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Full text of "Fortschritte Der Krankenpflege Illustrirte Monatsschrift Der Ärztlichen Polytechnik 15.1893"

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No. 

Boston 

Medical Library 
Association, 

19 BOYLSTON PLACE. 



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1893 . 


Fortschritte der Krankenpflege 


Herausgegeben von: 


Geh. Med.-Rath Prof. Dr. F. von Esmarch 

Director der chirurg. Klinik in KieL 

Geh. Med.-Rath Prof. Dr. E. Leyden 

Director der L raed Klinik in Berlin. 

Hofrath Prof. Dr. Nothnagel 

Director der med. Klinik in Wien. 


Med.-Rath Dr. Kessler-Blankenhain. 
Geh. Med.-Rath Dr. Pfeiffer- Weimar. 
Hofrath Dr. Rupprecht-Dresden. 
Med.-Rath Dr. Sander-Dalldorf. 


Redigirt von: 

Dr. Julius Schwalbe in Berlin W., Potsdamerstr. 116. 


IllUS 


ärztliche 



echnik 


Unter Mitwirkung von: 

Dr. A. Schreiber, Oberarzt der chirurg. Abtheilung des allgem. Krankenhauses in Augsburg; 
Dr. Egbert Braatz in Heidelberg (Ref. für russische Literatur); Dr. Sigfried Levy in 
Kopenhagen (Rqf. für skandinavische Literatur); Dr. Rohr in Bern (Ref. für ital. Literatur); 
Dr. E. Emmert, Dozent der Ophthalmologie in Bern; Dr. Pasquier in Evreux 

* herausgegeben von 

Dr. Gustav Beck in Bern. 




Erscheint am 1. Jedes Monats. 
Preis: pro anno M. 10.- 
Inserate, 

die durchlaufende Petitzeile 45 Pf., 
nimmt die unten bezeichnete Ver¬ 
lagshandlung, auch Bud. Mosse, 
Berlin SW. an. 




Zuschriften an die Expedition 
sowie Cllohes 

wollen an die unten bezcichnete Ver¬ 
lagsbuchhandlung Berlin HW. 0, 
Charitästr. 6. adressirt werden. 



BERLIN NW. 

VERLAG VON FISCHERS MEDIC1N. BUCHHANDLUNG 


H. Kornfeld. 


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Originalmittheilungen der „Fortschritte der Krankenpflege“. 


1. F. Riegel» Ueber diätetische Behand¬ 
lung 1. 

2. Botne. Familiale Verpflegung Geistes¬ 
kranker der Irrenanstalt Dalldorf 8. 

3. Kessler» Die Pflege der Siechen 49. 

4. L. Spengler» Zur Phthiseotherapie im 
Hochgebirge 93. 

5. N. Zuntz» Welche Mittel stehen uns zur 
Hebung der Ernährung zu Gebote? 137. 

6. E. Saalfeld» Ueber Hautpflege 177. 

7. J» Schwalbe. Die Ziele des Samariter¬ 
bundes 221. 

8 . Enlenbnrg. Die Anstaltsbehandlung der 


Epileptiker. Ihre bisherigen Leistungen, 
ihre Aufgaben und Ziele 261. 

9. F. Kuhn. Ueber Inhalationsapparate 301. 

10. Enlenbnrg. Nachschrift zu dem Artikel 
„Ueber Anstaltsbehandlung der Epilep¬ 
tiker“ 305. 

11. 0. Bennert. Ausbildung und Dienst 
einer Hospitalskrankenpflegerin in Eng¬ 
land 341. 

12. M. Joseph. Ueber Haarpflege 381. 

13. H. Citron. Ueber öffentliche Reconva- 
lescenten-Anstalten 461. 


Referate der „Fortschritte der Krankenpflege“. 


I. Specielle Krankenpflege nnd 

Krankenbehandlnng 13, 58, 106, 139, 
181, 224, 267, 305, 345, 386, 421, 463. 

n. Diätetik 16, 61, 109, 145, 186, 227, 269, 
308, 349, 389, 424, 468. 

HI. Klimatologie nnd Balneologie 19, 63, 

110, 148, 190, 229,272,309,352, 391,427, 
469. 

IV. Krankencomfort 22,64, 111, 150, 191, 
230, 274, 311, 352, 392, 428, 470. 

V. Hygiene des Hauses und der Familie 
23, 65, 113, 152, 192, 231, 275, 312, 353, 
392, 429, 471. 


VI. Hygiene des Krankenhauses nnd 
Krankenzimmers 27, 68, 114,156,195, 
234, 276, 814, 354, 395, 431, 473. 

VII. Organisirte Krankenpflege 197, 236, 

278, 316, 356, 396, 433, 474. 

VIII. Bttcherschau 30, 70,116,157, 200, 238, 

279, 318, 357, 397, 435, 476. 

IX. Varia 28, 69, 115, 159, 240, 277, 316, 
355, 399, 439, 479. 

X. Kleine Mittheilnngen 161, 200, 240, 

280, 319, 359, 399, 440, 480. 


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Sachregister cler „Fortschritte der Krankenpflege“. 


A. 

Abort, Abgangsstoffe aus 275. 

Abortgrube, Desinfectionsflüssigkeit für 68. 
Abrastol 467. 

Abtritt, selbstthiitiger Deckel Verschluss für 
234. 

—, Torfstrou- 68, 157. 

Aerotherapie 139, 272, 309, 352. 

Aerzte, weibliche 239. 

Albumosenmilch 308. 

Alcoholismus, Behandlung 69, 142. 

—, Gesellschaft gegen 355. 

Alumnol 142. 

Anaestheticura, locales 268. 

Anal gen 116. 

Aneurysmen, Behandlung 59, 225, 421. 
Antidiphtherin 467. 

Antinervin 183. 

Antisepticum 67. 

Antispasmin 347. 

Antonio St., Curort 21. 

Aquarossa, Curort 427. 

Armstärker 267. 

Arzneimittel, neue 28, 466. 

Asaprol 466. 

Ashville, Curort 63. 

Asyl für Leprakranke 396. 

— für Geisteskranke 396, 433. 

Athemnoth, Sauerstoff bei 183. 

Ausstellung, intornation. (Rom) 162. 


K. 

Badeofen 431. 

— schwamm 113. 

— thermometer 226. 

— Vorrichtung für Kinder 22. 

— wanne, doppelwandige 65. 

-mit Beheizung 392. 

— —, zusammenlegbare 111. 

Bäder, Sonfien- 391. 

Bandage für den Hodensack 387. 

Baracken, eiserne 195. 

-Lazarethe, Ausrüstungsnachweis für 

318. 

Bett s. Krankenbett. 

Bettboden, nachgiebiger 111. 

Bettgestell, zusammenlegbares 65, 111. 

Bier, China-Eisen- 316. 

—, Malzextract- 349. 

Bisquits 148. 

Blennorrhoe, Behandlung 59. 

Bromamid 268. 

Bromidia 316. 


Brot, eiweissreiches 227. 

Brustfellentzündung 267. 

Büchsenconserven, Schädlichkeit gewisser 
148, 308. 

Butylhypnal 183. 


C. 

Cacao, Hafer- 110. 

Californien 110. 

Cannes, engl. Krankenhaus 160. 

Capsein, elastische, für Medicamente 306. 
Carbunkel, Behandlung 59. 

CarpaVn 348. 

Cascarin 225. 

Catarthinsäure 467. 

Chlorobrom 182. 

Chloroformnarcose 435. 

Chloroform, purest 269. 

Cholerabacillus, Biologie 68. 
Choleraepidemie 25. 

—, Ueoertragung der 24. 

— Verhütung und Behandlung 346. 
Chrysarobin 269. 

Closet „Desideratum“ 113. 

—, Wasser- 113. 

Cocainism 15. 

Cocain um phenyl icum 348. 

Cocaseet 316. 

Cognac, Beurtheilung 62. 

Congress, medicin. internation. 241, 320, 359 
480. 

Conversationslexicon, Meyer’s 399, 

Cornicide 116. 

Creosotal 268. 

Curort, Winter- 391. 


D. 

Dahomey 229. 

Davos 148. 

Delirium tremens 60. 

Desinfection, jetziger Stand der 312. 

— mit Sublimatlösung 430. 

— von Abfallwässern 65. 

— von Classenzimmern 25. 
Desinfectionsapparat 66. 

— flüssigkeit, Vorrichtung zum Einspülen 
in Aborte 68. 

—, Sicherheitsvorrichtung für 431. 

— topf 429. 

Diabetes, Behandlung mit Pankreas-Extract 
140. 

Diabetiker, Cakes für 110. 


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V 


Diakonissen, Hilfeleistung durch 357. 
Diätblock 30. 

Diätetische Behandlung 1. 
Dianagürtel 345. 

Diolen aus Hartgyps 196. 

Dithion 388. 

Douche 274. 

Dulcin 69. 


E. 

Egypt 20. 

Eierconservirung 427. 

Eis, Cholerakeime im 242. 

Eisenbahnverkehr in Cholerazeiten 356. 
Eisen-Mangan-Likör 108. 

-Peptonat 108. 

England, Reiseskizzon aus 144. 

Enuresis nocturna 60 

Epileptiker, Anstaltsbehandlung f. 261, 305. 

—, Colonieen für 237. 

Erbrechen, unstillbares 184. 

Erdnussgrütze 62, 147. 

Ernährung, Mittel zur Hebung ders. 139. 
Esmarch, von. 70. Geburtstag 49. 

Essig 350. 

Eugenolacetamid 348. 

Euphorin 183. 


F. 

Feldflaschen 395. 

Feriencolonieen 434. 

Fersenluftkisson 389. 

Feuerbestattung, Preisausschreiben f. 280. 
Fieberernährung 18 
Flatulenz 115. 

Fleisch, gefrorenes 189. 

— mehl 189. 

— saft 110. 

— Vergiftung 23. 

Formalin 314, 354, 395. 

Frauenklinik (Berlin) 396. 

— vewn, vaterländischer 199. 
Furunculose, Behandlung 69. 
Fussabnormitäten, Entstehung u. Verhütung 

116. 

— schöner 114. 


G* 

Gasofen 196. 

Gaze, antiseptische, Darstellung 106. 
Gebärmutterblutungen 184. 

Gebäude, drehbare, zerlegbare 27. 
Geisteskranker, Verpflegung in Dalldorf 8. 
Gelenkrheumatismus, chronischer 141. 
Giftflaschen, Behälter für 182. 

Gosßensass, Curort 428. 

Guajacol 421. 

Gummisachen, Schädlichkeit ders. 66. 


H. 

Haarpflege 382. 

Haemoptoe 224. 
Hämorrhoiden 269. 


Harnblase, Geschwülste der 359. 

Haus, gesundes 353. 

Hautpflege 177. 

Heftpflaster, aus Celluloid 59. 

Hernien, Behandlung der 466. 
Herzaffectionen, Hochgebirgsklima bei 19. 
Hochgebirgsklima bei Herzaffectionen 19. 
Hodgkin-Stiftung 400. 

Hospitäler (Indien) 439. 

Hospitalausstellung 480. 

— bau, hygienische Grundsätze beim 357, 
476. 

Hospital P4an 433. 

Hospitalskrankenpflegerin, Ausbildung in 
England 341. 

Hühneraugencollodium 116. 

Hülfe, erste, bei Unglücksfällen 200. 
Hülfsverein, evangelisch-kirchlicher 475. 
Hundswutli, Heilung 70’ 

Hygieneausstellung, internation. (Havre) 240. 
Hygiene, Beiträge zur 155. 

Hygrometer 194. 


I. 

Idiotische Kinder 422. 

Impfung, Dauer der 233. 
Impotenz 142, 422. 
Inhalationsapparute 66, 301, 423. 
Isolirspitäler 237. 


J. 

Jamaica, heisse Quellen 21. 
Japan, Klima dess. 21. 

Jatrol 467. 

Jodoformium desodoratum 268 
Jodoformoel-Einulsion 107. 

— salol 467. 

Jodpräparat, neues 225. 


K. 

Käse, Analysen 271. 

Kefir, Tabletten- 389. 

Kindbettfieber 242. 

Kinderkrankenhaus, neues in Leipzig 198. 
Kinder, Unterstützungsgesellschaft f. (New- 
York) 317. 

Kleidungsstoffe, Durchlässigkeit ders. 67. 
Knöchelbrüche 397. 

Kohlensäurestrom 307. 

Kosmetik 30, 468. 

Kraftbrot 61. 

— zwieback 61. 

Krankenbaracken 114. 

Krankenbetten, Nachtstuhleinrichtung f. 22. 
Krankenernährung 319. 

Krankenhaus, 4. städtisches in Berlin 279. 
Krankenpflege 158. 

—, eiserne Möbel z 242. 

—, freiwillige 479. 

—, häusliche, bes. des Kindes 158. 

— im Hause und Hospitale 157. 

— in Berlin 236. 

— -Journale 268. 

Krankenpflegerinnen a. d. Schiffe 160. 


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VI 


Krankenpflegerinnen, Preisausschreiben für 
399. 

—, Unterstützungsfonds 237. 
Krankenpfleger, weibliche 396. 
Krankentragbahre, fahrbare 181, 463. 
Krankentragen, Preisausschreiben für 161, 
480. 

Krankenversorgung, Öffentliche (Amerika) 
476. " 

Krankheiten, ansteckende, Schutzmaassregeln 
gegen 275, 440. 

— der ersten Lebenstage 398. 
Kriegschirurgie 279, 398. 

Kuhmilch, Kalkwasserzusatz zur 17. 

Kumiss 389. 

Kumysgen 18. 

Kurort, Winter- 391. 

Kyphose, Apparat für 58. 


Ii. 

Lactophenin 467. 

Laevulose 305. 

Lazarethgohülfen, Ausbildung der 474. 
Lebensdauer der Amerikaner 278. 
Lebensmittelentwurf, österreichischer 349. 
Leberthran, wohlschmeckender 107. 
Leichenverbrennung 277. 

—, Apparate zur 71. 

Leysin sur Aigle 19. 

Liköre 349. 

Lüftungsanlagen 238. 

Luftmischer, automatischer, f. Wasser 274. 
Luft. Vorrichtung zum Befeuchten der 156, 
192. 

Lungenerkrankungen, Behandlung von 107. 

— kranke, Curorte für 19, 63. 

— resection 466. 

— schwindsucht 61, 139, 229, 268. 

Lussin 391. 

Lysol 60. 


M. 

Magenerweiterung, Diätetik bei 227. 

— ausspülungen bei Kindern 465. 

— kranke, Stoffwechsel und Behandlung 
145. 

Malakin 467. 

Malaria, Behandlung 59. 

Malzextract 109. 

Margarine, Krankheitsübertragung durch 63. 
Masernkranke, Schulbesuch 394. 

Matratze, Draht- 191. 

— mit einstellbarem Kopftheil 150. 

—, Sprungfederauflagerung bei 193. 

—, zerlegbare 311. 

Meconarcein 60. 

Medicamentenflasche 346. 

Medicin, Einkehr oder Umkehr? 479. 
Medicinalpersonen (England) 399. 

— (Frankreich) 435. 

Medicinstudircnde, Militärdienst der (Frank¬ 
reich) 400. 

Menthol 421. 

Mentone 20. 

Methylenblau 59. 

Migraine, Anti- 316. 


Milch, condensirte 228. 

— ersatz, Verbesserung des 468. 

— flasche für Säuglinge 308. 

— kranker Thiere 23. 

— Präparate, schlechte 160. 

— prüfer 233. 

— secretion, Beförderung der 268. 

— Sterilisationsapparat 17. 

—, sterilisirte 270. 

—, Unterschied zwischen Kuh- u. Frauen¬ 
milch 186. 

—, Verhalten ders. bei Fäulniss 17. 
Mineralwässer, Keimgehalt der 234. 
Moorbäder 469. 

Morphinismus 60. 

Müllbehälter 471. 

— Verbrennung 113. 

— wagen 152. 

Muira Puama 183. 

Myrrholinpomade 225. 

Myxödem 61, 140. 


X. 

Nachtstuhl ei nrichtung f. Krankenbetten 22. 
Nahrung 427. 

Nahrungsmittel, giftige 228. 

—, Hygiene und Zubereitung der 269. 
Nasrol 467. 

Naturforscherversammlung 359. 
Neugeborene, Pflege der 71. 

Nierenkranke, Milchgebrauch von 146. 


O. 

Oel, sterilisirtes 307. 
Ofenheizung 394. 
Orotava 64, 149. 

Otalgie 115. 

Oxyuren 306. 


P. 

Papain 306. ^ 

Papaverinum hydrochloricum 348. 

Pastillen aus starkreizenden Medicamenten 
227. 

Pavillons, chirurgische (Paris) 316. 
Peptonwein 110. 

Phosphare 308. 

Phthiseothorapie im Hochgebirge 93. 

Pixol 235. 

Prostata, Entzündung der 143. 

Prostitution 478. 

Protei'nmehle 109. 

Pruritus vulvae 30. 

Puder 316. 

Pyrozon 116. 


R. 

Räucheressenz 192. 
Räucherpapier 392. 
Räucherungskerze 352, 428. 
Rafraichisscur 192. 
Rauchverbrennung 113. 
Reconvalescentenanstalten 461. 


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VII 


Respirator „Triumph“ 114. 

Rothes Kreuz, Aufgaben u. Verhältniss zum 
deutsch. Samariter verein 239. 

—, Hund im Dienste des 70. 

— und Samariterbund 318. 

Russfänger, selbsttätiger 25, 192. 


8 . 

Säuglingsernährung 16, 17, 63. 

Salol bei Schwindsucht 61, 139. 
Samariterbund, Ziele des 221. 

— und Rothes Kreuz 318. 
S&maritercongress 161, 200, 240, 359. 
Samariterverein, Berliner 199. 

Sanacetol 467. 

Sanatol 467. 

Sanatorien 190, 396, 428, 436 
Sanitätsconferenz, internation. 319. 
Sanitätsposten während der Cholera (Frank¬ 
reich) 397. 

Sardinen, Vergiftung durch 63. 

Saucen, englische 228. 

Schilddrüsentabletten 345. 

Schlaflosigkeit der Kinder 30. 
Schreibkrampf 386. 

Schreibstuhl 67, 156. 

Schularztfrage, ungarische 26. 
Schulgesundheitspflege, Grundriss der 239. 
Schüler, Ernährung der 4*26. 

Schwämme, sterilisirte 226, 267. 
Schwefelbäder 141. 

Schweiz, Bäder und Curorte 200. 
Schwindsucht s. Lungenschwindsucht. 

—, Liga gegen 115, 198. 

—, Salol bei 61, 139. 

Schwindsuchtshospitäler 160, 185, 186, 237, 
279. 

Scoliose 239. 

Seefische 228. 

Seifen, medicinische 13. 

Siechen, Pflege der 50. 

Solanin 141. 

Solveol 275. 

Sozal 15. 

Spielkartenhalter 112. 

Spirituosen 349. 

Spucknapf 64. 

Spülvorrichtung 430. 

Staubeinathmung, Maske gegen 400. 
Steckbecken 230. 

Sterblichkeit der prenssiseheii Bevölkerung 
478. 

Sterilisationsapparat 153, 193, 276, 394. 
Studentinnen der Medicin (Frankreich) 820. 
Sublimatlösungen, Haltbarkeit der 59. 
Suspensorium 226, 346. 

Syphilis, Vorbeugung gegen 68, 478. 


T. 

Teheran, Hygienische Zustände in 159. 
Tetronal 14. 

Teucrin 184. 

Texas 21. 

Thee, Cultur des 28. 

—, Zubereitung des 392. 
Thermometer 108. 


Thilanin 143. 

Thioform 388. 

Thurmelin 278. 

Thymacetin 348. 

Todeszeichen 399. 

Tolypyrin 140. 

Tolysal 140. 

Traubensaft 148. 

Trional 14. 

Tropacocain 60. 

Trüffel 160. 

Tuberculin 386. 

Tubereulose, Behandlung der 61. 

— s. Schwindsucht (Lungenschwindsucht). 
Typhus (Paris) 240. 

—, Ernährung bei 424. 


U. 

Ubone 147. 

Unterlage mit Flüssigkeitsableitung 465. 
Urinkarten 108. 

Uropherin 466. 

V. 

Vademecum, gynäkologisches 477. 

Vaselinum lanolinatum 184. 

Ventil, Misch-, für Badezwecke 473. 
Ventilationsapparat 353. 

Ventilator 156. 

Verbände, aseptische und antiseptische 108. 
Verbandpulver, antiseptisches 307. 
Verbandstoffe, Aufsaugefähigkeit der 184. 

— aus Cellulosewolle 307, 463. 

—, sterilisirte 143. 

—, Sublimat- 307. 

Vergiftung durch Nahrung 189. 
Verwundetentransport 480. 

Victoriahaus 197. 

Volksküchenverein (Wien) 397. 


W. 

Wärmeapparat 274. 

Wärmflaschen 389. 

Wärterinnenschule des deutschen Hospitals 
(New-York) 278. 

— f. Arbeitshäuser 357. 
Wasserkochapparat 231, 472. 

Weine 350. 

—. Einfluss der, auf die Verdauung 3J0. 
Wein, Hefezellen und Bacterion in 271. 
Weizenmehl 308. 

Welthilfscongress 200. 
Widerstandsgymnastik 30. 

Wöchnerinnen, Pflege der 71. 

Wohnungen, Nachtheile der feuchten 437. 
Wollust, Pillen gegen 115. 
Wundbehandlung, Technik der 70. 
Wurstwaaren 189. 

Z. 

Zacherlin 278. 

Zahnbürste 470. 

Zerstäubeapparat 230. 

Zinkleim 143. 


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Autorenregister der „Fortschritte der Krankenpflege“. 


Anderson 386. 

Alessi 63. 

Arends 182, 268. 
Ascher 437. 

Bälz 389. 

Bardet 190. 

Barrou 140. 
Barth414my 141. 
Baum 23. 

Beadles 61. 
Beaucamp 71. 

Becker 430. 

Eillroth 157. 
Blaschko 478. 

Blum 395. 

Bodin 270. 

Boegle 116. 

Boinet 59. 

Bothe 8. 

Bourneville 399, 422. 
Braatz 435. 
Brißsonnot 268. 
Bristowe 389. 
Bruchhaus 150. 
Brunner 391. 

Budin 426. 

Bulowsky 66. 
Bungartz 70. 
Burgdorf 472. 

Butzke 65. 

Cao 183. 

Carozonni 307. 

Carles 148. 

Centanni 70. 
Chadbourne 60. 
Chotzen 142. 

Citron 461. 
Clarenbach 431. 
Comby 224. 

Corv 274. 

Cotterill 267. 

Croner 144. 

Coulter 66. 

Courant 17. 

Cresswell 113. 

Davidson 110. 

Davies 389. 

Davis 18. 

Delthil 139. 

Desnos 141. 

Dock 267. 

Dohrn 239. 


Dornbltith 394. 

Douelan 386. 

Drexler 319. 

Drvsdale 68. 

Dührssen 108, 477. 
Dujardin-Beaumetz 269. 
Dupont 463. 

Dusquenel 60. 

Ebermann 235. 

Ebstein 227. 

Eichhoff 13. 

Eisenschitz 107. 

Eklund 155. 

Esmarch, von 199, 239, 398. 
Eulenburg 261, 305. 

Fehrmann 276. 

Figier 61. 

Fischer, B. 62. 

- C. 157, 230. 

Forlanini 139. 

Fowler 113. 

Franke 233. 

Freise 64. 

Freudenreich 271. 

Friedrichs 307. 

Fürbringer 147. 

Fürst 158. 

i Galton 476. 

Gay 106 
I Geneste 193. 

Genth 231. 

Gericke 61. 

Glass 111. 

Gloitsmann 63. 

Glogowski 233. 

Goldstein 152. 

Greiner 307. 

Grossi 61, 139. 

Grove 153. 

Grube 156. 

Gsell-Fells 200. 

Gussenbauer 466. 

Haase 238. 

Haeseeke 196. 

Hamlet 308. 

Harkin 268. 

Harris 113. 

I Hartmann 67. 

I Hausen 111. 
i Hauser 308. 


Heer 265. 
Helbing 109. 
Hell 184. 
Herscher 193. 
Hicks 226. 
Hiller 275. 
Hoffmann 388. 
Hornef 468. 
Hugouneng 390. 
Humphrey8 195. 


Jacob 236. 
Jasiewicz 428. 
Johnson 59. 

Jolly 63. 

Joseph 382. 

Jury 311. 

Kemmler 189. 
Kerr 60. 

Kessler 50. 
Kirchhoff 70. 
Kirchmann 227. 
Kleesattel 183. 
Kluge 429. 
Körting 473. 
Koethner 192. 
Rossel 24. 
Kosso-Budski 269. 
Krell 194. 

Kühn 318. 
Kümmel 359. 
Kuhn 301. 

Kyle 226. 

Lang 306. 
Lannelongue 307. 
Largiad&r 267. 
Laurenti 183. 
Lecorehe 146. 
Leflhiann 109. 
Leggott 113. 
Lehmann 354. 
Leprince 225. 
Lewis 142, 422. 
Licourt 227. 
Littlejohn 21. 
Löffler 25, 192. 
Löhers 470. 
Lönnerberg 423. 
Lövinson 239. 
Loimann 469. 
Lowson 466. 
Löscher 15. 


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IX 


Mackenzie 140. 
Macnaught 421. 
Maljean 189. 

Marsh 113. 
Martin-Durr 397. 

Marx 230. ^ 

Mattison 15. 

M4nard IG. 

Menger 318. 

Mennies 183. 

Merke 312. 

Mertz 192. 

Michaut 21. 

Milot 60. 

Möller 68. 

Morris 386. 

Mosetig 184. 

Müller 30, 184. 

Murray 59. 

Nadiein 275. 

Neumann 392. 
Nicholsen 306. 
Nördlinger 62. 
Noorden, v. 145. 

Ostertag 23. 

Palmer 181. 

Paschkis 478. 
Passomore 109. 

Perez 64. 

Pfuhl 65. 

Phelps 142. 

Philippe 60. 

Pietra Santa 229, 391. 
PincuB 116. 

Plagge 395. 

Pohimann 278. 

Port 474. 

Potain 189. 

Puritz 424. 

Raptschewski 235. 
Rauda 182. 

Regnault 439. 

Regner 353. 

Reunert 341. 


Richter 239. 

Rieder 22. 

Riegel 1. 

Rocholl 27. 
Roennefahrt 307, 463. 
Rosenfeld 111. 

Rosin 185. 

Rouart 193 
Rotter 397. 

Runge 398. 

Saalfeld 30, 143, 177. 
Saboia 421. 

Salomon 67, 269. 
Sandwith 20. 

Scala 63. 

Schäfer 14. 

Schaeffer 271. 

Scharff 143. 

Schindler 67, 156. • 

Schlüter 114. 

Schmid 142. 
Schroetter 436. 
Schützinger 473. 
Schulz 22. 

Schumburg 357. 
Schuschny 26. 
Schwalbe 221, 479. 
Selberg 114. 

Serafini 189. 

Seydel 279. 

Severin 22. 

Sharp 184. 

Siedler 234. 

Siemens, von 231. 
Siemon 107. 

Sittman 306. 

Sjöqvist 430. 

Soufier 274. 

Soxhlet 17, 186. 
Spengler 93. 

Speyer 388. 

Spindler 109. 

Staab 465. 

Staedler 19. 

Stahl 314. 

Staples 191. 

Steinwald 471. 


Stevenson 63. 

Stewart 59, 225. 

Stift 271. 

Strehler 191. 

Stubenrauch 107. 

Summer 226. 

Talamon 146. 

Tarnier 184. 

Teabody 18. 

Teufel 345, 346. 

Tichomirow 28. 

Tizzoni 70. 

Trenholme 111. 

Trintignan 59. 

Trottier 346. 

Trouillet 426. 

Tuley 465. 

Uffelmann 68. 

Yanderborght 431. 

Vaughan 111. 

Veraguth 19. 

Vidai 355. 

Vignal 149. 

Vignon 307. 

Volland 148. 

Vondergoltz 60. 

Wayss 196. 

Weidemann 352, 428. 
Weihmann 68. 

Wendschuch 112, 114. 
Wernicke 189. 

Weyl 71. 

White 268 
Wickham 387. 

Williams 272, 309, 352, 428. 
Willows 225. 

Winternitz 17, 141. 
Wollenberg 111. 

Wood 140. 

Zörkendörfer 427. 

Zuntz 137. 



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Sachregister der „ärztlichen Polytechnika 


A. 

Abortusschlinge 458. 

Äccumulator f. medic. Zwecke 335. 

Afters, Vorricht, z. Oper. d. künstl. 325. 
Amputationssäge 406. 

Amygdolotom s. Tonsillotom. 

Anästhesie s. Narkose, Localanästh. 
Ankylose d. Kniegelenks, Streckapp. f. 377. 
Aräosaccharimeter 81. 

Athmungsmuskulatur s. Lungengymnastik. 
Augenduschen 44, 378. 

Augenoperationen, Kopfmütze f. 43. 
Augenspiegel 414. 

Augeutropfgläschcn 127, 128. 
Augenuntersuchung s. Perimeter, Probir- 
brille. 

». 

Beieuchtungsvorrichtungen, allgem. 337, 338. 

— f. d. Harnblase 415. 

— f. d. Harnröhre 83, 337, 365. 

— f. d. Kehlkopf 126, 212. 

— f. d. Magen 125. 

— f. d. Mastdarm 83. 

— f. d. Scheide 338. 

Berichtigung 460. 

Betäubungsvorrichtungen s. Narkose. 
Bettschüssel, geburtshtilfl. 293. 

Bettstelle, chirurg. 41. 

Bindenroller 122. 

Blutstillungspincette s. Rachenpincette. 
Blutstillungsschläuche 123, 404. 
Blutuntersuchung s. Hämatokrit, Centrifugen. 
Bruchbänder 452, 453, 455, 489. 

Brütapparat s. Kinderbrütapp. 

Bürste, elektrotherapeut. 217. 

C. 

Centrifugen 37, 126, 170, 294. 
Cervixdilatatoren s. Dilatation. 
Chloroformirung s. Narkose. 
Constrictionsschläuche, hämostat., 8. Blut* 
Stillungsschläuche. 

Constrictionsschlauch f. Tumorenstiele 291. 
Corset, hygienisches 122. 

Corsets, orthopädische 40, 119, 331, 488, 489. 
Cranioklaste 286, 288. 

Curetten-Tenaculum, intrauter. 456. 
Current-Adapter 418. 

Cystoskopie s. Beleuchtungsvorricht. 

D. 

Darmklemme 487. 

Desinfectionsschrank 77. 


Deviationen s. Wirbelsäule, Nasen-, Intrau- 
terin-Instrum. 

Dilatations-Ballons, geburtshülfl. 457. 
Dilatations-Katheter, intrauter. 328. 
Dilatatoren, gynäkoiatrische 254. 
Doppelstäubor, nasaler 45. 
Drahtschlingenschnürer s. Schlingenschnürer. 
Drain f. Empyem-Operation 328. 
Drainage-Honlnadel 89. 

Drainage-Troicart, vaginaler 330. 
Drainkanüle, abdominale f. d. Harnblase 404. 
-f. künstl. After 325. 


E. 

Ecraseur s. Schlingenschnürer. 
Elektro-Therapie, Apparate f. 217, 335, 379, 
418, 459. 

j Empyem-Operation s. Drain. 

J Endoskop s. Beleuchtung. 

I Erschütterungsapparat 215. 

] Evacuator s. Steintrümmorevac. 

, Extensionsschienen s. Fracturschienen. 


F. 

Fadenschlingenführer s. Schlingenführer. 

! Flüssigkeitstrichter s. Harnröhre. 

Fracturen d. Kniescheibe s. Patollarfractur. 
Fracturfragmenten, Stifte zur Vereinigung 
von 442. 

Fracturschienen f. d. Unterkiefer 330. 

— f. d. unt. Extremit., extendirende 447. 
i 450. 

Fremdkörperbestimmung, magnetische 32. 
Frühgeburt, Ballons z. Herbeiführung künstl. 
456. 

Füs86, Vorrichtung zum Reiben ders. 497. 

, Fussstützen f. gynak. Lagerung 246. 


| Gallensteinmühle 171. 
i Galtonpfeife 85. 

Gastrodiophanoskop 124, 
Gebärmutteroperationen, Instrum, für, s. Cer- 
vixdil., Hysterektomie, Intrauterininstrum. 
Gebisse, Vorrichtungen f. künstl. 132, 259,417. 
Geburtszangen 282, 283, 284, 285. 

Gehens, Vorricht, z. Erleichterung des 296. 
Gehörfunction, Instrumente z. Verbesserung 
d. 85, 86, 87, 88, 89. 

—, Untersuch, der s. Stimmgabel. 
Gehörleidende, Schalldämpfer f. 295. 
Geradehalter s. Corset. 


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XI 


Glühlicht f. ärztl. Zwecke 337. 
Gymnastik, Apparate f. passive 333. 
Gypswatte 76. 


H. 

Hämostase s. Blutstillung. 

Hämatokrit 38. 

Hämorrhoiden-Klammer 370. 
Hftmorrhoiden-Schlinge 372. 

Harnblase s. Beleuchtung, Steintrümmer. 
Harncentrifugen s. Centrifugen. 

Harnröhre, Flüssigkeitstrichter f. die 173. 
Harnröhren-Katheter, spülende 375, 494. 

-Spiegel s. Beleuchtung. 

-Spritze 376. 

-Stricturen, Instrura. z. Messung der 201, 

208. 

Hasenschartensuturen, Scheere f. 370. 
Hohlmeissel, chirurg. 73. 

—, spülender 375. 

Hohlnadel s. Subcutanspritzen. 
HüftgolenkBeiterung s. Stehbett. 
Hühnerangen, Vorricht, z. Entfern, der 132. 
Hypodermoklyse, App. für 129. 
Hysterektomie, Klammern u. Haken für 256, 
257, 329. 

I. 

Impflancette 416. 

Impfschnäpper 45. 

Inuuctionsapparat 459. 

Inhalationsapparat, desinfectorischer 363. 

—, f. medic. Gase, Dämpfe etc. 361. 
Inhalationszwecke, Nasenstäuber für 45. 
Intrauterin-Curette 456. 

— -Katheter 252, 255, 292, 328. 

— -Pessare 252. 

-Redressoren 254. 

— -Schlingensclinürer 255, 458. 

— -Tamponade, Instrum f. 255. 
Irrigationscanüle, obturirende 483. 
Irrigations-Hahn 173. 

-Holdmeissei 374. 

— -Standflascho 129. 

— -Stuhl 250. 

-Tisch, chirurg. 167. 

-Vorrichtungen u. Kanülen, specielle s. 

Augen-, Ohren-, Harnröhren-, Mastdarm-, 
Scheiden-, Intrauterin-Irrig. 


K. 

Katheter s. Harnröhren-, Intrauterin-, Kehl- 
kopf-Kath. 

Kehlkopf-Katheter 369. 

— -Spiegel 211. 

Kinderbrutapparat 293. 

Klammern s. Tumorenstiele, Hämorrhoiden, 
Hysterektomie. 

Klumpfussbehandlung 42. 

Kniescheibe s. Patellarfractur. 

Knochenstifte s. Fracturfragmente. 
Knochensuturinstrumente 2Ö9, 210. 
Kopfmütze s. Augen. 

Kreiselcentrifuge 37. 

Kyphose s. Corsets, Wirbelsäule. 


Ii. 

Laparotomie, Instrum, für 374. 
Laryngeal-Katheter s. Kehlkopf-Kath. 
Laryngoskop s. Beleuchtung. 

Lehnstuhl s. Wirbelsäule. 

Ligaturenführer u. -schnürer 169, 256. 
Lithobapaxie s. Steintrümmer. 
Localanästhesie, Chloraethyl-Behälterfür 166. 
Lungengymnastik, Apparat für 41. 
Lungenkrankheiten s. Zerstäuber, Inhalation. 
Lungenschoner 131. 


M. 

Mageninhalt, Untersuchung des 481. 
Magnetoskop 33. 

Mastdarminstrumente s. Hämorrhoiden. 
Mastdarmspiegel 82. 

Mechanotherapie, Apparate für s. Gymnastik. 
Meissei s. Hohlmeissel. 

Mess- und Füllvorrichtung f. Pulver 130. 
Messapparat s. Wirbelsäulendiviationen. 
Messer f. d. Nasenseptum 169. 

— z. Abtragung von Mandeln 367. 

— f. Prochelorrhaphie 257. 

Mikrotom 31. 

Mundsperrer 367. 

X. 

Nadel, astatische 33. 

Nadeln, chirurgische 256, 374. 

Nadelhalter 117, 169, 211. 

Nadelscheere 370. 

Narkose, App. f. chirurg. 77, 79, 166, 324, 
371, 401, 402. 

Nasenseptums, Instrumente zur Behandl. d. 

Deviationen des 169, 443. 
Nasenkrankheiten, Salbenspritze für 44. 
Nasenspeculum 494. 


O. 

Ohrpolypon-Schlingenschnürer 75. 
Operationsstuhl 484. 
Ovariotomietroikar 487. 


P. 

Papierstoffwatte 75. 

Patellarfractur, subcutane Naht der 209, 210. 
Patentberichte, deutsche 134, 174, 297, 498. 
—, amerikanische 135, 220, 300, 340, 380, 
418. 

Perimeter 412. 

1 Perinäalsehfhl 257. 

Perinäalspeculum 248. 

Pessarien 252. 

Pincetten, zerlegbare 210. 

Pincette f. mikroskop. Präparate 338. 
Pipettenfilter 415. 

Plombirhammer s. Zahnhammer. 

1 Polster, chirurg. 75. 

1 Probirbrille 218. 

Projectionsvorrichtung, chirurg. 335. 
Prothesen 490. 

Pulverspritze 130. 


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XII 


R. 

Rachenmandeln, Iiistrum. f. die s.Tonsillotom, 
Messer.' 

Rachenpincette, hämostat. 410. 
Rachenstäuber 339. 

Rachentumoren, Curette für 408. 
Recensionen u. Empfangsanzoigen 133, 219, 
260, 296, 339, ‘418. 

Redressoren, nasale 408. 

—, intrauterine s. Intraut.-Redress. 
Respirationsapparate s. Lungenkrankheiten. 


8 . 

Saccharimeter 81. 

Sägen s. Nasenseptum, Amputation. 
Salbenspritze, nasale 44. 

Schalldämpfer 295. 

Scheere f. Nasenoperationen 443. 
Scheidenspülung, Vorrichtungen und Kanülen 
zur 129, 249, 250, 251. 

Scheidenoperationen, Drainage-Troicar 330. 
Scheidenspeculum m. Untersuchungslager291. 
Scheidenspiegel 247, 248, 365. 

Schläuche, Esmarch’sche s. Blutstillung, Con- 
striction. 

Schiingenführer s. Ligaturenführer. 
Schnarchens, Vorricht, z. Verhüt, des 131. 
Schreibkrampfbracelets 216. 

Schuhsohle, orthopädische 163. 
Schwerhörigkeit s. Gehörsverbesserung. 
Skoliose s. Corsets, WirbelsäulenverKrüm- 
mungen. 

Specula 8. Mastdarm, Scheide, Nase. 
Spritzen s. Subcutan-, Pulver-, Salben-, Irri¬ 
gations-Spritzen. 

Spritzrohr, obturirendes 416. 

Standirrigator 128. 

Stehbett f. Hüftgelenksentzündung 41. 
Steintrümmerevaeuator 124. 

Stethoskope 83, 414, 493. 

Stimmgabel z. Untersuch, d. Gehörsfunction 
417. 

Stirnlampe, elektrische 411. 

Streckapparat s. Ankylose. 

Subcutanspritzen 172, 295, 377, 412. 

—, Hohlnadel für 89. 

Suppositorienführer 45. 

Sutumadeln s. Nadeln chirurg. 
Symphyseotom 290. 

Symphyseotomie, Instrumente für 486. 


I T. 

I Tamponträger, intrauter. 25. 

Tenaculum, intrauter. 456. 

| Thermosäule, Gülchcr’sche 379. 

! Thoräocentese s. Troicarts. 

| Tonsillotomo 74, 327, 367, 368, 369. 
Trachealkanüle 211. 

Trachelorrhaphie, Instrum. f. 257. 

! Tragband, cbirurg.-hygien. 121. 

Trepan 167. 

Troicart f. Thoracocentese 122. 
i — für Ovariotomie 487. 

— z. Drainführung 330. 

! Tropfenzähler 130, 213. 
Tumorenstielbildung, Instrum, für 291. 
Tumorenstielklammer 329. 


u. 

| Unterkiefer s. Fracturschienen. 

! Untersuchungs-Lampen 337, 338, 365, 411. 

-Tische und -Stühle 291, 445. 

Urethral-Instrumente 8. Harnröhre. 
Urethrograph 201. 

Urethrometer 208. 

Urethroskop 364. 

Uterin-Instrumente 8. Intrauterin-Instr. 


V. 

Vaginal-Instrumente s. Scheiden-Instr. 

, Verbandbüchsen 247. 

Verbandwatte 75, 76. 

W. 

| Waschtisch, chirurg. 405. 

! Wirbelsäule, App. z. Behandl. d. Verkrüm- 
| mungen der 8. Corsets. 

I — App. z. Messung d. Verkrümmungen der 
1 s. Messapparat. 

I Wirbelsäulen-Lehnstuhl 40. 

Z. 

Zähne, Befestigung künstl. 259, 417. 
Zahnhammor 258, 496. 

Zahntechnische Vorricht. 259, 495. 

: Zange f. Constrictionssehläuche 291. 

I Zerstäuber 45, 339, 494. 

I Zungenhalter 366. 

| Zungenzange 411. 


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Autoren-Register der „ärztlichen Polytechnik“. 


Abbott 43. 

Aitken 209. 

Albrecht 371. 

Apostoli 257. 

Armstrong & Co. 408. 
Arnold & Sons 74, 367, 370, 
404, 411, 487. 

Asch 373. 

Ashton 260. 

Parkes 456. 

Barwell 39. 

Beely 212. 

Bell. Guido 248. 

Bengh6 166. 

Bcnthel, G. 454. 

Bertel & Wagner 132. 
Beuerle 450. 

Biermanns 217. 

Bisbop, Stanmore 41. 
Blänsdorf, Nachf. 125,127,219. 
Bogroff 412. 

Bozeman 249. 

Braatz 404. 

Brändli 260, 459. 

Braine, Curtes 79. 
Braithwaitc 253. 

Brandegeo 339 
Braunschweig 379. 

Breiger 76. 

Brockhaus 260. 

Brown 293. 

Brunner 32. 

v. Bruns 340, 368, 446. 

Burroughs 83. 

Butcher 74. 

Buttes, Hoyle 410. 

Carline 370. 

Caster 40. 

Chaleix 246. 

Champetier de Ribes 457. 
Charpentier 290. 

Chassaing 173. 

Cihalik & Nesetril 363. 
Cleveland 245. 

Cordier 406. 

Coromilas 248. 

Courtin 253. 

Cousins, Ward 370. 

Crofford 374. 

Crosby, Dixy 211. 

Curtis 442. 

Daily, Crippen, Wellslager 
& Groves 337. 


Darter 369. 

Davis, Talton 83, 282. 

Davy 167. 

Dela*g6ni6re 263. 

Dewees 282. 

Down, Brothers 123, 414. 
Downs, Chapman 417. 

Doyen 260. 

Dröll, Ludwig 452. 

Dröper 452. 

Ducnenne 216. 

Dührssen 246, 285. 

Duke 129, 257, 267, 366. 
Dunott 366. 

Eck 90. 

Edebohls 245, 408. 

Edelmann 33. 

Egger & Kneiff 132. 

Emmet, Bache 329. 
Engelhardt 250. 

Ermold 416. 

Eschbaum 333. 

Fanniti & Co. 128. 

Fedoroff 412. 

Fenwick 366. 

Fischer, H. 134. 

Ford 210, 335. 

Foster, Davis 256. 

Foveau de Courmelles 201, 
256. 

Francke, O. 131. 

Franke, E. 128. 

Gärtner 37. 

Gaiffe 257. 

Gardner 124. 

Gayton 44. 

Gerlitz 118. 

Getz 251. 

Gould 128. 

Gross 481. 

Grothoff 90 
Gülcher 378. 

Gtimpel 488. 

Hacker 133. 

Härtel 219. 

Hagedorn 117. 
Hamburger-Schwabe 167,412. 
Hamonic 201. 

Hampel 496. 

Harbordt 450. 

Harris 126, 458. 
Harting-Bank 339. 


Hastings 219. 

Hausmann, C. Fr. 136. 
Hazard, Hazard & Co. 211. 
Hebrok 131. 

Henrotay 292. 

Heppenheimer 31. 

Herzog 124. 

Hille & Co. 83. 
v. Hoffmann 218. 

Hugerhoff 37. 

Hutton, Menzier 328. 

Isaac, Washington 337. 

Jackson, Chevalier 366. 
Jacobs 245. 

Johnson, Walter 408. 
Judson, B. 43. 

Kattentidt 130. 

Keetley 210, 441. 

Keller, Lester 375. 

Kellner 75. 

Kellogg 372. 

Kelly, Howard 293. 

Kessner 296. 

Kettncr 376 
Keuller-Schraidt 442. 

Killian 211. 

Kingsley 89. 

KirchholF 212. 

Kloppe 411. 

Kneer 166. 

Knight 462. 

Kob, Christ. & Co. 81. 
Köhler & Co. 406. 
i Krönig 294. 

Krohne & Sesemann 77, 117, 
321, 375, 494. 

Krug 244. 

Lamont 33. 

Lamprecht 219. 

Lane 487. 

Lang 83. 

Lange 402. 

Lautenschläger 294. 

Leffler- Arnim 122. 

Lee, Ellwood, & Co. 339. 
Lenz 90. 

Leonard 406. 

Liermann 450. 

Lohr 489. 

Lüddekens 416, 483. 

Lutaud 257. 


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XIV 


Mackenzie 43. 

Madden, More 456. 

Malecot 252. 

Major 169. 

Marvin 453. 

Marshall 259. 

Matthieu 290. 

Mayer & Meitzer 208. 

Maw & Son 210. 
McGillicuddy 282. 

Meyrowitz 219, 376, 413, 415, 
418, 419. 

Miller, Frank 408. 

Moordorf & Hochländer 139. 
Morehouse 495. 

Moullin 208. 

Müller, E. 128. 

— C. H. J. 497. 

Mürrle 170. 

Munck 173. 


Neugebauer 495. 
Newell, Otis 415. 
Nitot 257. 

Nixon 361. 

Nobbs 367. 
Nycander 215. 


Oatman 43. 
Otis 365. 
y. Ott, 290. 


Palmer 253. 

Paulson 45. 

Pazzi 283. 

Pearson 253, 411. 
Popper 295 
Phillips, Wendeil 411. 
Pinzani 285. 

Pohly 416. 

Poore 374. 

Pretzel & Co. 170. 
Puttle 325. 


Raab 45. 

Kainal. Freres 217. 

Rauschke 452. 

Reichmann 125. 

Reid 253. 

Reihner 339. 

Reiner 402. 

Reiniger, Gebbert & Schall 
297. 

| Richardson 321. 
i Riker 339. 

Robinson 375. 

Rosenfeld 401. 

Sachs, W. 121, 133. 

Sacht 77. 

Salzmann & Co. 76. 
Samways 123. 

Schlüter 490. 

Seligmann 379. 

Semrock 417. 

Senn 133. 

Scheppegrell 3o9, 443. 
Schmalenbuch 128. 
Schmickler 492. 

Schmidt 173. 

Schröder 79. 

Schuckelt 377. 

Schüller, Max 73. 

Schütz, G. 327, 369. 

’ — Jos. 81. 

Shepard & Dudley 406. 
Shield, Marmaduke 74. 
Skeel 414. 

Slayton 256. 

Snell 414. 

Sommerville 124. 

Spinelli 290. 

Stewart 285. 

Stören 122. 

Storz 368, 419. 

Strebei 493. 

Strone 291. 

Stroschein 127. 

Suchler 484. 


Druck von G. Bernstein in Berlin. 


Taylor. G. H. 

- H. L. 43. 

Teichmann 339. 

Telschow 258. 

Thilo 163. 

Thorner 378. 

Tiemann & Co. 32, 42, 43, 
44, 45, 169, 219, 282, 283, 
325, 326, 366, 367, 369, 370, 
372, 373, 374, 375, 404. 
Traube, J. 129. 
Troisfontaines 329. 

Truax & Co. 458. 


Vance, Morgan 42. 
Vanderpluym 338. 
Velpeau 216. 


Wächter 375. 

Walcher 172. 

Walters & Co. 328, 414. 
Watkins 257. 

Weber 496. 

Weino-Oransky 483. 

Weiss, E. M. 404. 

Weiss & Sons 79, 126. 
Wendschuch, Carl 85, 86, 87, 
88, 89, 90. 

Westhoff 295. 

White, Blake 45. 

Wiegandt 128. 

Wilhelm, Eug. 296. 

Wilkin 373. 

Williams 375. 

Willis 169. 

Wilson, H. A. 42. 

Windler 74. 

Wolfermann 331. 

Wolff 489. 

Wollich 486. 

Wolters 84. 

Wright & Co. 494. 


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Fortschritt 



Inhalt! Originalen: L lieber dlBtetlschTr Duh mmU Mg .""Von Geheimrath Prof. F. Riegel ln Glessen. 
II. Famltlale Verpflegung Geisteskranker der Irrenanstalt Dalldorf. Von Assistenzarzt Dr. Bothe ln Dalldorf. 


Reibrate: Speeielle Krankenpflege and Krankenbehandlang: Ueber pulverförmlge medlclnlsche Seifen nnd 
einige neue medlclnlsche Stückselfen. — Ueber die therapeutische Verwendung des Trlonals nnd Tetron&ls. — 
Sozal. — Cocainismus. — Diätetik: Des mellleures condltlons de 1'alimentatlon des enfants du premler age en 
dehors de l’allaltement au sein. — Bedeutung des Kalkwasserzusatzes zur Kuhmilch für die Ernährung der Säug* 
linge. — Zum Gebrauch des Soxhlet'schen MUchsterlllsatlonsapparates. — Ueber das Verhalten der Milch und 
ihrer wichtigsten Bestandteile bei der Fäulnlss. — Kumysgen. — Feeding ln fevers. — Klimatologie: Leysiu 
sur Aigle, klimatische Winterstation für Lungenkranke. — Ueber den Einfluss und therapeutischen Werth des 
Hocbgeblrgskllmas bei Herzaffektionen. — The health resorts of the Riviera — Mentone. — Egypt. — Action 
du Climat du Japon sur l’organlsme de l’Europ^en. — San Antonio and Southwest Texas as a wlnter resort. 

— The healing waters of Jamaica. — Krankcneomfort: Nachtstuhl-Einrichtung für Krankenbetten. — Speiglas. 

— Badevorrichtung für Kinder. — Hygiene des Hauses und der Familie: Welche Gefahren erwachsen für den 
Menschen aus dem Genüsse der Milch kranker Thiere? Wie kann diesen Gefahren auf gesetzlichem und privatem 
Wege vorgebeugt werden? — Ueber Fleischvergiftungen. — Uebertragung der Cholera asiatlca durch Lebens¬ 
mittel. — Die Cholera-Epidemie. — Ueber Desinfection von Klassenzimmern. — Selbstthätlger Russ- und Funken- 
langer. — Zur ungarischen Sohularztfrage. — Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers: Gebäude aus 
ln einander verschiebbaren Thellen und drehbare Gebäude. — Varia: Die Cultur und Gewinnung des Theos auf 
Ceylon und in China. — Die Namen neuerer Arzneimittel. — Therapeutische Notizen. — Bfleheranzelgen: Ueber 
Kosmetik. — Die Widerstandsgymnastik für Schule und Haus. — Diätblock zum Gebrauch in der ärztlichen Praxis. 


I. Ueber diätetische Behandlung. 

Von Prof. F. Riegel. 


Wenn ich der Aufforderung der Redaction dieser Zeitschrift folgend, hier 
einige Bemerkungen über Krankendiät mir gestatte, so ist der Zweck dessen 
nicht etwa neue Untersuchungsresultate mitzutheilen, sondern nur der, wieder 
einmal auf die Nothwendigkeit exacter, bis ins Einzelne gehender diätetischer 
Vorschriften in all’ den Krankheiten, in denen die diätetische Behandlung 
überhaupt eine Rolle spielt, die Aufmerksamkeit zu lenken. Nicht so gar 
selten sieht man auch heutzutage noch die Aerzte bei Feststellung der Kran¬ 
kendiät sich mit ganz allgemeinen Verordnungen begnügen. Oft besteht die 
ganze Diätvorschrift darin, dass der Arzt „eine blande Diät“, „eine, reizlose, 
leicht verdauliche Kost“ verordnet. Dass mit derartigen Ausdrücken den 
Kranken wenig gedient ist, dass bei solcher Verordnung Diätfehler kaum zu 
vermeiden sind, ist selbstverständlich. Vielleicht mag die Schuld und zugleich 
die Entschuldigung dessen zum Theil auch daran gelegen sein, dass den Stu- 
direnden auf den Hochschulen nicht genügende Gelegenheit geboten wird, 
sich mit dem Detail der diätetischen Vorschriften in den einzelnen Krank¬ 


heitsfällen vertraut zu machen. Bei der jetzigen Eintheilung des Studiums, 
wobei der inneren Medicin kaum viel mehr Zeit gewidmet wird, als manchem 
Specialfache, sieht der Studirende die Patienten fast nur bei den klinischen 
Vorstellungen; von einer exacten Weiterbeobachtung, wie eine solche doch 
durchaus nöthig ist, von einer genauen Verfolgung der von Tag zu Tag 
wechselnden diätetischen Vorschriften kann schon um des Mangels an Zeit 
willen kaum die Rede sein. In wirksamer Weise kann diesem Mangel ab¬ 
geholfen werden, nicht durch eine einfache Verlängerung der Studienzeit, 
sondern allein dadurch, dass den Studirenden, bevor sie zur selbständigen 
Praxis übergehen, an Kliniken oder grösseren Krankenanstalten Gelegenheit 

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2 


gegeben wird, practisch selbstthätig zu sein. Doch dies nur nebenbei zur 
Entschuldigung des erwähnten Mangels. 

Sind auch die wissenschaftlichen Grundlagen für eine rationelle Diätetik 
in Krankheiten noch keineswegs ausgebaut,- so lassen sich doch auf Grund des 
heutigen Standes unserer Kenntnisse im Einzelfalle genügend präcise diäte¬ 
tische Vorschriften geben. Bei keiner Krankheitsgruppe zeigt sich schärfer, 
wie nothwendig es ist, dem Einzelfalle genau angepasste diätetische Vor¬ 
schriften zu geben, wie bei den Magenkrankheiten. Gerade hier hat die 
bessere Einsicht, die wir durch das Studium des veränderten Chemismus in 
deren einzelnen Krankheitsformen gewonnen haben, uns auch die Wege zu 
einer rationelleren Diätetik geebnet. Mir ist es darum vollkommen unverständ¬ 
lich, wenn Leubusclier und Schäfer 1 ) in einer jüngst erschienenen Arbeit 
sagen, dass aus den neueren Untersuchungen über die Verdauungsfähigkeit 
des Magens in Krankheiten, so wichtige Resultate uns auch in physiologischer 
Beziehung geworden seien, für die Praxis wenig gewonnen worden sei und 
dass Fingerzeige für die Therapie, die sich auf diese Untersuchungen stütz¬ 
ten, sich nur wenige ergeben hätten. Das mag richtig sein, wenn man unter 
Therapie allein die medicamentöse Behandlung versteht. Aber in der heutigen 
Therapie der Magenkrankheiten spielen andere Momente, vor Allem die Diät, 
die Hauptrolle. Und dass für diese diätetische Therapie die neueren Studien 
über die Störungen der Verdauung, wobei natürlich ein bischen mehr oder 
weniger Salzsäure keineswegs das allein Entscheidende ist, sehr werthvolle 
Anhaltspunkte gegeben haben, dürfte doch wohl kaum abzuleugnen sein. Ob¬ 
schon die Stoffwechsel Untersuchungen gerade bei diesen Krankheitsformen 
noch nicht halbwegs zu einem Abschluss gekommen sind, so lassen sich doch 
schon auf Grund der jetzt gewonnenen besseren Einsicht in die Art der Ver¬ 
dauungsstörung bei den einzelnen Krankheitsformen viel präcisere diätetische 
Vorschriften denn vordem geben. 

An sich ist es gewiss rationell und auch werthvoll, im Allgemeinen eine 
Scala der Leichtverdaulichkeit der einzelnen Speisen aufzustellen, wie dies 
schon vor vielen Jahren zuerst in verdienstvoller Weise Leube 2 ) gethan hat. 
Aber für den einzelnen Fall einer Magenkrankheit ist damit noch keines¬ 
wegs viel gewonnen. Hier entscheidet nicht die Leichtverdaulichkeit an sich; 
liier muss die Art der Störung des Chemismus, der Motilität und dergleichen 
mehr bei Aufstellung des Diätzettels wesentlich mit in Betracht gezogen 
werden. Dieselbe Speise, die für den einen Kranken leicht verdaulich ist, 
kann, wenn sie auch an sich als leicht verdaulich bezeichnet werden muss, 
für einen anderen Kranken schwer verdaulich sein und dyspeptische Be¬ 
schwerden im Gefolge haben. 

So sind darum die noch vielfach angewandten Ausdrücke „leicht ver¬ 
dauliche Kost, blande Diät“ und dergleichen Benennungen mehr in praxi 
werthlos. Ganz bestimmte Nahrungsmittel, präcise Diätvorschriften lassen 
sich eben darunter nicht subsummiren, und so weiss der Kranke noch weniger 


*) Deutsche medicinischo Wochenschrift 1892. No. 46. 
8 ) Zeitschrift für klinische Medicin Bd. VI. 


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3 


wie der Arzt, was er darunter verstehen soll. Wo immer darum in einem 
gegebenen Falle den diätetischen Massnahmen eine Bedeutung zukommt, da 
soll der Arzt genaue Vorschriften geben, nicht nur das Wie der Speisen 
und Getränke, sondern auch die Menge derselben, die Häufigkeit der 
Mahlzeiten und dergleichen mehr genau angeben. 


Es ist unmöglich, in dem engen Rahmen dieses kleinen Artikels specielle 
Regeln über die Diät bei den einzelnen Krankheitsformen aufzustellen. Der 
Zweck dieser Zeilen ist nur, an einigen Beispielen zu zeigen, wie nöthig es 
ist, in jedem Falle ganz präcise Diätvorschriften zu geben, wie darum solche 
allgemeine Verordnungen, wie blande, reizlose Diät und dergleichen, in praxi 
nicht nur werthlos, sondern sogar nachtheilig sind. 

Wenn man irgendwo von einer blanden Diät reden kann, so noch am 
ehesten im Fieber. Aber welche Aenderungen der Anschauungen haben 
sich auch hier in Betreff dieser einfachsten Diätform im Laufe weniger Jahr¬ 
zehnte ausgebildet! Wie anders war die Fieberdiät noch vor ca. 25 Jahren 
gegenüber der heute allgemein üblichen. Damals verweigerte man den Fie¬ 
berkranken jede roborirende Nahrung, aus Furcht, dass dadurch das Fieber 
gesteigert und der Krankheitsprocess noch mehr angefacht würde. Kräftige 
Suppen, Eier, Beeftea, Fleischsaft und ähnliche heutzutage allgemein übliche 
Nährmittel einem Fieberkranken zu geben, wagte Niemand, von der Dar¬ 
reichung von Alcohol gar nicht zu reden. Wie anders jetzt! Gehen auch 
über das Wie und das Quantum der Ernährung der Fieberkranken die An¬ 
schauungen noch etwas auseinander, so ist man doch im Allgemeinen darüber 
einig, dass man die Fieberkranken so weit als thunlich nähren und kräftigen, 
ihnen eiweissreiche Kost bis zu einer gewissen Grenze zuführen soll. Diese 
Nahrung aber muss, da im Fieber die Verdauungskraft des Magens stark 
herabgesetzt ist, möglichst nur in flüssiger Form, in einer Form und Zube¬ 
reitung, in der sie die specifische Thätigkeit des Magens so gut wie nicht 
herausfordert, in der sie nur resorbirt zu werden braucht, gereicht werden. 

Aber so einfach darum an sich auch die hier zu wählende Diät ist, so 
muss sie doch je nach dem einzelnen Falle, je nach Intensität und Dauer des 
Fiebers, je nach Alter, Gewohnheit, Kräftezustand und weiteren Factoren 
mehr vielfach variirt werden. So giebt es schon bei dieser einfachsten Diät 
kein einheitliches Mass, selbst der Fieberdiät entspricht keine für alle Fälle 
stets gleiche Nahrung. 

Nehmen wir ein anderes Beispiel, die chronische Nephritis, insbesondere 
die parenchymatöse Nephritis. Leider kann man ja von diesen Krankheits¬ 
formen sagen, dass unsere medicamentöse Therapie ihnen gegenüber recht 
wenig zu leisten vermag, dass wir kein Mittel kennen, das das Fortschreiten 
der Krankheit wirksam zu hemmen vermöchte. Aber darum ist die Rolle des 
Arztes gegenüber diesen Krankheitsformen doch keineswegs eine passive; der 
Schwerpunkt des ärztlichen Thuns liegt in der diätetischen Behandlung. 
Hauptaufgabe der Behandlung muss es sein, alle Schädlichkeiten, die die 
Nieren, insbesondere deren Harnkanälchenepithelieu reizen könnten, zu meiden. 
Nur so kann es gelingen, das Fortschreiten des Processes zu hemmen. 

l» 


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4 


Es mag als ein ziemlich aussichtsloses Beginnen erscheinen, darüber zu 
streiten, ob in der Behandlung der chronischen Nierenkrankheiten die Kräf¬ 
tigung des Organismus im Ganzen die erste und wichtigste Aufgabe oder ob 
die Schonung der Niere die wichtigere Aufgabe sei. Beiden Aufgaben muss 
ja Bechnung getragen und die Kräftigung des Organismus gewiss vor Allem 
im Auge behalten werden. Wenn aber auf der anderen Seite sicher steht, 
dass eine stark eiweissreiche Nahrung die Niere unter Umständen zu schä¬ 
digen vermag, so ergiebt sich daraus trotz des Feststehens der ersten Indica- 
tion die Nothwendigkeit mit der Eiweisszufuhr vorsichtig zu verfahren. So 
befürworten darum heutzutage die Meisten, den insbesondere von Senator 8 ) 
vertheidigten Grundsätzen folgend, eine nur mässige Eiweisszufuhr und suchen 
das Deficit des Eiweisses durch Zufuhr einer grösseren Menge anderer Nähr¬ 
stoffe, insbesondere von Kohlehydraten und Fett zu ersetzen. Auch bei die¬ 
ser Krankheitsgruppe spricht man darum vielfach von einer reizlosen, blanden 
Diät als der geeignetsten Ernährungsweise. Aber was soll man hier darun¬ 
ter verstehen? Dass hier nicht dasselbe damit gemeint ist wie dort im Fieber, 
ist selbstverständlich. Wie aber soll der Laie wissen, was damit gemeint 
ist, wenn ihm nicht detaillirte Vorschriften gegeben werden! 

Dass alle scharfen, reizenden Nahrungsmittel, alle scharfen Gewürze ver¬ 
mieden werden müssen, ist selbstverständlich. Aber damit sind doch keine 
ausreichenden Anhaltspunkte gegeben. Der Kranke soll eine nahrhafte, aber 
reizlose, genügend N-haltige, aber der Leistungsfähigkeit der Niere ent¬ 
sprechende Nahrung erhalten. Zur genauen Feststellung der Diät müssten 
wir eigentlich in jedem Falle vorher eruiren können, in wie weit die Nieren 
noch leistungsfähig sind. Genaue N-bestimmungen in der Zu- und Ausfuhr, 
die uns hierüber Aufschluss geben könnten, sind in praxi natürlich nicht durch¬ 
zuführen. So kann nur die Erfahrung und Beobachtung am Krankenbette 
entscheiden, wie weit man im einzelnen Falle gehen soll. Die Erfahrung 
aber hat längst gezeigt, dass keineswegs alle Nierenkranken sich gleich ver¬ 
halten, dass beispielsweise parenchymatöse Nephritis und Schrumpfniere reich¬ 
licherer Eiweisszufuhr gegenüber keineswegs gleichwerthig sind. So muss der 
Arzt im einzelnen Falle je nach der Art und Intensität der Erkrankung, je 
nachdem mehr das Harnkanälchenepithel oder mehr das Knäuelepithel Sitz 
der Erkrankung ist, je nach Alter, Gewohnheit und sonstigen Verhältnissen 
mehr die Diät variiren. 

Dass die Milch bei chronischer Nephritis im Allgemeinen ein geeignetes 
Nahrungsmittel ist, weiss auch fast jeder Laie. Vor Allem erscheint sie in- 
dicirt bei der parenchymatösen Form der Nephritis. Anders verhält es sich 
schon mit den Eiern, die vielfach für ein reizloses Nahrungsmittel gehalten 
werden. Indess hat die Erfahrung gezeigt., dass Eier, zumal rohe, in grösserer 
Menge bei Nephritikern keineswegs ganz unbedenklich sind. Wie die Ver¬ 
suche von Prior 4 ) u. A. gezeigt haben, kann rohes Hühnereiweiss in grösserer 
Menge genossen, selbst beim gesunden Menschen Albuminurie erzeugen, bei 

*) Die Albuminurie im gesunden und kranken Zustande. Berlin. 1882. — Verhandlun¬ 
gen des IX. Congresses für innere Medicin 1890. 

4 ) Zeitschrift f. klin. Medicin Bd. 18. 


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Nierenkranken eine Steigerung der Albuminurie zur Folge haben. Auch die 
verschiedenen Fleischsorten sind keineswegs gleichwerthig; desgleichen ist 
die Art ihrer Zubereitung bei Nierenkranken nicht ohne Bedeutung. 

So ist darum auch bei dieser Erkrankungsform mit der Forderung an 
den Kranken, eine reizlose blande Diät zu wählen, nichts erzielt. Vielmehr 
muss in jedem einzelnen Falle je nach der Form und Schwere der Erkrankung 
und weiteren Verhältnissen mehr Art und Zusammensetzung der Nahrung 
vielfach variirt werden. 

Noch dringender aber ergiebt sich die Notwendigkeit ganz präciser 
Diätvorschriften bei den Magenkrankheiten. Vor 20 Jahren, als Leube 8 ) 
zuerst die Magensonde in die Diagnostik einführte und als er mit Hülfe dieser 
und der Eiswassermethode 8 ) bei allen schwereren Dyspepsieen fast ausnahmslos 
ein Versiegen der HCl-Secretion constatirt hatte, da konnte man vielleicht 
erwarten, dass es gelingen werde, eine Scala der Leichtverdaulichkeit der 
Speisen festzustellen, die für alle Magenkrankheiten in gleicher Weise 
Geltung haben werde. — Inzwischen hat sich aber mittelst der nun allgemein 
angenommenen, jahrelang fast von mir allein festgehaltenen und vertei¬ 
digten Methode der diagnostischen Ausheberung nicht am nüchternen, sondern 
an dem auf der Höhe der Verdauung befindlichen Magen gezeigt, dass keines¬ 
wegs An- und Subacidität die allein vorkommenden Störungen der Saftsecre- 
tion darstellen, sondern dass gleich häufig nach der entgegengesetzten Seite 
hin Störungen Vorkommen. Hyperacidität und continuirliche Saftsecretion 
gehören, wie Jaworski und Gluzinski 7 ) und ich 8 ) gleichzeitig und unabhängig 
von einander gefunden haben, zu den in praxi alltäglich zu beobachtenden 
Formen der Saftsecretionsstörung. Für diese entgegengesetzten Gruppen 
gleiche, nur der Schwere der einzelnen Form angepasste Diätvorschriften zu 
geben, ist selbstverständlich untunlich. Ganz entgegengesetzt muss ja der 
Magen bei diesen in Bezug auf das chemische Verhalten total verschiedenen 
Krankheitsformen auf die verschiedenen Gruppen der Nahrungsmittel reagiren. 
Die Art der Verdauungsstörung, die Art und Weise des gestörten Chemismus, 
der Motilität, der Resorption, müssen in erster Reihe entscheidend für die zu 
wählende Diät sein. Demgegenüber tritt die Berücksichtigung der Constitu¬ 
tion, der Lebensweise wesentlich in den Hintergrund. Die Lösung der Auf¬ 
gabe, den Magenkranken ausreichend zu ernähren, ihn zu kräftigen, wird 
selbstverständlich vor Allem von der Frage beeinflusst, welche Diät im gege¬ 
benen Falle am leichtesten verdaut wird. Nur in voller Berücksichtigung 
der Art der Verdauungsstörung kann auch die Aufgabe, die verlorenen Kräfte 
wieder zu ersetzen, gelöst werden. 

Noch klarer ergiebt sich die Richtigkeit des Gesagten, wenn wir die 
einzelnen wichtigeren Störungen uns vergegenwärtigen. Nehmen wir den Fall 
einer einfachen Hyperacidität und vergleichen wir diesen mit einer continuir- 
lichen Saftsecretion, zwei Formen, die, obschon sie, wie ich bereits vor Jahren 


5 ) Rostocker Naturforscherversammlung 1871. 
ö ) Deutsches Archiv f. klinische Medicin Bd. XXXIII. 

’) Zeitschrift f. klin. Med. Bd. XI. 

*) Zeitschrift f. klin. Med. Bd. XI. — Volkmann’s Sammlung klinischer Vorträge No. 289. 


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6 


nachgewiesen habe, ihrer Bedeutung wie ihren klinischen Symptomen nach 
durchaus verschieden sind, auch jetzt noch auffälliger Weise nicht selten zu¬ 
sammengeworfen werden. 

Bei einfacher Hyperacidität reagirt der Magen auf den Reiz der Ingesta 
mit stärkerer, d. h. an Salzsäure reicherer Saftproduction; bei der continuir- 
lichen Saftproduction handelt es sich dagegen um eine beständige, d. h. auch 
ohne den Reiz der Ingesta stattfindende Saftabscheidung; es erfolgt demnach 
hier, auch ohne dass Speisen in den Magen eingeführt werden, continuirlich 
Magensaftabsonderung. In der Regel combinirt sich damit eine Hyperacidität, 
so dass zu dem auch im leeren Magen bereits vorhandenen Magensaft bei 
Einfuhr von Speisen ein hyperacider Magensaft hinzukommt. 

Will man sehen, ob und in wieweit die Verdauungsthätigkeit bei beiden 
Krankheitsformen von der Norm abweicht, so braucht man nur zwei solche 
Fälle nach einer Probemahlzeit auszuhebern und den ausgeheberten Inhalt 
zu betrachten. Ich kann bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen, abermals 
zu betonen,,wie wichtig diese einfache Betrachtung des ausgeheberten Magen¬ 
inhalts ist. Sie allein giebt uns auch ohne chemische Untersuchung oft schon 
sehr wesentliche Anhaltspunkte und oft wichtigere als die chemische. Gerade 
bei den beiden letztgenannten Saftsecretionsstörungen, der Hyperacidität und 
der continuirlichen Saftsecretion. zeigt sich der hohe Werth dieser noch 
immer vielfach vernachlässigten Methode auf’s Eclatanteste. In beiden Fällen 
zeigt der ausgeheberte Mageninhalt ein durchaus verschiedenes Verhalten. 
Der einfach Hyperacide zeigt in der Regel Schnellverdauung; sein Magen ist 
oft schon 3, selbst 2 1 /* Stunden nach einer Probemittagsmahlzeit vollkommen 
leer, oder er enthält nur noch sehr wenig feinvertheilten Speisebrei. Ganz 
anders der Kranke mit continuirlicher Saftsecretion, bei dem sich, selbst wenn 
die Ausspülung erst 5—6 Stunden nach eingenommener Probemittagsmahlzeit 
vorgenommen wird, sehr reichliche Rückstände, aus 3 Schichten, einer unteren 
dicken, feine Amylaceenreste enthaltenden, einer reichlichen Flüssigkeits¬ 
schicht und einer oberen Schaumschicht bestehend, entleeren. 

Dass bei solcher Differenz in der Verdauung der gleichen Mahlzeit für 
beide Krankheitsformen gleiche diätetische Vorschriften unstatthaft sind, ist 
selbstverständlich. 

Bei beiden Krankheitsformen wird Eiweiss gut verdaut, wie das Fehlen 
von Fleischresten in dem Ausgeheberten zeigt. Aber der Kranke mit conti¬ 
nuirlicher Saftsecretion verdaut die Kohlehydrate so gut wie gar nicht, da 
bei ihm ein der Amylolyse günstiges Stadium völlig fehlt, d. h. zu jeder Zeit, 
selbst im Beginne der Mahlzeit bereits eine grössere Menge wirksamen Magen¬ 
saftes vorhanden ist. Bei dieser Form sind natürlich die Amylaceen vom 
Speisezettel möglichst auszuschliessen oder es ist, da dieselben nicht ganz 
entbehrlich sind, dahin zu streben, wenigstens zeitweise der Amylolyse günsti¬ 
gere Bedingungen zu schaffen. Dies kann auf verschiedenen Wegen erreicht 
werden, theils durch der Einnahme der Speisen unmittelbar vorangehende 
gründliche Auswaschungen des Magens, theils durch vorherige Anwendung 
alkalischer Mittel und dergleichen mehr. Für diese Fälle, die ja nach einiger 
Dauer stets mit einer Ectasie verbunden sind, während die reine Hyperaci- 


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dität als solche, sofern nicht Complicationen bestehen, nie zu Ectasie führt, 
ergiebt sich ferner die Nothwendigkeit der Beschränkung der Flüssigkeits¬ 
zufuhr. Anders bei der reinen Hyperacidität, bei der die Amylaceenver- 
dauung — wenn auch nur innerhalb gewisser Grenzen — gut von Statten geht. 
Hier schadet nicht, wie dies dort der Fall, eine etwas reichlichere Flüssig¬ 
keitszufuhr, hier können häufigere, dort müssen seltnere Mahlzeiten gegeben 
werden; dagegen müssen hier wie dort scharfe Gewürze, reizende Substanzen 
vermieden werden. 

So müssen schon bei diesen beiden so nahe verwandten Formen wesent¬ 
lich differente diätetische Vorschriften nach Quantität, Qualität der Nahrung, 
Häufigkeit der Mahlzeiten, Menge der Flüssigkeit und dergleichen mehr ge¬ 
geben werden. 

Ganz anders verhält sich die Magenthätigkeit und müssen dementsprechend 
die diätetischen Vorschriften wesentlich andere sein bei der Anacidität und 
Subacidität, mag es sich nur um eine einfache Secretionsschwäche oder um 
eine schwere Gastritis oder um eine auf der Basis eines Carcinoms entstan¬ 
dene Atrophie der Magendrüsen handeln. Hier ergiebt die diagnostische 
Ausheberung, dass entgegen den beiden erstgenannten Formen die Eiweiss¬ 
körper so gut wie gar nicht oder doch nur unvollständig verdaut werden, 
während die Kohlehydratverdauung wenigstens bis zu einer gewissen Grenze 
noch relativ gut von Statten geht. Diesen Kranken gar keine Albuminsub¬ 
stauzen zu geben, würde eine schwere Schädigung bedeuten. Wir müssen 
also die Albuminsubstanzeu möglichst in einer Form reichen, dass sie der 
specifischen Secrete des Magens nicht mehr bedürfen, dass sie nur resorbirt 
zu werden brauchen; wenn thunlich und soweit als thunlick sollen sie be¬ 
reits peptonisirt zur Verwendung kommen. Kohlehydrate, Gewürze, Brod 
und dergleichen müssen in relativ reichlicher Menge gegeben werden. Auch 
die Form der Darreichung ist von grosser Bedeutung, da neben der vermin¬ 
derten Saftsecretion hier nicht selten eine herabgesetzte motorische Kraft sich 
findet. Im Einzelnen müssen natürlich hier zahlreiche Variationen gemacht 
werden. 

Beide Beispiele genügen zu zeigen, dass auch für Magenkranke eine für 
alle Fälle in gleicher Weise gültige Scala der Leichtverdaulichkeit der 
Speisen nicht aufzustellen ist, dass der Begriff „leichtverdaulich“ ein vager 
ist. Der einen Gruppe sind die Eiweisskörper, der andern die Kohlehydrate 
leicht verdaulich. 

So lehrt darum auch dieses Beispiel, dass bei dem heutigen Stande der 
Dinge Ausdrücke, wie leichtverdauliche Kost, blande Diät, wie sie früher 
üblich und bei dem damaligen Stande der Wissenschaft wohl auch berechtigt 
waren, unzulässig und unbrauchbar sind. Wo immer die diätetischen Vor¬ 
schriften von Belang sind, da soll der Arzt ganz genaue Vorschriften nicht 
nur nach Qualität, sondern auch nach Quantität der Nahrung geben. Für 
viele Kranke ist ein sorgfältig ausgearbeiteter und dem einzelnen Falle genau 
angepasster Diätzettel die beste Arznei, und oft von grösserem Nutzen, als 
die rationellste Medication ohne gleichzeitige Berücksichtigung der nöthigen 
diätetischen Vorschriften. 


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U. Familiale Verpflegung Geisteskranker der Irren-Anstalt 

Dalldorf. 

Von Dr. Bothe (Dalldorf). 


Ueber die Mitte dieses Jahrhunderts hinaus hatte man bekanntlich in 
Deutschland für die aus öffentlichen Mitteln zu verpflegenden Geisteskranken 
nur eine einzige Verpflegungsform. Der Grundzug dieser Verpflegungsform 
war: Aufenthalt der Geisteskranken in stets verschlossenen Bäumen einer 
Anstalt zu mehreren in demselben Raum, unter beständiger Aufsicht von 
Warte-Personal, mit Absonderung der Unruhigen einzeln in besonderen klei¬ 
neren Bäumen (Zellen). Der Begriff der Anstaltspflege-Bedürftigkeit wurde 
damals enger gefasst bei der geringeren Zahl der vorhandenen Anstalten. 
Die geringe Zahl der Plätze, welche für die aus öffentlichen Mitteln zu ver¬ 
pflegenden Geisteskranken zur Verfügung stand, hatte einen natürlichen Ein¬ 
fluss auf die Auswahl der zur Aufnahme gelangenden Kranken dergestalt, 
dass diese eine eben geschilderte Verpflegungsform dem Bedürfnisse genügte. 
Dies änderte sich im Laufe der Zeit. Die Zahl der öffentlichen Anstalten 
vermehrte sich, und das Verhältniss der Zahl der Beleg-Plätze, die in den 
Irrenanstalten zur Verfügung standen, zu der Zahl der vorhandenen Geistes¬ 
kranken wurde ein günstigeres. Es konnte einer grösseren Anzahl Geistes¬ 
kranken die Wohlthat des Anstaltsaufenthaltes zu Theil werden. Dies machte, 
dass allmählig neben den andern eine Qualität Geisteskranker in die Irren- 
Anstalten gelangte, für welche die oben geschilderte Verpflegungsform, wenig¬ 
stens auf die Dauer nicht, weder nothwendig noch angemessen erschien. Mau 
ging dementsprechend zu freieren Verpflegungsformen über. Dass man hier¬ 
bei äusserlichen, aus dem Auslande kommenden Anregungen folgte, kommt 
für unsere Auslassung hier nicht in Betracht. Diese erwähnte nächste Stufe 
der Verpflegungsformen war das sogenannte open-door-System, dessen bekann¬ 
teste und am häufigsten angewandte Unter-Form die coloniale Verpflegung 
ist. Diese Verpflegungsform sehen wir in Deutschland an den verschieden¬ 
sten Orten in Anwendung gezogen, in einer den bestehenden Verhältnissen 
angemessenen grösseren oder kleineren Ausdehnung. Die Neigung, immer 
weiteren Kategorien Geisteskranker die Anstaltspflege angedeihen zu lassen, 
dauert an und ist im Fortschreiten begriffen; wir befinden uns noch mitten 
in dieser Bewegung und sind durch das Gesetz, welches die Anstaltspflege 
der Epileptiker und Idioten in Preussen regelt, in eine neue wichtige Phase 
derselben eingetreten. Die Bewegung, welche auf immer weiter gehende 
Hospitalisirung der Geisteskranken hinzielt, ist an verschiedenen Orten eine 
verschieden starke; überwiegend ländliche Verhältnisse verzögern, vorwiegend 
städtische Verhältnisse beschleunigen (ganz im allgemeinen gesprochen), jeden¬ 
falls folgt sie im grossen und ganzen dem Bedürfnisse. In Berlin finden wir 
in Folge der Verhältnisse der Grossstadt eine ausgedehnte Anstaltsverpflegung 
der aus öffentlichen Mitteln zu verpflegenden Geisteskranken vor. Es befan¬ 
den sich hier in der öffentlichen Irren-Pflege am 13. November 1892 in 
Städtischer Verwaltung 3232, in der Königlichen Charite 175 erwachsene 


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Geisteskranke, einschliesslich der Epileptiker, Idioten und Deliranten; ausser¬ 
dem noch in Städtischer Verwaltung 270 jugendliche Idioten und Epileptiker. 
Die Gesammtsumme von 3677 kommt auf eine Bevölkerungsziffer von 
1,653,295. Die Verhältnisszahl ist 1:450 

Das Anwachsen der Zahl der in der Berliner Irrenpflege sich befindenden 
Geisteskranken, welches in viel schnellerem Tempo statt hatte als dem An¬ 
wachsen der Bevölkerungszahl entsprach, nämlich seit 1883 etwa auf das 
Doppelte, hat zur Folge gehabt, dass die Qualität der aufgenommenen Geistes¬ 
kranken sich weiter veränderte dergestalt, dass für einen Theil des Zuwachses 
auch eine weitere Veränderung der Verpflegungsform in Angriff genommen 
werden konnte. Die Zahl der Geisteskranken vermehrte sich, für die auch 
die coloniale Verpflegung nicht als das angemessene erschien. 


In den Jahren 1884 und 1885 hatte Herr Medicinal-Rath Sander in 
Dalldorf Versuche damit gemacht, Geisteskranke, die sich dafür zu eignen 
schienen, in der Nähe der Irren-Anstalt in Familien gegen ein laufendes 
Pflegegeld unter einer gewissen ärztlichen Beobachtung unterzubringen. Es 
war diese Verpflegungsform Geisteskranker: die familiale Verpflegung. Die 
bei oben erwähnten Versuchen gemachten Erfahrungen waren ermuthigende 
und zeigten, dass die vorliegenden Verhältnisse für eine Anwendung und 
Erweiterung dieser Verpflegungsform günstig waren. Es zeigte sich, dass 
Geisteskranke, die man unter andern Umständen als der Anstaltspflege durch¬ 
aus bedürftig hätte ansehen müssen, bei geeigneter Auswahl der verpflegen¬ 
den Familien unter ärztlicher Beobachtung und Zahlung eines angemessen 
hohen Pflegegeldes sich recht gut ausserhalb der Anstalt halten Hessen. Bei 
diesen orientirenden Versuchen war die ärztliche Beobachtung eine privatim 
geübte gewesen; die Geisteskranken unterstanden der Verwaltung der Irren¬ 
anstalt von dem Zeitpunkte ihres Austritts aus der Anstalt nicht mehr; das 
Pflegegeld wurde von der Armen-Direction gezahlt für die Geisteskranken 
als Objecte der offenen Armenpflege. Im Jahre 1885 wurde nun durch Ueber- 
einkunft zwischen den betheiligten Behörden die Familien-Pflege dergestalt 
organisirt, dass die Irren-Anstalt die gesammte Fürsorge für diese Geistes¬ 
kranken ebenso übernehmen sollte, wie für die in der Anstalt selbst und 
für die auf Kosten der Stadt Berlin in Privatanstalten unterhaltenen Geistes¬ 
kranken. Die Familien-Pflege sollte zu einem der Irrenanstalt fest einge¬ 
fügten Organismus ausgebildet werden. Einer der Anstalts-Aerzte wurde 
designirt, der nach Anweisung der Anstaltsleitung die Beaufsichtigung der 
Pflegestellen und Beobachtung der Geisteskranken ausüben und die übrigen 
auf die Pfleglinge bezüglichen Geschäfte erledigen sollte. Die Kosten wurden 
auf den Etat der Anstalt genommen, die Pflegegeldzahlung, die Lieferung 
der Bekleidung von der Anstalt aus geregelt. Diese Einrichtung einer der 
Verwaltung der Irren-Anstalt unterstehenden Familien-Pflege nahm nun in 
den folgenden Jahren eine langsame, aber stetig aufsteigende Entwickelung. 
Und zwar entwickelte sie sich nicht allein förderlich, was die stets zuneh¬ 
mende Zahl der ihr überwiesenen Geisteskranken anbetrifft, sondern auch konnte 
sie mit zunehmender Einübung angewendet werden auf Kategorien Geistes- 


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kranker, von denen man nicht geglaubt hatte, dass man sie der Farailien- 
Pfiege würde überweisen können, als mau die Familien-Pflege einrichtete. 

Es war am Schlüsse der Etatsjahre ein Tagesbestand von Geistes¬ 
kranken, die sich in Familienpliege befanden, vorhanden 1885/86: 10 — 
1886/87: 34 — 1887/88: 50 — 1888/89: 55 — 1889/90: 102 — 1890/91: 
133 — 1891/92: 184. Der höchste bisherige Tagesbestand während des 
Etatsjahres 1892/93 war 213. 

Während des Etats-Jahres 91/92 sind der Familien-Pflege überwiesen 
gewesen 339 Geisteskranke und zwar 169 Männer und 170 Frauen. Diese 
Zahl vertheilt sich auf die Formen ihrer Erkrankung wie folgt: 

27 Männer, 37 Weiber, zusammen 64 litten an Imbecillität oder 


42 

5 J 

40 

Idiotie. 

„ zusammen 82 an Geistesstörung mit Epilep¬ 

12 


5 

sie und Hysterie. 

„ zusammen 17 an progressiver Paralyse. 

7 


15 

„ zusammen 22 an seniler Geistesstörung. 

81 


73 

„ „ 154 au anderen chronischen 


Formen der einfachen Geistesstörung, namentlich Alcoholisraus. 
Es zeigt sich aus dieser Zusammenstellung, dass alle Formen der Geistes¬ 
störung vertreten sind in unserer Familien-Pflege und zwar in dem folgenden 
Procentsatze: 


Idiotie 

in 

Epilepsie 

24 % 

Paralyse 

5«/, 

Senile 

7% 


andere chronische Zustände 45"/ 0 


Die Familien, bei denen unsere geisteskranken Pfleglinge untergebracht 
sind, sind zum kleinen Theil nähere oder entferntere Verwandte des Geistes¬ 
kranken, zum grösseren Theil besteht kein verwandtschaftliches Verhältniss 
zwischen Pfleger und Pflegling. Die grössere Zahl der Geisteskranken, für 
welche die Unterbringung in Familien-Pflege in Aussicht genommen wird, 
entbehrt eines Anschlusses in der Welt ausserhalb der Anstalt. Diese Geistes¬ 
kranken müssen in fremden Familien untergebracht werden. Es gehen unserer 
Anstalt, seitdem unsere Einrichtung besteht, beständig eine grosse Zahl von 
Gesuchen von Privat-Personen zu um Uebergabe einzelner Geisteskranker in 
ihre Familien gegen ein monatliches Verpflegungsgeld. Erst nachdem eine 
unter Hilfeleistung der Behörden vorgenommene Prüfung der persönlichen 
und wohnlichen Verhältnisse der Antragsteller Günstiges ergeben hat, wird 
von dem Anerbieten Gebrauch gemacht. Die Pflegestellen sind von sehr 
mannigfaltiger Beschaffenheit; aber gerade diese Mannigfaltigkeit erlaubt den 
verschiedensten Wünschen und Ansprüchen der Geisteskranken in Bezug auf 
ihre Unterbringung in Familien-Pflege zu entsprechen. Es ist von ganz be¬ 
sonderer Wichtigkeit, dass man in der Lage ist zu individualisiren, da das 
Gelingen der Inpflegegabe davon abhängig ist, dass Pfleger und Pflegling 
zusammen passen. Um diese Auswahl der Pflegestellen in der richtigen 


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Weise treffen zu können, ist es notliwendig, dass man über eine möglichst 
eingehende Kenntniss der gesammten Verhältnisse des Pflegers und seiner 
Wohnung verfügt, die auf persönlicher Information beruht. 

Dem Stande nach sind die Familien, bei denen unsere Geisteskranken 
untergebracht sind in der Mehrzahl Arbeiter-Familien, zum kleineren Theile 
selbstständige Handels- und Gewerbetreibende; auch diese letzteren sind fast 
alle sogenannte kleine Leute; Familien in besserer Lebenslage sind nur wenige 
unter den Pflegern. Einzelstehende Frauen waren ebenfalls, auch für Männer, 
als Pfleger thätig und bewährten sich auch für Männer gut. Bauernfamilien 
sind nur wenige von uns als Pflegestellen benutzt worden. 

Unsere geisteskranken Pfleglinge waren fast alle im Stande sich zu be¬ 
schäftigen; in voll arbeitsfähigem Zustande befand sich keiner. Dass die 
Pfleglinge vom Pfleger in angemessener, nur nicht überanstrengender Weise 
beschäftigt werden, ist eine der Bedingungen der Inpflegegabe. Im allge¬ 
meinen sind die Pfleger ihren Pflichten gegen die Pfleglinge nachgekotnmen 
und ist zu Klagen nach der Richtung hin im allgemeinen keine Veranlassung 
gewesen. Dass in dieser Beziehung günstige Erfahrungen gemacht worden 
sind, ist neben anderem wohl vorzüglich zwei Ursachen zuzuschreiben. Das 
grosse Angebot der Pflegestellen erlaubt uns recht wählerisch zu sein und 
unsere Ansprüche an die Pflegestellen hoch zu stellen. Ferner war es Grund¬ 
satz, auf jeden auch nur angedeuteten Wunsch eines Geisteskranken nach 
Verlegung aus einer Pflegestelle stets einzugehen, auch wenn jener bestimmte 
Beschwerden nicht vorbrachte. 

Einige wenige Geisteskranke sind auch bei Familien von ausserhalb der 
Anstalt wohnenden Wärtern untergebracht. Auch unter den andern Familien 
ist von einigen eines der Eheleute früher Wärter bei uns oder in einer an¬ 
dern Irren-Anstalt gewesen; doch ist dies nur ein verschwindender Brucli- 
theil. Wir würden, ohne das Bestehen unserer Einrichtung irgend wie zu 
gefährden, auf die Dienste dieser Pflegestellen verzichten können. Die meisten 
unserer Pfleger haben früher nie mit Geisteskranken zu thun gehabt, und 
doch zeigt ein grosser Theil derselben ein bemerkenswerthes Verständuiss für 
ihre Pfleglinge, das bei einigen von vorn herein vorhanden war; andere eig¬ 
neten es sich durch ihren Umgang mit den Geisteskranken an. 

Wie schon erwähnt ist einer der Anstalts-Aerzte ständig beauftragt mit 
Erledigung der auf die Pfleglinge und die Pflegestellen bezüglichen Arbeiten. In 
den ersten Jahren des Bestehens unserer Einrichtung übte Herr Dr. Otto 
dieses Amt aus, sodann übernahm Verfasser dasselbe. Um seiner Aufgabe 
gerecht werden zu können, ist es Haupterforderniss für diesen Arzt sich 
möglichst über alle die einzelnen Pfleglinge angehende Verhältnisse und die 
ihrer Pfleger auf dem laufenden zu erhalten. Dies wird erreicht theils 
durch Besuche, die der Arzt bei seinen Pfleglingen macht, theils durch die 
Besprechungen, die er an jedem Ersten des Monats mit Pflegern und Pfleg¬ 
lingen hat, wenn dieselben dem Pflege-Vei trag entsprechend nach der Anstalt 
kommen, um das Pflegegeld daselbst abzuheben, sich vorzustel len und zu be¬ 
richten. Die Pflegestellen sind über ein recht grosses Gebiet verstreut. Die 
grössere Hälfte derselben befindet sich in Berlin, in den verschiedenen Stadt- 


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gegenden, die kleinere Hälfte in den Vororten von Berlin; und zwar befinden 
sich fast in jedem Vororte, auch den entfernteren, einige; auch etwas entfern¬ 
tere Orte wie Bernau, Ltibben, Lehnin sind in Anspruch genommen. Bei 
dieser Verstreuung, welche häufigen Besuchen des Arztes in den Pflegestellen 
Schwierigkeiten macht, ist. es recht nöthig, die Besuche in den Pflegestellen 
durch den monatlichen Vorstellungstag zu ergänzen; aber auch sonst suchen 
fast täglich einige Pfleglinge oder Pfleger des Vormittags die Anstalt auf, 
um mit dem Arzte diese oder jene Angelegenheit zu besprechen. Der für 
die Pflege-Angelegenheiten designirte Arzt muss darauf bedacht sein, zu er¬ 
reichen, dass in möglichst allen ihren Angelegenheiten die Pfleglinge sich 
an ihn wenden. Er muss durchaus bestrebt sein, das Vertrauen derselben zu 
erwerben und ihnen die Ueberzeugung einzupflanzen suchen, dass sie in allen 
Lagen auf seine werkthätige Theilnahme zu rechnen haben. Dieses Verhält¬ 
nis herzustellen gelingt, der Natur der Geisteskranken entsprechend, nicht 
bei allen und bei manchen nicht in dem erwünschten Masse. Jedenfalls 
aber muss der Arzt allem, womit diese Geisteskranken ihn angehen, seine 
Theilnahme entgegenbringen; er darf sie nicht verweisen, sondern muss ihr 
Anwalt sein bei allen Lagen, bei allen ihren Sorgen, allen erreichbaren 
Wünschen. So giebt es kaum eine Beziehung, die einen Menschen betreffen 
kann, die nicht einmal Gegenstand der Verhandlung gewesen wäre. Nirgend¬ 
wo mehr als liier muss dieser Arzt sagen: nihil humanum a me alienum puto. 
Nicht darf dieser Arzt meinen, dass dies oder jenes nicht Sache eines Arztes 
sein könne, weil es nicht von unmittelbar ärztlicher Beschaffenheit sei. Es 
ist seine Sache, weil es einen seiner geisteskranken Pfleglinge betrifft. Die 
Angelegenheiten der Pfleglinge sind meistens nicht ärztlicher Natur im en¬ 
geren Sinne des Wortes; die ärztliche Behandlung der Pfleglinge bei körper¬ 
lichen Erkrankungen liegt den Armen-Aerzten ob; und doch ist es nothwen- 
dig, dass ein Arzt den unmittelbaren Verkehr mit den Pfleglingen übernimmt, 
da alle Angelegenheiten derselben von psychiatrischen Gesichtspunkten aus 
beurtheilt und erledigt werden müssen. 


Wir haben in der Einrichtung einer der Verwaltung einer Irren-Anstalt 
unterstellten Familien-Pflege Geisteskranker von uns einen weiteren Ausbau 
der humanen Irrenpflege, welche auszugestalten Sache des laufenden Jahr¬ 
hunderts gewesen ist. Die Familien-Pflege hat es auf der einen Seite ermög¬ 
licht, eine Anzahl Geisteskranker, welche ohne diese Einrichtung in die offene 
Armenpflege hätten entlassen werden müssen, die ihnen allein angemessene 
psychiatrische Behandlung (ich meine damit nicht ärztliche Behandlung, sondern 
Behandlung im weitesten Sinne) auch ferner zu Theil werden zu lassen; sie 
hat auf der andern Seite ermöglicht, dass eine Anzahl Geisteskranker mit 
Gelegenheit zu freier Bewegung ausserhalb der Irren-Anstalt verpflegt werden, 
die ohne eine organisirte Familien-Pflege in der Anstalt verblieben wären. 
Wir wünschen der im Anschluss an eine öffentliche Irrenanstalt organisirten 
Familien-Pflege eine recht weite Verbreitung, soweit die schwächste Seite 
derselben, ihre beschränkte Anwendungsfähigkeit, ihre grosse Abhängigkeit 
von äusseren namentlich örtlichen Verhältnissen, dies zulässt. Nur darauf 


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soll noch hingewiesen werden, dass, im Gegensätze zu anderen erstrebens- 
werthen Dingen, die Familien-Pflege keine Kosten-Erhöhung, sondern eine 
Verringerung derselben mit sich bringt, wenn auch die Ersparniss an Ver¬ 
pflegungs-Kosten keine so erheblich ins Gewicht fallende ist, als es auf den 
ersten Blick scheinen könnte. 

Meinem verehrten Vorgesetzten, Herrn Medicinal-Rath Director Sander, 
erlaube ich mir für erhaltene gütige Anregung meinen ergebensten Dank zu 
sagen. 


Referate. 

Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

Heber pnlverförmige medicinische Seifen und einige neue medicinisclie 
Stttckseifen. Von Dr. P. J. Eichhoff. 

Seit 4 Jahren beschäftigt sich Verfasser mit der Frage der Zusammensetzung 
und Wirksamkeit der Seifen. Wenn bisher die „Seifenmethode“ noch zu wenig 
Allgemeingut der Aerzte geworden, so lag es daran, dass die Herstellung der Seifen 
keiner fachmännischen Controle unterworfen war und die Producte viel zu wünschen 
übrig liessen. Die Herstellung der Seifen nach der Vorschrift des Verf. geschieht in 
der Dampfseifenfabrik von Ferd. Mülhens in Cöln a. Rh. unter ständiger Controle des 
Verf. und des Apothekers Dr. Doppler, wodurch $ie Garantie für Seifen von guter 
und reiner Beschaffenheit gegeben ist. Vor der Behandlungsmethode der Hautkrankheiten 
durch Salben, Pflaster, Pasten oder Leim hat die Seifenmethode den Vorzug 1) einer grös¬ 
seren Wirksamkeit, 2) einer grösseren Bequemlichkeit, 3) einer grösseren Annehmlichkeit 
und Reinlichkeit, 4) einer grösseren Unschädlichkeit, 5) einer grösseren Billigkeit. 
Die Anwendung geschieht so, dass man einfach mit der Seife wäscht, oder den auf¬ 
getragenen Seifenschaum mit wollenen Tüchern trocken reibt, oder, wenn man eine 
intensivere Wirkung erzielen will, indem man den aufgeriebenen Seifenschaum ein¬ 
trocknen lässt oder den aufgetragenen Seifenschaum mit wasserdichtem Verband auf 
der Haut fixirt. — Je nach dem Zwecke werden die Seifen von alkalischer, neutraler 
oder saurer Beschaffenheit hergestellt; in letzterer Form hauptsächlich die Stückseifen 
durch Ueberfettung aus 95 Th. neutraler Grundseife mit 2 Th. Lanolin und 3 Th. 
Olivenöl. 

Folgende überfettete Stttckseifen sind auf Veranlassung des Verfassers herge¬ 
stellt worden: 


1. Resorcinsalicylseife 

18. Ichthyoltheerseife 

2. Resorcinsalicylschwefelseife 

19. Menthol-Eucalyptolseife 

3. Reaorcinsalicylschwefeltheerseife 

20. Salicylseife 

4. Chininseife 

21. Salicylschwefelseife 

5. Hydroxylaminseife 

22. Salicylschwefeltheerseife 

6. Jodoformseife 

23. Sublimatseife (l°/ 0 und 7a°/o) 

7. CreolinBeife 

24. Benzoeseife 

8. Ergotinseife 

25. Fichtennadelextractseife 

9. Jodseife 

26. Thiolseife (5 °/ 0 und 10 °/ 0 ) 

10. Salicylkreosotseife 

27. Lysol bim steinseife 

11. Mentholseife 

28. Lysolseife 

12. Salolseife 

29. Theerseife (10 °/ 0 Pix liquida) 

13. Aristolseife 

30. Cantharidinseife (0,2 °/ 0 Cantharidin) 

14. Schwefelcamplierperubalsamseife 

31. Quecksilberseife (5 °/ 0 Hydrarg.) 

15. Salicyl-Ichthyolseife 

32. Rotterinseife (5 °/ 0 Rotterin) 

16. Thymolseife (Kinderseife) 

33. Hygienische Toilettenseife 

17. Resorcinseife 

34. Hygienische Rasirseife. 


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Ausser in Stückform hat Eich hoff noch eine ganz neue Sorte von meclicinischen 
Seifen, nämlich die Pulverseifen eingeführt, deren Vorzüge darin bestehen, dass 
man ihnen viele Medicamente incorporiren kann, die man in Stückseifen nicht hinein¬ 
zubringen vermag. Ausserdem ist die Dosirung eine genauere und der Verbrauch ein 
ökonomischer. Die Herstellung des Grundseifenpulvers geschieht aus reinem Rindstalg 
und Natronlauge, woraus eine neutrale Grundpul 1 verseife resultirt; die alkalische Form 
erhält man durch Hinzufügen von 2 1 / 2 °/ 0 Pottasche und 2 1 / 2 0 / 0 Soda. Die Ueber- 
fettung der Grundpulverseife wird bewirkt durch Hinzumischen von 2 °/ 0 Oelsäure und 
3 °/ 0 Lanolin zur neutralen Seife und nachheriges Trocknen und Zerreiben. 

Applicirt wird die Pulverseife, indem man sie mit Waschhandschuhen, Wasch¬ 
lappen oder mit dem Pinsel zum Schäumen bringt und den Schaum der betreffenden 


Stelle mittheilt. 

Von den Pulverseifen sind hergestellt 

1. Salicylsäurc-Pulverseife (5 °/ 0 Salicylsäure) 

2. Salicylsäure-Resorcinpulverseife (5° 0 Sali¬ 

cylsäure, 5 °/ 0 Resorcin) 

2. Salicylsäurc-Schwefelpulverseife (5°/ 0 Sali¬ 
cylsäure, 5°/ 0 Sulfur, dep.) 

4. Salicylsäure-Resorcin- Schwefel-Pulverseife 
(5°, 0 Acid. salicyl. 5°/ 0 Resorcin, 5° 0 
Sulfur, dep.) 

o. Schwefel-Pulverseife (Sulfur, dep. 10 °/ 0 ) 

6. Campher-Schwefel-Pulverseife(Camph. 2°/ 0 

Sulfur, dep. 5°/ 0 ) 

7. Perubalsam-Pulverseife (Bals. peruv. sapo- 

nific. 10 °/ 0 ) 

8. Campher-Schwefel - Perubalsam-Pulverseife 

(Camph. 2°/ 0 Sulf. dep. 5°/ 0 Bals. peruv. 
saponif. 10°/ o ) 

9. Naphtol-Schwefel-Pulvorseife (ß Naphtol 

5 °/ u , Sulfur, dop. 5°/ 0 ) 

10. ß Naphtol-Pulverseife (ß Naphtol 5°/ 0 ) 

11. Campher-Pulverseife (Campher 5°/ 0 ) 

12. Borax-Pulverseife (Borax 5°/ 0 ) 

13. Thymol - Pulverseife (Kinderseife) (2°/ u 

Thymol) 

Therapeut. Monatshefte 1892 No. 10 


worden: 

14. Benzoe-Pulverseife (3°/ 0 Benzoe) 

15. Bimstein-Pulverseife (Bimstein 20°; o ) 

10. Chlorkalk-Pulverseife (Chlorkalk 10° 0 ) 

17. Jod-Pulverseife (Jodum pur. 2° /0 ) 

18. Aristol-Pulverseife (Aristol 2°/ 0 ) 

19. Europhen Pulverseife (Europhen 2°/ 0 ) 

20. Chinin-Pulverseife (Chiuin. sulfur. 2°/ 0 ) 

21. Chrysarobin-Pulverseife (Chrysarobin 10° „) 

22. Pyrogallol-Pulverseife (Pyrogallol 5°/ 0 ) 

23. Jodoform-Pulverseife (Jodoform 3°/ 0 ) 

24. Jodol-Pulverseife (Jodol 3°/ 0 ) 

25. Menthol-Pulverseife (Menthol 5°; 0 ) 

26. Salol-Pulverseife (Salol 5°/ 0 ) 

27. Sublimatchlornatrium-Pulversoife (Subli¬ 

mat 2°/ 0 Chlornatr. 1 °/ 0 ) 

28. Tannin-Pulverseife (Acid. tannic. 5°/ 0 ) 

29. Thiol-Pulverseife (Thiol. sicc. 5°/ 0 ) 

30. Naphtalin-Pulverseife (Naphtalin p. 5°/ 0 ) 

31. Cantharidin-Pulverseife (Cant haridin 0,2° 0 

als Haarwuchsmittel). 


u. 11. Blass (Dalldorf). 


Leber die therapeutische Verwendung des Trionals und Tetronals 

von Dr. A. Scliaefer. Die Versuche mit dem Trional und Tetronal wurden an 
einer grösseren Anzahl von Nerven- und Geisteskranken der psychiatrischen Klinik 
zu Jena vorgenommen. 

Dasselbe, was Käst und Bau mann für das Sulfonal gefunden hatten, dass die 
Wirkung des gelösten Mittels schneller eintritt und in kürzerer Zeitdauer eine viel 
energischere ist als in ungelöstem Zustande, stellte Verf. auch für das Trional und 
das Tetronal fest. Am besten wurden die Präparate in heisser Milch oder in Rotli- 
wein verabreicht, eventuell wurde bei bestehender Hyperacidität des Magens etwas 
Salzsäure oder Kochsalz zugefügt. Bei einzelnen Geisteskranken, die jede flüssige 
Nahrung zurück wiesen, wurden die Mittel auf Butterb rod oder gehacktes Fleisch ge¬ 
streut, zumal wenn weniger eine intensive und sofortige, als vielmehr eine protra- 
hirte Wirkung erzielt werden sollte. Auch die Verabreichung in Stärkeklystieren 
hatte gute Wirkung. 

Als Maximalmengen werden 3—4 gr pro dosi und 6—8 gr pro die angegeben. Um 
bei einfacher Agrvpnie Nachtschlaf zu erzielen, genügt meist eine einmalige Abend- 


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dosis von 1 und 2 gr, um bei psychischen Erregungszuständen sedativ zu wirken, 
mussten 1—3 gr in 4—8 ständigen Zwischenräumen verabreicht werden. Eine Dosis 
von 0,5 gr reichte hin, um bei Kranken mit beängstigenden Träumen den Schlaf zu 
einem ruhigen und traumlosen zu gestalten. 

Was die specielle Verwendbarkeit anbetrifft, so sind beide Mittel in höherem 
Grade als das Sulfonal ausgesprochene Hypnotica und zugleich Sedativa; letztere Eigen¬ 
schaft kommt dabei etwas mehr dem Tetronal zu. Der Eintritt der Wirkung erfolgt 
schon nach 10—20 Minuten. Bei höheren Graden psychischer Erregung mit heftigem 
Bew r egungsdrang versagen beide Mittel. Während demnach Tetronal indicirt ist bei 
Psychosen, bei welchen motorische Unruhe mässigen Grades den Nachtschlaf nicht 
eintreten lässt, ist Trional ein vorzügliches Schlafmittel bei den verschiedenen Formen 
der Neurasthenie, der functioneilen Psychosen und der organischen Hirnkrankheiten, 
aber nicht bei Morphio-Cocain-Abusus und wenn körperliche Schmerzen in den Vorder¬ 
grund treten. 

Von Nebenerscheinungen machten sich in erster Linie solche nervöser Natur 
bemerkbar, welche aus dem Umstande resultirten, dass die lähmende Wirkung dieser 
Mittel die hypnotische überdauerte. Einzelne Kranke waren am nächsten Morgen 
müde, schläfrig und abgeschlagen, klagten über Schwindel, Benommenheit, Unsicher¬ 
heit in den Beinen, andere über Kopfschmerzen und Ohrensausen. Hin und wieder 
reagirte der Magen- und Darmcanal mit Appetitlosigkeit, Uebelkeit, Aufstossen, Brech¬ 
neigung bis zum wirklichen Erbrechen. Schädliche Einflüsse auf Herz, Lungen und 
Nieren sind nicht beobachtet worden. In der Mehrzahl der Fälle aber wirkten 
Trional sowohl, wie Tetronal ohne jede Nebenerscheinung; die Kranken erwachten 
am anderen Morgen nach einem festen uud traumlosen Schlaf frisch und erquickt 
und waren, auch w r enn die Verabreichung am Tage stattfand, bei gutem Appetit. 
Eine Gewöhnung an das Mittel trat auch bei wochenlangem Gebrauche nicht ein. 

Berl. klin. Wochensehr. 1892. No. 29. A. Neumann (Berlin) 

Sozal. Von Dr. Lüscher. 

Das Sozal ist paraplienolsulfosaures Aluminium: (C ö H 4 [OHj S0 8 ) 6 Al.,. Das¬ 
selbe wird von der Firma C. Haaf-Bern in Form krystallinischer Körner, welche stark 
adstringirenden Geschmack und nur schwachen Phenolgeruch besitzen, in den Handel 
gebracht. 

Sozal ist in Wasser, Glycerin und Alkohol leicht löslich. Die Lösungen besitzen 
vor dem Alumin. acet. den Vorzug der Unzersetzbarkeit. 

Aus den bakteriologischen Untersuchungen geht hervor, dass das Sozal als 
Antisepticum den Vergleich mit Lysol nicht besteht, trotzdem lieferten die klinischen 
Versuche gute Resultate. So geben auch Jodoform und die übrigen Aluminium¬ 
präparate schlechte bakteriologische Ergebnisse und sind gleichwohl geschätzte Prä¬ 
parate. — Die klinischen Versuche mit Sozal erstreckten sich auf Eiterungen, tuber* 
culöse Geschwüre und namentlich auf cystitische Fälle. Hier wurde Sozal neben 
einprozentigen Injektionen auch innerlich mit gutem Erfolge verabreicht. 

Der Verf. empfiehlt das Sozal fernerer Beachtung. 

Bern, Dissertationsschrift. Ref. in Pharm. Zeit, 1892, 489. 

Lüdtke (Altona). 

Cocainism. Von J. Mattison. Der Ursprung des Cocainismus liegt gewöhnlich in 
der — meist subcutanen — Anwendung bei irgend welchen Erkrankungen, die dann längere 
Zeit fortgesetzt wird. Fälle, in denen der interne oder äussere Gebrauch zum Abusus führte, 
sind seltener, kommen aber vor. Die angenehme Wirkung beim subcutanen Gebrauch geht 
rasch vorüber, und die Folge davon ist eine rasche Wiederholung von steigenden Dosen. 
Die Diagnose des Cocainismus ist, wie der nachfolgende Symptomencomplex zeigt, nicht 
schwer; der Nachweis des Cocains im Urin sichert dieselbe schliesslich. Die allgemeine Ernäh- 


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rung wird sehr bald aufs Erheblichste geschädigt; dies liegt einmal daran, dass es früh zur 
vollständigen Appetitlosigkeit kommt, dass der gesammte Drüsenapparat sich in andauernder 
Thätigkeit befindet und daher den grössten Theil des spärlich eingeführten Nährmaterials 
verbraucht. Dabei bestehen alle Zeichen der Indigestion, die Mund- und Rachenschleimhaut 
ist trocken und schmerzhaft, die Zunge ist belegt, es kommt zu foetor ex ore, Ructationen, 
Magenschmerzen, Obstipation etc. Die Wirkung auf die Athmung ist nicht so ausgesprochen 
wie die auf die Circulation, welche sich durch Lähmung der Vasomotoren in sehr beträcht¬ 
licher Pulsbeschleunigung kennzeichnet. Icterische bis Bronze-ähnliche Färbung der Haut 
spricht für Betheiligung der Leber wie die zuerst auftretende Polyurie, an die sich später 
Verringerung der Harnmenge anschliesst, auf die Nierenaffection deutet. Zucker und Eiweiss 
können vorhanden sein. Wie beim Morphinismus beobachtet man eine unvollständige Para¬ 
lyse der Blasenmuskulatur. An der Haut sind ebenfalls vasomotorische Störungen häufig, 
die Injectionszonen sind vorübergehend anaesthetisch, Abscesse pflogen sich erst im späteren 
Stadium einzustellen. Der Geschlechtstrieb ist in der ersten Zeit gesteigert, in Folge über¬ 
mässiger Befriedigung desselben kommt es bald zur vollständigen aber rein functioneilen 
Impotenz. Aus den buntesten Erscheinungen seitens des Nervensystems können hier nur die 
bemerkenswerthesten hervorgehoben werden, im übrigen muss auf das Original verwiesen 
werden. Unter den Symptomen der sich bald einstellenden Neurasthenie spielt die andau¬ 
ernde Schlaflosigkeit die Hauptrolle; Hyp- und Paraesthesien sind das Gewöhnliche, unter 
Letzteren besonders das eigenartige Gefühl, als ob ein fremder Körper — Splitter, Mikro¬ 
ben etc. — sich unter der Haut befindet. Hallucinationen und Illusionen jeglicher Art sind 
fast immer zur Beobachtung kommende Erscheinungen, die psychischen Vorstellungen wenden 
sich aber — im Gegensatz zu den Morphinisten und Chloralisten — stets gegen Andere und 
führen nie zum Selbstmord. Allmählich kommt es zur Schwächung des Intellects, vollstän¬ 
diger Abulie, und so zum äusseren und inneren Verfall des Individuums. Schliesslich ist als 
ein leitendes Symptom bei der Diagnose, besonders wenn es sich um Aerzte handelt, nie 
lieber Schätzung des von ihnen als Panacee angesehenen Mittels zu berücksichtigen. 

Die Behandlung deckt sich mit der des Morphinismus und wird unter sorgfältigster 
Individualisirung nur in Anstalten durchzuführen sein. 

Med. Record 22. October 1892. Reunert (Hamburg). 


Diätetik. 

Des meilleures conditions de l’alimentation des enfants du premier 
äffe eil dehors de rallaitement au sein. (Rapp. pr£s. des secs. d’hyg., de 
med. vet. et de pharm.) Von Dr. St. Yves Menard, Prof, d’hyg. ä P Ecole centrale. 

Verf. kommt in seinem amtlichen Bericht zu folgenden Schlüssen: 

1) Der einzige Ersatz der Brustnahrung ist die Milch der Hausthiere. 

2) Die beste Milch für Säuglinge wäre die Eselsmilch, wenn nicht ihre Selten¬ 
heit und ihr hoher Preis im Wege stünden. Das Gleiche gilt von der 
Ziegenmilch, die auch der Muttermilch weniger nahe steht. Es erübrigt 
demnach nur die Kuhmilch, deren Werth von 3 Factoren abhängt: 

a) von der Art der Produktion, b) von der Art der Beschaffung, c) von der 
Art der Zubereitung. 

Was den ersten Punkt betrifft, so macht Verfasser darauf aufmerksam, dass die 
holländischen Kühe ein reichliches, aber geringwerthiges Produkt geben. Dass es 
besser ist, nicht Milch von einer Kuli, sondern gemischte Milch zu liefern, dass 
zweckmässige Ernährung der Milchkühe nothwendig ist, ist wohl allgemein anerkannt. 
— Bezüglich der Beschaffung empfiehlt Verf., ein möglichst nahe gelegenes, gut zu 
beaufsichtigendes Institut zu wählen und die Milch auf kürzestem Wege zu ent¬ 
nehmen. Ist dies nicht möglich, so greife man zu dem Nothbehelf — nur ein solcher 
soll es sein — der von weiter her bezogenen sterilisirten Milch. Bezüglich der 
Zubereitung steht Verf. auf dem Standpunkt, dass die rohe Milch den Vorzug vor der 
sterilisirten verdiene und zwar aus folgenden Gründen: 1) ist bei genügender Ueber- 
waclmng der Milchkühe die Gefahr der Uebertragung von Krankheiten durch rohe 
Milch eine minimale, 2) ist rohe Milch besser verdaulich als sterilisirte. — Diese 


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Sätze erscheinen sehr anfechtbar. Verf. spricht immer nur von der Gefahr der Ueber- 
tragung von Tuberkulose, Typhus, Actinomycose etc., über die man ja verschiedener 
Ansicht sein kann, berücksichtigt aber nicht die unendlich grössere Gefahr, die das 
Verderben der nicht sterilisirten Milch an heissen Tagen mit sich bringt. — Be¬ 
züglich der grösseren Bekömmlichkeit der rohen Milch stützt Verf. sich auf einige 
Versuche Weber’s, der Milchkälber theils mit roher, theils mit sterilisirter Milch 
nähren liess. Erstere verbrauchten, um 1 kg zuzunehmen, 11.21, letztere 11,96 Liter. 
Die Differenz erscheint ziemlich geringfügig, ausserdem war die absolute Gewichts¬ 
zunahme bei den letzteren grösser als bei den ersteren (75 kg : 69 kg). Jedenfalls 
dürfte die Sterilisation für eine sicherere Bürgschaft als „l’honorabilitä du producteur“, 
wie Verf. sagt, anzusehen sein. — — 

Journal de Med. de Paris. 1892 No. 45/46. H. Citron (Berlin). 

Bedeutung des Kalkwasserzusatzes zur Kuhmilch für die Ernährung 
der Säuglinge. Von Courant. 

Die in der Breslauer Klinik ausgeführten Untersuchungen ergaben, dass die Ge¬ 
rinnbarkeit der Kuhmilch durch Lab mittelst Kalkw r asser so beeinflusst wird, dass die 
Gerinnungsproducte denen, welche man bei der Frauenmilch erhält, ähnlich werden. 
Ebenso wie im Versuche erfolgt auch im Magen des Säuglings die Ausscheidung des 
Käses nicht mehr in grossen, festen Klumpen, sondern in zarten Flocken. Die ersteren 
rufen eine mechanische Reizung und abnorme Secretion der Magenschleimhaut hervor. 
Sie sind durch Verdauungssäfte schwer angreifbar, geben leicht Veranlassung zu ab¬ 
normer Säurebildung und zu Gährungsprocessen im Darme. Von diesem Gesichtspunkte 
aus ist der Zusatz von Alkalien oder Erdalkalien zur Kuhmilch ein gutes Mittel, um 
die Verdauung derselben bei Säuglingen zu erleichtern und zu beschleunigen. Es ge¬ 
nügt, wenn man zu einer gewöhnlichen Saugflasche von ca. 250 ccm Inhalt, die 1 
Drittel gekochte Milch und 2 Drittel gekochtes Wasser enthält, ca. einen Esslöffel 
(15—20 ccm) Kalkwasser zusetzt. Lässt der Geschmack zu wünschen übrig, so kann 
ein mässiger Zusatz von Rohrzucker bei schneller Verdauung dem Säuglinge nichts 
schaden. 

Süddeutsche Apothekerzeitung 1892, 259 durch Pharm. Centralhalle. 

Lüdtke (Altena). 

Zum Gebrauch des Soxhlet’schen Milchsterilisationsapparates. Von 
Prof. Soxhlet. 

Bezüglich der Sterilisation ist gegen den Soxhlet’schen Apparat der Einwand er¬ 
hoben worden, dass bei zu starker Füllung der Milchflaschen die heisse Milch mit 
der Kautschukmasse, welche mit rothem Schwefelantimon gefärbt ist, in Berührung 
komme, Theile von letzterer, gesundheitsgefährlicher Substanz aufnehme und sich roth 
färbe. Dem gegenüber weist Soxhlet darauf hin, dass nur mit Alkali versetzte Milch 
oder bei Verwendung von schlechten Gummiplatten die Milch antimonhaltig und roth 
gefärbt werde, dass dieses aber für gute Milch und für die Apparate seiner 
Fabrikanten nicht zutreffe. 

Nach Hygienische Rundschau 1892. No. 20. A. Neumann (Berlin). 


Ueber das Verhalten der Milch und ihrer wichtigsten Bestandteile 
bei der Fäulniss. Von Hugo Winternitz. 

Aus den Versuchen des Verf., welche feststellen sollten, in welcher Weise und 
in welchem Umfange die Milch ihren Einfluss auf die Fäulnissvorgänge geltend macht, 
geht hervor, dass die Milch auf die Eiweissfäulniss hemmend einwirkt und namentlich 
die Entstehung der ersten und der letzten Eiweissspaltungsproducte verzögert. Dieser 


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Einfluss beruht auf der Gegenwart des Milchzuckers und tritt unabhängig von der 
durch die Spaltung des Milchzuckers bedingten Säurewirkung ein. 

In derselben Weise und in demselben Umfange beeinflusst die Milch auch die 
Darmfäulniss und bewirkt einerseits eine entschiedene Verminderung der Aetherschwefel- 
säure im Harn, andererseits das Fehlen bezw. die Verminderung der letzten Eiweiss- 
spaltungsproducte in den Fäces, vermindert also dadurch den Zerfall der Eiweisssub¬ 
stanzen in Producte, welche für den Organismus werthlos, möglicherweise sogar schäd¬ 
lich sind. 

Der sog. Bromkörper ist im Darm vom Eintritt des ductus pancreaticus nach¬ 
weisbar. Er entsteht in den oberen Darmabschnitten durch die Fermentwirkung des 
Pankreassaftes, in den unteren möglicherweise auch durch Fäulniss. Im unteren Ab¬ 
schnitte des Dickdarmes und in den Fäces ist er nicht enthalten; er wird von dem 
Darm aus vollständig resorbirt und verhält sich auch hierin nicht anders als Leucin 
und Tyrosin, mit denen er gleichzeitig entsteht. 

Zeitschr. f. physiol. Chem. 1892, 1(5. 460. durch Chemiker Zeitung 1892, 247. 

Ltidtke (Altona). 


Kumysgen. Von W. Davis. 

Carwrik’s Kumys-Pulver oder Kumysgen wird gewonnen durch Trocknen und 
Eindampfen der geronnenen Milch. Aus dem so hergestellten Pulver kann leicht 
eine Lösung bereitet werden, welche die einzelnen Bestandtheile in viel feinerer Ver- 
theilung enthält als das Kumys. Dieses Nährmittel hat sich dem Verfasser in einer 
Reihe von schweren Magen- und Darmleiden vortrefflich bewährt, ebenso bei dem 
unstillbaren Erbrechen der Schwangeren und als Zusatz zu den Speisen während der 
Lactation. Beim Typhus hat er noch keine Versuche damit anstellen können, glaubt 
aber sich viel davon versprechen zu dürfen. 

New-York Med. Journ. 1. October. Reunert (Hamburg). 

Feeding in fevers. Von G. Teabody. (Vortrag gehalten in der Practioners 
Society zu New-York). 

Die weitverbreitete Ansicht, dass fiebernde, besonders Typhuskranke, nur mit 
flüssiger Nahrung und vorzüglich mit Milch ernährt werden müssen, kann nicht auf¬ 
recht erhalten werden. Abgesehen davon, dass in vielen Fällen ein heftiger Wider¬ 
willen gegen die Milch besteht, ist zu berücksichtigen, dass wenn Appetit nach festen 
Nahrungsmitteln vorhanden ist, dies in der Mehrzahl der Fälle dafür spricht, dass solche 
Dinge wieder verdaut werden können. Dem alten Vortheil zum Trotz hat daher der 
Verf. auch fiebernden Typhuskranken fein geschabtes Fleisch oder Ei und gut gekochte 
Hafergrütze gegeben, ohne auf diese Weise schlechtere Resultate zu erzielen. Damit 
soll natürlich der Werth der Milch für solche Krankheiten nicht herabgesetzt werden. 

In der Debatte zu diesem Vortrag wurde von mehreren Rednern darauf auf¬ 
merksam gemacht, dass die reine Milch cur oft eine protahirte Reconvalescenz ver¬ 
anlasst, welche unter einer kräftigen aber vorsichtigen festen Diät rasch in völlige 
Genesung übergeführt werden kann. (Vgl. hierzu den Artikel „Zur Ernährung der 
Typhuskranken u von Fürbringer im Octoberheft 1892 dieser Zeitschrift. Red.) 

Medical Record 26. November. Reunert (Hamburg). 


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Klimatologie. 

Leysin sur Aigle, klimatische Winterstation für Lungenkranke. Von 
Dr. Staedler. 

Das auf einem durch sein Klima ausserordentlich begünstigten und mit Natur¬ 
schönheiten reich ausgeschmückten Hochplateau (1264 m über dem Meeresspiegel) des 
Canton Waadt gelegene Leysin sur Aigle zeichnet sich nach Prof. Secretan 
(Lausanne) vor Davos aus durch geringere Temperaturschwankungen, namentlich in 
der Nacht, durch eine grössere Anzahl von Sonnenstunden, durch geringere Kälte 
(Davos — 26°, Leysin höchstens — 19°) weniger Nebel, geringere relative Feuchtig¬ 
keit — kurz, durch ein gleichmässigeres und trockeneres Klima. Dazu kommt, dass 
Leysin leichter als Davos zu erreichen ist. Das 200 m oberhalb des Dorfes errichtete 
Sanatorium für Lungenkranke entspricht allen Anforderungen der modernen Hygiene. 
Für den Aufenthalt in Leysin sind als günstigste Zeit November, Dezember, Januar, 
Februar, März bis zur Mitte anzusehen. Ende Oktober, Ende März und April ist das 
Wetter durch Nebel, Regen, Wind und Schnee unfreundlich und unangenehm. Namentlich 
ist der um diese Zeit häufig, im Winter nur selten auftretende Föhn sehr widerwärtig. 

Therapeut. Monatsh. 1892 August. Rd. 


Ueber den Einfluss und therapeutischen Werth des Hochgebirgs¬ 
klimas bei Herzaffektionen. Von Dr. C. Veraguth in St. Moritz. 

Verf. wendet sich gegen die Ansicht, dass Herzaffectionen jeglicher Art durch 
den Aufenthalt im Hochgebirge ungünstig beeinflusst würden. Er giebt ohne weiteres 
zu, dass während des Aufenthaltes im Hochgebirge grössere Anforderungen an die 
Herzthätigkeit gestellt werden, dass Herzkranke naturgemäss in höherem Grade als 
Gesunde in erster Zeit allerhand Beschwerden, so auch den ganzen Symptomen- 
complex der „Bergkrankheit“, darbieten können, Beschwerden, welche lediglich auf 
eine Uebermtidung des Herzmuskels zurückzuführen sind. Die erste vorübergehende 
Wirkung des Bergklimas ist eine excitirende, welcher in geeigneten Fällen eine toni- 
sirende zu folgen pflegt. Die ausgiebigere Contraction des Herzmuskels führt zu einer 
Kräftigung desselben. „Sämmtliche Herzaffektionen werden demnach im Hochgebirge 
günstig beeinflusst, die die primäre aufregende Wirkung vertragen und eine Kräf¬ 
tigung des Herzmuskels als wünschbar erscheinen lassen“. Die Neurosen des 
Herzens, zumal das Herzklopfen als Begleitsymptom bei anämischen und neurastheni- 
schen Zuständen, als Theilerscheinung der Basedow’schen Krankheit bessern sich und 
verschwinden mit der fortschreitenden Kräftigung des Gesammtorganismus. Auch 
Formen von nervöser Angina pectoris,’ von hysterischen und toxischen Ursachen, z. B. 
von chronischer Tabaksintoxication herrührend, werden günstig beeinflusst. Nicht er¬ 
tragen wird im Allgemeinen das Hochgebirgsklima von Kranken, bei denen die 
Spannung im arteriellen System über die Norm erhöht ist, z. B. bei allgemeiner Plethora, 
bei Wachsthumshypertrophie, bei Hypertrophie wegen Nierensklerose, dagegen steht ein 
günstiger Erfolg zu erwarten, wo die Tension in den Arterien eine zu geringe ist, voraus¬ 
gesetzt, dass dieselbe nicht in irreparablen Degenerationszuständen des Myocards ihren 
Grund hat. In letzterer Hinsicht wird dem Höhenklima eine souveräne Heilwirkung 
zugeschrieben in Fällen, in welchen der Herzmuskel nach intercurrenten Krankheiten, 
nach Gemüthsaffecten, Säfteverlusten etc. compensatorisch hypertrophisch geworden ist, 
ferner bei der „funktionellen Herzschwäche“ (weakened heart) und dem „anämischen 
Fettherzen“ (surcharge graisseuse). Auch Klappenfehler sind von dem Genüsse des 
Höhenklimas ohne weiteres nicht auszuschliessen, insofern sie nicht mit Arteriosklerose 
complicirt sind. — Im grossen Ganzen, meint Verf., sind für die klimatische Be¬ 
handlung im Hochgebirge dieselben Herzkranken geeignet, für welche sich auch die 


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sogenannten Terrainkuren im Hügellande erprobt haben. Was jedoch bei den Terrain¬ 
kuren durch methodische Bewegungen angestrebt werden muss, kann im Alpenklima 
durch eine w r enn auch nicht absolute, so doch relative Ruhe, die in den ersten Tagen 
des Aufenthaltes besonders beobachtet werden muss, erreicht werden. 

Sep.-Abdr. d. Internat, klin. Rundschau. 1882 No. 18 u. 19. 

A. Neu mann (Berlin). 

The health resorts of the Riviera — Mentone. 

Das herrlich an einer halbmondförmigen Bay gelegene Mentone ist in 15 Minuten 
von Monte Carlo zu erreichen und nur eine kurze Strecke von Nizza entfernt. Es 
ist derjenige Platz der Riviera der hauptsächlich von Kranken aufgesucht wird, während 
Nizza, Cannes, Hyeres mehr Sammelpunkte für Touristen und Vergntigungsreisende 
bilden. Die Stadt ist an 3 Seiten von Bergen umgeben, welche die kalten Nord- 
und im geringen Grade auch die Ost- und Westwinde auffangen, doch giebt es auch 
hier wie an allen anderen Orten der Riviera kalte Winde. Die Hauptvorzüge 
Mentone’s sind das Fehlen von Frost und Nebel, mässige Trockenheit der Atmosphäre, 
Seltenheit von Regentagen, fast immer herrschender warmer Sonnenschein und kühle 
erquickende Nachttemperatur. Für Kranke ist zu beachten, dass zwischen der in der 
Sonne und im Schatten gemessenen Temperatur eine beträchtliche Differenz besteht. 
Die üppige Vegetation, die überall vorhandenen und eine reichliche Ernte liefernden 
Oliven- und Citronenbäume geben ohne weitere Commentare einen Begriff von dem 
dort herrschenden Klima, das sowohl für Wärme bedürftige Patienten als auch für 
solche, die milde Seeluft verlangen, Mentone zu einem geeigneten Aufenthalt machen. 
So bildet es eine empfehlenswerte Winterstation für Lungenleiden, für Gicht, Rheu¬ 
matismus, Reconvalescenten etc. Diesen Vorzügen gegenüber stehen eine Anzahl Nach¬ 
theile, die besonders durch schlechte Wasserversorgung und ungenügende Drainage 
gegeben sind. Trotzdem sind epidemische Krankheiten in Mentone nicht vorherrschend; 
Tuberculose fordert seit einiger Zeit — vielleicht durch die Ansammlung der zahl¬ 
reichen von auswärts kommenden Kranken — mehr Opfer unter der einheimischen 
Bevölkerung. Die durchschnittliche Mortalität in den letzten 5 Jahren betrug 21°/^. 
Schliesslich ist noch zu bemerken, dass auch dieser Platz nicht viel billiger ist als 
die übrigen Kurorte der Riviera. 

Medical Record 15. October 1892. Reunert (Hamburg). 

Egypt. Von F. Sandwith. 

Cairo eignet sich wegen der reinen, kräftigen Wüstenluft und des vollständigen 
Fehlens von Regen, Nebeln, Schnee und rauhen Winden besonders für Asthmatiker, 
beginnende oder chronische Lungenleiden, Rheumatiker, Nephritiker und die meisten 
sonstigen chronischen Krankheiten. Contraindicationen bilden fieberhafte oder vor¬ 
gerückte Lungenleiden und sehr schwere Erkrankungen des Herzens und anderer 
Organe. Unannehmlichkeiten sind die mit einem Nilaufenthalt verbundenen be¬ 
trächtlichen Kosten und die sehr zahlreichen Insekten. Reisende thun am besten, 
nicht vor November nach Egypten zu gehen und den Weg über Alexandria einzu¬ 
schlagen. Lungenkranke sollen bis Ende April, Rheumatiker sogar den Mai über 
dort bleiben. Die Monate November bis Februar weisen ungefähr die gleiche Durch¬ 
schnittstemperatur 67—69 °F. auf, von März bis Mai steigt dieselbe bis auf c. 90° F. 
Die ganze im Jahre fallende Regenmenge ist nicht beträchtlich; im Februar herrscht 
gewöhnlich ein trockner Wüstenwind. Gut filtrirtes Nilwasser ist ein ausgezeichnetes 
Getränk; eine Drainage wird in allernächster Zeit begonnen, vorläufig muss man sich 
in den Hotels mit gut ventilirten, ausserhalb der Häuser liegenden Aborten begnügen. 
Ueber Helouan und Luxor s. unser Referat im Octoberheft dieser Zeitschrift. 

Brit. Med. Journ. 22. October. Reunert (Hamburg). 


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Action du Climat du Japon sur l’organisme de l’Europ£en. Von 

Dr. Micliaut (Yokohama). 

Von einem einheitlichen Klima kann bei einem Lande, das sich nach Norden bis 
Kamtschatka, nach Süden fast bis zum Wendekreis des Krebses erstreckt, wo an 
einem Ende Orangen und Ananas wachsen, am andern Eisbären gejagt werden, füg¬ 
lich nicht die Rede sein. Auch der für Europäer bedeutendste, weil zugänglichste 
centrale Theil, der sich von Nagasaki bis Tokio erstreckt und vermöge seiner mari¬ 
timen Lage Anspruch auf ein gemässigtes Klima haben sollte, ist in Folge eigentüm¬ 
licher Luft- und Meeresströmungen grossen atmosphärischen Schwankungen unter¬ 
worfen. Beständig ist an diesem Klima nur die Feuchtigkeit der Luft. Im Jahre 
1890 zählte man 181 Regen-, 143 bewölkte und nur 43 klare Tage. (Eine kleine 
Ungenauigkeit: die Summe würde 367 Tage ergeben. Ref.). Die Temperatur fällt 
innerhalb 24 Stunden oft um 15—16° C. Das Temperatur-Maximum betrug im ge¬ 
nannten Jahre 35,8° das Minimum— 5,8° C. Japan ist in Folge dessen das Land der 
Respirations-Krankheiten, speciell der Lungen-Tuberkulose. Verf. behauptet, dass jeder 
Europäer, der nur den Keim dieser Krankheit mitbringe, in kürzester Zeit verloren 
sei. 1889 starben an Krankheiten des Respirations-Apparates 134000 Menschen, 
was einem Verhältniss von 16 auf 100 Sterbefälle gleichkommt (Falls die Lungen- 
Tuberkulose mitgerechnet ist, wäre das nicht viel. Ref.). Besonders häufig sind 
Bronchitis, Pneumonie und Laryngitis, die meist sehr schwer verläuft und zur Aphonie 
führt. In keinem Lande hat die Influenza so mörderisch gehaust wie in Japan. — 
Eine zweite Gruppe von Krankheiten, zu denen das eigentümliche Klima Japans in 
hohem Grade disponirt, sind die Krankheiten des Nervensystems — die feuchtwarme 
Atmosphäre wirkt deprimirend und körperlich und geistig erschlaffend auf den Or¬ 
ganismus des Europäers. Rheumatische Affectionen sind merkwürdiger Weise nicht 
häufig. Im allgemeinen sind also die klimatischen Verhältnisse Japans für den Euro¬ 
päer durchaus ungünstige. Sie sind zwar etwas besser als die von Cochinchina und 
Indien, stehen aber denen von Tonkin nach. 

Bull. g6ner. de thärap. 1892/40. H. Citron (Berlin). 

San Antonio and Southwest Texas as a winter resort. Von E. Li 111 e j o hn. Warmer und 
andauernder Sonnenschein, kräftige, trockene und reine Luft machen San Antonio und seine 
Umgebung zu äusserst empfehlenswerthen Winterstationen für Kranke mit chronischen Ka¬ 
tarrhen, Nierenleiden, Rheumatismus und nervösen Störungen, welche Bewegung im Freien 
und ein mildes Klima verlangen. Die Nordwinde, deren unangenehme Wirkung vielfach 
übertrieben ist, treten nur zu bestimmten Zeiten auf und sind, wenn sie San Antonio erreichen, 
bereits sehr abgeschwächt. Die übrigen vom Meere kommenden Winde sind mild, rein und 
bei der Entfernung der Stadt von der See auch trocken. Kalte Tage sind dort eine Selten¬ 
heit und die Rosen blühen noch um Weihnachten. San Antonio ist von St. Louis oder 
Memphis leicht zu erreichen und bietet auch Vergnügungsreisenden reichliche Abwechslung. 

Med. Record 19. Novemb. Reunert (Hamburg). 


The healing water» of Jamaica. Die heissen Quellen Jamaica’s sind noch sehr wenig 
bekannt und bis jetzt auch nur zum Theil analysirt, könnten aber besonders mit Rücksicht 
auf das warme und gleichmässige Klima der Insel für eine ganze Reihe von Krankheiten 
nutzbar gemacht werden. Die bemerkenswertheste unter denselben ist das Bad von St. 
Thomas, eine Schwefel-, natron- und kalkhaltige Quelle von etwa 50° C., welches ungefähr 
denselben Indicationen wie Eaux-Bonnes und Eaux-Chaudes entspricht, sich also für chroni¬ 
schen Rheumatismus, Haut- und Leberleiden, Neuralgien, Bronchitis und beginnende Phthisen 
eignen würde. Das „Milk River Bath“ ist eine alkalische Schwefelquelle mit einer Tempe¬ 
ratur von ungefähr 36° C und ähnelt Bädern wie Kreuznach, Wiesbaden und Homburg. 
Ausserdem sind noch eine Reihe eisen- und alaunhaltiger Quellen vorhanden. 

Med. Record 26. November. Reunert (Hamburg). 


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Krankencomfort. 

Nachtstuhl-Einrichtung für Krankenbetten von Ernst Severin in Hagen 
(Westfalen) (D. R.-P. 65244). Man braucht bei diesem Bett weder kranke Personen 
von ihrem Lager auf einen Nachtstuhl noch in die Hohe zu heben, um ein Steckbecken 
unterzuschieben, sondern jeder Kranke kann auf seinem Lager bleiben, um seine Be¬ 
dürfnisse zu verrichten. Das Bett besteht im wesentlichen aus einer Matratze, an 
der zugleich die vier Füsse des Bettgestelles und das Keilkissen angebracht sind. 
Die Matratze ist eine Sprungfedermatratze, mit Haaren überpolstert. Ein mittlerer 
Polstertheil, der auf seiner Unterseite ein Nachtgeschirr trägt, ist in Schiebeleisten 
drehbar aufgehängt, welche sich beim Vorziehen eines Kastens zwangsläufig senken. 
Dabei dreht sich der Polstertheil, aus seiner Matratzenöffhung heraustretend, selbst¬ 
tätig um 180°, wodurch das Nachtgeschirr in die Gebrauchslage gebracht wird. 
Nach erfolgtem Wenden des Polstertheiles mittelst einer Schnur findet dann durch 
Einschieben des Kastens ein Wiederanheben des Polstertheils und Einführen desselben 
in die Matratze statt. Grundke (Berlin). 


Speiglas von Dr. med. E. Schulz in Stadthagen (D. R.-P. 65210). 

Das Glas besteht aus zwei in einander geschobenen, leicht um ihre Achse dreh¬ 
baren, nach Art eines eingeschliffenen Glasstöpsels gut an einander passenden cylinder- 
förmigen Gefässen. 

Die beiden Gefässe selbst bestehen aus den Hohlcylindern und den Böden mit wulst¬ 
artigen Rändern. Der äussere Cylinder hat eine matt- und rauhgeschliffene Innenseite, 
der innere eine matt- und rauhgeschliffene Aussenseite. Am Wulst des inneren 
Cylinders befindet sich eine ringförmig verlaufende Nuth, in welche der untere Rand 
des äusseren Cylinders in geschlossenem Zustande eingreift, um hierdurch eine grössere 
Dichtung und ein festeres Ineinandergreifen der einzelnen Theile des Speiglases zu 
ermöglichen. Eine weitere, gleichartige, denselben Zwecken dienende Nuth befindet 
sich im Innern des anderen cylinderförmigen Gefässes auf dem Boden. 

An den Wülsten sind mit Merkmalen versehene Einkerbungen angebracht, um 
den geöffneten oder geschlossenen Zustand des Gefässes leicht zu erkennen. 

In den Mänteln beider Cylinder befindet sich je eine gleich grosse ovale Oeffnung, 
welche durch Drehung entweder auf einander oder gegen einander gestellt werden, 
wodurch ein Oeffnen und Schliessen der auf einander geschobenen Theile des Behälters 
hervorgebracht wird. 

Um die äussere Einlassöffnung befindet sich eine als Mundstück dienende Wulst, 
im Innern des Cylinders liegt ebenfalls um die Einlassöflhung eine gleiche Wulst, die 
auch durch einen kleinen trichterförmigen Ansatz, nach dem Innern hineinragend, 
ersetzt werden kann, um ein rascheres Einfliessen der aufzunehmenden Flüssigkeit zu 
vermitteln. Bei dem Gebrauch des Gefässes erkennt man die jeweilige Lage der Ein¬ 
lassöffnungen an den an den Wülsten angebrachten Einkerbungen. 

Zur leichteren Unterscheidung des äusseren von dem inneren Cylinder und um 
die Richtung nach oben beim Stehen des Speiglases auf dem Krankentisch stets er¬ 
kenntlich zu machen, ist auf dem Aussentheil des Bodens für den äusseren Cylinder, 
dem Gefäss eine flachgewölbte, abgerundete Form gegeben. 

Grundke (Berlin). 


Badevorrichtung für Kinder von Ludwig Rieder in München. (D. R.-P. 
66092). 

Die Vorrichtung für Kinder besteht aus einem vollen oder hohlen Körper, der 
entweder vermöge seines specifisch leichten Gewichtes oder der von ihm eingeschlossenen 


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Luft das aufgelegte Kind über Wasser hält. Zwecks Regelung der Sch wimmtiefe ist 
diese mit einem Hahn versehen und behufs Vermeidung des Umkippens mit einem 
Korkring, Gummischlauch oder dergleichen umgeben. Auf der Oberfläche enthält er 
einen entsprechend geformten, gelenkartig befestigten Deckel, um in Verbindung mit 
dem an demselben befestigten Badeschwamm oder dergleichen dem Kind eine weiche 
Unterlage zu bieten. Grundke (Berlin). 


Hygiene des Hauses und der Familie. 

Welche Gefahren erwachsen für den Menschen aus dem Genüsse der 
Milch kranker Thiere? Wie kann diesen Gefahren auf gesetzlichem und 
privatem Wege vorgebeugt werden? Von Dr. Baum. 

Baum hat neben einer ausführlichen Besprechung der Bestandteile und der 
charakteristischen Eigenschaften der zum menschlichen Gebrauche zur Verwendung 
kommenden Milchsorten vorstehendes Thema zum Gegenstand einer umfassenden 
Abhandlung gemacht. In erster Linie gefahrbringend ist die Milch von an Maul¬ 
und Klauenseuche, an Tuberkulose, Milzbrand, Tollwuth und Lungenseuche erkrankten 
Thieren. Dann ist die Milch der Thiere schädlich, welche mit Substanzen behandelt 
worden sind, die erwiesenermassen mit der Milch ausgeschieden werden und in dem 
Menschen toxisch wirken. Schliesslich sind krankhafte Zustände der Melkthiere zu 
berücksichtigen, bei welchen die chemische Beschaffenheit der Milch wesentlich ver¬ 
ändert ist, alle Eutererkrankungen, alle Krankheiten des Verdauungskanales, alle 
fieberhaften Leiden, die Zeit vor und nach dem Kalben. In all’ diesen Fällen ist 
die Milch vom menschlichen Gebrauch auszuschliessen. Die Milch von an Maul- und 
Klauenseuche kranken Thieren ist nur dann, wenn sie beim Melken noch normale 
Beschaffenheit hat, und nur in gekochtem Zustande zu verwenden, ebenso darf nur in 
gekochtem Zustande Milch von auf Tuberkulose verdächtigen Thieren genossen 
werden. Zu dieser Verordnung und zu einer genauen Kontrole der Milchkuranstalten 
ist die Polizei zu verpflichten, im übrigen hat jeder noch privatim es sich zur Auf¬ 
gabe zu machen, die Milch stets nur in gekochtem oder sterilisirtem Zustande zu 
gemessen. 

Nach Hygien. Rundschau 1892, No. 20. A. Neumann (Berlin). 


lieber Fleischvergiftungen. Von Prof. Ostertag. 

Fleischvergiftungen ereignen sich hauptsächlich unter zwei Bedingungen: 

1) wenn das Fleisch von Thieren stammt, welche an gewissen, zum Theil 
nicht genau studirten Krankheiten gelitten haben; 

2) wenn das Fleisch von gesunden Thieren durch unzweckmässige Aufbe¬ 
wahrung oder Verarbeitung, durch hygienisch^ Misshandlung verdirbt, d. h. 
in Fäulniss übergeht. 

Zu den Erkrankungen der zweiten Gruppe gehören die Wurstvergiftungen (Bo¬ 
tulismus, Allantiasis), als deren Heimstätte Württemberg angesehen werden kann, 
während der Hauptsitz für Massenerkrankungen durch rohes Hackfleisch und rohe 
Bratwürste in Sachsen (Provinz und Königreich) zu suchen ist. Diese Vergiftungen 
treten am häufigsten in der wärmeren Jahreszeit auf. Die gemeinschaftlichen Er¬ 
scheinungen bei denselben sind folgende: 

Uebelkeit, Leibschmerzen, hochgradiges Gefühl der Schwäche, Erbrechen. Daneben 
Verstopfung, seltener Durchfall. Letzterer tritt erst am zweiten oder dritten Tage ein. 
Pathognomonisch sind die Sehstörungen. Nur selten sind die Augen nicht er¬ 
krankt. Mydriasis, Ptosis, Schielen, Accomodationsstörungen wurden öfters beobachtet. 
Namentlich der Nervus lacrymalis vom ersten Aste des Trigeminus ist zumeist afflcirt. 


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Auch Schlingbeschwerden stellen sich ein, die sich bis zur completen Aphagie steigern 
können. 

Die Verschiedenheit der Incubationsdauer lässt sich nach Bollinger damit er¬ 
klären, dass bei kurzer Incubation eine sog. putride Intoxication, d. i. eine reine Ver¬ 
giftung durch die Stoffwechselproducte der Fäulnissbacterien (Toxine), bei längerer 
Incubation eine bacterielle Infection eingetreten ist. In der Eegel combiniren sich 
beide Vorgänge, insbesondere beim Genüsse ungekochter Materialien. Nach Müller 
und Senkpiehl erliegt ein Drittel der Patienten den Folgen der Wurstvergiftung. 

Durch eine entsprechende hygienische Belehrung des Publikums, sowie durch 
strenge Gesetze wären die Wurstvergiftungen leicht zu verhüten. Das Publikum muss 
davor gewarnt werden, keine in Zersetzung begriffenen oder bereits zersetzten Wurst- 
waaren zu geniessen. Zur Anfertigung der Wurst soll nur frisches Fleisch verwendet 
werden, die Därme müssen mit grösster Sorgfalt gereinigt werden. Die Würste sind 
gründlich zu kochen, die Dauerwürste dürfen nur solche Durchmesser haben, dass eine 
rationelle Räucherung stattfinden kann. Der Wassergehalt soll sich zwischen 30—35°/ 0 
bewegen. Das Fleisch nothgesclilachteter Tliiere muss von der Wurstfabrikation 
ausgeschlossen werden. 

Ungleich wichtiger sind die eigentlichen Fleischvergiftungen (Sepsis intesti¬ 
nalis, Bollinger), weil das Fleisch kranker Thiere häufig keine erkennbaren Ab¬ 
weichungen von der Norm zeigt, die Vergiftungen nur als Massenerkrankungen auf- 
treten und letztere nicht durch gesetzliche Vorschriften oder sanitäre Belehrung des 
Publikums verhütet werden können, sondern nur durch eine geregelte Fleischschau 
tüchtiger Thierärzte. — Eine wie hohe Wichtigkeit die Fleischschau besitzt, geht 
aus den Veröffentlichungen Bo 11 inger’s hervor, welcher schon 1876 betonte, dass die 
Pyämie und Septicämie unserer Sclilachtthiere für die menschliche Gesundheit wichtiger 
und bedeutender ist, als Milzbrand und Rotz, weil erstere viel häufiger sind und das 
Gift durch Kochen nicht zerstört wird. Aus der Geschichte der mitgetheilten Er¬ 
krankungen geht hervor, dass weiterhin das Fleisch von Kälbern, welche im An¬ 
schlüsse an Nabelinfectionen septisch erkrankten, und ferner dasjenige von Kühen, welche 
wegen entzündlicher Prozesse nach der Geburt oder wegen eigenthümlicher Er¬ 
krankungen nothgeschlachtet werden mussten, ausserordentlich gefährlich ist. 

Ein möglichst ausgedehnte und gewissenhaft durchgeführte Fleischschau ist 
dringend erforderlich, um die grosse Anzahl der Fleischvergiftungen zu vermindern. 

Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhyg. II No. 10—12 durch Zeitschr. für Nahrungsm.- 
Unters. Hyg. u. Waarenk. 1892 VI, 440. Lüdtke (Altona). 


Uebertragung der. Cholera asiatica durch Lebensmittel. Von Dr. 
H. Kossel (Berlin). In vorliegender Publication wird ein Fall von Uebertragung 
der Cholera durch Lebensmittel mitgetheilt, welcher vom Verf. mit Recht einem wohl 
ausgedachten und sorgfältig durchgeführten Experiment verglichen wird. — Von 
Hamburg kommt am 28. August Abends nach 10-ständiger Fahrt nach Tessin die 
Frau eines in letzterem Orte wohnenden Arbeiters. Sie selbst wird sofort einer 
24-stündigen Quarantäne, ihr Gepäck einer sorgfältigen Desinfection in strömendem 
Dampf unterworfen. Von einer Anzahl Butterbroden, welche sie von ihrem Schwieger¬ 
söhne, dem Besitzer eines in Hamburg, Rutschbahn 12, befindlichen Delicatessenladens, 
mitgenommen hatte, hatte sie einen Theil gegessen, einen Theil jedoch in der Tasche 
ihres Kleides zurückbehalten. Dieses Butterbrod ist nun nach Angabe der Frau nach 
ihrer Entlassung aus der Quarantäne von ihrem Mann und ihren zw r ei Töchtern ver¬ 
zehrt worden. Am 29. Abends wird die Frau aus der Quarantäne entlassen. Am 
31. bekommt der Mann Leib weh und leichten Durchfall; am 1. Sept. schwere Er- 


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scheinungen von Cholera und stirbt in der Nacht zum 2. Zugleich erkrankt die eine 
Tochter unter Cholerasymptomen und stirbt am 10. Tage unter dem Bilde des Cholera¬ 
typhoids. Die zweite Tochter erkrankte am 4. Sept. und genas. Die Frau selbst 
und ihre Verwandten in Hamburg blieben gesund. In denselben ersten Tagen des 
September nun, in welchen in Tessin die Seuche zum ersten Male Eingang gefunden 
hatte, traten auch in den Nachbarhäusern des Delicatessenladens in Hamburg, in einer 
sowohl vorher wie nachher von der Cholera wenig befallenen Strasse, auffallend viel 
Cholerafälle auf. Wenn nun auch die Infectionskeime in die Nachbarhäuser sowohl, 
wie in den Delicatessenladen von einem anderen Punkte aus gelangt sein können, 
so liegt doch die Annahme nahe, dass der Delicatessenladen ebenso für die Nachbar¬ 
häuser wie für Tessin der Ausgangspunkt der Cholera gewesen ist. Jedenfalls be¬ 
steht die Thatsache, dass auf Lebensmitteln die Infectionskeime von einem gesunden 
Menschen verschleppt worden sind. 

Deutsche med. Wochenschrift 1892, No. 45. A. Neumann (Berlin). 

Die Cholera-Epidemie. Leitartikel der Tribüne medicale 1892/35. 

Die Ansicht derjenigen, die von jeher ihre Stimme gegen die Verunreinigung 
der Flussläufe mit städtischen Abwässern erhoben haben, findet in dem im vorliegen¬ 
den Artikel mitgetheilten Bericht des Prof. Proust, Inspecteur general des Services 
sanitaires, eine wesentliche Unterstützung. Während des letzten Sommers kamen im 
nördlichen und nordwestlichen Theil der Pariser Bannmeile, der von der unterhalb Paris 
verpesteten Seine durchflossen wird, 133, in Paris selbst nur 45 Cholera-Erkran¬ 
kungen vor. Sämmtliche Pariser Fälle waren ausserhalb der Stadt entstanden und 
gaben zur Entstehung selbstständiger Herde keinen Anlass. Die benachbarten Strom¬ 
gebiete der Marne und Oise blieben vollständig frei. Bei der Armee, die ausschliess¬ 
lich Quell- oder sterilisirtes Wasser erhielt, kam keine Erkrankung vor. — Diese 
Erfahrungen sind ausserordentlich werthvoll, nur ist zu bedauern, dass sie in vivo 
gewonnen werden mussten. — H. Citron (Berlin). 


Ueber Desinfection von Klassenzimmern. Der Uebelstand, welchen das 
Abreiben der Wände mit Brot, behufs Desinfection derselben, mit sich bringt, das 
Krümeln desselben und das theilweise Haftenbleiben an den Wänden, hat Cronberg 
im hygienischen Institute zu Rostock veranlasst, mit Schwamm, Zunder, Waschleder 
und Gummi diesbezügliche Versuche anzustellen. Die drei letzteren Mittel wurden 
als weniger sicher befunden, dagegen erwies sich der Schwamm, der vielleicht noch 
mit dünner Sublimatlösung angefeuchtet werden könnte, als desinfectionskräftig genug, 
um neben dem Brot zum Gebrauch empfohlen zu werden. 

Zeitschrift für Schulgesundheitspflege 1892, No. 10. A. Neu mann (Berlin). 


Selbstthätiger Russ- und FunkenfMnger von B. Löffler in Frankfurt a. M. 
Der obere Theil ist haubenartig und bedeckt die Oefihung des Schornsteins, selbst¬ 
verständlich ohne dieselbe zu verschliessen. Der untere Theil ist trichterartig und 
umgiebt die Schornsteinöffnung. Beide Theile sind aus 2 mm dickem Eisenblech ge¬ 
fertigt. Der obere Rand des Trichters befindet sich in gleicher Höhe mit dem Rande 
des Schornsteins. Von oben stülpt sich über diesen trichterartigen Mantel die Haube. 
Der nach unten gerichtete Rand dieser kegelförmigen Haube, der über den Rand 
des Trichters übergreift, befindet sich in derselben Höhe wie der Schornsteinrand. 
In der Haube ist eine etwas schiefgestellte, nahezu senkrechte cylinderförmige Wand 
angebracht, deren Rand sich zwischen dem Schornsteinrand und dem Rande des Trichters 
befindet, und mit demselben ungefähr in gleicher Höhe liegt. 


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Durch diese Anordnung wird erreicht, dass der dem Schornstein entströmende 
Rauch sich nicht sofort in die Atmosphäre erheben kann. Er muss vielmehr, um zu 
entweichen, nach unten gehen, um den inneren Rand der Haube zu passiren; dann 
erhebt er sich zwischen dem inneren Rand der Haube und dem Rande des Trichters, 
um wieder durch eine abwärtsgerichtete Bewegung zwischen Trichterrand und dem 
äusseren Rand der Haube in’s Freie zu gelangen. Durch diese auf- und abwärts 
gehende Bewegung, sowie durch die hierbei stattfindende Reibung, haben die Russ- 
flocken Zeit sich zu senken. Zie fallen aber nicht in den Schornstein zurück, sie 
fallen vielmehr in den Trichter und werden durch ein Rohr, welches vom Trichter 
ausserhalb des Schornsteins an diesem entlang laufend hinabführt, in einen Behälter 
geleitet, welcher grössere Mengen des gesammelten Busses oder der Flugasche auf¬ 
zunehmen vermag. Dieser Behälter ist mit Schiebervorrichtung versehen, um die zeit¬ 
weise Entleerung bequem vornehmen zu können. 

Muss der Sammelbehälter je nach den Örtlichen Verhältnissen über Dach oder 
an abgelegenen Orten untergebracht werden, so kann ein selbstthätiges elektrisches 
Läutewerk mit dem Apparat verbunden werden, welches anzeigt, wann der Behälter 
entleert werden muss. 

Bei einem täglichen Kohlenverbrauch von 18—20 Ctr. sollen mit diesen Vor¬ 
richtungen täglich 10—12 Liter Russ gefangen werden können. 

Grundke (Berlin). 


Zur ungarischen Schularztfrage. Von Dr. med. Heinrich Schuschny, 
Schularzt und Professor der Hygiene an der Staatsoberrealschule im 5. Bezirk zu Budapest. 

Vor 5 Jahren wurden an den Mittelschulen Ungarns auf Anordnung des Unter¬ 
richtsministers geprüfte Schulärzte angestellt und für dieselben eine genaue Instruktion 
erlassen, deren Wiedergabe in den Hauptpunkten von Interesse sein dürfte, da die 
Schularztfrage nachgerade in Deutschland zu einer brennenden geworden ist. — Die 
Aufgabe des Schularztes ist eine dreifache: 

1) Aufsicht über die Hygiene der Schule. 2) Schutz der Gesundheit 
der Schüler. 3) Unterricht in der Hygiene. 

ad 1) hat der Schularzt das Schulliaus und dessen Nebengebäude (Internat, Con- 
vict etc.) hygienisch zu prüfen, für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen be¬ 
treffend das Verbot geräuschvoller oder feuergefährlicher Anlagen in der Nähe der 
Schule zu sorgen, die Bodenverhältnisse, Baulichkeiten, Beleuchtung, Heizung, Venti¬ 
lation zu überwachen. Er hat die Subsellien, die Bücher, die Schreibrequisiten der 
Schüler zu begutachten und besondere Aufmerksamkeit den Zeichen-, Turn- und Ge¬ 
sangübungen zuzuwenden. Er hat von Zeit zu Zeit das Trinkwasser zu analysiren, 
etwaige Desinfectionen zu überwachen und bei baulichen Veränderungen sein Urtheil 
abzugeben. Der Schularzt fühlt über seine Thätigkeit ein Protokoll, hat Sitz im 
Lehrkörper und ist in hygienischen Fragen stimmberechtigt. Bei Meinungsverschieden¬ 
heiten zwischen ihm und dem Direktor handelt der letztere auf eigene Verantwort¬ 
lichkeit. — 

ad 2) hat der Schularzt jeden neu eintretenden Schüler zu untersuchen, eventuell 
ein Zeugniss des Hausarztes zu verlangen, dass der aufzunehmende an keiner an¬ 
steckenden Krankheit leidet. Er hat besonders zu achten auf Herz- und Lungenkrank¬ 
heiten, auf Rückgratsverkrümmungen, Stottern, Stammeln, Schwerhörigkeit, Myopie, 
ägyptische Augenkrankheit, Ohrenleiden, Kropf, Enuresis nocturna. Diese Untersuch¬ 
ungen sind auch während des Schuljahres des öfteren anzustellen, besonders an schwer 
lernenden und unaufmerksamen Schülern. Der Schularzt wacht über die geeignete 
Placirung kurzsichtiger und schwerhöriger Schüler, sorgt für Isolation und Desinfec- 


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tion Infectionskranker und macht dem Director von etwaiger Ueberbürdung Mittheilung. 
Alle Verfügungen des Schularztes können nur mit Wissen und Willen des Directors 
getrolfen werden. Am Schlüsse des Schuljahres erstattet er demselben über seine Er¬ 
fahrungen einen Bericht, den der Director mit seinen Bemerkungen versehen dem 
Ober-Director des Bezirks einreicht. — 

ad 3) ertheilt der Schularzt in den beiden Oberklassen einen wöchentlich 2stün- 
digen facultativen Unterricht in den Grundzügen der Hygiene. Der Unterricht soll 
dem Rahmen der Schule und dem Fassungsvermögen der Schüler angepasst sein und 
sich hauptsächlich auf die Lehre von den Nahrungsmitteln, Epidemieen, Canalisation, Kran¬ 
kenhäusern und Rettungswesen erstrecken. (Und das Alles für 200 fl. jährlich!! Ref.) 

Der Verf. betont, dass die gefürchteten Collisionen zwischen Aerzten und Päda¬ 
gogen nicht eingetreten sind, vielmehr das beste Einvernehmen zwischen beiden ge¬ 
herrscht hat. Noch grösserer Sympathien hatten sich die Schulärzte bei den Eltern 
der Schüler zu erfreuen, die nicht selten ihren Rath für die Wahl eines Berufes er¬ 
baten. Verf. hat indessen an der Instruction manches auszusetzen. Erstens wünscht 
er die Errichtung von Schularztstellen nicht nur für die Mittel-, sondern für alle 
Schulen. Zweitens gebühre dem Arzte eine unabhängigere Stellung dem Director 
gegenüber und eine bessere Bezahlung. Drittens soll der Unterricht in der Hygiene 
nicht facultativ, sondern obligatorisch sein. Viertens empfiehlt sich die Errichtung 
einer schulhygienischen Abtheilung im Unterrichtsministerium, sowie die Uebernahme 
des ganzen Instituts durch den Staat anstatt durch die Gemeinden. — 

Zeitschrift f. Schulgesundheitspflege 1892 No. 11. H. Citron (Berlin). 

Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Gebäude aus in einander verschiebbaren Theilen und drehbare Ge¬ 
bäude von 0. Rocholl in Cassel. 

Als Ergänzung zu der in unserer Juni-Nummer v. J.’s besprochenen Rochoirschen 
neuen Gebäudeanordnung bringen wir in der Fig. 1 eine bildliche Darstellung eines 



Fig. 1. 


drehbaren Krankenhauses. Wie daraus zu ersehen ist, steht das ganze Gebäude 
auf Rollen, die ihre Führung auf kreisförmig gebogenen Schienen finden. Die für 
die Kranken bestimmte Gebäudeseite lässt sich also auf diese Weise der Sonne oder 
der milderen Wetterseite zukehren. 


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Aus einer weiteren Zuschrift des Erfinders ist die Ausdehnung dieses Princips 
dahin zu entnehmen, dass aus- und einrollbare Parterrezimmer mit den Kranken und 
der ganzen Einrichtung beliebig weit auf Schienen in einen Park oder in eine ge¬ 
schützte Lage hinausgefahren werden können. 

Bei einer anderen Abänderung werden nur einzelne Gebäudetheile, wie z. B. ein 
Dach oder eine Decke aus dem feststehenden Hause herausgezogen, um einen schnellen 
Schutz gegen Regen bei sonst mildem Wetter zu erhalten. 

Grundke (Berlin). 


Varia. 

Die Cultur und Gewinnung des Tbees auf Ceylon und in China. Von Prof. 
Tichomirow. Verfasser hat auf Veranlassung der russischen Theefirma K. S. Popow im 
vorigen Jahre sich zum Studium der Theeplantagon nach Ceylon und China begeben. Aut 
Ceylon wird dort, wo früher der Kaffeebaum wuchs, in einer Höhe von 1000—6000 Fuss an 
den rothbraunen Abhängen der Berge .Thee in mächtigen Theefeldern gebaut. Hier wird 
der Thee aus Saamen gezogen. Der Boden muss gut gedüngt sein, und Unkraut und krän¬ 
kelnde Sträucher werden sofort entfernt. Hat der Strauch ein Alter von 18 Monaten 
erreicht, so wird er gestutzt, wodurch eine bessere Qualität der Blätter erzielt wird. Die 
erste Ernte wird im dritten Jahre vorgenommen, und zwar werden die Zweigspitzen mit ihren 
Endknospen und den drei bis vier jüngsten Blättern mit den Fingernägeln abgekniffen. Die 
ausgewachsenen Blätter sind 10—14 cm lang und 4—5 cm breit. Auf Ceylon wird nur 
schwarzer Thee producirt. Die jungen hellgrünen Blätter werden zum Welken ca. 25—40 
Stunden auf Rahmen aus Juteleinwand ausgebreitet. Alsdann werden die Blätter mit 
Maschinen gerollt und durch Metallsiebe verschiedener Maschengrösse geschlagen, wodurch 
schon eine gewisse Sortirung stattfindet. Hierauf erfolgt die Fermentirung der noch feuchten 
Blätter, die in 3—4 Stunden beendigt ist, wonach der Thee mittelst eigener Vorrichtungen 
durch heisse Luft getrocknet wird. Die endgiltige Sortirung geschieht wiederum durch Siebe 
verschiedener Maschengrösse. 

Nach dem Werthe unterscheidet man auf Ceylon folgende Sorten: 1) Pekoö, die 
feinste Sorte (Baichow’scher Thee), 2) Orange-Pekoe, röthlich gefärbt, 3) Pekoü-Suchong, 
4 ) Suchong, 5) Kongu, 6) Theestaub, meist zur Darstellung von Coffein benutzt. 
In China gedeiht der Thee besonders gut in der östlichen Provinz Dzian-ssi, namentlich in 
den Kreisen Unin- und I-nin-tschon. Hier sind die Plantagen terassenförmig meist in Quer¬ 
reihen angelegt. Auch hier wird der Thee aus Saamen gezogen, aber nicht gestutzt, wie 
auf Ceylon, sondern sich selbst überlassen. Die Blätter sind derber, ca. 5—8 cm lang, 
2 l / 2 —3 cm breit, lanzettförmig. Die Ernte erfolgt im April (beste Sorte), Ende Mai, Ende 
Juni und Ende Juli. Das Welken der Blätter geschieht in flachen runden Bambuskörben an 
der Sonne oder über dem Feuer unter Vermeidung des Rauch Zutritts. Die feinen Sorten 
werden alsdann mit der Hand, die niederen Sorten mit den Füssen gerollt und dann zur 
Erhaltung des schwarzen Thees der Fermentirung unterworfen und zwar in Bambuskörben, 
die mit baumwollenen Tüchern bedeckt sind. Nach einer Stunde werden sie an der Sonno 
getrocknet. Die grossen Fabriken in Unin und Lindschan liefern die besten Sorten nach 
Europa. Die beim Mischen der Theesorten aufwirbelnden Blatthaare und Blattabfälle werden 
mittelst Wasserdämpfen aufgeweicht, dann gepresst und in viereckige Formen gebracht 
(Ziegelthee), theilweise dient der Staub auch zur Herstellung von Coffein. 

Der grüne Thee ist von demselben Strauche; er wird direct an der Sonne getrocknet. 

Der gelbe Thee besteht aus den obersten, unentfalteten Blattknospen und einem noch 
nicht aufgerollten Blatte; derselbe wird nur im Schatten getrocknet. 

Thee Verfälschungen kommen in China vor, und zwar werden verschiedene Weidenblätter 
dazu benutzt. 

Ztschr. f. Nahrungsmitteluntersuchung, Hygiene u. Waarenkunde 1892. No. 20. 

Blass (Dalldorf). 

Die Namen neuerer Arzneimittel. 

(Diese von Riedl aui'gestellte Ueber9icbt ist von dem Ref. noch um eine Anzahl neuerer Mittel 

vermehrt worden.) 

Acetylamidosalol = Salicylsäureacetyl- Analgen = Ortho — Oxäthyl-« Monoacetyl- 
amidophenylester. Ersatz für Salol. amidochinolin. 

Agathin = Salicyl- und Methylphenyl- Analgesin = Antipyrin. 

hydrazon. ! Angio neu rosin = Nitroglycerin. 


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Anodyn = Antipyrin. 

Antikamnia = Antifebrin -b Natr. bicarb- 
-b Acid. tart. -f- Coffein. 

Antikol = Antifebrin -b Natr. bicarb- -b 
Acid. tart. 

Antinervin = Antifebrin -b Bromammonium 
-b Salicylsäure. 

Antinonnin zz O-Dinitro-Kresolkalium. 

Antiseptin zz Parabromacetanilid. I 

Antiseptol = Cinchoninjodsulfat. I 

Antthermin = Phenylhydrazinlaevulinsäure. I 

Aristol = Dithymoldijodid. 

Asbolin = alkohol. Russdestillat, als Heil- j 
mittel bei Tuberculose empfohlen. I 

Aseptol zz 33 °/ 0 Lösung der Orthophenol- 
sulfonsäure. 

Benzonaphtol = Benzoyl-f>-Naphtol. 

Benzosol = Benzoylguajacol. 

Betol = Salicylsäure-ß-Naphtylaether. 

Bromol = Tribomphenol. 

Dermatol = basisch gallussaures Wismuth. 

Desodorin zz Ersatz desSalicylstreupulvers, 
aus adstringirenden Mitteln bestehend, mit 
Cumarin parfümirt. 

Diaphterin = Oxychinaseptol (eine Ver¬ 
bindung von 1 Mol Oxychinolin und 1 Mol 
phenolsulfonsaurem Oxychinolin.) 

Diuretin = Theobromin — Natriumsalicylat. 

Euphorin = Phenylurethan. 

Europhen = Isobutylorthokresoljodid. 

Exalgin = Methylacetanilid. 

Exodyne = Antifebrin -b Natr. bicarb. -b 
Natr. salicyl. 

Gailaceto phenon=Methylketon—Trioxy- 
benzol. 

Haemol und Haemogallol, durch Ein¬ 
wirkung von Zinkstaub oder Pyrogallol 
auf den Blutfarbstoff erhalten. 

Hydrazetin = Acetphenylhydrazin. 

Hypnol = Chloralantipyrin. 

Hypnon = Acetophenon. 

Ingluvin = Hühnerkropfpepsin. 

Jodol zz Tetrajodpyrrol. 

Jodophenin zz Trijoddiphenacetin. 

Jodopyrin zz Jodantipyrin. 

Jodozon = Lösung von Jod in Ozon. 

Lipanin = ca. 6°/ 0 freie Oelsäure enthal¬ 
tendes Olivenöl. 

Losophan = Trijodmetakresol. 

Lysol = Kresolseifenlösung. 

Methacetin = p-Acetanisidin. 

Methonal zz Dimethylsulfonmethylmethan. 

Metozin zz Antipyrin. 

Myrrholin = Mischung von 1 Th. Myrrhe 
mit 1 Th. Oel. 

Rundschau 1892, 755. 


Naphtalolum = Salicylsäure-|3-Naphtyl- 
ätber. 

Orexin zz chlorwasserstoffsaures Phenyl- 
dihydrochinazolin. 

Orthin = Orthodihydrazin Paraoxyben- 
zoesäure. 

Parodyn zz Antipyrin. 

Pental =|3-Isoamylen od. Trimethylaethylen. 

Phenacetin = Paraacetphenetidin. 

Phenocollum — Paramidoacetphenetidin. 

Phenolid — Antifebrin -b Natr. bicarb. 

Phenosalyl = Acid. carbol 9, Acid. salicyl. 1, 
Acid. lactic. 2, Menthol 0,1. 

Phenylon = Antipyrin. 

Piperazin = Diaethylendiamin. 

Pyoktaninum aureum = Auramin(Tbeer- 
farbstoff.) 

Pyoktaninum coeruleum = Methylviolett. 

Pyrodinum = Acetphenylhydrazin-Hydra- 
zetin. 

Salinaphtol = Salicylsäure-ß-Naphtyläther. 

Balipyrin = Antipyrinsalicylat. 

Salophenum — Acet paramidosalol-Salicyl- 
säure — Acet paramido-phenoläther. 

Saprol zr Gemisch von rohen Kresolen mit 
Kohl enwassertst offen. 

Sedatin = Antipyrin. 

Solutol = Lösung von Kresolnatrium in 
überschüssigem Kresol. 

Solveol = Auflösung von Kresolen in 
Natrium kresy lat. 

Somnal = eine alkoholische Lösung des 
Chloralurethans. 

Sozal = paraphenolsulfosaures Aluminium. 

Styracol zz Cinnamyl — Guajacol. 

Styron = Zimmtalkohol. 

Sulfaminol = Thioxydiphenylamin. 

Sulfonalzi Diaethylsulfondimethy lmethan. 

Thilanin zz geschwefeltes Lanolin. 

Tbiol = geschwefelte ungesättigte Kohlen¬ 
wasserstoffe der Braunkohlentheeröle, durch 
Schwefelsäure löslich gemacht. 

Thiolinsäure, geschwefeltes Leinöl. 

Thymacetin = Thymolderivat, verhält sich 
zu dem Thymol wie Phenacetin zum 
Phenol. 

Trional = Diaethylsulfonaethylmethylme- 
than. 

Tropacocain = Benzoyl — Pseudo — Tro¬ 
pein. (synthetisch, lokales Anästhetikum.) 

Tumenol und Tumenolsulfonsäure, geschwe¬ 
felte ungesättigte Kohlenwasserstoffe der 
Mineralöle. 


Lüdtke (Altona.) 


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Therapeutische Notizen. 

Pruritus vulvae: 


Kalii bromati 2,. 

Lupulin 2,. 

Hydrargyr. chlor, mit. 10,. 

01. olivar. 30,. 

S. Umschütteln (Meisei). 

Pruritus. 

Menthol 4,. 

Alcohol 30,. 

Aq. dest. 60,. 

Acid. acet. dilut. 120,. 


Schlaflosigkeit der Kinder. 
Chloralhydrat 0,2—0,4 

Tinct. Moschi 

„ Valerian. äa gtt. X 
Aq. dest. 60,. 

Klystier. (Union m6d. 1892 Nr. 127). 


Bücheranzeigen. 

Ueber Kosmetik* Von Dr. E. Saalfeld (Berlin). Sonderabdruck aus: Therapeut. 
Monatsh. 1892. Berlin 1892. Julius Springer. 

In kurzen Zügen liefert der namentlich auf dem Gebiete der Dermatotherapie wohlbe¬ 
kannte Verfasser dem Praktiker eine Anweisung über Kosmetik, die gewiss überall will¬ 
kommen sein wird Die Behandlung der Comedonen und Acne, der Acne rosacea, Seborrhoea 
capitis, Milien, Sommersprossen und vieler anderen Verunzierungen des Teints, welche be¬ 
sonders für Mitglieder des schöneren Geschlechts eine Quelle tiefer Bekümmernis bilden, 
erfährt hier eine zweckmässige Beleuchtung. Rd. 


Die Widerstandsgymnastik für Schule und Hans. Von Dr. Georg Müller. Leipzig. 
Verlag von C. L. Hirschfeld. 1.60 Mk. 

Verfasser hat es in vorliegendem Büchelchen unternommen, die der schwedischen Heil¬ 
gymnastik zu Grunde liegende Idee, nämlich die Gymnastik mit Widerstand zu verbinden, 
zu einem einfachen und von Jedermann leicht erlernbaren System auszuarbeiten. In sechs 
verschiedenen Abschnitten werden die einzelnen Bewegungen mit dem dabei anzuwendenden 
Widerstand genau erläutert, dabei die Beschreibung durch eine sehr grosse Anzahl recht in- 
structiver Abbildungen unterstützt. Die vom Verfasser beschriebenen gymnastischen Uebungen 
sollen durchaus keinen Heilzwecken dienen, sondern sind einzig und allein bestimmt, den 
Körper zu kräftigen und gesund zu erhalten. Sie können also als zweckmässige Ergänzung 
zu den sonst allgemein üblichen Turnübungen angesehen werden. Einem jeden, der sich 
für diese besondere Art Gymnastik interessirt, kann die kleine Schrift zur leichten Orien- 
tirung bei allgemein verständlicher Darstellung empfohlen werden. Hermes (Berlin). 


Diätblock zum Gebrauch in der ärztlichen Praxis. Herausgegeben von einem 
praktischen Arzte. Dritte umgearbeitete und vermehrte Auflage. Heilbronn. J. Stern. 

Die sehr zweckmässige Idee des anonymen Verfassers, dem practischen Arzte ein Hilfs¬ 
mittel für den diätetischen Teil seiner Therapie in Gestalt einer Sammlung von Diätzetteln 
an die Hand zu geben, ist, wie zu erwarten war, durch eine rasche Aufeinanderfolge von 
zwei Auflagen belohnt worden. Trotzdem wünschen wir die „Verbesserung“ für die vierte 
Auflage gründlichst fortgesetzt zu sehen. Der völlig überflüssige Diätzettel für „Influenza“ könnte 
fortfallen, die fieberhaften Krankheiten könnten als acute und chronische berücksichtigt werden, 
der Typhus als besondere Krankheit bedacht, die chron. Nieren- und Herzleiden gesondert 
werden etc. etc. — Von einer „Krisis“ pflegt man beim Typhus nicht zu sprechen. Rd. 


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Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der .ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der .ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figurenstöcke 
dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dgl. m.) — an die Exped. „Fischer’s 
medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adrossiren. Desgleichen sind an letztere alle auf 
Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


—*+• Aerztliche Polytechnik. ++--- 

Redacteur: Dr. G. Beck. 

lalutlt: Apparate za dlagnostJ&ehen Zwecken: Mikrotom. — Methode zur Ortsbestimmung eiserner Fremd« 
körper. — Erelsel-Centrifage und Haem&tokrlt. — Orthopädische Apparate: Horizontalzüge zur Corsetanfertlgung. 
— Lehnstuhl für Skollotlsche. — Apparate zur Kräftigung der Athmungsmuskulatur und zum Ausgleich von 
Thorax - Asymetrlen. — Zur Klumpfassbehandlung. — Diverse Applikation*-Instrumente and -Vorrichtungen: 
Mätze z. Asepsis bei Augenoperationen. — Ophtalm. Irrigationsvorrichtung. — Nasale Salbenspritze. — Nasaler 
Flüssigkeitszerstäuber. — Instrument zur Einführung von Suppositorlen. — Impf-Apparat zur Ausführung von 
vier Kreuzschnitten. — Patentbericht. 


Referate. 

Apparate mn diagnostischen Zwecken. 

Von Dr. Heppenheimer in New-York ist ein Mikrotom construirt worden, 
das uns eine ideal regulirte Führung der Klinge zu verwirklichen scheint. Die Beschrei¬ 
bung lassen wir nach dem Originaltext folgen, da sie sich nicht wohl im Auszuge 
wiedergeben lässt: 

Die bisher im Gebrauch gewesenen und noch gebrauchten Mikrotome sind fast 
alle auf dem Princip eines nur an einem Ende befestigten Messers basirt. Bekanntlich 
wird indessen ein Schnitt um so schöner und glatter und das Object um so weniger 
gedrückt und lädirt, je steiler die Messerklinge an dem Präparat vorbeistreicht. Je 
länger das Messer ist, desto steiler kann man es stellen. Ist ein Messer nur hinten 
befestigt, so werden sich Unebenheiten in der Schiene nach der freien Spitze zu mul- 
tipliciren und sich um so mehr bemerklich machen, je länger das Messer ist. Schwing¬ 
ungen sind daher beim schnellen Arbeiten sehr Läufig zu bemerken. Diese zwingen 
den Mikroskopiker, wenn er den ganzen Schnitt nicht wegwerfen will oder kann, nach¬ 
her noch mit einem kleinen Messerchen oder Scheerchen die zur Untersuchung geeig¬ 
neten Partien von den dicken zu trennen. Ich habe nun die doppelte Befestigung 
des Messers, vorn und hinten, als das einzig Richtige erkannt, wozu an meinem 
Instrument zwei Schrauben kommen, die noch weitere Stützpunkte abgeben und nur 
eine kleine Strecke von circa 6 Zoll bei einer Klingenlänge von 12 frei lassen. Je 
stärker das Messer, desto schwerer wird es sich biegen können. 

Es sind jedoch noch andere Fehlerquellen, die im Stande sind, unregelmässige 
Bewegungen des Messers zu veranlassen, vorhanden. Nehmen wir zunächst an, ein 
Sandkorn oder eine geringe Unebenheit läge auf einer Schiene. Die kleinen Schlitten 
der meisten Mikrotome vergrössern den Fehler bis zur Spitze der freien Klinge. Ich 
habe versucht, durch Schwere und Länge der Schlitten allen derartigen Eventualitäten 
ihre schädigende Einwirkung möglichst zu benehmen. Dass hierdurch der Leichtigkeit, 
mit der das Instrument gebraucht werden kann, kein Eintrag geschieht, zeigt der 
Versuch. 

Wie man bemerken wird, sind die Schrauben, die das Messer an den vier Punkten 
halten, mit sehr breiten Rücken versehen. Der Zweck, der damit verbunden sein sollte, 


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ist der, dass dadurch das An- und Abschrauben des Messers möglichst er¬ 
leichtert wird. 

Wir kommen nun zu dem festen Gestell. Zunächst haben wir dasselbe schwer 
gemacht, um damit dem ganzen Instrument eine Festigkeit zu verleihen. Die Frage 



Fig. 2. 


trat heran, wie breit das Geleise sein sollte. Dies hängt mit der Frage zusammen, 
wie grosse Objecte man schneiden will. Eine verstellbare Weite könnte construirt 
werden, allein damit wäre das Instrument bedeutend theurer und zweitens unsicherer 
geworden und ich habe mich deshalb entschlossen, mich auf das zu beschränken, was 
der gewöhnliche Gebrauch erfordert, und sind die Objecte, die man noch mit dem In¬ 
strumente schneiden kann viel breiter, als sie dem Mikroskopiker gewöhnlich unter 
die Hände kommen. Man muss nicht vergessen, dass das Bearbeiten derartiger Schnitte 
viel schwieriger ist und aussergewöhnlich breite Deckgläser und Ohjectträger verlangt. 
Die Schienen sind ebenfalls nach einem verschiedenen Princip construirt als die der 
gewöhnlichen Mikrotome. Bei den Jung’schen und Schanz’schen Apparaten stellen sie 
zwei sich in einem Winkel, der nach oben offen ist, schneidende Flächen dar. Beim 
neuen Apparate ist die scharfe Kante nach oben gerichtet. Die beiden inneren ge¬ 
schliffenen Flächen sind senkrecht und laufen einander parallel. Die Schlitten passen 
so gut, trotzdem sie ganz frei aufsitzen, dass sie durch Seitendruck nicht abzuheben 
sind. Schienen und Unterlage sind aus einem Stück gegossen. 

Die Klammer besteht aus einem Kasten, an dem mit Schrauben der Kork, oder 
was besser ist, ein rauhes, nicht polirtes Stück Holz eingeklemmt werden kann, auf 
dem das in Celloidin etc. gekittete Präparat befestigt ist. Die Enden der Schrauben 
sind wie die der Stemmwinders bei Taschenmessern, und lassen sich gut anfassen und 
drehen. Zum Ueberfluss sind sie seitlich mit Löchern versehen, in die ein kleiner 
Nagel eingeführt werden kann, wenn eine stärkere Kraft erforderlich sein sollte. 
Hinzugefügt muss werden, dass mit Leichtigkeit irgend eine andere Klammer oder ein 
Gefriermikrotom angebracht werden kann. 

Da jede ganze Umdrehung der Mikrometerschraube gleich einem vierzigsten Zoll 
ist, so haben wir den Kreis nicht regulär eintheilen können und haben die Berechnung 
so gemacht, dass jeder Theilstrich einer Schnitt-Dicke von 0,00001 cm entspricht. 

Um einen Anhaltspunkt für alle Masse des Instrumentes anzugeben, müssen wir 
erwähnen, dass die Schienenlänge des Instrumentes gleich einem Meter ist. Dasselbe 
ist von Tiemann & Co. vorzüglich construirt worden. 

Med. Monatsschrift (New.-York) 1891 April. 


In einem im V. Band der „Annalen der städtischen allgemeinen Krankenhäuser zu 
München“ publicirten „Beitrag zum sicheren Nachweis stählerner oder eiserner Fremd¬ 
körper“ berichtet Dr. Brunner (München) mehrere Fälle, welche bezüglich Diagnose 
der Localität vor langen Jahren in den Körper gedrungener Nadeln oder Nadelbruch¬ 
stücken, deren Anwesenheit ohnehin sehr problematisch erschien, ftusserst schwierige 


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Verhältnisse darboten und nur mittelst einer von dem bekannten Elektrotechniker Dr. 
Edelmann, Docent der Physik in München, angegebenen Methode aufgeklärt und mit 
Sicherheit operirt werden konnten. Des hohen Interesses wegen, das diese Methode 
für den Chirurgen bietet, theilen wir dieselbe nachstehend in extenso mit. Leider 
freilich ist dieselbe nur in Kliniken oder Spitälern anwendbar, da der betreffende 
Apparat in eine feste Wand eingefügt werden muss, zu welcher Anordnung der Privat¬ 
chirurg bei der Seltenheit der Fälle sich nicht leicht entschliessen dürfte. 

Abgesehen von der vor allem erforderlichen Magnetisirung des im Körper 
eines Patienten befindlichen eisernen Gegenstandes, welche mit jedem starken Magnete 
auf bekannte Weise erreicht werden kann, zerfällt E.’s Methode*) zur Ortsbe¬ 
stimmung stählerner oder eiserner Fremdkörper in 

1) Orientirende vorläufige Untersuchung, ob überhaupt ein solcher Fremd¬ 
körper vorhanden ist und Angabe des ungefähren Ortes. 

2) Genaue Ortsbestimmung. 

Die erstere geschieht mittelst der allgemein bekannten, in Fig. 3 
dargestellten astatischen Nadel, die aus zwei dünnen Magnetstäbchen 
m, n x s x besteht, welche durch einen etwa 10 cm langen Stiel a 
parallel mit einander verbunden sind — jedoch so, dass die gleichen 
Pole beider Stäbchen nach entgegengesetzten Seiten liegen und mittelst 
eines Cocon- oder Spinngewebsfadens um die verticale Axe frei beweg¬ 
lich aufgehängt werden, ns und n x s x werden sehr sorgfältig gleich 
magneti8irt, so dass eine Richtkraft von Seite des Erdmagnetismus nicht 
mehr zu bemerken ist. Wohl aber zeigt dieses astatische System eine 
sehr hohe Empfindlichkeit für magnetische Kräfte, welche auf eine der 
Nadeln wirken gelassen wird. Diese letztere Eigenschaft ist deshalb 
so sehr bemerkbar, weil beide Nadeln weit von einander entfernt sind. 

Bringt man ein noch so kleines, aber magnetisirtes Stahlstückchen nur 
in einige Nähe z. B. der unteren Nadel, so richtet sich dieselbe sofort 
in die Richtung der von dem Stahlstückchen ausgehenden magnetischen Sl 
Kraft. 

Diese einfache Vorrichtung genügt für die Aufsuchung des Ortes 
eines stählernen Fremdkörpers häufig, und dies ist um so schätzens- 
werther als man sich diese ganze Vorrichtung aus zwei ganz gleichen 
feinen Nähnadeln, einem geraden dürren Grashalm und Wachs und 
einem sorgfältig ausgewählten Aufhängefaden überall sehr leicht selbst 
zusammenstellen kann. Dass die beiden Nadeln durch Streichen mit 
einem Magneten magnetisirt werden müssen und wie, ist ohnedies all¬ 
gemein bekannt. 

Die zweite Anforderung erfüllt das Lamont’sche Magnetoskop. Dieses In¬ 
strument enthält als wesentlichen Bestandtheil (Fig. 4) eine Magnetnadel n s , welche 
senkrecht zu ihrer Mitte von einem Hebel a b getragen wird. Am freien Ende des 
Hebels bei b sitzt das Gegengewicht P, das die Magnetnadel in Bezug auf den Punkt 
c des Hebels a, b im Gleichgewicht hält. Von c geht vertical aufwärts der Stift c d 
und trägt an seinem Ende den Spiegel 8 und einen Haken f. Dieser ganze Complex 
ist starr unter sich verbunden und wird vermittelst des Hakens f an einen Coconfaden 
gehangen, vermöge dessen eine Drehbarkeit des ganzen um die verticale Axe c f statt¬ 
finden kann. 


*) s. auch „E/s Elektrotechnik für Aerzte.“ Bassermann, München. 

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Es unterscheidet sich also diese Nadel von der eines gewöhnlichen Spiegelgalvano¬ 
meters oder Magnetometers dadurch, dass das magnetische Element n s derselben nicht 

mit der Drehaxe cg in derselben Verticalebene liegt, 
wie z. B. der Hebel a b, sondern nur die Strecke a c 
aus derselben heraus verlegt ist. Durch diese Einrich¬ 
tung wird erreicht, dass ein in der Verbindungslinie 
ns und vor ihren Polen, z. B. in p befindlicher mag¬ 
netischer Gegenstand drehend auf die Nadel wirken 
kann. Bei einer gewöhnlichen Bussolennadel müsste 
man, am eine Drehung derselben hervorzubringen, den 
Gegenstand p links oder rechts von $ oder n anbrin¬ 
gen, w ozu wegen der übrigen Mechanik des Instrumen¬ 
tes nicht so leicht Platz zu schalfen w r äre. Auch ist 
wegen der Regelmässigkeit der Einwirkung auf die 
Nadel, wegen der Möglichkeit der grossen Annäherung 
dieser von Lamont zu ähnlichen Zwecken angegebenen 
Einrichtung unbedingt der Vorzug zu geben. 

Die Drehung der Nadel n s wird von der Drehung 
des Spiegels 8 begleitet, der dazu dient, um auf un¬ 
bekannte Weise mittelst Fernrohr und Scala die Winkel¬ 
beträge der Drehungen zu beobachten. Man notirt bei 
Bestimmung der Drehungsgrössen der Magnetnadel die 
jeweiligen Lagen des Maasstabes, wie man dieselben nach 
dem Aufhören der Schwingungen im Fernrohre ablesen 
' kann. 

Die Enden der Nadel n s sind in die zw r ei punctirt angegebenen Glashülsen ein¬ 
geschlossen, an deren Enden p und q jene Puncte der Hautoberfläche angelegt werden, 
welche bezüglich ihrer magnetischen Eigenschaften untersucht werden sollen. 

Die übrige Mechanik dieses Instrumentes ist unwesentlich und besteht lediglich 
aus einer engen Umhüllung der Nadel, welche sie gegen Luftzug schützt. In dieser 
Umhüllung sind die beiden Glaskuppen p und q befestigt. Ein aus Zink gegossenes 
und in eine Wand eingegipstes Consol trägt die Umhüllung. Ein zweiter, vom ersten 
vollständig getrennter Wandarm trägt den Suspensionsstift g. Diese Trennung ist 
deshalb nöthig, damit Erschütterungen, welche die Umhüllung beim Anlegen der zti 
untersuchenden Körpertheile an die Glaskuppen p und q erleidet, sich nicht auf die 
Magnetnadel und den Spiegel übertragen können. Die beiden Zinkträger springen 
weit aus der Wand vor, damit die zu untersuchende Person und ein Assistent allseitig’ 
an die Nadel herankommen können. 

Die Ortsbestimmung des Fremdkörpers geschieht nun in folgender Weise. Zu¬ 
nächst nähert man dem Orte, wo man das Stahlstück vermuthet (der Ort des Schmerzes 
ist bekanntlich nicht immer der Sitz des Fremdkörpers) einen kräftigen Magneten. 
E. benützt dazu in der Regel einen grösseren Elektromagneten, mit dem sonst Galvano¬ 
meternadeln, Stahlstäbe und dergl. magnetisirt zu werden pflegen; es eignet sich hierzu 
aber auch jeder kräftige Stahlmagnet. Kleinere Stahlstücke werden bekanntlich schon 
aus grösserer Entfernung unter dem Einflüsse starker Magnete bis zur Sättigung mag¬ 
netisirt. Diese magnetisirende Wirkung durchdringt mit Ausnahme von eisernen 
Schirmen jedes Medium, also auch Muskulatur, Kleider etc. Um das Stahlstückchen 
sicher zu treffen, führt man den einen Pol des Magneten einer grossen Körperober¬ 
fläche entlang in langsamen Strichen, den andern Pol wenn möglich auf der entgegen¬ 
gesetzten Seite. Hierauf muss Jedermann, der in der Nähe der Instrumente zu tliun 


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bat, sorgfältig darauf Bedacht nehmen, keine magnetisch wirksamen Gegenstände an 
sich zu haben. Um sich dessen zu vergewissern, muss sich Jedermann dem Magne- 
toskope so nähern, wie dies während der eigentlichen Untersuchung kommen könnte: 
und man darf die eigentliche Arbeit erst dann beginnen, w r enn die Nadel während 
jeder Annäherung absolut ruhig geblieben ist. 

Die orientirende Voruntersuchung ist mit dem Lamont’schen Magnetoskop 
eine sehr einfache Sache: Man nähert den zu untersuchenden Körpertheil bei p oder q 
dem Instrumente. Bewegt sich der Maassstab im Fernrohre, so ist die Anwesenheit 
des zu suchenden Stahlstückes unzweifelhaft. Bleibt die Nadel vollkommen in Ruhe, 
dann hat man die positive Sicherheit, dass nichts von Stahl oder Eisen unter der Haut 
sitzt Man dehnt die Untersuchung noch so weit aus, dass man den ungefähren Ort 
sucht, wo die Nadel den grössten Ausschlag macht und notirt die Stelle auf der Ober¬ 
fläche der Haut mit Tinte. 

Auch mit der astatischen Nadel gelingt diese vorläufige Orientirung in vielen 
Fällen, besonders dann, wenn der Fremdkörper nicht zu weit von der Hautoberfläche 
entfernt ist, oder wenn er grössere Dimensionen hat und in Folge dessen ziemlich 
kräftig magnetisch ist: hauptsächlich aber dann, wenn seine Lage gegen die Ober¬ 
fläche nicht allzusehr von der senkrechten R ichtung ab w eicht. Man nähert den zu 
untersuchenden Körpertheil der unteren Nadel n s Fig. 3 von der Seite her und 
bemerkt leicht, dass die ursprüngliche Ruhelage der Nadel verlassen wird und einer 
der Pole der Hautoberfläche näher tritt, wo die Anziehung am stärksten und die Nadel 
sich senkrecht stellt, wird auch hier eine Marke angebracht. 

Es ist nun sehr gut, wenn man an diesem Punkte nochmals einen starken Mag¬ 
net mit dem früher schon genähert gewesenen Pole anlegt, damit man sicherlich eine 
möglichst starke Magnetisirmig des Fremdkörpers erreicht. Hier sei bemerkt, dass 
auch Eisen nie so (magnetisch) weich ist, als dass es sich nicht dauernd magnetisiren Hesse. 

Nun kann man endlich zur exacten Ortsbestimmung schreiten. Dieselbe ist 
mit der astatischen Nadel sehr leicht vorzunehmen und es gelingt, wie oben schon 
bemerkt, in vielen Fällen mit ihr eine genaue Ortsbestimmung; vollkommen sicher ist 
man immer dann, wenn man eine Stelle aufzufinden vermag, wo sich die Nadel mit 
grösserer Directionskraft senkrecht gegen die Oberfläche einstellt. Zur Fixirung dieses 
Ortes verfährt man, wie folgt. 

Man wird ohne Mühe eine ungefähr vertikale Richtung finden, in der man den 
zu untersuchenden Körpertheil ganz nahe an dem Ende der Nadel vorbei bewegen 
kann, während die Nadel eine grössere Strecke hindurch immer senkrecht auf die 
Hautoberfläche weist. Der Weg, den die Epidermis diesem Ende der Nadel gegen¬ 
über gemacht hat, wird auf ihr mit einem feinen Tintenstriche bezeichnet; es wäre dieser 
Weg die Linie a b Fig. 5. Nun dreht man den Körpertheil wenn möglich 90° gegen 
die Nadel herum und bestimmt auf dieselbe Weise durch sehr langsames Auf- und 
Abbewegen einen neuen Weg c rf, der den ersten a b nahezu senkrecht schneiden 
wird. Senkrecht unter dem Schnittpuncte x beider Curven liegt nun der eine mag¬ 
netische Pol des Fremdkörpers. Dieser Punct wird mit Lapis fixirt und bei der 
Operation hat hier der Einschnitt zu erfolgen. Es ist vielleicht ganz zweckmässig, 
den Punct x ausserdem durch vier entfernt liegende Lapispuncte in der Weise, wie 
dies die Fig. 5 andeutet, durch a ß y 6 anzumerken, damit auch nach erfolgtem 
Einschnitte eine Orientirungsmöglichkeit für den Punkt x verbleibt. 

In einzelnen Fällen w r ird es gelingen, die Tiefe des Poles unter der Haut zu 
schätzen, w’enn man nänüich darauf achtet, gegen welchen innerlich gelegenen Punct 
die* Nadel hinzeigt, wenn man das Untersuchungsobject in horizontaler Richtung 
langsam an dem Pol der Nadel über den Punct x führt. Fig. ü soll dies versinn- 


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bildlichen. H ist die Hautoberfläche, x der gesuchte Ort, ab e d e sind verschiedene 
Stellungen der Nadel, P wird die Lage des Poles sein. 

Es lässt sich leicht der Fall denken, dass man an der Hautoberfläche zwei (oder 
sogar mehrere) solcher Pnncte x finden kann. Gegen den einen wird der Pol w, 
gegen den andern der Pol s der Nadel senkrecht stehen. Aus der Richtung der Ver- 



Fig. 5. Fig. 6. 


bindungslinie beider Puncte ergiebt sich dann die Richtung der Längsausdehnung des 
Fremdkörpers und damit ein neuer Anlialtspunct für die Lage z. B. einer Nähnadel 
im Körperinnern. Findet man mehrere solcher Puncte, so ist es zweckmässig, die 
Operation wenn möglich da zu beginnen, wo die magnetischen Anzeigen sich am kräf¬ 
tigsten ausdriicken, denn da ist der Fremdkörper am nächsten. Sind jedoch die An¬ 
zeigen der astatischen Nadel nicht sehr bestimmt, und unzweifelhaft, dann führt das 
Lamont’sche Magnetoskop mit grosser Sicherheit zum Ziele. 

Nachdem so, wie in früheren Zeilen schon beschrieben, der wahrscheinliche Ort - 
der grössten magnetischen Wirkung bestimmt ist, wird auf die ihn umgebende Fläche 
mit feinen Tintenstrichen ein Coordinatennetz verzeichnet aus Linien, welche etwa 
15 Millimeter von einander abstehen und sich gegenseitig senkrecht durchschneiden, 
wie dies in Fig. 7 angegeben ist. 

In dieser Abbildung bezeichnet A den 
Ort, an welchem man die grösste mag¬ 
netische Wirkung vermerkt hatte, und die 
Parallellinien a, 6, c, d , e, sowie I, 2 , 3, 

4j 5 das Coordinatennetz. Dieses Netz 
wird in gleicher Lage und mit derselben 
Bezifferung auch auf ein Blatt Papier 
skizzirt. Hierauf bringt man alle Coordi- 
natenschnittpunkte der Reihe nach mit der 
Spitze p des Magnetoskopes in Berührung, 
beobachtet dabei im Fernrohre diejenigen 
Puncte der Scala, an denen das Fadenkreuz 
bei der Ablenkung der Nadel n s zur Ruhe 
kommt und hat so für jeden dieser Puncte 
ein Maass für die daselbst herrschende 
magnetische Kraft. Die Ausschläge werden 
Fig. 7. in der Skizze an den bezüglichen Puncten 

sofort eingetragen, z. B. in a/3 10, in 
c 3 60, in e 3 — 10 etc. Meistens wird es noch notli wendig sein, dass man in der 
Gegend der grössten magnetischen Wirkung noch mehrere Puncte für die Unter¬ 
suchung wühlt, z. B. die Mitten der Coordinatenabschnitte, deren Intensitäten mit 66, 



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17, 13, 50 gefunden wurden, ferner die Mitten der Felder: 50, 42; endlich wird es 
nach solcher Untersuchung leicht, auch den wahren Ort für die grösste magnetische 
Wirkung (70) anzugeben. Der Gehilfe, der während der Untersuchung assistirt, muss 
natürlich sorgfältig darauf achten, dass die Spitze p die Haut überall gleichmässig 
berührt und dass auch keine Verschiebung der Muskeln etc. gegen die Haut statt¬ 
findet. Man wird dann, wenn man denselben Punkt mehrmals untersucht, immer 
nahezu die gleichen Ausschläge für denselben ablesen können. Mit einiger Uebung 
bringt man dies fertig. Man darf aber auch nicht zu peinlich sein: kleine Differenzen 
verändern das Bild der Erscheinung nicht wesentlich. Nun versucht man endlich in 
der Skizze die Punkte gleicher Intensitäten durch Curven zu verbinden. In der Figur 
sind die Curven für die Intensitäten 50, 30, 10, 0 und — 10 eingezeichnet. Aus 
ihrem Verlauf ergibt sich sofort, dass der Fremdkörper z. B. die abgebrochene Näh¬ 
nadel eines der Eingangs erwähnten von Dr. Brunner behandelten Fälle ihren Pol 
unter dem Puncte 70 hatte. Ferner: dass dieser Punct der der Nähnadel zunächst 
gelegene Ort der Haut sein muss; die Curven liegen in der Figur rechts abwärts vom 
Punkte 70 am nächsten an einander und in dieser Richtung wechselt auch örtlich am 
Nächsten das Vorzeichen, also muss die Nadel in der Richtung der punctirten Linie 
liegen. Punkt 70 war in dem angeführten Falle fast in der Mitte der inneren Hand¬ 
fläche, etwa gegen den Daumenballen zu gelegen. E. untersuchte auch die Rückseite 
der Hand und fand sehr schwache magnetische Erscheinungen (Maximum *4- 7 und — 15); 
daraus war zu folgern, dass die Nadel nicht sehr tief liegen konnte. Gegenüber der 
Dicke d der Hand machte man keinen zu grossen Fehler, wenn man die Entfernung 


des hauptsächlichen Poles zu 


d. \ r 70 


annahm, da die magnetischen Kräfte umgekehrt 


proportional zum Quadrat der Entfernung sind. Punkt 70 wurde mit Lapis fixirt und 
die Nadel sofort am bezeichneten Orte gefunden. 

Zum Schlüsse räth E. Jedem, der zum erstenmale diese Untersuchungsweisen ver¬ 
wenden will, eine Vorübung an einem etwa 2 Centimeter dicken Brettchen vorzu¬ 
nehmen, in dessen Rückseite man ein etwa 84 Millimeter langes Nähnadelstück 
schief eintreibt. 


Einem Prospecte der Firma Franz Hugerhoff in Leipzig entnehmen wir die 
Beschreibung der neuen Kreisel-Centrifuge von Prof. Gärtner in Wien, deren 
Name bereits den wesentlichsten Unterschied zwischen ihr und den bisher zu wissen¬ 
schaftlichen Zwecken verwendeten Centrifugen characterisirt. Während letztere sämmt- 
lich durch eine Kurbel in Betrieb gesetzt werden und die erforderliche Drehungs¬ 
geschwindigkeit durch Zalinradtransmissionen erzielt wird, benützt G. das Princip des 
bekannten Kinderspielzeugs, des Schnurrkreisels, zur Erzeugung der Rotation und ge¬ 
winnt hierdurch grosse Einfachheit und Billigkeit des Apparats. Man führt nämlich 
einfach das Ende der jedem Apparat beigegebenen Darmsaite in den an der Achse 
über dem Deckel befindlichen Canal, wickelt dann die Saite (durch Drehen der Büchse) 
in einer Spirale auf die Achse fest und versetzt diese an der Saite in Rotation. 
Durch Angewöhnung einiger kleiner im Prospect angegebenen Handgriffe wird die 
etwas Uebung erfordernde Manipulation leicht erlernt. 

Soll die laufende Centrifuge angehalten werden, so erfasst man die Achse mit 
zwei Fingern und bremst die Bewegung durch allmählich zunehmenden Druck, berühre 
aber ja nicht den Rand der laufenden Büchse. 

Der Deckel des die zu untersuchende Probe aufnehmenden tellerförmigen Be¬ 
hälters, der das Ausschleudern seines Inhalts verhindert, muss selbstverständlich vor 
dem Einlegen der Probe geöffnet werden. Es geschieht dieses durch Auslösen eines 


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Bajonettverschlusses mittelst eines kleinen Feder-Riegels, worauf (1er Deckel automatisch 
durch eine Spiralfeder in die Höhe gehoben und um bequemer manipuliren zu können, an 

einem am gusseisernen Stativ angebrachten Häkchen 
sich befestigen lässt. Diese Lage ist in Fig. 8 ab¬ 
gebildet. Nach Einlegen der Proben: Schluss des 
Deckels und Rotation der Centrifuge, welche mit 
anfänglicher Geschwindigkeit circa 3000 Umdreh¬ 
ungen in der Minute beträgt und 8—10 Minuten 
lang dauert. 

Nebst den bereits erwähnten Vorzügen des 
Apparats hebt der Prospect als wesentlich noch 
das allmähliche Auslaufen der Bewegung hervor, 
das den Sedimenten ein ruhiges Absetzen ge¬ 
stattet, ohne dass die Röhrchen unten verengt 
zu sein brauchen, wodurch andererseits leichte 
Reinigung der letzteren ermöglicht wird. Die 
Einfachheit des Apparats bedingt auch seine 
Dauerhaftigkeit. Preis mit Zugaben Mk. 32. 

In Fig. 8 a sind die zur Untersuchung von 
Harn, Sputis und dergl. einerseits, von Milch 
andererseits in der Centrifuge benutzten Probe¬ 
gläschen dargestellt. Sie werden in lederne Säckchen 
eingeschoben, wenn in mehrfacher Zahl angewendet, 
symetrisch auf dem Teller vertheilt, so gelegt, dass die Böden den Rand des Tellers 
berühren. Zur Untersuchung von Sedimenten (in den Gläschen n) lässt man die 
Centrifuge ungestört auslaufen, da sonst der Niederschlag aufgewirbelt würde. Nachher 
stellt man die Gläschen senkrecht. Um das Sediment von der darüber 
stehenden Flüssigkeit zu trennen, wird das Gläschen durch einen von zwei 
Glasröhrchen durchbohrten Kork verschlossen und damit in eine kleine 
Spritzflasche verwandelt. Man bläst dann in das kürzere Röhrchen und 
entfernt damit die Flüssigkeit, während der Niederschlag zurückbleibt. 

Um für Milchproben exacte Resultate zu gewinnen, empfiehlt es sich, 
die in Rotation versetzte Centrifuge nach drei Minuten rasch anzuhalten, 
worauf dieselbe Manipulation nochmals wiederholt wird. In den, wie vorhin 
erwähnt, senkrecht gestellten Kölbchen erscheint dann die Rahmschicht 
durch horizontal liegende scharf markirte Flächen begrenzt, welche ein 
leichtes Ablesen ihrer Dicke gestatten. Ein Theilstrich entspricht 2 Volum- 
procenten Rahm. Die übrigen bei der Untersuchung der Milch zu beobachtenden 
Cautelen ergiebt der Prospect. 

Für die Untersuchung des Bluts mittelst der Centrifuge construirte G. den kleinen 
in Fig. d dargestellten Apparat, von ihm Haeinatokrit genannt. 

Derselbe besteht: 1) aus einer Capillarpipette mit einem Fassungsraum von 
0,02 cc; 2) aus einer Bürette, in welcher die Mischung von Blut und 2 1 0 °/ 0 Kali- 
bichromatlösung centrifugirt wird. 

Die Pipette hat etwas oberhalb der Marke eine kleine Ampulle. Das An¬ 
saugen des Blutes geschieht mit Hilfe einer von obgenannter Firma vorgeschla¬ 
genen, gesetzlich geschützten Vorrichtung, die aus einer Kautschukkappe und einer 
Schraubenklemme zusammengesetzt ist. Wird die Schraube gelüftet, so steigt die Flüssig¬ 
keit, in welche das offene Ende der Pipette eintaucht, in die Höhlung derselben auf. 
Entleert wird die Pipette, indem man mit den Fingern die Kautschukkappe zusammendrückt. 



Fig. 8a. 



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Die Bürette besteht aus einem 5 i j 9 cm langen Stück einer weiteren Thermometer¬ 
rühre, an welche oben ein kleiner spitzer Glastrichter angeschmolzen ist. Das untere 
Ende der Capillare trägt ein Schraubengewinde und wird durch ein kleines Verschluss¬ 
stück aus Hartgummi hermetisch abgeschlossen. Die Bürette hat eine in 
100 Intervalle getheilte Scala. Der Nullpunkt derselben befindet sich am 
unteren Ende. Der Fassungsraum der Capillare zwischen dem Theilstriche 
0 und 100 ist dem der Pipette genau gleich; beträgt also ebenfalls 0,02 cc. 

Die Gebrauchsweise des Haematokrit’s ist folgende: Mit Hilfe der 
Pipette wird ein beliebig grosser Tropfen von Bichromatlösung in den 
Trichter der Bürette übertragen. Mit dem jedem Apparat beigegebenen 
Neusilberdraht wird die Flüssigkeit bis an den Boden der Capillare ge¬ 
bracht. Die Gummikappe der Pipette wird mittelst der Schraube zusammen¬ 
gedrückt, darauf etwa bis zur Marke Bichromatlösung aufgesaugt und 
diese Flüssigkeit durch weiteres Lüften der Schraube in die Ampulle 
gebracht. Hierauf wird das Ende der Pipette in einen etwa erbsen¬ 
grossen, durch Einstich gewonnenen Blutstropfen getaucht und durch 
Oeffnen der Schraube Blut genau bis zur Marke eingesaugt. Der ganze Fig. 9 . 
Inhalt der Pipette wird sodann durch einen energischen Fingerdruck 
auf die Gummikappe in den Trichter der Bürette ausgepresst. Es fliesst zuerst 
das Blut ab; die nachrückende Bichromatlösung spült die Capillare aus. Die 
Mündung der Pipette wird dann noch in einem bereit gehaltenen Tropfen der Ver¬ 
dünnungsflüssigkeit (auf einem Uhrgläschen, Objectträger oder dergl.) abgespült, 
dieser Tropfen in die Pipette aufgesaugt und ebenfalls in die Bürette über¬ 
tragen. Jetzt wird der Inhalt des Trichters mit dem Neusilberdraht durcheinander 
gemengt, die Bürette in das kleine Futteral und mit diesem in die Centrifuge ge¬ 
bracht. Es ist darauf zu achten, dass die Mündung des Trichters nach innen gegen 
die Achse der Centrifuge zu liegen kommen. Die Centrifuge wird angetrieben, nach 
zwei Minuten angehalten und dieser Vorgang noch zwei Mal wiederholt, so dass im 
Ganzen 6 Minuten centrifugirt wird. 

Die rothen Blutkörper bilden ein Säulchen, dessen obere Grenze an der Scala 
abgelesen wird. Die gefundene Zahl giebt das Volumen der rothen Blutkörper in 
Procenten an. Ueber den rothen Blutkörpern sieht man im normalen Blute eine ganz 
dünne graue Schicht farbloser Blutkörper, deren Höhe kaum einem Volumprocente ent¬ 
spricht. Das Blut gesunder Menschen enthält ca. 40—50 Volumprocente rother Blutkörper. 

Die ersten 8 Theilstriche der Scala werden durch das Verschlussstttck verdeckt. 
Sollte es sich ausnahmsweise einmal ereignen, dass ein Blut mit weniger als 8 °/ 0 
Blutkörperchen zur Untersuchung käme, dann gebe man ein kleines Tröpfchen Queck¬ 
silber in den Trichter. Es wird nach dem Centrifugiren den untersten Platz ein¬ 
nehmen. Die Länge der Blutkörpersäule wird dann durch Ablesen des unteren und 
des oberen Endes derselben zu bestimmen sein. 

Preis des Haematokrit’s in Etui 10 Mk. 

Orthopädische Apparate. 

Bar well erklärt sich von der Methode, die Suspension zur Anpassung von Skoliosen 
oder Kyphosen-Corsets zu benutzen, wenig befriedigt. Bei jungen Kindern reicht das 
Gewicht der untern Extremitäten nicht hin, um die Wirbelsäulenkrümmung während 
der Suspension auszugleichen, bei ältern schwereren Patienten nöthigt der Druckschmerz 
an den Aufhängepunkten zu eilfertiger und deshalb meist fehlerhafter Anfertigung 
des Corsets. B. zieht daher den horizontalen Zug und Gegenzug zur Ausgleichung 
der Krümmung während der Corsetanfertiguiig vor und benützt hierzu der hier 



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40 


abgebildeten ähnliche Vorrichtungen, welch’ letztere speciell für eine Kyphose ange¬ 
wendet wurde. 



Es gehört dazu die Anbringung von Haken oder dergleichen in den Zimmer¬ 
wänden und ein die Zugkraft versechsfachender Flaschenzug. Patient sitzt auf einem 
Stuhl ohne Rückenlehne, auf welchem er mittelst des an den hintern Stuhlbeinen be¬ 
festigten, über die Oberschenkel hinüber gezogenen Bandes (1) fixirt wird. Der Gurt 
für den Gegenzug (2) wird unterhalb des Nabels angelegt, derjenige für den Zug 
in der Höhe der stärksten Krümmungsprominenz, bei starker Kyphose mit einem 
Schlitz für den prominenten Dornfortsatz versehen. Beide Gurte werden am Verdrehen 
durch quer bei (4) mittelst der Stifte (5) aufgeheftete dünne Fournirliolzstreifen ver¬ 
hindert, der seitliche Druck der Gurte durch Auseinanderhalten derselben mittelst 
Einlage der Spannbrettchen (7). Der Gegenzug wird schliesslich noch durch den 
gepolsterten, unter den Achselhöhlen durchgeführten Strick (6) vervollständigt, 
dessen Enden in einem Strick vereinigt werden, der über eine in der Wand befestigte 
Leitrolle läuft und an einem darunter befindlichen Haken befestigt wird. Zur Con- 
solidirung des Corsets bedient sich B. am liebsten des Tischlerleims, der schneller als 
jedes andere Klebemittel trocknet. Wenn durch Wirkung des Flaschenzuges die zur 
Geraderichtung der Wirbelsäule hinlängliche Zugkraft erreicht ist, so wird das Seilende 
des Flaschenzuges mit der Halteschlinge des Extensionsgurtes verknotet, wodurch als¬ 
dann ein stetig mit gleicher Kraft wirkender Zug erhalten wird. Die aus Calico 
bestehenden Zuggurte werden selbstverständlich in den Corsetverband mit eingeschlossen 
und nach Beendigung desselben durchgeschnitten. Lancet. Apr. 9. 1892. 

Von der Firma Alfred Caster in London wird der in Fig. 11 abgebildete Lehn¬ 
stuhl für Skoliotische angefertigt, dessen characteristisches Merkmal in den in der 



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41 


Rückenlehne sichtbaren Schlitzen besteht, mittelst deren die Nacken-, Achsel- und 
Rückenpolster auf die für den jeweiligen Einzelfall erforderliche Höhe geschoben 
werden können. Lancet, Feb. 27. 1892. 


Stanmore Bishop beschreibt eine Bettstelle für prae- und postoperative 
Huftgelenkseiterungen, deren Hauptvortheil darin bestehen soll, dass dem Lagerungs- 
bestandtheil derselben eine mehr oder minder geneigte Richtung mit Beibehaltung des 
Extensionszuges gegeben, ja dieser Lagerungsbestandtheil ähnlich wie das bekannte 
Nönchen’sche Stehbett benutzt werden kann. Es hat derselbe auch eine ähnliche 
Form, wie dieses letztere, indem es einen für die Extremitäten gedoppelten Kasten 
darstellt, der jedoch in der Hüftgegend durch eine Art Fallthüre unterbrochen ist 
und somit liier freien Zutritt gestattet. Die gesunde Extremität stemmt sich gegen 



Fig. 12. 


ein in der betreffenden Rinne befindliches Brett, das je nach Erforderniss nach oben 
oder unten verschoben und verstellt werden kann. Für die Extension der kranken 
Extremität scheint ebenfalls gesorgt zu sein, was jedoch aus der Figur nicht ersichtlich 
ist. Das Bett ruht, in seiner Totalität abhebbar, auf einem Stativ, dessen Seiten¬ 
stangen sich einseitig aus demselben mehr oder minder herausziehen und mit Durch¬ 
steckern in derjenigen Höhe fixiren lassen, welche durch die Neigung, die man dem 
Körper des Patienten geben will, erfordert wird. Will man das Kind ganz aufrichten, 
so hebt man einfach das Bett aus dem Stativ heraus und lehnt es an sicherem Orte 
an eine Zimmerwand. Selbstverständlich muss liierbei ein allfälliger Extensionszug 
entfernt werden. Lancet. March. 12. 1892. 


Georg H. Taylor empfiehlt den in den Figuren 1 und 2 abgebildeten Apparat 
zur Kräftigung der Athmungsmusculatur und zum Ausgleich von Thorax- 
Assymetrien. Durch die Schwingungen des mit einer schweren Kugel versehenen 
Pendels, welches der Patient durch Zug an der oben am Apparat angebrachten 
Hantel selbst in Bewegung setzt, wird die ganze vordere Thorax wand, oder, wenn 
der Patient mit der einen Seite dem Apparat zugewandt steht, die gegenüberliegende 
Thoraxseite gedehnt. Das breite Polster, gegen welches sich der Patient stützt, dient 


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42 


als Hypomochlion. Das schwingende Pendel ist liier in ähnlicher Weise, wie bei den 
pendelnden Schienen Krukenberg’s (siehe diese Zeitsehr. Jahrg. 1891 S. 225) 
benutzt. 


(N. Y. Med. Journ. July 4, 1891). 


E. K. 



Fig. 13. 


Fig. 14. 



Zur Klumpfussbehandlung. (Aus den Verhandlungen des letzten amerika¬ 
nischen Orthopaeden-Congresses im September d. J. Medical Record, Oktober 8, 1892). 
Eine stattliche Reihe der zahlreichen Vorträge und Demonstrationen des letzten zu 
New-York abgehaltenen Orthopaeden-Congresses beziehen sich wieder auf den Klumpfuss 
und seine Behandlung. Bezüglich der letztem herrscht eine allgemein darin voll¬ 
kommene Uebereinstiminung, dass der Klumpfuss möglichst frühzeitig und möglichst 
conservativ behandelt werden solle. 

H. A. Wilson (Philadelphia) stellt folgende Thesen auf: 1) Eine vollkommene 
Korrection der Deformität muss im ersten Monat erreicht werden, 2) Nur wo die 
Korrection ohne Zuhilfenahme von festen, starren Verbänden und ohne Anwendung 
allzu grosser Gewalt nicht ausführbar ist, sind Tenotomie und anderweitige Weichtheil- 
durcli8chneidungen angebracht, 3) Alle Klumpfussapparate, welche während der Kind¬ 
heit angewandt werden, müssen auf die Entwicklung des Fusses Rücksicht nehmen, 
vor allem auch auf die Kräftigung der Muskulatur hinarbeiten. Werden Klumpfüsse 
während der ersten drei Lebensmonate in feste „Klumpfussschuhe“ hineingezw'ängt, so 
kommt es zu Knochendeformitäten, 4) Alle gewaltsamen, mit Aufwendung von sehr 
grosser Kraft ausgeführten Redressionen dürfen erst angewendet werden, wenn das 
Fussskelett vollkommen verknöchert ist. Vorher dürfen auch nie Operationen an den 
Knochen vorgenommen werden. 

A. Morgan Vance (Louisville) zieht die gewaltsame manuelle Redression der 
durch Instrumente erreichten unter allen Umständen vor. Auch ist er der Ansicht, 
dass durch rein manuelle Redressionen, selbst wenn sie mit Aufbietung von grosser 
Gewalt ausgeführt werden, dem kindlichen Fuss nie geschadet werden könne. 


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43 


H. L. Taylor (New-York) empfiehlt einen bestimmten Klumpfussapparat, der 
dauernd, Tag und Nacht, getragen werden soll. Er corrigirt zuerst den vorderen Theil 
des Fusses, dann den hinteren, zuletzt die Equinusstellung. Die Tenotomie der 
Achillessehne wird zuweilen zu Hilfe genommen. 

Bei sehr hartnäckigen Klumpfüssen, besonders bei solchen von Erwachsenen, die 
jeder conservativen Behandlung Widerstand leisten, hat man nach Bradford (Bosten) 
zwischen Operation, die den Fuss am wenigsten verstümmeln und solchen, die in 
möglichst kurzer Zeit ein möglichst gutes Resultat liefern, zu wählen. Es kommen 
drei Operationsmethoden in Betracht: 1) Gewaltsame Korrection nach Durchschneidung 
der Bänder und Sehnen, 2) Entfernung des Talus, 3) Keilförmige Osteotomie aus dem 
Hals der Calcaneus und dem Talus nach vorsichtiger Durchtrennung aller Weichtheile 
an der Innenseite des Fusses. 

Meistens wird man mit der ersten auskommen. Talusexstirpationen sind nur 
indicirt, wenn der Talus ganz verlagert ist, so dass er jede Correction oder Gebrauchs¬ 
fähigkeit des Fusses unmöglich macht. 

Mckenzie (Toronto) weist darauf hin, wie wichtig es sei, dass die corrigirte 
Stellung dauernd festgehalten werde. Er lässt des Nachts eine einfache redressirende 
Bandage und am Tage einen besonderen Stiefel tragen. 

B. Judson (New-York) betont die Wichtigkeit der Körperschwere. Dieselbe 
kann einen Kluinpfuss verschlimmern, andererseits aber auch zur Korrection der 
Equinusstellung benutzt werden. E. R. 


Diverse Applications-Vorrichtongeu und -Instrumente. 

Um vollkommene Asepsis bei Augenoperationen durchzuführen, hält Abbott 
es für unerlässlich, die Kopfhaare der Patienten absolut aus dem Operationsfelde zu 
verbannen und zwar so, dass auch die Hände des Chirurgen nicht mit denselben in 
Berührung kommen können. Zu diesem Zwecke bedient er sich der Gummi-Mütze, 
deren Form und Anwendungsweise in nachstehenden Figuren dargestellt ist. 




Fig. 15. 


Gewiss muss man ihm auch beipflichten, wenn er verlangt, dass eigentlich jeder 
Operateur eine solche Mütze anlegen sollte, da auch die reinlichst gehaltenen Haare 
nicht zu missachtende Infectionsmöglichkeiten für die von ihm gesetzte Wundfläche dar¬ 
bieten. Med. Record March. 1892. 


Oatman (Nyack, N.-Y.) giebt eine äusserst zweckmässige lrrigationsvor- 
richtung für die Augen zum Besten, die von der Firma Tiemann & Co. ange¬ 
fertigt und in den Handel gebracht wird. Sie besteht in einem aus Kupferblech ge- 


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44 


fertigten, über die Stirne gelegten Bogen, der in Platten endigt, welche der den 
Orbitalrand amgebenden Gesichtsfläche angemodelt werden. Diesen Seitenflächen sind 



Taschen aus Weichgummi angeftigt, in welche das Irri¬ 
gationswasser abfliesst und durch Ausführungsschläuche in 
ein untergestelltes Gefäss abgeleitet wird. Ueber den 
Stirnbogen legt sich eine abnehmbare Stahlfeder, welche 
die Seitenflächen automatisch so an die Schläfen- und 
Wangengegend andrückt, dass nichts daneben fliessen kann. 
Ein um den Hinterkopf gelegtes Gummiband verhindert 
das Ausweichen des Apparats. 

Vervollständigt wird derselbe durch das in Fig. 17 
am Bett angebrachte Stativ mit Vorrichtung zur Flüssig¬ 
keitszufuhr. Bei dieser, mittelst einer eingeschalteten 
Gabel der gleichzeitigen Zufuhr für beide Augen dienen¬ 
den Vorrichtung sind die Endschläuche mit Kupferspiralen 
umgeben, deren Zweck darin besteht, den Schläuchen be¬ 
liebige bleibende Krümmungen geben zn können, ein ein¬ 
faches und sehr zweckmässiges Mittel dem Irrigationsstrahl 
jede beliebige Richtung zu geben, ohne ihn selbst halten zu müssen. 



Fig. 16. 


Med. Record. Dec. 19. 1891. 


Fig. 18, eine von W. Gay ton angegebene nasale Salbenspritze, deren, einer 
Bellocq'schen Röhre ähnlich gekrümmte, Kanüle nebst endständiger Oeflhung mit 32 
in 4 Reihen vertheilten seitlichen Oeffnungen versehen ist. Wie leicht ersichtlich, 



Fig. 18. 


wird das Austreten des Spritzeninhalts durch das Anziehen der Verschlussschraube 
am proximalen Griffende bewirkt. Das Instrument wird von der Firma Arnold & 
Sons in London angefertigt. 


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45 


Von der Ansicht ausgehend, dass eine rationelle Inhalationstherapie bei Luft¬ 
röhren- und Lungenkrankheiten die Nasenhöhlen als natürliche Respirationswege anstatt 
der Mundhöhle benutzen muss, constmirte Blake White (New-York) den hier ab- 



Fig. 19. 

gebildeten gläsernen nasalen Doppelstüuber. Die in den bimförmigen Spitzen 
bemerkbaren ausgehöhlten Stellen C sollen genügenden gleichzeitigen Zutritt der atmo¬ 
sphärischen Luft bei Inspiration der zerstäubten Flüssigkeit gestatten. 

Med. Record. March. 26. 1892. 

W. Paulson hat ein Instrument zum Einfuhren von Suppositorien an¬ 
gegeben, das aus einem soliden Vulcanitstab besteht, der entsprechend gekrümmt ist 



Fig. 20. 


und eine löffelartige Vertiefung zur Aufnahme des Stuhlzäpfchens besitzt. Es soll 
nicht nur zum Einführen, sondern auch zur Application des Mittels an der gewünsch¬ 
ten Stelle bis zur Absorption desselben dienen. A. Sehr. 

Brit. med. Journ. 18. Juni 1892. 


Impf-Apparat zur Ausführung von vier Kreuzschnitten von Dr. Josef 
Raab in Ludwigshafen a. Rh. (D. R.-P. 63847). In der Kapsel d sind die vier 
Messer a in eine Platte, zu je zwei an einer Welle sitzend, drehbar gelagert und 
unter sich durch die Gelenkverbindung b so in Verbindung gebracht, dass dieselben bei 
einem auf den Kopf c ausgeübten Druck zu gleicher Zeit eine Drehbewegung machen. 

Am Stiele des Druckknopfes sitzt eine Nase q und entgegengesetzt an der Kapsel 
eine auf denselben wirkende Feder p. Der Stiel hat in der Oeffnung des Kapsel¬ 
randes so viel Spiel, dass die Nase auf die Innenseite der Kapsel gelangen kann, und 
somit derselbe durch Feder p an einem selbsttätigen Zurücktreten gehindert ist. 


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46 


Dieses wird erst dadurch erreicht, dass mau durch einen seitlichen Druck auf 
den Stiel die Nase von dem Kapselrand entfernt, worauf dann die auf einen Arm der 
Gelenkverbindung wirkende Feder o , Fig. 21, den Stiel sowie die Achsen mit den 
Messern zur Riickwärtsbewegung zwingt. 

Auf diese eben beschriebene Messerkapsel d wird ein mit vier kreuzweise» 
Oetfnnngen und zwei Griffhaltern k versehener Deckel c so befestigt, dass sich die 




Kapsel in demselben um 90° drehen lässt; diese Drehung wird durch die an dem¬ 
selben sitzenden Anschlagleisten i und die am Deckel sich befindenden Ansclilajg- 
stifte h begrenzt. 

Ferner kann der Deckel c durch die Stellschraube //, welche auch zur Verbindung* 
des Deckels mit der Kapsel dient, mehr oder weniger über letztere gezogen werden. 

Der impfende Arzt presst den Apparat mit dem Daumen und dem Zeige- oder 
Mittelfinger der linken Hand, an beiden Griffhaltern Ic denselben fassend, mit dem 
Deckel gegen die Impfstelle, drückt mit dem rechten Zeige- oder Mittelfinger den 
Knopf c nach unten, bis Nase q einschnappt, wobei die Impfmesser eine halbkreis¬ 
förmige Drehung erfahren, aus den kreuzweisen Oeffnungen des Deckels hervortretend, 
in die Impfstelle schneidend eindringen und so den Vorwärts-, d. h. den Strich¬ 
schnitt ausführen. 

Soll der Kreuzschnitt am zum Impfenden vorgenommen werden, so dreht mail 
die Kapsel d um 90° nach links hemm, während der Deckel e seine Lage am Arm 
nicht ändert, löst den Stiel durch ein seitliches Drücken an denselben aus, so dass 
er durch die oben erwähnte Feder o in seine frühere Stellung gelangt, die Messer 
zurückbewegt werden und dadurch der Querschnitt ausgeführt wird. 

Die Messer kommen sonach bei ihren beiden, kurz auf einander folgenden Vor- 
und Riickwärtsbewegungen zur Wirkung. 

Die Tiefe der Einschnitte lässt sich mittelst der Stellschraube (j reguliren. 


Patentbericht. 

Deutschland. 


15. Sept, 

19. — 

22 . — 

26. — 


Kl. 53. 
Kl. 30. 


R. 7273. 

T. 3223. 
II. 12451. 

P. 5761. 


Patentanmeldungen. 

Apparat zum selbstthätigen Schliessen und Entlüften von 
Sterilisirgefässen. Dr. R. Rempel in Gelsenkircheu. 
Saugflasche. 0. Tiegs in Berlin. 

Apparat zur Applicirung von Warmwasser- und Luftströmon. 

Dr. med. Th. Harke in Hamburg. 

Spritze. Dr. Edw. Pep per in Paris. 


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47 


29. Sept. 

3. Oct. 

10 . — 

17. Oct 

20. Oct. 
24. Oct. 

27. Oct, 
31. Oct. 

3. Nov. 
7. Nov. 

21. Sept. 

28. Sept. 

5. Oct, 


12. Oct. 

19. Oct. 

26. Oct. 


Kl. 

30. 

C. 

4270. 

Kl. 

53. 

s. 

6472. 


— 

s. 

5782. 

Kl. 

30. 

M. 

8775. 

- 

- 

Sch. 

7827. 

KL 

85. 

W. 

8112. 

Kl. 

30. 

A. 

3163. 

Kl. 

85. 

V. 

1797. 

Kl. 

36. 

T. 

3464. 

Kl. 

85. 

K. 

9663. 

Kl. 

30. 

B. 

13654. 

- 

- 

L. 

7436. 


— 

L. 

7564. 

— 

G. 

7605. 

— 

N. 

2657. 

Kl. 34. 

E. 

3310. 

Kl. 30. 

E. 

3441. 

— 

D. 

5299. 


Kl. 30. No. 65090. 

Kl. 85. No. 64984. 

Kl. 30. No. 65190. 
— No. 65194. 

Kl. 34. No. 65127. 
— No. 65210. 
No. 65244. 

Kl. 30. No. 65255. 

- No. 65295. 

— No. 65298. 
— No. 65301. 
— No. 65308. 

No. 53. No. 65381. 


— No. 65391. 

Kl. 31. No. 65410, 

- No. 65433. 

— No. 65457. 

Kl. 30. No. 65683. 

- No. 65686. 

Kl. 15. No. 65804. 


Sicherheitseinrichtung für Dampf-Desinfectionsap parate. — 
E. Klarenbach in Berlin. 

SteriÜ8irflasche. Dr. phil. Th. Saggan in Kiel. 

Sterilisi rapparat. M. v. Skotnick in Berlin. 

Verpackung zur Sterilisirung und Sterilhaltung von Einzel¬ 
verbänden. Dr. A. Mylius in Berlin. 

Apparat zur Streckung krumm versteifter Kniegelenke. Dr. 
Schuckelt in Bad Schmiedeberg. 

Filtrirapparat. W. Werth in Mödling. 

Betäubungsapparat. Dr. J. Alb recht in Frankfurt a. M. 

Badeofen. H. Vanderborcht in Brüssel. 

Badeofen. Fr. Theisejans in Krefeld. 

Desinfectionstopf für Spülleitungen. H. Klose in Barmen. 

Rotirende Zahnbürste. C. L. Berger in Pinne, Pr. Posen. 

Vorrichtung zur Verabfolgung von gasförmigen Kohlensäure- 
bädern. Dr. E. Luhmann in Andernach und C. G. 
Rommenhöller in Rotterdam. 

Chirurgisches Spritzrohr. Dr. E. Lüdeckens in Liegnitz. 

Flaschenverschluss. (Zusatz zu G. 7847.) Fr. Grösehe 
in Ilmenau i. Th. 

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J. Nixon in Farmland, V.-St.-A. 

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Downs in Madrid. 

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C. Kellner in Wien. 

Brause von veränderlicher Temperatur. Dr. F. Schul¬ 
mann in Berlin. 

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Vorrichtung zur Verhütung des Schnarchens. O. Francke 
in Kottbus. 

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Speiglas. Dr. E. Schulz in Stadthagen. 

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Hagen i. W. 

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E. Gardner in Cronbrook, England. 

Tropfenzähler (Zusatz zum Patent No. 56919). Dr. J. Traube 
in Berlin und A. Kattentidt in Gifhorn. 

Tragband. W. Sachs in Berlin. 

Speeulum. T. T. Davis in Marion, Am. 

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liche Harnröhre. Dr. J. Schmidt in Stockholm. 

Expansionskörper für einen Sterilisirungsapparat. G. H. 
Neuhaus, J. F. H. Gronwald u. E. H. C. Oehlmann 
in Berlin. 

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Trepan zum Ausschneiden conischer Oeffnungen. A. Ham¬ 
burger und F. F. Schwabe in Moskau. 

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Elektrische Bürste. H. Th. Biermanns in Aachen. 

Aseptischer Tropfenzähler. H. Lamprecht in Marienhütte 
b. G narrenberg. 

Verfahren zur Herstellung von Gypswatte. Dr. Breiger 
in Osterode a. H. 

Schreibmaschine für Blindenschrift. F. W. Smith in 
Brighton. 


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48 


26. Oct. Kl. 30. No. 65777. Messvorrichtung für Flaschen. E. Buchan in Toronto. 

2. Nov. Kl. 34. No. 66092. Badevorrichtung für Kinder. L. Rieder in München. 

9. Nov. Kl. 30. No. 66161. Polsterung für medicinische Zwecke. Firma Salzmann 

& Co. in Cassel. 

— — No. 66218. Zahnärztliche Schleifvorrichtung. Dr. W. Sachs in Breslau. 

— — No. 66219. Apparat zur Abscheidung von Gallensteinen für diagnostische 

Zwecke. Firma Fr. Pretzel & Co. in Berlin. 

Kl. 34. . No. 66188. Spucknapf. H. Fr eise in Hamme b. Bochum. 

— Kl. 42. No. 66215. Refractions-Augenspiegel. Dr. A. Roth in Berlin. 

— Kl. 53. No 66154. Apparat zur Sterilisirung mittelst Luft. E. Hantke in 

Königsberg i. Pr. 

Gebrauchsmuster. 

No. 6851. Chloroformmaske. H. T reite in Elberfeld. 

„ 7427. Spritze u. Aspirateur. A. Kettner in Berlin. 

* 7471. Steckbecken. G. Rostosky in Niederschlema i. S. 

A 7489. Aseptisches Gelenk für Scheeren u. ä. Louis & H. Löwenstein in Berlin. 

„ 7518. Frottir- und Massirapparat. C. Bader in Biedigheim i. W. 

A 7532 u. 7533. Spritzkork. Maischhofer, Höll & Co. in Pforzheim. 

A 7584. Zangenartiges aseptisches Instrument. Dewitt & Herz in Berlin. 

* 7591. Tropfenzähler. A. Ortolph in Frankfurt a. M. 

„ 7700. Giessapparat für Kneipp’sche Wasseranwendungen. L. Geromiller in Worishofen. 

„ 7715. Dampflufterzeuger. Margarethe Keidel in Zehlendorf. 

„ 7/18. Behälter für Aethylchlorid. G. Paulson in Hamburg. 

« 7720. Standirrigator. Dr. E. Müller in Hagen i. W. 

„ 7774. Saugflasche. Frau H. O. Flodin in Upsala, Schweden. 

v 7785. Vorrichtung zum Desinficiren von Münzen und Kassenscheinen. M. Honniger 
in Neu-Weissensee. 

„ 7818. Ammoniakspritze. Badische Fournirfabrik Fritz Römhildt in Karlsruhe. 

» 7854. Pastillenstecher. A. Stöcker in Elberfeld. 

„ 7859. Desinfectionsapparat. H. R. Leichsenring in Schönbeck a. E. 

„ 7916. Zahnbohrmaschine. L. Gerechter in Berlin. 

« 7933. Zahncement. K. Just in Berlin. 

» 7968. Taschenapotheke. L. Hörr in Nürnberg. 

* /9<0 u. /9/1. Tropfglas Verschluss. W. Holzhauer in Marburg a. d. L. 

„ 7985. Fahrbarer Desinfectionsapparat. C. Tilger in Düsseldorf. 

» 8026. Salbentopf. Glashütten werk Adlerkutten H. Mayer & Cie in Penzig und Stuttgart. 

„ 8045. Heronsball. Eisenwerk Hagenau. 

t. 8048. Grubendesinfector. Fr. Petit in Berlin. 

„ 8117. Zimmer-Dampf-Schwitzapparat. A. Weickmann in München. 

* 8128. Combinirte Benzinflasche und -Lampe für Thermokauter. — Losack & Kleinert 

in Berlin. 

* 1 8129. Apparat zur Verhinderung des Bettnässens für weibliche Personen. A. Kehrer 

in Heidelberg. 

„ 8143. Zahnärztlicher Operationsstuhl. A. Schneider in Berlin. 

» 8256. Closet. H. Manz in Bamberg. 

„ 8287. Bruchband. Breidenbruch & Rosenkeijmer in Wald b. Solingen. 

» 8355. Frottirschwamm. J. Favets in London. 

„ 8596 u. 97. Transportabler Beinhalter. Dr. O. Ihle in Dresden. 

* 8679. Halter für Zahnstocher u. ä. L. Konrad in Fürth. 

* 8710. Zerlegbares Schieberbistouri. Jetter & Scheerer in Tuttlingen. 

* 8713. Sterilisationsapparat. Altenloh & Falkenroth in Hagen i. W. 
b 8732. Leib- und Bruchbinde. W. Hecht in Wien. 


Verantwortlich: Fischer’s medldn. Buchhandlung, H. Kornfeld" Berlin NW, Cbarltestr. 6. 
Fürstlich priv. Hofbuchdruckerei (F. Mitzlaff), Rudolstadt. 


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Februar, 


1893 


M 2. 

Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


F. Ton Esmareh zu seinem 70. Geburtstage. — OriginaUen: Die Pflege der Siechen. Von 
Medicinalrath Dr. Kessler in Blankenhain. 

Referate: Speelelle Krankenpflege und Krankenbehnndlong: Apparat gegen Kyphose. — Aortenaneurysma. 

- Heftpflaster ans Celluloid. — Haltbare Sublimatlösungen. — Carbunkel. — Methylenblau gegen Malaria und 
Blenorrhoe. — Meconarcein. — Tropacocain. — Innerliche Anwendung von Lysol. — Enuresis nocturna. — Deli¬ 
rium tremens. — Tuberculose. — Myxoedem. — Diätetik: Potsdamer Kraft-Zwieback und Kraft-Brod. — Erdnuss¬ 
grütze. — Beurthellung von Cognac. — 8äugling9ernährung. — Vergiftung mit Sardinen. — Krankheitsübertragung 
durch Margarine. — Klimatologie: Ashville, Kurort für Lungenkranke. — Orotava. — Krankeneomfort: Spucknapf. 

— Zusammenlegbares Bettgestell. — Doppelwandige Badewanne. — Hygiene des Hauses und der Familie: Desln- 
fection der Abfallwässer mit Kalk. — Schädliche Gummisachen der Kinder. — Desinfectlona- und Inhalations¬ 
apparat. — Hygienischer Universal-Schreibstuhl. — Antlseptioum. — Syphilisprophylaxe. — Biologie des Cholera- 
badllns. — Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers: Vorrichtung zum Einspülen von Desinfections- 
flüseigkelt in die Abortgrube. — 8elbstthätiger Torfstreu-Abtrltt. — Varia: Dulcin, ein neuer Süssstoff. — Thera¬ 
peutische Notizen. — Impfung gegen Hundswuth bei Thleren etc. — Bficheranzelgcn. — Briefkasten. 


F. von Esmareh 

zu seinem 70. Geburtstage. 


In voller geistiger und körperlicher Frische, ungebeugt von der Fülle der Jahre 
beging F. von Esmarcli, der geniale Chirurg der Kieler Universität, am 9. Januar 
die Feier seines 70. Geburtstages. Der bescheidene Sinn des hochverdienten Jubilars 
wehrte Denjenigen, die den Tag mit prunkenden Ovationen verherrlichen wollten, und 
so vollzog sich die Feier im engen Kreise der Familie und Freunde: allein die grosse 
Zahl von herzlichen und ehrenvollen Kundgebungen, welche nicht bloss von der Wir¬ 
kungsstätte des Jubilars, sondern aus allen Ländern der Welt, nicht nur aus den 
Reihen der Fachgenossen, sondern von Gebildeten aller Stände dargebracht wurden 
sie legte ein beredtes Zeugnis ab von der Hochachtung, dem Ruhm, der Verehrung, 
welche dem greisen Gelehrten allüberall gezollt wird. 

Die Verdienste, welche v. Esmareh sich anf dem Felde der Chirurgie erworben 
hat, werden unvergesslich bleiben. Seine auf reichen persönlichen Erfahrungen be¬ 
ruhenden Vorschläge und Errungenschaften im Gebiete der Kriegschirurgie, welche 
die Entwickelung dieser Disciplin in eminenter Weise gefördert haben, seine lichtvollen 
Abhandlungen und Vorträge im Bereiche der Pathologie und Therapie chirurgischer 
Krankheiten, seine ingeniösen Verbesserungen der Operationstechnik, nicht zum min¬ 
desten endlich die Einführung der nach ihm benannten „künstlichen Blutleere“, 
welche ein unentbehrlicher Bestandteil der Operationslehre geworden ist: alle diese 
Verdienste sichern dem Namen v. Esmareh’s einen hervorragenden Platz in den 
Annalen der medicinischen Wissenschaft für alle Zeiten. 

Die Erfolge aber, welche dem genialen Meistor auch in der Laien weit einen 
dauernden Nachruhm verbürgen und die gerade in unserer Zeitschrift, welche in 
v. Esmareh ihren ältesten Gönner verehren darf, ganz besonders zu feiern sind, sie 
liegen im Bereiche der Krankenpflege. Durchdrungen von dem Gedanken reinster 
Humanität und edelster Nächstenliebe, war er stets in Wort und Schrift bemüht, eine 
wohlgeordnete und zweckmässige Krankenpflege zum Gemeingut der hilfsbereiten 
Menschheit zu erheben. Als vornehmstes und bedeutungsvollstes Produkt dieser Be¬ 
strebungen ist die Begründung der deutschen Samaritervereine, v. Esmarch’s eigenstes 
Werk, zu rühmen. Nach englischen Vorbildern richtete v. Esmarcli in Kiel eine 
Samariterschule ein, in der die Mitglieder zur ersten Hilfeleistung bei plötzlichen 
UnglücksfäUen ausgebildet werden sollten, und trotz mannigfachen Widersprnchs fand 
die Idee bald Eingang in weite Kreise, währte es nicht lange, bis in fast allen 

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grösseren Städten Deutschlands Zweigvereine des deutschen Samaritervereins ins Leben 
gerufen wurden. Wie tief die Ideen v. Esmarcli’s nicht bloss in Deutschland 
sondern in der ganzen Welt Wurzeln geschlagen haben, geht allein aus der Thatsaclie 
hervor, dass sein im Jahre 1882 erschienener Leitfaden für Samariterschulen in 10 
Auflagen verbreitet und 20 mal in andere lebende Sprachen übersetzt worden ist. 
Die segensreiche Thätigkeit der Samaritervereine kann sich freilich vollkommen erst 
in einem Kriege entfalten. Indessen haben dieselben einmal auch schon im Frieden 
mannigfache Gelegenheit zu heilvoller, nutzbringender Arbeit gefunden. Und anderer¬ 
seits ist durch ihr erfolgreiches Wirken und Walten das Interesse an der Kranken¬ 
pflege in die Familien mehr und mehr hineingetragen und die Liebe für die — berufs¬ 
mässige oder gelegentliche — Ausübung dieser edlen, fruchtbaren Thätigkeit geweckt 
und gefördert worden. 

An allen Fortschritten wissenschaftlicher und humanitärer Arbeit hat v. Esmarcb 
unermüdlich theilgenommen. Möge es ihm beschieden sein, in unverminderter Schaffens¬ 
freudigkeit und Schaffenskraft noch viele Jahre zum Segen der Menschheit zu leben 
und zu wirken! 


Die Pflege der Siechen. 

Von E. Kessler in Blankenhain (Thüringen). 

Der Begriff des Siechthums ist nicht genau zu umgrenzen. Zumeist verstellt 
man darunter die körperliche Gebrechlichkeit; doch kann man mit demselben Recht 
von einem geistigen Siechthum dann reden, wenn die Leistungsfähigkeit der Nerven- 
Central-Organe dauernd herabgesetzt ist. Sicher haben beide Arten von Kranken 
das Gemeinsame, dass sie nicht oder nur theilweise 

mit eigener Kraft verrichta^lomiien. auf die Hülfe von Aussen ange¬ 
wiesen sind. Die Art uiAJuer Uluß&gniieser die Unterstützung durch die 

Menschenhand allein oderldurclß^p^J^bvUJjiihmen und sonstige Vorkehrungen sind 
nach der Wichtigkeit desla^ser Thätigkeit gesetzten Organes, nach dem Bildungs¬ 
grad der Siechen, nacli den uiHioen~~tlidien Ansprüchen derselben sehr 

verschieden. Auch die Art d Hrin im Privathause, im Hospitale oder 
in eigenen, nur zu diesem Zweck errichteten Anstalten, Pfründnerasylen und dergl. 
kommt für die Siechenpflege wesentlich im Betracht. Da eine zweckmässig einge¬ 
richtete, gut geleitete und mit geschultem Pflegepersonal versehene Anstalt alles Er¬ 
forderliche besser, vollkommner und meist billiger zu bieten im Stande ist, werde ich 
in nachstehender Schilderung von der Anstaltspflege ausgehen, zugleich aber die 
häusliche Pflege derartiger Kranken insoweit berücksichtigen, als bei dieser ein Er¬ 
satz von Vorkehrungen geschaffen werden muss, welche nur in der geschlossenen An¬ 
stalt zur Verfügung stehen. 

Um die Pflegebedürftigkeit der verschiedenen Kranken zu ermessen, erscheint es 
nüthig, auf die Veranlassung des körperlichen oder geistigen Siechthums kurz einzugehen. 
Es kommen hierbei zunächst in Betracht die angeborenen Mängel und Fehler 
der ersten Bildung. Die auf rein psychischem Gebiet in die Erscheinung tretenden 
Defekte, die Mikrocephalie, der innere und äussere Wasserkopf, die Idiotie und der 
Cretinismus, der Blödsinn mit Taubstummheit, die Epilepsie und sonstige Krampfzu¬ 
stände scheiden für die erste Zeit aus der Betrachtung, da für die Behandlung und 
Pflege derartiger Kranken in der Jugend besondere Anstalten bestehen. Nur eine 
geringe Anzahl solcher Kinder ist lebenskräftig und bildungsfähig. Die grosse Mehr¬ 
heit derselben stirbt in den ersten Jahren und meist vor der Pubertät. Die aus¬ 
nahmsweise länger lebenden und die aus Siechenanstalten als bildungsfähig Ent- 


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lassenen zählen aber wegen ihrer geistigen Inferiorität und wegen der meist gleich¬ 
zeitig vorhandenen Lähmungen, Krämpfe und Schwächezuständen zu den pflegebe¬ 
dürftigen Siechen. — Der angeborene Mangel von Gliedmassen, die Folgezustände 
der essentiellen Kinderlähmung, sowie die auf hereditärer Anlage beruhenden Krampf- 
formen bedingen gleichfalls lebenslängliche Gebrechlichkeit. Es schliessen sich hieran 
die in der Jugend durch meningitische Prozesse oder im Zusammenhang mit akuten 
Exanthemen entstandenen Lähmungen und die in Folge von Tuberkulose unmittelbar 
verursachten, oder nach den typischen Operationen zurückbleibenden Knochenver¬ 
bildungen, Verkürzung der Extremitäten und Gelenkverwachsungen. Je nach 
dem Grade der Verkrüppelung bezüglich wegen der nachträglich hinzugekommenen 
Contrakturen verfallen eine grosse Zahl solcher Kranken früher oder später der 
Siechenanstalt. Einen weiteren Zuwachs liefern die aus den Blindenschulen und 
Taubstummenanstalten entlassenen Zöglinge, welche die Fähigkeit des selbstständigen 
Erwerbes nicht erlangt haben und im Mangel einer geeigneten Familienpflege meist 
zeitlebens dem Siechenhaus angehören. Das Gros der Anstaltspfleglinge wird aber ge¬ 
bildet durch die Halb- und Ganzgelälimten, die Gichtkranken (Arthritis de- 
formans), die durch chronische Organleiden (Geschwülste, Vergrösserungen, 
Verschrumpfungen, Brüche, Vorfälle, Knocheneiterungen etc.) dauernd zur Unthätigkeit 
und meist zur Bettlage gezwungenen Kranken, sowie die durch Amputation oder ander¬ 
weite Defecte gebrechlich gewordenen. Je nach der Lebens Wichtigkeit des be¬ 
troffenen Organs erstreckt sich die Nothwendigkeit des Anstaltsaufenthalts ent¬ 
weder nur auf einige Monate oder auf eine ganze Reihe von Jahren. Gerade für 
diese Kategorie von Kranken, die oft ein ganzes Mensclienalter und länger liegend 
verbringen müssen, sind die Vorkehrungen und Erleichterungen des Siechenhauses 
von grösstem Werth und wolil geeignet, der Gemütlisdepression und der Verzweiflung 
dieser Unglücklichen vorzubeugen. — Endlich fallen der Anstaltspflege noch anheim 
die siechen Irren; unheilbare Geisteskranke und Verblödete, welche zwar nicht mehr 
störend und gewaltthätig sind, aber aus irgend welchem Grunde, z. B. wegen Neigung 
zu alkoholischen Exzessen oder wegen*Gefährdung'der öffentlichen Sicherheit in ihrer 
Freiheit beschränkt werden müssen. Ein grösserer Theil der Letzteren gehört freilich 
nicht recht in die Siechenanstalt, dieselbe bleibt aber so lange noch die einzige 
Unterkunft, bis in den staatlichen Besserungsanstalten Raum für sie geschaffen sein 
wird. Selbst aber wenn man diese letztere Gruppe ausgeschieden denkt, vereinigt 
die Siechenanstalt immer noch eine ganze Menge heterogene Krankheitszustände, und 
sie kann deshalb ihren Zweck nur dann erfüllen, wenn sie unter ärztlicher Leitung 
steht und über so viel Räume verfügt, dass eine vielgegliederte Gruppenbildung, eine 
sorgfältige Scheidung der Geschlechter und Altersstufen und die Trennung disparater 
Elemente ermöglicht wird. 

Für die Neuerbauung einer Siechenanstalt oder für die Errichtung eines 
schon vorhandenen Gebäudes zu einem solchen Zweck sind die allgemeinen Grund¬ 
sätze für den Krankenhausbau*) massgebend. 

Wenn für einen Neubau die Wahl des Ortes frei steht, so soll die Siechen¬ 
anstalt möglichst ausserhalb der Stadt auf einer mässigen Anhöhe und inmitten von 
Gärten liegen, jedenfalls mit reichlichem, gutem Wasser versehen sein. Unter den 
verschiedenen Bauarten verdient das Pavillonsystem den Vorzug, wobei zugleich 
für die räumliche Trennung der verschiedenen Krankheitsgruppen Bedacht genommen 
werden kann. Für die einzelnen Kranken-Pavülons empfiehlt sich der Massivbau 


*) Vergl. E. Kessler „dasKrankenhaus“ I. Artikel im Taschenbuch für Krankenpflege 
herausgegeben von L. Pfeiffer, 2. Aufl. Weimar b. Hermann Böhlau 1890. 


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mit hohem Erdgeschoss und höchstens einem Stockwerk. Neuerdings wird das massive 
Steinmaterial sehr zweckentsprechend durch Cement, Stampf-Beton, Gypsdielen und 
dergl. ersetzt. (Otto Bö ekler, Cementdielenfabrik in Lauffen am Neckar mit Filialen 
in verschiedenen Städten; Aktien-Gesellschaft für Monier-Bauten, vormals G. A. Wayss 
& Co. in Berlin NW. Altmoabit 97). 

Für die Küche und für den Wäschereibetrieb, Leichenhaus mit Sectionszünmer, 
Arzt- und Beamtenwohnung, Kirche oder Betsaal, werden am besten gesonderte und 
in angemessener Entfernung freistehende Gebäude (Baracken) errichtet. Unter günstigen 
klimatischen Verhältnissen oder für vorübergehenden Gebrauch bei Epidemien muss 
ein Zelt aus festem, imprägnirten Segeltuch genügen (L. Stromeyer & Co. Konstanz, 
Baden; mechanische Segeltuch- und Leinen Weberei, Zelt- und Barackenfabrik, welche 
auf Wunsch auch die innere Ausstattung liefert). 

Die einzelne Etage soll in der Kegel nicht mehr als 30 Betten enthalten, von 
welchen je 4 bis 6 zusammen in einem Zimmer oder einer Abtheilung stehen. 
Ausserdem müssen aber noch 2 bis 3 Einzelwohnungen vorhanden sein; auch ein 
Wärterzimmer ist für jede Etage vorzusehen. Der Eingang zu den Pavillons befindet 
sich an der einen Schmalseite, während die andere mit einer Veranda verbunden ist, 
welche mit den Krankenzimmern so zusammenhängt, dass die Kranken unmittelbar 
ins Freie gelangen, bezüglich getragen oder gefahren werden können. Die Veranda 
muss mit Glasfenstern versehen sein. Ist ausser dem Erdgeschoss noch ein Stock¬ 
werk vorhanden, so wird dieses den bewegungsfähigen Siechen eingeräumt, während 
die dauernd Bettlägerigen, die Blinden, Altersschwachen und Krampf kranken das 
Erdgeschoss bewohnen. Für jede Etage und mindestens für jeden Pavillon ist ein 
Badezimmer mit zwei Wannen nöthig, an welches sich ein kleiner Raum mit Heiz¬ 
vorrichtung zum Warmhalten der Speisen, Herstellung von Umschlägen — die sog. 
Theekiiche — anschliesst. Bei Raummangel können hier auch die Wäscheschränke, 
Verbandkästen und dergl. aufgestellt werden. 

Die Zugänge und Treppen müssen möglichst geräumig, bequem und wegen 
der Feuersgefahr aus Stein oder Eisen erbaut sein und dürfen ausser einigen Ruhe¬ 
bänken keinerlei Möbel enthalten. Wo man über mechanische Kraft verfügt, (elec- 
trische, hydraulische oder Dampfmotoren) gewährt ein Falirstuhl-Aufzug aus den 
Kellerräumen durch alle Stockwerke bis in das Dachgeschoss für den innera Dienst 
und für die Kranken eine grosse Erleichterung. Auf den Vorplätzen und Treppen¬ 
absätzen können in den Ecken Blumen und Blattpflanzen stehen. Die Treppen mit 
breiten, nicht über 20 Centimeter hohen Stufen, auf beiden Seiten mit Geländer ver¬ 
sehen, führen möglichst erst in einen Vorraum, aus welchem man in den Korridor 
oder direkt in die Krankenzimmer gelangt. Die äusseren Thüren mit Doppelflügeln 
schlagen nach Innen und Aussen auf und klappen von selbst zu. Auch die ein¬ 
flügeligen Thüren zwischen den Einzelzimmern müssen so breit sein, dass ein Bett 
mit dem Kranken bequem hindurch getragen oder gefahren werden kann. Die 
Krankenzimmer liegen, wenn irgend thunlich nach Süden oder Osten und stehen mit 
dem Korridor direkt in Verbindung. Korridore in der Mitte des Gebäudes sind der 
Ventilation hinderlich. Alle Wandecken werden abgerundet und erhalten wie die 
Wände auf den Treppen und Korridoren einen mit Oelfarbe angestrichenen Holzbe¬ 
schlag. In den Zimmern empfiehlt sich ringsum Cementverputz mit Oelanstrich oder 
Porzellanemailfarbe (Dr. Julius Bidtel, chemische Fabrik in Cölln (Elbe) Meissen; 
Josef F. Glinzel, Haide in Böhmen; Rosenzweig & Baumann in Cassel,) bis 2 
Meter Höhe, um das tägliche Abwaschen des Staubes zu ermöglichen. Die übrige 
Wandfläche mit Einschluss der Decke wird einfach getüncht. Tapeten, Porti4ren, 
langlierunterhängende Vorhänge und dergl. sind zu vermeiden. Die Fussböden werden 


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entweder in Parketform angelegt und mit heissem Oel imprägnirt, oder erhalten 
wenigstens Firnissanstrich (Fussboden-Anstrich-Farben in der Fabrik von C. Fritze 
&Co. (Inhaber Lämmer) Berlin N., Coloniestr. 107/8; Fussbodenlacke von Hell. Butterfass 
Nachfolger, Grünstadt, Rheinpfalz). An Stelle der dicken, staubaufwirbelnden Teppiche und 
Treppenläufer empfiehlt sich ein nicht zu glatter Linoleumbelag (Englisches Fabrikat; 
deutsche Patent-Linoleum-Fabrik zu Cöpenik). Bei vorhandener Wasserleitung er¬ 
hält jeder Korridor 1 bis 2 Ausgüsse mit gutem Hahnverschluss. Auf den Abthei¬ 
lungen der Altersschwachen und Blinden werden die Wasserhähne mit besonderer 
Verschlussvorrichtung versehen, sodass sie nur von dem Wärterpersonal geöffnet 
werden können. Für jeden Leitungshahn ist ein Hanfschlauch von genügender Länge 
mit Schraubenansatz und Mundstück vorgesehen, um bei einem Zimmerbrand alsbald 
löschen zu können. Das Ausgussbecken unter den Hähnen der Wasserleitung erhält 
eine Holzverkleidung mit oben rings herum laufendem Metyllrand. Diese Verkleidung, 
in Schränkchenform hergestellt, nimmt im Innern oben Trinkbecher, unten Waschbecken 
etc. auf. Die letzteren Gebrauchsgegenstände werden am besten aus Metall, Zink 
oder emaillirtem Eisen hergestellt. Auch für das Essgeschirr, Teller, Näpfe, 
Terrinen, Tassen kann dasselbe Material mit porzellanartigem Anstrich sehr nützlich 
an die Stelle des leicht zerbrechlichen Steinguts oder Porzellans treten. 

Die Heizung erfordert gleich bei der ersten Anlage der Siechenanstalt be¬ 
sondere Vorkehrungen. Im allgemeinen ist die Centralheizung vorzuziehen. Von den 
verschiedenen Arten derselben haben sich die reine Dampf- und die Heissluftheizung 
weniger bewährt. Man wirft ihnen vor, dass die Athmungsluft zu trocken werde 
und die Expectoration erschwere. Für Anstalten grösseren Umfangs, und wenn die 
einzelnen Gebäude nicht zu weit auseinander liegen, ist die kontinuirliche Warm¬ 
wasserheizung (Fabriken von Centralheizungen Gebr. Körting, Hannover; Bechern & 
Post, Cöln a. Rh.; Janeck & Vetter, Berlin S.W. 61, Teltowerstr. 17,) empfehlenswerth. 
Für kleinere Anstalten oder für weit getrennte Pavillons bewährt sich auch jetzt 
noch die Ofenheizung. Die Regulieröfen aus Eisen mit Kachelaufsatz w r erden neuer¬ 
dings auch mit VentilationsVorrichtungen versehen. 

Die Ventilation der Krankenzimmer ist ein wichtiges Erforderniss und muss 
ebenfalls bei der ersten Bauanlage Berücksichtigung finden. Die Wegführung der 
verbrauchten Luft und die Zuführung von reiner Luft geschieht auf mechanischem 
Wege, am besten in Verbindung mit der Centralheizung durch besondere Apparate, 
Saugvorrichtungen, Luftheizkammern mit staubfangenden Kulissen und dergl. Die 
einfachste Ventilation ist diejenige durch gleichzeitiges Oeffnen der Fenster und 
Thüren. Diese ist aber nicht verwendbar für die Räume, in welchen sich Kranke 
dauernd aufhalten müssen. Die verschiedenen zu diesem Zweck konstruirten Vorrich¬ 
tungen maschineller Art haben für die kalte Jahreszeit auch die Vorwärmung der 
frischen Luft zu besorgen, da bettlägerige Kranke gegen Temperaturunterschiede 
äusserst empfindlich werden. Wo derartige Ventilations Vorrichtungen nicht zur Ver¬ 
fügung stehen, muss man sich mit stellbaren Oeffnungen in den Fenstern und Thüren 
oder in den halbverdeckten Dachreitern der Pavillons behelfen. Wählt man für 
diese, möglichst hoch anzulegenden Oeffnungen einen dachziegelartigen Verschluss 
(Sarrassin’sche Glasjalousien), so findet der Luftersatz wellenförmig über den Köpfen 
der Zimmerinsassen statt und vollzieht sich ohne belästigenden Zugwind. Selbstver¬ 
ständlich erhöht sich bei einer gut wirkenden Ventilation im Winter der Aufwand 
für Heizmaterial. Für Zimmer, in welchen die Kranken sämmtlich zu Bett liegen, 
kann eine sehr wirksame Ventilation in der Weise hergestellt werden, dass man 
unter die Dielen wagerechte Metallrohre von 8—10 Cen timet er Weite legt, welche 
einerseits frei nach Aussen münden, an der anderen Seite aber in den Zimmerecken 


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zwei Meter hoch senkrecht an der Wand hinaufgeführt werden und dort ebenfalls 
frei münden. 

Eine besondere Aufmerksamkeit ist auf die Aborte zu richten. Wenn die Ab¬ 
fallstoffe nicht durch Wasserspülung mit Kanalisation entfernt werden, ist das in der 
Neuzeit vielfach verbesserte Tonnensystem (Heidelberg. Gebr. Schmidt, Eisenwaaren- 
fabrik in Weimar u. A.) bestens zu empfehlen. Mit demselben kann eine bei jeder 
Jahreszeit wirksame Ventilation ohne grosse Kosten verbunden werden. Die zu 
diesem Zweck erforderlichen kleinen Oefen heizen gleichzeitig die Aborträume, was 
für deren Benutzung durch Sieche eine wesentliche Erleichterung bietet. Ebenso 
kann das Torfmull-Streu-Closet (Fabrik vorm. Rud. Grevenberg & Co. Memelingen 
bei Bremen; Material durch die norddeutsche Torfmoor-Gesellschaft, Triangel, Post 
Gifhorn) an das Tonnensystem unmittelbar angeschlossen werden. Die in den Kranken¬ 
zimmern selbst benutzten Closets (Kullmann&Lina, Frankfurt a./M. Bockenheimer 
Landstr. 175) in Lehnstuhl-, Puff-, Kommoden- oder Schrankform müssen fahrbar, 
bequem und leicht zu reinigen sein. Die Torfmullstreu kann auch bei diesen Ver¬ 
wendung finden. 

Ausser den stationären Badezimmern soll jedes Stockwerk noch eine der Kranken- 
zahl und -Art entsprechende, soweit nöthig, fahrbare Badeeinrichung (F. Butzke 
& Co., Aktiengesellschaft für Metallindustrie, Berlin S. 42, Ritterstr. 12) erhalten. 
Sitzbadewannen, Zimmerdouche, Vorrichtung zu permanenten und Lokalbädern, Schwitz¬ 
bett und dergleichen stehen in einem Behältniss desselben Stockwerks und werden 
zum Zweck des Gebrauchs in das betreffende Krankenzimmer gebracht und darauf 
alsbald wieder entfernt. Der Fussboden der Badezimmer wird cementirt. und mit 
abgerundeten Latten in festem Rahmen oder mit Cocosmatten belegt; die Decke mit 
Oelfarbe gestrichen; die Wände werden mit Steinplatten, Porzellanplättchen oder 
„Kunstmarmor“ belegt. (P. Merluzzi & Co. Berlin W. Keithstr. 6.) 

Für die Beleuchtung ist das elektrische Glühlicht unbedingt vorzuziehen. 
Jede grössere Siechenanstalt bedarf ja ohnedem zu Zwecken der Centralheizung, 
Wäsche, Speisenbereitung etc. eine Dampfmaschine oder entsprechenden Motor, und 
die Dienstbarmachung derselben Kraft zur Herstellung von Elektricität verursacht 
verhältnissmässig geringe Kosten, selbst wenn eine — für den regelmässigen Be¬ 
trieb kaum entbehrliche — Accumulatorenanlage damit verbunden wird. Wo man 
aus besonderen Gründen das schöne, milde, wenig gefährliche electrische Licht ent¬ 
behren muss, bezüglich einen geeigneten Anschluss an eine Gasanstalt (Kohlengas oder 
das immer mehr Verbreitung findende billigere Oelgas (Fabrik des Prof. Heinrich 
Hirzel in Leipzig-Plagwitz; P. Sackow r & Co. Breslau; Julius Pietsch Berlin O., 
Andreasstrasse 72/73) finden kann, wähle man die Gasleitung. Wo auch dies sich 
nicht bewerkstelligen lässt, bleibt nur die Solaröl- oder Petroleumlampe übrig. Von 
diesen wählt man das Solaröl — wegen der geringeren Feuergefährlichkeit — für 
die eigentlichen Krankenzimmer und umgiebt die Flamme der hochhängenden oder 
in Wandnischen angebrachten Lampe mit Milchglas oder einem anderen lichtdämpfenden 
Schirm. Das Petroleum wird nur zum Gebrauch der Aerzte bei Spiegel Untersuchungen, 
zur schnellen Herstellung von heissem Wasser, sowie zur Beleuchtung der äusseren 
Corridore und Zugänge benutzt. Die zu ärztlichen Zwecken sonst noch gebrauchten 
Beleuchtungskörper müssen wie die chirurgischen Instrumente, Untersuchungs- und 
Verbandsmittel, elektrischen Apparate und Maschinen stets im brauchbaren Zustand 
in verschlossenen Schränken aufbewahrt werden. Die fraglichen Schränke, sowie die 
Sterilisirungsapparate finden am besten in einem reservirten Zimmer des Arztes 
Aufstellung. 

Zur Erleichterung des Verkehrs zwischen den Aerzten und dem Wärterpersonal 


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dient der Haustelegraph (Aktiengesellschaft Mix & Genest Berlin S. W., Neuen¬ 
burgerstrasse 14 a ; Mechanikus Dtirst in Rudolstadt: Hofuhrmacher Grosch in 
Weimar u. A.) womöglich mit Telephon. Die Hauptstation ist das Zimmer des dienst- 
thuenden Arztes, oder, wenn dieser nicht in der Anstalt wohnt, dasjenige der Oberin, 
des Hausmeisters etc. Endstationen giebt es ebensoviele, als Hauptabtheilungen vor¬ 
handen sind unter Hinzurechnung je einer Station für die Küche und für das 
Waschhaus. 

Für die innere Einrichtung des Krankenzimmers kommt vor allem das 
Bett in Betracht. Das Gestell besteht in der Regel aus Schmiedeeisen und nur 
für besondere Fälle aus Holz. Das mit haltbarer Beize angestrichene Eisenbett ist 
leicht zu reinigen und zu desinficiren und bietet grössere Sicherheit gegen das Ein¬ 
nisten von Ungeziefer. Um die unangenehme Berührung des Kranken mit den kalten 
Eisentheilen zu vermeiden, werden an dem Kopfende und an -dem Fussende passende 
Bretter, Keilkissen und Fussrollen eingesetzt. Der Boden wird am einfachsten durch 
Bandeisen, das an den Kreuzungsstellen zu vernieten ist, hergestellt, kann aber auch 
durch Spiralfedereinlage oder durch den Rahmen der Rosshaar-Federmatratze gebildet 
werden. Für den gewöhnlichen Gebrauch kommt auf den Bettboden zunächst eine 
Strohmatratze oder Strohsack und darüber eine gehörig durchsteppte Haarmatratze 
oder eine solche von India-Faser, Alpengras und dergleichen. Für schwer beweg¬ 
liche, gelähmte und -Krampf-Kranke sind besondere Vorkehrungen an der Bettstelle 
nöthig.*) Der grösseren Wärme wegen und um das Herausfallen zu vermeiden, ist 
hier ausnahmsweise die Holzbettstelle zulässig. Die beiden Längswände sind hierbei 
zum Umklappen eingerichtet, wodurch mit zwei Stützen eine schiefe Ebene herge¬ 
stellt werden kann, auf welcher das Zubettlegen viel bequemer geschieht. Sämmt- 
liche Seitenwände der Bettstellen sind höher als bei gewöhnlichen Betten (66—70 
cm hoch) zu machen und wo nöthig mit Polsterung zu versehen. Die Innenseite 
der Polster wird mit Wachstuch, geölter Leinwand oder Gummistoff überzogen. Wenn 
sich die Lähmung des Kranken auf die Schliessmuskeln der Blase und des Mastdarms 
erstreckt, muss für ungehinderten Abfluss der unwillkührlichen Entleerungen gesorgt 
werden. Es geschieht dies durch Theilmatratzen mit Reservestücken, wobei die 
durchnässten oder beschmutzten Theile sofort durch trockene ersetzt werden, oder 
durch Anbringung einer durchbohrten Matratze, wobei die Excremente unmittelbar 
in ein unter der Oeffhung stehendes Gefäss gelangen. Die technische Schwierigkeit 
besteht bei diesen Lochmatratzen in der Haltbarmachung des die Oeffhung umgebenden 
Stoffes und in der thnnlichsten Vermeidung von Nähten. (Am besten bewährt sich 
die Bettmatratze für Unreine von Köhler in Heidelberg). Bei den ganz bewegungsun¬ 
fähigen Kranken, Paralytikern und apathisch Blödsinnigen ist an Stelle der Matratzen und 
Strohsäcke Holzwolle oder getrocknete Weidenrinde als einzige Unterlage zu empfehlen.**) 
Die Bettstelle mit muldenförmigem und verschiedentlich durchloehtem Boden wird mit dem 
Material vollständig angefüllt, der Kranke liegt unbekleidet auf bezüglich in dem 
die Feuchtigkeit und den Geruch schnell aufsaugenden weichen Stoffe und bekommt 
nur noch eine dicke wollene Decke. Das Bett steht auf einem niedrigen, mit Zink¬ 
blech ausgeschlagenen Untersatz. Die beschmutzten Theile des Unterlagstoffes werden 
täglich 2mal herausgenommen und sogleich verbrannt. Der Ersatz erfolgt durch 
Nachschieben frischen Materials vom Fuss- und Kopfende her. Diese Art der Kranken¬ 
lagerung hat sich auch insofern bewährt, als der bei nassliegenden Kranken so 


*) Vergl. Artikel 43: ,.Pflege bei gelähmten Kranken“ von E. Kessler im Taschen¬ 
buch für Krankenpflege von L. Pfeiffer a. a. 0. 

**) Vergleiche diese Zeitschrift, 1891, Januarheft, Seite 27—28. 


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häufige Decubitus verhütet wird. Selbstverständlich müssen die dem Druckbrand aus¬ 
gesetzten Körperstellen peinlich sauber gehalten und ab und zu mit spirituösen 
Mitteln (Spir. sapon.) abgerieben werden. Für Kranke, die sich noch einigermassen 
selbst helfen können und nur vorübergehend incontinent sind, kann man Hirsespreu¬ 
kissen als Unterlage mit oder ohne Schlauch nützlich verwenden. (Aug. Spangenberg, 
Berlin S.O., Neanderstr. 3). Bei akuten Krankheiten, Knochenbrüchen, Verletzungen 
etc. ist die bequeme oder zur Heilung erforderliche Lage im Bett durch seitlich an¬ 
gebrachte Kissen, Polster, Rollen und dergl. sicher zu stellen. Diese Fixirungsmittel 
werden mit Leinwand oder wo nöthig, mit Lazarethtuch überzogen. 

Beim Umbetten solcher Kranken gewähren die Hebe-Vorrichtungen ver¬ 
schiedener Art, — amerikanische Krankenheber u. dergl. — grosse Erleichterung. 
Einfachere Formen dieser Heben, oder die von der Zimmerdecke herabhängenden, am 
Fassende der Bettstelle befestigten Handhaben dienen wesentlich zur bequemen Auf¬ 
richtung des liegenden Kranken, besonders bei der Körperreinigung, beim Wäsche¬ 
wechsel und beim Essen. 

Für dauernd liegende Kranke sind Bett-Ti sehe nöthig, welche in verschiedener 
Form construirt werden. (Lieferanten: Möbelfabrik von Th. Wiese Berlin S. Adalbert¬ 
strasse 20). Sehr handlich sind diejenigen Tische, welche nur an der einen Schmalseite 
eine starke, eiserne, verstellbare Stütze haben, während der schwere, breite Fnss von 
der nicht gestützten Seite her unter das Bett geschoben wird. Durch Drehung der 
Tischplatte kann dieselbe Vorrichtung auch als Lesepult Verwendung finden. 

In den Krankenzimmern für Nichtbettlägerige ist eine dem Bedürfniss ent¬ 
sprechende Anzahl von Lehnstühlen aufzustellen. Auch für diese erscheint die Ver¬ 
stellbarkeit der Rücken- und Seitenlehnen, sowie des Fussbrettes von Nutzen und 
ebenso kann die Anbringung von Rollen an den Stuhlbeinen nur empfohlen werden. 
Kranke mit Lähmung der Beine bedienen sich vortheilhaft der mit hohen Seitenrädern 
versehenen, zum Selbstfahren mittelst der Hände eingerichteten Fahrstühle. Wenn 
diese Letzteren auch zum Fahren im Freien benutzt werden sollen, muss zum Zweck 
des bequemen Treppentransportes eine Tragvorrichtung angebracht werden, welche 
schnell einschiebbar und abnehmbar sein muss. Auch ein kleines Zeltdach oder Schirm 
kann an solchen Stühlen leicht angebracht werden. 

Die zum Ersatz fehlender Gliedmassen dienenden mechanischen Vorrichtungen, 
dem jeweiligen Bedürfniss genau angepasst, müssen wie alle sonstigen Hilfsapparate 
und Maschinen, Krücken, Prothesen, Brillen, Hörrohre, Bruchbänder, Suspensorien, 
Urinhalter, Mutterkränze, Spucknäpfe und -gläser etc. stets in bestem Zustand erhalten 
werden und soweit möglich in mehreren Stücken vorrätig sein. Künstliche Glieder 
sind aus nicht zu schwerem Material, aus leichtem Holz herzustellen; neuerdings werden 
solche auch aus Aluminium gefertigt. (Wilhelm Walb in Heidelberg.) 

Die ärztlich verordne ten Heil- und Verband mittel befinden sich unter Verschluss 
der AbtheilungsWärter und werden nur für den jedesmaligen Gebrauch herausgegeben. 
Die sonst noch vorübergehend gebrauchten Apparate als Zerstäuber, Irrigatoren, 
Theekocher etc. dürfen nur so lange in den Krankenzimmern belassen werden, als sie 
regelmässig in Benutzung sind. 

Die Kost in der Sieclienanstalt soll den Abstufungen des Nahrungsbedürfnisses 
und den ärztlichen Anordnungen entsprechen. Für die verschiedenen Verpflegungs¬ 
klassen wird dieselbe nach einem festen Speisetarif, womöglich unter Berücksichtigung 
des Nährwertes der einzelnen Bestandteile nach Voit’schen Grundsätzen, bereitet.*) 

*) Die Wandtafel von Prof. König, Münster i. W. enthält die prozentische Zusammensetzung 
der menschlichen Nahrungsmittel nebst Kostrationen und Verdaulichkeitsberechnung in S 
Skalen mit Erläuterungen. Berlin bei Julius Springer, N Monbijouplatz 3. 


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Auch bei der untersten Verpflegungsklasse muss die Kost so eingerichtet sein, dass 
sie unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Krankheitsart den jeweiligen 
Kräfteverbrauch zu ersetzen im Stande ist. Ganz beschäftigungsunfähige und bett¬ 
lägerige Kranke erhalten kleinere Rationen und nur leicht verdauliche Speisen in 
gehöriger Abwechselung. Hülsenfrüchte, schwere Mehlspeisen, fette und geräucherte 
Fleischwaaren sind für solche Kranke nicht zulässig. Vorkommenden Falls, z. B. bei 
Reconvalscenz, von schweren Erkrankungen, werden Kostzulagen, Bier, Wein, Obst in 
verschiedenen Zubereitungen gewährt. Jncontinente Kranke erhalten ausserhalb der 
Mahlzeiten und besonders Abends möglichst wenig Getränk. 

Für eine angemessene Beschäftigung und für geistige Unterhaltung der 
Kranken ist stets zu sorgen. Eine grosse Anzahl von Siechen kann bei den häus¬ 
lichen Arbeiten hülfreiche Hand leisten, theilweise Wärter- und Pflegedienst verrichten 
oder ein leichtes Handwerk treiben z. B. Buchbinderei, Schneidern, Korbflechten u. dergl. 
Es hat sich als vortheilhaft erwiesen für derartige Arbeit, sobald sie nur einigen 
Werth hat, kleine Entschädigung in Geld oder in der Gestalt von Genussmitteln — 
Bier, Cigarren, Kaffee — zu gewähren. Intelligentere Kranke benutzen mit ärztlicher 
Auswahl die Anstaltsbibliothek, fertigen Abschriften, führen Listen, musiciren (aber 
nur zu bestimmten Stunden) etc. Im Sommer werden die Gartenanlagen reichlich 
benutzt, Spaziergänge oder Fahrten in die weitere Umgegend unternommen, Kegel 
gespielt; im Winter unterhalten sich die Kranken gruppenweis durch Vorlesen, 
Kartenspiel (ohne Geldeinsatz), Domino, Brettspiele oder vereinigen sich zu gemein¬ 
samem Gesang und kleinen Instrumental-Concerten. 

Das Verhalten der Kranken unter sich und im Bezug auf das Wartepersonal sowie 
der Verkehr mit der Aussenwelt wird durch eine in den Zimmern oder in den Haus¬ 
fluren angeschlagene, leicht verständliche und kurz gefasste Hausordnung geregelt. 
Zur richtigen Einhaltung der bezüglichen Vorschriften sind in grösseren Anstalten 
besondere Beamte (Oberaufseher, Pförtner) nöthig. Der Oberaufseher überwacht das 
Inventar, die Beköstigung, die Instandhaltung der Gebäude und Anlagen, die Wäscherei 
und schlichtet möglichst die Streitigkeiten der Hausbewohner, während die letzte Ent¬ 
scheidung hierbei wie in allen Verwaltungsangelegenheiten dem Anstaltsdirektor zusteht. 
Der Pförtner beaufsichtigt an der stets geschlossenen Hausthür die Aus- und Eingänge, 
verhindert unangemessene Besuche, verhütet das Einbringen verbotener Sachen und das 
Herausschaffen von Anstaltseigenthum, controlirt das pünktliche Wiedereintreffen des 
beurlaubten Dienstpersonals u. s. w. 

Für sämmtliche Beamte der Siechenanstalt, vom Direktor und Chefarzt bis zum 
letzten Hausdiener sind Dienstinstruktionen aufzustellen, auf welche das Personal 
in geeigneter Weise verpflichtet wird. Eine besondere Aufmerksamkeit hat die An¬ 
stalts-Leitung auf ein gutes, zuverlässiges Wärter- und Pflegepersonal zu legen. 
Hier genügt nicht allein die Instruktion, sondern es muss nach gehöriger Schulung 
durch die Aerzte das gute Beispiel der Oberin, bezüglich der Oberwärter stetig fort¬ 
wirken. Jede Nachlässigkeit, Eigenmächtigkeit, Widersetzlichkeit ist mit steigenden 
Strafen zu belegen; die Misshandlung von Kranken zieht sofortige Dienstentlassung 
nach sich. Wo das Pflegepersonal nicht aus besonders dafür eingerichteten Anstalten 
erlangt werden kann, empfiehlt sich die Ausbildung der Betreffenden in Wärterschulen. 
Die Anzahl des nothwendigen Pflegepersonals richtet sich nach der Art des Siechthums 
und nach der Hülfsbedürftigkeit der einzelnen Kranken. Im Allgemeinen genügen 
3 Wärter oder Pflegerinnen für einen Doppelpavillon, wovon je 1 für eine Abtlieilung 
von 20—30 Betten und 1 zum Ersatz für beide Abtheilungen bestimmt sind. In der 
Voraussetzung, dass immer einige Kranke zur Beihülfe im Pflegedienst, besonders auch 
für die Gänge ausserhalb des Hauses herangezogen werden können, rechnet man 


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1 Wärter auf 15—20 Kranke; wo diese Voraussetzung nicht zutrifft, ist 1 Wärter 
bezüglich 1 Wärterin auf je 10 bettlägerige Sieche als Mindestbedarf anzuseheu. 
Die Controle über die richtige Ausführung der ärztlichen Vorschriften durch das 
Pflegepersonal wird durch die Oberwärter und Oberwärterinnen ausgeübt, welche jeder 
ärztlichen Visite beizuwohnen haben. Dieselben beaufsichtigen in den ihnen unter¬ 
stellten Abtheilungen die Beköstigung der Kranken nach den ärztlichen Eintragungen 
im Diätbuch, die Verabreichung der Medikamente, die Anlegung und Abnahme der 
einfachen Verbände, die Ausübung der niederen chirurgischen und sonstigen Verrich¬ 
tungen durch die damit Beauftragten, die Erneuerung der Wäsche und Inventarien. 
die Regulirung der Heizung, Beleuchtung und Ventilation und haben in eiligen Fällen 
bis zur Ankunft des Arztes das unmittelbar Nothwendige anzuordnen. Wegen der 
grossen Verantwortlichkeit erfordert die Auswahl dieser Oberwärter etc. (je 1 für 3 
bis 4 Abtheilungen) viel »Sorgfalt. Das gesammte Wärter- und Dienstpersonal muss 
eine der anstrengenden Arbeit entsprechende, gute Verpflegung und — soweit nöthig — 
eine der Stellung angemessene Bezahlung erhalten. Es erscheint vortheilhaft, die 
gegen Lohn angestellten Personen in verschiedene Klassen zu theilen, sodass die 
Bezüge mit den Dienstjahren steigen. Die Betheiligung derselben an der Alters- und 
Invaliditätsversicherung oder in einer von Anstaltswegen eingerichteten Pensionskasse 
ist empfehlen8wertli. 


Referate. 

Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

Echelle pour lit cyphose idiopathlque, de Kainal freres. Der Apparat, 
welcher gegen leichte Verbiegungen der Rückenwirbelsäule und gegen das abnorme 
Hervorstehen der Schulterblätter in den Fällen, in welchen diese Abnormitäten nicht 

sowohl durch Deformitäten im Knochensystem, 
als vielmehr durch Muskeleinwirkungen be¬ 
dingt sind, empfohlen wird, stellt ein schräg 
stehendes leiterähnliches Gerüst dar (s. Fig. 22). 
Im oberen Tlieil dieser Leiter ist eine Quer¬ 
stange angebracht, in der Höhe zwischen mitt- 
lerem und oberem Drittel befindet sich ein 
verstellbares gut gepolstertes Querbrett. Auf ei¬ 
nigen an den Seitenstangen angebrachten treppen¬ 
artigen Vorsprüngen steigt der Kranke die 
Leiter soweit hinauf, bis er die oben erwähnte 
Querstange erreichen kann, hängt sich an 
derselben wie an einer Reckstange mit dem 
Gesicht nach vorn auf und lässt dann die 
Beine frei nach hinten fallen. Das Querbrett 
drängt dann, zumal wenn der Kranke Schwin¬ 
gungen von hinten nach vorn macht, (nach 
Art der Rauchfuss’schen Schwebe. Ref.) die 
untere Brust- und obere Lendenwirbelsäule 
Fig. 22 . nach vorn. 

Revue illustree de potytechnique medicale et chirurgieale 1892, 8. 

A. Neumann (Berlin). 



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The treatment of aortlc aneurlsm. Von D. Stewart. 

Die chirurgische Behandlung der Aortenaneurysmen hat in letzter Zeit dahin ge¬ 
zielt, durch Einführung fremder Körper oder durch den galvanischen Strom eine 
künstliche Coagulation hervorzurufen. Im American. Journ. of Med. Sciences stellt St. 

7 Fälle aus der Litteratur zusammen, in denen eine Combination dieser Verfahren 
(Einführung eines Drahts und Anwendung des galvanischen Stromes) ausgeführt ist 
und berichtet zugleich über einen von ihm selbst so behandelten Fall. Von diesen 

8 Kranken, die meist in hoffnungslosem Zustand waren, starben 6, zwei wurden ge¬ 
heilt oder gebessert. Stewart empfiehlt die Verwendung eines sechs bis zehn Fuss 
langen Silberdrahts, der in dem Sack Spiralen bildet. Der zu verwendende Strom 
muss 50—70 M. A. stark sein und ungefähr eine Stunde lang applicirt werden. 

Med. Record. 15. Oct. Reunert (Hamburg). 

Heftpflaster aus Celluloid soll nach einem patentirten Verfahren auf die 
Art hergestellt werden, dass man Nitrocellulose oder Celluloid in einem geeigneten 
Lösungsmittel löst, event. ein Antisepticum wie Jodoform, Karbolsäure oder Sublimat 
zusetzt, die Lösung in einer dünnen Schicht auf eine Glasplatte ausgiesst und hier 
austrocknen lässt. 

Int. Pharm. Gen.-Anz. 1892, 362. Lüdtke (Altona). 

Haltbarkeit concentrirter Sublimatlösungen. Von Johnson. Der in 
concentrirten Sublimatlösungen sich vorfindende Bodensatz beruht nach den Unter¬ 
suchungen des Verfassers auf einem Reduktionsvorgang, da durch Einleiten eines 
Chlorstromes wieder völlige Lösung erzielt wird. War als Lösungsmittel Alkohol 
verwendet, so enthält die Lösung neben Salzsäure die gechlorten Produkte des 
Alkohols, wodurch indessen die Verwendung zu chirurgischen Zwecken nicht beein¬ 
trächtigt wird. 

Wie die Pharm. Centralhalle mittheilt, sind nach Beobachtungen des Stabsarztes 
Dr. Schill in Dresden lprocentige wässerige Sublimatlösungen mit einem Zusatz 
von 5°/ 0 Essigsäure, selbst dem zerstreuten Tageslichte ausgesetzt, ohne jede Ab¬ 
scheidung von Quecksilberchlortir klar haltbar geblieben. 

Pharm. Zeit. 1892, 790. Lüdtke (Altona). 

The treatement of carbuncle by injection of carbolfe acid. Von A. Murray. 

Der Verf. hat in einem Fall durch tiefe Einspritzung reiner Karbolsäure in das 
Centrum des Carbunkels die äusserst heftigen Schmerzen innerhalb 48 Stunden zum 
Rückgang gebracht. Der Verlauf war nach 10 Tagen ähnlich wie bei einem gewöhn¬ 
lichen Furunkel, nur trat etwas länger dauernde Eiterung und Abstossung gangränöser 
Gewebsfetzen auf. Der Entzlindungsprocess wird durch eine solche Behandlung sehr 
abgekürzt, Schmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl schwinden rasch, und der 
Patient hat nicht nöthig, sich mit den üblichen Breiumschlägen zu quälen. Die bei 
der Injection auftretenden aber nur kurze Zeit dauernden Schmerzen können durch 
locale Aetherapplication vermindert werden. 

Med. Record. 15. Oct. Reunert (Hamburg). 


Methylenblau gegen Malaria und Blenorrhoe empfehlen Boinet und 
Trintignan. Während der Fieberanfälle werden 2 — 3 gr, später 0.5 gr pro Tag 
in Pillen gereicht. Tr. erprobte das Mittel während eines Fiebers, das Chinin getrotzt 
hatte, mit Erfolg an sich selbst. Bei Blenorrhoe schien das Methylenblau sowohl 
innerlich genommen wie als Einspritzung in wässeriger Lösung günstig zu wirken. 

Journ. de M6d. de Paris. 1892 No. 48. H. Citron (Berlin). 


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Meconarcein, zur Bekämpfung der Abstinenz-Erscheinungen bei Morphinisten 
zuerst von Duquesnel und Millot empfohlen, wurde von Fromme näher geprüft. 
F. bediente sich einer 5°/ 0 igen Lösung, von der 1—12 Gr. innerhalb 24 Stunden 
eingespritzt wurden. Unter dem Einfluss des Mittels soll das körperliche und geistige 
Befinden sich heben, Cumulation und Gewöhnung nicht eintreten, da es rasch eliminirt 
wird. Gewöhnlich beobachtet man Verengerung der Pupille und Pulsverlangsamung. 
Die Injectionen sind etwas schmerzhaft. 

Journ. de Med. de Paris. 1892 No. 43. H. Citron (Berlin). 

Tropacocain, eine neue Coca-Base, wird von Chadbourne nach Versuchen im 
Liebreich’schen Laboratorium als Ersatz des Cocain empfohlen. Vorzüge des Tr. dem 
Cocain gegenüber sind: 1) Geringere Giftigkeit. 2) Grössere Schnelligkeit der Wir¬ 
kung. 3) Längere Haltbarkeit der Lösungen. — Bisweilen treten nach Tr. leichte 
Reizerscheinungen auf, die durch Verwendung von phvsiol. Na CI als Lösungsmittel 
vermieden werden können. Die von Schw eigger und Silex am menschlichen Auge mit 
Tr. angestellten Versuche fielen befriedigend aus. 

Journ. de Med. de Paris. 1892 No. 43. H. Citron (Berlin). 

The internal use aml dosage of Lysol. Von E. Vondergoltz. Der Verf. 
hat bei Dysenterie und Cholera nostras durch 1 °/ 0 Lysolklysmata gute Erfolge 
erzielt und verwandte das Mittel später auch intern bei anderen Infektionskrankheiten. 
Er theilt die Krankengeschichten von 3 Scharlachfällen mit, in denen er von einer 
50 °/ 0 Lysollösung in Xereswein viermal täglich 3—10 Tropfen gab. Die schweren 
Fälle verliefen rasch günstig und der beträchtliche Eiweissgehalt war in 24 Stunden 
vollständig geschwunden (!) Da über eine mikroskopische Untersuchung des Urins 
nichts angegeben ist, so wird der Verf. das Albumen wohl auf das Fieber beziehen 
und hoffentlich nicht annehmen, dass er eine Scharlachnephritis durch Lysol so rasch 
geheilt habe. Nach seinen Angaben muss das Medicament bis zur vollständigen Ent- 
fieberung fortgegeben und dabei eine reizlose Diät eingeleitet werden. Wenn auf 
Grund dieser Beobachtung das Lysol auch für die Cholera asiatica empfohlen wird, 
so müssen wir diesen theoretischen Raissonements auf Grund praktischer Erfahrungen, 
die mit ähnlichen Desinficientien in der nun glücklich überstandenen Hamburger 
Epidemie gemacht sind, widersprechen. 2,5 gr Lysol innerlich gegeben werden auf 
einen schweren Cholerafall ebensowenig Effekt haben wie eine Auswaschung des 
Intestinaltractus mit einer 1 °/ 0 Lösung. 

Med. Record 24. Sept. Reunert (Hamburg). 

Gegen Enuresis nocturna empfiehlt St. Philippe die Tinctur von Rhus 
ra die ans (Terebinthac), hergestellt durch Extraction der trockenen Blätter mit 
60°igem Alkohol (1 : 5). Die Dosis beträgt bei Kindern von 2—6 Jahren 5 Tropfen 
2 mal täglich und steigt bei grösseren bis auf 40 Tropfen pro Tag. Bisweilen tritt 
Uebelkeit auf. Von 15 Kranken wurden 5 geheilt, 6 gebessert, 4 nicht geheilt. 
Tritt nach 3 Wochen keine Besserung ein, so höre man mit der Medication auf, da 
dieselbe dann nutzlos ist. 

Journ. de Med. de Paris. 1892 No. 48. H. Citron (Berlin). 

Dr. Kerr behandelt das Delirium tremens mit kalten und wurmen Ein¬ 
packungen und grossen Dosen von Ammonium-Acetat, anfangs stündlich in Gaben 
von 4 Gr., später seltener und in kleinerer Menge gereicht. Unter starkem Schw T eiss 
soll allmählich Ruhe eintreten und der Patient einschlafen. K. glaubt durch die 


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abundante Schweiss-Secretion den Alkohol rasch eliminiren und so seine schädliche 
Wirkung auf das Gehirn beseitigen zu können. 

Journ. de Med. de Paris. 1892 No. 47. H. Citron (Berlin). 

Sur le traitement de la tuberculose. Von Ferd. Figier. 

Verf. beschäftigt sich speziell mit einem neuen Guajakol-Präparat, dem Guajakol - 
Kohlensäureaether: 

CO — 0C 6 H 4 0CH o 
OC 0 h 4 och“ 

Das kohlensaure Guajakol stellt ein wohl charakterisirtes Salz dar. Es besitzt 
die wirksamen Eigenschaften des G., reizt aber die Magenschleimhaut so gut wie gar 
nicht, ist geschmacklos und ungiftig. Ein junger Hund erhielt ohne Störungen seiner 
Gesundheit in drei Tagen 100 gr. Was die Wirksamkeit des Präparates betrifft, 
so ist dieselbe nach Ansicht des Verf. nicht auf eine direkte Erregung der Magen¬ 
funktionen zurückzufxthren, wie man beim Creosot und Guajakol angenommen hat. 
Der Guaj.-Carbonaether verhält sich in dieser Beziehung vielmehr vollkommen in¬ 
different. Seine Wirksamkeit soll nach Ansicht des Verf. in der Bildung einer un¬ 
schädlichen Sulfo-Verbindung mit Tuberkulin bestehen. Was die erzielten Erfolge 
betrifft, so beschränkt sich Verf., ohne genauere Krankengeschichten beizubringen, auf 
die Mittheilung, dass in einer sehr grossen Anzahl von Fällen sehr erhebliche Besse¬ 
rungen, Ausheilungen von Cavernen etc. erzielt worden seien. — 

Journ. de MM. de Paris. 1892 No. 47. H. Citron (Berlin). 

Subcutane Injection von Salol bei Schwindsucht. Von G. Grossi 
(Rif. Med. 31. Oct.). 

Grossi verwendet eine Lösung von Salol in 01. amygd. dulc. (1 : 3) zu Injec- 
tionen in der Glutaealgegend, beginnt zuerst mit 5,0 täglich und steigert die Dosis 
allmählich bis auf 15,0 der Lösung. Abgesehen von geringer localer Schwellung 
sind unangenehme Erscheinungen dabei niemals aufgetreten. Mit Ausnahme eines sehr 
vorgeschrittenen Falles besserten sich alle Patienten unter dieser Behandlung zusehends: 
Fieber und Nachtschweisse schwanden, der Husten nahm ab, die Zahl der Bacillen 
im Auswurf verringerte sich und das Körpergewicht stieg. Leberthran, welcher 
zuerst als Vehikel für das Salol benutzt wurde, erzeugte starke locale Entzündung. 

Nach Brit. Med. Journ. 26. Nov. Reunert (Hamburg). 

A Case of Myxoedema with insanity treated by the subcutaneous 
injection of thyroid extract by Cecil F. Beadles. Der Fall, der zu den 
schwersten seiner Art gehörte, besserte sich nach 17 Injectionen (im allgemeinen 
3 mal wöchentlich 15 cmm. Extract) ganz ausserordentlich. Das Körpergewicht sank 
beträchtlich, die geistigen Kräfte hoben sich, der Puls stieg von 44 auf 80, das 
Aussehen wurde ein Anderes, indem die oedematöse Schwellung des Gesichts wie 
auch des übrigen Körpers sich zurückbildete. Die Patientin war schliesslich im 
Stande, ihre Thätigkeit als Köchin wieder aufzunehmen. 

Brit. Med. Journ. 24. XII. 92. H. Citron (Berlin). 


Diätetik. 

Potsdamer Kraft-Zwieback und Kraft-Brod von Rudolf Gericke. 
Unter diesem Namen verfertigt Rud. Gericke in Potsdam Nährpräparate, welche 
unter Verwendung von Dr. Hundhausens patentirtem Weizen-Ei weissmehl, dem sog. 
Aleuronat, hergestellt werden und besonders für die Ernährung Zuckerkranker 


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Verwendung finden sollen. Die in dem Prospect mitgetheilten Tliatsachen über den 
Nährwerth des Aleuronats, die Verbackung desselben etc. sind dem bekannten Vor¬ 
trage von Prof. Ebstein: „Zur Ernährung der Zuckerkranken“ (Deut. med. Wochen¬ 
schrift 1892 Nr. 19) entnommen. Aleuronatgebäcke von verschiedenem Aleuronat- 
bzw. Stickstoffgehalt wurden bisher von Cron und Lanz in Göttingen hergestellt 
und sollen nach den bis jetzt vorliegenden Mittheilungen recht zufriedenstellende Er¬ 
gebnisse gehabt haben. Gericke schreibt seinen Aleuronat-Präparaten, welche län- 
.gere Zeit ohne Widerstreben genommen werden können, einen besonderen Wohl¬ 
geschmack und leichte Bekömmlichkeit zu. Es werden folgende Nährpräparate 
hergestellt: 

1. Kraft-Zwieback mit 80 °/ 0 Eiweissgehalt, 

2. Kraft-Brod mit 30 °/ 0 Eiweissgehalt, 5 Stücke ä 0,5 K. 

3. Kraft-Brod mit 50 °/ 0 Eiweissgehalt, 3 Stücke ä 0,7 K. 

Lüdtke (Altona). 

lieber Erdnussgrütze, ein neues stickstoffreiches Nährmittel. Von 

H. Nürdlinger. Die Erdnussgrütze besteht aus kleinen linsen- bis erbsengrossen, 
meist länglichen Stückchen von gelblich-weisser Farbe, ist auch in rohem Zustande 
schmackhaft und besitzt im Mittel folgende Zusammensetzung: 6,54 Wasser, 3,87 
Asche, 19,37 Fett, 47,26 Stickstoffsubstanz, 19,06 stickstofffreie Extractstoffe, 3,9 
Rohfaser in 100 Tlieilen. Die Darstellung geschieht aus den Samen der afrikanischen 
Erdnuss (Aracliis hypogaea Form. Caesalpiniaceen). Dieselben werden kalt gepresst, 
wobei ein vorzügliches Tafelöl gewonnen wird, und der erhaltene Pressrückstand 
wird alsdann gemahlen, geröstet und sortirt. 1000 gr Erdnussgrütze besitzen die¬ 
selbe Anzahl Nährwertheinheiten wie: 

1258 gr Sojabohnen (Dolichos esculent.) 

1671 „ Linsen 
1790 „ Bohnen 
1822 „ Erbsen. 

Behufs Zubereitung der Grütze wäscht man dieselbe, lässt in Wasser quellen und 
kocht mit den üblichen Zusätzen (Salz, Gewürze, Fleischbrühe etc.) gar. Bei Ver¬ 
wendung von hartem Wasser setzt man etwas Natr. bicarb. zu. 1 K Erdnussgrütze 
kostet 40 Pf. 

(Das Zellgewebe der Arachissamen enthält sehr leicht lösliche Aleuronkörner 
und Amylum, fast zu gleichen Tlieilen vergesellschaftet, und von fast gleicher Grösse, 
während die Samen der Hülsenfrüchte sehr grosse Stärkekörner enthalten, welche 
von sehr kleinen, in ein feines Protoplasmanetz eingebetteten Aleuronkörnern umhüllt 
werden. Das Aracliis-Aleuron wird sich also bei Weitem leichter in Lösung über¬ 
führen lassen, als dasjenige der Hülsenfrüchte. Ref.) 

Zeitschr. f. angew. Chem. 1892 S. 689 durch Zeitschr. f. Nahrungsm.-Unters. Hyg. 
u. Waarenk. 1892 VI. 456. Lüdtke (Altona). 

Zur Beurtheiliuig von Cognac. Von B. Fischer. Der Verf. bestätigt 
das Urtheil E. Sell’s, nach welchem die Prüfung des Geruches und Geschmackes 
von Seiten wirklich sachverständiger Fachleute in den weitaus meisten 
Fällen eine sicherere Beurtheilung ermöglichen wird, als sie mit Hilfe 
der chemischen Analyse gewonnen werden kann. Die meiste Bürgschaft 
für Unverfälsclitheit bieten ungarische und portugiesische Producte, da diese Länder 
sich eines grossen Ueberflusses erfreuen. Weniger Vertrauen kann man dem fran¬ 
zösischen Cognac entgegen bringen. 

Pharm. Zeit. 1892, 665. Lüdtke (Altona). 


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Des meilleures conditions d’alimentation des enfants du premier 
äge en dehors de l’allaitement au sein. Von M. Jolly. Verf. steht im All¬ 
gemeinen auf dem Standpunkte der Milchversorgung vom Lande her. Milch, aus 
guten Meiereien entnommen, enthielt ungefähr 4, solche aus Pariser Molkereien nur 
circa 1 gr P 2 0 5 im Liter. Die Fütterung mit Schlempe verwirft er ganz ent¬ 
schieden, da die letztere durch ihren enormen Keimgehalt zu Erkrankungen der 
Milchkühe und damit auch der Säuglinge führen kann. Bezüglich der Beschaffung 
empfiehlt er möglichst direkten Bezug vom Lande her ohne Zwischenhandel, wobei 
die Milch schon 5—6 Stunden nach dem Melken an den Bestimmungsort gelangen 
kann und eben wegen der kürzeren Zeit die Gefahr der Milchsäure-Bildung eine 
geringere ist. Verf. erörtert bei dieser Gelegenheit den Vorschlag Hayem’s, bei 
Ernährungsstörungen der Kinder Milchsäure zu reichen. Er verwirft denselben als 
ungenügend begründet und rein auf Reagens-Glasversuchen beruhend. (Hayem stützt 
sich auf die Beobachtung, dass Milchsäure die Wirkung des Milchsäure-Ferments 
abschwächt. Ref.). 

Journal de M6d. de Paris 1893, 1. H. Citron (Berlin). 

Poisouing by Sardines: A toxic Ptomaine. By Thomas Stevenson. 
Ein 21 jähriger, vollkommen gesunder Offizier erkrankte unmittelbar nach dem Genuss 
einiger Sardinen mit Uebelkeit und Schmerzen in der rechten Seite. Ohne dass be¬ 
sondere gefahrdrohende Symptome vorausgegangen wären, collabirte Pat. 24 Stunden 
später und starb unmittelbar darauf. Bei der Leichenschau fiel Oedem des Scrotum 
auf. Die Section ergab allgemeines Emphysem der Haut, der Schleimhäute und der 
Muskeln (?); die Leber war hyperaemisch und morsch. Verf. erhielt die noch fast 
gefüllte Sardinen-Büchse, den Mageninhalt und ein Stück der Leber zur Untersuchung. 
Das Material wurde nach dem Stas'schen Verfahren bearbeitet und erwies sich 
sowohl im Urzustände wie als Extract als ausserordentlich giftig. Durch Fällung 
des Extracts mit Jod, Lösung in Schwefelsäure und Abdampfen konnte ein crystalli- 
nischer Körper erhalten werden. Verf. legt einen gewissen Werth darauf, dass die 
Macerations-Flüssigkeit der gefaulten Leber bei einem Guinea-Schwein malignes Oedem 
hervorrief, doch konnte hier ebensowohl die Wirkung eines Fäulnissproduktes als 
eines specifischen, praeformirten Giftes vorliegen. — 

Britisch. Med. Journal 17. XII. 92 H. Citron (Berlin). 

Die Uebertragimg von Krankheiten durch Margarine. Von Dr. Scala 
und Alessi. Bei dem enormen Aufschwung, welchen die Fabrikation der Kunst¬ 
butter in allen Ländern genommen hat, ist die von den Verf. angeregte Frage von 
grosser Wichtigkeit. Nach den angestellten Versuchen ist eine solche Magarine sehr 
gefährlich, zu deren Darstellung das Fett kranker Thiere verwendet wurde, zumal 
die Fette in hohem Masse die Eigenschaft besitzen, Krankheitserreger aufzunehmen. 
Filtration und Schmelztemperatur (40—50°) genügten nicht, um dieselben zu ent¬ 
fernen; vielmehr waren die Keime erst nach 30 tägiger Aufbewahrung der Margarine 
nicht mehr lebensfähig. Die Verf. geben den Rath, die Kunstbutter erst 40 Tage 
nach ihrer Fabrikation in Gebrauch zu nehmen und dieselbe bei der Verwendung 
zu Speisen stets zu braten. 

Revue d’liyg. durch Journal de Pharm, et de Chimie 1892 XXVI, 282. 

Liidtke (Altona). 


Klimatologie. 

Ashvillo, N. C. und seine Yorzttge als Kurort für Lungenkranke. Von J. W. Gleits- 
mann. Die 3 climatischen Hauptfactoren sind Barometer-Druck, Temperatur und Feuchtig¬ 
keit, von diesen abhängend eine Anzahl anderer wie Reinheit der Luft, Ozongehalt, Wind, 


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Regen u. s. w. Was den Luftdruck anlangt, so giebt man bekanntlich in neuerer Zeit 
bei der Wahl eines Aufenthaltortes für Phthisiker hochgelegenen Orten, d. h. solchen mit 
niederem Luftdruck, den Vorzug, wobei es allerdings zweifelhaft bleibt, ob dieser allein oder 
die sonstigen Eigenschaften des Höhenklimas die günstigen Wirkungen hervorrufen. Die 
Temperatur geniesst nicht mehr diejenige Bedeutung, die man ihr früher beigemessen hat, 
wo man Phthisiker ausschliesslich nach Gegenden mit gleiclimässigem warmem Wetter 
schickte. Wenn man aber auch jetzt den kräftigenden, tonisirenden Einfluss reiner kühlerer 
Luft anerkennt, so vermeidet man doch Orte mit jähem Temperatur-Wechsel. Die Frage 
des Vorzuges einer trockenen Lokalität gegenüber einer feuchten ist für Phthisiker 
ziemlich allgemein dahin entschieden, dass Orte mit geringerer absoluter Feuchtigkeit den 
Vorzug verdienen. Die übrigen climatischen Factoren sollen bei der speciellen Besprechung 
Ashevilles als Kurort berücksichtigt werden. Asheville liegt in dem hohen Tafellande, 
das von den südlichen Ausläufern der Blue Ridges gebildet wird, rings von hohen Berg¬ 
ketten (51 Berge über 6000') umrahmt und von mächtigen Gebirgsketten in transversaler 
Richtung durchzogen wird. Der Charakter des Landes ist infolge dessen ein ausserordent¬ 
lich malerischer, romantischer. Die Bodenfläche ist wegen der gebirgigen Natur unregel¬ 
mässig gestaltet, wodurch eine vortreffliche natürliche Drainage geschaffen und die Bildung 
von Marschland und Sümpfen vermieden wird. Malaria und dessen Folgezustände sind 
infolge dessen unbekannt. Der Ort selbst liegt in dem Thale des French Board 2350' hoch 
unter 35° 36' n. Br., also südlicher als die beiden Kurorte Falkenstein und Görbersdorf. 
Diese verhältnissmässig südliche Lage mildert die Kälte während der Wintermonat«, 
während das Höhenklima die Sommerhitze mässigt. Als Durchschnittstemperatur für die 
Monate vom Mai bis October hat Dr. v. Ruck 18° C mit einem mittleren Maximum^von 
23° C, für die Wintermonate von 10° C, mittleres Maximum 15° C ermittelt. Die absolute 
Feuchtigkeit beträgt 3,05 g, die relative 67°/ 0 , das Mittel der Niederschläge 40,2 Zoll, alles 
Werthe, die weit hinter denen sämmtlicher metereologischer Stationen von Nord-Carolina 
Zurückbleiben. — Messungen des Ozongehaltes der Luft von Asheville ergeben 60—75°/ 0 
(Ohio sonst nur 5°/ 0 ). Die Insolation ist infolge der Gebirgslage eine beträchtliche. — 
Asheville ist jetzt ein blühender, verkehrsreicher Ort von 12000 Einwohnern, in 25 Stunden 
von New-York mit der Eisenbahn zu erreichen, mit vorzüglichen Einrichtungen für die Auf¬ 
nahme von Fremden, trefflicher Gebirgswasserleitung, elektrischer Beleuchtung und elek¬ 
trischen Strassenbahnen versehen. Seit einer Reihe von Jahren befindet sich daselbst ein 
Sanatorium für Phthisiker unter der Leitung des Dr. v. Ruck. 

New-Yorker Med. Monatsschrift 1892, 12. H. Citron (Berlin). 

Notes on health resorts — Orotava. Von G. Perez. Der schönste Theil Teneriffas, 
das Thal von Orotava, ist auf 3 Seiten von 7—9000' hohen Bergen umgeben und so vor 
den rauhen Winden geschützt, während es sich auf der Nordseite nach dem Atlantischen 
Ocean hin ötfnet und die reinen weichen Seebrisen aus erster Hand erhält. Fast regelmässig 
kommt es um die Mittagszeit zur Wolkenbildung in den Gebirgen, die die heisse Glut der 
Sonne abschwächen. Von Mai bis August regnet es nicht, und auch während der eigentlichen 
Regenzeit ist die Menge desselben nicht sehr gross. Das Klima ist ein gleichmässig warmes 
und sonniges, die Wintertemperatur ist höher a)s die von Madeira und Nizza, und die Diffe¬ 
renz zwischen dem kältesten und wärmsten Monat beträgt nur 14° F. Die Mortalität ist 
für ein heisses Klima eine geringe 20°/ oo ; die Wasserversorgung ist eine vortreffliche. Orotava 
ist besonders geeignet für chronische Bronchitiden, Tuberculosen im ersten und zweiten 
Stadium, Gelenkleiden, Scrophulose, Rheumatismus, Reconvalescenten von Influenza, Nephri- 
tiker, Diabetes und Anaemien. Patienten, die durch tropische Krankheiten geschwächt sind, 
werden nach einem kurzen Aufenthalt in Orotava gestärkt und ohne Gefahr in die kältere 
Zone zurückkehren können. 

Brit. med. Journ. 1. October. Reunert (Hamburg). 


Krankencomfort. 

Spucknapf mit mechanischem Dcckelverschluss von Heinrich Freise 
in Hamme bei Bochum. (D. R.-P. 66188.) Drückt man auf den Griff, so werden 
die oberen Hebelenden niedergedrückt und dadurch die unteren und die Halbdeckel 
auseinander bewegt, sodass der Spucknapf für den Gebrauch geöffnet ist. Bei Nach¬ 
lassen des Druckes erfolgt der Schluss selbstthätig. In einen Kasten ist der Spucknapf 
eingesetzt. Vom Kasten aus gehen zwei vertikale Ständer nach oben, an welchen 


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sich eiil querliegender Griff befindet. Der Griff stützt sich auf die oberen Enden zweier 
scheerenartig verbundener Doppelhebel, an welchen unten je eine Hälfte des durch 
ein Gewicht beschwerten Spucknapfdeckels befestigt ist. Grundke (Berlin). 

Zusammenlegbares Bettgestell von C. Heer in Wiedikon-Zürich (Schweiz). 
(D. R.-P. 65250). Das zusammenlegbare Bettgestell bezweckt einen Ersatz für 
Federmatratzen zu bieten. Es besteht aus einem in einem bockartigen, durch Spreizen 
in der Gebrauchslage gehaltenen Gestell federnd aufgehängten Bettrahmen, welcher 
zur Verhinderung einer Schaukelbewegung mit Stiften versehen ist, die in Schlitze 
des Bockgestelles eingreifen, und der mit letzterem znsammengelegt werden kann. 
In dieser Stellung beansprucht die Bettstelle einen bedeutend kleineren Raum. 

Grundke (Berlin). 

Doppelwandige Badewanne von F. Butzke & Co., Berlin, Ritterstrasse 12. 
Die Badewanne nach vorliegendem Modell, welche auf der beigegebenen Zeichnung 
(s. Fig. 23) durch einen Vertikalschnitt dargestellt ist, besteht aus zwei in einander 
gepassten Badewannen, deren innere aus Zink oder Kupfer, und deren äussere aus 
Gusseisen, Kacheln, Holz, Papiermache oder anderen festen Materialien hergestellt 
ist. Die im Boden der äusseren Wanne vorgesehenen Oeffnungen sollen etwaiges 
Leck werden der inneren Wanne anzeigen. 

Der Vorzug einer solchen doppelwandigen Badewanne gegenüber den bisher ge¬ 
bräuchlichen liegt in ihrer bei Weitem grösseren Dauerhaftigkeit. Zink- oder Kupfer- 



Wannen sind selbst bei stärkster Ausführung schnell verbeult und verbraucht, was 
ausgeschlossen ist, wenn dieselben in widerstandsfähigen, schwer verschleissbaren Um¬ 
mantelungen aus Gusseisen, Holz etc. eine feste Auflage finden und durch dieselben 
äusserlich geschützt werden. 

Wannen aus widerstandsfähigerem Eisen allein hergestellt müssen gestrichen oder 
emaillirt sein. Anstrich und Email leiden aber beim Gebrauch und verursachen 
sehr bald Rostansätze. Ebenso leiden die aus Kacheln allein hergestellten Wannen, 
indem die Glasur sich loslöst und die Wanne unansehnlich macht. Rd. 


Hygiene des Hauses und der Familie. 

Zur Desinfektion von Abfallwässern mittelst Kalk. Von Pfuhl. Um 
frisches Abfallwasser in 1 oder l l / 2 Stunden von Cholera- bezw. Typhuskeimen zu 
befreien, ist ein Kalkhydratzusatz von mindestens 1°/^ erforderlich. Dabei ist es 
unbedingtes Erforderniss, dass das Kanalwasser mit dem zugesetzten Kalk fortwährend 
in Bewegung ist. Bei nicht bewegten Abwässern sind 3°/^ Kalkhydrat nothwendig, 
um Typhusbacillen in zwei Stunden zum Absterben zu bringen. Zur praktischen 
Ausführung der Desinfektion von Abwässern grosser Städte mit Kalkhydrat ist es 
sowohl nöthig, das zu verwendende Kalkmaterial auf seinen Gehalt zu untersuchen, 
als auch die Alkalescenz der Abfallwässer zu bestimmen. 50 ccm Kanalwasser 


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müssen zur Sättigung noch der Einwirkung des Kalkes 0,6—1,2 ccm Normaloxal¬ 
säure erfordern. 

Zeitschr. f. Hyg. durch Pharm. Zeit. 1892, 789. 

Lüdtke (Altona). 

lieber die schädlichen Bestandteile derjenigen Gummisachen, mit 
denen Kinder verschiedenen Alters in Berührung kommen. Von A. Bu- 
lowsky-Muskau. 

Die Kautschuk- und Guttapercha-Waaren werden bei der Fabrikation ausser 
Schwefel, welcher unschädlich ist, mit verschiedenen metallischen Zusätzen versehen, 
von denen besonders Zink- und Bleiverbindungen gefährlich werden können. Auch 
die Deckfarben der Gummisachen sind sehr zu beachten, da sich unter ihnen auch 
giftige befinden. 

Alle Gummisachen, mit denen die Kinder in Berührung kommen, sind unschädlich, 

1) wenn sie im Wasser schwimmen, 2) wenn sie elastisch und 3) wenn sie von 
weicher Konsistenz sind. 

Schwarze Wagen- und Sanghütchen sind unschädlich. 

Schwarze Puppen sind, wenn sie in der Masse schwarz gefärbt sind, schädlich, 
da sie Bleioxyd enthalten; diese lassen sich von den unschädlichen dadurch unter¬ 
scheiden, dass sie im Wasser untersinken. 

Rothe oder rothbraune Gummisachen, die in der Masse gefärbt sind, sind un¬ 
schädlich, da sie Antimon enthalten, welches den Kindern deshalb nicht schaden kann, 
weil es sich aus der Gummimasse im Speichel nicht löst. 

Graue Gummisachen sind gefährlich. 

Int. Pharm. Gen.-Anz. 1892, 362. Lüdtke (Altona). 

Dr. Coulter’s Desinfections- und Inhalations-Apparat. Derselbe besteht, 
wie aus beistehender Fig. 24 hervorgeht: 



Fig. 24. 


1) aus dem äusseren Gestell mit einer abnehmbaren Handhabe, 

2) dem Wasserkessel, der auf das Gestell aufgesetzt wird und bis zur Hälfte 
mit Wasser zu füllen ist, 

3) aus der nicht explodirbaren Spirituslampe, 


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4) aus der Inhalationsröhre mit Behälter zur Aufnahme eines Schwammes, 

5) dem Desinfections-Aufsatz (anstatt der Inhalationsröhre) ebenfalls mit Be¬ 
hälter zur Aufnahme eines Schwammes. — 

Die Medicamente, namentlich ätherische Oele (Eucalyptus-, Terpentin-, Ficlitennadel- 
Oel etc.) werden in concentrirter Form, 12—15 Tropfen, auf den trockenen Schwamm 
aufgegossen, der ungefähr 15—20 cm von dem kochenden Wasser entfernt ist, so dass 
also die Medicamente nicht durch das auf kochende Wasser erreicht werden können. 

Durch die Einwirkung der heissen Dämpfe werden die Medicamente aufgelöst 
und mitgerissen und können so in kurzer Zeit die Luft eines Zimmers sättigen oder 
in kurzer Entfernung vom Mundstück leicht eingeathmet werden. 

Vertrieben wird der Inhalations- bezw. Desinfectionsapparat vorläufig von „The 
Coulter vaporizer Manufacturing Co., New-York City, 114 Fifth Avenue; derselbe soll 
demnächst auch in Deutschland eingeführt werden. Red. 

Der hygienische Universal-Schreibstuhl von A. Schindler in Basel besteht 
aus einem gusseisernen Fusse, an dem sich ein sattelförmiger Sitz befindet. Letzterer 
kann 1) höher und tiefer gestellt, 2) im Kreise gedreht, 8) mehr oder weniger ge¬ 
neigt werden. Auf diese Weise kann der Schüler in dem Stuhl eine 3fache Haltung 
einnehmen: 1) Aufrecht stehen bei rückwärts gedrehtem Sitz. 2) Sitzen bei vorn 
befindlichem, wagerecht stehendem Sitz. 3) Stehen mit angelehntem Gesäss bei Nei¬ 
gung des Sitzes um 45°. (An dem sonst recht zweckmässig erscheinenden Stuhl ver¬ 
missen wir eine Vorrichtung für Regulirung des Abstandes zwischen Sitz und 
Tisch. — Ref.). 

Zeitschr. für Schul-Gesundheits-Pflege 1892/12. H. Citron (Berlin). 


Ueber die Durchlässigkeit verschiedener Haut-Bekleidungsstoffe flir 
Wärme. Von Dr. Hartmann. 

Der Autor hat in ähnlicher Weise wie Schuster die Durchlässigkeit verschiedener 
Kleiderstoffe für Wärme geprüft und gelangt dabei zu denselben Resultaten wie jener 
Forscher, d. h. die Temperatur sinkt um so rascher, je glatter, straffer und falten¬ 
loser der Stoff anliegt. Der Unterschied im Verhalten der einzelnen Faserstoffe ist 
ein überraschend kleiner; dahingegen ist die Art des Gewebes von um so höherem 
Einfluss, als sie die in den Maschen des Gewebes eingeschlossene grössere Luftschicht 
hindert, die Wärme abzugeben. Es wird demnach ein trockener Hautbekleidungsstoff 
die Körperwärme um so eher conserviren und daher zur Hautbekleidung um so ge¬ 
eigneter sein, je grösser die Menge Luft ist, welche er unter sonst gleichen Um¬ 
ständen an der Körper-Oberfläche ruhend festhalten kann. 

Arch. f. Hyg., Bd. XIV. S. 380. Rd. 


Das beste Antisepticum. Von E. Salomon. 

Verf. erinnert an das recht zeitgemässe Wort Vallin’s, dass die Verbreitung 
möglichst starker Gerüche von Carbol, Chlor etc., wie sie bei der jetzt so beliebten 
Fussbodenbesprengung hervorgebracht werden, noch keine Desinfection ist. Durch 
Besprengung mit derartigen flüchtigen Substanzen vermag man zwar die krankhaften 
Ausdünstungen, nicht aber die dieselben erzeugenden Microorganismen zu beseitigen. 
Als bestes, geruchloses, nicht färbendes Antisepticum empfiehlt S. das sogenannte 
Chlorol-Marye, eine Sublimatlösung, die durch gewisse Zusätze haltbarer und hand¬ 
licher gemacht ist. (Was „Chlorol-Marye“ ist, geht weder aus dem Artikel selbst 
noch aus dem in derselben Nummer enthaltenen Inserat hervor. Vermuthlich handelt 
es sich um Sublimat mit Salzsäure — oder Kochsalzzusatz. Ref.) 

Revue m6d. 1892 No. 7. H. Citron (Berlin). 

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Prevention of sypltilis. Von Dr. Drysdale. In der diesjährigen Versammlung 
der British Med. Association sprach sich Drysdale über die Nutzlosigkeit der jetzt 
gegen die Weiterverbreitung der Syphilis angewandten polizeilichen Maassregeln aus. 
Die Nutzlosigkeit erhellt daraus, dass in Städten Belgiens, wo dieselben am strengsten be¬ 
obachtet werden, die Zahl der Erkrankungen eine grössere ist als in solchen, wo das Gesetz 
laxer gehandhabt wird. Im allgemeinen ist die Pathologie der Syphilis den Aerzteu 
nicht genügend bekannt, und man wird durch geeignete Curse hierin Wandel zu 
schaffen haben. Ist die Diagnose gestellt, so hat der Arzt die Pflicht, den Kranken 
über die Natur seiner Krankheit aufzuklären und ihn auf die Gefahren aufmerksam 
zu machen, die er anderen Personen bringen kann. Alle Individuen, welche trotz 
dieser Warnung Andere angesteckt haben, müssen mit Gefängniss bestraft werden; 
ist die Infection unwissentlich erfolgt, so hat der Angesteckte Anspruch auf Schaden¬ 
ersatz. (Die praktische Durchführung dieser Vorschläge dürfte sich doch wohl als 
recht schwierig erweisen. Ref.) Früher oder später wird es sich jedenfalls als noth- 
wendig heraussteilen, die Anzeigepflicht für Syphilis und Tuberkulose gesetzlich zu 
bestimmen, denn nur so wird man diesen Seuchen erfolgreich entgegentreten können. 

Nach Med. Rec. 10. Sept, Reunert (Hamburg). 

Beiträge zur Biologie des Cholerabacillus. Von Prof. Dr. J. Uffelmann. t T . hat 
eine grosse Reihe interessanter Experimente angestellt, um nähere Aufklärung über die 
Lebensfähigkeit der Cholerabacillen, insonderheit über ihre Widerstandsfähigkeit gegen 
Trocknung und gegen organische Säuren zu gewinnen. Für die Praxis von Interesse ist der 
Nachweis, dass der Cholerabacillus in ruhendem Flusswasser, auch in ziemlich stark verun¬ 
reinigtem Hafenwasser, wenigstens bei Abschluss direkter Sonnenstrahlen, sich ein und 
mehrere Tage lebensfähig erhält, ferner dass auf Bratenfleisch, geräuchertem Fischfleisch, 
Brotscheiben, Butter, Gemüse, Obst die Cholerabacillen sich je nach den Umständen ein 
und mehrere Tage am Leben erhalten, dass die Bacillen auf trockener, in einem Behälter 
verschlossener Leinwand bis zu 4 Tagen, auf trockenem Papier wenigstens 16 Stunden nach 
der erfolgten Antrocknung lebend bleiben können. Auch die Möglichkeit der Infection 
durch Fliegen und die Hände der Menschen ist durch das Experiment bewiesen worden. 

Berl. klin. Wochenschrift 1892 No. 48. A. Neu mann (Berlin). 

Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Vorrichtung zum Einspiiien von Desinfectionsflüssigkeit in di© Abort¬ 
grube bei Benutzung eines Abortes, von Carl Weihmann in Dresden. Die 
ans den Spülaborten eines Hauses abfallenden Fäcalien werden bei jedesmaligem Ge¬ 
brauch des Abtrittes durch den Desinfector vermittelst der in demselben aufge¬ 
speicherten Desinfectionsmasse bezw. durch die durch ein Sieb abfliessende Desinfec- 

tionsmilch in einem Syplion bezw. auf einer durch die Schwere der einfallenden 

Fäcalien abwärts beweglichen Klappe desinficirt. Die Verdünnung der Desinfections¬ 
masse in dem Desinfector geschieht durch eine vom Abtrittreservoir ausgehende Wasser¬ 
leitung, welche das Hochdruck wasser von einem zweiten Schwimmkugelhahn aus, der 
sich bei jedesmaligem Gebrauch gleichzeitig mit dem für die Reservoirfüllung 

bestimmten Scliwimmkugelhahn öffnet, dem Desinfector zuführt. Das Sieb wird je 
nach der Grösse der Anlage bezw. nach der zur Verwendung kommenden Menge 
Desinfectionsmilch mehr oder weniger durchlässig gewählt. (D. R.-P. 61790). 

Grundke (Berlin). 

Selbstthätiger Torfstreu-Abtritt von ErnstMöller, Fisktorget, Christian¬ 
stadt (Schweden). (D. R.-P. 61443). Der Torfmüllbehälter bildet die Rückenlehne 
des Abtritts; die Vorderwand desselben ist beweglich und kann in Nuthen der beiden 
Seiten Wandungen auf- und niedergeführt werden. Auf den Innenseiten der Vorder- 
und Hinterwand des Behälters sind Messer befestigt, welche zum Zerschneiden und 


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Lockern des darin befindlichen Torfmalles dienen; dieselben sind in Reihen über 
einander gestellt, und zwar so, dass die Messer der Vorder wand an den Messern der 
Hinterwand vorüberstreichen, wenn die erstere auf- und niedergeht. Die Schneiden 
der Messer sind so gerichtet, dass dieselben beim Hochgehen der beweglichen Vorder¬ 
wand die zwischen ihnen befindliche Torferde zerschneiden, so dass eine Verstopfung 
im Behälter durch grössere Stücke Torf nicht stattfinden kann. 

Die Vorrichtung wirkt selbstthätig, indem die Wand sich mit ihrer unteren 
Kante auf die Hinterkante des Sitzes stützt und letzterer sich um an den Seiten¬ 
wänden des Abtritts befestigte Scharniere dreht. 

Das Zerschneiden des Torfmulles erfolgt, wenn der Sitz durch Belastung an 
seinem vorderen Theile sich senkt während durch Wiederhochgehen des Sitzes die 
zerschnittene Erde umgerührt wird und zu dem Auswerfer gelangt, welcher dieselbe 
an das Abtrittgefäss abgiebt. 

Der Auswerfer besteht aus zwei Klappen, welche sich durch die ganze Breite 
des Behälters erstrecken. Die obere Klappe ist mit ihrer oberen Kante an der Rück¬ 
wand des Behälters drehbar befestigt, während die untere Klappe sich um eine in den 
Stirnwänden des Behälters gelagerte Welle dreht. Letztere Klappe ist zur Aufnahme 
der Torferde nach unten schaufelartig gebogen und nach oben mit einer Verlänge¬ 
rung versehen, auf welcher die obere Klappe ruht. 

Wird die Vorderkante der unteren Schaufel gesenkt, so nähert sich die auf 
ihr ruhende obere Klappe der Vorderwand des Behälters; hierdurch wird die zwischen 
dieser Klappe und Wand vorhandene Oeffnung geschlossen, so dass Torferde nicht 
mehr hindurchfallen kann. Diejenige Menge Torferde, welche sich auf der unteren 
Schaufel befand, gleitet dabei in das Abtrittgefäss hinein. Wird die Schaufel wieder 
gehoben, so erweitert sich die oben erwähnte Oeffnung, und es kann wiederum Torf¬ 
erde auf sie herabfallen. Grundke (Berlin). 


Varia. 

Dulcin, ein neuer SitesstofF. Dieser chemische Körper ist p-Phenetolcarbamid, welcher 
bereits 1883 von Berlinerblau dargestellt und als Süssstoff erkannt wurde. Bisher war 
die kostspielige Gewinnungsmethode ein Hinderniss für die allgemeine Anwendung dieses 
Körpers. Neuerdings ist es nun der chemischen Fabrik von J. D. Riedel gelungen, ein Ver¬ 
fahren zu entdecken, wonach die Darstellung des Dulcins auf das Leichteste bewirkt 
werden kann. 

Das Dulcin soll eine grosse Süssigkeit besitzen und vollkommen unschädlich sein, so 
dass ihm eine ausgedehnte Anwendung im Haushalte und im Arzneischatz bevorstehen dürfte. 

Int. pharm. Gen.-Anz. 1892, 328. Lüdtke (Altona). 


NB. 

zulegen. 


Therapeutische Notizen. 

Alcoholismus chronicus. 
Strychnin, sulfur. 0,06 

Atropin, sulfur. 0,0024 

Capsic. pulv. 0,6 

Chinin, sulfur. 1,2 

Phenacetin 2,4 

S. 4 mal tgl. 1 Kapsel. F. Capsul. 


No. 20. 

Times a. Reg. 1892. 


Furunculosis. 

Chloral. liydrat. 10,. 

Aq. dest. 

Glycerin ää 20,. 

Einen Tampon mit dieser Lösung zu tränken und auf die Furunkeln auf- 


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Eine Methode zur Heilung der Rabies bei Thieren nach Auftreten der Krankheits¬ 
erscheinungen. Von Tizzoni und Centanni. (Riforma medica 13. Mai). 

Kaninchen, welche mit hochgiftigen Culturen inoculirt waren, wurden 7—14 Tage später, 
nachdem die ersten Krankheitssymptome schon manifest geworden waren, Serum von Kaninchen 
die durch eine frühere Vaccination immunisirt waren, in die Blutgefässe, intraperitoneal oder 
subcutan injicirt. Die im einzelnen Fall verbrauchte Menge des Serums betrug 11 bis 26 ccm, 
die Einzeldosis 3 bis 5 ccm. Unter dieser Behandlung genasen die Thiere, bei denen schon 
Krankheitserscheinungen aufgetreten waren; hatten sich diese vor derselben noch nicht ge¬ 
zeigt, so blieb das Virus ohne jegliche Wirkung. 

Die italienische Methode der Vaccination gegen Rabies« Von Centanni (Riforma 
medica 5. und 7. Mai). 

Centanni hat sich bei seinen Versuchen auf die Arbeiten Valli’s, eines italienischen 
Forschers, der im Anfang dieses Jahrhunderts lebte und dessen sehr interessante Resultate 
leider vollständig unbeachtet geblieben sind, gestützt. Um das Virus des Hundswuth abzu¬ 
schwächen, wurde der Magensaft benutzt, der es der Länge der Einwirkung entsprechend 
verschieden beeinflusst. Im „ ersten Grad“ wird der Tod durch Verlängerung der Incubations- 
periode hinausgeschoben. Hat der Magensaft länger gewirkt, so tritt die Krankheit in 
milderer Form auf, ist heilbar und das Thier wird dadurch in gewisser Weise immunisirt. 
Im „dritten Grade“ verliert das Virus seine Giftigkeit vollständig. Mit dem Virus des „ersten 
Grades“ kann man Kaninchen sogar gegen das „Virus üxe“ immunisiren und durch das 
Serum derartig geschützter Thiere die schon zur Entwicklung gelangte Rabies heilen. Das 
vollständig unschädliche Virus „dritten Grades“ ist für Vaccinationszwecke brauchbarer als 
die Pasteur’sehe Lymphe und kann ohne an seiner Kraft einzubüssen, bewahrt werden. 
Die Abschwächung des Giftes beruht auf einer Verdauung durch den Magensaft, durch die 
eine unschädliche und ganz reine Lymphe gewonnen wird; doch wird keine Immunität erzielt, 
wenn Theile der Nervensubstanz oder der Leber von wuthkranken Thieren peros eingefÜhrt 
werden. 

Nach der Therapeutic Gazette 15. Sept. Reunert (Hamburg). 

Note therapeutiche« Von V. Bomaro. Verf. empfiehlt das Strychnin als ein 
symptomatisches Mittel bei verschiedenen Krankheiten. Bei Pneumonie macht er subcutane 
Injectionen gegen die Erscheinungen der Herzschwäche. Desgleichen bewährte es sich bei 
Typhus, Influenza, Fettherz, Nephritis und Morbus Basedowii. 

Die Calabarbohne wurde in Pillenform in einem Falle von Hämaturia renalis mit 
gutem Erfolge angewandt. 

Schliesslich empfiehlt er die Einwickelung der Extremitäten bei Herzaffectionen. Die 
Dauer der Einwickelung beträgt zuerst eine halbe Stunde, später bis zu 4 Stunden. 

La Riforma medica No. 240/241. 19. u. 20. Oktober 1892. J. 


Bücheranzeigen. 

Zur Technik der modernen Wundbehandlung« Von Dr. Ernst Kirchhoff-Bcrlin. 
Verfasser giebt eine recht übersichtliche Zusammenstellung alles dessen, was bei dem mo¬ 
dernen aseptischen Wundverfahren in technischer Beziehung in Frage kommen kann: die 
zweckmässigste Art und Weise der Desinfection der Hände, die beste Form der Instrumente 
unter besonderer Berücksichtigung leicht zu reinigender Schlösser bei Zangen, Scheeren und 
dergleichen, die gebräuchlichsten Apparate zur Desinfektion der Instrumente und Sterilisation 
der Verbandstoffe, die Zubereitung von Catgut und Seide. Die kleine Broschüre ist durch 
eine grosse Anzahl von Abbildungen illustrirt, so dass eine rasche Orientirung wesentlich 
erleichtert ist. Ein grosser Theil der betreffenden Apparate ist in den „Fortschr. d. Kranken¬ 
pflege“ bereits zur ersten Veröffentlichung resp. Besprechung gelangt. 

Berliner Klinik. Dezember 1892. Hermes (Berlin.) 


Der Hund im Dienste des rothen Kreuses. Von Jean Bungartz. Leipzig, A. Twietmeyer 
1892. Vorliegendes Werkchen giebt in anschaulicher, lebendiger Form Rechenschaft davon, was 
der Verf. in langjährigen Versuchen, den Hund für den Sanitätsdienst zu erziehen, erreicht hat. 
Mit dem „Sanitätshunde,“ wie er vom Verf. zum Aufsuchen von Verwundeten und zum 
Botendienst innerhalb der Sanitätskolonnen, in zweiter Linie erst zum Krankentransport 
dressirt wird, wird dem Kriegssanitätswesen eine neue Kraft zugeführt, die geeignet sein 
dürfte, bei der Erfüllung der ungeheuren Anforderungen der modernen Kriegstechnik als 


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Hilfsmittel zu dienen. Als die geeignetste Rasse wird der schottische Schäferhund befunden. 
Die grosse Anhänglichkeit und Treue desselben, die absolute Wachsamkeit, das schnelle Auf¬ 
fassungsvermögen, die Gelehrigkeit, die raschen Bewegungen, seine Ausdauer und Leistungs¬ 
fähigkeit in des Verfassers methodischer, vorsichtiger und schonender Weise verwerthet, 
versprechen ausgezeichnete Dienste auf dem modernen Kriegsschauplätze. 

A. Neumann (Berlin). 

Die Pflege der Wöchnerinnen und Neugeborenen. Von Dr. Be au ca mp. Zweite Auf¬ 
lage. Bonn. P. Hauptmann. 

Der Vernachlässigung, welche häufig die theoretische Ausbildung der Wochenbett- 
Pflegerinnen bezw. Wärterinnen in geburtshülflichen Anstalten erfährt, entspricht auch die 
geringe Anzahl von Leitfäden, die dieses Thema zweckmässig behandeln und den Wärterinnen 
Gelegenheit geben könnten, wenigstens auf solche Weise ihren practischen Unterricht zu er¬ 
gänzen bezw. die empirisch gewonnenen Erfahrungen dauernd festzuhalten. Dass das vor¬ 
liegende Büchlein berufen ist eine Lücke auf diesem Gebiete auszufüllen, geht schon aus dem 
Umstande hervor, dass dasselbe nach Ablauf eines halben Jahres eine zweite Auflage erlebt 
hat. In der That entspricht der Inhalt dieses Leitfadens nach Inhalt und Form den Anforde¬ 
rungen, welche man an derartige Bücher stellen darf: es ist kurz, enthält die wesentlichsten 
Lehren für die Wärterin in klarer, leichtverständlicher Form, ist frei von gelehrten Ausein¬ 
andersetzungen, die nur Verwirrung stiften können, und verweist bei allen Complicationen, 
die die Wöchnerin und das Neugeborene treffen können, nachdrücklichst auf Heranziehung 
des Arztes. Einige kleine Verbesserungsvorschläge geben wir dem Verf. zur geneigten Prü¬ 
fung anheim. 

Auf pag. 13 würden wir beim Reinigen der Wöchnerin statt der Watte lieber Gaze 
empfehlen, weil diese die Flüssigkeiten besser aufsaugt und nicht wie die Watte die Haut 
verschmiert. 

Auf pag. 35 vermissen wir den Hinweis, dass die Wärterin beim Katheterisiren am 
besten auf der linken Seite der Wöchnerin steht, den Katheter mit der rechten Hand 
fasst, die Schamlippen mit der linken auseinanderhält etc. 

ad. pg. 39. Warum das Mastdarmrohr „immer aus Glas“ sein soll, ist uns nicht klar. 

pag: 58. Die Forderung des Verfassers, dass die Kuhmilch für das Kind nicht von 
Zwischenhändlern bezogen werden darf, dürfte nur in kleineren Städten zu erfüllen sein. 

Endlich würden wir eine genauere Anleitung für den Gebrauch des Soxhlet’schen Appa¬ 
rats als durchaus wünschenswerth ansehen. 

Der Werth des Büchleins wird durch diese geringen Ausstellungen nicht beeinträchtigt. 
Dasselbe kann nicht nur für den Unterricht von Wärterinnen, sondern auch für die Beleh¬ 
rung der Mütter sehr wann empfohlen werden. Red. 


Neuere Apparate zur Leichenverbrennung. Von Dr. Th. Weyl (Berlin). 

Die Leichenverbrennung, eine Erfindung der Arier, wird heute allgemein nur bei den 
Buddhisten und Brahmanen angewendet.. Am Schluss des 18. Jahrhunderts (1797) hat 
Legrand D’Aussy in Frankreich der Feuerbestattung das Wort geredet; aber fast 80 Jahre 
mussten vergehen, ehe in Mailand im Jahre 1876 die erste Leichen Verbrennung in einem 
von Polli und Clericetti construirten Ofen stattfinden konnte. Jetzt sind in Italien bereits 
27 Crematorien in Betrieb. — In Deutschland war es zuerst die Stadt Gotha, die 1878 einen 
Leichenofen nach Angabe von Friedrich Siemens erbaute. Seit der Zeit sind Crematorien 
errichtet worden in Hamburg (1891), Heidelberg (1891), Offenbach (1892) und Berlin (1892). 
In letzteren beiden Städten sind sie jedoch noch nicht in Betrieb. Ferner finden wir Crema¬ 
torien in England, Frankreich, der Schweiz, Dänemark, Schweden und Amerika. 

Gegen die Feuerbestattung wird angeführt, dass die Verbrechen begünstigt werden, da 
chemische und anatomische Untersuchungen unmöglich gemacht werden. Dieser Umstand 
fällt wenig ins Gewicht, wenn man bedenkt, dass besonders grösseren Städten enorme Schwie¬ 
rigkeiten erwachsen durch die Beschaffung von zur Errichtung von Kirchhöfen geeigneter 
Ländereien. Hygienische Gründe, die sonst zu Gunsten der Leichen Verbrennung angeführt 
werden, kommen nicht in Betracht, da die Gefahren der Kirchhöfe vielfach übertrieben, 
meist überhaupt nicht vorhanden sind. 

Die Verbrennung selbst findet in der Weise statt, dass der Sarg während der religiösen 
Feierlichkeit auf einen Katafalk gesetzt und nach Beendigung der Ceremonien durch eine 
Versenkung in das Untergeschoss hinabgelassen wird. Dort erfolgt die Verbrennung; die 


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Aschenreste werden in eine Urne gesammelt, den Leidtragenden übergeben und dann in 
Columbarien (Urnenhäusern) beigesetzt. — 

Die besten Leichenöfen sind die nach Angabe von Fr. Siemens mit Regenerativfeuernng 
versehenen. Jedoch sind auch Oefen von Gorini und Venini ohne Regenerativfeuerung 
in Italien, Dänemark, Nord- und Südamerika vertreten. Bei letzteren muss während der 
ganzen Verbrennung ein Holzfeuer unterhalten werden. Der Leichnam wird direct von der 
Flamme getroffen; eine Verbrennung dauert volle zwei Stunden. Die Regenerativöfen be¬ 
stehen im Allgemeinen aus dem Generator für Heizluft (Gaserzeuger), dem Verbrennungsraum 
und dem Aschenraum. Die im Generator durch Cokefeuerung erzeugten Gase, die haupt¬ 
sächlich aus Kohlenoxyd bestehen und 1200° C. warm sind, kommen in den Verbrennungs¬ 
raum und mischen sich hier mit der auf 400° C. vorerwärmten atmosphärischen Luft. Dieses 
Luftgemisch ist ca. 800° C. warm, entzündet den Leichnam und zieht in den Rauchverzehrer 
ab. Die vom Rauchverzehrer abströmenden Gase umspülen jedoch, bevor sie in den Schorn¬ 
stein gelangen, eine Reihe von senkrechten, gusseisernen Röhren, durch welche kalte atmo¬ 
sphärische Luft aufgesogen und auf 400° C. vorgewärmt wird. Die Gase vereinigen sich dann 
mit den Generatorgasen im Verbrennungsraum. Die Verbrennung dauert ca. 2 Stunden, die 
Anheizung des Ofens muss 4 Stunden vor der Verbrennung beginnen. Nach diesem Princip 
mit geringen Abweichungen, sind construirt: 

1) Der Siemens-Ofen in Gotha, der sehr gut functionirt. 

2) Der Ofen von Bourry. Derselbe braucht 2*/*—3 Stunden zur Einäscherung einer 
Leiche und wird in Zürich verwendet. 

3) Der Ofen von Toisul und Fr ade t, bei welchem die Verbrennung nur l 1 4 Stunde 
dauert. 

4) Der Ofen von Müller und Fichet mit immerwährendem Betrieb auf dem Pere- 
Lachaise in Paris. Die Verbrennung soll nur 45—50 Minuten dauern. 

5) Der Ofen von Klingenstierna, eines schwedischen Obersten. Der Apparat ist in 
Stockholm, Gothenburg und seit kurzem auch in Heidelberg in Thätigkeit. 

6) Der Ofen von Richard Schneider, functionirt ohne jede Rauchbelästigung seit 
1891 in Hamburg. Auch das Crematorium des Berliner Magistrats hat obiges Princip 
adoptirt. 

7) Der Ofen von Guichard. Dieser Ofen unserscheidet sich von den bisher erwähnten 
dadurch, dass er als Heizmaterial eine Mischung von Leuchtgas und kompriinirter 
Luft benutzt. In 46 Minuten soll der Leichnam zu weisser Asche verbrannt sein. 

Der Gesundheits-Ingenieur. (Sep.-Abdr.) Blass (Dalldorf). 


Briefkasten. 

Dr. P.in Suderode. Soweit aus der Anfrage zu ersehen ist, handelt es 

sich um transportable Closets mit Wasserspülung. Der zuerst erwähnte Uebelstand (starker 
Wasserverbrauch) wird durch die neueren Closets mit bemessener Spülmenge beseitigt (s. den 
in diesem Heft enthaltenen Aufsatz von Kessler). Bei Vermeidung einer Wasserleitung 
würde der Nachtheil entstehen, dass der mit dem Closet verbundene und hoch anzuordnende 
Waßservorrathsbehälter stets mit dem Closet transportirt werden müsste. Zweckmässiger 
erscheinen deshalb für Ihre Wünsche die Closets mit Torfmullstreuung, wie sie z. B. von B. 
Fischer in Bremen und der ehern. Fabrik vorm. Rudolph Grevenberg & Co. in Hemelingen 
bei Bremen geliefert werden. Gr. 


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73 


ttF Di 0 Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik'* bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an dio 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figurenstöcko 
dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dgl. m.) — an die Exped. „Fischer’s 
medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adrossiren. Desgleichen sind an letztere alle auf 
Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


—-*+ Aerztliche Polytechnik. -H- 

Redacteur: Dr. G. Beck. 

Inhalt: Operation •»Instrumente: Chirurgischer Meissei. — Tonsillotom. — Obrpolypenschllnge. — Verband¬ 
material, Desinfektion: PapJerwatte. — Polstenmg f. chir. Zwecke. — Gypswatte. — Desinfeetionsschrank. — 
Apparate f. chir. Narkose: Modlficirte Junker*sche Inhaler. — Betäubungsapparat f. verschiedene Anästhetlca. — 
Apparate f. diagnostische Zwecke: Aräo-S&cchartmeter. — Binaurales Stethoskop. — Mastdarmspeculam. — Ure¬ 
thraler Beleuchtnngsapparat. — Apparate f. GehUrieldende: Verbesserte Galtonpfeife. — Verschiedene Hörrohre 
— RegulIrbarea Luft- oder Wasserpolster f. Telephon-Hörrohre. — Diversa: Verbesserungen an Pravaz'schen 
Canülen und Spritzen. — Empfangsanzeige von Preiskatalogen. — Patentlisten. 


Referate. 

OpperaMonaingtrniuente. 

Prof. Max Schüller in Berlin demonstrirte am letztjälirigen Chirurgencongress 
seine chirurgischen Meissei, die er seit mehreren Jahren mit ausgezeichnetem 
Erfolge namentlich hei tuberkulösen Knochen- und Gelenkaffectionen, gelegentlich jedoch 
auch bei anderen Knochenerkrankungen, Sypliilomen, Carcinomen u. dgl. benutzt. 
Als Modell für dieses Instrument dienten ihm die aus bestem englischen Stahl gefer¬ 
tigten Holzhildhauermeissel, welche er mittelst Ersatz des Holzgriffes durch einen 
Stahlgriff und Vernickelung zu einem chirurgischen Instrument umwandelte. In Fig. 25 
ist ein solcher in 2 / 8 nat. Grösse dargestellt, während die Nebenfigur die verschiedenen 



Krümmungen und Spannungsbreiten der Schneiden des ganzen aus 8 Stück bestehenden 
Nnmmernsatzes zeigt. Beim Gebrauche fasst Sch. das Instrument mit der vollen Faust 
so dass das abgerundete knopfförmige Ende des Griffes in der Hohlhand liegt und vom 
Daumen-^und^Kleinfingerballen, sowie vom einwärtsgeschlagenen vierten und fünften 
Finger fest umschlossen wird, während Daumen und dritter Finger zu beiden Seiten 
des engenj Tlieiles, der Zeigefinger dagegen auf der Hohlfläche des Meisseis aus¬ 
gestreckt liegt, oder diese Finger auch so angelegt werden, dass sie einfach nur Griff 
und Hals des Meisseis umschliessen. Auf diese Weise hat man das Instrument voll¬ 
kommen in der Gewalt und kann es sicher und mit grosser Kraft handhaben. Es 


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lässt sich nun an nicht zu harten Knochen ganz ähnlich wie bei der Holzbildhauerei 
zum Schneiden unter drückenden oder unter hobelartigen oder ausgrabenden oder 
bohrenden Bewegungen verwenden. Sowohl im Perioste oder auf der Knochenoberfläche 
aufsitzende wie auch tiefer im Knochen sitzende Herde lassen sich mit diesen Meissein, 
gleichgültig welche Form sie haben, mit grösster Vollständigkeit und doch zugleich 
unter möglichster Sparung der gesunden Knochensubstanz und unter möglichster 
Schonung der äusseren Form entfernen, so dass ebenso glattwandige saubere 
Höhlen Zurückbleiben. Von vorzüglichem Nutzen ist der Bildhauermeisei bei 
den Resectionen tuberculöser Gelenke, hauptsächlich auch deshalb, weil man mit ihm 
den resecirten Knochen solche Formen wiederzugeben vermag, welche die spätere Ge¬ 
brauchsfähigkeit wesentlich erleichtern. Die Entfernung alles Krankhaften kann mit 
so grosser Vollkommenheit geschehen, wie es mit dem scharfen Löffel niemals möglich 
ist. Der scharfe Löffel kann wesentlich nur schabend, kratzend, reissend und nur auf 
relativ weiche Gewebe, wenig und nur unvollkommen auf entzündlich-porösen, ge¬ 
schweige auf gesunden Knochen einwirken, während der Bildhauermeissei stets glatte 
Wundflächen im Knochen schneidet und mit Leichtigkeit selbst durch die gesunden 
spongiösen Knochen der Kinder dringt. Der Bildhauermeisei schafft somit nicht nur 
für die radicale Entfernung der tuberculösen Erkrankungsherde, sondern auch für 
einen glatten raschen Wundheilungsverlauf ganz unvergleichlich bessere Bedingungen. 
Er ermöglicht mit der möglichst gründlichen Entfernung aller tuberculös erkrankten 
Theile die möglichst sorgfältige Erhaltung aller gesunden Theile zu verbinden. Auch 
bei anderen nicht tuberkulösen Resectionen (bei Erwachsenen) benutzt Sch. die Bild- 
hauermeissel, um nach der Absägung aus den Knochenenden solche Formen zu 
modelliren, welche den normalen Gelenkformen möglichst nahe kommen, in der Absicht 
die späteren Bewegungen wesentlich zu erleichtern. Ebenso können sie sehr bequem 
zur Abtragung resp. Anfrischung der Gelenkenden bei Arthrodesenoperationen benutzt 
werden. Die Sch.’schen Meissei sind in vorzüglichster Qualität bei Windler in Berlin 
erhältlich. Berl. klin. Wochensclir. No. 26, Sonderabdruck. 

Ein neues einfaches leicht zur Reinigung auseinander nehmbares Tonsillotom 
wurde von H. Butcher angegeben. Das Fenster in der rückwärtigen Branche ist 
gross genug, um die vergrösserte Tonsille aufzunehmen und durch einfaches Schliessen 



Fig. 26. 


der Scheere wird die Tonsille entfernt, zugleich aber von dem Speer durchspiesst 
und so das Herabfallen in Schlund oder Kehlkopf verhütet. Die Verfertiger des 
Instr. sind Arnold u. Sons. 

Brit. med. journ. Apr. 30 1892. Sehr. 

Von Marmaduke Shield werden in einem in Charing-Cross-Hospital gehaltenen 
Vortrage über Behandlung von Ohrpolypen als vorzüglichste Instrumente zur Ent^ 


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fernung tief sitzender hinlänglich gestielter Polypen des äusseren Gehörgangs 
die beistehend abgebildete kalte Schlinge und Pincette empfohlen, Modificationen be- 



Fig. 27. 


reits bekannter Instrumente, deren Construction aus der Abbildung sofort ersicht¬ 
lich ist. Lancet, May 28. 1892. 


Verbandmaterial^DeftlnfecUoii. 

Verfahren zur Herstellung von Watte aus Papierstoff von Carl Kell¬ 
ner in Wien. (D. R.-P. 65090). Das Verfahren besteht in der Bildung einer 
möglichst lockeren Faserfilzbahn, dem Zerfasern derselben und dem Sammeln der durch 
die Zertheilung entstandenen Faserchen zu einem Erzeugnis, welches vollkommen zum 
Ersatz der gebräuchlichen Baumwollwatte geeignet sein soll oder so wie Baumwoll- 
abfälle weiter verarbeitet und mit oder ohne Zusatz längerer Fasern versponnen 
werden kann. 

Zu dem Papierstoff wird namentlich Holzcellulose benutzt. In die die Fasern 
schwebend enthaltende Flüssigkeit wird behufs Erzielung einer möglichst lockeren 
Faserfilzbahn auf dem von dieser Flüssigkeit überströmten endlosen Metalltuch einer 
Papiermaschine ein Luftstrom eingeblasen, dann wird dieser Filz vermittelst rotirender 
Bürsten zerfasert und die hierdurch losgelösten Fasern gesammelt. 


Eine neue Polsterung fiir chirurgische Zwecke (D. R.-P. 66161), welche 
selbst bei längstem Gebrauch den Kreislauf des Blutes an den betreffenden, von 


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solchem Polster bedeckten Körpertheil nicht beeinträchtigen soll, somit das Wund¬ 
drücken verhindert, wird von der Firma Salz mann & Co. in Cassel in den Handel 
gebracht. Als Füllstoff dieser Polsterung dient Hirsenspreu, welche mit einem Deck¬ 
überzug von wasserdichter Leinwand versehen wird. Es ist deshalb dieses Polster 
insbesondere werthvoll für Bruchbänder, sowie für alle einem starken Druck ausge¬ 
setzten und mit den Körpertlieilen in stetige Berührung kommenden Gegenstände, wie 
Krücken usw\ und empfiehlt sich ausser für chirurgische Zwecke auch für Fahrrad¬ 
sättel, Uebersättel, für Geschirrtheile, für offene Wagen usw. Die neue Art Polster 
gestattet auch eine bequeme Formgebung derselben. Es kann durch Einschnitte usw. 
der Druck an einzelnen Stellen aufgehoben und auf Seitentheile übertragen werden, 
und wird dies sich bei vorstehenden Körpertlieilen, welche geschont und gänzlich vom 
Druck befreit werden sollen, vorzüglich bewähren; ebenso wird inan bei wunden 
Körpertlieilen derartige Ausschnitte und Einschnitte anwenden und dadurch das Tragen 
der Polster selbst bei theilweisem Wundsein ermöglichen. 


Ein neues von Dr. Breiger in Osterode a. Harz angegebenes Verfahren zur 
Herstellung von Gypswatte wird in folgender Weise ausgeführt: 25 gr schwere 
Streifen oder Lamellen Verbandbaumwolle werden einzeln auf Papierblätter von ent¬ 
sprechender Grösse gezogen. Eine der also befestigten Lamellen wird in ein Schtittel- 
werk gebracht und dort mit der erfahrungsgemäss festgestellten Menge Verbandgyps 
iniprägnirt, die für einen einzigen Streifen erforderlich ist. Darauf wird eine neue 
Lamelle vorsichtig auf die soeben imprägnirte in der Art geklappt, dass sich die 
Watteschichten, und nicht etwa eine Watte- und eine Papierschicht, berühren; darauf 
wird dann nach Entfernung des schützenden oberen Papierblattes das oben beschriebene 
Schwängerungsverfahren bei dem neu eingelegten Streifen vorgenommen. Dieser 
Vorgang wiederholt sich so oft, bis die gewünschte Dicke des Verbandstoffes nahezu 
erreicht ist, alsdann wird eine Deckschicht oben und nach Entfernung des noch vor¬ 
handenen unteren Papierblattes auch unten aufgebracht, welche aus je einer Baum¬ 
wollenlamelle besteht, die vorher mit einer Mischung von Leim, Kartoffelmehl und 
Wasser behandelt worden ist. Diese Deckschicht soll einmal die behandelten Watte¬ 
schichten vor dem Einfluss der Feuchtigkeit der atmosphärischen Luft schützen und 
dann das Ausstäuben des Gypses verhindern. Das in erforderlicher Weise und Menge 
abgetrennte Verbandmaterial wird nun auf bekannte Art, wie die bisherigen Gyps- 
binden benutzt, vor welchen dasselbe mehrere wesentliche Vorzüge besitzt. Der 
neue Verband ist nämlich nicht nur billiger herzustellen, als der bisherige, er ist 
ausserdem einfacher, in kürzerer Zeit anzubringen und reinlicher als der starke, 
schmierende frühere Verband. Ferner kann man aus der Gypswatte in einfachster 
Weise einen jederzeit abnehmbaren Gypsverband hersteilen, eine Neuerung, die von 
wesentlichster Bedeutung ist und speciell für die Kriegschirurgie ausserordentlich ge¬ 
eignet erscheint. Dieser abnehmbare Gypsverband wird hergestellt, indem man zwei 
Streifen Gypswatte neben einander um die zu verbindende Stelle wickelt, an ihren 
Berührungskanten vorn und hinten durch Streifen oder längliche Rollen nicht wasser¬ 
ziehender, gewöhnlicher Schienenpolsterwatte abschliesst (isolirt) und gemeinsam durch 
eine Binde festwickelt. Diese Binde braucht, nachdem der Verband hart geworden, 
nur an den Berührungskanten durchschnitten zu werden, um den Verband gewünschten- 
falls auf klappen bezw\ abnehmen zu können. Endlich bietet die Gypswatte noch die 
Annehmlichkeit, dass man jederzeit eine feste, sich jeder Form anschmiegende Schiene 
in kürzester Zeit hersteilen kann, indem man einen geraden Streifen Gypswatte au- 
feuchtet und an der erforderlichen Stelle festbindet. 


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Desiiifektionsschrank von Carl Sacht in Süderbrarup (Schleswig) (D. R.-P. 
G4814.). 

Der Schrank ist doppelwandig; in dem äusseren viereckigen, aus Blech gefertigten 
Kasten ss t ist noch ein zweiter Kasten angeordnet, welcher aus Wellblech gebildete 
Böden wu\ und treppenartig eingezackte Seitenwände v hat. Der zwischen den 
beiden Kästen gelassene Zwischenraum ist beim 
oberen Wellblechboden u\ abgedichtet. In den 
Erhöhungen der Wellblechböden tvu x und in den 
Spitzen der Seitenwände x sind kleine Löcher / 
bezw. o gelassen. 

In dem Raum unter dem inneren Kasten ist 
ein von aussen einschiebbarer Blechkasten d an¬ 
geordnet, in welchem das zum Desinficiren be¬ 
stimmte Mittel (z. B. Schwefelblumen) verbrannt 
wird, wobei durch Zuglöcher am Blechkasten d 
das Verbrennen der Schwefelblumen sowohl wie 
der Zug regulirt wird. 

Die Desinfectionsdämpfe bestreichen den 
unteren Wellblechboden w und die Seitenwände 
% und müssen durch die Löcher i von allen 
Seiten den inneren Raum gleichmässig anfüllen; 
sie desinficiren die hier auf den durchlöcherten 
Platten pp befindlichen Gegenstände und gelangen 
durch die Löcher o in den Erhöhungen des obe¬ 
ren Wellblechbodens w x unter den oberen gewölb¬ 
ten Boden s x des äusseren Kastens, von wo sie 
durch das Abzugsrohr a entweichen. 

An der Vorderwand schliesst sich der innere Kasten dicht an den äusseren 
Kasten s an, so dass man durch Oeffnen der hier befindlichen Thür in das Innere 
des Söhrankes gelangen kann. 



Apparate für chirurgische Narkose. 

Nebst den wichtigen Verbesserungen, welche von der Firma Krohne & Sese- 
mann in Folge des Ergebnisses der von der Hyderabad-Commission über die Ursache 
des Chloroformtodes angestellten Untersuchung an dem Junker’schen Inhaler ange¬ 
bracht wurden — Verbesserungen, welchen in den zwei letzten Jahrgängen dieser 
Zeitschrift ausführliche Artikel gewidmet waren und welche den neuen Junker’schen 
Inhaler bei den englischen und französischen Chirurgen bereits völlig eingebürgert 
haben — wurde in jüngster Zeit von gen. Firma noch eine andere Verbesserung con- 
struirt, welche zwar mit dem Kernpunkt der Chloroform-Frage nichts zu schaffen hat, 
allein immerhin gewisse dem J.’schen Inhaler noch anhaftende Uebelstände auf sehr 
ingeniöse Weise beseitigt. 

Der erste besteht darin, dass bei fehlender Kaltblütigkeit die Mundstücke der 
Flasche leicht verwechselt werden, wobei es dann leicht geschehen kann, dass der 
Gebläseschlauch an die zur Maske führende Metallröhre und vice versa angesetzt wird, 
was natürlich eine Functionsstörung des ganzen Apparats zur Folge hat. Der zweite 
ist das Umkippen der Flasche, die allerdings an der Brust des Chirurgen oder Assisten¬ 
ten sich aufgehängt befindet, allein dennoch leicht umkippt, wenn der Boden der 


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Flasche mit irgend einer Fläche in Collision kommt, was namentlich leicht geschehen 
kann, wenn der Träger der Flasche eine kleine Person ist. 

Die Disposition des Apparats, welche die erwähnten Uebelstände radical beseitigt, 
ist nnn folgende: 

Der Gebläseschlauch ist bedeutend weiter, als der bisherige, desgleichen die auf 
den Boden der Flasche reichende Metallröhre. Wie die Pfeile in Fig. 29 andeuten, 
benutzt die rückkehrende mit Chloroform geladene Luft die nämliche Richtung, wie 



Fig. 29. 



Fig. 30. 


der Zuführungsschlauch zur Maske, jedoch indem zu ihrer Führung ein Schlauch 
benutzt wird, der innerhalb des ersten bis zum Reservoirballon gelangt, und diesen 
durchgehend sich erst zur Maske begiebt. Dass bei dieser Anordnung eine Verwechslung 
der Schläuche und der Ansätze unmöglich ist liegt auf der Hand. 

In wiefern diese Anordnung das hohe Aufhängen der Flasche ermöglicht und 
somit auch den zweiten Uebelstand beseitigt, ist aus Fig. 30 leicht ersichtlich. Auch 
Belästigungen der operirenden Hände durch die Schläuche kann bei dieser Anordnung 
gar nicht mehr Vorkommen. 


I 


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Curtes Braine (Anästhesist am Charing cross, liosp. London) hat, um die 
Gefahr des gewöhnlichen Junker’sclien Apparates (dass bei Verwechslung der Schläuche 
oder bei Neigung des Glases dem Patienten flüssiges 
Chloroform in den Mund getrieben wird, was in einem 
seiner und anderen Fällen zum Tode führte) zu ver¬ 
meiden , einen Sicherheits-Chloroformir-Apparat 
angegeben, bei dem auf die Stellung des Glases nicht 
geachtet werden muss und flüssiges Chloroform in keiner 
Stellung ausgetrieben werden kann. Das eigenartig 
geformte Glas besteht aus 2 Rundungen, einer kleinern 
unteren und einer 3 mal grossem oberen (Fig. 31). 

Die Austrittsröhre ist im Centrum der letztem fixirt 
und dadurch das Austreten von Chloroform unmöglich 
gemacht. Vor einer Verwechslung der Schläuche schützt 
der Umstand, dass der eine mittelst eines Bajonettver¬ 
schlusses fixirt und nur der andere frei ist. Das Glas 
ist in halbe Unzen eingetheilt und wird l 1 /^ Unze bei 
der Benutzung eingefüllt, was meist genügt; bei pro- 
longirten Operationen kann durch die mittlere obere Oeflhung Chloroform nachgefüllt 
werden, aber nie bis zur Verengerung zwischen den beiden Ausweitungen des Glases. 
Das beim Junker’schen Apparat häufig vorkommende Einspritzen von Chloroform in 
die Austrittsröhre bei starker Action des Gebläses ist durch Anbringung einer convexen 
Platte unter der Austrittsöffhung völlig vermieden. Der von Weiss & Sons construirte 
Apparat soll für alle, die den Junker’sclien Apparat etwas scheuen, ein grosser 
Vortheil sein. 

Brit. med. Journ. 25. Juni 1892. Sehr. 



Betäubungsvorrichtung von Gustav Schröder in Cassel (D. R.-P. 64328). 

Bei verschiedenen Betäubungsflüssigkeiten ist man zu dem Ergebniss gekommen, 
dass bei Verwendung derselben sowohl Licht als Luft eine mehr oder weniger starke 
Zersetzung ausüben, wobei besonders durch Umfüllung in andere Behälter sehr leicht 
ein ganz anderer Stoff entsteht, welches gar nicht mehr die Eigenschaften besitzt, 
zu welchem Zwecke dasselbe verwendet werden sollte. Es entstehen sogar aus der¬ 
artig vorkommenden Zersetzungen Produkte, die, zur Betäubung angewendet, sehr 
üble Folgen haben können. Solche Fälle sind z. B. beim Bromäther beobachtet 
worden. 

Durch diesen Betäubungsapparat, ohne Umfüllung der Betäubungsfltissigkeit, soll 
nun hauptsächlich dem Umfüllen der Betäubungsflüssigkeit in der Art abgeholfen werden, 
dass man dasselbe Gläschen, welches man aus der Fabrik oder aus der Apotheke 
bekommt, ohne nochmals umzufüllen, auf den Apparat aufsetzen kann. 

Derselbe besteht aus einem beweglichen, aus Metall angefertigten Bügel a, welcher 
in den Schrauben b an dem Verschlussstück c drehbar ist. Durch letzteres führt das 
Abflussröhrchen d , welches bei e durch ein Hahnkttken verschlossen oder geöffnet 
werden kann. Der Hahnküken e trägt einen Zeiger, welcher auf die auf der Scala f 
verzeichneten Anzahl Gramme eingestellt werden kann, um den Ausfluss der Flüssigkeit 
aus dem Röhrchen d genau zu regeln. 

Das Fläschchen g wird auf die in dem Verschlusssttick c befindliche Dichtungs¬ 
scheibe h aufgesetzt und durch die Druckplatte i vermittelst der Stellschraube k 
festgestellt. 


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Um die Betäubungsflüssigkeit abfliessen zu lassen, wird aus dem Luftrohr / der 
Stöpsel w, welcher das Röhrchen luftdicht abschliesst, entfernt, damit von aussen 



Fig. 32. 


durch 1 Luft in y eintreten kann. Das Fläschchen g nebst Bügel a lassen sich durch 
den Halter n am Ständer o verschieben, damit das Abflussröhrchen d in gewünschter 
Höhe in den Verdunstungsbehälter eingeführt werden kann. Der Verdunstungsbehälter 
dient dazu, die Gase sowohl zu entwickeln als anzusammeln. Die Entwickelung ent¬ 
steht in einem oben offenen Glascvlinder p, welcher in eine Holzplatte q eingelassen 
ist. In dem Cylinder p befindet sich eine auf einem Messinggestell r ausgespannte 
Flanellscheibe s , auf welche die Betäubungsflüssigkeit tropfenweise fällt und zur Ver¬ 
dunstung gelangt. Die entwickelten Gase sammeln sich unter einer Glasglocke /, 
welche sich über dem Cylinder/* befindet und unten in einen Ring v eingelassen ist, 
welcher, mit Füssen versehen, auf die Holzplatte q gestellt wird. Der auf der Glas¬ 
glocke befindliche Deckel w hat eine Oeffnung für das Abflussröhrchen d. 

Die entwickelten Gase können durch ein Abzugsrohr x abgelassen werden, die 
neu hinzutretende Luft nimmt ihren Weg unter der Glasglocke / in den Glascylinder j>. 
wie die Pfeile es anzeigen. 

Die Einathmung der Betäubungsgase geschieht durch ein Mundstück, welches 
durch einen Schlauch mit dem Abzugsrohr x des Apparates verbunden ist. Bei jedem 
Atemzuge strömt, wie vorher bemerkt, die frische Luft unter die Glasglocke /, zwischen 


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derselben und dem Glascylinder p (wie die Pfeile es angeben) mit den angesammelten 
Gasen gemischt durch die Flanellscheibe s aus dem Abzugsrohr x zu dem betreffenden 
Patienten. Durch die genau einzustellende Dosis der Betäubungsflüssigkeit ist bei 
gleichmässiger Athmung stets ein gleichmässiges Gemisch von Betäubungsgasen mit 
atmosphärischer Luft vorhanden. 


Apparate zu diagnostischen Zwecken. 

Von dem Gedanken ausgehend, dass eine mit einem bestimmten Volum 
Zuckerharn, sagen wir zu zwei Dritttheilen, gefüllte Flasche in Wasser bis 
zu einer bestimmten Marke eintauchend schwimmt und nach erfolgter Gährung 
des Harnzuckers um so viel mehr aus dem Wasser hervorragt, als dem Ge¬ 
wichte des vergohrenen Zuckers Volumina des bisher verdrängten Wassers 
entsprechen, hat Joseph Schütz (Frankfurt a/M.) ein Aräo-Saccharimeter 
construirt 1 ), welches nach erfolgter Vergährung des in ihm befindlichen Zucker¬ 
harns den Procentgehalt des Zuckers bis auf 7 4 Procent genau direct abzulesen ge¬ 
stattet. Bis zum Füllstrich gefüllt fasst dasselbe 100 ccm. Die Grösse des 
Körpers der Flasche und die Dünnheit des Halses derselben 
sind so ausprobirt, dass eine hinlänglich deutliche Scala für 
Viertelprocente im Umfange von 0—8 Procent erreicht wurde. 

Die Scala ist eine bis in’s Detail empirisch ermittelte. Links 
neben der Scala der Zuckerprocente befiudet sich eine ebenfalls 
empirische Scala für die specifischen Gewichte, deren Ermitt¬ 
lung ohne weitere Mühe nebenbei geschehen kann. Die Scalen 
sind bezogen auf ein Schwämmen des Apparates in destillirtem 
Wasser you 4- 15° C. Erfolgt das Ablesen des eingestellten 
Aräo-Saccharimeters unter den allgemein gebräuchlichen Cau- 
telen: mit horizontal zur Flüssigkeitsebene gleich hoch stehen¬ 
dem Auge, mit Visirung der Mitte der unteren Tangentialebene 
des durch die Adhäsion an die Glaswände entstehenden Flüssig¬ 
keitsmeniscus, so erhält man stets Resultate von einer für die 
Praxis ausreichenden Genauigkeit. 

Zum Gebrauche füllt man — am sichersten mit einer auf 
das Genaueste für das betreffende Aräo-Saccharimeter abge¬ 
stimmten Pipette — die Flasche mit dem fraglichen Harn bis 
zur Füllmarke. Nun bringt man ungefähr 1 g Presshefe zu 
dem Harn in den Aräo-Saccharimeter, lässt dasselbe wieder im 
Wasser des Stehcylinders schwimmen, fügt so lange Ballast 
(am bequemsten einige Körner Emailschrot) hinzu, bis das Aräo- 
Saccharimeter bis zur obersten Marke: 0°/ 0 Zucker untersinkt, nimmt die 
Flasche aus dem Wasser, vertheilt die Hefe durch vorsichtige Drehbewegungen, 
wobei das Emailschrot günstig mitwärkt und stellt nun das Gefäss an einen 
nicht kalten Ort. (Zimmertemperatur genügt.) Nach 3—4 Stunden beginnt 



Fig. 33. 


*) Die Herstellung übernahm die Finna Christ. Kob & Co. in Stützerbach, Thüringen. 
D. R.-Patent No. 61997. 


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j($ogle 










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die Gährung. Kohlensäureblasen entweichen. In der 6. Stunde ist die Gährung 
meist flott im Gang, was man erkennt, wenn man die Flasche schräg einige 
Zeit in der warmen Hand hält, so dass die Kohlensäurebläschen an der 
oberen Flüssigkeitsschicht in langer gerader Linie emporsteigen. Erst nach 
24—36 Stunden pflegt die Gährung abgeschlossen zu sein. Essteigen 
dann keine Bläschen mehr auf. Dann erst kann man den Apparat schwimmen 
lassen und den Zuckergehalt ablesen. Sowohl wenn man diabetischen, von 
Eiweiss erforderlichenfalls befreiten Harn, als auch wenn man normalen mit 
einem gewogenen Procentsatz chemisch reinen Traubenzuckers versetzten 
Harn zur Untersuchung nahm, erhält man gleich genaue, mit der Titrirung 
stimmende Angaben. Die bei der Gährung entwickelte Kohlensäure hat, da 
sie durch den weiten Flaschenhals frei entweichen kann, auf die Function des 
Apparates keinen merklichen Einfluss. 

Für seltene Fälle sehr hohen specifischen Gewichts ist man darauf an¬ 
gewiesen, lediglich mit der Hefe zu tariren, eventuell den Harn vorher mit 
gleichen Theilen Wasser zu verdünnen und dann später das Resultat mit 2 
zu multipliciren. 

In der grossen Mehrzahl der Fälle stellt sich aber der Gang der Dinge 
höchst einfach: man füllt die Flasche mit Harn bis zum Strich, fügt eine 
kleine beliebige Quantität Hefe zu, tarirt in frischem Leitungswasser bis zum 
O-Punkt und liest anderen Tags au dem wieder in frisches Leitungswasser 
gebrachten Apparat ab. Frisches Leitungswasser hat gleiche Temperatur, 
folglich ist eine etwaige Abweichung von der normirten Temperatur beim 
Tariren und Ablesen gleich, und compensirt sich so dieser Fehler von selbst. 
Das Hefequantum ist der Hauptsache nach mit als ein Theil Taraballast an¬ 
zusehen, und kommen die Veränderungen der Hefe als solche bei unserem Ver¬ 
fahren kaum in Belang. 

Bei der Reinigung und Entleerung des Apparates gelingt es durch rasche 
Drehbewegungen der umgekehrten Flasche, in der Flüssigkeit einen Strudel 
zu erzeugen, in Folge dessen das enghalsige Gefäss rasch ausläuft. Festge¬ 
trocknete Hefe lässt sich auf das bequemste mit etwas Kalilauge beseitigen. 
Vor längerem Nichtgebrauch empfiehlt, es sich, nach der Reinigung das Gefäss 
noch mit Alkohol zu trocknen. 


Intelligente Patienten können mit dem nebenbei nicht kostspieligen Ap¬ 
parat durch regelmässige solche Wägungen, die sie selbst anstellen, dem Arzte 
wesentliche Erleichterungen verschaffen. Für den Arzt aber ist es eine grosse 
Annehmlickeit, mit der bis jetzt zuverlässigsten Methode der quantitativen 
Zuckerbestimmung stets mühelos selbstständig seine Patienten controliren zu 
können. Dieselbe unterscheidet sich sehr vortheilhaft von den bisherigen Be¬ 
strebungen, die Gähruugsmethode der Zuckerbestimmung für den Arzt bequem 
zu machen, da letztere sämmtlich darauf gerichtet sind, in sog. Gährungsröhr- 
chen die C0 2 volumetrisch zu bestimmen, eine Idee, welche durch die incon- 
stante Fehlerquelle der stets wechselnden Expansion und Absorption der CO s 
nur zu ungenauen Resultaten führen kann. 

In 2 Fällen von Gangräna diabetica wurde dieser Uebelstand beim Ver- 


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fasser lebhaft fühlbar und dadurch Aulass zur Ausbildung geschilderter Unter¬ 
suchungsanordnung. 

Münch, med. Wochenschr. No. 39. 1891. Separatabdruck. 


Ein handliches zusammenlegbares binaurales 
Stothoscop nach W. J. Burroughs von Hille 
& Comp, für 12,3 Mk. käuflich ist leicht aus 
Figur 34 ersichtlich. Die Feder stellt ein elasti¬ 
sches Band dar, der Querstab ist durch ein Ch ar¬ 
mer nach oben zu klappen i. e. zusammenlegbar, 
wodurch das mit doppelter Brustplatte versehene 
Instrument sehr compendiüs ist. 

Brit. med. journ. April 2. 1892. Sehr. 




Das besonders bei Untersuchung und Operation von HämorrhoidalgeschWülsten 
dienliche Mastdarmspeculuin von Talton T. Davis in Marion (Kansas, V. St. A.), 


Fig- t- 


(D. R.-P. G5301) hat eine länglich zugespitzte 
Form A mit einem spitzen Ende a und einer 
trompetenformig erweiterten Mündung a\ 
welche mit einem Flantsch b und einem Griff 
h v versehen ist. In dem längeren seitlichen 
Schlitz C zur Blosslegung der Darmwand wird 
der Schieber D in Nuthen auf- und nieder¬ 
bewegt. Der Schieber ist mit einer recht¬ 
eckigen Oeffnung d 2 sowie mit halbkreis¬ 
förmigen Kerben d s d y versehen, von denen 
die letztere einem entsprechenden Ausschnitt 
am Ende des Schlitzet C entspricht, d ist 
ein Griff, um den Schieber leicht handhaben 
zu können. Man stellt zweckmässigerweise 
für jedes Speculum mehrere Schieber her mit 
Schlitzen oder Oeffnungen d 2 von verschiedener 
Grösse, w r elche indessen alle mit den Ein¬ 
kerbungen d l rf 8 versehen sind. 

Entdeckt man nun bei der Untersuchung 
des Darmes eine Wucherung, so lässt sich der¬ 
selbe durch einen der Ausschnitte d 8 greifen 
und halten, bis dass man die Operation voll¬ 
zogen hat; auch lässt sich der Auswuchs zwischen d l und dem Ausschnitt c am Ende 
des Schlitzes C einklemmen. 



E. Lang (Wien) beschreibt eine neue urethrale Beleuchtungsvorrichtung, 
welche selbst Ungeübten die Untersuchung^der tiefst-gelegenen Stellen der Urethral¬ 
schleimhaut ermöglicht, soweit deren Beleuchtung sich überhaupt durch gerade Röhren 
erreichen lässt. 


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84 


Der Trichter A B 0 1) Fig. 36 trägt au der Vorrichtung I r i_ 3 ein Gliih- 
lämpchen L, dessen Licht durch Linse und Prisma P gegen den Tubus i^i_ 4 re- 
flektirt wird. Das Lämpchen ist mit Amalgam und Minium derart belegt, dass nur 
dessen der Linse zugekehrter Theil frei bleibt; dadurch werden einerseits günstige 
Reflexionsbedingungen erzielt und andrerseits blendende Strahlen vom Auge fern¬ 
gehalten. Das Prisma ragt höchstens bis zur Mitte der Tubenlichtung vor. Die 
Kante K kann man abschleifen, wodurch an Leuchtkraft nichts verloren geht, wohl 
aber der Tubus einiges an Zugänglichkeit gewinnt. Die Leitungsschnüre S 8 der 
Batterie werden mit einem Armband Fig. 37 verbunden und der Strom vom Arm¬ 
band zum Lämpchen durch ein Doppelschnürchen M geleitet. Ein einfacher Reiber 
R am Armband besorgt Unterbrechung und Schliessung des Stroms. 



Fig. 36. 


Die genaue Einstellung des Glühlämpchens prüft man wie folgt: Man steckt den 
Beleuchtungstrichter an den Tubus und visirt durch das Visceralende desselben. Er¬ 
blickt man nun an der dem Tubus zugekehrten Fläche des Prismas das Bild der vom 
Tageslicht beschienenen oder mittelst Strom selbst leuchtenden Kohlenschlinge, so ist 
das Lämpchen richtig eingestellt. Wo nicht, so richte man so lange an der Ein¬ 
fügung des Lämpchens, bis das Bild sichtbar wird, worauf das Lämpchen mittelst 
Schrauben dauernd festgeklemmt wird. 

Die Vornahme der Untersuchung geschieht nun nach Herstellung der Verbindung 
mit der Batterie in der in Fig. 37 dargestellten Handstellung, wobei der Untersucher 
je nach Belieben Trichter und Tubus drehen kann, so dass Prisma und Lampe nach 
oben oder unten, rechts oder links zu stehen kommen, der Tubus aber auch nach 
verschiedenen Richtungen sich neigen lässt, da das an und für sich geringe Gewicht 
der Schnüre nicht am Trichter zieht, sondern am Armband. 

Der vom Prisma freigelassene Theil des Lumens gestattet nicht nur Auftupfen 
mit Tamponträgern und Applikation von Medikamenten, sondern auch operative Ein¬ 
griffe, so dass L. mit Hilfe seiner Beleuchtungsvorrichtung z. B. Papillonen endo- 
uretliral abzutragen im Stande war. 

Der Apparat ist bei W. Wolters, Wien I, Neuer Markt 7 zu beziehen. 

Wiener med. Wochenschr. 1892. No. 36. 


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85 


Apparate für tiehOrleidende. 


Instrumente und Apparate für Schwerhörige und zum Untersuchen 
des Grades der Schwerhörigkeit. Von Carl Wendschuch, Dresden, Trompeter¬ 
strasse 8. 

1) Verbesserte Galtonpfeife. Die Verbesserung besteht in der seitlichen 
Anbringung des Druckballes an Stelle des bisherigen rückwärts angebrachten birnen¬ 
förmigen Balles, sowie in der Fixirung des Ganzen 
auf einem Stative mit schwerem Boden. 

Der Apparat lässt sich auf diese Art besser 
reguliren, als wenn derselbe in freier Hand gehal¬ 
ten wird; das lästige Vonselbstlosschrauben des 
Balles beim Auf- und Niederstellen der Scala kommt 
bei dieser Construction gänzlich in Wegfall. Diese 
Stative-Pfeifen sind auch wesentlich anhaltender im 
Ton, als die bisherigen derartigen Pfeifen und lassen 
sich in bequem handlicher Weise auf dem Schreib¬ 
tisch der Herren Ohreuspezialisten plaziren. Preis 
20 Mark. 


2) Lorgnon-Hörrohr, besteht aus einem ca. 
22—32 cm langen conischen Rührentheile, welches 
mit Schildkröten- oder elfenbeinfarbigem Celluloid 
bezogen ist. An seinem oberen engeren Theile 
trägt dieses Hörrohr einen drehbaren vernickelten 
Schallfänger von ca. 5—8 cm Länge und 3—5 cm 
Durchmesser, welcher bestimmt ist, den Schall zu¬ 
nächst aufzunehmen, durch den röhrenförmigen Theil 
zu leiten, und mittelst eines seitlich aufgesteckten 
Weich gummi-Mundstückes ins Ohr überzuführen. A eh n- 
licli den jetzt von den Damen getragenen Lorgnons 
mit langem Stiel (Handgriff) wird dieses Hörrohr 
an einem Band um den Hals oder in der Taille 
befestigt getragen, weshalb der Name Lorgnon- 
Hörrohr gewählt wurde. Je nach dem Grad der 
Schwerhörigkeit, ob stärker oder schwächer, wird 
der den Handgriff bildende Theil länger oder 
kürzer angefertigt, auch der obere trichterförmige 
Theil (Schallfänger) von grösserem oder kleineren 
Durchmesser gewählt. Für leichtere und mittlere 
Grade von Schwerhörigkeit haben sich diese Hör¬ 
rohre bisher recht gut bewährt. Dergl. gesetzlich 
geschützte Hörrohre werden zunächst nur in der 
beschriebenen Weise in 3 Grössen zu 15, 18 und 
20 Mark pr. Stück angefertigt. 



Fig. 38. 



Fig. 3U. 


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86 



Fig. 40. 


3) Der Hörrohr-Spazierstock mit dreh¬ 
barem Obertheil gleicht im Wesentlichen meinem 
bereits auf pag. 388 1891 dieser Fachschrift be¬ 
schriebenen patentirten Schirmhörrohr. Wie aus der 
Abbildung ersichtlich, ist das Obertheil dieses Hör¬ 
rohrstockes mit Fenstern versehen, welche durch 
Drehung des Ganzen um seine eigene Achse nach 
Belieben geschlossen oder auch mehr oder weniger 
geöffnet werden können, um so die Schallzuführung 
zu reguliren. Die Länge des den Handgriff dieses 
Stockes bildenden Hörrohrs richtet sich nach dem 
Grad der Schwerhörigkeit und zwar dergestalt, dass, 
je länger dieser Handgriff ist, desto stärker (kräf¬ 
tiger) derselbe den Ton bringt. Dergl. Hörrohr- 
spazierstöcke werden vom Fabrikant Carl Wend¬ 
schuch, Dresden, Trompeterstrasse 8 bis für den 
stärksten Grad von Schwerhörigkeit angefertigt. 
Die Stöcke selbst sind naturfarbig polirt, die metal¬ 
lenen Obertheile entweder in derselben Farbe ge¬ 
malt, vernickelt oder mit schildkrötfarbenem Cellu¬ 
loid umkleidet. Der Preis für dergl. Stöcke schwankt 
je nach der Ausführung zwischen 30 und 40 Mark 
pr. Stück. 


4) Schlauch-Hörrohre Fig. 42 mit 25 bis 30 cm langen metallenen, trichter¬ 
förmigen, als Handgriff dienenden Schall f’ängcrn und zwei oder mehr Sprechläufen, 
sogenannter Conversationsschlauch. Preis nach Ausstattung 30 bis 40 Mark pr. Stück. 



CARL WENDSCHUCH. DRESDEN. 

Fig. 41. 

Das Hörrohr Fig. 41 ist derart 


rrwi *r«M.cr-(icM unfsorN. 

Fig. 42. 

eingerichtet, dass dasselbe zwei Schwerhörigen 


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87 


auf einmal dienen kann oder von einer schwerhörigen Person für beide Ohren gleich¬ 
zeitig benutzt werden kann. Behufs Transport, d. h. bequemer Unterbringung in der 
Rocktasche des Patienten ist das Ganze leicht zerlegbar; sämmtliche Verschraubungen, 
sowie Trichter sind aus Hartgummi oder Celluloid gefertigt. Der Preis für derartige 
Schläuche richtet sich je nach der Ausstattung, ob dieselben mit Seide, Zwirn oder 
Baumwolle besponnen sind und beträgt ca. 10 bis 20 Mark pro Apparat. 

In Fig. 41 ist ein für aussergewöhnlich starken Grad von Schwerhörigkeit 
dienendes Hörrohr dargestellt, dessen Schlauch mit Klemmvorrichtung zum Festhalten 
der direct in das Ohr führenden Leitungsröhren unter Einschaltung eines Tonregula¬ 
tors (Schallfanger) im Mittelbau des Hörrohres versehen ist. Preis je nach der Art 
der Ausführung 30 bis 50 Mark pro Stück. 

5) Parabolisches Hörglöckchen mit Halter. Um den vielen Schwerhörigen, 
welche sich der parabolischen Hörglöckchen bedienen, deren Benutzung auch für 
längeren (anhaltenden) Gebrauch zu ermöglichen z. B. in der Kirche, Concert, 
Theater etc. fertigte ich auf Verlangen des Herrn Ohrenarzt Dr. Schlesinger 
hier, einen zusammenlegbaren Halter zu diesem Hörglöckchen an, dessen Construction, 
Handhabung und Befestigungsweise ohne Weiteres aus der nebenstehenden Abbildung 
ersichtlich ist. Es liegt auf der Hand, dass ein Schwerhöriger, welcher z. B. im 



Theater oder Concert während 2 bis 3 Stunden hinter einander ein dergl. 
Hörglöckcheu mit erhobenem Oberarme ans Ohr halten soll, sehr bald eine 
Müdigkeit in dem erhobenen Arme spüren wird, was bei einem Hörglöckchen 
mit Halter nicht mehr so leicht möglich ist, indem beim Sitzen der den Griff hal¬ 
tende Arm einen Stützpunkt auf dem Oberschenkel findet. Dergl. Halter können an 
jeglicher Art von Hörglöckchen angebracht werden; dieselben bestehen aus einem 
vernickelten Rohr mit elfenbeinartigem Handgriff, sind in einander verschiebbar oder 
behufs Umlegung (Verkleinerung) mit einem einstellbaren Gelenk versehen. Die 
Länge dieser Halter schwankt zwischen 40 bis 50 cm. Der Preis beträgt 10 bis 
15 Mark pr. Stück. 


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88 


6) Sprachrohr, zum gleichzeitigen Sprechen und Hören eingerichtet, 

besonders für Schwerhörige geeignet, besteht, wie aus der beistehenden Abbildung 
leicht ersichtlich ist, aus dem sogen. Sprechtrichter mit eingesteckter Pfeife und 
zwar muss letztere genügend weit in den Sprechtrichter hineinreichen, damit dieselbe 
in eingestecktem Zustande gleichzeitig mit dem sogenannten Hörrohr abschliesst. Der 
Sprechtrichter selbst wird durch Einschalten eines ca. 150 cm langen Schlauchtheiles 
mit der Sprachleitung verbunden. An den Sprechtriebter selbst und mit der Sprech¬ 
leitung correspondirend ist das eigentliche Hörrohr verbunden und besteht aus einem 
starkwandigen Nickelrohre mit Ohrmuschel. 



Fig. 45. Fig. 4C>. 


Um nun sowohl beim Sprechen den Sprech trieb ter als auch gleichzeitig beim 
Hören die Ohrmuschel möglichst dicht anlegen zu können, sind beide Theile mit 
abnehmbarem Gummiluftpolster verseilen. Das die Ohrmuschel tragende Nickelrohr 
ist mit einem Tonregulator meiner neuen Construction versehen und dient beim 
Gebrauche des Ganzen als Handgriff. Derartige gesetzlich geschützte Sprach roh rtheile 
lassen sich ohne Weiteres an jeder vorhandenen Sprachrohrleitung unter Benützung 
eines Schlauchzwischentheiles anbringen. Preis pr. Stück 25 Mark ohne und 28 
Mark mit Zwischenschlauch. 


7) Regul irbares Luft- oder Wasserpolster für Telephon-Hörrohre eignet 
sich nicht nur im Besonderen für Schwerhörige, sondern für Jedermann, der am 
Telephon zu thun hat, indem beim Hören durch ein Telephonhörrohr mit meinem 
Luftpolster die lästigen Nebengeräusche gänzlich in Wegfall kommen resp. abgehalten 
werden, das Gehör zu erreichen. Dergl. Patent-Telephonpolster lassen sich ohne 
Weiteres an jedem Telephonhörrohr anbringen und zwar nur durch einfaches Auf¬ 
stecken. In welcher Weise dies geschieht, zeigen die nebenstehenden Abbildungen. 
Alles Nähere über dergl. Polsterringe linden Interessenten in meiner illustrirten 


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89 


Brochüre „Die regulirbaren Telephon-Hörrohrpolster u besprochen, welche gratis zu 
Diensten steht. 



Dresden. 


Fig. 47. 



Fig. 48. 


DiYeraa. 

Verbesserungen an Injeetions- und Aspirationsspritzen. Die gegen die 
Spitze hin bulbär sich erweiternde Gestalt des Lumens der nachstehend abgebildeten 
neuen Injectionsnadeln soll das Verstopfen derselben nach Kingsley vollständig ver- 



Fig. 4‘J. 


hindern, wenn nach jeder Injection der Reinigungsdraht ein paarmal von der Fassung 
her durch die Nadel hindurch geführt w r ird. Die Firma Tiemann&Co. in New-York 
bringt solche Nadeln in den Handel. • 

Mittelst der nachstehend abgebildeten, von der nämlichen Firma gelieferten Schlauch¬ 
vorrichtung, welche an Nadelcanülen angesetzt wird, soll Drainage und Aspiration 



äusserst leicht zu bewerkstelligen sein, wenn man abwechselnd auf die Stellen 1 und 3 
des T-Schlauches drückt, womit wohl eher ein Streifen des Schlauches in proximaler 
Richtung gemeint sein soll. 

Ebenfalls von gen. Firma werden neue Spritzkolben für Pravazspritzen aus 
„Sämischleder und Känguruhleder“ angefertigt, welche sich durch ruhigen Gang ohne 
jegliche Reibung und sehr haltbaren Schluss selbst bei langem Nichtgebrauch aus¬ 
zeichnen sollen. N.-Y. med. Journ. Feb. 27. 1892. 


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90 


Bei der Redaction eingelangte Preisverzeichnisse. 

1) Engros-Preis-Verzeichniss electro - medicinischer Apparate und chirurgischer 
Instrumente No. 29b von A. R. Eck, Mechaniker, Mitglied des Univ.-Ver. chir. In¬ 
strumentenmacher etc. Berlin SW. 121, Wilhelm-Strasse. Reich illustrirter Katalog 
hauptsächlich elektro-therapeutischer Apparate. 

2) Westfälische Bettstellen-Fabrik von Albert Grothoff in Iserlohn, 
niustrirt. Verzeichniss bisheriger Besteller aus Deutschland, Schweiz, Belgien, Spanien. 

3) Preis-Verzeichniss über eiserne Möbel zur Krankenpflege von Ernst Lenz, 
Kunstschlosserei, Berlin NW. 18, Birkenstrasse. Illustrirt. Erwähnenswerth sind 
namentlich: Kinderbettstelle nach Baginsky und Herfordt; Chirurgisches Bett nach 
Sonnenberg und Merke, Augenoperationstisch nach Hirschberg, Operationstische nach 
Hahn etc. Besteller-Verzeichniss aus allen Weltgegenden. 

4) Beschreibung von Arbeiter-Schutzgeräthen und Sicherheits-Schutzvorrichtungen 
in gewerblichen und Fabrikbetrieben etc. von Carl Wendschuch, k. sächs. Hof¬ 
lieferant, Dresden, 8 Trompeterstrasse. Illustrirter Preis-Katalog mit sehr instruc- 
tiver beschreibender Einleitung. 





• 


Patentbericht. 

Deutschland. 

Patentanmeldungen. 

10. Nov. 

Kl. 30. 

K. 

9992. 

Vorrichtung zur Ueberwachung des Athmens bei Inhalations¬ 
apparaten (Zusatz zum Patente No. 56455). Ch. W. 
Krohne und H. Fr. Sesemann in London. 


— 

— 

L. 

7306. 

Inhalationsapparat. Ad. Ludw. Lönnerbergin Stockholm. 

14. 

Nov. 

— 

C. 

4208. 

Luftdesinfektor für Athmungszwecke. M. H. Dr. Citsalist 
in Königl. Weinbergen und Joh. Nesetril in Prag. 


— 

— 

K. 

9899. 

Aseptische Spritze. A. Kettner in Berlin. 


— 

— ' 

P. 

5716. 

Brenn Werkzeug. Dr. CI. Andr6 Paquelin in Paris. 


— 

— 

R. 

7533. 

Sterilisirapparat. O. Reinig in München. 

17. 

Nov. 

— 

G. 

7522. 

Apparat zur künstlichen Athmung. Dr. H. Göttinger 
in Zürich. 

21. Nov. 

— 

B. 

11295. 

Zahnärztliche Maschine. Wm. G. A. Ben will in Phila¬ 
delphia. 


— 

— 

B. 

13306. 

Desinfektionsapparat. G. Brandt in Berlin. 




K. 

10059. 

Vorrichtung an Gefassen, um anzuzeigen, um welche Zeit 
dieselben geschlossen worden sind. Leonce Kennis in 
Lacken und Em. Warzer in Haerbeck. 


— 

Kl. 34. 

N. 

2661. 

Badewanne. B. E. Neu mann in Leipzig. 

24. 

Nov. 

— 

St. 

3141. 

Tragbares Abtrittsbecken. W. Stölzle in München. 

28. 

Nov. 

Kl. 27. 

L. 

7450. 

Lüftungsapparat. Joh. Lux in Wien. 


— 

Kl. 30. 

B. 

13028. 

Desinfektionsapparat. W. Budenberg in Dortmund. 


— 

Kl. 34. 

H. 

12505. 

Spucknapf. Heise & Fischer in Hannover. 


— 

Kl. 42. 

G. 

7739. 

Thermometer. Firma Schott & Gen. in Jena. 

1. 

Dez. 

Kl. 30. 

K. 

10010. 

Apparat zur Einleitung von Bewegungen in steifen Gelenken 
Dr. H. Krutenberg in Halle a. d. S. 


— 

— 

St. 

3350. 

Kinderunterlage. W. Staab in München. 

5. 

Dez. 

— 

T. 

3525. 

Leibbinde. C. Tost mann in Mainz. 

8. 

Dez. 

— 

L. 

7421. 

Verfahren zur Herstellung von kohlensauren Bade wassern. 
W. Lippert in Dresden. 



Kl. 34. 

F. 

5829. 

Einstellbarer Betttisch. R. Flögel in Lauban. 

Patentertheilnngen. 

16. 

Nov. 

Kl. 30. 

No. 

66244. 

Verfahren zur Herstellung von Pastillen aus stark reizenden 
Medikamenten. W. Kirchmann in Ottensen. 


— 

— 

No. 

66262. 

Chloroformmaske. J. Knee in Bunzlau. 


— 

— 

No. 

66263. 

Flüssigkeitsfänger für Ausspülungen. Dr. A. Engelhard 
in Berlin. 


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91 


16. Nov. Kl. 30. No. 66296. Tiopfpipette. Dr. A. Strochein in Würzburg. 

23. Nov. — No. 66387. Skoliosenapparat. Dr. J. Wolfermann in Strassburg i. E. 

— — No. 66394. Befestigung künstlicher Gebisse. W. H. Max ha 11 in Oxford. 

— — No. 66404. Behälter für Giftflaschen. G. L. Rands in Borough. 

— — No. 66407. Kehlkopfspiegel. Dr. G. Killian in Freiburg in B. 

— — No. 66409. Gliederstreckapparat. E. Müller in Münden. 

— — No. 66119. Steckbecken. C. Fischer in Bremen. 

— — No. 66431. Pneumatischer Hammer. Dr. R. Telschow in Berlin. 

30. Nov. — No. 66447. Zerstäubeapparat. Leipziger Gummiwaarenfabrik vorm. Jul. 

Marx, Heine & Co. in Leipzig. 

— — No. 66448. Instrument zum Aufschneiden der Rachenmandeln. Dr. G. 

Schütz in Mannheim. 

— — No. 66458. Medicamentenflasche mit Alarm Vorrichtung J. A. Trottier 

in Valleyfield. 

— — No. 66462. Sicherheits- und Control Vorrichtung für Giftschränke. (Zu¬ 

satz zum Patente No. 58564). E. G. Kubier in Akron. 

— — No. 66466. Zahnärztliche Werkzeugmaschine. J. Moeller in Würzburg. 

— — No. 66470. Chirurgisches Messer. (Zusatz zum Patente No. 59509). 

Schloss & Stern in Solingen. 

— — No. 66486. Bruchband. G. Beuthel sen. in Barmen. 

— — No. 66490. Vorrichtung zur Erleichterung des Gehens. O. Kessner in 

Bornköved. 

— — No. 66493. Kopfhangvorrichtung. R. Reukert in Bromberg. 

7. Dez. — No. 66587. Endoskopisches Instrument. F. W. Daily in Salina, J. J. 

Crippen in Denver, M. J. Wellsleger in Salina und 
F. K. Gerves in La Crosse. 

— Kl. 30. No. 66593. Skoliosenapparat. G. Gerlitz in Graz. 

— — No. 66597. Steckbecken. Frau E. Philipps in Upper Bedford. 

14. Dez. — No. 66674. Galvanisches Heftpflaster. J. W. Schuts in Wichita. 

Gebrauchsmuster. 

No. 8774. Zahnärztliche Zange. C. Ash & Sons in Berlin. 

„ 8775. Apparat zum Beleuchten des Mundes. C. Ash & Sons in Berlin. 

, 8786—8790. Gepresste Medicamente. A. Roth in Bad Ems. 

, 8856 u. 8857. Künstlicher Fuss. J. Rosenfelder in Nürnberg. 

, 8869. Wasserdichte Handbekleidung. A. Rüsch in Cannstadt. 

, 8870. Metallführung bei Hohlinstrumenten. Derselbe. 

„ 8871. Verschlussstück. Derselbe. 

„ 8876. Stethoskop. L. Dröll in Frankfurt a. M. 

„ 8953. Periodenhalter. W. Scherer in Berlin. 

, 8993. Wärmekissen. Fr. Römer in Berlin. 

* 9009. Federnder Kolben für Spritzen. B. Schulz in Hamburg. 

* 9020. Inhalationsapparat. H. Windler in Berlin. 

, 9023. Taschendesinfektionsapparat. Eisenwerke Gaggenau in Gaggenau. 

„ 9024 u. 9025. Heronsbälle. Dieselben. 

, 9027. Tascheninjektionsapparat. W. Kenig in Ruhla in Th. 

» 9087. Zahnärztlicher Stopfer. O. Schiltsky in Berlin. 

„ 9101. Etui für chirurgische Instrumente. E. Kratz in Frankfurt a. M. 

„ 9114. Säugventil fÜL Kinderflaschen. H. Jensen in Flensburg. 

„ 9181. Elastische Kanüle. A. Rüsch in Cannstadt. 

„ 9222. Bidetbänkchen. J. G. L eist ne r in Chemnitz. 

, 9248. Elastischer chirurgischer Stoff. F. Lingdon & Co. in Kappel. 

Amerikanische Patente. 

July 5. 

478081. Behälter für subcutane Injectionsspritzen. Alban B. Botsford; Grand Rapids, 
Mich. 

478201. Vaginalspritze. J. H. Morrison; Salida, Ohio. 

478217. Zahnzange. Ch. E. Blake, sr.; San Francisco. 

478312. Klammer für zahnärztliche Formkasten. Morgan R. Creery; Ebensburg, Pa. 
478343. Zahnärztliches Instrument für Localanästhesie. Cb. P. Lennox; Toronto, Canada. 


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92 


478582. 

478583. 


478992. 

479102. 

479185. 


479407. 

479410. 

479607. 


480122. 

480165. 


480357. 

480385. 

480471. 

480505. 

480678. 


480709. 

480775. 

480785. 

480787. 

480870. 

480876. 

480911. 

481040. 


481164. 

481359. 

481375. 

481479. 


481584. 

481664. 

481740. 

481807. 


481964. 

482081. 


482377. 

482388. 

482519. 

482552. 

482558. 

482618. 


482946. 

483090. 

483118. 


July 12. 

Kehlkopf Tube. G. Errnold; New-York. 

Urethral-Spritze. Jacob A. Flexner; Louisville, Ky. 

July 19. 

Zahnärztliche Maschine. Frank A. Dämon; Fitchburg, Mass. 

Skalpei mit Aluminiumgriff. Emil Wilbrandt; Indianopolis, Ind. 

Ohrwärmer. Harvey Hadden; Peekskill, N.-Y. 

July 26. 

Zahnspritze. J. H. Drenan; New-York. 

Electrischer Gurt. Andrew M. Ecklund; Minneapolis, Minn. 

Gestell für Probirbrillen. Angus G. Mckenzie; Boston. 

August 2. 

Zahnärztlicher Scheibenfübrer. M. G. Nichols; Central Village, Conn. 
Amygdalotom. Sterling V. B. Bates; Charleston, Tenn. 

August 9. 

Zahnärztlicher Mundsperrer. James E. W o o d w a r d; Yardville, N.-I. 

Galvanische Trockenbatterie. Herbert H. Dow: Midland, Mich. 

Zahnärztlicher Schwammhalter. G. W. Melotte; Ithaea, N.-S. 

Nasalrospirator. Jos. E. Midgley & Dorset D. Case; Detroit, Mich. 
Zahnärztliche Maschine. Ch. W. Thomas; Jersey City, N.-I. 

August 16. 

Arzneimittel-Behälter. H. D. Capitain; Chicago. 

Bruchband. J. A. Marvin; Lansing, Mich. 

Combinirter Irrigator und Luftkissen. J. P. Sch an; Brooklyn, N.-Y. 
Injector-Insufflator für den Kehlkopf und Rachen. W. Scott; Leavenworth, Kans. 
Ecraseur. Ch. H. Harris; Cedartown, Ga. 

Periodentasche. VV. H. Mass er; Los Angeles, Cal. 

Receptakel für venerische Secrete. Jos. A. Vance; Plymouth, Ohio. 

Aerztlioher Operationsstuhl. Sam. Longanecker; Troy, Ohio. 

August 23. 

Zahnärztliche Maschine. Frank A. Dämon; Fitchljwrg, Mass. 

Massage-Apparat. Arthur Kahn; New-York. 

Bettpfanne. Sarah A. Smith; Philadelphia. 

Zahnklammer. Jesse Ceardorff; Canal Dover, Ohio. 

August 30. 

Bruchband. J. M. Oakey; Salem, U. 

Galvanische Batterie. W. J. Engledue; Byfleet, England. 

Zahnärztliches Kneip-Werk zeug. Rufus G. Stanbrough; New-York. 
Gymnastischer Apparat. Ch. C. Neily; Boston. 

September 6. 

Spirometer-Automat. Orland D. Orois; Chicago. 

Combinirter Inhaler und Medicamentenbehälter. Th. M. Dunham; Ocean Grove, N.-I. 

September 13. 

Künstlicher Zahn. J. W. Moffitt; Philadelphia. + 

Polster für Bettgescbirre. Katharine A. Shaffer; Harrisburg, Pa. 

Tragbarer zahnärztlicher Stuhl. Frank H. Field; New-Orleans. 

Zahnärztlicher Sterilisationsapparat. W. G. Flandera; New-York. 

Zahnbohrer. Louis Maillard; Galt, Canada. 

Kotferdom-Klammer. Asher J. F. Buxbaum; Wallnut Hills, Ohio. 

September 19. 

Bruchband. Ch. A. Harvey; New-York. 

Künstlicher Arm. J. E. Wortham; Grand Tower, 111. 

Krücke. R. M. Lamp; Madison, Wis. 

Verantwortlich: Flscher’s medicin. Buchhandlang, H. Kornfeld, Berlin NW., Charitlstr. 6. 

Fürstlich prlv. Hofbuchdruckerei (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 


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M 3 


März 


1803 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


■ ■hallt Originalton: Kor Phthlwothenple Im Hochgebirge. Von Dr. Lnclas Spengler In 
Davos-Platz. 

Referate: Kpeeielle Krankenpflege and Krtnkenbehandlang: Antiseptische Gaze. — Wohlschmeckender 
Leberthran. — Sterlllsirte Jodoformöl-Emulsion. — Inhalationsapparat für Lungenerkrankungen. — Newton- 
Nlxon-Thermometer. — Urin-Schemata. — Groppler*s Manganpräparate. — Aseptische und antiseptische Einzel- 
verbände. — Diätetik: Proteinmehle. — Malzextract. — Analyse von Malzeztraoten. — Fleischsaft. — Peptonwein. 

- Sponge Cakes. — Hafer-Kakao. — Klimatologie: Büd-Callfornlen. - Krankeneomfort: Nachgiebiger Bettboden. 

— Zusammenlegbares BettgestelL — Zusammenlegbare Badewanne. — Spielkarten-Halter. — Bade- und Toiletten¬ 
schwamm. — Hygiene des Hauses and der Familie: Müllverbrennung. — Feuerung mit Bauch Verbrennung. — 
Closet «Desideratum.* — Wasser-Closet. — Fuasschoner. — Arbeiterrespirator. — Hygiene des Krankenhauses and 
Krankenzimmers: Krankenbaraoken. — Varl*: Ligue gegen die Schwindsucht. — Therapeutische Notizen. — Hühner¬ 
augen-Collodlum. — Pyrozon. — Anal gen-Vis. — Bflehersekan: Boegle, Fass-Abnormitäten. 


Zur Phthiseotherapie im Hochgebirge. 

Von Dr. med. Lucius Spengler, 

prakt. Arzt in Davos-Platz, früher Assistenzarzt der med.-propäd. und Chirurg. Klinik in Zürich. 


Gleich bei Beginn meiner Praxis wollte ich den Versuch machen, mit allen meinen 
Kranken auch nach Beendigung ihrer Kur an hiesigem Orte derart in Contact zu 
bleiben, dass ich mir, gestützt auf die eingelaufenen — wenn immer möglich ärzt¬ 
lichen — Berichte, nach einer Anzahl von Jahren darüber Rechenschaft geben könne, 
was das Hochgebirge und speciell Davos nicht nur während des Kurgehrauches leiste, 
sondern auch von welcher Dauer unsere Kurerfolge seien. 

Um zu meinem Ziele zu gelangen, wandte ich mich brieflich oder mit einem ge¬ 
druckten Fragebogen alljährlich an jeden Kranken, von dem ich während eines Jahres 
ohne Nachricht geblieben war. — Ich bat wo möglich um einen vom Hausarzte ver¬ 
fassten Langenbefand, sowie, falls noch Auswurf vorhanden, um Zusendung einer Probe 
desselben zur bacterioscopischen Untersuchung. Die Zahl derer, die meinem Ersuchen 
entsprachen, war eine ziemlich beträchtliche. In einigen Fällen fiel die vorgenommene 
Sputamunter8uchnng insofern zu Ungunsten meiner Statistik aus, als der Hausarzt mir 
berichtet hatte, der Lungenbefund sei ein völlig negativer, ich im Auswurf aber 
Tuberkel-Bacillen constatirte. Diese Fälle schaltete ich in Folge dessen aus der 
Rubrik „geheilt“ aus und wies ihnen ihren Platz unter „völlig arbeitsfähig“ an. 
Ich glaube dies erwähnen zu sollen, weil dadurch der Werth der Statistik erhöht wird, 
wenn ich auch in derselben den Hauptwerth nicht auf die Rubrik „geheilt“, sondern 
auf die Rubrik „völlig arbeitsfähig“ lege. — 

Mein Bericht erstreckt sich auf Kranke, welche während der Zeit vom 1. November 
1887 bis 1. Mai 1890 in meine Behandlung traten, also über 2 1 / a Jahre. Sämmt- 
liche in diesem Berichte verwerteten Fälle haben demnach vor bald 3 Jahren ihre 
Kur in Davos begonnen und dieselbe mit ganz wenigen Ausnahmen vor 2 Jahren 
beendigt. 

Im Ganzen kommen in Berechnung 224 Nummern in dem Journale meiner 
Fremdenpraxis oder 210 Kranke. 14 Kranke sind in dem Tagebuche 2 mal unter 
verschiedenen Nummern eingetragen, weil sie 2 mal zu verschiedenen Zeiten in meiner 
Behandlung standen. Von diesen 210 Kranken müssen, weil aus soeben zu erörternden 
Gründen für die Statistik nicht verwerthbar, 33 in Abzug gebracht werden. Unter 
diesen 33 Fällen flguriren 2 Männer (der eine war völlig geheilt), die durch Selbst- 

7 


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94 


mord endigten. 15 weitere Kranke können für die Statistik nicht in Betracht 
kommen, weil die Kurdauer eine zu kurze war, d. h. weil dieselbe weniger als 5 
Wochen betrug. Ferner konnte in 16 Fällen der Nachweis der bacillfiren Phthise * 
nicht erbracht werden, resp. es war die klinische Diagnose derselben nicht mit ab¬ 
soluter Sicherheit zu stellen. Diese 16 Fälle rekrutiren sich hauptsächlich aus Propliy- 
lactikern, sowie aus solchen, die an Pleuritis exsudativa, Asthma nervosum oder Bron- 
chiectasien litten. Immerhin habe ich in die Statistik auch einige wenige Fälle auf¬ 
genommen, bei denen mir der bacterioscopische Nachweis der Lungentuberculose wegen 
Sputummangels nicht gelang. Hier Hessen aber der Lungenbefund, die Anamnese 
(Heredität), sowie das ganze klinische Bild die Diagnose auf Lungentuberculose mit 
der denkbar grössten Sicherheit steUen (vgl. No. 1, 5, 6, 12 der Tabelle). 

Meine Statistik behandelt also 177 FäUe. Die Mehrzahl derselben (117) lebte 
im Influenzawinter 1889/90 in Davos, und machten von diesen nicht weniger als 80°/ o 
unter meinen Augen Influenza durch. Dieser Jahrgang ist somit ein für die Auf- 
steUung einer Statistik unserer Kurerfolge ausserordenüich ungünstiger. SämmtUche 
177 Kranke habe ich in 5 Rubriken eingetheilt. — Erstens in solche, die seit 
l x / 2 —4*/^ Jahren mit der denkbar grössten Sicherheit als „geheilt 4 * zu betrachten 
sind; zweitens in „völlig Arbeitsfähige. 44 Unter diesen befinden sich mehrere, die in 
brieflicher Mittheilung ihrer Hausärzte an mich als völlig geheilt erklärt wurden, in 
deren Auswurf (derselbe wurde mir zugeschickt) ich aber noch Koch’sche Bacülen 
nach weisen konnte. Alle dieser 2ten Rubrik Zugetheilten gehen ihrem Berufe wie 
Gesunde nach. — Rubrik 3 umfasst die „noch Kranken 44 und Rubrik 4 die „Ge¬ 
storbenen 44 , während in die 5. Rubrik diejenigen eingetragen sind, von denen es mir 
nicht gelang, hinreichende Auskunft zu erhalten. Die letzteren betragen nur 9,6 °/ 0 
der bei der Statistik in Frage kommenden Fälle d. h. 17 von 177. — Ich bemerke 
hier nochmals ausdrücklich, dass ich diese 17 Fälle, von denen ich keine Nachricht 
habe und unter welchen sich sicherlich auch Geheilte befinden, von der Gesammtzahl 
meiner Kranken nicht in Abzug bringe und bei der procentualen Berechnung der Ge¬ 
heilten die Anzahl der Geheilten auf 177 d. h. auf sämmtliche Fälle berechne, nicht 
aber auf 160 oder auf die Anzahl derer, von welchen ich Nachricht habe. Ich will 
dadurch dem Vorwurfe entgehen, ich hätte mir die Fälle für die Statistik ausge¬ 
sucht, wenn auch dadurch die Zahl der Geheilten um einige Prozent herabgemin¬ 
dert wird. 


Geheilt 

Völlig 

arbeitsfähig 

Noch krank , 

1 

Gestorben 

Ohne 

Nachricht 


51 Fälle = 
28,8 «/. 

23 Fälle = 
13,00/. 

30 Fälle = | 
17*/. 

56 Fälle = 
31,6»/. 

j 

17 Fälle = 
9,6 o/ 0 


auf 177 Fälle 
berechnet 

32*/. 

14*/. 

; i9*/. ; 

0/ 1 

1 10 

auf 160 Fälle berechnet 

.t 


Wir verzeichnen also 28,8 °/ 0 Geheilte und 13 °/ 0 völHg Arbeitsfähige, d. h. 
wir haben, trotzdem 17 mal eine Nachricht ausgeblieben ist, in 41,8 °/ 0 aller Fälle 
einen dauernden Kurerfolg zu constatiren. — Dass uns kein sehr günstiges Re¬ 
sultat zur Verfügung stehen soUte, dafür sorgte die Influenza, auf deren Rechnung 
auch zum Theil die 56 TodesfäUe (31,6 °/ 0 ) kommen. Die durchschnittliche Kurdaufer 
der Geheilten oder Geheiltgebliebenen beträgt 5 x / 2 Monate oder 152 Tage. 

Die dem Schlüsse meiner Mittheilung beigefügte TabeUe umfasst 19 Kranken¬ 
geschichten, die mit Ausnahme von No. 18 und 19 nicht etwa s. g. ausgewählte 


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95 


Fälle behandeln, sondern ich bespreche in No. 1—17 der Reihe nach alle diejenigen 
Geheiltgebliebenen, welche in den ersten 1 1 / a Jahren meiner ärztlichen Thätigkeit in 
Davos in meiner Behandlung gestanden haben. Diese 17 Fälle sind alle seit 2 1 / a —4 1 / a 
Jahren als geheilt zu betrachten und repräsentiren 28,3 °/ 0 definitive Heilungen für 
den damaligen Zeitraum. In demselben habe ich ausserdem 15 °/ 0 völlig Arbeits¬ 
fähige zu verzeichnen. Beides addirt ergiebt für jenen Zeitraum einen dauernden 
Kurerfolg in 43,3 °/ 0 aller Fälle. — 

Ueber die Art und Weise unserer Krankenbehandlung seien in aller Kürze 
nur folgende Mittheilungen gegeben. 

Ein Hauptaugenmerk ist zu legen auf die Bekleidung. Dieselbe muss warm 
sein und nicht zu eng sitzen. Für Unterkleider gebe ich der Wolle den Vorzug. 
Das Tragen von warmen, hohen Ueberschuhen ist besonders im Winter absolut noth- 
wendig. Beim Liegen im Freien ist im Winter ein Pelz fast unentbehrlich. Wichtig 
ist ferner die Wahl des Zimmers. Dasselbe soll, und wird es auch nur zum Schlafen 
benutzt, wo möglich nach Süden gelegen sein, damit Licht und Sonne genügend Zutritt 
haben. Neuerdings haben sich die meisten Kuranstalten, Hotels und Pensionen grosse 
Mühe gegeben, ihre Zimmer möglichst hygienisch einzurichten. Man hat dieselben 
mit waschbaren Wänden versehen, den Fussboden mit Linoleum belegt, die Möbel mit 
waschbarer Cretonne überzogen und alle nicht waschbaren Vorhänge entfernt. Solche 
Zimmer empfehle ich stets in erster Linie. — 

Der Kranke wird darüber belehrt, wie er mit seinem Auswurfe umzugehen 
hat. Der Phthisiker wird auch darauf aufmerksam gemacht, dass er einen Theil seines 
Auswurfes schluckt, ohne es zu wissen. Die Wäsche wird mit strömendem Dampfe 
desinficirt, d. h. ich verlange von allen meinen Kranken, dass sie ihre Leibwäsche in 
unserer desinficirenden Dampfwaschanstalt waschen lassen. 

Auf reichlichen Milchgenuss wird grosses Gewicht gelegt. In manchen Fällen 
tritt an Stelle der Milch der Kephir. — Zu den beiden Hauptmahlzeiten wird 
Wein oder Bier getrunken. Der Genuss unverdünnten Alkohols wird nicht ge¬ 
stattet, wohl aber Cognac in Milch in kleiner Quantität. Es wird darauf geachtet, 
dass die Nahrung nicht zu ei weissreich sei, sondern auch Kohlehydrate und Fett in 
genügender Menge aufgenommen werde. 

Von Medicamenten kommen das Kreosot oder Guajacol in Betracht, natürlich 
abgesehen von den bei Behandlung der Symptome etwa nöthig werdenden Arzneien. 

Die Acclimatisation (vide unten) vollzieht sich um so rascher und vollständiger, 
je ruhiger sich der Kranke in den ersten Tagen resp. Wochen seines Davoser Auf¬ 
enthaltes verhält. Nimmt der Kranke während der Acclimatisationsperiode an Körper¬ 
gewicht ab, so ist er zu viel gegangen, um während dieser Zeit zunehmen zu können. 
Dieser Umstand erklärt, wie einige Engadiner Badeärzte zu der Beobachtung kamen, 
dass der Besucher des Hochgebirges während seines dortigen Aufenthaltes, der im 
Sommer bei den Badegästen von St. Moritz meist nur einige Wochen beträgt, an 
Körpergewicht abnehmen. Im Allgemeinen kann man sagen, die Acclimatisation sei 
beendigt, nachdem der Kranke während 1—2 Wochen gut geschlafen hat (der Nicht- 
acclimatisirte schläft meist unruhig) und vermehrter Appetit verspürt wird. — Man 
soll also bei Beginn der Cur in Davos wenig oder gar nicht gehen, aber viel im 
Freien liegen. Wie in allen anderen Punkten, so muss ganz besonders hier strenge 
individualisirt werden. 

Fiebernde gehören unbedingt (bei offenem Fenster) ins Bett, sollen aber durch¬ 
aus nicht, wie Liebermeister meint, von einer Cur in Davos in allen Fällen ausge¬ 
schlossen werden. Es kommt hier eine sehr grosse Zahl von Kranken mit Fieber 
an; die meisten aber verlieren es überraschend schnell. Man vergleiche die Fälle 

7* 


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96 


No. 2, 3, 11, 12, 15, 16 und 19 meiner Tabelle. Alle diese 7 Fälle zählen heute 
zu den seit Jahren Geheilten, trotzdem sie mit Fieber nach Davos kamen und trotz 
des zum Theil ausserordentlich kurzen Aufenthaltes in Davos. Manche unter ihnen 
nahmen hier sogar trotz gleichzeitig bestehendem Fieber erheblich an Körpergewicht 
zu (vergl. No. 11 der Tabelle). 

Mit dem Jedem genau vorgeschriebenen Quantum an Bewegung wird allmahlig 
gestiegen; nach und nach wird eventuell auch das Aufwärtsgehen erlaubt. 

Ausgiebigster Aufenthalt im Freien (liegend, sitzend oder gehend), gutes Lüften 
der Zimmer und das Schlafen bei offenem Fenster (auch im Winter!) sind unerläss¬ 
liche Dinge. Das Schlafen bei leicht geöffnetem Fenster oder ganz geöffnetem Klapp¬ 
fenster ist da leicht durchzuführen, wo Centralheizung besteht. Unter den verschie¬ 
denen Systemen der Centralheizung verdient den Vorzug die hier vielerorts eingefuhrte 
Bechern- und Post’sche Niederdruck-Dampfheizung. 

Nach erfolgter Acclimatisation gehe ich .zu den kalten Theilabreibungen und 
später in einer Anzahl ausgewählter Fälle zu der Douche über. — 

Larynxtuberculose wird, sobald eine Behandlung überhaupt indicirt ist, energisch 
mit Milchsäure, eventuell mit der Curette behandelt. Wir sind in dieser Richtung 
mit unseren Erfolgen ausserordentlich zufrieden. 

Auf alle weiteren Details und auf die symptomatische Behandlung kann ich hier 
nicht eintreten. 

Ueber die Wirkung unseres Hochgebirgsklimas 1 ) auf den Gesunden und Kranken 
näher einzugehen, ist in Kürze nicht möglich. 

Erwähnen will ich nur folgendes. Davos hat besonders auch im Winter ausser¬ 
ordentlich viele, helle, windstille Tage, d. h. viel Licht und viel Sonne. Dieser Um¬ 
stand wirkt nach verschiedenen Richtungen günstig auf den Verlauf der Phthise. 
Viel Licht und Sonne beeinträchtigen ohne allen Zweifel die Lebensdauer der Mikro¬ 
organismen und namentlich auch der Tuberkelbacillen. Ferner erhalten die grosse 
absolute Trockenheit der Luft und die während 6 Monaten über dem Thale ausge¬ 
breitete Schneedecke die Luft rein. — Ihre besonders im Winter sehr niedrige Tem¬ 
peratur, sowie ihre im Sommer wie Winter grosse Trockenheit haben eine sehr grosse 
insensible Perspiration zur Folge und wirken desshalb besondere in den der Luft zu¬ 
gänglichen Lungenhöhlen gewissermassen austrocknend und desinticirend auf die Mi¬ 
kroben. Dieser Thatsache haben wir es zu verdanken, dass hier oben sehr viele 
fiebernde Phthisiker rasch und dauernd fieberfrei werden und so aus der septi¬ 
schen Phthise gewissermassen eine aseptische wird. Dies war denn auch der Grund, 
warum wir im Winter 1890/91 das Koch’sclie Mittel an einem viel günstigeren 
Material zu erproben Gelegenheit hatten und warum wir heute das Tuberculin noch 
immer nicht perhorresciren, sondern es in subtil ausgesuchten Fällen heute noch an¬ 
wenden. Meine Erfahrungen in dieser Richtung machte ich an über 180 Fällen, 
die über 7000 Injectionen erhalten haben. Gegen die Streptococcen leistet das 
Mittel natürlich nichts und hatte der fiebernde Phthisiker desshalb auch nichts von 
ihm zu erwarten. 

Die oben erwähnten günstigen klimatischen Verhältnisse, sowie die ungewöhnlich 
starke Insolation gestatten dem Kranken in überreichem Masse den Aufenthalt im 
Freien und somit den Genuss der frischen, trockenen Luft, was in der ganzen 
Phthiseotherapie die Hauptsache ist. — 


*) Vgl. Carl Spengler-Davos, chirurgische und klimatische* Behandlung der Lungenschwind¬ 
sucht. Bremen, Heinsius Nachfolger 1891. 


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97 


Man hat nun neuerdings geglaubt, dieselben günstigen klimatischen Verhältnisse 
fänden sich in jedem von NO nach S W verlaufenden Hochtkale, das der Sonne 
bei genügend breiter Thalsohle ausreichend Zutritt gestattet. Dem ist aber nicht so! 
Unser Thal- oder Localwind kommt stets von Nordost. Er hindert also die Kranken 
in keiner Weise an dem Genüsse der frischen Luft auf den an der Südseite der 
Häuser angebrachten Balcone, Terrassen oder in den gedeckten, nach Süden offenen 
Hallen. Der Thalwind des in gleicher Richtung wie Davos verlaufenden Ober-En- 
gadins kommt aber von Süd west. Es hat mir desshalb noch jeder Kranke, der auch 
einen Winter im Engadin zubrachte, bestätigt, dass ihm daselbst der Aufenthalt im 
Freien bei Weitem nicht in dem Masse möglich gewesen sei, wie in Davos. 

Dass unsere Curerfolge durch eine sog. Contrastwirkung bedingt seien, ist eben 
nur zum kleinsten Theile richtig, man müsste mir denn zugeben, dass diese Contrast¬ 
wirkung durch unsere günstigeren klimatischen Verhältnisse hervorgerufen werde. Ich 
habe in den letzten Jahren einen Oberengadiner und eine schwer kranke Unterenga- 
dinerin (Wohnort der Letzteren ist immer noch 1140 Meter hoch gelegen) an Phthise 
behandelt. Beide sind geheilt! Dies bewirkte doch wohl nicht die sog. Contrast¬ 
wirkung, wenn ich auch nicht durchaus in Abrede stellen will, dass auch hier die 
veränderte Lebensweise eine gewisse Rolle spielte. Zum Schlüsse möchte ich noch 
ganz kurz der immer und immer wieder auftauchenden Ansicht entgegen treten, dass 
der Aufenthalt im Hochgebirge zu Hämoptoe disponire. Auch Nolda behauptet dies 
wieder in seinem soeben erschienenen Buche (pag. 180) über Montreux ohne dafür 
Beweise zu erbringen und trotzdem A. Spengler - Davos und Peters-Davos vor 
Jahr und Tag auf statistischem Wege die Unrichtigkeit dieser Behauptung bewiesen 
haben. Ich füge den Beobachtungen dieser Herren die mir brieflich mitgetheilten des 
Herrn Dr. Egger (Arosa) und die meinigen bei. — 

Blutungen hatten: 




Weder in Davos 

Nicht in Davos 

In Davos 

Wohl in Davos 



noch im 

aber im 

und im 

aber nicht 



Flachlande 

Flachlande 

Flachlande 

i 

im Flachlande 

A. Spengler 

von 323 

178 Fälle = 

126 Fälle = 

16 Fälle == 

3 Fälle = 

Davos (1650 m) 

Fällen 

55,0 »/o 

39»/, 

5®/, 

i # /„ 


von 223 

95 Fülle 

106 Fälle = 

19 Fälle = 

3 Fälle = 

Peters-Davos 

Fällen 

42,6®/, 

47,4®/, 

8,5®/, 

1,3 •/, 

Egger-Arosa 

von 160 1 

100 Fälle = 

49 Fälle = 

11 Fälle = 


(1850 Meter) 

Fällen 

62,5»/, 

30,6«/, 

6,8®/, 


Lucius Spengler 

von 578 

340 Fälle = 

188 Fälle = 

32 Fälle = 

18 Fälle = 

Davos 

Fällen 

58,8®/, 

32,5®/, 

5,5®/, 

3,1 */» 


1284 

713 Fälle = 

469 Fälle = 

78 Fälle = 

24 Fälle = 

Summe 

Fälle 

55,5»/, 

3«,5®/, 

6,0®/, 

i 

2°/o 


Nachtrag: Soeben, nachdem meine Arbeit schon druckfertig war, lese ich in No. 20 
1892 des Correspondenzblattes für Schweizer Aerzte folgendes Referat eines Vortrages von Dr. 
Egger (Arosa). „Ueber die Vermehrung der Blutkörperchen beim Aufenthalt im Hochge¬ 
birge. Ein Beitrag zur Deutung der Bergkrankheit.“ — 

„Egger weiset zuerst Egli’s Theorie über die Entstehung der Bergkrankheit durch Ab¬ 
nahme des Hämoglobingehaltes zurück. Dann berichtet er über eigene Untersuchungen, 
welche die von Viault in den Cordilieren angestellten bestätigen und nachweisen, dass schon 
in einer Höhe von 1800 Metern (Arosa) sich bei den aus dem Flachlande Neuangekommenen 


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98 


die Zahl der Blutkörperchen rasch vermehrt. Bei 13 gesunden und kranken Personen stieg 
die Zahl durchschnittlich in 16,5 Tagen um 780,000 im mm*. Bei Kaninchen, die er in Basel 
und Arosa untersuchte, nachdem sie an beiden Orten unter gleichen Lebensbedingungen ge¬ 
standen hatten, fand er ebenfalls eine bedeutende Vermehrung und zwar sowohl im Blute 
aus dem Capillargebiet, als in dem Blute, das er grösseren Arterien entnommen hatte. Bei 
5 untersuchten Eingeborenen fand Egger eine Blutkörperchenzahl von durchschnittlich über 
7 Millionen. 

Egger glaubt, dass es sich nicht um eine Eindickung der Säfte, sondern um eine wirk¬ 
liche Vermehrung handelt 1 ) und fasst diese als Compensationserscheinung auf. Wenn schon 
nach den Ergebnissen der Laboratoriumsexperimente die Sauerstoffaufnahme erst beeinträch¬ 
tigt wird bei einem viel niederen Sauerstoffgehalt der Inspirationsluft als ihn unsere 

*) Nach brieflicher Mittheilung des Autors soll der Beweis biefur demnächst erbracht werden. 


No. 


Name, Alter, 
Beruf, 
Wohnort 


1 ) 


Frl. B. P. 


J. No. I 81 /« J ahre 
5 aus St. J. 


Dauer der 


Dauer der 


Heredität 


Krankheit 
vor Ankunft 
in Davos 


Kur 

in Davos 


Status bei der Ankunft 


Bruder starb 
an Phthisis 
galopp. 


4 Monate 


110 Tage, 
vom 


8 . 12. 87 
bis 

28. 3. 88 


Seit August 87 Appetit- und Schlaf 
losi^keit, Abmagerung u. Nachtschweiß 
sowie Husten, jedoch nach Angabe der 
Kranken ohne Auswf. Ueber 1. Spitze ver 
kürzter Perc.-ton, Ath. rauh,Exsp. verlgt. 
sehr spärl. Rhonchi. Gewicht 120 Pfd. 
Puls 100. Anaemie. Appetit und Schlaf 
schlecht. Der Auswurf wird von der 
Kranken trotz fast täglicher Ermahnungen 
offenbar verschluckt. 


2 ) 

J. No. 
7. 


Frl. P. P. 
26 Jahre 
aus D. 


Mutter u. ein 
Bruder starb, 
an Phthise 


6 Monate 


78 Tage, 
vom 


31. 12. 87 
bis 

19. 3. 88 


Erkrankte im Anschluss an die Pflege 
ihres im Frühjahr 87 an Phthise ver¬ 
storbenen Bruders. Fiebert seit 7 Wochen 
bis 38,7. Fiebert auch hier noch 
ab und zu. Wenig Husten u. Auswurf 
im Auswurf Koch'sche Bacillen. Pul* 
96. Gewicht 134 Pfd. Appetit- und 
Schlaflosigkeit. Ueber 1. Spitze deutlich 
verkürzter Perc.-ton, verschärftes und ver 
längertes Exsp. und Rh. 


3) 

J. No, 
17. 


Frl. C. S. 
22 Jahre 
aus Z. 


Keine 


4 Monate 


83 Tage, 
vom 


5. 7. 88 
bis 

27. 9. 88 


Zu Hause 4 Wochen lang zl. hoch ge¬ 
fiebert. Jetzt abends 37,6—-38,5. Appetit 
klein, Schlaf unruhig. Gw. 95 Pfd 
Puls klein, 108. Ueber dem 1. O. L 
zl. intensive Dämpfg., abgeschwächtes 
Inspir. und vesic.-bronch. Exsp., zahl¬ 
reiche Rh., z. Th. halbklingend. R. 
Spitze suspect. Zl. viel Husten und Aus¬ 
wurf, der Tb.-Bacillen enthält. 


4) 

J. No. 

20 . 


Frl. P. R. 
27 Jahre 
Kellnerin 
aus Z. 


Vater soll an 
einer Pleuritis 
gestorb. sein. 


9 Monate 


222 Tage, 
vom 

20. 9. 88 
bis 

1. Mai 89 
später in 
Stellung bis 
1. 5. 90. 


Kommt von Weissenburg, woselbst Pat. 
4 Wochen lebte. Gw. 120 Pfd. Puh 
76—80. Schlaf und Appetit hier sofort 
bedeutend besser geworden. Wenig 
Husten, im Auswurf Koch'sche Bacillen. 
Ueber dem r. O. L. hinten u. bes. vom 
verkürzter Perc.-ton, Athmen rauh, Exspir. 
deutl. hauchend, spärliche Rh. L. Lunge 
intact. Kein Fieber. 


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99 


höchsten bewohnbaren Höhen noch aufweisen, so sehen wir doch in viel geringeren Höhen 
Athembeschwerden aufkreten und Symptome, die auf Sauerstoffmangel im Blute deuten. 
Egger erklärt das Wesen der Bergkrankheit als relative Anaemie. Ein Gesunder, der im 
Flachlande eine normale Zahl von Blutkörperchen besitzt, bat deren zu wenig, wenn er auf 
grosse Höhen kommt. Daher die identischen Beschwerden der Chlorotischen und der an 
Bergkrankheit Leidenden. Die Acclimatisation beruht in nichts Anderem, als in der Ver¬ 
mehrung der rothen Blutkörperchen. Bei Gesunden tritt diese rasch ein, viel langsamer bei 
solchen, die schon im Unterlande anämisch waren und oft gar nicht bei solchen, bei denen 
die blutbildenden Organe schwer erkrankt sind (Leukämie) oder nicht mehr functioniren, 
(hohes Alter). Die regulatorische Thätigkeit des Circulations- und Respirationssystems, 
grössere Frequenz der Herzschläge und der Athmung wird nur in der allerersten Zeit in 
Anspruch genommen, bis die eigentliche Compensation durch Vermehrung der rothen Blut¬ 
körperchen erfolgt ist.“ — 


Hämoptoe 

Verlauf 

Status bei der Abreise 

Letzter Bericht 
von Hause 

zu Hause 

hier 



Nie 

2 mal 
leichte 

Nachtschweisse nach 
den ersten 14 Tagen 

Ueber 1. Spitze verschärftes 
Athmen onne Rh. Puls 80. 

Meile g’est marine au commen- 
cement de Tannee 1890. Elle 


Hämoptoe 

nicht wieder aufge¬ 
treten. 

Gw. 122 Pfd. Appetit u. 
Schlaf gut. Allgemeinbe¬ 
finden gut. Sehr wenig 
Husten, kein Auswurf. 

a eu un enfant en bonne saute 
pendant le courant du mois de 
fevrier 1891. D’apres ses pa- 
rents eile est maintenant tout 
ä fait retablie et n’a pas eu 
besoin de soins medicaux dö- 
puis son sejour ä Davos. 

Dr. Schätzei. 

Einige 

blutige 

Sputa 

* 

Nie 

Ab und zu abendl. 
Temperatursteige¬ 
rungen bis 38,1. Ap¬ 
petit hob sich sehr 
bald, Schlaf stets 
etwas unruhig. 

i 

s 

i 

In der letzten Zeit fieberfrei. 
Appetit gut, Schlaf besser. 
Gw. 136 Pfd. Puls 80. Aus¬ 
wurf nicht mehr erhältlich. 
Ueber 1. Spitze schwaches 
aber sehr scharfes Athmen, 
mitetwasgedehntem Exspir. 
und noch leicht verkürzter 
Perc. ton. Patientin verlässt 
am 19. 3. 88 Davos u. geht 
auf 4 Wochen nach Gersau. 

Pat. ist seit Novbr. 88 verhei- 
rathet. — Sie ist in blühender 
Gesundheit, eine Hebe von 
Figur, aber kinderlos. 

Dr. Morsbach, jun. 
Pat. hat keine weiteren Cur- 
orte aufgesucht. 

Nie 

i 

i : 

Nie 

! 

! 

Nach 4 Wochen war 
Pat. völlig fieberfrei. 
Appetit u. Schlaf 
wurden sehr gut. 

1 Fieberfrei, Appetit u. Schlaf 
gut. Gw. 100 Pfd. Puls 
92—96. N ur noch Morgens 

1—2 Sputa, die wegen un¬ 
erwartet schneller Abreise 
der Kranken nicht mehr 
untersucht werden konnten. 
Athmen über 1. 0. L. lauter 
u. schärfer geworden, Exsp. 
hauchend. Am Tage öfter 

1 gar keine Rh. mehr zu hören. 

Frl. S. ist seit 3 Monaten ver- 
heirathet und von blühendem 
Aussehen; wie sie sagt, hustet 
sie gar nicht mehr. L. ob. 
etwas verkürzter Schall und 
ebendaselbst verschärftesAthm. 
und etwas gedehntes Exspir., 
kein Rasseln. Gewicht 115 Pfd. 
29. 9. 91. Dr. B. Giesker. 
Pat. lebt in Central-Amerika. 

Nie 

1 

I Nie 

1 

Constante, erheb¬ 
liche Gewichtszu¬ 
nahme. 

Am 25. Febr. 89 Gw. 134 
Pfd. Puls 60 -68. Ueber 
u. unterhalb der Clav, dextr. 
Einziehung, ebendaselbst 
verschärftes aber reines Ath. 
bei etwas gedehntem Exsp. 
Rb.»0. R. h. o. dasselbe. 
Kein Husten u. kein Aus¬ 
wurf mehr. j 

Im Frühjahr 1889 trat Pat. 
hier am Orte wieder in Stelle 
und arbeitete wie eine Gesunde 
bis 1. Mai 90. Trotz durch¬ 
gemachter Influenza konnte ich 
mich wiederholt von erfolgter 
definitiver Heilung überzeugen. 

Dr. L. Spengler. 

Im Juli 92 hatte ich sehr gute 
Nachrichten von der Patientin. 


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100 


No. 

Name, Alter, 
Beruf, 
Wohnort 

Heredität 

Dauer der 
Krankheit 
vor Ankunft 
in Davos 

Dauer der 
Kur 

in Davos 

i 

Status bei der Ankunft 

5) 

R. H. 

Der Gross- 

9 Monate 

187 Tage, 

Seit circa 9 Monaten Nachtschweisse und 

J. No. 

15 Jahre 

vater von 


vom 

Husten. Trotz genauer Instruktionen und 

23. 

aus M. 

mütterl. Seite 
u. die Mutter 
selbst starben 
an Phthise. 


15. 10. 88 
bis 

22. 4. 89 

eindringlicher Ermahnungen Auswurf 
nicht erhältlich. Appetit und Schlaf 
ordentlich. Puls 124. Gw. 82 Pfd. Temp. 
normal. R. Lunge intact. Ueber linker 
Spitze Perc.-ton verkürzt, Exspir. ver¬ 
längert, in Fossa suprasp. sin. RhonchL 
Pat. ist der Bruder der folgenden Nr. 

6 ) 

A. H. 

Pat. ist der 


175 Tage, 

Fieberfrei. Wenig Husten; nach Angabe 

J. No. 

13 1 /* Jahre 

Bruder des 


vom 

des Kranken kein Auswurf. Puls 92. 

29. 

aus M. 

soeben unter 
J. No. 23 er¬ 
wähnten 
Kranken. 
Schwer be¬ 
lastet 


20 . 10. 88 
bis 

22. 4. 89 

Gw. 74 Pfd. Schlaf u. Appetit ordentl 
R. Perc.-ton kürzer und höher als 1 
Ueber r. Clav, rauhes Athm., verl. Exspir. 
und auf der Höhe der Inspir. feine Rh. 
Im 1. J. C. R. r. verl. Exsp. ohne Rh. 
In r. F. suprasp. hauchendes Exspir. 
Linke Lungenspitze suspect. 

7) 

J. No. 
25 u. 
139. 

A. W. 

21 Jahre 
Kaufmann 
aus Z. 

Keine 

3 Monate 

174 Tage, 
im Winter 
1888/89 und 
149 Tage 
im Winter 
1889/90 

1 

Erkrankte Juli 88 unter pneumon. Er¬ 
scheinungen. Pat. ist 186 cm lang, Ge¬ 
wicht 150 Pfd. Puls 120. Auswurf ent¬ 
hält Bacillen. Erkrankg. erstreckt sich 
über den r. O. L. und den M. L. sowie 
h. über einen Theil des U. L. In Fossa 
supraspin. dextr. amphor. Athmen. L. 
Spitze suspect. Schlaf und Appetit gut 
Kein Fieber. Zu Hause 4 Wochen hoch 
gefiebert. 

8 ) 

R. B. 

Gin Bruder u. 

7—8 

140 Tage, 

* i 

Pat. ist fieberfrei. Puls 100. Gw. 103 Pfd. 

J. No. 

17 Jahre 

eine Schwest. 

Monate 

vom 

Vor 7 Monaten Blutg. mit hohem Fieber, 

38. 

aus 0. 

des Vaters, 
sowie ein 
Bruder der 
Mutter starb 
an Phthise. 
Vater starb an 
Typhus, ist ab. 
offenbar auch 
lungenleidend 
gewesen. 


25. 11. 88 
bis 

15. 4. 89 

i 

später Nachtschweisse. Pat. ist nicht 
dazu zu bewegen, Sputum zur Untersuchg. 
zu liefern. Ueber r. O. L. h. und vorn 
verkürzter Perc.-ton. Ueber r. Clav, ab¬ 
geschwächtes Ath. vrlgt. Exsp. u. Rhonchi 
1 . J. C. R. r. rauhes Athmen, hauchende« 
Exsp. ohne Rh. 2. J. C. R. zu rauhes 
Athmen. H.r. überO. L. rauhes, schwaches 
Athmen, hauchendes Exsp. u. Rh. L. Lunge 
frei. Schlaf u. Appetit zl. gut. 

9) 

J. L. 

Keine 

3'/» 

XI Tage, 

Am 26. 8. 88 starke Blutg. mit Fieber 

J. No. 
40. 

20 Jahre 
aus J. 
Bankange¬ 
stellter 


Monate 

vom 

3. 12. 88 
bis 

22. 2. 89 

bei 40,4 während 14 Tagen, dann bis 
Ende Novb. 88 Temperaturen zwischen* 
37,5—38,5. Im Sputum Bacillen. Pub 
120. Gw. 136 Pfd. Schlaf u. Appetit 
ordentlich. Ueber r. Spitze verkürzter 
Perc. ton, sehr abgeschwächtes Athmen. 
keine Rh. zu hören. 


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101 


Hämoptoe 

Verlauf 

Status bei der Abreise 

Letzter Bericht 
von Hause 

za Hause | 

hier 



Nie 

| 

Nie 

Hier nie Nacht- 
8 chwei88e. Regel¬ 
mässige Gewichts¬ 
zunahme und con- 
stante Abnahme der 
Pulsfrequenz. 

i 

Kein Husten, kein Auswurf. 
Schlafu. Appetit vorzüglich. 
Puls 80—84. Gw. 88 1 /* Pfd. 
L. Spitze steht jetzt l 1 / » cm. 
tiefer als rechte, sonst po¬ 
sitiv nichts mehr nachzu¬ 
weisen. 

Im Juli 90 wog Pat. schon 
95 Pfd. Zustand des Knaben 
R. H. hat sich noch weiter 
successive gebessert, Körper¬ 
gewicht nimmt stetig zu. 

Dr. Denzler. 

Pat. hat keinen andern Kurort 
mehr aufgesucht. — Auch im 
Juli 92 wurde mir die dauernde 
Heilung bestätigt. 

Nie 

1 

i 

1 1 

, 1 

1 ' 

| I 

1 

Nie 

Schlaf u. Appetit 
bald sehr gut. 

Kein Husten, kein Auswurf. 
Puls 80—84. Gw. 79 Pfd. 
Ueber rechter Spitze noch 
etwas verkürzter Perc.-ton, 
Exsp. noch etwas gedehnt, 
keine Rh. 

Im Juli 90 betrug das Gw. 
83 Pfd. — Zustand des Knaben 
A. H. hat sich noch weiter 
successive gebessert. Körper¬ 
gewicht nimmt stetig zu. 

Dr. Denzler. 

Pat. hat keinen anderen Kurort 
mehr aufgesucht. — Auch im 
Juli 1892 dauernde Heilung 
bestätigt. 

1 N ‘e ! 

I 

1 

i 

! j 

i 

i 

i 

i 

Nie 

! 

1 

1 

1 

1 

i 

1 

Constante Gewichts¬ 
zunahme. Mitte Okt. 
Puls 120. Mitte Nov. 
Puls 108. Mitte Dez. 
Puls 96. Mitte Jan. 
Puls 92. Mitte April 
Puls 76-80. 

12. 4. 89 Gw. 163 Pfd. 
Puls 76—80. R. oben Cirr- 
hose im Bereiche des O. L. 
u. des M. L. Daselbst auf¬ 
fallende Retraction. Leber- 
dämpfg. beginnt in Linea 
papiil. am untern Rande 
der 5. Rippe. Caverne 

trocken. Aeusserst spärliche 
Bacillen im Auswurf. Nur 
im 3. J. C. R. am Sternum 
einige knatt. Rh. bei Husten 
zu hören. 

Ende März 90. Retract. 
rechts oben deutlicher. Ca- 
veme nicht mehr nachzu¬ 
weisen. In der Spitze spär¬ 
licher knatt. Rh. bei Husten. 
In den letzten Wochen kein 
Auswurf mehr erhältlich. 
Gewicht 172 Pfd. Puls 80. 

Vor 2 ! /a Jahren hat Pat. Davos 
verlassen. Er erfreute sich 
seither stets des besten W ohl- 
seins und ist seit 4 Monaten 
in Cairo in einem grossen Kauf¬ 
hause beschäftigt und arbeitet 
in demselben wie jeder Gesunde. 
Sein Auswurf ist von seinem 
dortigen Arzte bacillenfrei 
befunden worden. 

Dr. L. Spengler. 

Ja mit 
l Fieber 

1 Nie 

i 

Nichts Besonderes. 

Puls 90. Gw. 110*/* P^. 
Appetit u. Schlaf sehr gut. 
Vorn r. oben scharfes Athm. 
mit etwas gedehntem Exsp. 
ohne Rh. H. r. oben Insp. 
noch rauh, Exsp. scharf, 
wenig gedehnt, keine Rh. 

Geht Pat. laut Bericht trotz 
durchgemachter Influenza vor¬ 
züglich. St udirt Zahnheilkunde. 
Hat keinen weiteren Kurort 
aufgesucht. 

Ja mit 
Fieber 

j Nie 

Puls stets hoch, erst 
in letzter Zeit sinkt 
er morgens auf 60 
und schwankt Abds. 
zwischen 80—100. 

R. Spitze steht etwas tiefer 
als linke; kaum eine Dif¬ 
ferenz im Athemgeräusch 
zwischen 1. u. r., keine 
Rhonchi. Kein Husten und 
kein Auswurf. Schlaf und 
Appetit sehr gut. Gw. 136 
Pfd. Puls schwankt Abends 
zwischen 80—110, Morgens 
60—68. 

Habe Pat. am 20. 6. 90. selbst 
untersucht. R. oben Cirrhose. 
Sputum bacillenfrei. Völlig 
arbeitsfähig. Dr. L. S p e n g 1 e r. 
Schriftl. Bericht vom 1. 3. 91 
lautet ausserordentl. günstig. 
Pat. stand nicht wieder in ärztl. 
Behandlg. Juli 1892 ebenso. 
Dr. L. Spengler. 


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102 


No. 


Name, Alter, 
Beruf, 
Wohnort- 


Heredität 


Dauer der 
Krankheit 
vor Ankunft 
ln Davos 


10) I E. F. 

.1. No. || 36 Jahre 
44 II Kaufmann 
auB Z. 


J. No. 
49 


12 ) 

J. No. 
50. 84 
205 


A. 

51 


E. K. 
36 Jahre 
Kaufmann 
aus Z. 


Ein Bruder 
starb an 
Phthisis- 
galopp. 


3 Mon. 


Keine. 
Ein Kind 
des Pah 
starb an 
Mening.-Tub. 


C. H. 

21 Jahre 
Techniker 
aus B. 


J. E. 

18 Jahre 
aus 

F. a. M. 


3 Mon. 


Dauer der 
Kur 

in Davos 


125 Tage, 
vom 

5. 12. 88 
bis 

10. 4. 89 


84 Tage, 
vom 

20 . 12 . 88 

bis 

16. 3. 89 


Eine Sch west, 
der Mutter 
starb an 
Phthise 


3 Vs Mon. 


Keine 


In Summa 
U/t Jahr 
incl. mehrere 
Unterbrechg. 


Status bei der Ankunft 


Einige 
Monate. 
Erkrankte 
mit 13*/ 2 
Jahren. 
Hatte eine 
phthi- 
sische 
Bonne 


4 Winter 
und 1 Sommer 
ä 3—6 
Monate 


Im Sept. u. Oktob. 88 mehrere Lungen¬ 
blutungen. Schlaf unterbrochen, Appetit 
zl. gut. Ueber 1. Spitze Athmen zu rauh, 
unbestimmt und verschärftes, etwas ver¬ 
längertes Exspir., sowie Aber Clav, einige 
Rh. Ebenhier Perc.-ton etwas kürzer 
und höher als r. Im Sputum konnten 
Bacillen nachgewiesen werden. Fieber¬ 
frei. Gw. 124 Pfd. Puls 72—76. 

Pat. fiebert seit 14 Tagen. Hier fiebert 
er während weiteren 5 Wochen bis 38,7. 
dann Abfall zur Norm. Auswurf sp&rL. 
aber sehr stark bacillenhaltig. Gw. 105 
Pfd. Puls 120. Ueber 1. O. L. verkürzter 
Perc. ton. Daselbst Athmen rauh, Exspir. 
deutl. verlängert und verschärft; spärl.i 
Rh. Appetit klein, Schlaf schlecht, ab 
und zu Nachtschweisse. 


Erk ran kg. begann mit Hämoptoe. Fieber 
bis 39.5, Nachtschweissen, starkem Husten¬ 
reiz , wenig schleimigem Auswurf. In 
demselben wurden nie Bacillen gefunden, 
dagegen reagirte Pat. im Novo. 90 auf 
2 mllgr. Tuberculin 3 Tage lang. Weitere 
Koch’sche Injectionen wurden nicht ge¬ 
macht. Ueber beiden Lungenspitzen 
bes. r. deutl. Infiltrationserscheinungen. 
Gw. 147 Pfd. Puls 100-120. 


Pat. erkrankte im Sommer 84 u. stand 
hier in Davos (Fieber angek.) im Winter 1 
84/85, vom 9. 1. 86 bis 15. 4. 87 u. vom 
23. 1. 88 bis 29. 5. 88 in Beliandlg. eines; 
andern Arztes. Im Sommer 88 zu Hause 
schwere exsud. Pleuritis links, nachdem 
das derbe Infiltrat (mit Cavernenbildg.} 
des 1. 0. L. und die leichtere Erkrankung 
des 1. H. L. fast völlig zurückgegangen. 
— Bacillen constatirt. — Bei Eintritt in, 
meine Behandlung im Dez. 88 constatirte 
ich: Puls 120, Gw. 103 1 /* Pfd., Temp 
normal, Pharyngitis granulöse, Otitis! 
media, tuberc. Granulom am 1. Taschen ! 
band; vicar. Emphysem der r. Lunge. 
Starke Retraction der ganzen 1. Thorax-; 
hälfte. Linke Lunge betheiligt sich an, 
der Athmung sehr wenig. — Hochstand' 
des Zwerchfelles links (5 C.) Intens. 
Dämpfe. über 1. 0. L., weniger intensiv 
über U. L. Ueber ganzem 1. 0. H. vorn 
u. h. Athmen rauh, schwach, Exsp. 
broncho-vesicul., spärL feines Knistern. 
Ueber 1. H. L. abgeschw. rauhes Athmen 
ohne Rh., pleurit. Schwarte. 


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103 


Verlauf 


Status bei der Abreise 


Letzter Bericht 
von Hause 


Pat. leidet an hart¬ 
näckig. Obstipation. 


Appetit und Schlaf gut. 
Ueber 1. Spitze verschärftes 
Atbmen ohne Rh. Gw. 126 
Pfd. Puls 68—72. Kein 
Husten und kein Auswurf. 


Konnte mich persönlich noch 
vor einigen Monaten von dau¬ 
ernder Heilung überzeugen. 

Dr. L. Spengler 


Schlaf und Appetit 
werden sofort besser 
und nimmt Pat. trotz 
des in den ersten 5 
W ochen bestehenden 
Fiebers in dieser Zeit 
schon Ö^fPfd. an Ge¬ 
wicht zu. Puls fällt 
ganz allmählich von 
120 auf 100. 


2mal Perityphlitis. 
Vor VL Jahren hat 
Pat. geheirathet, hat 
ein gesundes Kind. 


Puls nimmt langsam 
aber constant an Fre¬ 
quenz ab, von 120 
bis 92. 


Völlig fieberfrei. Gw. 122 
Pfd. Zunahme in 84 Tagen 
17 Pfd. Puls 100, keine 
Nachtschweisse. Schlaf u. 
Appetit vorzüglich. Ueber 
1. O. L. vorn und hinten 
Insp. noch rauh. Exsp. ver¬ 
längert u. verschärft. Rh.-O. 
Pat. will absolut nach Hause. 
Dort anhaltende Besserung. 
Vgl. letzten Bericht. 


Seit bald 3 Jahr, lebt Herr H. 
als Geschäftsmann in Davos. 
Seiner Lunge wegen hat er 
mich während dieser Zeit 
nie consultirt. Auf meine 
Veranlassg. hin wurde er im 
Aug. 92 von mir untersucht. 
Gw. 165 Pfd. Puls 60—68. 
Ueber d. r. Spitze verschärf¬ 
tes Athmen sonst positiv 
nichts mehr nachzuweisen. 
Pat. ist in eine Lebensver- 
sicherg. aufgenommen wor¬ 
den. Dr. L. Spengler. 

Wenig schleimiger Auswurf, 
der keine Bacillen enthält. 
Gw. 107 Pfd. Puls 92. Re- 
traction der 1. Thoraxhälfte 
hat zugenommen. Pharyn¬ 
gitis granul. geheilt. Otitis 
media bedeut, gebessert. 
Das Granulom des l.Taschen- 
bandes soll zu Hause gal- 
vanocaust. entfernt werden. 
Ueber 1. O. L. schwaches, 
verschärftesAthmen, Exspir. 
versch. u. verläng., keine Kh. 
Ueber 1. U. L. abgeschwäch¬ 
tes vesicul. Athmen. All¬ 
gemeinzustand der eines 
Gesunden. 


Im Juli 90 war Pat. wieder für 
3 Wochen in Davos. Seit er 
Davos verlassen, ging er ohne 
Unterbrechung seiner Arbeit 
nach. Er hat weitere 27 Pfd. 
an Gw. zugenommen. Derzei¬ 
tiges Gewicht 149 Pfd. Ge- 
sammtzimahme44 Pfd. L.oben 
kleine Narbe. — Im Sommer 
92 Pat. in Z. gesprochen. Es 
geht ihm andauernd ausgezeich¬ 
net. Dr. L. Spengler. 

Siehe Rubrik 
„Status bei der Abreise“. 


Habe Pat. vor einigen Monaten 
selbst gesehen. Otitis media 
geheilt. Granulom des 1. 
Taschenbandes abgetragen. La- 
rynx normal. Complete Cir- 
rhose der 1. Lunge ohne Rh. 
Pat. hat im Winter 90/91 u. 
91/92 eine grosse Anzahl Bälle 
mitgemacht. Lebt wie eine 
Gesunde. Dr. L. Spengler. 


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104 


« Name, Alter, ! Dauer der j Dauer der 

No. Beruf, Heredität | Kr “ 1 ? iei ‘ Kur Status bei der Ankunft 

1 vor Ankunft 

Wohnort | in Davos in Davos 

14) i Frau W. L. I Sämmtliche 2 */, Jahre 100 Tage, Frühjahr 86 Pleuritis exsud. Sommer 86 

J. No. 31 Jahre ! Geschwister | i vom Husten u. Auswurf u. Fieber, öfter 

54 aus Z. | der Mutter der. 27. 12. 88 Hämoptoß; Bacillen im Auswurf. Sommer 

jetzt in B. Patientin | bis 87 in Weissenburg. Gw. 110 Pfd. Pul* 

starben an I 9. 4. 89 108. Kein Fieber. Ueber r. O. L. Dämpfg. 

Phthise. 1 Ueber r. Clav. u. im 1 . J. C. R r. Insp. 

| rauh, Exsp. deutlich verlängert, einige 

| mittelbl. Rh., auch Gimen. 2. J. C. R. 

i verschärftes Exsp. ohne Rh. H. r. über 

0. L. zl. genau dieselben Verhältnisse. 
L. Spitze suspect. Appetit klein, Schlaf 
unterbrochen. 

I 

15) ' R. E. Vater des Pa- Erkrankte 55 Tage, Febr. 88 Fieber, Husten u. Auswurf. 

J. No. 23 Jahre tienten starb in Mailand vom Sommer 88 Besserung. Seit Dez. 88 be- 

64. Kaufmann vor einigen vor 1 Jahre 23. 1. 89 ständig Fieber, auch jetzt noch bis 38.5. 

aus Z. Monaten an bis Wenig Auswurf, aber bacillenbaltig. 

Phthise. 19. 3. 89 Gw. 110 Pfd. Puls 108—112. Schlaf 

, u. Appetit zl. gut. Nachtschweisse. R. ob. 

[ verkürzter Perc. ton. Vorn u. h. oben 

lj jrauhes Insp., verlängertes u. verschärftes 

ii Exspir. u. spärl. Rh. 


16) ' A. U. Mutter starb 17 Monate 84 Tage, Pat. ist sehr gross u. muskulös. Hat seit 

J. No. j 31 Jahre an Phthisis i 26. 1. 89 er erkrankt 18 Pfd. an Gew. verloren. 

65. | aus St. S. gallopp. | bis Gewicht 157 Pfd. Puls 100. Abends ab 

Kaufmann 1 21. 4. 89 ] und zu 37,8 in axilla. Auswurf nicht sehr 

j I reichlich, enthält aber sehrviele Bacillen. 

I ! ! Dämpfg. über r. 0. L. u. theilweise M. L. 

| Ueber Clav. r. Insp. scharf, rauh, Exsp. 

! vesico-bronch. mit amphor. Hauche in der 

i I Tiefe, Rh. spärlich. 1 . J. C. R. Exsp. 

I vesico-bronch. Rh. spärl. 2 . J. C. R. 

verlg. Exspir. meist keine Rh. 3. J. C. R. 
I I | vlg. Exspir. ohne Rh. H. r. Über O. L. 

Exsp. broncho-vesicul., spärl. Rh. Ueber 
i; I .1. Spitze Athmen zu rauh, Exsp. etwas 

j verlgt. Rb.-O. Schlaf u. Appetit zl. gut. 


17) ! 0. K. Mutter starb 8 Jahre i 83 Tage, Hat etwas Husten u. Auswurf seit 8 Jahren. 

J. No .' 1 37 Jahre an Phthise, vom Verschlimmerung vor 1 Jahre, 2 mal Blu- 

76. Kaufmann ein Bruder an 15. 1. 89 tung. Temperatur normal. Gw. 128 Pfd. 

, aus A. tuberc. Me- bis Schlaf u. Appetit schlecht. Ueber ganzem 

ningitis. 9. 4. 89 1. 0. L. Dämpfg, verschärftes Athmen 

j I u. deutl. verlängertes, hauchendes Exspir. 

| Inspiratorische Rh. Im Auswurf Bacillen. 


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105 


Hämoptoe 


Verlauf 


zu Hause 


hier 


Status bei der Abreise 


Letzter Bericht 
von Hause 


Ja 

wieder¬ 
holt heftig. 


Nein d. h. Ende Febr. 89 nach 
einige Schnupfen mit hoh. 


blutig ge¬ 
füllte 
Sputa. 


Fieber einher- 
genendeOtitis media. 


Schlaf u. Appetit gut. Pula 
92. Gw. 116 Pfd. Otitis 
media geheilt. Kein Husten 
u. kein Auswurf mehr. All- 
1 gemeinbefinden sehr gut. 
Ueber r. 0. L. noch etwas 
verminderte Sonorität. Ath- 
men verschärft, Exsp. etwas 
gedehnt; keine Rh. mehr 
seit einigen Wochen. 


Am 23. 9. 91 u. 24. 9. 92 theilt 
mir Pat. mit, dass sie seit ihrer 
Kur in Davos keinen Arzt mehr 
consultirt, nie mehr Blut ge¬ 
hustet und keinen Auswurf 
mehr habe, sich überhaupt 
völliger Gesundheit erfreue, 
während sie vordem 2 1 / 2 Jahre 
fortwährend krank gewesen sei. 

Dr. L. Spengler. 


Nie 


Nie 


Nachtschweisse und 
Fieberverschwanden 
nach 14 Tag. völlig. 


Fieberfrei. Gewicht 118 Pfd. 
Puls 100. Kein Husten u. 
kein Auswurf mehr. Schlaf 
u. Appetit sehr gut. Ueber 
r. Spitze verminderte Sono¬ 
rität u. ebendaselbst h. so¬ 
wohl als bes. vorn Athmen 
schart, noch etwas rauh, 
Exspir. verlängert, aber 
keine Rh. 


Pat. hat laut Bericht seit 
Sommer 88 seiner Lunge wegen 
keinen Arzt mehr consultirt. 
Er arbeitet seit dieser Zeit den 
ganzen Tag wie ein Gesunder, 
hat weder Husten noch Aus- 
wurf. 22. 6. 92. 

Dr. L. Spengler. 


Nie 


i 


i 


Nie 


Die leichten abend¬ 
lichen Temperatur¬ 
erhöhungen ver¬ 
schwanden nach 14 
Tagen. Appetit so¬ 
fort sehr gesteigert 
u. Schlaf gebessert. 


Schlaf u. Appetit vorzüglich. 
Gw. 178. Zunahme also 21 
Pfd. in 84 Tagen. Puls 84. 
Im Sputum noch Bacillen. 
Ueber r. Clav. u. im 1. J. 
C. R. Athmen scharf, Exsp. 
broncho-vesic., am Sternum 
einige knatt. Rh. bei Husten. 
2 u. 3. J. C. R. verschärftes 
Athmen ohne Rh. H. ob. r. 
über 0. L. verschärftes Ath¬ 
men u. verl. Exsp. ohne Rh. 
Ueber 1. Clav. u. F. suprasp. 
sin. etwas verschärftes Ath¬ 
men. Husten u. Auswurf 
sehr gering. Pat. will ab¬ 
solut nach Hause. 


Ueber r. Spitze leichte Dämpfg. 
F. supracl. dextr. mehr ausge¬ 
sprochen als links. Daselbst 
verschärftes vesicul. Athmen 
ohne Rh. Sonst rechts kein 
abnormer Befund. Ueber 1. 
Clav, abgeschwächtes vesic. 
Athmen. Juli 1890. 

Dr. Löffler. 

Im Juni 1892 schreibt Pat., 
dass er von 2 Aerzten als voll¬ 
ständig gesund erklärt und da¬ 
rauf hin in eine Lebensver- 
sicherg. aufgenommen worden 
sei. Dr. L. Spengler. 


Ja 2 mal 
heftig 


Nie 


Schlaf und Appetit 
besserten sich sofort. 


Puls 72. Gw. 141 Pfd. 
Sputum enthält noch sehr 
spärl. Bacillen. Ueber 1. 
Clav, sehr scharfes Athmen. 
Exsp. verlängert, keine Rh. 
1. J. C. R. ebenso, aber am 
Sternum einige knatternde 
Rh. 2. J. C. K. verschärftes 
Athmen ohne Rh. Ebenso 
h. 1. oben in F. infrasp. 
In F. suprasp. sehr scharfes 
Ath., verlängertes Exspir. 
ohne Rh. 


Herr K. ist seit seiner Rück¬ 
kehr aus Davos vollkommen 
gesund gewesen, hat sein Ge¬ 
schäft ungehindert weiter ge¬ 
führt und zwar in den letzten 
2 Jahren ganz allein, während 
er früher einen Gesellschafter 
hatte, der die anstrengenden 
Geschäfte, bes. das Reisen, be¬ 
sorgte. Meine ärztl. Hilfe ist 
seit der Rückkehr von Davos 
nicht wieder in Anspruch ge¬ 
nommen, ich weiss aber doch, 
dass seitdem eine irgend be¬ 
deutendere Erkrankung nicht 
vorgekommen. Dr. Knatz. 


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106 


No. 

Name, Alter, 
Beruf, 
Wohnort 

Heredität 

Dauer der 
Krankheit 
vor Ankunft 
in Davos 

Dauer der 
Kur 

in Davos 

Status bei der Ankunft 

18) | 
J. No. 
128. ! 

i 

[ 

Dr. med. S. 

26 Jahre 
Arzt aus B. 

Keine 

1 

i 

3 Monate 

5 Monate, 
vom 

20. 10. 89 
bis 

24. 4. 90 

Gw. 121 Pfd. Puls 108-112. Temperatur 
normal. Im Auswurf sehr viele Koch’sche 
Bacillen. Ueber dem r. O. L. h. u. vom 
verminderte Sonorität, rauhes Insp., hau¬ 
chendes Exspir. u. knatt. Rh. nach Husten 
bes. vorn. Hochgradige Anaemie. Appetit 
zl. gut. Schlaf unterbrochen. 

19) 

J. No., 
224. 

i 

l 

1 

i 

Dr. med. D. 
32 Jahre 
pract. Arzt 
aus D. 

Keine 

3 Monate 

1 

j 

9 Monate, 
vom 

; 16. 4. 90 

| bis 

14. 3. 91 

Gew. 123 Pfd. Puls 104—108. Abend* 
37,8 bis 38,2. Im Auswurf Koch’sche 
Bacillen. Erkrankung im Anschluss an 
Typhus abd. u. Influenza. Ueber r. O, 
L. deutl. verkürzter Perc. ton. Athmen 
daselbst rasch, schwach, Exsp. deutL 
verlängert. Rh. M. L. suspect. bes. h., 
L. Spitze ebenfalls suspect. Appetit klein. 
Schlaf unterbrochen. 


Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

Darstellung antiseptischer Gaze. Das in Deutschland übliche Verfahren 
der Fixirung der Antiseptica durch Stearin, Ricinusöl, Colophonium, Terpentin, Gly¬ 
cerin etc. ist neuerdings nach einer Vorschrift von F. Gay in Montpellier dahin mo- 
dificirt worden, dass man als Lösungsmittel Benzin und als Appretur eine Mischung 
von Vaselinöl und Resina Elemi verwendet. Benzin eignet sich besonders deshalb, 
weil man wegen seiner raschen Verflüchtigung die Gaze nicht lange der Luft, dem 
Lichte und dem Staube auszusetzen braucht; die Appreturmasse ist ohne jede irriti- 
rende Eigenschaft, beeinträchtigt die Geschmeidigkeit des Gewebes nicht, verzögert 
soviel wie möglich die Verflüchtigung flüchtiger Antiseptika und verdeckt daneben 
auch den Geruch. Für Carbolgaze giebt Gay folgende Vorschrift: Benzin 360 ccm, 
Aether 40 ccm, Vaselin liq. 5 ccm, Elemi 2 gr, Acid. carbol. 20 gr, 5 m Gaze 
(80 cm breit). Die Gaze hat im Dem 8/11 Fäden. Wendet man starke Gaze mit 
11/13 Fäden an, so hat man 450 ccm Benzin, 50 ccm Aether, 6 ccm Vaselin liq. 
und 2,50 Elemi zu nehmen. In derselben Weise sind zu bereiten die Gazen mit 
Salicylsäure, Salol, Kresol, Naphtol, Thymol, Aristol, Resorcin, Jodol, Phenol, cainpho- 
rat. und Sublimat. Jodoformgaze: Benzin 600 ccm, Aether 400 ccm, Vaselin 
liquid. 8 ccm, Elemi 4 g, Jodoform 50 gr zu 10 m leichter Gaze. Die Färbung 
der Flüssigkeit wird durch Zusatz von 5 Tropfen Ammoniak verhindert. In gleicher 
Weise werden Gazen hergestellt aus Bismuth. subnitr., Bismuth. salicyl., Cyanat. Zinci 
et Hydrarg., Zinc. sulfuros., Zinc. oxydat. etc. Für Dermatolgaze empfiehlt Gay Benzin 
800 ccm, Aether 400 ccm, Vaselin liq. 25 ccm, Elemi 5 gr, Dermatol 50 gr auf 
10 m Gaze. 

Montpellier med. 1892 No. 31 durch Pharm. Zeitg. 1893, 64. 

Lüdtke (Altona). 


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107 


Hämoptoe 

Verlauf 

Status bei der Abreise 

Letzter Bericht 
von Hause 

zu Hause 

| hier 



Keine 

I 

j 

i 

1 Keine 

i 

Influenza 

Gw. 127 Pfd. Puls 80—88. 
Ueber dem r. O. L. scharfes 
Athmen, etwas verlängertes 
Exspir., bei Husten leise 
knatt. Rh. spärliche. Anae- 
mie gehoben. Sclilaf und 
Appetit vorzüglich. Aus¬ 
wurf minimal. Koch’sche 
Bacillen sehr spärlich, die 
sich im Laufe des Sommers 
zu Hause ganz verloren 
haben. 

Pat. war im Winter 1890/91 
8 Wochen in Davos. Er wurde 
nicht nach Koch behandelt. 
Bacillen wurden seit Juli 90 
nicht wieder gefunden. Ueber 
dem r. 0. L. verschärftes Ath¬ 
men ohne Rh. Ich habe Pat. 
im Mai 92 in B. selbst unter¬ 
sucht. Narbe r. oben. Sputum 
bacillenfrei geblieben. Völlige 
Heilung. Pat. geht seinem Be¬ 
rufe ohne Störung nach. 

Dr. L. Spengler. 

Ja 1 mal 

Nie 

i 

i 

1 

1 

Wurde nach Koch 
behandelt. Unbe¬ 
deutende Reactions- 
erscheinungen. 

Gw. 184 Pfd. Puls 72. 
Temp. normal. Seit Wochen 
kein Auswurf mehr. Spu¬ 
tum bacillenfrei. Ueber r. 
0. L. verschärftes Athmen 
ohne Rh. Schlaf u. Appetit 
vorzüglich. 

Pat. war im Sommer 1892 
während 4 Wochen in Davos. 
Sputum bacillenfrei geblieben 
trotz abermals durchgemachter 
Influenza und trotz sehr ange¬ 
strengter Praxis. Ueber r. 0. 
L. verschärftes vesicul. Athmen 
ohne Rh. Dr. L. Spengler. 


Wohlschmeckender Leberthran. Neuerdings hat sich Eisenschitz dami* 
beschäftigt, den unangenehmen Geschmack des Leberthrans zu corrigiren. Es wurde 
ein mehrfach durch Kohle filtrirter Leberthran und als Zusätze eine Lösung von 
chemisch reinem Saccharin in Essigäther bezw. in Erdbeeräther (1:10) verwendet. 
Verf. hat 4 verschiedene Mischungen hergestellt: 1) Essigäther-Saccharin-Lösung 1,0, 
Leberthran 50,0. 2) Auf je 100 gr der Mischung 1 noch 2 Tropfen Pfefferminzöl. 

3) Auf je 200 gr der Mischung 1 noch 3 Tropfen Zimmtöl. 4) Erdbeeräther-Sac- 
charin-Lösung 1,0, Leberthran 50,0. Die letzte Mischung bildet eine dünne Emulsion 
und soll an Wohlgeschmack alle übrigen übertreffen. 

Rundschau 1893, 93. Lüdtke (Altona). 

Sterilisirte Jodoformöl-Emulsion. Stubenrauch hat mit Jodoform-Injec- 
tionen, welche mit Glycerin etc. hergestellt waren, unangenehme Erfahrungen gemacht 
und empfiehlt nun zur Darstellung derartiger Jodoformemulsionen folgendes Verfahren: 
In einem mit Sublimatlösung ausgewaschenen und dann mit Aether gereinigten Glas- 
cylinder wird Oliven-Oel durch Aufkochen sterilisirt und nach dem Erkalten das Jo¬ 
doform darin durch Schütteln vertheilt. (Das Jodoform bleibt in solchen Oel-Emul- 
sionen vorzüglich suspendirt, wenn dasselbe mit der gleichen Menge Lanolin, pur. 
verrieben war. Ref.) 

Rundschau 1893, 93. Lüdtke (Altona). 

Zur localen Behandlung von Lungenerkrankungen in Form von In¬ 
halationen dient das von Dr. 0 Siemon, prakt. Arzt in Cottbus, erfundene Fläsch¬ 
chen. Dasselbe beruht auf dem Princip der Wasserpfeife und ist zur Inhalation 
ätherischer Oele und anderer, bei gewöhnlicher Temperatur flüchtiger Substanzen, wie 
Kreosot, Menthol, Alkohol, Chloroform u. s. w. bestimmt 


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108 


Der bei solider Ausführung kompendiöse Apparat ist zum Preise von 3 Mark 
durch die Apotheken zu beziehen oder direkt von der Firma „v. Poncet, Glashütten¬ 
werk Berlin.“ 

Das Newton-Nixon-Thermometer ist mit einer Klemmvorrichtung versehen, 
die nach Entfernung des Deckels das Thermometer in der Hülse zurückhält. Letz¬ 
tere besitzt einen Längsschlitz, um das Ablesen zu ermöglichen. Beim Einlegen des 
Thermometers in den Mund des Kranken beisst derselbe nicht auf das Glas, sondern 
auf die Hülse. Das Instrument ist mit Maximal-Vorrichtung und einem Ring zum 
Anhängen an die Uhrkette oder dergl. versehen. 

Brit. Med. Journal, 4. II. 93. H. Citron (Berlin). 

Urine Charts zum Einträgen des Urin-Befundes (Hardrig and Co.), enthalten 
Rubriken für Quantität, Farbe, Reaction, spec. Gewicht, Eiweiss etc. etc. und sind 
mit einem Control-Blatt zur Aufbewahrung versehen. 

Brit. Med. Journal, 21. I. 93. H. Citron (Berlin). 

Groppler’s Eisen-Mangan-Likör ist ein vollständig neutrales, wohlschmecken¬ 
des Eisenpräparat, das sowohl Kindern als auch Erwachsenen verabreicht werden kann. 
Des billigen Preises wegen (500 Gr. Flasche 2 M.) kann das Präparat vornehmlich 
auch in der Kassen- und Armenpraxis angewandt werden, und stellt sich dasselbe 
ganz bedeutend billiger als das Eisenalbuminat der Pharmakopoe. 

Die Anwendung ist „dreimal täglich ein Likörglas voll“ und zwar wird das 
Präparat rein oder mit Wasser vermengt genommen. Auch mit kohlensäurehaltigen 
Mineralwässern ist das Präparat klar mischbar; diese Mischung ist sogar sehr 
empfehlenswerth. Die metallischen Bestandteile sind so normiert, dass auf 100 Theile 
des Präparates 0,5 Theile Eisen und 0,085 Theile Mangan kommen. 

Da, wo flüssige Arzneimittel nicht verabreicht werden können, sind „Gropp¬ 
ler’s Eisen-Mangan-Peptonat-l)rag6es,“ (Pil. ferro mang. Groppler) äusserst 
bequem. Die Anwendung ist 3 mal täglich 2—6 Pillen. Der Preis stellt sich für 
einen Karton mit 125 Dragees auf 1,50 M. Zu beziehen sind die genannten Prä¬ 
parate durch sämmtliche Apotheken des In- und Auslandes. Red. 

Ueber sterilisirte aseptische und antiseptische Einzelverbände. Ihr 
Werth und ihre Beschaffung für den praktischen Arzt. Von Privatdocent 
Dr. Dührssen-Berlin. 

Für jeden praktischen Arzt wird die vom Verf. eingeführte Neuerung von 
grossem Interesse sein. Das Bestreben, wirklich keimfreie Verbandstoffe dem Arzte, 
der nicht selbst im Besitz eines Sterilisationsapparates ist, zugänglich zu machen, 
hat ihn dazu geführt nur soviel Verbandmaterial, als gerade für einen einzelnen 
Verband nothwendig ist, zu sterilisiren und nach der Sterilisation sogleich luft- und 
wasserdicht zu verschliessen. Die Herstellung wird genau nach den Angaben des 
Verfassers von der chem. Fabrik von Dr. med. Mylius in Berlin besorgt. Die Ver¬ 
bandstoffe werden in einer Blechbüchse, deren Boden und Deckel durchbohrt ist, ste¬ 
ril isirt, die Oeffnungen sofort nach der Sterilisation durch Zulöthen geschlossen. In 
dieser Blechbüchse können die Verbandstoffe beliebig lange aufbewahrt werden. Dass 
die auf diese Weise präparirten Verbandstoffe vollkommen steril sind, ist durch bak¬ 
teriologische Untersuchung festgestellt. Verf. hat eine grosse Anzahl solcher Büchsen 
sowohl für geburtshülfliche und gynäkologische, wie für chirurgische Zwecke her- 
stellen lassen, deren jede eine bestimmte Menge Gaze, Watte, Binden, Jodoformpulver 


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109 


etc. enthält. Es sind Büchsen mit sterilisirtem aseptischem und solche mit sterilisir- 
tem antiseptischem Material vorhanden; als solches wird Jodoformgaze benutzt, deren 
Sterilisation gelungen ist, ohne dass Zersetzung des Jodoforms eintritt, indem jede 
Berührung derselben mit der metallischen Wand durch Auskleidung mit Pergament¬ 
papier und Wattescheiben verhindert wird. Verf. empfiehlt die Anwendung dieser 
Büchsen besonders bei allen Entbindungen, er schlägt vor, die von ihm für diesen 
Zweck zusammengestellten Büchsen 1—3 bei jeder Geburt zu verschreiben. Weiter¬ 
hin können diese sterilisirten Einzelverbände zweckmässigerweise anstatt der bisher 
gebräuchlichen Verbandkästen auf Sanitätswachen, in Fabrikräumen, auf Polizeiwachen 
und dergl. mehr vorräthig gehalten werden. 

Therapeutische Monatshefte, December 1892. Hermes (Berlin). 

Diätetik. 

lieber Proteinmehle. Von H. Spindler. 

Die Protei’nmehle w f erden nach einem, H. Nördlinger patentirten Verfahren aus 
den Rückständen der Oelgewinnung, die wegen ihres Reichthums an Kohlenhydraten 
und Proteinstoffen geschätzt werden, hergestellt. Aus den Oelkuchen werden die Fett¬ 
säuren mit Alkohol extrahirt, die Rückstände werden unter Umständen geröstet und 
mit Dampf ausgelaugt* und der grösste Theil der Cellulose wird nach den bei der 
Müllerei angewendeten Methoden entfernt. Das Endproduct ist ein stickstoffreiches 
Mehl, welches sowohl für sich allein zu schmackhafter Waare verbacken, als auch 
nährstoffärmeren Mehlen zugemischt werden kann. Die untersuchten Proteinmehle 
enthielten: 5,63—8,59 °/ 0 Wasser, 3,78—4,20 °/ 0 Asche, 9,77—17,08 °/ 0 Fett, 
45,75—53,13 °/ 0 Stickstoffsubstanz, 3,74—7,33 °/ 0 Rohfaser, 16,27—23,90 °/ 0 stick¬ 
stofffreie Extractivstoffe. 

Zeitschr. f. angew\ Chemie 1892 S. 607 durch Zeitschr. f. Nahrungsm.-Unters. 
Hyg. u. Waarenk. 1892 VI. 457. Lüdtke (Altona). 


Malzextract und seine Bestandtheile von Helbing und Passmore. 

Bei der Beurtheilung des Malzextract es kommen folgende Punkte in Frage: Der 
Diastase-, Maltose- und Phosphatgehalt, sowie die allgemeinen Eigenschaften: Geruch, 
Geschmack, Konsistenz, Haltbarkeit, Wassergehalt etc. Die* Verf. halten die Unter¬ 
suchung auf Diastase für besonders wichtig und führten dieselbe in der Weise aus, 
dass sie 50 ccm einer 1 °/ 0 Stärkelösung bei 40—42° C mit 5—10 ccm einer 5 °/ 0 Malz- 
extractlösung versetzten und nun die Umwandlung der Stärke in Dextrin etc. (Ver¬ 
dauung) feststellten. Die Zeitdauer dieser Verdauung schwankte bei sieben Proben 
zwischen 9 und 55 Minuten bei Anwendung eines gleichen Gewichts Stärke. Ebenso 
variirte der Gehalt der übrigen Bestandtheile, so dass eine scharfe Controle zum 
Ausschluss der minderwerthigen Malzextracte wünschenswarth erscheint. 

Helbings Pharmakological Record XII durch Ph. Ztg. 1892, 809. 

Lüdtke (Altona). 


Analytic notes on liquid malt-extracts. Von H. Leffmann. 

Bei der Untersuchung einer Reihe derartiger Präparate ist der Verf. zu dem 
Resultat gekommen, dass dieselben keine diastatische Wirkung entfalten und dass sie 
als Nährmittel von gar keiner oder nur geringer Bedeutung sind. Ein Theil der 
amerikanischen Fabrikate enthielt Salicylsäure, welche die Verdauung direct schädigt, 
andere sollten angeblich ganz alkoholfrei sein, wiesen aber in Wirklichkeit grösseren 
oder geringeren Gehalt an Alkohol auf. Wie w r enig man sich über den durch dieselben 
zu erzielenden Effect klar ist, ist aus der Verordnungsweise zweier hervorragender 


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ilö 


amerikanischer Therapeuten ersichtlich, von denen der Eine das Malzextrakt vor den 
Mahlzeiten, der Andere nach denselben nehmen lässt. 

Medical News 28. Jan. Renn er t (Hamburg). 

Meat juice (Brand and Co.) ist der kalt ausgepresste Saft von bestem, englischem 
Fleisch. Derselbe stellt eine ziemlich concentrirte Flüssigkeit (00°/ o Wasser) von 
angenehmem Geschmack dar, die die löslichen Bestandteile des Fleisches nahezu voll¬ 
ständig enthält. 

Brit. Med. Journal 21. I. 93. H. Citron (Berlin). 

Nutrient wine of beef peptone (Armour and Co.) ist eine Verbindung vou 
Sherry mit Pepton. Der Wein enthält etwa 30 °/ 0 feste Bestandteile, giebt die 
Biuret-, nicht die Parapepton- und Albumosen-Reaction und soll von angenehmem Ge¬ 
schmack sein. Die Asche enthält hauptsächlich Phosphate. 

Brit. Med. Journal 21. I. 93. H. Citron (Berlin). 

Spoiige Cakes für Diabetiker werden aus Mandeln hergestellt und mit Glycerin 
gesÜsst. Geschmack und Aussehen sollen angenehm sein. Sie enthalten weder Stärke 
noch Zucker. Fabrikant: S. Callard, London. 

Brit. Med. Journal 21. I. 93. H. Citron (Berlin). 

Hafer-Kakao. Von der Firma Alexander Hausen, Kassel, wird neuerdings 
ein Nährpräparat unter dem Namen Hafer-Kakao in den Handel gebracht, welches 
nach einer Analyse der agriculturchemischen Versuchsstelle des Landwirtschaftlichen 
Central Vereins für den Regierungsbezirk Kassel folgende Zusammensetzung besitzt: 


Wasser 

8,12 

7, 

Eiweiss 

22,20 

n 

(Davon verdaulich 18,75°/ 

o) 


Theobromin 

0,43 


Asparagin 

0,50 

r> 

Fett 

19,00 

rt 

In Wasser lösliche Kohlenhydrate 

9,7 

n 

Stärkemehl 

29,25 

» 

Andere stickstofffreie ExtractstofFe 

4,70 

n 

Zellstoff 

2,80 

n 

Asche 

3,30 

n 


Darin Kalk 0,52 °/ 0 

„ Phosphorsäure 1,27 „ 

„ Kali 0,52 „ 

Nach diesem Analysenbefunde und nach den recht befriedigend ausgefallenen 
Vorversuchen scheint dieses diätetische Präparat zur Anstellung weiterer Versuche ge¬ 
eignet zu sein. Lüdtke (Altona). 


Klimatologie. 

Notes on hoalth resorts. — Southern California Von Th. Davidson. 

Der westliche Theil von Süd-Californien wird von einer Reihe mittellioher Bergketten 
durchzogen, welche das Land in eine Anzahl fruchtbarer Thäler teilen. Die durchschnitt¬ 
liche Jahrestemperatur beträgt ungefähr 22° C.; vom Januar ab, welcher am kältesten ist, 
steigt dieselbe an, um im August ihren Höhepunkt zu erreichen. Am Nachmittag beginnt 
unter dem Einfluss der westlichen Seebrisen eine allmählich zunehmende Abkühlung, die zu 
recht beträchtlichen Differenzen zwischen wärmster und kältester Tageszeit führt. Die er¬ 
wähnten Winde sind für empfindliche Phthisiker häufig unangenehm; die Küste eignet sich 


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111 


daher auch nicht für diese, vielmehr thun sie gut, mehr landeinwärts zu gehen. Süd-Californien 
wird im allgemeinen nur als Winterstation empfohlen, doch dürften sich die genannten 
Kranken auch im Sommer an den höher gelegenen Punkton mit Vortheil auf halten. 

Brit. Med. Journ. 21. Jan. Reunert (Hamburg). 


Krankencomfort. 

Nachgiebiger Bettboden von Hermann Wollenberg in Berlin. (D. R.-P. 
66567). Der Bettboden besteht zunächst aus einem festen Rahmen, der hier aus 
Winkeleisen hergestellt ist. Auf diesem Rahmen sind an dem Umfang desselben eine 
Anzahl freitragender nach Aussen gerichteter Blattfedern genietet, die entsprechend 
den Biegungsmomenten durch zwei, drei und mehr auf einander liegende Blätter ver¬ 
stärkt sind. Sämmtliche Federn je einer Seite sind nun durch elastische Stangen ver¬ 
bunden, die zweckmässig durch Augen gesteckt sind, zu denen die Federn oben aus¬ 
gebildet sind. Diese Stangen tragen ein Tuch, das sowohl ein Drahtgeflecht sein kann, 
oder auch aus Gurten oder aus irgend einem Gewebe oder Geflecht bestehen kann. 

Der Vortheil dieses Bettbodens besteht darin, dass sämmtliche Federn an jeder 
Belastung theilnehmen, so dass man zur Erlangung einer bedeutenden Elasticität ganz 
leichte Federn nehmen kann, ohne befürchten zu müssen, dass eine oder die andere 
nachlässt oder gar bricht. Grundke (Berlin). 


Zusammenlegbares Bettgestell von Ch. W. Trenholme und Modena 
Moran Vaughan in Montreal (Quebek) und Almira Ann Parker in Poughkeepsie 
(County of Dutchess, State of New-York, V. St. A.). (D. R.-P. 65267). Dieses Bett¬ 

gestell, welches hauptsächlich für Krankenhäuser, 

Kriegszwecke und zu ähnlichen Zwecken dienen 
soll, hat den Vorzug, bei grosser Einfachheit in 
der Construction, zu einem äusserst kleinen Bündel 
(vgl. Fig. 51) zusammengelegt werden zu können, 
dessen Länge die Bettbreite nicht überschreitet. 

Der Bettrahmen, welcher aus mehreren durch 
Gelenke mit einander verbundenen Theilen be¬ 
steht, ruht auf umlegbaren Füssen und ist mit 
einem zwischengeschnürten Tuch bespannt, das 
durch eine abnehmbare Spannstrebe, welche im aufgeschlagenen Zustande des Gestelles 
in der Mitte des Rahmens einzufügen ist, straff gehalten wird. 

Grundke (Berlin). 



Fig. 51. 


Zusammenlegbare Badewanne von Kallmann Glass und Ignatz Herr- 
mann Rosenfeld in New-York. (D. R.-P. 66334). Die Badewanne ist in der Mitte 
quer durchschnitten, a b sind die beiden Tlieile der Badewanne, oben an den an¬ 
liegenden Kanten durch Scharniere c verbunden. In die Kante des Theiles a ist ein 
winkliger Gummistreifen d eingelassen, welcher gegen die Kante des Theiles b drückt, 
sobald die beiden Theile an einander gezogen sind, wodurch ein wasserdichter Ver¬ 
schluss entsteht. Am Boden des Theiles a befindet sich das Lager einer Achse g , 
welche sich quer unter der Wanne erstreckt und an beiden Enden etwas vorsteht. 
An diesen Enden sind die excentrischen Haken e fest aufgesteckt. Wird die Achse 
vermittelst eines Schlüssels nach dem Theil b hingedreht, so fassen die Haken e über 
den Zapfen /*, welcher an diesem Theil den Haken gegenüber angebracht ist. Ver¬ 
möge dieser excentrischen Form der Haken e ziehen dieselben bei Drehung der Achse g 
den Theil b fest an, so dass der Gummistreifen d zusammengepresst und auf diese 
Weise ein vollkommen wasserdichter Verschluss hergestellt wird. Die Wanne kann 

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112 


nun gefüllt und gebraucht werden. Um zu verhindern, dass die Haken e zufällig 
gelöst werden, sind dieselben mit Zähnen versehen, in welche eine Sperrklinke eingreift. 

Wird es gewünscht, die Wanne in die Höhe zu klappen, so wird das Wasser 
abgelassen und die Achse g nach links gedreht, wodurch die Haken e die Stifte f 
freigeben. Nun kann der Theil b um die Scharniere c um 180° gedreht werden, so 
dass dessen obere Kante auf die obere Kante des Theiles b zu liegen kommt und durch 
nachstehend beschriebene Einrichtung ein Waschtisch gebildet wird. 



Fig. 52. 

In den Boden des Theiles b ist eine Waschschüssel i fest eingelassen. Diese wird 
beim Gebrauch und nach erfolgtem Aufklappen der Wanne mit Wasser gefüllt. Das 
Abflussrohr j der Schüssel / mündet dann in das obere Ende eines Rohres /.*, welches 
seinerseits mit der Abflussleitung in Verbindung steht. Das Rolir^ hat den üeber- 
laufarm j 1 und das Rohr /.* hat einen ähnlichen Arm k x . 

Zum Verschluss der oberen Seite des Waschtisches dient eine Klappe w, während 
eine zweite Klappe die offene vordere Seite des Theiles b verschliesst. Diese Klappen 
sind nur in der aufgeklappten Stellung des Apparates im Gebrauch. 

Grundke (Berlin). 


WS 


Ges. gesc^ 

Fig. 53. 


Spielkarten-Halter für Patienten, die nur eine gebrauchsfähige Hand besitzen. 
Verfertiger: Carl Wendschuch, Dresden, Trompeterstr. 8 . 

Wie aus der beistehenden Abbildung ersichtlich, 
befindet sich der eigentliche Kartenhalter in einem 
Kugelgelenk beweglich auf einem Metallfusse einge- 
^ .> ä f ^ j schraubt, ist somit um seine Achse drehbar und kann 

\ infolge dessen nach allen Seiten hin mit der noch 
<4’ gesunden Hand bewegt werden. Unterhalb des zum 

Halten der Karten durchbrochenen fächerförmigen 
Rahmens ist in einer verdeckten Büchse laufend eine 
Federvorrichtung eingeschaltet, welche einen festen 
Druck auf diesen Rahmen auszuüben und welche 
& sich mittelst einer Stellschraube in ihrer Federkraft 

$0 reguliren lässt. Der Zweck dieser Federvorrichtung 

A ist, in selbsttätiger Weise, sobald eine Karte ans 

dem Spiele ausgezogen ist, die anderen Karten fest 
zu halten. Würde z. B. diese Federvorrichtung 
Ges. gesc^ fehlen, so würde, nachdem man einige Karten heraus- 

Fig 53 gezogen hat, der Raum zwischen der durchbrochenen 

und massiven Wand ein weiterer werden und es 


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113 


würden die anderen Karten von selbst lierausfallen. Die hintere volle Wand, sowie 
die übrigen Theile dieses Kartenhalters sind vernickelt, während der durchbrochene 
vordere Tlieil vergoldet ist. Preis 30 Mark in obiger feiner Ausführung. Red. 

Ein verbesserter Bade- und Toilettenschwamm wird von Cresswell Brothers 
in den Handel gebracht. Er besteht aus einer Combination von gewöhnlichem Schwamm 
und Loofah zum abwechselnden Gebrauch. Die Verbindung des sehr widerstands¬ 
fähigen Loofah mit dem weniger haltbaren Schwamm gewährt eine grössere Festigkeit. 

Brit. Med. Journal 21. I. 93. H. Citron (Berlin). 


Hygiene des Hauses und der Familie. 

Müll Verbrennung. Die Verbrennung der Abfallstoffe, vom hygienischen Stand¬ 
punkte aus die beste Vernichtung, ist in England bereits in 40 Städten eingeführt. 
Die Verbrennungsöfen sind nach dem System Fryer erbaut und dienen zur Vernichtung 
der Abfälle jeglicher Art. Die Unrath wagen fahren auf einer Rampe auf den Ofen 
und entleeren die Abfälle in einen senkrechten Verbrennungsschacht. Die Verbrennung 
wird durch die Abfuhrstoffe selbst unterhalten, andernfalls müsste ein geringer Zusatz 
von Kleinkohlen gemacht werden. Die Kosten eines Ofens mit einer Leistungsfähigkeit 
von 24—35000 kg belaufen sich auf 6—30000 Mk. 

Int. Pharm. General-Anz. 1892, 363. Lüdtke (Altona). 

Feuerung mit Rauch Verbrennung von H. L e g g o 11 und E. M a r s h in Bradford. 

Unter der viel versprechenden Ueberschrift „Smokeless Cities“ werden von dieser 
Feuerung, einer der vielen in der neueren Zeit vorgeschlagenen rauch verzehrenden 
Constructionen, alle Vortheile hervorgehoben, welche eine weise Phantasie bei rauch¬ 
losen Heizungsvorrichtungen sich ausdenken kann, gerade als ob ^etzt endlich die 
erste derartige Einrichtung bekannt würde. Die Hülfsmittel, mit denen der sehnlichst 
erwünschte Zweck erreicht werden soll, sind bekannte. Die Verbrennungsluft tritt 
an der vorderen Stirnseite ein, geregelt durch jalousieartige drehbare Klappen und 
wird durch eine Scheidewand aus feuerfestem Ziegel abwärts zum Rost hin durch die 
Flamme geleitet, ehe sie weiter in die Feuerungszüge gelangen kann. Der Rost ist 
aus zwei cannelirten Walzen gebildet, welche durch einfache Mittel nach einwärts 
gedreht werden, um das Feuer zu schüren und die Asche zu entfernen. 

The Sanitary Record 174. Grundke (Berlin). 

Closet „Desideratum.** Von Harris & Parkin in Leeds. 

Bei diesem Closet wird als Streumaterial Asche benutzt. Als Vorrathsbehälter 
dient der Raum unterhalb des Sitzes. Der feine Staub soll beim Streuen sich so in 
dem abgeschlossenen Raum vertheilen, dass ein gutes Aufsaugen und Abdichten erfolgt. 

Sanitary Record 175. Grundke (Berlin). 


Wasser-Closet von A. M. Fowler in Stockport, Chester. Die Neuerung be¬ 
zieht sich auf das Entlüften der Closetleitung. Die Excremente fallen durch ein 
schräges Rohr in ein vertikales Rohr, an deren untersten Stelle der Wasserverschluss 
ist. Dieses vertikale Rohr liegt nach oben frei und lässt sich leicht zum Zweck der 
Reinigung öffnen. Vom freien Ende geht ein Ventilationsrohr nach oben ab. (Egl. 
Patent 1129.) 

Sanitary Record 176. Grundke (Berlin). 


Der Fussschouer von Hermann Pincus in Königsberg i. Pr. (D. R.-P. 65190) 
besteht aus einer Art von Galoschen aus Thierblasen, die man unter den Strümpfen 


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auf die nackten Füsse streift. Die Herstellung derselben wird auf folgende Weise 
bewirkt: Die Blase wird gereinigt und dann in ein Gemisch von 2 , / 2 Gewichtsprocent 
Alaun und 97 1 / a Gewichtsprocent Wasser aufgeweicht, in welchem sie liegen bleibt, 
bis sie zähe wird, dann wird dieselbe in passende Stücke geschnitten, die auf eine 
Fussform gepresst werden, wonach sie die Gestalt der Füsse annehmen. 

Auf dieser Form bleibt das Thierblasenstück bis nach seiner Trockenheit, alsdann 
wird dasselbe abgenommen und mit einer Masse von: 90 Gewichtsprocent Glycerin 
und 10 Gewichtsprocent ätherischen Oelen eingerieben. Auf der Sohle dieses so ge¬ 
bildeten Schuhes werden einige Luftlöcher zur Ventilation angebracht. 

Diese Fussbekleidung soll den Fussschweiss vermindern und den dadurch ent¬ 
stehenden üblen Geruch verhindern; vor allem aber soll sie jedem Durchscheuern der 
Füsse Vorbeugen. Schliesslich soll sie einen Schutz gegen kalte Füsse, namentlich im 
Winter bieten. Grundke (Berlin). 


Als Verbesserung auf dem Gebiete der Schutzmasken erscheint der Arbeit^r- 
Respirator „Triumph“ von Carl Wendschuch, Dresden. Derselbe (s. Fig. 54) 

ist aus festem Leder, aus einem Stück gestanzt und mit 
Gummiluftpolster versehen. Der Luftfilter (Luftreiniger) 
besteht bei diesem neuen Bespirator „Triumph“ aus 
einer zerlegbaren Hartgummitrommel, welche an Stelle 
der bisherigen Drahtgitter mit Rosshaar-Sieben (Scheiben 
aus Rosshaargeflecht) versehen ist. Die auf diesen Re¬ 
spirator aufgeschraubten Athmungsventile sind weit grösser 
als alle bisherigen Ventile an dergleichen Apparaten. 
Die Aus- und Einathmung geht deshalb viel leichter von 
statten, als bei den bisherigen Schutzmasken. Diese Ventile, in allen Stücken aus 
Hartgummi gefertigt, sind behufs gründlicher Reinigung mit Leichtigkeit von jedem 
Laien zu zerlegen und wieder zusammen zu stellen. 



Fig. 54. 


Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Krankenbarncken von Selb erg & Schlüter in Berlin, Alexandrinenstras.se. 
Die Ausbildung der Baracken, wie sie jetzt besteht, ist die Folge von eingehenden 
Versuchen der genannten Firma und von den von namhaften Spezialisten gemachten 
Anregungen. Namentlich sind die Vorzüge dieses Systems die Folge des verwandten 
Materials, des sogenannten „Selberg’schen Baracken-Stoffs“, welches für die Be¬ 
kleidung der Wände und der Dächer Anwendung findet. Dieses besteht aus Stein¬ 
pappe mit feiner Drahteinlage. Die Vorzüge dieses Selberg'schen Stoffes liegen in 
dem verhältnissmässig geringen Gewicht, in der grossen Haltbarkeit und in der un¬ 
gewöhnlich schlechten Wärmeleitung. Das System schliesst sich an das Döcker’sche 
an, zeigt aber eine erhebliche Vereinfachung und Vervollkommnung. Die Baracken 
bestehen aus Holzrahmen, welche nach eigenem System durch Haken mit einander 
verbunden werden und zugleich das Gerippe bilden. Die Rahmen sind mit dem Ba- 
racken-Stoff auf beiden Seiten bespannt, sodass eine fest abgeschlossene Luft-Isolir- 
Schicht gebildet wird. Der Fussboden wird aus kräftigen, dem System angepassten 
und fest ineinander schliessenden, gespundeten Brettern gebildet. Durch Anordnung 
von Fenstern und Dachlaternen ist für eine gute Lüftung gesorgt. Ebenso ist eine 
Heizung vorgesehen. Die Baracken besitzen ausserdem eine sehr leichte Beweglich¬ 
keit und eine sehr einfache Konstruktion, sodass die Gebäude selbst von unkundiger 
Hand in kürzester Zeit aufgerichtet und zusammengelegt werden können. In Kisten 
verpackt können sie leicht per Bahn oder Axe transportirt werden. Die Benutzung 


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ist sowohl im strengen Winter als im heissen Sommer hei Wind und Wetter erprobt. 
Besonders hervorzuheben ist noch die leichte und vollständige Desinficirbarkeit. 

Die Aufstellung kann ohne Fundamentirung, auf jedem Boden erfolgen. Auf 
unebenem oder geneigtem Boden oder bei ungünstigem, feuchtem Terrain liefert die 
Firma einen eisernen, vom Kais. Bauinspector im Auswärtigen Amt Sch van constru- 
irten, aus Spitzpfählen mit verstellbaren Enddrucktellern und Winkelschienen herge¬ 
stellten Unterbau. Das Gebäude schwebt dann pfahlbauartig in der Luft, sodass 
unter dem Fussboden Luft durchstreichen kann. 

Bei den Baracken ist als Luftraum pro Bett 12 — 12,5 cbm und eine Boden¬ 
fläche von 3,6—4,5 qm angenommen. Die gangbarsten Grössen sind für 2 Betten 
3x3 m Grundfläche zum Preise von 900 M., für 5 Betten 3x6 m zum Preise von 
1450 M., für 6 Betten 4x6 m zum Preise von 1600 M., für 10 Betten 5x13 m 
zum Preise von 3700 M., für 12 Betten mit derselben Grundfläche, aber mit einem 
eingebauten Raume für einen Wärter, einem Bade- resp. Kloset-Raume und einer 
anhängenden Tlieeküche, zum Preise von 5150 M., für 18 Betten 5x15 m ohne 
innere Abtheilung zum Preise von 4125 M. und dieselbe Grösse mit zwei grösseren 
Räumen zu je 8 Betten für 5575 M. Ausserdem können alle Grössen bis zur Aus¬ 
dehnung von 40 m Länge und 7 m Breite hergestellt werden. 

Eine solche Baracke zu 12 Betten ist auf Wunsch des Kultusministeriums der 
Medizinischen Gesellschaft auf dem Vorhofe des Langenbeckhauses in der Ziegel¬ 
strasse in Berlin vorgeführt worden. Die Aufstellung dieser Baracke, welche zu¬ 
sammengepackt einen Eisenbahnwagon beansprucht, können vier, auch nicht geschulte 
Leute unter Aufsicht eines kundigen Leiters in 10 Stunden bewirken. Den Bew r eis 
des guten Widerstandes gegen Regen und Schnee hatte diese Baracke in den ausser- 
gewöhnliche Witterungsverhältnisse zeigenden Wochen, welche sie zur Zeit gestanden 
hatte, erbracht. Grundke (Berlin). 

Varia. 

Eine „Mgue gegen die Schwindsucht** soll demnächst in Frankreich unter der Aegide 
des Dr. Armaingaud ins Leben treten. Der Bund beabsichtigt, durch Verbreitung populärer 
Schriften und durch persönliche Einwirkung die Prophylaxe der Tuberculose zu fördern. (Des- 
infection mit Sputum beschmutzter Taschentücher, Kleidungsstücke, Bettwäsche etc., Auf¬ 
stellung wassergefüllter Speinäpfe, gründliches Durchkochen von Fleisch, Milch u. a.). Um 
Härten gegen die armen Phthisiker zu vermeiden, soll die Desinfection auf alle mit Auswurf 
einhergehenden Krankheiten ausgedehnt werden. Mitglied des Bundes, der seinen Sitz in 
Bordeaux hat, wird man gegen Zahlung von 5frc., wofür man eine Anzahl Druckschriften erhält. 

Journal d’hygiöno 15. XII. 92. H. Citron (Berlin.) 

Therapeutische Notizen* 

Gegen Otalgie: 

Chloral. camphor. 5,0 

Glycerini 30,0 

Ol. amygdal. dulc. 10,0 

Ein Stückchen Watte eintauchon und ins Ohr stecken. 

Gegen Flatulenz der Kinder: 

Mixt, asae foetidae 4,0 

Natr. bromati 0,15 

Auf 1 mal für ein Kind von 1—3 Monat. 

Pilulae anaphrodisiacae. 

Camphor. monobrom. 1,5 

Lupulini 1,5 

Secal. comut. 1,0 

Sapon. medicat. q. s. 
ad. pilul. 20 

S. Täglich 2—4 Pillen. 


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Hfihneraugen-Collodium folgender Zusammensetzung ist in Amerika unter dem Namen 
Cornicide sehr beliebt: 


Extr. Cannab. ind. 

1,0 

Acid. salicyl. 

10,0 

Ol. Terebinth. 

5,0 

Collodium 

82,0 

Acid. aceticum 

2,0 


Rundschau 1893, 10. Lüdtke (Altona). 

Pyrozon ist nach Sem. med. eine 50proz. Lösung von Wasserstoffsuperoxyd in Aether. 
Die auf die gesunde Haut aufgetragene Flüssigkeit entfärbt dieselbe sofort und ruft zu gleicher 
Zeit ein stechendes, manchmal ziemlich schmerzhaftes Gefühl hervor, dem ein Jucken der 
Haut folgt. 

Da die durch das Medicament hervorgerufene Entfärbung lange Zeit anhält, wurde es 
wiederholt mit Erfolg angewendet, um verschiedene Flecken der Haut, wie Leberflecken etc. 
weniger sichtbar zu machen. 

Pharm. Zeit. 1892, 743. Lüdtke (Altona). 

Analgen — Dr. Vis. Unter diesem Namen wird von der chemischen Fabrik von 
Dahl & Co. in Barmen ein neuer Körper dargestellt, welcher hervorragende Eigenschaften 
besitzen soll. Der Darstellung liegt der Gedanke zu Grunde, die physiologisch wirksamen 
Acetamido- und Aethoxy-Gruppen in einen selbst antipyretisch wirkenden Kern einzuführen. 
Das erhaltene Product ist das Ortho-Aethoxy-ana-Monobenzoylamidochinolin, 
welches mit dem kürzeren Namen Analgen bezeichnet worden ist. Versuche mit diesem 
neuen Mittel sind zuerst in der Freiburger Universitätsklinik (Prof. Bäumler) und weiterhin 
in der Nervenabtheilung der Königlichen Charitd (Prof. Jolly) von Knust und Krulle aus¬ 
geführt worden. Die Resultate stimmen darin überein, dass sich das Analgen gegen Kopf¬ 
schmerz verschiedenen Characters und Ursprungs wirksam erweist. So wurden Migränefälle 
bei rechtzeitiger Darreichung fast ohne Ausnahme coupirt oder auf der Höhe wesentlich 
gemildert. Kopfschmerzen, welche als Begleiterscheinung der traumatischen Neurose auf- 
treten, wurden gemildert und ausserdem bei einer Reihe anderer, mit heftigen Schmerzen 
verbundenen Erkrankungen Besserung erzielt. Das Mittel wurde in Pulverform zu 0,5—1,0 
ein- bis dreimal pro die gegeben. Eine Gewöhnung an das Analgen scheint nicht stattzufinden. 

Diese bisher beobachteten guten Wirkungen des Analgens fordern zu weiteren Ver¬ 
suchen auf. Lüdtko (Altona). 


Bücherschau. 

Die Entstehung nnd Verhütung der Fass-Abnormitäten auf Grund einer neuen Auf¬ 
fassung des Baues und der Bewegungen des normalen Fusses. Von Dr. C. Boegle, pract. 
Arzt. München und Leipzig. Verlag von J. F. Lehmann. 4 Mk. 

Auf Grund sehr sorgfältiger Untersuchungen sowohl am anatomischen Präparat wie am 
Lebenden giebt Verf. unter kritischer Würdigung der bisher herrschenden Ansicht über Be¬ 
wegungen im Fussgelenk und Plattfussbildung eine neue Theorie derselben, indem er aus¬ 
gehend von dem Princip des kongruenten Schleifens und der dadurch bedingten Zwangläufig- 
keit der Gelenke nachweist, dass alle Bewegungen im Fussgelenk oder vielmehr den ver¬ 
schiedenen Fussgelenken nicht um eine theoretisch konstruirte Achse statt finden, sondern sich 
combiniren durch Bewegungen um die drei Raumachsen. Durch diese verschiedenen Drehungen 
wird beim Talus ein Hinaus- und Hineinwinden in seine Knochenhöhle, für das gesammte 
Fussskelett eine abwechselnde Torsion und Detorsion desselben bewirkt. Wir geben hiermit 
kurz das Resultat der interessanten Erörterungen, indem wir jeden sich dafür interessirenden 
auf die Lektüre des Originals verweisen. Verf. betont des weiteren die Wichtigkeit der mit 
den Gelenkfunktionen in direkter Beziehung stehenden Thätigkeit der Muskeln sowohl beim 
Gehen als auch besonders beim Stehen. Bei der Umwandlung des Fusses des Neugeborenen 
in die Form des Erwachsenen handelt es sich um Erzielung der vom Verf. festgestellten 
Torsionsform des Fusses. Die Plattfussbildung dagegen beruht auf einer Detorsion des Fusses, 
die vom Calcaneus ausgehend auf den Vorderfuss fortschreitet, sodass zuerst der äussere, daun 
der innere Fussrand platt gelegt wird. Die praktische Folgerung, die Verf. aus seinen Er¬ 
wägungen zieht, geht dahin, möglichst natürliche Bedingungen für die Entwicklung des Fusses 
herzustellen, daher vor allem die Absätze der Stiefel zu beseitigen. Erst wenn ein Stillstand 
oder eine Rückbildung des Deformirungsprocesses nicht mehr zu erwarten ist, sollen hohe Ab¬ 
sätze getragen werden. — Die Ausstattung des Buches ist eine treffliche. Hermes (Berlin). 


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NT Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der »ärztlichen Polytoehnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der »ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figurenstöcke 
dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dgl. m.) — an die Exped. »Fischer’s 
medic. Buchhandlung in Borlin“ zu adressiren. Desgleichen sind an letztere alle auf 
Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


—H- Aerztliche Polytechnik. -H— 

Redacteur: Dr. G. Beck. 

inbaU: Originalton: Hagedorn’» Nadellialtcr fOr platte Nadeln, Modell Krohne. Von Oehelmrath 
Dr. Hagedorn in Magdeburg. 

Referate: Orthopädische Apparate: Skoliosenapparat. — Tragband. — Corsett-Wollleibchen. — Binden¬ 
roller. — Operatlonslnstrumente : Trolcart für Thoracocentese. — Hämostatlsche Constrlctlonsvorrichtungen. — 
Ev&cuator für Litholapaxle. — Diagnostische HQlfbmlttel : Dlaphanoskop. — Laryngoskop. — Harnoentrifnge. — 
IrrigatlonsrorrichtoDgen : Augentropfgläschen. — Standirrigator. — Vaginalirrigator. — Tropfenzähler. — Diversa: 
Mess- und Füllvorrichtung für med. Pulver. — Lungenschoner. — Vorrichtung zur Verhütung des Schnarchen». — 
Vorrichtung zur Entfernung von Hühneraugen. — Künstliches Doppelgebiss. — Kecenslonen. — Patentbericht. — 
Ausstellungsnotiz. 


0 r i g i n a I i e n. 

Hagedoru’s Nadelhalter für platte Nadeln, Modell Krohne (Patent) 
in Firma: Krohne & Sesemann, Fabrikanten Chirurg. Instrumente in London 8 
Duke Street, Manchester Square N. 

Von Dr. Hagedorn. 

Für die bekannten und bewährten von mir angegebenen platten Nadeln 
sind eine grosse Menge Nadelhalter construirt, von denen die meisten schon 
deshalb ihren Zweck nicht erfüllen können, weil die Flächen des Maules, 
welche die Nadeln aufnehmen, nicht immer parallel zu einander stehen, was 
doch erste Bedingung ist, um Nadeln jeder Dicke sicher fest fassen zu können. 
Aber auch der von mir selbst angegebene Nadelhalter wird vielfach so un¬ 
genau und schlecht von manchen Instrumentenhandlungen geliefert, dass der¬ 
selbe geradezu unbrauchbar ist. Daher es nicht zu verwundern ist, wenn der¬ 
selbe überhaupt falsch beurtheilt und hie und da verurtheilt wird, während 
viele ausgezeichnete Chirurgen denselben allen andern vorziehen, und sich so 
an denselben gewöhnt haben, dass sie ihn gar nicht entbehren mögen. 

Herr Krohne hat mit meinem Nadelhalter unter Beibehaltung der wesent¬ 
lichen Bedingungen und Bestandteile eine Aenderung vorgenommen, welche 
wirklich als Verbesserung erscheint. Der Halter besteht auch aus fünf Theilen, 
die sich sehr leicht auseinander nehmen und eben so leicht ohne jede Schwierig¬ 
keit schnell wieder zusammen setzen lassen. Die Construktion beruht auf 
einem ganz neuen Princip, indem die zum Anseinanderhalten der beiden Hand¬ 
griffe bestimmte Feder zu gleicher Zeit als Stützpunkt für den Hebel dienti 
welcher das Maul schliesst. Hierdurch wird das Vorschiehen und das Gegen¬ 
pressen des unteren Theils gegen das obere Theil des Maules zum Festhalten 
der Nadel leicht und sicher bewirkt. Dadurch fällt die grosse Reibung am 
Stützpunkt fort, und ist deshalb weniger Kraft nöthig, um jede Nadel fest zu 
stellen. Durch dieselbe Einrichtung ist es möglich geworden, das Maul genau 
in die Mitte des Instrumentes zu bringen, wie aus der Abbildung zu ersehen 


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ist. Ein Vorzug des Halters bestellt in der grösseren Einfachheit und Leich¬ 
tigkeit ihn auseinander zu nehmen und wieder zusammen zu setzen behufs 
Reinigung und Sterilisation. Dann findet hier auch der nähende Faden keine 
Vorsprünge, an denen er fest haften und dadurch stören würde. Um den 
Halter auseinander zu nehmen, drückt man auf die Feder, welche die Griffe 



auseinander hält und hebt sie über den hindernden Vorsprung fort, sodass nun 
die beiden Griffe sich ganz weit auseinander bringen lassen. Nunmehr kann 
der bewegliche Griff und dann die verschiebbare Maulhälfte abgenommen 
werden. Zuletzt werden Feder und Schnäpper entfernt. Die Zusammensetzung 
geschieht leicht in umgekehrter Folge. Zuerst werden Schnäpper und Feder 
angelegt, dann der verschiebbare Theil des Maules, und zuletzt wird hiermit 
der bewegliche Griff verbunden bei ganz weit auseinander stehenden Griffen. 
Indem man nun die Griffe einander nähert, achtet man darauf, dass die Feder 
in die Oeffnung des Griffes geleitet wird und drückt die Griffe fest zusammen, 
so ist der Halter fertig zum Gebrauch. Das ist schneller und leichter aus¬ 
geführt als beschrieben. 

Dieses Modell Krohne meines Nadelhalters kann ich hiermit angelegentlich 
empfehlen. 

Referate. 

Orthopädische Apparate. 

Einen tragbaren Dreh-, Stütz- und Seitendruck-Apparat zur Behandlung 
von Skoliosen, der von Gerlitz in Graz construirt ist, finden wir in der 
„Aerztlichen Rundschau“ folgendermassen beschrieben: 

Auf Fig. 56, 57 und 58 (Vorder-, Seiten- und Rückenansicht) sehen wir 
zunächst einen, das Becken umspannenden, mit Watte und Leder ausge¬ 
polsterten Stahlgürtel (Beckengürtel), der mit A bezeichnet ist und an dem 
Becken mittelst einer Schnalle befestigt wird. An der Rückseite dieses Becken¬ 
gürtels befindet sich, wie Fig. 58 zeigt, ein in der Mitte desselben aufgeniethetes 
Lager aus Stahl (a), in welches ein als Drehaxe dienender Bolzen (b) senk¬ 
recht eingesteckt ist. Dieser Bolzen, der zur Drehung des Beckens nöthig 
ist, wird durch eine Schraubenmutter im Lager festgehalten und gleichzeitig 
durch Anziehen dieser Mutter mehr oder weniger an der Drehung gehindert 

Der Bolzen trägt senkrecht eine hufeisenförmig gebogene Schiene (auf 
der Fig. mit B bezeichnet), welche genau am Rücken anliegt und eine 
stählerne, gepolsterte Achselstütze bekannter Art (C) trägt, deren Endriemen 


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c man Uber die Achseln legt und die an Knöpfen (b') des Rückenständers 
(eben jener hufeisenförmig gebogenen Schiene B) Befestigung findet. 

Der Rückenständer ist im Lager mittelst einer am äusseren Ende der 
Schiene angenietheten Axe aus Stahl befestigt. Diese Axe hält den Rücken¬ 
ständer senkrecht und gestattet seine Drehung. 



Fig. 56. 



Fig. 57. 


Je nach der Richtung, in welcher die Wirbelsäule verdreht ist, ist einige 
Centimeter rechts oder links vom Lager (n) ein Hebel D aus federndem Stahl 
derart aufgeniethet, dass er in schräger Richtung gegen den Brustkorb nach 
vorn ansteigt und am Körper anliegt. Unweit dieses Hebels und gleichfalls 
vom Beckengürtcl (aus dem Charnier c) aufsteigend, befindet sich eine Druck¬ 
feder E, w r elche in ihrem oberen Thcil senkrecht emporstrebt und einen 
kräftigen Druck nach vorn ausübt. 

Am oberen Ende dieser bis zur Rückenverkrümmung sich erstreckenden, 
weil dort erst in ihr eigentliches Wirkungsbereich gelangenden, Druckfeder 
ist ein Schlitz eingefeilt, in •welchem eine der Convexität der Rippen ange¬ 
passte, gut gepolsterte, mittelst Schrauben befestigte und verstellbare Pelotte 
(F) angebracht ist, deren Druck gegen den Körper vermittelst einer, an dem 
unteren Ende der Feder nahe ihrem Charnier (e) angebrachten Stellschraube 
(e l ) geregelt zu werden vermag. Beiläufig in halber Höhe des Rücken¬ 
ständers B ist an demselben eine Stahlschiene g (Fig. 58) angebracht, an 
derem hinteren Ende, je nach der vorhandenen Verkrümmung links oder 
rechts ein dem Körper angepasster und mit einem Charnier (g'j versehener, 
beim Anlegen nach rückwärts drehbarer Bogen aus Stahl O sich befindet, 
der um den Körper herumgreift und vorn, die Brust erreichend, ein oder 
mehrere aufwärts stehende, mit Oesen (g*) versehene (Fig. 50—59) Säulchen 
((/) (Fig. 56—59) trägt, welche zur Aufnahme der Gurte II (Fig. 56—60) be¬ 
stimmt sind. Diese Partie des Bogens G steht etwas vom Körper ab. Der 
oberhalb des Stahlbogens G am Rückenständer B und zwar ebenfalls ent¬ 
sprechend den Körperverhältnissen links oder rechts befestigte breite, starke, 
elastische Gurt läuft also unter dem rechten oder linken Theil des Rücken¬ 
ständers hindurch und über die an der Druckfeder E befestigte Pelotte F hindurch, 
wodurch deren Druck nach vorne gesteigert wird. Von dort zieht er, um 


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den an dieser Stelle eingedrückten Thorax nicht zu berühren, über die senk¬ 
rechten Säulchen (g 8 ) durch deren lederne Oescn (g 2 ), so zwar, dass er 
über ein oder mehrere der Säulchen zu liegen kommt. Diese Säulchen sind, 
wie schon vorhin erwähnt ward, an dem hier ebenfalls von der Brust ab¬ 
stehenden Stahlbogen G befestigt. Darauf geht der Gurt durch eine der 
Brust sich anschmiegende Pelotte I, (Fig. 56 u. 59), die mit einer Oese i 
versehen und verschiebbar ist. Mittelst des Endriemens h wird er dann vorn 
an einem Knopf des Hebels D fixirt, um dadurch neben der erwähnten Druck¬ 
verstärkung nach hinten zu die Zurückdrehung der Wirbelsäule zu bewirken. 
Dass durch diese Verbindung des Gurtes II mit dem Hebel D die Rechts- 
oder Linksdrehung des Beckens und zugleich die Drehung des Brustkastens 
in umgekehrter Richtung bewirkt und auf diesem Wege die Rückdrehung 
und Aufrichtung des verdrehten und seitlich geneigten Oberkörpers ermöglicht 



Fig. 58. 



wird, ist augenfällig. Mittelst des Gurtes II wird aber auch, wie wir schon 
andeuteten, die Wirkung der Druckfeder E, sowie der Pelotte I) sehr be¬ 
deutend gesteigert und die der Brust anliegende, verschiebbare Pelotte I 
nach rückwärts gedrückt. 

Die erörterte Verbindung der genannten Tlieile erlaubt eine Zurück¬ 
drehung der Wirbelsäule in ihre normale Lage und eine Zurückdrängung und 
Abflachung der diagonalen Verkrümmungen. Dass sich die Basis des Hebels 
gerade auf der ihr zugewiesenen Stelle befindet, ist sehr wichtig. Dadurch 
bleibt der Beckengurt wagerecht am Körper liegen. Liegen nun bedeutendere 
Verkrümmungen im Lendentheile vor, so placiert man am Rückenständer 13, und 
zwar unterhalb des Stahlbogens G, noch eine zweite Druckfeder K (Fig. 58 u. 60), 
die sich um ein Charnier k dreht, eine entsprechende Pelotte L besitzt und 
an ihrem der Brust zugekehrten Ende mittels eines Knopfes an einem zweiten 
Endriemen h l (Fig. 59) des Gurtes H (Fig. 59) Befestigung findet.. Man biegt 
diese Feder nach dem Grade der Körper-Erhöhung mehr oder weniger in 
dem für die Pelotte bestimmten Punkte nach vorn hin, damit sie dem Körper 
näher kommt. Andererseits kann man diese Feder aber auch mit einer 
solchen, die senkrecht vom Beckengurt ausgeht, eintauschen, sowie die Feder 
mit der Pelotte F auf der entgegengesetzten Seite, worauf dann der Hebel 
über dieselbe läuft und den Druck verstärkt. Allerdings erleidet die Drehung 


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der Wirbelsäule dabei Beeinträchtigung. Da sich die Formen und Dimensionen 
der einzelnen Theile des Apparates dem vorhandenen Grade der Verkrümmung 
anzupassen haben, so erheischt die Vorrichtung Einzelanfertigung nach dem 
Masse des Patienten, das am besten mittels eines Gypsmodelles genommen 
werden kann, nach welchem der Fabrikant dann arbeitet. 

Ein Tragband von William Sachs in Berlin (D. R.-P. 65298) gestattet eine 
vielseitige Verwendung als Hosenträger, Strumpfhalter, Geradelialter, Armbinde, Wund¬ 
verband u. s. w. Diese Vielseitigkeit wird dadurch erzielt, dass dasselbe seiner 
ganzen Länge nach in geeigneten Abständen mit Knopflöchern versehen ist, mittelst 
derer mehrere Bänder zu einem einheitlichen Zweck sich vereinigen lassen. 

Aus Fig. 61 und 62 ist leicht ersichtlich, auf welche Weise sich gewöhnliche 
auf dem Rücken gekreuzte oder Tyroler-Hosenträger mit Brust- und Hüftgürteln her- 
steilen lassen. 

3- 



Fig. 61. Fig. 62. Fig. 63. 


Löst man die Knöpfe a und a 1 aus, so hat man zwei glatte Bänder, die als 
Bandage dienen können und in ihre? festgewickelten Schlussstellung durch Einknöpfen 
des Knopfes festgehalten werden. Man braucht also keinen Knoten zu binden oder 
besondere Befestigungsbänder u. s. w. anzuwenden. Das äussere freie Ende des als 
Bandage benutzten Tragbandes kann mit seinem Knopfloch auf jedem beliebigen Tlieil 
der darunter liegenden Bandage durch den Knopf befestigt werden, den man durch 
zwei über einander liegende Knopflöcher einführt. 

Braucht man ein längeres Verbandstück, so knöpft man die beiden Tragbänder 
A mit je einem Ende auf einander und erhält auf diese Weise ein Band von grosser 
Länge. Fig. 63 zeigt die Benutzung der zu einem zusammenhängenden Bande zu¬ 
sammengeknöpften Tragbänder A als Armbinde; die Schleife, in welche der verletzte 
Arm eingelegt wird, lässt sich ohne Mühe sofort durch Knöpfen des freien Endes an 
den mittleren Tlieil des Tragbandes herstellen. Die in gleicher Art hergestellten 
Tragbänder sind ferner in bequemer und vortheilhafter Weise als Suspensorienbänder 
und zu anderen ähnlichen Zwecken zu verwenden. 

Die Tragbänder können elastisch oder unelastisch hergestellt werden. 


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Es ergeben sich ans Obigem verschiedene unleugbare Vorzüge, welche dem 
Sachs’schen Tragbande im Vergleich zum bekannten Esmarch’schen Hosenträger zu¬ 
kommen. Es ist daher kaum daran zu zweifeln, dass sich dieses Tragband bald 
allgemeiner Beliebtheit erfreuen wird. 

Von der Ueberzeugung ausgehend, dass das Aufgeben der einschnürenden Corsetts 
eine der notliwendigsten Reformen der Frauenkleidung ist, hat Leffler-Arnim 



Fig. 64. 


Leihehen aus einem elastischen Wollstoff angegeben, die gut kleiden und die 
Belastung der Taille mit überflüssigen Falten umgehen. 

Brit. med. journ. 18. Novbr. 1892. Sehr. 

Ein einfacher Apparat zum Bindenaufrollen (Brit. med. Journ. 8. X. 92), 
der ganz aus Metall besteht, solid und leicht rein zu halten ist, wird von Bellaers 



in Leicester zu dem geringen Preis von 6*/* $ hergestellt. Die Anwendung des 
leicht transportabeln Bindenrollers, bei dem der mittlere senkrechte Theil auf den 
horizontalen Stäben verschieblich d. h. jeder Bindenbreite anpassbar ist, ist aus 
Fig. 65 ersichtlich. Sehr. 


Operationsinatruincnle* 

Troicart für Thoracocentese. E. Stören. Wie bekannt giebt es mehrere 
Troicarts, welche die Luftaspiration in der Tlioracocentese verhindern sollen. Die¬ 
selben sind alle ziemlich complicirt, schwer zu reinigen und kostbar; auch hat der 


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practizirende Arzt sie selten bei der Hand. Während Eichliorst meint, dass es 
ein Kunstfehler wäre, sich bei der Thoracocentese eines gewöhnlichen Troicarts 
zu bedienen, giebt Hueter an, dass es genügt, darauf zu achten, dass die äussere 
Mündung der Canüle höher steht als die innere; es kann dann selbst bei Anwendung 
eines gewöhnlichen Troicarts keine Aspiration von atmosphärischer Luft geschehen. 


Fig. C6. 



Yerf. spricht sich dahin aus, dass diese Angabe nicht ganz Stich hält, denn es kann 
sich unter Umständen ereignen, dass wenn der erste Strom des sich in der Pleura¬ 
höhle befindlichen Fluidum sich herausgepresst hat, bei jeder Inspiration etwas Luft 
hineingeschlürft wird. Natürlich wird man es unter diesen Verhältnissen versuchen, 
die Aspiration von Luft durch Zuschliessen der äusseren Oeffnung mittelst eines 
Fingers zu vermindern; sie ganz zu entgehen gelingt doch auf diese Weise selten. 
Verf. verhindert die Luftaspiration durch folgende ingeniöse und einfache Vorrichtung. 
Ein allgemeiner Troicart, wie er sich gewöhnlich in der Verbandtasche jedes Arztes 
vorfindet, wird an der äusseren Oeffnung der Canüle mit einem ca. 30 cm langen 
Gummi-Drainrohr armirt; die Seitenwand desselben wird über die Mündung der Canüle 
gespannt, und durch Einfuhren des Stilets in die letztere durchstochen. Das dadurch 
in der Wand des Drainrohres gemachte Loch wird sich durch die Elasticität des 
Gummis zusammenziehen und den Strom des herausdringenden Fluidums vorbeipassiren 
lassen. Das Durchstechen des Gummirohres ist bisweilen schwierig, wenn das Stilet 
trocken ist; dasselbe muss immer mit Carbolwasser oder Alcohol gefeuchtet werden. 

Norsk Magazin f. Lädevideskalen. 1892. Sigfred Levy 

(Copenhagen). 


Gehr. Down (London) bringen 2 neue Verschlussvorrichtungen fiir die 
elastische Constriction (Brit. med. journ. Sept. 24 1892) nach Samways (Sam- 
ways tourniquet clips) in Handel, die in Guys hospital und anderen Spitälern rasch 
Aufnahme fanden. Der einfachere Halter (Fig. G7) gleicht einem kleinen Anker 
mit 2 Flügeln und einem Ring und ist aus einem Stück Metall gefertigt, dessen 



Fig. 67. Fig. 68. 


Theile alle sorgfältig abgerundet sind. Bei der Application wird der Anker in einer 
Hand gehalten, der gestreckte Gummischlauch 1, 2—3 mal um das Glied, unter 


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einem Ankerflügel durch über den Schaft und dann zurück unter dem andern Flügel 
durchgeführt. Die andere Form (Fig. 68) gleicht mehr einem Enterhaken und hat 
3 im von 120° zu einanderstehende Flügel, die zum Schaft leicht geneigt stehen, 
und von denen 2 geknöpfte Enden haben. Der Ring ist mit dem Schaft nicht fest 
verbunden, sondern beweglich im untern Ende desselben. Bei der Application wird 
das Instrument mit der einen Hand gehalten, die beiden geknöpften Enden nach dem 
Glied zu gerichtet, dann wird der gestreckte Gummischlauch 2—3 mal um das Glied 
dann unter einem der geknöpften Enden über den Schaft unter dem andern Ende 
durchgeführt und die Befestigung ist noch sicherer, wenn der Schlauch nochmals 
um den Schaft und zwischen ersten Flügel und Schlauch durchgeführt wird. 

Sehr. 

Neue Form des Evacuators für die Operation der Litholapaxie 

(Bigelow). In der Absicht die in tropischem Klima etc. leicht verderbenden Gummi- 
theile zu vermeiden, liess sich J. Sommerville von J. Gardner (Edinburgh) einen 
Evacuator construiren, bei dem sie durch ein metallisches Arrangement (ähnlich 
einem Klysopomp) ersetzt sind und zu dessen Handhabung geschulte Assistenz nicht 

nöthig ist. Die den Gummiballon 
substituirende Spritzenvorrichtung 
besteht aus einer Röhre von ähn¬ 
licher Weite, wie der originale 
Evacuator, sie besteht aus 2 zu¬ 
sammengeschraubten Theilen, die 
durch eine perforirte Metall- 
zwischenscheibe getrennt sind (um 
keine Steinfragmente hereinzu¬ 
lassen) und wird unter das Glas¬ 
au fnahmegefäss angeschraubt, wäh¬ 
rend vorn ein zwischen 2 Hähnen 
angebrachtes Nussgelenk die nöthige 
Beweglichkeit der einfach anzu¬ 
steckenden durch einen Schlitz 
festzuhaltenden Canüle vermittelt. 
Die Vorrichtung ruht auf einem 
festen Metallstativ an 2 Stäben 
mittelst eines Querstabes beliebig 
stellbar, und ist durch Anbringung 
von Charnieren an den von diesem 
Querstab ausgehenden beiden Stützen die Möglichkeit einer Vorwärts- und Rück- 
w r ärtsbewegung ermöglicht, ohne dass der feste Stand des Apparates beeinträchtigt 
wurde. 

Brit. med. Journ. 27. VIII. 92. Sehr. 



Diagnostische Httlfsinittcl. 

Herzog (Warschau) beschäftigt sich seit längerer Zeit mit einlässlichen und 
systematisch angestellten Versuchen über die Durchleuchtung innerer Körperorgane, 
ein Problem, das sowohl bezüglich seines Zweckes als der Construction der zur Er¬ 
reichung desselben erforderlichen Apparate nicht mit demjenigen der Endoskopie ver¬ 
wechselt werden darf. Denn während letzteres den Zw r eck verfolgt, die directe Be¬ 
sichtigung kleiner erkrankter Oberflächen zu ermöglichen, so wird dort dem Tech¬ 
niker die Aufgabe gestellt, die Transparenz der über einen Hohlraum liegenden 


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125 


Gewebe möglichst zu erhöhen, um dem Arzt die Möglichkeit zu geben, die relative 
Lage und Grösse des Hohlraums zu den darin und dämm liegenden normalen und 
annormalen Gebilden zu beurtheilen. 

H. begann in Verbindung mit Dr. Reichmann in Berlin seine Versuche am 
Magen und gelangte hier bereits zu sehr zufriedenstellenden Ergebnissen, welche 
' namentlich auch der trefflichen Ausführung der bezüglichen Apparate von Seite der 
Firma R. Blänsdorf Nachf. in Frankfurt zu verdanken sind. Die Details derselben 
sind in Cibel nachzulesen. Die Beschreibung des hierbei benutzten GastrOrDiapha- 
noskops folgt hier nach dem Prospect der gen. Firma: 

Die Zuleitung des Stroms zur Glühlampe 
vermittelt eine weiche Magensonde von ca. 

14 mm im Durchmesser und 70 cm Länge. 

Die Lampe muss trotz ihrer geringen 
Dimension nicht nur ein relativ starkes 
Licht liefern, sondern auch einen möglichst 
geringen Widerstand besitzen, damit schon 
bei Benutzung der gewöhnlichen Stöhrer- 
schen constanten Batterie von 20 Elemen¬ 
ten maximale Gltthwirkung erlangt werden 
kann. 

Um die Lichtintensität vergrössern zu 
können, musste sie mit einer Glasglocke 
versehen werden, deren Erwärmung durch 
continuirliche Wasserzuleitung verhindert 
wird. Hierfür ist folgende Einrichtung ge¬ 
troffen: Die Oeffnung des Krahnes h bringt 
nicht nur das Wasser zur Circulation, son¬ 
dern auch durch einen am Krahne befind¬ 
lichen Contact den electrisclien Strom, bezw. 
die Lampe zum Glühen. Auf diese Weise 
ist ein zufälliges Erhitzen der Lampe im 
Magen ausgeschaltet. 

Das Zuflussrohr des Diaphanoskops (%) 
wird mit einem gläsernen Irrigator, der 
etwa 4—5 Ellen hoch gehängt, durch ein 
ca. 4 Ellen langes, dickwandiges, etwa 
3 mm weites Gummirohr verbunden. Das¬ 
selbe ist in seiner Mitte mit dem soeben 
erwähnten Hahn (&) versehen. Ueber das 
gebogene Abflussrohr (a) wird ebenfalls 
ein dünner Gummischlauch, der an seinem 
Ende eine durchlöcherte Bleiglocke trägt, 
befestigt und in ein leeres Gefäss gelegt. 

Sobald der Krahn geöffnet wird und Wasser Fig. 70. 

in die Glasglocke ( 5 ) eintritt, wird dieselbe abgeschraubt, mit Wasser nachgefüllt 
(um die Luftblasen ^auszutreiben), das Gewinde mit Vaseline beschmiert und die Glocke 
wieder abgeschraubt. Das Wasser circulirt und träufelt langsam in das untere 
Gefäss ab. Nun wird das Ende des Schlauches mit Glycerin beschmiert, die Leitungs¬ 
schnüre bei -h und — angesetzt, mit der Batterie verbunden, die Lichtintensität 
regulirt und der Hahn wieder geschlossen. 

9 

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*Jk.. 











i26 


Nachdem der Apparat in den Magen gebracht (in vollkommen dunklem Zimmer) 
wird der Hahn geöffnet, wodurch die Lampe sofort erglüht. Nach Gebrauch des 
Apparats muss das Wasser aus der Glasglocke entfernt, Lampe und Apparat selbst 
abgetrocknet und die Sonde mit Sublimatlösung desinficirt werden. 

Die Durchleuchtung des Magens kann nur bei solchen Kranken ausgeföbrt 
werden, welche zur Magensonde schon angewöhnt sind, da sonst die Untersuchung 
durch Würgen und Brechen der Patienten gestört oder vereitelt wird. Bei über¬ 
grosser Reizbarkeit des Rachens kann dieselbe durch Bromkalilösung oder Cocain- 
bepinselung (20 proc.) vermindert werden. Die Durchleuchtung gelingt aus leicht 
zu beurteilenden Gründen am besten bei stehenden Patienten und bei mit Wasser 
gefülltem Magen. 

Auch mit Durchleuchtung des Dickdarms resp. des Colon transversum wurden 
von H. u. R. gelungene Versuche angestellt. Sie benutzten dazu Anfangs eine 
elastische schwarze Darmbougie, an deren Ende eine kleine Edison’sche Lampe be¬ 
festigt war. Schon bei dem ersten Versuche gelang es, die Lampe bis unter den 
Rand der linken elften Rippe zu schieben. Es zeigte sich nämlich an dieser Stelle 
eine ca. fünfmarkgrosse leuchtende Fläche. Nach Füllung des Darmes mit ca. 2 L 
Wasser und Einführung der Lampe in den Darm (35 cm tief) Hessen sie die Lampe 
erglühen und fanden die Grenzen der Darmectasie. Auf der vorderen Bauch wand 
erblickten sie eine über handbreite, länglicli-ovale Fläche, deren oberer Rand an 
zwei Stellen eingekerbt erschien und die mehr nach links gerichtet war. Die Mög¬ 
lichkeit einer Lage- und Grössenbestimmung des Colon transversum mittelst der 
Durchleuchtung war damit erwiesen. 

Dr. Th. Harris liess von Weiss u. son ein Laryngoscop mit federndem 
Kopf halter hersteilen, bei dem die Kopf und Hinterhaupt umgreifende Stahlfeder 
an verschiedenen Stellen durch Charniere unterbrochen ist, sodass sie sich um den 




Fig. 71. Fig. 72. 

Spiegel (denselben schützend) Zusammenlegen lässt, wodurch das Instrument hand¬ 
licher, leichter transportabel ist. Der Spiegel selbst ist durch ein doppeltes Kugel¬ 
gelenk befestigt und so ausgedehnt beweglich, während eine Kopfschraube leichte 
Feststellung ermöglicht. Während der Spiegel bewegt wird (mit der rechten Hand) 
ist es zweckmässig, die Feder mit der linken festzuhalten. 

Brit. med. journ. Oct. 15. 92. 


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127 



Wiederum ein neues Centrifugenmodell (vergl. pag. 38), nämlich eine Harn- 
centrifuge mit Hand- und Motorbetrieb nach Simon bringt ebenfalls die Firma 
R. Blänsdorf Nachf. in Frankfurt a/M. 
in den Handel, deren Construction ohne 
Weiteres aus der Abbildung ersichtlich ist. 

Diese Centrifuge geht fast lautlos und 
lässt sich ohne Kraftanstrengung drehen. 

Jedes der 4 Gläschen enthält ca. 20 Cubik- 
Centim. Harn- oder Punktionsflüssigkeit. — 

Bei einmaligem Drehen des Zahnrades 
drehen sich die Gläschen auf der Spindel 
36 mal, so dass es ein leichtes ist, diese 
Gläschen in einer Minute 4000 Umdrehun¬ 
gen machen zu lassen. 

Mittelst dieses Apparates ist es dem 
Arzte möglich, dass er, bis die Hauptproben 
auf Zucker und Eivveiss gemacht sind, 
sofort, auch das centrifugirte Sediment 
raicroscopisch beobachten kann. Beim Auf- 
hören mit drehen pendeln die Gefässe lang¬ 
sam aus, so dass ein Stossen und das hier¬ 
mit verbundene Aufrütteln der Sedimente 
ausgeschlossen ist. 

Durch die getroffene Einrichtung der 
Schraube mit Hebel ist die Möglichkeit 
geboten, die Harncentrifuge an jeden Tisch 
zu befestigen und nach Gebrauch sofort 

wieder zu entfernen. Das lästige Be- Fig. 73. 

festigen durch Schrauben vermittelst Schraubenziehers ist ganz überflüssig. 


IrrigationsTorrielitiiugeii« 


Aseptisches Augentropfgliischen. Von Dr. Stroschein in Wttrzburg. 
D.-R.-P. No. 66296. 

Die Abbildungen Fig. 74 und 75 stellen ein neues aseptisches Augentropfglas 
dar. Es unterscheidet sich von den bisher üblichen unter anderem dadurch, dass das 
Fläschchen in ein Stehkölbchen umgewandelt ist, in welchem man direkt über freier 
Flamme kochen kann. Würde man dies jedoch ohne Weiteres tlmn, so würde die 
eingeschliffene Pipette durch die entstehende Dampfspannung herausgeschleudert oder 
wenn man das Gnmmihütchen entfernt, der Inhalt durch die Pipette entleert werden. 
Diese hat daher über dem eingeschliffenen Conus /, noch einen zweiten umgekehrten 
Conus C», mittelst welches man sie umgekehrt in der Stellung von Fig. 74 aufsetzen 
kann, sodass die beim Kochen entstehenden Dämpfe die Pipette durchstreichen. Nach 
dem Kochen wird sie wieder in der gewöhnlichen Stellung aufgesetzt. 

Wie durch zahlreiche, mannigfach variirte Versuche dargethan worden ist, erzielt 
man in 3—4 Minuten eine absolute Sterilität des Inhaltes einerseits und der Flasche 
und Pipette andererseits, wenigstens soweit diese mit dem Inhalte in Berührung 
kommen. Der Doppelconus giebt der Pipette einen so grossen Binnenraum, dass die 
Flüssigkeit in derselben niemals bis an das kleine Kautschukhütchen steigen kann, 
weshalb dieses auch nicht sterilisirt zu werden braucht. 


9* 


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128 


Nachdem es mm allgemein bekannt ist, dass die gebräuchlichsten Augentropf¬ 
wässer, die Atropin-, Cocain-, Eserin- und Homatropinlösungen ein vorzüglicher Nähr¬ 
boden für die mannigfaltigsten Microorganismen sind, was jeder practische Arzt wohl 
schon oft genug zu seinem Leidwesen an dem baldigen Verderben der ziemlich 
theueren Lösungen constatirt hat, ist die Forderung aufgestellt worden, die Augentropf- 



Fig. 74. 



Fig. 75. 


flüssigkeiten zu sterilisiren, weil Infectionen von Augen seitens verdorbener bez. 
bacterienhaltiger Tropfen mit Sicherheit beobachtet worden sind. In einer grösseren 
Arbeit, erschienen in Gräfe’s Archiv für Ophthalmologie Bd. XXXVII Abthlg. II S. 92, 
kommt E. Franke zu dem Endergebnis, dass der Zusatz unserer gebräuchlichen An¬ 
tiseptika zu den Augentropfflüssigkeiten entweder unzureichend oder zu stark reizend 
für das Auge sei. Es bleibt daher für das Keimfreimachen nur die Sterilisirung 
durch Hitze, d. h. durch Kochen übrig. Dieses ist nun mittelst der Stroschein’sclien 
Augentropfgläser in der bequemsten und schnellsten Weise auszuführen. Die Gläschen 
haben für die verschiedenen Alkaloide verschiedene Farben. Sie sind zu beziehen 
durch Herrn Otto Wiegandt, Würzburg, Theaterstrasse oder durch alle grösseren 
Instrumentenhandlungen. (Autoreferat.) 


The antiseptic dropper. Von G. Gould. 

Die in der Augenheilkunde gebräuchlichen Tropfgläser entsprechen in keiner 
Weise den Ansprüchen der Antiseptik. G. hat daher die üblichen Glasstöpsel in der 
Weise modificirt, dass sie Verschluss und Tropfglas in einem Stück darstellen. Der 
untere Theil derselben stimmt mit dem der gewöhnlichen Pipetten überein, die sich 
daran anschliessende zur Aufnahme der Flüssigkeit bestimmte Erweiterung wird aus 
ziemlich dickem Glas verfertigt, schliesst sich wie der Glasstöpsel dem Flaschenhals 
fest an und kann, indem sie die Flasche etwas überragt, mit Daumen und Zeigefinger 
leicht gefasst werden; hieran ist wie bei den gewöhnlichen Tropfgläsern ein Gummi¬ 
röhrchen befestigt. Bei einiger Sorgfalt ist es leicht zu vermeiden, dass Letzteres 
von der Flüssigkeit berührt wird; übrigens kann man es auch durch eine über den 
Bulbus gespannte Membran ersetzen. 

Med. News 3. Dec. 92. Reunert (Hamburg). 


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Seinem „Standirrigator“ (siehe Jalirg. 1892 pag. 294 der ärztlichen Poly¬ 
technik) hat Dr. med. E. Möller, Hagen i/W., um mit demselben einen continuir- 
lichen Strom zu erreichen, eine andere Con- 
struction gegeben und hat ihn in der neuen 
Vervollkommnung in die Rolle für Gebrauchs¬ 
muster eintragen lassen. Nebenstehende Zeich¬ 
nungen geben ein leicht fassliches Bild von 
der Construction und dem Wesen des Appa¬ 
rates. Er setzt sich zusammen aus einem 
ovalen Gummiball, den Schläuchen ss und WW r 
einem zu jeder Flasche passenden, von 2 Ca- 
niilen durchbohrten Gummistopfen und dem 
Endschlauch r. Der Gummiball (s. Fig. 76) 
ist durchsetzt von der Canüle ccc und trägt 
in den kurzen Canölen a und b die Ventile 
V und V\ Bringt man den Stopfen auf 
eine gefüllte Flasche und comprimirt den 
Gummiball, so wird Ventil V geschlossen und 
die Luft durch das geöffnete Ventil V* 
in den Schlauch ss und weiter in die Flasche 
getrieben, um hier auf die Flüssigkeit zu 
drücken und diese durch den Schlauch r in 
den Schlauch WW und weiter durch die Ca¬ 
nüle ccc nach aussen zu pressen. Die Stärke 
des Stromes, der aus der Canüle austritt, ist 
abhängig von der Schnelligkeit, mit der man 
die Compressionen des Balles aufeinander 
folgen lässt. Mit den nöthigen Ansatzstücken 
versehen, ist der Apparat nicht nur für Wund-, 
sondern auch für Darm- und Vaginalspülungen Fig. 76 a. 

brauchbar — dürfte aber ganz besonders für 

die Hypodermoklyse geeignet sein. Er ist zu beziehen durch die Fabrik Chirurg. 
Instrumente Herrn A. F. Schmalenbuch, Hagen i/W., Kampstrasse. 

Einem neuen Vaginalirrigator schreiben die Verfertiger desselben, Fannin 
& Comp, gewisse Vortheile zu. Derselbe kann von der Patientin selbst in liegender 





Fig. 77. 

Stellung, ohne das Bett nass zu machen, angewandt werden. Die Spitze des Trichters 
wird fest in die vagina gepresst, sodass die zurückfliessende Flüssigkeit nur durch den 


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Trichter und so durcli das 
abfliessen kann. 

Brit. med. journ. 1892 


Abflussrohr in das unter 
May 14. 


dem Bett stehende Gefäss 
Sehr. 


in 


Fig- J. 


Der Tropfenzähler von Dr. J. Traube in Berlin und August Kattentidt 
Gifhorn (D. R.-P. 65295, Zusatz zum Patente No. 56919) hat den Zweck, durch 
die veränderte Ausbildung des- massiven Glasstöpsels für die 
Tropfgläser zu erreichen, dass Tropfen erzielt werden, deren 
Grösse den bisher von den Aerzten bezw. Apothekern ange¬ 
nommenen Verhältnissen entspricht. Es hat sich nämlich ge¬ 
zeigt, dass die Anzahl Tropfen, welche bei der kugelförmigen 
Endigung des waagrechten kegelförmigen Stöpselansatzes (nach 
dem Patent No. 56919) auf 1 g erhalten wird, für die 
brauchbaren Abmessungen des Kugeldurchmessers zwischen 
13 und 15 betragen, während die Aerzte und Apotheker auf 
1 g 20 Tropfen zu rechnen gewohnt sind. 

Zur Verhinderung einer umständlichen, zeitraubenden und 
zu Fehlern Anlass gebenden Umrechnung sollen kleinere, der 
bezeichneten Bedingung entsprechende Tropfen nach Angabe 
des Erfinders dadurch erreicht werden, dafs der kegelförmige 
Stöpselansatz bei a x nicht eine kugelförmige Endigung, son¬ 
dern einen plötzlich verjüngten Zapfenansatz erhält, der, um 
gleich grosse Tropfen zu erzielen, eine parabolische oder eine 
ellipsoidische Oberfläche besitzt, wie dies aus der Zeichnung 
ersichtlich ist. 



Fig. 78. 


Diversa. 

Eine Mess- und Füllvorrichtung für medicinische Pulver und dergl. 

von C. Fr. Hausmann in St. Gallen (D. R.-P. 64845) besteht aus einer Röhre n, 
in welcher ein Kolben h verschiebbar ist, der durch eine auf seine Stange c einwirkende 
Schraubenfeder d von dem offenen (unteren) Ende der Röhre a in gewisser Entfernung 



Fig. 79. 


gehalten wird. Stösst man nun das offene Ende der Röhre a mit gespannter Feder 
in das Pulver hinein, so wird sich die Röhre durch Entspannung der Feder bis zu 
dem Kolben b mit Pulver anfüllen, welches bei Herausnahme der Röhre in der letzteren 
haften bleibt und dann durch Vorstossen des Kolbens abgegeben werden kann. 

Ausserdem trägt die Stange c einen als Anschlag dienenden Ansatz h, welcher 
mittelst eines Führungszahnes oder Vorsprunges h l , in einem der Längsschlitze a l 
geführt wird, um die Drehung des Kolbens zu verhindern, und welcher gegen einen 
Stellring / stösst, der, die Stange c umgreift und mit zwei Flügeln / l , durch die 
beiden Längsschlitze a 1 der Röhre a tritt; diese Flügel sind mit Gewinde versehen, 
welches in dasjenige im Innern der Hülse f eingreift, so dass durch Drehung der 
letzteren der in den Schlitzen a l geführte Stellring höher oder niedriger eingestellt 
werden kann, um mittelst des Anschlages h die durch die Feder d bewirkte Rück- 


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wärtsbewegung des Kolbens b an einer bestimmten Stelle zu begrenzen und so vom 
offenen Ende der Röhre a aus eine Raumvergrösserung oder -Verkleinerung zu er¬ 
zielen, wie solche behufs Aufnahme einer entsprechend gewünschten Pulvermenge in 
die Röhre a erforderlich ist. 

Die Stellung des Kolbens b und damit der Inhalt des offenen Rohrendes wird 
durch eine Scala c l , an der Kolbenstange c ersichtlich gemacht. 

Die Messvorrichtung besteht darin, dass über das Messrohr a eine Hülse f ge¬ 
schoben ist, welche innen mit Gewinde versehen ist, mittelst dessen ein in Schlitze 
der Röhre a eingreifender, den Hub des Kolbens b begrenzender Anschlag i ver¬ 
schoben werden kann. 


Lungensclioner von F. W. Hebrok in Hamburg. (D. R.-P. 64180). Die 
Vorrichtung besteht aus einer Platte a und der damit verbundenen Tragplatte b. 
Beim Gebrauch kommt die Platte a zwischen den Lippen und Zähnen zu liegen, wobei 


erstere auf der Tragplatte b ruhen. Zur sicheren Be¬ 
festigung dient noch das zwischen beiden Platten be¬ 
festigte Band c, welches um den Kopf genommen wird. 

Der Hauptzweck des Apparates besteht darin, den 
Träger desselben zu zwingen, stets, auch während der 
Nacht, durch die Nase zu athmen, was nur bei einem 
vollständigen Verschluss des Mundes wirklich der Fall 
ist. In zweiter Linie soll dann mittelst dieses Appa¬ 
rates nur reine feuchte Luft in die Lunge gelangen 
können, zu welchem Zwecke die aus Schwamm be¬ 
stehende Hülle d für die Nase dient, welche nach 
Bedarf angefeuchtet werden kann. Auf diese Weise 
werden die Schleimhäute der Athmungswege, welche 
sonst beim Zutritt von trockener kalter Luft stets springen 



and zu Katarrhen die Veranlassung geben, in jeder Hinsicht geschützt. 


Eine Vorrichtung zur Verhütung des Schnarchens von Otto Francke 
in Cottbus (D. R.-P. 65194) besteht aus einem Gummirohr A mit zwei grossen Gummi- 
flantschen B und D und dem einseitig zuge¬ 
schärften Gummirohr C. 

Letzteres wird auf die Zungenspitze gelegt, 
der Flantsch B inwendig hinter die Zähne und 
der Flantsch D auswendig auf die Lippen des 
geschlossenen Mundes gebracht, so dass der 
schlafende Mensch die Luft durch das Gummi¬ 
rohr A ansaugt und der Lappen C die Zunge 
insoweit etwas reizt, dass sie etwas in Be¬ 
wegung bleibt und dadurch die Speichel¬ 
bildung anregt, damit der Hals nicht trocken 
wird. 

Die Flantschen B und D haben den 
Zweck, das Herausfallen oder Verschlucken Fig. 81. 

des Saugers zu verhindern, welcher dadurch, 

dass er in den Mund genommen wird, den Menschen gewöhnt, den Mund geschlossen 
zu halten, das Schnarchen verhindert. 



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Vorrichtung zum Entfernen von Hühneraugen von Bertel & Wagner 
in Dresden (D. R.-P. 64841). 

Diese Vorrichtung zum Ab- oder Ausschleifen von Hühneraugen besteht in 
einem auf einer Planscheibe s befestigten Ring r aus einer Horn gut angreifenden 
Masse, als Schmirgel, Sandstein, Fischschuppen u. s. w. Der Ring sitzt mit dieser 
Scheibe auf der Welle ?/;, die in einer an einem Heft h zum Anfassen befestigten 



Gabel g drehbar gelagert und mit einer auf ihr sitzenden Kurbel k in Umdrehung 
zu versetzen ist. 

Das Beseitigen von Hühneraugen mittelst dieser Vorrichtung geschieht dadurch, 
dass man dieselbe an dem Heft h anfasst und den Schmirgelring u. s. w. an das 
Hühnerauge anhält, um es durch Umdrehung des Schmirgelringes mittelst der Kurbel k 
ab- bezw. auszuschleifen. 

Feder für künstliche Doppelgebisse von A. Holder Egger & Max Kneiff 
in Berlin (D. R.-P. 64820). 

Diese Federordnung hat den Zweck, durch eine das Ober- und Untergebiss ver¬ 
bindende Gummifeder die Uebelstände zu vermeiden, welche mit den bisher ge- 



Fig. 83. 


bräuchticheh, in Form einer feinen Schraubenlinie gebogenen Goldfedern verbunden 
waren. Diese Uebelstände bestehen u. A. darin, dass sie die beiden Gebisstheile mit 


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zu grosser Gewalt gegen den Gaumen pressen, was bei den früheren Goldgebissen 
freilich nicht zu vermeiden war, bei den jetzt fast allgemein verwendeten Saugplatten 
aber nicht mehr erforderlich ist, ferner dass sie infolge ihrer Härte oft die Innen¬ 
flächen der Wangen sehr wund reiben, dass sie Speisereste u. s. w. in sich auf- 
nelimen, die nur schwer wieder zu entfernen sind, und dass sie leicht plötzlich zer¬ 
brechen. 

Der obengenannte Zweck wird nun durch Anbringung von Gummifedern c an 
die Seitenflächen des künstlichen Doppelgebisses erreicht und zwar in der Weise, dass 
die Federn an ihren Ursprüngen sowohl, als in der Mitte eine Umhüllung d aus 
Hartgummi besitzen, welche die Geradführung der Kautschukfeder im senkrechten 
Sinne sichert und ein seitliches Ausweichen derselben hindert. Einer auf diese Weise 
zusammengesetzten Gebissfeder, welche die Erfinder mit dem Ausdruck „Gummimuskel“ 
bezeichnen, haftet keiner der Nachtheile an, die mit dem Gebrauch der bisherigen 
spiralförmigen Goldfedern verknüpft waren. Der neue Gummimuskel ist weich wie 
die Fleischtheile des Mundes und ein Wundreiben des letzteren aus diesem Grunde 
ausgeschlossen; in das Innere des Gummimuskels, ob derselbe nun hohl oder voll ist, 
können fremde, Fäulniss erregende Stoffe nicht eindringen, aussen kann derselbe aber 
leicht abgebürstet werden; ein plötzliches Zerbrechen ist ausgeschlossen, es wird im 
schlimmsten Falle erst nach und nach eine Erlahmung des leicht zu ersetzenden 
Muskels eintreten; die Gummimuskel können überdies, ohne die Wangen zu belästigen, 
dicker als die Goldfedern hergestellt werden und füllen dann die Backen so gut aus, 
dass sie das Gesicht des Trägers nicht eingefallen erscheinen lassen. 


Chirurgische Beiträge aus dem Erzherzog Sophien Spital in Wien. Herausgeg. von 
Doc. Dr. Ritter v. Hacker. (A. Hölder, Wien 1892). 

Das Billroth gewidmete Werkchen behandelt speciell Thematas aus dem Gebiet der 
Abdominal Chirurgie — so die Erfahrungen v. H. $ bei der operativen Behandlung der Pylorus¬ 
stenosen und malignen Neoplasmen des Magens (7 Fälle 1 -t-), den Gastroenterostomien 
(4 Fälle 1 -h), Gastrostomien mit Sphincterbildung aus dem muscul. rectus abdom. (5 Fälle) 
—* v. H. benutzt für alle Magen- und Darmnähte sog. Darmnadeln (im Querschnitt, kreisrunde 
mit Troiquartspitze versehene dünne Nadeln, theils schlittenförmig, theils halbkreisförmig 
gebogen 8—3^2 cm lang, die nur am Oehrende abgeflacht sind, um mit dem Nadelhalter 
gefasst werden zu können. Die für Magen- und Darmnähte ausschliesslich verwendete aus¬ 
gekochte Carbolseide muss diesen Nadeln entspr. dünn, aber sehr fest sein. Auch für die 
in die Bauchhöhle versenkten Seidenligaturen hält es v. H. für wichtig, keine zu dicken 
Seidenfaden zu verwenden. — 

Ein Fall von noch nicht beobachteter innerer Hernie (hernia ischiadica incipiens), sowie 
eine Operation einer Pankreascyste von seltner anatomischer Lagerung müssen im Original 
nachgelesen werden, da die Abbildungen hier nicht zu entbehren sind. Die Schlussabhand¬ 
lung über Pentalnarcosen verdient ebenfalls besonderes Interesse, da die Meinungen über 
dieses Narcoticum, dessen Geschichte ausführlich mitgetheilt wird, ja noch sehr getheilt sind. 
Wenn auch die Nachtheile des Pentals gegenüber dem Chloroform (seine leichte Entzünd¬ 
lichkeit, seine relative Unfähigkeit, tiefe bis zur Muskelerschlaffung führende Narcosen zu 
erzeugen, sein hoher Preis) zugegeben, so wird doch nach den Erfahrungen von 200 Narcosen 
(1 unangenehmer Zwischenfall) der Werth des Pentals, das im Stande ist, in manchen Fällen 
nicht nur bei kurzen sondern auch längern chir. Eingriffen das Chloroform zu ersetzen, an¬ 
erkannt und zur Anwendung ein der Clover’schen Luftgasmaske nachgebildete Maske mit 
Inspirations- und Exspirationsventil empfohlen, bei der auf (in einer an dem Inspirationsventil 
angebrachten Metallkapsel befindliche) Gaze das Narcoticum aus einer geaichten Flasche 
anfgegossen wird, während kleinere runde Oeffnungen für genügenden Zutritt atmosphärischer 
Luft sorgen. — Sehr. 

Experimentelle Beiträge zur Darmchirnrgie mit besonderer Berücksichtigung der 
Behandlung des Darmverschlnssesvon N. Senn. Aus dem Englischen übersetzt von Willy Sachs. 
(Basel, C. Sallmann 1892). 

Die Sachs’sche Uebersetzung macht die bekannten experimentellen Arbeiten Senn’s auch 


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den nicht Englisch lesenden Collegen im detail zugänglich und wird wohl Jedermann die ein¬ 
gehenden Experimente über Darmverschluss Enterectomie, circuläre Darmnaht, Anastomosen- 
bildung etc, wie sie Senn zur Ausbildung seiner Methoden mit Knochenplattennaht etc. 
brachten, mit Interesse lesen, um so mehr als hier bei der theilweise nicht einfachen Technik 
kurze Referate keinen Zweck haben. 

Die am Schlüsse der Arbeit aufgestellten 85 Thesen bieten reicheres Material zu Dis- 
cussionen und wird gerade in diesem neuen Gebiet der Chirurgie jeder Baustein zu begrüssen 
sein, der den weiteren Ausbau dieses hochwichtigen Gebietes fördert, sei es durch klinische 
— sei es durch experimentelle etc. Forschungen. Sehr. 

Specielle Chirurgie filr Aerzte und Studirende von Prof. Dr. H. Fischer, Berlin 
in Wreden 1892. In dem Fischer’schen Werke hat das Gesammtgebiet der spec. Chirurgie 
eine eingehende und lebensvolle Darstellung gefunden, die fern von langathmigen theore¬ 
tischen Auseinandersetzungen, doch die experimentellen Studien, pathol. - anatomischen Be¬ 
funde vollauf würdigt und (was speciell für den Anfänger so senätzenswerth) eine prompte 
Indicationsstellung, klare Schilderung der operativen Eingrifte etc., genaue Beschreibung der 
zweckmässigsten Methoden — der erprobtesten Instrumente und Apparate darbietet. Dass 
eine entsprechende Einleitung über Antisepsis, Narcose, blutsparende Methode nach Esmarch 
das Buch eröffnet, bedarf keiner Motivirung, dass F. räth, auf die Drainage nicht zu ver¬ 
zichten und es nach ihm nur eine ganz geübte Hand wagen darf, eine tiefe Wunde durch 
Etagennäthe zu schliessen, findet Ref. sehr erklärlich — häufig ist in den Handbüchern zu 
sehr der Standpunkt des Klinikers vertreten und Ref. möchte es als einen besonderen Vor¬ 
zug des für Praktiker geschriebenen Buches ansehen, dass so viele an sich unbedeutende 
Leiden (wie z. B. Frostbeulen, Geschwüre an den Extremitäten, Hämorrhoiden, Fremdkörper 
etc. etc.) die ihrer Bedeutung in der Praxis entsprechende Würdigung finden, dass manche 
Affectionen (wie z. ß. Zungenwarzen) die leicht falsch beurtheilt werden können, entsprechend 
erwähnt werden und dass die Darstellung mehrfach eine auf die Erfahrungen des Verf. ge¬ 
stützte subjective Färbung annimmt. Dass der Standpunkt des Werkes der der modernen 
Chirurgie ist, ist selbstverständlich, auch die neuesten Beiträge zur Chirurgie (ich erwähne 
nur die Nierenchirurgie, die neueren Methoden der Radicaloperation der Brüche, die Hotfa'sche 
Operation der angeborenen Hüftluxation, die ambulatorische Behandlung der Beinbrüche im 
Extensionsapparat nach Hessing, die Methoden der Nervenresection bei Neuralgien etc. etc. 
finden sich berücksichtigt. Die in der Praxis so wichtigen chirurgischen Indicationen (bei 
Harninfiltrationen, Nierenverletzungen, Blutungen dev meningea med. perforirenden Darm¬ 
wunden etc.) werden prompt hervorgehoben — auch bei der Peritonitis z. B. zu einem 
Rettungsversuch durch Operation gerathen (so lange noch keine Temperaturherabsetzung 
und leidliche Qualität des Pulses besteht). Auf der andern Seite wird aber auch die Gefahr 
mancher Eingriffe (wie z. B. der der Radicalkur der Prostatahypertrophie etc.) zugegeben, 
schlimme Folgen — wie z. B. nach totalen Strumaexstirpationen hervorgehoben. Gute Ab¬ 
bildungen und ein ausführliches Register erhöhen die Brauchbarkeit des Werkes. In einigen 
Kleinigkeiten dürfte die 2. Auflage eventuell noch abhelfen, so ist (um ein Beispiel anzu¬ 
führen) die Extension auf Fig. 81 pag. 325 nicht recht ersichtlich, die bei der Radius- 
fractur so zweckmässige Carr’sche Schiene auf pag. 646 nicht in ihren speciellen Vorzügen 
zu erkennen, einige Druckfehler wären noch zu eliminiren, so wird die typische Radiusfractur 
statt Colles fracture, Collis’sche Fractur benannt etc. — Das Fischer’sche Buch kann bei 
seiner präcisen und klaren, die neuere Chirurgie völlig umfassenden Darstellung allen 
Praktikern warm empfohlen werden. Sehr. 


15. Dez. 

Kl. 36. B. 

13268. 

Patentbericht. 

Deutschland. 

Patentanmeldungen. 

Badeofen. B. A. Brendgen in Köln. 

19. Dez. 

M. 

9285. 

Vulcanisirvorrichtung für zahnärztliche Zwecke. Dr. Fritz 

22. Dez. 

- V. 

1887. 

Mannhardt in Berlin. 

Vorrichtung zur Beseitigung von Hühneraugen (Zusatz zum 

27. Dez. 

— M. 

8324. 

Patente No. 61665). Reinh. Viol in Frankfurt a. M. 
Bruchband. Dr. John Albert Marvin in Lavsing, V.-St.-A. 

— 

— N. 

2705. 

Gaumenstück für Sauggebisse. 0. Ungebauer in M. Glad¬ 

_ 

— W. 

8187. 

bach. 

Pillenmaschine. Jos. R. Witzei in Philadelphia. 

— 

Kl. 35. B. 

13531. 

Brausebad*Einrichtung. Fr. Brunner in Braunschweig. 


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135 


29. 

Dez. Kl. 30. 

St. 

3307, 

2. 

Jan. — 

M. 

9285. 

5. 

Jan. — 

L. 

7692. 


28. Dez. 

Kl. 30. 

No. 

66846. 

_ 

_ 

No. 

66899. 

— 

Kl. 34. 

No. 

66828. 

— 

Kl. 64. 

No. 

66847. 

— 

— 

No. 

66898. 

4. Jan. 

Kl. 30. 

No. 

60949. 

— 

— 

No. 

60950. 

— 

— 

No. 

60952. 

_ 

_ 

No. 

60991. 

11. Jan. 

Kl. 30. 

No. 

67033. 

— 

— 

No. 

67037. 

— 

— 

No. 

67042. 

— 

— 

No. 

67059. 


Kl. 53. 

No. 

67050. 


Membran. Stethoskop. Dr. H. Strebei in Erlangen. 
Zerstäuber für ärztl. Zwecke Ch. Louis Morehouse in 
Brooklyn. 

Plombenhammer für zahnärztl. Bohrmaschine. Emil Lausch 
in Berlin. 

Patentertheilungen. 

Kerze für Räucherungs- oder Verdampfungszwecke. 

E. Weidemann in Liebenburg a. H. 

Massir- und Frottirgeräth. P. Tiemann in Feldberg i. M. 
Stuhl mit verstellbarer Rückenlehne. 0. Engau in Laubegast. 
Verschluss für Sterilisirflaschen. Dr. phil. Th. Loggau 
in Kiel. 

Apparat zum selbstthätigen Schliessen und Auslüften von 
Sterilisirgefässen. Dr. R. Rempel in Gelsenkirchen. 
Schalldämpfer. M. Westhoff. 

Zahnbürste. Dr. med. H. Löher8 in Heidelberg. 
Desinfectionsapparat für Rasirmesser und Einseifpinsel. H. 

Lange und F. Noese in Berlin. 

Saugflasche. 0. Tiegs in Berlin 

Spritze für medic. Zwecke. Dr. E. P epp er in Paris. 

Saugehut. C. Gumbart in München. 

Sicherheitsvorrichtung für Dampfdesinfectionsapparate. E. 
Clarenbach in Berlin. 

Apparat zur Erzeugung und Applicirung von Moorwasser- 
und Luftströmen für ärztl. Zwecke. Dr. med. Th. Hacke 
in Hamburg. 

Gefässverschluss. L. Schubert in Hohn bei Rendsburg. 


Gebrauchsmuster, 

No. 9878. Abnehmbare Feststellung für Nadeihalter. Jetter & Scheerer in Tuttlingen. 

„ 9878. Bruchband. Joh. Bühler in Mühlhausen i. E. 

„ 9907. Aluminium Gebissplatte, W. Sedlacek in München. 

„ 9918. Schiebeverschluss für Irrigatoren. Flügel & Polter in Leipzig-Plagwitz. 

„ 9923. Aetherstrahlapparat. 0. Kirschelt in Leipzig. 

, 9932. Apparat zur Verhinderung des Bettnässens. G. Hinderer in Welzkeim. 

, 9983. Metallplatte für Kautschuk-Adhäsionsgebisse. L. Schmidt in München. 

„ 9984. Instrumentenhalter in Taschenetuis. Dewitt & Herg in Berlin. 

, 10100. Combrimirter Dampf*, Schwitz- und Brauseapparat. H. Anderssen in Berlin. 

, 10101. Wasserwärmer. Ad. Stephan in Breslau. 


Amerikanische Patente. 

Oct. 4. 

483546. Zerstäuber. Myer Dittenhofer. New-York. 

483654. Galvanische Batterie, H. T. Johnson. New-York. 

483657. Krankensupport. Sol. J. Rhoads. Metropolis, 111. 

483745. Elektrotherapeutische Influenzmaschine. Ja. W. Moliöre. San Francisco. 

483807. Zahnärztlicher Stuhl. W. A. Johnston und Ar. W. Browne. Princes Bay, N.-Y. 
483900. Operationsstuhl. Fr. E. Case. Canton, Ohio. 

483930. Krückenfu8s. H. Lanergan. North Cambridge, Mass. 

Oct. 11. 

484055. Focal-Centrir-Optometer. J. G. Sherman. Cassopolis, Mich. 

484096. Galvanische Batterie. J. W. Ho ff mann Chicago. 

484287. Zahnärztliches Instrument. J. C. Blair. Louisville. 

Oct, 18. 

484522. Electrode für medicinische Zwecke. E. H. Mc. Bride. Springfield, Mo. 

484615. Optometer. Jac. Sherman. Cassopolis, Mich. 

484747. Zahnärztlicher Stuhl. Levy Stuck. Bad Axe, Mich. 


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136 


Oct. 25. 

484800. Cofferdam-Klarmner. Nath. Kuns. Fairbury, Nebr. 

484811. Saugflasche. Otis K. Newell. Boston. 

484927 Sterilisirappavat f. Chirurg. Instrumente. E. Boeckmann. St. Paul, Minn. 

484944. Inhaler. Mary G. Woodward. Chicago. 

484974. Ajöstirbare Krankenlehne. J. Parker. Clinton, Conn. 

485010. Instrument zum Feilen und Schneiden der Zähne. Ch. W. Jones. St. Paul, Minn. 
485089. Scheerenförmiger Wundhaken und Wundzange. Au. Janzon. Chicago. 

485098. Krankenwärter-Tasche. Mary J. Forshew. New.-York. 

Nov. 1. 

485178. Chirurgische Schiene. Edw. Densmore. Coronado, Col. 

485236. Zerlegbares Scalpel. R. Steinle. Philadelphia. 

485280. Zahnärztliches Amalgam. G. Jüterbock. Berlin! 

485319. Galvanische Batterie. Wa. A. Crowdus. Memphis, Tenn. 

485383. Zahnärztlicher Stuhl. Sam. P. Henkle. Baltimore. 

485396. Zerstäuber. Ch. L. Morehouse. Brooklyn. 

485435. Schaukelstuhl für Kranke. Harris W. Stern. La Sale, 111. 

Nov. 8. 

485609. Mundsperrer für Zahnärzte und Chirurgen. Howard M. Casebeer. Lincoln, Nebr. 
485672. Extensionsapparat für Fracturen. Ch. S. Webster. Marysville, Kans. 

485673. Chirurg, antiseptischer Fadenbehälter. Normap White. Bay Ridge, N.-Y. 
485698. Duplex-Spritze. Fr. S. Ketchum. New-York. 

485943 Sitzbad Alcinous B. Jamison. New-York. 

485963. Cofferdam-Klammer. Chr. A. Meister. Allentown, Pa. 

486057. Subcutan-Spritze. Stanley R. Glater. London. 

Nov. 15. 

486112. Zahnärztlicher Mundsperrer. Nath. Kuns. Fairbury, Nebr. 

486198. Chirurg. Wärmapparat. Sam. M. Sapp. Geneseo, Kans. 


9GT Wir erhalten soeben aus Rom die Nachricht, dass das Comite, welches mit 
der Organisation der mit dem internationalen Aerzte-Congress verbundenen 
Ausstellung chirurgisch-medicinischer Instrumente und Apparate betraut 
ist und an dessen Spitze Prof. Luigi Pagliani, Vorsteher des Sanitätsdepartements des 
Königreichs Italien, steht, demnächst die auf die Ausstellung bezüglichen Circulare 
erlassen wird, die uns leider zur Veröffentlichung im vorliegenden Hefte zu spät zu¬ 
kommen werden. Immerhin werden wir im Fall sein, Reflectirenden im Laufe des 
Monats briefliche nähere Auskunft ertheilen zu können. Eventuell wende man sich 
an den Unterzeichneten. (Francatur nach der Schweiz f. Briefe 20 Pfg., f. Karten 
10 Pf.!!) Dr. med. G. Beck in Bern. 


Verantwortlich: Flacher*« medlcin. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin MW., Charltlatr. 6. 
Fürstlich prtv. Hofbuchdruckerei (F. Mltzlaff), Rudolstadt. 


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M 4 


April, 


1803. 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Inhalt: Origi ■ allen: Welche Mittel stehen nns zur Hebung der Ernährung in Gebote! Von Prof. Dr. 
Zuntz in Berlin. 

Hefernte: Spedelle Krankenpflege nnd Krankenbehandlnng : Behandlung der Lungenschwindsucht mit 
Jod-Terpentinspiritus. — Behandlung der Lungenschwindsucht mit Salol-Injectionen. - Airotherapie. — 
Behandlung des Diabetes mit Pankreasextract — Behandlung des Mvxoedems mit SchilddrUsenextract — 
Tolypyrin und TolysaL — Solanin. — Schwefelbäder. - Hydrotherapeutische Behandlung des chronischen Gelenk¬ 
rheumatismus. — Alooholismus und seine Behandlung. — Strychnin bei chron. Alcoholismus. — Impotentia 
sexualis. — Alumnol, ein neues Mittel gegen Hautkrankheiten und Gonorrhoe. — Geschmeidiges Thilanin. — 
Sterilisirte Verbandstoffe. — Zinkleim. - Behandlung der Prostataentzündung. — Reiseskizzen auB England. — 
Diätetik: Stoffwechsel und Therapie der Magenkranken. — Missbrauch der Milch bei Albuminurie. — Erdnuss- 
grütze. — Peptoprankreati8irte Nahrung. — Citronen-Traubensaft. — Biscuits. — Schädlichkeit gewisser Büchsen- 
conserven. — Klimatologie: Indicationen für Davos. — Orotava und die Canarischen Inseln. — Krankeneomfort: 
Matratze mit einstellbarem KopftheiL — Hygiene des Hause* and der Familie : Müllabfuhr — Wasser-Sterilisir- 
apparat — Hygienische Forderungen. — Universal-Schreibstuhl. - Hygiene des Krankenkasse* and Kranken» 
Zimmers: Ventilator mit Wind- und Wasserantrieb. — Vorrichtung zum Befeuchten der Luft. - Abtritt mit 
Streuvorrichtung. — Bficherschan : Billroth, Krankenpflege im Hause und im Hospitale. — L. Fürst, Häus¬ 
liche Krankenpflege mit besonderer Berücksichtigung des Kindes. — Bäumler, Krankenpflege. - Varia: Hy¬ 
gienische Zustände in Teheran. — Englisches Krankenhaus in Cannes. — Schwindsuchtshospital in Augicourt — 
Ausbildung der Schiffswärterinnen in der Krankenpflege. — Condensirte Milch. — Trüffel. — Consum geistiger 
Getränke in England. — Kleine Mittheilaagen : Preis-Ausschreiben fllr den internst. Congr. zu Rom. — I. intern. 
Samariter-Congr. zu Wien. — Internat medicin. und hygien. Ausstellung in Rom. 


Welche Mittel stehen uns zur Hebung der Ernährung zu Gebote? 

Vortrag im Verein für innere Medicin am 28. Februar 1898 gehalten von 
Prof. N. Zuntz. (Autorreferat.) 

Vortragender fasst die Aufgabe von zjvei Seiten auf, indem er die Prophylaxe 
und Therapie mangelhafter Ernährung bespricht. In ersterer Hinsicht erinnert 
er an die Erfahrungen der Thierzüchter, welche nachgewiesen haben, dass die 
Folgen mangelhafter Ernährung in der Säuglingsperiode im späteren Leben 
niemals ganz ausgeglichen werden können, während in den späteren Perioden 
des Wachsthums übermässige Ernährung leicht schädlich wirkt, indem sie 
einseitig die Neigung zur Fettbildung fördert und dadurch die Verwerthung der 
Thiere zur Milchproduction und zur Arbeit schädigt. Die durch zu üppige, 
speciell eiweissreiche Ernährung bedingte vorzeitige Erlangung der Geschlechts¬ 
reife erscheint beim Menschen besonders bedenklich, indem sie secundär Anlass 
zu Nervosität, Chlorose etc. giebt. Vortr. schliesst sich aus diesem Grunde denen 
an, welche in der Ernährung bis zum 15. und 16. Lebensjahre ein Uebermaass 
an Eiweiss, speciell an Fleisch und ebenso Reizmittel jeder Art, besonders 
Alkoholica, vermieden wissen wollen. Als Stütze für diese Forderung erinnert 
er u. A. an die Statistik des Wachsthums der Schuljugend von Axel Key, 
ans welcher hervorgeht, dass die stärkere Zunahme des Gewichts und der 
Länge, welche die üppiger genährten wohlhabenden Klassen bis zum 14. Lebens¬ 
jahre zeigen, von den ärmeren bis zum 18. resp. 19. Jahre wieder eingeholt wird. 

Für die Therapie einer vorhandenen Unterernährung kommen neben den 
bekannten medicamentösen Mitteln zur Hebung der Verdauung und des Appetits 
die technischen Bearbeitungen der Nahrungsmittel in Betracht, welche dieselben 
in eine leichter assimilirbare Form überführen. Aus der Gruppe der Eiweiss¬ 
körper gehören hierher die zahlreichen Peptonpräparate des Handels. Vortr. 
glaubt, dass es, abgesehen von schweren Localerkrankungen des Magens, kaum 
vorkommt, dass mit der gewöhnlichen Nahrung nicht genug Eiweiss eingeführt 

10 


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138 


werden kann und deshalb Peptonpräparate anzuwenden sind. — Wenn längere 
Zeit ungenügende Nahrungszufuhr und speciell Mangel an Eiweiss in der 
Nahrung bestanden hat, kann dadurch nach J. Munk’s und Rosenheim’s 
Erfahrungen die Secretion der Verdauungssäfte stark geschädigt sein. In 
solchen Fällen mag reichliche Einfuhr von Peptonen so lange, bis gewöhnliches 
Eiweiss wieder ordentlich vertragen wird, am geeignetsten sein, die Verdauungs- 
thätigkeit wieder zu heben. 

Für den Fall, dass bei normalem Eiweissstande des Körpers die Secretion 
des Magensaftes ungenügend ist, wird an eine Erfahrung erinnert, welche 
Vortr. mit Herrn v. Wert her vor einigen Jahren gemacht hat: Durch Zusatz 
einer grösseren Zuckermenge in concentrirter Lösung wird eine massenhafte 
Absonderung normal sauren Magensaftes bewirkt. 

Im Hinblick darauf, dass die Fette in der geringsten Masse die grösste 
Menge von Energie liefern, erscheint Hebung der Fettzufuhr besonders geeignet, 
den Stoffbestand des Körpers zu beben. Dem steht nur die Erfahrung ent¬ 
gegen, dass Fett besonders häufig Verdauungsstörungen erzeugt. 

Abgesehen von dem seltenen Falle, dass hoch schmelzende Fette oder ein 
absolutes Uebermaass verabreicht wurde, handelt es sich bei diesen Störungen 
um Wirkungen, welche durch die Geschmacksorgane veranlasst werden. Zur 
Erläuterung dieser Wirkungen giebt Vortr. einige Beispiele für die Thatsache, 
dass Verdauungsstörungen und sogar deren secundäre Folgeerscheinungen seitens 
des Nervensystems (Kopfschmerz etc.) rein durch den Sinneseindruck einer Speise 
erzeugt werden können. — Speciell bei den Fetten zeigt sich, dass z. B. geringe 
Mengen Cacaobutter den Magen verderben können, während viel grössere Mengen 
in Form von Chocolade gut vertragen werden. Bei der v. Mering'sehen Kraft- 
chocolade, welche Vortr. auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft hat, ist neben der 
leichten Emulgirbarkeit, deren Bedeutung durch Verdauungsversuche am Hunde 
dargethan wurde, dem Wohlgeschmack und dem Fehlen jeglichen an Fett 
erinnernden Geschmackseindrucks sicher ein Theil des günstigen Erfolges zu¬ 
zuschreiben. 

Im Hinblick auf die Bedeutung des Geschmacks nicht nur für Appetit und 
Grösse der Nahrungsaufnahme, sondeni auch für die weitere Bekömmlichkeit 
der Nahrung verweist Vortr. auf die Möglichkeit, abnorme Sensationen zu be¬ 
seitigen. Zu den früher bekannten Mitteln, welche wesentlich dahin zielen, dass 
eine Geschmacksempfindung durch eine andere angenehmere verdrängt wird, 
haben uns die Untersuchungen von Shore in den Blättern von Gymnema 
sylvestre ein wahres CocaYn des Geschmacks kennen gelehrt, indem Gurgelung 
mit dem Infus die Empfindungen Süss und Bitter aufhebt, ohne die anderen 
Sensationen der Zunge auch nur abzuschwächen. Eine Anzahl der Anwesenden 
überzeugte sich durch eigenen Versuch von der Wirksamkeit des Mittels. 

Nachträglich macht Vortr. noch unter Verweisung auf die im biolog. 
Centralbl. 1883 veröffentlichten Thierversuche von Seeland auf die günstige 
Wirkung vorübergehender Nahrungsentziehung auf den Appetit und die Assi¬ 
milation der Nahrung aufmerksam. In jenen Versuchen war bei im Uebrigen 
der Willkür überlassener Futteraufnahme die Gewichtszunahme derjenigen Thiere, 
welche zeitweilig fasten mussten, die grössere. 


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139 


Referate. 

Spedelle Krankenpflege und K’rftnkflnhfthftnHlrmg 

Contribution an traitement de la phtisie pulmonaire par les Inhalation» 
d’essence de terebenthine jodto. Par le Dr. Delthil. 

Seit mehreren Jahren wendet Verf. bei Tuberkulose der Luftwege und 
bei Bronchial- und Kehlkopfkatarrhen Inhalationen von Jod - Terpentinspiritus 
mit gutem Erfolge an. Der Jod-Terpentinspiritus wird hergestellt aus 350 gr 
Terpentinspiritus, 100 gr Lavendelspiritus und 5 gr metallischem Jod (Jodum 
bisublim.). Statt des reinen Jods kann man auch Jodoform oder Jodol an¬ 
wenden, aus denen das Jod durch das im Terpentinöl vorhandene Ozon in Frei¬ 
heit gesetzt wird. Wendet man Jodoform oder Jodol an, so muss man der 
Mischung etwas Aether hinzusetzen, durch den nervöse Patienten jedoch anfangs 
l^prauscht werden. Je nach der Schwere des Falles dauern die Inhalationen 
20 Minuten bis 4 Stunden täglich. Zu bemerken ist, dass die Flasche mit der 
Inhalationsflüssigkeit gut verschlossen gehalten werden muss (nicht durch einen 
Kautschukstöpsel, der von der Flüssigkeit angegriffen wird), und dass zur Inha¬ 
lation eine Maske dient, welche Nase und Mund einschliesst, so dass die Einath- 
mung ohne Ermüdung und hauptsächlich durch die Nasenlöcher vor sich geht. 

Journal de mädecine de Paris, 1892. No. 50. Blass (Dalldorf). 

U Salolo per via ipodermica nella tubercolosi polmouale. Von G. Grossi. 

Verf*. berichtet über günstige Erfolge von subcutanen Salol-Injectionen bei 
Lungenphthise. Er gebrauchte eine Lösung von 10,0 Salol in 30,0 Ol. amygdal. 
dulc. Mit einer 5,0 haltenden Spritze injicirte er zuerst 5,0 der Lösung täglich, 
später stieg er allmählich, bis er pro Tag dreimal diese Injection vomahm. 
Unangenehme Erscheinungen wurden bei Injectionen in die Glutaealgegend 
nicht bemerkt, ausser dass sich mitunter Indurationen an der Einstichstelle ein¬ 
stellten. Dann setzte er einige Tage mit dem Mittel aus. Das Salol zersetzte 
sich in Phenol und Salicylsäure, was im Urin nachgewiesen werden konnte. 
Mit einer Ausnahme, wo die Erkrankung schon sehr weit vorgeschritten war, 
konnte er einen guten Erfolg bemerken. Das Fieber fiel, die Nachtschweisse 
hörten auf, die Zahl der Bacillen im Sputum nahm ab, der Husten wurde ge¬ 
ringer und das Körpergewicht nahm zu. Er glaubt, dass die Salol-Injectionen 
«diese Besserung herbeigeführt haben und räth zu ihrer Fortsetzung. 

La Riforma medica. No. 250, 1892. J. 

Soll 9 aeroterapia. Von C. Forlanini. 

Man legt heut zu Tage in der Aörotherapie weniger Gewicht auf den be¬ 
grenzten Aufenthalt der Kranken in geschlossenen, mit comprimirter Luft ge¬ 
füllten Räumen, als vielmehr auf die Benutzung einiger Apparate, welche eine 
erhöhte Einwirkung des Luftdruckes auf die Blutvertheilung und Athmungs- 
bewegungen ausüben. Besonders wirksam erweist sich die Methode bei Lungen¬ 
emphysem mit Bronchialkatarrh und bei Pleuritis. Das Einathmen von com¬ 
primirter Luft vermehrt die Lungenventilation. Setzt man zu der Luft Medi- 
camente, so erreicht man damit dasselbe, wie man es von den Luftbädern er¬ 
wartete, welchen verschiedene zur Aufnahme in den Körper erwünschte Sub¬ 
stanzen zugesetzt wurden. Als solche empfehlen Lange Harzbäder und Ger- 
main Söe Guajacolbäder. J. 

La Riforma medica. No. 247, 1892. 

10 * 


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140 


The tre&tment of diabetes by pancreatic extract. By Neville Wood. 

Zwei Fälle von echtem Diabetes pancreaticus, einen 13jährigen Knaben 
und eine 24jährige Frau betreffend, wurden bei gleichzeitiger diabetischer Kost 
mit Pankreas-Extract behandelt. Im ersten Falle wurde dasselbe später durch 
keratinirte Pankreatin-Pillen ersetzt. Die Erfolge waren als sehr mässige zu 
bezeichnen. Die geringe Gewichtszunahme konnte ebenso gut auf Rechnung 
der Kost gesetzt werden als des Heilmittels; Durst war im ersten Falle ver¬ 
mindert, im zweiten erhöht. Eine wesentliche Aenderung der Zuckerausschei¬ 
dung und des Allgemein-Zustandes war nicht zu constatiren. Verf. schliesst, 
dass die Wirksamkeit von Pankreas-Extract bei Diabetes bei weitem nicht mit 
der von Schilddrüsen-Extract bei Myxoedem zu vergleichen ist. Er führt den 
Misserfolg darauf zurück, dass beim Diabetes das Pankreas weder das einzige 
noch das wichtigste betroffene Organ darstellt. — (Uns will scheinen, dass die 
Art der Darreichung, nämlich per os, an der Unwirksamkeit Schuld haben kann. 
Jedenfalls wären Control-Versuche mit subcutanen Injectionen des Präparates- 
am Platze gewesen. Ref.) 

Brit. med. Journal, 14. I. 1893. H. Citron (Berlin). 

The treatment of diabetes mellitus by means of pancreatic jnice. By 

Hector W. G. Mackenzie. 

Verf. hat 2 Fälle von Diabetes mellitus mit Pankreas-Extract (3 mal tgl. 
15 gr per os) behandelt. Beide Patienten gaben an, sich erheblich besser, näm¬ 
lich weit weniger schwach und matt als vor der Kur zu fühlen. Objectiv 
machte sich eine erhebliche Abnahme des Durstes und der ausgeschiedenen 
Urin-Menge bemerkbar, während der Procentgehalt an Zjicker und das spe- 
cifische Gewicht des Urins unverändert blieb. In einem dritten, dem Verf. von 
Dr. Rendel überlassenen Falle war bei gleicher Behandlung die Flüssigkeits¬ 
aufnahme von 4 Liter auf 2 Liter und dementsprechend auch die Urin-Menge 
heruntergegangen. — (Solche Erfolge kann man mit jedem anderen Medicament 
auch erzielen. Hier gilt dasselbe wie bei der ersten Mittheilung. Ref.) 

Brit. med. Journal, 14. I. 1893. H. Citron (Berlin). 

Two cases of myxoedema treated by thyroid injection. Von A. Barron„ 
Prof, of Pathology in Liverpool. 

In dem einen Falle ist nach 30, im andern nach 13 Injectionen, die jetzt 
noch in wöchentlichen Zwischenräumen fortgesetzt werden, erhebliche Besserung 
eingetreten. Die Herstellungsweise des Schilddrüsen-Extractes war folgendem 
Die einem frisch geschlachteten Schaf entnommene Drüse wurde direct in eine 
V 2 proz. Carbol-Lösung geworfen, im Laufe des Tages sorgfältig frei präparirt^ 
zerschnitten und mit 45 min. derselben Lösung in einem bedeckten Gefäss über 
Nacht stehen gelassen. Am nächsten Morgen wurde filtrirt und die erhaltene 
trübe Flüssigkeit auf 4 Injectionen vertheilt. 

Brit. med. Journal, 24. XII. 1892. H. Citron (Berlin). 

Tolypyrin und TolysaL Unter diesen Namen hat die chemische Fabrik 
von J. D. Riedel zwei neue Körper zum Patent angemeldet, von denen der 
erstere Antipyrin darstellt, dessen Phenylgruppe in der Parastellung methylirt 
ist und werthvolle therapeutische Eigenschaften besitzen soll. Mit Salicylsäure 
entsteht ein gut krystallisirbarer Körper, das Tolysal, welches in Wasser un¬ 
löslich, in Alkohol aber leicht löslich ist. Die mit diesem Körper erzielten Er¬ 
folge sollen überraschende sein und werden demnächst veröffentlicht werden* 


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141 


(Von anderer Seite wird der Firma J. D. Riedel die Priorität der Dar¬ 
stellung des Tolypyrins streitig gemacht und auch bezüglich des therapeutischen 
Erfolges bemerkt, dass derselbe denjenigen des Antipyrins nicht übertrifft. 
Pharm. Ztg.). 

Int. Pharm. Gen. Anz. 1892, 361. Lüdtke (Altona). 

Therapeutische Eigenschaften des Solanins. Nach Desnos (Union pharrna- 
■ceutique) soll das Solanin bei der Behandlung schmerzhafter Magenkrankheiten 
ebenso wie Cocain und Chloroformwasser wichtige Dienste leisten. Bei leicht 
an das Morphium sich gewöhnenden Individuen (Hysterische, Alkoholiker) ist es 
von Vortheil, das Morphium durch ein anderes beruhigendes Mittel ersetzen zu 
können, unter denen das Solanin obenan steht. Angewendet wird es bei 
schmerzhaften Magenaffectionen in täglichen Dosen von 5—10 cgr. 

Pharm. Zeitg. 1892, 743. Lüdtke (Altona). 

Indicatioii et composition des bains sulfureux. Par Barthölömy (nach 
Progr. m6dic.) 

B. sieht die hauptsächlichste Jndication für die Schwefelbäder in den in- 
fectiösen und parasitären Hautkrankheiten und deren Folgezuständen (Acne, 
Folliculitis, Furunculosis, Pediculosis, Krätze, Phthiriasis, Pityriasis versicolor, 
trockenen Ekzemen u. dgl.). Ferner erweisen sich die Bäder sehr nützlich bei 
Neuralgien, Tabes, Rheumatismus, chronischer blenorrhoischer Vaginitis und 
Metritis. Was die Zusammensetzung der Bäder betrifft, so bedauert B. sehr, 
dass dieselbe fast ausschliesslich in den Händen des Badepersonals liegt, das 
unzweckmässige Ingredientien in falschen Mengenverhältnissen verwendet und 
genug gethan zu haben glaubt, wenn es eine möglichst übelriechende Mischung 
zusammengebraut hat. B. schlägt vor, ausschliesslich Sulfur praecipit. zu ver¬ 
wenden und die Dosis nach dem Alter und der grösseren oder geringeren 
Empfindlichkeit der Haut zu bemessen. 

Journal de Möd. de Paris, 1892/51. H. Citron (Berlin). 

Hydrotherapie and chronischer Gelenkrheumatismus. Von Prof. Dr. W. 
Winternitz. 

Verf. glaubt annehmen zu können, dass sowohl bei dem acuten multiplen 
Gelenkrheumatismus, wie bei dem typischen Gichtanfall und bei dem chronischen 
Gelenkrheumatismus durch eine entsprechende Wasserkur die Gefahr des Ueber- 
springens der Erkrankung auf innere Organe, zugleich aber auch durch Ab¬ 
härtung der Haut die Gefahr des Recidivirens verringert wird. Zur Heilung 
des Gelenkleidens selbst nimmt er die Massage und die Elektricität in metho¬ 
discher Weise zu Hilfe. Gestützt auf die Erfahrung Drosdoffs, dass vom hef¬ 
tigsten Rheumatismus befallene Gelenke gegen die stärksten faradischen Ströme 
anästhetisch sind, macht W. diese Gelenke durch Durchleitung solch starker 
Ströme so tolerant für Druck, Berührung und Bewegung, dass die zu hydriati- 
schen und mechanischen Eingriffen nöthigen Manipulationen ohne Schwierig¬ 
keiten ausgeführt werden können. Auf diese Weise und durch die Einleitung 
einer vorwiegend vegetabilischen Diät gelingt es nach Verf. die sulzigen und 
fibrinösen Veränderungen an den Gelenken zum Schwunde zu bringen und die 
Functionsfähigkeit seit lange nicht mehr brauchbarer Glieder wieder herzustellen. 

Blätter für klin. Hydrotherapie, 1893, No. 1. A. Neumann (Berlin). 


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142 


Some personal observations and reflections npon alcoholism, the effects of 
alcoholic abnse npon posterity and the treatment of alcoholism. Von E. Schmid. 

In anschaulicher Weise schildert der Verf. die schweren Schädigungen, 
welche durch den habituellen Alkoholgenuss hervorgerufen werden, und wie die 
so entstandenen physischen und psychischen Defecte sich dem Vererbungsgesetz 
entsprechend von Generation auf Generation fortpflanzen. Der Trinker unter¬ 
gräbt also nicht nur seine eigene Gesundheit, sondern auch die Nachkommen¬ 
schaft muss für sein Laster büssen. Im Interesse des Staates liegt es, ein ge¬ 
sundes Geschlecht zu erziehen, und von diesem Standpunkt aus muss die durch 
Gesetz zu bestimmende zwangsweise Unterbringung derartiger Kranken in 
eigenen Anstalten, *in denen allein eine Heilung möglich ist, aufs Dringendste 
gewünscht werden. 

Med. News., 28. Jan. Reunert (Hamburg). 

Strychnine in Inebriety. Von R. Phelps. 

Nach einer Reihe Untersuchungen, die der Verf. angestellt hat, soll das 
salpetersaure Strychnin, wenn es längere Zeit in grossen Dosen genommen 
'wird, auf chronische Alkoholisten sehr günstig wirken, indem diese in der 
ersten Zeit Alcoholica ungern nehmen, später sie aber überhaupt nicht mehr 
gemessen können. Irgend welche unangenehme Einwirkung auf den Allgemein¬ 
zustand wurde dabei nicht bemerkt. 

Medical Record, 26. November 1892. Reunert (Hamburg). 


Sexual impotence. Von B. Lewis. 

In dem vorliegenden Aufsatz behandelt der Verf. nur die sog. symptomatische 
Impotenz d. h. diejenige Form, die ausser von Allgemeinerkrankungen (Diabetes, 
Schwindsucht etc.) von Masturbation, übermässigem Geschlechtsgenuss, chroni¬ 
scher Gonorrhoe und anderen Sexualerkrankungen abhängig ist. Da sich in 
dem prostatischen Theil der Harnröhre alle sensitiven Vorgänge beim Coitus 
abspielen und alle Reize, welche die übrigen Theile des Genitalapparates treffen, 
.hierhin übertragen werden, so werden sich auch die Folgen von Erkrankungen 
derselben sowie von Abusus an dieser Stelle bemerkbar machen. Bei dem 
engen Connex dieser Partie mit den spinalen Centren ist es leicht verständlich, 
dass durch diese secundären Affectionen die Erection verhindert wird und da¬ 
durch Impotenz entsteht. Die Therapie hat sich daher gegen den Abusus sexualis 
resp. die Masturbation zu wenden, die primären Affectionen zu bekämpfen und 
zugleich gegen die Entzündung im prostatischen Theil selbst vorzugehen. Zu 
letzterem Zweck verwendet man tiefe Irrigationen der Urethra mit Zink- oder 
Argentum nitr. - Lösungen, Bougies, endoskopische Behandlung, Psychrophore, 
Perinealdouchen u. A. Aphrodisiaca sind zu widerrathen. 

The Doctors Weekly, 19. Nov. 1892. Reunert (Hamburg). 


Alumnol, ein neues Mittel gegen Hautkrankheiten und Gonorrhoe. Von 

Dr. Martin Chotzen. 

Verf. hat die schon früher experimentell festgestellten Vortheile des Alumnols, 
des Aluminiumsalzes einer Sulfosäure des Naphthols, hinsichtlich ihrer prakti¬ 
schen Verwerthbarkeit für die Therapie untersucht und gefunden, dass dasselbe 


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143 


ein ungiftiges, antiseptisches und adstringirendes Mittel darstellt, welches nicht 
nur oberflächlich, sondern auch in die Tiefe wirkt. Bei acuten, oberfläch¬ 
lichen Entzündungsprocessen der Haut, wie Ekzem, Akne, Sykosis, 
Herpes, wirkt es in Substanz, oder in 1—5proc. wässeriger Lösung in Form 
von Umschlägen, noch besser aber in Form von Firnissen. Bei chronischen 
tiefen Entzündungsprocessen, chronischem Ekzem, Prurigo, Furunkel, 
Epididymitis, Lymphadenitis ist es als 10—20proc. Alumnol - Bernsteinlack, 
als 10—50proc. Alumnol-Guttapercha-Pflaster, als lproc. wässerige Alumnol- 
lösung zu 1,0 gr subcutan inicirt, zu verwenden. Dieselben Präparate oder eine 
20proc. Alumnol-Lanolinsalbe, eventuell mit einer Salbenspritze injicirt, haben 
sich auch gegen parasitäre Erkrankungen, wie Erysipel, Favus, Lupus, 
Ulcus molle, exulcerirte Erosionen, Gonorrhoe als wirksam erwiesen. Auch 
nicht infectiöse, acute und chronische Entzündungen der Schleim¬ 
haut der Harnröhre, der Vagina, der Cervix Uteri, der Gingiva sind durch 
v 4 —lproc. Lösungen günstig beeinflusst worden. Zu dickes Aufstreuen des 
Alumnol in Substanz und zu starke Lösungen haben hin und wieder stärkere 
Secretion zur Folge gehabt. — Das Präparat kostet 3—5 Pf. pro gr. 

Berl. Klin. Wochenschrift, 1892. No. 48. A. Neu mann (Berlin). 

Ueber geschmeidiges Thilanin. Von Dr. Edmund Saalfeld (Berlin). 

Vorliegendes Präparat hat den Vorzug, den Anforderungen einer weichen 
Salbe und Paste zu genügen und weniger stark nach Schwefel zu riechen als 
das reine Thilanin. Es lässt sich mit gutem Erfolge auch an behaarten Stellen, 
besonders am Kopfe anwenden, ist im übrigen bei denselben Affectionen in- 
dicirt, wie das zähe Thilanin, also besonders bei den nässenden und crustösen, 
bei den papulösen und vesiculösen, aber auch bei den infiltrirten Formen des 
Eczems. Es vermindert ähnlich dem Theer die Infiltrationen und den Juck¬ 
reiz. Auch bei der Verwendung desselben gegen Ichthyosis hat S. gute Re¬ 
sultate erzielt. 

Therapeutische Monatshefte 1893, Januar. A. Neumann (Berlin). 

Sterilisirte Verbandstoffe in einer neuen Verpackung werden von der 
Sanitary Wood wool Company fabricirt. Das Verbandmaterial befindet sich in 
einer Umhüllung von Pergament-Papier. Die beiden offenen Enden werden mit 
einem sorgfältig befestigten Baumwollenpfropf verschlossen. 

Brit. med. Journal, 11. II. 1893. H. Citron (Berlin). 

Einen verbesserten Zinkleim, der sich von dem gewöhnlichen durch grössere 
Härte auszeichnet, stellt Eardley, Sheffield dar. Das Präparat soll bei dro¬ 
hendem Decubitus gute Dienste leisten und ist in Wasser leicht löslich, sodass 
es von der Haut jederzeit mittelst eines Schwammes entfernt werden kann, 

Brit. med. Journal, 11. II. 1893. H. Citron (Berlin). 

Ein Beitrag zur Behandlung der Entzündungen der Prostata. Von Dr. P. 

Schar ff-Stettin. 

Die Entzündungen der Prostata, die sich im Anschluss an eine acute oder 
chronische Blennorrhoe der Urethra nicht so ganz selten entwickeln — Verf. 
schätzt den Procentsatz auf ca. 30% — bieten dem Arzt häufig erhebliche 
Schwierigkeiten in der Behandlung, besonders wenn die Behandlung, wie das 


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144 


in der Praxis ja meist der Fall ist, ambulant geleitet werden soll. Angeregt 
durch die Erfolge, die in der Gynäkologie mit dem Ichthyol errungen sind, hat 
Verf. mit diesem Mittel Versuche bei der Prostatitis angestellt und ist dabei zu 
recht zufriedenstellenden Resultaten gelangt. Er lässt die Patienten täglich 
3 bis 4 mal eine Oidtmann’sche Spritze voll von einer 10 °/ 0 wässrigen Ichthyol¬ 
lösung per Anus appliciren. Die Schmerzen lassen nach 2—3 Tagen vollständig 
nach, die Rückbildung der geschwollenen Drüse erfolgt in kurzer Zeit. Verf. 
ist in den 40 Fällen, die er auf diese Weise behandelt hat, mit dem Erfolge 
stets zufrieden gewesen; besonders hebt er hervor, dass niemals Abscessbildung 
eingetreten ist. Das verwendete Präparat ist das Ichthyol-Ammonium. 

Separatabdruck aus „der ärztliche Praktiker“. 10. März 1892. 

Hermes (Berlin). 


Reiseskizzen ans England. Von Dr. Wilhelm Croner. 

Der fliessend geschriebene Aufsatz, der als angenehme Lektüre zu 
empfehlen ist, behandelt in skizzenhafter Weise die Londoner Hospitals- und 
andern Wohlfahrtseinrichtungen, die dem Verfasser zu mehr oder minder zu¬ 
treffenden Parallelen mit den Berliner Verhältnissen Anlass geben. In London 
bestehen zurZeit 124 Krankenhäuser, die theils allgemeine, mit eigenen Abthei¬ 
lungen für Nebenfächer versehene, theils Spezialkrankenhäuser sind. Die Zahl 
der verfügbaren Betten beträgt 8024, von denen im Durchschnitt 6143 belegt 
werden. Das grösste Krankenhaus (London Hospital) hat 700 Betten, das kleinste 
4 Betten. Im allgemeinen schwankt die Zahl zwischen 100 und 150. Die meisten 
Anstalten sind mit Polikliniken und Reconvalescenten-Heimen, die theils in der 
Stadt theils auf dem Lande oder an der See liegen, verbunden. Fast alle An¬ 
stalten sind privater Natur; an der Spitze steht ein Comitö aus Laien und Aerzten 
bestehend. Die Unterhaltung geschieht durch Schenkungen und Beiträge, durch 
die man das Recht erkauft, Kranke ins Hospital senden zu dürfen. In der That 
nehmen die meisten Anstalten nur derartig empfohlene Kranke, von dringenden 
Fällen natürlich abgesehen, auf. Die ärztliche Leitung ist einem unentgeltlich 
arbeitenden Oberarzt, dem mehrere Assistenten beigegeben sind, an vertraut. 
Zwölf Spitäler sind zu Lehrzwecken bestimmt; jeder Student muss 6 Monate 
als interner und ebenso lange als chirurgischer Famulus fungiren. Die Kranken¬ 
pflege ruht zumeist in weiblichen Händen; die Ausbildung der Pflegerinnen, die 
verschiedenen nicht confessionellen Vereinen angehören, geschieht in den Kranken¬ 
häusern. Um den Unterschied zwischen einem Londoner und einem Berliner 
Hospital zu illustriren, entwirft der Verf. eine drastische, zum Theil sehr tref¬ 
fende Skizze eines bekannten Berliner Krankenhauses und stellt daneben 
das Bild einer Londoner Anstalt. Wenn dieser Vergleich durchaus nicht zu 
Gunsten Berlins ausfällt, so erfordert die Gerechtigkeit zu betonen, dass wir in 
andern Berliner Hospitälern (der Verfasser hat offenbar die Charitö im Auge) 
viele der von ihm so warm hervorgehobenen Vorzüge, von der weiblichen Pflege 
und den luft- und lichterfüllten Räumen an bis zu den Blumentischen und Korb¬ 
stühlen ebenfalls besitzen — vergleiche unsere städtischen Krankenhäuser —. 
Eine grosse Rolle spielen in England, wie bereits erwähnt, die Reconvalescenten- 
heime, die zur Entlastung der Krankenhäuser mit beitragen. Dass diese 
vortrefflichen, seit einer Reihe von Jahren auch bei uns bestehenden Einrich¬ 
tungen in Berlin noch nicht die gewünschten Erfolge gezeitigt haben, liegt 


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weniger, wie der Verf. meint, an der Raumbeschränkung der Heimstätten, die 
fast nie vollbesetzt sind, sondern vielmehr daran, dass der für seine Familie 
auf ein spärliches Krankengeld angewiesene Arbeiter zur möglichst raschen 
Aufnahme der Arbeit genöthigt ist. 

Sonder-Abdruck aus Deutsch. Med. Wochensch. 1893/1—6. 

H. Citron (Berlin). 


Diätetik. 

Veber den Stoffwechsel der Magenkranken und seine Ansprüche an die 
Therapie. Von Dr. Carl von Noorden (Berlin). 

Die vortreffliche Arbeit zerfällt, wie in der Ueberschrift bereits angedeutet, 
in einen theoretischen und einen praktischen Theil; da der letztere an dieser 
Stelle vorwiegend interessiren dürfte, sollen die theoretischen Ausführungen des 
Verf. nur insoweit wiedergegeben werden, als zum Verständniss des thera¬ 
peutischen Theils unumgänglich nothwendig ist. — Verf. geht über Stoffwechsel 
und Ernährung bei acuten Magenkrankheiten kurz hinweg und beschäftigt sich 
hauptsächlich mit den bei chronischen Affectionen uncomplicirter Art (also mit 
Ausschluss des Carcinoms, der Ektasie, der Stenose des Pylorus) vorkommenden 
Störungen. 

Für die mangelhafte Ernährung chronischer Magenkranken, die sich in der 
•fast nie fehlenden Abmagerung ausspricht, können verschiedene Ursachen in 
Betracht kommen: 1) Die gestörte Resorption der zugeführten Nahrung in Folge 
des Magenleidens. 2) Die Erzeugung giftiger Producte im stagnirenden neu¬ 
tralen Mageninhalt, die zur Spaltung von Körper-Eiweiss Anlass giebt. 3) Die 
unzureichende Nahrungs-Zufuhr. — Was die erste Möglichkeit betrifft, so führt 
Verf. aus einer Reihe uncomplicirter Fälle den Nachweis, dass eine vollkommene 
Resorption von Eiweiss trotz gestörter Magen-Function stattfindet, vermuthlich 
in Folge vicariirender Thätigkeit des Darms. — Weiterhin ergaben Stoffwechsel- 
Versuche, dass bei chronischen Magenkrankheiten mit Ausnahme des Carcinoms 
im Allgemeinen nicht mehr Eiweiss zersetzt wird als der Kostordnung ent¬ 
spricht. Es erübrigt demnach die dritte Möglichkeit der mangelhaften Nahrungs¬ 
zufuhr oder der chronischen Unterernährung. Dass eine solche unzweifelhaft 
vorhanden ist, konnte Verf. in all seinen Fällen mittelst eines sehr einfachen 
und zweckmässigen Verfahrens ermitteln. Er liess seine Kranken während 
mehrerer Tage, ohne den geringsten Zwang auszuüben, essen was sie wollten, 
und genau das Maass der Speisen und Getränke aufzeichnen. Dasselbe betrug 
im Durchschnitt 21 Calorien per Kilo, während der normale Brennwerth für 
Ruhende 34, für mässig Arbeitende 40 Cal. p. kg. beträgt. Es findet demnach 
eine beträchtliche Unterernährung statt, bei der zunächst der Hebel der The¬ 
rapie anzusetzen ist. Es fragt sich nun: 1) wieviel soll gegessen werden, 2) was 
soll gegessen werden. — Rechnet man den Nahrungsbedarf des ruhenden 
Kranken — denn im Anfang wird man dem geschwächten Organ nicht zuviel 
zumuthen — =35 Calorien pro Kilo, so ergiebt sich bei einem durchschnitt¬ 
lichen Körpergewicht von 50 kg ein Bedarf von 1750 Calorien. Von Speisen 
kommen alle diejenigen in Betracht, die möglichst geringe Ansprüche an die 
Leistungsfähigkeit des Magens stellen und im kleinsten Volum grössten Nähr¬ 
werth einschliessen. [Verf. hat eine Anzahl sehr brauchbarer Küchenzettel zu¬ 
sammengestellt, von denen zur Erläuterung einer hier mitgetheilt werden soll, 


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während betreffs der übrigen auf das Original verwiesen wird. Nachstehender 
Küchenzettel (No. 5) möge als Probe dienen.] 


. 

Eiweiss 

Fett 

Kohlehydrat 

Calorien 

Brustfleisch von jungem Huhn: 100 gr 

19,6 

2,8 

— 

106,4 

Kartoffelbrei: 100 gr. 

2 ’° 

4,0 

20,0 

127,4 

2 Eier. 

14,1 

11,0 

— 

160,1 

Feines Weizenbrod (geröstet): 100 gr 

7,0 

0,5 

55,0 

258,8 

30 gr Butter. 

— 

23,0 

— 

213,9 

100 gr Forellen. 

19,3 

2,1 

! 

106,4 

1250 cbcm Milch, Suppen. 

51,0 

49,0 

52,0 

878,0 


113,0 

92,4 

127,0 

! 

1851,0 


Eiweiss ist vertreten in Gestalt von Milch, Pepton, zartem Ochsenfleisch, 
Wild, Geflügel, leichtem Fisch (Forelle). Von Kohlehydraten kommen in Be¬ 
tracht Abkochungen von Tapioka- oder Maizena-Mehl, feine Cakes, Zwiebäcke, 
überhaupt feines Weizengebäck. Fett ist unentbehrlich, wird aber mit Fleisch 
zusammen schlecht vertragen. Sehr gut dagegen lässt es sich in Gestalt von 
Eidotter mit Butter und Tapioka-Suppe, Maizena-Brei, überhaupt mit Kohle¬ 
hydraten vereinigen. 

Zum Schluss erörtert Verf. die Frage der medicamentösen Behandlung, vor 
allem den Werth der Salzsäure. Er sieht in derselben nur ein appetiterregendes 
Mittel, das bei gefülltem Magen unwirksam ist, bei leerem dagegen, Vi Stunde 
vor der Mahlzeit gegeben, unzweifelhaft sehr nützlich wirkt, wie die Erfahrung 
längst gelehrt hat. Ebenso wirken die Bittermittel, die in geeigneten Fällen 
durch einen Schluck Cognac oder Pepsin-Wein (Hauptsache ist der Wein, das 
Pepsin die Decoration) oder durch eine Caviar-Schnitte zu ersetzen sind.. Auch 
hier gilt der Satz, dass der Arzt es verstehen muss, mehr der Individualität 
des Kranken als der Krankheit Rechnung zu tragen. 

Berliner Klinik. Januar 1893. H. Citron (Berlin). 

L’abus du lait chez les albuminuriques, par LecorQhe et Talamon. 

Verff. warnen vor dem Missbrauch, bei Patienten mit Albuminurie die strenge 
Milchdiät als Heilmittel ohne Wahl und ohne Maass anzuwenden. Indicirt ist 
die Milchdiät in allen Fällen, in welchen die Urinsecretion mangelhaft ist und 
die Gefahr besteht, dass eine Menge toxischer Substanzen im Kreislauf zurück¬ 
gehalten werden, welche dem Gesammtorganismus schädlich sind. Es sind das 
also einmal alle Fälle von acuter Nephritis und zweitens die acuten Attaquen 
im Verlaufe des Morbus Brightii, welche als Hämaturie, Albuminurie, Urämie 


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nnd Hydrops in die Erscheinung treten. Aber auch bei diesen Patienten soll 
die absolute Milchdiät im Mittel nicht länger als ein bis zwei Wochen durch- 
gefiührt und dann allmählich zur normalen Diät zurückgekehrt werden. Die 
Milch ist wohl als ein ausgezeichnetes Nahrungsmittel zu betrachten, aber der 
Organismus des erwachsenen Menschen leidet, wenn er lediglich mit diesem 
einzigen Nahrungsmittel längere Zeit ernährt wird. Um die erforderliche Menge 
von Nährstoff zu erhalten, ist es nothwendig, dass ein erwachsener Mensch vier 
Liter Milch pro Tag zu sich nimmt. In der Mehrzahl der Fälle aber reagirt 
gegen diese Menge der Digestionsapparat mit allerhand Störungen, und ist 
auch bei diesem Regime das chemische Stoffwechselgleichgewicht gewahrt, so 
bleibt das vitale Gleichgewicht des Organismus, wie sich Verff. ausdrücken,. 
durchaus nicht ungestört. Die Kranken bleiben blass, schwächlich, es fehlt 
ihnen die normale körperliche und geistige Spannkraft. Dazu wird, wie an 
einzelnen Beispielen bewiesen wird, in einer Reihe von Fällen die Albuminurie 
selbst nicht nur nicht günstig, sondern direct ungünstig beeinflusst, 

La mßdecine moderne. 1893. No. 4. A. Neumann (Berlin). 

Erdnussgrütze, ein nenes nnd billiges Nahrungsmittel. Von P. Fürbrin ger, 

Ueber die bereits im Februarhefte S. 62 dieser Zeitschrift beschriebene 
Erdnussgrütze von Dr. Nördlinger in Bockenheim hat Prof. Fürbringer im 
Städtischen Krankenhause im Friedrichshain praktische Versuche angestellt,, 
über deren Resultate er in einem Vortrage in der Berliner med. Ges. be¬ 
richtete. — Was die Zusammensetzung des Präparates anbetrifft, so verweise 
ich auf das Referat von Lüdtke im Februarheft S. 62. — Zur Herstellung der 
Suppe, die unserer gewöhnlichen Hafermehlsuppe in Aussehen und Geschmack 
ähnelt, eignet sich am besten die geschrotete Erdnussgrütze, welche längere 
Zeit hindurch in Wasser, besser noch in Fleischbrühe gekocht wird. Auf einen 
Teller Suppe nimmt man 25—45 gr geschrotete Grütze, entsprechend 16 gr 
Eiweiss, also ungefähr dem Nährwerth von 100 gr Fleisch, 2 Eiern oder V 3 Liter 
Milch. Von 120 Personen, denen die Suppe verabreicht worden ist, hat un¬ 
gefähr die Hälfte sie gern und wochenlang hindurch genommen und gut ver¬ 
tragen; die kleinere Hälfte fand den Geschmack leidlich, und nur der zehnte 
Theil etwa, vorwiegend Frauen, fand den Geschmack widerlich und ekelhaft. 
Zu bemerken ist, dass die Erdnussgrütze, in trockenem Zustande genossen, 
zum grössten Theil den Körper unverändert verlässt, aus welchem Grunde 
Fürbringer die verkochte Erdnussgrütze empfiehlt; in jüngster Zeit bringt 
Dr. Nördlinger auch Erdnussbackmehl, Cakes, Makronen und ein Kaffeesurrogat 
aus Erdnüssen in den Handel. — Prof. Fürbringer fasst die Resultate seiner 
Versuche dahin zusammen, dass wir in der Erdnussgrütze ein gediegenes, 
solides Nährmittel haben, das sich wegen seiner Billigkeit besonders als Volks¬ 
nährmittel eignet und vielleicht berufen ist, in der Beköstigung unseres Heeres, 
eine wichtige Rolle zu spielen. 

Berlin. Klin. Wochenschr. No. 9, 1893. Blass (Dalldorf). 

Ubone, pepto-pankreatisirte Nahrung, kommt in doppelter Form, für Kinder 
und Erwachsene, in den Handel. Das Präparat soll frei von Stärke, ein vor¬ 
zügliches Nahrungsmittel für Säuglinge, Rachitische, Scrophulöse und Dia¬ 
betiker, überhaupt „the only perfect food w sein. Dass die pomphafte Anprei¬ 
sung dem wirklichen Werthe des Mittels nicht entspricht, scheint aus der 
Analyse der Red. hervorzugehen; dieselbe sagt, dass das Präparat ein feines 
Pulver von unangenehmem Geruch darstellt, das reichlich Stärke, 7,5 % 


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Zucker und Mineral-Salze enthält. Ein Unterschied zwischen dem Präparat 
für Kinder und dem für Erwachsene war nicht ersichtlich. 

Brit. Med. Journal, 14. I. 1893. H. Citron (Berlin). 

Verjus et jus de Citron, par Dr. Carles, Bordeaux. Ein eigenthümliches 
Gährungs-Product gewinnt man in Südfrankreich aus unreifen, kleinen Trauben, 
die sich für die Weinbereitung nicht eignen. Dieselben werden zerstampft 
und der Gährung, die nach wenigen Tagen eintritt, überlassen. Nachdem die 
Flüssigkeit sich geklärt hat, resultirt eine Art Weisswein von eigenartig saurem 
Geschmack und grosser Haltbarkeit. Derselbe enthält 3—5° Alkohol, Glycerin, 
Traubensäure, Gummi, Weinsteinsäure, weinsaures und äpfelsaures Kali. Die 
Zusammensetzung ist der von Citronensaft sehr ähnlich. Gegen Verfälschungen 
schützt der Nachweis des pflanzlichen Gummi und der Aschensalze. 

Journal d’liygiöne, 5. I. 1893 (850). H. Citron (Berlin). 

Dorina nursery biscuits sind Kuchen von angenehmem Geschmack, ge¬ 
ringem Stärkegehalt und frei von Rohr-Zucker. Die Asche enthält reichlich 
Phosphate. Die Biscuits sind leicht löslich, gut zubereitet und als Kinder-Nah- 
rungsmittel zu empfehlen. 

Brit. Med. Journal, 14. 1. 1893. H. Citron (Berlin). 

Ho vis bread and biscuits werden aus dem Keim des Weizenkorns her- 
gestellt, das besonders reich an Fett, stickstoffhaltigen Bestandteilen und 
Phosphaten ist. Brod und Biscuit sind gut gebacken, wohlschmeckend und 
haltbar. 

Brit. Med. Journal, 14. I. 1893. H. Citron (Berlin). 

Schädlichkeit gewisser Büchsenconserven. 

Der englische Regierungschemiker Dr. Ballard berichtet, dass in den letzten 
Jahren mehrfach Vergiftungs- und Todesfälle nach dem Genuss verdorbener 
Fleischconserven vorgekommen sind. Derartige Conserven sind äusserlich daran 
kenntlich, dass sie sich in aufgeblasenen bezw. zweimal gelötheten 
Büchsen befinden. Bekanntlich zieht sich der Deckel der verlöteten Büchsen 
nach dem Erkalten (in Folge der Verdichtung der Wasserdämpfe) ein. Ist nun 
das Fleisch einer Büchse nicht genügend lange gekocht, so verdirbt es, und es 
entstehen dann durch den Stoffwechsel der nicht abgetödteten Bakterien giftige, 
zur Gruppe der Ptomaine gehörige Zersetzungsproducte und in Folge dessen 
Gase, welche den Deckel nach aussen auftreiben. Die Fabrikanten kochen nun 
solche aufgeblasenen Büchsen, nachdem sie ein Loch in den Deckel gebohrt 
haben, nochmals; doch werden die bereits gebildeten Ptomaine auch durch 
wiederholtes Kochen nicht zerstört. Man solle sich daher vor dem Ankauf auf¬ 
geblasener oder zweimal gelöteter Büchsen hüten. 

Zeitschr. f. Nahrungsrii.-Unters., Hyg. und Waarenkunde 1893, 3. 

Lüdtke (Altona). 


Klimatologie. 

Indicationen für Davos. Von Dr. Volland in Davos-Dörfli. 

Verf. hält Davos in erster Linie für angezeigt bei allen Kindern, bei welchen 
wegen hereditärer oder acquirirter Disposition oder Infection die Entwickelung 
eines phthisischen Habitus zu befürchten steht. Der letztere entwickelt sich, 
nach einer in einer früheren Abhandlung fixirten Theorie des Verf., vor allem 


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14 » 


durch die mangelhafte Blutversorgung der oberen Lungenlappen bei bestehender 
allgemeiner Anämie. Die geringe Blutfülle in den Oberlappen bedingt einen 
geringeren Gasaustausch in denselben und somit eine Herabsetzung der auto¬ 
matischen Thätigkeit der Thoraxheber, wodurch der Thorax die dauernde ex- 
spiratorische Stellung anzunehmen gewöhnt wird. Die den Appetit hebende 
Wirkung des Davoser Klimas bessert in letzter Instanz auch die Circulation in 
den gefährdeten Oberlappen. Dadurch kann aber auch bei bereits bestehendem 
paralytischem Thorax ein Stillstand im Krankheitsprocesse erzielt oder, wenn 
schon eine latente oder manifeste Tuberkulose besteht, durch Verstärkung der 
regionären, reactiven entzündlichen Vorgänge der Krankheitsherd abgekapselt 
und unschädlich gemacht werden. Blutungen, leichtere tuberculöse Kehlkopf¬ 
erkrankungen, chronische Diarrhöen, leichtere Grade von Morbus Brightii, be¬ 
stehendes Fieber, nervöses Asthma, Otitis media bei Tuberkulösen oder auf 
Tuberkulose Verdächtigen sind bei streng individualisirender Behandlung keine 
Contraindication gegen die Davoser Kur. Von der Annahme ausgehend, dass 
die Uebertragung der Tuberkulose auf den Menschen entweder durch directe 
intrauterine Vererbung oder in früher Kindheit auf dem Wege der Scrophulose 
durch Verunreinigung zufälliger Epithelverluste und Hautabschürfungen mit 
dem tuberculösan Virus, aber ausserordentlich selten durch anderweitige An¬ 
steckung erfolge, glaubt V. auch Nichttuberculösen, wie Reconvalescenten von 
schweren Krankheiten, rachitischen Kindern, an chronischem Magen- und Magen¬ 
darmkatarrh Leidenden die Davoser Kur empfehlen zu können. Für contra- 
indicirt hält er dieselbe bei organischen Herzerkrankungen, schwer erkrankten 
Phthisikern, deren Kräftezustand und Widerstandskraft auf ein Minimum re- 
ducirt ist, bei schwerem Morbus Brightii, bei Diabetes, bei ausgebreiteter Zer¬ 
störung des Kehlkopfes, bei Emphysematikern und bei Potatoren mit Herz¬ 
verfettung. 

Deutsch, med. Woch. 1893, No. 9. A. Neumann (Berlin). 

Orotava and the Canary Isles. Notes of a Winter Sojourn. By W. 
Vignal. 

Nach der begeisterten Schilderung, die der Verf. von Orotava entwirft, ist 
es zu verwundern, dass der Platz bisher noch nicht mehr als klimatischer Kur¬ 
ort in Aufnahme gekommen ist. Der Verf. brauchte von Southampton bia 
Santa Cruz, von dem O. noch etwa 4 engl. Meilen landeinwärts liegt, 14 Tage, 
wovon 8 auf einen unfreiwilligen, aber gern acceptirten Aufenthalt in Madeira 
(Quarantäne) entfielen. Die Fahrt auf den tiefblauen wenig bewegten Gewässern 
unter dem südlich milden Himmel ist mehr ein Vergnügen als eine Anstrengung. 
Wesentlich tragen dazu bei die vortrefflichen Dampfer der Union Line, die 
wöchentlich einmal die Verbindung zwischen Southampton und dem Cap der 
guten Hoffnung vermitteln und Santa Cruz anlegen. 0. liegt 1000' hoch über 
dem Meeresspiegel sehr malerisch in einem amphitheatralisch gestalteten Thal¬ 
kessel. Im Ort befindet sich ein Hotel mit vorzüglicher Verpflegung und 
Gebirgswasserleitung. Hauptvorzüge des Platzes sind: warmes Klima, gemildert 
durch die mässige Höhenlage, Schutz vor Winden, fast absolute Gleichmässig- 
keit von Temperatur und Barometerdruck innerhalb 24 Stunden. Verf. theilt 
zum Beleg eine Anzahl meteorologischer Beobachtungen mit, aus denen wir 
entnehmen, dass im December 1892 die Temperatur zwischen einem Minimum 
von 11 und einem Maximum von 17° R. schwankte. Die Tagesdifferenzen be¬ 
trugen circa 3*. Die Gesammt-Regenmenge im December betrug 3,78 Zoll, die 


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grösste einmalige Menge 1,54 Zoll. Verf. will beobachtet haben, dass der haupt¬ 
sächlichste Regenfall in der Nacht stattfindet. 

Brit. med. Journal, 25. II. und 4. III. 1893. H. Ci ton (Berlin). 


Erankencomfort 

Matratze mit einstellbarem Kopftheil von Benjamin Bruchhaus in 
Merscheid. 

A ist das Gestell, auf welchem die elastischen Langgurte a und Quergurte b 
der Matratze angebracht sind. Die Langgurte a 1 des verstellbaren Kopfendes 
sind unten an einem Rahmenstück h l und oben auf einer Walze d (Fig. 84) des 
auf- und abschiebbaren Rahmens C angeordnet. Die Langgurte a sind nur am 
Fussende mit dem Gestell direct verbunden, während die hinteren Enden in 
loser, frei beweglicher Weise mit den Langgurten a l des Kopfendes in Ver¬ 
bindung stehen, und zwar durch Rollen e, welche mittels Bügel f und Zapfen g 
an den Enden der Gurte a angebracht sind. Diese Rollen sind etwas länger, 
als die Gurte breit sind; die Gurte a 1 werden über dieselben geleitet, so dass 
diese vom unteren Befestigungspunkt bis zu den Rollen und ^ron hier ab bis 


CO 




A 





Fig. 84. 




C 


zur Walze d schräg anlaufen. Der Rahmen C ist in dem hinteren Theil des 
Gestelles eingepasst und wird von den Leisten hh l senkrecht geführt. Oben 
an demselben hängt an Scharnieren i die Stellstrebe k, welche an ihrem Fuss¬ 
ende derartig zugespitzt ist, dass diese Spitze sich in die Einkerbungen l der 
Leisten m einlegen kann. Der Rahmen wird in seiner Verstellbarkeit durch die 
Ansätze n, welche in der höchsten Stellung gegen die Leisten h stossen, begrenzt. 
Die die oberen Enden der Gurte a l tragende Walze ist drehbar im Rahmen C 
gelagert und die oberen Enden der Gurte rollen sich auf der Walze auf. Eine 
Schnur, welche ebenfalls und in demselben Sinne sich um die Walze wickelt, 
dient zum Nachziehen oder Nachlassen der Gurte beim Verstellen des Keil¬ 
kissens. 

Zum Unterstützen der Kopfkissen bezw. des Kopfes genügt die Spannung 
der Gurte a l vollkommen, hingegen sind die Gurte der Matratze noch durch 
Sprungfedern unterstützt; dieselben sind je eine unter eine Ueberkreuzung der 
Lang- und Quergurte a und b angeordnet. Diese nehmen das Gewicht des 
Ruhenden auf und entlasten die Gurte a. Diese Einrichtung lässt eine Theil- 
barkeit der ganzen Matratze in der Weise, dass das Gestell bei x durchschnitten 


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und oben durch ein Scharnier w 1 wieder verbunden wird. Bei einem Transport 
ist dies vortheihaft, indem die Länge auf % verringert werden kann. Haken 
und Oese s dienen zur festeren Verbindung der beiden Theiie während des 
Gebrauches. 

Will man nun die Neigung des Keilkissens in eine steilere übergehen lassen, 
so bedarf es nur eines Anhebens des Rahmens C, an welchem ein geeigneter 
Griff oder eine andere Hebevorrichtung angebracht ist, indem man die Span¬ 
nung der Gurte mittels der Schnur nach Belieben regelt. 

Dem Heben des Rahmens folgt die Strebe k , welche mit der Fussspitze auf 
der Leiste m gleitet. Hat man den Rahmen C in die gewünschte Höhenlage 
gebracht und lässt denselben los, so legt sich die Strebe in die nächste Ein¬ 
kerbung l selbstthätig ein und hält so das Keilkissen in dieser Lage fest. Zum 
Herablassen bedient, man sich einer weiteren Schnur, welche mit dem Fussende 
der Strebe k verbunden ist. Zieht man diese Schnur nach oben, so hebt man 
die Strebe aus der Einkerbung heraus und in Folge der eigenen Schwere sinkt 
der Rahmen herab. 

Die Gurte a können auch durch vollständige Polsterungen ersetzt werden. 
Die Rollen werden dann in ähnlicher Weise an der Polsterung oder an den 
letzten Sprungfedern befestigt. Auch können die beweglichen Gurte mit einem 
losen Polsterkissen abgedeckt werden. In der Wirkungsweise der Vorrichtung 
wird hierdurch nichts geändert. 

In der Figur 85 ist der Kopfrahmen C in anderer Weise verstellbar ange¬ 
ordnet. Derselbe ist hierbei nicht als senkrechter, sondern als kreisbogenförmiger 
Führungsrahmen ausgebildet. Er besteht aus den beiden (je eins an einer Ma¬ 
tratzenseite) entsprechend gebogenen Winkeleisen w, welche oben durch eine 



Fig. 85. 

starre Stange d l verbunden sind, auf welcher sich die Walze d dreht. Die Winkel¬ 
eisen w legen sich rechts und links mit ihren Flachseiten in die Ecken q q 
des Gestellkopfendes und erhalten ihre Führung durch Stifte 8 8, die in den 
Seitenwänden des Gestelles sitzen und in die Winkeleisennuthen s 1 « 1 fassen. 

Zwecks Feststellung dieses Rahmens C in den verschiedenen Höhenlagen 
sind die inneren Seiten der Winkeleisen mit Sperrzähnen versehen, in welche 
die an den Seitenwänden des Gestelles festgelegten Klinken t eingreifen. Ebenso 


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lässt sich die obere Walze d mittels Sperrzahnräder u und Sperrklinken u l 
festlegen. 

Die Enden der Kopfgurte a l sind hierbei nicht am verstellbaren Kopfrahmen 
bezw. an dessen Rolle d befestigt, sondern schliessen sich bei v wieder an das 
feste Gestell A an. Die Kopfgurte sind durch besondere Gurte a 2 ersetzt, die 
einzeln schräg von der Rolle d zu den Bügelrollen e führen bezw. über dieselben 
gespannt sind, also hier die Gurte a 1 berühren und unten an einem Querholz 
des Matratzenkopftheiles festliegen. 

Die Führung des Kopfrahmens C kann sowohl concentrisch als auch ex¬ 
centrisch zum Anlegepunkt der Gurte a % bezw. a x an die Bügelrollen et ange¬ 
ordnet sein. 

Es kann also die Person, welche auf der Matratze ruht, ohne weitere Bei¬ 
hülfe den Rahmen C bezw. die Schräglage der Kopfgurte a a selbst mit leichter 
Mühe einstellen. Man hat nur nöthig, die Sperrhaken u l der Rolle d auszulösen, 
die aufgerollten Gurte a 2 durch entsprechendes Nachlassen des Haltegurtes y 
ebenfalls nachzulassen und den Rahmen C mit Rolle d hochzuziehen. Hiernach 
wird der vorgesehene Riemen erfasst, um die Klinken t in entsprechender Lage 
einfallen zu lassen und sonach Festlegung des Ganzen zu bewirken. 

(D. R.-P. No. 66432.) Grundke (Berlin). 


Hygiene des Hauses und der Familie. 

Eine Verbesserung der in Berlin bestehenden, allen Gesetzen der Hygiene 
Hohn sprechenden Methode der Müllabfuhr ist schon wiederholt als dringendes 
Bedürfniss anerkannt worden, ohne dass jedoch von erfolgreichen Versuchen, 
eine Abhülfe dieser Uebelstände zu schaffen, etwas bekannt geworden wäre. 
Wir lenken daher wiederum (vergl. diese Zeitschrift Jahrgang 1891, S. 168) die 
Aufmerksamkeit der betheiligten Kreise auf einen neuen Müllabfuhrapparat 
zur genaueren Prüfung und eventuellen Verwendung. Derselbe ist von dem 
Ziegeleibesitzer Adolph Goldstein, Berlin, erfunden und besteht aus: 

a) einem Sammelkasten, 

b) einem Abfuhrwagen. 

A. Sammelkasten (s. Fig. 86). 

Derselbe hat etwa die Grösse der bisher in Berlin eingeführten Müllkästen, 
wie sie auf den Höfen zur Aufnahme von Asche, Kehricht, Küchenabfällen etc. 
benutzt werden, nur ist er, da die Entleerung nicht durch Umstürzen in die 



n 

■'i=> 


Wagen, sondern von unten erfolgen soll, mit ausziehbarem Stahlboden ver¬ 
sehen und verengt sich, damit die Entleerung leichter vor sich gehe, nach 
oben. Der Deckel ist fest aufliegend. 


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B. Der Abfuhrwagen (s. Fig. 86). 

Dieser besteht aus einem dichtgeschlossenen, auf Rädern ruhenden Kasten 
aus Walzeisen mit einem Raumgehalt von 37*—4 cbm. Der festaufgeniethete 
Deckel enthält 6—8 Einwurfs-Oeffnungen, die mit hochstehenden Rändern ver¬ 
sehen sind und in welche der Sammelkasten mit seinem unteren Rande genau 
hineinpasst. Die Einwurfs-Oeffhungen sind ebenfalls durch Stahlschieber ge¬ 
schlossen, sodass der Inhalt der Wagen beim Transport durch die Strassen 
nicht gesehen wird. Wird nun der Müll abgeholt, so wird der Sammelkasten 
auf die geschlossene Einwurfs-Oeffnung gesetzt, dann erst der Schieber der 
letzteren und demnächst der Boden des Sammelkastens gezogen, worauf sich 
der Inhalt desselben unsichtbar, staub- und geruchfrei und ohne mit 
der äusseren Luft in Berührung zu kommen, in den Wagen entleert. 
Hierauf wird erst die Einwurfs-Oeffnung und dann der Boden des Sammel¬ 
kastens geschlossen und dieser vom Wagen abgehoben und an seinen Ort 
zurückgebracht, während der Wagen dicht geschlossen weiter fährt und in 
diesem Zustande durch die Stadt gelangt. 

Die Entleerung des Wagens auf dem Abladeplatz erfolgt durch dicht zu 
schliessende Klappen am Boden, sowie an den Seiten und der hinteren Stirn¬ 
seite. Red. 

Wasser-Sterilisirapparat von David Grove, Berlin SW., Friedrich¬ 
strasse 24. (Deutsches Reichs-Patent angemeldet.) 

Wenn auch das Abkochen des Wassers für den Hausbedarf, für Labora¬ 
torien, für die Fabrikation moussirender Getränke, wie es in neuerer Zeit seitens 
der Hygieniker allgemein verlangt wird, keine besonderen Apparate erheischen 
würde, so ist doch gerade das Kühlen desselben zum sofortigen Gebrauch nicht 
nur umständlich und zeitraubend, sondern auch mit Kosten verknüpft. 

Es dürfte deshalb die Construction des umstehend abgebildeten Apparates, 
der nicht nur das Wasser momentan kocht, sondern dasselbe sofort auch wieder 
abgekühlt liefert, eine vielseitige Verwendung im Haushalt und in der Industrie 
linden und äusserst willkommen sein. 

Der Apparat liefert pro Stunde 10 Eimer oder ca. 100 Liter gekochtes 
Wasser, abgekühlt bis 14 Grad R. bei einem Gaskonsum von nur 400 Liter, d. h. 
die Sterilisirung und Kühlung pro Eimer Wasser kostet nur 4 /io Pfennige. 

Diese ausserordentliche Wirkung wird dadurch erreicht, dass dem gekochten 
Wasser auf dem Wege bis zum Auslaufrohre die Wärme vollständig entzogen 
wird, und diese Wärme dem ungekochten Wasser auf dem Wege von der Wasser¬ 
leitung bis zum Kocher wieder zu Gute kommt, letzteres somit soweit vorge¬ 
wärmt wird, dass nur wenige Gradsteigerungen dazu gehören, dasselbe auf 
Siedetemperatur zu bringen, und erklärt sich auch hierdurch der minimale 
Wärmeaufwand resp. geringe Gasverbrauch. Letzterer beträgt nur 79 der¬ 
jenigen Wärmemenge, welche erforderlich wäre, das Wasser auf dem bisher 
üblichen Wege von der Temperatur des Leitungswassers bis zur Siedetemperatur 
zu bringen; der Apparat wird sich daher in kürzester Zeit bezahlt machen. 
Wie die Abbildung zeigt, hat derselbe die Form eines Küchenstuhles mit hoher 
Rückwand und ist bequem allerseits unterzubringen; der Gasbrenner kann event. 
durch eine Petroleum- oder Spiritusflamme ersetzt werden. 

In der Rückwand liegen die sämmtlichen Verbindungsleitungen, während 
in der Zarge des Stuhles der doppelröhrige Kühlapparat, aus besten, reinen 
Zinnrohren bestehend, untergebracht ist; dieser Behälter kann event. in der 

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heissen Jahreszeit zur Aufnahme von Eisstücken dienen behufs grösserer Ab¬ 
kühlung des Trinkwassers. Der Kocher besteht aus einem sogenannten Schnell¬ 
wärmer (Rippenkörper) mit Gasbrenner. Vom Schnell wärmer tritt das gekochte 

Wasser in ein kleines Re¬ 
servoir, welches zur Auf¬ 
nahme des Thermometers 
bestimmt ist und ausser¬ 
dem den Zweck hat, einer¬ 
seits Druckschwankungen 
in der Wasserleitung aus¬ 
zugleichen , andererseits 
aber auch zur Sicherheit 
dient, dass nur gekochtes 
Wasser mit der Tempe¬ 
ratur die Leitungen pas- 
sirt, welche das Thermo¬ 
meter anzeigt. 

Damit das ganze 
Rohrsystem ein offenes 
bleibe, ist der Auslauf¬ 
weg ohne Verschluss; der¬ 
selbe ist mit einem Drei¬ 
weghahn versehen, der 
entweder das Wasser in 
das Gefäss oder in den 
Ablauf lässt, wie letzteres 
beim Beginn des Sterili- 
sirens zu geschehen hat. 

Es entsteht trotzdem durch 
die Reibung in den Wan¬ 
dungen des Kühlappa¬ 
rates ein geringer Druck, 
der für die Sterilisirung von grosser Wichtigkeit ist, er gestattet nämlich, das 
Wasser bis zu 85 Grad R. zu erwärmen, wodurch eine weitere Sicherheit, nur 
wirklich gekochtes Wasser zu erhalten, gegeben ist. 

Hinter der Scheibe P sind die Hähne für Gas- und Wasserzuführung ge¬ 
lagert, vor dem Gashahn zweigt ein kleines Röhrchen zur Ztindflamme ab; beide 
Hähne dienen nur zur Regulirung, und soll der Apparat noch ausserdem mit 
Gas- und Wasserabsperrhähnen in den zuführenden Leitungen versehen sein. 

Bei der Inbetriebsetzung ist Folgendes zu beachten: 

Man drehe, nachdem die Zündflamme brennt, die Kurbel des Gashahnes 
von Z nach A ; hierdurch wird der Brenner voll entzündet und durch die Oeff- 
nung I in der Scheibe das Vierkant mit Skala zum Wasserhahn freigelegt. 

Mittelst des beigefügten Schlüssels wird alsdann der Wasserhahn nur wenig 
geöffnet, der Zeiger auf I gestellt; der Wasserauslauf beginnt sofort. 

Man wartet nun, bis das Thermometer etwa 105 Grad C. zeigt, was ca. zwei 
Minuten dauert, dann ist der Wasserhahn voll zu öffnen, resp. auf 5 zu stellen, 
und der Gashahn allmählig wieder soweit nach Z zu drehen, bis die Oeffnung 2 
der Scheibe wieder die Skala des Wasserhahnes freilegt. Das während dieser 
Zeit ausgetretene Wasser, etwa 2—3 Liter, ist der grösseren Sicherheit halber 


Fig. 87. 


Fig. 88. 


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fortzulassen, d. h. das Auslaufrohr des Dreiweghahnes darf erst geöffnet werden, 
nachdem das Thermometer die oben angegebene Temperatur zeigt; das Oeffnen 
geschieht einfach durch Umlegen des Hebels. Je nach dem Gasdruck wird die 
Kurbel des Gashahnes innerhalb der Skala zwischen 1—5 so regulirt, dass das 
Thermometer möglichst konstant die Temperatur von etwa 105 Grad anzeigt. 

Nunmehr ist der Apparat in regulärem Betrieb und kann ununterbrochen 
mit demselben sterilisirt werden. 

Bei der Ausserbetriebsetzung sind einfach die Hähne nach rechts zuzudrehen, 
resp. zu schliessen; ebenso ist bei der Neuinbetriebsetzung die vorbeschriebene 
Manipulation zu wiederholen. 

Dass der Apparat auch für jede grössere Leistung ausgebildet werden kann, 
bedarf wohl kaum der Erwähnung; ebenso kann derselbe für Fabriken u. s. w. 
-auch zur Beheizung mit Dampf eingerichtet werden. 

Der Preis pro Apparat in eleganter Ausstattung, sauber lackirt, beträgt ab 
Fabrik pro Stück Mark 300,—. 

Ein Aufbewahrungsgefäss für das sterilisirte Wasser von 100 Liter Inhalt 
-aus kupferplattirtem Eisen mit Deckel, Messingverschluss und Zapfhahn Mk. 50,—. 

Red. 


Actualitäs hygtäniques. Von Dr. F. Eklund, Stockholm. 

Der Verf. beschäftigt sich im vorliegenden Aufsatz mit der Schul-, Schiffs¬ 
und Krankenhaushygiene, für die er eine Reihe von theilweise sehr beherzigens- 
werthen Forderungen aufstellt. Dieselben sollen im Folgenden in etwas gekürzter 
Form wiedergegeben werden. 

A. Schul-Hygiene. 

1 ) Die Fenster und Thtiren der Schulzimmer sind unmittelbar nach dem 
Schluss jeder Stunde zu öffnen und nach genügendem Luftwechsel, der 
auf keinen Fall bis zur starken Abkühlung ausgedehnt werden darf, 
wieder zu schliessen. Zur Controle des Luftwechsels dient ein einfacher 
Messapparat für Kohlensäure. 

2) Die Spiele der Kinder in den Zwischenpausen sind möglichst einzu¬ 
schränken, da sie zu stark erhitzen, und statt dessen marschartige 
Spaziergänge in Reihe und Glied vorzunehmen. 

<3) Die an die Befähigung des Schularztes zu stellenden Ansprüche sind 
gesetzlich zu regeln. 

4) Die Schul-Portiers sind in den Anfangsgründen der Hygiene zu unter¬ 
weisen, da ihnen die Ausführung der gedachten Massnahmen grossen- 
theils zufällt. 

5) Die Dauer einer Unterrichts-Stunde soll 45 Minuten nicht übersteigen. 

B. Schiffs-Hygiene. 

1) Auf den Quais sollen Wasserleitungen oder Brunnen angebracht und 
die Schiffe mit Schläuchen versehen werden, damit sie nicht in die Lage 
kommen, mit dem ekelhaften Hafenwasser ihren Bedarf an Reinigungs¬ 
oder gar an Trinkwasser zu decken. 

2) Der Gebrauch derartiger Wasser an Bord ist unbedingt zu untersagen. 

C. Krankenhaus-Hygiene. 

In der Heimath des Verf. ist jedermann an wollene Unterkleidung gewöhnt, 
<die ihm indessen beim Eintritt ins Hospital abgenommen und mit baumwollener 

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oder leinener vertauscht wird. Jeder Kranke soll beim Eintritt wollene Unter¬ 
kleidung erhalten und auch beim Austritt mit zwei wollenen Unterhemden ver¬ 
sehen werden (unentgeltlich! Ref.). 

Journal d’hygiöne. 12. I. 93. H. Citron (Berlin). 

Einer uns zugehenden Berichtigung des Herrn A. Schindler, Verfertiger 
des Universal-Schreibstuhles, entnehmen wir, dass durch Lösung einer eigens 
angebrachten Stellschraube der Tragbalken des Sitzbrettes nach vor- und rück¬ 
wärts verschoben und so die Distanz zwischen Tisch und Stuhl regulirt werden 
kann. Der von uns erhobene Einwand (im Februarheft d. Jahrgangs) fällt 
damit fort. 

H. Citron (Berlin). 


Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Ventilator mit Wind- und Wasserantrieb. Von Edward Grube in Ham¬ 
burg. (D. R.-P. 64071.) 

Der Ventilator, welcher zum Absaugen schlechter Luft aus Räumen dient,, 
kann sowohl durch den äusseren Wind, als auch durch künstliche Wasser¬ 
strömung in Betrieb gesetzt werden. An sich besteht derselbe aus einem Flügel¬ 
rade, welcher auf dem Ventilatorrohr drehbar angeordnet ist. Die saugenden 
Flügel sind oben und unten durch konische Platten abgedeckt, während der 
seitliche Austrittsschlitz durch einen vorgelegten Blechring derart geschützt ist, 
dass der Wind in diesen Schlitz nicht eintreten kann. Beide konische Platten 
sind oben und unten mit muschelförmigen Flügeln versehen, in welche der 
Wind einfasst und dadurch das Flügelrad in einer bestimmten Richtung an¬ 
treibt. Um nun auch bei Windstille die Ventilation in Thätigkeit setzen zu 
können, ist folgende Einrichtung getroffen. Die untere konische Platte des 
Flügelrades ist mit einem nach unten gehenden rohrartigen Rand versehen, 
welcher den oberen Rand des Ventilatorrohres umschliesst, der aber von einer 
muffenartigen Schale des Ventilatorrohres umgeben wird. Dieser rohrartige 
Rand ist aussen mit schräg gestellten Flügeln besetzt. Bei Windstille wird 
durch ein mit der Wasserleitung in Verbindung stehendes Rohr ein Wasser¬ 
strahl auf die Flügel geleitet, welcher stark genug sein muss, das Rad in Dre¬ 
hung zu versetzen. Das Wasser läuft durch ein zweites Rohr aus der muffen¬ 
artigen Schale wieder ab. Diese Einrichtung gestattet auch durch den Hahn 
im Wasserzuleitungsrohr die Stärke der Ventilation zu regeln, bei Frost aus¬ 
genommen. Grundke (Berlin). 

Vorrichtung zum Befeuchten der Luft. Von der Gesellschaft für 
Linde’s Eismaschinen in Wiesbaden. (D. R.-P. 64765.) 

Zur Abkühlung, Reinigung und Veränderung des Feuchtigkeitsgehaltes 
eines Luftstroms, durch welchen z. B. Krankensäle ventilirt und gekühlt werden 
können, sind bisher vielfach die sogenannten Regenapparate in Anwendung ge¬ 
kommen. Diese Apparate bieten jedoch im Allgemeinen die Nachtheile dar, 
dass einerseits das Heben der Flüssigkeit eine verhältnissmässig grosse Arbeits¬ 
leistung erfordert und dass andererseits die kleinen Oeffnungen, durch welche 
behufs Vertheilung die Flüssigkeit austreten muss, sich durch feste Nieder¬ 
schläge und Unreinigkeiten stellenweise zusetzen und verstopfen. Um nun 
die erforderliche Arbeitsleistung auf ein möglichst geringes Maass zu vermin- 


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dem, ist die Menge der circulirenden Flüssigkeit dadurch möglichst gering ge¬ 
macht , dass eine möglichst grosse Berührungsfläche zwischen der Flüssigkeit und 
der Luft, also eine ausserordentlich feine Vertheilung der ersteren erstrebt wird. 
Dies geschieht dadurch, dass die schlitzartigen Austrittsöfftiungen in gekrümmten 
Flächen liegen, aus welchen die Flüssigkeit fächerartig sich ausbreitend aus- 
tritt. In diesen Schlitzen sind zu ihrer mechanischen Reinigung dünne Stahl¬ 
bleche angeordnet und unter einander so verbunden, dass sämmtliche Bleche 
gleichzeitig in den Schlitzen bewegt werden können. Der Luftstrom, mit 
welchem die Flüssigkeit Wärme und Feuchtigkeit austauschen soll, wird dabei 
durch die Bahn der fallenden fein zertheilten Wassertheilchen getrieben. 

Grundke (Berlin). 

Abtritt mit Streuvorrichtung. Von Carl Fischer in Bremen. (D. R.-P. 
€6457, Zusatz zum D. R.-P. 59974.) 

Diese Abänderung besteht darin, dass die bisher in der Rückwand des 
Abtrittes angebrachte Streuvorrichtung in den Deckel desselben verlegt worden 
ist und die Bethätigung derselben durch die Bewegung des Deckels erfolgt. 

Der Deckel bildet in seinem einen Theil den Vorrathsbehälter für das 
Streumaterial (Torfmull), während der übrige Theil zur Aufnahme des die 
Streuung bewirkenden Schiebers dient. 

Die Bewegung des Schiebers geschieht durch eine am Abtrittkasten und 
am Deckel drehbar befestigte Stange, die bei geöffhetem Deckel den Schieber 
hebt, bei geschlossenem denselben senkt, so dass die Ausstreuöffnungen mit 
dem Vorrathsbehälter Verbindung erhalten. 

Durch diese Einrichtung ist jeder Handgriff zur Bethätigung der Streu¬ 
vorrichtung entbehrlich gemacht. 

Der Streumaterialbehälter ist in jeder Stellung des Schiebers nach aussen 
hin abgeschlossen. Durch diese Anordnung wird jedes Eindringen von Feuch¬ 
tigkeit in den Vorrathsbehälter verhindert und das Streumaterial stets trocken 
erhalten, so dass es sich nicht zusammenballen kann. 

Grundke (Berlin). 


Bücherschau. 

Die Krankenpflege im Hanse und im Hospitale. Ein Handbuch für Familien und 
Krankenpflegerinnen. Von Dr. Th. BiUroth. Vierte verbesserte Auflage. Herausgegeben 
von Dr. R. Gersuny. Mit 8 Holzschnitten im Text und 55 Abbildungen auf 13 Tafeln. 
Wien. Carl Gerold’s Sohn. 1892. 

Die vierte Auflage des ausgezeichneten und unübertroffenen Billroth’schen Hand¬ 
buches der Krankenpflege ist von Gersuny herausgegeben und weist abgesehen von ge¬ 
ringen Aenderungen des bestehenden Textes eine Vermehrung durch zahlreiche Abbildungen 
auf, welche eine nicht unerwünschte Erläuterung und Ergänzung des Textes liefern. Als 
ganz neuer Beitrag erscheint das 11. Capitel „Die Pflege des gesunden und kranken Kindes“, 
von Dr. 0. Rie bearbeitet. Besitzt dieser neue Abschnitt auch nicht alle Vorzüge der 
vorangehenden Capitel, so erfüllt derselbe doch durch klare, gemeinverständliche Dar- 
atellung und instructive Belehrung im grossen und ganzen seinen Zweck. Freilich hat der 
Verfasser wohl, in dem offenbaren (vielleicht von „höheren Mächten* geleiteten) Bestreben, 
den Stoff möglichst zu begrenzen, des Guten etwas zu wenig gegeben, und es wäre zu 
wünschen, dass bei der nächsten Auflage eine Erweiterung des Materials stattfände. So 
vermissen wir, um ein Beispiel anzuführen, bei der Schilderung des kranken Kindes gerade 
eine der wichtigsten Affectionen des frühen Alters, nämlich den acuten und chronischen 
Magen-Darmcatarrh. 


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Den Werth des Billroth’schen Baches im ganzen an dieser Stelle zu rühmen und 
die vortrefflichen Eigenschaften desselben detaillirend hervorzuheben, müssen wir als über- 
flüssig betrachten. Wir können nur den dringenden Wunsch aussprechen, dass die in 
diesem Buche niedergelegten Lehren des berühmten Altmeisters der Chirurgie immer 
mehr und mehr Eingang Anden mögen in der Familie, bei Pflegern und bei Aerzten, dass 
die hier ausgesprochenen Bathschläge bethätigt werden mögen zum Wohle und Heile der 
Kranken. Bed. 

Die häusliche Krankenpflege mit besonderer Berücksichtigung des Kindes. Vor. 
träge für Frauen und Jungfrauen von San.-Bath Dr. L. Fürst. Mit einem Titelbild in 
Lichtdruck und 40 Abbildungen. Leipzig. 1892. C. L. Hirschfeld. Preis 5,00 M. 

Der auf dem Gebiete der Pädiatrie wohlerfahrene, durch zahlreiche wissenschaftliche 
Arbeiten der medicinischen Welt auf das Vorteilhafteste bekannte Autor verfolgt in seinen 
Vorträgen über häusliche Krankenpflege hauptsächlich den Zweck, die weiblichen Mitglieder 
einer Familie über die Aufgaben, namentlich über die Technik der Krankenpflege soweit 
zu unterrichten, dass sie im Stande sind, die Wartung eines erkrankten Angehörigen selb' 
ständig zu übernehmen. Daneben aber ist der Verfasser auch bemüht, die normalen Lebens- 
bedingungen, die Anforderungen der Hygiene, der Diätetik u. s. w. unter normalen Ver¬ 
hältnissen zu schildern, um seinen Lesern die Mittel und Wege zur Erhaltung der Ge¬ 
sundheit, zur Verhütung der Krankheit anzuzeigen. Bei der Entwickelung der allgemeinen 
Verhältnisse sowohl wie bei der Auswahl specieller Lehrobjecte wird der Verfasser stets 
hauptsächlich durch die Berücksichtigung des Kindesalters geleitet. 

Die gesammten Ausführungen des Verfassers sind in 8 Capiteln-zusammen gefasst. 
Dieselben betiteln sich der Beihe nach: die Aufgaben der Krankenpflege; das Kranken¬ 
zimmer und seine Einrichtung; Lager, Bekleidung und Kost des kranken Kindes. Einiges 
über diätetische und Hausmittel; die Beobachtung der wichtigsten Krankheitssymptome; 
Untersuchungsmethoden in der Kinderkrankenpflege; die Anwendung äusserer Mittel; die 
Anwendung innerer Mittel; die Desinfection in der Kinderkrankenpflege. 

Im Allgemeinen kann man das Werk des Verfassers als wohlgelungen betrachten. 
Die Darstellung ist klar, einfach und fliessend, der Inhalt sorgfältig und zweckentsprechend 
ausgewählt, ein Uebermaass — namentlich an theoretischen Auseinandersetzungen — im 
Grossen und Ganzen glücklich vermieden. Nur hier und da flndet sich Weniges, was 
unserer Meinung nach über das Begriffsvermögen einer Lernenden hinausgeht und als 
überflüssig oder verwirrend besser fortgeblieben wäre; wir nennen: die Unterscheidung 
der Symptome eines acuten Hirnleidens in Beiz- und Lähmungserscheinungen mit peinlich 
genauer Aufzählung derselben, die Schilderung des Esbach’schen Albuminimeters, die un¬ 
zureichende Deflnition des Begriffs Schutzimpfung („Stoffwechselproducte der Bacterien*!), 
die Erläuterung des „Pulsschreibers“ und des Bildes der normalen Pulswelle u. dergl. m. — 
Zu wenig sind dagegen die besonderen Verhältnisse des erkrankten Säuglings berück¬ 
sichtigt. 

Die Abbildungen sind instructiv, theilweise sogar elegant. Das Titelbild (Photographie 
eines Krankenzimmers) ist wohl auszumerzen resp. durch ein anderes zu ersetzen. Abge¬ 
sehen davon, dass es nichts Besonderes lehrt, Anden sich auf ihm Dinge wiedergegeben, die 
der Verf. selbst in einem Krankenzimmer verpönt: so die Teppiche und der Betthimmel. 

Durch diese kleinen, leicht zu eliminirenden Mängel wird der Werth des ganzen 
Buches kaum beeinträchtigt. Dasselbe kann vielmehr allen Frauen, denen das Wohl ihrer 
kleinen Lieblinge am Herzen liegt und die sich bei Erkrankung derselben das köstliche 
Gefühl erwerben wollen, durch eine verständige Pflege zur Genesung des Patienten bei¬ 
getragen zu haben, aufs Wärmste empfohlen werden. Bed. 

Ueber Krankenpflege. Von Geheimrath Prof. Dr. Bäumler. Freiburg i. B. 1892. 
J. C. B. Mohr. 

Der fesselnde, gedankenreiche Vortrag Bäumler's vor der Akademischen Gesellschaft 
zu Freiburg erörtert in seiner ersten Hälfte den Begriff „Krankenpflege“ und giebt einen 
kurzen Ueberblick über die Geschichte der geordneten Krankenpflege (Orden, Diakonate etc.) 
bis zum heutigen Tag. — In der zweiten Hälfte entwickelt der Vortragende präcis und 


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doch eingehend die mannigfaltigen Aufgaben, welche diejenigen, die sich in den Dienst 
der Krankenpflege stellen, auf das gewissenhafteste zu erfüllen haben. Ganz besonders 
befähigt zu diesem schweren Dienst ist auch nach Bäumler’s Ansicht das weibliche Ge¬ 
schlecht, und zwar vermöge seiner eigenartigen Begabung, seiner raschen Auffassungsgabe, 
seiner Feinfühligkeit. Nur in wenigen und seltenen Ausnahmefällen ist ausschliessliche 
männliche Pflege unbedingt erforderlich. 

Bei der Detailirung der Pflichten einer Krankenpflegerin betont der Vortragende 
vor allem die Nothwendigkeit, neben der eigentlichen Wartung den Kranken aufs sorg¬ 
fältigste zu überwachen, die Krankheitserscheinungen zu beobachten und über jede wahr¬ 
genommene Veränderung dem Arzte zu berichten. Zur Vermeidung von Irrthümern und 
Vergesslichkeiten hat die Pflegerin alle ihre Beobachtungen und Dienstleistungen am 
Krankenbett genau aufzuschreiben. — Die Sorgfalt der Pflegerin hat sich bis auf die 
kleinsten Kleinigkeiten zu erstrecken; gerade diese letzteren sind es, deren Vernachlässi¬ 
gung häufig die Krankheit verlängert, erschwert oder gar unglücklich enden lässt. So ist 
z. B. das „Durchliegen“ zu verhüten, der Austrockenung des Mundes vorzubeugen, eine 
Zersetzung des Mundinhalts hintanzuhalten u. s. w. — Um aber allen diesen Complicationen 
zu wehren, um alle Anforderungen der Krankenpflege zu erfüllen, bedarf es nicht bloss 
des guten Willens und der Aufopferungsfähigkeit: die Krankenpflege muss wie jede Kunst, 
selbst wo das Genie dazu vorhanden ist, gelernt werden. Und zwar muss sich diese Aus¬ 
bildung der Pflegenden nicht bloss auf rein technische Dinge erstrecken, sondern auch auf 
die Besorgung des Krankenzimmers, auf die leibliche Pflege des Patienten, ferner auf die 
Hauptthatsachen der Anatomie, Physiologie und Pathologie des menschlichen Körpers etc. 
Bei der Mannigfaltigkeit dieses Lernstoffs, bei der Fülle von Thatsachen, die auf einem 
dem bisherigen Bildungsgänge fremden Gebiete Hegen, ist es begreiflich, dass für die Be¬ 
fähigung zur Krankenpflege gewisse Anlagen und Charaktereigenschaften nothwendig sind. 
Es ist aber auch leicht ersichtlich, dass für die Aufgaben und Anforderungen der Kranken¬ 
pflege nicht leicht Jemand zu gut sein kann, dass eine bessere Erziehung und eine feinere 
Durchbildung des Charakters nur um so mehr dazu befähigen wird. Längst ist daher das 
Vorurtheil abgestreift, dass für Frauen und Jungfrauen der höheren Stände die Kranken¬ 
pflege als Berufsthätigkeit nicht passe, weil sie sich mancher niedrigen Arbeit unterziehen 
müssten und durch Manches, was ihnen entgegen tritt, in ihrem Gefühl verletzt würden* 
Aber auch abgesehen von der berufsmässigen Ausübung der Krankenpflege, muss ein 
gründHches Erlernen der Elemente der Krankenpflege als eine ausserordentlich wichtige 
Ergänzung jeder besseren weiblichen Erziehung in allen Ständen betrachtet werden. 

Am Schluss seines Vortrags betont Bä um ler die Vortheile, welche organisirte 
Verbände sowohl für die Krankenpflegerinnen als auch für die Kranken besitzen. Für die 
letzteren kann im speciellen Fall die geeignete Persönlichkeit ausgesucht werden, für die 
Krankenpflegerinnen selbst aber erwächst die Möglichkeit, in ausreichenderer Weise dafür 
zu sorgen, dass ihre Kräfte nicht vor der Zeit verbraucht werden. Red. 


Varia. 

Ueber die hygienischen Zustände in Teheran und ihre Beziehung zur Cholera¬ 
epidemie veröffentlicht das ,Journal d’hygi&ne* in No. 858 (1893) folgenden interessanten 
Artikel, welcher dem Rapport des türkischen Gesandten in Teheran entstammt: 

„In einigen Wochen beziffert sich der Verlust an Einwohnern, welchen Teheran, die 
Hauptstadt Persiens mit ihren 120 000 Einwohnern, durch die Choleraepidemie erleidet, auf 
12 000 Köpfe — ungerechnet die unbekannten Todesfälle. Und welchen Umständen hat 
man eine so furchtbare Ausdehnung der Krankheit zuzuschreiben? — Die Stadt erhebt 
sich auf einem felsigen Terrain; seine Strassen sind nur enge, krumme, unregelmässig 
gebaute Gänge, schmutzig im höchsten Grade, begrenzt von kleinen Häusern und von 
Hütten, welche durch eine schmale, niedrige Thüre mit der Strasse communiciren. Die 
Fenster öffnen sich auf einen kleinen Innenhof, der jeder Ventilation ermangelt. In diesen 
Häusern, welche aus einem Gemisch von Erde und Häcksel erbaut sind, leben im Allge- 


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meinen 15—20 Personen und theüen sich in die mangelhafte Luft und in das ungenügende 
Licht, welche nur spärlich in diese unvollkommenen Hütten Eingang finden. In einem 
Winkel des kleinen Hofes befindet sich die Abtrittsgrube, unbedeckt, 2 m tief. Nichts 
hindert die Fäcalien, den Boden zu durchsickern und das Grund wasser zu inficiren. 

Das die Stadt versorgende Trinkwasser wird aus dem Elbruzgebirge durch Kanäle 
geleitet, welche weder gedeckt noch fundirt sind. Die mittlere Tiefe eines solchen Kanals 
beträgt 8—4 m, die Breite 1,50 m. Seine Anwesenheit und sein Lauf wird durch kleine 
Hügelchen, die in einem Abstand von 50—60 m errichtet sind, gekennzeichnet. Jedes 
dieser Hügelchen erhebt sich am Rande eines kleinen Brunnens, welcher in der Form 
eines Trichters gegraben ist und in den Kanal einmündet. Diese Art von Brunnen haben 
den Zweck, die Nachforschungen für den Fall einer Verschüttung des Wasserkanals zu er¬ 
leichtern. Die Frauen aus dem Volke kommen in Schaaren hierher, um ihre Wäsche zu 
waschen, ja selbst um ihre Kinder zu reinigen. Die Bevölkerung bleibt diesen Manipula¬ 
tionen gegenüber indifferent und lässt sich im Gebrauch dieses Wassers für ihre häuslichen 
Bedürfnisse nicht stören. 

In Teheran giebt es keine Bestimmung bezüglich der Auswurfstoffe, keine sanitäts¬ 
polizeiliche Verordnung. Die gewöhnliche Seife bildet für den grössten Theil der Bevölke¬ 
rung einen wahren Luxusgegenstand. Der Name „Stadtobrigkeit“ ist unbekannt. 

Bis jetzt erfolgten die Beerdigungen ausserhalb der Stadt. Allein bei der wachsenden 
Arbeitslast glaubte man zur alten Praxis zurückkehren zu müssen, und die Beerdigungen 
werden an verschiedenen Plätzen, mitten in der Stadt vorgenommen. Ja noch mehr: man 
bestattet die Todten zu ebener Erde, indem man nur für den Kopf eine Grube gräbt! Es 
ist leicht zu verstehen, wie die Luft durch die faulenden Cadaver verpestet werden muss — 
ohne von dem traurigen Schauspiel zu reden, das die durch die Schakale herausgekratzten 
Leichen darbieten.“ Red. 

In Cannes soll demnächst aus Privatmitteln ein englisches Krankenhaus er¬ 
richtet werden. Von den erforderlichen 2000 £ sind 1000 bereits gezeichnet. Das Hospital 
ist speciell für Patienten englischer Nationalität bestimmt, die an ansteckenden Krankheiten 
leiden und demnach nach den Bestimmungen des am 1. December in Kraft tretenden franzö¬ 
sischen Gesetzes isolirt werden müssen. 

Brit. med. Journal. 4. III. 93. H. Citron (Berlin). 

Die „Assurance publique“ in Frankreich hat beschlossen, in Augicourt (Oise) ein 
Schwindsuchtshospital zu eröffnen. Dieses Hospital, das auf einer Anhöhe und in¬ 
mitten eines Waldes gelegen sein wird, wird 100—200 Betten enthalten. 

In der „Lancet“ wird die Ausbildung der Schiffswärterinnen in der Kranken¬ 
pflege angeregt. Gewiss lässt sich nicht leugnen, dass es namentlich für die Dampfer 
des Weltverkehrs sehr zweckmässig wäre, wenn für eventuelle schwerere Erkrankungen 
eine wohlerfahrene Krankenpflegerin zur Stelle wäre. Der gleiche Wunsch kann übrigens 
auch für die männliche Schiffsdienerschaft gelten. 

In letzter Zeit kommen unter dem Namen „Condensed Separated Milk“ in Eng¬ 
land ganz minderwerthige Fabrikate in den Handel, die speciell für die Kinderernährung 
ganz ungeeignet sind. Anscheinend handelt es sich, dem sehr geringen Fettgehalt nach 
zu urtheilen, um abgesahnte Milch. Erfreulicherweise gehen die englischen Gerichte den 
Fabrikanten derartiger „condensirter“ Milch scharf zu Leibe. Erst kürzlich fand vor dem 
Ystrad Police Court eine Verhandlung statt, aus der sich ergab, dass die Condensed Milk 
Company zu Limerik ein Fabrikat mit einem Fett-Defizit von 93% * n den Handel ge¬ 
bracht hatte. 

Brit. Med. Journal. 25. H. 93. H. Citron (Berlin). 

Der Trüffel hat M. Chatin ein 365 Seiten starkes Werk gewidmet, das nach den 
im Journal d’hyg. 15. XII. 92 gegebenen Proben recht amüsant und lehrreich sein 
muss. Der Verf. führt unter Aufbietung eines beträchtlichen literarischen Apparates und 
eigener Untersuchungen den Nachweis, dass die geschätzte Knollenfrucht nicht nur ein 


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treffliches Genussmittel, sondern auch durch seinen hohen N-Gebalt ein Nahrungsmittel 
▼on hervorragendem Werthe ist. Zur Volksernährung dürfte es sich trotzdem ebenso¬ 
wenig eignen wie der ebenfalls sehr schätzbare Champagner zum Nationalgetränk. 

H. Citron (Berlin). 

Der Consnm geistiger Getränke ist im vergangenen Jahre in England um 350000 £ 
zurückgegangen, was bei einem Gesammtverbrauch von 140 Millionen £ freilich nicht all¬ 
zuviel sagen will. 

Brit. med. Journal. 4. III. 93. H. Citron (Berlin). 


Kleine Mittheilungen. 

Preis-Ausschreiben. Ein Preis von 10000 Lire, der ganz oder in zwei Hälften zur 
Vertheilung kommen soll, ist seitens des italienischen Königspaares gelegentlich der inter¬ 
nationalen Konferenz der Vereine vom Rothen Kreuz für die beste Herstellung von 
Transport-Einrichtungen für Verwundete und Kranke im Allgemeinen ausgesetzt worden. 
Der Jury werden Mitglieder aus allen an der Konferenz betheiligten Nationen angehören. 
Es handelt sich bei diesem Wettbewerb um die Herstellung möglichst vollkommener 
Krankentragen, von Wagen für den Transport der Verwundeten nach den 
Feldlazarethen und von Beleuchtungsvorrichtungen. 

Die Bewerber müssen Modelle nebst Erläuterungen ihrer Apparate einsenden. 
Die Denkschrift muss französisch oder italienisch abgefasst sein. Erwünscht sind Modelle 
in natürlicher Grösse, doch ist eine Reduktion auf ein Viertel zulässig. 

Die Modelle müssen spätestens am 30. Juni 1893 in Rom zur Aufstellung gelangen. 
Bis Ende Mai c. muss die Absendung dem Präsidenten des italienischen Central-Comit4s 
G. L. della Sanaglia durch Einschreibebrief unter Angabe der Grösse und Schwere 
der Stücke angezeigt werden. Die Ausstellung soll vom 11. August bis 15. September c. 
dauern. 

Am 1. März fand im Saale des Hotel Bristol die constituirende Versammlung des 
Organisations-Ausschusses des I. internationalen Samariter-Congresses, welcher in Wien 
im Juli 1893 tagen wird, statt. 

Hierbei wurden gewählt: zum Präsidenten: Hofrath Dr. Theodor Billroth; zum 
Vicepräsidenten: der Bürgermeister von Wien, Dr. J. N. Prix und der Vicepräsident des 
österreichischen patriotischen Hilfsvereins: Dr. Anton Loew. Als Referenten des Executiv- 
Comit4 wurden bestellt: für Rechtsangelegenheiten: Dr. J. Bricht a; für Unterrichts wesen 
nnd Krankenpflege: Hofrath Ludwig, Rector der Wiener Universität, Hofrath Hans 
Kundrat, Professor an der Universität in Wien, und Dr. Robert Gersuny, Primararzt 
des Rudolfinerhauses; — für Feuerwehr wesen: Herr Reginald Czermak, Obmann des öster¬ 
reichischen Feuerwehr-Ausschusses; für officielles Rettungswesen: Dr. Anton Loew; für 
freiwilliges Rettungswesen: Dr. G6za von Kresz, Director der Budapester Freiwilligen 
Rettungsgesellschaft; für ärztliche Angelegenheiten: Professor Re der Ritter von Sc hell- 
mann, Präsident des Wiener Medicinischen Doctoren-Collegiums; für das financielle 
Referat: Vincens Edler von Morawitz; als Schriftführer wurden gewählt: J. Gridl, 
Ingenieur in Wien, und Dr. Emerich U11 mann, Docent an der Universität in Wien. 

Dem Organisations-Ausschüsse gehören weiter an: Eduard Albert, k. k. Hofrath, 
Professor an der Universität in Wien; Med.-Dr. Josef Breuer; Rudolf Chrobak, Professor 
an der Universität in Wien; Wilhelm Dinstl, kais. Rath; Dr. Ludwig Frey; Dr. Emil 
Kämmerer, k. k. Sanitätsrath, Stadtphysikus von Wien; Dr. Theodor Lee, k. k. Hof¬ 
rath; Rudolf Lekisch, Magistratsrath von Wien; Friedrich Lenz, Branddirector in Danzig; 
Dr. Franz Mrazek, k. k. Primararzt; Herrmann Nothnagel, k. k. Hofrath; Dr. Karl 
Richter, Obmann des mährischen Feuerwehr-Landes-Verbandes; Ludwig Richter, 
Architekt in Wien; Professor Karl Schneck, Schriftführer des niederösterreichischen 
Landesfeuerwehr-Verbandes in St. Pölten; Dr. August Schwarz; Karl Staudt, Geschäfts¬ 
führer des böhmischen Landesfeuerwehr-Verbandes in Josefstadt; Dr. Anton Stenzl, 


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162 


Gemeinde- und Stadtrath in Wien; Dr. Josef Wedl, Obmann des niederösterreichischen 
Feuerwehr-Verbandes in Wr. Neustadt; Floris Wüste, Fabrikbesitzer; Dr. Zahor, Obmann 
des böhmischen Landesfeuerwehr-Verbandes in Chrudim; Dr. Alfred Zgorsky, Obmann 
des gaüzischen Landesfeuerwehr-Verbandes inkiemberg; Dr. Emil Zuckerkandl, Uni¬ 
versitäts-Professor in Wien. 

Das Präsidium wurde ermächtigt, das Executiv-Comit4 und den Organisations-Ausschuss 
im Bedarfsfälle durch geeignete Persönlichkeiten zu verstärken und die laufenden Geschäfte 
selbständig durchzuführen. Das Bureau befindet sich in Wien, I. Kämthnerring No. 7. 

Gleichzeitig mit dem Xlten internationalen medicinischen Congresse soll eine inter¬ 
nationale Ausstellung anf dem Gebiete der Medicin and Hygiene in Rom stattfinden. 

Für diesen Zweck hat der römische Stadtrath das grosse, in der Via Nazionale unweit 
des Sitzes des medicinischen Congresses gelegene Kunst-Gebäude bestimmt. 

Die Ausstellung soll vom 15. September bis 15. October dauern, kann aber nöthigen 
Falls verlängert werden. 

Anmeldungen für Betheiligung müssen vor dem 1. Juni an den Präsidenten der Aus¬ 
stellung Prof. L. Pagliani, Ministero delVlntemo , Roma , gerichtet werden. An denselben 
sind auch alle anderen, die Ausstellung betreffenden Anfragen zu richten. 

Die Aussteller werden ersucht, den Anfragen oder Anmeldungen eine Visiten- oder 
Firmenkarte beizufügen, nebst allen genauen, die Ausstellungs-Gegenstände betreffenden 
Angaben, welche für die Abfassung des Catalogs und für eventuelle, von dem Ausstellungs- 
Comite zu treffende Vorrichtungen nothwendig sind. 


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163 


jj/tT* Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersncht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik* bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik* in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figuren* 
Stöcke dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dergl. m.) an die Exped. 
„Fischer's medic. Buchhandlung in Berlin* zu adressiren. Desgleichen sind an 
letztere alle auf Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


—4- Aerztliche Polytechnik. 4+— 

Redakteur: Dr. G. Beck. 

Inhalt: Original!«*: Breite Sohle* fege* da« Unklappe* de« Fasset. Von Dr. Thilo in Riga. 

Referate: Operations-Apparate a*d -lestrvneate : Chloroformmaske. - Chloraetbylbehälter. — Operations¬ 
und Berieselungstisch. — Trepan. — Septum-Sichelmesser. — Nadelhalter. — Apparate xa diagnostischen Zwecke* : 
Hand-Centn fuge, — Apparat zur Abscheidung von Gallensteinen. — Irrigation«- and lnjectlonsTorriehtugen : 
Subcutanspritze. — Irrigationsbahn. — Vorrichtung zur Einführung von Flüssigkeiten in die Harnröhre. — 
Patentbericht. 

Breite Sohlen gegen das Umklappen des Fasses. 

Von Dr. med. Otto Thilo in Riga. 

Die einseitige Verbreiterung der Sohle (Fig. 1 ab) leistet gegen das Um¬ 
klappen des Fusses in allen jenen Fällen ganz vortreffliche Dienste, wo der 
Fuss noch nicht durch verkürzte Sehnen in seiner unrichtigen Stellung er¬ 
halten wird. 

Zeigt z. B. der Fuss, in Folge einer Verletzung der Bänder am inneren 
Knöchel, die Neigung nach aussen umzuklappen, so verhindert dieses, eine 
Verbreiterung der Sohle am Innenrande (Fig. 1 ab) mit grosser Sicherheit, so 
dass man schon oft wenige Tage nach der Verstauchung, das Gehen ohne jede 
Gefahr gestatten kann und so im Stande ist, die schädlichen Folgen des Bett- 
liegens zu vermeiden. 

Selbstverständlich ist gleichzeitig Massiren, Bandagiren, erhöhte Lagerung 
in der Nacht u. s. w. anzuwenden. Nebenbei sei hier erwähnt, dass ich vor 
dem Anlegen der Binden, auf den verletzten Knöchel stets ein Stück Filz lege, 
in welches ich ein ovales Loch von etwa 4 cm Länge und 2 cm Breite schneide. 

Hierdurch ist man im Stande, einen sehr gleichmässigen Druck auf die ge¬ 
schwellten Theile auszuüben, da die Haut, welche den Knöchel bedeckt und 
meistens sehr empfindlich ist, fast ganz vom Drucke befreit wird. Auch erhält 
das ganze Gelenk durch das Auflegen des festen Filzes eine gewisse Sicherheit. 

Da ein derartiger Verband das Anziehen der Stiefel erschwert, so durch¬ 
trenne man an der Innenseite des Fusses eine Naht zwischen Oberleder und 
Gummizeug und lasse einige Drahthaken zum Schnüren annähen. 

Die Breitsohle — wie ich die soeben beschriebene Sohle kurzweg nennen 
möchte — eignet sich: 

1 ) Zur Behandlung der Verstauchungen und ausgeheilten Brüche der 
Knöchel des Fusses. 

2> Zur Nachbehandlung der Sehnendurchschneidungen bei Klumpfuss, 
wenn der Fuss durch die Schienenverbände eine gewisse Sicherheit 
gewonnen hat. 


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3) Für viele Formen des Plattfusses, da ja ein grosser Theil derselben, 
wie H. v. Meyer 1 ) bewiesen hat, durch ein Umklappen des Fasses nach 
aussen bedingt wird, und das Einsinken des Gewölbes oft nur eine 
Folgeerscheinung ist. 

Es gelang mir bei einem zweijährigen Kinde, das in Folge angeborener 
Plattfüsse noch nicht gehen konnte, durch Verbreiterungen der Sohlen an ihrem 
Innenrande und durch Massiren der Muskeln am hinteren Rande der Tibia, das 
Gehen in drei Wochen herzustellen. 

Ich lasse ausserdem zur Behandlung der erwähnten Formen des Platt¬ 
fusses, wo entzündliche Erscheinungen fehlen, mehrmals am Tage eine ener¬ 
gische Uebercorrectur vornehmen und zwar in folgender Weise: 

Patient stellt sich zwischen zwei nebeneinander stehende Tische und stützt 
sich mit jeder Hand auf einen derselben. Hierauf tritt er auf den äusseren 
Rand des Plattfusses, so dass er nach innen umklappt. 

Auf das Commando „eins“ erhebt er das gesunde Bein, indem er es im 
Knie beugt und bleibt auf dem umgeklappten Plattfüsse V 4 bis l / 2 Minute 
stehen. 

Auf das Commando „zwei“ stellt er sich auf das gesunde Bein und ruht 
einige Secunden aus. 

Diese Uebung wiederholt man etwa 10 bis 15 mal. Selbstverständlich muss 
sie je nach dem einzelnen Falle gesteigert oder abgeschwächt werden. 

4) Nach Resectionen der Mittelfussknochen der grossen oder kleinen Zehe, 
ist das Anlegen einer Breitsohle aus Blech, der inneren Polsterung 
eines breiten Stiefels mit Ledersohle vorzuziehen. 

Solche innere Polsterungen sind sehr schwierig so auszuführen, dass sie gut 
sitzen. Sie drücken und gewähren dem Fuss keinen sehr sicheren Halt, dagegen 
lässt sich ein Stiefel, der genau die Formen des operirten Fusses wiedergiebt, 

ohne Schwierigkeiten nach einem Gypsab- 
gusse anfertigen und das Fehlen der ent¬ 
fernten Knochen lässt sich leicht dadurch 
verdecken, dass man von aussen her auf 
die Blechsohle ein mit Leder überzogenes 
Stück Kork legt, an der Fussspitze ein 
Schutzleder anbringt und auf dem Blatte 
eine Schnurnaht mit breiten Verzierungen 
anlegt. — 

Das Anlegen einer Breitsohle ist eine 
so einfache Arbeit, dass ich sie bei den 
ersten Versuchen persönlich ausführte oder 
von einigen Gehilfen meiner Anstalt besorgen 
liess und gute Erfolge erzielte. — 

Leider blieben diese Erfolge oft aus, 
wenn ich mich an Schuhmacher vom Fache 
wandte. Durch ihre modemisirenden Verschönerungskünste verderben sie oft 
alles. 

Ich bitte daher die Collegen darauf zu sehen, dass der Schuhmacher die 
nachfolgenden Anweisungen streng befolgt. Ich habe bei ihrer Abfassung auf 
jene Fehlerquellen Rücksicht genommen, welche aus der fachmännischen Bil- 


l ) H. v. Meyer, Ursach. und Mechan. d. Entst. d. erworb. Plattfuss. Jena, Fischer. 1883. 



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düng unserer Schuhmacher entspringen, einer Bildung, die leider nur zu sehr 
von den Formen der Mode abhängt. 

Das Anlegen der Breitsohle: 

1 ) Das moderne schmalspitzige Schuh werk ist zum Anlegen der Breitsohle 
sehr ungeeignet und nur in den dringendsten Fällen darf ein Stiefel 
mit schmaler Spitze verwandt werden. Die anzulegende Sohle darf 
dann nie gleichfalls eine schmale Spitze erhalten, sondern ist stets nach 
beistehender Figur 2 anzufertigen. 

Da Schuhe nie sehr fest am Fusse sitzen, so verwende man stets Stiefel 
mit Schnumaht, zum Knöpfen, oder mit Gummizug. Die Absätze müssen 
natürlich möglichst niedrig und breit sein. 

2) Man stelle den Stiefel, an den die Breitsohle gelegt werden soll, auf ein 
Stück dünne Pappe und zeichne den Umriss des vorderen Theiles der 
Sohle genau ab. Nachdem man den Stiefel abgehoben hat, mache man 
die Sohle am Aussen- oder Innenrande (je nach der Angabe des Arztes) 
um einen Centimeter breiter als die Sohle des Stiefels (Fig. 1 ab). 

Jetzt schneide man die aufgezeichnete Sohle aus und bringe in ihr 
die Fenster F x und F 2 an (Fig. 2). 

3) Nach dieser Pappsohle fertige man aus Schwarzblech (Va bis 1 nim 
Dicke) möglichst genau eine Sohle an. Diese Blechsohle darf nicht 
hohl ausgehämmert werden nach Art eines Löffels. Sie muss stets, 
nur eine Krümmung von vorn nach hinten haben, da eine kugelig 
gewölbte Sohle, wie man sie gewöhnlich an ungetragenen Stiefeln 
bemerkt, dem Fuss keinen festen Halt bietet. 

4) In die Blechsohle schlage man 10 bis 15 Löcher, durch welche man mit 
Schrauben die Blechsohle an die Stiefelsohle befestigt. 

Bei Kindern ist man wegen der dünnen Sohle oft genöthigt, mit Draht 
die Blechsohle anzunähen. — 

Zum Nähen verwende man verzinnten Eisendraht und zwar nicht einen 
langen Draht, sondern etwa 5 bis 6 kurze Drahtstücke; denn reisst der lange 
Draht an einer Stelle, so löst sich die ganze Sohle ab. 

Die Enden eines jeden Stückes werden durch zwei nebeneinander liegende 
Löcher der Blechsohle geführt (Fig. 1 Dr.) und zwar schräg nach aussen in die 
Falte, welche zwischen Oberleder und Sohle besteht. 

Hier dreht man die Enden des Drahtes zusammen und biegt das zusammen¬ 
gedrehte Stück zu einem Ringe um, damit die spitzen Drahtenden nicht 
verletzen. 

5) Die Blechsohle darf nur den vorderen Theil der Stiefelsohle bedecken 
(Fig. 1). Das Mittelstück der Sohle (die Schuhmacher nennen es Gelenk) 
muss stets freibleiben, damit die Biegsamkeit der Sohle nicht beein¬ 
trächtigt werde und um Gewicht zu sparen. Auch die Fenster F t und 
F 2 werden zur Gewichtsparung in die Sohle geschnitten. 

6 ) Die Blechsohle ist stets mit Leder oder noch besser Gummi zu decken,, 
damit der Fuss nicht ausgleitet. Man legt hierzu einfach die Schrauben 
durch Leder und Blech. — 

Die vorstehende obere Seite der Blechsohle (Fig. 1 ab) lässt man am Besten 
von Zeit zu Zeit vom Patienten mit Asphaltlack anstreichen. Weniger gut 
ist es, sie mit Leder zu decken. — Wünscht der Arzt auch eine Verbreiterung 
des Hacken, was wohl selten Vorkommen wird, so ist auch hier ein Fenster in 
der Blechsohle anzubringen. 


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Referate. 

Operations-Apparate and -Instrumente. 

Chloroformmaske von Jos. Kneer in Bunzlau. (D. R.-P. 66262.) Bei dieser 
Maske ist es nicht nothwendig, jedesmal, wenn Flüssigkeit nacbzuschütten ist, 

die Maske wieder vom Gesicht 
abzunehmen. 

Sie besteht aus dem Drahtkorb a, 
der von einer Gummihaut b über¬ 
zogen und nach innen mit Flanell¬ 
stoff c ausgefüttert ist. Mitten auf 
der Maske ist in ein entsprechendes 
Loch der Gummihaut eine Glasröhre d 
eingesetzt, deren Boden eine feine 
centrale Oeffnung d x hat. Gegen 
diese wird durch Feder f das weiche 
Verschlussstück g angedrückt. Soll 
narkotisirt werden, so füllt man die 
narkotische Flüssigkeit nach Ab¬ 
nahme des Deckels d 2 in die Röhre d, 
legt die Maske über das Gesicht 
des Kranken und öffhet die Boden¬ 
mündung d l mittelst Stiftes ä, der 
die Feder f bezw. das Verschluss¬ 
stück g von der Mündung abdrückt, 
wodurch der Zufluss des Narkoti- 
sirungsmittels zum Flanellstoff c er¬ 
möglicht wird. Die Flüssigkeitsröhre 
ist mit einer Skala versehen, an 
welcher die Menge des Zuflusses 
abgelesen werden kann. 

Die Bodenplatte der Zufluss- 
Yi g. 90. röhre d trägt die in den Lagern a 1 

ruhende Axe e, welche gestattet, 
die Richtung der Zuflussröhre d zur Maske so zu verändern, wie es die jeweilige 
Xage des Patienten erfordert. Mittelst Stellschraube i wird diese Richtung in 
beliebiger Weise fixirt. 


i 


Zur localen Anästhesie dient der vielen Lesern wohl bereits durch Inserate 
bekannte Chloraethyl-Behälter von Dr. Bengu6 in Paris, der nur einige 



Fig. 91. 

^Sekunden in der warmen Hand gehalten zu werden braucht, um das Chlor¬ 
aethyl in feinem Dampfstrahl auf die zu anästhesirende Hautstelle wirken zu 


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lassen; 30 bis 60 Sekunden genügen, um unter Weisswerden der Haut eine 
2 Minuten andauernde Anästhesie hervorzubringen. 

Davy, Chirurg am Westminster - Hospital in London, construirt einen 
Operationstisch, der ein praktisch nicht unwichtiges Desiderat verwirklicht, 
nämlich jede Körperstelle mit leichtem Abfluss des Spülwassers berieseln zu 
können, ohne den Patienten mühevoll und schmerzhaft durch Wärter umwenden 
zu müssen. Es ist derselbe nämlich, wie Fig. zeigt, mit einem Rahmen ver¬ 



sehen, der an den Enden seiner Längsachse mittelst einer Kurbel drehbar aul 
einem Gestell ruht. Der Patient wird auf ein breites Kanvasband gelagert, das 
in Zickzacktouren um die Längsseiten des Rahmens gewickelt ist und wird 
überdies noch durch breite Ledergurte in seiner Lage fixirt. Unter dem Rahmen 
befindet sich eine grosse rechteckige Wanne im Gestelle befestigt, in welche und 
aus welcher das Spülwasser abfliesst. 

Trepan zum Ausschneiden konischer Oeffnungen. Von Adolph Ham¬ 
burger in Firma F. Schwabe in Moskau. (D. R.-P. 65410.) 

Mit Hülfe dieses Trepans kann man kegelförmige Knochenstücke so heraus¬ 
schneiden, dass dieselben sich später in das durch denselben gebildete Loch 
wieder hineinlegen lassen, ohne hindurch zu fallen. Mit der Verwendung des 
Trepans für chirurgische Zwecke ist dabei der Vortheil verbunden, dass man 
die aus dem Schädel- oder einem Röhrenknochen herausgeschnittenen Stücke 
nicht nur zur provisorischen Bedeckung des entstandenen Loches benutzen, 
sondern sogar wieder einheilen lassen kann, wobei noch besonders hervor¬ 
zuheben ist, dass es im Falle einer irrthümlichen Diagnose möglich ist, eine ganze 
Reihe von Löchern neben einander zu bohren, die sogar mehr oder weniger in 
einander übergehen können, und bei denen ebenfalls jede einzelne Oeffhung 
durch das betreffende ausgeschnittene Stück bedeckt werden kann. 

Der Trepan besteht aus einer geraden, am Oberende mit einem Kopf 
und am Unterende mit einem Kegel c versehenen Stange a, welche eine mit 
Muttergewinde ausgerüstete, theilweise griffartig gestaltete Hülse d trägt. Die 


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letztere ist auf die Stange a derart aufgesteckt, dass sie an einer Längsver¬ 
schiebung relativ zu der Stange gehindert ist. Das Muttergewinde der Hülse d 
steht mit dem Gewinde einer längsdurchbohrten und auf der Stange a ver¬ 
schiebbaren Schraube e in Eingriff, deren Kopf mit mehreren senkrechten 
Nuthen g und diese quer durchbrechenden Stiften h versehen ist. Der Kegel c 
besitzt ebenso viel schwalbenschwanzartige Nuthen i, welche seiner Mantelfläche 
entsprechend schräg zur Achse der Stange a verlaufen 
und in welche die eigentlichen Bohr- und Sägemesser k 
(Fig. 94) eingeschoben sind. Diese Messer (Sägen) sind 
in der Form langer Federn hergestellt und schnappen, 
sobald man sie von oben her weit genug in den Conus e 
eingeschoben hat, mit einer vorstehenden Gabel l über 
die Zapfen h der an dem Schraubenkopf f befindlichen 
Nuthen g. 

Um mittelst des beschriebenen Trepans eine kegel¬ 
förmige Platte auszuschneiden, hält man denselben, nach¬ 
dem man ihn mit seiner Centrirspitze m an der ent¬ 
sprechenden Stelle eingesetzt hat, an dem Grifftheil der 
Hülse d fest, wobei angenommen ist, dass die gezahnten 
oder sonst zum Schneiden geeignet gemachten Unter¬ 
kanten n der Messer (Sägen) zunächst noch hinter der 
Unterfläche des Conus c zurück oder etwa mit derselben 
gleich stehen. Hiernach wird der Knopf b in eine hin- 
und hergehende Schwingbewegung um seine Längsachse 
so lange versetzt, bis sich die Centrirspitze m in den 
Knochen etc. eingebohrt hat und die Unterfläche des 
Kegels auf demselben aufliegt. Sodann giebt man der 
mit den Messern (Sägen) k verbundenen Schraube e eine 
Längsverschiebung dadurch, dass man der Hülse d eine 
längere Drehbewegung ertheilt, während welcher der Vor¬ 
schub der Messer (Sägen) k erfolgt, was ein Heraustreten 
der mit den federnden Messern (Sägen) verbundenen 
Schraube aus der Hülse und damit auch ein Hervortreten 
der sägenartig gezahnten Messerunterkanten n aus den 
Nuthen • des Kegels zur Folge hat. Diese Unterkanten n 
schneiden nun, wenn dem Knopf b wieder eine hin- und 
hergehende Schwingbewegung ertheilt wird, diese Bewe¬ 
gung mitmachend, in den Knochen so lange ein, bis sie 
keinen Span mehr zu fassen vermögen, worauf wieder ein 
Vorschub der Messer (Sägen) bewirkt wird. 

In der beschriebenen Weise wird so lange verfahren, bis durch allmählich 
weiteres Vordringen der Messer (Sägen) das Platten- oder Knochenstück voll¬ 
kommen von seiner Umgebung abgetrennt ist, was sich durch selbstthätige Be¬ 
wegung des abgetrennten Stückes so früh erkennbar macht, dass zum Beispiel 
eine Verletzung des unter dem Knochen liegenden Markes oder Gehirnes durch 
die Messer (Sägen) nicht stattfindet. 

Da die schneidenden bezw. sägenden Messerkanten durch die Schwalben- 
schwanznuthen t genöthigt sind, sich auf dem Mantel eines Kegels vorzuschieben, 
so beschreiben dieselben beim Anfänge des Bohrens einen grösseren Kreis, als 
am Ende desselben, und können deshalb auch nur ein kegelförmiges Knochen- 




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169 


stück herausschneiden, welches man durch die Messer (Sägen) selbst nach gänz¬ 
licher Lostrennung desselben gleich herausheben bezw. zum vorläufigen oder 
dauernden Bedecken des entstandenen Loches benutzen kann. 

Die Rückbewegung der Messer (Sägen) in ihre Anfangsstellung erfolgt, wie 
ans der Zeichnung ohne Weiteres erkennbar, durch entsprechende, der Vorschub¬ 
bewegung entgegengesetzte Drehung des Knopfes, während man den Hülsen- 
griff festhält. 

Ein sichelförmiges Messer zu rhinoiatrischen Zwecken von Major (Montreal) 
dient zur Abtragung knorpliger oder knöcherner Vorsprünge des Septum. Unter 
Benutzung eines Nasen-Speculum’s wird das Messer hinter die Excrescenz geführt, 



mit der Fläche an das Septum gelegt, wonach sie sich durch raschen Zug nach 
vorwärts leicht und sicher abtragen lässt. Die Construction des Messergriffes 
ermöglicht den Einsatz von Klingen verschiedener Grösse. 

Brit. med. Joum. Oct. 22, 1892. 

Bei einem neuen Nadelhalter von Willis (Greenville, Cal.) für gewöhnliche 
und Hagedorn’sche Nadeln, wie auch für den Ligaturenführer von Thiersch 
zur Ligatur „en masse“ wird die Nadel durch alleinige Federkraft festgeklemmt. 
Die Bisse stellen die Enden einer Canüle und eines durch dieselben gesteckten 
Schaftes dar. Beide Bestandtheile sind an ihren proximalen Enden mit Hohl¬ 
scheiben versehen, deren gegenseitige Entfernung durch Einlage einer Spiral- 



Fig. 96. 


feder zwischen die Scheiben bewirkt wird. Diese Vorrichtung dient zugleich 
als Griff des Instruments. Wird die Feder durch Druck auf die vordere an der 
Canüle befindliche Scheibe coraprimirt, so entfällt die Nadel dem Halter. Die 
Nadeln können sowohl recht- als stumpfwinklig zur Lage des Instruments ge¬ 
fasst werden. Wird die am Schaft befindliche, bezw- endständige Scheibe ab¬ 
geschraubt, so fallen die Bestandtheile auseinander und können leicht gereinigt 
werden. Derselbe wird in trefflicherWeise von der Firma Tiemann & Co. in 
New-York angefertigt. 

N.-Y. med. Journ. 1892, 9. Jan. 

12 


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170 


Apparate zu diagnostischen Zwecken. 

Hand - Centriftige zur Untersuchung von Blut, Harn, Milch, Sputum etc. 

Die Centrifuge der Firma Gg. Jb. Mürrle in Pforzheim ist hinsichtlich hoher 
Leistung, äusserst einfacher und gefahrloser Handhabung und tadelloser maschi¬ 
neller Construction eines der besten aller existirenden Modelle. Das Ganze ist so 
kräftig ausgeführt, dass an ein Zerstören durch Abnützung nicht zu denken ist. 

Gebrauchsanweisung: 

Der zu untersuchende Stoff wird in Probir- 



gläser gefüllt und letztere in die pendelnden 
Scheiden des Halters eingesteckt. Sobald die 
Kurbel gedreht wird, setzen sich durch Ein¬ 
wirkung des Zahnrades auf die Schnecke die 
Probirgläser in rotirende Bewegung und 
stellen sich durch die Centrifugalkraft dabei 
in horizontale Lage. Je nach Geschwindig¬ 
keit der Drehung lassen sich 4000 und mehr 
Touren in der Minute erreichen und setzt 
sich das Sediment sofort auf dem Boden der 
Gläser ab. Lässt man die Kurbel los, so 
hört die Bewegung langsam auf und die 
Probirgläser stellen sich nach und nach 
wieder vertical, sodass der Inhalt nicht er- 
erschüttert w r ird. 


Fig. 97. 


Die äussere Trommel steht still und dient nur zum Schutz, damit bei etwa 
zerbrechenden Gläsern keine Verletzung der Arbeitenden erfolgen kann. Wäh¬ 
rend man bei Kreiselcentrifugen und ähnlichen Einrichtungen äusserste Vor¬ 
sicht anwenden muss, um sich an den hervorstehenden Zapfen der beweglichen 
Trommel nicht zu verletzten, kann jeder Uneingeweihte ohne die geringste 
Gefahr mit dieser Centrifuge arbeiten. 

Der Preis des Apparats beträgt je nach Grösse und Ausstattung M. 75—85. 

Apparat zur Abscheidnng von Gallensteinen für diagnostische Zwecke. 

Von der Firma Franz Pretzel & Co. in Berlin. (D. R.-P. 66219.) 

Um Gallenstein zu diagnostischen Zwecken aus Fäcalstoffen bequem und 
schnell ausscheiden zu können, werden die Fäcalstoffe mittelst des Spülwassers 
durch eine Zerkleinerungsvorrichtung getrieben und dabei mit dem Spülwasser 
gleichzeitig kräftig vermischt, worauf das Ganze eine Auffangsvorrichtung durch¬ 
läuft, welche die verdünnten Fäcalien hindurchlässt, die Gallensteine hingegen 
zurückhält. Hierbei ist es zweckmässig, die Zerkleinerungsvorrichtung durch 
das unter Druck austretende Spülw r asser selbst treiben zu lassen und ausserdem 
mehrere Auffangsiebe von zunehmender Feinheit unter einander oder • hinter 
einander anzuordnen, um so ausser der Abscheidung gleichzeitig eine Sortirung 
vorzunehmen. 

Die specielle Einrichtung ist folgende: 

In dem Gehäuse a sind direct unter dem Auffangtrichter b zwei über ein¬ 
ander liegende Flügelräder c c 1 angeordnet, deren Flügel gegen ihre senkrechte 
Achse d verdreht sind, wobei die Flügel beider Räder in radialer Richtung 
wellenförmig ausgebildet sind und die Flügel des unteren Rades c\ welche ent¬ 
gegengesetzt zu denen des oberen verdreht sind, an den Schneidkanten, d. h. 


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171 


der oberen Kante und Peripheriekante, Zähne besitzen. Unter den Flügel¬ 
rädern cc l befindet sieh dann die Auffangvorrichtung, welche aus mehreren 
über einander liegenden Siebböden a l a? a 3 besteht, deren Löcher von oben 
nach unten an Grösse abnehmen. 



Fig. 98. 

Die Achse d , welche die Flügelräder trägt, ist in einer Querschiene e ge¬ 
lagert, welche durch einen mit ihren rechtwinklig abwärts gebogenen Enden 
verbundenen Ring e 1 , der auf dem Siebmantel a 1 ruht, in gehöriger Lage ge¬ 
halten wird, und zwar kann der ganze Flügelradeinsatz na<;h Abheben des 
Trichters b herausgenommen werden. Der Siebboden a l bildet zugleich den 
Boden des Gehäuses a , während die Siebböden a 2 a 3 an besonderen kleinen Be¬ 
hältern sitzen, welche mit dem Hauptbehälter a durch Bajonnetverschlüsse ver¬ 
bunden werden. 

Die auf das obere Flügelrad gelangenden Massen werden durch das seit¬ 
lich in den Behälter a durch die fast tangential sich anschliessenden Röhren ff 1 
eintretende, unter Druck befindliche Wasser, welches gleichzeitig beide Flügel¬ 
räder in schnelle Drehung versetzt, nach unten befördert und von den Flügeln 
der entgegengesetzt sich bewegenden Räder zerkleinert. Beim Hindurchtreten 
des Gemisches durch die Siebböden werden die Gallensteine zurückgehalten und 
in Folge der verschiedenen Grösse der Durchbrechungen in den Böden gleich¬ 
zeitig sortirt, so dass die Grösse und Anzahl der Steine mit Leichtigkeit fest¬ 
gestellt werden kann. 

12 * 



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Fig. 99. 


Irrigation«- und Injoctlonsvor- 
richtungen. 

Als Handelsartikel (unter Ge¬ 
brauchsmusterschutz) wird eine neue 
„aseptische“ Subcutan-Spritze von Dr. 
Wal eher (Stuttgart) eingeführt. 

Sie besteht aus einem Glascy- 
linder mit Metallmontirung und einem 
Metall- oder Hartgummistempel. Die 
distale Oeffnung des Glascylinders ist 
durch einen umgelegten Ring verstärkt 
und erweitert sich schräg nach aussen; 
sie nimmt den mit der Nadel ver¬ 
sehenen eingeschliffenen Ansatz auf, 
welcher behufs besserer Handhabung 
auf den Seiten abgeflacht ist. 

Am proximalen Ende des Glas¬ 
cylinders ist ein ringförmiger Gewinde¬ 
ansatz c befestigt, auf welchen die 
aussen geriffelte Ueberwurfmutter a 
geschraubt wird. Die letztere trägt 
in ihrem Grunde einen Korkring b. 
Durch genügend festes Anziehen der 
Ueberwurfmutter wird der Korkring 
gegen das untere Ende des Glascy¬ 
linders und des Gewindeansatzes c 
gepresst und hierdurch eine vollkom¬ 
mene Abdichtung gegen den Austritt 
der Flüssigkeit erzielt. Die beiden 
Nadelaufsätze sind im Etui in einem 
Metallband gelagert. 

Die Spritze bietet durchweg glatte 
Flächen, kann in allen Theilen leicht 
auseinander genommen und daher in 
kürzester Zeit bequem gereinigt werden. 
Die auf dem Glascylinder befestigten 
Metalltheile können bei etwaigem Bruch 
des Cylinders ohne Schwierigkeit ab¬ 
gelöst und am neuen Cylinder ange¬ 
bracht werden. (Ref., als Erfinder 
der auf Seite 131 des vorigen Jahr¬ 
gangs der Zeitschrift abgebildeten 
Spritze, kann nicht umhin zum Ver¬ 
gleiche der vorliegenden mit jener 
aufzufordern. Welche von beiden dem 
Princip der Asepsis besser entspricht, 
mag dem Urtheil des Lesers überlassen 
bleiben.) 


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173 


D R CHASSAING 


Ein neuer Irrigationshahn von Dr. Chassaing in Paris bietet verschiedene 
Vortheile. Als wichtigster derselben wird angegeben, dass dieser Hahn vor der 
Kanäle und nicht bei der Mündung des Flüssigkeitsbehälters eingeschaltet wird. 
Da der Hahn nur mit dem Daumen 
manipulirt wird, so hat dies zur 
Folge, dass die nämliche Hand, 
welche den Schlauch hält, auch 
Verschluss und Oeffnung des 
Schlauches besorgt. Ueberdics wird 
hierdurch auch der Vortheil er¬ 
reicht, dass das Spülwasser mit un¬ 
veränderter Temperatur in die be- 
treffendenKörperhöhlungen gelangt- 
Nebstdem gestattet die Einrichtung 
auch, die Menge des Abflusses nach 
Belieben zu reguliren. Die Funktion 
des Hahns ist ohne Weiteres aus 
Fig. ersichtlich. Der Drücker P 
spannt die Feder K> welche die 
Klappe G mehr oder minder an 
die Oeffnung des Randes xye an¬ 
drückt. Zwei verschiedene Ansätze ^ r u b Ä«hSc 
gestatten den Hahn sowohl für 
Kautschukschläuche, wie für Ge¬ 
webeschläuche, an deren metallenes Mundstück sich der betreffende Ansatz an¬ 
schrauben lässt, zu verwenden. Der Hahn ist zum Preise von 5 fres. mit In¬ 
begriff beider Ansätze bei Joseph Munch, 207 Rue St. Antoine in Paris er¬ 
hältlich. Revue de Polytechn. med. 1892. 



w Embout 

du Robinet *o«r Irrigaleur 

Fig. 100. 


Vorrichtung zur Einführung von Flüssigkeiten in die männliche Harnrühre 

von Dr. Joh. Schmidt in Stockholm. (D. R.-P. 65308.) Der Apparat besteht aus 
einem Trichter a , dem Harnröhrentrichter, der 

unten in eine feine Oeffnung e ausläuft und J 

oben einen Deckel b besitzt, welcher in seiner 
Mitte eine runde Oeffnung c hat. Der Rand der¬ 
selben ist abgerundet. Der obere Rand des 
Trichters ist abgeschlossen. Dieser Rand ist 
genau in einen äusseren Behälter d eingepasst 
oder an diesem angeschraubt, so dass Trichter 
und Behälter luftdicht verbunden sind. 

Zur Benutzung der Vorrichtung wird der 
Trichter in den Behälter eingefügt, hierauf wird 
die Arzneilösung aufgegossen, so dass sie über 
den Rand der Oeffnung e steht. Dann wird 
die Eichel des männlichen Gliedes durch die 
Oeffnung c eingeführt. Dadurch wird die 
Flüssigkeit zur Seite gedrängt, die Luft soll 
im Innern des Trichters verdichtet werden und 
einen gewissen Druck auf die Lösung ausüben, 

welche deshalb durch die geöffnete Harnröhrenmündung der Eichel hinaufsteigt, 



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174 


um nachher durch die Haarröhrchenkraft der geschlossenen Harnröhre weiter 
hinautbefördert zu werden, so dass die Arzneilösung durch die mit Schleimhaut 
ausgekleideten Wände der Röhre mittelst Endosmose in den Organismus hinein¬ 
gelangen kann. 

Die Vorhaut, die bei der Einschiebung der Eichel in die Oeffnung c sich 
ausserhalb derselben rund herumlegen soll, verhindert, dass die äussere Luft 
zum Apparat Zutritt, und ermöglicht die Compression der im Innern des Appa¬ 
rates befindlichen Luft. 

Die von der Harnröhre herabfliessenden Absonderungen und der Ausfluss 
werden in dem unteren engen Theil des Trichters angesammelt, von wo sic 
behufs Untersuchung leicht entfernt werden können. 


Patentbericht 


Deutschland. 


Im Jahre 1892 sind in der Kl. 30 (Gesundheitspflege) 209 Patentanmeldungen ein- 
gegangen und 94 Patente erthoilt worden gegenüber 232 resp. 79 im vorhergehenden Jahre, 
während in derselben Klasse 290 Gebrauchsmuster eingetragen worden sind. 


16. Januar. 

Kl. 

30. 

Sch. 

8085. 

— 

- 

- 

W. 

8732. 

19. Januar. 

Kl. 27. 

A. 

3170. 

23. Januar. 

Kl. 

30. 

M. 

8955. 

— 

Kl. 

85. 

B. 

13487. 

26. Januar. 

Kl. 

30. 

L. 

7521. 

_ 

Kl. 

34. 

St 

3268. 

30. Januar. 

Kl. 

30. 

M. 

8519. 

— 


— 

R. 

6834. 

2. Februar. 



R. 

7504. 

9. Februar. 


— 

D. 

5327. 

— 


— 

S. 

7700. 

— 


— 

S. 

6319. 

13. Februar. 


— 

B. 

13753. 



— 

— 

H. 

7429. 


— 

— 

M. 

9025. 


_ 

_ 

W. 

8846. 

16. 

Februar. 

- 

C. 

4343. 


— 

— 

H. 

12432. 


— 

Kl. 34. 

R. 

7582. 


— 

Kl 53. 

K. 

7564. 

20. 

Februar. 

Kl. 30. 

K. 

10058 


Patentanmeldungen. 

Künstlicher Fuss. Herrn. Schlüter in Altenessen. 

Zahnärztlicher Hammer. Jean Weber und Hugo 
Hempel in Berlin. 

Staubfänger für die zu reinigende Luft. Dr. C. Are ns 
und C. La mb in Würzburg. 

Vorrichtung zum Reiben der Füsse. C. H. J. Müller 
in Schwerin. 

Mischvorrichtung für Brausebäder. M. Biermann in 
Gera. 

Tropfglas. H. Lamprecht in Glashütte Marienhütte 
bei Gnarrenburg. 

Spucknapf. Jos. Step lau in Pforzheim. 

Eiastischer Saugstopfer für Flaschen. Emanuel Merkle 
in Cannstadt. 

Verfahren zur Herstellung von Verbandstoffen aus che¬ 
misch reiner Holz-Cellulose. Firma C. Rheinwald 
in Neustadt a. d. Haardt. 

Nagelhobel. Laiba Rubintschik in Berlin. 

Bruchband. Ernst Dufft in Cassel. 

Verfahren zur Herstellung von künstlichen Gliedern. 
Heinrich Shmickler in Düsseldorf. 

Operationsstuhl. Dr. Suchier in Herrenalb, Württem¬ 
berg. 

Vorrichtung zum Ansaugen von Luft (Gasen, Dämpfen), 
Flüssigkeiten oder festen Körpern, besonders für 
ärztliche Zwecke. Dr. med. Warnerns Borchcrs in 
Müuchen. 

Geradehalter. Charles Godfrey Gümpel in London 

Theilapparat für pulverförmige, breiige und salbenartige 
Massen. Julius Meyerowitz in Königsberg i. Pr. 

Geradehalter. Carl Freiherr von Woltf in München. 

Spritze für Ausspülungen von Körperhöhlungen. Arthur 
Benj. Cruickshank in London. 

Spritze mit Taucherkolben. Alb. Hamburger i. Firma 
F. Schwabe in Moskau. 

Selbstdesinficirender Einsatz für Abortsitze. Fritz Rose 
in Hamburg. 

Apparat '/um Sterilisiren von Flüssigkeiten nach dem 
durch Patent No. 58829 geschützten Verfahren. 
R. Ho nn ob erg in Berlin. 

Gypsbindenrollvorrichtung. Friedrich Wilh. Kamp- 
in ann in Hagen i. Westf. 


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175 


20. Februar. 

Kl. 30. 

Sch. 8098. 

23. Februar. 

Kl. 27. 

M. 8655. 

2. März. 

Kl. 30. 

W. 8672. 

— 

Kl. 34. 

O. 1639. 

6. Marz. 

Kl. 30. 

G. 7875 

— 

— 

H. 12614. 

— 

— 

Sch. 8281. 

— 

Kl. 34. 

Sch. 8290. 
R. 7201. 


’8. Januar. 

Kl. 30. 

No. 67199. 

25. Januar. 

— 

No. 67282. 

— 

Kl. 85. 

No. 67420. 

1. Februar. 

Kl. 30. 

No. 67517. 

— 

Kl. 36. 

No. 67539. 

— 

Kl 85. 

No. 67436. 

8. Februar. 

Kl. 30 

No. 67607. 

— 

— 

No. 67661. 

— 

— 

No. 67662. 

— 

— 

No. 67672. 

_ 

_ 

No. 67681. 

— 

Kl. 34. 

No. 67567. 

15. Februar. 

Kl. 30. 

No. 67712. 

— 

_ 

No. 67717. 

— 

— 

No. 67724. 

— 

— 

No. 67726. 

_ 

Kl. 34. 

No. 67732. 

22. Februar. 

Kl. 27. 

No. 67928. 

— 

Kl. 30. 

No. 67908. 

_ 

_ 

No. 67911. 

— 


No. 67913 

— 

— 

No. 67916. 

- 

Kl. 36. 

No. 67898. 

- 

Kl. 53. 

No: 67924. 

1. Mürz. 

Kl. 27. 

No. 68065. 

— 

— 

No. 68076. 


Antiseptischer Mundverschluss. Dr. med. Jos. Schmidt 
in Berlin und Moses Espen in Philadelphia. 

Zerstäubungsdouche für Luftbefeuchtungs- und Luft- 
emeuerungs Vorrichtungen. Eugen Gillet von Mont¬ 
more in Wien. 

Verfahren zur Herstellung orthopädischer Corsets. 
Anton Wächter und Ernst Holz in Berlin. 

Abtritt mit beweglichem Sitzkasten. J. G. Obst in 
Wohlau i. Schl. 

Das Saugrohr gegen Herausziehen sichernder Verschluss 
für Saugflaschen. Otto Grufe in Wien. 

Das Zusammenklappen des Saugers verhindernder Ventil¬ 
verschluss für Saugflaschen. Kud. Hoenninghaus 
in Berlin. 

Instrument zum Ausschneiden der Mandeln (Tonsillotom). 
Anton Schmid in Tuttlingen in Württemberg. 

Suspensorium. Dr. med. E. Schreiber in Köln a. Rh. 

Deckelstreuapparat für Abtritt. F. W. Rima in Heme¬ 
lingen bei Bremen. 

Patentertlieilungen. 

Verfahren zur Herstellung von Verbandstoffen aus che¬ 
misch reiner Cellulosenwolle. Dr. P. Roennefahrt 
in Dresden. 

Apparat zur Streckung krumm versteifter Kniegelenke. 
Dr. Schuckelt in Bad Schmiedeberg, bez. Halle. 

Mischventil für Badezwecke. Schützinger & Zaller, 
A. Rothgiesser’s Nachf. in Hamburg. 

Betäubungsapparat. Dr. Albrecht in Frankfurt a. M. 

Badeofen. F. Theisejans in Krefeld. 

Badeofen mit Mischhahn. H. Vanderberuht in Brüssel. 

Rotirende Zahnbürste. C. L. Berger in Pinne. 

Vorrichtung zur Verabfolgung von gasförmigen Kohlen- 
säurebäuern Dr. E. Luhmann in Andernach und 
C. G. Rommenköller in Rotterdam. 

Vorrichtung zum Einathmen medicinischer Gase oder 
Dämpfe. J. Nixon in Farmland, V. St. A. 

Chirurgisches Spritzrohr. Dr. E. Lueddeckens in 
Liegnitz. 

Krankenbett. J. Eggert in Burg auf Fehmarn. 

Auseinandernehmbares Bettgestell. J. Maurac in Paris. 

Ausführungsform des durch das Patent No. 57821 ge¬ 
schützten Apparates zur elektrischen Massage. Firma 
W. R. Seifert in Dresden-Neustadt. 

Inhalationsapparat. A. L. Lönnerberg in Stockholm. 

Luftdesinfector für Einathmungszwecke. Dr. M. U. 
Cihalik in Königl. Weinberge und J. Nesetril 
in Prag. 

Befestigung künstlicher Zähne an der Mundplatte. 
W. Ch. Dewus in Madrid. 

Spucknapf. Eisenwerk Gaggerau, A. G. in Gaggerau. 

Zerstäuber für Luftbefeuchtungs- und Wärmeaustausch¬ 
einrichtungen. E. Mertz in Basel. 

Apparat für künstliche Athmung. Dr. med. H. Güt- 
tinger in Zürich. 

Aseptische Spritze. A. Kettner in Berlin. 

Vorrichtung zur Ueberwachung des Athmens bei In¬ 
halations-Apparaten (Zusatz zum Patente No. 56455). 
Ch. W. Krohne und H F. Sesemann in London. 

Sterilisirapparat für chirurgische und bakteriologische 
Zwecke. 0. Reinig in München. 

Zimmerofen mit Behältern zur Wärmeaufspeicherung. 
L. Jauer in München. 

Verfahren zur Herstellung eines neuen Mineralwassers. 
Dr. med. H. Hübener in Berlin. 

Luftbefeuchtungs- und Lüftungsapparat. J. Lux in Wien. 

Saugend und drückend wirkende Ventilationsvorrichtung. 
M R. Ruble und J.Vreeland in Newark, V. St. A. 


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176 


1. März. 

Kl. 30. 

No. 68098. 

- 

— 

No. 68109. 

— 

Kl. 34. 

No. 67970. 

— 

Kl. 85. 

No. 67959. 

8. März. 

Kl. 24. 

No. 68247. 

— 

— 

No. 68249. 

- 

Kl. 30. 

No. 68172. 

_ 

Kl. 34. 

No-' 68206. 


Kl. 85. 

No. 68150. 

No. 10124. 

Zerstäuber. Ph. Pen 


Ein tragbarer und zusammenlegbarer Desinfectiona- 
apparat. G. Brandt in Berlin. 

Vorrichtung an Gefässen, um anzuzeigen, um welche 
Zeit dieselben geschlossen worden sind. L. Rennis 
in Sacken und E. Warze|e in Haerbcck. 

Badewanne mit unmittelbarer Beheizung. B. E. Neu¬ 
mann in Leipzig. 

Ueberlaufeinrichtung an Spülabtritten. J. Irlbacher 
in München. 

Ofen zur Desinfektion und Verbrennung von Excre¬ 
menten. A. Kogl off in Moskau. 

Vorrichtung zur Rauchverbrennung. J. Sargent in 
Rochester. 

Maschine für zahnärztliche Zwecke. W. G. A. Bon¬ 
will in Philadelphia. 

Tragbares Abtrittsbecken. W. Stolzle in München. 

Selbstthätig absetzende Spülvorrichtung. W. H. Bodin 
in Wedelsburg, England. 

Gebrauchsmuster. 


10160. Recipiont für Aspirationskatheter. W. Breul in Hannover. 

10206. Benzinlampe. H. Krüger in Berlin. 

10207. Gynäcologischer Untersuchungsstuhl. Dr. H. Schönheimer in Berlin. 

10257. Zweitheiliger Zerstäuber. Gummiwaarenfabrik Weise & Br eseien in Leigzig- 
Lindenau. 

10278. Aseptische Spritze. Ad. Hamburger in Leipzip. 

10305. Platinbrennapparat. A. Kettner Tn Berlin. 

10366. Spritze mit einem im Kolben angebrachten Thermometer. A. Gentsch in 
Ruhla i. Th. 

10389. Instrumente. Koch-Aparat. Dr. O. Ihle in 

10391. Beleuchtungsvorrichtung für innere Körpertheile. A. Fenchel in Hamburg. 

10403. Mit antiseptischem oder Desinfectionsstoff gefüllter Taschenbehälter mit Schutz¬ 
hülse. W. König in Ruhla i. Th. 

10475. Mutter- und Clystirrohrgarnitur. G. Mangelsdorf & Co. in Leipzig-Neu- 
schlfechzig. 

10607. Zerstäuber. Phil. Pen in in Leipzig-Plagwitz. 

10723. Athmungsvorrichtung. Carl Hey er in Bad Ems. 

10725. Verbandwatte aus Rauhwolle. Max Teichmann in Wingendorf bei Franken¬ 
stein i. S. 

10829. Zerlegbare Taschenluftpumpe. Chr. Müller in Eukheim bei Frankfurt a. M. 

10805. Aseptischer Nähfadenbehälter für chirurgische Taschenbestecke nach Dr. 

Vogler, bestehend aus zwei in einander geschobenen Metallschalen, 
zwischen denen sich der Nähfaden befindet, dessen durch eine Oeffnung 
der oberen Schale gehendes Ende durch eine dritte als Deckel dienende 
Schale vor Berührung geschützt wird. Aug. Voigt in Firma G. Bofinger 
in Stuttgart, Kurzestr. 6. 

10808. Aseptischer Nadelbehälter für chirurgische Taschenbestecke nach Dr. Voigt, 
bestehend aus zwei auf- bezw. wieder eingekanteten halben Kreisringen 
oder Ringsegmenten aus Metallblech, welche in einander geschoben werden. 
Derselbe. 

10812. Apparat zum Ein- und Ausathmen von Luft, welche durch ein Ventilgehäuse 
geleitet wird. W. W. Ho ul der in London E. C., 27. Martins Lane, Uannon 
Street. 


„ 10817. 
„ 10895. 

„ 10903. 

„ 10965. 

n H011. 


Bandagen mit Celluloidpolsterungen. J. P. Ort mann in Zittau i. S. 

Gipsbinden-Wickel-Maschine, aut trockenem Wege arbeitend, mit selbstthätiger 
Pressung. Max Kaehler & Martini in Berlin W, Wilhelmstr. 50. 

Spritzkork mit unterhalb der Metallscheibe angepressten Spitzen, welche sich 
in den Kork drücken und diesen dadurch am Drehen hindern. Alfons 
Maischhofer in Firma Maischhofer, Höll & Co. in Pforzheim. 

Mundknebel mit angebrachter Glühlampe zur Offenhaltung und gleichzeitiger 
Beleuchtung des Mundes. Ad. Fenchel in Hamburg. 

Sperrvorrichtung mit Gelenkkette für Dilatoren mit Benique- und ähnlichen 
Biegungen. Jett er & Scheerer in Tuttlingen. 


Verantwortlich: Fischers’s medietn. Buchhandlung, H. Kornfehl, Berlin NW., Cbaritestr. 6. 
Druck von G. Bernstein in Berlin. 


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M 5 


Mai 


1893. 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Inhalt: Orlfinalien: Heber Hautpflege. Von Dr. Edmund Saalfeld in Berlin. 

Referate: Spezielle Krankenpflege and Krankenbehandlung: Fahrbare Krankentragbahre. — Behälter 
für Giftflaschen. — Chlorobrom. — Muira Pnarna. — Buthylhypnal. — Sauerstoff-Inhalationen. Antinervin. — 
Enphorin. — Uternsblutungen. — Vaselinuro lanolatum. — Aufsaugefähigkeit der Verbandstoffe. — Teucrin. — 
Die englischen Schwindsucntshospitäler. — Schwindsuchtshospitäler. — Diätetik: Unterschiede zwischen Kuh- 
und Frauenmilch. - Fleischmehl für Geisteskranke. — Gefrorenes Fleisch. — Nahrungsvergiftung. - Analysen 
einiger Wurstwaaren. — Klimatologie: Sanatorien in Frankreich. — Krankeneomfort: Sprungfeder-Auflagerung 
bei Matratzen. — Draht-Matratze. — Rafraichisseur. - Räucher-Essenz. — Hygiene des Han«es and der Kamille: 
Luftbefeuchtungsapparate. — Russfänger. — Wassersterilisationsapparat — August’sches Hygrometer. — 
Hygiene des Krankenhauses nnd Krankenzimmers: Eiserne Baracken. — Hart-Gypsdielen. — Gasofen. — Or- 

f aaislrte Krankenpflege: Verein Victoriahaus für Krankenpflege. — Schweizer Gesellschaft zur Bekämpfung der 
lungenschwindsucht — Neues Kinderkrankenhaus in Leipzig. — Berliner Samariterverein. — Vaterländischer 
Frauenverein. — BBeherschan: v. Esmarch, Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen. - Gsell Fells, 
Die Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz. - Kleine Hittheilnngen : I. internationaler Samariter-Con- 
gress. — Welt-Hilfs-Congress. — Weltausstellung in Chicago. — Notiz. 


Ueber Hautpflege. 

Von Dr. Edmund Saalfeld in Berlin 1 ). 

M. H.! Dass die Haut einer besonderen Pflege bedarf, ist ein Ausspruch, 
den man bei den vorgeschrittenen hygienischen Anschauungen kaum noch von 
Neuem zu wiederholen braucht, und dank des grösseren Verständnisses, welches 
unter Aerzten und Publikum sich geltend macht, ist diesem Satze nach bestem 
Ermessen Berücksichtigung zu Theil geworden. Sobald man aber an die Vor¬ 
schriften für die Pflege der Haut herantritt, eröffnen sich für denjenigen, der 
nicht schematisch handeln will, mehr Schwierigkeiten, als man a priori erwarten 
sollte. 

Ich schweige ganz von der Unkenntniss, welche in manchen Punkten 
über den Einfluss der Hautfunctionen auf den Gesammtorganismus herrscht. 
Bereits die Frage setzt uns Schwierigkeiten entgegen: wo treffen wir eine 
normal functionirende Haut, und lassen sich dafür bestimmte Normen aufstellen? 
Schon bei einer oberflächlichen Betrachtung sehen wir sofort, dass Rasse, Alter, 
die zufällige Umgebung des Menschen eine Verschiedenartigkeit des Hautorganes 
und seiner zu Tage tretenden vitalen Erscheinungen bedingen. Diese Differenz 
der Eigenschaften und die verschiedene Empfindlichkeit der Haut lässt sich am 
besten dadurch erkennen, dass durch Anwendung von Arzeneien bei manchen 
Leuten besondere Affectionen der Haut eintreten, dass für äussere Einwirkungen 
die Resistenzfähigkeit der äusseren Decke ausserordentlich verschieden ist, indem 
manche Stoffe bei empfindlichen Individuen sofort ein Eczem hervorrufen, wäh¬ 
rend andere Personen eine so grosse Torpidität gegen ein und dieselbe Schäd¬ 
lichkeit zeigen, dass man dies fast als Immunität für derartige Stoffe bezeichnen 
könnte. Schon die einfache Anwendung von warmen und kalten Bädern zeigt 
eine ausserordentlich individuelle Verschiedenheit. 

Betrachten wir nun ganz schematisch das Integument des Körpers, so sehen 
wir eine Decke von verhornten Epidermiszellen, also eine Keratindecke, deren 
Continuität von Schweiss- und Talgdrüsen sowie von Haarbälgen durchbrochen 
ist. Wenn wir also von einer drüsigen Function der Haut sprechen, so haftet 
dieselbe naturgemäss an der Summe der Schweiss- und Talgdrüsen, während 
die nicht durchbrochene hornige Schicht als das eigentliche Integument dient, 

*) Nach einem auf der fünfzehnten Versammlung der Baineologischen Gesellschaft 
gehaltenen Vortrag. 

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178 


um den Organismus gegen äussere Eingriffe zu schützen. Die Aufrechterhaltung 
der Secretionsfähigkeit und das Intacthalten der eigentlichen Horaschicht ist 
die Aufgabe der hygienischen Betrachtung. 

Diese drei Factoren ergeben schon, dass bei etwaigen Störungen die medi- 
camentöse und auch die hygienische Behandlung eine verschiedenartige sein 
muss. Nehmen wir beispielsweise an, wir treffen ein Individuum, dessen Schweiss- 
secretion überall eine normale Function zeigt, während dagegen ein Theil der 
Talgdrüsen durch Pfropfe verstopft ist, so werden wir unsere Hauptaufmerksam¬ 
keit darauf zu richten haben, ohne eine Hypersecretion des Schweisses anzu- 
regen, ohne die hornige Schicht anzugreifen, durch Eröffnung der Talgdrüsen 
diese zu ihrer normalen Function wieder zu bringen. Andererseits muss man 
zuweilen einen besonderen Werth darauf legen, die Schweisssecretion anzu¬ 
regen, während die Talgdrüsen und die hornige Bedeckung völlig normal sind. 
Die Fähigkeit, den Schweiss zu produciren, ist ja vielfach eine Zeit lang als 
wichtig geleugnet worden. Aber kein Praktiker wird die Wichtigkeit der¬ 
selben verkennen. 

Drittens sehen wir, wie bei normaler Schweiss- und Talgsecretion die 
schützende hornige Schicht da, wo sie nicht von Drüsen durchbrochen ist, eine 
Sprödigkeit zeigt, welche zu Rissen und Schrunden führt, die ja so stark sein 
können, dass febrile Zustände sich daraus entwickeln. 

Bei der Prophylaxe dieser eventuell sich miteinander combinirenden Schäd¬ 
lichkeiten genügt es nicht, allgemeine hygienische Regeln für die Hautpflege 
aufzustellen. Der Gebrauch von Bädern, Seife, warmem oder kaltem Wasser, 
Frottirungen oder Douchen ist je nach der Individualität zu modificiren. Haben 
wir Personen, bei denen die Schweisssecretion in ungleichmässiger Form erfolgt, 
bald übermässig vorhanden ist, bald vorübergehend sistirt, bei denen eine zarte 
Keratindecke vorhanden ist, die Talgdrüsen in ihrer normalen Function sich 
zeigen, kein Verschluss derselben zu constatiren ist, die Haare sich gut ent¬ 
wickeln, so wird die gleichmässige Wärme leicht alkalischer Bäder sehr bald zu 
einer allgemeinen Regulirung der Schweisssecretion führen. Diese Individuen 
schematisch nach dem Bade mit rauhen Tüchern zu frottiren oder mit Loofah- 
bürsten abzureiben, ist nicht zweckmässig. Nehmen wir an, das Individuum 
habe eine normale keratinöse Decke, so würden dadurch die obersten Epidermis- 
schichten, welche, noch functionsfähig, als schützend betrachtet werden müssen, 
losgerissen und dem Organismus eine Schädigung zugefügt werden. Bei einem 
solchen Individuum werden wir, wenn wir sorgfältig verfahren wollen, eine 
leichte Einfettung vornehmen und mit möglichst glattem Flanelltuche die Haut 
zum Trocknen bringen, gewissermaassen poliren. 

Handelt es sich um ein Individuum, dessen Talgdrüsen übermässig Fett 
produciren, bei welchem seborrhoische Zustände sich zeigen, Comedonenbildung 
eintritt, Furunkel und Aknepusteln abwechselnd auftreten, so werden wir durch 
schärfere alkalische Mittel, z. B. grüne Seife, die Oeffnungsstellen der Talgdrüsen 
zu erweichen suchen. Ist, wie* es bei solchen Individuen der Fall ist, ein Theil 
der Epidennisdecke mortificirt, so wird hier nach dem Bade mit sehr gründlicher 
Abspülung (so dass das Alkali vollkommen vom Organismus entfernt wird) ein 
kräftiges Frottiren am Platze sein. 

Ich möchte nicht, um nicht zu ausführlich zu sein, alle in Betracht kommen¬ 
den Verhältnisse hier angeben und nur durch diese wenigen Beispiele zeigen, 
wie die schematischen Behandlungsmethoden der Haut sich durch genauere 
Beobachtung in eine feinere Therapie auflösen lassen. 


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179 


Ieh möchte mir nun noch erlauben, in kurzen Zügen einige speciellere 
Verhaltungsmaassregeln für die Hautpflege, besonders des Gesichts, 
mitzutheilen. 

Das wesentlichste Mittel zur Erhaltung und zur Pflege einer gesunden Haut 
ist natürlich die Vermeidung aller Schädlichkeiten, die eine Alteration der ge¬ 
sunden Haut hervorzurufen im Stande sind. Es kommen hier sowohl chemische 
wie thermische und mechanische Momente in Frage. Die übermässige An¬ 
wendung von stark alkalischen Seifen auf sonst normale Haut, die Anwendung 
von mit schlechten Ingredienzien versehenen Seifen wird ebenso schädlich 
wirken, wie die Anwendung von sehr hartem Wasser. Andererseits wird die 
Vermeidung von guter Seife und deren Ersatz durch Mandelkleie, namentlich 
in den besseren Damenkreisen, vielfach in entsprechenden Fällen, in denen die 
Talgdrüsen einen Ueberschuss von Secret liefern, von Schaden sein. Der Erfolg 
der Seifenwaschung bei seborrhoischen und ähnlichen Zuständen des Gesichts 
wird erhöht, wenn statt des gebräuchlichen kalten Wassers möglichst heisses 
Wasser benutzt wird. Es ist ja eine bekannte Thatsache, dass die Emulsions¬ 
fähigkeit des Fettes mit der Seife bei Erhöhung der Temperatur des Wassers 
wächst. Ferner muss die Qualität der Seife hierbei in Betracht gezogen 
werden. Am zweckmässigsten sind für eine Haut mit zu starker Fettabsonderung 
alkalische Seifen, besonders die gereinigte grüne Seife. 

Zeigt die Haut dagegen einen Mangel an Fett, ist sie leicht zur Sprödig¬ 
keit und Rissigkeit geneigt, so sind die Seifenwaschungen zu beschränken und 
nur zur nothwendigsten Säuberung vorzunehmen. Auch hier sind, freilich aus 
einem anderen Grunde, Waschungen mit warmem, nicht zu heissem Wasser an- 
Äurathen. Für eine solche zarte Haut des Gesichts empfiehlt es sich, dem 
Wasser etwas Glycerin, auf ein Waschbecken je nach der Grösse ein bis zwei 
Esslöffel, zusetzen zu lassen. Die Seife wird zweckmässig durch Mandelkleie 
-ersetzt; alles stärkere Frottiren beim Abtrocknen ist zu meiden. Ist die 
Sprödigkeit zeitweise sehr stark, so muss temporär das Waschen mit Wasser 
fast ganz unterlassen und statt dessen eine Säuberung mit Oel vorgenommen 
werden; feriier ist es zweckmässig, wenn Individuen mit einer derartigen Haut 
während der Nacht sich das Gesicht mit einem Fett, am besten einem Lanolin¬ 
creme, einreiben. In ähnlicher Weise muss verfahren werden bei einem Leiden, 
das besonders im Winter häufig auftritt, ich meine die aufgesprungenen Hände, 
die ja speciell auch bei Aerzten Vorkommen. Bei letzteren ist auf die genannte 
Affection um so grösserer Werth zu legen, als ja Fälle, bei denen eine Infection 
von einem kleinen Riss in den Händen ausgeht, nicht selten sich finden. Ich 
kann allen Collegen, besonders denen, die viel mit Antisepticis zu thun haben, 
nur dringend anrathen, sich zur Schonung der Hände grundsätzlich nach jeder 
Waschung die Hände mit Lanolincreme einzureiben; der Ueberschuss wird 
durch Abwischen mit dem Handtuch gründlich entfernt. 

Zum Schutz gegen thermische Schädlichkeiten, d. h. Schädlichkeiten der 
Witterung, die das Gesicht treffen, kommen eine Reihe von Maassregeln in 
Betracht, die ja unserer Damenwelt, der sie besonders zu Gute kommen, im 
Allgemeinen bekannt sind. Wir brauchen als Aerzte nicht gegen die Ein¬ 
wirkung der Sonnenstrahlen oder der Kälte auf das Gesicht Vorschriften zu 
geben. Die Prophylaxe in Gestalt des Schleiers, des Schirmes und des Puders 
ist ihnen bekannt. Werden wir jedoch um unseren Rath von einer Dame, die 
selbst nicht genügend Erfahrung besitzt, angegangen, so müssen wir darauf 

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180 


hinweisen, dass im Sommer zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen vegetabilische 
Puder, die gleichzeitig den Schweiss gut absorbiren, zweckmässig sind, im 
Winter dagegen ein Fettpuder zum Schutze des Gesichts gegen die Kälte vor¬ 
zuziehen sei. 

Eine Verbindung der chemischen wie mechanischen Schädlichkeiten zeigt 
sich bei der zu häufigen Anwendung von Pudern und Schminken bei Damen, 
die an abnormer Fettproduction des Gesichts leiden. Behufs Cachirung der 
Comedonen und Aknepusteln wird nicht selten zum Puder und zur Schminke 
gegriffen, die das Leiden nur verschlimmern. Die durch Fett übermässig an¬ 
gefüllten resp. verstopften Talgdrüsen erhalten hier durch die Schminke und 
den Puder eine neue Zufuhr von Fett und sonstigen schädlichen Stoffen, sa 
dass das Leiden durch das Pseudo-Palliativmittel progressiv verschlimmert wird. 

Mit wenigen Worten darf ich vielleicht noch auf die Hautpflege im 
Kindesalter hinweisen. 

Ich kann nicht genug warnen vor der Behandlung, die die Kinder nicht 
selten im Bade oder unmittelbar nach demselben erfahren. Hier geschieht oft 
ein Zuviel, welches bei den Kindern bis in spätere Lebensjahre eine schädliche 
Nachwirkung zeigt. Es lässt sich ja auch beweisen, dass die Haut des Kindes 
sich in einem zarteren Zustande befindet als die des Erwachsenen. Substanzen 
wie Sublimat und andere Stoffe werden von der kindlichen Haut resorbirt, 
während der Erwachsene kaum Spuren davon aufnimmt. Diese Thatsachen 
müssen berücksichtigt werden, die Haut des Kindes darf nicht groben Insulten 
ausgesetzt werden, wie es häufig durch Kinderfrauen und Mütter noch immer 
geschieht. Die tägliche Säuberung kleiner Kinder im warmen Bade, verbunden 
mit gelinder Abseifung, genügt vollkommen. Es ist durchaus nicht nöthig, 
vielmehr schädlich, die wehrlosen kleinen Geschöpfe dann noch einer über¬ 
mässigen Frottirung auszusetzen. Abgesehen davon, dass mehr Epidermis- 
schuppen als nöthig entfernt werden, wird auch die Haut von ihrer Unterlage 
in grossem Maasse abgehoben und gezerrt, ein Umstand, der nur schädlich 
wirken kann. Es ist ferner darauf zu achten, dass das Abtrocknen mit Tüchern 
geschieht, die genügend Wasser aufsaugen. Hierzu sind am zweckmässigsten 
die sogenannten Frottirhandtücher, d. h. baumwollene Tücher mit zahlreichen, 
lose herabhängenden Fäden, die sehr viel mehr Flüssigkeit in sich aufnehmen, 
als einfache, besonders leinene Tücher. Diese nehmen nur relativ wenig Wasser 
an, und es hat demnach gar keinen Werth, mit einem solchen Tuche noch 
weiter zu trocknen. Die leinenen Tücher kommen zweckmässig zur Anwendung 
bei der Entfernung der letzten Feuchtigkeit, wo man mit ihnen in mehr tupfender 
Weise vorgeht. 

Ich möchte zum Schluss bei dieser Gelegenheit noch auf einen Umstand 
hinweisen, der für die Hautpflege von grösster Bedeutung ist. Wem es nicht 
vergönnt ist, durch häufiges Baden den Körper zu reinigen, der sollte wenigstens 
durch häufigen Wäschewechsel diesem Uebclstande abzuhclfen suchen. Die 
Wäsche saugt die Absonderung des Körpers in sich auf, befreit ihn zum Theil 
von den ihm anhaftenden Unsauberkeiten, und in diesem Sinne ist der Satz 
Pettenkofer’s zu verstehen, dass wir statt unseres Körpers unsere Wäsche 
in’s Bad schicken. Diesen Satz öffentlich auszusprechen, mag allerdings vom 
medicinischen Standpunkte aus etwas unvorsichtig erscheinen. Denn trotz aller 
Volksbäder und ähnlicher gemeinnütziger Einrichtungen giebt es immer noch 
Leute genug, die ihre Person nur selten einem Bade unterziehen, ohne dass sie 
statt dessen ihre Wäsche dahin schicken. 


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Referate. 

Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

Fahrbare Krankentragbahre von Dr. Palmer in Biberach a. d. Riss. (D. R.-P. 
65433.) Die Achse a ist nach unten gekröpft, und es ist deshalb möglichi 
beim Einhängen mit der Trage über diese Achse hinwegzuschreiten und die 
Trage hierauf in ihre Lager zu verbringen, ohne dieselbe über die Räder 
heben zu müssen. Bevor die Trage b auf den Zapfen a der Achse aufgesetzt 
wird, befindet sich der gekröpfte Theil der Achse a in der tiefsten Stellung (in 
der Zeichnung punktirt). 

An der Trage befinden sich zwei Lager, welche auf die Achse aufgesetzt 
werden. Ausserdem sind an der Trage ausserhalb dieser Lager zwei Scheiben d 
befestigt, mit nach unten verbreitertem Schlitz zum bequemen Einsetzen der 
Trage. Sobald die Trage auf die Achse aufgesetzt und in ihrer richtigen 
Stellung ist, wird die Kette e angezogen und mit dieser die herabhängende 



Achse a", um dieselbe nunmehr in die obere Stellung unter die Trage zu ver¬ 
bringen. Dadurch, dass die Achse mehr vom Boden entfernt ist, wird sich ein 
etwaiges Verkehrshinderniss nicht in den Weg legen können. Durch Einhängen 
der Kette in den Haken f ist die Krankenfahrbahre in ihrer fertigen Stellung. 

Der Korb g ist zum Herausnehmen und mit den nöthigen Handgriffen ver¬ 
sehen, um den Kranken vom Bett abholen zu können. 

Auf den beiden Seiten der Quersprossen der Trage sind zusammen acht 
Sprungfedern h angebracht, auf welchen der Korb g ruht. 

Die Metalltheile der Trage, als die Füsse i, die Lager c und die Scheiben d, 
werden, um die Trage möglichst leicht zu machen, aus Aluminium angefertigt. 
Der gekröpfte Theil a! ist mit der Achse a fest verbunden. 

Ferner ist an der Achse eine mit drei Armen l versehene Scheibe k ange¬ 
bracht, die beim Einhängen der Trage zugleich als Führung dienen soll. Diese 
Arme l haben oben eine Oeffnung (Oese), durch welche mittelst eines Riemens 
die Trage mit Korb an dem Fahrgestell befestigt werden kann. 

Grundke (Berlin). 


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Behälter für Giftflaschen von George Lester Rands in Borough (Surrey). 
(D. R.-P. 66404.) Aus dem Behälter kann die Flasche ohne Lösung einer Sperr¬ 
vorrichtung, die bequem und schnell gelöst werden kann, nicht entnommen 
werden. Es kommt häufig vor, dass eine Medizin- oder Giftflasche in Hospitälern, 
Kranken- oder Kinderstuben stehen gelassen, in welchen Desinfectionsmittel etc. 
zur Verwendung kommen. Durch Verwechselung der Flaschen sind nicht selten 
Unfälle veranlasst worden. Aufgeklebte oder in anderer Weise angebrachte 
Aufschriften können leicht verloren oder unkenntlich gemacht werden, so dass 
dieselben kein unbedingt sicheres Unterscheidungsmerkmal bilden. 

Der Behälter besteht aus dem Fusstheil A, den senkrechten Seitentheilen B 
und dem Deckenstück C, das vorn und hinten offen ist. Die Flasche wird in 
ein Schaukelgestell a eingebracht, das aus entsprechend gebogenem Draht ge- 



Fig. 103. 

bildet wird und mit seitlich vortretenden Drehzapfen a 1 versehen ist. Diese 
Drehzapfen a 1 greifen in eine Oeffnung der Seitentheile B des Behälters. An¬ 
schläge DD 1 sind an der Decke bezw. dem Fuss des Behälters befestigt, um 
die schwingende Bewegung der Flasche zu begrenzen. An jedem Anschlag 
kann erforderlichenfalls ein Gummi-, Filz- oder anderer Belag vorgesehen werden^ 
um eine Beschädigung der Flasche zu verhindern. Die Flasche und die Wippe a 
schwingen um die Zapfen a 1 , um die Flasche herauszunehmen oder von deren 
Inhalt etwas ausgiessen zu können. 

An dem Deckenstück des Behälters wird ein Anschlag E gelenkig angebracht, 
welcher verhindert, dass der Hals der Flasche nach aussen gekippt werden 
kann, um die Flasche aus dem Behälter zu entnehmen oder etwas von ihrem 
Inhalt zu entleeren, ohne dass der Anschlag beseitigt worden ist. 

Grundke (Berlin). 

Ueber Chlorobrom berichtet G. Arends, dass dasselbe als Mittel gegen See. 
krankheit empfohlen wird und nach Charterris aus einer wässerigen Lösung 
von 6% Chloralamid und 6% Bromkalium bestehen soll. 

Pharm. Zeitg. 1893, 193. Lüdtke (Altona). 


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Ueber Muira Puama. Von Dr. Heinr. Kleesattel-Neu Ulm. 

Muira Puama ist der Name einer brasilianischen Droge, welche in ihrer 
Heimath ein grosses Ansehen als Aphrodisiacum besitzt und als welches sich 
die Droge in der That nach den Versuchen von Prof. Dr. Goll in Zürich be¬ 
währen soll. Zur Verwendung kommt ein alkoholischer oder wässeriger Auszug. 
Nach Prof. Goll ist Muira Puama ein mildes Tonicum, das auf Gehirn und 
Rückenmark anregend wirkt, ohne zu schaden. Im Laufe von 3 Jahren hat 
derselbe 9 Fälle von Impotenz rein nervöser Natur mit dem Fluidextract der 
Droge behandelt und war mit dem Erfolge recht zufrieden, während er von 
Damiana (Tumera aphrodisiaca) keinen einzigen Erfolg hat constatiren können. 

Die Droge Muira Puama besteht aus dikotylen Stämmchen und Wurzeln. Die 
wenigen sympodialen Verzweigungen des Stammes und sämmtliche Wurzel Verzweigungen 
sind durchweg abgebrochen, die Bruchstellen sind faserig. Die Stämmchen sind 20—50 cm 
lang und 5—15 mm stark. Die Länge der Wurzeln schwankt zwischen 5 und 15 cm. Auf¬ 
fällig sind häufig auftretende, knotige Anschwellungen und Verkümmerung der Seiten¬ 
organe. Die auf der Aussenseite befindlichen schwarzen Pnnkte sind Pilzmycelcomplexe. 

Eine genaue Analyse der Droge steht noch aus; als Inhaltsbestandtheile 
sind bis jetzt festgestellt worden: Gerbstoffe, Stärke, oxalsaurer Kalk aber kein 
Alkaloid. Als Stammpflanze dürfte vielleicht eine Liriosma anzusehen sein. 

Sitzungsber. d. pharm. Gesellsch. durch Pharm. Zeitg. 1893, 152. 

Lüdtke (Altona). 

Butylhypnal ist eine Verbindung von gleichen Molekülen Butylchloral und 
Antipyrin, welche vom Apotheker Bernin in Lyon dargestellt wird. Der Körper 
bildet farblose, zarte Krystalle mit einem schwachen Geruch nach Butylchloral 
und von bitterem, faden Geschmack. Der Körper löst sich in Wasser im Ver- 
hältniss von 1:30, sehr leicht in Alkohol, Aether, Benzin und Chloroform. 

Erfahrungen über die Verwendung des Butylhypnals als Hypnoticum stehen 
noch aus. 

Int. Pharm. Gen.-Anz. 1892, 361. Lüdtke (Altona). 

Oxygen gas as a palliativ in cardial and pulmonary dyspnoea. Von James 
Menhies. 

Verf. hat bei einem Phthisiker mit hochgradiger Dyspnoe zweimal die 
Sauerstoff-Inhalationen (von viertelstündiger Dauer) mit bestem Erfolge an¬ 
gewendet. Einmal hielt der Erfolg IV 2 Monate an. Leider war der Fall von 
vornherein so aussichtslos, dass von einer dauernden Heilung nicht die Rede 
sein konnte, doch dürfte das Resultat zu weiteren Versuchen ermuntern. 

Brit. Med. Journal, 24. XII. 1892. H. Citron (Berlin). 

Dem Antinervin (Salicylbromanilid) rühmt Laurenti schmerzstillende Wir¬ 
kung bei Neuralgien, Rheumatismen sowie nervösen Zuständen aller Art nach. 
Dies in Verbindung mit der relativen Ungiftigkeit und dem massigen Preise 
des Mittels dürften demselben eine weitere Verbreitung sichern. 

Journal de Möd. de Paris, 1892. H. Citron (Berlin). 

L’Euforina e le sue indicazioni therapeutiche. G. Cao. 

Nachdem früher schon Bovero aus derselben Klinik (Turin) über günstige 
Resultate des Euphorin bei einigen Haut- und venerischen Krankheiten berichtet 
hatte, setzte Verf. diese Versuche fort. Bei der Trichophytie der unbehaarten 
Haut erwies es sich sehr wirksam und ist hierbei zum Ersatz für die Jodtinctur 
geeignet, welche durch ihre Verfärbung unangenehm ist. Bei der Behandlung 
von 4 Zoster-Fällen leistete es ebenfalls gute Dienste. Auch bei den parasitären 
Ekzemen erwies sich dies Medicament sehr wirksam. Die gegen Gonorrhoe an- 


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gestellten Versuche sind noch nicht als abgeschlossen zu betrachten. Darnach 
empfiehlt der Verf. das Euphorine zu weiteren Versuchen. Aus den sehr sorg¬ 
fältig zusammengestellten Erfahrungen anderer Beobachter sei hier mitgetheilt, 
dass dieses Mittel in seinen antiparasitären Eigenschaften dem Sublimat nach¬ 
steht, die Carbolsäure aber übertrifft. Es ist ein gutes Antifebrile und Anti- 
neuralgicum. 

La Riforma medica. No. 265, 266, 267. 1892. J. 

Tarnier räumt bei Uterns-Blntangen postpartum zunächst die Gerinnsel 
manuell aus, macht Heisswasser-Injectionen und giebt Alkoholica in kleinen 
Dosen. Steht die Blutung nicht, so wird Ergotin oder Ergotinin injicirt. In 
schweren Fällen versuche man, bevor man zur Tamponade des Uterus schreitet, 
Injection folgender Mischung: Tinct. Jodi 30,0, Kal. jodat. 1,0, Aq. dest. 60,0. 

Brit. Med. Journal, 14. I. 1893. H. Citron (Berlin). 

Gordon Sharp hat in mehreren Fällen von unstillbarem Erbrechen mit 
bestem Erfolge Kumys gegeben, in der Regel 2 Theelöffel voll in kleinen 
Zwischenräumen wiederholt. Da Kumys oft schwer zu beschaffen ist, giebt er 
eine Vorschrift zur Selbstbereitung desselben. In eine starke Selter- oder Bier¬ 
flasche kommt ein Stückchen Presshefe, 4 gr Rohrzucker, 8 gr Milchzucker, 4 Ess¬ 
löffel voll kalten Wassers, gute Milch bis zum Anfang des Halses. Die gut ver¬ 
korkte Flasche wird 6 Stunden in der Küche stehen gelassen, alsdann kühl ge¬ 
stellt und ist nach 48 Stunden trinkfertig. 

Brit. Med. Journal, 25. II. 1893. H. Citron (Berlin). 

Vaselinum lanolinatnm. In der letzten Sitzung der Oesterreichischen pharm. 
Gesellschaft zeigte C. Hell eine mit obigem Namen belegte Salbengrundlage 
vor, welche aus 25°/ 0 Lanolin, anhydric. und 75% Vaselin besteht. Dieselbe 
sei allen anderen Salbengrundlagen vorzuziehen, denn Lanolin allein sei zu 
theuer und Vaselin allein eigne sich nicht für alle Zwecke. Auch Adeps Lanae 
nehme durch einen Zusatz von 75% Vaselin die Eigenschaften des Lanolins 
an ohne einen Wasserzusatz zu benöthigen. 

Pharm. Zeitg. 1893, 167. Lüdtke (Altona). 

Die Aufsaugefähigkeit der gebräuchlicheren Verbandstoffe von Müller. 
Als Aufsaugeflüssigkeit verwendete Verf. Blutserum oder defibrinirtes Blut, um 
ein der Wirklichkeit entsprechendes Resultat zu erlangen. Hierbei wurden an 
defibrinirtem Blut aufgesogen u. a. von: 


Moospappe 

das 

12 fache 

des Gewichtes 

Verbandmoos 


17 

. ii 

ii 

ii 

Cellulose watte 

n 

15 

ii 

ii 

ii 

Baumwolle 

11 

13 

ii 

ii 

ii 

Holzwollwatte 

Penghawar- 

11 

14 

ii 

ii 

ii 

Djambi-Watte 

11 

10 

ii 

ii 

r 

Verbandmull 

11 

5 

ii 

ii 

ii 

Jute 

11 

4,5 

ii 

ii 

ii 


Ph. Centralh. durch Rundschau 1893, 189. Lüdtke (Altona). 

Teucrin nennt Mosetig nach den Wr. med. Bl. ein Extract von Teucrium 
scordium, einer Labiate, welches aus der getrockneten, nicht zu alten Pflanze 
gewonnen wird. Das Teucrin bildet eine schwarzbraune Flüssigkeit von kraut¬ 
artigem Geruch und von scharfem Geschmacke. M. bedient sich des Extr. 
Teucrii zur Erzeugung activer Hyperämie. Namentlich sind es die fungösen 


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Localerkrankungen, die kalten Abscesse, bei welchen es subcutan in der Nähe 
des Krankheitsherdes injicirt, eine günstige Wirkung hervorgebracht hat. Die 
primäre Wirkung besteht in einer Allgemeinreaktion des Organismus in Form 
eines typischen Fiebers, welches 10—12 Stunden dauert. Der secundäre Effect 
besteht in einem Congestivzustande am Orte der Erkrankung. 

Unter acut entzündlichen Erscheinungen stossen sich der Coagulations- 
nekrose bereits verfallene locale tuberculöse Herde ab, während noch nicht 
zerfallene Infiltrate durch Resorption verschwinden. Der primäre Effect tritt 
immer ein, auch bei Gesunden. Durch die Injection von Teucrin kann der 
kalte Abscess in einen heissen umgewandelt werden. Merkwürdig ist die ganz 
minimale Absonderung von schleimigem Eiter, unter welcher sich, wenn die 
Abscesshöhle eröffnet worden war, die Heilung vollzog. Als Injectionsdosis 
wurden 3 g des Mittels angewendet, welches in dieser Menge in zugeschmol¬ 
zenen Glasröhren gehalten wird. Die Heilungen waren von Dauer. 

Rundschau für Pharmacie 1893, 168. Lüdtke (Altona). 


Die englischen Schwindsuchtshospitäler und ihre Bedeutung für die deutsche 
Schwindsuchtspflege. Von Dr. Heinrich Rosin (Breslau). 

Die relativ und absolut gegen früher erhöhte Inanspruchnahme der öffent¬ 
lichen Krankenhäuser auf der einen Seite und auf der anderen Seite die rapide 
fortschreitende Vermehrung und Differencirung der für die einzelnen Krank¬ 
heiten nöthigen diagnostischen, hygienischen, diätetischen und medicamentösen 
Maassnahmen haben das Bedürfniss immer mehr in den Vordergrund treten 
lassen, für einzelne Kranke, besonders für die Schwindsüchtigen und zwar 
gerade für diejenigen der weniger bemittelten Stände Specialanstalten in 
grossem Umfange in’s Leben zu rufen. Die Notliwendigkeit dieser Special¬ 
anstalten wird vom Verf. in präciser Weise auseinandergesetzt und die Mög¬ 
lichkeit ihrer Durchführung an der Hand von eingehenden und umfassenden 
Berichten über die in England schon seit langem bestehenden Schwindsuchts¬ 
hospitäler dargethan. Die Schwindsuchtshospitäler sind, wie Verf. hervorhebt, 
deswegen nothwendig, weil die Schwindsüchtigen 1) noch mehr wie andere 
Kranke der besten hygienischen Verhältnisse bedürfen, 2) eine überaus lang 
dauernde Behandlung, 3) einen bedeutenden Aufwand und strenge Individuali- 
sirung der Pflege, 4) wegen der Chronicität der Erkrankungen möglichst günstige 
Beeinflussung der Psyche, 5) die sorgfältigste Ueberwachung hinsichtlich der Be¬ 
seitigung ihrer infectiösen Sputa erfordern. In den englischen Schwindsuchts¬ 
hospitälern werden diese Postulate zum Theil in genügender Weise in Erfüllung 
gebracht. Namentlich das im Londoner Westen, im Stadttheile Brompton ge¬ 
legene und vor allem das auf der Insel Wight in Ventnor befindliche Hospital 
dürften als Musteranstalten in ihrer Art bezeichnet werden. Neben der warmen 
Anerkennung und Empfehlung der mannigfaltigen Vorzüge dieser Anstalten unter¬ 
lässt es Verf. nicht, eine Reihe von Missständen in gebührender Weise zu be¬ 
tonen. Ungenügend ist in erster Linie die Zahl der Schwindsuchtshospitäler 
und der in ihnen verfügbaren Betten. Zu rügen ist, dass die Baulichkeiten 
zwar sehr prächtig und imposant, aber allzu kostspielig und zum Theil in 
keineswegs gesunder Gegend angelegt sind. Sehr wenig empfehlenswerth ist 
ferner die sehr ausgedehnte und zum Theil sehr oberflächliche poliklinische 
Schwindsuchtsbehandlung und dann der Brauch, dass auch andere Brust¬ 
krankheiten, wie acute Brustfell- und Lungenentzündung und Herzkrankheiten 
aller Art, in diesen Anstalten Aufnahme finden. 


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Bei der Errichtung von Schwindsuchtshospitälern in Deutschland werden 
diese Punkte im Auge zu halten sein. Es werden an vielen Punkten des Reiches 
und in grösserer Anzahl Volkssanatorien für Schwindsüchtige zu errichten sein, 
bei deren Gründung und Erhaltung Staat und Communen mit den bemittelteren 
Staatsbürgern sich werden vereinigen müssen. (Erst dann wird das in England 
und auch bei dem neuen von der Stadt Berlin errichteten Schwindsuchts- 
Sanatorium geltende Princip aufgegeben werden können, dass nur die leichter 
kranken, heilbaren Schwindsüchtigen in solchen Anstalten Aufnahme finden 
sollen. So wünschenswerth es ist, dass auch diese Kranken in besonderen Sana¬ 
torien untergebracht werden, so ist doch ohne weiteres zuzugeben, dass gerade 
diese Schwindsüchtigen zu allererst auch in jedem allgemeinen modernen 
Krankenhause Besserung und Genesung finden können. Wer, wie Referent, 
Gelegenheit gehabt hat, an einem grösseren Krankenhause thätig zu sein, der 
wird erkennen, dass gerade die schweren und unheilbaren Schwindsüchtigen 
einer gesonderten Unterkunft bedürfen, nicht nur weil sie die grosse Mehrzahl 
der die Krankenhäuser überhaupt aufsuchenden Schwindsüchtigen bilden, ihre 
Behandlungsdauer die längste ist, ihre Pflege die schwierigste, sondern weil sie 
gerade den anderen Patienten am meisten lästig und gefährlich sind und den 
Krankenhausaufenthalt verleiden. Die Schwindsuchts-Krankenhäuser werden 
also nicht nur als Schwindsuchts-Sanatorien, sondern auch als Schwindsuchts- 
Siechenhäuser zu errichten sein. — Anmk. d. Ref.) 

Sep.-Abdruck aus Deutsche Vierteljahrsschrift f. öfftl. Gesundheitspflege. 

A. Neumann (Berlin). 

The need of special hospitals for the treatment of tuberculous patients. 

Von A. Webb. 

In einem Brief an den Herausgeber der „Medical News w tritt Webb mit 
aller Entschiedenheit für die Schaffung von Anstalten ein, in denen ausschliess¬ 
lich Tuberculöse untergebracht werden sollen. Er macht darauf aufmerksam, 
dass die überfüllten Hospitäler die ungünstigsten Bedingungen für die Phthisiker 
bieten, und dass sie dort — worin man ihm leider Recht geben muss — zumeist 
als eine unvermeidliche Last angesehen und demgemäss behandelt werden. Die 
neu zu gründenden Krankenhäuser sollen mit ausreichender Ventilation zu ver¬ 
sehen und in allen Theilen leicht zu reinigen und desinficiren sein, ausserdem 
macht er Vorschläge für eine Heizung, durch die nach Bedarf feuchte oder 
trockene warme Luft zugeführt werden kann. 

Auch bei uns ist bekanntlich die Gründung von eigenen Anstalten für 
Lungenschwindsüchtige in’s Auge gefasst worden, doch ist in letzter Zeit nicht 
viel darüber an die Oeffentlichkeit gedrungen. 

Med. News 11. Febr. 1893. Reunert (Hamburg). 


Diätetik. 

Die chemischen Unterschiede zwischen Kuh- und Frauenmilch und die 
Mittel zu ihrer Ausgleichung. Von Prof. Dr. F. Soxhlet. 

So x hl et hat bereits früher darauf hingewiesen, dass die Sterilisation allein 
nicht genüge, um der Kuhmilch alle Eigenschaften der natürlichen Säuglings¬ 
nahrung zu verleihen, dass vielmehr eine Anzahl chemischer Unterschiede übrig¬ 
bleibe, deren Beseitigung anzustreben sei. Diese Unterschiede sind insbesondere: 
1) Das verschiedene Verhalten des Kuhmilch- und Frauenmilchscasein bei der 
Gerinnung. 2) Der verschiedene Gehalt an Milchsalzen. 3) Die Verschiedenheit 


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hinsichtlich des absoluten Gehaltes an Nährstoffen und des Verhältnisses der 
einzelnen Milchbestandtheile zu einander. 

Die Gerinnungsunterschiede, die von jeher das hauptsächlichste Inter¬ 
esse in Anspruch genommen haben, bieten an sich keine ausreidterrrde Ver¬ 
anlassung, um eine chemische Verschiedenheit beider Casein-Arten anzunehmen. 
Die Derbheit und Dichte des durch Lab gefällten Casein-Gerinnsels steht in di- 
rectem Verhältniss 1) zu der Concentration der Casein-Lösung, 2) zu dem Ge¬ 
halt an löslichen Kalksalzen, 3) der Acidität der Lösung. Alle drei Factoren 
wirken zu Ungunsten der Kuhmilch. Von den gebräuchlichsten vorgeschlagenen 
Corrections-Mitteln hat die künstliche Abstumpfung der Acidität durch Natr. 
bicarbon. den Nachtheil, dass sie, vor dem Sterilisiren ausgeführt, der Milch 
eine braune Farbe und brenzlichen Geschmack verleiht (Zerstörung von Milch¬ 
zucker). In Fällen, wo eine solche Correction in Folge starker Säure- oder 
Kalkabscheidung vom Magen aus dringend geboten erscheint, füge man un¬ 
mittelbar vor der Verabreichung auf 100 gr Milch 1 Natron-Pastille (= 0,1 gr 
Nas Co 3 ) zu. 

Wichtiger und allgemeiner geübt ist die Correction der Milch durch Wasser¬ 
zusatz, der indessen durch Verhältnisse von nicht geringerer Wichtigkeit als die 
grössere oder geringere Dichtigkeit der Gerinnung gewisse Grenzen gesteckt 
sind. Verzehrt ein 8—9 Wochen altes Brustkind täglich 900 gr Muttermilch, ein 
künstlich ernährtes das gleiche Quantum einer mit 3 Theilen verdünnten Kuh¬ 
milch, so nimmt ersteres 20,6 gr Eiweiss und 113 gr Gesammt-Nährstoff, letzteres 
nur 8gr Eiweiss und 29gr Gesammt-Nährstoff zu sich. Es müsste demnach 
nicht 900 gr, sondern 3600 gr Flüssigkeit erhalten, was offenbar unmöglich ist.— 
Dass gekochte Milch im Magen feinflockiger als rohe Milch gerinne, ist ein 
Trugschluss, da die Verhältnisse im Körper ganz anders liegen als ausserhalb 
desselben. Gekochte Milch giebt zwar mit Labferment allein feinflockige Ge¬ 
rinnung, büsst indessen bei Anwesenheit von Säuren und löslichen Kalksalzen 
diese Eigenschaft sofort wieder ein. Beides ist im Magen vorhanden. Zusatz 
von schleimigen Flüssigkeiten (Gersten-, Haferschleim, Arrow-Root etc.) wirkt nicht 
anders wie Wasser. Ueberhaupt spricht sich Verf. über den Nutzen der Schleim¬ 
suppen und auch der Kindermehle sehr pessimistisch aus. Letztere namentlich 
imponiren, mit Wasser aufgekocht, in Folge ihrer dicken Beschaffenheit als 
Substanzen von hohem Nährwerth. Setzt man aber etwas Malzauszug hinzu, 
so verwandelt sich der nahrhafte Brei in ein sehr dünnes Süppchen, dessen 
Aussehen weit eher dem wirklichen Nährwerth entspricht. Den Hauptvortheil 
derartiger Präparate findet Verf. darin, dass sie zur jedesmaligen frischen Be¬ 
reitung und Abkochung nöthigen, doch wird dieser Vortheil vollkommener und 
müheloser durch die Sterilisation erreicht. 

Der Unterschied der Kuh- und Frauenmilch bezüglich der Mineralstoffe 
besteht in einem erheblichen Ueberschuss der ersteren an Phosphorsäure und 
Kalk, der zum grossen Theil in den Faeces wieder ausgeschieden wird. Eine 
Correctur wäre nur durch Verdünnung zu erreichen. 

Was nun den Gehalt der Kuh- und Frauenmilch an Nährstoffen über¬ 
haupt und das gegenseitige Verhältniss'derselben zu einander betrifft, so 
stellt sich dasselbe folgendermaassen dar: 



Wasser 

Eiweiss 

Fett 

Milchzucker 

Asche 

Frauenmilch 

87,41 

2,29 

3,78 

6,21 

0,31 

Kuhmilch 

87,17 

3,55 

3,69 

4,88 

0,71 

Kuhmilch 

-0,24 

-+- 1,26 

— 0,09 

— 1,33 

-h 0,40. 


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Verdünnt man nun die Kuhmilch mit y 2 Volumen einer 12,3proc. 
Milchzucker-Lösung, so erhält man folgendes Gemenge: 

Wasser 85,30% Fett 2,46% 

Eiweiss 2,37% Milchzucker 9,04% 

Wie man sieht, stimmt die Zusammensetzung des Gemisches bezüglich des 
Eiweiss-Gehaltes ziemlich genau mit dem der Frauenmilch überein, bleibt hinter 
dem Fettgehalt derselben zurück und übertrifft den Milchzuckergehalt um 3,19%. 
Diese überschüssigen 3,19 % sind dazu bestimmt, das fehlende Fett zu ersetzen, 
wozu sie in hohem Maasse geeignet erscheinen. — Nach demselben Princip 
haben Heubner und Hoffmann in Leipzig eine Mischung zusammengestellt, 
die durch Zusatz von 1 Volumen 6 proc. Milchzucker-Lösung zu 1 Volumen Kuh¬ 
milch gewonnen wird, also bei gleichem Verhältniss der Stoffe zu einander 
etwas verdünnter ist: 

Wasser 90,57 % Milchzucker 5,44 % 

Eiweiss 1,78% Asche 0,38% 

Fett 1,85% 

Diese Mischung wird für alle Säuglinge von 1—9 Monaten ohne 
Unterschied gegeben und hat folgende Vortheile: 

1) sie stützt sich auf klar erkannte chemische und physiologische That- 
sachen, 2) sie vermeidet alle naturwidrigen und umständlichen Mischungen, be¬ 
rücksichtigt die Gerinnung und giebt fast genau die Verhältnisse der Frauen¬ 
milch wieder. 

Der Milchzucker bietet folgende Vorzüge: er ist das einzige Kohlehydrat, 
von dem sich die Neugeborenen aller Säuger nähren, ist widerstandsfähig 
gegen Gährungen, süsst wenig, wird leicht im Körper verbrannt, langsam re- 
sorbirt (daher geringe Wirkung auf den Blutdruck), wirkt abführend, schliess¬ 
lich ist er ein starkes Chemotakticum, womit wir zwar vorläufig nicht viel an¬ 
zufangen wissen, was aber, da im Gegensatz zu Rohrzucker stehend, erwähnt 
werden mag. 

Die Herstellung der H e ub n e r-H of fm an n’sehen Mischung für den Soxhlet- 
Apparat geschieht folgendermaassen: Für 1 Monat alte Kinder: 8 Flaschen 
ä 150gr, gefüllt mit 75 gr der Mischung, also halb so voll als die Gebrauchs¬ 
anweisung zum Sterilisir-Apparat vorschreibt. In das Mischglas kommen: 3Theil- 
striche (ä 100 gr) Wasser, 6 glatt abgestrichene Kaffeelöffel feingepulverter Milch¬ 
zucker (=18gr), nach 1—2 Minuten langem Umrühren, nachdem sich der Milch¬ 
zucker gelöst hat, werden 3 Theilstriche Kuhmilch hinzugefügt. 

Für 2—3 Monate alte Kinder: 7 Flaschen ä 150 gr, gefüllt mit je 125 gr der 
Mischung, d. h. 1V 2 cm oder ein Finger breit tiefer eingefüllt als die Gebrauchs- 
Anweisung vorschreibt. In das Mischglas kommen 4V 2 Theilstriche Wasser, 9 ab- 
gestriehene volle Kaffeelöffel Milchzucker und 4V 2 Theilstriche Milch. 

Für über 3 Monate alte Kinder: 6-8 Flaschen ä 150gr, vollgefüllt nach 
der Gebrauchs-Anweisung zum Sterilisir-Apparat. In das Mischgefäss kommen — 
bei der Bereitung des Gemischs für 8 Flaschen — 6 Theilstriche Wasser, 12 ab¬ 
gestrichen volle Kaffeelöffel voll Milchzucker und 6 Theilstriche Milch. Täglicher 
Verbrauch an Milchzucker 18—36 gr. 

Nur ausnahmsweise und auf besondere ärztliche Verordnung: 

a) an kräftige Kinder von 9 Monaten an Vollmilch. 

b) an sehr schwache und reconvalescente Kinder ein Gemisch von 1 Theil 
Milch und 2 Theilen Milchzuckerlösung, welches 45 gr im Liter enthält. Dieses 
Gemisch wird bereitet, indem man auf je 2 Theilstriche Wasser 3 abgestrichen 


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volle Kaffeelöffel Milchzucker nimmt und zu der Lösung die zweifache Menge 
Milch hinzumischt, also z. B. für 8 Flaschen k 150 gr 8 Theilstriche Wasser, 
12 Kaffeelöffel Milchzucker, und 4 Theilstriche Milch. 

Münch. Med. Wochenschr. 1893 No. 4. H. Citron (Berlin). 

Fleischmehl für Geisteskranke. Wernicke und Kemmler haben bei der 
künstlichen Ernährung Geisteskranker mit Vortheil Fleischmehl verwandt 
und halten dies für besser als die sonst dazu gebrauchten Nährmittel. Dasselbe 
wird mit einem Mehl- oder Haferbrei unter Zusatz von Milch, Fleischextract 
oder Salz und 1—2 Eiern gemischt. Zu 1000—1500 ccm einer solchen Flüssig¬ 
keit setzt man 3 Theelöffel Fleischmehl. Auch kann dasselbe zusammen mit 
einer Mischung von Cacao und Mehl gegeben werden. 

Reunert (Hamburg). 

Gefroren gewesenes Fleisch lässt sich nach Maljean (Journ. de Pharm, 
et de Chim.) von frischem dadurch unterscheiden, dass man aus einer Probe 
etwas Saft auspresst und ihn unter dem Mikroskop betrachtet. Die ganze 
Handlung muss rasch geschehen, um Eintrocknen zu verhindern. Der Saft von 
frischem Fleisch zeigt alsdann zahlreiche Blutkörperchen in einer klaren Flüssig¬ 
keit. Dieselben gleichen in jeder Hinsicht den im Blut enthaltenen. War das 
Fleisch vorher gefroren, so hat sich der Inhalt der Körperchen im Serum 
gelöst, sie sind völlig verschwunden. Das Hämoglobin löst sich im Serum und 
scheidet sich unter Umständen daraus in gelbbraunen Krystallen ab, die unter 
dem Mikroskop leicht zu erkennen sind. 

Süddeutsch. Apoth.-Ztg. 1892. 354. Lüdtke (Altona). 

Intoxication alimentaire de la clinique de M. Potain. 

Ein Patient bekommt mehrere Stunden nach einem Mahle, bestehend aus 
Hummer und Hammelkeule: Uebelkeit, Erbrechen, Schwindel, Ohrensausen, 
Schmerzen in den Gliedern, Contractionen in den Armen. Namentlich die 
letztere Erscheinung machte den Patienten auf Cholera verdächtig, während 
der gesammte Symptomencomplex mehr dem Bilde einer schweren Vergiftung 
und zwar einer Vergiftung, wie sie bei Ptomaininfection nach Genuss von ver¬ 
dorbenen Nahrungsmitteln aufzutreten pflegt, entsprach. Letztere Annahme 
wurde noch unterstützt durch den Nachweis einer mässig hochgradigen Ver- 
grösserung der Milz. Auffallend war, dass die Tischgenossen kein Zeichen 
einer Vergiftung dargeboten hatten. Vielleicht ist der Betreffende leichter 
empfänglich für eine Infection oder der Giftstoff ist nur in einem Theile z. B. 
der genossenen Hummer vorhanden gewesen, ähnlich wie das bei den Austern 
und Miessmuscheln festgestellt worden ist. 

La revue mödicale 1893. No. 13. A. Neumann (Berlin). 

Chemisch-bakteriologische Analysen einiger Wurstwaaren. Ein Beitrag zum 
Studium der Nahrungsmittel - Conservirung. Von Dr. Alessandro Seraffini. 

Die chemisch-bakteriologischen Untersuchungen des Verfassers an 21 nach 
Alter und Herkunft verschiedenen Würsten haben einige namentlich für die 
Frage der Conservirung dieses Nahrungsmittels praktisch bedeutungsvolle Er¬ 
gebnisse geliefert. 

Die wesentlichste und häufigste Ursache der Wurstverderbniss ist wahr¬ 
scheinlich der vom Verfasser in 20 der von ihm untersuchten Würste gefundene 
sogenannte Kartoffelbacillus (Bacillus mesentericus vulgatus). Derselbe findet 
sich nach weiteren Untersuchungen des Verfassers sehr häufig im Darme und 
gelangt in Folge mangelhafter Reinigung des letzteren in die Wurst. Durch 
gründliche Säuberung der Därme könnte demnach die Haltbarkeit der Würste 


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gesteigert werden. Zusätze von Salicylsäure, Borsäure etc. zum Zwecke der 
Conservirung sind ganz überflüssig, zumal in den gebräuchlichen kleinen Dosen. 
Auch der Zusatz von Salpeter ist zu verwerfen; vielleicht ist derselbe sogar 
gesundheitsschädlich. Ein Gehalt der Wurst an 5 % Kochsalz verzögert die 
Entwickelung der Bakterien; sie zu unterdrücken vermag jedoch selbst ein 
Procentgehalt von 8 Kochsalz nicht. Das Fett schädigt die Vegetation der 
Bakterien etwas, hat deshalb wegen seines hohen Procentgehalts in Dauer¬ 
würsten (Gothaer Salami, Mailänder etc.) wohl eine gewisse Bedeutung für die 
Conservirung. Den günstigsten Einfluss auf die Haltbarkeit der Wurst aber hat 
ihre Trockenheit. Da eine zu starke Trockenheit der Wurst Geschmack und 
Nährwerth erheblich beeinträchtigt, so empfiehlt es sich, dieselbe auf einen 
Wassergehalt von 35—40% zu beschränken. (Vgl. das Referat über die Arbeit 
von Falk u. Oppermann über „das Grauwerden von Wurst und Fleisch“ diese 
Zeitschr. 1892, S. 370.) 

Archiv f. Hygiene Bd. XIH. Red. 


Elimatologie. 

Des sanatorias et des conditions de leur Installation en France. Par le 
Dr. Bardet. 

Was der Arbeit des Verf., des unermüdlichen Vorkämpfers für die Errich¬ 
tung von Sanatorien in Frankreich, eine mehr als gewöhnliche Bedeutung ver¬ 
leiht, ist der Umstand, dass sie sich ausschliesslich auf authentisches, mit grossem 
Fleiss zusammengestelltes Material stützt. Der Verf. geht davon aus, dass die 
Therapie der Zukunft auf der Prophylaxe basirt sein wird, wobei den Sana¬ 
torien ein hervorragender Wirkungskreis zufällt. Im Vergleich mit Deutsch¬ 
land, England, der Schweiz, Oesterreich und Italien befindet sich Frankreich 
mit seinen Sanatorien arg im Rückstände; es besitzt nur die Anstalt von Canigou 
und die Kinderheilstätten von Berck, Penbron, Arcachon und von Banjuls. Da 
die klimatischen Bedingungen Frankreichs die denkbar günstigsten sind, ist 
dieser Mangel doppelt zu beklagen. Klima und geeignete Pflege und Behand¬ 
lung sind dazu bestimmt, sich gegenseitig zu ergänzen, und dieses Zusammen¬ 
wirken wird am besten erreicht in passend gelegenen Sanatorien. Der Verf. 
plaidirt seit langer Zeit für die Errichtung von Sanatorien in der Bretagne. 
Auf Grund des meteorologischen Materials des Bureau Central hat er eine An¬ 
zahl von Curven entworfen, die die Vorzüge dieser Landschaft vor anderen 
Gegenden Frankreichs illustriren sollen. 

Curve 1 zeigt die monatlichen Mittelwerthe der Temperatur-Minima. In 
den kalten Monaten zeigt Brest (Bretagne) die höchsten Werthe, im Sommer 
liegt es genau in der Mitte zwischen Paris und Dünkirchen einer-, Nizza und 
Arcachon andrerseits. Hieraus folgt, dass die Wintemächte in Brest am wenigsten 
kalt sind. — Curve 2 zeigt die monatlichen Mittelwerthe der Temp.-Maxima. 
Im Winter steht Brest an zweiter Stelle (hinter Nizza), im Sommer an vierter 
Stelle. Der Winter ist also gelinde, der Sommer ebenfalls gemässigt. — Curve 3 
zeigt die durchschnittlichen Monats-Temperaturen (Max. und Min. zusammen ge¬ 
nommen). Im November und December steht Brest an erster Stelle, von Januar 
bis März läuft seine Curve dicht unter der von Nizza an zweiter Stelle, um 
von da an langsam bis zur vierten Stelle herab- und vom September an wieder 
aufzusteigen. Den schon aus dieser Curve erhellenden gemässigten Charakter des 


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Klimas von Brest erläutert noch besser die vierte Curve der Temp.-DifFerenzen. 
Die höchste Differenz zwischen 2 Monaten beträgt in 


Paris 

5,8° 

Dünkirchen 

4,2° 

Arcachon 

5,6° 

Brest 

3,0°. 

Nizza 

5,0° 




Curve 5 giebt Aufschluss über die Zahl der Regen- und Frosttage sowie 
die Höhe der Regenmenge. Die meisten Regentage und dabei die grösste 
Regenhöhe haben Brest (201 Tage; 0,952cm) und Arcachon (198 und 0,936); 
Nizza hat nicht viel weniger Regenhöhe (0,854), aber nur etwa halb so viel 
Regentage (111), also mehr Platzregen und Unwetter. Das Klima von Brest ist • 
demnach ziemlich feucht; Kranke, für die Feuchtigkeit nicht passt, finden aber 
in der Bretagne genug Plätze, die wenig oder gar nicht feuchter sind als Paris 
(Val-Andr6, St. Malo etc.). Bezüglich der Frosttage ist Brest mit 17 Tagen (Nizza 22, 
Arcachon 30, Paris 65) am günstigsten gestellt. Der Verf. hofft, dass das Zu¬ 
sammentreffen so vieler günstiger klimatischer Bedingungen recht bald zur Er¬ 
richtung von Sanatorien in der Bretagne führen möge. 

(Die Zusammenstellungen des Verf. sind trotz ihrer Ausführlichkeit nicht 
vollständig; wir vermissen eine Mittheilung über die täglichen und die monat¬ 
lichen Temperatur-Schwankungen. Ref.) 

Journal de M6dec. de Paris 1893/10—12. H. Citron (Berlin). 

Erankencomfort 

Sprungfeder-Auflagerung bei Matratzen. Von John Atkinson Staples 
ln Bay View Terrace, Newburgh (V. St. A.). (D. R.-P. 66425.) 

Diese Verbesserung besteht aus einem aus Draht zusammengesetzten hän¬ 
genden Auflager, dessen waagrechter Theil die unteren Enden der Federn 
aufnimmt und dessen Enden nach oben aufgebogen und mit Augen oder Oesen 
zur Befestigung an den Rahmen versehen sind. Der waagrechte Theil des aus 
Draht zusammengesetzten hängenden Auflagers ist zu einer Schleife gebogen 
oder wellenförmig gestaltet, so dass er, entweder einzeln oder kreuzweise mit 
ähnlichen Auflagern verbunden, den Fuss der bei Matratzen Verwendung 
findenden Sprungfedern aufzunehmen und festzuhalten vermag. 

Diese aus Draht zusammengesetzten Auflager erfordern bei ihrem Ein¬ 
setzen keiner besonderen Zurichtung und hängen unter dem Rahmen mehr 
oder weniger herab, so dass ein Federkasten oder Behälter nicht mehr nöthig 
ist, wie er sonst zur Verwendung kommt. Grundke (Berlin). 

Draht-Matratze. Von H. Suter-Strehler, in Firma Suter & Diener in 
Zürich. (D. R.-P. 66359). 

Diese Matratze besteht aus einer grossen Anzahl von einzelnen, in hori¬ 
zontaler Richtung federnden Drahtspiralen, welche unter einander durch Haken 
ihrer Drahtenden Zusammenhängen, derart, dass der in den Drahtenden auf¬ 
tretende Zug von den zwischen denselben liegenden Spiralen elastisch auf¬ 
genommen wird. Die ganze Matratze kann durch Aus- und Ineinanderhaken 
ihrer Glieder leicht zerlegt und wieder zusammengesetzt werden, w'enn z. B. 
eine Reinigung oder Desinficirung der Matratze nöthig wird. Der Rahmen der 
Matratze hat eine Form, die den Transport sow r ohl des Rahmens (mit der 
Matratze) als der ganzen Bettstelle auf bequemste Weise gestattet, indem die 
Fuss- und Kopfenden der Längsseiten zu Handgriffen ausgebildet sind. 

Grundke (Berlin). 


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Luftpnmpen-Rafiraicliissenr (s. Fig. 104 und Fig. 105). Von Paul Köthner, 
Berlin. 

Die Luftpumpe besteht aus einem Pumpenstiefel a, in welchem ein Kolben b 
vermittelst der Kolbenstange c auf und niederbewegt wird. Um beim Auf¬ 
gange des Kolbens von aussen frische Luft unter den Kolben gelangen zu 
lassen, ist derselbe mit einer feinen Durchlochung d (oder 
auch mehreren Durchlochungen) versehen. Am Boden der 
Luftpumpe ist in bekannter Weise ein Ventil e angebracht, 
durch welches die unter dem Kolben beim Aufgange an¬ 
gesammelte Luft in den Flüssigkeitsbehälter f hinein¬ 
gedrückt wird, um die Flüssigkeit durch das Steigrohr g 
empor und aus der Düse h in zerstäubtem Zustande heraus¬ 
zutreiben. 

Die Luftpumpe, bezw. der Pumpenstiefel und der 
Flüssigkeitsbehälter können aus beliebigem Material und 
in beliebiger äusserer Form und Ausstattung hergestellt werden. Auch kann 
mit solchem Apparat jede geeignete Flüssigkeit gepumpt und zerstäubt werden. 

Red. 

Räucher-Essenz. Zur Darstellung von Räucheressenz wird folgende Vor- 


schrift empfohlen: 

Styrax 

300 


Benzoe 

300 


Olibanum 

300 


Vanillin 

2 


Cumarin 

1 


Spiritus 

7500 


Ol. Lavand. 

„ Bergamott. 

„ Citri aa 70 


„ Thymi 

40 


„ Rosar. 

100 gtts. 

Rundschau 1893, 237. 


Lüdtke (Altona). 


Hygiene des Hauses und der Familie. 

Vorrichtung zum Reinigen der Wasserzerstäubungsbrausen bei Luft¬ 
befeuchtungsapparaten. Von Emil Mertz in Basel. (D. R.-P. 67014.) 

Die Zerstäubungsttächen, gegen welche die aus den Brausen entströmenden 
Wasserstrahlen anprallen, sind mit einer beweglichen Stange verbunden und 
können so verstellt werden, dass sic auf die hervorragenden Spitzen der mit 
haarfeinen Auslaufkanälen versehenen Brausezapfen drücken. Da letztere in 
ihren Gehäusen verschiebbar sind, werden sie dadurch in dieselben zurück¬ 
gedrängt, so dass das aus den Brausen entströmende Druckwasser die Kanäle 
der Brausezapfen automatisch reinigt. Grundke (Berlin). 

Russfänger von B. Löffler in Frankfurt a. M. (D. R.-P. 66679.) 

In der den Schornstein bedeckenden und oben umschliessenden konischen 
Haube ist ein frei hängender und allseitig von den Rauchgasen umspülter Well¬ 
blechkonus angeordnet, welcher als vermehrte Ablagerfläche für die Russtheilchen 
dient. Beim Herabfallen dieser Russtheilchen werden sie von einem Trichter 
aufgefangen und durch ein Rohr einem Sammelgefäss zugeführt, welches in 



Fig. 104. Fig. 105. 


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passender zugänglicher Höhe angebracht ist. Will man den Russ ablassen, so 
wird ein oberer Schieber geschlossen und ein unterer geöffnet. Dieser Russ- 
kästen ist mit einer selbsttätigen elektrischen Meldevorrichtung ausgerüstet, 
welche bei einer gewissen Füllung des Kastens in Thätigkeit tritt und an das 
Entleeren mahnt. Der eigentliche Russsammler ist nämlich in einem äusseren 
Behälter um Zapfen kippbar gelagert, so dass er in leerem Zustande nach vorn 
sich neigt. An der Aussenseite der Rückwand des inneren Kastens und an der 
Innenseite der Rückwand des äusseren Kastens sind Contactplättchen angebracht, 
welche, wenn der Russkasten bei Erreichung eines bestimmten Füllungsgrades 
sich nach hinten neigt, in Berührung kommen und so einen Stromkreis schliessen, 
in den ein Läutewerk eingeschaltet ist. Nach der Entleerung tritt der Kasten 
von selbst in die Ruhelage zurück. Grundke (Berlin). 

Apparat zum Sterilisiren von Wasser von Rouart, Geneste u. Herscher. 

Mit diesem Apparat wird das Wasser auf etwa 120® erhitzt, so dass alle 
schädlichen Bacillen vernichtet werden. Sowohl die Einrichtung, als auch der 
Gebrauch ist sehr einfach. Die Füllung geschieht in der durch Fig. 106 dar- 



Fig. 106. Fig. 107. 


gestellten Lage, indem man die Schraube A öffnet und Wasser in die Bohrung 
bis zum Ueberlaufen giesst. Darauf wird die Füllschraube wieder dicht auf¬ 
geschraubt. Nun kommt der Apparat auf ein beliebiges Feuer, z. B. einen 
Petroleumkocher. Nach etwa 30 Min. wird der Zeiger des Manometers auf den 
rothen Strich gelangen, wodurch angezeigt wird, dass der gewünschte Druck 

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bezw. die gewünschte Temperatur erreicht ist. Nun lässt man den Apparat er¬ 
kalten. Zum Gebrauch setzt man ihn in die durch Fig. 107 gezeichnete Stellung, 
öffnet den Hahn C und lässt das sterilisirte Wasser unter Vermittlung eines 
Filters in die Vorrathsbehälter, hier eine Flasche, einlaufen. Der Filter besteht 
aus Schichten von Leinewand mit Zwischenlagen von Kies und feinem Sand. 
Der Vorrath des sterilisirten Wassers wird in geschlossenen Gefässen im Keller 
aufbewahrt. 

Das Reinigen des Apparates, welches monatlich einmal zu geschehen hat, 
erfolgt, nachdem derselbe in seine zwei Theile zerlegt ist. Das Reinigen der 
Filter geschieht wöchentlich durch Kochen in Wasser während 20 bis 25 Min. 

Der Apparat eignet sich besonders für den Hausgebrauch. 

Rev. ill. de Polytechn. Med. et Chir. 1892 No. 10. Grundke (Berlin). 



August’sches Hygrometer, verbessert von 0. Krell in Nürnberg. 

Das August’sche Hygrometer in seiner ursprünglichen Gestalt besteht aus 
zwei aufrecht an einem Statif befestigten gleichen Thermometern, von welchen 
das eine die Temperatur der Luft angiebt, während die Kugel des anderen mit 

Stoff (Mull) umwunden ist und durch das 
Eintauchen desselben in ein untergesetztes 
Wassergefäss stets feucht erhalten wird. 
Von dem feuchten Stoff aus findet eine fort¬ 
währende Verdunstung statt, welche um so 
rascher und reichlicher ist, je trockener die 
Luft; um so mehr Wärme wird dann durch 
die Verdunstung verzehrt, um so tiefer fällt 
also das feuchte Thermometer. Je grösser 
demzufolge der Unterschied der Temperatur¬ 
angaben zwischen dem trockenen und feuch¬ 
ten Thermometer ist, desto geringer ist 
— bei derselben Lufttemperatur — die 
Feuchtigkeit der Luft und umgekehrt. In 
dieser seiner ursprünglichen Form hat das 
August’sche Hygrometer Nachtheile, welche 
seine allgemeine Verwendung verhindert 
''haben. 

Das Gefäss mit Wasser unter dem nassen 
Thermometer darf nicht weit von der Ther¬ 
mometerkugel entfernt und nur von kleiner 
Dimension sein, um den Zutritt der Luft an 
die Thermometerkugel nicht zu hindern. 
Dann aber muss das Wasser oft erneuert 
werden, was die Bedienung bedeutend er. 
schwert. 0. Krell hat deshalb statt des Ge- 
fässes unter dem Thermometer ein kleines 
gläsernes Wasserreservoir zwischen denTher- 
Fig. 108. mometern angebracht, welches aus Fig. 1 

ersichtlich ist. Dieses Reservoir ist oben 
durch einen Kautschukpfropf dicht geschlossen und am Boden in ein engeres 
nach oben umgebogenes Röhrchen ausgezogen. In das nach oben weisende 
Ende dieses Röhrchens ist der die Thermometerkugel umhüllende Stoff docht- 


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artig eingeführt. Auf diese Weise wird es ermöglicht, das verdampfende 
Wasserquantum ohne Nachtheil bedeutend zu vergrössern und dadurch die 
Bedienung des Apparates, da das Nachfüllen erst nach längerer Zeit erforderlich 
wird, zu vereinfachen. 

Was nun die Ablesung der Feuchtigkeitsprocente betrifft, so war es 
möglich, der Tabelle für den Zimmergebrauch eine so kompendiöse Einrichtung 
und Form zu geben, dass dieselbe an dem Instrument selbst, als ein Theil des¬ 
selben angebracht werden kann, wie dies aus der Figur ersichtlich. 

Die Tabelle enthält in der oberen Horizontalreihe die in ganzen Graden 
von 8° ß. bis zu 20° R. fortschreitenden Zimmertemperaturen (trockenes Ther¬ 
mometer). Direkt unter jeder dieser Temperaturen in Vertikalreihen sind die 
Temperaturen des feuchten Thermometers verzeichnet, welche dem auf gleicher 
Horizontale in vorderster Reihe angegebenen Procentgehalt an Feuchtigkeit 
-entsprechen. 

Es ist zwar bei Verwendung dieser Tabelle ein Interpoliren zuweilen noch 
erforderlich, doch macht dies, wie die Erfahrung gelehrt hat, selbst ganz un¬ 
gebildetem Personal keinerlei Schwierigkeiten, und ist es für die vorliegenden 
Zwecke im allgemeinen ohne besonderen Belang, wenn der Feuchtigkeitsgrad 
such um einige Procente falsch bestimmt sein sollte. Die Handlichkeit des 
Apparates und der geringe Preis war in erster Linie bei dessen Zusammen¬ 
stellung maassgebend. 

Diese Hygrometer werden vom Optiker Schmidt in Nürnberg angefertigt. 
Preis 10 M. 

Gesundheits-Ingenieur 1893 No. 1. Grundke (Berlin). 

Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Eiserne Baracken von Humphreys in London. 

Diese Baracken sind transportabel. Auf einem geeigneten Fundament wird 
zuerst das Balken- und Rahmen werk aus Holz entsprechend dem gewünschten 
Grundriss aufgestellt, welches aussen mit einer Lage Filz und darüber mit sog. 
galvanisirtem Eisenblech bekleidet wird, während innen Holzverschalung an¬ 
gebracht wird. Zwischen beiden Verkleidungen ist ein Spielraum von 10 bis 
15 cm. Der Fussboden, der etwa 3 cm stark und durch eiserne Flachschienen 
gespundet ist, wird zweimal mit bestem Opallack gestrichen. Für Ventilation 
ist durch seitliche Fenster gesorgt, deren obere Flügel um horizontale Zapfen 
gedreht werden können, aber so, dass der Luftzug nach oben abgeleitet wird. 
Ausserdem sind zahlreiche Dachfenster angeordnet, welche sowohl an der Vorder. 
Seite, als auch in der Dachfläche mit durchlochten Zinkplatten abgeschlossen sind. 
An den Giebelseiten der Gebäude sind Klappfenster und darüber ausserdem 
direct unter dem Dach besondere Wandfenster. Schliesslich bewirken in der 
inneren Firstlinie eine Reihe von etwa 15 cm weiten runden Oeffnungen eine 
Oirculation der Innenluft in den Zwischenräumen des ebenso wie die Wände 
ausgestatteten Daches und von hier nach aussen. 

Die Grundrisse der Baracken sind verschieden. Die einfacheren besitzen 
an der einen Stirnseite Abort und Bad, während an der anderen Seite Küche 
und Wärterraum untergebracht sind, event. wiederholt sich noch ein Raum für 
Betten, sowie Abort und Bad, so dass Küche und Wärterraum in der Mitte liegt. 
Bei anderen Formen sind die Krankenräume von den Wirthschaftsräumen ge¬ 
sondert ausgeführt und die Verbindung durch besondere Corridore hergestellt. 

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Die Preise stellen sich für Baracken von 4 Betten zu etwa 4500 bis solche von 
24 Betten zu etwa 10000 M. Grundke (Berlin). 

Bei den grossen Brennproben, die aus Anlass der Unfallverhütungs-Aus¬ 
stellung in Berlin von den Feuerversicherungs-Gesellschaften s. Z. ausgeschrieben 
waren und jetzt endlich zur Ausführung gekommen sind, wurden auch die von 
der Actien-Gesellschaft für Monier-Bauten vorm. G. A. Wayss & Co., Berlin, 
erzeugten Hart-Gipsdielen erprobt. 

Es war ein besonderes Häuschen aus Hart-Gipsdielen errichtet worden, 
welches der Prüfung mit unterworfen wurde. Die Hart-Gipsdielen haben dabei 
trotz Feuer und Löschwasser ihre Härte vollständig erhalten. Das Aufbringen 
eines neuen Putzes würde jede Spur des Brandes von den Hart-Gipsdielen ver¬ 
wischen. Die Hitze betrug über 1000°. 

Von Seiten der Monier-Gesellschaft wurden ferner einige Monier-Con- 
structionen, nämlich eine Treppe, ein Monier-Gewölbe und einige ebene 
Monier-Fussböden und Decken der Brandprobe unterworfen. Nach der Ab¬ 
löschung der Glut zeigten sich die Monier-Constructionen vollständig un¬ 
beschädigt. Red. 

Gasofen vom Kgl. Baurath E. Haesecke in Berlin. (D. R.-P. 54263.) 

Die Heizung von Wohnräumen mit Gas ist bisher noch wenig in Gebrauch. 
Die Neuheit der Sache, die Befürchtung, dass die Betriebskosten sehr hohe sind, 

die Eigentümlichkeit mancher Gas- 
^ Öfen, dass sie starken Geruch ent¬ 
wickeln, vielleicht auch die Sorge vor 
Explosionen mögen daran Schuld sein. 
Bei offenem Brennerraum ist ein Aus¬ 
treten der Verbrennungsproducte aus 
dem Ofen in den zu beheizenden Raum 
selbst dann nicht ausgeschlossen, wenn 
ein Abzug der Heizgase in den Schorn¬ 
stein vorgesehen wird. Aber hierin 
liegt die Hauptbedingung für einen 
hygienisch empfehlenswerten Ofen mit 
Gasfeuerung. Wird die strahlende und 
die leitende Wärme nicht vollständig 
durch den Ofen ausgenutzt, so findet 
ein unnötig hoher Gasverbrauch statt. 
Bei einem guten Gasofen muss schliess¬ 
lich dafür gesorgt werden, dass die 
dazu nötigen Eisen teile durch Ver¬ 
brennen und Rosten nicht leiden. 

Die Haesecke’sche Construction ist 
folgende: Der Brennerraum A mit 
dem Brennerrohr a 1 , welches wenn 
nötig verdoppelt werden kann, ist 
vorn durch einen mit Glimmerscheiben 
_ versehenen Rahmen, an den übrigen 
drei Seiten durch feuerfeste, innen 
Fi S* glasirte Chamotteplatten abgeschlossen. 

Das Brennerrohr ist mit vielen feinen Löchern versehen, aus denen nach Art 



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der Bunsenbrenner blaue Flammen brennen. Die strahlende Wärme wird 
durch die dünnen Scheiben in das Zimmer reflectirt. Die Verbrennungs- 
Producte ziehen oben durch das Mundstück B und durch eine Reihe schmaler 
Zellen C in den Sammelkasten D, von wo die Abführung in den Schornstein 
erfolgt. Ein Austreten von Gas- und von Yerbrennungs-Producten in den 
zu beheizenden Raum ist also ausgeschlossen. 

Durch die Zertheilung der Heizgase mittelst einer grösseren Anzahl Zellen 
und durch die ausgedehnten Flächen des Sammlers D ist erreicht, das diesen 
Gasen auf kleinem Raum grosse Heizflächen dargeboten werden zur Auf¬ 
nahme der leitenden Wärme, ohne dass die Gase weitere Wege zu durchlaufen 
haben, worunter die Zugverhältnisse leiden würden. Der Heizkörper ist mit 
einem Eisenmantel umgeben. Die innerhalb desselben erwärmte, vom Zimmer 
oder von ausserhalb zugeführte Luft tritt an der Vorderseite desselben ins 
Zimmer. Es lässt sich also mit diesem Ofen eine Ventilation verbinden. Soll 
der Ofen zugleich für Ventilationszwecke dienen, so wird an der Rückwand 
ein ins Freie führender, durch eine Drosselklappe verschliessbarer Kanal an¬ 
gebracht, durch welchen die Aussenluft in den Ofen eintreten kann. 

Der Ofen hat etwa die Länge und Höhe einer Fensternische und kann 
innerhalb derselben, oder an jeder andern Stelle aufgestellt werden. Er wird 
aber auf Erfordern in anderen Grössen und Formen, namentlich auch in Kamin¬ 
form ausgeführt. 

Er verbindet die Vorzüge des Kachelofens mit denen des eisernen, über¬ 
trifft sie aber beide. Besonders ist die einfache Bedienung hervorzuheben. 
Die Erfahrung hat gelehrt, dass die Heizkraft des Ofens eine grosse, die er¬ 
zielte Wärme eine milde ist. Durch sorgfältige Bearbeitung und Dichtung ist 
Geruchlosigkeit gewährleistet. Dem bei der grossen Dampf- und Wasserbildung 
leicht auftretenden Rosten der inneren Eisenflächen ist durch Verbleien der¬ 
selben vorgebeugt. 

Bei ganz geöffnetem Hahn beträgt der Gasverbrauch für die Stunde bei 
einer Brennerlänge von 80 cm nur 0,6 cbm, der geringste Verbrauch nur 0,2 cbm, 
im Mittel also 0,4 cbm, während sonst im Mittel das Doppelte angenommen 
werden kann. Nach vorgenommenen Versuchen wurde hierbei ein normal ge¬ 
legenes Zimmer von ca. 80 cbm Inhalt während der strengsten Wintermonate 
auf 4- 14 16° R. erwärmt. Die Verbrennung kann durch Einstellen des Gas¬ 

hahns leicht geregelt und damit die Zimmertemperatur bei geringstem Gas¬ 
verbrauch auf der gewünschten Höhe erhalten werden. 

Die Herstellung dieser Oefen geschieht in der Fabrik für Heizungs- und 
Ventilations-Anlagen von O. Titel & Wolde in Berlin, Steinstrasse 26—28. 
Der Ofen ist unter No. 54263 patentirt. Grundke (Berlin). 

Organisirte Krankenpflege. 

Siebenter Jahresbericht des Yereins Yictoriahans für Krankenpflege unter dem 
Protectorate Ihrer Kaiserl. u. Königl. Majestät der Kaiserin Friedrich. 1892. 

Mit Beendigung des Berichtsjahres schliesst der Verein die erste Jahres-Dekade seines 
Bestehens ab. Die Personalziffer des Vereins beläuft sich augenblicklich auf 160 Schwestern; 
dieselben sind in 22 Anstalten und in der Privatpflege tnätig. Von grosser Bedeutung 
für den Verein ist die Erwerbung eines eigenen Hauses an der Ecke der Landsberger Allee 
und der Mathiastrasse gegenüber dem Friedrichshain; zu demselben hat die Stadtgemeinde 
Berlin den Baugrund (ca. 2200qm Flächeninhalt) und 130000 Mark als Zuschuss zu den auf 
250000 Mark veranschlagten Kosten bewilligt, unter der Bedingung, dass bei Kündigung 
des zwischen dem Verein und der Stadt gemeinde geschlossenen Vertrages die Stadtgemeinde 
befugt ist, das Grundstück mit dem aarauf erbauten Hause und der aus dem Baufonds 


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beschafften Einrichtung gegen Erstattung der vom Verein verwandten 120 000 Mark an 
sich zu nehmen. — Der Bau des neuen Hauses ist im verflossenen Jahre soweit gefördert 
worden, dass das alljährlich am Geburtstage der Kaiserin Friedrich gefeierte Stiftungsfest 
des Vereine diesmal (in Gegenwart der Kaiserin Friedrich nebst deren Töchtern, der 
städtischen Behörden etc.) bereits im eigenen Heim begangen werden konnte. 

Ein beredtes Zeugniss für die überall anerkannte Tüchtigkeit der im Victoriabaase 
ausgebildeten Schwestern ist in der stetigen Erweiterung ihres Arbeitsgebietes gegeben. 
Im Berichtsjahre wurde die Aufsicht der Krankenpflege in der Frauen-, medicinischen- 
und dermatologischen Klinik zu Breslau, die Pflege m der neuen Heimstätte für Genesende 
zu Malchow, die Leitung der Volksheilanstalt für Schwindsüchtige in Falkenstein (s. diese 
Zeitschrift 1892 November und December) übernommen. Auf dem Schlachtfelde der Cholera 
zu Hamburg sind 4 Victoriaschwestern, die sich freiwillig zu dem schweren Dienst ge¬ 
meldet hatten, ca. 4 Wochen thätig gewesen. Die rühmenswerthe Opferfreudigkeit dieser 
Heldinnen im Kampfe gegen den mörderischen Feind ist von der Kaiserin Friedrich durch 
Verleihung einer goldenen Nadel mit dem königlichen Namenszug und der Inschrift „Ham¬ 
burg 1892“ auch äusserlich belohnt worden. 

Im Krankenhaus „Friedrichshain“, „am Urban“ etc. ist der Besitzstand der Schwestern 
im allgemeinen unverändert geblieben. 

Im Ganzen hat sich die Zahl derselben während des verflossenen Jahres um 11 ver¬ 
mehrt. Ausgeschieden sind 17, von den neu Aufgenommenen sind verblieben 28. Von 
den 124 definitiv angestellten Schwestern gehören 69 über ihre contractliche Dienstzeit 
(3 Jahre) hinaus, 35 bereits seit 5—10 Jahren dem Victoriahause an. 

Die beiden theoretischen Schülerinnen -Curse sind auch im verflossenen Jahre im 
Krankenhause Friedrichshain von den Directoren der Anstalt, den Professoren Hahn und 
Fürbringer, abgehalten worden. 

Die Zahl der im Jahre 1892 erkrankten Schwestern beläuft sich auf 20; davon 
litten 7 an Typhus. Ein Todesfall ist nicht zu beklagen gewesen. 

Der Pensions- und Unterstützungsfonds des Vereins ist auf 56 713,20 M. angewachsen. 

Red. 

Wie in Frankreich (s. diese Zeitschrift 1893 März) hat sich neuerdings auch in der 
Schweiz eine Gesellschaft zur Bekämpfung der Lungenschwindsucht, welche Krankheit 
alljährlich mehr als 6000 Opfer (Vio Gesammtmortalität) fordert, begründet. Die Ge¬ 
sellschaft macht es sich zur Aufgabe, Specialkrankenhäuser für Phthisiker zu errichten oder 
wenigstens die schon bestehenden Asyle dieser Gattung zu unterstützen. 

I. Jahresbericht über die Thätigkeit des Neuen Kinderkrankenhauses zu Leipzig» 

Dem eigentlichen Jahresbericht schickt Prof. Heubner, der Leiter der Anstalt, eine 
kurze Darstellung ihrer Entstehungsgeschichte und eine eingehende, interessante Be¬ 
schreibung der Einrichtung des Krankenhauses voraus. — H. wusste schon im Jahre 1887 
den Rath der Stadt Leipzig und eine Reihe wohlthätiger Bürger derselben zu der 
Schenkung eines geeigneten Platzes bezw. zur Stiftung grösserer Beiträge zu bewegen, 
so dass, als 1888 der „Verein zur Begründung und Erhaltung eines Kinderkrankenhauses 
in Leipzig“ sich constituirte und mit den Rechten einer juristischen Person betraut 
wurde, bereits von dem Baurath Rossbach mit der Anfertigung der Pläne begonnen 
werden konnte. Am 2. XL 1889 wurde der Grundstein gelegt, am 6. XII. 1891 wurde das 
völlig eingerichtete Haus seinem Zwecke öffentlich übergeben. — Die Anstalt entspricht 
allen modernen hygienischen Anforderungen. Sie ist theils nach dem Pavillon-, theils 
nach dem Barackensystem gebaut, mit strenger auch räumlich durchgeführter Isolation 
der infectiösen und der nicht infectiösen Kranken. Auf dem von vier Strassen umgebenen 
Terrain befindet sich zur einen Hälfte das Haupthaus für nicht infectiöse Kranke, das 
Öekonomiegebäude und das Aufnahmegebäude, welches gleichzeitig Räume für die Beob¬ 
achtungsstation, für die Poliklinik, für Lehrzwecke und für das Verwaltungsbureau ent¬ 
hält, zur anderen Hälfte, von ersterem Gebäude durch einen Bretterzaun und Garten¬ 
anlagen getrennt, das Scharlach-, Diphtherie- und Sectionshaus und der Platz für das noch 
nicht begonnene Masernhaus. Öekonomiegebäude und Aufnahmegebäude haben auf ent¬ 
gegengesetzten Seiten des Terrains directen Zugang von der Strasse her. Ersteres ist so 
eingerichtet, dass Wäsche, Speisen und Geschirr etc. für die Infectionsabt.heilung auf voll¬ 
kommen getrennter Ausgabestelle verabfolgt werden können. Das Aufnahmehaus steht 
durch einen gedeckten Gang mit dem Haupthaus, durch einen besonderen Ausgang mit 
der Infectionsabtheilung in Verbindung. Das Haupthaus, für die innerlich und chirurgisch 
Kranken, ferner für deren Aerzte und Wartepersonal, ist ein dreigeschossiges Gebäude 
mit einem Mittelbau mit Seitencorridor und je einem nach zwei Seiten ausladenden 
Flügelbau ohne Corridor. Das Scharlachhaus, im Barackenstyl aufgeführt, besteht aus 
einem Hauptbau mit zwei Sälen und einem zwischen diesen liegenden Tagesraum und 
aus einem kleineren Anbau mit Einzelzimmern, welche als Isolir- und Extrazimmer, als 
Theeküche, Badezimmer und Closeträume Verwendung finden. Auch das Diphtherienaus 
hat zwei endständige Flügelsäle, zwischen diesen beiden aber einen mehrstöckigen Mittel- 


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bau, in letzterem die hier in grösserer Anzahl nothwendigen Einzelzimmer, welche auch 
als Desinfeeiioßszimmer, Dampfzimmer, als Wohnungen für Aerzte und Wärterinnen dienen. 
Alle drei Stockwerke enthalten einen Mittelcorridor, welcher im 1. und 2. Stockwerke 
durch endständige Fenster hinreichend ventilirt und beleuchtet wird, im Parterregeschoss 
aber vollkommen umbaut ist Dadurch aber, dass hier auf die eine Seite desselben das 
Treppenhaus verlegt ist und auf der anderen Seite (in derselben Weise wie im Berliner 
Elisabeth-Kinderkrankenhause. Ref.) der Tagesraum in eine offene im Winter verschliessbare 
Halle umgewandelt ist, ist auch hier für genügende Ventilation und Beleuchtung gesorgt. 
Das Sectio nah aus, zugleich Kapelle und Desinfectionshaus, schliesst zusammen mit der Ge- 
sammtumfassungsmauer einen abgesonderten Hof ein. — Zur Heizung ist das System der 
Niederdruck-Dampfheizung mit Selbstregulirung nach Bechern & Post verwendet. Aus 
zwei Centralanlagen, eine im Souterrain des Hauptgebäudes, eine in dem des Diphtherie¬ 
hauses gelangt der Dampf theils in Unterfussboaen-Heizräume (nach dem Muster des 
Eppendorfer Krankenhauses), theils in ein System von an den Wänden hinlaufenden 
Doppelröhren, theils in mit filzgefütterten Kästen umgebene Bippenkörper. Im Küchen- 
und Waschhause befindet sich eine eigene Herd- und Ofenheizung. — Die Ventilation wird 
durch die gewöhnlichen Ventilationskanäle in den Wänden, wesentlich aber durch die 
Fenster, welche mit geeigneten Klappen versehen sind, besorgt. — Von der inneren Ein¬ 
richtung verdient hervorgehoben zu werden, dass die Rouleaux so angebracht sind, dass 
beim Herunterlassen derselben die geöffneten Fensterklappen nicht verlegt werden und 
dass auf den Aborten 200—220 Liter fassende Cementtröge angebracht sind, in welchen 
die Wäschestücke, bevor sie in das Waschhaus kommen, in lproc. Lysollösung desinficirt 
werden. 

Das gesammte Krankenhaus bietet, soweit es bis jetzt fertiggestellt ist, Raum für 
130—140 Betten. Die Gesammtkosten für die Errichtung desselben belaufen sich auf rund 
550 000 Mk., die Gesammtherstellungskosten für ein belegfähiges Krankenbett auf 4065 Mk., 
die Kosten eines Verpflegungstages für den Kopf auf 4 Mk. 51 Pf. 

Hinsichtlich der Details, besonders der Krankenbewegung muss auf das Original ver¬ 
wiesen werden. A. Neumann (Berlin). 

Die vom Berliner Samariterrerein im Samariterdienst ausgebildeten königlichen, 
städtischen und Privatbeamten haben während des letzten Jahres in 751 Fällen die erste 
Hilfe bei Unglücksfällen leisten können. Die Feuerwehr hat allein 242 mal Samariter- 
thätigkeit ausgeübt, und zwar auf Brandstätten und auf der Wache bei 46 Mannschaften 
des Corps und bei S7 Civilpersonen, und ausserdem bei 109 Personen, die auf den Strassen 
zu Schaden gekommen waren. 256 mal stellten sich die Beamten der städtischen Markt¬ 
hallen in den Samariterdienst, 67 mal konnten die Beamten des städtischen Beleuchtungs¬ 
wesens erste Hilfe bringen, und in 183 Fällen hat allein der Pförtner des Böhmischen 
Brauhauses den Bewohnern des Ostens Hilfe angedeihen lassen können. Andere Fälle 
mögen sich noch der Kenntniss des Vereins entzogen haben Zur Zeit findet u. a. auch 
ein Samaritercursus in der Haushaltungsschule des Lette-Vereins statt; vom 1. October ab 
wird in derselben dieser Unterricht obligatorisch eingeführt. 

Kriegerheil 1893, No. 3. 

Der Vaterländische Frauenvereln hielt am 21. d. M. in der Singakademie unter dem 
Vorsitz der Kaiserin seine 27. Generalversammlung ab. Nach dem Jahresbericht ist die 
Zahl der Landes-, Provincial- und Bezirksverbände durch Neubildung eines anhaitischen 
und eines oldenburgischen Verbandes auf 18 erhöht, die Zahl der Zweigvereine ist von 755 
auf 794, die der Mitglieder von 106 000 auf 111000 gestiegen. Die Choleraepidemie in 
Hamburg gab dem Verein Gelegenheit zu thätigem Eingreifen. Eine zu Gunsten der 
Altona-Hamburger veranstaltete Collecte brachte 70 000 Mk. Um einer künftigen Cholera¬ 
epidemie zu begegnen, hat der Vorstand des Vereins diejenigen seiner Zweigvereine, welche 
Krankenpflegerinnen-Anstalten besitzen, zur Mittheilung aufgefordert, welche Pflegekräfte 
sie nötigenfalls nach den Cholerabezirken zu entsenden vermögen. 

Der Hauptgegenstand der Vereinsthätigkeit bildet die Vorbereitung der Kriegsthätig- 
keit. Wie eine Umfrage ergeben hat, können 89 Zweigvereine bestehende Krankenhäuser 
mit 3000 Betten zur Verfügung stellen, 79 nehmen die Einrichtung von Vereinslazarethen mit 
eben so viel Betten in Aussicht, 83 übernehmen Leistungen für Reservelazarethe, 76 wollen 
Genesungsstationen, 153 Verbands- und Verpflegungsstationen einrichten. Schwestern können 
die Vereine 632 im Falle eines Krieges zur Verfügung stellen, ausserdem 572 nicht berufs¬ 
mässige oder nicht voll ausgebildete Pflegerinnen oder Helferinnen. Ausbildungsanstalten 
für Pflegerinnen besitzen nur 9 Vereine, 47 Vereine haben Unterrichtscurse abgehalten, 
36 Vereine sonstige Curse oder Vorträge veranstaltet. 

Der Schwerpunkt der Friedensthätigkeit wird zur Zeit auf die Gemeindekranken¬ 
pflege und auf die Führung von Krankenhäusern gelegt und zwar namentlich solcher, 
welche zugleich als Ausbildungsanstalten für Schwestern dienen. Zur Zeit üben 167 Vereine 
mit 626 Berufskrankenpflegerinnen die Krankenpflege aus, ausserdem sind 361 Pflegerinnen 
bei den 144 Kinderbewahranstalten, den Siechenhäusern, Asylen, Mägdeherbergen, Waisen- 


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200 


und Erziehungsanstalten, Handarbeits- und Hauswirthschaftsschulen, Volksküchen nnd 
Suppenanstalten thätig. Unterstützungen gewährte der Hauptverein in Gesammthöhe von 
32 200 Mk., 11 550 Mk. davon für Gemeindekrankenpflege, 7500 Mk. für Kinderbewahr¬ 
anstalten und 4950 Mk. für besondere Nothstände. 1000 Mk. erhielt die Centralverkaufs¬ 
stelle, welche für 41 Zweigvereine die Erzeugnisse der Hausindustrie verkauft. Die Ge- 
sammteinnahme der Zweigvereine betrug im letzten Jahre 1420 880 [Mk., die Ausgabe 
1 223 661 Mk. Haupt- und Zweigvereine verfügen z. Z. über ein Vermögen in baar und in 
Grundstücken und Einrichtungen in Gesammthöhe von 6 067 747 Mk. 


Bücherschau. 

Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen. Ein Leitfaden für Samariter- 
Schulen in sechs Vorträgen. Von Friedrich v. Esmarch. Elfte unveränderte Auflage. 
40. Tausend. Leipzig. F. C. W. Vogel 1893. 

Gewissermaassen zur Feier für den 70. Geburtstag des hochverdienten Meisters hat 
sich sein am weitesten gereistes Geisteskind mit einem neuen — dem 11. — Gewände versehen. 
Binnen Jahresfrist wird es wohl auch dieses wieder ablegen und gegen das zwölfte ent¬ 
täuschen. Möge ihm der neue Marsch durch die von Humanität erfüllte Welt wohl¬ 
gelingen! Möge es auch auf diesem Wege neuen Segen stiften! Red. 

Die Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz. Von Dr. med. Th. Gsell Fels. 
Mit einer Bäder-Karte der Schweiz. Dritte umgearbeitete Auflage. Zürich. Caesar 
Schmidt. 1892. 

Zum Beginn der Sommerreisen wird des rühmlichst bekannten Verfassers Bäder- 
Almanach in neuer, vermehrter und verbesserter Auflage sowohl den Aerzten wie dem 
Publicum sehr willkommen sein. Die kleinsten Details eines schweizer Badeorts in seinen 
hygienischen, klimatischen, geographischen, wirthschaftlichen Verhältnissen Anden in 
diesem Buche ihre Erledigung. Dasselbe sollte in der Bibliothek jedes Arztes bezw. der 
die Schweiz aufsuchenden Patienten vorhanden sein. Red. 


Kleine Mittheilungen. 

Das Präsidium des I. internationalen Samariter-Congresses, welcher die Begründung 
eines „Samariterbundes“ im Auge hat, erlässt einen schwungvollen Aufruf zur Betheiligung an 
dieser vom 8. bis 10. September d. J. in Wien stattfindenden Vereinigung. — Programm 
und Verhandlungsgegenstände können wir — wegen Raummangels — erst im Juni-Heft 
veröffentlichen. 

Welt-Hilfö-Congress (The World’s Congress Auxillary). Als eine Abtheilung dieses 
Congresses wird der „International Congress of Charities and Philantropy“ bei Gelegen¬ 
heit der Welt-Ausstellung in Chicago vom 12.—18. Juni d. J. abgehalten werden. 
Derselbe wird aus 7 Sectionen bestehen, von denen Section 3 „The hospital care of the 
sick, the training of nurses, dispensary work and first aid to the injured“ betrifft. Der 
Präsident dieser Section ist Dr. John Billings in Washington; eine Subsection wird von 
der Präsidentin Miss Isabel A. Hampton, Superintendent Training School for Nurses, 
Johns-Hopkins Hospital, Baltimore geleitet werden. Für die Section ist als Sitzungstag 
Mittwoch, der 14. Juni angeordnet. 

Kriegerheil 1893, No. 3. 

Zur Weltausstellang in Chicago hat sich zu Diensten und zur Information sämrnt- 
licher Aerzte der Welt ein besonderes Bureau von Charles Truax, Greene & Co. in 
Chicago, 75 und 77 Wabash Avenue, gebildet, welches während der Zeit der Columbus- 
Weltausstellung jede Auskunft über Wohnung, Posterleichterungen, Telegramme, Bank¬ 
verkehr etc. bieten wird. 

Notiz. Dem grössten Theil der Auflage des Mai-Hefts liegt ein die näheren Bedingungen 
der internationalen medicinischen und hygienischen Ausstellung zu Rom ent¬ 
haltendes Circular bei, welches wir der grossen Freundlichkeit des Herrn Präsidenten der 
Ausstellung, Professor Pagliani in Rom, verdanken. 


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201 


£9* Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wieSeparatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figuren¬ 
stöcke dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dergl. m.) an die Exped. 
„Fischer’s medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adressiren. Desgleichen sind an 
letztere alle auf Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


—H- Aerztliche Polytechnik. 4+— 

Redakteur: Dr. G. Beck. 


Inhalt : Originillen: Heber die DUgnoie der Urethr»l>Strietnreii. Von Dr. Foveau de Courmelles 
in Paria. 

Beibrate: Chirurgische lnitramente : Urethrometer. — Instramente für Knochennaht — Pincette und 
Nadelhalter. — Trachealcanüle. — Kehlkopfspiegel — Hechano-therapeatische Vorrichtungen : Orthopädischer 
Messapparat -“Erschütterungsapparat — Schreibkrampfapparate. — ElektrotherapeutischeBürste. — Verschiedenes: 
Probirbrille. — Tropfenzähler. — Enpfängsanseigea. — Patentbericht. 


Ueber die Diagnose der Urethral-Stricturen 

von Dr. Foveau de Courmelles in Paris. 

(Originalmittheilung. Uebersetzung d. Red.) 

Während die Diagnose einer absoluten, für Sonden nndnrchgängige Stricturen 
keinerlei Schwierigkeiten bietet, so wird dieselbe zu einer oft änsserst schwierigen 
Aufgabe, wenn es sich nm leichte oder erst beginnende Stricturen handelt. Wenn 
die Einführung eines Katheters von gewöhnlichem Kaliber keinen oder kaum 
fühlbaren Widerstand findet, so ist der Zweifel gestattet. Der Zweifel verbietet 
aber hier jeden chirurgischen Eingriff, womit jedoch der Chirurg seine Ohnmacht 
einer beginnenden wichtigen Laesion gegenüber erklärt. Kein vernünftiger 
Chirurg wird sich in solchen Fällen zur Elektrolyse oder Urethrotomie ent¬ 
schlossen; soll er dem Patienten die Dilatation vorschlagen, so lange er von 
deren NothWendigkeit nicht überzeugt ist? 

Bei solcher Sachlage ist eine exacte Diagnose unerlässlich und glauben 
wir daher, nnsern Collegen einen Dienst zn erweisen, wenn wir dem neuesten, 
auf höchst rationellen Principien beruhenden, von Dr. Hamonic construirten 
Urethrographen eine Beschreibung widmen, die wir dem Kapitel „Von der 
Urethrographie und dem Urethrographen“ aus dessen ausgezeichneten, bei 
Doin erschienenen Werke über „Die Urethral-Stricturen“ entnehmen. 

Das von Dr. H. gesetzte und nach unserm Dafürhalten trefflich gelöste 
Problem bestand in der Transmission der durch eine urethrale Explorativ-Sonde 
gelieferten Vibrationen eines Hebels auf ein Registrirwerk. 

In einer in zwei elastischen Ampullen endigenden, mit Wasser gefüllten 
Röhre C Fig. 110 wird sich ein auf die Ampulle A ausgeübter Druck sofort 
durch Anschwellung der Ampulle B bemerklich machen. 

Setzt man an Stelle der Ampulle B eine mit der elastischen Membran D 
Fig. 111 bezogene, im übrigen festwandige Büchse B, so wird ein auf D auf- 


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202 


gesetzter Hebel den auf die Ampulle A ausgetibten Druck auf ein mit ihm 
verbundenes Registrirwerk Übertragen. Auf welche Weise dieses einfache und 



b 


Fig. 110. 


Fig. 111. 


bei mannigfachen physiologischen und diagnostischen Apparaten verwendete 
Princip für den vorliegenden Zweck praktisch verwerthet wird, soll in Nach¬ 
folgendem gezeigt werden. 

H. construirte 2 Modelle, deren jedes aus einer urethralen Hohlsonde, einer 
Transmissions- und einer Registrir-Yorrichtung bestand. 

Die Urethralsonde Fig. 112 entspricht den Nummern 10 bis 12 der 
Charrifere'schen Scala. 5 cm rückwärts von ihrem leicht olivenförmig gebildeten 



Fig. 112. 


Ende besitzt sie zwei, einander nicht gegenüber liegende Oeffnungen, welche 
mit dem Hohlraum eines kleinen, dünnwandigen Kautschukballons communiciren r 
der auf geeignete Weise mit der Sonde verbunden ist. 

DieTransmissionsvorrichtung Fig. 113 vermittelt die Formveränderungen 
des soeben erwähnten Ballons auf den Registrirapparat. Sie besteht aus der 
Büchse A , der Trommelmembran B und dem Hebel ab. Die Büchse A besitzt 



Fig 113. 


2 kleine Steigrohre, deren eines C durch die Schraube C 1 , deren anderes B 
durch die soeben erwähnte Membran geschlossen sind. Der Mündung D wird 
der mit Verschlusshahn F montirte Schlauch E angefügt. 

Der Registrirapparat Fig. 114 stellt einen um die verticale Axe A 
rotirenden Cylinder dar, mit tiefer Rinne B an seiner Basis, um welche ein 
Faden gewunden ist, dessen freies Ende mit der proximalen Mündung der 
Hohlsonde verbunden wird. Die Einführung der letztem durch die Harnröhre 
bewirkt somit die Drehung des Registrireylinders, um welchen selbstverständlich 
schwarz gefärbtes Registrirpapier gerollt wird. 

Der Gebrauch des Apparats ist nach obigen Ausführungen leicht ver¬ 
ständlich und bedarf nur noch rücksichtlich der Füllung mit der registrirenden 


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203 


Flüssigkeit, welche mit vollkommenem Ausschluss der Loft stattzufinden hat, 
einer nähern Erlänterang. 



b’ 



Fig. 114. 


Man fallt nämlich die Hohlsonde mit Quecksilber nnd zwar mittelst einer 
Pravaz-Spritze, an deren Mttndnng eine Capillarröhre angefhgt wird, welche 
bis znr Spitze der Hohlsonde reicht, nach der in Fig. 115 versinnlichten An¬ 



ordnung. Der übrige Theil des Transmissionsraums wird mit Wasser gefüllt. 
Das Steigrohr C dient hierfür nach Abnahme der Deckschraube C 1 als Einlauf. 
Sobald das Wasser an dem Mundstück F zum Vorschein kommt, so wird der 
Hahn geschlossen, Schlauch E und Büchse A bis zum Niveaux der Oefinung 
des Steigrohres B gefüllt, sodann die Membran aufgebunden und die Deck¬ 
schraube C 1 eingeschraubt, deren Druck das Hervorwölben der Trommelmembran 
bewirkt. Endlich wird noch das Mundstück F in die Urethralsonde luftdicht 
eingefttgt. Wird nun der Hahn F geöffnet, so muss sich der von den Urethral¬ 
wänden auf den Sondenballon ausgeübte Druck bis zur Trommelmembran fort¬ 
pflanzen, deren mittelst des Transmissionshebels graphisch verzeichnete Niveau¬ 
veränderungen die jeweilige Grösse dieses Drucks anzeigen werden. 

In Folge der mit diesem ersten Modell vorgenommenen Versuche fand sich 
H. veranlasst, ein zweites namentlich rücksichtlich des Hebels verbessertes 
Modell zu construiren, das ihm nun vollständig befriedigende Resultate lieferte. 


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204 


Die Hanptbestandtheile sind die nämlichen, wie beim vorigen Modell Der 
Sonde wurde eine durchwegs glatte Oberfläche gegeben. Den einfachen Hebel 
des ersten Modells ersetzt hier eine aus zwei durch einen Seidenfaden ver¬ 
bundene Hebel bestehende Transmissionsvorrichtung (Fig. 116). Der eine dieser 
Hebel ist mit denjenigen des ersten Modells beinahe identisch: wie dort, so hier 
überträgt die kleine Kugel A die Bewegungen der Trommelmembran auf den 



Hebel B, der um die horizontale Aze 0 als Stützpunkt rotirt. Der zweite 
Hebel, der eine zweimal gebrochene Linie darstellt, ist im Punkte O l , um 
welchen er rotirt, in einem Stativ aufgesägt. An dem kurzen Arme O l A 1 ist 
eine kleine Kugel als Gegengewicht angebracht. Der andere Arm O l B l C 
articulirt in C mit dem horizontalen, den Ourvenstift E tragenden Arm Z>. Der 
Seidenfaden MN verbindet den Hebelarm B 1 des zweiten Hebels mit dem freien 
Ende des Hebelarms B. Wird nun die Kugel A durch die Trommelmembran 
gehoben, so sinkt der Punkt M, der durch seine Verbindung mit dem Punkt N 
auch den Punkt C nach vom führt und dem Stift E die zur Kurvenzeichnung 
erforderliche und in äusserst empfindlicher Weise vermittelte Bewegung ertheilt. 
Die relativ beste gegenseitige Stellung der Kugeln A a A\ welche nicht in der 



Fig. 117. 


nämlichen Verticalebene liegen, wird am besten durch einige vorbereitende 
Versuche ermittelt. 

Der Registrirapparat besteht hier aus einem um die horizontale Axe BC 


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205 


rotirenden Cylinder A Fig. 117. Die Platte D dient zum Festhalten des ge¬ 
schwärzten Papiers. Die Rinne E E dient wie oben zur Befestigung^des die 
Sonde mit dem Registrirapparat verbindenden Fadens. In der Httlse MN 
befindet sich eine Feder, welche die Spitzen der Axe BC gegen ihre Lager 
drQckt, bezw. in ihrer Stellung fixirt und somit die Abhängigkeit der Rotation 



Fig. 118. 


des Cylinders von dem Zuge an der Schnur F regulirt. Fig. 9 stellt den Apparat 
in seiner Totalität dar. 

Der Gebrauch des Apparats findet in der Weise statt, dass die Sonde erst 
bis in die Harnblase eingeführt wird, bevor sie mit dem Registrircylinder ver¬ 
bunden wird und die graphische Darstellung der normalen und anormalen Ver¬ 
engerungen der Harnröhre erst beim Herausziehen der Sonde stattfindet. 

Es folgt hier die Erklärung einiger dem Werke H.’s entnommenen „Urethro- 
gramme“: Fig. 118 stellt ein solches der normalen Urethra dar. Man unter¬ 
scheidet an demselben sehr deutlich von vorn nach hinten: 

1) Eine leichte Neigung der Linie, welche die Erweiterung der fossa 
navicularis markirt. Die pathologische sog. Guörin’sche Schleimhaut- 
falte ist hier nicht bemerkbar. 

2) Die in grosser Ausdehnung gerade Linie der Pars pendula ur. 

3) Eine Erhebung der Linie an der Pars bulb. ur. 

4) Hierauf einen starken Bogen mit dem vorigen entgegengesetzter Con- 
vexität die normale Strictur der Sphincter intra urethr. darstellend. 

5) Hierauf eine geringe Depression der Linie nach der andern Seite: 
Pars pub. ur. und endlich eine neue Convexität nach der Verengerungs¬ 
seite, den Sphincter vesic. darstellend. 

Fig. 119 zeigt einen Fall mit stark markirtcr Guärin’scher Falte. 

Fig. 120 eine cylindrische Strictur jenseits der fossa navicul. Zwei Jahre 
vor Aufnahme dieses Befundes war eine Untersuchung mit Bougies erfolglos 
geblieben, ein Beweis für die Wichtigkeit des H.’schen Apparates, der eine 
frühzeitige Diagnose mit wttnschbarster Sicherheit zu stellen ermöglicht. 

Fig. 121 einen complicirten Fall mit mehreren Stricturen. 


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206 


Orif. ur. 


Orif. ur. - 
Fossa navic. 
Gu6rin’sche Falte 


Fossa navicul. 


Pars pend. ur. 


Dilat. bulbi ur. 


Spbincter interur. 


Pars membr. ur. 


Spbincter ves. 



Pars pend. ur. 


Pars bulb. ur. 


Spbincter interur. 


Pars membr. ur. 


Sphincter ves 



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Fig. 120. 

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Fig. 119. 














207 


Orif. ext. 
Fossa navic. 


Trichterförm. Strictur 


Dilat. Bulbi nr. 


Sphincter interur. 

Pars membr. ur. 
Sphincter ves. 



Fig. 121. 


Fig. 122. 


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208 


Der hohe Werth der hier beschriebenen Untersuchnngsmethode, die sich 
wahrscheinlich auch in andern Körperhöhlen yerwerthen lässt, kann nach 
Obigem wohl kanra in Abrede gestellt werden. Mittelst der dnrch sie ermög¬ 
lichten frühzeitigen Diagnose lassen sich spätere Gomplicationen verhindern 
und richtige Indicationen zur Anwendung medicinischer oder chirurgischer 
Agentien, wie der Urethrolyse und Uterolyse anstellen. Bei dieser Gelegenheit 
wollen wir nicht unterlassen, die HH. Fremineau, Tripier, Mallez und Jardin 
als Vorläufer der H.'sehen Untersuchungsmethode zu erwähnen. 

Fälle von urethralen Blutungen, bei welchen die Elektrolyse oft Vorzüg¬ 
liches leistet, werden namentlich aus der H.'schen Methode grossen Vortheil 
ziehen, wenn die Untersuchung mit Bougies resultatlos geblieben ist. Denn in 
solchen noch wenig ausgesprochenen Fällen wird nach meinem Dafürhalten oft 
eine einmalige Anwendung des constanten Stromes mit nachfolgender Dilatation 
genügen, um eine Harnröhre ohne irgend welche Laesion permeabel zu er¬ 
halten, welche ohne die frühzeitige Diagnose sich unfehlbar obliterirt hätte. 
Im Allgemeinen jedoch sind die meisten Patienten, welche zu der (von mir 
meist in circulärer Weise geübten) Elektrolyse ihre Zuflucht nehmen, Träger so 
ausgeprägter Stricturen, dass ein Zweifel nicht mehr gestattet ist. Um so 
stringenter beweist dies, wie viele alte Blennorrhagiker bei frühzeitiger Diagnose 
mit der H.’schen Methode von ihren Stricturen ohne blutige Operation befreit 
werden könnten. Ueberdies ist die Hoffnung wohl berechtigt, dass der H.’sche 
Apparat, in geeigneter Weise modificirt, sich auch zur Feststellung der mannig¬ 
fachen Form- und Kaliberveränderungen der Uterinhöhle verwenden und die 
Aufhellung mancher schwierigen Diagnose sich mittelst desselben ermöglichen 
lässt, ein Desiderat, das die Zukunft zweifellos verwirklichen wird. 


Referate. 

Chirurgische Instrumente» 

Moullin (London) liess von der Firma Mayer & Meitzer ein neues Ure- 
thrometer anfertigen, dessen Construction in nachstehender Figur versinnlicht ist. 
In einem an der Stelle des Fensters geschlitzten Katheter läuft ein Stab, der 
die Winkel eines durch 4 Charniergelenke gebildeten Rhomboids vergrössert 



Fig. 123. 

bezw. verkleinert, wobei die Distanz der beiden aus den Fenstern hervortretenden 
durch kleine Schalen geschützten Ecken auf einer vor dem Griffe des Stabes 
befindlichen Scala, deren Theilstriche beim Vorstossen im Katheter ver- 


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209 


schwinden, abgelesen wird. Das zur genauen Bestimmung der Strictur dienende 
Instrumentarium besteht aus zwei solcher Urethrometer, von welchen das eine, 
wie in vorliegender Figur seitliche Schlitze besitzt, während bei dem andern 
die Schlitze sich in der Sagittalebene befinden, somit das Lumen der Strictur 
von vorn nach hinten gemessen wird. 

Lancet, Febr. 1893. 

D. W. Aitken beschreibt eine snbcutane Naht der Patellarfractur, die durch 
die Leichtigkeit der Ausführung, die Sicherheit, mit der die Fragmente zusammen¬ 
gehalten werden, sowie den Umstand sich auszeichnet, dass sie keinen eventuell 
das Gelenk reizenden Fremdkörper zurücklässt und bei stricter Antisepsis ganz 


Fig. 124. 

subcutan ist. A. benützt dazu den für Luxationen der clavicula empfohlenen 
Bohrer Fig. 1, aber etwas länger und mit völliger Röhre zur Aufnahme des 
Drahtes (starker Silberdraht). In Chloroformnarcose bei völlig erschlaffter 
Mnsculatur biegt ein Assistent das Knie so, dass die patella möglichst vorsteht 



Fig. 125. 


und die Fragmente möglichst aneinandergebracht sind. Die pat. wird dann von 
unten nach oben mit dem mit Draht armirten Instrument der Länge nach durch¬ 
bohrt, letzteres schliesslich oben durch die Haut vorgeführt Fig. 2, sodann wird 
der Draht gefasst und genügend hervorgezogen, das Instrument zurückgezogen 



und von der gleichen untern Oeffnung aus subcutan über der patella vorgeführt, 
bis die Spitze aus der gleichen obera Oeffnung hervorsieht, hier wird dann das 
Ende des Drahts in die (Fig. 3) Röhre des Bohrers eingeführt und mit dem In¬ 
strument herabgezogen, sodass nun beide Drahtenden aus der gleichen unteren 
Oeffnung hervorsehen, die obere Schlinge wird unter die Haut hereingezogen 
und die Enden so fest gezogen, dass die patella fest zusammengehalten ist. 
Nach der Knüpfung wird der Knoten unter die Haut versenkt. 

Brit. med. joum. July 23, 1892. Sehr. 

15 


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Göogle 



210 


C. B. Keetley schildert (Lanzet Dez. 10. 92) seine von Maw and son 
gefertigte im West London hospital zur Knochennaht benutzte Ahle Fig. 127, 
die aus einem soliden Stahlstück besteht und keine Kanten und Kuhlen hat, an 
denen sich Schmutz ansammeln könnte, ist vernickelt, die Klinge der Ahle ist 
37a" lang und in der Stärke zwischen 8 und 9 der französischen Catheterscala 
und ist speciell die Länge sehr wesentlich zur Anwendung der subcutanen 
Knochennaht (wie patella); die früher benutzte perforirte Ahle wurde wegen 
ihrer geringen Festigkeit resp. leichten Zerbrechlichkeit verworfen > ein sehr 


0 


Fig. 127. 

dickes Instrument hat die Gefahr, Fissuren zu erzeugen (was K. in 3 Fällen an 
der patella gesehen hat.) — Der Director Fig. 128 erinnert in seiner Form an 
die Hohlsonde, ist um 1 Nummer weniger stark, als die Ahle und muss von ganz 
gleichmässigem Caliber sein; der gewöhnlich benutzte Draht entspricht No. 3 
der französischen Scala; er wird (zuvor gerade gestreckt) entlang der Furche 
des Directors eingeführt. Beim Nähen subcutaner Knochen (patella) wird der 
Draht, nachdem er durch die Fragmente durchgeführt ist und an der zweiten 
Hautöffhung hervokommt, durch diese sofort wieder entlang des nun zwischen 




Fig. 128. 


Knochen und Haut eingeführten Directors geführt, bis er zur ersten Hautöffnung 
hervorkommt. Wenn die Ahle durch ein Fragment eingeführt ist, muss sie vor¬ 
sichtig als Sonde benutzt werden resp. mit Zuhilfenahme digitaler Untersuchung 
von aussen das Verhalten etc. des andern Fragmentes ermittelt werden, damit 
Irrthümer in der Weise, dass z. B. die Vorderfläche des einen Fragments mit 
der Bruchfläche des andern vernäht werden, vermieden werden. 

Die Erfolge, die durch derartige Operationen erzielt werden können (Mayo 
Robson etc.), zeigen, dass die Einstülpung des Periosts zwischen die Fragmente 
nicht von der Bedeutung ist, als man früher glaubte. Die gemachten kleinen 
Hautwunden genügen zum Austritt eventuellen flüssigen Secrets, aber nicht zur 
Entleerung von coagulis. Sehr. 

Eine neue zerlegbare Pincette der Firma W. F. Ford (New-York) Fig. 129 



Fig. 129. 


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21i 



HAJARD % HA2ARD & CO N.Y 



Fig. 130. 


und ein neuer NaMhmltoer von Dixi Crosby (New-York) Fig. 130 von der Firma 
Hazard, Hazard & Co. angefertigt, sind ohne Weiteres aus den Abbildungen 
verständlich. 

Eine einfache, leicht zu improvisirende billige Trachealcaiittle stellt E. B. 
Hastings aus einem Gummidrain in der Weise her, dass er ein ovales Loch 
aus ‘einer Seite aussdhneidet, zwei Längsschnitte dann am oberen Ende anlegt, 
ein>en auf der dem ovalen Loch entsprechenden, 
einen auf der entgegengesetzen, die bis 1 / A “ an 
ersteres heran reichen, so dass gewissermaassen 
2 Lappen sich umlegen lassen, in welche Löcher 
zur Fixation der Bändchen gemacht werden. 

I>er untere in -die Trachea zu bringende 
TheiL soll etwas länger sein, als der verticale 
TheiL einer gewöhnlichen Trachealcanüle. Bei 
der Einführung soll das ovale Loch nach oben 
gerichtet sein, so dass es für die laryngeale 
Atihmung dient, sobald solche möglich. Die 
V<ortheile dieser Canüle, die H. applicirt wissen 
will, sobald durch das mehrtägige Tragen einer 
festen Canäle die Bahn für dieselbe völlig frei 
ist, sind erstens, das sie keine Druckulceration 
etc. machen kann und auch nicht so stark 
reizt und so geringe Secretion bewirkt, als die 
festen, zweitens, dass das Material überall leicht 
zu haben ist. Ref. warnt nur vor brüchigem 
Material, wie dies häufig nach längerem Lagern 
in Carbol leicht entsteht, da dann die Gefahr, 
dass die Löcher ausreissen und der Schlauch in die Trachea hinabrutscht, eine 
nicht zu unterschätzende ist. — 

Brit. med. Journ. 30. April 92. Sehr. 

Ein sterilisirbarer Kehlkopfspiegel wird von Dr. Gustav Killian in Frei¬ 
burg i. B. angegeben. (D. R.-P. 66407.) Der Erfinder erreicht seinen Zweck 

15* 



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212 


dadurch, dass er auf den galvanisch verkupferten Silberbelag des Spiegels mit 
Cementleim eine Glasplatte aufkleben lässt. Nach Erhärtung des Leims bildet 
diese mit dem Spiegelglas ein festes Ganzes. Dasselbe wird nun am Rande 
keilförmig zugeschliffen und nach Art der Brillengläser gefasst. Die Fassung 
trägt einen geschlitzten Gewindeansatz, der in die am Stiele des Instrumentes 
befindliche Hülse eingeschraubt wird. 



i 

Fig. 132. 


Dieser Spiegel lässt sich sterilisiren, weil die beiden verklebten Gläser 
starken antiseptischen Lösungen dauernden Widerstand leisten und nach beiden 
Seiten frei in ein rasch zerlegbares Gestell gefasst sind. Auch die Erwärmung 
verträgt der Leim, ohne sich zu verändern. 

Der Vorzug dieses Kehlkopfspiegels vor den bisherigen namentlich in 
letzterer Beziehung ist augenscheinlich. Schon das häufige Abwaschen der 
letztern zur Reinigung nach dem Gebrauch macht die Spiegel sehr bald un¬ 
brauchbar, weil stets Flüssigkeit hinter das Glas dringt und den Belag auf¬ 
löst. Beim Erwärmen werden sie ausserdem leicht überhitzt, wobei der Belag 
verbrennt. Denn bekanntlich erwärmt man die Spiegelfläche über der Flamme 
und prüft, um diese Fläche nicht zu beschmutzen, die Kapsel auf dem Hand¬ 
rücken auf ihre Temperatur, zumal die Kapsel es ist, welche mit der Rachen¬ 
schleimhaut in directe Berührung kommt. Da nun das Glas von der Kapsel 
durch feuchtes Papier getrennt ist, so kann es recht heiss werden, ehe die 
Kapsel den passenden Wärmegrad erreicht hat. 


Mecl 


Eine von Beely (Berlin) seit längerer Zeit angewandte einfache Methode, 
die laterale Deviation und die anteroposteriore Krümmung der Dornfortsatzlinie 
zu messen, beschreibt E. Kirchhoff (Berlin) im II. Band der „Zeitschrift für 

orthopädische Chirurgie“. Der ganze Apparat be¬ 
steht aus einem an einem Halsband befestigten 
und mit einem verschiebbaren und an jeder be¬ 
liebigen Stelle feststellbaren Loth versehenen 
Centimetermaass, aus einem kleinen Winkeleisen 
(Fig. 133), einem kurzen Maassstab undeinemGummi- 
stempel zur Anfertigung eines Liniensystems zum 
Einzeichnen der Kurven (Fig. 134; die durch die 
Mittellinie gebildeten Abschnitte der Querlinien, 
sowie die einzelnen Abschnitte der Mittellinie be¬ 
tragen je 1 Centimeter). Das Halsband wird am Halse des Patienten (Fig. 135 



Fig. 133. 


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213 


und 4) mittelst einer Schnalle in der Weise befestigt, dass die kleine Messing¬ 


platte, welche zum Einklemmen des Maassbandes dient, in der 
Höhe des 7. Halswirbels liegt. Die Dicke des Halsbandes be¬ 
trägt an dieser Stelle genau 1 cm, und das Centimetermaass ist 
so befestigt, dass es, vermittelst des kleinen Winkeleisens senk¬ 
recht zur Messingplatte gehalten (Fig. 137), durch seine Zahlen 
2, 3 etc. jedesmal die entsprechende Entfernung vom 7. Hals¬ 
wirbel in Centimetern angiebt. 

Bevor wir mit dem Messen selbst beginnen, lassen wir das 
Kind eine kleine Weile stehen, bis wir sehen, dass es in Folge 
von Ermüdung die Schultern fallen lässt und der Wirbelsäule 
die Haltung giebt, welche sie gewöhnlich hat, und die sich, 
wenn wir schnell messen, nicht mehr wesentlich verändert. 

Sehen wir uns jetzt das von der Höhe des 7. Halswirbels 



herabfallende Centimetermaass an, so werden wir in der Mehr¬ 
zahl der Fälle finden, dass es in der oberen Regio dorsalis dem 


Fig. 134. 


Rücken anliegt, dann aber frei hängt (Fig. 135). Ist das der Fall, so verschieben 


wir das Lothgewicht in der Weise, dass seine Spitze in der Höhe des Anfangs 
der Crena clunium steht. Meistens wird es dabei mehr oder weniger nach der 


einen Seite ab weichen. Beide Werthe, also die Entfernung des Anfangs der 
Crena clunium vom 7. Halswirbel und ihre laterale Abweichung von der Loth- 



Fig. 135. Fig. 136. Fig. 137. 


linie, notiren wir uns. Zum besseren Verständniss nehmen wir gleich einen be¬ 
stimmten Fall an; die Lothspitze zeigt auf 48,5 und weicht um 2 cm (mit dem 
kleinen Messstab gemessen) nach rechts von der Crena clunium ab, wir mar- 
kiren demnach den Punkt a (s. Fig. 138) und schreiben der besseren Controlle 
halber 48,5/2,0 daneben. Nun sehen wir, wie weit von oben ab Loth- und 
Dornfortsatzlinie sich decken; den ersten Punkt, wo die Dornfortsatzlinie nach 
rechts abweicht, hier 13 cm von oben entfernt, notiren wir mit 13 (Punkt b). 
Der zweite Interferenzpunkt, wo beide Linien sich wieder schneiden, liegt in 


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214 


unserem Fall 30 cm von oben entfernt und wird dementsprechend vermerkt 
(Punkt c). Nun haben wir nur noch die grösste Entfernung der Domfortsatz¬ 
linie von der Lothlinie in dem Abschnitt bc zu messen, wofür wir hier im 
Punkte d, 20 cm von oben entfernt, 2 cm finden, und können dann die 
Curve xbdca ziehen, welche ungefähr dem Verlauf der Dornfortsatzlinie ent¬ 
spricht. 

Stösst das Lothgewicht, bevor es bis zur Crena clunium hinuntergeschoben 
ist, an den Körper, wir nehmen an in der Höhe der letzten Lumbalwirbel, so 
schieben wir es nur so weit hinab, dass seine Spitze den Körper eben leicht 
berührt und legen das Ende des Centimetermaasses so dem Körper an, dass 
es genau in der Richtung des oberen Abschnittes, also in der sagittalen Loth¬ 
ebene liegt, worauf die einzelnen Punkte wie vorhin bestimmt werden. Würden 
wir das Lothgewicht, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob das Centimeter- 
maass dem unteren Körperabschnitt anliegt, wie vorhin der Höhe der Crena 
clunium entsprechend verschieben und dann die Werthe bestimmen, so könnten 
wir nie sicher sein, ob das oben in der Regio dorsalis und unten in der Regio 
lumbalis dem Körper anliegende Centimetermaass wirklich der Lothlinie ent¬ 
spricht, und erhielten dadurch eventuell ungenaue Messungen. 

In ganz analoger Weise wie die laterale, wird die anteroposteriore Krüm¬ 
mung gemessen. Wir nehmen auch hier wieder ein bestimmtes Beispiel. Das 
herabhängende Loth steht bei 48 dem Anfang der Crena clunium gegenüber 
und zwar in sagittaler Richtung 3 cm von ihr entfernt, was wir mit dem Punkt a 
(48/3) in Fig. 139 notiren. Das Centimetermaass liegt von oben bis zum Theil- 
strich 15 dem Rücken an und hängt erst von hier ab frei herab; wir vermerken 
demnach den Punkt b mit 15. Um das Loth in seiner ganzen Länge frei herab¬ 
hängen zu lassen, müssen wir den Aufhängungspunkt von der Messingplatte 
fort, nach uns zu, verlegen, was in der vorhin geschilderten Weise vermittelst 
des kleinen Winkeleisens geschient; 4 cm genügen in unserem Fall, um das 
Loth so weit vom Körper zu entfernen, dass es den Rücken in b nur noch eben 
tangirt. Der Punkt c wird also mit 4 notirt. Jetzt bestimmen wir noch den 
am weitesten von der Lothlinie entfernten Punkt der Dornfortsatzlinie, den wir 
in d (34/7) finden, und zeichnen dann wieder die durch die Punkte cb da be¬ 
stimmte Curve, welche nun dieses Mal der anteroposterioren Krümmung der 
Wirbelsäule entspricht. 

Wie bei der Bestimmung der lateralen Deviation müssen wir auch bei der 
Bestimmung der anteroposterioren Krümmung die Möglichkeit vorsehen, dass 
das Loth den Körper berührt, bevor es bis zur Höhe der Crena clunium ver¬ 
schoben ist. Wir nehmen an, dieses geschehe im Punkte e (53) der Fig. 140. Die 
Punkte c, b und d können wir ebenso wie vorhin bestimmen, nur beim Punkt a 
(Anfang der Crena clunium) gestaltet sich die Messung anders, weil dieses Mal 
das von b aus frei herabhängende Loth vor den Anfang der Crena clunium 
fällt; wir müssen das Winkeleisen zu Hülfe nehmen und den Aufhängungspunkt 
des Lothes so weit vom Körper weg verlegen, dass die Lothspitze in der Höhe 
des Anfangs der Crena clunium eben den Körper berührt (s. Fig. 137). Der neue 
Aufhängungspunkt ist D, und nun können wir die Lage des Punktes a leicht 
aus dem Werthe aD (= der durch die Lothspitze bezeichneten Zahl weniger 
De = 57) und DA (=DO— AC= 2) bestimmen. Der Punkt a wird also mit 57/2 
bezeichnet. Für die Praxis dürfte es indessen vollkommen genügen, wenn 
man die Linie de so weit über e hinaus verlängert, bis sie eine durch y (die 


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215 


Entfernung Ay ist leicht vom Centimetermaass abzulesen) zu den Querlinien 
parallel gezogene Linie trifft. 

Die Werthe, welche wir bei diesen Messungen erhalten, sind für alle Be¬ 
dürfnisse vollkommen ausreichend, wenn auch bei jeder Messung ein kleiner 



Fig. 138. Fig. 139. Fig. 140. 


Fehler gemacht wurde. Worin derselbe besteht, und wie er eventuell, zu ver¬ 
meiden ist, kann hier nicht des weiteren auseinandergesetzt werden. Es sei 
deshalb auf das Original verwiesen. E. K. 


Die nachstehende leider gerade bezüglich der Hauptbestandtheile sehr 
mangelhafte Abbildung stellt einen von Nycander angegebenen Erschüttenmgs- 


apparat dar, der in neurasthenischen Zu¬ 
ständen wie auch bei Störungen des Blutum¬ 
laufs in verschiedenen Körpertheilen eine 
äusserst günstige therapeutische Wirkung aus¬ 
üben soll. 

In dem Gestell wird mittelst der Kurbel 
.ein achtseitiges Prisma um seine Achse ge¬ 
dreht. Die an einem horizontalen Brett vor¬ 
beistreichenden Kanten des Prismas bringen 
jenes zu Erschütterungen, welche mittelst 
geeigneter Vorrichtungen auf verschiedene 
Körperstellen des Patienten übertragen werden. 
Eine solche für den Nacken besitzt die Form 
eines Halbmondes, andere für die Beine sind 
rinnenförmig; zu Erschütterungen der Arme 
dient ein horizontaler Stab, der mit den 
Händen erfasst wird; für den Rücken und 
die Magengegend ein grosses cylindrisches 
Polster u. s. w. Das Anlehnen der Wirbel¬ 
säule gegen ein solches soll sofort eine 
höchst angenehme Wärmeempfindung [des 
ganzen Körpers hervorbringen. 

Kinösitherapie. Oct. 1892. 



Fig. 141. 


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216 


Die nachfolgenden Abbildungen geben eine Uebersicht der in Frankreich 
üblichen Apparate gegen Schreibkrampf. 

Fig. 142 und 143, erstere von Duchenne in Boulogne, letztere von Velpeau 
angegeben, gehen von der Absicht aus, der Paralysie der Fingerextensoren, 
bezw. der Contractur der Flexoren entgegenzuwirken. Das erstere besteht aus 
einem kuppelförmigen Block, mit welchem die Schreibfeder automatisch articu- 
lirend verbunden ist. In die Hohlhand gelegt verhindert der Apparat eine 
stärkere Flexion aller drei Schreibefinger. Der Apparat von Velpeau besteht 
aus einem in die Hohlhand gelegten eiförmigen Körper, der ein zur Aufnahme 



des Zeige- und Mittelfingers bestimmtes articulierendes Gestell trägt, dessen 
Schaft sich nach Belieben verkürzen oder verlängern lässt. Auf Contracturen 
der Daumenflexoren nimm t dieser Apparat keine Rücksicht. 

In Fällen von Paralyse derjenigen Muskeln, welche die Gegenüberstellung 
des Daumens besorgen, beobachtet man nach Duchenne häufig eine partielle 
Paralyse der Mm. poll. abduc. brev., oppon. und der äusseren Portion des flex. 
brev. Um in diesem Falle einen Gegenstand zwischen Daumen und Zeigefinger 
festzuhalten, ist der Patient genöthigt, bei gestreckter erster Phalanx die zwei 
vordem Phalangen zu beugen. Es tritt hierbei nicht nur grosse Ermüdung ein, 



sondern auch Unmöglichkeit der Erzielung verschiedener Bewegungszwecke der 
Finger. Beim Schreiben nähert sich dabei instinctiv die erste Daumenphalanx 
dem Federhalter. Diesem Uebel stände soll der in Fig. 144 dargestellte Apparat 
von Duchenne abhelfen. Man ersieht hieraus leicht, in welcher Weise die 
Beugung der Zeigefinger-Phalangen und die Annäherung des Daumens an den 
Federhalter verhindert wird. 


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217 


Die in Fig. 144 bis 146 dargestellten Modelle dienen in denjenigen Fällen, wo 
es sich um Contracturen mehrerer Finger handelt, nämlich Fig. 145 bei Contrac- 
tur der Flexoren des Zeigefingers und Daumens, bezw. der Abductoren des 



Fig. 145. Fig. 146. 

letzteren, Fig. 144 und 146, welche je mit drei Ringen versehen sind, bei gleich¬ 
zeitiger Contractur des Mittelfingers, Zeigefingers und Daumens. Revue de Poly- 
techn. med. 1892. 

Das Nussbaum’sche Bracelet, das bekanntlich auf einem ganz entgegenge¬ 
setzten Princip beruht, indem dasselbe auf der Uebung und Kräftigung der 
paretischen Extensoren und Abductoren beruht, scheint in Frankreich unbe¬ 
kannt zu sein. 

Die oben dargestellten Federhalter sind bei Rainal fröres in Paris er¬ 
hältlich. 


Elektrotherapeutische Bürste. Von Heinrich Th. Biermanns in Aachen. 
(D. R.-P. 65437.) 

Die Vorrichtung gestattet die Wahl eines beliebig starken, für jeden ein¬ 
zelnen Fall genau erforderlichen galvanischen Stromes, sowie eine verschieden¬ 
artig verwendbare Bürste. 

Zur Bestimmung der Stromstärke dient ein in die Bürste eingesetztes 
Galvanometer D Fig. 147, mit einem Knopf d und einer Feder d 1 zur Arretirung 
des Magneten d 2 . Die Bürste F Fig. 147 ist durch die Holzschicht / Fig. 148 in zwei 
isolirte, aus Metalldraht bestehende Abtheilungen G G getheilt, und es steht 
jede dieser Abtheilungen mit je einer Klemmschraube Hin Verbindung. Ausser¬ 
dem ist an einer Klemmschraube ein beweglicher Haken K , Fig. 149 als Strom¬ 
wender angebracht, mit dessen Hülfe im Bedarfsfälle eine leitende Verbindung 
zwischen beiden Klemmschrauben hergestellt werden kann. 

Abgesehen davon, dass man je nach Einschaltung von mehr oder minder 
vielen Kettengliedern, die aus kleinen galvanischen Elementen gebildet sind, 
in den Strom eine genau gewünschte Stromstärke erzielen kann, ist es auch 
möglich, diese Bürste in vielfacher Weise anzuwenden, man kann der zu be¬ 
handelnden Person die Kette B in die Hand geben und die Bürste auf dem 
Körper bewegen, oder man kann mittelst eines Schwammes eine Körperstelle 
berühren und die Bürste über dem Körper bewegen, oder man kann die beiden 
Klemmen H durch den Haken oder Stromwender K verbinden und dieselben 


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218 



Fig. 148. 


nur mit einem Draht in Leitung bringen. Die Kette wird sodann in die Hand 
genommen und die Bürste über dem Körper bewegt. 

Diverse Vorrichtungen. 

Die Firma R. Blänsdorf Nachf. in Frankfurt a. M. bringt eine neue 
Probirbrille aus Aluminium nach Angaben des Herrn Dr. von Hoffmann 
(Baden-Baden) in Handel, deren Vorzüge nebst grosser Leichtigkeit und be¬ 
quemem Wechsel der Probirgläser darin bestehen, dass man nebst zwei in die 



Fig. 150. 


Halter eingehobenen Gläsern noch mit einem Prisma eine Verbesserung der 
Seeschärfe versuchen kann, also drei Gläser gleichzeitig benutzt werden 
können, und ferner, dass man der Pupillendistanz in Millimetern sowie die 
Stellung des Cylinderglases direkt ablesen, sowie die Pupillardistanz vor dem 
Auge des Patienten vergrössern oder verkleinern kann, um zu sehen wie z. B. 


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219 


excentrisch eingesetzte Brillengläser wirken (bei stärkeren Convexgläsern pris¬ 
matische Wirkung erzeugend). Auch wird im Prospect grosse Billigkeit der 
Brille gerühmt (ohne Preisangabe). 

Vorrichtung, durch welche Tropfenzähler der durch das Patent No. 36587 
geschützten Art aseptisch gemacht werden, von Hermann Lamprecht in 
Marienhütte bei Gnarrenburg. (D. R.-P. 65683.) Vorliegende Erfindung bezieht 
sich auf Tropfgläser, deren Stöpsel dicht eingepasst und so eingerichtet ist, dass 
er mit Hülfe der in dem Flaschenhals 







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ggsii& 


befindlichen Kanäle oder Rinnen bei einer — 

Vierteldrehung der Luft den Eintritt in 
die Flasche und der in der Flasche befind¬ 
lichen Flüssigkeit den Ausfluss, und zwar 
tropfweise gestattet. 

Der Zweck derselben besteht darin, 
in das Innere der Flasche nur reine und 
von allen schädlichen Keimen gereinigte 
Luft ein dringen zu lassen. Dies ist be¬ 
sonders für Flaschen von grosser Be¬ 
deutung, welche Injectionsflüssigkeit, wie 
Koch'sehe Lymphe u. dergl., enthalten 
und aus welchen etwas Inhalt entnommen 
werden soll, während die Flasche in der 
von den schädlichen Keimen geschwän¬ 
gerten Luft sich befindet. 

Der Stöpselgriff der Flasche ist zu 
diesem Zweck zu einer Glaskugel um¬ 
gebildet, welche mit Watte oder anderen 
Stoffen ausgefüllt ist, so dass alle Luft, 
welche in die Flasche durch e ein¬ 
strömt, durch diese Stoffe hindurch¬ 
schreiten muss. 

Einerseits wird nun die Communi- ^ 

cation des Stöpselarms mit dem Flaschen¬ 
arm durch die im Stöpsel angebrachte Oeffnung d und die hiermit communicirende 
im Flaschenhals angebrachte Rinne c hergestellt, andrerseits der Flüssigkeits- 
ausgtiss durch die einen gemeinsamen Kanal bildenden, bezw. im Stöpsel und 
Flaschenhals angeordneten Rinnen a und b vermittelt. Da die Luftzuführungs- 
und Flüssigkeitsabführungsrinnen einander gerade gegenüber liegen, so werden 
sie bei Drehung des Stöpsels gleichzeitig eröffnet und geschlossen, womit der 
Zweck der Tropfflasche erreicht wird. 





Empfangs anzeigen. 

Xovltäten-Nachtrag (von über 1000 Abbildungen) mit Preisliste für 1893 zu dem mit 
ungefähr 4000 Abbildungen versehenen 1887 herausgegebenen Verzeichniss von chirur¬ 
gischen Instrumenten etc. von Hermann Haertel (Inhaber H. und G. Haertel) in Breslau, 
Weidenstrasse 33, ein namentlich in den Specialgebieten der Laryngo-Rhinoiatrie und 
Gynäkoiatrie sehr instructiver Katalog. 

Die Firmen Tiemann & Co. und die namentlich die ophthalmologische Specialität 
betreibende Firma E. B. Meyrowitz in New-York haben die höchst zweckmässige 
Neuerung eingeführt, regelmässig monatlich einmal höchst elegant ausgestattete Novitäten»- 
Bulletins mit eventueller Aufnahme der zur Erklärung der Abbildungen erforderlichen 
Originalartikel der betreffenden Autoren herauszugeben, und beehren uns mit regelmässiger 
Zusendung dieser Bulletins, die wir gelegentlich zu unsern amerikanischen Referaten be¬ 
nützen werden. 


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220 


Patentbericht. 

Amerika. 

Nov. 22. 

486519. Inhaler. W. C. Wilson. Kansas City, Mo. 

486753. Bruchband. Eli E. Boomhover. Mnrisville, Yt. 

Nov. 29. 

486902. Galvanische Batterie. J. W. Schultz. Wikita, Kans. 

486915. Inhaler. H. Eliis. Hamsgate, England. 

487136. Chirurgische Pumpe. Ch. H. Truax. Chicago. 

Dec. 6. 

487243. Apparat zum Einbalsamiren. Herbert J. Breeze. Olean, N. Y. 

487247. Desinficirender Zerstäuber. Alf. H. Carpenter. Springfield, Vt. 

487588. Desinfectionsapparat. E. & S. Taussig. New-York. . 

487625. Untersuchungstisch. J. W. Kal es. Franklinvilie, N. Y. 

487649. Zahnärztlicher Vulkanisirapparat. Clinton A. Power. Cleveland, Ohio. 

487654. Elektrotherapeutisches Verfahren und Apparat. Joshua W. Cardeil. Cadillac, 
Mich. 

487673. Cofferdamm-Klammer. J. W. Houghawout. Omaha, Nebr. 

487697. Künstlicher Fuss. Homer F. Ehle. Helena, Mont. 

Dec. 13. 

487726. Zahn-Regulator. Jon. A. Ellard. Birmingham, Ala. 

487839. Galvanische Trockenbatterie. H. T. Johnson. New-York. 

487843. Zahnbohrer. H. R. Kl ine. Ashtabula, Ohio. 

487973. Zahn-Separator. Benj. Simons. Charleston, S. C. 

487979. Desinfections-Apparat. J. W. Bowerbank. Jersey-City, N. Y. 

488011. Badwannensitz. G. A. Keene. Lynn, Mass. 

488089. Urethral-Spritze. E. P. Roche. Bath. Me. 

Dec. 20. 

488338. Einbalsamirungs-Verfahren. Taylor Martin. Fairmont, W. Va. 

488427. Inhaler. H. D. Cushman. Three Rivers, Mich. 

488454. Thermocauter. Fernand Omer Roy. New-York. 

Dec. 27. 

488631. Fracturen-Apparat. G. W. King. Helena, Mont. 

488634. Zahnfüllung. W. D. Porter. Providence, Rh. I. 

488649. Operationstisch. Byron H. Daggett. Buffalo, N. Y. 

488657. Fingernagelreiniger. Ch. W. Laubin. Meridan, Miss. 

488725. Sterilisationsapparat für Verbandstücke. John M. van Heusen. Albany N. Y. 

1893. 

Jan. 3. 

488019. Speisebrett für Kranke. Queenie T. Lauderdole. Dyersburg, Penn. 

489029. Apparat zur Anwendung erwärmter medicamentöser Luft W. S. McLe&n. 
Saginaw, Mich. 

489030. Wassercloset. E. & Le Grand Norton. Chicago. 

489050. Pessar. J. J. Vernier. Toledo, Ohio. 

489075. Elektrischer Wärmecontrollirapparat. Ch. Erkens. Lackwood, N. Y. 

489117. Zahnärztliche Maschine. Fr. Berry. Milwaukee, Wis. 

489132. Operationsschtirze. J. Morrison. Salida, Ohio. 

489161. Elektrometer. H. Illig. Bockenheim, Deutschland. 

489235. Zahnärztliches Kautschuk-Gebläse. Alvan Richmond. New-York. 

489258. Künstliches Bein. G. E. Marks. New-York. 

489416. Zahnärztliche Maschine. Frank Hesse. Boston. 

Jan. 10. 

489517. Hydrostatisches Bett. Jos. Th. Woods. Toledo, Ohio. 

489522. Galvanische Batterie. W. C. C ah all. Philadelphia. 

489544. Spritzenschlauchhalter. Ja. C. Parker. Woods ton, Kans. 

489559. Galvanische Batterie mit rotirenden Zinkelektroden. G. L. F o o t e. Brooklyn, N. Y. 
489668. Elektrisches Trockenelement. CI. H. Bryan. Chicago. 

489675. Zahnärztlicher Operationsstuhl. Aaron P. Gould. Canton, Ohio. 

Jan. 17. 

489938. Elektrische Batterie. John H. Davis. Detroit, Mich. 

490008. Inhaler. Roland E. Woodward. Chicago. 

490207. Ligaturen-Behälter. John E. Lee. Conshohocken, Pa. 

Verantwörtlich: Fischers’s medicln. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Charitdatr. 6. 

Druck von ti. Bernstein in Berlin. 


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M 6 


Juni 


1893 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Inhalt: Originalton: Die Ziele des Samariterbandes. Von Dr. Julias Schwalbe. 

Referate: Spezielle Krankenpflege nnd Krankenbehandlong : Bluthusten und seine Behandlung. — 
Myrrholin-Pommade. — Elektrolytische Behandlung der Aortenaneurysmen. — Cascarin. — Liq. Calcis 
jodinatae. — Sterilisirte Schwämme. — Suspensorium. — Badethermometer. — Pastillenherstellungsvermhren. — 
Diätetik: Diät bei Magenerweiterung. — Herstellung eiweissreichen Brotes. — Englische Saucen. - Conden- 
sirte Milch. — Giftige Nahrungsmittel. — Klimatologie nnd Balneologie: Mineralwässer bei Schwindsuchtsbe¬ 
handlung. — Hygiene in Dahomey. — Krankeneomxort : Zerstäubungsapparat. — Steckbecken. — Hygiene des 
Hasses and der Familie: Wasserkoch-Apparat — Milchprüfer. - Schutzaauer der Erstimpfung. — Keimgehalt 
der Mineralwässer. — Hygiene des Krankenhauses nnd Krankenzimmers: Selbstthätiger Deckelverschluss für 
Abtritte. — Pixol. — Organisirte Krankenpflege: Zur Krankenpflege in Berlin. — Convent der grauen 
Schwestern in Berlin. — Isolir-Spitäler in England. — Klimatische Heilanstalt für Tuberculose in Oesterreich. — 
Pensionsfonds für englische Krankenpflegerinnen. — Öffentliche Wohlthätigkeitsnnstalten in Frankreich. - 
Schwindsuchtshospitäler in Frankreich. — Auszeichnung von Krankenpflegerinnen in Frankreich. - Epileptiker- 
colonie in New York. — Bfiehersehaa: Haase. Die Lüftungsanlagen. — v. Esmarch, Die Aufgaben der Ver¬ 
eine vom Rothen Kreuz im Kriege und im Frieden und ihr Verhältniss zum deutschen Samariter verein. — 
Richter, Grundriss der Schulgesundheitspflege. — Lövinson, Bemerkungen über habituelle Skoliose. — 
Dnhrn, Ueber die Zulassung weiblicher Aerzte speciell zur Ausübung der Geburtshülfe. — Yaria: Flecktyphus 
in Paris. — Kleine Hitthfllnigen : Internationale Hygiene-Ausstellung in Havre. — I. internationaler Sama- 
riter-Congress in Wien. — XI. internationaler medicinischer Congress in Rom. — Polizeiliche Bekanntmachungen. — 
Preisverzeichniss eiserner Möbel zur Krankenpflege. — 


Die Ziele des Samariterbundes. 

Von Dr. Julias Schwalbe. 

In unseren vielgeschmähten Tagen des krassen Realismus, wo das Hin¬ 
schwinden des Sinnes für das Ideale nicht bloss in schwärmerischen Kaffee¬ 
kränzchen bejammert wird, bereitet sich, ersonnen von hochherzigen Männern, 
ein Werk vor, welches der Gipfel der humanitären Thätigkeit einer weit- 
cultivirten Generation zu werden verspricht. Sämmtliche Corporationen, Vereine 
(Vereine vom rothen Kreuz, Feuerwehren, Rettungsgesellschaften, Knappschaften, 
Turnvereine etc.) und Einzelpersonen (Lehrer, Geistliche, Aerzte etc.), welche 
sich freiwillig oder berufsmässig der Beschirmung von Leben, Gesundheit und 
Eigenthum ihrer Mitbürger widmen, in nationalen Centralleitungen zusammen¬ 
zufassen, ohne dabei die Selbständigkeit der einzelnen Verbände und Personen 
anzutasten, das ist, wie Loew in einem vor dem Wiener med. Doctoren- 
Collegium gehaltenen Vortrage 1 ) ausführt, in kurzen Worten das Ziel der 
Männer, welche auf dem vom 8. bis 10. September d. J. in Wien tagenden I. inter¬ 
nationalen Samaritercongress die Führung übernommen haben. In Parallele 
zum „Rothen Kreuz“, welches alle diejenigen Personen unter seinem Zeichen in 
straffer Organisation beisammenhält, welche im Kriege den Streitern für des 
Vaterlandes Ruhm und Ehre zur Seite stehen wollen, soll der Samariterbund 
errichtet werden, um eine Sammelstätte für alle Helfer zu sein, welche auch bei 
Unglücksfällen in Friedenszeiten ihre Kräfte in den Dienst der Allgemeinheit 
zu stellen bereit sind. Und wie die Vereine vom rothen Kreuz — namentlich 
in Deutschland — zum Staate in ein festes Verhältniss getreten sind, welches 
Rechte und Pflichten auf beiden Seiten gesetzmässig vertheilt und der frei¬ 
willigen Krankenpflege während eines Krieges eine wohlgefestigte Stellung im 
Sanitätscorps der Armee anweist, so sollen auch den Samariterbund und den 
Staat gemeinsame Interessen verknüpfen, welche durch Leistung und Gegen¬ 
leistung einen bestimmten Ausdruck erhalten. Dass der Staat mit seinen 
officiellen Organen nicht im Stande ist, seine Verpflichtung, die Wohlfahrt der 
Bürger gegen äussere schädliche Einflüsse möglichst zu schützen, in allen Fällen 
und an allen Orten zu erfüllen, das erhellt in unverkennbarer Deutlichkeit aus 

*) Wiener med. Blätter 1893, No. 15 16. 

16 


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222 


dem Umfange, welchen die freiwillige Samariterthätigkeit in den letzten Jahren 
gewonnen hat. Die St. John-Ambulance in London, der Deutsche Samariter¬ 
verein in Kiel, die Wiener freiwillige Rettungsgesellschaft und ähnliche Insti¬ 
tutionen haben theils durch eigene unermüdliche Betätigung ihrer Bestrebungen, 
theils durch agitatorische Verbreitung ihrer Lehren so segensreich gewirkt, dass 
der Werth des durch diese Wohlfahrtseinrichtungen erhaltenen Nationaleigen¬ 
thums — Menschenleben und Güter — nach Millionen beziffert werden kann. 

Solange aber diese Samariterthätigkeit dem planlosen Ermessen der Ein¬ 
zelnen anheimgestellt wird und das Inkrafttreten der freiwilligen Hilfe von 
allerlei Zufälligkeiten abhängt, ist dem Staate eine Garantie für die Qualität 
und Anzahl der Helfer nicht geboten. In den grösseren Städten finden sich 
naturgemäss viel mehr und leichter Kräfte, welche theils freiwillig, theils berufs¬ 
mässig Samariterdienste verrichten, hier ist auch durch die oftmaligen und 
mannigfaltigen Unglücksfälle reichliche Gelegenheit zur Ausübung und damit 
zur steten Vervollkommnung der einmal erlangten Fähigkeiten gegeben. In 
den kleineren Gemeinden dagegen, namentlich auf dem Lande, wird der Mangel 
an geeignetem Personal und Material nur gar zu oft eine wünschenswerthe Er¬ 
gänzung der gerade hier begreiflicherweise an Unvollkommenheiten leidenden 
behördlichen Organe vermissen lassen. Diesen Differenzen gegenüber einen 
wohlthätigen Ausgleich herbeizuführen, will der „Samariterbund“ als eine seiner 
Hauptaufgaben betrachten. Durch lebhafte agitatorische Thätigkeit soll noch 
mehr, als es bisher aus Mangel einer leitenden Centralstelle geschehen konnte, 
das Interesse des Publikums für die Samariterthätigkeit geweckt, sollen geeignete 
Personen (Männer und Frauen) zur Ausübung des freiwilligen temporären 
Rettungsdienstes herangezogen werden. Andererseits soll in grossen Ge¬ 
meinden, wo die Anforderungen an den Rettungsdienst nach Häufigkeit und Um¬ 
fang der Unglücksfälle sehr erhebliche sind, der Samariterbund selbst diesen 
Dienst mit voller Garantie in Permanenz durchführen resp. durch die schon 
vorhandenen, dem Samariterbunde eingegliederten Gesellschaften verrichten lassen. 

In allen Fällen erscheint es dringend wünschenswerth, dass sämmtliche 
Aerzte dem Samariterbunde als ausübende Organe beitreten. Dort, wo sie zur 
ersten Hilfeleistung in Anspruch genommen werden, sollen sie möglichst von 
den hilfesuchenden Personen für ihre Thätigkeit bezahlt werden. Sind die 
letzteren dazu nicht im Stande, so erfolgt die Honorirung von der nächsten 
Bundesstelle nach festgesetzter Taxe. Jedenfalls aber soll die ärztliche Thätig¬ 
keit als berufsmässige Leistung ein entsprechendes Entgelt erhalten. 

Mit dieser Organisation der ersten Hilfeleistung bei Unglücksfällen — die 
Functionen der Feuerwehren, Wasserwehren etc. bedürfen an dieser Stelle 
keiner weiteren Erörterung — sind aber die Aufgaben des Samariterbundes 
auf dem sanitären Gebiete nicht erschöpft. Hinausgreifend über die bisherige 
Beschränkung der Samariterthätigkeit auf den eigentlichen Rettungsdienst, will 
der Samariterbund auch für den Pflege dienst organisirend eintreten. Dieser 
Pflegedienst soll in erster Linie in der weiteren Ab Wartung von Verunglückten 
bestehen; fernerhin aber soll derselbe namentlich auch auf die Versorgung der 
Kranken bei grossen Epidemieen, wo die normalen Ansprüchen genügenden 
Anstalten an vielen Orten nicht ausreichen, sich erstrecken. Nach bestimmten, 
mit der staatlichen Sanitätsverwaltung zu vereinbarenden Bedingungen sollen 
an verschiedenen Punkten Depots (Centrale und Filialen) des Samariterbundes 
errichtet werden, aus welchen hilfsbedürftigen Gemeinden transportable Baracken, 
welche mit Material und geschultem, event. auf Kosten des Samariterbundes aus- 


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223 


gebildetem Personal vollständig ausgerüstet sind, leihweise geliefert werden. 
Auf diese Weise können dann die Patienten aus ihren Wohnungen schleunigst 
entfernt und isolirt werden, die Wohnräume selbst können desinficirt werden, 
die ortsansässigen bezw. zur Aushülfe delegirten Samariterärzte sollen gegen 
festgesetzte Gebühren die Behandlung übernehmen. Dass durch ein derartiges 
zweckmässiges, schnelles und thatkräftiges Eingreifen eine Epidemie überall viel 
leichter als bisher auf ihren Entstehungsort beschränkt werden kann, leuchtet 
von selbst ein. 

Als dritte Hauptaufgabe des Samariterbundes ist seine Thätigkeit im • 
Kriege zu nennen. In dieser Zeit stellt der Bund sein gesammtes verfügbares 
Personal und Material dem „Rothen Kreuz“ zur Disposition und ordnet sich der 
Leitung desselben vollständig unter. 

Um die gesteckten hohen Ziele zu erreichen, bedarf der Samariterbund 
natürlich sehr ausgedehnter Geldmittel. Dieselben sollen gewonnen werden 
1) aus den Beiträgen von sogenannten unterstützenden Mitgliedern, 2) aus den 
Beiträgen der dem Samariterbund beigetretenen Vereine (die Höhe dieser Bei¬ 
träge wird sich nach der Anzahl der Mitglieder, ihren activen Leistungen und 
ihren Ansprüchen an den Bund richten müssen), 3) aus dem Entgelt für die 
officiellen sanitären Leistungen des Bundes, entrichtet sowohl von Einzelper¬ 
sonen wie von Gemeinden, 4) endlich, falls alle diese Mittel — wie vorauszu¬ 
sehen — nicht ausreichen sollten, durch (einmalige oder jährliche) Unter¬ 
stützung des Staates. 

So weit die Aufgaben des zu errichtenden Samariterbundes in den ober¬ 
flächlichsten Umrissen. Sache des internationalen Samariter-Congresses wird es 
nun sein, in reger Discussion und eingehender Erörterung die einzelnen Punkte 
des Programms schärfer zu präcisiren und die Mittel und Wege, auf denen diese 
Ziele zu erreichen sind, genau zu kennzeichnen. In der That beziehen sich die 
meisten der zur Verhandlung auf dem Congress angemeldeten Themata (s. S. 241) 
auf die Constituirung des Samariterbundes. Wir selbst möchten nicht verfehlen, 
auf einen Punkt, den wir bisher unter den Verhandlungsgegenständen vermisst 
haben und der nach unserer Meinung von nicht zu unterschätzender Bedeutung 
ist, aufmerksam zu machen: nämlich auf die Begründung eines (internationalen 
oder nationalen) Bundesorgans. Wir sind der Ueberzeugung, dass die Zu¬ 
sammengehörigkeit der einzelnen Mitglieder eines Samariterbundes nicht besser 
unterstützt und gefördert werden kann, als durch eine in kürzeren, nach den je¬ 
weiligen Bedürfnissen zu bestimmenden Intervallen erscheinende Vereinszeitung, 
welche auch den einzelnen Mitgliedern zugänglich gemacht werden kann. Die 
fast in jedem Jahresberichte des Deutschen Samaritervereins in Kiel sich wieder¬ 
holende Klage des Vorstandes, dass die Zweigvereine mehr oder weniger schnell 
von ihrer Mutterstation sich vollständig loslösen und sich nicht einmal veran¬ 
lasst fühlen, von Zeit zu Zeit einen Thätigkeitsbericht an sie einzusenden, hat 
unserer Ansicht nach darin ihren Grund, dass der Deutsche Samariterverein 
eines seine Interessen genügend vertretenden Organs völlig ermangelt. An¬ 
dererseits erweist sich das „Kriegerheil“, das Organ der deutschen Vereine vom 
Rothen Kreuz, für die Sache des Rothen Kreuzes sehr förderlich. 

Wie mannigfaltig und erfolgreich die Thätigkeit einer Vereinszeitung für 
den Samariterbund zu wirken vermag, das braucht hier nur ganz oberflächlich 
angedeutet zu werden. Durch Mittheilungen über Leistungen einzelner activer 
Mitglieder wird die Arbeitsfreudigkeit und Opferwilligkeit anderer angespornt, 
die Veröffentlichung der gelieferten Unterstützungssummen regt zu ähnlichen 

16 * 


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224 


Beiträgen an, durch übersichtliche Zusammenstellungen wird der Umfang der 
Bundesthätigkeit veranschaulicht, zweckmässige Neuerungen auf dem Gebiete 
des Rettungs- und Pflegedienstes werden zur Kenntniss der Bundesmitglieder 
gebracht — kurz der unschätzbare Werth der Presse vermag sicherlich auch 
im Rahmen des Samariterbundes in vollem Umfange zur Geltung zu gelangen. 


Referate. 

Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

L’hömoptysie et son traitement par M. Comby. 

Die Hämoptoe, oft das erste und für manche Laien und Aerzte auch das 
einzige erkannte Symptom einer bestehenden Lungentuberculose wird heute 
noch vielfach als ein sicheres Zeichen für letzteres Leiden angesehen. Verf. 
hat es sich zur Aufgabe gemacht, zur richtigen Beurtheilung dieses Symptomes 
die mannigfachen pathologischen Processe, welche die Grundlage für dasselbe 
bilden können, zu besprechen und praktische Fingerzeige sowohl für die medi- 
camentöse, wie auch für die allgemein diätetische Behandlung anzugeben. In 
einer früheren Abhandlung hatte C. auf die Fälle von Hämoptoö hingewiesen 
welche während des acuten Stadiums des Gelenkrheumatismus durch Lungen' 
hyperämie zu Stande kommen; hier braucht sicher nicht ein tuberculöser Process 
als Grundlage angenommen zu werden. Anders verhält es sich schon, wenn 
eine Hämoptoe bei Arthritikern in einem nicht acuten Stadium beobachtet 
wird. Auf nicht tuberculöser Grundlage beruhen ferner die Hämoptysen, welche 
vicariirend für die Menstruation ein treten, die Hämoptysen, die bei Graviden 
beobachtet werden, ferner diejenigen, welche durch Bersten einer Lungen¬ 
arterie, eines Aortenaneurysmas, durch Usur eines Gefässes, durch entzündliche 
Processe, durch Neubildungen, durch Lungengangrän etc. zu Stande kommen. 
Auch können alle schweren Infectionskrankheiten und die mit einer hämor¬ 
rhagischen Diathese einhergehenden Krankheiten eine Hämoptoö zur Folge 
haben. In 99 % jedoch Tuberculose die Grundlage. Die Hämoptyse kann 
das erste Symptom eines bis dahin latenten tuberculösen Processes darstellen. 
Nach ihrem Aufhören kann eine vorübergehende oder dauernde Heilung ein- 
treten oder sie kann auch rapide zum Tode führen. Die Hämoptoe kann 
zweitens in allen Stadien der manifesten Lungentuberculose auftreten, sei es 
als die Folge einer entzündlichen Congestion um den Krankheitsheerd, sei es als 
die Folge einer Ulceration eines Lungenarterienastes. Drittens ist die Hämo¬ 
ptoe ein terminales Symptom und verdankt dann meist zweierlei Momenten ihre 
Entstehung, einmal dem gesteigerten intraarteriellen Drucke, bedingt durch die 
Einbusse des mit dem zu Grunde gegangenen Lungengewebe ausgefallenen 
Gefässbezirkes, und zweitens der mangelhaften Widerstandsfähigkeit der oft zu 
kleinen Aneurysmen ausgesackten Wandungen der Lungenarterien. 

Die Hämoptoö kommt in allen Altersklassen vor, bei Greisen, wie auch 
bei Kindern. Bei letzteren kommt eine Lungenblutung deswegen so selten zur 
Beobachtung, weil die Kinder meist überhaupt nicht, also auch nicht das ex- 
pectorirte Blutausspeien, sondern hinunterschlucken und dann vielleicht erst als 
erbrochenes schwarzes, nicht schaumiges Blut, oder auch oft erst als schwarze 
Stühle zu Tage fördern; dafür führt Verf. zahlreiche Beispiele an. 

Entsprechend der Aetiologie der Hämoptyse behandelt C. dieselbe. Zu 
berücksichtigen sind die Fälle, bei welchen es gar nicht indicirt ist, die Lungen- 


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blutung zu unterdrücken, wo dieselbe gerade eine Depletion, eine Entlastung 
der Übermässig congestionirten Lunge zu Wege bringt. Zu berücksichtigen 
ferner sind auch die Fälle, bei welchen ein actives therapeutisches Können von 
vornherein absolut ausgeschlossen ist. In jedem Falle aber hat die Behandlung 
streng zu individualisiren. Bei der initialen Hämoptyse ist den Patienten mög¬ 
lichste körperliche und geistige Ruhe, wenn sie fiebern, Bettruhe anzurathen. 
Unter den Heilmitteln stehen obenan die Derivantien: trockene und blutige 
Schröpfköpfe, Senfteige, entweder in der Nähe des Ortes der Blutung oder 
entfernt von demselben applicirt, der Jounod’sche Schröpfstiefel, durch welchen 
ein ganzes Glied congestionirt werden kann, Abbindungen, kalte und warme 
Waschungen der Extremitäten, Eispillen, eiskalte Getränke, Blasenpflaster und 
die veralteten Aderlässe. Es folgen dann die eigentlichen medicamentösen und 
zwar in erster Linie die das Gefässsystem und das Herz beeinflussenden Prä¬ 
parate: Digitalis, Chinin (!), Ergotin. Dann wird die ganze Reihe der Adstrin¬ 
genden und Hämostatica angeführt, unter diesen als besonders zu empfehlen die 
Inhaladon des mit dem Dampfspray zerstäubten Liqu. ferri sesquichlorati 
sowie Limonaden, Balsamica, ferner* die Narcotiea: das Opium und besonders 
das Morphium. Gewarnt wird vor den sonst bei Phthisikern gebrauchten 
Mineralwässern, die geeignet sind Congestionen herbeizuführen, und vor exci- 
tirenden Bädern, wie die von Eaux-Bonnes. Klimadsche Kurorte in einer 
Höhe von 1000—1100 m und solche an der Küste des Mittelländischen Meeres 
werden angelegentlich empfohlen. Schliesslich giebt Verf. eine Reihe praktisch 
wichtiger hygienischer und allgemein diätetischer prophylaktischer Vorschriften, 
die sich im grossen Ganzen mit der von Daremberg (Referat im October- 
heft 1892 dieser Zeitschrift) angeführten decken. 

La mödecine moderne. 1892, No. 45 und 46. A. Neu mann (Berlin). 

Myrrholin-Pommade (Myrral, Wachs und Oel zusammen 10 Theile) empfiehlt 
Kahn zur Behandlung des Ekzems der Nase, der Rhinitis atroph. Simplex 
und der Ozaena. Die Pommade wird auf Watte-Tampons gestrichen und in die 
Nase gebracht. Die Versuche über die Behandlung der Larynx-Tuberculose mit 
Myrrholin sind noch nicht abgeschlossen. 

Journal de Med. de Paris, 1892/49. H. Citron (Berlin). 

Treatment of Aortic Aneurysm by Elektrolysis through introduced wire. 
Von Stewart. 

Stewart führte bei einem 32jährigen Manne mit einem colossalen Aneurysma 
der unteren Aorta thoracica und Aorta abdominalis eine Silberdrahtspirale von 
2Va Fuss Länge ein und liess einen bis auf 70 M. A. gesteigerten Strom hindurch¬ 
gehen. Drei Tage später zeigte sich die Geschwulst härter und etwas abgeflacht. 
Der Patient ging am 9. Tage an Ruptur des Sackes zu Grunde. Die Section 
ergab in demselben frische Gerinnsel von grosser Festigkeit. 

Brit. Med. Journal, 14. I. 1893. H. Citron (Berlin). 

M. Leprince hat aus der Rinde von Cascara sagrada das wirksame Princip 
in Gestalt eines gelben, geschmacklosen, crystallinischen Pulvers isolirt, das er 
Cascarin nennt. Die in den Handel gebrachten Cascarin-Pillen sind weiss über¬ 
zogen, klein und tragen den Gehalt an C. aufgedruckt. 

Brit. Med. Journal, 11. H. 1893. H. Citron (Berlin). 

Liquor Calcis jodinatae, ein neues gut verträgliches Jod-Präparat, wird von 
Willows u. Butler in den Handel gebracht. Unter gewöhnlichen Umständen 
sehr haltbar, entwickelt es mit verdünnten Säuren Jod. 

Brit. Med. Journal, 11. II. 1893. H. Citron (Berlin). 


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226 


Resterilized sponges, with bacteriological investigations. Von D. Ryle. 

Schwämme, welche bei Operation eines septischen Falles benutzt waren, 
wurden für 24 Stunden in eine Lösung von Natr. bicarbon. und darauf für 
8 Tage in eine 5proc. Carboisäurelösung gelegt. Unter aseptischen Cautelen 
wurden dann von der Oberfläche und dem Centrum derselben kleine Par¬ 
tikelchen abgeschnitten und in Agarröhrchen gebracht. Unter diesen blieben 
diejenigen, welche von platten und dünnen Schwämmen und von der Oberfläche 
dicker, fester Schwämme geimpft waren, steril. In den vom Centrum der 
letzteren aus beschickten Gläschen entwickelten sich dagegen Culturen, aus 
denen Eitercoccen isolirt werden konnten. Dasselbe Resultat wurde erzielt, nach¬ 
dem die Schwämme weitere 6 Wochen in der Carbolsäure gelegen hatten. Diese 
Versuche sprechen ohne weitere Commentare für die Benutzung von Material, 
welches nach der Operation vernichtet werden kann; sollen Schwämme zur 
Verwendung gelangen, so dürfen nur dünne und flache gewählt werden. 

Therapeutic Gazette, Febr. 1893. Reunert (Hamburg). 

The ideal Support ist ein neues, von Summer und Co. angefertigtes Sus¬ 
pensorium. Dasselbe besteht aus einem mit Waterproof und Leinwand über¬ 
zogenen, waschbaren Perineal-Kissen, das an Schulterriemen befestigt wird. Die 
Riemen sind mittelst Schnallen verstellbar und werden durch einen an ihnen 
befestigten Leibgurt zusammengehalten. 

Brit. Med. Journal, 4. III. 1893. H. Citron (Berlin.) 

Ein bequemes Badethermometer wird von James Hicks, Hatton Garden, 
London, angefertigt. Ein auf das Thermometer aufgesetzter cylindrischer oder 
kugelförmiger Hohlraum dient als Flotteur. Auf der Quecksilbersäule sind nur 
drei Temperaturen markirt, nämlich diejenige des lauen Bades mit 75° F. = 24° C., 
ferner diejenige des warmen Bades, die zugleich diejenige der zu geniessenden 
Kindernahrung und der normalen Bluttemperatur angiebt, nämlich 98,4° F. = 37° C. 
und diejenige des heissen Bades mit 103° F. = 40° C. (Das vom Fakrikanten- 




1Q3 


9 8-4 


yr 


Fig. 152. 

verein herausgegebene „Central-Bl. f. techn. Hilfsm. d. Heilk.“ hält ganz irr- 
thümlicher und unbegreiflicher Weise dieses Thermometer für identisch mit dem 
im Jahrgang 1883 pag. 69 d. Ztschr. beschriebenen Schlösser’schen Thermometer, 
das den Zweck verfolgt, bei Fieberthermometern den O-Punkt beizubehalten, um 
dem Arzt jederzeit die Möglichkeit zu gestatten, die abgelesenen Temperaturen 
selbst zu corrigiren.) Beck. 


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227 


Verfahren zur Herstellung von Pastillen aus stark reizenden Medicamenten 

von W. Kirchmann in Ottensen. (D. R.-P. 66244.) Um Kreosot, Guajacol, 
Creolin, Lysol und ähnliche stark reizende und stark schmeckende ölartige 
Medicamente zum innerlich-arzneilichen Gebrauch so vorzubereiten, dass sie ohne 
Beschwerden und ohne schädliche, nicht beabsichtigte Nebenwirkung in grossen 
Gaben genommen werden können, nimmt Kirchmann 50 Theile bester Gelatine 
und löst dieselbe in der Wärme in 50 g 5 procentigem glycerinhaltigem Wasser, 
fügt dieser Lösung 100 g des ^öligen Medicaments hinzu und verreibt sie in 
einem erwärmten Mörser zu einer Emulsion (Milch), was sehr leicht von Statten 
geht. Die Emulsion wird auf eine Platte gegossen, erkalten gelassen und mit 
einem Pastillen-(Plätzchen-)stecher dosirt. 

Die sich ergebenden federnden Pastillen werden auf Nadeln gesteckt und in 
eine reine, mit Glycerin elastisch gemischte Gelatinelösung, der man auch Cacao 
und Würze zusetzen kann, zum completen Ueberziehen getaucht undgetrocknet. 

Eine solche Pastille ist geruchlos, und die 1 g Kreosot enthält, lässt sich 
noch sehr bequem schlucken, sie zerfliesst im Magen langsam als Milch, schützt 
die Magenwände vor Corrosion, wobei auch die Gelatine wohlthuend wirkt. 

Grundke (Berlin). 

Diätetik. 

Le Regime dans la Dilatation de l’Estomac. Von Dr. H. de Licourt. 

Verf. ist mit Germain Söe ein Gegner der von Bouchard und anderen 
empfohlenen absoluten Trockendiät, weil dieselbe als den Gesetzen der Physio¬ 
logie widersprechend zu Erscheinungen der Denutrition und selbst zu schwerer 
Albuminurie führen kann. Er nimmt als wahre Ursache der Magenerweiterung 
die Atonie der Magenwände an. Er erlaubt deswegen den Kranken wenig auf 
einmal und mässig zu trinken. Mit Brown-Söquard räth er, wenig und oft 
zu essen, gut zu kauen, schluckweise zu trinken, schwer verdauliche und wenig 
nahrhafte, sowie leicht zersetzliche Speisen zu vermeiden. 

Le ieuillet mödical, 1891, nach Blätter für Klin. Hydrotherapie 1893, No. 1. 

A. Neumann (Berlin). 

Vorschriften zur Herstellung eiweissreichen Brotes im eigenen Hause. 

Von Wilhelm Ebstein (Göttingen). Verf. setzt noch einmal den Werth des 
Pflanzeneiweisses, speciell des unter dem Namen AJeuronat in den Handel ge¬ 
brachten Weizenklebers als Nährstoff auseinander und giebt detaillirte Vor¬ 
schriften zu der in jedem Haushalt möglichen Herstellung eines Aleuronat- 
Brotes. Vorbedingung ist 1) peinliche Sauberkeit und Reinheit aller zum 
Backen erforderlichen Ingredienzien und Utensilien, 2) eine Hefe mit guter 
Triebkraft oder ein entsprechendes Backpulver (i Theil Natron bicarbonicum 
und 2 Theile Cremor tartari) und 3) ein genaues Einhalten der bei den einzelnen 
Vorschriften anzugebenden Flüssigkeitsmengen. Das Backen kann in dem 
Bratofen jedes zweckmässig eingerichteten Kochherdes geschehen. E. giebt 
die Recepte zu viererlei Aleufonat-Broten, von denen die beiden ersteren zweck¬ 
mässig auch bei Gesunden, die beiden letzteren lediglich bei gewissen Kategorieen 
von Zuckerkranken Verwendung finden. 

I. Vorschrift zur Herstellung von Weizenbrot, welches in seiner Trocken¬ 
substanz ungefähr 27,5 °/ 0 Eiweiss enthält. Hierzu sind erforderlich: 

600 gr Weizenmehl, Va 1 Milch, 

150 „ Aleuronat, 5 1 /* gr Kochsalz, 

20 „ Hefe, ca. 1 „ Zucker. 


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228 


II. Für ein Roggenbrot, welches in seiner Trockensubstanz ungefähr 
27,5 °/ 0 Eiweiss enthält, sind zu verwenden: 

1200 gr Roggenmehl, ca. 12 gr Kochsalz, 

300 „ Aleuronat, „ 1,5 1 laues Wasser, 

30 „ Sauerteig, eventuell etwas Kümmel. 

III. Zur Herstellung eines ungefähr 50 °/ 0 Eiweiss enthaltenden Weizen¬ 
brotes sind erforderlich: 


250 gr. Aleuronat, 

4 gr Kochsalz, 

250 „ Weizenmehl, 

2 Hühnereieiweisse, 

350 „ Milch, 

ca. 1 gr. Zucker, 

40 „ Hefe, 



welcher zur Vergährung für die Hefewirkung nothwendig ist; eventuell um den 
säuerlichen Geschmack zu erhöhen: 

3 gr. Milchsäure, 

oder auch IV. 

200 gr Weizenmehl, 1 knappen Theelöffel Salz, 

200 „ Aleuronat, 20 gr Backpulver. 

125 „ Butter, 

Bezüglich der einzelnen bei der Bereitung des Brotes zu beobachtenden 
Maassregeln ist auf das Original zu verweisen. 

Deutsche Med. Wochenschrift 1893, No. 18. A. Neumann (Berlin). 

Die norwegische Conserven-Fabrik C. V. Mortensen, Berlin SO., beschäftigt 
sich mit der Conservirung frischer Seefische. Die Conservirungs- 
Methode besteht darin, dass der Fisch in seiner eigenen Bouillon kurz ein¬ 
gekocht und in dieser Zubereitung in Dosen gelegt wird. 

Englische Sancen erfreuen sich, wie z. B. Worcestershire-Sauce grosser Beliebtheit 
und sind überall in der Welt als Specialität käuflich. Der Chem. Druggist veröffentlicht 
folgende 3 Original-Vorschriften: Eingelegte Wallnüsse 60, Anchovis 24, frische Citronen- 
schalen 6, Schalotten 6, Kren 12, Pfeffer 3, Piment 3, Cayennepfeffer 2,5, Selleriesamen 0,5 
werden mit 30 Sojasauce, 120 Pilzsauce und 120 Wein gemischt. — II. Knoblauch 24, 
Cayennepfeffer 9, Senfsamen 18, Salz 18, Sojasauce 150, Pilzsauce 150, aromatischer 
Essig 180, Wasser 180. — III. Cayennepfeffer 4, Knoblauch 5, Schalotten 6, Salz 6, Port¬ 
wein 120, Sojasauce 240, Wallnusssauce 860, Pilzsauce 540, Pfefferessig 540. — Die hier er¬ 
wähnten Wallnuss- und Pilzsaucen werden wahrscheinlich die Wein- oder Essigabkochungon 
der betreffenden Substanzen sein. Sojasauce ist ja bekannt. 

Pharmaz. Rundschau 1893, 173. Lüdtke (Altona). 

Condensirte Milch. (Anglo-Swiss C. M. Company). Die von den Meiereien 
gelieferte Milch kommt, nachdem sie auf ihren Geschmack geprüft und eine 
Probe zur chemischen Untersuchung abgenommen ist, in Metall-Gefässe, in denen 
sie unter beständigem Umrühren erhitzt wird. Von dort aus wird sie in Pfannen 
mit Dampfmantel gebracht und mit chemisch reinem Rohrzucker vermischt. 
Letzterer stellt den einzigen künstlichen Zusatz dar. Sämmtliche Gefässe, auch 
die Milchfasser, in denen die Milch ankommt, werden mit Wasserdampf und 
Bürstenmaschinen nach dem Gebrauch gereinigt. • 

Brit. Med. Journal, 21. I. 1893. H. Citron (Berlin). 

Giftige Nahrungsmittel. Mr. Wynter Blyth, Thomas Stevenson und Gwynne 
warnen vor dem Genüsse der in verzinnten Büchsen aufbewahrten Conserven 
(Zunge, Hummer etc.). Stevenson konnte aus einem conservirten Hummer ein 
intensiv giftiges Toxalbumin darstellen. Der Luft und dem Licht ausgesetzt, 
wird das Gift zerstört. 

Brit. Med. Journal, 14. I. 1893. H. Citron (Berlin). 


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229 


Elimatologie und Balneologie. 

Ueber die Wirkungen der Mineralwässer bei Schwindsnchtsbehandlnng mit 
specieller Berücksichtigung des Heilwerthes der Mineralquellen von Soden i. T., 
Lippspringe, Salzbrunn, Reinerz. Von Dr. Kolbe (Reinerz). 

Verfasser betont als Hauptwerth der Balneotherapie den günstigen Einfluss 
derselben auf die Hebung der Constitution und der Reaktionskraft und die zum 
Theil specifische Wirkungsweise der Mineralwässer auf die Krankheitsprodukte 
der Phthisiker. In letzterer Beziehung bewirken die Sodener Quellen mit ihrem 
hohen Kochsalzgehalte eine Beschleunigung des Säftestromes durch Steigerung 
der Diffusionsgeschwindigkeit, vermehrte Füllung der Blutgefässe in Darm und 
Mesenterium. Steigerung der Diurese und somit eine Depletion der erkrankten 
Lungen, und eine Entlastung des geschwächten Herzens ist der Glaubersalz, 
reichen Lippspringer Arminiusquelle zuzuschreiben, während der Salzbrunner 
Oberbrunnen und die Reinerzer laue Quelle durch den Kohlensäure-Gehalt den 
Blutdruck erhöhen und so durch Vermehrung der Transsudation und Resorption 
der Krankheitsprodukte bei vorsichtiger Anwendung bessernd und heilend wirken 
können. — Vortrag, gehalten im balneolog. Kongress 1893 zu Berlin. 

A. Neumann (Berlin). 

Hygiene en Dahomey. Par le Dr. Pietra Santa. Nach der Schilderung, 
die der Verfasser entwirft, entspricht Dahomey durchaus nicht dem Bilde eines 
irdischen Paradieses, und der Rath, den er seinen Landsleuten ertheilt, nach 
vollbrachtem Rachewerke das Land so schnell wie möglich und auf Nimmer¬ 
wiedersehen zu räumen, erscheint nur zu wohl begründet. Das Klima ist äusserst 
ungesund, das Land ist von verpestenden Sümpfen durchzogen und einfach mit 
undurchdringlichem Gestrüpp, das der Sonne den Zutritt verwehrt, bedeckt. 
Die Wohnungen der Eingeborenen bestehen aus Pallisaden, an denen die Quer¬ 
stangen mit Lianen festgebunden sind, und sind mit Stroh bedeckt. Als Bett 
dient eine 4—5 cm dicke Matte, die namentlich wenn sie neu ist, recht drückt. 
Das Hauptmobiliar bilden leere Genever-Kisten, auf denen man sitzt oder speist. 
Die Hauptnahrung besteht in Mais und Ignama (?), aus deren Mehl Kuchen ge¬ 
backen werden, ferner dem Kalulu, einem in Palmöl gekochten Stück Fleisch 
oder Fisch. Als Getränk dient das Sumpfwasser, Bier aus gegohrenem Mais, 
Palmwein, gegohrene Cocosmilch, vor allem aber der aus Europa importirte 
Schnaps. Die Kleidung besteht aus dem bekannten Negerschurz, der in ver¬ 
schiedener Weise drapiert wird. — Was die Dahomer vor anderen Völker¬ 
schaften vortheilhaft auszeichnet, ist ihre grosse Vorliebe für Reinlichkeit. Männer 
und Frauen baden täglich mindestens einmal. Als Seife dient ein aus Palmöl 
und Asche hergestelltes Produkt; aus der fasrigen Wurzel einer Schlingpflanze 
wird eine Art Frottirschwamm hergestellt. Die Zähne werden täglich mit 
Citronenholz abgerieben, welchem Verfahren sie vermuthlich ihre blendende 
Weisse verdanken. Sehr beliebt ist der Gebrauch von Parfüms, besonders 
europäischer, doch wissen die Eingeborenen aus Gewürznelken, Moschus, Anis, 
Lavendel u. a. ein stark riechendes Präparat herzustellen, mit dem sic sich von 
Kopf bis Fuss einreiben. Von Krankheiten kommen besonders in Betracht die 
intermittirendcn Fieber, die Dysenterie, die unendlich häufig und mörderisch 
ist, Leber-Abscesse, verschiedene Hautkrankheiten, Sonnenstich, endlich die 
Schlafkrankheit. Letztere scheint nur die Neger zu befallen, während die 
Europäer mehr der Dysenterie ausgesetzt sind. — 

Journal d’hygiöne, 16. III. 93. H. Citron (Berlin). 


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230 


Krankencomfort 

Zerstäuberapparat von der Leipziger Gummiwaaren-Fabrik vorm. 
Julius Marx, Heine & Co. in Leipzig. (D. R.-P. 66447.) Bisher war das 

Flüssigkeitszuführrohr als ein ganz 
besonderes dünnes und leicht zer¬ 
brechliches Röhrchen inmitten eines 
weiten Rohres dem Luftleitrohr ein¬ 
gesetzt, welches thatsächlich beim 
Gebrauch sehr schnell untauglich 
wurde, einestheils, weil es dem Zer¬ 
brechen zu leicht ausgesetzt war, 
an deren theils, weil durch die ge- 
ringsteVerschiebung des eingefägten 
Flüssigkeitssteigrohres, veranlasst 
durch Stoss oder vorgenommene Rei¬ 
nigung, die Wirkung des Zerstäubers 
gestört wurde. 

Der neue Zerstäuber wird aus 
einem einzigen dicken Stück A ge¬ 
bildet, welches aus Hartgummi, Me¬ 
tall, Celluloid oder einem anderen 
geeigneten Material gefertigt sein 
kann, in welchem die Kanäle a und b 
eingearbeitet sind. Der Kanal a dient 
zum Durchlass von Luft, welche bei e 
eingeführt und sich nach dem Be¬ 
hälter B und der Düse D hin ver¬ 
theilt, woselbst sie in letzterem Falle 
den in Kanal C emportretenden 
Fig. 153. Flüssigkeitsstrahl trifft, sich mit dem¬ 

selben mischt und die gewollte Zerstäubung herbeiführt. Grundke (Berlin). 

Steckbecken von Carl Fischer in Bremen. (D. R.-P. 66419) Die Vor¬ 
richtung bezweckt, Desinfectionsstoffe in ein Steckbecken einzuwerfen, während 
dasselbe sich noch in Benutzung befindet. 

‘ Vor der Oeffnung a in der Seitenwandung des Steckbeckens ist ein Ge¬ 
häuse c angebracht, welches zur Aufnahme der ausziehbaren Einwurfvorrichtung 
der Desinfectionsstoffe dient. Diese besteht aus einer Wurfschaufel d, welche in 
dem Gehäuse e geführt wird. An der Wurfschaufel d ist ein Griff h angeordnet, 



Fig. 154. 

welcher durch einen Schlitz i im Boden des Gehäuses e hindurchragt. Hinter 
der Wurfschaufel ist in der Mitte zwischen zwei nebeneinander angeordneten 



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231 


Federn g ein Ansatz k angelöthet, an welchen der Griff h und ein Schnepper m 
angreifen. Hinter dem Gehäuse e ist eine Kammer angeordnet, in welcher eine 
Sperrklinke n sich befindet, welche nach unten zu herausragt und mit einem 
Greifknopf o versehen ist. Die Sperrklinke n steht unter dem Einfluss einer 
Feder, welche bestrebt ist, dieselbe in den Schnepper m bei zurückgezogener 
Wurfschaufel d einzulegen und somit letztere in der Stellung der Figur festzu¬ 
halten. In dem Gehäuse e ist oben eine Oeffnung p vorgesehen, welche durch 
einen Schieberdeckel q verschlossen werden kann. In zurückgezogener Stellung 
befindet sich die Wurfschaufel d unter der Oeffnung p und kann durch diese 
nach Aufschieben des Deckels q mit Desinfectionsstoff gefüllt werden. Um nach 
Einfüllen des Materials das Becken hantieren zu können, ohne Material auszu¬ 
streuen, legt sich vor die Schaufel eine an Scharnieren im Gehäuse e hängende 
Klappe r, welche durch eine kleine Schraubenfeder s in dieser Stellung gehalten 
wird. Schiebt man die Sperrklinke n zur Seite, so wird dadurch der Schnepper m 
ausgelöst und die Wurfschaufel wird, dem Druck der Schraubenfedern g nach¬ 
gebend, vorgeschleudert. Die Klappe r wird durch die Schaufel selbst aufwärts 
gedreht und der Inhalt der Schaufel in das Becken b eingeworfen. 

Grundke (Berlin). 

Hygiene des Hauses und der Familie. 

Wasserkoch-Apparat von Geheimrath Dr. Werner v. Siemens, angefertigt 
durch Friedrich Siemens & Co. Berlin S.W. Neuenburger Str. 24. 

Um das zu Sterilisationszwecken vorgenommene Abkochen des Trinkwassers 
in continuirlicher Weise bei möglichst geringem Brennmaterial-Verbrauch und 
insbesondere, um ein rasches Abkühlen des gekochten Wassers zu erzielen, hat 
Werner v. Siemens im vorigen Jahre (s. diese Zeitschrift 1892 pag. 374) vor¬ 
geschlagen, die dem gekochten Wasser innewohnende Wärme so weit als irgend 
möglich an das zufliessende kalte Wasser abzugeben dadurch, dass man letzteres 
an den erhitzten Gefässwandungen des ersteren vorbeistreichen lässt. Nach 
diesem Grundsatz ist von der obigen Firma der in Fig. 1 dargestellte Apparat 
construirt. 

a ist ein Gas- oder Petroleum-Kochapparat, 
b ein Kochgefäss mit Deckel aus Messingblech, 
c das Wärmeaustausch- bezw. Abkühlgefäss aus Messingblech, 
d der Anschluss für die Wasserleitung, 
e der Ablauf für gekochtes Wasser, 

f das Wasserstandsglas zur Beobachtung der Durchflussmenge, 

g der Stellhahn 1 

h das Absperrventil > für Fig. 2. 

i der Schwimmer J 

Nach eingehenden Versuchen, welche im Aufträge des Cultusministers mit 
einem derartigen Apparat im hygienischen Institut der hiesigen Universität zur 
Ausführung gelangten, sollen sowohl Cholera- wie Typhusbacillen durch diese 
Methode getödtet werden. 

Der Apparat nach Fig. 2 controlirt sich selbst durch eine (zur Patentirung 
angemeldete) Vorrichtung, welche bewirkt dass der Wasserzufluss sofort selbst- 
thätig aufhört, sobald der Kochprocess nachlässt und bei Steigerung des letz¬ 
teren selbstthätig wieder beginnt, so dass eine vollkommen zuverlässige Regu¬ 
lirung erreicht ist. 


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Fig. 2 hat die von a—/ gekennaeichneten Theile mit Fig. 1 gemeinschaftlich. 
Die Regulirung des Zulaufes erfolgt durch den Schwimmer welcher durch 



Fig. 155. 

die beim Kochen des Wassers unter demselben sich sammelnden Dampfblasen 
angehoben wird, wodurch das mit dem Schwimmer gelenkig verbundene Ab- 



Fig. 156. 

Sperrventil h sich öffnet und den Zulauf freigiebt. Lässt der Kochprocess nach, 


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233 


so wird mit dem Sinken des Schwimmers der Zulauf abgeschnitten. Durch 
diese Vorrichtung ist jede Möglichkeit ausgeschlossen, dass nicht vollständig 
durchgekochtes Wasser zum Auslauf gelangt. 

Die Eigenschaften des Abkoch-Apparates sollen, kurz zusammengefasst, 
folgende sein: 

1. Vollkommene Vernichtung der Krankheitserreger; 

2. Vollkommene Sicherheit, dass ohne weitere Controle nur wirklich ge¬ 

kochtes Wasser den Apparat (nach Fig. 2) passirt hat. 

3. Sparsamer Betrieb (auf je 100 1 Wasser werden ca. 430 1 Gas verbraucht); 

4. Gute Abkühlung; das Wasser verlässt den Apparat mit einer durch¬ 

schnittlich nur um etwa 5° R. höheren Temperatur, als es eingetreten. 

5. Einfache, solide Construction, welche die leichte Reinigung des Appa¬ 

rates in allen seinen Theilen ermöglicht. 

Die Apparate werden zunächst in zwei Grössen geliefert; grössere Appa¬ 
rate für Krankenhäuser, Kasernen etc. werden auf besondere Bestellung ange¬ 
fertigt. 

Grösse I für eine Leistung von etwa 35 1 pro Stunde 

a) nach Figur 1, ohne Regulirapparat, für . . . . M. 45,—. 

b) nach Figur 2, mit Reguliräpparat, für . . . . M. 75,—. 

Grösse II für eine Leistung von etwa 75 1 pro Stunde 

nach Figur 2, mit Regulirapparat, für.M. 145,—. 

Vorstehende Preise verstehen sich excl. Gas-Kochapparat; letzterer kann 
aber auf Wunsch zum Preise von M. 5,— ebenfalls von der Fabrik bezogen 
werden. Red. 

Ein neuer Milchprüfer. Von der Firma Carl Franke in Wien ist ein 
Apparat construirt worden, welcher einfach und schnell die Verfälschung von 
Milch durch Verdünnung erkennen lassen soll und welcher weiter nichts dar¬ 
stellt als eine Bestimmung des spec. Gewichtes der Milch. Der Apparat besteht 
aus zwei communicirenden, unten und oben offenen Glasröhren, welche mit 
dem oben daran angesetzten, gleichfalls offenen Stiel etwa die Form einer 
Stimmgabel zeigen. In der einen Röhre befindet sich ein schwarzes Kügelchen, 
welches einem spec. Gewicht von 1,029, gleich demjenigen der unverfälschten 
Milch, entspricht. Das in der anderen Röhre befindliche Kügelchen entspricht 
hingegen dem spec. Gewicht von 1,026, gleich demjenigen einer Milch, welche 
mit Vio Wasser verdünnt ist. Um eine Milch zu prüfen, fasst man das In¬ 
strument oben an, senkt es langsam in die Milch ein, schliesst die Oeffnung 
des Stieles mit dem Finger und hebt es langsam heraus. Ist die Milch rein 
und unverdünnt, so bleibt das schwarze Kügelchen im rechten Glasschenkel 
stehen oder strebt langsam nach oben. Ist die Milch bis zu Vio mit Wasser 
verdünnt, so senkt sich das Kügelchen. Ist die Milch dagegen mit mehr als 
Vio Wasser verdünnt, so wird sich das Kügelchen des anderen Schenkels nach 
unten senken. 

(Da sich aus dem spec. Gewicht der Milch kein Urtheil über einen etwaigen 
Wasserzusatz bilden lässt, so kann die Anwendung eines solchen Milchprüfers 
von keinem grossen Nutzen sein. Ref.) 

Zeitschr. f.Nahrungsm.-Unters., Hyg. u.Waarenk. durch Pharm. Zeitg. 1893,73. 

Lüdtke (Altona). 

Ermittelungen über die Schutzdauer der Erstimpfung wurden vom Dr. 
Glogowski gelegentlich einer kleinen Pocken-Epidemie in Kempen, die zur 


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Revaccination von 211 nicht wiederimpfpflichtiger Kinder führte, in grösserem 
Maassstabe angestellt. Die Zahlen des Verf. zeigen, dass bereits 6 Jahre nach 
der ersten Vaccination Empfänglichkeit in hohem Grade vorhanden ist. Da 
ferner beinahe die Hälfte aller Erkrankungen nicht revaccinirte Kinder im 
Alter von 8 1 /*—11 Jahren betraf, so schliesst Dr. G., dass die Schutzdauer der 
Erstimpfung 6 Jahre nicht übersteigt. 

Zeitschr. für Schulgesundheitspflege 1892 Nr. 12. H. Citron (Berlin). 

Ueber den Keimgehalt der Mineralwässer. Von P. Siedler. 

Der Verfasser hat vermittelst des Koch’schen Plattenculturverfahrens eine An¬ 
zahl natürlicher Mineralwässer auf ihren Keimgehalt untersucht und in sämmt- 
lichen Proben eine grosse Anzahl von Keimen (44—5000 u. m. pro Cubikcenti- 
meter) gefunden. Hiernach würden die meisten Mineralwässer nach Ansicht 
der Grenzzahlenanhänger zu verwerfen sein. Dieser Keimgehalt stammt jedoch 
nicht aus den Quellen, da, wie es erwiesen ist, die Wässer in keimfreiem Zu¬ 
stande der Erde entströmen, sondern aus Spülwasser, Flaschenwand, Kork u. s. w., 
deren indifferente Mikroben in dem kohlensäurefreien Mineralwasser einen vor¬ 
trefflichen Nährboden finden. Auch sind die gefundenen Zahlen deshalb re¬ 
lative, weil eine Anzahl der Keime mit zunehmendem Alter des Wassers ab¬ 
stirbt. Der Verf. schreibt dem in den meisten Mineralwässern sich nieder¬ 
schlagenden Eisenoxydulhydrat eine grosse Niederschlagsfähigkeit für Mikro¬ 
organismen zu. — Künstliche Mineralwässer sind meist nicht weniger keimreich 
als natürliche, doch wird auch hier die Bedeutung dieses Keimgehaltes vielfach 
überschätzt und kann in keiner Weise als etwas Bedenkliches hingestellt werden. 
Alles, was sich praktisch behufs Herabminderung des Keimgehaltes thun lässt, 
ist die ausschliessliche Verwendung von destillirtem Wasser. 

Pharmazeut. Zeitung 1892, 757. Lüdtke (Altona). 


Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Selbstthätiger Deckelverschluss für Abtritte. Von Franz Genth in 
Crefeld. (D. R.-P. 66586.) 

Ueber dem Trichter a liegt der Deckel b mit dem die Oeffhung umgebenden 
Rand b l . Auf diesem Deckel 5, der am besten wie der Trichter aus Gusseisen 
besteht, ist das Sitzbrett c mit dem hinteren Ende scharnierartig befestigt; vorn 
ruht es auf den Zapfen e des den Trichter a umgebenden Gabelhebels rf, der 
bei d l drehbar ist. An seinem Ende trägt der Hebel d den Hebel f mit Nase /"* 
und Gewicht g. Durch die hierdurch entstehende einseitige Belastung hebt der 
Hebel d den Sitz c etwas hoch; durch das Gewicht der Person wird aber der 
Sitz c niedergedrückt, wobei dann der Hebel d den Hebel f hebt. Der Deckel¬ 
ring b 1 passt genau in die Oeffhung des Sitzes, und ist dieser niedergedrückt, 
so liegt seine Oberseite in einer Ebene mit dem oberen Rand des Ringes 5 1 . 
Damit der Sitz bei Nichtbelastung nicht zu hoch, etwa nur 1 cm, gehoben wird, 
ist der Anschlag m vorgesehen, auf den sich der Hebel d mit seinem hinteren 
Ende in unterster Lage stützt. 

Mit dem Deckel t ist ein Sperrwerk verbunden, bestehend aus der an seinem 
hinteren Ende vorgesehenen Nase i 2 und der mit Gewicht belasteten Klinke A; 
diese greift mit dem Haken ä 2 über die Nase # 2 , wenn man den Deckel auf¬ 
klappt. Er bleibt dann in der etwas nach vom geneigten Lage stehen. 

Die Auslösung des Sperrwerkes A 2 i 2 geschieht durch die Hebel d und / 


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235 


beim Verlassen des Sitzes in folgender Weise. Wird beim Niederdrücken des 
Sitzes c der Hebel d mit dem Hebel f in der vorher beschriebenen Weise ge¬ 
hoben, so greift der Haken f 1 am Hebel / Über die Nase ä 1 an der Klinke ä. 
Wird der Sitz frei, fehlt also die Gegenlast, so zieht das Gewicht g den Hebel f 



Fig. 157, 


nach nnten; dabei wird die Klinke h gedreht und ausgerückt, in Folge dessen 
fällt der Deckel nieder. 

Damit der Deckel nicht heftig auf den Sitz aufschlägt, wird ein Bremswerk k 
angeordnet, das gegen die excentrisch zur Drehachse des Deckels liegende 
Druckfläche i 1 wirkt. Ferner ordnet man zweckmässig an dem Deckel i den 
Ring n aus elastischem Material an, der sich über den Rand b 1 legt und einen 
geruchdichten Abschluss für den Trichter a bildet, sowie lautes Aufschlagen 
des Deckels verhindert. 

Die beschriebene Einrichtung eignet sich besonders für Trockenabtritte; 
diese erhalten durch die Stutzen o Anschluss an eine Lüftungsleitung. 

Grundke (Berlin). 

JPixol oder wasserlöslich gemachter Holztheer. Ebermann und Dr. Rapt. 
schewski stellen einem Referat der Pharm. Ztschr. f: Russl. zufolge dieses 
Präparat in der Weise dar, dass sie 3 Th. Holztheer mit 1 Th. grüner Seife 
mässig erwärmen und mit 3 Th. lOproc. Kalilaug ein kleinen Portionen unter häu¬ 
figem und sorgfältigem Umrühren innig mischen. Das Präparat ist vpllkommen 
klar, dunkelbraun, und von der Consistenz eines dicken Syrups. Es giebt mit 
Wasser in beliebigem Verhältniss Lösungen, welche nicht schmieren, nicht an den 
Gefässwandungen haften und Hände und Wäsch enicht beschmutzen sollen; auch 
ätzende oder zerstörende Wirkungen kommen den Pixollösungen nicht zu. Aus 
den Versuchen geht hervor, dass die desinflcirende Wirkung des Pixols der¬ 
jenigen der Kresolseifenpräparate, wie Lysol, völlig gleichkommt und vor diesem 
und anderen den Vorzug der Billigkeit hat, sowie einen angenehmen Geruch 
besitzt. 

Pharm. Zeitg. 1893, 167. Lüdtke (Altona). 


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Organißirte Krankenpflege. 

Zur Krankenpflege in Berlin. Vortrag, gehalten im ärztlichen Standesverein Süd- 
West von Dr. Jacob. 

Es ist eine nicht zu läugnende Thatsache, dass in Berlin mit seiner sonst in jeder 
Beziehung für seine Mitbürger sorgenden und schaffenden Stadtverwaltung gerade in der 
Krankenpflege ein schwer empfundener Missstand besteht, es ist das der Mangel an einem 
geeigneten Pflegepersonal. Verf. hat in sachgemässer Weise von neuem auf diesen Um¬ 
stand die Aufmerksamkeit gelenkt und praktische Vorschläge zur Abhilfe eingehend ent¬ 
wickelt. Den Mitgliedern geistlicher und weltlicher Genossenschaften, welche die Kranken¬ 
pflege berufsmässig gelernt haben und betreiben, wird uneingeschränktes Lob gespendet 
Die Diakonissinnen aus den Mutterhäusern Bethanien, Elisabeth- und Lazarus-Krankenhaus, 
Paul Gerhardt-Stift, Oborlin und aus Kaiserswerth und die katholischen Schwestern auf 
der oinon Seite und auf der anderen Seite der Hilfsschwesternvereins der Gräfin Rittberg, 
Ebenezer, Elise, Märkisches Haus, Victoria-Sch Western, Schwestern vom rothen Kreuz, 
ehemalige Victoria-Schwestern, Krankenpflegerinnen-Asyl des Frauen-LazarethVereins und 
der Tabeaverein haben auch in der häuslichen Krankenpflege zumeist Vortreffliches ge. 
leistet. Aber wenn man bedenkt, dass die Kosten der Krankenpflege durch die Schwestern 
durchschnittlich 4 bis 6 Mark pro Tag betragen und dass es Verrichtungen mannigfacher 
Art giebt*, die theils mangels an physischer Kraft, theils aus Rücksicht der Sittsamkeit 
von weiblichen Personen schlechterdings nicht vollführt werden können, so wird man J. 
beistimmen, wenn er hervorhebt: erstens fehlen in Berlin entschieden zuverlässige Kranken¬ 
wärter sowohl für die häusliche, wie für die Krankenhaus-Pflege, und zweitens sind zur 
Zeit die Kosten für die häusliche Krankenpflege, ausser für die ganz reichen Leute, kaum 
zu erschwingen. Die 40 bis 50 geprüften und 100 ungeprüften selbständigen Kranken¬ 
wärter können (ebensowenig wie die selbständigen Wärterinnen), weil zumeist wenig ver¬ 
trauenerweckend, nicht genügen. Die Wärter- und Wärterinnen-Schulc in der Charite hat 
nicht einmal für die Charit6 selbst hinreichend zahlreiches und brauchbares Personal ge¬ 
liefert; selbst hier mussten Diakone aus Bielefeld zugezogen werden. Verf. verlangt, dass 
die Stadt Berlin analog der Pflegerinnen-Schule im städtischen allgemeinen Krankenhause 
im Friedrichshain ein städtisches Institut für häusliche Krankenpflege errichte. Hier sollen 
dann gesunde und unbescholtene Leute im Alter von 20 bis 30 Jahren, nachdem sie sich, 
eventuell mit Hinterlegung einer Caution, auf 2 bis 3 Jahre für den städtischen Dienst 
verpflichtet haben, eine gründliche mit einem Examen abschliessende Ausbildung erhalten. 
Als sehr wichtig hebt J. hervor eine hinreichende Besoldung und Beköstigung, Sorge bei 
Krankheit, Unfall und Invalidität, Rücksicht auf Erhaltung und Kräftigung der Gesundheit 
durch regelmässigen Urlaub eventuell auf den städtischen Heimstätten. Die ausgebildeten 
Wärter könnten dann ausser in den Krankenhäusern, in den Sanitätswachen, in den städti¬ 
schen Heimstätten auch in der Privatpflege hinreichend Verwendung finden, vorausgesetzt, 
dass die Bezahlung in der gehörigen Weise durch städtische Subvention normirt wird. 
1) Die Bezahlung müsste eine verschiedene sein je nach den Verhältnissen d. h. 1 bis 6 Mk. 
pro Tag, 2 bis 6 Mk. pro Nacht. 2) muss gestundet werden und 3) müssen Ratenzahlungen 
gestattet sein. Verf. widerräth, städtischerseits weibliche Personen in einem eigenen Institut 
auszubilden, um nicht den bestehenden Schwestern-Instituten Concurrenz zu schaffen. Ref. 
vermag dem nicht ohne weiteres beizupflichten. Erstens muss der Stadt, wenn sie so grosse 
Opfer verwenden soll, dass die Krankenpflegerinnen auch den weniger Bemittelten zu¬ 
gänglich werden, eine directe und unmittelbare Controle ohne weiteres eingeräumt werden, 
und zweitens würde beim Bestehen eines städtischen Concurrenzunternehmens manche 
Schattenseite aus dem und jenem Schwestern-Institut von selbst verschwinden. 

Medicinische Reform 1893, No. 13. A. Neumann (Berlin). 

Der Convent der Grauen Schwestern zu Berlin hat seine Kranken-Heil- 
Anstalt, Niederwall-Strasse 8, seit dem 1. Mai d. J. durch einen Neubau bedeutend er¬ 
weitert und vergrössert, so dass auch Kranke 3. Klasse männlichen und weiblichen Ge¬ 
schlechts aufgenommen werden können. 


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237 


Die Höhe der Verpflegungskosten richtet sich nach den Preisen der allgemeinen 
Krankenhäuser hiesiger Stadt. 

Geheimer Medicinalrat Professor Dr. Fischer, der langjährige Leiter der Königlichen 
chirurgischen Klinik zu Breslau, behandelt die chirurgischen Fälle. Dr. Max Schnitze 
leitet die Behandlung der innerlichen Kranken. Dr. Hugo Gloeckner, langjähriger Assistent 
des Professor Dr. Olshausen, übernimmt die Behandlung der gynäkologischen Kranken. 
Die Aerzte können aber ihre Kranken eventuell selbständig weiter behandeln, wenn auch 
die chirurgischen Operationen von Professor Dr. Fischer — die gynäkologischen Operationen 
von Dr. Hugo Gloeckner verrichtet werden. 

Die Errichtung von Isolir-SpitÜlern wird in England von den municipalen Körper¬ 
schaften mit grösster Energie ins Werk gesetzt. Die Stadt Leeds hat 60000 Lstrl., 
Leith 26000, Lanash County 25000, Burton*on-Trent 115 000 Lstrl. für den ge¬ 
nannten Zweck bestimmt Selbst kleine Gemeinden bleiben in dem allgemeinen Wetteifer 
nicht zurück und haben Beträge von 250 bis 2100 Lstrl. votirt. An einigen Orten ist der 
bedenkliche Vorschlag gemacht worden, das Isolir-Krankenhaus neben dem Pockenspital 
zu errichten, doch ist zu hoffen, dass man trotz der grösseren Kosten eine weniger ge¬ 
fährliche Nachbarschaft vorziehen wird. 

Brit. Med. Journal, 15. IV. 93. H. Citron (Berlin). 

Freiherr Nathaniel v. Rothschild in Wien hat dem Vereine zur Errichtung und 
Erhaltung einer klimatischen Heilanstalt für Tuberculose seinen gesammten Realitäten¬ 
besitz in Reichenau bei Wien gespendet. 

Der Royal National Pension Fand for Nurses stellt ein grossartiges Unternehmen 
zur Unterstützung kranker, alter oder invalider Krankenpflegerinnen dar. Im Jahre 1892 
wurden 486 Polizen im Betrage von rund 8500 Lstrl. für jährliche Leibrenten ausgegeben. 
Seit dem Bestehen des Fund sind rund 2500 Versicherungen abgeschlossen worden. An 
Krankengeld wurden im verflossenen Jahre 115 Lstrl. gezahlt; 182 Anträge auf Versichc- 
rung gegen Krankengeld liefen ein. Zu Gunsten des Unternehmens wurden zahlreiche 
Versammlungen, an denen sich die Behörden betheiligten, abgehalten. Gegen das Vorjahr 
ist wiederum ein erfreulicher Fortschritt zu konstatiren. 

Brit. Med. Journal, 11. HI. 93. H. Citron (Berlin). 

Die öffentlichen Wohlth&tigkeitsanstalten Frankreichs. Man zählt in Frankreich 
15000 Wohlthätigkeits-Institute, 1684 Hospitäler, 25 Anstalten für Geisteskranke, 50 Asyle, 
29 Armen-Häuser, 69 Taubstummen-, 24 Blindenanstalten. Hierzu kommen Kleinkinder¬ 
bewahr-Anstalten, Siechen- und Alterversorgungsanstalten, schliesslich nicht weniger wie 
8000 Vereine zur gegenseitigen Unterstützung. 

Progr. Medical, 1898/12. H. Citron (Berlin). 

Die Hospitäler von Paris füllen sich von Jahr zu Jahr mehr mit Lungenschwind¬ 
süchtigen. Im verflossenen Jahre wurden im Höpital Saint-Antoine 1960, in der 
Charitä 1056, in Beaujon 574 Phthisiker an 101 967 Verpflegungstagen behandelt. Unter 
diesen Verhältnissen hat die Soci4t4 de m4decine et d’hygi&ne professionelle von Paris den 
Wunsch ausgesprochen, dass ein allein für die Behandlung der Phthisiker bestimmtes 
Hospital erbaut werden möge. 

In Frankreich hat der Minister des Innern gemäss dem Decret vom 31. März 1885 
310 Personen, welche sich bei der Choleraepedemie 1892 durch besonderen Pflichteifer 
hervorgethan haben, durch Ehrenmedaillen und ehrenvolle Erwähnungen aus¬ 
gezeichnet. Unter den Decorirten befinden sich 61 Krankenpflegerinnen; 6 von ihnen er¬ 
hielten die goldene Medaille. 

Aii epileptic colony in New-York. 

Wie in England macht sich auch in New-York das Bestreben geltend, für 
die Epileptiker, die bis jetzt in den Armenhäusern untergebracht sind, eigene 

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238 


Anstalten zu schaffen. Die Verwaltung der milden Stiftungen hat in diesem 
Sinne der gesetzgebenden Körperschaft einen Vorschlag unterbreitet, nach dem 
auf dem Lande eine Colonie für 500 derartige Kranke gegründet werden soll. 
Med. News 11. Febr. 1893., Reunert (Hamburg.) 


Bilcherschau. 

Die LOftungsanl&gen. Erläuterung der Grundprincipien, welche bei der 
Einrichtung von Lüftungsanlagen zu beachten sind, um nicht nur gesunde 
Luft, sondern auch zugfroien Luftwechsel zu erzielen, nebst kurzer Be¬ 
leuchtung der verschiedenen Heizungssysteme. Von T. H. Haase, Gepr. Civil- 
ingenieur in Berlin. Mit 74 Abbildungen im Text. Stuttgart, Cotta’sche Buchhandlung, 
1893. Preis 3 Mk. 

Das vielbesprochene Thema ist in diesem etwa 200 Seiten starken Werke in einer 
Weise behandelt, dass das Buch besonders für unseren Leserkreis als ein sehr willkommenes 
Hülfsmittel zur Beurtheilung, Beaufsichtigung und Verbesserung der hochwichtigen Lüftungs¬ 
einrichtungen von Gebäuden, insbesondere von Krankenhäusern angesprochen werden muss. 
Die Schrift ist das Ergebniss mehrjähriger Thätigkeit des Verfassers als Heizungsingenieur 
und ist begründet auf dessen praktische Erfahrung, sowie auf gründliche Erforschung einer 
grossen Menge ausgeführter Lüftungsanlagen. Deshalb steht auch das für uns Wesentlichere, 
die praktische Seite dieser Frage, obenan, während auch die theoretische Seite für spe- 
ciellere Studien ihre Berücksichtigung gefunden hat. Wie auch in dem Titel mit Recht 
hervorgehoben worden ist, kommt es bei der Lösung einer guten Lüftungsanlage nicht nur 
auf die Beschaffung frischer Luft für einen Raum, für ein ganzes Gebäude oder Gebäude- 
complex an, sondern die Luft muss rein sein, einen geeigneten Feuchtigkeitsgehalt haben 
und muss zugfrei zugeführt werden. Sind aber diese Bedingungen schon von grosser Wich¬ 
tigkeit im Allgemeinen, so sind sie von ganz eminenter Bedeutung für solche Räume, die 
zum dauernden Aufenthalt für Kranke bestimmt sind. Die Vermeidung von Zugluft scheint 
jetzt leider noch in vielen Fällen unvermeidlich zu sein, deshalb ist es für den Leiter einer 
Krankenanstalt unerlässlich, die bis jetzt bekannten Mittel kennen zu lernen, die zur Ver¬ 
ringerung dieses so vielfach ankommenden Fehlers beitragon können. In Betreff der Be¬ 
schaffenheit und Einhaltung eines gewünschten Grades der Sättigung der zugeführten Luft 
mit Wasser ist man erst seit kurzer Zeit durch bedeutende Vervollkommnung an Wasser¬ 
zerstäubern zu brauchbaren, vorher bestimmbaren Resultaten gelangt. Diese Schrift hat 
die Grundprincipien klar und verständlich in einzelnen Kapiteln zusammengefasst. Zuerst 
sind die Grundbedingungen zur Beschaffung gesunder Luft, dann Allgemeines über Zug¬ 
lüftung mit zweckmässigen Deflectoren und Ventilatoren und Allgemeines über Druckluft, 
sowie die Herbeileitung gesunder Frischluft erläutert. In dem letzteren Kapitel sind die 
Luftfilter und Entstäubungsvorrichtungen besprochen. Zwei weitere Kapitel behandeln den 
Luftwechsel durch Mauern und Maueröffnungen und Allgemeines über den erforderlichen 
Luftwechsel, und zwar kommen hier die theoretischen Betrachtungen gebührend zur Gel¬ 
tung, verbunden mit den durch die Praxis erprobten Coöfficienten. Die allgemeinen Be¬ 
trachtungen über Luftfeuchtigkeit sind an der Hand von Diagrammen und Darstellungen 
zweckmässiger Einrichtungen für das Verständnis bedeutend erleichtert. In einem Kapitel: 
Wirkung der Druckluft bei Lüftungsanlagen mussten ebenfalls umfangreiche Berechnungen 
vorgeführt werden, weil hier die verschiedensten Bedingungen berücksichtigt werden mussten. 

In einem zweiten Abschnitt sind die bisher angeführten allgemeinen Betrachtungen 
an ausgeführten Beispielen in die Praxis übersetzt, wobei die Wirkung von Lüftungs¬ 
anlagen unter ungünstigen Verhältnissen erläutert wird. Zur Besprechung der Beispiele 
sind Ausführungen von Zug- oder Sauglüftungs-Anlagen und von Drucklüftungsanlagen 
mit und ohne maschinellen Förderungsmitteln benutzt worden. Für letztere ist das Koch*sche 
Barackenlazareth in Berlin und das Knappschaftslazareth in Eisleben neben anderen An¬ 
lagen gewählt w r orden. Hierbei sind natürlich die zum klaren Verständniss erforderlichen 
Textabbildungen und Tafeln beigegeben. 

Ein dritter Abschnitt behandelt die Heizungseinrichtungen im Dienste der Lüftung. 
Hierbei sind einzelne Zimmeröfen genauer besprochen, z. B. der von J. Baylac in Paris, 
der des Hüttenwerks Wasseralfingen, Clamond’s Gasofen, Zychlinsky’s Füllofen. Als Bei¬ 
spiel für die Einrichtungen von Zimmerheizöfen, speciell für Lüftungszwecke ist der Zimmer¬ 
ofen von Digardain6 in Paris beschrieben. Die Vorrichtungen zur Verbesserung und zur 
Sicherung der Zugwdrkung der Kamine haben ebenfalls zu einer Besprechung Veranlassung 

f egeben. Die Centralheizungen der Minderdruckwarmw'asserheizung, der Hoch- und Nieder¬ 
ruckdampfheizung und Luftheizung nebst ihren Heizkörpern und Regulirungsvorrich¬ 
tungen sind vom praktischen Standpunkte eingehend beleuchtet. Als Scnlusskapitel sind 
Bemerkungen über zweckmässige Errichtungen und Betriebsführungen von Feuerungs¬ 
anlagen im Allgemeinen angefügt. Schliesslicn sei das den Gebrauch des Buches sehr er¬ 
leichternde, zweckmässige Sachregister rühmend hervorgehoben. 

Grundke (Berlin). 


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Die Aufgaben der Vereine yom Kothen Kreuz im Kriege und im Frieden und ihr 
Verhältnis» zum Deutschen Samariterrerein. Vortrag, gehalten am 27. März 1892 in der 
Aula der Universität Kiel von Friedrich y. Esmarch. Breslau. Eduard Trewendt. 1892. 

Auf Anregung v. Esmarch’s hatte der Verein vom Rothen Kreuz mit dem Vater¬ 
ländischen Frauenverein das Abkommen getroffen, dass alljährlich eine Anzahl der Mit¬ 
glieder der Frauenvereine aus den verschiedenen Städten der Herzogtümer nach Kiel ein¬ 
geladen werden sollten, um schon im Frieden die Herstellung von Verband- und Hilfs¬ 
mitteln für die Verwundeten des Krieges zu erlernen. Vor dem ersten Curse dieser Art, 
an dem sich 20 Damen betheiligten, hielt v. Esmarch am Beginn seines Unterrichts den 
ietzt in Druck vorliegenden Vortrag. In der ersten Hälfte liefert er einen kurzen Ueber- 
blick über die geschichtliche Entwickelung der freiwilligen Samariterthätigkeit in unserem 
Jahrhundert. Er gedenkt der Wohlthätigkeitsvereine in den preussischen Kriegen 1806, 
1814, 1846, im Krimkriege, wo Miss Nightingale sich in so hervorragendem Masse an 
der freiwilligen Krankenpflege betheiligte, er schildert die Entstehung der Genfer Con¬ 
vention (1863), er erörtert die Entwickelung der Organisation der Hilfsvereine und ihre 
Beziehungen zum staatlichen Sanitätswesen. In der zweiten Hälfte seines Vortrags spricht 
v. Esmarch in gedrängter Kürze über die Aufgaben der Vereine vom Rothen Kreuz 
(Vorbereitung von Hilfsmitteln, Ausbildung von Krankenpflegern und -Pflegerinnen), über 
das Verhältniss des Deutschen Samaritervereins zu den Vereinen vom Rothen Kreuz, end¬ 
lich über die Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege und die Wiener frei¬ 
willige Rettungsgesellschaft. Red. 

Grundriss der Schnlgesundheitspflege für Lehrer, Schulleiter, Schulaufsichts¬ 
beamte und angehende Schulärzte. Mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse 
ländlicher Volksschulen. Von Kreisphysikus Dr. C. Richter. Berlin. Fischer’s medic. 
Buchhandlung. 1893. 

Das kleine Büchlein enthält auf 87 Seiten in kurzen Umrissen die Elemente der 
Schulgesundheitspflege, klar und allgemeinverständlich dargestellt. Im ersten Abschnitt 
werden die Anforderungen der Schule an Licht, Luft und Wärme besprochen, der zweite 
Abschnitt erörtert die Schulkinderkrankheiten, im 6. bis 10. Capitel werden kurze An¬ 
weisungen über den Bau des Schulhauses, die Einrichtung desselben, den Betrieb der 
Schulen, über „besondere Waffen im Kampf mit den Schulkinderkrankheiten“, über die 
Desinfection in den Schulen gegeben. Ist auch der Lehrstoff an manchen Stellen, nament¬ 
lich in den ersten Capiteln, etwas lückenhaft und gar zu compendiös bearbeitet, so muss 
dem Verf. doch bereitwilligst zugestanden werden, dass er seiner Aufgabe, dem Leser 
eine Anschauung von den wichtigsten Fragen der Schulgesundheitspflege zu verschaffen, 
gerecht geworden ist. Wer an den einschlägigen Verhältnissen praktisch interessirt ist, 
wird natürlich in umfangreicheren Handbüchern Belehrung suchen. — Einige kleine Be¬ 
merkungen seien schliesslich noch erlaubt. Unter den Schulkinderkrankheiten ist der sehr 
wichtige, in letzter Zeit immer häufiger erkannte chronische Nasenrachencatarrh mit seiner 
Folgeerscheinung („Aprosexia“) nicht erwähnt. — Die Infectionsdauer der Diphtherie ist 
noch unbestimmt. Jedenfalls sind aber länger als 14 Tage nach Ablauf der Affection 
infectionstüchtige Diphtheriebacillen im Munde nachgewiesen. — Eine vierwöchentliche 
Carenzzeit für masernkranke Kinder erscheint uns im allgemeinen zu hoch gegriffen. 

Red. 

Bemerkungen über habituelle Skoliose von Dr. Emil Lövinson (zweiter Arzt des 
Berliner medico-mechanischen Instituts). 

In der kleinen Broschüre giebt Verf. wesentlich vom rein praktischen Standpunkt 
ausgehend einige Winke über die Diagnose der habituellen Skoliose, besonders die Früh¬ 
diagnose, deren Wichtigkeit er betont. An der Hand des ihm zur Verfügung stehenden 
Materials, das statistisch nach verschiedenen Gesichtspunkten zusammengestellt ist, erörtert 
er in kurzen Zügen die Behandlung der Skoliose und die Erfolge, die im mediko-mechani- 
schen Institute erreicht worden sind. Hermes (Halle). 

Ueber die Zulassung weiblicher Aerzte, speciell zur Ausübung der Geburtshilfe. 

Von Prof. Dr. Dohm (Königsberg). 

Die sociale Gesetzgebung der letzten Jahre ist, in der guten Absicht, unser ärztliches 
Wissen und Können im weitesten Sinne der Menschheit nutzbar zu machen, gar zu oft 
über das Ziel hinausgeschossen, indem sie denen, durch welche sie die Humanität üben 
lassen wollte, immer mehr die nothwendigste Grundlage für ihre Existenz untergraben und so 
der Bevölkerung mehr Schaden als Nutzen gebracht hat. Zu diesen Bestrebungen gehört 
aus der allerletzten Zeit das Verlangen eines Theiles unserer Parlamentarier, weibliche 
Aerzte speciell zur Geburtshilfe zuzulassen. Verf. widerlegt in vorliegender Abhandlung 
einmal, dass in der Bevölkerung ein Bedürfnis nach dieser Neuerung empfunden wird 
und zweitens, dass die Frau im Stande ist, die Functionen als Arzt, speciell als Geburts¬ 
helfer in gehöriger Weise zu erfüllen. „Wenn eine Frau in der Geburtsarbeit liegtj so 
weiss sie, dass ihre Gesundheit und ihr Leben auf dem Spiele steht. Da fragt sie nicht, 

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240 


wie schone ich mein Schamgefühl. Sie fragt nur das, wer wird mir in meiner Nothla^e 
am sichersten helfen.“ Dass die Zuziehung männlicher Geburtshelfer selbst in Fällen, in 
welchen von vornherein zu erwarten steht, dass auch ohne ärztliches Eingreifen die Natur¬ 
kräfte die Geburt glücklich zu Ende führen werden, immer mehr zugenommen hat, ist ein 
Beweis für die Wahrheit voranstehenden Satzes. Dass aber dort, wo ärztliches Einschreiten 
nothwendig wird, meist die physische und geistige Kraft eines ganzen Mannes erforderlich 
ist, wird jeder zugeben, der nur einmal eine schwere Zangenextraktion mitgemacht hat. 
Verf., selbst Lehrer an einem Hebammen-Lehrinstitut, weiss wohl den Wertn weiblichen 
Könnens bei der Pflege von Mutter und Kind zu schätzen. Er sieht in der Hebammen¬ 
pflege einen Beruf, welcher auch eine Frau aus besseren Ständen voll und ganz befriedigen 
kann. Aber für ernstere energischere Eingriffe, wie sie die ärztliche Geburtshilfe und 
Gynäkologie erfordern, hält er die Frau nicht für fähig. 

Deutsche Med. Wochenschrift 1898 No. 8. A. Neumann (Berlin). 


Varia. 

Le Typhus dans les prisons de la Seine. Einem Bericht über die Sitzung der 
Acad£mie de Mödecine vom 11. April 1893 entnehmen wir eine Reihe sehr bemerkens- 
werther Nachrichten über eine Typhus- (exanthomaticus) Epidemie in und um Paris. Als 
ursprünglicher Krankheitsheerd wurde das Depot de la Prefecture de Police festgestellt. 
Dasselbe wurde auf Verlangen von Dujardin-Beauculle sofort geräumt, desinficirt und 
die Kranken — unbegreiflicherweise — an die Krankenhäuser von Nanterre, das Hotel 
Vien und einige andere vertheilt, anstatt dieselben an einem abgelegenen Orte zu kaser- 
niren. Im Ganzen wurde über 62 Erkrankungen mit 25 Todesfällen berichtet; leider be¬ 
fanden sich unter denselben auch einige im Spital erst angesteckte Kranke. Im weiteren 
Verlaufe der Discussion stellte sich die erschreckende Thatsache heraus, dass der Hunger¬ 
typhus seit 2 Monaten im Gefängniss von Lille wiithe. Seitens der Behörde war trotz 
rechtzeitiger ärztlicher Meldung nichts geschehen. Das Gefängniss. das für 170 Sträflinge 
eingerichtet ist, beherbergte deren 500! Als die Krankenstation überfüllt war, wurden die 
Ueberzäbligen theils in die städtischen Krankenhäuser gelegt, theils einfach nach Hause 
geschickt! 

Gleichzeitig mit der Epidemie fand in Lille eine Wahl statt. Der Minister und alle 
pariser Blätter waren über alle Einzelheiten alsbald genau orientirt. Von der Epidemie 
verlautete nirgends ein Wort. Dr. Leloir aus Lille, der die erste, gänzlich unberück¬ 
sichtigt gebliebene Anzeige gemacht hatte, hatte geglaubt, Hiermit seiner Pflicht genügt 
zu haben, da er nicht annehmen konnte, dass der Minister einer Wahlnachricht mehr 
Wichtigkeit als einer Flecktyphus-Epidemie beimessen würde. 

Journal d’hygiöne. 20. IV. 1893. H. Citron (Berlin). 


Kleine Mittheilungen. 

Eine internationale Hygiene-äusstellnng wird am 12. August dieses Jahres in Havre 
eröffnet werden. Dieselbe scheidet sich in 8 Abtheilungen und erstreckt sich auf Pläne, 
Modelle und anderes Material für Verbesserung der Bodenverhältnisse und Assanirung der 
Städte, für den hygienischen Dienst in den Städten, hygienische Apparate, Hygiene der 
Wohnhäuser und öffentlichen Gebäude, Arbeiterhygiene, Öffentliche Hygiene und Allerlei 
(Hospitäler, Operationssäle, Apparate zum Verwunaetentransport, Mineralwässer etc.), neuere 
Litteratur der Hygiene, Hygiene auf See. 

Theilnehmer der Ausstellung wollen sich bis zum 1. Juni an M. L. David, Secretair 
des Organisationscomit6s, wenden. 

I. internationaler Samariter-Congress in Wien 8.—10. September 1898. Bureau: 
Wien, I., Kärntbnerring 7. 

Programm. Vorabend, den 7. September. 8 Uhr: Zwanglose Versammlung der 
Congress-Theilnehmer. — I. Tag, 8 September. 10 Uhr Vormittag: Haupt-Versammlung. 
1. Begrüssung durch den Präsidenten. 2. Begrüssung durch den I. Vice-Präsidenten als 
Bürgermeister von Wien. 3. Vortrag über die Zwecke des Congresses durch den II. Vice- 
Präsidenten. 4. Antrag des Präsidiums über die Gliederung in Arbeits-Abtheilungen. 
5. Beschlussfassung darüber. 6. Einreihung in die Arbeits-Abtneilungen und Constitnirung 
derselben, eventuell Beginn der Berathungen. Nachmittags: Ausflüge (Kahlenberg, Schön¬ 
brunn). Abends: Festtheater. — II. Tag, 9. September. 10 bis 1 Uhr: Arbeiten der Ab¬ 
theilungen. Nachmittags: Fortsetzung dieser Arbeiten. Abends: Fest-Abend. — III. Tag, 
10. September. 10 Uhr: Feierliche Schlusssitzung. Beschlussfassung über die Anträge 
der Abtheilungen. Wahl des ständigen Ausschusses. Abschiedsrede des Präsidenten. 4 Uhr. 


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241 


Fest-Bankett. — IV. Tag, 11. September. Corporative Ausflüge nach dem Semmering, 
Budapest u. s. w. nach Vereinbarungen des Vergnügungs-Comitäs. Die Localitäten, in 
welchen am 7. September die zwanglose Versammlung, am 8. September die feierliche 
Sitzung und das Festtheater, am 9. September der Festabend, am 10. September das Fest¬ 
bankett stattfinden werden, werden nachträglich bekannt gegeben. 

Das Präsidium: 

Dr. Theodor Billroth, 

Präsident. 

Dr. J. N. Prix, Dr. Anton Loew, 

Bürgermeister von Wien, Vice-Präsident. 

Vice-Prasident 

Preise der Mitgliederharten: a) für active Mitglieder von Vereinen, welche sich sta¬ 
tutarisch mit dem Rettungs* und Sanitätsdienst belassen oder zu demselben herangezogen 
werden sollen, 2 fl. ö. W., b) für Vereine, welche sich auf der Conferenz durch zwei oder 
mehrere Delegirte vertreten lassen, für jeden Delegirten 5 fl., c) für Einzelpersonen 10 fl. 
ö. W. Sämmtliche Mitgliederkarten berechtigen zur Theilnahme an allen für den Congress 
zu treffenden Veranstaltungen und zu den Fahrpreis-Ermässigungen, insoweit selbe von 
den Eisenbahnen zugestanden werden sollten. Die Mitgliederkarten der Categorien b ) und 
c) erhalten auch je ein Exemplar der gesammelten Publicationen des Congresses. 

Check*Conto No. 828353 des k. k. Postsparcassen-Amtes. 

Verhandlungsgegenstände welche bis jetzt zur Berathung während des Congresses 
angenommen sind: 1. Welche Erfolge hat das freiwillige Rettungswesen bisher aufzu¬ 
weisen? 2. Wie verhält sich die zukünftige Stellung der freiwilligen Hilfeleistung zur 
officiellen? 3. Welche grundsätzlichen Bestimmungen sollen in dem Statute eines Sama- 
riterbundes enthalten sein? 4. a) Nach welchen Grundsätzen sind Personen zum Rettungs¬ 
und Samariterdienste auszuwählen? b) in welcher Weise kann die Schulung einzelner 
Personen oder geschlossener Vereine in einheitlicher Form bewerkstelligt weraen? c) auf 
welche Weise sind Rettungsgesellschaften und Samaritervereine zweckentsprechend aus¬ 
zurüsten? 5. Welche Stellung soll der Samariterbund im Kriege einnehmen? 6. In welcher 
Weise können freiwillige Feuerwehren ohne Gefährdung ihres eigentlichen Hauptzweckes 
zum Samariterdienste nerangezogen werden? 7. Ist die Gründung eines statistischen 
Bureaus für den Samariterbund wünschenswerth oder erforderlich? 8. In welcher Weise 
sind die Geldmittel für einen Samariterbund beizuschaffen? 9. Wie ist die Wasserwehr 
als solche für allgemeine Hilfszwecke einzurichten? 10. In welcher Weise sind öffentliche 
und private Krankenanstalten für die Zwecke des Samariterbundes heranzuziehen? 

Die Einsendung weiterer Fragepunkte ist erwünscht. Die Entscheidung, ob dieselben 
auf dem I. internationalen Samariter-Congresse zur Verhandlung gelangen sollen, bleibt 
dem Organisations-Ausschüsse Vorbehalten. 

XI. Internationaler mediciniseher Congress, Rom 1893. Der XI. internationale 
medicinische Congress wird, dem im Jahre 1890 zu Berlin gefassten Beschlüsse gemäss, 
in diesem Jahre in Rom tagen; es ist für seine Eröffnung der 24. September, für den 
Schluss der 1. October in Aussicht genommen. 

Die Unterzeichneten, welche den Vorstand des X. internationalen Congresses (Berlin 
1890) gebildet haben, sind, der Aufforderung des italienischen Organisations - Comit4s 
folgend, zusammengetreten, um als 

Deutsches Reichs-Comit6 

auf einen möglichst zahlreichen Besuch der deutschen Aerzte und auf eine möglichst um¬ 
fassende Mitarbeit unserer Forscher und Gelehrten an den wissenschaftlichen Aufgaben 
des Congresses binzuwirken, sowie gleichzeitig die Interessen unserer Landsleute beim 
Congress nachdrücklich zu vertreten. In allen deutschen Staaten sind specielle Comit4s 
mit den gleichen Aufgaben in Bildung begriffen; für die einzelnen preussischen Provinzen 
ist an die Vorstände der Aerztekammern das Ersuchen um ein entsprechendes Vorgehen 

f erichtet worden. Die Aerzte Deutschlands, denen vor drei Jahren die Ehre zu Theil wurde, 
achgenossen aus allen Gebieten der bewohnten Erde bei sich als Gäste begrüssen zu 
dürfen, werden nicht zurückstehen, wenn es nun gilt, die deutsche Medicin im Auslande 
würdig zu repräsentiren. Wir richten an unsere Collegen die Bitte, durch baldige und 
zahlreiche Anmeldungen zur Theilnahme und zur Mitarbeit am Congresse in Rom ihr 
Interesse für denselben zu bethätigen. 

Dr. R. Virchow, Geh. Medicinalrath, ord. Prof., zeit. Rector der Universität, Vorsitzender. 
Dr. v. Bardeleben, Geh. Obermedicinalrath, ord. Prof. Dr. M. Bartels, Sanitätsrath. 
Dr. v. Bergmann, Geh. Medicinalrath, ord. Prof. Dr. v. Coler, Wirkl. Geh. Ober¬ 
medicinalrath, Generalstabsarzt der Armee, ord. Honorar-Prof. Dr. C. A. Ewald, ausserord. 
Prof. Dr. B. Fränkel, ausserord. Prof. Dr. Graf, Geh. Sanitätsrath, Vorsitzender des 
Deutschen Aerzte-Vereinsbundes (Elberfeld). Dr. E. Leiden, Geh. Medicinalrath, ord. 
Prof. Dr. A. Martin, Privatdocent. Dr. Pistor, Regierungs- und Geh. Medicinalrath. 
Dr. W. Waldeyer, Geh. Medicinalrath, ord. Prof. Dr. C. Posner, Privatdocent, Schrift¬ 
führer. 


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242 


Polizeiliche Bekanntmachungen (Berlin). 

Unter Bezugnahme auf die Vorschriften der drei letzten Absätze des § 303 (S. 230 
und 231) des Preussischen Hebammenlehrbuches vom Jahre 1892, betreffend die Desin¬ 
fektion der Hebammen und ihrer Kleider, sowie unter fernerer Bezugnahme auf den § 3 
der Polizei-Verordnung vom 12. Januar 1893, betreffend die den Hebammen in der Stadt 
Berlin obliegenden Verpflichtungen, mache ich hierdurch Folgendes bekannt: 

Jeder Hebamme, welche bei einer an Kindbettfieber, sowie an Faul- oder Eiter¬ 
fieber, Gebärmutter- oder Unterleibsentzündung, Rose, Diphtherie, Scharlach, Pocken, 
Flecktyphus oder Ruhr Erkrankten thätig gewesen ist und dies durch eine auf ihren 
Namen lautende ärztliche Bescheinigung nachweist, wird von dem zuständigen Polizei- 
Revier Anweisung auf unentgeltliche Desinfektion der an dem Wochenbett be¬ 
nutzten Kleider und ein warmes Bad in den städtischen Desinfektionsanstalten Reichen- 
bergerstrasse 66 und in der Fröbelstrasse (an der Prenzlauer Allee) crtheilt werden. 

Die von der Verwaltung der Anstalt über die stattgehabte Benutzung des Bades und 
Ausführung der Desinfektion behändigte Bescheinigung ist dem zuständigen Polizei-Revier 
als Nachweis darüber, dass der polizeilichen Vorscnrift genügt ist, baldigst zn übergeben. 

Ferner wird darauf hingewiesen, dass ausser der im § 1 der Polizei-Verordnung vom 
12. Januar 1893 angeordneten persönlichen Meldung bei dem zuständigen Bezirk sphysikns 
jede Hebamme ihren Zu- bezw. Abzug, sowie einen etwaigen Wohnungswechsel auch dem 
Herrn Stadtphysikus in Gemässheit der diesseitigen Polizei-Verordnung vom 17. November 
1875 anzuzeigen hat. 

Des weiteren bemerke ich, dass die von den Hebammen zu führenden Tagebücher 
vorgedruckt in den Buchhandlungen von Aug. Hirschwald, Unter den Linden 68 nnd von 
Elwin Staude, Potsdamerstrasse 122c, käuflich zu haben sind. 

Meine früheren Bekanntmachungen vom 27. Dezember 1888 und 29. April 1891 sind 
hierdurch als erledigt zu betrachten. 

Berlin, den 23. Februar 1893. 

Der Polizei-Präsident Freiherr von Richthofen. 

Es ist wissenschaftlich festgestellt, dass die Keime der Cholera im Eise, selbst bei 
stärkerer Kälte, lange Zeit lebensfähig bleiben, und es sind daher mit dem unvorsichtigen 
Gebrauch von Eis, welches aus verseuchtem Wasser genommen worden ist, Gefahren ver¬ 
bunden. Insbesondere kann der Genuss von Nahrungs- und Genussmitteln, Speisen oder 
Getränken, welche derartiges Eis enthalten, oder mit demselben in Berührung gekommen 
sind, Erkrankungen an Cholera in demselben Grade hervorrufen, wie die Benutzung un- 
gefrorenen verseuchten Wassers. 

Vor der gedachten Anwendung von Eis, welches aus einem mit Cholerakeimen infi- 
zirten oder der Infektion verdächtigen Gewässer stammt, wird deshalb hiermit gewarnt 

Berlin, den 13. März 1893. 

Der Polizei-Präsident Freiherr von Richthofen. 


Das jüngste Preisverzeichnis über eiserne Möbel zur Krankenpflege von Ernst 
Lenz, Berlin NW., enthält die Abbildungen einer Reihe interessanter und werthvolle r 
Neuerungen. Entsprechend dem bei allen früheren Fabrikaten durchgeführten Giund- 
princip enthalten auch die neuen Möbel weder scharfkantige Ecken noch Poren oder 
Vertiefungen im Eisen, Schränke und Tische haben einen gegen ätzende Flüssigkeiten 
völlig widerstandsfähigen Anstrich, die Glasscheiben sind nicht verkittet, sondern mit 
Gummieinlage versehen, der Boden der Schränke ist an seiner Innenfläche gleichmässig 
glatt und an seiner vorderen Kante nicht durch eine Leiste begrenzt: alles Momente, die 
eine gründliche Desinfection der Gegenstände erleichtern. Von den verschiedenen Möbeln 
nennen wir: Nachttisch mit Blechschubkasten, Fahrbarer Kasten für verbrauchte Verband¬ 
stoffe, verschiedene Operationstische, Irrigations- und Flaschenständer, Instrumentenschrank 
mit verschliessbarem Untersatz aus Eisenblech (Preis 175 M.), Krankentrage aus Gasröhren 
mit Bandeisenboden, Kinderbettstelle mit hebbarer Matratze, auseinandernehmbare Bett¬ 
gestelle. 


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243 


Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figuren¬ 
stöcke dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dergl. m.) an die Exped. 
„Fischer’s medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adressiren. Desgleichen sind an 
letztere alle auf Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


—H- Aerztliche Polytechnik. 4+— 

Redakteur: Dr. G. Beck. 


Inhalt : Uefcenteht der gjrmäioL-gebirtahBIfl. Uitraneste det'Jahres 1893: Operationstische. — Bein¬ 
halter. — Verbandstoff btichse. — Specula. — Irrigationsvorrichtungen und CanUlen. — Weiblicher Katheter. — 
Cervix-Dilatatoren. — Intrauterine Injectionscanüle. — Instrumente für vaginale Hysterektomie. — Instr. Air 
Trachelorrhaphie. — Perinaealschild. — (Schluss folgt) 

Cebrige Referate: Zahnärztliche Instrumente: Pneumatischer Hammer. — Künstliche Zähne. — Bmpfaagi- 
anxelgen. - 


Die gynäkologischen und geburtshülflichen Instrumente und 
Apparate des Jahres 1892. 

Wir gedenken dem nachstehenden übersichtlich zusammenfassenden Referat über die 
während des Jahrgangs 1892 neu erfundenen oder modificirten gynäkologischen Instrumente 
ähnliche Referate rücksichtlich der übrigen operativen Specialgebiete folgen zu lassen und 
ersuchen die HH. Autoren und Instrumenten Fabrikanten, uns m dieser Absicht durch Zu¬ 
sendung von Separatabzügen, Prospecten und Clich4’s gefälligst unterstützen zu wollen. 

Solche Mithülfe erst würde uns befähigen, jene dem nachstehenden Bericht leider 
noch abgehende Vollständigkeit zu erzielen, ohne welche derartige Collectiv-Referate nur 
fragmentarischen Werth besitzen. 

Operationszurüstungen. 

Literatur. 

(1.) Cbaleix. P^dales portatives pour op4rations gyn&iologiques. Revue de Pol. 
m«*d. p. 293. — (2.) Chemberlin. Operationstisch. Amer. Pat. No. 476 516. — (3.) Cleve¬ 
land, C. An operating table for general and gyn6cological surgery, adapted to give the 
Trendelenburg posture N. Y. Journ. of Obstebr. and Gyn^col. p. 614. — (4.) Dührssen, A. 
Ueber sterilisirte aseptische Einzel-Verbände. Ihr Werth und ihre Beschaffung für den 
practischen Arzt. Ther. Monatsschr., Separatabzug. — (5.) Duplay. Beinhalter. Aerztl. 
Pol. p. 333. — (6.) Edebohls. Gynäkol. Operationstisch. Aerztl. Pol. p. 327. — (7.) Hupp, 
Lemoyne. Beinhalter. Aerztl. Pol. p. 489. — (8.) Jacobs. Gynäkol. Operationstisch. 
Sajou’s Ann. of the univ. med. sc. (1892) Vol. II. — (9.) Krug, F. Trendelenburg’s 
posture in gynecology, with deinonstration of a convenient apparatus for obtaining the 
same. Ann. of Gynecol. and Paed. — (10.) StronA Transportabler gynäkologischer 
Untersuchungsapparat mit Speculum. D. R. P. 64331. 

Das Bestreben der meisten Erfinder von gynäkologischen Operationstischen 
geht dahin, diese in mehr oder minder einfacher Weise zur im Belieben des 
Operateurs liegenden Herstellung der Trendelenburg’sehen Lage geeignet zu 
machen, deren einfachster Typus wohl in dem bereits im Jahre 1891 im Pro- 
grfes m6d. veröffentlichten Dreieck von Delagenifere sich darstellt. Derselbe 
besteht bekanntlich einfach ans einem hölzernen dreiseitigen Prisma von ge- 


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Fig. 159. 


Krug (9) Fig. 158, das auf dem Operationstisch fixirt werden kann und hinten 
mit Riemen versehen ist zur Fixirung der Ftisse. Der citirte Artikel enthält 


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245 


ausserdem die Beschreibung eines anderen ebenfalls sehr handlich transportablen 
Gestelles dieser Art, das aus metallenen Hohlstäben als Kanten des Gestelles 
besteht, dessen schiefe Ebenen durch ein zwischen den Stäben ausgespanntes 
Tuch gebildet werden. Die Kanten der Horizontalfläche tragen eine gezähnte 
Leiste, um den Winkel, den die mit Versteuern versehene schiefe Ebene mit 
der Horizontalebene bildet, nach Belieben verändern zu können. Der Beintheil 
des Rahmens ist mit Gurten versehen. 

Den nämlichen Zweck verfolgt der Operationstisch von Jacobs (8) 
Fig. 159. Die Länge der schiefen Ebene bezw. des Tisches mag auf der Ab* 
bildung wohl zu gross ausgefallen sein. 

Nebst den vorigen und^dem 1. c. beschriebenen Operationstisch von Ede- 
bohls (6) verdient derjenige von Cleveland (3) ganz besondere Beachtung. Wie 



Fig. 160. 

aus Fig. 160 sofort ersichtlich, wird bei einem äusserst einfach zu manipulirenden 
Mechanismus der Hauptzweck eines gynäkologischen Operationstisches die Lage 
der zu untersuchenden und zu operirenden Patientin in möglichster Weise va- 
riiren zu können vollkommen erreicht. Jeder Schlossermeister dürfte unter 
Leitung des Arztes im Stande sein, einen derartigen Operationstisch nach vor¬ 
liegender Abbildung zu mässigem Preise zu fabriciren. 1 ) — (2.) Trotz amerikani¬ 
schen Patents ein höchst ordinär construirtes Möbel. (10) war uns noch nicht 
zugänglich. 


’) (Das Constructionsprincip dieses Tisches ist beinahe identisch mit einem jüngst 
von Braatz erfundenen, dessen Beschreibung i. Cbl. d. Chir. No. 10 uns erst nach Ab¬ 
fassung des obigen Referats zu Gesicht kam. Red.) 


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46 


Die tragbaren Fussstützen von Cbaleix (Bordeaux) Fig. 161 und 162 
sind für die Privatpraxis berechnet und dürften für diesen Zweck recht gute 
Dienste leisten, da sie an jeder beliebigen Tischfläche angeschraubt werden 




Fig. 162. 


können. Mittelst des Charnicrs lassen sic sich compcndiös verpacken, aller¬ 
dings nicht in die Rocktasche, was zu viel verlangt wäre. Diese Fussstützen 
werden von der Firma Gendron in Paris angefertigt. 

Die im Literaturverzeichniss erwähnten Beinhalter (5) und (7) finden die 
Leser unserer Zeitschrift 1. c. (Jahrg. 1892). 

Dührssen (4) macht darauf aufmerksam, dass einwandfreie Sterilität des 
Verbandmaterials nur dann erzielt werden könne, wenn dasselbe bis zum Ge¬ 
brauche luft- und wasserdicht abgeschlossen wird und befürwortet hierauf ge¬ 
stützt die fabrikmässige Herstellung hermetisch verschlossener Einzelportionen. 
Die Fabrication solcher unternahm in Folge seiner Anregung die chemische 
Fabrik von Dr. med. Mylius (Berlin 0., Blumenstr. 70). Speciell zu gynäko¬ 
logischem Gebrauche dienen die hier abgebildeten von Dührssen mit No. 1, 
2, 3 bezeichneten Büchsen: 

Büchse No. 1. Verwendung zur Uterustamponade nach rechtzeitiger Geburt, 
resp. zu Vorlagen im Wochenbett. Inhalt: 5 m langer, 10 cm breiter, aus 
4 Lagen bestehender Streifen von lOproc. Jodoformgaze, 50 g 4proc. Salicyl- 
watte. Fig. 163. 

Büchse No. 2. Verwendung zur Uterustamponade bei Fehlgeburten und 
im Spätwochenbett, zur Tamponade der Vagina (bei Dammrissen, nach gynäko¬ 
logischen Operationen) und des nicht puerperalen Uterus, zu Vorlagen im 
Wochenbett. Inhalt: 1 g Jodoformpulver, zwei 5 m lange und 10 resp. 3 cm 
breite Streifen von 20proc. Jodoformgaze, 30 g 4proc. Salicylwatte. 


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247 


Büchse No. 3. Verwendung zur Scheidentamponade seitens der Hebammen, 
zu Vorlagen während der Geburt und als Tupfmaterial. Inhalt: 15 verschieden 


Fig 27. 



Fig. 163. Fig. 164. Fig. 165. 


grosse (5 htihnerei-, 10 wallnussgrosse), mit einem Faden durchzogene Watte¬ 
kugeln von 4proc. Salicylwatte Fig. 164. 

In Fig. 165 ist die zum Transport compendiöse, geschlossene Büchse dar¬ 
gestellt. 


Specula. 

Literatur. 

(1.) Bell, G. Ein neues Perimial-Speculum. Memorab. p. 1. — (2) Clough. Amer. 
Pat. 475 975. — (3.) Cor omilas. Revue de Pol. möd. p. 268. — (4.) Davis. D. R.-P. 
65 301. — (5.) Duke. Lelfretaining cylindrical speeulum. Lancet. II. p. 204. — (6.) Eich- 
holz. Ein selbethaltendes Speeulum. Frauenarzt p. 477. — (7.) Lee, Elles. Aerztl. Pol. 
p. 169. — (8.) Sparenburg. Amer. Pat. 469351. — (9.) Stillmann. Aerztl. Pol. p. 397. 

Eine recht zweckmässige Modification des gemeinen Fergusson’schen Specu- 
lums giebt Duke (5) an. Eine hinter der proximalen Mündung befindliche wulst- 
förmige Erweiterung macht das Speeulum zu einem für gewöhnliche Fälle selbst- 



Fig. 166. 


haltenden und gewährt zugleich den Vortheil, dass allfällig benützte kaustische 
Flüssigkeiten in den Wulst abtropfen können, somit unvorsichtige Verbrennungen 
des Perinäum8 eo ipso vermieden werden. Das patentirte Instrument Fig. 166 
ist bei Arnold & Sons in London erhältlich. 


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248 


Das Perinäal-Speculum von Guido Bell (Indianopolis) (1) Fig. 167 ist 
nur ftlr die Operation von Damm- und Scheidenrissen berechnet. Vermöge der ab¬ 
geschweiften Form der Löffel ruht das Instrument auf der hintern Scheidenwand 

und da sich hierdurch auch die innere Spannweite 
vergrössert, so hält sich das Instrument von selbst in 
seiner Stellung. Die Blätter haben eine Länge von 
4 Zoll, wovon 3 / 4 Zoll auf die Schweifung kommen. 
Geöffnet — 2 Vs Zoll aussen bei 3 Zoll Spannweite 
innen — liegen die Griffe auf dem Mous veneris. 
Als üauptvortheil seines Instruments für den practi- 
schen Arzt zeichnet B. die durch dasselbe gewährte 
Entbehrlichkeit der Assistenz. Als wünschbare Ver¬ 
besserung erwähnt B. selbst den Ersatz der Stell¬ 
schraube des Griffes durch eine gezahnte Sperre. 

(2) ist ein 3 blättriges Speculum, das die Eigen¬ 
tümlichkeit besitzt, in geschlossenem Zustande eine 
eichelförmig angeschwollene, nach vorn sich zu¬ 
spitzende Erweiterung zu bilden, welche die Ein¬ 
führung des Instruments wohl erleichtern mag. — 
(8) ein ziemlich complicirter Mechanismus, der bei 
einem 4 blättrigen Speculum den Zweck anstrebt, dasselbe in jeder Oeffnungs- 
weite festzustellen mit gleichzeitiger Entfernungsmöglichkeit jedes einzelnen der 
4 Blätter. — Ueber (4) und (10) wird in einem spätem Heft referirt werden. 

Das Speculum von Coromilas (3) Fig. 168 gehört zur Classe derjenigen, 
welche leichte Einführung bei engstem Introitus Vaginae mit nachträglicher Er¬ 
weiterung desselben verbinden. Dies geschieht mittelst der Nussschraube F, 
während mittelst der Nussschraube A, ganz unabhängig hiervon, eine beträcht¬ 
liche Erweiterung des hintern Theils der Vagina erzielt werden kann. Nebst- 




Fig. 168. 


dem können über die gefensterten Löffel die gläsernen Deckplatten B und E 
geschoben werden, wodurch das Prolabiren der Schleimhaut in die Fenster ver- 


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249 


bindert wird, ohne dass der Vortheil, der letztem die freie Ansicht der Schleim¬ 
bant zn gewähren, verloren geht. Zn eventnellem Kauterisiren oder Operiren 
können die Deckplatten bei in sito befindlichem Instrument leicht heransgezogen 
werden. Das Speculum .wird von der Firma Mariaud in Paris angefertigt. 

Ueber (4) und (10) wird in einem spätem Heft referirt werden. 


Vaginale Irrigationsvorrichtungen. 

Literatur. 

(I.) Bozeman. Accidental utero-vaginal fistula. N. Y. Journ. of Gynac. and Obstetr. 
May. — (2.) Budin. Stöpsel für Irrigatorflaschen. Aerztl. Pol. p. 171. — (3.) Duke. 
A new form of vaginal irrigation tube. Med. Press and Circ. p. 395. — (4.) Engelhardt. 
Flüssigkeitsfänger für Scheidenausspülungen. Aerztl. Pol. p. 446. — (5.) Getz. A new 
vaginal irrigator. Med. Record. Nov. 12. — (6.) Henrotay,J. De Tirrigation continue 
pendant les op^rations gyn4cologiques; un dispositif destinö k faciliter son emploi. Arch. 
d© Tocol. p. 200. — (7.) Hitt, Addison. Irrigations-Speculum. Amer. Pat. 468 620. — 
(8.) Kirkwood. Dito 478872. — (9.) Knap. Dito 468 151. — (10.) Maddux. Dito 
485 107. — (11.) Mahoris. Dito 471 647. — (12.) Morrison. Dito 478 202. — (13.) Rainal, 
fr&res. Vaginale Irrigationscanüle. Aerztl. Pol. p. 103. — (14.) Reutter. Amer. Pat. 
471514. — (15.) Schan. Combinirte Irrigationsspritze, Luft- und Wasserkissen. Amer. 
Pat. 480 875. — (16.) Schreiber, Ewald. Vaginal-Spritze. Aerztl. Pol. p. 104. — 
(17.) Spencer. Vorrichtung zur Vaginalirrigation. — (18.) Wendschuch. Transportabler 
Irrigationsständer. Aerztl. Pol. p. 299. 

Die nachstehend abgebildete IrrigationsVorrichtung (1) Fig. 169, welche 
Bozeman in einer Sitzung der „Alumni Assoc. of the woman’s Hospital“ demon- 
ötrirte, wurde von ihm bei der Behandlung einer operirten Vesico-Vaginalfistel 
benützt und soll ihr Vortheil darin bestehen, dass das Irrigationswasser vor seinem 
Ausfluss mit Luft gemischt wird. Indessen geht weder der Zweck dieses Vortheils, 



Fig. 169. 

noch die zur Erzielung benutzte Constructionsweise aus der Figur hervor, weshalb 
uns nur die grosse Autorität des Erfinders zur Reproduction dieser Vorrichtung 


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250 


veranlasst. Aus dem geschlossenen Wasserbehälter gehen zwei Schläuche A 
und B hervor, deren oberer die Luft zuführen soll. Der letztere vereinigt sich 
mit dem erstem in kleiner Entfernung von ihrem Austritt. Die untere Mündung 
des Gefässes steht mit dem Abführungsschlauche ebenfalls in einer Verbindung, 
welche Unterbrechung gestattet. Jenseits der beidseitigen Vereinigungsstellen 
sind gläserne Bügel eingeschaltet, welche nebst Beobachtung der Flüssigkeit 
eine beständige Siphonage unterhalten, da das in den Krümmungen stets zurück¬ 
bleibende Wasser das Eindringen der Luft von aussen verhindert. Das weitere 
Verständnis der Mechanik dieses Apparats müssen wir dem Leser überlassen. 

Leichter verständlich ist die sub (4) citirte Vorrichtung von Dr. Engelhardt 
in Berlin Fig. 170. Dieselbe soll einen Schutz für die Kleidungsstücke der 
Kranken, sowie für den Fussboden des ärztlichen Sprechzimmers gegen die 
anzuwendenden Sptilmaterialien gewähren. Der obere Theil derselben besteht 
aus einem nierenförmig gestalteten, luftdicht verschliessbaren Luftbehälter A , 
der mit einer Oeffnung versehen ist, an welchen sich ein Gummischlauch b mit 
Lufthahn c und Mundstück d anschliesst. An dem Behälter sitzt eine mit zwei 
entsprechend hohen Rändern x versehene biegsame Gleitfläche, welche am unteren 
Theil eine schlauchartige, beliebig weite Oeffnung D bildet. 

Hat nun die Kranke sich beispielsweise auf ein Polster gesetzt und eine 
rückwärts gegen F gelehnte Stellung eingenommen, so wird dem Behälter A 
durch Einblasen von Luft die Grösse gegeben, welche für den betreffenden 



Fig. 170. 

Fall gewünscht ist; derselbe wird sodann durch den Schlitz der Beinkleider 
entsprechend weit unter das Gesäss geschoben. Es entsteht dadurch eine vor- 
tbeilhafte Beckenhochlagerung und die an dem Gefäss anliegende Oberfläche 


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251 


von A schmiegt sich durch den Luftdruck vollkommen den daraufliegenden 
Gesässtheilen an, woraus sich ein luftdichter Abschluss an diesen Stellen er- 
giebt und ein Ablaufen der Flüssigkeit nach dieser Richtung hin vermieden wird. 
Die Gleitfläche hängt von dem Stuhlpolster herab und bedeckt rückseitig die 
unterliegenden Bekleidungsgegenstände. Da nun ferner die oberen Enden der 
Ränder x etwa in der Mitte auf der Oberfläche des Behälters A glatt verlaufen, 
von diesen Punkten aus aber in entsprechender Höhe die Gleitfläche bis zum 
Anschluss der in das Gefäss O führenden Oeffnung D begrenzen, so muss die 
zu Auswaschungen etc. benutzte Flüssigkeit ihren Weg zwischen den Rändern 
auf der Gleitfläche bis zum Gefäss G nehmen, um dort anfgefangen zu werden. 
Zu diesem Zweck mündet der schlauch artig ausgebildete Theil D entweder 
mittelbar oder unmittelbar in das Gefäss G. Selbst wenn während des Sptilens 
sich in der Nähe des Behälters A Vertiefungen gebildet und Flüssigkeiten sich 
darin angesammelt haben sollten, so könnten diese leicht, ohne die Kleider zu 
benetzen, bei Fortnahme des Flüssigkeitsfängers am unteren Ende desselben 
abfliessen. Die Reinigung ist durchaus leicht, da nur glatte Flächen vorhanden 
sind, und entspricht den Forderungen der Antisepsis vollkommen. 

Henrotay's (6) Vorrichtung, aus einer Pelote bestehend, welche mit einem 
♦ Kupferdraht verbunden ist, der seinerseits als Träger des Irrigationsschlauches 
dient, werden wir späterhin ausführlich in Begleitung der Abbildung beschreiben. 
Der Zweck derselben läuft auf Entbehrlichkeit der Assistenz für die operative 
Irrigation hinaus. 

Mit Ausnahme der bereits 1. c. beschriebenen Vorrichtung (17) und der 
wenig empfehlenswerthen amerikanischen Patent-Vorrichtungen (14) und (16) 
bestehen alle übrigen im Lit.-Verz. aufgezählten (fast sämmtlich amerikanischen) 
Instrumente aus Kanülen, die meist mit Speculis aller möglichen Varietäten ver¬ 
bunden sind. Die Erscheinung, dass gerade auf diesem Gebiete der Erfindungs¬ 
geist der Amerikaner sich in so auffallender Weise bethätigt, erregt den Ver¬ 
dacht, dass dieselbe mit gewissen criminellen Gewohnheiten der Amerikanerinnen 
in Zusammenhang stehen möchte. Ihrer Einfachheit wegen dürfte sich die Kanüle 
von Getz (5) Fig. 171 empfehlen, die aus einem breiten, conisch zulaufenden 
und leicht gekrümmten intravaginalen und einem schmälern ganz cylindrischen 



Fig. 171. 


extravaginalen Theil besteht, der einen Haken zum Aufhängen des Instruments 
am Irrigationsgefäss trägt. Der Vorzug des Instruments liegt in 24 am Conus 
vertheilten weiten Spülöffnungen, welche der Wassermenge eines Schlauches 
von V 2 Zoll Durchmesser den Austritt gestatten. 

Die Vorrichtung von Duke (3) wurde kürzlich auf pag. 129 (1893), 
irrthümlicherweise ohne Angabe des Erfinders, beschrieben und abgebildet. 


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252 


Weibliche Katheter . 

Literatur. 

(1.) Alexander, Sam. Congenital deformity of external femals genitals etc. Journ 
of cut. and gen.-urin. Diseases. July. — (2.) Male cot, A. Sonde se fixant d’elle m£me 
k demeure dans la vessie. Arch. de Tocol. et de Gynecol. p. 321. — (3.) Ziegenspeck, R. 
Die gerade Röhre der einfachste Katheter und zugleich das einfachste Instrument zur 
Ausspülung der weiblichen Harnblase. Centralbl. f. Gynäkol. p. 297. 

Mal 6 cot ”s (2) Fig. 172 Instrument ist ein mit zwei seitlichen Fenstern ver¬ 
sehener Weichgummikatheter, dessen Fenster durch schmale Gummibändchen tiber¬ 
brückt sind. Durch Einführung des Katheters mittelst eines Fischbeinstabes als 
Mandrin werden diese Bändchen ausgedehnt und in Spannung erhalten. Wird 
nun nach dem Eintritt der Fenster in die Harnblase der Mandrin herausgezogen, 




Fig. 172. 

so weicht die vorher gespannte Spitze des Katheters gegen die Harnblasenmündnng 
zurück, aus den Gummibändchen entstehen hiernach durch Entspannung zwei 
kleine Fltigelchen, welche das Zurttcktreten der Katheterspitze in die Harn¬ 
röhre verhindern, womit der Zweck des Erfinders erreicht ist. Einen ähnlichen 
Dienst dürfte ein in dem sub (1) citirten Aufsatz abgebildeter Weichgummi¬ 
katheter aus der Tiemann'sehen Werkstätte leisten. Derselbe endigt in einer 
den Durchmesser des Katheters weit überragenden, spitz zulaufenden Olive, 
deren Hohlraum sich in zwei grossen Fenstern nach aussen öffnet. 

Der Vorschlag von Ziegen speck (3), gewöhnliche Glasröhren von ent¬ 
sprechendem Kaliber und entsprechender (10 bis 12 cm) Länge, deren scharfe 
Bänder Z. selbst über der Spiritusflamme abrundet, als weibliche Katheter zu 
benützen, wird den meisten unserer Leser bereits bekannt sein. Gekrümmte 
Katheter, welchen Z. im Allgemeinen den Vorzug giebt, stellt er dadurch her, 
dass er die Röhre über der Spiritusflamme soweit erhitzt, dass sie gebogen 
werden kann und sie sodann auf der Höhe des Bogens mittelst scharfer Glas¬ 
scheibe durchtrennt. 


Pessarien . 

Literatur. 

(1.) Grandin. An argument against the ßtem pessary or uterine drain tube. Amer # 
gynecol. Journ. p. 488. — (2.) Hanks. Intrauterin-Pessar. Aerztl. Pol. p. 396. — (3.) Keiffer. 
Le pessaire dans le traitement dos m4trites. Gaz. de Gynecol. p. 129. — (4.) Kirwin, 
Eliza. Pessar. Amer. Pat. 475432. — (5.) La Grange, J. W. The uso and abuse of the 
pessaries in uterine displaccments. Vis m6d. p. 256. — (6.) Sims, H. M. The uterine ele- 
vator as an aid to abdominal diagnosis. N. J. Journ. of Gynecol. and Obstetr. p. 459. — 
(7.) Stafford, J. The cylindrical vaginal pessary tampon versus other pessaries, indi- 
cations and contraindications to its uses. Med. Record, p. 482. — (8.) Taylor. Pessar. 
Amer. Pat. 476698. 

Die citirten Literaturartikel beanspruchen nicht constructives, sondern aus- 


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253 


schliesslich therapentisches Interesse, weshalb wir von Referaten über die¬ 
selben Umgang nehmen. Von den Patent-Pessarien ist das eine (8) eher als 
Tampon, denn als Pessar zu bezeichnen, da dasselbe aus einem Luftschlauch 
besteht, dessen quergerunzelte Wandung das einzige Befestigungsmittel bildet. 
Das andere (4), ein auf gedoppeltem, durch Leibgttrtel und hiervon ausgehenden 
Schnallriemen in seiner Lage gesicherten Stiel sitzender Gummiball, erregt eben¬ 
falls kein besonderes Interesse. 


Gervicaie und Intrauterine Dilatatoren, Depositoren, Injectionscanü/en 

und dergl. 

Literatur. 

(1.) Braithwaite. A notc onReid’s uterine dilators. Lancet I. p. 909.— (2.) Court in. 
Disques fixateurs en caoutchouc avec collerette pour maintenir les tiges de laminaire et 
les crayons m^dicamenteux dans la cavit4 ut4rine. Gaz. de Gyn^col. p. 177. — (3.) Davis’ 
hard rubber intrauterine douche tube. Manual of Obstetrics. p. 256. — (4.) Godson. 
Hegar’sche Dilatatoren. Aerztl. Pol. p. 301. — (5.) Keiller. Modificirter Bames’scher Di¬ 
latator. ibid. — (6.) King man. Uterinrepositor ibid. p. 56. — (7.) Lott. An obstetrical 
rapid dilator. North Carolina med. Journ. p. 257. — (8.) Mil ton. CanUle zu permanenter 
Drainirung der Uterinhöhle. Aerztl. Pol. p. 170. — (9.) Pearson. Uterine dilators. 
Lancet 11. p. 1382.— (10.) Bosner. Aluminiumansatz für Intrauterinspritzen. Aerztl. Pol. 
p. 27. 

Braithwaite’s Artikel (1) enthält eine warme, durch mehrere Kranken¬ 
notizen belegte Empfehlung des Reid’schen Dilatators (oder Dilators, wie sich 
die Engländer philologisch incorrect, aber bequemer und wohllautender aus- 
drücken). Es ist dies ein bereits i. J. 1888 angegebener Nummernsatz von 
Schraubkegeln mit abgerundetem Gewindrande, welche auf einem für alle 
Nummern passenden Einführungsstab aufgesteckt werden. 

Courtin (2) schlägt zur Lagesicherung von Laminaria-Stiften oder 
medicamentösen Uterin-Suppositorien mehrfach durchlöcherte Scheiben aus Weich¬ 
gummi vor, welche behufs ihrer Wiederentfernung mittelst Pincette auf ihrer 
untern Fläche mit einem Vorsprung versehen sind. Zur Einführung wird die 
zusammengefaltete und vorher mit dem Laminaria-Stäbchen versehene Scheibe 
mit einer Pincette oder Scheerenzange gefasst, an den Ort ihrer Bestimmung 
gebracht, sodann die cervicale Einführung des Stiftes bewerkstelligt und nun 
erst die Pincette entfernt, wonach sich die Scheibe vermöge ihrer Elasticität 
von selbst ausbreitet und hierdurch ihren Zweck erfüllt. Die in der Scheibe 
angebrachten Löcher gewähren nicht nur den Vortheil des Abflusses allfälliger 
Secrete, sondern gestatten auch die Benutzung der Vorrichtung bei starken 
Richtungsveränderungen der Cervix-Axe. Der Vorrichtung wurde von Seiten 
der gynäkologischen Gesellschaft von Bordeaux warmer Beifall gespendet. 

Den Zweck instrumenteller rapider Dilatation erfüllen die Instrumente 
von Lott (7) Fig. 173 und Pearson (9) Fig. 174, welchen wir noch ein 
früheres von Palmer Fig. 175 beifügen, dessen Mittheilung aus Versehen unter¬ 
blieben war. Alle drei Instrumente sind aus der Abbildung ohne Weiteres 

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verständlich. Bezüglich des Pearson’schen Instruments Fig. 174 jedoch sind 
einige Erläuterungen nicht überflüssig. Sein Instrumentarium besteht nämlich ans 



zwei, identisch construirte Branchen von verschiedener Grösse besitzenden Dila¬ 
tatoren, deren kleinerer in sagittaler, deren grösserer in lateraler Richtung 
dilatirten und deren Krümmungen die diesem Gebrauche entsprechende Richtung 
haben. Ist mittelst des erstem der seiner Grösse entsprechende Dilatationsgrad 
erzielt worden, so wird statt seiner das lateral wirkende Instrument eingeführt, 
dessen Wirkung nun seinerseits wieder verstärkt .werden kann, wenn, dasselbe 



Fig. 174. 


in situ lassend, nun das kleinere wiederum zwischen seinen Blättern eingefilhrt 
wird. Zu Cürettage und Spülzwecken verfährt P. in der Weise, dass er nach 
erstem Gebrauch des kleinem Dilators 3 bis 4 Stunden lang Quellstifte benutzt, 
wonach der Cervix für weitere instrumenteile Dilatation sich viel fügsamer er¬ 



weist. Als grossen Vorzug seines Instruments betrachtet P. u. a. den Umstand, 
dass die mittelst desselben bewirkte Erweiterung des innern Muttermundes die¬ 
jenige des äussera nur wenig übertrifft. 


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Die intrauterine Injectionscantile von Davis (3) Fig. 176, die aus 
Hartgummi gefertigt ist und aus einem Hauptstück und einer leicht abnehm¬ 



baren Drehplatte ihres Kanals besteht, ist aus der Abbildung ebenfalls leicht 
verständlich. 

Bezüglich der übrigen oben angeführten Instrumente vergl. unsere Zeit¬ 
schrift L c. 


Vaginale und perinaea/e Operationsinstrumente. 

Literatur. 

(1.) Bol dt Treatment of Carcinoma of the uterus not accessible to the knife, by the 
recent method with Pyoktanin injections. Merck’s Bull. Jan. 15. — (2.) Carstens, J. H. 
Technique of vaginal hysterectomy. Am er. Journ. of Obst. etc. Dec. 92. — (8.) Del4tang, 
M. H. Du traitement des fibromes ut&rins par la m£thodc du Dr. Apostoli. Galvano-cau- 
stique chimique intra-uterine et galvano-puncture; outillage; technique op4ratoire. Revue 
de Pol. m4d. Avril. — (4) Emmet, Bache. Broad ligament clamps for use in vaginal hyste¬ 
rectomy and drainage trocar. Med. Record, March. 12. — (5.) Foster, W. Davis. A new 
cable carrier. N. Y. med. Journ. Sept. 10. — (6.) et (7.) Foveau de Courmelles. L’Electri- 
cite m4dicale. Revue de Pol. m4d. Mars. — L’Electrisation des cavit4s naturelles, ibid. 
Juillet — (8.) Garrignes, H. J. Intrauterine packing forceps. Amer. Journ. of Obst. etc. 
Jan. — (9.) Janvrin. Gynäkologischer Ligaturenführer. Aerztl. Pol. p. 304. — (10.) Slay ton. 
A new needle for trachelorrhaphy. N. Y. Journ. of Gyn. and Obst. April.— (11.) Weiss, 
R. A., A new curette and a dilating uterine sound. Amer. Journ. of Obst. p. 359. — 
(12.) Whitehead. Ovum-curette. Aerztl. Pol. p. 57. 

(1) enthält die Abbildung einer von Boldt angegebenen, in der Tiemann- 
schen Werkstätte angefertigten Pravaz’schen Spritze, welche in geeigneter 
Weise zur Ausführung tiefer parenchymatöser Injectionen raodificirt wurde. — 
Garrignes Instrument (8) Fig. 177 dient speciell dem für gynäkologische (nicht 
gebnrtshttlfliehe) Fälle beabsichtigten Zweck der intrauterinen Jodoform- 
Tamponade bei wenig geräumigem, nulliparem Uterus. 



Das schmächtige, wie ein männlicher Katheter gekrümmte Instrument hat 

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eine Länge von 11 Zoll nnd besitzt von der 1 Zoll langen Krümmung hinweg 
rauhe Bissflächen. Das Uebrige ergiebt sich ans der Abbildung. 

Der Ligatnrenführer von Davis Foster (5) ist nichts anderes als eine 
im Griff 4, im Schaft 8 Zoll lange Reverdin’sche Nadel mit abgekrümmtem 
Ende und abgerundeter Spitze, daher nicht zum Stich, sondern nur zur Liga¬ 
turenführung in der Continuität geeignet. 

Slayton (10) fand öfters Schwierigkeiten bei der Einführung der bekanntlich 
rechtwinklig zur Axe des Nadelhalters einzuführenden 
Hagedorn’schen Nadeln, welche er nicht dem Nadel¬ 
halter, sondern der Form der Nadeln zuschreibt, welche 
den Operateur zuweilen nöthigt, dem Nadelhalter eine 
oft schwierig zu treffende Richtung zu geben. Diesen 
Missstand sollen die hier abgebildeten Nadeln beseitigen. 
Die Bestätigung ihrer Vorzüge bleibt abzuwarten. Die Nadeln sind von der 
Firma Tiemann zu beziehen. 

Die Instrumente von Carstens (2) und Emmet (4) betreffen die Operation 
der vaginalen Hysterektomie. Die Abbildung der Beachtung verdienenden 
Emmet’schen Instrumente waren wir leider noch nicht in der Lage zu be¬ 
schaffen, hoffen jedoch, das Versäumte später nachzuholen. Das Instrumen¬ 
tarium von Carstens besteht aus den Haken Fig. 179, welche über die 
Ligamenta lata gelegt das Isoliren der zu entfernenden Organe von ihren 
Annexen und das nachherige Einsetzen der Klammern Fig. 180, je eine solche 
zu beiden Seiten des Uterus und, wenn erforderlich und möglich, auch der 



Fig. 178. 



Fig. 179. 

Ovarien — erleichtert. Die übrigen Details der Operationstechnik sind im 
Original nachzulesen. 

Die sub (6) und (7) cit. Artikel enthalten Beschreibungen verschiedener 
Elektroden, so: 1) einer von Foveau angegebenen uni- und bipolaren Intrauterin- 


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257 


elektrode: Am Ende eines bezw. einfachen oder gedoppelten stromführenden 
Schaftes von geeigneter Krümmung befindet sich ein Intranterinstift, der ans 
einer die Vaginalportion anfnehmenden glockenförmigen Hülse hervorragt. Bezw. 
bilden beide zusammen die polare Elektrode, während die antipolare El. auf 



die Abdominalhaut aufgesetzt wird; oder Stift und Hülse bilden allein die po¬ 
lare und antipolare Elektrode, so dass der Strom von der Vaginalportion zur 
Uterinschleimhaut oder vice versa geleitet wird. 2) Eine von Apostoli ange¬ 
gebene troicartförmige Elektropunktumadel von Gaiffe angefertigt. 3) Von 
Lntaud und Nitot angegebene hysterometrische Intrauterinelektrode: Schaft 
in Tiemann'Bchem Metall-Spiralband endigend, das die Btift- oder oesenförmige 
Elektrode trägt, mit Scala versehen. 

Nachträglich aus dein Jahre 1891 bringen wir hier noch die nachstehend 
abgebildeten, von Duke (Prov. med. Journ. May 91) angegebenen Trachelor- 
rhaphie-Instrumente Fig. 181 und einen von Watkins (Western med. Reporter. 
Feb. 91) angegebenen Perinaeal-Schild, Fig. 182, erstere aus zwei Messern 
nnd einem Tenaculum bestehend. Die Messer auf abgeknietem Stiel und 



Fig. 181. 


rechtwinklig zur Sagittalebene des Instruments aufgesetzt, sollen die gänzliche 
Entfernung des Narbengewebes, die saubere Anfrischung der lacerirten Wund- 


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258 


winkel und die Beschränkung der Operation auf die afficirten Gewebe erleichtern. 
Mit dem Tenaculum durchbohrt er den Winkel des Cervix-Risses beidseitig und 
bildet dann einen angefrischten Wundwinkel, aus welchem die Risswundränder 



Fig. 182. 

mitsammt dem hindurchgeführten Tenaculum ausgeschnitten wird. W.’s aus 
Hartgummi gefertigter Perinaealschild soll die Suturränder bei Perinaeal- 
Operationen vor Benetzung mit abfliessendem Urin schützen. 

(Schluss folgt.) 

Pneumatischer Hammer von Dr. med. R. Telschow in Berlin. (D. R.-P. 
66431.) Der nachstehend beschriebene pneumatische Hammer besteht aus einer 
doppeltwirkenden Luftpumpe und dem eigentlichen Hammer. Erstere, in den 



Spitzen b hängend an dem Gestell a an¬ 
gebracht, besteht aus dem Pumpency- 
linder e, dessen Kolben mittelst Kolben¬ 
stange e von einer Kurbelscheibe f hin 
und her bewegt wird, welche mittelst 
Schnur von einem durch Fusstritt be¬ 
wegten Schwungrad gedreht wird. 

Der Hammer besteht aus dem Rohr k, 
in welchem ein Kolben luftdicht hin- und 
hergeht. Pumpe und Rohr k sind oben 
und unten durch zwei Schläuche t l fl ver¬ 
bunden, durch welche die von dem Pumpen¬ 
kolben bewegte Luft nach dem Rohr k 
gelangt, und zwar einmal vor, das andere 
Mal hinter den Kolben, so dass dieser 
hin- und hergeschleudert wird. Beim Vor¬ 
wärtsgange schlägt der Kolben auf einen 
Stempel m, in welchen der Arbeitsstahl 
eingesetzt wird. Um einen elastischen 
Schlag zu erzielen, ist der Stempel federnd 
gelagert und schlägt der Kolben hinten 
ebenfalls gegen eine Feder. Ein Theil 
der treibenden Luft kann zur Vermeidung 
eines störenden Rückschlages durch eine 
mittelst Stellschraube n regulirbare Oeff- 


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259 


nung o entlassen werden; dieselbe gelangt durch das Röhrchen p nach der 
Schneide des Meisseis und bläst den Steinstaub weg. 

Die Vorrichtung arbeitet ohne jede Steuerung und ohne dass der geringste 
Kraftverlust durch Entweichen von Luft stattfindet, indem Hammer und Pumpe 
also einen gemeinsamen, nach aussen vollständig abgeschlossenen Raum bilden, 
in welchem die eingeschlossene Luft nur als Vermittler der Bewegung zwischen 
Pumpen- und Hammerkolben wirkt. Die Luft arbeitet nur auf Druck und kann 
die Bewegung des Hammers eine ausserordentlich schnelle sein, so dass er z. B. 
für Zahnärzte den elektrischen Hammer vollständig ersetzt. Luft tritt in den 
Pumpencylinder hinter den Pumpenkolben. Die Luft dient also lediglich als 
Bewegungsvermittler, es finden keine Verluste statt und der Hammer arbeitet 
ohne jede Störung. 

Befestigung künstlicher Zähne von William Henry Marshall in Oxford, 
Lafayette, Mississippi, V. St. A. (D. R.-P. 66394.) Die Erfindung bezweckt die 
mit den bisherigen Befestigungsarten stets verbundene Beschädigung der noch 
vorhandenen natürlichen Zähne und Reizung des Zahnfleisches zu beseitigen 
und die Dauerhaftigkeit der Einlage zu erhöhen. 

Um das neue Befestigungsverfahren anwenden zu können, ist unbedingt 
nothwendig, dass in dem Kiefer, welcher mit einem künstlichen Gebiss ver¬ 
sehen werden soll, mindestens ein gesunder Zahn bezw. eine Zahnwurzel vor¬ 
handen sei. Diesen präparirt man zunächst in der üblichen Weise, indem man 
ihn, wie gewöhnlich, mit einem Ring 1 aus Gold oder anderem passenden 
Material versieht. Dieser Ring muss im Querschnitt ovale Gestalt besitzen, 
damit er sich nicht drehstiftartig auf dem Zahn verschieben könne, was auch 
eine entsprechende Verschiebung des künstlichen Gebisses zur Folge haben 
würde. 


Fig. 184. 

Bei x ist dieser Ring mit der erforderlichen Kaufläche versehen. Auf den¬ 
selben wird ein ringförmiger Metallstreifen 2 recht genau aufgepasst, so dass 
keine seitliche Verstellung der beiden Stücken zu einander stattfinden kann. 
Dieser Metallstreifen wird an einer Platte 3 befestigt, die genau auf den Rand 
der Zahnhöhlung passt. Dieselbe darf sich jedoch nicht zu weit auf der Zungen¬ 
fläche erstrecken. Platte 3 trägt nun die erforderliche Anzahl künstlicher 
Zähne, die in Bezug auf einander bereits zuvor die richtige Stellung erhalten 
haben. Der Streifen 2 kann im Gummistück 4 eingebettet oder sonstwie an 
demselben festgemacht werden. Er darf jedoch in keinem Falle das Zahnfleisch 
an dessen Verbindungsstelle mit einer natürlichen Zahnkrone berühren. 




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260 


Dabei ist es zweckmässig, die Platte 3 mit einem Ansschnitt zu versehen, 
damit an diesem Punkt das Zahnfleisch überhaupt keinem Druck ausgesetzt 
ist. In dieser Weise wird die Unterlage für das künstliche Gebiss hergestellt. 

Aus dem Vorstehenden erhellt, dass, wenn das nach vorliegender Erfindung* 
zusammengestellte Gebiss im Munde eingesetzt ist, der Druck sich über eine 
verhältnissmässig bedeutende Fläche des Zahnfleisches vertheilt. Infolge dessen 
fällt auch beim Kauen eine Zug- und Zerrwirkung der übrig bleibenden ge¬ 
sunden Zähne vollständig fort, worunter bisher die Patienten infolge des Seiten¬ 
druckes sehr zu leiden hatten. 

Auch das Zahnfleisch und der Hals jedes einzelnen Zahnes sind von jeg¬ 
lichem Druck entlastet, so dass thatsächlich das hiernach gebildete künstliche 
Gebiss zugleich dazu beiträgt, die noch vorhandenen natürlichen Zähne ohne 
Zerrung in ihrer normalen, für den Patienten bequemen Lage zu erhalten. 

In dem Falle, wo zwei oder mehr natürliche Zähne zur Befestigung des 
künstlichen Gebisses mit Ringen versehen sind, empfiehlt es sich, dafür Sorge 
zu tragen, dass die Wandung des einen Ringes zu der des anderen so genau 
als möglich parallel steht. 

Nur bei den oberen Zähnen trifft dies nicht zu, denn hier ist es besser, 
wenn bei Vorhandensein nur einer gesunden Zahnkrone der Ring an dieser 
etwas konisch gestaltet ist, und wenn mehrere vorhanden sind, die betreffenden 
Ringe nach dem unteren Ende zu ganz wenig nach aussen gerichtet sind, also 
gegen einander etwas divergiren. 

Beim Einsetzen muss in diesem Falle das elastische Gebiss ein wenig aus 
einander gebogen werden; es befindet sich dann auf seinem Sitz ohne Spannung 
und wird durch die schräg gegen einander verstellten Ringe an den Zahn¬ 
kronen festgehalten. Das Gebiss hängt also gewissermaassen an denselben. 

Bei den Ringen im Unterkiefer ist eine Divergenz derselben nach aussen 
nicht nöthig, weil infolge der Schwerkraft das Gebiss sich beständig auf den 
Kiefer legt. 

Empfangaanzeigen. 

W. Easterly Ashton, M. D., Professor of Gynaecologv in the Medico-Chirurgical 
College of Philadelphia. An Outline of Abdominal ana Pelvic Operations as 
performed in the medico-chirurgical hospital of Philadelphia. Separatab¬ 
zug aus »The med. Bulletin, Jan. 1893. Enthält eine mit prächtigen Phototypen ausge¬ 
stattete Beschreibung der auf peinlichste Asepsis gerichteten allgemeinen operativen Vor- 
bereitungsmassregeln, der Operationsräume mit sämmtlichen darin befindlichen Gegen¬ 
ständen, der aseptischen Instandhaltung und Zurichtung der Instrumente und Verband¬ 
stoffe etc. 

Preisverzeichnis B^ftir elektro-medizinische Apparate und physi¬ 
kalische Instrumente von*J. Brändli. Feinmechaniker und Elektrotechniker. Basel. 
Enthält nebst Preisverzeichnis der üblichen elektro-medizinischen Apparate die Abbil¬ 
dungen verschiedener Apparate eigener Construction, so u. A. einen neuen „Normal-Induc- 
tionsapparat“ und ein „Telephon für die Messbrücke“. 

Traitement chirurgical des affections inflammatoires et n£oplasiques 
de l’ut^rus et de ses annexes; Deux procädäs in^dits d’hyst^rcetomie abdo¬ 
minale et vaginale; La castration totale par le vagin; par E. Doyen (de Reims) 
Prof. suppl4ant ä l’4cole de M6decine, Chirurgien suppläant des Hopitaux. Extrait des Ar- 
chives provinciales de Chirurgie. Avec 47 figures dans le texte dont 26 en couleurs. Paris. 
Bureaux des Arch. prov. de Chir. 14. Boulevard Saint-Germain. 1893. (Für späteres Re¬ 
ferat zurückgelegt.) 

Brockhaus’ Conversationslexicon. 14. Aufl. Bd. V u. VI. Wie in den früheren 
Bänden unter Vermehrung der prachtvollen Illustrationen, mit welchen die 18. Auflage be¬ 
reits in beträchtlicher Menge geschmückt war. Unsern Leserkreis interessiren in den an- 

f eführten Bänden namentlich die Stichwörter Elektricität bis Elektrodiagnostik (V. Bd.) 
llektrodynamik etc. (VI. Bd.), unter diesen die freilich ziemlich summarisch behandelte 
„ Elektrotherapie “. 

Verantwortlich: Fischer’s medicin. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Charitdstr. 6. 

Druck von G. Bernstein in Berlin. 


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M 7 


Juli 


1893 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Inhalt: Orfgfaallea: hie inUltikchiidlut der Epileptiker. Ihre bisheriges Leistuges, ihre A*f- 
gahes m 4 Ziele. Von Prof. Dr. Ealenburg in Berlin. 

Referate: Speeielle Krankenpflege aad Kraaheabehaadloag : Schwämme für chirurgische Zwecke. — 
Arm- und Brnststärker Largiad&r. — SalicyUäure bei pleuritischem Exsudat — Jodoform, desodoratuim — 
Chlorkalium für Milcheecretion. — Creoeotal gegen Tuberculoee. — Tabellen für Krankenpflege. — Locales 
Anaeetheticum. - Bromamid. — Chrysarobin bei Hämorrhoiden. — Chloroform. — Diätetik: Die Hygiene und 
die Zubereitung der Nahrungsmittel. — Sterilisirte Milch. - Käse- und Milchproben. — Klimatologie and 
Balaeologie : Riviera. Süd-Kalifornien. — Kraakeaeemlbrt: Wärme-Apparat — Automatischer Lüftzurahrer. — 
Verbesserte Douche. — Hygiene des Hasses aad der Kamille: Präventiv-Maassregeln gegen ansteckende Krank¬ 
heiten. Vorrichtung zum Trennen der festen und flüssigen Abgangsstoffe aus Aborten. — SolveoL — Hygiene 
des Krankenkasse« aad Kraakeaximmers: Dampf-Sterilisirungs-Apparate. — Varia: Leichenverbrennung. — 
Mortalität in England. — Lebensdauer der Amerikaner. — Zacberhn und Thurmelin. — Orgaaislrte Kranken« 
pflege: Wärterinnen-Schule des Deutschen Hospitals in New-York. — Klimatische Heilanstalt für Brustkranke 
in Wien. — Viertes städtisches Krankenhaus in Berlin. — BBehersehaa: Seydel, Kriegschirurgie. — Kleine 
Hlttheilaagea : Preis-Ausschreiben. — Berichtigung. 


Die Anstaltsbehandlung der Epileptiker. Ihre bisherigen 
Leistungen, ihre Aufgaben und Ziele. 

Von Prof. Ealenburg (Berlin): 

In dem anregenden und lebhaft fesselnden Vorträge, den vor wenigen Jahren 
Leyden in der deutschen Gesellschaft für öffentliche Gesundheitspflege über 
Spezialkrankenhäuser gehalten hat 1 ), vermisst man jede auch nur andeu¬ 
tungsweise Erwähnung einer Categorie derartiger Anstalten, nämlich der Spezial- 
krankenhäuser für Epileptische, der „Epileptiker-Heilanstalten“ 
(wie man sie mit vielleicht etwas zu euphemistischem Ausdrucke vielfach be¬ 
zeichnet). Zwar fehlte es schon zur Zeit jenes Vortrages an solchen Anstalten 
gerade so wenig wie heute; doch mochte der Vortragende sich vielleicht eines 
Eingehens darauf in der berechtigten Erwägung enthalten haben, dass diese 
Anstalten — oder wenigstens die überwiegende Mehrzahl von ihnen — durch 
die Eigentümlichkeit ihrer Entstehung, Leitung und gesammten Einrichtung 
etwas von dem gewöhnlichen Krankenhaustypus so wesentlich Verschiedenes 
darbieten, dass sie als „Krankenhäuser“ nach klinischem Maassstabe streng¬ 
genommen überhaupt kaum anzusehen sein dürften. 

Immerhin bezeichnete jedoch die Entstehung und Entwickelung dieser — 
grossentheils unter geistlicher Oberleitung stehenden 2 ) — Spezialanstalten für 
Epileptische einen ganz ausserordentlichen Fortschritt gegenüber dem früheren 
Zustande, wobei die öffentliche Fürsorge diesen bemitleidenswerthen Kranken 
gar nicht oder nur in höchst ungenügendem Maasse zugewandt war, und sich 
nötigenfalls auf ihre Unterbringung in einer für gewöhnliche Geisteskranke 
und Idioten bestimmten öffentlichen oder privaten Anstalt beschränkte. 

Das Verdienst, diesem unleidlichen Zustande wenigstens für Deutschland 
ein Ende gemacht, durch seine genialen Schöpfungen und Organisationen auf 
diesem Gebiete helfend und bahnbrechend eingegriflfen zu haben, gebührt un- 

J ) Leyden, Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für öffentliche Gesundheits¬ 
pflege, 1890, p. 12. 

*) Nach einer allerdings unvollständigen Berechnung stehen unter 23 gegenwärtigen 
deutschen Epileptiker-Anstalten 12 unter der Leitung von einzelnen Geistlichen oder gehören 
Orden und Brüderschaften u. s. w. — 11 dagegen stehen nicht unter geistlicher Leitung. 

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streitig dem in letzter Zeit so viel genannten und verkannten Pastor von Bo¬ 
delschwingh. Auf * die durch ihn jns Lebqn getüften Schöpfungen kurz ein¬ 
zugehen fühle Ich mich um so mehr veranlasst, als' diese Schöpfungen wohl 
nur einem verhältnissmässig kleinen Thefle def Leser durch eigene Anschauung 
bekannt-aein.dürÄenr Und^als auch in^den.letzten Jahren manchc mit- Unrecht 
herabsetzende. und abspreohende Stimmen aus ärztlichen Kreisen, jedenfalls mit 
unbilliger Uebertreibung wirklich vorhandener Uebelstände dagegen laut 
wurden. Freilich wird es bei der jetzt hier und da geplanten und infc 
Werk gesetzten Errichtung grosser öffentlicher Epileptiker-Anstalten das anzu¬ 
strebende Ziel sein, über das von Bodelschwingh Geleistete-hinauszugehen und 
die mancherlei Schwächen und Fehler seiner und ähnlicher Einrichtungen nicht 
zu wiederholen. Aber ebenso entschieden haben wir doch auch auf diesem Ge¬ 
biete an das einmal voi^iandene Beispiel anzuknüpfen, die gewonnenen Erfah¬ 
rungen zu verwerthen — und vor aUem sollten doch Auch wir Aerzte uns 
hüten, die gewaltigen Leistungen und Verdienste Bc4^1 sch wingh. y s auf Grund 
einseitiger Standes- oder sonstiger Vorurtheile ungerecht zu verkleinern. 

Dem Folgenden liegt th$ils eigene Anschauung (1891), theils das Studium 
der von der Anstalt herausgegebenen ärztlichen ünd Verwaltungsberichte und 
sonstiger Schriftquellen 1 ) zu Grunde. . < 

Die unter dem Namen der „rheinisch-westfälischen Anstalt für Epi¬ 
leptische“ oder der „Kolonie für Epileptische“ „Bethel“ bei Bielefeld 
gewöhnlich zusammengefassten Anstaltscomplexe sind aus überaus bescheidenen 
und dürftigen Anfängen im Laufe der letzten 26 Jahre ganz allmälig erwachsen. 
Sie begannen — nach dem schon zwei Jahre vorher erfolgten Beschlüsse des 
rheinisch-westfälischen Vereins für innere Mission zur Gründung einer Epilep¬ 
tiker-Anstalt — mit dem Ankauf eines kleinen Bauernhauses (des jetzigen 
„Ebenezer“), und dessen Belegung durch vier Epileptische und Einweihung am 
14. Oktober 1867. Das damals nur wenige Morgen grosse Anstaltsterrain hat 
sich seitdem durch Ankäufe Schritt für Schritt zu einem Areal von etwa 500 
Morgen (mit dem Besitz jenseits der Berge in der „Senn“ gegen 2000 Morgen) 
mit mehr als 100 darauf stehenden festen Wohngebäuden erweitert, und aus 
jenen ersten vier Pfleglingen sind dann in den ersten 25 Jahren des Anstalt¬ 
bestehens zusammen 3439 (1388 im letzten Berichtjahre 1891/92) geworden. 

In organischer Verbindung mit der Kolonie Bethel haben sich die grosse 
Diakonissenanstalt Sarepta, das Westfälische Diakonissen-Mutterhaus (ge¬ 
genwärtig an 600 Schwestern zählend) und die Diakonenanstalt Nazareth 
(mit jetzt 221 Brüdern) entwickelt; sie decken völlig den Bedarf der Anstalt 
an männlicher und weiblicher Pflege, indem sie durchschnittlich 70—80 Diakonen, 
50—60 Diakonissen im Jahre für diesen Zweck hergeben. In einem wenn nicht 
räumlichen, so doch administrativen Zusammenhänge mit der Anstalt stehen 
ferner die (ursprünglich für arbeit- und heimathlose Epileptiker errichtete) 
Kolonie Wilhelmsdorf mit noch zwei benachbarten Höfen „Rehoboth“ und 

*) Vergl. „Aerztlicher Bericht über die rheinisch-westfälische Anstalt für Epileptische 
zu Bielefeld 1875—1888 (Dr. A. Bertelsmann); 1878 und 1879 (Dr. Müll er-Warn eck); 
1886/87 (Dr. A. Bertelsmann); 1889/90 (Dr. A. Bertelsmann); 1891/92 (Dr. Müller- 
Warneck). — Verwaltungsbericht der Kolonie für Epileptische Bethel bei Bielefeld, 
1889, 1890, 1891, 1892. — v. Bodelschwingh, Christlicher Rathgeber für Epileptische, 
Bielefeld 1888. — Einige Marksteine der Barmherzigkeit Gottes aus den ersten 25 Jahren 
der Zionsgemeinde (1892). — Geschichte und Beschreibung der Anstalten Bethel, Sarepta 
und Nazareth u. s. w. 


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263 

^Ophra w .in einer durch Arbeit urbar gemachten wüsten Heidefläche, dem 
„Senneland“ (einem alten Meeresboden), sowie die beiden Trinkerasyle 
„Friedrichshütte“ und „Wilhelmshütte“ und ein kleines Pensionat für Arbeits¬ 
und Heimathlose aus den gebildeten Ständen, der „Eichhof“; endlich auch das 
für 82 Arbeiterfamilien (in 41 Häusern) Wolmung bietende „Arbeiterheim“, zu 
-dessen Errichtung der von Fabrikarbeitern böswillig angestiftete Brand zweier 
Epileptikerhäuser Veranlassung darbot. Unter den besonderen Arbeitsstätten 
für Epileptiker finden wir eine Gärtnerei, Bäckerei, Ziegelei, Anstreicherei, 
Schmiederei und Schlosserei, Tischlerei, Schneiderei, Schuhmacherei, eins Buch¬ 
binderei und Buchhandlung mit zum Theil überaus ansehnlichen Betrieben; 
unter den Gebäuden des weiten Anstaltterrains haben wir ferner Oekonomien, 
Herbergen, Schulen, Hospize, Erholungshäuser, Kinderhäuser, ein Krankenhaus 
mit 120 Betten, Wohnungen für epileptische Ackerbauer und Gärtner, Wohn¬ 
häuser für männliche und weibliche epileptische Gemüthskranke (Pensionäre 
der gebildeten Stände). Ein stattlicher Kirchenbau — zu dem Kaiser Friedrich 
als Kronprinz am 16. Juli 1883 den Grundstein gelegt hat — erhebt sich auf 
dem höchsten Punkte des schön bewaldeten Bergrückens, auf dpm und in dessen 
thalförmigen Abflachungen die Anstaltsgebäude in mannigfaltiger. Bauart und 
-Gruppirung zerstreut liegen; zwei Wasserleitungen, die zweite erst vor Kurzem 
fertig gestellt, spenden das nöthige Wasser. — Man sieht schon aus diesen 
.wenigen Andeutungen, dass es sich hier um einen ganz imposanten und in 
meiner Art nahezu einzig dastehenden Betrieb .handelt. Treten wir nun der 
apeciell ärztlichen Seite näher und fragen wir nach den Leistungen dieses 
ungeheuren Anstalts-Organißmus mit Bezug pn f d as eigentliche Object seiner 
Thätigkeit, so erfahren wir, dass von den in 25 Jahren insgesammt dort ver¬ 
pflegten 3439 Epileptikern als geheilt entlassen,wurden: 234j als gebessert: 
.795; als ungeheilt: 670, während 560 starben. Ziemlich genau in derselben Weise 
werden diese Verhältnisse repräsentirt durch den letzten ärztlichen Rechenschafts¬ 
bericht 1891/92 (von Dr. Müller-Warneck); danach wurden in diesem Bericht¬ 
jahre insgesammt 1388. Epileptiker verpflegt und behandelt. Der Abgang be¬ 
trug 208, und zwar wurden entlassen 

als geheilt. 15 (=1,0 pCt.) 

' „ gebessert 54 ( = 3,9 „ ) 

„ ungeheilt 69 (=4,95 „ ) 

Es starben in diesem Jahre 70 (=5,0 „ ). 

. Auffällig erscheinen dabei sowohl der überaus geringe Procentsatz der 
.Geheilten, zu dessen Erklärung allerdings im Auge zu behalten ist, dass zu¬ 
meist gerade die älteren und schwereren Fälle ganz besonders der Anstalt zu- 
.geführt werden — wie die verhältnissmässig hohe Mortalitätsziffer. Unter 
-den Verstorbenen des letzten Berichtjahres befanden sich im Alter von 5 bis 
10 Jahren 4, von 10—20 Jahren 22, von 20—30 Jahren 19, von 30—40 Jahren 
15, von 40—50 Jahren 9, von 50—60 Jahren einer; die Todesursache war in 
39 Fällen „Epilepsie und deren directe Folgen“; in 17 Fällen Lungen-, Gehim- 
und Darmtuberkuloae, in 5 Fällen Lungen- und Brustfellentzündung, in 3 Fällen 
Gehirnhautentzündung; einzelne Kranke starben durch typhöses Fieber, Wund¬ 
rose, Darmverschlingung, chronische. Nephritis, Gehirn-Syphilis, einer endlich 
durch. Ertrinken^ Die bei Weitem häufigsten, Todesursachen sind demnach das 
epileptische Leiden selbst und Tuberkulose. 

Fragen wir nun angesichts dieser gerade nicht übermässig befriedigenden 
Ergebnisse, wie es denn mit der Organisation des ärztlichen Dienstes 

19* 


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264 


in der Anstalt bestellt ist, so erfahren wir zu unserm Staunen, dass der ge- 
sammte ärztliche Dienst von nicht mehr als drei Aerzten versehen wird, die nicht 
bloss die sämmtlichen in ihren Häusern zerstreuten Epileptiker, sondern auch 
das ganze ungeheure Anstaltspersonal, die erkrankten Brüder und Schwestern, 
speciell die Insassen des vorerwähnten Krankenhauses zu behandeln, die dort 
vorkommenden Operationen auszuführen haben — und von denen überdies nur 
der eine ständig in der Anstalt selbst wohnt, während die beiden anderen in 
Bielefeld wohnen und practiciren, und nur ihre täglichen Besuche zu gewissen 
Stunden in der Anstalt abstatten. Jedem der drei Aerzte ist eine Abtheilung 
der Anstalt überwiesen, und sie lösen sich darin mit einem zweijährigen Turnus 
ab. (So war die Einrichtung wenigstens zur Zeit meines Besuches 1891, und 
es scheint daran auch noch jetzt nichts geändert zu sein.) Natürlich können 
bei einer so geringen Aerztezahl nicht alle Epileptiker täglich von den Aerzten 
gesehen werden; diese halten vielmehr in einzelnen Hauptgebäuden tägliche 
Sprechstunden für ambulante Kranke ab und besuchen ausserdem diejenigen 
bettlägerigen Fälle, von denen ihnen die Schwestern und Brüder der einzelnen 
Abtheilungen Meldung erstatten. — Lässt schon diese Art der Anordnung und 
Vertheilung des ärztlichen Dienstes offenbar Manches zu wünschen übrig, so 
muss es ferner vom ärztlichen Standpunkte als ein bedauerlicher Mangel er¬ 
scheinen, dass für die wissenschaftliche Beobachtung und Verwerthung dieses 
riesenhaften Krankenmaterials gar keine Vorsorge getroffen, dass kein Labora¬ 
torium, keine Einrichtung zur Vornahme chemischer und mikroskopischer Unter¬ 
suchungen, kein Sectionssaal vorhanden, kein Prosector angestellt ist (dem 
letzteren Mangel sollte jedoch, wie mir gesagt wurde, in nicht zu ferner Zeit 
abgeholfen werden). Uebrigens handelt es sich bei der geringen Aerztezahl 
nicht bloss um temporäre Versäumnisse, sondern es liegt die von dem Leiter 
der Anstalt consequent festgehaltene und in Wort und Schrift vertretene An¬ 
schauung zu Grunde, dass die Anstalt der Hauptsache nach nicht als Heil-, 
sondern als Pflegeanstalt anzusehen sei und dass die Aufgabe der Behandlung 
bei den Epileptischen überhaupt nur eine beschränkte, weniger auf Heilung, 
als auf möglichste Unterdrückung der Anfälle und Verhütung des schnellen 
Verfalls in Blödsinn gerichtet sein könne. 

Von diesem Gesichtspunkte aus, der zugleich in der Anhaltung der Epi¬ 
leptischen zu eifriger Arbeit und Thätigkeit das beste Mittel zur Sicherung 
ihres körperlichen und geistigen Wohlbefindens erblickt, tritt natürlich die spe- 
ciell-ärztliche Aufgabe sehr erheblich zurück; auch würde dies vielleicht in 
Bezug auf die individuelle Krankenbehandlung weniger als Uebelstand zu 
empfinden sein — mehr dagegen soweit es sich um die hygienische Directive 
und Beaufsichtigung der gesammten weitläufigen Anstaltseinrichtungen handelt, 
die nothwendig in den Händen eines hygienisch geschulten und selbstverständ¬ 
lich auch mit der nöthigen Autorität ausgestatteten ärztlichen Directors con- 
centrirt sein müsste. — Und das ist der wunde Punkt, wie es scheint, auch für 
andere, nach dem Muster der Bielefelder en ichtete kleinere Anstalten ähnlicher 
Art. Einen sehr charakteristischen Beleg dafür liefern die Mittheilungen, die 
Dr. Schliep in Stettin auf Grund seiner zweijährigen dienstlichen Erfahrungen 
als Arzt der Anstalt K. für Idioten und Epileptische veröffentlicht hat 1 ) Bei 
einer Gesammtkopfzahl von 400 wurden doi t überhaupt nur drei- oder viermal 


>) Schliep, Die ärztliche Thätigkeit in unseren Anstalten für Idioten und Epileptische, 
wie sie ist und wie sie werden muss. Deutsche med. Woch. 1891; 18. 


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265 


wöchentlich ärztliche Besuche abgestattet; in anderen Anstalten sollen solche 
Besuche gar nur ein- oder zweimal wöchentlich, oder sogar nur alle zwei bis 
vier Wochen, oder überhaupt nur bei besonderen Erkrankungen stattfinden! 
Dass der ärztliche Wirkungskreis in allen jetzigen Idioten- ujid Epileptiker¬ 
anstalten mit wenigen Ausnahmen ein zu beschränkter ist, wird auch von 
Wildermuth 1 ) bestätigt. Als erste und wichtigste Forderungen sind, nach 
Schliep, für alle derartigen Anstalten jedenfalls zwei Punkte in’s Auge zu 
fassen: sie müssen einen in der Anstalt selbst wohnenden und aus¬ 
schliesslich Tür die Anstalt thätigen Arzt haben — und dieser Arzt 
muss auch zu den Mitgliedern des Curatoriums der Anstalt ge¬ 
hören, um bei allen in sein Fach schlagenden Verwaltuugsangelegenheiten 
mitsprechen und seinen Anträgen den nothwendigen Nachdruck verleihen zu 
können. 

Nur unter diesen Voraussetzungen bei weit stärkerer Heran¬ 
ziehung und ausgiebigerer Verwerthung der ärztlichen Thätigkeit, 
vermögen auch nach meiner Ansicht die Specia 1 anstalten für Epilep¬ 
tiker ihren schönen Beruf wirklich zu erfülllen und ihren Insassen 
unverkürzt die grossen und wesentlichen Vortheile zu gewähren, 
die sie — vor Allem durch Versetzung in angemessenere Lebens¬ 
verhältnisse, durch entsprechende Beschäftigung, durch einsichts¬ 
volle und planmässige Behandlung — ihnen darbieten können. Erst 
dann werden sie sich auch zu „Heilanstalten“ im vollen Sinne des Wortes 
ausgestalten, während sie jetzt zum grossen Theile von Rechts wegen auf diesen 
Titel verzichten oder ihn nur in-* dem Sinne jenes französischen Witzworts 
führen sollten, das die Medizin als „den Wunsch, zu heilen“ bezeichnet. 
Um nur ein Beispiel hervorzuheben, so ist ja gewiss die Beschäftigung der 
Epileptiker im Freien, in Wald und Feld, bei Ackerbau und Gartenarbeiten, 
und im Hause in ihren verschiedenen Berufszweigen, wie sie in den Bielefelder 
Anstalten geübt wird, äusserst segensreich, und man wird in der hohen Werth¬ 
schätzung dieser Arbeitsleistung für Körper und Gemüth der Epileptischen dem 
genialen Schöpfer und Organisator dieser Anstalten unzweifelhaft beistimmen; 
aber — die Auswahl und Betheiligung der Einzelnen an diesen Be¬ 
schäftigungen muss doch nach ärztlichen Gesichtspunkten verfügt, 
die Arbeitsleistung und Arbeitsdauer der „Kranken“ — denn das 
sind Epileptiker immer! — einer wirksamen ärztlichen Controle fort¬ 
dauernd unterstellt werden! Es giebt doch auch Epileptiker genug, denen 
Beschäftigung nachtheilig ist, die gar nicht oder sehr wenig arbeiten dürfen, 
die sich im Gegentheil wo möglich bei anhaltender Bettruhe am besten be¬ 
finden; und es kommen bei unzähligen Epileptischen Zeiten relativer oder ab¬ 
soluter Arbeitsunfähigkeit vor, die, wenn nicht schwerer Schaden erwachsen 
soll, möglichst bald constatirt und angemessen berücksichtigt werden müssen. 
Ueber die Vortheile, die gerade andauernde und gleichmässige Bettruhe bei 
Epileptikern haben kann, über die wirksame Unterstützung und Steigerung, die 
die gebräuchlichen medicamentösen Antepileptica dadurch erfahren können, sind 
erst kürzlich von Neisser einige interessante Beobachtungen mitgetheilt worden. 2 ) 

Ueberhaupt winken gerade auf dem therapeutischen Gebiete den Special¬ 
anstalten für Epileptiker noch viele und schöne Aufgaben, die eben nur in 


*) Wildermuth, Zeitschr. f. Behandlung Schwachsinniger etc. Stuttgart 1890, 1. 

*) Clemens Neisser, Bettruhe bei Epilepsie. Therapeutische Monatshefte, März 1893. 


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solchen Anstalten, und allerdings auch hier nur durch ein Zusammenwirken 
tüchtiger und speciäliötisch geschulter ärztlicher Kräfte erfolgreich angegriffen 
werden können. Die häusliche Privatbehandlung, die ambulatorische poliklinische 
Behandlung, die gewöhnlichen Hospitälkliniken, und ebenso die Nervensanatorien 
gewöhnlichen Schlages (die übrigens Epileptiker grossentheils gar nicht oder 
nur sehr widerwillig aufnehmen) sind für derartige Aufgaben, wie überhaupt 
für die wirksame Durchführung äntepileptischer Heilverfahren meist sehr wenig* 
geeignet. Solche Aufgaben bieten sich auf dem Gebiete der pharmakologi¬ 
schen Therapie in der strengen und methodischen Prüfung der in so grosser 
Zahl auftauchenden neuen Mittel und in der verbesserten Anwendung der 
älteren; auf dem Gebiete der hygienisch-diätetischen Therapie in der ent¬ 
sprechenden hygienischen 1 Regulifüng der äusseren Lebensverhältnisse, der um¬ 
gebenden geistigen, sittlichen und religiösen Atmosphäre, des Unterrichts, der 
Arbeit, körperlichen Uebüng, des Wechsels von Bewegung und Ruhe; auf dem 
operativ-chirurgischen Gebiete in der sorgfältigen und vor Allem lange 
genug fortgesetzten Beobachtung der nach festen Indicationen passend aus- 
gewählten Operationsteile worüber, trotz der ungeheuer angewachsenen 
Casuistik, doch im Grunde noch recht wenig brauchbares und zuverlässiges 
Material vorliegt; endlich auch in der unparteiischen, aber streng^kritischen 
Prüfung specialistischer, bisher vernachlässigter oder einseitig cultivirter Me¬ 
thoden (Hydrotherapie, auch Elektrotherapie und Suggestion). Doch 
sei ausdrücklich der Meinung vorgebeugt, als ob nur der praktischen The¬ 
rapie, nicht auch der wissenschaftlichen pathologischen Erkenntniss der epi¬ 
leptischen Zustände in solchen Anstalten bei entsprechender Führung die wich¬ 
tigste und werthvollste Förderung zu Theil werden könnte. Im Gegentheil 
gerade für die vielfach so dunkeln Gebiete der Aetiologie und pathologischen 
Anatomie, für die Erforschung abnormer Verhältnisse des Schädel- und Gehirn¬ 
baues, für die so mannigfaltigen und schwierigen pathogenetischen Fragen, für 
die bessere Beobachtung mancher Anfallserscheinungen sowie der intervallären 
Symptome, selbst für die differential-diagnostische Beurtheilung, im Verhältnisse 
zu Hysterie, Simulation u. s. w. ist noch unendlicher Nutzen hier zu erwarten. 

Seit ungefähr sechs Jahren hat die Stadt Berlin den Bau eines eigens 
für Epileptiker bestimmten und in grösstem Maassstabe (für 600—1000 Insassen) 
geplanten Krankenhauses in Angriff genommen. Auch für die Errichtung dieser 
ersten grösseren städtischen Epileptiker-Anstalt war ursprünglich wesentlich das 
praktische Bedürfniss der Trennung der Epileptiker von den Geistes¬ 
kranken, mit denen sie bis dahin in der Hauptanstalt zu Dalldorf und in den 
mit städtischen Kranken belegten Privatanstalten grossentheils vermischt und 
vereinigt waren, von maassgebender Bedeutung. Ein günstig gelegenes, un¬ 
gefähr 130 Hektar umfassendes Terrain im Nordosten Berlins, ein Theil der 
Gemarkung Biesdorf, ist für den obigen Zweck angekauft und bei der ge- 
sammten Projectirung insbesondere auch auf ausgiebige Gelegenheit zu Be¬ 
schäftigung durch lahdwirthschaftliche Betriebe, Garten- und Gemüsebau, Vieh¬ 
zucht, sowie durch die gebräuchlichsten Handwerke Rücksicht genommen worden. 
Diese städtische Anstalt — „Wuhlgarten“ bei Biesdorf — geht ihrer Vollendung 
entgegen; sie soll dem Vernehmen nach in allerkürzester Zeit bereits eröffnet 
und wenigstens teilweise belegt werden. Möge sie reichen Nutzen stiften, die 
Mängel ihrer Vorgängerinnen zu vermeiden wissen, und, innerhalb der Grenzen 
des Erreichbaren, als Vorbild einer echten Epileptiker-Heilanstalt zur 
Lösung der im Vorstehenden gekennzeichneten Aufgaben erfolgreich mitwirken. 


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265 


Referate. 

SpecieUe Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

Schwämme für chirurgische Zwecke. Dr. Cotterill empfiehlt statt der 
gewöhnlichen Wundschwämme solche aus Wolle, die in folgender Weise zu¬ 
bereitet werden. Rohe weisse Wolle wird in 2 Zoll lange Stücke geschnitten, 
eine Handvoll herausgenommen, in eine doppelte Gaze-Schicht gehüllt und mittelst 
eines Wollfadens festgebunden. Ein derartiger Schwamm hat folgende Vorzüge: 
1) er saugt gut auf, 2) er lässt sich vollkommen sterilisireii, 3) er ist mehr¬ 
mals zu brauchen, 4) er kostet nur wenige Pfennige. Nach dem Auskochen 
bewahrt man ihn zweckmässig in 5 proc. Carbol auf. 

Brit. Med. Journal, 11. März 1893. H. Citron (Berlin). 

Arm- und Brnststärker Patent Largiad&r. Zur Stärkung der Brust-, Arm- 
tmd Halsmuskulatur ist von dem Schulinspektor Dr. phil. Largiadör in Basel 
ein Apparat erfunden worden, welcher bereits vielfach gebraucht und gewürdigt, 
jedoch einer noch weiteren Verbreitung wohl werth ist. Die Bedeutung, welche 
gerade die erwähnte Muskulatur auf die Beschaffenheit und Function der Lungen 
hat, ist erst neuerdings wieder von Dr. Voll and in Davos-Dörfli (cf. Referat 
im Aprilheft dieser Zeitschrift), von Eulenberg und Bach in ihrem Werk 
„Schulgesundheitslehre“, von Fürst in Leipzig (Deutsche Medicinalzeitung) be¬ 
sonders hervorgehoben worden. Aus diesem Grunde haben diese Autoren 
sowohl, wie Angerstein und Eckler in ihrer „Hausgymnastik für Mädchen 
und Frauen“ zur Beförderung der Athmungsthätigkeit in den Lungenspitzen und 
zur Beseitigung von Catarrhen iu denselben, Mülljer in „Hydrotherapie für 
Studirende und Aerzte“, wenn es gilt eine drohende Tuberkulose zu verhüten 
oder eine bereits bestehende Infiltration zum Stillstand oder gar zur Rück¬ 
bildung zu bringen, den L.’schen Apparat auf das wärmste empfohlen. Ewer- 
Berlin („Cursus der Massage mit Einschluss der Heilgymnastik“) hat von dem 
Apparate bei der Nachbehandlung von Lungen- und Brustfellentzündung, Maas- 
Würzburg bei der Nachbehandlung des Empyems der Brusthöhle die besten 
Erfolge gesehen. Kotelmann-Hamburg empfiehlt in der „Zeitschrift für Schul¬ 
gesundheitspflege“ die Verwendung des Bruststärkers bei nervösen Athem- 
beschwerden, während Seil-Bremen (Correspondenz-Blatt der Schweizer Aerzte 
1887, 19) bei Stotterheilung in einer Reihe von Fällen und in relativ kurzer 
Zeit glänzende Resultate gezeitigt hat. Der Apparat ist von einfacher Con- 
struction und leicht zu handhaben. Er besteht aus zwei Holzrollen, welche 
zugleich als Handgriffe dienen; an jeder derselben ist ein Seil befestigt, das 
durch die andere Rolle hindurchgeht und an seinem freien Ende mit einem 
Gewicht belastet wird. Der Apparat kostet bei Georg Engler in Stuttgart je 
nach der Gewichtsgrösse 8,80 Mk. resp. 10,80 Mk. A. Neumann (Berlin). 

Salicylates in the treatment of pleurisy with effasion. Von G. Dock. 

Unter Mittheilung einiger eigenen Fälle und gestützt auf recht zahlreiche 
Litteraturangaben empfiehlt der Verf. angelegentlich den Gebrauch der Salicyl- 
säurepräparate, welche bei grossen serösen Ergüssen wie bei trockenen Pleuri¬ 
tiden und häufig auch bei secundär entstandenen Brustfellentzündungen rasch 
einen günstigen Einfluss ausüben. In den meisten Fällen ist derselbe in der 
diuretischen Wirkung der Medicamente zu suchen, während sich eine Einwir¬ 
kung auf die Schweisssecretion wenig oder gar nicht bemerkbar macht; zuweilen 
handelt es sich jedenfalls um eine directe Beeinflussung des pathologischen Pro- 


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268 


cesses und der Krankheitsursache. Von der Salicylsäure giebt D. täglich bis 
3,75, von den Salzen bis 7,5, beginnt aber gewöhnlich mit kleinen Dosen. 

Therapeutic Gazette, Febr. 1893. Reunert (Hamburg). 

Jodoform, desodorat. Die neue niederländische Pharmakopoe hat nach einer 
Mittheilung von G. Arends als Jodoformium desodoratum folgende Mischung 
aufgenommen: Jodoform 98,5 

Acid. carbol. 0,5 
01. Menth, pip. 1,0, 

während die Magistralfbrmeln der Berliner Armen Verwaltung folgende Vor¬ 
schrift enthalten: Jodoform 10,0 

01. Sassafras gtts II. 

Zur Entfernung des lästigen Jodoformgeruches von Instrumenten und 
Gefässen wird das Einreiben der betreffenden Gegenstände mit Lorbeeröl 

empfohlen. 

Pharm. Zeitg. 1893, 193. Lüdtke (Altona). 

Als ein vortreffliches unschädliches Mittel zur Beförderung der Mllch-Se- 
cretion empfiehl Harkin sehr warm das Chlorkalium. Er bedient sich einer 
Lösung, die 28 gr KCl. in 500 gr Wasser enthält und reicht dreimal des Tages 
vor der Mahlzeit 28 cbcm davon. Die Wirkung tritt meist schon nach 24 Stunden 
ein. Wo reichliche Milch-Secretion besteht, wirkt das Mittel nicht, dagegen 
wirkt es bei mangelnder Nahrung gleich gut bei Menschen und Thieren. 

Journal d’hygifcne, 2. März 1893. H. Citron (Berlin). 

Le Cräosotal contre la tuberculose par M. J. Brissonet. Das gewöhnliche 
Creosot besitzt einen scharfen Geruch und Geschmack und reizt die Schleim¬ 
häute stark. Verbindet man Creosot mit Kohlensäure, so erhält man einen 
milden, geruchlosen, reizlosen Körper, der 90°/ 0 Creosot enthält und kurzweg 
als Creosotal bezeichnet wird. Gewonnen wird dasselbe durch Einleiten von 
Kohlensäure in eine alkalische wässerige oder alkoholische Creosot-Lösung. Im 
ersteren Falle scheidet es sich unmittelbar aus, im letzteren wird es durch Ab¬ 
dampfen gewonnen. Creosotal ist unlöslich in Wasser, Glycerin und schwachem 
Alkohol; in 95 proc. Alkohol, Aether, Chloroform und Benzin ist es in der 
Kälte löslich. Dosen von 10—12 gr pro Tag sollen anstandslos vertragen werden. 

Journal de M6d. de Paris, 1893/10 (nach R6pert. de Pharmac. 10. Februar 1893). 

H. Citron (Berlin). 

Dr. Prosser White’s Nursing Chart and Diet Table (Benson and Co.) enthält 
auf der einen Seite Rubriken für Zeit, Temperatur, Puls, Respiration, Stuhl und 
Urin, auf der anderen für Nahrung und Medikamente. (1000 Stück 25 sh.) 

Brit. Med. Journal, 25. April 1893. H. Citron (Berlin). 

Anesth6sique local de Parsons. 


Chloroform 

12,0 

Tinct. Pyrethri 2,0 

Tinct. Aeoniti 

12,0 

Essent. Caryophyll. 2,0 

„ Capsici 

4,0 

Camphora 2,0 


L’Union pharm. 1892, 546. Lüdke (Altona). 

Brontamid. Unter diesem Namen wird von Amerika aus ein Präparat in den Handel 
gebracht, welches nach Caill6 in Dosen von 0,6 mehrmals täglich gegeben, ein sehr gutes 
Antineuralgicum sein soll. Nach Amer. Journ. Pharm, soll dasselbe die Formel C 6 Hj 
Br NH—H Br besitzen. — Es krystallisirt in farblosen Nadeln vom Schmelzpunkte 117°, 
ist geruch- und geschmacklos, unlöslich in Wasser, löslich in 16 Theile heissem Alkohol, 
fast unlöslich in kaltem Alkohol, löslich hingegen auch in Aether, Chloroform und fetten 
Gelen. 

Pharm. Zeitg. 1893, 128. Lüdtke (Altona). 


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269 


Chrysarobin gegen Hämorrhoiden. Dr. Kosso-Budski hat zuerst das 
Chrysarobin zur Behandlung der Hämorrhoiden vorgeschlagen und verwendet 
dasselbe nach antiseptischer Abwaschung der Knoten in folgender Salbe, welche 
3-4mal täglich angewendet wird: 

Chrysarobin 0,8 

Jodoform 0,3 

Extr. belladonnae 0,6 
Vaselin 25,0. • 

Bei inneren Knoten werden Suppositorien angewendet aus: 

Chrysarobin 0,08 

Jodoform 0,02 

Extr. belladonnae 0,01 
Ol. Cacao 2,0 

Glycerin q. s. etc. 

Dr. Macdonald bestätigt neuerdings aus eigener Erfahrung die Wirk¬ 
samkeit dieser Behandlung selbst in sehr schweren Fällen. 

Pharm. Zeitg. 1892, 742. Lüdtke (Altona). 

Pnrest Chloroform, fabrizirt von Salomon & Company, Limited, 
Hainham, Essex, ist nach den Untersuchungen vom chemisch-technischen 
und hygienischen Institut von Dr. Popp und Dr. Becker in Frankfurt a. M. 
eia durch einen sehr hohen Grad von Reinheit sich auszeichnendes Chloroform, 
dessen spec. Gewicht bei 15,5 Grad C. 1,48895 ist und das constant bei 60 bis 
61 Grad siedet. Es ist frei von Säuren, Chlor, Aceton und höheren Alcoholen; 
der Gehalt an Aethylalkohol beträgt nahezu 1 pCt. Aerztlicherseits ist es mit 
zufriedenstellendem Erfolg vielfach verwendet worden, so auch von Prof. Dr. 
Hahn im städt. Krankenhanse im Friedrichshain und von Dr. A. Martin in 
Berlin. Blass (Dalldorf). 

Diätetik. 

L’Hygtene et la Caisson des aliments (nach einem Vortrag von Dujardin- 
Beaumetz). 

Bei der Bereitung der Speisen kommen folgende Medien in Betracht: 

A. Herdfeuer. 

B. Wasser, Wasserdampf, gespannter Wasserdampf, (Papin’scher 
Topf), Oel. 

C. Warme Luft. 

D. Sonne (Boucanage). 

Die Speisen können sein: 

1) Thierischen Ursprungs: Fleisch, Eier. 

2) Vegetabilischen Ursprungs: Gemüse, Hülsenfrüchte, Brod. 

3) Alkaloidische: Kaffee, Cacao, Thee. 

Hierzu kommen die Getränke Wasser, Milch, Wein. 

Fleisch. Unter dem Einflüsse der Wärme macht dasselbe verschiedene 
Modificationen durch. Dieselben sind physikalischer, chemischer und fäulniss- 
widriger Art (antimikrobischer und antiparasitärer im engeren Sinne). 

Als physikalisches Agens wirkt die Temperatur, die je nach ihrer Höhe, der 
Dauer ihres Einwirkens und dem Medium geröstetes, gebratenes oder gekochtes 
Fleisch liefert. Zum Rösten ist eine Temperatur von 50—70°, zum Braten und 
Kochen von 93—98° erforderlich. Die Temperatur ist übrigens verschieden je 
nach der Art des Fleisches, in der Regel um so höher, je fetter das Fleisch ist. 


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270 


Neben der Temperatur sprechen von physikalischen Agentien diexAratrock- 
nung, die Verkohlung, die Erweichung und die Schmelzung des Fettes 
beim Kochen mit. 1 . 

Die chemischen Einwirkungen bestehen in der Gerinnung des Eiweisses 
durch die Hitze, der Entwickelung eines eigentümlichen Riechstoffes (Osmozon) 
und einer Art Peptonisation. 

Hohe Temperaturen wirken fänlnisswidrig und antiparasitär. Die Sterili¬ 
sation ist sicherer im gekochten als im gerösteten Fleisch. Die antiparasitäre 
Wirkung des Kochens ist von grosser Wichtigkeit beim Schweine- und Rind¬ 
fleisch. 

In Frankreich, wo man fast nur gut durchgekochtes Schweinefleisch ge- 
niesst, ist die Trichinose fast unbekannt, anders in Deutschland, wo viel Wurst 
verzehrt wird. 

Taenia verbreitet sich bekanntlich durch den Genuss von rohem Rind¬ 
fleisch. Am besten ist es, auf dasselbe ganz zu verzichten. Will man aus ärzt¬ 
lichen Gründen durchaus rohes Fleisch geben, so reiche man Hammel- oder 
Pferdefleisch (?). ; .' 

Die Verdaulichkeit der Eier ist verschieden nach dem Grade des Kochens. 
Roh und halb gekocht werden sie mit grösster Leichtigkeit peptonisirt und 
und assimilirt und wirken in gewissem Sinne antimikrobisch, insofern Mikro¬ 
organismen auf ihnen nicht gedeihen. Hart gekocht (60°) ist das Ei fast un¬ 
verdaulich, für den Magensaft schwer angreifbar und ein guter Nährboden 
für Mikroorganismen. Es empfiehlt sich daher, Temperaturen von 50—60° zu 
wählen. 

Gemüse. Dieselben machen unter dem Einfluss des Kochens dieselben 
Veränderungen durch. Durch die Hitze werden sie weich, verlieren einen Theil 
ihres Wassers, werden zerreiblich und dadurch für die Verdauungssäfte besser 
angreifbar. 

Die chemische Action des Kochens besteht in der Ueberführung der Ei weiss¬ 
körper in Peptone, der Stärke in Dextrin und Achroodextrin, lösliche und leicht 
verdauliche Körper. 

Die Austrocknung dient zur Conservirung und Abtödtung von Keimen, die 
vom Düngen etwa an der Pflanze hängen geblieben sind. Die Wichtigkeit 
eines gründlichen Durchkochens ist danach einleuchtend. 

Das Brod, das Hauptnahrungsmittel aller Stände, muss verschiedenen Be¬ 
dingungen genügen. Ist es zu trocken, so verliert es an Nährwerth, zu wenig 
ausgebacken ist es unverdaulich und ein guter Nährboden für Bakterien. Es 
besteht aus Krume und Kruste; die erstere repräsentirt den stärkehaltigen, die 
letztere den eiweisshaltigen Antheil. Die Krume ist contraindicirt bei Krank¬ 
heiten des Magens und Diabetes. Durch die Backhitze wird Dextrin, Syntonin 
und Propepton gebildet. 

Alkaloidische Nahrungsmittel. Kaffee und Cacao bedürfen, um ge- 
niessbar zu werden, der Röstung; in grünem Zustande sind sie nicht verwerthbar. 
Erst durch Rösten erhalten sie ihr Aroma und werden zu Nahrungsmitteln von 
hohem Werthe. Chemisch gehören sie zur Xanthin-Gruppe. — Die übrigen 
Getränke werden in einem besonderen Aufsatz abgehandelt werden. 

Journal de Mödec. de Paris 1893/19. H. Citron (Berlin). 

Emploi du lait stärilisä pour r&limentation des nouve&ux n£s. Der nach 
Angabe des Dr. Bodin von der Firma Gentile gefertigte Apparat besteht ebenso 


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271 


wie der Soxhlet’sche aus einem Wasserbade mit emem Satz Milchflaschen^ Auch 
der Ver6oMufie-4feBek-dem 8.’sebeB--&ehi\ Er* besteht - aus-einer Kautschuk¬ 
scheibe.' iuit einem centralen Stiel, der in den Flaschenhals gesteckt wird, 
wälifend rdie Platteauf-der,^^ dem Erkalten ist der Ver¬ 

schluss vollkommen luftdicht. Will man eine sterilisirte Flasche transportiren, 
so kann man sich des Extra-Verschlusses bedienen. Derselbe besteht aus einem 
Metallring, der über die Kautschukplatte* gelegt wird und am Rande mit zwei 
Haken versehen ist. Durch diese lässt sich eine Schnur ziehen, die um den 
Hals der Flasche geschlungen wird und die/Kautschukplatte fest andrückt. ,, 
_Rev^de Polytechnique 1893, 2. H. Citron (Berlin). 

Untersuchungen über Menge der Hefezellen und Bakterien in natürlichen und 
künstlichen Weinen. Von Schaffer und Freudenreich. 

Aus dem reichen Zahlenmaterial ist folgendes zu entnehmen. Die natürlichen Weine 
enthielten fast nur Hefezellen. Der Aetnawein enthielt nur Bakterien; derselbe war trüb 
und jedenfalls-schlecht conservirt. Sehr alte Weine enthielten gar keine Hefezellen mehr, 
sei es dass-sie vom Bodensatz eingeschlossen worden oder abgestorben waren. Die Kunst" 
weine enthielten dagegen fast ausnahmslos Bakterien, was in Anbetracht der zur Ver¬ 
wendung gelangenden Rohstoffe und der oft geringen Sorgfalt bei der Herstellung nicht 
zn verwundern ist. Es ist vielleicht diesem Reichthum an Bakterien zuzuschreiben, dass 
der Genuss solcher Fabrikate so häufig Verdauungsstörungen hervorruft. 

Landw. Jahrb. d. Schweiz für 1891 durch Zeitschr. Nahrungsm.-Unters. Hyg. Waaren- 
kunde 1892, VI, 457. (Lüdtkö (Altona). 

Einige Analysen von Käse- und Milchprpben. Von Ant. Stift. 

Der Verf. veröffentlicht Analysen des Imperial- und Seeburger Käses, 
deren Ergebnisse in Folgendem wiedergegeben werden: 


-• 

Imperialkäse aus 

Fulnek in Mähren 

0/ 

10 

Seeburger Käse vom 
Gut des Kitter von Klein 

°/o 

Wasser.. 

31,20 

36,68 

Stickstoffhaltige Substanzen. 

8,38 

24,38 

Fett. 

53,40 

30,68 

Milchzucker. 

3,92 

2,99 

Salze. 

3,10 

— 

Asche. 

— 

5,27 


Hiernach gehört der Imperialkäse zu den Rahmkäsen und kommt in 
seiner Zusammensetzung den englischen Rahmkäsen nahe, übertrifft sie jedoch 
in dem Gehalt an stickstoffhaltiger Substanz. An Fettgehalt überragt er die 
französischen und italienischen Rahmkäse bei weitem; dieselben enthalten da¬ 
von nur 34,55 bezw. 33,67 pCt. — Der Seeburger Käse gehört nach seiner 
Zusammensetzung zu den sog. Fettkäsen. 


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272 


Die Müchuntersuchung ergab folgende Resultate: 



Schafmilch 
Ostfries. Race 

% 

Kuhmilch 
Bretoner Race 

Löffkmder - 
sterilisirte Sozhlet- 
sche Alpenmilch 

% 


1,0346 

1,0312 

i 

— 

Wasser. 

80,22 

84,81 

58,43 

Casein u. Albumin (Ritthausen) 

5,18 

4,68 

10,64 

Fett. 

6,99 

5,59 

10,46 

Milchzucker (Differenz) . . . 

6,62 

4,19 

18,31 

Asche. 

0,99 

0,73 

2,16 

Casein nach Hoppe-Seyler . . 

4,05 1 

l sm 

3,78 \ 

141 « 

— 

Albumin „ „ 

0,98 J 

0,40 J 

— 

Stickstoffsubst. nach Kjeldahl 

5,00 

4,12 

— 

Milchzucker direct bestimmt . 

6,50 

— 

— 


Die sterilisirte Alpenmilch ergab gegen die Etiquette-Analyse einen Mehr¬ 
gehalt von ca. 5 pCt. Milchzucker. Im Uebrigen dürfte bei der Anwendung 
derselben die hohe Concentration zu berücksichtigen sein. 

Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchung, Hygiene und Waarenkunde 
1892, VI, 454. Lüdtke (Altona). 

Klimatologie und Balneologie. 

Lumleian lectnres on A&ro-therapeutics in lang disease. ByC. Theodore 
Williams. 

I. Riviera. Dieselbe erstreckt sich längs der Küste des Mittelländischen 
Meeres von Hyferes nach JLa Spczzia und verdankt ihren warmen Winter und 
ihr Frühlingsklima 1) ihrer südlichen Lage (zwischen 43 und 44. 5° N. B.); 2) dem 
Schutze der See-Alpen, die kalte Winde fern halten; 3) dem Einflüsse des 
Meeres, das im Winter 3—4° C. wärmer als die Luft ist und eine grosse Gleich- 
mässigkeit der Temperatur zur Folge hat. Die relative Feuchtigkeit schwankt 
zwischen 61 und 74pCt., der Regenfall beträgt 31 Zoll, findet überwiegend von 
September bis November statt und besteht mehr in kurzen heftigen Güssen als 
in längeren Landregen. Die hauptsächlichsten Winde sind: Nordwest oder 
Mistral, trocken, weht meist im März und bringt schönes Wetter; Nordost oder 
Bise, ein kalter Wind, Südwest oder Scirocco, warm und erschlaffend. Im All¬ 
gemeinen sind die Westwinde trocken, die Ostwinde feucht im Gegensatz zu 


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Grossbritannien und Irland. Das |Winter-Klima ist im Allgemeinen hell nnd 
klar, ziemlich windig, aber ohne Nebel. Es ist etwa 5—6° wärmer als das eng¬ 
lische, hat halb soviel Regen- und etwa 5 mal soviel Sonnentage. — 

Was die Resultate des Riviera-Klimas bei Phthise betrifft, so kommt der 
Verf. auf Grund eines gut beobachteten Materials von 210 Fällen zu folgenden 
Schlüssen: 

1) Allgemeine Resultate: 6 Heilungen, 131 Besserungen, 21 stationär, 52 ver¬ 
schlechtert oder 65 pCt. Besserung, 10 pCt. stationär, 25 pCt. verschlechtert. 

2) Locale Ergebnisse: 37 pCt. Besserung, 18 pCt. stationär, 45 pCt. ver¬ 
schlechtert. 

Dieses Ergebniss ist ein recht unbefriedigendes, doch ist zu bemerken, dass 
sich unter den verschlechterten Fällen zahlreiche mit ausgedehnter Cavernen- 
Bildung und doppelseitiger Erkrankung befanden. Trifft man unter den Pa¬ 
tienten, die man fortschicken will, eine passende Auswahl, so erzielt man weit 
bessere Resultate. Das Winter-Klima der Riviera übt einen stark stimulirenden 
Einfluss auf das Nervensystem aus. Es ist daher contraindicirt bei allen Neurosen. 
Schlechter Schlaf ist eine Hauptklage der Patienten, der man am besten da¬ 
durch abhilft, dass man sie einige Meilen landeinwärts schickt. Besonders 
geeignet ist das Klima der Riviera für 1) chronische Bronchitis und Emphysem. 
2) Chronische Pneumonie mit und ohne Bronchiektasen. 3) Bronchial-Asthma. 
4) Phthise mit entzündlichen Erscheinungen. (?) 5) Scrophulöse Phthise. 6) Be¬ 
ginnende einseitige Lungen-Erkrankungen. 7) Anaemie. — 

H. Süd-Kalifornien. Das Klima von Süd-Kalifornien ähnelt dem der 
Riviera, ist aber gleichmässiger und wärmer. Der in Rede stehende Landstrich 
wird im Norden von der Tehachapi-Kette, im Osten von der Sierra Nevada, 
im Westen vom Grossen Ozean begrenzt. Der östliche Theil kommt für klim^- 
tologische Zwecke nicht in Betracht, da er zum Theil aus Wüsten (Mojave und 
Colorado desert) besteht und an beständigem Wassermangel leidet. Anders der 
westliche Theil. Infolge reicher natürlicher und künstlicher Bewässerung gleicht 
das Land einem Garten, in dem eine wahrhaft tropische Vegetation herrscht. 
In der Ebene von San Gabriel befinden sich bereits mehrere Plätze, die zur 
Aufnahme Kranker eingerichtet sind: Los Angeles, Passadena, Sierra Madre, 
Santa Monica etc. Das Klima von Süd-Califomien verdankt seine Vorzüge 
3 Factoren: 

1) Seiner südlichen Lage. (32,30—35,40 N. B.) 

2) Den es umrahmenden Bergketten, die Schutz vor nördlichen und öst¬ 
lichen Winden gewähren. 

3) Dem Einfluss des Grossen Ozeans, insbesondere dem warmen Kuro-Siwo- 
Strom (Black Japan Current). — Die Winter-Temperatur des Meeres schwankt 
zwischen 16 und 22° C. 

Für Los Angeles beträgt das Jahres-Mittel der Temperatur 17° C., für die 
Winter-Monate 10°, für den Sommer 18°; der Regenfall findet vorwiegend in den 
Wintermonaten statt und beträgt 10. 82-16. 92 Zoll, die Zahl der Regentage 
20— 30 pro Jahr. Die relative Feuchtigkeit ist an der Küste 60—75 pCt., nach 
dem Innern zu etwas weniger. Von Winden herrschen im Sommer besonders 
nördliche und nordwestliche, im Winter südliche und südwestliche. Ein west¬ 
licher Wind, Chinook oder Santa Ana genannt, ist als Bringer trockener Hitze 
gefürchtet. Während derselbe herrscht, bekommt die Luft eine erhebliche elek¬ 
trische Spannung. Sehr unangenehm sind ferner die ganz plötzlich sich erhe¬ 
benden Nebel. — 


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Ein; Hauptvorzug, des süd-caiifö'rnischen Klimas ist seine grosse Gleichmässig- 
keit, die den Kranken gestattet, das ganze. Jahr an demselben Orte zuzubringen 
und sich während desselben überwiegend im Freien aufzuhalten. Die Vor¬ 
theile, die ein derartiges Klima für Lungenkranke darbietet, liegen auf der Hand. 

Brit. Med. JoumaQ 25.» III. 93. H. Citron (Berlin). 

Kraaikencomfort 

Ein neuer einfacher Wärme-Apparat. Derselbe beruht auf der bekannten 
Eigenschaft des gebrannten Kalkes, Wasser begierig aufzusaugen und sich dabei 
unter starker Volumenvergrösserung auf etwa 150* zu erhitzen. Nach Versuchen 
von Soülier in Paris giebt 1 kg ungelöschter Kalk ca. 140 W&rmeemiieiteii 
ab, wenn — wie von dem Erfinder des Apparates angegeben — pro 1 kg Wasser 
1,5 kg Kalk verwendet werden. Nach anderen von Bertholet angestellten 
Versuchen entwickelt 1 kg ungelöschter Kalk bei seiner Umwandlung in ge¬ 
löschten 320 Wärmeeinheiten. 

Der Apparat besteht aus einem plattgedrückten geschlossenen Cylinder, 
der zur Aufnahme des ungelöschten Kalkes dient. In das Innere dieses Cylinders 
reicht ein konisch geformter Wasserbehälter, welcher von aussen gefüllt wird. 
An der Spitze des Wasserbehälters befindet sich ein Ventil. 

Enthält die eine Abtheilung eine gewisse Quantität ungelöschten Kalk und 
die andere Wasser, wobei zunächst das Zwischenventil geschlossen ist, so ist 
der Apparat zum Gebrauche bereit. Er kann dann zu jeder beliebigen Zeit in 
Wirksamkeit gesetzt werden, wenn man mittelst eines ausserhalb angebrachten 
Knopfes das Ventil öflhet, durch welches dann das Wasser langsam in die 
Kalkabtheilung fliesst. Nach wenigen Minuten hat der Apparat eine bis zu 
100° C. ansteigende Temperatur erreicht, die je nach der Grösse desselben, dem 
Quantum der Füllung u. s. w. kürzere oder längere Zeit anhält. 

Gegenüber den Wärmeflaschen mit Wasserfüllung haben diese Apparate 
den Vortheil, dass man beliebig gerade dann die Wärmeabgabe eintreten lassen 
kann, wenn das Bedürfniss hierzu fühlbar ist. Sie kommen in Paris unter dem 
“Namen „Chauflferettes 4 hydratation de chaux“ in den Handel. 

(Uhland’s Wochenschrift 1892 No. 49.) 

Ges. Ing. 1893 No. 5. Grundke (Berlin). 

A6rateur automatique Mier-Betances. Der kleine Apparat ist dazu bestimmt, 
das abgekochte Wasser durch Mischung^mit Luft geniessbarer Zu machen. In 
seiner ursprünglichen Form besteht er aus einer schmalen, an einer Stelle sich 
plötzlich erweiternden Glasröhre, die an der Erweiterungsstelle eine freie 
Ueffnung besitzt und rings von einer Glaskugel umschlossen ist. Die letztere 
hat zwei trichterartige, mit Watte verschlossene Oeffnungen. Lässt man nun 
Wasser durchfliessen, so entsteht beim Uebergang in die Erweiterung eine 
Uuftverdünnung, die Ansaugung von Luft aus der Kugel zur Folge hat. In der 
verbesserten Construction hört das Rohr an der Erweiterung auf und steckt in 
einem weiteren Rohr, das mit der Glaskugel in Verbindung steht. Wasser, das 
diesen Apparat passirt hatte, enthielt 30—35 ccm Luft im Liter. 

Journal d’hygiöne, 30. März 1893. H. Citron (Berlin). 

Eine sehr zweckmässige Neuerung stellt Dr. Cory’s verbesserte Douche dar. 
Das Reservoir ist mit einer schwimmenden konischen Klappe versehen, die, 
wenn die Flüssigkeit zum grössten Theile ausgelaufen ist, die Oeffnung fest ver- 
schliesst und so das Uebertreten von Luft mit Sicherheit verhindert. 

Brit. Med. Journal, 25. März 1893. H. Citron (Berlin). 


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Hygiene des Hauses und der Familie. 

In der am 17. Februar 1893 stattgehabten Sitzung der Delegirten der 
hauptsächlichsten.Hafenplätze Englands wurden folgende Resolutionen 
angenommen: 

1) Die Kosten für die Präventiv-Maassregeln gegen ansteckende Krank« 
heiten werden von der Staatskasse getragen. 

2) Die ärztliche Aufsicht findet Tag und Nacht ununterbrochen statt. 

3) Jeder Hafen ist mit einem für alle Fälle ausreichenden Stab von Sa¬ 
nitäts-Offizieren auszurüsten. 

4) Schiffe, die keine Kranke an Bord haben, dürfen unter keinen Um¬ 
ständen zurückgehalten werden. 

5) Jeder Hafen ist. mit einem von sonstigen Kranken-Anstalten streng ge¬ 
trennten Cholera-Spitalzu versehen. 

6) Jeder Hafen muss einen Dampf-Desinfections-Ofen, einen Generator und 
Zerstäuber für Schwefelsäure (soll wohl heissen schweflige Säure. Ref.) und 
einen Behälter für Sublimat-Lösungen besitzen. 

Nach Journal d’hygiöne, 16. III. 1893. H. Citron (Berlin). 

Vorrichtung zum Trennen der flüssigen und festen Abgangsstoffe aus 
Aborten u. dergL Von Metrophanes Nadiein, Basil Ewdokimoff und 
Sergius von Baschmakoff in St. Petersburg. (D. R.-P. 66916.) 

Diese Vorrichtung zum Entfernen menschlicher Fäcalien aus Aborten u. dergh 
unterscheidet sich von den bekannten derartigen Einrichtungen hauptsächlich 
durch folgende charakteristische Merkmale: Alle zu entfernenden Unreinlich¬ 
keiten einer Wohnung bezw. eines Hauses, wie der Inhalt von Retiraden und 
Pissoirs, die Abflusswässer aus Küchen, Waschhäusern u.'s. w., ergiessen sich 
sämmtlich in ein gemeinschaftliches Hauptableitungsrohr, welches dieselben in 
einen Apparat leitet, wo die festen Bestandtheile der Mischung selbstthätig von 
den flüssigen abgesondert und zu Dünger verarbeitet werden. Hierbei fliessen 
die Spülwässer und sonstigen Flüssigkeiten nicht beständig, d. h. nach Maass¬ 
gabe ihres Eintritts in den Absonderungsapparat, den städtischen Abflusskanälen 
zu, sondern zeitweise mittels Hebers in der Weise, dass die Behälter, in denen 
die Heber angebracht sind, sich mit einem Mal entleeren. Schliesslich wird 
die Abflussgeschwindigkeit des Wassers in den Leitungsrohren und Hebern zum 
Hervorbringen einer Ventilation der Wohnräume verwendet.. 

Gründke (Berlin). 

Einige Erfahrungen über Solveol (neutrale, wässrige Kresollösung) als 
Antisepticum. Von Privatdoc. Dr. A. Hiller. . 

Seitdem C. Fränkel die Wirksamkeit der Kresole (Ortho-, Meta- oind 
Parakresole) erkannt hat (Ztschr. f. Hygiene 1889, Bd. 6. S. 521), war man be¬ 
strebt, die Schwierigkeit ihrer praktischen Verwendung, die in der fast vollstän¬ 
digen Unlöslichkeit in Wasser besteht, zu beseitigen. Lösungen von Kresolen in 
stark alkalischer Seife sind das Creolin, Lysol, Sapoöarbol, die eine hohe anti¬ 
septische Wirksamkeit besitzen, durch ihren Gehalt an Seife jedoch manche 
Uebelstände zeigen. Es ist nun der chemischen Fabrik von Dr. F. von neyden 
Nachf. in Radebeul bei Dresden gelungen, die Kresole mit Hilfe von salicyl- 
saurem, besser noch kresotinsaurem Natrium in neutrale, wässrige Lösung zu 
bringen, welche Hueppe (Prag) Solveol genannt hat. Die Ergebnisse der Ver¬ 
suche, welche Dr. Hammer ^n Hueppe’s Laboratorium gemacht hat, sind derartig 
günstige, dass Verf. seit 9 Monaten dieses neue Antisepticum ausschliesslich ver- 


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wendet. Es übertrifft eine 0,5% Kresol enthaltende Solveollösung die Wirkung 
von Lysol, Creolin und Carbolsäure in 2 V 2 proc. Lösung und hat ausserdem den 
Vorzug, dass sie fast gar nicht ätzt und weniger giftig ist als Carbolsäure. — 
Verf. führt einige Fälle, darunter Ozäna der rechten Nasenhöhle, faulige Cystitis 
und Empyem der rechten Brusthöhle auf, in denen er mit Solveol günstige Er¬ 
folge erzielt hat und kommt zu dem "Schluss, dass dasselbe für Operationen in 
Körperhöhlen (Kopfhöhle, Brusthöhle, Bauchhöhle) und auch für die geburts¬ 
hilfliche und gynäkologische Praxis ausserordentlich geeignet sei und die bisher 
gebräuchlichen Antiseptica hinsichtlich der geringen Reizwirkung, der relativen 
Ungiftigkeit und der Sicherheit der Antisepsis übertreffe. 

Deutsch, med. Wochenschr. 1892, No. 37. Blass (Dalldorf). 



Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Dampf-Sterilisiruugs-Apparate nach Director H. Merke, angefertigt von 
J. Fehrmann, Berlin NW., Birkenstrasse 57. 

Die Merke’sehen Apparate eignen sich zum An wärmen von Leibwäsche, 
Desinfection von Wäsche und Kleidungsstücken, sowie zum Sterilisiren von Ver¬ 
bandmaterial jeder Art. Diese Apparate können vermittelst Oas auf jedem 
Kochherd, sogar im Freien auf einem gewöhnlichen eisernen Dreifüss vermittelst 
Kohlen-, Holz-, Torf- oder Cpaksfeuerung leicht und schnell in Betrieb gesetzt 
werden. 

Der Apparat besteht aus zwei ineinander befindlichen Cylindern B und C. 
Der äussere Cylinder setzt sich in einem Halbtrichter D fort, welcher unten 

offen ist. Der innere Cylinder C hat 
einen geschlossenen Boden und ist 
oben durch kleine Winkel mit dem 
äusseren Cylinder verbunden. Am 
Boden des inneren Cylinders be¬ 
findet sich ein Rohr, welches durch 
den äussern Cylinder nach aussen 
geht, jF, wodurch die Luft ent¬ 
weicht, sowie der überschiessende 
Dampf. Der Deckel, welcher au 
einem beweglichen Charnier an 
dem äussern Cylinder befestigt 
ist, hat eine Dochtdichtung und 
wird durch 4 Schrauben mit Flügel¬ 
muttern derartig fest verschlossen, 
dass Dampf nicht entweichen 
kann. In der Mitte des Deckels 
befindet sich eine kleine Oefftmng, 
welche durch eine Schrauben¬ 
kapsel verschlossen ist, die event 
zum Einhängen eines Controll- 
Thermometers benutzt werden 
kann. 

Als Dampfentwickler dient 
lg * ' eine Wasserschüssel (s. Fig. 185); 

dieselbe wird halb mit Wasser gefüllt und der Apparat hineingestellt, wodurch 


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eine Art von kleinem Dampfkessel gebildet wird, der von der darüberstehenden, 
langsam nachfliessenden Wasserschicht der verdampften Wassermenge ent¬ 
sprechend gespeist wird. Sobald das Wasser in der Schüssel zum Sieden 
gekommen ist, steigt der sich entwickelnde Dampf durch den Halbtrichter 
zwischen den beiden Cylindern empor und tritt oben in den inneren Cylinder, 
durchdringt die zu sterilisirenden Gegenstände, und durch fortwährendes Nach¬ 
strömen des Dampfes ernält er einen kleinen Druck, wodurch er durch das 
untere Ausströmungsrohr F wieder herausgeht. Die zur Sterilisirung nöthige 
Temperatur von 100° C. wird nach vielfach vorgenommenen Versuchen in 
ca. 40 Minuten erreicht, sie erhöht sich sogar, da im Inneren des Apparats 
sich etwas Ueberdruck allmählig entwickelt, auf etwa 100,5 bis 101° C. Die im 
Innern verpackten Gegenstände zeigen, nachdem der Dampf etwa 15 Minuten 
durch das Ausströmungsrohr F ausströmt, eine Temperatur von 100 bis 101° C. 

Eine vollständige sichere Sterilisirung auch der widerstandsfähigsten Milz¬ 
brandsporen wird mit Bestimmtheit erreicht, sobald die zu desinficirenden Ge- 



Fig. 186. 

genstände, von dem Beginn der Dampfausströmung bei F an, etwa 30 Minuten 
der Wirkung des Dampfes ausgesetzt sind. 

Das zu sterilisirende Verbandmaterial wird entweder in Blechbehältern nach 
Dr. Schimmelbusch, oder in Weidenkörben nach Director Merke, welche zu den 
Apparaten passen müssen, um vor späterer Verunreinigung zu schützen, ver¬ 
packt und verbleiben nach beendeter Sterilisirung in denselben bis zu ihrem 
Gebrauch. Die Weidenkörbe, welche mit Leinewand ausgekleidet sind, sind 
nach den von Herrn Professor Sonnenburg angestellten Versuchen den Blech¬ 
behältern insofern vorzuziehen, w 7 eil sie das Trocknen des sterilisirten Verband¬ 
materials begünstigen (durch Diffusion). 

Die vorgeschriebenen Apparate w r erden in 7 Grössen gefertigt und eignen 
sich die Nummern 0 bis 4 für kleinere Krankenhäuser und für Aerzte mit 
chirurgischer Praxis. Apparate No. 5 und 7 für grössere Krankenhäuser [und 
Gemeinden. Red. 


Varia. 

Leichenverbrennung in Paris. Im Jahre 1889 fanden 49, 1890 — 127, 1891 — 134, 
1892 — 159 Leichenyerbrennungen statt. Dazu kamen 2389 Verbrennungen menschlicher 
Gliedmaassen (aus den Hospitälern) und 1400 Kinderleichen, Total-Summe 3948 Ver¬ 
brennungen. 

Journal de Medec. de Paris, 1893/19. H. Citron (Berlin). 

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Seit 1873 ist. man sich in England der Wichtigkeit hygienischer Verbesserungen be¬ 
wusst geworden, und man hat durch ein solches Vorgehen nicht zu unterschätzende Er¬ 
folge erreicht. Bis 1889 ist die Mortalität von 21,2 °/oo auf 17,9 °/oo gefallen, d. h. es sind 
400 000 Menschen am Leben geblieben, welche der früheren Mortalitätsziffer entsprechend 
gestorben wären. Noch überraschender fällt ein Vergleich der Zahlen von London aus, 
wo Schmutz, Armuth und Uebervölkerung doch die günstigsten Bedingungen für eine hohe 
Sterblichkeit bieten und dieselbe von 22,5 %o auf 17,4 °/oo gesunken ist. 

Med. News 1. April 1893. Reunert (Hamburg). 

Dnration of life of the nervous American. Von J. Pohlmann. 

Gestützt auf statistische Angaben einer Anzahl Lebensversicherungsgesellschaften 
liefert der Verf. den Beweis, dass die allgemein verbreitete Ansicht, der „nervöse“ Ame¬ 
rikaner sterbe früher als der Europäer, an den das Leben nicht derartige Körper und 
Geist erschöpfende Ansprüche stelle, nicht zu Recht besteht. Dagegen ist die Sterblich¬ 
keit im Kindesalter — leider beginnen die Tabellen erst mit dem 11. Jahre — doch eine 
beträchtlich höhere, eine Thatsache, welche sich nicht allein durch klimatische Unter¬ 
schiede erklären lässt. Mit Recht wirft daher der Verf. die Frage auf, ob die Amerikanerin 
eine weniger sorgsame Mutter sei als die Europäerin und ob die Emancipation sie ihre 
wichtigste Pflicht, die Sorge für ihre Kinder, vergessen lasse. 

Med. News 4. März 1893. Reunert (Hamburg). 

Zacherlin und Thnrmelin, diese neuerdings zum Vertilgen von Insecten angepriesenen 
Mittel bestehen aus besonders fein gemahlenen Flor. Chrysanthemi, welche letzteren schon 
längst als Insectenpulver Verwendung finden. Die Ansicht, dass die insectentödtende 
Eigenschaft durch die Verstopfung der Tracheen bedingt sei, ist neuerdings wieder in 
Zweifel gezogen worden, da es gelungen ist, einen harzartigen, giftig wirkenden Körper 
aus den Flor. Chrysanth, zu isoliren. Es ist ausserdem festgestellt w'orden, dass das Ver- 
brennungsproduct, der Rauch, des Insectenpulvers giftiger wirkt als dieses selbst. 

Die fliegentödtende Kraft des Insectenpulvers kann durch einen Zusatz von Euphorbium¬ 
pulver erhöht werden. — Pharm. Zeitg. 1892, 766. Lüdtke (Altona). 


Organisirte Krankenpflege. 

Am 12. April wurde in New York der Bau der Wärterinnen-Schule des Deutschen 
Hospitals an der Lexington Ave. nahe der 77sten Strasse, begonnen. Die Schule selbst 
besteht seit dem Jahre 1887. Sie hat sich nach allen Richtungen hin als Erfolg erwiesen, 
und der Verwaltungsrath fasste daher im letzten Jahre den Entschluss, eine permanente, 
vergrösserte Wärterinnen-Schule zu errichten In derselben sollen Bewerberinnen nach 
Prüfung ihres Gesundheitszustandes und ihrer allgemeinen Befähigung auf einen Monat 
zur Probe angestellt und, wenn sie sich als geeignet erweisen, definitiv als Schülerinnen 
angenommen werden. Sie müssen sich verpflichten, dem Hospital zwei Jahre lang als 
Wärterinnen zu dienen und erhalten dafür ausser freier Kost und Wohnung 5 Doll, per 
Monat und nach Ablauf der 2 Jahre ein Geschenk von 100 Doll. Nach Beendigung des 
Kursus haben sie eine Prüfung zu bestehen und erhalten dann ihre Diplome, worauf sie, 
soweit sie nicht im Hospital angestellt werden können, von den Mitgliedern des ärztlichen 
Kollegiums für die Privatkrankenpflege empfohlen und verwendet werden. Die Schüle¬ 
rinnen stehen unter der Aufsicht der Oberin der Wärterinnen-Schule und erhalten von 
derselben praktischen Unterricht in der Krankenpflege, während die Aerzte des Hospitals 
ihnen theoretische Vorlesungen halten, so dass den Schülerinnen vollständig Gelegenheit 
geboten ist, sich zu tüchtigen Krankenpflegerinnen auszubilden. Zur Ausführung dieses 
Planes ist jedoch ein neues Gebäude unerlässlich nothwendig, denn die Zimmer, welche 
den Wärterinnen im Hospitale zugewiesen werden könnten, sind nicht nur nicht ausreichend, 
sondern verringern die Aufnahme-Fähigkeit des Hospitals für Patienten. Auch ist es im 
Interesse der Disciplin geboten, dass die Schlaträume sich nicht im Hospital selbst be¬ 
finden. In liberalster Weise entsprachen die wohlhabenden hiesigen Deutschen dem an sie 
gestellten Ansuchen, Beiträge für den Bau zu subskribiren, und schon jetzt sind 68 000 Doll, 
gesammelt, welche nach Ansicht £os Architekten für den Bau und die Einrichtungen ge¬ 
nügen dürften. — New-York. med. Monatssehr. No. 5. 1893. 


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Der in Wien bestehende Verein zur Errichtung einer klimatischen Heilanstalt für 
Brustkranke ist bereits im Besitze von 200 000 Gulden. Die Verwirklichung seiner Auf- 
gäbe erscheint daher schon für die nächste Zeit gesichert 

Ueber die Errichtung eines vierten städtischen Krankenhauses in Berlin hat der 
Magistrat jetzt der Stadtverordnetenversammlung eine Vorlage zugehen lassen. Es heisst 
in derselben: Die für Berlin erforderliche Zahl von öffentlichen Krankenbetten ist erfah- 
rungsmässig auf mindestens 4 pro Mille der Einwohner anzunehmen. Die fortgeschrittene 
Bevölkerungszahl hatte am 7. Mai d. J. die Höhe von 1666 565 erreicht; nach Abzug von 
etwa 20 000 Militairpersonen war also eine Civilbevölkerung von rund 1 645 000 vorhanden. 
Nach dem Satze von 4%o der Einwohnerzahl müssten demnach 6589 öffentliche Kranken¬ 
betten vorhanden sein. Einschliesslich der in den staatlichen und privaten Krankenan¬ 
stalten (mit Ausnahme der Militair-Lazarette) befindlichen Plätze stehen zur Zeit aber nur 
insgesammt in Berlin rund 6200 Betten zur Verfügung. Es fehlen also schon jetzt 380 
Betten. Der Bau eines grösseren Krankenhauses einschiesslich aller Vorbereitungen pflegt 
etwa 5 Jahre zu dauern. Bei der durchschnittlichen Vermehrung der Bevölkerung um 
etwa 50 000 Seelen jährlich steigt das Bedürfniss an Krankenbetten jährlich um etwa 200, 
in 5 Jahren mithin auf 1000 und zuzüglich des bereits jetzt vorhandenen Mankos von 380 
auf zusammen 1380 Betten. Auf eine Vermehrung der Krankenbetten von anderer Seite 
als von der gesetzlich dazu allein verpflichteten Stadtgemcinde ist in absehbarer Zeit keine 
Aussicht vorhanden. Im Gegentheil muss mit einer erheblichen Verminderung für die Zu¬ 
kunft gerechnet werden, da die königliche Staatsregierung im Interesse eines zweckmässigen 
Umbaues der Charite und der besseren Fürsorge für die Kranken die Absicht hegt, die 
Zahl der dortigen Betten von jetzt etwa 1970 auf 1200 zurückzuführen, ohne anderweit 
irgend welchen Ersatz dafür zu schaffen. Als Platz für das Krankenhaus wird das der 
Stadt gehörige Grundstück im Norden zwischen der Seestrasse und dem Spandauer 
Schifffahrtskanal empfohlen. Das etwa 27 Hektar grosse Gebäude liegt in gesunder Luft, 
ist mit der Pferdebahn und weiterhin mit der Stadt- und Ringbahn leicht za erreichen 
und hat günstige Entwässerungs-Verhältnisse wie guten Baugrund. Ueberdies bietet die 
Wahl dieses Bauplatzes demnächst die Möglichkeit einer leichten Evakuirung des Kranken¬ 
hauses Moabit für den Fall einer grösseren Epidemie. Ein kleines Bedenken gegen die 
Wahl des Terrains ist nur insofern geäussert worden, als durch die auf dem Artillerie- 
Schiessplatze bei Tegel stattfindenden Geschütz-Schiessübungen starke Erschütterungen 
verursacht und die Ruhe der Anstalt gestört werden könnte. Indessen steht fest, dass 
die Entfernung der neuen Krankenanstalt, namentlich der Gebäude selbst, vom Schiess¬ 
platze immer noch grösser sein würde, als die der Irrenanstalt Berlin zu Dalldorf. Da bei 
dieser ernste Störungen bisher nicht wahrgenommen sind, so dürften auch für das Kranken¬ 
haus keine Bedenken vorliegen. Das neue Krankenhaus soll in den Abtheilungen für 
innere und für äussere Kranke im ganzen 1000 Betten für Männer und Frauen ent¬ 
halten. Damit ist eine Abtheilung für Geschlechtskranke, welche nicht unter polizeilicher 
Kontrolle stehen, mit 400 Betten und eine Entbindungsanstalt für mindestens 1000 
Entbindungen im Jahre zu verbinden. Ausserdem ist eine Unterrichtsanstalt für 
Krankenpflegerinnen und eine solche für Hebeammen vorzusehen. 


Bücherschau. 

Lehrbuch der Kriegschirurgie« Von Dr. Karl Seydel, K. B. Stabsarzt, Docent am 
K. Operations-Cursus für Militärärzte, Privatdocent an der Universität München. Stuttgart. 
Verlag von Ferdinand Enke (Bibliothek des Arztes) 1893. 

Bei den unaufhörlich sich folgenden Neuerungen, welche in der Bewaffnung, dem 
Kriegs- und Sanitätsmaterial aller europäischen Militärstaaten zu jetziger Zeit in sich fort¬ 
dauernd steigendem Wetteifer eingeführt werden, ist es gewiss eine grossen Fleiss und 
Kenntniss voraussetzende Aufgabe, die mit allen jenen Aenderungen im innigsten Zusammen¬ 
hänge stehende Kriegschirurgie in ihren so mannigfachen Zweigen auf kleinem Raume 
aber doch vollständig abzuhandeln. Erschwert wird diese Aufgabe durch die augenblick¬ 
liche Lage, in welche die Chirurgie in Folge der überraschenden Vervollkommnung der 
Handfeuerwaffen gekommen ist. Dieselbe hat eine erhebliche Veränderung in den bisher 
geltenden Anschauungen zur Folge gehabt und damit zugleich in den für die Behandlung 
geltenden Grundsätzen. Viele der dabei zu erörternden Fragen sind jedoch noch keines- 

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wegs geklärt und harren, noch lediglich durch Experimente und nur sehr vereinzelte Er¬ 
fahrungen in Angriff genommen, endgültiger Entscheidung. Hervorragend müssen auch die- 
neusten Fortschritte der Chirurgie und Hygiene besonders auf dein Gebiete der Verband¬ 
technik und der Desinfektion berücksichtigt werden. Allen diesen Aufgaben hat der VerL 
des vorliegenden Werkes gerecht zu werden versucht, und es ist ihm dies zweifellos im 
Grossen und Ganzen gelungen. Er bezweckte, ein kurzgefasstes Lehrbuch der Kriegs¬ 
chirurgie für den Gebrauch der Militärärzte darzubieten. Historisches, Casuistik, Statistik 
und Reglements sind weggelassen. Benutzt sind jedoch die Erfahrungen älterer und 
neuerer Kriegßchirurgen sowie die amtlichen Zusammenstellungen aus den letzten Kriegen^ 
Ira allgemeinen Theil werden die modernen Kriegswaffen, ihre Construction und Wirkungs¬ 
art, die Einwirkung der Geschosse auf den menschlichen Körper, Wundbehandlung, Wund¬ 
krankheiten, Unterbringung Verwundeter auf dem Kriegsschauplatz und der Verwundeten¬ 
transport eingehend erläutert. Der zweite Theil ist speciell chirurgisch. Nach den einzelnen 
Körpertheilen geordnet, werden zunächst in jedem Abschnitt die Schussverletzungen dieser 
Theile und dann die in Betracht kommenden Operationen (Amputation, Exarticulation r 
Resection, Unterbindung) abgehandelt. Verf. hat dabei eine grosse Menge sehr lesens¬ 
werten Materiales zusaminengetragen und übersichtlich geordnet. Der Ausdruck ist kurz, 
leicht verständlich, die Darstellung lebendig und fesselnd. Die Kapitel über allgemeine 
Grundsätze der Wundbehandlung sind mit vielen beherzigenswerten Regeln ausgestattek 
Es spricht aus dem Ganzen eine grosse praktische Erfahrung. Besonders wohltuend ist 
die Einteilung in kurze Kapitel, die Fassung in klare, bestimmte Regeln ohne ermüdende 
Abschweifung bei gleichmässiger Berücksichtigung der verschiedenen Methoden und An¬ 
sichten. Wird auch hie und da manches wichtige vermisst, wie z. B. die hypodennatische 
Kochsalzinfusion, die gefährliche Einwirkung des Chloroforms weniger auf die Atmung, die 
man mehr beherrschen kann, als auf das Herz etc., so muthet doch der praktische Sinn des Verf. 
in seinen Bedenken gegen die Aseptik im Felde sehr an. Die Abbildungen sind zahlreich,, 
sorgfältig ausgeführt und klar. Das Buch kann wegen seiner grossen Vorzüge nicht allein 
den Militärärzten, für welche es vorwiegend bestimmt ist, sondern auch den Civilärzten, 
welche ja gewärtig sein müssen im Kriegsfälle sofort in Militärärzte umgewandelt zu werden,, 
nur dringend empfohlen werden. Bode (Berlin). 


Kleine Mittheilungen. 

Preis-Ausschreibung. 

Der fünfte Verbandstag der „Vereine deutscher Sprache für Reform des Bestattungs¬ 
wesens und facultative Feuerbestattung“ hat einen Preis von 500 Mark für die beste 
medicinisch-hvgienische Arbeit über die Feuerbestattung ausgesetzt. Das 
Verlagsrecht an der preisgekrönten Arbeit steht dem Verbände zu, dem Verfasser verbleibt 
jedoch das Recht der Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Zeitschrift. Das Preis¬ 
richter-Amt haben die Herren: Professor Dr. Leopold Schrötter von Kristelli, k. k. 
Universitäts-Professor, etc. etc., Wien; K. k. Hofrath Dr. Eduard Ritter von Hofmann, 
Präsident des Obersten Sanitätsrathes, k. k. Universitäts-Professor, etc. etc., Wien; Dr. Max 
Schede, Oberarzt der chirurgischen Abtheilung des allgemeinen Krankenhauses, Hamburg 
und Geh. Ober - Regierungsrath Spinola, Verwaltungs-Director der Charitd in Berlin, 
gütigst übernommen. Der Unterzeichnete engere Ausschuss des Verbandes fordert auf 
Grund obigen Beschlusses nunmehr zur Einsendung von Bewerbungsschriften zu Händen 
des Vorsitzenden, Dr. Ed. Brackenhoeft in Hamburg, Neuerwall 10, hiermit auf. Die 
Bewerbungsschriften müssen in deutscher Sprache verfasst, leserlich geschrieben und mit 
einem Motto versehen sein. Ein verschlossener Zettel, der den Namen des Verfassers und 
das gleiche Motto enthält, ist anzuscbliessen. Die Einsendung hat spätestens bis zum 
31. Jänner 181)4 zu erfolgen. Der geschäftsführende Ausschuss des „Verbandes der Vereine- 
deutscher Sprache für Reform des Bestattungswesens und facultative Feuerbestattung“: 

Hamburg Berlin Wien 

Dr. Ed. Brackenhoeft, Ernst Matterne. Oscar Siedek. 

Vorsitzender. 

Berichtigung. 

In Bezug auf die in der Mainummer enthaltene Notiz, „Vaselinum lanolinatum“ be¬ 
treffend, wird uns von den Herren Jaffe und Darmstädter mitgethcilt, dassHerrHell 
niemals einen Zusatz von Adeps lanae empfohlen hat. sondern sich im Gegentheil in einem 
Circular vom April 1893 sehr absprechend über diese Nachahmung des Lanolins ausspricht. 
— Neuerdings äussert sich übrigens auch Prof. Liebreich in einem Artikel „Adeps 
lanae, ein unvollkommen gereinigtes Wollfett“ (Pharmaz. Ztg. No. 30) über die Werth- 
losigkeit des Adeps lanae. Wir behalten uns vor, von diesem Artikel in einer der nächstem 
Nummern unserer Zeitschrift ein Referat zur Kenntniss der Leser zu bringen. 


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281 


SG* Die Herren Aerzto und Techniker w erden dringend ersucht, alle für den Text 
<ler „ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figuren- 
£töcke dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dergl. m.) an die Exped. 
„Fischer’s medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adressiren. Desgleichen sind an 
letztere alle auf Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


H- Aerztlichc Polytechnik. 4+— 

Redakteur: Dr. G. Beck. 


Inhalt: (Jebersicht der gynikoL-gebartshilfl. Iastromente des Jahr«« 1802 (Fortsetzung und Schluss): 
Acbsentractionszangen. — Cranioclasten. — Symphyseotom. — SchlingenschnUrer für Kautschukschläuche. — 
■Gjmlkol- Untersuchungsapparat mit Speculum. — GynäkoL Irrigationsvorrichtung. - BettschUssel für Gebärende. — 
Brutapparat Air frühreif geborene Kinder. 

Uebrige Referate : Centrifuge. — Pravaz-Spritze. — Schalldämpfer. — Vorrichtung zur Erleichterung des 
Gehens. — Empfangnanxelgen and Becen^ioaea. — Pateatbertcht. 


Die gynäkologischen und geburtshfilflichen Instrumente des 

Jahres 1892. 

(Fortsetzung und Schluss.) 

Geburtshü/f/iche Instrumente. 

Literatur. 

(1.) Belloni, C. Di un nuovo uncino acuto ostetrico. Ann. di Ostetr. p. 365. — 
(2.) Davis-Simpson’s obstetrical forceps, with Poullet’s tape attachment for axis-traction. 
Manual of Obstetrics. — (3.) Dewar, M. A A note on the use of the axis-traction for¬ 
ceps in the high and low Operation. Edinb. med. Journ. p. 441. — (4.) Dewees. New 
axistraction obstetrical forceps. Journ. of the Amer. med. Assoc. p. 32. — (5.) Dührssen. 
Ueber die Technik der Perforation des nachfolgenden Kopfes. Deutsche med. Wochenschr. 
No. 36. Separatabzug. — (6.) Esmann. An Axetraektanger og densk Teknik. Ugosk. f. 
Laeger p. 479. — (7.) Gardner. Mechanism of axis-traction forceps. — (8.) Gigli, L. 
Sopra una nuova modificazione delle applicazioni del forcipe Tarnier nelle scarvo. Ann. 
di Ostetr. p. 654. — (9.) Lambert, Osborne. Modificirte Barnes’sche Geburtszange. 
Aerztl. Pol. p. 57. — (10.) Loziot. Nouveile articulation pouvant convenir k tous les 
forceps k branches crois^es etc. Revue de Pol. m4d. p. 269. — (11.) Ly man. Neue 
Axentractionsvorrichtung. Aerztl. Pol. p. 396. — (12.) McGillicuddi. Notes on con- 
servative obstetrics. Med. Record. Aug. 20. — (13.) Nagel, W. L T eber die Achsenzug¬ 
zange. Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynäk. p. 153. — (14.) Narich, B. Proposition d’un 
nouveau tracteur du siögo. Bull, et Mem. de la Soc. obst. et gyn. de Paris p. 150. — 
(15.) Pazzi, Mucio. Nuovo forcipe. Separatabzug. Ann. di Ost. p. 55. — (16.) Pinzani. 
Sopra un cranioclaste inclinatore. Bull, delle sc. med. di Bologna. Separatabzug. — 
(17.) Taylor, G. An improved aseptic axis-traction forceps. Lancet, Dec. 24. 

Die Literatur über die Tarnier’sche Axentraction ist wiederum, wie aus 
obigem Verzzeichniss ersichtlich, eine reichliche, namentlich von Seiten der 
Geburtshelfer englischer Zunge. Wir entnehmen derselben als bemerkens- 
wertheste folgende Instrumente: 


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282 


Eine Zange von Dewees (4) Fig. 187 erregt mehr durch die Absonderlich- 



Fig. 187. 


keit ihrer Form, als durch ihre Zweckmässigkeit die Aufmerksamkeit, die eher 
am Schreibtisch ausgesonnen, als in praxi bewährt sein dürfte. 

Grössern Beifalls dürften sich die folgenden erfreuen: nämlich die sub (12) 
citirte, welche den im Jahrg. 1890 dieser Zeitschr. beschriebenen von Haslam 



Fig. 188. 


und L'Heureux Bienkarne nachgebildet ist und sich von diesen nur dadurch 
unterscheidet, dass auch der unarticulirende Bestandteil der Zangengrifle zer¬ 
legbar angeordnet ist; ferner: (17) mit perinaealer Krümmung des Griffs, Boh¬ 
rung der Knaufenden zum Durchstecken eines Zugstabes für die Axentraction 



Fig. 189. 


und Schraube zur Pression auf die Griffenden, Ausschnitt hierselbst zur Einlage 
des Mittelfingers. Die Zange, welche im Uebrigen die Form der Simpson- 
schen Zange besitzt, ist einen Zoll länger als diese. 

Die meiste Beachtung scheint wohl die Zange von Davis (2) zu verdienen, 
welche den Tarnier'sehen Zughebel mittelst eines durch die entsprechend ge¬ 
lochten Fensterbänder gezogenen Tuchbandes mit der Zange verbindet. Der 


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283 


Vortheil dieser Zange ist nicht nur darin zu suchen, dass jede Zange leicht für 
diese Verwendungsweise zugerichtet werden kann, sondern auch dass der Ge¬ 
burtshelfer gewissermaassen gefühlsweise die Richtung der Axentraction leicht 



Fig. 190. 


zu verändern im Stande ist. Bezüglich der übrigen Axentractionsvorrichtungeu 
vergl. diese Zeitschr. 1. c. 

Auf ganz verschiedene Weise als die bisherigen „Axentractionserfinder“ 
sucht Pazzi (15) in seiner neuen Zange dieses Problem zu lösen, bezüglich 
deren wir unserm Referenten über italienische Literatur das Wort lassen. 

Pazzi gelang es nach längern diesbezüglichen Versuchen eine Achsenzug¬ 
zange zu construiren, die weder viel complicirter noch erheblich grösser oder 
theurer, als die einfache Zange ist und somit vor den bisher angegebenen 
Achsenzugzangen (Tarnier etc.) erhebliche Vortheile darbietet. Er erreicht 
dies dadurch, dass er an der gewöhnlichen, gekreuzten z. B. Simpson'schen 
Zange ein Charniergelenk möglichst nahe am Centrum der Löffel, ohne doch 
deren Fassfestigkeit zu vermindern, anbringt. 

Nachdem er sein Instrument bei vielen Experimenten an der Leiche ver¬ 
sucht und nach verschiedenen Modificationen erprobt hatte, benutzte er es 
erfolgreich bei Lebenden in Fällen, wo nach fruchtlosen Versuchen mit der 
gewöhnlichen Zange die Perforation hätte gemacht werden müssen und es 
gelang ihm mit seiner articulirten Achsenzugzange, lebende Kinder zu extra- 
hiren. 

Das Instrument, das ganz aus Metall verfertigt ist, hat eine Länge von 
39 cm, ein Gewicht von 670 gr und kostet 50 Lire; es unterscheidet sich also 
vorteilhaft von den complicirteren, schwereren und teureren bisherigen 
Achsenzugzangen. 

Wie aus der beigegebenen Abbildung ersichtlich, ist die Pazzi'sehe 
Zange, was Griff und Schloss anbelangt, nicht wesentlich von der gewöhn¬ 
lichen Zange verschieden; auch die Löffel ahmen in ihrer allgemeinen Form 


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284 


in Becken und Kopfkrtimmung die gewöhnlichen Verhältnisse nach. An der 
Basis des Fensters der Löffel befindet sich nun das starke, einfache, 29 mm 



Fi p. 191. 


im Durchmesser messende Charniergelenk, in welchem sich der gefensterte 
Theil der Löffel so bewegen kann, dass er schliesslich rechtwinklig zum Grift 
zu stehen kommt. Diese Bewegung oder Biegung der gefensterten Theile der 
Löffel wird durch Vorschieben der kleinen, am Schlossende der Löffelbranchen, 
auf diesen befindlichen Köpfchen bewirkt. Diese laufen nämlich (s. Fig. 191) 
mehrere Millimeter weit in Coulissen in den Löffelbranchen und sind im 



Charniergelenk so mit dem beweglichen Theil der Löffel verbunden, dass ihr 
Vorschieben diesen bewegt resp. um 90 Grad biegt. Die Art der Anwendung 
dieser Zange geht im wesentlichen aus Fig. 192 hervor. 

Die Löffel werden mit fixirtem Charniergelenk eingeführt, an den boch- 


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285 


stehenden Kopf angelegt, gekreuzt und geschlossen; bevor nun mit den 
Tractionen begonnen wird, werden durch Vorschieben der Knöpfchen die 
Charniergelenke frei gemacht, so dass sich die beweglichen Enden der Löffel 
nun entsprechend der Axe der obern Beckenenge stellen können. Die in ge¬ 
wöhnlicher Weise an den Griffen ausgeführten Tractionen setzen sich so im 
Charniergelenk an den Löffeln in Tractionen in der Beckenaxe um. Wenn 
der Kopf durch diese Tractionen den Beckenboden erreicht hat, verwandelt 
man die bewegliche Zange durch Verschieben der Knöpfchen in eine feste, 
horizontale, legt sie eventuell, wenn die Löffel nicht mehr gut fassen, ein 
zweites Mal an und beendigt die Geburt in gewohnter Weise. 

Die Zange wird vom Instrumentenmacher Enrico Berga mini in Bologna 
verfertigt. Dr. Rohr. 

Als Nachtrag zu den Geburtszangen bringen wir hier noch eine Abbildung 
der Zange von Stewart, welche von diesem Gynäkologen am internationalen 
Aerztecongress in Berlin demonstrirt wurde. 

Nebst dem Vorzug, dass sowohl der rechts- als der linksseitige Löffel 



zuerst eingeführt werden kann, den diese Zange mit derjenigen von Lazare- 
witch theilt, deren Constructionsprincip sie auch zum Theil befolgt, hebt der 
Erfinder den noch wichtigem Vorzug hervor, dass Compression und Traction 
mit der nämlichen Hand und durch die nämliche Kraftwirkung ausgeführt 
wird. Theoretisch ist dies, wie aus Fig. 193 ersichtlich, unzweifelhaft der 
Fall, jedoch scheint die für die Compression aus dem Zug an dem Querbalken 
übrigbleibende Kraftresultante kaum genügend, um das allfällige Abgleiten der 
Zange bei starkem, dem Zug entgegengesetzten Widerstande zu verhüten. Das 
neue Schloss für Geburtszangen von Loziot (10) scheint, soweit sich aus der 
nicht illustrirten Beschreibung 1. c. entnehmen lässt, eine wichtige, ebenfalls 
auf beliebigem Wechsel der Löffel bezügliche Verbesserung des geburtshülfliehen 
Instrumentariums zu sein. Wir versparen indessen seine Beschreibung bis zur 
Beschaffung der Abbildung. 

Unter den Zerstückelungsinstrumenten sind namentlich die Instrumente 
von Dtihrssen (5) und Pinzani (16) hervorzuheben. Ersteres eine zweck¬ 
mässige Modification des bekannten perforirenden Cephalotrypter-Cranioklasten 
von Auvard (s. Aerztl. Pol. 1890 p. 182), der auch in Deutschland sich wohl¬ 
verdienter Verbreitung erfreut. Die Modificationen, welche D. hier anbrachte, 
sind die zwei folgenden: 1) versah er den mittlern perforirenden Bcstandtheil 
des Auvard’schen Instruments, der in einer spitzig zulaufenden Schraube endigt, 
mit einer glatten, 2 cm langen, nach zwei Seiten hin geschärften Spitze, welche 


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286 


weit leichter durch die Schädelknochen dringt, als das Au.’sche, wenn auch 
spitzige, Schraubengewinde; 2) hat er am Griffe ebenfalls des mittlern Blattes 



Fig. 194. 


zwei drehbare Stellhaken angebracht, welche die Griffe aller drei Blätter (beim 
Aufsehen Instrument konnten nur zwei Griffe mittelst der Compressionsschraube 
verbunden werden) mit einander verbindet und zugleich für den Zug den näm¬ 
lichen Halt wie die Flügel der Geburtszangengriffe gewähren. Näheres hier¬ 
über s. 1. c. 

Das Instrument von Pinzani (16) endlich, mit welchem wir unsern Bericht 
schliessen, wird in Nachstehendem von unserm italienischen Referenten aus¬ 
führlich beschrieben. 

P. hat früher („E. Pinzani: un cranioclaste inclinatore, Bologna 1890 u ) 
seine Modification des Braun'schen Cranioclasten beschrieben und kommt jetzt 
noch einmal darauf zurück, indem er zugleich die Resultate seiner zahlreichen 
Experimente mit seinem Instrumente giebt. Aus diesen geht hervor, dass ver¬ 
mittelst desselben reife Kinder mit wohl ossificirtem Schädel auch bei einer 
Conjugata vera unter 60 mm und zwar bis herunter zu 45 mm ohne Läsion 
der mütterlichen Theile gut extrahirt werden können. 

Und wenn sich der Erfinder auch nicht verhehlt, dass der Kaiserschnitt 
mehr und mehr berufen ist, das Gebiet der Embryotomie einzuschränken, so 
hat sie doch noch ein grosses Feld, da sie prognostisch für diq Mutter noch 
erheblich günstiger ist, als der Kaiserschnitt; ganz abgesehen von den Fällen 
mit schon abgestorbenem Kinde. 


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28 T 


Bei der Construction seines Cranioclasten sucht P. dem ursprünglichen 
Braun'schen seine relativ einfache Construction und seine ziehende Wirkung 
möglichst zu erhalten, die wendende und zerquetschende Wirkung aber zu 
erhöhen und so den Kopf auch bei recht hochgradiger Beckenverengerung 
extrahiren zu können. 

Aus den beigegebenen Abbildungen sind die Modificationen, die er zu diesem 
Zwecke an dem Braun'sehen Cranioclasten anbringt, deutlich ersichtlich. 

Die gefensterte oder äussere Branche trägt — im Gegensatz zum 
Brann'schen Cranioclasten — das Schloss; der Löffel selbst ist etwas länger, 
seine scharfen Ränder etwas mehr auseinandergebogen und ihr Ende leicht 
sägeartig eingeschnitten. Der Löffelhals ist etwas stärker gebogen und 
länger; auf ihm befindet sich — 20 cm vom Löffelende entfernt — der Knopf 
zur Articulation mit der andern Branche. Am Griff, der vom Schloss bis zum 
Ende 26 cm misst, ist — zur Verbindung mit der andern Branche vermittelst 
des Compressionsapparates — in erheblicher Distanz von einander (bei f und g 
je ein Loch angebracht. 

Die innere, ungefensterte Branche hat wie beim Braun'schen Cranio¬ 
clasten einen ausgehöhlten Löffel mit gerippter Oberfläche und sehr scharfen, 
schneidenden Rändern. Die Zusammenfügung der beiden Branchen kann nun 
auf zwei verschiedene Arten geschehen (Fig. 195 und Fig. 196). Es können 
erstens die Branchen nach gewöhnlicher Art zusammengefügt werden, so dass 
die Löffel ineinander passen (Fig. 196); es geschieht dies, indem der Gelenk¬ 
kopf in den Ausschnitt i des Halses der ungefensterten Branche gebracht wird; 
der nämliche Hals besitzt aber auf der entgegengesetzten Seite noch einen 
längeren 8 cm an beiden Enden tief ausgebuchteten Ausschnitt 1. 

Wird der Gelenkkopf der gefensterten Branche nun in diesen Ausschnitt 
gebracht (Fig. 195), so resultirt eine Gegenüberstellung der Branchen, wobei die 
Löffel mit ihren Concavitäten gegen einander sehen. Die Löffelenden nähern 
sich aber nicht bis zur Berührung; sie sind mehr oder weniger weit von ein¬ 
ander entfernt, je nachdem der Gelenkkopf im untern oder obern Ende des 
Ausschnittes l steht. 

Der Griff der innern, ungefensterten Branche trägt an seinem untern Ende 
den Compressionsapparat, den man mit dem Griff der andern Branche in dop¬ 
pelter Weise verbinden kann, entweder mit dem untern Loche g also in ge¬ 
wöhnlicher Weise oder aber mit dem obern Loche f. Im letztem Falle werden 
sich dann durch Zuschrauben des Compressionsapparates die beiden Löffel nicht 
nur nähern, sondern sich auch in der Längsaxe aneinander verschieben und so 
den gequetschten Kopf drehend herunterziehen. 

Der Griff der gefensterten Branche hat an seinem Aussenrande vier, der 
der ungefensterten drei wellige Erhebungen, damit auch bei eingeführten Branchen 
diese leicht unterschieden werden können. 

Wie sie zusammen articulirt wurden, lässt sich auch aussen stets an den 
Griffen ersehen, indem bei gewöhnlicher Articulation (Fig. 196) diese Erhebungen 
nach verschiedener, bei gekreuzter Articulation dagegen nach der nämlichen 
Seite sehen (Fig. 195). 


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2S8 


Die Art der Function des Compressionsapparates erhellt aus der Abbildung 
zur Genüge. 



Fig. 195. Fig. 196. 


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289 


Pinzani erreicht durch diese hier beschriebenen Modificationen, dass die 
Branchen sowohl parallel nach gewöhnlicher Art, als auch gekreuzt eingeführt 
werden können, und dass sie in letzterer Stellung sehr energisch zerquetschend 
und herunterziehend zu wirken vermögen. 

Der Pinzani’schc Cranioclast hat im Ganzen eine Länge von 46 cm, ein 
Gewicht von 1000—1100 gr und wird vom Instrumentenmacher Enrico 
Bergamini in Bologna verfertigt. 

Die Anwendung des Cranioclasten geschieht nun — in kurzen Worten — 
folgendermaassen. Vorerst wird die Perforation — Pinzani zieht das Smellie- 
sche Perforatorium vor — gemacht, und die Schädelhöhle gehörig entleert. 
Nun wird die ungefensterte, innere Branche des Cranioclasten unter Leitung 
der Hand in die Perforationsöffnung cingeführt, fest an die Hinterhauptschuppe 
gedrängt und so fixirt einem Assistenten übergeben. Wieder unter Leitung 
der Hand wird nun die gefensterte Branche am Gesicht so hoch als möglich 
emporgeftihrt, bis der Gelenkkopf in das obere Ende des Ausschnittes l gefügt 
werden kann; dabei kommt das Löffelende auf die Nasenwurzel zu liegen. 
Beide Branchen werden so articulirt festgehalten, der Compressionsapparat wird 
mit dem obem Loch f der andern Branche in Verbindung gesetzt und lang¬ 
sam zugeschraubt. So steigt, weil der Compressionsapparat schräg angelegt 
ist, beim Zuschrauben die innere Branche etwas empor, die äussere, die mit 
ihrem scharfen gezähnten Rande das Gesicht fest gefasst hat, rückt herunter 
und zieht in Folge dessen Stirne und Gesicht abwärts, bis schliesslich, wenn 
der Gelenkkopf am untern Ende des Ausschnittes l angelangt ist (Fig. 195), Stirn 
oder Gesichtslage hergestellt ist. 

Durch energisches Zudrehen des Compressionsapparates werden jetzt die 
zwischen beiden Löffel befindlichen Schädeltheile zerquetscht und die Perfora¬ 
tionsöffnung stark erweitert, ohne dass die behaarte Kopfhaut verletzt wird — 
was nachher bei der Extraction wegen des Schutzes der mütterlichen Theile 
von grosser Wichtigkeit ist. Nun lässt man durch Druck von aussen den Kopf 
in dieser Stellung fixirt erhalten, demontirt den Compressionsapparat und tiber- 
giebt die innere Branche einem Assistenten, der sie stets energisch noch oben 
gedrängt halten soll. Zum zweiten Mal wird jetzt die andere Branche am Ge¬ 
sicht möglichst hoch emporgeführt — das Löffelende kommt nun auf den Unter¬ 
kiefer oder die Submentalgegend zu liegen — der Compressionsapparat wieder 
wie oben verbunden und in Action gesetzt, der Kopf so gequetscht und abwärts 
gedreht. Während der Kopf wieder von aussen in der erhaltenen Stellung fixirt 
wird, wird der Compressionsapparat wieder demontirt, mit jeder Hand ein Griff 
gefasst, und der innere Löffel unter stetem Drängen nach oben in der erwei¬ 
terten Perforationsöffnung um 180 Grad gedreht, so dass seine convexe Fläche 
an die Schädelbasis zu liegen kommt. Nun können die beiden Branchen 
in gewöhnlicher Weise — wie beim Braun’schen Cranioclasten — articulirt 
werden, wobei der Gelenkkopf in den Ausschnitt i tritt. Der Compressions¬ 
apparat wird jetzt mit dem untern Loche g in Verbindung gesetzt und zuge¬ 
schraubt, wodurch Schädel und Gesichtsknochen weiter zerquetscht werden. Die 
weitere Extraction macht sich nun in der nämlichen Weise wie bei den be¬ 
kannten Cranioclasten. 


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290 


Nachträge und Ergänzungen. 

(Unter diesen figuriren zuvörderst zwei Instrumente aus dem Abschnitt: „Instrumente 
für abdominale gynäkologische Operationen“, dessen auch das betreffende Literatur- 
verzeichniss enthaltende Manuscript durch einen sonderbaren Zufall leider verloren gegangen 
ist. Immerhin konnten wir die zwei wichtigsten Artikel dieses Abschnittes aus den 
•Originalien wieder ersetzen. Red.) 

Charpentier Arch. de Tocol. 1892 giebt in einem Artikel über Symphy- 
siotomie die Beschreibung eines neuen von Spinelli vorgeschlagenen Instru¬ 
ments, das die Firma Mathieu in Paris auf Ver¬ 
anlassung des Autors für ihn anfertigte. Zwischen 
zwei Stahlstäben befindet sich eine Klinge mit 
schräger terminaler Schneide. 1 ) Die Klinge trägt 
eine Scala und einen mit Daumenschraube und 
Führungsflügeln versehenen Schieber, der gestattet 
die Tiefe, in welche die Klinge einzudringen hat, 
nach Belieben vor der Operation abzumessen. Die 
Breite der Klinge, welche in drei Grössennummem 
angefertigt wird, ist nach der Breite der Symphyse 
bemessen. Mit dem Griff wird sie durch eine 
Schraube verbunden. 

Das hiermit ausgetibte Verfahren ist sehr ein¬ 
fach. Nach Freilegung des Arcus und der Sym- 
phys pub. wird das Instrument in reitender Stellung 
auf die Symphyse aufgesetzt und diese mittelst 
eines kräftigen Schlages auf den aufgerichteten 
Griff durchtrennt. Ueber mittelst dieses Instru¬ 
ments ausgeführte Operationen wird in dem Artikel 
nichts mitgelheilt. Weitere Erfahrungen hierüber 
sind daher abzuwarten. 

Fig. 197. ') der Abbildung ist leider gerade diese Haupt¬ 

sache aus Versehen weggeblieben. Man denke sich einen 
echrägen Strich zwischen den Enden beider Stäbe als Ergänzung derselben. 

v. Ott giebt ein neues Instrument an zur Fixirung constringirender 
Gummischläuche (Centralbl. der Gyuäkol. No. 10, 1892), welchem er folgende 
Vorzüge vor den bisherigen Instrumenten zum nämlichen Zweck zuschreibt: 
1) Sichere Compression der von dem Gummischlauch umfassten Gewebe in 
dem jeweilig gewünschten Grade. 2) Sichere Befestigung des Schlauches in 
der demselben von dem Operateur angewiesenen Lage. 3) Die Möglichkeit, 
in jedem beliebigen Zeitpunkt die Gnmmischlinge ohne die geringste Schwierig¬ 
keit zu lockern und wieder fester zuzuziehen. 

Der proximal vom Schloss befindliche Theil besitzt die bekannte Con- 



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291 


struction der Pean'schen Pincehemostatique, das Schloss 
Modell nachgebildet, das die bequemste Zerlegung und 
Reinigung gestattet. Die distalen Zangenbranchen tragen 
an ihren Enden Ringe, deren Ebene beinahe senk¬ 
recht zur Längsaxe des Instruments gestellt. Sie sind 
jedoch ein wenig schräg nach aussen gerichtet, um die 
Reibung des Schlauches in denselben auf das möglichste 
Minimum zu reduciren. In der Mitte zwischen Schloss 
und Ringen befinden sich zwei klammerförmige aus¬ 
gehöhlte Vorsprünge, die zur Einklemmung des Schlauches, 
nach dessen Zusammenziehung bestimmt sind. Die Ge¬ 
brauchsweise ist aus» Fig. 198 leicht zu erschliessen. 

Das Instrument ist bereits im neuen s. Z. besprochenen 
Katalog der Firma Haertel in Breslau aufgenommen 
und wird derzeit wohl in den meisten Instrumenten¬ 
handlungen erhältlich sein. 


ist dem Collin’schen 



Fig. 198. 


Transportabler gynäkologischer Untersuchungsapparat mit Speculum von 

Dr. Franz Stronö in Neusatz (Ungarn). D. R.-P. No. 64331. J ) 

Der Kasten A, dessen obere Deckplatte a nach der einen Seite über die 
Seitenwand hinausragt, enthält eine Schublade b , welche mit Abtheilungen und 
Kästen o* zur Aufnahme der Werkzeuge und Arzeneien ausgestattet ist. Das 



Fig. 199. 


mit der Deckplatte a in zerlegbare, charniermässige Verbindung gebrachte 
Brett b befindet sich im Transportzustande des Apparats zwischen der Schub¬ 
lade b und dem Boden des Kastens b 2 eingeschoben und kann hier mittelst 
Knopf c herausgezogen werden. Dasselbe bildet im Gebrauchszustande die 


! ) vide pap. 243 (10). 


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292 


Kopfstütze für die zu operirende oder zu untersuchende Person bildet, welche 
auf dem Kasten mit dem Oberkörper liegt. 

Um einen Stützpunkt für die Füsse des zu Operirenden und für die Auf¬ 
stellung des Speculums zu gewinnen, ist der Kasten A mit einem zweiten 
Boden f g ausgestattet, dessen Theile mit der Kastenseiten wand durch Gelenk¬ 
bänder verbunden sind und von denen der Theil g wiederum in der Art zwei* 
theilig ausgeführt ist, dass der den Gelenkbändern gegenüberliegende Theil k 
desselben schräg festgestellt werden kann. Gegen diese schräge Wand k 
stemmt dann die zu operirende Person die Füsse. 

Der andere Theil f des zweiten Bodens kann gleich dem Theil g hervor¬ 
gezogen werden, so dass der Boden /*und g in der Ebene des Bodens liegen 
und so mit diesem eine breite sichere Auflagefläche für den Kasten A bilden, 
der auf irgend einen festen Tisch gestellt wird. # 

Auf der Platte g wird dann das Speculum S befestigt, das mit dem 
Zapfen g 1 ausgestattet ist, der dreh- und feststellbar in den Griff e 1 eingesetzt 
ist. Die Feststellung des Speculums erfolgt mit Hülfe der Schraube f 1 . 

Der Griff e x des Speculums S ist durch eine Stange C mit dem Kasten A 
in der Art verbunden, dass er dem Kasten A genähert oder von demselben 
entfernt, gleichzeitig sich aber auch schief stellen kann. 

Zu diesem Zweck ist die Stange C in zwei Theile zerlegt, von denen der 
eine mit dem Kasten, der andere mit dem Griff e 1 articulirt. Die einander zu¬ 
gekehrten Enden der Theile können durch eine geeignete Schraubvorrichtung 
einander genähert oder von einander entfernt werden. 

Das untere Ende des Griffes e 1 ist durch die mit dem Auge i l versehene 
Schraube h 1 mit der Spiralfeder,; 1 verbunden, deren anderes Ende seine Be¬ 
festigung an der Platte g durch einen in Löcher dieser Platte einzusetzenden 
Stift k 1 erhält. 

Um nun auch die Höhenlage des Speculums den jeweiligen Anforderungen 
entsprechend einstellen zu können, ist der proximale Theil der Stange C mit 
einer an der Platte g befestigten Gleitführung durch eine in ihrer Lage ver¬ 
stellbare Stange D verbunden. Diese Stange ist ebenso wie die Stange C ein¬ 
gerichtet, so dass die beiden Theile derselben mit Hülfe ihrer Schraubenhülse 
von einander entfernt oder einander genähert werden können. 

Mit dem Verlängern der Stange D wird die Stange C angehoben und da¬ 
mit auch die Höhenlage des Speculums 5 entsprechend verändert. Der Griff e 1 
wird hierbei durch die Feder j l stets zurückgezogen, so dass das Speculum 
beständig nach vorn in die Scheide der zu untersuchenden Person gedrückt wird. 

Beim Nichtgebrauch kann das Speculum mit dem Fixator leicht abgenommen 
und in den Kasten A verpackt werden, der dann durch Umlegen der Boden¬ 
platten gkf und Einschieben des Stützbrettes d in eine bequeme Transport¬ 
stellung gebfacht wird. 

Die nachstehende Abbildung stellt die auf pag. 251 erwähnte gynäkologische 
Irrigationsvorrichtung von Henrotay dar. Eine metallene, an ihrer dem 
Körper zugewendeten Hohlfläche mit Kautschuk gepolsterte Metallplatte von 
12 / 7 cm ist auf ihrem convexen Rücken mit Knopf und Führungen für einen 
Gurt versehen. Von dem Rücken dieser Platte erhebt sich ein 40 cm langer, 
2V 2 mm dicker kreisförmig gekrümmter Stab, der einem Irrigationsschlauch zur 
Führung dient, dessen Canüle ebenfalls an dem Ende des Kupferstabes befestigt 
ist. Die Platte kann nach Belieben auf dem Abdomen oder dem Perinaeum der 


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293 


Patientin befestigt werden. Zum Transport lässt sich der biegsame Kupferstab 
um die Platte herumrollen wie auch der Gurt, so dass das Ganze ein leicht 



Fig. 200. 

transportables Tascheninstrument darstellt. Die Bequemlichkeit desselben für 
die gynäkologische Praxis ist sofort einleuchtend. 


Howard Kelly (Baltimore) beschreibt 
eine zweckmässige Bettschüssel für Gebärende, 
welche die Verbesserung einer frühem Vorrich¬ 
tung desselben Erfinders darstellt. Die Gummi- 
platte, aus welcher sie besteht, mit ihrem auf¬ 
geblähten Rande ist sehr geeignet zur Auf¬ 
nahme der Nachgeburt, des Fruchtwassers und 
der übrigen Flüssigkeiten, welche in den röhren¬ 
förmigen Stiel der Platte abfliessen können. Ist 
das Bett hierzu geeignet, so lässt man diesen 
Stiel über den Bettrand hinaushängen, so dass 
die Flüssigkeiten sogleich in ein untergestelltes 
Gefäss abgeleitet werden können. Andernfalls 
wird der Stiel aufgekippt, wodurch ein Sack 
gebildet wird, der provisorisch zur Aufnahme 
der Flüssigkeiten dient. 


Brown beschreibt einen etwas primitiven Brutapparat für frühreif ge¬ 
borene Kinder, den jeder Klempner anzufertigen im Stande ist. Derselbe 
besteht aus einem Kasten, dessen Hohlraum die Dimensionen 33/21/12 Zoll 
besitzt. Im Innern desselben befindet sich ein Hohlboden, auf welchen die 
Matratze für das Kind gelegt wird und unter welchen frische Luft durch eine 
4/10 Zoll grosse Oeffnung gelangt. Desgleichen ist auch für eine Oeffnung über 
dem Kopf des Kindes behufs Austritt der erwärmten Luft gesorgt. Die Er¬ 
wärmung des Innenraums wird durch einen circa drei Gallonen haltenden, in 
den Kasten gestellten Wassereimer vermittelt, dessen Inhalt durch eine unter- 

21 



Fig. 201. 


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294 


gestellte Lampe so erwärmt wird, dass seine Temperatur 15 bis 25 Grad F. 
(circa 8 bis 14 Grad C.) höher ist als diejenige des Innenraums, die mittelst 
eines an die Wand des Kastens gehängten Thermometers gemessen wird. Der 
Eimer ruht auf einer Blechplatte, welche auf einer in dem Kasten angebrachten 
Oeffnung befestigt ist. Die Flamme der Lampe strömt einem kurzen, 8 Zoll 
breiten Kaminrohr zu, aus welchem der Rauch in ein 2 Zoll breites Kamin ab¬ 
geführt wird, das durch das 4 Zoll breite Luftloch des Kastens hindurch nach 



Fig. 202. 


aussen führt. Hierdurch wird ein constanter Luftwechsel im Innern des Incu¬ 
bators erzielt. Die vordere Wand des Kastens, die mittelst Charnieren sich 
herabschlagen lässt, ist mit einem grossen Glasfenster versehen, durch welches 
hindurch das Kind und das dem Fenster gegenüber angehängte Thermometer 
beobachtet werden kann. Der Autor rühmt die Dienste, die ihm dieser, wie er 
selbst gesteht, sehr primitive Apparat geleistet hat. 

Med. Record, 1892. 


Die Firma F. & M. Lautenschläger, Berlin, Oranienburgerstrasse 54 
brachte vor einiger Zeit die in Fig. 203 dargestellte Centrifhge in den Handel. 

In neuester Zeit hat sie nach Angabe von Dr. Krönig 
die Zahnräder durch eine Riemenverbindung ersetzt, 
was der Centrifuge einen geräuschlosen und ruhigen 
Gang sichert. In den aus bestem Bronzeguss gefertigten 
Lagern läuft die centrisch gedrehte Stahlwelle, welche 
den Centrifugierarm trägt. Der Centrifugierann selbst 
ist dem grössten zulässigen Radius entsprechend ge¬ 
halten und hat somit die denkbar grösste Centrifugal- 
kraft; bei den meisten in Handel gebrachten derartigen 
Apparaten ist in dieser Hinsicht wenig Rechnung ge¬ 
tragen, woher auch die vielen ungünstigen Resultate 
oft zu erklären sind. 

Der Preis des dauerhaft gearbeiteten Apparats beträgt 58 Mark. 



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295 


Die hier abgebildete Spritze von Dr. Pepper (Paris) D. R.-P. 67033 ist aus 
Celluloid angefertigt, und zwar der Stiefel aus durchsichtigem, die Kolbenstange 
aus undurchsichtigem Material, der zweitheilige Kolben, der abnehmbar ist, aus 
Kautschuk. Auf der Äussern Seite des Stiefels befindet sich die Scala. Ueber- 



Fig. 204. 


dies dienen die an der Kolbenstange angebrachten Ringe, welche den Stiefel¬ 
raum in Rändern von je 0,5 ccm abtheilen, ebenfalls der Messung, indem sich 
mittelst ihrer durch das Gefühl das jeweils eingespritzte Quantum bemessen 
lässt. (?) (Celluloid ist bekanntlich ein sehr ungeeignetes und sogar gefähr¬ 
liches Material für solche Instrumente. Red.) 

Der Schalldämpfer von Max Westhoff in Braun schweig (D. R.-P. 66949), 
der die für gewisse Fälle so sehr wünschbare Ausschaltung der Gehörsempfin¬ 
dung bezweckt, hat vor andern derartigen Vorrichtungen den Vorzug, dass 
dieser Zweck ohne die schädliche, ja selbst gefährliche Compression der Luft 
im Gehörgang und daherigen Druck auf das Trommelfell erreicht wird, wie 
sich aus folgender Beschreibung ergiebt. 

Derselbe besteht aus dem aus Gummi gefertigten Stopfer A y dessen kugel¬ 
förmiger Theil a mit einem Einschnitt c versehen ist, der zur Aushöhlung d 



führt. Dieser Einschnitt c kann nun durch Einführen des an beiden Enden 
offenen Hohlstiftes e geöffnet gehalten werden, wenn der Schalldämpfer nur 
abschwächend wirken soll. Die Hülse e hat ausserdem die Bestimmung, die 
Einführung des Schalldämpfers A in den Gehörgang zu erleichtern, indem ein 
konisch endigendes Stäbchen in dieselhe eingeführt wird, so dass nun der 
Schalldämpfer A an diesem Stäbchen gehalten ist. Soll der Schalldämpfer 
seine volle Wirkung ausüben, so wird Hülse e aus dem Einschnitt c heraus- 


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296 


gezogen und schliesst sich dann, da der Schalldämpfer aus elastischem Material 
hergestellt ist. 

Das erwähnte, mit Längskehlungen ausgestattete Stäbchen dient auch zur 
Reinigung der Aushöhlung d des Schalldämpfers A nach dessen Benutzung. 

Otto Kessner in Bornhöv r ed (Holstein) ist Erfinder einer Vorrichtung zur 
Erleichterung des Gehens. (D. R.-P. 6G490.) Durch diese Vorrichtung soll das 
in Folge Gehens auftretende Ermüdungsgefühl vermindert werden. Erreicht 
wird dies dadurch, dass man während des Gehens die Arbeit der Schenkel- und 
Fussmuskeln insofern entlastet, als man das Heben der Beine und Füsse er¬ 
leichtert, gewissermaassen dieselben in der Luft schweben lässt. 

Die vom Erfinder vielfach erprobte Vorrichtung besteht darin, dass 
elastische Schnüre, Bänder, Riemen u. s. w., die mittelst Sprungriemens unter 
die Sohle des Stiefels greifen, in gespanntem Zustande an der Innen- und 
Aussenseite der Beine nach einem Leibgurt führen, der über den Hüften liegt 
und mittelst der den Hosenträgern ähnlichen Tragbänder gehalten werden 
kann. Die Spannung der elastischen Schnüre hebt beim Gehen den Fuss und 
das Bein an, so dass für das Heben dieser Körpertheile ein Verbrauch von 
Muskelkraft fast gar nicht statthat. 


Empfangsanzeigen. 

De la Gastroenterostomie par le Dr. Eugene Wilhelm. Th&se, Nancy* 1893. Die 

Gastroenterostomie, die in Deutschland, England und Amerika zu einer allgemein an¬ 
anerkannten Operation geworden — hat in Frankreich bisher noch wenig Freunde gefunden 
und neben den Arbeiten von Guinard und Matignon ist die umfassende Arbeit von E. 
Wilhelm die einzige Arbeit der neuern französischen Literatur, die über Werth und Be¬ 
deutung der genannten Operation nach sorgfältigster Sichtung der betreffenden Literatur 
exacte Vorstellung geben kann, und wird die Absicht des Verfassers — die Stimmung zu 
Gunsten dieser Operation in seinem Vaterlande zu fördern, wohl erreicht werden. Die 
358 Seiten starke Arbeit ist ein Beispiel der grösstentheils werthvollen französischen Thesen, 
die unsern Doktorarbeiten vielfach als Muster gelten könnten; nach entsprechender histori¬ 
scher Einleitung, Schilderung der topographischen Anatomie der betreffenden Region, der 
Technik der Operation und deren verschiedene Methoden, deren Nachbehandlung und Folgen, 
der Abwägung der gegen die Operation erhobenen Ein wände und Vergleichung mit den 
andern gegen die Pylorusstenose unternommenen Operationen, giebt Wilhelm eine sorgfältige 
Zusammenstellung von 219 Beobachtungen (123 aus der Literatur in deutscher, 76 in engli¬ 
scher, 20 in französischer Sprache), aus denen sich eine Mortalität von 53,3 pCt. berechnet, 
während allerdings für die wegen narbiger Strictur unternommenen 11 Operationen 10 Er¬ 
folge fallen. Was nun speciell die Anschauungen Wilhelms resp. seines Lehrers Gross an¬ 
langt, so verwirft derselbe, wohl mit Recht den Reclus’schen Vorschlag der Cocainanalgesic 
für diese Operation, plaidirt vielmehr für vorsichtige Cldoroformnarcose oder solche mit 
Aether (eventuell mit Zuhilfenahme von Morphium). Für die meisten Fälle wird die 
mediale Incision vorgezogen; wenn nöthig, kann selbe durch einen kleinen Querschnitt er¬ 
gänzt werden, jedenfalls soll die Incision gross genug sein, um bequeme Untersuchung zu 
gestatten; nach rascher Besichtigung der Organe wird Netz und Colon transv. emporgehoben 
durch die rechte Hand mit derVola nach rechts gerichtet eingeführt und die fixirte (durch 
ihre röthere Farbe auffallende) Partie des oberen Jejunum aufgesucht, von der ca. 50 cm 
entfernt also ca. 75 cm vom Pylorus entfernt die Anastanosenbildung vorgenoramen wird. 
Wilhelm zieht, uin eine Compression des Colon transv. zu vermeiden, die v. Hacker’sche Ope¬ 
ration i. e. gastroenterostomia posterior s. retrocolica der Wölfler’schen vor, die er auch 
nicht für so viel schwieriger hält, als die letztere, doch muss die Methode natürlich stets 

• 


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297 


für die spec. path. anatomischen Verhältnisse des Falls gewählt werden. Zur Incision des 
Magens resp. Darms benutzt Gross, um die starke Blutung aus der Schleimhaut zu ver¬ 
meiden, den Thermokauter, zur Naht werden einzelne Etagonnähte angelegt. Das Senn’- 
sche Verfahren hat nach Wilhelms Ansicht noch nicht genügende Beweise seiner Vorzüge 
gegeben. — Die Bauchwunde schliesst Gross durch Crimde-Florence-Nähtc, die alle Schichten 
der Bauchwand zusammenfassen, dazwischen legt er oberflächliche Suturen. Die ersten 
drei Tage sollen die Patienten nur Nährklystire (drei bis sechs Mal täglich) erhalten und 
zur Bekämpfung des Durstes Eispillen nehmen, am 4. Tag wird Milch oder Bouillon ge¬ 
stattet, am 8. Tag Kalbfleisch, nach ca. drei Wochen gewöhnliche Kost. Wilhelm betont, 
dass man die Operation nicht zu spät d. h. nicht bei zu sehr herabgekommenen Patienten 
unternehmen soll; für die Narbenstricturen ist sie eine heilende Operation, für die neo- 
plasmat. Stenosen natürlich nur palliativ, für ca. drei bis sechs Monate leidliche Existenz 
sichernd, secundäre Localisation oder Generalisation der Neubildung contraindicirt die 
Gastroenterostomie. Im Allgemeinen soll dieselbe so hoch als möglich gemacht werden — 
bei Neoplasmen nicht zu nahe der erkrankten Stelle, damit nicht die Neubildung bald auf 
die gastrointestinale Anastanose übergreift. Als besonderer Vorzug der fleissigen Arbeit 
mag noch erwähnt werden, dass bei Anführung der ausgedehnten fremden Literatur sich 
nur sehr wenig Druckfehler eingeschlichen haben. Druck und Ausstattung der Arbeit sind 
vorzüglich. Sehr. 

Preisliste der Fabrik elektro-medicinischer Apparate Reiniger, Gebbert & Schall; 
Berlin, Erlangen, Wien. Der von der weltberühmten Firma in Gross-Quart herausgegebene 
Katalog gewährt schon beim blossen Durchblättern vermöge seiner Uebersichtlichkeit, Voll¬ 
ständigkeit und reichen Ausstattung, die von koinem der bisherigen elektro-raedicinischen 
Preisverzeichnisse erreicht wird, eine lehrreiche Uebersicht über das gegenwärtig dem Arzte 
zur Verfügung stehende elektro-medicinische und elektro-chirurgische Instrumentarium. Zur 
richtigen Auswahl seines Bedarfs wird der Arzt durch zweckmässige Angaben über Leistungen, 
Zweck und Unterschiede der Apparate, sowie Über die Anforderungen, die der Arzt an diese 
stellen muss, in den jeder der sechs Abtheilungen vorangesetzten sogenaunten Prospekten 
angeleitet. Den Schluss des Kataloges bilden zwei äusserst verdankenswertho Abschnitte, 
nämlich 1) auf drei Folioseiten ein, soweit sich bei blosser Durchsicht beurtheilen lässt, 
recht vollständiges Verzeichniss der auf elektro-medicinische Apparate bezüglichen Literatur 
und 2) auf 22 Folioseiten eine mit zahlreichen trefflichen Holzschnitten ausgestattete Abhand¬ 
lung über die Theorie und Handhabung der elektro-medicinischen Apparate. Bereits nur 
dieses Anhanges willen dürfte die Anschaffung dieses Kataloges (Preis 3 Mark) keinen Arzt 
gereuen, der sich mit diesem wichtigen therapeutischen Agens vertraut machen will. 


Patentbericht. 


Deutschland. 


23. März. 

Kl. 24. 

W. 

8837. 

— 

Kl. 53. 

F. 

6345. 

— 

— 

F. 

6349. 

27. März. 

Kl. 30. 

T. 

3599. 

30. März. 

— 

M. 

9067. 

_ 

_ 

M. 

9530 

6. April. 

— 

M. 

9267. 

— 

— 

Sch. 

8004. 


Patentanmeldungen. 

Russfänger. Bruno Willenberg in Görlitz. 

Verfahren zur Herstellung albumosefreier Peptone. Farb¬ 
werke vorm. Meister Lucius & Brüning in Höchst 
a. Main. 

Apparat zum Sterilisiren und Pasteurisiren von Wasser 
und anderen Flüssigkeiten. Otto Fromme in Frank¬ 
furt a. M. 

Pneumatischer Hammer. (Zusatz zum Patent No. 66431.) 
Hofrath Dr. Telschow in Berlin W. 

Verfahren zur Sterilisirung von imprägnirten (antisepti¬ 
schen) Verbandstoffen. Dr. Aug. Mylius in Berlin. 

Desgl. (Zusatz zu M. 9067.) Derselbe. 

Künstliches Auge. Hans Müller in Berlin. 

Apparat zum verdampfen von Mentholin. Firma F. 
öchwalbe in Moskau. 


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298 


22. 

März. 

Kl. 30. 

No. 68442. 


_ 

Kl. 34. 

No. 68468. 

29. März. 

Kl. 30. 

No. 68709. 

5. 

April. 

Kl. 36. 

No. 68786. 

12. 

April. 

Kl. 30. 

No. 68848. 


— 

— 

No. 68911. 


— 

— 

No. 68917. 


— 

— 

No. 68930. 


_ 

_ 

No. 68935. 


— 

Kl. 34. 

No. 68905. 


Patentertheilnngen. 

Verfahren und Apparat zur Herstellung kohlensaurer 
Badewasser. W. Lippert in Dresden. 

Einstellbarer Betttisch. R. Flögel in Lauban. 
Vorrichtung zur Beseitigung von Hühneraugen. (Zusatz 
* zum Patent No. 616(55.) R. Viol in Frankfurt a. M. 
Badeofen. P. A. Brendgen in Köln. 
Membran-Stethoskop. Dr H. Strebei in Erlangen. 
Bruchband. Dr. J. A. Mar rin in Lansing, Michigan. 
Pillenmaschine. J. R. Witzei in Philadelphia. 
Gaumenstück für Sauggebisse. 0. Neugebauer in 
M.-Gladbach. 

Zerstäuber. Ch. L. Morehause in Brooklyn. 

Bade- und Wickelkasten für Kinder. J. Schöberl in 
München. 


No. 11014. 
„ 11174. 
. 1117». 


* 11170 . 
n 11192. 

„ 11196. 

* 11282. 

„ 11388. 

„ 11339. 

„ 11395. 

„ 11328. 

* 11331. 

„ 11346. 

, 11426. 

„ 11453. 
■ H514. 
„ 11535. 
„ 11552. 

* 11563. 


Gebrauchsmuster. 

Fortsetzung von pag. 176. 

Leicht transportables und zusammenlegbares Krankenbett. Rommel, Weiss 
& Co. in Mühlheim a. Rh. 

Glascanülen zur Behandlung der Kehlkopf- und Luftröhrenverengung. Winkler 
& denke in Breslau. 

Abnehmbares Abflussrohr für Irrigatoren und Spritzen für chirurgische und 
hygienische Zwecke, gekennzeichnet durch ein mit Zapfen versehenes 
Elinsteckrohr und ein im Irrigator oder Spritzenboden zu befestigendes 
Ringstück mit Nuthen und Keilflächen für die Rohrzapfen. Em. Weiss 
in Schmiedeborg i. Schl., Schiesshausstr. 3 

Nach Art der Herstellung von Kathetern ausgeführte Isolirungen für galvano- 
caustische Brenner und Elektroden-Ansätze. A. Rüsch in Cannstadt. 

Büchse aus Hartgummi, welche gleichzeitig zur Aufbewahrung eines Höllen¬ 
steins und von Sublimat- oder Jodofoimpulver dient. Paul Henger in 
Stuttgart, Kronprinzenstr. 20 

Zerstäuber für pulverförmigo Stoffe, bei welchem das Luftrohr durch den Be¬ 
hälter geführt ist und mit der Mündung vor dem Austrittsrohre einen ring¬ 
förmigen Durchlass bildet. Mylius Ehrhardt in Berlin SW, Hollmannstr. 7. 

Durch eine Druckfeder bewirkter Selbstschluss an dem durch Patent No. 9918 
geschützten Schieberverschlusshahn. Flügel&Polterin Leipzig-Plagwitz, 
Gleisstr. 21. 

Sterilisator für Katheter, Bougies und andere ärztliche Instrumente mit Vor¬ 
richtung zum Halten derselben im strömenden Dampf. Dr. Herrn. Rohr¬ 
beck in Berlin NW, Karlstr. 24. 

Kugel-Massage-Apparat. Eugen Francke in Magdeburg, Dreienbretzelstr. 6/8. 

Zahnbürste, deren Borstenbodon als Wasserbrause eingerichtet ist. Johann 
Daniiewicz in Rohozna, Bukowina. 

Anlagen für geruchlose Aborte und Pissoirs mit Ableitungsrohren, welche 
direkt in einen Schornstein führen. Ferd. Kyritz in Halle a. S. 

Zusammenlegbares Bett, welches im zusammengelegten Zustande zum Auf¬ 
bewahren der Betten und Matratze dient und in ein Sopha verwandelt 
werden kann. Gust. Stromer in Erfurt, Nordhäuserstr. 12b. 

Ausziehbare Bettstelle für Kinder und Erwachsene, aus federnd aus einander¬ 
ziehbaren Seitengestellen und Boden bestehend. Ad. Buntzel in Gotha, 
Reinhardtsbrunnenstr. 41. 

Zerlegbare Krankenbahre aus Aluminium-Drahtgeflecht. Dr. Palmer in 

Biberach a. Rh. und Rud. D6tert in Berlin W, Französischeste 53. 

Matratze in Eisenconstruction mit Stahlblattfeder-Rost. Ferd. Tobias in 

München, Bogenhauserstr 38/2. 

Badewasserbehälter, dessen Wasserinhalt von unten und von der Seite her be¬ 
leuchtet werden kann. Max Werner in Leipzig. Rossplatz 12. 

Kola-Bayrum-Zahnpasta. Hygienische Gesellschaft Dresden Blau & Co. in 
Dresden. 

Zerstäuber für Flüssigkeiten, bestehend aus einem auf dem Flaschenhals ab¬ 
nehmbar befestigten Kolbenpumpwerk und in die Flasche führenden Luft* 
und Steigröhrchen. Frau Martha Neiss in Berlin S, Elisabetkufer 2. 

Flüssigkeitszerstäuber, gekennzeichnet durch eine innere, das Druckmittel, und 
eine äussere, die stetig zugeführte Flüssigkeit aufnehmende Douche, welche 
beide nahezu in einer Ebene ausmünden. Hermann Wolf in Freiberg i. S., 
Untere Langegasse 36. 


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299 


No. 11540. Bettstuhl mit zusammenlegbarer Armlehne,., deren hintere Stützen als Bettfuss 
dienen. Hugo Bundermann in Berlin. 

„ 11692. Zerlegbare Badeeinrichtung, bei welcher die Badewanne aus Gummi, der Schutz 

der Wanne aus starker Leinewand und das zusammenlegbare Gestell aus 
Holz oder Eisen besteht. Ludw. Morf in Hannover, Böaeckerstr. 85. 

„ 11508. Badehahn mit Schutzvorrichtung gegen Verbrühen durch die Brause. Hans 

Kau in Köln, St. Apernstr. 42. 

„ 11707. Hämorrhoidal-Eisbeutel aus Gummi und dergl. Stoffen, welcher evcnt. mittelst 

der am Beutel befindlichen Oesen und einer Bandage am Körper des Er¬ 
krankten befestigt werden kann. L. A. Jacobson in Hamburg, Rödings- 
markt 82. 

„ 11708. Cement-Gold als Zahnfüllun^smaterial, welches im plastischen Zustande in die 

Zahnhöhle eingeführt wird und binnen Kurzem erhärtet. Es besteht aus 
einer Mischung von chemisch reinem Zinkoxyd (Zn 0) und Pyrophosphor- 
säure (P a 0 7 H 4 ) zur Sahnenconsistenz, zu welcher nunmehr soviel chemisch 
reines Gold in Pulverform zugesetz wird, bis die Mischung dick und 
plastisch wird. Dr. F. Miltenberger in Karlsruhe, Karlfriedrichstr. 5. 

„ 11758. Herausnehmbares, waschbares Futter für Taschenbestecke. Wilhelm Köntges 

in Marburg a. d. Lahn. 

„ 11842. Zahnreiniger, bestehend aus einem in eine Hülse einsteckbarem Schwämmchen, 

Filz- oder Loofahstückchen. August Thomas in Weierbach, Kreis 
St. Wendel. 

„ 11858. Vorrichtung zur Kaltwasserbehandlung, bestehend aus einem Reservoir und 

Gummischlauch mit auswechselbarem Mundstück, bezw. Brause. Frau 
Josephine Aschinger in München. 

„ 11860. Aseptischer Kehlkopfspiegel mit federnder Fassung. Carl Hilger in Köln, 

Driesenstr. 63. 

„ 11856 und 11857. Giebelzelt. Eustace W. Hopkins in Berlin C., Alexanderstr. 86. 

„ 11907. In der Längsrichtung seines Halses mit zwei gegenüberliegenden Auslauf- 

nuthen versehenes und durch eingekerbten Glas- oder elastischen Voll¬ 
stöpsel zu verschliessendes Tropfglas. Albert Treffurth in Altenfeld in 
Thüringen. 

„ 11908. Zerlegbarer Verschluss mit Lagerführung für Zangen und dergl. Werkzeuge 

oder Theile von ihnen. Jetter & Schierer in Tuttlingen. 

„ 11910. Mit Ausschnitten zur Aufnahme der Bodenplatte ausgestatteter, aufklappbarer 

Cüvettenbügel für zahnärztliche Zwecke. Paul Mertens in Friedrichs¬ 
hagen bei Berlin. 

„ 11915. Aseptisches Etui für ärztliche Zwecke, welches in geöffnetem Zustande einen 

Ständer für chirurgische Instrumente und andere ärztliche Geräthe bildet. 
Louis & H. Loewenstein in Berlin N., Gr. Hamburgerstr. 3. 

* 11916. Fangvorrichtung zum Reinigen von Wunden, bei welcher die nachstellbare 

Kolbenpackung aus Gummi und Leder besteht. Fr. Tiede in Berlin N., 
Friedenstr. 4. 

* 11106. Zusammenlegbares Bettgestell. H. Schlesinger in Berlin C., Spandauer¬ 

strasse 49. 

„ 11906. Selbstthätiger Streukloset-Deckel mit Schüttrinne. Th. Lampe in Bremen. 

„ 11937. Federmatratze mit Sprung- und Spreizfedern. A. Helm, Tapezierer in 

Blasewitz-Dresden. 

„ 12057. Kloset mit Selbstschutz sich schliessendem Deckel. F. W. Reddersen in 

Bremen. 

„ 12103. Zusammenlegbare Matratze. Gebr. Herge in Wien. 

„ 12171. Campherball. E. Wilsdorf, Apotheker in Mühlhausen i. E. 

„ 12176. Instrument zur Einführung von Salbe, bestehend aus einem dünneren und 

einem dickeren Bougie. A. Rüsch in Cannstatt. 

„ 12264. Kugelgelenk mit doppelter Kugelführung. Gust. Fischer in Berlin, Schön¬ 

hauser Allee 68. 

„ 12265. Luftzunge für Zerstäuber. J. F. Titz in Dresden A., Grünstr. 13. 

„ 12268. Kinder-Gtummisauger. Emil Riedl in Bamberg, Kleberst. 6. 

„ 12269. Spritze mit Weichgummispitze nebst Ansatz zum Heraufstreifen auf den 
Spritzencylinder. Heinr. Sachs in Friedenau bei Berlin. 

„ 12270. Hülse mit Flüssigkeitsbehälter für Spritzen. Derselbe. 

„ 12818. Lösbare Verbindung für chir. Zangen. Adam Storz in Tuttlingen in V. 

„ 12328. Sterilisirbarer Aspirateur oder Spritze. H. Krüger in Berlin N., Artillerie¬ 

strasse 23. 

„ 12342. Rein-Aluminiuihplatte für künstliche Zähne^ an welcher sich drei verschieden¬ 

artige Befestigungssysteme zum Anbnngen künstlicher Zähne befinden. 
Dr. Scheffler in Stettin. 

„ 12343. Kinderlutscher in Verbindung mit einer Pfeife. Matthias Oechsler in 

Ansbach. 


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300 


No. 12318. Winkelstück für zahnärztliche Plombirhämmer. Geo Poulaon in Hamburg, 
Alterwall 70. 

„ 1*2203. Abtrittdeckel mit luftdichtem Verschluss. Emil Eoppes in Zittau in S. 

„ 12195. Badeofen. W. Ziugler in Duisburg. 

„ 12242. Revolver-Trichinen-Mikroekop nach Dr. Carp. — Ed. M es ater in Berlin 

NW., Friedrichstr. 95. 

„ 12741. Hülse für einen Inhalir-Apparat, zugleich Mentol-Migränestift. Heinrich 

Sachs in Friedenau bei Berlin. 

„ 1274*2. Markirung für zu kurze Füsse Edw. L. O’Connor in Cincinnati, Staat 

Ohio. 

„ 12758. Suspensorium. M. Pech in Berlin W., Carlsbad 15. 

„ 12784. Geruch Verschluss für Wasserklosets. Wilh. Beielatein in Bochum, Allee¬ 

strasse 12. 

Amerika. 

J an. 24. 

490493. Vorrichtung zum Darreichen von Arzneien. Franklin H. Olmsted. Yoko¬ 
hama, Japan 

490513. Brillengestellförmiger Augensehinn. Gilas G. Soules & Hör. E. Stowe. 
Hudson, Mass. 

490541. Verstellbares Kopfkissen und Kopfkissenständer. Frank E. Case. Canton, Ohio. 

Jan. 31. 

490^37. Zahnärztlicher Stuhl. Maguler Butler. Rochester, N. Y. 

490678. Elektrotherapeutische Brille. W. A. Price. Jowa Falls, Jowa. 

490679. Elektrotherapeutische Gehörgangs-Elektrode. W. A. Price. Jowa Falls, Jowa. 
490842. Subcutan-Spritze. W. H. Brewster. Boston. 

490865. Kopfkissen. St. G. Dreisbach. Catawissa, Pa. 

490891. Elektrische Wärmflasche. Th. Ahe am. Ottawa, Canada. 

490948. Elektrischer Gürtel. John W. Cummings. Gold Hill, Nev. 

490969. Thermokauter. John E. Lee. Conshohocken, Pa. 

Febr. 7. 

491271. Extensionsapparat für Fracturbehandlung Ja. F. Rowley. Des Moines, Jowa. 
491313. Ligaturen-Behälter. John E. Lee. Conshohocken, Pa. 

491498. Plombirhämmer mit Kegelgetriebe. Sam. P. Sharp. Knoxville, Tenn. 

Febr. 14. 

491514. -15. -16. -17. -18. -19. Zahnzangen. Ch. E. Blake jr. San Francisco. 

491651. Verstellbares Kopfkissen. And. P. Jordan. Ellsworth, Me. 

491713. Elektrische Stirnlampe. W. Main. Brooklyn, N. Y. 

491779. Inhaler. John E. Lee. Conshohocken, Pa. 

491932. Zahnzange. Alma Whitlock. San Bernardino, Cal. 

Febr. 21. 

492^46. Elektrischer Fusswärmer. W. E. Ulmer. Hoquiam, Wash. 

Febr. 28. 

492434. Zahnärztliches Instrument mit Gebläse. Al van S. Richmond. New-York. 
492504. Bruchband. John T. Watson. Polo, 111. 

492757. -58. Rheostatplatte. Ch. R. Carp ent er. Bridgeport, Conn. 

March 7. 

492830. Plombirhämmer. Ar. E. Peck. Minneapolis, Minn. 

492903. Orthopädischer Apparat für die Wirbelsäule. Gotti. Gerlitz. Graz, Oestreicb. 
492980. Respirator. Fr. Cociuv. Lyon, Frankreich. 

493197. Thermometer. Ch. J. ’Tagliabne. Brooklyn, N. Y. 

493208. Vaginal-Spritze. Ar. B. Cruikshank. San Francisco. 

March 14. 

493278. Urinal-Schale. Patrick J. Madden. Rochester, N. Y. 

493280. Chirurgisches Irrigations-Becken. John H. Morrison. Salida, Colo. 

493289. Zahnärztliches Werkzeug. Adelbert H. Peck & CI. E. Allshouse. Chicago. 
493305. Amovibler ventilirender Bettrahmen. W T a. N. Sherman. Merced. Cal. 

493318.. Künstlicher Zahn. Joshua A. Twilley. Dover, Del. 

493413. Zahnärztlicher Elektromotor. Jer. Keller. Canton, Ohio. 

493440. Künstlicher Arm und Hand. W. L. Minzey. Belleview, Ohio. 

493591. Vaginal-Spritze. Ch. A. Kenner. Utica, Nebr. 


Verantwortlich: Fischer’s medicin. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Charit4atr. 6. 
Druck von G. Bernstein in Berlin. 


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M 8. 


August 


1898 , 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Inhalt: Originalton: L Ueber Iahalatlonsapparate. Von Dr. Franz Kuhn, Assistent der med 
Kluuk zu Giessen. — II. Nachschrift so den Artikel „Ueber Anitaltsbehandlnng der Epileptiker. Von Prof 
Dr. Eulenburg in Berlin. 


Referate: Specielle Krankenpflege aad Kraakeabehaadlaag: Dextrosefreie Laevulose. — Papain bei 
Magenerkrankungen. — Oxyuren. — Tubuli elastici medicamentosi. - Konstanter Kohlensäurestrom — 
Sublimatverbandstoffe. — Sterilisirtea OeL — Verbandstoff aus Cellulosewalle. — Antiseptisches Verbind¬ 


pulver. — Diätetik: Milchflasche für 


... .1 , —« Anüseptisches Verband- 

Albumosenmilch. — Phosphare. — Tnticumina food. — 



-Kühn, Das Rothe Kreuz und der projectirte Samariter-Bund. — Me n ge r, Ausrüstung»-Nach weis für 

transportabel« Baracken-Lazarethe. — Drexler, Die Krankenernährung und Krankenküche. Diätetischer 
Rathgeber in den wichtigsten Krankheiten. — Kleine ■tttheilingea: Internationale Sanitätsconferenz — 
XL internationaler medicin. Gongress in Rom. — Studentinnen der Medizin in Frankreich. 


I. Ueber Inhalationsapparate. 

Von Dr. Franz Kahn, 

Assistent der medizinischen Klinik des Geheimen Medizinalrathes Professor Dr. Riegel 

zu Giessen. 

Im Folgenden erlaube ich mir die Aufmerksamkeit der Leser auf zwei 
Inhalationsapparate zu lenken, welche nach meiner Ansicht ein Bedürfniss der 
Praxis ausfüllen: davon ist der eine ein kleiner Handapparat für den Privat¬ 
gebrauch sowohl wie für die gewöhnlichen Inhalationszwecke der Klinik, der 
andere ein grosser Apparat für eine grössere Abtheilung mit continuirlichem 
Betrieb, z. B. eine Diphtheritisstation; der letztere Apparat ist fahrbar und mit 
Gasheizung versehen. 

I. Wiewohl zahlreiche und tagtäglich sich mehrende Varietäten von In¬ 
halirapparaten am Krankenbette, wie eine einfache Umschau zeigt, im Betriebe 
sich finden und es somit überflüssig erscheinen könnte, das Vorhandene durch 
neuen Ballast zu vermehren, ist es doch bei der Durchsicht der grössten Fabrik¬ 
kataloge zur Zeit nicht möglich, einen handlichen Apparat zu finden, der für 
längere Zeit eine zuverlässige Benutzung, namentlich im grösseren Spitalbetriebe 
garantirte, und bei thunlichster Billigkeit und Einfachheit, keine Bequemlich- 
keits- oder Sicherheitseinrichtung entbehrte. 

Alle kleineren Apparate leiden: 

1) entweder an dem Mangel oder an der Unzulänglichkeit einer Sicher¬ 
heitsvorrichtung für eventuelle höhere Dampfspannungen, welche Thatsache 
nur schon zu oft auf Wangen und Augen der bedienenden Wärter oder 
Schwestern ihre traurigen Spuren zurückliess, 

2) oder an einer gläsernen Zerbrechlichkeit, die mit Leichtigkeit bei ge¬ 
höriger Ungeschicklichkeit soweit führen kann, zu jeder zweiten Inhalation 
einen neuen Glaswinkel zu verbrauchen, 

3) oder bei genügender Festigkeit der Construction, wenn ganz aus Metall, 
und bei genügend sicheren und genügend einfachen Sicherheitseinrichtungen 
an einem unvermeidbaren Schadhaftwerden wesentlicher Theile; dies letztere 
stellt sich rascher ein, als man nach der Dauerhaftigkeit des Metalles im ein¬ 
zelnen Falle erwarten sollte. Namentlich passen die Zerstäuberspitzen sehr 

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302 


rasch nicht mehr, besonders wenn hilf bereite Hände mit Nadeln oder besser 
mit abbrechbaren Hölzern und anderen unnennbaren Gegenständen den durch 
mitgerissene Fremdkörper oder ausfallende Krystallmassen verstopften Spitz- 
chen, von vorne her, zu Hilfe kommen. Die Verbiegung und Verkürzung dieser 
Spitzen ist nicht reparirbar. 

In ganz ähnlicher Weise werden andere Theile der Apparate, z. B. Metall- 
federn, Gewinde und dgl. sehr rasch schadhaft und sind nicht ohne unverhält- 
nissmässige Kosten zu ersetzen. Man legt dann den ganzen Apparat zum 
Uebrigen, damit er das alte Eisen des Spitales vermehren helfe. 

Unter solchen Verhältnissen, die mir bei eigenhändiger, unmittelbarer Be¬ 
nutzung verschiedener Inhalirapparate um so näher gerückt waren, erscheint 
es mir angezeigt, einen, nach meiner Ansicht sehr dauerhaften, billigen, ein¬ 
fachen und sicheren Inhalirapparat vorzulegen, dessen Hauptvorzug der ist, dass 
er ganz aus Metall, von Laienhänden aus seinen einfachsten Bestandteilen so¬ 
fort zusammensetzbar ist. Durch eben diese leichte Zerlegbarkeit des Apparates 
ist es möglich, jedes einzelne schadhaft werdende Theilchen mit Leichtigkeit 
auszuschalten und ohne Hilfe eines Instrumentenmachers durch ein neues 


Zerlegbarer Iahalationiipparat. 



Spiritus- 
lämpchen 


Abnehmbare Spiralfeder 


Mundstück 


Saugspitzo 


Abnehmbarer Bügel, der die Saugspitze 
tr flfrt 


Gummi- 
sch tauch 


Verbindungs¬ 
kugel des ho¬ 
rizontalen u. 
vertikalen 
Dampfrohrs 


Inhalations¬ 

flüssigkeit 


Bügel zur Be¬ 
festigung des 
Rohres auf 
dem Kessel 

Dampfkessel 


Fig. 206. 


Gliedchen zu ersetzen. Die einzelnen Ersatztheile werden in grösserer Anzahl 
vorräthig gehalten. Sie sind alle ganz gleich gearbeitet, passen somit an 
jedes zugehörige Nachbarstück unter allen Umstünden anstandslos. Häufiger 
defekt werdende Theile, wie Spiralfedern etc., wird man in einem grossen 
Betriebe in grösserer Menge vorräthig halten, als andere dauerhafte Stücke. 


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303 


Den Apparat habe ich in der vorliegenden Form von den Herren Instru¬ 
mentenmachern Gebrüder Schmitt in Giessen machen lassen, von welchen er 
auch jeder Zeit mit einer beliebigen Anzahl von Ersatzstücken beziehbar ist. 

Der Apparat lehnt sich an einen, in den meisten Fabrikkatalogen aufge¬ 
führten Inhalirapparat (s. Fig. 207) an, dessen Sicherheitseinrichtung und Kessel¬ 
verschluss sich uns am besten bewährte. Der Hauptnachtheil dieses vorhandenen 
Apparates ist jedoch der, dass seine schwer ersetzbare Feder sehr rasch erlahmt, 
dass ferner das Dampfrohr sich sehr rasch verbiegt und sich sehr schwer rei¬ 
nigen lässt, dass endlich die Zerstäubungsspitzchen sehr rasch nicht mehr passen. 
Diese Gründe veranlassten die folgenden Modiftcationen: 

In dem neuen Apparate, wie ihn die Zeichnung in Fig. 206 wiedergiebt, 
ist der Blechkorb, der hölzerne Griff, welcher das Gefäss für die Inhalirflüssig- 
keit sowie an einem Drahte das Mundstück trägt, und das einfache Spiritus¬ 
lämpchen als Heizquelle wie bei den älteren Apparaten beibehalten. 

Ebenso ist der Wasserkessel, der auf den Korb passt, klein und leicht, aus 
Blech gearbeitet, von gefälliger Form. Derselbe hat nur eine Oeffnung, welche 
gleichzeitig zum Einfüllen, sowie zur Anbringung der Sicherheitseinrichtung, 
als zur Ausführung des Dampfes dient. Der Verschluss der Oeffnung ist durch 
einen hohlen Conus bewirkt, welcher durch einen Bügel, der mittelst einer 
Stahlfeder gespannt wird, auf die Oeffnung niedergehalten wird. In dem durch¬ 
bohrten Conus beginnt das aufsteigende Dampfrohr. Eine wesentliche Ver¬ 
besserung des Apparates ist in der vorliegenden Modification die sehr leichte 
Ersetzbarkeit der Feder, welche bei starkem Gebrauche sehr rasch lahm wird. 
Zu diesem Zwecke ist das Dampfrohr zerlegbar, und zwar durch Herausschrauben 
sowohl des horizontalen als des verticalen Endes aus der am Knie des Rohres 
befindlichen Kugel. 

In Folge der leichten Zerlegbarkeit ist das Dampfrohr sehr gut zu reinigen. 


Alter Inhalationapparat. 



Fig. 207. 


Der abnehmbare Zerstäubungsapparat endlich besteht aus einem Bügel, der 
•einerseits an das horizontale Dampfrohr anschraubbar ist, an seinem anderen 
Ende das vertikale Spitzchen zum Ansaugen der Zerstäubungsflüssigkeit trägt. 
Das Spitzchen ist verstellbar, leicht abnehmbar und wegen seiner Kürze bequem 
von unten zu reinigen. Mittelst eines dünnen Gummischlauches steht es mit 
dem Boden des Zerstäubungsgefässes in Verbindung. 

H. Die grossen Dampfapparate, deren mehrere tagtäglich auf der Diphtherie¬ 
abtheilung der hiesigen Klinik im Betriebe sind, sind nach unserer Angabe von 

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G. Heyer, Mechanische Werkstätte Bad-Ems verfertigt. Ihre Construktion ist 
folgende (Fig. 208): 

Anf einem fahrbaren, schweren gusseisernen Stativ ruht ein grosser, 4 Liter 
fassender Kupferkessel, der mittelst einer Laufstange, um sich selbst drehbar, 
und in jede Betthöhe hebbar und dann feststellbar ist. Der Kessel ist von 
seinem Fusse abnehmbar. Am Kessel selbst sind ein Steigrohr, ein gut funk- 


Orosser Inhalattonsapparat mit Oasfceinn*. 



Schwerer gusseiserner Fus8, fahrbar 

Fig. 208. 


tionirendes Sicherheits-Hebelventil, sowie eine grosse Oeffnung zum Einfüllen des 
Wassers (nur Condensationswasser, zur Vermeidung von Kesselstein) angebracht. 

Unter demselben befindet sich ein feststehender Siebbrenner mit Bunsen- 
flamme, der durch einen Schlauch mit den Gashähnen der Wand in Verbindung 
steht. 


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305 


Das abführende, horizontale Dampfrohr ist gut im Kessel befestigt und in 
seiner Mitte durch ein Kugelgelenk unterbrochen, das eine beliebige Ablenkung 
des peripheren Rohrendes nach oben oder unten erlaubt. Dasselbe Ende trägt 
parallel mit der Rohraxe verlaufend und mit ihr beweglich das Zuführungsrohr 
für die Inhalirflüssigkeit, deren Behälter, wohlgeschützt, näher am Kessel an¬ 
gebracht ist. Die horizontale und vertikale Lenkbarkeit des Rohres erlaubt 
die genaue Einstellung des Dampfstrahles bei jeder Lage des diphtheriekranken 
Kindes. 

Die Spitze des Röhrchens für die Inhalationsflüssigkeit ist von unten leicht 
zu reinigen und im Falle des Schadhaftwerdens leicht ersetzbar. Der Apparat 
ist relativ einfach, sicher, bequem und sehr haltbar. Seine Bedienung ist leicht. 
Einmal gefüllt geht er continuirlich 3—4 Stunden. 

Diese Andeutungen mögen genügen, um die genannten Apparate, welche 
in der hiesigen Klinik gute Dienste gethan haben, dem Wunsche von Herrn 
Geheimrath Riegel entsprechend, einem grösseren Kreise nützlich zu machen. 

n. Nachschrift zu dem Artikel „Ueber Anstaltsbehandlung der 

Epileptiker“. 

Von Prof. Dr. Eulenburg (Berlin). 

In Folge meines Artikels über Anstaltsbehandlung der Epileptiker 
(in No. 7 dieser Zeitschrift) sind mir von betheiligter Seite mehrfache Zuschriften 
zu gegangen, aus denen ich mit Vergnügen constatire, dass die daselbst erwähnten 
Uebelstände bezüglich der Organisation des ärztlichen Dienstes in den Bielefelder 
Anstalten neuerdings grossentheils Abhülfe gefunden haben. Wie mir von com- 
petenter Stelle mitgetheilt wird, sind ausser den bisherigen drei Aerzten noch 
zwei andere in der Anstalt wohnende Aerzte angestellt worden; es soll 
ausserdem in Kürze noch ein sechster Arzt angestellt werden, dem hauptsächlich 
die Sectionen der in der Anstalt Verstorbenen obliegen sollen. Eine zweckmässig 
eingerichtete Leichenhalle mit Sectionszimmer und Zimmer für mikroskopische 
und sonstige Untersuchungen ist bereits fertig gestellt. — Indem ich von diesen 
(in meinem Artikel übrigens bereits als bevorstehend angekündigten) Verbesse¬ 
rungen gern Kenntniss nehme, bemerke ich noch, dass die vielfach verbreitete 
Ansicht, als ob von Seiten der Regierung gar keine Aufsicht Über die Anstalten 
ausgeübt wird, irrthümlich ist. Die Anstalten werden sowohl vom Kreisphysikus 
wie von dem betreffenden Regierungs-Medizinalrath (Minden) wenigstens einmal 
jährlich revidirt; auch bedürfen vorzunehmende Neubauten einer von dort ein¬ 
geholten jedesmaligen Genehmigung. 

Aus der Gesammtrichtung und dem Wortlaut meines Aufsatzes ergiebt sich 
übrigens wohl zur Genüge, dass mir nichts ferner gelegen hat, als die ganz 
ausserordentlichen und von mir — unbeschadet einzelner Mängel — in ihrem 
vollen Umfange gewürdigten Leistungen und Verdienste v. Bodelschwingh’s 
auf diesem Gebiete irgendwie zu verkleinern. 

Oberstdorf, bairisches Allgäu, 17. Juli 1893. 

Referate. 

Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

Dextrosefreie Laevulose wird als passendes Nahrungsmittel für Diabetiker 
empfohlen, seitdem Külz nachgewiesen hat, dass dieselbe vollständig assimilirt 
wird und im Harn Zuckerkranker nicht nachzuweisen ist. Die Laevulose, die 


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bisher nur sehr schwierig dextrosefrei herzustellen war, bildet nach dem von 
der chemischen Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering) zum Patent angemeldeten 
Darstellungsverfahren eine weisse krümelige Masse, welche sich sehr leicht 
in Wasser löst und einen rein süssen, an Früchte erinnernden Geschmack be¬ 
sitzt. Das Süssvermögen soll ein höheres sein wie das des Rohrzuckers, der 
Nähwerth soll derselbe sein. 

Pharmaz. Ztg. 1893, No. 27. Blass (Dalldorf). 

Papain bei Erkrankungen des Magens. Von Dr. G. Sittmann, Assistent 
am Ambulatorium des med. klin. Institutes München. 

Das aus der Frucht der tropischen Carica papaya gewonnene Papain, ein 
weissgelbes, lockeres Pulver von brenzlich-gewürzigem Geruch und fleischähn¬ 
lichem Geschmack, empfiehlt der Verf. nach seinen in der internen Münchener 
Poliklinik gewonnenen Erfahrungen als ein neues Therapeuticum bei Magen¬ 
aff ectionen. In Folge seiner ei weisslösenden Fähigkeit (0,1 g Papain verwandelt 
10 g coagulirtes und in 100 ccm. Wasser vertheiltes Hühnereiweiss bei 40 bis 
45 Grad innerhalb zweie* Stunden in eine milchige Flüssigkeit) leitet das Prä¬ 
parat die Eiweissverdauung im Magen ein und bedingt so einen schnelleren 
Transport des Eiweiss in den Darm. Auf diese Weise wirkte das Papain (0,3 bis 
0,5 g mit etwas Wasser zu einem dünnflüssigen Brei angerührt, sofort nach jeder 
Mahlzeit genommen) bei verschiedenen Magenaffectionen, bei denen namentlich 
die Eiweissverdauung darniederlag: so bei acutem Magencatarrh, bei chronischem 
Magencatarrh, bei Carcinoma ventriculi, Gastrectasie. Die dyspeptischen Er¬ 
scheinungen gingen zurück, etwaige Schmerzen verschwanden, der Appetit stellte 
sich ein. 

Zum Schluss empfiehlt der Verf., die von Rossbach und Kohts mit Pa- 
payotin zur Auflösung von diphtherischen Membranen angestellten Versuche mit 
dem billigeren und, wie es scheint, wirksameren Papain wieder aufzunehmen. 

Münchener med. Wochenschr. 1893 No. 29. Red. 

Gegen Oxyuren will Dr. Nicholsen ausgezeichnete Resultate dadurch er¬ 
zielt haben, dass er gleichzeitig innerlich Santonin gab und Suppositorien von 
Quassia amara verabreichte. Santonin wird alle zwei Tage, eine Woche hin¬ 
durch gegeben, um event. Intoxications-Erscheinungen vorzubeugen. Ausserdem 
wird allabendlich vor dem Schlafengehen ein Suppositorium von folgender 
Zusammenstellung eingeführt: 

Extr. Quassiae 0,06—0,18 
Butyr. Cacao q. sat. 
ut f. Supposit. 

Ausserdem wird jeden Morgen und jeden Abend die Analgegend mit einer 
Salbenmasse, welche etwas Calomel oder Quecksilbernitrat oder auch etwas 
Quassia-Extract enthält, bestrichen. In den Fällen, in welchen sich die Sup¬ 
positorien nicht anwenden lassen, empfiehlt Nicholsen Einspritzungen in den 
Anus zu machen und zwar von einer 2 %> öligen Menthollösung, von welcher 
30,0 in das Rectum eingespritzt werden. 

Int. Pharm. General-Anz. 1893, 74. Lüdtke (Altona). 

Tubuli elastici medicamentosi. Prof. C. Lang-Wien lässt der Wiener med. 
Wochenschrift zufolge gewöhnliche Kautschukröhrchen (Drains) mit Gelatine, 
welche ein bestimmtes Medicament enthält, dick überziehen. Nachdem das 
Röhrchen dann noch mit Vaseline, Glycerin etc. besalbt worden, wird es bei 
Urethritis in die Harnröhre eingeführt und 1 bis 5 Minuten belassen. Die Länge 


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der Röhrchen beträgt 14—18 cm. Am leichtesten lassen sich Tubuli einführen, 
die im Kautschuk 4 mm stark sind. 

Die medicamentösen Tubuli eignen sich vorzüglich für die Behandlung der 
chronischen und subacuten Urethritis. 

Pharm. Zeitg. 1893, 161. Lüdtke (Altona). 

Konstanter Kohlensäurestrom. Grein er und Friedrichs empfehlen zur 
Erzeugung eines kontinuirlichen Kohlensäurestromes folgendes Verfahren. Man 
stellt einen mit Säure gefüllten, porösen Thoncylinder in ein Gefäss, welches 
mit einer Lösung von doppeltkohlensaurem Natron angefüllt ist. Die Säure 
sickert langsam durch die Poren des Thones und erzeugt einen schwachen, 
aber stetigen Gasstrom, welcher aus der mit gut schliessendem Kautschukstopfen 
und Ableitungsrohr versehenen Flasche zu beliebiger Verwendung fortgeleitet 
werden kann. 

Pharm. Zeitg. 1893, 161. Lüdtke (Altona). 

Ueber Sublimatverbandstoffe. Vignon hat in den Comptes rendus eine 
Arbeit veröffentlicht, wonach Baumwolle und Sublimatlösung, erstere als schwache 
Säure, chemisch aufeinander einwirken sollen. Die beim Bleichprozess entstehende 
Oxycellulose soll Sublimatlösungen Quecksilber entziehen, indem sie sich mit 
dem Quecksilberoxyd verbindet; die freiwerdende Salzsäure wird als solche vom 
Verbandstoff aufgenommen. 

(Diese Ansicht Vignons ist indessen durch die eingehenden Untersuchungen 
von Vosswinkel und Link widerlegt, indem Beide nachgewiesen haben, dass 
Baumwolle alkalischer Natur sei. Ref.) 

Pharmaz. Ztg. 1893, No. 35. Blass (Dalldorf). 

Sterilisirtes Oel zum Einfetten von Bougies und Sonden wird nach Lane- 
longue hergestellt durch Auf bewahren über Quecksilber, dessen Dämpfe das 
Oel aseptisch erhalten. Auch die Bougies und Sonden bewahrt L. in einem 
Kasten auf, in dem ein mit Quecksilbersalbe bestrichener Flanelllappen sich 
befindet. 

Rundschau der Pharmazie, Chemie und Hygiene 1893, 13. 

Blass (Dalldorf). 

Darstellung von Verbandstoff ans chemisch reiner Cellulosewolle. D. R.-P. 
No. 67199 von Paul Roennefahrt in Dresden. 

Chemisch reine Cellulosewolle wird durch Erhitzen gekräuselt und zu einem 
selbständigen Netz verarbeitet. Diesem wird ein besonders hergestelltes Netz 
aus chemisch reiner Baumwolle und Leinen (Flachswerg) zugeführt. Beide 
Netze werden schliesslich zu einem Wattevliess vereinigt. — Nach den Angaben 
des Erfinders soll dieser Verbandstoff sich durch grössere Billigkeit und Auf¬ 
saugefähigkeit auszeichnen. 

Pharmaz. Ztg. 1893, No. 35. Blass (Dalldorf). 

Antiseptisches Yerbandpulver nach Carozonni hat der Pharm. Post zufolge nach¬ 
stehende Zusammensetzung: 


Jodoform 

55.0 

Acid. salycil. pulv. 


Bism. subnitr. ää. 

20,0 

Camphora 

5,0. 


Pharm. Zeitg. 1893, 161. Lüdtke (Altona)^ 


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Diätetik. 

Le Parfait Nourricier ist eine Milchflasche für Säuglinge, die sich in sehr 
vollkommener Weise reinigen lässt. Die Flasche ist leicht über die Fläche ge¬ 
bogen, an beiden Enden offen und daher durch einen Wasserstrahl oder Dampf 
gut zu reinigen. 

Journal de Mödec. de Paris 1893/21. H. Citron (Berlin). 

Von einem neuen Präparat für die Sänglingsernäliniiig, der sogenannten 
Albumosenmilch, handelt der Vortrag von Hauser, welchen derselbe am 
5. Juli 1893 in der Berliner med. Gesellschaft hielt. Die von einem Chemiker 
am Reichsgesundheitsamt, Rieth, präparirte Milch enthält als neuen wesentlichen 
Bestandtheil Hühnereiweiss, welches auf 130 Grad C. erhitzt worden ist. Diese 
Milch soll die gleiche chemische Zusammensetzung wie die Frauenmilch haben, 
leicht verdaulich sein und einen reichen. Nährwerth besitzen. Nach mehrjährigen 
Versuchen an kranken Kindern konnte H. zu dem Resultat gelangen, dass die 
Milch gut vertragen wurde, selbst bei Consumptionskrankheiten einen Ansatz 
von Fett und Musculatur erzielte, bei Dyspepsie sogar einen therapeutischen 
Einfluss äusserte. — Der praktische Werth der Albumosenmilch wird vorläufig 
noch durch den hohen Preis derselben (90 Pf. pro Liter) stark beeinträchtigt. 

Red. 

Phosphare oder Chemical food Biscuits werden aus Parrish’s Chemical food 
hergestellt. Sie bestehen aus Hafermehl und enthalten anscheinend etwas Eisen 
und Phosphate, deren Geschmack gut verdeckt ist. 

Brit. Med. Journal, 25. März 1893. H. Citron (Berlin). 

„Triticumina fbod“ von Meaty and Co. besteht aus Weizenmehl, das durch 
Behandlung mit Malzauszug aufgeschlossen ist und etwa doppelt soviel lösliche 
Bestandtheile als gewöhnliches Weizenmehl enthält. Das Präparat ist von an¬ 
genehmem, malzähnlichem Geschmack und frei von fremden Bestandtheilen. 

Brit. Med. Journal, 25. März 1893.. H. Citron (Berlin). 

Vergiftung mittelst Büchsenconserven. Unter diesem Titel hielt der Ana¬ 
lytiker der Regierung von New South Wales, W. M. Hamlet, einen Vortrag 
in der Versammlung australischer Aerzte in Sidney, N. S. W., welchem die 
folgenden Daten entnommen sind. Es werden 6 Fälle der Vergiftung unter¬ 
schieden: 1. Etwas des Löthmetalles gelangt in das Innere der Büchse. 2. Sollte 
Zinkchlorid beim Zulöthen der Büchse als Löthwasser gebraucht worden sein, 
so kann dasselbe dem Büchseninhalte eine saure Reaction ertheilen, in welchem 
Falle genügende Mengen Zinn oder Blei in Lösung gehen können, um Ver¬ 
giftungserscheinungen beim Genüsse der Conserven hervorzubringen. 3. Kann 
die Löthstelle intact bleiben, es können sich jedoch in dem Büchseninhalte 
organische Säuren bilden, welche Spuren Zinn auflösen, oder schlimmeren Falls 
sogar das Zinn der Wandung anätzen. 4. Kann ebenfalls die Löthstelle un¬ 
angegriffen bleiben, aber der Büchseninhalt einem Zersetzungsprocess unter¬ 
liegen, bei welchem sich toxisch wirkende Albuminosen bilden. 5. Können 
durch spontane Zersetzung von Conserven Amine gebildet werden, die als 
starke Basen ihrerseits lösend auf das Zinn der Büchsenwandung wirken. 6. Ent¬ 
stehen leicht beim Stehenlassen einer geöffneten Büchse (namentlich wenn die¬ 
selbe irgend welche Art Fisch enthält), besonders bei heissem Wetter, giftige 
Ptomai'ne. 


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Der Ursprung von Metall Vergiftungen beim Genuss von Büchsenconserven 
bedarf nach Obigem keiner weiteren Besprechung. Besonders bei Frucht- 
conserven ist es nicht unmöglich, dass die organischen Säuren der Frucht Blei 
oder Zinn auf lösen; ausgeschlossen ist jedoch die Möglichkeit, dass feste Metall- 
theilchen die Ursache einer Vergiftung sind, da ja dann nicht alle Personen, 
welche von der Frucht genossen haben, gleichzeitig Vergiftungserscheinungen 
zeigen dürften — was der Erfahrung widerspricht. 

Gelegentlich der Besprechung von etwaiger Vergiftung mittelst Oelsardinen 
erwähnt der Verf. noch die Thatsache, dass sehr häufig Sardinen in Oel, mit 
französischer Etiquette versehen, auf den Markt gebracht werden, welche trotz¬ 
dem amerikanischen Ursprungs sind und statt in reinem Olivenöl in schlechtem 
Baumwollsamenöl enthalten sind. Vor dem Genuss solcher Sardinen warnt 
Hamlet ganz besonders. 

Worauf beim Genuss von Büchsenconserven geachtet werden soll, ist in 
wenigen Worten: 1. Die Innenwand einer Büchse soll vollständig rein und un¬ 
angegriffen sein. — 2. Büchsen^mit Fleisch oder Zunge sollen mit viel Fett, 
Sardinen enthaltende mit reinem Olivenöl angefüllt sein. Eine Büchse 
Sardinen, aus welcher durch irgend welche Ursache das Oel ausgelaufen 
ist, muss auf jeden Fall verworfen werden. — 3. Der Büchseninhalt soll, ganz 
besonders in der heissen Jahreszeit, sofort verzehrt, und das, was übrig bleibt, 
als ungeeignet zum Genuss vernichtet werden. 

Chemiker Zeitg. 1893, 69. Lüdtke (Altona). 


Klimatologie und Balneologie. 

Lumleian lectures on Afcro-therapeutics in lung disease. By C. Theodore 
Williams. (Schluss aus No. 7.) 

Comprimirte Luft. 

Die Einathmung von comprimirter Luft findet am zweckmässigsten in so¬ 
genannten Luftbädern statt. Dieselben bestehen aus einer eisernen Kammer, 
in der der Patient sich aufhält und die mittelst Dampf- oder Wasserkraft mit 
comprimirter Luft versorgt wird. Der Druck wird in der Regel nicht über 
*/ 3 Atmosphäre gesteigert. Was die physiologischen Wirkungen des Luftbades 
betrifft, so beobachtet man an gesunden Menschen ein Langsamer- und Tiefer¬ 
werden der Athmung, speciell der Inspiration. Der Puls wird langsamer, kleiner, 
aber gespannter, die oberflächlich gelegenen Venen und Capillaren erscheinen 
weniger gefüllt als gewöhnlich. Sehr schön lässt sich diese Erscheinung an 
weissen Meerschweinchen studiren, bei denen man Abblassen der Conjunctival- 
und Ohrgefässe beobachten kann. 

Unangenehme Empfindungen, über die beim Einathmen comprimirter Luft 
geklagt wird, sind Druck im Halse und im Ohr (Druckdifferenz zwischen Meat. 
audit. ext. und Tuba Eustach., dadurch Einziehung des Trommelfelles). Ihre 
hauptsächlichste Verwendung finden die Bäder mit comprimirter Luft bei 
Asthma, chronischer Bronchitis und Emphyse.m. Die Erfolge, die der 
Verf. erzielt hat, sind sehr günstige. Asthmatische Anfälle werden iu der Regel 
durch den Aufenthalt in der Luftkammer rasch coupirt. Ziemlich ungünstig 
waren die Resultate bei Lungen-Phthise. Wenn auch in einigen Fällen 
Besserung von Husten und Auswurf erzielt wurde, so nöthigten in anderen 
Haemoptysen zur Einstellung des Verfahrens. Resorption von Infiltraten und 


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Exsudaten, die nach Oertel unter der Behandlung mit comprimirter Luft ein- 
treten soll, hat Verf. nie beobachten können. 

Verdünnte Luft. 

Das therapeutische Agens der verdünnten Luft kommt insbesondere beim 
Höhen-Klima zur Geltung. Die hauptsächlichsten Eigenschaften der Höhenluft 
sind ihre Diathermanität (grosse Differenzen zwischen Sonnen- und Schattenseite) 
und ihre Reinheit. Die physiologischen Wirkungen des Höhen-Klimas sind fol¬ 
gende: Die Haut wird von den Sonnenstrahlen gebräunt (nach Bo wies Wirkung 
der ultravioletten Strahlen), die Circulation wird Anfangs beschleunigt, später 
verlangsamt, ebenso die Respiration. Die Athemzüge werden tiefer, die In¬ 
spiration länger, die Exspiration ausgiebiger. Hiermit geht eine Erweiterung des 
Thorax Hand in Hand, die bei Gebirgsvölkem regelmässig zu beobachten ist. 

Wirkung des Höhen-Klimas bei Phthise. 

Verf. verfügt über ein Material von 247 Fällen. Der durchschnittliche 
Aufenthalt an einem Höhen-Kurort betrug 12 Monate. 40% wurden geheilt, 
29% sehr gebessert, 13% gebessert, 2% bliej>en stationär. Die übrigen ver¬ 
schlechterten sich. Im Ganzen wurden also % Besserungen und 1 8 Verschlechte¬ 
rungen beobachtet. 

Locale Besserungen wurden in 75 % aller Fälle erzielt (Stillstand 42,85* 
theilweiser Stillstand 26,83%, Rückbildung 5,71%). Am stärksten sind hierbei 
die Frtihstadien betheiligt. Auf diese allein berechnet ergeben sich 87%, und 
rechnet man die einseitigen Erkrankungen für sich, sogar 91,5% Besserung. 

Das Höhen-Klima scheint demnach für die Frühstadien ganz besonders 
geeignet zu sein. 

Die localen Veränderungen sind begleitet von allgemeinen Besserungs- 
Symptomen: Zunehmen des Appetits, des Gewichts, bessere Farben, Kräftigung 
der Muskulatur, der Respiration und Circulation, Rückkehr der natürlichen 
Functionen (Menstruation). 

Rückfälle nach der Heimkehr hat der Verf. nur selten beobachtet. 

Höhen - Kurorte. 

1. Schweizer Stationen: St. Moritz, Davos, Maloja, Andermatt, Wiesen,. 
Arosa. Gemeinsam ist all diesen Orten im Winter strenge Kälte, dabei 
Freisein von Wind und Nebel. Die Patienten können den ganzen Tag 
im Freien sein und dem Wintersport obliegen. Der einzige ungünstige 
Monat ist der April, der in Folge des Schmelzens des Schnees sehr feucht 
ist und dazu nöthigt, schwache Patienten fortzuschicken. Die meisten 
der in obiger Tabelle aufgeführten Kranken waren in Graubündener 
Kurorten gewesen. 

2. Süd-Afrika. In der Cap-Colonie, dem Oranje Freistaat und Transvaal 
sind ebenfalls geeignete Plätze vorhanden. Warmes Höhen-Klima 
(13—26° C, 4—5000 1 Höhe). 

3. Colorado und die Rocky Mountains. Hier giebt es drei Abstufungen 
zur beliebigen Verwendung: 

a) Die Prairie im Osten des R. M., 5—6000'. Denver, Boulder, Ma- 
nitou, Colorado Springs. 

b) Die niedere Kette der R. M., 6—7000'. 

c) Die Parks im Herzen der R. M., 7—10000'. North-, Middle, San 
Luis Parks u. a. — Das Klima ist im Verhältniss zu seiner Höhe 
milde, ziemlich trocken, windig und wenig beständig. Die Resultate 
stehen denen der Alpen-Kurorte sehr nach. 


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Höhen-Klimate bei anderen Krankheiten. 

Gute Erfolge werden erzielt: 

1. bei schlechter Entwickelung von Thorax und Lunge, 

2. bei chronischer Pneumonie ohne Bronchiectasen, 

3. bei chronischer Pleuritis, bei der nach Rückbildung des Exsudates sich 
die Lunge nicht wieder ausgedehnt hat, 

4. bei Bronchial-Asthma ohne Emphysem. 

Contraindicationen sind: 

1. Phthise mit doppelseitiger Carvemenbildung. 

2. Fibröse Phthise und alle diejenigen Fälle, in denen die Athmung auch 
in der Ebene wegen der Kleinheit der Lungenoberfläche angestrengt ist. 

3. Catarrhalische und akute Formen und Kehlkopf-Phthise. 

4. Fiebernde Kranke. 

5. Emphysem. 

6. Chronische Bronchitis und Bronchiectasen. 

7. Herz-, Leber-, Nieren-Krankheiten. 

8. Gehirn- und Rückenmarksleidende. All§ Aufregung6-Zustände. 

9. Anaemie. 

10. Sehr alte oder schwache Kranke. — 

In einer Tabelle am Schluss hat der Verf. das Facit aus einer grossen 
Reihe von Beobachtungen gezogen, indem er die Erfolge des Aufenthaltes im 
Höhen-Klima, auf der See, an der Riviera und in englischen Stationen mit 
einander vergleicht. Am schlechtesten sind die Resultate der Riviera, dann 
folgen die englischen Stationen, durch einen Zwischenraum von -+- 14% Besse¬ 
rung und — 12% Verschlechterung getrennt, die Seereisen, schliesslich als 
„facile princeps“ die Höhen-Kurorte, deren Ueberlegenheit aus dieser zwar nicht 
ganz einwandsfreien, aber doch sehr instructiven Tabelle besonders scharf 
hervortritt. 

Brit. Med. Journal, 1. April 1893. H. Citron (Berlin). 


Krankencomfort 

Zerlegbare Sprungfeder - Matratze von 0. F. Herrmann Jury in Berlin. 
(D. R.-P. 67765.) Die Matratze setzt sich zusammen aus. Längsleisten <i, welche 
auf Querleisten b vermittelst Holzschrauben befestigt sind. Auf den Längs¬ 
seiten a sind die Sprungfedern in ringförmigen Einfräsungen eingeklemmt und 
können jederzeit bequem aus denselben entfernt werden. 

Um eine freie Beweglichkeit und grössere Elasticität der Sprungfedern 
zu ermöglichen, sind dieselben nicht, wie sonst üblich, mit Draht oder Bind¬ 
faden u. s. w. verbunden, sondern die Eintheilung ist so getroffen worden, dass 
nur eine Sprungfeder oder deren je zwei, drei, vier u. s. w. in einer Abtheilung 
mit Holzleisten c so verbunden sind, dass sich dieselben unabhängig von ein¬ 
ander nach jeder Richtung bewegen können; es ist zu diesem Zwecke zwischen 
den Leisten c ein gewisser Spielraum gelassen. Die Anzahl der Abtheilungen 
kann eine beliebige sein und richtet sich nach der Grösse der betreffenden 
Bettstelle. 

Die Zusammenstellung der Matratze ist derartig, dass dieselbe durch Ent¬ 
fernung von einer oder zwei Abtheilungen der Sprungfedern auch für kleine 
Bettstellen Verwendung finden kann. 


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Um ferner eine genaue senkrechte Geradführung der Sprungfedern zu er¬ 
zielen, sind in dem kleinsten Durchmesser derselben Holzhülsen d befestigt; 
diese Hülsen d erhalten ihre Führung an den in den Holzleisten a befestigten 
Zapfen e. Diese Zapfen e treten bei grosser Belastung der Matratze durch 
in den Leisten c angebrachte Löcher. Um ferner jedes lästige Geräusch bei 
eventuellem Aufschlagen der Hülsen d auf Leiste a zu verhindern, sind Gummi¬ 
ringe unten am Zapfen e angebracht. 

Bei dieser Matratze werden Sprungfedern angewendet, deren Form wesent¬ 
lich verschieden ist von der allgemein bekannten. Der Durchmesser dieser 
Federn ist zunächst ein bedeutend kleinerer, wodurch die Tragfähigheit jeder 


einzelnen Feder eine grössere wird. Die Wickelung der Sprungfedern ist ferner 
derartig, dass der untere Durchmesser derselben ein wesentlich kleinerer, und 
dass der kleinste Durchmesser nicht, wie bisher, in der Mitte ist, sondern nach 
dem unteren Theil der Feder verlegt wird. Durch diese Neuerung soll eine 
grössere Elasticität der oberen Federparthien erreicht werden. 

Es ist ferner noch hervorzuheben, dass die am meisten beanspruchten 
mittleren Sprungfedern nach längerem Gebrauch gegen die in den äusseren 
Abtheilungen befindlichen Federn umgewechselt werden können. 

Infolge dieser neuartigen Construction bietet die Matratze dem darauf 
ruhenden Körper ein höchst angenehmes, sich der jeweiligen Körperlage an¬ 
passendes Lager, ist leicht zu reinigen und kann eventuell zerlegt transportirt 
werden. Grundke (Berlin). 

Hygiene des Hauses und der Familie. 

Znm jetzigen Stand der Desinfection. Von H. Merke. 

Verf. hat im Januar 1893 über obiges Thema in der Freien hygienischen 
Vereinigung zu Berlin einen Vortrag gehalten, der von allgemeinem Interesse ist. 

Um die Aufgabe der Desinfection, die die Vernichtung der kleinsten Lebe¬ 
wesen als der Ursache ansteckender Krankheiten bedeutet, in gehöriger Weise 
zu lösen, ist es wichtig, zu wissen, wo der Krankheitserreger anzutreffen ist. 
Und da sind es zunächst die Secrete und Excrete des inficirten menschlichen 
Organismus, weiter die Leib- und Bettwäsche des Kranken und die Kleidungs¬ 
stücke des mit der Pflege des Kranken betrauten Wärters. Weiter sind das 
Mobiliar, die Teppiche, Decken, Gardinen und die Wände des Krankenzimmers 
infectionsverdächtig, und durch die Ausleerungen des Kranken können Closets 
und Kanäle oder öffentliche Wasserläufe, oder wenn die Fäkalmassen dem 
freien Felde zugeführt werden, das Erdreich verseucht werden. Je nach dem 
vorliegenden infeetionsverdächtigen Object wird als Desinfectionsmittel entweder 




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Hitze oder eins der vielen Chemikalien, die mit dem Namen „Antiseptica“ be¬ 
zeichnet werden, Verwendung finden. Die Hitze wird entweder in der Form 
von kochendem Wasser, oder als heisser Wasserdampf von mindestens 100° oder 
als trockene Hitze bei minderwerthigen Gegenständen (Bettsäcken, Hadern etc.) 
oder bei Objecten, deren Structur durch hohe Hitzegrade keine Veränderung 
erleidet, erzeugt. Das kochende Wasser/ das von altersher zur Reinigung der 
Wäsche unbewusst als Desinfectionsmittel wirkte, wird seit 1887 auf Veranlassung 
von Wassiljew und jetzt von Rudolf Virchow zur Desinfection von Fäkalien 
verwendet, und auch im Berliner Städtischen Krankenhause zu Moabit hat Vor¬ 
tragender günstige Erfolge, d. h. eine sichere Abtödtung der pathogenen Mikro¬ 
organismen, erreicht. Die Verwendung der Hitze in Form von Wasserdampf 
hat Robert Koch zuerst empfohlen, und die Zahl der für diesen Zweck con- 
struirten Desinfectionsapparate ist eine grosse. Nach denVersuchen von Walz 
und Windscheid, Esmarch, Frosch und Clarenbach haben sich die 
Apparate, bei denen die Zuführung des strömenden Dampfes von oben her 
erfolgt, als die zweckmässigsten erwiesen. Dass strömender Wasserdampf dem 
ruhenden vorzuziehen ist, hebt Vortragender mit Recht hervor. Als für die 
Desinfection mit Wasserdampf geeignete Objecte sind Wäsche, Kleider, Ross¬ 
haare, Polster, kurz fast alle Gegenstände im Krankenzimmer ausser dem 
Mobiliar zu nennen. 

Was die Chemikalien anbetrifft, so sind von altersher Räucherungen mit 
Chlorgas und schwefliger Säure bekannt. Indessen haben Koch und Wolff- 
hügel die fast absolute Wirkungslosigkeit dieser Räucherungen nachgewiesen. 
Dagegen haben sich als Mittel, die im Stande sind, pathogene Organismen in 
ziemlich kurzer Zeit abzutödten, die Karbolsäure (3-5%), das Sublimat (1 %o 
bis 1 %), der Aetzkalk in Form von Kalkmilch und der Chlorkalk heraus¬ 
gestellt. Dazu kommt das in neuerer Zeit in Gebrauch gekommene Lysol 
(3—5 %) und das Solutol (5 %). Für viele Zwecke ist ausserdem noch die Kali¬ 
seife (3—5% Lösung) zu erwähnen. 

Verf. bespricht alsdann die Maassnahmen, die der Staat und die Gemeinden 
zur Bekämpfung der Infectionskrankheiten mit Hülfe der oben angeführten 
Mittel treffen. Die in allen grossen Städten vorhandenen Desinfectionsanstalten 
lassen in Epidemiezeiten in ihrer Leistungsfähigkeit meist viel zu wünschen 
übrig. Um zu beweisen, wie stark die Inanspruchnahme der Desinfections¬ 
anstalten beim drohenden Herannahen einer Epidemie ist, führt Verf. aus, dass 
in Berlin in der Zeit vom 11. August bis 22. October 1892 1051 Wohnungen mit 
2940 Gelassen, ferner 17 Kähne, 6 Hotels, 50 Gemeindeschulen und 5 grössere 
Steinplätze desinficirt worden sind; ausserdem die Effecten von 2093 Parteien 
mit 2590 cbm Kleidungsstücken, Betten etc. Die Zahl der in dieser Zeit be¬ 
schäftigt gewesenen Desinfectoren und Arbeiter schwankte zwischen 85 und 210. 
Der Hin- und Rücktransport der in Leinwandhüllen verpackten Desinfections- 
objecte geschieht in Berlin in Wagen, von denen die eine Hälfte ausschliesslich 
für den Transport der zu desinficirenden, die andere Hälfte für den der des- 
inficirten Sachen bestimmt ist. Auf die Ausbildung des Personals legt Merke 
grosses Gewicht, und er empfiehlt, einen Theil des Strassenreinigungspersonals 
für Desinfeetionszwecke vorzubilden, da ein so grosses Personal, wie es in 
Epidemiezeiten erforderlich ist, ständig zu engagiren nicht möglich ist. Auch 
empfiehlt er, Mannschaften aus der Armee theoretisch und praktisch in diesen 
Zweigen der Desinfection auszubilden. 

Die Desinfection des Mobiliars und der Ledersachen geschieht durch Ab- 


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wischen mit Lappen, die mit Carbollösung oder Lysollösung angefeuchtet sind. 
Pelzsachen werden mit Carbollösung besprengt und mit Bürsten, die mit Carbol- 
lösung befeuchtet sind, abgebürstet. Die Tapetenwände des Krankenzimmers 
werden nach Pistor mit Brotkrume abgerieben und alsdann mit 3procentigem 
Carbolwasser besprengt. Getünchte Wände werden mit Kalkmilch, Holzwände 
mit Seifenwasser abgewaschen. Stein- oder Lehmfussböden werden erst mit 
Carbol und dann mit Kalkmilch behandelt. 

Während obige Maassnahmen nur vorgenommen werden können nach 
Ablauf der Krankheit oder nach der Ueberführung des Patienten in ein 
Krankenhaus, ist es von grosser Wichtigkeit, während der Erkrankung die 
Keime in den Ausleerungen und Auswurfstoffen möglichst schnell zu vernichten, 
und zwar geschieht dies am besten mit Kalkmilch, die man ca. 1 Stunde ein¬ 
wirken lässt. Für die Desinfection durch Auskochen der Auswurfstoffe in 
Krankenhäusern empfiehlt Merke die von Rietschel und Henneberg con- 
struirten, theils stabilen, theils transportablen Apparate. — Die Wäsche muss 
vor der eigentlichen Reinigung der Dampfdesinfection unterworfen werden. 
Hierbei rügt Vortragender die Einrichtung in den grossen Städten, die Wäsche 
zur Reinigung den Waschanstalten zu übergeben, anstatt die Reinigung im 
Hause selbst vornehmen zu lassen. Das Waschen und Spülen der Wäsche in 
Flüssen oder Bächen sollte behördlicherseits verboten werden. Dass der Körper 
des Kranken einer peinlichen Sauberhaltung bedarf, ebenso die Oberkleider des 
Wärterpersonals, ist besonders hervorzuheben. Speisereste, die aus dem Kranken¬ 
zimmer kommen, müssen durch Kochen unschädlich gemacht werden. 

Wir haben oben das Desinfectionswesen in grossen Städten betrachtet; wie 
aber verhält es sich in kleinen Städten oder auf dem Lande? Hier sollte die 
Kreisstadt mit ihrem Kreiskrankenhaus der Ausgangspunkt für die Eflfecten- 
desinfection sein, und zwar schlägt Verf. den Gemeinden die Anschaffung zweier 
stabilen (mit je 4—5 cbm Rauminhalt) und eines transportablen Desinfections- 
apparates vor, der von einer inficirten Ortschaft zu der andern transportirt 
werden könnte, während die stabilen Apparate die Desinfection für die Stadt 
und die nähere Umgebung übernähmen. Für Desinfectionen von Schiffen und 
Kähnen, namentlich des sog. Bilgewassers, hat sich Kalkmilch als geeignet er¬ 
wiesen. Bezüglich der Aborte in den Eisenbahnwagen hat Becher eine 
Aenderung derselben dahin vorgeschlagen, dass mit Desinfectionsmitteln ver¬ 
sehene geschlossene Behälter statt der jetzt offenen eingeführt werden. — Von 
überaus grosser Wichtigkeit ist die Reinlichkeit auf den Strassen, in den Woh¬ 
nungen, am Körper des Menschen, und besonders müssen wir für Reinlichkeit 
in den Schulen sorgen, um einen Erfolg zu haben im Kampfe gegen die Geissei 
des Menchengeschlechtes, die wir Infectionskrankheiten nennen. 

Nach Gesundheits-Ingenieur No. 8, 1893. Blass (Dalldorf). 

Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Formalin von Dr. J. Stahl. Formalin ist die wässerige Lösung des Form- 
Aldehyds genannt worden, welcher von der chemischen Fabrik auf Actien 
vorm. E. Schering im Grossen hergestellt werden soll, um als Desinfections- 
mittel Verwendung zu finden. 

Der Formaldehyd ist ein Gas, welches sich zu 40 °/ 0 in Wasser löst und 
sich in dieser Form als stechend riechende, wasserhelle Flüssigkeit repräsentirt. 
Der Formaldehydgehalt kann sehr leicht durch Titration mit Ammoniak unter 


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Benutzung von Rosolsäure als Indikator ermittelt werden, da sich der Form¬ 
aldehyd mit Ammoniak zu Hexamethylentetramin vereinigt. 

Der Verfasser untersuchte die Verwendbarkeit des Formalins als Des- 
infectionsmittel durch Feststellung der microbiciden Kraft des Mittels in Lösung 
und diejenige der Dämpfe desselben in ihrer Wirkung auf die Erreger des 
Typhus, Milzbrandes, der asiatischen Cholera, der Staphylococcus pyogenes 
albus, Micrococcus prodigiosus, Milzbrandsporen und Erdesporen. Hierbei 
stellte es sich heraus, dass bereits bei einem Gehalt der Luft von 2,5 Vol. 
Proc. Formalin nach einer Viertelstunde sämmtliche Mikroorganismen, auch 
die Dauerformen, abgetötet waren. 

Die leichte Abgabe gasförmigen Formaldehyds wird in befriedigender 
Weise erzielt, wenn Kieselguhrstücke mit Formalin getränkt werden. In dieser 
Form wird das Mittel Formalith genannt und soll sich namentlich zur Sterili¬ 
sation von Verbandstoffen eignen, indem man nur nöthig hat, die Verbandstoffe 
in Gläsern oder Kästen über Formalith zu lagern. Ein Vorräthighalten von 
Sublimat-Verbandstoffen würde also ein überwundener Standpunkt sein. 

Der Verf. führte ferner Desinfectionsversuche aus, bei denen er die Ver¬ 
suchsbedingungen möglichst den in der Praxis vorkommenden Verhältnissen 
anzupassen suchte. 

Zur Desinfection der Wände einschliesslich Decke und Fussboden eines 
Zimmers von 7 m Länge und Breite und 4 m Höhe (Gesammtfläche 210 qm) 
waren 1680 gr 0,5 proc. Formalinlösung oder nur 21 gr 40 proc. Handelswaare 
zur Bestäubung erforderlich. Diese durch Berechnung gefundene Menge dürfte 
sich in der Praxis natürlich erhöhen. 

Der Geruch des Formaldehyds lässt sich leicht entfernen und soll nicht un¬ 
angenehm empfunden werden. Die relative Ungiftigkeit des Mittels ist bereits 
von Aronson, Berlioz und Trillat konstatirt worden. 

Aus den experimentellen Darlegungen, so führt der Verf. aus, geht zur 
Evidenz hervor, dass Formalin — wie kein anderes Mittel — zur Desinfectjon 
sich eignen wird. Die ausserordentlich grosse Mikroben vernichtende, dem 
Sublimat ähnliche Wirkung, dabei die relative Ungiftigkeit, ferner die Eigen¬ 
schaft, sich nur agressiv gegen die Substanz der Infectionsstoffe zu verhalten, 
die damit in Berührung kommenden Gegenstände organischer oder anorganischer 
Natur aber intact zu lassen, endlich die leichte, überall mögliche Handhabung 
und seine Billigkeit werden dem Fonnalin bald den ihm gebührenden Eingang 
in die Desinfectionspraxis verschaffen. — Das Formalin ist ausserdem leicht 
vergasbar, der entströmende Formaldehyd ist von fast gleichem spec. Gewicht 
wie die atmosphärische Luft und wird von festen Körpern geradezu aufgesaugt, 
um als Paraformaldehyd kondensirt zu werden, wodurch ein selbstthätiges, 
tiefes Eindringen in die verborgensten Ritzen ermöglicht wird. 

Für die Desinfection glatter Wände hält der Verf. die Bestäubung mit 
Vs proc. Formalinlösung für die oberflächliche Desinfection von Möbeln, Kleidungs¬ 
stücken etc. eine Bestäubung mit 1—2 proc. Lösung für ausreichend. Ob Fonnalin 
in verschlossenen Räumen zum Verdampfen gebracht, sich mit durchschlagendem 
Erfolg zur Desinfection eignet, dürfte noch durch Versuche festzustellen sein. 

Das Formalin soll die eigenthümliche Eigenschaft besitzen, auf die thierische 
Haut gebracht, Leder bildend zu wirken. — (Merck stellt dem Formalin als 
Desinfectionsmittel ein weniger gutes Zeugniss aus. Ref.). 

Pharm. ~Zeitg.. 189:1, 173. Lüdtke (Altona). 


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Varia. 

Nene Speeialitaten. 

Anti-Migraine Demelinne ist eine holländische Specialität nnd soll aas einem 
Gemisch von 20 Coffein, 40 Antipyrin und 40 Zucker bestehen, welches in Gaben zu 1 g 
abgetheilt ist. 

China Eisenbier soll nach dem Erfinder die Extractstoffe von 10 pCt. Chinarinde, 
je 2 pCt. Cort. Aurant., Cinnam., Cardamom, Vanille und 2 pCt. Ferr. bicarb. oxydulat. ent¬ 
halten. 

Bromidla ist eine amerikanische Specialität. Jede Fluiddrachme dieses Schlafmittels 
soll je 15 grain Chloralhydrat und Bromkali und je ’/s grain Cannabis- und Hyoscyamus- 
Extract, nebst indifferenten Aromaticis enthalten. 

Zur Darstellung von Cocasect wird folgende Vorschrift empfohlen: 24 Anglica- 
wurzel, 55 Baldrian wurzel, 70 Kardamomen, 190 Koriander, 10 Veilchenwurzel, 55 Zimmt, 
110 Zittwerwurzel werden mit 8000 Wasser infundirt, geseiht, der Rückstand mit 8000 Wein¬ 
geist von 95 Grad zwei Tage digerirt, abgezogen und mit dem Aufguss vermischt. In 
gleicher Weise werden andererseits 65 chines. Thee, 200 Cocablätter mit 1000 Wasser ab¬ 
gebrüht, der Rückstand mit 1000 Weingeist digerirt, nach 24 Stunden abgezogen, alles zu¬ 
sammengemischt, mit 30000 Weingeist verdünnt und mit 80—35000 Zuckersyrup versüsst. 

Lilien-Gesichts-Puder soll nach dem Ph. Record bestehen aus 7 Wismuthoxy- 
chlorid, 180 Talcum, 240 Stärkemehl, 400 Gyps (besser wäre wohl Kreide) und ist mit 
15 Extrait aux fleurs de Lys parfümirt. 

Rundschau für Pharmacie 1893, 172. Lüdtke (Altona). 


Organisirte Krankenpflege. 

In Paris fand dieser Tage die Einweihung zweier neuer chirurgischer Pavillons des 
Höpital Cochin, Pavill. Pasteur und Lister, statt. Pav. Pasteur, zur Aufnahme 
von Frauen bestimmt, ist genau nach den Angaben des dirigirenden Arztes erbaut und 
soll zum ersten Male die absolute Trennung der septischen und aseptischen Kranken ver¬ 
wirklichen. Der Pavillon ist in drei streng geschiedene Abtheilungen getrennt, die aus je 
einem Saal und Adnexen bestehen. Der in der Mitte gelegene Saal ist die „salle des 
expectations“. Der Kranke gelangt in denselben nach einem in einem Nebenraume voran¬ 
gegangenen Bade mit Desinfection. Die Kleider bleiben zurück und werden in den Dampf¬ 
ofen geschickt. Im Saale findet eine Musterung statt. Erweist sich das Leiden als asep¬ 
tisch, so kommt der Kranke auf die aseptische, wenn als septisch, auf die septische Ab¬ 
theilung. Zweifelhafte Fälle bleiben in der salle d'expectations zurück. Zur salle d’ex- 
pectation gehört ein besonderer Operations-Raum, der einfach, aber zweckentsprechend 
ausgestattet ist. Er ist hell, leicht zu reinigen, mit Warm- und Kaltwasserleitung, Gas¬ 
flammen und Glastischen versehen. Hier sollen hauptsächlich Operationen an tuberculösen 
Knochen oder Weichtheilen, Auskratzungen etc. vorgenommen werden. Zur Linken liegt 
die septische Abtheilung. Sie mündet auf eine Gallerie, die die drei Abtheilungen ver¬ 
bindet. Der Saal ist in gewöhnlicher Weise ausgestattet. Die Betten sind leicht zu reinigen. 
Am Ende des Saales liegen zwei Isolir-Zimmer für delirirende oder solche Kranke, die mit 
besonders übelriechenden Leiden behaftet sind. Neben dem Eingang befindet sich ein 
kleiner Operations-Raum mit Wasserleitung und Gas, in dem Abscesse und Phlegmonen 
operirt werden. Der septische Saal ist mit einem Ankleidezimmer für Aerzte und Eleven 
verbunden. — Die aseptische Abtheilung liegt auf dem rechten Flügel. Der Krankensaal 
ist einfach ausgestattet, glatte, leicht abwaschbare Wände mit abgerundeten Winkeln, ge¬ 
höhnter Fussboden. — Der Operations-Saal empfängt sein Licht von oben und den Seiten. 
Plafond und Dach sind mit Glas gedeckt. Zwischen beiden befindet sich ein Raum, der 
die Beleuchtungskörper aufnimmt. Hierdurch wird die schädlich wirkende Mischung von 
Gasluft und Chloroform-Dampf in glücklicher Weise vermieden. Die Heizung geschieht 
mittelst eines ausserhalb des Operations-Raumes befindlichen Ofens. Die erwärmte Luft 


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strömt durch ein doppeltes Gitter ein, das mit einer filtrirenden Substanz (Asbest oder dergl.) 
ansgefüllt werden soll. 

Der Raum zwischen Plafond und Dach wird durch kleine Luken, der Operations- 
Saal selbst durch ein Fenster, das mittelst einer Stange geöffnet und geschlossen wird, 
ventilirt. Der Raum ist sehr leicht zu reinigen, die Wände glatt, gefirnisst, mit abgerun¬ 
deten Winkeln. Der Fussboden besteht aus Fliesen und besitzt einen Wasser-Abfluss. Die 
feste Einrichtung des Saales besteht aus zwei Tischchen für Seife und Bürsten, Wasch¬ 
toiletten mit kaltem, heissem oder gemischtem Wasser, das entweder als Strahl oder als 
Brause einfliesst; dazu kommen bewegliche Tische, bestehend aus vier cylindrischen ver¬ 
nickelten Trägeni mit Glas- und Lava-Platte und der eiserne Operations-Tisch. 

An den Operations-Saal grenzen an: 

1) ein Chloroformir-Zimmer mit einem Bett und einem Tisch für Narkosen nach An¬ 
gabe des Dr. Peraire. Das Zimmer wird ausschliesslich von dem mit der Narkose betrauten 
Assistenten, einem Internen und der Wärterin benutzt; 

2) ein Zimmer zur Bereitung der Verbandstoffe. Dasselbe enthält einen mit Glas 
belegten Holztisch und an den Wänden befestigte Glasplatten. Zu diesem Raume hat nur 
die mit der Bereitung der Verbandstoffe betraute Wärterin Zutritt. Ein kleiner an¬ 
grenzender Raum dient als Vorraths-Kammer für Verband-Material und ist durch eine 
Treppe mit dem Raum zwischen Plafond und Dach verbunden; 

3) ein Apparaten-Raum mit Sterilisations-Apparat für Verbandstoffe und Instrumente, 
Apparaten zur Herstellung flltrirten kalten und warmen Wassers, dem Sorerschen Apparat 
für destillirtes sterilisirtes Wasser, einer Auffange-Vorrichtung für überschüssigen Wasser¬ 
dampf und einem Zerstäuber für antiseptische Flüssigkeiten. — 

Der aseptische Pavillon besitzt ausserdem zwei Isolirzimmer, die von aussen her ge¬ 
heizt werden. 

Das Personal des Pavillon Pasteur besteht aus einem Assistenten für die aseptische 
und die Expectanten-Abtheilung nebst Wärterin und einem Assistenten für die septische 
Abtheilung nebst eigenem Wartepersonal. 

Die Einrichtung des Pavillon Lister ist der geschilderten ziemlich ähnlich, doch ist 
die Scheidung weniger streng durchgeführt, die Expectanten-Abtheilung fehlt, und die 
Operations-Säle grenzen dicht an einander. 

Zum Schluss noch einige Zahlenangaben: 

Der Pavillon Pasteur enthält 40 Betten, auf jedes Bett kommen 23 l /s qm Oberfläche 
und 38 cbm Luftraum. Die Kosten betragen 168 000 Fr., pro Bett 4200 Fr. 

Der Pavillon Lister enthält 68 Betten, auf jedes Bett kommen 20 qm Oberfläche und 
45 cbm Luftraum. Die Kosten betragen 364 618 Fr, pro Bett 5350 Fr. 

Progr^s medical 1893/22. H. Citron (Berlin). 

Die Children’s Aid Society in New York« Der 39. Jahresbericht dieser Wohlthätig- 
keits-Gesellschaft giebt interessante Aufschlüsse über die mit erstaunlich geringen Mitteln 
entfaltete Wirksamkeit derselben. Zweck der Gesellschaft ist, die Kinder nicht nur dem 
Tode und dem häuslichen Elende zu entreissen, sondern sie auch zu nützlichen Mitgliedern 
der menschlichen Gesellschaft zu machen. Die Kinder werden zu Farmern in den Westen 
der Vereinigten Staaten geschickt, wo sie mit offenen Armen aufgenommen werden. Die 
intelligentesten kehren nach vollendeter Erziehung in die Städte zurück. Für jedes Kind 
zahlt die Gesellschaft dem Farmer die einmalige Summe von 100 Fr., behält sich aber das 
Recht vor, in das fernere Schicksal ihrer Pfleglinge einzugreifen. In New York selbst be¬ 
sitzt die Gesellschaft 5 Heimstätten für Knaben und eine für Mädchen. Die Sparkasse, 
die die kleinen Ersparnisse der Kinder auf bewahrt, zahlte im letzten Jahre 25 000 Fr. aus. 
Jede Heimstätte ist in Verbindung mit einer Abendschule, besitzt Garten, Modelliranstalt, 
Buchdruckerei etc. Der Schulunterricht wurde im letzten Jahre von 10000 Kindern be¬ 
sucht und wurde von 130 Lehrern geleitet. Kränkliche Kinder werden ii! der warmen 
Jahreszeit nach Correy-Island und Bath-Bath geschickt. Im ganzen wurde für die Unter¬ 
stützung von 38 866 Kindern die Summe von 87 500 Fr. ausgegeben, im Verhältnis zu dem 
Geleisteten ein lächerlich geringer Betrag. 

Nach Journal d’hygifene. 9. III. 93. H. Citron (Berlin). 

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Bücherschau. 

Das Rothe Kreuz und der projectirte Samariter-Bund. Von J. U. Dr. J. Kühn, 
Bundesausschuss-Mitglied der Oesterreichischen Gesellschaft vom Rothen Kreuze, Präsident 
des Ersten Wiener Volksküchen-Vereines. Wien 1893. Im Verlage des Verfassers. 

Gegen die Ziele des auf dem internationalen Samariter-Congress in Wien zu begrün¬ 
denden Samariterbundes (s. No. 6 unserer Zeitschrift) erhebt derVerf. in der vorliegenden 
Brochüre verschiedene Einwürfe. Die wesentlichsten derselben lassen sich etwa folgender- 
maassen zusammenfassen. Einmal wäre die Gefahr vorhanden, dass die Gemeinden, wenn 
ihnen in dem geplanten Umfange durch den Samariter-Bund die Fürsorge für den öffent¬ 
lichen Sanitätsdienst abgenommen würde, in ihren eigenen sanitären Bestrebungen erlahmen 
möchten und dass sie bei grösseren Epidemieen, wo die Arbeit des Samariter-Bundes „mit 
Rücksicht auf das unnatürlich grossgezogene Bedürfniss auch nicht annähernd“ ausreichen 
könnte, ferner in Kriegszeiten, wo „alle im Staate verfügbaren, der Kriegs-Krankenpflege 
dienlichen Kräfte von dieser hohen Aufgabe vollauf in Anspruch genommen werden*, 
hilflos dastehen würden. Zweitens sei die Nothwendigkeit einer Centralisation der frei¬ 
willigen Hilfeleistung in Oesterreich nicht nur überflüssig, da der Oesterreichischen Gesell¬ 
schaft vom Rothen Kreuz auch die Aufgabe zugewiesen ist. „bei ausserordentlichen Noth- 
ständen und Unglücksfällen im Frieden durch Einleitung von speciellen Sammlungen und 
durch Verwendung der hierzu disponibel Kräfte eine organisirte Hilfe zu schaffen“ — 
sondern ein corporativer Beitritt der Hilfsvereine der Oesterreichischen Gesellschaft vom 
Rothen Kreuz zum projectirten Samariter-Bund müsste auch zur Folge haben, dass die 
Vereine unter zwei Oberleitungen stünden und dass „ein förmlicher Zersetzungsprocess in 
•die festgegliederte Organisation der Oesterreichischen Gesellschaft vom Rothen Kreuz 
hineingetragen und der Ruin unserer grössten humanitären vaterländischen Institution 
herbeigeführt werden würde“. 

Wir können es hier nicht als unsere Aufgabe ansehen, die Tendenzen des projectirten 
Samariter-Bundes gegen alle vom Yerf. erhobenen Bedenken zu vertheidigen; das müssen 
wir den Männern überlassen, welche an der Spitze des neuen Unternehmens stehen. In¬ 
dessen können wir doch einige Bemerkungen zu den Ansichten des Verfassers nicht 
unterdrücken. Wir sind der Meinung, dass derselbe mit seiner ersten These weit über das 
Ziel hinausschiesst. Ebensowenig wie die Fürsorge der Heeresleitung für das Kriegs¬ 
sanitätswesen durch die Organisation der freiwilligen Krankenpflege im Kriege in etwas 
herabgemindert wird, ebensowenig lässt sich befürchten, dass der Staat und die Gemeinden 
ilire officiellen Maassnahmen für das leibliche Wohl der Bevölkerung in Rücksicht auf die 
Thätigkeit des Samariter-Bundes erheblich beschränken würden. Hier wie dort kann die frei¬ 
willige Hilfe nur als eine willkommene Unterstützung (s. § 1 des Organisationsplans 
der freiwilligen Krankenpflege im Kriege), niemals aber als ein mehr oder weniger aus¬ 
gedehnter Ersatz des offfeiellen bezw. gesetzlichen Sanitätsdienstes angesehen werden. 
Dass aber in Fällen, wo an den Hilfs- und Rettungsdienst ausserordentliche Anforderungen 
herantreten (so bei Epidemieen, Ueberschwemmungen etc.), eine Ueberfülle von Kräften 
jemals vorhanden sein könnte, dass die Gemeinden, selbst wenn sie sich aufs Beste für die 
Zeiten solcher Noth präparirt haben, die Unterstützung einer wohlorganisirten, durch stete 
Uebung etc. wohlgeschulten Vereinigung als überflüssig abzuweisen in der Lage sein 
würden, ist kaum anzunehmen. Was ferner die Meinung des Verfassers betrifft, dass die 
Gemeinden im Kriegsfälle der Stütze des Samariter-Bundes beraubt sein würden: gilt nicht 
diese Gefahr in viel höherem Grade gegenüber der Thätigkeit der Oesterreichischen Ge¬ 
sellschaft vom Rothen Kreuz, die der Yerf. auch für die Friedenszeiten so hoch anschlägt 
und die doch in dieser Zeit immer nur als Nebenaufgabe anzusehon ist? — Es Hesse sich 
noch Vieles gegen die Darlegungen des Verfassers ein wenden — indess wir müssen es uns, 
wie schon oben bemerkt, versagen, uns in eine Polemik zu vertiefen, die auf anderem 
Boden begonnen ist und voraussichtlich auch ausgefochten werden wird. Red. 

Ausrüstungs-Nachweis für transportabel© Baracken-Lazarethe, unter Angabe der 
Preise und Bezugsquellen zusammengestellt im Aufträge des Central- 
Comitd der Deutschen Vereine vom Rothen Kreuz durch dessen Mitglied 
Dr. Henry Menger, Medizinal-Assessor bei dem Königl. Medizinal-Collegium der Provinz 
Brandenburg. Berlin 1893. In Commission bei R. v. Decker’s Verlag, G. Schenck. 

Die Aufgabe, welche der durch seine organisatorische Thätigkeit im Central-Comite 
der Deutschen Vereine vom Rothen Kreuz wohlbekannte Verfasser sich in dem vorliegen¬ 
den Büchlein gestellt hat, kann man als durchaus glücklich gelöst ansehen. In knappster 
Form und mit grosser Anschaulichkeit fasst der Verf. die Resultate, welche mit den auf 
verschiedeneil Ausstellungen als bewährt befundenen Materialien erzielt worden, sowie die 
durch das transportable Baracken-Lazareth zu Tempelhof (dessen Betrieb der Verf. als 
Delegirter des Central-Comites studirt bezw. geleitet hatte) gewonnenen Erfahrungen in 
einem vollständigen Bilde zusammen. Er giebi Auskunft über Beschaffung, Aufstellung, 
Verpackung, Transport der besten Baracken, er liefert eine detaillirte Beschreibung sämmt- 
licher nothwendigen Ausrüstungsgegenstände sowohl der Kranken- wie der Wirtnschafts- 


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319 


baracken, er nennt Bezugsquellen, Preise der einzelnen Gegenstände und erleichtert die 
Beurtheilung seiner Angaben durch vortreffliche Abbildungen. 

Für alle Institute, Vereine, Krankenhäuser, Behörden, welche transportabel Baracken- 
La rar et he beschaffen wollen, ist das vorliegende Büchlein ein höchst werth voller Rath¬ 
geber. Red. 

Die Krankenernährung und Krankenküche. Diätetischer Rathgeber in den wich¬ 
tigsten Krankheiten. Für das Molk bearbeitet von A. Drexler. Zürich, Orell Fuessli. 
Klein-Oktav. 94 Seiten. 0,80 Mk. 

Der Verf. hat es mit grossem Geschick verstanden, die richtige Mitte zwischen fach¬ 
wissenschaftlicher Trockenheit und laienhafter Oberflächlichkeit inne zu halten. Jeder 
Abschnitt (Diät für Fieberkranke, Magenleidende, Scrophulöse etc.) enthält eine kurze, 
verständliche Darstellung des Krankheitsprozesses, die durch diesen geforderten diätetischen 
Maassnahmen und mehrere Küchenzettel zur Auswahl. Sehr anerkennenswerth ist die 
Berücksichtigung gewisser, oft vernachlässigter Momente, die Reinhaltung des Mundes, die 
Zwischenräume zwischen den einzelnen Mahlzeiten, deren Quantität, Anrichtung etc. be¬ 
treffend. Dass die Darstellung neben zahlreichen Vorzügen auch manche kleine Mängel 
und Ungenauigkeiten aufweist, darf weiter nicht in Erstaunen setzen. — Bei dem Artikel 
Diarrhoe musste die Gefährlichkeit des Brechdurchfalls der Kinder schärfer betont und die 
Nothwendigkeit sachkundiger ärztlicher Hilfe hervorgehoben werden. — Das wichtige 
Kapitel über habituelle Verstopfung ist etwas dürftig ausgefallen. Allerdings muss es bei 
der Schwierigkeit gerade dieses Theils der Diätetik dahingestellt bleiben, ob ein anderer 
aus dem Kapitel etwas Brauchbareres gemacht hätte. — Bei der Säuglingsernährung ver¬ 
missen wir eine Anleitung zur Sterilisation der Milch. Die Vorschrift des Verf., Milch von 
einer mit Heu gefütterten Kuh oder, falls solche nicht vorhanden, gemischte Milch von 
mehreren (also jedenfalls nicht trocken gefütterten) Kühen zu verwenden, mag als Noth- 
behelf gelten. Als Regel werden wir doch immer an der gemischten Milch von Trocken- 
futter-Külion für die Säuglingsernährung festhalten. 

Eine sehr willkommene Beigabe des Werkchens ist der Anhang mit 69 Koch-Recepten. 

Dem kleinen Buche ist namentlich unter Aerzten, die vielfach noch die Regelung der 
Diät den Patienten oder deren Angehörigen zum Theil überlassen oder sich auf negative 
Verordnungen beschränken, weiteste Verbreitung zu wünschen, wozu der billige Preis das 
«einige beitragen wird. H. Citron (Berlin). 


Kleine Mittheilungen. 

Die Internationale Sanitätskonferenz in Dresden hat ihre Berathung am 15. April been¬ 
digt und eine Konvention vereinbart, der sofort von den vertretenden 18 europäischen 
Staaten 10 (Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Monte¬ 
negro, Niederlande, Russland und die Schweiz, später auch England beigetreten sind. Die 
Konvention soll vorläufig fünf Jahre in Geltung bleiben und dann, wenn sie nicht gekündigt 
wird, sich von fünf zu fünf Jahren erneuern. Die Vereinbarung bezieht sich lediglich auf 
die allgemeine Regelung der internationalen Sanitätsmaassregeln gegen die Cholera zu Land 
und Wasser. Die Beschlüsse sind in acht der Konvention als erster Adnex beigefügten 
Abschnitten zusammengefasst. Der erste Abschnitt handelt von der Art und dem 
Umfange der gegenseitigen Benachrichtigungen. Es ist auf sofortige Mittheilung 
eines nach klinischen Grundsätzen konstatirten Choleraheerdes im diplomatischen, bezw. 
im telegraphischen Wege, sowie die weitere, mindestens wöchentliche Mittheilung amtlicher 
Nachrichten über alle für die internationale Sanitätspflege und den internationalen Ver¬ 
kehr belangreichen Momente — Stand der Epidemie, prophylaktische Maassregeln, Verkehrs¬ 
einschränkungen sowohl in Bezug auf Personen- als Wagen verkehr — Bedacht genommen. 

Der zweite Abschnitt befasst sich mit den Bestimmungen, wann ein Gebiet cholera- 
inficirt und wieder cholerarein anzusehen sei, wann und wie lange Beschränkungen des 
Verkehrs aus und nach diesem Gebiete gerechtfertigt erscheinen. In dieser Beziehung 
wird der Termin der Konstatirung des Choleraheerdes, sowie jener des Ablaufs eines cholera- 
freien fünftägigen Zeitraums nach dem letzten Cholerafalle bei vollendeter Desinfektion 
jzuro Maassstabe genommen. 

Im dritten Abschnitt werden die Verkehrsbeschränkungen begrenzt: Waaren, 
die das inficirte Gebiet fünf Tage vor dem Auftritte der Epidemie verlassen haben, sind 
freizulassen. Als Waaren, deren Einfuhr aus Infektionsgebieten verboten werden kann, 
werden im vierten Abschnitt lediglich getragene Leibwäsche und Kleidungsstücke, be¬ 
nutztes Bettzeug, sofern diese Gegenstände nicht Reise- oder Uebersiedelun^seffekten 
bilden, Lumpen und Zeugabfalle bezeichnet. Auch die Art der Desinfektion, die für die 
ebengenannten Objekte oder Bestandtheile von Reise- und Uebersiedelungseffekten obliga¬ 
torisch ist, wird in diesem Abschnitte abgehandelt. 

Im fünften Abschnitt wird die Landquarantaine als unzulässig, die Ueber- 
<wachung der Reisenden durch das Zugbegleitungspersonal, die ärztliche Revision an der 

23* 


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320 


Grenze, die fünftägige Beobachtung am Aufenthaltsorte der Reisenden und die Anwen¬ 
dung verschärfter Üeberwachungs- und Desinfektionsmaassnahmen hinsichtlich der im fluk- 
tuirenden oder Massenverkehr einlaufenden Personen als zulässig erklärt. 

Im sechsten Abschnitt werden Vereinbarungen der Grenzstaaten über die für 
den Grenzverkehr erforderlichen Sanitätsmaassnahmen, im siebenten Abschnitt die Ueber- 
wachung des Flussschifffahrtsverkehrs im Sinne der im Vorjahre von der deutschen 
Reichsregierung erlassenen Regulative empfohlen. f 

Der achte Abschnitt ist aen auf die Seeschifffahrt an»uwendenden Sanitätsmaass¬ 
regeln gewidmet. Es wird zunächst der Unterschied zwischen inficirten, verdächtigen und 
unschädlichen Schiffen statuirt. Als inficirte sollen solche angesehen werden, die bei 
ihrer Ankunft oder während der letzten sieben Reisetage Cholerafälle an Bord gehabt 
haben. Bei ihnen hat eine Ausschiffung und Isolirung der Kranken, sowie eine einen 
fünftägigen Zeitraum nicht überschreitende Beobachtung der übrigen Personen stattzu¬ 
finden, ausserdem eine Desinfektion der schmutzigen Wäsche oder ähnlicher Gegenstände. 
Verdächtige Schiffe sind solche, die während aer Ueberfahrt zwar Cholerafäile gehabt 
haben, bei denen die letzteren aber mehr als sieben Tage zurückliegen. Bei diesen Schiffen 
hat eine ärztliche Besichtigung und Desinfektion der betreffenden Wäsche zu erfolgen; 
ausserdem können Besatzung und Passagiere während eines fünftägigen Zeitraums einer 
Ueberwachung unterzogen worden. Die unschädlichen Schiffe sollen in der Regel so¬ 
fort dem freien Verkehr zugelassen werden. Die Behörde des Ankunftshafens kann jedoch 
die Desinfektion und andere Maassregeln anordnen und Passagiere und Mannschaften einer 
sanitätspolizeilichen Ueberwachung unterwerfen. Letztere darf aber einen fünftägigen 
Zeitraum von dem Tage der Abfahrt des Schiffes von dem verseuchten Hafen nicht über¬ 
steigen. Für Schiffe, welche der Küstenschifffahrt dienen, können schärfere Maassregeln 
vorgeschrieben werden. 

In einem zweiten Adnexe sind dann noch die von der Konferenz gefassten Beschlüsse 
über dio künftige Handhabung der nothwendigen Sanitätsmaassregeln im Sulinaarme 
der Donau niedergclegt. 

XI. internationaler medtcinfecher Congress, Rom 1893. Der XI. internationale 
medicinische Congress wird am 24. September im Beisein Sr. M. des Königs von Italien 
in Rom inaugurirt werden und wird, unter dem Vorsitz des ehemaligen Ministers, Prof. 
Dr. Guido Baccelli, bis zum nächstfolgenden 1. October dauern. 

Die Zahl der Eingeschriebenen, worunter viele Damen, soll schon jetzt die der Mit¬ 
glieder des Berliner Congresses übertreffen. 

Die meisten Regierungen haben die Namen ihrer Delegirten angezeigt. 

Die Congresstheilnehmer und deren Damen sind zu freiem Eintritt in die römischen 
National-Museen und Kunst-Gallerien, wie zu den Ausgrabungen von Pompei berechtigt. 

Die italienische Regierung wie der römische Stadtrath bereiten Festlichkeiten zu 
Ehren der ausländischen Gäste vor. 

Die Congressisten haben Anspruch auf ein Exemplar der Acten des Congresses. Zur 
Einschreibung genügt die Einsendung einer Visitenkarte, begleitet von der Einschreibe- 

§ ebühr per Postanweisung (25 Frcs. für die Herren, 10 Frcs. für die Damen) an den 
chatzmeister Prof. L. Pagliani, General-Sanitäts-Director, Ministerium des Innern, Rom. 
Die Frage der Reisevergünstigungen ist jetzt endgültig dahin entschieden, dass in 
Deutschland, Oesterreich und der Schweiz eine Fahrpreisermässigung nicht eintritt; die 
Congresstheilnehmer müssen bis zur Erreichung der italienischen Grenze die gewöhnlichen 
Retour- bezw. Rundreisebillets benutzen. An den Grenzstationen erhalten die Congress¬ 
theilnehmer, sowie deren sie begleitende erwachsenen Angehörigen gegen Vorzeigung einer 
Reiselegitimationskarte 1) Tour- und Retourbillots nacn Rom mit 50 pCt. Fahrpreis¬ 
ermässigung; 2) Rundreisebillets mit 20 pCt. Ermässigung auf deren fahrplanmässige 
Preise. Diese Vergünstigungen sind vom 1. September bis 31. October in Kraft. Die 
Reiselegitimationekarten werden im August zur Ausgabe gelangen und von ausführlichen 
Instructionen begleitet sein, welche sowohl die Preise der directen Billets, als auch die 
Fahrpläne und Preise der Rundreisetouren, auf welche die Ermässigungen Anwendung 
finden, enthalten werden. 

In Frankreich giebt es augenblicklich 129 Studentinnen der Medlcln? und zwar: 22 
französische, 95 russische, 4 rumänische, 2 englische, 2 serbische, 2 bulgarische, 1 türkische 
und 1 deutsche. 


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321 


Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik - bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik - in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figuren¬ 
stöcke dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dergl. m.) an die Exped. 
„Fischer’s medic. Buchhandlung in Berlin - zu adressiren. Desgleichen sind an 
letztere alle auf Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


—►+• Aerztliche Polytechnik. +*— 

Redakteur: Dr. G. Beck. 

Inhalt: Die prielse Anwtadaag der Betiabaagsmittel. Von Sir B. Ward Richatdsou. 

Hefferate: Operative Iistranente: Apparat für künstlichen After. — Tonsillotom. — Erapyem-Drainrohr. — 
Intrauteriner Dilatationskatheter. — Klammer für vaginale Hysterektomie. — Gynlkol. Drainage-Trocar. — 
Hechanotherapent. Apparate. Fracturschiene für den Unterkiefer. — Skoliosenapparat. — Mechano-gymnastische 
Apparate. — Stifthalter zur Aufzeichnung von Glied-Projectionen. — £lektro-med. Apparate. Accumulatoren- 
batterie. — Diagnost. Glühlicht — Elektro-Endoskop. — Diverse Iastraneate. BakterioL-mikroskop. Pincette. — 
Rachenstäuber. — Empfaagtanselgea. — Pateatberieht. 

Die präcise Anwendung der Betäubungsmittel. 

Von Sir Benjamin Ward Richardson M. D., F. R. S. 

Der nachfolgende, theils auszüglich, theils wörtlich wiedergegebene beachtenswerte 
Aufsatz aus Asclepiad No. 37. 1893, welcher wohl die bisher genaueste zahlenmässig aus¬ 
gedrückte Darstellung der narkotischen Wirkung des Chloroforms enthält, wurde uns ver- 
dankenswerther Weise von der Firma Krohne & Sesemann in London übermittelt. Die 
Umrechnung der englischen Maasse in festländische, welche unerlässlich war, um den Auf¬ 
satz für unsere Leser geniessbar zu machen, veranlasst uns zu dem Stossseufzer, es möchten 
doch endlich die internationalen Aerzte- und Naturforscher-Congresse zur einheitlichen 
Durchführung des Metersystems und der thermometrischen 100 theiligen Scala bei allen zur 
Naturwissenschaft in Beziehung stehenden Berufsklassen und Corporationen gelangen! 

Der Act des ChloroformireDS ist keine Nebensache, wofür sie gewöhnlich 
angesehen wird, sondern er ist der Zurhandnahme eines Instruments zu ver¬ 
gleichen, das mit der grössten Vorsicht und Wissenschaftlichkeit gehandhabt 
werden muss, wenn der Operateur sich nicht einer Vernachlässigung seiner 
Pflichten schuldig machen will. Die nachfolgenden Berechnungen, das Resultat 
einer langen und mühsamen Arbeit, sind daher nicht nur als solche zu berück¬ 
sichtigen, sondern als eigentliche verbindliche Postulate für jeden chloroformi- 
renden Arzt aufznfassen. 

Zur Erzielung desjenigen Grades der Narkose, in welcher unter Chloroform 
eine chirurgische Operation schmerzlos an einem gesunden Erwachsenen aus¬ 
geführt werden kann, müssen 18 Minims = 1,17 Cub. Ctm. = 1,755 gr. Chloro¬ 
form vom Blute aufgenommen werden. 

Das auf Grund dieser einfachen Data zu lösende Problem besteht darin: 
auf welche Weise können 18 Minims Chloroform durch die Lungen gegeben 
werden, so dass vollständige Narkose gesichert ist? Ich kenne keine Methode, 
welche diese Anforderung absolut erfüllt. Unter allen Apparaten erfüllt wohl 
der bekannte Junker’sche am besten diesen Zweck, namentlich seitdem er in 
neuerer Zeit von der Firma Krohne & Sesemann in London durch Anbringung 


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322 


einer sich leicht bewegenden Feder an der Maske, durch welche die respira¬ 
torische Luftströmung wunderschön angezeigt wird, und eines Hörrohrs, durch 
welches der Chloroformgeber die Athmungslaute hören kann, bedeutend ver¬ 
bessert wurde. Alles trägt hier zur sofortigen Entdeckung irgend welcher 
Störung der regelmässigen und normalen Atbmung bei, eine Anordnung, welche 
mir von ausserordentlichem Vortheil erscheint. Mit Bezug auf die Wirkungs- 
fähigkeit dieses Apparats wurden neuerlich Berechnungen gemacht, wieviel 
Chloroformdampf vermittelst des kleinen Gebläses in die Maske getrieben wird, 
welche nach meiner Meinung besondere Beachtung verdienen. 

Vorausgesetzt, dass der narkotische Dampf in unten angegebener Weise mit 
jeder Inspiration gegeben und mit der normalen Athmung eines Erwachsenen 
inhalirt wird, so zeigt es sich, dass am Ende der ersten Minute ungefähr 
I 2 V 2 Minims = 0,81 Cub. Ctm. Chloroform den Lungen zugefflhrt, und in Folge 
der anfänglichen Kleinheit der Dosen von dem Blute wahrscheinlich ganz auf¬ 
genommen worden sind. Dies genttgt, den zweiten Grad der Narkose zu be¬ 
wirken. Fährt man nun fort, während jeder der acht folgenden Einathmungen 
1 Minim = 1,17 Cub. Ctm. Chloroform zu geben, so sind ungefähr 20 l / s Minims 
eingeathmet worden und wenn man für fehlerhafte Verabreichung und Verlust 
durch Ausathmung 2 l / a Minims in Abzug bringt, so sind 18 Minims = 1,17 Cub. 
Ctm. während der ersten l 1 /, Minuten absorbirt worden, oder genügend zur Er¬ 
zielung des dritten Grades der Narkose oder des Zustandes, in dem chirurgische 
Operationen gewöhnlich begonnen werden. Zur Erlangung eines gleicbmässigen 
Resultats ist es jedoch nöthig, dass das Chloroform in einer Temperatur von nicht 
weniger als 62 Grad F. = 16,6 Grad C. gebeben wird. — Höhere Temperaturen 
beeinträchtigen nicht die Erzeugung normaler Narkose, da die stärkere Ver¬ 
dunstung des Chloroforms durch die verminderte Quantität der durch die Flasche 
getriebenen Luft verringert und regulirt und somit controlirt werden kann; wenn 
aber die Temperatur des Chloroforms unter 62 Grad F. sinkt, und wenn stärkere 
Dämpfe gebraucht werden, so bedarf es nur des Haltens der Chloroformflasche 
in der warmen Hand, um solche stärkere Dämpfe zu erzeugen. 

Folgendes sind die Resultate der mittelst Krohne & Sesemann modifizirten 
Inhalators gemachten Experimente. 

Temperatur 62 Grad F.; in der graduirten Flasche befinden sich 6 Drachmen 
= 33,75 Cub. Ctm. Chloroform; 20 Respirationen per Minute. Eine gänzliche 
Compression des Gebläses verdunstete durchschnittlich 1 Minim, welches nach 
Belieben bis auf den kleinsten Bruchtheil eines Minims reduzirt werden konnte. 

Es stellte sich heraus, dass die Verdunstung des Chloroforms bei ver¬ 
schiedener Temperatur beträchtlich variirte. Je höher die Temperatur, desto 
mehr Dampf wird abgegeben. So verdunstet die erste complete Compression 
des Gebläses zwei Minims, da die Verdunstung durch das Handhaben der 
Flasche und das Anhaften von Chloroform an den Seiten derselben begünstigt 
wird. 1 ) Mit jedem Zusammendrücken des Gebläses fällt die Temperatur des 


') Diese Thatsache zeigt die Noth wendigkeit, die Anwendung mit ganz geringem 
Drnck auf den Ballon zu beginnen, so dass im Anfänge nur ein Zehntel, oder je nach dem 
Alter und Befinden des Patienten ein Zwanzigstel der im Gehläse befindlichen Luft durch 


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323 : 


Chloroforms mehr und mehr, wobei die Verdunstung selbstverständlich; ent¬ 
sprechend abnimmt. 

Um eigen Erwachsenen während der ersten Minute systematisch zu chloro- 
formiren, sollte man mit den 

ersten 5 Inspirationen V 4 Compression des Gebläses mit jeder Inspira¬ 
tion machen 0,081 Cub. Ctm. == l */ 4 Minim; 

zweiten 5 Insp. .V« Compr. etc. 0,162 „ „ = 2 l / 2 „ 

dritten 5 „ *4 „ „ 0,243 „ „ =.3«/« „ : 

vie rten 5 „ 1 „ „ 0,324 „ n = 5 n . 

20 Insp. 0,810 Cub. Ctm. 1272 Minim 

Ungefähr 13 Minims Chloroform sind verdunstet (es schwankt zwischen 127* 
und 14 Minims) mit einem Temperaturverlust von 4 Grad F. = 2,2 Grad C, 

Wenn nach der ersten Minute ohne eine Unterbrechung zehn volle Com- 
pressionen des Ballons gemacht werden, so sind weitere 10 Minims = 0,649 
Cub. Ctm. verdunstet, oder 23 Minims während 17* Minuten, mit einem Temperatur¬ 
verlust von 6 Grad F. = 3,3 Grad C. 

Wenn die erste Minute mit 20 vollen Compressionen des Ballons gefolgt 
wird, anstatt mit 10, so sind weitere 17 Minims = 1,10 Cub. Ctm. verdunstet 
oder im Ganzen 30 Minims = 1,94 Cub. Ctm. am Ende der zweiten Minute, 
mit einem Temperaturverlust von 10 Grad F. = 5,5 Grad C. 

Wenn vollständige Narkose erzeugt ist, so genügen verhältnissmässig kleine 
mit jeder Inspiration verabreichte Dosen, sie zu erhalten. Da dann weniger Luft 
durch das Chloroform getrieben wird, so Ist sein Temperaturverlust verhältniss¬ 
mässig weniger bemerkbar. 

Eine grosse Anzahl der bei Chloroform-Anwendung vorgekommenen Todes¬ 
fälle haben sich während der ersten Minuten ereignet. Diese Thatsache zeigt 
deutlich, dass der Chloroformgeber während der ersten Minuten seine ungetheilte 
Aufmerksamkeit der Respiration widmen sollte, und dass die Anwendung in jedem 
Falle mit ganz verdünntem Chloroform begonnen werden muss, mit systematisch 
steigender Verstärkung der Dosen bei jeder folgenden Inspiration bis zu den 
stärksten, die ohne Störung der normalen regelmässigen Athmung inhalirt werden 
können. 

Bei normaler Anwendung ist das Verhältniss des Chloroforms zu der ein- 
geathmeten Luft das folgende: 

während der ersten 5 Insp. 1 Min. Chloroform zu 120 Cub. Zoll = 2 Liter rein. Luft, 


71 

„ zweiten 5 n 

i „ 

71 

,» 60 „ 

7, =1 7, 

Ti 

7) 

7) 

„ dritten 5 „ 

1 71 

n 

,, 40 „ 

n = 2 /s n 

TI 

V 

n 

„ vierten 5 „ 

1 71 

n 

,, 30 „ 

n ~ I 2 7) 

7) 

7) 


In anderen Worten, die Narkose wird mit ungefähr s / 4 pCt. begonnen, all- 
mälig bis auf 372 pCt. Chloroform zu der inhalirten Luft steigend. Angenommen, 
dass die Narkose noch nicht vollständig ist, so wird die stärkste Dosis fort¬ 
gesetzt, bis eine befriedigende Narkose erzielt ist. 

das Chloroform passirt. Das sicherste Verfahren ist, mit einigen der ersten Inspirationen 
das Chloroform tiberverdünnt zu geben und langsam steigernd und systematisch die Stärke 
der Dosen zu erhöhen, so lange der Patient mit normaler und regelmässiger Athmung 
inhaliren kann. 


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324 


Man darf wohl annebmen, dass so sehr verdünnte Dämpfe frei eingeathmet 
und wahrscheinlich gänzlich absorbirt werden. Ist diese Vermutbung wahr, so 
wird Narkose mit kleinen Dosen eher erzielt werden als mit stärkeren, welche 
der Patient sich weigert einzuathmen und gegen die er sich wehrt. Snows 
Behauptung, dass der zweite Grad der Narkose erreicht wird durch die Auf¬ 
nahme ins Blut von 12 Minims Chloroform, der dritte Grad oder der, in welchem 
chirurgische Operationen gewöhnlich begonnen werden, mit 18 Minims, tiefe 
Narkose mit 24 Minims, Stillstand der Respiration mit 36 Minims kann practisch 
als richtig angenommen werden. 

Behufs genauer Messung der während einer Anwendung nach beschriebener 
Methode gebrauchten Quantität Chloroform oder Methylen hat Herr Krohne eine 
in Minims eingetheilte Flasche machen lassen, wie in Fig. 210 dargestellt. 



Der enge Theil der Flasche ermöglicht es, den Verlust an Chloroform durch 
Verdunstung von Minim zu Minim abzulesen und stellt eine neue grosse \er- 
besserung dar. 

Bei Anwendung des Krohne & Sesemann'schen Regulirungs-Apparates ist 


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es angerathen, das Gebläse über die rechte Schalter berabhängen zu lassen; 
wie in Fig. 210 dargestellt, da auf diese Weise das Ventil des Ballons in der 
richtigen Lage ist, wodurch die Verabreichung von der kleinsten beliebigen 
Quantität Chloroform-Dampf (als des kleinsten Brucbtheils eines Grains) ermög¬ 
licht wird. 

Der Einwand, den man allfällig gegen die hier beschriebene abgemessene 
Verabreicbungsmethode machen dürfte, wäre, dass sie in vielen Fällen zu lang¬ 
sam ist und dass in vielen Fällen die Zeit ein nicht zu verachtendes Moment 
ist. Indessen bietet doch wohl eine sichere Methode, welche 1) in hohem 
Grade die Gefahr des primären Reflexes ab wendet, 2) den Consum des Anäs- 
theticums spart und 3) den Organismus nicht überladet und dennoch die zur 
Betäubung des Schmerzes genügende Sättigung des Blutes und Nervensystems 
bewirkt, so erhebliche Vortheile, dass die Zeitfrage kaum mehr in Betracht zu 
ziehen ist, und obgleich ich nicht behaupten möchte, dass alle den Verab- 
reicbungsweisen zuzuschreibenden Todesfälle durch die Annahme der oben be¬ 
schriebenen Methode verhindert werden, bin ich immerhin fest überzeugt, dass 
sie, bei ihrer rationellen und wissenschaftlichen Grundlage, die leider bis jetzt 
noch immer allzu häufige Mortalität der Chloroform-Narkose bedeutend ver¬ 
mindern wird. 


Referate. 

Operative Instrumente. 

In einem Fall, bei welchem ein künstlicher After in der Mittellinie ober¬ 
halb des Nabels angelegt werden musste, bediente sich Puttle (New-York) der 
nachstehend abgebildeten, von der Firma Tiemann angefertigten Vorrichtung, 
welche nach vergeblichem Versuch mit andern Apparaten den Zweck, die 
Intestinalöffnung mit derjenigen der Bauchwand auf reizlose Weise continuirlich 
zu vereinigen, vollständig erfüllte. 

Das einem Zwank’schen Pessar ähnliche Instrument Fig. 212 wird mit ver¬ 
einigten Platten A durch die künstliche Intestinalwunde in das Darmlumen 



Fig. 212. 


eingeführt, diese sodann mittelst der Schraube X entfaltet. Da nun die Intestinal¬ 
wand zwischen den Platten BB ' und DU liegt, so wird, wenn letztere mittelst 


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326 


der Schraube Y gegen erstere hingedrückt wird, das Eingeweide an der 
Oeffnungsstelle der Bauchwand fixirt. 

Eine Zeitlang wirkte der Apparat sehr vortheilhaft, musste aber später je¬ 
weils auf längere Zeit herausgenommen werden, da sich durch den Druck der 
beiden Platten bewirkte Circulationsstörungen in der Darmwandung geltend 
machten. Es zeigte sich später, dass der Schluss des künstlichen Afters ohne 
Gefährdung des Lebens der übrigens in relativ gutem Ernährungszustände be¬ 
findlichen Patientin nicht mehr zu bewerkstelligen war, und so musste auf einen 
Apparat Bedacht genommen werden, bei welchem sie sich ambulanten Be¬ 
schäftigungen hingeben konnte. Mit Hülfe der Firma Tiemann gelang es 
Puttle, einen Apparat zu construiren, der den obwaltenden Verhältnissen voll¬ 
kommen entsprach. Es bestand derselbe aus einer nach einem Gypsmodell an¬ 
gefertigten Platte von vulkanisirtem Kautschuk A, B, C , Z), welche sich allen 
Contouren der Fistelöffnung und ihrer Umgebung vollkommen anschmiegte, 
und mittelst des starken elastischen Bauchgurtes F und der Perinäalbänder Gr 



Fig. 213. 


nach Art eines Bruchbandes festgehalten wurde. Mit der Platte wurde der 
Sack H verbunden, der in der Figur umgekippt dargestellt ist, um seinen 
Pfropfen MN zu zeigen. K und J stellen die den Contouren der Afteröffhung 
sich anschmiegenden Unebenheiten der Platte dar. Bei dem Gebrauche dieser 
Vorrichtung, welche zweimal täglich entleert und gereinigt wurde, besserte sich 
der Ernährungszustand der Patientin zusehends, so dass sie in kurzer Zeit be¬ 
fähigt wurde, ihre Tagesarbeit in einem Ladengeschäfte zu besorgen und nie¬ 
mand vermuthet hätte, mit welchem Uebel sie behaftet sei. 


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Instrument zum Ausschneiden der Rachen¬ 
mandeln. (D. R.-P. 66448.) Ein neues von Dr. 
G. Schütz in Mannheim angegebenes Ton¬ 
sille tu in unterscheidet sich von den bisherigen 
namentlich durch die Form des Messers, das 
in Fig. 214 dargestellt ist. Im Einzelnen ist die 
Construction dieses Instruments folgende. 

A ist die obere Führungsschiene des Rachen¬ 
mandelmessers. Der vordere verbreiterte, mit 
seitlichen Ueberlappungen versehene Theil der¬ 
selben ist nach einer zweckmässigen Curve 
gebogen und mit einer fensterartigen Ausspa¬ 
rung F versehen. Zwei am umgebogenen Ende 
der Oberschiene befindliche Nasen n dienen zum 
Festhalten des vorderen Endes der unteren 
Führungsschiene C, deren vorderer Theil analog 
der oberen ebenfalls mit einer fensterartigen 
Oeffnung versehen und nach derselben Curve 
gebogen ist. Das hintere Ende der unteren 
Führungsschiene C ist mit einem drehbaren 
Ringhandgriff G versehen. 

Die beiden Führungsschienen A und <7, 
welche einerseits durch die beiden Nasen w, 
andererseits durch die in der unteren Führungs¬ 
schiene C sitzenden Flügelschrauben p und: q- 
zusammengehalten werden, bilden gleichsam 
ein Führungsgehäuse für die dazwischenlie¬ 
gende Zugschiene B mit dem an zwei Zug¬ 
drähten g befindlichen, gelenkig damit ver¬ 
bundenen Messer m. 

Auf der unteren Führungsschiene C ist beim 
Anfang der Curve eine Führungsplatte h auf- 
gelöthet, welche einerseits als Zwischenlage der 
beiden Führungsschienen A und C , anderer¬ 
seits zur seitlichen Führung der beiden Zug¬ 
drähte e des Messers m dient. 

Die Führungsschienen sind mit Schlitzen s 
versehen, in welchen die Zugringe r der Zug¬ 
schiene B gleiten. Ausserdem befindet sich auf 
der unteren Führungsschiene noch ein niedriger 
Anschlagstift », welcher die Zugschiene B in 
vorgeschobener Stellung beim Einführen des 
Instrumentes in den Nasenrachen zurückhält, 
ferner eine Anschlagschraube k , welche den 
Hub der Zugschiene B beim Zurückziehen der¬ 
selben begrenzt, gleichzeitig aber auch als 
Schlitzschraube die obere Führungsschiene mit 
der unteren zusammenhält. Am hinteren Ende 
der Zugschiene befindet sich unterhalb noch 
eine Nuth w , worin der Anschlagstift i beim 
Zurückziehen derselben gleitet. 


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328 


Bei Vornahme der Rachenmandeloperation muss sich die Zugschiene B in 
der vordersten Stellung und dementsprechend das Messer m, wie Zeichnung 
zeigt, am Ende des Führungsgehäuses befinden. 

Sobald der abgebogene Theil des Instrumentes auf der richtigen Operations- 
Stelle sitzt und kräftig angedrückt ist, wird die Zugschiene B mittelst der Ring- 
griffe r rasch zurückgezogen, wobei das durch die beiden Zugdrähte e in der 
vorgeschriebenen Curvenführung durchgezogene Messer m die durch die fenster¬ 
artige Oeffnung F hindurchgetretene Mandel, ohne Verletzung der benachbarten 
Schleimhäute, glatt und sicher wegschneidet. 

Ein Apparat für Empyem - Drainage von Menzier Hutton besteht aus 
einer ovalen Gummischeibe B, 6 bis 11 Zoll messend, mit welcher im Centrum 
das kurze 1 Zoll lange, 2 / 5 Zoll breite Schlauchstück A verbunden ist. In 
letzteres ist eine Glasröhre C mit etwas weiterer Oeffnung zum Festhalten des 
Abführungsschlauches B eingelassen, jedoch nur soweit als der Dicke der 
Thoraxwand entsprechend. Der circa 1 Fuss lange Schlauch B endigt in dem 
Gummi ventil E , das wiederum in einer Glasröhre F eingeschlossen ist, welche 
vor äusseren Functionsstörungen des Ventils schützen soll. Patient ist im 



Fig. 215. 

Stande mit diesem Apparat herumzugehen, sofern ein an F angeschlossener 
Schlauch das Secret in eine Flasche führt, die Patient in der Rocktasche mit- 
ftihren kann. An Stelle seiner Drain-Flansche AB hält H. auch einen von 
Williams schon im Jahre 1878 erfundenen Apparat für empfehlenswerth, der 
sich auf pag. 120 des Jahrgangs 1879 unserer „ärztl. Pol.“ beschrieben und ab¬ 
gebildet findet. 

Der Apparat wird von der Firma C. Walters & Co., Morgate-Street in 
London, angefertigt. 

Lancet, 1893, April 15. 

Ein dilatirender Intrauterinkatheter von Troisfontaines (Lüttich) besteht 
aus zwei 30 cm langen, vorn leicht aufgebogenen Hohlsonden, welche in ihrer 
vordem Hälfte je mit einer Planfläche versehen sind, mittelst deren sie bei 
vollkommener Vereinigung nach vorn einen einzigen cylindrischen Körper von 
der Stärke eines Katheters No. 22 Charriere darstellen. Jede der Hohlsonden 
besitzt ein Fenster, das bei der einen sich an der Planfläche in der Nähe der 
Spitze, bei der andern an der Convex-Fläche etwas entfernter von derselben 
sich befindet. Das erstere kann somit nicht durch den Contact mit der Uterin- 


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329 


wand geschlossen werden. In proximaler Richtung endigt jede Sonde in einer 
Ampulle, innerhalb deren der centrale Kanal sich in einen kleinen Trichter 
öffnet, in welchen die Spitze einer Spritze eingesetzt werden kann. Jede Sonde 
kann dabei nicht nur als Irrigations-, sondern auch als Injectionscanüle dienen. 
Beide Ampullen vereinigt ein gablig endender Irrigationsschlauch. 

Die Vereinigung beider Sonden geschieht nicht nur mittelst einer in ihrer 
Mitte befindlichen zerlegbaren Articulation, sondern auch mittelst eines oder 



Fig. 216. 

mehrerer übergezogener Kautschukringe, welche eine um so grössere Entfernung 
der Sondenspitzen hervorbringen, bezw. eine dilatirehde Wirkung ausüben, je 
näher sie an die terminalen Oliven herangezogen werden. Das Maximum der 
dilatirenden Wirkung beträgt 4 cm. Die dilatirende Wirkung der Ringe 
kann momentan aufgehoben werden, wenn man einen resistenten Körper, z. B. 
einen Kork, oberhalb des Ringes zwischen die Sonden einbringt, oder auch 
wenn man die Oliven jederseits fasst und die Elasticität des Ringes direct mit 
den Händen überwindet. 

Ein für die meisten Fälle ausreichender Grad von Dilatation wird sehr 
rasch und in schonenderWeise mittelst dieses Dilatationskatheters erreicht. So 
gelang es T. z. B. oft nach 3 bis 4 Minuten dauernder Anwendung eines starken 
Ringes von 12 mm Breite die Einführung einer 1% cm breiten Curette zu er¬ 
möglichen. Desgleichen werden Spülungen und Tamponirungen der Uterin¬ 
höhle durch das T.’sche Instrument ungemein erleichtert. 

Bull, de l’Acad. roy. de Möd. de Belgique, 1893, No. 3. 

Ala Ergänzung zu unserm Bericht über die gynäkologischen Novitäten des 
Jahres 1892 haben wir noch die pag. 255 (4) citirten Instrumente von Bache 
Emm et nachzutragen, nämlich 

1) Eine Klammer für das Lig. lat. bei vaginaler Hysterektomie, Die¬ 
selbe besitzt den grossen Vorzug, dass der Operateur nicht zweimal, nämlich 



beim Anlegen und beim Schlüssen der Klammer nachzufühlen braucht, ob keine 
unrichtigen Gewebe von derselben gefasst wurden, sondern diese Vorsicht in 


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330 


einem einzigen Tempo geübt werden kann. Das Instrument macht überhaupt, 
soweit sich aus der Figur beurtheilen lässt, einen höchst empfehlenswerthen 
Eindruck. Indessen dürfte es wohl nicht das erste dieser Art sein, das, wie 
Emm et meint, die Compression „nussknackermässig“ in proximaler Richtung 
ausübt. 

Das Instrument besteht aus drei leicht zerlegbaren Bestandtheilen, dem 
männlichen und weiblichen Schaft und der Zahnstange. Das männliche wird 
zuerst auf dem Zeigfinger der linken Hand hinter dem Lig. lat. hinauf und über 
dessen obern Rand eingehängt, wonach das weibliche vorn hinaufgeführt und 
mit ihm vereinigt wird. Die Anwendung der Zahnstange geschieht nach Be¬ 
lieben bei Erforderniss stärkern Drucks. Ihre Aushebung und Entfernung nach 
Schluss der Branchen, wo sie entbehrlich wird, geschieht mittelst Druck aui 
eine kleine Feder. 

2) Ein Drainage-Trocar, d. h. ein Trocar, der gleichzeitig mit der Punction 
irgend einer per vaginam punktirten Cyste oder eines Abscesses die gleichzeitige 
Einführung eines Drains gestattet. In welcher Weise dies geschieht, wird durch 



die Abbildung, auf deren oberer Figur die Halbcanäle der Branchen, welche 
den Drain in sich aufnehmen, ersichtlich sind, hinlänglich versinnlicht. 

Beide Instrumente werden von der Firma Reynders <& Co. in New-York 
angefertigt. 


Mechano-therapeutische Apparate. 



Die beistehend abgebildete, aus 
zwei entsprechend geformten und 
ausgehöhlten vernickelten Metall¬ 
platten bestehende Fracturschiene 
für den Unterkiefer von Rob. Ack- 
land (London) bedarf keiner wei¬ 
tem Beschreibung. 

Die obere Schiene wird mit 
einer Guttapercha-Lage, die untere 
mit Waschleder gefüttert. 

Der Apparat wird von der 
Firma Arnold & Sons, Smithfield. 
in London angefertigt. 

Lancet 1893, April 8. 


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331 


Die nachfolgenden Abbildungen (Fig. 220 bis 222) stellen einen von Dr. H. 
Wolfermann (Strassburg i. E.) seit längerer Zeit mit bestem Erfolg ange¬ 
wandten portativen Skoliosenapparat dar. Das Princip desselben beruht darauf, 
dass ein System continuirlich wirkender Kräfte (Spiralfedern) den die Deformi- 
rung herbeiführenden Kräften im entgegengesetzten Sinne begegnet. Wolfer- 
mann fasst die Skoliose als eine nur theilweise Belastungs-Deformität auf, führt 
dahingegen die Entstehung des sogenannten Rippenbuckels auf ein horizontal 
wirkendes Kräftesystem zurück. Die Begründung dieser Theorie ist im zweiten 
Band der Zeitschrift für orthopädische Chirurgie („Ueber Entstehung und Be¬ 
handlung der seitlichen Rückgrats Verkrümmung“) bekannt gegeben und kann 
hier noch des weiteren auseinandergesetzt werden. Der Apparat (Fig. 220) be¬ 
steht im Wesentlichen aus einem aus impräg- 
nirtem Filz geformten Gürtel oder Becken¬ 
stück a zur Festigung von einem leichten 
Metallstreifen umgeben. An dieses Becken¬ 
stück schliesst sich hinten, genau der Mittel¬ 
linie entsprechend, eine Rückenstange b , an 
deren oberem Querstück b' die Schulterhalter 
oder Achselkrücken c gelenkig verbunden 
sind. In der in der Fig. 220 gezeigten Stellung 
werden die Schulterhalter c mittelst einer 
an der Stange verschiebbar angeordneten 
Klammer p 1 gehalten. Eine zwischen den 
Schulterhaltem c vorgesehene Wickelfeder V 
ist bestrebt, dieselben aufwärts zu drehen, 
so dass die Klammer p* Halt gewinnt. Ein 
leiser Druck auf die Schulterhalter genügt, 
um die Klammer p* zu lockern, dieselbe 
gleitet herab und die Schulterhalter stehen 
nunmehr unter dem Einfluss der Feder V] 
dieselben drehen sich aufwärts und ver¬ 
längern den ganzen Apparat um ein nicht 
unbedeutendes Stück. Soll der Apparat an¬ 
gelegt werden, so werden die Schulterhalter, wie oben beschrieben, in ihrer 
tiefsten Stellung mittelst der Klammer p* festgelegt; der Apparat muss so gross 
sein, dass er in der genannten Stellung zwischen Achselhöhle und Becken passt. 
Nach Anlegung des Apparates und Lockern der Klammer p ', so dass dieselbe 
herabgleitet, üben die Schulterhalter in Folge der Federspannung einen bestän¬ 
digen Druck nach oben aus, welcher der erstrebten Verlängerung der Wirbel¬ 
säule entspricht. 

Die Rückenstange b ist am Becken mit Hülfe einer Stellschraube n und 
Führungsösen i einstellbar befestigt. Der in der oberen Oese geführte Theil s 
der Stange ist vierkantig ausgebildet und passt in die vierkantige obere Oese, 
so dass eine Drehung der Stange nicht möglich ist. Eine zwischen den Oesen 
an der Stange b festgelegte Druckfeder k ist bestrebt, die Stange in ihrer 
höchsten Lage zu halten. 

An der Rückenstange sitzen zwei Lagerhülsen e , in welchen die Stäbe d 
drehbar gelagert sind. Unterhalb dieser Hülsen sind die Stäbe d nach hinten 
winkelig abgebogen und bilden hier kurbelartige Hebelansätze /*, von denen 
jeder an das freie Ende einer an dem Knopfe o festgelegten Wickel oder Spiral- 



Fig 220. 


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332 


feder angreift. In gleicher Höhe mit den Enden der Hebel f> an welchen Löcher r 
vorgesehen sind, ist an der Stange b ein gleichfalls mit Löchern r versehenes 
Metallplättchen q angeordnet, an welches die Hebel f mit Hülfe von losen 
Klammern p festgelegt werden können. 

Die mit Metallrippen u ausgerüsteten Pelotten h (diese Theile sowie die 
Schulterhalter sind aus Aluminium hergestellt) können mittelst Schrauben an 
die Stäbe d in beliebiger Höhe befestigt werden, zu welchem Zwecke die Stäbe 
mit einer Reihe Schraubenlöcher v versehen sind. 

Die Pelotten reichen nach vorn bis zur Axillarlinie herum und werden an 
ihren Enden von dem elastischen Verbindungsriemen t gehalten. Die Knöpfe o 
dienen zum Anknöpfen der Riemen. Ehe der Apparat angelegt wird, werden 
die Pelotten in die weiteste Stellung zurückgedreht und mittelst der Klammern p 
in dieser Stellung gehalten. Nach Anlegung werden die Klammern unter leichtem 
Rückwärtsdrängen der Pelotten behufs Lockerung der Klammern wieder heraus¬ 
gehoben, so dass die Spannung der Federn l zur Geltung kommt und die Pelotten 
in der erforderlichen Weise ihren Druck ausüben können. Die Pelotten werden 
natürlich immer so eingestellt, dass die höchste Stelle der Abweichung berührt 




Fig. 222. 


wird; es findet demgemäss ein anhaltender Druck nach vorn statt, welcher 
Druck eine Rotation um die verticale Achse ausführt. Wie aus Fig. 221 er- 


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333 


sichtlich, sind die Pelotten eingestellt für reohtsseitige Dorsal und linksseitige 
Lumbalskoliose. 

Beim umgekehrten Fall ist die eine Pelotte oben links, die andere unten rechts. 

Bei rechts- oder linksseitiger Dorsalskoliose mit noch gerade verlaufendem 
Lendenabschnitt kommt nur die obere Pelotte in Thätigkeit, während die untere 
fixirt wird in einem der Schraubenlöcher w Fig. 220. 

Ebenso'wird man verfahren bei rechts- oder linksseitiger Totalskoliose, in 
welchen Fällen selbstverständlich nur eine Pelotte auf der Seite der Convexität 
in Anwendung kommt. Bei primärer Lumbalskoliose, wo das eine Taille-Dreieck 
eine stumpferes geworden oder gänzlich verstrichen ist r wird die Pelotte auf 
dieser Seite drücken, während die andere, in gleicher Höhe mit der drückenden 
gelagert, auf Seite der Coneavität festgestellt wird. 

Die Anwendung von nur einer oder beiden Federkräften hängt somit ganz 
vom gegebenen Fall ab und muss deren Benützung dem behandelnden Arzte 
überlassen Werden. 

Zum Anlegen des Apparates müssen, wie schon erwähnt, die Pelotten nach 
rückwärts festgelegt werden mit Zuhülfenahiue der Klammern p, ebenso sind die 
Schulterhalter in ihrer tiefsten Lage durch die Klammer p* gehalten. 

Nach Umlegung des Beckengürtels wird derselbe vorn geschlossen, die 
Arme kommen in die Halter zu liegen und die von diesen auslaufenden Riemen 
werden in den Knöpfen o festgehakt; alsdann löst man in besprochener Weise 
die Klammern, Zum Schluss wird das elastische 5 cm breite Band vorn herum 
geführt von einer Pelotte zur anderen. 

Ist ein vorderer Rippenbuckel vorhanden, so kommt die in dieses Band ein¬ 
geschaltete etwas convex gepolsterte Druckpelotte direkt auf diesen zu liegen. 
Die leichte Anziehung dieses elastischen Bandes nebst der Pelotte bewirkt im 
Verein mit der hinteren Druckpelotte eine Verkleinerung des in einer Richtung, 
im gewöhnlichen Falle von rechts hinten, nach links vorn vergrössecten Diagonal¬ 
durchmessers. 

Zum Zwecke der Ablegung hängt man zuerst das elastische Band aus einem 
Knöpfchen aus, drückt die Pelotten nach rückwärts und legt sie durch die 
Klammern fest. Man öffnet den Beckengürtel und der Patient entledigt sich 
des Apparates. 

Sämmtliche aus Stahl gefertigten Theile sind vernickelt, und da Aluminium¬ 
metall nicht oxidirt, ist jegliches Rosten ausgeschlossen. 

Es empfiehlt sich, die Stellen, wo eine Reibung stattfindet, also die Lager- 
bülsen e t sowie das Gelenk der Schulterhalter, ferner das Vierkant s etwa ein¬ 
mal wöchentlich mit einem Tröpfchen Mineralöl zu versehen. 

Der Apparat soll über einer feinen eng anschliessenden Tricotjacke getragen 
werden. 

Zur Anfertigung des Apparats ist eine Gypsform nothwendig. Man legt 
dem Patienten in aufrechter Stellung (ohne Suspension) einen Gypsverband um, 
der bis zu den grossen Trochanteren herabreicht; Achseltouren sind nothwendig: 
also ein gewöhnliches Gypscorset. Der Apparat kostet 100 Mark. Die Haupt¬ 
vortheile seines Apparates sieht W., abgesehen von der erwähnten beständig 
wirkenden lebendigen Kraft, darin, dass das Gewicht ein geringes ist und dass 
die Brustseite der Thorax vollständig freigegeben ist (Fig. 222). E. K. 

Zwei Apparate für Mechano-Therapie, konstruirt von F. A. Eschbaum, 
Königl. Hoflieferant in Bonn. 

1) Grosser Doppelapparat für einen oder zwei Patienten zur aktiven 

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334 


und passiven Bewegung der Gelenke der unteren Extremität. Extension, 
Flexion, Pronation und Supination des Fussgelenkes. Excursionen beliebig aus¬ 
führbar, der pathologischen Stellung des Gelenkes angepasst und ohne Schmerz 
für den Patienten. 

Ein Andrehen des Schwungrades setzt den Mechanismus in Bewegung, 



Fig. 223. 


letztere wird auch erhalten durch actives Treten des Patienten. 

Zur Behandlung des Fussgelenkes speciell ist der Oberschenkel auf einer 
stellbaren und abnehmbaren Sitzplatte tixirt, um die ganze Bewegung möglichst 
allein auf genanntes Gelenk auszuüben. 



Fig. 224. 


Das äussere Gestänge dient dem Patienten in seiner Stellung zum Festhalten, 
ist auch zugleich Schutz für die laufenden Räder. 

Sämmtliche Theile des Apparats sind verstellbar und jeder Grösse anzupassen. 


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335 


2) Apparat zur activen und passiven Bewegung des Hand¬ 
gelenkes, Extension, Flexion, Pronation und Supination in ausgiebiger Weise. 

Durch Fussbetrieb beliebig in der Bewegung regulirbar. 

Der Unterarm wird von einer gut gepolsterten Lederkappe aufgenommen. 

Zur Fixirung der Hand dient ein beweglicher Griff, der bei pathologischer 
Stellung der Finger durch einen Handschuh zur Fixirung noch unterstützt wird. 

Die Bewegung kann in schonendster Weise ausgeführt werden, und ist der 
Apparat jeder Stellung des Patienten leicht anzupassen. 

Die Apparate sind seit langer Zeit im hiesigen berufsgenossenschaftlichen 
Reconvalescenten - Haus in Gebrauch und ist der Oberarzt Herr Professor 
Dr. Witzei mit Construction und Erfolg durchaus zufrieden. 


Einen ebenso zweckmässigen, als einfach und billig herzustellenden Stift¬ 
halter zur Aufzeichnung der Projection menschlicher Gliedmaasse giebt 


Muirhead Little (London) zum Besten. 
Die von uns verbesserte und in richtige 
Gebrauchs-Stellung versetzte Figur er¬ 
läutert die Anwendung der Vorrichtung 
so deutlich, dass weitere Erklärungen 
beinahe überflüssig erscheinen, g ist der 
Durchschnitt des auf einem grossen Papier¬ 
bogen gelegten Gliedes, an welchem die 
Vorrichtung mit ihrer Randfläche a das¬ 
selbe berührend vorbeigeftihrt wird. Der 
durch ein elastisches Bändchen in der 
Bohrung festgehaltene Stift zeichnet nun 
die Längscontur des Gliedes der Ver¬ 
schiebung des Bodenbrettchens folgend 
automatisch auf das untergelegte Papier. 

Lancet 1893, April 29. 



Elektpo-medicinisohe Apparate. 

Freudenthal (New-York) beschreibt in einem Artikel, betitelt die Accumu- 
latoren im Dienste der Medicin eine nach seiner Erfahrung ganz ausgezeichnete, 
von der Firma W. F. Ford Surgical Instrument Co. (früher Gibson Electric 
Co.) hergestellte secundäre Batterie zu medieinischem Gebrauche. Wir citiren 
die Beschreibung wörtlich, da sie sich nicht wohl im Auszuge wiedergeben lässt. 

Die Batterie besteht aus vier grossen secundären Elementen, 1 ) deren innere 
Einrichtung in möglichster Kürze die folgende ist: Jedes secundäre Element 
besteht, wie aus beigelegter Zeichnung zu ersehen ist, aus einer Anzahl von 
Platten, deren oberste negativ ist. Die nächste ist positiv u. s. f. abwechselnd. 
Jede derselben ist mit Öeffnungen versehen, deren speciellere Construction 
Geheimniss der Firma und patentirt ist. Diese Oeffhungen sind mit Bleiglätte 
ausgetüllt, als ein ebenso wirksames wie haltbares Material. Durch die ganze 
Länge der Zelle verlaufen sieben Hartgummi-Stäbe, welche zur Verbindung der 
Platten dienen und zu gleicher Zeit die wichtige Aufgabe erfüllen, einen Contact 


') Die Abbildung stellt eine aus einem einzigen sec. Element bestehende Batterie dar. 

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336 


der Bleiplatten unter einander unmöglich zu machen. Ausserdem werden die 

Bleiplatten noch durch eine senkrecht ver- 
laufende gemeinschaftliche Bleiplatte verbun¬ 
den, ein Contact ist also vollständig ausge¬ 
schlossen. Man kann diese Theile leicht aus¬ 
einandernehmen und auswaschen, was man 
früher nicht konnte, und mein Instrumenten¬ 
macher behauptet, er hätte noch nie Oxyda¬ 
tion dieser Theile gesehen, die nicht mit 
einem nassen Tuche abgewaschen werden 
konnte. 

In jeder Zelle befindet sich Ac. sulfur. 
dil. (etwa 1:5 Aqua). Durch den gemein¬ 
schaftlichen Deckel geht ein nicht oxydirbares 
Metall (welches es ist, ist mir unbekannt), so 
dass die übrigens leicht herausnehmbaren 
Polausleitungen nicht angegriffen werden 
können. Weder die Schwefelsäure, noch auch 
die Gase derselben können die Polausleitungen 
erreichen. — Diese beiden letzten Eigen¬ 
schaften der Batterie wurden mit Recht von 
Lamann vermisst, und das Fehlen derselben 
als höchst störend und kostspielig empfunden. 

Auf dem Deckel befindet sich ein Rheostat, um den Widerstand herzußtellen, 
und ausserdem noch eine sog. Weiche, die uns mit den einzelnen Zellen in Ver¬ 
bindung setzt, von denen jede etwa zwei Volts repräsentirt. An der Weiche 
befinden sich zwischen den einzelnen Zellenverbindungspunkten sog. todte 
Stellen, welche verhindern sollen, dass der Strom aufgebraucht wird, wenn sich 
die Verbindungsfeder zufällig verschieben sollte. Jede Zelle fasst 50 Amperes, 
aber alle vier zusammen natürlich auch nicht mehr. Die ganze Batterie ist so 
stark, dass sie einen Druck von 40 Ampöres aushält, ohne dass die Zellen zer¬ 
stört würden. Aus der grossen Anzahl der Ampöres kann man es sich auch 
erklären, dass der Apparat sehr lange vorhält, ohne frisch chargirt werden zu 
müssen, nach den Angaben des Fabrikanten sechs Monate!! Ich weiss nicht, 
ob sich das in der Praxis bestätigen wird, nur so viel kann ich sagen, dass 
ich meinen letzten Apparat jetzt schon drei Monate habe, ohne dass er chargirt 
worden wäre. Ich benutze ihn jeden Tag entweder zu galvanokaustischen oder 
Durchleuch tungs-Zwecken (zu letzteren manchmal sogar bis zu zehn Minuten 
lang), und trotzdem zeigt der Apparat heute noch kaum ein Schwäch er werden 
an. Es ist das zum ersten Male in meiner Praxis passirt, und so überraschend 
für mich, dass ich fast am Ende meiner Wünsche in dieser Beziehung zu sein 
glaube. 

Und was die Handhabung des Apparates anbetrifft, so kann es wohl 
schwerlich etwas Einfacheres geben. Alles, was man zu wissen braucht, ist die 
Einstellung des Rheostaten. Wenn man ausserdem den Apparat nur ruhig 
stehen lässt, so hat man Alles erfüllt, was zur Ilantirung desselben nöthig ist. 
In den drei Monaten, in denen ich den letzten Apparat benutzte, habe ich mich 
absolut nicht um denselben bekümmert, und habe ihn stets in Ordnung gefunden, 
wenn auch immer ich ihn brauchte. 

Ebenso einfach wie die Hantirung des Apparates ist, ebenso einfach ist auch 



Fig. 226. 


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337 


dessen Chargirung. Wenn der Apparat den Dienst versagt, braucht man mü¬ 
den Instrumentenmacher zu benachrichtigen, der ihn abholen lässt, über Nacht 
mit einer Dynamo-Maschine in Verbindung setzt und ihn am nächsten Morgen 
chargirt zurticksendet. Alles dieses ist so billig, dass es kaum der Rede werth 
ist. Wenn man eine Dynamo-Maschine in der Nähe hat, könnte man die Char¬ 
girung auch selber vornehmen, ich ziehe aber die erste Methode vor, da bei 
dieser Gelegenheit vom Instrumentenmacher gleich nachgesehen wird, ob der 
Apparat auch vollständig in Ordnung ist. 

Wenn man die Chargirung selber besorgt, was auch von der electrischen 
Strassenbeleuchtung aus geschehen kann, so darf man nicht vergessen, einen 
genügenden Widerstand in den Strom zu fügen, damit die Zellen nicht zerstört 
werden. Am besten ist es, wenn man eine Edison’sche Lampe von genügender 
Stärke einschiebt. 

Wenn ich noch hinzufüge, dass die W. F. Ford Surg. Instr. Co. mit Leichtig¬ 
keit auch einen faradischen Strom mit dieser Batterie erzeugen können, so sehen 
wir, dass dieselbe sowohl zu galvanokaustischen, zu Be- und Durchleuchtungs¬ 
zwecken, als auch zum Treiben von kleinen Motoren, und endlich zur Faradi- 
sation benutzt werden kann. Die Batterie leidet nicht durch übermässigen Ge¬ 
brauch, und verliert nichts von ihrer Kraft, wenn sie gar nicht benutzt wird. 
Sie ist praktisch, verhältnissmässig billig, und für den Arzt das Bequemste, was 
man sich nur denken kann. Sie erfüllt somit alle Anforderungen, die man heut 
zu Tage an eine Batterie stellen kann, in vollkommenster Weise. 

Washington Isaac hat ein Glühlicht zu Untersuchungszwecken ange¬ 
geben, das einen breiten Lichtkegel auf jedes zu untersuchende Object zu 
werfen gestattet. Dasselbe ist so construirt, dass der Bogen des Glühkörpers 
das Glühlämpchen möglichst mit dem Focus eines kleinen 
parabolischen Silberspiegels von 1 Zoll Durchmesser zu- 
sammentrifft, der durchbrochen ist, um das Lämpchen auf¬ 
zunehmen und am andern Ende auf einem Metallrohr be¬ 
festigt ist, in dem ein centraler Elfenbeinblock gleitet, der 
als Träger für die Lampe dient und eine Fixirung in jeder 
beliebigen Stellung gestattet; derselbe enthält zwei kleine 
Metallröhrchen, die den Strom zuleiten; der kleine Refleetor 
ist durch einen Glasdeckel verschlossen, der die Lampe schützt 
und verhütet, dass der Silberbelag rasch blind wird. Mit 
einer Lampe von 6 Volt (0,5 M. Ampöre) soll das Lämpchen 
einen Lichtkegel mehrere Hundert Fuss weit zu werfen ge¬ 
statten, so dass gewöhnlicher Druck noch in 100 Fuss Ent¬ 
fernung von der Laterne gelesen werden konnte. Die kleine 
Lampe kann in der Hand gehalten oder an einem Stirnband befestigt werden, 
lässt sich auch an einem Arm an der Wand befestigen. Fig. 219 giebt das 
Lämpchen in natürlicher Grösse; sein Gewicht ist 15 gr; es wird von ME Bedda, 
29 Nine Elms lanc Vauxhall fabricirt. 

Brit. med. journ. 1892, Dez. 31. Sch. 

Ein Endoskop der amerikanischen Inhaber Daily, Crippen, Wellslager 
und Groves des D. R.-P. No. 66587 besteht aus einem je nach der Oertlichkeit, 
in welchem es dienen soll, geformten Instrument, in welchem eine kleine Glüh¬ 
lampe. (8 7) angebracht ist, die in der einen Backe des Instruments durch eine 



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338 


durchscheinende Platte vollständig verdeckt liegt. Diese Backe ist ausreichend 
stark, um in einer darin angebrachten Aussparung (3) die Glühlampe (1) auf¬ 
nehmen zu können, die von einer durchscheinenden Platte aus Glimmer (10) be¬ 
deckt ist. Ueber dieser Platte befindet sich schliesslich noch eine mit einem 
Ausschnitt versehene Metallplatte 2a, die an der Backe des Instrumentes in 
geeignetet Weise so befestigt ist, dass man die Platte leicht abnehmen kann 
wenn z. B. die Glühlampe erneuert werden soll. Die Deckung für die Lampen¬ 
aussparung ist genügend dicht, dass das Instrument gereinigt werden kann, 





Fig. 228. 


ohne den Zutritt von Flüssigkeit nach der Aussparung zu gestatten. Es können 
die abnehmbare Metallplatte und die durchscheinende Platte mit einander dicht 
verbunden werden, ehe sie in das Instrument eingelegt werden. Da die ab¬ 
nehmbare Platte verhältnissmässig gross ist, so macht eine solche Befestigungs¬ 
weise keine Schwierigkeiten, wenn der Eintritt von Flüssigkeit in den Lampen¬ 
raum während der Reinigung des Instrumentes erforderlich ist. 

Die Glühlampe, welche bei derartigen Instrumenten zur Anwendung kommt, 
muss natürlich so klein wie möglich sein, dabei aber ein für den Zweck aus¬ 
reichendes Licht liefern. Es hat sich gezeigt, dass Lampen von V 2 bis l Kerzen¬ 
stärke für den in Frage kommenden Zweck vollkommen ausreichen. Eine ge¬ 
wöhnliche Batterie von zwei oder vier Elementen liefert den erforderlichen 
Strom zum Betriebe der Lampe. 


Diverse Instrumente. 

Eine sehr zweckmässige Pincette zu bakteriologisch-mikroskopischem Ge¬ 
brauch, von Militärapotheker Von der Pluym (Amsterdam) angegeben, be¬ 



schreibt Frederiske 1. c. Die Linie DE bedeutet das Deckglas, das mit der 


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339 


Pincette ganz horizontal abgenommen und in der nämlichen Stellung mit der 
Pincette bei Seite gelegt werden kann, ein Vortheil, der jedem Mikroskopiker 
sofort einleuchtet. Die obere gerade Branche der Pincette ist aus Weissmetall, 
die untere gekrümmte aus Kupfer angefertigt. Die Pincette ist bei J. H. 
Harting Bank in Utrecht erhältlich. 

Weekblad van Nederlandsch Tijdschrift voor Geneeskunde. 16. Jan. 1893. 

Ein zweckmässiger Rachen st&uber, bei welchem die Zerstäubungsröhre mit 
einem GaumensegelrefVactor verbunden erscheint, wird von Brandegee (New- 
York) angegeben. Während 
die linke Hand des Opera¬ 
teurs mit einem Zungen¬ 
spatel die Zunge herab¬ 
drückt, besorgt die rechte 
die Einführung des Instru¬ 
ments hinter das Gaumensegel, wonach mittelst 
Fingerdrucks auf den in Figur ersichtlichen Drücker 
die Zerstäubung in Action gesetzt und nach Belieben 
wieder sistirt wird. Dass das Rachengewölbe auf 
diese Weise in recht vollkommener Weise der Wir¬ 
kung des Sprayt zugänglich gemacht wird, kann 
kaum bezweifelt werden. Der Zerstäuber w T ird von 
der Firma C. E. Riker, New-York, Broadway an¬ 
gefertigt. 

N. Y. Med. Record, 1892, Nov. 12. 

Empfangsanzeigen. 

Retall catalogue of the Ellwood Lee Go. Surgical Instruments Spectalities. Der 
illustrirte Preiskatalog der den europäischen Instrumentenmachern wohlbekannten Gross- 
Firma enthält hauptsächlich Nadeln und subcutane Spritzen nach amerikanischen Modellen, 
Gnmmikatheter ohne todten Raum, die bekannten Levis’schen Metallschienen, Hörrohre, 
Quellstifte, Verbandstoffe und dergl. 

Das Scbwitz-Bad im Hause, von Dr. med. A. Reihner, nebst einem Anhang. 
Letzterer, in einem illlustrirteü Preis * Katalog der Firma Moosdorf & Hochhäusler, 
Berlin S. 60 Kommandantenstr., bestehend, bildet als Zweck der Zusendung die Haupt¬ 
sache. Derselbe enthält alle möglichen Bade- und Bade wärm Vorrichtungen mit Zubehör, 
Zimmer-Closets, Eisschränke, Waschtoiletten etc. 

Fremdkörper der obern Luftwege, von Dr. med. H. Teichmann, Specialarzt in 
Berlin. Separatabdruck aus „Medico“ No. 24, 1893. Instructive Erörterung des in solchen 
Fällen zu beobachtenden Verfahrens und der Kunstfehler, die hierbei öfters begangen 
werden. Bei den Fremdkörpern der Nasenhöhle vermissen wir die Erwähnung des sehr 
häufig und sehr inoftensiv zum Ziele führenden Verfahrens des Herausspülens von hinten 
mittelst des in das freie Nasenloch eingeführten Nasenirrigators. Bei Fremdkörpern im 
Oesophagus empfiehlt T. als ersten unschädlichen Versuch das Trinken starker Alcoholica, 
Cognac und dergl., das Volumsverminderung des Bissens und Abschwellung der gereizten 
Schleimhaut durch Wasserentziehung bewirken soll. 

Deformlties of the nasal septum and their influences on the ear and throat by 

W. Scheppegrell, A. M., M. D. Assistant Surgeon of eye, ear, nose and throat Hospital, 
New Orleans. Separatabdruck aus New Orleaus med. and surg. Journ. Für späteres Referat 
zurückgelegt. 



Fig. 230. 


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340 


Brieflich theilt uns der geehrte Herr Verf. der cit. Brochüre mit, dass er an der 
Jahresversammlung der med. Ges. von Louisiana eine Abhandlung über .die Complicationen 
der Tonsillotomie“ vortragen wird. Er ersucht die HH. Collegen, ihm über folgende 
Punkte Mittheilung zu machen: 

1) Anzahl der operativ behandelten Fälle von Rachenmandelhypertrophieen. 

2) Operative Complicationen, Angabe der Natur und Zahl derselben. 

3) Angabe der bei Complicationen befolgten Operationsmethode. 

Die Beantwortung dieser Fragen verspricht der Verf. durch Zusendung eines Separat¬ 
abzuges seiner Abhandlung zu erwidern. 

Ueber den Gehverband bei Fractnren und Operationen an den untern Extrem!töten, 
nebst Beschreibung einer neuen Geh- und Lagcrongsschfene« Von Prof. Dr. P. Bruns. 
Sonderabdruck aus „Beiträge z. kiin. Chir.“ Für späteres Referat zurückgelegt. 


Patentbericht 

Amerika, '' ’ 

March 21. 

493723. Zahnärztliches Instrument zur Nervtödtung; W. P. Norton jr.' Cleveland, Ohio. 
493730. Trephine. Jos. A. Mackenzie. Veldon, Tex. 

493800. Platte für künstliche Gebisse. John R. Wateon. Smithfield, Pa. 

493846. Zahnärztliche Bohrmaschine. Ja. Weber & Hugo Hampel. Berlin. 

493893. Zahnärztlicher Discus-Halter. Newton Morgan. Springneid, Ma98. 

494048. Vaginal-Spritze. Joshua M. Wardell. Cadillac, Mich. 

494065. Platte für künstliche Zähne. G. A. Jüterbock. Berlin. . .. 

March 25. 

494227. Plombirhammer. Frank J. Richards. Williamsport, Pa. 

494393. Gebissplatte. John C. Staple ton. Washington, D. C. 

494520. Elektrotherapeutisches Instrument. Ben. J. Boyd. Wichita, Rans. 

. April 4.. 

494828 Elektrisches Messinstrument. E. Weston. Newark, N.-Y. 

494958. Apparat zur Behandlung von Ohrenkrankhoiten. Ch. Jordan. Washington D. C. 
494961. Messinstrument für elektrischen Strom. Ad. Koepoel. Berlin. 

April 11. 

495249. Zerstäuber. W. Hugershoff. New-York. 

495305. Bruchband. Ch. Cluthe. Toronto, Canada. , 

April 18. . - 

495506. Perimeter. E. B. Meyrowitz. Kidgefield, N.-Y. 

495735. Zerstäuber. Ch. Her sc her. Paris. 

495822. Bioptoskop. Ch. H. Meddings. Omaha, Nebr. 

495861. Elektrischer Gürtel. G. Webb. Cleveland, Ohio, •, 

495898. Künstlicher Zahn. E. Merrill. Farmington, Me, 

April 25. 

496228. Trockenbatterie. Hugo Koller. Wien. 

May 2. 

496525. Zerstäuber. Eug. de Montmore. Wien. . 

496645. Künstliches Bein. Alex. Gault. . Chicago. 

496658. Galvanische Batterie. Frank Irving. Brooklyn. 

496695. Schwamm-Befeuchter. James McClung. Pueblo, Colo. ^ ‘ 

496697. Lebensretter. Michael O’Hara. Pittsburg, Pa. 

496710. Hämostatisches chirurgisches Instrument. Fr. Thoüipson. East, Tawas, Miph. 
496743. Galvanisches Element. Aug. de Mdriteus. Paris. 

496746. Corrections-Elektrometer. Jos. Oulton & Jos. Edmondson. Bradford, England. 
496747. Suspensorium. Sol. Polock. New-Orleans. 

496776. Inhaler. James Chosebro. Bostön. ; •'* 

496783. Fieberthermometer. James J. Hicks. London. 

496816. Hygienischer Gewichtsgurt. Johri F. Cork er. SaltLake Oity, Otah.’ 


Verantwortlich: Fischer’s medicin. Buchhandlung, H, Kornfeld, Berlin NW., Charitletr. <L. 
Druck von G. Bernstein in Berlin. 


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M 8 


September. 


1893 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Inhalt: Originalton: Ausbildung und Dienst einer Hospitalskrankenpflegerin in England. Von 
Dr. O. Reunert in Hamburg. 

Referate: Spectelle Krankenpflege und Krankeabehandlnng : DianagUrteL — ThyroidUblets. — Sport- 
Suspensor. — Medicamenten-Flasche mit Alarmvorrichtung. — Therapie der Cholera; Prophylaxe. — Neuere 
Arzneimittel. — Diätetik: Malz-Extract-Bier. — Entwürfe für den „Codex alimentanus Austriacus“. — 
Klimatologie pnd Balneologie: Aerotherapie bei Lungenkrankheiten (Seereisen). — Krankeneomfbrt : Kerze für 
Räuchern ncs- oder Verdampfungszwecke. — Hygiene des Hauses und aer Kamille: Bedingungen eines gesunden 
Hauses. — Zimmer featilations-Apparat — Hygiene des Krankenkanses nnd Krankenzimmers: Desinfection durch 
Forroaldehvd. — Yaria: Französische Gesellschaft gegen Alkoholmissbrauch. — Organislrte Krankenpflege: Eisen¬ 
bahnverkehr in Cholerazeiten. — Hilfeleistung durch Diakonissen bei einer Choleraepidemie. — Vereinigung für 
Wartepersonal in Arbeitshäusern. — Bfiekertehan: Schumburg, Hygienische Grundsätze beim Hospitalbau 
und die Berücksichtigung derselben in englischen Krankenhäusern. — Kümmel, Ueber Geschwülste der Harn¬ 
blase, ihre Prognose und Therapie. — Kleine Bltthellnngen : I. internationaler Samariter-Congress. — XI. inter¬ 
nationaler meaicinischer Congress in Rom. — 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und 
Aerzte in Nürnberg. — Preisverzeichnis*. 


Ausbildung und Dienst einer Hospitalskrankenpflegerin in 

England. 

Von Dr. 0. Bennert (Hamburg). 

Schon seit einer Reihe von Jahren hat sich in England das Bestreben 
geltend gemacht, auf dem Gebiete der Krankenpflege Reformen anzuhahnen, 
für diesen verantwortlichen Beruf Elemente aus den gebildeten Ständen zu 
gewinnen und sie durch eine methodische Ausbildung zur Erfüllung der ihrer 
harrenden Aufgaben zu befähigen. Nachdem durch das heroische Beispiel der 
Miss Florence Nightingale, welche im Krimkriege an der Spitze einer 
kleinen Schaar von Pflegerinnen Ausserordentliches leistete, einmal der Anstoss 
zu einer dahin zielenden Bewegung gegeben und durch die von ihren dank¬ 
baren Landsleuten gesammelten Fonds die Grundlage zu einer Pflegerinnen¬ 
schule gelegt war, entstanden bald in London und den Provinzialstädten eine 
Reihe ähnlicher Institute. Dass dadurch einem wirklichen Bedürfhiss ent¬ 
sprochen wurde, ist ohne Weiteres klar, denn die geistlichen Krankenpfleger¬ 
orden waren nicht annähernd in der Lage den Bedarf zu decken, so dass eine 
grosse Zahl von Hospitälern gezwungen wurde, Wärter und Wärterinnen an¬ 
zustellen, die weder die erforderliche Ausbildung noch denjenigen Grad von 
Selbstlosigkeit und Aufopferung besassen, welche die Krankenpflege beansprucht. 

Wird so auf der einen Seite durch diese Schulen ein wahrhaft humaner 
Zweck erfüllt, so ist andererseits nicht zu verkennen, dass dadurch zugleich 
auf socialem Gebiet ein nicht zu unterschätzender Erfolg errungen ist. Bei der 
Ueberproduction, unter der jetzt alle Berufsklassen leiden, und dem erschwerten 
Kampf um’s Dasein muss es dankbar anerkannt werden, wenn Frauen und 
Mädchen aus den gebildeten Ständen, welche sich sonst ihren Unterhalt als 
Lehrerinnen oder Gouvernanten sauer verdienen müssen, die Möglichkeit ge¬ 
währt wird, sich für eine Lebensstellung vorzubereiten, in welcher sie sich selb¬ 
ständig ihren Unterhalt erwerben und zugleich eine voll befriedigende Thätig- 
keit finden können. In diesem Sinn kann es nur mit Freuden hegrüsst werden, 
dass auch hei uns in Deutschland Institute entstanden sind, die wie z. B. das 
Victoriahaus in Berlin unter Anlehnung an die englischen Verhältnisse ähnliche 
Zwecke verfolgen. 

Wenn auch die Ausbildung und der Dienst in den einzelnen englischen 
Pflegerinnenschulen nach localen Verhältnissen verschieden gestaltet ist, so 
herrscht doch in den wesentlichen Punkten Uebereinstimmung. Als grund- 

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legendes Princip gilt, dass die Krankenpflege nur am Krankenbett gelernt 
werden kann und dass die Schulen sich daher an Krankenhäuser anschliessen 
müssen. Das grosse und wechselnde Material einer solchen Anstalt bietet den 
Lernenden Gelegenheit, sich die für die Pflege erforderlichen technischen Fertig¬ 
keiten anzueignen, die Ordnung und Disciplin des Hauses überträgt sich ohne 
Zwang auf die Pflegerinnen, und durch das Beispiel der älteren Schwestern, 
welches die Neueintretenden stets vor Augen haben, werden sie zu der gleichen 
selbstlosen und aufopfernden Thätigkeit angespornt. 

Die äusseren Angelegenheiten der Schulen x ) werden von einem Comit6 ge¬ 
leitet, welches auch den ausgebildeten Schwestern, falls sie nicht in der Anstalt 
verbleiben wollen, zur Erlangung passender Stellen behülflich ist und die der 
Schule vorstehende Oberin (Matron, Lady Superintendent) erwählt. Diese übt, 
zuweilen unterstützt von einer älteren Schwester (Assistant, Assistant Matron), 
die Oberaufsicht über die Pflegerinnen, überwacht die Ausbildung der Neuein- 
getretenen wie die sittliche Führung der ihr untergebenen Schwestern und sorgt 
für Entfernung störender oder ungeeigneter Persönlichkeiten. Sie bestimmt 
ferner die Eintheilung des Dienstes und der Freistunden, entscheidet über 
Urlaubsgesuche und sorgt dafür, dass die Schwestern nicht in übertriebener 
Pflichterfüllung ihre eigene Gesundheit vernachlässigen. Unter ihr gruppiren 
sich diese als Probeschwestern (Probationers), Saalschwestern (Staff Nurses, 
Ward Nurses), Nachtschwestern (Night Nurses), Oberschwestern (Sisters, Head 
Nurses), Ober-Nachtschwestern (Night Sisters, Night Superintendents). 

Die Aufnahme als Probeschwester erfolgt auf Antrag bei der Oberin und 
schliesst im Allgemeinen die Verpflichtung für einen dreijährigen Dienst in sich. 
Die Bestimmungen über das erforderliche Alter — es werden nur Unverheiratete 
oder Wittwen aufgenommen — sind in den einzelnen Schulen verschieden, 
meistens sind als unterste und oberste Grenze das 24. und 36. Jahr festgesetzt, 
und es werden nur bei der Pflege von Kindern jüngere Personen zugelassen. 
Sind die Probeschwestern in der Lage, für den Unterricht und die Verpflegung 
zu zahlen, so wird von ihnen ein Betrag erhoben, der zwischen 100 und 1000 M. 
schwankt und in monatlichen oder vierteljährlichen Raten zahlbar ist (Special 
Probationers, Lady Probationers). Sind keine Mittel dafür vorhanden, so erfolgt 
die Ausbildung kostenlos (Ordinary Probationers, Regular Probationers) unter¬ 
scheidet sich aber in keiner Weise von derjenigen der zahlenden Probe¬ 
schwestern. Diese werden ebenso zu jedem Dienst herangezogen, erhalten nur 
einen länger dauernden Urlaub und brauchen sich nicht zu einem dreijährigen 
Aufenthalt in der Anstalt zu verpflichten. Fast überall ist die Einrichtung ge¬ 
troffen, dass die Eintretenden vor der endgültigen Abmachung einen Probemonat 
absolviren, nach dem es beiden Theilen freisteht, zurückzutreten. Bei der Auf¬ 
nahme verpflichtet sich die Probeschwfester zum absoluten Gehorsam gegenüber 
der Oberin und den ihr Vorgesetzten Schwestern sowie zur Dienstleistung auf 
allen Stationen, denen sie zugewiesen wird. 

Die Ausbildung der Probeschwester ist eine praktische und theoretische. 
Am Krankenbette lernt sie alle die Handgriffe und Hülfleistungen, welche dem 
Patienten seine schwere Leiden erträglich machen; hier sind ihre Lehrerinnen 
die Ober- und die Saalschwestem, die sie auf ihre Fehler aufmerksam machen, 
ihr zeigen, wie die hülflosen Kranken aufgehoben, umgelegt und gereinigt 


*) Vergl. u. A. das kleine sehr treffliche Büchlein von Alice Dannat, How to be- 
oo.me a Hospital, Nurse. 2. Edition. London. The Record Press. 18 Pence. 


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343 


werden, wie die Betten gemacht werden u. s. w. Durch die Versetzung auf 
die verschiedenen Abtheilungen wird es ihr ermöglicht, sich in allen Zweigen 
der Krankenpflege zu vervollkommnen. Wie sie am Bette des Fiebernden die 
Temperaturmessung, die Pulszählung, das Füllen der Wasserkissen und Eis¬ 
blasen, das schonende Unterschieben der Bettschüsseln u. A. erlernt, so erwirbt 
sie sich auf der chirurgischen Station die Kenntniss der antiseptischen Wund¬ 
behandlung und die Fertigkeit im Anlegen der Verbände. 1 ) Die Pflege der in- 
fectiösen Kranken klärt sie auf über den Nutzen der Desinfection ihrer eigenen 
Person sowie über die Nothwendigkeit, alle die Ansteckung verbreitende Stoffe 
zu vernichten oder unschädlich zu machen. Bei dem steten Umgang mit 
Leidenden erkennt sie zugleich, dass diese neben der körperlichen auch einer 
psychischen Behandlung bedürfen, dass ihnen Muth und Trost zugesprochen 
werden muss und dass sich gerade bei langdauemden oder unheilbaren Krank¬ 
heiten für sie auf diese Weise ein Feld dankbarster und segensreichster Thätig- 
keit eröffhet. Sie lernt zugleich, dass sie nur die Helferin des Arztes sein soll 
und nicht durch selbständige Anordnungen in seine Thätigkeit eingreifen darf, 
sondern dass es vielmehr ihre Pflicht ist, ungeduldige oder unfolgsame Patienten 
im Vertrauen zu diesem zu bestärken. 

Nachdem sich die Probeschwester einigermaassen mit den neuen Verhält¬ 
nissen vertraut gemacht hat, beginnt der theoretische Unterricht, der von den 
Aerzten der Anstalt und den älteren Schwestern geleitet wird. Die Kenntniss 
der Grundlagen der Anatomie, Physiologie, Pathologie, Diätetik und Hygiene 
sind für eine rationell durchzuführende Krankenpflege unbedingt erforderlich, 
denn die gebildete Pflegerin soll ja nicht nur schablonenmässig arbeiten, sondern 
auch verstehen, warum sie das Eine thut, das Andere unterlässt. Dadurch wird 
sie sich die Fähigkeit erwerben, in kritischen und überraschenden Momenten 
richtig zu handeln, sie wird im Stande sein, den Werth eines sauberen, gut 
gelüfteten und ventilirten Krankenzimmers wie die für die Ernährung des 
kranken Menschen in Betracht kommenden Fragen richtig zu beurtheilen. 

Nach Ablauf des ersten Dienstjahres findet eine Prüfung statt, in welcher 
sie sich über die erworbenen Kenntnisse ausweisen muss. Genügt sie den An¬ 
sprüchen, so findet sie als Saal- oder Nachtschwester Verwendung, wobei sie 
Gelegenheit hat, sich unter der Aufsicht und Anleitung der Oberschwester 
weiter auszubilden. 

Diese ist der Oberin für die ihr unterstellten Schwestern und Probe¬ 
schwestern verantwortlich, sie hält die Medicinen, speciell die differenten Mittel 
unter Verschluss, üoerwacht die Temperaturmessungen, das Eingeben der 
Arzneien, die Reinhaltung und Lagerung der Patienten, kurz hat auf Alles, 
was die Pflege betrifft ein sorgsames Auge; sie begleitet den Arzt auf seiner 
Visite, kann ihm über jeden einzelnen Kranken genaue Auskunft geben, notirt 
die Verordnungen und controlirt die genaue Ausführungen derselben. 

Weiter erstreckt sich ihre Thätigkeit auf die Aufstellung der Diätlisten, 
die Vertheilung der Speisen, die Instandhaltung des Inventars, den Ersatz der 
verbrauchten Verbandstoffe sowie in einigen Anstalten auch auf die Anfertigung 
und Ausbesserung der Wäschestücke, die von den Schwestern und Reconva- 
lescenten unter ihrer Leitung ausgeführt wird. Während der Besuchsstunden 
ist sie stets im Saal anwesend, um den Angehörigen der Kranken Auskunft zu 


] ) Im Gegensatz zu dem Gebrauch in deutschen Hospitälern werden in den englisenen 
Krankenhäusern fast alle Verbände von den Pflegerinnen gewechselt. 

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344 


geben und zugleich das Einschleppen von Lebensmitteln zu verhindern. Ihre 
Pflichten sind also äusserst mannigfaltig, und die Ausfüllung dieser Stellung 
erfordert eine energische und umsichtige Persönlichkeit, welche auch in Momenten 
augenblicklicher Gefahr ihre Geistesgegenwart nicht verliert. 

Die Pflege während der Nacht liegt in den Händen der Nachtschwester, 
welche unter der Aufsicht der Ober-Nachtschwester steht. Diese unterstützt sie 
bei schwierigen Fällen besonders bei unruhigen Kranken; sie hat alle Pflichten 
der Oberschwester, trifft die Vorbereitungen für dringende Operationen, welche 
während der Nacht vorgenommen werden müssen, und berichtet der Oberin 
jeden Morgen über alle Vorgänge, welche sich während ihrer Dienststunden 
ereignet haben. 

Die zeitliche Eintheilung des Dienstes ist mit geringen Abweichungen in 
fast allen Hospitälern dieselbe. Um 6 Uhr werden die Pflegerinnen geweckt, 
um 6Vj Uhr nehmen sie das erste Frühstück, um 7 Uhr beginnen sie die Arbeit, 
welche bis 8 Uhr gemeinsam von Tag- und Nachtschwestern besorgt wird. Um 
diese Zeit verlassen die Letzteren die Station, und Probe- und Saalschwestem 
sind mit Ausnahme einer kleinen Frühstückspause bis 9V 2 Uhr thätig. Um 
diese Stunde beginnen die ärztlichen Visiten, und es werden die Vorbereitungen 
für etwaige Operationen getroffen. Die Zeit von 10 l / 2 bis 1V 2 Uhr ist für die 
Erholung und den Unterricht der Probeschwestern bestimmt; um l 1 /* Uhr 
nehmen die Schwestern das gemeinsame Mittagsmahl in zwei Gruppen ein, so 
dass die Saalschwestem die Oberschwestern während ihrer Abwesenheit ver¬ 
treten. Eine ähnliche Einrichtung ist für die Freistunden getroffen, so dass 
stets eine oder mehrere Pflegerinnen bei den Kranken sind. Um 5 1 /, Uhr 
nehmen Saal- und Probeschwestern den Thee in dem gemeinsamen Speisesaal, 
während derselbe wie auch das Frühstück den Oberschwestern auf ihr Zimmer 
gebracht wird. Um 7 Uhr werden die Vorbereitungen für die Nacht getroffen; 
um 8 Uhr beginnt der Dienst der Nachtschwestern. Die übrigen Pflegerinnen 
verlassen den Saal, um nach einem kurzen Spaziergang gegen 9 Uhr das Abendbrot 
zu nehmen und nach der gemeinsamen Andacht um 10 Uhr zu Bett zu gehen. 

Ausser den Freistunden hat jede Schwester zu bestimmten Zeiten einen 
freien Nachmittag sowie einen jährlichen Urlaub von 3 bis 4 Wochen. 

Für ihre Dienstleistungen erhalten die zahlenden Probeschwestern kein 
Gehalt, und sie müssen auch für die ihnen gelieferte Kleidung einen bestimmten 
Betrag entrichten. Die übrigen Pflegerinnen haben neben freier Wohnung, 
Verpflegung, Kleidung und Wäsche Anspruch auf ein Gehalt, dessen Höhe sich 
nach Ablauf eines jeden Dienstjahres steigert, so dass der Betrag im dritten 
Jahr etwa 400 M. beträgt. Die Oberschwestern und die Oberin erhalten höhere 
Summen, die Ersteren 600 bis 1000 M., die Letztere in den mit grössten Mitteln 
ausgestatteten Schulen 2000 M. 

Schliesslich noch wenige Worte über den Dienstanzug der Pflegerinnen. 
Wie aus den vorstehenden Ausführungen ersichtlich ist, legen die Anstalten 
mit Recht das grösste Gewicht auf eine straffe Organisation und Disciplin, da 
ohne eine solche die erspriessliche Verwendung einer aus verschiedenen 
Elementen zusammengesetzten Körperschaft nicht zu erwarten ist. Die Statuten 
geben daher auch genaue Vorschriften über die Kleidung, die innerhalb der 
Krankenhäuser überall eine gleichmässige ist, während eine Reihe von Schulen 
ausserhalb des Dienstes den gewöhnlichen Anzug gestattet. Im Allgemeinen 
werden die helleren Farben bevorzugt und Werth darauf gelegt, dass sich' die 
Probe-, Saal- und Oberschwestern auch äusserlich unterscheiden. 


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Referate. 

Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

Diana-Gürtel (Monats-Verband) von Fabrikant W. J. Teufel, Stuttgart. 
Die rinnenförmige Pelotte, welche aus weichem Gummituch gefertigt ist, lässt 
sich leicht durch Schwamm und Seife reinigen und wird durch die an beiden 
Enden befindlichen elastischen Gummibänder an dem Gürtel resp. an der Leib¬ 
binde durch einfaches Einknöpfen in beliebiger Länge eingestellt und gehalten. 

Der Hauptzweck der rinnenförmigen Pelotte ist, das Aufsaugekissen von 
unten und an beiden Seiten rund 'herum derart zu umhüllen, dass das Kissen 
nur da mit dem Körper in Berührung kommt, wo das Aufsaugen zu erfolgen 
hat und das Kissen sonst von allen Seiten mit einer weichen angenehmen und 


No. I. 



Vordertheil von roth oder grau Lasting mit 
weissem Futter oder auch ganz weiss. 
Zwischen Vordertheil und Leibgurt elasti¬ 
scher Gummigurteinsatz. Auf der Seite 
zum Schnallen. Pelotte mit Aufsauge¬ 
kissen. 


No. II. 




Fig. 232. 


Vordertheil von fein roth oder grau Woll- 
satin mit weissem resp. grauem Futter 
oder ganz weiss. Elastischer Gummieinsatz 
im Vordertheil und im Leibgurt. Auf der 
Seite zum Schnallen. Pelotte mit Aufsauge¬ 
kissen. 


stets trockenen Umhüllung versehen ist. Auf diese Weise ist die Feuchtigkeit 
des Kissens nicht zu fühlen, eine Erkältung und deren Folgen vollständig aus¬ 
geschlossen und gleichzeitig die denkbar grösste Reinlichkeit ermöglicht. 

Das antiseptische Gazekissen, welches mit Sublimatholzwollwatte gefüllt ist, 
die bekanntlich eine ungemein hohe Aufsaugefähigkeit besitzt, ist an beiden 
Enden mit kleinen Schleifchen von schmalen Gummibändern versehen, mittelst 
welchen es an kleinen flachen Knöpfen, die innen in der Pelotte angebracht 
sind, befestigt wird. Diese Befestigungsweise ist eine absolut sichere und ist 
ein Verlieren des Kissens auch schon in Folge der Umhüllung durch die Pelotte 
absolut ausgeschlossen. 

Thyroid tabloids werden von Burroughs, Welcome and Co. in den Handel 
gebracht. Die Drüsen kommen drei Stunden nach dem Schlachten des Thieres 
in die Fabrik, werden sorgfältig frei präparirt und in Stücke geschnitten. Die 
Stücke werden im Vacuum bei niederer Temperatur getrocknet, pulverisirt, mit 
Salz gemischt und comprimirt. Jede Tablette enthält 0,3 gr Drüsensubstanz. 
Sie lösen sich im Wasser leicht auf, die Lösung ist frei von fauligem Geruch 
und wird beim Kochen trübe. 

Brit. Med. Journal, 1. IV. 1893. H. Citron (Berlin). 


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Sport-Suspensor von Fabrikant W. J. Teufel, Stuttgart. 

Durch Anordnung des haubenartigen Trä¬ 
gers wird der Hodensack nicht nur getragen, 
sondern auch nach oben flach an den Körper 
gehalten und hat in der Haube genügend Platz 
zur Ausbreitung, um bequem und ohne den ge¬ 
ringsten Druck placirt werden zu können. Hier¬ 
durch ist Reibung an den Beinkleidern oder Ein¬ 
klemmung, ferner Wundlaufen vollständig aus¬ 
geschlossen. 

In Folge der weiteren Anordnung der 
Klappe ist ausserdem der Penis von dem Hoden¬ 
sacke getrennt und vor Reibung an den an¬ 
grenzenden Kleidungsstücken und vor Einklem- 
Fipr, 233. mung geschützt. 



Medicamenten - Flasche mit Alarmvor¬ 
richtung von Jos. Adelard Trottier in 
in Valleyfield (Grafschaft Beauharnais, Pro¬ 
vinz Quebeck, Canada). D. R.-P. 66458. 

Die Erfindung bezieht sich auf eine 
zur Aufnahme von Medicamenten bestimmte 
Flasche oder einen solchen Behälter, der 
mit einer Alarmvorrichtung zu dem Zwecke 
verbunden ist, um Irrthümer bei der Ent¬ 
nahme von Medicamenten für die Herstellung 
eines Receptes auszuschliessen. Mit der 
Alarmvorrichtung ist eine unter Feder¬ 
wirkung stehende Wickeltrommel und eine 
belastete Schnur derart in Verbindung ge¬ 
bracht , dass nach dem Aufheben der 
Flasche das Gewicht sowohl die unter Fe¬ 
derwirkung stehende Wickeltrommel unter 
Spannung setzt, als auch die Alarmvorrich¬ 
tung bethätigt, während beim Niedersetzen 
der Flasche die angespannte Feder der 
Trommel wiederum das Aufwickeln der 
Schnur veranlasst. Grundke (Berlin). 


Therapie der Cholera; Prophylaxe. (Vorlesungen im Institut für Infections- 
Krankheiten für praktische Aerzte über Cholera.) 

Ueber die Therapie der Cholera ist wenig Erfreuliches zu berichten. Das 
eigentliche Feld der Wirksamkeit bilden die leichten Fälle. In Cholera-Zeiten 
ist jeder Mensch, der an Durchfall leidet, Cholera-verdächtig. Man gebe nie 
Opium, um den Darm nicht widerstandslos zu machen, sondern Calomel in rasch 
auf einander folgenden Dosen von 0,1—0,15 gr. Von Wichtigkeit ist die Diät, 
unter der eine leichte Kost zu verstehen ist, die an die Verdauungsthätigkeit 
keine übermässigen Anforderungen stellt und keine Gährungen macht. Ge¬ 
eignete Getränke sind Thees, die in Folge Gehalts an ätherischen Oelen ent¬ 
wickelungshemmende Eigenschaften besitzen, z. B. Pfeffermünz. Die Wichtig- 


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347 


keit einer geeigneten Diät erhellt aus der Thatsache, dass in Hamburg leichte 
Fälle schwerer wurden, wenn während der Behandlung Diätfehler gemacht 
wurden. Bezüglich der Desinfection gilt für cholera-verdächtige und leichte 
Fälle das gleiche wie für schwere. Die Wäsche ist unter allen Umständen zu 
desinficiren. Der Kranke selbst kann ruhig angefasst werden, man soll aber in 
seinem Zimmer nicht essen, schlafen oder waschen. 

Schwere Fälle gehören im Allgemeinen in’s Krankenhaus. Die Behandlung 
beschränkt sich auf reichliche Wärmezufuhr durch heisse Einwickelungen, 
Bäder und Transfusion. Am einfachsten macht man die letzere in folgender 
Weise: Von einem mit dem sterilisirten, 33 Grad warmen Wasser gefüllten 
Trichter, der unten mit Wattepfropf geschlossen ist, geht ein Gummischlauch 
aus, der sich in einiger Entfernung in zwei Schläuche gabelt. Letztere sind 
mit je einer Pravaz-Spritze in Verbindung, deren Nadeln in die Oberschenkel 
eingestochen werden. Der kleine Apparat arbeitet vollkommen automatisch. 
Von Cantanischen Tannin-Klystieren, die nur bis zur Ileocoecal-Klappe kommen, 
von Wismuth, Creolin, Chloroform ist ein Nutzen nicht zu erwarten. 

Der Schwerpunkt der Cholera-Therapie ist auf die Prophylaxe zu legen. 
Sehr lehrreich in dieser Beziehung ist das Beispiel der europäischen Kaufleute 
in Kalkutta, die inmitten einer schwer durchseuchten Bevölkerung gesund 
bleiben. Das Geheimniss ist, dass sie gutes Leitungswasser, gesunde, gut zu¬ 
bereitete Nahrungsmittel und luftige Wohnungen haben und Berührungen mit 
Cholera-Kranken möglichst vermeiden. Demgemäss haben wir auch bei uns zu 
verfahren. Absperrungsmassregeln sind überflüssig, dagegen ist eine geordnete 
Anzeige-Pflicht nothwendig, wozu allerdings eine genaue Kenntniss der Krank¬ 
heit gehört. Ist dieselbe festgestellt, so muss der Kranke isolirt bez. das Haus 
evacuirt werden. Wer mit Cholera-Kranken in Berührung gekommen ist, soll 
nicht festgehalten, sondern nur überwacht werden, was auf dem Wege des 
Meldewesens am besten zu erzielen ist. 1—3 Tage genügen. Die im vorigen 
Jahre am Lehrter Bahnhof ausgeübte Controlle ist nutzlos und lästig. Ueber- 
haupt ist die Einschleppung auf dem Landwege weit seltener als durch den 
Flussverkehr, der deswegen jetzt schärfer überwacht wird. Alle Menschen, die 
auf einem cholera-verdächtigen Flusslauf verkehren, werden täglich einmal vom 
Arzt untersucht. Es werden hierzu bestimmte Stationen in solcher Entfernung 
angelegt, dass ein Schiff bei regelmässiger Fahrt täglich einen derselben passi- 
ren muss. 

Beschränkungen des Waaren-Verkehrs sind überflüssig. Auf der Dresdener 
Conferenz wurden Lumpen, die lose und frisch sind, für gefährlich, grosse mit 
eisernen Reifen umschnürte Ballen aber für unbedenklich erachtet. 

Das Princip des freien Verkehrs setzt voraus, dass wir im Stande sind, die 
Verdächtigen eine Zeit lang — man hat ziemlich willkürlich 5 Tage angesetzt 
— zu überwachen. Wo dies nicht möglich ist, wie bei Auswanderern, Vaga¬ 
bunden, Zigeunern etc., wird man dieselben 5 Tage festhalten müssen und, 
wenn gesund befunden, laufen lassen. 

Nach einem Bericht der D. Med. Zeitg. 1893 No. 55. 

H. Citron (Berlin). 

Neuere Arzneimittel. 

Antispasmin ist Narceinnatrium-Natriumsalicylat und bildet ein weisses, in Wasser 
leicht lösliches Pulver, welches vor Feuchtigkeit und Luft geschützt auf bewahrt werden 
muss, da in Folge der Bildung von kohlens. Natrium ein Theil der Base beim Auf¬ 
lösen in Wasser wieder ausfällt. Nach den spärlichen Mittheilungen, die bisher über das 


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Präparat vorliegen, soll es bei schmerzhaften Leiden ein gutes Hypnoticum und Sedativum 
sein und, da es gänzlich unschädlich ist, nach Dem me besonders für die Kinderpraxis 
verwerthbar sein. Es wurde in Gaben von 0,1—0,2 gr insbesondere bei Keuchhusten der 
Kinder in Form von Tropfen verordnet: 

Antispasmin 1,0 

Aq. amygd. am. 10,0 

Mds. 1—2 mal tägl. 15 Tr. mit Zuckerwasser. 

Das Thymacetin ist ein Derivat des Thymols und verhält sich zu demselben ähnlich 
wie Phenacetin zu Phenol. Es bildet ein weisses, krystallinisches, in Wasser nur schwer 
lösliches Pulver. Es wurde von Jolly (Deut. med. Ztg. 91 N. 103) als Hypnoticum und 
Analgeticum insbesondere bei der Behandlung Geisteskranker empfohlen. Die hypnotische 
Wirkung tritt gewöhnlich bei 0,50 g ein. Ausserdem erwies sich das Mittel in Dosen von 
0,25—1,0 g als wirksam bei Migräne. Das Mittel besitzt jedoch unangenehme Nebenwir¬ 
kungen (Blutandrang zum Kopfe, Ohrensummen) und dürfte sich kaum einbürgern. 

Eugenolacetamid. Durch Einwirkung von Eugenol-Natrium auf Monochloressig¬ 
säure entsteht Eugenolessigsäure, welche durch Behandeln mit Alkohol und Salzsäure in 
eugenolessigsauren Aethyläther und dieser dann weiter durch alkoholisches Ammoniak in 
das Eugenolacetamid übergeführt wird. Dasselbe krystallisirt in glänzenden Blättchen, die 
in Wasser und Alkohol löslich sind. In Pulverform auf die Zunge gebracht, erzeugt das 
Präparat ähnlich wie Cocain locale Anästhesie und soll diesem als Anästheticum gleich- 
werthig sein, ausserdem aber noch antiseptisch wirken und daher auch in der Wundbe¬ 
handlung Verwendung finden. 

Carpain ist ein Alkaloid der Sparteingruppe, welches aus den Blättern der Carica 
Papaya erhalten wird. Das zur therapeutischen Verwendung geeignete salzsaure Salz, 
Carpainum hydrochloricum, bildet ein feines, leichtes, krystallinisches Pulver, das in Wasser 
leicht löslich ist. Es wird subcutan in Anfangsdosen von 6 mg besonders bei Klappen¬ 
fehlern mit Oedemen und Angina pectoris gegeben. Seine Wirkung entspricht den CoffeTn- 
doppelsalzen. 

Coeainum phenylicum ist eine Verbindung gleicher Aequivalente des Alkaloides 
Cocain und des krystallisirten Phenols. Dasselbe wurde von Oefele in den Arzneischatz 
eingeführt und wirkt lähmend auf die gefässerweiternden Nerven, so dass es als Augen¬ 
blicksmittel bei Augen-, Nasen-, Kehlkopf-, Magen- und andern Katarrhen besonders ge¬ 
eignet ist. Je länger es an der Applikationsstelle unresorbirbar bleibt, also je weniger 
löslich es in den alkalischen Körpersäften ist, um so nachhaltiger wird es und zwar auch 
schon in kleinen Gaben wirken. Auch als Pinselung bei Diphtherie hat es sich gut be¬ 
währt. Es kann sogar bei Katarrhen des Kehlkopfes und der tieferen Luftwege auf einem 
heissen Löffel in Substanz verdampft und eingeathmet an den Krankheitsherd gebracht 
werden. Die grösste Zahl von Erfolgen liegt aber bei acutem und chronischem Magen¬ 
katarrhe und anderen Magenerkrankungen in der Dosis von 1 centigr. in Pulverform mit 
Antifebrin vor. 

Papaverinum hydrochloricum wird von E. Merck dargestellt und bildet weisse, 
kurze, rhombische Nadeln, die leicht löslich in heissem, schwieriger in kaltem Wasser 
sind (1 g Papaverin muriat giebt mit etwa 100 g kaltem Wasser eino klare Lösung). Das 
Präparat übt eine beruhigende Wirkung auf die Darmbewegung aus und wird deshalb bei 
Diarrhöen und besonders bei Durchfällen der Kinder empfohlen, bei denen Opium und 
Morphium in Folge ihrer gefährlichen Nebenerscheinungen gemieden werden soll. Die 
Gabengrösse ist 0,005 bis 0,05 g. Meist genügten 3—4 Gaben täglich (z. B. bei 2 jährigen 
Kindern 0,025 g Papav. hydrochlor.), um die oft schon mehrere Tage bestehenden Durch¬ 
fälle zu beseitigen. In manchen Fällen mussten 6—8 Gaben gegeben werden. Das Prä¬ 
parat wurde in Pulverform, mit Sacch. iact. gemischt, verabreicht; auch die folgende 
Formel ist zu empfehlen: Papaverin muriat. 0,2, Syrup. Rhoeados 20,0, dreimal täglich 
einen Kaffelöffel voll. 

Rundschau für Pharmacie 1893, 163 u. 170. Lüdtke (Altona). 


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349 


Diätetik. 

Ein neues Malz-Extract-Bier wird von der Löwen-Brauerei in Hamburg- 
Uhlenhorst in den Handel gebracht. Nach dem Urtheil von Dr. Bischoff ist 
das Malz-Extract-Bier, Patent Palm, ein äusserst gehaltvolles Bier, das ungefähr 
18 gradiger Stammwürze entspricht. Das Gebräu zeichnet sich durch einen sehr 
bedeutenden Gehalt an Kohlehydraten, Maltose und Dextrin aus, sowie durch 
hohen Mineralstoff und Phosphorsäuregehalt, endlich durch einen höheren Ge¬ 
halt an Eiweissstoffen, als ihn sonst Biere gleichen Gehalts aufzuweisen pflegen. 

Aus der Gesammtuntersuchung folgt, dass in dem Malz-Extract-Bier, Patent 
Palm, D. R.-Patent No. 68,579, ein Bier von hohem diätetischen Werthe vorliegt 
das in leicht assimilirbarer Form die wesentlichen Nährstoffe des Organismus 
in sich vereinigt. 

Der Preis des Bieres ist 5,40 M. pro l Dutzend Flaschen (für Berlin). 

Entwürfe für den „Codex alimentarius Austriacus“. 1 ) 

Gruppe IX. (Spirituosen, Liqueure, Essig.) 

/. Spirituosen , Branntweine . 

DoflotttOü: Branntweine sind jene alkoholischen Flüssigkeiten, deren Extractgehalt 
3% Zucker nicht übersteigt und deren Alkoholgehalt mindestens 25 Volumprocent beträgt. 

1. Zur Darstellung von geistigen Getränken, Branntweinen und Liqueuren, sowie zur 
Spiritisirung von Wein, zur Bereitung von Obstconserven und überhaupt zur Darstellung 
aller Producte, welche für den Verbrauch als Nahrungs- oder Genussmittel bestimmt sind, 
darf nur höchstrectificirter Spiritus, Sprit oder Alkohol verwendet werden, das ist jener 
Körper, welcher in der chemischen Wissenschaft als Aethylalkohol bezeichnet wird. Der¬ 
selbe darf, als Handelswaare betrachtet, ausser der Verbindung Aethylalkohol nur Wasser, 
aber keinen jener Körper enthalten, welche man zur Denaturirung von Spiritus verwendet, 
und jener, welche man mit dem Gesammtnamen „Fuselöle“ bezeichnet, höchstens 0,2%* 

2. Jene Spirituosen, welche ihre charakteristischen Eigenschaften ganz bestimmten 
Verbindungen verdanken und aus ganz bestimmten Rohmaterialien gewonnen werden, z. B. 
Weinbranntwein (Cognac), Kornbranntwein (Whiskey), Zwetschkenbranntwein (Slibowitz), 
Kirschwasser, Maraschino-Branntwein und die aus verschiedenen Früchten und Pflanzen- 
theilen dargestellten Branntweine, wie Enzian, Branntwein aus Cornelkirschen (Dirndel), 
Atlasbeeren-, Waehholderbeeren-Branntwein, Treber- und Lagerbranntwein (aus frischen 
Weintrestern und frischer Weinhefe), Rum (aus Zuckerrohr-Melasse), Arrak, dürfen ent¬ 
halten: Zucker, die Extractivbestandtheile der betreffenden Pflanzen, ätherische Oele, or¬ 
ganische Säuren, Ester und Extractivstoffe des Holzes. 

3. Zum Zwecke der Herstellung billigerer (gestreckter) Waare der im Absätze 2 ge¬ 
nannten und inbegriffenen Branntweingattungen darf ebenfalls nur Aethylalkohol von der 
im Absatz 1 angeführten Beschaffenheit verwendet werden. 

II. Rosoglios , Liqueure, Cremes, Hudes , Ratafias. 

De finit ion : Liqueure, Cremes, Huiles, Ratafias sind alkoholische Flüssigkeiten, deren 
Extractgehalt mehr als 3% Zucker und deren Alkoholgehalt mindestens 20 Volumprocent 
beträgt. 

4. Diese Kategorie umfasst alle Spirituosen, welche aus verdünntem reinen Aethyl¬ 
alkohol (Absatz 1) durch Destillation über oder Digeriren mit aromatischen Pflanzen¬ 
stoffen dargestellt oder mittelst der sogenannten ätherischen Oele und sogenannten zu¬ 
sammengesetzten Aetherarten (auf „kaltem Wege“) bereitet werden und ausserdem einen 
Zusatz von Zucker und Farbstoffen erhalten können. 


*) Diese vorläufigen Entwürfe werden noch von der Gesammtcommision berathen 
und erst nach Einholung anderweitiger Gutachten definitiv festgestellt werden. 


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350 


5) Von der Anwendung 'zur Bereitung der in Absatz 4 charakterisirten Spirituosen 
ausgeschlossen sind alle gesundheitsschädlichen oder zur Täuschung der Consumenten über 
die Qualität des betreffenden Getränkes dienenden Stoffe. Die sogenannten Früchtenäther: 
Essig-, Birn-, Himbeeräther, Oenantäther u. s. w. dürfen nur in solchen Mengen angewendet 
werden, dass die Gesammtmenge der in 100 ccm des betreffenden Branntweines enthaltenen 
Aether 0,1 gr nicht übersteigt. 

6. Zum Versüssen der Branntweine dürfen nur unschädliche Süssstoffe, wie Rohr¬ 
zucker (Saccharose), Invertzucker, reiner Traubenzucker, Honig u. s. w. verwendet werden; 
Glycerin darf nur in dem Maasse verwendet werden, dass für 100 ccm des betreffenden 
Branntweines nicht mehr als 1 gr Glycerin verwendet wird. Der Invertzucker darf keine 
freien anorganischen Säuren enthalten. 

7. Zum Färben der Spirituosen dürfen nur anerkannt unschädliche Pflanzen- und 
thierische Farbstoffe und chemische Producte, wie Curcuma, Safflor, Cochenille-Auszug, 
Indigocarmin, Caramel verwendet werden; ausgeschlossen sind sämmtliche von Theerpro- 
ducten stammenden Farbstoffe, welche als gesundheitsschädlich anerkannt sind, und solche 
Farbstoffe, in denen Thonerde oder die Oxyde schwerer Metalle (Zinn, Blei, Zink, Kupfer) 
enthalten sind. 

8. Branntweinsorten von ganz specifischen Eigenschaften, wie Rum, Arrak, Cognac, 
dürfen nur unter dieser Bezeichnung in den Handel gesetzt werden, wenn sie a) ganz aus 
den betreffenden Destillaten bestehen, also „vollkommen echt“ sind, oder b) wenn sie aus 
diesen Destillaten unter Zusatz von verdünntem fuselfreien Alkohol (Absatz 1) unter Zu¬ 
satz von Zucker (Absatz 6) und erlaubten Farbstoffen (Absatz 7) dargestellt werden und 
sonach, dem kaufmännischen Ausdrucke nach, einfach „gestreckt“ wurden zum Zwecke 
der Herstellung von billigeren Sorten der betreffenden Waare. 

9. Rum, Cognac, Arrak u. s. w., welche nur aus den in den Absätzen 1—7 als zu¬ 
lässig erklärten Stoffen künstlich dargestellt wurden, dürfen nicht als „Rum“, „Cognac* 
u. s. w. verkauft werden, sondern müssen mit einer Bezeichnung versehen werden, welche 
sofort erkennen lässt, dass man es hier nur mit einer einfachen Nachahmung zu thun habe. 

III. Essig. 

Definition: Essig ist jene Flüssigkeit, welche entweder nur aus 3—12pCt. reinem 
Essigsäurehydrat und Wasser besteht oder ausserdem noch jene Extractivstoffe enthält, 
welche aus den zur Darstellung des Essigs dienenden Körpern (Wein, Bier, Obstwein, 
Trester- oder Malzauszug) in entsprechenden Mengen in die Flüssigkeit gelangen können. 
Aromatisirte Essige, wie Estragon-, Himbeeren-, Erdbeeren-Essig u. s. w., dürfen auch die 
Extractivstoffe der betreffenden Pflanzentheile enthalten. 

1. Die im Handel als „Essig“ zu bezeichnende Flüssigkeit muss einen Gehalt von 
mindestens 3 pCt. an Essigsäurehydrat besitzen. 

2. Essig muss absolut frei sein von freien unorganischen (Mineral-) Säuren und den 
Oxyden schwerer Metalle, sowie von sogenannten empyreumatischen Stoffen, welche in 
unreiner, aus Holz dargestellter Essigsäure enthalten sind, ferner frei von allen Stoffen, 
welche mit der Absicht auf Täuschung über die Qualität des Essigs zugesetzt werden. 

3. Zum Aromatisiren von Essig und zum Färben desselben dürfen nur jene Stoffe 
verwendet werden, sind beziehungsweise hiervon ausgeschlossen, welche in dem Artikel 
„Branntweine“ als zulässig, bezw. als nicht zulässig erklärt wurden. 

4. Die sogenannten Toilette-Essige, Parfüm- und Räucher-Essige sind, als nicht zum 
Genüsse bestimmt, nicht in Gruppe IX einbezogen, sondern gehören in die Gruppe XIV 
(Toilettegegenstände und Parfümerien). 

X. Gruppe: Weine. 

A. Traubenweine . 

i. Definition: 

ß) Natnrwein, d. i. der durch die alkoholische Gährung des Traubensaftes 
gewonnene und allenfalls nur zur Verbesserung feiner Qualität oder zur Erzielung 
grösserer Dauerhaftigkeit behandelte Wein. 


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351 


&) Weinhaltige Erzeugnisse oder Halbweine, welche durch künstliche Vermehrung 
des Mostes oder Naturweines mittelst Hinzufügung von Wasser und anderen zur Her¬ 
stellung des Weingeschmackes in der vermehrten Flüssigkeit dienlichen Stoffen, oder in 
gleicher Weise aus den Trestern der bereits zur Mosterzeugung verwendeten Trauben oder 
aus Weingeläger gewonnen werden. 

Hierher gehören insbesondere jene Erzeugnisse, welche durch das sogenannte Galli- 
siren (Verdünnung des Mostes mittelst Wasser und Zusatz von Alkohol oder Zucker) 
oder durch Petiotisiren (Aufgiessen und Gährenlassen von Zuckerwasser auf den Trauben¬ 
rückständen nach Ablassung des Mostes, oder Auslaugung dieser Rückstände durch ver¬ 
dünnten Alkohol) bereitet werden. 

c) WelnUudiehe Erzeugnisse oder Kunst weine, welche ohne Traubensaft aus einer 
den Wein nachahmenden Mischung verschiedener Stoffe (Wasser. Weingeist, Glycerin, 
Zucker, Weinstein, Oenanthäther u. s. w.) hergestellt werden. 

2 . Bestandteile des Naturweiaes: 

Alkohol, 

Aetherarten, 

freie Säuren; und zwar: 

a) flüchtige (Essigsäure, Kohlensäure), 

ß) nicht flüchtige (Weinsäure, meist nur als Weinstein, oft aber ausserdem auch 
im freien Zustande vorhanden, Aepfelsäure, Gerbsäure, Bernsteinsäure), 
Trauben- und Fruchtzucker, 

Glycerin, 

stickstoffhältige Bestandtheile, 

Farbstoff, 

Mineralstoffe (Kali, Natron, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd, Thonerde, Phosphorsäure, 
Schwefelsäure, Chlor, Kieselsäure). 

3. Erlaubte Zusltxo: Höchstens 2 Vol.-pCt. Alkohol (Fuselfreier Sprit oder Cognac), 
Kohlensäure, schwefelige Säure, so weit als diese zum Schwefeln der Fässer unentbehrlich 
ist, reiner kohlensaurer Kalk zur Entsäuerung, concentrirter Most, reiner Rohr-, Rüben* 
oder Invertzucker zur Erhöhung des Zuckergehaltes im zuckerarmen Moste, sowie zur Er¬ 
zeugung der Schaumweine, Rosinen zur Bereitung von Süssweinen und endlich der Gesund¬ 
heit nicht schädliche Klärmittel, als Tannin, Eiweiss, Gelatine, Hausenblase, Kaolin, Klär¬ 
erde etc. 

4. Als Verfälschungen sind sämmtliche Zusätze von Substanzen zu betrachten, die 
sich, mit Ausnahme der sub 3 genannten, im Naturweine nicht vorfinden, insbesondere 
Theerfarbstoffe, Salicylsäure, unreiner Stärkezucker, Saccharin, Zusatz von Glycerin, Gyps, 
Calciumsulfit — sowie gesundheitsschädliche Zusätze überhaupt. 

5. Für die Untersuchung und BenrtheUnng der Weine im Allgemeinen sind die 
vom Internationalen land- und forstwirthschaftlichen Congresse in Wien 1890 acceptirten 
Grundsätze ( Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung, Hygiene und Waarenkunde, December- 
heft 1890), für die österreichisch-ungarischen Süssweine, die als Sanitätsweine em¬ 
pfohlen werden sollen, der vom Congresse der Nahrungsmittel-Chemiker und Mikroskopiker 
in Wien 1891 gefasste Beschluss (Zeitschrift für Nahrungsmittel- Untersuchung , Hygiene und 
Waarenkunde , Decemberheft 1891, S. 340) als Richtschnur zu nehmen. 

B. Obst - und Beerenweine. 

Diese sind durch alkoholische Gährung des Saftes von Obst und Beeren, ohne oder 
mit Zusatz von Wasser und Zucker, gewonnene Weine. 

Die erlaubten Zusätze — mit Ausnahme des kohiensauren Kalks — sowie die 
Verfälschungen sind dieselben wie beim Traubenweine. 

Zeitschrift für Nahrungsm.-Unters., Hygiene und Waarenk. 1892 No. 24. 


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Klimatologie und Balneologie. 

Lnmleian lectures on Aero-therapeutics in lnng disease by C. Theodore 

Williams. (Fortsetzung.) 

Sea Voyages. 

Ein hervorragender Repräsentant des feuchten Klimas ist das ozeanische 
Klima, das in seiner reinsten Form auf längeren Seereisen zur Geltung kommt. 
Zwar haben frühere Statistiken ergeben, dass bei der Marine Phthise häufiger 
vorkommt als bei der Landarmee, doch sind die Zahlen französischen Quellen 
zu einer Zeit entnommen, wo die französischen Schiffe fast ausschliesslich in 
tropischen Gewässern kreuzten. Für Lungenkranke ist am meisten die austra¬ 
lische Tour um däs Cap der guten Hoffnung zu empfehlen. Was die Wahl 
des Schiffes betrifft, so verdient im Allgemeinen ein Segler den Vorzug vor 
einem Dampfer schon wegen der grösseren Länge der Reise (auf dem ersteren 
3 Monate, auf letzterem 5 Wochen), doch sind zahlreiche Unannehmlichkeiten 
mit in Kauf zu nehmen (geringerer Comfort, Langeweile, schlechtere Verpflegung, 
Seekrankheit etc.). Weniger empfehlenswerth sind Reisen nach Westindien, 
Australien durch den Suez-Canal und Ostindien wegen der grösseren Hitze. 
Auf der australischen Tour schwankt die Temperatur zwischen 14 und 26 0 C., 
auf der indischen kommen nicht selten Steigerungen bis 36° C. vor. 

Verf. verfügt über ein Material von 65 Fällen mehr oder weniger vorge¬ 
schrittener Phthise, die im Ganzen 118 Seereisen unternommen haben. Die 
meisten wählten die australische Tour um das Cap d. g. H. 3 Fälle wurden 
geheilt, 21 sehr gebessert, 26 gebessert, 1 blieb stationär, 14 wurden schlechter. 
Die Besserung bestand hauptsächlich in der Zunahme von Appetit und Körper¬ 
gewicht. Lokal zeigten 36 Besserung, 8 keine Veränderung, 22 Verschlechte¬ 
rung. Auffallend war, dass Patienten mit Cavernenbildung fast ebenso häufig 
(50 pCt.) Besserung aufwiesen als solche mit Tuberkulose im ersten Stadium 
(58 pCt.). Der Unterschied gegen die Riviera tritt in diesem Verhalten be¬ 
sonders scharf zu Tage. Die Indicationen für See-Reisen lassen sich etwa 
folgendermaassen zusammenfassen: 

1) Chronische Pleuritis und Chronisches Empyema. 2) Chronische Bronchitis. 
3) Verschiedene Formen von scrophulösen Erkrankungen, insbesondere scro- 
phulöse Phthise. 4) Haemorrhagische Phthise. 5) Tuberkulöse Höhlenbildung, 
besonders einseitige und mässigen Grades. 6) Nervosität durch Ueberarbeitung. 

Brit. Med. Journal. 25. III. 1893. H. Citron (Berlin). 

Krankencomfort. 

Kerze für Raucherungs- oder Verdampfungszwecke. (D. R.-P. 66846.) Von 
Ernst Weidemann in Liebenburg a. H. 

Soll die Kerze zum Räuchern dienen, dann wird Paraffin oder ein anderer 
zur Kerzenherstellung dienender Stoff mit dem Medikament innig gemischt und 
zu einer mit Docht versehenen Kerze ausgezogen. Dieselbe wird dann noch mit 
einer Paraffinschicht überzogen. Oder es wird eine Kerze angefertigt, welche 
ihrer Länge nach mit oben offenen Kanälen durchzogen ist, in welche man die 
mit dem Medikament versehene Paraffinlösung hineingiesst, — Soll die Kerze 
dazu dienen, das Medikament in Dampfform zu vertheilen, so werden in die 
gewöhnliche Kerze dünne, oben offene und unten geschlossene Rohre aus Glas 
eingefügt, welche mit Paraffin und dem zu verdampfenden Körper gefüllt sind. 
Beim Niederbrennen der Kerze bleiben die Rohre stehen. Die offenen finden 
dieser Rohre sind von der Flamme abgebogen, damit die Gase sich im Zimmer 
verbreiten können, ohne zu verbrennen. 

Pharmaz. Ztg. No. 32, 1893. Blass (Dalldorf). 


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Hygiene des Hauses und der Familie. 

Ein gesundes Hans muss sieben Bedingungen erfüllen. 1) Es darf nicht 
feucht sein. 2) Es darf nicht geeignet sein, Staub und Krankheitskeime zurück¬ 
zuhalten. 3) Es muss mit genügend reinem filtrirten Wasser versorgt sein^ 
4) Alle Verunreinigungen müssen rasch entfernt werden können. 5) Das Tages¬ 
licht muss in alle Räume eindringen können. 6) Die Temperatur soll eine gleich- 
mässige sein und Zugluft soll abgehalten werden. 7) Es muss für Zutritt von 
genügend frischer Luft gesorgt sein und eine Ueberfüllung der Räume ver¬ 
hindert werden. Kann dies Ideal eines Wohnhauses auch nicht überall erreicht 
werden, so darf man sich doch deshalb nicht mit den bestehenden schlechten 
Zuständen zufrieden erklären. Die Erkenntniss, dass viel zu bessern ist, kann 
jedenfalls zur Erreichung des gewünschten Ziels nur förderlich sein. 

The Sanitary Record 15. April 1893. Reunert (Hamburg). 

Zimmer-Ventilationsapparat „Frische Luft“ von Gebr. Regner, Dresden. 
Bei unseren hohen Fenstern ist das Oeffnen der Oberflügel, welches deshalb 
anzurathen ist, weil bekanntlich die warme Luft nach oben geht und so am 
schnellsten aus dem Zimmer entweicht, mit mancherlei Unbequemlichkeiten 
verbunden. 

Eine Einrichtung, die das Oeffnen der Oberflügel von unten aus, sowie das 
Feststellen derselben in jeder beliebigen Stellung ermöglicht, wird daher all¬ 
gemeinen Beifall finden, und deshalb sei hier der von Gebr. Regner, Dresden A., 
Pfotenhauerstrasse 68 hergestellte Fensteröffner näher erläutert. Derselbe kann 
ebensowohl für seitlich schwingende, als auch für kippende Flügel, sei es bei 
einfachen oder Kasten- resp. Doppelfenstern angewendet werden, ist jedoch je 




nach seiner Verwendungsart verschieden eingerichtet. Fig. 235 stellt den Fenster^ 
öffher für seitlich schwingende Flügel dar. Beide Oberfltigel sind mit Rothguss- 
führungen, welche eine unhörbare Reibung bedingen, versehen, in denen eine 
wagerechte eiserne Stange läuft, die ihrerseits mit der am Blendrahmen be¬ 
festigten zweimal gekröpften Stange fest verbunden ist. Die am Fensterrahmen 


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entlang führende Stange ist unten mit einem beweglichen, eleganten Messing¬ 
griffhebel versehen und steht oben mittels einer Oese mit der vorerwähnten 
Stange in Verbindung. Durch Auf- und Niederdrücken des Griffs wird die 
wagerechte Stange in ihren Führungen bewegt, und das Fenster beliebig weit 
geöffnet oder wieder geschlossen und zwar eben so fest, als mittels Vorreiber. 
Durch entsprechende Anordnung des Griffs kann das Fenster in jeder beliebigen 
Stellung festgestellt werden. 

Einen Klappfensteröffner und zwar für Flachbogenfenster giebt Fig. 236 
wieder; nur wird hier das Fenster durch eine sogenannte Nürnberger Scheere auf- 
und abbewegt. Je nach Form der Fenster ist die Construction eine etwas ab¬ 
weichende, und man kann unter den vorhandenen Modellen für jedes Fenster 
einen passenden Apparat erhalten. 

Dass die Regner’schen Fensteröffner thatsächlich gute Lüftungsvorrichtnngen 
darstellen, hat schon ihre Einführung in Krankenhäuser, Kasernen und andere 
staatliche Gebäude gezeigt. Man braucht nicht mehr zu fürchten, dass durch 
die auf- und zuklappenden Flügel die Fenstervorhänge beschädigt werden und 
kann das Oeffnen und Schliessen von unten ohne Herbeiholen von Stühlen und 
Leitern leicht und sicher besorgen. 

Der Preis der Apparate stellt sich auf M. 7, — für das einfache Fenster, für 
Doppelfenster auf M. 7,50; für besonders grosse, sowie eiserne Fenster werden 
Extra-Apparate hergestellt. 


Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 


Vorläufige Mittheilung über die Desinfection von Kleidern, Lederwaaren, 
Bürsten und Büchern mit Formaldehyd (Formalin) von K. B. Lehmann. Aus 
dem hygienischen Institut in Wtirzburg. 

Verf. berichtet über die Resultate einiger vorläufigen Versuche, die er zum 
Theil mit Herrn cand. med. Gerson über die Desinfectionskraft des Fonnalins 
angestellt hat. Das von der „Chemischen Fabrik auf Actien vormals E. Sche¬ 
ring“ unter dem Namen „Formalin“ als Desinficiens empfohlene Mittel ist ledig¬ 
lich eine 40proc. Formaldehydlösung. Verf. stellte seine Versuche in der Hoff¬ 
nung an, dass in diesem von Dr. J. Stahl auf seine Desinfectionskraft geprüften 
Formalin ein Desinfectionsmittel für alle die Gegenstände gefunden sei, welche 
unter dem bisher angewendeten Desinfectionsverfahren mehr oder minder leiden. 
Besonders Leder und Pelzwaaren, Bürsten, Kämme, Bücher etc. wurden deshalb 
in das Bereich der Untersuchungen gezogen. Die Desinfection sollte lediglich 
schon durch das Verdampfen von Formaldehyd neben der inficirten Substanz 
in einem abgeschlossenen Raum stattfinden. Unter einer Glasglocke angestellte 
Versuche, bei denen zwei Bechergläser, von denen das eine mit Bouilloncultur 
getränkte Papierstreifen, das andere 5 ccm einer Formalinlösung enthielt, be¬ 
nutzt wurden, ergaben nach 48 Stunden Cultur auf Agar im Brutschrank Fol¬ 
gendes: 


Einwirkungsdauer der Formaldehyddämpfe 


1 Stunde l 1 /* Stunde 
nichts nichts 


24 Stunden 
nichts 


8 /i Stunden 

Cholera ’ nichts 

Staphylococcus „ „ „ „ 

Prodigiosus geringes Wachsthum „ „ „ 

Milzbrandsporen vermindertes „ „ „ „ 

In den Controlculturen mit unbehandeltem Material stets gutes Wachsthum. 
Versuche, die mit Läppchen von Wolle, Baumwolle, Seide, Leder, Pelz ange- 


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355 


stellt wurden, ergaben die Unversehrtheit der betreffenden Stoffe und nach 
2 Stunden völlige Sterilität, wenn keine Milzbrandsporen vorhanden waren- 
Letztere, als Milzbrandsporenseidenfäden in die Stoffe eingewickelt, waren erst 
nach 24stündiger Desinfection gänzlich abgetödtet. Versuche, die mit ganzen 
Kleiderballen in Koffern und Kisten angestellt wurden, zeigten, dass eine voll¬ 
kommene Desinfection erst erzielt wird, wenn die Kleider lose liegen und ent¬ 
weder direct mit Formalin bespritzt werden oder wenn, was bedeutend em- 
pfehlenswerther ist, zwischen die einzelnen Kleidungsstücke mit Formalin be¬ 
feuchtete Tücher gelegt werden. Selbst bei Versuchen, bei denen Packetchen 
mit Milzbrandsporen zwischen die Kleider gelegt waren, wurden in 12 Stunden 
8ämmtliche Sporen gctödtet. In allen Fällen erwiesen sich die Milzbrandsporen 
weitaus am widerstandsfähigsten gegen das Desinficiren. Dennoch gelingt es, 
mit etwa 30 gr Formalin einen completen Männeranzug in 24 Stunden sicher 
zu desinficiren, selbst wenn es sich um Milzbrandsporen mittlerer Resistenz 
handelt. Da es sich jedoch meistens um gegen das Desinfectionsmittel empfind¬ 
lichere Organismen handelt, dürfte eine weitaus kürzere Zeit der Exposition 
genügen. Gut bewährt sich das Formalin auch bei Bürsten, und Verf. hofft, in 
ihm ein bequemes Mittel gefunden zu haben, mit welchem die Friseure be¬ 
sonders ihre Bürsten und Kämme ohne Schaden für dieselben desinficiren 
können, wodurch der Uebertragung von Haarkrankheiten endlich gesteuert 
würde. Für Bücher ist das Formalin wohl anwendbar, doch muss hier noch 
eine geeignetere Art der Desinfection, als sie das Besprengen der einzelnen 
Seiten mit Formalinlösung ist, gefunden werden. Der Hauptvortheil des For- 
malins besteht nach Verf. darin, dass jeder einigermaassen gebildete Mensch 
sein eigener Desinfector sein kann und alle Sachen dann in der Behausung 
selbst desinficirt werden können. Da ein Liter Formalin nur 3 M. 60 Pf. kostet, 
so wird es bei den geringen Quantitäten, die zur Desinfection genügen, dem 
Wasserdampf energisch Concurrenz machen. Den mit Formalin behandelten 
Gegenständen haftet ein zu Husten reizender Geruch an, der jedoch leicht durch 
Besprengen der Sachen mit verdünntem Ammoniak behoben werden kann. 
Ueber die Wirkung der Formalindämpfe will Verf. noch genauere Unter¬ 
suchungen anstellen. Bei vorsichtigem Manipuliren mit Formalin soll übrigens 
keine nennenswerthe Belästigung empfanden werden. Selbst 40proc. Formälin- 
lösungen brennen nicht, ein brennendes Papier erlischt in ihnen, eine Ex¬ 
plosionsgefahr der Formalindämpfe wurde nicht beobachtet. Die ganze Arbeit 
über das Formalin will Verf. in Bälde noch nach verschiedenen Richtungen hin 
vertiefen und erweitern. 

Münchener Medizinische Wochenschrift 8. August 1893 p. 597 . 

H. Alexander (Berlin). 


Varia. 

Association fran<;aise contre l’abus des boissons aloooliques. 

In der letzten Sitzung berichtete E. Vidal über die Folgen des Alkoholismus der 
Väter bei den Kindern. Mehr als die Hälfte der Idioten sind Kinder von Alkoholikern; 
ausserordentlich verbreitet sind Geistesschwäche, Hysterie, Epilepsie, Wahnsinn. Er for¬ 
dert die Errichtung einer „Ligue scolaire contre rAlcoolisme a . „Die Kinder sollen durch- 
ihre'Lehrer, durch passend gewählte Lektüre und Bilder auf die Gefahren des Alkohols 
und die Wohlthaten der Nüchternheit aufmerksam gemacht werden. Wir wollen sie so¬ 
weit bringen, dass sie freiwillig das Gelübde der Massigkeit ablegen und später durch 
ihren gnten Einfluss ihre Kameraden von der Trunkenheit zurückhalten tf . — Dr, Motes 


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356 


nahm den Gedanken der Ligue scolaire auf. Er will die Kinder vom 7. Jahre an um die 
Fahne der Mässigkeit schaaren und sie dahin bringen, sich bis zum 20. Jahre aller starken 
Getränke zu enthalten. In England giebt es 17 449 derartige Vereine mit rund 2 Millionen 
Mitgliedern. — Um die Preisarbeit „Etüde des meilleurs moyens k prendre par le ldgisla- 
teur ou par Tinitiative priv4e, pour pr4venir Tabus des boissons alcooliques et pour en 
combattre les dangers“ waren drei Bewerbungen eingelaufen. Den ersten Preis erhielt 
die Arbeit von Dr. Paul Raymond. Der Verf. theilt die Maassregeln, die die Privat- 
thätigkeit zu treffen hat, in drei Gruppen: 

1) solche, die auf die Vernunft ein wirken: Belehrung durch Bücher, Vorträge, per¬ 
sönlichen Verkehr; 

2) solche, die auf die Instinkte einwirken: Erwerbung des Spartriebes, Verbesserung 
der sozialen Lage des Arbeiters durch Arbeitsgelegenheit, bessere Bezahlung, 
Sorge für angemessene Wohnung; 

3) solche, die auf das Interesse einwirken: Prämien und dergL, Bevorzugung der 
Nüchternen in den Fabriken. 

Die legislativen Maassregeln hätten zu bestehen in der Freilassung der hygieni¬ 
schen Getränke von Steuern, Spiritus-Aufschlag, Rectification des Alkohols durch den 
Staat oder unter seiner Aufsicht, Spiritus-Monopol, Unterdrückung des Rohbrennerprivilegs. 
Verf. schliesst mit den Worten: In denjenigen Ländern, in denen der Alkoholismus auf 
gesetzlichem oder privatem Wege bekämpft wird, nimmt er nicht zu. 

Journal d’hygi&ne, 20. VL 93. H. Citron (Berlin). 

Organisirte Krankenpflege. 

Die für die Einrichtung des Eisenbahnverkehrs in Cholerazeiten vom Minister 
des Innern neuerdings aufgestellten Grundsätze sind, wie jetzt mitgetheilt wird, im Wesent¬ 
lichen die folgenden: Von den Gesundheitsbehörden wird den Eisenbahn-Direktionen mit¬ 
getheilt, welche Stationen mit den erforderlichen Krankentransportmitteln versehen sind 
und eine geeignete Krankenunterkunft bieten. Auf allen diesen „Krankenübergabestationen 2 
ist von der Eisenbahnverwaltung auf die Bereitstellung der erforderlichen Räumlichkeiten 
zur vorläufigen Unterbringung von Erkrankten Bedacht zu nehmen. Bei Annäherung der 
Cholera an die Grenze werden auf den Zollrevisionsstationen des Grenzgebiets, wo ein er¬ 
heblicher Zutritt von Reisenden aus dem von der Cholera ergriffenen Lande stattfindet, 
Aerzte bei der Ankunft der Züge ständig anwesend sein, um an der Cholera Erkrankten 
oder der Erkrankung Verdächtigen ihre Hilfe angedeihen zu lassen. Eine Untersuchung 
aller Reisenden ist nicht die Aufgabe der Aerzte; doch haben sie bei der Zollabfertigung 
eintretenden Falles über die Nothwendigkeit der Desinfektion von schmutziger Wäsche etc. 
Entscheidung zu treffen. Im Innern des Landes findet beim Auftreten der Cholera eine 
regelmässige Untersuchung der Reisenden nicht statt; es werden jedoch dem Personal die 
Stationen bekannt gegeben, auf denen Aerzte sofort erreichbar und zur Verfügung sind. 
Ist während der Fahrt ein Reisender erkrankt, so ist er der nächsten Uebergabestation zu 
übergeben, wenn er dies wünscht oder wenn sein Zustand eine Weiterbeförderung unthun- 
lich macht Verlangt er seine Reise fortzusetzen, so ist die ärztliche Entscheidung dar¬ 
über, ob der Reisende weiter befördert werden darf, auf der nächsten Station, wo ein Arzt 
anwesend ist, einzuholen. Will der Erkrankte den Zug auf einer Unterwegsstation vor 
der nächsten Uebergabestation verlassen, so ist er hieran nicht zu hindern. Der Zugführer 
hat aber dem diensthabenden Beamten der Station, auf der der Erkrankte den Zug ver¬ 
lässt, Meldung zu machen, damit der Beamte, falls der Erkrankte nicht bis zum Eintreffen 
ärztlicher Hilfe auf dem Bahnhofe, wo er möglichst zu isoliren ist, bleiben will, seinen 
Namen, Wohnort und sein Absteigequartier feststellen und der nächsten Polizeibehörde 
mittheilen kann. Weitere Grundsätze handeln von den Maassregeln, die zur Sicherung 
der übrigen Reisenden, zur Desinficirung der Wagen etc. erforderlich sind. Eine Be¬ 
schränkung des Eisenbahngepäck- und Güterverkehrs findet, abgesehen von 
besonders ergangenen Ausfuhr- und Einfuhrverboten, nicht statt. Eine Desinfektion 
von Reisegepäck und Gütern findet künftig nur bei Reisegepäck auf besondere Anordnung 


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der Aerzte, für Güter nur bei solchen Gegenständen statt, die nach Ansicht der Orts- 
Gesundheitsbehörde als mit Choleraentleerungen beschmutzt zu erachten sind. Briefe und 
Correspondenzen, Drucksachen, Bücher, Zeitungen, Geschäftspapiere etc. unterliegen keiner 
Desinfektion. 

Bezüglich der Hilfeleistung durch Diakonissen beim etwaigen Ausbruch einer 
Choleraepidemie ist nach einer Mittheilung des Cultusministers an die Oberpräsidenten 
mit den Krankenhäusern zu Altona, Augsburg, Berlin (Bethanien, Elisabeth- und Lazarus¬ 
krankenhaus, Paul Gerhard-Stift, Magdalenen- Stift), Bielefeld, Braunschweig, Breslau, 
Cassel, Creschwitz, Darmstadt, Dresden, Frankenstein, Frankfurt a. M., Halle a. S., Ham¬ 
burg (Bethesda und Bethlehem), Hannover, Kaiserswerth, Königsberg, Ludwigslust, Nowa- 
wes, Stettin (Neutorney-Bethanien, Stift Salem), Posen, Stuttgart, Witten, ferner zu Bremen, 
Danzig, Eisenach, Flensburg, Karlsruhe, Mannheim, Sobernheim und Speyer eine Verein¬ 
barung abgeschlossen worden. Diese Anstalten werden bei mehr lokalem Auftreten einer 
Seuche in ihrem Bezirk die direkte Entsendung ihrer Schwestern bewirken. Um bei hef¬ 
tigerem und ausgedehnterem Auftreten der Cholera möglichst kräftig helfen zu können,' 
ist bestimmt worden, dass als Centralvermittlungsstelle das Diakonissenhaus zu Kaisers¬ 
werth gelten soll. Dorthin sind die Bitten um Diakonissen zu richten, und von dort 
werden die von den einzelnen Diakonissenhäusem zur Verfügung gestellten Diakonissen 
nach den Choleraorten, wenn nöthig auf telegraphischem Wege, abgeordnet werden. 

Metropolitan Workhouse Inflrm&ry Nursing Association« 

Die Gesellschaft erlässt einen Aufruf, in der sie auf die Unzulänglichkeit des Warte¬ 
personals in den Arbeitshäusern und den dazu gehörigen Krankenabtheilungen aufmerksam 
macht. In sieben Arbeitshäusern der Metropolitan-Grafschaft waren im letzten Jahre noch 
unausgebildete Wärterinnen vorhanden. Die Gesellschaft verlangt, dass 1) für alle kranken 
Insassen nur geschultes Wartepersonal verwendet, 2) die Kranken von den Gesunden streng 
geschieden werden, 3) für mehr als drei Wärterinnen eine geschulte Oberwärterin angestellt 
wird. Die Gesellschaft hat seit ihrem Bestehen 491 Wärterinnen in Arbeits-Krankenhäusern 
placirt, von denen sie 190 auf eigene Kosten ausgebildet hat. Zur Zeit unterhält sie 
122 Wärterinnen und lässt 37 ausbilden. 

Der vorstehende Aufruf behandelt die Bildung eines Fonds für Ausbildungszwecke. 

Brit. med. Journal, 13. V. 93. H. Citron (Berlin). 


Bücherschau. 

Hygienische Grundsätze beim Hospitalbau und die Berücksichtigung derselben in 
engUschen Krankenhäusern« Von Dr. Schumburg, Stabsarzt am Königlichen Friedrich- 
Wilhelms-Institut zu Berlin. Berlin 1892. August Hirschwald. (Sonderabdruck aus der 
Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. und öffentl. Sanitätswesen. 3. Folge III. 2l) 

Ein eingehendes Studium der Hospitalhygiene und der in ihrem Dienste stehenden 
Technik ist für den Hospitalarzt, wie der Verf. in der Einleitung zu seiner Abhandlung 
mit Recht hervorhebt, u. A. auch aus folgenden Gründen dringend erforderlich. Einmal 
vermeidet der das Bauprogramm aufstellende Arzt den Fehler, Räume zu verlangen, die 
sich später bei dem Betriebe als überflüssig erweisen. Zweitens vermag der Arzt dem 
Architecten den Zweck der von ihm besonders gewünschten Einrichtungen sachgemäss 
klarzulegen und damit eine richtige Ausführung seines Planes möglichst zu sichern. Ab¬ 
gesehen aber von diesen beiden Momenten, welche lediglich für den Krankenhausarzt Inter¬ 
esse haben, verdienen die bei dem Ausbau eines Hospitals zu berücksichtigenden hygieni¬ 
schen Grundsätze nach unserer Meinung auch Seitens des praktischen Arztes vollste 
Beachtung. Eine grosse Reihe dieser Maximen findet — in entsprechend beschränktem 
Umfange — ihre Anwendung bei der Beurtheilung bezw. Einrichtung eines Krankenzimmers 
im Privathause, und heutzutage, wo die Hygiene einen Hauptgegenstand des medicinischen 
Studiums bildet und in der ärztlichen Thätigkeit eine immer grössere Rolle zu spielen be¬ 
rufen ist, muss der Praktiker alle sanitären Verhältnisse, welche sich auf den Aufenthalts- 

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ort seines Kranken erstrecken, gründlich beherrschen. Man sieht eben heutzutage immer 
mehr ein, dass Licht und Luft oft mehr Einfluss auf die Genesung eines Patienten haben 
als eine complicirte Mixtur und dass andererseits die Erfüllung hygienischer Anforderungen 
an den Wohnraum als eine unerlässliche Vorbedingung für die Erhaltung der Gesundheit 
seiner Inwohner gelten muss. 

Gemäss dem Titel des Aufsatzes sind die einzelnen in Betracht kommenden Capitel 
niemals erschöpfend behandelt, sondern stets nur in ihren Grundlinien gezeichnet. Indessen 
sind alle wesentlichen Fragen klar und mit eingehender Sachkenntniss erörtert. In treff¬ 
licher Weise sind die persönlichen Erfahrungen, welche der Verf. auf einer Studienreise 
in Hospitälern Englands und Belgiens gesammelt hat, verwerthet, und gerade die Gegen¬ 
überstellung der Einrichtungen im Aus- und Inlande bewirkt eine werthvolle Vertiefung 
der Darstellung und erweckt ein besonderes Interesse. Der Reihe nach handelt Sch. 
auf 90 Seiten über Bauplatz, Bauprogramm (Corridor- und Pavillonsystem) und die ein¬ 
zelnen Capitel der technischen Ausführung, nämlich: Fundamentirung, Umfassung»wände, 
Scheidewände, Decken und Dach, Treppen, Eingang, Verbindungsgänge und Corridore, 
Krankensaal (Form, Grösse desselben, Fenster, Thüren, Baderäume, Closets), Tageraum, 
Separatzimmer, Isolirpavillons, Operationszimmer, Leichenhaus, Waschküche, Kochküche, 
Magazine, Beleuchtung, Wasserversorgung, Fortleitung der Abwässer, Müllgruben, Heizung, 
Ventilation. 

Aus der reichen Fülle des Materials können hier nur wenige Punkte hervorgehoben 
werden. 

Als Durchschnittsareal für das Krankenbett sind nicht weniger als 100 qm, wenn 
möglich — namentlich bei ungünstiger Lage des Bauplatzes — 150 qm in Anrechnung zu 
bringen. — Der Bauplatz ist an die Peripherie der Stadt zu legen, um eine freie Lage 
des Hospitals wie eine schnelle Beförderung der Kranken zu demselben zu ermöglichen. — 
Zwischen den speciellen Krankenräumen sollen keine Corridore vorhanden sein, ganz be¬ 
sonders keine sogen. Mittelcorridore. Auch die kurzen Mittelcorridore, zu deren Seiten, 
auch beim Pavillonsystem, die Nebenräume (Theeküche, Wärterraum etc.) zu liegen pflegen, 
müssen möglichst umgangen werden. Die Verwaltungs-, Oeconomie- und Nebengebäude 
sind von den Räumen für Krankenpflege zu trennen — Infectionskranke sollen nicht in 
dem gemeinsamen Pavillon untergebracht werden. (Die Ansicht des Verfassers, „dass ein 
Typhuskranker überall isolirt wird“, ist nicht zutreffend.) — Eine eigentliche „Thee¬ 
küche“ hält Verf. für unnöthig; statt derselben mag in dem Baderauin ein Gaskocher 
mit Wärmeschrank aus Eisenblech, daneben ein Wasserhahn mit Ausguss eingerichtet 
werden. — [Bei der Unterbringung der Wärter hat der Verf. die Dachwohnungen, die in 
jedem Pavillon zur Verfügung stehen können, nicht berücksichtigt.] — [Die vom Verf. 
geforderte „unerlässliche Verbindung der Pavillons mit dem Verwaltungsgebäude“ ist — nach 
den Erfahrungen des Ref. im Krankenhause Friedrichsbain — überflüssig. Erkältungskrank¬ 
heiten sind in letzterem, wo diese Verbindung fehlt, weder unter dem Krankenpflege-noch 
unter dem übrigen Personal häufiger als anderswo.] — Die Umfassungswände des Hospitals 
sollen schlechte Wärmeleiter, trocken, innen glatt, impermeabel und leicht zu reinigen sein. 
Als das einzige Verputzungsmaterial, welches, soweit dem Verf. bekannt ist, die geforderten 
Eigenschaften der Glätte und der Impermeabilität vereinigt, ist die Porzellan-Emaillefarbe 
zu nennen. — An den Treppen verlangt der Verf. mit Recht Geländer auf beiden 
Beiten. — Für den Fussboden empfehlen sich am meisten die Mettlacher Fliesen. [Den 
sogen. Kunstmarmor erwähnt der Verf. nicht ] — In der Form sind die runden Kranken¬ 
säle, weil bei ihnen die sogen, todten Winkel fortfallen, die besten. — Flügelfenster haben 
vor Schiebefenstern, namentlich mit Rücksicht auf die Ventilation, den Vorzug. — 
Besondere Beachtung verdient die leider auch in unseren modernsten Krankenhäusern 
noch vernachlässigte Forderung, die Wäsche nicht trocken zu sammeln, sondern in einem 
mit einem Desinflciens gefüllten Gefässe. Namentlich sollte dieser Modus bei der Wäsche 
der Infectionspavillons stattfinden. — Von der Heizung ist zu verlangen, dass sie die 
Zimmerluft auf eine bestimmte Temperatur erwärme (15 bis 20 Grad C., je nach dem 
Klima), dass bei dem Act der Heizung die Kranken weder durch Geräusch noch durch 
Staub und Gestank belästigt werden und dass die Heizung zugleich der Ventilation diene. — 


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Diese wenigen Stichproben mögen genügen. Eine eingehende Lectüre des Originals 
sei jedem Arzte, der sich über die einschlägigen Fragen rasch orientiren will, aufs wärmste 
empfohlen. J. S. 

Ueber Geschwülste der Harnblase, ihre Prognose und Therapie« Von Dr. Kümmel- 
Hamburg. In recht übersichtlicher Anordnung bei klarer und fesselnder Darstellung 
giebt Verf. in dem vorliegenden Doppelheft der „Berliner Klinik“ einen Ueberblick über 
den Stand unseres Wissens bezüglich der Harnblasengeschwülste. Nach einigen kurzen 
geschichtlichen Vorbemerkungen wird zunächst die pathologische Anatomie in ihren Haupt¬ 
umrissen abgehandelt; es folgt nach einigen statistischen Bemerkungen über Aetiologie 
und Vorkommen eine genaue Schilderung der Symptomatologie. Mit besonderer Sorgfalt 
und Ausführlichkeit ist der Abschnitt über Diagnose und differentielle Diagnose behandelt; 
die verschiedenen diagnostischen Hilfsmittel, die Blutung, die Palpation, die Digitalexplo¬ 
ration der Blase, die Einführung des Katheters, die Anwendung des Cystoskops werden 
in ihrer Bedeutung geschildert, besonders auch die werthvollen Aufschlüsse, die durch die 
Cystoskopie erreicht werden, eingehend gewürdigt. Die Therapie, die natürlich nur eine 
chirurgische sein kann, wird in der vom Verf. geübten Technik, wie sie sich hauptsächlich 
Dank der Trendelenburg’schen Beckenhochlagerung entwickelt hat, eingehend geschildert, 
auch die in einzelnen Fällen erfolgreich ausgeführte totale Blasenentfernung gelangt kurz 
zur Besprechung. Eine Reihe vom Verf. operativ behandelter Fälle, die mannigfaches In¬ 
teresse bieten, werden zum Schluss der Arbeit mitgetheilt, die zur raschen Orientirung 
über den Gegenstand nur zu empfehlen ist. 

Berliner Klinik, Mai 1893. Hermes (Halle). 


Kleine Mittheilungen. 

Die Abhaltung des I. internationalen Samariter-Gongresses ist, wie Prof. Billroth 
namens des Präsidiums mittheilt, in Rücksicht auf die unsichere sanitäre Lage Europas 
bis zum Jahre 1894 verschoben worden. 

Ebenso ist der internationale medicinische Congress in Rom in Folge der in Italien 
herrschenden Cholera auf das nächste Jahr (wahrscheinlich April) verlegt worden. 

65« Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte. Nürnberg 
11. bis 1$. September 1898« 

Das Empfangs-, Auskünfte- und Wohnungsbureau wird im Prüfungssaal der Kreis¬ 
realschule (Bahnhof) geöffnet sein: am Samstag, den 9. September Nachmittags von 4 bis 
8Vs Uhr, am Sonntag, den 10. September von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Nachts, am 
Montag, den 11. September von 8 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends und an den folgenden 
Tagen an noch näher im Tageblatt zu bezeichnenden Stunden. 

Die Verhandlungen können nur solche Mitglieder erhalten, welche mit ihrem Jahres¬ 
beitrag von 5 Mk. noch 6 Mk. besonders eingesandt haben. Diese 6 Mk. werden denselben 
bei Bezahlung der 12 Mk. für die Theilnehmerkarte abgerechnet. Die für das Jahr 1892 
bereits eingezahlten 6 Mk. (zum Zweck des Bezuges der Verhandlungen) gelten nach Be 
Schluss der Vorstandschaft gleich dem Mitgliederbeitrag auch für das Jahr 1893. 

Nichtmitglieder, welche gemäss § 4 Absatz 2 der Geschäftsordnung als Theilnehmer 
erscheinen, können die gedruckten Verhandlungen in Nürnberg während der Versammlung 
bestellen, sind aber betreffs der Bezahlung und des Bezugs derselben auf den Buchhändler¬ 
weg angewiesen. 

Mitgliederkarten können gegen Einsendung von 5 Mk. 5 Pf. vom Schatzmeister der 
Gesellschaft, Herrn Dr. Carl Lampe-Viecher zu Leipzig (F. C. W. Vogel) an der 
1 Bürgerschule jederzeit, Theilnehmerkarten gegen Einsendung von 12 Mk. 25 Pf. von 
dem I. Geschäftsführer der Versammlung in der Zeit vom 24. August bis 7. September 
bezogen werden. 

Alle auf die Versammlung oder die allgemeinen Sitzungen bezüglichen Briefe (excl. 
Wohnungsbestellungen) bitten wir an den ersten Geschäftsführer Medicinalrath Merkel, 

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Nürnberg, Josephsplatz 3, alle auf die Abtheilungen und die in denselben zu haltenden 
Vorträge bezughabenden Briefe an die einführenden Vorsitzenden der einzelnen Abthei¬ 
lungen zu richten. 

Allgemeine Tagesordnung, Sonntag, den 10. September Abends 8 Uhr: Begrünung 
in den oberen Räumen der „Gesellschaft Museum“ (mit Damen). — Montag, den 11. Sep¬ 
tember Morgens 9 Uhr: I. Allgemeine Sitzung im Saale des Industrie- und Cultur-Vereins. 
1. Eröffnung der Versammlung; Begrüssungen und Ansprachen; Mittheilungen zur Geschäfts¬ 
ordnung. 2. Geheimrath Professor Dr. v. Bergmann (Berlin): Nachruf auf die Herren 
A. W. y. Hofmann und Werner Siemens. 3. Vortrag des Herrn Geh. Rath Professor 
Dr. His (Leipzig): Ueber den Aufbau unseres Nervensystems. 4. Vortrag des Herrn Geh. 
Rath Professor Dr. Pfeffer (Leipzig): Ueber die Reizbarkeit der Pflanzen. Nachmittags 
3 Uhr: Bildung und Eröffnung der Abtheilungen. Abends 6 Uhr: Gesellige Vereinigung 
in der „Restauration des Stadtparkes“ (Einladung der Stadt Nürnberg). — Dienstag, den 
12. September. Sitzungen der Abtheilungen. Abends 6 Uhr: Festmahl im „Gasthof zum 
Strauss.“ — Mittwoch, den 13. September Morgens 9 Uhr: H. Allgemeine Sitzung im 
Saale des Industrie- und Cultur-Vereins. 1. Vortrag des Herrn Professor Dr. Strümpell 
(Erlangen): Ueber die , Alkoholfrage vom ärztlichen Standpunkt aus. 2. Professor 
Dr. Günther (München): Palaeontologie und physische Geographie in ihrer geschicht¬ 
lichen Wechselwirkung. 3. Geschäfts-Sitzung der Gesellschaft Abends 6 Uhr: Gesellige 
Vereinigung im Park der Rosenau. — Donnerstag, den 14. September. Sitzungen der 
Abtheilungen. Abends 8 Uhr: Festball im „Gasthof zum Strauss“. — Freitag, den 15. Sep¬ 
tember Morgens 9 Uhr: III. Allgemeine Sitzung im Saale des Industrie- und Cultur-Vereins. 
1. Vortrag des Herrn Geh. Rath Professor Dr. Hensen (Kiel): Mittheilung einiger Er¬ 
gebnisse der Plankton-Expedition der Humboldtstiftung. 2. Vortrag des Herrn Professor 
Dr. Hüppe (Prag): Ueber die Ursachen der Gährungen und Infectiönskrankheiten und 
deren Beziehungen zur Energetik. 3. Schluss der Versammlung. Nachmittags 2 Uhr 
Ausflüge der verschiedenen Abtheilungen: a) nach Erlangen, b) nach Bamberg, c) nach 
der Krottenseer Höhle, d) nach der Hubirg bei Pommelsbrunn. Abends 8 Uhr stehen die 
oberen Räume der Gesellschaft Museum den Theilnehmem mit ihren Damen zur Verfügung, 
soweit dieselben anwesend sind. — Samstag, den 16. September Morgens: Ausflug nach 
Rothenburg zum „Festspiel“ daselbst. 


Die Friedrichstädtische Buchhandlung (A. Hannemann) in Berb'n, Friedrichstr. 41/42, 
versendet ihr soeben erschienenes Antiquariatsverzeichniss, enthaltend: „Neueste 
Erwerbungen aus dem Gesammtgebiete der Me die in und deren Hilfswissenschaften“. An 
Interessenten wird das Verzeichniss kostenlos abgegeben. 


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fßF* Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figuren¬ 
stöcke dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dergl. m.) an die Exped. 
„Fischer’s medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adressiren. Desgleichen sind an 
letztere alle auf Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


—Hh Aerztliche Polytechnik. +*•— 

Redakteur: Dr. G. Beck. 

Inhalt: Reffe rate: IzhalfttiOBsappArate. Pneumatische Kammer. — Inhalationsdesinfector. — lastm- 
aesto fir chirurgische Diagnosen. Urethroskope. — Yaginalspeculum. — Zungenhalter. — Mundsperrer. — 
Operation»-lAstrnneste. Tonsiliotome. — Laryngealkatheter. — Nadelscheere für Hasenscharten suturen. — 
Hämorrhoidalklammer. — Chloroformirungsapparat. — Kalte Schlingen für verschiedene Zwecke. — Nadel für 
Stielligaturen. — Irrigation«• and lzjectioasinstramente. Chirurgischer SpülmeisseL — Urethralspritzen. — 
Pravaz’sche Spritze. — Augen- und Ohrendouchen. — Sechanotherapent. Apparat zur Streckung anchylotischer 
Kniegelenke. — Elektrotherapent. Apparat. Gülcher’scbe Thermosäule. — Patentberleht. 


Inhalationsapparate. 

Vorrichtung zum Eiuathmen medizinischer Gase und Dämpfe von John 
Nixon in Farmland (County of Randolf, Indiana, V. St. A.). (D. R.-P. 67662.) 
Der Zweck der Erfindung ist der, bei der Behandlung von Lungen- oder Hals¬ 
krankheiten zu ermöglichen, dass der Kranke von einer mit Heilstoffen durch¬ 
setzten Luftmenge umgeben wird und dieselbe einzuathmen gezwungen ist, 
während der Arzt in der Lage ist, sowohl die Beschaffenheit der Luft, als auch 
den jederzeit herrschenden Druck zu regeln. 

Das den Gas- oder Dampfraum bildende Gehäuse A besitzt an der einen 
Seite eine Oeffhung für den Eintritt des Kranken; diese Oeffnung ist während 
der Behandlung durch eine bewegliche Thür verschlossen, so dass der Kranke 
sich in einem luftdicht geschlossenen Raum befindet. 

In einiger Entfernung von der Decke des Gehäuses A ist die waagrechte 
Scheidewand. Auf der letzteren ruht ein metallisches Gefäss C y welches durch 
die Decke des Gefässes A hindurch nach oben ragt; dasselbe ist mit präparirter 
Wolle oder einer ähnlichen aufsaugenden Einlage angefüllt. Letztere ist zur 
Aufnahme von flüssigem Heilstoff bestimmt, welcher in geeigneter Weise zur 
Verflüchtigung oder Verdampfung gelangen soll. Von dem Gefäss C gehen 
zwischen der Scheidewand und der Decke des Behälters A mehrere Rohre E 
durch die Scheidewand hindurch an den Innenseiten des Behälters A entlang 
nach unten. Die Rohre E sind durchlöchert, damit ihr Inhalt in den Behälter A 
gelangen kann. Die offenen Enden der Rohre E münden an jeder Seite in ein 
Tropfrohr F, mittelst dessen etwa sich bildende Flüssigkeiten in den Näpfen G 
gesammelt werden. 

An der einen Seite des Behälters A ist ein Kessel H angeordnet, dessen 
oberer Theil mit dem Gefäss C durch ein Dampfrohr I verbunden ist; letzteres 
ist mit einem Abschlussventil J und einem Tropfhahn L versehen. Zu beiden 
Seiten des Kessels H sind die Behälter M und N für flüchtige Heilmittel vor¬ 
gesehen. Jeder derselben ist unten durch ein Rohr 0 mit dem Innern des 


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Kessels H und oben durch ein Rohr P mit dem Dampfirohr / verbunden; sämmt- 
liche Verbindungsrohre sind mit geeigneten Absperrorganen versehen. 

Mit dem Behälter A ist eine Luftpumpe S durch das Rohr B in Verbindung' 
gesetzt, damit die in dem geschlossenen Behälter A befindliche Luft bis zu 
einem jeweils erwünschten Grade verdünnt werden kann. 

Die Wirkungsweise des Apparates ist folgende: 

Bevor der Kranke in den Behälter A gebracht wird, füllt man den Kessel H 
theilweise mit Wasser und jeden der Behälter M und N mit verschiedenen Heil- 



Fig. 237. 

mittein in flüssiger Form, die zur Anwendung gelangen sollen, sei es, dass man 
sie gemeinsam oder jedes besonders anwenden will. Dann wird auch das ab- 
sorbirende Material des Gefässes C mit einem flüssigen Heilmittel versehen. 

Alsdann wird aus einem oder aus beiden Behältern M und N Heilstoff in 
den Kessel H gebracht, bis das im letzteren befindliche Wasser bis zu dem 
gewünschten Grade mit dem Heilstoff geschwängert ist. 

Dann wird der Kessel geheizt und so das mit Heilstoflfen durchsetzte Wasser 
zur Verdampfung gebracht, bis ein geringer Druck erreicht ist. Der Kranke wird 
in den Behälter A hineingebracht und die Thür geschlossen. Mittelst der Luft¬ 
pumpe wird die Luft aus dem Behälter A theilweise herausgepumpt, wodurch 
der Kranke gezwungen wird, tief zu athmen. Dann wird das Ventil J geöflhet 
und der Dampf strömt aus dem Kessel H in das Gefäss C, wo er noch weiter 
mit Heilstofif durchsetzt wird. Von hier dringt der Dampf durch die Rohre E 
in das Innere des Behälters A ein, indem er sich durch die seitlichen Durch¬ 
bohrungen vertheilt. Auf diese Weise ist eine künstliche Luftmenge gebildet, 
welche bis in die innersten Theile der Lunge eindringt, so dass die Heilstoflfe 
direct bis zu den kranken Theilen gelangen. 

Mittelst der Behälter M und V, des Kessels und des Gefässes C lässt sich 
eine grosse Mannigfaltigkeit in der Verwendung der Heilmittel erzielen, je nach¬ 
dem es das für die einzelnen Kranken gebotene Heilverfahren erfordert. 


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Lnftdesinfector für Einathmungszwecke von Dr. Anton Cihalik in Königl. 
Weinberge und JohannNesetril inPrag. (D. R.-P. 67724.) Dieser Desinfections- 
und Inhalationsapparat beruht auf dem Princip, auf einem kleinen Raum eine 
möglichst grosse Verdunstfläche, welche mit der betreffenden Desinfections- 
liüssigkeit ununterbrochen und gleichmässig befeuchtet wird, zu erzielen und so 
durch das natürliche Verdunsten die Desinfectionsflüssigkeit in genügender Menge 
in die Luft zu übertragen. 

Der Apparat besteht aus einer Schraube S, die von einem Gehäuse G um¬ 
schlossen ist und von einem Antrieb werk W in eine langsame Drehbewegung 
gebracht wird. 

Die Schraube S ist aus Glas, Metall oder irgend einem entsprechenden 
Material ausgeführt und hat behufs Erzielung einer grösstmöglichen Verdunst- 
fläche sehr tiefe Gewindegänge und eine geringe Ganghöhe. Die mit den Luft- 



Fig. 238. 


löchern o versehene und hohle Schraubenspindel a ist am rechten Ende mit 
einem schwachen Zapfen z , der in dem Metallstück m gelagert ist, ausgestattet, 
während am linken Ende die Spindel a durch eine Kupplung mit der Antriebs¬ 
welle v verbunden wird. Die Kupplung wird in der Art bewerkstelligt, dass 
in dem Hohlraum der Spindel a ein Kreuzstück k mit einer quadratischen Aus¬ 
höhlung i befestigt und in die letztere das Vierkant der Antriebwelle v einge¬ 
steckt wird. Durch diese Anordnung kann die Schraube bei Reinigung der¬ 
selben und des Gehäuses sehr leicht herausgenommen und wieder eingesetzt 
werden. 

Die ganze Schraube ist von einem blechernen, cylindrischen, auf der Holz¬ 
platte H befestigten Gehäuse G, dessen obere Hälfte aufklappbar und mit einem 
gelochten Mantel dj versehen ist, umschlossen. Ueber dem Deckel d x ist noch 


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ein zweiter, ebenfalls aufklappbarer Deckel d^ angebracht, dessen Mantel mit 
kleineren Oeffnungen c als der Deckel d lf und zwar zu dem Zwecke versehen 
ist, um das Verdunsten beim Oeffnen des einen oder der beiden Deckel zu 
beschleunigen. Zur Erzielung einer Luftströmung im Gehäuse selbst dienen 
die beiderseits im Gehäuse angeordneten Luftkanäle nj *4 und ausserdem ein 
Ventilator r, welcher gleichzeitig zur Regelung des Antrieb Werkes dient. 
Die Windflügel /*, von einer Trommel t umgeben, deren Wiudkanal e in die 
Höhlung der Spindel a führt. Der in die letztere eingeblasene Luftstrom saugt 
noch aus dem Kanal w, Luft ein und strömt durch die Oeffhungen o heraus, 
wodurch die aus der Flüssigkeit emportauchenden und befeuchteten Gewinde¬ 
gänge mit diesem Luftstrom in Berührung gelangen, dieser mit den kleinsten 
Theilchen der Flüssigkeit gesättigt wird und durch die Deckel d l d^ entweicht 
Die Flüssigkeit wird in fortwährendem Kreislauf erhalten, indem dieselbe gegen 
die eine Querwand gedrängt wird und an der Längswand des Gehäuses zurück- 
fliessen muss. 

Die Schraubengewinde können auch an einzelnen Stellen mit kleinen 
hohlen Löffeln l ausgestattet werden, welche die Luft direct in die Flüssigkeit 
bringen und die letztere zwischen den einzelnen Gewinden aufmischen. Das 
Antriebswerk W muss genügend stark sein, durch einmaliges Aufziehen wenig¬ 
stens 12 Stunden im Gange bleiben und einen genügenden Luftstrom ent¬ 
wickeln. 

Der Apparat geht ganz geräuschlos, bedarf keiner öfteren Bedienung, da 
es nur nothwendig ist, das Antriebswerk W täglich einmal aufzuziehen und die 
Flüssigkeit nachzugiessen. Da dieser Apparat ausser den angeführten Eigen¬ 
schaften und Vortheilen noch eine schöne äussere Form besitzt und wenig 
Raum einnimmt, wird er wohl dem längst gefühlten Bedarf eines guten und 
billigen Apparates zur Desinficirung, Verbesserung und Erfrischung von Luft 
in Wohnräumen, öffentlichen Localen, Schulen, Krankenhäusern u. s. w. ab¬ 
helfen. 


Instrumente für chirurgische Diagnose. 

W. Otis verbessertes Urethroscop. Um die bisherigen Nachtheile der 
electrischen Urethroscope (Schwere, Schwierigkeit und Kostspieligkeit der Con- 
struction) möglichst zu umgehen, hat Otis ein neues Instrument angegeben, wo¬ 
bei er statt reflectirten Lichts eines Concavspiegels eine Linse als Condensor 
benutzt. Dasselbe besteht (Fig. 239) aus einem IV 4 Zoll langen, l / 2 Zoll breiten 
Metallrohr, das an einem Ende geschlossen, l / A Zoll vor dem andern Ende eine 
planconvexe Linse trägt, die behufs Reinigung leicht herausgenommen werden 
kann. Nahe dem geschlossenen Ende ist ein Winkelrohr angesetzt, V 4 Zoll lang, 
V* Zoll im Durchmesser betragend, durch das die Lichtquelle, ein kleines Glüh¬ 
licht, eingeführt wird und das mit Ventilationslöchern versehen ist. Der Hand¬ 
griff besteht aus einem 1 Zoll langen Stück Hartgummi, durch den die Leitungs¬ 
schnüre zur Lampe gehen und das mittelst eines Bajonetverschlusses in das Rohr 
befestigt wird, während eine Daumenschraube Oeflfnung und Schliessung des 
Stroms gestattet resp. die Function der Lampe regulirt. Das Instrument ist 
durch einen starken Draht von 1 V 2 Zoll Länge mit stellbaren Chamiergelenken 
an beiden Enden mit dem Urethroscop verbunden. Bei Benutzung der von Otis 
bevorzugten Klotz’schen Röhre wird ein kleiner Zapfen am distalen finde des 
flachen Fusses in ein entsprechendes Loch in die Urethroscopplatte gesteckt 


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wobei durch ein besonderes Charnier die Möglichkeit einer Drehung um 
V 4 Kreisbogen gegeben ist. Als Vorzüge rühmt Otis seinem Instrument 



Fig. 239. 


besonders den Ausschluss allen fremden Lichtes, bessere Zugänglichkeit zur 
Urethra für Auge und Instrumentenapplication, bessere Lichtintensität, geringes 
Gewicht (weniger als 30 gr) und Einfachheit der Construction nach. Sehr. 

Urethroscop mit Vorrichtung zum Aufblasen der Urethra« Ueberzeugt von 
den Nachtheilen, die den bisherigen Urethro- 
scopen und auch dem Otis’schen Instrumente 
anhaften, dass sie nur eine kleine rundliche 
Schleimhautfläche am Ende der dünnen 
Canüle zu überblicken gestatten, hat Fen- 
wick das Leiter’sche Urethroscop mit einer 
Vorrichtung zum Aufblasen der Urethra ver¬ 
bunden, die aus Fig. 240 ersichtlich ist und 
die ein grösseres Gebiet der Schleimhaut, 
eine lange flache Wand sichtbar macht, 
allerdings die Anwendung eines Diaphrag¬ 
mas (D) benöthigt (um das Entweichen der 
eingeblasenen Luft zu verhindern), sonach 
Localbehandlung unter Leitung des Lichtes 
nicht gestattet. 

Brit. med. Journ. 1892 31. Dez. Sehr. 

Eine neue Speculum-Form, die leicht zu reinigen und zu transportiren ist, 




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366 


stellt das nach A. Duke’s Angaben von Arnold & sons hergestellte Instru¬ 
ment (Fig. 241 und 242) dar. Dasselbe kann zusammengelegt und dann leicht 
in die Tasche geschoben werden. Wenn aufgespannt, dehnt es die Vagina 



Fig. 242. 


in der ganzen Länge aus und lässt sowohl die Vagina, als den Cervix Uteri gut 
übersehen. 

Brit. med. Journ. 11. III. 1893. Sehr. 

'Chevalier Q. Jackson (Pittsburg) benutzt auschliesslich, namentlich auch 
bei Untersuchungen und Operationen im Nasenrachenraum den nebenstehenden, 

von der Firma Tiemann & Co. in vernickeltem 
Stahl in zwei Grössen angefertigten Zungenhalter. 
Derselbe ist, wie aus Figur ersichtlich, eminent asep¬ 
tisch und in der Form des Stiels und Grösse der 
Druckplatte viel zweckmässiger als der Türk’sche 
Zungenhalter. Trotzdem die untere Fläche der Platte 
mit Rücksicht auf vollkommene Asepsis glatt ist, so 
lässt sich damit die Zunge weit besser nach vorn 
bringen als mit dem Türk’schen Instrument, weil die 
vom Stiel im Bogen statt im Winkel abgehende 
Richtung der Platte, wie auch die tiefe Concavität 
der untern Fläche derselben sich hierzu viel besser 
eignet. Auch der Tobold’sche Zungenhalter mit 
seinem Charnier und seiner breiten, an die Zähne 
anstossenden Zungenfläche wird von dem vorliegen¬ 
den an Zweckmässigkeit weit übertroffen. Das In¬ 
strument hat sich in Amerika rasch eingebürgert und 
ist dort zum Preise von 1,75 Dollars bei der Firma 
Tiemann & Co. erhältlich. 

Med. Record 1893, May 7. 

Ein neuer Mundsperrer von Th. Dunott (Harrisburg) unterscheidet sich 
von allen bisher angegebenen dadurch, dass zu Stütze und Sicherung seiner 
Lage nicht nur die Mundwinkel und der Unterkiefer benutzt werden, sondern 
auch eine Backenpelotte beigezogen wird, auf welcher das Instrument mittelst 
Riemen sich einhängen lässt. Für Fälle, wie derjenige, der zu der Erfindung 
des abgebildeten Instruments Veranlassung gab, wo bei einem unvollkommen 
narkotisirten, der Operation eines grossen und sehr vasculären Nasenrachentumors 
unterliegenden Patienten im kritischen Moment ein gewöhnlicher kunstgerecht 
angelegter Mundsperrer stets auszugleiten drohte, dürfte der im vorliegenden 
Instrument verwirklichte Vorschlag seine volle Berechtigung haben. 



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367 



Fig. 244. 

New-York med. Journ. 1892, Nov. 12. 


Operations-Instrumente. 

Arthur Nobbs (Atlanta) benutzt in der grossen Mehrzahl der Fälle, welche 
die Tonsillotomie indiciren, das nachstehend abgebildete Messer und Tenacnla 
an Stelle der guillotinenförmigen Tonsillotome, weil damit eine viel reinere 



Fig. 245. 


Wundfläche zu erzielen ist und der Tumor mit dem zweispitzigen Tenaculum 
gerade soviel als erforderlich aus seinem Gewölbe hervorgezogen werden kann. 
Bei allfälligem Brechreiz genügt eine 
kleine Drehung des Griffs, um denselben 
auszuheben. Die in der Figur nicht ganz 
richtig dargestellten Klingen sind sowohl 
nach der Fläche als nach der Schneide 
gekrümmt. H. führt den Schnitt zur Scho¬ 
nung der Zunge fast immer nach aufwärts; 
daher bedarf selbst der ambidextre Ope¬ 
rateur eines rechts- und linksseitigen Messers. 

In der Zahl von über 1000 Tonsillotomien hat sich H. bei 75 pCt. der Fälle 
dieser Messer zu seiner grössten Zufriedenheit bedient. Nur bei ganz jungen 
Kindern und in Fällen, wo die Basis des Tumors relativ wenig umfangreich ist, 
benutzt er die Guillotine. 

Ophthalmie Record, Mai 1892. 



Fig. 246. 


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368 


Ein neues von Prof. v. Bruns angegebenes Tonsillotom (gesetzl. geschützt), 
dessen Beschreibung wir von der fabricirenden Firma Adam Storz in Tutt¬ 
lingen erhielten, ist dem Mathieu’schen ähnlich, nur bedeutend vereinfacht, denn 
während das Letztere aus 4 Haupttheilen besteht, ist das vorliegende aus nur 



Fig. 247. 


3 Haupttheilen zusammengesetzt, dem oberen Messer A , dem unteren Messer B 
und der Gabel C. Die beiden Theile A und B haben, wie die Abbildung zeigt, 
zur Hälfte je halbmondförmige, sich gegenüberliegende Schneiden, welche in 



B 


Fig. 248. 

offenem Zustande, Fig. 249, durch die gegenüberliegenden stumpfen Seiten jeden 
Theiles gedeckt sind, so dass ein Schneiden, bevor die Mandel durch die Gabel 
aufgespiesst ist, unmöglich ist. 



Fig. 249. 


Ein ganz besonderer Vorzug dieses Tonsillotoms ist die Aseptik, welche 
noch bei keinem dieser Instrumente in diesem Maasse zur Anwendung kommen 
konnte. Um das Tonsillotom auseinanderzunehmen, wird der Stift des Feder- 



Fig. 250. 


chens D durch Vorschieben der Gabel C in die Höhe gehoben, wodurch das 
Messer B vorgeschoben werden kann, bis die Schraube a in das Loch b ein- 
und die Schraube c aus dem Schlitz d ausgetreten ist (Fig. 250), worauf das 
Messer B abgehoben wird. Das Abheben der Gabel C und des Federchens D 
geschieht durch Lösen der Fingerschräubchen. 


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369 


Einen ingeniösen Mechanismus zeigt ein neues combinirtes Tonsillotom und 
Uynlotom von Ancrum (Charleston). In dem Hartgummigriff, der in bekannter 
Weise ohne Fugen mit dem Stahlschaft des Instruments verschweisst ist, steckt 
eine Spiralfeder Vor der Operation wird dieselbe durch Druck auf die am 



Fig. 251. 


proximalen Ende des Instruments befindliche Kugel gespannt. Sie befindet sich 
in diesem Zustande in Verbindung mit einer unter dem Stachel befindlichen 
Sperrklinke, in welcher Stellung die Mandel in die Oeffnung des Ringmessers 
gebracht wird. Stösst man nun den Stachel rasch vor, so hebt sich die Sperr¬ 
klinke aus der Feder, deren Kraft auslösend 
den Schnitt der Guillotine ganz automatisch 
veranlassend. Bei der Schnelligkeit, mit 
welcher derselbe erfolgt, lässt sich leicht 
voraussehen, dass die Operation sozusagen 
schmerzlos und mit grosser Sicherheit aus¬ 
geführt wird. 

In Fig. 252 wird der Ring der Guillotine durch Aufsetzen einer Platte ent¬ 
sprechend verkleinert und derart das Instrument als Uvulotom benutzt. 

Das Instrument wurde mit grossem Geschick von der Firma Tiemann&Co. 
für den Erfinder angefertigt. 

Med. News 1893, Jan. 7. 



Fig. 252. 


Zu bessern Verständnis des im Augustheft pag. 327 beschriebenen Ton- 
sillotoms von Dr. Schütz fügen wir noch die aus Versehen weggebliebene 



Figur der Schneideklinge, eine Frontansicht derselben darstellend, bei. 


Ein Laryngealkatheter von Darter (aus Texas) soll die Beseitigung der 
augenblicklichen Erstickungsgefahr bei Diphtheritis und Croup in ungefährlicherer 
und rascherer Weise als die O’Dwyer’schen Tuben bewirken. Das Instrument 
besteht aus einem Weichgummikatheter mit vorderer Oeffnung, durch welchen 
ein vorn mit einem hohlen cylindrischen beidseitig geöffneten Köpfchen ver¬ 
sehener Mandrin geführt wird. An dem Katheter befindet sich ein Schieber aus 
Hartgummi, der den Zähnen als Unterlage dient. Nebst den bereits erwähnten 
Vorzügen der grössern Gefahrlosigkeit und leichtern Ausführung in weniger 
geübten Händen ist auch die Billigkeit desselben gegenüber dem O’Dwyer’schen 
Apparat und seinen mannigfachen Nachahmungen hervorzuheben. Ob sich der- 


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870 


selbe jedoch in praxi bereits bewährt habe, ist aus dem citirten Artikel nicht 



Fig. 254. 


zu ersehen. Der Preis dieses von der Firma Tiemann & Co. angefertigten 
Katheters beträgt 5,50 Dollars. 

Texas Courier Record of Medecine. 



Carline h'at von Lynch & Co. in 
London eine Nadelscheere für Hase* 
scharten suturen construiren lassen, die 
sich durch grosse Kraft und einfache 
Construction auszeichnet und die selbst 
einen Stahldraht No. 14 leicht durch¬ 
schneidet. Dieselbe ist eine sehr kurze 
Scheere mit langen Hebelarmen. Die 
Spiralfeder zwischen den Griffen kann 
leicht entfernt werden, da sie nur 
auf zwei Zapfen an den Handgriffen 
aufsitzt. 

Brit. med. Journ. 21. I. 93. 

Sehr. 


Ward Cousins hat von Arnold & sons eine H&morrhoidalz&nge, eine 
Modification des H. Smith’schen Instruments, construiren lassen, die sich durch 
breite Elfenbeinplatten und einen am Ende der Zange angebrachten kleinen 
Hebel, der das Entweichen der gefassten Masse aus dem Griff der Zange ver- 



Fig. 256. 

hindern soll, auszeichnet. Das Instrument ist mit einer Daumenschraube ztun 
Schliessen der Branchen versehen und erleichtert die Operation der Hämorrhoidal¬ 
knoten mittelst Cauterisation, die seit Jahren ausgedehnt angewandt wird, sehr. 
Brit. med. Journ. 1. II. 93. Sehr. 


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37 i 


Ein Betänbnngsapparat von Dr. Jul. Albrecht in Frankfurt a. M. 
(D. R.-P. 67517) besteht aus dem Flüssigkeitsglas o, der Entwicklungskammer b, 
dem Ausathmungsventil c, der Maske d und dem Luftzuführventilchen e an der¬ 
selben. 

Das Gläschen a hat unten einen Hals mit kegelförmiger Oeffhung, in welche 
der Regulirstift f luftdicht eingeschliffen ist. Es ist umgeben von einer Metall¬ 
hülse g , die oben den Verschluss h trägt, der sowohl zum Abdichten des Glases, 
als auch zum Eingiessen der Flüssigkeit durch die Bohrung i dient, welche 
letztere durch eine drehbare Zunge be¬ 
liebig geöffnet und geschlossen werden 
kann. Der Regulirstift f ist in seinem 
Verschluss durch Schraubengewinde ver¬ 
stellbar und trägt oben den Zeiger l. 

Durch entsprechende Drehung dieses 
Zeigers wird der Regulirstift f in der 
kegelförmigen Oeffnung des Glases ge¬ 
senkt, wodurch rings im Konus ein Schalt¬ 
raum entsteht, der je nach Grösse der 
Oeflhung und der Dichte der Flüssigkeit 
eine bestimmte Anzahl Tropfen der letz¬ 
teren in einer gewissen Zeit an der Spitze 
des Stiftes f abtropfen lässt, oder gehoben, 
wodurch der Verschluss wieder bewirkt 
wird. Auf den äusseren Ringflächen des 
Verschlusses befinden sich, entsprechend 
den verschiedenen Flüssigkeiten, Chloro¬ 
form, Aetherbromat u. s. w., durch Versuch 
festgestellte Scalen, welche 
ein genaues Einstellen des 
Zeigers l ermöglichen. 

Ebenso sind solche an den 
Oeffnungen der Hülse g 
verzeichnet, um jederzeit 
den Abfluss aus dem Glas 
controliren zu können. Die 
Entwickelungskammer b 
enthält ein Gestell m mit 
Flanell überspannt, auf 
welches die Tropfen fallen 
und das Gas zur Entwicke¬ 
lung gelangt, eine Luft¬ 
klappe n zum Einlassen 
bezw. Abschlüssen der 
Luft, ein Rohr o zur Auf¬ 
nahme von m und zur Ein¬ 
führung der Gase beim 
Athmen durch die unter 



Fig. 257. 


dem Rohr befindliche Luftklappe p in die Maske d. An zwei gegenüberliegenden 
Seiten der Entwickelungskammer b sind Schaugläser q zur Beobachtung der 


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m 


Tropfen, welche während der Wirksamkeit des Apparates von der Spitze f 
fallen, angebracht. 

Das Ausathmungsventil c stellt mittelst eines Rohres r die Verbindung der 
Maske d mit der äusseren Luft her. 

Die Maske d , welche durch die Form des Luftpolsters s Nase und Mund 
des Patienten luftdicht einschliesst, trägt seitlich ein regulirbares Luffczuftihrungs- 
ventilchen e, welches gestattet, je nach der Individualität des zu Betäubenden, 
demselben mit den einzuathmenden Gasen mehr oder weniger frische Luft zu¬ 
zuführen. 

Soll der Apparat zur Wirkung gebracht werden, so wird derselbe mittelst 
eines Bandes vor dem Gesicht des Patienten befestigt. Letzterer athmet nun¬ 
mehr durch die Maske d und Klappe p die nach Einstellung des Regulirstiftes / 
in der Entwickelungskammer sich bildenden Gase vermischt mit der während 
des Athmens durch n strömenden Luft ein und hält gleichzeitig das Ventil c 
geschlossen. Beim Ausathmen dagegen öffnet sich das Ventil c und gestattet 
der verbrauchten Luft den freien Austritt aus der Maske d durch das Rohr r, 
während die Luftklappen p und n geschlossen sind. 

Kellogg beschreibt ein neues Verfahren zur Operation von Hämorrhoiden, 
zu dessen Ausführung er die nachstehend abgebildete kalte Schlinge benutzt. 
Das Instrument besteht aus einem am proximalen Ende mit Schraubengang und 
Schraubenmutter a versehenen Schaft, in dessen distales durchbohrtes Ende die 
Schlinge eingeführt wird, der Canüle d, welche der Schlinge als Führer dient, 
und einem federnden Griff, auf welchem die Excursion der Schlinge mittelst 
der Zahnstange b und Einstellung der Schraubenmutter a regulirt wird. An 
letztere stösst die Hülse c an, wenn die Schlinge mittelst Druck auf den federn¬ 
den Arm des Handgriffes zurückgezogen wird. Das Charakteristische des Ver¬ 
fahrens besteht darin, dass vor dem Umlegen der Schlinge der Tumor mit einer 
durch die Oeflfnung der Schlinge hindurch geführten Pincette oder Zange gefasst 
und emporgezogen und dann erst die Schlinge um die Basis des Tumors gelegt 



und zugeschnürt wird. Auf diese Schnürung folgt ein thermo- oder galvano¬ 
kaustisches Verfahren. Kellogg räth hierbei keinen hohen Hitzegrad zu ver¬ 
wenden, sondern sich auf niedrige Rothglühhitze zu beschränken und den 
Thermokauter mit dem Stumpf lange genug in Berührung zu lassen, um eine 
trockene Schorffläche zu erzielen. Kellogg rühmt das Verfahren als ein ausser¬ 
ordentlich expeditives, aseptisches und namentlich mit Bezug auf secundäre 


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373 


Hämorrhagie gefahrloses. Bei innern Hämorrhoiden ist eine vorherige Dilatation 
des Sphincter ani nicht erforderlich. Man kann sich daher auf eine kleine 
Cocaininjection beschränken, um das Verfahren zu einem nahezu schmerzlosen 
zu machen. Das Kellogg’sche Verfahren und Instrument lässt sich auch auf 
viele andere Fälle, wo die mit Kauterisation verbundene Anwendung der kalten 
Schlinge indicirt ist, anwenden. 

Bacteriol. World, Febr. 1893. 


Eine andere kalte Schlinge neuern Datums wird von Asch angegeben. 
Das Instrument ist mit geraden und krummen Führungscanülen a und b , wie 
auch mit der Sajon’schen Cantile c (s. deren Beschreibung in Jahrgang 1884 
dieser Zeitschrift pag. 33) versehen. Letztere wird mittelst der endständigen 
auf Fig. 259 ersichtlichen Gabel in der Drahtklammer mittelst der Schraube 
befestigt. Wenn die Canülen a und b benutzt werden, so werden die Drähte 
durch die nämliche Klammer geführt und mit ihren bis zum proximalen Ende 



des Instruments reichenden Enden daselbst in separirter Richtung durch eine 
Schraube befestigt. Bei jedem Drucke auf der an der untern Seite des Instru¬ 
ments befindlichen Gabel wird der gezähnte Schaft um einen Zahn nach rück¬ 
wärts geschoben und hierdurch die Schlinge successive verkleinert. War die 
Schlinge zu weit geöffnet, so wird die Schraube der Klammer gelüftet und diese 
nach vorwärts geschoben, während die Drähte durch die hintere Schraube in 
unverrückter Lage erhalten werden. Der abnehmbare Griff befindet sich fast 
in der Mitte des Instruments, wodurch die Manipulation desselben erleichtert 
werden soll. 

Tiemann’sches Bulletin No. 4. 


Verbesserte neue Ecraseurschlinge. Wilkin rühmt seiner Nasen-Ecraseur- 
schlinge folgende Vorzüge nach: 1) dass sie mit der gleichen Hand gehalten 
und geführt werden kann, 2) dass die Schlinge, nachdem sie die zu entfernen¬ 
den Gewebe umgiebt, rasch verkleinert werden kann, indem der Retractor 
gegen die Fingerruhe gezogen wird, wonach dann das Ecraseurrad die feste 
Umschnürung besorgt, 3) dass durch die Anordnung zweier fester Haltpunkte, 
zwischen denen der Retractor passiren kann, das Instrument mehr Stetigkeit 
hat, 4) dass jede Form einer Canüle gewählt werden kann, 5) dass fortgesetztes 

27 


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374 


Uebersehen der Nase, des Ohres etc. ermöglicht ist, da die Schlinge ganz von 
ihrer Unterfläche ans besorgt wird. 


Fig. 260. 



Brit. med. journal 1893, March 11. Sehr. 

Eine neue, sehr einfach gestaltete und zu manipulirende Nadel von Crof- 
ford (Memphis) soll ausgezeichnete Dienste leisten bei Laparotomie, wie Über¬ 
haupt zur Sutur und Ligatur grosser, dicker Integumente und Tuinorenstiele. 



Fig. 261. 


Gestalt und Gebrauch derselben sind aus der Abbildung klar ersichtlich. Diese 
Nadel kann von der Firma Tiemann in New-York zum Preise von 2 Dollars 
bezogen werden. 

Memphis Journ. of the med. Sciences, Sept. 1891. 


Irrigation»- und Injectionsinstrumente. 

Poore (New-York) empfiehlt sehr eindringlich einen schon im Jahre 1889 
Von Bark er (London) angegebenen Hohlmeissei mit Spülcanal bei Hüftgelenks- 



Fig. 262. 

Operationen. Das^Original des von der Firma Tiemann für ihn angefertigten 


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375 


Instruments wurde von der Firma Krohne & Sesemann in London construirt 
und ist daselbst ebenfalls erhältlich. 

N.Y. med. Journ. 1893, April 23. 

Wächter (N$w-York) construirt eine Urethral-SpritM^jir locale Behand¬ 
lung des hintersten Theiles der Urethra. Die kleine endständige Olive a besitzt 
an ihrer Basis rückläufige Oeflhung r welche die durch einen im Sondenschaft 
befindlichen Kanal zugeführte Flüssigkeit auf seitlichen Rinnen in den periphe- 



Fig. 263. 


rischen Kanal der Sonde zurückleiten, von wo sie ihren Ausgang durch das 
Mundstück c finden. In die axiale Mündung der eine Scala tragenden Sonde 
wird eine gewöhnliche Spritze b eingesetzt. Das ganze Instrument wird aus 
Hartgummi von der Firma Tiemann & Co. angefertigt. 

Med. Record, Aug. 6, 1893. 

Ein anderer rückläufiger Spülkatheter wird von Lester Keller aus West- 
Virginien angegeben. Die Spülflüssigkeit wird durch die an der Peripherie 
des Katheters angebrachten Längsrinnen-längs der Urethralwandung nach der 



Fig. 264. 


Mündung der Harnröhre geleitet. Durch leichte Drehungen des Katheters wird 
für allseitige Berührung der letztem mit der Spülflüssigkeit gesorgt. 

New-York med. Journ. 1893, April 2. 

Williams (Paterson) benutzt bei chronischen Gonorrhöen der vordem 
Harnröhre die nachstehend abgebildete rückläufig spülende Dilatationssonde. 


©OOO 



Fig. 265. 


Die dilatirenden hohlen Oliven werden an die 6 Zoll lange, Kaliber No. 14 
Charriöre besitzende Spülröhre angeschraubt. 

Med. News 1893, Jan. 7. 


Robinson hat eine Spritze für tiefe Urethralinjectionen angegeben, die 
das bei der Behandlung spec. der chronischen Gonorrhöen so wichtige Appli- 

27* 


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376 


ciren der Medicamente auf die tieferen Partien der Urethra ermöglichen soll 
Der Umfang der Röhre ist einem Bougie von No. 6 (englisch) entsprechend und 
erhöht sich am Bulbus zur Dicke eines Bougies No. 8 (englisch). Daselbst be- 

Qo»==| 

Fig. 266. 

finden sich acht seitliche Oeffnungen, so dass die Flüssigkeit seitlich nnd nicht 
nach der Blase zu ausströmt (ein Punkt, der bei Benutzung differenterer Lö¬ 
sungen nicht unwichtig ist). Der Ballon enthält ca. 8 gr Flüssigkeit. 

Brit. med. Journ. 4. III. 93. Sehr. 

Eine neue aseptische Spritze von A. Kettner in Berlin (D. R.-P. 67911) 
ist dadurch gekennzeichnet, dass unter Benutzung eines zugleich mit Boden 
nnd Konus gegossenen oder geblasenen und am Ende mit hochstehendem 
Rand a 1 versehenen Spritzencylinders a die eine Führung für die Kolbenstange 
bildende Verschlusskappe c durch Verschraubung mit einem Fassungsring b 


/ 

Fig. 267. 

festgelegt wird, welcher frei auf den Cylinder a aufzuschieben und zur Anlage 
an dem Rande a 1 zu bringen ist. Ferner besteht die Anordnung, dass der 
Kolben aus zwei, das Packungsmaterial zwischen Seitenscheiben aufnehmenden 
Theilen ij hergestellt ist, welche auswechselbar sind und von denen der eine 
mit dem Aufschraubzapfen für den anderen versehene Theil i mit der Kolben¬ 
stange zu verschrauben ist. 

Die nachstehend abgebildeten, von der Firma Meyrowitz (New-York) 
construirten Augen- und Ohrendouchen sind ohne Weiteres verständlich und 





Fig. 268. 


Fig. 269. 


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377 


können von dieser Firma, erstere zum Preise von 1 Dollar, letztere zum Preise 
von 75 Cents bezogen werden. 


■echanotherapeutiftche Apparate. 

Apparat zur Streckung krumm-versteifter Kniegelenke von Dr. Schuckelt 
in Bad Schmiedeberg (Bez. Halle). (D. R.-P. 67282.) Bei diesem Streckapparat 
wird zur Anlegung das krumm versteifte Knie so zwischen die den Flaschenzug 
tragenden Ständer Q gebracht, dass nach Aufsetzen der Kniekappe K der Zug 
möglichst senkrecht nach unten geht. Nachdem dann die Rollen W auf die 
Führungsschienen R gestellt, wird der Fuss in die Fussruhe U gelegt, das 
Wadenstück T durch den Ledergurt L unterhalb des Knies befestigt und das 
für den einzelnen Fall passende Gewicht P angehängt. Die Ferse sowie die 
Stelle, wo der halbkreisförmige Ausschnitt des Brettes dem Oberschenkel an¬ 
liegt, sind etwas mit Watte zu polstern. 

Um nun die Wirkungsweise und die grossen Vorzüge dieses Apparates 
gegenüber den sämmtlichen bisher zur Beseitigung der Kniegelenks-Contractur 



gebräuchlichen Maschinen richtig zu würdigen, ist es zweckmässig, auf die Con- 
struction der letzteren kurz einzugehen. Dieselben (von Bonnet, Busch, 
Bidder, Burow, Eulenburg, Seit, Strohmeyer) bestehen sämmtlich ihren 
wesentlichen Theilen nach aus zwei mit einander gelenkig verbundenen Hohl¬ 
schienen für den Oberschenkel und den Unterschenkel und aus einer Schraub¬ 
vorrichtung, welche diese beiden Schienen aus einander treibt, indem er den 
Winkel zwischen ihnen vergrössert. Da der Oberschenkel wegen seiner Be¬ 
festigung im Hüftgelenk und wegen der sehr viel stärkeren Muskulatur nur 
ganz unbedeutend nachgeben kann, wirkt fast die ganze Kraft auf den Unter¬ 
schenkel, und zwar am meisten auf den unteren, weil nachgiebigeren Theil 
desselben. Es wird demnach dieser gewissermaassen als langer Hebelarm 
benutzt und, wenn die Verwachsung der Kniescheibe bezw. die Verkürzung 
der vorderen Bänder das Nach vorngleiten des Schienbeines verhindern, wie es 
ja oft der Fall ist, dadurch das letztere allmälig abgehebelt — subluxirt. 
Roser sagt darüber: Treibt man die Schraube zu stark an, so kommt die Knie- 


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37 & 


kehle hohl zu liegen und die Enden der beiden Schienen erzeugen schmerz¬ 
haften Druck. Es scheint auch, dass bei zu rascher und ungeduldiger Streckung 
mehr Gefahr einer Subluxation der Tibia vorhanden ist, indem die Tibia, wegen 
des langsameren Nachgebens der vorderen Gelenktheile, nicht so schnell nach 
vorn zu rücken vermag, als nöthig wäre. Es geschieht dann um so eher, dass 
sie beim Strecken mit ihrer vorderen Gelenkskante sich anstemmt und abhebelt, 
sogar Druckschwund erzeugt, und demnach mit ihrem Gelenkskopf hinten bleibt, 
während der Unterschenkel nach vorn rückt. Um der Verschiebung des Tibia¬ 
kopfes nach hinten vorzubeugen und entgegenzuwirken, muss der Druck der 
Kniekappe mehr auf den Schenkelknochen als auf die Tibia gerichtet werden 
(Roser, Handbuch der anatomischen Chirurgie, S. 730). Auch bei übrigens 
vorsichtiger Extension pflegt dieses unangenehme Ereigniss nicht selten einzu- 
treten, da die durch Anziehen der Schraube gegebene Kraft ruckweise wirkt 
und in ihrer Stärke nicht mit genügender Sicherheit vorher bestimmt werden 
kann. 

Bei dem von Sch. ersonnenen Apparate sind diese Mängel vermieden: eine 
Abhebelung der Knochen, wie oben, erscheint, da die streckende Kraft der 
Roser’schen Forderung entsprechend hauptsächlich auf den Schenkelknochen 
und erst durch diesen mehr auf das hintere Ende des Tibiakopfes wirkt, völlig 
ausgeschlossen. Da die Kraft nicht, wie bei der Schraube, ruckweise, sondern 
continuirlich in einer dem Einzelfalle stets genau anzupassenden, gleichbleiben¬ 
den Stärke wirkt, wird die Dehnung der verkürzten Theile erleichtert und einer 
Zerreissung derselben vorgebeugt. Während ferner bei den älteren Apparaten 
die ganze Extremität verdeckt bleibt und der Erfolg durch unsichere und müh¬ 
same Winkelmessung festgestellt wird, auch bei dem stets gleichen Angriffs¬ 
punkte der Kraft leicht Druckstellen entstehen, bleibt hier der grösste Theil 
des Unterschenkels nebst Kniekehle und Oberschenkel für etwaige andere 
therapeutische Einwirkungen frei (Massage, bei Fistelöffnungen u. s. w.); das 
Vorschreiten der Streckung kann direct an dem Wege der Räder verfolgt 
werden, auch ist der Angriffspunkt der Kraft durch einfaches Verschieben der 
Kniekappe leicht zu verlegen. Weitere Vorzüge sind, dass der Apparat ver¬ 
möge der stellbaren Seitenschienen für jedes Knie passt, dass er, einmal an¬ 
gelegt, weitere Bedienung nicht erfordert und auch ohne Gefahr dem Laien in 
die Hand gegeben werden kann, dass die Einfachheit der Einrichtung, Aus¬ 
besserungen selten und leicht ausführbar macht, endlich dass er billiger ist als 
jene. Wesentlich begünstigt wird die Streck Wirkung des Flaschenzuges durch 
die Anwendung der den Widerstand des Fusses in der denkbar vollkommensten 
Weise ausschaltenden Schienen und Rollen. 


Eiaktrotherapautischa Apparate. 

Ueber die Gülcher’sche Thenno-Säule, welche dazu berufen sein dürfte, 
eine völlige Umwälzung in der Construction elektro-medicinischer Batterien 
hervorzurufen, hielt San.-Rath Dr. Thorner in Berlin im Beginn dieses Jahres 
einen Vortrag mit Demonstration im Verein für innere Medicin, dem wir nach 
dem Referate der „Deutschen med. Wochenschr. No. 6“ folgendes entnehmen: 

Die Benutzung der Wärme als Elektricitätsquelle für Batterien zu medi- 
cinisch-chirurgischen Zwecken war schon längst ein Desiderat der in dieser 
Branche arbeitenden Elektrotechniker, da keine andere Quelle hinsichtlich Be¬ 
quemlichkeit und Billigkeit der Beschaffung sich damit vergleichen lässt. Allein 


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379 


•bezüglich der Ergiebigkeit dieser Quelle waren die Leistungen der bisher con- 
struirten Thermosäulen so gering, dass selbst die zweckmässigste derselben, die 
Noöl’sche Thermosäule, nur für Inductionsapparate in noch dazu sehr mangel¬ 
hafter Weise zugerichtet werden konnte. Geradezu ideale Leistungen sowohl 
in Bezug auf ihre Grösse wie auf ihre Allseitigkeit sind dagegen nach Th. von 
der Gülcher’schen Thermosäule zu erwarten, welche Th. auf der elektrischen 
Aasstellung in Frankfurt a. M. kennen lernte und die der Erfinder seither un¬ 
ausgesetzt verbessert hat. 

Das Element der Gülcher’schen Thermosäule ist folgendes: Ein an dem 
einen Rande umgebogener Streifen von Kupferblech, der an der entgegen¬ 
gesetzten Seite ein dickes Dreieck einer bestimmten Metalllegirung trägt, dessen 
Flächen mit Asbestpappe bekleidet sind und welches von einer dünnen Röhre, 
parallel dem oben erwähnten Kupferstreifen durchbohrt ist. Unten steht die¬ 
selbe mit der Gasleitung in Verbindung, oben nimmt sie einen kleinen Asbest- 
schomstein auf, in dem das ausströmende Gas mit kleiner blauer Flamme 
brennt. Aus solchen Elementen werden in der Fabrik von Julius Pintsch 
in Berlin folgende Thermosäulen gefertigt: 

No. I aus 26 Elementen mit der elektromotorischen Kraft von 1,5 Volt. 

Innerer Widerstand: 0,25 Ohm. 

„ II aus 50 Elementen mit der elektromotorischen Kraft von 3,0 Volt. 

Innerer Widerstand: 0,50 Ohm. 

„ III aus 66 Elementen mit der elektromotorischen Kraft von 4,0 Volt. 

Innerer Widerstand: 0,65 Ohm. 

Es ergiebt sich hieraus, dass bei gleich grossem äussem Widerstande jede 
Säule eine Stromstärke von ca. 3 Ampöre hat. 

Die ausserordentlichen Vortheile dieser Thermosäule vor allen andern 
Elektricitätsquellen gehen aus folgender Aufzählung nach Th. hervor: 

1) Die elektromotorische Kraft ist eine absolut constante. 

2) Die Säule polarisirt nicht im Mindesten. 

3) Sie arbeitet ohne Dämpfe und Geruch. 

4) Sie unterliegt keiner Betriebsstörung und arbeitet ohne Aufsicht. 

5) Ihr Betrieb ist sehr wohlfeil, indem bei den gegenwärtigen Berliner 
Gaspreisen die erwähnten Säulen nur bezw. 1, 2 und 2 1 /* Pf. Gas 
pro Stunde verbrauchen. 

6) Ihre totale elektrische Energie ist ca. 70 Volt Ampöre pro 1 cbm 
Gasverbrauch pro Stunde, d. h. dreimal grösser als die der besten 
bisher bekannten Thermosäulen. 

7) Die Vorsichtsmaassregeln beim Gebrauch der Säulen sind ausser¬ 
ordentlich einfach: Sie muss in einem trockenen, vor Säuredämpfen 
geschützten Raum stehen, es müssen sämmtliche Flämmchen brennen 
und an der Oeffnung der metallischen Schlauchdüse darf nichts 
geändert werden. 

Die allseitigste Verwendbarkeit erhält die G.’sche Thermosäule erst durch 
ihre Verbindung mit einem hesonders construirten Accumulator. Es ist dies ein 
nach Angabe von Dr. Seligmann in Frankfurt a. M. von der Firma Emil 
Braunschweig daselbst angefertigter Accumulator, der seine 32 Ampöre- 
Stunden betragende Ladung durch zehnstündige Verbindung mit der Thermo¬ 
säule III erhält und geradezu Erstaunliches leistet, so z. B., wie Th. domon- 
strirte, eine grosse Porcellankuppel bei 6 Volt Spannung in höchster Weissgluth 
erhielt. 


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380 


Diese hohe Leistungsfähigkeit erhält der Accumulator durch die eigentüm¬ 
liche Einrichtung seiner Platten. Dieselben bestehen aus einem netzförmigen 
Gerüst, in dessen Maschen das comprimirte Bleioxyd hineingepresst wird. So 
wird eine sehr kräftige Wirkung erzielt ohne den Apparat zu gross zu machen 
oder seine Dauerhaftigkeit zu beeinträchtigen. Um keine Bildung von Blei- 
sulphat eintreten zu lassen, wird es sich empfehlen, bei regelmässigem Gebrauch 
den Apparat nie ganz zu erschöpfen, sondern alle Monat einmal durch sieben- 
stündige Verbindung mit der Thermosäule III zu laden. Die erste Füllung der 
Zellen geschieht mit einer kalt gewordenen chemisch reinen Schwefelsäure¬ 
lösung 1:8, später ist nur das zersetzte resp. verdunstete Wasser nach Ab¬ 
schrauben der kleinen durchbohrten Verschlussstücke zu ersetzen. 

In Betreff der Verwendbarkeit dieser Accumulatoren für die Praxis des 
Landarztes dürfte nicht sowohl deren Transportabilität in’s Gewicht fallen, 
welche selbstverständlich niemals und bei weitem nicht diejenige eines Taschen¬ 
instruments erreichen kann, sondern darauf, dass die Gülcher’schen Thermo- 
säulen und die Seligmann’schen Accumulatoren sich bald bei jedem Instrumenten¬ 
macher der Hauptstädte einbürgern werden, von welchem der Landarzt für 
geringen Entgelt den Accumulator sich laden lassen wird. Der Ausbreitung 
der Elektrochirurgie und der Elektrotherapie ausserhalb der Verkehrscentren 
werden somit keine bedeutenden Hindernisse mehr im Wege stehen. 


Fatentbericht 

Amerika. 

May 9. 

496878. Galvanische Batterie. Ch. W. Holtzer. Brookline, Maas. 

497026. Künstlicher Fuss. H. P. Judson. Cambridge, Mass. 

497052. Angenlidheber. Hör. La mb. Denver, Col. 

497064. Speculum. Miles E. von Meter. San Francisco. 

497122. Zahnärztlicher Articulator. Ch. Garretson. Knoxville, Jowa. 

497250. Chirurgische Spritze. G. S. Oliver. Chicago. 

May 16. 

497370. Bremse für zahnärztliche Maschinen. Howard T. Eachus. St. Pani, Minn. 
497522. Galvanometer. Adrian Hoyt. Manchester, N. H. 

497723. Zahnärztliche Gussform. Edwin Levering. Philadelphia. 

May 23. 

497757. Vaginal-Spritze. Foster Ackley. Hamilton, Mo. 

497774. Bruststärker. Ch. Denison. Denver, Colo. 

497803. Bauchbinde. John Marvin. Lansing, Mich. 

497822. Elektrotherapeutische Schuhsohle. H. C. Roy er. Los Angeles, Cal. 

497964. Zahnärztliche Heissluftspritze. Frank Norris. Helena, Mont. 

May 30. 

498293. Gynäkologischer Wandtisch. Edw. Noslett. Chicago. 

498350. Antiseptische Flüssigkeit zum Einbalsamiren. Max fluncke. Westport, Conn« 
498376. Gymnastischer Apparat. Theod. Bessing. Los Angeles, Cal. 

498422. Galvanische Batterie. W. Burnley. North East, Pa. 

498554. Zahnbohrer. Olof Johanson. New-York. 

498633. Speculum. H. Dickinson jun. Chappaqua, N.-Y. 

June 6. 

498762. Subcutan-Spritze. Gabriel Bay. Port Marly, Frankreich. 

499015. Zahnärztlicher Schmelzofen. James Downie. Detroit, Mich. 


Verantwortlich: Fiacher’s medicin. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW, Charit&tr. 6. 
Druck von G. Bernstein in Berlin. 


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October. 


1893. 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Inhalt: Originalton: Ueber Haarpflege. Von Dr. Max Joseph in Berlin. 

Referate: Spezielle Krankenpflege and Krnnkenbehandlnng : Lupusbehandlung mit Tuberculin. — 
Graphospasmus. — Bandage ftlr das acrotum. — Thioform. — Dithion. — Fersenluftkissen. — Japanische Leib¬ 
wärmflaschen. — Diätetik: Kefyr in Tablettenform. — K. um iss, — Einfluss der Weine auf die Pepsinverdauung. — 
Klimatologie nnd Balneologie: Sonnenbäder. — Insel Lussin als klimatischer Winterkurort. — Krankencomrort: 
Räucherpapier. — Theo. — Hygiene des Hasses nnd der Familie: Badewanne mit unmittelbarer Beheizung. — 
Was serabkocfaer, — Ofenheizung in Schulen. — Schulbesuch der Geschwister von Masernkranken. — Hygiene 
des Krankenhauses nnd Krankenzimmers: Formaldehyd. — Kochgeschirre aus Aluminium. — Ornanisirte Kranken¬ 
pflege: Ausschluss der Männer von Krankenpflege. — Auditorium der Universitäts-Frauenklinik in Berlin. — 
Asyl fflr Leprakranke. — Anstalt für arme Geisteskranke. — Sanatorium-Gesellschaft in Philadelphia. — Sani¬ 
tätsposten sn der französischen Grenze während der Cholera (1892). — BBeherschau: E. Rotier, Knochelbrüche. — 
Jahresbericht des ersten Wiener^Volksktlchenvereins. — F v. Esmarch, Handbuch der kriegschirurgischen 
Technik. — M. Runge, Krankheiten der ersten Lebenstage. — Meyers Konversationslexikon. — Yarla: 
Todeszeichen. — Medicinalstatistik in England. — Kleine Hittheilnngen : Preisausschreiben fllr Krankenpflege¬ 
rinnen. — Preisausschreiben (Ur Staubmaske. — Preis der Hodgkinsstiftung. — Militärdienst der Medicinstudi- 
renden in Frankreich. 


Ueber Haarpflege. 

Von Dr. Max Joseph in Berlin. 

Die Anschauungen über eine rationelle Haarpflege stehen noch nicht auf 
so festem Boden, dass man allgemeingültige Grundsätze aufstellen kann. Es 
kommt vor allem darauf an, jeden einzelnen Kranken genau zu untersuchen 
und zu erforschen, ob sich bei ihm irgend welche Besonderheiten darbieten, 
welche ein specielles Eingreifen nothwendig machen. 

Es wird häufig an den Arzt die Frage gestellt, ob man durch zweckmässige 
Pflege der Haare ein zu frühes Ausfallen derselben verhüten kann. Die Zahl 
derjenigen Männer, welche schon in dem Alter von zwanzig bis dreissig Jahren 
den grössten Theil ihres einst stattlichen Haarschmnckes verlieren, nimmt immer 
mehr zu, und die Frage, wie man diesem so häufig auftretenden Uebelstande 
abhelfen kann, ist von allgemeinem Interesse. Es giebt einzelne Krankheiten 
der allgemeinen Körperdecke, welche sich unter anderem auch auf der behaarten 
Kopfhaut localisiren und in deren Gefolge ein Theil oder alle Haare ausfallen. 
Es giebt andrerseits auch besondere Krankheiten des Haarbodens, welche znm 
Haarausfall führen. Von der Besprechung dieser Processe sehen wir hier ab. 

Wir halten uns jene grosse Reihe gesunder Männer, seltener Frauen, vor 
Augen, welche von Jugend an stark entwickeltes Kopfhaar besitzen und bei 
welchen sich oft schon in der Mitte der zwanziger Jahre eine immer stärker 
zunehmende Kahlheit einstellt. Die Glatze, eigentlich erst ein Zeichen des 
höheren Alters, beginnt sich zuerst an der Stirn und am Scheitel zu zeigen. 
Die Stirn wird immer höher, zu beiden Seiten der Stirnbeinhöcker schreitet die 
Kahlheit gegen den Scheitel vor, es bildet sich der sogenannte „Wallensteinkopf“ 
ans. Zugleich wird auf dem Scheitel selbst der Haarwuchs dünner, und in den 
entwickelten Fällen zeigt sich jene wenig schöne kahle Platte, bei welcher nur 
noch ein schwacher Saum von Haaren an der Hinterhanptsschuppe übrig ge¬ 
blieben ist. 

Es ist wohl zuzngeben, dass bei vielen dieser Kranken Heredität mitspielt. 
Es giebt eine Reihe von Familien, in welchen sich der frühe Haarausfall bei 
allen oder wenigstens vielen Mitgliedern einstellt. Andrerseits wäre es auch 
möglich, dass aufreibende Thätigkeit, nervöse Abspannung, jene Symptome, 
welche wir unter dem Begriffe der Nervosität zusammenfassen, diesen Haar- 

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ausfall mit veranlassen. In einigen Fallen ist vielleicht auch die jetzt übliche 
schwere, beengende Kopfbedeckung schuld an dem frühzeitigen Haarausfall. 

Wenn man auch für eine Reihe von Fällen diese ursächlichen Momente 
zugeben kann, so lässt sich doch nicht läugnen, dass oft der Haarschmuck er¬ 
halten w r erden könnte, falls die Kranken nur etwas mehr Sorgfalt von früher 
Kindheit an, in gesunden Tagen, auf die Pflege ihres Haares verwenden würden. 
Was ist nun in solchen Fällen zu thun? 

Während vielfach angenommen wird, dass öfteres Scheeren der Haare und 
Kurztragen derselben auf das Wachsthum günstig einwirkt, verwirft Seeger 
(Wiener Klinik, Heft 12, Dezember 1892) neuerdings das gänzliche Kurztragen 
der Haare. Er wünscht, dass die Haare mindestens so lange getragen werden, 
dass jedes Haar, welches noch innerhalb der Kopfbedeckung wurzelt, mit seinem 
Ende in’s Freie gelangt. 

Von manchen Seiten wird behauptet, dass zu vieles Waschen des Kopfes 
und Douchen den Haarausfall begünstige. Es ist gewiss zuzugeben, dass eine 
übertriebene Sorgfalt hierin schaden kann, denn das Haar wird hierdurch 
spröde und kann in Folge der Trockenheit leicht bersten. Aber, wie stets, 
führt auch hier der Mittelweg am besten zum Ziele. Die wöchentliche Reinigung 
der Kopfhaut von dem angesammelten Schmutze (Schweiss- und Talgdrtisen- 
secret) ist nur anzuempfehlen. Hierzu benutze man gewöhnliches stubenwarmes 
Wasser und eine gute Seife. Es ist durchaus nicht gleichgültig, welche der 
vielen im Handel vorkommenden Seifen hierbei verwandt wird. Ich empfehle 
ganz besonders hierzu die von Liebreich zuerst eingeführten und von der 
Heine’schen Fabrik in Coepenick in den Handel gebrachten Seifen. Für die 
Reinigung des Kopfes hat sich mir die sogenannte centrifugirte „Kinderseife“ 
bewährt. Sie enthält keine reizenden Bestandtheile und wird gut vertragen. 

Es lässt sich aber nicht läugnen, dass durch diese Procedur die Kopfhaare 
trocken und spröde werden, da sie theilweise ihres Fettes beraubt werden. 
Daher wird es sich empfehlen, sie von Zeit zu Zeit einzufetten. Allerdings 
müssen wir auch hier wieder individualisirend Vorgehen. Es giebt eine grosse 
Anzahl von Personen, welche ein so fettreiches Haar haben, dass Einfetten 
überflüssig, ja schädlich ist. Eine Reihe anderer Personen bedarf aber des 
Fettes, damit die Haare nicht brüchig werden. Wir gebrauchen hierzu Haaröle 
oder Pomaden. Auch hier empflehlt es sich statt der vielen im Handel vor¬ 
kommenden und meist unzweckmässigen Präparate sich lieber an einfache Vor¬ 
schriften zu halten, welche der Arzt dem Patienten verschreiben soll, und bei 
welchen er dann sicher ist, frische unschädliche Substanzen in die Hand zu 
bekommen. Man verwendet hierzu verschiedene Substanzen, von welchen man 
erfahrungsgemäss annimmt, dass sie auf das Haarwachsthum günstig einwirken. 
Dazu gehört Perubalsam, Cantharidentinktur, Tannin u. a. Selbstverständlich 
bleibt es dem Arzte unbenommen, den Oelen resp. Pomaden aromatische Sub¬ 
stanzen zuzusetzen, deren Auswahl sich nach der Wohlhabenheit des betreffen¬ 
den Patienten richten wird. 

Als Haarpomade empflehlt sich z. B. eine von Döbay angegebene, von 
folgender Zusammensetzung: 

Rec. Axungiae porci reeent. par. 

Sebi ovil. ana 60,0 

01. amygdal. dulc. 8,0 
Balsam. Peruvian. 4,0 
Tinct. Benzoes 2,0. 


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383 


Von Vorschriften zn guten Haarölen empfehle ich eine der beiden folgenden: 

Rec. Ol. Ricini 50,0 

Tinct. Cantharid. 

Ol. Jasmin, ana 5,0 (Eichhoff), 
oder Rec. Tannini 1,0—5,0 
Spirit, q. s. 

Ol. amygdal. ad 50,0 (Paschkis). 

Von manchen Seiten ist die Anwendung dieser fettigen Mittel verpönt. 
Man glaubt, dass sie den frühen Haarausfall begünstigen. Das ist aber nicht 
richtig. Bei einem trockenen, spröden Haare sind Fette nicht nur nicht schäd¬ 
lich, sondern sogar erforderlich. Allerdings muss man auch wieder Vorsorge 
treffen, dass nicht für lange Zeit ein grosser Fettreichthum auf dem Kopfe auf¬ 
gespeichert werde, sondern dass von Zeit zu Zeit eine Entfernung des sich dort 
leicht zersetzenden Fettes erfolge. Das erreicht man durch achttägige Waschungen 
mit Wasser und Seife. 

Oft genügt dies allerdings nicht, zumal wenn sich auf der Kopfhaut viele 
Schuppen angesammelt haben, starkes „Schinnen“ besteht. Jene Männer, welche 
stets, nachdem sie einmal mit der Bürste durch ihr Haar gefahren sind, den 
Rockkragen mit einer grossen Menge kleiner Schüppchen bedeckt haben, sind 
zu Tausenden anzutreffen. Sie stellen den grössten Procentsatz derjenigen dar, 
welche in frühen Jahren schon kahlköpfig werden. Hier hat gerade eine ener¬ 
gische Therapie schon in jungen Jahren einzusetzen, um einen Erfolg zu er¬ 
reichen. Wir haben hierbei zwei Methoden zu befolgen, um zum Ziele zu ge¬ 
langen: 1) eine präparatorische, nur reinigende Methode, welche die Kopfhaut 
von dem ihr anhaftenden Schmutze gründlichst befreien soll und 2) eine direct 
auf den Erkrankungsprocess wirkende aggressive Methode. 

Der Vorgang, wie er bei der Alopecia pityrodes s. furfuracea, der 
gewöhnlichen Glatzenbildung, sich einstcllt, ist wahrscheinlich folgender: Nach¬ 
dem Jahre lang eine starke Talgdrüsenhyperseeretion, Seborrhoe, bestanden 
hat, erfolgt allmählich zugleich eine Hyperkeratinisation, eine übermässige Ver¬ 
hornung. Wir fassen dieselbe nach der Anschauung Unna’s als einen mit 
starker Oxydation der Zellen einhergehenden Process auf. Daher müssen wir 
schon früh hiergegen aggressiv Vorgehen und verwenden dazu eines unserer 
besten reducirenden Mittel, den Schwefel. Bestehen nun die Seborrhoe und die 
Hyperkeratinisation lange Zeit, so setzt sich der krankhafte Process auch auf 
die Haarwurzelscheiden fort. Dieselben fangen gleichfalls an zu verhornen, der 
Ernährungszufluss zu den Haaren wird hierdurch beschränkt, und die Haare 
fallen aus. Es kommt also alles darauf an, dieses letzte Stadium zu verhüten. 
In den ersten Stadien ist der Process noch heilbar, und man kann hier das 
weitere Umsichgreifen des Haarausfalles verhindern, ja sogar vielleicht noch 
Neuwuchs von Haaren in beschränktem Maasse anregen. Nicht so, nachdem 
der Process schon weiter vorgeschritten ist, dann ist der Haarausfall gewöhnlich 
ein bleibender. Wir sehen also, dass wir frühe mit unserer Therapie eingreifen 
müssen. 

Zur Entfernung der auf der Kopfhaut angesammelten Talg- und Epidcrmis- 
massen verwenden wir Alkalien, Seifen und den Alcohol. Die beiden ersteren 
führen eine Emulsion und Verseifung des Schmutzes herbei, der Alcohol löst 
das Fett auf, entzieht aber allerdings der Haut wiederum Wasser. 

Unter den Alkalien hat sich seit der Empfehlung von Pincus sehr gut das 
Natrium bicarbonicum bew r ährt. Wir lassen mit einer 1—2proc. Lösung alle 

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zwei bis drei Tage den Kopf gründlich abwaschen. Statt dessen kann man 
auch den in der Kosmetik sehr viel verwandten Borax hierzu benutzen. Man 
lässt eine 5proc. Lösung gebrauchen. Die Alkalien haben nur den Nachtheil, 
dass nach ihrer Anwendung die Kopfhaut stark gespannt ist und die Haare 
spröde werden. Daher lässt man den folgenden Tag eine Pomade oder ein 
Haaröl gebrauchen oder verordnet folgende Salbe: 

Rec. Natr. bicarbon. 1,0 
Ungt. emolliens 5,0. 

Von den Seifen empfiehlt sich für unsere Zwecke ganz besonders die 
Buzzi’sche flüssige Resorcinseife. 

Am bekanntesten ist wohl der von Hebra eingeführte Spiritus saponatus 
kalinus, welcher eine Combination aller dieser Mittel enthält. Man verordnet: 

Rec. Sapon. virid. 100,0 

solve leni calore in spir. vin. rectif. 200,0 
filtra et adde 
Ol. Lavandul. 

Ol. Bergamott, ana 3,0. 

Dieses Gemisch wird auf einen Flanelllappen gegossen und tüchtig anf 
dem Kopfe verrieben. Darnach spült man den Kopf mit Wasser reichlich ab 
und trocknet ihn, um am nächsten Tage wieder eines der schon erwähnten 
Einfettungsmittel zu gebrauchen. 

Man kann auch den Alcohol mit einem Zusatze von Desinficientien ver¬ 
sehen, um eine gründliche Reinigung des Haarbodens vorzunehmen. Zu diesem 
Zwecke empfiehlt Kaposi den Zusatz von Carbolsäure, z. B. 

Rec. Acid. carbol. 0,15 
Spir. 100,0 
Glycerin 15,0. 

Neumann setzte dem Gemisch noch Perubalsam hinzu, dessen wir schon 
oben Erwähnung thaten, z. B. 

Rec. Acid. carbol. 

Bals. peruvian. 

Spir. lavandul. ana 5,0 
Spir. vini gallic. 300,0. 

Alle die genannten Mittel haben nur einen palliativen Einfluss, sie reinigen 
die Kopfhaut, der Grundprocess dauert aber fort, die Schuppenbildung erneuert 
sich immer wieder, und die Haare fallen weiter aus. 

Nun sind aber eine ganze Reihe von Mitteln im Gebrauche, von welchen 
man erfahrungsgemäss annimmt, dass sie als Haarwuchsmittel sich bewähren 
und deren Kenntniss für den Arzt in vielen Fällen durchaus erforderlich ist. 

Hierhin gehört vor allem die Chinarinde. Ihr soll der magische Zauber 
inne wohnen, den Haarwuchs hervorzurufen. Deshalb ist das im Handel vor¬ 
kommende China-Kopfwaschwasser sehr gebräuchlich. Statt dessen kann man 
auch nach den Vorschriften von Paschkis das Chinin entweder in spirituöser 
Lösung oder in folgender Form verschreiben: 

Rec. Tinct. Chinae 20,0 
Ol. Sabin. gtt. X. 

Spir. vini gallic. 40,0. 

Hiermit wird die Kopfhaut, nachdem Seifen Waschungen vorhergegangen 
sind, tüchtig frottirt. Als Seife kann man für diesen Zweck gleichfalls eine 
Chininseife benutzen und verwendet entweder Eichhoff’s Chininseife oder 


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Buzzi’8 flüssige Chininseife. Sind Kopfhaut und Haare wieder am nächsten 
Tage spröde, so kann man eine Salbe aus Perubalsam gebrauchen, z. B. 

Rec. Balsam. Peruvian. 4,0 

Ungt. emolliens. ad 100,0. 

Auch das Pilocarpin steht in der Meinung vieler Aerzte als Haarwuchs¬ 
mittel in gutem Rufe. Aus diesem Grunde hat es Lassar mit anderen Sub¬ 
stanzen combinirt und folgende Vorschrift für eine Haarpomade angegeben: 

Rec. Pilocarpin, muriat. 2,0 
Chinin, muriat. 4,0 
Sulfur, praecip. 10,0 
Bals. peruv. 20,0 
Medull. bovin, ad 100,0. 

Wie aber auch die Legion der für die Haarpflege empfohlenen Mittel 
lauten mag, eines steht fest: ihr Werth ist stets ein problematischer. Hat ein¬ 
mal eine Seborrhoe Jahre lang bestanden und stellt sich dann jener Process 
ein, welchen wir oben kurz geschildert haben, die Alopecia pityrodes, dann 
haben alle diese Mittel nur einen palliativen Zweck. Heilend wirkt nur der 
Schwefel, wie ihn Unna zuerst für diesen Zweck empfohlen hat. 

Die Methode, welche wir dem Kranken für die Behandlung seines Kopfes 
vorschreiben, ist folgende: Je nach der Menge des auf der Kopfhaut ange¬ 
sammelten Schmutzes (Talgdrüsensecret, Hornhautschuppen und Fett) lasse ich 
eines der vorher genannten Mittel einige Tage lang verwenden. Nachdem 
dann die Kopfhaut gründlich gereinigt ist, wird eine Schwefelsalbe verordnet: 

Rec. Sulfur, praecip. 5,0 

Adip. suill. rec. par. ad 50,0. 

Damit nun die Kopfhaut selbst und nicht nur die Haare in gründlichster 
Weise bearbeitet werden, gebe ich folgende genaue Vorschrift, wie sie sich mir 
in Anlehnung an Unna’s Vorschläge sehr gut bewährt haben. Der Kopf wird 
in vier Theile getheilt und an jedem Abende nur ein Viertel des Kopfes mit 
der Schwefelsalbe bearbeitet. Zunächst wird in sagittaler Richtung ein Scheitel 
neben dem anderen angelegt und in jeden tüchtig die Salbe mit einem dicken 
runden Borstenpinsel eingerieben. Dann wird die Scheitelung in der hierauf 
senkrechten Richtung fortgesetzt, und hier wieder in jeden Scheitel die Salbe 
tüchtig eingerieben. Ich weiss nun wenigstens genau, dass an diesem Tage ein 
Viertel der Kopfhaut gründlichst mit Schwefelsalbe bedeckt ist. Die nächsten 
drei Tage werden die übrigen drei Viertel des Kopfes in gleicher Weise 
bearbeitet. Nachdem also in vier Tagen der ganze Kopf eingesalbt ist, lasse 
ich dann am fünften Tage den ganzen Kopf gründlich mit alkalischem Seifen¬ 
spiritus oder einer der vorhin genannten spirituösen Lösungen abwaschen. Den 
Tag darauf beginnt wieder die Schwefeltherapie. So wird dieser Turnus Wochen 
und Monate lang fortgesetzt. Zu betonen ist vor dem Beginne der Cur, dass 
nur eine Monate lang strenge durchgeführte Therapie Heilung respective Still¬ 
stand des Leidens erzielt. Ich kann nach meiner, wie ich glaube, schon ziem¬ 
lich reichlichen Erfahrung versichern, dass ich stets einen guten Erfolg und 
jedenfalls einen besseren als mit allen anderen Methoden mit dieser Schwefel¬ 
behandlung erzielt habe. Man muss sich aber klar machen, dass die Glatzen¬ 
bildung nur verhütet werden kann, wenn der Patient sehr früh in die Behand¬ 
lung tritt. Hat einmal die Seborrhoe schon zehn Jahre oder noch länger 
bestanden, ist der Haarboden bereits stark dünn geworden, dann kann man 


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wenigstens noch erreichen, dass keine neuen Haare mehr ausfallen und der 
alte Bestand erhalten bleibt. 

Habe ich die Schwefeltherapie vier Wochen lang durchgeführt, dann 
mache ich etwa vierzehn Tage Pause. Während dieser Zeit lasse ich jeden 
Abend den Kopf nur mit folgender Mischung einwaschen und auf der Kopfhaut 
die Nacht über eintrocknen: 

Kec. Chloralhydrat 10,0 
Glycerini 20,0 
Aq. dest. ad 200,0. 

Ist die Kopfhaut nach einigen Tagen des Gebrauches dieser Lösung sehr 
trocken geworden, so kann man wiederum eine der oben genannten Salben 
gebrauchen lassen. 

Wir sehen also aus dieser kurzen Uebersicht, dass die Haarpflege in der 
That eine sehr wesentliche Bedeutung für die Erhaltung des Haares besitzt. 
Man kann durch frühe methodische Behandlung der Kopfhaut resp. Haare ein 
frühzeitiges Ausfällen derselben verhüten. Aber, wie so oft, muss die metho¬ 
dische Behandlung lange Zeit und mit grosser Sorgfalt durchgeführt werden. 
Nur dann ist ein Erfolg zu erwarten. 


Referate. 

Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

The effects of Koch’s tuberculin combined with surgical measures in the 
treatment of lupus. By Malcolm Morris. 

Verf. bricht eine Lanze zur Ehrenrettung des stark in Misskredit gekommenen 
Tuberkulins. Wenn er auch weit entfernt ist, die überschwänglichen Hoffnungen 
zu hegen, die ursprünglich an das Tuberkulin geknüpft wurden, wenn er auch 
seinerseits niemals eine Heilung durch Tuberkulin allein hat eintreten sehen, 
so hält er es doch für unangebracht, das Mittel ganz zu verwerfen. Er hat 
nämlich die Beobachtung gemacht, dass injicirte Fälle, die später einer Opera¬ 
tion unterworfen werden, auffallend günstige Resultate geben. Als Beispiele 
führt er zwei Fälle von Lupus an, die mehrmals ohne dauernden Erfolg aus¬ 
gekratzt und gebrannt worden waren. Die Koch’sche Behandlung führte zwar 
ebenfalls nicht zum Ziel, aber die danach eingcleitete chirurgische Therapie 
hatte eine sehr auffallende Besserung zur Folge. 

Brit. med. Journal, 3. VI. 93. . H. Citron (Berlin). 

Cases of lupus treated by means of tuberculin, combined with other 
measures. By James Donelan. 

Veranlasst durch die Publikation von Malcolm Morris (cf. Rcf. in dieser 
Nummer) über die eombinirte Behandlung des Lupus veröffentlicht der Verf. 
zwei diesbezügliche Fälle. Beide waren ohne Erfolg ausgekratzt und gebrannt, 
dann mit Tuberkulin behandelt worden. Die darauf folgende chirurgische Be¬ 
handlung führte in beiden Fällen zur definitiven Heilung. 

Brit. med. Journal, 24. VI. 93. H. Citron (Berlin). 

Graphospasmus. Von R. Anderson (New-York). 

Nach einer Schilderung der klinischen Erscheinungen des Graphospasmus 
und einer kritischen Besprechung der von den Autoren zur Erklärung der Er. 
Kränkung aufgestellten Theorien, geht der Verf., welcher den Sitz der Affection 


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in das Kleinhirn verlegt, zur Therapie über. Bei der acuten Form genügt 
häufig absolute Ruhe; von der Elektricität sieht man oft gute Erfolge, doch 
darf ausschliesslich ein schwacher constanter Strom verwandt werden, indem die 
Kathode in der Gegend der Halswirbel, die Anode auf den Plexus brachialis, 
die Muskeln und Nerven der afficirten Partie aufgesetzt wird. Von Chirurgen 
ist ein Versuch zur Hebung der Coordinationsstörung durch Durchschneidung 
einiger Flexoren des Handgelenks und Vereinigung der betreffenden Sehnen 
mit anderen Muskeln gemacht. Der Verf. selbst hat in einem Fall ein recht 
gutes Resultat durch einen von ihm eonstruirten Apparat erreicht. Derselbe 
besteht aus 5 weichen Lederbändern, von denen 2 den Oberarm, 3 den Unter¬ 
arm umfassenj der oberste derselben liegt etwas oberhalb der Insertion des 
M. deltoi'deus und ist durch ein schmales Band an einen Schultergürtel befestigt; 
der unterste umgiebt das Handgelenk. Ein starkes etwa 2 Zoll breites Gummi¬ 
stück verbindet das oberste Band mit dem untersten, indem es durch Oesen, 
die sich an den übrigen Riemen belinden, hindurchgeht. Bei Beugung des 
Vorderarms erschlafft das Gummi, um bei Streckung angespannt zu werden. 
Um den Widerstand der Flexoren des Carpus zu überwinden, wird ein schmaler 
Kalbslederriemen an der Ansatzstelle des Metacarpus angelegt und durch eine 
Schnalle in der Palma manus befestigt. An der Dorsalseite dieses Stückes ist 
in rechtem Winkel ein Riemen aus gleichem Stoff angebracht, der durch ein 
Gummistück mit dem unterhalb des Ellenbogens angelegten Band in Ver¬ 
bindung steht. Bei Streckung des Carpus erschlafft das Gummi, bei Flexion 
wird es angespannt und erreicht so den angestrebten Zweck. 

In Betreff der Diagnose sind Verwechselungen mit multipler Sklerose, be¬ 
ginnender Muskelatrophie oder Agraphie möglich, bei sorgsamer Beobachtung 
aber leicht zu vermeiden. Die Prognose für chronische Fälle ist nicht gut. 

Med. Record. 24. Sept. 1892. Reunert (Hamburg). 

Bandage compressif du scrotum. Par Edmond Wickham. 

Verf. wendet gegen die Hydrocele tunicae vaginalis die Punktion und In- 
jection von Tinct. jod. mit nachfolgender Compression des Scrotum an. Für 
die Compression empfiehlt er folgenden Verband: Der Patient wird mit ge¬ 
spreizten Beinen horizontal auf eine Beckenstütze gelagert. Vier etwa 15 cm 
breite, 20 cm lange Doppellagen nicht hydrophiler Watte schützen das Scrotum, 
die Regio pubica und den vorderen Abschnitt der Regio perinealis und werden 
durch ein grosses Suspensorium an Ort und Stelle fixirt. Ueber das Suspenso¬ 
rium kommt noch einmal in derselben Weise wie unter dasselbe Watte und 
eine viereckige Gazelagc, welche ebenso wie das Suspensorium und die Watte 
eine passende Oeffnung für den Penis freilässt. Nun legt man eine 10 m lange 
und 10 cm breite Gazebinde in folgender Weise an: Man beginnt an der Spina 
iliaca ant. sup. dextra, vollführt in der Höhe derselben, zuerst nach hinten zum 
Kreuzbein gehend, drei horizontale Touren um das ganze Becken, darauf wendet 
man sich von dem ursprünglichen Ausgangspunkte nach unten hinten längs 
des unteren Randes der rechten Hinterbacke, schräg über die vordere Partie 
des Dammes zur linken Scrotalhälfte und an der Vorderfläche derselben steil 
nach oben über die Symphyse. Diese aufsteigende Tour wird durch horizontale, 
das Becken umkreisende Touren einer zweiten Binde fixirt und dann wieder 
direkt nach unten umgeschlagen, über die Vorderfläche der rechten Scrotal¬ 
hälfte, schräg über den Damm, längs des unteren Randes der linken Hinter¬ 
backe zur Spina iliaca ant. sup. sinistra und von da vorn zur rechten Seite 


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zurückgeführt. Diese Manöver mit den beiden Binden werden so oft wieder¬ 
holt, bis das Scrotum hinreichend gedeckt und comprimirt ist. Durch einen 
Wasserglas-Ueberzug kann zum Schluss der ganze Verband befestigt werden. 

Die Vorzüge des Verbandes bestehen darin, dass derselbe, mit Sorgfalt 
angelegt, fest sitzt, beim Gehen nicht hindert und das Scrotum hinreichend com¬ 
primirt, ohne wie z. B. beim Heftpflasterverbande Gangrän u. dergl. befürchten 
zu lassen. 

La revue mödicale 1893 No. 17. A. Neumann (Berlin). 

Thioform, von der Firma Speyer und Grund in Frankfurt a. M. in den 
Handel gebracht, ist das basische Wismuthsalz einer Dithiosalicylsäure und 
wird von Prof, noffmann in Heft 6 des Eepert. f. Thierheilkunde für frische 
Wunden, wie auch für Geschwüre, Haut- und Augenkrankheiten empfohlen. 
Thioform soll vor Jodoform den Vorzug haben, dass es ungiftig ist, daher in 
ziemlicher Menge in Wundhöhlen hineingebracht werden kann und dass es 
reizlos, schmerzstillend und geruchlos ist. 

Pharm. Ztg. 1893, No. 54. Blass (Dalldorf). 

Dithion. Ein neues antiseptisches Arzneimittel. Von Prof. L. Hoffman n. 

Das Dithion ist Natrium dithiosalicylicum, zwei Mol. Salicylsäure, verkettet durch 
2 Mol. Schwefel. Es werden zwei Modificatiouen hergestellt; die eine ist in Kochsalz¬ 
lösung wenig löslich und nicht hydroskopisch, die andere ist in Kochsalzlösung leicht 
löslich und stark hygroskopisch. Da beide Salze ziemlich ähnlich wirken, so werden beide 
gemischt von der chem. Fabrik Dr. von Heyden Nachfolger, Radebeul bei Dresden, in den 
Handel gebracht. 

Nach den Untersuchungen von Hüppe wirkt eine 20% Lösung des Salzes nach in 
minimo 45 Minuten tödtend auf Milzbrandsporen, während Natronsalicylat bei gleichen 
Versuchsbedingungen keine nachweisbare Wirkung ausübt. Ebenso bewiesen Versuche 
mit Cholera- und Typhusbakterien, mit den Bakterien des grünen Eiters und Staphylo- 
coccus aureus, dass die Dithionwirkung entschieden das Uebergewicht besitzt. 

Als Salicylsäure präparirt ist das Mittel von May und Voit gegen Rheumatismus 
in Tagesdosen von 4—10 gr in zweistündigen Gaben verabreicht und die günstigere Wir¬ 
kung gegenüber den sonst üblichen Salicylsäurepräparaten festgestellt. Als constante Er¬ 
scheinungen traten auf Schweissbildung, Diarrhoe und Sinken der Temperatur um 1—2 Grad, 
Puls und Respiration waren wenig beeinflusst. Auf die Nieren wurde kein Einfluss beob¬ 
achtet. Salicylproben mit Eisenchlorid fielen meist schon nach einer Stunde positiv aus 
und blieben es noch 2—3 Tage nach der letzten Gabe. Alteration des Sensoriums trat 
nie ein. 

Die Anwendung des Mittels in der Thierheilkunde ist vom Verf. durch eine Anzahl 
Versuche erweitert worden. Die Resultate derselben sind folgende: Das Dithion wirkt 
bei Wunden in Lösungen, als Pulver oder in Salbenformen angewandt energisch anti- 
septisch. Die “Wunde wird in keiner Weise gereizt oder geätzt. Als Irrigationsmittel, als 
Deckmittel und Streupulver verdient dasselbe in der Operationstechnik ganz besondere 
Beachtung. Das Hauptgewicht der Dithionwirkung in der Wundbehandlung liegt aber 
in der günstigen Beeinflussung von leichten Geschwüren. Die trocknende, sekretvermin¬ 
dernde Wirkung ist schon kurze Zeit nach der Anwendung des Mittels bemerkbar, und 
sie dauert solange, als das Mittel mit der Wundfläche in Berührung ist. Die Granulationen 
werden lebhaft angeregt, und es erfolgt mit der Anwendung eine Schmerzlinderung. 

Zu Irrigationen wurden 5—20%ige Lösungen verwendet, als Streupulver wurde das 
Mittel in Substanz oder in Mischung mit Amylum 5—50%ig, in Salbenform mit Vaselin 
5—10°/ o ig. innerlich die Pillenform vorgezogen. Hunde erhielten 0,5—2,0 pro dosi und die. 

Nach eingesandtem Separatabdruck aus „Repertorium der Thierheilkunde“. 1893 I. 

Lüdtke (Altona). 


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Moss Bristowe (Egremont) hat das für alle Fälle, in denen die untere 
Extremität in Schienen gelagert ist, anwendbare Fersenluftkissen, das aus 
Fig. 271 leicht verständlich ist, angegeben. Es besteht aus einem viereckigen, 



Fig. 271. 


in der Mitte ausgehöhlten kleinen Luftkissen, das mittelst eines eigenen Infla- 
tors oder mit dem Mund aufgeblasen werden kann. Die seitlichen Schlingen 
dienen zum Durchführen kleiner Leinenbänder zur Befestigung an der Rücken¬ 
schiene. 

Brit. med. Journ. 1893, Jan. 21. 

Japanische Leihwärmflaschen. Prof. Bälz-Tokio hat die Verwendung der 
japanischen Leibwärmflaschen empfohlen. Dieselben sind handgrosse, flache, 
mit Stoff überzogene Kupferkästchen, die leicht gekrümmt sind, um sich dem 
Körper besser anpassen zu können. Zum Gebrauch wird in das durch einen 
Deckel zu öffnende Kästchen eine angezündete Kohlepatrone von der Dicke 
und Länge eines Fingers hineingelegt, das Kästchen in ein Tuch gewickelt 
und an der Stelle des Körpers festgebunden, die man erwärmen will. Eine 
Patrone hält das Fläschchen 6—12 Stunden gleichmässig warm. In Deutschland 
werden diese Leibwärmflaschen durch die Firma Do lim et sch in Stuttgart ver¬ 
trieben. 

Pharm. Ztg. 1893, No. 56. Blass (Dalldorf). 


Diätetik. 

Kefyr in Tablettenform wird nach einem patentirten Verfahren hergestellt, 
indem man entrahmte Milch mit dem Gährungserreger versetzt, auf 40 Grad 
erwärmt und umrührt, bis etwa 30 pCt. des Käscstoffs in Lösung gegangen ist. 
Dann wird bei 70 Grad sterilisirt, Cacaobutter, Milch, Rohrzucker, etwas doppelt¬ 
kohlensaures Natrium, Citronensäure und Milchsäure hinzugesetzt, gut gemischt 
und das Ganze in Tafeln gegossen. Zur Herstellung des fertigen Getränks ge¬ 
nügt es, eine Tafel in Wasser zu lösen. 

Int. pharm. Gen. Anz. 1893, No. 15. Blass (Dalldorf). 

Ueber Kumiss. Von D. H. Davies. 

Der Original-Kumiss ist der Russische und wird aus Stutenmilch bereitet, 
die aus dem Grunde benutzt wird^ weil sie weniger reich an Casein und Fett 
ist als Kuhmilch und daher leichter verdaut wird. 

Stutenmilch enthält etwa 1,7 % Casein und 1,4% Fett, Kuhmilch dagegen 
4,5 % Casein und 3,7% Fett. Im Uebrigen eignet sich Kuhmilch vortrefflich 
zur Kumissbereitung, man erhält aber ein besseres Präparat, wenn man sie 
vorher, um den Procentgehalt an Käse und Fett zu vermindern, verdünnt. 


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Stutenmilch enthält ausserdem 8,75% Milchzucker, Kuhmilch dagegen nur 5,35, 
daher ist es nöthig, unserm Präparat Milchzucker zuzusetzen. Man nimmt: 


Frische Milch 

355 ccm 

Wasser 

118 „ 

Braunen Zucker 

9 „ 

Presshefe 

1,44 gr 

Milchzucker 

11 „ 


Das vorschriftsmässig bereitete Gemisch giebt man in Champagnerflaschen, 
deren Korke gut sch dessen müssen. Zweckmässig ist, den Kork, sobald er fest 
eingetrieben ist, sofort mit Draht festzubinden. Mangelhafter Verschluss der 
Korke hat häufig das Entweichen der Kohlensäure und ein werthloses Präparat 
zur Folge. Ferner muss die Aufbewahrung bei gemässigter Temperatur ge¬ 
schehen. Auch müssen, um Gerinnen zu Klumpen zu verhindern, die Flaschen 
täglich 10 Minuten geschüttelt werden, wobei man sie zweckmässig mit einem 
Tuch umhüllt. Es vergehen einige Tage, bevor die saure Gährung eintritt, 
alsdann verdickt sich das Präparat merklich. In diesem Zustand ist es als 
Medicament geeignet, indem der Magen es annimmt, wenn er auch alles Andere 
zurückweist. Gemalzten Kumiss erhält man nach der Vorschrift: 

Malzextract 45 gr 
Presshefe 1,2 „ 

Braunen Zucker 0,6 „ 

Hierzu Milch eine Champagnerflasche voll. 

Evonymisirter Kumiss ist ein geeignetes Präparat bei Leberleiden, wo Nah¬ 
rung abgewiesen wird und ein Stimulans indicirt ist. Zur Darstellung setzt man 
auf je 480 ccm verdünnte Milch 11 gr Fluodextr. Evonymi und verführt ausser¬ 
dem wie bei gewöhnlichem Kumiss. 

Coca-Kumiss könnte durch Zusatz von Cocal'nhydrochlorat gewonnen werden 
und würde sich besonders bei Magenkrebs empfehlen. 

Moussirende Molken sind ein sehr erfrischendes Getränk und können nach 
demselben Princip wie Kumiss hergestellt werden. 

Peptonisirter Kumiss. Man erhält ein gutes Präparat nach der Formel: 
Papai'n 0,36 gr 

Milch eine Pintflasche 473,11 ccm 
Presshefe 1,2 gr 

Braunen Zucker 11 „ 

Diese Mischung soll von grosser Haltbarkeit sein. 

Pharm. Journ. and Trans. 1892, 301. Lüdtke (Altona). 

Einfluss der Weine auf die Pepsinverdauung. Von Hugouneng. 

Nach den Untersuchungen des Verf. ist die Verabreichung von Pepsin in 
Wein unzwcckmässig. An der verdauunghemmenden Wirkung des Weines be¬ 
theiligen sich gleichmässig: der Alkohol-, Weinstein-und Farbstoffgehalt, während 
der Säuregehalt von keiner Bedeutung ist. Schwere Weine benachtheiligen die 
Pepsinverdauung am meisten. Farbstoffe, welche zur Fabrication der Kunst- 
weinc Verwendung finden, heben die Verdauung auf. Gypszusatz beseitigt 
durch Ausfällung des Weinsteines eines der Elemente, welches beim Versuch 
im Reagenzglas die Pepsin Verdauung stört. 

Lyon med. durch Pharm. Zeitg. 1892, 790. Lüdtke (Altona). 


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Klimatologie und Balneologie. 

Les Bains de Soleil. Par J. de P. S. 

Verf. bespricht die ausführliche, im Journal of Hygiene und Herald of Health 
erschienene Abhandlung des Dr. Hyde über den physiologischen und thera¬ 
peutischen Werth des Sonnenlichtes, insbesondere der Wirksamkeit von Sonnen¬ 
bädern. Nach einem Hinweis auf das Alterthum, wo besonders Griechen und 
Römer mit Erfolg Sonnenbäder zur Verhütung und Heilung von Krankheiten 
anwandten, beschreibt er die rationellste Anwendungsart solcher Bäder. Der 
Kranke soll in einem möglichst kleinen Zimmer, das durch ein grosses, nach 
Süden gelegenes Fenster sein Licht erhält, auf einem Bett ruhend den directen 
Sonnenstrahlen ausgesetzt werden. Nur dies Bett soll sich in dem Zimmer be- 
linden, die Matratze und Kopfkissen müssen mit weissen Tüchern bedeckt sein; 
von gleicher Farbe soll die möglichst leichte Kleidung des Kranken sein, dessen 
Kopf jedoch vor dem Licht geschützt wird. Die Dauer des Bades erstreckt sich 
zunächst auf 10 Minuten und steigt allmählich bis zu einer halben Stunde. 
Einige Schluck Wasser dürfen während des Sonnenbades verabreicht werden, 
zum Schluss muss eine Abwaschung des Körpers mit lauem Wasser mittelst 
Schwamm erfolgen und nachdem die Haut wieder ihre normale Temperatur an¬ 
genommen, eine dreiviertelstündige Siesta in schattigem Zimmer. Die Bäder 
sollen, täglich vorgenommen, gute Erfolge gezeitigt haben. 

Journ. d’Hygiöne XIX. vol. 18, p. 378. H. Alexander (Berlin). 

Die Insel Lussin als klimatischer Winterkurort. Von Dr. C. H. Brunner 
in Berlin. 

So gross auch die Zahl der bereits bekannten Winterkurorte ist und so 
vortrefflich in bestimmter Hinsicht ihre Wirkung, so haben sich doch bei allen 
diesen immer wieder nach irgend einer Richtung hin Mängel herausgestellt, die 
den Anfenthalt daselbst vielen Patienten verleiden und direct gefährlich machen. 
Aus diesem Grunde hat sich Verf. der dankenswerthen Aufgabe unterzogen, 
auf die Insel Lussin, sowohl wegen ihrer geographischen Lage, als auch be¬ 
sonders wegen ihrer Vorzüge in klimatologischer Beziehung die Aufmerksam¬ 
keit zu lenken. Lussin ist von Berlin über Wien und Budapest in 48 Stunden 
zu erreichen. Die Dampfer des österreichisch-ungarischen Lloyds fahren von 
Pola in 4 Stunden, von Fiume in 8 Stunden nach der im Golf von Quarnero 
zwischen der Halbinsel Istrien und dem kroatischen Festlande liegenden Insel. 
Dieselbe ist 4 Meilen lang, verhältnissmässig schmal und zeigt kugelförmige 
Erhabenheiten, deren höchste, der Monte Ossero, 600 Meter erreicht. Von den 
beiden grösseren Ortschaften der Insel ist Lussin piccolo die eigentliche Hafen¬ 
stadt, in prachtvoller Lage terrassenförmig die Anhöhen hinauf gebaut, mit 
15 000 Einwohnern, während das geschützter liegende Lussin grande am besten 
von ersterem Orte aus in einer Stunde auf schönem Parkwege erreicht wird. — 
Die insulare Lage, das Fehlen von Sümpfen, die Staubfreiheit, da es Wagen 
auf der Insel überhaupt nicht giebt und die parkartigen Wege mit grobkörnigen 
Kalksteinschotter planirt sind, schliesslich das Fehlen von Grundwasscr bedingen 
eine ganz ungewöhnliche Reinheit der Luft. Wohlschmeckendes und 
keineswegs gesundheitswidriges Cisternenwasser ersetzt völlig das fehlende 
Quell- und Brunnenwasser. Die Temperatur ist ausserordentlich gleichmässig 
und wird in dieser Hinsicht durch den in den Wintermonaten oft sturmartig 
wehenden Bora nur vorübergehend beeinflusst. Die mittlere Tagestemperatur 


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392 


schwankt zwischen 7,2 und 24,6 Grad, die Wintertemperatur (8 Grad) kommt 
der von Ajazzio, Mentone und Nizza ziemlich nahe. Die Besonnung ist wegen 
des Fehlens hoher Gebirgszüge eine ausserordentlich reichliche, Schnee ist sehr 
selten. Der relative Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist ein sehr hoher, gleich- 
mässiger und entspricht etwa demjenigen von Rom und Wiesbaden. Fauna und 
Flora sind im allgemeinen sparsam zu nennen, wenn auch die letztere ziemliche 
Mannigfaltigkeit zeigt und die Scenerie der Insel eine ganz herrliche ist. — Ein 
gutes Hötel (Vindobona), ein deutsches Restaurant (Hoffmann), ferner gut ge¬ 
leitete und ausgestattete Pensionen mit massigen Preisen, ebenso geschulte 
Krankenpflege und ärztliche Hülfe stehen den Kurgästen zur Verfügung. — 
Am besten bekommt der dortige Aufenthalt erfahrungsgemäss älteren Leuten, 
die an Verdauungsschwäche, Schlaflosigkeit und nervöser Ueberreizung leiden, 
während Patienten im vorgeschrittenen Stadium der Lungenschwindsucht Lussin 
contraindicirt ist. 

Prager Med. Woch. 1893, No. 27. A. Neumann (Berlin).' 


Erankencomfort 

Raucherpapier« Nach „Revue industrielle“ wird Papier d’Armönie, das 
in Frankreich sehr in Aufnahme gekommen ist, hergestellt, indem man unge- 
leimtes Papier mit Salpeterlösung tränkt, trocknen lässt und mit einer der 
beiden Räucheressenzen sättigt: 


I. Moschus 

10 Theile 

II. Benzoe 

80 

Theile 

Ol. Rosae 

i 

n 

Bals. tolut. 

20 

n 

Benzoe 

100 

n 

Storax 

20 

ii 

Myrrh. 

12 

n 

Liqu. Santali 20 

ii 

Rhiz. Iridis 

250 

n 

Myrrhae 

10 

n 

Alcohol 

300 

11 

Cort. Cascarill. 20 

n 




Moschus 

i 

n 




Alcohol 

200 

n 

Pharm. Ztg. 1893, 

No. 

55. 


Blass (Dalldorf). 

Eine verbesserte 

Methode des 

Theekochens giebt 

Mr. A. 

Rajasingham 


Die Blätter kommen in ein cylindrisches Gefass mit durchlöchertem Boden, das anf den 
Theetopf aufgesetzt wird. Das heisse Wasser wird einfach aufgegossen und läuft rasch 
ab. Der so bereitete Thoe ist ebenso aromatisch wie der gewöhnliche und enthält weniger 
Gerbstoff. 

Brit. Med. Journal, 22. IV. 1893. H. Citron (Berlin). 

Hygiene des Hauses und der Familie. 

Badewanne mit unmittelbarer Beheizung von Bernhard E. Neumann in 

Leipzig. (D. R.-P. 67970.) Bei dieser, mit einem Heizofen verbundenen Bade¬ 
wanne wird eine sehr schnelle Erwärmuug des Wassers dadurch erreicht, dass 
die Wanne von drei Seiten unmittelbar durch die Heizgase bestrichen wird. 

Der Ofen A befindet sich an dem einen Ende der Wanne, so dass diese die 
eine Seite des Feuerraumes bildet. Zweckmässig führt man den Ofen in der 
Weise aus, dass man die Beschickungsthür c beim Aufstellen von beiden Seiten 
einsetzen kann. Das Ofengehäuse erhält daher zwei Oeffnungen, von denen die 
eine durch eine Platte verschlossen wird. Dementsprechend wird auch der 


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Aschenkasten von beiden Seiten herausschiebbar eingerichtet. Die Gestalt des 
Ofengehäuses und die Construction der Thür können beliebig sein. 

Unter der Wanne ist ein kanalartiger Heizraum B angeordnet, dessen Decke 
der Wannenboden bildet. Dieser Heizkanal ist beip mit dem Ofen A entsprechend 
verbunden. Die Heizgase schlagen von dem Rost l über die Feuerbrücke n aus 
feuersicheren Steinen nach unten und durchströmen den Heizkanal; dieser führt 
an der entgegengesetzten Seite der Wanne nach aufwärts, und von hier aus 
werden die Heizgase abgeleitet. Die Heizleitung B ruht auf Füssen g und trägt 



zugleich die Wanne. Die Verbindung der Wanne mit den Kanten der Heiz¬ 
leitung geschieht mit an dieselbe angelötheten Flachschienen. Zur Vermeidung 
des Austrittes von Heizgasen ist an den Verbindungsstellen die Zwischenlage 
von Asbest oder dergleichen zu empfehlen. 

Zur Erhöhung der Heizwirkung ragen von der Wanne aus am äusseren 
Ende geschlossene Heizröhren oder Cylinder in den Ofenraum hinein. 

Mit dieser Badeeinrichtung lässt sich eine Brauseeinrichtung, wie in der 
Zeichnung angegeben, verbinden, indem man im Ofen die eine Rohrschlange 
anordnet und durch Leitungen u mit einem Warmwasserkasten verbindet. Die 
Kreisung des Wassers lässt sich mit Hülfe des Druckes der Wasserleitung leicht 
regeln. Ist der Wasserbehälter der Brause nicht zu klein, so kann man ihn mit 
einem Hahn z versehen und das Wasser in die Wanne ablassen, so dass das Bad 
noch schneller die nöthige Wärme erhält. 

Um die Beheizung der Wanne regeln zu können, wird die eine Seite des 
Ofens mit einem Abzug m für die Heizgase verbunden, der so nach dem Schorn¬ 
stein geführt ist, dass durch ihn die Wanne nicht beheizt wird. In diesem Abzug 
wird ein Schieber angebracht, um je nach Bedarf die Heizwirkung des Kanals 
regeln oder abstellen zu können, indem man die Heizgase theilweise oder ganz 
durch den Abzug m leitet. 

Die Wanne ist in bekannter Weise mit einem Ablass und dem Ueberlauf y 
versehen. Auf der Hinterseite des Heizkanals B befinden sich verschliessbare 
Oeffnungen ee, um das Innere des Kanals reinigen zu können. 

Grundke (Berlin). 


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Wasserabkocher (Sterilisator) mit Gasheizung, der Centralwerkstatt in 
Dessau. Unter den verschiedenen in Folge der Cholera-Invasion des vorigen 
Jahres entstandenen Sterilisatoren nimmt der von der Central Werkstatt in Dessau 
gebaute in Folge seiner Einfachheit, Zuverlässigkeit und Billigkeit einen hervor¬ 
ragenden Platz ein. Der nebenstehend abgebildete 
Apparat ist nach dem von W. v. Siemens ange¬ 
gebenen Princip, Kühlung des abgekochten Wassers 
durch das frisch zufliessende, construirt; die drei 
Haupttheile, Vorwärmer bezw. Kühler, Gas¬ 
brenner und Kochgefäss sind übereinander an¬ 
geordnet und durch ein schmiedeeisernes Gestell ver¬ 
einigt, so dass der Apparat den bekannten billigen 
Waschgarnituren in Form und Raumbedarf gleieli- 
kommt. Das abzukochende Wasser fliesst aus der 
Leitung, eventuell mittels Gummischlauch, in den 
Einfülltrichter, der mit Ueberlauf versehen ist, so 
dass in der Minute nicht mehr als i / 2 1 in den Apparat 
gelangen kann. Das Wasser geht dann zunächst in 
den Vorwärmer, von da durch ein vom Gasbrenner 
kräftig geheiztes Schlangenrohr in den 5 1 fassenden 
Kochkessel, von wo es oben heraus- und durch das 
in der Figur sichtbare Rohr in den Vorwärmer zurtick- 
flicsst. Hier giebt es seine Wärme fast völlig an das 
zufliessende kalte Wasser ab, erhitzt dadurch letzteres 
bis fast 100° C., und verlässt dann durch das seit¬ 
liche Ausflussrohr den Apparat. Die Dimensionen 
sind so gewählt, dass alles Wasser 10 Minuten lang kocht; dadurch werden 
alle darin enthaltenen Mikroben sicher vernichtet. Die Leistung stellt sich auf 
30 1 abgekochtes, auf Gebrauchstemperatur abgekühltes Wasser in der Stunde, 
bei einem Gasverbrauch von 0,3 Cubicmeter. Der Apparat ist transportabel, 
da er keinen festen Anschluss an Gas- und Wasserleitung voraussetzt. Auto¬ 
maten, Mechanismen und Glasteile hat er nicht. Das Material ist Kupferblech, 
innen verzinnt. Der Preis ist sehr mässig. 

Eine grössere Anzahl Dessauer Wasserabkocher ist mit bestem Erfolg in 
Dessau, Lemberg, Warschau u. a. 0. in Betrieb. Red. 

Ofenheizung in Schulen. Versuche, die E. v. Esmarch angestellt hat, er¬ 
gaben, dass ein eiserner Regulirschachtofen mit dem halben Kohlenquantum 
einen grösseren Heizeffekt als ein Kachelofen mit der doppelten Menge hervor¬ 
bringt. Allerdings ist die Erwärmung beim letzteren etwas nachhaltiger. Zum 
Vergleich wurde auch ein Titel’scher Ofen herangezogen, der einen oben und 
unten offenen, von Abzugsröhren umgebenen Central-Kanal enthält und der Luft 
freien Zutritt gestattet. Im übrigen gleicht er einem gewöhnlichen Kachelofen. 
Die Versuche ergaben, dass der Ofen bei geöffnetem Centralkanal bedeutend 
schneller und stärker als bei geschlossenem heizt, also die Vortheile des eisernen 
und des Kachelofens mit einander vereinigt. 

Zeitschr. für Schul-Gesundheitspflege, 1893/3. (Nach Hygien. Rundschau.) 

H. Citron (Berlin). 

Sollen die Geschwister von Masernkranken, welche die Krankheit früher 
schon tiberstanden haben, vom Schulbesuch ausgeschlossen werden? Von l)r. 
Fr. Dornblüth in Rostock. Durchmaserte Geschwister aus der Schule auszu- 



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schliessen hält der Verf. für unnöthig, weil die Schüler, die die Masern noch 
nicht gehabt haben, sie doch bekommen und mit jeder höheren Klasse immer 
weniger noch nicht durchmaserte vorhanden sind. Verschleppung durch Ge¬ 
sunde scheint überhaupt selten vorzukommen. Der Schutz schwächlicher, durch 
die Krankheit wirklich gefährdeter Schüler muss der Familie resp. deren Arzt 
überlassen werden. Für Kleinkinderschulen erscheint, falls mehrere Fälle vor¬ 
gekommen sind, Schluss der Anstalt zweckmässig. 

Zeitschr. für Schul-Gesundheitspflege 1893/3. H. Citron (Berlin). 

Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Der Formaldehyd als Antisepticum. Von Dr. F. Blum. 

Bezugnehmend auf frühere Veröffentlichungen, deren Resultate durch er¬ 
neute eingehende Untersuchungen gestützt werden, kommt Verf. zu dem Schluss, 
dass der Formaldehyd selbst in starken Concentrationen nur langsam die 
Lebensfähigkeit der Mikroorganismen aufhebt; dass aber schon ganz schwache 
Lösungen genügen, um die Fäulniss und Fortentwickelung von Pilzen zu ver¬ 
hindern unter allmählicher Abtödtung der Bakterien. Als Nutzanwendung kann 
man hieraus folgern, dass der Formaldehyd für die operative Chemie nicht 
verwendbar ist, sich sehr wohl aber zu Dauereinwirkung und Conservirungs- 
zwecken eignen kann. Es folgen alsdann Mittheilungen über physiologische 
Untersuchungen mit Formaldehyd, aus denen hervorgeht, dass letzterer als 
verhältnissmässig ungiftiges und sicheres Conservirungsmittel in Betracht zu 
ziehen sein dürfte. 

Münchener Medicinische Wochenschrift, 8. August 1893, p. 601. 

H. Alexander (Berlin). 

Feldflaschen und Kochgeschirre aus Aluminium. Von Stabsarzt Dr. Plagge. 

Die Verwendbarkeit des Aluminiums zur Herstellung von Geräthen, 
welche zur Aufnahme von Nahrungsmitteln bestimmt waren, schien in Folge 
zahlreicher Versuche in Zweifel gestellt zu sein, da die Widerstandsfähigkeit 
des Metalls eine allzu geringe war. Inzwischen sind aber in der Reindarstellung 
des Aluminiums weitere Fortschritte gemacht worden und die aus diesem Mate¬ 
rial hergestellten Feldflaschen und Kochgeschirre lieferten das Ergebniss, dass 
weder vom praktischen, noch vom ökonomischen Standpunkte aus wesentliche 
Bedenken gegen derartige Geräthe vorliegen, und dass vom sanitären Stand¬ 
punkte aus die Verwendung derselben ganz unbedenklich erscheint. Der Ge¬ 
schmack der Getränke wird durch die Flaschen, wenn dieselben sorgfältig 
gereinigt sind, bevor sie in Benutzung genommen werden, nicht verändert. 
Einzelne Getränke trüben sich allerdings und geben zu Fleckenbildung Veran¬ 
lassung. Die Flecken bestehen entweder aus gerbsaurem Aluminium, oder aus 
kleinen drusenartigen Anhäufungen von Kieselsäure oder in Folge von eisen¬ 
haltigem Wasser aus Schwefeleisen, welche letzteren bei längerem Kochen mit 
demselben Wasser wieder verschwinden. Das Aluminium scheint bei diesem 
Process nur die Rolle eines Ueberträgers zu spielen. 

Die in Aluminiumgefässen gekochten Speisen waren stets wohlschmeckend 
und ohne jeden Beigeschmack. 

Versuche über die Angreifbarkeit des Aluminiums durch Speisen und Ge¬ 
tränke wurden angestellt mit destillirtem Wasser, gewöhnlichem Trink- und Ge¬ 
brauchswasser, Vi-2% Kochsalzlösung, V 2 —6% Essigsäure, Wein, Bier, Kaffee 
und Mittagskost. 


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Bezüglich der Gesundheitsschädlichkeit des Aluminiums hat der Verf. fest- 
gestellt, dass dieses Metall bei directer Einspritzung in das Blut oder unter die 
Haut, wie fast alle, auch die harmlosesten Metalle, Giftwirkungen hervorrufen, 
nicht aber bei Fütterung, da seine Verbindungen vom Magen und Darm aus 
nicht in den Körper aufgenommen werden. Ernährungsversuche an Menschen 
mit Speisen, welche in Aluminiumgefassen gekocht wurden, haben die vorzüg¬ 
lichsten Resultate ergeben. 

D. Militärärztliche Zeitschrift durch Chemiker-Zeitung 1892, 1198. 

Lüdtke (Altona). 


Organisirte Krankenpflege. 

Should men be nnrses? Der Artikel befürwortet die Ueberlassung der Krankenpflege 
ausschliesslich an das weibliche Geschlecht. Die Fälle, wo die Kräfte des Weibes für die 
Behandlung des Kranken nicht ausreichten, seien verhältnissmässig sehr selten, während 
allen üblichen Verrichtungen am Krankenbett das Weib ein besseres Verständniss, eine 
grössere Sorgfalt und Geschicklichkeit entgegenbringe als der Mann. Instinctiv verlange 
jeder Mensch, der sich krank fühlt, nach weiblicher Pflege, und dies sei durchaus nicht zu¬ 
fällig, sondern in der allgemeinen Ansicht und dem Gefühl begründet, dass sich das Weib 
schon seiner Natur nach zur Krankenpflege besser eigne als der Mann. 

The Sanitary Record, 15. July 1893, p. 30. H. Alexander (Berlin). 

Das neue Auditorium der Universitäts- Frauenklinik zu Berlin. Im Mai dieses 
Jahres hat endlich die Berliner Universitäts-Frauenklinik ein Auditorium erhalten, wie es 
dieses sonst so wohl ausgestatteten Institutes würdig ist. Der Neubau ist unmittelbar an 
den Mittelpavillon der im Hochparterre gelegenen Wochenstation angebaut. Die Zuhörer 
kommen von der Hinterseite her durch ein helles Treppenhaus zu der obersten Sitzreihe 
des Auditoriums. Der Zuhörerraum desselben besteht aus einem amphitheatralischen Theile 
und einer geraden Gallerie, die sich dem Eingänge vom Treppenhause her gegenüber be¬ 
findet; er hat im Ganzen 180 Sitzplätze und bietet ausserdem für etwa 50 Zuhörer be¬ 
quem Raum zum Stehen. Vom Amphitheater umgeben ist der geräumige, mit allen mo¬ 
dernen Vorrichtungen ausgestattete Krankenraum. Durch einen Vorhang wird dieser 
Krankenraum getrennt von einem unter der erwähnten Gallerie hinziehendem Gange, der 
die Seitenräume unter einander und mit dem Hörsaale verbindet und in der Mitte seiner 
Längswand die Eingangsthür zum Auditorium von der Klinik her enthält. Die jederseits 
neben dem Hörsaale liegenden Seitonräume sind 4V* m tiefe und 8 m lange Zimmer, deren 
eines als Wartezimmer für die vorzustellenden Kranken, deren anderes als Demonstratious- 
zimmer dient. Im Untergeschoss befindet sich auf der einen Seite ein Phantomübungs¬ 
zimmer und ein Wohnzimmer für einen Volontairarzt, auf der anderen Seite die Dienst¬ 
wohnung des Maschinenmeisters, sowie Aborte und Pissoirs, während für die Garderobe 
der Raum unter dem amphitheatralischen Aufbau bestimmt ist. Das aus Eisen construirte, 
mit Kathedralgla8scheiben versehene Dach wölbt sich wie der Mantel eines Polygons über den 
Hörsaal und lässt reichlich Oberlicht und hohes Seitenlicht einfallen. Die elektrische Be¬ 
leuchtung und die Dampfheizung wird von den betreffenden Anlagen der Klinik geliefert. 

Benin. Klin. Wochenschrift 1893, No. 33. A. Neumann (Berlin). 

Ein neues Asyl für Lepra-Kranke wurde kürzlich in Junagadh (Indien) eröffnet. Die 
Indian Leprosy-Commission hat sich gegen die zwangsweise Isolirung der Leprösen und zu 
Gunsten offener Hospitäler und Niederlassungen ausgesprochen. Für diese Auffassung 
spricht der Umstand, dass in dem District von Datar, in dem sich ein viel besuchter Wall¬ 
fahrtsort befindet, die Zahl der Lepra-Kranken trotzdem beständig abgenommen hat. In 
Gujarah zählte man 1871 2744 oder 4,9 auf 10000 Einwohner, 1881 810 oder 2,8 auf 10000, 
1891 608 oder 1,9 pCt. auf 10 000. Auch hier hat also trotz mangelnder Isolation eine be¬ 
ständige Abnahme der Krankenziffer stattgefunden. 

British med. Journ., 27. V. 93. H. Citron (Berlin). 

In Classbury, Essex wurde dieser Tage eine neue Anstalt für arme Geisteskranke 
der Grafschaft London eröffnet. Die Anstalt hat 2000 Betten, die Bau- und Einrichtuugs- 
kosten betragen eine halbe Million Lstrl. Leider hat sich schon herausgestellt, dass sie 
um mehrere Hundert Betten zu klein ist, so da6s man sich bereits nach einem neuen Bau¬ 
platz umsieht. 

Brit. Med. Journal, 24. VI. 93. H. Citron (Berlin). 

The Sanitarinm Association of Philadelphia« Die Aufgabe, welche die Gesellschaft 
sich gestellt hat, der ärmeren Bevölkerung, besonders den Kinaern Gelegenheit zur Er- 


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holung und Stärkung zu bieten, hat zur Gründung eines Sanatoriums nicht weit von Phila¬ 
delphia geführt, wo sich die Pfleglinge den Tag über bei kräftiger Kost im Freien bewegen 
können. Daneben stehen eine Anzahl Betten zur Verfügung, um solche acute Fälle auf¬ 
zunehmen, deren Genesung unter den engen und ungesunden Verhältnissen der Grossstadt 
in Frage gestellt ist, während chronische Erkrankungen nur ausnahmsweise und für eine 
beschränkte Zeit Aufnahme finden. 

Med. News, 6. Mai 1893. Reunert (Hamburg). 

Leg postes sanitaires de la froutiere pendant l’öpidemie cholerique en 1892. Par 

M. Martin-Durr, Chef du Service medical au poste sanitaire de Feignies. 

Während der Cholera-Epidemie 1892 errichtete die französische Regierung an der 
Grenze eine Anzahl von Sanitäts-Posten, gewöhnlich am Grenzbahnhof, einige auch an der 
Eintrittsstelle eines Kanals. Der Sanitätsposten setzt sich aus Verwaltungs- und Aerzte- 
Personal zusammen. Ersteres besteht aus einem Director, zwei Inspectoren und zwei Se- 
cretairen, letzteres aus einem Chef-Arzt, mehreren Assistenten (gewöhnlich Studenten), zwei 
Desinfectoren und einer Wärterin. Der Arzt hat 1) gemeinsam mit dem Director die Pro¬ 
venienz der Reisenden festzustellen, 2) dieselben auf ihren Gesundheitszustand zu unter¬ 
suchen, den Gesunden eine Bescheinigung auszustellen, Verdächtige und Kranke in’s Laza- 
reth zu schicken, 3) die Desinfection zu überwachen, die sich bei Gesunden nur auf 
die schmutzige Wäsche, bei Kranken und Verdächtigen auf die ganze Bagage erstreckt. 
Jeder Passagier bat sein Reiseziel anzugeben. Er erhält, falls er gesund befunden wird, 
ein Gesundheitsattest, gleichzeitig wird clie Behörde des Bestimmungs-Ortes avisirt. 

Progr&s medical, 1893/27. H. Citron (Berlin). 


Bücherschau. 

Die Knöchelbrüche. Von Dr. Emil Hotter* K. b. Stabs- und praktischem Arzte. 
München. F. Lehmann. 1893 

Es ist sicher verdienstlich, gewisse Kapitel der Medicin, welche Erkrankungen be¬ 
treffen, zu deren Behandlung der Praktiker häufig kommt und die häufig für den Patienten 
und Arzt recht unangenehme Schwierigkeiten bieten, in Form einer Monographie selbst¬ 
ständig und umfassend zu bearbeiten. Es wird dadurch denjenigen, welche nicht immer 
in der Lage sind, das Neuste in der Litteratur zur Hand zu haben, die Möglichkeit ver¬ 
schafft, bei jedem einzelnen Fall und jeder neuen Complication sich Rath holen zu können. 
Der Verf. giebt an, dass in der Arbeit, die vornehmlich für den praktischen Arzt be 
stimmt, hauptsächlich die Diagnose und die Therapie eingehender gewürdigt worden seien. 
Dies ist nun allerdings nicht in ganz wünschenswerthem Umfange geschehen. So gilt dies 
namentlich bei der Berücksichtigung der Differentialdiagnose, welche kaum Andeutung ge¬ 
funden hat. Man musste sicherlich ein genaueres Eingehen auf die Fracturen naheliegender 
Knochen, des Talus, Calcaneus, ferner auf die einzelnen Bändorverletzungen, auf die ent¬ 
zündlichen Zustände des Sprunggelenks nach Insulten etc. in differential-diagnostischer Be¬ 
ziehung erwarten, da hierin fast weniger geboten wird, als sich in jedem umfassenderen 
Lehrbuche der Chirurgie findet. Die Therapie ist wiederum zu einseitig behandelt mit 
viel zu wenig Berücksichtigung anderer neuster Methoden. Der betreffende Abschnitt 
gipfelt lediglich in der Beschreibung des vom Verf. geübten, zwar recht umständlichen, 
doch sonst ganz zweckmässigen Verfahrens: Für die ersten Tage ein weiter Kapsel verband 
oder Schienenlagerung bis zur Abschwellung. Vom achten Tage an leichte Massage und 
schonende, methodische, passive Bewegungen. Nach vollständiger Abschwellung erfolgt 
ein Verband am besten für weitere 8 Tage und zwar von den Zehenwurzeln bis über das 
untere Drittel des Oberschenkels. Es folgen dann noch 2 Gypsverbände, die je eine Woche 
liegen und zwischen welche Massage und methodische Bewegungsübungen eingeschaltet 
werden. Vor Ablauf der fünften Woche soll man Gehversuche unbedingt nicht zulassen. 
Zu bemerken ist noch, dass es sehr rathsam gewesen wäre, das möglichste Senken des 
äusseren Fussrandes beim Anlegen des frischen Verbandes mehr hervorzuheben, da hier¬ 
gegen in der Praxis am meisten verstossen wird und ein Schaden dadurch auch dann nicht 
erwächst, wenn nur der innere Knöchel gebrochen sein sollte. Bode (Berlin). 

Jahresbericht des ersten Wiener Yolksküchenvereins. Wien 1893. 

Der vorliegende Jahresbericht zeugt in beredten Zahlen von dem Blühen und Ge¬ 
deihen dieser gemeinnützigen, für die Grossstadt schier unentbehrlichen Institution. Pro- 
tegirt von dem Herrscherhause, unterstützt von dem Edelmuthe und der Opferfreudigkeit 
der besten Stände hat er mit seinem bestgeschulten Beamtenpersonal nicht nur seiner 
Hauptaufgabe in vollem Maasse nachkommen können, der armen Bevölkerung eine mög¬ 
lichst billige Speise in annehmbarer Güte zu liefern, sondern er hat auch für ausserordent¬ 
liche Bedürfnissfälle, für Zeiten der Noth, des Krieges, der Ueberschwemmung etc. in so 
hohem Grade seine Leistungsfähigkeit nachgewiesen, dass auch die bemittelteren Bevöl¬ 
kerungskreise, die Commune und die Regierung auf den Verein als auf eine sichere Hilfs¬ 
quelle rechnen können. A. Neu mann (Berlin). 

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Handbuch der kriegschirurgischen Technik. Gekrönte Preisschrift von Dr. F. von 
Esmarch, Professor der Chirurgie in Kiel. Vierte Auflage durchgehende neu bearbeitet, 
vermehrt und verbessert von F. v. Esmarch und Dr. E. Kowalzig. Erster Band: Ver¬ 
bandlehre. Kiel und Leipzig. Lipsius & Tischer, 1893. Preis 6 M. 

Die 4. Auflage des rühmlichst bekannten Esmarch’sehen Handbuchs der kriegs- 
chirurgischen Technik erscheint in einer völlig neuen Anordnung. Das ganze Werk zer¬ 
fällt in 3 Bände. Der erste derselben enthält aie Lehre von der Wundbehandlung (Asepsis 
und Antisepsis) und die Verbandlehre. Im zweiten, demnächst zur Ausgabe gelangenden 
Bande werden, wie der Verf. im Vorwort mittheilt, ausser den im Kriege vorzugsweise 
vorkommenden Operationen an den Gefässen, Knochen und Gelenken auch die früher nicht 
berücksichtigten System-Operationen an den Hautdecken, Sehnen u. s. w. geschildert. Im 
dritten, dem bereits früher, im Anschluss an die 3. Auflage erschienenen „Ergänzungsbande 
zum Handbuch der kriegschirurgischen Technik“ werden alle diejenigen Operationen er¬ 
örtert, welche in den beiden ersten Bänden nicht enthalten sind. Auf diese Weise giebt 
das Buch an Inhalt mehr, als 69 im Titel verspricht, denn auch die in Friedenszeiten znr 
Ausführung gelangenden Operationen werden in der äusserst klaren und lehrreichen Dar¬ 
stellung veranschaulicht, welche das ganze Werk ziert und zu einem mustergültigen er¬ 
hebt. Dem Grundprincip, mehr durch Abbildungen als durch viel Worte zu unterweisen, 
sind die Bearbeiter überall treu geblieben. Die Zeichnungen sind instructiv und trefflich 
ausgeführt. Die äussere Ausstattung des Werkes ist vorzüglich. — Eine besondere Empfeh¬ 
lung dem Handbuch mit auf den Weg zu geben, halten wir für unnöthig. Red. 

Die Krankheiten der ersten Lebenstage. Von Dr. Max Runge. Ord. Prof, der Ge¬ 
burtshülfe in Göttingen. 2. Auflage. Stuttgart, Ferd. Enke. gr. 8°. 340 S. 

Die vorliegende zweite Auflage des Runge’schen Werkes ist nach wesentlich anderen 
Gesichtspunkten gearbeitet wie die erste. Während in dieser der Verf. sich auf die Dar¬ 
stellung derjenigen Krankheiten beschränkte, bei denen die vorhandene Litter&tur den 
Mangel einer zusammenhängenden Darstellung erkennen liess, sind in der 2. Bearbeitung 
fast sämmtliche Krankheiten, die von dem Gebärakt oder dem Uebergange aus dem foetalen 
in das extrauterine Leben herrühren, aufgeuommen worden. Die Darstellung ist, um die 
durch Vermehrung der Capitel nothwendig gewordene Ver^rösserung des Werkes nicht zu 
umfangreich zu gestalten, knapp, aber präzise und ausreichend. Wer eingehendere Be¬ 
lehrung verlangt, findet in dem vortrefflich gearbeiteten Litteratur-Verzeichniss dazu Ge¬ 
legenheit. Die praktisch wichtigsten und häufigsten Erkrankungen wie Asphyxie und 
Nabelkrankheiten sind natürlich vor allen anderen berücksichtigt, doch haben auch seltene 
Erkrankungen wie Sklerooedem, Buhrsche, Winckel’sche Krankheit etc. Berücksichtigung 
gefunden. 

Bei der Asphyxie unterscheidet R. scharf zwischen A. ersten und zweiten Grades. 
Athmet das Kind nicht unmittelbar nach der Geburt, so führt man zur Entfernung von 
Schleim etc. den kleinen Finger bis in den Rachen ein. Treten Schluck- oder Würg- 
bowegungen auf, so liegt A. ersten, bleibt der Gaumen reactionslos, A. zweiten Grades 
vor. Die exacte Diagnose ist hier entscheidend für die Therapie, die bei der leichteren 
Form in Hautreizen (warmes und kaltes Bad, Frottiren) zu bestellen hat. Bei der schweren 
Form sind dieselben wirkungslos und überflüssig, ja gefährlich, da kostbare Zeit verloren 
geht. Hier ist sofort die künstliche Athmung einzuleiten. Verf. tritt mit grosser Wärme 
für die Schultze’schen Schwingungen ein, die er als das wirksamste und dabei in der Hand 
des Geübten unschädliche Verfahren ansieht. Es dürfte hier der Ort sein, auf einen fühl¬ 
baren Mangel des sonst vortrefflichen Buches hinzuweisen, nemlich das Fehlen von Blu¬ 
strationen. So anschaulich der Verf. auch für den, der es kennt, das Schultze’sche Ver¬ 
fahren beschreibt, so dürfte es doch für den Neuling schwierig sein, sich aus der Erläute¬ 
rung eine klare Vorstellung davon zu verschaffen, ein Uebelstand, dem durch eine ein¬ 
fache Zeichnung leicht abgeholfen werden könnte. Vortrefflich ist der Rath, das Kind 
nicht früher als gerettet anzusehen, bis es nach jeder Richtung das Verhalten eines lebens¬ 
frischen Kindes zeigt, d. h. anhaltend und kräftig schreit, me Extremitäten bewegt, die 
Augen aufschlägt und sich rosig färbt. 

Sehr eingehend behandelt sind die Krankheiten des Nabels, insbesondere ist die 
Arteriitis umbilicalis, über die Verf. ein Material von 55 Fällen gesammelt hat, berück¬ 
sichtigt. Die Krankheit ist deswegen von hervorragendem Interesse, weil sie intra vitam 
fast symptomlos verläuft und meist rasch tödtet. Nach Ansicht des Verf. sind die meisten 
Fälle sogen, placentarer Infection auf Arteriitis umb. zurückzuführen. Unter 340 Sectionen 
neugeborener Kinder wurde in 86 Fällen die anatomische Diagnose auf allgemeine Sepsis 
gestellt. 30 Mal lag Art. umb., 3 Mal äussere Verletzung vor, 8 Fälle blieben unaufgeklärt. 

Für die Behandlung des Tetanus empfiehlt Verf. warme Bäder, Chloral, Bromkali, Er¬ 
nährung wenn nöthig durch die Schlundsonde. Für alle Fälle ist der Nabel eingehend zu 
inspiciren und ein antiseptischer Pulververband (Jodoform, Salicylsäure) zu appuziren. 

Die alte Streitfrage, ob der Ikterus neonatorum haematogener oder hepmto^ener Natur 
sei, beantwortet der Verf. dahin, dass wahrscheinlich beide Faktoren betheiligt sind. Jeden¬ 
falls beweist der Befund von Gallensäuren in den Gewebsflüssigkeiten, dass die Leber in 


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jedem Falle betheiligt ist. Die Prognose dieser unendlich häufigen Krankheit, die circa 
80 pCt. aller Neugeborenen betrifft und von manchen überhaupt nicht als morbus aufgefasst 
wird, stellt Verf. nicht so absolut günstig wie die meisten anderen Autoren, indem er den 
Ikterus als „unerwünschte Complication bestehender Lebensschwäche“ bezeichnet. 

Bei der Besprechung der infectiösen Augenentzündung der Neugeborenen erwähnt 
der Verf., dass er in seiner Klinik stets das Cred^’sche Verfahren zur Anwendung bringe 
und seit 4 Jahren keinen Fall von Ophthalmoblennorrhoe gehabt habe. 

Indem wir hiermit unsere kurze Uebersicht der wichtigsten Capitel des klar und 
fesselnd geschriebenen Buches schliessen, wünschen wir demselben, dass es in den Kreisen 
der Aerzte und Studironden die ihm gebührende Verbreitung finden möge. 

H. Citron (Berlin). 

Meyer’s Konversation» - Lexik<Äi. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen 
Wissens. Fünfte, gänzlich neubearbeitete Auflage. Mit ungefähr 10 000 Abbildungen 
im Text und auf 950 Bildertafeln, Karten und Plänen. Leipzig und Wien. Bibliographisches 
Institut. 1893. Band I und II. 

Bereits zum vierten Male tritt Meyers Konversations-Lexikon in neuer Bearbeitung 
vor das Publicum. Die rasche Aufeinanderfolge von fünf Auflagen, die diese hervorragende 
Encyklopädie des allgemeinen Wissens erlebt hat, beweist mehr als alle Lobeserhebungen, 
welch’ überaus bedeutenden Werth das umfangreiche Werk in den Augen der gesammton 
deutschredondon Welt besitzt; die schnelle und weitgehende Verbreitung des Lexikons in 
fast allen Schichten der Bevölkerung lehrt am deutlichsten, dass es den Mitarbeitern fort 
und fort gelungen ist, allen Anforderungen auf jeglichem Gebiete menschlichen Wissens 
gerecht zu werden. Die präcise, lichtvolle, bei möglichster Kürze erschöpfende Darstellung, 
die streng wissenschaftliche und doch gemeinverständliche Bearbeitung der einzelnen Schlag¬ 
worte, die Reichhaltigkeit des Inhalts, die Verwerthung der neuesten Forschungsergebnisse — 
ferner die grosse Fülle ausgezeichneter Abbildungen im Text und auf Bildertafeln — end¬ 
lich die geradezu musterhafte Ausstattung des Werkes in Papier, Druck, Lebhaftigkeit der 
Farben auf Karten und Tafeln: alle diese Eigenschaften stempeln Meyers Konversations- 
Lexikon zu einem Meisterwerk ersten Ranges, das die höchste Anerkennung verdient. 

In wie vortrefflicher Weise das Lexikon auch die Fragen auf medicinischem Ge¬ 
biete behandelt, beweisen schon die zahlreichen einschlägigen Artikel der beiden ersten 
Bände. Wir nennen an dieser Stelle: Apomorphin, Arzeneipflanzen, Arzeneimittel, Atropin, 
Auge, Augenkrankheiten, Aussatz, Autoinfection, Bäder, Bakterien, Bandwürmer, Becken. 

Es ist uns zweifellos, dass auch diese neue Auflage von Meyers Konversations-Lexikon 
unter allen Deutschen, welche beständig nach Vervollkommnung ihres Wissens und nach 
universeller Bildung streben, sich neue Freunde erwerben wird. Red. 


Varia. 

Signes de 1 a mort. 

Bourneville hat die merkwürdige Beobachtung gemacht, dass 5 Stunden nach dem 
Tode die Rectal-Temperatur mehrere Grade unter die Zimmer-Temperatur sinkt und erst 
nach 17 Stunden sich mit derselben ins Gleichgewicht setzt. Falls sich diese Erfahrung 
allgemein bestätigen sollte, so hätten wir ein absolut sicheres Kriterium des eingetretenen 
Todes. 

Progrös medical, 1893/25. H. Citron (Berlin). 

La Profession medicale en Angleterre. Par J. de P. S. 

Das medicinische Register für 1893. welches unter der Regie von M. W. Miller ver¬ 
öffentlicht wird und zahlreiche statistische Tabellen enthält, constatirt eine erhebliche Ver¬ 
mehrung der Aerzte in Grossbritannien; während die Zahl der Medicin Studirenden abge¬ 
nommen hat. Am 1. Januar 1893 zählte man in Grossbritannien 30 590 Aerzte gegen 22 200 
im Jahre 1876. An Studenten der medicinischen Facultät waren 734 weniger mscribirt als 
im Jahre 1891. Zahnärzte practicirten im Jahre 1892 4 817, im Jahre 1891 4 896. Die Zahl 
deijenigen Zahnärzte, welche ein Doctordiplom besitzen, ist im Steigen begriffen, sie hat 
sich seit 1881 von 10,74 auf 25,43 pCt. erhöht, während die Zahl der auf zahnärztlichen 
Schulen herangebildeten Aerzte seit 1881 von 89,26 auf 73,49 pCt. herabsank. 

Journal crHygi&ne XIX. Vol. 18, p. 354. H. Alexander (Berlin). 


Kleine Mittheilungen. 

Preisausschreiben für Krankenpflegerinnen. Der Herausgeber des „Hospital“ in 
London hat 2 Preise von 300 und 100 M. für die besten Pläne zum Bau eines Pflegerinnen¬ 
heims und einer damit verbundenen Schule ausgesetzt. An der Preisbewerbung können 
sich alle Oberinnen und Pflegerinnen aus Grossbritannien, den übrigen europäischen Ländern 

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400 


sowie aus den Vereinigten Staaten Amerikas betheiligen. Die Bewerbungen haben zu ent¬ 
halten : 

1) Eine genaue Beschreibung aller Räume und Einrichtungen in einer für 50 bis 
100 Pflegerinnen berechneten Anstalt. 

2) Dasselbe für ein grösseres Institut, welches 150 bis 200 Pflegerinnen aufnehmen 
kann. 

In den Beschreibungen muss zugleich auseinandergesetzt werden, wie eine etwa noth- 
wendig werdende VergrÖsserung der Anstalt bewerkstelligt werden kann. Es sind den¬ 
selben ferner Zeichnungen beizulegen, die in einheitlichem Maassstab (Vs Zoll: 1 Fusa) 
gehalten sind. 

Bewerberinnen haben ihre Namen und Adressen bis zum 1. November 1893, die Pläne 
und Zeichnungen bis spätestens zum 1. Januar 1894 an Dr. J. S. Billings United Statos 
Army Washington D. C. einzusenden. Als Preisrichterffungiren neben demselben Dr/Henry 
M. Hurd vom John Hopkins-Hospital zu Baltimore und Miss Sophia M. Palmer, Oberin 
des Garfield - Hospitals zu Washington. Gegen die Entscheidung derselben besteht kein 
Recurs. Später soll voraussichtlich ein Theil der Beschreibungen und Pläne durch die 
„Scientific Press“ in London publicirt werden. 

Medical News, 12. August 1893. Reunert (Hamburg). 

Die Association des Indnstriels de France hat einen Preis von 600 Fr. für die beste 
Maske gegen Staubeinathmnng ausgeschrieben; dieselbe muss folgenden Bedingungen ent¬ 
sprechen: 1) Sie muss Mund und Nase des Arbeiters in genügender Weise gegen die Ein- 
athmung von Staub schützen. 2) Sie muss haltbar, leicht und bequem zu tragen sein. 

3) Sie muss billig, leicht zu reinigen und in Stand zu halten sein. 4) Sie darf die Athmung 
nicht behindern und das Gesicht nicht erhitzen. 

Progr&s mddical, 1893/33. H. Citron (Berlin). 

Die „Smithsonian Institution“ in Washington hat ein Circular versandt, in dem um 
Bewerbung der Preise aus der Hodgkins- Stiftung aufgefordert wird. Unter den Preis¬ 
aufgaben befinden sich folgende: 1) Ein Preis von 10000 Dollars für eine Abhandlung, 
enthaltend einige neue und wichtige Entdeckungen über die Beschaffenheit oder Eigen¬ 
schaften der atmosphärischen Luft in ihrem Verhalten zu einigen oder allen Wissen¬ 
schaften — e. g., nicht nur in Betreff der Meteorologie, sondern in Verbindung mit der 
Hygiene, oder irgend einem andern Zweige, sei es Biologie oder Physik. 2) Ein Preis von 
1000 Dollars für die beste volksthümliche Abhandlung über die Eigenschaften der atmo¬ 
sphärischen Luft und ihre Beziehungen, einschliesslich derjenigen zur körperlichen und 
geistigen Hygiene. Dieser Aufsatz, der 20000 Worte nicht zu überschreiten braucht, soll 
in einfacher Sprache geschrieben werden, damit er sich zur Veröffentlichung für volks¬ 
thümliche Belehrung eignet. Die in englischer, französischer, deutscher oder italienischer 
Sprache verfassten Abhandlungen des Preises zu 2 sind vor dem 1. Juli 1894, diejenige 
des Preises zu 1 bis zum 31. Dezember 1894 an den Secretär der Smithsonian Institution 
in Washington einzusenden. Den Preisbewerbern wird durch den Secretär des Instituts 
S. P. Langley in Washington jede gewünschte Auskunft ertheilt. 

Die von der Association de la Presse mddicale gewählte Commission hat durch ihren 
Vorsitzenden, Prof. Cornil, dem Kriegsminister eine Petition betreffs des Militär-Dienstes 
der Medicinstudirenden überreichen lassen. In derselben wird, nach ausführlicher Darlegung 
der Gründe, die Forderung aufgestellt, dass die Medicin-Studirenden ihrer Militärpflicht 
als „medecins aides-majors de 2. CI. (etwa unseren Assistenz-Aerzten 2. CI. zu vergleichen. 
Ref.) nach Ablauf ihrer Studien genügen sollen, vorausgesetzt, dass sie nach beendigtem 
27. Lebensjahr den Grad eines Doctor oder Interne nominß au concours (für uns Mangels 
einer Analogie unübersetzbar. Ref.) erreicht haben. 

Progräs medical, 1893/10. H. Citron (Berlin). 


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BV* Die Herren Aorzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wieSeparatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figuren¬ 
stöcke dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dergl. m.) an die Exped. 
„Fischer’s medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adressiren. Desgleichen sind an 
letztere alle auf Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


— H- Aerztliche Polytechnik. 4+— 

Redakteur: Dr. G. Beck. 

Inhalt: Oper»tionsTorrichtungen. Narcotisirapparate. — Esmarch’scher hämostati scher Schlauch. — 
Drainkanüle für die Harnblase. — Chirurgischer Waschtisch. — Operationslnstrameate. Amputationssäge. — 
Schlingenschnürer für tiefliegende Ligaturen. — Gottstein’sche Rachenclirette. — Vorrichtung zur Correctur 
von Nasendeformitttten. — Tonsillen-Compressorium. — Zungenzange. — Diagnostische Vorrichtungen. Elek¬ 
trische Stirnlampe. — Bakteriologische Spritzen. — Perimeter. — Ophthalmoskop. — Stethoskop. — Pipetten¬ 
filter. — Cystoskopisches HülfsmitteL — Diverse Instrumente. Impfmesserchen. — Chirurgisches Spritzrohr. — 
Befestigungsmittel für Zahnplatten. — Therapeutische Stimmgabel. — Stromanschlussapparat — Eropfaugs- 
anzeigen. — Patentbericht. 


Operationsvorrichtungen. 

Rosenfeld (Wien) eonstruirt einen neuen Narcotisirkorb für Aethernarkose, 
der die Unzuträglickkeiten und Schwerfälligkeiten der Aethernarkose in prakti¬ 
scher und compendiöser Weise zu beseitigen verspricht. 

Er besteht aus einer Büchse A> die 150 g Aether fasst, mit Glasmantel, 
metallenem Deckel und Boden, welcher letztere zugleich das Dach für den mit 
ihm fest verbundenen Drahtcylinder B bildet, der innen von Gaze, aussen von 
Billrothbattist umkleidet ist. 

In eine Oeffnung in der Mitte des Metallbodens kann von unten das Metall¬ 
rohr a dicht eingeschraubt werden. Vorher werden durch dasselbe fadenförmige 
Dochte ( 1 tj ) gezogen, welche dann vom Boden der 
Büchse in das Rohr gehen und sich von der Innen¬ 
seite des Cylinders B vertheilen. Der Büchscndeckel 
besitzt excentrisch eine mit einem Metallkonus zu 
versehliessende EingussöfFnung 5, in der Mitte die 
Regulirschraube e, durch deren Drehung der Kegel d 
an das obere Ende des Rohres a angedrückt wird, 
wodurch die Dochte mehr oder minder comprimirt 
werden können. Die siebartig durchlöcherte Platte e 
ist durch den Stift / in der Büchse unterhalb der 
Dochte zu heben und zu senken, so dass die in der 
Büchse befindlichen Dochtenden die Bewegung mit¬ 
machen. 

Soll nun eine Narkose beginnen, dann füllt man 
die Büchse durch die Eingussöffnung mit Aether, die Dochte saugen nun Aether 
in den Korb, wo derselbe verdampft. Vor dem Anlegen wird die Regulir¬ 
schraube so angezogen, dass nur die gewünschte Menge zum Verdunsten ge¬ 
bracht wird. 

Giebt man nun den Korb auf das Gesicht, dann braucht mit demselben bis 



Fig. 274. 


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402 


zum Eintritt völliger Anästhesie nicht gerührt zu werden; ist diese eingetreten, 
so zieht man die Regulirschraube mehr an, da nun schon weniger Aether 
nöthig ist. 

Sollte aller Aether aufgebracht sein, was, wenn die Büchse voll war, nach 
etwa % Stunden der Fall sein wird, dann kann man, den Korb auf dem Ge¬ 
sichte belassend, nachfüllen. 

Wünscht man die Narkose zu unterbrechen, so lange noch Aether in der 
Büchse ist, dann zieht man die Begulirsehraube an und suspendirt ausserdem 
die Dochte durch Heben des Siebes, so dass jetzt der Aether in der Büchse, 
wie in einer Flasche belassen werden kann. 

Alle genannten Nachtheile der früheren Narkose sind nun behoben: 1) Braucht 
man weniger Aether; während man bisher 500—600 g per Stunde gebraucht, 
genügen bei Anwendung dieses Korbes etwa 200 g; 2) tritt die nöthige Anästhesie 
früher ein, denn der Patient atmet immer dichte Aetherdämpfe; 3) ist nur ein 
Narkotiseur nöthig, der mit dem Korbe, bis auf das Halten mit einer Hand, 
während der ganzen Dauer der Narkose beinahe gar nichts zu thun hat; 4) spürt 
man in der Umgebung nicht den geringsten Aethergeruch. Es sind dies Vor¬ 
theile, welche nebst der bequemen Handhabung des Apparats bedeutend in’s 
Gewicht fallen und die Anwendung der nach Ansicht vieler Aerzte ungefähr¬ 
lichen Aethernarkose ungemein erleichtern dürften. Uebrigens könnte dieser 
Narkotisirkorb auch bei anderen Narkosen zur Anwendung kommen. Die Her¬ 
stellung des Korbes hat die Firma Reiner in Wien übernommen. 

Wiener med. Wochenschr. 1893, No. 28. 


Augenarzt Lange (Braunschweig) construirt einen sog. „selbstthätigen“ 
Chloroformirapparat, dessen Neuigkeit nicht sowohl in dem Chloroformirapparat 
selbst, als in einem Gestell besteht, in welchem Ausgussflasche und Gesichts¬ 
maske befestigt werden, dem Narkotiseur das Halten dieser Gegenstände er¬ 
spart bleiben. 

An dem verticalen, 1 cm im 
Durchmesser tragenden, 60 cm 
hohen Metallstab aa, der mittels 
der Klammer.Är l am Kopfende des 
Operationstisches angeschraubt 
wird, sind zwei, sowohl in verti- 
caler als seitlicher Richtung ver¬ 
stellbare, 22 cm lange Stäbe bb* 
angebracht. Auf jedem dieser 
Stäbe läuft eine, nach vorn in ho¬ 
rizontaler Richtung verschiebliche, 
mittels Schrauben feststellbare 
Hülse ccfy an deren vom verti¬ 
calen Stabe a abgewandtem Ende 
an der oberen, die mit einem 
durch unvollkommenen Oeffnen 
des Hahns leicht regulirbarem 
Tropfapparate versehene Chloroformflasche 1 ), an der unteren die Maske, beide 

*) Die endgiltig gewählte Chloroformflasche entspricht nicht der in der Zeichnung 
angegebenen. Dieselbe besteht ganz aus Glas, ist mit einer, an ihrem hinteren Ende an- 



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in Kugelgelenken nach allen möglichen Richtungen drehbar gemacht, ange¬ 
bracht sind. 

Durch obige Einrichtung ist, wie leicht ersichtlich, der Apparat für jede 
Lage des Patienten brauchbar. Wird der Kranke, wenn es sich um Operationen 
an den unteren Extremitäten, am After oder an den Genitalien handelt, gegen 
das Fussende des Operationstisches vorgezogen, so müssen die horizontalen, 
die Chloroformflasche und die Maske tragenden Stäbe durch Auszichung der 
Hülsen verlängert werden; liegt, wie bei Operationen am Rücken, der Patient 
auf der Seite, so braucht nur die Maske, die, wie oben bemerkt, in einem 
Kugelgelenke, das durch eine Schraubenmutter beliebig angezogen werden 
kann, nach allen Seiten leicht verstellbar ist, entsprechend gedreht zu werden. 
Bei Operationen am Schädel wird der ganze Apparat an einer geeigneten Stelle 
einer der beiden Längsseiten des Operationstisches angebracht. Dasselbe müsste 
stattfinden, wenn nach Vorziehung des Patienten gegen das Fussende des Ope¬ 
rationstisches, bei Fixirung des Apparates am Kopfende desselben, die ausge¬ 
zogenen horizontalen Stäbe b b ' sich als zu kurz erweisen sollten. 

Soll die Chloroformirung sistirt werden, so stellt man den Tropfapparat an 
der Flasche ab und dreht die horizontalen Stäbe b b l nach Lüftung der Stell¬ 
schrauben d d* zur Seite. In dieser Position verharren dieselben bis zur nächsten 
Narkose, um dann, nachdem Patient gelagert, in die nöthigwerdende Stellung 
gebracht zu werden. 

Die diesem höchst einfachen Apparate zukommenden Vorzüge vor der bis¬ 
her geübten Chloroformirung durch Vorhalten der Maske und Aufgiessen des 
Chloroforms sind: 

1) Vollkommenes Freisein beider Hände des Chloroformirenden, 

2) daraus resultirende bessere Beobachtungsfähigkeit des Patienten, 

3) im Falle von Personalmangel Verwendung des sonst Chloroformirenden 
zur Assistenz, 

4) die in der tropfenweisen Zuführung des Chloroforms begründete ge¬ 
ringere Gefahr der Narkose, 

5) eine nur unbedeutende Belästigung des Patienten durch den bei schneller 
und massenhafter Zuführung des Chloroforms so unangenehmen Chloroform¬ 
geruch, 

6) daraus resultirende grössere Ruhe des zu Chloroformirenden und 

7) der geringe Chloroformgebrauch. 

Tritt bei einem Patienten trotz der tropfenw r eisen Zuführung des Chloro¬ 
forms ein heftigeres Exaltationsstadium ein, so wird man gut thun, bis zur 
Beendigung desselben den die Maske tragenden, sich dem Kopfe des Kranken 
recht nahe befindlichen Stab b nach Schliessung des Tropfapparats zur Seite 
zu drehen und bis zur vollkommenen Beruhigung des Kranken von der bisher 
üblichen Chloroformirmethode Gebrauch zu machen. Sobald Patient sieh be¬ 
ruhigt hat, wird die Maske wieder eingestellt. Derselbe ist, auseinander¬ 
gebrachten Eingussöffnung versehen, welche letztere gleichzeitig als Luftloch dient. Die 
nntere Wand der Flasche verläuft bis zur Ausflussöffnung ganz geradlinig. Auf diese 
Weise wird jeder todte Raum in der Flasche vermieden, und braucht dieselbe, um auch 
kleine Chloroformmengen zum Fliessen zu bringen, aus der horizontalen Stellung nicht 
heraasgebracht zu werden, sie bleibt also während der ganzen Narkose unberührt. Der 
Verschluss besteht in einem gewöhnlichen Glashahn, und kann durch unvollständiges 
Oeffnen desselben die Tropfgeschwindigkeit nach Belieben (vom continuirlichen Strom bis 
auf ca. 16 Tropfen in der Minute) regulirt werden. 


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404 


genommen, leicht transportabel, somit auch in der Privatpraxis gut zu ge¬ 
brauchen, wenn im Hause des Patienten ein zur Lagerung desselben geeigneter 
Tisch disponibel ist. Um den Apparat auch bei Narkosen, die im Bette vor¬ 
genommen werden sollen, verstellbar zu machen, wird eine zweite vertical die 
Seitenwand des Bettes umfassende Klammer geliefert. 

Angefertigt wird der Apparat von dem Hofinstrumentenmacher E. M. Weiss 
in Braunschweig (Schuhstrasse 1) und kann von demselben in guter Ausführung, 
vernickelt, jederzeit für den Preis von 20 Mk. bezogen werden. — Die Chloro¬ 
form irung geschieht nun in der Weise, dass zu Beginn derselben der Tropf¬ 
apparat auf ca. 30—40 Tropfen pro Minute eingestellt wird. Nach ca. 3—4 Mi¬ 
nuten lässt man 50—GO Tropfen Chloroform pro Minute auf die Maske fallen, 
und zwar bis zur vollständigen Narkose, alsdann wdrd die Tropfenzahl pro Mi¬ 
nute wesentlich verringert, und genügen häufig schon 20 Tropfen pro Minute, 
um die Narkose auf lange Zeit in der gewünschten Tiefe zu erhalten. Zu Be¬ 
ginn der Narkose ist es immer gerathen, den Kopf des Patienten leicht zu 
fixiren, desgleichen ihm durch Festhalten der Hände die Möglichkeit des Umher¬ 
schlagens zu nehmen. In den allermeisten Fällen verhalten sich aber die 
Kranken bei der oben geschilderten Art des Narkotisirens sehr ruhig. 

Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 6. 

Eine allerdings nur in der Spccialität ihrer Anwendung neue Befestigungsart 

des Esmarch’schen Constructionsschlauches 
ist in beistehender Figur abgebildet. Das 
Schlauchende wird einfach in die Krüm¬ 
mung des Hakens, der die erforderliche 
Unnachgiebigkeit besitzen muss, einge¬ 
klemmt. Die Verlässlichkeit dieser durch 
die Firma Arnold & Sons in London in 
den Handel gebrachte Vorrichtung er¬ 
scheint a priori etwas zweifelhaft. 

Lancet, July 15. 1893. 

Kanüle zur Drainage bei abdominaler Eröffnung der Harnblase von Key es. 

Die innere Röhre und die beiden Flanschen sind aus Hartgummi, die äussere 

< ■ 

Fig. 277. 

aus Weichgummi gefertigt. Letztere besitzt die allen Tiemann’schen Kathetern 
zukemmendc Oeffhung mit abgestumpften Rändern (velvet-eyed). 

Ein neuer Waschtisch mit Trittvorrichtungen zum Waschen mit Alcohol 
und Sublimat (oder Lysol) von Dr. Egbert Braatz in Königsberg i. Pr. 

Bekanntlich sind die Hände von allen Gegenständen, welche mit Wunden 
in Berührung kommen, am schwersten keimfrei zu machen. Von allen Reini¬ 
gungsverfahren, welche wir hier besitzen, ist das Fürbringer’sche mit seiner 



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405 


Einschaltung des Alkohols zwischen Seife und Sublimat das am meisten ver¬ 
breitete. Als Fürbringcr damals in dieser Frage experimentell arbeitete (1885), 
glaubte man noch allgemein, dass Sublimateinwirkung Milzbrandsporen in 
Minutendauer tödtet. Daher sollte der 
Alkohol auch nur den Zweck haben, 
den Kontakt des Sublimates mit den 
Bakterien zu befördern. 

Als nun Geppert gefunden, dass 
das Sublimat viel langsamer, als man 
früher angenommen, die bakterien- 
tödtende Wirkung, und zwar erst in 
Stunden, entfaltet, so musste man 
fragen: Wenn das Sublimat nicht im 
Stande ist, in einer Minute unsere 
Testobjecte der Desinfektion, die Milz¬ 
brandbacillensporen, zu tödten, wie 
soll dann ein nur eine Minute langes 
Waschen mit Sublimat uns keimfreie 
Finger sichern? Hunderte von Kultur¬ 
versuchen, angestellt im bakteriologi¬ 
schen Laboratorium der Heidelberger 
chirurgischen Universitätsklinik, über¬ 
zeugten mich bald, dass man bei einer 
Behandlung der vorher mit Wasser, 

Seife und Bürste gewaschenen Finger 
mit Alkohol allein sogar bessere Re¬ 
sultate erhält, als wenn man sie an¬ 
statt dessen mit Sublimat allein be¬ 
handelt, d. h. dass hier die mechani¬ 
sche Reinigung eine Hauptrolle spielt. 

Es stellte sich auch ferner heraus, dass 
ein Waschen nur mit Seife und steri- 
lisirtem Wasser, ohne Alkohol, keine 
zuverlässige Reinigung giebt. Für 
diese Auffassung finden sich übrigens 
schon in der bekannten F ü r b r i n g e r - 
sehen Arbeit Anhaltspunkte. Bei der Wichtigkeit der Iländereinigung wird man 
aber am sichersten gehen, wenn man die bewährte Methode von Fürbringer 
vollständig zur Anwendung bringt und mit Alkohol und Sublimat hinter ein¬ 
ander wäscht oder vielmehr bürstet. Man kann ja Lysol sehr wohl an Stelle 
der Sublimatlösung verwenden, nach dem Alkoholwaschen. 

Um nun aber bei der Händewaschung hinter einander Alkohol und Subli¬ 
mat oder Lysol anzuwenden, muss man jedesmal die betreffenden beiden Flaschen 
nehmen, etwas von ihrem Inhalt in die eben entleerte Waschschüssel giessen 
und die Flasche, womöglich nachdem der Stopfen wieder aufgesetzt, wieder 
zurückstellen etc., kurz während der Reinigungsprocedur immer wieder die 
Hände mit ungereinigten Gegenständen in Berührung bringen und auf diese 
Weise wieder verunreinigen. 

Mein obenstehend abgebildeter Waschtisch ist die konsequente Durchführung 
des Pincips, sich während des Waschens nicht weiter mit ungereinigten Gegen- 



Fig 278. 


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406 


ständen die Hände zu verunreinigen. Hat man sich die Hände mit Seife und 
Wasser an einem gewöhnlichen Waschtisch gewaschen, so öffnet man durch 
einen Tritt auf die Tretvorrichtung (Tr der Fig.) den Gummihahn g und bürstet 
sich während des Fliessens des Alkoholstrahles mit steriler Bürste, die man aus 
dem unten stehenden Behälter genommen, die Finger und Hände. Dasselbe 
wiederholt man dann mit dem Sublimat oder Lysol. Die Schüsseln sind etwa 
in der Zahl vorhanden, als sich Personen die Hände waschen wollen. Die 
Schüsseln sind ebenfalls in Dampf sterilisirt. Der Nächstfolgende nimmt die 
Schüssel seines Vorgängers heraus und stellt sie unter den Tisch. Er hat jetzt 
also wieder eine keimfreie Schüssel zur Verfügung. 

Die Erreichung des erstrebenswerthen Zieles geht bei meinem Waschtisch 
viel schneller als auf irgend eine andere Weise vor sich. Man braucht nicht 
erst Flaschen zu öffnen und zu schliessen, hin- und herzustellen. So kann ich 
also mit bestem Gewissen meinen Waschtisch für jeden Operationssaal sehr 
empfehlen. Für die Verhältnisse in der Praxis würde es sich empfehlen, sich, 
bevor man an die Seifenwaschung geht, Alkohol und Sublimat etc. je in einen 
tiefen Teller zu giessen. Dadurch umgeht man ebenfalls das nachträgliche 
Verunreinigen der Hände durch das Flaschenanfassen. In guter Ausführung 
liefert ihn Herr Hoflieferant Köhler in Heidelberg. Bei den neueren Exem¬ 
plaren ist ein Deckelverschluss für die Flaschen vorhanden, der sich durch den 
Tritt ebenfalls öffnet. 

Sonder-Abdruck aus dem Centralbl. der Chir. 1893, No. 11. 


Operationsinstrumente. 

Eine gute aseptische Amputations-Säge scheint die in Fig. 279 abgebildete 
von William Leonard (New-York) zu sein, die von der Firma Shepard & 
Dudle y in Boston angefertigt wird. Sehr zweckmässig erscheint namentlich 
die Trennung des Säge-Rückens vom Sägeblatt, indem diese Einrichtung nicht 
nur die Reinigung des letztem bedeutend erleichtert, sondern auch den Rücken 



in rechtem Winkel aufzurichten gestattet, falls der Operateur in der Längs¬ 
richtung der Wirbelsäule oder des Femur zu sägen in den Fall kömmt. Die 
Zerlegung der Säge geschieht einfach durch Herausziehen des am Verbindungs¬ 
stück sichtbaren Stiftes, der sämmtliche drei Bestandteile verbindet. 

Med. Record 1893, Jan. 21. 

Ein neuer Schlingenschnürer für Suturen und Ligaturen in grosser Tiefe 
des Operationsbereiches wird von seinem Erfinder Cor di er (Kansas City, Mo.) 
in fast überschwenglicher Weise gerühmt. 


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407 


Das in Fig. 280 nicht gerade vorzüglich dargestellte Instrument öffnet sich 
an der Spitze bei Schluss der Griffe. Die den Faden tragenden Bisse haben 
automatische Einfädelung, welche gestattet, die Ligaturen rasch an Ort und 
Stelle zu bringen und sofort nach Schluss der Branchen zu schnüren. Zwischen 
den Blättern befindet sich der Schlingenträger, mittelst dessen die Schlinge 
genau an den Punkt gebracht werden kann, wo die Schnürung stattfinden soll, 
und die Schlinge oder der Knoten stationär gehalten wird, während die Griffe 
geöffnet werden und der Knoten zugeschnürt wird. Die Enden der Ligatur 
werden in der linken Hand gehalten. Sobald der Knoten geschnürt ist oder 



Fig. 280. 


man sich seines Festhaltens versichert hat, so zieht sich der Schlingenträger 
beim Schluss der Griffe, bezw. Oeffnung der Branchen automatisch zurück. Die 
Suturen können mittelst dieses Instruments sogar stärker geschnürt werden, als 
die Finger, ohne sich mit dem Faden zu schneiden, zu leisten vermögen. 

Verwendungsgelegenheiten: 

1) Bei vaginaler Hysterektomie, wenn es unmöglich oder nicht rathsam ist, 
den fixirten Uterus weiter herabzuziehen, und wenn der Operateur Ligaturen 
an den lig. lat. anbringen will oder sogar im fundus vaginae, wo die Suturen 
eingeführt werden, um das Peritoneum an den Schnittrand der Vagina zu heften, 
nach Martin’s Vorschlag. 

2) Bei Emmet’scher Operation in einer schmalen Vagina oder an einem 
nicht leicht in den Operationsbereich zu ziehenden Cervix kann der Knoten, 
gleichviel ob Seide, Catgut, Crin de Florence oder Draht benutzt wird, ebenso 
schnell als an der Oberfläche des Körpers zur Stelle gebracht und geschnürt 
werden. 

3) Bei Arterientrennung in unzugänglicher Localität wird das getrennte 
Geiass rasch unterbunden und kann die Pincette sofort entfernt werden. Bei 
Vesico-Vaginalfistel können die Suturen in unglaublich kurzer Zeit angelegt 
werden. 

4) Ebenso unentbehrlich wegen der Zeitersparniss ist das Instrument bei 
der Eastman’schen Operation oder totalen abdominalen Hysterektomie. 

5) Ebenso bei suprapubischer Cystotomie zur Entfernung von Tumoren 
oder der vergrösserten Prostata. 

6) Bei Gallensteinoperation, wenn der Duct. chol. auf dem Stein durch¬ 
schnitten werden muss, lassen sich die zur Schliessung der Canalwunde ange¬ 
legten Suturen in raschester Weise schnüren. 

7) Ebenso treffliche Dienste leistet das Instrument bei gefährlichen Hämor¬ 
rhoidalblutungen, wo es hauptsächlich auf rasche Umschnürung des kleinen 
tiefliegenden Tumors ankommt. 

8) Bei. Splenektomie lassen sich damit die Gefahren der durch Zug am 


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Stiel entstehenden Shock’s und die Schwierigkeiten der GefUssunterbindung 
überwinden. 

Das Instrument wird von der Firma W. H. Armstrong & Co. in Indiano- 
polis angefertigt. 

Med. Record 1893, April 8. 

Frank Miller (New-York) rühmt ausserordentlich die von Edebohls 
(New-York) modificirte Gottstein’sche Rachencürette , mittelst deren er in 
78 Fällen mit äusserst befriedigendem Erfolge Rachenadenome bei Kindern und 
Erwachsenen entfernt hat. Die Modification besteht in der aus Fig. 281 in 
Front- und Profilansicht ersichtlichen Form, mittelst deren Adenome rasch in 
einer einzigen Sitzung und unter Vermeidung aller Verletzungen der Nasen- 
musclieln, der custachischen Oeffnungen und des weichen Gaumens entfernt 
werden können. 

Die Einführung geschieht mit Wendung des Rückens des Instruments gegen 



Fig. 281. 


die linke Seite des Patienten (s. Fig.). Hierauf wird das Instrument gewendet 
und, den schneidenden Rand gegen die hintere Rachen wand gerichtet längs 
der vordem Wandung des Nasenrachenraums bis zum Dache derselben geführt. 
Der Operateur legt hierauf zur Sicherung der Stellung des Patienten seine linke 
Hand auf den Hinterkopf desselben, richtet nun den Griff des Instruments so 
nach abwärts, dass der schneidende Rand desselben gegen den Tumor gerichtet 
ist (s. Fig.), wonach die Entfernung des Adenoms durch Bewegung des Instru¬ 
ments nach rückwärts und abwärts erfolgt. Narkotisirung des Patienten hält 
Miller bei kunstgerechter Ausführung der Operation für überflüssig. 

Med. Record 1893, Febr. 20. 

Walter Johnson (Paterson, New-Jersey) beschreibt ausführlich eine von 
ihm erfundene Vorrichtung zur Correctur traumatisch entstandener Nasen¬ 
deformitäten. Dieselbe besteht aüs einem Nasenelevator (Fig. 282) und einem 
Retentionsapparat (Fig. 283). 

Ersterer gleicht einer Stimmgabel und ist auf bedeutende Kraftanwendung 
berechnet. Die Länge des Griffes ab beträgt 6 Zoll, die Länge der Gabelnd 
2 Zoll, des ganzen Instruments circa 9 Zoll. Die Gabelzinken sind rund, gegen 
die Spitzen hin sich so verjüngend, dass ihr Durchmesser an der Basis 3 / 16 , an 
der Spitze 2 / 16 Zoll beträgt, und derart angelassen, dass der Zwischenraum 
zwischen den Spitzen von 3 / 1( j bis zu Vj 6 Zoll variiren kann. 


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Der Retentionsapparat besteht aus einer 2 l /g auf 1 1 / 2 Zoll messenden, V 4 Zoll 
dicken, mit zwei Schlingen versehenen Platte, welche mittelst eines Bandes auf 
der Stirn befestigt wird. An dieser Platte befinden sich zwei flache federnde 
Drähte eg und fh angenietet, welche beim Gebrauche aufgerollt werden und 
deren Enden die beinernen konisch sich verjüngenden Körper k i tragen. 
Fig. 284 zeigt diesen Retentionsapparat in situ. 

Zu diesen Vorrichtungen kommt noch eine hier nicht abgebildete Gypsfonn, 
welche aus mehreren Lagen mit Gyps imprägnirter Gaze unmittelbar nach der 
Redressirung der verlagerten Nasenknochen angefertigt und aufgelegt wird, 
bevor Anschwellung eingetreten ist. Diese Form muss die ganze Nase von der 
Wurzel bis beinahe zur Spitze bedecken und seitlich auf der Wangengegend 
aufliegen. 

Das Redressement geschieht in folgender Weise: Nach vollkommener Nar- 
kotisirung des Patienten wird die Gabel möglichst weit in die Nasenlöcher 
unter die verlagerten Nasenknochen geführt. Die linke Hand des Operateurs 


d t a 


b 


Fig. 283. 



ruht auf dem Oberkiefer und dient als Stützpunkt für den nach abwärts ge¬ 
richteten Druck auf den Griff des Elevators, der so lange verstärkt wird, bis 
die Kraft genügt, um die künstliche Fractur der aus ihrer Normalstellung 
gewichenen Nasenknochen hervorzubringen, womit sie wieder in Normallage 
eingestellt werden. Es geschieht dies zuweilen mit etwas beunruhigender 
Plötzlichkeit; indessen scheinen gefährliche Vorkommnisse hierbei nicht aufzu¬ 
treten. Der Druck muss den Umständen gemäss namentlich gegen jene Seite 
gerichtet werden, auf welcher die Nase am meisten eingesunken ist. Hierauf 
wird sofort die Gypsform gebildet und für späteren Gebrauch aufgespart. Die 
Nachbehandlung hat erst den folgenden Tag mit Einführung des oben be¬ 
schriebenen Retentionsapparats zu beginnen, dessen Spitzen mit Vaselin be¬ 
strichen werden. Sodann wird die Gypsform mit Heftpflasterstreifen auf dem 
Nasenrücken befestigt. Die ganze Retentionsvorrichtung wird indessen nicht 
continuirlich angelegt, sondern nur Morgens und Abends je zwei bis vier Stunden 
lang getragen, je nach dem Grade der Reizung, die sie bewirkt. 

Walter Johnson vindicirt seiner Operationsmethode folgende Vorzüge: 


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1) Sie führt in radicaler, schneller und relativ leichter Weise zum Ziele. 

2) Es lässt sich mittelst derselben ein gleichmässiger und gleichzeitiger Druck 
auf beide Nasenbeine oder auch einfach durch Neigen der Gabel erforderlichen 
Falls der Druck einseitig verstärken 3) Aeussere Verletzungen, wie sie beim 
Gebrauch von Zangen Vorkommen, sind ausgeschlossen. 4) Die künstliche 
Fractur ist eine uncomplicirte, im Gegensatz zum Gebrauche des Meisseis. 
5) Der Retentionsapparat gewährt den werthvollen Vortheil, ein nachfolgendes 
Einsinken der Nase zu verhindern. 

Der Verf. erstattet zum Schluss noch Bericht über zwei Fälle, welche nach 
seiner Methode behandelt wurden, deren instructive Details im Original nach¬ 
zulesen sind. Bei dieser Gelegenheit wird noch die Abbildung eines Instruments 
zur Tamponirung der Nasenhöhle bei starken Blutungen gebracht, das nach 
dem Princip der Bellocq’schen Röhre construirt ist, von ihr sich indessen 
hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass die Röhre Form und Grösse eines 
eustachischen Katheters besitzt und der Mandrin derselben in einer 12 bis 
15 Zoll langen Uhrfeder ohne Griff besteht, welche am Ende mit einer neu¬ 
silbernen quer durchbohrten Olive versehen ist, durch welche der den Tampon 
führende Bindfaden hindurchgezogen wird. Die Länge und Biegsamkeit dieser 
Feder gestattet dieselbe leicht bis zu einer Stelle im Rachen zu führen, wo sie 
der Operateur mit den Fingern erfassen kann. 

Med. Record 1893, April 2. 

% 

Ein neues Instrument zur Stillung von Hämorrhagien nach Tonsillotomie 

wird von Hoyle Buttes (New-York) angegeben. Dem Erfinder scheint unbe¬ 
kannt zu sein, dass bereits solche und nach unserm Dafürhalten weit bessere 
Instrumente existiren, so das ältere Compressorium von Ricord und ein relativ 
neueres von Mikulicz, das noch von Störk verbessert wurde. Immerhin 
lassen wir Beschreibung und Abbildung folgen, wonach sich der Leser selbst 
sein Urtheil bilden kann. 

Dasselbe besteht aus zwei um einen an ihrem proximalen Ende befind¬ 
lichen Stift rotirenden Stahlschäften von 4 Zoll Länge, welche an ihren distalen 
rechtwinklig nach unten abgeknieten Enden mit zwei nach aussen convexen 
1 Zoll langen, an ihrem freien Unterende V 2 Zoll breiten Platten verlöthet sind. 
Durch die schräg abgeknieten Griffe des Instruments geht eine leicht bogen- 



Fig. 285. 


förmige Schraubenspindel, deren Mutter die maximale Distanz der mittelst 
einer Feder automatisch auseinandergedrückten Griffe bestimmt. Zunächst 
jedoch wird die Compression durch den Druck der Hand besorgt, durch welchen 
der von den Schäften gebildete Winkel geöffnet wird und somit die Platten 
beidseitig auf die blutenden Stellen gedrückt werden. 

„Wenn erforderlich“ soll ein Gegendruck durch die Hand eines Assistenten 


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411 


von aussen her geübt werden. Ein wirksamer Gegendruck wird somit bei 
diesem Instrument sozusagen ganz ausser Acht gelassen. Dafür geniesst der 
Operateur den höchst zweifelhaften Vortheil, auf beide Tonsillen wirken zu 
können, obschon die Nöthigung zu doppelseitiger Blutstillung kaum jemals sich 
einstellen dürfte. 

Med. Record 1893, July 1. 

Unzufrieden mit den bisherigen Formen und Modifieationen der Zungen, 
zangen hat C. G. Pearson von Arnold & sons ein Instrument anfertigen 
lassen, das allen seinen Anforderungen genügte. Die mit Gummi zu über¬ 
ziehenden Branchen sind viereckig mit abgerundeten Ecken, gefenstert und 
aus leicht biegbarem Stahl gefertigt. Die Contactflächen sind rauh. Die untere 



Branche hat eine U-förmige Einkerbung zur Aufnahme des Zungenbändchens. 
Die Griffe sind lang mit Verschluss versehen und haben winklige Biegung, so- 
dass bei der Anwendung der Zange das Gesichtsfeld nicht verdeckt wird. 
P. empfiehlt sein Instrument für Narcose und auch operative Eingriffe. 

(Brit. med. Journal 1893, Jan. 7. Sehr. 


Diagnostische Vorrichtungen und Instrumente. 


Fig. 287 stellt eine neue elek¬ 
trische Stirnlampe von Wendeil 
Phillips (New-York) dar. Ihre 
mit 6 Volt gespeiste Leuchtkraft 
beträgt 4 Normalkerzen, indessen 
kann sie auch Glühlichter gerin¬ 
gerer Stromstärke aufnehmen. 
Mittelst der an der Linsenhülse 
bemerkbaren Schraube kann der 
Focus der Linse leicht und rasch 
nach Belieben eingestellt werden. 
Die Firma Otto Kloppe unter¬ 
stützte den Erfinder in der allem 
Anschein nach sehr zweckmässigen 
Construction dieses Apparats. 

Med. Record 1893, July 8. 





412 



Eine aseptische Spritze von S. P. 
Fedoroff. Das Princip dieser Spritze 
ist dasselbe, wie bei der Ta versehen: 
Eine sterilisirbare Pipette ist durch 
einen Gummischlauch mit einer Stempel¬ 
spritze verbunden und kann gegen 
diese abgeschlossen werden. Während 
aber die Ta versehe Spritze mehr eine 
Art wenig kostspieliger Improvisation 
ist, so ist die Fedoroff’sche ein gut 
durchgearbeiteter Apparat, der zu bac- 
teriologischen Zwecken gewiss sehr 
brauchbar und auch zu Punctionen 
wohl zu verwenden ist. Die spindel¬ 
förmige Pipette wird in verschiedener 
Grösse von 1,3, 5, 10 und 15 Cbcm. an¬ 
gefertigt. In dem einen Ende trägt sie 
die wohl aufgeschliffenePunctionsnadel, 
auf dfis andere Ende wird der Gummi¬ 
schlauch gesteckt, der die Verbindung 
mit der Stempelspritze herstellt. Die 
Absperrung zwischen diesen beiden 
Haupttheilen besorgt ein Hahnabschluss. 

Zum Sterilisiren werden die beiden 
Enden der Pipette mit einem Watte¬ 
büschelchen verschlossen. 

Bezugsquelle ist die rühmlichst 
bekannte Firma Schwabe in Moskau 
(Inhaber Hamburger). 

Chirurgische Annalen (Russ.) III. 
p. 314. Egbert Braatz. 


Eine aseptische Spritze zur subcutanea Injection von A. G. Bogroff. 
Ein Glascylinder ist durch eine Einschnürung in zwei Theile gctheilt. In dem 
oberen Theil bewegt sich der Spritzenstempel, der untere Theil dient zur Auf- 



Fig. 289. 


nähme der Injectionsflüssigkeit. Er steht mit dem obern Theil durch eine 
capillare Oeffnung im Einschnürungstheil in Verbindung und trägt an seinem 
unteren Ende die Punctionsnadel. Mit einem besonderen Häkchen wird die 
Watte (3/) in den obern Theil gebracht, um diese gegen die Flüssigkeit abzu- 


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schliessen. Mit zurückgezogenem Stempel wird die graduirte Glasröhre über 
der Spiritusflamme erhitzt. 

Chirurgische Annalen (Russ.) III. p. 316. 

(Schade ist bei dieser Construction nur, dass, wenn der Recipient beim 
Ausgleiten, wie es ja leicht Vorkommen kann, platzt, die ganze Spritze zerstört 
ist, ein Nachtheil, von welchem die bekannte Spritze von Dr. G. Beck frei ist, 
indem der Recipient für sich sterilisirt und leicht ausgewechselt werden 
kann. Ref.) Egbert Braatz. 

% 

Verbesserter registrirender Perimeter der Firma Meyrowitz. Zur Er¬ 
leichterung der perimetrischen Messung erhallen die Graduirungen der beiden 
Hälften des Gleitbogens eine verschiedene Farbe, nämlich weiss auf der einen, 
roth auf der andern Seite. Die aus Ebenholz gefertigte registrirende Scala ist 
in gleicher Weise abgetheilt und gefärbt. Man hat daher beim Durchstechen 



Fig. 290. 


des Diagramms einfach die Farben zu beobachten. Da die Karte gleichzeitig 
mit dem Bogen rotirt, so werden alle Irrthümer, welche aus einem Ineinander¬ 
greifen complicirter Bestandtheile entstehen können, vermieden. Eine fernere 
Verbesserung besteht in einer die conische Spindel durchsetzenden Oeffnung, 
welche den Operateur befähigt, das Auge des Patienten ständig zu beob¬ 
achten. 

30 


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414 



Fig. 291. 


Sim. Snell hat von Messrs. Down br. ein neues 
Ophthalmoscop construiren lassen, das ein eigenes Etni 
unnötliig machen soll und bei völlig genügenden Dimen¬ 
sionen in der Westentasche unterzubringen sein soll. Das 
Instrumentchen ist nur etwas über 2V 3 Zoll lang, 1V 4 Zoll 
breit und ist so construirt, dass sein Vordertheil herab¬ 
gleitet und den Griff bildet und wieder zurückgeschoben 
als Decke dient resp. vor Staub schützt, während ein 
weiterer Schieldeckel auf der Rückfläche das Sehloch be¬ 
deckt. Der Spiegel lässt sich flach oder geneigt anwen¬ 
den und ist deshalb (bei A) an einer Stelle im Winkel 
stellbar. 

Das Diaphragma ist mit Convex- und Concavgläsern 
versehen (-+-1, 2, 3, 4, 9, 20 und — 1, 2, 3, 4, 6) und be¬ 
quem zu handhaben. 

Brit. med. Journal 1893, Febr. 25. 

Sehr. 



Verbessertes binaurales Stetho¬ 
skop. Um den Nachtheil der meisten 
bisherigen binauralen Stethoskope 
(nämlich dass die im Gehörgang liegen¬ 
den Elfenbeinzapfen Reibung und Ge¬ 
räusch verursachen) zu vermeiden, 
haben Messrs. Walters eine neue Mo- 
dification (Fig. 292) angegeben, die sich 
durch zwei nierenförmige, zur Auf¬ 
nahme des ganzen äussera Ohres be¬ 
stimmte Schalen« auszeichnet, welche, 
um ein exactes Anpassen resp. Anliegen 
zu ermöglichen, an einem Universal- 
gelenk stellbar sind. 

(Brit. med. Journal 1893, April 15.) 

Sehr. 


Skeel’s Pipettenfllter zur raschen Filtrirung mikroskopischer F&rbelösungen 
dienend, besteht aus einem kleinen flaschenförmigen Recipienten, der mit sterili- 
sirter Watte gefüllt ist, auf welcher sich eine Lage Filtrirpapier befindet; in dem 
offenen Boden des Recipienten steckt ein durchbohrter Kautschukpfropfen, in 


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415 


welchen eine mit einer kleinen Kautschukbirne montirte Pipette hineingesteckt 
ist. Der Gebrauch ergiebt sich aus der Figur. 



Fig. 293. 


Meyrowitz-Bulletin No. 13. 


Em ebenso einfaches als ausgezeichnetes Hülfsmittel, um bei cystoskopischer 
Blasenuntersuchung die afflcirte Stelle zu besserer Ansicht zu bringen, erfand 


Otis Newell (Boston) in einem Fall, 
bei welchem das eingespritzte Füll¬ 
wasser bald hämorrhagisch verunrei¬ 
nigt und somit die Untersuchung stark 
beeinträchtigt wurde. Er brachte näm¬ 
lich die zu untersuchende Stelle mit¬ 
telst des in den After einge¬ 
führten Fingers gegen das Fenster 
des Cystokops, worauf die betreffende 
Stelle der Blasen wand sofort als hell 
beleuchteter stumpfer Conus hervortrat 
und nach jeder Richtung hin besichtigt 
werden konnte, wie durch Fig. 294 
deutlich versinnlicht wird. Er konnte 
auf diese Weise nicht nur die Beschaffen¬ 
heit der Schleimhautoberfläche, ob glatt 
oder nicht, und die Begränzung der 
durch den Finger bewirkten Projection 
erkannt, sondern auch die Dicke und 
Consistenz der Wandung beurtheilt 
werden, wenn die Wandung von dem 
Finger gegen das Cystoskopfenster ge¬ 
presst. Stellen der Schleimhaut, welche 
wegen der Distanz der dazwischen 
liegenden verdunkelten Flüssigkeits¬ 
schicht nicht deutlich erkannt wurden, 
konnten indirect durch den eingeführ- 
ten Finger dem Cystoskopfenster ge¬ 
nähert und auf diese Weise besser unter¬ 
sucht werden. Der eminente Vortheil 
dieses Verfahrens springt um so mehr in 



Fig. 294. 

die Augen, wenn man bedenkt, dass 

30* 


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416 


die meisten und wichtigsten pathologischen Objecte bei Blasenleiden am Blasen¬ 
grunde zu finden sind. 

Med. Record 1893, March 4. 


Diverse Instrumente. 

Behufs Zeitersparnis» beim Impfgeschäft und bei der Reinigung der Impf- 
lancetten, licss sich Pohly (New-York) durch die 
Firma George Ermold in New-York die zweck¬ 
mässig construirte Combination von 5 nunierirten 
Impflancetten zu einem einzigen leicht zerlegbaren 
Instrument anfertigen. Die Lancettklingen lassen 
sich mittelst der sämmtliche Bestandteile verbin¬ 
denden Schraube nicht nur in ihren ebenfalls nume- 
rirten Scheiden nach Belieben verschieben, sondern 
auch ganz aus ihnen herausziehen, was aus der Fig. 
nicht mit erwünschter Deutlichkeit ersichtlich ist. 
Selbstverständlich können sio auch in radiärer Rich¬ 
tung nach Belieben verstellt werden, so dass mit 
dem Instrument z. B. 5 parallel nebeneinander lie¬ 
gende Schnitte mit einem Sacrificator ausgeführt 
werden können. 

Med. Record, Jan. 7. 1893. 

Ein chirurgisches Spritzrohr mit Abdichtungsball zur Verhütung des Rück¬ 
trittes der Einspritzflüssigkeit von Dr. med. Ernst Lueddeckens in Liegnitz 
(D. R.-P. 67672) bezweckt das sofortige Ablaufen zu verhindern und die Flüssig¬ 
keit im Körper beliebig lange aufzuhalten. Sie kann an allen spritzrohrartigen 
Instrumenten angebracht werden, die zum Einführen von Flüssigkeiten in den 
Körper dienen. 

Die Neuerung ist z. B. an dem Mutterrohr eines Irrigators angebracht, das 




mit seinem durchlochten Schlangenkopf a in die Scheide eingeführt wird, um 
in diese Flüssigkeit zur ärztlichen Behandlung der inneren Organe gelangen 
zu lassem An diesem Rohr ist nämlich ein Beutel, ein Ball b , aus wasserdichtem, 
elastischem Stoff, welcher über das in den Körper einzuführende Rohrende ge¬ 
zogen ist. Dazu sind in dem Ball zwei einander gegenüberliegende Oeffnungen 
cingeschnitten. Der Rand b 1 der einen Oeffnung wird zwischen zwei kleinen 
wulstähnlichen Ringen am Rohr festgehalten, während der Rand der anderen 


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417 


Oeffnung gleichfalls in dieser Weise festgchalten oder auf dem Rohr verschiebbar 
und in unbenutztem Zustande des Rohres über eine verdickte Stelle c des Rohres 
hinwegziehbar sein kann, so dass der Ball die punktirt gezeichnete schlaffe Lage 
annimmt. In dem vom Ball verdeckten Theil der Rohrwand sind Löcher, durch 
welche die Flüssigkeit in den Ball eintritt. 

Wird nun das Irrigatormutterrohr mit dem Ball in den Körper eingeführt 
und Druckflüssigkeit durch das Rohr geleitet, so wird der Ball aufgebläht, und 
ausserdem wird, wenn sein einer Lochrand beweglich ist, dieser über die Rohr¬ 
verdickung gezogen und dichtet auf dieser fest ab. Je grösser der Flüssigkeits¬ 
druck ist, desto mehr dehnt sich der Ball aus und bildet in dem Körper gleichsam 
ein abschliessendes, die Flüssigkeit zurückhaltendes Ventil. Man kann mithin 
beliebig lange Zeit die Flüssigkeit im Körper wirken lassen. Zum Ablaufen 
hat man nur nöthig, das Zuflussende des Rohres zu senken, so dass die Flüssig¬ 
keit aus dem Ball durch das Rohr zurücklaufen muss. Der Ball entleert sich 
und erhält wieder seine ursprüngliche schlaffe Lage. 

Befestigung künstlicher Zähne an der Mundplatte von William Chapman 
Downs in Madrid (Spanien). (D. R.-P. 67726.) Die Zähne durch Stifte mit der 
Gaumenplatte zu verbinden, ist nicht allein ein recht schwieriges Verfahren, 
sondern es brechen auch die Zähne sehr leicht ab, und zwar vornehmlich an 
der Stelle, wo der Befestigungsstift eingelassen ist. 
seitigen, wird an der Rückseite des Zahnes eine 
Platte angebracht, welche derart gestaltet und in 
den Zahn selbst eingebettet ist, dass sie sowohl zur 
Befestigung, als auch zur Verstärkung dient. 

' Bei der in Fig. 297 gezeigten Ausführungsart ist 
ein metallenes Verstärkungsstück 2 mit H-förmigem 
Querschnitt derart eingebettet, dass ein kurzer 
T-förmiger Theil herausragt, bestehend aus den 
Plantschen 2* und dem Steg 2 b . Auf diesen T-för¬ 
migen Theil wird eine mit einem langen Schlitz 
versehene Platte 3 aufgestreift, so dass der Steg 2 b 
den Schlitz der Platte 3 ausfüllt und die Plant¬ 
schen 2 a dieselbe überlappen. Die Platte 3 wird in 
einer beliebigen Weise an der Gaumenplatte befestigt, beispielsweise durch 
Löthen. Auch der Steg 2 b , welcher aus dem Zahn hcrausragt, kann an der 
Platte 3 durch Löthen oder sonstwie befestigt werden. 

Es ist nicht erforderlich, dass die Flantschen 2 a auf die Dauer an dem 
Zahn bleiben, dieselben können, nachdem die Platte 3 mit dem Steg 2 b ver- 
löthet ist, theilweise oder auch ganz entfernt werden. 

Semrock (New-York) benutzt die Stimmgabel als therapeutisches Mittel 
bei Ohrenkrankheiten. Das Trommelfell kann nämlich durch Vermittelung einer 
auf dasselbe aufgesetzten Sonde, deren Ende behufs Schutz vor Insult mit einem 
kleinen Wattetampon versehen ist, mittelst einer Stimmgabel in starke Vibration 
versetzt werden, welche bei verschiedenen Gehörleiden curativ zu wirken im 
Stande ist. Semrock construirt Stimmgabeln in zwei verschiedenen Grössen mit 
cylindrischen Zinken, welche bei der einen 11 Zoll lang, l / b Zoll dick, bei der 
andern 7 Zoll lang, V 4 Zoll dick sind. Die eine giebt das niedere (dreigestrichene) C 


Um diese Mängel zu be- 



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der Bassstimme, die andere das niedere (eingestrichene) E der Tenorstimme. Die 
Stärke der Vibrationen wird durch stärkeres oder geringeres Anpressen an das 
Trommelfell modificirt. Semrock wandte diese Methode mit gutem Erfolge an 
bei progressiver Sklerose des Mittelohrs, bei chronischem Mittelohrkatarrh, in 
den spätem Stadien des acuten und subcuten Katarrhs, wie auch bei Folge¬ 
zuständen von Gehöreiterungen; die besten Erfolge waren bei consecntiver 
Taubheit, wo gewöhnlich lautes Sprechen noch bei 4 Fuss Distanz verstanden 
wurden; zuweilen, doch nicht immer, erfolgte auch Besserung bei Tinnitus 
aurium. Bei Anchylose des Steigbügels oder Verknöcherung der membr. Fen. or. 
ist von dem Verfahren nichts zu erwarten. 

New-York med. Journ. 1893, June 10. 


Die nachstehenden Figuren stellen den sog. Vetter’schen Current-Adapter 
dar, die bei den amerikanischen Aerzten in allgemeinstem Gebrauche stehende 
Vorrichtung soll die städtische Stromleitung ärztlichen Zwecken dienstbar machen. 
Die in Fig. 299 in grösserm Maasstab abgebildete Vorrichtung steht in Fig. 298 
mit einem Rheostat und einem Milliampere-Meter in Verbindung, welche den 



Strom bis zu kleinsten Bruchtheilen eines Milliamperes zu reguliren gestatten. 

Jeder Adapter ist mit einem Umschalter versehen, so dass der elektrische 
Strom zur Zimmerbeleuchtung dienen kann, wenn er nicht zu ärztlichen Zwecken 
benutzt wird. Den Detail verkauf und die Instandsetzung dieser Apparate an 
Aerzte besorgt die Firma Meyrowitz (New-York). 


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419 


Empfangsanzeigen. 

Illustrated ftatalogue of eye, ear, nose and throat Instruments mannfactured by E. 
B. Meyrowitz, 104 East 23 d Street, New-York. Brauches: Minneapolis, Minn., St. Paul, 
Minn. By special ap pointment, Instrument maker to the Manhattan eye and ear hospital, 
New Amsterdam eye and ear hospital, Broocklyn throat and lang hospital. Enthält eine 
ziemliche Anzahl in Europa noch unbekannter Constructionen, deren wir mehrere bereits 
besprochen haben. Andere werden nachfolgen. 

Special - Katalog. Verbesserungen und Neuheiten chirurgischer Instrumente ron 
Adam Sturz, Fabrik chirurgischer Instrumente. Tuttlingen (Württemberg) enthält nebst 
mehreren Originalien allerlei Neuheiten namentlich französischer und amerikanischer Pro¬ 
venienz. Sehr übersichtliche Zusammenstelluug. Tadellose Illustrirung. Quartformat. 


Fatentbericht 


Amerika. 


June 13. 

499194. Wassercloset. Fred Adee. Brooklyn. 

499602. Zahnärztlicher Vulkanisirapparat. Geo. B. Snow. Buffalo, N.-Y. 

499633. Pneumatischer Zahnhammer. John Heivly. Oil City, Pa. 

June 20. 

499750. Fieberthermometer. Andrew Nordström. Snake, Minn. 

499735, 499786. Vibrationsapparat zur Behandlung von Ohrenkrankheiten. Emory God- 
man. Baltimore. 

499823. Bruchbandpelotte. Giles Cranson. Jonesville, Mich. 

500103. Zahnärztlicher Operationsstuhl. Dan. Nash. Jackson, Miss. 

June 27. 

500139. Zahnärztliche Maschine. Bo sw eil De L. King. New-York. 

500172. Elektrotherapeutischer Apparat. W. E. Washburn. Cedar Rapids, Jowa. 
500206. Reagensgläsclien. Edwin Hoare. Forest Hill. England. 

500284. Galvanische Batterie. Mortimer Havden. New-York. 

500356. Tragvorrichtun^ für den Unterleib. Hannah G. Suplee. New-York. 

500539. Elektro-medicinischer Apparat. Tho. Hodgkinson. Melbourne, Victoria. 

July 4. 

500739. Bruchband. Will. Danz. Detroit, Mich. 

500763. Apparat zur Sterilisirung von Wasser. David Grove. Berlin. 

500767. Elektrotherapeutische Vorrichtung. Sophia Hetherington - Carruthers. 
Sidney, New-South Wales. 

500858. Chiftamier-Dampfbod. Andrew J. Cross. New-York. 

501006. Krankenbettstatt. Asahel J. Goodwin. Brookline, Mass. 


July 11. 

501372. Ambulante Urinir-Vorrichtung. Marcus D. L. S he er man. Lowell, Mass. 
501429. Künstliches Gebiss. Max J. F. Kneiff. Berlin. 


July 18. 

501524. Cylindrische Glühlampe. W. G. Morgan. Fryeburg, Me. 

501528. Räucherungs-Apparat. W. E. Nickerson-Cambridge -& E. E. Cary. Boston, 
Mass. 


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4?0 


501550. Elektrische Leib-Batterie. Harry C. Wagner. Cleveland, Ohio. 

501551. Bruchband. H. L. Waldridge. Springfield, Mass. 

501563. Periodentasche. G. W. Gaines. Rockwood, Tenn. 

501784. Sterilisirapparat für Trinkwasser. Ch. Herscher. Paris. 

501796. Bruchband. Benjamin M. Luginbühl. Blunton, Ohio. 

501849. Elektrischer Leibgürtel. Barney H. Stondish. Evansville, Wis. 

501852. Bettgeschirr. John A. Tascher. Chicago. 

July 25. 

502164. Zahnärztliche articulirte Formrinne. Geo. K. Bagey. New Berne, N. C. 
502209. Apparat zum Giessen zahnärztlicher Aluminiumplatten. WarrenM. Shap, Bing- 
hampton, N. Y. 


August 1. 

502405. Galvanische Batterie. Edw. H. Lyon. Brooklyn, N. W. 
502452. Wassercloset. Frank A. Wells. New-York. 


Verantwortlich: Fischers medicin. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Charit^str. 
Druck von G. Bernstein in Berlin. 


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JS/ 2 . 11. November. 1893. 

Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Inhalt: Referate: Spedelle Krankenpflege und Krankenbehnndlann : Behandlung der fotiden Bronchitis 
mit Guajakol nnd MenthoL — Aneurysmenbehandlung (Baccelli). — Sexuelle Impotenz. — Chirurgische Behand¬ 
lung idiotischer Kinder. — Inhalationsapparat — Diätetik: Ernährung bei Abdominaltyphus. — Säuglings- 
ernflhrung. — Schülerernährung. — Fleischkost und vegetabilische Kost — Eierconservirung. — Klimatologie 
und Balneologie: Aquarossa. — Gossensaas. — Sanatorien in Frankreich. — Krankeneomfort : Räucherungskerze. — 
Hygiene des Haaies and der Fanülie: Deainfectionstopf für Spülleitungen. — Heber-Spülvorrichtung. — Desin- 
fection von Wohnungen mit Sublimatlösnng. — Hygiene des Krankenhauses nnd Krankenzimmers: Sicherheits- 
Vorrichtung für Desinfectionsapparate. — Badeofen. — Organlsirte Krankenpflege : Hospital Pdan. - Behandlung 
bedürftiger Geisteskranker in England. — Ferienoolome in England. — Preisausschreiben ftir Pflegerinnen- 
Heime. — Die Royal British Nurses Association. — Sanitätspersonal in Frankreich. — BBchersehan: Braat z, 
Kann man die Gefahren der Chloroformnarkose so verringern, dass wir den Aether in der Chirurgie nicht 
brauchen?. — Schroetter, Ueber den gegenwärtigen Stand der Frage der Errichtung eigener Heilstätten für 
die Tuberculose. — Ascher, Geber die gesundheitlichen Nachtheile des Bewohnens feuchter Wohnungen und 
deren Verhütung vom sanitätspolizeilichen Standpunkte. — Varia: Hospitäler Indiens. — Die Unterdrückung 
des Privilegiums der Branntweinbrenner (Frankreich). — Kleine Hlttheilnngen : Anmeldepflicht für ansteckende 
Krankheiten in Berlin. 


Referate. 

Spedelle Krankenpflege and Krankenbehandlung. 

Ob intralaryngeal injections of Guajakol and Menthol in foetid condition» 
of the spnta. By James Macnaught. 

Der Verf. hat mit der intralaryngealen Iiyection von Guajakol und Menthol 
bei foetider Bronchitis (Guajakol 2,5, Menthol 13,5, Ol. olivar. 84) prompten 
Erfolg gesehen. Der üble Geruch des Auswurfs verschwand nach den ersten 
drei Injectionen (täglich eine), Husten und Auswurf Hessen rasch nach. Im 
zweiten Falle handelte es sich um eine 40jährige Frau, die rasch abmagerte, 
Nachtschweisse hatte, schlecht bei Appetit war und alle Erscheinungen der 
Phthise darbot. Neben dem Aufhören von Husten und Auswurf konnte hier 
die wahrhaft erstaunliche Gewichtszunahme von 8 Pfund in den ersten 14 Tagen 
verzeichnet werden. 

Brit. med. Journal, 24. VI. 93. H. Citron (Berlin). 

Contribution 4 l’Gtude clinique des an&vryames de l’aorte an point de vne 
de lenr traitement par la mMhode romaine on la m6thode du Prof. Guido 
Baccelli. Par le Dr. Saboia (Rio de Janeiro). 

Das Baccelli’sche Verfahren besteht in der Einstechung eines lV a bis 
2 mm starken Trokars in den Aneurysma-Sack und der Einbringung mehrerer 
feiner Uhrfedern durch die Hülse. Die Uhrfedern werden gestreckt ein¬ 
geschoben und rollen sich in der Höhle sofort zusammen. Als Vorbedingungen 
für die Operation hat Baccelli gefordert: 1) Das Aneurysma muss im Brust- 
theil der Aorta liegen und nach Aussen sichtbar sein; 2) es muss sackförmig 
und derart gelegen sein, dass der grösste Durchmesser der Ausbuchtung senk¬ 
recht zur Axe des Blutstroms verläuft; 3) die Verbindung des Sackes mit der 
Arterie muss klein sein; der Patient darf an keiner organischen Herzkrankheit 
leiden. — Der Verf. hat bei einem 32jährigen Manne, bei dem ein Aneurysma 
der Aorta thoracica diagnosticirt war und obige Bedingungen erfüllt waren, die 
Baccelli’sche Operation ausgeführt. Der Patient starb ganz plötzlich am 
14. Tage; die Section ergab neben einem zweiten Aneurysma eine Ruptur des 
diagnosticirten Sackes in die Pleurahöhle hinein. In der Rupturstelle steckte 
die Spitze einer Uhrfeder. Es ist unerfindlich, wie der Verf. bei einem so un¬ 
zweideutigen Befunde behaupten kann, dass die Uhrfeder nicht die Perforation 
des Sackes herbeigeführt habe. 

Progrös medical 1893/29. 30. ' H. Citron (Berlin). 

31 


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422 


A materialistic view of sexual impotente. Von B. Lewis. 

Die männliche Impotenz kann eine organische (Defecte am Penis), eine psychische 
(verkehrte psychische Einflüsse) oder eine symptomatische sein. Die letztere, welche den 
Gegenstand des vorliegenden Aufsatzes bildet, kann eine Folge von Allgemeinerkranknngen 
(Diabetes, Tuberculose), von übermässigen geistigen oder körperlichen Anstrengungen, von 
Medicamenten (Morphium, Brom, Lupulin, Antimon, Arsen, Blei) oder hervorgerufen sein 
durch Masturbation, übermässigen geschlechtlichen Verkehr, chronische Gonorrhoe und 
andere Geschlechtskrankheiten. Um den Zusammenhang zwischen der zuletzt angeführten 
Gruppe und der Impotenz zu verstehen, muss man sich daran erinnern, dass der proeta- 
tische Theil der Urethra den sensitiven Bezirk d. h. den Mittelpunkt und eine Zwischen¬ 
station für die nervösen Eindrücke beim Coitus bildet. Ein chronischer Reizzustand der 
vorderen Harnröhrenpartie oder ausschweifender geschlechtlicher Verkehr, andauernde 
Masturbation oder unbefriedigte sexuelle Ueberreizung wird daher naturgemäss zu Er¬ 
krankungen dieses Bezirkes führen können. Die bei der Endoskopie nachweisbare starke Con- 
gestion der Schleimhaut, die Empfindlichkeit bei Berühren mit einem Instrument, das Vor¬ 
handensein von Eiter, der häufige Urindrang u. A. sind Beweise für das Vorherrschen 
solcher Zustände, die das im Rückenmark befindliche Centrum in seiner Funktion (Ueber- 
wachung der Erection) schädigen. Die Impotenz kann dann in zweifacher Weise zu 
Stande kommen, indem entweder dieses Centrum in einen krankhaften Reizzustand ver¬ 
setzt wird und dadurch die Ejaculation zu früh stattfindet (relative Impotenz) oder indem 
eine Erregung desselben überhaupt nicht mehr zu Stande kommt (absolute Impotenz). 
Diese Scheidung ist für die einzuleitende Behandlung von grösster Wichtigkeit; man wird 
die locale Erkrankung behandeln durch Irrigation der ganzen Urethra mit steigenden Lö¬ 
sungen von Zinc. sulph. und später mit Ipjectionen von Argent. nitric. in den prostatischen 
Theil der Harnröhre. Dies wird am besten erreicht, indem man einen weichen Catheter 
einführt, bis die daran befindliche Spitze mit dem Körper des Patienten einen Winkel 
von 45° bildet. Die Flüssigkeit (‘/ 8 —4%) wird dann eingespritzt, indem der Catheter zurück¬ 
gezogen wird. Neben allgemeiner tonisirender Behandlung ist darauf zu achten, dass die 
oben erwähnten häufig ein wirk enden Reize ferngehalten werden. Aphrodisiaca dürften 
nur am Platz sein, um nach erfolgreicher Behandlung und doch noch vorhandener psy¬ 
chischer Impotenz eine einmalige Erection zu erzielen. Besteht eine Neigung zu Hyper- 
aesthesie und andauernden Erregungszuständen an der Pars prostatica, so erweist sich die 
Verordnung von Brompräparaten nützlich. 

Med. News. 19 Nov. 1892. Reunert (Hamburg). 

Du traitement chirurgical et m6dico-p6dagogique des enfants idiots et 
anderes. Par Bourneville. 

Vor 3 Jahren führte Lannelongue zum ersten Male eine Craniektomie 
an einem idiotischen Kinde aus. Der Erfolg war ein befriedigender. Seit dieser 
Zeit sind ungefähr 80 Fälle von Craniektomie bei Idiotie veröffentlicht worden. 
Neben unzweifelhaften Besserungen sind zahlreiche Misserfolge, 15 Todesfälle, 
Lähmungen, Krämpfe etc. beobachtet worden. Das Verfahren ist also kein un¬ 
bedenkliches, wie leicht begreiflich. Man wird sich demnach die Frage vor¬ 
zulegen haben: 1) ist das Verfahren überhaupt ein berechtigtes, rationelles? 
2) ist es durch kein anderes weniger eingreifendes zu ersetzen? Bourneville 
hat diese beiden Fragen auf Grund sehr sorgfältiger anatomischer und klinischer 
Studien zu beantworten gesucht. Lannelongue hatte als Grundursache eine 
frühzeitige Verknöcherung der Schädel-Suturen bei den Idioten angenommen. 
Bourneville weist nun an der Had nvon 22 Präparaten der Sammlung von 
Bicetres nach, dass eine solche frühzeitige Verknöcherung fast nie bei Idioten 
sich findet; nur ganz ausnahmsweise kommen partielle Ossificationen vor. Von 
weit grösserer Bedeutung scheinen ihm die Laesionen der Gehirn-Substanz selbst 
zu sein, die bei den Idioten meist so tief und eingreifend sind, dass von einer 


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Craniektomie ein Nutzen nicht zu erwarten ist. Weit beachtenswerter scheinen 
ihm die Resultate zu sein, die mit einer systematischen, medizinisch-pädagogi¬ 
schen Behandlung zu erzielen sind. Er theilt Beobachtungen über 12 Fälle aus¬ 
gesprochener Idiotie mit, in denen sehr erhebliche Besserungen auf dem ge¬ 
dachten Wege erzielt wurden. Vielleicht sind auf diese Weise auch die von 
Lannelongue u. a. mit der Craniektomie erzielten Erfolge zu erklären, da 
ein derartiger Eingriff naturgemäss eine eingehendere und liebevollere Beschäfti¬ 
gung mit dem Patienten zur Folge hat. 

Progrös mödical, 1893/25. H. Citron (Berlin). 

Inhälationsapparat von Adolf Ludwig Lönnerberg in Stockholm. D. R.-P. 
No. 67717. Bei den bis jetzt bekannten Inhalationsapparaten ist es dem ver¬ 
ordnenden Arzt zwar möglich, die an dem Apparat befindlichen Zulassöffhungen 
sowohl für den unmittelbaren Eintritt der Luft in das Saugrohr, als auch für 
den Durchgang derselben durch das den einzuathmenden Stoff enthaltende 
Gefäss dem gewünschten Mischungsverhältniss entsprechend einzustellen. Der¬ 
selbe hat jedoch kein Mittel, den Kranken oder die denselben bedienenden 
Personen an willkürlicher oder unwillkürlicher Veränderung dieser Zulass¬ 
öffnungen zu verhindern, und ist daher nach dieser Richtung hin vollständig 
auf die Gewissenhaftigkeit dieser Personen angewiesen. Um diesem Uebel- 
stande abzuhelfen, wird der in das Gefäss A hineinreichende Theil der Saug¬ 
leitung M , aus zwei besonderen Theilen C und D hergestellt, und zwar 
derart, dass das Rohr D in das Rohr C tief hineinragt und die Ober¬ 
kante des ersteren etwa um den 
& zweifachen Durchmesser eines 

der beiden Rohre oberhalb der 
Luftzulassöffnung JE des Rohres 
C liegt. Die obere Mündung 
des Rohres D ist durch ein bei 
^ Luftverdünnung im Rohr M 

sich öffnendes Ventil J abge¬ 
schlossen, und zwischen diesem 
Rohr und dem Rohr C ist ein 
ringförmiger Raum G belassen, durch welchen die 
durch die Oeffnung E einströmende Luft in das Rohr M 
gelangen kann. Gegenüber der Mündung E ist das 
Rohr D ebenfalls mit einer Luftzulassöffnung F ver¬ 
sehen, und das Verhältniss des lichten Querschnittes 
des mit der Oeffnung F versehenen Theiles des Rohres D 
zu dem zwischen den Rohren D und C verbleibenden 
ringförmigen Querschnitt G wird derart gewählt, dass 
die beim Saugen durch die Oeffhung E eintretende 
Luft nicht so schnell durch den ringförmigen Raum G 
in das Rohr M einströmen kann, als die in demselben 
befindliche Luft abgesögen wird, demzufolge also 
unterhalb des Ventils J ein höherer Druck verbleibt 
als oberhalb desselben, und dasselbe bis an seinem 
Anschlag L emporgehoben wird. Das untere Ende 
des Rohres D bleibt zweckmässig ganz offen. 

Zum Gebrauch wird in das Gefäss A der verdampfende einzuathmende 
Stoff, welcher von einem Schwamm, Stück Coaks oder dergleichen aufgesogen 

31 



Fig. 300. 


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424 


sein kann, hineingethan und hierauf die Flasche durch Einsetzen der Röhre C 
und D geschlossen. Die Einlassmündung E kann, um das Eindringen fremder 
Körper zu verhindern, mit einem Schwamm oder dergleichen verschlossen 
werden, so dass die etwa sofort in dem Gefäss A sich entwickelnden Dämpfe 
nicht durch die Löcher F E zu sehr ins Freie entweichen können. Sobald 
der Kranke das Mundstück N ansetzt und saugt, strömt die Luft durch 
die Oeffnung E , den Ringraum G, die Oeffhung F und durch den von 
dem durch das Saugen geöffneten Ventil J gebildeten Ringspalt in das 
Rohr M. Hierbei reisst die durch die Mündung F in das Rohr B eintretende 
Luft nach Art eines Injectors die in das Rohr B eingetretenen Dämpfe oder 
Gase mit in das Rohr M , wobei gleichzeitig die für die gute Wirksamkeit des 
einzuathmenden Stoffes wesentliche innige Vermischung der Luft mit diesen 
Stoffen dadurch herbeigeführt wird, dass die an dem Umfang des Ventils J 
vorbeiströmenden Gase gewissermaassen die durch den Ringraum G empor¬ 
steigende Luft durchdringen. Bei dem darauf folgenden Ausathmen schliesst 
sich das Ventil J selbstthätig und stellt sich auch innerhalb des Rohres D bezw. 
des Gefässes A der beim Ansaugen etwas verminderte Druck wieder auf den¬ 
jenigen der äusseren Luft ein. Die während des Athmens zur Druckausgleichung 
in das Rohr B eintretende atmosphärische Luft sinkt, da sie in der Regel 
schwerer ist als die einzuathmenden Dämpfe oder Gase, nach unten, um sich 
in dem Gefäss A zu verbreiten, während gleichzeitig die leichteren Gase das 
Rohr B wieder anfüllen. 

Wie aus Vorstehendem hervorgeht, wird die eingeathmete Luft nur in ver- 
hältnissmässig sehr geringem Grade, jedoch in einem praktisch stets gleichen 
Verhältniss mit den einzuathmenden Gasen vermischt, ohne dass seitens der den 
Apparat benutzenden oder denselben reinigenden Personen eine Verstellung der 
Querschnitte möglich wäre. Eine Aenderung des Mischungsverhältnisses kann 
dadurch herbeigeführt werden, dass man den in das Rohr C hineinreichenden 
Theil des Rohres B von verschiedener Weite macht, so dass also der lichte 
Querschnitt des Rohres B in ein anderes Verhältniss zu dem Ringquerschhitt G 
kommt. Ferner kann man oberhalb der Verbindungsstelle der beiden Rohre C 
und B eine kleine Oeffnung B zu dem Zwecke anordnen, auch während der 
Saugperiode einen schwachen Austausch von atmosphärischer Luft und Dämpfen 
herbeizuführen. Für den praktischen Gebraush empfiehlt es sich, die Rohre B 
und (7, von denen nur das erstere auswechselbar zu sein braucht, durch konisches 
Gewinde oder einfach, wie gezeichnet, durch Reibung zu verbinden. Dies 
empfiehlt sich auch aus dem Grunde, weil der Arzt im Verlauf der Krankheit 
doch genöthigt ist, das Mischungsverhältniss der Luft und der Gase zu ver¬ 
ändern, demgemäss also, um den eingangs erwähnten Vorzug dieses Inhalotors 
aufrecht zu erhalten, zum Einsetzen verschiedener Rohre B genöthigt ist. 

Grundke (Berlin). 


Diätetik. 

Reichliche Ernährung bei Ahdominaltyphus. Von Dr. C. Puritz (St. Peters- 
burgl Die Frage der Ernährung der Typhuskranken ist in dieser Zeit¬ 
schrift in einem kurzen, präcisen Artikel von Fürbringer (s. Jahrg. 1892, 
Octoberheft) vom Standpunkte der Empirie aus behandelt worden; Verf. hat in 
vorliegender Arbeit dieselbe Frage zum Gegenstände genauerer experimenteller 
Forschung gemacht. Nach einem kurzen historischen Rückblick über die zu 


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den verschiedensten Zeiten und von den verschiedensten Autoren befolgten 
Grundsätze bei der Ernährung akut fiebernder Kranker entwickelt P. in extenso 
den bei seinen diesbezüglichen Experimenten eingeschlagenen Weg. Er be¬ 
stimmte die Mittelwerthe der Stickstoff-Einnahmen, -Ausgaben, -Verluste und 
der Gewichtsverluste erstens bei Abdominaltyphuskranken, die bei guter Pflege, 
wie sie in der Klinik üblich ist, die bisher gewöhnliche, d. h. nach seiner 
Meinung nicht genügende Nahrungsmenge erhielten, und zweitens dieselben 
Werthe bei solchen Typhuskranken, denen bei derselben Pflege reichliche 
Nahrungsmengen, d. h. reichliche Mengen von Eiweiss und genügende Mengen 
von Kohlehydraten und Fett zugeführt wurden. Dabei wurde in beiden Kate¬ 
gorien von Kranken die Beobachtung während der ganzen Fieberperiode und 
noch einige Zeit nach Eintritt normaler Temperatur durchgeführt. Die Menge 
des eingeführten und des durch den Koth und den Urin ausgeführten Stick¬ 
stoffes wurde nach der Methode von Kjeldahl-Borodin bestimmt. Nach diesen 
Untersuchungen kommt Verf. zu folgenden Resultaten: 

1) Abdominaltyphuskranke können bei reichlicher Flüssigkeitszufuhr sowohl 
in der Fieberperiode, als auch in den ersten Tagen der fleberlosen Periode, d. h. 
nach Eintritt der normalen Temperatur, bedeutende Eiweissmengen verdauen. 

2) Die Eiweissverdauung bei reichlicher Ernährung ist in der Fieberperiode 
ein wenig schlechter, als bei ungenügender Ernährung; die verschiedenen 
Perioden der Krankheit wirken dabei fast gar nicht auf den Procentsatz der 
Assimilation ein. 

3) Bei reichlicher Ernährung Abdominaltyphuskranker mit eiweissreicher 
Kost steigt die Harnstoffmenge des Harns. 

4) Die Grösse des Stickstoffumsatzes sinkt bei reichlicher Ernährung trotz 
Steigerung der Intensität des Stoffwechsels. 

5) Die täglichen Stickstoff- und Gewichtsverluste werden bei reichlicher 
Ernährung ein wenig kleiner. 

6) Bei reichlicher Ernährung und bei entsprechender Wassereinfuhr steigt 
die Harnmenge; dabei hat eine solche Ernährung keinen Einfluss auf das Er¬ 
scheinen von Eiweiss im Harn. 

7) Reichliche Ernährung Abdominaltyphuskranker ruft keine Temperatur¬ 
steigerung hervor. 

8) Bei reichlicher Ernährung wird keine Störung der Magendarmfunktion 
beobachtet; die Diarrhöen nehmen ab, ja es tritt eine gewisse Neigung zur 
Obstipation ein. 

9) Bei reichlicher Ernährung werden weder Complicationen noch Recidive 
noch Verlängerung in der Dauer des Fiebers beobachtet. 

10) Bei reichlicher Ernährung verbessern sich das Selbstgefühl und die 
Funktion der Organe. 

11) Die Genesung nach Abdominaltyphus tritt bei reichlicher Ernährung 
rascher und besser, als bei der üblichen, ein. 

Dass bei dieser reichlichen Ernährung nur leicht verdauliche Speisen in 
möglichster Mannigfaltigkeit gereicht werden dürfen, bedarf wohl kaum der 
Erwähnung. Die vom Verf. beliebte Nahrung bestand aus gekochter, reiner 
Milch, bis zu 2Vj Liter pro Tag; aus Eiern, welche fast immer hart gekocht 
und fein zerhackt gegeben wurden; aus Fleisch, in Form von Cotelettes oder 
gekocht und in kleine Stücke zerschnitten; aus Fleischpulver, welches zu 50 


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bis 75 gr pro die gegeben wurde, und zwar in zwei Gaben, jedesmal in 250 ccm 
Fleischbrühe; aus Weissbrod, seltener aus Halbweissbrod ohne Rinde und noch 
seltener aus englischem Gebäck. Ausserdem bekamen die Kranken gegen 
90 ccm Portwein, zuweilen Rothwein, 30 ccm Cognac, schwachen Thee, Kaffee, 
Limonade, Potus occycocci, zu welchem zuweilen Zucker hinzugefügt wurde, 
und endlich filtrirtes Wasser. 

Virch. Arch. Bd. 131, 2. A. Neumann (Berlin). 

Sur FaUaitement. Par P. Budin. 

Verf. bedient sich zur Säuglingsernährung jetzt ausschliesslich der sterili- 
sirten Milch, mit der er sehr zufrieden ist. Die mitgetheilten Gewichtscurven 
zeigen Zunahmen von 25 bis 34 gr pro Tag. Allerdings hält der Verf. es für 
nothwendig, die Milch so wenig wie möglich zu verdünnen. Im Allgemeinen 
giebt er sie ohne jeden Wasserzusatz, da sonst das Flüssigkeitsvolumen in 
keinem Verhältnis zu den Nährbestandtheilen stehe. (Hierauf hat auch Soxhlet 
aufmerksam gemacht. Dieses Blatt, Mai 93. Ref.) Die klumpige Gerinnung 
soll durch das continuirliche Erhitzen auf über 100 Grad verhindert werden. 
Behufs Vornahme der Sterilisation bedient sich Verf. eines dem Soxhlet’schen 
ähnlichen Apparates, dessen Verschlüsse indess etwas abweichend sind. Ueber 
eine Form (Kautschukscheiben mit centralem Stiel) ist an dieser Stelle bereits 
berichtet worden (Construction Gertile, cf. dieses Blatt Juli 93)* Der andere, 
ebenfalls häufig angewendete Verschluss besteht aus einer Gummikappe ähnlich 
einer Flaschenkapsel, deren unterer Rand stark verdickt ist und sich beim Ab¬ 
kühlen der Flasche sehr exakt an dieselbe anlegt. Seitlich besitzt die Kappe 
eine kleine Oeffnung, die beim Erhitzen den Dämpfen den Abzug gestattet und 
sich beim Abkühlen durch Ansaugen an das Glas schliesst. Verf. hofft, dass 
mit der Zeit die Herstellung der sterilisirten Milch von den Produzenten selbst 
vorgenommen werden möge, was in Deutschland bekanntlich seit Jahren der 
Fall ist. 

Progrös mödical 1893/10. H. Citron (Berlin). 

De FAlimentation dans les lyc6es. Par Dr. A. Trouillet. 

Verf. betont die Wichtigkeit einer zweckmässigen Ernährung der Schüler 
der höheren Lehranstalten namentlich in den Altersstufen von 16 bis 21 Jahren, 
indem er die diesbezüglichen officiellen Berichte über die französischen Gym¬ 
nasien der vom Staate eigens zum Studium dieser Frage eingesetzten Com¬ 
missionen seiner Betrachtung zu Grunde legt. Bei dieser Klasse junger Leute 
kommt es nicht allein darauf an, für die Erhaltung oder vielmehr für das 
gerade in diesem Alter rapide und nothwendige Wachsthum des Organismus 
Sorge zu tragen, sondern auch den Umstand im Auge zu behalten, dass die 
vorwiegend geistige Arbeit und Entwickelung der Jünglinge eine besondere 
Ernährungsweise verlangt. Die Nahrung muss nicht nur reichlicher sein, sie 
muss — wegen des relativen Mangels an Muskelthätigkeit — eine sehr nahr¬ 
hafte, weil möglichst wenig voluminöse, und zugleich eine möglichst leicht ver¬ 
dauliche sein. Als Minimum ist 150 bis 200 gr gekochtes, oder noch besser 
geröstetes oder gebratenes Fleisch pro die und pro Kopf zu verlangen. Im 
Uebrigen ist für schmackhafte Zubereitung und möglichste Abwechselung Sorge 
zu tragen. 

Revue illuströe de polytechnique mödicale et chirurgicale, 1893, No. 7. 

A. Neumann (Berlin). 


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What »hall we eat? 

In dem Artitel werden die Berechtigung und Vorzüge der Fleischnahrung 
und vegetabilischen Nahrung gegen einander abgewogen. Einer der Haupt¬ 
gründe, welcher gegen die ausschliesslich vegetabilische Ernährung stets ange¬ 
führt wird, dass nämlich das Gebiss des Menschen auch auf Fleischnahrung 
eingerichtet sei, ist nach Meinung der Vegetarianer nicht maassgebend. Früher, 
sagen letztere, mögen die Menschen, welche sich viel im Freien bewegten und 
körperliche Hebungen fleissig betrieben, Fleichnahrung haben gut verdauen 
können, bei unserer sitzenden Lebensweise von heute jedoch sei dies nicht 
möglich. Hiergegen können die für gemischte Nahrung (Fleisch und Vegeta- 
bilien) Eingenommenen anführen, dass es bei der Verdauung nicht allein auf 
die Qualität, sondern auch auf die Quantität der aufgenommenen Nahrung an¬ 
komme und erwiesenermaassen Vegetarianer bedeutend grösserer Mengen Nah¬ 
rung zu ihrer Sättigung bedürfen, als fleischessende Individuen. Auch ethische 
Gründe, welche den Fleischgenuss verbieten sollten, werden von den Vegeta¬ 
rianern in’s Feld geführt, während die Fleischesser ihren Gegnern Verweich¬ 
lichung, Muthlosigkeit,. melancholisches Wesen vorwerfen. Die einzige mögliche 
Entscheidung in dem Streit könnten lange fortgesetzte Beobachtungen bei In¬ 
dividuen, die sich auf beide Weise ernähren, ergeben, wenn es möglich wäre, 
hierbei alle nötigen Vorbedingungen einzuhalten und alle störenden Momente 
auszuschliessen. Dies hält Verf. jedoch für ganz unausführbar. Er spricht zum 
Schluss die Meinung aus, dass man überhaupt nicht allgemein eine Nahrung 
vorschreiben könne, sondern dass die Ernährung ganz individuell sei und 
ausserdem auch von Klima, Jahreszeit etc. abhänge. Jeder Mensch müsse 
selbst am besten herausflnden können, welcher Nahrung er sich zu bedienen 
hat, wobei er natürlich nicht in erster Linie den Geschmack, sondern vielmehr 
die Bekömmlichkeit der Nahrung berücksichtigen muss. 

The Sanitary Record vom 15. July 1893 p. 27. 

H. Alexander (Berlin). 

Zur Eierkonservirung empfiehlt Zörkendörfer nach der „Dtsch. Chem. 
Ztg. u luftdichten Abschluss durch Lack oder Firniss. Die so behandelten Eier 
waren nach zwei Monaten noch vollkommen gut und im Geschmacke und 
Geruch unverändert. (Sollte die Aufbewahrung der Eier in Kalkwasser nicht 
einfacher und ebenso wirksam sein? Ref.) 

Rundschau der Pharm. Chemie und Hygiene, 1893, No. 21. 

Biass (Dalldorf). 


Klimatologie und Balneologie. 

Die Thermen von Aqnarossa. 

Die Quelle von Aquarossa liegt in dem Thal von Blenio (Canton Tessin), 
einem der schönsten der Schweiz und wie geschaffen zu einem Kurort ersten 
Ranges. Die Quelle liefert 2600 Liter Wasser in der Stunde. 1000 gr enthalten 
2,93 pCt. festen Rückstand, davon entfallen auf 

doppeltkohlensaures Natron 0,034 gr, 

Chlorlithium 0,046 „ 

Arsenigsauren Kalk 0,0024 „ (Temperatur?) 

Das Wasser soll für anämische, kachektische und rheumatische Zustände 
zu empfehlen sein. Die Dauer der Kur beträgt 6 bis 7 Wochen. 

Journal d’hygiöne, 11. V. 93. H. Citron (Berlin). 


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Gossensass. Von Dawson Williams. 

Gossensass ist ein kleines Dorf in Tirol. Es liegt an der Brennerbahn 
ungefähr 6 (engl.) Meilen von der Passhöhe entfernt auf der Südseite. Das 
Dorf, das an der Ostseite des Thaies erbaut ist, liegt sehr luftig, gegenüber 
dem Eingänge zum Pflerschthal. Letzteres ist ein von Bergen und Gletschern 
rings umschlossenes Seitenthal mit schönen Aussichtspunkten. Gossensass liegt 
3480 Fuss hoch über dem Meeresspiegel und hat die Vorzüge und Nachtheile 
eines mittleren Gebirgsklimas. Es ist im wesentlichen Sommerstation für die 
Monate Juni, Juli und August, in denen die Zahl der schönen Tage beträchtlich 
ist. Zu beiden Seiten der Eisack ziehen sich zahlreiche, wohl gepflegte Spazier¬ 
wege, so dass man stets nach Belieben Sonne oder Schatten haben kann. Die 
Fusswege sind nach Angabe von Prof. Oertel ausgewählt und in Viertelstun den- 
Abständen markirt. Gossensass rangirt demnach mit unter die Terrain-Kurorte. 
Man beginnt mit ebenen Wegen längs der Flussufer und endet mit einer Be¬ 
steigung des Hühnerspies (5500 Fuss). Die Verpflegung ist gut. Für Engländer 
existirt ein besonderes Restaurant. Gossensass ist 2 Stunden von Innsbruck 
entfernt und empfiehlt sich als Durchgangsstation nach Italien, da es auf der 
Hauptlinie Bozen—-Verona liegt. 

Brit. Med. Journal, 3. VI. 93. H. Citron (Berlin). 

Sur la ClimatotMrapie et l’utilisation des sanatoria par M. le Dr. Ja sie wicz. 

Verf. ßtimmt mit Bardet vollkommen darin überein, dass die Küste der 
Bretagne die günstigsten klimatischen Bedingungen darbiete. Er fordert dazu 
auf, die Untersuchungen B.’s, die vorläufig noch ziemlich allgemein gehalten 
sind, zu ergänzen und zu vertiefen, besonders durch genauere Erforschung der 
klimatischen Bedingungen jedes einzelnen Platzes. Gleichzeitig aber ist dafür 
Sorge zu tragen, den Kranken möglichst angenehme Aufenthaltsbedingungen 
zu schaffen, die unter Umständen von gleicher, ja grösserer Wichtigkeit sind 
als das Klima. Das geeignete Mittel hierzu ist die Errichtung von Sanatorien, 
die bisher in Frankreich arg vernachlässigt worden ist. 

Journal de Mödec. de Paris 1893 No. 12. H. Citron (Berlin). 



Fig. 301. 


Erankencomfort 

Kerze für Räucherungs- oder Verdampfungszwecke von 

Ernst Weidemann in Liebenburg a. Harz (Prov. Hannover). 
D. R.-P. 66846. 

Wird das Räuchern in der bisher üblichen Weise da¬ 
durch ausgeführt, dass man sogenannte Räucherkerzchen an¬ 
wendet, so hat man gar keine Sicherheit, dass diese Räucher¬ 
kerzchen auch den verlangten Stoff in wirksamer Menge 
enthalten, denn sind die Kerzen nicht direct vor der Ver¬ 
wendung frisch angefertigt, sondern haben dieselben einige 
Zeit gelagert, so ist der betreffende Stoff durch die mit ihm 
in Berührung kommende Luft verändert und in seiner 
Wirkung stets mehr oder weniger abgeschwächt. 

Ist nicht eine Räucherung, sondern ein Verdampfen des 
Heilstoffes erforderlich, darf der Stoff also nicht verbrennen, 
so giebt es bisher nur das einzige Mittel, dass man den be¬ 
treffenden medicinischen Stoff in einem besonderen Behälter 


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429 


verdampft, wobei sich dann die Schwierigkeit zeigt, dass man die Heizflamme 
so einstellen muss, dass der Stoff nur in der vorgeschriebenen Menge in einer 
gegebenen Zeit verdampft. Aber auch hier ist es Bedingung, dass der Stoff 
frisch verdampft wird und nicht vorher der Einwirkung der Luft längere Zeit 
ausgesetzt gewesen war, soll er nicht an seiner Wirksamkeit verlieren. 

Die Weidemann’sche Kerze vermeidet nun die erwähnten Uebelstände da¬ 
durch, dass pharmaceutische Stoffe in die Kerze derart eingeschlossen sind, 
dass das Kerzenmaterial diese Stoffe umgiebt und in erkaltetem Zustande gegen 
die Einwirkung der atmosphärischen Luft abschliesst. Dabei sind diese Stoffe 
dem Kerzenmaterial in besonderen, von dem Kerzenmaterial umschlossenen 
Kanälen oder Röhrchen aa eingeschlossen. In diesem Falle muss die Füllung 
dieser Röhrchen wieder einem unter der Einwirkung der Flammen schmelzen¬ 
den und verdampfenden Stoffe beigemischt sein, während die offenen Enden 
dieser Röhrchen, je nachdem die Kerze Räucherungs- oder Verdampfungs¬ 
zwecken dienen soll, gerade oder von der Flamme abgebogen sind. 

Grundke (Berlin). 

Hygiene des Hauses und der Familie. 

Desinfectionstopf für Spülleitungen von Hugo Kluge in Barmen. (D. R.-P. 
No. 67446.) Durch diese Vorrichtung wird die selbstthätige Zuführung des 
Desinfectionsmittels bei Spülleitungen, sowie sicherer Verschluss des Mittels, so 
dass es durch Unbefugte nicht verschwendet oder sonst verdorben werden 
kann, bezweckt, derart, dass stets eine genügende Menge zur Auflösung gelangt 
und desinficirend wirken kann. 

Zwischen das Wasserzuleitungsrolir A wird mittelst Ueberwurfmutter und 
Kegelanschluss der Desinfectionstopf B eingesetzt, dessen seitliche Stutzen C an 
das Anschlussrohr A passen; in einer Höhe von ungefähr der Rohrweite liegt 
in dem Topf auf angegossenen Stegen oder Stützen JD ein Sieb E, welches als 



Träger für das Desinfectionsmittel F dient. Auf letzteres wird eine Platte G 
gelegt und der derartig gefüllte Topf mit einem verschraubbaren Deckel L ver- * 
schlossen unter Benutzung eines Dichtungsringes U zwischen dem Oberrand des 
Topfes und der Innenseite des Deckels. In der Mitte des Deckels befindet sich 
ein nach innen gehender Stift J, welcher einer Schraubenfeder K als Führung 
dient. Die Feder hat das Bestreben, die Platte G sammt dem darunter liegenden 
Desinfectionsmittel nach unten zu drücken. Das durch A C am Boden des Topfes 
durchströmende Wasser dringt durch das Sieb E hindurch, löst stets etwas von 
dem Desinfectionsmittel auf und führt es in aufgelöstem Zustand mit sich. Die 
Feder K drückt stets nach, so dass die Desinficirung ungehindert und in beab¬ 
sichtigter Weise vor sich geht. Grundke (Berlin). 


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Durch Oeffnen eines Ventils in Thätigkeit gesetzte Heber-Spülvorrichtung. 

Von Gebr. Becker in Darmstadt. (D. R.-P. 66558.) 

Wie aus der Fig. 303 ersichtlich ist, liegt der Closetsitz a auf einem Hebel 6, 
der mittels einer Kette oder Schnur c mit dem in dem 
Wasserbehälter d befindlichen Gewichte verbunden ist 
In dem Behälter d befindet sich weiter ein gewöhn¬ 
licher Heber /*, dessen Ansaugerohr g durch ein ge¬ 
wöhnliches, beschwertes Ventil h verschlossen ist. Dieses 
Ventil h ist mit dem zweitheiligen Hebel t verbunden. 
Wird nun der Closetsitz a durch das Körpergewicht 
herabgedrückt, so wird das damit in Verbindung 
stehende Gewicht e in die Höhe gezogen. Da der 
Hebel % zweitheilig ist und ein nur nach einer Seite 
sich öffnendes Gelenk » l besitzt, so passirt das Gewicht, 
ohne den ganzen Hebel i mit zu heben, die Nase » n . 
Wird nun der Closetsitz verlassen, so geht das Gewicht 
in seine ursprüngliche Lage zurück und übt hierbei 
einen Druck auf die Nase t l und den ganzen Hebel» 
aus, so dass dieser mit dem daran befindlichen Ventil h 
gehoben und dadurch das Ansaugerohr g frei wird. 
Diesen Vorgang stellt die Fig. 303. dar. Das Gewicht e 
verlässt bei seinem Niedergang an einem gewissen 
Punkt den Hebel i. Das Rohr g schliesst sich in Folge 
dessen durch das Ventil A, dessen Schwere den Hebel i 
in die ursprüngliche Lage bringt. Nun kann die Thätig¬ 
keit von neuem beginnen. 

Der Behälter kann durch Anbringung eines 
Schwimmerventils direct mit einer Wasserleitung in 
Verbindung gebracht werden. 

Der Vortheil dieser Art von Closetspülung besteht 
darin, dass dieselbe ohne Hinzuthun der das Closet be¬ 
nutzenden Person selbstthätig stattfindet. Grundke (Berlin). 



Kann die Desinfection von Wohnungen mit Sublimatlösung Vergiftungs¬ 
gefahr mit sich führen? Von John Sjöquist. 

Da die Desinfection von Wohnungen in Stockholm gegenwärtig mit Subli¬ 
mat vorgenommen wird, so dass 3 bis 4 gr von demselben für ein Zimmer ver¬ 
braucht werden, untersuchte Verf., inwieweit die Quecksilberdämpfe sich der 
Zimmerluft mittheilten. Als Resultat ergab sich, dass der Quecksilbergehalt der 
Luft ein fast verschwindender war. Im Urin von Bewohnern derartiger Räume 
konnte meistenteils Quecksilber überhaupt nicht nachgewiesen werden. An den 
Tapeten, die desinficirt worden waren, fanden sich in Folge dessen noch nach 
Jahresfrist grosse Mengen Sublimat vor. Demnach ist eine Desinfection von 
Räumen mit Sublimat für die Bewohner ungefährlich, soweit die Zimmerwärme 
die üblichen Temperaturen nicht bedeutend überschreitet. Vor dem Beziehen 
von Räumen, die vorher mit Sublimat desinficirt wurden, ist eine gründliche 
Durchheizung und nachherige Lüftung derselben sehr zu empfehlen. 

Gesundheits-Ingenieur XVI. p. 428 aus Hygiea 1892 H. 1 p. 8. 

H. Alexander (Berlin). 


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Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Sicherheitsvorrichtiing für Dampf - Desinfektionsapparate von Engen 
Clarenbach in Berlin. (D. R. P. 67042.) Bei dem in Fig. 304 dargestellten 
Dampf-Desinfectionsapparat findet die Zuleitung des Dampfes in die Kammer a 
von oben her durch das Dampfrohr b statt. Das in der Desinfectionskammer 
condensirte Wasser sammelt sich in dem Gefäss c und wird durch die mit Hahn 
oder automatischem Wasserableiter zu versehende Rohrleitung d abgeführt. Die 
Luft, sowie der überschüssige Desinfectionsdampf gelangt durch eine mit Hahn e 
regulirbare Rohrleitung k in das grosse Ventilations- und Ausblasrohr g . Um 
die Desinfectionsgegenstände nach beendetem Pro- 
cess vom Dampf zu befreien, wird durch das Luft¬ 
ventil i frische Luft eingelassen, welche mit dem 
im Apparat befindlichen Dampf bei geöffneter 
Drosselklappe h nach dem Ventilationsrohr g hin 
abzieht. 

Die vorbeschriebene Einrichtung lässt ohne 
Weiteres erkennen, dass die Dampfspannung in 
Kammer u von der Stellung der beiden Ventile b 
und e abhängig ist, dass also bei zu grosser Dampf- 
zuströmung aus b oder zu geringer Oeffnung des 
Abströmungsventils« leicht ein überdas gewünschte 
Maass hinausgehender Druck im Apparat entstehen 
würde. Um dieser Gefahr zu begegnen, ist das 
unverschliessbare Sicherheitsrohr f vorgesehen, 
welches bis nahe zum Boden herab in das Gefäss c 
hineinreicht und oben ohne Weiteres an das Ventilationsrohr g anschliesst. 

Diese Einrichtung bietet den doppelten Vortheil, dass erstens alles in dem 
Ventilationsrohr g verdichtete Wasser durch f in das Gefäss c zurückfliesst, und 
zweitens dass der Dampfdruck in a nicht höher steigen kann, als dem Druck 
einer Wassersäule von der Höhe H entspricht. Sobald nämlich der Druck zu¬ 
nehmen sollte, wird das Wasser aus dem Rohr f nach oben hin in das weite 
Rohr g hinausgeworfen, wodurch der Dampf sofort freien Austritt und Entlastung 
findet. Nimmt der Dampfdruck ab, so füllt sich das Rohr f mit Wasser und 
schliesst damit die Ausströmung wieder ab. Diese Sicherheitsvorrichtung tritt 
also nur in Thätigkeit, wenn der grösste Druck erreicht ist, während bei jedem 
niedrigeren Druck die Abströmung des Dampfes durch den Hahn e erfolgt. Es 
ist dies von Bedeutung für die in der Anwendung häufig vorkommenden Fälle, 
wie z. B. bei der Sterilisirung gewisser Arzneien, wo der Desinfectionsdampf 
unter Umständen ohne jeden Ueberdruck also frei abströmen können muss. 

Diese Einrichtung ist auch bei denjenigen Apparaten anwendbar, bei 
welchen der Dampf am Boden der Kammer a zugeführt und oben abgeführt 
wird. Es würde in diesem Falle das Rohr k fortfallen und die Dampfabströmung 
durch die Drosselklappe h geregelt werden. Grundke (Berlin). 

Wasser-Hefe- bezw. Badeofen mit Mischhahn und Zerstäuber von Henry 
Vanderborght in Brüssel. (D. R.-P. 67436.) Diese Neuerung hat den Zweck, 
vermittelst des in einem Wasser-Heizofen einzubauenden besonderen Wasser- 
Heizkessel K in Verbindung mit einem an die Wasser-Vertheilungsvorrichtung W 
anschliessenden Mischhahn G und der Brause JE einer Badedouche entweder 



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kaltes, oder warmes, oder gemischtes Wasser zuführen, je nachdem der Misch¬ 
hahn G infolge je einer von dreien durch eine Scala bestimmten Stellungen 
seines Hahnktikens H das denselben durchfliessende Wasser entweder kalt aus 



Fig. 305. 


der Wasser-Vertheilungsvorrichtung W , oder wann aus dem Kessel K y oder 
aber auch zum einen Theil aus W und zum anderen Theil gleichzeitig aus K 


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empfängt, während bei einer vierten, ebenfalls durch die Scala Q bestimmten 
Stellung des Hahnkükens H alles aus dem Kessel K durch den Mischhahn G 
aufsteigende erwärmte Wasser dem Abfluss M des Wasser-Heizofens zufliesst. 

In dem Untersatz S des Heizofens befindet sich ein um den Gashahn T 
drehbar ausziehbarer Rost R für eine Gasheizung. 

Auf dem Untersatz S steht der Heizofen mit seinem Mantel A auf, an dem 
letzteren ist die oben offene, trichterförmige Heizkammer J wasserdicht befes¬ 
tigt. Dieselbe trägt den lose darauf gesetzten Kessel 2f, so dass die Heizgase, 
die untere Wasserkammer k t bei a durchdringend, in wirksamster Weise die 
spiralförmigen Wasserrohren r und die obere Wasserkammer umstreichend, 
nach dem Deckel N des den Heizraum abschliessenden Blechcylinders B inner¬ 
halb des letzteren aufsteigen, durch die seitlichen Oeffnungen b des Deckels N 
entweichen und eventuell durch eine Haube D nach dem Schornstein abgeleitet 
werden können. 

Bei geöffnetem Absperrventil F wird das kalte Wasser durch den Zerstäuber 
L fein zertheilt an die darüber liegenden Drahtmaschen C x des Deckels N und 
an die Maschen des Drahtcylinders C 2 getrieben, rieselt an denselben langsam 
herab, kommt hierbei in innige Berührung mit den aufsteigenden Heizgasen 
und kann schliesslich erwärmt durch den Abfluss M des Ofens z. B. in die Bade¬ 
wanne ablaufen. 

In der Zeit, während welcher die Brause E nicht benutzt wird, befindet 
sich der Küken H des Mischhahns G in einer solchen Stellung, dass derselbe 
das im Kessel K erwärmte Wasser durch Kanäle des Mischraumes G austreten 
und ebenfalls aus dem Abfluss M des Ofens ablaufen. 

Auf der oberen Wasserkammer k 2 ist der Mischhahn G befestigt, dessen 
verlängertes Gehäuse d oben den Zerstäuber X trägt, sowie seitwärts einerseits 
das Leitungsrohr c zur Brause E y andererseits das zum Ventil F führende 
Wasserrohr aufnimmt. Grundke (Berlin). 


Organisirte Krankenpflege. 

Das neu erbaute Hospital Pean in Paris ist zur unentgeltlichen Aufnahme armer 
chirurgischer Kranker ohne Ansehung des Alters und der Nationalität bestimmt. Ea 
erhebt sich 44 Meter über seiner Umgebung auf einem 1850 qm grossen Platze, von dem 
900 qm bebaut sind, und besteht aus zwei gesonderten Gebäuden, die durch einen Seiten¬ 
flügel mit einander verbunden sind. Das eine dieser Gebäude enthält im Erdgeschoss 
rechts Zimmer zur Untersuchung der Kranken, im ersten Stock das Amphitheater mit 
Zubehör. Auf der linken Seite liegen in beiden Stockwerken die Räume für die Poli¬ 
klinik. Das andere Gebäude enthält im Erdgeschoss zwei Krankensäle für Männer, im 
ersten Stock ebensoviel für Frauen, jeder zu acht Betten. Im zweiten Stock befinden 
sich zur Linken die Zimmer der Schwestern, zur Rechten die Isolirzimmer, der Operations¬ 
saal, das Chloroformirzimmer, der Instrumentenraum und die Apparate zur Anwärmung 
der Wäsche. Am Ende jeder Etage befindet sich ein Badezimmer, Closet und Wasch¬ 
vorrichtung mit kaltem und warmem Wasser. Letzteres kann mittelst einer Gasheiz¬ 
vorrichtung zum Kochen gebracht werden. Den Verkehr im Pavillon vermitteln fünf 
Treppen, zwei Personen- und ein Lastfahrstuhl. Im Keller befinden sich die Wasch¬ 
maschinen, Heiz-, BeleuchtungB-, Ventilations-, Filtrations- und Sterilisations-Apparate; die 
Räume für Gymnastik und Hydrotherapie, der Sektionsraum, Zimmer für anatomische, 
histologische und chemische Arbeiten, Eiskeller, Weinkeller etc. 

Der Luftraum beträgt pro Kopf 100 cbm. Die Erneuerung der Luft findet durch 
Oeffnungen statt, die sich in der Decke und über dem Boden befinden und mit einem 


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besonderen Kanalsystem in Verbindung stehen. Die Heizung wird durch zwei Füllöfen 
(System A. Bobin) besorgt. Dieselben werden zu Beginn der kalten Jahreszeit angesteckt 
und alle 24 Stunden mit Kokesstaub oder Kohlenabfall gefüllt. Die auf 50 bis 60 Grad 
erwärmte Luft wird, bevor sie in die Zimmer gelangt, gereinigt und zwar mittelst einer 
ganz eigenthümlichen Vorrichtung. In den Luftschacht wird ein Wagen geschoben, anf 
dem sich zwei Blechgefässe befinden. Das obere derselben enthält eine schwache anti- 
septische Lösung, die . durch feine Löcher auf darunter angebrachte Ballen von Asbest 
oder Leinwand fliesst. Die eintretende Luft ist genöthigt, an diesen Ballen vorbei zu 
streichen und setzt dabei ihre Unreinlichkeiten -ab. Das ab tropfende Wasser wird in dem 
zweiten Gefäss aufgefangen. Von Zeit zu Zeit werden die filtrirenden Stoffe entfernt und 
im Feuer resp. im Dampfofen gereinigt. 

Die Anstalt ist mit filtrirtem und sterilisirtem Wasser versehen. Das Wasser wird 
zunächst von den gröberen Unreinigkeiten (filtre ddgrossisseur) gereinigt und hat dann 
sine Batterie von filtres finisseurs zu passiren, wobei es eine fast absolute Reinheit erhält. 
Es tritt zunächst in zwei Reservoirs ein und wird von dort zum Gebrauch weiter geleitet. 
Für chirurgische Zwecke liefert ein Sterilisator nach Carrd sterilisirtes Wasser. Die 
Leistungsfähigkeit beträgt in der halben Stunde l’/s cbm von 130 Grad. — Die Beleuch¬ 
tung geschieht fast durchgehends auf elektrischem Wege und wird von Accumulatoren 
und einer Dynamomaschine versorgt, die gleichzeitig den Strom für Galvanokaustik 
liefern. — Zur Desinfection wird gespannter Wasserdampf verwendet. Der Apparat be¬ 
steht aus einem liegenden Cylinder mit zwei Thüren und einem Rost, der sich mit den 
darauf befindlichen Gegenständen leicht vor- und zurückschieben lässt. — Die äussere 
Einrichtung des Operationssaales, dessen Dimensionen etwas klein erscheinen (4 m hoch, 
6 m lang, 5 m breit) sowie des Amphitheaters ist ohne besonderes Interesse. Ueber den 
neu konstruirten Operationstisch Mathieu sei erwähnt, dass derselbe eine Aluminiumplatte 
hat, die sich abnehmen und mit dem Kranken darauf transportiren lässt. — Die Sterili¬ 
sation der Instrumente geschieht erst in kochendem Wasser, dann in einem Gefäss mit 
doppelten Wandungen, zwischen denen Metallröhren verlaufen. In letzteren circulirt ein 
von einer Gasflamme erwärmter Luftstrom. Ein ganz ähnlicher Apparat dient zur An¬ 
wärmung der Wäsche. Verbandstoffe werden in kochendem Wasser sterilisirt, dann in 
l°/ooig©s Sublimat getaucht. Schwämme werden erst weich geklopft, dann in Natr. bicarb., 
Sublimat und Kaliumpermanganat ausgewaschen und vor dem Gebrauch sterilisirt. — Zum 
Schluss noch einige Worte über die Betten. Die Bettböden bestehen aus parallelen, sehr 
elastischen und haltbaren Stahlstreifen. Die Bettwäsche kommt nach dem Gebrauch in 
den Dampfofen. Die Pflege des Hospitals liegt in den Händen von 10 Ordensschwestern, 
die zu ihrer Unterstützung vier Krankenwärter haben. 

(Nach Journal d’Hygiöne, 16. 23. II. 93.) H. Citron (Berlin). 

State Aid for poor private insane patients* (46. Jahresversammlung der Brit. Med. 
Association) 

Dr. Yellowlees macht auf die Ungerechtigkeit aufmerksam, die in der Behandlung 
bedürftiger Geisteskranker in England liegt. Die Lunacy Act bestimmt, dass derartige 
Kranke in die Landesirrenanstalten aufgenommen werden sollen, die eigentlich für die 
„Paupers“, d. h. die in Armenpflege befindlichen bestimmt sind. Da eine Trennung der 
Bedürftigen von diesen Paupers nicht möglich ist, so liegt in dieser Behandlung eine 
grosse Härte. Privat-Heilanstalten sind für Bedürftige zu theuer, aber auch in den Re- 
gistered Hospitals ist für 40 Lstrl. jährlich schwerlich ein Platz zu haben. Dr. Y. meint, 
dass dieser Zustand für England unwürdig sei und die öffentliche resp. private Wohlthätig- 
keit herausfordere. 

Brit. Med. Journal, 26. VIII. 93. H. Citron (Berlin). 

Freah air for the children. 

Der Children’s Country Holidays Fund sandte im vergangenen Jahre 25568 Kinder 
zu einem 14tägigen Aufenthalte aufs Land. Die Zahl zeigt gegen das Vorjahr keine Zn* 
nähme, da in London Diphtherie stark grassirte. Aus dem Mile End-District konnten z. B. 


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statt 1200 Kinder wie sonst nur 44 fortgeschickt werden. Die Kosten für einen 14 tägigen 
Aufenthalt betragen 10 sh. pro Kopf. 

Brit. Med. Journal, 27. V. 93. H. Citron (Berlin). 

Im Verlaufe der Discussion über Pflegerinnen «Heime auf dem internationalen 
Congress zn Chicago regte Dr. Billings eine Preisbewerbung um den besten Plan 
dieser Art an, die ausschliesslich unter Pflegerinnen stattfinden soll. Concurrenzberechtigt 
sind alle Oberinnen oder Pflegerinnen, die bis zum 1. November 1893 ihren Namen und 
Adresse bei Dr. Billings deponiren. Der letzte Einsendungstermin ist auf den 1. Januar 
1894 festgesetzt. Die Arbeiten haben aus zwei Theilen zu bestehen: 1) Einrichtung eines 
Heims für 50 bis 100 Pflegerinnen; 2) eines solchen für 150 bis 200. Der erste Preis 
beträgt 75, der zweite 25 Dollars. 

Brit. Med. Journ., 22. VII. 98. H. Citron (Berlin). 

Zwischen der „Royal British Nurses Association“ und einem Comit4, an dessen 
Spitze Miss Florence Nightingale, der Herzog von Westminster sowie die Leiter der 
meisten Londoner Krankenhäuser stehen, hat sich eine erbitterte Zeitungsfehde entsponnen. 
Eröffnet wurde der Kampf durch ein Eingesandt des betr. Comit4s in der Times, worin 
der Roy. Br. N. Ass. das Recht abgesprochen wurde, eine Liste ihrer ausgebildeten 
Wärterinnen zu führen, denselben ein Diplom als solche zu verleihen u. s. w., und die 
Forderung aufgestellt wurde, dass jede Wärterin einen dreijährigen Cursus an einem 
Londoner Krankenhause durchzumachen habe. Die Roy. Br. N. Ass. erwidert, dass ihr 
als eingetragener Gesellschaft unzweifelhaft das Recht zustohe, Diplome an Wärterinnen 
mit der Bezeichnung Nurses registered by the Roy. Br. N. Ass. zu verleihen. Was die 
dreijährige Ausbildungszeit betrifft, so erinnert sie etwas boshaft daran, dass die unter* 
zeichneten KrankenhauB-Leiter ihre Wärterinnen bereits nach 1— V/ 9 Jahren als perfekt 
entlassen. — Einen sehr vernünftigen Standpunkt nimmt die Red. des Br. Med. Journal 
ein, indem sie zur Beendigung der unfruchtbaren Zeitungs-Polemik auffordert und im 
Interesse einer geordneten Krankenpflege zur Einigkeit mahnt. 

Brit. Med. Journal, 15. VII. 93. H. Citron (Berlin). 

Le Fersonel mödical en France. 

Im Jahre 1847 gab es in Frankreich 17400 Aerzte, davon 10268 Doctoren und 
6233 Officiers de sant6. Im Jahre 1891 gab es nur 15046 Aerzte; die Officiers de sant6 
hatten sich um 9 /s vermindert (auf 2493), die Doctoren um l / 6 vermehrt (auf 12533). Die 
ersteren haben in 63 Departements ab-, in 20 zugenommen; die letzteren in 40 ab-, in 44 
zugenommen. Im Seine-Departement kommt auf 1287 Einwohner, in Haute-Loire auf 
7669 ein Doctor, im Mittel für ganz Frankreich 1 auf 3000 Einwohner. In Corsica entfällt 
auf 2533, im Dep. Vosges auf 136423 Einwohner, im Mittel auf 17000 ein Officier de sant£. — 
Glückliches Frankreich! 

Journal de M6dec. de Paris 1898/27. H. Citron (Berlin). 


Bücherschau. 

Kann man die Gefahren der Chloroformnarkose so verringern, dass wir den Aether 
ln der Chirurgie nicht brauchen? Von Dr. Egbert Braatz in Königsberg i. Pr. 

In der augenblicklich wieder einmal mehr im Vordergründe des allgemeinen Inter¬ 
esses stehenden Frage, ob bei der Narkose dem Chloroform oder dem Aether die meisten 
Vorzüge zukommen, ergreift der Verf. das Wort. Er zählt alle Verbesserungen, welche 
im Laufe der letzten Jahre bei der Technik der Chloroformnarkose zur Anwendung ge¬ 
kommen sind, und beurtheilt sie nach ihrem praktischen Werthe. In anerkennenswerther 
Weise zieht er dabei gegen den Ausdruck Chloroformasphyxie zu Felde, da derselbe 
geeignet ist, die Meinung vorherrschend zu machen, als handele es sich dabei um Asphyxie 
im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Der hier in Frage kommende Zustand wird nämlich 
nicht bedingt durch eine mit Sauerstoffmangel einhergehende Kohlensäureanhäufung im 


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Blute von blutdruckerhöhender Wirkung, sondern um eine allmählich die Thätigkeit des 
Respirationscentrums, daher bei normalem Sauerstoffgehalt des Blutes den Blutdruck herab¬ 
setzende Vergiftungserscheinung. Verf. räth überhaupt, sich beim Chloroformunfall nicht 
mit der Untersuchung, ob Herz- oder Athmungslähmung vorliegt, aufzuhalten, sondern 
sofort die Zunge frei zu machen und auf alle Fälle die künstliche Athmung nach dem 
Sylvester’schen Verfahren mit rythmischer Herzkompression nach König vorzirnehmen. 
Sehr mit Recht warnt Verf. davor, sich erst mit dem faradischen Apparate aufzuhalten, 
da seine Wirkung auf die Athmung unvollkommen, auf das Herz geradezu verderblich ist. 
Alle noch so bemerkenswerthen Verbesserungen der Chloroformnarkose, durch Anwendung 
des Junker’schen oder des Ka ppeler’schen Apparates, oder die Tropfmethode verhindern 
mit Sicherheit Todesfälle nicht. Das Chloroform ist nach wie vor 4 bis 5 Mal gefährlicher 
als der Aether, dessen Anhänger sich in letzter Zeit wieder rapid vermehren. Nach Auf¬ 
zählung der beim Aetherisiren gebräuchlichen Masken und Empfehlung einer eigenen als 
Universalmaske (Chloroform, Aether, Bromäthyl) beschreibt Verf. die chemische Prüfung 
eines guten, reinen Aethers. Zum Schluss kommt Verf. auf seinen schon früher gemachten 
Vorschlag auf Einsetzung eines womöglich internationalen, permanenten Chioroformcomites 
zurück, welches allein im Stande sei, durch fortlaufende, möglichst umfassende Statistik 
diese hochwichtige Frage zu klären. 

Berliner Klinik 1893, August. Bode (Berlin). 

Ueber den gegenwärtigen Stand der Frage der Errichtung eigener Heilstätten für 
die Tuberkulose. Von Prof. Schroetter (Vortrag, gehalten in der Sitzung vom 4. April 
1892 des Wiener Medic. Doctoren-Colleg.). 

Nach langen Bemühungen ist es Schroetter gelungen, einen Verein zur Errichtung 
und Erhaltung einer klimatischen Heilstätte für Lungenkranke in der Nähe von Wien in’s 
Leben zu rufen. Das Protektorat hat der Erzherzog Karl Ludwig übernommen. Da die 
erste Anregung zu diesem Unternehmen aus der Mitte des Doctoren-Collegiums erfolgt ist, 
fühlt Schroetter sich verpflichtet, dieser Versammlung einen ausführlichen Bericht über 
den gegenwärtigen Stand der Frage abzustatten. 

Was die Zweckmässigkeitsfrage betrifft, so hält Sehr, dieselbe für längst entschieden; 
es handele sich nur darum, die Vortheile der Heilstätte auch den Armen zugänglich zu 
machen. 

Die Mängel der Tuberkulosen-Behandlung in den gewöhnlichen Krankenhäusern sind, 
allgemein anerkannt, ln den meisten, inmitten grosser Städte gelegenen Anstalten, die 
mit Patienten aller Art überfüllt sind, entbehrt der Kranke gerade das Nothwendigste, 
nämlich die frische Luft. — Seit wir die Tuberkulose als Infections-Krankheit kennen ge¬ 
lernt haben, muss auch die Gefahr der Ansteckung zugegeben werden; verbürgte Fälle 
von Patienten, die das Krankenhaus wegen irgend eines Leidens aufsuchten und tuber- 
culös inficirt wurden, liegen zahlreich vor. 

Bevor man an die Schaffung einer geeigneten Anstalt herantritt, hat man sich klar 
zu machen, was man unter „geeignet“ zu verstehen hat. Da man über eine Entfernung 
von U/s Stunden Eisenbahn nicht gut herausgehen kann, so muss man sich den klimati¬ 
schen Verhältnissen der unmittelbaren Nachbarschaft Wiens anpassen. Sch. sieht auch 
nicht ein, warum das, was Leyden in Berlin für möglich hält, für das von der Natur weit 
mehr begnadete Wien nicht möglich sein soll.» Die Anstalt muss über dem gewöhnlichen 
Nebelbereich, nach Süden offen, gegen Norden zweckmässig geschützt, in einem weiten 
Thale, entfernt von Fabrikanlagen und staubenden Strassen gelegen sein. Die Umgebung 
von Waldungen, wo möglich Nadelholz, ist durchaus wünschenswerth. Das betreffende 
Grundstück muss so gross sein, dass nicht nur die entsprechenden Baulichkeiten unter¬ 
gebracht werden können, sondern auch Platz für Spaziergänge und leichtere Gartenarbeiten 
bleibt. Durch entsprechende Schutzvorrichtungen soll auch im Winter der Aufenthalt in 
frischer Luft ermöglicht werden. Was die Baulichkeiten betrifft, so will Sch. auf Einzel¬ 
heiten nicht eingehon, nur soviel erwähnen, dass Trennung der Geschlechter, der Leicht- 
und Schwerkranken, des eigentlichen Krankenzimmers von einem nach Süden gelegenen 
Tagesraum stattfinden muss. — Dass die Anstalt unter fortwährender Ueberwachung von 


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Aerzten sein muss, die sich die Erforschung der bezüglichen Krankheitsverhältnisse zur 
Aufgabe stellen und mit allen Hülfsmitteln der Forschung versehen sind, versteht sich von 
selbst. Sehr, macht mit Recht darauf aufmerksam, von wie ungeheurem Werte eine der¬ 
artige Anstalt zur Zeit des „Koch’schen Enthusiasmus“ gewesen sein würde. — Die Anstalt 
bietet ferner den Vortheil, dass sich alle für Phthisiker zweckmässigen speziellen Einrich¬ 
tungen in ihr viel besser als in einem allgemeinen Krankenhause durchführen lassen, z. B. 
die Behandlung des Sputums. Sehr, verwendet Spuckschalen aus gepresstem Papier, die 
mit carboibefeuchteten Sägespähnen gefüllt sind. Ist die Schale voll, so wird sie sammt 
Inhalt verbrannt. — Von grosser Wichtigkeit ist die Entlastung der allgemeinen Kranken¬ 
häuser. Das Wiener allgem. Krankenhaus hatte nach dem letzten Bericht 1203 Tuber- 
culöse. Würde man vorläufig die neue Anstalt nur für 300 Kranke einrichten, so wäre 
bei einem etwaigen Aufenthalte des einzelnen Kranken bis zur Dauer von 3 Monaten bei 
einem 4 maligen Wechsel das allgemeine Krankenhaus vollkommen entlastet (wohin aber 
mit den Neu-Aufgenommenen? Ref.). Mit der Entlastung der Krankenhäuser wird wahr¬ 
scheinlich auch eine solche der Krankenkassen stattfinden. Es ist die Frage aufgeworfen 
worden, ob das Sanatorium dann auch wirklich Nutzen stiften werde. Der letzte Bericht 
des Wiener allgemeinen Krankenhauses weist eine Tuberkulosen-Sterblichkeit von 52,9 pCt. 
auf. An brauchbaren Zahlen auf der Gegenseite fehlt es. Die Statistik des Sanatoriums 
Ventnor (Insel Wight) ergiebt eine Sterblichkeit von 3—6 pCt. Multiplizirt man die 
höchste Ziffer noch mit 3, bo erhält man immer erst 18 pCt. gegen 52,9. Der Vergleich 
ist zwar aus verschiedenen Gründen mangelhaft, giebt aber zu denken. 

Andere Ein wände betr. Schaffung eines Infectionsheerdes, Verletzung der Humanität 
dadurch, dass man die Kranken eine Stätte aufzusuchen nöthige, „an deren Pforte ihnen 
das Todesurtheil entgegenstarre“, hält Verf. für wenig stichhaltig: das Londoner Cancer- 
Hospital ist stets überfüllt. — Was die Geldfrage betrifft, so ist der Verf. überhaupt der 
Ansicht, dass das Institut sich mit Hülfe der Kassen, Gemeinden und wohlthätiger Fonds 
erhalten werde. Sollte wider alles Erwarten dies nicht der Fall sein, so bliebe eben eine 
ausgezeichnet eingerichtete Anstalt übrig, die man ohne weiteres zu anderen Kranken¬ 
zwecken verwenden könne. — In der Discussion regte Prof. Hofinokl die Unterbringung 
nicht operativer Falle von Knochen-, Gelenk- und Drüsentuberkulose in Sanatorien an. 
Schroetter entgegnete, dass er vorläufig seine Aufmerksamkeit nur Lungen-Tuberkulösen 
zuwenden könne. 

Sep. Abdr. aus Allg. Wiener Med. Zeitg. XXXVII. Jahrg. 1892. 

H. Citron (Berlin). 

I 

Ueber die gesundheitlichen Nachtheile des Bewohnens feuchter Wohnungen und 
deren Verhütung vom sanitfttspolizeilichen Standpunkte. Von Dr. Ascher, Kreis Wund¬ 
arzt in Bomst. 

In der umfangreichen Arbeit sucht der Verf., theils gestützt auf eigene Beobachtungen, 
theils an der Hand einer sorgfältig gesichteten Literatur die Nachtheile des Be wohnens 
feuchter Wohnungen feBtzustellen und alsdann Mittel zur Verhütung des Feuchtwerdens 
anzugeben. Dass das Bewohnen feuchter Wohnungen von verderblichem Einfluss auf die 
Gesundheit des Menschen ist, wird zwar seit den Arbeiten Pettenkofer’s allseitig anerkannt, 
aber doch nicht genügend gewürdigt, so dass es eine dankbare Aufgabe ist, Baumeister, 
Sanitätspolizei etc. von Neuem auf die Wichtigkeit der Herstellung trockener Wohnungen 
hinzuweisen. 

ln scharfen Umrissen skizzirt der Verf. die Nachtheile der feuchten Wohnungen in 
Folgendem: 

Störungen der Ventilation und Diffusion, Abkühlung der Wände, Begünstigung der 
Vegetation von Mikroorganismen, weniger der parasitischen als saprophytischen, der Fäulniss. 
erreger und besonders der Schwamm- und Schimmelpilze (z. B. der so gefürchteten und 
gesundheitsschädlichen Merulius lacrimans). Dazu kommt das Auftreten von Mauerfrass 
und aus allen diesen Momenten das Entstehen von mit widerlichen Gerüchen geschwän¬ 
gerter, verdorbener Luft. Hieraus ergiebt sich eine Disposition zur Erkrankung und eine 
Verkürzung der Lebensdauer, die in genauen und unzweifelhaften Statistiken ihre that- 

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sächliche Unterlage finden, während eine Statistik über gesunde, trockene Wohnungen ein*» 
Abnahme von Krankheiten klar beweist. 

Die Wassermenge, welche bei einem Neubau in das Haus gelangt, beträgt nach 
Pettenkofer bei einem dreigeschossigen Hause von 167 000 Ziegeln ungefähr 835000 Liter 
Wasser. Diese Wassermenge muss auf dem Wege der Verdunstung, welche von der Tem¬ 
peratur der Über die Mauer streichenden Luft, von dem Sättigungsdefizit und von der 
Geschwindigkeit derselben abhängig ist, entfernt werden. Wird die Wohnung bezogen, 
ehe die Feuchtigkeit aus den Wänden genügend entfernt ist, so geschieht Folgendes: 
Durch die Athemluft des Menschen, durch die Ausdunstungen der Haut, durch die häus¬ 
lichen Verrichtungen, wie Kochen, Scheuern, Waschen, wird beständig Wasser in Form 
von Wasserdampf an die Luft der Wohnräume abgegeben. Unter normalen Verhältnissen 
wild dieser Wasserdampf von der Luft aufgenommen und durch die Poren der Wände 
entfernt. Sind diese aber verstopft, die Wände ausserdem durch die beständige Verdun¬ 
stung kühl, jedenfalls kühler als die Luft der Wohnräume, so kondensirt sich der Wasser¬ 
dampf, schlägt sich in Tropfen an den Wänden nieder. Ist das Wasser schon theilweise 
aus den Wänden entfernt, die innere Oberfläche also trocken, so kondensirt sich der 
Wasserdampf erst in der Mauer selbst, da er durch die in den äusseren Theilen enthaltenen 
Wassermengen nicht nach aussen gelangen kann, die Wassertropfen verdrängen die Luft, 
und es entstehen die „feuchten Flecke“. Nach der Ansicht von Blankenstein muss zwischen 
Vollendung eines Neubaues und dem Beziehen desselben ein Zeitraum von vier Sommer¬ 
oder sechs Wintermonaten liegen. Indessen ist eine Lokalbesichtigung erforderlich, da 
eine chemische Bestimmung der Feuchtigkeit des Mörtels, der Steine etc. schwer solche 
Ergebniese liefern dürfte, dass daraufhin eine Verfügung getroffen werden könnte, um so 
weniger, da grundlegende Vergleichszahlen fehlen. 

Die Austrocknung soll möglichst auf natürliche Weise geschehen und die Anw endung 
von Coaksöfen nur ausnahmsweise gestattet werden. 

Auf die Beschaffenheit des ßauwassers ist Gewicht zu . legen. Salpetersaure Salze 
und Chlorverbindungen enthaltendes Wasser giebt Veranlassung zu Mauerfrass und somit 
zu noch grösserer Feuchtigkeit. 

Von wesentlicher Bedeutung ist das Baumaterial. Der poröseste Baustein und zu¬ 
gleich genügend haltbar ist der Ziegel; genügend porös ist ferner der Sandstein, wenig 
oder gar nicht für Luft durchgängig ist der dichte Kalkstein oder Bruchstein. Grosse 
Steinmassen bedingen durchaus keine grosse Festigkeit, hindern aber mehr die Ventilation 
und vertheuern den Bau. Durch diese Verteuerung werden die Menschen gezwungen, 
enger gedrängt zu wohnen, und durch die vergrösserte Verdunstung in dem kleinen Raume 
entsteht unverhältnissmässig grössere Feuchtigkeit. 

Ebenso wichtig ist der Mörtel. Cement ist für Luft undurchlässig, also für Wohn¬ 
bauten unbrauchbar. 

Es ist ferner notwendig, dass man eine Zeit zwischen der Herstellung der Mauern 
und der Auftragung des Putzes verstreichen lässt, damit die Bildung von kohlensaurem 
Kalk im Mörtel vor sich gehen kann. 

Von grosser Bedeutung ist die Beschaffenheit des Bauholzes, der Anstrich bezw. die 
Bekleidung der Wände, das Füllmaterial der Fehlböden, die Beschaffenheit des Daches und 
Kellerfeuchtigkeit. Die letztere bildet für das ganze Haus eine Gefahr, da vermöge der 
Kapillarität der Wände das Wasser aus dem Keller in die oberen Räume gezogen wird. 
Häuser sind wie Dochte, der Keller ist der im Wasserbehälter stehende Theil derselben. 
Eine gute Isolirschicht, Ableitung des Grundwassers sind ausserordentlich wichtig. Diese 
hier nur kurz erwähnten Punkte sind in der Arbeit ausführlich behandelt und von speciellen 
Vorschlägen und Anleitungen begleitet. Vor Allem empfiehlt der Verf. Sanitätscommissionen 
oder Wohnungsämter einzusetzen, welchen zur Aufgabe gemacht w r erden soll, regelmässige 
Revisionen in den Wohnungen abzuhalten, tactvoll sich nach allen Schädlichkeiten umzu¬ 
sehen, den Bewohnern dabei Lehren über die Benutzung etc. zu ertheilen und andererseits 
die Vermiether auf ihre Pflichten aufmerksam zu machen bezw. gegebenenfalls das Ein¬ 
schreiten der Polizei zu veranlassen. 

Sonderabdruck aus der Deutschen Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheits¬ 
pflege, 1893. Lüdtke (Altona). 


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Varia. 

Höpitaux et maladies spöciales de I’Inde« Par le Dr. F61ix Regnault. 

Eine Wanderung durch die Hospitäler Indiens zeigt im Allgemeinen keine so sehr 
von den unseren verschiedenen Krankheits-T^pen als man erwarten sollte. Auf den chir¬ 
urgischen Abtheilungen herrschen Krebs und Syphilis, auf den inneren Lungenphthise 
vor. Ziemlich häufig ist Intermittens, Cholera und Leber-Abscess. Auf Ceylon kommt, 
namentlich bei jungen Leuten, perniciöse Anämie durch Ankylostomum duodenale oft zur 
Beobachtung. Die Aerzte erzielen mit Thymol oft Heilungen. Ein sehr gewöhnliches 
Leiden ist die Elephantiasis, die, besonders die E. scroti, oft operirt wird, meist ohne Er¬ 
folg. Der Elephantiasis ähnlich ist der Pied de Madura, bei dem aber die geschwollenen 
Theile weich, leicht eindrttckbar sind. Die Krankheit ist schmerzhaft, führt zu umfang¬ 
reichen Knochen-Zerstörungen und erfordert in der Regel dio Amputation des befallenen 
Gliedes. — In Calcutta hat der Verf. oft Rhinosklerom und Fllaria Medinensis gesehen. — 
Eine Krankheit, die sich besonders bei Wäscherinnen findet, ist der Ring-worm. (Herpes 
circinatus). Nach Bepinselung der erkrankten Stellen mit einer Lösung von Chrysarobin 
in Chloroform erfolgt in einigen Tagen Heilung; doch muss die Procedur wiederholt 
werden. — Von grossem Interesse nicht nur für den Arzt, sondern auch für den Philo¬ 
sophen und Kulturhistoriker sind die Leprahäuser. In dunklen, schmutzigen Räumen 
wohnen hier etwa 100 Kranke zusammen. Wärter oder Diener giebt es nicht, sodass die 
Kranken sich selbst die nothwendigen Handreichungen, Verbände etc. machen, auch die 
Küche besorgen müssen. Von Zeit zu Zeit kommt der Arzt, aber nur um die Präsenz 
festzustellen. Die meisten dieser Unglücklichen, unter denen sich auch einige Europäer 
befinden, sehen dem Tode mit philosophischer Ruhe entgegen, der übrigens gewöhnlich 
lange auf sich warten lässt (alle drei Monate ein Todesfall). Einen wohlthuenden Gegen¬ 
satz zu den Lepra*Asylen bilden die eigentlichen Krankenhäuser, meist einstöckige, von 
Luft und Licht durchströmte, im Grünen gelegene Ziegelbauten. Die Aerzte sind theils 
Engländer, theils Eingeborene. Den Visiten schliesst sich gewöhnlich eine grosse Zahl 
Studirender an, unter denen sich auch Frauen befinden. 

M4dec. moderne 1898/51. H. Citrori (Berlin). 

8nr la suppression du priviläge des bouilleurs de cru. Von Dr. Pactet. 

Unter den neuesten gesetzlichen Bestimmungen in Frankreich betreffs der Erzeugung 
von Alkohol findet sich eine, die von einschneidendster hygienischer Bedeutung ist. Die¬ 
selbe betrifft die Aufhebung der Steuerfreiheit der sogen, bouilleurs de cru, d. h. derjenigen 
Rohbrenner, die aus selbst gezogenen Weinen, Trebern, Aepfeln, Pflaumen und Kirschen 
Branntwein fabriziren. Dass der Alkoholismus auch für Frankreich eine stetig wachsende 
Gefahr darstellt, ist zweifellos. Das bedenklichste dabei ist, dass er sich in letzter Zeit 
von den grossen Industrie-Gentren aus, an denen nach Ansicht des Verf. nicht mehr viel 
zu verderben ist, auf das Land verbreitet und so die besten Kräfte des Staates untergräbt. 
Seit dem Jahre 1850 ist der Alkohol verbrauch in Frankreich von 1,60 Liter pro Kopf und 
Jahr auf 3,85 gestiegen. Kaum minder gefährlich erscheint die Verschiebung, die während 
der letzten 35 Jahre in der Produktionsweise des Branntweins stattgefunden hat. Im Jahre 
1840 produzirte Frankreich etwa 900 000 Hektoliter Alkohol, davon aus Früchten (s. oben) 
etwa 800000, aus Melasse 40 000, aus Korn 38000 und aus Runkelrüben 20000. Im Jahre 
1885 betrug die Gesammt-Produktion 1800 000 Hektoliter, davon entfielen auf Alkohol 
aus Früchten nur 20 000 Hektoliter, aus Melasse 725 000, aus Korn 600000, aus Runkel¬ 
rüben 475000 Hektoliter. Der Melasse-, Korn- und Rübenschnaps enthält Alkohole höherer 
Reihen, die erheblich giftiger als der Aethyl-Alkohol sind. Ferner haben in den einzelnen 
Departements seit dem Jahre 1873 zum Theil sehr bedeutende Steigerungen des Alkohol- 
Verbrauchs stattgofiinden, so in La Manche von 3 auf 6 Liter, Seine inf£rieure von 10 auf 
13 Liter u. s. w. pro Kopf und Jahr. Hiermit im Einklang steht die zunehmende Häufig¬ 
keit der Geisteskrankheiten auf alkoholistischer Basis. In Seine Infdrieure kommen auf 
100 Geisteskranke 23, in La Manche 19 Alkoholiker; für ganz Frankreich beträgt der 
Prozentsatz 14,66:100. Von 1836—1840 kamen in Frankreich 137 Selbstmorde und 226 

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durch übermässigen Alkoholgenuss verschuldete Todesfälle vor; von 1880—1885 beliefen 
sich die entsprechenden Zahlen auf 866 bez. 538. — Die Gefahr, die dem Lande vom 
Branntwein her droht, ist also eine grosse und als solche bereits im Jahre 1873, als sie 
noch nicht ihre jetzige Höhe erreicht hatte, % von den gesetzgebenden Körpern erkannt 
worden. Aber die ergriffenen Mittel haben, anstatt das Uebel zurückzudrängen, dasselbe 
noch gesteigert. Man belegte damals den Alkohol mit einer Steuer, beging aber den ver- 
hängnissvollen Fehler, den Rohbrennern für den aus selbst gezogenen Früchten bereiteten 
Branntwein ein Steuerprivileg einzuräumen. Man berücksichtigte hierbei nicht, dass bei 
der Destillation giftige und weniger giftige Producte übergehen, die sich durch sorgfältige 
Rectification scheiden lassen, aber bei der Rohbrennerei darin bleiben. Die Steuerfreiheit,, 
die das Gesetz ursprünglich auf Alkohol aus Wein, Aepfeln, Pflaumen, Kirschen u. s. w. 
beschränkt wissen wollte, hat nun zu ausgedehnten Betrügereien Anlass gegeben. Die 
wenig oder gar nicht controlirten Rohbrenner haben gekauftes Material und besonders 
Korn gebrannt und auf diese Weise den Markt mit billigem, schlecht destillirtem, nicht 
rectificirtem und daher sehr giftigem Schnaps überschwemmt. Die Aufhebung des Steuer¬ 
privilegs der Rohbrenner wäre daher als ein bedeutsamer Fortschritt in dem Kampfe gegen 
die Branntweinpest zu begrüssen. 

Progr^s medical 1893/4. H. Citron (Berlin). 


Kleine Mittheilungen. 

Polizei - Verordnung, 

Auf Grund der §§ 143 und 144 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung 
vom 30. Juli 1883 (G. S. S. 195 ff) und der §§ 5 ff. des Gesetzes über die Polizeiverwaltung 
vom 11. März 1850 (G. S. S. 265) wird hierdurch nach Zustimmung des Gemeindevorstandes 
für den Stadtkreis Berlin Folgendes verordnet: 

§ 1. Die HaushaitungsVorstände beziehungsweise deren Stellvertreter (in Anstalten 
die Leiter, Verwalter, Hausväter etc.), sowie die Unternehmer von Privatkrankenanstalten 
und die Besitzer und Leiter aller dem öffentlichen Verkehr dienenden Aufenthalts-Einrich¬ 
tungen, wie Gasthöfe, Logirhäuser, Herbergen, Pensionate, Chambregarnies, Schlafstellen 
und dergleichen mehr, sind verpflichtet, bei Krankheits- wie Sterbefallen 
von asiatischer Cholera, Pocken, Fleck- und Rückfalltyphus, sowie Diphtherie unbedingt^ 
von Darmtyphus, Kopfgenickkrampf (Meningitis cerebrospinalis), bösartigem Scharlach¬ 
fieber, bösartigen Masern und bösartiger Ruhr auf besondere Anordnung des König» 
liehen Polizei-Präsidinms die von den Kranken benutzten Effekten und Räume, sowie 
die in diesen befindlichen Gegenstände gleichzeitig und zwar lediglich durch die stfidti» 
sehe Desinfektionsanstalt und deren Beamte auf ihre Kosten desinficiren zu lassen. 

Den Besitzern und Leitern der obenbezeichneten, dem öffentlichen Verkehre dienen¬ 
den Aufenthalts-Einrichtungen kann diese Verpflichtung auch bei Lungen-, Kehlkopf- und 
Darm-Tuberkulose von dem Polizei-Präsidium auferlegt werden. 

§ 2. Die Herbeiführung der im § 1 vorgeschriebenen Desinfectionen haben die dort 
bezeichneten verpflichteten Personen innerhalb 24 Stunden nach der durch den behan¬ 
delnden Arzt festgestellten Genesung, beziehungsweise nachdem der Kranke oder dessen 
Leiche aus der Wohnung entfernt worden ist, bei ihrem zuständigen Polizei-Revier zu 
beantragen. 

§ o. Aerzte, welche an Lungen-. Kehlkopf- und Darm-Tuberkulose Erkrankte in 
den, in § 1 bezeichneten Aufenthalts-Einrichtungen etc. behandeln oder aus denselben 
anderweitig übernehmen, sind verpflichtet, hiervon der Sanitäts-Kommission binnen 
24 Stunden auf den üblichen Meldekarten Anzeige zu machen. 

§ 4. Mit Geldstrafe bis zu 30 Mark, an deren Stelle im Unvermögensfalle eine Haft¬ 
strafe bis zu zehn Tagen tritt, wird bestraft, 

a) wer die in § 1 bis 3 erlassenen Vorschriften Übertritt, 

b) wer durch sein Verhalten die nach § 1 vorgeschriebene Desinfection hindert 
oder unmöglich macht. 

sofern nicht durch die Zuwiderhandlung die im § 327 Straf-Gesetz-Buch vorgesehene höhere 
Strafe verwirkt ist. 

Daneben kann die Ausführung der erforderlichen Desinfection auf Kosten der nach 
§ 1 verpflichteten Personen durch das Polizei-Präsidium (Sanitäts-Kommission) veranlasst 
werden. 

§ 5. Diese Polizei-Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Verkündung in Kraft. 

Gleichzeitig wird die Polizei-Verordnung vom 7. Februar 1887, betreffend die Des¬ 
infection bei ansteckenden Krankheiton, mit den sie ergänzenden Bekanntmachungen vom 

7. Februar 1887, 21. Februar 1889 und 24. Juli 1890, sowie die Polizei-Verordnung vom 

8. December 1890, betr. Lungen-, Kehlkopf- und Darm-Tuberkulose aufgehoben. 

BERLIN. Der Polizei-Präsident. 


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441 


£9"* Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figuren- 
atöcke dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dergl. m.) an die Exped. 
„Fischer’s medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adressiren. Desgleichen sind an 
letztere alle auf Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


— H- Aerztliche Polytechnik. 4+— 

Redakteur: Dr. G. Beck. 


Inhalt: Operatioasiartnimeate. Knochenstifte. — Instrumente zu Nasenoperationen. — Operatloas- 
aröbel. GynäkoL Untersuchungsstuhl. — ■eehaao*therapeatlsehe Vorrichtung«». Ambulante Fracturextensions- 
schienen. — Bruchbänder. — GjaSkol.-Geburtshilfl. lustrameate. Curetten-Tenaculum. — Dilatations-Ballons 
— Intrauterinschlinge. — Elektro-medlcfnisehe Apparate. Inductionsapparat — Berichtigung. 


Operationsinstrumonte. 

Im Anschluss an die früher gegebene Beschreibung einer Knochen-Ahle 
(s. pag. 210 dieser Zeitschrift) giebt C. B. Keetley (London) eine detaillirte 
Schilderung seines Verfahrens, am die durch misslungene Vereinigung von Fractur- 
fragmenten des Oberschenkels hervorgehrachte Verkürzung der Extremit&t zu 
beseitigen. Nachdem er in längerer Einleitung ausführt, dass und warum die 
Verhinderung der Verkürzung namentlich bei Schrägfracturen wie schon in 
alter Zeit, so noch heute zu den schwierigsten Aufgaben der Chirurgie gehört, 
deren Erfüllung selbst den hervorragendsten Chirurgen noch oft genug miss¬ 
lingt, hält er die neue a- und antiseptische Richtung der Chirurgie für befähigt, 
dem zu erreichenden Ideal um einen namhaften Schritt näher zu kommen, da 
dieselbe gestattet, die Fragmente selbst zur Fixirung vereinigender Vorrich¬ 
tungen in Anspruch zu nehmen. Und zwar braucht man hierfür nicht auf Frei¬ 
legung der Fragmente zu reflectiren. Denn die Erfahrung hat bewiesen, dass 
die hierbei in Betracht kommenden Vereinigungsstifte, wenn unter strengen 
aseptischen Cautelen in Weichtheile und Knochen eingesenkt, während eines 
beträchtlichen Zeitraums ohne Gefahr in denselben belassen werden können. 

Mit Uebergehung der mannigfaltigen von Keetley aufgeführten Methoden, 
nach welchen solche Vereinigungsstifte benutzt werden, lassen wir hier das von 
Keetley befolgte Verfahren in wörtlicher Uebersetzung folgen: 

Die erforderlichen Instrumente sind: 1 ) Zwei L-förmige, aus gehärtetem Stahl 
gefertigte stark versilberte Knochenstifte (s. Fig. 306). 2) Die auf p. 2 10 abgebildete 
Knochenahle. 3) Ein spitzes Tenotomie-Messer. 4) Ein flaches Sandkissen. Der zur 
Einsenkung in den Knochen bestimmte Arm der Stifte ist cylindrisch mit einem 
Umfang von 7 Millimetern und terminal abgerundet, 9 Centimeter lang. Der 
freie horizontale Arm eines der Stifte ist circa 8 , derjenige des andern circa 
14 Centimeter lang. Beide sind flach, V 4 Zoll breit, circa l / 10 Zoll dick und an 
den Rändern mit Kerben versehen, welche je V 4 Zoll von einander abstehen. 
Die Knochenahle besitzt einen 9 Centimeter langen Schaft, der mit dem hohlen 
Griff eine einzige ununterbrochene glatte Oberfläche darbietet. 


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442 


Wie bereits erwähnt, sind die übrigens äusserst leicht einzuhaltenden anti¬ 
septischen Vorsichtsmaassregeln mit grösster Strenge durchzuführen. Die Ope¬ 
ration selbst ist nach folgendem Recept auszuführen: 

1 ) Man reducire die Fraktur unter Narkose, bezw. bewirke eine künstliche 
Fractur, sofern die schlechte Vereinigung vor noch nicht langer Zeit stattge¬ 
funden hat. 

2) Während zwei Assistenten die Extension und Contraextension besorgen, 
coaptirt der Chirurg die Fragmente und constatirt bestmöglichst die Fractur- 
stelle. Er bestimmt sodann auf der Hautfläche zwei Punkte, welche ausserhalb 
der Projection der Frakturrichtung liegen und aus welchen bei querer Perfo¬ 
ration keine wichtigen Gefässe und Nerven, Synonialmembran etc. getroffen 




Fig. 30t). 


werden können. Die zwei Punkte sollen so nah als möglich übereinander liegen 
(wobei jedoch zu berücksichtigen, dass namentlich der untere Punkt oft über¬ 
raschend weit unten gesucht werden muss) und sollen in einer und derselben 
geraden, mit der Axe des Oberschenkels parallelen Linie liegen. 

3) Man punktire die Haut und stosse die Knochenahle bis auf den Knochen; 
man benutze sie hierauf behutsam als Sonde, um die Stellung des Fragments 
zu constatiren und bohre sie nun ruhig hindurch. Man gebe Acht, den Schaft 
nicht zu zerbrechen und den Knochen nicht in schiefer Richtung zu durch* 
bohren. 

4) Man lasse die Rinnensonde (s. pag. 210) längs der Knochenahle gleiten- 
Wenn der Griff der letztem belästigt, so biege man ihn ein wenig zur Seite 
und drücke die Haut gegen den Knochen. 

5) Man ziehe die Knochenahle in vorsichtig drehender Bewegung aus dem 
Knochencanal und halte die Rinnensonde während dessen und nachher genau 
in der Richtung desselben. 

6 ) Man führe einen der Stifte (Fig. 306) in den Kanal ein und ziehe die 
Rinnensonde heraus. Man wiederhole die in 3, 4, 5 und 6 angegebenen Ope¬ 
rationen am obem Fragment. Man gebe Acht, dass beide Stifte sich in der 
nämlichen Projectionsebene befinden. 

7) Nachdem beide Stifte in den Knochen eingeführt sind, bringe man die 
horizontalen flachen Arme derselben so zueinander, dass der längere Arm des 
einen Stiftes auf den kürzem des andern zu liegen kommt. Die ungleiche 
Länge der Arme gestattet derart die Entfernung der senkrechten Arme von 
einander von 2 bis 6 Zoll zu variiren. 


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443 


H) Nachdem man sich der Extension der Extremität bis zu ihrer unver¬ 
kürzten Länge versichert hat, binde man die flachen Arme der Stifte mit 
Silberdraht an einander. Man achte sorgfältig darauf, dass die Stifte, welche 
eine leichte Elasticität besitzen, ihre volle Entfernung behalten. Denn bei 
Nichtbeachtung dieser Vorsicht kann ein Zoll oder mehr während der Consoli- 
dation des Fragments verloren gehen. 

Zum Verbände benutzt K. in V 2 pro mille Sublimatlösung getauchte Jodo¬ 
formgaze, welche er unter und über die äussern Arme der Stifte legt, über die 
Gaze ein Polster von Holzwolle, rund um das Glied Verbandwatte, mit stark 
und gleichmäs&ig angezogener Binde befestigt, erforderlichen Falls geeignete 
Schienen zu weiterer Sicherung der Lage der Fragmente, permanente Extension. 

Für die zweckmässigste Zeit zur Vornahme dieses Verfahrens hält K. den 
10 . bis 14. Tag nach dem Unfall, da bis dahin Extravasate resorbirt oder 
organisirt sind und sich zu dieser Zeit die Opportunität der Operation bereits 
beurtheilen lässt. 

Lancet 1893, June 10. 

In einem Aufsatz über „die Deformitäten des nasalen Septum’s und deren 
Einfluss auf Ohr- und Nasenkrankheiten“ bespricht Scheppegrell (New Orleans) 


o 4 o t* 



Fig. 307. Fig. 309. Fig. 310. 


ausführlich die Technik der zur Beseitigung dieser Deformität erforderlichen 
Operation, mit Erwähnung einer von ihm selbst angegebenen Nasensäge, welche 


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444 


nebst den Nasentrephinen von Curtis und der Nasenscheere von Knight, 
welche Instrumente als die zweckmässigsten für diese Operation empfohlen 
werden. 

Eine gute Nasensäge muss aus vorzüglichem Material, aber sehr leicht und 
fein gearbeitet sein und darf der Handgriff nicht mit dem Gesichtsfeld collidiren. 
Das Blatt der Sch.’schen Säge, das diesen Anforderungen gerecht wird, kann 
ausserdem um seine Axe rotirt werden und die Schraube, welche dasselbe in 
diesen Stellungen fixirt, ist am proximalen resp. untern Ende des Griffes, somit 
ganz ausserhalb der Gesichtslinie des Operateurs angebracht. Beim Sägen kommt 
alles darauf an, dass das Blatt genau in der Richtung seiner Längsaxe tuto, 
cito et jucunde d. h. leicht geführt wird. 

Die Trephinen werden dazu benutzt, entweder für die Säge eine Führungs¬ 
öffnung zu schaffen oder einen kleinen knöchernen Sporn substantiell wegzu¬ 
bringen, wie durch Fig. 309 veranschaulicht wird. Sie werden entweder durch 
eine zahnärztliche Handkurbel oder mittelst eines Elektromotors in Bewegung 
gesetzt. 

Die Knight’sche Scheere hält Sch. für die zweckmässigste, weil sie nebst 
ihrer abgeknieten Form den Vorzug besitzt, sowohl bei vordem als bei hintern 
Nasenhöhlenobstructionen gebraucht werden zu können. 

Während des Sägens muss der Kopf des Patienten durch einen Assistenten 
oder noch besser durch eine zweckmässige Kopfstütze verlässlich fixirt werden, 
um das Operationsfeld stets übersehen zu können. Es soll in der Regel, wie 
ebenfalls in Fig. 308 und 309 veranschaulicht, von unten nach oben gesägt werden, 
da die Schnittlinie derart viel weniger durch die Blutung belästigt wird. In¬ 
dessen hängt die Führung selbstverständlich von der Anlage des durch die 
Trephine bewirkten Führungscanals ab, der zuweilen zweckmässiger nach oben 
verlegt wird. 

Bei der Tamponirung, welche mit einem s / 4 Zoll breiten, eine Elle langen 
Streifen Jodoformgaze bewerkstelligt wird, hat man von hinten zu beginnen und 
muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass die Packung innerhalb der Nasen¬ 
höhle bleibt, da selbst ein geringes Hinausragen derselben in die Rachenhöhle 
störende Reflexe hervorruft. Die Anwendung des Galvanokauters zur Stillung 
von Hämorrhagien wird von Sch. nicht befürwortet. Die Perforation des 
Septums ist, wenn irgend möglich, zu vermeiden. Auf weitere Details des 
lesertswerthen Aufsatzes können wir hier nicht eintreten. 

New Orleans med. and surg. Joum. Sonderabdruck. 


Operationsmöbel. 

Ein gynäkologischer Untersuchungsstuhl nach Keuller-Schmidt (durch 
Patentnahme in Deutschland und Amerika gesetzlich geschützt) will dem Be- 
dürfniss entgegenkommen, dem practischen Arzte, welcher namentlich unter 
Berücksichtigung beschränkter WohnungsVerhältnisse auf ganz bestimmte Räume 
angewiesen ist, einen Untersuchungsstuhl für Frauen zu schaffen, der im Sprech¬ 
zimmer möglichst wenig auffällt, ausser Gebrauch seinen eigent¬ 
lichen Zweck nicht verräth, und dennoch allen Ansprüchen genügt, die 
der Arzt an einen derartigen Untersuchungsstuhl stellen muss. Fig. 311 zeigt 
den Stuhl ausser Gebrauch für die Praxis als bequemen und dem Auge sich 
gefällig darbietenden Sessel. 


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445 


Das Gestell ist aus fein lackirtem, mit Goldfarbe verziertem Eisen herge¬ 
stellt, der Sitz mit bestem Material hoch gepolstert und wie die Rückenlehne 
mit haltbarstem doppelten Ledertuch überzogen. 

Um die für die Untersuchung der Patientin richtige Lage herzustellen, be¬ 
darf es nur eines einzigen Druckes auf den Griff des an der Seite angebrachten 
Hebels (s. Fig. 312). Jede Kraftanwendung ist dabei gänzlich ausgeschlossen, 
denn der Hebemechanismus functionirt mit so spielender Leichtigkeit und so 



Fig. 311. 


absoluter Sicherheit, dass der Arzt mit einer Hand die schwerste Frau mühe¬ 
los in die Höhe hebt. Die Höhe des Sitzes kann von 45 cm bis 100 cm über 
dem Fussboden beliebig geändert werden, wodurch die Benutzung einer Bank 
oder eines Trittes zum Auf- und Abstieg nicht mehr nöthig sind. 

Ist die Untersuchung beendet, und soll der Stuhl wieder in seine ursprüng¬ 
liche Lage (Fig. 311) verwandelt werden, so werfe man mit der linken Hand 
den in das Zahnrad eingreifenden kleinen Sperrhaken zurück, fasse mit der 
rechten den Griff des Hebels und langsam senkt sich der Sitz des Stuhles zu 
Boden. 

Auch für die Kinder-Praxis ist dieser Stuhl sehr geeignet, denn er dient 
dem Arzte in diesem Falle nicht allein zur Untersuchung, sondern ersetzt ihm 


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in jeder Beziehung einen Tisch, auf welchem er mit grösster Bequemlichkeit zu 
operiren vermag. 


Fig. 312. 


Die Anfertigung dieses Stuhles hat die Firma Chr. Schmidt, A. Lutter’s 
Nachf., Berlin N, Ziegelstrasse 3 übernommen. Der Preis stellt sich je nach 
Ausstattung auf 80 bis 90 Mark. Fusshalter können auf Wunsch ebenfalls an¬ 
gesetzt werden. 


Mechano-tlverapeiitische Vorrichtungen. 

Der bekannten, Aufsehen erregenden orthopädischen Curmethode Hessing’s 
die, wie es meistens bei solchen von Laien erfundenen Methoden der Fall ist, 
der Uebertreibung von Seite des Erfinders anheim fällt, muss immerhin das 
Verdienst einer anregenden Rückwirkung auf die Erfindungsgabe der Chirurgen 
vom Fach zugeschrieben werden, indem es dem wohlberechtigten beruflichen 
Ehrgeiz derselben unzulässig erscheint, sich in der Verfolgung einer richtigen, 
aber schwierig zu realisirenden Idee übertrumpfen zu lassen. Dieser Anregung 
haben wir wohl die in den letzten Jahren in Mehrzahl auftretenden Apparate 
zu verdanken, welche eine ambulatorische Extensionsbehandlung fracturirter 
und resecirter unterer Extremitäten bezwecken. 

Die jüngsten solcher Constructionen wurden von Prof. v. Bruns (Tübingen) 
und Dr. Liermann (Frankfurt a. M.), früherem Assistenzarzt von Dr. Harbordt, 
der bekanntlich sich ebenfalls auf diesem Felde versucht hat (s. ärztl. Pol. 1889 
p. 281). Wir lassen die Beschreibungen beider Apparate hier in extenso folgen, 
aus deren Vergleich sich der relative Werth beider Apparate dem Les^r von 


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selbst ergeben wird. Als gemeinsamer Vortheil gegenüber den Hessing.’sehen 
Apparaten ist zu bezeichnen: 1) Die Beseitigung des bei den letztem in Ab¬ 
wendung kommenden, umständlichen und grosse Uebung erfordernden Leim¬ 
verbandes. 2) Die Anwendbarkeit eines einzigen beider Apparate für beide 
Körperseiten. 3.) Die Anwendbarkeit eines- und desselben Apparats für variirende 
Körpergrössen erwachsener Personen. 

1 ) Die wesentlichen Bestandtheile der v. Bruns’sehen Geh- und Lagerungs¬ 
schiene sind zw'ei seitliche Schienen, ein Sitzring und ein Steigbügel. Die Schienen 



Fi g. 313. Fig, 314. 


sind Mannesmann’sche Stahlrohren ohne Naht, welche sich ebenso durch ihre 
Tragfähigkeit, wie durch ihre Leichtigkeit auszeichnen, so dass die Schiene im 
ganzen nur ein Gewicht von wenig mehr als 1 kg besitzt. Behufs beliebiger 
Verlängerung und Verkürzung der Schiene befinden sich in dem unteren Theile 
der Röhre zwei durch den Steigbügel verbundene Eisendrähte, welche aus- und 
eingeschoben und mit Stellschrauben festgestellt werden können. An den oberen 
Enden der Stahlrohren ist mit einer winkligen Abknickung der Sitzring an¬ 
gebracht, der sich in ziemlich weitem Spielraum erweitern und verengern lässt 
(für einen Gliedumfang von 43—65 cm). 

Das Glied ruht in der Schiene mit seinem hinteren Umfang auf einigen 
breiten Leinwandstreifen, welche mittelst einfacher, federnder Klemmen (Halb- 


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röhrenstücke) an den Seitenschienen befestigt werden; am vorderen Gliedumfang 
geschieht die Fixirung durch einige schmale Gurten mit Bändern (Fig. 313). 

Wird die Schiene zum Gehen benutzt (vgl. Fig. 314), so wird der Steig¬ 
bügel so gestellt, dass er von der Fusssolile etwas absteht. Der Fuss wird dann 
mit einer Spannlasche gegen den Steigbügel fixirt. Soll Extension ausgeübt 
werden, so geschieht es mittelst Heftpflasterstreifen auf der Haut, die durch 



Bänder oder Gummiröhren gegen den Steigbügel angezogen werden und so 
einen permanenten Zug sichern. 

Wird die Schiene zur Lagerung des Gliedes im Bett benutzt (Fig. 315 
bis 316), so wird an den Steigbügel das Fussbrett gesteckt, an welchem eine 
TStütze, die Extensionsrolle für den Gewichtszug und ein Querbalken zur Sus¬ 
pension des Fusses angebracht werden kann. Letzteres geschieht mittelst zweier 



Fig. 316. 


Heftpflasterstreifen am inneren und äusseren Fussrand, die den Fuss suspen- 
diren, so dass die Gegend der Verse und Achillessehne vollkommen vom Druck 
verschont wird, eine Einrichtung, welche sich v. B. vielfach bei Brüchen am 
unteren Ende des Unterschenkels bewährt hat. 

Diese Lagerungsschiene bietet den Vortheil, dass das Glied an jeder Stelle 
frei zugänglich ist, dass sie ferner die elastische und Gewichtsextension gestattet 
und dass bei dislocirten Frakturen an den Bruchenden in jeder beliebigen Rich¬ 
tung in der queren und senkrechten Achse ein Zug ausgeübt werden kann, den 


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449 


man mit einem einfachen Bindenstreifen bewerkstelligt. Dabei ist die Fersen¬ 
gegend durch die Suspension des Fusses vor jedem Druckschaden bewahrt. 

Das bei der Behandlung von Frakturen eingeschlagene Verfahren ist 
folgendes. Bei einfachen Brüchen des Unterschenkels wird das Bein zuerst in 
der Schiene gelagert, bei bestehenher Verkürzung mit entsprechender Gewichts¬ 
extension. Sobald die Anschwellung der Bruchstelle ihre Höhe erreicht hat, 
also zuweilen schon am 2. oder 3., zuweilen erst am 6. — 8. Tage, wird nach den 
Angaben von Korsch ein Gypsverband unmittelbar auf die rasirte und mit 
Lanolin eingefettete Haut gelegt. Derselbe ist nur wesentlich leichter, da er 
die Körperlast nicht zu tragen hat. Darüber kommt die Schiene, mit der die 
Kranken meist schon vom ersten Tage an mit Hülfe eines Stockes und bald 
auch ohne diesen umhergehen. Das sicherste Kriterium, dass die Gehschiene 
ihren Dienst thut, ist die vollständige Unempfindlichkeit der Bruchstelle beim 
Auftreten, die hierbei vollständig entlastet ist. 

Bei Querbrüchen in der unteren Hälfte des Oberschenkels ist das Verfahren 
dasselbe. Bei Schrägbrüchen mit Verkürzung und namentlich solchen in der 
oberen Hälfte des Femur muss in der ersten Zeit eine sehr kräftige Extension 
ausgeübt werden, bei welcher die Contraextension nicht am Sitzhöcker allein 
ihren Angriffspunkt haben darf, da die Weichtheile über demselben den an¬ 
haltenden Druck nicht aushalten würden, v. B. lässt also die ersten 2 Wochen 
die Kranken in Heftpflasterextension mit starker Belastung liegen, wobei die 
Schiene gleichfalls zur Lagerung dient; nur muss die TStütze entfernt und die 
Schiene an einer darüber gestellten Reifenbahre suspendirt werden, damit die 
Contraextension vom Rumpfe besorgt wird. 

Auch bei den complicirten Frakturen legt v. Bruns wie Korsch nach 
einigen Tagen über die mit einem Jodoformgazebausch bedeckte oder aus¬ 
gestopfte Wunde unmittelbar einen ganz dünnen und leichten Gypsverband, 
der im Falle der Secretdurchtränkung leicht zu erneuern ist (A jour-Gyps- 
verband) und verfährt im Uebrigen wie oben angegeben. Die Wundheilung 
geht beim Umhergehen ganz ungestört und rasch von statten. Beispielsweise 
wurde bei einem schweren offenen Spiralbruch des Unterschenkels, bei dem ein 
fingerlanger Splitter fast aus der ganzen Dicke der Tibia entfernt worden war, 
am 5. Tage über die mit Jodoformgaze tamponirte Wunde ein directer Gyps- 
verband angelegt und vom 6. Tage an ging der Kranke in der Gehschiene 
ohne Beschwerden mit einem Stock umher. 

v. Bruns wendet den Gehverband auch bei Resectionen und Arthrektomien 
an den unteren Extremitäten an, worüber die Details im Original nachzulesen sind. 

Bei den Osteotomien erhalten die Kranken schon des andern Tages die 
Gehschiene, so dass selbst die doppelseitige Osteotomie des Oberschenkels nur 
eine 1 tägige Bettruhe verlangt und die Kranken in wenigen Tagen mit einem 
Stock, zum Theil sogar ohne Stock umhergehen lernen. 

Gerade bei den Frakturen und Osteotomien des Oberschenkels ist das 
leichte Anlegen und Wiederabnehmen der Schiene von besonderem Werth, 
während bei dem Verfahren von Korsch, bei welchem die Sitzstelze in den 
Gypsverband eingeschlossen wird, das Auftreten von Druckschmerz u. dergl. 
die Abnahme und Erneuerung des ganzen Verbandes nothwendig macht. Auch 
kommt bei der separaten Gehschiene die Extension durch die Last des unter¬ 
halb der Bruchstelle gelegenen Gliedabschnittes vollständiger zur Geltung. 

v. Bruns stützt die Empfehlung seiner Schiene auf 26 Fälle von Frakturen 
und Operationen der verschiedensten hier einschlägigen Art und Localisation. 


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450 


Die Schiene wird von W. Beuerle in Tübingen zum Preis von 33 Mark (in¬ 
clusive Zubehör) angefertigt. 

Beiträge z. klin. Chir., Sonderabdruck. 

2) Die Liermann’sche Gehschiene stellt eine wichtige Verbesserung der 
Harbordt’schen Schiene dar, insofern namentlich der Stützpunkt, den diese 
letztere abweichend von allen übrigen derartigen Schienen auf dem Sitzknorren 
findet, von Liermann an den einzig rationellen Ort, nämlich den Hüftknorren, 
verlegt wird. Wohl als primus inter omnes nimmt er ferner die Schraube zur 
Extension bei ambulanter Behandlung zu Hülfe. 

Wie aus der Abbildung ersichtlich, besteht die 
an der Innenseite des Beines anzulegende Schiene 
aus einem zweischenkeligen, durch Charniergelenk 
verbundenen, eisernen Mittelstück a. Durch das 
Charnier b kann dieses Mittelstück vermittelst der 
Flügelschraube c in gestreckter oder winkeliger 
Stellung beliebig festgestellt werden. Auf das eiserne 
Mittelstück werden für Ober- und Unterschenkel je 
eine Holzschiene d und e gesteckt. An diesen Holz¬ 
schienen sind die Hülsen f\g , h befestigt. Vermittelst 
kleiner Schrauben können die Holzschienen in den 
Hülsen in beliebiger Höhe auf dem eisernen Mittel¬ 
stück festgehalten werden. In gleicher Weise wird 
an der Holzschiene für den Unterschenkel in der 
unteren Hülse h der eiserne Fussbügel i angebracht. 
Der kürzere Theil des Fussbügels ist rechtwinkelig ab¬ 
gebogen und dient direkt zum Auftreten. Er ist in 


Z 


Fi*. 317. Fig. 318. 

a Eisernes Mittelstück, b Charniergelenk mit c Flügelschraube, d Holzschiene für den 
Oberschenkel, e Holzschiene für den Unterschenkel, /, o, h Hülsen an den Holzschienen, 
i Fussbügel, k Sitzhalbring mit l Verstellschraube, m Extensionsgamasche, n Extensions¬ 
schraube, o, p Riemen am Fussbügel. 

der Mitte durchbrochen zum Durchstecken der Extensionsschraube n. An seinen 
beiden Enden ist je ein Riemen o, p befestigt. An der Holzschiene d für den 
Oberschenkel ist der aus biegsamem Eisenblech bestehende Sitzhalbring k an¬ 
gebracht, welcher vermittelst der Schraube l innerhalb der Schienenrinne nach 





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451 


aussen und innen verschoben werden und den Conturen des Oberschenkels, 
unterhalb des Sitzknorrens angebogen werden kann. Die Extensionsgamasche #w 
besteht aus dem Obertheil eines Schnürschuhes. Von derselben gehen an der 
äusseren und inneren Seite, vor und hinter dem Knöchel je zwei Riemen aus, 
die in einen quer über die Sohle verlaufenden Riemen steigbügelartig 
zusammenlaufen. In diesen Riemen ist eine kleine, doppelt durchbrochene 
Eisenplatte eingelassen, worin der Haken der mit einem Flügel versehenen 
Extensionsschraube n eingehängt wird. Ferner sind an beiden Seiten der 
Gamaschen zwei Schnallen befestigt, welche die Riemen o und p des Tritt¬ 
bügels bei Entfernen der Extensionsschraube in sich aufhehmen sollen. 

Das Anlegen der Schiene geschieht in der Art, dass zunächst die Extremität 
von der Fussspitze bis etwas oberhalb des Sitzknorrens mit einer Flanell- oder 
weichen Gazebinde eingewickelt wird, worauf die Extensionsgamasche n an¬ 
gezogen und zugeschntirt wird. Dann wird in leichter Extension der biegsame 
Sitzhalbring k an der oberen Holzschiene d den hinteren Conturen des Ober¬ 
schenkels entsprechend vermittelst der Schraube l eingestellt und dement¬ 
sprechend gebogen. Die Holzschiene mit dem Sitzhalbring wird dann auf das 
eiserne Mittelstück a gesteckt. Dieses wird so weit in die Hülse f der oberen 
Holzschiene hineingesteckt, das das Charniergelenk b genau mit der Kniegelenks¬ 
linie, d. h. dem unteren Rande der Patella zusammenfällt. Sitzhalbring, sowie 
die Holzschiene am oberen wie unteren Rande, werden nun gut mit Watte oder 
mit Filz gepolstert, an den Oberschenkel angedrückt und mit einer feuchten 
Stärkebinde befestigt. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass der biegsame 
Sitzhalbring durch die Bindentouren möglichst genau den Conturen des Ober¬ 
schenkels angedrückt wird. Nun wird die Holzschiene e für den Unterschenkel 
an den unteren Theil des eisernen Mittelstücks a angesteckt und ebenfalls am 
oberen und unteren Ende etwas gepolstert. Zugleich wird der Fussbügel i an 
der unteren Holzschiene c angebracht. Der Abstand, den der zum Auftreten 
dienende kürzere Theil des Fussbügels von der Fusssohle haben muss, richtet 
sich je nach der Verkürzung des verletzten Beines, eventuell nach der Stärke, 
mit der die Extension ausgeübt werden soll. Ist der Fussbügel in der unteren 
Hülse h der Unterschenkelschiene c auf die angegebene Weise festgestellt, so 
wird die Extensionsschraube n durch den durchbrochenen Trittbügel durch¬ 
gesteckt und mit ihrer hakenförmigen Spitze in die doppelt durchbrochene 
kleine Eisenplatte des Steigbügelriemens der Gamasche eingehakt. 

Nun wird die Schraube am Flügel langsam angezogen. Der Patient ver¬ 
spürt einen leichten Druck gegen den Sitzknorren und die Sohle nähert sich 
dem Trittbügel. Sitzt der Steigbügelriemen ganz auf dem Trittbügel auf, dann 
ist die Extension beendet. Die Holzschiene am Unterschenkel wird darauf 
ebenfalls von oberhalb der Gamasche bis über’s Knie mit einer Stärkebinde 
ftxirt. Sind die Stärkebinden trocken geworden und soll der Patient umher¬ 
gehen, so wird die Gamasche an die Riemen o und p des Trittbügels fest¬ 
geschnallt. Das Bein ist dann in der extendirten Stellung fixirt, und die 
Schraube kann leicht durch Aushaken entfernt werden. 

Aus der Abbildung und der Beschreibung der Schiene ist ersichtlich, dass 
die Extension durch die Schraube derart zustande kommt, dass sich der Flügel 
der Schraube beim Anziehen gegen den Trittbügel stemmt. Der Druck wird 
dabei durch die feste Schiene vom Trittbügel aus nach dem Sitzknorren, dem 
Stützpunkt der Schiene, übertragen, wobei zugleich die Fusssohle dem Tritt¬ 
bügel genähert werden muss. Selbst bei sehr starker Extension bleibt die obere 


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452 


Kante der Schiene immer noch gut fingerbreit von der Symphyse entfernt, so 
dass dort ein Druck nicht ausgeübt werden kann. 

Die grossen Vorzüge dieses Apparats, selbst dem oben beschriebenen 
v. Bruns’schen gegenüber sind unverkennbar und waren, wie L. berichtet, 
für ihn selbst überraschend, als er dessen Wirkung zum ersten Mal erprobte. 
Als Specialität desselben ist namentlich die von Millimeter zu Millimeter exten- 
dirende Wirkung der Schraube, nebst andern diesem Mechanismus zukommen- 
den Vorzügen hervorzuheben, wie solche aus den auf orthopädischem Gebiet 
gewonnenen Erfahrungen den Fachmännern hinlänglich bekannt sind. Da die 
L.’sche Schiene keiner besondern Schulung zum Anlegen bedarf, und dieselbe 
in gleicher Weise wie die v. Bruns’sche auch als Lagerungsschiene zu benutzen 
ist, so wird sie wahrscheinlich bei dem nur unerheblich höhern Preise den Vor¬ 
rang über jene erringen. Ob die v. Bruns’sche Schiene den Vorzug eines 
geringem Gewichts besitzt, dürfte trotz der dabei zur Verwendung kommenden 
Mannesmann’schen Röhren auch noch fraglich sein, da auch der leichteste Gyps- 
verband ein solches nicht unerheblich steigern muss. 

Die L.’sche Schiene wird von Ludwig Dröll in Frankfurt a. M. zum 
Preise von 36 Mark für Erwachsene, 30 Mark für Kinder angefertigt. 

Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 32. 

Das von R. Rauschke (Leeds) gefertigte Draper’sche Bruchband (Fig. 319) 
besteht aus einer leichten, weich gepolsterten Feder, die dem Patienten genau 
anpasst und aus einer leicht biegbaren gummigepolsterten Pelotte, die mit dem 



Fig. 319. 


Band so verbunden ist, dass ihre Schiefstellung leicht vom Patienten oder Arzt 
geändert resp. fixirt werden kann, ohne dass das Instrument zum Bandagisten 
gesandt werden muss. 

Brit. med. Journal 1893, Jan. 21. Sehr. 


Bruchband von Dr. John Albert Marvin in Lansing (Grafsch. Ingham, 
Michigan, V. St. A.). (D. R.-P. 68911.) Bei den üblichen Bruchbändern ist der 
Leibgurt in der Weise angeordnet, dass der Unterleib gar nicht unterstützt ist 
und dass die Tragbänder und andere Verbindungen mit den Beinen in Berüh- 


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453 


rung kommen, so dass bei der Bewegung der letzteren beim Gehen und ganz 
besonders beim Bücken und Niedersetzen die Stellung des Kissens zuweilen 
geändert wurde. Die das Kissen tragenden Strippen konnten nur langsam und 
mühsam in die richtige Länge eingestellt werden und waren nur unvollkommen 
im Stande, das Kissen auf der richtigen Stelle festzuhalten. Auch dem Kissen 
selbst ist bis jetzt noch nicht die richtige Gestaltung gegeben worden. Gewöhn¬ 
lich werden dieselben mit convexer Druckfläche hergestellt; diese Gestaltung 
bedingt einen unstätigen Druck, da das Kissen fortwährend eine seitliche Be¬ 
wegung zu machen bestrebt ist, welche sehr schädlich ist und den gleicli- 
mässigen, für die Heilung des Bruches unbedingt nothwendigen Druck stört. 



Fig. 320. 


Das Marvin’sche Bruchband besteht aus einem besonderen Leibgürtel, an 
welchem Strippen befestigt sind, welche das Kissen tragen. Das Kissen selbst 
hat eine ebene Druckfläche und ist an der einen Seite dicker wie an der 
anderen. Die Strippen sind nicht mit den Beinen in Berührung, so dass das 
Kissen die ihm angewiesene Lage in allen Körperstellungen beibehalten kann. 

A ist das Hüftenband, welches aus elastischen Geweben oder anderen 
Stoffen besteht; an dem einen Ende desselben ist eine Schlitzöse a 1 angebracht, 

33 


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454 


in deren Auge ein an dem anderen Ende des Bandes befestigter Knopf a * ein¬ 
gehakt werden kann. Das Band umfasst die ganze Lende; die Verbindung 
geschieht auf dem Rücken. B ist ein Kissen aus Kork; seine innere oder 
drückende Fläche ist fiach; das eine Ende b ist dicker als das andere. C ist 
ein Querband aus elastischem Stoff, welches in eine Schnalle einfasst, die mit¬ 
telst eines Nietes C 2 mit dem Hüftenband drehbar verbunden ist. 

Das andere Ende des Bandes C ist dauernd mit dem dicken und inneren 
Ende des Kissens über den Enden der Strippen befestigt, welche an demselben 
Punkt des Kissens befestigt sind. Die Ränder des untersten Theiles des Bandes C 
sind umgebogen und zusammengenäht, so dass die Strippe abgerundet ist und 
ein Schneiden oder Drücken der damit in Berührung kommenden Körpertheile 
nicht eintreten kann. Die von dem Kissen in Gestalt eines V auslaufenden 
Strippen sind mittelst Schnallen mit dem Leibgürtel A befestigt. 

Bei der Verwendung solcher Schnallen können die Strippen sich gegen 
den Leibriemen verdrehen, so dass das Kissen leicht in die richtige Stellung 
eingestellt werden kann; die Schnalle C 2 des Querbandes C gestattet ein 
schnelles Festziehen des Kissens in dieser Stellung. Da auch das Ende der 
Strippe C drehbar mit dem Kissen verbunden ist, so kann diese Strippe leicht 
die Bewegungen des anliegenden Körpertheiles mitnehmen, ohne dabei die 
Stellung der Kissen zu beeinflussen; auch kann das Kissen erst genau in die 
gewünschte Stellung eingestellt werden, bevor es fest angezogen wird. 

Die bewegliche Verbindung der Strippen mit dem Kissen ist äusserst 
wichtig, da das dickere Ende des Kissens auf die Bruchstelle zu liegen kommt; 
um die Bruchstelle vollständig zu schliessen und die Ränder derselben so zu- 
sammenzubringen, dass der Bruch möglichst schnell heilt, ist es ausserordentlich 
wünscheuswerth, dass der auf diese Stelle ausgeübte Druck beständig gleich- 
mässig bleibt. 

Die Befestigungsweise des Kissens würde jedoch noch nicht diese Wirkung 
haben, wenn das Kissen eine abgerundete Oberfläche hätte oder eben und von 
gleicher Stärke wäre; die abgerundete Oberfläche würde ein Drehen des Kissens 
verursachen, ein Kissen von gleicher Dicke kann an der gewünschten Stelle 
nicht einen besonderen und grösseren Druck hervorbringen. 

F ist noch eine weitere Strippe aus elastischem Material, mit einem Ende 
fest an dem Hüftgürtel befestigt und dem anderen Ende mit einer Schnalle 
versehen, welche in den Bolzen f l des Gürtels eingreifen kann. Die Strippe F 
hat den Zweck, die Enden der anderen Strippen zu bedecken und die Schnallen 
derselben zu sichern. 

Ein Bruchband von Gerhard Beuthel sen. in Barmen (D. R. P. 66486) 
soll bezwecken: 1) dass die Pelotte an der Stelle aufdrückt, wo der Bruch 
heraustritt; 2) dass dieses Druckkissen bei allen Bewegungen des Körpers an 
der Bruchstelle liegen bleibt, ohne einen starken Druck auszuüben; 3) dass der 
Druck auf das Druckkissen selbst an beliebiger Stelle derselben eingestellt 
werden kann. 

Das Band A (Fig. 321) wird mittelst eines Kupplungsstückes mit Kugel¬ 
gelenk B in bekannter Weise mit der Platte C dadurch beliebig drehbar ver¬ 
bunden, dass ein Pfannen- oder Kupplungsstück D als verbindendes Glied 
zwischen Platte C und dem Band A benutzt wird. Das Kupplungsstück D ist 
zu diesem Zwecke dm ',h eine Ringschraube E in der Mitte der Platte befestigt. 
Im Kreis um diesen Befestigungspunkt herum sind in die Platte C Löcher F 


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eingeschnitten, in welche nun der in einen Kegel endigende Kugelzapfen B 
des Bandes A eingesteckt werden kann, um durch Lösen und Festschrauben 
der Ringschraube E im mittleren Loch der Platte C dem Druckkissen jede Lage 
zwischen 0 und 360 Grad Drehung zum Band A zu geben. 

Damit nun auch das Druckkissen G sanft und innerhalb gewisser örtlicher 
Grenzen veränderlich vordrücken kann, sind zwei Federn J unter der Platte 
eingesetzt und durch Schrauben K daran einstellbar, während ihre anderen 
Enden an der Decke des Druckkissens G> die im Gelenk S mit der Platte C 
verbunden ist, gehalten sind und gegen das Druckkissen andrücken, und je 
nachdem sie in einer oder der anderen radialen Richtung stehen, den Druck 



Fig. 321. 


verschieden gerichtet auf das Druckkissen austiben; die Federn J üben einen 
gleichmässigen sanften Druck auf die Bruchpforte nach der jeweils gewollten 
Richtuug, und in Betreff der Verschlussfähigkeit kann das Druckkissen stets 
mit dem breiten Theil so eingestellt werden, dass sie die Bruchpfortenöffnung 
entsprechend schliesst. Die Federn sind nach Stärke und Bedürfniss aus* 
wechselbar, so dass also die drei oben gestellten Bedingungen erfüllt sind. 



Fig. 322. 


Eine zweite Ausführungsart, die diese Bedingungen in gleicher Weise er¬ 
füllt, ist in Fig. 322 dargestellt. 

33* 


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456 


An Stelle des Kupplungsstückes I) mit dem Kugelgelenk B ist ein im 
Kreis und geradlinig verschiebbares Kupplungsstück L benutzt und auf der 
Platte M sind mehrere in conccntrischcn Kreisen liegende Löcher N angebracht. 
Mittelst einer Schraube ö, an welche das Verbindungsstück P des Bandes frei 
drehbar angesetzt ist, wird jenes mit dem Kupplungsstück L verbunden, während 
dieses selbst durch eine Schraube Q , die durch den Schlitz R in ihm hindurch¬ 
geht, in dem mittleren Loch der Platte M gehalten wird. Es kann nun das 
Kupplungsstück L in Beziehung auf den festen Mittelpunkt Q mit dem Ver¬ 
bindungsschräubchen 0 zwischen ihm und dem Band beliebig im Kreis gedreht 
und wegen der radialen Verschiebbarkeit näher oder weiter entfernt vom festen 
Mittelpunkt auf der Platte des Druckkissens eingesetzt werden. 

Die Anordnung der Federn unter der Platte ist dieselbe wie vorhin, und 
es erfüllt demnach auch diese Ausführungsart die gleichen Bedingungen wie 
die erste. 


Gynäkoiogisch-GeburtshUlfliche Instrumente. 

Combinirte abnehmbare Curette, Tenaculum, Sonde und andere Instrumente 
für intrauterine Anwendung. Als Hauptvorzug bezüglich seines Instrumentes 
bezeichnet More M ad den die Möglichkeit, den scharfen Löffel (Curette) 
mittelst eines einfachen mechanischen Arrangements im Handgriffe intrauterin 



in jeden beliebigen Winkel zu stellen und so die Ausschabung des Endome¬ 
triums in jeder Richtung vornehmen zu können. Der intrauterine Hacken soll 
ein sicheres Fassen des Uterushalses ohne Risico für den Patienten oder 
Operateur gestatten. Ferner sind Ansätze für Schwammträger, Aetzstift und 
Sonde vorhanden, so dass ein ganzes intrauterines Besteck resultirt. 

Brit. med. Journal 1893, Febr. 4. 

Ballons zur Erzielung künstlicher Frühgeburt. In der geburtshülflichen 
Abtheilung der diesjährigen Brit. med. Association demonstrirte Barnes u. a 
Zeichnungen des Champetier de Ri besuchen Ballons und des von ihm an¬ 
gegebenen in Action. Das Barnes’sche Instrument (Fig. 324) ist geigenformig 
mit einer gebogenen Depression am unteren Ende versehen und leicht einzu¬ 
führen (eventuell bei noch sehr engem Cervix nach vorhergegangener Einfüh¬ 
rung eines kleineren) mittelst der Uterussonde. Der Ballon dehnt sich bei 
seiner Füllung mit Wasser mit besonderm Druck an den Stellen stärksten 
Widerstandes (os internum und externum) aus, so dass bald der Cervix die für 
die Einführung der Zange oder Ausführung der Wendung nöthige Weite erhält, 
ohne dass die Lage des Kindes etc. ungünstig beeinflusst werden könnte, da 
die Wölbung des Kopfes in der Höhlung des obern Endes des Dilatators bleibt. 
Demgegenüber sind die Nachtheile des von Champetier de Ribes modificirten 


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458 


Tarnier’schen Ballons (Fig. 325) die Schwierigkeit der Einführung, die oft 
Assistenz nöthig macht, die oft sehr mangelhafte Ausdehnung des os extemum 
und vor Allem die aus Fig. 324 ersichtliche Möglichkeit, dass es eine natürliche 
Lage in eine quere oder Rückenlage umwandelt, so dass die Wendung nöthig 
wird. Auch die durch die starke Ausdehnung des in die Uterushöhle vor¬ 
springenden Theils des Ballons angeregten Contractionen können unter Um¬ 
ständen (Wendung) ein Nachtheil sein. Das Barnes’sche Bag kann nicht leicht 
sich nach dem Uterus oder der Vagina zu dislociren und auch eine Sprengung 
desselben lässt sich vermeiden, w r enn man auf die Flüssigkeitsmenge (Spritzen¬ 
zahl) achtet, die zur Füllung der betr. Ballongrösse nöthig ist. 

Brit. med. Journal 1893, Jan. 7. Sehr. 

Chas. Harris (Cedartown, Ga.) beschreibt seine Methode, mit Intr&uterin- 
schlinge den Abortus zu behandeln, besonders in den Fällen, wo wegen Com- 
plication mit innern Erkrankungen gefährliche Asthenie nicht abgewartet 
werden soll. Sims’sche Lage und Speculum, Chloroform meist nicht nöthig; 
Cervix fixirt und vorgezogen, Dilatation desselben mit Sims’schem Dilatator 





Fig. 326. 


oder anderem passenden Instrument. Einführung der Schlinge A so gross, dass 
sie bei mässigem Druck durchpassirt. Dieselbe dient als Sonde, um sich über 
die Grenzen der Placenta zu vergewissern, dann dient dasselbe Instrument zur 
Ablösung der Placenta von ihrer Ansatzstelle (der Erfolg des Eingriffs hängt 
grossen theils von der Gründlichkeit des Abschabens ab, und je vollständiger 
und rascher dasselbe, um so geringer die Blutung). Nun wird die Schlinge 
verkleinert und das Ei durchstossen (der Weichgummiüberzug bei A schützt 
die Uterusinnenfläche). Ein Theil des Liq. amnii fliesst durch den Schlingen- 
kanal ab und tropft am Draht hinab (bei E). Die löse Masse wird nun mit 
der Schlinge umfasst, derselben eine drehende Bewegung gegeben und indem 
man sie an die obere Uteruswand andrängt, wird die Schlinge so breit, dass 
die umfasste Masse in dieselbe hineinsinkt; jetzt wird die Schlinge zusammen¬ 
gezogen, mit der Daumenschraube fixirt und durch Bewegungen wie mit der 
Zange extrahirt; sollte die Schlinge durchschneiden, so wird die Procedur 
wiederholt resp. die kleinern Fragmente entfernt. Man kann Schlingen von 
der Grösse einer Orange bis zu einer Haarnadel anwenden mit rundem Draht 
(Fig. 326) oder mit flachem (Uhrfederschlinge); letztere speciell zum Ausschaben 
von Resten. 

St. Louis Med. and surg. journ. 93/4. Sehr. 


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459 


Elektro-medicinische Apparate. 

Ein von J. Brändli, Elektromechaniker in Basel, construirter, in der 
Schweiz, Frankreich und Deutschland patentirter sog. NonnaMnductionsapparat 
erfreut sich bester Empfehlung nach mehrjährigem Gebrauche von Seite nam¬ 
hafter Aerzte, sowie auch von Seite des elektro- physiologischen Instituts der 
Universität Brüssel, das seine Empfehlung auf die Anstellung sorgfältiger Ver¬ 
gleiche mit andern Apparaten der nämlichen Kategorie stützt. Die Construction 
desselben ist folgende: 



Fig. 327. 


Ein patentirter Stromunterbrecher erlaubt die weitgehendsten Regulirungen 
und ist u exzentrische Stellung desselben, fixirbar durch Drehen der Axe, 
welche die Distanz zwischen Contactfeder und der verstellbaren Contactschraube, 
welche durch die Axe u geht, ändert und dieselbe durch einen graduirten Kreis¬ 
bogen bestimmt; dadurch werden die Unterbrechungen schneller oder langsamer 
hergestellt und zwar so langsam, dass in der Minute nur 60 Unterbrechungen 
erzielt werden können, sowie ein Verbrennen der Platin-Contactflächen aus¬ 
geschlossen ist, weil durch diese Bewegung auch dieselben verändert w r erden. 
Eine weitere Regulirung ist r, da diese Schraube einen sicheren Bewegungs- 
contact herstellt durch directe Verbindung der Contactfeder. Das verstellbare 
Gewicht g ist für schnelle und langsame Unterbrechungen die grobe Stellung, 
wohingegen die Axe u die feine oder Micrometerstellung hierfür ist. — Das 
Element ist ein verbessertes, gut construirtes Chromsäure-Element mit zwei 
natürlichen geschliffenen Retorten-Kohlen mit zwei V. A. E. K. und ist mit 
Bayonettverschluss hermetisch verschliessbar. 

Für die beiden Ströme, primären und secundären, sind zwei Klemmen mit 
BezeichnungPund S angebracht für die Ableitung derselben und sind die Leitungs- 
schntire und Electroden hierfür in einem separaten Fache placirt. 

Der Apparat eignet sich daher für die feinsten diagnostischen Zwecke, da 
derselbe mit grosser Präcision und Gleichmässigkeit in den verschiedensten 
Gangarten mit 60 bis 3000 Unterbrechungen per Minute arbeitet, sowie in allen 
seinen Zusammensetzungen übersichtlich ist. 

Zum Gebrauche wird das Element herausgenommen, indem man die 
Schrauben a und b etwas löst und die Verbindungs-Lamellen seitlich wegschiebt. 


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460 


Der Hartgumraideckel, an welchem sich die Kohlen und Zinkplatte befinden, 
wird herumgedreht und behutsam aus dem Glase genommen. Dasselbe wird 
mit einer Kali bichrom. 7,5 proc. Lösung in Wasser aufgelöst. — Das Element 
soll wieder an seinen Platz gestellt und die Verbindungs-Lamellen fest an¬ 
geschraubt werden. 

Will man nun den Apparat in Thätigkeit setzen, so wird die Zinkstange c 
eingetaucht und nach dem Gebrauche wieder herausgezogen und umgelegt, 
woran der Holzzapfen erinnert, wenn man den Kasten schliessen will. Zur 
Verstärkung des Stromes dient ein Eisenkern für beide Spuhlen und können 
mittelst der Stangen P und S sowohl der primäre als der secundäre Strom 
regulirt werden. 

Soll die Unterbrechung langsam stattfinden, so muss das Gewicht g ganz 
vorgeschoben sein und die Schraube r hinaufgeschraubt, jedoch so, dass die¬ 
selbe die Feder noch gut berührt, mit der Axe u wird dann die Geschwindig¬ 
keit der Unterbrechungen regulirt. Sollen dieselben jedoch in schnelleren 
Intervallen erfolgen, so muss das Gewicht ganz nach hinten geschoben und fest 
geschraubt werden. Das Gewicht des Apparats beträgt nahe 4,8 kg, der Preis 
151 Fr. 


Berichtigung. 

Die elektrotechnische Firma A. Hirsch mann in Berlin ersucht uns zu bemerken, 
dass die im October-Heft pag. 411 abgebildete, angeblich von Wendcll Philipps er¬ 
fundene Stirnlampe eine directe Nachahmung eines seit Jahren bekannten und sehr häufig 
nach Amerika gelieferten Modelles der genannten Firma ist. Wie wir uns aus einem ge¬ 
fälligst übersandten Preiscourant überzeugen konnten, entspricht dieselbe in der That genau 
dem daselbst unter dem Namen: „Elektroskop nach Dr. L. Jacobson mit Stahlbügel“ auf¬ 
geführten Instrument mit Ausnahme der bei letzterem weggelassenen Schraubvomchtung 
zur Verstellung der Linse, welche zufolge der erwähnten Mittheilung seit langer Zeit als 
überflüssig verlassen wurde. Herr Hirschmann erwähnt ferner, dass das Instrument 
thatsächlich sehr beliebt ist und von Amerikanern dem ähnlichen Elektroskop von 
Dr. Kuttner vorgezogen wird, weil die Stirnbinden dort weniger beliebt sind. 


Verantwortlich: Fischer’s medicin. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW., Charit^atr. 6. 
Druck von G. Bernstein in Berlin. 


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M 12 


December. 


1893 


Fortschritte der Krankenpflege. 

Redacteur: Dr. J. Schwalbe. 


Inhalt: Originalton : Ueber öffentliche Reconvalescenten-Anstalten. Von Dr. Heinrich Citron in 
Berlin. — 

Referate: Specielle Krankenpflege und Krankenbekandlnng : Tragbahre. — Verfahren zur Herstellung von 
Verbandstoffen aus chemisch reiner Cellulose-Wolle. — Kinderunterlage mit FlUssigkeitsableitung. — Magen- 
ausspttlungen bei Kindern. — Lungenresection. — Aelherisation incarcerirter Hernien. — Neuere Arzenei- 
mitteL — Diätetik: Verbesserung des Muttermilchersatzes. — Klimatologie nnd Balneologie: Moorbäder. — 
Krankeneomfbrt : Zahnbürste. — Hjgiene des Hanses nnd der Familie: Behälter für Müll. — Wasser-Koch- und 
Küblapparat. — Mischventil für Badezwecke. — Hjgiene des Krankenhauses nnd Krankenzimmers: Waaserstaub- 
Ventilatoren. — Organisirte Krankenpflege: Ausbildung der Lazarethgehülfen. — Berliner Localverein des evan¬ 
gelisch - kirchlichen Hülfsvereins. - Krankenversorgung in den grössten Städten der Vereinigten Staaten. — 
BSeherschan: Galton, Health? hospitals. — Dührssen, Gynäkologisches Vadetnecura. — H. Paschkis, 
Kosmetik für Aerzte. — A. Blasch ko, Syphilis und Prostitution vom Standpunkte der öffentlichen Gesundheits¬ 
pflege. — J. Schwalbe, Freiwillige Krankenpflege. — Einkehr oder Umkehr in der Medizin? — Varia: 
Sterblichkeit der Bevölkerung des preussischen Staates. — Kleine MiMheiluugen. 


Ueber öffentliche Reconvalescenten-Anstalten. 

Von Dr. Heinrich Citron (Berlin). 

„Die Thätigkeit der Heimstätten für Genesende umfasst die zweite Periode 
der Reconvalescenz, d. h. den Zeitraum, der zwischen dem Verlassen des 
Krankenzimmers und der Wiederaufnahme der Arbeit liegt. Der wohlhabende 
Reconvalescent verbringt diese Zeit im Süden, im Gebirge, auf dem Lande, an 
der Seeküste; für den unbemittelten, der nach schwerer Krankheit aus dem 
Krankenhause entlassen wird, giebt es keine Erholungszeit, er muss wieder an 
die Arbeit gehen und noch froh sein, wenn er sofort wieder welche findet. 
Aber in welchem Zustande liegen sie ihrer Arbeit ob! Die Körperkräfte sind 
noch nicht in dem Maasse zurückgekehrt, um die meist schwere Muskelarbeit 
zu leisten; die Nahrung ist ungenügend, die Schlafstellen für den noch empfind¬ 
lichen Organismus ungeeignet. Hier soll die Vereinsthätigkeit eintreten. Den 
aus den Krankenhäusern austretenden Arbeitern, Dienstboten, Handwerks- 
gehülfen und Lehrlingen, welche in Folge ihrer langdauernden Krankheit ihrer 
Arbeitsstelle, ihres Dienstes verlustig gegangen sind, soll eine Heimstätte be¬ 
reitet werden, in der sie die volle Wiederkehr ihrer Kräfte in guter Pflege und 
in steter Berührung mit der Aussenwelt abwarten und sich in Ruhe nach einer 
neuen Arbeitsstätte umthun können.“ (Hugo v. Ziemssen, Ueber private und 
öffentliche Reconvalescenten-Pflege. Leipzig. F. C. W. Vogel.) — 

Bedürfte es noch einer besonderen Begründung der eminenten wirtschaft¬ 
lichen und idealen Bedeutung des Heimstättenwesens, so liesse sich dieselbe 
kaum kürzer und treffender formuliren, als dies der berühmte Münchener 
Kliniker in obigen Worten gethan hat. 

Es ist darum auch nicht Aufgabe dieser Zeilen, die Zweckmässigkeit oder 
Unzweckmässigkeit von Reconvalescenten-Anstalten zu discutiren. Wir beab¬ 
sichtigen vielmehr, auf einige Uebelstände, die der so wünschenswerten Aus¬ 
breitung dieser segensreichen Institute entgegenstehen, aufmerksam zu machen. 
Wenn wir hierbei besonders die von der Stadt Berlin getroffenen Einrich¬ 
tungen im Auge haben, so geschieht dies nicht nur weil uns dieselben aus per¬ 
sönlicher Erfahrung genauer bekannt sind, sondern hauptsächlich um ihrer 
hervorragenden, maassgebenden Bedeutung willen; denn wenn eines, so ist ein 
so gewaltiges Gemeinwesen wie Berlin im Stande, Mustergiltiges zu schaffen. — 

34 


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Nach dem Bericht der Herren Wernich und Wehmer 1 ) weisen die städti¬ 
schen Heimstätten folgende Frequenzziffern auf: 18s9 200, 1890 2G2, 1891 291. 

Diese Zahlen sind ausserordentlich niedrig, wenn man bedenkt, dass im 
Jahre 1889 rund 30 000 Patienten aus den Berliner Krankenhäusern zur Ent¬ 
lassung gelangt sind 2 ), also kaum 1 pCt. die Wohlthat der Heimstätte genossen 
haben. Berlin steht in dieser Beziehung weit hinter München zurück, wo 
bei einer fünfmal geringeren Einwohnerzahl in den letzten sieben Jahren 
2176 Genesende‘Aufnahme in der Reconvalescenten-Anstalt gefunden haben 3 ). 
Sucht man nach den Gründen dieses ungünstigen Verhältnisses, so wird man 
häufig hören, dass die Organisation der Heimstätten ungenügend sei, die Betten¬ 
zahl nicht ausreiche etc. Erst kürzlich ist dieser Vorwurf von ärztlicher Seite 
erhoben worden 4 ). Dass dieser Ein wand nicht voll zutrifft, zeigt ein Blick auf 
die Statistik. Nach dem Bericht von Wernich und Wehmer 5 ) gewähren die 
städtischen Heimstätten Platz für 114, im Sommer für 130 Kranke 6 ). Die durch¬ 
schnittliche Aufenthaltsdauer ist auf drei Wochen festgesetzt und wird, da inter¬ 
currente Krankheiten nicht besonders häufig Vorkommen, selten überschritten 
werden brauchen, so dass ein glatter Wechsel stattfinden kann. Wenn nun 
statt der unterzubringenden rund 1300 Reeonvalescenten (die Bettenzahl nur 
zu 100, die Aufenthaltsdauer zu vier Wochen gerechnet), kaum 300 Aufnahme 
gefunden haben, so muss der Grund anderswo gesucht werden. — Es soll nun 
nicht gesagt werden, dass alles wie es ist schön und gut ist. Dass Behandlung 
und Verpflegung vortrefflich sind, darüber herrscht in dem ziemlich verwöhnten 
Berliner Publikum nur eine Stimme. Die Zügel der Disziplin könnten sogar 
vielleicht noch etwas schärfer angezogen werden. Dass dies nicht unbedingt 
nöthig ist, ist nicht zum geringen Theil das Verdienst der ländlichen Lage der 
Heimstätten, die uns, im Gegensatz zu Ziemssen, bei weitem den Vorzug vor 
städtischen Heimstätten zu verdienen scheint. Von den Erfolgen der Heimstätten- 
Behandlung haben wir selbst uns oft genug überzeugen können, wenn dank¬ 
bare Typhus-Reconvalescenten mit einer Gewichtszunahme von 20 Pfund und 
mehr sich im Krankenhause wieder vorstellten. Ein Vorwurf indessen kann 
der Heimstätten-Verwaltung nicht erspart werden, nämlich der, dass sie zn 
schwerfällig arbeitet. War das vom ärztlichen Direktor befürwortete, von der 
Verwaltung begutachtete 7 ) Aufnahmegesuch abgegangen, so verfloss nicht selten 
so lange Zeit bis ein Bescheid eintraf, dass inzwischen die Geduld der ohnehin 
nicht sehr langmüthigen Reeonvalescenten, die Zahlungsbereitwilligkeit bezw. 
Pflicht der Krankenkassen nicht selten erloschen war und von dem Platze kein 
Gebrauch gemacht werden konnte. Da vielen Patienten dies bereits bekannt 
war, so sahen die meisten von vornherein von einem Aufnahmegesuch über¬ 
haupt ab. Sollte nicht ein kurzer, täglich stattfindender Meinungsaustausch 
zwischen Krankenhaus- und Heimstättenverwaltung über die Zahl der ge¬ 
wünschten und der verfügbaren Plätze besser im Stande sein, den gestellten 

1 ) Sechster Gesammtbericht über das Sanitäts- und Medicinalwesen in der Stadt Berlin 
während der Jahre 1889, 90 und 91. 

2 ) Hoffentlich© Gesundheits- und Krankenpflege der Stadt Berlin, 1890. 

') v. Ziemssen, Feber private und öffentliche Reconvalescenten-Pflege. 

4 ) Croner, R nseskizzen aus England. (Vgl. Ref. in dieser Zeitsehr. April 1893.) 

& ) 1. c. 

6 ) Sommerzeit von 16 Betten. 

") 1 in Allgemeinen werden nur solche Reeonvalescenten berücksichtigt, bei denen 
Zahlung gesichert ist. 


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463 


Anforderungen zu genügen als die Aufbietung der ganzen schwerfälligen 
Verwaltungs-Maschinerie? — 

Trotz dieses sehr fühlbaren Uebelstandes glauben wir nicht, dass derselbe 
die Hauptschuld an der mangelhaften Frequenz der Heimstätten trägt, sondern 
dass die Ursache an einer andern Stelle zu suchen ist. — 

Vergegenwärtigen wir uns die Lage eines verheiratheten Arbeiters, der 
sechs Wochen wegen Typhus im Krankenhause hat zubringen müssen. Die 
Familie ist inzwischen, falls der Mann nicht bei mehreren Kassen versichert 
gewesen ist — dies ist natürlich die Ausnahme —, auf ein sehr spärliches 
Krankengeld angewiesen. Die Genesung ist erfolgt, die Kräfte nehmen rasch 
zu, frischer Lebensmuth und Lust zur Thätigkeit stellen sich ein. Es tritt nun 
an den Mann die Frage heran, ob er, während seine Familie weiter darben 
muss, noch drei bis vier Wochen einer Erholung widmen soll, deren Nutzen 
ihm ziemlich problematisch erscheint. Dass das Berliner Krankenhaus-Publikum 
diese Frage in seiner überwiegenden Majorität mit einem runden Nein beant¬ 
wortet, zeigt ein Blick auf unsere Zahlen. Die Hindernisse, die sich der Ein¬ 
bürgerung der Heimstätten in Berlin entgegenstellen, liegen eben leider nicht 
auf verwaltungstechnischem, sondern auf wirtschaftlichem Gebiete, und darauf 
beruht die grosse Schwierigkeit ihrer Beseitigung. — 

Nachwort. Wie wir von bestinformirter Seite erfahren, ist das Aufnahme¬ 
verfahren für die Heimstätten in den letzten Wochen derart modificirt worden, 
dass die Evakuation bereits innerhalb zwei bis sechs Tagen nach der Bean¬ 
tragung erfolgen kann. Wir begrüssen diese Neuerung als einen erfreulichen 
Fortschritt und hoffen, dass dieselbe zur Hebung des so segensreichen Institutes 
das ihrige beitragen wird. — 


Referate. 

Specielle Krankenpflege und Krankenbehandlung. 

Brancard montä sur grandes roues. 

Von Dupont in Paris wird eine Tragbahre empfohlen, welche auf einen 
Karren mit zwei hohen Rädern gesetzt und eventuell mit einem Schutzdach 
überdeckt werden kann. Der Hauptvortheil dieser fahrbaren Trage besteht 
darin, dass mit derselben von einer Person ein Kranker auch nach entfernteren 
Punkten transportirt werden kann. — [Es ist hier der Ort, auf eine fahrbare 
Trage hinzuweisen, welelie von der Firma Spangenberg in Berlin für das 
städtische allgemeine Krankenhaus im Friedrichshain nach den Angaben des 
Geheimrath Hahn geliefert worden ist und sich vorzüglich bewährt hat. 
Letztere sieht der Dupont’schen sehr ähnlich, hat aber vor derselben folgende 
Vorzüge: 1) steht die Tragbahre selbst auf längeren Beinen, der Kranke kann 
leichter auf dieselbe gehoben werden; 2) kommt diese Trage, nicht wie diejenige 
von Dupont, auf einen completen schweren Karren mit zwei Rädern, sondern auf 
zwei einfache grosse, durch eine doppelt rechtwinkelige Eisenstange zusammen¬ 
gekoppelte, mit Tragfedern versehene Räder; 3) ruht die Trage auf diesem 
Räderpaare nicht in ihrer Mitte auf, sondern in der Gegend zwischen erstem 
und zweitem Drittel, da etwa, wo der Rücken des Patienten zu liegen kommt.] 
Revue illuströe de polytechnique medicale et chirurgicale 1893, November. 

A. Neu mann (Berlin). 

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Verfahren zur Herstellung von Verbandstoffen aus chemisch reiner Cellulose- 
Wolle von Dr. Paul Roennefahrt in Dresden. (D. R. P. No. 67199.) 

Die wattenartigen Verbandstoffe werden gegenwärtig meistens noch aus 
Baumwolle hergestellt, obgleich die Versuche gezeigt haben, dass Holzwolle, 
welche aus Holzschliff hergestellt wird (D. R. P. No. 26903 und 30824), die auf¬ 
saugenden Eigenschaften in höherem Maasse besitzt. In neuerer Zeit ist nun 
auch vorgeschlagen worden, zur Herstellung von Verbandstoffen Wolle aus 
Sulfitcellulose zu verwenden. Dieser Stoff ist jedenfalls besser als alle bisher 
bekannten Mittel für den angegebenen Zweck geeignet, da Cellulose, welche 
mittelst des Sulfit- oder eines ähnlichen chemischen Verfahrens gewonnen ist, 
chemisch reiner ist in Folge der stattgehabten Auflösung der inkrustirenden 
Substanzen, Pflanzengummi u. s. w., welche die Ursache der Zersetzung des 
Sublimates sind und daher den Verbandstoff in kurzer Zeit werthlos machen, 
eine längere Aufbewahrung desselben also nicht gestatten. Die chemisch be¬ 
reitete Cellulose liefert daher einen besonders gut geeigneten Stoff, wenn eine 
sachgemässe Behandlung zu dem besonderen Zweck stattfindet. 

Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet nun ein Verfahren, um 
aus solcher chemisch reiner Cellulose-Wolle einen Verbandstoff herzustellen. 
Zu diesem Zweck wird die gut ausgewaschene und getrocknete Cellulose in 
einem Wolf mit stumpfen Schlagleisten grob zerkleinert, um hierauf in einem 
Krempelwolf fein gerissen und in einzelne Fasern zerlegt zu werden. Die so 
dargestellte Cellulose-Wolle wird zur Erzielung einer guten Vliessbildung bei 
der weiteren Verarbeitung in thönerne, nicht glasirte Cylinder eingefüllt, welche 
mit Filz umkleidet sind, und hierin längere Zeit einer Temperatur von 200° aus¬ 
gesetzt. Neben einer vollständigen Verdunstung des Wassers ist hierbei eine 
Volumenzunahme zu beobachten, die sich dadurch erklärt, dass die Fasern auf¬ 
schwellen und sich kräuseln. 

Die auf diese Weise erhaltene Cellulose ist vollkommen staubfrei und bedarf 
zur Herstellung eines verhältnissmässig festen Vliesses nur eines geringen Leinen¬ 
oder Baumwollzusatzes von ungefähr 10 bis 20 pCt. 

Gegenüber der aus Holzschliff hergestellten sogenannten Holzwolle, welche 
zur Vliessbildung einen sehr grossen Baumwollzusatz deshalb bedarf, weil die 
Faser hart bleibt und sich nicht verfilzt, ist Cellulose-Wolle viel aufsaugungs¬ 
fähiger und zeichnet sich durch eine blendende Weisse aus. 

Zur Herstellung des Verbandstoffes verfährt man in der Weise, dass man 
gleichzeitig auf zwei verschiedenen Tambouren je ein Netz aus Cellulose-Wolle 
und chemisch reiner Baumwolle oder Flachswerg bilden und durch Berührung 
der beiden Trommeln in einander laufen lässt, um sie von der Filettrommel 
vermittelst des Hackers abnehmen zu lassen, oder aber man benutzt den Tam¬ 
bour zur Bildung des Baumwoll- oder Leinenvliesses und das Filet für die des 
Cellulose-Wollevliesses. Auf beide Arten tritt eine innige Verfilzung des Binde¬ 
mittels mit der Cellulose-Wolle ein, so dass eine durch die ganze Watteschicht 
gleichmässige Verkeilung stattfindet und mithin auch eine gleichmässige Auf¬ 
saugungsfähigkeit gesichert bleibt. 

Gegenüber den bekannten, aus Holzschliff- oder Cellulose-Wolle her¬ 
gestellten Verbandstoffen, bei welchen die an sich nicht verfilzungsfähige Faser 
zwischen zwei Baumwollen- oder Leinenwattevliessen eingestreut wird, hat die 
auf die beschriebene Weise hergestellte Verbandwatte mehrfache Vorzüge. 
Durch die getrennte Herstellung zweier Vliesse wird die Cellulose-Wolle zu¬ 
nächst in sich selbst verfilzt und erst später durch das Zusammenlaufen der 


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getrennt hergestellten Vliesse mit dem Bindemittel vereinigt. Dadurch entsteht 
ein besonders festes Wattenetz, und der Verbandstoff kann für den späteren 
Bedarfsfall lange aufgespeichert werden, der Stoff ist vollkommen staubfrei und 
seine Bestandtheile zerfallen auch im Laufe der Zeit nicht zu Staub; das Ver¬ 
bindungsmittel — Baumwolle oder Leinen in sehr geringen Mengen — liegt 
nicht mehr an der Oberfläche, sondern ist durch das ganze Vliess gleichmässig 
vertheilt und unter die Cellulosefasern innig vermischt, so dass sie bei Ver¬ 
wendung als Ersatz für die theure Verbandwatte gleich dieser beim Heraus¬ 
nehmen aus der Wunde keine Theilchen zurücklässt. Das Problem, ein be¬ 
deutend billigeres, brauchbares und werthvolles Verbandmaterial als Ersatz für 
die reine Baumwoll- und Leinenverbandwatte herzustellen, ist nach Ansicht des 
Erfinders durch dieses Verfahren gelöst. Grundke (Berlin). 

Kindemnterlage mit Flüssigkeit» - Ableitung von Wilhelm Staab in 
München. (D. R. P. 68310.) 

Durch diese Vorrichtung soll der Uebelstand beseitigt werden, dass kleine 
Kinder, Säuglinge, sehr häufig auf durchfeuchteter Unterlage ruhen müssen, 
wenn nicht rechtzeitig für einen entsprechenden Wechsel gesorgt wird. Durch 
das Feuchtliegen werden mannigfache Krankheiten bei den Kindern verursacht, 
Wundliegen und dergleichen. 

In einem Rahmen a ist ein elastisches Drahtnetz b gespannt, welches voll¬ 
ständig durchlässig ist. Das Drahtnetz bildet ein federnder Träger (Matratze) 
für die aus ganz weichem elastischen Gummi hergestellte Unterlage c. Die 
Wandungen der zur Herstellung der Unterlage benutzten Röhrchen sind mög¬ 



lichst schwach, damit sie dem Druck des auf sie zu liegen kommenden Kindes 
leicht nachgeben. Unter diese Unterlage kommt die Zwischenlage d aus Lein¬ 
wand oder sonst entsprechendem durchlässigen Stoff. 

Unterhalb des Drahtgeflechtes b ist ein Behälter e angebracht, dessen 
Deckel durch die schiefen Flächen e l gebildet wird. In der Mitte befindet sich 
eine Oeffnung o, durch welche der Urin in den Behälter hineinfliesst. Diese 
Oeffhung o wird zweckmässig durch einen Wasserverschluss oder sonstige 
Röhrenanordnung geschlossen, damit ein möglichst luftdichter Abschluss ge¬ 
schaffen wird. Ausserdem soll damit vermieden werden, dass die Flüssigkeit 
aus dem Behälter beim Schütteln leicht austreten kann. 

Selbstredend kann die beschriebene Einrichtung auch für kranke Erwachsene 
Verwendung finden. Grundke (Berlin). 

Ueber Magenausspülungen bei Kindern. Von H. Tuley. 

In dem New-Yorker Kinderasyl sind die Epstein’schen Magenausspülungen 
während der letzten zwei Jahre in etwa 1500 Fällen ausgeführt. Bei den 


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meisten kleinen Patienten genügte eine ein- oder zweimalige Ausspülung, um 
das Erbrechen zum Stehen zu bringen. Die besten Resultate wurden bei acuter 
Dyspepsie erzielt; ferner bei acutem Magen-Darmcatarrh mit Erbrechen und 
Fieber. Auch bei Erbrechen, welches von der Geburt an bestand, sowie bei 
fortdauernder Regurgitation der Nahrung wurde diese Therapie mit Erfolg ein¬ 
geleitet. 

Med. News 1893, 1. Juli. Reunert (Hamburg). 

A case of Pneumonectomy. By D. Lowson. 

Bei einer 34jährigen Frau wurde eine tuberculöse Affection der rechten 
Lungenspitze konstatirt. Verf. schlug vor, die erkrankte Spitze abzutragen, 
was acceptirt wurde. Er resecirte, von einem Hautschnitt von der Mitte des 
Sternum nach aussen ausgehend, die 2. und 3. rechte Rippe, eröffnete die Pleura 
und legte die stark verwachsene rechte Lungenspitze frei. Unterhalb der er¬ 
krankten Stelle wurde mittelst einer Nadel ein starker Seidenfaden umgelegt, 
das überstehende Stück abgeschnitten und der Stumpf mit Jodoform bestreut 
und versenkt. Im weiteren Verlaufe kam es zur Bildung eines kleinen Haemo- 
thorax, der in Empyem überging. Augenblicklich ist der Zustand befriedigend. 
Verf. glaubt, dass die unliebsamen Folgen der Operation durch Einführung 
eines Drains hätten vermieden werden können. 

Brit. Med. Journ., 3. VI. 93. H. Citron (Berlin). 

Ueber die Aetherisation incarcerirter Hernien nach Finkeistein. Von Prof. 
Dr. Carl Gussenbauer. 

Für die Fälle von eingeklemmten Hernien, bei welchen dem Arzte zur 
operativen Behandlung oder auch nur zur Narkotisirung behufs Vornahme der 
einfachen Taxis nicht sogleich die nöthige Hilfe zur Verfügung steht, hat G. 
die protrahirte Beckenhochlagerung mit oder ohne Eisapplication auf den Bruch 
angegeben. In vorliegender Arbeit berichtet er über die Resultate, die er mit 
der Finkelstein’schen Aetherapplication erzielt hat. Von 25 Patienten, die über¬ 
haupt von seinem Material für die Darmreposition als geeignet erschienen, ist 
unter dieser Behandlung bei 20 in 1—6 Stunden der Bruch theils spontan, theils 
unter leichten Taxis versuchen zurückgegangen. Den Angaben Fink eis t ein’s 
entsprechend wurde in Rückenlage der Patienten das Becken hochgelagert, 
Ober- und Unterschenkel in Iiüft- und Kniegelenk gebeugt, bei Männern der 
Hodensack mittelst eines Kissens unterstützt und dann alle 10 Minuten bis 
viertelstündlich 1—2 Esslöffel Schwefeläther auf Hernialring und Tumor gegossen. 

Medicinische Wandervorträge 1893, Heft 35. A. Neumann (Berlin). 

Neuere Arzeneimittel. 

Uropherin wird als ein Ersatzmittel des Diuretins empfohlen, vor dem es sich ins¬ 
besondere durch leichtere Resorptionsfähigkeit auszeichnen soll. Chemisch ist es Theo- 
bromin-Lithiumsalicylat, also eine dem Diuretin völlig analoge Verbindung. In 
Gaben von 3—4 gr pro die gegeben, wirkte es besser als Diuretin, es zeigten sich keinerlei 
üble Nebenwirkungen. Zugleich mit Digitalis verabreicht, soll es eine besonders gute 
Wirkung äussern. Für Fälle, wo Patienten Idiosynkrasie gegen Salicylpräparate zeigen, 
wird die entsprechende Benzoesäureverbindung — Theobromin-Lithiumbenzoat —» 
ein ebenfalls neues Präparat, zur Anwendung empfohlen. 

Asaprol, ein neues Antipyreticum und Analgeticum, ist eine Calciumverbin- 
dung des £-Naphtolschwefelsäureaethers. Bei acutem und subacutem Gelenk¬ 
rheumatismus, bei Muskelrheumatismus, Influenza, Amygdalitis, Pharyngitis, Typhoiden 


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urul Tuberkulose, auch bei gewissen Asthmaanfällen und Neuralgien wurde es mit Erfolg 
ungewandt. Die Dosis wird auf 2—4 gr pro die angegeben. Eingeben von Natr. bicarb , 
löslichen Sulfaten, also auch Bitterwässern, Jodkalium gleichzeitig mit dem Asaprol ist 
nicht statthaft, da letzteres hierdurch zersetzt wird. 

Jatrol, ein Oxvjodo-Methylanilid, wird als ein Ersatz des Jodoforms in den 
Handel gebracht. Als Vorzüge werden genannt grössere antiseptische Wirkung und 
Geruchlosigkeit. 

Nasrol, ein coffeinsulfosaures Natrium, soll als Diureticum Verwendung 
linden. Es ist eine bitter schmeckende, in kaltem Wasser schwer, in heissem leicht lös¬ 
liche Substanz, die vom Magen gut vertragen wird, den Kreislauf nicht stört und auch 
sonst ohne üble Nebenwirkungen sein soll. Unter Anderem wurde es von Heinz* Jona 
auf der Versammlung der Gesellschaft der Aerzte und Naturforscher in Nürnberg im Sep¬ 
tember d. J. empfohlen. 

Lactophenin soll ein guter Ersatz des Phenacetins sein, vor dem es sich durch leichte 
Löslichkeit auszeichnet. Chemisch ist es eine dem Phenacetin analoge Verbindung. Ist 
letzteres eine Verbindung der Essigsäure mit Paraphenetidin, ein Acetylphenetidin, so ist 
das Lactophenin die entsprechende Milchsäure-Verbindung. 

Antidlphterin von K1 ebs ist ein neues Antidiphthericum. Ueber die Bereitungs¬ 
weiße verlautet nur, dass es aus Culturen der Diphtheriebacillen auf flüssigem Nährboden 
auf die Art bereitet wird, dass die Abtödtung der Bacillen durch Ortho-Kresol bewirkt 
wird. Das Mittel selbst soll noch 0,2 pCt. O-Kresol und etwas Glycerin enthalten. 

Jodoforuisalol stellt eine Lösung von Jodoform in geschmolzenem Salol dar. Als 
Einspritzung (in geschmolzenem Zustande) in Fistelgänge und Eiterhöhlen oder als Ersatz 
des Traumaticins als Uebcrzug der Nähto zeigte es gute autiseptische Wirkung. 

kbrastol, ein neues Antizy moticum, ist ein sulfonirtes Naphtol-Derivat, das als 
ein Couservirungsmittel für Nahrungs- und Genussmittel dienen soll. Dem mensch¬ 
lichen Organismus ist es vollkommen unschädlich, wie Versuche ergaben, bei denen dem 
Menschen bis zu 10 gr pro die eingegeben wurden. Nach M. Bang, dem Erfinder des 
Präparates, soll das Abrastol insbesondere geeignet sein, Wein vor dom Verderben zu 
schützen (auf 1 Hectoliter 10 gr Abrastol). 

Sanatol, ein neues in den Handel gebrachtes Desinfec tio ns mittel, besteht nach 
den Angaben des Fabrikanten aus Schwefelsiiureestern des Phenols und dessen Homologen. 
Die Analyse ergab, dass das Präparat keine Phenol- und Kresolschwefelsäure enthält; der 
Gehalt an freier oder an Basen gebundener Schwefelsäure beträgt 9,2 pCt. S0 3 und 27 bis 
pCt. Phenol- bezw. Kresolsulfosäuren. Es scheint sich hiernach um ein Mittel zu han¬ 
deln, das dem Aseptol ähnlich ist. Dass übrigens die Phenolsulfosäure ein hervorragendes 
Desinfectionsmittel ist, haben Versuche von Laplace, Fränkcl und Behring gezeigt. 

Malakin ist ein neuerdings dargestelltes Arzeneimittel genannt worden, das chemisch 
betrachtet eine Verbindung des Phenetidin? mit Salicylsäure darstellt, also dem Phenacetin 
verwandt ist. Jacjuet hat es an der medicinischen Klinik in Basel als Antipyreticum 
und Antineuralgicum zum Theil mit gutem Erfolg angewandt. 

Catarthinsänre, von A. Gensz im Laboratorium von Dragendorff in Dorpat in voll¬ 
kommener Reinheit aus den Sennesblättern dargestellt, hat sich nach Versuchen von 
Dehio, Stadelmann und Krüger in Dorpat als ein gutes Purgans erwiesen. In 
Dosen von 0,05—0,15 gr verabreicht, bewirkt es nach 5—7 Stunden einen kopiösen, weichen 
oder flüssigen Stuhl. Da das Mittel bei chronischer Obstipation stets eine prompte Wir¬ 
kung äusserte und der Geschmack desselben kein unangenehmer ist, dürfte die Catarthin¬ 
säure ein beliebtes Abführmittel werden. 

Salacetol, der Salieylsäureester des Acetonalkohols, soll einen Ersatz des 
Natriumsalicylats und des Salols bilden, speciell des letzteren, gegen dessen Anwendung 
mehrfache Bedenken erhoben wurden, da das aus demselben im Organismus abgespaltene 
Phenol häufig Intoxikationserscheinungen hervorrief. — Bourget-Lausanne befürwortet 
auf Grund zahlreicher Versuche die Anwendung des Mittels in allen Fällen, wo es sich 


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um eine Inficirung des Darmes mit und ohne Diarrhöe handelt, zur Desinficirung der Harn¬ 
wege, sowie bei acutem oder chronisch gichtischem Rheumatismus. 

Er verordnet: Salacetol 2—3 gr. 

Ol. ricini 30,0. 

S. Morgens auf einmal nüchtern zu nehmen. — Diese Dosis kann 2—3 Morgen nach einander 
gegeben werden. Für Kinder wird die Dosis auf 0,5 gr angegeben. 

Wulff (Lichtenberg). 


Diätetik. 

Ueber weitere Verbesserung des Muttermilchersatzes. Von Dr. Fr. Hör ne f, 

pract. Arzt in Falkenstein. 

Zweck der Abhandlung ist, ein von Dr. Lahmann dargestelltes Präparat 
„Pflanzenmilch“ auf Grund mehrfacher Erfahrung als treffliches Zusatzmittel 
zur Kuhmilch, welche Säuglingen gereicht wird, zu empfehlen und darzulegen, 
dass durch dieses Präparat erst die Kuhmilch ein geeigneter Ersatz für die 
Muttermilch werde. Zunächst weist Verf. auf die Verunreinigung der Kuh¬ 
milch hin, zu der vom Kuheuter bis zum Munde des Säuglings so mannig¬ 
faltige Gelegenheit sich biete. Eine treffliche Abhilfe gegenüber den zahllosen 
Pilzen, die sich in der Milch hierbei bilden, biete zwar die Soxhlet’sche Steri- 
lisirmethode, doch sind auch bei Anwendung letzterer häufig Darmaffectionen 
bei Säuglingen beobachtet worden, welche Verf. auf noch vorhandene toxische 
Absonderungs- und Zerfallsproducte der Pilze zurückführt. Zu heilsamerer 
Wirkung könne die Soxhlet’sche Methode kommen, wenn nicht nur sterilisirt, 
sondern am rechten Ort und zu rechter Zeit, d. i. im Kuhstall selbst oder 
dessen nächster Nähe unmittelbar nach dem Melken, sterilisirt wird. Ein 
zweiter schädlicher Factor der Kuhmilch, die als Ersatz für Muttermilch dienen 
soll, sei der um das Doppelte vermehrte Casei'ngehalt der Kuhmilch. Derselbe 
sei für das Kalb, welches ausgewachsener zur Welt kommt und viel rascher 
an Gewicht zunimmt, als der menschliche Säugling unbedingt nöthig, wie Verl*, 
in mehreren Tabellen nachweist. Ebenso werde die grosse Menge an Aschen- 
bestandtheilen der Kuhmilch, wie Phosphor und Kalk, besonders durch das 
rasche beträchtliche Knochenwachsthum des Kalbes bedingt. Wie aus dem 
Mittel zahlreicher Analysen nachgewiesen wird, unterscheidet sich die Kuh¬ 
milch noch durch einen Mindergehalt an Fett und Michzuckcr und einen Mehr¬ 
gehalt an Salzen von der Frauenmilch. 

Wasser Casein Fett Milchzucker Asche 
Kuhmilch: 87,17 3,55 3,69 4,88 0,71 

Frauenmilch: 87,41 2,29 3,78 6,21 0,31. 

Verf. bespricht dann die Correctionsversuche, die man zum Ausgleich 
beider Milcharten versucht hat, zunächst die Fettcorrection durch Zusatz von 
Biedert’s Rahmconserve, w elche jedoch zu verwerfen ist, weil die Conserve mit 
Keimen inficirt ist und durch Erhitzen nicht sterilisirt werden kann, ohne dass 
der Emulsionszustand des Fettes zerstört wird. Der Soxhlet’sche und Heubner- 
Hoffmann’sche Vorschlag der Zugabe von Milchzucker bewirkt, dass das Kind 
im ersten halben Lebensjahre 5 kg Milchzucker zuviel und 2 kg Fett zu wenig 
erhält, was bei der hohen Bedeutung des Fettes für die Verdauung sehr 
wesentlich ist. Der beste Ersatz für Fett ist nach Verf. Fett selbst, und zwar 
ein keimfreies, im Emulsionszustand befindliches und bleibendes Fettpräparat. Ein 
solches stelle aber die vegetabile oder Pflanzenmilch von Dr. Lahmann dar. 

Nach Aufführung einer Anzahl der glänzenden Resultate, die mit diesem 


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übrigens auch schon von Esche rieh 1889 in der Münchener medic. Wochenschr. 
p. 236 empfohlenen Präparate bei Säuglingen erzielt wurden, beschreibt Verf. 
das Präparat, welches aus Mandeln, Müssen etc. gewonnen wird, als von hell¬ 
brauner Farbe, von der Consistenz des Liebig’schen Fleischextractes. Stutzer 
fand seine Zusammensetzung: 

Wasser Pflanzeneiweiss Fett Zucker Salze 
20,62 12,00 34,72 31,00 1,64. 

Mit 10 Vol. Wasser verdünnt, enthält die Pflanzenmilch im Vergleich zu 
der Frauenmilch 50 pCt. an Eiweiss, Zucker und Salzen, also die gleiche Menge 
an diesen Stoffen, aber 92 pCt. Fett. Dieser hohe Fettgehalt macht die Pflanzen¬ 
milch als Fettcorrectionsmittel werthvoll; weil, wie Verf. meint, 1) das in ihr 
enthaltene vegetabile Fett dem in den Drüsenzellen der Milchdrüse vorkom¬ 
menden sehr ähnlich sein müsse, 2) das Fett der Pflanzenmilch bei 100° im 
Dampfbade sterilisirt werde, also keimfrei sei, 3) die Pflanzenmilch mit lau¬ 
warmem Wasser eine feinste Emulsion bilde, 4) das Casein der Kuhmilch, nach 
Zugabe der Pflanzenmilch, so feinflockig gerinne, wie das Casein der Frauen¬ 
milch. — Um auch den Unterschied im Salzgehalt von Frauen- und Kuhmilch, 
welcher, wie Verf. nachweist, von hervorragendster Bedeutung ist, auszugleichen, 
sind der Pflanzenmilch Salze zugesetzt, welche in einem teigigen, schwarz¬ 
braunen Extract von Vegetabilien (grünen Gemüsen etc.) bestehen, der Pflanzen¬ 
milch die hellbräunliche Färbung ertheilen und sie haltbar und leicht löslich 
machen. Die Pflanzenmilch wird in halben oder ganzen Löffeln, je nach dem 
Alter des Kindes, mit lauwarmem, vorher gut abgekochtem Wasser verrührt 
und mit ein bis zwei Theilen Milch aufgekocht. Zu ausführlicherer Orientirung 
verweist Verf. auf die Prospecte der Firma Hevel & Veithcn in Cöln a. Rh., 
welche die Herstellung und den Vertrieb dieses, wie Verf. meint, nicht warm 
genug zu empfehlenden Mittels übernommen hat. 

Internat, klin. Rundschau VII p. 1273—1279. 

H. Alexander (Berlin). 

Klimatologie und Balneologie. 

Ueber Moorbäder mit besonderer Rücksicht auf ihre Anwendung in der 
Gynäkologie. Von Dr. Gustav Loimann (Franzensbad). 

Die Principien der Wirkungsweise und die speciellen Eigenschaften der 
Moorbäder, welche, wie Verf. mit Recht rügend hervorhebt, von den wenigsten 
Aerzten gekannt und gewürdigt werden, sind erstens physikalischer, zweitens 
chemischer Natur. In ersterer Hinsicht muss das Moorbad einen gleich¬ 
förmigen, weichen und geschmeidigen Brei darstellen, welcher nur eine ver- 
hältnissmässig geringe Wärmecapacität besitzt, die Wärme schlechter leitet als 
gewöhnliches Wasser, um erforderlichen Falles die Anwendung höherer Tem¬ 
peraturen zu ermöglichen. Zugleich müssen die im Moorbade enthaltenen 
vegetabilischen Stoffe ein hohes Quellungsvermögen und eine grosse Ab¬ 
sorptionsfähigkeit für Wasser besitzen. — Was die chemischen Eigenschaften 
anbetrifft, so muss das Moorbad etwa 1 — 1V 2 pCt. neutralisirbarer Schwefel¬ 
säure enthalten, die sich durch eine intensive saure Reaction zu erkennen 
giebt, und zweitens reich an Mineralsalzen, namentlich an Eisensulfat, sein, 
welches in einer Menge von ca. 3 pCt. vorhanden sein soll. Dazu kommt die 
bei der Anrührung des Moorbreies mit autochthonem Mineralwasser gebildete 
freie Kohlensäure. - Die physikalischen Eigenschaften der Moorbäder wirken 


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vorwiegend kataplasmatiseh, die chemischen hautreizend und antimykotisch. 
Bezüglich ihrer differenten Verwendung in der Gynäkologie giebt Verf. folgende 
Weisungen: Exsudate im Beckenraume erheischen meist dicke und höher tem- 
perirte Moorbäder von längerer Dauer. Handelt es sich um Bekämpfung von 
Blutungen, copiöse oder protrahirte Menses bei chronischer Metritis oder Endo¬ 
metritis oder als Begleiterscheinungen des Klimakteriums, dann sind kühle 
Moorbäder, eventuell mit abgekürzter Badedauer, auch während der Blutung 
angezeigt. Bei übermässiger katarrhalischer Sekretion und bei Gonorrhoe ohne 
Ergriffensein der Parametrien und der Uterusadnexe wird man zweckmässig 
dünnere Moorbäder von indifferenter Temperatur wählen und ihre Dauer von 
der Intensität des etwaigen Hautreizes abhängig machen. — Die im Handel 
käuflichen Surrogate der Moorbäder können in geeigneten Fällen als Nothbehelf 
dienen, die Moorbäder selbst aber ebensowenig ersetzen, wie eine Auflösung 
von Sprudelsalz das natürliche Thermalsalz von Carlsbad ersetzen kann. 

Prager Med. Wochenschr. 1893, No. 28. A. Neumann (Berlin;. 


Erankencomfort. 

Zahnbürste von Dr. med. Heinrich Löliers in Heidelberg. (D. R. P. GÖ950.) 

Zur Pflege der Zähne und des Zahnfleisches ist es nothwendig, dass die 
Zähne von allen Seiten gebürstet werden und dass der Bürstenstrich nicht 
längs des Zahnbogens, sondern in der Richtung geführt wird, wie die Zähne 
gewachsen sind, wodurch das Zahnfleisch gegen die Zähne gestrichen 
wird und Speisereste zwischen den Zähnen sicher entfernt werden. 
Ausserdem ist es Forderung der Hygiene, dass die Bürste leicht 
aseptisch zu halten ist. 

Diese Anforderungen, denen die am meisten gebräuchlichen Zahn¬ 
bürsten nicht genügen, soll die neue Bürste erfüllen und ausserdem 
noch den Vortheil bieten, dass die Anschaffung einer neuen Büste 
erleichtert und billiger wird, weil das Handstück nicht unbrauchbar 
wird und für die neue Bürste wieder verwendet werden kann. 

Diese Bürste besteht aus dem winklig gebrochenen Handstück, 
welches auch gebogen sein kann und aus Gummi, Stahl, Holz oder 
beliebigem anderen Stoff gefertigt wird; zur Aufnahme des Bürst- 
chens erhält das Handstück ein Bohrloch, dessen Wandungen durch 
Fig. 329. einen Einschnitt bis in den massiven Stiel Federung erhalten. 

Das Bürstchen erhält zweckmässig eine derartige Grösse, dass es in einem 
30 g fassenden Fläschchen mit weitem Halse in antiseptischer Lösung von Ge¬ 
brauch zu Gebrauch auf bewahrt werden kann, ist zweckmässig von recht¬ 
eckiger Form (kann aber auch andere Formen, z. B. kreisrunde, erhalten) und 
hat einen gespaltenen Zapfen <?, mit einer Wulst, mit welchem es in die Boh¬ 
rung des Handstückes eingesteckt wird. 

Zum Festhalten der Bürste im Stiel dient ein Ring r mit einem in Durch¬ 
messerrichtung liegenden Quersteg g , welcher im Schlitz c des Stieles sich führt. 

Durch diesen Steg wird die Drehung und durch eine Nuth das Heraus- 
reissen des Bürstchens verhindert, wenn der Ring angezogen ist. 

Grundke (Berlin). 



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Hygiene des Hauses und der Familie. 

Staub- und geruchlose, transportable Behälter für Asche, Kehricht und 
davon getrennte Küchenabfälle von Steinwald. (D. R. P. 63G53.) 

Die zur Verwendung kommenden Transportbehälter sind leicht handlich, 
werden gut verschlossen auf geeigneten Fahrzeugen abgefahren und am Ablade¬ 
platz wieder geöffnet und entleert. Es ist hierbei Fürsorge getroffen, dass auch 
während des Einschüttens der Asche etc. in die Behälter jedes Stäuben und Ver¬ 
schütten von Unrath thunlichst vermieden wird und ferner, dass nach Füllung 
eines Behälters derselbe mit Leichtigkeit durch einen Reservebehälter ersetzt 
werden kann. Der Hauptvorzug der neuen Einrichtung ist der, dass jedes Um¬ 
laden der Abfallstoffe von ihrer Abtragung aus der Küche an bis zum Abladen 



Fig. 330. 


ausserhalb der Stadt ausgeschlossen ist; es wird hierdurch, sowie durch übrige 
Anordnung die grösste Sauberkeit gewährleistet. 

Die Einrichtung lässt sich wie folgt kennzeichnen: 

Auf dem Hofe oder im Keller des Wohnhauses wird ein Gerüst aufgestellt, 
auf welchem ein Fülltrichter angeordnet ist. In dem Gerüst sind verschiebbar 
die Transportbehälter, deren einer mit geöffnetem Deckel unter dem Trichter 
eingestellt wird. Der Trichter besitzt Klappen, die sich beim Einschütten der 
Abfallstoffe nach unten öffnen, dann aber unter der Wirkung von Federn oder 
Gewichten wieder schliessen, um das Verstäuben von Asche etc. zu verhindern¬ 
ist der Behälter gefüllt, so wird er aus dem Gerüst herausgezogen, verschlossen 
und auf einen passenden Wagen — etwa mit den von mehreren Grundstücken 
gesammelten Behältern zugleich — abgefahren, um dann erst wieder geöffnet 
und entleert zu werden. Auch wird für Küchenabfälle ein besonders con- 
struirter Behälter aufgestellt, welcher leicht desinfizirt werden kann. 

Red. 

Wasser-Koch- und Kühl-Apparat. Deutsches Reichs-Patent von Gebr. Burg¬ 
dorf, Maschinen-Fabrik, Altona. 

Die Wirkung des Apparates zerfällt in folgende Theile: 

1) Das rohe Wasser passsirt die innere Seite eines sehr kräftigen Kühlers 
und wärmt sich in demselben bis auf ca. 80 Grad vor, ehe es in den Kocher 
eintritt. 


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2 j Das so vorgewärmte Wasser wird im Kocher mittelst Kohlenfeuer, Gas 
oder Petroleum zum Sieden, also auf 100 Grad erhitzt und bildet etwas Dampf, 
wodurch das Wasser genügend leichter wird, und an einer, gegen den Zufluss 

erhöhten Stelle, zum Ausfluss gelangt. (Solange 
das Wasser nicht wirklich kocht, also Dampf 
bildet, kann ein Ausfluss an höherer Stelle nicht 
stattfinden, und der Apparat hört sofort auf zu 
arbeiten, wenn die Kochtemperatur nicht mehr 
erreicht wird.) 

3) Das kochende Wasser gelangt in ein 
Sammelgefäss, in welchem sich zugleich der 
Kühler befindet, umspült den Kühler von aussen, 
erwärmt das innerhalb des Kühlers befindliche 
ungekochte Wasser und kühlt sich selbst bis 
nahe auf die Temperatur des rohen Wassers 
und fliesst ab, nachdem es 80 bis 90 pCt. von 
der zum Kochen erforderlichen Wärme wieder 
an das kalte Wasser abgegeben hat. 

Eine Mischung von gekochtem und unge¬ 
kochtem Wasser kann nicht eintreten. 

Der Apparat liefert mit derselben Heizung 
5 bis 7 mal soviel Wasser, wie ein gewöhnlicher 
Kochtopf, bei welchem kaltes Wasser bis zum 
Sieden erwärmt wird. 

Das Wasser ist so kühl, dass es direkt in 
Flaschen gefüllt werden kann, und nicht erst 
offen zur Abkühlung längere Zeit hingestellt 
zu werden braucht, also nicht der Gefahr 
frischer Infektion durch Staub, Fliegen u. s. w. 
ausgesetzt ist. 

Der Apparat kann mittelst zeitweiligen 
Nachfüllens oder durch Anschluss an die 
Wasserleitung durch einen Schlauch continuir- 
licli gespeist werden. 

Um Dauerhaftigkeit und rostfreies Wasser 
zu erzielen, ist der Apparat aus verzinntem Kupfer und Messing hergestellt. 

Bei mässigem Hecrdfeuer leistet der Apparat 50 Liter gekochtes und ge¬ 
kühltes Wasser per Stunde. 

Der Apparat kann auf jedem Heerd gebraucht werden und sind die Kosten 
für das Kochen des Wassers nur ein Zehntel von dem, als wenn dasselbe Quantum 
Wasser mittelst Gas gekocht wird. 

Der Preis des Apparats beträgt 52 Mark. Red. 


Mischventil für Badezwecke von Schützinger & Zeller, A. Roth- 
giesser’s Naehf. in Hamburg. (D. R. P. 67420.) 

Mittelst dieses Ventils kann durch Drehen nur eines Handgriftes das kalte, 
warme oder gemischte Wasser in die Wanne bezw\ zur Brause geleitet werden. 
Bei Nichtbenutzung der Badeeinrichtung ermöglicht es vollkommen dichte Ab¬ 
sperrung des Wassers. 

Dieses Ventil ist sowohl für solche Badeeinrichtungeu, bei welchen das 


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warme Wasser aus dem Badeofen durch in den letzteren eingeführtes kaltes 
Wasser übergedrückt wird, als auch für Badeeinrichtungen mit directem An¬ 
schluss des wannen und kalten Wassers bestimmt. 

Zu diesem Zwecke ist der im ersteren Falle den Abschluss des kalten 
Wassers bewirkende Ventilkegel mit einem Vertheilungsschieber fest verbunden, 
durch welchen nach Oeffnen des Ventils bei entsprechender Drehung der Ventil¬ 
spindel kaltes oder warmes Wasser oder beides gemischt in die verschiedenen 
Leitungen geführt wird. Im letzteren Falle, bei directem Anschluss des warmen 
und des kalten Wassers, ist auf der Ventilspindel noch ein zweiter Ventilkegel 
zur dichten Absperrung des warmen Wassers bei Nichtbenutzung der Bade¬ 
einrichtung angeordnet. Grundke (Berlin). 


Hygiene des Krankenhauses und Krankenzimmers. 

Körting’s Patent-Wasserstaub-Ventilatoren. 

Für Wasserstrahl-Ventilatoren soll der Betriebsstrahl folgenden Grundsätzen 
möglichst entsprechen, wenn man auf eine einigermaassen günstige Nutzwirkung 
rechnen will. 

Wassorstaub - Ventilatoren 

zum Einpressen (Pulsiren). zum Absaugen (Aspiriren). 




Fig. 332. Fig. 333. 

WE Wassereintritt, IFA Wasseraustritt, L E Lufteintritt, LA Luftaustritt. 

1) Die Zertheilung des Betriebswassers in einzelne feine Theile soll, ohne 
dass die Energie im Wasser durch diese Zertheilung leidet, eine vollkommene sein. 

2) Der zertheilte Strahl muss einen runden Kegelmantel bilden, um eine 
gleichmässige Ansaugung zu erzielen. 


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Diese Hauptgesichtspunkte sollen die Körting’schen Patent-Streudüsen 
erfüllen, und sie sind daher für den Wasserstrahl Ventilator verwandt worden. 
Die Wirkung der letzteren zeigt sich angeblich in dem sehr geringen Betriebs¬ 
wasserverbrauch, und ferner in der Möglichkeit, durch geeignete Wahl sowohl 
des Strahles, wie der Mischdüse die Apparate so zu bauen, dass sie gegen nicht 
unerhebliche Gegendrücke oder für höhere Luftleeren, als sie sonst bei den Ven¬ 
tilatoren Vorkommen, benutzbar sind. 

Die nachstehenden Abbildungen (Fig. 332 und 333) zeigen die neuesten 
Ausführungsformen der Wasserstaub-Ventilatoren für die Lüftung von Wohn- 
räumen, Bureaux, Sitzungssälen, Restaurationen, Kellern, Aborträumen u. dergl. 
mehr. 

Die Apparate bestehen durchweg aus Eisen (Gusseisen und Schmiedeeisen) 
und besitzen ungefähr die Form der bekannten Kaiserslauterner Oefen. 

Vermöge ihrer Bauart sind sie so eingerichtet, dass derselbe Apparat mit 
Leichtigkeit zum Absaugen und zum Eintreiben der Luft benutzt werden kann. 
Man hat, wie die Figuren ergeben, nur nöthig, die beiden mittleren Ringe aus¬ 
zutauschen, was nach Abheben des Kopfes und Lösung der darin befindlichen 
Stangenschrauben eine leichte Arbeit ist. 

Auch ist durch Verdrehen der Ringe die Höhe des Lufteintritts und Austritts 
und die Lage des mit der Mauer verbindbaren Schutzes gegen die Lage des 
Wassereintritts veränderbar. 

Die kräftige Ausführung hat zur Folge, dass das Geräusch, welches sonst 
leicht durch die Schwingungen der umgebenden Wandungen hervorgerufen 
wird, fortfällt. 

Zur Abhaltung von Verunreinigungen der Düse ist ein leicht zu reinigen¬ 
der Siebtopf angebracht. 

Der Preis eines Ventilators stellt sich auf 120 bis 300 Mark. Red. 


Organisirte Krankenpflege. 

Ueber die Xotliwendigkeit. einer feldinässfgercn Ausbildung der Lazarettgehilfen 
und Hilfskrankenträger« Von Generalarzt Dr. Port-Würzburg. 

Hat sich oin Lazarettgehilfe die nothwendigsten Kenntnisse in Anatomie und Physio¬ 
logie angeeignet, ist er in allen Zweigen der Krankenpflege, im Schreiben, Rechnen, 
Rapportmachen, im Arbeiten in der Apotheke, im Verwaltungsdienste ausgebildet, so ent¬ 
spricht sein Wissen den Anforderungen des Friedensdienstes vollkommen und es wäre an 
dem ihm ertheilten Unterrichte nichts auszusetzen, wenn sich im Kriege die Kranken¬ 
pflege ebenso glatt abwickeln würde, wie im Frieden. Auf dem Verbandplätze aber, 
wenn das Nothwendigste zur Krankenpflege erst beschafft werden muss, w'ird er bald 
in Verlegenheit kommen. Er versteht vielleicht nicht einmal ein paar Bretter richtig zu¬ 
sammenzunageln, viel weniger eine Bahre, eine Bettstelle zurecht zu machen, rasch und 
dauerhaft einen Transportverband anzulegen, Karren und Handwagen zum Verwundeten¬ 
transport herzurichton. Er kann wohl Leiterwagen zu dem Zweck brauchbar machen, 
allein bekanntlich fehlen dieselben meist, da sie die Intendantur für sich beansprucht. 
Unter Umständen kann er nicht einmal bei schwierigeren Verhältnissen Feuer anmachen. 

Von diesem Gesichtspunkt aus erheischt der Unterricht eine Erweiterung durch Ein¬ 
richtung von Improvisationskursen bei den Lazarettgehilfenschulen bezw'. Wiederholungs¬ 
kursen für ausgebildete Lazarettgehilfen und müssten, wie dies in Bayern schon geschehen, 
für Beschaffung von Arbeitsmaterial jährliche Geldzuschüsso gewährt werden. 

Zur Beschaffung von Lehrpersonal wären Improvisationskurse für Aerzte einzurichten, 
wie solche in Bayern beim Operationskurse für Militärärzte bestanden haben. Um sich 


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von dem practischeu Können zu überzengen und um neue Methoden rasch zur allgemeinen 
Kenntniss zu bringen, hält P. in allen Garnisonen bei seinen jährlichen Inspectionsreisen 
Uebangen ab, welchen das ganze Personal beizuwohnen hat. Angeschlossen wird dann eine 
grössere Land-, Wasser- oder Eisenbahnübung, wobei Nothzelte aufgeschlagen werden und 
nach verschiedenen Systemen abgekocht wird. 

Nicht nur, um gelegentlich kleinere Nothbehelfe zu schaffen, sondern hauptsächlich, 
um wirkliche Lücken unserer Sanitätsorganisation auszufüllen, wird sich die Improvisation 
von Nutzen erweisen. Manches muss wohl schon im Frieden vorbereitet werden. Vor 
allem ist eine Vermehrung des rollenden Materials zum Verwundetentransport nöthig, ohne 
dass jedoch der Train, die Pferdezahl vermehrt und die Marschlinie verlängert würde, und 
muss deshalb dieses Material so beschaffen sein, dass es an vorhandene Wagen angehängt 
oder von Menschenhand gezogen werden kann. Eine von P. construirte Karre auf zwei 
Rädern entspricht diesen Anforderungen und hat sich bei angestellten Versuchen sehr gut 
bewährt; insbesondere werden auch beim Fahren auf dem Strassenpflaster nur geringe 
Erschütterungen verursacht. Die Achse zu diesem Karren und Segeltuch ist aus der 
Garnison mitzunehmen. 

Bei der Rasanz der jetzigen Geschosse wird der Transport bei aufrechter Haltung 
der Träger auf Schwierigkeiten stossen; es wird sich deshalb eine Rollvorrichtung für 
Krankentragen empfehlen, mittelst welcher der Transport in kriechender Haltung — schon 
sehr niedrige Dockung ge wärt dann Schutz — erfolgen kann. Die Bahren werden auf 
Walzen, die mit Holzklammern an den Füssen befestigt sind, fortgerollt. Die Vorrichtung 
hierfür ist auf dem Medicinwagen mitzunehmen. 

Mit Rücksicht auf die künftig weitere Entfernung des Hauptverbandplatzes vom 
Truppenverbandplatz, die einen sorgfältigeren Transportverband erheischt, hat P. eine 
flache Lagerungsvorrichtung construirt, die vermöge biegsamer Plinsätze am Knie- und 
Fersentheil sich dem Gliede vollkommen anpassen lässt. 

Möchte doch die Kriegsverwaltung auf die geschilderte Weise dem Sanitätsdienst 
Förderung angedeihen lassen, möchte aber doch vor allem der Arzt die Nothwendigkeit 
einer feldmässigeren Gestaltung der eigenen Ausbildung wie des Unterpersonale einsehen! 

P. widerlegt weiter gegen sein Improvisationssystem gemachte Einwendungen, hebt 
hervor, dass der Truppenarzt sowohl vom humanitären Standpunkt aus, um seine Hilfe 
möglichst ergiebig zu gestalten, wie von der moralischen Seite aus, um innere Befriedigung 
in seinem Gewissen zu empfinden, verpflichtet sei, danach zu streben, die Lücken, welche 
die Organisation des Sanitätsdienstes im Felde vielleicht zeigen wird, auszufüllen, schon 
deshalb auch, damit man ihm nicht die geringste Spur einer Versäumniss nach zu weisen 
vermöge. Er bittet schliesslich seine Gegner, seine Vorschläge reiflich zu prüfen, sie 
würden sich sicher nicht der Einsicht verschliessen können, dass der Unterricht nach 
dieser Richtung hin vervollkommnet werden müsse. 

Vortrag auf der 65. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte 
zu Nürnberg. (Deutsche Medicinalzeitung 1893 No. 82.) 

Der im Jahre 1890 unter Genehmigung und besonderer Theilnahme seiner Protectorin, 
der Kaiserin Auguste Victoria, gegründete Berliner Localvercln des evangelisch-kirch¬ 
lichen Hülfsvereins hat in den 3 Jahren seines Bestandes eine segensreiche Thätigkeit 
entfaltet. Während anfänglich nur 6 Stationen mit je 3—G Diakonissen (aus dem Paul 
Gerhardt-Stift, dem Lazaruskrankenhaus, dem Oberlin Mutterhaus zu Nowawes, den Dia¬ 
konissenhäusern zu Kaiserswerth, Königsberg i. Pr. und Bielefeld) eingerichtet waren, sind 
augenblicklich 8 Stationen mit 43 Diakonissen vorhandon, und zwar sind 3 Stationen [in 
Gerichtstr. 32 (Paul Gerhardt-Stift), in Klosterstr. 29 (Krankenhaus der Barmherzigkeit in 
Königsberg), Wilhelmstr. 21 (Diakonissen-Anstalt zu Kaiserswerth)] mit je 6 Schwestern 
besetzt, 5 Stationen [Neue Grünstr. 19 (Oberlinhaus zu Nowawes), Bernauerstr. 126 (Lazarus¬ 
krankenhaus), Calvinstr. 11 (Diakonissenhaus Sarepta zu Bielefeld), Körnerstr. 10 (Elisabeth- 
Krankenhaus), Lausitzerstr. 51 (Bethanien in Berlin) sind mit je 5 Schwestern besetzt. 
Ausser diesen 43 Diakonissen sind soitens des Johanniter-Ordens ca. 16 für Krankenpflege 
ausgebildete Johanniterinnen den Stationen zur Beihülfe zugew'iesen. Zu gleichem Zwecke 


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werden geeignete Kräfte aus den Gemeinden durch Vermittelung der Gemeindepflege ge¬ 
wonnen, um in dringenden Fällen nothwendige Nachtpflegen zu übernehmen. Für Kranke, 
bei denen eine männliche Pflege nothwendig ist, hat das Bielefelder Bruderhaus einige 
Brüder in der Reinickendorferstr. 36 a stationirt. 

Ueber den Umfang der geleisteten Arbeit geben folgende Zahlen eine deutliche 
Auskunft. 

Im Jahre 1891 haben die Schwestern der Pflegestationen in 943 Familien 7785 Tage 
und 2603 Nächte gepflegt. Von den Gepflegten sind 214 gestorben, 71 in Krankenhäusern 
untergebracht, 21 der Gemeindepflege überwiesen, 608 als genesen oder gebessert aus der 
Pflege entlassen. Unter den gepflegten Kranken waren 91 Männer, 735 Frauen, 114 Kinder. 
Nach dem Religionsbekenntniss waren es 869 Evangelische, 43 Katholische, 28 Juden. 
Nach dem Rechenschaftsbericht wurden im Jahre 1891 für die Verwaltung der 8 Stationen 
mit Einschluss von Einrichtungskosten 45 016,14 Mark verausgabt. 

Aus dem 6ten Gesammtbericht über das Sanitäts- und Medicinalwesen in der Stadt 
Berlin (1889—1891) von Wern ich und Wehm er Red. 

Nach einer Uebersicht des New-Yorker Medical Record über den Umfang der dflent* 
liehen Kranken Versorgung ln den grössten Städten der Vereinigten Staaten besitzt 
New-York einen Bestand von 11000 Krankenbetten, Philadelphia 6 391, Chicago 4 684, 
Cincinnati 3000, St. Louis 2086, Brooklyn 2000, Buflalo 1025, Denver 961, St. Joseph 849, 
Detroit 672, Milwaukee 667, Omaha 617, St. Paul 522, Kansas City 516, Albany 447, 
Minneapolis 325. 


Bücherschau. 

Healthy hospitals, observations on some points connected with hospltal coi- 
struction, by Sir Donglas Galton. Oxford, 1893. [8°, XII und 287 S.] 

Der Verf., dem wir bereits verschiedene Veröffentlichungen über das in vorliegendem 
Werke behandelte Gebiet verdanken, giobt uns in seinem neuesten Buche einen Ueberblick 
über die meisten beiin Krankenhausbau zu berücksichtigenden Fragen, indem er dabei 
hauptsächlich auf die ausgeführten Hospitäler seines Vaterlandes Rücksicht nimmt. Daher 
wird der deutsche Arzt zwar vielfach die ihm aus unseren jüngeren Krankenhäusern be¬ 
kannten Neuerungen vermissen und auch öfter ältere, bei uns bereits aufgegebene Con- 
structionen noch empfohlen finden; dennoch aber bietet das Werk jedem Leser eine 
Fülle neuer Gedanken, und giebt Aufschluss über Einrichtungen, die in unseren deutschen 
Krankenhäusern bisher nicht Verwendung fanden, aber wohl der Probe werth sind. 

Nach einer kurzen Einleitung, in der u. a. die geschichtliche Entwickelung des 
Krankenhauswesens und die rapide Ausbildung desselben in den letzten Jahrzehnten 
flüchtig gestreift wird, giebt Verf. eine Uebersicht über die verschiedenen Arten von 
Hospitälern und zählt die an ein gutes Krankenhaus zu stellenden Anforderungen auf, 
um dann ein für englische Verhältnisse vortrefflich passendes Bauprogramm eines voll¬ 
ständigen Hospitals zu geben. Erwähnenswerth ist hierbei, dass als selbstverständlich an¬ 
genommen wird, dass mit jedem Krankenhause eine Wärter- und Wärterinnenschule ver¬ 
bunden ist, was bei uns leider nur vereinzelt der Fall ist. Ebenso selbstverständlich ist 
dem Verf. das Vorhandensein von Räumen für Studirende, die bei uns nur bei Uni¬ 
versitätsinstituten erforderlich, in England aber in Folge der von der unseren verschiedenen 
Einrichtung der Krankenhäuser überall nothwendig sind. Aehnlich liegt es mit den im 
Programm geforderten Räumen für die out-patients, d. h. für die Poliklinik. 

Verf. bespricht des Weiteren die an die Lage einer Anstalt zu stellenden Anforde¬ 
rungen, auch in Bezug auf Grösse des Areals pro Bett. Trotzdem die letzteren hinter 
den bei uns üblichen Zahlen Zurückbleiben, scheinen doch nur wenige der vom Verf. an¬ 
geführten englischen Hospitäler den theoretischen Anforderungen zu genügen; ein Um¬ 
stand, der seinen Grund wohl hauptsächlich in den hohen Bodenpreisen in den englischen 
Städten haben mag. 

Ausführlicher verbreitet sich Verf. dann über die verschiedenen Lüftungs- und 


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Heizungsanlagen. Hierbei scheint es bemerkenswert!^ dass Verf. einen nassen Luftfilter 
gegen das Eindringen von fog in die Krankensäle empfiehlt. Die Luft wird bei der be¬ 
schriebenen Anlage durch eine stets feucht gehaltene Matte hindurch in die zu ventiliren- 
den Räume getrieben. Diese Anordnung ist auch bei uns nicht neu, ist jedoch wieder 
aufgegeben worden, da die nassen Filter eine Stätte für Unredlichkeiten bilden und da¬ 
durch gerade nicht eine Reinigung der Luft erzielt worden ist. In England scheint man 
damit bessere Erfahrungen gemacht zu haben. 

Auf die weiteren Ausführungen des Verf. über Lüftung und Heizung, speciell auf 
die sehr lesenswerthen Abschnitte über Bodenerwärmung in den Pavillons näher einzu¬ 
gehen, verbietet der für Besprechungen nur knapp bemessene Raum dieser Zeitschrift. 

Beim Kapitel Beleuchtung fällt auf, dass Verf. dem Gasglüh licht nur wenig Auf¬ 
merksamkeit schenkt. Mit vollem Recht hält er das electrische Glühlicht für das hygienisch 
geeignetste, berücksichtigt dabei aber nicht den Kostenpunkt. Das Auer’sche Gasgltih- 
licht würde in allen Räumen eines Krankenhauses mit Ausnahme des Operationssaales eine 
sehr geeignete und sparsame Beleuchtung abgeben, vorausgesetzt, dass in die Gasleitung 
ein Gasdruckregler eingeschaltet wird, den Verf. übrigens — jedenfalls mit Rücksicht auf 
den bei Londoner Gaswerken sehr schwankenden Gasdruck - in jede Gasleitung einzulegen 
empfiehlt. 

Dass bei der Besprechung von Pavillonanlagen meist solche mit verbindenden Korri¬ 
doren berücksichtigt sind, hat wiederum seinen Grund in der englischen Bauweise. Wir 
würden diese Verbindungsgänge vermuthlich gänzlich verwerfen oder höchstens nur als 
beiderseits offene Hallen construiren. 

Eingehend bespricht Verf. die bei uns bisher nicht zur Verwendung gekommenen 
runden Pavillons, die allerdings gar keine Ecken haben, in denen sich Schmutz etc. an¬ 
sammeln könnte, die dafür aber die geringste Wandfläche und den grössten todten Raum 
in ihrer Mitte bieten, also vom ökonomischen Standpunkt aus wenig empfehlenswerth er¬ 
scheinen. 

Bei Aufzählung der einzelnen Theile der Pavillons bringt Verf. zwar nichts Neues, 
aber dafür sehr beherzigenswerthe Hinweise auf erprobte Constructionen, wie z. B. auf die 
anten doppelt, oben einfach ausgeführten Fenster der Göttinger und Bonner Chirurgischen 
Klinik. 

Ferner werden noch die Verwaltungsgebäude und in den drei letzten Kapiteln die 
Einrichtungen von Krankenhäusern für Infectionskrankheiten, von geburtshilflichen An¬ 
stalten, Kinderkrankenhäusern etc. besprochen. 

Zahlreiche Illustrationen sind dem Buche beigegeben, jedoch wäre gerade hier 
eine sauberere Ausführung erwünscht. Einige sind z. Th. undeutlich, andere gar geben 
ein falsches Bild des Dargestellten, wie z. B. der Schnitt durch einen Operationshörsaal 
(S. 240). Derselbe sollte doch zeigen, dass die Hörer über die Köpfe des Professors und 
der Assistenten hinweg den Operationstisch voll übersehen können. In der Abbildung ist 
aber die unterste Bankreihe zu ebener Erde und nicht ca. 0,80—1,0 m über dem Fussboden 
angebracht, so dass bei der angegebenen Anordnung vermuthlich keiner der Zuschauer von 
den Operationen viel sehen würde. 

Dieser kleine Mangel in den Illustrationen thut jedoch dem Werthe des Werkes 
keinen Eintrag, und jeder Arzt oder Architekt, der sich über den Stand des Krankenhaus¬ 
baues in England auf Grund einheimischer Quellen orientiren will, wird in Galton’s Werk 
den Stoff in Kürze und übersichtlich behandelt finden. L. B. (Berlin). 

Gynäkologisches Vademecum. Von A. Dührssen. 3. Auflage. Verlag S. Karger, 
Berlin 1893. 

Dührssen verfolgt in seinem gynäkologischen Vademecum den doppelten Zweck, 
dem Studirenden einen kurz gedrängten Ueberblick über das ganze Fach der Gynäkologie 
und gleichzeitig dem praktischen Arzt eine eingehende Beschreibung der kleineren Ope¬ 
rationen, Technicismen und der Assistenz bei den gangbaren gynäkologischen Operationen 
zu geben. 

In der in rascher Folge nöthig gewordenen 3. Auflage des Werkchens sind neben 

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den bewährten Lehren und Methoden der Gusserow’schen Klinik auch die neuesten Er¬ 
fahrungen der gynäkologischen Disciplin, verbessertes Operationsverfahren, Modificationen 
der Technik, Wandlungen in der medikamentösen Behandlung etc. aufs Beste verwerthet. 
— Die exacten, fast minutiösen Anweisungen für jene Studirenden, die sich der gynäko¬ 
logischen Assistentenlaufbahn widmen wollen, haben die mit besonderem Eifer nnd Hin¬ 
gabe bearbeiteten Abhandlungen über den operativen Theil etwas umfangreicher gestaltet, 
so dass manchen, für den nicht operirenden Arzt im Vordergrund des Interesses stehenden 
Absätzen, wie denen über Endo-, Para- und Peri-Metritis, Tuben und Ovaricn-Erkrankungen 
weniger Baum gegönnt wurde. — Die angegebenen therapeutischen Maassnahmen sind den 
modernen Fortschritten entsprechend; doch dürfte das aufgeführte Chroback’sche Ver¬ 
fahren der Behandlung der pathologischen Anteflection des Uterus wie der parametritischen 
Stränge durch Dehnung mit elastischem Zug bei dem Fachmann auf Widerspruch stossen, 
ebenso die allzuactive Localbehandlung der gonorrhoischen Infection des Weibes. 

Das Werkchen ist, besonders für Studirende, recht anschaulich geschrieben, die bei¬ 
gegebenen Abbildungen sind für das Verständniss sehr forderlich. —n (Berlin). 

Kosmetik für Aerzte. Von H. Paschkls. Zweite vermehrte Auflage. Wien. Holder. 
1893. Preis 5,60 Mk. 

Unter den neueren Schriftstellern auf dem Gebiete der Kosmetik hat Paschkis 
bahnbrechend gewirkt. Seine Nachfolger stehen ihm weit nach. Kein Wunder, dass nach 
so kurzer Zeit bereits die zweite Auflage vorliegt. Dieselbe ist nach vielen Richtungen 
verbessert worden und um ein neues ausserordentlich interessantes Kapitel „über die Schön¬ 
heit der Formen“ bereichert worden. 

Eine kurze Inhaltsübersicht wird darüber Aufschluss geben, ein wie reichhaltiger 
Stoff hier von dem Verf. bearbeitet worden ist. Nach einer sehr anregenden und von 
vielen Studien zeigenden historischen Einleitung kommt Paschkis auf die Schönheit der 
Formen zu besprechen. Hierzu wurde er durch das vor Kurzem erschienene Buch von 
Brücke über die Schönheit und Fehler der menschlichen Gestalt angeregt. Die weitere 
Bearbeitung geschah in der Weise, dass gesondert die Haut, die Haare, die Nägel und der 
Mund besprochen wurden In jedem dieser Abschnitte werden die kosmetischen Mittel 
für die betreffenden Organe näher beschrieben. Diese verschiedenen Mittel sind in einer 
solchen Reichhaltigkeit und in einer so sorgfältigen Auswahl angegeben, dass wir uns 
keine vollkommenere Bearbeitung denken können. Aus jeder Seite sprechen die eigenen 
reichen Erfahrungen des Verfs. Er weiss in der Chemie, in der Pharmakologie in gleicher 
Weise wie in der Klinik Bescheid, und diese Voraussetzungen sind für eine gute Bearbeitung 
der Kosmetik dringend nothwendig. 

Wir können dieses Buch jedem Arzte dringend zur Anschaffung empfehlen. Er wird 
darin eine genussreiche Lectüre finden und manche Anregung zum Nachdenken erhalten. 
Für den Arzt ist es oft dringend nöthig, sich mit den hier aufgezählten kleinen Leiden 
und sonstigen kosmetischen Principien bekannt zu machen, da auf diesem Gebiete sich 
gerade die Thätigkeit des Arztes nicht nur im Heilen, sonderu auch in der Verhütung einer 
Reihe von Krankheiten zeigen kann. M. Joseph (Berlin). 

Syphilis und Prostitution vom Standpunkte der öffentlichen Gesundheitspflege. 
Von A. Blaschko. Berlin, Karger. 1803. 4,50 Mk. 

Verf. hat es unternommen, eine zusammenfassende Darstellung der gesammten Hygiene 
der venerischen Krankheiten zu geben. Da aber die Entscheidung über zahlreiche hierbei 
abzuhandelnde Fragen in der Hand von Nichtmedicinern liegt, so musste sich Verf. natur- 
gemäss nicht nur ausschliesslich an Aerzte w enden. Mit Rücksicht hierauf hat er im ersten 
Kapitel eine kurze orientireude Uebersicht über Verlauf und Prognose der Geschlechts¬ 
krankheiten gegeben. 

Auf Grund eines mit ausserordentlicher Mühe gesammelten umfangreichen Materials 
sucht er ein Bild von der Bedeutung der Geschlechtskrankheiten für die öffentliche 
Hvgiene zu entwerfen und zu zeigen, unter welchen Bedingungen und auf welchem Wege 
die Verbreitung derselben stattfindet. Eine besonders ausführliche Darstellung beansprucht 


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hierbei naturgemäss die Prostitution. Hieran schliesst sich eine Kritik der jetzt üblichen 
prophylaktischen Maassregeln zur Bekämpfung der letzteren, sowie Vorschläge zu einer 
Neugestaltung derselben. 

Es ist nicht möglich, im Rahmen eines Referates auf die einzelnen Punkte einzu¬ 
gehen. Es sei nur darauf hingewiesen, dass Verf. mit grossem Fleisse und Beherrschung 
der einschlägigen Literatur ein ausserordentlich anregendes Bild von den hier in Betracht 
kommenden Verhältnissen entworfen hat. Hoffentlich wird er dafür belohnt, indem es ihm 
gelingt, durch seine Ausführungen ein allgemeines Interesse für die Prophylaxe der vene¬ 
rischen Krankheiten wachzurufen und derselben zahlreiche thatkräftige Anhänger zu 
gewinnen. M. Joseph (Berlin). 

Freiwillige Krankenpflege (geschichtlich). Von Dr. J. Schwalbe (Berlin). 

Schwalbe hat der geschichtlichen Entwickelung dieses wichtigen Abschnittes der 
humanitären Bestrebungen der Gegenwart eine eingehende und übersichtliche Besprechung 
gewidmet. Der namentlich durch frische und lebendige Darstellung sich auszeichnende 
Artikel bildet eine Fortsetzung des gleichnamigen Aufsatzes von Gurlt in der Eulenburg¬ 
achen Realencyklopädie. Wer sich für die Aufgaben und Ziele der Vereine vom Rothen 
Kreuz, der Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege, des Deutschen Samariter¬ 
vereins zu Kiel und der Wiener freiwilligen Rettungsgesellschaft interessirt, wird durch 
Schwalbe ’s Abhandlung aufs Schnellste und Beste unterrichtet werden. 

Sep.-Abdr. aus Encyklopädische Jahrbücher von Prof. Dr. A. Eulenburg, Berlin. 
III. Band. A. Neumann (Berlin). 

Einkehr oder Umkehr In der Medicin? Von einem Veteranen der Hygieine. 
Leipzig. Karl Fr. Pfau. 1894. Preis 1 Mark. 

Wir haben selten so viel Unsinn auf so wenig Seiten gelesen wie in dieser Broschüre 
eines in die Kategorie der Naturheilkünstler, Antivivisectionisten, Impfgegner etc. gehören¬ 
den Pseudo-„Veteranen der Hygieine“. Red. 


Varia. 

In Bezug auf die Sterblichkeit der Bevölkerung des preussischen Staates erscheint 
nach einer Zusammenstellung der „Stat. Corr.“ das Jahr 1891 neben dem Jahre 1888 als 
das günstigste. Die Gesammtbevölkerung des preussischen Staates hat im Jahre 1891 
einen Verlust von 357 032 männlichen und 332 385 weiblichen, überhaupt von 689 417 Per¬ 
sonen durch den Tod erfahren. Die Zahl der Todtgeborenen, welche ausserdem den 
Standesbeamten gemeldet wurde, belief sich auf 39 046 (22091 männliche und 16 955 weib¬ 
liche). Ohne Berücksichtigung der Todtgeborenen beträgt die Sterbeziffer, auf 1000 Lebende 
aui 1. Januar 1891 berechnet, für die preussische Bevölkerung im Ganzen 23,0, für den 
männlichen Theil derselben 24,2, für den weiblichen 21,8. Was die Todesursachen be¬ 
trifft, so sind 1891 in ganz Preussen nur 36 Todesfälle an Pocken vorgekommen. Davon 
betrafen 23 männliche und 13 weibliche Personen. Unter den Gestorbenen waren 
12 Knaben und 8 Mädchen weniger als 15 Jahre alt; die übrigen Todesfälle an Pocken 
kamen vereinzelt in den höhern Altersklassen vor. Es sind ferner gestorben von 10 000 Ein¬ 
wohnern am Scharlach 1,64, an den Masern und Rötheln 2,04, an der Diphtherie und am 
Krup 12,95, am Keuchhusten 4,28, am Typhus 2,00, an der Ruhr 0,27, am einheimischen 
Brechdurchfälle 6,32, an der Diarrhoe der Kinder 5,34, an akutem Gelenkrheumatismus 
0,52, an den Skropheln und an der englischen Krankheit 0,92, an der Tuberkulose 26,72, 
am Krebs 4,50, an der Luftröhrenentzündung und am Lungenkatarrh 7,01, an der Lungen- 
und Brustfellentzündung 15,65, in Folge Selbstmordes 2,07, und durch Verunglückung 3,66, 
worunter durch Blitzschlag getödtet 0,( 006 (176 Personen bei einer Gesammtzahi der 
tödtlichen Verunglückungen von 11426). Was das Auftreten der Influenza als Todes¬ 
ursache betrifft, so war für 1891 die Bedeutung derselben nicht viel geringer als im Vor¬ 
jahre. Während in den beiden letzten Monaten des Jahres 1889 die Influenza-Krankheit 
nach den Angaben der Standesbeamten 314 Menschen hingerafft hat, sind im Jahre 1890 

or* 

od • 


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9576 Personen = 3,20 und im Jahre 1891 8050 Personen = 2,68 von 10000 Einwohnern 
der genannten Krankheit erlegen. Von diesen Todesfällen sind 1890 1229= 11,83 pCt. 
und 1891 1471= 18,27 pCt. aller Influenza-Todesfälle in 98 Orten mit mehr als 200C0 Ein¬ 
wohnern vorgekommen. In Erwägung, dass eine ärztliche Leichenschau nicht vor¬ 
geschrieben ist, wird anzunehmen sein, dass die Zahl der Todesfälle für den ganzen Staat 
noch nicht der Wirklichkeit entspricht, demnach als eine Mindestzahl zu gelten hat. Diese 
Ansicht bestätigt auch die ärztliche Erfahrung, dass die Influenza häufig Folgekrankheiten 
hervorgerufen hat, welche zu Todesursachen geworden sind. Namentlich gilt das von 
Lungenkrankheiten. 


Kleine Mittheilungen. 

Auf dem internationalen Congress der Vereine vom Rothen Kreuz, 
welcher im vergangenen Jahre in Rom abgehalten wurde, hatten, wie wir s. Z. den Lesern 
unserer Zeitschrift mittheilten, der König und die Königin von Italien einen Preis von 
1000 Fr. für die beste Methode eines schnellen Yerwundetentransports vom Sclilachtfelde 
ausgesetzt. Dieser Preisausschreibung sind 64 Bewerber nachgekommen. Zur Begut¬ 
achtung der eingesandten Gegenstände war eine Jury eingesetzt, welche aus 7 Italienern 
und 8 Ausländern (für Preussen Prof. Dr. Gurlt, für Oesterreich Dr. Mydracz, für 
Bayern Dr. Neidhardt, für Belgien Hermaut, für Dänemark Dr. Jörgensen, für 
England John Furley, für Russland Troubetskoi, für die Schweiz Dr. Feuriere) 
bestand. Trotzdem nun die einzelnen Ausstellungsobjecte sehr interessant waren, konnte 
doch keinem derselben der ganze Preis zuerkannt werden. Deshalb wurden mit Erlaubniss 
der Majestäten 6 Preise von 3000 bis 1000 Francs und 12 silberne Medaillen vertheilt. 
Rosati und Pettinati aus Rom erhielten den ersten Preis für ein combinirtes Ausstellungs¬ 
object. 

Brit. med. Journ. 1893, Nov. 11. Monde (Berlin). 

Wie der „Nursing Record“ in No. 281 (1893) berichtet, soll im nächsten Sommer in 
London eine Hospitalausstellung stattfinden, die von sehr bedeutenden organisatorischen 
Kräften geleitet werden wird. Der Ueberschuss der Einnahme soll zu Gunsten derjenigen 
Hospitäler verwendet werden, die sich an der Ausstellung betheiligen. 

Mende (Berlin). 

Preisausschreibung. Der Ungarische Landesverein für Hygiene hat einen Preis von 
300 Kronen für einen „Hygienischen Rathgeber in den verschiedenen Umständen und 
Verhältnissen des Lebens“ ausgeschrieben. Die Arbeit soll nach dem Muster von Franklins 
„Goldene Sätze“ volksthümlich geschrieben sein und 3 Druckbogen umfassen. Dieselbe 
ist bis 80. November 1893 an das Secretariat des Vereines in Budapest, Esterhäzystrasse 5, 
einzusenden. 

Nach dem „British med. Journal“ (Nov. 18) soll die russische Regierung den 
Wunsch ausgesprochen haben, dass der XII* Internationale med. Congress 1896 in 
Moskau abgehalten werde. Zu den Kosten des Congresses hat sie einen Zuschuss von 
50000 Rubel versprochen. 

Die Eröffnung des II* internationalen medicinlschen Congresses ist auf den 29. März 
1894 in Rom anberaumt. Der Congress soll bis zum 5. April tagen. 


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Die Herren Aerzte und Techniker werden dringend ersucht, alle für den Text 
der „ärztlichen Polytechnik“ bestimmten Beiträge, sowohl handschriftliche, als gedruckte, 
wie Separatabzüge, Prospecte etc., desgleichen auch bildliche Darstellungen direkt an die 
Redaktion der „ärztlichen Polytechnik“ in Bern (Schweiz) — hierzu gehörige Figuren- 
£ locke dagegen (Galvanotypen, Zinkotypen, Holzstöcke und dergl. m.) an die Exped. 
„Fischer’s medic. Buchhandlung in Berlin“ zu adressiren. Desgleichen sind an 
letztere alle auf Insertionen bezügliche Einsendungen und Anfragen zu richten. 


-H- Aerztliche Polytechnik. M- 

Redakteur: Dr. G. Beck. 

Inhalt: Originalton: Eine nene Methode, den Mageninhalt etc. xa gewinnen. Von Dr. M. Gross in 
New - York. — Eine Moditlcatioa der obtarirenden Irrigationacanlle von Lneddeckens. Von Dr. Weino- 
Oransky in Kiew. 

Referate: Operationsstahl. — Operntionsinstramente. Messpincette und Ecarteurs für Symphyseotomie. — 
Ornriotomietroiear. — Darmklemme. — Mechano-therapentische Vorrichtnngen. Geradehalter. — Bruchband. — 
Prothesen. Künstlicher Fass. — Verfahren zur Herstellung von Proth. — Diagnostische Instrumente. Stetho¬ 
skop. — Nasenspeculum. - Diverse Instrumente and Vorrichtnngen. Urethralirrigator. — Zerstäuber. — Gaumen¬ 
stück für Sauggebisse. — Plotnbirhammer. — Reibkissen für die Füsse. — Empfhngsanzeigen. — Patentbericht. 

Original-Mittheilungen. 

Eine neue Methode, den Magen-Inhalt zum Zwecke einer 
Untersuchung desselben zu gewinnen. 

Von Dr. M. Gross in New-York. 

Wenn auch angegeben wird, dass die Einführung des Magenschlauches 
(Nelaton-Katheter) eine wenig belästigende Manipulation sei, so wird man doch 
andererseits zugeben müssen, dass trotz CocaYnisirung des Pharynx und einer 
geübten Hand die Einführung des Schlauches mit nicht unbedeutenden Unan¬ 
nehmlichkeiten verbunden sei — es kann eben nicht gleichgültig sein, ob ein 
immerhin dicker Schlauch, von einer gewissen Härte, neben Beengung der 
Athmung, zu fortwährenden Wtirgbewegungen, die sich zum Erbrechen steigern 
können, und zwar nicht nur bei der Einführung, sondern auch während Ver¬ 
weilen des Schlauches im Oesophagus und im Magen, reizt. — Wer den Schlauch 
nur einmal in seinem Oesophagus hatte, wird zu würdigen wissen, was der Patient 
in einem solchen Falle durchzumachen hat. Es sind gerade nicht die empfind¬ 
lichsten Patienten, die oben aufgezählten Unannehmlichkeiten unterworfen sind. 

Es haben sich auch manche versucht, wenn auch nur zur Beförderung des 
Magen-Inhalts zum Zwecke einer Untersuchung desselben, eine weniger be¬ 
lästigende Methode einzuführen; sie Hessen Schwämme, Eimerchen an Fäden 
befestigt, schlucken; die Resultate, die sie dabei erzielten, waren unzuverlässig. 

Durch meine Methode werden vor Allem die Belästigungen des Patienten 
auf ein Minimum herabgesetzt, und genügend Magen-Inhalt herausbefördert, um 
die genaueste wissenschaftliche Untersuchung vornehmen zu können. — Das 
Princip meiner Methode ist folgendes: Ein an Lumen dünner — etwa einem 
Nelaton-Katheter zur Magenauswaschung bei Kindern gleich — und weicher 


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Schlauch wird vom Patienten verschluckt, worauf der Magen-Inhalt durch 
Aspiration befördert wird. Die oben genannten Unannehmlichkeiten fallen in 
Folge des dünnen und weichen Schlauches weg. 

Mein Schlauch besteht aus drei Theilen: Einem Magenstück, Mittelstück 
und Endstück. 

Das Magenstück A kann ein langer dünner Nälaton-Katheter mit einer 
Endöffnung sein, indess hat sich mir ein olivenförmig verdicktes Ende als 

leichter schluckbar erwiesen und wende ich fast aus¬ 
schliesslich einen Schlauch an, der in einer vom 
Schlauche selbst überzogenen Olive aus Hartgummi 
endet. Der Schlauch ist über den freien Rand der 
Olive nach innen derselben so umgesttilpt, dass er den 
Rand der Olive bedeckt und abrundet. 

Der mittlere Theil B besteht aus einer excen¬ 
trisch geblasenen Glaskugel zum Sammeln des Magen¬ 
inhalts und einem an diese dicht anschliessenden, nur 
durch ein kurzes Stück Schlauch verbundenen Mano¬ 
meter zur Bestimmung des jeweiligen Druckes im 
Schlauche. 

Das Endstück C des Schlauches endet in einen 
modificirtcn Pollizer-Ballon mit einem Ventil oder in 
einen Ballon mit Klemme, wie er von Boas angegeben 
wurde, oder endlich in ein Mundstück Z>, in welchem 
Falle der Arzt selbst aspirirt. 

Wenn wir nun den Schlauch einführen wollen, so 
schieben wir die Olive bis an die hintere Pharynx- 
Wand und heissen den Patienten schlucken. An der bekannten Stelle — Ueber- 
gang des Pharynx in den Oesophagus — tritt beim Passiren der Olive in einigen 
Fällen eine sanfte Würgbewegung ein, wonach dann die Olive glatt in den Magen 
hineingleitet; ich habe dies oft an mir selbst probirt — und würde ich Jedem 
rathen, dies zu thun — und konnte bei eingeführtem Schlauche ruhig athmen, 
sprechen, und war im Stande, das entgegengesetzte Ende als Mundstück ge¬ 
brauchend, meinen Magen-Inhalt durch Aspiration herauszubefördern. Bei 
stärkerer Contraction der Muskulatur an der betreffenden Stelle ziehe man nur 
den Schlauch zurück und lasse ihn nochmals schlucken, dann aber gewiss mit 
besserem Erfolge. 

Gegen die Aspirations-Methode wird aber angegeben, dass sich Magen- 
Schleimhaut in das Fenster des Schlauches einklemmen kann, und ist es auch 
einigen Herren gelungen, mit dem Schlauch ein Stückchen Schleimhaut heraus¬ 
zuziehen. 

Um nun dies zu vermeiden, aspirire man entweder selbst, weil man nach 
einiger Zeit fühlen lernt, ob etwa das Magenende des Schlauches verstopft sei 
oder nicht; oder aber man aspirire mit dem Pollizer- oder Boas-Ballon; das 
Manometer wird uns dann durch seine Druckschwankungen anzeigen, ob eine 
Verstopfung des Schlauches vorhanden sei und uns zur Vorsicht mahnen. 

Wir blasen dann in einem solchen Falle vorerst hinein, lassen eine Schluck- 



Fig. 334. 


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bewegung machen oder ziehen den Schlauch etwas zurück, wonach die Passage 
gewiss wieder frei wird. 

Zum Schluss will ich noch erwähnen, dass man den Schlauch auch zur 
Magen-Aufblähung verwenden kann, allerdings nur bis zu einem gewissen Grade, 
da die Luft nicht selten bei stärkerem Auf blasen in Folge der Enge des 
Schlauches durch die Cardia entweicht; jedenfalls kann man einen genügenden 
Grad von Aufblähung erreichen, um durch Inspection, oft aber nur durch Per¬ 
cussion die Magen-Grösse herauszufinden. — Man soll nur langsam und all¬ 
mählich den Magen mit Luft auffüllen. Man kann auch mit dem Schlauche 
eine Magenwaschung vornehmen, nur wird man manchmal gezwungen sein, 
durch Aspiration den etwa unterbrochenen Ausfluss wiederherzustellen. 

Bei Abnutzung des Magenstückes braucht man nur den Schlauch dicht 
hinter der Olive abzuschneiden und das Schlauchstück, das die Olive bedeckt, 
zurtickzuziehen, wonach die Mechanik der Befestigung des Schlauches einem 
Jeden sofort einleuchten wird; das Ueberziehen der Olive geht dann sehr leicht 
.vor sich. 

Die Grösse der Olive ist um ein Drittel kleiner als die Endolive der ge¬ 
wöhnlichen Magenelektrode. Das Kaliber des Schlauches ist dem eines N61aton 
No. 6 gleich. 

Der ganze Apparat ist nach meinen Anweisungen von Otto Kloppe in 
New-York zusammengestellt. 


Eine Modiflcation der obturirenden Irrigationscantile von 
Lueddeckens von Dr. Weino-Oransky in Kiew. 

(Mitgetheilt von der fabricirenden Firma J. King in Kiew.) 


Nachstehend abgebildeter Apparat entspricht der Idee des Herrn Dr. raed. 
Ernst Lueddeckens in Liegnitz (s. pag. 416 dieser Zeitschrift), bietet in¬ 
dessen bedeutende Vortheile vor dieser Erfindung. 



o Weiches Gummiende mit centraler Oeffnung, b Oeffnung und dünnes Rohr für die 
Tamponade oder Ausfüllung des Obturators mit Flüssigkeit, c Obturator oder Ab¬ 
dichtungsball, d Schlund, Darmrohr etc., e T-Stück aus Glas, / Hähne. 

Wie jener besteht derselbe aus einer Schlund- oder Aftersonde etc., die 
ebenfalls mit einem Obturator versehen ist, der beliebig erweitert werden kann 


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484 


resp. den Darm schliesst. Die Vortheile der Schlnndsonde des Herrn Dr. med. 
Weino-Oransky zu Kiew sind folgende: 

Nach Einführung der Aftersonde etc. wird der Obturator, da er ebenfalls 
elastisch ist, aufgeblasen oder wenn auch nöthig mit Flüssigkeit gefüllt; er 
bildet also eine ganz getrennte Sache für sich, was bei den Sonden des Herrn 
Dr. Ernst Lueddeckens nicht der Fall ist; sobald nun der Obturator aufgeblasen 
ist und hiermit einen Abdichtungsball bildet, wird nun die nöthige Einspritz¬ 
flüssigkeit eingelassen, kann beliebig hinter dem Ball weilen und auch perrna- 
manent ab- und zulaufen, um eine gründliche Ausspülung zu bewirken. 

Diese Vorrichtung wurde vom benannten Herrn Dr. Weino-Oransky im 
vorigen Jahre erfunden und mit Erfolg angewandt. 

Sonden nach Dr. med. Weino-Oransky werden gefertigt in der Fabrik 
chirurgischer Instrumente L. M. Klug zu Kiew. Preis pro Stück 7 Mark. 


Referate. 

Operationsmöbel. 

Operationsstuhl von Dr. Suchier in Herrenalb (Württemberg). (D. R. P 
No. 69459.) Der Operationsstuhl besteht aus zwei Haupttheilen: einem Fusstheil 
und einer Lagerungsvorrichtung. 

Der Fusstheil besteht aus einem hohlen Cylinder a, welcher in seiner senk¬ 
rechten Lage durch drei Füsse b gehalten wird. In den Cylinder a ist die 
Schraubenspindel c eingelassen, welche auf zwei Seiten eine Nuth d trägt. In 
diese Nuthen passen zwei in den Hohlcylinder vorspringende und auf dessen 
Mantel befestigte Metallleisten (Federn), welche eine Umdrehung der Spindel c 
um ihre Achse verhindern sollen. Die Schraubenspindel c kann durch Um¬ 
drehung des Rades e auf- und abbewegt werden. Hierdurch kommt eine Ver¬ 
schiebung der Lagerungsvorrichtung in senkrechter Richtung zu Stande. Diese 
Lagerungsvorrichtung ist übrigens noch in der waagrechten Ebene verschiebbar, 
was durch eine dicht unter dem Sitz s angebrachte Drehscheibe f erreicht wird. 
Der obere Ring derselben ist mit dem das Sitzpolster tragenden quadratischen 
eisernen Rahmen fest verbunden, der untere ruht auf der Schraubenspindel c. 
Beide die Drehscheibe bildenden Ringe sind durch je vier Speichen mit je einer 
kleinen mittleren Scheibe fest verbunden. Letztere Scheiben sind in der Mitte 
durchbohrt, um das verjüngte Ende der Schraubenspindel c hindurchzulassen, 
welches durch eine Mutterschraube abgeschlossen, die obere Abtheilung der 
Drehscheibe auf der unteren aufliegend erhält. Die kleine centrale Scheibe 
der unteren Abtheilung der Drehvorrichtung ist in ihrem Mittelpunkt nicht 
kreisrund, sondern quadratisch durchbrochen (bei r/), um das an dieser Stelle 
zum gleichzeitigen vierkantigen Prisma zugefeilte Stück der Schraubenspindel c 
hindurchzulassen. Diese prismatische Gestalt der Schraubenspindel ist an dieser 
Stelle nothWendig, um der unteren Abtheilung der Drehscheibe eine feste Lage 
zu geben; auf dieser unteren, unverrückbar festliegenden Abtheilung dreht sich 
der obere Theil der Drehscheibe und mit diesem — da der Sitz s mit letzterem 
fest’ vernietet ist — die ganze Lagerungsvorrichtung rstu. 

Die Lagerungsvorrichtung besteht aus dem Sitzrahmen s, der Rückenlehne r, 
der Unterschenkellagerung t und dem Theil u zum Aufstellen der Füsse. Die 


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Rücklehne sowohl wie der Theil t sind mit dem Sitz s durch Gelenke verbunden. 
Der Theil u dagegen trägt an seinem unteren Ende zwei Zungen, welche in 
entsprechend grosse, am unteren Ende von t angebrachte Oesen passen. Die 
Verbindung zwischen t und u wird nur durch Einschieben der Zungen in die 
Oesen bewerkstelligt, u steht zur Längsachse des Rahmens t stets im rechten 



Fig. 336. 


Winkel, t kann dagegen s im Winkel nach oben verschoben werden, und zwar 
bis zum Winkel von 180 Grad, so dass also die Polster von s und t eine ebene 
Fläche bilden. Die Rücklehne r kann ebenfalls gegen s im Winkel verschoben 
werden, einerseits so weit, dass das Polster des Rahmens r auf 8 aufliegt, und 
andererseits kann r nach hinten hinabgelassen werden, so dass das Polster r 
mit s eine ebene Fläche bildet. 

Die winklige Verschiebung der Fläche r gegen s 
wird erzielt durch die in Fig. 337 besonders abge¬ 
bildete, unter dem Sitzrahmen s befestigte Vorrich¬ 
tung. 

Die Schraubenspindel h ist durch die Kurbel t 
drehbar gemacht. Durch ihre Umdrehung in der 
Mutter k wird der mit letzterer fest verbundene 
Stab l angezogen bezw. abgestossen, wodurch die 
Scheibe m rechts bezw. links herumbewegt wird. 

Durch Drehung der Scheibe m wird wiederum n 
vorwärts bezw. rückwärts bewegt, wodurch schliess¬ 
lich der Winkelhebel o in Thätigkeit gesetzt wird. 

Dieser greift mit dem bei p eingefeilten Ausschnitt 
hinter die Stifte q der Rücklehne r und dreht da¬ 
durch so die letztere auf- und abwärts, d. h. ver¬ 
ändert die Neigung der Fläche r gegen die Fläche s. Um den Gang des Winkel- 



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486 


hebels o zu sichern, d. h. um die Rücklehne r möglichst gleichmässig heben zu 
können, wurde an beiden Seiten von r ein Stift und ein Hebel angebracht. 
Beide Hebel — der Winkelhebel o und der einarmige Hebel v auf der o gegen¬ 
überliegenden Seite von r — werden durch einen Eisenstab x fest verbunden. 

In gleicher Weise wie die Verschiebung von r gegen s wird auch die von t 
gegen s bewerkstelligt. 


Operationsinstnimente. 

In einem ausführlichen Artikel bespricht Wollich in sehr empfehlenden 
Sinne die Vortheile und Indicationen der Symphyseotomie, wobei mehrere neue 
Instrumente beschrieben werden, welche bei dieser Operation zur Verwendung* 
kommen, nämlich 

1) Eine federnde Pincette (Fig. 338), auf deren Schaft ein quadrantförmiger 
Index angebracht ist, der die Oeffnungsweite der Pincetten-Branchen angiebt. 
Letztere sind stark gekrümmt, in halbkugelförmigen Knöpfen endigend, welche 
je einen starken Stachel tragen, der in die knöchernen Symphysenoberflächen, 
bezw. in der halben Höhe der Symphyse an deren hinteren Flächen derselben 
eingesenkt wird und somit die Stellung der Zange fixirt. Die Länge des In¬ 
struments beträgt 15 Centimeter. 

2) Ein ebenfalls 15 Centimeter langer Schrauben -Ecarteur, der nicht wie 
die vorige nur zum Messen der erhaltenen Oeffnung, sondern zu kraftvoller 



* 


Fig. 338. 




Vergrösserung derselben bestimmt ist. Die Kraft wird durch eine endlose 
Schraube geliefert, welche die in ähnlicher Form wie das vorige Instrument 
auslaufenden cirkelartig vereinigten Branchen öffnet. 

3) Ein anderer, aus einem zweiarmigen Doppelhebel bestehender Hebel- 
Ecarteur, welcher eine noch weit höhere Kraftanwendung als der vorige ge¬ 
stattet, ist nicht wie dieser zum Offenhalten der Symphyse nach geschehener 
Symphyseotomie bestimmt, sondern soll die Dilatation auf directe gewaltsame 
Art vornehmen, sofern die indirecte Dilatation, welche von Seite der Assistenten 
durch Abduction der Oberschenkel geübt wird und welche einen gewissen Grad 
nicht überschreiten darf, ungenügend befunden wird. 

Journal de M6d. et de Chir., September 1893. 


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487 


Eine neue Form eines Ovariotomietroikars haben Arnold & son nach Alex. 
Duke construirt, bei dem eine Zange oder Branchen zum Halten und Fassen 
der Cystenwand nicht nöthig sind, da allein durch Suction selbe an die Glas- 



Fig. 341. 


glocke angehalten wird. Hierzu bedient man sich einer Suctionsspritze, die 
auch an die Röhre selbst angesetzt werden kann, wenn die Flüssigkeit nicht 
frei fliesst. 

Brit. med. journ. 1893, 17. VI. Sehr. 


Eine sehr zweckmässige Darmklemme für Intestinaloperationen wird von 
Arbuthnot Lane angegeben. Sie besteht aus einem scharf conisch zuge¬ 
spitzten metallenen Stift, an dessen stumpfem Ende ein Gummiring sich ein¬ 
gehakt befindet, der ein Deckhütchen trägt. Der Stift wird hinter dem Darm 
durch das Mesenterium geführt; der Gummiring wird nun über der vorderen 



Fig. 342. 


Darmfläche so weit angespannt, dass das Hütchen auf die Spitze des Stiftes 
gesteckt werden kann, wodurch der Darm zwischen dem Stift und den an 
dessen Seiten verlaufenden Gummibändern eingeklemmt wird. Eine voll¬ 
ständige Occlusion des Darms wird auf diese Weise auf äusserst schonende Art 
bewerkstelligt. 

Lancet 1893, Sept. 30. 


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488 


Mechano-therapeutische Vorrichtungen. 

Geradehalter von Charles GodfreyGümpel in London. (D. R. P. 69589.) 
Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Unterstützung des mensch¬ 
lichen Körpers im Rückgrat, um den Körper zu einer normalen, aufrechten 
Haltung zu zwingen, während er einen mehr oder weniger starken Druck auf 
die Lendengegend, d. h. auf die Hüftenverengung ausübt und doch jeder Be¬ 
wegung des Körpers nachgiebt. 

Zu diesem Zwecke wird ein metallenes Band Ä über die hintere Seite des 
Beckens von Hüfte zu Hüfte gelegt. An diesem Band werden in der Mitte des 
Rückgrates, nach oben gerichtet, eine oder mehrere metallene, in Schnecken¬ 
oder Zickzackform gebogene Stahlfedern E befestigt und an dem oberen Ende 
dieser Feder oder Federn eine oder mehrere Stangen oder Streifen F von Stahl 
oder einem anderen passenden Metall, welche bis zur Armhöhlung gehen, wo 
sie mit Haltern G versehen sind, auf denen die Arme ruhen. 

Durch Riemen, gesäumte Bänder, Bügel oder andere ähnliche, aus irgend 
einem elastischen oder unelastischen Stoff hergestellte Glieder, welche an dem 



Fig. 343. 



oben genannten metallenen Gerippe oder Rahmen in passenderWeise befestigt 
werden, wird dieses letztere gegen den Rücken des Trägers gedrückt, und 
durch die Thätigkeit der Feder oder der Federn wird ein Druck von jeder ge¬ 
wünschten Stärke auf die Lendengegend ausgeübt, während die Halter die 
Schultern und den Oberkörper zu unterstützen suchen. Die Feder oder Federn 
erlauben dem Körper, sich zu beugen oder zu strecken, ohne die Vorrichtung 
zu verschieben oder in Unordnung zu bringen. 

Die vordere Schnürbrust ist am oberen Theile der Vorrichtung gerade 


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unter den Haltern befestigt, und diese letzteren sind durch einen verstellbaren 
Gürtel H mit einander verbunden, welcher über den Rücken geht. 

Man sieht, dass durch die Befestigungen BCDH die Theile AEFG fest 
gegen den Körper des Trägers gehalten werden, und die Feder E ist passend 
zu der Höhlung des Rückens gemacht, dergestalt, dass sie dem Rückgrat eine 
wirksame Stütze bietet und doch den freien Bewegungen des Körpers nachgiebL 


Geradehalter von Carl Freiherr von Wolff in München. (D. R. P. 69580.) 
Durch vorliegenden Geradehalter wird der Träger zu einer richtigen Körper¬ 
haltung gezwungen, ohne dass es ihm möglich wäre, sich auf den Geradehalter 
aufstützen zu können. Der Geradehalter wird so lange angewendet, bis man 
sich die durch ihn bedingte richtige Körperstellung vollständig angeeignet hat 
und dieselbe auch ohne Anwendung der Vorrichtung beibehalten wird. 

Auf zwei entsprechend geformten Schulterstücken o, welche in geeigneter 
Weise, z. B. durch Gelenke, Drahtbügel oder dergl., mit einander verbunden 
sind und auf die Schultern des Trägers gelegt werden, 
wird in Lagern, Gelenken g oder dergl. ein Bügel i 
aus Draht u. s. w. derart befestigt, dass er in seiner 
Längsrichtung unverstellbar, in senkrechter Richtung 
jedoch jede Lage einzunehmen im Stande ist. 

Die mittlere Ausbiegung des Bügels i kommt gerade 
unter das Kinn zu liegen und kann gewünschtenfalls 
mit einem Polster d versehen werden. Die beiden 
Enden dieses Bügels i erhalten Oesen, Ringe c oder 
dergl., in welchen wiederum Tragbänder b befestigt 
werden. Andererseits werden diese Tragbänder mit 
einem Hüftengürtel f verbunden und können dieselben 
ausserdem beliebig verlängert oder verkürzt werden, 
was zweckmässig durch bei derartigen Vorrichtungen 
allgemein angewendete Klemmvorrichtungen h ge¬ 
schehen kann. Die Länge der Bänder wird derart 
messen, dass sie, sobald der Bügel i bei gerader Körper¬ 
stellung am Kinn anliegt, sich der Körper also in nor¬ 
maler Stellung befindet, ihre richtige Länge besitzen, 
ohne dass hierbei das Kinn vom Bügel gedrückt würde. 

Sollte nun der Körper eine unrichtige Stellung einnehmen, so verkürzen 
sich die beiden Bänder 5, der Bügel legt sich dabei fest gegen das Kinn und 
drückt dieses in die Höhe. Ein Beharren in dieser Stellung ist äusserst un¬ 
bequem und der Träger des neuen Geradehalters kehrt von selbst in die regel¬ 
rechte Lage zurück. 


Fi t * 



Bruchband mit verstellbarer Pelotte von der Firma F. A. Lohr in Mer¬ 
scheid bei Solingen. (D. R. P. 69431.) Die Neuerung besteht darin, dass die 
Pelotte nicht nur beliebig vor- und rückwärts, sondern zu gleicher Zeit beliebig 
seitwärts verstellbar, so dass das Bruchband sowohl bei Leistenbruch als bei 
Schenkelbruch zu gebrauchen ist. Diese beliebige Verstellbarkeit ist erzielt 
durch Anordnung einer Hohlkehle b und der nebenherlaufenden Schlitze c in 
der Druckkissenplatte a, sowie durch den durch die Schlitze c hindurch mit 


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490 


einem unter der Hohlkehle b geführten Schlitten d durch Stellschrauben e ver- 


Z&s&xrstv/p .r 

e JZet/scArtrvAr/r, 

f. Sfapefa/awgrp, J Sc/?/l//e/?, ftrre/ecAO 

y A i/^/g/e^rc/y/i/ss, //ofefosypi/yS. 

Fig. 346. 

bundenen Kugelverschluss, welch letzterer die Kugelstange g bezw. die an deren 
Ende angeordnete Kugel h in jeder beliebigen Stellung innerhalb der Hohlkehle b 



Fig. 347. 


durch Anschraubung der Stellschrauben e sichert. 

Prothesen. 

Künstlicher Fugs von Herrn. Schlüter in Altenessen (Rheinland). (D. R. P. 
No. 69062.) Die Ursache der Mängel vieler künstlicher Füsse liegt vornehmlich 
darin, dass die Fussspitze beim Ausschreiten sich nicht schnell genug streckt, 
und während des Auftretens die gelenkigen Theile des Fusses zu geringe 
elastische Kraft besitzen. 

Man glaubte diese Uebelstände dadurch zu beseitigen, dass man zwischen 



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den Gelenktheilen Gummifedern einschaltete, welche beim Vorschwingen des 
Fnsses sich ausdehnten und letzteren gerade richteten. Diese Federn durften 
aber nicht zu schnell zur Wirkung gelangen, da in diesem Falle die Spitze beim 
Vorziehen des Fusses auf dem Boden schleifte oder aufstiess. Es konnten da¬ 
her nur ganz schwache Federn zur Anwendung kommen, welche den Nachtheil 
hatten, dass beim Auftreten die Nachgiebigkeit eine zu grosse ist und der Gang 
ein äusserst unsicherer bleibt. 

Bei dem Schlüter’schen künstlichen Fusse ist eine kräftige Feder a zur 
Anwendung gebracht, welche den bei i drehbar an den Seitenstangen s ange¬ 
brachten Mittelfuss A vorzudrücken bestrebt ist. Diese Feder greift an einen 
die beiden Seitenstangen s verbindenden Bolzen g an, auf welchem gleichzeitig 
zu beiden Seiten Hebel c drehbar sitzen. Der hintere Arm dieser Hebel trägt 
ein Druckstück 6, welches mittelst eines Bolzens h an den Hebeln befestigt ist, 
während an der äussersten Spitze c l des vorderen Armes Zugriemen angreifen. 
Die in der Zeichnung nicht dargestellten Zugriemen werden über die Schulter 
geführt oder anderswie in geeigneter Weise am Körper, an der Kleidung oder 



Fig. 348. 


an dem Hosenträger befestigt, derart, dass, wenn der Fuss beim Gehen seine 
hinterste Steilung eingenommen hat, die Riemen angezogen und erst in der nach 
vorn angehobenen Stellung des Fusses nachgelassen werden. In der hintersten 
Stellung des Fusses kommt die Feder a zur Geltung und hebt den Hacken vom 
Boden ab, genau so wie es beim Gehen eines natürlichen Fusses geschieht. In 
dieser Stellung ziehen erst die Riemen an und schwingen den Fuss vor. Bei 
den bisher bekannten künstlichen Füssen blieb der Fuss auf dem Boden flach 
liegen, bis er vorgezogen wurde. Dadurch entstand das Lahmen, welches trotz 
vielfacher Versuche nicht beseitigt werden konnte. Bei der hier beschriebenen 
Einrichtung fällt dieser Uebelstand fort. 

Die angezogenen Riemen drehen die Hebel c in der Weise um den Bolzen g, 
dass das Druckstück b mit grosser Kraft abwärts auf die Fersenkappe A 1 ge¬ 
drückt wird. In Folge dessen wird auch der Mittelfuss A um seinen Bolzen i 
gedreht und dessen vorderer Theil entgegen der Spannung der Feder a gehoben. 
Beim Vorsetzen des Eusses, also nach erfolgtem Schritt, wird die Fussspitze wieder 


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in ihre höchste Lage gebracht, so dass dieselbe unten nicht anstossen kann. Erst 
in vorgestreckter Lage des Fusses wird sein vorderer Theil dem Druck der Feder a 
freigegeben und abwärts gerichtet. Der Fuss setzt dann auf den Erdboden elastisch 
auf, und indem der Oberkörper sich vorbewegt, kommt die Feder a wieder in 
der gewünschten Weise zur Wirkung, bis der Mittelfuss gegen den an den Stangen s 
festsitzenden oberen Fersentheil D anstösst und von diesem wieder sich etwas 
entfernt. Die bei i mit den Stangen s drehbar verbundenen Gelenktheile d des 
Mittelfusses A sind mit diesem durch Schrauben oder Bolzen i 1 fest verbunden, 
laufen nach unten zu flach aus und treten hier durch die Fusssohle durch. Die¬ 
selben bestehen vorzugsweise aus gutem Federstahl und tragen an ihren äusser- 
sten Enden die Fussspitze /?, welche in der Ruhelage oben von dem Mittelfuss A 
etwas absteht. Die einander zugekehrten Endflächen dieser Theile legen sich 
erst beim Gehen an einander an, indem die Fussspitze B sich beim Aufsetzen 
entgegen der Federspannung der Gelenktheile d um einen gewissen Winkel 
umlegt. 

Der Fersentheil D, der Mittelfuss A und die Spitze B werden vorzugsweise 
aus hartem Holz gefertigt. Für das Druckstück b wird besonders hartes Material 
zu wählen sein, dasselbe kann auch aus recht hartem Holz hergestellt werden. 

In dem Mittelfuss A und dem Fersentheil D sind für die Hebel c und das 
Druckstück b geeignete Einschnitte und Aushöhlungen vorgesehen. 


Verfahren zur Herstellung künstlicher Glieder von Heinrich Schmickler 
in Düsseldorf. (D. R. P. 69521.) Gegenstand der Erfindung sind Hülsen für ein 
künstliches Bein, welche anstatt, wie bisher, aus Holz, Hartgummi, Sohlleder oder 
ähnlichem harten Material aus Celluloid gebildet sind. 

Diese Hülsen werden in folgender Weise hergestellt: Es wird von dem 
Stumpf ein Gypsabguss genommen und hiernach das amputirte Stück in Gyps 
modellirt. Nach Anpassung und Befestigung dieses Modellstückes an den Abguss 
werden um den ganzen Gypsabguss, welcher der Form des gesunden bezw. 
kranken Beines vollständig entsprechen muss, einige mit Leim getränkte Binden 
von Gaze oder grauem Leinen gewickelt, nach deren Erhärtung die Gvpsform 
zerschlagen wird. Auf diese Weise erhält man eine dünne, aber jetzt schon 
sehr feste Hülse ohne Naht, in deren inneren Raum der Stumpf genau hinein¬ 
passt. Nachdem die Hülse entsprechend zugeschnitten ist, wird dieselbe noch 
mit einer etwas dickeren Schicht Celluloid überzogen und ihr dadurch eine weit 
grössere Stärke und Dauerhaftigkeit gegeben, als sie die in der bisherigen Weise 
angefertigten künstlichen Beine besitzen. Damit nun der Stumpf weich gelagert 
ist, bedarf es keiner Polsterung mehr, für welche nicht einmal Raum in der 
Hülse ist, es genügt vielmehr ein Auskleben im Innern der Hülse mit einem 
dünnen weichen Stoffe, wie Moleskin (englisches Leder), Sämischleder u. s. w., 
um zu bewirken, dass ein Wundwerden des Stumpfes so gut wie ausgeschlossen 
ist, weil der Stumpf in der Hülse ohne jeden Druck fest gelagert ist. Ueberdies 
ist dadurch, da bei dieser Anordnung das künstliche Bein fest anliegt, ein weit 
sicherer Gang wie bei der bisherigen Einrichtung ermöglicht. Bei der Festig¬ 
keit der Hülsen brauchen auch nicht mehr wie bisher, an beiden Seiten des 
Beines zum Halt desselben Stahlschienen angebracht zu werden, es wird dieser 
Zweck vielmehr vollständig erreicht durch die in der Mitte ausgefrästen Gelenk¬ 
stangen, welche durch die durchgehende Achse gehalten werden. 


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Diagnostische Instrumente. 

Das Membran-Stethoskop von Dr. Hermann Strebei (Erlangen) (D. R. P. 
688481) dürfte wohl das Beste darstellen, was bis heute auf dem Gebiete der 
Stethoskopie (oder richtiger gesagt, der Stetho-Akustik) geleistet worden ist, 
indem dasselbe ähnlich wie der Phonograph arbeitet, der bereits fixirte Ton¬ 
wellen wieder reproducirt. Seine Construction ist folgende: Das Rohr a trägt 
an dem einen Ende aufgeschraubt den Brusttrichter ö, an dem anderen den 
Öhrtrichter c . In der Höhlung des Trichterhalters a befindet sich an jedem 
Ende je ein Messingtrichter d und e so eingeschraubt, 
dass seine Wandungen nirgends in Contact mit denen 
des ihn umgebenden Aussentrichters kommen. Die Mün¬ 
dungen der Innentrichter d und e sind mit einer Per¬ 
gamentmembran straff überspannt, aus welchen im Mittel¬ 
punkt je eine kleine Oeffnung ausgeschnitten ist. Durch 
diese letzteren geht je ein mit nach innen sehender Oese 
versehener Schraubenstift, welcher durch zwei Schrauben¬ 
muttern aus Aluminium, an der Membran befestigt ist. 

Die beiden Schraubenmuttern fassen zugleich die Membran 
fest in sich, wodurch wieder erreicht ist, dass die Mem¬ 
branen, falls Schallwellen sie treffen, in gleichmässige 
Schwingung gerathen. Die äussere Schraubenmutter auf 
der Membran des Innentrichters d enthält ein Kugel¬ 
gelenk, das seinerseits wieder einen ca. 2 cm langen 
Metallstift trägt, an dessen Ende ebenfalls eine Metall¬ 
kugel aufgeschraubt ist. Der Kugelstift ist so lang, dass 
er in der Verticaien die Mündung des Brusttrichters 
überragt und seine Achse beim Aufsitzen auf dem Thorax 
infolge dessen stets einen spitzen Winkel mit der Hori¬ 
zontalen bildet. Die beiden nach der Höhlung des Halt¬ 
rohres gerichteten Oesen sind durch einen straffgespannten 
Seidenfaden mit einander verbunden. 

Der Kugelstift überträgt somit die Schwingungen des 
Thorax auf die I. Membran, wie der Stift des Phono¬ 
graphen die Schwingungen, die ihn beim Hinübergleiten 
über die Impressionen des sich drehenden Wachs- oder 
mit Stanniol belegten Cylinders erschüttern. Der Thorax 
übernimmt dabei die Rolle des Cylinders, nur mit dem 
Unterschied, dass die Schwingungen selbstthätig vom 
ersteren erzeugt werden, während sie beim letzteren 
durch die Impressionen des Stiftes gewissermaassen schon präformirt sind. Der 
gespannte, mit der Membran II in Verbindung stehende Faden überträgt die 
Schwingungen auf letztere und von hier aus setzen sie wie beim Phonographen 
die im Schalltrichter befindliche Luft in tönende Schwingung. Durch diese An¬ 
ordnung ist erreicht, dass das Ohr auf dieselbe Weise und ebenso gut hört, als 
ob es direct auf der Thoraxwand aufläge, während andrerseits Vorzüge der 
bisherigen Stethoskope, die sich auf die Localisation der Töne und Geräusche, 


Brnsttrichter. 



Ohrtrichter.') 

Fig. 349. 


•) Der aus Versehen umgekehrt gerichteten Buchstaben wegen musste die Fig. 349 
in der dem Gebrauche entgegengesetzten Richtung aufgenommen werden. 

36 


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auf die Forderungen der Reinlichkeit und Delicatesse beziehen, beibehalten 
bleiben. Der in den störenden Nebengeräuschen durch den baumelnden Schlauch 
sich manifestirende Uebelstand der Schlauchstethoskope ist durch die Form und 
Beschaffenheit des „Membran-Stethoskops“ ebenfalls ausgeschlossen. Dass die 
Anwendung des Strebel’sehen Stethoskops nur in der Horizontallage des 
Patienten bei senkrechtem Aufsetzen desselben richtig functionirt, wie sich 
leicht aus der Construction des kleinen Schallübertragungshebels ergiebt, dürfte 
kaum als stichhaltiger Einwand gegen seine sonstigen, wenigstens theoretisch 
kaum bestreitbaren Vorzüge gelten. Der weiteren Verbreitung dürfte nur der 
in Betracht der subtilen Hinstellungstechnik wahrscheinlich nicht geringe Preis 
des Instruments hinderlich sein. 


Fig. 350. 




Ein verbessertes Nasenspeculum hat 
nach Moore’s Angaben Wright & Co. in 
der Weise hergestellt, dass der Handgriff 
des Instruments bei Applicationen und Ope¬ 
rationen in der Nase vom Patienten selbst 
gehalten werden kann, so dass der Opera¬ 
teur beide Hände frei hat, um Schlinge oder 
Galvanokauler handzuhaben etc. Das Spe- 
culum kann in jedem Winkel und für die 
rechte oder linke Seite gestellt werden. 

Brit. med. journ. 1893, July 22. 

Sehr. 


Verschiedene Instrumente und Vorrichtungen. 

E. C Otter eil hat einen neuen Urethralirrigator für Gonorrhoebehandlung 

angegeben, und besteht das von Krohne & Sesemann hergestellte Instrument 
aus einem Führungsstück und einer Auswaschröhre: ersteres wird nach ent- 

=s> 




Fig. 331. 

sprechender Cocai'napplication bis über die entzündete Partie eingeführt (wie 
weit, als man durch vorhergegangene Urethroscopie ermittelt hat). Die Aus- 


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495 


waschkanüle ist durch einen Gummischlauch mit dem die Irrigationsflüssigkeit 
enthaltenden Gefäss verbunden. Durch den Strom von hinten nach vorn wird 
alles Secret ausgespült, während das Führungsstück die Urethralwände gut 
ausspannt und für die Application der Flüssigkeit in allen Theilen zugänglich 
macht. 

Brit. med. journ. 1893, Jan. 7. Sehr. 

Zerstäuber für ärztliche Zwecke von Charles Lewis Morehouse in 
Brooklyn. (D. R. P. 68935.) Die Eigen- 
thümlichkeit dieses Zerstäubers besteht 
darin, dass die Zerstäubung der wässrigen 
oder öligen Lösung innerhalb des Ge- 
fasses stattfindet, in welchem sich dieselbe 
befindet, nämlich in dem über der Lösung 
befindlichen Luftraum, der zur Hälfte mit 
dem Medicament gefüllten Flasche, deren 
Verschluss wie in Fig. 352 angeordnet ist. 

Mittelst eines Gummigebläses wird nun die 
mit dem Medicament geschwängerte Luft 
in die Nasen- oder Mundhöhle oder je nach 
der Form der Ausführungskanüle auch in 
tiefere Respirationswege getrieben. 

Die Wirkungsweise des Apparates ist 
folgende: die durch das Rohr E getriebene 
Luft wird theilweise durch die Oeifnung M 
quer gegen die Mündung J eines weitern 
eonisch zugespitzten, in das Medicament 
tief eintauchenden Rohres getrieben. Der 
grössere Theil der aus dem Gebläse ge¬ 
triebenen Luft bewirkt die Ansaugung des 
Medicaments bis zur Spitze J und wird 
hier von dem vorhin erwähnten queren 
Luftstrahl getroffen, bezw. zerstäubt. 

Gaumenstück für Sauggebisse von Otto Neugebauer in M.-Gladbach. 
(D. R. P. 68930.) Das Gaumenstück wird dadurch hergestellt, dass zwei IMetall- 



Fig 353. Fig. 354. 


platten (Fig. 353 und 354) in einander gelegt und an ihrem äusseren Rand mit 
einander verbunden werden, zum Zwecke, durch die bei Anlegung des Gebisses 

36* 


/ 

23 



Fig. 352. 



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496 


zwischen den Platten auftretende Luftverdünnung die Wirkung der Saugkammer 
zu verstärken. 

Diese auf solche Weise hergestellten Gaumenplatten erzielen einen durch¬ 
aus festen Sitz des Zahnersatzstückes. Der ganz genaue Anschluss der Platte II 
an die Weichtheile des Gaumens und der luftleere Raum der Doppelplatte unter¬ 
stützen den eigentlichen Zweck der Luftkammer in Fig. 353 in solchem Maasse, 
dass selbst bei ganz flachen Gaumen ein Loslösen beim Kauen oder Sprechen 
nicht möglich ist. 

Ein fernerer Vortheil besteht darin, dass sich die Weichtheile des Gaumens 
nicht in die Luftkammer der Fig. 354 hineinsaugen können und deshalb dem 
Ersatzstück ein fester Halt auch für die Dauer gesichert wird. 

Zahnärztlicher Hammer mit verstellbarer Schlagstärke von Jean Weber 
und Hugo Hampel in Berlin. (D. R. P. 69071.) Die bekannten Werkzeuge 
dieser Art sind mit dem Mangel behaftet, dass die Schlagstärke stets dieselbe 
bleibt bezw. schwer einstellbar ist, was beim Gebrauch mit 
Rücksicht auf die Verschiedenheit der Operationen oft unbequem 
ist. Ferner sind die bekannten Hämmer insofern unzweckmässig 
eingerichtet, als bei ihnen die Schlagbewegung der Hammer¬ 
spindel durch einen rotirenden Daumen, die Rückbewegung der¬ 
selben jedoch durch eine Feder bewirkt wird. Dies ist aber im 
Princip falsch, weil Daumen zur Erzielung besonders plötzlicher 
und schneller Bewegungen nicht geeignet sind und nur da Ver¬ 
wendung finden können, wo ein nur mässig beschleunigter Rück¬ 
hub erzielt werden soll. 

Den aufgeführten Mängeln wird durch die vorliegende Er¬ 
findung dadurch abgeholfen, dass man, die die Hammerspindel b 
vorbewegende Stossspindel a innerhalb einer besonderen, im 
Werkzeuggehäuse c axial verschiebbaren Hülse d führt, gegen 
deren Boden e sich das eine Ende der mit ihrem anderen Ende 
gegen den Führungsbund f der Stossspindel anliegenden Schlag- 
feder g stösst. Am hinteren Ende trägt die Spindel a einen am 
besten nur innerhalb etwa 60 bis 90 Grad nach jeder Spindel¬ 
seite drehbaren Mitnehmer ä, gegen den sich der Kurbelzapfen i 
bei seiner Drehbewegung legt und dadurch die Spindel a unter 
Spannung der Feder g nicht, wie früher, vorschnellt, sondern 
zurückzieht. Die Drehungsrichtung der Kurbel ist gleichgültig*, 
da sich, wie erwähnt, der Mitnehmer nach beiden Seiten ent¬ 
sprechend weit bis zu einem Anschlag verdrehen lässt; (siehe 
Fig. 355), die Berührung der Kurbel i mit dem Mitnehmer findet 
jedoch nur während der zum Rückhub erforderlichen halben 
Umdrehung statt, worauf die Spindel a durch die Feder g gegen 
die Hammerspindel b selbstthätig vorgeschnellt wird und die¬ 
selbe ebenfalls gegen den Zahn schleudert. 

Die Veränderung der Schlagstärke wird nun dadurch be¬ 
wirkt, dass man der Büchse d eine federnde Klinke k giebt, 
welche gewöhnlich in eine am Gehäuse c unverrückbar befestigte 
Sperrverzahnung l greift und mittelst eines Knopfes m zu dem Zwecke ausgeklinkt 
werden kann, der Feder g unter Rückbewegung der Büchse d im gewissen Grade 
freie Ausdehnung zu gestatten. Wünscht man geringe Schlagstärke, z. B. bei einer 



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seitlich liegenden Plombe an Schneidzähnen, so lässt man die Büchse d in zuletzt 
bemerkter Weise in die gezeichnete Stellung zurückgehen, so dass die Kurbel i 
nur eine nahezu spannungslose Feder um ihren Hub zusammendrückt; wird 
dagegen ein kräftigerer Schlag gewünscht, so verschiebt man die Büchse d 
mittelst des Knopfes m in der Richtung nach der Hammerspindel zu, so dass 
die Kurbel i nunmehr eine bereits im gewissen Grade gespannte Feder um ihre 
Hublänge noch weiter anspannt, woraus natürlich beim Freiwerden der Feder 
trotz gleicher Hubhöhe der Kurbel ein entsprechend stärkerer Schlag resultiren 
muss. Der Knopf m Ist so ängeordnet, dass der operirende Arzt während der 
Behandlung den Schlag des Hammers in Bezug auf seine Stärke selbst regu- 
liren kann, ohne sich in der Operation zu stören, was unseres Wissens bei allen 
bis jetzt existirenden Instrumenten dieser Art nicht erreicht werden konnte. 


Vorrichtung zum Reiben der Füsse von C. H. J. Müller in Schwerin i. M. 
(D. R. P. 69252.) Diese Vorrichtung dient zur Erwärmung kalter Füsse durch 
Reibung derselben. Die Reibflächen sind durch Krollhaarpolsterung und einen 
Ueberzug aus plüschartigem Stoff gebildet. Mit solcher Polsterung sind die 
Bodenwand bezw. Mittelwand und zwei Seitenwände, die aus schwerem Holz 
gearbeitet sind, bekleidet worden. Durch das Hin- und Herreiben der mit 



Strümpfen bekleideten Füsse auf und zwischen den Polstern wird Wärme erzeugt 
und das Blut in Wallung gebracht. 

Bei Benutzung dieser Vorrichtung stellt man dieselbe vor seinen Sitzplatz 
und zwängt die Füsse durch die Seitenpolsterung, dass die Fusssohlen das 
Bodenpolster und die Seiten der Füsse die Seitenpolster berühren, die Füsse 
somit leicht eingeengt sind. Durch Vor- und Rückwärtsbewegen der Füsse in 
beschriebener Lage, während die Vorrichtung vermöge ihrer Schwere ihren 
Standort nicht verändert, werden dieselben in sehr kurzer Zeit, nach Versuchen 
sogar in einer halben Minute, warm. Die Rückwand und die Kappe dienen 
weniger zur Erwärmung, als vielmehr zum Schutze der Füsse. 


Empfangsanzeigen. 

Prospect und Preisliste über kleiue Dynamo-elektrische Maschinen für Lehr- und 
Demonstrationszwecke sammt Nebenapparaten und kleiner Betriebsmotoren sowie Ver¬ 
zeichntes Uber die bis zum Jahr 1893 gelieferten Uandmaschinen von C. £• Fein in 
Stuttgart, elektrotechnische Fabrik. Namentlich den städtischen Aerzten wird diese 
Zusammenstellung der weniger auf dem Gebiete der Kleinmechanik, dagegen auf dem¬ 
jenigen der elektrotechnischen Mittel- und Grossmechanik hochberühmten Firma, als erste 
dieser Art, eine sehr willkommene Gabe sein. Auf 13 grossen, mit elegantesten Holz¬ 
schnitten ausgestatteten Figurentafeln in Atlasformat sind dargestellt: 

1) eine Reihe dynamo-elektrischer Handmaschinen zur Abgabe von Gleichstrom, u. A. 
eine solche mit Fahrvorricbtung, desgleichen eine kleine mit Hochdruck- 
Turbine gekuppelte Maschine; 


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2) die für solche Dynamo’s zweckmässigsten Messapparate und Stromregulatoren 

3) Galvanoplastische Apparate, Wasserzersetzungsapparate etc., ein Platten-Accomu- 
lator; 

4) Bogenlampen, Kandelaber für Glühlampen, Scheinwerfer, Projectionsapparat mit 
Handregulirung; 

5) Handmaschinen zur Abgabe von Wechsel- und Drehströmen, Transformatoren; 

6) Funkeninduktor, Entlader etc. 

Den Schluss bildet ein ganzer Apparattisch. Das Preisverzeichniss wird durch ein 
erläuterndes Vorwort eingeleitet. 

Annual of tlie Universal medical Sciences 9 a yearly report of the progress of the 
general sanitary Sciences throughout the world, edited by Charles E. Sajous, M. D. and 
6eventy associate editors, assisted by ower two hundred corresponding editors, collabora- 
tors and correspondents, illustrated with chronr.o-lithographs, engravings and maps. 1893. 
F. A. Davis Co. Philadelphia, New-York, Chicago and London. Es ist dies der VI. Jahr¬ 
gang des von uns alljährlich angezeigten und empfohlenen fünfbändigen Jahresberichts, der 
an Pracht der Ausstattung alle diesseits des Oceans erscheinenden „registrirenden“ medi- 
cinischen Werke weit hinter sich lässt. (21 Chromo-Lithographien, 2 farbige Karten, die 
Verbreitung der Cholera betreffend, und mehrere Hundert Holzschnitte.) Internationale 
Vollständigkeit, Uebersichtlichkeit der Anordnung und sorgfältig angelegtes Inhalts¬ 
verzeichnis lassen für jeden mit englischer Lecttire vertrauten Arzt alle anderen Werke 
dieser Art überflüssig erscheinen. 

Hysterical Aphonta by W. Scheppegrell, A. M., M. D. Assist, surg. to eye, ear, nose 
and throal hosp., New-Orleans. Separatabdruck aus Med. News. 1893. (Ohne technisches 
Interesse.) 

Patentbericht. 

Deutschland. 

(Die gewisser Umstände wegen längere Zeit unterbliebenen deutschen Patentberichte 
werden von nun an wieder regelmässig fortgeführt werden.) 

Patentanmeldungen« 

2. Oct. Kl. 30. G. 8270. Pneumatischer Ma9sir-Apparat. Emory Jacob Godman in 

Baltimore, Maryland. 

— — M. 9454. Verfahren zur Herstellung eines Reinhaltungsmittels für 

Pissoirs. W. Michael in Düsseldorf. 

9. Oct. — G. 8082. Untersuchungs- und Operationstisch für chirurgische und 

gynäkologische Zwecke mit Becken-Hochlagerung. 

Dr. Otto Grasemann in Gera 

— — L. 8159. Zerlegbarer Verwundeten- bezw'. Krankenwagen. Ludwig“ 

Löhner in Wien. 

— — M. 9880. Einrichtung zum Waschen und Trocknen des Haares. 

Adolph Marth in Dresden. 

— — S. 7094. Apparat zur Behandlung von Stinknase (Ozaena). Dr. med. 

M. Saenger in Magdeburg. 

— — V. 1922. Dampfdesinfectionsapparat. Dr. S. Vogel in Berlin. 

12. Oct. — B. 14011. Verfahren und Gefässo zur Herstellung sterilen Wassers. 

Dr. med. Joseph Bassfreund in Hildesheim. 

— — E. 3818. Verschlussvorrichtung für Desinfectionsmittelbeh&lter. Karl 

Emmermann in Dietz a d. Lahn. 

19. Oct. — R. 7665. Hohlmatratze für Kranke und Verwundete. Gustav Ritters¬ 

haus in London. 

23. Oct. — K. 10735. Verfahren zur Abscheidung einer als „Antiphtisin* bezeich- 

neten Substanz. Prof. Dr. Edwin Klebs in Karlsruhe. 

— — Sch. 8610. Zusammenlegbarer und durch den Kranken selbst verstell¬ 

barer Krankenstuhl. Hermann Otto Schramm in 
Siegmar i. Sachs. 

— — W. 8983. Wirbelsäulenstrecker. Leonhard Wagner in Nürnberg. 

30. Oct. — L. 8152. Wundenschoner. Frau Eduard Lucas in Cassel. 

— — S. 7322. Instrument zur Regelung der Athmung. H. Simons in 

Aachen-Burtscheid. 


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2. Nov. — F. G897. Verfahren zur Herstellung von Lösungen, welche Stoffwechsel- 

producte und Bestandteile pathogener Spaltpilze in 
ausschliesslicher Mischung mit Nicht-Proteinstoffen ent¬ 
halten. Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brü¬ 
ning in Höchst a. M. 

6. Nov. — F. 6747. Drehbare Bürste zum Reinigen der Zähne auf der Innen¬ 

seite Lazarus Freimann in Neustadt a. Aisch. 

— — F. 7000. Durch Ansaugen an den Gaumen tragbare Vorrichtung zum 

Einathmen von medicinischen Stoffen. Dr. Paul F o u q u i e r 
in London. 

9. Nov. — S. 7488. Eleatrotherapeutischer Massir- und Frottirhandschuh. Carl 

Sprich jun. in Dresden-N 

— — Sch 9197. Hühneraugen - Beschneidemesser. Dr. Max Schneider in 

Baden-Baden. 


5. Oct. 
16. Oct. 


23. Oct. 
30. Oct. 


6. Nov. 


12. Oct. 
19. Oct. 

26. Oct. 
9. Nov. 


No. 71989. 

No. 72134 

No 72186. 

No. 72187. 

No. 72189. 
No. 72192. 

No. 72351. 

No. 72467. 


No. 72555. 

No. 72559. 

No. 72560. 
No. 72581. 

No. 72647. 

No. 72660. 


No. 72677. 
No. 72760. 

No. 72766. 

No 72774. 
No. 72781. 

No. 72783. 


No. 63221. 
No. 61103. 
No. 64272. 
No. 67662. 
No. 56974. 
No. 67517. 
No. 67059. 


Kl. 30. 


Kl. 30. 


P&tentertheilungen. 

Elektrisirapparat für Körperhöhlungen. Dr. B. Y. Boyd 
in Wisconsin, V. S. A. 

Apparat zur Erzeugung von Zitterbewegungen im mensch¬ 
lichen Körper. J. Jeziorski in Schöneberg bei Berlin. 

Krankenbett init Nachtstuhl Vorrichtung. Th. A. A. Simonis 
aus dem Haag, Holland. 

Weckapparat für Bettnässer. Dr. med. Thamm in Banne¬ 
witz bei Dresden. 

Saugflasche. E. Stommel in Elberfeld. 

Verfahren zur Hebung der Functionsfähigkeit von Muskeln, 
Gelenken, Bändern u. s. w. Dr. med. D. Hönig in Berlin. 

Verfahren zum Mischen von Flüssigkeiten mit Gasen. A. 
Bloch in Elberfeld. 

Doppel-Kanüle für den Luftröhrenschnitt mit unabhängig 
von einander zu handhabenden Röhren. Dr. E. Härt¬ 
ete in in Bad Oeynhausen. 

Apparat zur Erzeugung von Zitterbewegungen im mensch¬ 
lichen Körper. J. Jeziorski in Schöneberg bei Berlin. 

Apparat zur Behandlung von Klumpfuss oder Plattfuss. 
L)r. H. Krukenberg in Halle a. S. 

Bindenwickel Apparat. A. Schröder in Berlin. 

Apparat zur Einleitung künstlicher Bewegungen in steifen 
Hüftgelenken. Dr. H. Krukenberg in Halle a. S. 

Federnde Aufhängung für Ruhe-, Kranken- und Verwun¬ 
detentransportbetten. W. Zar ge s in Gross-Gerau. 

Verfahren zur Sterilisirung von imprägnirten (antiseptischen) 
Verbandstoffen; Zusatz zum Patente No. 71404. Dr. med. 
A. Mylius in Berlin. 

Bruchband. F. Göbl in Wien. 

Vorrichtung zum Festhalten von Schlauchenden in Flüssig¬ 
keitsbehältern. J. C. Parker in Woodston, Kansas. 

Lutsch Vorrichtung für Säuglinge. F. Mittenzwei in 
I)resden-N. 

Tropfvorrichtung. Dr. M. Overlach in Greiz i. Voigtland. 

Krankentrage mit in dem Traggestell schwingendem Lager- 
theil. F. Plettenberg in Iserlohn. 

Zerstäubungsapparat. H. Wilkinson in Stockport, Eng¬ 
land. 


Löschungen, 

Zughalter zur Behandlung von Rückgrats-Verkrümmungen. 
Krücke. 

Operationsstuhl 

Vorrichtung zum Einathmen mcdicinischer Gase od. Dämpfe. 
Bruchband. 

Betäubungsapparat. 

Apparat zur Erzeugung und Applicirung von Warmwasser- 
und Luftströmen für ärztliche Zwecke. 


Gebrauchsmuster. 

Oct. 2. 

No. 17485. Schliessbare Tropfröhre mit Griff, seitlicher Tropfspitze und zwei Oeffnungen 
an der Längsfläche. Paul Müller in Rothenaitmold b. Cassel und Hermann 
Rauch in Cassel. 


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500 


No. 17487. 


No. 17797. 


No. 17663. 


No. 17904. 
„ 17939. 


No. 17934. 


57. Zerlegbare Krankentrage mit verstellbarem Tragriemen, bei welcher die Mittel- 
stangon gelenkig angebrachte und feststellbare Seitenarme tragen, die Längs¬ 
gurte des Gurtenrahmens durch Charniere mit den eisernen Querstangen 
verbunden und die Quergurte über die Mittelstangen geknöpft sind. Dr. 
Georg Heusmann in Hannover. 

13. Operationstisch mit in oder ausser Betrieb zu setzenden Fahrrollen und ab¬ 
nehmbarer Tischplatte. F. & M. Lautenschläger in Berlin. 

16. Vorrichtung zum Stechen von Ohrlöchern, bei welcher der durch Feder¬ 

spannung vorgetriebene Stechdorn unter der Wirkung einer zweiten 
schwächeren Feder steht, die das Vortreiben des Domes bewirkt, um das 
Loch an der gewünschten Stelle zu stechen. Harry Beyer in Wittenberge. 
19. Zahnstocher mit Empfehlungsanzeigen. Otto Kr u eg er in Charlottenburg. 

19. Zahnärztliche Rad-Schleifbürsten mit Metallringen. Jakob Brinzer in Leipzig. 
>9. Zerlegbare Tragbahre, bestehend aus Stangen aus Mannesmannrohr mit 
hcHzernen Griffen, einem aufschiebbaren Kopf- und Fussgestell, einem 
Kissen und mit Hohlsäumen versehenem Ueberzuge. K. P. Simmel¬ 
bauer & Co. in Montigny b. Metz. 

13. Aseptischer zerlegbarer Griff mit Widerlager. Jetter & Schee rer in Tutt¬ 
lingen. 

Oct. 16. 

)7. Hühneraugenring in Verbindung mit einem Hühneraugenpflaster, bestehend aus 
einer durchlochten Platte aus Filz, Flanell oder dergl., auf welche auf 
einer Seite eine Gaze- oder Taffetscheibe geklebt ist, die mit Klebemittel 
und in der Mitte mit dem Pflastermaterial bedeckt ist. Alfre dF uchs in Gera. 
)9. Höllensteinhalter mit durch Druckschraube verschiebbarem Höllen stein Stift und 
als Schutzkappe dienendem Anschärfer. Ferdinand Franke in Hannover. 

50. Spritzflacon mit seitlich gestellter Ausflussöffnung zur Entleerung bei horizon¬ 

taler Haltung. K. A. Lingner in Dresden. 

51. Spritzflacon für leicht flüchtige Flüssigkeiten, bei dem durch die winkelig zur 

Axe gerichtete Stellung des Halses die Durchwirbelung der Flüssigkeit mit 
Luft beim Ausspritzen und Aufrichten der Flasche vermieden wird. K. A. 
Lingner in Dresden. 

17. Bewegbarer Hammerkopf. Dr. La Roche in Jauer. 

Oct. 19. 

>3. Hörapparat, bestehend aus einer Sammelparabel, einer Resonanzkugel und 
einer an letzterer befestigten Ohrabschlussplatte. Louis & H. Loewen- 
stein in Berlin. 

Oct. *23. 

M. Sanitätstäschchen für Radfahrer. Hermann Hanewald in Chemnitz. 

39. Zahnstift, bestehend aus einem Zahnreinigungsmittel in Gestalt eines Stiftes. 
Fritz Sauer in Drieson a. N. _ _ 

10. Elastisches Bruchband zum Schutz gegen Wandernieren und ähnliche Zustände, 

gekennzeichnet durch eine nierenförmige, den Körperformen angepasstc 
l > elotte mit elastischem Leibgürtel und Schenkelriemen. Max Reischock 
in Darmstadt. _ . 

13. Windelsparer für Kinder, in Form eines schwimmhosenförmig gestalteten, aus 
Gummi oder andern Stoffen mit Verschluss Vorrichtungen gebildeten Leib¬ 
chens. Adolph Oppenheimer in Berlin. . 

17. Aseptischer Griff für chirurgische Instrumente. Dewitt & Herz m Berlin. 

50. Zahnärztlicher Operationsstuhl, welcher sich behufs sicherer Verpackung leicht 

zusammenklappen bezw. ausoinandernehmen und Zusammenlegen lässt. 
Paul Buss in Berlin. „ , . , _ „ r , . , 

51. Sterilisirungeapparat für Verbandstoffe, bei dem der Wasserdampf von oben 

nach unten durch die Verbandstoffe gedrückt wird. Ed. Capelle m Berlin. 
Nov. 6. 

54. Kehlkopfspiegel, bei welchem der bisher übliche Holzgriff durch einen zu einer 
Schleife ausgebogenen Stiel ersetzt ist Dewitt & Herz in Berlin.^ 

54 Stichelzange für zahnärztliche und zahntechnische Zwecke, gekennzeichnet 
durch ihre stichelförmigen Schnäbel und eine Stellschraube, sowie durch 
zwei mit Gummiüberzug versehene Schenkelaufsätze (Höcker) zum Stützen 
der Hand. Dr. dent. surg. Scheffler in Stettin. 

)8 Glas mit anliegendem Wärmemesser. Gustav Matthias in Stetton. 

10* Tragbahre, dreitheilig, zusammenlegbar, mit gctheilten, verschiebbaren oder 
ganzen Bettlängen aus Stoff oder Metalltuch, bezw. als Federmatratze con- 
struirt. Paul Schmahl in Bieberach a. Rh. 

11. Tragbahre, dreitheilig, zusammenlegbar, mit verstellbarem Kopf-und Fusstheil. 

Paul Schmahl in Bieberach a. Rh. _ 


Verantwortlich: Fischer’s medicin. Buchhandlung, H. Kornfeld, Berlin NW„ Chantöstr. 6. 
Druck von G. Bernstein in Berlin. 


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