehalten werden, 
‘wenn auch das Leiden infolge Besserung der hygienischen Verhältnisse nicht mehr die verheerende 
Ausbreitung besitzt, die ihm in früherer Zeit augenscheinlich zukam. Weitere Untersuchungen zur 
Klärung der Ätiologie des Schneeberger Lungenkrebses hat sich der sächsische Landesausschuß zur 
Erforschung und Bokimpiung der Krebskrankheit vorbehalten. 


10. Lorey (Hamburg): Über Lungengeschwülste. 


Unter den primären Tumoren der Lungen nehmen, was ihre Häufigkeit und praktische Bedeu- 
tung anbetrifft, die Karzinome bei weitem die erste Stelle ein. Entgegen der früher allgemein herr- 
scheuden Ansicht, daß die primären Lungenkarzinome ungemein selten wären und die Diagnose intra 
vitam nur ausnahmsweise möglich wäre, wissen wir heute, daß dies keineswegs der Fall ist, daß viel- 
mehr das primäre Lungenkarzinom durchaus kein seltener Befund ist und daß sich dasselbe fast aus- 
nahmslos bereit intravital diagnostizieren läßt durch Verwertung der klinischen Symptome und des 
Röntgenbildes. Ich verweise in dieser Beziehung in erster Linie auf die Arbeiten von Lenhartz 
und seiner Schüler Otten und Müser. Bei der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit will ich 
nicht auf die klinischen Symptome eingehen, sondern möchte Ihnen aus einem Material von über hun- 
dert Fällen einige Röntgenbilder vorführen, die Ihnen die verschiedenen typischen Formen vor Augen 
führen sollen. Sämtliche Fälle, die ich Ihnen zeigen werde, sind durch die Autopsie bestätigt. 

Die primären Lungenkarzinome gehen fast ausschließlich vom Epithel eines Hauptbronchus aus, 
außerordentlich viel seltener von kleineren Bronchien oder vom Alveolarepithel. Wir können 3 Haupt- 
typen im Röntgenbild unterscheiden: | 

1. Die massiven Hilus- und Lappentumoren. | 

2. Die diffuse IJymphangitische Form. 

3. Die echte Miliarkarzinose. 

Die erste Form, die soliden Tumoren, beginnen im Hilus. Man sieht meist se nur selten . 
doppelseitig dem Hilus aufsitzende Tumoren, welche den Winkel zwischen Herzschatten und Gefäß- 
schatten ausfüllen und sich mehr oder weniger weit bogenförmig in das Lungenfeld hinein vorwölben. 
` Die äußere Begrenzung ist häufig ziemlich scharf und glattrandig, zuweilen sendet der Schatten auch 
strahlenförmige Fortsätze in das Lungengewebe. In diesem Stadium ist, namentlich wenn die Tu- 
moreu noch klein sind, auf rein röntgenologischem Wege, die Unterscheidung von Erkrankungen der 
Hilusdrüsen durch andere pathologische Prozesse (Tuberkulose, Leukämie, Hodgkin, Aktinomykose 
usw.) nicht immer möglich. Bei weiterm Wachstum wölbt sich der Tumorschatten immer stärker in 
das Lungenfeld vor. In der Mehrzahl der Fälle erfolgt die Ausbreitung in den Oberlappen hinein. 
Wir sehen in diesem Stadium einen homogenen Schatten, der dem Mittelschatten vom Schlüsselbein 
bis zum Hilus aufsitzt und weit in das Lungenfeld hineinragt. Sind die Ränder des Tumors scharf be- 
grenzt, was gar nicht selten der Fall ist, so können differentialdiagnostisch Aneurysma und Mediasti- 
naltumoren in Betracht kommen. Zuweilen finden wir dem soliden Tumorschatten eine diffuse weniger 
dichte Beschattung aufgesetzt, die bis zur Thoraxwand reicht und durch Atelektase infolge Stenosie- 
rung eines Bronchus hervorgerufen sein dürfte. Schließlich erreicht der Tumor die seitliche Brust- 
wand und die Spitze, so daß nunmehr die ganze obere Partie des Lungenfeldes dicht und gleichmäßig 
beschattet ist. Meist pflegt in dem befallenen Bezirk eine Schrumpfung und in den darunter ge- 
legenen Partien ein vikariirendes Emphysem aufzutreten, wodurch beide Partien besonders stark 
gegeneinander kontrastieren. Gerade in diesem Stadium, welches von Otten als eine besondere Form 
der Lungenkarzinome unter dem Namen Lappentumoren beschrieben wird, bekommen wir die Kran- 
ken besonders häufig zur Untersuchung. Vor Verwechslung mit einer Pneumonie schützt der klinische 
Verlauf. Bei einer tuberkulösen Infiltration vermissen wir unter dem kompakten Schatten selten oder 
wohl niemals noch einzelstehende kleine Schattenherdchen, die bei Karzinom fehlen, Zerfallshöhlen- 


i 


Lorey: Über Lungengeschwülste. | 89 ° 


sehen wir. bei Karzinom fast niemals. In anderen Fällen breitet sich der Tumor vom Hilus in den 
Mittel- oder Unterlappen aus, oder infiltriert alle Lappen einer Lunge gleichmäßig. Dann ist das ganze 
Lungenfeld einer Seite gleichmäßig dicht verschattet, das Herz im Gegensatz zum Totalexsudat nach 
der kranken Seite verzogen, die gesunde Seite erscheint infolge des vikariierenden Emphysems bc- 
sonders hell. Verwechslungen mit Lungenzirrhose, wie sie z. B. im Gefolge von ausgedehnten Bron- 
chiektasen mit ausgedehnter Schwartenbildung auftreten können, sind möglich. Zuweilen greift der 
Tumor auch auf die Brustwand über und wächst durch die Interkostalräume durch, dabei zuweilen 
eine oder mehrere Rippen zerstörend. Man sieht dann auf der äußeren Brustwand einen Tumor meist 
noch von intakter Haut bedeckt, sich vorwölben. Treten Pleurametastasen auf, so entwickelt sich ein 
Exsudat, welches schnell den ganzen Pleuraraum ausfüllt und den Tumorschatten vollkommen ver- 
deckt. In diesen Fällen läßt sich doch noch oft ein klares Bild gewinnen, wenn man. das Exsudat 
abpunktiert und durch Luft ersetzt. 

In sehr seltenen Fällen ist der Ausgangspunkt des Tumors nicht die Schleimhaut eines Haupt- 
bronchus, sondern die eines kleineren, mehr peripher gelegenen Bronchus oder das Alveolarepithel. 
Dann sieht man einen annähernd rundlichen, homogenen Schatten im sonst gut durchleuchteten Lun- 
genfeld. In dem hier vorgezeigten Fall hatte der Tumor die Brustwand durchwachsen und war an der 

hinteren Brustwand zum Vorschein gekommen. Eine Blendenaufnahme zeigte, daß eine Rippe durch 
den Tumor zerstört war. Ich hatte nach diesem Befund ein von den Rippen ausgehendes Sarkom dia- 
gnostiziert, die histologische Untersuchung eines zur Probe entnommenen Tumorstückes ergab ein 
Plattenepithelkarzinom. 

Sehr viel seltener als die Hilus- und Lappentumoren findet man die zweite Form der primären 
Lungenkarzinome, die peribronchitisch fortschreitende Form des primären Lungenkarzinoms. Wir 
finden in solchen Fällen beiderseits in der Hilusgegend dichte Tumorschatten, die sich peripherwärts 
in Fleckelung und schließlich in ein fein verzweigtes, ziemlich gleichmäßig angeordnetes Netzwerk 
auflösen. In manchen Fällen können die Verdichtungen in der Hilusgegend relativ klein sein und sich 
ziemlich schnell in das feine Netzwerk, welches durch die mit Krebszellen vollgestopften peribronchia- 
len und perivaskulären Lymphscheiden bedingt ist, auflösen. Querschnitte von solchen Lymphsträngen, 
sowie kleinste Krebsknötchen, die an zahlreichen Stellen aufflackern, können unter Umständen ein 
Röntgenbild erzeugen, welches an das getüpfelte Aussehen einer akuten Miliartuberkulose erinnert. 
Bei genauester Betrachtung wird man aber die feine netzartige Zeichnung erkennen können. 
Außerdem sind die miliaren Herdchen doch nicht so gleichmäßig über das Lungenfeld verstreut und 
nicht untereinander so gleichmäßig in der Größe, wie bei der akuten Miliartuberkulose. Wir können 
übrigens ganz analoge Bilder, wie die eben beschriebenen, auch bei sekundären Karzinomen der Lun- 
gen, besonders nach Magenkarzinomen finden. 

Am allerseltensten ist die Miliarkarzinose. Ich selber habe nur einen einzigen derartigen Fall 
beobachten können. Das Röntgenbild war in nichts von dem einer typischen akuten Miliartuberkulose 
zu unterscheiden. Beide Lungenfelder waren ganz gleichmäßig getüpfelt durch feinste miliare, unter- 
einander gleiche Größe zeigende Herdcehen von geringer Schattenintensität. Auch bei’ der Autopsie 
nahm der pathologische Anatom eine Miliartuberkulose an. Es fand sich auch der Einbruchsherd in 
Gestalt eines erbsengroßen Knötchens in einem Hauptbronchus, der in eine Lungenvene durchgewach- 
sen war. Erst die histologische Untersuchung zeigte, daß es sich nicht um eine Tuberkulose, sondern 
um Karzinom handelte. Es war also hier ein erbsengroßes primäres Bornchialkarzinom in den Ductus 
thoracicus durchgewachsen und hatte zu einer Ausschwemmung von Krebszellen und zur Entstehung 
einer Miliarkarzinose Veranlassung gegeben. Gleichzeitig fanden sich aber in diesem Falle auch 
einige peribronchiale Lymphscheiden in der Umgebung des Primärtumors mit Karzinomzellen voll- 
gepfropft. | 
Im Gegensatz zu den primären Lungenkarzinomen zeigen die mm augen in den Lun- 
gen eine regellose Verteilung von kleineren und größeren Schattenherdcehen über die Lungen. Sie 
pflegen meist mehr peripher als in Hilusnähe zu liegen. Die Unterscheidung von tuberkulösen Ver- 
dichtungen bereitet nur selten Schwierigkeiten. Sie können auch in der Form des peribronchial oder 
perivaskulär in den Lymphbecken fortschreitenden Karzinoms auftreten, wie bereits erwähnt. Lorenz 
hat derartige Fälle beschrieben. 

Metastatische Sarkome geben meist rundliche im Lungengewebe liegende Schatten verschie- 
dener Größe, die jedoch selten so kreisrund sind, daß sie mit Echinokokkusblasen verwechselt werden 
können. Von den Rippen ausgehende Sarkome können zu Täuschungen mit Lungensarkomen Veran- 
lassung geben, bei Sitz in den seitlichen Partien auch unter Umständen einmal mit seitlich abgesackten 
Exsuldaten. Andere metastatische Tumoren, wie z. B. Hypernephrome, geben ebenfalls herdförmige 
 solitäre oder multipel auftretende, meist ziemlich scharf begrenzte Schatten von verschiedener Ge- 

stalt und Größe. i 


| 


40 |  Wissenschaftliche Sitzungen. 


11. H. Chaoul und Kurt Lange (Chir. Kl. München): Intrathorakale Senkungs- 
 abszesse im Röntgenbilde. Vortragender: Lange. 


An Hand von 18 Aufnahmen wird das typische Bild des intrathorakalen Senkungsabszesses be- 
schrieben. Ausgehend von tuberkulösen Wirbelherden, die oft nur bohnengroß zu sein brauchen, 
dehnen sich diese Abszesse meist beiderseits der Wirbelsäule aus als sogenannte paravertebrale Ab- 
szesse. Den Widerstandsverhältnissen entsprechend steigen sie bis zum Zwerchfell herab, das sie aber 
erst dann im Bereich des Hiatus aorticus zu durchbrechen vermögen, wenn das Eigengewicht des Ab- 
szesses groß genug geworden ist. Solange letzteres nicht der Fall ist, können Abszesse, zumal wenn sie 
von Herden der unteren Brustwirbelsäule ausgehen, längs der Wirbelsäule hoch emporsteigen. Ver- 
dräugungserscheinungen seitens des Abszesses wie in einem Fall, der an Trachealkompression zugrunde 
ging, sind auffallend selten. Eher kommen Perforationen in die Pleura, die Lungen und den Ösophagus 
vor. Fast typisch für diese Abszesse sind die geringen klinischen Erscheinungen, die sie verursachen, 
wofür mehrere Fälle als Beispiel angeführt werden. Deshalb ist das Röntgenbild zur Klärung der Dia- 
gnose meist unentbehrlich. Der beiderseitig des Wirbels gelegene Schatten, die birnenförmig sich 
nach unten zu verjüngende Gestalt, die Zugehörigkeit des Schattens zur Wirbelsäule bei frontaler 
Strahlenrichtung, sind charakteristische Kennzeichen. Schwerer kann die Diagnose sein bei Abszes- 
sen, die von den Rippen ..oder dem Sternum ausgehend, sich rein intrathorakal und extrapleural ent- 
wickeln. Auch hierfür werden Beispiele gebracht. 


Aussprache zu den Vorträgen 8—11 über andere Lungenerkrankungen. 


Friedrich Kraft (Krankenhaus der Stadt Wien in Wien): Meine Herren! Der erste Fall, den ich 
mir hier Ihnen zu demonstrieren erlaube, bildet zwar an und für sich keine seltene Erscheinung, doch 
bieten die ganz außergewöhnlichen Begleitumstände sowie die seltene Erscheinungsform genug des 
Interessanten, was meine kurze Besprechung hier rechtfertigen möge. 

‚Er betrifft eine 52jährige Frau mit typischen stenokardischen Anfällen in der Anamnese; die 
klinische Diagnose lautete: Exzentrische Hypertrophie des linken Ventrikels von mäßigem Grade, 
Myomalacia cordis, Koronarsklerose und Pericarditis epistenocardiaca. Die einige Tage später ausge- 
führte Röntgenuntersuchung ergab nebst der Hypertrophie und Dilatation des linken Ventrikels und 
einem Verkalkungsherde in den basalen Teilen der rechten Lunge noch folgenden ganz außergewöhn- 
lichen und völlig unerwarteten Befund, der sowohl bei der Durchleuchtung als auch auf mehreren 
Röntgenaufnahmen erhoben werden konnte (Bild 1): Lateral in der Höhe des 8. hinteren rechten Inter- 
kostalraumes sieht man einen ungefähr kleinapfelgroßen, kreisrunden, ziemlich dichten und homoge- 
nen Schatten, der überall hin sehr scharf begrenzt ist; hiluswärts davon, jedoch in einer anderen Fron- 
talebene, vom oben erwähnten Schatten aber nicht abzutrennen ein weniger dichter, sich allmählich 
etwas verjüngender, bei weitem nicht so scharf abgegrenzter Schatten. Die kreisrunde Gestalt sowie 
die überaus scharfe Abgrenzung gegen die übrigen Lungenpartien ließen uns die Annahme eines Lun- 
genechinokokkus am wahrscheinlichsten erscheinen. Die Verdichtung der Umgebung gegen den Hilus 
zu wäre dann als vielleicht unspezifische Infiltration zu erklären, anderseits glaubten wir aber gerade 
auf Grund dieser nachbarlichen Infiltration einen Tumor nicht ganz ausschließen zu dürfen. 50 Stun- 
den nach der Röntgenuntersuchung erfolgte der Tod der Patientin im Anschlusse einer Embolie der 
Aorta an ihrer Kreuzungsstelle. Die am nächsten Tage vorgenommene Obduktion konnte aber anfäng- 
lich nicht den geringsten Anhaltspunkt zur Erklärung der oben beschriebenen Schattenbildung er- 
geben. Die Lunge zeigte an der betreffenden Stelle nur eine Embolie mehrerer kleiner Äste der Lun- 
genarterie, eine Echinokokkusblase, ein Tumor sowie überhaupt irgendwelche Infiltration war an die- 
ser Stelle trotz genauester Untersuchung weder auf der Schnittfläche noch durch Tastbefund zu finden. 
Die Erklärung mußte sonach bei Ausschluß aller anderen Möglichkeiten nur in der Embolie gelegen 
sein. Infarktbildung selbst aber konnte auch pathologisch-anatomisch nicht nachgewiesen werden. 
_ Nichtsdestoweniger läßt sich diese eigenartige Schattenbildung, die bei der herausgenommenen Lunge 
auch nicht mehr röntgenologisch nachzuweisen war (Bild 2) und welche sicherlich nicht durch irgend- 
eine Tücke des Platten- oder Folienmaterials hervorgerufen sein konnte — gegen eine solche Annahme 
spricht die Konstanz des Befundes auf allen Platten, die noch dazu von verschiedener Größe waren —, 
nur dadurch erklären, daß in dem Bezirk der Lungenarterie, welche durch den Embolus verstopft wurde 
und dadurch für einen Moment anämisch war, das Blut aus den gestauten Venen nach Cohn- 
heim s Theorie zurückfloß und den ganzen kegelförmigen Sektor überschwemmte, also einen richtigen 
Infarkt bildete, der hier in der Strahlenrichtung lag und daher die kreisrunde Schattenbildung mit 
hiluswärts gerichteter Verjüngung hervorrief. Der rasch eingetretene Tod verhinderte die Gerinnung 


ad 


an 


- 


Aussprache zu den Vorträgen 8—11 über andere Lungenerkrankungen. 41 


und Organisierung des Blutes, bei der Sektion floß dasselbe, soweit es sich überhaupt noch dort befand, 
von der Schnittfläche ab und ließ auch auf dem Röntgenbilde den Schatten vermissen. 
Zum Schlusse möchte ich nur kurz erwähnen, daß Aßmann in seinem Buche zwei, jedoch 


nicht autoptisch kontrollierte Fälle von Lungeninfarkt beschreibt, welche ein ähnliches Bild — scharf. 


begrenzter runder Schatten — hervorgerufen haben. | 

Der zweite Fall meiner heutigen Demonstration bildet ein Unikum und konnte ich in der mir 
zugänglichen Literatur kein Analogon finden. Er betrifft eine 34jährige Frau, welche 14 Jahre vorher 
eine Masernpleuropneumonie mitgemacht hatte, als deren Rest eine derbe rechtsseitige Schwarte nach- 
zuweisen ist. Wegen bronchiektatischen Beschwerden, die sich im Laufe der Zeit ausgebildet hatten, 
wird Pat. aufgenommen; gleichzeitig bestand auch eine ungefähr hellergroße fistelnde Wunde fast 
handbreit rechts von der Wirbelsäule in der Höhe des 4. Lumbalwirbels. Klinisch bestand wohl der 


Verdacht, daß ein Zusammenhang zwischen der Fistel und der Bronchiektasie, welche im rechten Unter- 


lappen vermutet wurde, bestehe, indem Pat. bei geschlossener Fistel Zeichen von hochgradiger Atem- 
not darbot, während sie sich bei offener Fistel bedeutend wohler fühlte; andererseits konnte aber eine 


‘Karies des 11. Brustwirbels nach dem klinischen Bilde (Klopfempfindlichkeit, leichte Skoliose, Ein- 


ziehung am Dornfortsatz) nicht vollständig ausgeschlossen werden. Aus dem Eiter, der sich in ziemlich 
reichlicher Menge aus der Fistel entleerte, konnten kulturell nur Streptokokken gezüchtet werden. Um 
den Ausgangspunkt dieser Fistel zu erfahren, füllten wir dieselbe mit Kontrast (Becksche Paste) an 
und untersuchten daraufhin die Pat. vor dem Schirm. Unseren Augen bot sich folgendes Bild dar 
(Bild 3): Der federstieldicke ca. 19 cm lange Fistelgang verläuft von seiner Öffnung an ungefähr drei 


Fingerbreiten rechts von der Wirbelsäule fast senkrecht nach aufwärts und sendet kurz nach der Haut- ` 


öffnung eine kleine, lateralwärts gerichtete Abzweigung aus, eine 2. Abzweigung, medialwärts gerich- 
tet, befindet sich in der Höhe des Querfortsatzes des 2. Lumbalwirbels, sie erreicht aber den Knochen 


nicht. Das obere Ende des Fistelkanales sieht man über der 11. Rippe in der Pleuraschwarte, wo sich 


die Kontrastmasse anscheinend in einem Hohlraum ausbreitet. Bei‘ frontalem Strahlengang verläuft 
der Fistelkanal im oberen Abschnitt knapp vor der Wirbelsäule, in der Höhe des 1. Lendenwirbels 


biegt er nach hinten ab. An den Knochen der Wirbelsäule und des Thorax sind nirgends pathol. Ver- : 


änderungen nachweisbar. Damit war der Zusammenhang der Fistel mit der bronchiektatischen Ka- 
verne gegeben, was auch durch operative Autopsie bestätigt wurde. Interessant an dem Falle ist der 


Umstand, daß es nicht zu einem Pyopneumothorax gekommen ist, postoperativ war ein solcher nach- 


weisbar, die dicke Verwachsung der Pleura costalis mit der Pleura visceralis hat wohl die Bildung des- 


selben anfänglich verhindert und damit auch zur Ausbildung des Senkungsabszesses mit der Fistel 


geführt. 


Flaskamp (Erlangen, Frauenklinik): Ich möchte Ihnen einige Röntgenbilder demonstrieren, die 
mit denen der Herren Vorredner größte äußere Übereinstimmung und Ähnlichkeit aufweisen. Dabei 
handelt es sich aber um ein pathologisch-anatomisch und klinisch gänzlich anderes Krankheitsbild. Es 
sind Veränderungen von Pleura und Lunge nach Röntgenbestrahlung des Mamma-Karzinoms, wie 
sie zuerst mein Chef Wintz gelegentlich seiner Arbeiten über Röntgenschädigungen beschrieben hat. 
In Analogie zu den Veränderungen der äußeren Haut nach Röntgenbestrahlung haben wir auch. im 
Gewebe der Pleura und der Lunge mit infiltrativen und indurierenden Prozessen zu rechnen. Diese 
manifestieren sich im Röntgenbild in den verschiedensten Formen. Sie sehen Bilder mit Verschattung 
einer ganzen Brusthälfte, Verziehung des Mittelfelles wie bei Tumoren, ferner Strangbildung, endlich 
infiltrative Verschleierungen und Schattenbilder, wie bei Tuberkulose. Die Prozesse lokalisieren sich 
stets in den durchstrahlten Lungenpartien. Die Stränge, die röntgenologisch an Bilder abgelaufener 
Lungentuberkulosen erinnern, möchte ich als Residuen der Infiltrationen im Spätstadium ansehen. 
Ausgeschlossen scheint mir aber auch nicht die Möglichkeit, daß wir darin auch die Bilder der ent- 


zündlich veränderten Bronchien zu erblicken haben. Präsentiert sich doch klinisch das besprochene 


Krankheitsbild — unser Erlanger Internist Herr Geheimrat J amin bestätigt das — als Bronchitis. 
Die klinischen Ausfallsymptome sind auffallend gering. Die Kranken klagen lediglich über geringe 
Atemnot, produzieren nur wenig Sputum. Die Wiederherstellung geht in einigen Wochen vor sich. 

Pathologisch-anatomische Unterlagen fehlen, da noch kein Fall zur Autopsie kam. 

Atiologisch ist die Tatsache wichtig, daß das Krankheitsbild zur Beobachtung kam, sowohl haok 
Anwendung kleiner, als auch großer Röntgenstráhlenmengen. 

Da die Schädigungen nicht bei allen Thoraxbestrahlungen zur Beobachtung kommen, ist viel- 


leicht ein besonders prädisponierendes Moment anzunehmen. Ich denke dabei an überstandene oder. 
‚gerade bestehende Bronchitiden, vorangegangene Gewebsschädigung durch Pneumonien oder Pleu- 


ritiden. Die Therapie hat sich nach Abklingen der Bronchitis im wesentlichen auf die Prophylaxe zu 
beschränken. Jede Lungenerkrankung wird den Träger einer solchen Aanigonechäligung natürlich 
doppelt schwer treffen. 


Verhandlungen der Deutschen Böntgen-Gesellschaft. XIV. 6 


42 "Wissenschaftliche Sitzungen. ' 
D 

Die Bilder gestatten gewisse Rückschlüsse hinsichtlich der Strahlenwirkung auf das Lungen- 
gewebe überhaupt und tragen somit bei zum Verständnis des biologischen und anatomischen Ge- 
schehens bei der Röntgentherapie der Lungentuberkulose. Ich möchte sie aber in erster Linie nur de- 
monstriert haben, um auf die Schwierigkeit der Differentialdiagnose des Röntgenbildes pathologisch- 
anatomischer Lungenprozesse hingewiesen zu haben. Ich bemerke noch, da Metastasierungen klinisch 
ausgeschlossen werden konnten, daß kein Pleura- oder Lungenkarzinom vorlag. 


Frik (Berlin) zeigt ein Bild von ‚außergewöhnlich großem verkalktem Solitärtuberkel in der 
Lunge. Da ein Solitärtuberkel im Gehirn Veranlassung zur Diagnose Hirntumor- gegeben hatte, lag 
die Annahme einer Lungenmetastase nahe. 


Haudek (Wien): Ankünpfend an die Beobachtung von Lorey, daß die Unterscheidung einer 
miliaren Karzinose von Tuberkulose schwierig, ja unmöglich sein könne, möchte ich zu der Schwierig- 
keit der Tumordiagnose überhaupt noch einen weiteren Beitrag liefern. In 5 Fällen, die dem Röntgen- 
institute des Wilhelminenspitals mit der klinischen Annahme: Lungentumor zugewiesen worden war 
und bei denen die Röntgenuntersuchung einen ausgedehnten, flächenhaften,; dichten Schatten, der aber 
für Tumor an sich nicht charakteristisch war, nachzuweisen vermochte, ergab die Obduktion wohl die 
Richtigkeit der Diagnose — Lungentumor —, aber das Karzinom war ziemlich klein, hingegen fand 
sich in seiner Umgebung chronische Pneumonie mit Induration, gelegentlich auch Höhlenbildung. 
Daraus geht hervor, daß nicht alles, was bei Lungentumor schattengebend ist, auch wirklich Tumor- 
masse ist, und daß man daher gar nicht voraussetzen darf, in jedem Falle einen für Tumor vollkommen 
charakteristischen Röntgenbefund zu erheben. 

Im Anschlusse an die Demonstration von Chaoul und Lange zeige ich ein Bild, das mein 
Assistent Dr. Fleisch ner in einem Fall von Senkungsabszeß der Halswirbelsäule gewonnen hat. Sie 
sehen genau denselben von der oberen seitlichen Thoraxwand her konvex gegen das linke Lungenfeld 
sich vorwölbenden Schatten, wie er früher als das Bild eines Senkungsabszesses bei Rippenkaries de: 
monstriert worden war. Der paravertebrale Abszeß hatte sich hier subfaszial entlang der Thoraxwand 
ausgebreitet und die Pleura abgehoben. 


12. Franz Groedel (Frankfurt a. M. und Bad Nauheim): Die Herzbewegung im. Röntgen- 
kinematogramm. 


Röntgenkinematographische Aufnahmen haben den doppelten Zweck die Bewegung der inneren 
Organe bequem und eindeutig zu demonstrieren, vor allem aber, diese Bewegungen zu zergliedern, um 
sie exakt deuten zu können. Für manche Bewegungen innerer Organe genügt es 1—2, höchstens 4 Bil- 
der in der Sekunde anzufertigen. Für die schneller ablaufenden Bewegungen, speziell diejenigen des 
Herzens, müssen -wir aber richtige Kinematogramme anfertigen, d. h. 10—16 Aufnahmen pro Sekunde 
von einzelnen Bewegungsvorgängen herstellen. Ein Apparat der dies gestattet, wurde nach meinen An- 
gaben von der Firma Reiniger, Gebbert & Schall A.-G. gebaut und wird von mir seit 1913 benutzt. Der 
Apparat ist bereits von mir beschrieben worden. Ich zeige ihn hier im Kinematogramm in Aktion. 
Die Herstellung von Kinematogrammen mit diesem Apparat stößt auch heute noch auf große Schwie- 
rigkeiten. Die Schwierigkeit liegt hauptsächlich in der noch zu geringen Leistungsbreite unserer Rönt- 
genapparate. 

Es ist notwendig, 2 oder gar 4 Röntgenapparate alternierend einzuschalten, so daß bei 10—16 Auf- 
nahmen pro Sekunde die einzelnen Apparate höchstens viermal pro Sekunde Strom für die Röhre zu 
liefern haben. Die Durchführung derartiger Versuche war mir wegen Geldmangel seither noch nicht 
möglich. 

Das Röntgen-Kinematogramm des Herzens, welches ich Ihnen hier vorführe, leidet daher noch 
unter technischen Mängeln. Es sind manche Aufnahmen zu schwach belichtet gewesen und konnten 
nicht mit reproduziert werden. Immerhin zeigt der Film recht schön die drei verschiedenen Bewegun- 
gen des Herz-Röntgenschattens: 
 1.Die pumpende Bewegung (rechter und linker Herzrand stehen wenigstens für kurze Zeiten alter- 

nierend in Kontraktionsstellung). 

2. Pendelbewegung (längere Zeit hindurch ist jedoch der linke Schattenrand in Kontraktionsstellung, 
während der rechte in Dilatationsstellung sich befindet und umgekehrt). 

8. Peristaltische Bewegung (an den beiden Schattenrändern beobachten wir eine von oben nach unten 
fortschreitende Kontraktion des Schattenrandes). 

Für die wissenschaftliche Verwertung derartiger Aufnahmen ist es notwendig, gleichzeitig mit 
dem Kinematogramm elektro-kardiographische Kurven aufzunehmen und in diese Kurven jede Einzel- 


Herman: Über einseitige Hiluppulsation. | 48 


aufnahme zu markieren, wie ich dies schon vor 10 Jahren publiziert habe. Man kann nur auf diesem 
Wege die einzelnen Bilder des Kinematogramms genau bewerten. Sehr lehrreich ist die Zusammen- 
stellung des Elektro-Kardiogramms und des Kinematogramms auf einem Trickfilm wie der Ihnen hiet 
demonstrierte. Man kann einen derartigen Trickfilm entweder kontinuierlich ablaufen lassen oder nach 
Art der sogenannten Zeitlupe vorführen und dem Hörer die Bewegungsvorgänge und Bewegungs- 
erscheinungen an Hand der beiden Aufnahmen klar vor Augen führen. 

Das Verfahren ist unter den heutigen Verhältnissen nur in sehr beschränktem Umfange anwend- 
bar, es bedarf auch sicherlich noch einiger technischer Vervollkommnungen, die oben schon angedeutet 
wurden, es ist aber heute schon als wissenschaftlich exakt zu bezeichnen. 


Aussprache: 


Kaestle (München): Groedel unterscheidet Serienaufnahmen unwillkürlich bewegter innerer 
menschlicher Organe von Kinematogrammen. Er macht die Berechtigung zur Bezeichnung von Serien- 
aufnahmen als Kinematogramme abhängig von der absoluten Aufnahmezahl in der Zeiteinheit. Die 
Grenzsetzung ist willkürlich und unberechtigt. Rieder,Rosenthalundich definierten als Kine- 
matographic bzw. als Bioröntgenographie die Methode der Herstellung einer genügenden Anzahl von 
Momentaufnahmen des Bewegungsablaufes eines Organes während des einmaligen Ablaufes dieses 
Bewegungsvorganges. Ein langsamer Bewegungsvorgang kann mit langsamerem Plattenwechsel dar- 
gestellt werden als ein rasch sich abwickelnder Vorgang, der in der Zeiteinheit selbstverständlich mehr 
Bilder zu seiner Charakterisierung benötigt. 

Folgendes Beispiel erläutert diese Tatsache: ein langsam schlagendes Herz von 60 Schlägen in 
der Minute vollzieht in einer Sekunde eine Revolution. Groedel macht in der Sekunde 16 Auf- 
nahmen des bewegten Herzens; es kommen also auf eine Herzrevolution 16 Bilder. Der Magen voll- 
zieht einen Bewegungsablauf, eine Revolution, in ca. 20 Sekunden. Bei der Möglichkeit, in einer Se- 
kunde 4 Aufnahmen herzustellen, wäre man in der Lage, innerhalb eines Magenbewegungsablaufes 
4 X 20 gleich 80 Bilder herzustellen. Es entsprächen also zur Darstellung eines Bewegungsablaufes 
80 Bilder beim Magen 16 Bildern heim Herzen. 

Eine Anzahl von 4 Wechseln in der Sekunde hat sich für die Darstellung der Bewegungen des 
Magen-Darmkanals nicht nur als ausreichend, sondern als meist nicht einmal nötig erwiesen. Die 
Methode der Magen-Darmbioröntgenographie nach der Methode von Kaestle, Rieder und Ro- 
senthal hat bekanntlich sowohl für den Magen als für den Darm schon seit langem zu wertvollen _ 
wissenschaftlichen und praktischen Ergebnissen geführt. Bei der Herzkinematographie ist dasselbe 
bisher nicht der Fall gewesen. Hoffen wir, daß es ihr in der Zukunft gelingt, ein ähnliches Ziel zu 

erreichen. 


18. Herman (Subotica, S.H.S.): Über einseitige Hiluspulsation. 


| Meine Herren! | 

Über die Hiluspulsation ist schon verschiedentlich berichtet worden. Im Handbuch der Herz- 
Gefäßkrankheiten beschreibt G. Schwarz eine bilaterale Hiluspulsation, welche ein Zeichen einer 
schweren Lungenstauung gewisser organischer Klappenfehler darstellt. Als ich nach diesem Symptom 
fahndete, fand ich etwas anderes: bei einer großen Zahl der Patienten war eine einseitige Hiluspul- 
sation links nachweisbar. Die Pulsation kommt zwar hauptsächlich links vor, tritt aber ausnahmsweise 
auch rechts auf. Das Symptom besteht in einer plötzlichen, schlagartigen Bewegung des Hilus syn- 
chron mit der Herzaktion auftretend. Öfters pulsiert der. ganze Hilus, manchmal nur ein Teil davon, 
hauptsächlich oben, in der Höhe des Vorhofs. Das Phänomen ist mit enger Blende und besonders dann 
leicht zu konstatieren, wenn gleichzeitig verdickte, geschrumpfte, verkalkte Drüsen vorhanden sind: 
meistens sind es letztere, die die Aufmerksamkeit des Untersuchers auf diese Pulsation lenken: die herz- 
synchrone Bewegung der Drüse ist dann sehr deutlich sichtbar. Die Bewegung erfolgt meist in einer 
horizontalen Linie, seltenerweise schräg nath oben, und die Bewegungsbreite kann 1—2 cm aus- 
machen. Die Bewegung erstreckt sich manchmal auf den ganzen Hilus, ich sah aber gelegentlich eine 
Drüse allein neben der Aorta ascendens pulsieren. 

Die Patienten sind meistens herzgesund. Sie spüren von der Pulsation nichts: fand ich doch die 
Pulsation auch bei Magenkranken, deren Thorax ich nur vorsichtshalber durchleuchtete, die also über 
ihr Herz gar keine Klagen hatten. Andererseits bei organischem Klappenfehler, kompensiert oder 
inkompensiert, war das Symptom nicht auffindbar. Es ist so klar geworden, daß das Symptom mit einer 
organischen Erkrankung des Herzens nichts zu tun hat. 

% 6* 


44° oo“ © Wissenschaftliche Sitzungen. 


Nun kommt die Frage: was ist die klinische Dignität des Symptoms und wie kommt es zustande? 
Bei der klinischen Untersuchung solcher Herzen fiel mir auf, daß über der Basis, in der Auskul- 

tationsstelle der Pulmonalis ein systolisches Geräusch zu hören ist. Dieses Geräusch ist öfters auch 
über der Spitze hörbar und öfters über beiden. Stellen. Dieses Geräusch ist anorganisch bedingt, die 
Herzen wiesen keine Zeichen einer organischen Erkrankung auf. (In Parenthese sei bemerkt, daß ich 
damit nicht gesagt haben will, daß die Patienten immer beschwerdefrei sind: es ist wohl denkbar, daß 
manche Herzneurosen ihre Entstehung diesem Symptom verdanken; darüber aber fehlen mir noch 
größere Erfahrungen.) Die Parallelität der zwei Erscheinungen legte den Gedanken nahe, daß sie in 
genetischem Zusammenhang miteinander stehen. Wie ich vermute, kommt die Hiluspulsation ent- 
weder auf Grund von Verwachsungen oder einer engen Nachbarschaft (Anliegen in größerer Fläche) 
zustande; diese vermeintlichen feinen Verwachsungen festzustellen, ist Aufgabe des pathologischen 
Anatomen. Ich habe darüber mehrere Pathologen gefragt, diese vermochten aber keine Erklärung zu 
geben; wir haben also auch hier, wie so oft übrigens, mit einer funktionellen Erscheinung zu tun, wo es 
vorläufig keine anatomische Unterlage gibt. Doch glaube ich, es wäre wünschenswert, Untersuchun- 
gen in dieser Richtung in größerem Maßstab anzustellen: Kliniker, Röntgenologen, Pathologen haben 
reichlich Gelegenheit dazu. Patienten, die in absehbarer Zeit ad exitum kommen, können klinisch und 
röntgenologisch auf dies Symptom untersucht werden; positive Fälle können dann bei der Sektion 
verifiziert werden. Den Mechanismus der anorganischen Geräusche restlos zu erklären, ist noch nicht 
gelungen. Es gibt viele Theorien, die aber eine allgemeine Zustimmung nicht fanden. Eine röntgeno- 
logisch unterstützte Erklärung dieser Geräusche ist vor kurzem durch Hänisch und Querner an- 
gegeben worden, die als Ursache ein Verschwinden des Retrosternalraumes im Inspirium feststellten: 
für einen Teil der Fälle mag dies gelten, für das Gros der Fälle glaube ich doch, daß die Hiluspulsation 
das röntgenologische Äquivalent jenes akustischen Phänomens ist, welches wir unter dem Namen des 
anorganischen Geräusches kennen; ein sicherer Beweis ist aber erst durch Autopsien zu erhärten. 
Wenn ich meine Ergebnisse kurz zusammenfassen will, so kann ich folgendes sagen: 

1. Herzgesunde Leute weisen oft eine einseitige Hiluspulsation auf. 

2.In solchen Fällen ist meistens ein anorganisches Geräusch über der Pulmonalis, evtl. der Spitze 

hörbar. 
3. Selten tritt das Phänomen auch bilateral auf. £ 
4. Die einseitige Hiluspulsation ist die wahrscheinliche Ursache des anorganischen Geräusches. 


14. O. v. Dehn (St. Petersburg-Innsbruck): Anatomischer und röntgenologischer Bei- 
trag zur Lehre von der Gastroptose. 


Die Gastroptose wird wohl allgemein als Teilerscheinung der allgemeinen Enteroptose aufge- 
faßt: diese wird auf eine angeborene asthenische Konstitution zurückgeführt. Die sie begleitenden 
Beschwerden sollen nicht durch die Senkung des Magens bedingt sein, sondern auf einer gleichfalls 
angeborenen reizbaren Schwäche des Nervensystems beruhen. Die erworbene Gastroptose soll keine 
Beschwerden verursachen. — Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren in Rußland gemacht haben, 
haben dort zu einer Wandlung in dieser Auffassung geführt. Unter dem Einfluß der unzureichenden 
Nahrung und anstrengenden ungewohnten Arbeit mehrten sich die Fälle der Gastroptose, oft bei Per- 
sonen, die im übrigen keinerlei Zeichen der asthenischen Konstitution boten. Die Beschwerden waren 
dabei sehr beträchtliche, oft bestanden ulkusähnliche Schmerzen, ohne sichere Anzeichen eines Ulkus, 
immer aber mit dem charakteristischen Hinweis der Patienten, die Beschwerden schwinden, sobald sie 
sich hinlegen. Bei der Röntgenuntersuchung wurde in diesen Fällen ein durchaus charakteristischer 
Befund erhoben. Der Magen nicht sehr stark gesenkt, doch stand gewöhnlich auch die kleine Kurvatur 
1—3 Querfinger unter dem Nabel, auch der Pylorus stand tief. Die Magenentfaltung verlief langsam, 
der keilförmige Schatten bei beginnender Bismutfüllung blieb lange bestehen, bei vollständiger Fül- 
lung zeigte sich oft eine Sanduhrform, die aber unbeständig war, während der Magenverdauung für 
kurze Zeit verschwand, um wieder aufzutreten. Die Peristaltik war deutlich verstärkt. Diese deutlich 
ausgesprochenen motorischen Reizerscheinungen schwanden, wenn der Magen während der Durch- 
leuchtung mit der palpierenden Hand durch leisen Druck auf die Unterbauchgegend nach oben ver- 
lagert wurde. Auch die Patienten gaben an, daß die Beschwerden dabei schwinden. Ein solches Nach- 
lassen der objektiv nachweisbaren Reizerscheinungen und der subjektiven Beschwerden, sobald der 
Magen in seine normale Lage gebracht wurde, trat meistens derart eklatant in die Erscheinung, daß es 
den Eindruck eines Experimentes machte und sich gut demonstrieren ließ. Eine physiologische Erklä- 
rung dafür erhielt ich von J. P. v. Pawlow. Dieser beobeachtete nämlich bei Hunden Erscheinungen 
von Vagusreizung, wenn ihnen der Magen aus der Laparotomiewunde gezogen wurde. Der berühmte 


ze EHER 


Aussprache zu Vortrag 18 u, 14. | | 45 


Physiologe führt das’auf eine mechanische Reizung, d, N. vagus zurück, der ja nahe der Kardia im 
Magen inseriert und beim Vorziehen des Organes gezerrt wird. Ähnlich liegen die Verhältnisse ja auch 
bei der Gastroptose — die Aufhängebänder des Magens sind erschlafft, das Organ hängt nunmehr an 
der Kardia. Röntgenologisch kommt dieses dadurch zum Ausdruck, daß die an der hellen Luftblase 
kenntliche p. cardiaca lang und schmal ausgezogen erscheint. Nach der Reposition des Magens nimmt 


sie wieder ihre normale Form an. Prof. v. Pawlow, dem ich meine Beobachtungen mitteilte, er- 


blickte in ihnen eine klinische Bestätigung seiner experimentellen Erfahrungen. Somit können wir 
wohl annehmen, daß die Magensenkung durch mechanische Reizung des N. vagus an seiner Insertions- 
stelle zu Reizerscheinungen führen kann. 

In manchen Fällen blieb der Magen nach erfolgter Reposition längere oder kürzere Zeit oben 
liegen, trotzdem kein Druck mehr ausgeübt wurde und peinlich darauf geachtet wurde, daß die Pat. 
ihre Bauchmuskulatur nicht spannten. In einer Reihe weiterer in Gemeinschaft mit Dr. A.Gorsch- 
kow ausgeführten Untersuchungen, bei denen nach Einnahme der Riedermahlzeit in kurzen Inter- 
vallen wiederholt durchleuchtet und der Befund bei gleichem Zwerchfellstand und entspannten Bauch- 
decken nach dem Schirmbild durchgepaust wurde, zeigte es sich, daß, besonders bei Magenneurosen, das 
Röntgenbild des Magens sich in kurzer Zeit bedeutend änderte, ein anfangs hypertonischer Magen die 
Merkmale eines atonischen annahme, die Holzknechtsche Form in die Riedersche' überging 


u. dgl. Manchmal sahen wir auch, daß die Teile des Magens ihre Lage änderten, die durch Peritoneal-, 


ligamente fixiert sind. Dies ließ schon an die Möglichkeit aktiver Kontraktion dieser Ligamenta 
denken. Ein Nachlassen ihres Tonus hätte dann beim Zustandekommen der Gastroptose eine nicht zu 
unterschätzende Bedeutung. Damit handelte es sich also um die Frage, ob die Aufhängebänder des 
Magens glatte Muskulatur enthalten. Geheimrat Prof. Benda, an den ich mich mit dieser. Frage 
wandte, meinte, daß es sich wohl lohnen würde, dem nachzuforschen, stellte mir das reichhaltige Sek- 
tionsmaterial des Krankenhauses Moabit zu einschlägigen Untersuchungen zur Verfügung und begut- 
achtete meine Präparate, wofür ich ihm noch an dieser Stelle meinen tiefempfundenen Dank sage. In 
Betracht kamen hier vor allem das lig. hepatoduodenale und das lig. phrenicogastricum, das dem Zug 
an der Kardia entgegenwirki. Nach Eröffnen der Bauchdecken wurde der Magen nach abwärts ge- 
zogen und darauf geachtet, welche Ligamenta dabei gespannt wurden, von diesen wurden Längsstreifen 
von der Leber bis zum Duodenum, resp. vom Zwerchfell bis zum Magen ausgeschnitten. Vor dem Ein- 
gießen in Paraffin wurden die Streifen aufgerollt, auf diese Weise konnte das ganze Band in einem 


Präparat durchgesehen werden. Untersucht wurden im ganzen 15 Ligamenta verschiedener Leichen, 


und immer fanden sich längs gerichtete Bündel glatter Muskulatur, die wohl ausreichen konnten, die 
Lage des Magens zu beeinflussen. Wo Muskelzellen sind, gibt es auch Nerven. Welcher Art ist nun hier 
die Innervation — Sympathicus oder Vagus? Da Kontraktionen des Lig. phrenicogastricum einer Vagus- 
reizung entgegenwirkt, schien das erstere wahrscheinlicher. An der Klinik Prof. Steyrers, dem ich 
an dieser Stelle meinen wärmsten Dank sage, wurde diese Frage an drei Patienten mit Gastroptose in 
Gemeinschaft mit Dr. Hittmair und Dr. Jarisch nachgeprüft. Nach Adrenalininjektion (1 mg) 
sahen wir gleichzeitig mit der charakteristischen Veränderung des Blutbildes ein Breiterwerden der 
Kardiablase und ein Höhertreten der p. pylorica (Zug am lig. phrenicogastrie. und hepatoduodenale). 

Fassen wir die Ergebnisse der mitgeteilten Untersuchungen zusammen, so kommen wir zu fol- 
genden Schlüssen: 1. Die Magensenkung führt durch Zug am N. vagus zu einer Reizung des letzteren. 
Hierbei kommt es weniger auf den Grad der Senkung an als auf ein Anziehen der p. cardiaca und auf 


die individuell verschiedene Reizbarkeit des N. vagus. 2. Die Peritonealligamenta des Magens haben 


die Fähigkeit der aktiven Kontraktion und stehen unter Sympathikuseinfluß. 3. Beim Zustandekom- 
men der Gastroptose spielt das funktionelle Mament eine nicht zu unterschätzende Rolle. se 


Aussprache zu Vortrag 13 u. 14. 

Steyrer (Innsbruck). 

Haudek (Wien): Die Gastroptose hat in TE Zeit, die sich die Honisndlogen mit den Magen zu 
beschäftigen begannen, ihr Interesse sofort in hohem Maße gefesselt und damals sind auch über die 
Entstehungsweise der Ptose und über ihre Erkennung im Röntgenbilde mehrfache Theorien entwickelt 
worden. Mit dem Ausbau der Karzinom- und Ulkusdiagnostik ist das Interesse an diesen Fragen in den 
Hintergrund getreten und gerade deshalb ist es ein Verdienst Kollegen von Dehns, daß- er neuerlich 
unsere Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand lenkt. 

Ich für meine Person bin deshalb von der: Stellung der Diagnose - — Ptose — ‚im: "ganzen und 
großen abgekommen, einmal weil ich sie für schwierig halte und die Frage, wann ein tief herabreichen- 
der Magen als cin pathologischer zu betrachten ist und die Senkung des Magens mit den vorliegenden 
Beschwerden zusammenhängt, mir durchaus nicht leicht beantwortbar erscheint, andererseits weil ich 


M 


i 


46 Wissenschaftliche Sitzungen. 


die Gefahr vermeiden will, durch einen Röntgenbefund, in dem der Ausdruck Gastroptose vorkommt, 
mit der anscheinenden Stellung einer Röntgendiagnose den zuweisenden Arzt von der Fahndung nach 
der wirklichen Quelle der Beschwerden abzuhalten. Ich verhehle daher nicht, daß ich mich gerade die- 
sem Thema gegenüber besonders kritisch verhalte und es daher auch nicht unterlassen möchte, Ein- 


. wände gegen die eben gehörten Ausführungen vorzubringen. 


Zunächst ist mir ein Punkt an denselben unklar. Es ist dies die Koinzidenz von Ptose mit einem 
Spasmus der Magenmitte. Als einen solchen sollten wir doch nur die für das Ulkus der kleinen Kur- 
vatur charakteristische Einkerbung der großen Kurvatur anerkennen, die mindestens bei ein und der- 
selben Untersuchung konstant zu beobachten sein muß und gerade dann deutlicher wird, wenn der 
Magen, sei es infolge Einziehens der Bauchdecken oder Emporgedrängtwerdens höher steigt. Bei dem 
Sanduhrspasmus, den von Dehn bei der Gastroptose sieht, verhält es sich gerade umgekehrt; er 
gleicht sich aus, wenn der Mageninhalt nach oben gedrängt wird. Da kann es sich doch wohl nur um 
die flachbogige Sattlung eines hypo- oder atonischen Magens handeln, nicht nur wegen des morphologi- 
schen Befundes, sondern auch wegen der engen Vergesellschaftung von Ptose und Tonusverminderung. 

Der Gedanke von Dehns, durch Anregung des Vagustonus der Ptose an den Leib gehen zu 
wollen, hat gewiß manches für sich, denn zu den von Klee als sympathikotonisch bezeichneten Mägen 
gehört ja neben dem Fehlen der Peristaltik ein gewisser Grad von Elongation, während der vagoto- 


‚nische Magen mehr dem Bilde des hypertonischen und hyperperistaltischen gleicht. Es ist also durch- 
. aus glaubhaft, daß die Herabsetzung des Vagustonus mit dem: Zustandekommen der Gastroptose in 
gewissen Beziehungen steht, woraus sich Konsequenzen für die Therapie ableiten lassen. 


Daß zu dieser Therapie die Einwirkung auf das Ligamentum hepatoduodenale beitragen kann, 
möchte ich allerdings bezweifeln, wenn es auch richtig ist, daß muskuläre Elemente in diesen und 
anderen Ligamenten vorkommen. Speziell für das Ligamentum hepato-duodenale hat ja auch Aker- 
lund das Einstrahlen von Muskelfasern aus der Längsmuskulatur des Duodenums betont. 


er 


Frik (Berlin): Wir beobachten hinsichtlich der motorischen Reizerscheinungen am ptotischen 
Magen das Gegenteil von dem, was v. Dehn mitgeteilt hat. Haben Patientinnen mit klinischen Zei- 
chen eines Ulcus ventriculi eine ausgesprochene Ptose des Magens, so sieht man — namentlich wenn 
gleichzeitig ein gewisser Grad von Atonie besteht — bei gewöhnlicher Durchleuchtung häufig zu- 
nächst gar nichts von motorischen Reizerscheinungen. In dem Augenblick aber, in dem man den 
Magen durch palpatorisches Hochheben des unteren Magenpols entlastet, erscheint ein Spasmus an 
der großen Kurvatur, der so lange bestehen bleibt, als man den unteren Magenpol hochhebt und wieder 
verschwindet, wenn man die Hand wegnimmt. Genau dasselbe kann man erreichen, wenn man die 
Patientin in horizontale Lage bringt und dadurch den Magen entlastet. Wir benutzen dieses Erschei- 
nen eines Dauerspasmus an der großen Kurvatur bei Entlastung des Magens durch Palpation oder 
Horizontallage geradezu als diagnostisches Hilfsmittel zur röntgenologischen Erkennung eines Magen- 
geschwürs, das keine direkten Symptome macht. Verschwinden motorischer Reizerscheinungen durch 
Palpation, wie es v. Dehn berichtet hat, haben wir nie beobachtet. | 


O. v. Dehn (Schlußwort): Das Bild des ptotisch-atonischen Magens ist allgemein bekannt, doch 
kam es bei den Fällen, die meinen Ausführungen zugrunde liegen, nicht in Betracht. Es handelte sich 
um lang ausgezogene Mägen mit deutlichen Anzeichen motorischer Reizung, Sanduhrformen, die nach 
Atropineinwirkung zurückgingen und erhöhter Peristaltik. Was die von Herrn Haudek geäußerten 
Ansichten über Erfahrung und Selbstkritik betrifft, erlaube ich mir zu bemerken, daß ich selbst auf 
eine 16jährige Erfahrung zurückblicke. Die Selbstkritik halte ich auch für eine schöne Sache, doch 
glaube ich nicht, daß sie sich in jemandes ausschließlicher Pacht befindet. 


15. Levy-Dorn (Berlin): Zu den paradoxen Magen- und Darmfunktionen. 
(Erscheint ausführlich in den „Fortschritten“.) 


Aussprache zu Vortrag 15. 


Weinstein (Berlin) zeigt das Bild einer Kardiastenose mit Ösophaguserweiterung, ver- 
ursacht durch ein großes Perikardialexsudat (Sektionsfall). 
Ausführliche Veröffentlichung mit Bild erfolgt an anderer Stelle. 


Teschendorf (Königsberg). 


Rieder: Die anatomische und röntgenologische Unterscheidung von Jejunum und Ileum. 47 


16. H. Rieder (München): Die anatomische und röntgenologische Unterscheidung von 
Jejunum und Ileum. 


Schon 1817 hat der Anatom Meckel entdeckt, daß die primitive Darmschlinge in einer be- 
stimmten Entwicklungsperiode aus der Peritonealhöhle in den Nabelstrang übertritt und sich in der 
Nabelschnur weiter entwickelt. _ 

In späteren Zeiten haben die Studien von Mall, Toldtu. a. und in jüngster Zeit besonders die 
von Walter Vogt (Würzburg) über die Darmdrehung bei menschlichen Embryonen auf die Ent- 
wicklung und die Wachstumsbewegungen des Dünndarmes, bzw. seiner beiden großen Abteilun- 
gen, ein helles Licht geworfen. 

Die relative Selbständigkeit der beiden Dünndarm-Gruppen, d. h. der in der Bauchhöhle befind- 
lichen Jejunum-Gruppe und der in der Nabelschnur gelegenen Ileum-Gruppe, ist oft 
noch lange nach dem Zurücktreten der letztgenannten Gruppe in die Bauchhöhle erkennbar. An den 
Embryonen-Präparaten von Vogt sind die beiden Gruppen gut zu unterscheiden. Wann und 
wie aber der Übertritt der Ileumschlingen in die Bauchhöhle erfolgt, ist noch nicht vollkommen klar- 
gestellt. Auch beim Neugeborenen finden sich noch zwei deutlich voneinander abgegrenzte 
Schlingengruppen, die durch eine quer durch die Leibesmitte dicht unterhalb des Transversums ver- 
laufende Schlinge, die frühere Nabelringschlinge, miteinander verbunden sind. 

Wir werden später sehen, daß diese beiden großen Gruppen des Dünndarmes nicht selten auch 
bei älteren Kindern und sogar bei Erwachsenen röntgenologisch voneinander zu 
unterscheiden sind. 

Zunächst seien indessen die anatomischen Merkmale des Jejunums und Ileums kurz er- 
örtert, um die später zu erwähnenden Röntgenbefunde mit ihnen vergleichen zu können. 

Der Dünndarm im engeren Sinne besitzt im Gegensatze zum Duodenum ein ca. 35 cm langes, 
frei bewegliches Mesenterium. Entsprechend der schräg von linksoben nach rechts 
unten verlaufenden Radix mesenterii, durch welche der ganze Dünndarm an der Rückwand 
der Bauchhöhle befestigt ist, findet sich gewöhnlich auch eine Anordnung der Dünndarmschlingen in 
derebengenannten Richtung. 

Diese Anheftung der Dünndarmschlingen am Gekröse und an der hinteren Bauchwand machen 
es erklärlich, daß mechanische Einwirkungen, so besonders das Zurückschieben der zahlreichen 
‚Schlingen unter die Bauchdecke nach einer Operation, im allgemeinen gut ertragen werden. Die sehr 
gut verschieblichen Schlingen nehmen, wenn sie in Unordnung geraten sind, ihre ursprüngliche Lage 
wieder ein, indem sie infolge ihrer Befestigung an dem langen, spiralig und ziekzackförmig ver- 
laufenden Mesenterium durch dieses nach ihrem angestammten Platze zurückgeleitet werden. 

Die Dünndarmschlingen lagern eben nicht regellos, wie es oft den Anschein hat, sondern wie 
Corning u. a. gezeigt haben, in einer ganz bestimmten Reihenfolge im Bauchraume. 

Über diese „typische“ Anordnung der Dünndarmschlingen ist schon viel gesprochen und ge- 
schrieben worden. Jedenfalls erstrecken sich ihre beiden großen Abteilungen auf bestimmte Ge- 
biete des Bauchraumes. Und zwar findet man die Jejunumschlingen entsprechend dem Verlaufe des 
Mesenteriums links oben, und zwar zumeist horizontal in übereinander liegenden Reihen angeord- 
net. Die Ileumschlingen hingegen befinden sich mehr ‚rechts und unten; sie verlaufen vorwiegend ver- 
tikal. Beim Erwachsenen liegen einzelne Ileumschlingen auch im Raume des kleinen Beckens. Es gibt 
aber viele individuelle Mannigfaltigkeiten, die vom wechselvollen Verlauf und der verschiedenartigen 
Ausbreitung des Mesenteriums abhängen sowie von Verschiebungen und Verlagerungen des beweg- 
lichen Dünndarmes nach Maßgabe seines jeweiligen Füllungszustandes. Mall ging also doch wohl zu 
weit, wenn er sagte, daß die Lage der Dünndarmschlingen ebenso gesetzmäßig sei wie die der Gehirn- 
windungen. 

Die Jejunum- und Ileumschlingen unterscheiden sich aber nicht bloß intopographischer, 
sondern auch in morphologischer und physiologischer Hinsicht voneinander. Auf die 
physiologischen Unterschiede soll hier nur kurz hingewiesen und bloß auf diemorphologischen 
Merkmale näher eingegangen werden. Zwar sind die beiden großen Abschnitte des Dünndarmes, so- 
lange derselbe nicht eröffnet ist, morphologisch schwer voneinander zu trennen, da sie ohne scharfe 
Grenze ineinander übergehen. Aber doch unterscheidet sich das Ileum schon äußerlich durch dünnere 
Wandung und engeres Kaliber sowie durch stärkere Füllung und dicklicheren Inhalt von-dem meist 
wenig gefüllten und weiteren Jejunum. | 

Auch bezüglich des feineren Baues beider Dünndarm-Abteilungen besteht ein nicht unwesent- 
licher Unterschied, und zwar besonders hinsichtlich ihrer schon makroskopisch sichtbaren verschieden 


48 2 . Wissenschaftliche Sitzungen. 


geformten Falten und ihrer nur mikroskopisch erkennbaren Zotten — also Gebilden, die beide im 
Jejunum wesentlich stärker entwickelt und zahlreicher sind als im Ileum. 

Es sollen hier aber lediglich die im Gegensatze zu den Zotten schon mit bloßem Auge gut erkenn- 
baren und auch im Röntgenogramm ersichtlichen Plicae conniventes Kerkringi 
besprochen werden. 

Diese distalwärts. gerichteten, jedem Röntgenologen bekannten queren Falten verdanken ihre 
Bezeichnung dem Hamburger Arzte Kerkring (dem Entdecker der Venenklappen), welcher im Jahre 
1760 die von dem italienischen Anatomen Fallopia schon hundert Jahre früher entdeckten Falten 

erstmals genap beschrieben hat. 
| Die erwähnten Falten sind permanente Falten der Mucosa und der inneren Schichte der 
Submucosa. Ihre Länge und Richtung ist sehr wechselnd, ebenso ihre Höhe, welche mehrere (bis zu 6) 
Millimeter beträgt. Oft sind zwei transversale Falten durch eine schräg ansteigende, dünne Falte mit- 
einander verbunden. Nach Kazzander beträgt ihre Gesamtzahl ungefähr 650. Ihre freie Oberfläche 
ist mit Zotten bedeckt. 

Die unregelmäßig ring- oder sichelförmig oder spiralig angeordneten oder zugespitzten und frei 
endigenden Querfalten beginnen schon an der Flexura duodeni superior und reichen bis zum unteren 
Ende des Dünndarmes, werden jedoch nach dem Ileum zu immer seltener und niedriger, so daß sie in 
dessen unterem Abschnitte nur mehr spärlich zu finden sind. 

Die in der Mucosa liegenden Falten werden wie die Darmzotten nur von der Miscuieiie mucosae 
versorgt, während die eigentliche Muskelhaut, die Muscularis, welche die peristaltischen Bewegungen 
ausführt, nicht mit ihnen in Verbindung steht. Hingegen liegen die Solitärfollikel und die Peyer- 
schen Haufen in der Submucosa. 

Schon Henle, der am Dünndarm eine obere faltige Partie (Jejunum) und eine untere 
glatte Partie (Ileum) unterschied, hat die Falten der Schleimhaut als Hilfsapparate für die Mischung 
des Dünndarminhaltes und die Zotten als Apparate, die der Resorption dienen, bezeichnet. Der untere 
Dünndarm ist deshalb auch entsprechend den dort stattfindenden geringgradigen Mischbewegungen 
und den verhältnismäßig geringen resorptiven Vorgängen fast faltenlos und arm an Zotten. 

Die Kerkringschen Falten wurden in den letzten Jahrzehnten seitens der Anatomen 
entschieden vernachlässigt und sind erst von den Röntgenologen zu neuem Leben erweckt wor- 
den. In der Tat verdienen sie sowohl wegen ihrer bestimmte Dünndarm-Abschnitte charakterisieren- 
.den Form und Lagerung als auch wegen der wichtigen Rolle, die sie als Mischapparate bei der Ver- 
dauungstätigkeit spielen, volle Berücksichtigung in der praktischen Medizin. 

Hoilzknecht hat schon vor vielen Jahren (Centralblatt für Physiologie) betont, daß die 
Hauptaufgabe dieser Schleimhautfalten die innige Mischung des Darminhaltes mit den ausgeschiede- 
nen Drüsensekreten ist, zu der sie vermöge ihres sinnreichen Baues, ihrer zweckmäßigen Anordnung 
und ihrer innigen Beziehung zu der resorbierenden Schleimhaut besonders ‚geeignet seien. Deshalb 
finden sich diese Falten auch sehr zahlreich im Jejunum, dem in regster Verdauungstätigkeit be- 
findlichen Dünndarmabschnitte, in welchem die Sekrete der Leber und des Pankreas mit dem Darm- 
inhalte und den Darmsekreten gemischt werden, während die Weiterbeförderung dieser Mischpro- 
dukte periodisch und sozusagen stoßweise erfolgt. Hingegen sind diese Falten nur spärlich im Ileum 
vorhanden, das unter langsamer peristaltischer Tätigkeit die ihm zustehenden Verdauungsprozesse be- 
sorgt und seinen Inhalt für die bevorstehende Dickdarmverdauung vorbereitet. Auch wirken die Fal- 
ten nach Forssell einer allzu raschen Weiterbeförderung des Darminhaltes entgegen. Außerdem 
erzielen sie eine Vergrößerung der sezernierenden und absorbierenden Schleimhautfläche, und zwar 
mindestens um das dreifache. Wenn die Kerkringschen Falten und die Zotten im menschlichen 
Dünndarme nicht vorhanden wären, müßte derselbe und damit auch unser ganzes’ Abdomen, außer- 
ordentlich umfangreich sein. 

Nicht zu übersehen ist, daß die besprochenen Falten dem Menschen einen gewissen Ersatz für 
die bei ihm nur wenig ausgesprochenen Pendelbewegungen bieten, während diese Bewegungen bei allen 
Tiergattungen, einschließlich der Säugetierklasse, denen sämtlich diese Falten fehlen, schr rege sind. 

= Die Kerkringschen Falten springen, wenn sie mit Kontrastpartikelchen beladen sind, auf 
Röntgenbildern durch ihre höchst auffällige Zeichnung (bzw. ihre charakteristische Fiederung) 
sofort in die Augen. 

Im Hinblick auf die bis auf Henke zurückreichenden Bemühungen der Anatomen, einen be- 
stimmten Typus für den Verlauf der verschiedenen Dünndarmwindungen zu finden, habe ich ver- 
sucht, dieser Frage auch auf röntgenologischem Wege näherzutreten. 

Derartigen Versuchen steht nur leider der Umstand entgegen, daß eine ununterbrochene Füllung 
größerer Dünndarmabschnitte normalerweise, wenigstens bei Erwachsenen, nur relativ selten zu be- 
obachten ist. Namentlich gilt dies für das Jejunum-Gebiet, wo meist nur in pathologischen 
Fällen (Tuberkulose, Stenose, Gastroönterostomie, Achylie, Pylorus-Insuffizienz, Ulcus duodeni) nach 


u EEE Se 


Fe e aa dl Ans; I e a K ET, 
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Rieder: Die anatomische und röntgenologische Unterscheidung von Jejunum und Ileum. 49 


schubweiser Entleerung des Mageninhaltes, mitunter allerdings auch bei ganz normalen Personen, be- 
' sonders bei Kindern, die Jejunumschlingen im Zusammenhange gefüllt und dann gewöhnlich in 
horizontalen Reihen angeordnet sind. 

Ich habe lange und oft zur Erzielung einer stärkeren und ununterbrochenen Füllung, ähnlich 
wie beim Diekdarm, nach einer besseren Darstellungsmethode des Dünndarmes für das Studium seiner 
` Topographie und seiner Bewegungsvorgänge gesucht — so z.B. durch verschiedene Lagerung der zu 
untersuchenden Personen, Füllung des Dünndarmes vermittelst der Duodenalsonde, Verweudung ver- 
schiedener Kontrastmittel, Zusatz von frischer Bierhefe, Backpulver usw. zur Kontrastmahlzeit, ohne 
indessen vollkommen befriedigende Untersuchungsergebnisse zu erzielen. Zur Darstellung lediglich 
der obersten Dünndarmschlingen hat sich eine Wismut- oder Barium-Aufschwemmung 
oder eine Eubaryt-Mischung gut bewährt, weil diese flüssigen Mischungen den Pylorus glatt passieren 
und somit einestärkere Füllung der obersten Jejunumschlingen bewirken, während andererseits 
durch die Zufuhr eines konsistenteren Kontrastbreies infolge der Erregung des Pylorusschluß-Reflexes 
eine periodische Füllung des gesamten Dünndarmes erzielt wird. 

Wie ich der Betrachtung diesbezüglicher Röntgenogramme vorausschicken möchte, beruht die 
röntgenologische Unterscheidung der Jejunum- und lIleum-Schlingen in 
der Hauptsache auf der verschiedenen Lokalisation der beiden Dünndarmgruppen und 
auf der verschiedenartigen Form der gefüllten Schlingen bzw. ihres Inhaltes, welche be- 
dingt ist beim Jejunum durch ihren großen GehaltanKerkringschen Falten, beim Ileum 
durch ihrezusammenhängende Füllung und bandartige Form ihrer Schlingen, unter Um- 
ständen auch noch durch ihre typische Segmentation. 

Sind die beiden Gruppen nicht deutlich voneinander geschieden, so entsprechen stets auf Rönt- 
genbildern von Erwachsenen die oberen Dünndarmschlingen dem Jejunum, die unteren dem Deum. 
Gewöhnlich sieht man aber, namentlich bei Kindern, daß der gesanıte Dünndarm in der gleichen 
Art wie sein Mesenterium einen spiralförmigen Verlauf von links oben nach rechts unten nimmt. 

In der ersten Zeit der Dünndarmverdäauung sieht man bekanntlich wurmförmige, geschlän- 
gelte und gebogene Gebilde, die in lebhafter, periodisch auftretender und auf größere Jejunumpartien 
sich erstreckender Bewegung sich befinden. Bald treten dann gefiederte, flockige Bildungen oder 
zylindrische und fleckförmige Figuren mit schmalen Fortsätzen und geriffelten Grenzlinien auf. 

Die Röntgenbilder aus dem Gebiete des Jejunums stellen gewissermaßen Schleimhautbilder 
mit charakteristischer, feingliedriger Zeichnung der mit dem verabreichten Kontrastmittel belegten 
Kerkringschen Falten dar. Weil die Schlingen über- und nebeneinander geschichtet sind, lassen 
sich häufig nur die oberen Jejunumschlingen röntgenographisch deutlich darstellen; und auch diese 
sind oft nur stellenweise und unregelmäßig gefüllt. Bei jugendlichen. Personen und Kindern findet 
man allerdings — wenigstens in bestimmten Verdauungsperioden — die Jejunumschlingen vorwiegend 
in horizontalen, parallel gestellten Reihen angeordnet, also in der Weise, wie sie Cor ning als typisch : 
bezeichnet hat. 

In späteren Verdauungsperioden des Jejunums finden sich im Gebiete desselben klein- und groß- 
fleckige, mit Ausläufern und Fortsätzen versehene, oft gefiederte und vogelfederartige oder raupen- 
ähnliche Schattengebilde oder — bei feinster Verteilung des Darminhaltes auf der Schleimhaut — eine 
schneeflockenartige oder tüpfelartige Verteilung der Kontrastpartikel. 

Die Kerkringschen Falten des Jejunums werden von den Röntgenstrahlen bei sagittaler 
Durchleuchtung gewöhnlich tangential, d. h. von der Kante getroffen und erscheinen somit meistens 
sehr schmal. 

Um sie lächenhaft zu treffen, müßten die Aufnahmen bei frontaler Strahlenrichtung gemacht 
werden. Der Wahl dieser Aufnahmerichtung steht aber der Umstand entgegen, daß die Expositions- 
. zeit in diesem Falle zu stark verlängert werden müßte, so daß scharfe Aufnahmen nicht zu erzielen 
wären. Außerdem würden die Darmbeine und Darmschlingen in gtörender Weise übereinander proji- 
ziert werden. 

Weil die Jejunumschlingen gleich anderen Darmschlingen eine wechselvolle Tätigkeit entfalten, 
so finden sich während der Verdauung Perioden größerer und geringerer Tätigkeit, die auf Serien- 
aufnahmen gerade im Gebiete des Jejunums gut zum Ausdrucke kommen und gut zu verfolgen sind. 

Die Ileum-Verdauung dauert viel länger, ja gewöhnlich doppelt so lange (ca. 6 Stunden) 
wie die Jejunum-Verdauung, trotzdem das Ileum schon 1% Stunde nach der Nahrungszufuhr wenig- 
stens teilweise gefüllt ist. 

Im Ileum sind die Kerkringschen Falten spärlicher und niedriger und geben deshalb den 
Darmsehlingen auf Röntgenbildern kein charakteristisches Gepräge; es fehlt hier die Fiederung der 
Schlingen fast ganz. Die Schlingen sind häufig im Zusammenhange oder doch nur mit geringen 
Unterbrechungen gefüllt, bandartig, manchmal aber zu größeren Knäueln und Ballen zusammenge- 
drängt und dann nur durch Palpation voneinander zu trennen. Diese Befunde entsprechen der lang- 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. - 7 


50 . Zu i -  Wissenschaftlioke Sitzungen. 


. samen Füllung und Fortbewegung des Darminhaltes und der stärkeren Ansammlung des letzteren 
vorwiegend im unteren Ileum und ganz besonders im kleinen Becken sowie in der Tleocoecalgegend. 
Namentlich ergibt sich ein derartiger Befund, wenn: die Schlingen bei Ptose tief im kleinen Becken 
liegen. Trotzdem können unter Umständen die Krümmungen einzelner im Zusammenhange gefüliter 


Schlingen noch gut ersichtlich sein. Mitunter hat man aber den Eindruck, als ob verschieden .lange,, 


zylindrisch geformte Darmstücke neben- und untereinander lägen. Der Inhalt der Deumschlingen ist 
mehr kompaktunddichter wie im Jejunum. Gegen die Deocoecalklappe zu nehmen die Schlin- 


gen an Länge zu; an den untersten Deumschlingen findet. man außerdem oft Einschnürungen (typische l 


Segmentationen) ähnlich den Kolonhaustren. 


Wie die Röntgenaufnahmen namentlich von Erwachsenen zeigen, ist es meist asht möglich, für . 


das lleum eine so gesetzmäßige Lage festzustellen wie für das Jejunum, weil das lange Mesenterium 
des ersteren, namentlich im Gebiete des kleinen Beckens, eine größere Verschiebung der: einzelnen 
. Schlingen im Bauchraume bedingt. 

Das unterste Ileum ist gewöhnlich der Roniesnnatershekine Bessnaen gut zugänglich, weil 


:es bei der Verdauung lange, ja stundenlang gefüllt ist und seinen Inhalt der ne pur lang- 


sam und absatzweise zuführt. 


Es ist bekannt, daß bei gefüllter Harnblase sowie bei Tumoren im- Meinen Becken und bei Gravi- 
-dität sich die Ileumschlingen um den Scheitel der Harnblase bzw. des Tumors herumlegen. Aber auch ` 


bei einfacher Bauchlage ist bei gesunden jugendliehen. Personen und’ namentlich bei Kindern eine 
diesbezügliche Schattenaussparung, infolge von Verdrängung der unteren Ileumschlingen nach oben, 
ersichtlich. 

Die folgenden Bildergruppen kindlicher Dünndärme sollen die aus der Fnbeyonalieit übernom- 
menen topographisch-morphologischen Charaktere der Jejunum- und Ileumschlingen veranschaulichen. 


(Nur wenige der während des Vortrages projizierten Bilder können hier wiedergegeben werden.) 


Fig. 1. Fig. 2. 


Fig. 1. Anna N.,9 Jahre, Eibaryt i im Stehen. 10 Min. p. ©.: 2 
Magen und Duodenum sowie ein großer Teil der Jejunumschlingen, welche sich unter- 
halb des Magens und in der linken Fossa iliaca befinden, im Zusammenhange gefüllt, gekennzeichnet 
durch ihre typische Faltenbildung. Noch keine Ileumschlingen gefüllt.. 


Fig. 2. Marie N., 13 Jahre, Griesbrei ‚mit Barium, im Stehen, % Std. p. ©.: 


Die durch ihre feinen Schleimhautfältchen ausgezeichneten Jejunumschlingen, von 


denen die meisten links oben in horizontalen Reihen übereinander (etagenför mig) angeordnet sind 
-und nur zwei (medianwärts) vertikal verlaufen, und die rechts unten ‚befindlichen, ziemlich gleichmäßig 
gefüllten Ileumschlingen sind sehr deutlich voneinander zu unterscheiden. = 


Fig. 3. Adalbert N., 15 Jahre, Griesbrei mit Barium, im Stehen. % Sid. p. c.: 
| Der größtenteils entleerte Magen zeigt starke Zähnelung an der großen Kuryatur. Das links oben 
‚befindliche Jeju.num stark und gleichmäßig gefüllt, die Schlingen. meist etagenförmig angeordnet, 
| nur zwei medianwärts befindliche vertikal verlaufend. Die Kerkrin.gschen Falten sehr deutlich 


1 BERN: 


a ~ ae a 
Rieder: Die anatomische und röntgenolngische Dnterseheidung von neun: and Heum. 51 


ausgesprochen und z. T. sehr stark.mit dem Kontrastmittel belegt. Rechts unten die diffus s ge- 
Auen proximalen Ileumschlingen. : 


Fig. 4. Derselbe Junge wie in Fig. 3.. 3 Std. p. c.: 
Jejunum frei von Kontrastpartikeln. Die diffus gefüllten Ileums c hlin gen z. T. in 
peristaltischer Bewegung, die übrigen breit und bandartig, vertikal und horizontal verlaufend. ` 


Fig. 8. - Pig: 4. 


Bei Betrachtung der einzelnen Röntgenbilder arsit. man, daß Leer- i Keuinmdaen erheb- 
liche Unterschiede in morphologischer und physiologischer Hinsicht zeigen. Die Verdauungstätigkeit _ 
der beiden großen Dünndarmgruppen ist zweifellos ganz verschieden und dieser verschiedenartigen 
Funktion entspricht auch ihr verschiedener anatomischer Bau. nie, 
| Trotzdem stehen sie in reger und harmonischer Verbindung, wie an röntgenologischen ee 
aufnahmen in deutlichster Weise zu erkennen ist. | 

Liegt der Dünndarm in pathologischen Fällen außerhalb der Bauchhöhle, 
wie z.B. bei Zwerchfellhernien oder bei Skrotalhernien,so sind Form und Bewegungen 
seiner Schlingen ganz besonders deutlich zu erkennen, weil dieselben hier isoliert gelagert sind und 
deshalb der Beobachtung leichter zugänglich sind als in der Norm. Auch sind hier die Schlingen der 
beiden Dünndarmgruppen sehr gut voneinander zu unterscheiden, wie an Mesbezügliohen m. 
grammen zu ersehen ist. 

BeiderZwerchfellhernie besteht allerdings ein großer Unterschied in bezug auf die mor- 
: phologische Erkenntnis, je nachdem viele oder wenige Darmschlingen und nur Dünndarm oder Dünn- 
und Dickdarm im Bruche vorhanden sind. In einem. mir von Herrn Dr. Winter freundlichst zuge- 
-wiesenen Falle von angeborener Zwerchfellhernie mit verlangsamter Magen- und Darmmotili- - 
tät sind einige Stunden nach der Nahrungszufuhr im. unteren Gebiete des linken Lungenfeldes zahl- 
reiche kontrasthaltige, gefiederte Dünndarmschlingen (J ejunum) und im oberen Gebiete kontrast£freie 
Dickdarmabschnitte zu sehen. à 

In einem Falle von Skrotalhernie bestand ein Doppelbruci d. h. ein Dünndarm- 
und Diekdarmbruch, der noch durch Verlagerung des Magens (Gastrozele) kompliziert war. Das 
gut fixierte Duodenum lag nebst den ersten Jejunumschlingen im Bauchraume. Die meisten Schlin- 
gen des Jejunums befanden sich aber in der Skrotalhernie (wo sie 15—830’ p. ce. in lebhafter Be- 
wegung angetroffen wurden), die Ileumschlingen sämtlich innerhalb der Hernie. Vom Jejunum 
sah man nach Darreichung einer Doppelmahlzeit eine Schlinge durch die Bruchpforte in die Hernie 
sich erstrecken. In letzterer waren die in ihrem oberen Teil befindlichen gezackten Jejunumschlingen 
in morphologischer Beziehung deutlich zu unterscheiden von den im unteren zen des 
'Skrotums gelegenen glattrandigen Ileumschlingen. 

Jejunum- und Ileumschlingen sind hier wegen ihrer übersichtlichen E viel. hessen zu 
unterscheiden als unter normalen Verhältnissen, d. h. wenn. sie innerhalb des Abdomens liegen. 
. Auch ihre peristaltischen Bewegungen waren ausgezeichnet zu kontrollieren. Wie innerhalb der Bauch- 
‘'höhle, so sind ‘auch außerhalb derselben .die Jejunumschlingen durch ihre oft pallisadenartig 
angeordneten Kerkringschen Falten, die Ileumschlingen durch ihre kompakte zusam- 
menhängende Füllung und eventuell auch durch ihre Segmentation gekennzeichnet. 


t 


‚ A 
522 Wissenschaftliche Sitzungen. . 


Die röntgenologische Unterscheidung von Jejunum und Ileum kann unter Umständen 
auch praktische Bedeutung haben, d.h. bei operativen Eingriffen. So kann der Chirurg eine 
Darmschlinge nicht immer ohne weiteres als Jejunum- oder Ileumschlinge oder als Dickdarmschlinge 
erkennen. Und zwar nicht bloß deshalb, weil die Topographie des Darmes oft schwer zu beherrschen 
ist, insofern doch mitunter. größere individuelle Verschiedenheiten hinsichtlich der Lage der einzelnen 
Schlingen bestehen, sondern auch weil die einzelnen Darmschlingen bei makroskopischer Betrachtung 
öfters kein charakteristisches Aussehen darbieten. Wenn auch das Mesenterium gewöhnlich einen 
guten Anhaltspunkt für die Orientierung abgibt, so wäre doch unter Umständen eine röntgeno- 
graphische Darstellung einzelner Dünndarmschlingen (oder eventuell auch Dickdarmschlingen) 
am Platze. Aber es ist zu überlegen, ob eine derartige Untersuchung leicht und unter aseptischen Be- 
dingungen ausführbar ist und ob dieselbe überhaupt Aussicht auf Erfolg hat, d. h. ob die Gewebszeich- 
nung ‘auf derartigen Röntgenbildern gut und beweisend ausfällt. 

Wenn die in Betracht kommende freiliegende Darmschlinge sorgfältig und unter entsprechen- 
den aseptischen Vorsichtsmaßregeln auf eine bereitgestellte, kleine photographische Platte gelagert 
und röntgenographiert wird, kann sie wohl fast immer leicht und schnell als Jejunum- oder Ileum- 
schlinge oder als Dickdarmschlinge erkannt werden. Für eine derartige Untersuchung eignet sich be- 
sonders eine Aufnahme-Kassette, die nach Art des von der Kriegszeit her bekannten Aman- 
schen sterilisierbaren Leuchtschirmchens gebaut ist. Eine solche mit schmalen 
flachen Rändern versehene, kleine Kassette besitzt rückseitig eine Metallplatte (z. B. aus Mes- 
sing, vernickelt oder Aluminium) und vorderseitig ein aufklappbares Glastürchen aus dünnstem, 
ca. 1 mm dickem Spiegelglas. Eine solche sterilisierte Kassette, in welche die in schwarzes Papier ein- 
geschlagene photographische Platte ?/ı eingelegt wird, kann leicht einer freiliegenden Darmschlinge 
untergeschoben werden, worauf bei entsprechender Aufstellung der Röntgenröhre eine kurzzeitige 
Aufnahme vorgenommen wird. 

Die Brauchbarkeit der beschriebenen Untersuehungsmethode ist daraus zu ersehen, daß wenn 
mau eine Jejunum- und eine Ileumschlinge an der Leiche proximal- und distalwärts abbindet, wie 
dies im hiesigen pathologischen Institute seitens des Herrn Dr. Fahrig geschehen ist, und röntgeno- 
graphiert, sich die für jeden der beiden Dünndarmabschnitte charakteristischen permanenten 
Faltenbildungen deutlich darstellen lassen. Andere Bestandteile der Schleimhaut, wie Zotten 
und Solitärfollikel sowie die verschiedenen drüsigen Gebilde, sind auf solchen Röntgenbildern indessen 
nicht sichtbar. Wohl aber ist die Weite jedes Darmrohres, seine Ww andstärke und sein Inhalt 
röntgenographisch festzustellen. 

Voraussetzung für das Gelingen der ebengenannten Untersuchung ist allerdings die Verwen- 
dung weicher Röhren. 

Nachdem einzelne herausgeschnittene Stücke des Jejunums und Ileums von Leichen Erwachse- 
ner sehr deutliche morphologische Unterschiede namentlich in bezug auf Faltenbildung haben erken- 
nen lassen, ist anzunehmen, daß beim lebenden laparotomierten Menschen wahrscheinlich ebenso gute 
oder noch bessere Aufnahmen zu erzielen sind. 


17. Dessecker (Frankfurt a. M.): Epiphrenales Ösophagusdivertikel mit Demonstration. 
(Erscheint ausführlich voraussichtlich im Arch. f. klin. Chir.) 


18. Köhler (Wiesbaden): Ein Fall von Arterienverkalkung im ersten Lebensjahre. 


Leider kann ich Ihnen nur das Fragment eines Falles bringen, aus verschiedenen Gründen, 
‚die ich später anführen werde. Aber auch so dürfte der Fall wichtig genug sein, gezeigt zu werden. 
Er rührt bereits aus dem Jahre 1900 her. Vergeblich habe ich seitdem mit der ausführlichen Ver- 
öffentlichung warten wollen, bis mir ein zweiter ähnlicher Fall begegnete. Da nun aber 1921 von 
anderer Seite eine Arbeit über Arterienverkalkung in der Röntgenliteratur erschien, war es Zeit. mit 
der ausführlicheren Bekanntgabe meines Falles hervorzutreten. Für alle Fälle aber hatte ich ihn 1910 
in meinem Buche „Grenzen des Normalen und Anfänge des Pathologischen im Röntgenbilde“ in einem 
-ganz kurzen Abschnitt festgehalten. Daselbst (S. 20) und in den zwei nächsten Auflagen des Buches 
(1915 und 1920) heißt es darüber: .‚(Verfasser muß hier erwähnen, daß er mehrere gute Negative eines 
Falles von Myxoedem besitzt, auf welchen, obwohl es sich um ein Kind in den ersten Lebensjahren han- 
delt, deutlich die Arteriae radialis und ulnaris zu sehen sind. Es soll dieses rätselhaften Befundes hier 
‚gedacht werden, damit eventuell auch in anderen Fällen die Negative daraufhin geprüft werden.)“ In 
den späteren Auflagen ist das Wort „Myxoedem“ umgeändert in „Mongolismus“. 


Köhler: Ein Fall von Arterienverkalung im ersten Lebensjahre. | 58 


Da ein paar Seiten vorher (1. Aufl., S. 7) steht: „Gefäße in normalem Zustande sind nicht zu er- 
kennen, ausgenommen der Aortenbogen und die Lungengefäße,“ so ist es klar, daß ich die Sichtbarkeit 
der Gefäße bei dem betr. Kinde auf Arterienverkalkung zurückführte. Weil ich aber in den Lehrbüchern 
der pathologischen Anatomie nichts dergleichen erwähnt fand, wurde meine Beobachtung in Klammern 
(Parenthese) gesetzt, da mir der Befund fast eine Unmöglichkeit zu sein schien. 

Es handelte sich um ein 9 Monate altes Kind weiblichen Geschlechts, das von auswärts gebracht 
wurde, damit entschieden werde, ob bei dem zweifellos pathologischen Gesamtzustande des Kindes etwa 
Myxoedem vorliege. 

Das Mädchen soll 5 Wochen zu früh geboren sein und ist 2 Jahre 7 Monate alt gestorben. „Es 
war ein kleines, körperlich und geistig zurückgebliebenes Kind ohne feste Knochen; es hat nicht 
laufen gelernt. Die Gesichtszüge erinnerten an die mongolische Rasse: runder Schädel, etwas Sattel- 
nase, schlaffe Haut, schlaffe Muskulatur, trägschläfriges Kind mit blödem Gesichtsausdruck und großer 
Zunge. Es konnte kaum etwas Festes genießen, da es sich dabei oft verschluckte. Es hat nur wenig 
sprechen gelernt. Es lag immer ruhig und geduldig in seinem Bettchen. Zuletzt hatte es Verdauungs- 
störungen, alles ging unverdaut ab. Eines Nachts glaubte die Mutter im Schlaf, sie habe das Kind 
schreien hören, sie trat ans Bett und fand das Kind bereits tot vor. — Es hat sich um Mongolismus in 
Verbindung mit Myxoedem gehandelt. Genaueres ist nicht anzugeben.“ 

Dies und nur soviel habe ich nachträglich von dem behandelnden Arzte, einem Onkel des Kin- 
des, nach langem Bitten erfahren können. Gern hätte man natürlich viel mehr gewußt. Die Röntgen- 
platten (nur Aufnahmen der r. Hand) waren erst entwickelt worden, als das Kind nicht mehr zur Stelle 
war, sonst hätte ich selbst eine viel ausführlichere Anamnese und klinischen Befund aufgenommen. 

Die Bilder, die ich Ihnen herumzeige, lassen deutlich die Arteria radialis und die Arteria ulnaris 
in stärker geschlängeltem Zustande erkennen. Von den Knochenkernen der Handwurzel ist der des Os 
capitatum und des Os hamatum bis etwas über Kirschkerngröße entwickelt. (Es scheint also keine 
sichere Entwiecklungshemmung vorhanden zu sein, denn die beiden pflegen normalerweise zwischen 
dem 1. und 6. Lebensmonat aufzutreten, während der nächste Knochenkern, der des Triquetrum, frühe- 
stens im Beginn des 2. Lebensjahres erscheint.) Der Daumen ist verkürzt, vor allem aber ist die Mit- 
telphalange des 5. Fingers maximal verkürzt und deformiert, fast kugelförmig, „rückschrittliche Ten- 
denz“ nach Hasselwander; außerdem weicht die Endphalange dieses Fingers nach dem 4. Finger 
zu ab. Dieses Symptom gilt bekanntlich als pathognomonisch für Mongolismus (nach Siegert). Als 
solchen wollen wir den Fall führen. 

Nun erschien 1921 in Heft 1, Band 1 der skandinavischen uote Radiologica“ eine Arbeit von 
Sven Johansson (Gothenburg): Ein Fall von Osteogenesis imperfecta mit verbreiteten Gefäß- 
verkalkungen. 

Der Knabe war etwas zu früh geboren, ein paar Tage nach der Geburt wurde festgestellt, daß 
der eine Humerus gebrochen war; bald wurde auch Bruch des anderen Humerus gefunden. Wassermann 
negativ. Der Knochenbefund der oberen und unteren Extremitäten 6 Tage nach der Geburt ist ein- 
gehend beschrieben. Auch Femur, Tibia und Rippen zeigten Brüche. Das Gewicht des Kindes sank 
von 2280 g am Tage der Geburt auf 1800 g beim Tode ca. 3 Monate nach der Geburt. Stets subnormale 
Temperatur; ca. 35 Grad, ein paarmal 33,3 Grad (!). Sektion: Gehirnblutung im rechten Temporallobus. 
Thyreoidea und Thymus auffallend klein. Röntgenbilder post mortem: Mit geringer Kallusbildung 
geheilte Frakturen. „Am rechten Arm tritt sowohl am Ober- wie am Unterarm deutlich ein leicht ge- 
schlungenes Gefäß hervor (Arteria brachialis und radialis).... An beiden Beinen (besonders am 
linken) tritt deutlich ein leicht gewundenes großes Gefäß hervor, sowohl am Oberschenkel wie aın 
Unterbein (Arteria femoralis und tibialis). Die Unterschenkel sind stark gekrümmt.“ Aus der „mikro- 
skopischen Untersuchung der Weichteile der Fossa poplitea“ sei folgendes erwähnt: „Hyperplasie der 
Intima der sämtlichen großen und mittelgroßen Arterien. In den mittelgroßen Arterien ist die Hyper- 
plasie von konzentrischem Typus und die Media unverändert. In den größten Arterien ist die Intima- 
verdiokung auf die eine Seite der Gefäßwand lokalisiert. Die Media ist hier in großer Ausdehnung zer- 
stört, das Gewebe von großen Kalkschollen ersetzt. Die Elastica intimae, ebenso kalkin- 
krustiert, scheint die degenerativen Veränderungen gegen das Gefäßlumen abzugrenzen. Die 
Mediszerstörung ist am meisten auf dem Gebiete ausgesprochen, welches der stärksten Intimaverdik- 
_ kung entspricht. Die Wände der Venen zeigen keine Veränderungen. Das Gewebe der Gefäßwände im 
übrigen befindet sich in einem ziemlich embryonalen Stadium mit geringer Differenzierung (Dr. Odel- 
berg-Jonson).“ — Mit Hinweis auf die Monographie „Die Krankheiten des Knochensystems im 
Kindesalter“ von Frangenheim, rechnet Johansso.n seinen Fall zur Osteogenesis imperfecta. ' 
Er weist noch auf die Frage hin, ob möglicherweise die Kalkeinlagerungen der Gefäße in Beziehung 
zu der Kalkarmut des Skelettes und zur Todesursache (Gehirnblutung) stehen. 

Nun zu den anderen Literaturangaben: Aus der Röntgenliteratur, die mir ziemlich vollständig 
zur Hand ist, erinnere ich mich an keinen hierhergehörigen Fall. Der meinige von 1900 und der von 


54 - . _ Wissenschaftliche Sitzungen. 


Johansson 1921 scheinen bisher die einzigen zu sein. In den mir zur Verfügung stehenden Lehr- 


büchern der pathologischen Anatomie finde ich nichts über Arterienverkalkung in den ersten Lebens- . 


jahren. Nach langem Herumsuchen und -fragen fand sich eine Arbeit, veröffentlicht aus dem patho- 
logisch-anatomischen Institut der Universität Prag, 1903, in der Zeitschrift für Heilkunde, von S y m - 
nitzky (St. Petersburg). Aus sehr äußeren Gründen ist mir diese Arbeit erst vor ein paar Stunden 
aus der hiesigen (Münchener) Bibliothek erreichbar geworden. Sie ist ziemlich umfangreich, und es 
war ınir in der knappen Zeit ganz unmöglich, sie so durchzuarbeiten, wie ich es gemußt und gern getan 
hätte. Ihr Titel ist übrigens: „Über die Häufigkeit von arteridsklerotischen Veränderungen in der 
Aorta jugendlicher Individuen“. Sie handelt außerdem fast ausschließlich über Befunde beiälteren 
Kindern und jugendlichen Erwachsenen, enthält aber den für uns wichtigen Satz: „Einzelne in der 
Literatur verzeichnete Fälle beweisen, daß entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße im allgemeinen 
und der Aorta im besonderen sogar bei Föten und Neugeborenen zur Beobachtung kommen können.“ 

Damit bringe ich Ihnen also an sich nichts Neues. Aber es ist doch auffallend, sehr auffallend, 
daß wir Röntgenologen nicht öfter verkalkte Gefäße bei Kindern im ersten Lebensjahr sehen. Oder 
sollte im allgemeinen auf den Handaufnahmen von Kindern zu wenig auf Gefäßschatten geachtet wer- 
den?! Dann wissen wir nun, daß wir es von jetzt ab tun müssen. 

Endlich ist noch auf folgendes dabei hinzuweisen: In der Hälfte der Fälle, die nach Sym- 
nitzky von ihm und anderen Pathologen zusammengestellt sind, war die Arteriosklerose der Jugend- 
lichen die Folge von schweren Infektionskrankheiten, wie Pneumonie, Polyarthritis rheumatica, Di- 
phtherie, Scarlatina, Masern, Variola, Typhus abdominalis und chronische Tuberkulose. Von Mon- 
golismus aber (wie bei meinem Fall) und von Osteogenesis imperfecta (wie bei Johanssons Fall) 
fand ich keine Erwähnung. Man wird infolgedessen jetzt wenigstens einen neuen Gesichtspunkt in 
ätiologischer Hinsicht gewonnen haben und wird bei angeborenen Systemerkrankungen des Skelettes 
und Fällen von innersekretorischen Störungen regelmäßig auch das Gefäßsystem röntgenologisch zu 
prüfen haben. 

Der Fall von Sven Johansson zeigt mächtig verkalkte Arterien auf prächtigen Röntgeno- 
grammen, die natürlich an der Leiche bequem mit weichster Röhre in längerer Belichtungszeit gewon- 
nen werden konnten. Meine Bilder, die ich Ihnen zeige, sind flauer und etwas unscharf, da ich sie am 
lebenden Kinde, das nicht still hielt, anfertigen mußte. Sehen Sie dies, bitte, entschuldigend nach. 
Daß es sich um Arterienverkalkung handelt, daran ist wohl kein Zweifel, zumal es sich auch dabei um 
stark geschlängelte Adern handelt. 


19. W. Teschendorf (Med. Kl. Königsberg): Zur Darstellung der Gallenblase im 
Röntgenbilde mittels Aufblähung des Duodenums und Jejunums. 


Die röntgenologische Darstellung der Gallenblase hat bekannte Schwierigkeiten. Mehrfach ist 
zu diesem Zweck vorgeschlagen, das Querkolon vom Rektum her aufzublähen; Henszelmann emp- 
fieklt. dazu eine Projektion von hinten oben nach vorn unten, entsprechend der Neigung der Leber- 
unterfläche und eine Drehung des Patienten in den zweiten schrägen Durchmesser. Dennoch ist es in 
den meisten Fällen nicht sogleich möglich, die Gallenblase in den Schatten des Querkolons hinabzu- 
projizieren, da dieses, wie in anderem Zusammenhang Bucky und Fuld auf dem vorigen Röntgen- 
kongreß erörterten, oft nicht einmal mit der Flexura dextra dem unteren Leberrand anliegt. Andrer- 
seits legt sich nach unsern Erfahrungen ein hochstehendes Colon transversum bei stärkerem Auf- 
blähen entsprechend Kirchheim s Untersuchungen über den Meteorismus über den unteren Leber- 
rand herüber; wobei die darzustellende Gallenblase fortgestrahlt wird. Auch bei Anlegung eines 
Pneumoperitoneums sieht man, wenn die Leber normal verschieblich ist und man nicht sehr viel Gas 
einhbläst, die Gallenblase meistens nicht, abgesehen davon, daß dieses Verfahren immerhin einen Ein- 
griff darstellt. Bei unsern Versuchen, die Gallenblase im Röntgenbilde darzustellen, gingen wir dazu 
über, die diesem Organ. wirklich benachbarten Darmteile einer Luftaufblähung zu unterziehen. Dies 
geschah durch Lufteinblasung durch die in das Duodenum eingeführte Duodenalsonde. 

‘ Technik: Dem nüchternen Patienten wird durch die Nase die Duodenalsonde eingeführt. Ver- 
zögert sich der Durchtritt durch den Pylorus, so ist es günstig, falls man nicht den Duodenalsaft zu an- 
deren Untersuchungen braucht, eine geringe Menge Milch trinken zu lassen, weil der Sondenkopf mit 


dem sich bildenden Kasein leichter mitwandert. Fließt Duodenalsaft, so wird die Sonde noch etwas 


vorgeschoben, da sonst sehr viel Luft in den Magen zurückstaut. Zum Abschluß des Pylorus wird ein 
dicker Bariumbrei vor der Untersuchung gereicht. Dann wird mittels eines Gebläses soviel Luft ein- 
geblasen, bis der Patient Druckgefühl äußert. Die Luft tritt schnell vom Duodenum in die ersten Je- 
junumschlingen. Man kann nach und nach recht erhebliche Luftmengen einblasen. Wird die Luft in 


Aussprache zu Vortrag 19. 55 


den Magen zurückgestaut, so fordert man den Patienten auf, diese durch Aufstoßen herauszubefördern. 
Die Durchleuchtung, resp. Plattenaufnahme erfolgt in der von Henszelmann beschriebenen Pro- 
jektion von hinten oben nach vorn unten. Schrägstellung ist für die beschriebene Anordnung nicht 
ratsam, da die Gallenblase dann leicht in den kontrastgefüllten Pylorusteil projiziert wird. . 

Ich demonstriere zunächst ein Bild, welches von zwei nacheinander aufgenommenen Platten 
eines Patienten gewonnen ist, die entsprechend ihrer Lage, gekennzeichnet durch die Crista iliaca, 
aneinander gelegt sind. Man sieht den durch eine geblähte Dünndarmschlinge dargestellten unteren 
Leberrand und das sehr erheblich tiefer liegende kontrastgefüllte Colon transversum. Die zweite 
Platte stellt Verhältnisse dar, wie wir sie oft bei Gesunden finden, man sieht einen kleinen rundlichen 
Schatten an der Leberunterfläche. Die dritte Platte stellt eine vergrößerte Gallenblase von einer Pa- 
tientin mit häufigen Gallenblasenkoliken dar, die vierte Platte eine Gallenblase, die durch die Bauch- 
decken eben tastbar war. | 

Hervorgehoben muß werden, daß auch dieses Verfahren Versager hat, und man eine gewisse 
technische Übung sich für die Untersuchung aneignen muß. Besonders sei an die Fälle erinnert, bei 
denen die Gallenblase geschrumpft und an die Leberunterfläche herangezogen ist. Solche Gallen- 
blasen mit Steinbildung entgehen wegen des über ihnen liegenden Leberschattens der Röntgenunter- 
suchung. Ich habe die Untersuchung meist ambulant ausgeführt, wobei ich darauf bedacht war, nicht 
etwa ein blutendes Duodenalulkus aufzublähen. Ein älteres Duodenalulkus habe ich mangels recht- 
zeitig gestellter Diagnose aufgebläht, ohne Schaden für den Patienten. Die Ulkusstelle dürfte sich 
wohl auf den Dehnungsreiz kontrahieren und die Luft nach dem Dünndarm so gut ausweichen kön- 
nen, daß eine nennenswerte Zerrung‘an der Ulkusnarbe nicht auftritt. Das Verfahren ist im übrigen 
einer Kontrastbreifüllung des Duodenums, die zuerst David anwandte, wegen der ausgedehnteren 
Verteilung des Gases überlegen. Bei lateraler Lage der Gallenblase habe ich auch noch etwas Luft per 
Rektum eingeblasen, um die Flexura hepatica gleichfalls zu füllen. Dies war auch auf Platte 3 ge- 
schehen, wo die Gallenblase aber im Dünndarmschatten liegt. Gallensteine habe ich auf meinen Platten 
mitabsoluter Deutlichkeitnicht gesehen, was vielleicht an unserm Material und unserm 
aus technischen Gründen noch nicht umgebauten Röntgeninstrumentarium liegt. Da Duodenalsondie- 
rungen für Krankheiten der Leber und ihrer Ausführungsgänge heute immer mehr an Bedeutung ge- 
winnen, wird man eine Durchleuchtung in der angegebenen Weise solchen Untersuchungen mit Vor- 
teil anschließen können. 


Aussprache zu Vortrag 19. 


Haenisch (Hamburg): Angeregt durch die amerikanische Literatur habe ich mich in letzter Zeit 
wieder mit besonderem Interesse der Röntgendiagnostik der Gallenblase und Gallensteine zugewandt 
ünd bin zu der Überzeugung gekommen, daß die überwiegend ablehnende Haltung deutscher Röntgeno- 
logen und Ärzte falsch ist und einer Revision bedarf. Ein Bedürfnis, die klinische Diagnose eines Gal- 
lenleidens zu fördern, liegt zweifellos vor (Trias: Appendicitis — Ulcus duodeni — Cholecystitis). 
Diese Unterstützung vermag die Röntgenologie zu leisten, wenn ein wesentlich intensiveres Interesse, 
größte Sorgfalt bei der Verfeinerung der Technik und dem Studium der Diagnostik dieser Arbeit zu- 
gewandt wird. Allerdings ist eine sehr gute Technik eines geübten und erfahrenen Röntgenologen er- 
forderlich, besondere Studien sind unerläßlich, auch das Auge muß sich schulen, muß lernen, was ge- 
sehen werden soll und kann, sonst bleibt es beim Zufallsbefund und alle Feinheiten werden übersehen. 
Der Versuch des Nachweises einer pathologischen Gallenblase erscheint noch wichtiger 
als der Steinnachweis. Die vereinzelte kritiklose Überschätzung der Methode in Amerika ist auch 
drüben schon zurückgewiesen worden, so glaube ich nach meiner Erfahrung auch, daß wir über 50% 
Nachweisbarkeit nicht annehmen dürfen. 

Auf den Nachweis des kalkhaltigen Gallensteines, über den ich des öfteren vor > Ihrem Kreise be- 
richtete, will ich gar nicht eingehen, auch über die Technik mich bei der Kürze der Zeit nicht näher 
äußern, nur hervorheben, daß, wenn auch nicht 10 und 20 Aufnahmen, wie amerikanische Kollegen 
fordern, so doch 4—6 Aufnahmen mit wechselnder Expositionszeit und Röhrenqualität oft nötig sind, 
um das Bestmögliche zu erreichen. Ich empfehle nach gründlichster Darmentleerung Aufnahmen ohne 
und mit Gasblähung des Kolon in Bauchlage mit erhöhtem Oberkörper bei Kombination der Beck- 
schen und Pfahlerschen Technik. 

Ich will Ihnen heute nur als Beweis des Erreichbaren einige Diapositive von patologiche 
Gallenblasen demonstrieren, welche alle vor der Operation röntgenologisch diagnostiziert und durch 
die Operation bestätigt sind. Ich beschränke mich auf die direkten Zeichen und gehe auf die fast 
nocoh ergiebigeren, indirekten Zeichen, die unter Zuhilfenahme der Rieder mahlzeit 
sich erheben lassen, nicht ein, möchte nur darauf hinweisen, daß die Diagnose Pericholeeystitis ad- 
haesiva nicht selten mit großer Sicherheit zu stellen ist. 


56 Wissenschaftliche Sitzungen. 


Normalerweise ist die Gallenblase selten darstellbar; der Nachweis der pathologischen Gallen- 
blase beruht auf Vergrößerung des Organs, Eindickung der Galle, Verdiekung der Blasenwand, An- 
häufung von Steinen ete. Vor Verwechslung mit dem Nierenschatten, der äußeren Leberkante, einem 
Riedelschen Lappen usw. muß man sich hüten. 

Es werden Platten gezeigt, auf denen der Schatten der vergrößerten Gallenblase sowohl im luft- 
geblähten Kolon, wie auch ohne dies Hilfsmittel einwandfrei scharf, wenn auch z. T. nur zart erkenn- 
bar ist. Am Schluß eine vergrößerte Gallenblase, deutlich gegen Nieren- und Leberschatten abge- 
setzt, in welcher zwei kleine Cholesterinsteine von Kirschkerngröße als Aufbellungen zu sehen sind. 
Das folgende Röntgenogramm der exstirpierten GaHenblase bestätigt die im Wortlaut vorgetragene 
Röntgendiagnose in allen Einzelheiten. Eine noch so feine Kalkschale erhöht die Wahrnehmbarkeit 
der oft nur minimalen Dichtigkeitsdifferenz sehr wesentlich. 

Ich bin kein Optimist, kann aber nach meiner Erfahrung behaupten, daß mit besonders sorgfäl- 
tig durchgearbeiteter Technik, wechselnder Röhrenhärte, zahlreichen Aufnahmen usw. viel mehr 
Steine als früher nachweisbar sind, auch solche, die bei gewöhnlicher Aufnahme entgehen, und daß der 
noch viel wichtigere Befund eines pathologischen Gallenblasenschattens nur bei besonderer Schulung 
und sorgfältigen systematischen ENDE gelingt. 


Weinstein (Berlin): 

a) Die laterale Abknickung der Pars ass erdens duodeni. Diese, soweit 
aus der Literatur ersichtlich, nicht genügend beachtete Erscheinung wurde von Kurt E. Neu- 
mann als häufig erkannt und als auf Pericholecystitis adhaesiva beruhend angesehen. Auf Grund 
von 10 Autopsien gibt der Vortragende als das anatomische Substrat dieser Verlaufseigentümlichkeit 
eine Strangbildung an der Knickstelle an. Der Strang kann entzündlichen Ursprungs sein oder sel- 
tener eine Bauchfellduplikatur darstellen. (Ausführliche Veröffentlichung mit Abbildungen erfolgt 
in den „Fortschritten“.) 

b) Hämangiom von Taubeneigröße neben der gesunden Gallenblase täuschte palpatorisch und 
röntgenographisch eine pathologisch große Gallenblase vor. 

c) Um einen Duodenalausguß in einfacher Weise sicherer zu erzielen, läßt er sogleich nach be- 
endeter Bariumbreiuntersuchung Wasser oder wäßrige Bariumaufschwemmung nachtrinken. 


F. Eisler (Wien): Das Ulcus duodeni hat in den letzten Jahren die allgemeine Aufmerksamkeit 
in so hohem Maße in Anspruch genommen, daß man füglich von einer Vernachlässigung der übrigen 
Abdominalorgane in diagnostischer Hinsicht sprechen kann. Dies gilt unter anderem auch für die 
Gallenblase. Bekanntlich hat die Röntgendiagnose der Gallenblase in einer langen Zeitperiode keine 
nennenswerten Fortschritte gemacht. Die Ursache hierfür liegt meines Erachtens in zwei Momenten. 
Zunächst darin, daß das Hauptziel der Untersuchung bei Erkrankungen des Organes der radiogra- 
phische Nachweis von Steinen bildete, dann aber in dem Umstand, daß einzelne Symptome, die zur 
Diagnose der Gallenblase herangezogen wurden, gleichzeitig auch Geltung für andere Organe hatten. 
Was die röntgenographische Aufnahme betrifft, so sind gerade in dieser Hinsicht in den 
beiden letzten Jahren bedeutende Fortschritte zu verzeichnen. Den Amerikanern George,Leonard, 
Kirklin u. a. gebührt das Verdienst darauf hingewiesen zu haben, daß bei Verbesserung der Auf- 
nahmetechnik die Darstellung des Gallenblasenschattens viel häufiger gelingt, als bisher angenommen 
wurde, sie unterließen aber auch nicht, zu betonen, daß große Erfahrung im Plattenlesen zum Erkennen 
des Blasenschattens notwendig sei. Nicht unerwähnt sollen die Studien Schützes namentlich über 
die negativen Steinschatten bleiben. Auch unsere Erfahrung kann die Erfolge der amerikanischen 
Forscher bestätigen. Wenn auch nur an einem kleinen Untersuchungsmaterial, so kann doch schon 
an diesem die Erhöhung des Prozentsatzes der darstellbaren Gallenblase erkannt werden. Von 14 rönt- 
genologisch voruntersuchten und operierten Fällen ließen sich in 6 der Gallenblase angehörende 
Schattengebilde nachweisen. Allerdings können wir die Behauptung der Amerikaner, die die Dar- 
stellungsmöglichkeit von Blasenschatten auf alle pathologisch veränderten Organe, also auch auf 
solche, die keine Steine enthalten, sondern nur verdickt oder vergrößert sind, ausgedehnt wissen wol- 
len, nicht bestätigen. Denn in unseren Fällen waren jedesmal Steine vorhanden. Einen wesentlichen 
Fortschritt erblicke ich jedoch in der Tatsache, daß die Schatten, die Gallensteine auf der Platte er- 
zeugen, keineswegs umschrieben sein und die Umrisse einzelner Konkremente zeigen müssen, sondern 
häufig verwaschene und verschieden geformte Gebilde darstellen, die von der ganzen Gallenblase oder 
einzelnen Teilen derselben herrühren. 

Was die oben erwähnten Symptome betrifft, die die Gallenblase mit anderen Organen teilen 
muß, so handelt es sich hierbei um die sogenannten indirekten Symptome, die sich in erster 
Linie i in einer Veränderung von Lage und Form benachbarter kontrastgefüllter Magendarmabschnitte 
äußert. Ich erinnere hier an die dellenförmigen Einkerbungen des Antrum, des Bulbus, der Flexura 
hepatica, an die zackigen Konturveränderungen dieser Organe durch Verwachsungen, an Verlagerun- 


Bas, iai En EEE U a 


Martius: Beckenmessungen mit Röntgenstrahlen. 57 


gen usw., Merkmale, die jedoch nur bei wiederholter Feststellung und kritischer Beurteilung Verwer- 
tung finden dürfen. Ich möchte jedoch heute Ihre Aufmerksamkeit auf ein anderes indirektes Symptom 
lenken, dem wir gelegentlich bei der Besprechung des Ulcus duodeni begegnet sind. Es handelt sich 
um die sogenannte flüchtige Füllung des Bulbus duodeni. Bekanntlich verstehen wir 
darunter das eigentümliche Verhalten des Kontrastinhaltes, der aus dem Magen kommend, nicht wie 
es sonst normal der Fall ist, sich zunächst im Bulbus ansammelt, um von hier aus allmählich in die 
distalen Abschnitte weiterbefördert zu werden, sondern den Bulbus ganz oder teilweise überspringt, 
und zwar auf einem Weg, der sich am Schirm nicht verfolgen läßt und sich erst in der Pars descendens 
staut. Natürlich interessiert uns dieses Verhalten des Kontrastinhaltes nur dort, wo es als selbstän- 
diges Symptom auftritt, und nicht als Begleitsymptom anderer deformierender Wandveränderungen. 


Bisher haben wir dieses Merkmal als ein wenn auch nicht sicheres, so doch wahrscheinliches Symptom | 


des Ulcus duodeni angesehen. Das Studium des Operationsmateriales des letzten Jahres hat uns eines 
anderen belehrt. Unter 18 operierten Fällen, bei denen die Diagnose Ulcus duodeni sich ausschließlich 
auf dieses Sympton stützte, wurde nur in 8 Fällen ein Ulkus gefunden, sechsmal lagen periduodenale 
Adhäsionen bei gleichzeitiger Veränderung der Gallenblase (Vergrößerung, Verdiekung oder Steine) 
vor. In einem Fall negativer Befund. Damit erfährt die Dignität des Symptoms für die Ulkusdiagnose 
eine wesentliche Einschränkung und unser Bestreben war nunmehr darauf gerichtet, irgendwelche 


Anhaltspunkte zu gewinnen, durch die eine weitere Differenzierung dieses Merkmales für Ulkus oder 


Gallenblase ermöglicht würde. Dies scheint uns gelungen zu sein. Wir hatten nämlich in letzter Zeit 
Gelegenheit, 5 Fälle zu beobachten, die bei wiederholter Untersuchung flüchtige Füllung des Bulbus 
aufwiesen. Nun modefizierten wir den Untersuchungsgang in der Weise, daß wir vor der neuerlichen 
Untersuchung für vollkommene Entleerung des Magens und Duodenums, auch von Sekretresten sorg- 
ten. Das ist im allgemeinen durch einstündige Rechtslagerung des Patienten zu erreichen. Darauf er- 
hält der Patient ein halbes Glas einer konzentrierten Ba-Aufschwemmung und bleibt noch ca. 5 Minu- 
ten auf der Seite liegen. Bei der nunmehr vorgenommenen neuerlichen Untersuchung zeigte sich fol- 
gendes: 3 Fälle waren unverändert, der Bulbus nach wie vor flüchtig gefüllt, an den Wänden blieben 
nur spärliche Belagsreste zurück. Bei 2 Patienten jedoch bot sich ein ganz anderes Bild dar: Der vor- 
her schlaffe Bulbus war kontrahiert, die Schleimhautfalten durch Einlagerung von Kontrastmassen 
deutlich zu sehen, kleine, aber lebhafte peristaltische Wellen liefen hin und zurück, in einem Fall nun- 
. mehr an der großen Kurvatur eine linsengroße Ulkusnische. Bei der Operation wurde in den beiden 
letztgenannten Fällen ein Ulkus gefunden, in den drei übrigen lagen ausgedehnte periduodenale Ver- 
wachsungen vor, und zwar ausgehend von pathologisch veränderten Gallenblasen, einmal mit Steinen. 
Aus diesen wenn auch nur auf wenige Fälle sich stützenden Beobachtungen glauben wir schon ge- 
wisse Schlüsse ziehen zu dürfen. l 
1. Die flüchtige Füllung des Bulbus ist ein fast sicheres Zeichen einer duodenalen oder periduodena- 
len Wandveränderung. 
2. Durch eine Modifikation der Kontrastuntersuchung läßt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit das 
Symptom noch weiter differentialdiagnostisch trennen. 
3. Bei Gallenblasenaffektionen mit Adhäsionen scheinen die letzteren die Bulbuswand an der Kon- 
traktion zu verhindern. 
4. Bei Ulcus duodeni scheint durch Abfließen des Sekretes der für Ulkus charakteristische Spasmus 
in seiner Entstehung gefördert und so der Nachweis feiner Wandveränderungen begünstigt zu 
werden. 


Teschendorf (Königsberg). 


20. Martius (Bonn): Beckenmessungen mit Röntgenstrahlen. 


Die Beckenmessung mit Röntgenstrahlen hat sich trotz der zahlreichen exakten Methoden, die zu 
diesem Zwecke angegeben sind, bisher kaum in die Geburtshilfe eingeführt. Das liegt hauptsächlich 
daran, daß der praktische Gewinn gegenüber den andern Methoden dem großen Aufwand, den die 
meisten Beckenmeßverfahren mit Röntgenstrahlen erfordern, nicht entspricht. Denn zum Teil sind 
die Messungen zu kompliziert und kostspielig, oder sie sind am Ende der Schwangerschaft oder während 
der Geburt nicht ausführbar. 

Die bisher angegebenen Methoden zur röntgenologischen Beckenmessung wurden von Weber 
(Inaug. Dissert., Bonn, Fortschritte auf d. Geb. d. Röntgstr. 1921) kürzlich zusammengestellt. Auf sie 
möge hier im einzelnen nicht eingegangen werden. Dagegen möchteich für den prakti- 
schen Gebrauch ein Beckenmeßverfahren empfehlen, das auf Grund der 
ausgezeichneten Veröffentlichungen von Drüner (Literaturangaben siehe bei 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. 8 


Wissenschaftliche Sitzungen. 


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Grashey: Seltene Röntgenbefunde. | 59 


Weberl.c.) ausgearbeitet wurde und bei uns seit längerer Zeit verwendet wird. Die Mes- 
sungen können mit jedem leistungsfähigen Röntgenapparat auch beim hochgraviden Uterus ohne jedes 
Hilfsinstrument durchgeführt werden und führen zur sofortigen Bestimmung aller 
Maße des Beckeweingangs. Sie werden folgendermaßen ausgeführt: , 

Man bringt die Patientin in die sogenannte Albertsche Sitzstellung, das heißt man setzt sie 
aufrecht auf die Kassette und biegt den Oberkörper gegen ein Lager zurück, so daß die Beckenein- 
gangsebene der Plattenebene parallel verläuft. Die Röntgenröhre wird in einem gewöhnlichen Stativ 
bei genau 60 cm Platten-Fokusabstand senkrecht über die Mitte des kleinen Beckens gebracht. Die Ein- 
stellung der Röhre ist dann richtig, wenn der Zentralstrahl auf den Schnittpunkt der Körpermittel- 
linie mit der Verbindungslinie der beiden Cristae ossis ilii trifft. Wenn so die Aufnahme gemacht 
wird, bekommt man ein naturgetreues Bild der Beckeneingangsfigur, das durch die zentrale 
ProjektionumeinbestimmtesMaßvergrößertist,undzwarhängtdie Ver- 
größerung vonder EntfernungderBeckeneingangsebene vonder Platten- 
ebeneab. Diese ist aber leicht zu bestimmen, indem man den Abstand des oberen Randes der Sym- 
physe von der Sitzebene mit einem Zollstock mißt. Dieser Abstand schwankt zwischen 10 bis 14 om. 
Ein nach den Angaben von Drüner (s. Weber) hergestellter Gittermaßstab dient dazu, die 
den photographischen Maßen entsprechenden wahren Maße direkt ab- 
zulesen. 

Die Fehlerquellen des Verfahrens sind gering. Schwierig erscheint zunächst, die Beckenein- 
gangsebene parallel der Plattenebene einzustellen, was am besten so gelingt, daß man den Zeigefinger 
der einen Hand auf den oberen Schamfugenrand und den der andern Hand auf den Processus spinosus 
des letzten Lendenwirbels legt und die Frau so setzt, daß sich die beiden genannten Punkte gleichhoch 
über der Platte befinden. Dem fertigen Beckeneingangsbild kann man sofort ansehen, ob die Ein- 
stellung des Beckeneingangs bei der Aufnahme richtig war. Denn die Verbindungslinie der Spinae 
ossis ischii muß in die Mitte zwischen Symphyse und Promontorium fallen. Liegt die Interspinallinie . 
weiter hinten, so hat die Patientin zu steil gesessen, liegt die Interspinallinie aber weiter vorn, so hat 
die Patientin zu sehr gelegen. Um für das Maß der Conjugata vera praktisch ins Gewicht zu fallen, 
muß die fehlerhafte Lage der Patientin bei der Aufnahme schon sehr erheblich sein. Denn man kann 
leicht ausrechnen, daß bei einer Conjugata vera von 10 cm selbst ein Höhenunterschied zwischen Sym- 
physe und Promontorium von 2 cm erst einen Meßfehler von nur etwa 2 mm ausmacht. 

Im übrigen hängt die Genauigkeit der Messung von der Güte der Röntgenaufnahme ab. Wir 
haben die Aufnahmen zuerst mit dem Weichstrahlapparat von Reiniger, Gebbert & Schall), später 
mit dem Neointensivapparat der Veifawerke angefertigt und erzielen auch bei sehr viel Fruchtwasser 
genügend gute Bilder. Benutzt werden doppelt gegossene Films mit zwei Verstärkungsschirmen und 
eine Belichtungszeit von 15—20 Sekunden bei 85—95 KV Spannung und 15 MAmp. Belastung. 

Der Wert der Methode liegt darin, daß sie erlaubt, nicht nur die Conjugata vera zu jeder Zeit der 
Gravidität und auch in der Geburt zu messen, sondern auch ein genaues Bild von der ganzen Becken- 
eingangsfigur zu bekommen. Die Maße des kindlichen Kopfes können dagegen nicht gewonnen wer- 
den, da die Haltung und Stellung desselben nicht genau genug bekannt ist. Man kann aber die Größe 
des Kopfes und im gewissen Grade auch seine Festigkeit durch die Bauchdecken hindurch abtasten. 
Für die Geburt beim engen Becken kann man dann die Beckeneingangsform mit der durch Abtasten 
geschätzten Größe und Form des Kopfes in Beziehung bringen und das vorhandene Mißverhältnis 
besser beurteilen, als wenn man nur die Conjugata vera kennt. 


21. Grashey (München): Seltene Röntgenbefunde. 


1. Perikardverkalkung. Markstückgroßer Kalkherd an der Herzspitze bei b6jähr. Frau. 
Leber vergrößert, Schwellung der Beine. 

2. Pleuraverkalkungen. a) 53jähr. Mann; vor 33 Jahren Lungenentzündung. Jetzt 
Emphysem, Bronchitis. Röntgen: RVU dichter bogenförmiger zackiger Schatten, der bei Drehung 
dicht an die Rippen rückt. Röntgenbild des Sektionspräparats der verkalkten Pleuraschwarte. — 
b) A1jähr. Frau. RVU außen länglicher, dichter, zackiger, vertikal aufsteigender, also die Gefäß- 
zeichnung kreuzender Schatten, daneben ein parallel laufender, spangenförmiger. Zwerchfell ad- 
härent. — c) 55jähr. Mann; LVO, im Spitzenfeld beginnend, läuft ein dichter, sensenförmiger, wie die 
Rippen, aber etwas schwächer gekrümmter Schatten mit leicht körniger Struktur abwärts, bei Drehung 


1) Fräulein Lassa hn von der med. Klinik hat diese Aufnahmen in bereitwilligster Weise aus- 


geführt. 
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60 | Wissenschaftliche Sitzungen. 


in die Ebene der Rippen rückend. Vor 25 J. Dolehstich in die 1. obere Brustseite. Wahrscheinlich 
verkalkter Stichkanal 

3. Mächtige Verknöcherung der Achillessehne, neben Arterienverkalkung, bei 
74jähr. Mann. 

© 4. Eiförmige E E ET ineinerrechtsseitigen Karzinomniere. Der klein- 
hühnereigroße Schatten mit dünner Schale und gesprenkelter Struktur schnitt die letzte r. Rippe im 
Bereich der im Pneumoperitoneum als vergrößert erscheinenden Niere.. Röntgenbild der exstirpierten 
Niere zum Vergleich. 

5. Gabelrippen: a) linke 3. Rippe; b) 1. Rippe doppelseitig; kurze dicke Gabel. 

6. Köhlersche Metatarsalerkrankung. 16jähr. Mädchen, im Krankenhaus wegen 
 Spina ventosa des 1l. 4. Fingers. Als Kind häufig Drüsenschwellungen und entzündete Augen. Seit 
2 Jahren Schmerzen am Köpfchen des 2. Metatarsale.e. Röntgenbild typisch. Hier, wie in einigen an- 
dern unserer Fälle, kein Trauma bekannt. 

7. Myelome. 70jähr. Mann; vor % Jahr heftige Schmerzen am ganzen Brustkorb. Abmage- 
rung, Blässe. Im Urin der Bence-Jonessche Eiweißkörper. Im Blut anfangs 18000 weiße Blut- 
körperchen, wovon ca. 80% Plasmazellen; später ca. 80000. Röntgenbild: fleckige Aufhellungen in den 
Rippen, mit einer geheilten Spontanfraktur. In den Röntgenbildern der Sektions-Knochenpräparate 
(Schädeldach, Wirbel) charakteristische helle Flecken. Der Fall wird von Prof. Neubauer klinisch 
gewürdigt werden. 

8. Ein negativer Röntgenbefund (Fehldiagnose): Verschluckter Entenknochen, gebogene 
Klavikula, war bei Durchleuchtung nicht sichtbar. Wegen unsicherer Anamnese und Fehlen genügen- 
der Symptome Entlassung. Nach 4 Wochen akute Perikarditis (Perforation des Fremdkörpers Exitus. 


22. Levy-Dorn (Berlin): Kurze Demonstrationen. 


a) Beckenluxation. 

Ein Mädchen von 10 Jahren war durch ein Auto überfahren und mitgeschleift worden. Bei Ein- 
lieferung ins Krankenhaus standen Schädelbrüche und Kopfwunden im Vordergrund des Krankheits- 
bildes. Erst ein Hämatom, das sich nach einigen Tagen in der Beckengegend entwickelte, lenkte die 
Aufmerksamkeit auf diese Gegend. Das Röntgenogramm zeigt eine deutliche Luxationderrech- 
tenBeckenhälfte. Sowohl die Articulatio sacroiliaca, wie die Symphyse sind gelöst. Die Bek- 
kenhälfte ist daumenbreit zephal verschoben. 

Das Bein war 1 cm verkürzt, die Spina iliaca post dicht unter der Haut zu fühlen, starker Blut- 
erguß rechts am Darmbein. An der Symphyse war die Dislokation vorerst nicht zu fühlen. Nach 
1% Monaten konnte die Patientin gut gehen, obwohl es nicht gelungen war, die Luxation zu reponieren. 


b) Triehinose im Röntgenbilde. 

Hoffa und Gocht hatten schon im Anfang der Röntgenära den Versuch gemacht, verkalkte 
Trichinen mit Röntgenstrahlen zum Ausdruck zu bringen. Es gelang ihnen aber nur die Darstellung 
im Muskelpräparat, nicht aber direkt am lebenden Menschen. Auch in der späteren Literatur wurde 
nicht über gelungene Versuche berichtet. Auch in der letzten Arbeit darüber von Hermann 
Strauß (Berl. Klin. Woch. 1921) gelang nur eine andeutungsweise Darstellung. Da die Muskel- 
trichine nur eine Größe von 0,7 —1 mm, die Kapsel kaum die eines Mohnkorns erreicht, sind klare 
Bilder nur bei Anreicherung der Trichinen zu erwarten. Eine'Stelle, an welcher dies häufiger ge- 
schieht, bildet die Beugemuskulatur des Oberarms den Sehnen zu, weshalb ja auch bei Trichinose- 
verdacht oft mit der Harpune dort ein Probestück zur mikroskopischen Untersuchung entnommen wird. 
Ich habe nun in einem Falle, in welchem eine exstirpierte Zungengeschwulst Trichinen aufwies, diese 
Stelle mit Erfolg geröntgent. Man sieht sich im Muskel schmale Streifen abheben und man kann 
auch in ihnen die Körnung erkennen. Zum Vergleich wird das Röntgenogramm eines trichinösen Mus- 
kelpräparats gezeigt. 


| Aussprache: 
Gocht (Berlin): 


Haenisch berichtet, daß er mehrere derartige Luxationsfrakturen einer Beckenhälfte gesehen 
hat. Auffallend waren oft die unverhältnismäßig geringen Beschwerden und Funktionsstörungen. Er- 
wähnenswert erscheint ihm ein identischer, kürzlich beobachteter Fall. Trauma beim Rodeln durch 
Auffahren auf einen Baum bei gespreizten Beinen. Die anfänglich lebhaften Schmerzen wurden von 
mehreren Ärzten des Winterkurorts für nervös gehalten, Pat. kommt zuletzt in ein Nervensanstorium 


Seyerlein: Über traumatische Epiphysenlösung und ihre*Folgen. 61 


als Hysterica! Nach Hamburg zurückgekehrt soll wegen der Gehstörungen eine Hüftuntersuchung 
gemacht werden, Befund normal. Der Palpationsbefund an der Symphyse gibt Veranlassung zu einer 
Beckenaufnahme, die die Luxationsfraktur der rechten Beckenhälfte nach oben mit Abbruch der 
proe. trans. des V. L. W. ergibt. Da im Bereich des Mons veneris Narben früherer opereton waren, 
ist das Klaffen der Symphyse den früheren Untersuchern wohl entgangen. 


Kohlmaun (Erlangen): 


23. Seyerlein (Würzburg): Über traumatische Epiphysenlösung und ihre Folgen. 


Einige nacheinander beobachtete Defektheilungen und Spätfolgen nach traumatischer Epi- 
physenlösung legten die Frage nahe, welches spätere Schicksal derartige Verletzungen erleiden, spe- 
ziell aus welchen Ursachen pathologische Endzustände eintreten. Röntgenbilder typischer Fälle: 

1. Pseudarthrose; 

2. Wachstumsstörung einer Extremität; 

3. Gelenkschiefstellung; 

4. Coxa vara; 

6. Arthritis deformans. 

Schon in der voröntgenologischen Zeit bekannt, wenn auch von einigen Autoritäten bestritten, 
wurde die traumatische Epiphysenlösung erst durch die Röntgenuntersuchung weitgehend aufgeklärt 
und’ ihre klinischen Merkmale sichergestellt. 

Der Entstehungsmechanismus ist natürlich für jede Epiphyse anders. Gemeinsam für alle Epi- 
physenlösungen ist eine erhebliche Gewalteinwirkung, wobei eine bedeutende Komponente parallel 


zur Epiphysenlinie wirksam sein muß. Am leichtesten erfolgt die Trennung an der Grenze der Diaphyse . 


gegen die Knorpelfuge, also im Gebiet der primären Verkalkungszone. An diesem Ort geschäftiger 
Umbautätigkeit im Knochen ist natürlich die Störung der physiologischen Vorgänge gefährlich. Trotz- 
dem erfolgt in den meisten Fällen bei guter Reposition völlige Wiederherstellung, bei unserem Material 
in 82%. Folgen Beispiele. Allerdings kommt es öfters zu Änderungen der Breite der Knorpelfuge im 
Vergleieh zur normalen Seite und zwar zur Verbreiterung sowohl wie zur Verschmälerung. (Beispiele.) 

Meßbare Wachstumsstörung beobachteten wir nur bei frühzeitiger Verknöcherung der Epiphy- 
senlinie. Wann tritt nun diese ein? Es gibt Momente, die sie befürchten lassen, obenan die Eiterung- 
bei komplizierten Verletzungen. Aber auch die häufige Mitabsprengung eines Teiles der Diaphyse, sowie 
eine durch starke Schmerzhaftigkeit angezeigte Weichteilverletzung, insbesondere ausgedehnte Pe- 
riostzerreißung, sind hierfür prädisponierend. Die einsetzende mächtige Kalluswucherung kann An- 
laß zum Untergang der Knorpelfuge sein. (Beispiele.) | 

Alle unsere Beobachtungen weisen darauf hin, daß gerade die partielle Lösung in einer Epiphy- 
senlinie deren weiteres Bestehen gefährdet. Unbedingt muß vermieden werden, daß durch ungenü- 
gende Reposition oder mangelhafte Ruhigstellung die Wiederherstellung der Knorpelfuge verhindert 
wird. Wenn nötig, muß die Reposition blutig vorgenommen werden. Immer ist jedoch eine genaue 
Röntgenkontrolle notwendig. 

(Erscheint ausführlich in den „Ergebnissen der Chirurgie und Orthopädie“. 


24. E. Vogt (Tübingen): Röntgenuntersuchungen seltener Mißbildungen. 


Die Bedeutung der Röntgenstrahlen für die Erkennung der Mißbildungen ist bekannt; dafür 
möchte ich einige Beispiele anführen. | 
I. Doppelmißbildungen. 

Die folgenden Doppelmißbildungen sind monoomphal. 
1. Thorakopagus: Supraumbilical, ventral zusammenhängende Doppelmißbildung, die häufigste 
symmetrische Doppelmißbildung. 
‚ 2, Prosopothorakopagus: Brust, Hals und Kopf sind innig mle nander verschmolzen. 
3. Kephalothorakopagus: Hier geht die Verwachsung noch weiter. 


IL. Akranii. 
4. Akranius: Die Wirbelsäule hört auf mit dem ersten Brustwirbel. Sonst ist das Rumpfskelett 
‘normal entwickelt. 
5. Auch hier fehlt die Halswirbelsäule völlig. Die rechte obere Extremität ist verkümmert. Im 
‘oberen. Thoraxabschnitt Knochenschatten, welche vielleicht von einer Inklusion herrühren. Starker 


Klumpfuß,. 


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62. . = er Wissenschaftliche Sitrungin 


| 6 Holoacardivs: acephalus: Es sind von der Wirbelsäule nur 5 Löndenwirbel ausgebildet und 
-1 Brustwirbel. Die Knochenanlage des Fußes ist defekt. 
. 7. Die mißbildete, ganz zusammengedrückte Frucht einer Extrauteringravidität von 17 cm Länge: 
Das Rumpfskelett und die Extremitäten sind primär gebildet, wie. ja- in. Ba der Extrauteringravi- 
ditäten ee vorkommen. 


en 


II Mißbildungen der Extremitäten. 


8. Osteogenesis impediti: Es. handelt sich path.-anatomisch um eine Erkrankung des Wachs- 
tumsknorpels der Extremitäten. Das Längenwachstum bleibt aus: Daher kommt der kurze Körper, 
der große Kopf und die verkümmerten. Arme und Beine. Die Photographie zeigt am besten die 
Mikromelie. -` 

9. Schwere Mißbildung des Gesichtsschädels, welche wieder mit der zusammengedrückten Brust 
verwachsen ist. Je eine obere und untere Extremität. sind vorhanden. Bei der oberen setzen sich an 
einen gut entwickelten Humerus ein sehr dürftiger Radius und Ulna mit 2 Fingerknochen an. Von der 
. unteren ‘Extremität erkennt man einen Femur, 2 Schienbeine, 1 Wadenbein und 1 Zehen, eine Miß- 
. bildung, welche man als Sympus monopus bezeichnet. 

10. Hemi-acranius mit rudimentärem Gesichtsschädel ind A EN Schädelbasis. Die eine 
‘obere Extremität ist nicht vorhanden, die andere besteht aus einem Ober- und einem einzigen Unter- 
armknochen. 

11. Fast ausgetragenes Kind. Die rechte obere Extremität weist ein Honorar und 
eine Anlage von Radius und Ulna auf. Die Knochen der. Mittelhand und Hand sind verkümmert. An 
Stelle der- linken oberen: Extremität findet sich nur ein kürzer. Hautstummel. 

12. Polydactylie: 3 Finger tragen. eine. doppelte Nagelanlage. Sie sind ventrodorsal verschmolzen. 
4 Finger sind normal gebaut. | l 


je ee Aussprache. 
Nemenow (Petersburg): | | 


"25. Lor rey (Hamburg): ‚Demonstration Interessanter Röntgenbilder. 
Zu. 1. Durch interne Kur geheilte Ulkusnische. 


Eine Patientin mit.ausgesprochenen Ulkussymptomen wurde von einer inneren Abteilung (Prof. 
Schottmüller) zur Röntgenuntersuchung des Magens überwiesen. Es fand sich der in Ab- 
‚bildung, 1 skizzierte Röntgenbefund. In der Mitte der kleinen Kurvatur sah.man eine gut walnußgroße, 


oe. Ab | | we Abb. 2. 


+ 


rundliche gollkomiaen glattrandige Vorwölbung, die keine Luftblase zeigte und auf Drück g ganz aus-. 
‚gesprochen schmerzempfindlich war. An der entsprechenden Stelle der großen Kurvätur war eine 
scharfe Einschnürung vorhanden; also das charakteristische Bild einer Ulkusnische. Die Patientin 
machte eine Ulkuskur durch, durch die vollkommene Schmerz- und Symptomenfreiheit erzielt wurde. 
Nach 6 Wochen wurde sie zur Kontrolluntersuchung gesandt. Die Ulkusnische war nicht mehr aufzu- 
finden, die kleine Kurvaturseite des Magens war absolut glatt und scharfrandig. Lediglich eine leichte - 
Einschnürung an der gr oßen Kurvatur deutete noch auf die Stelle hin, wo früher das Ulkus gesessen 
hatte (Abb. 2). Wenn Sie mir glauben sollen, daß es sich wirklich um eine Ulkusnische handelt, die 
verschwunden ist, so können Sie von mir den Nachweis verlangen, daß keine Täuschung -vorliegt; daß 
es wirklich eine Ulkusnische war und daß bei der Nachuntersuchung dieselbe. nicht durch einen Fehler ` 


Lorey: Demonstration interessanter Röntgenbilder. | ‘68 


in der Technik der Darstellung entgangen ist. Eine Ulkusnische kann unter Umständen einmal durch 
Kontrastmasse in anderen Darmteilen vorgetäuscht werden. So sieht man gar nicht allzu selten, daß 
‘der untere Duodenalschenkel, der normalerweise horizontal verläuft, hinter dem absteigenden Sehen- 
kel wieder in die Höhe zieht, sich dann nach links wendet und daß dann dieser, respektive die oberste 
Jejunumschlinge, den Magenschatten in der Mitte kreuzt. Zufällig hier liegenbleibende Kontrast- 
massen können auf der Platte unter Umständen eine Vorwölbung der Magenwand vortäuschen. Dies 
kann in unserem Fall jedoch mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Der Kranke ist von mir in allen 
Durchleuchtungsrichtungen auf das genaueste untersucht, es liegen außerdem mehrere Aufnahmen 
vor, die denselben Befund ergeben. Der an und für sich schon unwahrscheinliche Vorwand, daß die 
Vorwölbung durch abnorm starke peristaltische Wellen vorgetäuscht sein könnte, erledigt sich durch 
die Tatsache, daß der Befund während der @anzen Durchleuchtungszeit unverändert bestehen blieb. 
Auch durch stehende Wellen oberhalb und unterhalb kann ich mir die nischenartige Vorwölbung nicht 
entstanden denken. Schließlich sprach ja auch das klinische Bild und die ganz scharf auf die Vorwöl- 
bung beschränkte Druckempfindlichkeit für ein Ulkus. Daß bei der Nachuntersuchung die Ulkus- 
nische entgangen sein sollte, ist auch kaum denkbar. Bei der Nachuntersuchung lag die bei der ersten 
Untersuchung gewonnene Platte vor und ich war höchst erstaunt über das Fehlen der Nische. Ich 
habe deshalb die Kranke in allen Richtungen im Stehen und Liegen auf das genaueste durchleuchtet 
und mehrere Platten aufgenommen, ich habe mich damit nicht begnügt, sondern die Patientin 14 Tage 
später nochmals bestellt und abermals untersucht, es konnte nicht die Andeutung einer Nische mehr 
nachgewiesen werden. 

Wenn wir ein penetrierendes und kallöses Ulkus mit verdickten Wandungen vor uns haben, so ist 
os ja schlechthin nicht erklärlich, wie dasselbe durch eine interne Kur heilen kann. Wenn dasselbe 
jedoch nur die Mucosa und Muscularis durchsetzt, ohne daß der Geschwürsgrund bindgewebig 
verdickt ist, so ist es sehr wohl denkbar, daß die dadurch verdünnte und geschwächte Magenwandstelle 
durch den intrastomachalen Druck ausgebuchtet wird und dann ein Bild entsteht, wie wir es in 
unserem Fall gesehen haben. Tritt dann durch eine sachgemäße Kur eine Vernarbung des Ulkus ein, 
so erlangt dann die Magenwand wieder eine derartige Festigkeit, daß eine Vorwölbung durch den 
intrastomachalen Druck nicht möglich ist, ein Gedankengang der schon von Oehnell, der mehrere 
durch Ulkuskur geheilte, allerdings kleinere Ulkusnischen beschrieben hat, ausgesprochen ist. 

Diese Beobachtung hat eine prinzipielle Bedeutung für die Therapie insofern, als sie beweist, 
daß derartige „Pulsionsnischen“ durch interne Kur zur Heilung gebracht werden können. An uns 
Röntgenologen wird es nun sein, die Pulsionsnischen von den kallösen penetrierenden Ulcera unter- 
scheiden zu lernen. Ich glaube, daß die Form der Vorwölbung hierfür einen Fingerzeig gibt. Während 
wir bei den Pulsionsnischen eine rundliche absolut scharfrandige hernienartige Vorwölbung der Ma- 
genwand sehen, finden wir bei den kallösen penetrierenden Ulcera einen unregelmäßig geformten Vor- 
sprung oder einen durch eine Luftblase gekrönten Kontrastfleck neben dem Magen, der durch ‘einen 
dünnen Hals von der Magensilhouette getrennt ist. Auf operativem Wege bestätigte Kontrollen 
müssen den Beweis erbringen, ob diese Annahme sich bestätigt. Im Anschluß daran möchte ich mit- 
teilen, daß ich kürzlich in einem anderen Fall, ebenfalls bei einem Patienten mit Ulkussymptomen an 
analoger Stelle eine ganz gleiche Vorwölbung fand, wie in dem eben gezeigten Fall. Hier war diese 
Vorwölbung jedoch nicht konstant, sondern verschwand und kam wieder, aber immer genau an der- 
selben Stelle. Ich glaubte zu beobachten, daß die Vorwölbung jedesmal auftrat, wenn eine peristal- 
tische Welle an der großen Kurvatur ablief und nehme an, daß hier durch die jedesmalige Steigerung 
des intrastomachalen Druckes die durch ein Ulkus verdünnte Magenwandstelle vorgewölbt wurde, 
während in der Zwischenzeit der intrastomachale Druck und der Druck der Kontrastmassen nicht aus- 
reichte, diese Vorbuchtung hervorzubringen, wahrscheinlich weil hier die Verdünnung der Magen- 
wand noch nicht so hochgradig war, wie in dem ersten Fall. Eine ähnliche Beobachtung hat übrigens 
früher schon einmal Haudek beschrieben. 


2. Ausgedehnte Spina ventosa multiplex mehrerer Phalangen, 
Metacarpiund Unterarmknochen. 


Der etwa einjährige Junge wurde von der Kinderklinik mit der Diagnose Spina ventosa und 
Nebenhodentuberkulose zur Röntgenuntersuchung überwiesen. Im Röntgenbild sah man eine multipel 
auftretende Spina ventosa an mehreren Grundphalangen und Metacarpi. Die Metacarpi I, III und V 
der rechten und IV der linken Hand waren schwer in ihrer Gestalt und Struktur verändert. Dieselben 
haljen ein plumpes keil- und flaschenförmig aufgetriebenes Aussehen, die normale Spongiosastruktur 
ist verschwunden und hat einem unregelmäßig lockeren Netzwerk von wabigem Bau mit kleinen um- 
schriebenen Aufhellungen Platz gemacht. Infolge von Reizwirkung auf Kortikalis und Periost ist es 
zu mäßiger Apposition von Knochensubstanz gekommen. Analoge Veränderungen zeigt die Grund- 


e 


64 Wissenschaftliche Sitzungen. 


phalanx des rechten Zeigefingers. Besonders plump und verdickt ist die Grundphalanx des rechten 
Zeigefingers, die stark aufgetrieben und verkürzt ist, so daß sie annähernd eine viereckige Gestalt an- 
genommen hat. Von der stark verunstalteten Grundphalanx des linken vierten Fingers sind eigentlich 
nur die sehr kräftig und scharf sich markierenden Umrisse zu sehen, während der Innenraum größten- 
teils fast vollkommen aufgehellt ist und nur vereinzelte unregelmäßig angeordnete Knochenbälkchen 
erkennen läßt. Entsprechend den befallenen Phalangen sind die Weichteile spindelförmig aufgetrie- 
ben. Die Gelenkflächen sind allenthalben intakt. Am unteren Ende des Radius ist eine größere Auf- 
hellung vorhanden, sie ist nach außen zu von der verdünnten eine Spur aufgetriebenen Kortikalis 
bedeckt. Periostale Neubildung ist hier nicht vorhanden. Zwei weitere größere eirunde, die ganze 
Breite des Knochens einnehmende Aufhellungen sind im Schaftteil der r. Ulna vorhanden. Der 
Knochen sieht an diesen Stellen blasig aufgetrieben aus. Eine ähnliche Aufhellung ist am distalen 
Ende der linken Ulna vorhanden. Die distalen Enden der Vorderarmknochen weisen eine becherför- 
mig geschwungene, unregelmäßige Verkalkungszone auf. An der Außenseite der Ulna ist ein homo- 
genes, schon wieder ziemlich deutlich schattengebendes periostales Osteophyt aufgelagert. 

Das Röntgenbild zeigt uns also eine Rachitis und zwar im Stadium der Heilung, zweitens eine 
Spina ventosa tuberculosa multiplex. Ich halte diesen von Fraenkel vorgeschlagenen Ausdruck 
für besser, wie die Bezeichnung Jünglings als Ostitis tuberculosa multiplex, da die Aufhellungen 
ja nicht durch mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume bedingt sind, sondern infolge Ersatz des Knochen- 
gewebes durch tuberkulöses Granulationsgewebe entstehen. Daß es sich in unserem Falle wirklich um 
eine tuberkulöse Erkrankung, eine tuberkulöse Osteomyelitis gehandelt hat, kann angesichts der Tat- 
sache, daß das Kind gleichzeitig an einer Hodentuberkulose litt und kürzlich mit einer frischen Nieren- 
tuberkulose aufgenommen wurde, sowie des von Jüngling und Fraenkel durch histologische 
Untersuchung erbrachten Nachweises der tuberkulösen Natur des Leidens in analogen Fällen nicht 
bezweifelt werden. 

Ich hatte nun Gelegenheit, das Kind zwei Jahre später wieder zu untersuchen. Wenn Sie die 
nunmehr. gewonnenen Röntgenbilder betrachten, so werden sie keine Spur der früheren schweren 
Erkrankung an den damals befallenen Knochen mehr nachweisen können. Die Knochenerkrankung 
` ist vollkommen zur Ausheilung gelangt, und zwar ohne daß irgendwelche besondere Therapie in der 
Zwischenzeit angewendet wurde, und ohne daß das Kind in besonders günstigen hygienischen Verhält- 
nissen gelebt hätte. Wenn es auch bekannt ist, daß die Spina ventosa namentlich im frühen Kindes- 
alter nicht selten spontan ausheilt, so muß man doch staunen, was die Natur alles vermag und daß 
selbst so ausgedehnte Knochenprozesse ohne unser Zutun so vollkommen ausheilen. Dieser Fall muß 
uns auch eine Mahnung sein, den Erfolg irgendwelcher spezifischen oder unspezifischen Heilmethoden 
in solchen Fällen sehr zurückhaltend und kritisch zu betrachten. Er zeigt uns ferner, daß wir aus der 
Ausheilung einer tuberkulösen Knochenerkrankung noch keinen Schluß auf die Heilung der tuber- 
kulösen Infektion des Körpers ziehen dürfen. Denn wie schon erwähnt, wurde dieses Kind vor kurzem 
wegen einer frischen Nierentuberkulose in das Krankenhaus aufgenommen. Erwähnt sei noch, daß 
vor wenigen Wochen ein Bruder dieses Kindes ebenfalls mit einer Spina ventosa einer Grundphalanx, 
und zwar der vorwiegend periostalen Form derselben, zur Aufnahme gelangte. 


3. Über kongenitale Knochensyphilis. 


Die kongenitale Syphilis tritt beim Neugeborenen am Skelettsystem bekanntlich in zwei For- 
men auf: 1. als Osteochondritis syphilitica und 2, als Periostitis ossificans. Die Osteochondritis ent- 
wickelt sich fast immer bereits intrauterin und ein großer Teil der Früchte kommt faultot frühzeitig 
oder am rechten Ende der Schwangerschaft zur Welt. Eine Anzahl derselben wird aber lebend geboren 
und die Osteochondritis kann dann das einzig nachweisbare Zeichen der kongenitalen Syphilis sein. 
Die Erkennung der Erkrankung ist deshalb von größter Wichtigkeit, weil es häufig gelingt, durch eine 
spezifische Kur die Kinder zu retten, während sie unbehandelt dem sicheren Tode verfallen sind. Der 
Röntgenbefund bei der kongenitalen Syphilis ist namentlich durch die Arbeiten Eugen Fraen- 
kels bekannt. Bei der Osteochondritis sehen wir im ersten Stadium, daß das normalerweise gerade 
oder leicht geschwungene Kalkband gegen die Diaphyse zu leicht zackig ausgefasert wird, während 
es sich schaftwärts in normaler Weise scharf gegen das deutliche Bälkchenzeichnung aufweisende 
Kncechengewebe absetzt. Bei weiterem Fortschreiten des Prozesses nimmt das bisher homogene Kalk- 
band ein krümeliges Aussehen an und es schiebt sich zwischen dieses und den normalen Knochen eine 
aufgehellte durch Granulationsgewebe hervorgerufene Zone ein. Dadurch verliert der Knochen hier 
seine Festigkeit und es kann zu Kontinuitätstrennungen, oft fälschlicherweise Epiphysenlösungen ge- 
nannt, kommen. Die Osteochondritis pflegt unter spezifischer Behandlung, wie schon erwähnt, meist 
schnell zu heilen, so daß bei einer Nachuntersuchung schon nach wenigen Wochen keine Spur der 
früheren schweren Knochenerkrankung mehr zu entdecken ist. Ganz vereinzelt konnte ich auch bei 


x 


Aussprache zu Vortrag 25. ` 65 


Neugeborenen — es wurden mir zahlreiche Kinder von syphilitischen Eltern von der Frauenklinik be- 
reits in den ersten Lebensstunden zur Röntgenuntersuchung überwiesen —, die unmittelbar nach der 
Geburt ein normales Skelettsystem zeigten, in den ersten 2—4 Wochen nach der Geburt eine leichte 
Osteochondritis auftreten sehen. In späteren Lebensmonaten habe ich aber bis auf einen nachher zu 
zeigenden Fall niemals eine Osteochondritis gesehen. 

Dagegen tritt die zweite Form der kongenitalen Knochensyphilis, die Periostitis ossificans, bei 
der wir dem Schaftteil aufgelagert einen kräftigen Schatten gebenden periostalen Saum sehen, zwischen 
deın und der meist normalen Kortikalis häufig eine aufgehellte, von Markgewebe gefüllte Zone ange- 
troffen wird, nicht selten erst in den späteren Lebenswochen auf. Sie verläuft gutartiger als die 
Osteochondritis, ist aber auch durch eine spezifische Kur viel schwerer zu beeinflussen. Ja wir sehen 
ın gar nicht seltenen Fällen unter einer spezifischen Kur eine Osteochondritis heilen und eine Periosti- 
tis auftreten, namentlich in solchen Fällen, in denen es infolge der Osteochondritis zu Kontinuitäts- 
trennungen gekommen war. | 

Das halbjährige Mädchen, dessen Bilder ich Ihnen nun zeigen möchte, war mir von der Kinder- 
klinik wegen einer schweren Anämie mit Milztumor, bei der trotz negativem Wassermann der Ver- 
dacht auf eine kongenitale Syphilis bestand, zur Röntgenuntersuchung des Skelettsystems überwiesen 
worden. Das Röntgenbild zeigte eine leichte Periostitis ossificans symmetrisch an den Oberschenkeln 
und Oberarmknochen. Wenn man im Säuglingsalter einen derartigen Befund findet, so kann man 
getrost eine kongenitale Syphilis diagnostizieren. Das Kind wurde nun spezifisch behandelt. Die Kur 
mußte jedoch vorzeitig abgebrochen werden, da eine Nephrose auftrat. Bei einer zwei Monate später 
vorgenommenen Kontrolluntersuchung stellte sich nun heraus, daß die Periostitis ossificans zugenom- 
men hatte, was uns nach unseren Erfahrungen nicht sonderlich überraschte. Zu unsrem größten Er- 
staunen sahen wir aber, daß an den distalen Knochenenden der Vorderarm- und Unterschenkelknochen 
eine Osteochondritis syphilitica im ersten Stadium mit ihren charakteristischen Merkmalen aufge- 
treten war. Weitere zwei Monate später war die Osteochondritis wieder verschwunden, auch die 
Periostitis ossficans war etwas geringer geworden, ohne daß eine neue spezifische Kur vorgenommen 
war. Die nicht zu Ende geführte Kur muß also doch noch in genügender Weise nachgewirkt haben. 

Der Fall ist insofern äußerst ungewöhnlich, als ich bei einem doch immerhin recht großen Ma- 
terial in diesem Alter niemals eine Osteochondritis, die noch dazu während einer spezifischen Kur auf- 
trat, gesehen habe. Auch ist mir in der Literatur kein’ derartiger Fall bekannt. Er beweist ferner 
wieder einmal, wie wichtig und von wie ausschlaggebender Bedeutung die Röntgenuntersuchung des 
Knochensystems bei Verdacht auf kongenitale Syphilis ist. 


Aussprache zu Vortrag 25. 
Holitsch (Budapest): 


Haudek (Wien): Herr Lorey hat aus dem Verschwinden einer ziemlich großen Nische inner- 
halb einer mehrwöchigen Beobachtung den Schluß gezogen, daß in seinem Falle für das Zustande- 
kommen der Nische eine besondere Erklärung, und zwar die vorübergehende Ausstülpung des nach- 
giehigen Geschwürsbodens durch den intrastomachalen Druck angenommen werden müsse. 

Schon 1907 hat Reiche in dem ersten überhaupt publizierten Falle des Röntgenbildes eines 
penetrierenden Geschwürs diesen Vorgang neben dem anatomischen Substrate der Enstehung des pilz- 
förmigen Schattenvorsprungs zugrunde gelegt. Später haben Petrén und Edling gleichfalls eine 
Vorbauchung des Geschwürsgrundes als Ursache der Entstehung einer flachbogigen Nische am An- 
gulus ventriculi vermutet, als die Operation ein nicht kallöses, großes bis auf die Serosa reichendes 


a) Anatomische Profilskizze eines penetrierenden Ge- 
schwürs an der kleinen Kurvatur. Der Substanzverlust greift 
über die Dicke der Magenwand hinaus auf die Leber über = 
(L); die Ränder hängen kaum über, könnten also kein Kon- L L FR 
trastdepot zurückhalten. 


b) Die regionäre spastische Kontraktion der Muscu- 
laris mucosae bewirkt durch ein irisartiges Vorschieben der 


Schleimhautränder die Bildung einer Ringbucht; oben in a) b) c) d) 
- dieser eine Gasblase, unten die Bariumsichel, dazwischen die 
Sekretschicht, 


c) Ein kleines, mehr oberflächliches Ulkus, anatomisches Profilbild. 


d) Das Röntgenprofilbild, dazu mit dem kleinen Sichelschatten im unteren Teile der Ringbucht. 
Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. 9 


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66 | E Wissenschaftliche Sitzungen. 


Geschwür ergab. Ich halte diese Erklärung für nicht stichhaltig, einmal weil der intrastomachale 


‘ Druck bei der üblichen Magenfüllung immer der gleiche ist und ein Verschwinden des Bildes daraus 


nicht zu erklären wäre, ferner weil das Nischensymptom durchaus nicht das Warnungssignal vor 
einer Perforation ist und mir kein Fall von Perforation eines vorher durch eine Nische nachgewiesenen 
Ulkus bekannt ist; schließlich weil die Erklärung, die ich schon vor mehr .als 10 Jahren für die Ent- 
stehung und das Verschwinden der Nischenbilder gegeben habe, diese Erscheinungen restlos erklären. 
Der Substanzverlust wird nur dadurch sichtbar, daß die — sei es hypertonisch oder spastisch — kon- 
trahierte Muscularis mucosae sich wie ein irisartiges Diaphragma zirkulär vor denselben schiebt, so daß 
die Nische nur durch eine verhältnismäßig enge pupillenartige Öffnung mit dem übrigen Magenlumen 
in Verbindung steht. In dieser so gebildeten Ringbucht wird das eingeflossene Barium zurückgehalten, 
daher die palpatorische Unverdrängbarkeit des Schattenflecks und bei größeren Nischen die Möglich- 
keit der Ansammlung einer Luftblase im oberen Teile der Ringbucht (siehe Skizze). 

Löst sich intermittierend der Spasmus, dann verkleinert sich auch der Schattenvorsprung und 
schließlich kann die Nische auch völlig verschwinden. Das Nischensymptom ist also weitgehend von 
einem regionären Spasmus abhängig, es verschwindet bei Besserung und kehrt wieder bei Verschlech- 
terung des Zustandes, die mit neuerlicher Tonussteigerung einhergeht. 

Für die Bulbusnischen liegen die Verhältnisse gleich. Auch hier hat Akerlund die Ver- 


‚kleinerung bei erfolgreicher interner Therapie beschrieben. 


II. Therapie. 


26. O. de la Camp (Freiburg i. Br.): Die Röutgentherapie der Lungenphthise. 


Tierexperiment (Bacmeister und Küpferle) und klinische Erfahrung haben festgelegt, 
daß die Röntgentherapie der Lungenphthise sich nur auf die zur Latenz neigenden, stationären oder 
mindestens langsam progredienten Fälle der chronischen nodösen, an sich schon Schrumpfungstendenz 
zeigenden Phthise beschränken muß, während die miliaren, pneumonischen und exsudativen Formen 
und Mischformen auszuscheiden haben, bei denen der Organismus der Masse der Infektionserreger 
und ihrer Giftbildung gegenüber in seiner Abwehr erliest. Es handelt sich bei dem Strahleneinfluß 
lediglich um eine Reaktionserhöhung der natürlichen zellulären Abwehrvorgänge am Erkrankungsort, 
die gleichzeitig in allgemeinen biologischen Umstimmungen im Organismus Unterstützung und Wech- 
selwirkung finden. Dabei ist das überhaupt zu viel zitierte Arndtsche sog. Grundgesetz, schwache 
Reize fördern die Lebenstätigkeit, starke hemmen sie und sehr starke heben sie auf, sicher nicht ohne 
weiteres auf die nicht nur quantitativen Momenten gehorchende Bestrahlungsdosis für pathologisch - 
entstandene Zellkomplexe zu übertragen. Für die Bestrahlung der Lungenphthise ist ferner wesent- 
lich, daß stets eine Einschmelzung der besonders resorptiv befähigten Lunge zu vermeiden ist, und 
daß ein Teil des tuberkulösen Zellprodukts dem Bindegewebe selbst entstammt. 

Die neueren immunbiologischen Forschungen (Ranke u. a.) werfen nun die Frage auf, ob die 
Lokalbestrahlung der Lunge mit anderen Manipulationen zu verbinden sei, die eine Hebung der im- 
munisatorischen Kräfte des Organismus bezwecken.: Klare Erkenntnisgrundlagen liegen jedoch hier 
noch nicht vor. So ist auch die Milzreizbestrahlung (M. Fraenkel) in ihrer Vorbedingung noch 
nicht geklärt. Auch die von Stephan nachgewiesene Beschleunigung der Blutgerinnung bei Milz- 
reizbestrahlung läßt sich aus Dre stischen Gründen für die Bekämpfung einer phthisischen Hämoptoe 
schwer benutzen. 

Übrigens schafft auch die Lokalbestrahlung der Lunge Allgemeinwirkungen durch die Mitbe- 
strahlung der Lymphdrüsen, die Reaktion im Immunkörper bildenden Granulationsgewebe und vor 
allem im mitbestrahlten durchpassierenden Blut. Auch die Leukozytose spricht dafür. 

Bei der Bestrahlung der Lunge im therapeutischen Pneumothorax ist mehr auf die Gefahr einer 
Reizentstehung der komplizierten exsudativen Pleuritis zu achten. — Kleine Kavernen sind, sofern - 
sie in produktiv phthisischem Gewebe liegen, kein Gegengrund gegen die Bestrahlung. 

Die Kombination mit dem Tuberkulin bedarf im Sinne einer die Einzelkomponente quantitativ 
mindernden Maßnahme (Analogie zu kombiniertem Herz-, Nieren-, Narkosemitteln) neuerlicher kriti- 
scher Bearbeitung. 

Die zum Schluß eingehend besprochene Technik hat stets zu individualisieren, vor allem aber, 
in Anlehnung an das Tuberkulin, unerwünschte Reaktionen zu vermeiden. 

Die Röntgentherapie, die nicht ambulant durchgeführt werden sollte, ist kein Spezifikum, wohl 
aber in der Hand des sich auf klinische und technische sichere Grundlagen stützenden Arztes ein 
wertvolles Unterstützungsmittel im immer heißer werdenden Kampf gegen die Tuberkulose. 


Aussprache zu Vortrag 26. 


Bacmeister (St. Blasien): 

B. zeigt an der Hand zahlreicher Diapositive die Anwendungsweise und die Erfolge der Röntgen- 
therapie der Lungentuberkulose, wie er sie in St. Blasien ausübt. Bei richtiger Auswahl der Fälle 
(stationäre, zur Latenz neigende und langsam progrediente Formen der produktiven Tuberkulose) 
und den anatomischen Prozessen angepaßter Technik lassen sich bei dieser beschränkten Kategorie 
der Fälle auch bei kavernösen Prozessen Schrumpfungen und Vernarbungen erzielen, wie sie in dieser 
Häufigkeit, in dieser Intensität und in so relativ kurzen Zeiträumen durch andere Bıahichirurgische 
Methoden nicht erreichbar sind. 

9* 


68 Wissenschaftliche Sitzungen. 


Kaestle (München): Für die Durchführung der Röntgenstrahlenbehandlung der Lungentuber- 
‘kulose ist. scharfe Indikationsstellung — bei möglichst klarer Erkenntnis der anatomischen Eigenart 
des zugrunde liegenden Lungenprozesses — unbedingt nötig. Es ist zweifellos, daß plattennahe 
gelegene Lungenherde vielfach als produktiv bzw. exsudativ erkannt werden können. Je platten- 
ferner aber Verdichtungen in der Lunge liegen, um so weniger sicher wird ihr histologischer Charak- 
ter aus dem Röntgenbild erschlossen werden können. Es ist deshalb nötig, die Lunge allseitig zu durch- 
leuchten und unter Umständen interessierende Lungenteile in verschiedenen Richtungen aufzunehmen. 
Es ist bekannt, daß Lungenherde ein Mindestmaß an Größe und Dichte erreichen müssen, um röntge- 
nologisch darstellbar zu sein. Oft wird von tuberkulösen Herden in der Lunge nur die orthoröntgeno- 
grad getroffene dichte Wandpartie, eine Demarkationsmembran, als Schatten differenziert, während 
_ andere Teile des Krankheitsherdes nicht zur Darstellung kommen. Die Röntgenstrahlen üben unter 
bestimmten Bedingungen biologische Gewebsauslese. So braucht z. B. nicht alles Kaverne zu sein, 
was im Röntgenbilde von einem Schattenring umwallt ist. Der Inhalt dieser Umwallung braucht nicht 
Luft oder Detritus zu sein; es kann sich sehr wohl noch um mehr oder weniger stark verändertes Lun- 
gen- bzw. Granulationsgewebe handeln. Daß sich neben den spezifischen Veränderungen in der Lunge 
unspezifische Komplikationen an der Schattenbildung im Röntgenogramme beteiligen können, sei be- 
tont. Rein physikalische, in der Natur der Röntgenbilder als Zentralprojektionen von Körpeıgebilden 
in die Fläche des Leuchtschirms oder der Platte begründete Dinge, machen gelegentlich die anato- 
mische Identifizierung der Herde unmöglich. Reine. Tuberkuloseformen sind nicht die Regel; eine 
gewisse Schwankungsbreite der Mischung von exsudativen bzw. produktiven Veränderungen findet sich 
meist bei Tuberkulösen; damit sei aber in Abrede gestellt, daß bestimmte Veränderungen im Bilde 
vorherrschen können und meist vorberrschen. Die geschilderte Eigenart der Lungentuberkulose und 
unserer diagnostischen Möglichkeiten ihr gegenüber — nicht nur der röntgenologischen, sondern auch 
der klinischen, die sorgsamst anzuwenden sind — lassen besonders vorsichtige Anwendung der Rönt- 
genstrahlen notwendig erscheinen. 

Bestrahlt werden vorwiegend produktive Tuberkuloseformen; kavernöse Phthisen werden mit 
Vorsicht angegangen: Man bleibt sich dabei bewußt, daß nicht alles was Kaverne scheint auch Ka- 
verne ist. Man hütet sich — um nicht unerwünschte Herd- oder Allgemeinreaktionen zu bekommen — 
vor Häufung der Dosen. 

Die Größe des Einfallsfeldes richtet sich nach der Zahl der zu dürchstrahlenden Krankheitsherde; 
je zahlreicher die Herde in einem bestimmten Lungenteil sind, um so kleiner wählt man das Ein- 
fallsfeld. 

Es wird mit 0,5 Zink oder Kupfer plus 1 Al gefiltert und der Fokus- Hautabstand mit 30 cm ge- 
wählt. Die auf einmal verabreichte Dosis wechselt je nach Lage der Dinge, beträgt durchschnittlich 
ca. !/; HED. Eine „Tuberkulosedosis“ gibt es nicht. 

Fieberfreie produktive nicht ausgedehnte und nicht kavernöse Tuberkulosen kann der Sachkun- 
dige auch ambulant bestrahlen. i 

Außer an die Gefahren der Lokal- und Allgemeinreaktion bei Tuberkulose hat man an mögliche 
Schädigungen des Lungengewebes durch große oder gehäufte Röntgenstrahlendosen zu denken 
(Kaestle, Röntgenkongreß 1922) und an Spätschäden der Haut durch Dosenhäufung, die zu ver- 
meiden ist. Die Art der Wirkung der Röntgenstrahlen auf den tuberkulösen Lungenherd ist un- 
genügend bekannt; wir betrachten deren Erfolg als Förderung der Naturheilung, die allerdings — wie 
Sie heute schon sahen — manchmal noch vorher kaum erwartete gute Ergebnisse zeitigen kann. ‘Im all- 
gemeinen wird ‘man seine Erwartungen nicht überspannen, ohne damit den Heilwert der Röntgenstrah- 
len im Kampf gegen die Lungentuberkulose in geeigneten Fällen zu unterschätzen. 

Besserungen werden nicht selten unter Strahlenbehandlung in auffallend kurzer Zeit erreicht. 

Es folgt die Projektion von Diapositiven, deren erstes eine kavernöse Phthise des rechten Ober- 
lappens zeigt mit umschriebener knotiger Dissemination im linken Unterlappen nahe dem Hilus- 
` gebiet. Die Röntgenbehandlung der linksseitigen Herde wurde vorgenommen in der Absicht, bei ge- 
heilter bzw. gebesserten linker Lunge die rechte Seite operativ in Angriff zu nehmen. Im Verlaufe 
siehenmonatiger Behandlung verschwanden die linksseitigen Herde. Allerdings war es dabei zur Re- 
sorption von Tuberkelbazillen auf dem Lymphwege gekommen, die in den linksseitigen regionären 
Lymphdrüsen aufgefangen und festgehalten wurden und zu einer deutlich feststellbaren Vergrößerung 
dieser Drüsen geführt hatten, wie mehrfache Röntgenbilder bewiesen. 

Ein weiteres Diapositiv zeigte eine über beiden Lungen disseminierte gemischtknotige Tuber- 
kulose. Die Schattentiefe der Herde und deren scharfe Begrenzung bewies deren mindestens teilweise 
Ausheilung. Asthmatische Anfälle bildeten den subjektiven fühlbaren Rückstand der Krankheit. Im 
Anschluß an eine über längere Zeit sich erstreckende Röntgenbehandlung verschwanden diese An- 
fälle. Die Kranke, die heute 48 Jahre alt ist, ist vorläufig geheilt. 


Bucky (Berlin): 


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Aussprache zu Vortrag 26. a 69 


Heßmann (Berlin) begrüßt die Erweiterung der Indikation zur Röntgenbestrahlung der Lungen- 
tuberkulose nach Bacmeister, der jetzt ebenso wie dela Camp auch Tuberkulosen mit Kaver- 
nenbildung bestrahlt; selbstverständlich nur bei Vorhandensein eines schrumpfenden Prozesses. Als 
Dosis werden 20—30% der HED. empfohlen, bei Anwendung von 8 oder 10 mm: Aluminiumfilter und 
mindestens 35 cm Fokushautdistanz zur Erzielung eines guten Dosenquotienten. 


Caspari (Frankfurt a. M.): Ich weiß, daß ich in diesem Kreise nicht allein stehe in der Auffas- 


sung, daß der Effekt einer lokalen Bestrahlung sich aus zwei Komponenten zusammensetzt: einer . 


lokalen und einer allgemeinen Wirkung. In meinen Versuchen am Impftumoren von Mäusen glaube 
ich den Nachweis geführt zu haben, daß die Bindegewebswucherung, die letzten Endes die Heilung 
eines bestrahlten Tumors vollendet, auf die Allgemeinwirkung zurückgeht. Diese Erkenntnis ist, wie 
ich glaube, auch praktisch von Bedeutung, weil sie uns von der unmöglichen Forderung befreit, Dosen 
anwenden zu sollen, die die Krebszellen abtöten, die Bindegewebszellen aber lokal reizen. 

Es lag die Frage nahe, ob es nicht wie bei den Tumoren auch bei der Tuberkulose möglich ist 
durch Röntgenbestrahlung ohne lokale Applikation eine Immunität bzw. Resistenzerhöhung herbeizu- 
führen. Ich habe in Gemeinschaft mit Dr. Schloßberger am Institut f. exp. Ther. derartige Ver- 
suche begonnen. Sie sind noch keineswegs zum Abschlusse gelangt, doch sind die bisherigen Ergeb- 
nisse so eindeutig, daß ich es nicht für gewagt halte, schon heute einiges darüber zu sagen. 


Die Versuche wurden an weißen Mäusen ausgeführt. Diese wurden im Institut von Herrn 


Dessauer einer Totalbestrahlung mit gefilterter harter Strahlung für die Dauer von 15 Sekunden 
ausgesetzt. Nach ca. 3 Wochen wurden sie von Herrn Schloßberger möglichst exakt quantitativ 
mit Hühnertuberkelbazillen infiziert. Ebenso die gleiche Anzahl Kontrolltiere. Die letzteren starben 
sämtlich bis auf ein Tier, das vielleicht von Natur eine erhöhte Resistenz hatte, innerhalb von sechs 
Wochen. Von den vorbestrahlten Tieren ging in diesem Zeitraum nur ein Tier an Tuberkulose zu- 
grunde; bei den übrigen beginnt erst jetzt nach reichlich 5 Monaten das Sterben, eine größere Anzahl 
sind noch am Leben und bieten vorläufig keine Krankheitserscheinung. Wichtig aber ist es, daß die 
bisher an Tuberkulose eingegangenen vorbestrahlten Tiere einen stärkeren bazillären und Krank- 
heitsbefund darboten. als die viel früher zugrunde gegangenen Kontrolltiere.. Es ist dies ein ganz 
analoger Befund wie ich ihn auch für die Resistenzerhöhung geringeren Grades (relative Immunität) 
bei den Tumoren beschrieben habe. 


Ich glaube, daß man noch zu einer Verbesserung des Ergebnisses wird gelangen können, und 


zwar erwarte ich dies weniger von einer Erhöhung der Bestrahlungsdosis als vielmehr von einer Er- 
höhung der Zahl der Bestrahlungen. Diese müssen dann aber in nicht zu kurzen Intervallen appliziert 
werden, um einen Eingriff in der negativen Phase zu vermeiden. 

Ich würde es sehr begrüßen, wenn diese Versuche den Herrn Klinikern vielleicht als Anregung 
dienen würden bei der Behandlung der Tuberkulose die Allgemeinbestrahlungen zu versuchen. Sicher 
ist dieser Modus procedendi für den Patienten ungefährlicher als die lokale Bestrahlung, sicher auch 
angenehmer und schließlich weniger kostspielig. 


de la Camp (Schlußwort) warnt dringend vor einer zu weit gesteckten Indikation der Röntgen- 
therapie bei der Lungenphthise. Auch bei den kavernösen Fällen, die Bacmeister als wesentlich 


 gebessert auch im Kavernenausmaß vorgestellt hat, handelt es sich durchaus um Fälle der gutartigen 


schrumpfenden Form. Man darf außerdem aus der Ringform im ‚Röntgenbild nicht immer auf eine 
Kuuelform der Kaverne schließen. Wie die Untersuchungen von Küpferle und Gräff ergeben 
haben, erstrecken sich ja oft die Kavernen ganz flach nach vorne und unten, so daß hier wohl weit- 
gehende Schrumpfvorgänge möglich sind. Im großen und ganzen bleibt aber die prognostische Be- 
lastung des Falles durch Anwesenheit einer größeren Kaverne bestehen. 

Ausdrücklich ist weiter davor zu warnen, auch typische exsudative Fälle der Bestrahlung zu 


unterziehen. Im Kindesalter liegen die Dinge gewiß besonders. Aber im allgemeinen sollte an den im 


Referat festgelegten Anwendungsgrenzen im Interesse der Methode strikte festgehalten werden. 


27. Holzknecht (Wien): Worauf beruht die Heilwirkung der Röntgenstrahlen? 


Die Wirkung der Röntgenstrahlen, anfangs vollkommen mißverstanden (Freund, Elektrische 
Entladung), aber auch jetzt noch oft mißdeutet (Röntgenkater: Nitrose Gase, elektrische Aufla- 
dung ete.) wird heute in zweifacher Weise erklärt, zum Teil als Zellschädigung (Degeneration, Nekro- 
biose mit Ausgang in Wiederherstellung oder Resorption), zum Teil als Reizwirkung (Funktions- 


| oder Wachstumssteigerung). 


Das Verständnis der Wirkung ist nicht gleichgültig, richtige Theorien darüber helfen beim Aus- 
bau der alten und beim Aufsuchen neuer Indikationen, falsche verleiten zu unrichtigem Ausbau der 


. 70 Wissenschaftliche Sitzungen. 


bekannten Indikationen und führen höchstens durch Zufall zu neuen. Die Ansicht, daß die 
Röntgenstrahlen zellreizend (— zellfördernd) wirken, ist nach der Mei- 
nüng des Vortragenden falsch. Da sie ungeheure Verbreitung gefunden hat (neue große 
therapeutische Werke gründen sich vollständig auf sie, ganz zu schweigen von der Journalliteratur) 
und da sie ganz bedenkenlos gebraucht wird, weil sie als absolut gesichert gilt, ist die Frage nach ihrer 
Berechtigung nicht gleichgültig. Sie wurde lange Zeit, außer in Arbeiten des Redners, nicht ange- 
zweifelt. Ihre Hauptstütze war das Arndt-Schulzsche Gesetz, in die Röntgenliteratur als biologi- 
sches Grundgesetz eingeführt, besagend, daßlebende Zellen jeder Artdurch jedwedes 
Agens in kleinen Dosen gefördert, in mittleren gelähmt, in großen ge- 
tötetwerden. Die Revision der einschlägigen biologischen und pharmakodynamischen Literatur, 
um welche sich Pordes verdient gemacht hat, hat ergeben, daßderSatzvonArndt-Schulz 
falsch, kein Gesetz, nicht allgemein gültig, eine, wenn überhaupt dann nur für besondere Fälle gül- 
tige Regel, von den obigen Fachleuten nie als Gesetz anerkannt worden ist, weil zahlreiche 
Agentien,derenschädigende Wirkungbekanntist,trotzsorgfältiger Un- 
tersuchungen in keinen, auch nicht in den kleinsten Dosen Förderung 
(Reizwirkung) hervorrufen. Nie macht Kurare das Lähmungsgift des Bewegungsapparates 
Muskelkrampf oder Tonuserhöhung, nie steigert das Anästhetikum Kokain die Emp- 
findlichkeit zur Hyperästhesie, auch nicht in den kleinsten Dosen. Der Satz von Arndt- 
Schulz würde also richtig gestellt lauten: Nicht alle Agentien reizen in kleinen, 
lähmenin mittleren oder töten in großen Dosen; die einen wirken wohl so, die an- 
deren haben aber nur schädigende Wirkungen. Daraus folgt, daß die Röntgenstrahlen nicht zufolge 


eines Naturgesetzes eine Reizwirkung haben müssen, daß es falsch ist, in jeder Röntgenwirkung, - 


die das nur halbwegs zuläßt, eine Reizwirkung zu sehen, bloß „weil ja die Röntgenstrahlen eine Reiz- 
wirkung haben müssen“. 

Es müsen: vielmehr für diese Annahme triftigere Gründe, unwiderlegliche Beweise gefunden 
werden. Man hat sie gesucht. Was man gefunden zu haben glaubte, zerfällt in drei Gruppen: Stärkeres 


Wachstum von malignen Tumoren nach Bestrahlung: In Wirklichkeit ist kaum ein einwandfreier Fall: 


genau beschrieben worden. Merkwürdig genug. Aber es war ja nicht nötig, da die Reizwirkung kleiner 
Dosen ohnedies durch Naturgesetz festgestellt schien! Dann Erscheinungen, welche tatsächlich als 
Förderung imponieren mußten: Pflanzen- und Tierkeime wüchsen rascher und höher als unbestrahlte. 
Allein: das Wachstum hat seine hemmenden Regulatoren, „sonst würden die Bäume in den Himmel 
wachsen!“ Wer kann sagen, daß hier nicht die hemmenden Regulatoren geschädigt wurden. 
Wenn man einem Pflanzenkümmerling eine ihm fehlende Lebensbedingung, z. B. Sonnenlicht, wie- 
der gibt, so wächst er besser und das mag man als Förderung bezeichnen. Trotzdem kann eine andere 
Einwirkung, z. B. Röntgenstrahlen, mehrfache Schädigungen bewirken, unter denen auch ein irregu- 
läres Wachstum in die Augen fällt. Tatsächlich folgt den Röntgendosen, welche das stärkste Wachs- 
tum bewirken, die Schädigung nach (Petry und Weber an Winterknospen u. a. m.). 

Drittens ist von zahlreichen alten und neu beobachteten Wirkungen der Röntgenstrahlen auf 
pathologische Zustände, ja von fast allen Heilwirkungen behauptet worden, daß sie auf Reizwirkung 
(Funktionsförderung) beruhen, meist ohne jede, oft mit einer wenig zwingenden Argumentation, immer 
unter Hinweis auf das falsche Gesetz von Arndt-Schulz. Zahllose Arbeiten, ganze Lehrbücher, 
stellen darauf ihre Auffassung und, was schlimmer ist, ihre Technik ab. 

Vortragender hält die Annahme einer Reizwirkung für unbewiesen, ihre Verwertung in dem 
jetzt üblichen Ausmaß für schädlich und glaubt, daß man bis auf weiteres daran fest- 
halten muß,daßalle Wirkungen der Röntgenstrahlen auf Schädigung (De- 
pression, Alienation, Degeneration und Nekrobiose von Zellen und Zellteilen [P ordes, nicht bloß der 
Kerne]) beruhen, wenn auch der Angriffspunkt für viele Effekte noch nicht bekannt ist. — — (Ausführ- 
lich erschienen in der Münchner Med. W., 1923, Nr. 24, S. 761.) 


28. Pordes (Wien): Ist zur Erklärung der Röntgenwirkung die Annahme von Funk- 
tions- und Wachstums-Beiz notwendig? 


Ich fasse das Gesagte in fünf Punkten zusammen: 
| 1. Der Arndt-Schulzsche Lehrsatz ist kein Naturgesetz, nicht einmal eine durchgehende 
Regel, daher nicht unbedingt auf die BORIBSNWIERNNE anzuwenden. Die Reizhypothese muß daher 
streng revidiert werden. 

2. Die experimentell erzielten Entwicklungs- und Wachstumsbeschleunigungen stellen keine 
Förderung dar, sondern vielfältige Schädigungen, bei denen ein Symptom unter anderen die Beschleu- 
nigung eines Ablaufes ist. Sie sind daher als der Beweis einer Reizkraft nicht zu verwerten. 


P orema _ 


Mühlmann: Über Röntgenreizbestrahlung. | 71 


3. Die als Funktionsreiz gedeuteten Bestrahlungseffekte sind zwanglos durch Depression oder 
Fortfall der empfindlichsten, also zuerst oder am meisten geschädigten Gewebselemente verständlich. 

4. Die Annahme einer Reizkraft ist zum Verständnis der bekannten Röntgenwirkungen weder 
notwendig noch geeignet. , 

5. Nach meinen Versuchsergebnissen ist es mehr als wahrscheinlich, daß die durch Röntgen- 
strahlen hervorgerufene Erkrankung der lebenden Substanz eine zwar verschieden große, aber immer 
eine einheitliche unter allen Umständen im gleichen Sinne ablaufende Störung ist. 


29. Mühlmann (Stettin: Über Röntgeureizbestrahlung. 


Nach den ausführlichen Darstellungen der Herren Vorredner kann ich auf jede theoretische 
Betrachtung über den Begriff einer Röntgenreizdose verzichten. Seit den Arbeiten von Stephan 
hat die Anwendung kleiner Röntgendosen zur Erzielung bestimmter Funktionsleistungen größeren 
Umfang angenommen. Trotzdem finden sich in der Literatur neben ausführlichen theoretischen und 
spexulativen Betrachtungen nur kurze kasuistische Beiträge, aus denen sich die Frage nach der wirk- 
lichen Leistung der Reizbehandlung und ihrer Indikationsbreite kaum beantworten läßt. Von beson- 
derer Bedeutung wird aber erst die Fragestellung, ob diese neue Methode mehr leisten kann als die 
üblichen älteren Behandlungsmittel der Klinik. | 

Das uns zur Verfügung stehende Material erlaubt uns in gewisser Beziehung hierauf schon eine 
_ Antwort zu geben. Wir haben mit sogen. Reizdosen versehen die Thymus bei Psoriasis in ihren ver- 
schiedensten Formen und Altersstadien und uns dabei genau an die Vorschriften der Kieler Klinik 
gehalten. Einen Erfolg konnten wir niemals feststellen. Die Milzbestrahlung wurde nur einmal bei 
einem Morbus maculosus angewendet, der sich einer viermonatlichen klinischen Behandlung gegen- 
über absolut refraktär verhielt. Sofort nach der Röntgenbehandlung heilte er absolut aus und ist 
jetzt zwei Jahre lang rezidivfrei. 

Ein sichereres Urteil gestattete die Behandlung schwerer sekundärer und echter pernizöser 
Anämien. Bedingung ist, daß sie noch im reaktionsfähigen Zustande auf den Bestrahlungstisch kom- 
men. Wenn die Reizbehandlung, wie leider allzu häufig erst als ultima ratio angewendet wird, wenn 
der Allgemeinzustand erheblich reduziert und das Hämoglobin auf etwa 10% gesunken ist, ist auch mit 
der Röntgenbehandlung nichts mehr zu erreichen. Deshalb empfiehlt es sich schon frühzeitig, evtl. in 
Kombination mit den üblichen klinischen Methoden, die Strahlentherapie anzuwenden. So haben wir 
eine ganze Reihe von Fällen aus eben geschilderten Gründen ohne Erfolg behandelt. Eine weitere 
Reihe mit vorzüglichem Ergebnis, wobei besonders jene Fälle von größter Bedeutung waren, die sich 
als refraktär erwiesen gegen Bluttransfusionen und Arsendosen selbst im Sinne der von E. Neisser 
durchgearbeiteten Arsenstoßtherapie, deren Erfolge über die übliche Arsenmedikation weit 
herausgeht. Gerade diese Fälle sind es, in denen die Röntgenreiztherapie der Klinik überlegen zu 
'sein scheint. 

Bei akuten Nierenentzündungen mit typischen Harnverhaltungen wurden die Ergebnisse 
Stephans bestätigt. Darüber hinaus konnten wir zwei Fälle beobachten, die die therapeutische Be- 
deutung der Reizröntgenbehandlung in ein besonderes Licht setzt. Gestatten Sie mir diese beiden 
Fälle kurz zu referieren. 

Fall 1. Eine 30jährige Frau wird mit unklaren Nierenbeschwerden eingeliefert und die Diagnose 
einer linksseitigen Nierentuberkulose gestellt und operativ bestätigt. Die Kranke übersteht die Ope- 
ration ausgezeichnet, bekommt aber genau acht Tage später eine akute Harnverhaltung, verbunden 
mit Kopfschmerzen und Erbrechen. Am nächsten Tage zeigten sich Ödeme des Gesichts und der 
"Beine, die am folgenden Tage weiter zunehmen. Jeder Versuch, die Diurese in Gang zu bringen, bleibt 
‘ohne Erfolg, es besteht völlige Anurie. Genau zehn Tage nach der Operation, 2% Tage nach dem Be- 
ginn dieser reflektorischen Harnverhaltung erfolgt die Reizbestrahlung. 4 Stunden später beginnt 
die Harnflut, es werden innerhalb der ersten 36 Stunden 2°/, Liter Harn ausgeschieden, bei einer 
gleichzeitig verabfolgten Getränkmenge von 1% Liter. Die Diurese und der Urinbefund bleiben nor- 
mal und die Kranke kann als geheilt entlassen werden. | 

Fall 2. Ein 1%jähriges Kind kommt wegen schwerster Nephrose ins Krankenhaus. Der Ver- 
such, auf die übliche klinische Methode die Diurese zu beeinflussen und die außerordentlich schweren 
Ödeme zu beseitigen, mißlingt völlig, so daß zur Röntgenreizbestrahlung beider Nieren gegriffen wird. 
' Am nächsten Tage setzt die Harnflut ein, die sich bei dem Kinde nicht genau messen ließ. Jedenfalls 
kann eine Gewichtsabnahme innerhalb von 5 Tagen um 3 bis 3,5 Kilo festgestellt werden. Auffällig 
ist der außerordentlich schnelle Absturz des Eiweißgehaltes im Urin von 12 auf % pro Mille innerhall 
24 Stunden. Die Ödeme und der Aszites verschwinden fast vollkommen und völlig bei weiteren Ver- 
abfolgungen von Diuretizis. Das Gewicht fällt im Laufe der nächsten 10 Tage um ein weiteres Kilo- 


72 | oo | Wissenschaftliche Sitzungen. 


gramm. Das Kind erholt sich außerordentlich schnell und wird 6 Wochen nach der Röntgenbehand- 
lung in subjektiv gutem Zustande entlassen, mit einem Resteiweiß von 4 pro Mille. Drei Monate später 
kam das Kind wieder zur Beobachtung, war subjektiv gesund, ist aber weitere 4 Monate-später an einem 
Rezidiv verstorben, wie nicht anders zu erwarten war. 

Aus diesen beiden Fällen geht hervor, daß die Strahlenbehandlung imstande ist, auch dann noch 
Erfolge zu zeitigen, in denen die Klinik versagt hat, daß also sowohl bei den schweren Anämien wie 
bei der reflektorischen Anurie nach einseitiger Nierenesstirpation und der Nephrose Resultate erzielt 
werden, die die Klinik mit den älteren medikamentösen, diätetischen und physikalischen -Methoden 
nıcht erreichen konnte. 


30. E. Zweifel (München): Über Milzreizbestrahlung. 


Die Milzreizbestrahlung ist 1914 von Fraenkel zur Behandlung des Karzinoms in die Thera- 
pie eingeführt worden. Über die theoretischen Grundlagen berichtet vor allem eine Arbeit über 
„Milzreizbestrahlung“ von Stephan, nach der das Gerinnungsferment erhöht wird, also die Blut- 
gerinnung beschleunigt. Die Milzbestrahlung ist therapeutisch von einer Reihe von Chirurgen ange- 
wandt worden, in der Gynäkologie bisher vor allem von Vogt-Tübingen und von Nürnberger. 
Als Indikationsgebiet eignen sich für die Milzbestrahlung besonders die Blutungen jugendlicher Per- 
sonen, und zwar die Fälle, bei denen man keinen pathologischen Befund findet; es sind dies vor allem 
die Fälle, bei denen die Blutungen auf Chlorose zurückzuführen sind. Von den bisher behandelten 
Fällen der Univ.-Frauenklinik München liegen 34 genügend lange zurück, um darüber zu berichten. 
Von. 21 haben wir Nachricht erhalten; von diesen sind 11 durch die Milzbestrahlung geheilt. 


Aussprache zu den Vorträgen 27—30. 


Gottwald Schwarz (Wien), vertreten durch Dr. A. Czepa: Ich möchte dem Kongresse über 
einen scheinbar gesetzmäßigen Unterschied zwischen gutartigem und bösartigem Wachs- 
tum im Verhalten gegenüber der Röntgenwirkung eine Mitteilung machen. 

Normales, gutartig wachsendes Gewebe zeigt bei wiederholter Röntgenbestrahlung gleich- 
bleihende oder sogar zunehmende Empfindlichkeit. Z. B. ein nach Röntgenepilation wieder gewachse- 
nes Haar bedarf zu neuerlicher Epilation keiner Steigerung der Dosis. 

Rezidivierende bösartige Neoplasmen werden aber immer weniger röntgenempfind- 
‘lich. Nach meiner Auffassung, die durch die Ergebnisse der experimentellen Geschwulstforschung 
gut gestützt ist, sind in den malignen Blastomen gutartigere und bösartigere Ele- 
mentein zahlreichen Abstufungen und Mischungen, die auch verschiedene Röntgenemp- 
findlichkeit besitzen, vorhanden. . 

Der Rezidivtumor muß geradezu geringere Röntgenempfmdlichkeit aufweisen, da er sich aus 
jenen Zellgruppen bildet, die durch ihre geringere Röntgenempfindlichkeit bei der ersten Bestrahlung 
eben vor Zerstörung bewahrt worden und höchstens nur gehemmt worden sind. 

Wo wir den Tumor nicht in allen seinen Elementen innerhalb der ersten Bestrahlungsperiode 
zerstören können, müssen wir mit einer allmählichen Steigerung der Malignität gegenüber der Rönt- 
genhemmung rechnen. Ob die röntgenunempfindlicher gewordenen Blastome sich schließlich auch 
gegenüber den natürlichen Hemmungsvorgängen des Organismus refraktärer verhalten, ist fraglich. 
Diese Möglichkeit kann aber keineswegs a priori verneint werden. 

Ich wollte durch meine Mitteilung, die ich an anderer Stelle ausführlich bringe, nur die Auf- 
merksamkeit des Kongresses darauf lenken, daß wir es bei der Strahlenreaktion gutartig wachsenden 
Körpergewebes mit andersgearteten Vorgängen zu tun haben als bei der Strahlenreaktion bösartiger 
Geschwülste. Dadurch kann verständlich werden, daß, wenn auch bei normalem Gewebe eine Wachs- 
tumsförderung nicht klar nachweisbar wäre, bei bösartigen Tumoren eine solche Wachstumssteigerung 
im Sinne röntgenbewirkter Reinzüchtung gerade der bösartigsten Zellgruppen und Ausschaltung gut- 
artigerer Gruppen, die dem Wachstum der bösartigeren hinderlich im Wege stehen, möglich ist. Diese 
Malignitätssteigerung tritt zwar zumeist erst spät auf, kann aber unter Umständen, die wir nicht 
kennen, auch hie und da einmal recht bald deutlich werden, unterstützt durch die entzündliche Hyper- 
ämie der Tiefen-Frühreaktion, die auf nicht geschädigte Gruppen nur wachstumsfördernd wirken kann. 
So erkläre ich mir das sogenannte „Wildwerden“ mancher röntgenbestrahlter Tumoren. (Ausführlich 
in der Strahlentherapie und Klin. Wochenschr. 1923, Nr. 21.) 


Czepa (Wien): Einige Worte zur Röntgenreizbestrahlung. Simons berichtet in den Fortschrit- 
ten über einen Selbstversuch am Fingernagel, der die wachstumsteigernde Wirkung kleiner Röntgen- 
dosen auf normales menschliches Gewebe zeigt. 


BEE E fu Eon ki u 
` 


Aussprache zu den Vorträgen 27—380. | 23 


Ich habe diesen Versuch an 13 Personen nachgeprüft, die gleiche Technik wie Simons ein- 
geschlagen, in Zwischenräumen von 6 bis 8 Tagen gemessen, ohne vorher zu wissen welche Hand be- 
strahlt wurde, um von vornherein jede Befangenheit auszuschalten. Außerdem ließ ich die Messun- 
gen von verläßlichen Kollegen nachprüfen. Ich bin zu keinem positiven Resultat gekommen und kann 
die Angaben Simons’ nicht bestätigen. In einigen Fällen waren die bestrahlten Fingernägel länger 
als die unbestrahlten, in anderen die unbestrahlten länger, in einem Teil der Fälle waren beide Nägel 
gleich. Eine Gesetzmäßigkeit läßt sich nicht erkennen. 


Ich muß betonen, daß die Messungen oft nicht leicht sind, da der Nagelhalbmond nicht zu allen 


Zeiten gleich gut sichtbar ist, weil er durch weiße Flecken im Nagel oft verdeckt wird. Außerdem ist 
die Form des Nagelhalbmondes nicht zu allen Zeiten dieselbe. Diese Veränderungen in der Form sind 
zwar nur sehr gering, fallen aber um so mehr in das Gewicht, da die wachstumstärkende Wirkung die- 
ser geringen Röntgendose auch nur Verlängerungen von ungefähr % mm bewirken soll. 


Aber trotz dieser Ungenauigkeit in der Messung kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, daß sich. 


eine wachstumsteigernde Wirkung geringer Röntgendosen am Fingernägel wenigstens bei dieser Me- 
thode nicht feststellen läßt. 


E. Vogt (Tübingen) — zu Vortrag 30, Zweifel — erwähnt, daß er wohl als erster an der 
Tübinger Universitätsfrauenklinik die Reizbestrahlung der Milz zur Bekämpfung von Blutungen in 
die Geburtshilfe und Gynäkologie eingeführt hat. Seine Erfahrungen sind bereits 1921 (Med. Klinik 
1921, Nr. 33) mitgeteilt. Die Erfahrungen sind ähnlich wie die von Zw eifel und zwar bei therapeu- 
tischer und prophylaktischer Milzreizbestrahlung, z. B. präoperativ bei plastischen Operationen oder 
bei Operationen, welche im Antemenstruum durchgeführt werden müssen. Man erreicht höchstens in 
50% einen positven Erfolg. Bei Blutungen junger Mädchen versagt leider die Milzbestrahlung so gut 
wie immer, ferner bei konstitutionellen Blutungen, ebenso auch bei inoperablen Karzinomen. Trotz- 
dem ist die Methode so einfach, das ist das Bestechende an ihr, daß man sie doch in jedem Falle ver- 
suchen sollte, nur kann eben von vornherein niemals ein Erfolg garantiert werden. 


F. Volhard (Halle a. S.): Ich kann das nicht unwidersprochen lassen, was Herr Holzknecht 
zur Erklärung der günstigen Wirkung der R.-Strahlen auf die Anurie angegeben hat. Daß es sich hier 


um ejne Abtötung der hochempfindlichen Lymphozyten und Beseitigung der leukozytären oder lym- 


phozytären Infiltrate handelt, das ist ganz ausgeschlossen. Denn solche sind bei der akuten Glome- 
rulonephritis gar nicht vorhanden. Ebensowenig sind die Glomeruli erdrückt, sondern im Gegenteil, 
ihre Schlingen sind so gebläht, daß sie sich sogar in den Anfangsteil der Kanälchen vorwölben. Aber 
sie sind blutleer, d. h. erfüllt von Plasma ohne rote Blutkörperchen infolge eines Krampfes der Vasa 
afferentia. Die Wirkung der Röntgenstrahlen kann also nur in einer Lösung dieses Krampfes be- 
stehen. Wie sie das machen, ist noch ein Rätsel. Und ebenso rätselhaft ist die Wirkung der Röntgen- 


struhlen auf die Nephrose, bei der es sich um eine primäre Degeneration des Kanälchenepithels handelt.. 


Im übrigen hat Herr Holzknecht die wichtigste Frage für die Theorie der Röntgenbehand- 
lung zur Aussprache gestellt. Bei dieser Frage, ob Reiz oder Lähmung, darf man aber nicht vergessen, 
daß eine Schädigung der Zellen im Verbande oder des Zellsystems in der Umgebung den wichtigsten 
Wachtumsreiz für die Nachbarzellen darstellt. Ebenso ist eine Schädigung wertvollen Parenchyms die 
Ursache der Bindegewebswucherung, die fälschlich als interstitielle Entzündung bezeichnet wird. Die 
Reizwirkung der Röntgenstrahlen kann also sehr wohl eine indirekte sein und auf einer Zellschädi- 
gung beruhen, auf die das widerstandsfähigere und anspruchslosere Bindegewebe mit Wucherung 
antwortet. 


Opitz (Freiburg): Die Ausführungen von Herrn Holzknecht und Herrn Pordes halte ich. 


für sehr verdienstvoll, weil sie die Aufmerksamkeit wieder einmal auf das wichtige Problem der biolo- 
' gischen Röntgenstrahlenwirkung gelenkt haben. Dieses zu lösen ist aber nur möglich mit einer exakten 
physikalischen Dosierung, wie wir sie in erster Linie Krönig und Friedrich verdanken. Inso- 
ferne kann ich den Herren Holzknechtund Pordes zustimmen, als sie eine sichere Reizwirkung 
auf das Wachstum von Krebsen nicht anerkennen. Wir haben wenigstens bisher weder selbst gesehen, 
noch in der Literatur einen sicheren Fall zum Belege für diese Annahme finden können. Es muß aber 


unterschieden werden zwischen Wachstumsreiz und funktionellem Reiz. Was überhaupt ein Reiz be- 


deutet, ist auch noch nicht klar. Denn nach der alten Weigertschen Theorie, daß jeder Reiz die 
Folge eines Defektes sei, besteht in dieser Verallgemeinerung nicht zu Recht und ist jedenfalls recht 
beachtlich und wird gewiß auch in manchen Fällen von Röntgenstrahlenwirkung ebensogut wie für 
chemische Heilmittel in Anspruch genommen werden können. Jedenfalls liegt die Sache nicht so ein- 
fach wie es Herr Pordes dargestellt hat. Herr Volhard hat mir schon eine Erklärung von Reiz- 
wirkungen vorweggenommen. Die gegenseitige Beeinflussung bezüglich benachbarter Zellen gleicher 
oder verschiedener Art bei der Nephritis ist für die Erklärung von Pordes hinsichtlich einer nach- 
Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. 10 


mn. 


4 ‚  Wissenschaftliche Sitzungen. 


folgenden Diurese zurückzuweisen. Auch für die Erklärung der: Reizwirkung der Strahlen auf die 
Eierstöcke kann die Erklärung von Herrn Pordes jedenfalls allgemein nicht zutreffen, denn bei 
Amenorrhoe ist in vielen Fällen ein reifender Follikel, der leicht von den Strahlen zerstört werden 
‚kann, nicht vorhanden, abgesehen davon, daß die bei uns angewandien Dosen auch zur. Zerstörung eines 
reifen Eies kaum ausreichen würden. 

Dieses Thema ist viel zu schwierig, um in so kurzer Zeit auch nur r andeutungsweise erörtert zu 
werden. Wir werden jedenfalls daran festhalten müssen, daß die biologische Wirkung der Röntgen- 
strahlen letzten Endes auf Atomwirkungen zurückgeführt werden muß, so daß alle Theorien auf diese 
Tatsache zurückgreifen müssen, wie das jüngst Dessauer bereits versucht hat. Das Problem ist 
ungeheuer schwierig und wird deshalb lange Zeit zur Lösung bedürfen. Das darf uns nicht hindern 
inzwischen von sicher beobachteten therapeutischen Wirkungen, die wir im Sinne eines Reizes deuten, 
Gebrauch zu machen. 


Holfelder (Frankfurt): Vor 2 Jahren habe ich in einer Arbeit in der Medizinischen Klinik die 
damals bestehenden Reiztheorien diskutiert. Es waren das nicht weniger als drei. Die Hypothese des 
Wachstumsreizes von Herrn Fränkel, diejenige des funktionssteigernden Reizes des Herrn 
Stephan und diejenige der sogenannten biopositiven Dosen des Herrn Catani. Heute haben wir 
zu diesen Theorien noch eine vierte Theorie zur Erklärung der biologischen Strahlenwirkung von Herrn 
Holzknecht erfahren, diejenige der depressiven Wirkung, die alle drei anderen Theorien aus- 
schließt. Ich habe in meiner zitierten Arbeit den Standpunkt vertreten, daß, obwohl jede der drei Reiz- 
theorien ihre plausible Begründung in speziellen klinischen und experimentellen Beobachtungen 
findet, doch keine derselben soweit fundiert erscheint, daß wir schon jetzt berechtigt wären, eine dieser 
Theorien zu verallgemeinern. Der Grund hierfür liegt darin, daß wir noch viel zu wenig oder gar 
nichts über die erste Stufe der Umwandlung der Röntgenstrahlen in biologische Energie wissen, als 
daß wir schon heute uns mit komplizierteren Theorien mit der Aussicht beschäftigen könnten, der 
Wahrheit näherzukommen. Die heutigen Vorträge und die Diskussion haben gezeigt, daß ich den 
vor 2 Jahren vertretenen Standpunkt noch nicht ändern kann und daß die Klinik nach wie vor gut 
daran tut, die klinischen und biologischen Wirkungen, die auf ‘eine Röntgenbestrahlung folgen, unter 
Beifügung der absoluten Größenordnung der verabfolgten Röntgendosen zu registrieren und es so 
lange zu vermeiden von „Reizdosen“, „Lähmungsdosen“ usw. zu reden. Eine der wichtigsten Beobach- 
tungen, die man in diesem Sinne für die praktische Folgerung in der Klinik schon heute verwerten 
kann und muß, ist für mich die Tatsache, daß es einzelne Fälle von Karzinomen gibt, die nach der Ver- 
'abfolgung von geringen Röntgendosen in ein Stadium des beschleunigten Wachstums und der er- 
höhten Malignität versetzt werden. Ich erinnere nur hier an den von mir in der Strahlentherapie be- 
schriebenen Fall von Karzinom des Schädeldachs, das zwar selbst auf die Verabfolgung einer hohen 
Dosis hin sich stark zurückbildete, bei dem aber vorher eine unbeachtet gebliebene Metastase am Ohr 
‚in ein fatales und schrankenloses Wachstum geriet, nachdem das Ohr durch die Technik der Bestrah- 
lung ein Viertel der Dosis erhalten hatte, die auf den Tumor verabfolgt wurde. Von noch größerer Be- 
deutung ist aber die Tatsache, daß es eine erheblich größere Zahl von Fällen gibt, die nach der Ver- 
abfolgung von geringen Röntgenstrahlenmengen sich so an die Röntgenstrahlen.gewöhnen, daß sie für 
eine nachfolgende Intensivtherapie refraktär werden. Diese beiden Beobachtungen erscheinen mir 
für die praktischen Richtlinien der Klinik von besonderem Wert. Alles andere, als derartig konkrete 
Beobachtungen muß aber vorläufig noch als nicht genügend gestützte Hypothese betrachtet werden bis 
zu dem Zeitpunkt, den soeben Herr Geheimrat Opitz angedeutet hat, nämlich bis wir einmal etwas 
Positives über den elementaren Umsatz der Röntgenenergie im Atom wissen. 

Wenn Herr Holzknecht ferner das Streben in der modernen Tiefentherapie, einen exakten 
Aufschluß über die im Körpergewebe selbst absorbierte Energie zu erhalten, gegeißelt hat, und dabei 
als Parallele die Pharmakologie angeführt hat, welche sich nicht um die Wirkungsdosis 
am Erfolgsorgan, sondern nur um die verabfolgte Gesamtdosis kümmert, so ist dabei 
doch zu bedenken, daß der Körperstoffwechsel bei jedem Arzneimittel eine mehr oder weniger ver- 
tejlende Regulierung innerhalb des Körpers vornimmt, so daß es hier in der Hauptsache auf die Ver- 
abfolgung der Gesamtdosis ankommt, während man, cum’ grano salis gesprochen, die Verteilung des 
Mittels innerhalb des Körpers dem Körper selbst überlassen kann. Die Röntgenstrahlen dagegen folgen 
ausschließlich physikalisch-optischen Gesetzen, und dem Körperstoffwechsel steht bei der Ver- 
teilung kein ausgleichender Einfluß zur Verfügung, deshalb ist die Verantwortlichkeit des Röntgen- 
arztes für die Verteilung der Röntgendosis innerhalb des Körpers und für die Ermittlung der Wir- 
kungsdosis an Ort und Stelle ganz besonders schwerwiegend und wir sollten es mit dieser verantwor- 
tungsvollen Aufgabe auch weiterhin recht genau nehmen. 


E. v. Seuffert (München): Die Tatsache, daß sich maligne Tumoren manchmal nach Strahlen- 
einwirkung. ganz auffallend stark und bösartig weiterentwickeln, ist wohl erwiesen. 


Aussprache zu den Vorträgen 27—30. 75 


M. E. geschieht dies aber nicht, weil sie durch irgendeine Strahlenintensität von bestimmter 
Größe 'zu erhöhtem Wachstum „angereizt‘“ werden, sondern: 

Überall, wo sich maligne Prozesse entwickeln, stehen .deren Zellen in einem Kampfe mit den 
ihnen benachbarten, daher zunächst angegriffenen physiologischen Zellen und müssen — um 
weiterwuchern zu können — erst die Abwehr dieser physiologischen Gewebe überwinden. 

Kommen nun aber bei einer therapeutischen Bestrahlung auf diese physiologischen Zellen Strah- 
lenintensitäten zur Einwirkung, die zwar nicht groß genug sind, um die malignen Zellen vollständig 
zu zerstören, wohl aber genügen zu mehr oder weniger schwerer Schädigung der physiologischen Ge- 
webe, oder zur Reduktion der allgemeinen Abwehrkräfte des Organismus: dann werden vor allem 
die ja meist am schwersten geschädigten Gewebe inder Umgebung des mit Strahlen behandelten 
malignen Prozesses insuffizient, bzw. unfähig den Widerstand fortzusetzen, den sie bis dahin dem 
Vordringen der malignen Zellen entgegengesetzt haben, und deshalb können sich diese nun viel 
schneller, weil ungehinderter, in die Umgebung ausbreiten, nicht aber, weil sie selbst durch die 
Strahleneinwirkung „aktiver“ geworden sind. 


Haudek (Wien): Es ist nicht zu leugnen, daß die Behauptung, daß 40% der HED. eine Reiz- 
wirkung auf das Wachstum der bestrahlten Tumoren ausübt, daß also die Dosen, mit denen vielfach 
in vergangener Zeit Tumoren bestrahlt worden sind und nicht selten auch heute noch bestrahlt werden, 
tatsächlich eine Reizwirkung ausgeübt hat, vor allem allerdings auf die Stimmung derjenigen, welche 
bisher die Verabreichung kleinerer Dosen bevorzugt und doch auch irgendwelche Erfolge erzielt haben. 
Daß man stärkeres Wachstum von Tumoren nach Bestrahlung zu sehen bekommt, allerdings nicht 
gerade nur dann, wenn ausgerechnet 40% appliziert worden sind, sondern auch bei kleineren und 
: größeren Dosen, hängt m. E. nicht mit einer primären Reizwirkung, sondern gewissermaßen mit 
einer sekundären Einwirkung zusammen, indem bei unvollkommenem Effekt der Bestrahlung im Sinne 
einer Tumorzellenvernichtung die Reaktion, d. h. das sich Erholen u. Neuwachsen des Tumors um so aus- 
giebiger ausfällt, sowie der Angegriffene auf einen Schlag, der ihm versetzt wird, wenn er ihn nicht zu 

Boden wirft, mit einem noch kräftigeren zu antworten pflegt. Diese Art von Gegenstoß ist es ja auch, 
die nach Probeexzisionen aus einem malignen Tumor das viel raschere Wuchern desselben bedeutet. 
Diese Auffassung deckt sich mit der geistreichen Erklärung von Schwarz für den gesetzmäßigen 
Unterschied zwischen benignem und malignem Wachstum im Verhalten gegenüber der Röntgen- 
wirkung, die heute Czepa vor Ihnen hier vorgetragen hat. 

Doch nicht mit der Einwirkung der Röntgenstrahlen auf einen riesigen Zellenkomplex wie esein 
Tumor ist, sondern mit der biologischen Reaktion der Einzelzelle auf die Bestrahlung haben sich 
Holzknecht und Pordes heute beschäftigt. Sie finden, daß die Wirkung nur in einer Rich- 
tung abläuft und bekämpfen den Gedanken, daß im Leben der Zelle selbst bei irgendeiner Dosensteige- 
rung der Umschlag von Reiz- in Lähmungswirkung stattfindet, wie ihn das Arndt-Schulzsche 
Gesetz wenigstens für gewisse Gifte postuliert. Aber, wenn wir nur das einfache Beispiel von der Al- 
koholwirkung nehmen, so ist es doch keinesfalls berechtigt, die Wirkung kleiner Dosen schlechtweg 
als reizend oder fördernd zu bezeichnen. Vielmehr wird der Anschein einer solchen Wirkung durch den 
. Ausfall sonst bestehender Hemmungen herbeigeführt. 

Daß auch fördernde Wirkungen auf Organfunktionen durch Röntgenbestrahlung nicht ohne 
weiteres als Reizwirkung oder als Bestrahlung mit Reizdosen charakterisiert werden dürfen, dafür 
sind gerade die Erfolge bei den sogenannten Reizbestrahlungen der Ovarien in Fällen von funktionel- 
ler Amenorrhoe ein schlagendes Beispiel. Die Beseitigung abnormer Funktionshemmung und die Her- 
beiführung normaler Funktion ist hier der zutage tretende Röntgeneffekt. Da die Röntgenstrahlen, 
wie viele andere therapeutische Reagentien, sowohl das Hyper- als auch das Hypo- auf das richtige 
Maß bringen zu können scheinen, ist es wohl am ehesten angebracht, ihnen eine Eignung zur 
Regulierung der Organfunktion zuzuschreiben. 

Hieran anknüpfend sei mir ein kleiner Exkurs erlaubt, der sich auf meine Auffassung über die 
Entstehung von Krankheiten der muskulären Hohlorgane, also insbesondere der Eingeweideorgane, be- 
zieht. Ausgehend von der radiologischen Erfahrung, daß es eine Vorstufe des Magenulkus gibt, bei der 
sich nur ein abnormer Muskeltonus, insbesondere ein erhöhter Vagotonus feststellen läßt und daß bei 
jedem Röntgensymptom des Ulkus die spastische Komponente die Hauptrolle für das Zustandekommen 
desselben spielt und in Anlehnung an v. Bergmanns Auffassung des spasmogenen Ulkus, habe ich 
in einem Vortrage in der Ges. d. A. in Wien vor 5 Jahren das Ulkus als eine-trophische Sekundär- 
erkrankung, als ein Mal perforant des Magens bezeichnet und auch für die meisten Erkrankungen der 
Eingeweideorgane eine Vorstufe angenommen, in der es sich nur um eine Störung des tonischen 
Gleichgewichts, sei es um hypertonische oder spastische Zustände, handelt, die von abnormen inner- 
vatorischen Einflüssen ausgegangen sind. Die Therapie der Krankheiten bezweckt auch größtenteils 
nur den Ausgleich und die Wiederherstellung des gestörten Gleichgewichtes. In ähnlichem Sinne 


10* 


76 = Wissenschaftliche Sitzungen. 


scheinen mir auch die Röntgenstrahlen eine regulierende Wirkung zu besitzen, und ich verweise hier- 
bei nur auf die Erfahrungen bei der Bekämpfung von spastischen Zuständen aller Art, wie beim Bron- 
chialasthma, den Magenspasmen (Wilms; Brügel, Berge) wegen Spasmus schlecht funktionie- 
render Gastroenterostomien (Lenk) und Blasenspasmen (Wilms). Ich erinnere auch daran, daß 
Davids kapillar-mikroskopische Untersuchungen über das Röntgenerythem eine Dilatation der 
Kapillaren als Ursache festgestellt haben. Die in all diesen Fällen von den Röntgenstrahlen beein- 
flußien Zellen sind gewiß nicht die muskulären Elemente selbst, sondern das autonome Nervensystem 
und insbesondere der endokrine Apparat. Vielleicht ist der Gedanke der Vortragenden, daß es sich 
immer um Zellzerstörungen, insbesondere um Leukozytenzerfall handelt, zu enge gefaßt. Die Vor- 
gänge dürften komplizierter und in vieler Beziehung einer Klärung noch bedürftig sein. 


H. Wintz (Erlangen): Den Ausführungen des Herrn Holzknecht kann ich mich in einer 
Reihe wichtiger Punkte nicht anschließen. Wenn Holzknecht zunächst behauptet, daß ein ab- 
soluter experimenteller Beweis für die Reizdosis noch nicht erbracht ist, so ist dies richtig, aber für | 
die Behauptung des Herrn Holzknecht fehlt ebenfalls jede experimentelle Begründung. 

Tatsache ist, daß eine ganze Reihe von Wirkungen, ausgelöst durch Röntgenstrahlen, beobachtet 
worden sind, die zunächst als nichts anderes als eine Funktionssteigerung der Zelle erklärt werden 
können. Daß gerade für das Karzinom in der Literatur die experimentellen Beweise fehlen, liegt in der 
Natur der Sache. Ist uns doch der Reiz, der die Epithelproliferation, die wir Karzinom nennen, aus- 
löst, noch vollkommen unbekannt. Dazu kommt, daß die angenommene Reizwirkung auf das mensch- 
liche Karzinom im Tierexperiment noch nicht nachgeprüft werden kann, bis nicht der Dosierungsver- 
gleich zwischen Tier und Mensch möglich ist. Diese Schwierigkeit liegt in zwei Umständen begründet, 
nämlich darin, daß das Tierkarzinom ein anderes als das menschliche Karzinom ist und daß die unter- 
schiedlichen Größenverhältnisse ganz andere Dosen am Erfolgsorgan mit sich bringen. 

Wenn ich auf Grund von Beobachtungen am Menschen von einer „Reizdosis“ gesprochen habe, 
so habe ich darunter nicht jede kleinere Röntgenstrahlenmenge verstanden, sondern 
eine ganz bestimmte Röntgenstrahlenmenge; ich habe gesehen, daß menschliche 
Karzinome bei ungenügender Bestrahlung ein ganz ungewöhnliches rapides Wachstum zeigten, eine 
Beobachtung, die viele andere Röntgenologen auch schon gemacht haben. Die Bestimmung der Rönt- 
genstrahlenmenge, die nach einmaliger Bestrahlung die geschilderte Wirkung hatte, ergab 
35—40% der HED. Der Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung wäre durch dieeinmalige 
experimentelle Bestrahlung eines Karzinoms mit dieser Dosis zu erbringen. Dieser Versuch ist aber 
unzulässig. 

Zur Frage der Zellreaktion auf kleine Röntgenstrahlenmengen ‘sei hier nur die Tatsache er- 
wähnt, daß bei verzettelter Bestrahlung eine Art Gewöhnung der Zellen an Röntgenstrahlen bzw. an 
die chemische Wirkung der Strahlung eintritt. So kann man experimentell nachweisen, daß die Stärke 
der biologischen Wirkung von der Intensität in der Zeiteinheit abhängig ist. Bestrahlt man eine 
Hautstelle an fünf aufeinanderfolgenden Tagen mit gemessenen 20% der HED, also zusammen 100% 
der HED, so zeigt sich nicht die typische Reaktion der HED; diese tritt erst ein, wenn am fünften 
Tage statt 20% der HED 45%, also insgesamt 125% der HED verabfolgt werden. . 

Sicher unrichtig ist die Beweisführung, die Holzknecht für die Erklärung derjenigen Rönt- 
genstrahlenwirkungen bringt, die anderen als Funktionssteigerung der Zelle imponiert, z. B. die vor- 
hin erwähnte Nierenbestrahlung bei Anurie. Volhard hat dies vom klinischen Standpunkt aus 
schon auseinandergesetzt. Vom röntgentechnischen und dosimetrischen Standpunkt aus sind Holz- 
knechts Darlegungen ebenfalls falsch, denn diejenige Röntgenstrahlenmenge, die bei dieser Art 
Bestrahlung zur Anwendung kam, kann unmöglich eine derartig weitgehende lokale Zerstörung von 
Leukozyten zur Folge haben, daß dadurch eine Entlastung des Nierengewebes — laut Holzknec h ts 
Erklärung — eingesetzt hätte. 

Hätte Holzknecht sich nur auf eine Warnung vor der therapeutischen An- 
wendungderReizdosierung beschränkt, dann könnte ich ihn wärmstens unterstützen. Denn 
wie ich dies auf dem vorigen Kongreß schon betont habe, kennen wir zwar eine eigenartige Wirkung klei- 
ner Röntgenstrahlenmengen, die als funktionssteigernder Reiz angesprochen werden kann, aber wir kön- 
nen diese Art „Reizdosen“ bis heute noch in keiner Weise weder klinisch noch meßtechnisch festlegen. 
Deswegen ist es ein therapeutischer Unfug, wenn man mit einem differenten Mittel, wie es die Rönt- 
'genstrahlen sind, eine Karzinombehandlung vornehmen will nach der Art, die F rän kel propagiert. 
Ich lehne es auch ab, eine Reizbehandlung des Ovars vorzunehmen, weil man die Amenorrhoe nicht 
ohne weiteres als Unterfunktion des Ovars deuten kann, die innersekretorische Tätigkeit des Ovars 
aber auch durch kleinere Röntgenstrahlenmengen als die Kastrationsdosis geschädigt werden kann. 
Die Behandlung mit einem Medikament ist so lange zu verwerfen, bis seine Wirkung nach jeder Rich- 
tung übersehen werden kann. | 


4 


Aussprache zu den Vorträgen 27—30. _ | 77 


Als schwersten Fehler, den Holzknechtin seiner Polemik gegen die „Reizdosis“ gemacht 
hat, bezeichne’ich den Umstand, daß er die Dosierung auf der Grundlage von Standardzahlen verwirtt. 
Ich kann seinen Standpunkt verstehen, wenn er die biologische Dosierung als ein starkes Gebäude, als 
der Natur Gewalt angetan betrachtet wissen will. Aber ohne Schema gibt es keine experimentelle 
Sicherheit und ohne experimentelle Dosimetrie gibt es keine Röntgentherapie, ebensowenig wie es 
eine Arzneimittelkunde ohne Maximaldosen und eine Chemie ohne Maßmethoden gibt. 


Heßmann (Berlin) hat im Gegensatz zuMühlmann in mehreren Fällen von Psoriasis univer- 
salis teils bei Kindern, teils bei Erwachsenen die Schuppenflecken auf die verabfolgte Thymusreiz- 
dose hin abheilen sehen. Die zu Anfang bei noch nicht festgelegter Thymusreizdose vorgekommenen 
Mißerfolge setzt er auf das Konto noch unzureichender Dosierung und empfiehlt daher auch bei Ver- 
öffentlichung von Reizdosen eine exakte UISCSEBANE der verabfolgten Röntgenenergie, die haufig noch 
in der vorhandenen Literatur fehlt. 


Christoph Müller (München): Ohne mich auf die biologischen Grundlagen und Vorgänge bei der 
Frage einer Reizeinwirkung durch Strahlung auf die Zellen der malignen Tumoren einzulassen, 
möchte ich über meine therapeutischen Erfahrungen bezüglich der Wachstumsanreizung durch Strah- 
lung kurz berichten. Ich bestrahle seit über 2 Jahren nicht mehr mit der Intensivbestrahlungsmethodik 
und ınit 100%, sondern gebe fraktioniert 80% zum Teil über Wochen verteilt in den Tumor. Wenn 
ich tatsächlich auf die Bestrahlungen hin Tumoren weiter oder schneller wachsen sah, so lernte ich 
erkennen, daß diese Tatsache nicht immer einer direkten Wachstumsanreizung zuzuschreiben ist. 
Denn wir wissen, daß maligne Tumoren nicht immer gleichmäßig wachsen, wir können vielmehr 
häufig beobachten, daß die Vergrößerung der Tumoren, besonders gegen das Ende der Krankheit zu, 
eine ruckweise ist. Wenn auch angenommen werden kann, daß mit gesteigertem Wachstum des Tu- 
mors das Allgemeinbefinden des Patienten sich verschlechtert, so ist andererseits der Schluß berech- 
tigt, daß mit einer plötzlichen Herabsetzung des Kräftezustandes eines Karzinomkranken, wie wir ihn 
beispielsweise bei Eintreten mit der Krankheit nicht zusammenhängender Organstörungen (Pneu- 
monie und ähnlichem) beobachten können, das Wachstum der Geschwulst sich rapid steigert. Die Er- 
klärung liegt dafür nahe. Der Körper hat eben den letzten Teil seiner Restitutionskraft gegen die 
Krankheit, die Fähigkeit, Abwehrstoffe gegen die kranken Zellen zu liefern, verloren und dem Tumor 
stehen in seinem Wachstum keine oder wenig Abwehrmittel im Wege. Wenn nun ein Krebskranker, 
der sich in kachektischem Zustand befindet, durch eine intensive Röntgenbestrahlung in einen schwe- 
ren Röntgenintoxikationszustand versetzt wird, so werden in unserem Sinne dem Körper mit einem 
Schlage seine Kampfmittel gegen den Tumor, vielleicht bis auf den letzten Rest, genommen und der 
Tumor entfaltet sich mächtig. Also nicht ein durch die Strahlung gesetzter Reiz auf die Krebszelle ist 
es häufig, der das Wachstum beschleunigt, sondern die falsche, zu intensive Anwendung des Agens, 
und der dadurch in den Körper gebrachte schlechte Zustand veranlaßt das schnelle Wachstum. 

Eine besonders gute Beobachtungsmöglichkeit bieten die intraokulären und Blasentumoren, die 
mit dem Augenspiegel resp. mit dem Zystoskope kontrolliert werden können. Wenn solche Tumoren 
nach dem fraktionierten Reizdosenprinzip bestrahlt wurden, sah ich mehrmals, wie sie sich nach den. 
ersten beiden Sitzungen durch die reaktive Hyperämisierung vergrößerten, daß aber dann schon bei 
einer Dosis, die noch nicht der Hälfte unserer früheren Karzinomdosis entsprach, das Auftreten der 
Rückbildung sich anschloß. 

Bevor man eine Reizwirkung im Sinne der Wachstumsteigerung nach Bestrahlung bei einem 
malignen Tumor annimmt, sind folgende drei Punkte zu berücksichtigen: 

1. Die Volumzunahme eines Tumors kann bedingt sein durch eine reaktive, aktive Hyperämisie- 
rung, an die sich in der Regel Rückbildungsvorgänge anschließen. 

2. Sie kann veranlaßt sein durch die dem Körper zugefügte Röntgenintoxikation, sie ist dann 
eine indirekte und keine direkte Strahlenwirkung. 

3. Der Tumor wächst weiter, weil er gegen Strahlung refraktär ist. Er vergrößert sich also nicht 
infolge, sondern trotz der Bestrahlung. 


P. Happel (Frankfurt a. M.): Im Anschlusse an die Vorträge der Herren Holzknecht und 
Pordes, sowie an verschiedene Diskussionsreden möchte ich darauf hinweisen, daß Professor Des- 
sauer in Frankfurt a. M. vor einiger Zeit eine Theorie über die Umsetzung der Röntgenstrahlen- 
energie in die biologischen Vorgänge veröffentlicht hat, die für viele der heute aufgeworfenen Fragen 
zwanglos eine Deutung zuläßt. Diese Theorie geht wie verschiedene andere aus den letzten Jahren 
(Wetterer, Wolfers,v.Rohrer) auf die Wirkung über die bewegten Elektronen zurück. Von 
diesen Theorien unterscheidet sich aber die Dessauersche vor allem dadurch, daß sie eine Wirkung 
über eine im Gefolge der Röntgenenergietransformation angenommene lonisation im bestrahlten Ge- 
webe ablehnt. Das Medium Körpergewebe ist viel zu dicht, als daß es, wie etwa in den Gasen, zu einer 
irgeudwie nennenswerten Ionisation kommen könnte. Die durch die Elektronen gebildeten Ionen 


78 | Wissenschaftliche Sitzungen. 


können sich vielmehr hier nicht weit genug voneinander trennen. Die rückanziehende Kraft ist viel 
zu groß. Es kommt sofort zu einer Rekombination der Ionen. Dessauer lehnt infolgedessen auch 
eine Veränderung der Zellen durch chemische Umsetzungen oder elektrische Ent- oder Umladungen ab. 
Er kommt zu dem Schluß, daß es, da die Bildung und Rekombination der Ionen unbedingt mit erheb- 
lichen Stößen kinetischer Energie verbunden ist, bei diesem Vorgang an kleinsten Stellen zu starken 
Temperaturerhöhungen kommen muß, und daß als Folge: dieser „Punktwärmen“ vielleicht Eiweiß- 
koagulationen oder andere Störungen zustande kommen, durch die die weiteren biologischen Vorgänge 
ausgelöst werden. Ich kann natürlich hier nicht auf alle durch die Punktwärmetheorie gegebenen 
Erklärungsmöglichkeiten für die verschiedenen biologischen Vorgänge eingehen und möchte in dieser 
Beziehung nur kurz auf die Veröffentlichung verweisen, die Caspari kürzlich in der Deutschen 
Medizinischen Wochenschrift hat erscheinen lassen. In dieser Publikation hat Caspari gezeigt, daß 
die Theorie der Punktwärme in Verbindung mit seiner Nekrohormontheorie in der Tat dazu geeignet 


erscheint, zahlreiche biologische und auch therapeutische Wirkungen der Strahlen besser zu erklären, 


als es bisher gelungen ist. Vor allem hat diese Betrachtungsweise den Vorzug die Forderung zu er- 
füllen, die auch Herr Geheimrat Opitz vorhin gestellt hat, daß wir, um überhaupt in der Erkenntnis 
weiterzukommen, zunächst einmal mit dem Primären der Röntgenstrahlenwirkung, der Wirkung am 
Atom, beginnen sollen. Auch wird die Reizwirkung, die lähmende und zerstörende Wirkung auf einen 
einheitlichen Vorgang zurückgeführt, wie es von Herrn Pordes gefordert wurde und wie es 
eigentlich wohl unser aller Anschauung von jeher gewesen ist. 


Voltz (München): Zu den Ausführungen des Herrn Holzknecht möchte ich mir einiges zu 
bemerken erlauben. Wir müssen bei der Beurteilung der heutigen Strahlentherapie drei Dinge unter- 
scheiden: 

i. Die physikalischen Grundlagen, 

2. das biologische Geschehen, . | 

3. die Anwendung biologischer Untersuchungsresultate und physikalischer Untersuchungsergeb- 
nisse auf das therapeutische Handeln. 

Was den ersten Punkt anbelangt, die physikalischen Grundlagen, so möchte ich betonen, daß 
wir hier durchaus nicht von einer Übertreibung sprechen dürfen, wie das Herr Holzknecht getan 
hat. Wir müssen im Gegenteil allen denen herzlich danken, welche es durch rastlose Arbeit dahin ge- 
bracht haben, daß die physikalischen Grundlagen der Strahlentherapie in so weitgehender Weise aus- 
gebaut wurden. 

Was das biologische Geschehen anbelangt, so wissen wir alle genau so gut, wie Herr Holz- 
knecht, daß die biologischen Fragen noch sehr wenig geklärt sind. Das liegt in der Hauptsache an 
der Schwierigkeit der Untersuchungsmethoden bzw. daran, daß wir noch keine geeigneten Unter- 
suchungsmethoden hierfür haben. Was die Angriffe des Herrn Holzknecht auf das Arndt- 
Schulzsche biologische Gesetz anbelangt, das von mir hauptsächlich verfochten wird, so möchte 
ich mir erlauben zu bemerken, daß dieses Gesetz zunächst eine Arbeitshypothese ist, daß diese Hypo- 
these durch eine Reihe von Versuchen bestätigt erscheint, daß aber auch eine große Reihe von Ver- 
suchen vorliegen, die gegen dieses Gesetz zu sprechen scheinen. Es wäre aber noch verfrüht, damit 
das Gesetz überhaupt fallen zu lassen. Wenn wir durch eine derartige Arbeitshypothese für die Unter- 
suchung der schwebenden Fragen eine Grundlage bekommen, so ist der Zweck dieser Hypothese erfüllt. 

Was endlich die Anwendung biologischer und physikalischer Untersuchungsergebnisse auf das 
therapeutische Handeln anbelangt, so bemerke ich, daß die gegenwärtige Strahlentherapie physikalisch 
deswegen übertrieben erscheint, weil eben die physikalischen Grundlagen besser ausgebaut sind als die 
biologischen Grundlagen. Wenn sich durch die weiteren und kommenden biologischen Untersuchun- 
gen unser heutiges therapeutisches Handeln als unrichtig erweisen sollte, so werden wir sicher ent- 
sprechend den neuen Gesichtspunkten unser therapeutisches Handeln einstellen. 

Zum Schlusse möchte ich noch eines betonen, daß es unrichtig ist von der Übertreibung eines 
Teilgebietes zu sprechen. Wir wollen vielmehr auf einem Grenzgebiete, wie es die Strahlentherapie 
darstellt, alle unsere Kräfte zusammenfassen; dann wird dieses Grenzgebiet sich auch weiter ausge- 
stalten können. 

Zu der Dessauer schen Theorie, die wir eben von Herrn H appel gehört haben, möchte ich 
nur kurz bemerken, daß es für die Erklärung der biologischen Wirkungen der Strahlen nicht einer 
so weitschweifenden Theorie bedarf, wie es die Theorie des Herrn Dessauer ist. Ich glaube, und 
hier werden mir alle diejenigen zustimmen, die in Kolloidehemie Bescheid wissen, wir kommen voll- 
ständig mit den kolloidehemischen Erklärungen aus. Es handelt sich bei der Strahlenwirkung um 
reine Ionisationsvorgänge. 


= Caspari (Frankfurt a. M.): Zu den Vorträgen der Herren Holzknecht und Pordes möchte 
ich mich bei der vorgeschrittenen Zeit auf allgemeine Ausführungen nicht mehr einlassen. Ich möchte 


Aussprache zu den Vorträgen 27—30. 79 


mir nur gestatten, auf einige neuere noch nicht publizierte Versuche hinzuweisen. Einer meiner Mit- 
arbeiter, Nr. Piecaluga aus Rom, hat Versuche über die Wirkung der Röntgenstrahlen auf die Zell- 
funktion ausgeführt. Die Versuche wurden teils an der Chirurgischen Universitäts-Poliklinik in Rom, 
teils in meiner Abteilung des Staatsinstituts für experimentelle Ther. in Frankfurt vorgenommen. 
Piccaluga bediente sich der bekannten Methylenblaumethode. Das hat gewisse Nachteile und 
es wäre vielleicht vorzuziehen gewesen, wenn wir uns einer exakteren oder eindeutigeren Methode, wie 
z. B. der Respirationsmethode von Barcroft, hätten bedienen können. Ich bin mir wohl bewußt, daß 
die Anschauungen über die Bedeutung des Reduktionsvorganges des Methylenblaues sehr geteilt sind 
und sich die Anschauung Ehrlichs, daß dieser Vorgang'als ein direktes Maß der Zellatmung anzu- 
sehen sei, sich kaum aufrechterhalten läßt. Aber wie man auch über diesen Vorgang denken mag, 
man wird nicht leugnen können, daß es sich um einen vitalen Vorgang handelt. 

Wenn wir nun bei diesen Versuchen an normalen Organen — die Verhältnisse bei Tumoren 
liegen komplizierter — sehen, daß geringere Strahlenmengen die Reduktion gegenüber der Norm ver- 
stärken, daß allmählich dann bei wachsender Dosis eine Beschränkung der Reduktion, später eine Ver- 
nichtung derselben und Zelltod stattfindet, so wird man dies wohl kaum anders erklären können, als in 
dem Sinne, daß, wie eine funktionshemmende, auch eine funktionsanregende Wirkung der Strahlen 
besteht. 


Nürnberger (Hamburg) berichtet an der Hand von Mikrophotogrammen über histologi- 
sche Untersuchungen der Uterusschleimhaut nach erfolgreicher Milzbe- 
strahlung. Es handelte sich um ein 18jähriges Mädchen, das wegen Pubertätsblutungen in die 
Klinik kam. 4 Stunden nach der Milzbestrahlung kam die Blutung, die bis dahin ununterbrochen seit 
14Tagen gedauert hatte, zum Stillstand. 2 Tage später wurde eine Abrasio gemacht. Die Schleimhaut 
zeigte mikroskopisch das Bild der glandulär-zystischen Hyperplasie. In den zahlreichen, stark erwei- 
terten subepithelialen Gefäßen fanden sich Abscheidungsthromben. Diese dürfen nach Ansicht des 
Vortragenden aber nicht im Zusammenhang mit der vorausgegangenen Milzbestrahlung gebracht wer- 
den, da derartige Thromben bei Hyperplasie der Uterusschleimhaut durchaus kein seltener Befund sind. 
— Der einzige morphologische Anhaltspunkt, den man im Sinne einer hämostyptischen Wirkung der 
vorausgegangenen Bestrahlung verwerten konnte, war eine auffallende Verklebung der frei im Stroma 
liegenden roten Blutkörperchen. Das Bild glich durchaus dem, das man bei der Hämagglutination 
findet. Kontrolluntersuchungen an nicht bestrahlten, blutenden Uterusschleimhäuten zeigten, daß 
auch hier eine derartige Verklumpung der roten Blutkörperchen vorkommt. Infolgedessen kann auch 
der nur graduell verschiedene Befund in dem bestrahlten Falle nicht mit Sicherheit als aktinodyna- 
mische Folge angesprochen werden. 


Holzknecht (Schlußwort): Vor allem möchte ich mich V oltz anschließen, der, von Ihrem 
zustimmenden Beifall begleitet, allen jenen den gebührenden Dank ausgesprochen hat, welche sich an 
dem physikalisch-technischen Ausbau der neuern Röntgentherapie beteiligt haben. Nichts lag mir 
ferner, als diese zu schmähen oder gar zu „geißeln“. Nur die ausschließlich technische Bearbei- 
tung der Röntgentherapie, die ausschließlich physikalische Erklärung der Erscheinung, die ge- 
waltsame Uniformierung der in Wirklichkeit tausendfältigen Naturerscheinungen, die gänz- 
lich mißverhältnismäßige Vernachlässigung der biologischen Seite und — geradezu 
— das Verbot des Führers dieser Richtung (es steht in einem unserer Kongreßvorträge), biologischen 
Fragen nachzugeben, „solange es nicht eine vollkommen exakte Messung gibt“, habe ich besprochen. 
Wer wie ich glaubt, daß bis jetzt nicht einmal der Weg zu einer absoluten physikalischen Messung 
gefunden ist, auch nicht mittelst der Iontoquantimetrie, der muß doppelt energisch vor der Vernach- 
lässigung der biologischen Seite warnen. Es genügt aber nicht, die Biologie, soweit sie nicht ganz 
außer acht gelassen wird, mittelst der zwei zu Grundgesetzen emporgestapelten Annahmen von Tri- 
bondeau und von Arndt-Scehulz zur bequemen Erklärerin von allem, was man will, und 
Dienerin der Technik zu machen. Es genügt nicht, wie ebenfalls Herr Wintz es tut, zu erklären, 
es gebe genug Beweise für die Reizwirkung der Röntgenstrahlen, wenn ich sie bestreite. Es wäre Zeit 
genug gewesen, einen stichhaltigen anzuführen. Herr Volhard schien mit seiner neuen Theorie, 
daß die nephritische Anurie nicht durch infiltrative Erdrückung des Glomerulus-Epithels entsteht, 
sondern durch spastische Kontraktion der arteriellen Präkapillaren, so daß. die funktionsbereiten 
Zellen vom Blutzufluß abgeschnitten sind, unsere Auffassung zu entkräften. Aber diese Theorie stellt 
uns bloß vor eine neue Aufgabe, die durch eine depressive Milderung des Spasmus viel leichter zu 
lösen sein wird, als durch eine weitere Reizsteigerung. 

Im ganzen wollten wir die biologische Seite im gebührenden Lichte zeigen und den Mißbrauch 
der Reiztheorie einschränken. Wir haben versucht, diese schwierigen Dinge durch, etwas breitere Dar- 
stellung und durch sinnfällige, wenn auch gelegentlich drastische Vergleiche zu illustrieren. 


80 Wissenschaftliche Sitzungen. 


81. A. Theilhaber (München)! Die elektromagnetischen Schwingungen und die zelluläre 
Immunität. 


Bei der Behandlung vieler Krankheiten vermittelst der Strahlen der Röntgenröhren und der 
radioaktiven Substanzen hatten viele Ärzte als Ziel ins Auge gefaßt, die Ursachen der Krankheiten zu 
zerstören, also zum Beispiel beim Krebs sämtliche Krebszellen, bei der Tuberkulose das tuberkulöse 
Granulationsgewebe zu schädigen oder noch besser zu vernichten. Um dies Ziel zu erreichen, wandte 
man recht große Dosen der Strahlen an. Dieses Verfahren führte häufig zu recht unbefriedigenden Re- 
sultaten. Ein wichtiger Grund der Mißerfolge war wohl der, daß die großen Dosen der Strahlen 
nicht bloß Krankheitserreger, sondern auch die sehr strahlenempfindlichen Abwehrkörper vieler 
Kraukheitsursachen schädigen. Letztere, insbesondere auch die Krebszellen, die Tuberkelbazillen und 
so fort werden bei ihrem Vormarsche im menschlichen Körper aufgehalten in erster Linie durch die 
Lymphozyten, in zweiter Linie durch die fixen Zellen des Bindegewebes. Sind die Zellen spärlich an 
Zahl, so ist die Disposition für die Entstehung dieser Krankheiten eine große, d. h.: die Insuffizienz 
der zellulären Immunität begünstigt die Entstehung und Verschlimmerung dieser Krankheiten. Es 
erscheint deshalb aussichtsreich, den Kampf gegen diese Krankheitserreger auf indirektem Wege durch 
Anregung der Vermehrung dieser Zellen, d. h. also durch die Beseitigung der Insufüzienz der zellulären 
Immunität durchzuführen. Während große Dosen der kurzwelligen elektromagnetischen Schwingungen 
(alsó der Röntgen- und Radiumstrahlen) die Lymphozyten und die fixen Bindegewebszellen schädigen 
resp. vernichten, rufen kleine Dosen derselben durch Erregung einer akuten Entzündung eine Vermeh- 
rung dieser Zellen hervor. Die Furcht, durch kleine Röntgendosen eine Verschlimmerung des Krebses 
herbeizuführen, scheint mir unbegründet. Dagegen hat sich gezeigt, daß durch die Einwirkung von 
großen Mengen von elektromagnetischen Schwingungen Krebs erzeugt, die Tuberkulose verschlimmert 
wird, während kleine und mittlere Mengen durch Vermehrung der Bindegewebszellen und Lympho- 
zyten günstig auf diese Krankheiten einwirken. Ähnliche Gesetze gelten auch für andere elektromag- 
netische Schwingungen, z. B. das optische Licht, die ultravioletten Strahlen usw. Die Zahl der Indika- 
tionen für die Anwendung dieser „Reiztherapie“ ist in den letzten Jahren wesentlich gewachsen. Man 
hat mit kleinen Dosen von Röntgenstrahlen Erfolge erzielt bei Alopecia, schlecht heilenden Wunden, 
verzögerter Kallusbildung nach Knochenbrüchen, bei Magengeschwüren, Geschwüren im Darm, 
Amenorrhoe, ferner bei Psoriasis. Milzbestrahlung mit kleinen Dosen setzt die Gerinnungszeit des 
Blutes herab. Nach den Beobachtungen zahlreicher Ärzte wirken kleine Dosen von Röntgenstrahlen 
günstig auf die Tuberkulose, große ungünstig. Werden für die Reiztherapie ausschließlich Röntgen- 
strahlen verwendet, so ist die Gefahr einer schädlichen Überdosierung gegeben. Da es andererseits mit- 
telst vielen anderen Arten von elektromagnetischen Schwingungen gelingt, die gewünschte Reizwir- 
kung sowohl im Krankheitsherde, als in den Brutstätten der Lymphozyten zu erzielen und die Gefahr 
der Überdosierung bei letzteren Strahlen sich sehr leicht vermeiden läßt, so habe ich schon seit länger 
als einem Jahrzehnt zur Hervorrufung dieser Reizwirkung und zur Steigerung der zellulären Immuni- 
tät die Anwendung anderer Arten der elektromagnetischen Schwingungen insbesondere der Diather- 
mie, aber auch des optischen Lichtes, der ultravioletten Strahlen usw., vorgenommen (mit oder ohne 
Kombination mit kleinen oder mittleren Dosen von Röntgenstrahlen). Der Erfolg war in zahlreichen 
Fällen ein recht günstiger, insbesondere hat sich auch die Methode der Kombination von Diathermie 
und Reizröntgenstrahlen zur Verhütung dieser Krankheiten bei gefährdeten Menschen, wie z. B. bei 
Krebskranken nach Ausführung der Operation sehr nützlich erwiesen. In vielen Fällen habe ich noch 
mit Vorteil andere Verfahren, die ebenfalls durch Reizwirkung Steigerung der Lymphozytose und 
Vermehrung der Immunität herbeiführen, mit der Lichtbehandlung kombiniert, insbesondere die Ein- 
spritzung lymphozytärer Substanzen, die direkte Injektion von Extrakten von Leukozyten und Lympho- 
zyten, Aderlässe usw. 


32. O. Strauß (Berlin): Über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf endozelluläre und 
Stoffwechselvorgänge. 


Die Röntgenstrahlen bewirken, wie sich experimentell nachweisen läßt, 
1. eine Verminderung des Cholesterin-Gehalts des Blutes; 
2. eine Erhöhung des osmotischen Drucks des Blutes; 
3. eine Verringerung der Oberflächenspannung; 
4. eine Zunahme der Wasserstoffionenkonzentration; 
5. eine Veränderung des Mineralstoffwechsels. 
Hierdurch entsteht eine starke Beeinflussung der Lipoid-Gemische, die einen großen 
Teil der Strahleneinwirkungen auf die, Zelle erklärt. 


Sielmann: R.-Therapie. — Chaoul und Lange: R.-Bestrahlung. — Haenisch: Intensivbestrahlung. 81 


33. Rich. Sielmann (München): Röntgentherapie bei Basedow. 


Bei 328 zur Nachuntersuchung gekommenen Basedowfällen, die mit Röntgenstrahlen im letzten 
Jahrzehnt behandelt wurden, sind 166 Fälle — 50,5% geheilt, 146 Fälle — 44,5% gebessert, 16 Fälle 
— 5% haben sich refraktär verhalten. Auf Grund dieser Statistik, die der neuesten Operationsstatistik 
gleichkommt, wird Strahlentherapie beim MB. empfohlen. | 

Die angewandte Technik war folgende: Kleine Dosen; ein Drittel, höchstens eine halbe HED. 
3 mm Aluminiumäfilter, 3% bis 4 Wochen Interwall, nur ein Feld von vorne unter Mitbestrahlung der 
Thymus, 4 bis 5 Bestrahlungen, höchstens das Doppelte. ' 

Die schon vor 10 Jahren vom Verfasser aufgestellten Leitsätze (M. M. W. 1914, Nr. 43) bestehen 
heute mit noch größerer Beweiskraft zu Recht: 

1. Jeder Fall von MB. ist nach Versagen der medikamentösen und E PR Behandlung zu- 
ersi der Röntgentherapie zuzuführen, da diese weitaus gefahrloser und weniger eingreifend wie die 
chirurgische und in ihrem Endeffekt mindestens dieselben günstigen Resultate aufzuweisen hat. 

2. Bei Versagen der Röntgehtherapie tritt die Operation in ihre Rechte. 

3. Hat auch die Operation keinen vollen Erfolg, ist wiederum Röntgentherapie indiziert. 


34. H. Chaoul u. Kurt Lange (Chir. Kl. München): ann. bei der Lym- 
phogranulomatose, 


Die bisherigen Bestrahlungserfolge bei der Lymphogranulomatose erzielten eine Verlängerung 
des Lebens um 1—2, höchstens um 3 Jahre, während sich die Rezidive meist nach mehreren Monaten 
einstellten. Besserungen von längerer Dauer (Meyer, Schwarz) sind seltene Ausnahmen. In der 
Tatsache der allgemeinen Iymphatischen Systemerkrankung liegen sowohl die Erfolge als die Miß- 
erfolge der Röntgentherapie begründet. Der örtliche Tumor verschwindet schnell unter der Bestrah- 
lung. Aber von unbestrahlten, versteckten Granulannestern aus erfolgt das Rezidiv, dem der Kranke 
schiießlich zum Opfer fällt. Eine weitere Gefahr besteht bei der starken Reaktionsfähigkeit lympho- - 
zytärer Geschwülste in dem plötzlichen Eiweißzerfall und den dadurch bedingten oft sehr schweren 
toxischen Allgemeinerscheinungen. Bei einem schwer kachektischen Kranken mit allgemeiner Lym- 
phogranulomatosis wurden deshalb über 6 Wochen verteilt derart verzettelte Dosen gegeben, daß in 
jeder Sitzung nur 10%, im ganzen auf jedes Feld 60—70% der HED verabreicht wurden. Bestrahlt 
wurde mit großen Feldern, Hals, Brust und Bauch von vorn und von hinten, zuerst täglich je ein Feld, 
dann jeden zweiten, dann jeden dritten, schließlich in jeder Woche eine Sitzung. 

Der schöne Erfolg bei diesem Kranken (seit über 2 Jahre rezidivfrei und arbeitsfähig) gab Ver- 
anlassung, die nächsten Fälle in gleicher Weise systematisch zu behandeln. Im ganzen wurden so 
12 Fälle bestrahlt. Ergebnis: Durchschnittlich 2% Jahre nach der bisherigen Beobachtungsdauer rezi- 
divfrei und arbeitsfähig, Mortalität nach Abzug zweier Fälle, die an interkurr enten Erkrankungen ge- 
storben sind. 20% bei einer Lebensdauer nach der Bestrahlung von 8 Monaten resp. 2% Jahren. 

(Der Vortrag erscheint in ausführlicherer Form in der Münch. Med. Woch.) 


35. Haenisch (Hamburg): Über Intensivbestrahlung bei Lymphosarkom. 


Es werden die Diapositive eines bereits in Leipzig gelegentlich der Aussprache über Röntgen- 
schädigungen erwähnten Fallos von Lymphosarkom gezeigt. Der über mannskopfgroße, steinharte 
Tumor erstreckt sich vom linken Ohr über Wange, Hals, Nacken und Brust, ist in drei Jahren langsam 
bis zu seiner exorbitanten Größe gewachsen. Seit ca. 1 Jahr entstanden in der rechten Axilla zwei 
maunnsfaustgroße, in der linken zahlreiche kleinere Tumoren, am rechten Oberarm ein ebenfalls faust- 
großer Tumor, desgleichen in beiden Inguinalbeugen. Die mikroskopische Diagnose eines exstirpierten 
Tumors ergab: Lymphosarkom (Prof. Fahr). Hämogl. 55%, Erythroz. 3 670.000, Leukoz. 11 600. Blut- 
bild: Polynukl. 29,5%, kleine Lymphoz. 49%, große Lymphoz. 3,5%, zerquetschte jugendl. Lymphoz. 
15%. Mono. 3%, Anisozytose, geringe Poikilozytose und BON UNE Milz nicht palpabel, kein 
Mediastinaltumor. 

Der Bestrahlungsplan ergab acht Felder für den Beweisen Hals-Nackentumor. Entgegen der 
Ansicht eines erstklassigen Fachmannes wurden von diesen acht Feldern nur zwei unter % mm Zink 
und 3 mm Al mit der HED beschickt. Am folgenden Tage war der Tumor bereits wesentlich erweicht, 
so daß von weiterer Bestrahlung zunächst Abstand genommen wurde. Nach weiteren zwei Tagen ge- 
waltige Verkleinerung und Erweichung. Sechs Tage nach der Bestrahlung wird der Tumor in der 
rechien Achselhöhle bestrahlt und ein Feld vorn am Hals. Am 10. Tage ist der ganze Tumor bis auf 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. Ill 


82 | Wissenschaftliche Sitzungen. 


kleinste Reste verschwunden, wie die Photographien erkennen lassen. (Demonstration.) Pat. fühlt sich 
elend, sieht blaß aus, Schwellung der Füße. Hglb. 55%, Leuk. 10 200, Ery. 3 460 000, Blutbild: Metamyelo. 
0,5%, Poly. 62,5%, gr. Lym. 3%, kl. Lym. 25%, Kernschatten 2, Eos. 4, Mono. 2, Baso.1%. In den nächsten 
8 Tagen weiterer Verfall des Patienten, aschfahl, blaue Lippen, Ödem der Beine, vollkommen kraftlos. 

"Inder rechten Axilla nur noch ein kleiner Rest des Tumors, auch die unbestrahlten Tumoren verkleinern 
sich wesentlich. In der folgenden Woche langsame Erhalung. Fünf Wochen nach Beginn der Behandlung 
wird in Intervallen von 8—14 Tagen vorsichtig nachbestrahlt, um die Reste der Tumoren in den Ip- 
guinalbeugen und am Oberarm zu beseitigen. Die Besserung im Allgemeinbefinden nimmt ständig zu, 
in der 10. Woche fühlt Pat. sich wieder vollständig wohl. Blutbild: Polynukl. Leuk. 56%, Lymphoz. 
31%, Eosinoph. 3%, Mononukl. 9%, Basophile 1%. 

Spätere Nachuntersuchungen lassen nichts mehr von den Tumoren palpieren, Haut am Hals 
faltig, ohne tiefere Pigmentierung, cf. Aufnahme 4 Monate nach Beginn der Behandlung. (Demon- 
stration.), Nach 9 Monaten noch bestes Allgemeinbefinden. 

Der Fall wird nicht des Erfolges wegen demonstriert, sondern wegen der Gefahr, die in einer 
kritiklosen Anwendung der einzeitigen Exzeditivmethode liegt. Wäre diese im vorliegenden Falle an- 
gewandt worden, so wäre der 66jährige Patient zweifellos an der Intoxikation zugrunde gegangen. Es 
wird dringend vor einer Übertragung der Intensivtherapie, die beim Ca. ihre Berechtigung haben mag, 
auf allerlei andere Tumoren und Erkrankungen gewarnt. Vortragender kann eine allgemeingültige 
Ca.-, Sa.-, Ovarial- oder Tbe.-Dosis nach seinen Erfahrungen nicht anerkennen und hat sich von ihrer 
Berechtigung noch nicht überzeugen können. In nicht ganz einwandfreien. Fällen. bes. auch bei den 
‚Mediastinaltumoren rät er dringend zu Probebestrahlungen, d. h. zur Beschickung nur einer geringen 
Zahl der im Bestrahlungsplan vorgesehenen Felder mit der Volldose, um dann je nach der eingetretenen 
Reaktion und der individuellen oder speziellen Empfindlichkeit volle Handlungsfreiheit zu haben. 


Aussprache zu 33—35. 


C. Klieneberger (Zittau): Wir reden aneinander vorbei, wenn wir nicht einstweilen klinische und 
soweit möglich anatomische Einigung über den Begriff der mit Röntgenstrahlen zu behandelnden 
Morbus Basedowii und der sogenannten Blutkrankheiten erreichen. 

Unter Behandlungserfolgen von Morbus Basedowii werden erfolgreiche Behandlung der Struma, 
des Basedowoid, der leichten und der schweren Basedowerkrankung dazu noch mit und ohne retroster- 
nale Struma summarisch beschrieben. 

Statt Lymphosarkom und Lymphogranulomatose sollte man den Begriff regionäre oder genera- 
lisierte „Pseudoleukämie“ zugrunde legen. Die einzelnen Erkrankungen lassen sich oft nur nach län- 
gerer Beobachtung wiederholter Blutuntersuchung, mitunter erst nach allgemeiner anatomischer Kon- 
trolle in eine bestimmte Kategorie einteilen. — Ansprechbarkeit auf Röntgenbestrahlung und Dauer- 
erfolg sind weitgehend verschieden (benignes und malignes Wachstum, individuelle Verschiedenheit, 
Übergänge z. B. von aleukämischer Pseudoleukämie in echte Leukämie). 

Übrigens hat wenigstens in meinem Bereich seit Kriegsende die sogenannte „Pseudoleukämie“ 
nicht nur tuberkulöser Natur bemerkenswert zugenommen. 


Holfelder: Über die örtliche Verteilung der Röntgendosis in der Körpertiefe. 83 


36. Holfelder (Frankfurt a. M.): Über die örtliche Verteilung der Röntgendosis in 
der Körpertiefe. 


Um mich möglichst kurz zu fassen, setze ich meine Veröffentlichung in der Klinischen Wochen- 
schrift in diesem Jahrgang Heft 4 als bekannt voraus. Ich bemerke nur noch einmal, daß wir an der 
Schmiedenschen Klinik den Röntgenstrahlen nicht die große Elektivität der Wirkung gegenüber 
den Tumorzellen zutrauen, als daß es genügen könnte, einen erkrankten Körperteil gleichmäßig 
homogen mit Röntgenstrahlen zu infiltrieren. Wir haben vielmehr das isolierte, sorgfältig topogra- 
phische Vorgehen auf der Grundlage des Felderwählers ausgearbeitet, was ich gleichfalls als bekannt 
voraussetzen darf. Voraussetzung unseres Systems ist allerdings, daß ein Röntgenstrahlenkegel in 
seinen Intensitäten scharf zusammengehalten wird und nicht durch den überwiegenden Einfluß der 
Streustrahlen etwa seine Intensität diffus nach allen Seiten hin abnimmt. Wir haben, auf besonderen 
klinischen und biologischen Beobachtungen fußend, stets die erstere Vorstellung gehabt, und befinden 


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Abb, 1. 


Ein normaler Strahlenkegel mit einem Einfallsfeld von 6 cm Durchmesser. Blende auf dem 
Wasser. Extrem harte Strahlung. Symmetrieapparat. Coolidgeröhre. Parallelfunkenstrecke 45 cm. 
Filter 0,5 mm Kupfer. C 

Oben: Fokus-Wasserabstand 30 cm. 

Unten: Fokus-Wasserabstand 70 cm. 

Links: Direkte Auswertung der gemessenen Zahlen in Form von Isodosenkurven. 

In der Mitte: Auswertung der gemessenen Zahlen in Form von Intensitätskurven. (Es sind 
nur die drei Intensitätskurven in 0 cm, 5 cm und 10 cm Tiefe dargestellt.) Die ausgezogenen Kurven 
zeigen die direkt gemessenen Intensitäten an, während die — — — — — Linien die durch Ausschaltung 
des durch die endliche Größe der Meßkammer bedingten Meßfehlers gewonnenen tatsächlichen Inten- 
sitätskurven darstellen. | 

Rechts: Das tatsächliche Isodosenkurvenbild, welches durch Transformation der tatsächlichen 
Intensitätskurven gewonnen wurde. 
| 11* 


84 D ne . ‚Wissenschaftliche Sitzungen. 
uns da in einem gewissen Gegensatz zur Dessauerschen Schule, die mit ihrem diffus infiltrierenden 
Dosierungssystem auf Grund besonderer photochemischer Messungen zu der zweiten Auffassung ge- 
langt ist. Die Haupttypen der Dessauerschen Kurven seien kurz ins Gedächtnis zurückgerufen. 
Das weite Auseinanderweichen der Isodosenkurven außerhalb des direkten Strahlenkegels kennzeichnet 
klar diese zweite Vorstellung. Besonders ungewöhnlich mutet der Dosentypus bei breiten Feldern an. 
Die gänzlich unnatürliche Abbiegung der Isodosenkurven am Rande bis zur Horizontalen ließ mir 
von vorneherein den Verdacht auikommen, daß bei den Dessauerschen Messungen irgendein fun- 
damentaler Fehler vorhanden sein müsse, der den Wert der so zahlreichen und mit großer Sorgfalt auf- 
gestellten Isodosenkurventafeln außerordentlich stark in Frage stellt. Auf die auffallend großen 
-~ prozentualen Tiefendosenwerte der Dessauerschen Kurven hat jüngst Jaeckel hingewiesen. 
Auch diese vermehren den Verdacht darauf, daß irgendein grundsätzlicher Fehler den Messungen 
Dessauers zugrunde gelegen haben muß. Da die Frage, ob die erste oder zweite Auffassung richtig 
ist, von entscheidender Bedeutung für die Beurteilung der beiden gänzlich verschiedenen Systeme ist, 
habe ich mit meinen Mitarbeitern Dr. Bornhauser, Dr. Jaloussis und Dr. Bortini mit 
Hilfe des Röntgendosismessers der Firma Siemens & Halske im ganzen 70 verschiedene Strah- 
lenkegel unter den verschiedensten Bedingungen von Zentimeter zu Zentimeter ausgemessen. Das In- 
strument zeigt mit fabelhafter Genauigkeit die zu messende Röntgenintensität direkt an, und gestattet 
auf diese Weise ein ‘äußerst schnelles und zuverlässiges Arbeiten. Die direkte Messung der sehr 
- schwachen Ionisationsströme wird bekanntlich. durch die Zwischenschaltung einer Verstärkerröhre 
bewerkstelligt, die durch besondere‘ Vorkehrungen quantitativ mit einer erstaunlichen Exaktheit ar- 
beitet. Wir haben etwa 120 000 Einzelmessungen gemacht und erst nach Abschluß sämtlicher Messun- 
gen das äußerst umfangreiche Material ausgewertet. Durch beliebige Vergleiche quer durch die ein- 
‘zelnen Versuchsreihen konnten wir uns dann von der geradezu .erstaunlichen Genauigkeit der einzel- 
nen Meßergebnisse überzeugen. Die einzelnen Messungen wurden zunächst in Tabellen eingetragen, 
wobei zu bemerken ist, daß für jede einzelne Zahl drei verschiedene Ablesungen gemacht wurden. Die 
direkte graphische Auswertung der Tabellen in Isodosenkurven ergibt dann Bilder wie hierneben in 
Abb. 1 dargestellt. Zur Orientierung bemerke ich nur, daß sämtliche Strahlenkegel bis zu 17 cm 
Tiefe herunter gemessen wurden. 

Die direkte Auswertung der Tabellen in Form von Isotosenkurven ist jedoch noch ungenau 
wegen der räumlichen Größe der Meßkammer. Um die Dosen an den einzelnen Punkten genau zu er- 
'mitteln, war es nötig, die Tabellen zunächst in Form von Intensitätskurven auszuwerten — siehe die 
mittleren Kurven in Abbildung 1 — und durch bestimmte Spezialmessung die Felilerquellen, die durch 
die endliche Größe der Meßkammer bedingt sind, auszuschalten. Im Vortrag wurde der Gedankengang 
dieser Spezialmessung genau erörtert, er läßt sich aber im Referat wegen Raummangel nicht klar- 
legen. Nach Elimination dieser spezifischen Fehler kommt 'man dann zur Ermittlung der wirklichen 
Isodosenform, wie sie. in Abbildung 1 auf der rechten Seite dargestellt ist. 

Beachten Sie bitte den scharf bis in die Tiefe hinein erhaltenen Strahlenkegel, um den herum 
' sich nür ein sehr schwacher birnförmiger Streustrahlenmantel zieht, der sich nach der Oberfläche zu 
venjüngt und in einer Tiefe von 10—18 cm eine taillenförmige -Einschnürung aufweist: Wirhaben 
 diesegleicheGrundformbeiunserensämtlichen Messungenunterdenver- 
schiedensten physikalischen Bedingungen und bei den verschiedensten 
 Strahlenqualitäten stets wieder- gefunden. Bezüglich aller Einzelheiten muß ich 
‚ auf unsere demnächst erscheinende Arbeit in der Strahlentherapie ‚verweisen. 

Rückt man mit der Blende näher an den Röhrenfokus und weiter von der Wasseroberfläche ab, 


2 so wird natürlich infolge des breiten Fokus kein scharfer Röntgenschatten der Blende auf dem Wasser 


entstehen und der ‚Übergang zwischen hell und dunkel nicht so scharf wie in Abbildung 1, sondern 
durch eine mehr oder weniger schmale Zone des Halbschattens erfolgen. Wir haben auch in dieser 
Anordnung eine größere Zahl von Messungen durchgeführt und fanden dabei stets die oben erwähnte 
Grundform erhalten und nur eine ganz geringe Abweichung von derselben im Bereich der Halbschat- 
tenwirkung. Dies einfache optische Elementargesetzistinden Publikatio- 
nen von Dessauer völlig übersehen worden.. Auch unter weitestgehender Ausnutzung 
extremster Halbsehattenwirkung lassen sich aber niemals Isodosenkurven gewinnen, die denen der 
Dessauerschen Sammlung ähneln. 

Nachdem wir unser ganzes Material in dieser Form Hissewertet hatten, suchten wir uns noch 
auf einem anderen Wege über den Verlauf der Isodosenkurven zu orientieren, der gänzlich unabhängig 
- von den bisherigen. war und zeigen mußte, ob etwa auch uns irgendein fundamentaler Fehler unter- 
gelaufen sein könnte. Wir stellten in einem Wasserphantom mit durchsichtigen Wänden eine mit 
dünner Zinksulfidlösung bestrichene Papierfolie auf und ließen einen Röntgenstrahlenkegel darauf 
‚einwirken. Im abgedunkelten Zimmer konnten wir dann wundervoll die Intensitätsverteilung des 
"Röntgenlichtes beobachten. Abb. 2 zeigt die Photographie eines solchen Schirmes. Darauf sehen Sie E 


85. - 


= 00 iso -e nn nn 


‚Abb. 2. 


Verkleinertes Bild eines Filmes, welcher senkrecht i im Wasserphantom. stehend von oben her mit 
sinem Röntgenstrahlenkegel belichtet wurde. (Bedingungen wie in Abb. 1 oben.) Man erkennt daraui 
. deutlich den scharf erhaltenen Strahlenkegel, der umgeben ist von.einem birnförmigen sehr schwachen 
‚Streustrahlenmantel. Die Verteilung der Intensitäten deckt sich völlig mit den in Abb. 1 iontoquanti-. 
metrisch ermittelten Werten und zeigt die äußerst starke und wichtige Abweichung von den von Des- : 
sauer veröffentlichten Kurvenformen. Ä 


mit aller Deutlichkeit die von uns gefundene Grundform der Isodosenkurven wieder. Der scharf ab- 
gegrenzte, bis in große Tiefen sichtbare direkte Strahlenkegel, umgeben von dem dünnen, birnförmig 
eingezogenen Streustrahlenhof. Damit ist die Beweiskette geschlossen meine Herren, jeder von Ihnen 
kann sich auf einfache Weise davon überzeugen, daß unsere, mit dem Siemens-Röntgendosismes- 
ser gefundenen Isodosenkurven den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen, während unter keinen i 
` Bedingungen Strahlenkegel erzeugt werden können, die den von Dessa uer- gefundenen Isodosen- 
kurvenverlauf nehmen. | 
Die wichtigste praktische Folgerung aus diesen Untersuchungen ist die Erkenntnis, daß die 
Streustrahlung außerhalb des direkten Strahlenkegels viel zu gering ist, als daß wir sie bei der prak- 
tischen Röntgendosierung berücksichtigen müßten, geschweige denn, therapeutisch ausnutzen könnten. 
Wir können sie praktisch vielmehr ganz vernachlässigen. 


Aùsprache zu Vortrag 36. 


-Voltz (München): Mit großem Interesse habe ich die Ausführungen won Herrn Holf aider | 
verfolgt. Der Gegensatz zwischen den Messungen des Herrn Holfelder und denen des Herrn Des- 
sauer ist außerordentlich groß. Ich kann augenblicklich die Arbeitsmethoden des Herrn Holfel- 
der nicht beurteilen, aber ich möchte eines bemerken, daß mir der Unterschied zwischen den beiden 
‘ Auffassungen so groß erscheint und für das ganze therapeutische Handeln so wichtig erscheint, daß ich 

der Deutschen Röntgengesellschaft den Vorschlag. unterbreiten möchte, diese Gegensätze durch eine 
Kommission genauer untersuchen zu lassen. | 


86 | Wissenschaftliche Sitzungen. 


37. Winter an, gyn. Kl. München): Erfahrungen mit der Strahlenbehandlung des 
inoperaplen Uteruskarzinoms. | 
- Vortr. berichtet über 197 Kollumkarzinome, die alle der 3. oder 4. Döderleinschen Gruppe 


angehörten. Alle waren klinisch und mikroskopisch sichergestellt. Sie wurden der Strahlenbehand- 
lung unterzogen. Eine Tabelle zeigt das Erreichte: 


Beobachtungszeit 5 Jahre 4 Jahre 3 Jahre 2 Jahre 
Zahl der Fälle 48 39 37 38 35 
Heute noch vorläufig geheilt 4 5 | 9 10 ° 22 
8% 13% . 24% - 26% (62%) 
1918 1919 1920 1921 1922 
kleine Felder - große Felder 


Mehr als der Hälfte der Fälle kann heute wenigstens auf 1 Jahr scheinbare Gesundheit wieder- 
gegeben werden. Das allein macht die Strahlenbehandlung schon unentbehrlich. Aber auch nach, 
5 Jahren sind noch einige Fälle klinisch geheilt. Vortr. glaubt, daß die viel besseren Zahlen der letzten 
3 Jahre nicht nur auf die kürzere Beobachtungszeit, sondern auch auf die Großfeldertechnik mit dem 
Strahlensammler in einer einzigen Serie zurückzuführen sind. 5 Fälle mit 2—-5jähriger Beobachtungs- 
zeit werden demonstriert, die alle Wohlbefinden, volle Arbeitsfähigkeit, gute Gewichtszunahme zeigen 
und bei der gynäkologischen Untersuchung nichts mehr vom Karzinom erkennen lassen. Die mit 
großen Feldern bestrahlten Kranken zeigen fast gar keine Hautveränderungen. Gewichtszunahme 
zwischen 10 und 26 Pfund. Eine vor 4% Jahren behandelte Kranke hat sogar heuer eine Entfettungskur 
unternommen. Sie wiegt heute noch 16 Pfund mehr, als vor der Behandlung. 


Aussprache zu Vortrag 37. 


Holzbach (Mannheim): Trotz mancher schönen Einzelerfolge ist die Behandlung des inope- 
rablen Kollumkrebses des Uterus unbefriedigend. Die Gesamtheilungsziffer ist gering und 
der Wunsch nach Verbesserung der Resultate nur zu gerechtfertigt. Wenn wir einen solchen Prozeß 
therapeutisch wirkungsvoll anfassen wollen, so müssen wir dem pathologischen Geschehen bis in 
seine letzten Auswirkungen hinein nachgehen. Und wir kommen zu der Frage: An was geht denn 
letzten Endes die Patientin beim inoperablen Uteruskrebs zugrunde? Das Studium: der Sektionsproto- 
kolle von 30 an inoperablem Karzinom gestorbenen Frauen gab mir darauf die Antwort, daß weder 
direkt der Krebs, noch seine Metastasen, noch etwa die Kachexie die Todesursache ist. 28 von den 
30 Fällen sind. vielmehr an sekundären Nierensehädigungen zugrunde gegangen. Die Urete- 
ren werden vom Karzinom oder von der begleitenden Parametritis umwachsen, gedrosselt. Es kommt 
zu Dilatation, Hydro- oder Pyonophrose und schließlich zu Urämie. An ihr gehen die Patienten zu- 
grunde, ehe die Strahlen recht wirksam werden können. 

In der Konsequenz dieser Erkenntnis setze ich bei geeigneten Fällen von inoper. Kollumkrebs 
die UTreteren beide oberhalb ihres Eintritts in das Karzinom ab und implantiere sie neu in den Blasen- 
scheitel, der erfahrungsgemäß von der Neubildung kaum je ergriffen wird. Der Gefahr der Urämie ist _ 
damit vorgebeugt, und der Strahlentherapeut hat jetzt Gelegenheit, das Karzinom intensiv und über 
längere Zeit mit seinen Hilfsmitteln anzugreifen. 

Ich habe den Eingriff vor kurzem zum ersten Male ausgeführt. Über die Technik, die sehr ein- 
fach ist, werde ich an anderer Stelle berichten. 


38. Hans Küstner (Göttingen): Tagesfragen der Dosimetrie. 


Dosieren heißt ein Strahlengemisch von bestimmter Härte und bestimmter Intensität während 
einer bestimmten Zeit einer bestimmten Körperstelle zuführen. Das Ziel des Praktikers ist, eine be- 
stimmte Dosis, die erfahrungsgemäß eine Heilwirkung erzielt, zu reproduzieren. Den Forscher inter- 
essiert darüber hinaus die energetische Umsetzung zwischen eingestrahlter Röntgenenergie und bio- 
logischer Wirkung. 

Unsere verschiedenen Meßgeräte haben den Nachteil, daß sie verschieden reagieren auf die ver- 
schiedenen Wellenlängen der Röntgenstrahlen (Beispiel: photographische Platten und lIonisations- 
kammer). Es sind nicht einmal große und kleine Ionisationskammern auf verschiedene Wellenlängen 
gleich empfindlich. Es können also biologische Erfahrungen oder Forschungsergebnisse nur dann mit- 
einander verglichen und anderorts reproduziert werden, wenn man die Meßgeräte, mit deren Hilfe jene 
erzielt wurden, aufeinander beziehen kann. 


Sielmann: Untersuchungen über den Einfluß der R.-Strahlen auf den Kochsalzstoffwechsel usw. 87 


Dieses Ziel läßt sich erreichen, wenn man ein Standardmeßgerät schafft, dessen Empfindlichkeit 
sicher zeitlich konstant ist. (Um ein zeitlich konstantes Standardmaß für die Längeneinheit zu be- 
sitzen, legte man in Paris das Normalmeter fest.) Dieses Standardmeßgerät muß an einem Orte unver- 
rückbar aufgestellt werden. Nach ihm werden, für verschiedene Wellenlängen, transportable Meß- 
geräte geeicht, die zu verschiedenen Instituten gebracht werden, und nach denen die dort in Gebrauch 
befindlichen Dosimetergeräte geeicht werden können. 

Da einerseits die Erfahrung gelehrt hat, daß die biologische Dosis ie B. HED) ein zu dehnbarer 
Begriff ist, um als Einheit zu dienen, und da andererseits die physikalische Dosis mit der höchsten Prä- 
zision bestimmt werden kann, wird man zweckmäßig eine physikalische Einheit zugrunde legen. Da 
die Energiemessung der Röntgenstrahlen bis heute noch nicht einwandfrei experimentell gelungen ist, 
so wird man zweckmäßigerweise vorläufig die Empfindlichkeit des Standardgeräts auf verschiedene 
Wellenlängen als Einheit wählen. 

Die Vorteile dieser Methode sind: 

1. Alle verschiedenen Dosierungsverfahren werden mit bisher nicht AEN Genauigkeit auf 
dasselbe Standardmaß zurückgeführt. Dadurch werden Ihre Angaben für Dosierung und Forschung 
streng vergleichbar. . 

2. Die Standardkammer ist keinen Transportbeschädigungen ausgesetzt. 

3. Die in Betrieb bei den Instituten befindlichen Dosimeter sind das ebenfalls nicht, und werden 
dem Betrieb nicht entzogen. 

4. Die einzelnen Institute können die bei ihnen eingebürgerte biologische Einheit (HED), starke 
oder schwache Erythemdosis, beibehalten. 

5. Die Energiemessung der Röntgenstrahlen kann an beliebiger Stelle durchgeführt werden; 
durch das geschilderte Verfahren kann dann das Standardmeßgerät ebenfalls als Energiemeßinstrument 
geeicht werden. 

6. Hierdurch sind, ohne Vornahme neuer Messungen, alle Dosimeter gleichzeitig als Energie- 
messer geeicht, die an das Standardgerät angeschlossen sind. 


Aussprache zu Vortrag 38. 


Schleußner (Frankfurt a. M.): Die von Küstner vorgeschlagene Methode muß in Beziehung 
gesetzt werden zu Apparatfaktoren, die angeben wieviel mal länger oder kürzer man mit einer ge- 
gebenen Apparatur belichten muß, um unter sonst gleichen Bedingungen dieselbe Schwärzung auf der 
Röntgenplatte zu erhalten, wie mit dem Instrumentarium der Eichkurve. | 


89. Hans Sielmann (z. Zt. Wien): Untersuchungen über den Einfluß der Röntgen- 
strahlen auf den Kochsalzstoffwechsel und seine Beziehungen zur Therapie des 
„Röntgenkaters“. 


| Die gemeinsam mit Schlagintweit an der Klinik v. Romberg (München) angestellten 
Versuche habe ich in Wien im Institut Holzknecht fortgesetzt und meine damalig gefundenen Er- 
gebnisse nun erweitern können. Es hat sich an Versuchen an Tier (Blasenfistelhund) und Mensch ge- 
zeigt, daß nach Röntgenbestrahlung vermehrt Harn, vor allem aber Kochsalz ausgeschieden wird. An 
einem laparotomierten Hund wurden vor und nach der Bestrahlung Stückchen der Haut und der Leber 
abgeschnitten und in diesen Stücken nach der Veraschungsmethode der Kochsalzgehalt bestimmt. 
Dabei ergab sich ein Absinken des Na Cl Gehaltes bis zu 33%. Auf Grund von 200 mit Na Cl in ver- 
schiedener Form behandelten Fällen im Institut Holzknecht und auf Grund der Ergebnisse der 
Versuche scheint mir das Kochsalz als Therapeutikum gegen den sog. „Röntgenkater“ gerechtfertigt. 

Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, daß die Schwankungen im Kochsalzstoffwechsel absolut 
-nicht die einzigen Vorgänge sind, die die Röntgenallgemeinschädigung — oder den sog. „Röntgen- 
kater“ — bedingen, vielmehr scheint durch die Röntgenbestrahlung der ganze Mineralstoffwechsel ge- 
stört und auch höchstwahrscheinlich das Eiweiß geschädigt zu werden. 

Die „Chemosanwerke‘“ in Wien haben für den Praktiker Gelatinekapseln zu 1 g pulverisiertem 
Kochsalz und geringen Mengen Menthol-Valeriana, sowie Glasphiolen mit 10% Na Cl Lösung (unter 
dem Namen ‚„Röntgenosan“) in den Handel gebracht. 

Die Anwendung des „Röntgenosan“ hat sich im Institut Holzknechtin zahlreichen Fällen 
sehr gut bewährt. 

Auf Grund der angestellten Versuche läßt sich vielleicht bei Krankheiten mit mangelhafter 
Kochsalzausscheidung, und da Na Cl immer eng mit dem Wasserhaushalt verknüpft ist, auch mangeln- 
der Diurese der Röntgentherapie ein neues Gebiet eröffnen. 


88 l = Wissenschaftliche Sitzungen. T | `, 


Aussprache zu Vortrag 39. 


Heßmann (Berlin) hat bei der Behandlung des Röntgenkaters mit Kochsalzlösungen neben guten 
Resultaten in einigen Fällen Versager gehabt, namentlich bei besonders sensiblen Patientinnen in der 
"Privatpraxis. Die Kochsalztherapie wurde dabei allerdings nur intrarektal und per os verabreicht. 


Kohlmann (Erlangen): Wenn es richtig ist, wie es u. a. Mahnert nachwies, daß nach jeder 
intensiven Röntgenbestrahlung eine Azidosis eintritt, wenn ferner der Röntgenkater als erhöhter 
Vagustonus aufzufassen ist,wiees Anderssen und ich auf dem Röntgenkongreß von 1922 ausgesprochen 
haben, sei es nun im Sinne der Reizung des parasympathischen Systems, oder im Sinne einer Drosselung 
des Sympathikus, so sind damit gewisse Anhaltspunkte für die Therapie gegeben. Z. B. kommt 5% Soda- 
lösung + 5% Magnesiumsulfat in Betracht, etwa zu gleichen Teilen je 10 ccm intravenös. Das letztere 
hat bereits Pape versucht, aber wieder aufgegeben. Auch an Atropin bzw. Adrenalin ist zu denken. 

Daß es eine wirklich zuverlässige Therapie des Röntgenkaters noch nicht gibt, beweisen die zahlreichen 
therapeutischen Vorschläge, von denen ich unter Fortlassung der rein symptomatischen (Skopolamin- 
Morphium evtl. mit Laudanon, nach Rieder: 3,0 Chloralhydrat + 5,0 Natriumbromat in 50 cem Tee 
per Klysma nach Pape; beides vor der Bestrahlung) vor allem 3 Gruppen unterscheide, ohne An- 
spruch auf Vollständigkeit zu erheben: 
I. die physikalische; Beispiele: 
a) Rieder: Ableitung der Aufladung durch Manschette während der Bestrahlung. 
b) Bucky: Diathermie nach der Bestrahlung. 
II. die organtherapeutische: Hirsch, ne und ppikorae usw. „ subkutan oder intra- 
muskulär nach der Bestrahlung; 

III. den „Mineralstoß“, wie ich diese Therapie nennen möchte. Sie scheint mir die aussichts- 

reichste zu sein, schon weil sie am einfachsten undbilligsten ist. Folgende An- 

wendungsweisen kommen hauptsächlich in Frage: 

Beispiele: a) Anderssen und Kohlmann: 10% Cale. chlor. intravenös. 

b) Pape: Sogenannte Ebsteinsche Lösung, 5 cem 10% Kochsalz + 0,02 Cale. chlor ! 
intravenös. 

c) Voltz: Kochsalz + 0,0001 ‚Arsen (innerlich in Tabl., prophylaktisch vor und nach 
der Bestrahlung). 

d) Schlagintweit und Sielmann: Hypertonisches Kochsalz per os, rektal oder 
intravenös. 

e) Opitz: Klimasan (Theobrom. natr.-acetic. 0,5 + Nitrasiszerin 0,0002 (innerlich in 
Tabletten). 

Zu überlegen ist, daß z. B. bei Hämoptöe entweder Kochsalz (hochprozentig) oder Kalzium (5 bis 
10%) oder die Ebsteinsche Lösung (s. o.) gegeben werden. Alle drei Mangan haben 
‚Erfolge. Das gibt zu denken! 

Zusammenfassend ist zu sagen, daß die Fragen noch zu sehr im Fluß sind, um ein 'abschließendes 
‚ Urteil über die Behandlung des Röntgenkaters zu fällen. Der Mineralstoß erscheint mir vorläufig am 
. aussichtsreichsten. 


m. 


40. E. Vogt (Frauenklinik Tübingen): Über das Auftreten?von}_Ovarialtumoren nach 
Röntgenkastration. 


V. berichtet über das Auftreten von Ovarialtumoren (1 Ovarialkystom, 1 primäres Ovarialkar- 
zinom, 1 sekundäres Karzinom, ausgehend von Zylinderzellenkrebs der Gallenblase) nach Röntgen- 
kastration und wirft die Frage auf, ob und wie weit die Entwicklung der Geschwülste mit der Strahlen- 
wirkung in Zusammenhang gebracht werden kann. Dabei kommt er zu dem Schlusse, daß die Epithel- 
zellen des Ovariums und auch die Bindegewebszellen durch die Röntgenkastration morphologisch nicht 
erledigt sind. Die Beobachtungen vom Auftreten von primären und sekundären Eierstocksgeschwülsten 
nach Röntgenkastration werden’noch in Beziehung gebracht zur Frage der inneren Sekretion des rönt- 
genbestrahlten Ovariums. Eine Reihe klinischer Tatsachen wird dafür beigebracht. Nach allem ist 
wohl der Beweis erbracht, daß das röntgenbestrahlte Ovarium weder morphologisch noch innersekreto- 
risch nach der Röntgenbestrahlung trotz der Amenorrhoe als gt und aus dem Körper sicher aus- 
geschaltet zu betrachten ist. 


Aussprache zu Vortrag 40. 
Mühlmann (Stettin): Ich möchte den beiden von Herrn V o g t mitgeteilten Fällen einen weiteren 
aus unserer Beobachtung hinzufügen. Eine 46jährige Frau erkrankt an Ostitis fibrosa Recklinghausen ` 
und wird der Röntgensterilisation unterzogen. (Apexapparat, 3 mm Al, einfache Wasserkühlröhre, 


p` 


Zweifel: Über Bestrahlung von Ovarialkarzinom. | 89 


40 cm Fokusdistanz, etwa ?/s HED auf den Unterbauch. Wiederholung nach 5 Wochen.) Darauf erfolgt 
völlige Heilung, aber nach einem Jahre tritt ein schweres Rezidiv auf. Bei der nunmehr ausge- 
führten Ovariotomie findet sich in beiden äußerlich unveränderten Eierstöcken ein solides primäres 
Karzinom. 


41. R. Holitsch (Budapest): Modifikation der gynäkologischen Tiefenbestrahlungen. 


Bei Rückenlage einer Patientin kann durch dextrosinistrale Röntgenaufnahme nachgewiesen 
werden, daß die mit einem Metallpessarium markierte Portio uteri zu der dorsalen Hautoberfläche be- 
deutend näher liegt, als es bei Bauchlage der Fall ist. Das Pessarium trägt ein in das Uleruskavum 
hineinragendes Metallstäbchen und an den in Rückenlage und dann in Bauchlage gemachten fron- 
talen Röntgenbildern ist sichtbar, daß der Uterus an der Senkung der Portio nach unten teilnimmt. 

Bei. den bisher üblichen Bestrahlungen mit oberhalb der Patientin befindliche Röntgenlampe 
hat man unwillkürlich immer im ungünstigen Lageverhältnis des Uterus bestrahlt; nämlich in Rücken- 
lage lag der Uterus von der bestrahlten Bauchhaut weiter entfernt und war zu der oben nicht bestrahlten 
dorsalen Hautoberfläche näher. Ebenso ungünstig sind die Lageverhältnisse in Bauchlage bei Be- 
strahlungen mit von oben nach unten gerichtetem Strahlengange. 

Deshalb empfiehlt Vortragender die gynäkologischen Bestrahlungen mit Untertise hi röhre 
vorzunehmen, also immer ‚mit Strahlenrichtung von unten nach oben. Man erzielt dadurch 1. den be- 
sonderen Vorteil, daß der zu bestrahlende Uterus (auch Ovarien?) bedeutend näher rücken zu der be- 
strahlten Hautoberfläche (Verkleinerung der Tiefendistanz). 2. Die bedeckenden Weichteile und Haut 
werden unwillkürlich immer stark komprimiert durch das eigene Körpergewicht. 3. Die bestrahlte 
Hautoberfäche bildet immer eine vollkommen plane Fläche und deshalb wird die Hautdosis gleich- 
mäßiger als bei unebener Hautoberfläche. 


Aussprache zu Vortrag 41. 


Winter (München): Die Bestrahlung von unten her wird bei uns in der] II. gynäk. Klinik (Mün- 
chen) schon seit 1920 geübt. Zwei von den gestern gezeigten vorläufig geheilten Pat. stammen aus 
dieser Zeit und wurden nach dieser Methode behandelt. Gleichzeitig haben wir noch Beckenhochlage- 
rung angewendet, um einerseits einen Teil des Darmes aus dem Strahlenbereich zu bringen, anderer- 
seits um in Rückenlage ein Herabsinken des Uterus gegen das Kreuzbein in Bauchlage gegen die vor- 
dere Bauchwand zu ermöglichen. Bei normalem Genitale ist eine Lageänderung des Uterus bei Wech- 
sel von Bauch- und Rückenlage nicht zu erwarten, da der Uterus das gleiche spez. Gewicht wie seine 
Umgebung hat, also sozusagen in Schwebe gehalten wird. Unsere bisherigen Messungen mit Taster- 
zirkel haben diese unsere Ansicht bestätigt. In Bauchlage wird der Druck auf die vordere Bauchwand 
eher ein Wegdrücken des Uterus herbeiführen. Dagegen sind größere Exkursionen durch Füllung der 
Blase oder des Rektums erreichbar. Die Bestrahlung wird bei Rückenlage mit gefüllter Blase, bei 
Bauchlage mit Dauerkatheter und Rektumfüllung gemacht. Für eine zur Bestrahlung von unten modi- 
fizierte Sammlerkonstruktion habe ich im vorigen Jahre Musterschutz genommen: Die Herstellung 


. geschieht durch die Fa. Müller, Hamburg. 


42. E. Zweifel (München): Über Bestrahlung von Ovarialkarzinom. 


Das Ovarialkarzinom ist zwar etwas seltener, aber viel bösartiger als das Uteruskarzinom. Nur 
etwa ein Drittel der Fälle ist operabel. Die Dauerheilung beträgt 10—20%; die absolute Heilungs- 
ziffer ist also sehr niedrig. 

Diese schlechten Resultate lassen sich durch die systematische Nachbestrahlung mit Röntgen- 
strahlen wesentlich verbessern, wie Schäfer und Straßmann an Hand ihres Beobachtungsmate- 
rials nachweisen konnten. 

Aber auch bei Zurücklassen von Karzinomresten bietet die Strahlenbehandlung Aussicht auf Er- 
folg. Zu den aus der Literatur bekannt. gewordenen Fällen können wir einen weiteren hinzufügen, der 
nach unvollkommen ausgeführter Operation durch Nachbestrahlung mit Radium und Röntgenstrahlen 
für die Dauer von 8 Jahren geheilt werden konnte. Die Bestrahlung soll 3—4 Wochen nach der Ope- 
ration vorgenommen werden, und zwar in Form von Röntgenbestrahlung. Nur für Fälle, bei denen 
Karzinomreste im kleinen Becken zurückgelassen worden sind, kommt eine Radiumeinlage in die 
Scheide in Frage. 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. 12 


II. Technik und Physik. 


43. R. Glocker (Stuttgart): Die Verwendung der Röntgenstrahlen zur quantitativen 
chemischen Analyse (nach Versuchen gemeinsam mit W. Frohnmayer). 


Die Röntgenspektroskopie bietet zwei Möglichkeiten das Vorhandensein eines Elementes in 
einem beliebigen Stoff nachzuweisen: 

1. Der zu untersuchende Körper wird einer Röntgenstrahlung ausgesetzt, so daß die Eigenstrah- 
lungen der Elemente, welche in dem Körper enthalten sind, erregt werden. Bei einer spektralen Unter- 
suchung der von dem Körper ausgesandten Strahlung finden sich in dem Spektrum eine Reihe von 
Spektrallinien, deren Lage für jedes Element charakteristisch ist. Ein Beispiel für diese Methode 
der Emission zeigt Fig. 1, welche die X-Spektrallinien der Eigenstrahlung des Wolfram darstellt. 


Fig. 2. 


Fig. 1. 


u. 


2. Der zweite Weg besteht darin, die Strahlung einer Röntgenröhre durch den zu untersuchen- 
den Körper hindurchzuschicken und dann spektral zu zerlegen. Bei dieser Methode der Ab- 
sorption tritt im Spektrum an einer für jedes Element charakteristischen Stelle eine sprunghafte 
Intensitätsänderung auf. Einen solchen Absorptionssprung, wie er für das Element Zinn typisch ist, 
zeigt Fig. 2. 

Die Tatsache, daß diese Methoden bisher in der Chemie nur spärliche Verwendung gefunden 
haben, ist damit zu erklären, daß nur qualitative Analysen auf röntgenspektroskopischem Wege 
erhalten werden konnten. In vielen Fällen ist es aber wichtig, nicht bloß das Vorhandensein eines 
Elementes nachzuweisen, sondern vor allem die prozentuale Menge des Elementes zu bestimmen. 

Es ist uns nun gelungen, eine Methode auszuarbeiten, welche es ermöglicht, eine quantita- 
tive röntgenspektroskopische Analyse durchzuführen und es ist nicht daran zu zweifeln, daß sich 
beim Ausbau dieser Methode der Röntgenspektralanalyse ein weites Feld in der praktischen Chemie 
eröffnen wird, besonders in den Fällen, in denen es sich um die analytische Bestimmung chemisch 
sehr ähnlicher Elemente handelt, deren Trennung sehr mühsam und zeitraubend ist, 

Über die Methode selbst, die auf der Erzeugung des „Absorptionsspektrums‘“ beruht, können hier 
aus Zeitmangel nur die Richtlinien und einige Hauptergebnisse vorgetragen werden. Eine ausführ- 
liche Mitteilung wird an anderer Stelle erfolgen. 

Schaltet man zum Beispiel zwischen eine Röntgenröhre und einen Röntgenspektrographen — 
für unsere bisherigen Versuche haben wir mit gutem Erfolg einen Röntgenspektrographen von See- 
mann-Freiburg benützt —, eine dünnwandige Glasküvette mit Bariumchloridlösung (Dicke der 
Flüssigkeitsschicht 1 cm) und bestimmt man photometrisch die Intensität beiderseits des Barium- 


Glocker: Die Verwendung der Röntgenstrahlen zur quantitativen chemischen Analyse. 91 


absorptionssprunges im Röntgenspektrum, das heißt also die Größe des Absorptionssprunges, so findet 
man einen einfachen gesetzmäßigen Zusammenhang mit der durchstrahlten Bariummenge, nämlich 
f= erc wobei f — Größe des Absorptionssprunges l 
p = Menge des Bariums, bezogen auf 1 qem Strahlenquerschnitt 
c — eine für das Barium charakteristische Konstante ist. _ 
Wie gut diese Beziehung experimentell bestätigt ist, zeigt Fig. 3. Aufgetragen ist als Abszisse 
die Konzentration verschiedener Bariumlösungen und als Ordinate die photometrisch gemessene Größe 
des zugehörigen Absorptionssprunges. 


= 


08 — Pb 


04 o Ba 
Mo | 


45 30 45 Yem 


Fig. 8. 


| Die Fig. 3 zeigt ferner, daß für andere Elemente genau dasselbe Gesetz gilt, nur hat die Kon- 
stante c andere Werte. Während c beim Barium — 24 ist, ist sein Wert beim Blei 6, beim Molybdän 69. 
Es läßt sich theoretisch beweisen, daß die oben angegebene Beziehung zwischen durchstrahlter 
Menge und Größe des Absorptionssprunges für jedes Element ganz allgemein gilt, und daß der Wert 
mit zunehmender Atomzahl stark abnimmt. Die experimentelle Bestimmung ergibt für die Abhängig- 
keit der Konstante c von der Atomzahl Z die in Fig. 4 abgebildete Kurve +). Aus dieser Kurve können 
sofort die Werte der Konstante für die dazwischen liegenden Elemente ohne direkte experimentelle 
Bestimmung entnommen werden. 


Pt Pb 
2:30 42 5056 7882 


Fig. 4. 


Wie sich nun die Ausführung einer solchen quantitativen Analyse im einzelnen gestaltet, kann 
'am besten an Hand eines Beispieles klargemacht werden: In einem Stück Röntgenröhrenglas soll der 
Gehalt an Barium festgestellt werden. Das Stück wird gewogen und seine Oberfläche gemessen, hier- 
aus ergibt sich das Gewicht pro 1 qem durchstrahlter Glasschicht zu 214 mg. Sodann wird bei etwa 


1) K-Absorptionssprung. Untersuchungen über L-Absorptionssprünge sind im Gang. 
12* 


99 3 ee Zw Bu ‚Wissenschaftliche Sitzungen. 


zweistündiger Exposition. unter Vorschaltung des 'Glasstückes vor die Eingangsöffnung des Spektro- 
graphen. der Teil des Röntgenspektrums aufgenommen in dem sich die Bariumabsorptionsbande 
befindet. | 
| `` Bei der photömetrischen Bestimmung der Größe des Absorptionssprunges ergibt sich mit Hilfe . 
der bekannten. Konstante c des Bariums die Bariummengs pro 1 qem durchstrahlter Querschnitt zu 
n 3 mg, somit enthält das Glas 


# 


| au P 100 — 5,3 Prozent Barium. 
- Die nenn Analyse, welche an Zeit und Mahe; die a um ein Vielfaches übertraf, er- 
gab 5,8 Prozent. 

Die physikalische und chemische ‘Form, in der das Element auftritt, ist für die Messung ohne- 
Belene: Für Zinn als Metallfolie und für Zinn als wäßrige Zinnehlorürlösung ergaben sich die glei- 
chen: Werte. 

Andere Elemente, die in der Verkinduhe oder in der Mischung vorkommen, beeinträchtigen die 
Genauigkeit der Messung erst dann merklich, wenn ihre Absorptionswirkung mehr als etwa zehnmal 
so groß ist als die des zu bestimmenden Elementes. So besteht zum Beispiel kein Unterschied zwischen | 
_ dem Wert der Größe des Bariumsprunges bei einer reinen Bariumchloridlösung und bei derselben mit 
der 15fachen Menge Kalziumchlorid versetzten Lösung. Bei.sehr großen Absorptionswirkungen der 
fremden Beimengüngen ist das Verfahren weniger genau und. erfordert sehr lange Expositionszeiten. 
‚Doch läßt sich theoretisch zeigen — und das ist prinzipiell von größter Wichtigkeit —, daß durch Stei- 
ponite des Auflösungsvermögens des Spektrographen bei jeder noch so großen Beimengung fremder . > 

‘lemente eine beliebige ARUP bei entsprechender Verlängerung der Expositionszeit erreicht ` 
‘werden kann. ns | | 


. 


44. Stumpf (München): Stereo-Durchleuchtung. 


Die stereoskopische Durchleuchtung ist ein altes Problem der röntgenologischen Technik. Des- 
S auer, Regener und andere haben dieselbe versucht. ` Eine praktische Bedeutung haben jedoch 
diese Versuche nicht gewonnen; das Prinzip ist zwar einfach; zwei Brennpunkte leuchten abwechselnd 
auf, 'erhellen einen Leuchtschirm und in demselben Rhythmus werden die Augen abwechselnd ver- 
deckt. Die Schwierigkeit lag vor allem darin, daß der Leuchtschirm in raschem Wechsel zwei ver- 


Fig. 1. 


t 


Fig. 2, f : Fig. 8. 


schiedene Bilder zeigen mußte, und wenn man auch Platinschirme verwandte, so war doch die Träg- 
heit des An- und Abklingens so groß, daß die Bilder verwaschen erschienen. Ich selbst bin lange Zeit 
diesen Weg gegangen und konnte mich von dieser Schwierigkeit überzeugen. 

. Das Einfachste führt zum Ziel. Wir nehmen zwei Röhren, lassen sie aufleuchten und sorgen durch 
eine geeignete Abblendung dafür, daß die beiden Augen verschiedene Bilder empfangen. Zu diesem 
Zwecke lassen wir die Strahlenkegel in dem Objekt sich kreuzen und beleuchten mit der rechten Röhre _ 
die linke Hälfte eines. Leuchtschirmes, mit der linken die rechte Hälfte. Der Bezirk, in dem sich die 
‚Strahlenkegel schneiden, bildet sich sowohl rechts wie links ab und zwar in unmittelbarer Nähe der 
Trennungslinien beider Felder. Diese Schattenbilder ein und derselben Objekte zeigen eine für die 
Stereoskopie Holwendige parallaktische Verschiebung. Die Bilder sind nebeneinander und können ohne -` 


70m mm | ——— o 0-0 


Stumpf: Stereo-Durchleuchtung. | | 93 


weiteres mit jedem gewöhnlichen Stereobetrachtungsapparat angesehen werden (Fig. 3). Der Bezirk, der 
sich doppelt abbildet, ist nicht groß und wir könnten mit dem kleinen Gesichtsfeld nicht viel anfangen, 
Die Abbildung des sich doppelt darstellenden abgeblendeten Teiles zeigt Figur 1. Nun sind wir aber 
in der Lage, durch Zusammenfalten der Mittelblende das Gesichtsfeld nach beiden Seiten hin beliebig . 
zu erweitern (Figur 2). Die äußeren Teile bilden sich jeweils nur einmal ab und werden dementspre- 
chend monokular gesehen. Dies kommt uns indes nicht zum Bewußtsein, ebensowenig wie man merkt, 
daß unsere Nase immer einen Teil des binokularen Gesichtsfeldes abdeckt. Wir können an dem Nasen- 
schatten noch mehr lernen: Es besteht ein absoluter Zwang, auch das nur monokular gesehene räumlich 
aufzufassen. Wenn wir nur einen kleinen Zipfel eines Schrankes mit beiden Augen, den übrigen Teil nur 
mit je einem Auge sehen, so erscheint trotzdem der ganze Schrank plastisch. Dies ist ein physiologisches 
Gesetz und die psychologische Wissenschaft reiht es unter den Begriff der Gestaltqualität (Ehren- 
f els) oder Form (S t u m p f) und der Gedächtnisfarbe (Hering)ein. Für den, der zum ersten Male die 
sich bewegenden plastischen Schatten sieht, ist es erstaunlich, wie alleSchattenrisse im ganzen Gesichts- 
feld körperlich erscheinen, obwohl doch nur ein relativ kleiner Teil mit beiden Augen gesehen werden 
kann. Es genügt ein kleines Eck eines Knochens oder ein Teil eines sich umbiegenden Darmstückes, 
um den ganzen Knochen oder den ganzen Darmteil in der körperlichen Lage zu sehen. (Vergleiche 
Lichtmodell!) 

Außer dieser Tatsache der „Ergänzung“ kommt ein zweites psychologiches Moment in Betracht, 
das „Raumgedächtnis“. Formen, die wir einmal in einer bestimmten Raumlage aufgefaßt haben, be- 
halten diese bei, auch wenn sie nur monokular gesehen werden. Bewegt man während der Durch- 
leuchtung den Patienten (oder die Blende) von der einen Seite zur andern, so rückt ein Objekt nach 
dem andern in die binokular gesehene Zone. Die als Formen gesehenen Schatten erhalten eine be- 
stimmte Raumlage, die den Gegenständen bleiben, auch wenn sie ınehr in die Peripherie des Gesichts- 
feldes rücken und nur monokular sich abbilden. Auf diese Weise erhält man ein räumliches Übersichts- 
bild. So lassen sich die Bronchialstränge der Lunge, das Herz, der Aortenbogen, Magen, Duodenum und 
Dickdarm als plastische Gebilde darstellen. Die Bedeutung dieser Tatsache für die gesamte Diagnostik 
liegt auf der Hand, sie soll später eingehend gewürdigt werden. 

Die hier beschriebene Art der Stereodurchleuchtung ist so einfach, daß sicher anzunehmen ist, 
daß sie schon in irgend einer Weise versucht wurde. Neu und für die praktische Verwendung ent- 
scheidend ist die Gestaltung der Blende und die einfache Art der Betrachtung. | 

Der gleichzeitige Betriebzweier Röhren ist mit jedem Diagnostikapparat mög- 
lich. Wir brauchen für Durchleuchtungen insgesamt 5 MA bei zirka SO KV. Man kann verwenden ent- 
weder zwei Gasröhren in paralleler Schaltung, dabei muß man aber im Regenerieren großes Geschick 
hahen, da es nicht so ganz einfach ist, die Röhren in gleicher Härte zu halten. Geringe Verschieden- ` 
heiten machen nichts aus und ich habe längere Zeit mit zwei Gasröhren gearbeitet. Bequemer ist es, 
eine Glühkathodenröhre und eine Gasröhre zu verwenden. Man hat dann nur einen variabeln 
Faktor, der sich leicht beherrschen läßt. Auf diese Weise umgeht man eine Änderung der Apparatur. 

Das Ideal stellen natürlich zwei Glühkathodenröhren dar. Ich verwende mit Vorliebe die 
„Media-Röhren“ der Firma C. H. F. Müller, und bin der Firma zu besonderem Dank verpflichtet, da 
sie meine Versuche in uneigennütziger Weise unterstützt hat. Diese zwei Glühkathodenröhren in 
Parullelschaltung müssen mit einer Spezialzusatzeinrichtung betrieben werden, die es gestattet, die 
Glühfäden getrennt einzuregulieren. Ich benütze eine solche Spezialeinrichtung mit Akkumulatoren, 
die so gebaut ist, daß ich entweder nur mit einer Röhre arbeiten kann oder mit zwei Röhren, wobei 
der Übergang nur durch das Hineinlegen eines Hebels geschieht. Die Zusatzeinrichtung gestattet 
dann weiter beide Heizfäden gleichzeitig zu regulieren, so daß die Aufnahmetechnik vereinfacht wird. 

DieBedienung der Blende selbst erfolgt je nach dem Durchleuchtungsgerät durch Zug, 
Hebel oder wie an meinem Drehwandstativ durch eine einzige in einem Kardangelenk dreh- 
bare Leitstange; wird diese in der Längsrichtung verschoben, so- öffnen sich die vertikalen Blen- 
denblätter, wird die Stange gedreht, so schließen oder öffnen sich die horizontalen Blenden. Die 
Blende ist so gebaut, daß man ohne weiteres von der einfachen zur Stereo-Durchleuchtung übergehen 
kann. Die Abdeckung der gekreuzten Hälften der Strahlenkegel erfolgt durch eigene Blenden, die 
bei der einfachen Durchleuchtung durch einen Hebel zurückgezogen werden können. Sind sie zurück- 
gezogen, so haben wir zwei normale Doppelschlitzblenden vor uns. Wird der Hebel vorgeklappt, so 
ist die Blende zur Stereo-Durchleuchtung bereit. Sie sehen an der Blende noch eine Stellschraube, 
mit der die Entfernung der Stereo-Blendenblätter reguliert werden kann. Mit dieser Schraube wird - 
bei der Durchleuchtung so lange eingestellt, bis die beiden erleuchteten Felder gerade aneinander 
stoßen. Ist die Einstellung für eine bestimmte Schirmentfernung einmal erfolgt, so entfällt für das 
weitere Arbeiten diese Stellschrauben-Bedienung. Sie sehen an dieser Blende noch einen Zeiger und 
eine Skala. Dicser Zeiger bewegt sieh zusammen mit der Einstellung der Stereo-Blendenblätter. Die 
Zahlen drücken die Entfernung aus, in der die mittleren Randstrahlen der beiden gekreuzten Felder 


94 a Wissenschaftliche Sitzungen. 


sich gerade schneiden — also diese ist die Entfernung in Zentimeter, in. der der Leuchtschirm stehen 
muß, wenn die Felder gerade aneinander stoßen. An diesem Zeiger können wir aber auch jede be- 
liebige Tiefenbestimmung ablesen. Stellen wir einen Fremdkörperschatten gerade so ein, daß er von 
den inneren Blendenrändern geschnitten wird, so können wir die Tiefenlage an dem Zeiger der Blen- 
den ablesen. Diese einzeitige Blendenrandmethode erspart natürlich viel Zeit und ist auch genauer, 
da eine Bewegung des Patienten zwischen zwei Stellungen nicht in Betracht kommt. 

Wir können mitdieser Apparatur natürlich auch Aufnahmen fertigen und zwar einzeitige 
aufeine Platte. Diese Aufnahmen können wir hernach mit dem gleichen Betrachtungsapparat, den wir 
schon bei der Durchleuchtung benutzten, ansehen. Sie haben natürlich nicht diesen unmittelbaren 
Charakter wie die Durchleuchtung, da eben die Bewegung des Objektes fehlt. Aber man kann sich 
auch auf den Photographien von dem plastischen Gesamteindruck überzeugen. 

Die Technikder Aufnahmen ist nicht so ganz einfach, da es natürlich sehr darauf an- 
kommt, daß die Stelle, die man plastisch sehen will, sich gerade doppelt abbildet. Am leichtesten geht 
das noch nach der Durchleuchtungseinstellung. Will man Aufnahmen in der üblichen Weise von oben 
fertigen, so läßt sich aus dem Durchleuchtungsgerät der Blendenkasten mit samt den Röhren, die in 
demselben verbleiben, herausnehmen und auf das Aufnahmegestell legen. An diesem Aufnahmegestell 
ist die Stelle, in der die Duplikatur erfolgt, durch einen roten Strich markiert. Dies genügt, wie aber 
die Erfahrung zeigte, nicht; denn wenn der Patient darauf liegt, wird der Strich verdeckt. Um auch 
daiın eine Einstellung zu haben, sehen Sie hier eine kleine Vorrichtung, die es gestattet, nach der Lage- 
rung des Patienten noch die Linie auf demselben zu markieren. Sie besteht aus einer Nürnberger 
Schere, die zurück- und vorgeklappt werden kann. Diese Schere ist an einem der Scherenglieder dreh- 
bar gelagert. Der eine Endpunkt wird auf den aufzunehmenden Körperteil gelegt. Am anderen End- 
punkt sehen Sie ein Lineal beweglich angelenkt. Mit dieser Vorrichtung können Sie nicht nur die 
genauen senkrechten Projektionslinien bestimmen, sondern Sie können damit auch die Zeigerhöhen- 
stellung in Maßzahlen ablesen, also die Dicke des Objektes bestimmen. Lassen wir während der Auf- 
nahme den Zeiger stehen, so wird er mitphotographiert und leistet uns bei evtl. Tiefenbestimmung gute 
Dienste. Die Aufnahmen können nach der photographischen Behandlung stereoskopisch betrachtet 
werden. Es eignen sich dafür vor allem kleinere Objekte. Sollte die Duplikaturlinie nicht an die ge- 
wünschte Stelle kommen, so ist der Schaden nicht groß, denn es bildet sich das Objekt, wie bei einer ge- 
wöhnlichen Aufnahme, einfach ab. Nach den Aufnahmen läßt sich in der einfachsten Weise eine genaue 
Lokalisation und wenn man will auch eine körperliche Nachbildung durchführen, und zwar braucht 
man dazu in der Regel gar keine besondere Apparatur, wenn man einen kleinen Kunstgriff 
anwendet. Wir legen die entwickelte Platte auf einen Leuchtschirm am Aufnahmegerät und schalten 
die Röhren ein. Natürlich leuchtet der Schirm sehr hell auf, da nichts weiter als Luft und die Glas- 
platte dazwischen ist. Diese gleichmäßig erleuchtete Fläche leuchtet wie die Milchglasscheibe eines - 
Betrachtungsapparates. Wir sehen also die Platte in der Durchsicht. Halten wir irgendeinen Gegen- 
stand aus Metall darüber, so wirft derselbe einen Doppelschatten, der natürlich sehr deutlich zu sehen 
ist. Verwenden wir unseren Scherenzeiger, so können wir die Tiefenlage eines jeden Punktes be- 
quem ablesen. Sie ist dann bestimmt, wenn der Zeiger sich an homologen Stellen der Platte abbildet. 
Will man nicht gerade im Röntgenlicht arbeiten, so lassen sich die Röntgenröhren durch feine punkt- 
förmige Lichtquellen ersetzen. Statt des Leuchtschirmes verwenden wir dann eine weiß reflektierende 
Fläche. Diese Schattenstellung gestattet eine sehr präzise Lokalisation. Ich habe dieses Prinzip 
benützt, um Augenfremdkörper zu lokalisieren. 

Sie sehen hier einen besonderen Apparat mit den zwei Röhren, der Blende und einem Gestell 
für das Halten der Platte. Darüber befindet sich eine photographische Kamera, mit der zu gleicher 
Zeit mit den Röntgenaufnahmen eine Lichtaufnahme des Auges gefertigt wird, damit hernach die 
Lage des Fremdkörpers in das Lichtphotogramm eingezeichnet werden kann. Der Apparat arbeitet 
ungeinein genau; ich habe damit ungefähr 20 Fälle lokalisiert. Herr Professor v. Heß konnte mehr- 
mals Splitter entfernen, die vorher operativ nicht angängig waren. 

Die beschriebenen Apparate werden von der Firma: Elektromedizinische Werkstätte MnSne 
G. m. b. H., München, Rottmannstraße 14, geliefert. 


Klingelfuß: Direkt zeigendes Spektrometer für Röntgenstrahlen. - 95 


45. Fr. Klingelfuß (Basel): Direkt zeigendes Spektrometer für Röntgenstrahlen. 
(Vorläufige Mitteilung.) 


In der Röntgenstrahlentechnik hat die interessierten Kreise wohl kaum etwas anhaltender be- 
schäftigt, als die Auswertung der Härte der Röntgenstrahlen. Das ist verständlich, wenn man be- 
denkt, daß von der Zusammensetzung der Röntgenstrahlen der angestrebte Erfolg abhängt. Was in, 
der Optik die Zusammensetzung des Lichtes bedeutet, ist in der Röntgentechnik die Zusammensetzung 
des Härtegemisches der Röntgenstrahlen. Seitdem es gelungen ist, die Röntgenstrahlen spektrogra- 
phisch auseinander zu legen, und damit der Nachweis erbracht wurde, daß Röntgenstrahlen ähnlichen 
Bedingungen unterworfen sind, wie die optischen Lichtstrahlen, von denen sie sich vor allen Dingen 
durch die viel kürzere Wellenlänge auszeichnen, seitdem ist uns der Vergleich des Röntgenstrahlen- 
gemisches mit dem optischen Lichte auch verständlicher geworden. In der Tat; wie beim optischen 
Licht die Wellenlänge durch die Farbe des Lichtes sich ausdrückt, ändert sich bei den Röntgenstrahlen 
die Härte derselben durch die Wellenlänge. Die verschiedenen Härtegrade sind also nn 
die Farbe des Röntgenlichtes. 

Es lag also nahe, zur Auswertung der Härte den Spektrographen heranzuziehen. Doch zeigte 
es sich bald, daß auf diesem Wege Messungen wohl in einem physikalischen Laboratorium durchge- 
führt werden können, nicht aber in der Praxis am ärztlichen Röntgenapparat. Hier begegnet man 
einer hauptsächlich lästigen Schwierrgkeit, die sich auch bei einigen anderen Härtemessern gezeigt 
hat, nämlich, daß das erhaltene Resultat erst nach der Applikation der Röntgenstrahlen mit dem 
Photometer ausgewertet werden kann, so daß, wenn sich hierbei ein Fehler herausstellt, eben nach- 
träglich weiter nichts konstatieren läßt, als daß mit unrichtigem Strahlengemisch gearbeitet wurde. 
Nun hat Einstein eine Formel auigestellt eV =A-vu.x, worin V die Röhrenspannung, e die Ele- 
mentarladung — 4,65.10-1% ESE, h die Plancksche Konstante — 6,55.10-27 Erg. sec, Ym x die 
größte Frequenz bedeuten, und wodurch die Wellenlänge auf die sie erzeugende Anregespannung zurück- 
geführt wird; es ist damit der Weg gezeigt, wie sich mit Hilfe der Spannungsmessung Härte- 
messungen durchführen lassen. nn entsprechende Rechnung lautet die Formel in einfacher Form, 


nämlich: V volt max = 1234,5 X 10-”.—, Kennt man daher die Spannung, so läßt sich nach dieser 


Formel einwandfrei die bei dieser die emittierte kürzeste Welle ermitteln. Das wurde schon 
von Dessauer und anderen versucht. Man begegnet aber bei diesen Versuchen einer ganz beson- 
deren Schwierigkeit, nämlich der, daß man aus derart aufgenommenen Spektrogrammen und den dar- 
aus photometrisch ermittelten kürzesten Wellenlängen wohl die Spannung berechnen kann, nicht 
aber umgekehrt die Spannungen so genau zu messen imstande war, um mit der so eingestellten Spannung 
die kürzeste Wellenlänge dann auch einwandfrei zu bekommen. Dessauer gibt aus seinen Beobach- 
tungen, Differenzen von 10% an+). In der Tat weichen die bis heute gemachten Versuche über Span- 
nungsmessungen von der Größenordnung 10° Volt auch um Beträge voneinander ab, die den von Des- 
sauer angegebenen Abweichungen entsprechen. Es rührt das daher, daß derartige hohe Spannun- 
gen bis zurzeit aus den Schlagweiten elektrischer Entladungen ermittelt werden mußten, weil die 
sonst in der Technik üblichen Methoden zur genauen Spannungsbestimmung für so hohe Spannungen 
versagten ?). Es schien also zunächst wenig Aussicht vorhanden zu sein, auf diesem Wege befriedi- 
gende Resultate zu erhalten. 

In unserem physikalischen Laboratorium wurden seit einigen Jahren eingehende Untersuchun- 
gen der Röntgenstrahlen mit dem Seemannschen Spektrographen ausgeführt und es wurden ins- 
besondere die für Tiefentherapie bestimmten Röhren jeweilen mit dem Spektrographen kontrolliert, 
ob sie die verlangte kürzeste Wellenlänge geben. Bei diesen Arbeiten wurde zur Kontrolle der Span- 
nung das Sklerometer ?) mitbeobachtet. Es zeigte sich schon sehr bald ein gesetzmäßiger Zusammen- 
hang zwischen den Maximalausschlägen des Sklerometers und der im Spektrogramm erhaltenen kür- 
zesten Wellenlänge. So mußte beispielsweise das Sklerometer einen Ausschlag von 220—230 Sklero 
geben um im Spektrogramm die Grenzwelle von 0,07 ÀE zu erhalten. War der Ausschlag am Sklero- 
meter niedriger, so konnte mit Sicherheit vorher gesagt werden, daß der Grenzwert bei einer größeren 


1) F. Dessauer und F. Vierheller, Ztschrft. f. Physik, eingegangen am 24. Nov. 1920. 

2) Joye, Archives des Sciences Physiques et Naturelles (Genève) 1918, S. 243—251. 

8) Klingelfuß, Verh. d. Deutschen Röntgengesellschaft IV (1908), S. 145—149; Strahlen- 
therapie Bd. III (1913), S. 772—838. Joyel.c. 


96 . = Wissenschaftliche Sitzungen. 


Wellenlänge liegt. Es lag daher nahe, dieser Erscheinung weiter nachzuforschen, und es wurde eine 
große Menge von Spektrogrammen, bei denen jeweilen die Sklerometerablesung bekannt war, photo- 
metrisch auf ihre kürzesten Wellenlängen ausgewertet. Aus den so erhaltenen Zahlen ließ sich an 
Hand der Einsteinschen Formel die Spannung 'an der Röhre ermitteln und man erhielt einen Zu- 
sammenhang zwischen den Sklerometerausschlägen und der nach der Einsteinschen Formel aus 
der kürzesten Wellenlänge sich ergebenden Spannung. 

Da zeigte sich ein neuer Widerspruch, nämlich die Spannungen, die sich auf diese Weise aus der 
Sklerometerformel ergaben, waren durchwegs annähernd halb so hoch als diejenigen Spannungen, 
die sich bei gleichen Sklerometerausschlägen für das Funkenpotential ergaben. Es wurden dann 
weitere sehr sorgfältige Untersuchungen durchgeführt, die sehr zeitraubend waren, und auf die ein- 
zugehen es hier zu weit führen würde. Aber diese Untersuchungen haben gezeigt, daß die Oberschwin- 
gungen eine dominierende Rolle für die Entstehung hoher Spannungen übernehmen. Es zeigte sich, 
daß die Spannungen im Funkenpotential den doppelten Wert erreichen, als dann, wenn eine Hart- 
strahl-Röntgenröhre angelegt wird. Für Techniker und. Physiker sei hier die Formel, durch die die 
Gesetzmäßigkeit für die Entstehung der hier in Betracht kommenden Spannungen maßgebend ist, 
angegeben, sie lautet: | h 


Va =n (5 — sı— tg 9)” 


wo ó die Ablesung am Sklerometer, n die Ordnung der Oberschwingung (für die Grundschwingung ist 
n — 1), nz und ns die Windungszahlen der Sekundär- bzw. der Meßspule bedeuten. Hierbei wird n im 
Falle des Funkenpotentials — 8 und im. Falle einer angelegten Hartstrahlröhre — 4. Diese 
besonderen Verhältnisse begünstigen die Möglichkeit, ‘die Eichung einer Meßspule mit so 
großer Genauigkeit vorzunehmen, daß man in der Lage ist, nicht nur auf dem Sklero- 
meter die an der Röhre liegenden Spannungen, sondern auch die aus der Einstein- 
scheu Formel sich ergebenden kürzesten Wellenlängen direkt auf der Sklerometerskala einzutragen. 
Ein derartiges Instrument beim Röntgengenerator eingeschaltet, zeigt fortlaufend während des Betriebs 
jede Änderung an, so daß eine allfällig nötige Nachregulierung rechtzeitig kann vorgenommen wer- 
den. Die Empfindlichkeit des Sklerometers für den vorliegenden Zweck hat sich als so groß heraus- 
gestellt, daß es nicht möglich war, mit sorgfältig ausgewerteten kürzesten Wellenlängen Differenzen 
zwischen den Angaben des Sklerometers und denjenigen des Photometers mit Sicherheit festzustellen. 

Die Untersuchungen haben auch erwiesen, daß die parallele Funkenstrecke ein außerordentlich 
unzuverlässiges Kriterium für die Beurteilung der Strahlenhärte ist. Nicht nur beim Induktorium, 
sondern auch beim unterbrecherlos betriebenen Wechselstrom-Transformator tritt ein nächst höherer 
Spannungszustand ein, sobald schlechte Resonanz zwischen der Röhre und dem Generator besteht. Es 
wird dadurch eine nächst höhere Oberschwingung ausgelöst, wodurch die Spannung sprunghaft um 
50 oder 100% ansteigt. Nicht die zu harte Röhre, sondern mangelhafte Resonanz trägt die Schuld 
daran, wie genaue Messungen ergeben haben. In der Praxis aber ist man allgemein der Meinung, so- 
bald Funken in der parallel gestellten Funkenstrecke überspringen, die Röhre sei zu hart, man regen«- 
riert bis das Funkenspringen aufhört und freut sich über den glatten Betrieb. Daß man in diesem 
Falle aber in der Regel mit weicheren Strahlen als man zu haben glaubt, arbeitet, entzieht sich bei der 
Methode der parallelen Funkenstrecke der Beurteilung. Eine parallele Funkenstrecke soll nur den 
Zweck haben, das Induktorium und die Röhre vor Überspannungen zu schützen. Als Maßstab für die 
Härte kann sie nur in dem Sinne dienen, als sie in erster Annäherung den Schwingungszustand (in 
unserer Formel den Faktor n) erkennen läßt. 

Es erübrigt noch kurz anzudeuten, daß mit dem direkt zeigenden Spektrometer, wie es mit dem 
Sklerometer ausführbar ist und früher wiederholt gezeigt wurde, auch das Strahlengemisch bestimmt 
werden kann, soweit es sich um die untere und obere Grenze desselben handelt. 

Die Untersuchungen haben auch dazu geführt, auf Basis von Röntgenstrahlen-Spektren Hoch- 
spannungs-Meßgeräte zu eichen und dadurch die bisherige Unsicherheit über herrschende Spannungen 
bei großen Schlagweiten auf ein einwandfrei kontrollierbares Urmaß zurückzuführen. So dienen 
die Röntgenstrahlen auch dazu, der elektrischen Meßtechnik hervorragende Dienste zu leisten. Hier- 
über soll an a. O. Mitteilung gemacht werden. 


\ 


Schleußner: Ein neuer Belichtungsmesser für Röntgenaufnahmen. 97 


46. C. A. Sehleußn er (Frankfurt a. M.): Ein neuer Belichtungsmesser für Röntgen- 
aufnahmen. 


Belichtungszeitmesser für Röntgenaufnahmen waren bisher entbehrlich, da man nur eine Plat- 
tensurte benutzte und unter wenig veränderten Bedingungen arbeitete. Die fortschreitende Technik 
führte jedoch zu immer mannigfaltigeren Bedingungen. Die gastreien Röhren ermöglichen die An- 
passung von Milliampere-Zahl und Härte der Röhre in weitem Maße an das Aufnahmeobjekt. Das 
Negutivmaterial ist verschieden. Neben den gewöhnlichen Röntgenplatten kommen sensibilisierte 
Röntgenplatten, doppelseitige Filme und Röntgenpapier ohne bzw. mit Verstärkungsschirm zur Ver- 
wendung. Die stets wachsenden Ansprüche zwingen ferner den Röntgenologen immer mehr, die Auf- 
_ nahmetechnik seinen Hilfskräften zu übertragen. Diese verwandten bisher zur Ermittlung der Be- 
lichtungszeit Tabellen, die auf Grund eigener Erfahrungen oder der Angaben der Lieferanten der Ap- 
paratur hergestellt waren. Infolge der oben geschilderten Mannigfaltigkeit der Aufnahmebedingungen 
wird die Verwendung von Tabellen in Zukunft jedoch nicht mehr hinreichen. Man wird sich vielmehr 
eines Apparates bedienen müssen, der die Belichtungszeit für jede beliebige Stromstärke, Härte usw. 
angibt. N) 

Derartige Belichtungszeitmesser sind in der gewöhnlichen Photographie bekannt und beruhen 
auf dem Prinzip, die Belichtungszeit als Funktion des Aufnahmegegenstandes, der Helligkeit usw. 
darzustellen und mittels einer Art Logarithmenschieber zu berechnen. | 

Die bisher für Röntgenaufnahmen bestehenden Formeln der erforderlichen Belichtungszeit sind 
unzureichend. Die beste Annäherung gibt die Donathsche Formel: 


tx =t wx (2) 


Hierbei bedeutet b die Entfernung der Platte von der Röhre, w, einen Körperfaktor und ¢ die zur 
Belichtung einer Hand erforderliche Belichtungszeit. 
In der amerikanischen Literatur findet man häufig die Angabe: 
Entfernung? 
Milliampere X Kilovolt? X Testzahl 


Als allgemein gültige Formel dürfte die erforderliche Belichtungszeit sich darstellen lassen durch die 
Gleichung: 


Belichtungszeit = 


t = De 
m: V!.n.a 
Hiervon ist: 
1.bekannt die Abhängigkeit der Belichtungszeit von 


m — Milliampere (umgekehrt proportional) 
e — Entfernung (proportional dem Quadrat) 


2. fraglich die Abhängigkeit der Belichtungszeit von 
D — Dichte des Objektes (diese ist eine Funktion von der spezifischen 
Dichte d und der Dicke d in cm) 
V — Sekundärspannung in Kilovolt (bzw. Härte der Röhre) 


3. undefiniert die Abhängigkeit der Belichtungszeit von 
z — Apparatzahl. | 
« — Plattenzahl 


Gemeinsam mit Oberarzt Dr. Holfelder habe ich mir die Aufgabe gestellt, die Abhängigkeit 
der Belichtungszeit von den einzelnen Faktoren experimentell zu bestimmen und auf Grund dieser Er- 
gebnisse einen Belichtungsmesser zu konstruieren. Da die Versuche hierüber jedoch noch nicht abge- 
schlossen sind, ist der vorliegende Belichtungsmesser (Fig. 1/2) zunächst auf Grund praktischer 
Erfahrungen sowie der in der Literatur gegebenen Tabellen hergestellt. | 

Er besteht aus einer Innen-, Mittel- und Außenscheibe. Seine Bedienung ist äußerst einfach. 
Man stellt die Dicke des Objekts (Mittelscheibe links außen) auf das aufzunehmende Objekt (Außen- 
scheibe links) und den Härtegrad der Röhre (Innenscheibe links) auf den Abstand Fokus-Platte (Mittel- 
scheibe links innen). Alsdann hält manden Innenkreisfest und stellt das Negativmaterial 
(Mittelscheibe* rechts innen) auf die Apparaturzahl (Innenscheibe rechts). Die erforderliche Belich- 
tungszeit (Außenscheibe rechts) ist alsdann direkt neben der Gewählten Milliamperezahl (Innen- 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. 13 


98 


z 


” 


+ 
F e 
C [> 
€ 


H 


Fig. 1. 


scheibe rechts außen) abzulesen. Figur 1 und 2 zeigen die Einstellung für Schädel vorn, normal, 
55 cm Abstand, 8 Wehnelt, Normalapparatur, Doneofilm, 8 Milliampere — 28 Sek. 
Die nachstehenden Tabellen geben die Unterlagen für die Berechnung des Neo-Diskus. 
Tabelle 1 zeigt eine Zusammenstellung der auf Grund der verschiedenen Literaturangaben!) er- 


mittelten relativen Belichtungszahlen der verschiedenen Körperteile. 


Tabellel 

Körperteil | 1: 2 | 3 | 4 | 5 | Neo-Diskus 
Finger . ...1-|1-1|1-|1-|— — 
Hand . N. 21 E 2 1 1 
Zahn . . ...1- | — li—- | — — 
Ellenbogen . . .|— | 5|—|—| 7 9,5 
Oberarm. . . . 5I— | — | —- | — 5 
Fug .... 22) — | 4|I| —- | — 2 
Oberschenkel , 8| — | 10|—]|— 8 
Konie, vorn . . . | — | — |10| 8]|17 5 

„ seitlich. .| 6| — | 8| — | — — 
Halswirbel . . .|— | 4| 8] 6| 8 3 
Brustkorb . . .|| 11 | — | 8[|10|12 11 
Schulter. . . .|10| 9| 9) — |10 10 
Kopf, seitlich . . || 20 | 22 | 13 | 14 | 22 22 

» vom. . .|| 25 | 28 | 20 |ı 20 | 28 28° 
Dagen-Darm . .| — I — | —- | —- | — E= 
Nieren - Blasenst. . || 25 | 25 | 22 | — | 80 22 
Becken . . . . || 18 | 25 | 25 | 28 | 30 20 
Hüftgelenk . . . | — | 25 | 25 | 25 | — 20 


Rückenwirbel . . | 22 


25 


Hierbei wurde davon ausgegangen, daß die betreffenden Körperteile mit derselben Apparatur, 
derselben Platte bei gleicher Stromstärke und Härte belichtet werden. Die Zahlen geben alsdann an, 
um wievielmal länger der betreffende Körperteil belichtet werden muß, als eine normale Hand unter 
den gleichen Bedingungen. Die teilweisen starken Abweichungen untereinander sind wohl daraui 
zurückzuführen, daß der Einfluß der Härte auf die Belichtungszeit vorläufig noch zu wenig Beachtung 
fand. Die letzte Spalte enthält die für den Neo-Diskus gewählten Relativzahlen. 


1) Hirsch, Princ. a. Prakt. of Röntgenol. Techn., Americ. X Ray Publish. Co., S. 200. 


Eggert, Einf. in die Röntgen-Photographie. 


Tabelle von Reiniger,Gebbert&Schall. 
Dessauer-Wiesner, Kompendium der Röntgenaufn. 1913, S. 40. 
Gocht, Handb. der Röntgenlehre, 1921. 


[2 


up Be ii 7 x = a T E x a E20 Zu m RE aa We ee a a a a aa aa ar a E a R 
e ar 5 d © t ' . ar Eau; É 


Schleußner: Ein neuer Belichtungsmesser für Röntgenaufnahmen. 99 


Tabelle 2 
Relative Belichtungszeitbei verschiedener Härte 


Wehnelt . . . 2 .2.. 8 ò. 6 71% 8 | 9 
1 | Hirsch!) . . “| 4 0,6 0,4 _ 0,3 — — 
2 | Reiniger, Gebbert & Schall — — — 0,85 | — | 02 0,1 
3 | Neo-Diskus . . : ...1 — 0,6 0,4 0,25 |} — | 09,15 | 0,1 


gibt die Abhängigkeit der Belichtungszeit von der Härte der Röhre an und zwar Reihe 1 nach 
Hirsch!) Reihe 2 auf Grund der Angaben der Belichtungstabelle von Reiniger, Gebbert & 
Schall. Reihe 3 enthält die für den Neo-Diskus gewählten Relativzahlen. (Die Untersuchungen 
v. Bouwers, Zeitschrift für Physik, 1923, S. 374, lagen seinerzeit noch nicht vor.) 

Über die Bedeutung der Konstanten: x und «wird an anderer Stelle berichtet werden. Sie sind 
abhängig von der Apparatur und dem Negativmaterial.e. m~ mal a ist gleich 1, wenn man mit dem 
gegebenen Negativmaterial und der gegebenen Apparatur von einer normalen Hand in 50 cm Ent- 
fernung bei 5 Sek. Belichtungszeit, 10 Milliampere und 7 Wehnelt ein normales Bild erhält. Sie 
stellen somit den Gütefaktor von Apparatur und Platte dar und sollen zu einer Sensitometrie des 
Negativmaterials verwendet werden. Insbesondere gibt x an, um wieviel man bei Verwendung des 
verschiedenen Negativmater:als gegenüber einer gewöhnlichen Röntgenplatte für eine Handaufnahme 
abkürzen kann. Hierbei sei auf eine Tatsache hingewiesen, die bisher nicht genügend Beachtung 
fand. Die mögliche Abkürzung ist nicht allein abhängig von dem Negativmaterial, sondern auch von 
dem Gegenstand der Aufnahme. So beträgt z. B. die Abkürzung für eine sensibilisierte Röntgenplatte 
bei einer Handaufnahme etwa 50%, bei einer Beckenaufnahme jedoch nur 20%. Betrachtet man die 
Ku' ven der verschiedenen Platten und die beiden Aufnahmen, so erklärt sich dieser Unterschied leicht. 


X- Platte 


Becken 


Fig. 8. 


Figur 3 stellt die Kurve einer sensibilisierten Neo-Platte und einer gewöhnlichen X-Röntgen- . 
platte in ihrem geradlinigen Verlauf dar. Wie schon bei meinem Vortrag über sensibilisierte Rönt- 
genplatten betont, ist der Schwellenwert für sämtliche Bromsilberemulsionen gegen Röntgenstrahlen 
der gleiche. Der Unterschied bestcht allein in der steileren Gradation der Neo-Emulsion gegenüber 
einer gewöhnlichen Röntgenemulsion. Bei der Handaufnahme ist nun das zur Erzielung eines guten _ 
Negativs erforderliche Maximum der Schwärzung bedeutend größer wie bei einer Beckenaufnahme. 
Für cine Handaufnahme beträgt die erforderliche Schwärzung der dunkelsten Stellen des Bildes etwa 2, 
d. h. tjo der auffallenden Lichtenergie muß durch das geschwärzte Silber der Platte absorbiert wer- 
den, bei der Beckenaufnahme etwa 1 (d. h. nur !/ıo der auffallenden Lichtenergie wird durch das ge- 
schwärzte Silber der Platte absorbiert). Vergleicht man nun die zur Erreichung der Schwärzung. 
1 und 2 erforderlichen Belichtungszeiten (für dieses Beispiel willkürlich angenommen), so erhält man 
für die Handaufnahme bei einer gewöhnlichen Röntgenplatte 40 Sek., bei einer sensibilisierten Rönt 
genplatte 10 Sek., d. h. es kann auf 25% der normalen Belichtungszeit abgekürzt werden: Für die Bek- 


1) Hirsch, Princip. a. Prakt. of Roentg. Techn., Amer. X an Publish. Co., S. 195. 
| 13 * 


100 | | Wissenschaftliche Sitzungen. 


kenaufnahmen verhalten sich die erforderlichen Belichtungszeiten wie 9:7 (etwa 90 Sek. zu 70 Sek.), 
d. h. die Belichtungszeit kann nur auf 75% der normalen abgekürzt werden. Diesen Verhältnissen 
völlig Rechnung zu tragen, ist natürlich auch durch den vorliegenden Apparat nicht möglich, da es 
sich hierbei nicht mehr um die Darstellung linearer Funktionen handelt. Daß jedoch die gewählten 
Mittelwerte auch jetzt schon ein hinreichendes Ergebnis darstellen, zeigt Tabelle 3. 


Tabelle 3 


Vergleich der mit Neo-Diskus ermittelten NETTER mit der 
Praxis 


Röntgen&lm 
Doneo 


‚Sensibilisierte Böhtgenpapier 
Neo-Platte Paneo 


gew. X-Platte 


Körperteil | "MA. 


Prax. | Diskus Diskus | Prax. Diskus Diskus 
Hand... | 10 | 5/6 | 45 lıom| 8 59] 5 2/3 3 2/8 | 28 
Knie, seitlich 10 6/7 | 50 25 22 10115] 15 | 8/10 9 355 8 
Ellbogen, seitl.|| 8/9 6 50 | 20/25 17 10/15 12 3/5 7 4 6 
Schulter . . . 9 7 55 40 40 25/30 28 15/20 15 15/18 13 
Schädel, occ. fr. 8 8 55 70 70 50/60 55 30 30 25/30 28 
Hüfte . . ... 8 2/8 | 60 65 65 45555) 50 | 35 28 30 25 
Becken . . .|| 8/9 | 78 | 60 — — 55 55/60 40 85 82 80 


Hierbei sind die von Dr. Cramerim Röntgeninstitut Dr. Türck ermittelten Belichtungszeiten 
für das verschiedene neue Aufnahmenmaterial und die verschiedenen Objekte gegenübergestellt den 
durch den Diskus berechneten Werten. Die Bilder selbst wird Dr. Cramer Ihnen demonstrieren und 
Sie werden sich davon überzeugen, daß die Belichtungszeit richtig war. Die Abweichung für die Becken- 
aufnahme erklärt sich aus dem oben angeführten Grund. Bedenkt man im übrigen, daß Über- und Unter- 
expositionen von 100 bzw. 50% durch die Entwicklung ausgeglichen werden können, so ist mit Bestimmt- 
heit zu hoffen, daß unter Zuhilfenahme des neuen Belichtungsmessers für die Zukunft Fehlaufnahmen 
so gut wie ausgeschlossen bleiben. Sollte die Praxis diese Hoffnung bestätigen, so wäre gerade in der 
gegenwärtigen Notlage der deutschen Röntgenologie durch die Ersparung an Material und Zeit mit 
diesem kleinen Hilfsmittel gedient. Ä 


47. Wilh. Berger (München): Technische Neuerungen. 


„Rapid“-Röntgenapparat. Dieser neue Apparat gehört zu der Kategorie der Hochleistungs- 
Weichstrahl-Apparate, welche auf dem Gleichrichterprinzip beruhen, er unterscheidet sich von der 
sonst üblichen Bauart im wesentlichen nur dadurch, daß er unter Verzichtleistung auf gleichzeitige 
Verwendbarkeit für Therapie ausschließlich als Diagnostikapparat gebaut worden ist und zwar zum 
ausgesprochenen Zweck, durch Spezialisierung’ des Apparates für ein bestimmtes Gebiet jeden Kom- 
promiß zu vermeiden und die besten Bedingungen für die Erfüllung der einen Aufgabe zu schaffen. 

Tiefentherapie erfordert hohe Spannung bei relativ kleiner Stromstärke, hche Leistung bei 
Diagnostik, hohe Stromstärke bei relativ niedriger Spannung, um möglichst kontrastreiche Bilder zu 
gewinnen. Beide Forderungen stehen sich diametral gegenüber und können nur im Wege eines mehr 
oder weniger gut gelungenen Kompromisses zu einer nur einigermaßen befriedigenden konstruktiven 
Lösung führen. Darauf wurde also bei dem „Rapid“-Apparat verzichtet. 

Der Transformator des „Rapid“-Apparates ist als Trockentransformator durchgeführt, seine 
Bauart und Dimensionen sind so gewählt, daß er mit höchstem Nutzefiekt bei Parallelschaltung der 
beiden Sekundärwicklungen mit Leichtigkeit 150 Milliampere bei 60—70 KV abzugeben vermag. Auf 
Ölisolation wurde, weil für Diagnostik überflüssig, verzichtet, Dimensionen und Oberfläche des Trans- 
formators gewährleisten selbst bei angestrengtestem Betrieb eine genügende Abkühlung. Verunreini- 
gungen durch Transformatoröl bei Montage und hoher Dauerbelastung können demnach nicht auftreten. 

Wie üblich, besitzt der Transformator primär eine Anzahl von Schaltstufen, um die Sekundär- 
spannung der Röhrenhärte entsprechend graduieren zu können. 


„Ultradur“-Röntgenapparat. Dieser Apparat ist in erster Linie ein Spezialapparat 
für Tiefentherapie und entspricht in seinem konstruktiven Aufbau und seinen Eigenschaften allen Be- 
dingungen, die an einen modernen Spezialapparat für diesen Zweck zu stellen sind. 

Nebenbei kann der „Ultradur“-Apparat auch mit gutem Erfolge für Diagnostik, also für photo- 
graphische Aufnahmen und Durchleuchtungen, verwendet werden, wobei seine Leistung der eines 
guten, mittleren Diagnostik-Apparates entspricht. 


Berger: Technische Neuerungen. 101 


Die Merkmale des „Ultradur“-Apparates, welche für den technischen Fortschritt, der mit dem 
Apparat erzielt worden ist, von Bedeutung sind, lassen sich etwa folgendermaßen zusammenfassen: 

Wie das Bild zeigt, zählt der „Ultradur“-Apparat zu dem klassischen Induktor-System, er be- 
sitzt demzufolge diejenigen Vorzüge, die einem modernen Apparat dieses Systems innewohnen, also 
geringer Stromverbauch, hoher Nutzeffekt und ideale Form der sekundären Strom- und Spannungs- 
kurve. Er besitzt aber auch die Vorteile des Maschinen-Wechselstrom-Systems, nämlich stabile Be- 
'triebsverhältnisse durch Verwendung eines neuartigen Starkstrom-Unterbrechers und maschinelle Er- 
zeugung eines Sekundärstromes, dessen Impulse eine strenge Richtung haben. Dieser Vorteil wurde 
bei dem „Ultradur“-Apparat durch die Verwendung eines mit dem Unterbrecher gekuppelten Hoch- 
spannungsschalters erzielt, der aber nicht im Röhrenkreis liegt, wo er nur schädlich wirken würde, 
sondern im Hochspannungsmittelpunkt des Funkentransformators. Der Funkentransformator besitzt 
zu diesem Zweck in der spannungslosen neutralen Zone zwei Klemmen, die von dem Hochspannungs- 
nadelschalter in Serie mit Drosselspulen, Dämpfungswiderständen und Gasfunkenstrecken überbrückt 
werden. 

In Verbindung mit dem Nadelschalter haben die Gasfunkenstrecken bei dem „Ultradur“-Appa- 
rat nur die Aufgabe, die Spannungsamplituden aus den Nutzimpulsen herauszuschneiden, um eine 
möglichst homogene harte Strahlung zu erzeugen. Die Drosselspulen und Dämpfungswiderstände 
unterdrücken die Schaltwellen und hochfrequenten Schwingungen, so daß im Endeffekt die Sekundär- 
kurve die Idealform des Rechteckes gewinnt. 

In der Regel wird der „Ultradur“-Apparat für wahlweisen Betrieb von Schalen und Coolidge- 
Röhren eingerichtet und zwar in der neuartigen Weise, daß der Heiztransformator mit dem Haupt- 
transformator vereinigt wird. Hierdurch werden folgende Wirkungen erzielt: Betriebskonstanz selbst 
bei stärkeren Schwankungen im Netz, eine Stromersparnis von 30% gegenüber Verwendung von sepa- 
raten Coolidge-Zusatzeinrichtungen und eine die Tiefendosis wesentlich verbessernde synchrone und 
konphase Steuerung des Heizstromes. 

Die Spannungs- und Stromleistung des „Ultradur“-Apparates ist derart bemessen, daß bei Ver- 
wendung moderner Röhren noch eine gewisse Spannungs- und Stromreserve verbleibt. Der Transfor- 
mater besitzt ein Totalgewicht von ca. 300 kg, der Eisenkern wiegt ca. 150 kg und die Hochspannungs- 
endklemmen sind voneinander ca. 1 m entfernt. 

Aus diesen Gewichten und Dimensionen ergibt sich von selbst, daß der „Ultradur“-Apparat selbst 
im Dauerbetrieb den höchsten Anforderungen Genüge leistet und daß auch seine diagnostische Leistung 
nichts zu wünschen übrig läßt. 

Der Apparat wird für alle Stromarten und Spannungen gebaut, er besitzt die vorgenannten 
Eigenschaften in jedem Falle. Für Gleichstromanschluß wird der Apparat in der Regel auch noch 
mit einer Vorrichtung zur elektrischen Fernmessung der Unterbrechungsfrequenz ausgestattet. Daß 
er sonst den Forderungen der modernen Apparatetechnik entspricht und alle diejenigen Vorrichtun- 
gen aufweist, die bei Tiefentherapie erwünscht sind, wie Feinregulierung des Induktorstromes, ge- 
` naue Abstufung der Tourenzahl des Starkstromunterbrechers, Spannungshärtemesser, Spezialkonden- 
sator höherer Kapazität, der ebenfalls den Anforderungen des Dauerbetriebes gewachsen ist, versteht 
sich von selbst. 

Das 2. Bild zeigt Ihnen den „Ultradur“-Apparat in offener Montage für gleichzeitigen Betrieb 
von zwei Röhren. Die Konstruktion dieses Modelles entspricht in allen Teilen der Bauart des Appa- 
rates für Einröhrenbetrieb, nur fällt die geschlossene Schrankmontage fort und außerdem ist für stark 
forcierten Dauerbetrieb noch ein Hochdruckgebläse vorgesehen, welches eine Gegenstromkühlung des. 
Transformators durch Trockenluft ermöglicht. 

Der Hochspannungsnadelschalter, der bei dem „Ultradur-Duplex“-Apparat mit dem Unter- 
brecher gekuppelt ist, wirkt in diesem Falle auch noch als Hochspannungsumschalter, indem er den 
beiden Röhren abwechselnd Impulse zuführt. Selbstverständlich können beide Röhren voneinander 
vollkommen unabhängig betrieben und reguliert werden, man kann also auch mit einer Röhre ar- 
beiten. Andererseits ermöglicht die Konstruktion des Duplex-Apparates den Betrieb einer neuartigen 
Coolidge-Doppelröhre, die mit einer Doppelantikathode und zwei getrennten Kathoden ausgestattet ist. 

Mit dieser Röhre kann man infolge der Verdoppelung des Strahleneffektes eine Bestrahlung 
unter sonst gleichen Betriebsbedingungen in der Hälfte der sonst notwendigen Zeit ausführen, was 
besonders bei Karzinom-Bestrahlungen von Wichtigkeit ist. 


Bestrahlungsgerät nach Prof. Dr. Wintz. Herr Professor Wintz hat bei mir 
die Konstruktion eines Bestrahlungsgerätes angeregt und hat unter Angabe der konstruktiven Grund: 
idee gefordert, daß das Gerät für Nah- und Fernbestrahlungen einzurichten ist und daß es ferner ge- 
stattet, jede beliebige Strahlenrichtung unter genauer Kontrolle der Fokus-Haut-Distanz, sowie der 
Richtung des Zentralstrahles einzustellen. Ich zeige Ihnen dies Gerät hier im Bilde. 


102 = Wissenschaftliche Sitzungen 


Wie Sie sehen, besteht das Gerät aus einem-Lagerungstisch der üblichen Art, unter dessen Lager- 
statt das Gestell längs verschieblich und in jeder Lage fixierbar angeordnet ist, welches die Röhre trägt. 
Das Gestell selbst besteht in der Hauptsache aus einem Grundrahmen mit Rollen, welcher vier Säulen 
trägt, die oben zur Versteifung mit einem weiteren Rahmen verbunden sind. Die Länge der Säulen 
ist -so bemessen, daß eine Fokus-Haut-Distanz bis zu 1 m eingestellt werden kann. Die Säulen‘bilden 
die Führung für den eigentlichen Träger der Röhrenschutzhaube, welcher mittels einer Kurbel, die 
mit auslösbarer Sperrung versehen ist, bequem in der Höhe verstellt werden kann. Die jeweilige Stel- 
lung der Röhre läßt sich an einer Skala ablesen, die an einer der vier Säulen angebracht ist. Der Träger 
des Röhrenschutzkastens besteht aus einem seitlich verschiebbaren Schlitten, der die kardanische Lage- 
rung des Schutzkastens enthält. Der Schlitten kann nach rechts und links weit genug verschoben wer- 
den, daß mit der Röhre selbst bei schräger Strahlenrichtung die ganze Breite des Lagerungstisches be- 
strichen werden kann. Aus Höhenverschiebung, Seitenverstellung und kardanischer Lagerung des 
Schutzkästens ergibt sich zusammen eine allseitig räumliche Einstellung des Strahlenkegels. Alle 
Bewegungen sind fixierbar. Der Schutzkasten ist so gebaut, daß bei hohem Strahlenschutz durch 18 bis 
20 mm dicke Bleiglasplatten einesteils für eine genügende Wärmeabfuhr gesorgt ist, andererseits 
statische Aufladungen der Wände des Schutzkastens auf ein Minimum beschränkt sind, damit Röhren- 
durchschläge vermieden werden. Die Röhre wird von zwei hochisolierten Haltern getragen, die mög- 
lichst weit von der Kugel der Röhre entfernt sind, die Röhre also an beiden Hälsen an den Enden um- 
fassen. Der Boden des Schutzkastens wird durch eine mit einem genügend weiten Ausschnitt ver- 
sehene dicke Bleiglasplatte gebildet, der Blendenteller durch eine drehbare Scheibe aus Pertinax, die 
auf der Unterseite eine Schlittenführung trägt, in die die Blendenansätze, Filter, Lochblenden cte. ein- 
geschoben werden können. In der zentrierten Stellung schnappen die Einsätze in eine Fixiervorrich- 
tung ein. Für Nahbestrahlungen gelangen die üblichen Bestrahlungstuben und Ansätze zur Verwen- 
dung, für Fernbestrahlungen werden dem Gerät Lochblenden mit verschiedener Weite heigegeben, für 
die eine graphische und eine Zifferntabelle ausgearbeitet ist, die für jeden Fokus-Haut-Abstand an- 
geben, wie groß das Hautfeld ist. Anzahl und Art dieser Blenden läßt sich natürlich beliebig erweitern. 

Zur Zentrierung des Zentralstrahles, Kontrolle der Strahlenrichtung und Ablesung der Fokus- 
Haut-Entfernung werden dem Gerät weiterhin zwei Vorrichtungen beigegeben, die im wesentlichen 
aus einer Führung und zwei in diese Führung passenden graduierten Stäben bestehen, die auf die Haut 
herabgesenkt werden. Die Zentimeter-Einteilung der Stäbe gibt die Fokus-Haut-Distanz direkt an, 
Richtung und Fußpunkt bestimmen die Feldeinstellung und den jeweiligen Mittelpunkt des Strahlen- 
kegels. Die dem Gerät endlich noch beigegebenen Filter der üblichen Art sind mit Asbest armiert 
und besitzen die von Holzknecht angegebene einfache Filtersicherung, welche bewirkt, daß der 
Anschluß der Röhre nur dann erfolgen kann, wenn die Filter eingelegt sind. Die Asbest-Armierung 
ist vorgenommen, um Unfälle bei Röhrenzertrümmerung und Herabfallen der glühenden Antikathode 
zu vermeiden. Die weißglühende Wolframantikathode einer Coolidgeröhre würde ein dünneres Zink- 
filter ohne Armierung durchschmelzen, was durch die Asbest-Armierung ausgeschlossen erscheint. 
Das ganze Gerät ist in Holzkonstruktion ausgeführt, die wenigen Metallteile, die es enthält, befinden 
sich weitab von der Röhre und stören den Betrieb nicht. 

Universal-Trochoskop. Das neue Gerät dient zur Ausübung aller derjenigen Verfah- 
ren, die im Verwendungsbereiche eines Aufnahme- und Durchleuchtungsgerätes mit dem Strahlen- 
gang von unten nach oben oder von oben nach unten liegen. Ich nehme die Aufführung dieser Ver- 
fahren voraus, um mich bei der technischen Erklärung das Geräts möglichst kurz fassen zu können. 

Das Universal-Trochoskop ist verwendbar bei Durchleuchtungen mit dem Strahlengang von 
unten nach oben, gewöhnlichen photographischen Aufnahmen mit dem gleichen Strahlenzang ohne 
oder mit vorausgegangener Durchleuchtung zwecks allgemeiner Orientierung und Bildeinstellung. 
ferner für die Herstellung von Horizontal-Orthodiagrammen, für Tiefenbestimmungen und Fremd- 
körperlokalisationen nach einfachem Durchleuchtungsverfahren ohne oder mit Bildfesthaltung durch 
gewöhnliche oder Stereo-Photogramme und schließlich für Aufnahmen mit dem Strahlengang von 
oben nach unten mit oder ohne Kompression. Aus dem Lichtbild sehen Sie, daß das Trochoskop außer 
dem allseitig verschiebbaren Röhrenwagen noch einen zweiten Wagen enthält, der über dem Röhren- 
wagen angeordnet ist und unter der Lagerstatt des Tisches auf Schienen läuft. Dieser Wagen enthält 
den allseitig verstellbaren Kassettenrahmen, der auch zum Einlegen eines größeren oder kleineren 
Durchleuchtungsschirmes dienen kann. Der gleiche Wagen dient als Meßtisch bei Tiefenbestimmun- 
gen und Fremdkörperlokalisation. Hierzu sind nur einige kleine Hilfsgeräte erforderlich, nämlich 
eine Kennmarke, die auch bei Orthodiagraphie Verwendung findet, ein graduierter Meßschirm und 
ein Indikator. Ein beigegebenes Kryptoskop ermöglicht die Vornahme von Lokalisationen im er- 
leuchteten Zimmer. Die stereoskopische Querverschiebung des Röhrenwagens erfolgt unter Be- 
nutzung einer einstellbaren Schablone, welche das Ablesen an Skalen überflüssig macht. Das Ver- 
fahren, welches zur Tiefenbestimmung und Fremdkörperlokalisation mittels des Gerätes angewendet 


Berger: Technische Neuerungen. l 108 


wird, ist während des Krieges an mehreren 100 von Fällen erprobt, erfordert nur wenige Minuten 
Zeit, nimmt keine teueren Platten in Anspruch und führt zu absolut genauen Resultaten. Von der 
Lagerung des Patienten bis zur Punktierung des Fremdkörpers mittels der Weski-Sonde vergehen bei 
einiger Übung nur wenige Minuten und unter Benutzung des Weskischen Leitdrahtes kann dann 
die Operation rasch und sicher durchgeführt werden, ohne komplizierende Reproduktionen auf dem 
Operationstisch. Die Herstellung von Horizontal-Orthodiagrammen läßt sich mit dem Gerät sehr 
schön und genau durchführen, ebenso die Herstellung von gewöhnlichen und Stereo-Photogrammen in 
unmittelbarem Anschluß an Durchleuchtungen. Schließlich dient der Kassettenwagen auch zur Auf- 
nahme einer Obertischröhre im Schutzkasten, die Konstruktion ist so kräftig, daß auch Tubusauf- 
nahmen mit tiefer Kompression ausgeführt werden können. 


Visierphantom nach Dr. Simon. Zuletzt zeige ich Ihnen noch im Bilde ein neues 
von Dr. Simon angegebenes Gerät zum. Entwurf des Bestrahlungsplanes bei gynäkologischen Tiefen- 
bestrahlungen und zur geometrisch-konstruktiven Reproduzierung der Einfallswinkel der seitlichen 
Felder an der Röhre. | 

Die Verwendung der Vorrichtung hat die Ausübung der Mehrfelderbestrahlung zur Voraus- 
setzung. Die Schwierigkeit der richtigen Einstellung der Strahlenkegel bei der Mehrfeldermethode ist 
Ihnen allen bekannt, ich möchte Ihnen aber dennoch die Bedeutung selbst geringer Fehleinstellungen 
im Bilde demonstrieren. Die Projektion zeigt Ihnen den Verlauf eines mittleren und zweier seit- 
licher Felder mit ihren Wirkungen am Erfolgsorgan in der Tiefe. Der große, quer schraffierte Raum 
ist der bei richtiger Einstellung mit der genügenden Dosis durchstrahlte Bezirk, das kleine dunkle 
Dreieck wird bei nur um 12% falscher Einstellung von den drei Strahlenkegeln getroffen. Aus diesem 
Bilde ist auch ersichtlich, welche Wirkung eine Falscheinstellung mit einer Differenz des Einfallwin- 
kels um nur ca. 10% in der Tiefe hat: In dem Tumor, der vorher in seiner ganzen Ausdehnung und noch 
‘darüber hinaus von Strahlen aller drei Felder getroffen war, werden ringsum Segemente herausge- 
schnitten, in denen die Strahlen eines oder zweier Strahlenkegel fehlen mit dem Erfolge der Unter- 
dosierung. Hinzu kommt die Ihnen bekannte Wirkung der Streustrahlung, die beispielsweise an den 
Rändern eines Feldes von 12 X 12 cm in 10 cm Tiefe eine um 20% geringere Wirkung ergibt als 
in der Mitte, woraus ersichtlich ist, daß es keinesfalls gleichgültig ist, ob der Rand oder die Mitte 
eines oder gar mehrerer Felder das Erfolgsorgan schneidet. 

Nachdem ich Ihnen somit die Wirkung einer Falscheinstellung erläutert habe, will ich Ihnen 
im Lichtbilde noch kurz die Vorrichtung demonstrieren. Sie besteht aus drei Teilen, und zwar einem 
Phantom, mit dem es unter Benutzung eines Querschnittsschemas möglich ist, den Bestrahlungsplan 
mit allen seinen Details festzulegen und zwei Loteinrichtungen, die am Schutzkasten und am Hals 
der Röntgenröhre zu befestigen sind. Das erste Bild zeigt Ihnen das Phantom, welches zur Feststel- 
lung des Bestrahlungsplanes dient. Alle Daten, wie Entfernung des Erfolgsorganes von der Haut, 
Fokus-Haut-Distanz, Lage und Größe der Hautfelder, Lage und Größe der Strahlenkegel in der Tiefe, 
Größe des Einfallwinkels der seitlichen Felder usw. können damit festgelegt werden, mit Hilfe der 
V oltzschen Tabellen, der üblichen Meßmethoden und der gewählten Betriebsdaten kann der ganze 
Bestrahlungsplan mit dem Phantom aufgestellt werden. Die Ablesungen an dem Phantom, Mittel- 
feld. Feldergröße und Neigungswinkel nebst Fußpunkt des Zentralstrahles auf der Haut werden mit 
Hilfe der beiden T.oteinrjehtungen an der Schutzhaube und am Halse der Röhre auf die Röhre über- 
tragen und zwar derart exakt, daß Fehleinstellungen bei hinreichender Sorgfalt ausgeschlossen sind. 
Das nächste Bild zeigt Ihnen die Einstellung eines Seitenfeldes am Phantom mit Reproduzierung des 
Hautfeldes und des Strahlenkegels, letztere durch Fäden hergestellt, und das nächste Bild demonstriert 
die Armierung von Schutzhaube und Röhre mit den beiden Loteinrichtungen. Das Lot an der Schutz- 
haute dient zur Einstellung des Mittelfeldes, das Lotblei kann auf die Haut herabgesenkt werden und 
gibt dann Richtung und Zentralstrahl an, — die Loteinrichtung am Röhrenhals, die von einem kar- 
danisch beweglichen Transporteur mit darüber einspielendem Lot gebildet wird, dient zur Reproduzie- 
rung des Neigungswinkels bei der Anlegung der Seitenfelder. 

Die Ihnen hier im Lichtbild gezeigten technischen Neuerungen werden Interessenten in der 
Ausstellung der Polyphos Elektrizitäts-Gesellschaft vorgeführt. 


104 | Wissenschaftliche Sitzungen. . 


48. Paul Peter Gotthardt (München): Spektrometrische Untersuchungen ı an Röntgen- 
Tiefentherapie-Röhren. 


Wir haben in der letzten Zeit eine Reihe von spektrometrischen Untersuchungen an Röntgen- 
Tiefentherapie-Röhren vorgenommen, deren Ergebnis zum Teil bereits in den letzten Tagen an ande- 
rer Stelle veröffentlicht worden ist. Ich habe die Untersuchungen, die zunächst mit dem M a r c h schena 
Röntgen-Spektrometer vorgenommen wurden, dann mit Hilfe eines Seemannschen Spektrographen 
noch fortgesetzt und erlaube mir über einen bisher unveröffentlichten Teil der ersten Beobachtungen 
und über die Feststellungen mit dem zweiten Instrument einiges mitzuteilen. 

Vorausgeschickt sei, daß die Untersuchungen sowohl "an einem Gleichrichter (Veifa Intensiv 
Reform), als auch an einem Induktor (Polyphos Universal-Induktor Type 3 nach Dr. Rosenthal) 
mit verschiedenen Röhren, und zwar bei der ersten Gruppe der Messungen mit Elektronen- und Ionen- 
Röhren (AEG. und Siemens & Halske Coolidge-Röhren, Müller Elektronen-Röhren, Ultradur-Röhren 


[Gundelach], SHS.-Röhren [Müller]), bei der zweiten Gruppe der Messungen bis jetzt nur mit. 


Elektronen-Röhren vorgenommen wurden. 
Es wurden zur Kontrolle der Konstanz der Betriebsverhältnisse während der Messungen gleich- 
zeitig verschiedene Meßinstrumente abgelesen, und zwar die Primärspannung mit Hilfe eines Volt- 


meters im Hauptstromkreis, die Sekundärspannung mittels eines Kilovoltmeters bzw. eines Sklero- 


meters und einer parallelen Funkenstrecke (mit zwei senkrecht übereinander angeordneten Spitzen), 
welche direkt an den Elektroden der Röntgenröhren angeschlossen waren. -Die Aufstellung des March- 


Spektrometers erfolgte in der früher schon beschriebenen Weise hinter einer großen Schutzwand, in. 


der zu Meßzwecken ein Ausschnitt angebracht war. Die Aufstellung des S e e m a n n - Spektrographen 

erfolgte so, daß der Vorderteil des Spektrographen 3 cm von der Glaswand der Röhre entfernt war. 
Was nun die einzelnen Ergebnisse anlangt, so sei zunächst vorausgeschickt, daß die Unter- 

suchungen mit beiden Instrumenten in der Kurvenform vollkommen parallellaufende Ergebnisse 


zeitigten, wobei sich jedoch herausstellte, daß die jeweiligen Meßergebnisse des Seem an n - Spektro- . 


graphen sich um etwa 0,01 bis 0,005 Angströmeinheiten von den March-Messungen unterschieden, d. h. 
daß sie bei der gleichen Versuchsanordnung mit dem S e e m a n n - Spektrographen gemessenen Wellen- 
längen um diese Differenz kürzer waren, als die mit dem March-Spektrometer gemessenen. . 

Gemessen wurde überhaupt im Bereich von 25 bis 45 cm paralleler Funkenstrecke, wobei ich 
hier bemerken möchte, daß ich mir vollkommen darüber klar bin, daß die Beobachtung einer Funken- 
strecke während einer Untersuchung kein absolut sicheres Maß für die Spannung bzw. ihre Konstanz 
ist. Diese Anordnung wurde dennoch gewählt, da es sich darum handelte, ein dem Arzt geläufiges 
Maß zur Verfügung zu haben, das er auch während seiner Bestrahlung jederzeit kontrollieren kann. Der 
Fehler, der durch die Beobachtung der Funkenstrecke in die vergleichenden Untersuchungen hinein- 
kommen konnte, wurde einmal dadurch auszugleichen versucht, daß die Untersuchungen in größerer 
Zahl jeweils an einem Tage hintereinander vorgenommen wurden (also möglichst konstante Verhält- 


nisse) und daß jeweils die Spannung außerdem noch durch ein Kilovoltmeter bzw. Sklerometer kon- 


trolliert wurde. 

Wie aus den folgenden Kurven hervorgeht, ist die Form der Kurve, in der die Wellenlängen 
in Angströmeinheiten eingetragen sind, für verschiedene Röhrentypen und verschiedene Apparate an- 
nähernd gleichlaufend, d. h. die Kurve fällt zu Beginn der Messung etwa in einem Spannungsbereich 
von 25 bis 35 em Funkenlänge steiler ab, um dann von 35 bis 45 cm einen flacheren Verlauf zu nehmen, 
d. h. also, die Grenzwellenlänge der erzeugten Strahlung ändert sich bei Spannungsunterschieden im 
Bereich von 25 bis 35 em Funkenlänge in größerem Maße, im Bereich von 35 bis 45 cm in geringerem 
Maße. doch ist deutlich festzustellen, daß mit einer Steigerung der Spannung eine Kürzung der Wel- 
.lenlänge eintritt. Wie weit aus diesen Messungen, die ja zunächst nur qualitativer und nicht quantita- 
tiver Natur sind, sich ein Rückschluß auf die Tiefentherapie machen läßt, ist zunächst nicht zu sagen, 


da dazu quantitative Auswertung der Spektrogramme und die Lösung der Frage über die pIo ogipeNg : 


Wirksamkeit von Röntgenstrahlen verschiedener Wellenlänge Voraussetzung ist. 

Aus der zweiten Kurve, in der erstens die Funkenstreeke, zweitens die aus den gefundenen 
Angströmeinheiten nach dem Einstein schen Gesetz errechneten absoluten Kilovoltspannungen an 
der Röhre, die mit dem March- und dem Seemann schen Spektrometer gefunden sind, und die an 


dem Spannungsmesser des Apparates abgelesenen Spannungen des Transformators eingetragen sind, 


läßt sich folgendes entnehmen: 


1. Wir sehen auch hier wieder ein Divergieren der Funkenstreckenkurve und der TENER 


kurven, abgelesen an dem Spannungsmesser und nach der Wellenlänge errechnet. 


eroan 


Gotthardt: Spektrometrische Untersuchungen an Röntgen-Tiefentherapie-Röhren. 105 


2. Die übrigen Kurven, d. h. die absoluten Spannungskurven und Kurve des Spannungsmessers, 
verlaufen ziemlich parallel. Nur ist eine geringe Differenz in den gefundenen Spannungen zwischen 
March und Seemann und zwar um etwa 5000 Volt, entsprechend der gefundenen Differenz in 
Angströmeinheiten. | 

3. Es besteht dagegen eine größere Differenz zwischen der Spannung, gemessen am Spannungs- 
messer und der absoluten Spannung an der Röhre, wobei hinzugefügt sei, daß der in der Leitung ent- 

stehende Spannungsverlust bei unserer relativ 
Tabelle I. kurzen und guten Leitung (Aluminiumrohre 
i von etwa 5 m Länge, 1,5 m Drahtkabel) nicht 


l y f sehr groß sein kann, da die Messungen mit 
Ä- E Vsifa -J Reform zwei gleichen Funkenstrecken, von denen sich 
i ' die eine in paralleler Schaltung auf dem Appa- 


rat, die andere unmittelbar an den Enden der 

Röhre befand, nur eine Differenz von 1—2 cm 

UWlradmr Funkenlänge ergab. | 

Es geht daraus hervor, daß die wirk- 

lichen Spannungen, die sich heute auch bei dem 

härtesten Betrieb an den Röhren finden, 200 
Kilovolt nicht überschreiten. 

Bemerkenswert ist, daß die kürzeste Wel- 

lenlänge etwas über 0,06 Angströmeinheiten 

“ betrug und an einer Ultradurröhre (Gundelach) 

am Rosenthal-Induktor (Polyphos) gemessen 

wurde. 


PEN Tabelle I. 

con Funk. : FÜ 25 30 35 0 y4 200 
40 

4189 

Tolypbes | Tiyo © go 

T; a | 460 


ASO 


4 t. 6, loolide Winadur = 


MN 2379 . N? 115482 120 


A&-6 Loolidg> 
N22580 


Ne 145417. 


35 40 45 25 30 35 4o 45 419 20 30 40 So 60 70 80 GO AD HO 4120 430 440 150 460 170 480 


ww 30 
Tunken 007 


Was nun die Wertung der beiden Meßinstrumente angeht, so ist zu sagen, daß das Mareh- 
Spektrometer auch in der alten Form, in der es uns zur Verfügung stand, ein sehr brauchbares und 
anscheinend zuverlässiges Instrument darstellt, bei dem bei eingestelltem Apparat und genügender 
Adaption nur einige Sekunden zur Ablesung gehören. Allerdings läßt es nur cine qualitative Bestim- 
mung der Grenzwellenlänge zu, da ja wohl bis heute noch nicht einwandfrei bewiesen ist, ob die 
Marchsche Behauptung, daß durch die Grenzwellenlänge das ganze Spektrum bestimmt sei, richtig 
ist. Der Seemannsche Spektrograph dagegen erlaubt nicht nur eine qualitative Bestimmung der 
Grenzwellenlänge, sondern auch eine qualitative und quantitative Auswertung sämtlicher Wellen- 
längenanteile des Spektrums, wozu allerdings eine längere Belichtungszeit, der Entwicklungs- und 
Auswertungsprozeß der belichteten Platte nötig sind. Da es sich also um zwei in ihrem Anwendungs- 
bereich ganz verschiedene Instrumente handelt, scheint eine Entscheidung der Frage, welches von beiden 
das bessere ist, nicht angezeigt. 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV. 14 


er zn Hi DE 


106 | Wissenschaftliche Sitzungen. 


49. Alfter (München): Spektrographische und iontoquantimetrische Messungen an 
Röntgenapparaten. 


Aussprache zu Vortrag 45—49. 
Jaeckel (Berlin). ` 


Glocker (Stuttgart). 
Bucky (Berlin). 
Küstner (Göttingen). 


Voltz (München): Zu den interessanten Ausführungen des Herrn Alfter möchte ich be- 
merken, daß ich es nur begrüßen kann, daß Herr Alfter auf den Wert der Spektroskopie so deutlich 
hingewiesen hat. Ich möchte mir erlauben, Ihnen noch ein praktisches Beispiel zu geben. Sie sehen 
hier in den Ausstellungsräumen sogenannte Hochleistungsröhren, 110 Kilovolt 8 Milliampere, 230 Kilo- 
volt 5 Milliampere. Wenn Sie eine derartige Röhre an Ihren Therapieapparat anhängen und bei 
hoher Belastung, etwa bei 4 Milliampere die Strahlung nicht nachprüfen, so können Sie unter Um- 
ständen schwere Enttäuschungen erleben. Zum Beispiel: l 

Ich habe durch Messungen am Intensiv-Reformapparat gefunden, daß bei 2 Milliampere die 
Endwellenlänge 0,09 Angströmeinheiten ist, bei 4 Milliampere 0,14 AE, trotz gleicher Angabe des 
Kilovoltmeters. Welche Bedeutung das für die praktische Dosimetrie hat, brauche ich Ihnen nicht 
weiter auseinanderzusetzen. Sie erreichen in einem Falle die Erythemdosis beispielsweise in 30 Mi- 
nuten, im andern Falle in 45 Minuten und nicht, wie manche es vielleicht erwarten, in der Hälfte der 
Zeit, also in 15 Minuten. 


Staunig (Innsbruck) zu Vortrag 46 (Schleußner): Ich erlaube mir festzustellen, daß vor 
ungefähr 10 Jahren von der Firma G aif fe ein Expositionsmesser von ähnlicher Form in den Handel 
gebracht wurde. Ferner erlaube ich mir darauf hinzuweisen, daß durch die spektrometrischen Unter- 
suchungen das Problem der Eichung bzw. der Expositionsmessung zur Lösugn gebracht wurde. Wir 
müssen im wesentlichen bei der Exposition zwischen Kardinal-Expositionsfaktoren und äußeren Exposi- 
tionsfaktoren unterscheiden. Die Kardinal-Expositionsfaktoren sind jene, welche im Wesen der 
Strahlung selbst gegründet sind: 1. die Grenzwellenlänge å, und 2. das Milliampersekundenprodukt. 
- Die äußeren Expositions faktoren sind jene, welche durch die mannigfachen Zusatzeinrichtungen der 
Röntgenapparatur, durch das Aggregat der Apparatur bestimmt werden, das sind Blendenfolien, 
Platten usw. Die Untersuchungen von Fritz haben nun ergeben, daß unter Einhaltung derselben 
äußeren Expositionsfaktoren die Ionenröhren die doppelte Ergiebigkeit gegenüber den Elektronen- 
röhren aufweisen, ein Umstand, welchem genügend Bedeutung zukommt, um ihn einerseits festzustellen. 
Da der Expositionsmesser von Schleußner aber auf diese Verhältnisse anscheinend nicht Rück- 
sicht nimmt, kommt ihm schon bei den Kardinal-Expositionsfaktoren eine bedeutende Fehler- 
breite zu. — Zu Vortrag 48 (Gotthardt): Sie haben aus dem Vortrag entnommen, daß die 
Resultate der spektrometrischen Messungen mit dem Instrument von Seemann und dem Instru- 
ment von March, Staunig und Fritz parallel verlaufen; das spricht schon dagegen, daß, 
wie Herr Bucky meint, die Meßresultate mit unserem Instrument ungenau sind. Es ist auch nicht 
wahrscheinlich, daß sie es sein könnten; denn die Reflexion bzw. die Interferenz der Strahlen im Kristall 
erfolgt nach strengen mathematischen Gesetzen; die Anordnung bei der Vornahme dieses Zerlegungs- 
vorganges der Strahlung erfolgt in einem strengen geometrischen System und die Mechanik der Aus- 
führung des Instrumentes läßt in dieser Hinsicht nichts mehr zu wünschen übrig. Die Beobachtung 
der Grenzwellenlänge erfolgt auf dem Leuchtschirm und hier wissen wir, daß das menschliche Auge 
eine ganz außerordentliche Empfindlichkeit für die geringsten Lichtintensitäten des Leuchtschirmes 
besitzt. Es ist deshalb eine Ablesung der Grenzwellenlänge auf unserem Instrument zumindestens 
nicht ungenauer als auf dem Instrument von Seemann, denn Sie wissen, daß die Radiographie 
scharfe Grenzen nicht mit voller Sicherheit wiederzugeben vermag (Janussche Randstreifen) und 
auch bei der Aufnahme des Spektrums auf der photographischen Platte müssen die Sekundärstrahlen 
der Grenzwellenlänge in derselben Weise zur Wirkung kommen. Dazu ist die Entfernung der Grenz- 
welle bei der Seemannschen Messung vom Durchstoßungsbündel einmal bedeutend kleiner, als die. 
Entfernung der Meßpunkte bei unserem Instrument und daher die Fehlerbreite bei jenem größer, 
dann aber auch der Meßvorgang bei unserem Instrument durch die Messung der beiden symmetrischen 
Grenzwellenlängen viel genauer. Völlig unverständlich ist mir, wie man behaupten kann, daß das 


Aussprache zu Vortrag 45—49. 107 


Seemannsche Instrument die Intensitätsverteilung des Röntgenspektrums wiederzugeben vermag, 
ist doch nur zu bekannt, welch schwere Deformierung eine Schwärzungskurve des Röntgenspektrums 
durch die selektive Absorption des Silbers und des Broms, aber auch durch die verschiedene Absorp- 
tionsgröße der Wellen in der Bromsilberschichte erleidet. Ferner spielt für den Arzt die Verwend- 
barkeit des Instrumentes eine Hauptrolle; mit unserem Instrument ist man in der Lage, eben durch 
die Anwendung der Durchleuchtungsmethode innerhalb einer Viertelstunde die gesamten Strahlungen 
einer Apparatur durchzuprüfen und sie in der Radiographie zu verwenden, was mit dem Seemann- 
schen Instrument wegen der umständlichen radiographischen Methode eben unmöglich ist. Das Rönt- 
genspektrum gewinnt erst dann für den Praktiker Wert, wenn ihm der Schlüssel für die praktische 
Auswertung beigegeben wird und dieser Schlüssel ist der von uns aufgestellte Satz, daß die Intensitäts- 
verteilung des Spektrums, d. h. die praktische Verwertbarkeit einer Strahlung, durch die Grenzwellen- 
länge A, mit praktisch zureichender Genauigkeit bestimmt wird. Darauf gründet sich auch die von 
uns angegebene Verwendung der Spektrometrie in der therapeutischen Tiefendosierung. Die Teile 
des Spektrums können wir selbstverständlich ebenfalls und zwar in beliebiger Weise und beliebig oft 
aufrollen, wir können den Ort der maximalen. Intensität viel richtiger bestimmen als Seemann, 
weil die Strahlungsintensitäten der einzelnen Wellen ohne selektive Defor mierung am Schirm wieder- 
gegeben werden. . 

Um aber alle Zweifel am Instrument zu beheben, haben wird selbst die Methode erweitert und 
ein Instrument konstruiert, welches sich zur radiographischen Messung der Grenzwellenlänge eignet, 
und zwar nach folgendem Prinzip: Die Größe jeder Welle läßt sich nämlich auch ermitteln aus der 
Winkelstellung des reflektierenden Kristalles; steht der Kristall in einer solchen, so wird nur eine 
einzige Welle von ihm kontinuierlich ausgestrahlt; eine solche kontinuierlich ausstrahlende 
Welle läßt sich natürlich leicht auf einem eingeschobenen Film in Form einer feinen schwarzen Linie 
zur Darstellung bringen. Indem wir nun dem Drehrad des Kristalles eine andere Form gegeben 
‚haben und an ihm eine Mikrometereinteilung anbrachten, konnten wir dem Spektrum beliebige Wel- 
len entnehmen und dureh die Aufnahme auf dem Filmstreifen den Nachweis erbringen, daß die Meß- 
ergebnisse der spektrographischen Methode völlig mit jenen der spektroskopischen Methode überein- 
stimmen. Die linienförmige Schwärzung auf dem Film entscheidet mit Sicherheit die Frage, ob eine 
Röntgenwelle im Spektrum vertreten ist oder nicht, denn nur dann wenn sie überhaupt im Gemisch 
der Strahlung enthalten ist, wird sie vom Kristall ausgestrahlt. 

Es erscheint mir deshalb unverständlich, wie.man sagen kann, daß das Seemannsche Piti 
ment genauer messe, als unseres. Seine Dimensionierung ist absichtlich so gehalten, daß es für die 
Zwecke der Praxis mit zureichender Genauigkeit mißt. 


Schleußner (Schlußwort): Staunig beanstandet, daß bei dem vorgeführten Neodiskus die Art 
der Röhre keine Berücksichtigung findet. Er übersieht, daß die Art der Röhre in dem Apparatfaktor 
enthalten ist, der, wie erwähnt, in Übereinstimmung gebracht werden soll mit dem von Küstner 
vorgeschlagenen System. Im übrigen sei nochmals betont, daß der Neodiskus nur ein Sam. 
für den praktischen Gebrauch sein soll zur Vermeidung von Fehlaufnahmen. 


Klingelfuß (Schlußwort): Nachprüfungen haben ergeben, daß die Fehler, die Ventilröhren bei 
Hartstrahlen auf das Meßresultat ausüben, vernachlässigt werden können. Unterschiede zwischen den 
Angaben des Spannungsmessers und dem aus dem Spektrogramm ermittelten Scheitelwert sind mit 
Sicherheit nicht nachweisbar. Es rührt das offenbar daher, daß der Spannungsverlust in der Ventil- 
röhre im Verhältnis zur Scheitelspannung bei Hartstrahlen zu gering ist, um einen, Einfluß auszu- 
üben; das läßt sich leichter verstehen, wenn man bedenkt, daß zur Erzeugung möglichst homogener 
Strahlen Zündspannung und Scheitelspannung nicht zu weit auseinander liegen dürfen, daß also die 
durch die Ventilröhre hineingebrachte Zusatzspannung weit unterhalb der Zündspannung liegt und 
so ohne nachweisbaren Einfluß auf den Scheitelwert ist. 

Es ist allen, die mit Spektrographen arbeiten, hinlänglich bekannt, daß die Auswertung der 
kürzesten Wellenlänge aus dem Spektrogramm, selbst mit einem guten Photometer, eine mühsame Ar- 
beit ist. Wieviel] unsicherer da eine direkte Ablesung am Spektroskop sein muß, wissen die älteren 
‘Herren unter uns am besten zu beurteilen, die noch die Benoist- oder die Wehnelt- oder die 
Walter-Skala ablesen sollten, um daraus die Härte zu ermitteln. Drei Beobachter machten ge- 
wöhnlich drei verschiedene Ablesungen. Ein okular während der Bestrahlung zu beobachtendes Spek- 
troskop bietet daher wohl kaum eine größere Sicherheit in der Beurteilung der Härte, als dies bei den 
alten okularen Härteskalen der Fall war. 


14* 


108 Wissenschaftliche Sitzungen. 


50. Chaoul (München): Strahlensammler für kleine Felder. 


Um auch bei kleinen Feldern den Strahlensammler verwenden zu können, hat Chaoul einen 
Sammler konstruiert, der aus einem paraffingefüllten viereckigen Kasten besteht mit einer zentralen 
Öffnung von 8X8 em für den Durchgang der direkten Strahlung. Durch diese Anordnung erhält das 
bestrahlte Feld außer den primären Strahlen Streustrahlung aus den umgebenden Paraffinmassen. Das 
vorgestellte Modell erlaubt die gleiche Strahlenzusatzintensität zu erreichen, wie der von ihm angegebene 
große Sammler, d. h. an der Oberfläche eine Zusatzintensittä von 40%, in der Tiefe eine solche von 50%. 
Bei den heute üblichen modernen Apparaten bei Anwendung von 210000 Volt, bei 1 mm Kupterfilterung 
und 30 cm Abstand beträgt die prozentuale Tiefendosis mit Anwendung des kleinen Sammlers ca. 27 bis 
30% in 10 cm Körpertiefe. Es ist dadurch die Möglichkeit gegeben, durch Anwendung von zwei dor- 
salen und zwei ventralen konzentrischen Einfallsfeldern in die Mitte des Körpers eine Dosis von 110 bis 
120% zu verabreichen. ; l 

(Erscheint ausfjihrlich in den „Fortschritten“.) 


Aussprache zu Vortrag 50. 


A. Kriser (Wien): Das Bedürfnis nach einem Strahlensammiler für kleinere Felder als die bis- 
her von Chaoul verwendeten haben wir im Z. R. I. Prof. Holzknecht des Allg. Krankenhauses 
in Wien schon seit langem erkannt und da wir nicht in der Lage waren, uns einen Originalstrahlen- 
sammler zu kaufen, habe ich einen solchen folgendermaßen improvisiert: Auf vier hölzernen auszieh- 
baren Füßen, die sich mittels Bolzen höher und tiefer stellen lassen, ruht ein Holzrahmen mit einem 
dünnen Bretterboden, in dem sich ein viereckiger Lochausschnitt 20 X 20 cm befindet. Das Gestell ist 
auch nach der Breite mittels Bolzen regulierbar — je nach der Breite des Patienten. Für die verschie- 
denen Feldergrößen, die ich verwende, habe ich Holzrahmen, an deren oberem Rande sich über den 
Rand nach außen vorspringende Holzleisten befinden, in folgenden Größen bauen lassen: -10 : 10, 
12:12, 12:15, 15 : 15, 15 : 20, 20:20. Diese Rahmen werden nun — zentrisch oder exzentrisch — in 


den Ausschnitt versenkt und mit Paraffinziegeln, die in den entsprechenden Größen vorhanden sind, 
nach dem System eines Steinbaukastens umbaut. Die Ziegel sind von 1 cm bis 10 cm Dicke und von 
einer Breite von 10 cm. Das Holzgestell hat an seinen Seiten Horizontalbretter, auf welche auch 
Paraffinziegel übereinander gelegt werden, so daß der Seitenraum des zu bestrahlenden Körpers auch 
von Paraffin ausgefüllt ist. (Siehe auch die Abbildung, auf welcher die weißgelassenen Teile den 
Holzteilen, die gestrichelten Teile dem Paraffin entsprechen.) 

Ich erwähne diese Improvisation nur deshalb, weil sie das Bedürfnis nach einem Strahlen- 
sammler für kleine Felder bestätigt, das Bedürfnis nach einem Apparat, wie ihn der Originalstrahlen- 
sammler von Chaoul darstellt. 


Heitz: a) Paraffin-Wachs-Phantom. b) Filtersicherung. 109 


b 


51. Friedrich Heitz (Landau/Pfalz): a) Paraffin-Wachs-Phantom. b) Filtersicherung. 


Meine Herren! Das von Friedrich Voltz-München angegebene Paraffin-Wachs- 
phantom, das zur Messung der prozentualen Tiefendosis dient, habe ich, wie Sie sehen, so kon- 
struiert, daß der eine Block in Scheiben von je 1 cm Dicke geteilt ist, und die einzelnen Teile von 
soliden Eichenholzrahmen eingefaßt sind. Durch genannte Teilung ist nun ermöglicht, die prozen- 
tuale Tiefendosis, sowie den Einfluß der Feldgröße und des Fokusabstandes nicht nur in 10 cm Tiefe, 
sondern auch in jedem Zentimeter von 1—20 cm Tiefe zu messen. Durch die Einrahmung erhält das 
Ganze einen hohen Grad von Handlich- und Festigkeit, sowie ein gefälliges Aussehen. — Dem Wasser- 
phantom ist es wegen des einfacheren und bequemeren Arbeitens vorzuziehen. Selbstverständlich muß 
aber das Paraffinwachsgemisch denselben Absorptionsko&ffizienten wie Wasser haben. Statt dieses 
Gemisches eignet sich ebensogut jede andere Masse mit dem Wasser-Absorptionskoäffizienten, z. B. die 
von Jüngling (Tübingen) zum Gebrauch in der Röntgentiefentherapie neuerdings angegebene Um- 
baumasse Radioplastin. Nach Holfelder besteht das Gemisch am besten aus Hartparaffin Schmelz- 
punkt 60° und 20% Wachszusatz. Zur Prüfung legt man ein Stück des Gemisches in einen Wasserbehälter 
und macht davon eine Röntgenaufnahme. Zeigt sich dann kein Schattenunterschied zwischen Paraffin 
und Wasser, so kann man für den praktischen Fall mit dem gleichen Absorptionsverhalten von Wasser 
und Paraffingemisch rechnen oder man vergleicht die Resultate des Paraffinphantoms mit denen des 
Wasserphantoms, von dem Sier hier ein einfaches Modell sehen, das in einen Wasserbehälter hinein- 
gestellt wird. Die Methode der Messung, die mit Kienböckfilms vorgenommen wird, dürfte bekannt sein. 

Das Paraffinphantom hat folgende Vorteile: Vor dem Wasserphantom, wie schon erwähnt, den 
des leichteren und bequemeren Arbeitens, gegenüber den teuren Iontoquantimetern usw. den des 
enormen Preisunterschiedes. Bei Schadhaftwerden der anderen Dosimeter ist das Paraffinphantom 
stets zur Hand. Die ganze Messung ist außerordentlich einfach und man braucht dazu einschließlich 
der Filmentwicklung nicht länger als etwa eine Viertelstunde Zeit. Die Brauchbarkeit und Zuver- 
lässigkeit geht daraus hervor, daß es an unsern besten Röntgeninstituten seit Jahren in Gebrauch ist. 
Außerdem können die einzelnen Teile des Phantoms in der Therapie Verwendung finden, z. B. in Fällen, 
wo man einen an der Oberfläche gelegenen Krankheitsherd so bestrahlen will, als ob er in einer ge- 
wissen Körpertiefe läge und um in solchen Fällen eventuell das Kreuzfeuer anwenden zu können. 
Man ersieht demnach, daß sich der Praktiker auch mit einem einfachen, selbst herstellbaren Apparat 
in der Dosimetrie behelfen kann und dies war der Hauptzweck dieser Demonstration. — 

Meine Herren! Um das Vergessen des Filters unmöglich zu machen, hat sich die von Professor 
Fischer und Prof. Baastrup in Kopenhagen erfundene, seit ca. 3 Jahren in Schweden und Däne- 
mark bekannte und vonL.Baumeister- Erlangen in der M. m. W. Nr. 50, 1922, mitgeteilte Methode 
der Filtersieherung in der Praxis sehr gut bewährt. Sie besteht darin, daß der zu einer 
runden Öse gebogene Haken des Antikathodenkabels mit der Öse am positiven Röhrenpol nicht ohne 
ein Zwischenstück verbunden werden kann. Letzteres besteht aus einem Doppelhaken, der mittels 
einer Seidenschnur mit dem Filter verbunden ist. Ohne Filter kann also die Röhre unmöglich in Be- 
trieh gesetzt werden. — Wie Sie sehen, benutze ich nun verschiedenfarbige Seidenschnüre mit deut- 
lich erkennbaren und entsprechender Aufschrift versehenen Holzmarken, und zwar Farbe weiß für 
Zink, rot für Kupfer und blau für Aluminium, so daß man sich auch aus größerer Entfernung, z. B 
vom Reguliertisch aus, außer über das Vorhandensein des Filters, auch sofort mit einem Blick über 
dessen Qualität und Dicke vergewissern kann, waszweifellos für den kontrollierenden Röntgen- 
arzt und auch für das Bedienungspersonal angenehm sein wird. Meine Herren! Auch diese Methode 
ist einfach und nie versagend, und kann der kleine Apparat von jedem selbst hergestellt werden. So 
hoffe ich einen kleinen Beitrag geliefert zu haben, um Röntgenschädigungen, die durch Verwechsein 
oder Vergessen des Filters hervorgerufen werden könnten, möglichst zu vermeiden. 


Aussprache zu Vortrag Bl. 


| Kriser (Wien): Die Filtersicherung, welche Herr Heitz eben vorgeführt hat, wird wohl den 

‚meisten hier Anwesenden nicht neu sein. — Herr Prof. Holzknecht hat am Leipziger Naturfor- 
schertag über dieselbe berichtet und mich als deren Erfinder bezeichnet. — Tatsache ist, daß ich im 
Herbste 1921 an die Anzeigetäfelehen mit Nummern, welche Prof. Holzknecht zur Sichtbar- 
machung des eingelegten Filters am 7.-R.-I. eingeführt hat, bei der Suche nach der besten Anbringungs- 
stelle für diese Nummerntäfelehen den Doppelhaken ersonnen habe. Es liegt mir ganz fern, hier eine 
Prioritätsfrage aufzuwerfen, nur in einem Punkte muß ich dem Kollegen Heitz widersprechen. 


110 ` 2.0000" Wäßsenschaftliche Sitzungen. N 


7 U nb edin gte Sicherheit gegen das Vergessen des Filters gibt dieser -Doppelhaken nicht, denn i 


man kann den Doppelhaken in die Hochspannung einlegen und das Filter am Tisch oder 


'Patientenliegen 1 assen. — Ein anderer Nachteil ist darin gegeben, daß durch die Ausstr ah- 3 


lung der beiden Spitzen des Doppelhakens ein Spannungsverlust entsteht. Diesem Mangel habe ich 


‚damit abgeholfen, daß ich. einen Doppelhaken nach dem Systeme eines Manschettendoppelknopfes: 
"konstruierte. Dieser hat in der Mitte ein. Scharnier, welches — geschlossen — die beiden Spitzen mit- ` 
einander verbindet, weiterhin aber auch das Aushaken verhindert. — Was wir benötigen ist eine . 


zwangsläu fi ig e Filtersicherung! 


Lorenz Mang empfiehlt, da sich immer wieder das praktische Bedürľnis herausstellt, von 


dem. Wasserphantom freizukommen, das vor Jahren von W alter empfohlene Wenjazit in gegosse- . 


ner Blockform zu benutzen. Ein derartiger Block enthält Aussparungen von 2 zu 2 em zur Einführung: 
der Meßkammer entsprechend deren Form. Wenjazit ist ein: Phenolderivat von dem Absorptions- 


koeffizienten nur wenig höher als Wasser, während Paraffinwächsmischungen stets infolge niedrigerem - 
g 


| Absorptionskoötfiäienten zur Unterdosierung führt. 


52. H. Kraft (Dresden): Die Verwendung photographischer Röntgenpapiere. 


Die mangelhafte Gegenleistung gegen unsere ärztliche Leistung versetzt auch zahlreiche Rönt- - 


geninstitute in schweren Existenzkampf. ‚Insbesondere droht vielen durch öffentliche Mittel gehalte- - 


` nen, wie sie z. B. manchen Fürsorgestellen, kleineren Spitälern angegliedert sind, aber auch privaten,. 
.die unfreiwillige Schließung. - -So ist jedes technische Hilfsmittel, das uns das Auskommen erleichtert, 
mit bereitwilliger Sorgsamkeit auf seine Brauchbarkeit, wäre es auch nur als Ersatzmittel, als Be- 


helf anzusehen. Die. Neue Photographische Gesellschaft, damals Berlin, hat schon vor Jahren ein 


Röntgenpapier herausgebracht, mit dem wohl: die meisten‘ von uns alten Röntgenologen Versuche 
machten. Die allgemeine Einführung scheiterte damals an dem groben Korn des Fabrikates einer- 


seits, an der Billigkeit der Platten andererseits. Heute, wo uns die Röntgenplatte 30 : 40 bei Entnahme _ 


aus der Packung. 10000 Mark kostet, tritt mit ihr das Bromsilberröntgenpapier der Neuen Photogr ap 


= schen Gesellschaft, G. m. b.H., in Dresden erneut in Wettbewerb, bei einem Preis, der sich .auf ein 


` Fünftel der Platte stellt, mit einem Korn, das weitgehenden Anforderungen an Feinheit entspricht, mit 


` einer. Empfindlichkeit, die der einer guten Platte gleich ist. Nicht bloß für gröbere anatomische Ver- - 


änderungen, wie sie bei’ vielen Fraktüren z. B. vorliegen, eignet sich das Papier, es gibt auch feine 


E Einzelheiten wieder, wie wir sie bei Schädel-, Stirnhöhlenaufnahmen,. Tumoren der Hypophyse ver- 
langen. Für die Anforderungen der Lungenfürsorgestellen, bei Entscheidung, ob Pneumothor ax nötig - 
oder möglich ist, für Serienaufnahmen bei MagendafEREIE HEN DET hat Be das Papier als weit- 


gehend brauchbar erwiesen. 

Gewiß bleibt eine Reihe bale Fälle, bei denen der erfahrene Röntgenologe die Platte bevor- 
zugen wird,-die ihm das Bild nicht bloß in der Aufsicht, sondern in der Durchsicht mit der Möglichkeit 
feiner Beleuchtungsregulierung gibt; aber er wird auch bald entscheiden lernen, wo das eine mehr wie 


_ genügt, das- andere unentbehrlich ist. Wichtig ist es, sich streng an die auf Grund monatelanger ° 


Ausprobung verfaßte Gebrauchsanweisung. zu halten, mit.dem vorgeschriebenen Metol-Hydrochinon- 


entwickler nicht überzuentwickeln, weil sonst Feinheiten unrettbar verloren gehen, und das etwas 
mühsame Hochglanzverfahren zur Herausholung aller Details anzuwenden. Dabei wird das noch 


feuchte ‚Blatt nach gründlicher Wässerung, oberflächlicher Lufttrocknung mit der Schichtseite auf 
eine vorher gut gereinigteGlas-,Zelluloid- oder Emailleplatte mittels einer Gummirolle so aufgequetscht, - 


daß alle Luftblasen beseitigt sind. Nach völligem Trocknen springt das Blatt mit Hochglanz von der `, 


Platte ab, was bei Emailleplatten leicht vor sich geht, bei Ver wendung von Glasplatten die geewissenhafte 


: vorherige Säuberung mit denaturiertem Spiritus und Einreiben eines Hauches einer gleichteiligen 


Mischung von Terpentin- und. Rizinusöl erheischt; auf das ein Nachreiben mit reinem Tuch erfolgt. 

' Bei Zeitaufnahmen können mehrere Blatt hintereinandergelegt gleichzeitig aufgenommen wer- 
den, bei Aufnahmen mit Verstärkungsschirm lassen sich zwei Blatt, jedes Schicht gegen eine Folie ge- 
legt, ohne merkliche. Beeinträchtigung der Bildschärfe des zweiten Blattes anfertigen. So gewonnene, 
Blätter sind zweifellos schärfer, konstrastreicher alg technisch sehr gelungene Abzüge von guten 


Platten. Wissen wir doch, was beim Reproduktionsverfahren :an Feinheiten verloren scht. Nach den, | 


in Dr. Weisers Röntgen-Institut in halbjähriger, gründlicher Ausprobung gemachten Erfahr ungen. 
‚kann ich den Kollegen wärmstens anempfehlen, sich mit der Verwendung des N. P. G.-Röntgenpapiers . 
zu u bofassen; der Versuch wird sie von nu Nützlichkeit dieses en ohen Hilfsmittels rasch über zeugen, 


i a 


e- 


Cramer: Neue Versuche z. Verteilung u. Verbilligung d. röntgendiagnostischen Aufnahmetechnik. 111 


\ 


53. Cramer (Frankfurt a. M.): Neue Versuche zur Verteilung und Verbilligung“ der 
röntgendiagnostischen Aufnahmetechnik. 


Wir hatten seit ca. 20 Jahren keinen eigentlich prinzipiellen Fortschritt auf dem Gebiet der 
für uns aus wirtschaftlichen Rücksichten zurzeit so brennend gewordenen Material bzw. Plattenfrage 
zu verzeichnen, bis es der Technik gelang, nach so langer Zeit zum ersten Male, für Röntgenstrahlen 
besonders sensibilisierte Platten herzustellen. Ich spreche von den Schleußnerschen Neo- 
Platten, die sich Ihnen allen mittlerweile wohl bewährt haben. Die ersten praktischen Versuche mit 
den Neo-Platten wurden von Herrn Dr. Türk im vorigen Sommer gemacht und daher war es mir 
eine dankbare Aufgabe, als sein Nachfolger den praktischen Wert der weiteren Aufnahmemittel, die 
mit dieser sensibilisierten Emulsion beschickt wurden, zu prüfen. Es handelt sich dabei um doppel- 
seitig mit Neo-Emulsion begossene Filme — Doneo, sowie das mit derselben Emulsion hergestellte 
Papier — Paneo. Es sind dies Fragen, die, wie Sie sehen, nichts ganz Neues mehr betreffen, die aber 
in der heutigen Zeit, wo die Röntgenologie durch die Kostspieligkeit des Verfahrens schwieriger wie 
je um ihre Existenz kämpfen muß, von so grundlegender praktischer Bedeutung sind, daß ihre kurze 
Erörterung hier wohl gerechtfertigt erscheint. Ich gebe zu, daß es unter Umständen eine erhebliche 
Unbequemlichkeit bedeutet, in dem gleichen Betriebe mit Filmen, Platten und Röntgenpapier zur sel- 
ben Zeit zu arbeiten, aber dies darf kein Grund sein, auf eine so wertvolle Bereicherung unserer Ar- 
beitsmöglichkeit zu verzichten. Ich glaube, daß wir, bevor wir vollkommen dazu übergehen können, 
nur Filme und Papier zu benutzen, individualisieren müssen, indem wir sparsam mit dem RONEDIeNBeN 
Filmmaterial umgehen. 

Ich ging ursprünglich von der Überzeugung aus, an der ich auch vorläufig festhalten möchte, 
daß das Röntgenpapier die Röntgenplatte und noch weniger den doppelt begossenen Film vollwertig 
ersetzen könne. Ich muß aber gestehen, daß mich meine Versuche mit dem Schleußnerschen 
Röntgenpapier fast zu einer anderen Auffassung bekehrt haben. Man kann bei guter Technik, die in- 
folge der stark abgekürzten Expositionszeit und der großen Breite bezüglich der Aufnahmezeiten 
einfach ist, Bilder erzielen, deren Nachteile gegenüber einer Plattenaufnahme schwer zu beweisen 
sind. Speziell können wir bei der Anfertigung von Kontrollaufnahmen der großen Ersparnis 
halber Papierbilder anfertigen. Ich habe z. B.bei meinem therapeutischen Röntgenjournal bei allen Fällen 
von chronischen Knochenprozessen in regelmäßigen mehrmonatigen Abständen Papieraufnahmen 
gemacht, die dem Journal einfach angeheftet werden. Eine weitere Domäne der Papieraufnahme, die 
es uns gestattet fast bei allen dünneren Extremitätenaufnahmen kurzfristige Momentbilder anzufer- 
tigen ohne Verstärkungsschirm, ist die Röntgendiagnostik der Kinderextremitäten, wo es uns darauf 
ankommt, das unruhige Objekt möglichst kurz zu fixieren. 

Auf einem wesentlich anderen und doch verwandten Boden liegen die Vorteile der doppelt be- 
. gossenen Filme, die sozusagen für den Fachmann auf der Hand liegen. Wir sehen wie bei schwierigen 
Aufnahmen, Schädel, Wirbelsäule, bei wesentlich abgekürzten Expositionszeiten, Bilder hervorgebracht 
werden, die durch ihre Tiefe und Feinheit der Durchzeichnung so hervorragend sind, daß sie mit 
anderem Aufnahmematerial kaum erreicht werden können. Ich darf vielleicht erwähnen, daß wir 
auch Lungenaufnahmen ohne Verstärkungsschirm zu machen in der Lage sind. Die technische Hand: 
habung gestaltet sich genau so wie die der Neo-Platte, d. h. es wird ohne Verstärkungsschirm aber 
mit wesentlich abgekürzter (50 bis 80%) Exposition gearbeitet. | 

Anzustreben ist sicher der Zustand, daß wir, wie das Ausland schon lange, alle Aufnahmen mit 
doppelt begossenen Filmen anfertigen. Da der Kostenpunkt aber so gebieterischen Einfluß auf unser 
Handeln gewonnen hat und noch mehr gewinnen wird, so müssen wir darauf bedacht sein, die Rollen 
unter dem gegebenen Material zu verteilen. Ich benutze für die schwierigen Aufnahmen Doneo, 
für gewöhnliche einfache Extremitätenaufnahmen Platten und für Kontrollaufnahmen Röntgen- 
papier — Paneo. Ich darf aber nicht verschweigen, daß der Aufnahmebereich der Papieraufnahmen, 
die bei sorgfältigem Arbeiten ausgezeichnetes leisten, noch viel weiter gesteckt werden kann und wird. 
Ich möchte also das Neo-Röntgenpapier mit sensibilisierter Emulsion als einen glücklichen Ausweg 
aus der durch die Not der Zeit geschaffenen Lage dankbar begrüßen und den doppelt begossenen Neofilm 
als das wertvollste derzeitige Aufnahmematerial bezeichnen. 


112 | Zr  - Wissenschaftliche Sitzungen. | 


a 7 
54. O. v. Dehn (St. Petersburg-Innsbruck): Demonstration eines vereinfachten Universal- 
stativs. | | | Ä 


Das Stativ, das ich hier vorstelle, ist in einer schweren Notlage in Rußland entstanden und wird 
in der Hoffnung gezeigt, daß deutsche Kollegen, die in schweren Verhältnissen arbeiten, es nutz- 
bringend anwenden können. Das Original wurde nach meinen Angaben von einem Tischler aus Holz 
hergestellt, dieses Modell stammt aus der Fabrik F. Dumlers in Innsbruck. An einem Rahmen, in 
den ein Holzbrett gefügt ist, das auch entfernt werden kann, hängt die Vorrichtung für die Röhre. 
Sie ist durch Gegengewichte ausgeglichen, kann nach oben und unten, rechts und links verschoben 

werden, sowie in jeder Stellung durch Schrauben fixiert. Sie besteht 
aus einem Brett und einem mit diesem beweglich verbundenen Rah- 
men, in dem die Röhre im Schutzkasten mit Blende angebracht ist. 
Für die normalen Durchleuchtungen am stehenden. Patienten hängt 
die Röhre einfach herab, für schräge Strahlenrichtung von hinten 
oben nach vorne unten kann der Rahmen mit der Röhre mit Hilfe 
einer Schnur schräg gestellt werden. Diese Schrägstellung ist an den 
wenigsten Stativen vorgesehen, doch hat sie oft eine ausschlag- 
gebende Bedeutung, wie aus den nebenstehenden Skizzen zu ersehen 
ist. Ich habe nur dank dieser Strahlenrichtung einen subphrenischen 
Abszeß, eine Hernia diaphragmatica und einen Fremdkörper im 
unteren Rezessus der Lunge diagnostizieren können. In allen drei 
Fällen wurde die Diagnose durch die Operation bestätigt. Wird der 
Rahmen horizontal gestellt und die Schnur am oberen Brett fixiert, 
so kann der Aufnahmetisch unter die Röhre geschoben werden und 
wir haben ein Stativ für die gewöhnlichen Aufnahmen. Wird der 
Rahmen nach unten verschoben, der Röhrenkasten von unten ein- 
gestellt, der Rahmen mit einem Fuß gestützt, so kann der Aufnahme- 
tisch darübergefahren werden und das Ganze dient als Trochoskop. — 
Hier ist noch ein kleiner Zusatzapparat für Vertikalaufnahmen 
und Orthodiagraphie. In einem Rahmen läßt sich der Schirm nach 
oben und unten verschieben und mit der Kassette vertauschen. Der 
Patient kann in beliebiger Stellung mit Pelotten fixiert werden, so 
daß die Aufnahme in genau derselben Stellung vorgenommen werden 
kann, in der durchleuchtet wurde Vor den Schirm wird ein 
Kreuz eingestellt, die Mittellinie und die Brustwarzen des Patienten mit Bleimarken bezeichnet. Nun 
muß der Patient so gestellt und fixiert werden, daß die Mittellinie auf die Vertikale des Kreuzes fällt, 
die Brustwarzen auf die Horizontale. Nur dann sind wir sicher, daß die Frontalebene des Patienten 
dem Schirm und der Durchleuchtungswand parallel ist, dann können wir rechts und links auf einer 
Lungenplatte vergleichen und eine korrekte Orthodiagraphie vornehmen. Wie aus zahlreichen Auf- 
nahmen zu ersehen, wird gerade in dieser Hinsicht bei röntgenologischen Herz- und Lungenunter- 
suchungen oft gefehlt. Konımt es besonders auf eine feine Lungenzeichnung an, nicht auf korrekte 
Größenverhältnisse, so kann die Platte in eine U-förmige Rinne gestellt und auf den Patienten ge- 
kippt werden. Die Entfernung zwischen oberer Thoraxhälfte und Platte wird dadurch kleiner und 
die Lungenzeichnung schärfer. 


55. A. Kriser (Wien): Einige technische Verbesserungen bei der Tiefenbestrahlung. 


a) Der Schädelquadrant, eine Einstellvorrichtung zur Bestrahlung der 
Hypophyse und andererintrakranieller Gebilde. 


In der modernen Röntgentiefentherapie gilt der Grundsatz, große Bestrahlungsfelder zu gebrau- 
chen, um durch Vermehrung der Streustrahlung den Dosenquotienten zu verbessern. Je mehr Gewebs- 
masse mitbestrahlt wird, um so mehr gewinnen wir an Streustrahlen, um so größer wird die Tiefen- 
dosis. Wenden wir aber diese Technik zur Bestrahlung der Hypophyse an, wie es vielfach geschehen 
ist, indem man z. B. ein großes Stirnfeld, zwei Schläfenfelder und ein Okzipitalfeld wählte, so wird 
wohl die Hypophyse sicher getroffen, aber das ganze Gehirn, von allen Seiten mitbestrahlt und mit- 
geschädigt. Die Folgen sind schwerste Zustände von Adynamie. o’ 


' Kriser: Einige technische Verbesserungen bei der Tiefenbestrallung, p 118. 


Um dies zu vermeiden, haben wir im Z-R.-L. für die Hypophysenbestr ahlung eine ‚Kleinfelder- 
technik gewählt. Wir verzichten auf den Streustrahlenzusatz und vermehren dafür die Felderanzahl. 
Nun trat.die Aufgabe an uns heran, durch die kleinen Einfallsfelder die Hypophyse auch wirklich zu tref- 
fen. An Versuchen zur Erreichung dieses Zieles hat es auch nicht gefehlt. Ich selbst habe mir in den - 
letzten zwei Jahren auf die Weise geholfen, daß ich einen Skelettschädel an den Einfallsfeldern in der 
Richtung auf die Sella tureica durchbohrte, ihn raumparallel zum Schädel des Patienten legte, Stäb- 
chen in die Bohrlöcher. einführte und den Zentralstrahl der Röhre‘ ‚parallel. zu diesen Stäbchen über 
dem Bestrahlungsfelde von zwei -Seiten anvisiertc. Dann habe ich für diesen Zweck eine besondere 
Zielvorrichtung konstruiert. 

Ich erlaube mir, hier einen Apparat zu demonstrieren, der es ermöglicht, an oder ‘Stelle > | 
Schädeloberfläche die Richtung anzuzeigen, in’ welcher der a der Röhre die Hypophyse 
auch durch das kleinste Einfallsfeld sicher trifft. 

Der Apparat beruht auf folgendem Prinzip: Wenn wir die beiderseitigen Helbieraigsptnkie 
der Verhindungslinie zwischen lateralem Orbitawinkel und oberem Rande des Meatus acusticus ext. 
miteinander verbinden, so liegt in der Mitte dieser Linie die Hypophyse resp. der Sellaboden. Wenn 
wir nun diese Linie als Durchmesser: eines Halbkreises auffassen, auf dessen Umfang ein radial an- 
geordneter Zeiger verschiebbar angebracht ist, so zeigt die Zeigerspitze bei jeder Zeiger POUE gegen - 
den Mittelpunkt des une somit gegen die Rumaphyae, 


Abb. 1. | | | Abb. 2, 
Schädelquadrant, zur ee der Hypo: Der Schädelquadrant in Anwendung: 
Be angelegt. | Das Zielen ‘auf die Hypophyse von einem 
| Supraorbitalfeld. l 


j 


Ein Apparat, der die Einstellung des Zentralstrahles auf Grund der ‘eben angestellten Über- 
legung gestattet, ist der von mir erdachte „Schädelquadrapt“ (Abb. 1). Er besteht i im wesentlichen aus 
dem. mit einer Gradeinteilung versehenen Kreisbogen (1) und dem darauf verschiebbarem Gleit- 
stück 4 a). Ferner aus dem Gegenstück (2) und den beiden Pelotten (3 und 4). Die Pelotten sind 
ihrerseits mit den Pelottenträgern (3a und 4a) durch ein Kugellager in. Verbindung. Der Pelotten- 
träger 3a ist an dem Gegenstück (2) fix angebracht, während der Pelottenträger.4a an dem Kreis- 
bogen radial verschiebbar und durch eine Stellschraube fixierbar befestigt ist. 

Die Pelotten sind so angeordnet, daß die Verbindungslinie ihrer Mittelpunkte durch den Mittel- 
punkt. des Kreisbogens (1) geht und daher ist sie ein Durchmesser des durch den Kreisbogen bestimn- 
ten Kreises. . 

Das Gegenstück (2) ist an dem Kreisbogen (1) in der Richtung des eben iyälinten Dur chmessors 
verschiebbar angebracht und mit einer. Stellschraübe fixierbar. | 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gosellachaft. XIV. i : 15 


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.114 R | Womit stieg Sitzungen. | r HA wek Tol al 


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Das Gleitstück (1 a) ist an einer Marke versehen und trägt einen in radialer Richt ung  verschiob 
und fixierbaren Zeiger 5; das Gleitstück Salsa kann mittels Stellschraube i in. jeder en ung testeo 1al- 


As U eh 


ten werden. . SA 
k Um mit dem Schädelquadranten eine Einstellung durchzuführen, verfahre ich folgi zen ee 
3 (Abb. 2): : ee .. ae 


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Ich markiere die Mitte zwischen lateralem ONAA] Wa dem aan Rande des Meatus 
acustieus externus mit einem Hautstift und lege nun die beiden Pelotten derart an den $ chä idel, d daß 
ihr Mittelpunkt mit dem markierten Punkte an der Schläfe übereinstimmt und befestige ı m ittels Stirn 
oder Kinnbandes. Durch die Lagerung der Pelotten in Kugelgelenken ist eine Anschmic gung der- 

‘selben an jede Schädelform gewährleistet, ohne daß dadurch die Lage des Hauptdurchmesseı ‘s, um 
welchen der Schädelquadrant vermittelst der Kugellagerung gedreht werden kann, beeinflu Bt Fasil 

Ich verschiebe jetzt den Kreisbogen (1) so lange in der. Richtung des Hauptdurchmessers, s, bis 
die Spitze des auf 90° gestellten Zeigers (5) gegen den Nasensattel zeigt und nun ist die di u ven die 
jeweilige Schädelweite und -form bedingte richtige Lage des Kreisbogens (1) durch die. am Pelotten- 
träger (4a) und Gegenstück (2) angebrachte Teilung erleichert, indem die entsprechenden Zeige r auf die 
durch gleiche Zahlen gekennzeichneten Teilstriche eingestellt und fixiert werden. = č re 

Die Zahlen geben gleichzeitig die Schläfenachse in Zentimetern an, so daß ich nach y vorhe NE 
dem Abmessen mittels Greifzirkels eine beiläufige ONE des Apparates noch vor "Anlegen . des- 
selben an den Schädel machen kann. Kr Ber DE 

Der Schädelquadrant wird derart aufgesetzt, daß die verschiebbare Pelotte (a), auf nei ädel- 
hälfte rechts oder links angelegt wird, auf welcher das Bestrahlungsfeld gewählt wurde. Fi 62," 

Die asymmetrische Form ae: Apparates wurde gewählt, um die sichere Lagerung des s Seh ädels 
zu ermöglichen. BED = -. 

Wenn ich also jetzt zum Beispiel ein 4. cm? großes Feld über dem Stirnhöcker mit Blei 6 ech 
abgrenze, mit dem Zeiger des Kreisbogens gegen die Mitte dieses Feldes ziele und nach vorheriger ent- | 
sprechender Lagerung des Patienten den Zentralstrahl der Röhre in der Verlängerung des Zeig ‚ers 
einstelle, so wird die Hypóphyse zweifellos mit einem kleinen Strahlenkegel getroffen. GA T 

Wo der Zentralstrahl nicht durch einen Zentralstrahlindex (wie es bei dem Aol Ener Ti, 
Schwebekästchen der Fall ist) markiert ist, empfiehlt es sich, auf dem Zeiger die dem Appara t bei- 
gelegte Platte aufzusetzen und die Mitte des Kästchenbodens auf die Mitte der Zeigerplatte ante ege n. 

Ich bin nun in der Lage, durch Vermehrung der Felderanzahl eine beliebig große Dosis j n die 
Hypophyse zu bringen, ohne dabei größere Massen des Gehirns wiederholt zu treffen. Praktisch wähle 
ich den Behandlungsplan derart, daß ich von 10—12 Feldern aus die Hypophyse treffe, ohne das Ko pf- 
haar, die Augenbrauen und die Augen einzubeziehen: 2 Schläfenfelder, 2 Felder von den Stirnhöck ern, 
2 Stirnfelder rechts und links von der Medianebene, 2 Infraorbitalfelder, 2 Felder vom Un ar -. 
winkel aus. Bei weiterer Vermehrung der Felder stehen mir noch 2 Nackenfelder bei vorgeneigte 
Kopf zur Verfügung, ferner ein Submentalfeld und bei Alopezie kann die Felderzahl von ‚den k hlen 

. Stellen aus evtl. noch weiter beliebig vermehrt werden. Benütze ich die Einfallsfelder von de r be- 
haarten Kopfhaut, so kann ich dies mit Schonung der Haare durchführen, indem ich hier nicht mehr 
als 4 der Epillationsdosis appliziere. Bei Gebrauch dieses Apparaten können in jogemi Falle die E H as re 


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geschont werden. Be C. 
'Ich habe die Kleinfelderbestrahlung bereits in 2—3 Serien, jedes Feld knapp unter der eyt ; m- 
dosis verabfolgt, ohne eine Schädigung des Patienten zu beobachten. ET a 


Mit dem Schädelquadranten ist man in der Lage, auch andere in der Media nebeng des ‚Sch äde els 
gelegene Gebilde nach der eben besprochenen Kleinfeldertechnik zu bestrahlen, nur müssen danı a die 
beiden Pelotten derart verschoben und fixiert werden, daß ihre Achse die zu bestrahlende S elle 
schneidet. Besonders eignen sich die Tumoren der Medulla und.des Epipharynx für die Einstellung mit 
dem Schädelquadranten. ` we 

Da die Länge des Kugel- bzw. Kreisbogenradius bekannt ist, kann auch die phtleramaes des zu 
bestrahlenden Punktes von der Schädeloberfläche einfach dadurch gemessen werden, daß die Entf fer `- 
nung des Oberflächenpunktes vom Kreisbogen, welche an einer Skala des Zeigers abgelesen ` we ren 
kann, von der Länge des Radius substrahiert wird. Diese Entfernung ist für die Bemessung der 


Strahlenmenge von Wichtigkeit. 


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Kriser: Einige technische Verbesserungen bei der Tiefenbestrahlung. ni 115 


55a. Kriser (Wien): Einige technische Verbesserungen bei der Tiefenbestrahlung. 


bh) Behelfe und Schutzvorrichtungen bei Bestrahlung der Keimdrüsen 
‚undihrer Umgebung. | ` I 


`i 


Um den Schäden, die durch unerwünschte Streustranien in der Umgebung der zu bösirenlenden 2 
Organe angerichtet werden können, vorzubeugen oder sie wenigstens auf ein Minimum zu reduzieren, 
habe ich für die Bestrahlung der so empfindlichen Keimdrüsen, Ovarien und Hoden, und zwar beson- : 
ders für die einseitige Bestrahlung einige Verbesserungen eingeführt, welche cine erhöhte Sicherheit 
für eine isolierte Bestrahlung der Organe gewährleisten. 

Die Schwierigkeit bei einseitiger Ovarialbestrahlung das wa Ovarium vor Streustrahlen zu. 
schützen ist eine ganz außerordentliche. Ein vollständiger Schutz ist wohl überhaupt nicht möglich. 
Das Ziel, das ich. vor Augen hatte, bestand daher in einer Reduzierung der Streustrahlung auf der 
Seite des zu schützenden Ovariums auf ein Minimum. | 

Bestrahlen wir das eine Ovarium mit dem Win’zschen Tubus in der Größe 6:8 oder auch | 
8:8, indem wir die Bauchdecke über dem Ovarium komprimieren, so kommt es häufig vor, daß das zu 
‚bestrahlende Ovarium so verlagert wifd, daß es außerhalb des Bestrahlungsfeldes zu liegen kommt. 

Unsere Aufgabe besteht also darin, das zu bestrahlende Ovarium:in geeigneter Weise zu fixieren, 
gleichzeitig aber das andere Ovarium vor Streustrahlen zu schützen. Zu diesem Zwecke habe ich eine 
keilförmige Kompressionsvorrichtung könstruiert (Abb. 3), welche folgendermaßen gehandhabt wird. 
Das Abdomen wird durch eine sagittale Scheidewand in der Mitte oberhalb der Symphyse eingedrückt. 


wobei die beiden Ovarien nur sekundär rückwärts mitgezogen werden und bei stärkerem Drucke der ->à 


Uterus auf die cine oder die andere Seite der Scheidewand zu liegen kommt (Abb. a). 


Abb. 8. | | Abb. Au: 


_ Das Kompressorium, eine Schutzvorrichtung bdi. > Zur einseitigen Ovarialbestrahlung wird die ` 
| einseitiger Ovarialbestrahlung. © > Bauchwand suprasymphysär durch das Kom- 


Be nl eingedrückt. 

Die Scheidewand selbst ist ein Holzkeil, durch dessen Mitte ein 1 mm starker Bloistreifen , ‚Be 
zogen ist. Der Holzkeil, ist mit einer. Kompressionsvorrichtung verbunden (Abb. 3). 

Bei einem derart eingestellten Abdomen wird nun die Seite, die nicht bestrahlt werden soll, mit 
Bleiblech oder Bleigummi abgedeckt und der Zentralstrahl exzentrisch, d. i. hier knapp neben der 
Scheidewand, gegen die geschützte Seite hin eingestellt (Abb. 5). 

Wollen wir nun dem einen Ovarium eine noch kleinere Dosis zuführen, so.wird die Röhre i in die 
Mitte der abgedeckten Seite geführt und so abgeblendet, das das zu bestrahlende Ovarium nur ‚mehr 


durch Streustrahlen getroffen wird. 
15* 


` 


i \ 


116 a E = Wissenschaftliche Sitzungen Be eo, er: 


Abb, 


Dasselbe “n wie in "Abb, 4 die | 

Umgebung durch: Bleiplatten. 
geschützt, der . Zentralstrahl 
1 knapp neben der Scheidewand 
‘des Kompressoriums eingestellt. - 


Wenn:erst kürzlich Carl A. P a p e1) auf Grund Beer Erfahrungen (unter 88 Fällen, von halb- 
seitiger Röntgenbestrahlung wurde. in 14. Fällen ungewollte Ammenorrhoe erzielt) adipöse Frauen 
von vornherein wegen der Gefahr der Streustrahlung von der halbseitigen Röntgenkastrafion aus- 


- scheidet, so-muß ich anführen, daß durch mein Kompressorium gerade bei adipösen Frauen eine wesent- 


liche Reduzierung der bestrahlten Körpermasse, ergo auch eine dementsprechende Verminderung der 


_Straustrahlung ermöglicht wird, welche überdies noch größtenteils in der Richtung : zum zweiten 


' 


Ovarium durch die Bleischeidewand aufgehalten wird. a; | Ze 
Ich wende mich jetzt. der Bestrahlung des Hodens A T 7 E E T 7 
Bei Bestrahlung beider Hoden von. vorn bedienen wir uns der diicemei üblichen Einstellungs- 

art, d. i. Nachobenschlagen und Fixieren des Penis, Abdeckung der Umgebung und nStellung des | 

Zentralstrahles auf die Mitte des isoliert freibleibenden Skrotums. gi 


D Abb. 6. 
Bestrahlung des Scrotums von hinten: Das Scrotum wird mit. der T-Klemme gefaßt 
und kranialwärts fixiert. i 


Dagegen ist die von uns bei Bestrahlung beider Hoden von hinte n geübte Art der Einstellung 
neu. Der Patient bleibt unverändert in Rückenlage und auch der Abdeekungsmodus erfährt keine 
Änderung. Um hun die rückwärtige Skrotalfläche bequem den Strahlen aussetzen zu können,. habe 
ich eine sogenannte T-Klemme eingeführt, die in jedem Geschäft für photographische Artikel als Vor- 
richtung zum Aufhängen nasser Filmstreifen verkauft wird. Mit dem Querbalken dieser hölzernen 
Klemme wird die Skrotalhaut am unteren Ende quer gefaßt und das ganze Skrotum nach oben ge- ` 
schlagen. In dieser Lage wird es durch ein Band fixiert, das von dem Aufhängehaken det Klemme 


‚über die Schulter des Patienten zu einem leichten Sandsack läuft, der einen maligen: Zug au das. 


Skiotum kranialwärts ausübt (Abb. 9). 


1) Carl A.P ape, 3 Jahre halbseitige Röntgenkastration. — Strahlentherapie, Bd. XIV, H. 3 
S. 601. | 3 


u 


` 


K riser: Einer technische Verbesserungen bei der Tiefenbestrahlung. a Ni 117 


ER Serie sich die I eines Hodens, wobei der werte vor Sirsosirakien 


- geschützt werden soll. Zu diesem Zweck habe ich eine Klemme mit langen Branchen, einem Hand- = 


schuhdehner ähnlich, verfertigt. Jede Branche birgt in ihrem Holz einen 1 mm dicken Bleistreifen, 
der — in gleicher Breite wie die Branche selbst — normal zu ihrer Drehachse bzw. parallel zur Off- 
nungsebene eingelegt ist. Der besser bewegliche Hoden wird erst‘ seitwärts abgedrängt,: dann un- 
ınittelbar neben ihm das Skrotum — zwischen beiden Hoden — mit der oben beschriebenen Vorrich- 
tung entweder von oben oder von unten (Abb. 7) abgeklemmt und schließlich der Hoden, der geschützt 


Abb. 7. 
Klemme zur einseitigen Hodenbestrahlung. 


= worden soll, mit Blei oder Bleigummi abgedeckt. Der Zentralstrahl wird auf den ungeschützt ge- 
lassenen Hoden gerichtet, während der andere durch die in die Branchen der ‘Klemme eingelassenen. | 
Bleistreifen gegen das Durchdringen der Streustrahlen geschützt ist. "Dies gilt für die Bestrahlung 


von vorn. Soll der Hoden von hinten bestrahlt werden, so schlägt man das. von unten abgeklemmte u 


 Skrotum samt der langen Klemme nach oben, die Skrotalhläfte, die den. gesunden Hoden birgt, wird 
~ abgedeckt und die andere mittels einer T-Klemme in der früher beschriebenen Weise kranial- 
wärts fixiert. | 
Die beiden Klemmen, die ich hier besprochen habe, sind von jedermann bei einigerHandfertig- 
keit leicht selbst herzustellen. Ich habe außerdem eine in der Anfertigung kompliziertere Vorrichtung 
‚konstruiert, die sich aber sowohl bei der. einseitigen ‘Hodenbestrahlung, als auch bei der. Bestrahlung 
benachbarter Gebiete als absolut verläßlicher Schutz bewährt hat. Ich habe ihr den Namen Hoden- 
kapsel gegeben. Wie aus der beigefügten Abbildung (Ahb. 8) ersichtlich ist, besteht sie aus zwei 
gleichgroßen Hälften, die ungefähr die Form eines halben hohlen Eies haben und die an einer der. 
längeren Kanten derart mittels eines ‚federnden Scharniers in Verbindung stehen, daß die freien 
Ränder genau und fest aneinander gedrückt werden. Die Hodenkapsel- ist aus Holz gearbeitet und 


d 


a) o ooo b) | 0) 
Abb. 8. l 
Behelfe und Schutzvorrichtungen zur Bestrahlung der Hoden: 
a) Hodenkapsel für ein- und doppelseitigen Hodenschutz gegen direkte Streustrahlen. 
b) T-Klemme zur Bestrahlung der hinteren Scrotalwand. 
c) Hodenisolierklemme. 


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118 - i | | | ee ., Wissenaohafuiotib ne \ 


- innen mit Blei ausgekleidet. Wird nun ider eine- ‚Hoden. in, Mes Kapsel eingeschlossen und die Vor- - 
richtung um einige Grade um ı die Längsachse gedreht, so auge sie einen vollkommenen Schutz gegen - 


Sekundärstrahlen. 


Bei Bestrahlung. der Umgebung, also Becken, Leiste, Rektum, Prostata, bedienen wir uns einer- | 
größeren 'Hodenkapsel, die ähnlich wie die vorher beschriebene kònstrujcrt ist und die das ganze 
O Skrotum in’sich einschließen kann. Ä 


Mittels der verschiedenen hier angegebenen Methoden. ist man auch i in der Lage, kleinere Partien 


k, der Skrotalhaut und ihrer Umgebung (Ekzeme, Psoriasis). zu bestrahlen, ohne (ie Hoden zu schädigen. 


Die Anwendung der Klemmen bzw. Kapseln verursacht dem Patienten keinerlei Beschwerden, 


wenn nicht etwa an der abgeklemmten Stelle die Skrotalhaut: entzündlich infiltriert ist, in welchem . 


Falle man mit den Klemmen der Stelle ausweichen muß, , 


Anmer kun g: Die hier ‘beschriebenen Hilfsgeräto E durch die Wir tschaftsstelle des Zen- 
tral- Röntgeninstitutes am Alle. Krankenhaus i in Wien à zu beziehen. 


| 56. Seoni Strauß (Wien): Das MORAR O ein neuer Röntgenstrahlen- u, ‚Isolationg- | 


, messer. 


Es sei hier dim Apparat vorgeführt und Küng beschrieben t); bei welchem die Wirkungsweise der 


Gitterelektrode einer Verstärkerröhre in eigenartiger Weise dazu benutzt wird, um sehr hohe Wider- 
'stände, Kapazitäten oder: Ionisierungsstromstärken einfach und bequem in der‘ Weise zu messen, 
daß beispielsweise in einem Hörer cin ‚regelmäßiges Ticken oder Knacken auftritt, wobei die Zahl 
der Tiekerschläge in irgendeinem Zeitabschnitt das genaue Maß`bildet, und zwar so, daß bei kleiner 
werdendem Widerstand die Schlagzahlen zunehmen, demnach sich häufen, bei schr hohem Widerstand, 
bzw. geringen Ionisierungen hingegen sich stark verlangsamen. 
An das Gitter eines Verstärkerrohres ist nach Art cincs Audions ein kleiner Kondensator ge- 

‚schaltet, dessen andere Belegung nach Art einer Senderschaltung zu einem. Autotransformator führt. 


‚Dieser trägt auf gemeinsamem geschlossenen Eisenkern zwei miteinander verbundene Wicklungen. . 


Das andere Ende der Spule führt über den Hörer und üher die Anodenbatterie mit ihrem positiven Pol 


zur Anode der Verstärkerröhre. Die Mitte der Drosselspule ist mit der Glühkathode verbunden. Bei. 


einer, bestimmten Dimensionierung. der Droösselspule und des Kondensators entsteht nun nicht etwa 
.eine kontinuierliche Schwingung, wie bei der Senderröhre, sondern man hört i in dem Telephon nur von 
Zeit zu Zeit Tickgeräusche, also sehr Jangsame periodische Schläge, welche in ein Rasseln übergehen, 


‘wenn man- den Gitterpol des Kondensators‘ z. B. mit dem Finger berührt. Selbstver ständlich können 5 


diese: Tickerschläge wesentlich lauter gemacht werden, wenn man den Hörer nicht. unmittelbar im 


Anodenkreise anbringt, sondern über einen Nachübertrager. Wird nun ein Widerstand, der gemessen 


werden soll, zu dem Kondensator parallel geschaltet, dann bildet die Tickerzahl in einer gegebenen. 
Zeit, z. B. durch 20 Sek., ein genaues und einfaches Maß für die Größe des Widerstandes. Der nähere. 
Vorgang hierbei ist der folgende: Wird die Verstärkerröhre eingeschaltet, dann ladet sich das Gitter ` 


der Verstärkerröhre positiv auf. Demzufolge nimmt der Elektronenstrom zur Anode in der Röhre zu, i 


' bis im Sinne der bekannten charakteristischen Kurve, welche die Beziehung der Gitterspannung zum 
Anodenstrom: darstellt, der. 'Sättigungspunkt erreicht ist. Ist dieser Moment eingetreten, dann wird 
eine zusätzliche positive Spannung keine Zunahme des Stromes in der Verstärkerröhre mehr herbei- 
führen könen und die positive Ladung des Gitters wird abnehmen. In diesem Augenblicke entsteht 


ein Ausgleich dieser positiven Gitterladung mit den aus der Glühkathode kommenden Elektronen, 


die bekanntlich. negativ sind. Dadurch muß der Anodenstrom abnehmen und ‘infolgedessen wird der 
' dem Kondensator zunächstliegende Pol der Drosselspule und über den Kondensator das Gitter selbst 
stark negativ geladen. Da sich gleichnamige Elektr izitäten abstoßen, so können nunmehr die Elek- 
:tronen aus der Glühkathode nicht mehr zum Gitter bzw. zur Anode gelangen, der Anodenstrom hört voll- . 


ständig auf und die negative Ladung ist auf dem Gitter festgehalten. Erst wenn z. B. durch einen Über- 


brückungswiderstand, das ist eben der zu messende hohe: Widerstand, die Tonisationskammer u. dgl., 

oder auch nach einer gewissen längeren Zeit schon infolge des unvollständig isolierenden Dielektrikums 
zwischen.den Belegungen, die Entladung des’ Kondensators bis zu einem bestimmten Maße von selbst er- 
folgt ist, dann erst wird ein Anodenstrom in der Kathodenr öhre. wieder entstehen können. Dabei wird 
` der. Kondensator aus der im bezeichneten Punkte der Drosselspule neu entstehenden positiven Span- 
‚nung wieder aufgeladen, d. h. der EV OTRANE wiederholt sich, bis abermals die negative Ladung vom Git- 


1) Schaltung und schematische Beschreibine im kürzlich enine enen DRP. Nr. 371.081; 
S trauß und B randt: Einrichtung zur Messung sehr hoher Wider stände und Ionisierungsstär ken. 


\ ` 


Strauß: Das Mekapion, ein neuer Röntgenstrahlen- und Isolationsmesser. 119 


terpole des Kondensators abgeflossen ist usf. Werden nun verschieden hohe Widerstände an den Kon- 
densator angelegt, so werden die Ticker im Hörer auch verschieden häufig, und zwar beinahe propor- - 
tional !) aufeinander folgen. Wir können somit, wenn wir beispielsweise durch 15 Sekunden die 
Tickersebläge zählen, hieraus ein Vergleichsmaß gewinnen für die Größe des Widerstandes, wir kön- 
nen aber auch zahlenmäßig die Widerstände bestimmen, wenn wir mittels eines in anderer Weise 
möglichst genau gemessenen hohen Widerstandes, der zweckmäßig aus einem Schieferstabe besteht, 
der mit Paraffin überzogen ist, die Anordnung eichen. | 

Eine bequeme Eigentünmlichkeit der hier gezeigten Anordnung ist, daß sie nicht unbedingt mit 
einem 6-Volt-Akkumulator und einer eigenen Anodenbatteric, wie sonst bei Kathodenröhren üblich, 
betrieben werden muß, sondern daß sie ohne weiteres auch an das Wechselstrom- oder Gleichstrom- 
Lichtnetz angeschlossen werden kann. Wir sehen hier eine Apparatur, die mit einem Klingeltransfor- 
mator ausgestattet ist, zum Anschluß an 110 Volt und 220 Volt Wechselstrom. Der kleine Transfor- 
mator liefert den Heizstrom von 6 Volt, während als Anodenstrom die volle Wechselspannung dient. 
Ein zweiter vorgeführter Apparat besitzt einen Vorschaltkasten mit Glühlampen und Widerständen 
zum unmittelbaren Betricbe der Anordnung aus 110 oder 220 Volt Gleichstromnetzen. Als besonderer 
Vorzug der Anordnung sei hervorgehoben, daß sie keinerlei bewegte Teile aufweist. 

Eine nicht unwichtige Eigenschaft der Anordnung ist auch, daß die Meßergebnisse um so ge- 
nauer werden — ähnlich wie beim Zählen von Pendelschwingungen — innerhalb je längerer Zeit die 
Ticker gezählt werden. Da der empfindlichste Teil nebst dem Kondensator die Gitterelektrode ist, so 
ist die Einrichtung so getroffen, daß der Gitterpol der Verstärkerröhre nicht, wie sonst üblich, mit in 
der Röhrenfassung steckt, sondern völlig frei liegt und unmittelbar zu der einen, möglichst gutisolier- 
ten Belegung des Kondensators führt. Es können Widerstände von 10— bis 10-1? Ohm gemessen 
werden. Besitzt man cinige geeichte Vergleichswiderstände, dann erhält man auch ohne weiters die 
Zahlenwerte der zu messenden Isolationswiderstände. 

Wird an Stelle des hohen Widerstandes z. B. eine Ionisationskammer oder eine Glimmlampe 
geschaltet, dann erhält man einc neue, sichere und bequeme Methode zur Messung von Röntgen- oder 
anderen ionisierenden Strahlen, wie im Vortrag des näheren ausgeführt worden ist. Auf diese Weise 
können sowohl die richtigen Expositionszeiten einwandfrei ermittelt werden, wie auch die Strahlen- 
dosierung für Tiefentherapie, denn sämtliche hierbei in Betracht kommenden Bestrahlungsfaktoren 
gehen in das Endergebnis ein, so daß, wenn z. B. für die Bestrahlung einer Körperpartie eine be- 
stimmte Tiekzahl durch Versuch als am günstigsten festgelegt worden ist, man sich bei der späteren 
Aufnahme um die einzelnen Elemente, von denen sie abhängig ist, nicht mehr zu kümmern braucht; 
vielmehr zählt man nur bis zur Erreichung der gleichen Tickzahl, denn je nach stärkerer oder 
schwächerer Belastung der Röntgenröhre, größerer oder kleinerer Entfernung usw. wird das Ticken 
selbsttätig langsamer oder schneller. Man zählt somit die Zahl der Schläge, unbekümmert um die 
wirkliche Bestrahlungszeit und hat dann die Gewähr für die richtige Belichtungsdauer bzw. Dosierung, 
d. h. man erhält bereits das Produkt der durch die Röntgenröhre gesandten Milliampere und der Zeit. 
bei der betreffenden Wellenlänge. 

Wird ferner der hohe Widerstand durch eine Selenzelle gebildet, wie dies gezeigt wurde, und 
zwar zweckmäßig durch eine solche mit sehr hohem Widerstand und mit einer besonders kleinen wirk- 
samen Oberfläche von ctwa nur 1 mm? Größe nach Prof. Thirring, Wien, dann können mit dieser 
vergleichsweise sehr einfachen Apparatur nebst Röntgen- und sonstigen ionisierenden Strahlungen 
auch Lichtstrahlen, die Temperatur glühender Körper, z. B. von glühendem, zu härtendem Werkzeug- 
stahl usw. akustisch bestimmt werden. Wir haben dann gewissermaßen ein Photometer vor uns, bei 
dem lediglich nach dem Gehör gemessen wird, das also selbst ein Blinder bedienen könnte. Wird schließ- 
lich zwischen die Selenzelle und eine Lichtquelle ein Rohr beispielsweise mit Blutserum gebracht, so 
läßt sich auch die Lichtdurchlässigkeit des letzteren, z. B. vor und nach einer vorgenommenen Reaktion 
gleichfulls neuartig, sicher und bequem messen. 

Da der Apparat sehr hohe Widerstände, also M e.ghome, Kapazitäten und Ion isierungen 
mißt. so ergab sich für denselben die Benennung Mekapion. 


Aus der physikal. Abteilung der Fernverstärker-Ges. m. b. H., Wien XVII, Pointeng. Nr. 5. 


1) Nähere Berechnung a. a. O. 


ö 120 | en l uoaa Wissenschaftliche Sitzungen. 


"57. R. J aeger (Berlin-Siemensstadt): Eine. neue Röntgen-Dosisuhr (Dosiszähler). : = 


Fällt eine Röntgenstrahlung J während. einer Zeit T auf das menschliche Gewebe auf, so’ üb: - 
steht ein bestimmter biologischer Effekt. Wir nennen die Größe J die Sekundendosis. Mit dem Sie r 
mens- Röntgen-Dosismesser, der diese Sekundendosis direkt anzeigt, wird die ‚Dosierung dann i in der - 
Weise vorgenommen, daß die Röntgenapparatur. auf einen Teilstrich, ‘der einer "bestimmten Sekunden- - 


-dosis entspricht, während einer Zeit T eingestellt wird. Wird die Apparatur nicht nachreguliert, so 
ergibt der Ausschlag des Instrumentes die zu jedem Zeitpunkt auftretende Sekundendosis. und ‘die 


Gesamtdosis J . T ergibt sich aus der Zusammenfassung aller Einzelwerte. Wil man die Gesamtdosis h 
J. T messen, ohne auf die Momentanwerte Wert zu legen, so benutzt man eine Dosisuhr oder einen 
Dosiszähler. Dieser besteht i im Prinzip darin, daß eine Kapazität mit Hilfe einer Batterie auf einen. 


konstanten Spannungswert aufgeladen wird. Die Entladung erfolgt in der bekannten Weise über die 


‘ von den Röntgenstrahlen getroffene Ionisationskammer. Nachdem die Entladung einen gewissen Wert 
erreicht hat, wird die Kapazität von neuem automatisch auf den alten: Wert aufgeladen und dieser . 


‘Vorgang wiederholt sich periodisch so oft, als die gesamte Bestrahlungszeit dauert. Wird jede Auf-. 


ladung mit Hilfe eines Zählers registriert, so gibt die Anzahl. der Aufladungen ein Maß für die: ge- 


= ` samte verabfolgte Dosis. Eine solche mit Hilfe des Ionisationsstromes betriebene Uhr wird, wenn 
- - die Sekundendosis stärker ist, schneller ablaufen, als wenn sie aus irgendeinem Grund gesunken ist, 


so daß das Produkt aus der Sekundendosis und der Zeit, also J. T, die Gesamtdosis, die gleiche bleibt. 
.Um einen solchen Zähler mit. Hilfe der schwachen Ionisationsströme zu betreiben, wurde wieder die 
Verstärkerröhre benutzt. Liegt an der dem! Gitter parallelen Kapazität eine negative Spannung,so ist der 


Strom durch die Röhre zur Anode hin gesperrt und das im Anodenkreis liegende Instrument zeigt den 


Strom Null. Fließt die negative Ladung bei Bestrahlung der Ionisationskammer ab, so wird jetzt den 
Elektronen vom Glühfaden her die Möglichkeit geboten, durch das Gitter der Verstärkerröhre hin- 


. durch zur Anode zu fließen und so einen Strom zu bilden, der mit Hilfe eines kleinen Instrumentes i im. 


` Anodenkreis ein Relais betätigt. Dieses Relais erfüllt zwei Aufgaben. Erstens lädt.es die Kapazität 
des Gitterkreises von neuem auf und zweitens läßt, es den Zähler um einen Zahn weiterspringen. Die 
praktische Ausführung der Dosisuhr oder des Dosiszählers, wie wir ihn nennen wollen, ist- so ge- 


staltet, daß wie beim Siemens- Röntgendosismesser eine Friedrich- Kammer an ein hochisolie- - 


reudes Kabel angeschlossen ist, das seinerseits zu dem Dosiszähler führt. Ohne Bestrahlung steht der 
Zähler still. Sobald Strahlung auffällt, beginnt er je nach der Stärke derselben oder, besser gesagt, je 


nach der Sekundendosis- langsamer oder schneller zu zählen. Das Ende der gewünschten Dosis kann 


durch ein Klingelzeichen bekanntgegeben werden. Es ist möglich, wenn man ein Übriges, tun ne 


. die Bestrahlungsapparatur automatisch ausschalten zu lassen. 

Die Eichung des Instrumentes geschieht mit Hilfe eines radioaktiven Branärbten. Der Dosis- 
zähler wurde mit Hilfe eines solchen nach dem Vortrage im Saal demonstriert und sodann an der: 
Stabilivoltanlage (der Frauenklinik in Tätigkeit gezeigt. Ä 


\ 


J 


ET 


Nicht gehaltene Vorträge. 


58. Emmo Schlesinger (Berlin): Dem Röntgenbilde zu entnehmende Richtlinien für 


die Therapie des Kardiospasmus. 


Man behandelt den chronischen Kardiospasmus vredkairenläR, mit einfachen ahyazalsehen x 
Prozeduren, mit Dilatation, durch Psychotherapie oder operativ. Eine Auswahl je nach der Lage des 
Falles wird, wie ich der Literatur und den Erfahrungen der Praxis entnehme, kaum je vorgenommen. 
Der eine dilatiert sofort, der zweite behandelt mit Schlauch oder Medikamenten, ein dritter wählt 


sofort die Psychotherapie. Vielfach werden die Verfahren der Reihe nach angewandt und, wenn alles 


versagt hat, die T vorgeschlagen. Wenn man gewohnt ist, soweit Anamnese und Befund es 
gestatten, jeden Fall zu analysieren, erscheint dieses Verfahren oberflächlich. In der Regel wird man 
sich nach genaucster Prüfung der Sachlage von vornherein entscheiden können, welches Verfahren 
das aussichtsreichste ist. Am meisten populär geworden ist die Dilatationsbehandlung und die 
Schablonisierung der Therapie geht zurzeit soweit, daß es vielfach üblich geworden ist, sobald die 
Diagnose „Kardiospasmus“ feststeht, die Dilatationsbehandlung einzuleiten. Ich möchte an Hand 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. XIV: .16 


r 


122. Zu un | == Miesenpehanliche ‚Sitzungen. s = i = 


von längere Zeit beobachteten Fällen zeigen, daß es, abgesehen von einigen anderen Indikationen? 
eine ganz bestimmte, prozentual nicht kleine Gruppe von Kardiöspasniusfällen gibt, bei denen die 
. Dilatation.nicht nur schlechte Aussichten ‘bietet, sondern geradezu mit Gefahren verbunden und aus 


diesem Grunde zu verwerfen ist. Fall 1: A. W., 39 Jahre, Hotelbesitzer. , 
Seit 1906 Schmerzen am Magen. und. „Kolikanfälle“ durch Luftansammlung im Magen; seit 


. 1911. die heutigen Beschwerden; er hat das ‘Gefühl, als ob er während des Essens Luft verschluckt; ; 
‘ wenn.:er die Luft ausstoßen kann, tritt Besserung ein; wenn nicht, dann kann er nicht weiteressen, er ` 
fühlt dann, daß die Speisen in der ‚Speiseröhre stecken bleiben und versucht, durch bestimmte Körper- er 


bewegungen sie in: den Magen zu pressen. Wenn das nicht gelingt, muß er sie.ausbrechen. Mitunter 


~ ` treten nur Würgbewegungen auf, bei denen Schleim herauskommt. Abmagk? 'ung um 60 Pfund. Trinkt | 
"©, und raucht stark. Ausheberung von anderer: Seite ausgeführt, ergab. Anazidität und das Vorliegen . 
‘reichlicher Mengen organischer Säuren. Eine von mir später nochmals angeregte Einführung des- 


Magenschlauches zeigte, daß reichlich. Salzsäure vorhanden war. Zweifellos war der Schlauch das 


. erstemal vor der Kardia liegen geblieben. In den Fäzes kein okkultes Blut. Der Fall wurde mir wegen 


‚Karzinomverdacht, nur zum Zweck der Röntgenuntersuchung zugeschickt. 


' Bei der Durchleuchtung, am 15. 9. 21 glitt der erste Schluck rasch bis an die Kardia, blieb dort 


2 einige Augenblicke liegen, um dann langsam in schmalem Band durch die Kardia hindurch in den 


Magen zu gleiten. Nachdem etwa 100 g Brei langsam getrunken sind, befindet sich t/s im Magen, 
?/s im Osophagus. Die Füllung reicht über die Mitte des Ösophagus hinauf. Auf. der Platte (cf. Fig. 1) 
ist die größte Breite 3 cm, unteres Ende scharf zugespitzt, die Konturen daselbst entrundet, das letzte i 
Ende vor der Kardia leer. Da weder bei der Durchleuchtung noch auf einer Platte — übrigens auch 
später nicht — eine Vergrößerung der Magenblase anzutreffen war, konnte der Befund' die Beschwer- 
den allein nicht erklären, und ich untersuchte deshalb noch den Magen. Der Befund ist so bezeich- 


| nend und, soweit ich die Literatur überblicke, auch: so len; daß ich fünf von den Platten hier 
wiedergebe. 


Bei der normalen Aufnahme (2a) sind die oberen % des Magens lena: man erblickt nichts von 


| Interesse, der Ösophagus enthält nur einen dünnen Wandbeschlag von Brei. 


"2b. In r. Seitenlage sieht man den Ösophagus als schmalen gebogenen. Strang, kann ihn.bis zur 
Einmündung‘ in den Magen bequem verfolgen und genau und unmittelbar. am: unteren Rand der 
Kardia eine. Luftblase von weniger als Erbsengröße konstatieren. 

2c. In 1. Seitenlage wird die Situation deutlicher. Hier erscheint genau der Höhe der Luft-- 


blase im vorigen Bilde entsprechend eine tiefe und breite spastische ‚Einziehung an der großen Kur- 


vatur als Zeichen eines Ulkus an der kleinen Kurvatur — die linke Seitenlage, auf deren Bedeutung 
ich schon mehrfach hingewiesen habe, führte auch hier zuerst zur Diagnose; denn die Luftblase-an ` 
der, Kardia’ ist so klein, daß sie nur bei gespannter Aufmerksamkeit erblickt wird. Spontan ist sie 
bisher noch von keinem meiner Schüler erkannt wor den, trotzdem einige von ihnen über ansehnliche 
Erfahrungen verfügten. Es liegt dies auch noch an der ganz ungewöhnlichen Lokalisation. In. linker 


Seitenlage ist. die kleine Blase wegen, der ungünstigen Projektionsverhältnisse_ überhaupt nicht‘ zu u 


- erkennen. In Rückenlage (Fig. 2d) sind Spasmus und Luftblase. gleichzeitig deutlich im Bilde. 


‚Der. Ösophagus hat sich bis zur Anfertigung dieser Aufnahme inzwischen geleert. Es handelt 


| sich also hier um eins der am häufigsten mit Kardiospasmus kombinierten und ‚zuerst wohl von 


| Heyrowsky beschriebenen Ulcera der kl. Kürvatur, die außerordentlich häufig der Diagnose, 


auch der Röntgendiagnose, entgehen; hier konnte es mit voller Sicherheit diagnostiziert ‚werden. 
Die eingehendere Betrachtung. des unteren Ösophagusendes läßt dieses als ungewöhnlich erkennen; 


| es weicht erheblich von der in der Literatur als typisch bezeichneten Form ab. Man hat den Eindruck, 
daß trotz der Dilatation in der Wand weit hinaufreichende: kontraktile Zustände vorhanden sind, die .. 


man bei dem gewöhnlichen Kardiospasmus nicht vorfindet. Wir haben hier neben dem Spasmus: der -` 
Kardia und'Epikardia anscheinend eine, von dem Ulkus ausgehende; das ganze Organ oder beträcht- 


liche Teile desselben durchziehende, starke Hypertonie, etwa ähnlich einem regionären oder totalen . 


Gastrospasmus. Diese reflektorische Hypertonie trägt. anscheinend mit dazu. bei, daß die Dilatation 


‚sich ` in diesem Falle in engeren Grezen hält, als man es nach der Dauer des Leidens erwarten würde. 


Nach % Stunden war der ‚Ösophagus vollkommen kontr astmittelfrei. Eine Wiederholung der 
Untersuchung, einen Monat später, am 15. X. 21, nach Durchführ ung einer typischen -Ulkuskur, zeigte `: 
eine fast völlige Beseitigung des Spasmus an der Kardia und eine er aehnene ung des Ppa 


an der großen Kurvatur. 


Der zweite Fall betrifft eine Frau H. M., Anne der ‚50er J ae Sie kam im Sept. 1920 zu. 
mir mit der Angabe, seit 13 Jahren an Schluckbeschwerden zu leiden. - Sie hat die Empfindung; daß 5 


. die Speisen in der Mitte des Sternums stecken bleiben. Wenn die Stoekung längere Zeit vorhält, » 
"kommt cs zum Erbrechen. Die Patientin wurde von Gottstein selbst in Breslau’ behandelt mit i 
Dehnung wegen Kardiospasmus. Die Delinung habe ihr aber so ungeheure Schmerzen ver ursacht, daß 


Schlesinger: Dem R.-Bilde zu entnehmende Richtlinien für die Therapie des Kardiospasmus. 123 


sie auch bei Beginn der Behandlung dringend ersuchte, von Dehnungen Abstand zu nehmen, sie könne 
sie nicht ertragen. Die letzte Dehnung fand 1913 statt. Die Röntgenuntersuchung ergab hier das 
typische Bild des Kardiospasmus: einen mäßig dilatierten, konisch zugespitzten Ösophagus mit rund- 
lichen Konturen. Die spastisch kontrahierte Strecke ist daumenbreit. Die Behandlung bestand an- 
fangs in Waschungen der Speiseröhre, Verabreichung von Atropin, Öl, heißen Umschlägen und sup- 
piger, aber kalorienreicher Diät. Sie wurde 14 Tage ohne den geringsten Erfolg durchgeführt; die 
Schmerzen und Schluckbescehwerden bestanden unvermindert fort. Dieser Verlauf legte den Gedanken 
nahe, daß hier eine Komplikation vorliege, und zwar wurde sofort wieder auf ein subkardiales Ulkus 
gefahndet. Die genaue Palpation des Abdomens ergab cinc konstante, intensive Schinerzhatftigkeit in 
der l. Parasternallinie, am Rippenbogen, die sich bei Druck unter den Rippenbogen erheblich ver- 
stärkte; in den Fäzes fand sich okkultes Blut in mittlerer Menge und, wie gleich hervorgehoben sei, 
auf die Dauer von fast drei Wochen. Die Röntgenuntersuchung zeigte einen stark diagonal gestellten 
Magen, der noch oberhalb seiner Mitte nach r. abbog, mit flachen spastischen Einziehungen an der 
gr. Kurvatur. Die Pat. war sehr hinfällig, die Untersuchung konnte deshalb nicht, wie bei Fall 1, _ 
in dem erwünschten Umfange vorgenommen werden. Aber in Anbetracht der dauernden okkulten 
Blutung und konstanten Schmerzhaftigkeit genügte dieser Befund, um die schon klinisch nahezu 
sichere Diagnose eines hochsitzenden Ulkus an der kl. Kurvatur noch weiter zu stützen. Nur konnte 
die Lokalisation nicht so präzise scin wie im ersten Fall, wo das Ulkus direkt zur Darstellung kam. 
Würde man, wie es gewähnlich der Fall ist, das Ulkus gegenüber der kl. Kette spastischer Einziehun- 
gen vermuten, dann läge es hier etwa 1% Querfinger unterhalb der Kardia. 

Wenn sehon der objektive Befund kaum einen Zweifel an der Diagnose zuließ, so lieferte die 
Therapie noch eine weitere Sicherung. Unter Verzicht auf jede Lokalbehandlung wurde eine typische 
Ulkuskur eingeleitet. Knapp eine Woche später waren sämtliche Beschwerden beseitigt. 

Einen 3. Fall möchte ich nur ganz kurz erwähnen: es handelt sich um einen ößjährigen Herrn 
H. H., der an häufig rezidivierenden beträchtlichen Magenblutungen mit ganz typischen Ulkusbeschwer- 
den leidet. Das Ulkus sitzt, wie dem Röntgenbilde entnommen werden kann, unmittelbar unterhalb der 
Kardia. Schluckbeschwerden treten ab und zu in leichtem Grade und zeitlich zusammenfallend mit den 
Ulkusbeschwerden auf. Entsprechend der Geringfügigkeit der Schluckbeschwerden war die Stauung 
ebenfalls nur eine unbedeutende und von beschwerdefreien Intervallen unterbrochen. Gerade diese zeit- 
weise Koinzidenz spricht auch für die ursächliche enge Abhängigkeit von Ulkus und Kardiospasmus 
und für die günstigen Aussichten die funktionelle Enge der Kardia durch eine Ulkuskur zu beseitigen. 
Die sehr häufigen und lange anhaltenden Blutungen weisen darauf hin, daß das Ulkus auch in der 
Latenzperiode offen stand und daß hier eine mechanische Dilatation ein Trauma im Ulkus setzen könnte, 
das zu einer lebensgefährlichen Blutung Veranlassung werden könnte. 

Es mahnen diese drei Fälle dringend dazu, jeden Fall von Kardiospasmus auch nach der ätiologi- 
schen Seite hin eingehend zu prüfen und möglichst auch den Magen zu untersuchen. Wenn eine schon 
eingeleitete Dehnungsbehandlung nennenswerte Schmerzen verursacht, wird es zu einer zwingenden 
Notwendigkeit, in umfassender Weise auf ein Ulkus, und zwar speziell auf ein subkardiales, nach- 
zusehen. Ich möchte die Aufmerksamkeit auf diese Fälle, von denen schon Heyrowsky, Flei- 
ner,Mandl und andere gesprochen haben, noch besonders lenken, nachdem sich in einer ausgezeich- 
neten Arbeit aus der Göttinger chirurg. Klinik von Hermann Meyer der Satz findet: 

„Auch bietet ja diagnostisch das Ulkus im kardialen Abschnitt des Magens häufig so wenig 
röntgenologische und klinische Anhaltspunkte, daß der Willkür der Untersuchenden ein weiter Spiel- 
raum gelassen wird, wenn nicht das Ulkus durch Laparotomie sichergestellt ist.“ _ 

Bei der ven mir angegebenen Untersuchungsmethodik wird das Willkürliche jedoch meist aus- 
geschaltet. werden können, um realer Beobachtungsweise Platz zu machen. Ä 


59. Beyerlen (München): Neue Hilfsgeräte für stereometrische Radiographie, die un- 
gebunden-bewegliche Grasheysche Blende für kombinierte” horizontale und ver- 
tikale Anwendung. Einstellvorrichtung für Bestrahlung von Geschwülsten in 
Körperhöhlen. | aa 


Die vor zwei Jahren im Konstruktionsmodell hier vorgeführte freischwebende G r as h e y sche 
Blende, verbunden mit der momentanen Feststellbarkeit für Zeichnung und Aufnahme, hat sich eine 
Reihe Freunde erworben, nachdem einige Elemente, die Feststellarme, Schlitzblende 
und Bleischutz den Bedürfnissen des Laboratoriums entsprechend durchgebaut waren. Die Fest- 
stellarme, von denen ich hier ein Exemplar kursieren lasse, sind in losem Zustand in drei Gelenken 
frei beweglich und bilden, durch einen leichten Druck arretiert, einen starren Stab. Es zeigte sich 

l i 16* 


us ee Br | Wissenschaftliche Sitzungen. A 


nun der‘ Wais. deg Jeichte Einstellbarkeit wa Beweglichkeit nicht nur in erh ale r Rich- 

S tung, sondern auch bei Durchleuchtung inhorizontaler Lage, anzuwenden, so namentlich bei 
. den stereometr ischen Pneumoper itoneal- Aufnahmen, welche Pr ofessor P ola n o in der Poliklinik Mün-- 

‚chen durchführte. Dies wurde dadurch erreicht, daß die, Blende durch Lösen eines Hebels um 180 Grad 


-` gu ihrer Aufhänge-Ebene kippbar gemacht wurde, so daß sie gleich einer Schaukel an ihren. Auf- - 


- hängeseilen in hor izontaler Richtung schwingen kann. Das: Herablassen des Tisches, welcher auf der ` 
“ Rückwand der Blende aufgehängt ist, erfolgt durch eine Kurbel und ist durch einen Hebel so geführt, 
daß er durch den Blendenrahmen hindurch sich von a ‚auf seine Unterlagen legt und auf. dieser in 
seiner Längsrichtung verschiebbar bleibt. | 
“ Durch Schwingen der Blende ist eine Länge des zu Aurehleucnlenden- Objektes. von 1 m zu: be-, 
streichen, durch Transport’des Tisches kann der Patient um 60 cm verschoben werden, so daß sich mit . 
. der Untertischdurchleuchtung in horizontaler Richtung, ohne den Patienten selbst zu ‚verlagern, ein u 
Gebiet desselben von 1,60 m- Länge, was vollkommen ausreichend ist für ‘alle Untersuchungen, . be- 
streichen läßt. _Auf diese Weise sind auch bei Anwendung der horizontalen Durchleuehtung alle Vor- 
teile der vertikalen Durchleuchtung mit der G r ash e y schen Blende erhalten geblieben, für die. Auf: , 
nahmen in: horizontaler -Lage ergibt sich noch der Vorteil, daß der Patient stets so gelagert werden 
| kann, daß sein kranker Körperteil nach oben liegt, daß es nicht notwendig wird eine Kassette unter p 
dem Patienten hervorzuziehen und daß er- schließlich bei der Röntgenaufnahme die ungefähr gleiche: i 
Lagerung besitzt wie bei einer evtl. Operation. Auch bei dieser Art der. Aufnahme ist die Herstellung u 
stereoskopischer Röntgenbilder mit der gleichen Einfachheit durchzuführen, wie bei ‘der vertikal 
arbeitenden, Blende. | - f e 
=- Seit meiner Vor führung d Stereo-Orthodiagraphen vor drei J ahren an es Stelle hat die 
Röntgenstereoskopie, sowie die Stereogrammetrie im. allgemeinen: erhebliche Verbreitung gefunden. 
Ein stereogrammetrisches Röntgengerät gehört durchaus nicht, wie man erst anzunehmen geneigt . 
war, nur zu den Kriegsröntgengeräten. Es hat, sich daher auch die Röntgenstereoskopie und -das 
| Röntgenmeßstereoskop weiter entwickelt; ich verweise auf die Ausstellung, welche eine Reihe von 
stereogrammetrischen Apparaten, wie die stereoskopische Durchleuchtungseinrichtung‘ von Stumpf; 
dem. Augenlokalisator, und die Mü llerschen Röntgenreliefs, das Hasselwa nder sche Stereo- 


skop usw. zęigt. Alle Röntgenstereomeßapparate führen in den Objektraum, also in. den binokularen a 


 Betrachtungsraum, ein wanderndes Meßelement ein, weshalb sie die Aufnahmebedingungen den 'Be- 
trachtungsbedingungen. gleichmachen müssen. Die günstigsten stereoskopischen Aufnahmebedingun- 
gen sind aber durchaus nicht die günstigsten Betrachtungsbedingungen. Vor allem. ist die Verwen- 
dung von Vergrößerungsoptik hierbei bisher nicht möglich gewesen, weil das Meßelement. sich in 
wechselnder Entfernung vom Auge befindet. Es kommt daher darauf an, Meßelement und Projektions- 
‚fläche, also Platte, in eine Ebene zu legen, wobei die Veränderung der parallaktischen Disparation 
zwangsläufig mit dem Tiefenindikator verbunden ist. Dies ist dadurch gelungen, daß bei der Kon-. 
struktion des Stereo-Röntgenbildes nicht die 'Pupille des Betrachters an Stelle des jeweiligen Anti-. 
kathodenbrennflecks bei der Aufnahme gesetzt, sondern ‚der jeweilige Antikathodenbrennfleck durch 
einen kleinen projizierenden Lichtpunkt ersetzt wurde. Der wandernde und messende Faden oder 
Raumpunkt erzeugt auf den transparenten Röntgenbildern einen- ‘Schatten und liegt daher für, den ` 
Beobachter immer in gleicher Entfernung vom Auge, obwohl er scheinbar den ganzen Objektraum 
dreidimensional durchwandert. Somit ist es nun möglich, mit der Optik die denkbar günstigste Ein- 
stellung für stereoskopische Betrachtung zu wählen und auch Vergrößer ungsoptik beliebig zu he- 


-` nutzen, ohne dadurch das Meßresultat zu beeinflussen. 


Die Appar ate selbst sind im Präpariersaal aufgestellt und werden dort. den Herr ren, die sich u o 
interessieren, eingehend demonstriert. 2 
Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch: einen von Prof. Grashey angegebenen Zirkel 
zei gen, welcher dazu dient, bei ne den Zentralstr ahl auf einen bestimmten, Punkt i in Körper- : 


O höhlen zu orientieren. 


Es ist dies eine Sonde mit einer kisinen Kugel, die an ihr em Endo einen vers aen recht- 
winkligen Anschlagwinkel trägt. Der Röhrenkasten trägt das Gegenstück zu diesem Anschlagwinkel. l 
Liegt nun der Anschlagwinkel des Röhrenkastens am Anschlagwinkel ‘des Zirkels an, so hat man dic 
Garantie, daß der Zentralstrahl die in die Körperhöhle eingeführte kleine: Kugel trifft. An der Seite 
des Zirkels ist alsdann sowohl die absorbierende Schicht des Körpers in Zentimetern Tiefe abzulesen, 
‚als auch die ganze Entfernung: Antikathodenbr ennfleck zum Bestrahlungsobjekt. Ä 


` 


Steuernagel: Eine neue Bestrahlungslampe für alle Zwecke usw. 125 


60. Steuernagel (Kassel): Eine neue Bestrahlungslampe für alle Zwecke der Licht- 
therapie einschließlich der Körperhöhlen- und Finsenbestrahlung. 


Von ungefähr einem Jahre trat die Ultra-Heilstrahlengesellschaft in Berlin an mich heran 
mit der Bitte, die von Landecker und Steinberg angegebene Ultrasonne für Allgemein- und 
speziell Körperhöhlenbestrahlungen in meinem Institut auszuprobieren. 

Ich kann Ihnen versichern, daß ich im Anfang mit außerordentlich großem Skeptizismus an 
die Ausprüfung herangegangen bin. Jedoch habe ich nach einiger Zeit auf Grund wirklich ganz 
eklatanter Erfolge der direkten Besonnung sowohl bei gynäkologischen als bei Kehlkopferkrankungen. 
über die im einzelnen an anderer Stelle berichtet werden wird, meine Meinung korrigieren müssen 
und bin zu der Überzeugung gekommen, daß dem Gebiet der direkten Körperhöhlenbestrahlung eine 
große Zukunft sicher ist. Allerdings zeigte sich im Verlauf unserer Untersuchungen, daß das Lan- 
deeker-Steinbergsche Modell der Ultrasonne noch eines weiteren Ausbaues, sowohl technisch 
wie medizinisch, bedürftig war, um wirklich allen gestellten Anforderungen gerecht werden zu 
können. In angestrengter Arbeit ist es dann den Ingenieuren Steinberg und Kirchhoff in 
Verbindung mit mir gelungen, eine Bestrahlungslampe zu konstruieren, die allen medizinischen An- 
sprüchen genügen wird, technisch vollkommen durchkonstruiert, einfach zu bedienen und — was 
letzten Endes nicht der geringste Vorzug sein dürfte — ganz außerordentlich billig ist. | 

Ich will Sie an dieser Stelle nicht mit zu vielen technischen Einzelheiten langweilen, vor allen 
Dingen da eine ausführliche Beschreibung der Lampe an anderer Stelle erscheinen wird, möchte ich 
Ihnen nur kurz das Anwendungsgebiet und die Vorzüge der neuen Bestrahlungslampe auseinandersetzen. 

Wie Ihnen bekannt ist, unterscheiden wir augenblicklich noch zwei verschiedene Richtungen 
unter den Anhängern der Bestrahlungen überhaupt, nämlich einerseits diejenigen, welche die reine 
Ultraviolett-Therapie verfechten und andererseits die Anhänger der Heliothermie. Die von uns kon- 
struierte Lampe wird beiden Anforderungen gerecht. l 

Durch eine einfache Umstellung läßt sich die Art der Bestrahlung von reiner Ultraviolett-Be- 
strahlung mit einem Maximum im Bereiche der Wellenlängen von 320—250 auf reine Heliothermie um- 
stellen. Dabei ist die von uns konstruierte Lampe den bisherigen Systemen an Helligkeit und Wärme- 
ausbeutung um ein Vielfaches (über hundertfach) überlegen. Außerdem besitzt das Modell eine Vor- 
richtung. welche eine Dosierung der Lichtstrahlen sowohl als auch der Wärniestrahlen unabhängig 
voneinander in weitesten Grenzen gestattet. | 

Erwähnen möchte ich noch, daß die Lampe natürlich auch für jede Art von Ganzbestrahlung 
geeignet ist und ferner für die Finsenbestrahlung vollständig die bisherigen großen Finser-Rehn- 
Bogenlampe ersetzt. Kurz und gut, vom medizinischen Standpunkt aus ist das von uns hergestellte 
Modell als das Ideal einer Bestrahlungslampe anzusprechen, die sämtlichen auf medizinischem Gebiet 
zu stellenden Anforderungen unbedingt gerecht wird. Was die technische Seite angeht, so befinden 
sich an der Lampe keinerlei Teile mehr, die leicht Beschädigungen ausgesetzt sind, wie z. B. Automat, 
Nebenschlußspule, Glaszylinder usw. Und gerade durch diese technisch einfache Konstruktion ist letz- 
ten Endes auch das dritte an eine Bestrahlungslampe zu stellende Erfordernis gelöst, nämlich die 
Billigkeit. 

Ich kann Ihnen schon heute verraten, daß die neue Lampe im Höchstfalle ein Fünftel der bisher 
im Handel befindlichen billigsten Bestrahlungslampe kosten wird. Irgendwelche Schalttafeln und 
Widerstände sind auch an der Lampe nicht mehr vorhanden; vielmehr ist der für die Bogenlampe 
notwendige Widerstand in Gestalt eines besonderen Wärmestrahlers bei der Lampe eingebaut, so daß 
kein Strom mehr verlorengehen kann, sondern der bisher im Widerstand verlorengegangene Strom zur 
Applikation von Wärme wieder ausgenutzt wird. Der gesamte Strombedarf der Lampe beträgt nur 
noch 4,5 bis 5 Ampere; es kann dieselbe also ohne jede Vorsichtsınaßnahme an jeden Stecker oder jede 
Lainpenfassung angeschlossen werden. Um endlich auch den verwöhntesten klinischen Ansprüchen 
Genüge zu leisten, kann die Lampe mit einer Beobachtungsvorrichtung geliefert werden, die es ermög- 
licht, die exakte Einstellung des Bestrahlungstubus vor dem Einschalten des Stromes genau zu kon- 
trollieren. | 
Leider sind wir durch alle möglichen Schwierigkeiten verhindert gewesen, Ihnen die Lampe 
auf dem diesjährigen Kongreß zu zeigen, jedoch werden Sie dieselbe auf dem Gynäkologenkongreß 
Pfingsten in Heidelberg im Betrieb sehen und sich selbst ein Urteil bilden können. Außerdem sind 
die Herren von der Studiengesellschaft für Strahlenkunde und Apparatebau, die die Lampe durch- 
konstruiert haben, jederzeit gerne bereit, Ihnen weitere und eingehendere Auskunft zu erteilen. 


126° Se p | i Wissenschaftliche Sitzungen. m u u p a E 


\ im en ` . ' 


6l. Wehner (Frankfurt a. M): Rinstellvorrichtung. rer 


In der Erkenntnis, daß die, Kreuzfeuermethode' bei Anwendung mehrerer kleiner Felder steht 

| und fällt mit der Möglichkeit, genau zu zielen und exakt 'einzustellen, haben wir uns seit längerer 
Zeit bemüht, Apparate zu schaffen, die es uns ermöglichen, die im Plan festgelegten Strahlenkegel 

2 mit größter Genauigkeit auf` den Patienten. zu übertragen. Ich habe darüber bereits in der Strahlen- 
‚therapie berichtet. Alle Apparate, die den Winkel des Zentralstrahles zur "Senkrechten oder zur 
Horizontalen zur Einstellung zu Hilfe nehmen, arbeiten ungenau, weil bei nicht absolut horizontaler 
Lage, bei geringer Drehung des Patienten. eine Differenz. entsteht. Ich habe ein einfaches, leicht zu ` 


beschaffendes Hilfsmittel angegeben, das diese Fehlerquelle vermeidet, ein reehtwinkliges Stück Pappe 


mit einem Ausschnitt von mittlerem Körpermaß, das man zweckmäßig mit schwarzem Papier beklebt. 
Dieser Ausschnitt wird über den’ Plan gelegt, markante Punkte (Nabel, Dornfortsatz u. a.) werden auf - 
der Pappe markiert, die Feldgrenzen und die Verlängerung des Zentralstrahles mit Kreide aufgezeich- 
net. Die Pappe wird dann so über den Patienten gestellt, daß die Nabelmarke: dem Nabel bzw. der 
Medianl: :nie aufliegt, dann wird der Röhrentübus i in die Richtung des aufgezeichneten Zentralstrahles- 
gebracht und auf die Haut in den Feldgr enzen aufgesetzt. Die Pappe paßt sich’ der Lage des Patienten 
ne vollkommen an, sie macht jede Drehung mit, daher fällt der oben erwähnte Fehler hierbei for t. 


' 
nd 


` 7 . ’ x Ed fa t Cid £ a D e » 
ET EU a E A S ve MR bat NE a 5 ke PR 


| Dieses einfache Hilfsmittel schien uns jedoch nicht in allen Fällen die nen Sicherheit für 
' eine genaue Einstellung zu bieten, da ein Ausschnitt nach normalem Körpermaß sich vielen Körper- 
formen, z. B. mit kahnförmig eingezogenem Leib, nicht anpaßt. Man müßte also für die’ verschieden- 
‘sten Körpermaße und Formen je eine: ‚besondere Pappe haben. Ich habe daher. einen für alle vorkom- 
menden Fälle brauchbaren Apparat konstruiert, der aus einem halbkreisförmigen Eisenbügel mit 


. Zentimetereinteilung besteht, an dessen Enden nach innen verschiebbar, zwei Arme angebracht sind, = 


die in zwei Klauen einen etwa fingerdicken Zirkoniumdraht tragen. Hat man durch Auflegen und 
‘Anmassieren des Zirkoniumdrahtes am Patienten die Körperform abgenommen ünd danach einen 

; ‚ Bestrahlungsplan aufgestellt, so kann man in gleicher Weise wie vorher beim Gebrauch der Pappe 
geschildert; die Feldgrenze und Richtung der Zentralstrahlen vom Plan auf den Patienten übertragen: 
Die Richtung des Zentralstrahles wird eingestellt durch’einen zwischen dem Haltebügel und dem Dr aht 
‚verschiebbaren Faden (bzw. an dem verbesserten Modell durch einen auf dem Bügel gleitenden allseitig 
‚drehbaren Richtungspfeil). Der Zirkoniumdraht läßt sich der ‘Form cines jeden ` Körperteile. genau 
anpassen. 


` 
‘ 


‚62. Tilienetsin (Bad Neiheim): Das Orthometer. ES A a y 


. Das Orthometer stellt einen einfachen Maßstab dar, der es gestattet, ohne Ortkoäikgränhen E 25 


der Durchleuchtung, an der Röntgenpause' und auf Röntgenphotographien, die in bestimmtem Abstand D 


‘von der Antikathode aufgenommen sind, Messungen der Herzdimensionen; vorzunehmen. u 
Die Dimensionen des Herzens können unmittelbar abgelesen werden, wenn der sagittale Brust” 
` durchmesser und der Abstand des Schirmes von der Antikathode bestimmt sind.. | en 
Das aSuneR! soll einen Ersatz für EeIPLOnIBeDautnabmen und die Orthodiagraphie bieten. ws 


Namenverzeichnis. 


(Die Namen der Redner sind gesperrt gedruckt: A. — Aussprache; Zahlen = Seitenzahlen.) 


Akerlund 46, 66. 
Albers-Schönberg 30. 


Chaoul (Strahlensammler 
kleine Felder) 108. 


Alfter (Spektrögraph. u. ionto-| Cohn 28£. 
quantimetr. Messungen an Rö.-| Cohnheim 40. 


Apparaten) (106, nur Titel). 
Altschul u. Spitz (Zur Rönt- 

genol. u. Klinik d. primären 

Lungentub.) 22. 
Ancke 35. 
Arnstein 3. 
Aschoff 14. 
Aßmann 14, 22 f., 
Aufrecht 22. 


Baastrup 109. 

Bacmeister (A. über Rö.-Ther. 
Lungentub.) 67. — 18. 

Baer 16. 

Bareroft 79. 

Bard 18. 

Benda 45. 

Benecke 14. 

Berge 76. 

Berger (Techn. Neuerungen) 100. 

von Bergmann 75. 

Beyerlen (Neue Hilfsgeräte f. 
stereometr. Radiographie usw., 
Einstellvorrichtung f. 
bestr.) 123 (Vortr. 
halten). 

Böhme (Pneumonokoniose der 
Bergarbeiter) 33. 

von Bouwer 99. 

Brauer 14. 

Bruegel 76. 

Bucky 54, 106. 


dela Camp (Rö.-Ther.d. Lungen- 
phthise) 67; Schlußwort 69. — 23. 

Caspari(A. über Rö.-Ther. Lun- 
gentuberk.) 69. — (A. über bio- 
log. Strahlenwirkung) 79. — 78. 

Catani 74. 

'Chaoul (Die Rö.-Untersuch. im 
Dienste d. chir. Behandl. d. Lun- 
gentuberk.) 16. 

—u. Lange (Intrathorakale Sen- 
kungsabszesse) 40. 

— u. Lange (Rö.-Bestr. bei Lym- 
phogranulomatose) 81. 


36 f., 41. 


nicht ge- 


Corning 47 f. 

Cramer (Neue Versuche z. Ver- 
teilung u. Verbilligung der Rö.- 
Aufnahmetechnik) 111. — 110. 

Czepa (A. über Lungentuberk.) 
32; (A. über Rö.-Strahlenwir- 
kung) 72. | 

David 55, 76. 

von Dehn (A. über Lungentub.) 
32; (Anatom. u. röntg. Beitrag z. 
Lehre v. d. Gastroptose) 44; 
(Schlußwort) 46. 

— (Vereinfachtes Universalstativ) 
112. — 14. 


| Dessauer 69, 74, 77, 84, 85, 92, 95. 


Dessecker (Epiphrenal. Ösoph.- 
Divertikel) (582, nur Titel). 

Dietlen 36. 

Döderlein 86. 

Donath 97. 

Drüner 57. 


Tiefen-| Edling 65. 


Eggert 98. 

Ehrlich 79. 

Einstein 95, 96. 

Eisler 22. 

Eisler (A. über Gallenerkr.) 56. 


"| Entin 36. 


Eppinger 13. 


Fallopia 48. 
Felix 13, 16. 


Fischer 109. 


Flaska mp (A. über nichttuberk. 
Lungencrkr.) 41. 

Fleiner 128. 

Fleischner (Zur Diff.-Diagn.d. 
Lungentuberk. i. Rö.-Bild) 18. — 
32, 33, 42. 

Forssell 48. ' 

Fraenkel, E. 64. 

Fraenkel, M. 67, 72, 74, 76. 

Frangenheim 53. 


für | Freund 27 f. 


Freund, L. 69. 

Friedrich 73, 120. 

Frik (A. über nichttuberk. Lun- 
generk.) 42. — 25, 31. 

— (A. über Gastroptose) 46. 

Fritz 106. 

Frohmayer 90. 

Fuld 54. 


George 56. 

Gerhartz 19. 

Ghon 18, 221. 

Glocker (Verwendung d. Rö.- 
Str. zur quantitativen chemisch. 
Analyse) 90. 

Gocht 60, 98. 

Goetze 11, 13. 

Gorschkow 45. 

Gotthardt (Spektrometr. Un- 
ters. an Rö.-Tiefenther.-Röhren) 
104. 

Gräff 14, 16, 19 f., 31, 69. 

Grashey (seltene Rö.-Befunde) 
59. — 123, 124. 

Grau 18f£. 

Groedel (A. üb. Lungentuberk ) 
33. — 

— (Die Herzbewegung im Röntgen- 
kinematogramm) 42. 

Grunmach 32. ' 


Haenisch (A. zur Ge lleablass) 
55. 

— (A. zur Beckenluxation) 60. 

— (Intensivbestr. bei Lymphösar- 
kom) 81. — 44. 

Härting 35. 

Hamburger 18. 

Happel (A. über Rö.-Strahlen- 
wirkung) 77. 

Hart 27. 

Hasselwander 9, 53. 

Haudek (A. über Lungentub.) 
32. 

— (A. über nichttuberkul. Lungen- 

ı erkr.) 42. 

— (A. über Gastroptose) 45. 


! 


BE — (A. über Reizwirkung (d. Rö.- l 
| Kerkring 48. 


- Hoffa 60. 


128 
Haudek (A über Ulkusnische) 65. 


-o Str.) 75. — 18, 63. 
u Hayek, 18. i 
-Heitz 
| Filtersicherung) 109. 
Henke 48. 
Henle 48. 
-= Henszelmann 54. 
Hörman (Einseitige Hiluspulsa- 
'tion) 48. 
Hesse 35. 
Heßmann (A. 
_ Lungentuberk.) 69. 
° — (A. über i bei 
Psoriasis) TT.. 
— (A. über Ther. d. Rö. -Katers) 88. 
Heyrowsky 122, 128. 
Hirsch 99. 


(Par en wächsph rn 


über Rö.-Ther. 


‚Hoffmann 24. 
Holfelder (A. über Rö.-Strah- 
lenwirkung) 74. | 
— Örtl. Verteilung der Rö.-Dosis 
in d. Käörpertiefe) 83. — 97, 109. 
Holitsch (Modifik. d. gyn. Tie- 
fenbestrahlungen) 88. 
Holjó 18. ZZ 
-Holzbach | (A. über U euS: Ca.) 
86 
Holzknecht (Worauf beruht 
die. Heilwirkung d. Rö. -Str.?) 69; 
(Sehlußwort) 79. — 25,.48, 87, 
102, 109. 


Jadassohn 20. ` 
Jaeckel 84. 
Jaeger,R. (Neue men 

uhr) 120. 

J aensch 36. i 
. Jamin 41. 
Ji anus 106.. 
"Jehn (Bedeutung des Rö.-Verfah- 
rens f. die Entwicklung u. Diagn. 

.d. Thoraxchirurgie) 6. 

J entsch 34. 

. Johansson 53 f. 

= Joye 8. 
Jüngling 64, 109. 


t 


Käding (Kalkwanderungen in 
den Rippen bei Lungentuberk. ) 
27. 

Kaestle(A. über Herzkinemato- 
gr.) 43. De 

— (A. über Rö.-Ther. Lungentub) 
68. 

Kazzander. 48. 

Keiner 23. 


= 


Levy-Dor.n (Zu den paradoxen 


ILorenz Gi über 


N am enyerzei chnis ; 


- 8L.. 


Kirchheim 54.  .. 
Kirchhoff 125. > 
Kirklin 56, í 
Klee 46. KA 
|Klieneber ger (A. über Rö.- 
Ther. b. Basedow u. Blut ankh.) 
82. - 
Klin g elfuß (Dir ekt ‚zeigendes 


Spektrometer f. Rö.-Str.) 95; 
(Schlußwort) 107. 
Köhler 23. 


Köh ler ; Alban (Fall ý. Arterien- 
ver kalkung im 1. Lebensjahr) 52. 
Kraft, Friedr. (A. über nichttu- 
berk. Lüngenerkr.) 40. ` 
Kraft,H. (Photogr aphische Rö.- 
Papiere) 110. 
Krause 27. 
Kriser (A. über Strahlensamm- 
ler) 108. 
— (A. über Filtersicherung) 109. 
— (Technische Verbesserungen zur 
Einstellung d.' en se, der 
Keimdrüsen) 112. 
| Kri önig 73. : 
Küpferle (Anatom. Analyse d. 
R.-Bildes bei d. Lungenphthise) 
14. — 16, 18 £., 31, 32, 67. 
Küstner (Tagesfr agen d. Dosi- 
metrie) 86: Ä 


Thrdeker 125. 

Lange 13. 

Lange, Kurts. Öhaonl. 
Lenhartz 38. ` 

Leonard 56. 


Magen- u. Darmfunktionen) (46; 
nur Titel)... 
— (Beckenluxation; 
'60. — 
Liebermeister 18. 
Lilienstein (Das Orthometer) 
126 (Vortr. nicht enen)) 
Löschke 14. 


Trichinose) 


Wasserphan- 
tom) 110. we: 

Lorey undängsschwälte) 38. — 

— (Ulkusnische, Spina ventosa 
multiplex; Lues congen. ass.) 62. 
— 42, 65. 

Lydtin (A. über Lüngentuberk. ) 
32. 

Mall 47. 

Mandl 123. 

March 104, 105. 


= 


K erber ek über. ‚Tungentuberk ) M artıus Seil cenmessungen mit 


Rö.-Str.) 5 
Meckel 47. 


| Meyer 81. 


| 


Meyer, Herm. 12 
Arne a. 
IM ühlmann 
strahlung) 71. 
— (A. über Ovarial-Ca. 
Sterilisation) 88. | 
Müller, Christoph (A. über Reiz- - 
wirkung) 77. 
Müser 38.. 
Munk 36. 


(Über 


nach Rö,.- Sr 


Neißer, E. 71. 


Neumann, K. E. 56. 


| Neumann, W. 18f., 32. 


Nicol 18. ee 
Nürnberg er (A. über iz 
De 79. — 72. u 


Oehnell 68. 

Opitz (A. 
kung) 73. 

Otten. 38. 


über R.-Strahlenwir- 


| Pape 116. 
von Pawlow 44. 
Peltason (Kompressionsdurch- 
leuchtung d. Lungenspitzen) 25. 
Petren 65. 
Petruschky 18. 
Petry 70. 
Pfahler 55. 
Piccaluga 79. 
Piery 18 £. 
Planek 95. 
Por des (Ist zur Erklärung ‚der. 
Rö. -Wirkung die Annahme von 
Funktions- u. Wachstuinsreiz 
notwendig?) 70. a 


Qer 44: 


Rach 22. : 

Ranke 18 f., 33, 67. 

Regener 92. 

-Reiche 65. : 

Reiman n (A. über Lungentub ) 
31. 

Ri ieder en u. Unter- - 
‚scheidung V. J ejunum u. Ileum) 
47. — 24,43. 

Risel 35. 

Roman 23. 

v.Rombe rg (A. über Lungentu- 
berk.) 30. — 31. 


ro. 


| Rosenthal 43. 


Rostoski 35. 


Rö.-Reizhbe- 


Sauerbruch 6 f. 

Saupe (Sog. Bergkrankheit der 
Erzbergleute in Schneeberg) 35. 

Schäfer 89. 

Schlagintweit 87. 

Schlesinger, E. (Dem Rö.- 
Bilde zu entnehmende Richt- 
linien f. die Ther. des Kardio- 
spasmus) 121 (Vortr. nicht ge- 
halten). 

Schleußner(A..zu Dosimetrie) 
87. 

— (Neuer Belichtungsmesser f. Rö.- 
Aufnahmen) 97; Schlußwort 107. 

Schloßberger 69. 

Schmoll 23. 

Schmorl 37. 

Schütze 56. 

Schutt 14, 24. 

Schwarz, Gottw. (A. über Rö.- 
Strahlenwirkung) 72. — 43, 81. 

Seemann 90, 95, 104, 105. 

v.Seuffert (A. über Rö.-Strah- 
lenwirkung) 74. 

Seyerlein (Traumat. Epiphy- 
senlösung u. ihre Folgen) 61. 

Siegert 53. 

Sielmann,H. (Untersuchungen 
üb. d. Einfluß d: Rö-Str. auf den 
Kochsalzstoffwechsel u. seine 
Beziehungen zur Ther. d. „Rö.- 
Katers“) 87. 

Sielmann, R. 
Basedow) 81. 

Simon 22, 108. 

Simons 72. 

Spitz s. Altschul. 


(Rö.-Ther. bei 


Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. 


Numenverzeithnis. 


Staub-Oetiker 36. 

Staunig (A. über Lungentub.) 
30; (A. über Spektrographie und 
Belichtungsmesser) 106. 

Steinberg 125. 

Stephan 67, 71, 74. 

Steuernagel (Neuc Bestrah- 
lungslampe) 125 (Vortr. nicht 
gehalten). 

Straßmann 89. 

Strauß, H. 60. 

Strauß, O. (Einfluß d. Rö.-Str. 
auf endozelluläre u. Stoffwech- 
selvorgänge) 80. — 36. 

Strauß, Sigm. (Das Mekapion, 
ein neuer Rö.-Strahlen- u. Isola- 

tionsmesser) 118. 

Stürtz 13. 

Stumpf (Stereo-Durchleuchtg.) 
92. 

Sudeck 27 f. 

Sumita 28 f. 

Symnitzky 54. 


Teschendortf (Darstellung d. 
Gallenblase m. Aufblähung d. 
Duoden. u. Jejunums) 54. 

Theilhaber (Die elektromagn. 
Schwingungen u. die zelluläre 
Immunität) 80. 

Thiele 35. 

Toldt 47. 

Tuffier 16. 


Uhlig 35. 
Vierheller 95. 


| Virchow 18. 


XIV, 


129 


Vogt, E. (Rö.-Unters. 
Mißbildungen) 61. 

— (A. über Milzreizbestrahlung) 73. 
— (Auftreten von Ovarialtumoren 
nach Rö.-Kastration) 88. — 72. 

Vogt, W. 47. 


Volhard (A. über Rö. ‚Strahlen- 


wirkung bei Anurie) 73 

Voltz (A. über biolog. Strahlen- 
wirkung) 78. 

— (A. über Dosisverteilung) 85. 

— (A. über Spektroskopie) 106. — 
103, 109. 


Walter 110. 

Weber 57, 58, 70. 

Wehmer (Einstellvorrichtung) 
126 (Vortr. nicht gehalten). 

Weigert 73. 

Weil 36. 

Weinstein(A. über Kardiaste- 
nose) 46. 

— (A. über Gallenkrankh.) 56.— 34. 

Weski 108. 

Wilms 76. 


Winter (Strahlenther. d. inope- 


rablen Uteruskarzinoms) 86. 

— (A. über gyn. Untertischbestrah- 
lung) 88. 

Wi intz (A. über rn 76. —- 
41, 101. 


Zweifel, E. (Milzreizbestrah- 
lung) 72. 


— (Bestrahlung v. Ovarial-Ca.) 89. 


seltener. 


+ E (Glocker) 90. 
T Achillessehne, verknöcherte 60. 
Anämien, Rö.-Ther. 
(Mühlmann) 71. 
" Anurie s. Nierenkrankheiten. 
Arndt-Schulzsches Gesetz (Holz- 

knecht, Pordes) 70, 79;-(Voltz) 78. 
Arterienverkalkung im L Lebens- 
jahr. (Köhler) 52. 


Àr thritis deformans nach Epiphy- 


senlösung (Seyerlein) 61. 


Auge, Fremdkorper (Stumpf) 94. 


i Basedow, Rö. -Ther. 
81. ' 

Beckenluxation (Levy-Dorn, Hac- 
nisch) 60. 


E Beckenmessung mit Rö. (Mar tius) | 


57. 
| Belichtungszeitmesser, neuer 
(Schleußner) 97; (Staunig) 106. 
Bergarbeiterlungen (Böhme) 33; 
— (Saupe) 35. 
l s (Steuornagel) 
. 125. | 
Blutkr ankheiten 5. Auamie: Hodg- 
-o kin. 
Blutungen 
Uterus.. 
 Bronchialfistel 8. 
— ohne E O noona (Kraft) 
41. ua 
Br N 10, 
Bulbusfüllung, flüchtige (Eisler ) 57. 


S. Milzbostrahlun g, 


Chemische Te mittels Rö.-Str. 
(Glocker) 90. 
Coxa vara nach Epiphysenlösung 
(Seyerlein) 61. 


Darm; Unterscheidung der Ab- 

| schnitte (Rieder) 47. A 
Darmfüllung mit Luft  (Teschen- 

=. dorf) 54. 

Darmfunktionen, paradoxe (Levy- 
Dorn) 46. 

Dosierung (Chspari) 69; (Holfelder) 
74, 84; (Haudek) 75; (Wintz) 76. 


bei schweren |.. 


| | Eehinokokkus der Lunge 12. 
| Einsteinsche Formel 95, 96. 
R. Sielmann) 


= |Frikscher Haudgriff 25, 31. 


Sach verzeichnis. 
_ (Zahlen -- -= Seitenzahlen. ) 


Dosimetrie (Küstner) 86. 
Dosis, Verteilung in der Körper- 
tiefe (Holfelder) 88. 
Dosisuhr, Dosiszähler (Jaeger) 120. 
Duodenum, Ulkus (Eisler) 56. 
— Abkniekung: der. P. descendens 
(Weinstein) 56. 
— Darstellung’ (Eisler) 56. | 
Durchleuchtung, stereoskopische 
(Stumpf) 92. Zu 


š 1 
* 


Einstellvorrichtungen 5. Zentrier- 
apparate. 
Elektr omagnetisch e Schwi ngungen 


haber) 80. 
Epiphysenlösung, traumatische u. 

ihre Folgen :(Seyerlein) 61. 
Expositionsmesser s. Belichtungs-| . 
zeitimesser. | 


Filme, doppelt begossene (Cramer) 
111. 
Filtersicher ung 102; (Heitz, Kriser j 
. 109. - 
Fremiköuer s. Barkani Auge: 


Gallenblase, Darstellung mittels. 
_ Dünndar mauf blähun g (Teschen- 
dorf) 54. 

— Hämangioni neben der en 
stein) 56. ie 

Gallensteine, Diietellkine 

- nisch) p5; (Eisler) 56. 

Gastroplose, Anatomie u. Röntge- 


(Hae. 


nologio (v. Dehn) 44; (Haude) 


45; (Frik) 46. 
Gittermaßstab (Martius) 58. | 
Grippe, Rö.-Diagn. (v. Dehn) 32. 
Gynäkologische Tiefenbestrahlung, 
Technik (Holitsch, Winter) 86. 


Härtemesser (Aussprache) 106. 
Herzbewegung im Rö.-Kinemato- 
gramm (Groedel) 42; (Kästle) 43. 


und zelluläre Immunität (Theil-| 


Hosen (Lilienstein) 126. 
Hilusdrüsentuberkulose (Altschul) 
23. 
'Hiluspulsation, 
man) 43: 
Hodenbestrahlung, Technik (Kri- 
ser) 115. 


Sinai 


(Her- 


Hodgkinsche Krankheit, Diagn.13.. 


— Therapie (Chaoul u. Lange) 8L.. 


Hüftgelenk s. Coxa. 
strahlenden (Kriser) 112. 


dung (Rieder) 47. 


Intensivbestrahlung s. Überdosie- 


rung. 
Isodosenkurven (Holtelder) 83. 
Tolationeng nr „Mekapion“ (S. 


Strauß) 118. 


ini. und Ileum, Unterschei- ' 


dung (Rieder) a 


~ 


bei Lungentuberk. (Käding) 27. 
Kardiastenose (Weinstein) 46. 
Kardiospasmus, Diagnostik 
Therapie (E. Schlesinger) 121. 


Keimdrüsenbestrahlung, Technik . 
(Kriser) 115. | u 
Kerkringsche Falten 481. ` | 
Kinematographic des Herzens 


(Groedel) 42; (Kaestle) 48. 
Knochenatrophie, Sudeeheche, bei.. 
Lungentuberk. 27.- 
Knochensyphilis, kongenitale (Lo- 
roy) 47. 


Hypophyse, Einstellung der zu he- 


Ileum und Jejunum, Unterschei- - 


Kalkwanderungen in den Rippen e 


und 


~ 


Köhler sche Metatar salorkrankung 


60. 

Kompressionsdurchleuch tung der | 
Lungenspitzen (Peltason) 3; 
(Reimann) 31: | i 

ee für Keimdrüsen: . 


' bestrahlungen (Kriser) 115. 


tuberkel in der (Frik) 42. 


Lunge, großer verkalkter Solitär- ` 


Lungenaufnahnmnen, Technik (Stau- 
nig) 30; (Haudek) 32. 

— s. Lungenspitzen. 

Lungenembolie (Kraft) 40. 

Lungeninfiltration nach Thorax- 
hestrahlung (Flaskamp) 41. 

Lungenkaverne, vorgetäuscht d. 
Ösoph.-Divertikel (Czepa) 32. _ 

l.ungenkrankheiten, Rö.-Diagno- 

stik 9f. 

— der Bergarbeiter (Böhme) 33; 
(Saupe) 35. 

Lungenspitzen, Kompressions- 
durchleuchtung (Peltason) 25; 
(Reimann) 31. 

Lungentuberkulose, 
(Küpferle 14; (Chaoul) 16; 
(Fleischner) 18; (Altschul u. 
Spitz) 22; Aussprache 30—833. 

— Ausbreitung der 15. 

— Kavernen bei 17. 

— Differentialdiagnose 
ner) 18; (Kerber) 31. 

— Röntgenologie u. Klinik der pri- 
mären (Altschul) 22. 

— Kalkwanderung in den Rippen 
bei (Käding) 27. 

— Einteilung°der (Fleischner) 19; 
(v. Romberg) 30. 

— Prognose aus dem Röntgenbild 
(Haudek) 32. 

— Röntgentherapie (de la Camp, 
Bacniıeister, Kaestle, Heßmann, 
Caspari) 67—689. 

Lungentumoren (Lorey) 38; (Hau- 
dek) 42. 

— bei Bergarbeitern (Saupe) 35. 

Lymphogranulomatose, Rö.-Ther. 
(Chaoul u. Lange) 81. 

Lymphosarkom, Intensivbestrah- 
lung (Haenisch) 81. 


Rö.-Diagnose 


(Fleisch- 


Magen =. Gastroptose, Pseudosand- 
uhrmagen. 
— geheilte Ulkusnische (Lorey) 62; 
(Haudek) 65. 
Magenfunktionen, paradoxe 
Dorn) 46. 
Magengeschwür, vagotonische Ent- 
stehung (Haudek) 75. 
Magenspasmen bei 
(Frik) 46. 
Mediastinalemphysem 9. 
Mckapion, neuer Röntgenstrahlen- 
und Isolationsmesser (S. Strauß) 
118. 
Meßapparate 
Mekapion. 
Miliartuberkulose 20. 


(Levy- 


Entlastung 


S. 


Psoriasis, 


| Punktwärmctheorie 
Spektrographie,' 
'„Rapid“-Röntgenapparat (Berger) 


Sachverzeichnis. 


131 


Milzbestrahlung (Mühlmann) 71; Reizwirkung der Rö.-Str. (Holz- 


(Zweifel) 72; (Vogt) 73; (Nürn- 
berger) 79. 
Mißbildungen, seltene (Vogt) 61. 
Mongolismus 53. 


Morbus maculosus, Milzbestrah-| Rippen, 


lung (Mühlmann) 71. 
Myelome 60. 


Nagelwachstum nach Bestrahlung 
(Czepa) 72. 

Nekrohormontheorie Casparis 
(Happel) 78. 

Neo-Diskus (Schleußner) 97. 

Neoplatten (Cramer) 111. 

Niere, verkalktes Ca. 60. 

Nierenkrankheiten, Rö.-Therapie 
(Mühlmann) 71; (Volhard) 73. 


Ösophagus, Rö.-Diagn. 12. 

— s. Kardia. | | 

— Fremdkörperperforation 60. 

Ösophagusdivertikel, Lungenka- 
verne vortäuschend (Czepa) 32. 

— epiphrenales (Dessecker) 52. 

Orthometer (Lilienstein) 126. 

Osteogenesis imperfecta 53; (Vogt) 
62. 

Ovarialbestrahlung, Technik (Kri- 
ser) 115. 

Ovarialkarzinom, Rö.-Ther. (Zwei- 
fel) 89. 

Ovarialtumoren, 
Rö.-Kastration 
inann) 88. 


Auftreten 
(Vogt, 


nach 


Mühl- 


Paraffin-Wachs-Phantom 
109. 
Perikardverkalkung: 59. 
Photographische Röntgenpapiere 
(Kraft) 110; (Cramer) 111. 
Phrenikotomie 11, 13. 
Plancksche Konstante 9. 
Pleuraerkrankungen 7. 
Pleuraverkalkungen 59. 
Pneumonie, typhöse (v. Dehn) 32. 
Pneumonokoniose der Bergarbeiter 
(Böhme) 33: (Saupe) 35. 
Pneumothorax 6, 7. 
Polydaktylie (Vogt) 62. 
Pseudoleukämie (Klieneberger) 82. 
Pseudosanduhrmagen (Haudek) 46. 
Thymusbestrahlung 
(Heßmann) 77. 


(Heitz) 


’ 


Dessauers 
(Happel, Voltz) 78 


100. 


Senkungsabszesse, 


knecht) 69; (Pordes) 70; (Mühl- 

mann )71; (Zweifel) 72; (Haudek) 

75; (Wintz) 76; (Theilhaber) 80. 
— Aussprache 721£. 
Kalkwanderungen 
(Käding) 


bei 
Lungentuberk. 27; 
(Groedel) 33. 


Röntgendosisuhr (R. Jäger) 120. 


Röntgenkastration, Auftreten v. 
Ovarialtumoren nach (Vogt, 
Mühlmann) 88. 

Röntgenkater, Kochsalztherapie 
(H. Sielmann) 87. 

Röntgenosan 87. 

Röntgenpapier, photographisches 


(Kraft) 110; (Cramer) 111. 

Röntgenschädigung s. Lungeninfil- 
tration, Schädigung, Röntgen- 
kater, Überdosierung. 

Röntgenspektroskopie (Glocker) 90. 

Röntgenstrahlenwirkung, allge- 
meine und lokale (Caspari) 69: 
(Opitz) 73. 

— s. Reizwirkung. | 

— Theorie f. refraktäres Verhalten 
(G. Schwarz) 72. 

— wachstumssteigernde (Uzepa) 72. 

— Wesen der (Opitz) 73; (Holfel-: 
der) 74; (Happel) 77. 

— auf endozelluläre u. Stoifwech- 
selvorgänge (Strauß) 80. 

Röntgenstrahlenwirkung auf Koch- 
salzstoffwechsel (H. Sielmann) 
87. | 


Schädel, Mißbildungen (Vogt) 61. 

Schädelquadrant (Kriser) 112. 

Schädigung durch: zu hohe Strah- 
lendosen bei Lungentuberkulose 
(Kaestle) 68. 

Schutzvorrichtungen für Keim- , 
drüsenbestrahlungen (Kriser) 
115. — s. Filtersicherung. | 

intrathorakale 
(Chaoul u. Lange) 40; (Haudek) 
42. 

Sensibilität der Tumoren gegen- 
über Rö.-Str. (G. Schwarz) 72: 
(v. Seuffert) 74; (Haudek) 75; 
(Chr. Müller) 77. | 

Spannungsmessung 
graphie. 

Spannungspneumothorax 8. 

Spektrographie 90, 95: (Gotthardt) 
104; Aussprache 106. 

Spektrometer, direkt. 
(Klingelfuß) 9. 

Spina ventosa multiplex (Lorey) 63. 

Spondylitis s. Senkungsabszesse. 

17* 


s. Spektro- 


zeigendes 


| Stereodurchleuchtung (Stumpf) 92.| gische. 


‘Stoffwechsel nach Rö. -Bestrahlung | Trochoskop (Berger) 102. 


 Thymusbestrahlung bei Psoriasis Urakana Strahlentherapie 


132 | EEE T | . Sachverzeichnis. 


Pi 


Stativ s. Universalstativ. Tiefenbestrahlung s. gynäkolo- 


Stereoskopie 6, 9; (Beyerlen) 123. | Trichinose (Levy-Dorn) 60. ger) 79. 


(Strauß) 80. Tumorenbestrahlung s. Sensibili- 
Str ahlensammler use Kriser) ‚tät. 2: 
108. 


lenmessung (S. Strauß) 118. 

Visierphantom 103. 
RD | Überdosierung bei Lungentuberku- 

Technik s. Gallenblase, Gallen-| . lose (Kaestle) 68. 
steine, Lungenaufnahmen, Un-| beiLymphosarkom (Haenisch) 81. 

tertischbestrahlung, Stereo- |; Ultradur“- Röntgenapparat (Ber- 

durchleuchtung, .Zentrierappa-| ger) 100. 

rate, Rapid, Ultradur, Trocho-| Ultraviolettbestrahlung125. ar 

skop, Universalstativ, Schutzvor-| Universalstativ (v. Dehn) 112. |y; h 1sänlendefckte (Vort. 61 
` richtungen, Mekapion, Dosisuhr,| Untertischröhre £..gyn. Tiefenbe- irbelsäulendefekte (Vogt). 6t. 

. Spektrographie, Orthometer:  strahlung (Holitsch, Winter) 88. 
Thoraxchirurgie, diagnost. Bedeu-| Urämie. bei Uterus- 2 (Holzbach) 

tung d. Rö.-Verfahrens (J ehn) 6.| 86. 


| 
kung. 

Wachstumsstörung nach Epiphy- 
senlösung (Seyerlein) 61. 

Wasserphantom 109, 110. 


Wirbeltuberkulose s. Spondylitis. 
Zentrierapparate (Berger) 101, 103; 


(Wehmer) 126. 


| (Heßmann) 77. ; | (Winter, Holzbach) 86.. Zwerchfellerkrankungen 13. 


be RUE 


Uterusschleimhaut, Untersuchung , 
nach Milzbestrahlung (nurah 


mE E E a eo E 


Verstärkerröhre für Röntgenstrah- 


Weigertsche Reiztheorie (Opitz) 


(Kriser) 112, (Beyerlen) 124; 


-s - 


Wachstum s. Röntgenstrahlenwif- E ` 


Band XXXI Ausgegeben am 5. Juli 1923 Heft 1 


Fortschritte 


auf dem Gebiete der 


 Röntgenstrahlen 


Publikationsorgan der Deutschen Röntgen-Gesellschaft 


begründet von 


Heinrich Albers-Schönberg, 


unter Mitwirkung von 


Prof. Dr. v. Bergmann in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Deneke in Hamburg, Prof. Dr. Deycke in 
Lübeck, Prof. Dr. Drüner in Quierschied, Prof. Dr. 6. Forssell in Stockholm, Prof. Dr. Forster 
in Bern, Prof. Dr. Eugen Fraenkel in Hamburg, Prof. Dr. L. Freund in Wien, Prof. Dr. #ocht in 
Berlin, Privatdozent Dr. @roedel in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Haenisch in Hamburg, Oberarzt 
Dr. Holthusen in Hamburg, Prof. Dr. Holzknecht in Wien, Prof. Dr. Kienböck in Wien, Prof. 
Dr. Klieneberger in Zittau, Prof. Dr. Alban Köhler in Wiesbaden, Prof. Dr. Kölliker in Leipzig, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Krause in Bonn, Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kümmell in Hamburg, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Küttner in Breslau, Stabsarzt a. D. Lambertz in Berlin, Prof. Dr. v. Laue 
in Berlin, Prof. Dr. Levy-Dorn in Berlin, Prof. Dr. J. E. Lilienfeld in Leipzig, Privatdoz. 
Dr. Lorey in Hamburg, Prof. Dr. Ludloff in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Hans Meyer in Bremen, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Oberst in Halle, &. E. Pfahler, M. D. in Philadelphia, Prof. Dr. H. Rieder 
in München, Prof. Dr. Rumpf in Bonn, Privatdoz. Dr. Schinz in Zürich, Prof. Dr. F. Schultze in 
Bonn, Hofrat Prof. Dr. Sick in Hamburg, Obergeneralarzt Dr. Stechow in Berlin, Geh. Med.-Rat 
Prof. Dr. Tillmanns in Leipzig, Prof. Dr. Walter in Hamburg und Prof. Dr. Wintz in Erlangen 


herausgegeben von 


Professor Dr. Rudolf Grashey in München 


Hamburg 


Lucas Gräfe & Sillem 
(Edmund Sillem) 


1923 > 


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Die „Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen“ aan, bei 
Lucas Gräfe & Sillem in Hamburg, Kaisen-Wilhelm-Straße 82 I, in Bänden Tone d 
6 Heften. Preis dieses Heftes (Grundzahl) im Abonnement M. 8,—, einzeln M. 10,— . Diese 
Zahlen werden mit der Schlüsselzahl des Deutschen Yortepa a multipliziert, "die bei 


A e 


Ausgabe des Heftes 032 ist. | A 
Be Be, 
Inhalt. 2 
Ir 
Herzog, F., Über das „Coecum mobile“ und ähnliche Erkrankungen . Seite 1 A 
Mayer, E. a3 Beitrag zur röntgenologischen Untersuchung des Ohres (Tafel I, Fig. au. b) s; STAA 
„Walter, F., Ein Fall von Ulkus-Nische an der Eronen Kurvatur am openenen Magen (Tafel A 
Fig. 1 u. 2). TEE: re Tee 
Hitzenberger, K, und L, Reich, Ein Beitrag zur Röntgenkymographie . an. = > IT 
Zeitlin, A., Einige röntgenologische Kleinigkeiten . ee 
Róna, A,, Die Verwendung plastischer Abdeckmasse in "der Röntgentherapie ; „208 
Pokorny- -Weil, piny; Zur Kenntnis der grobknotigen Form der Pneumonokoniose (Tafel I oN : 
Fig. a) . . . . . . . s A dm 
Sommer, dJ., Beitrag. zur Diagnostik der Speiseröhrentumoren N ae De ee T : 26 E 
Kraft, F., Das Blasendivertikel im Röntgenbild . > 728 SA 
Wimberger, H., Zur Röntgensymptomatologie des kindlichen Mediastinums (Tafel II, Fig. 1—3) 2.838 
Chania, J., Über die Stereoskopie mit besonderer Berücksichtigung der Stereogrammetrie bei K 


Benützung des Hasselwanderschen Stereoskiagraphen . 
Amelung, W., Läßt sich durch das Röntgenbild der sichere Nachweis einer Arthritis urica 
erbringen? (Tafel III, Fig. 1 und Tafel IV, Fig. 2—4). . ; 2 


n 

Kautz, F., Isolierte Epiphysenkernfraktur am Finger (Tafel IV, Fig. au. b) = 
Altmann, EVA D. Rochlin u. E. Gleichgewicht, Über den Late icklungsbetehlenuiganabkl 

und entwicklungshemmenden Einfluß der Röntgenstrahlen : = 
Attinger, E., Die Interpretation des hinteren Herzrandes in frontaler und 'schräger Durch- 

leuchtung . - 


Nägelsbach, E,, Ein tödlich verlaufener Fall von allgemeiner Ostitis fibrosa mit innersekre- 
torischen Störungen (Tafel III, Fig. 1—3) . er I 
Schulhof, E., Uber eine Lumineszenzerscheinung am Durchleuchtungsschirm > 
Bornhardt, R Die Coolidge-Hochleistungs-Röhre . 
Simons, "A, Röntyum, ein neues Röntgenkontrastmitiel. zur Darstellung des "Magen-Darm- 
kanals (Tafel VOR 
Lorey, A., Bemerkungen zu “der Arbeit Fleischners „Lobäre und interlobäre Lungenpro- 
zesse“ in Band XXX, Heft 3/4 u. 5/6 dieser Zeitschrift ; 
Konjetzny, G. E, Zur Frage der echten Mogon ayere Unze Bemerkung 2 zu der Mittei- 
lung von L. Rothbart in Bd. XXX, H. 5/6) . ee > 
Professor Hermann Heineke (mit Porträt) . ga: > 
Brief aus Rußland BETTEN, nr 
Bücherbesprechungen . . 
O. Alberti: La letteratura radiologica italiana. — P. Cermak: Die Röntgenstrahlen. — 
R. Grashey: Atlas typischer Röntgenbilder vom normalen Menschen. 4. Aufl. — 
P. Ludewig: Die physikalischen Grundlagen des Betriebes von Röntgenröhren mit 
dem Induktorium. — Wetterer: Handbuch der Röntgen- und et 4. Aufl. 
Vereins- und Kongreßberichte . 
Röntgenvereinigung zu Berlin, Sitzung am 8. und 22. Februar 1923, == - Röntgenologisches 
von der 47. Versammlung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Berlin vom’ 
4. bis 7. April 1923. — Verein deutscher Ärzte in Prag, Sitzung vom 2. März 1923. — 
Moskauer Röntgenologen- und Radiologenvereinigung, 1. und 2. Sitzung vom 23. Ja- 
nuar und 20. Februar 1923, 
Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes . . x 2. 2. 2 2 2 2 2 2... >51 0 7a 


Tarif der Deutschen Röntgen-Gesellschaft‘. . A 146° 
Leitsätze für die Anstellung selbständiger Röntgenärzte an Krankenanstalten „n 146 
Nachtrag zu den Vereins- und Kongreßberichten . 1 A1487 


Gynäkologenkongreß in Heidelberg. Strahlentherapeutische Vorträge am 25. Mai 1923. 
— Vortragszyklus der Deutschen Röntgen-Gesellschaft am 26. und 27. Mai 1923 in 


Heidelberg. - 
Mitteilungen. . Fa er y 
Druckfehlerberichtigung „ 1140 
Autorenverzeichnis . a 
Sachverzeichnis 4 158.7 


Manuskripte und zur Reproduktion bestimmte Abbildungen sind an die Schriftleitung, Prof. Js 
Dr. Grashey, Städt. Krankenhaus München-Schwabing, Kölner Platz 1, zu richten. % 
Für die Tafeln bitten wir nur tadellos von einem geschickten Photo- 5 


graphen ausgeführte Abzüge der Originalplatten zu senden, da GlasplattenZ 
häufig auf dem Transport zerbrochen werden. 


Druckschriften können auch durch die Verlagsbuchhandlung Lucas Gräfe & Sillem in Ham- x 2 3 
burg übermittelt werden. Sé 


Unsere Herren, Mitarbeiter erhalten als Honorar 30 Sonderdrucke mit Tafeln ihrer Arbeit, welchen 5 


bei den gegenwärtigen hohen Herstellungskosten einen den sonst üblichen Gegenleistungen entsprechenden. ee 
Wert darstellen. a 


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Der Verleger behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung m 
Verbreitung der in dieser Zeitschrift erscheinenden Originalbeiträge inner- 
halb der gesetzlichen Schutzfrist vor. 


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Band XXXI Ausgegeben September 1923 Heft 2/3 


Fortschritte 


auf dem Gebiete der 


höntgenstrahlen 


Publikationsorgan der Deutschen Röntgen-Gesellschaft 


begründet von 


Heinrich Albers-Schönberg, 


unter Mitwirkung von 


Prof. Dr. v. Bergmann in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Deneke in Hamburg, Prof. Dr. Deycke in 
Lübeck, Prof. Dr. Driüner in Quierschied, Prof. Dr. &. Forssell in Stockholm, Prof. Dr. Forster 
in Bern, Prof. Dr. Eugen Fraenkel in Hamburg, Prof. Dr. L. Freund in Wien, Prof. Dr. ocht in 
Berlin, Privatdozent Dr. &roedel in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Haenisch in Hamburg, Oberarzt 
Dr. Holthusen in Hamburg, Prof. Dr. Holzknecht in Wien, Prof. Dr. Kienböck in Wien, Prof. 
Dr. Klieneberger in Zittau, Prof. Dr. Alban Köhler in Wiesbaden, Prof. Dr. Kölliker in Leipzig, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Krause in Bonn, Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kümmell in Hamburg, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Küttner in Breslau, Stabsarzt a. D. Lambertz in Berlin, Prof, Dr. ve Laue 
in Berlin, Prof. Dr. Levy-Dorn in Berlin, Prof. Dr. J. E. Lilienfeld in Leipzig, Privatdoz. 
Dr. Lorey in Hamburg, Prof. Dr. Ludloff in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Hans Meyer in Bremen, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Oberst in Halle, G. E. Pfahler, M. D. in Philadelphia, Prof. Dr. H. Rieder 
in München, Prof. Dr. Rumpf in Bonn, Privatdoz. Dr. Schinz in Zürich, Prof. Dr. F. Schultze in 
Bonn, Hofrat Prof. Dr. Sick in Hamburg, Obergeneralarzt Dr. Stechow in Berlin, Geh. Med.-Rat 
Prof. Dr. Tillmanns in Leipzig, Prof. Dr. Walter in Hamburg und Prof. Dr. Wintz in Erlangen 


herausgegeben von 


Professor Dr. Rudolf Grashey in München 


Hamburg 


Lucas Gräfe & Sillem 
(Edmund Sillem) 


1923 


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Die „Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen*“ erscheinen o oi 
Lucas Gräfe & Sillem in Hamburg, Kaiser-Wilhelm-Straße 82 I, in Bänden von, e 
6 Heften. Preis dieses Heftes (Grundzahl) im Abonnement M. 12,—, einzeln M. 15,—. Diese 
Zahlen werden mit der Schlüsselzahl des Börsenvereins der deutschen Bront 
multipliziert. 5 ie 


E E, 2 


Herrnheiser, G., Kostomediastinale Schwarten (Tafel VI) . Ä Seite 165 
Pokorny, Lilly, a TC Untersuchungen über die Wirkung von Tierkohle bei Meteo- F 
rismus (Tafel VIII, Fig. 1—4). . : 192 zi 
Landau, W., Neurogene Schluckstörung mit Einlaufen von Kontrastmittel in die Luftwege E 
im Röntgenbild (Tafel VII, Fig. a, b, c) . ; „ 203 
Fleischner, F., Multiple Epiphysenstörungen an den Händen (Tafel VII, Fig. a) | „2206 
Fleischner, F., Gehört die Patella bipartita zum Kreis der Osteochondropathia juvenilis? — 
(Tafel VIL, Fig. 1-3). . .=2000 
Mau, O., Die röntgenologischen Veränderungen "bei der angeborenen Schulterlähmung "unter 
besonderer Berücksichtigung der sogenannten Lateralverschiebung der oberen Humerus- 512 
epiphys 
De r F, Isolierte Frakturen der Dornfortsätze der unteren Hals- und oberen Brustwirbel — ~~ e 
durch Muskelzug (Tafel IX, Fig. 1 u. 2) . „r 219E 
Krause, P. und K. Käding, Die Anwendung des Baryum sulfuricum in der Medizin, beson- 
ders in der Röntgenologie mit Berücksichtigung der Toxikologie der Baryumsalze 2 
Rehbein, M., Beiträge zur Perthesschen Krankheit (Tafel X, Fig. 1—6) . „oz 
v. Falkenhausen, Frhr. M., Über die klinische Brauchbarkeit dar Bestimmung der Lungen- 7 
spitzenfelder "nach Krönig und Goldscheider (Tafel X, Fig. a u. b). nn A 
Kautz, Fr., Zur isolierten Malazie des Os naviculare carpi (Tafel XI, Fig. 17 en 
Esau, Mediane Nasenspalte bei angeborenem Dermoid (Tafel XT, Fig. a) `. cje one 2 A 
V. Hecker, H., Ausgedehntes „Panzerherz“ als Zufallsbefund (Tafel XII, Fig. 128A : zi 2MINS 
Engelmann, G., Ein Fall von kongenitalem Femurdefekt mit postnataler Entwicklung des i 
Knochens (Tafel XII, Fig. a, b, c) - 1272 20T 
Wacker, B., Intensität und Härte der Strahlen verschiedener Glühelektronenröhren . >- 210. 
Sachs, H., Ein Aneurysma der Aorta descendens mit BUS aar Vorwölbung unterhalb der 


linken Skapula. . . RE 285 Fam 
Pordes, F., Der Mechanismus der Röntgenwirkung - 2 y 
Borak, ar Die Harnsäureausscheidung nach Röntgenbestrahlung normaler Individuen . 
Reimann, G., Zur Frikschen Sichtbarmachung der Lungenspitzen . . 

Dessecker, Č., Eine Neukonstruktion des Wechselrahmens von Berg für Bulbusaufnahmen 
Max Immelmann +, mit Titelbild RE FE oo, - 
Bonner Röntgenvereinigung am 29, 1. und 15. 4. 1998 . HR 

8. Tagung der Vereinigung bayerischer Chirurgen 7. Juli 1923 . . 

Verein deutscher Arzte in Prag vom 11. Mai 1923. . . . IA- 
Bücherbesprechungen . 

Drüner, Die Messung des Röntgenbildes. — "Hausmann, Grundzüge der Lichtbiolo 
und Lichtpathologie. — Kienböck, Diagnostische Skizzen von Röntgenbildern gi 
Brustkorbes. — Marx, Röntgenstrahlen, Radium und die Materie. — Martius, Gynä- 
kologische Strahlentiefentherapie. —Naegeli, Einführung in die chirurgische Röntgen- 
diagnostik. — Salzmann, Die Röntgenbehandlung i innerer Krankheiten. — Sonnen- 
kalb und Beyer, Die Röntgendiagnostik von Ohr, Nase und Nebenhöhlen, Kehlkopf, 
Mund und Zähnen. 


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Auszüge aus Zeitschriften des In- und Auslandes . . . a s a hos e s a e . , 324 
Tarif der Deutschen ASLO Gesellschaft. en F A 
Mitteilungen . - . » 362 
Autorenverzeichnis i » 364 
Sachverzeichnis . 368° 


Manuskripte und zur Reproduktion bestimmte Abbildungen sind an die Schriftleitung, Prof. 
Dr. Grashey, Städt. Krankenhaus München-Schwabing, Kölner Platz 1, zu richten, 3 
Für die Tafeln bitten wir nur tadellos von einem geschickten Photo- E- 
graphen ausgeführte Abzüge der Originalplatten zu senden, da Glasplatten E 


häufig auf dem Transport zerbrochen werden. 


Druckschriften können auch durch die Verlagsbuchhandlung Lucas Gräfe & Sillem in Ham- 
burg übermittelt werden. 


Unsere Herren Mitarbeiter erhalten als Honorar 30 Sonderdrucke mit Tafeln ihrer Arbeit, welche 
bei den gegenwärtigen hohen Herstellungskosten einen den sonst üblichen Gegenleistungen entsprechenden. 
Wert darstellen. —. 


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Der Verleger behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und 
Verbreitung der in dieser Zeitschrift erscheinenden Originalbeiträge Inner | E . 
halb der gesetzlichen Schutzfrist vor.. hr 


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Ausgegeben Januar 1924 


Fortschritte 


auf dem Gebiete der 


höntgenstrahlen 


Publikationsorgan der Deutschen Röntgen-Gesellschaft 


begründet von 


Heinrich Albers-Schönberg, 


unter Mitwirkung von 


Prof. Dr. v. Bergmann in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Deneke in Hamburg, Prof. Dr. Deycke in 
Lübeck, Prof. Dr. Drüner in Quierschied, Prof. Dr. &. Forssell in Stockholm, Prof. Dr. Forster 
in Bern, Prof. Dr. Eugen Fraenkel in Hamburg, Prof. Dr. L, Freund in Wien, Prof. Dr. &ocht in 
Berlin, Privatdozent Dr. @roedel in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Haenisch in Hamburg, Oberarzt 
Dr. Holthusen in Hamburg, Prof. Dr. Holzknecht in Wien, Prof. Dr. Kienhöck in Wien, Prof. 
Dr. Klieneberger in Zittau, Prof. Dr. Alban Köhler in Wiesbaden, Prof. Dr. Kölliker in Leipzig, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Krause in Bonn, Geh. San,-Rat Prof. Dr. Kümmell in Hamburg, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Küttner in Breslau, Stabsarzt a. D. Lambertz in Berlin, Prof. Dr. v. Laue 
in Berlin, Prof. Dr. Levy-Dorn in Berlin, Prof. Dr. J. E. Lilienfeld in Leipzig, Privatdoz. 
Dr. Lorey in Hamburg, Prof. Dr. Ludloff in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Hans Meyer in Bremen, 
Geh. Med,-Rat Prof. Dr. Oberst in Halle, &. E. Pfahler, M. D. in Philadelphia, Prof. Dr. H. Rieder 
in München, Prof. Dr. Rumpf in Bonn, Privatdoz. Dr. Schinz in Zürich, Prof. Dr. F. Schultze in 
Bonn, Hofrat Prof. Dr. Sick in Hamburg, Obergeneralarzt Dr. Stechow in Berlin, Geh. Med.-Rat 
Prof. Dr. Tillmanns in Leipzig, Prof. Dr. Walter in Hamburg und Prof. Dr. Wintz in Erlangen 


herausgegeben von 


Professor Dr. Rudolf Grashey in München 


Hamburg 


Lucas Gräfe & Sillem 
(Edmund Sillem) 


1924 


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Die. „Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen“ erscheinen 


Lucas Gräfe & Sillem in Hamburg, Kaiser-Wilhelm- Straße 82 I, in Bä } 


6 Heften. Preis dieses Heftes im Abonnement Rentenmark 14,—, einzeln R-M. w y 


Ausland gilt 1 R.-M. = 1,25 Schweiz. Kranken: 


Inhalt. 


— = oa 


Max Levy-Dorn zu seinem 60. Geburtstag. . . ER 
Teschendorf, W., Beiträge zur Röntgenologie oe Fehler dx rechten ETENA und zur 
Diagnose des NOTE. (Tafel XIII, Fig. 1, 2 u. 5 6). .. = 


Weinstein, S., Zur Röntgenuntersuchung der Pars irename anoden: (Tafel XII, er au. b) 

Simons, A., Zur Röntgenbehandlung von Tumoren im Modas ur und am Lungenhilus 
(Tafel XIV). r 

Haudek, M,, nen dea aan ioi OEO and Teak dent 
Medikenue (Tafel XV, Fig. 1, 2 u. 3) . 

Fedder, L., Ostitis deformans mit Os AEA T (Tafel XV, Fig. en 

ROS G., Die Grundlage der Diagnose der Lungentumoren (Tafel XVI, Fig. 1—4) 


Wohlauer, F., Doppelseitige Erkrankung des Os lunatum und Zyste in einem Os Navicı Are 


manus (Tafel XVI, Fig. a u. b) 


Groedel, F. M., und H. Lossen, Über Beinen ng X Her Gebiete. “er > 


ONENG Röntgenkunde z 
Halberstaedter, L., Die Gefahren der Kehlkopfschädigung hrs hen 
Strauß, O, Über verschiedenartige Empfindlichkeit gegen Röntgenstrahlen . : 
Nemenow, M., Unsere Gesichtspunkte bei der Strahlentherapie der ER AEA | F 
Wernscheid, H, Das gemeinsame Vorkommen von Lungentuberkulose und Ulcus pepticum 
auf Grand ee und röntgenologischer Befunde . , 


Wernscheid, H.. Die Beziehungen zwischen chronisch adhäsiven- und Inberkulosen une 


prozessen, Asthma bronchiale und Emphysem auf Grund des Röntgenbildes und autop- 
tischer Befunde =. i 
Loose, G., Die Fortschritte der Röntgentheranie ein meiner as öntenzäit bei Levy-Dorn ~ 
POIO J., Eine neue Rotationsblende zur Abschirmung der Sekundärstrahlen 
Gaßmann, Fr., Eine Serienblende für 6 Aufnahmen auf eine Platte 13><18 . . 
Gaßmann, Fr., Erfahrungen über kurzzeitige Magenaufnahmen mit der Glühkathodenröhre . 
Bileingeor Or DE Deutung der Magenform . NS 
Bilfinger, O., Die Durchleuchtung des Duodenuns . 
Szegö, E., EREN über das Röntgenstrahlengemisch bei Ron: S OTE 
bedingungen beim Transformatoren-Betrieb 
Holzknecht, G., Kein Reizverzug des Röntgenlichtes . 
Schütze, J., Zum Studium der pylorischen und Denen Dei Ab: Röntgendurchleuc: 
ur: BEE der Eröffnung des Pylorus). 
Duken, J., Zur Röntgensymptomatologie des kindlichen Meran Ben zu der 
ANNAN Arbeit von Wimberger is XXXI, Heft 1)) 
Bücherbesprechungen . 
Attilj: La radioterapia della eCoi — Gräff u, Küp Pees Die TO 
— Kerley u. LeWald: Digestive Disturbances in infants and children, roentgeno- 
logically considered. — Leix: Einführung in die zahnärztliche Röntgenologie. — 
Pohle u. Jarre: Methodik der Röntgentiefentherapie vom physikalischen Stand- 
punkt. — Schmidt, H. E.: Röntgentherapie, Oberflächen- und Tiefenbestrahlung. 
Sechste Auflage von Heßmann. — Seitz: Röntgen- und Radiumbehandlung. — 
vV. Seuffert: Lehrbuch der physikalischen, biologischen und klinischen Grundlagen 
zur Strahlen-Tiefen-Therapie und ihre Anwendung in der Gynäkologie. 


Fortsetzung auf Seite 3 des Umschlage, 


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Ausgegeben Ende März 1924 Heft 5/6 


Fortschritte 
auf dem Gebiete der 


höntgenstrahlen 


Publikationsorgan der Deutschen Röntgen-Gesellschaft 


begründet von 


Heinrich Albers-Schönberg, 


unter Mitwirkung von 


Prof. Dr. v. Bergmann in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Deneke in Hamburg, Prof. Dr. Deycke in 
Lübeck, Prof. Dr. Drüner in Quierschied, Prof. Dr. @. Forssell in Stockholm, Prof. Dr. Forster 
in Bern, Prof. Dr. Eugen Fraenkel in Hamburg, Prof. Dr. L. Freund in Wien, Prof. Dr. &ocht in 
Berlin, Privatdozent Dr. @roedel in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Haenisch in Hamburg, Prof. 
Dr. Holthusen in Hamburg, Prof. Dr. Holzknecht in Wien, Prof. Dr. Kienböck in Wien, Prof. 
Dr. Klieneberger in Zittau, Prof. Dr. Alban Köhler in Wiesbaden, Prof. Dr. Kölliker in Leipzig, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Krause in Bonn, Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kümmell in Hamburg, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Küttner in Breslau, Stabsarzt a. D. Lambertz in Berlin, Prof. Dr. v. Laue 
in Berlin, Prof. Dr. Levy-Dorn in Berlin, Prof. Dr. J. E. Lilienfeld in Leipzig, Prof. 
Dr. Lorey in Hamburg, Prof. Dr. Ludloff in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Hans Meyer in Bremen, 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Oberst in Halle, &. E. Pfahler, M. D. in Philadelphia, Prof. Dr. H. Rieder 
in München, Prof. Dr. Rumpf in Bonn, Privatdoz. Dr. Schinz in Zürich, Prof. Dr. F. Schultze in 
Bonn, Hofrat Prof. Dr. Sick in Hamburg, Obergeneralarzt Dr. Stechow in Berlin, Geh. Med.-Rat 
Prof. Dr. Tillmanns in Leipzig, Prof. Dr. Walter in Hamburg und Prof. Dr. Wintz in Erlangen 


herausgegeben von 


Professor Dr. Rudolf Grashey in München 


Hamburg 


Lucas Gräfe & Sillem 
(Edmund Sillem) 


1924 


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- Die „Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen“ erscheinen bei 


Lucas Gräfe & Sillem in Hamburg, Kaiser-Wilhelm-Straße 82 I, in Bänden von je 


6 Heften. Preis dieses Heftes im Abonnement Rentenmark 16,—, einzeln R.-M. 20,— 


Ausland gilt 1 R.-M. = 1,25 Schweis. Franken. 


Inhalt. 


Fraenkel, E, Über Spina ventosa (Tafel XVII u. XVII) . . yo 

Schinz, H. R., Variationen der Halswirbelsäule und der TREN Gebiete (Tafel XIX). 

Melnikof f, N Über Untersuchung der Gefäße parenchymatöser Organe mit ae S 
(Tafel XX und XXa) 

Nishikawa, Y., Über die ERFOLG DATE der TENS des 'Schädels 
(Tafel XXI, XXI, XXIII, XXIV, Fig. g undh). . . 5 

Beck, H., Kasuistischer Beitrag zur Diagnose der Du odenalerenoee (Tafel XXV, E 1—3) 

i one R, Zum röntgenologischen Nachweis von nicht schattengebenden ee im 
Ösophagus (Tafel XXIV, Fig. a) . 

Weiß, K., Über den Halbseitentypus des ultiplen OnondromeR (Tafel XXV, Fig. 1-6) . 

SORATA H., Über einen geheilten Fall von Luxationsfraktur des 1. und II. Halswirbels 
(Tafel XXV, Fig. a und þ) . - 

Reich, L., Ein Fall von Karies der men) it OREORE OM aaja (Tafel XXVI, 
Fig. 1 und 2) 

Goldstein, W., Zur Diagnose AN ienaa ELERE a OTO aIt 
zierter OVIIN (Tafel XXVI, Fig. a und b). R e m n Tae 

Dünner, L. und A. Calm, Die Ronteenolopte der Gefäße, insbesondere Bea am 
landen Menschen (Tafel XXVI, Fig. c). . 

Kautzky-Bey, A., Ein seltener Fall von PE EAA, (Tafel XXVI Fig. d). 

Fritz, O., Zum OTe Nachweis von Askariden im Magendarmtrakt (Tafel XXVII, 
iE A R o Foo . - 

Oberndorfer, Spondylitis PRIOR (Tafel XXVII, Fig. o) 

' Altschul, W., Die Geschwüre des Magenausganges : k 

Knipping, H. W.und H. L. Kowitz, Über die Einwirkung) ik: RONCEA ARIEN er die Ei- 
weißkörper des Plasmas 

Schwarz, G., Czepa und Benınaler: "Zum Bad ir EAE ROAS 
der Ronen Ah bei höheren EA 

Wehefritz, E., Die Röntgenbestrahlung der OIA OA STOT 

Vogt, E., NONN der Harnblase nach Profixation des an. and bei 
Motalpralane > E A ne o 

»Levy-Dorn, M., Zum verheiten ik Mara pe hinfälligen Taa af FR N. 

"ABegnier, E., Die Invaginatio ileocoecalis im Röntgenbilde (Tafel XXVII, Fig 1 3) En 

Rotky, H. rd G. Herrnheiser, Untersuchungen zur PERN Dickdarmlage und zur 
Frage der Koloptose. ES 

Weber, E. und H. Prelinger, Eragon A A aus der RENT Fer die Ur- 
sachen des in Körperfalten bisweilen auftretenden Röntgenerythems. — Ist das Strahlen- 
feld der Coolidge-Therapieröhren hinsichtlich der Intensitätsverteilung symmetrisch? — 
Die Bedeutung der Beckenknochen als Filter und Streuer bei Therapiebestrahlungen 

OÖdermatt, W., Experimentelle Untersuchungen über die primäre Wirkung der Röntgen- 
Jeno auf die Gefäße 

Borak, J., Die prognostische Fca Aer EA OY at Rönteonbestrahlune 
von EOS und Exsudaten 

Czepa, A., Experimenteller Beitrag zum Problem e LOEO IPO NACA Wirkung SU: 
Röntgenktrahlen auf normales menschliches Gewebe . s 

Altstaedt, E., Sensibilisrerung von Tuberkulin durch LEN À ; 

Jaeckel, G., Über die photographische Intensitätsmessung der Er und ihre TE 
aralara für die Dosierung (Tafel XXIII, Fig. 1). 


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Fortsetzung auf Seite 3 den Umschlags. 


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